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Interkulturelle Literaturwissenschaft – Michael Hofmann

Zusammenfassung (Jovana Miskovic)

 Frage nach dem Verständnis von „Interkulturalität“


 Definitionen als notwendig und problematisch, Begriffe müssen erstmal geklärt und bestimmt
werden

der Begriff der „Interkulturalität“ vorgeschlagen von Ernest W. B. Hess-Lüttich:

 Etymologie: lat. -inter = unter, zwischen + lat. cultura = Landbau, Pflege (des Körpers und
des Geistes) einerseits gebraucht für Feldbau und Bodenbewirtschaftung, für die Pflege der
geistigen Güter (cultura animi) andererseits
 Kultur als Bezeichnung für die Gesamtheit der geistigen und artistischen Leistungen einer
Gemeinschaft, die für die Ausbildung ihrer Identität als sozialer Gruppe konstitutiv angesehen
werden kann
 akademische Institutionalisierung der cultural studies, new etnicity
 1970er – Etablierung des Lehr- und Forschungsgebiets der Intercultural Studies

Der Mensch umgibt sich mit einer Welt von Symbolen und Bedeutungen – spezifisches Netz von
Symbolen und Bedeutungen als konstitutiv für die Identität einer Gruppe/eines Kollektivs

Essentialismus - bestimmte Werte, Sitten und Gebräuche können für eine Nation oder Gruppe als
eindeutig charakteristisch angesehen werden.

 Illusion einer Homogenität


 „kulturelle Vielfalt“
 „multikulturelle Gesellschaft“

Kulturalismus – eine dem Essentialismus nahestehende und ebenso problematische Konstruktion

 bestimmten Kulturen werden feste Eigenschaften zugewiesen


 interkulturelle Begegnung
 gegenseitige Anerkennung differenter homogener kultureller Einheiten

Interkulturalität – Gegenkonzept

 kulturelle Identität besteht nicht in einem starren Zustand einer Gleichheit mit sich selbst
 kulturelle Differenz als Ergebnis einer Erkundung, die sich in der interkulturellen Begegnung
vollzieht
 Konstellation der Begegnung zweier (oder mehrerer) Subjekte, die im Austausch die Differenz
konstituieren, die in der gegebenen Konstellation als relevant erfahren wird
 Zwischenraum, in dem vermeintlich feste Grenzen verschwinden
 kritisch gegenüber Positionen, die von einer ethnisch homogenen Kultur oder Literatur
ausgehen
 „dritter Raum“ – hybride Identität, verweigert sich eindeutigen Zuschreibungen
 „Aushandeln“ einer neuen, flüssigen Form von Identität („Patchwork“)
 Das Subjekt ist Knoten- und Kreuzungspunkt der Sprachen, Ordnungen, Diskurse, Systeme,
Wahrnehmungen, Begehren, Emotionen, Bewusstseinsprozesse, die es durchziehen.
 polyzentrische Welt

Literatur

 Mehrfachcodierung innerhalb einer plural verstandenen Welt


 der intertextuelle Umgang mit literarischen Texten bietet ein Modell und Trainingsfeld für den
Umgang mit mehrfach codierten, komplexen Identitäten
 Fähigkeit, die Phänomene und Prozesse der Kultur zu reflektieren, Interkulturelle Prozesse
nicht nur als Gegenstand, sondern auch kritisch reflektiert – Vieldeutigkeit und Komplexität
 Literatur identifiziert nicht, sie öffnet Reflexionsräume
 Literatur gewinnt für die kulturelle Selbstreflexion einen zentralen Stellenwert – reflektiert
Konstruktionsbedingungen und hält für Erneuerung offen

Fremdheit

 „fremd“ - keine objektive Eigenschaft eines Menschen oder Gegenstandes – ein relationaler
Begriff
 Fremdheit kommt einem Objekt der Erfahrung zu, weil dieses nicht dem
Erfahrungszusammenhang und dem Erwartungshorizont eines Subjekts entspricht.

Begriffserklärung :

1. fremd – was außerhalb des eigenen Bereichsvorkommt, eng. foreigner


2. etwas, was einem anderen gehört, auch Aspekt der Nationalität, eng. alien
3. fremd ist, was von fremder Art ist und als fremdartig gilt, das Fremde als das Unvertraute,
eng. strange
 Überlegung, ob das Fremde fremd bleiben muss und soll oder ob und inwieweit das
Fremde vertraut und damit nicht mehr fremd werden kann und soll.
 Das Fremde bezeichnet das Unzugängliche, das aber in seiner Unzugänglichkeit das
grundlegende Verhältnis zum Leben bildet.

Tod als prototypische Denkfigur des Fremden


 Zwischen dem Leben und dem Tod aber wird ein Raum konstituiert, durch den das Urtrauma
der Sterblichkeit mit Figuren der Erinnerung und Unsterblichkeit begleitet wird.
 Tod als Modell einer radikalen Fremdheitserfahrung
 der Umgang mit dem Fremden führt nicht in jedem Fall zu einer Überwindung der Fremdheit

das Fremde als das noch Unbekannte, noch nicht Gewusste

 Überführung von Fremdem in Vertrautes, Bereicherung des Eigenen durch das Fremde,
sympathetisches Verstehen des Fremden als legitim und notwendig
 prototypische Figuren: Abendteurer, Entdecker, Forscher, Eroberer, Siedler und Kolonisatoren,
die sich aus der Heimat aufmachen, um das Fremde zu suchen – Mission seiner Selbstfindung
zu erfüllen
 prototypische Reisesituation – Konstruktion, die Eigenes und Fremdes unterscheidet, in
Beziehung setzt und auch das Eigene durch Aufnahme des Fremden erweitert
 Massenmedien, Internet, virtuelle Reisen
 Offenheit für Fremdverstehen und Fremderfahrung – Schlüsselqualifikation aller
gegenwärtigen Gesellschaften, sowie Einsicht in deren Mechanismen

Das Fremde als das unbekannte Drinnen

 vertrauter Raum, unbekannte Person


 Überwindung des Unbekannten durch Wissen
 Gegenstand kontroverser Debatten – ob die Fremdheit des Fremden vollständig aufgehoben
werden kann und soll

Vierte Form der Fremdheitserfahrung

 „Entfremdungs-Erfahrung“ der Moderne – der Mensch kann sich selbst fremd werden
 Freud – das verdrängte Eigene, das uns Angst macht, und dass wir gegebenenfalls auf den
anderen, den Fremden projizieren
 Reflexion als wichtige Grundlage dafür, die Fremdheit der anderen akzeptieren zu können
 intrasubjektive Fremdheit im Gegensatz zur interkulturellen Fremdheit

Philosophie der Alterität

 Begegnung mit dem Anderen als eine ursprüngliche Erfahrung, ohne die eine Konstitution des
Ich gar nicht denkbar ist
 Anspruch des Anderen als eine fundamentale Gegebenheit der menschlichen Existenz
 Fremdheit des Ich mit der Fremdheit des Anderen verbunden
 Vorstellung von Fremdheit des Ich soll nicht die Vorstellung einer personalen Identität
destruieren

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