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Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) entsteht, wenn sich ein Blutgefäß des

Herzmuskels (Herzkranzarterie) verschließt. Der Muskel ist dann von der


Sauerstoffversorgung abgeschnitten und kann seine Arbeit nicht mehr
verrichten. Ein Herzinfarkt kann lebensbedrohlich sein! Deshalb ist es
wichtig, die Symptome eines Herzinfarkts so früh wie möglich zu erkennen.
Hier lesen Sie alles Wichtige zu Warnsignalen, Ursachen und
Behandlungsmöglichkeiten und zur Ersten Hilfe bei Herzinfarkt.

Herzinfarkt: Kurzübersicht

• Typische Symptome: starke Schmerzen im linken Brustbereich/hinter


dem Brustbein, Atemnot, Beklemmungs-/Angstgefühl; Achtung, die
Symptome bei Frauen können andere sein (Schwindel, Erbrechen)
als bei Männern!
• Erste Hilfe: Notarzt rufen, Erkrankten beruhigen, Oberkörper
hochlagern, enge Kleidung lockern (Krawatte, Kragen etc.), bei
Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung sofortige Wiederbelebung!
• Risikofaktoren: Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Übergewicht,
wenig Bewegung, Diabetes, Rauchen
• Ursache: meist ein Blutgerinnsel, das ein Herzkranzgefäß verstopft
• Untersuchungen: EKG, Herz-Ultraschall, Blutuntersuchungen,
Herzkatheteruntersuchung
• Behandlungsmöglichkeiten: Aufweitung des verengten Herzgefäßes
(Ballondilatation) und Einbau einer Gefäßstütze (Stent) im Rahmen
einer PTCA, medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels
(Lysetherapie), sonstige Medikamente, Bypass-Operation
• Vorbeugung: gesunde Lebensweise, regelmäßige Bewegung,
gesundes Körpergewicht
Herzinfarkt: Symptome

Bei einem Herzinfarkt gilt es, keine Zeit zu verlieren. Je früher er erkannt
und behandelt wird, desto größer sind die Überlebenschancen. Deshalb
sollten Sie schon beim geringsten Verdacht und ersten Symptomen eines
Myokardinfarkts den Notruf wählen (Tel. 112) – auch in der Nacht oder am
Wochenende!

Um schnell reagieren zu können, muss man aber die Herzinfarkt-


Symptome bei Mann & Frau kennen. Doch Vorsicht: Nicht immer zeigen
sich die typischen Anzeichen. Außerdem sind die Herzinfarkt-Symptome
einer Frau oft anders als die eines Mannes.

Daran können Sie einen Herzinfarkt erkennen

Klassisches Anzeichen für Herzinfarkt ("Herzanfall") sind plötzliche starke


Schmerzen in der Brust, und zwar im vorderen linken Brustbereich oder
hinter dem Brustbein. Die Schmerzen können drückend, stechend oder
brennend sein. Sie halten laut Deutscher Herzstiftung mindestens fünf
Minuten lang an. Manchmal strahlen sie auch in andere Regionen des
Körpers aus. So können auch Schmerzen im Arm (vor allem links), im
Oberbauch, im Rücken, in der Schulter oder im Kiefer ein Warnsignal für
Herzinfarkt sein.

Weitere typische Herzinfarkt-Symptome sind:

• Beklemmungs- oder Engegefühl: Betroffene umschreiben dieses


starke Einschnürungs-Gefühl oft mit „als stünde ein Elefant auf
meiner Brust“.
• Angstgefühl bis hin zur Todesangst: Die starke Angst wird oft von
kaltem Schweiß, einer fahlen Gesichtsfarbe und kalter Haut begleitet.
• plötzliche schwere Atemnot, Bewusstlosigkeit oder starkes
Schwindelgefühl: Diese unspezifischen Symptome können viele
Ursachen haben, unter anderem auch einen Herzinfarkt. Öfter treten
sie bei Frauen auf.
• Übelkeit und Erbrechen: Auch diese bei vielen Erkrankungen
vorkommenden Symptome sind vor allem bei Frauen ein mögliches
Anzeichen für einen Herzinfarkt. Das gilt besonders dann, wenn die
Betroffenen derartigeBeschwerden in diesem Ausmaß zuvor noch
nicht erlebt haben.

Die Herzinfarkt-Anzeichen hängen auch davon ab, welches


Herzkranzgefäß betroffen ist. So führen etwa Verschlüsse der rechten
Herzkranzarterie oft zum sogenannten Hinterwandinfarkt. Sie verursachen
eher Beschwerden im Oberbauch. Wird dagegen die linke Herzkranzarterie
verschlossen, resultiert ein Vorderwandinfarkt. Hier sind die Schmerzen
eher im Brustbereich lokalisiert.

Abweichende Herzinfarkt-Symptome bei Frauen

Nicht immer zeigen sich die oben beschriebenen Symptome bei


Herzinfarkt. Frauen haben oft ein anderes Beschwerdebild. Während etwa
ein Großteil der betroffenen Männer die klassischen Schmerzen in der
Brust verspürt, treten diese nur bei etwa einem Drittel der Frauen auf.
Zudem berichten Patientinnen öfter von einem Druck- oder Engegefühl in
der Brust statt von starken Brustschmerzen.

Außerdem sind viel öfter unspezifische Beschwerden Anzeichen für


Herzinfarkt bei der Frau. Dazu zählen etwa Kurzatmigkeit, Übelkeit und
Erbrechensowie Beschwerden im Oberbauch.

Solche Beschwerden werden oft nicht sofort als Herzinfarkt-Symptome


identifiziert und wenig ernst genommen. Deshalb kommen Frauen mit
Herzinfarkt im Durchschnitt eine Stunde später in die Klinik als betroffene
Männer (gerechnet ab Auftreten der ersten Herzinfarkt-Anzeichen). Die
schnelle medizinische Versorgung ist jedoch überlebenswichtig.

Herzinfarkt: Vorboten

Viele Herzinfarkte treten „wie aus heiterem Himmel“ auf. Es gab zuvor
keinerlei Hinweise, dass der Verschluss eines Herzkranzgefäßes droht.

In den anderen Fällen kündigen Vorzeichen den Herzinfarkt an. So leiden


viele Patienten schon Jahrzehnte davor (unbemerkt) an einer Koronaren
Herzkrankheit (KHK). Dabei werden die Herzkranzgefäße durch
"Verkalkung" (Arteriosklerose) zunehmend enger. Das beeinträchtigt immer
stärker die Durchblutung des Herzmuskels. Erkennbar wird das zum
Beispiel daran, dass bei körperlicher Belastung oder seelischer Erregung
Brustschmerzen und/oder Atemnot auftreten. Nach dem Ende der
Belastung verschwinden die Symptome innerhalb von Minuten wieder.

Mediziner sprechen hier von "Brustenge" (Angina pectoris). Aus ihr kann
sich jederzeit ein Herzinfarkt entwickeln. Das gilt besonders dann, wenn
Dauer und Intensität der Angina-pectoris-Anfälle zunehmen. Besondere
Vorsicht ist auch geboten, wenn die Brustschmerzen und/oder Atemnot
schon bei kleinster Belastung oder sogar in Ruhe auftreten. Das sind dann
ernste Vorboten eines drohenden Herzinfarkts. Rufen Sie in solchen Fällen
sofort den Notarzt!

Herzinfarkt: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Herzinfarkt entsteht meist durch ein Blutgerinnsel, das ein


Herzkranzgefäß verstopft. Die Herzkrangefäße sind jene Gefäße, die den
Herzmuskel mit Blut und Sauerstoff versorgen. Meistens ist die betreffende
Arterie zuvor bereits verengt, und zwar durch Ablagerungen (Plaques) an
der Innenwand. Diese bestehen aus Fetten und Kalk. Eine solche
Arterienverkalkung (Arteriosklerose) im Bereich der Herzkranzgefäße wird
Koronare Herzkrankheit (KHK) genannt.

Die Plaques können Risse bekommen und aufbrechen. Dann lagern sich
sofort Blutplättchen (Thrombozyten) an, um die Risse zu verschließen.
Dabei werden Botenstoffe freigesetzt, die weitere Blutplättchen anlocken -
es bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus). Wenn dieses Gerinnsel das
betreffende Gefäß völlig verstopft, kommt es zum Herzinfarkt: Der
Herzmuskelabschnitt, der vornehmlich durch dieses Herzkranzgefäß
versorgt wird, bekommt nicht mehr genug Sauerstoff. Er kann dann
innerhalb weniger Stunden absterben. Im schlimmsten Fall stirbt der Patient
an der Herzattacke (akuter Herztod).

Risikofaktoren für Herzinfarkt

Bestimmte Faktoren sind zwar keine direkten Herzinfarkt-Ursachen,


erhöhen aber das Infarkt-Risiko. Dazu gehören vor allem jene
Risikofaktoren, welche die oben beschriebenen Ablagerungen an der
Innenwand der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose) begünstigen.

Manche dieser Risikofaktoren lassen sich nicht beeinflussen. Dazu zählen


zum Beispiel höheres Alter und männliches Geschlecht. Gegen andere
Risikofaktoren kann man aber sehr wohl etwas tun: etwa gegen
Übergewicht und fettreiche Ernährung. Allgemein gilt: Je mehr der unten
genannten Risikofaktoren ein Mensch aufweist, desto höher ist sein
Herzinfarkt-Risiko.

Männliches Geschlecht: Die Geschlechtshormone haben offenbar einen


Einfluss auf das Herzinfarkt-Risiko. Denn Frauen vor der Menopause haben
ein niedrigeres Herzinfarkt-Risiko als Männer; sie sind dann durch die
weiblichen Geschlechtshormone wie Östrogene besser geschützt.
Genetische Veranlagung: In manchen Familien kommen Herz-Kreislauf-
Erkrankungen gehäuft vor - die Gene scheinen bei der Entstehung eines
Herzinfarkts eine Rolle zu spielen. Das Risiko für einen Infarkt ist also zu
einem gewissen Grad erblich.

Höheres Alter: Mit steigendem Alter nimmt der Grad der Arterienverkalkung
zu. Somit steigt auch das Herzinfarkt-Risiko.

Ernährung: Fettreiche und energiedichte Nahrungsmittel führen zu


Übergewicht und hohen Cholesterinwerten. Beides begünstigt eine
Arterienverkalkung und damit eine Koronare Herzkrankheit - die häufigste
Ursache für Herzinfarkt.

Übergewicht: Es ist generell ungesund, wenn man zu viele Kilos auf die
Waage bringt. Noch mehr gilt das, wenn sich das überschüssige Gewicht
auf den Bauch (statt die Hüften oder Oberschenkel) konzentriert: Bauchfett
produziert nämlich Hormone und Botenstoffe, die unter anderem das Risiko
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Koronare Herzkrankheit und
Herzinfarkt erhöhen.

Bewegungsmangel: Ausreichende Bewegung hat viele positive Effekte auf


die Gesundheit. Einer davon: Regelmäßige körperliche Aktivität beugt
Arterienverkalkung und Koronarer Herzkrankheit vor, indem sie den
Blutdruck senkt und die Cholesterinwerte verbessert. Diese schützenden
Effekte entfallen bei Bewegungsmuffeln.

Rauchen: Stoffe aus dem Tabakrauch fördern die Bildung instabiler


Plaques, die leicht aufbrechen können. Zudem verengen sich beim
Rauchen jeder Zigarette die Blutgefäße, auch die Herzkranzgefäße. Die
meisten Patienten, die vor dem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erleiden,
sind Raucher.

Bluthochdruck: Ständig erhöhte Blutdruckwerte schädigen direkt die


Gefäßinnenwände. Das begünstigt Ablagerungen an den Wänden
(Arteriosklerose) und damit eine Koronare Herzkrankheit.

Erhöhter Cholesterinspiegel: Hohe LDL-Werte und niedrige HDL-Werte


fördern ebenfalls die Plaquebildung.

Diabetes mellitus: Bei Diabetes ist der Blutzuckerspiegel krankhaft erhöht.


Auf Dauer schädigt dies die Blutgefäße - ein Risikofaktor für Arteriosklerose
und Koronare Herzkrankheit.

Umstritten ist, ob ein erhöhter Wert des Eiweißbausteins (Aminosäure)


Homocystein ebenfalls einen Herzinfarkt-Risikofaktor darstellt.
Herzinfarkt: Behandlung

Herzinfarkt: Erste Hilfe

Auf diese Weise sollten Sie bei einem Herzinfarkt Erste Hilfe leisten:

• Rufen Sie schon bei dem kleinsten Verdacht auf einen Herzinfarkt
den Notarzt (Tel. 112)!
• Lagern Sie den Patienten mit erhöhtem Oberkörper, indem Sie ihn
zum Beispiel an eine Wand anlehnen.
• Öffnen Sie enge Kleidung, zum Beispiel Kragen und Krawatte.
• Beruhigen Sie den Patienten und bitten Sie ihn, ruhig und tief zu
atmen.
• Lassen Sie den Patienten nicht allein!

Wenn der Patient bewusstlos wird, keine Atmung erkennbar


beziehungsweise kein Puls tastbar ist, liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor.
Dann müssen Sie rasch handeln und den Patienten wiederbeleben
(reanimieren): Machen Sie die Herz-Druck-Massage oder - falls Sie darin
geübt sind - abwechselnd Herz-Druck-Massage und Mund-zu-Mund-
Beatmung (im Wechsel 30-mal drücken und 2-mal beatmen). Setzen Sie
die Wiederbelebungsmaßnahmen so lange fort, bis der Rettungsdienst
eintrifft oder der Patient wieder selbstständig atmet.

Herzinfarkt: Was macht der Notarzt?

Der Notarzt bzw. Rettungssanitäter wird sofort die wichtigsten Parameter


des Patienten kontrollieren wie Bewusstseinslage, Puls und Atmung.
Außerdem schließt er den Patienten an ein EKG bzw. einen Monitor an, um
Herzfrequenz, Herzrhythmus, Sauerstoffsättigung und Blutdruck zu
überwachen. Das EKG ist für die genaue Diagnose eines Herzinfarkts sehr
wichtig. Es lässt sich damit feststellen, ob es sich um einen sogenannten
Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (ST-Hebungsinfarkt, STEMI) oder einen
Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung (Nicht-ST-Hebungsinfarkt, NSTEMI)
handelt. Diese Unterscheidung ist wichtig für die Wahl der Soforttherapie
(siehe unten).

Über eine Nasensonde bekommt der Patient Sauerstoff zugeführt, wenn die
Sauerstoffsättigung zu niedrig ist sowie bei Atemnot oder akuter
Herzschwäche.
Es wird auch ein Zugang über eine Vene gelegt, um dem Patienten schnell
benötigte Medikamente verabreichen zu können. Das können zum Beispiel
Diazepam gegen die starke Angst und Morphin gegen die Schmerzen sein.
Wichtig sind auch Wirkstoffe (wie Acetylsalicylsäure), die verhindern, dass
das Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß noch größer wird oder sich weitere
Gerinnsel bilden.

Außerdem verabreicht der Notarzt dem Patienten Nitrate, meist in Form


eines Mundsprays. Diese erweitern die Blutgefäße, senken den
Sauerstoffbedarf des Herzens und verringern die Schmerzen. Die
Herzinfarkt-Prognose verbessern Nitrate allerdings nicht.

Kommt es während des Transports ins Krankenhaus zum Herzstillstand,


starten Notarzt bzw. Rettungssanitäter sofort die Wiederbelebung mit einem
Defibrillator.

Weitere Herzinfarkt-Therapie

Die weitere Behandlung bei Herzinfarkt hängt wesentlich davon ab, ob es


sich um einen Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (STEMI) oder einen
Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung (NSTEMI) handelt (siehe unten:
"Herzinfarkt: Untersuchungen und Diagnose"):

• STEMI: Die Therapie der ersten Wahl ist bei diesen Patienten eine
Akut-PTCA. Das bedeutet, das verengte Herzgefäß wird durch einen
Ballon aufgeweitet (Ballondilatation) und durch Einbringen einer
Gefäßstütze (Stent) offen gehalten. Gegebenenfalls wird bei STEMI
auch eine Lysetherapie durchgeführt (Gabe von Medikamenten, die
das Blutgerinnsel im Herzgefäß auflösen). Unter Umständen kann im
weiteren Verlauf eine Bypass-Operation notwendig sein.
• NSTEMI: Der Nutzen einer sofortigen Ballondilatation (Akut-PTCA) ist
hier nicht belegt. Auch eine Lysetherapie ist nicht angezeigt.
Stattdessen erhalten die Betroffenen sofort nach der
Diagnosestellung Medikamente, etwa gegen (weitere)
Gerinnselbildung (wie Acetylsalicylsäure). Zudem kann eine
Herzkatheteruntersuchung sinnvoll sein, um das Ausmaß von
Schäden am Herzmuskel festzustellen. Sie soll je nach dem
Risikoprofil des Patienten innerhalb von zwei bis 72 Stunden
durchgeführt werden. Vom Ergebnis der Untersuchung hängen
weitere Therapiemaßnahmen ab (z.B. weitere medikamentöse
Behandlung, Ballondilatation und Stent-Einbau, Bypass-OP).
Im Folgenden werden die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei
Herzinfarkt genauer beschrieben.

Herzinfarkt-Therapie: Akut-PTCA

Bei einem Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (STEMI) ist die Therapie der
ersten Wahl eine sogenannte Akut-PTCA (Perkutane transluminale
koronare Angioplastie). Dabei wird sofort ein Herzkatheter eingeführt, um
das verstopfte Gefäß mithilfe eines Ballons zu erweitern. Das nennt man
Ballondilatation. Danach wird oft bei Herzinfarkt ein Stent implantiert: Das
ist eine kleine Gefäßstütze aus Metall, die das Gefäß offen halten soll.
Verwendet werden oft Stents, die mit einem gerinnungshemmenden
Medikament beschichtet sind. Es verhindert, dass sich an dieser Stelle
erneut ein Blutpfropf bildet.

Eine Akut-PTCA kann in den meisten Fällen das verstopfte Blutgefäß nach
einem Herzinfarkt wieder eröffnen. Dazu sollte sie innerhalb von 60 bis 90
Minuten nach Schmerzbeginn durchgeführt werden.

Allerdings ist ein solcher Eingriff nicht für alle STEMI-Patienten zeitnah
verfügbar, denn nicht jede Klinik verfügt über Herzkatheterplätze. Kann also
ein Herzinfarkt-Patient nicht innerhalb von 120 Minuten in ein Krankenhaus
gebracht werden, wo eine Akut-PTCA möglich ist, sollte er stattdessen
innerhalb von 30 Minuten eine Lysetherapie (siehe unten) erhalten.
Innerhalb der folgenden drei bis 24 Stunden sollte er dann für eine Akut-
PTCA in ein kardiologisches Zentrum verlegt werden.

Herzinfarkt-Therapie: Lysetherapie

Die Lysetherapie (Thrombolysetherapie) kommt bei Patienten mit einem


ST-Hebungsinfarkt (STEMI) in Betracht. Dabei wird das Blutgerinnsel, das
den Herzinfarkt ausgelöst hat, medikamentös aufgelöst (Lyse). Der Arzt
spritzt dem Patienten dazu Medikamente in eine Vene, die entweder den
Thrombus direkt abbauen oder körpereigene Abbauenzyme (Plasminogen)
aktivieren, die ihrerseits das Blutgerinnsel auflösen.

Die Chance, dass sich das Herzkranzgefäß wieder eröffnen lässt, ist kurz
nach dem Herzinfarkt am größten. Manchmal beginnt also schon der
Notarzt die Lysetherapie, noch bevor der Patient im Krankenhaus
ankommt.
Die Lyse kann bis maximal zwölf Stunden nach einem Herzinfarkt
durchgeführt werden. Danach wird das Blutgerinnsel nicht mehr richtig
aufgelöst, und die Nebenwirkungen der Behandlung überwiegen.

Nebenwirkungen: Die nach einem Herzinfarkt verabreichten Lyse-


Medikamente hemmen die körpereigene Blutgerinnung stark - nicht nur am
Herzen, sondern im gesamten Körper. Als Komplikation können deshalb
ernste Blutungen auftreten. Bislang unerkannte Blutungsquellen wie
Magengeschwüre oder Gefäßmissbildungen (Aneurysmen) können aktiviert
werden, also zu bluten beginnen. Eine der schwersten Nebenwirkungen ist
eine Hirnblutung.

Herzinfarkt-Therapie: Medikamente

Bei einem Herzinfarkt verschreibt der Arzt dem Patienten meist auch
Medikamente. Diese müssen teilweise dauerhaft eingenommen werden.
Welche Wirkstoffe dem Patienten verschrieben werden und wie lange er sie
einnehmen muss, hängt vom individuellen Risikoprofil ab. Gängige
Medikamente bei Herzinfarkt-Patienten sind:

• Acetylsalicylsäure (ASS): Der Wirkstoff ASS ist ein sogenannter


Thrombozytenaggregationshemmer. Das heißt, er hindert
Blutplättchen daran, sich zusammenzulagern. Bei einem akuten
Herzinfarkt verhindert das, dass sich das Blutgerinnsel in dem
betroffenen Herzkranzgefäß vergrößert (oder neue Gerinnsel bilden).
Bereits der Notarzt spritzt dem Patienten ASS, weil eine frühzeitige
Behandlung die Prognose verbessert.
• andere Thrombozytenaggregationshemmer: Manche Herzinfarkt-
Patienten erhalten auch Clopidogrel, Prasugrel oder andere
Thrombozytenaggregationshemmer.
• Betablocker: Sie senken den Blutdruck, verlangsamen den
Herzschlag und entlasten das Herz. Werden sie frühzeitig
verabreicht, kann man die Größe des Herzinfarkts reduzieren und
lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern)
verhindern. Schon der Notarzt kann dem Patienten Betablocker
verabreichen.
• ACE-Hemmer: Diese Medikamente erweitern die Blutgefäße, senken
den Blutdruck und entlasten das Herz. Sie senken das
Sterblichkeitsrisiko bei Infarktpatienten.
• Cholesterinsenker: Sogenannte Statine senken erhöhte Werte des
"bösen" LDL-Cholesterins. Damit lässt sich das Risiko für einen
weiteren Herzinfarkt verringern.

Bei einem Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung (NSTEMI) wird im


Allgemeinen sofort nach der Diagnose mit der medikamentösen
Behandlung begonnen. Die Patienten erhalten
Thrombozytenaggregationshemmer (wie Acetylsalicylsäure, Prasugrel),
Antikoagulanzien (wie Fondaparinux) sowie Medikamente gegen eine
Minderdurchblutung (Betablocker). Manchmal ist bei NSTEMI die
medikamentöse Therapie ausreichend. Es können aber auch weitere
Therapiemaßnahmen notwendig werden (wie Ballondilatation oder Bypass-
Op).

Herzinfarkt-Therapie: Bypass-Operation

Bei manchen Herzinfarkt-Patienten sind die Herzkranzgefäße so stark


verändert, dass eine Bypass-Operation nötig ist: Unter Vollnarkose
entnimmt der Chirurg dem Patienten zuerst ein Arterie der Brustwand oder
eine oberflächliche Beinvene. Dieses verwendet er dann, um die Engstelle
des Herzkranzgefäßes zu überbrücken.

Mehr zu den Therapien lesen

Lesen Sie hier mehr zu Therapien, die helfen können:

• Bypass
• ICD-Implantation
• Lyse
• Reanimation bei Erwachsenen
• Stent

Herzinfarkt: Untersuchungen und Diagnose

Der dringende Verdacht auf einen Herzinfarkt ergibt sich aus den
Beschwerden des Patienten. Aber nicht immer sind die Zeichen eindeutig.
Deshalb sind verschiedenen Untersuchungen nötig. Sie helfen, die
Diagnose Herzinfarkt abzusichern und andere Erkrankungen
auszuschließen, die ähnliche Symptome (Brustschmerzen etc.) auslösen
können. Dazu zählt zum Beispiel eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis),
ein Einriss der großen Körperschlagader (Aortendissektion) oder eine
Lungenembolie.

EKG
Die Elektrokardiografie (EKG) ist das wichtigste Untersuchungsverfahren
beim Verdacht auf einen Herzinfarkt. Es werden dabei am Brustkorb des
Patienten Elektroden angelegt. Diese zeichnen die elektrische Erregung im
Herzmuskel auf. Charakteristische Veränderungen dieser elektrischen
Herzaktivität deuten auf die Größe und den Ort des Infarkts hin. Wichtig für
die Therapieplanung ist die Unterscheidung zwischen einem Herzinfarkt mit
und ohne ST-Streckenhebung:

• Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (STEMI): Bei dieser Form von


Herzinfarkt ist ein bestimmter Abschnitt der EKG-Kurve (die ST-
Strecke) bogenförmig angehoben. Der Infarkt betrifft die gesamte
Herzwand (transmuraler Herzinfarkt).
• Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung (NSTEMI oder Non-STEMI):
Bei diesem Innenwandinfarkt (nicht transmuraler Infarkt) ist die ST-
Strecke im EKG nicht angehoben. Manchmal ist das EKG trotz
typischer Infarktsymptome sogar völlig unauffällig. Die Diagnose
Herzinfarkt lässt sich hier nur stellen, wenn bestimmte "Herzenzyme"
im Blut nachweisbar sind (siehe unten: "Blutuntersuchung").

Außerdem lassen sich mittels EKG auch Infarkte nachweisen, die keine
Symptome verursachen (stummer oder stiller Herzinfarkt). Ebenfalls im
EKG erkennbar sind Herzrhythmusstörungen. Diese sind die weitaus
häufigste Komplikation eines frischen Herzinfarkts.

Zudem hilft das EKG, einen akuten Myokardinfarkt von einem länger
zurückliegenden Herzinfarkt zu unterscheiden.

Herz-Ultraschall (Echokardiografie)

Zeigt das EKG keine typischen Veränderungen, obwohl die Beschwerden


auf einen Herzinfarkt hindeuten, hilft unter Umständen ein Herz-Ultraschall
durch den Brustkorb weiter. Der Fachbegriff für diese Untersuchung lautet
"transthorakale Echokardiografie". Der Arzt kann hier Störungen der
Wandbewegung des Herzmuskels nachweisen. Denn wenn die
Durchblutung durch den Infarkt unterbrochen ist, bewegt sich der
betreffende Herzabschnitt nicht mehr normal.

Blutuntersuchung

Die bei einem Herzinfarkt absterbenden Herzmuskelzellen setzen


bestimmte Enzyme frei. Bei einem Infarkt ist also deren Konzentration im
Blut erhöht. Zu diesen auch als Biomarker bezeichneten Eiweißen gehören
Troponin T, Troponin I, Myoglobin sowie die Creatinkinase (CK-MB).
Allerdings steigt bei den klassischen hierfür verwendeten Tests die
Konzentration der Enzyme im Blut frühestens etwa drei Stunden nach dem
Herzinfarkt messbar an. Neuere, stark verfeinerte Verfahren können die
Diagnostik beschleunigen.

Herzkatheter

Durch eine Herzkatheteruntersuchung lässt sich erkennen, welches


Herzkranzgefäß verschlossen ist und ob weitere Gefäße verengt sind. Auch
die Funktion von Herzmuskel und Herzklappen lässt sich mithilfe dieser
Untersuchung beurteilen.

Im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung führt der Arzt einen schmalen,


flexiblen Kunststoffschlauch in die Beinarterie (A. femoralis) ein und schiebt
ihn gegen den Blutstrom bis zum Herzen vor. Meist erfolgt im Rahmen der
Untersuchung eine Koronarangiografie, das heißt: Über den Katheter wird
ein Kontrastmittel gespritzt, sodass sich die Herzkranzgefäße im
Röntgenbild darstellen lassen.

Während der Herzkatheteruntersuchung lässt sich das verschlossene


Herzkranzgefäß auch gleich wiedereröffnen: Über den Katheter führt der
Arzt einen kleinen Ballon ein. Er wird am Ort des Gefäßverschlusses mit
Flüssigkeit gefüllt, wodurch er die Engstelle aufdehnt (Ballondilatation oder
PTCA: siehe oben). Danach setzt der Arzt meist ein kleines Metallgerüst als
Gefäßstütze (Stent) in das Gefäß ein, um es offen zu halten.

Herzinfarkt: Krankheitsverlauf und Prognose

Entscheidend für die Akutprognose nach einem akuten Herzinfarkt sind


besonders zwei mögliche Komplikationen - Herzrhythmusstörungen (vor
allem Kammerflimmern) und ein Pumpversagen des Herzmuskels
(kardiogener Schock). An solchen Komplikationen können Patienten
versterben.

Die Langzeitprognose nach einem akuten Herzinfarkt hängt unter anderem


von den Antworten auf folgende Fragen ab:

• Entwickelt der Patient eine Herzschwäche (siehe unten: Folgen)?


• Lassen sich die Risikofaktoren für einen weiteren Herzinfarkt
(Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte etc.) reduzieren oder ganz
beseitigen?
• Wie konsequent hält der Patient eine gesunde Lebensweise ein?
Dazu zählen zum Beispiel regelmäßige Bewegung, herzgesunde
Ernährung, Rauchverzicht, der Abbau von Übergewicht und das
Vermeiden von Stress und Anspannung.
• Schreitet die Erkrankung der Herzkranzgefäße (Gefäßverkalkung)
fort?

Statistisch gesehen sterben fünf bis zehn Prozent der Herzinfarkt-Patienten


nach der Entlassung aus dem Krankenhaus innerhalb der nächsten zwei
Jahre am plötzlichen Herztod. Besonders gefährdet dafür sind Patienten
über 75 Jahre.

Herzinfarkt: Vorbeugung

Sie können einem Herzinfarkt vorbeugen, indem Sie die Risikofaktoren für
Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) so weit wie möglich reduzieren. Das
bedeutet:

• Nicht rauchen: Wer auf Zigaretten & Co. verzichtet, kann sein
Herzinfarkt-Risiko deutlich senken. Gleichzeitig verringert sich auch
die Gefahr für andere Folgeerkrankungen wie Schlaganfall.
• Gesunde Ernährung: Als herzgesunde Ernährung gilt etwa die
mediterrane Kost. Sie besteht aus viel frischem Obst und Gemüse
und wenig Fett. Dabei werden anstelle von tierischen Fetten (Butter,
Sahne etc.) bevorzugt pflanzliche Fette und Öle verwendet (Oliven-,
Raps-, Leinöl etc.).
• Übergewicht abbauen: Schon einige Pfunde weniger wirken sich
positiv auf Ihre Gesundheit aus. Mit einem gesunden Körpergewicht
lässt sich Herzinfarkt und anderen Erkrankungen (Schlaganfall etc.)
vorbeugen.
• Viel Bewegung: Seien Sie regelmäßig körperlich aktiv. Dabei geht es
nicht um Hochleistungssport: Bereits ein täglicher halbstündiger
Spaziergang ist besser als gar kein Sport und senkt das Herzinfarkt-
Risiko. Auch Bewegung im Alltag (wie Treppensteigen, Einkauf mit
dem Rad etc.) trägt dazu bei.
• Risiko-Erkrankungen behandeln: Grunderkrankungen wie Diabetes,
Bluthochdruck oder erhöhter Cholesterinspiegel sollten optimal
behandelt werden. Dazu gehört nicht nur die regelmäßig Anwendung
der verschriebenen Medikamente. Mit einer gesunden Lebensweise
(Bewegung, gesunde Ernährung etc.) kann jeder Patient auch selbst
viel zum Therapie-Erfolg beitragen.
• Stress vermeiden: Versuchen Sie, anhaltenden Stress im Beruf und
Privatleben so gut wie möglich zu vermeiden. So können Sie das
Risiko für einen Herzinfarkt nachweislich senken.

Quellen

• Baenkler, H.-W. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2.


Auflage, 2009
• Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: "Herzinfarkt", unter:
www.internisten-im-netz.de (Abruf: 09.10.2019)
• Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
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2016, 10: 351–358
• Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
e.V.: "Kommentar zu den Leitlinien 2017 der Europäischen
Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zur Therapie des akuten
Herzinfarktes bei Patienten mit ST-Streckenhebung", in: Kardiologe
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• Deutsche Herzstiftung e.V.: www.herzstiftung.de (Abruf: 09.10.2019)
• European Society of Cardiology (ESC): "2015 ESC Guidelines for the
management of acute coronary syndromes in patients presenting
without persistent ST-segment elevation", in: European Heart Journal,
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• European Society of Cardiology (ESC): "2017 ESC Guidelines for the
management of acute myocardial infarction in patients presenting
with ST-segment elevation", in: European Heart Journal, Volume 39,
Issue 2, 07 January 2018, Pages 119–177
• Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2013
• Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: "Herzinfarkt & Angina
pectoris", unter: www.gesundheit.gv.at (Abruf: 09.10.2019)
• Piper, W.: Innere Medizin, Springer Verlag, 2007
• Pocket-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz-
und Kreislaufforschung e.V.: "Akutes Koronarsyndrom ohne ST-
Hebung (NSTE-ACS)", Version 2015
• Pocket-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz-
und Kreislaufforschung e.V.: "Therapie des akuten Herzinfarktes bei
Patienten mit ST-Streckenhebung (STEMI)", Version 2017
• Trappe, H.-J.: Neues aus Kardiologie und Rhythmologie, Steinkopff
Verlag, 2009
Smart Medic® 2020

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