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Hilfe, die ankommt

Ob Naturkatastrophen, Kriege oder Hungersnöte: In vielen Belegscha en wächst angesichts


schrecklicher Bilder aus Kriegs- und Katastrophengebieten das Bedürfnis, etwas zu tun. Die
Geschä sleitung kann das Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf vielfäl*ge Weise
unterstützen.

Von Harald Czycholl

15.000 Euro: Das ist die Spendensumme, die beim Benefizkonzert im Autohaus Schmolck in
Emmendingen Anfang des Jahres für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien
zusammengekommen ist. Lokale Künstler waren ohne Gage aufgetreten, der Mercedes-Händler ha8e
seine Räumlichkeiten für das Konzert zur Verfügung gestellt. Autohaus-Geschä sführer Bernhard
Schmolck übergab anschließend Spendenschecks an die Ini*atoren von zwei Wiederau;au-Projekten
in der Türkei. „Das Leid der Menschen in den betroffenen Gebieten ist groß und es wird noch Jahre
dauern, um alles wieder au;auen zu können“, betonte er.

Ob Erdbeben wie Anfang des Jahres in der Türkei und Syrien oder jüngst in Marokko, die
Flutkatastrophe im Mi8elmeerraum Anfang September, die Hungersnot in Ostafrika oder der
allgegenwär*ge Krieg in der Ukraine: Katastrophen sind in der jüngeren Vergangenheit fast schon an
der Tagesordnung. Das SpendenauCommen in Deutschland ist dementsprechend seit Jahren schon
auf Rekordniveau. Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland laut Angaben des Deutschen
Spendenrates rund 5,7 Milliarden Euro gespendet. „Die große Solidarität der Spendenden war 2022
ungebrochen, trotz der schwierigen aktuellen Lage aufgrund der hohen Infla*on und steigenden
Energiepreisen“, erklärt Lars Kolan, Geschä sstellenleiter beim Deutschen Spendenrat.

Auch in vielen Belegscha en wächst angesichts der schrecklichen Bilder aus Kriegs- und
Katastrophengebieten das Bedürfnis, etwas zu tun – und Sammelak*onen auf die Beine zu stellen.
„Spendenak*onen werden von Unternehmen in vielfäl*ger Weise organisiert“, sagt Burkhard Wilke,
Geschä sführer und wissenscha licher Leiter beim Deutschen Zentralins*tut für soziale Fragen (DZI),
das unter anderem das DZI-Spendensiegel vergibt. Mit diesem Gütesiegel ausgezeichnete
Organisa*onen werden vom DZI jährlich auf Einhaltung der anspruchsvollen Vertrauensstandards des
Siegels hin überprü . Dadurch wird sichergestellt, dass die gespendeten Gelder auch an ihrem
Bes*mmungsort ankommen.

Häufig sind es die schrecklichen Bilder aus den Medien, die Menschen zum Helfen bewegen. So war
es auch bei Elmar Karl, Inhaber des Kfz-Betriebs Auto-Karl aus De8elbach in der Nähe von Würzburg:
„Als Ende 1989 die Ceausescu-Diktatur in Rumänien gestürzt wurde, haben mich die schrecklichen
Bilder über die Zustände in diesem Land dazu veranlasst, erste Hilfstransporte zusammen zu stellen“,
berichtet der Kfz-Meister.

Seitdem ist er infiziert und will nicht mehr auMören zu helfen: Seit 24 Jahren fahren die
Sa8elschlepper mi8lerweile von seinem Betrieb in Unterfranken nach Rumänien, im März startete
der 950. LKW. Bereits im Jahr 2008 erhielt Karl für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz aus
den Händen des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Inzwischen hat die von ihm gegründete
Hilfsorganisa*on „Rumänienhilfe Karl“ einen Stamm von rund 30 ehrenamtlichen Helfern, die
mitwirken beim Sammeln von Hilfsgütern, beim Beladen der Lastwagen oder auch bei der
Öffentlichkeitsarbeit.

Zusammenarbeit mit Hilfsorganisa onen ist meistens sinnvoll

Gründen Unternehmen für die Sammlung und Verwendung von Spenden eigene gemeinnützige
Einrichtungen wie etwa die Rumänienhilfe Karl, so kommt bereits der Auswahl eines geeigneten
Rechtskörpers eine große Bedeutung zu. „Eine S* ung bürgerlichen Rechts beispielsweise ist
besonders gut geeignet, um bereitgestelltes S* ungskapital dauerha für den gemeinnützigen Zweck
zu binden“, erklärt Wilke. „Andererseits bietet sie aber kaum Flexibilität, um den einmal festgelegten
Satzungszweck an aktuelle Entwicklungen anzupassen.“ Auch andere Rechtsformen, etwa der
eingetragene Verein wie bei der Rumänienhilfe Karl oder die gGmbH, haben ihre jeweils eigenen
rechtlichen Besonderheiten, Stärken und Schwächen. „Die Rechtsformwahl ist also bereits eine
Op*mierungsaufgabe im Hinblick auf die jeweiligen Strukturen und Ziele des betreffenden
Unternehmens“, so Wilke.

Bei einmaligen Spendenak*onen ist es sinnvoller, mit etablierten Hilfswerken zusammenzuarbeiten,


ansta8 auf eigene Faust zu sammeln. „Die Hilfswerke verfügen in der Regel über bessere Kenntnisse
hinsichtlich der korrekten Durchführung von Spendensammlungen und auch der wirksamen
Verwendung der Spenden als ein Wirtscha sunternehmen“, sagt DZI-Geschä sführer Wilke. Lars
Kolan vom Deutschen Spendenrat pflichtet ihm bei: „Wir können es nur empfehlen, sich in seinem
Wunsch Gutes zu tun, Leid zu lindern oder Missstände zu besei*gen von Ins*tu*onen unterstützen zu
lassen, die über entsprechende Erfahrungen beim Sammeln, aber vor allem bei der zielgenauen
Verwendung der Mi8el verfügen.“ Wich*g sei eine genaue Ermi8lung der Bedarfe vor Ort, um eine
erfolgversprechende Verwendung der Spendeneinnahmen sicherzustellen, so Kolan.

„Die Zusammenarbeit mit einer etablierten Hilfsorganisa*on ist in jeder Hinsicht sinnvoll“, bestä*gt
Stefan Middendorf, Rechtsanwalt und Partner bei KPMG Law in Düsseldorf. „Zunächst nehmen
bekannte Hilfsorganisa*onen ein besonderes Vertrauen in Anspruch, das sich posi*v auf die
Spendenbereitscha der Arbeitnehmer auswirken dür e. Außerdem gewährleistet eine
Hilfsorganisa*on in aller Regel, dass die Spenden dort ankommen, wo sie benö*gt werden.“ Das
entsprechende Knowhow sei auf Unternehmensseite nicht unbedingt vorhanden. Zudem werde auch
die Verantwortung für die Mi8elverwendung an die jeweilige Hilfsorganisa*on übertragen, so
Middendorf. Ansonsten wäre nämlich die Geschä sführung des jeweiligen Unternehmens für die
ordnungsgemäße Weitergabe der Spenden an die Bedür igen vor Ort verantwortlich. „Vor allem aber
kann der Arbeitgeber den administra*ven Aufwand, der mit einer Spendenak*on verbunden ist, zu
weiten Teilen auf die Hilfsorganisa*on verlagern“, betont der Jurist.

Zum administra*ven Aufwand zählt unter anderem die Erstellung von Spendenqui8ungen und der
Bescheinigung der steuerlichen Abzugsfähigkeit – schließlich dürfen Privatpersonen hierzulande
wohltä*ge Zuwendungen als Sonderausgaben in der Einkommensteuererklärung geltend machen.
Insgesamt kann man auf diese Weise Spenden in Höhe von bis zu 20 Prozent seines
Jahreseinkommens von der Steuer absetzen. Mit Unternehmen verbundene Hilfsorganisa*onen wie
etwa die Rumänienhilfe Karl können dabei natürlich auch selbst Spendenqui8ungen ausstellen.

Viele Unternehmen stellen Mitarbeitende für Hilfseinsätze frei

Auch Unternehmen dür en bis zu einem bes*mmten Betrag Spenden an gemeinnützige


Organisa*onen steuerlich wirksam absetzen, erklärt Steffen Döring, Partner und Head of Public
Sector Tax bei der Wirtscha sprüfungsgesellscha KPMG. Dieser Betrag kann entweder 20 Prozent
des steuerlichen Gewinns oder vier Promille der Summe aus Umsatz sowie der im Kalenderjahr
gezahlten Löhne und Gehälter betragen. „Die gemeinnützige Organisa*on, die die Spende erhält,
muss eine öffentlich-rechtliche Körperscha , eine steuerbefreite Organisa*on oder eine Organisa*on
in einem anderen EU-Land sein, die steuerbefreit wäre, wenn sie in Deutschland ansässig wäre“, so
Döring. Weniger formellen Anforderungen und grundsätzlich keiner betragsmäßigen Begrenzung
unterliegen Betriebsausgaben eines Unternehmens im Rahmen etwa eines Sponsorings. Darunter
versteht man Geldzahlungen und gewährte geldwerte Vorteile an begüns*gte Bereiche, mit denen
das Unternehmen auch eigene Ziele der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit verfolgt.
In den letzten Jahren vermehrt zu beobachten ist die Spende von Arbeitszeit- oder Urlaubsguthaben
etwa an Kolleginnen und Kollegen die ehrenamtlich mit einer Hilfsorganisa*on vor Ort Unterstützung
leisten. „Bei diesen Spenden ist zu beachten, dass dadurch der gesetzliche Mindesturlaub nicht
unterschri8en werden darf und bei Mehrarbeit zum Zwecke von Spenden nach wie vor die
Regelungen des Arbeitszeitgesetzes eingehalten werden müssen“, erklärt Rechtsanwalt Middendorf.
Beachtet werden müsse außerdem, dass Arbeitszeitspenden nur mit Zus*mmung des Arbeitgebers
erfolgen könnten, da die Arbeitsleistung grundsätzlich höchstpersönlich erbracht werden müsse.

Mitunter stellen Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch für Hilfseinsätze bei
vollem Gehalt frei, so dass gar keine Arbeitszeit- oder Urlaubsguthaben-Spende der Kollegen
notwendig ist. Dieses sogenannte „Corporate Volunteering“ werde nach Erfahrung des DZI
mi8lerweile sehr häufig prak*ziert. „Hier hängen die rechtlichen Konsequenzen stark von der
Ausgestaltung einer solchen Überlassung ab und sollten deshalb im Vorhinein mit einem im
Spendenwesen erfahrenen Steuerberater oder Wirtscha sprüfer abges*mmt werden“, erklärt DZI-
Geschä sführer Wilke.

Spendenbescheinigungen für die Freistellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es in einem
solchen Fall zwar nicht, erklärt KPMG-Wirtscha sprüfer Döring. „Eine Spendenbescheinigung kann
nur von einer gemeinnützigen Organisa*on ausgestellt werden, wenn eine Geld- oder Sachspende
geleistet wird.“ Allerdings können gemeinnützige Organisa*onen den Arbeitgebern ein Zer*fikat
ausstellen, das die Teilnahme der Mitarbeiter an der Hilfsak*on bescheinigt. „Diese Bestä*gung kann
für den Arbeitgeber nützlich sein, um die Beteiligung an Corporate-Volunteering-Ak*onen zu
dokumen*eren und um zu zeigen, dass das Unternehmen soziale Verantwortung übernimmt und sich
für das Gemeinwohl einsetzt“, erklärt Döring. Dies kann etwa im Rahmen des CSR-Repor*ngs sinnvoll
sein.

Bei der Rumänienhilfe Karl ist die Arbeit vor Ort über lokale Partner sichergestellt: Die Organisa*on
arbeitet vor allem mit kirchlichen Stellen in Rumänien zusammen, um die in Deutschland
gesammelten Sachspenden zu verteilen. Mitarbeiter der Caritas in den Diözesen Alba Julia und Satu
Mare würden die Hilfsgüter in Empfang nehmen, sor*eren, reparieren und an Bedür ige verteilen,
berichtet Karl. Kindergärten, Schulen und Seniorenheime würden ebenfalls von den Hilfslieferungen
profi*eren, genauso wie einige private Ini*a*ven wie etwa die Behinderten-Organisa*on Handicap in
Miercurea Ciuc in Siebenbürgen. Mindestens einmal im Jahr reist der Kfz-Meister selbst für mehrere
Tage nach Rumänien. Denn er will persönlich sicherstellen, dass auch wirklich alle Hilfsgüter dort
ankommen, wo sie benö*gt werden.

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