BEAT.

DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ-ING

10-2017

3 1 2 5 7 FACEBOOK-FANS IRREN NICHT

#142 / 10-2017
ARRANGE STEP BY STEP ZU TRACK UND STRUKTUR

8,5 GB WAS & WARUM

ARRANGE
AUF DVD
VOLLVERSION
SOUND FORGE STUDIO 10*
AUDIO- UND MASTERING-EDITOR

ELECTRO, TECHNO, AMBIENT & CO:

STEP BY STEP ZU TRACK & STRUKTUR
TESTS AKAI MPC X CIRCUIT MONO STATION SUPERIOR 3 FOCAL SHAPE 65 UVM.

DUA LIPA
*Online-Registrierung erforderlich

AUTOTONIC SE*
SONGWRITING OHNE NOTENLESEN

URBAN NIGHTMARE * NEW RULES

IHR HIT-SOUND
1,6 GB SOUND-POWER VON MOOG & CO.

IM NACHBAU

AKAI MPC X FLAGGSCHIFF

ENDLICH: DIE ULTIMATIVE STUDIO-ZENTRALE
SO GEHT’S
MONO STATION
GROOVEBOX PRODUCER TRICKS
D 6,99 € AT 7,90 € CH 12,90 CHF LUX 8,20 € IT 8,70 €

MIT BASS-POWER VOCAL-AUFNAHMEN OPTIMIEREN

VIDEO-WORKSHOP STREAMING MIT ZOOM TESTS FOCAL SHAPE 65 | BEATSTEP PRO 2 | SUPERIOR 3

JETZT STARTEN
Drei Top-DVD-Vollversionen!
Vollversion
Sound Forge Audio Studio 10
Richtig gelesen: Magix spendiert Beat-Lesern die Vollversion des Audio-
Editors Sound Forge Audio Studio 10. Seien es nun das Aufnehmen von Pod-
casts, das Faden, Schneiden, Normalisieren oder Mastern von Tracks, das
Digitalisieren der Plattensammlung, Erstellen von Soundeffekten für Videos
oder das Basteln neuer Loops für die DAW – professionelles Arbeiten war
noch nie so intuitiv. Der Clou: die beiden iZotope-Tools Vocal Eraser und Au-
dio Enhancer sind im Bundle bereits enthalten. Aktionsende: 03.10.2017
www.magix-audio.com | Seriennummer: www.serialcenter.de win
Alle Seriennummern sicher im Zugriff:
Das Beat Serial-Center
Damit künftig keine Ihrer Seriennummern (z.B. bei einer Neuinstallation,
Outlook-Absturz oder Platten-Crash) verloren geht, können Sie diese
nun bequem online verwalten.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Redaktion kann Ihnen gezielt
Software-Updates zusenden, Sie haben alle Serials jederzeit und von
überall im Zugriff und alles wird an zentraler Stelle verwaltet und ge-
speichert. Das Serial-Center wird so zu Ihrem persönlichen Passwort-
Archiv im Web.
www.serialcenter.de
BEATDVD
Über 8 GB Daten für Musiker!
MIDI-Virtuose
Autotonic SE
Unter einem „Modal MIDI Transposer“ werden sich nur wenige etwas vor-
stellen können, sein praktischer Nutzen beim Komponieren wird hingegen
alle begeistern: Bei Autotonic SE handelt es sich, vereinfacht gesagt, um
eine Art intelligentes Noten-Filter, mit dem sich im Handumdrehen und
spielerisch musikalisch sinnvolle Skalen und Phrasen finden lassen, auch
ohne musikalische Vorkenntnisse und Notenlesen. Oder anders ausge-
drückt: die gesamte Musiktheorie in einem Plug-in.
www.autotonic.net | Passwort unter: www.serialcenter.de  win | mac
1,6 GB Premium Pack
Zampler Urban Nightmare
Echte Analog-Synths sind ja per se was Feines. Aber wenn sich Minitaur,
Mother-32, MF-107 und Pulse 2 ein Stelldichein im Studio geben, dann
wird’s so richtig dick und fettig. Und das Schöne daran: Wir haben ein Pack
aus diesem analogen Fuhrpark erstellt, wie immer ready to go für unseren
Gratis-SFZ-Player Zampler//RX. Unser Dank geht an den Sound-Designer
Sin Night, dem Urheber der Samples.
zampler.de | zamplersounds.com | Passwort unter: www.serialcenter.de win | mac
Beat 10 | 2017 • 3
 BEATDVD
Über 8 GB Daten für Musiker!

Beat-Heft-DVD #142
Vorwärts: Monatlich 8,5 GB Inspiration auf DVD
I
n kreativer Hinsicht richtig voran geht es in diesem
Monat mit unseren Sample-, Collector- und Tea-

3+ GB: ser-Packs der DVD. Denn neben dem Dauerbren-

ner Dubstep steht dieses Mal auch Orchestrales im Fo-
kus. Sample-Pioniere wie Loopmasters, Prime Loops,
Sounds & Samples
für Dubstep & Sample Magic oder Equinox Sounds stellen Beat-Le-
Orchestra sern weit über 3 GB Samples und Loops zur Verfügung.
Der ambitionierte Producer findet folglich
Sounds aus Paketen wie Orchestra Strings, Piano Me-
lodies, Movie Dialogue, Dark Ambiences, Soundtrack
Composer, Dubstep Producer, Dubhop Beats oder
Dubstep & Grime auf dem Silberling.
Alle Sounds liegen in verschiedenen Formaten
vor und sind lizenzfrei und zur freien Verwendung in
eigenen Produktionen freigegeben. Bitte beachten Sie
die den Paketen beiliegenden Lizenzbestimmungen.

DVD zusammengestellt von der Beat-Redaktion

SOUND-GENIE MODULARER FÜR ALLE

Shepherd SE XSRDO Patchwork Modular

Vom Äußeren darf man sich nicht täuschen lassen. Denn Shepherd SE Dieses Modular-Studio aus der Feder von Kirsty Roland kann sich sehen las-
erweist sich als Virtuose für den persönlichen Signature-Sound. Bissig, flexi- sen: Satte 36 virtuelle Racks und über 80 virtuelle Module stellt der XSRDO
bel, klanggewaltig und intuitiv beschreibt dieses Talent wohl am besten. Patchwork Modular zur freien Verkabelung zur Verfügung.
www.blinddogdesigns.com | Passwort unter: www.serialcenter.de win | mac xsrdo.blogspot.com  win

Exklusiv auf DVD: Das Beat-Studio 1,6 GB:

Zampler//RX
50 MB:
Geist Lite
Urban Nightmare Dubstep Kicks

OB-Mx U-he Beatzille EMS Synth Zampler//RX FXpansion Geist Lite

Warmer Oberheim-Sound Digital-Modular-Synthese: Lebendige Texturen dank REX- und SFZ-Player mit Mod- Beat-Baukasten für raffinierte
für alle Geiles Ding! Mod-Matrix Matrix & Parameter-Sequenzer Grooves und Sequenzen

4 • Beat 10 | 2017
 BEATDVD
Über 8 GB Daten für Musiker!

2 GB PULSE ENGINE MIDI & PLUGS AUF DVD

Output Signal LE Beatoskop: Dua Lipa – New Rules

Satte 2 GB Sounds, verteilt auf vier Klangquellen und 25 Pulse-Instrumente Mit „New Rules“ hat Dua Lipa einen der Sommer-Hits des Jahres vorgelegt.
schenkt Output Beat-Lesern in ihrer Free-Edition des Mega-Instruments Darin treffen tanzbarer Beats auf sinnlichen Gesang und moderne Syn-
„Signal“. Top: LFOs, Step, Arpeggiator & Looper sorgen für Bewegung. th-Klänge. Im Beatoskop bauen wir Sounds aus dem Song nach.
www.output.com  win | mac www.dualipa.com  win | mac

STREAMING-TOOL VOCAL-KÜNSTLER

OBS Studio Graillon 2 Voice Changer Free

Video war gestern – Live-Streaming ist das Medium von heute. Doch wie Pitch Shifting und Pitch Correction sind nur zwei der Möglichkeiten, die
stellt man das an? Mit OBS Studio und unserem Video-Tutorial auf DVD bau- dieser Voice Changer zur Vokalbearbeitung Ihrer Tracks bietet. Dazu gibt es
en Sie mit wenigen Klicks Ihren eigenen Live-TV-Kanal im Web. bewährte „Anfetter“ wie Bitcrusher und Quantisierer. Wir meinen: Anhören!
www.obsproject.com  win | mac www.auburnsounds.com  win | mac

EDEL-HALL DRUM-EXOTEN

Oril River Reverb 99sounds Drum Machine

Hall kann man nie genug haben. Erst recht nicht, wenn er von Denis Tihanov Neben vielen akustischen Drums beinhaltet 99sounds Drum Machine auch
stammt. Kurz: Das Oril River Reverb sollten Sie gehört haben. Der Algorith- einige elektronische Drum-Exoten, zum Beispiel den Electribe ER-1 oder
miker glänzt mit unzähligen Hallräumen und seltener Vielfalt. Yamahas DD-5. Alle Sounds wurden für mehr Druck analog nachbearbeitet.
kvraudio.com/product/orilriver-by-denis-tihanov  win | mac www.99sounds.org  win | mac

ZVEX
Fuzz
Factory
Eurorack
modul
UVP 329 €

w ww. A L EX4. d e
Beat 10 | 2017 • 5
INBEAT
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
ARRANGE
Basslines, Melodien, Drums, Loops und passende Sounds zu finden, ist das eine. Sie zu einem Song mit
wirkungsvollem Spannungsbogen zu arrangieren, das andere. Im großen Spezial „Arrange“ geht Beat
ausführlich auf das Zusammenspiel der verschiedenen Bausteine ein, erklärt deren Funktion, Position
und Wirkung in der Songstruktur und zeigt exemplarisch an drei stilistisch völlig verschiedenen Tracks
die Grundlagen für ein stimmiges Arrangement. Seite 20

Standards 042 Digitale Kultur: Sequels

Immer mehr Künstler kehren zu ihren
Top-Mitmach-Workshops
Wurzeln zurück oder nehmen Fortset-
003 Beat-DVD #142
Los geht’s: Magix Sound Forge Audio
zungen von Erfolgs-Alben auf. Das führt
gelegentlich zu erfreulich spannenden
DVD: Sound Forge AS 10
Studio 10, komponieren ohne Notenlesen Der Weg zum CD-Master
Ergebnissen. Doch wo verläuft die Grenze
mit Autotonic SE, 1,6 GB Moog-Power in Seite 44
zwischen erfolgreichem Selbst-Tribut und
„Urban Nightmare“ plus über 3 GB für blanker Ideenlosigkeit? Und: Muss man
Dubstep & Orchestra. bald um die Zukunft der Musik bangen?
Ableton Live-Tipps:
006 Inhalt Vocals optimieren
WorkBeat Seite 56
008 Navigator: Best of Beat #142
016
096 Filesharing – Label, Artist, Rezis
Beatoskop: Dua Lipa – New Rules
Ihre Hit-Sounds im Nachbau FL Studio-Praxis:
Der Ideen-Booster
Seite 54
097 ExtraBeat – Händlerverzeichnis
Kompetenz vor Ort

098 Impressum
Beat 11|2017 erscheint am 04.10.2017

Musik & Technik

010 Magazin – Fakten, Interviews, Produkte

038 Porträt: Dapayk & Padberg

Ihr neues Album wirkt nah, intim, in den
richtigen Momenten leise und in anderen
energetisch. Elektronische, stimmungs-
volle, schwebende Songs. Staubige
Vintage-Gefühle – mit Erdung in tiefem
Bass. Und über allem: Evas hauchige
Porträt: OMD
Seien es The XX, The Killers oder Chvrches – was diese verschiedensten Bands
Stimme. Wie sich Romantik, Rotwein
und relativ rastloses Leben vertragen, vereint, ist, dass sie Orchestral Manoeuvres In The Dark als Einfluss anführen. Dieser
erzählten Niklas Worgt und Eva Padberg Tage erschien der 13. Longplayer der britische Synthie-Pop/New-Wave-Band. Sänger
im Interview. und Bassist Andy McCluskey und Keyboarder Paul Humphreys plauderten mit Beat
über persönliche Tragödien, ungewöhnliche Kompositionsansätze, ihren ersten Syn-

6 Beat 10 | 2017
 INBEAT
Inhaltsverzeichnis

Freunde werden? Top Workshop-Videos Die neusten News auf

www.facebook.de/beat.magazin www.youtube.com/c/BeatMagazin www.beat.de

SoftBeat On Stage
060 Test: Phosphor 2 088 DJ Interview: Kevin Saunderson
alphaSyntauri der Neuzeit? Sogar unter den Legenden des Techno
gehört er zur Spitze: Saunderson verhalf
062 Neue Synth-Plug-ins der aufkeimenden Club-Musik zu ihren
Aktuelles aus der Plug-in-Welt ersten Chart-Hits und verbreitete sie mit
seinen schweißtreibenden DJ-Sets. Beat
sprach mit ihm über seine ersten Drum-
068 Test: Soundspot Complete VIII
computer, seine Mixer-Philosophie und
Mastering-Kompetenz als Plug-in
die Bedeutung des Wetters fürs DJing.

070 Neue Effekt-Plug-ins

090 Test: Gemini MDJ-900
Effektöses für die VST- & AU-Schnittstelle
Allroundtalent in der Kanzel

072 Test: Superior Drummer 3

092 Test: Pioneer DJM-250 MK2
Virtueller Drummer der 3. Generation
Zweikanal-Mixer für Pros?

073 Test: Xils-lab PolyM

Test: Circuit Mono Station Strings & Pianos aus dem Polymoog
093 EDM Builder:
Ofenbach – Be Mine
Die Circuit Mono Station vereint
zwei Synthesizer (und Konzepte) in 074 Aktuelle Free- und Shareware
094 Digital DJing: Serato
Freie VSTs & AUs für das virtuelle Studio
einem. Zum einen die druckvolle und Serato Sample in Aktion
klanggewaltige Bass Station II, zum
anderen die leicht bedienbare und
Pad-Orientierte Groove-Box Circuit,
HardBeat 095 Power Producer: Push-DJing
Dummy Clips
die das Ganze mit einem 3-Spur-Se- 076 Desktop-Audio
quenzer garniert. Seite 82 Alles, was auf dem Desktop nützlich ist

078 Test: Akai MPC X

Schaltzentrale für das Studio?

044 Auf DVD: Sound Forge 10 080 Test: Focal Shape 65

Der Weg zum CD-Master Focal-Sound fürs Homerecording

046 Beat-Constructor: Remix 081 Test: Arturia Beatstep Pro V2

Die eigene Interpretation Groove-Helfer: Besser geht’s immer!

050 Track-Spotlight 082 Test: Circuit Mono Station

Top-Ten-Sounds aus Beatport & Co. Groovebox mit Bass-Power
dekonstruiert
084 Test: AS Oberkorn 3
052 Live-Streaming mit Zoom: Analog-Sequencing der Oberklasse
Stream im TV-Stil einrichten
085
054 Power Producer: FL Studio
CAD M179
Budget-Mic mit großem Sound. Echt? Beat-DVD 142
Ideen-Booster für schlechte Zeiten Krass: Magix spendiert Beat-Lesern die Voll-
086 Test: Expressive E Touché version des Audio-Editors Sound Forge Audio
055 Power Producer: Reason 9 Multi-D-Controller, der überrascht
Sidechain-Maschine
Studio 10, mit dem Recording, Mix, Mastering,
Editing oder Finalizing noch nie so intuitiv wa-
087 Modular-Kurztests
ren. Und mit Autotonic SE wird der Traum vie-
056 Power Producer: Live VPME ZeroScope
Vocal-Aufnahmen optimieren ler Hobby-Musiker wahr, ermöglicht das Tool
doch komponieren ohne Notenlesen. Mit auf
057 Power Producer: Studio One der DVD sind außerdem 1,6 GB Moog-Pow-
Arbeiten mit Multi-Out-Instrumenten er im Zampler-Pack „Urban Nightmare“, über
Touché kann umfänglich angepasst
werden: An der Hardware (über die 3 GB Samples für Dubstep & Orchestra, der
058 Power Producer: Cubase Zylinder und den Slider unterhalb Sound-Allrounder Shepherd SE, 2 GB Pul-
Power-Percussion mit Gated Reverb des Holzskins), in der Firmware
(über den Encoder) und über se-Sounds aus Output Signal LE sowie viele
059 Power Producer: Logic X die Software. weitere Plug-ins, Soundbeispiele und wertvol-
Tricksen mit Verdeckungs-FX les Begleitmaterial zu den Workshops. Seite 3

Beat 10 | 2017 7
 INBEAT
Navigator

Navigator: Best of Beat # 142

BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ-ING
10-2017

3 1 2 5 7 FACEBOOK-FANS IRREN NICHT

Der rote Faden: Los geht’s!

#142 / 10-2017
ARRANGE STEP BY STEP ZU TRACK UND STRUKTUR

8,5 GB WAS & WARUM

Seit über zwölf Jahren begeistert Beat seine Leser nicht nur durch praxisnahe, musikalische The-

ARRANGE
AUF DVD
VOLLVERSION
SOUND FORGE STUDIO 10*
men, sondern vor allem durch die enge Verzahnung redaktioneller Inhalte. Von Beginn an geht es
AUDIO- UND MASTERING-EDITOR

ELECTRO, TECHNO, AMBIENT & CO: bei Beat um das Machen, um das strukturierte Aufbauen von Ideen und den roten Faden – im Heft
STEP BY STEP ZU TRACK & STRUKTUR
TESTS AKAI MPC X CIRCUIT MONO STATION SUPERIOR 3 FOCAL SHAPE 65 UVM.

DUA LIPA wie in den Tracks. Dieser Navigator zeigt ihnen die Highlights dieser Ausgabe und erlaubt den Blick
*Online-Registrierung erforderlich

AUTOTONIC SE *
SONGWRITING OHNE NOTENLESEN

URBAN NIGHTMARE * NEW RULES

IHR HIT-SOUND aufs große Ganze.
1,6 GB SOUND-POWER VON MOOG & CO.

IM NACHBAU

AKAI MPC X FLAGGSCHIFF

ENDLICH: DIE ULTIMATIVE STUDIO-ZENTRALE
SO GEHT’S
MONO STATION
GROOVEBOXHARDBEATPRODUCER TRICKS HARDBEAT
D 6,99 € AT 7,90 € CH 12,90 CHF LUX 8,20 € IT 8,70 €

Test: Akai MPC X Test: Akai MPC X

MIT BASS-POWER VOCAL-AUFNAHMEN OPTIMIEREN

Test: Akai MPC X

cken, Threshold einstellen und/oder ARM ankli-
VIDEO-WORKSHOP STREAMING MIT ZOOM TESTS FOCAL SHAPE 65 | BEATSTEP PRO 2 | SUPERIOR 3 cken, schon wird ein Sample aufgenommen. Wer
die Aufnahme gleich in Stücke aufteilen möchte,
wählt zuvor den SLICE-Modus. Neu sind die Funkti-
onen PAD TAP und PAD HOLD, mit denen sich Pads
Weiter geht’s: Nachdem vor nur wenigen Monaten die MPC Live an den Start ging und auf ganzer Linie überzeugen konnte,
tere Insert-Slots bietet. Überdies gibt es vier Send/
Return-Spuren, die pro Program oder Pad separat
beigemischt werden können. Zu guter Letzt ent-
halten auch die vier Stereo-Ausgänge nochmals
jeweils vier eigene Insert-Slots. Effekt-Galore pur.
den schlichtweg belegte und unbelegte 16tel ver-
tauscht. Simpel, aber enorm effektiv.
Eine großartige Neuerung sind Automationen.
Egal, in welcher Sektion man sich aktuell befindet, es
genügt ein Knopfdruck zum Aktivieren der Parame-

Test: Akai MPC X

schon während der Aufnahme belegen lassen. Das Praktisch, dass sich alle Effekt-Parameter den 16 ter-Automationen und das Ändern des gewünschten
kommt nun das lange erwartete Schlachtschiff: die Stand-alone-MPC mit allem Drum und Dran? von Marco Scherer anschließende Justieren von Start- und Endpunk- Q-Link-Reglern zuordnen lassen, sodass lästiges Reglers bei laufender Wiedergabe. Ist die Aufnah-
ten der Samples und Loops geschieht entweder Abtauchen in Untermenüs entfällt. Zur Wahl stehen me abgeschlossen, wird die Parameter-Automation
über die Q-Link-Regler oder ganz komfortabel per in allen Bereichen über 50 Effekte für jede Lebens- mit selbigem Knopf auf READ geschaltet und ist von
Touchscreen. lage, von Standard wie Kompressoren, EQs und Fil- da an hörbar. Unkomplizierter könnte es nicht sein
Features Der Audioeingang besitzt vier Insert-Slots, die tern, bis Exot wie beispielsweise Transient Shaper und lobenswerterweise kann wirklich jeder Parame-
Sequenzer und Sampler mit CV- und Gate-Signalen versorgen, wo- mit beliebigen Effekten bestückt werden können. oder MPC3000 „Degrader“. Qualitativ gibt‘s nichts ter automatisiert werden. Klasse!
Stand-alone & Controller bei sich die Voltzahl stufenlos von 0 bis 5 Mit dabei ist so ziemlich alles, was ein Studio an Ef- zu bemängeln, die Effekte liefern jederzeit brauch- Patterns lassen sich per Knopfdruck zu Loops
einstellen lässt. Somit ist die MPC kom- fekten braucht: EQs, Kompressoren, Reverbs, De- bare und authentische Ergebnisse. konvertieren oder auf eine der Audiospuren boun-
10,1“ Farb-Touchscreen
patibel zu nahezu allen modularen Syste- lays, Flanger, Bitcrusher usw. usf. Das ist übrigens Wenn wir schon über Effekte sprechen: Die cen. Deren Möglichkeiten sind zwar etwas über-
2 GB RAM / 16 GB Disc men und Synthesizern. Super gelöst! nicht nur beim Aufnehmen praktisch, sondern XY FX Sektion verwandelt den Touchscreen in ein sichtlicher und beschränken sich auf Schneiden,
Vintage-Modi
Empfehlung Nicht minder begeisternd sind die auch für Live-Performances. Denn der Audioein- XY-PAD à la Kaosspad. Einer von 17 Effekten kann Verschieben und Duplizieren des Audiomaterials,

Weiter geht’s: Nachdem vor nur wenigen Monaten die MPC Live an den Start ging und auf ganzer
10/2017
16 Pads & Q-Link Regler
Clip-Spuren, welchen vor allem Ableton gang lässt sich dank MONITOR-Funktion perma- dann über die X- und Y-Achsen live variiert werden. praktisch sind sie aber allemal.
Live Nutzern schnell vertraut vorkom- nent aktiv schalten und somit beispielsweise ein Schön für Spielereien und Groove-Experimente.
MIDI-I/O, 8 CV-/Gate-Outs
men dürfen. Hier enthält jedes Pad einen externer Synthesizer durchschleifen. MPC-Software
USB-Anschlüsse Sample-Loop, dessen Wiedergabe über Ist das Sample im Kasten, stehen diverse dest- Sequenzer Auch an der Software-Front hat Akai weiter entwi-
SD-Card Reader das Pad gestartet oder gestoppt wird. Im ruktive Funktionen zum Schneiden, Faden, Norma- Eben so populär wie für das Sampling ist MPC für ckelt und liefert die X nun mit der Software Version
Unterschied zur gewohnten Pad- oder lisieren zur Verfügung, ebenso wie Timestretching, ihren Sequenzer. Und der hat im Vergleich zu äl- 2.0 aus. Die Funktionen der kleinen DAW decken
2,5” SATA-Anschluss
Track-Mute-Funktion geschieht dies aber Pitch Shift und ein Bitcrusher. teren Modellen deutlich zugelegt. Wer auf die ge- sich mit jenen der MPC selbst, die Darstellung auf
VST/AU-Support taktgenau, sodass die Loops beispielswei- wohnte Art ohne Blick auf Noten und Automati- dem Monitor ist jedoch etwas komfortabler. Dar-

Ableton Link (und WiFi)
Fakten
Hersteller: Akai Profes-
Linie überzeugen konnte, kommt nun das lange erwartete Schlachtschiff: die Stand-alone-MPC mit
se erst zum nächsten Taktbeginn starten Programme onen aufnehmen und arrangieren will, kann dies über hinaus bietet die Software 128 statt nur acht
oder stoppen. Des weiteren werden die Nach dem Füttern der MPC mit Samples werden auch weiterhin tun. Wer das aber lieber über den Audiospuren und ermöglicht das Einbinden von
Loops jederzeit temposynchron abge- diese ganz Akai-typisch in Programs arrangiert, ent- Touchscreen erledigt, wird mit einer eleganten Lö- Plug-ins. Allein die Werks-Ausstattung mit 17 VST/
spielt. Diese Funktion wertet die neuen weder als Drumkit oder Instrument. Bis zu 128 Pads sung belohnt, mit der sich Sequenzen bequem ein- AU-Instrumenten von AIR Music, Sonivox und Akai,
Sie ist gelandet und bringt auf dem Papier alles mit, was eine Studiozentrale so benötigt.
In der Praxis auch? MPC-Modelle nochmals deutlich auf und lassen sich mit maximal vier Samples ausstatten, spielen und nachbearbeiten lassen. Die Funktionen sowie diverse Effekten bietet ordentlich Stoff zum
macht sie zu einem großartigen Live-Per- die in Velocity Layer untergliedert werden können. zum Editieren der Noten beschränken sich zwar auf Experimentieren und lässt keine Wünsche offen.
former, mit dem man erstmals auch ohne Dank Cycle- und Random-Modi sind Round-Ro- Position, Länge, Tonhöhe und Anschlagstärke. Dar- Die MPC selbst funktioniert dann als Cont-

allem Drum und Dran? Seite 78

sional

Web: www.akaipro.com
Bezug: Fachhandel
Preis: 2199 Euro
J autarker Betrieb
J Skalen im Pad Perform
Modus
J Nachladen während
Wiedergabe
J Audiospuren
J Automationen
J Clip-Wiedergabe
J Drumkits und Instru-
mente vorhörbar
J CV-Ausgänge
J Live-Looper
J Anschlüsse für
MIDI-Controller
Flexibilität:
Technik:
Preisleistung:
Gesamt:
Alternativen
Pioneer Toraiz SP-16
W
ie schon die vergleichbar großen
Modelle Renaissance und 5000 ist
die MPC X ein ordentlicher Kas-
ten, der seinen Platz im Studio fordert.
Doch im direkten Vergleich zur Renais-
sance prangt ein riesiger Touchscreen in
der Größe eines iPads auf dem Gehäu-
se und im Gegensatz zum 5000er-Modell
gibt es keinen tosenden Lüfter. An sich
ganz gute Voraussetzungen für einen Mu-
sic Production Center, oder?
Ausstattung
Wie gehabt stehen 16 Drumpads im Mit-
telpunkt, mit denen Samples abgefeuert,
Tracks gemutet, Patterns angewählt oder
MIDI-Noten getriggert werden. Um die
Pads herum scharen sich 16 Q-Link-Con-
troller, viele Taster, Transport-Buttons
und Regler für die Audio-Eingänge. Die
Q-Links erfüllen je nach Sektion verschie-
dene Aufgaben. Beim Sampling etwa das
Festlegen von Start- und Endpunkten von
Sample und Loop, bei Effekten die Ein-
MPC-typische Data-Wheel ist ebenfalls
vorhanden und wird zur Justierung von
Parametern verwendet oder auch zum
Scrollen durch Listen und Verzeichnisse.
An der Frontseite finden sich je zwei
Anschlüsse für Fußpedale, Instrumen-
ten-Eingänge als Studio-Klinke und Kopf-
hörer Ausgänge. Wie schon bei der MPC
Live bietet auch die X zwei USB-3.0-Ports
für Wechselplatten, USB-Sticks oder auch
MIDI-Keyboards. Sofern das Keyboard
keinen speziellen USB-Treiber benötigt,
heißt es also einfach, anschließen und
losspielen. Klasse!
Bedienung & Struktur
Im Kern ist die X eine MPC wie eh und
je: ein Sampler, dessen Samples über die
Drumpads abgefeuert werden. Jedoch wur-
den viele Rufe der treuen Fangemeinde er-
hört und deren Feature-Wünsche umge-
setzt. So stehen nicht mehr nur MIDI-Outs
und Drumkits für die 128 Spuren zur Ver-
fügung, sondern auch Instrumente, Clips,
ausgereiftes Finger-Drumming größere bin-Varianten möglich, sodass sich die vier Samples stellung, Selektion und Zoom sind aber prima ge- roller und Audiointerface. Das Transferieren von
Sets bewältigen kann. Vor allem Musiker bei jedem Anspielen des Pads abwechseln. löst und erlauben nach kurzer Eingewöhnung zü- Songs bzw. Projekten zwischen Software und
abseits von Hip-Hop, Drum-&-Bass und Jedes Pad besitzt ein eigenes Multifilter mit giges Erstellen von Patterns. In beiden Fällen kann Stand-alone-Modus erfordert aktuell noch das
dergleichen dürften hier hellhörig wer- zahlreichen Filtertypen, die von Hoch- bis Tief- der Nutzer vom PAD-PERFORM-Modus profitieren, Speichern auf einem Datenträger und anschließen-
den, denn mit entsprechender Vorberei- pass und weich bis knackig alles abdecken, was ein welcher die Pads mit einer wählbaren Skala belegt. des Laden des Projekts in der Software. Abgesehen
tung lassen sich Tracks in Loops auftei- Sound so braucht. Die Hüllkurven für Filter und Dadurch wird das Spielen von schiefen Noten so gut von diesem kleinen Kritikpunkt funktioniert die
len und mit der MPC live neu arrangieren. Lautstärke lassen sich übrigens bequem über den wie ausgeschlossen und harmonische Notenfolgen Software einwandfrei und tut ihren Dienst, wenn-
Touchscreen justieren. Zum Modulieren steht ein sind im Nu gefunden. gleich sie nicht als ausgewachsene DAW zu sehen
Sampling und Sounds LFO pro Pad zur Verfügung, der Tonhöhe, Cutoff, Auch Fans von Step-Sequenzern finden in der ist, eher als Groove Studio.
Um die MPC X mit ihrem Treibstoff zu Lautstärke und Panorama variieren kann. Auch alle entsprechenden Sektion eine passende Lösung,
betanken, gibt es zwei Möglichkeiten: anderen Parameter lassen sich modulieren, dazu um Beats schnell mit einem oder mehreren Fin- Fazit
Samples laden oder aufnehmen. Der in- aber später mehr. gern einzugeben. Die Anschlagstärke lässt sich hier Wie schon beim Test der MPC Live sind wir auch
terne Browser bietet Zugriff auf die an- Bis zu vier Insert-Effekte stehen pro Pad zur per Fader global anheben und absenken. Viel Spaß dieses Mal begeistert. Der große Klopfgeist zeigt
geschlossenen Medien und den internen Verfügung, wobei das Program nochmals vier wei- macht die FLIP-STEPS-Funktion, denn damit wer- sich dank vielen Anschlüssen extrem flexibel und
Speicher, eine Unterteilung der Dateien in einer Studiozentrale würdig, das Handling ist ty-
Drums, Instrumente, Projekte etc., sowie pisch für die MPC-Serie, aber an den richtigen Stel-
eine Suchfunktion. Absolutes Highlight: len um moderne Finessen erweitert, der Touch-
Außer den Projekt-Dateien lassen sich screen ist perfekt integriert und das komplette
alle Sounds vorhören, sogar Instrumen- System extrem stabil und kohärent. Hier gibt‘s wirk-
te, auch bei laufender Wiedergabe. Kom- lich nichts zu meckern.
fortabler könnte es kaum sein. Die X ist eine Bereicherung sowohl für Studiomusi-
An dieser Stelle ein Wort zu den mit- ker als auch Live-Performer und dank des gewach-
gelieferten Demos und Sounds: Die Quali- senen Sequenzers nicht mehr nur als Instrument
tät ist hervorragend, der Umfang mit meh- für Hip-Hop, Rap oder Urban interessant, sondern

WORKBEAT
Workshop: Sound Forge Audio Studio 10
www.pioneerdj.com
1599 Euro DVD-VOLLVERSION
stellungen der jeweiligen Parameter oder
auch globale Einstellungen wie Tempo,
CV-Outs und Audiospuren. Die Instrumen-
te bestehen letztlich auch aus Samples,
reren Gigabytes riesig. Stilistisch sind alle
modernen Vertreter von Chillout über
auch für Produzenten elektronischer Genres oder
WORKBEAT
Singer-Songwriter, die Gitarre und Gesang aufneh-
Workshop: Sound Forge Audio Studio 10
Elektron Analog Rytm
MKII
www.elektron.se
IM FOKUS
Quantisierung oder Lautstärke des Met-
ronoms. Jeder Regler besitzt ein eigenes
Mini-Display, auf welchem der aktuell
sind jedoch chromatisch spielbar und be-
herrschen die klassischen Akai Keygroups.
Neu sind die CV-Outs und Clips. Ers-
Trap bis Techno enthalten und dank pas-
sender Benennung auch einfach zu finden.
Das Sampling geht so einfach wie im-
Die Rückseite der MPC X kann sich sehen lassen: Vier Stereo-Ausgänge, zwei Stereo-Ins mit Line-in und Phono-in, acht CV-Outs,
men wollen. Im Vergleich zur rund 1000 Euro güns-
tigeren MPC Live bietet die X ein größeres Display,
mehr Bedienelemente und Anschlüsse, was sie zur
zwei MIDI-Ins und vier Outs, zwei USB-Ports für externe Datenträger und MIDI-Controller, ein Anschluss für SATA-Festplatten, ein
1699 Euro gesteuerte Parameter abzulesen ist. Das tere können die acht verfügbaren CV-Outs mer vonstatten: SAMPLER-Button drü- Kensington Lock als Diebstahlschutz und die USB-Verbindung für den Rechner. komfortableren Lösung macht. Top! r

78 Beat 10 | 2017 Beat 10 2017 79

Gratis auf DVD: Sound Forge Audio Studio 10

Die eigene Promo-CD 1
Setup
2
Pegel
3
Angleichen

Gratis auf DVD: Sound Forge 10

Viel vorzubereiten gibt es nicht, lediglich
Wer eigene Musik produziert, kommt früher oder später an den Punkt, sie der Öffentlichkeit präsentieren unsere VST-Plug-ins wollen wir einbin-
zu wollen. Sei es zum Publikmachen, zum Vorstellen bei Veranstaltern zwecks potenziellen Bookings oder den. Dazu wählen wir unter Optionen die
schlichtweg zum Verkaufen. Und so sehr die digitalen Medien vorherrschen, physische CDs sind nach wie vor Präferenzen und geben bei VST-Effekte den
gefragt. Den passenden Master-Rohling fürs Presswerk erstellen wir uns jetzt. von M. Scherer & A. Bota-Weber Plug-in-Ordner an. Per Aktualisieren werden
die Plug-ins geprüft und lassen sich über die
Effektfavoriten aufrufen. Wenn Sie später
weitere Plug-ins hinzufügen, wählen Sie die
Option Neu erstellen nach Plugin-Name,
um das Menü upzudaten. 1
Weitere Infos:
www.magix-audio.com
Seriennummer: www.serialcenter.de
Laden Sie alle Tracks für die CD. Damit
die CD später nicht übersteuert, prüfen
Sie bei jedem Track die maximale Lautstär-
ke, indem Sie unter Extras die Statistik
wählen. Der Maximale Samplewert gibt die
höchste Lautstärke an und sollte nicht über
-0.4 dB liegen, da manche CD-Player sonst
clippen, aber auch nicht darunter. Im Verar-
beiten-Menü finden Sie mit Lautstärke die
passende Funktion. 1
Damit können Sie den Pegel passend
absenken oder anheben. Für Feinein-
stellungen halten Sie [STRG] gedrückt. Am
Ende sollten alle Tracks einheitlich laut wahr-
genommen werden. Dafür ist die maximale
Lautstärke zwar noch kein guter Indikator,
doch wir brauchen später die einheitliche
Basis für alle Tracks. Wiederholen Sie Schritt
2 für alle Tracks und erzeugen anschließend
mit [STRG+N] eine neue Audiodatei. 1

Video-Import
Preview
Das Preview-Fenster zeigt Frame-ge-
nau die Position Ihres Arbeitsschrit-
tes an. So lassen sich alle Edit- und
Magix spendiert Beat-Lesern die Vollversion ihres Audio-Editors Sound Forge Audio Studio 10.
SF Audio Studio 10 besitzt einen Video-Import und zeigt FX-Optionen perfekt auf den

Seien es nun das Aufnehmen von Podcasts, das Faden, Schneiden, Normalisieren oder Mastern von
neben der Audio-Spur in diesem Fall auch die Video-Spur mit Audio-Clip anpassen..

4 5 6
an, um die Bild-synchrone Bearbeitung zu erleichtern..
Kopieren Details Brennen
Kopieren Sie den ersten Track hinein, Aus den Effektfavoriten können Sie Die finale Master-CD für das Presswerk
wählen ihn komplett aus und erzeugen einen Limiter laden, etwa die Freeware brennen wir mit der Disc-at-Once-Funk-
mit [R] eine Region. Falls Sie eine Pause LoudMax [1] und den Track damit lauter ma- tion aus dem Extra-Menü. Aktivieren Sie den
zwischen den Tracks wünschen, wählen Sie chen. Die Gain Reduction sollte sich maximal Puffer, stellen bei Geschwindigkeit sicher-

unter Einfügen die Option Stille und stellen
bei am: das Dateiende ein. Kopieren Sie auf
diese Methode alle Tracks in den neuen. Fällt
ein Track zu leise aus, doppelklicken Sie in
Edit-Sektion seine Wellenform. Damit wird die komplette
Wie jeder hochwertige Region gewählt. 1
Editor besitzt auch SF
zwischen -3 bis -6 dB bewegen. Sind alle
Tracks homogen, wählen Sie unter Ansicht
bei Metadaten und Alle anzeigen die Option
rechts verankert. Geben Sie in der Regions-
liste die Namen der Tracks ein und bei Über-
sichtsinformationen weitere Details. 1
Tracks, das Digitalisieren der Plattensammlung, Erstellen von Soundeffekten für Videos oder das
heitshalber einen mittleren Wert ein und
lassen die CD Erst testen, dann brennen.
Nach dem erfolgreichen Brennen sollten Sie
die CD noch in einem Player prüfen. Ist alles
in Ordnung, kann die CD ab ins Presswerk,
wie etwa HOFA-Media [2]. r

Basteln neuer Loops für die DAW – professionelles Arbeiten war noch nie so intuitiv. Der Clou: die
Audio Studio 10 eine
Sample-genaue Wellen-

Gönne deiner Maus

form-Darstellung der
Audio-Kanäle. Präzise

mal ’ne Pause!

Schnitte, FX, Fades
oder Dynamik-Opera-
tionen werden so zum

Kinderspiel..
Vocal Eraser
Mit im Paket enthalten ist iZo-
topes Vocal Eraser. Mit wenigen
Klicks lässt sich damit aus Mixen
BEATPERSONALITY
sehr zuverlässig die Gesangs-
Portrait: Dapayk & Padberg
stimme entfernen..
beiden iZotope-Tools Vocal Eraser und Audio Enhancer sind im Bundle bereits enthalten. Seite 44
FaderPort 8 – der geniale DAW Production Controller
Natürlich kann man im Studio nicht komplett
auf die Maus verzichten, aber zum Aufnehmen,
Editieren, Mischen und Automatisieren ist der
Audio Enhancer FaderPort 8 mit seinen berührungsempfindlichen
Der ebenfalls enthaltene Audio Enhancer 100-mm-Motorfadern und den 63 Tastern
ein kongenialer Partner, der nicht nur den
ist weit mehr als ein parametrischer EQ.
Workflow erheblich beschleunigt, sondern
Reverb, Exciter, Maximzer und Widener
machen das Tool zur Klang- und Dyna-
das Arbeiten insgesamt entspannter
und stressfreier macht.
BEATPERSONALITY
Portrait: Dapayk & Padberg
mik-Geheimwaffe..
Ein Komfort, der Ihren Produktionen
zugute kommt!

facebook.com/PresonusGermany

Porträt: Dapayk & Padberg

twitter.com/PresonusGermany
Vertrieb für Deutschland, Österreich und Benelux:
44 Beat 10 | 2017 [1] http://loudmax.blogspot.de [2] hofa-media.de hyperactive.de/Presonus Hyperactive Audiotechnik GmbH
Beat 10 |–2017
www.hyperactive.de
45

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Rückzugsräume aus Musik!

Das aktuelle Album (Harbour) dieses irgendwie so ganz anderen Dream Teams wirkt nah, intim, in den richtigen
05.07.2017 14:50:27

Momenten leise und in anderen energetisch. Elektronische, stimmungsvolle, schwebende Songs. Staubige

Porträt: Dapayk & Padberg

Vintage-Gefühle: mit Erdung in tiefem Bass, in verhallten Beats, trippig oder trödelnden Synthies und Eva Padbergs
schwebender, hauchiger Stimme. Es erzeugt beim Hören das Gefühl, dass es dir etwas Geheimes preisgibt. Etwas
Zartes … vielleicht über seine Macher. Wie sich Romantik, Rotwein und relativ rastloses Leben vertragen, erzählten
Niklas Worgt aka Dapayk & Eva Padberg Beat-Autor Frank Eckert. Fotos: Patrice Brylla

K
eine Katastrophen, keine Paparazzi-Dramen,
auch keine Achterbahn-Musik. Dapayk & Pad-
berg sind, ob als Live-Act oder Künstler im
Longplay-Format, längst etablierter und beständi-
ger Bestandteil der elektronischen Szene. Im Ge-
Beat / Der andere, so scheint mir bei diesem, eu-
rem vierten Album, ist die Musik. Die verzich-
tet diesmal nahezu gänzlich auf Club-Ästhetik,
während die vorherigen Alben noch zwischen
Song-haftem und klarem Clubformat vermittel-
mit dem Notizbuch im Garten da, ein anderes Mal
spielt mir Niklas einen Loop, der gerade entstan-
den ist, vor. Und manchmal entstehen eben genau
durch die Musik erst entsprechende Bilder im Kopf,
die ich niederschreibe.

spräch fällt sofort ihre Bodenständigkeit auf – von
Padbergs unkomplizierter Jogginghose und zeit-
los einfachem Sweatshirt zum offenherzigen und
im Bezug auf Technik Nerd-freien Ton Dapayks.
Sie sind gut 20 Jahre ein Paar, musizieren mehr als
zehn Jahre Live und auf Tonträger im Albumformat.
Auf dem vierten Album, Harbour, machen sie sich
ten. Techhouse mit Gesang, oder so … ich werde
so ein Gefühl nicht los, hier liegt jetzt ein musika-
lisches Poesiealbum vor.
Eva / Haha, ja, warum nicht, da ist schon viel Emo-
tionales drin, aber ansonsten würde ich sagen,
Weinkarte statt Poesiealbum. Denn Rotwein spielte
schon eine Rolle bei unserer Arbeit. Wobei das jetzt
Ihr neues Album wirkt nah, intim, in den richtigen Momenten leise und in anderen energetisch.
Niklas / Ich biete Eva natürlich nur Loops an, die ihr
auch gefallen (lacht).
Beat / Klar! Und was mag Eva am liebsten?
Niklas / Das ist eine ganze Bandbreite. Aber Sounds,
die Eva meist gefallen, sind immer aus der emotio-
nalen Richtung. Da hab ich selber auch ne gewisse

Elektronische, stimmungsvolle, schwebende Songs. Staubige Vintage-Gefühle – mit Erdung in tie-

auf zu einem Hafen, in dem ihr Liedgut zeitlos mit
sanften Wellen überschwappt, auf dem elektroni-
sche Songs mit viel Ambiente vorherrschen. Die
fühlen sich nicht mehr im Club zuhause, sondern
formen emotionalen, Listening-betonten Sound zu
Songs samt Einflüssen aus Electronica, Deepho-
use, Dub, Downbeat und ihrem Fundament aus
nicht heißen soll, wir haben uns besoffen. Der Kre-
ativprozess dieses Albums entstand zu großen Tei-
len in unserem Häuschen in der Uckermark. Noch
so ein Rückzugsort, ein entspannter wie auch krea-
tiver. Wenn wir dort sind, wird tagsüber immer viel
im Garten gemacht. Am späteren Nachmittag, nach
der Gartenarbeit, gönnen wir uns einen guten Rot-
Prägung, durch Synthies und Strings aus den mitt-
leren 90ern etwa, damals mochte ich Drum-n-Bass
auch sehr. Eva mag es auf jeden Fall, wenn ich mit
Streichern arbeite! Daneben ist sie bei der Sound-
auswahl im Grunde nicht so extrem beteiligt. Ich
baue für sie meist einen Loop, der eine Stimmung
enthält. Das sind dann so kleine Arranges von rund

Bass en masse. Harbour dürfte Wohnzimmern,
Freiluft-Lounges, Spotify-Urlaubs-Playlisten und
WG-Küchen zum 1A-Soundtrack gereichen. Rück-
zugsräume aus Musik!
Mit Dapayk und Padberg, die es sich samt in-
nig geliebtem Hund auf ihrem heimischen Sofa
bequem gemacht haben, sitze ich per Videoch-
wein. Und machen Musik.
Beat / Ist das ein besonders vertrautes Erlebnis,
als Paar zu musizieren? Muss man sich manchmal
fragen, ob man nicht zu viel preisgibt, da draußen?
Schließlich interessiert sich ja heute jede und jeder
in den sozialen Medien wahnwitzig für die Privat-
fem Bass. Und über allem: Evas hauchige Stimme. Wie sich Romantik, Rotwein und relativ rastloses
zwei Minuten. Ich denke eh, wir wissen intuitiv ganz
gut, was für uns funktioniert. Wir kennen uns weit
über zwanzig Jahre!
Beat / Woher kommen gemeinsame musikalische
Inspirationen? Ich musste bei dem neuen Album
öfters an zeitgenössischen UK-Sound denken, mit

at zusammen. In einem Interview mit der Berliner
Morgenpost sagte Padberg, für sie seien Hunde das
Geheimnis ihrer fortwährenden Liebe. Gut … die
schrauben nur keine Tracks … und mir scheint ge-
heimnisvoll, wie die zwei Vielflieger noch zum Ru-
hepuls und Kreativprozess gelangen. Ich stelle mir
vor, gemeinsame Quality-Time ist, bei den Leben,
die beide führen, rar. Hier das Topmodel Padberg,
da der viel gebuchte Techno-Live-Act Dapayk …
und dazwischen? Entsteht dann noch Musik, die
tatsächlich klingt, wie der Pressetext verspricht.
Harbour ist wirklich so ein Album voller Romantik,
Geborgenheit und Wärme.
MIDI-Daten, Beat / Ist das euer Lieblingsplatz, das Sofa – und –
Plug-ins & sitzt ihr da ausreichend oft?
Presets auf DVD
Niklas / Ja schon, so oft es eben zu zweit geht. Und
doch, wir kommen schon dazu, unsere Rückzugs-
räume zu finden, das hier ist einer davon.
leben der anderen – und in deinem Fall, Eva, stehst
Du noch im Fokus ganz anderer Linsen.
Eva / Ja, aber auf wundersame Weise lässt sich das
Model- und das Musiker-Leben seit Ewigkeiten su-
per trennen. Und wir sind das ja nun lange gewöhnt,
ob für die Alben oder Live. Bisher kamen mir solche
Gedanken nicht. Ich denke eher, es ist schön, wenn
man was preisgibt, ich hab da keine Ängste, dass
dann auf so einem Album oder einem Song etwas
landet, das niemand sehen oder hören soll. Es geht
ja auch eher um meine Beobachtungen, als immer
um mich selber. Es geht in den fertigen Songs oft
um Sachen, die man aus der Umwelt mitbekommt,
um Emotionen.
Beatoskop: Dua Lipa – New Rules
Beat / Was entsteht zuerst, die Gesangsidee, die
Musik?
Eva / Das ist ganz unterschiedlich: Manchmal habe
ich Song-Notizen auf meinem Handy, dann sitze ich
Leben vertragen, erzählten Niklas Worgt und Eva Padberg im Interview. Seite 38
viel Bass, schweren Stimmungen, Drama, Ausläu-
fer-Momenten der Breakbeat-Kultur. Sachen wie
Synkro, SBTRKT oder so!?
Niklas / Also zunächst mal kommen die Inspiratio-
nen aus uns. Und ja, tatsächlich, wir hören viel Mu-
sik aus Großbritannien. Ich glaube, da gibt es ein-
fach eine sehr internationale Qualität der Stücke.
Wenn man ‚dürfte’, wären wir vielleicht noch mehr
in der Richtung UK-Sound unterwegs, aber das
fühlen hier eben doch nicht alle so. Ich denke, die
Bandbreite an Musik, die wir mögen und auch sel-
ber schon gemacht haben, ist schon für beide aus-
schlaggebend und fließt automatisch ein.
WORKBEAT
Beat / Wie viele Jahre macht ihr den Live-Act nun
schon?
Niklas / Ich glaube, den Live Act machen wir seit
2004. Doch, müsste stimmen. Doch, ja, da hängt bei
den Eltern noch das Poster.

38 Beat 10 | 2017 Beat 10 | 2017 39

Beatoskop: Dua Lipa – New Rules

1
Neue Regeln
Mit „New Rules“ hat Senkrechtstarterin
Dua Lipa einen der Sommer-Hits des Jahres
vorgelegt. Darin treffen tanzbare Beats auf
sinnlichen Gesang und moderne Synth-Klänge.
Im Folgenden bauen wir drei der Sounds aus
dem Song nach. Erzeugen Sie zunächst ein neues
Projekt mit einem Tempo von 116 BPM in Ihrer
2
Chords
Für den entsprechenden Pluck-Klang laden
wir Synapse Audio DUNE LE als virtuelles
Instrument und wechseln zu dem Init-Patch in
Bank C. Wählen Sie für beide Oszillatoren die
Rechteckwellenform und stellen Sie Osc Mix auf
37%. Stimmen Sie den zweiten Oszillator eine
Oktave höher. Der angestrebte Klang aus „New
3
Klangverlauf
Wählen Sie dazu den Filtermodus LP Lad-
der 24dB und stellen Sie Cutoff auf 14%
und Env auf 60%. Justieren Sie dann die Hüllkur-
ven für den gewünschten Klangverlauf wie ge-
zeigt. Durch eine Modulation der Decay-Phasen
Beatoskop: Dua Lipa – New Rules
Die Britin Dua Lipa arbeitet seit ihrem 15. Lebensjahr auf den Erfolg in der Musikwelt hin. Mitt-
der Filter- und Lautstärkehüllkurven können Sie
für einen noch knackigeren Klangverlauf sorgen.

»Ich möchte meine

DAW. Wir beginnen mit den Synth-Akkorden, mit Rules“ ist deutlich dumpfer, wobei sich das Filter Nehmen Sie dazu die abgebildeten Zuweisungen
denen der Song startet. 1 anfangs kurz öffnet. 1 in den Zeilen 3 und 4 der Matrix vor. 1

Tourtermine

eigene Marke sein!«

19.10. | München
20.10. | Frankfurt

lerweile kann sie die Crème der Pop-Prominenz ins Studio einladen. Mit „New Rules“ hat die
21.10. | Luxemburg
24.10. | Köln
25.10. | Berlin
27.10. | Hamburg

Die Britin Dua Lipa arbeitet seit ihrem 15. Lebensjahr auf den Erfolg in der Musikwelt hin. Mittlerweile kann sie die
Crème der Pop-Prominenz ins Studio einladen. von Thomas Raukamp & Mario Schumacher

4 5 6
Effekte Sub-Bass Fine-Tuning

F
ür jeden Künstler gibt es den Moment, in dem
er realisiert, dass er zum internationalen Pop-
star gereift ist. So auch für Dua Lipa: Neben ihr
im Studio saß niemand Geringerer als der Sänger
der Gruppe Coldplay, der mit ihr den Song „Heart-
felt“ aufnahm. „Ich dachte nur: ,Das ist verrückt!
schritte auf dem Spielplatz zur Musik von Jame-
lia und Ciara. Dieser Bewegungsdrang brachte sie
zu Wochenendkursen an der renommierten Sylvia
Young Theatre School in der britischen Hauptstadt,
wo schon Amy Winehouse und Rita Ora buchstäb-
lich ihre ersten Karriereschritte machten.
One“ angeboten wurde, zögert sie zunächst. „So
sehr ich den Song auch mochte, so sehr zweifelte
ich doch gleichzeitig daran, ihn aufzunehmen“, sagt
sie, „denn ich hatte ihn ja nicht selbst geschrieben.“
Schließlich überwand sie aber ihren Stolz und wil-
Programmieren Sie im Anschluss die
dargestellten Akkorde im Piano-Roll-Editor
Ihrer DAW. Für einen prägnanteren Anschlag und
die angestrebte Tiefe sorgen die Effekte u-he
Presswerk [1] und TAL-Reverb-4 mit den gezeig-
Aktivieren Sie den Wiedergabemodus
Mono. Bei diesem Klang reicht der erste
Oszillator mit der Rechteckwellenform aus.
Wählen Sie für den gewünschten dumpfen Sound
das Filtermodell Lowpass 24dB an und stellen
Nehmen Sie dazu folgende Zuweisung in
der Matrix vor: Source: LFO 1, Amount: +4,
Destination: Pulse Width. Stellen Sie bei LFO
1 eine Rate von 1.6 Hz ein. Der Anschlag des
Sounds wird schließlich durch eine Modulation
Senkrechtstarterin einen der Sommer-Hits des Jahres vorgelegt. Darin treffen tanzbarer Beats auf
ligte dennoch ein – und erntete prompt die Früchte ten Einstellungen. Im Chorus des Dua-Lipa-Hits Sie Key Track auf 30%, sodass sich das Filter bei der Oszillatortonhöhe durch die erste Hüllkurve

sinnlichen Gesang und moderne Synth-Klänge. Im Beatoskop bauen wir drei der Sounds aus dem
Das ist der Typ, den ich bisher nur aus dem Radio Der vermeintliche Einbruch kam mit 11, als Duas des Erfolgs: „Letztlich hat mich ,Be the One’ in die liefert ein Sub-Bass ein voluminöses Fundament. höheren Noten etwas weiter öffnet. Noch klingt betont. Dazu ist folgende Modulationszuweisung
kannte und dem ich auf Musikfestivals nachgereist Eltern sich entschlossen, in den Kosovo zurückzu- Position versetzt, meine eigene Musik veröffentli- Auch dieser Sound ist eine leichte Übung für der Bass etwas statisch. Abhilfe schafft eine nötig: Mod Env, +12, Osc 1 Semi. Die Hüllkurven 1
bin!’“, beschreibt die 22-Jährige ihre Gefühle bei kehren – eine fast erdrückende Entscheidung für ein chen zu können.“ Was will man mehr? DUNE LE. Starten Sie erneut mit dem Init-Patch. 1 leichte Pulsweitenmodulation. 1 und 3 sind wie gezeigt anzupassen. 1
der für sie noch immer etwas surreal anmutende lebenshungriges Mädchen, das bereits den Rummel Trotzdem glaubt sie nicht daran, dass Sänger
Zusammenarbeit. der musikalischen Welthauptstadt London in sei- immer zwingend ihre eigene Musik schreiben müs-
Tatsächlich, seit ihrem Singledebüt im Jahr nen Adern beherbergte. Als eine ältere Freundin sen. Besonders bei Frauen wäre die Rechnung zu
2015 ging es für die junge Britin stetig bergauf. Sat-
zurück nach Großbritannien ging, überredete sie einfach, dass man einfach nur gut aussehen und die

Song nach. Seite 16

te 28 Wochen hielt sich der wunderbar luftig kom- ihre Eltern mit 15, sie mitziehen zu lassen, um in richtigen Songwriter haben müsste, um erfolgreich
ponierte Ohrwurm „Be the One“ in den deutschen Vollzeit zu studieren. Das Hauptproblem? Der täg- zu sein. „Sieh dir Rihanna an“, verweist Dua Lipa
Charts – und in ihrer Heimat Großbritannien brach- liche Haushalt: „Auf einmal wischte niemand mehr auf das vielleicht bekannteste Beispiel einer erfolg-
te sie es bereits auf vier Top-15-Platzierungen. Mit nach mir auf – und das war zunächst nicht einfach“, reichen Interpretin. „Ich bin mir sicher, dass sie die
ihrem ersten, nach ihr selbst benannten Album un- sagt Dua Lipa über ihre erste Zeit auf eigenen Füßen Songs auf ihren Alben selbst ganz genau auswählt,
term Arm geht es im Herbst auf Europatournee, im heute rückblickend. „Aber so wurde ich schneller um sie dann zu ihren eigenen zu machen. Sie er-

Oktober stehen auch fünf Termine in Deutschland
auf dem Plan.
Früh auf eigenen Füßen
Der rasante anmutende Aufstieg geschah jedoch
nicht über Nacht. „Wenn mich die Leute als Kind
fragten, was ich später werden wollte, antwortete
SOFTWARE & SAMPLES de der Manager der psychedelisch-lasziven Lana
AUF DVD
ich immer: ,Sängerin’. Ich hatte aber keine Ahnung,
ob das ein wirklicher Beruf wäre“, erinnert sich die
Musikerin heute. Geboren in London als Tochter
von albanischen Eltern, lernte sie ihre ersten Tanz- Anfang an selbst übernehmen. Als ihr etwa „Be the
erwachsen als andere Mädchen in meinem Alter.“
Ihre erste selbst aufgenommene Musik verbrei-
tete die Sängerin auf der Online-Musikplattform
Soundcloud. Und um sich den Lebensunterhalt in
der teuren Metropole zu verdienen, arbeitete sie ne-
benher in Clubs und als Model. Irgendwann wur-
Del Ray auf sie aufmerksam und verschaffte ihr ei-
nen Plattenvertrag bei Universal Music. Die Kont-
rolle über ihre Karriere wollte Dua Lipa dabei von
7 8 9
zählt praktisch ihre eigene Geschichte mit diesen
Liedern.“ Bassline Trompeten Fine-Tuning
Stellen Sie eine Pitch-Bend-Intensität von So fährt er im Chorus des Hits ein Trompe- Es empfiehlt sich, den Staccato-Sound auf
Planziel Wiedererkennbarkeit 12 Halbtönen ein. Programmieren Sie nun tenensemble auf, das jedoch nur eine Note der MIDI-Note E3 aufzunehmen und die
Und die Zukunft? Dua Lipa möchte sich vor allem die abgebildete Bassline im Piano-Roll-Editor spielen darf. Das Ergebnis ist ein einfacher, aber resultierende Audiodatei im Projektfenster Ihrer
als eigene „Marke“ etablieren. „Wenn du Ed Sheer- und zeichnen Sie den entsprechenden Pitch- ungemein effektiver Hook, der den Rhythmus DAW zu arrangieren. Platzieren Sie die Audioda-
an im Radio hörst, erkennst du sofort, dass er es ist. Bend-Verlauf in Takt 2 und 4 ein. Das Plug-in perfekt ergänzt. Den geeigneten Grundsound lie- tei auf jeder Viertelnote des Takts und ziehen Sie
WORKBEAT
Workshop: Remixe
Ich möchte, dass die Leute meine Stimme oder mei-
nen Namen hören und sagen: ,Hey, das ist doch das
Voxengo Tube Amp spendiert dem dumpfen Bass
mehr Obertöne. „Understatement kommt immer
fert die Artikulation Short des Patches Trumpet
Section aus der Library von Native Instruments
den Start der Audioobjekte für ein tightes Timing
leicht vor. Das Plug-in TAL-Reverb-2 spendiert
Mädchen, das Be the One gesungen hat.’.“ Auf dem cool!“, dachte sich vermutlic Ian Kirkpatrick, der Kontakt 5. Aber auch andere Sample-Player dem Trompetenensemble schließlich einen
besten Weg dazu ist dieses Mädchen bereits. Produzent und Co-Writer von „New Rules“. 1 bieten vergleichbare Instrumente. 1 dezenten Raumklang. r

DRUMKIT BASTELN
16 • Beat 10 | 2017 Beat Constructor: Remixe [1] Demo: www.u-he.com Beat 10 | 2017 • 17

Die eigene Interpretation

Das Ziel von Remixen war schon immer, eine Songidee einem anderen Pub- Projektinfos

1 2 3
likum zugänglich zu machen. Egal, ob Sie selbst remixen oder Ihre Tracks Material: DAW, Sampler, D16 Frontier, Oril River Schneiden In den Sampler Filter
„von Dritten interpretieren“ lassen, in der Summe erreichen Sie meist eine Reverb, Geist Lite, MTuner, MAutoPitch Ein guter Ansatz zum Starten ist die Verwen- Bei der Kick spielt jeweils das Hi-Hat in den Drehen Sie Cutoff zur Hälfte zu lassen
Zeitaufwand: 2-3 Stunden dung der Sounds des Originals. Um diese aber Release der Kick hinein, was es schwierig ihn per Hüllkurve kurz öffnen, also mit
größere Hörerschaft. Doch nicht nur das: Im Idealfall können Sie mit einem Inhalt: Drumkit und Instrumente aus Stems erstellen, nicht 1-zu-1 zu übernehmen, bietet es sich an, macht, die Kick auf einem abweichenden Tempo Envelope Amount auf volle Pulle. Die Regler

Constructor: Remix
Remix sogar eine höhere Liga erreichen. Kein Wunder also, dass Remixe ein Stems slicen, Audio zu MIDI konvertieren.
einerseits ein Drumkit mit den Drums aus den zu nutzen. Schneiden wir sie aber ab dem Hi-Hat, der Hüllkurve stellen wir auf null, Decay auf
gängiges Mittel zum Zweck sind und wir das Thema ausführlich beleuchten. Schwierigkeit: Fortgeschrittene
Stems zu erzeugen und andererseits Instrumente wird sie zu kurz. Aber kein Problem, das behe- etwa 100 ms (variieren Sie Decay je nach Kick).

von Marco Scherer

Daten zum Workshop: aus den melodischen Sounds. Die „BEAT“-Spur ben wir gleich per Filter. Laden Sie die Drums in Dadurch bleiben das Klicken und der Tiefbass
bit.ly/RemixConstructor der Stems enthält nur drei Sounds: Kick, Kick Ihren Sampler und verteilen sie auf verschiedene beim Ausklingen unberührt, aber das Hi-Hat ver-
mit Snare und Hi-Hat. Die schneiden wir aus und Noten. Für die beiden Kicks aktivieren wir ein schwindet. Stellen Sie auch die restlichen Drums
speichern sie als separate Samples. 1 Tiefpassfilter. 1 der Stems frei und laden sie in den Sampler. r

EINLEITUNG INSTRUMENTE ERSTELLEN

Das Ziel von Remixen war schon immer, eine Songidee einem anderen Publikum zugänglich zu ma-
1 2 3 1 2 3
Offene Fragen Wettbewerbe Remix-Portale Sounds finden Ausschneiden Neue Bassline
Das Warum für einen Remix haben wir in der Die Planung übernimmt hier für gewöhnlich Zu den renommiertesten Portalen gehören Nach ähnlichem Prinzip wie bei den Drums Zum Erkennen der Tonart bieten sich Mit dem Sound können wir eine komplett

Einleitung bereits erläutert. Also stellt sich
die nächste Frage: Selbst remixen oder remixen
lassen? Haben Sie einen eigenen Track fertig,
spricht nichts gegen Remixe von Label-Kollegen
oder bekannten Acts aus der jeweiligen Szene.
Zwar erhalten Letztere dafür gewöhnlich eine
Bezahlung, jedoch kann ein solcher Remix einen
das Label. Beim anderen Szenario, nämlich
wenn Sie selbst einen Remix anfertigen wollen,
stellt sich die Frage: Wie komme ich zu einem
solchen Auftrag? Die Antwort ist einfach: Im In-
ternet gibt es Webseiten, auf denen Wettbewerbe
angeboten werden, die mit einer Veröffentli-
chung auf einem bekannten Label werben, oder
chen. Egal, ob Sie selbst remixen oder Ihre Tracks „von Dritten interpretieren“ lassen, in der Summe
Splice [1], Metapop [2], Remixcomps [3] macht es absolut Sinn, Sounds des Originals Gitarren-Tuner an, wie die Freeware MTuner neue Bassline einspielen und sind unab-
und Wavo [4], jedoch finden sich in Google noch zu verwenden, um im Remix einen direkten Be- von Melda. Schneiden Sie die letzte Note vor der hängig vom Originaltempo. Also nehmen wir ein
weitere Seiten mit seriösen Contests [5]. Aber zug herzustellen. Sie können diese direkt über- ersten Pause der Bassline aus, speichern sie als eher housiges Pattern bei 128 BPM auf. Wenn Sie
auch abseits der Wettbewerbe spricht nichts da- nehmen, nur kurze Loops herausschneiden oder Datei und laden sie in Ihren Sampler. Alternativ es etwas experimenteller mögen, schneiden Sie
gegen, sich ungefragt an den Remix eines Songs Ausschnitte zu Instrumenten umfunktionieren. können Sie die ganze Bassline in Ihren Sampler nicht exakt eine Note aus dem Original heraus,
zu wagen und dem Label ein fertiges Produkt zu Letzteres gehen wir mit dem „AGGRESIVE BASS laden und die Note per Start- und Endpunkt sondern einen Ausschnitt mit mehreren Noten
präsentieren. Nur vorher publizieren sollten Sie 1.wav“ an. Die Bassline startet mit der Grundton- freistellen. Da die Grundtonart C ist, müssen wir und drehen dann Release im Sampler auf. Da-

erreichen Sie meist eine größere Hörerschaft. Doch nicht nur das: Im Idealfall können Sie mit einem
Release durchaus drastisch pushen. 1 Geld- und Sachpreise bieten. 1 den Remix unter keinen Umständen. r art des Songs, daher bedienen wir uns dort. 1 die Root-Note nicht anpassen. 1 durch können reizvolle Instrumente entstehen. r

REMIX STARTEN

1 2
Mit einer Klappe
Einen Remix anzufertigen, bringt gleich
mehrere Nettigkeiten mit sich: Zum einen
Remix sogar eine höhere Liga erreichen. Kein Wunder also, dass Remixe ein gängiges Mittel zum
3
Vorbereitung Durchhören
Für unseren Workshop-Remix haben wir Da wir die Songstruktur nicht übernehmen
den Contest zu „No Games“ von Sickick ge- wollen, schneiden wir die Dateien gleich

Zweck sind und wir das Thema ausführlich beleuchten. Seite 46

muss man sich nicht selbst ein Songmotiv aus
den Fingern saugen, denn dieses wird durch das
Original vorgegeben. Somit kann die Inspiration
entspannt in andere Bereiche fließen. Zum an-
dern ist auch der Lerneffekt nicht zu verachten,
immerhin erhalten Sie Einblick in die Sounds und
Arrangements anderer Produzenten. 1
wählt. Sie können alle folgenden Schritte jedoch
auf jeden beliebigen Song anwenden. Nach dem
Erhalt der Remix Dateien – in diesem Falle Stems
– beginnt zunächst das Sichten aller Spuren.
Laden Sie diese in einen Audioeditor oder Ihre
DAW, hören alle nacheinander durch und markie-
ren Ihre Favoriten. 1
in kleine Häppchen und Loops. Die lassen sich
leichter handhaben als lange Stems. Das Tempo
ist in der Regel angegeben, lässt sich aber auch
leicht herausfinden, wenn Sie einen sauberen
Loop schneiden (siehe Loops Constructor in den
Daten) und in Ihre DAW laden. Dort wird das
Tempo für gewöhnlich korrekt erkannt. r

46 Beat 10 | 2017 Beat 10 | 2017 47

FL-Studio-Beat Druck.indd 1 17.08.2017 11:22:11

8 Beat 10 | 2017
Magazin
Fakten | Meinung | News | Produkte

von Kai Chonishvili

Rane Twelve DJ-Controller

Rane DJ präsentiert den Twelve Battle Controller für Serato DJ, ein einfaches,
motorisiertes DJ-Controller-System ohne Nadelsprünge und hüpfende To-

Ableton Loop 2017

narme. Twelve hat alle Charakteristiken und die Einfachheit eines „traditi-
onellen“ direkt angetriebenen Plattenspielers, nur eben ohne einen Tonarm
und Tonabnehmer. Um den Workflow konsistent zu einem Turntable zu hal-
ten, gibt es praktisch keine Veränderung im Layout oder der Größe, lediglich
an der Stelle des Tonarms ist ein Multifunktions-Touchstrip zur Titelsuche
und für Hot Cues platziert.
Mit einem Metallgehäuse präsentiert sich der Twelve robust verarbeitet
und ist „Battle ready“ für Scratch-DJs konzipiert. Mit an Bord ist ein Pitchfa-
der mit einstellbarem Pitchrange ±8, ±16 & ±50% und einen traditionellen Mo-
tor-aus-Schalter für den klassischen Turntable-Effekt.
http://dj.rane.com
Wie in den letzten Jahren findet auch 2017 die Konferenz für Musiker, Loop,
im Funkhaus Berlin statt. Das von Ableton initiierte Event bringt Musiker, Per-
formances, Diskussionsrunden, Konzerte und Workshops zusammen. Loop
findet vom 10. bis 12. November statt und wird von Ableton erneut im Funk-
haus Berlin veranstaltet, dem eindrucksvollen und ehemaligen Rundfunk-
komplex der DDR. Wer Loop 2017 besuchen möchte, kann sich online an-
melden. Die Konferenzsprache ist englisch.
loop.ableton.com

Roland DJ-202 und DJ-505

Mit dem DJ-202 und dem DJ-505 schickt Roland gleich zwei Controller für Se-
rato ins Rennen um die Gunst der DJs. Der 202 bietet die Features und Bedi-
enbarkeit eines vollausgestatteten Controllers in einem portablen Gerät und
basiert auf dem Konzept des Roland-Flaggschiffs DJ-808. Er ermöglicht DJing,
Remixen und das Produzieren von Beats während Live-Performances und in
Studio-Sessions.
Der DJ-505 ist ein 2-Kanal-Controller für Serato DJ mit vier Decks, der
die Performance-Möglichkeiten von Serato DJ mit den Sounds und dem Se-
quencing der Roland Drum Machines TR-808, TR-909 und künftig auch TR-
606 und TR-707 verbindet.
www.rolandmusik.de

10 Beat 10 | 2017
Push
Musik mit den Händen formen

Ableton.com
BEATMAGAZIN
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Nachgelegt: TR-08, SH-01A und SP-404A

Roland stellt mit dem TR-08 Rhythm Composer und dem SH-01A Synthesizer die jüngsten Mitglieder der
Boutique-Serie vor. Der ebenfalls neue SP-404A Linear Wave Sampler erweitert die AIRA-Serie um weite-
re Funktionen für den Live-Einsatz.
Die Roland TR-08 ist eine logische Konsequenz der TR-09 und präsentiert sich als eine extrem detail-
lierte und originalgetreue Nachbildung der legendären TR-808. Die 808 hat zahlreiche Musikstile maß-
geblich beeinflusst und ganze Genres definiert. Geliebt von Musikern und Produzenten auf der ganzen
Welt, gehört die TR-808 zu den begehrtesten elektronischen Musikinstrumenten überhaupt. Mit der TR-08
möchte Roland den Look, den Sound und das Feeling der originalen 808 in das hauseigene Boutique-For-
mat portieren. Neben den klassischen Features besitzt die TR-08 aber auch Kompressor, Gain, Tune und Wave Clavinet
Pan für ausgewählte Instrumente.
www.rolandmusik.de für die DAW
Das originale Clavinet ist ein bewährtes Instru-
ment in den Genres Funk, Fusion, Rock und Soul
und steht für einen markanten Lead-Sound, der
aber auch Percussion-ähnliche Klänge drauf hat.
Waves hat das Clavinet Model D6 gesampelt, wel-
ches schon von Berühmtheiten wie Stevie Won-
der, Led Zeppelin und Sly genutzt wurde. Das In-
strument besitzt wenige Kontrollmöglichkeiten,
soll aber dennoch ein breites Klangspektrum er-
möglichen. Passende Effekte wie Auto-Wah, Pha-
ser, Chorus und Reverb sind inklusive.
www.waves.com

Neu: Audio Studio 12

Sound Forge Audio Studio 12 unterstützt ab so-
fort die 64-Bit-Architektur. Der überarbeitete
Aufnahmedialog will eine noch bessere Kont-
rolle über alle relevanten Einstellungen liefern.
Mit den neuen Schnitttechniken Slice Editing
und Soft Cut lassen sich auch bereits gemach-

Günstiger
Monitor-Controller
Mit dem CMC2 ergänzt Drawmer sein Moni-
tor-Controller-Portfolio um eine besonders
kompakte Budget-Variante. Mit seinen auf das
Wesentliche reduzierten Abhörfunktionen rich-
tet sich der lediglich 16 mal 18 Zentimeter mes-
sende Monitor-Controller insbesondere an Ho-
merecording-Anwender. Das Gerät bietet zwei
Stereo-Eingänge für den Anschluss von zwei Ste-
reo-Abhören inklusive Mono-/Sub-Eingang für
den Subwoofer-Anschluss. Auf der Frontseite
stehen ein Aux-Eingang sowie ein Kopfhörer-An-
schluss zur Verfügung. Zur Kontrolle bietet der
CMC2 neben der Quellen- und Lautsprecher-
anwahl die wichtigsten Check-Funktionen, wie
Mono, Dim und Phase Reverse.
www.drawmer.com
te Schnitte bearbeiten und zudem um auto-
matische Crossfades ergänzen. Das Spectral
Cleaning-Werkzeug erlaubt das komfortable
Markieren und Entfernen von Störgeräuschen,
da das entfernte Material analysiert und durch
künstlich erzeugte Wellenformen ersetzt wird.
Der überarbeitete Workflow soll es zudem deut-
lich einfacher machen, alte Schallplatten oder
Kassetten zu überspielen und dann eventuelles
Knistern, Plopp- oder Brumm-Geräusche zu ent-
fernen. Die neuen Restaurationswerkzeuge sind
gezielt für verschiedene Störgeräusche entwi-
ckelt worden und korrigieren Ihre Aufnahmen
in wenigen Klicks.
www.magix-audio.com
DJ-Messe des Jahres:
Checkpoint.DJ
Checkpoint.DJ ist eine groß angelegte DJ-Messe,
wie sie es in Deutschland bislang nicht gibt. Na-
menhafte Aussteller stellen ihre neuesten Tech-
niktrends vor und laden dazu ein, ihre Produkte
vor Ort zu testen. Je nach Aussteller findet auch
ein Direktvertrieb zum Messepreis statt.
An fünf Checkpoints sind zudem Experten
am Start, die in Vorträgen und Workshops ihr
Wissen in den Bereichen Producing, Sound, Mar-
keting, Learning und Light weitergeben. Die Af-
tershow-Party am Sonntag gibt zudem die Gele-
genheit, mit Kollegen und Ausstellern zu feiern.
Die Checkpoint.DJ läuft am 12. und 13. No-
vember ab 10 Uhr im HCC in Hannover. Eine Ta-
geskarte kostet 15 Euro, die Dauerkarte für den ge-
samten Messe-Zeitraum ist für 20 Euro erhältlich.
www.checkpoint.dj

12 Beat 10 | 2017
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BEATMAGAZIN
Fakten | Meinung | News | Produkte
Check: studiodrive.de
Inspiration on the fly
Seit geraumer Zeit ist unser Sample-Portal studiodrive online – und wächst und wächst und wächst. Zeit für eine
Rückschau und Zwischenbilanz. Doch eines vorweg: Wer den Gratis-Service einmal genutzt hat, kommt so schnell
nicht wieder davon los. von Alex Bota-Weber
E
s klingt wie eine dieser typischen Grün-
dungs-Geschichten: Ein paar Leute sitzen bei
den üblichen Kaltgetränken zusammen, wagen
einen Blick in die Glaskugel und peitschen zu fort-
geschrittener Stunde lautstark Ideen vor sich her …
Eine dieser Ideen handelt von einem Sample- und
Plug-in-Archiv, online im Netz und quasi für jeder-
mann verfügbar. Kostenlos wäre schön, mit Daten-
bank und Media-Player noch besser.
Rückblick
Das Ganze klingt nüchtern betrachtet wie ein typi-
sches Media Asset Management, was eine zügige
und kostengünstige Umsetzung dank zahlreicher
Freeware-Systeme wie Razuna, Tactic oder Resour-
ceSpace realistisch erscheinen lässt. Schade nur,
dass fast alle diese Tools primär auf Bildergalerien
abzielen und Sounds, Loops oder Samples nach de-
ren Lesart offenbar nicht zu den „digitalen Werten“
zählen. Ein Rückschlag.
In diesem Moment kam unser Code-Guru Mar-
co Scherer in die Redaktion, für den es zu den all-
täglichen Herausforderungen gehört, Unmögliches
möglich zu machen. Und so konnten wir bereits
nach einer Woche die ersten Funktionen einer eige-
nen, selbst programmierten Online-Sample-Cloud
bestaunen, komplett ausgestattet mit User-Ver-
waltung, Datenbank, Sound-Player und Backend
zur Administration. Name, Logo und Optik waren
14 • Beat 10 | 2017
schnell gefunden – und drei Wochen später stand
eine erste Demo online, die wir nun mit einer Basi-
sausstattung an Samples befüllen konnten.
Erfolgsgeschichte
Von da an ging alles ziemlich schnell: Renommierte
Sample-Schmieden wie Prime Loops, Loopmasters,
Samplephonics oder Producer Loops waren schnell
überzeugt – schließlich war das Konzept einzigar-
tig und der Nutzen für alle Seiten immens. Bereits
wenige Wochen später konnten wir unseren Lesern
studiodrive.de als Sample- und Production-Cloud
vorstellen und schon kurz danach aus der Be-
ta-Phase entlassen. Das war im Frühjahr 2013.
Dreieinhalb Jahre später hat sich das studi-
odrive unter Musikern und Produzenten als einer
der wichtigsten Sample- und Production-Clouds
etabliert. Ein Blick in die Web-Statistik macht fast
schwindelig: Über 25.000 User haben sich mitt-
lerweile zu studiodrive.de angemeldet. Und das
mit gutem Grund.
Denn obwohl ein Teil der Inhalte den Heft-Abon-
nenten vorbehalten bleibt, kommen auch „norma-
le“ Besucher in den Genuss vieler Vorteile. Für alle
verfügbar ist zum Beispiel die wachsende Anzahl an
Rezensionen aktueller Soundpacks. Registrierte An-
wender haben zudem Zugriff auf das Plug-in-Archiv:
Über 1000 Synthesizer warten auf ihren Download.
Und natürlich lässt sich auch die Sample-Datenbank
In der Sample- und
Production-Cloud
stehen mittlerweile
50 GB Klangdaten
und weit über
1500 Teaser- oder
Sample-Packs online.
ohne Beat-Abonnement nutzen. Gäste können im-
merhin auch ohne Registrierung zehn Prozent des
Inhalts herunterladen. Zwanzig Prozent mehr be-
kommt, wer sich kostenlos auf studiodrive.de an-
meldet. Mit Blick auf den gesamten Inhalt von der-
zeit 50 GB Sounddaten stehen also immerhin 15 GB
zum freien Download bereit.
User-Feedback
Klar, dass studiodrive.de keinem reinen Selbst-
zweck dient, denn bei der Konzeption stand der
typische Studio-Anwender, der Musiker oder Pro-
ducer, im Mittelpunkt der Idee. Und so ist es nur
folgerichtig, diese kleine Zwischenbilanz mit Le-
ser-Feedback abzuschließen. Dass wir den Service
nicht als bloße Datenbank, sondern als Ideenge-
ber konzipiert haben, trifft genau den Nerv der An-
wender. So bestätigt auch ein Beat-Abonnent: „Ich
höre immer wieder mal in die Demos von studiodri-
ve.de rein. Wenn mich dann etwas inspiriert, geht es
los mit der Umsetzung. In anderen Fällen liegt schon
eine Song-Idee vor und es fehlt nur noch das gewis-
se Etwas, zum Beispiel Sound-FX.“ Auf Facebook
schreibt uns ein anderer: „Anfangs war ich skep-
tisch, weil ich ungern mit Samples arbeite, sondern
Sounds lieber selbst schraube. Und auch dafür ist
studiodrive.de eine tolle Inspirationsquelle.“
www.studiodrive.de | www.studiodrive.com
 CONNECT
AudioFuse ist ein revolutionäres Audiointerface, das mit seiner kompromisslosen Klangqualität,
dem intuitiven Workflow und der umfangreichen Konnektivität neue Standards setzt.
Es kombiniert den überlegenen Klang einer analogen High-End-Studiokonsole mit der Flexibilität
eines mobilen Interfaces in einem kompakten und hochwertigen Chassis.
MIDI-Daten,
Plug-ins &
Presets auf DVD
Beatoskop: Dua Lipa – New Rules
»Ich möchte meine
eigene Marke sein!«
Die Britin Dua Lipa arbeitet seit ihrem 15. Lebensjahr auf den Erfolg in der Musikwelt hin. Mittlerweile kann sie die
Crème der Pop-Prominenz ins Studio einladen. von Thomas Raukamp & Mario Schumacher
F
ür jeden Künstler gibt es den Moment, in dem
er realisiert, dass er zum internationalen Pop-
star gereift ist. So auch für Dua Lipa: Neben ihr
im Studio saß niemand Geringerer als der Sänger
der Gruppe Coldplay, der mit ihr den Song „Heart-
felt“ aufnahm. „Ich dachte nur: ,Das ist verrückt!
Das ist der Typ, den ich bisher nur aus dem Radio
kannte und dem ich auf Musikfestivals nachgereist
bin!’“, beschreibt die 22-Jährige ihre Gefühle bei
der für sie noch immer etwas surreal anmutende
Zusammenarbeit.
Tatsächlich, seit ihrem Singledebüt im Jahr
2015 ging es für die junge Britin stetig bergauf. Sat-
te 28 Wochen hielt sich der wunderbar luftig kom-
ponierte Ohrwurm „Be the One“ in den deutschen
Charts – und in ihrer Heimat Großbritannien brach-
te sie es bereits auf vier Top-15-Platzierungen. Mit
ihrem ersten, nach ihr selbst benannten Album un-
term Arm geht es im Herbst auf Europatournee, im
Oktober stehen auch fünf Termine in Deutschland
auf dem Plan.
Früh auf eigenen Füßen
Der rasante anmutende Aufstieg geschah jedoch
nicht über Nacht. „Wenn mich die Leute als Kind
fragten, was ich später werden wollte, antwortete
ich immer: ,Sängerin’. Ich hatte aber keine Ahnung,
ob das ein wirklicher Beruf wäre“, erinnert sich die
Musikerin heute. Geboren in London als Tochter
von albanischen Eltern, lernte sie ihre ersten Tanz-
16 • Beat 10 | 2017
schritte auf dem Spielplatz zur Musik von Jame-
lia und Ciara. Dieser Bewegungsdrang brachte sie
zu Wochenendkursen an der renommierten Sylvia
Young Theatre School in der britischen Hauptstadt,
wo schon Amy Winehouse und Rita Ora buchstäb-
lich ihre ersten Karriereschritte machten.
Der vermeintliche Einbruch kam mit 11, als Duas
Eltern sich entschlossen, in den Kosovo zurückzu-
kehren – eine fast erdrückende Entscheidung für ein
lebenshungriges Mädchen, das bereits den Rummel
der musikalischen Welthauptstadt London in sei-
nen Adern beherbergte. Als eine ältere Freundin
zurück nach Großbritannien ging, überredete sie
ihre Eltern mit 15, sie mitziehen zu lassen, um in
Vollzeit zu studieren. Das Hauptproblem? Der täg-
liche Haushalt: „Auf einmal wischte niemand mehr
nach mir auf – und das war zunächst nicht einfach“,
sagt Dua Lipa über ihre erste Zeit auf eigenen Füßen
heute rückblickend. „Aber so wurde ich schneller
erwachsen als andere Mädchen in meinem Alter.“
Ihre erste selbst aufgenommene Musik verbrei-
tete die Sängerin auf der Online-Musikplattform
Soundcloud. Und um sich den Lebensunterhalt in
der teuren Metropole zu verdienen, arbeitete sie ne-
benher in Clubs und als Model. Irgendwann wur-
de der Manager der psychedelisch-lasziven Lana
Del Ray auf sie aufmerksam und verschaffte ihr ei-
nen Plattenvertrag bei Universal Music. Die Kont-
rolle über ihre Karriere wollte Dua Lipa dabei von
Anfang an selbst übernehmen. Als ihr etwa „Be the
Tourtermine
19.10. | München
20.10. | Frankfurt
21.10. | Luxemburg
24.10. | Köln
25.10. | Berlin
27.10. | Hamburg
One“ angeboten wurde, zögert sie zunächst. „So
sehr ich den Song auch mochte, so sehr zweifelte
ich doch gleichzeitig daran, ihn aufzunehmen“, sagt
sie, „denn ich hatte ihn ja nicht selbst geschrieben.“
Schließlich überwand sie aber ihren Stolz und wil-
ligte dennoch ein – und erntete prompt die Früchte
des Erfolgs: „Letztlich hat mich ,Be the One’ in die
Position versetzt, meine eigene Musik veröffentli-
chen zu können.“ Was will man mehr?
Trotzdem glaubt sie nicht daran, dass Sänger
immer zwingend ihre eigene Musik schreiben müs-
sen. Besonders bei Frauen wäre die Rechnung zu
einfach, dass man einfach nur gut aussehen und die
richtigen Songwriter haben müsste, um erfolgreich
zu sein. „Sieh dir Rihanna an“, verweist Dua Lipa
auf das vielleicht bekannteste Beispiel einer erfolg-
reichen Interpretin. „Ich bin mir sicher, dass sie die
Songs auf ihren Alben selbst ganz genau auswählt,
um sie dann zu ihren eigenen zu machen. Sie er-
zählt praktisch ihre eigene Geschichte mit diesen
Liedern.“
Planziel Wiedererkennbarkeit
Und die Zukunft? Dua Lipa möchte sich vor allem
als eigene „Marke“ etablieren. „Wenn du Ed Sheer-
an im Radio hörst, erkennst du sofort, dass er es ist.
Ich möchte, dass die Leute meine Stimme oder mei-
nen Namen hören und sagen: ,Hey, das ist doch das
Mädchen, das Be the One gesungen hat.’.“ Auf dem
besten Weg dazu ist dieses Mädchen bereits.

1 2
Neue Regeln
Mit „New Rules“ hat Senkrechtstarterin
Dua Lipa einen der Sommer-Hits des Jahres
vorgelegt. Darin treffen tanzbare Beats auf
sinnlichen Gesang und moderne Synth-Klänge.
Im Folgenden bauen wir drei der Sounds aus
dem Song nach. Erzeugen Sie zunächst ein neues
Projekt mit einem Tempo von 116 BPM in Ihrer
DAW. Wir beginnen mit den Synth-Akkorden, mit
denen der Song startet. 1
4 5
Effekte
Programmieren Sie im Anschluss die
dargestellten Akkorde im Piano-Roll-Editor
Ihrer DAW. Für einen prägnanteren Anschlag und
die angestrebte Tiefe sorgen die Effekte u-he
Presswerk [1] und TAL-Reverb-4 mit den gezeig-
ten Einstellungen. Im Chorus des Dua-Lipa-Hits
liefert ein Sub-Bass ein voluminöses Fundament.
Auch dieser Sound ist eine leichte Übung für
DUNE LE. Starten Sie erneut mit dem Init-Patch. 1
7 8
Bassline
Stellen Sie eine Pitch-Bend-Intensität von
12 Halbtönen ein. Programmieren Sie nun
die abgebildete Bassline im Piano-Roll-Editor
und zeichnen Sie den entsprechenden Pitch-
Bend-Verlauf in Takt 2 und 4 ein. Das Plug-in
Voxengo Tube Amp spendiert dem dumpfen Bass
mehr Obertöne. „Understatement kommt immer
cool!“, dachte sich vermutlic Ian Kirkpatrick, der
Produzent und Co-Writer von „New Rules“. 1
[1] Demo: www.u-he.com
Chords
Für den entsprechenden Pluck-Klang laden
wir Synapse Audio DUNE LE als virtuelles
Instrument und wechseln zu dem Init-Patch in
Bank C. Wählen Sie für beide Oszillatoren die
Rechteckwellenform und stellen Sie Osc Mix auf
37%. Stimmen Sie den zweiten Oszillator eine
Oktave höher. Der angestrebte Klang aus „New
Rules“ ist deutlich dumpfer, wobei sich das Filter
anfangs kurz öffnet. 1
Sub-Bass
Aktivieren Sie den Wiedergabemodus
Mono. Bei diesem Klang reicht der erste
Oszillator mit der Rechteckwellenform aus.
Wählen Sie für den gewünschten dumpfen Sound
das Filtermodell Lowpass 24dB an und stellen
Sie Key Track auf 30%, sodass sich das Filter bei
höheren Noten etwas weiter öffnet. Noch klingt
der Bass etwas statisch. Abhilfe schafft eine
leichte Pulsweitenmodulation. 1
Trompeten
So fährt er im Chorus des Hits ein Trompe-
tenensemble auf, das jedoch nur eine Note
spielen darf. Das Ergebnis ist ein einfacher, aber
ungemein effektiver Hook, der den Rhythmus
perfekt ergänzt. Den geeigneten Grundsound lie-
fert die Artikulation Short des Patches Trumpet
Section aus der Library von Native Instruments
Kontakt 5. Aber auch andere Sample-Player
bieten vergleichbare Instrumente. 1
WORKBEAT
Beatoskop: Dua Lipa – New Rules
3
Klangverlauf
Wählen Sie dazu den Filtermodus LP Lad-
der 24dB und stellen Sie Cutoff auf 14%
und Env auf 60%. Justieren Sie dann die Hüllkur-
ven für den gewünschten Klangverlauf wie ge-
zeigt. Durch eine Modulation der Decay-Phasen
der Filter- und Lautstärkehüllkurven können Sie
für einen noch knackigeren Klangverlauf sorgen.
Nehmen Sie dazu die abgebildeten Zuweisungen
in den Zeilen 3 und 4 der Matrix vor. 1
6
Fine-Tuning
Nehmen Sie dazu folgende Zuweisung in
der Matrix vor: Source: LFO 1, Amount: +4,
Destination: Pulse Width. Stellen Sie bei LFO
1 eine Rate von 1.6 Hz ein. Der Anschlag des
Sounds wird schließlich durch eine Modulation
der Oszillatortonhöhe durch die erste Hüllkurve
betont. Dazu ist folgende Modulationszuweisung
nötig: Mod Env, +12, Osc 1 Semi. Die Hüllkurven 1
und 3 sind wie gezeigt anzupassen. 1
9
Fine-Tuning
Es empfiehlt sich, den Staccato-Sound auf
der MIDI-Note E3 aufzunehmen und die
resultierende Audiodatei im Projektfenster Ihrer
DAW zu arrangieren. Platzieren Sie die Audioda-
tei auf jeder Viertelnote des Takts und ziehen Sie
den Start der Audioobjekte für ein tightes Timing
leicht vor. Das Plug-in TAL-Reverb-2 spendiert
dem Trompetenensemble schließlich einen
dezenten Raumklang. r
Beat 10 | 2017 • 17
MUSIC IS OUR PASSION
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
WAS & WARUM
ARRANGE
ELECTRO, TECHNO, AMBIENT & CO:
STEP BY STEP ZU TRACK & STRUKTUR
Basslines, Melodien, Drums, Loops und passende Sounds zu finden, ist das eine. Sie zu einem Song mit wirkungsvol-
lem Spannungsbogen zu arrangieren, das andere. Im großen Spezial „Arrange“ geht Beat ausführlich auf das Zusam-
menspiel der verschiedenen Bausteine ein, erklärt deren Funktion, Position und Wirkung in der Songstruktur und
zeigt exemplarisch an drei stilistisch völlig verschiedenen Tracks die Grundlagen für ein stimmiges Arrangement.
von Marco Scherer, Mario Schumacher, Vera Schumacher
E
iner der wichtigsten Schritte bei der Kompositi-
on und Produktion eines Songs ist zweifelsoh-
ne das Arrangement. In diesem Arbeitsschritt
geht es darum, Entscheidungen bezüglich der fi-
nalen Struktur zu treffen und aus einer Sammlung
von Ideen ein komplettes, stimmiges Musikstück zu
erschaffen. Auch wenn sich Pop-Songs, Club-Pro-
duktionen und Hip-Hop-Tracks in puncto Struk-
tur deutlich unterscheiden, leben alle von einem
ausgeklügelten Spannungsaufbau. Das Ziel beim
Arrangieren ist insofern immer eine mitreißende
Dramaturgie mit einem ausgewogenen Wechsel
zwischen Spannung und Entspannung sowie Wie-
derholung und Variation. Ein Patentrezept für einen
perfekten Song gibt es jedoch keines - zum Glück,
denn in diesem Fall würden wohl alle Musikstücke
gleich klingen. Gerade dass jeder Song eine eigene
Herangehensweise in puncto Arrangement erfor-
dert, macht diesen kreativen Prozess so spannend.
Neben Handwerk und Know-how ist hier auch der
Mut zum Experiment gefragt. Denn nicht selten ent-
stehen gerade aus Experimenten besonders interes-
sante Arrangements.
Songformen
Der Aufbau eines Musikstücks mit Gesang wird zum
Teil auch durch den Text vorgegeben. Eine der be-
währtesten und zugleich zugänglichsten Songstruk- ros können Sie den Zuhörer schließlich aus Ihrer
turen besteht aus den Teilen Strophe, Refrain und Komposition „herausführen“, beispielsweise durch
Bridge. Als Einführung in den Track sollte ein In- Aufgreifen von Elementen aus Strophe oder Brid-
tro die Aufmerksamkeit des Zuhörers erregen, sei ge oder das Spiegeln des Intros. Auch wenn es ver-
es durch einen packenden Groove, einprägsamen lockend ist, einem Song einen komplexen und äu-
Gesang oder indem bereits eine Hookline aus dem ßerst abwechslungsreichen Aufbau zu spendieren,
Refrain vorgestellt wird. Nachdem das Intro den Zu- ist auch beim Arrangement weniger oft mehr. So
hörer darauf vorbereitet hat, was ihn im Laufe des gibt es zahllose Hits, die sich auf den Wechsel von
Stücks noch erwartet, können Sie in der Strophe Strophen und Refrains beschränken.
(Verse) Ihre Story erzählen. Die musikalischen Ele-
mente des Intros wie beispielsweise der Groove wer-
den dabei oftmals beibehalten. Der Refrain (häufig
auch Chorus genannt) vermittelt als Höhepunkt die
textliche Hauptaussage oder emotionale Wirkung
eines Songs und sollte so einprägsam wie mög-
lich sein. Markante Melodien und Hooks sind hier
Pflicht! Wenn Strophe und Chorus sehr verschieden
ausfallen, wird gerne ein Pre-Chorus eingesetzt, um
zwischen den beiden Parts überzuleiten. Um dem
Zuhörer eine Pause von der mehrmaligen Wieder-
holung der gewohnten Struktur zu gönnen, können Alle Spuren für
Sie in Ihren Track zudem eine Bridge (auch Midd- die folgenden Tracks
le Eight oder C-Teil genannt) einbauen. In diesem
Part sorgt nicht selten eine andere Akkordfolge und
finden Sie auf unserer
Heft DVD
Melodie für Abwechslung von Strophe und Chorus.
In Rock-Titeln kommt stattdessen häufig ein inst-
rumentales Solo zum Einsatz. Mithilfe eines Out-

Einige moderne DAWs wie Steinberg Cubase bieten eigene Arranger-Spuren, die ein schnelles und einfaches Ausprobieren
verschiedener Songstrukturen ermöglichen.
Arrangement für den Club
Dadurch, dass Club-Musik oftmals ohne Gesang
auskommt und die Tanzbarkeit im Vordergrund
steht, stellen Genres wie Techno, House und EDM
andere Anforderungen an die Struktur eines Tracks.
Bewährt hat sich folgende Abfolge: Intro, Break/Buil-
dup, Drop, Break/Buildup, Drop, Outro. Als Drop
wird dabei der große Klimax eines Tracks (meist
nach einem Break und anschließendem Buildup)
bezeichnet. Auch wenn sich diese Struktur von dem
Aufbau eines klassischen Pop-Songs unterscheidet,
geht es in beiden Fällen um einen effektiven Wech-
sel zwischen reduzierten und dichter instrumen-
tierten Parts sowie zwischen Anspannung und Ent-
spannung. Natürlich muss man sich auch hier nicht
zwingend an diesen Aufbau halten. Manchmal sorgt
bereits eine geschickte Variation einer bewährten
Struktur dafür, dass sich ein Track positiv von an-
deren absetzt. Während Pop-Songs häufig mit lan-
gen Fade-Outs enden, sind in Club-Musik definier-
te Outros gefragt. Diese fallen oftmals rhythmisch
aus, was das Mixen mit anderen Tracks erleichtert.
Vorgehensweise
Eine bewährte Songwriting-Methode ist, verschie-
dene, klar definierte Sektionen zu komponieren
und diese schließlich zu verbinden. Je nach musika-
lischem Kontext empfehlen sich in manchen Fällen
flüssige Übergänge. Abrupte Wechsel können hin-
gegen eine sehr wirkungsvolle Methode sein, um
den Hörer zu überraschen. Die genannten Bau-
steine können Sie beliebig anordnen, die gewählte
Struktur sollte jedoch dramaturgisch sinnvoll sein.
Beim Ausarbeiten der einzelnen Parts ist es sinn-
voll, von hinten nach vorn zu arrangieren: Fangen
Sie mit dem letzten Refrain oder Drop an, der als
Klimax eines Stücks am energiereichsten und dich-
testen ausfallen sollte. Dann können Sie das Arran-
gement für die vorherigen Refrains bzw. Drops aus-
dünnen. So lässt sich der Spannungsverlauf eines
Songs gezielt gestalten, ohne dass Sie irgendwann
vor dem Problem stehen, dass keine Steigerungs-
möglichkeit mehr besteht. Titel in radiotauglicher
Länge (ca. 3:30 min), aber auch Club-Tracks besit-
zen häufig genau einen absoluten Höhepunkt, der
weit nach hinten verlagert wird. Davor gibt es kleine
Spannungs-Peaks, die jedoch dem absoluten Hö-
hepunkt unterzuordnen sind, damit dieser voll zur
Geltung kommen kann.
Wiederholung und Variation
Sowohl in Club-Produktionen als auch in radio-
tauglicher Musik werden oftmals Parts wiederholt,
um den Wiedererkennungswert des Songs zu stei-
gern. Dabei gilt es, den perfekten Mittelweg zwi-
schen bereits bekannten und neuen Elementen zu
finden. Um das Interesse des Hörers aufrechtzuer-
halten, empfiehlt es sich, kleine Variationen einzu-
bauen. Meist reicht hier schon ein anderer Text der
Gesangslinie. Noch abwechslungsreicher wird es
aber, wenn Sie weitere musikalische Elemente va-
riieren oder hinzufügen. Durch das einfache Hin-
zufügen oder Weglassen von Instrumenten und
Sound können Sie einfach aber effektiv die Drama-
turgie Ihres Arrangements gestalten. Besonders bei
Bei vielen Songs (wie hier „Leave a Trace“ von CHVRCHES) können Sie den Spannungsverlauf an der Wellenform-
oder Spektraldarstellung im Audioeditor ablesen.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Club-Musik ist diese Methode sehr beliebt, ebenso
wie die Automation der Lautstärke, Filterfrequenz
und anderer Synthese- und Effektparameter.
Kontraste
Der Spannungsverlauf eines packenden Songs ist
mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen. Eine
Grundregel ist wie bereits erwähnt, dass energie-
reiche und entspannte Parts einander abwechseln.
So entfaltet ein kraftvoller Chorus nach einer spar-
sam instrumentierten und gesetzten Passage viel
besser seine Wirkung. Kontraste sind ein essenzi-
elles Werkzeug, um einen Song interessant und ab-
wechslungsreich zu gestalten. Durch den Einsatz
von Stufendynamik können Sie einzelne Sektionen
gut voneinander abgrenzen, zum Beispiel eine Stro-
phe reduziert und leise und einen Chorus dicht und
laut gestalten. Oder wie wäre es mit einem Wechsel
von rhythmischen und melodischen Parts? Durch
diese Kontraste lässt sich der Spannungsbogen Ih-
rer Komposition gezielt unterstützen. Auch die Dy-
namik innerhalb der jeweiligen Parts wie Strophe
und Chorus ist ein wichtiges Gestaltungsmittel, ge-
nauso wie Variationen musikalischer Elemente wie
Rhythmus, Artikulation und Harmonie. Ebenso
können Sie durch den Einsatz verschiedener Instru-
mente, Klangfarben und Effekteinstellungen Kont-
raste schaffen und unterschiedliche Stimmungen
ausdrücken. Die Grenzen zum Thema Mixing und
Sounddesign sind hier fließend. Neben instrumen-
talen, strukturellen oder textlichen Hooks können
auch „Production-Hooks“ wie markant eingesetz-
ten Effekte für Abwechslung in Ihrem Song sorgen.
Um Ihnen ein Gefühl zu vermitteln, wie ein ef-
fektiver Songaufbau aussehen kann, analysieren wir
auf den folgenden Seiten Tracks in den Stilrichtun-
gen Techno, Downbeat und EDM. Dabei schauen
wir uns en détail an, welche Abfolge der einzelnen
Formteile gewählt wurde und wie Spannung aufge-
baut wird. Damit Sie das Arrangement nicht nur vi-
suell, sondern auch akustisch nachvollziehen kön-
nen, enthält die Heft-DVD alle Einzelspuren bzw.
Stems der drei Tracks.
Beat 10 | 2017 • 21
ALLE SPUREN FÜR
DIESEN TRACK
AUF DVD
Step by Step: Track & Struktur für EDM
Die melodische Spielart des EDM à la Zedd, Avicii Swedish House Mafia funktioniert nicht nur im Club, sondern
auch im Radio hervorragend. Doch wodurch zeichnet sich das Arrangement typischer Main-Room-Racks aus?
INTRO & STROPHE 1
Drums
Wie die meisten Club-Tracks beginnt unser in 128 BPM gehaltener Bei-
spielsong mit einem rhythmischen Intro. Der Track verfügt wie vie-
le vergleichbare Produktionen über eine klassische Songstruktur. Wir
starten mit einem reduzierten Beat mit der Bassdrum auf jeder Viertel-
zählzeit und der Closed Hi-Hat auf jeder zweiten Achtelzählzeit.
Warum? / Das auf rhythmische Elemente reduzierte Intro erleichtert
es DJs, das Stück in einen Mix zu integrieren. Dank des durchgängigen
Four-on-the-floor-Grooves ist der Track tanzbar, für rhythmische Ab-
wechslung sorgen ein Percussion-Loop sowie kleine Drum-Akzente.
Dramaturgie
Das Intro verdichtet sich im Verlauf der ers-
ten 16 Takte langsam. So erklingt ab Takt 5 die
Bassline, ab Takt 9 kommt die Snare hinzu. Als
dramaturgisches Instrument sind ab Takt 9
rhythmisch zerhackte Noise-Effekte zu hören,
die schließlich in die erste Strophe überleiten.
Warum? / Durch das einfache Hinzufügen
musikalischer Bausteine steigert sich das
Energielevel des Songs nach und nach.
22 • Beat 10 | 2017
Synths
In Takt 5 setzt eine einfache, aber effektive Electro-Bassline ein, die den Beat
rhythmisch ergänzt. Hinzu kommen ein perkussiver Synth-Sound sowie ein
knalliger FM-Bass, die kurze Notenfolgen beisteuern.
Warum? / Nachdem in Takt 1-4 der Grund-Groove aufgebaut wurde, nimmt
der Track mit Einsetzen der Bassline an Fahrt auf. Ein Sidechain-Effekt auf der
Bass-Spur hilft, dass sich Bassline und Beat noch besser zusammenfügen. Die
weiteren Synth-Sounds schmücken den Rhythmus effektiv aus.
Bass + Drums
Auch bei der Bassline nutzen wir die DAW-Automation, um
Filterfrequenz und Lautstärke sukzessive zu steigern. Im Lau-
fe der folgenden acht Takte setzen Bassdrum, Hi-Hat und Per-
cussion-Loop wieder ein.
Warum? / Durch Hinzufügen bekannter Elemente wie des Be-
ats sowie neuer Bausteine wie zusätzlicher Synthesizerklänge
bauen wir die Strophe nach dem kleinen Break zu Beginn des
Parts langsam auf.
Chords
Die auf das Intro folgende erste Strophe ist ebenfalls 16 Takte
lang. Sie beginnt ausgedünnt mit einem tiefen Hit auf der Eins
und einem Pluck-Sound, der das harmonische Fundament für
diesen Part des Tracks liefert. Die Filterfrequenz des Klangs
wird über vier Takte hinweg langsam erhöht.
Warum? / Durch ein reduziertes Arrangement lösen wir die im
Intro aufgebaute Spannung auf, um das Energielevel nach und
nach wieder zu steigern.
Vocals + Begleitung
In der Strophe unseres Beispiel-Tracks ist nun erstmals der Gesang [1] zu
hören, begleitet von einem Pad-Sound, dessen Lautstärke wir langsam er-
höhen. Drum- und Effekt-Akzente und kleine Synth-Hooks sorgen auch
hier für Abwechslung. In den letzten beiden Takten des Parts setzen alle
Drum-Elemente bis auf der Percussion-Loop aus.
Warum? / Der Gesang verleiht unserem Track einen hohen Wiedererken-
nungswert. Durch das kurze Pausieren der Drums wirkt der anschließen-
de Refrain umso wuchtiger. Ein rückwärts abgespieltes Crash-Sample kün-
digt den folgenden Part an.
[1] Quelle: Producer Loops Commercial EDM Vocals Vol 1

REFRAIN 1 & DROP
Beat
Der acht Takte lange Refrain wird von anschwellenden Noise-
und Reverse-Effekten eingeleitet. Dabei wird der durchgän-
gige Achtelrhythmus durch einen wuchtigen Halftime-Groo-
ve ersetzt. Bei diesem spielt die Bassdrum auf der ersten und
letzten Achtelzählzeit von Takt 1 und der zweiten und vier-
ten Achtelzählzeit von Takt 2. Eine kurze Hi-Hat unterstützt
die Bassdrum auf denselben Zählzeiten. Die Snare haben wir
jeweils auf der fünften Achtelzählzeit eines Takts platziert.
Für einen wuchtigeren Sound haben wir zwei Snare-/Clap-
Samples mit längerem Ausklang gedoppelt.
Warum? / Die drastische Wendung des Tracks in Takt 33 von
einem Four-on-the-floor-Rhythmus zu einem Halftime-Groo-
ve spendiert dem Song einen tollen Überraschungsmoment,
wodurch der Refrain noch intensiver wirkt.
Gesang + Begleitung
Im Mittelpunkt des Refrains steht der mitreißende melodische Gesang. Ein
EDM-typischer Pad-Sound steuert passende Akkorde zu dem Vocal-Samp-
le bei. Der tieffrequente Bereich wird durch eine langsamere Bassline und ei-
nen unterstützenden FM-Bass abgedeckt. Hinzu kommen rhythmisch mo-
dulierte Wavetable-Bässe, die wir in Form von Audio-Schnipsel arrangiert
haben. Auch der Refrain wurde für ein abwechslungsreiches Klangbild musi-
kalisch ausgeschmückt.
Warum? / Durch den Einsatz neuer Sounds setzt sich der Refrain nicht nur
harmonisch und melodisch, sondern auch klanglich von den vorherigen
Parts ab. Geschickt eingesetzt halten solche musikalische Wechsel das In-
teresse des Hörers aufrecht. Die in Dubstep-Manier arrangierten Wavetab-
le-Bass-Samples unterstreichen den modernen Vibe des Refrains.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Drums
In dem folgenden achttaktigen Drop spielt die kom-
plette Drum-Sektion, bestehend aus Bassdrum, Sna-
re, Hi-Hat, Percussion-Loop, Crash, Shaker und Fills
wieder im durchgängigen Viervierteltakt.
Warum? / Mit seinem treibenden Club-Groove
bringt der folgende, dicht arrangierte Drop neu-
en Schwung in den Track. Obwohl der Beat bereits
bekannt ist, wirkt er nach dem vorherigen rhythmi-
schen Wechsel erstaunlich frisch.
Gesang + Synths
Der Gesang wird durch eine eingängige Chopped-Vocal-Sequenz
abgelöst. Unterstützt wird sie von Plucked-Chords und einer Ach-
telbassline. Die Pluck-Sequenz spielt hier mit entsprechender Be-
gleitung eine andere Akkordfolge. Des Weiteren sind in diesem Part
melodische Einwürfe eines FM-Basses und eines Lead-Klangs aus Re-
veal Sound Spire sowie zwei Flächensounds zu hören.
Warum? / Der aus kurzen Vocal-Fragmenten bestehende Loop liefert
die Hookline des Drop und setzt darüber hinaus rhythmische Akzen-
te. Die kleinen Melodiefragmente verleihen auch diesem Songteil ei-
nen hohen Wiedererkennungswert, während die energiereichen Ef-
fektklänge für die gewünschte Würze sorgen und schließlich in die
Bridge überleiten.
Beat 10 | 2017 • 23
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
BRIDGE & STROPHE 1
Pause
Zwischen Bridge und Strophe 2 setzt der Beat kurz aus.
Des Weiteren fahren wir die Filterfrequenz der Pluck-Se-
quenz herunter. Ein zerhackter Noise-Sweep und ein
rückwärts abgespieltes Becken leiten zur zweiten Stro-
phe über, die zunächst ausgedünnt beginnt.
Warum? / Durch das Pausieren des Beats und das Her-
unterfahren der übrigen Elemente am Ende der Bridge
wird das Energielevel vor der zweiten Strophe wieder he-
runtergefahren. So kann der Zuhörer kurz durchatmen,
bevor wir die Spannung wieder steigern.
Drums & Synths
Nach dem Drop folgt eine achttaktige Bridge. Während das pulsierende
Drum-Fundament sowie die Synthesizerklänge gleich bleiben, sorgen eine neue
Gesangsphrase mit entsprechender harmonischer Begleitung sowie ein klassi-
scher analoger Bass-Sound aus dem TAL-NoiseMaker in diesem Songteil für Ab-
wechslung. Bei den Chords aus DUNE ändert sich dabei nicht nur die Sequenz,
durch Erhöhen der Filterfrequenz klingt der Sound auch länger aus.
Warum? / Die Bridge fungiert als Überleitung zwischen dem Drop und der zwei-
ten Strophe. Damit die Bassline in den Takten 53 und 44 mit der Gesangslinie har-
moniert, haben wir diese ebenfalls etwas abgeändert. Auch die leicht abgewandel-
ten Chords sorgen auf subtile Weise für Abwechslung.
24 • Beat 10 | 2017
Beat
Die zweite, 16-taktige Strophe unseres EDM-Songs
orientiert sich an der ersten. Um eine kleine Stei-
gerung im Vergleich zur ersten Strophe zu erzielen,
werden Bassdrum, Hi-Hat und Percussion-Loop
von der Snare unterstützt. Schließlich gönnen wir
dem Beat eine weitere kurze Pause, während klei-
ne Drum-Akzente die Wiederholung des Refrains
vorbereiten.
Warum? / Bei einer Wiederholung eines Songparts
ist es wichtig, dass diese nicht zu eintönig ausfällt.
In unserem Song erhalten die kleinen Variationen in
der Wiederholung der Strophe das Interesse des Hö-
rers aufrecht. Neben der anderen Gesangslinie und
den dichteren Drums sorgt ein zusätzliches Syn-
th-Arpeggio für Abwechslung.
Pads
Nun wird es Zeit für eine Wiederholung des Refrains. Der
erste Refrain dient hier als Grundlage, wobei zwei neue,
sich ergänzende Pad-Sounds Verwendung finden. Auch
der zweite Refrain umfasst acht Takte.
Warum? / Klare Sache: Die Wiederholung des Refrains er-
höht den Wiedererkennungswert des Songs. Die beiden zu-
sätzlichen Sounds sorgen dabei für eine subtile Steigerung
im Vergleich zu dem ersten Refrain. Auch bei der Wieder-
holung ist der Wechsel vom Four-on-the-floor- zum Halfti-
me-Groove ein echter Hinhörer.

BREAK/BUILDUP & DROP
Effekt-Sounds + Fill
Ein in der Lautstärke anschwellender Noise-Effekt,
ein Rise-Klang aus DUNE 2 mit ansteigender Ton-
höhe sowie ein Clap-Fill steigern über die vier fol-
genden Takte hinweg die Spannung. Ein Hochpass-
filter mit langsam zunehmender Frequenz dünnt
den kompletten Mix kurz vor dem Drop aus.
Warum? / Durch das Zusammenspiel der genann-
ten Elemente wird vor dem finalen Drop effektiv
Spannung aufgebaut. Das Ausdünnen des Clap-
Fills mittels Hochpassfilter sorgt dafür, dass der fol-
gende Part umso mehr knallt.
Drums + Synths
Nach dem zweiten Refrain pausieren die Drums für vier Tak-
te. Zunächst sind in unserem Break lediglich der Electro-Bass
sowie der perkussive Synth sowie Akzente des FM-Basses zu
hören. Diese Elemente sind bereits aus dem Intro bekannt.
Warum? / Dieser Songteil erfüllt in unserem Track zwei Funk-
tionen: Zum einen ist es nach etwa 2:30 Minuten Zeit, den
Fuß einmal vom Gaspedal zu nehmen. Zum anderen bereitet
dieser Part den abschließenden Drop vor.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Drums & Synths
Es folgt ein zweiter Drop, der mit weiteren Drum-
und Percussion-Elementen sowie unterstützenden
Synthesizer-Sounds aufwartet. So kommen zusätz-
liche Hi-Hats und ein Shaker-Loops zum Einsatz.
Warum? / Der zweite Drop ist der Klimax unse-
res Songs. Klar, dass hier das Arrangement dich-
ter ausfällt als in den vorherigen Parts. Mit zusätz-
lichen Drum- und Synth-Sounds wird gegenüber
dem ersten Drop eine Steigerung erzielt.
Chords
Um uns Zeit für eine Steigerung zu geben, haben wir die Länge des Parts ver-
doppelt. Bei den Chords aus DUNE öffnen wir über den kompletten Verlauf des
zweiten Drops langsam das Filter. Dadurch klingt der Sound nicht mehr so per-
kussiv, sondern klingt länger aus.
Warum? / Im zweiten Drop wurde nicht nur im Vergleich zu dem vorherigen
Songteil das Energielevel erhöht, auch innerhalb dieses Parts findet eine mar-
kante Steigerung statt, zu der auch ein Lead-Sound beiträgt, der eine aufstei-
gende Notenfolge spielt. Dank zusätzlicher Flächen sowie einer einprägsamen
Synthesizer-Melodie in den letzten acht Takten klingt dieser Part noch epischer,
bevor der Track mit einem Crash-Sample auf der Eins endet.
Beat 10 | 2017 • 25
ALLE SPUREN FÜR
DIESEN TRACK
AUF DVD
Step by Step: Track & Struktur für Club Techno
Techno ist zum Tanzen da. Kein Wunder also, dass die Arrangements in Richtung „vorne“ ausgerichtet werden und
dem Publikum auf dem Floor mitreißende Höhen und Tiefen bescheren.
INTRO
Kick, Hi-Hat, Clap
Ohne Umschweife startet der klassische Techno-Track mit Kick, Open
Hi-Hat und Clap, um dem DJ das Leben einfacher zu machen. Der
komplette Beat wird einer Bus-Spur (hier: PRESSE) zugeführt. Deren
Hochpassfilter wird per Automation in den ersten acht Takten auf rund
200 Hz eingestellt, für die folgenden acht Takte auf 45 Hz.
Warum? / Das reduzierte Intro bietet zahlreiche Einstiegspunkte für
den DJ-Mix. Durch die Filterautomation ist der Beat präsent und hör-
bar, hebt sich die volle Wucht aber für den danach folgenden Part auf.
Der jeweils achte Takt bleibt ohne Kick.
Effekte
Alle 16 Takte bringen wir einen Noise Downer (NOISE
FX), aber abwechselnd als lange und kurze Version. Auf
der Eins von Takt neun und 13 platzieren wir einen kur-
zen Chord-Sound (FX CHORDS), der mit einem langen,
großen Reverb ausgestattet ist.
Warum? / Nur Beat alleine ist etwas eindimensional,
aber zu viele Elemente am Anfang nehmen dem weite-
ren Arrangement die Möglichkeit zum Spannungsauf-
bau. Effekte bieten sich daher prima an, um den Hörer
bei Laune zu halten und gleichzeitig Stereobreite und
Raumklang einzubringen.
Off-Chords
Der Track wird fast durchgehend von Chords getragen, die im Off platziert und
gedoppelt sind (Massive und Zampler 2). Der Massive ist eine Oktave tiefer ge-
stimmt und wird im Takt hart nach links und rechts gepannt. Die Noten bei-
den Spuren sind sehr kurz gehalten (etwa 1/16). In den Takten 15 und 16 wer-
den die Noten der Zampler Spur aber immer länger.
Warum? / Die Chords erzeugen einerseits einen melodischen Touch und drü-
cken andererseits nach vorne. Durch das Stereopanning der Massive Chords
wird die Stereobreite erhöht. Die längeren Noten gegen Ende des Abschnitts
erzeugen eine gewisse Dramatik.
Bass & Variation
Nach acht Takten minimaler Instrumentie-
rung setzen die restlichen Drums wieder ein.
Nach vier weiteren Takten spielt die Bassline
eine Variation.
Warum? / Die einsetzenden Drums treiben
den Track weiter voran und dank der Bass Va-
riation laufen wir weniger Gefahr, den Hörer
mit immer gleichen Mustern zu langweilen.
Kick und Bass
Ab Takt 17 startet unser Track durch und mit dem Bass kommt
eines der wichtigsten Elemente dazu.
Warum? / Das angewandte „Maximimal zu Minimal“-Prinzip
ist klassisch für Drops: Raum und Breite werden etwa mit Re-
verb-Automationen, Stereo-Elementen oder Risern ausgefüllt,
während der Bassbereich leer bleibt. Starten Beat und Bass
durch, wird die Situation ruckartig umgekehrt: Fast alle Ele-
mente verschwinden, Kick und Bass spielen solo. Der plötzli-
che Wechsel von großer Stereobreite zu einem nahezu monau-
ralen Mix verstärkt den Effekt.
Chords
In unserem Arrangement bleibt eine der Chord-Spuren erhalten. Sie kön-
nen das auch auf die Spitze treiben und die Spur ausblenden, damit sich
die zuvor geschaffene Stereobreite komplett in mono verwandelt.
Warum? / Wir wollen den geschaffenen Flow erhalten, denn der Hörer
hat sich gerade erst an die Chords gewöhnt.

ERSTER HAUPTTEIL
Zweite Bassline
Ab Takt 33 fadet eine weitere
Bassline ein (Dune), welche die
bisherige erweitert.
Warum? / Der Hörer ist end-
gültig im Track angekommen
und der Dj dürfte den Übergang
abgeschlossen haben. Daher
wird es Zeit, mit weiteren Stei-
gerungen auf der ersten Break
hinzuarbeiten.
Effekte
Wie im Intro sind hier wieder Noise und FX Chords
platziert, zusätzlich dazu ein Riser über acht Takte.
Warum? / Noise und Chords sorgen wie gehabt für
Breite und Fülle, während der Riser eine größere
Wendung (den Break) im Track ankündigt.
Guitar Chords und Hookline
Parallel zur zweiten Bassline setzen auch
die Zampler Chords wieder ein und werden
durch eine dritte Spur unterstützt (Zamp-
lerGuitar), welche das gleiche Off-Mus-
ter spielt. Am Ende der Sektion wird die ei-
gentliche Hookline eingefadet, allerdings als
Loop ihrer ersten beiden Takte.
Warum? / Die neue Off-Spur verdichtet mit
einem neuen Sound subtil den Gesamtmix.
Der Loop der Hookline kündigt die neue me-
lodische Komponente an, da der Track auf
der Break zuläuft. Dadurch wird der Über-
gang weniger abrupt.
Automationen
Über die 16 Takte des Breaks wer-
den Reverb, Filter, Release und
Delay der Hookline kontinuierlich
gesteigert und vor dem folgenden
Einsatz des Beats wieder auf den
Ursprungszustand zurückgedreht.
Warum? / Getreu dem oben er-
wähnten „Maximal zu Mini-
mal“-Prinzip erzeugen wir große
Spannung, bevor der Beat erneut
mit voller Wucht einschlägt.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Break
Beat und Bass setzen im
Break komplett aus.
Warum? / Der Hörer/Tän-
zer kommt zu seiner ers-
ten Pause und kann sich
vollends auf die folgenden
Melodien konzentrieren.
Chords und Hookline
Die Hookline ist über acht Takte gelo-
opt und wird anschließend voll ausge-
spielt. Da sie alle paar Takte die Tonlage
ändert, werden auch die mitlaufenden
Chords entsprechend transponiert.
Warum? / Die Wiedergabe als kurzer
Loop erzeugt Spannung und gibt dem
Hörer die Chance, sich auf den neuen
Sound einzustellen, bevor dieser mit
der vollen Melodik zu hören ist.
Beat 10 | 2017 • 27
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
ZWEITER HAUPTTEIL
Beat und Bass
Nach dem Break setzen Beat und Bass
wieder ein, letzterer aber mit einem va-
riierten Muster. Nach 16 Takten wechselt
der Bass zum gewohnten Muster, unter-
stützt von der zweiten Bassline.
Warum? / Die erneute Variation der Bass-
line lässt den Track nicht einfach wieder wie
schon nach dem Intro gehört weitergehen, son-
dern sorgt für neue Spannung und Kurzweil.
Hookline und Chords
Die Hookline (Massive 2) läuft als Loop weiter, mit
geschlossenem Filter. Die Chords kehren zum ge-
wohnten Muster ohne Tonlagenwechsel zurück.
Nach 16 Takten setzt auch die ZamplerGuitar Spur
wieder ein.
Warum? / Mit zuviel Melodik würde der Track in die
falsche Richtung driften, daher kehren wir vorerst
zur Monotonie zurück, damit der Hörer den Tonla-
genwechsel sacken lassen kann.
28 • Beat 10 | 2017
Beat- und Bassvariationen
Über acht Takte spielt die Kick ohne Drums und
Bässe alleine weiter, während die Hookline erneut
mit voller Melodik einsetzt. Auch die Automationen
werden in reduzierter Form aktiv.
Warum? / Durch die minimale Instrumentierung
entsteht wieder jede Menge Platz für die Hookline,
jedoch setzt der Beat nicht komplett aus. Das Pub-
likum kann also weiter tanzen. Die Automationen
kündigen parallel dazu wieder einen Übergang an.
Voller Beat, volle Melodik
Beat, Bass und die Chords setzen wieder ein,
während die Hookline abermals als Loop
weiterläuft. Die Bassline spielt wie zuvor eine
Variation. Nach diesmal nur acht Takten wird
die Hookline wieder melodisch, die Bassline
zum ersten und einzigen Mal ebenso.
Warum? / Wir steuern auf den Höhepunkt
zu, daher setzen nach und nach alle vorhan-
denen Spuren ein. Der Gipfel ist die volle
Melodik der Hookline zum vollen Beat, mit-
samt melodischer Bassline.

CALM DOWN & OUTRO
Beat und Bass
Nach dem Höhepunkt des Tracks kehrt die Bassline
zum ursprünglichen Muster zurück und die zweite
Bassline setzt wieder ein. In den letzten beiden Tak-
ten des Abschnitts setzt die Kick aus.
Warum? / Zwar ist der Peak des Tracks erreicht, doch
der Hörer soll nicht gleich wieder in ein Loch fallen.
Durch den erneuten Einsatz der zweiten Bassline
entsteht Abwechslung, während die gegen Ende aus-
setzende Kick eine Überleitung ankündigt.
Chords und Hookline
Alle vorhandenen Chord-Spuren sind aktiv, eben-
so die Hookline, allerdings ohne Tonlagenwechsel.
Auch die Effekte werden sparsam eingesetzt.
Warum? / Wie schon nach dem Break bekommt der
Hörer die Möglichkeit, die Melodik zu verarbeiten,
ohne dabei mit dem Tanzen aufzuhören. Er wird
zum Outro getragen, ohne Langeweile zu verspüren.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Beat und Bass
Der Beat läuft unverändert weiter, aber alle acht Takte setzt
die Kick kurz aus. Die Bassline spielt ihre erste Variation (wie
nach dem Breakdown) über 16 Takte und kehrt dann zum ge-
wohnten Muster zurück. Nach 30 Takten kommt wieder die
zweite Variation zum Einsatz, während das Hochpassfilter
die Tiefen beschneidet.
Warum? / Das Outro ist bewusst schnörkellos gehalten und
verzichtet auf große Variationen, damit der Dj genug Zeit für
den Übergang zum nächsten Track hat.
Chords
Über 16 Takte laufen die Chords noch mit, bevor sie
endgültig aussetzen.
Warum? / Wie auch bei Beat und Bass verzichten wir
auf viel Schnörkel oder Abwechslung. Alle im Track
enthaltenen Elemente haben ihre Message vorge-
bracht, neue Variationen braucht es nicht, denn jetzt
ist der nächste Track dran.
Beat 10 | 2017 • 29
ALLE SPUREN FÜR
DIESEN TRACK
AUF DVD
Step by Step: Track & Struktur für Trip-Hop, Downbeat & Ambient
Hier dreht sich alles um Atmosphäre, im Mittelpunkt steht das Hören und der Flow. Die Arrangements konzentrieren
sich im Gegensatz zu Tanzmusik nicht auf Drops und Riser, sondern auf eine stimmige, musikalische Reise.
INTRO
Beat und Drumloop
Der Track startet nach einer kurzen, rückwärts gespielten Version der Lead-Gitar-
re mit einem Percussion-Loop. Letzterer ist mit einem Tiefpassfilter bestückt, wel-
ches sich permanent langsam öffnet und schließt. Nach acht Takten setzt eine ab-
gespeckte Variante der Haupt-Drums ein.
Warum? / Bei Trip-Hop regiert Lo-Fi, Loops und meist schwere, sentimentale At-
mosphäre. Daher macht es Sinn, nicht gleich mit einem brachialen Beat zu star-
ten, sondern das Publikum langsam an den organischen Groove zu gewöhnen.
Effekte und Glocken
Wenn die Drums einsetzen, gesellen sich einige Effek-
te dazu: ein rückwärts gespieltes Lachen und stark ver-
hallte Holzschlaginstrumente. Im letzten Takt des Intros
spielt ein Glockensound ein Glissando.
Warum? / Die verhallten Effekte tragen zur schweren
Atmosphäre und Stereobreite bei, während die rück-
wärts Vocals trocken wiedergegeben werden und da-
mit eine gewissen Intimität aufbauen. Die Glocken zum
Ende des Intros sind ein typisches Trip-Hop Instrument
und weisen auf die folgende Überleitung hin.
30 • Beat 10 | 2017
Gitarren
Zum Drumloop gesellt sich (analog zum Percussion-Loop)
eine ständig ein- und ausfadenden Gitarre, die ein Achtelmus-
ter mit immer derselben Note spielt, nur alle vier Takte unter-
brochen von der gleichen Note eine Oktave höher. Dazu wird
die Lead-Gitarre stellenweise kurz angedeutet.
Warum? / Durch die dauerhaften Wiederholungen der kur-
zen Loops entsteht ein hypnotischer Effekt, während die Fa-
des Spannung aufbauen. Durch die kurzen Ausschnitte der
Lead-Gitarre wird der Hörer auf die kommende Melodie und
Stimmung vorbereitet.
Beat und Bass
Der Beat startet in voller Montur
durch, begleitet von der Bassline.
Warum? / Nach den 16 Takten Intro
ist es an der Zeit für das volle Funda-
ment, denn der Song startet durch.
Bass und Lead-Gitarre
Die Lead-Gitarre wird als verkürzter Loop wiedergegeben,
ohne Akkord-Wechsel.
Warum? / Viele Songs enthalten Transitionen und Wech-
sel der Grundtonlage. Doch um das Pulver nicht gleich
am Anfang zu verschießen, bleibt die Tonlage anfangs für
gewöhnlich konstant, damit der Wechsel in der zweiten
Songhälfte als Steigerung oder Auflösung dienen kann.
Selbiges gilt für die Bassline.
Effekte
Nach acht Takten setzen die Effekte, Vocals
und der Ethno-Gitarren-Loop wieder ein.
Warum? / Die Elemente sorgen dezent und
hintergründig für Fülle und Atmosphäre.

HAUPTTEIL & ÜBERLEITUNG
Drums, Bass, Gitarre
Beat, Bass und Lead-Gitarre spielen unverändert ihre
Muster, der Percussion-Loop aus dem Intro kommt
dazu.
Warum? / Der Song kam gerade in Fahrt, der Hö-
rer gewöhnt sich an den Beat und die Melodien und
kann sich sinnbildlich fallen lassen. Die Steigerung
des Drum-Parts durch den hinzukommenden Loop
treibt den Song gemäßigt nach vorne.
Gitarren
Die ebenfalls im Intro vorgestellte Ethno-Gitarre bekommt mit dem
kurzen Loop einer Akustik-Gitarre weiteren Zuwachs. Die Lead-
und Ethno-Gitarren setzen nach acht Takten aus.
Warum? / Die neue Akustik-Gitarre sorgt für klangliche Abwechs-
lung und zieht den Song analog zu den Drums mit ihrer sehr kur-
zen, treibenden Sequenz ebenfalls vorwärts. Mit dem Aussetzen der
Lead- und Ethno-Gitarren wird eine Pause erzeugt, die Luft für den
späteren Neuaufbau schafft. Ansonsten würde sich der Hörer ab
hier die sehr kurz ausfallenden Melodien leid hören. In der entste-
henden Lücke kommt der Ausklang der kurzen melodischen Phra-
se der letzten Spur (Watery Bulb) besondere Geltung zu, was gleich-
zeitig die schwere Atmosphäre weiter verstärkt.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Beat und Bass
Der Beat läuft unverändert weiter, aber alle acht Takte
setzt die Kick kurz aus. Die Bassline spielt ihre erste Vari-
ation (wie nach dem Breakdown) über 16 Takte und kehrt
dann zum gewohnten Muster zurück. Nach 30 Takten
kommt wieder die zweite Variation zum Einsatz, während
das Hochpassfilter die Tiefen beschneidet.
Warum? / Das Outro ist bewusst schnörkellos gehalten
und verzichtet auf große Variationen, damit der Dj genug
Zeit für den Übergang zum nächsten Track hat.
Chords
Über 16 Takte laufen die Chords noch mit, bevor sie
endgültig aussetzen.
Warum? / Wie auch bei Beat und Bass verzichten wir
auf viel Schnörkel oder Abwechslung. Alle im Track
enthaltenen Elemente haben ihre Message vorge-
bracht, neue Variationen braucht es nicht, denn jetzt
ist der nächste Track dran.
Beat 10 | 2017 • 31
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange

BREAK & ZWEITER HAUPTTEIL

Drums & Bass Drums und Bass

Drums und Bass setzen während des
Breaks aus, nur die Snare spielt am
Ende jedes vierten Takts auf dem je-
weils letzten Viertel.
Warum? / Naturgemäß kommt der
Beat im Break zur Ruhe, was die
Aufmerksamkeit des Hörers vollends
auf die melodischen Parts richtet und
ihm eine Pause verschafft.
Drums und Bass setzen wieder voll ein, der Bass spielt jedoch
erstmalig eine melodische Variante, welche die Grundtonart
nach acht Takten um fünf Halbtöne erhöht.
Warum? / Naturgemäß braucht der Song in seiner zweiten Hälfte
eine Steigerung, sonst langweilen sich die Hörer. Da wir uns den
Tonlagenwechsel bis hierher aufgespart haben, bringt dieser die
willkommene Abwechslung und sorgt für den zweiten melodi-
schen Höhepunkt, sowie gipfelnde Dramatik. Letztere wird durch
den Tonartwechsel auf eine höhere Tonlage noch verstärkt.

Gitarren
Die Lead- und Akustik-Gitarren set-
zen zeitgleich mit den Drums wieder
Lead-Gitarre und Streicher ein und spielen - wie auch der Bass -
Die Lead-Gitarre spielt wieder ihre volle Melodie und wird in der zweiten Hälfte eine Variante mit Tonartwechsel.
des Breaks von einfadenden Streichern begleitet. Am Ende des Breaks setzt wie- Warum? / Ein Tonartwechsel nur vom
der die kurze melodische Phrase der letzten Spur ein (Watery Bulb). Bass alleine wäre zu subtil, der Song
Warum? / In der ersten Hälfte fährt der Song mit nur der Lead-Gitarre zur bis entfaltet mit der gemeinsamen Trans-
dato ruhigsten Stelle herunter, was die Erwartung beim Hörer steigen lässt. Er- ponierung wesentlich mehr Dramatik.
füllt wird diese durch die erstmals auftauchenden Streicher, welche die Melodik
auf den ersten Höhepunkt treiben und die sentimentale Stimmung weiter anfeu-
ern. Die Watery Bulb Sequenz dient als Ankündiger für den folgenden Part.

32 • Beat 10 | 2017

PEAK & OUTRO
Drums und Bass
Der Percussion-Loop setzt ein
letztes Mal ein, während Drums
und Bass unverändert ihr Mus-
ter fortführen.
Warum? / Um den bisheri-
gen Höhepunkt auf die Spit-
ze zu treiben, setzen nach und
nach alle Hauptinstrumente des
Songs ein, so auch bei den Drums.
Gitarren, Streicher und Effekte
Zum Playback gesellen sich die Ethno-Gitarre und erst-
mals die Streicher bei laufendem Beat hinzu. Auch einige
der Effekte setzen wieder ein. Durch die massive Instru-
mentierung wird der endgültige Peak des Songs erreicht.
SPEZIALBEAT
Spezial: Arrange
Drums und Bass
Die Drums spielen ihre Sequenzen weiter
und der Bass kehrt zu seiner ursprüng-
lichen Version ohne Tonartwechsel zu-
rück. Nach acht Takten reduzieren sich
die Drums auf den Percussion-Loop.
Warum? / Der Peak des Songs ist vorüber,
die Spannung fällt wieder ab, der Hörer
wird sachte auf das Outro vorbereitet.
Gitarren und Effekte
Die Lead- und Akustik-Gitarren setzen aus, die Ethno-Gitarre und
die Effekte spielen weiter. Nach acht Takten sind die Glissando Glo-
cken zum letzten Mal platziert. Danach spielt die Ethno-Gitarre al-
leine für acht Takte weiter.
Warum? / Wie auch bei Drums und Bass wird die Instrumentierung
langsam ausgedünnt, um das Songende einzuleiten. Zum dritten
Mal kündigen die Glissando Glocken eine größere Änderung im
Song an, diesmal das Outro. Der Song endet letztlich wie er begon-
nen hat: Mit der Ethno-Gitarre und dem Percussion-Loop.
Beat 10 | 2017 • 33
BEATPERSONALITY
Portrait: OMD

Porträt: OMD
Der Luxus der
künstlerischen Freiheit
Seien es The XX, The Killers oder Chvrches – was diese verschiedensten Bands vereint, ist, dass sie Orchestral
Manoeuvres In The Dark (kurz OMD) als Einfluss anführen. Die britische Synthie-Pop-/New-Wave-Band legte in
den 80er-Jahren mit „Enola Gay“, „Souvenir“ oder „Maid Of Orleans (The Waltz Joan Of Arc)“ den Grundstein für eine
weltweit erfolgreiche Karriere, produzierte neben den bekannten Hits aber auch immer wieder experimentelle Stü-
cke. Dieser Tage erscheint der 13. Longplayer, „The Punishment Of Luxury“, der beide Komponenten vereint. Wir tra-
fen Sänger und Bassist Andy McCluskey und Keyboarder Paul Humphreys im Berliner Sony-Quartier zum Gespräch
über persönliche Tragödien, ungewöhnliche Kompositionsansätze, ihren ersten Synthie und ihre Lieblings-Plug-ins.
von Sascha Blach, Fotos: Mark McNulty

Beat / Auf der „English Electric“-Tour 2013 hatte
euer Schlagzeuger Malcolm Holmes einen Herzstill-
stand auf der Bühne und war daraufhin gezwun-
gen, die Band zu verlassen. Wie waren die letzten
Jahre für euch?
Paul / Es war hart. Wir waren auf Tour und hatten in
der Woche davor eine Show in Toronto gespielt. Da
sie ausverkauft war, wurde anstelle eines Day Offs in
New York noch eine Zusatzshow gebucht. Es war der
heißeste Tag des Jahres und in der Halle funktionier-
te die Lüftung nicht sehr gut.
Andy/ Es müssen über 40 Grad auf der Bühne gewe-
sen sein. Malcolm war für dreieinhalb Minuten tot,
hatte aber großes Glück, da er zurückgeholt wer-
den konnte. Er ist heute immer noch quickleben-
dig und wohnt in Hannover, kann aber leider nicht
mehr mit uns spielen. Ein Jahr lang standen wir alle
unter Schock und entschieden, erstmal keine wei-
teren Pläne zu schmieden, da wir ihn nicht unter
Druck setzen wollten.
Beat / Hat dieser tragische Zwischenfall das Song-
writing für das neue Album beeinflusst?
Andy / Er hat ein eh schon vorhandenes Gefühl noch
verstärkt. Wir lieben es, Songs zu schreiben und auf
Tour zu gehen. Aber das Musikbusiness kann sehr ei-
genwillig sein. Wir haben beide Kinder, Familie und
Freunde und es ist auch mal schön, Zeit dafür zu ha-
ben. Wenn man die Möglichkeit hat, kürzer zu tre-
ten, macht man neue Erfahrungen und hat neue Ide-
en. Wenn man hingegen immer nur Musik macht,
sieht man nichts Neues mehr. Es war ein fürchterli-
cher Schock, ihn über drei Minuten tot auf dem Bo-
den liegen zu sehen, aber letztlich hatte es für uns
auch etwas Gutes.
Andy / Der Titel „The Punishment Of Luxury“ ist ein
Versuch, zurückzutreten und sich klar zu machen,
was wirklich zählt. Wir alle sind so damit beschäftigt,
diesem Lifestyle nachzujagen, von dem man uns er- gibt, müssen wir vorsichtig sein, dass wir nicht maß-
zählt, dass wir ihn bräuchten. Ich besitze diese Kla- los und fehlgeleitet werden (grinst).
motten, habe so und so viel Geld und fahre dieses Paul / Doch ich denke, die Erfahrung hat uns ge-
Auto … Aber am Ende macht es uns nicht glücklicher. lehrt, was wir zu tun haben und wann der richtige
Zeitpunkt ist, ein Album loszulassen.
Beat / Ihr habt Malcolm dann durch Stuart
Kershaw ersetzt, mit dem Andy schon früher gear- Hit-Single: unwichtig!
beitet habt. War er am neuen Album beteiligt?
Andy / Er ist jemand aus der Familie. Aber das Al- Beat / Weshalb ist eine Hit-Single für
bum haben Paul und ich alleine gemacht. So haben euch heute nicht mehr wichtig?
wir auch in den Anfangstagen gearbeitet. Selbst in Andy / Wir hätten natürlich liebend
den 80ern, als der Rest der Band auch auf den Al- gerne eine (lacht). Aber die Reali-
ben spielte, stammte das Songwriting größtenteils tät sieht anders aus. Von den vier
von Paul und mir. möglichen Singles dieses Album
würden deutsche Radiostatio-
Beat / Ihr habt über die Jahre unzählige Bands nen drei gar nicht erst spielen,
beeinflusst. Zieht das eine gewisse Verantwortung da sie zu herausfordernd sind.
nach sich? Paul / Die größte Angst der
Andy / Nein, das wäre dann doch etwas zu viel Druck kommerziellen Radiosender
(lacht). Wir sind uns darüber bewusst, dass über die heutzutage ist, dass die Hörer
Jahre immer mal wieder Leute nette Dinge über uns abschalten könnten (lacht).
gesagt haben und sich Bands von uns beeinflusst Daher müssen sie extrem auf
fühlen. Das ist toll. Aber wir müssen unser eigenes Nummer sicher gehen. Aber
Ding machen. wir haben kein Auf-Num-
Paul / Wir machen Alben in erster Linie für uns mer-sicher-Album gemacht.
selbst. Wenn wir glücklich damit sind, veröffent-
lichen wir sie und hoffen, dass auch andere Men- Beat / Einerseits haben
schen sie mögen. Wir sind in der glücklichen Positi- eure neuen Songs durchaus
on, dass wir keine Plattenfirma haben, die uns Druck Radio-taugliche, eingängi-
macht. Wir haben die letzten beiden Alben erst fer- ge Melodien, andererseits
tig gestellt und danach eine Label-Heimat dafür ge- haben sie bisweilen einen
sucht. Daher sagt uns niemand, wie wir zu klingen experimentellen Ansatz.
haben. Und was eine Hit-Single angeht: Wir haben Andy / Ja, sie sind etwas
einfach keine. Wir genießen diese künstlerische Frei- eigenwillig. Der wichtigs-
heit, die wir zuletzt als Jugendliche hatten, sehr. Heu- te Punkt ist: Wir beginnen
te können wir genau die Alben machen, die wir wirk- mit der experimentellen Sei-
lich machen wollen. te. Wir stellen uns oft die Fra-
Andy / Aber eben weil es keinen Druck von außen ge, was passiert, wenn wir die-

34 Beat 10 | 2017
 BEATPERSONALITY
Portrait: OMD

» Wir sind keine dieser Bands,

die sich an ihren alten analogen
Synthesizern festklammern. Wir
lieben die neue Technologie! «

Wissen, wann man ein Album loslassen muss: OMD, die neben The XX, The Killers oder
Chvrches viele weitere Band der letzten Dekaden beeinflussten.

Beat 10 | 2017 • 35
BEATPERSONALITY
Portrait: OMD
ses und jenes probieren. Neun von zehn Mal lautet
die Antwort, dass es scheiße klingt. Die meisten Ex-
perimente sind Fehlversuche. Das ist wie in der Wis-
senschaft oder vielleicht auch beim Kochen (lacht).
Wir versuchen immer neue Wege zu finden, sodass
es frisch und neu klingt. Aber wenn ein Experiment
funktioniert, dann weil es eine musikalische Qualität
hat. Eine Emotion, eine Melodie oder etwas, das man
noch einmal hören möchte. Experimente sind im-
mer intellektuell. Aber anschließend versuchen wir
noch etwas anderes hinzuzufügen, sodass es auch
auf der Gefühls- oder Seelenebene etwas auslöst.
Paul / Oft ist die Melodie das allerletzte, das dazu
kommt.
Andy / Der Song „Isotype“ beispielsweise war zu
Beginn eine zweiminütige Sammlung von Klängen
ohne Melodie oder Gesang. Es gab nur ein paar
Worte, die wir durch den Vocoder gejagt hatten. Die
Idee geht auf das internationale System der typog-
rafischen Erziehung zurück.
Dinge werden auf Symbole
» Es gibt tausende Menschen da
herunter gebrochen. Das
Emoji ist das neue Isoty-
pe-System, denn es bricht
Emotionen auf ein lächeln-
des und trauriges Gesicht
oder einen Daumen nach
draußen, die Neues versuchen und
oben herunter. Ich finde
das nicht sehr positiv, denn den Zehntausenden gegenüberste-
hen, die es nicht versuchen. «
es ist reduziert und sagt gar
nichts. Man interpretiert zu
viel hinein, was gar nicht da
steht. Paul wollte eine Me-
lodie dazu entwickeln. Ich
ging hinauf, machte mir
eine Tasse Tee und hörte ihn unten immer wieder
fluchen. Also machte ich mir noch einen Tee, füt-
terte die Vögel und erledigte den Abwasch, bis ich
plötzlich hörte, dass er etwas hatte (lacht). Nun gab
es also diese Melodie und ich dachte „oh scheiße,
jetzt müssen daraus wohl einen Song machen. Was
zur Hölle soll ich bloß über Isotypes singen?“.
Beat / Findet ihr es schwierig, eine Pop-Har-
monie in eine experimentelle Soundscape zu
implementieren?
Paul / Ja, es ist schwer, aber sonst würde es ja jeder
machen (lacht). Es ist nicht unbedingt ein natürli-
cher Prozess. Doch so kommen wir auf die Resulta-
te, die uns vorschweben. Wir haben ja unheimlich
viele Möglichkeiten.
Andy / Oft läuft es so, dass ich zu ihm sage, „die ers-
ten beiden Noten sind super, aber schmeiß den Rest
weg“. Daraus werden irgendwann drei Noten und so
arbeiten wir uns vor.
Beat / Das klingt nach einem extrem zeitintensi-
ven Arbeitsprozess.
Andy / Das ist wahr. Aber die erste Idee muss nicht
unbedingt immer gut sein. Daher finde ich es bes-
ser, erstmal diverse Ideen zu sammeln und am Ende
nur die besten zu behalten.
36 Beat 10 | 2017
Paul / Wir genießen nun den Luxus, genug Zeit
für diesen Prozess zu haben. Was uns vor allem
Ende der 80er-Jahre gestört hat, war, dass wir
sehr viel auf Tour gehen und für Promotion- und
TV-Auftritte zur Verfügung stehen mussten. Da-
durch hatten wir kaum noch Zeit, um ein Album
aufzunehmen. Seinerzeit war es wirklich so, dass
die ersten zehn Ideen, die wir hatten, direkt auf
das Album mussten, da für mehr keine Zeit mehr
war. Das hat uns enorm frustriert. Heute müssen
wir eher gute Verwalter unserer Ideen und unse-
rer Zeit sein, um am Ende nicht zehn Jahre für ein
Album zu brauchen.
Beat / Fühlt ihr euch von aktuellen Strömungen
der elektronischen Musik beeinflusst?
Paul / In den letzten Jahren war Glitch ja sehr ange-
sagt – Musik aus einzelnen Sounds, Klicks und Ge-
räuschen. Wir haben eine Weile versucht, ebenfalls
Tracks aus diesen Komponenten zu machen. Aber
wir fanden es schwer, daraus etwas Bekömmliches
zu generieren. Ich denke, wir sind diesem Prinzip
mit dem Song „As We Open So We Close“ auf dem
neuen Album am nähesten gekommen.
Andy / In meinen Ohren sind das oft nur noch Ge-
räuschorgien. Ich mag es, wenn sich solche Ele-
mente und „richtige“ Musik im Gleichgewicht hal-
ten. Vor fünf, sechs Jahren war ich ein großer Fan
von Atom™. Dahinter steckt der deutsche Künst-
ler Uwe Schmidt. Sein „Liedgut“-Album war sehr
glitchy und fragmentarisch, aber er schaffte es mit
„Hd“, das Ganze in eine musikalischere Form zu gie-
ßen. Das fanden wir sehr cool. Aber ich liebe auch
den Minimalismus von The XX. Man darf nie aufhö-
ren, sich andere Sachen anzuhören, da man immer
etwas lernen kann. Es gibt tausende Menschen da
draußen, die Neues versuchen und den Zehntau-
senden gegenüberstehen, die es nicht versuchen.
Paul / Aber es wird immer schwieriger, etwas Inte-
ressantes zu finden, da die traditionellen Vertriebs-
wege weitgehend verschwunden sind. Man muss
sich der Verrücktheit des Internets stellen, um Neu-
es zu entdecken.
Andy / Es gab eine Zeit, als Plattenfirmen noch gro-
ße Profite gemacht haben. Damals haben sie auch
immer wieder neue Sachen ausprobiert. Hat eine
Band etwas Interessantes gemacht, gab es meist
auch jemanden, der Geld investierte, es an den
Süddeutschen Rundfunk weitergab und denen ge-
sagt hat, „das ist großartig, spielt das“. Und das ha-
ben sie gemacht. Heute haben die Plattenfirmen
Angst, Geld zu verlieren und die Radiosender, dass
die Hörer die Frequenz wechseln. Keiner geht mehr
ein Risiko ein. Daher haben es wirklich neue, aufre-
gende Bands schwer, von der breiten Öffentlichkeit
gehört zu werden. Wir hatten Glück, denn wir expe-
rimentierten – versehentlich, denn wir begriffen gar
nicht, dass wir Melodien schrieben, die als Popmu-
sik wahrgenommen wurden – und die Radiosender
haben es dennoch gespielt.
Paul / Früher haben Labels mit einigen Künstlern re-
gelmäßig Verluste gemacht, aber sie haben dennoch
an ihnen festgehalten, da sie einen musikalischen
Wert hatten und das Label dadurch gut dastand.
Beat / Versucht ihr, ange-
sagte Sounds in eure Mu-
sik einzubinden?
Andy / Wenn man sagt,
„das macht man gerade
so, wir müssen nun auch
so klingen“, adaptiert man
ja die Idee eines anderen.
Das ist, als würde man die
Klamotten anderer Men-
schen tragen. Daher muss
man lernen, sich nur die
Elemente herauszugreifen,
die man gut mit dem eige-
nen Stil verbinden kann.
Lieblings-Plug-ins
Beat / Folgt ihr aktuellen Entwicklungen auf dem
Software- und Plug-in-Markt?
Paul / Ja, es kommen immer wieder interessan-
te Sachen heraus. Wir sind keine dieser Bands, die
sich an ihren alten analogen Synthesizern festklam-
mern. Wir lieben die neue Technologie! Und wir lie-
ben es, am Computer zu arbeiten. Meist sind jünge-
re Leute da eher puristisch. Die wollen unbedingt
einen Minimoog und einen Jupiter 8. Uns dage-
gen reicht das Plug-in, denn die Originale sind oft
ziemlich unzuverlässig (lacht). Das Schöne daran
ist, dass wir ähnliche Systeme haben und so auch
trotz der Entfernung von 200 Kilometern miteinan-
der kompatibel sind.
Andy / Jetzt sitzt Paul hier und stellt sich als modern
da, dabei hat er sein System erst vor Kurzem geup-
dated (lacht). Darauf musste ich sechs Jahre war-
ten und ihm in der Zeit immer alles als Audiospuren
schicken, da er die Plug-ins nicht hatte. Aber wir ha-
ben auch gemerkt, dass wir uns beim eigentlichen
Songwriting leichter tun, wenn wir zusammen in ei-
nem Raum sitzen.
Beat / Welche Plug-ins haben den Sound des neu-
en Albums geprägt?

Andy / Wir haben nicht unbedingt brand-
neue Synthies verwendet. Ich würde sa-
gen, am meisten sind die Plug-in-Emu-
lation von Virus und dem ARP2600 zum
Einsatz gekommen. Wir haben viele ARP-
Patches als Grundlage genommen und sie
dann modifiziert.
Paul / Einer meiner Lieblings-Synthesizer
ist der Element von Waves. Er klingt groß-
artig und kam auf dem Album auch viel
zum Einsatz. Er hat einen fantastischen
Sequenzer, der sehr benutzerfreundlich
ist. Auch Omnisphere mag ich sehr.
Andy / Und Morphoder. Viele Gesangs-
parts haben wir damit bearbeitet. Oft sind
die Lead Vocals normal gesungen und die
Backing Vocals mit dem Morphoder bear-
beitet, um sie eigenwilliger klingen zu las-
sen. Auch computergenerierte Stimmen
haben wir in einigen Tracks verwendet.
Es gibt diverse Online-Generatoren, in
die man ein Wort eintippt. Die Ergebnis-
se haben wir gesampelt und in die Tracks
gepackt. Das war ein riesiger Spaß (lacht).
Beat / Nutzt ihr auch Presets?
Paul / Meistens habe ich einen Sound
im Kopf und suche ein Preset, das so
ähnlich klingt und passe die Filter und
Oszillatoren an.
Andy / Ich weiß noch, unseren ersten
Synthesizer haben wir aus einem Mailor-
der-Katalog bestellt. Ein Korg Micro Pre-
set. Es gab nur eine Handvoll verschiede-
ne Presets: Violine 1, Violine 2, Saxophon,
Trompete und Vocal und sie klangen alle
gleich – wie ein knarzendes „ähhhhh“
(lacht und simuliert das Durchschalten).
Damals war es noch schwer, ein Preset zu
modifizieren.
Paul / Heute hingegen haben wir die
Qual der Wahl, denn es gibt so viele Pre-
sets, dass man viele Tage damit verbrin-
gen könnte, alle durchzuhören. Dabei
vergisst man schnell mal die ursprüngli-
che Idee. Daher ist es gut, seine Palette et-
was zu reduzieren.
Andy / Aber wir freuen uns immer die-
bisch, wenn wir ein neues Spielzeug be-
kommen. Es war immer dasselbe für uns.
Ob MS-20, Prophet 5, Mellotron oder Fair-
light – wir haben uns immer gleich vol-
ler Begeisterung auf die Patches gestürzt
stets etwas gefunden, woraus wir direkt
einen Song kreieren wollten.
Beat / Habt ihr das Album selbst gemischt?
Paul / Ja, ich habe ein Studio in London, das
einen akustisch optimierten Mixraum hat.
Andy / Es ist großartig, dass wir beide in
Pro-Tools arbeiten und die Songs von den
ersten Demos bis zum Mix im selben Pro-
gramm bleiben. Früher hat man ein Al-
bum immer noch mal zusammen mit ei-
nem Produzenten neu aufgenommen und
dabei manchmal die Vibes des Demos ver-
loren. Heute wird aus dem Demo der Song.
Wir lieben die moderne Technologie dafür.
Das einzige Problem, das wir heute noch
haben, ist, dass Paul regelmäßig zu mir
BEATPERSONALITY
Portrait: OMD
sagt, dass er meine Kickdrum hasst (lacht).
Sie ist ihm immer zu soft. Er mag gerne ei-
nen härteren Attack. Daher diskutieren
wir beim Mix oft erstmal ein paar Stunden
über die Kickdrum (lacht).
Paul / Ich mag es, „in the box“ zu mi-
xen. Ich nutze am liebsten die Plug-ins
von Waves. Sie sind fantastisch. Ich habe
auch einen Apollo-Konverter von Univer-
sal Audio, der ebenfalls viele tolle Plug-ins
enthält. Und gemischt haben wir auf ei-
nem kleinen Neve-Pult.
Andy / Um noch etwas altmodische
Röhrenwärme zu bekommen (lacht).
Paul ist der Technikfreak von uns. Er hat
sogar Elektrotechnik studiert. Wegen sei- Diskografie:
ner Technikliebe fanden wir überhaupt 1980 | Orchestral Manoeu-
erst zusammen. In den 70ern kaufte ich vres in the Dark
Electro-Platten aus Deutschland und 1980 | Organisation
hatte nur einen schlechten Monoplat-
1981 | Architecture &
tenspieler. Paul hatte sich selbst eine Ste- Morality
reoanlage gebaut. Daher bin ich mit mei-
1983 | Dazzle Ships
nen Kraftwerk- und Neu!-Platten immer
zu ihm gegangen. So nahm OMD seinen 1984 | Junk Culture
Lauf. Da waren wir 15. 1985 | Crush
1986 | The Pacific Age
Beat / Was treibt euch nach allem, was
ihr erreicht habt, noch an? 1991 | Sugar Tax
Andy / Solange wir etwas zu sagen haben 1993 | Liberator
und denken, dass andere Menschen es 1996 | Universal
hören wollen, machen wir weiter Alben.
2010 | History of Modern
Und ich hoffe, wir hören auf, sobald wir
keine guten Ideen mehr haben. r 2013 | English Electric
2017 | The Punishment Of
www.omd.uk.com Luxury
Beat 10 | 2017 37
BEATPERSONALITY
Portrait: Dapayk & Padberg

38 Beat 10 | 2017
 BEATPERSONALITY
Portrait: Dapayk & Padberg

Porträt: Dapayk & Padberg

Rückzugsräume aus Musik!
Das aktuelle Album (Harbour) dieses irgendwie so ganz anderen Dream Teams wirkt nah, intim, in den richtigen
Momenten leise und in anderen energetisch. Elektronische, stimmungsvolle, schwebende Songs. Staubige
Vintage-Gefühle: mit Erdung in tiefem Bass, in verhallten Beats, trippig oder trödelnden Synthies und Eva Padbergs
schwebender, hauchiger Stimme. Es erzeugt beim Hören das Gefühl, dass es dir etwas Geheimes preisgibt. Etwas
Zartes … vielleicht über seine Macher. Wie sich Romantik, Rotwein und relativ rastloses Leben vertragen, erzählten
Niklas Worgt aka Dapayk & Eva Padberg Beat-Autor Frank Eckert. Fotos: Patrice Brylla

K
eine Katastrophen, keine Paparazzi-Dramen,
auch keine Achterbahn-Musik. Dapayk & Pad-
berg sind, ob als Live-Act oder Künstler im
Longplay-Format, längst etablierter und beständi-
ger Bestandteil der elektronischen Szene. Im Ge-
spräch fällt sofort ihre Bodenständigkeit auf – von
Padbergs unkomplizierter Jogginghose und zeit-
los einfachem Sweatshirt zum offenherzigen und
im Bezug auf Technik Nerd-freien Ton Dapayks.
Sie sind gut 20 Jahre ein Paar, musizieren mehr als
zehn Jahre Live und auf Tonträger im Albumformat.
Auf dem vierten Album, Harbour, machen sie sich
auf zu einem Hafen, in dem ihr Liedgut zeitlos mit
sanften Wellen überschwappt, auf dem elektroni-
sche Songs mit viel Ambiente vorherrschen. Die
fühlen sich nicht mehr im Club zuhause, sondern
formen emotionalen, Listening-betonten Sound zu
Songs samt Einflüssen aus Electronica, Deepho-
use, Dub, Downbeat und ihrem Fundament aus
Bass en masse. Harbour dürfte Wohnzimmern,
Freiluft-Lounges, Spotify-Urlaubs-Playlisten und
WG-Küchen zum 1A-Soundtrack gereichen. Rück-
zugsräume aus Musik!
Mit Dapayk und Padberg, die es sich samt in-
nig geliebtem Hund auf ihrem heimischen Sofa
bequem gemacht haben, sitze ich per Videoch-
at zusammen. In einem Interview mit der Berliner
Morgenpost sagte Padberg, für sie seien Hunde das
Geheimnis ihrer fortwährenden Liebe. Gut … die
schrauben nur keine Tracks … und mir scheint ge-
heimnisvoll, wie die zwei Vielflieger noch zum Ru-
hepuls und Kreativprozess gelangen. Ich stelle mir
vor, gemeinsame Quality-Time ist, bei den Leben,
die beide führen, rar. Hier das Topmodel Padberg,
da der viel gebuchte Techno-Live-Act Dapayk …
und dazwischen? Entsteht dann noch Musik, die
tatsächlich klingt, wie der Pressetext verspricht.
Harbour ist wirklich so ein Album voller Romantik,
Geborgenheit und Wärme.
Beat / Ist das euer Lieblingsplatz, das Sofa – und –
sitzt ihr da ausreichend oft?
Niklas / Ja schon, so oft es eben zu zweit geht. Und
doch, wir kommen schon dazu, unsere Rückzugs-
räume zu finden, das hier ist einer davon.
Beat / Der andere, so scheint mir bei diesem, eu-
rem vierten Album, ist die Musik. Die verzich-
tet diesmal nahezu gänzlich auf Club-Ästhetik,
während die vorherigen Alben noch zwischen
Song-haftem und klarem Clubformat vermittel-
ten. Techhouse mit Gesang, oder so … ich werde
so ein Gefühl nicht los, hier liegt jetzt ein musika-
lisches Poesiealbum vor.
Eva / Haha, ja, warum nicht, da ist schon viel Emo-
tionales drin, aber ansonsten würde ich sagen,
Weinkarte statt Poesiealbum. Denn Rotwein spielte
schon eine Rolle bei unserer Arbeit. Wobei das jetzt
nicht heißen soll, wir haben uns besoffen. Der Kre-
ativprozess dieses Albums entstand zu großen Tei-
len in unserem Häuschen in der Uckermark. Noch
so ein Rückzugsort, ein entspannter wie auch krea-
tiver. Wenn wir dort sind, wird tagsüber immer viel
im Garten gemacht. Am späteren Nachmittag, nach
der Gartenarbeit, gönnen wir uns einen guten Rot-
wein. Und machen Musik.
Beat / Ist das ein besonders vertrautes Erlebnis,
als Paar zu musizieren? Muss man sich manchmal
fragen, ob man nicht zu viel preisgibt, da draußen?
Schließlich interessiert sich ja heute jede und jeder
in den sozialen Medien wahnwitzig für die Privat-
leben der anderen – und in deinem Fall, Eva, stehst
Du noch im Fokus ganz anderer Linsen.
Eva / Ja, aber auf wundersame Weise lässt sich das
Model- und das Musiker-Leben seit Ewigkeiten su-
per trennen. Und wir sind das ja nun lange gewöhnt,
ob für die Alben oder Live. Bisher kamen mir solche
Gedanken nicht. Ich denke eher, es ist schön, wenn
man was preisgibt, ich hab da keine Ängste, dass
dann auf so einem Album oder einem Song etwas
landet, das niemand sehen oder hören soll. Es geht
ja auch eher um meine Beobachtungen, als immer
um mich selber. Es geht in den fertigen Songs oft
um Sachen, die man aus der Umwelt mitbekommt,
um Emotionen.
Beat / Was entsteht zuerst, die Gesangsidee, die
Musik?
Eva / Das ist ganz unterschiedlich: Manchmal habe
ich Song-Notizen auf meinem Handy, dann sitze ich
mit dem Notizbuch im Garten da, ein anderes Mal
spielt mir Niklas einen Loop, der gerade entstan-
den ist, vor. Und manchmal entstehen eben genau
durch die Musik erst entsprechende Bilder im Kopf,
die ich niederschreibe.
Niklas / Ich biete Eva natürlich nur Loops an, die ihr
auch gefallen (lacht).
Beat / Klar! Und was mag Eva am liebsten?
Niklas / Das ist eine ganze Bandbreite. Aber Sounds,
die Eva meist gefallen, sind immer aus der emotio-
nalen Richtung. Da hab ich selber auch ne gewisse
Prägung, durch Synthies und Strings aus den mitt-
leren 90ern etwa, damals mochte ich Drum-n-Bass
auch sehr. Eva mag es auf jeden Fall, wenn ich mit
Streichern arbeite! Daneben ist sie bei der Sound-
auswahl im Grunde nicht so extrem beteiligt. Ich
baue für sie meist einen Loop, der eine Stimmung
enthält. Das sind dann so kleine Arranges von rund
zwei Minuten. Ich denke eh, wir wissen intuitiv ganz
gut, was für uns funktioniert. Wir kennen uns weit
über zwanzig Jahre!
Beat / Woher kommen gemeinsame musikalische
Inspirationen? Ich musste bei dem neuen Album
öfters an zeitgenössischen UK-Sound denken, mit
viel Bass, schweren Stimmungen, Drama, Ausläu-
fer-Momenten der Breakbeat-Kultur. Sachen wie
Synkro, SBTRKT oder so!?
Niklas / Also zunächst mal kommen die Inspiratio-
nen aus uns. Und ja, tatsächlich, wir hören viel Mu-
sik aus Großbritannien. Ich glaube, da gibt es ein-
fach eine sehr internationale Qualität der Stücke.
Wenn man ‚dürfte’, wären wir vielleicht noch mehr
in der Richtung UK-Sound unterwegs, aber das
fühlen hier eben doch nicht alle so. Ich denke, die
Bandbreite an Musik, die wir mögen und auch sel-
ber schon gemacht haben, ist schon für beide aus-
schlaggebend und fließt automatisch ein.
Beat / Wie viele Jahre macht ihr den Live-Act nun
schon?
Niklas / Ich glaube, den Live Act machen wir seit
2004. Doch, müsste stimmen. Doch, ja, da hängt bei
den Eltern noch das Poster.

Beat 10 | 2017 39
BEATPERSONALITY
Portrait: Dapayk & Padberg
Diskografie:
2012 | Sweet Nothings
Beat / Echt? Das ist natürlich cool.
Niklas / Ja klar, die Familie ist voll mit ein-
gebaut. Die Großmutter bekommt neue
Alben aufgeführt beim Stricken.
Eva / Und die kommt aus der klassischen
Musik … dann erzählt sie uns, was sie
sieht und fühlt … und von der Wolga. Nur
als sie mal sagte, ein Album klänge ‚wie
Aerobic’, das war schwieriger einzuord-
2013 | Smoke
nen, haha! Das aktuelle Album bekommt
sie jedenfalls persönlich zum 95sten!
Beat / Was hat sich verändert über so lan-
ge Zeit bei Euch – im Innen und im Außen?
Eva / Haha, echt zu viel, aber wir haben
unsere Ruhe gefunden, seit wir das Häus-
chen in der Uckermark haben. Darüber
hinaus kann ich nur sagen, unsere Mu-
2014 | Smoke Family Remixes sik spricht ja auch für sich und die Zei-
ten. Oder in Kurzform: Was verändert
sich nicht alles, in der Ehe mit dem ersten
Freund … übersetze das mal auf Musik!
Beat / Wenn man die herzliche Umar-
mungsszene des Album-Covers oder sei-
nen Titel hernimmt, muss man denken,
Harbour, also Hafen, steht für eure lange
Liebesbeziehung, und das Wasserthema
2017 | Harbour zieht sich ja auch sanft fließend durch
die Titel. Alles im Fluss?
Niklas / Hm … das Wasserthema war erst
gar nicht mal so gesetzt, das schlich sich
dann aber ein, als das Album fertig war,
weil wir zwei, drei maritime Bezüge in
den Songtiteln entdeckten.
Eva / Und die Songs klangen auch alle
40 Beat 10 | 2017
wie Wasser, sanfter, fließender, als auf
dem letzten Album. Vielleicht auch we-
gen Südfrankreich, wir verbringen ger-
ne im Herbst ein paar Wochen in der Pro-
vence. Da waren wir auch dieses Mal nach
dem Runterkommen inspiriert und kre-
ativ. Das war zwar nicht direkt am Meer,
aber man ist dort in so ner Stimmung.
Beat / Von der Stimmung führt der Weg
ja auch wieder zur Technik zurück, be-
ziehungsweise inszeniert die Technik die
aufgespürten Stimmungen weiter. Tech-
nisch, was begeistert dich da an eurem
Sound, Eva?
Eva / Ich mag dieses Mal auf dem Album
besonders die schönen Räume. Die ma-
chen alles rund. Was die Technik angeht,
da bin ich ehrlich: Ich weiß nicht wirklich,
wie er das macht – und ich will das auch
manchmal gar nicht wissen (lacht).
Niklas / Siehste, und ich bin eigentlich
überhaupt nicht so der Technik-Fan, wie
man denken könnte. Klar hab ich ein or-
dentliches Studio, aber ich brauche oder
gebrauche, weil wir es ja von den Strings
hatten, beispielsweise eigentlich keine
guten oder teuren Streicher. Das VSL-
Pack Vienna-Symphony und die Strings
Section klingt natürlich wahnsinnig gut.
Aber nur, wenn man genau weiß, wie
man die ‚auf echt’ programmiert. Mir ist
das zu mühsam am Ende, da hole ich mir
schneller coole Synthie-Streichersounds
aus alten Kisten rein. Aus welchem Ju-
no-irgendwas auch immer, oder aus ei-
nem Plug-in. Bei den Räumen, die Eva
mag, ist das ebenso: Selbst mein Kern-
stück, Logic Pro X, hat genügend Tools,
um etwas Eindrucksvolles zu erschaffen.
Reverbs kommen ganz simpel aus dem
Space Designer, da lege ich einen in die
Mitte und einen nach außen – klingt groß!
Beat / Hast du bestimmte Lieblingsgerä-
te im Studio, die auf dem Album zu hören
sind? Würdest du den Nachwuchs-Pro-
duzenten da draußen etwas besonders
empfehlen?
Niklas / In der Anfangszeit dieses letzten
Albums habe ich ein weiterhin entste-
hendes Modularsystem mit in die Arbeit
eingebracht, von Clouds Mutable Instru-
ments. Ob Hall oder Delay, da gibt es vie-
les, was ich großartig finde. Die Sounds
waren mit verantwortlich dafür, dass die
Ambient-Parts der aktuellen Stücke in
Erscheinung getreten sind. Ein weiteres
Gerät, das ich gerne nutze, ist der Elekt-
ron Analogue Four, und was ich absolut
empfehle, ist Teenage Engineering, der
OP-1 ist ein gutes Beispiel für ein kleines
aber höchst effektives und kreatives Fri-
ckel-Gerät, das Synthesizer, Sampler und
Recorder in einem bietet!
Eva / So, und was ich absolut empfehle:
Holt Euch einen ‚Ambient Dog’, das hebt
auf jeden Fall die Stimmung, auch im Stu-
dio (lacht)! r
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BEATKULTUR
Digitale Kultur: Sequels

Digitale Kultur: Sequels

Die Entdeckung des Bekannten
Immer mehr Künstler kehren zu ihren Wurzeln zurück oder nehmen Fortsetzungen von Erfolgs-Alben auf. Das führt
gelegentlich zu erfreulich spannenden Ergebnissen. Doch wo verläuft die Grenze zwischen erfolgreichem Selbst-Tri-
but und blanker Ideenlosigkeit? Und: Muss man bald um die Zukunft der Musik bangen? von Tobias Fischer

M
an kann nicht zwei Mal in den selben Fluss
steigen, hieß es schon bei den alten Grie-
chen. Doch gilt diese Weisheit auch in der
Musik? Zumindest scheint es so, als ob immer
mehr Komponisten und Produzenten gezielt in
den Fluten der Vergangenheit baden und dabei
die Geister von gestern heraufbeschwören. Was
mit einer Reihe von vereinzelten, aufsehenerre-
genden Comebacks und Reunions in den 90ern
seinen Anfang nahm, ist inzwischen zu einer
wahren Welle herangewachsen, die sich tosend
über die Kreativlandschaft ergießt – und dabei
gelegentlich zeitgemäßere Tendenzen mit sich
hinfort spült. Das „Fortsetzungs-Album“, also
das Anknüpfen an frühere Veröffentlichungen
mit einem zweiten oder gar dritten Teil, hat sich
fest auf dem Markt etabliert und von Rock über
Hip-Hop bis hin zur elektronischen Musik alle
Stilrichtungen erfasst. Sogar längst abgeschrie-
bene Künstler dürfen sich dabei in der Regel ei-
nes regen Publikumsinteresses sicher sein. Was
aber suchen beide Seiten in der Vergangenheit?
Warum schlagen die Versuche, dabei integer zu
bleiben, so oft fehl? Und: Bedrohen sie dabei zu-
sätzlich noch die zeitgenössische Kunst?
Immerhin ist es erfreulich, dass viele der
„Sequels“ aus musikalischer Sicht bemerkens-
wert stark ausgefallen sind. Michael Cretu ver-
abschiedete sich auf dem achten Enigma-Al-
bum „The Fall of a Revel Angel“ von jeglichen
Innovations- oder Weiterentwicklungsansprü-
chen und feierte mit einem subtilen, atmosphä-
risch dichten und klug arrangierten Werk über
weite Strecken eine Rückkehr zur alten Glanz-
zeit seines Projekts. Der französische Großmeis-
ter Jean-Michel Jarre wiederum verband zuerst
auf seinen beiden durchwachsenen „Electroni-
ca“-CDs zeitgenössische Pop- und Club-Sounds
mit direkten Zitaten aus seinem Back-Kata-
log und nahm anschließend mit dem dritten,
betont minimalistisch gehaltenen Teil seiner
Oxygene-Saga seine vielleicht beste Veröffent-
lichung seit fast 20 Jahren auf. Der selbst er-
nannte „Erfinder des musikalischen Sequels“
zu guter Letzt, Mike Oldfield, kehrte mit „Re-
turn to Ommadawn“ erneut zu seinen Wurzeln
in den 70ern zurück, ohne dabei peinlich zu be-
rühren. Vorangegangen war diesen Scheiben
bereits eine Vielzahl weiterer, ähnlich gearte-
ter Werke: Aphex Twin‘s „Syro“, das erfrischend
ungeniert genau dort anknüpfte, wo er in den

42

90ern stehen geblieben war. Oder Eminem, des-
sen „Marshall Mathers LP 2“ gerade wegen ih-
rer Rückwärtsgewandtheit zum Fan-Favoriten
heranwuchs. Aktuell feiert sogar TLC, die ehe-
mals größte RnB-Band des Planeten, mit einer
beachtlichen Scheibe ein vollkommen uner-
wartetes Comeback, das alten Fans Tränen der
Wiedererkennung in die Augen treiben dürfte.
Nicht nur sind diese Musiker zum zweiten oder
wiederholten Mal in den selben Fluss gestie-
gen – sie haben dabei zu alter Kraft und Vitalität
zurückgefunden.
Retromanie?
Dem britischen Musikjournalisten Simon Rey-
nell, der diesen Entwicklungen in seinem Buch
„Retromania“ in jahrelanger Detektivarbeit
nachgegangen ist, fielen die ersten Anzeichen
bereits deutlich früher auf [1]. Da waren zum ei-
nen die Bands, die ausgewählte Alben ihrer ei-
genen Geschichte live in voller Länge nachspiel-
ten – darunter beispielsweise Pearl Jam, die auf
ihrer 2016er-Tour sowohl legendäre Scheiben
wie „Ten“ oder „Vs“ als auch das unterschätzte
„Binaural“ zum Besten gaben. Da waren unzäh-
lige Re-Unions, denen man zumindest nicht al-
len vorwerfen konnte, vom Aufstocken der Ren-
tenkasse motiviert worden zu sein. Da waren die
ausverkauften Konzerte von Cover-Bands wie
Björn Again, Echoes oder der Australian Pink
Floyd Show, welche dafür sorgen, dass diese
legendären Formationen lange nach ihrem ei-
gentlichen Ende auf der Bühne weiter leben.
Und schließlich waren da die bizarren Re-Enac-
tments“, bei denen historisch bedeutsame Per-
formances der Musikgeschichte minutiös und
detailgetreu nachempfunden werden. Wohl am
aufsehenerregendsten war die 1-zu-1 kopierte
Inszenierung des Auftritts der Einstürzenden
Neubauten im Londoner International Center
for the Arts (ICA). 1984 hatten die Industrial-Pi-
oniere dort mit Presslufthämmern und Zement-
mischern das Publikum derart angestachelt,
dass der Auftritt nach knapp 20 Minuten von
den Veranstaltern unterbunden wurde. Zu die-
sem Zeitpunkt waren die Neubauten ihrem Ziel,
sich bis in das Tunnelsystem unter dem Gebäu-
de zu drillen bereits recht nahe gekommen [2].
Für die erneute Aufführung 2007 recherchier-
te die Kuratorin Jo Michell ein ganzes Jahr lang,
sprach mit so vielen Beteiligten und Zuschauern
wie möglich und stellte das Event dann – ein-
schließlich des Krawalls unter den Zuhörern –
detailgetreu nach. Anschließend durfte sich das
„richtige“ Publikum, wie ein Gast in einem zyni-
schen Kommentar berichtet, in einer gesitteten
Diskussionsrunde und bei Getränken und Kna-
bbereien über die Kunst unterhalten, die sie ge-
rade vorgeführt bekommen hatten. [3]
Das Neubauten-Re-Enactment ist der ab-
surde Gipfel einer Entwicklung, die inzwischen
[1] http://bit.ly/2vwQLPH [2] http://bit.ly/2ugte1L [3] http://bit.ly/2wAiEU1
nahezu alle musikalischen Bereiche infilt-
riert hat. Während Liebhaber-Labels tief in den
Schatztruhen der Vergangenheit nach verlore-
nen Perlen graben und Re-Issues längst von ei-
ner Nischenkategorie zum Titelthema geworden
sind, lassen sich einige Künstler ihr Frühwerk
von jüngeren Kollegen mit einer Reihe von Re-
mixen auf den neusten Stand bringen. So bei-
spielsweise das wegweisende Electronica-Pro-
jekt Leftfield, deren Debüt „Leftism“ vor Kurzem
in voller Länge von aktuellen Dubstep-Produ-
zenten ins neue Jahrtausend befördert wurde.
Was einst als Ideenlosigkeit gewertet wurde,
gilt heute als spannend und dort, wo die Musi-
ker nicht bereit sind, dem Druck der Fans nach
einer Rückbesinnung nachzugeben, behelfen
sich diese teilweise schlicht selbst. Nachdem
Klaus Schulze in Interviews immer wieder be-
tont hatte, nicht zum Sound seines Klassikers
„Moondawn“ aus 1976 zurückkehren zu wol-
len, nahm der französische Produzent Laurent
Schieber unter dem Namen „Sequentia Legen-
da“ und zusammen mit dem ehemaligen Schul-
ze-Weggefährten Tommy Betzler an den Drums
mit „EXtended“ eine Doppel-Scheibe auf, wel-
che die Magie und den Sound des Originals kon-
genial repliziert und dabei sogar um einige neue
Facetten erweitert. Betzler saß auch bei „Trip-
let“ hinter den Trommeln, einem Album mit sei-
nem Freund Michael Brückner, dem man durch-
aus mit einiger Bewunderung zugutehalten darf,
sehr erfolgreich auf den Spuren der frühen Tan-
gerine Dream zu wandern – und dabei teilwei-
se zu spannenderen Resultaten zu gelangen als
die Vorbilder derzeit selbst.
Lohnenswert, aber
problematisch
Auch wenn die Sequel-Welle also im Augenblick
durchaus einige lohnenswerte Ergebnisse pro-
duziert, bleibt sie in gleich mehrfacher Hinsicht
ein problematisches Unterfangen. Nicht zuletzt
in technischer Hinsicht. Gerade in der Elektro-
nik – Hip-Hop eingeschlossen – entstehen vie-
le Alben in einem klar definierten Umfeld aus
Zeitgeist und Produktionsmitteln. Bei dem ur-
sprünglichen „Oxygene“ zum Beispiel wurde
diese Faktoren einerseits bestimmt durch die
Annäherung von Avantgarde und Pop-Musik
und andererseits von verhältnismäßig kleinen
Geräteparks aus analogen Synthesizern, die ei-
nen gewissen Minimalismus bereits vorgaben.
Das erste Enigma-Album wiederum stand ganz
im Zeichen des aufkeimenden Samplings und
bediente sich noch ebenso wild wie naiv im
Gemischtwarenladen der Recording-Historie.
Dieses technologisch-kreative Umfeld lässt sich
Jahrzehnte später schlicht nicht mehr authen-
tisch wiederbeleben. Aus den Limitierungen
der frühen Jahre sind, um Brian Eno zu para-
phrasieren, kreative Wahlmöglichkeiten gewor-
BEATKULTUR
Digitale Kultur: Sequels
den – und sogar mit dem besten Willen der Welt
könnten die Ergebnisse nicht mehr identisch
ausfallen. Auch wer heute seine Gitarre durch
Röhrenverstärker spielt, Kompressoren und
Mikros aus dem Abbey-Road-Studio nachbaut
oder mit Vintage-Synthies direkt auf acht Spuren
aufnimmt, kann nicht so tun, als hätte es MIDI
und die digitale Revolution nicht gegeben. Auch
die stupende Wirkung der ersten Sampling-Pro-
duktionen lässt sich nicht mehr in Ohren des 21.
Jahrhunderts erzeugen. Das hat nicht nur Mi-
chael Cretu längst einsehen müssen, der das
Instrument auch deswegen auf „Fall of a Rebel
Angel“ wohlweislich nur sehr dezent verwendet,
sondern auch Formationen wie Public Enemy,
welche die Durchschlagkraft ihrer ersten Schei-
ben auf ihren immer noch hörenswerten aktu-
ellen Alben einfach nicht mehr erreichen. Man
kann, wenn man so will, also durchaus zwei Mal
in den selben Fluss steigen – doch ist das Risi-
ko groß, dass der Dampfer zu diesem Zeitpunkt
längst abgefahren ist.
Trotz anhaltender Kritik sind deswegen die
Neuauflagen von „Tubular Bells“ ein prinzipi-
ell sehr gelungenes Unterfangen. Stand 1992 im
Zeichen des digitalen Wandels bändelte der drit-
te Teil 1998 mit aktuellen Club-Sounds an. Old-
field blieb seinen kompositorischen Ideen und
Idealen treu und verorte sie lediglich jedes Mal
neu. So wurden „Tubular Bells II“ und „III“ zu –
musikalisch nicht immer gleichermaßen gelun-
genen – Meditationen darüber, wie der Zeitgeist
den kreativen Prozess beeinflusst. Überhaupt
scheinen diejenigen Projekte am sinnvollsten,
bei denen sich der Künstler vollkommen unver-
krampft und ohne jegliche Scham wiederholt
und lediglich die eigenen Qualitätsansprüche
als Maßstab nimmt. Das gilt für Dr Dre‘s „2001“
genauso wie für die vorhergenannte „Marshall
Mathers LP 2“ seines Protegés Eminem – beides
Werke, die sich selbst treu bleiben, ohne dabei
vollkommen neue Wege einzuschlagen. Aus his-
torischer Sicht ist diese Methode auch wohlbe-
gründet. In den über 100 Symphonien Joseph
Haydn‘s oder den 200 erhaltenen Kantaten Jo-
hann Sebastian Bachs versuchen sich die Kom-
ponisten auch nicht jedes Mal, komplett neu zu
erfinden. Dabei werden aber eben feine Verän-
derungen und allmähliche Verschiebungen um
so deutlicher erkennbar.
Die Zukunft der Musik wird jedenfalls nicht
von der Erkenntnis bedroht, dass man notge-
drungen zum Wiederholen gezwungen und zum
ständigen Entdecken des bereits Bekannten ver-
dammt ist. Denn in der richtigen Kombination
ergeben sich sogar aus alten Ideen aufregende
neue Formen. Genau mit dieser vermeintlich
konservativen, reaktionären Einstellung ist so
manches Stück Musik zu einem unsterblichen
Klassiker geworden, der bis heute seine Rele-
vanz behalten hat. r
Beat 10 | 2017 43
WORKBEAT
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neben der Audio-Spur in diesem Fall auch die Video-Spur mit Audio-Clip anpassen..
an, um die Bild-synchrone Bearbeitung zu erleichtern..

Edit-Sektion
Wie jeder hochwertige
Editor besitzt auch SF
Audio Studio 10 eine
Sample-genaue Wellen-
form-Darstellung der
Audio-Kanäle. Präzise
Schnitte, FX, Fades
oder Dynamik-Opera-
tionen werden so zum
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topes Vocal Eraser. Mit wenigen
Klicks lässt sich damit aus Mixen
sehr zuverlässig die Gesangs-
stimme entfernen..
Der ebenfalls enthaltene Audio Enhancer
ist weit mehr als ein parametrischer EQ.
Reverb, Exciter, Maximzer und Widener
machen das Tool zur Klang- und Dyna-
mik-Geheimwaffe..

44 Beat 10 | 2017 [1] http://loudmax.blogspot.de [2] hofa-media.de


1 2
Setup
Viel vorzubereiten gibt es nicht, lediglich
unsere VST-Plug-ins wollen wir einbin-
den. Dazu wählen wir unter Optionen die
Präferenzen und geben bei VST-Effekte den
Plug-in-Ordner an. Per Aktualisieren werden
die Plug-ins geprüft und lassen sich über die
Effektfavoriten aufrufen. Wenn Sie später
weitere Plug-ins hinzufügen, wählen Sie die
Option Neu erstellen nach Plugin-Name,
um das Menü upzudaten. 1
4 5
Kopieren
Kopieren Sie den ersten Track hinein,
wählen ihn komplett aus und erzeugen
mit [R] eine Region. Falls Sie eine Pause
zwischen den Tracks wünschen, wählen Sie
unter Einfügen die Option Stille und stellen
bei am: das Dateiende ein. Kopieren Sie auf
diese Methode alle Tracks in den neuen. Fällt
ein Track zu leise aus, doppelklicken Sie in
seine Wellenform. Damit wird die komplette
Region gewählt. 1
Gönne deiner Maus
mal ’ne Pause!
FaderPort 8 – der geniale DAW Production Controller
Natürlich kann man im Studio nicht komplett
auf die Maus verzichten, aber zum Aufnehmen,
Editieren, Mischen und Automatisieren ist der
FaderPort 8 mit seinen berührungsempfindlichen
100-mm-Motorfadern und den 63 Tastern
ein kongenialer Partner, der nicht nur den
Workflow erheblich beschleunigt, sondern
das Arbeiten insgesamt entspannter
und stressfreier macht.
Ein Komfort, der Ihren Produktionen
zugute kommt!
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twitter.com/PresonusGermany
hyperactive.de/Presonus
Pegel
Laden Sie alle Tracks für die CD. Damit
die CD später nicht übersteuert, prüfen
Sie bei jedem Track die maximale Lautstär-
ke, indem Sie unter Extras die Statistik
wählen. Der Maximale Samplewert gibt die
höchste Lautstärke an und sollte nicht über
-0.4 dB liegen, da manche CD-Player sonst
clippen, aber auch nicht darunter. Im Verar-
beiten-Menü finden Sie mit Lautstärke die
passende Funktion. 1
Details
Aus den Effektfavoriten können Sie
einen Limiter laden, etwa die Freeware
LoudMax [1] und den Track damit lauter ma-
chen. Die Gain Reduction sollte sich maximal
zwischen -3 bis -6 dB bewegen. Sind alle
Tracks homogen, wählen Sie unter Ansicht
bei Metadaten und Alle anzeigen die Option
rechts verankert. Geben Sie in der Regions-
liste die Namen der Tracks ein und bei Über-
sichtsinformationen weitere Details. 1
WORKBEAT
Workshop: Sound Forge Audio Studio 10
3
Angleichen
Damit können Sie den Pegel passend
absenken oder anheben. Für Feinein-
stellungen halten Sie [STRG] gedrückt. Am
Ende sollten alle Tracks einheitlich laut wahr-
genommen werden. Dafür ist die maximale
Lautstärke zwar noch kein guter Indikator,
doch wir brauchen später die einheitliche
Basis für alle Tracks. Wiederholen Sie Schritt
2 für alle Tracks und erzeugen anschließend
mit [STRG+N] eine neue Audiodatei. 1
6
Brennen
Die finale Master-CD für das Presswerk
brennen wir mit der Disc-at-Once-Funk-
tion aus dem Extra-Menü. Aktivieren Sie den
Puffer, stellen bei Geschwindigkeit sicher-
heitshalber einen mittleren Wert ein und
lassen die CD Erst testen, dann brennen.
Nach dem erfolgreichen Brennen sollten Sie
die CD noch in einem Player prüfen. Ist alles
in Ordnung, kann die CD ab ins Presswerk,
wie etwa HOFA-Media [2]. r
Vertrieb für Deutschland, Österreich und Benelux:
Hyperactive Audiotechnik GmbH
Beat 10 |–2017
www.hyperactive.de
45
 Daten zum
Workshop:
bit.ly/RemixConstructor

Beat Constructor: Remixe

Die eigene Interpretation
Das Ziel von Remixen war schon immer, eine Songidee einem anderen Pub- Projektinfos
likum zugänglich zu machen. Egal, ob Sie selbst remixen oder Ihre Tracks Material: DAW, Sampler, D16 Frontier, Oril River
„von Dritten interpretieren“ lassen, in der Summe erreichen Sie meist eine Reverb, Geist Lite, MTuner, MAutoPitch
Zeitaufwand: 2-3 Stunden
größere Hörerschaft. Doch nicht nur das: Im Idealfall können Sie mit einem Inhalt: Drumkit und Instrumente aus Stems erstellen,
Remix sogar eine höhere Liga erreichen. Kein Wunder also, dass Remixe ein Stems slicen, Audio zu MIDI konvertieren.
gängiges Mittel zum Zweck sind und wir das Thema ausführlich beleuchten. Schwierigkeit: Fortgeschrittene

von Marco Scherer

EINLEITUNG

1 2
Offene Fragen
Das Warum für einen Remix haben wir in der
Einleitung bereits erläutert. Also stellt sich
die nächste Frage: Selbst remixen oder remixen
lassen? Haben Sie einen eigenen Track fertig,
spricht nichts gegen Remixe von Label-Kollegen
oder bekannten Acts aus der jeweiligen Szene.
Zwar erhalten Letztere dafür gewöhnlich eine
Bezahlung, jedoch kann ein solcher Remix einen
Release durchaus drastisch pushen. 1
Wettbewerbe
Die Planung übernimmt hier für gewöhnlich
das Label. Beim anderen Szenario, nämlich
wenn Sie selbst einen Remix anfertigen wollen,
stellt sich die Frage: Wie komme ich zu einem
solchen Auftrag? Die Antwort ist einfach: Im In-
ternet gibt es Webseiten, auf denen Wettbewerbe
angeboten werden, die mit einer Veröffentli-
chung auf einem bekannten Label werben, oder
Geld- und Sachpreise bieten. 1
3
Remix-Portale
Zu den renommiertesten Portalen gehören
Splice [1], Metapop [2], Remixcomps [3]
und Wavo [4], jedoch finden sich in Google noch
weitere Seiten mit seriösen Contests [5]. Aber
auch abseits der Wettbewerbe spricht nichts da-
gegen, sich ungefragt an den Remix eines Songs
zu wagen und dem Label ein fertiges Produkt zu
präsentieren. Nur vorher publizieren sollten Sie
den Remix unter keinen Umständen. r

REMIX STARTEN

1 2
Mit einer Klappe
Einen Remix anzufertigen, bringt gleich
mehrere Nettigkeiten mit sich: Zum einen
muss man sich nicht selbst ein Songmotiv aus
den Fingern saugen, denn dieses wird durch das
Original vorgegeben. Somit kann die Inspiration
entspannt in andere Bereiche fließen. Zum an-
dern ist auch der Lerneffekt nicht zu verachten,
immerhin erhalten Sie Einblick in die Sounds und
Arrangements anderer Produzenten. 1
Vorbereitung
Für unseren Workshop-Remix haben wir
den Contest zu „No Games“ von Sickick ge-
wählt. Sie können alle folgenden Schritte jedoch
auf jeden beliebigen Song anwenden. Nach dem
Erhalt der Remix Dateien – in diesem Falle Stems
– beginnt zunächst das Sichten aller Spuren.
Laden Sie diese in einen Audioeditor oder Ihre
DAW, hören alle nacheinander durch und markie-
ren Ihre Favoriten. 1
3
Durchhören
Da wir die Songstruktur nicht übernehmen
wollen, schneiden wir die Dateien gleich
in kleine Häppchen und Loops. Die lassen sich
leichter handhaben als lange Stems. Das Tempo
ist in der Regel angegeben, lässt sich aber auch
leicht herausfinden, wenn Sie einen sauberen
Loop schneiden (siehe Loops Constructor in den
Daten) und in Ihre DAW laden. Dort wird das
Tempo für gewöhnlich korrekt erkannt. r

46 Beat 10 | 2017

DRUMKIT BASTELN
1 2
Schneiden
Ein guter Ansatz zum Starten ist die Verwen-
dung der Sounds des Originals. Um diese aber
nicht 1-zu-1 zu übernehmen, bietet es sich an,
einerseits ein Drumkit mit den Drums aus den
Stems zu erzeugen und andererseits Instrumente
aus den melodischen Sounds. Die „BEAT“-Spur
der Stems enthält nur drei Sounds: Kick, Kick
mit Snare und Hi-Hat. Die schneiden wir aus und
speichern sie als separate Samples. 1
INSTRUMENTE ERSTELLEN
1 2
Sounds finden
Nach ähnlichem Prinzip wie bei den Drums
macht es absolut Sinn, Sounds des Originals
zu verwenden, um im Remix einen direkten Be-
zug herzustellen. Sie können diese direkt über-
nehmen, nur kurze Loops herausschneiden oder
Ausschnitte zu Instrumenten umfunktionieren.
Letzteres gehen wir mit dem „AGGRESIVE BASS
1.wav“ an. Die Bassline startet mit der Grundton-
art des Songs, daher bedienen wir uns dort. 1
In den Sampler
Bei der Kick spielt jeweils das Hi-Hat in den
Release der Kick hinein, was es schwierig
macht, die Kick auf einem abweichenden Tempo
zu nutzen. Schneiden wir sie aber ab dem Hi-Hat,
wird sie zu kurz. Aber kein Problem, das behe-
ben wir gleich per Filter. Laden Sie die Drums in
Ihren Sampler und verteilen sie auf verschiedene
Noten. Für die beiden Kicks aktivieren wir ein
Tiefpassfilter. 1
Ausschneiden
Zum Erkennen der Tonart bieten sich
Gitarren-Tuner an, wie die Freeware MTuner
von Melda. Schneiden Sie die letzte Note vor der
ersten Pause der Bassline aus, speichern sie als
Datei und laden sie in Ihren Sampler. Alternativ
können Sie die ganze Bassline in Ihren Sampler
laden und die Note per Start- und Endpunkt
freistellen. Da die Grundtonart C ist, müssen wir
die Root-Note nicht anpassen. 1
WORKBEAT
Workshop: Remixe
3
Filter
Drehen Sie Cutoff zur Hälfte zu lassen
ihn per Hüllkurve kurz öffnen, also mit
Envelope Amount auf volle Pulle. Die Regler
der Hüllkurve stellen wir auf null, Decay auf
etwa 100 ms (variieren Sie Decay je nach Kick).
Dadurch bleiben das Klicken und der Tiefbass
beim Ausklingen unberührt, aber das Hi-Hat ver-
schwindet. Stellen Sie auch die restlichen Drums
der Stems frei und laden sie in den Sampler. r
3
Neue Bassline
Mit dem Sound können wir eine komplett
neue Bassline einspielen und sind unab-
hängig vom Originaltempo. Also nehmen wir ein
eher housiges Pattern bei 128 BPM auf. Wenn Sie
es etwas experimenteller mögen, schneiden Sie
nicht exakt eine Note aus dem Original heraus,
sondern einen Ausschnitt mit mehreren Noten
und drehen dann Release im Sampler auf. Da-
durch können reizvolle Instrumente entstehen. r
Beat 10 | 2017 47
WORKBEAT
Workshop: Remixe
PADS SLICEN
1 2
Pads auf Pads
Mit der zuvor genannten Technik lassen sich
beliebige Melodien in Instrumente verwan-
deln. Etwas anspruchsvoller wird das mit Pads,
denn die bestehen meist aus Akkorden statt ein-
zelnen Noten. Natürlich lassen sich auch Akkorde
herausschneiden und für Melodien verwenden,
die Möglichkeiten sind dann nur begrenzter.
Daher wählen wir einen gänzlich anderen und
ungewöhnlichen Ansatz: Slicing. 1
AUDIO ZU MIDI
1 2
Noten finden
Bislang haben wir Instrumente aus den beste-
henden Sounds geschaffen, um damit eigene
Melodien einspielen zu können. Gehen wir jetzt
doch mal einen anderen Weg, nämlich das Spie-
len der Originalmelodien mit eigenen Sounds.
Sofern Sie nicht das Glück haben, die MIDI-Datei-
en zum Song parat zu haben, müssen sie aus den
Audiodateien geholt werden. Tools wie Melodyne
leisten hier prima Dienste. 1
VOCALS REMIXEN
1 2
Alle Wege sind offen
Wenn Sie an einem Remix arbeiten und die
Stems auch Vocals enthalten, dürfen Sie
sich freuen. Denn kaum ein Sound lässt sich so
vielfältig einsetzen wie die menschliche Stimme,
sofern Sie diese nicht ohnehin original überneh-
men wollen. Wir wollen das nicht und auf geläu-
fige Methoden wie Vocoder wollen wir ebenso
gut verzichten, trotzdem aber den Charakter der
Stimme verändern. Kein Problem! 1
48 Beat 10 | 2017
Aufteilen
Laden Sie Geist Lite, aktivieren Slice, sowie
Auto load und laden „INTRO PAD.wav“. Im
Slicing-Editor unterteilen wir das ungekürzte
Sample in 16 Teile. Die Schnittpunkte setzen wir
in großzügigen Abständen, sodass einerseits ein
Großteil des Samples genutzt wird und ande-
rerseits jeder Teil verschieden klingt. Schließen
Sie das Slicen per Done-Button ab und wechseln
dann zur PAD/LAYERS-Sektion. 1
Automatisch
Fast jede große DAW hat Melodyne mittler-
weile integriert, was das Transformieren
von Audio zu MIDI erleichtert. Doch manchmal –
wie in diesem Falle – liegt uns nur eine Haupt-
melodie mit vielen Effekten vor, sodass auch
Melodyne nicht weiterhelfen kann. Also müssen
wir eben selbst Hand anlegen: Laden Sie „MAIN-
SYNTH1.wav“ auf eine Audiospur und loopen nur
die erste Note. 1
Timestretching
Der erste Schritt geschieht an sich automa-
tisch, denn das Original wurde mit 100 BPM
aufgenommen, unser Remix läuft auf 128 BPM.
Wir stellen das Tempo der Vocals aber auf 200
BPM, wodurch sie verlangsamt statt beschleunigt
werden. Durch das Timestretching wird schon or-
dentlich Charakter beigesteuert. Tipp: Falls Ihnen
das Stretching Ihrer DAW nicht gefällt, nutzen Sie
Paul Stretch (in den Daten). 1
3
Neues Pattern
Aktivieren Sie den Pads-Button (ganz oben,
direkt unter PATTERN), sodass die folgende
Aktion für alle 16 Pads gleichzeitig gilt, und stel-
len den Play Mode von One shot auf Gated. So-
mit spielen alle Pads nur so lange, wie eine Note
gehalten wird. Mit dieser Basis nehmen wir eine
Sequenz auf. Sollte ein Pad bei der Wiedergabe
klicken, setzen Sie per Hüllkurve einen minima-
len Fade-in und -out. r
3
Manuell
Zum Herausfinden der Tonlage helfen die
oben erwähnten Tools wie MTuner. Alter-
nativ können Sie mit einem Synth die Tonleiter
durchgehen, bis der richtige Ton getroffen ist.
Wiederholen Sie diese Schritte für jede weitere
Note der Hauptmelodie (das Delay natürlich
ausgeschlossen). Leider ist das insgesamt viel
Arbeit, zahlt sich aber aus, da Sie mit der Melodie
nun völlig frei hantieren können. r
3
Formant Shifting
Die Freeware ist eine Wucht in Sachen
Timestretching. Als zweiten Schritt laden
wir MAutoPitch von Melda Productions. Das Au-
totuning nutzen wir zwar nicht, jedoch lässt sich
die Stimme mit dem FORMANT SHIFT-Regler
drastisch verändern. Für den Parameter nehmen
wir eine Automation über 32 Takte auf, wobei wir
uns permanent zwischen -6,5 und +1,5 bewegen,
damit die Vocals verständlich bleiben. r
WORKBEAT
Workshop: Track Spotlight

Top-Ten-Sounds selber machen:

Track Spotlight
Egal in welcher Liga, ob in den Charts oder im Underground: Gekocht wird Projektinfos
überall nur mit Wasser. Doch blickt man hinter die Kulissen, lüftet sich Material: DAW, div. Plug-ins
schnell so manches Geheimnis um den vermeintlichen „Killer-Sound“. Zeitaufwand: 1-2 Stunden
Inhalt: Sounds angesagter Pop- & EDM-Tracks
Freuen Sie sich auf unsere neue Rubrik, in der wir jeden Monat Sounds rekonstruieren.
aus den Top Ten angesagter Shops Schritt für Schritt mit gängigen Plug-ins Schwierigkeit: Fortgeschrittene bis Profis
rekonstruieren. von Johannes Dicke

VINI VICI – THE TRIBE: PSY TRANCE-BASS IN SYLENTH1

1 2
Who‘s afraid of 138?
Psy Trance im Stile dieses Vini Vici-Klassikers
gehört in der Trance- und Festival-Szene zum
guten Ton. Um Basslines wie diese bei 138 BPM
in Szene zu setzen, eignet sich Sylenth1 mit sei-
nem Arpeggiator hervorragend. Zuerst pitchen
wir im Init-Preset Osc A1 zwei Oktaven herunter
und schalten auf Saw-Welle sowie 4 Voices um.
Diese Settings kopieren wir und fügen sie auch
bei Oszillator A2 ein. 1
Grundklang
In Part B fügen wir bei Oszillator B1 aber-
mals die kopierte Justage ein, bringen aber
Detune auf 3.48. Das sorgt für leicht dunkleren
Gesamtklang. Schließlich sorgt Oszillator B2 mit
Rauschen bei einer Stimme und einem minima-
len Volume-Wert von 0.10 für einen dezenten
Attack-Klick obenrum. Zudem stellen wir bei
AMP ENV B Decay auf 4.14 und Release auf 2.51
und kopieren das Ganze auf AMP ENV A. 1
3
Drückender
Mit diesem Grundklang geht´s nun weiter
zu Filter A. Dort wählen wir Lowpass als
Filtertyp aus und stellen Cutoff auf 22.96 Hz,
Resonance auf 1.57 und Drive auf 3.24 bei einer
Flankensteilheit von 12 dB. Anschließend bringen
wir bei Filter Control den Cutoff-Regler auf 36.90
Hz und Keytrack auf einen Wert von 3.48. Beides
macht unseren Bass so richtig dunkel und noch
drückender. 1

4 5
Kerniger
Damit das Ganze aus den unteren Mitten
heraus knallt, bemühen wir nun die Modula-
tionshüllkurve Nummer eins. Dazu wählen wir
Cutoff AB als Mod-Parameter aus und stellen
den kleinen schwarzen Modulationsstärke-
knopf auf 3.43. Nachdem wir dann noch Decay
auf einen Wert von 4.60 und Release auf 4.54
gebracht haben, ist der Sound nun schön kernig
und noch „hämmernder“ geworden. 1
Feinschliff
Dass Hämmern verstärken wir nun effekt-
seitig einerseits per Overdrive-Distortion
mit einem Amount-Wert von 3.29 und Dry/Wet
bei 32.86 %. Andererseits lassen EQ-Einstellun-
gen in Form einer 6.57-Bass- bei 880 Hz und
einer 5.36-Treble-Anhebung bei 2721.02 Hz das
Ganze noch definierter klingen. Zuletzt sorgt der
Kompressor mit 65.08 ms Attack und 69.91 ms
Release für eine gute Bassdynamik. 1
6
Psy-Rhythmik
Last, but not least verhilft uns der Arpeggia-
tor zu Psy-typischer Triolenrhythmik, wobei
wir Time auf 1/8T und Gate auf 0 einstellen.
Entsprechend lange MIDI-Noten feuern nun
automatisch die gewünschten Triolen ab. Wer da-
nach wieder auf Sechzehntelrhythmik umsteigen
möchte, automatisiert einfach den Time-Regler
und lässt diesen an entsprechender Stelle eine
Etage höher auf 1/16 springen. r

Beat 10 | 2017
50

THE CHAINSMOKERS – ROSES: LEADSYNTH IN SYLENTH1
1 2
Sylenth Lead
Für fette Lead-Sounds nutzen die Chainsmo-
kers oft markante Softsynths wie Sylenth1 –
so auch bei Roses. Derartige Sounds finden nach
wie vor beliebten Einsatz im angesagten Feld
rund um Future-Bass & Konsorten. Los geht’s
im Init-Preset mit Osc B1 in Square-Wellenform
eine Oktave nach oben gepitcht sowie 3 Voices,
Volume auf 2 und Detune bei 11 Uhr. 1
4 5
AMP ENV B & Filter
In Part B bringen wir Decay auf einen
Wert von 3.39 sowie Release auf 2.34. Das
sorgt für knackige Töne. Anschließend geht’s zu
Filter B, wo wir Filter Type auf Lowpass und die
Flankensteilheit auf 24 dB stellen. Cutoff erhält
einen Wert von 9.32 Hz, Resonance 1.81 und
Drive 1.00. Anschließend stellen wir unter Filter
Control Cutoff auf 1125.10 Hz. 1
7 8
Das Quäntchen extra
Bereits an dieser Stelle könnte der Eindruck
entstehen, unser Sound sei fertig. Doch drei
Extrafeinheiten lassen alles nochmals interes-
santer klingen. Zuerst routen wir LFO 1 auf Pitch
B und bringen den schwarzen Mod-Stärkeregler
auf einen Wert von 0.48. Bei einer LFO-Rate von
1/16D und minimalem Gain von 0.52 verleiht
diese dezente LFO-Modulation den Gesamtklang
sofort wunderbare Stereobreite. 1
Power-Säge
Oszillator B2 betreiben wir anschließend
im Sägezahn und einer Stimme. Das Ganze
pitchen wir dann zwei Oktaven nach oben,
drehen Volume voll auf und bringen Detune
abermals in 11-Uhr-Stellung. Oszillator A2 erhält
als Wellenform Square, bei voll aufgedrehtem
Volume-Regler, Detune-Poti auf 11-Uhr sowie 2
Voices. 1
Mehr Biss
Nachdem die Basis steht, pegeln wir noch
schnell alles ein, und zwar mittels Mix A bei
einem Wert von 9.25 und Mix B bei 6.49. Danach
wollen wir unserem Leadsound mittels einge-
bautem EQ noch mehr Biss oben- und weniger
Bass untenrum verschaffen. Das erreichen wir
dadurch, dass wir beide Regler für Bass und
Bassfrequenz zudrehen und gleichzeitig die Hö-
hen bei 8413.57 Hz und 5.00 dB anheben. 1
Filtersteuerung
Nun wollen wir dem Filterhüllkurvenverlauf
noch mehr „Catchieness“ mitgeben. Dazu
wählen wir im Modulations-Panel Misc 1 die
Anschlagstärke (Velocity) als Mod-Quelle, die
wir mit einer Mod-Stärke von 3.52 auf Cutoff
AB routen. Somit packen beide Filter je nach
Anschlagstärke mehr oder weniger stark zu. Um
diesem Effekt noch mehr Tiefe zu geben, geht’s
anschließend zu MOD ENV 1. 1
WORKBEAT
Workshop: Track Spotlight
3
Noise-Häubchen
Oszillator A1 bringt dann noch schönen
Höhen-Biss ins Spiel, und zwar mittels einer
Stimme und der Wellenform Noise. Diese mi-
schen wir mit einem geringen Volume-Wert von
1.14 sowie Detune in 8-Uhr-Stellung dezent dem
Rest bei. Die Hüllkurveneinstellung belassen wir
in Part A. Vor dem Wechsel zur Part B-Hüllkurve,
deaktivieren wir bei allen Oszillatoren Retrig. 1
6
Kompressor & Hall
Nun fetten wir das Ganze mittels Kom-
pressor leicht an. Diesen müssen wir nur
aktivieren, wobei bereits die Werkseinstellung
ausreicht, um dem Klang einen schönen Punch
mitzugeben. Finalen Bigroom-Schliff verpassen
wir unserem Future-Bass Lead mit dem einge-
bauten Hall. Dazu drehen wir Dry/Wet auf 11 Uhr
zurück, erhöhen Predelay auf einen Wert von
120.95 ms und bringen Size auf 6.69. 1
9
Filterhüllkurve
Per dortiger Modulationshüllkurve verpas-
sen wir nämlich nun dem zeitlichen Verlauf
noch mehr Details. Daher wählen wir abermals
Filter AB als Modulationsziel und stellen seitens
des Modulationsstärkereglers einen Wert von
3.90 ein. Dann bringen wir Decay auf 3.85 sowie
Release auf 3.10. Damit erhalten lange Töne
geringerer Anschlagstärke im Gegensatz zum
Vollanschlag einen Filterverlauf. r
Beat 10 | 2017 51
 VIDEO
AUF DVD

Live-Streaming mit Zoom:

Stream im TV-Stil einrichten
Tutorials, Produktvorstellungen oder komplette DJ-Sets – bereits seit Projektinfos
Monaten ist der Trend des Live Streamings unaufhaltsam. Kein Wunder, Material: OBS Studio [1], Webcam, Grafikprogramm
denn Youtube, Facebook und Co. bieten eine nahtlose Integration. Aus Zeitaufwand: etwa 30 Minuten
Inhalt: Live Stream mit Webcam und Grafikelementen
diesem Grund widmen sich Beat und Zoom diesem Thema und präsentieren in OBS Studio einrichten, OBS Studio als Strea-
in fünf Folgen umfassende Tutorials: In dieser zweiten Folge geht es um den ming-Zentrale für Youtube einrichten.
Live-Stream-Aufbau inklusive Grafik-Elemente. von Kai Chonishvili Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Vorbereitung
Für dieses Live-Streaming-Tutorial nutzen wir
als Streaming-Zentrale die kostenlose Soft-
ware OBS Studio [1], da man in dieser zahlreiche
Grafik- und Video-Elemente einbinden kann. Als
Allround-Streaming-Lösung kommt der Zoom Q8
infrage, da dieser Audiointerface, Webcam und
Mikrofon in einem Gerät ist. Zum Nachvollziehen
dieses Tutorials reicht jedoch auch eine einfache
Webcam. 1
Webcam einbinden
Wir starten nun die Software OBS Studio
und richten als Quellen das Videoaufnahme-
gerät ein und wählen dort die Webcam aus – in
unserem Falle der Webcam-Treiber des Zoom Q8.
Nun wollen wir Grafik-Elemente einbinden, um
einen TV-Look zu erzielen. Dazu gehören neben
einem TV-Logo auch Kapitel-Überschriften, da-
mit wir unseren Live-Stream inhaltlich organisie-
ren können. 1
3
PNG-Grafiken
Wir ersparen uns einen Photosphop-Ex-
kurs, da es nur zwei Regeln zu beachten
gibt: Der Hintergrund muss transparent(!) sein,
damit Logo und Überschriften sich elegant in das
Video-Bild einfügen lassen. Zudem muss das Bild
als PNG-Datei gespeichert sein, damit die Trans-
parenz auch interpretiert wird. In OBS laden wir
nun unsere Grafiken (Quellen>Bild), skalieren
und verschieben diese. 1

4 5
Mehrere Szenen
Unser TV-Logo und die Überschrift für das
erste Kapitel unseres Streams sind fertig.
Nun erstellen wir weitere Szenen, benennen
diese als Kapitel 2, Kapitel 3 etc., denn diese
unterscheiden sich lediglich in der Kapitel-Grafik.
Das Ziel ist, dass wir per Tastaturkommandos
während des Live Streams die Kapitel-Über-
schrift ändern, damit die Zuschauer immer
wissen, wo wir gerade sind. 1
Tastaturkommandos
Wir wechseln in die OBS-Preferences, zum
Eintrag Hotkeys und sehen dort bereits die
Reiter Kapitel 1, Kapitel 2 etc. Wenn wir für Zu
Szene 1 wechseln beispielsweise das Kommando
[Alt] und die Ziffer 1 eintragen, können wir diese
Szene gezielt via Tastaturkommando erreichen.
Dieses Schema führen wir nun für die weiteren
Kapitel-Szenen fort, entsprechend mit den Zif-
fern 2, 3 und so weiter. 1
6
Youtube Live Stream
Jetzt wechseln wir zu unserem Youtube-Ka-
nal und zum Menü LIVESTREAMING>Jetzt
streamen. Hier scrollen wir nach unten zu
Encoder-Einrichtung und kopieren die URL und
den Streamschlüssel in die Stream-Einstellun-
gen von OBS Studio (Preferences>Stream>Be-
nutzerdefinierter Streamingserver). Abschlie-
ßend aktivieren wir in OBS Studio Streaming
starten und der Youtube-Stream beginnt. r

Beat 10 | 2017
52 [1] Kostenlos verfügbar unter: https://obsproject.com
AUGUST 28
EVERYTHING EPIC IN ONE
HARDWRK.COM
WORKBEAT
Power Producer: FL Studio

Power Producer: FL Studio

Ideen für schlechte Zeiten
Früher oder später erwischt es jeden: Es gibt Zeiten, in denen sprudelt die Projektinfos
Kreativität und es gibt Trockenphasen, die man am liebsten per Zeitma- Material: FL Studio 11 oder höher
schine überspringen möchte. Aber diese lassen sich nicht nur überbrücken, Zeitaufwand: 1 Stunde
Inhalt: Projekte als Project Bones speichern und als
sondern auch sinnvoll nutzen. Und FL Studio liefert ein paar praktische Loops exportieren, um diese als Grundlage für neue
Werkzeuge dafür. von Marco Scherer Tracks zu verwenden.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Project Bones
Bevor wir an das Finden neuer Ideen gehen,
liegt es doch nahe, bereits angefangene
Tracks oder bestehende Bruchstücke zu nutzen,
die sonst ohnehin nur auf der Festplatte vor sich
hinvegetieren. Also gehen Sie im ersten Schritt
Ihre Projekte durch, bei denen Sie nicht weiter
kommen. Exportieren Sie diese zum einen als
Project Bones zum anderen die verschiedenen
Abschnitte der Tracks als WAV-Loops. 1
Loops
Exportieren Sie möglichst zwei Varianten:
Eine mit dem Beat und eine zweite mit den
melodischen Spuren. Wählen Sie Wrap remain-
der, damit Release, Reverb und andere ausklin-
gende Effekte in den Loop eingerechnet werden.
Die Project Bones enthalten alle Spuren mitsamt
Instrumenten und Patterns, Automationen,
Mixer-Einstellungen, die getrennt voneinander in
neue Projekte gezogen werden können. 1
3
Stretching
Ideal, wenn bei einem neuen Track mal eine
Melodie oder ein cooler Groove fehlt, denn
ruckzuck sind die Ideen importiert. Doch zurück
zu den Loops: Erzeugen Sie ein neues Projekt
und laden eine der exportierten Samples auf
eine unbenutzte Spur in der Playlist. Um das
Tempo des Loops anzupassen, aktivieren Sie
links oben STRETCH, doppelklicken den Loop
und wählen bei Mode ebenfalls Stretch. 1

4 5
Rückwärts
Damit wird die Tonhöhe beim Ändern der
Sample-Länge beibehalten. Aktivieren Sie
das Metronom und stellen die SNAP-Funktion
mittels Hufeisen-Icon auf None. Fassen Sie den
Audioclip rechts an und ziehen ihn auf die pas-
sende Länge, damit er synchron zum Metronom
läuft. Allein durch Tempoänderungen können
schon neue Impulse entstehen. Doppelklicken
Sie den Loop erneut und aktivieren Reverse. 1
Slicen
Auch mit dieser simplen Methode erwachen
neue Lebensgeister in alten Ideen. Weiter-
führend können Sie das Sample in Stücke schnei-
den und neu arrangieren, um neue Rhythmen
und Melodiefolgen zu erzeugen. In eine ähnliche
Bresche schlägt die nächste Variante: Laden Sie
den Fruity Slicer auf eine Spur und ziehen einen
der WAV-Loops auf das Plug-in. Entscheiden Sie
zunächst über die Anzahl der Slices. 1
6
Umarrangieren
Klicken Sie anschließend auf den Button mit
der Rasierklinge und wählen die Opti-
on Beat. Diese teilt den Clip in die Anzahl der
gewünschten Slices. Schalten Sie das Timestret-
ching aus, in dem Sie den TS-Regler zurückset-
zen. Der Slicer hat automatisch ein Pattern für
die Slices erzeugt, das Sie nun nach Herzenslust
umarrangieren können. Und auch sollten, denn
so entstehen neue Melodien und Grooves. r

54 • Beat 10 | 2017
 WORKBEAT
Power Producer: Reason

Power Producer: Reason

Sidechain-Maschine Projektinfos
Das Pumpen der Bassline mittels Sidechain und schon längst kein Geheimtipp
mehr und gilt eher als Standard in Genres wie Tech House, Hip-Hop etc. Doch Material: Propellerhead Reason 9.5
wäre es nicht genial, eine flexible Sidechain-Maschine zu haben, in der sich Zeitaufwand: etwa 30 Minuten
Inhalt: Redrum als Steuerzentrale für Kompres-
Shuffle, Pattern, Akzente, Variationen etc. definieren lassen? Reason macht‘s sor-Sidechain-Eingänge nutzen, um unterschiedliche
möglich! von Kai Chonishvili Ducking-Effekte für mehrere Spuren zu entwickeln.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Die Idee dahinter
Anstelle der Klangerzeugung von Reasons
eigener Drum Machine Redrum nutzen wir
die Instrumente lediglich als Steuersignale. Diese
verkuppeln wir mit den Kompressoren der an-
deren Spuren und bringen diese zum „Ducken“.
Der Vorteil: Wir können das Pattern und somit
die Ducking-Komposition jederzeit ändern. Doch
bevor wir schon alles verraten, beginnen wir
zunächst mit der Einrichtung. 1
Comp & Redrum
Als Ausgangsposition haben wir ein Rea-
son-Projekt mit sechs Instrumenten-Spuren
für Beats, Hi-Hat, Bassline, Drum-Tops etc. Jedem
Instrument fügen wir nun den Reason-Kom-
pressor MClass Compressor als Effekt hinzu.
Zusätzlich laden wir Redrum und wählen ein
beliebiges Preset aus. Die Hauptsache ist, dass
Samples wie Bassdrum, Snare, Hi-Hat etc. in der
Drum Machine geladen sind. 1
3
Pattern und Kabel
Die erste Bassdrum-Spur des Redrum
füttern wir mit einem 4x4-Pattern, also
einer Note auf der 1, 5, 9 und 13. Das zweite
Snare-Pattern bekommt auf der 5 und 13 einen
Eintrag. Nach diesem Schema füllen wir sechs
Redrum-Instrumente mit simplen Pattern und
wechseln zur Rückansicht. Jeder Instrumen-
ten-Ausgang wird mit dem Sidechain-Eingang
eines Kompressors verkabelt. 1

4 5
Ducking-FX einstellen
Nun gibt Redrum keinen Ton von sich, führt
seine Signale jedoch in die einzelnen Kom-
pressoren. Für jede Einheit stellen wir eine ma-
ximale Ratio, einen minimalen Threshold-Wert
von -30 dB sowie eine kurze Attack-Zeit ein. Auf
diese Weise reagieren die Kompressoren sofort,
wenn die Redrum-Instrumente erklingen. Das
Ergebnis klingt noch etwas matschig, da überall
Pump-Effekte zu hören sind. 1
Feinschliff
Zunächst stimmen wir jede Spur inklusive
Kompressor und Ducking-Pattern aufein-
ander ab. Hierzu experimentieren wir mit dem
Redrum-Möglichkeiten: der Length-Parameter
steuert die Ducking-Dauer während Level für
die Intensität zuständig ist. Im Umkehrschluss ist
auch die Anschlagdynamik für die Ducking-Inten-
sität zuständig. Also probieren wir unterschiedli-
che Noten-Betonungen von Soft bis Hard. 1
6
Makro-Regler
Des Weiteren kann der Shuffle-Button in
Redrum helfen, einen Sidechain-Groove
zu erzeugen. Im nächsten Schritt probieren wir
andere Pattern und versuchen, für unterschied-
liche Song-Parts geeignete Ducking-Pattern zu
entwerfen. Das Sahnehäubchen: Wenn Redrum
in einen Combinator gesteckt wird, lassen sich
wichtige Ducking-Parameter auf die vier Combi-
nator-Regler legen und live steuern. r

Beat 10 | 2017 • 55
WORKBEAT
Power Producer: Studio One 3

Power Producer: Studio One 3

Kreativ arbeiten mit Multi-Outs Projektinfos
Multi-Out-Instrumente wie Superior Drummer, West Africa, Abbey Road
Vintage Drummer und Co. bieten den Vorteil, dass die einzelnen Instru- Material: PreSonus Studio One 3.5
mente aus dem Plug-in als separate Audiospuren in die DAW eingebunden Zeitaufwand: etwa 20 Minuten
Inhalt: NI Kontakt als Mutli-Out laden und Signale
werden können. Ab dann hat man volle Kontrolle und man kann seine zwischen Kontakt-Instrument, Kontakt-Mischpult und
eigenen Effekte draufpacken. Klasse! Doch der Nachteil: Die Konfiguration Studio One freischalten und verdrahten.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene
ist alles andere als intuitiv, deshalb zeigt Beat, wie es geht! von Kai Chonishvili

1 2
Instrument laden
Für dieses Tutorial laden wir das Kon-
takt-Instrument West Africa von Native
Instruments. Das Prinzip ist aber bei allen Mul-
ti-Out-Instrumente gleich, sodass Sie beispiels-
weise auch den NI Superior Drummer nutzen
können. Zunächst ziehen wir die Multi-Out-Vari-
ante des Plug-ins Kontakt 5 16out in Studio One
und laden das Instrument West Africa. 1
Config in Kontakt
Die Multi-Out-Konfiguration in Studio
One und Kontakt ist leider etwas zäh und
verschachtelt. Zunächst aktivieren wir die Out-
put-Ansicht in Kontakt. Dann fügen wir in dieser
über das Plus-Zeichen acht Kanäle hinzu. Diese
verdrahten wir mit den Ausgängen von West
Africa, denn bislang schickt jedes Instrument
seinen Ton an einen Master. Wir übernehmen die
Einstellungen aus Abbildung 1. 1
3
Ausgänge zuweisen …
Nun schickt West Africa seine Einzelsi-
gnale an die neu angelegten Kanäle in
Kontakt. Allerdings müssen dessen Ausgänge
noch definiert werden. Deshalb klicken wir auf
die leeren Ausgänge und definieren für Kanal 2
(st.2) den Ausgang 3 / 4, für den Kanal 3 (st.3)
den Ausgang 5 / 6 und so weiter (siehe Abb.).
Die kryptische Kanal-Bezeichnung von Kontakt
erschweren diesen Part allerdings. 1

4 5
… und in S1 freischalten
Wichtig: Projekt speichern und neu laden
– nur dann funktionieren die Kontakt-Rou-
tings! Doppelt wichtig: Damit Studio One auch
versteht, dass Kontakt ein Multi-Out-Instrument
mit mehreren Kanälen ist, an denen der Ton von
West Africa ankommt, müssen diese freige-
schaltet werden. Im Plug-in klicken wir auf den
Ausgänge-Button (siehe Abb.) und schalten die
Multi-Outs mit den kryptischen Namen frei. 1
Alles im Griff
Geschafft! Mit Blick auf das Mischpult von
Studio One erspähen wir die Einzelausgänge
von Kontakt, an denen die Pegel der einzelnen
West-Africa-Instrumente ausschlagen. Nun kön-
nen wir jedes individuell bearbeiten, abmischen
und beispielsweise mit kreativen Effekten wie
Groove Delay, Ampire, Flanger und so weiter
aufpeppen. Klasse, denn vorher hatten wir nur
den Zugriff auf das Summen-Signal. 1
6
Ausblick
Wie viele andere Multi-Out-Instrumente
bietet West Africa eine zentrale Steuerung
von Pattern, Grooves und Variationen über das
Kontakt-Plug-in. So ist es besonders span-
nend, diese auch zu nutzen, aber gleichzeitig
die Einzelausgänge mit Effekten derart zu
verfremden, dass man zu einem völlig neuen
Instrument gelangt – jedoch mit den Wurzeln
gesampelter Musiker. r

56 • Beat 10 | 2017
 WORKBEAT
Power Producer: Ableton Live

Power Producer: Ableton Live

Vocal-Aufnahmen optimieren
Nicht jedem stehen für Vocal-Aufnahmen Highend-Mikrofone zur Verfü- Projektinfos
gung. Das bedeutet aber nicht, dass Ihre Vocal-Recordings nicht gut oder Material: Ableton Live 9
dünn klingen müssen. Mit ein paar Effekten können Sie bei jeder Aufnahme Zeitaufwand: etwa 40 Minuten
Inhalt: Optimierung von Vocal-Recordings, Schwächen
das Klangbild insgesamt verbessern und den Vocals mehr Druck und von Mikrofonaufnahmen ausgleichen mittels Einsatz
Brillanz verleihen. Wie Sie entsprechende Effekte richtig einsetzen, erfahren diverse Effekte, Effekt-Einstellung für brillante und
Sie in dem folgenden Workshop. von Maya Consuelo Sternel druckvolle Vocal-Aufnahmen.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
S-Laute eliminieren
Oft hören sich auf Vocal-Recordings S-Laute
sehr scharf an. Um Abhilfe zu schaffen, laden
Sie einen Kompressor in die Spur. Stellen Sie
Ratio auf unendlich und Attack und Relea-
se-Zeiten erst einmal auf den niedrigsten Wert.
Wählen Sie den Peak-Modus und schalten Sie
die Option Makeup aus. Da der Kompressor die
S-Laute sofort absenken soll, wählen Sie eine
Hard-Knee-Charaktistik und stellen 0 dB ein. 1
Frequenz einschränken
Um nur die S-Laute und nicht das gesamte
Signal zu komprimieren, grenzen Sie den
Frequenzbereich ein. Öffnen Sie dazu die Si-
dechain-Ansicht, ohne den Sidechain anzuschal-
ten, und aktivieren Sie den EQ. Wählen Sie als
Filtertyp Lowcut. Aktivieren Sie das Kopfhörer-
symbol, stellen Sie Q auf 1 und grenzen Sie jetzt
mit dem Frequency-Regler die Frequenz um die
S-Laute ein. Sie liegt meistens um 5-6 kHz. 1
3
Kompressor-Setting
Stellen Sie nun den Threshold so ein, dass
die S-Laute den Einsatz des Kompressors
auslösen. Setzen Sie die Attack-Zeit auf 0.2 ms
und die Release-Zeit so kurz, dass nur die S-Lau-
te komprimiert werden. Sie können anhand der
Gain Reduction-Anzeige (GR) sehr gut erken-
nen, wie lange der Kompressor arbeitet. Wenn
alles eingestellt ist, deaktivieren Sie wieder die
Vorhör-Option. 1

4 5
Mehr Volumen & Druck
Um die Dynamik der Vocals nicht zu stark zu
begrenzen, aber die Peaks abzusenken und
der Aufnahme trotzdem mehr Dichte und Volu-
men zu geben, laden Sie einen Limiter im An-
schluss an den Kompressor. Wählen Sie Ceiling
so, dass laute Pegel um 5-8 dB begrenzt werden.
Erhöhen Sie Gain auf 5 bis 6 dB. Die gewählte
Stärke der Limitierung sollte zur Aufnahme und
der Intention Ihres Tracks passen. 1
Mehr Transparenz
Viele Mikrofone betonen den Mittenbereich
der Vocals zu stark und die Aufnahme klingt
dumpf und matt. Um dem entgegen zu wirken,
laden Sie einen EQ-Eight in die Spur. Filtern Sie
jetzt die Bassfrequenzen heraus. Diese überla-
gern andernfalls Drums und Bass. Wählen Sie
einen Lowcut und setzen Sie den Filterpunkt
zwischen 200 und 300 Hz, sodass der Filter nicht
auf Kosten des Charakters der Stimme geht. 1
6
Mehr Brillanz
Fügen Sie den Vocals jetzt noch etwas
Brillanz und Intensität hinzu und heben Sie
mit einem Bell-Filter den Bereich um 5 kHz um
3 bis 5 dB an. Zuletzt legen Sie noch einen Satu-
rator-Effekt in die Spur. Dieser fügt den Vocals
aufgrund von Verzerrungen erzeugte Obertöne
hinzu und verleiht ihnen so mehr Präsenz. Stel-
len Sie den Dry/Wet-Regler des Saturators auf
ca. 15% und Drive auf 5 bis 6 dB. r

Beat 10 | 2017 • 57
WORKBEAT
Power Producer: Cubase

Power Producer: Cubase

Percussion mit Gated Reverb
Gerichtsfest ist das nicht überliefert, wer das erste Mal einen Gated Reverb Projektinfos
einsetzte. Phil Collins war aber mit „In the Air Tonight“ auf alle Fälle weit Material: Cubase Pro
vorne dabei. In jüngster Zeit hört man den Effekt wieder öfter, deswegen Zeitaufwand: etwa 30 Minuten
Inhalt: Drums mit Gated Reverb Drums im Mix nach
erklärt Ihnen dieser Power Producer, wie man ihn originalgetreu nachbaut. vorne holen.
von Bodo Bastian Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Grundsätzliches
Belegt man ein Signal mit Hall, ist die Wirkung
zunächst mal die, dass der Gesamtklang im
Raum nach hinten geschoben wird. Das funkti-
oniert selbst bei sehr kurzen, kleinen Räumen,
weshalb wir ja auch dazu übergegangen sind,
Signale zur besseren Durchhörbarkeit mit Hall-
räumen an unterschiedliche Positionen im Raum
zu schieben. Außerdem klingen trockene Signale
ganz ohne Rauminformation unnatürlich. 1
Impact
Je weiter man ein Signal in den Raum
schiebt (je mehr Hall auf dem Signal liegt),
um so mehr verliert es an Impact. Handclaps
direkt vor unseren Ohren klingen knalliger als
die gleichen Claps in der Zimmerecke acht Meter
entfernt. Mit Gated Reverb gelingt Ihnen hier die
Quadratur des Kreises: Das Signal wird mit Hall
belegt, bekommt einen fetten Raumeindruck,
aber trotzdem mehr Punch. 1
3
Funktionsweise
Beim Gated Reverb wird der Sound zu-
nächst über einen Send in den vollen Hall
gesendet. Dann kommt ein Kompressor, der
das Hallsignal noch einmal kräftig hochzieht. Ein
nachfolgendes Noise Gate bekommt ein Trigger-
signal über den Sidechain, schneidet das Hallsi-
gnal ab und sorgt damit für das Gate, das dem
Effekt seinen Namen gibt. Der Anspruch ist nicht,
einen realistischen Hallraum zu erzeugen! 1

4 5
Fahrplan 1
Programmieren Sie eine Snare-Drum in
Groove Agent – sehr gut geht das Init Studio
Kit SE. Erzeugen Sie eine Effektspur, und legen
Sie REVerence als Hall in einen Insert. Wählen
Sie mittels Browse das Preset Plate At 2sec aus.
Routen Sie die Drumspur über den Send mit
Vollanschlag (0 dB) in den Hall. In die Effektspur
legen Sie direkt hinter den REVerence einen
Kompressor. Stellen Sie Ratio auf 4. 1
Fahrplan 2
Ziehen Sie Threshold im Kompressor
runter, bis er deutlich arbeitet. Legen Sie ein
Gate direkt dahinter, aktivieren Sie Sidechain
und setzen Sie den Threshold auf 0 dB. Jetzt
noch den Trigger für den Sidechain: Erzeugen Sie
eine MIDI-Spur und darin kurze (!) Beats an den
Zeiten, an denen das Gate öffnen soll, sagen wir
16tel auf zwei und vier. Öffnen Sie im Inspector
den Bereich Audio-Send-Effekte. 1
6
Ankunft
Klicken Sie in den Send und routen Sie ihn
unter Ausgänge an den Sidechain-Eingang
des Noise Gates. Alles, was jetzt kommt, ist
Feineinstellung. Starten Sie die Wiedergabe, und
ziehen Sie im Noise Gate den Threshold runter,
bis der Sound voll steht. Variieren Sie Hold und
Release, das definiert, wie lange das Gate offen-
bleibt. Den Pegel des Gesamteffekts stellen Sie
im Mischpult in der Effektspur ein. r

58 • Beat 10 | 2017
 WORKBEAT
Power Producer: Logic X

Power Producer: Logic X

Tricksen mit Verdeckungs-Effekt Projektinfos
Je nach Frequenzlage verdecken sich Signale gegenseitig, ein Umstand, den
sich Kompressionsalgorithmen wie MP3 oder AAC zunutze machen. Fluch Material: Logic Pro X
und Segen liegen hier eng beieinander. Wir zeigen Ihnen in diesem Power Zeitaufwand: etwa 30 Minuten
Inhalt: Verdeckungseffekte erkennen und auflösen.
Producer, wie Sie das auflösen. von Bodo Bastian Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Grundsätzliches
Treten zwei Signale mit ähnlichem Frequenz-
gehalt gleichzeitig auf, werden sie nicht
mehr vollständig getrennt wahrgenommen – sie
verdecken sich. Das geschieht auch dann, wenn
Signale weit (Oktave) auseinanderliegen und der
Pegel des hohen Signals deutlich geringer ist.
Gehen wir davon aus, dass es unser Ziel ist, alle
Spuren im finalen Mix auch zu hören, dann ist
Verdeckung generell problematisch. 1
Arrangement
Man kann das umfahren, indem man
kritische Paare generell meidet. Wer Vocals
gut hören will, der hat gleichzeitig keine tiefen
Hörner laufen. Gitarren mögen keine Harfen,
Hi-Hats keine Shaker, und selbst leise Streicher
werden (s.o.) von tieferen aber lauteren Hörnern
verdeckt. Wenn Sie trotzdem crunchy Gitarre und
Sitar im gleichen Song haben wollen – die Beat-
les wussten, wie das geht: Nacheinander! 1
3
Mono!
Sie haben noch ein Problem: Sie müssen
Verdeckung erkennen! Die Stereo-Separa-
tion sorgt dafür, dass Sie Signale noch halbwegs
separat wahrnehmen, obwohl der Verdeckungs-
effekt schon da ist. Um das zu lösen, gibt es einen
Tipp, der quasi direkt vom Amt kommt: Legen Sie
beim Abmischen das Gain-Plug-in in die Summe,
schalten Sie auf mono, und dann erst horchen
Sie, ob sich Signale überlagern! 1

4 5
Lösung 1
Die Signalerkennbarkeit wird deutlich
erhöht, wenn Sie Verdeckung auflösen. Das
geht sehr gut mit Logics Channel EQ. Legen Sie
ihn in die Spuren der beiden rivalisierenden Sig-
nale. Ziehen Sie dann Lo Cut und Hi Cut deutlich
raus, eine Handlung, die übrigens auch abseits
von Verdeckung Spuren transparenter macht.
Wichtig: Jede Spur bekommt einen eigenen Be-
reich im Spektrum für das, was da übrig bleibt! 1
Lösung 2
Lösung 1 ergibt im Prinzip einen Bandpass,
der gnadenlos ausdünnt. Wollen Sie das
nicht so dramatisch, dann ziehen Sie im einen
Signal den Bereich raus (Cut), den Sie im anderen
betonen (Boost) – und umgekehrt. Wiederholen
Sie das für mehrere deutlich auseinanderliegen-
de Frequenzbereiche. Abgesehen davon, dass
Verdeckungen gemildert werden, wird dabei
auch noch die Stereowirkung erhöht. 1
6
Wall of Sound
Geht auch umgekehrt – wusste schon
Phil Spector, der für seine Wall of Sound
gnadenlos Instrumente gleicher Frequenzlage
schichtete. Können Sie auch: 808-Kick mit Bass
und Sub-Bass; Konzertgitarre mit Harfe; Hack-
brett mit Hawaii-Gitarre und synthetische Chöre
mit breiten Synth-Pads. Für eine hohe Sound-
dichte legen Sie alles im Pan zusammen, da Sie
hier Stereo-Separation vermeiden wollen. r

Beat 10 | 2017 • 59
SOFTBEAT
Test: Phosphor 2

Test: Phosphor 2
Der Vintage-Software-Synthesizer Phosphor 2 wurde auf Basis des Digital-Klassikers alphaSyntauri aus den frühen
1980ern entwickelt. Womit vermag der Klangerzeuger also noch zu überraschen? von Sascha Blach

Fakten arbeitet werden. Zusätzlich wurde jeder

Emulation des alphaSyn- „Seite“ eine eigene Delay-Sektion spen-
tauri-Synthesizers diert, die Einstellmöglichkeiten für De-
folgt dem Prinzip der layzeit (im Sync oder frei), Low-Pass,
additiven Synthese High-Pass, Feedback und Cross-Feed-
zwei unabhängige LFO- back bereitstellt.
und Envelope-Sektionen
Lofi-Modus für LFOs und
Realistischer Besonderheiten
digitaler Am Ende steht eine Modulations-Rou-
Noise-Generatoren 80s-Sound mit
den Klangfor- ting-Matrix, wo Pitch, Pan, Amp und Noise
frei zeichenbare LFO- mungsmög- auf beide LFOs und den Delay Filter ange-
Wellenformen lichkeiten von
heute.
wendet werden können. Das funktioniert
für AU, VST, VST3, AAX in echtem Stereo, weil beide Kanäle jedes
(32/64 Bit) LFOs separat moduliert werden können.
Überhaupt sind die umfangreichen Ste-
reobearbeitungsmöglichkeiten von Phos-

D
er alphaSyntauri war einer der ersten
Stand-alone-Synthesizer. Er wurde an
einen externen Computer als Synthe-
se-Engine angeschlossen und mit einer
Fakten Floppy-Diskette betrieben. Als User-In-
Hersteller: AudioDamage terface diente eine Apple-Tastatur. Mit
Web: audiodamage.com etwa 1500 US-Dollar war das Gerät den
Bezug: Download damaligen Konkurrenten wie Fairlight
Preis: 59 US-Dollar
oder Synclavier, die circa 40.000 US-Dol-
J umfangreiche Stereo- lar kosteten, zumindest preislich voraus.
kompatibilität
Bekanntester User war wohl Herbie Han-
J Wellenformen frei
zeichenbar cock. Mitte der 80er verschwanden die
J Originalauflösung für Geräte jedoch vom Markt und heute gibt
Noise & Oszillatoren es kaum noch intakte Systeme. Diese Lü-
n etwas dünner Sound cke schließen AudioDamage.
n wenig gute Presets
Technik: Klangerzeugung
Bedienung: Klickt man sich durch die Presets von
Preisleistung: Phosphor 2, liefern sie gewöhnungsbe-
Gesamt: dürftige Sounds, die nicht unbedingt in-
spirierend sind. Da spielt es auch keine
Rolle, dass diese teils direkt aus dem al-
phaSyntauri stammen. Also lieber gleich
eigene Sounds basteln. Hierfür stehen
zwei Oszillatoren zur Verfügung, die bei-
de mit den Wellenformen Sine, Pulse, Saw
und Random arbeiten können. Additive
Synthese lautet das Stichwort. Rechts in
einem Fenster lassen sich die LFO-Ra-
te nach Zeit/Takt (auch zum Tempo syn-
Alternativen chronisierbar) oder Hz sowie die Sha-
Razor pe einstellen, links gibt es eine grafische
99 Euro Ansicht in Balkenform, wo sich auch ei-
native-instruments.de gene Wellenformen einzeichnen las-
Loom sen. Dabei lässt sich zwischen 16 (wie
150 Euro beim Vorgänger Phosphor), 32 und 64
airmusictech.com Partials wählen. Die Klanggestaltungs-
möglichkeiten sind somit in der zweiten
Phosphor-Generation noch dezidierter.
Die Partials kann man sich wie die Bal-
ken eines grafischen EQs vorstellen. Mit
der Maus lässt sich hier gut zeichnen.
Faktor Zufall
Es gibt auch zwei Random-Funktionen
(Rand 1/3 und Rand Full), die immer wie-
der neue Variationen vorschlagen, auf de-
nen sich gut Sounds aufbauen lassen. Wer
es noch radikaler mag, drückt oben den
ebenfalls neuen Randomize-Button, der
gleich sämtliche Settings des Synthies
willkürlich umschaltet. Die Resultate ma-
chen klar, wo die Haupteinsatzgebiete des
Phosphor 2 liegen: Industrial und Ambi-
ent, aber auch Synth-Pop sowie alles, wo
es fiepen, knarzen und rauschen soll. Der
Klang ist eher oldschoolig und digital und
dabei tendenziell etwas scharf und fast
ein wenig dünn, bedingt durch das Vor-
bild alphaSyntauri.
Weitere Klangformung
Doch zurück zum Signalweg. Nach den
Oszillatoren und Partials geht jeder der
beiden Sounds durch einen ADSR-En-
velope-Filter, der sich ausschließlich gra-
fisch, jedoch nicht anhand von Zeitwer-
ten einstellen lässt. Nachfolgend kann
jeder Oszillator noch hinsichtlich der
Werte von Crossmod (hier beeinflussen
sich die beiden Sounds gegenseitig), Noi-
se Level (dabei kann zwischen modernem
weißen Rauschen und Lofi-Noise gewählt
werden), Panning, Velocity und Level be-
phor 2 eine seiner großen Stärken, auch im
Vergleich zur ersten Version. Was ihn über-
dies besonders macht, ist, dass die Parti-
als in einem Lofi-Modus und in einem Mo-
dern-Modus betrieben werden können.
Variante eins liefert den eher körnigen
oder kantigen Sound des alaphaSyntau-
ri, Variante zwei eine aliasfreie Kurve, die
zeitgemäßer klingt. Allzu groß ist der Klan-
gunterschied jedoch nicht. Betreiben lässt
sich Phosphor 2 im Mono-, Poly- und Ret-
rig-Modus. Auch einen Portamento-Regler
gibt es, wobei lange Werte für Dissonanzen
und das typische Leiern sorgen.
Fazit
Phosphor 2 ist kein Wald-und-Wie-
sen-Synthesizer, sondern ein Tool für Pro-
duktionen mit Vintage-Touch. Auch wenn
die Sounds auf dem alphaSyntauri beru-
hen, handelt es sich nicht um einen kon-
sequenten Nachbau, sondern um einen
eigenständigen Software-Synth, dessen
Features weiter gehen, da bewusst nicht
die Limitierungen der damaligen Zeit
übernommen wurden. Die Klangerzeu-
gungsmöglichkeiten sind klug konzipiert,
da dem Anwender viele Optionen an die
Hand gegeben werden und sich auch der
Faktor Zufall nutzen lässt. Der Grund-
sound ist für die heutige Zeit gewöh-
nungsbedürftig, kann aber für jene, die
einen authentischen 80s-Digital-Sound
suchen, genau das Mittel der Wahl sein,
zumal Noise-Generatoren und Oszillato-
ren in der Original-Lofi-Auflösung des al-
phaSyntauri betrieben werden können. r

60 • Beat 10 | 2017
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Neue Synth-Plug-ins
Neue Synth-Plug-ins
Musical Sampling
Trailer Brass
In aktueller Trailer-Musik ist oft ein massiver Blech-
bläser-Sound gefragt, der sich auch in vollen Arran-
gements mit wuchtigen Percussion- und aggressi-
ven Synthesizerklängen durchsetzen muss. Die
Kontakt-Library Trailer Brass ist genau auf diese An-
wendung spezialisiert. Für die 3,6 GB große Kollek-
tion wurden drei Instrumentengruppen in drei Mik-
rofonpositionen aufgenommen: zehn Hörner, zehn
Posaunen sowie eine Kombination aus drei Cim-
bassi und Tubas. Mit einem sehr voluminösen Uni-
sono-Sound wird letztgenanntes Ensemble seinem
Namen „The Horde“ voll und ganz gerecht. Trom-
peten sind in der Kollektion leider nicht enthalten.
Für das Spiel authentischer Brass-Linien bie-
ten sich die Patches „Adventure“ und „Majestic“ an.
Mit dem Modulationsrad lassen sich überzeugende
Crescendos erzielen. Ein Highlight für Trailer-Musik
sind auch die Cluster-Effekte der Posaunen sowie
die Sounddesign-Patches, für die das Audiomaterial
in Klänge wie Impacts, Pads, Braaams, Synth-Bässe,
rhythmische Drones verwandelt wurde.
Fazit
Trailer Brass bietet genau den kraftvollen und bom-
bastischen Blechbläser-Sound, der in modernen
epischen Kompositionen so gefragt ist. Die Library
spielt ihre Stärken im Fortissimo aus, aber auch bei
sanfteren Passagen weiß sie zu überzeugen. Durch
die Möglichkeit, die drei Instrumentensektionen
beliebig zu kombinieren, lassen sich facettenreiche
Arrangements erzielen. Das Angebot an kurzen und
langen Artikulationen fällt klein, aber fein aus und
reicht für die gewünschte Anwendung aus. Schade
nur, dass keine Trompeten und Legato-Patches an
Bord sind. Eine echte Bereicherung sind hingegen
die inspirierenden Sounddesign-Patches.
Entwickler: Musical Sampling
Web: www.musicalsampling.com
Bezug: Eigenvertrieb
Preis: 249 US-Dollar
Format: Kontakt 5.5
Bewertung:
62 Beat 10 | 2017
von Vera Schumacher, Jan Wilking
Spitfire Audio
BT Phobos
Der neue Synthesizer Phobos von Spitfire weckt gro-
ße Erwartungen. Schließlich suggeriert die Benen-
nung nach einem der Marsmonde einen großarti-
gen Klang wie bereits Boliden wie Jupiter, Juno und
Andromeda. Das Plug-in wurde von dem bekann-
ten EDM- und Filmmusikkomponisten BT erdacht
und in Zusammenarbeit mit der britischen Samp-
le-Schmiede entwickelt. Es wurde sogar ein eigener
Sample-Player entwickelt, bei dem die neuartige Po-
lyconvolution-Synthese zum Einsatz kommt. Wie bei
einem Faltungshallprozessor werden dabei Impuls-
antworten verwendet, die sich bei Phobos aber to-
nal, melodisch und harmonisch sind und sich poly-
phon spielen lassen.
Der Synthesizer wartet mit vier Sound-Source-Slots
auf, in die Sie jeweils einen Klang laden können. Als
Rohmaterial dienen 2381 Samples (über 20 GB) aus
der Feder von BT, darunter futuristische Rhythmen,
pulsierende Texturen, schimmernde Atmos und vie-
les mehr. Die Sound Sources lassen sich nach Belie-
ben mischen. Darüber hinaus sind drei Faltungspro-
zessoren an Bord, in die sich ebenfalls Klänge oder
Loops aus der genannten Library als Impulsantwor-
ten laden lassen. Für jede Klangquelle und Convol-
ver-Einheit können Sie Hüllkurvenverlauf, Start-Off-
set sowie Filter- und Gate-Parameter einstellen. Die
Soundparameter lassen sich unter anderem mit vier
LFOs oder mittels MIDI-Controller steuern.
In dem sogenannten Convolution Triangle im
Herzen der Bedienoberfläche können Sie bestim-
men, welche Impulsantwort in welcher Intensität
auf die vier Klangquellen wirkt. Wie bei der Vektor-
synthese gelingen durch Automatisieren der Posi-
tionen eindrucksvolle Soundverläufe. Eine Mög-
lichkeit, Verläufe aufzuzeichnen, wäre hier eine
echte Bereicherung gewesen. Aufgrund der Wech-
selwirkungen zwischen Klangquelle und Impul-
santwort fallen die Ergebnisse manchmal zwar
unerwartet aus, zum Teil sind aber wirklich spek-
takuläre Sounds möglich. Im unteren Bereich der
Bedienoberfläche können Sie schließlich definie-
ren, über welchen Tastaturbereich die vier Klang-
quellen sowie die drei Impulsantworten gespielt
werden. Bereits die 716 inspirierenden Presets von
Spitfire, Richard Devine und BT verdeutlichen, wel-
che immense Klangpalette das Plug-in abdeckt: von
atemberaubenden Flächen über sich entwickeln-
de Texturen und pulsierende Hybridsounds bis hin
zu futuristischen Rhythmen und cinematischen
Ostinatos.
Fazit
Nicht zuletzt aufgrund seines innovativen Kon-
zepts ist Phobos kein Synthesizer, der sich direkt er-
schließt. Nach einer gewissen Einarbeitung geht das
Sounddesign aber schnell und zielgerichtet von der
Hand. Das Plug-in punktet mit einem bemerkens-
werten Klang- und Kreativpotenzial und kann nicht
nur Filmmusik, sondern auch moderne elektroni-
sche Produktionen mit frischen Sounds bereichern.
Dank der leistungsfähigen Synthese-Engine kom-
men Klangforscher auch ohne die Möglichkeit, ei-
genes Sample-Material zu importieren, voll auf ihre
Kosten. Wegen des recht hohen Ressourcenbedarfs
von Phobos wird man allerdings nicht allzu viele In-
stanzen in einem Projekt verwenden.
Entwickler: Spitfire Audio
Web: www.spitfireaudio.com
Bezug: Eigenvertrieb
Preis: 309 Euro
Format: VST2, VST3, AU, AAX
Bewertung:

Empfehlung
10/2017
Coldcut
MidiVolve
MidiVolve ist ein von Matt Black und Jonathan More,
besser bekannt als Coldcut, entwickelter Arpeggia-
tor, Riff-Generator und Sequenzer für Max for Live.
MidiVolve produziert in Ableton Live aus eingespiel-
ten Noten oder importierten MIDI-Pattern automa-
tisch neue Riffs, Melodien und Grooves. Im Arp-Mo-
dus erzeugen die Noten ein Arpeggio, im Riff-Modus
dienen sie als Grundlage für eine automatisch gene-
rierte Melodielinie. Mit dem „Evolve!”-Button ver-
ändern Sie Tonhöhe, Anschlagsstärke, Notenlänge,
Notendichte und Position sowie zwei in Ableton Live
frei zuweisbare Parameter. Diese Änderungen kön-
nen auch automatisch nach einer wählbaren Anzahl
an Durchläufen der Sequenz erfolgen oder manuell
im Sequenzer angepasst werden, was sowohl sub-
tile organische als auch drastische Änderungen er-
SOFTBEAT
Neue Synth-Plug-ins
laubt. Tonumfang, Sequenzlänge, Abspielrichtung,
Geschwindigkeit und Swing sind editierbar, daneben
können Euklidische Operationen auf der Zeitachse
unregelmäßige Rhythmen und Fills erzeugen. Das
Pack enthält zudem elf Instrumente mit 60 Presets
sowie acht Audio-Effekt-Racks, die speziell für das
Triggern mit MidiVolve entwickelt wurden und eine
Vielzahl afrikanischer Instrumente sowie diverse
Samples aus Coldcuts eigenem Archiv verwenden.
Fazit
Das M4L-Device MidiVolve kann als klassischer
Arpeggiator genutzt werden, entwickelt aber auch
einfachste MIDI-Pattern nach Ihren Vorgaben zu
spannenden Riffs weiter. Zusätzlich umfasst Midi-
Volve eine Sammlung elektronisch-akustischer In-
strumente und Effekt-Racks, die perfekt auf den
Sequenzer abgestimmt sind und den klassischen
Coldcut-Sound ins heimische Studio bringen. Kla-
re Kaufempfehlung!
Entwickler: Coldcut
Web: coldcut.net/midivolve
Bezug: www.ableton.com/de/packs/midivolve
Preis: 39 Euro
Format: Max for Live ab 6.1.9
Bewertung:
Beat 10 | 2017 63
SOFTBEAT
Neue Synth-Plug-ins
Media Overkill
Waverazor
Waverazor verspricht nicht weniger als eine neue
Syntheseform, die sich insbesondere für Glitch-Bäs-
se, beißende Leads und cinematische Pads eignen
soll. Hält das Plug-in, was der Hersteller verspricht?
Ein großer Teil der futuristischen Bedienoberfläche
des Synthesizers wird von einer Wellenformdarstel-
lung eingenommen. Dies ist nur konsequent, da die
Oszillatorsektion bei dem Klangerzeuger eine be-
sondere Rolle spielt. Jeder Oszillator bietet eine
Wellenform, die sich in mehrere Segmente unter-
teilen lässt. Durch die Möglichkeit, Parameter wie
die Form, Stimmung, Lautstärke und Phase der
einzelnen Abschnitte zu manipulieren, sind sehr
lebendige und obertonreiche Sounds zwischen
Oszillatorsynchronisation, Wave-Shaping und Ring-
modulation möglich. Zur weiteren Beeinflussung
des Klangs stehen zwei X/Y-Pads und acht Makro-
regler, ein Arpeggiator sowie ein in der Intensität re-
gelbarer Effekt bereit, die je nach gewähltem Patch
andere Parameter steuern. Schon durch das Anpas-
sen der Presets lassen sich Waverazor eine Vielzahl
interessanter Sound entlocken.
Fazit
Das größte Manko von Waverazor ist die derzeit
noch fehlende Möglichkeit, tief in die Klangeditie-
rung einzusteigen. Es bleibt zu hoffen, dass das ge-
plante Update einen komfortablen Zugriff auf alle
wichtigen Parameter bieten wird. Doch auch in der
vorliegenden Version punktet bereits als ein innova-
tiver neuer Synthesizer mit einem enormen Klang-
potenzial und einem charaktervollen, eigenstän-
digen Sound. Seine Stärke sind dabei aggressive,
stark moduliere Klänge. Wer Sounds fernab der vir-
tuell-analogen Standards sucht, sollte bei Wavera-
zor mal ein Ohr riskieren.
Entwickler: Media Overkill
Web: www.mok.com
Bezug: www.tracktion.com
Preis: 75 USD
Format: VST, AU
Bewertung:
64
Nachgefragt:
Rob Rampley und Taiho Yamada
von Media Overkill im Gespräch.
Beat / Was hat euch zu Waverazor inspiriert?
Rob / Die Inspiration entstand aus einigen Ex-
perimenten mit Wave-Generatoren, die wir aus
Neugier durchführten. Nachdem Taiho und ich
viele Jahre lang Produkte für andere Produk-
te geschaffen haben, haben wir vor einiger Zeit
beschlossen, einen eigenen Synthesizer zu ent-
wickeln. Als Vorbereitung für dieses Vorhaben
fing ich an, eine Synthesizer-DSP-Engine zu er-
schaffen, mit allen Features, die wir für unsere
Ideen brauchen. Im Wesentlichen war dies ein
DSP-und Sounddesign-Spielplatz, auf dem wir
uns auftoben konnten (lacht). Während ich an
dem Code für einen Standardoszillator arbeite-
te, hatte ich die Idee, Bruchteile einer Wellenfor-
men individuell zu manipulieren – einfach nur,
um zu sehen, wie es klingen würde.
Taiho / Nachdem wir das geniale Konzept von
Rob etwas verfeinert hatten, war ich mir sicher,
dass wir darauf einen Synthesizer aufbauen
könnten. Der Oszillatorprototyp konnte direkt
Klangfarben erzeugen, die ich noch nie gehört
hatte. Wir fanden heraus, dass wir die Segmen-
te der Wellenformen auch nutzen konnten, um
komplexe Sequenzen der Amplitudenmodula-
tion (die wir später „Mutant AM“ nannten) zu
erzeugen. Ebenso entstand die Idee, mehrere
Hard-Sync-Punkte innerhalb eines Bruchteils
eines Wellenformzyklus zu produzieren („Mul-
ti-Sync“). Es war sehr aufregend, diese neue Syn-
these-Entdeckungen zum ersten Mal zu hören!
Und ich bin mir noch immer nicht sicher, ob wir
bereits alles entdeckt haben, wozu der Waveta-
ble-Oszillator imstande ist.
Beat / Erläutert bitte das Konzept des
Instruments.
Taiho / Wie gesagt zerschneidet Waverazor den
Wellenzyklus in mehrere Segmente. Jedes die-
ser Segmente kann seine eigene Form, Tonhö-
he, Lautstärke und seinen eigenen DC-Offset be-
sitzen. Die Phasen- und Frequenzbeziehungen
zwischen dem Slicer und dem Inhalt der Wa-
ve-Segmente zu kontrollieren, ist entscheidend,
um die verschiedenen Timbres eines gestimm-
ten Sounds zu kreieren. Die Waverazor-Engine
ist unglaublich mächtig und man kann damit
eine Menge wirklich spannender Dinge anstel-
len. Leider bietet das Plug-in nur eine begrenzte
Anzahl an Parametern, bis wir (voraussichtlich
im Oktober) die volle Editorversion heraus-
bringen. Doch bereits jetzt bietet Waverazor
eine Möglichkeit, an Klängen zu schrauben und
man kann seine Kreationen speichern. Aber es
ist noch nicht möglich, alle Parameter der En-
gine anzupassen. Da Waverazor dennoch musi-
kalisch sehr gewinnbringend eingesetzt werden
kann, haben wir den Einführungspreis des Plug-
ins bei 75 US-Dollar angesetzt. Wenn die Vollver-
sion erhältlich ist, wird Waverazor 150 US-Dollar
kosten, aber wer das Plug-in schon vorher ge-
kauft hat, bekommt das Update auf die volle Ver-
sion kostenlos.
Beat / Was sind für euch die spannendsten Fea-
tures des Synthesizers?
Taiho / Zu den aufregendsten Features von Wa-
verazor gehören neben der brandneuen Sli-
cing-Synthese die umfangreichen Modulations-
optionen. Wenn der Editor erhältlich ist, wirst du
bis zu 192 Zuweisungen erstellen können. Und
fast jeder Parameter der Synthesizer lässt sich
modulieren, inklusive Schaltern und Listen. Die
Anzahl der LFOs und Hüllkurven, die du nut-
zen kannst, ist nur durch die Anzahl der Mo-
dulationsverknüpfungen begrenzt. In der Pra-
xis kannst du diese hinzufügen, bis dir die Ideen
ausgehen (lacht). Darüber hinaus können viele
der DSP-Blöcke Trigger- und Gate-Impulse ge-
nerieren und empfangen.
Beat / Habt ihr Tipps für unsere Leser, wie sie
das Beste aus Waverazor herausholen?
Taiho / Die Presets bieten bereits einige Möglich-
keiten für Experimente und es sind noch mehr
Presets in Arbeit. Und sobald der volle Editor
von Waverazor erhältlich ist, kannst du bei dei-
nen Kreationen noch viel mehr in die Tiefe ge-
hen. Man sollte immer im Hinterkopf behalten,
dass es der Slicer ist, der den Synthesizer so be-
sonders macht. Man kann seinen Effekt nur hö-
ren, wenn jedes Segment einer Wellenform ei-
nen anderen Inhalt hat. Stell dir eine Sinuswelle
vor und schneide diese in Viertel. Wenn du diese
Wellenform abspielst, wird sie immer noch wie
eine Sinuswelle klingen. Aber wenn du bei ei-
nem der Vietel die Tonhöhe, Amplitude oder den
DC-Offset bewegst, entsteht dadurch eine Unter-
brechung, die zusätzliche Harmonische erzeugt.
Wenn du in einem der Segmente eine ganz ande-
re Wellenform nutzt, ist die klangliche Verände-
rung noch drastischer. Probiere dann einmal die
Makro-Regler wie Step Size, Step Frac, Step Duty
oder Mutant AM aus und du kannst ihren klang-
lichen Effekt genau wahrnehmen.
www.mok.com

Preistipp
Particular Sound 10/2017
Modularium
Hinter dem Namen Modularium verbirgt sich ein
Kontakt-Instrument, in dem sich sechs Klang-Lay-
er, sogenannte Module zu vielschichtigen Sounds
kombinieren lassen. Insgesamt werden 175 Presets
im Snapshot-Format sowie 50 Multi-Patches gebo-
ten. Auf der Hauptseite des Instruments können Sie
die sechs Module aktivieren und deaktivieren sowie
Farblängen .
Flexible Verbindungen in definierten Längen.
Das CPI ZZ Patch-Kabel lässt Dich zu keiner Zeit im Stich.
Cordial GmbH · Sound & Audio Equipment
zu den jeweiligen Bildschirmseiten wechseln. Des
Weiteren findet sich hier ein 3-Band-EQ sowie eine
Zufallsfunktion für alle Klangparameter.
Die Module Generator A und B erlauben es,
acht Wellenformen zu einem komplexen Sound
zu schichten. Dabei können Filterparameter sowie
Lautstärke, Stimmung und Panoramaposition ein-
gestellt werden. Für einen lebendigen Klang sor-
gen Modulationen und Effekte. Noicesetter hinge-
gen ist ein Spezialist für gefiltertes und gestimmtes
Rauschen, das mittels Step-Sequenzer getriggert
SOFTBEAT
Neue Synth-Plug-ins
werden kann. Durch die Möglichkeit, sechs Vocal-
Sounds zu kombinieren und diese mit dem Gate-Ef-
fekt rhythmisch zu zerhacken, sind mit Vocalirium
eindrucksvolle synthetische Chöre möglich. Die
Module Paddle A & B liefern schließlich komplexe
Flächenklänge aus bis zu sechs Layern.
Fazit
Das Klangspektrum von Modularium reicht von Bäs-
sen und Leads über lebendige Pads, cinematischen
Texturen und synthetischen Chören und Glocken-
sounds bis hin zu futuristischen Atmos. Man könnte
sich zwar eine größere Auswahl an Grundklängen für
die einzelnen Module wünschen, doch auch ohne
diese punktet das Instrument mit einer vielseitigen
Klangerzeugung. Zu einem bemerkenswert güns-
tigen Preis erhalten Sie so ein eigenständiges Krea-
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Beat 10 | 2017 65
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SOFTBEAT
Test: Soundspot Complete VIII

Test: Soundspot Complete VIII

Die Plug-ins von Soundspot gelten als Geheimtipps für Mix und Mastering. In Complete VIII packt die Company ihre
gesamte DSP-Kompetenz in ein Bundle. Lohnt die Anschaffung? von Sascha Blach

Features
acht Plug-ins
für Sounddesign, Mix,
Mastering
enthält Focus, Halcyon,
Kickbox, MSW1, Overtone,
Percolate, Propane &
Voxbox
über 50% Ersparnis
gegenüber Einzelkauf
Crossgrade-Optionen
Acht teils recht spezielle Plug-ins, die eine gute Ergänzung zu klassischen Effekt-Bundles sind. Das ist Soundspots Complete VIII.
verfügbar

S
für AU, VST, VST3, AAX oundspot ist eine recht neue Firma,
(32/64 Bit)
die 2016 ihre ersten Releases präsen-
tierte. Von der Namensgebung Com-
plete VIII sollte man sich daher nicht
in die Irre führen lassen, denn es han-
delt sich nicht um die achte Auflage die-
ser Zusammenstellung. Stattdessen sind
Fakten acht Plug-ins enthalten, die einem vor al-
Hersteller: Soundspot lem bei Mix und Mastering Hilfe bieten.
Web: pluginboutique.com Doch auch für die Soundgestaltung sind
Bezug: Download hilfreiche Tools dabei.
Preis: 269 Euro Focus ist ein psychoakustisches Plug-
J gut durchdachte in, das im Mastering einen unterreprä-
Konzepte sentierten Frequenzbereich hervorhe-
J übersichtliche
Bedienoberflächen ben kann. Insbesondere bei zu leisem
J gute Ergänzung zu klas- Gesang ist es eine gute Waffe, um nicht
sischen Mixing-Bundles noch mal an den Mix zu müssen. Verein-
n einige klangliche facht gesagt lassen sich der Frequenzbe-
Schwächen
reich (allerdings ohne genaue Frequen-
Technik: zangabe) und die Flankensteilheit der
Bedienung: Filterkurve einstellen. Hinzu kommen
Preisleistung: ein Dry/Wet-Regler und ein Mono-But-
Gesamt: ton. Ein guter Helfer in der Not und Er-
satz für einen EQ, den man allerdings nur
sanft dosieren sollte, da sonst Phasenver-
schiebungen drohen. Halcyon dagegen
Alternativen dient zur Bandsättigung und unterschei-
Voxengo Mixing Bundle det sich von den Mitbewerbern dadurch,
239 Euro dass man einen LFO programmieren
www.voxengo.com kann, der den Effekt in einem festlegba-
Softube Mix Bundle ren Intervall (von 1/32-Note bis 32 Tak-
228 Euro ten) steuert, und man via Regler Mitten-
www.softube.com und Seitensignal separat sättigen kann.
Sonnox Essential Beispielsweise für die Synthie-Bearbei-
359 Euro tung eine dankbare Funktion. Außerdem
www.sonnox.com lässt sich der Frequenzbereich, in dem die
Waves Silver Sättigung wirkt, einstellen und es gibt At-
149 Euro tack-, Release- und Make-up-Regler. Für
www.waves.com abgefahrene Effekte eine interessante
Wahl. Weniger geeignet fanden wir Hal-
cyon als Standard-Sättigungs-Tools auf
Vocals und Bass, da hier unerwünschte
Artefakte auftraten und es klanglich bei-
spielsweise dem PSP MicroWarmer und
dem Decapitator unterlegen wirkte.
Plus dank Simplizität
Gut gefällt uns Kickbox, das eine EQ-Be-
arbeitung von Bassdrums im Bereich
Warmth, Boxiness und Click ermöglicht,
bevor das Routing in einen Kompressor
führt. Hier lassen sich auf programmier-
ten und aufgenommenen Bassdrums ge-
rade dadurch, dass die Möglichkeiten
durch vorgegebene Werte aufs Wesent-
liche reduziert sind, schnell gute Ergeb-
nisse erzielen. Auch ein Durchklicken der
Presets lohnt, da die Ästhetik verschiede-
ner Stile bedient wird.
Wenig Worte müssen wir zu MSW1
verlieren, da dieses Plug-in nur eine Funk-
tion hat und diese mit Bravour erfüllt: Es
kann Signale zwischen mono und stereo
switchen und das nicht auf Knopfdruck,
sondern via Regler, sodass auch Zwi-
schenstufen möglich sind. Ähnlich simpel
ist Propane, das ein gesondertes Panning
von Mitten- und Seitensignal innerhalb ei-
nes Stereo-Tracks erlaubt. So sind interes-
sante Spielereien im Stereo-Feld möglich,
beispielsweise separates Handling von In-
strument und Reverb auf einer Spur.
EQ mit Sättigung
Overtone ist ein prima Mastering-EQ, der
Signalen einen analogen Charakter ver-
leihen kann. Die LR- und MS-Matrix er-
möglicht einen flexiblen Einsatz, sodass
entweder Seiten- und Mittensignal und
linker und rechter Stereokanal geson-
dert bearbeitet werden können. Die Be-
sonderheit ist ein Sättigungsalgorithmus,
der subtil zu arbeiten beginnt, wenn man
die Gain-Stärke erhöht. So werden wie
bei analoger Hardware Obertöne hinzu-
gefügt. Klang und Handling sind dabei
sehr gelungen!
Percolate wiederum ist prädestiniert
für den Einsatz auf Drums und Percussi-
on. Es ist eigentlich ein bis zu 3-bandiger
EQ, allerdings lassen sich nur Frequenz-
bereiche bearbeiten, die bei Drums eine
Rolle spielen: Snare, Hi-Hat und Glo-
ckenspiel stehen dabei im Fokus. Nett
zu haben, wenn es mal schnell gehen
muss, in der Praxis ist man mit einem EQ
aber flexibler. Voxbox schließlich ist eine
Art Doubler-Effekt für Vocals, der nach
Chorus oder Phaser klingt. Es ermöglicht
eine Verbreiterung des Gesangs, wobei
sich Weite und Gain von zwei Stereofel-
dern einstellen lassen. Das Ganze lässt
sich natürlich auch auf andere Signale
anwenden, ist im Grunde aber mit den
genannten Effekten ebenfalls realisierbar.
Fazit
Die Soundspot-Plug-ins mögen zwar auf
den ersten Blick eher nach Tools für den
Spezialeinsatz aussehen, doch sie erwei-
sen sich als praktische Helfer, die man öfter
mal zur Hand nimmt. Ein Bundle mit Stan-
dards wie EQ, Kompressor, Delay und Re-
verb ersetzen sie dennoch nicht, sondern
dienen als Ergänzung. Da jeder User ande-
re Präferenzen hat, empfiehlt sich hier, vor
dem Kauf jedes Demo anzutesten. r

68 Beat 10 | 2017
SOFTBEAT
Neue Effekt-Plug-ins
Neue Effekt-Plug-ins
Slate Digital
Virtual Tube Collection OD DeEdger
Die Virtual Tube Collection, das neueste Effekt-Bund-
le für das Virtual Mix Rack von Slate Digital möchte
den Klangcharakter klassischer Röhrenschaltungen
in Ihre DAW bringen. Enthalten sind drei Module für
das virtuelle Rack, die jeweils als Vorverstärker, Sätti-
gungswerkzeug und Röhrensummierer genutzt wer-
den können. Das Modell London wurde von klassi-
schen europäischen Tube-Preamps inspiriert und
bietet wie seine Vorbilder einen warmen und vollen
Klang mit voluminösen Tiefen. New York bildet hin-
gegen den charakteristischen satten und kraftvollen
Sound einer Transistorschaltung nach. Durch die dy-
namische Sättigung lassen sich die Mitten auf musi-
kalische Weise betonen, wodurch sich Signale selbst
in vollen Mixen gut durchsetzen. Der stärkste Klang-
färber der drei Module ist der virtuelle Vorverstärker
Hollywood, der mit schimmernden Höhen und ei-
nem definierten Low-End punktet.
Alle drei Module besitzen eine regelbare Sät-
tigung sowie ein Hochpassfilter mit einstellbarer
Grenzfrequenz. Auch die Ausgangsverstärkung und
der Effektanteil lassen sich feinfühlig dosieren. Im
Push-Modus werden die virtuellen Röhren heißer
angefahren, wodurch eine gutmütige Sättigung re-
sultiert. Gerade Software-Instrumente profitieren
von einer Bearbeitung.
Fazit
Die Virtual Tube Collection begeistert als exzellen-
te Sammlung an Klangveredlern, mit der Sie Ein-
zelspuren oder kompletten Mixen mehr Wärme,
Charakter und Durchsetzungsvermögen verleihen
können. Nutzt man die Signalprozessoren mit Be-
dacht auf mehreren Spuren, kann man diese auf äu-
ßerst musikalische Weise zusammenschweißen und
Mixen einen plastischen Sound mit Vintage-Charme
spendieren. Top!
Entwickler: Slate Digital
Web: www.slatedigital.com
Bezug: www.audiowerk.eu
Preis: 165 Euro oder 15 USD monatlich (Abo)
Format: VST2, VST3, AU, AAX, RTAS, iLok 2
Bewertung:
70 Beat 10 | 2017
von M. Schumacher, K. Chonishvili
Tokyo Dawn Labs
Mixen, die komplett in digitalen Umgebungen ent-
standen sind, wird oft ein harscher Klang nach-
gesagt. Das in Zusammenarbeit mit dem Maste-
ring-Engineer Jan Ohlhorst entwickelte Plug-in
DeEdger soll helfen, aggressive Transienten gezielt
zu reduzieren, ohne dass der Frequenzgang und
die Audioqualität des Signals beeinflusst werden.
Da das Werkzeug unabhängig von einem Schwel-
lenwert arbeitet, ist es für die Bearbeitung verschie-
denster Signale mit unterschiedlichen Pegeln und
dynamischen Eigenschaften gewappnet.
Die Bedienung des Mastering-Plug-ins gestaltet
sich ausgesprochen einfach: Stellen Sie einfach den
zu bearbeitenden Frequenzbereich ein, entschei-
den Sie sich für eine Bandbreite (Q) und bestim-
men Sie mit dem Depth-Regler die Intensität der
Bearbeitung. So lassen sich zum Beispiel zischeln-
de Hi-Hats oder harsche S-Laute des Gesangs in ei-
nem fertigen Mix wirkungsvoll reduzieren. Auch zu
prägnante Transienten von Schlagzeugaufnahmen
oder störende Resonanzen in einer Pianoaufnah-
me lassen sich in den Griff kriegen. DeEdger erlaubt
nicht nur eine Bearbeitung der Stereosumme, son-
dern auch der beiden Stereokanäle oder des Mitten-
und Seitensignals.
Fazit
Mit DeEdger lassen sich harsch klingende Transien-
ten auf transparente Weise einfach und effektiv ent-
schärfen. Das Werkzeug liefert sowohl auf komplex-
em Stereomaterial als auch auf individuellen Spuren
überzeugende Ergebnisse. Damit stellt es eine aus-
gezeichnete Alternative zu De-Essern und dynami-
schen Equalizern dar. Ein exzellenter Problemlöser
für Mix und Mastering. Weitere Pluspunkte erhält
das Plug-in für seine einfache Bedienbarkeit und
seinen erfreulich geringen CPU-Bedarf.
Entwickler: Tokio Dawn Labs
Web: www.tokyodawn.net
Bezug: Eigenvertrieb
Preis: 100 Euro
Format: VST, AU, AAX
Bewertung:
Preistipp
10/2017
Audiority
GrainSpace
Im schicken Retro-Look präsentiert sich GrainSpa-
ce, der neueste Halleffekt aus dem Hause Audiority.
Bereits Parameternamen wie Grain Size, Stretch und
Freeze verdeutlichen, dass sich hinter dem Plug-in
kein klassischer algorithmischer Hallprozessor ver-
birgt. Vielmehr zerlegt GrainSpace das Audiosignal
in bis zu 32 Fragmente (Grains) mit einer Länge von
bis zu 500 ms. Da man Klangparameter der Grains wie
Size, Distance und Pitch modulieren kann, sind viel-
fältige Resultate möglich, zwischen Reverb-Effekten
und granularen Experimenten. Zur Klangveredelung
ist ein dichter Plattenhalleffekt an Bord. Für Modula-
tionen stehen ein zum Host-Tempo synchroner LFO
mit 11 Wellenformen sowie ein Zufallgenerator bereit.
Mit dem Smear-Regler bestimmen Sie, wie sehr
die verschiedenen Grains ineinander „verwischen“,
während die Freeze-Option eine Wiedergabe des
Audiopuffers im Loop erlaubt. Die Position inner-
halb des Puffers kann dabei eingestellt werden.
Stretch hingegen beschleunigt oder verlangsamt
das Signal, spannende LoFi-Artefakte inklusive.
Beats lassen sich in stolpernde Texturen verwan-
deln, Piano-Arpeggios in schwebende Klangteppi-
che und Gesang in mysteriöse Cluster.
Fazit
Mit seiner intuitiven Bedienoberfläche lädt Grain-
Space zu atmosphärischen Klangexperimenten ein.
Dank der umfangreichen Einstellmöglichkeiten wird
dabei eine erstaunliche Bandbreite an Effekten in her-
vorragender Qualität abgedeckt. Neben dichten Hall-
und Delay- und Modulationseffekten gelingen ätheri-
sche Texturen und abgedrehte Glitch-Sounds – perfekt
für Ambient und ähnliche Stilrichtungen. Soundde-
signer kommen bei dem innovativen Plug-in voll auf
ihre Kosten.
Entwickler: Audiority
Web: www.audiority.com
Bezug: Eigenvertrieb
Preis: 35 Euro
Format: VST, AU, AAX
Bewertung:

Sample Magic
Boost
Sample Magics Boost verspricht, Mixen mit weni-
gen Handgriffen zu einem lauten, druckvollen und
voluminösen Sound zu verhelfen. Die Signalkette
besteht aus einem Multiband-Kompressor, einem
4-Band-EQ, einem Stereo-Enhancer sowie einem
Brickwall-Limiter. Alle Bearbeitungsstufen las-
sen sich individuell aktivieren und in der Intensi-
tät regeln. Darüber hinaus kann man die Ein- und
Ausgangsverstärkung einstellen. Nicht hörbare tie-
fe Frequenzen werden herausgefiltert. Das Plug-in
kommt nur mit wenigen Reglern aus, die mehrere
Effektparameter steuern. So kommt man schnell
und einfach ans gewünschte klangliche Ziel.
In unserem Test konnte Boost seine Stärken
nicht nur auf kompletten Mixen ausspielen. Viel-
mehr lassen sich mit dem Plug-in auch Einzel- oder
Gruppenspuren in den Vordergrund rücken. Bereits
die Presets demonstrierten seine Vielseitigkeit: Ge-
sang und akustische Instrumente klingen durch
eine subtile Bearbeitung kompakter und kraftvoller
und integrieren sich besser in den Mix. Drums er-
halten bei Bedarf mehr Durchschlagskraft und Biss.
Die Ergebnisse überzeugen klanglich auf der gan-
zen Linie, sodass man sich nur selten flexiblere Ein-
stellmöglichkeiten wünscht.
Fazit
Zu einem attraktiven Preis erhalten Sie ein leistungs-
fähiges Werkzeug, um Einzel- oder Gruppenspu-
ren sowie kompletten Mixen mehr Lautheit, Dich-
te, Druck, Präsenz und Stereobreite verleihen. Boost
klingt auch bei drastischen Einstellungen musika-
lisch und kann damit auch fürs Sounddesign ge-
winnbringend eingesetzt werden. Besonders ge-
fallen haben uns ferner der attraktive Preis, die
intuitive Bedienoberfläche sowie der geringe Res-
sourcenhunger des Plug-ins.
Entwickler: Sample Magic
Web: www.samplemagic.com
Bezug: Eigenvertrieb
Preis: 55 Euro
Format: VST, AU
Bewertung:
SOFTBEAT
Neue Effekt-Plug-ins
„Made in Germany“
Sonnox
Oxford Dynamic EQ
Sonnox haben nach einer langen Pause endlich
wieder ein echtes Highlight im Programm – Oxford
Dynamic EQ. Dieser Equalizer unterstützt die dy-
namische Frequenzbearbeitung und möchte dort
weiterhelfen, wo konventionelle EQs ins Stocken ge-
raten. Ist da was dran?
Der Oxford Dynamic EQ ist ein Equalizer mit
fünf parametrischen Bändern, dessen Kurven zwi-
schen Low Shelf, High Shelf und Bell umgeschal-
tet werden können. Tief- und Hochpass-Filter sind
leider nicht vorhanden, wodurch Rumpelgeräu-
sche und andere Störgeräusche nur abgesenkt, aber
nicht weggefiltert werden können. Das Highlight ist
jedoch die dynamische Frequenzanpassung in Ab-
hängigkeit der Amplitude, Transienten oder eines
externen Sidechain-Signals. Diese ist dann hilfreich,
wenn die statische Absenkung störender Frequen-
zen, beispielsweise einer Bassgitarre, den Klang zu
sehr verfälscht. Werden diese stattdessen erst ab 1“, 6“ Coaxial-Chassis // 48 Hz - 22 kHz
einem gewissen Schwellenwert abgesenkt, erreicht HT / TT je 80 W / 175 W Peak
man eine natürlichere Korrektur. Weil der Oxford
Dynamic EQ als komplett linear-phasiger EQ ausge-
richtet ist, gibt es keine Phasenauslöschungen und
das Summensignal klingt stets sauber.
Fazit
Sonnox haben mit dem Oxford Dynamic EQ fast alles AUCH IN SCHWARZ
richtig gemacht, denn als chirurgischer Equalizer mit
dynamischer Bearbeitung lassen sich auch schwie-
rigste Frequenzprobleme im Handumdrehen korri-
gieren. Ob stark resonante Synthi-Sessions, schwieri-
ge Bass-Probleme oder sensible Master-Spuren, der
Die neuen Features der KSD-C5:
Oxford Dynamic EQ hilft tatsächlich weiter, wenn
statische EQs passen müssen. Die Mitten/Seiten-Be- coaxiale Bauweise
arbeitung, der integrierte Analyzer und die einfache Fullrange-Monitor
Bedienung bilden einen guten Abschluss. Doch das
zeitrichtig DSP-entzerrt
Schönste ist: Er klingt unauffällig und einfach gut!
FIRTEC-Filter
Entwickler: Sonnox Integrierter Standfuß
Web: www.sonnox.com
fernsteuerbar
Bezug: Eigenvertrieb
Preis: ca. 270 Euro 6 User-Aufstellungsfilter optional
Format: AU/VST 2 & 3/AAX
Bewertung:
Beat 10| |Tel.
www.ksdigital.de | info@ksdigital.de 2017 7104 63
0681/76 18
KSdigital GmbH
SOFTBEAT
Test: Toontrack Superior 3

Test: Toontrack Superior 3

Der Superior Drummer 3 lockt mit gigantischer Klang- und Groove-Bibliothek sowie spannenden neuen Features.
Gelingt es Toontrack, mit seinem virtuellen Schlagzeuger ein weiteres Mal Maßstäbe zu setzen? von Mario Schumacher

Features
virtueller Schlagzeuger
über 230 GB Library der sich mit entsprechenden DAW-Werk-
Empfehlung zeugen messen kann, lassen sich die MI-
sechs akustische Drumkits 10/2017
DI-Grooves komfortabel bearbeiten.
350 elektr. Drum-Sounds
Surround-Unterstützung Drum-Replacement
MIDI-Pattern-Bibliothek
Während viele Hersteller separate Pro-
dukte für das Drum-Replacement anbie-
MIDI-Grid-Editor
ten, integriert SD3 bereits ein entspre-
Songwriting-Werkzeuge chendes Tool namens Tracker. Dieses
Drum-Replacement ist mit einer künstlichen Intelligenz aus-
Komfortabel: Die neue Bedienoberfläche des Superior Drummer ist frei skalierbar und lässt das gestattet, die Drum-Hits automatisch er-
Mixer mit 35 Effekten Abkoppeln von Fenstern zu. kennt und in MIDI-Daten konvertiert.
Stand-alone, VST, AU, AAX In der Praxis geht dies erstaunlich gut

I
n seiner lang erwarteten dritten In- komplett durch die Mangel drehen kön- von der Hand: Zunächst laden Sie die
karnation präsentiert sich der Superi- nen. Damit wird SD3 auch exotischen Ef- gewünschte Audiodatei auf eine Tra-
Fakten or Drummer mit einer neu designten, fektwünschen gerecht. Ein echtes High- cker-Spur. Nach der Analyse der Datei
Hersteller: Toontrack frei skalierbaren Benutzeroberfläche. Ein light ist die Möglichkeit, eigene Samples definieren Sie, welches Instrument ersetzt
Web: www.toontrack.com echter Gewinn in puncto Bedienkomfort einzubinden. So lassen sich auch span- und mit welcher Genauigkeit die Erken-
Bezug: Download,
ist die Möglichkeit, eigene Tastaturkürzel nende Hybrid-Drums kreieren. Für das nung erfolgen soll sowie welche Schlä-
Fachhandel
Version: 2.9.7 zu definieren und bis zu 100 Makros zu er- kreative Sounddesign werden gleich 350 ge MIDI-Noten triggern. Idealerweise
Preis: 349 Euro stellen. Einem Makroregler lassen sich da- facettenreiche elektronische Drum- und sollte für jedes Instrument der Original-
Upgrade: 179 Euro bei mehrere Parameter von SD3 zuweisen. Percussion- Samples mitgeliefert. aufnahme eine separate Audiospur vor-
Crossgrade: 269 Euro So können Sie mit wenigen Handgriffen liegen. Aber auch bei einem kompletten
J exzellente Soundqualität eindrucksvolle Klangvariationen erzielen Songwriting-Tools Mix sind sehr akkurate Ergbnisse mög-
J vielseitige Klang- und und diese in Ihrer DAW automatisieren. Eine vielseitige Groove-Library ist bei ei- lich, wenn man die Tracker-Parameter
Pattern-Bibliothek nem virtuellen Drummer Pflicht. Mit ei- entsprechend justiert.
J inspirierende
Songwriting-Tools
Library ner riesigen MIDI-Bibliothek mit mehr als

J enorme Flexibilität
Die Aufnahmen für SD3 fanden in den
Galaxy Studios in Brüssel unter der Regie
J leistungsfähiger Mixer
J hervorragender des legendären Recording-Engineers Ge-
Drum-Replacer orge Massenburg statt. Sämtliche Samples
J hoher Bedienkomfort und MIDI-Files wurden von dem renom-
n umständlicher mierten Schlagzeuger Norman Garsch-
Sample-Import
ke eingespielt. Das Ergebnis sind sechs
Technik: nuancenreich spielbare Drumkits mit na-
Bedienung: türlichem Klang und einem enormen An-
Preisleistung: gebot an Artikulationen. Wenn Sie möch-
Gesamt: ten, können Sie dabei einzelne Trommeln
austauschen. Zur Auswahl stehen 16
Kicks, 25 Snares, 32 Becken sowie zahl-
Alternativen reiche Hi-Hats, Becken, Toms und Per-
FXpansion BFD3 cussionklänge. Sound und Spielverhalten
269 Euro lassen sich flexibel anpassen. Das Trom-
www.fxpansion.com melarsenal kann durch zusätzlich erhält-
XLN Addictive Drums 2 liche Erweiterungen in verschiedensten
330 Euro Stilrichtungen ergänzt werden. Die spiel-
www.xlnaudio.com fertigen Kits und Drums punkten mit ei-
Groove Agent 4 nem ebenso authentischen wie kraftvol-
179 Euro len Klang, den Sie im Mixer mit stolzen
www.steinberg.net 35 hochwertigen Effekten veredeln oder
1600 Patterns für unterschiedliche Stile in
verschiedenen Taktarten und Tempi leis-
tet sich SD3 auch in dieser Disziplin keine
Schwäche. Für einen stilgerechten Sound
sorgen dabei die produktionsfertigen
Presets für verschiedene Genres. Wenn
Sie bereits eine Vorstellung haben, wie
Ihr Wunsch-Groove klingen soll, hilft die
praktische Tap2Find-Funktion: Spielen
Sie einfach ein Pattern mit der Maus oder
einem MIDI-Controller ein und schon lie-
fert SD3 Vorschläge, welche Patterns aus
der Library Ihrem Rhythmus am nächs-
ten kommen. Besonders gefallen hat uns
darüber hinaus der intelligente Song-Cre-
ator, der den Aufbau kompletter Schlag-
zeugarrangements auf der Grundlage ei-
nes einzelnen Grooves gestattet. Dank der
Möglichkeit, mehrere Song-Spuren mit
unterschiedlichen Tempi und Taktarten
zu erstellen, kann man bequem zwischen
verschiedenen Songideen umschalten.
Klasse: In dem integrierten Grid-Editor,
Fazit
Mit seiner vielseitigen Bibliothek an
Drum-Kits und Grooves ist SD3 für eine
Vielzahl an Musikstilen gewappnet. Die
virtuellen Drums begeistern mit einem
realistischen Klang in gewohnt exzellen-
ter Audioqualität sowie einer dynami-
schen Spielbarkeit. Schlagzeuger kom-
men so voll auf ihre Kosten. Eine wahre
Bereicherung ist zudem der intelligente
Tracker, der ein effektives Drum-Repla-
cement ermöglicht. Aber auch für Sound-
designer hat das Software-Instrument Ei-
niges zu bieten, denn insbesondere die
Sample-Import-Funktion sowie der flexi-
ble Mixer inklusiver hochwertiger Effekte
sorgen für ein enormes Kreativpotenzial.
Dank der pfiffigen Songwriting-Tools las-
sen sich mit den Drumsounds im Hand-
umdrehen packende Grooves und sogar
komplette Schlagzeugarrangements im
Songformat erzeugen. Ein weiterer Ge-
winner aus dem Hause Toontrack! r

72

Test: XILS-lab PolyM
XILS-lab hat sich für das Plug-in PolyM den Polymoog zum Vorbild genommen und liefert eine authentische Nach-
bildung für prägnante analoge String- und Pianoklänge. von Jan Wilking
D
er Polymoog, erschienen im Jahre
1975, war einer der ersten mehrstim-
migen Synthesizer auf dem Markt.
Bis zu 71 Stimmen (eine je Taste) wur-
den, ähnlich wie bei einer Orgel, durch
entsprechende Frequenzteilung aus 12
Oszillatoren erzeugt. Dieses Konzept hat
zwei Jahre später auch Korg mit dem PS-
3100 in leicht geänderter Form übernom-
men. Aus Kostengründen besaß natürlich
nicht jede dieser Stimmen ein eigenes Fil-
ter etc., lediglich einen eigenen Verstär-
ker (VCA). Deshalb ist der Polymoog auch
nur eingeschränkt mit heutigen voll-poly-
phonen Synthesizern vergleichbar. Den-
noch oder gerade aufgrund dieser Ein-
schränkung bot der Polymoog aber einen
sehr eigenständigen Sound. Zum Bei-
spiel hat der Polymoog bei geöffnetem
Filter stets ein gewisses Maß an Neben-
geräuschen durchgelassen. Genau die-
ser Klangteppich kann aber eine ent-
sprechende Atmosphäre erzeugen, die
blitzsauberen Digital-Synthesizern und
Plug-ins oftmals fehlt.
Wer bei dem Namen Moog allerdings an
fette Bässe und Leads denkt, wird eher
enttäuscht sein, denn der Polymoog klingt
ganz anders als alle anderen Moog-Syn-
thesizer. Gute Beispiele für seine Stär-
ken finden sich in alten Stücken von Gary
Numan, allen voran die Strings im Synth-
pop-Klassiker „Cars“.
Neue Mod-Matrix
Da der Klang virtuell-analog und nicht
mit Hilfe von Samples erzeugt wird,
nimmt Poly-M nur wenige Megabyte auf
der Festplatte ein. Die Benutzeroberflä-
che des Plug-ins ist deutlich an das Ori-
ginal angelehnt und für unseren Ge-
schmack etwas zu fotorealistisch, was die
Bedienung erschwert.
Die Tonerzeugung basiert auf zwei
Oszillatoren mit Sägezahn- und Recht-
eckwelle, deren Fußlage in zwei Stufen
einstellbar ist. Die Oszillatoren lassen
sich gegeneinander verstimmen, entwe-
der grob in Halbtönen (für beispielsweise
Quinten-Klänge) oder fein für schweben-
de und Phaser-artige Sounds. Auch PWM
ist möglich. Mit dem Lock-Modus lassen
SOFTBEAT
Test: XILS-lab PolyM
Features
Polymoog-Emulation als
Plug-in
zwei Oszillatoren
71 Stimmen
9er-Mod-Matrix
Resonatorbank
klassisches Moog-Lad-
der-Filter
Vintage-FX: Delay, Phaser,
Reverb
für VST, RTAS, AU, AAX
Die 3D-Nachbildung des Originals sieht nett aus, ist aber unübersichtlich und erschwert die Bedienung.
Schutz: iLok (Dongle/Soft),
sich die Oszillatoren phasenstarr schal- dass hiervon bereits Nachbauten für ein USB e-Licenser
ten, bei Tonhöhenmodulation der Recht- Modularsystem existieren, um externe Si-
eckwelle erhalten sie dann eine Phasen- gnale durchzujagen. Umso bedauerlicher
modulation ähnlich der Casio CZ-Serie ist, dass der PolyM nicht über einen Ein-
anstatt Frequenzmodulation. Die Modu- gang für externe Signale verfügt. Zumal Fakten
lation ist ohnehin eine der Stärken des neben der Resonatorbank noch ein klas-
Hersteller: XILS-lab
PolyM, ganze drei LFO stehen für diese sisches 24dB-Moog-Filter zur Verfügung
Web: xils-lab.com
Zwecke zur Verfügung. Beim PolyM gibt steht und auf ein Eingangssignal wartet. Bezug: Webseite
es auch eine Modulationsmatrix, um die Es wirkt auf alle Stimmen gleichzeitig und Preis: 149 Euro
Modulationsquellen wie LFO, Modulati- macht PolyM damit paraphon, aufgrund
J authentische Nachbil-
onsrad oder Aftertouch diversen Parame- des speziellen Sounds der Oszillatoren dung
tern einschließlich der eingebauten Vin- hat es klanglich auch nicht die gleiche J polyphone Filter
tage-Effekte zuzuordnen. Bedeutung wie bei anderen Moog-Syn- J wählbarer Splitpunkt
Die Filtersektion wurde beim Po- thesizern wie dem Minimoog. Das Lad- J eingebaute Effekte
lyM deutlich flexibler gestaltet. Alter- der-Filter verfügt über eigenen LFO und J Modulationsmatrix
nativ zu den Preset-Filtereinstellungen Hüllkurve, der spezielle Klangcharakter n 3D-GUI erschwert
Bedienung
des Originals gibt es ein frei editierba- wurde im PolyM gut getroffen.
res 12dB-Multimodefilter mit wählbarem Als Besonderheit lässt sich das Key- Klang:
Tief-, Hoch- und Bandpass. Zudem ist board des Polymoog splitten und so Bedienung:
das Filter im PolyM polyphon, jede Stim- zweihändig mit verschiedenen Sounds Preisleistung:
me hat also ihr eigenes Filter. Auch der spielen – beim PolyM sogar mit frei wähl- Gesamt:
erweiterte VCA hinter dem Filter ist eine barem Splitpunkt.
willkommene Ergänzung zum Original,
ebenso wie die zuschaltbare Sustain-Stu- Fazit
fe der Hüllkurven. Wenn Sie einen polyphonen Minimoog
erwarten, werden Sie sowohl beim Poly-
Resonator & Moog-Filter moog als auch dessen virtuellem Klon Po- Alternativen
Bei einem klassischen subtraktiven Syn- lyM enttäuscht sein. Die Stärken des Po- Arturia Solina-V
thesizer wäre hier Schluss mit der Signal- lymoogs sind keine fetten warmen Bässe 149 Euro
kette, aber beim Polymoog haben sich und Leads, sondern charaktervolle und www.arturia.com
die Entwickler Pfiffiges ausgedacht, um eigenständige String- und Padsounds so- Gforce Virt. String
die eingeschränkte Klangerzeugung auf- wie analoge Chor-, Orgel- und Pianoklän- Machine
zupeppen. Die Resonatorbank bietet drei ge mit interessanten Modulationen und 79 Brit. Pfund
parametrische Multimode-Filter (6 oder Schwebungen. Und diese speziellen Ei- www.gforcesoftware.com
12dB) mit getrennt regelbarer Frequenz, genarten des Polymoog-Sounds hat XILS- SynthMagic Polycom
Resonanz und Lautstärke. Diese Reso- lab beim PolyM überzeugend authentisch 99 Brit. Pfund
natorbank hat einen so speziellen Klang, in die digitale Welt übersetzt.r www.synthmagic.co.uk
Beat 10 | 2017 73
SOFTBEAT
Free- und Shareware
Free- und Shareware
Airwindows
ToTape5 & BussColors4 Mind The Gap
Der Software-Entwickler Airwindows bringt die bei-
den kostenlosen Plug-ins ToTape5 and BussColors
4 auf den Markt, die wie auch seine bisherigen Ver-
öffentlichungen etwas aus der Reihe tanzen. Grob
lassen sich beide Plug-ins in die Kategorie der Sät-
tigungseffekte einordnen, wollen dieses Ziel aber
durch unterschiedliche Methoden erreichen. Air-
windows ToTape5 will dem Signal eine virtuel-
le Bandsättigung verpassen. Dadurch kann ein Mix
beispielsweise etwas verdichtet werden und eine an-
genehm raue Textur bekommen. Zu den Parametern
zählen Regler für das Ein- und Ausgangslevel sowie
ein „Softener-“Parameter, mit dem die Höhen dezent
abgesenkt werden. Der „Fattener“-Regler gibt dem Si-
gnal einen ordentlichen Boost, während „Flutter“ für
leichte Tonhöhenschwankungen verantwortlich ist.
Airwindows BussColors4 ist die neueste Ver-
sion des Plug-ins BussColor und arbeitet in jeder
Sample-Rate. Der Entwickler betont, dass gera-
de beim Einsatz von 96 oder 192 kHz BussColors4
besser klingt als bei niedrigeren Raten. Das Plug-
in dient dazu, Bus-Spuren zu bearbeiten und den
Klang mittels Sättigung zu färben. Sieben Ge-
schmacksrichtungen stehen hierbei zur Wahl. Wei-
tere Parameter sind das Ein- und Ausgangs-Level
sowie ein Dry/Wet-Regler für das Mischverhältnis.
Fazit
Bei den beiden Airwindows-Plug-ins hat der Ent-
wickler wie üblich auf ein schickes Design ver-
zichtet und sich allein auf den Sound konzentriert.
Aufgrund der geringen Anzahl der einzelnen Para-
meter, die zudem lautmalerisch bezeichnet sind,
ist dies verschmerzbar. Entscheidend ist der Klang,
und beide Plug-ins bieten eine überzeugende, an-
genehm „analog“ klingende Sättigung des einge-
henden Audiomaterials.
Entwickler: Airwindows
Web: www.airwindows.com
Preis: Freeware
System: VST, AU
Bewertung:
74 Beat 10 | 2017
von Jan Wilking
Luke Zeitlin
Mind The Gap ist ein Delay-Effekt inklusive Pitch-
und Filter-Funktionen. Durch den Eingriff in die
Tonhöhe sind interessante Effekte möglich. Mind
The Gap beherrscht typische Tape-Delay-Effekte,
die derzeit aus der Musikproduktion nicht wegzu-
denken sind. Gerade die Tonhöhenveränderungen
beim Verstellen des Tempos geben dem Sound das
gewisse Etwas. Das Filter kann als Hoch- oder Tief-
pass-Filter arbeiten und entsprechend hohe oder
tiefe Frequenzbereiche absenken. Über den Feed-
back-Parameter lassen sich einzelne Echos bis in
die Rückkopplung weiter aufschaukeln.
Smooth bestimmt die Stärke der Crossfades bei
Ändern der Delayzeit und damit der Tonhöhe. Ein
niedriger Wert erlaubt sauberes Re-Pitching auch
bei sehr kurzen Delay-Zeiten, kann aber zu uner-
wünschten Nebengeräuschen führen – zur Besei-
tigung kann dann der Smooth-Wert erhöht wer-
den. Ein weiterer Parameter nennt sich Ping Pong
und überführt Echos aus der Monomitte in die Ste-
reo-Welt. Der Effekt kann zum Tempo des Hosts syn-
chronisiert werden oder frei laufen, an einen Dry/
Wet-Regler wurde ebenfalls gedacht. Die einfache
und klar konturierte grafische Benutzeroberflä-
che wirkt einladend und verführt dazu, daran her-
umzuspielen. Während andere Delay-Plug-ins ge-
wollt oder ungewollt eine gewisse Klangfärbung und
Sättigung des Audiosignals zur Folge haben, bietet
Mind The Gap einen sehr sauberen Grundklang.
Fazit
Mind The Gap ist ein gut ausgestattetes Delay-Plug-
in, das dank Tonhöhenmodulation auch speziellere
Effekte ermöglicht. Die stilvolle und übersichtliche
Oberfläche erlaubt einen schnellen und unkompli-
zierten Einstieg, das gut abgestimmte Feature-Set ver-
spricht aber auch anhaltenden Spaß mit dem Effekt.
Entwickler: Luke Zeitlin
Web: larzeitlin.github.io
Preis: Freeware
System: AU
Bewertung:
Full Bucket Music
FB-3100
Mit dem PS-3100 hat sich Full Bucket Music den
nächsten Korg-Klassiker vorgenommen und origi-
nalgetreu als VST-Plug-in umgesetzt. PS steht für „Po-
lyphoner Synthesizer“, neben dem legendären Poly-
moog war der 1977 erschienene PS-3100 einer der
ersten mehrstimmigen Synthesizer. Bis zu 48 Stim-
men wurden – ähnlich wie bei einer Orgel – durch
entsprechende Frequenzteilung aus 12 Oszillatoren
erzeugt. Auch klanglich kann der PS-3100 eine gewis-
se Verwandtschaft zur Orgel nicht verleugnen.
Design und Aufbau der Bedienoberfläche er-
innern dagegen an die bekannteren monophonen
MS-10 und MS-20, die allerdings erst ein Jahr spä-
ter auf den Markt kamen. Wie diese Synthesizer ver-
fügt auch der PS-3100 über ein Steckfeld, ist also
semi-modular. Beim Plug-in FB-3100 wurde diese
Funktionalität statt mit Patchkabeln durch Schal-
ter umgesetzt. Ansonsten ist alles wie beim Origi-
nal. Ein bandlimitierter Oszillator wandert durch
ein 2-Pol-Tiefpassfilter mit Resonanz, zur Modula-
tion stehen Hüllkurven, Modulationsgenerator so-
wie Sample-&-Hold zur Verfügung. Die etwas un-
gewöhnliche Hold-Schaltung sowie die nur per
Dreifach-Schalter einstellbare Ausklingzeit wur-
den ebenfalls originalgetreu übernommen, kön-
nen wahlweise aber auch wie bei einem konventio-
nellen Synthesizer eingestellt werden. Alle Stimmen
wandern gemeinsam in eine Resonator-Sektion aus
drei Bandpassfiltern.
Fazit
Der Korg PS-3100 ist ein sehr spezieller Synthesizer, der
einzigartige polyphone Sounds erzeugen kann. Seine
Stärken liegen bei sich langsam aufbauenden atmo-
sphärischen Flächenklängen mit viel Resonanz und
Sample&Hold-Modulation, und diese Sounds lassen
sich mit dem FB-3100 Plug-in sehr gut nachbauen.
Entwickler: Full Bucket Music
Web: www.fullbucket.de
Preis: Freeware
System: VST
Bewertung:

1 2
Reso-Pad
Als einer der ersten voll-polyphonen
Synthesizer war der PS3100 vor allem für
mehrstimmige Flächensounds mit langen
Ausklingzeiten beliebt. Hinzu kommen die
sehr langen Attackzeiten der Hüllkurve,
die langsame Einschwingphasen von bis zu
mehreren Sekunden ermöglichten. Als ersten
Sound erstellen wir deshalb einen atmo-
sphärischen Pad-Klang mit langer Ein- und
Ausklingphase. 1
4 5
Modulation
Aktivieren Sie mit dem kleinen Kipp-
schalter unterhalb der Filtersektion die
Modulation. Drehen Sie den oberen Regler
etwa zur Hälfte auf, hiermit bestimmen Sie die
Stärke der Modulation durch MG1. MG steht in
alter Korg-Tradition für den Modulation-Gene-
rator, der bei anderen Synthesizern meist als
LFO bezeichnet wird. Der Init-Sound hat für
MG1 ein langsame Dreieckwelle voreingestellt,
was hier ganz gut passt. 1
TWINVCFILTER
& TVCF EXTENSION
BESCHWINGTE FILTERUNG IM DOPPELPACK,
AUF WUNSCH AUCH EFFEKTIV ERWEITERBAR.
E L E K T R O A K U S T I S C H E M A N U FA K T U R E R L B A C H /
I N F O @ V E R M O N A . C O M / W W W. V E R M O N A . C O M / + 4 9 3 7 4 2 2 – 4 0 2 7 0
Attack
Als Ausgangsbasis wählen Sie einen
INIT-Sound, den Sie mit Klick auf MENU
und Auswahl von Init Program einstellen. Stel-
len Sie beim SIGNAL GENERATOR (=Oszilla-
tor) den Wellenform-Regler um eine Position
nach rechts, von Sägezahn- zu Rechteckwelle.
Drehen Sie die Filterfrequenz mit CUTOFF auf
3 hinunter und die Resonanz mit PEAK auf 7
hoch. Stellen Sie ATTACK der daneben liegend
Hüllkurve auf 8. 1
Sample & Hold
Drehen Sie die CLOCK FREQUENCY des
SAMPLE&HOLD-Generators auf etwa 3
auf für leichte rhythmische Modulationen.
Wollen Sie eine stärkere Zufallsmodulation,
drehen Sie die Frequenz von MG1 ebenfalls
auf, und zwar mindestens auf 6. Das Ergebnis
ist ein klassisches S&H-Pad, dessen Wirkung
Sie durch weiteres Aufdrehen der Resonanz
mit dem PEAK-Regler noch verstärken kön-
nen. 1
SOFTBEAT
Free- und Shareware
3
Release
Sie hören jetzt einen ganz langsam
einschwingenden, aber abrupt endenden
Sound. Um ihn länger ausklingen zu lassen,
stellen Sie den REL(ease)-Schalter von D auf
R. Spielen Sie ein paar lang gehaltene Akkor-
de und achten Sie auf das Ausklingverhalten.
Um das Ganze weniger statisch zu machen,
modulieren Sie die Filterfrequenz mit einem
LFO für zusätzliche Klangveränderungen. 1
6
Ensemble
Probieren Sie einen leichten Delay-Effekt
auf diesen Sound, um den Modulations-
effekt zu verstärken. Hierfür müssen Sie leider
Ihre DAW bemühen, das Synthesizer-Plug-in
hat außer einem Ensemble keine weiteren
Effekte eingebaut. ENSEMBLE aktivieren Sie
mit einem Schalter im oberen Bereich unter
TOTAL SIGNAL MODIFIERS. Dies erzeugt
einen leichten Chorus-Effekt und lässt den FB-
3100 etwas voller klingen. r
Beat 10 | 2017 75
DESKTOPAUDIO
Test: Retronyms Wej
Test: Retronyms Wej
Wej ist eine clevere Kombination aus rutschfester, Performance-tauglicher iPad-Ablage aus Silikon, drahtlosem USB-
MIDI-Hub und integrierter Lightshow. Doch wer braucht’s? von Jan Wilking
Features
MIDI-over-Bluetooth LE
iOS-Dock
2 USB-MIDI-Ports
1 USB-Port zum Laden des
iPads
kompatibel zu allen
MIDI-fähigen Apps
Silikonbeschichtetes,
stoßfestes Gehäuse
„Hackable“ mittels
Arduino-Software
Ableton Link Unterstützung
48 RGB-LEDs mit Beat-Sync
für iPad 3, 4, Mini, Air & ab
iPhone 4S
ab iOS 8
Fakten
Hersteller: Retronyms
Web: www.retronyms.com
Bezug: Fachhandel
Preis: 199 Euro
J 2 USB-MIDI-Anschlüsse
J zusätzliche Lademög-
lichkeit
J 48 sehr helle RGB-LEDs
J drahtlose Bluetooth-
Verbindung
J anpassbar via Arduino
Technik:
Verarbeitung:
Preisleistung:
Gesamt:
Alternativen
Focusrite iTrack Dock
149 Euro
www.focusrite.com
Roland A-01
99 Euro
www.rolandmusik.de
Alesis I/O Dock II
199 Euro
www.alesis.com
76 Beat 10 | 2017
D
ie kreativen Entwickler der Firma Re-
tronyms aus San Francisco zählen zu
den echten Pionieren im Musik-App
Geschäft. Sie arbeiten u.a für AKAI Pro,
Arturia, Korg und Loopmaster, sind an
Apps wie iMPC Pro, iMini, iProphet be-
teiligt und bieten mit Hook auch eine in-
teressante Eigenentwicklung für Remi-
xe und Mashups als iOS-App an. Mit Wej
(ausgesprochen wie Wedge=Unterlegkeil)
bringt die Firma ihr erstes Hardwarepro-
dukt auf den Markt. Hierbei handelt es
sich um eine Kombination aus rutschfes-
ter iPad-Ablage aus Silikon, drahtlosem
MIDI-Hub und integrierter Lightshow
mit 48 superhellen, zur Musik synchroni-
sierbaren RGB-LEDs. Wej verbindet zwei
MIDI-USB-Geräte per BlueTooth LE mit
iPad, Mac oder anderen MIDI-over-Blue-
tooth LE fähigen Geräten. Über einen
weiteren USB-Port bleiben iOS-Devices
jederzeit geladen.
Anschlüsse
Die Hardware besteht aus biegsamem
dunkelgrauen Silikon. Die Oberfläche ist
geschlossen und mit dem Retronyms-Lo-
go versehen. Hierauf können Sie Ihr
iOS-Gerät ablegen, die Fläche entspricht
ziemlich genau einem iPad Mini. Größe-
re Modelle stehen daher etwas über, was
bei heftigem Finger-Drumming auf der
Bühne eventuell zu Problemen führen
kann. Im Studioeinsatz mit einem iPad
Air hatten wir aber keine Probleme, die
rutschfeste Oberfläche hat das iPad fest
gehalten. Wej ist zum Nutzer hin leicht
Highlight im wahrsten Sinne des
Wortes sind die 48 mehrfarbigen
und sehr hellen LEDs auf der
Rückseite, die synchron zum Beat
eine passende Lightshow bieten.
angeschrägt, was den Blickwinkel und die
Bedienung verbessert. Die Verbindung
zum iOS-Gerät erfolgt per Bluetooth, das
iPad muss also nicht zwingend auf die
Oberfläche gelegt werden, sondern kann
auch an anderer Stelle platziert oder in die
Hand genommen werden. Die Unterseite
ist wabenförmig aufgebaut, sodass Wej
sich in der Hand etwas wabbelig anfühlt.
Auf dem Desktop steht die Hardware aber
stabil. Die Stromversorgung von Wej er-
folgt über ein mitgeliefertes Netzteil. Über
zwei USB-Anschlüsse schließen Sie belie-
bige USB-MIDI-Controller per USB-Kabel
an. Eine dritte USB-Buchse ist für das La-
dekabel des iOS-Gerätes reserviert, falls
der Akku sich dem Ende nahen sollte.
„Hackable“
Apps wie Garage Band verfügen über
eine eingebaute MIDI-Bluetooth-Funk-
tion und können daher direkt angespro-
chen werden. Aber auch andere Apps
lassen sich mit der Wej-Hardware verbin-
den. Hierzu benötigen Sie die gleichna-
mige kostenlose App aus dem Apple-Sto-
re. Nach Anschluss von ein oder zwei
class-compliant USB-Controllern wer-
den diese von der App erkannt, ein MI-
DI-Monitor zeigt zur Kontrolle die vom
Controller gesendeten MIDI-Daten an.
Wej kann anschließend in anderen Apps
als MIDI-Eingang ausgewählt werden.
Wej dient aber nicht nur zur MIDI-Ver-
bindung, sondern auch der Program-
mierung der LED-Kette auf der Rückseite
der Wej, bestehend aus 48 mehrfarbigen
LEDs aufgereicht in zwei Reihen. Diese
LEDs können verschiedene Muster an-
zeigen, die Sie über die App anwählen.
In der App wählen Sie auch eine speziel-
le Farbe oder automatische Farbwechsel.
Die LED-Muster lassen sich rhythmisch
zum Songtempo synchronisieren, Able-
ton-Nutzer werden sich über die einge-
baute Link-Funktion freuen. Die LEDs
können bei entsprechender Einstellung
in der App extrem hell leuchten und sind
damit sowohl für Studio als auch Bühne
im wahrsten Sinne des Wortes ein High-
light. Da im Innern des Wej ein Ardui-
no-Controller arbeitet, ist mit der Open
Source Software auch ein „Hack“ mög-
lich, was unter anderem das Erstellen ei-
gener LED-Muster zulässt, aber auch das
Umwandeln von MIDI-Befehlen oder die
Nutzung anderer Hardware wie eines
USB-Joysticks als MIDI-Controller.
Unkompliziert in der Praxis
Im Praxistest funktionierte Wej auf An-
hieb. Die App hat die Hardware anstands-
los erkannt, Farben, Muster und Helligkeit
der LEDs ließen sich problemlos anpas-
sen. Angeschlossen haben wir ein No-
vation Launchkey sowie eine Korg Na-
noKontrol und darüber verschiedene
Musik-Apps wie z.B. Korg Odyssei gesteu-
ert. Wie bei anderen Bluetooth-Control-
lern auch erhöhte sich die Latenz gefühlt
um wenige Millisekunden, sie bewegte
sich aber noch im absolut praxistaugli-
chen Rahmen. Nebenbei wurde das iPad
Air über die Wej-Hardware geladen, was
ebenfalls problemlos funktionierte.
Fazit
Wej ist eine derzeit einzigartige Hard-
ware-Lösung, um mehrere USB-Control-
ler drahtlos an Bluetooth LE kompatible
Geräte wie iPad und Mac anzuschließen.
Die zusätzliche Lademöglichkeit erlaubt
auch längere Session. Highlight im wahrs-
ten Sinne des Wortes sind die 48 sehr hel-
len RGB-LEDs, die dank temposynchro-
ner Muster für Atmosphäre im Studio und
auf der Bühne sorgen. Zusätzliches Sch-
mankerl ist die freie Programmierbarkeit
über die Arduino-Software. r

Nowsonic
Maxximizer Stereo
Der Maxximizer Stereo ist ein zweikanaliger Mikrofonvorverstärker, der mit
48 Volt Phantomspannung gespeist wird und das Signal von zwei Quellmikro-
fonen um +25 dB anhebt. Dies ist insbesondere nützlich, wenn Sie mit pegel-
schwachen Signalquellen wie einem Bändchenmikrofon arbeiten. Hier bieten
die im Mischpult oder der Soundkarte eingebauten Mikrofonvorverstärker oft-
mals nicht genug Leistung für eine ausreichende Verstärkung ohne zu hohen
Rauschpegel. Auch der Pegelverlust durch längere Mikrofonkabel kann hier-
durch ausgeglichen werden. Drittes Anwendungsszenario wäre das heiße An-
fahren analoger Mikrofonvorverstärker, was eine erleichterte Dosierung der Sät-
tigung ermöglicht.
Der Maxximizer sitzt in einem tourtauglichen Gehäuse aus Aluminium und
bezieht seinen Strom aus der +48 Volt-Phantomspeisung des vorhandenen Mi-
schpults, der Soundkarte oder eines anderen Vorverstärkers. Zusätzliche Strom-
versorgung oder Batterien sind für den Betrieb daher nicht erforderlich. Die
Anschlüsse sind auf das Wesentliche reduziert: Jeweils zwei Eingangs- und Aus-
gangsbuchsen im XLR-Format befinden sich auf Vorder- bzw. Rückseite des Ge-
häuses. Im Test fiel die nahezu färbungsfreie Verstärkung des Klanges durch die
transparente JFET-Schaltung positiv auf.
Fazit
Der Nowsonic Maxximizer Stereo ist eine preiswerte und unkomplizierte Lö-
sung, um im Heimstudio pegelschwache Mikrofone in der Lautstärke an den
nachfolgenden Signalweg anzupassen. Auch für das wohldosierte heiße An-
fahren eines analogen Vorverstärkers zwecks Sättigung des Audiosignals ist der
Maxximizer gut geeignet, zumal er im Test selbst keine hörbaren Klangverfär-
bungen verursachte.
Hersteller: Nowsonic
Web: www.sound-service.eu
Bezug: Fachhandel
Preis: 79 Euro
Bewertung:
DEKSTOPAUDIO
Test: Nowsonic Maxximizer Stereo; Tascam TM-60
Tascam
TM-60
Ein Großmembran-Kondensatormikrofon gehört üblicherweise zur Grundausstat-
tung eines Desktop-Studios, zumindest wenn auch Gesang aufgenommen werden
soll. Auch für die Aufnahmen vieler Instrumente eignet sich dieser Mikrofontyp,
weshalb in der Regel keine weiteren Mikrofone angeschafft werden. Schwierig wird
es allerdings, hiermit perkussiv gespielte und Transienten-betonte Instrumente
wie eine Akustikgitarre aufzunehmen, hierfür ist ein Mikrofon mit kleiner Mem-
bran deutlich besser geeignet.
Mit dem TM-60 präsentiert Tascam eine günstige Einsteigerlösung, die mit
einem Straßenpreis von unter 60 Euro auch bei nur gelegentlichem Einsatz
lohnenswert sein kann. Positiv überrascht hat uns der Lieferumfang inklusive
Tischstativ, Windschutz und XLR-Kabel. Auch die Verarbeitung ist tadellos. Das
Kleinmembran-Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik ist auch für den
mobilen Einsatz geeignet, da es seinen Strom alternativ zur Phantomspeisung
aus einer handelsüblichen AA-Batterie ziehen kann. Das bauartbedingt besse-
re Impulsverhalten gegenüber einem Großmembran-Kondensatormikrofon war
auf unseren Testaufnahmen deutlich hörbar, ebenso die Betonung der oberen
Mitten und der Höhen. Letzteres ist Geschmackssache, einige werden hier ei-
nen neutraleren Frequenzgang bevorzugen.
Fazit
Das TM-60 empfiehlt sich als preiswerte Ergänzung im Heimstudio, wenn im-
pulstreue Aufnahmen perkussiv gespielter Instrumente wie einer Akustikgi-
tarre erwünscht sind. Die Transienten-Abbildung gelingt mit dem Kleinmem-
bran-Kondensatormikrofon sehr gut, und auch der Lieferumfang und der
alternative Batteriebetrieb für den netzunabhängigen Einsatz sind positiv zu
erwähnen.
Hersteller: Tascam
Web: www.tascam.de
Bezug: Fachhandel
Preis: 59 Euro
Bewertung:
Beat 10 | 2017 77
HARDBEAT
Test: Akai MPC X

Test: Akai MPC X

Weiter geht’s: Nachdem vor nur wenigen Monaten die MPC Live an den Start ging und auf ganzer Linie überzeugen konnte,
kommt nun das lange erwartete Schlachtschiff: die Stand-alone-MPC mit allem Drum und Dran? von Marco Scherer

Features
Sequenzer und Sampler mit CV- und Gate-Signalen versorgen, wo-
Stand-alone & Controller bei sich die Voltzahl stufenlos von 0 bis 5
einstellen lässt. Somit ist die MPC kom-
10,1“ Farb-Touchscreen
patibel zu nahezu allen modularen Syste-
2 GB RAM / 16 GB Disc men und Synthesizern. Super gelöst!
Vintage-Modi
Empfehlung Nicht minder begeisternd sind die
10/2017
16 Pads & Q-Link Regler
Clip-Spuren, welchen vor allem Ableton
Live Nutzern schnell vertraut vorkom-
MIDI-I/O, 8 CV-/Gate-Outs
men dürfen. Hier enthält jedes Pad einen
USB-Anschlüsse Sample-Loop, dessen Wiedergabe über
SD-Card Reader das Pad gestartet oder gestoppt wird. Im
Unterschied zur gewohnten Pad- oder
2,5” SATA-Anschluss
Track-Mute-Funktion geschieht dies aber
VST/AU-Support taktgenau, sodass die Loops beispielswei-
Ableton Link (und WiFi) se erst zum nächsten Taktbeginn starten
oder stoppen. Des weiteren werden die
Loops jederzeit temposynchron abge-
spielt. Diese Funktion wertet die neuen
Sie ist gelandet und bringt auf dem Papier alles mit, was eine Studiozentrale so benötigt.
Fakten In der Praxis auch? MPC-Modelle nochmals deutlich auf und
macht sie zu einem großartigen Live-Per-
Hersteller: Akai Profes-
former, mit dem man erstmals auch ohne
sional

W
Web: www.akaipro.com ie schon die vergleichbar großen MPC-typische Data-Wheel ist ebenfalls ausgereiftes Finger-Drumming größere
Bezug: Fachhandel Modelle Renaissance und 5000 ist vorhanden und wird zur Justierung von Sets bewältigen kann. Vor allem Musiker
Preis: 2199 Euro die MPC X ein ordentlicher Kas- Parametern verwendet oder auch zum abseits von Hip-Hop, Drum-&-Bass und
ten, der seinen Platz im Studio fordert. Scrollen durch Listen und Verzeichnisse. dergleichen dürften hier hellhörig wer-
J autarker Betrieb
J Skalen im Pad Perform Doch im direkten Vergleich zur Renais- An der Frontseite finden sich je zwei den, denn mit entsprechender Vorberei-
Modus sance prangt ein riesiger Touchscreen in Anschlüsse für Fußpedale, Instrumen- tung lassen sich Tracks in Loops auftei-
J Nachladen während der Größe eines iPads auf dem Gehäu- ten-Eingänge als Studio-Klinke und Kopf- len und mit der MPC live neu arrangieren.
Wiedergabe
se und im Gegensatz zum 5000er-Modell hörer Ausgänge. Wie schon bei der MPC
J Audiospuren
J Automationen
gibt es keinen tosenden Lüfter. An sich Live bietet auch die X zwei USB-3.0-Ports Sampling und Sounds
ganz gute Voraussetzungen für einen Mu- für Wechselplatten, USB-Sticks oder auch Um die MPC X mit ihrem Treibstoff zu
J Clip-Wiedergabe
sic Production Center, oder? MIDI-Keyboards. Sofern das Keyboard betanken, gibt es zwei Möglichkeiten:
J Drumkits und Instru-
mente vorhörbar keinen speziellen USB-Treiber benötigt, Samples laden oder aufnehmen. Der in-
J CV-Ausgänge Ausstattung heißt es also einfach, anschließen und terne Browser bietet Zugriff auf die an-
J Live-Looper Wie gehabt stehen 16 Drumpads im Mit- losspielen. Klasse! geschlossenen Medien und den internen
J Anschlüsse für telpunkt, mit denen Samples abgefeuert, Speicher, eine Unterteilung der Dateien in
MIDI-Controller
Tracks gemutet, Patterns angewählt oder Bedienung & Struktur Drums, Instrumente, Projekte etc., sowie
Flexibilität: MIDI-Noten getriggert werden. Um die Im Kern ist die X eine MPC wie eh und eine Suchfunktion. Absolutes Highlight:
Technik: Pads herum scharen sich 16 Q-Link-Con- je: ein Sampler, dessen Samples über die Außer den Projekt-Dateien lassen sich
Preisleistung: troller, viele Taster, Transport-Buttons Drumpads abgefeuert werden. Jedoch wur- alle Sounds vorhören, sogar Instrumen-
Gesamt: und Regler für die Audio-Eingänge. Die den viele Rufe der treuen Fangemeinde er- te, auch bei laufender Wiedergabe. Kom-
Q-Links erfüllen je nach Sektion verschie- hört und deren Feature-Wünsche umge- fortabler könnte es kaum sein.
dene Aufgaben. Beim Sampling etwa das setzt. So stehen nicht mehr nur MIDI-Outs An dieser Stelle ein Wort zu den mit-
Alternativen Festlegen von Start- und Endpunkten von und Drumkits für die 128 Spuren zur Ver- gelieferten Demos und Sounds: Die Quali-
Pioneer Toraiz SP-16 Sample und Loop, bei Effekten die Ein- fügung, sondern auch Instrumente, Clips, tät ist hervorragend, der Umfang mit meh-
www.pioneerdj.com stellungen der jeweiligen Parameter oder CV-Outs und Audiospuren. Die Instrumen- reren Gigabytes riesig. Stilistisch sind alle
1599 Euro auch globale Einstellungen wie Tempo, te bestehen letztlich auch aus Samples, modernen Vertreter von Chillout über
Elektron Analog Rytm
Quantisierung oder Lautstärke des Met- sind jedoch chromatisch spielbar und be- Trap bis Techno enthalten und dank pas-
MKII ronoms. Jeder Regler besitzt ein eigenes herrschen die klassischen Akai Keygroups. sender Benennung auch einfach zu finden.
www.elektron.se Mini-Display, auf welchem der aktuell Neu sind die CV-Outs und Clips. Ers- Das Sampling geht so einfach wie im-
1699 Euro gesteuerte Parameter abzulesen ist. Das tere können die acht verfügbaren CV-Outs mer vonstatten: SAMPLER-Button drü-

78 Beat 10 | 2017

cken, Threshold einstellen und/oder ARM ankli-
cken, schon wird ein Sample aufgenommen. Wer
die Aufnahme gleich in Stücke aufteilen möchte,
wählt zuvor den SLICE-Modus. Neu sind die Funkti-
onen PAD TAP und PAD HOLD, mit denen sich Pads
schon während der Aufnahme belegen lassen. Das
anschließende Justieren von Start- und Endpunk-
ten der Samples und Loops geschieht entweder
über die Q-Link-Regler oder ganz komfortabel per
Touchscreen.
Der Audioeingang besitzt vier Insert-Slots, die
mit beliebigen Effekten bestückt werden können.
Mit dabei ist so ziemlich alles, was ein Studio an Ef-
fekten braucht: EQs, Kompressoren, Reverbs, De-
lays, Flanger, Bitcrusher usw. usf. Das ist übrigens
nicht nur beim Aufnehmen praktisch, sondern
auch für Live-Performances. Denn der Audioein-
gang lässt sich dank MONITOR-Funktion perma-
nent aktiv schalten und somit beispielsweise ein
externer Synthesizer durchschleifen.
Ist das Sample im Kasten, stehen diverse dest-
ruktive Funktionen zum Schneiden, Faden, Norma-
lisieren zur Verfügung, ebenso wie Timestretching,
Pitch Shift und ein Bitcrusher.
Programme
Nach dem Füttern der MPC mit Samples werden
diese ganz Akai-typisch in Programs arrangiert, ent-
weder als Drumkit oder Instrument. Bis zu 128 Pads
lassen sich mit maximal vier Samples ausstatten,
die in Velocity Layer untergliedert werden können.
Dank Cycle- und Random-Modi sind Round-Ro-
bin-Varianten möglich, sodass sich die vier Samples
bei jedem Anspielen des Pads abwechseln.
Jedes Pad besitzt ein eigenes Multifilter mit
zahlreichen Filtertypen, die von Hoch- bis Tief-
pass und weich bis knackig alles abdecken, was ein
Sound so braucht. Die Hüllkurven für Filter und
Lautstärke lassen sich übrigens bequem über den
Touchscreen justieren. Zum Modulieren steht ein
LFO pro Pad zur Verfügung, der Tonhöhe, Cutoff,
Lautstärke und Panorama variieren kann. Auch alle
anderen Parameter lassen sich modulieren, dazu
aber später mehr.
Bis zu vier Insert-Effekte stehen pro Pad zur
Verfügung, wobei das Program nochmals vier wei-
Die Rückseite der MPC X kann sich sehen lassen: Vier Stereo-Ausgänge, zwei Stereo-Ins mit Line-in und Phono-in, acht CV-Outs,
zwei MIDI-Ins und vier Outs, zwei USB-Ports für externe Datenträger und MIDI-Controller, ein Anschluss für SATA-Festplatten, ein
Kensington Lock als Diebstahlschutz und die USB-Verbindung für den Rechner.
tere Insert-Slots bietet. Überdies gibt es vier Send/
Return-Spuren, die pro Program oder Pad separat
beigemischt werden können. Zu guter Letzt ent-
halten auch die vier Stereo-Ausgänge nochmals
jeweils vier eigene Insert-Slots. Effekt-Galore pur.
Praktisch, dass sich alle Effekt-Parameter den 16
Q-Link-Reglern zuordnen lassen, sodass lästiges
Abtauchen in Untermenüs entfällt. Zur Wahl stehen
in allen Bereichen über 50 Effekte für jede Lebens-
lage, von Standard wie Kompressoren, EQs und Fil-
tern, bis Exot wie beispielsweise Transient Shaper
oder MPC3000 „Degrader“. Qualitativ gibt‘s nichts
zu bemängeln, die Effekte liefern jederzeit brauch-
bare und authentische Ergebnisse.
Wenn wir schon über Effekte sprechen: Die
XY FX Sektion verwandelt den Touchscreen in ein
XY-PAD à la Kaosspad. Einer von 17 Effekten kann
dann über die X- und Y-Achsen live variiert werden.
Schön für Spielereien und Groove-Experimente.
Sequenzer
Eben so populär wie für das Sampling ist MPC für
ihren Sequenzer. Und der hat im Vergleich zu äl-
teren Modellen deutlich zugelegt. Wer auf die ge-
wohnte Art ohne Blick auf Noten und Automati-
onen aufnehmen und arrangieren will, kann dies
auch weiterhin tun. Wer das aber lieber über den
Touchscreen erledigt, wird mit einer eleganten Lö-
sung belohnt, mit der sich Sequenzen bequem ein-
spielen und nachbearbeiten lassen. Die Funktionen
zum Editieren der Noten beschränken sich zwar auf
Position, Länge, Tonhöhe und Anschlagstärke. Dar-
stellung, Selektion und Zoom sind aber prima ge-
löst und erlauben nach kurzer Eingewöhnung zü-
giges Erstellen von Patterns. In beiden Fällen kann
der Nutzer vom PAD-PERFORM-Modus profitieren,
welcher die Pads mit einer wählbaren Skala belegt.
Dadurch wird das Spielen von schiefen Noten so gut
wie ausgeschlossen und harmonische Notenfolgen
sind im Nu gefunden.
Auch Fans von Step-Sequenzern finden in der
entsprechenden Sektion eine passende Lösung,
um Beats schnell mit einem oder mehreren Fin-
gern einzugeben. Die Anschlagstärke lässt sich hier
per Fader global anheben und absenken. Viel Spaß
macht die FLIP-STEPS-Funktion, denn damit wer-
HARDBEAT
Test: Akai MPC X
den schlichtweg belegte und unbelegte 16tel ver-
tauscht. Simpel, aber enorm effektiv.
Eine großartige Neuerung sind Automationen.
Egal, in welcher Sektion man sich aktuell befindet, es
genügt ein Knopfdruck zum Aktivieren der Parame-
ter-Automationen und das Ändern des gewünschten
Reglers bei laufender Wiedergabe. Ist die Aufnah-
me abgeschlossen, wird die Parameter-Automation
mit selbigem Knopf auf READ geschaltet und ist von
da an hörbar. Unkomplizierter könnte es nicht sein
und lobenswerterweise kann wirklich jeder Parame-
ter automatisiert werden. Klasse!
Patterns lassen sich per Knopfdruck zu Loops
konvertieren oder auf eine der Audiospuren boun-
cen. Deren Möglichkeiten sind zwar etwas über-
sichtlicher und beschränken sich auf Schneiden,
Verschieben und Duplizieren des Audiomaterials,
praktisch sind sie aber allemal.
MPC-Software
Auch an der Software-Front hat Akai weiter entwi-
ckelt und liefert die X nun mit der Software Version
2.0 aus. Die Funktionen der kleinen DAW decken
sich mit jenen der MPC selbst, die Darstellung auf
dem Monitor ist jedoch etwas komfortabler. Dar-
über hinaus bietet die Software 128 statt nur acht
Audiospuren und ermöglicht das Einbinden von
Plug-ins. Allein die Werks-Ausstattung mit 17 VST/
AU-Instrumenten von AIR Music, Sonivox und Akai,
sowie diverse Effekten bietet ordentlich Stoff zum
Experimentieren und lässt keine Wünsche offen.
Die MPC selbst funktioniert dann als Cont-
roller und Audiointerface. Das Transferieren von
Songs bzw. Projekten zwischen Software und
Stand-alone-Modus erfordert aktuell noch das
Speichern auf einem Datenträger und anschließen-
des Laden des Projekts in der Software. Abgesehen
von diesem kleinen Kritikpunkt funktioniert die
Software einwandfrei und tut ihren Dienst, wenn-
gleich sie nicht als ausgewachsene DAW zu sehen
ist, eher als Groove Studio.
Fazit
Wie schon beim Test der MPC Live sind wir auch
dieses Mal begeistert. Der große Klopfgeist zeigt
sich dank vielen Anschlüssen extrem flexibel und
einer Studiozentrale würdig, das Handling ist ty-
pisch für die MPC-Serie, aber an den richtigen Stel-
len um moderne Finessen erweitert, der Touch-
screen ist perfekt integriert und das komplette
System extrem stabil und kohärent. Hier gibt‘s wirk-
lich nichts zu meckern.
Die X ist eine Bereicherung sowohl für Studiomusi-
ker als auch Live-Performer und dank des gewach-
senen Sequenzers nicht mehr nur als Instrument
für Hip-Hop, Rap oder Urban interessant, sondern
auch für Produzenten elektronischer Genres oder
Singer-Songwriter, die Gitarre und Gesang aufneh-
men wollen. Im Vergleich zur rund 1000 Euro güns-
tigeren MPC Live bietet die X ein größeres Display,
mehr Bedienelemente und Anschlüsse, was sie zur
komfortableren Lösung macht. Top! r
Beat 10 2017 79
HARDBEAT
Test: Focal Shape 65

Test: Focal Shape 65

Von der speziellen Konstruktion der neuesten Studiomonitore aus dem Hause Focal sollen insbesondere kleine
Heimstudios in akustisch nicht optimalen Räumen profitieren. von Jan Wilking

Features
2-Wege-Nahfeldmonitor
6½ Zoll Flax Cone Woofer Die passiven
Radiatoren sind Ideal für das Heimstudio
1 Zoll Alu-Magnesium- seitlich angebracht Für den Klangtest haben wir die Boxen
Hochtöner und erlauben
eine Aufstellung sowohl in einem akustisch optimierten
6½ Zoll Doppel-Passiv- in Wandnähe, die Raum als auch einem typischen Heim-
Membran integrierten Spikes
sorgen für eine akus-
studio-Szenario mit bekannten Proble-
Leistung: 80/25 Watt tische Entkopplung men vor allem im Bassbereich auspro-
und Variation des biert. Und Focal hat tatsächlich nicht zu
Frequenzbereich: Aufstellwinkels.
40 Hz – 35 kHz viel versprochen. Während viele Moni-
torboxen mit klassischer Konstruktion
Max. Schalldruckpegel:
im professionellen Studio hervorragend
109 dB SPL
klangen, in dem Heimstudio aber nur
Eingangsimpedanz: überbetonte Bass-Suppe servierten, sind
10 kOhm
die Focal Shape 65 deutlich toleranter ge-
genüber räumlichen Schwächen. Bei Ab-

D
ie von uns getesteten Monitorboxen
Focal Shape 65 sind das größte Mo-
dell der neuen Shape-Serie des fran-
zösischen Herstellers. Es handelt sich um
Fakten aktive 2-Wege Studio-Nahfeld Lautspre-
Hersteller: Focal cher mit zwei passiven Radiatoren, die ihr
Web: www.focal.com volles Potenzial bei Abhörpositionen von
Bezug: Fachhandel
einem Meter entwickeln.
Stückpreis: 699 Euro
J detaillierte Auflösung Passive Radiatoren
J präziser Bass Optisch sind die Focal Shape 65 ohne
J gute Abstimmung Frage eine Bereicherung für jedes Studio,
J Passiv-Konstruktion
denn das nach oben abgerundete Gehäu-
J Design & Verarbeitung
se mit Furnier aus echtem Walnussholz
Klang: sieht sehr chic aus. Auch die Verarbeitung
Technik: der in Frankreich hergestellten und an-
Preisleistung: genehm kompakten Boxen ist einwand-
Gesamt: frei. Dank der eingebauten Spikes ist auch
eine akustisch entkoppelte und schräge
Aufstellung möglich.
Bei den Focal Shape 65 handelt es sich
um ein Zwei-Wege-System mit einem 1
Zoll großen Hochtöner und einem 6½ Zoll
Alternativen großen Tieftöner. Der Tweeter besitzt ein
KS Digital C5 M-Profil, wird aus Aluminium-Magnesium
699 Euro gefertigt und ist für eine flexible Abhörpo-
www.ksdigital.de sition mit niedriger Richtwirkung konzi-
Adam A7X piert. Der Tieftöner dagegen ist aus Flachs
549 Euro und soll für besonders kontrollierten und
www.adam-audio.com artikulierten Bass sorgen. Woofer und
Eve Audio SC207 Tweeter werden von einem 80-Watt-Ver-
499 Euro stärker für den Bass-/Mittenbereich sowie
www.eve-audio.com einem 25-Watt-Verstärker für den Hochtö-
Genelec 8040 ner angetrieben. Hinzu kommen die seit-
795 Euro lich angeordneten Passivmembranen mit
www.genelec.de ebenfalls 6½ Zoll, die Bassreflex-Ports
überflüssig machen und daher auch eine
Aufstellung der Boxen in Wandnähe ohne
Verfälschung der tiefen Frequenzen erlau-
ben. Zudem lassen sich auf diese Weise
unerwünschte Strömungsgeräusche ver-
meiden. Der maximale Schalldruck liegt
laut Focal bei 109 dB SPL, der Frequenz-
gang beginnt bei der Shape 65 bereits bei
40 Hz und geht bis hinauf auf 35 kHz.
Anschlüsse & Klangfilter
Auf der Rückseite der Monitorbox finden
Sie neben dem Anschluss für das Kalt-
gerätekabel einen symmetrischen XLR-
und einen unsymmetrischen Cinch-Ein-
gang. Hinzu gesellen sich vier Regler für
die Klanganpassung. Ein Hochpassfil-
ter kann bei 45, 60 oder 90 Hz ansetzen
und dient in erster Linie dazu, die unteren
Frequenzen einem parallel angeschlosse-
nen Subwoofer zu überlassen. Darunter
befindet sich ein dreifacher Equalizer. Er
erlaubt eine Anhebung oder Absenkung
der Bässe bei 0 bis 250 Hz um ±6 dB und
der unteren Mitten bei 160 Hz sowie der
Höhen bei 4,5 bis 35 kHz um jeweils ±3
dB. Leider besitzen die Regler des Equa-
lizers keine Rasterung und sind relativ
leichtgängig. Sie müssen daher ein wenig
darauf achten, dass diese sich nicht un-
gewünscht verstellen. Auf der Rückseite
befindet sich auch eine Gewindeaufnah-
me für Decken- und Wandhalterungen.
Eine Stand-by-Funktion schaltet die Bo-
xen nach 30 Minuten ohne Audiosignal in
den Schlafmodus.
hörpositionen um einen Meter tönten die
Bässe auch im kleinen Heimstudio tro-
cken, präzise, druckvoll und definiert, die
befürchtete Basswelle konnten die Focal
Shape 65 geschickt umschiffen. Gut ge-
fallen hat uns auch die Abstimmung des
Bassbereichs zu den mittleren Frequen-
zen, alles wirkt wie aus einem Guss. Die
Höhen lösen sehr fein auf und lassen kein
Detail aus. Damit enttarnen sie schlechte
Mixe und Störgeräusche in der Aufnahme
wie Rauschen, Knacksen und Übersteue-
rungen gnadenlos. Kehrseite der Medaille
ist allerdings, dass die hohen Frequenzen
oftmals einen Tick zu scharf und vorder-
gründig klingen, was auf Dauer das Ge-
hör ermüden kann. Dies fiel gut in einem
Direktvergleich mit den Eve Audio SC207
auf, deren AMT Tweeter in einer leicht ge-
schönten Weise etwas seidiger und weni-
ger aggressiv klingt.
Die Abbildung der Transienten und
die Impulstreue sind sehr gut, auch Tie-
fenstaffelung und Stereoabbildung geben
keinen Anlass zur Beschwerde.
Fazit
Die Focal Shape 65 sind die perfekten Laut-
sprecher für Besitzer von akustisch nicht
perfekt optimierten Heim- und Projekt-
studios, die dennoch nicht auf sehr ehrli-
chen Monitorsound verzichten möchten.
Die Monitorboxen überzeugen mit einem
präzisen und definierten Bass sowie hoher
Auflösung, bei der auch das kleinste Detail
sauber wiedergegeben wird. r

80

Test: Arturia BeatStep Pro V2
Mit dem kostenlosen Update auf Version 2 bekommt der beliebte Hardware-Sequenzer BeatStep Pro zahlreiche neue
Funktionen und Verbesserungen. von Jan Wilking
J
eweils 16 Encoder, Pads und Steptas-
ten, dazu zwei Noten- und ein Drum-
sequenzer mit bis zu 64 Steps und eine
Anschlussvielfalt, die die Einbindung jeg-
lichen Equipments (analog und digital)
ermöglicht – mit dieser umfassenden Aus-
stattung zum günstigen Preis hat sich der
BeatStep Pro als Steuerzentrale in vielen
Studios und auch auf der Bühne etabliert.
Mit dem kostenlosen Update auf Version 2
legt Arturia zahlreiche neue Features nach.
Polyrhythmen & mehr
Nicht nur Besitzer des Arturia Drum-
Brute wissen, welches Potenzial ein po-
lyrhythmischer Drumsequenzer bietet.
Schon Kleinigkeiten wie eine Hi-Hat-
Spur, die sich im Gegensatz zu Bass und
Snare bereits nach 14 statt 16 Schritten
wiederholt, bringen deutlich mehr Vari-
ation und Lebendigkeit selbst in ein ein-
faches 1-taktiges Drumpattern. Beim Be-
atStep Pro lässt sich nach dem Update
jede der 16 Spuren des Drumtracks auf
eine beliebige Länge einstellen, den letz-
ten Schritt der jeweiligen Sequenz geben
Sie einfach per Druck auf die entspre-
chende Step-Taste ein.
Der Touchstrip kann jetzt für Note
Repeat und Arpeggios genutzt werden.
Hierfür müssen sie nur eines oder meh-
rere der Pads halten und den Touchstrip
pressen, um den Sound synchron zum
Songtempo zu wiederholen. Die Positi-
on Ihres Fingers auf dem Strip bestimmt
dabei die Geschwindigkeit der Wiederho-
lungen, sodass Sie beispielweise durch
eine Bewegung nach rechts von 8tel- auf
16tel-Noten wechseln. Snare-Fills sind
im Handumdrehen eingespielt, aber die
Möglichkeiten gehen weit darüber hi-
naus und machen dieses neue Feature
nicht nur für den Live-Auftritt interes-
sant. Denn wenn Sie in einem der beiden
Noten-Sequenzer mehrere Pads drücken,
wird der gespielte Akkord wie bei einem
klassischen Arpeggiator in die Einzelno-
ten aufgebrochen. Das Drücken mehre-
rer Pads funktioniert aber auch auf der
Drumspur und ermöglicht das schnel-
le Einspielen spannender HiHat-Loops
(wenn Sie geschlossene, halb geschlos-
HARDBEAT
Test: Arturia BeatStep Pro V2
Den BeatStep Pro gibt es für Features
eine begrenzte Zeit auch in
2 monophone Step-
schickem Schwarz.
Sequenzer
16-Spur Drum-Sequenzer
bis zu 64 Steps pro Sequenz
Note, Velocity und Gate
Einstellung pro Step
berührungsempfindliche
Drehregler
Empfehlung
anschlagdynamische und
10/2017
druckempfindliche Pads
16 Projekte mit jeweils 16
Scenes
4 CV- und 10 Gate-Ausgänge
sene und offene HiHat gleichzeitig drü- Detailverbesserungen USB, MIDI, Sync
cken) oder groovende Percussion (bei Höchst willkommen ist die Option, die
Halten verschieden gestimmter Toms). Tonhöhe einzelner Steps direkt und nicht
Die gespielten Arpeggios lassen sich di- nur über die Regler einzugeben. Hierfür
rekt auf die jeweilige Spur aufnehmen brauchen Sie nur das Pad zu halten, das Fakten
und bei Bedarf weiter bearbeiten. der gewünschten Tonhöhe entspricht und Hersteller: Arturia
dann alle Step-Taster zu drücken, die diese Web: www.tomeso.de
Pattern-Chain & Zufall Note spielen sollen. Insbesondere schnel- Bezug: Fachhandel
Auch die Möglichkeit, verschiedene Pattern le Basslinien mit einem fest definier- Preis: 249 Euro
nacheinander abzuspielen, wurde ausge- ten Grundton lassen sich auf diese Wei- J Polyrhythmen
baut. Jedes der 16 Projekte kann jetzt bis zu se schnell und intuitiv einprogrammieren. J Pattern-Scenes
16 Scenes speichern, und jede dieser Scenes Jede Spur des Drum-Sequenzers kann J Arpeggiator
umfasst Ketten von bis zu 16 Pattern indivi- in Version 2 auf einem anderen MIDI-Ka- J Oktaven-Zufallsfunktion
duell für die drei Sequenzerspuren. Mit et- nal senden. Auf diese Weise können ver- J Noten-Direkteingabe
was Übung ist diese neue Funktion vor allem schiedene Hardware-Drummodule ge- J separate MIDI-Kanäle
der Drum-Spuren
im Live-Betrieb kreativ einsetzbar. Haben mischt werden. Auch der Volca Sample,
Sie eine interessante Verkettung von Pattern dessen 10 Sounds jeweils über einen eige- Technik:
erstellt, speichern Sie diese in einer Scene nen MIDI-Kanal angespielt werden müs- Bedienung:
und können dann wieder beliebig herum- sen, kann so problemlos mit dem BeatStep Preisleistung:
probieren – auf Knopfdruck kehren Sie je- Pro getriggert werden. Der BeatStep Pro Gesamt:
derzeit zu der gespeicherten Pattern-Chain verfügt endlich auch über eine Option, sei-
zurück. ne Clock an die Korg Volca-Serie anzupas-
Die Zufallsfunktion des BeatStep Pro sen – bisher liefen die kleinen Synthesizer
war schon immer ein Garant für abwechs- bei Nutzung des analogen Sync-Ausgangs
lungsreiche Sequenzen. In Version 2 der aufgrund eines anderen Teilers zu schnell.
Firmware wurde sie um eine zufällige Vari-
ation der Oktavlage ergänzt. Dieses zusätz- Fazit Alternativen
liche Feature ist naturgemäß auf die beiden Mit den unterschiedlichen Längen der Squarp Pyramid
Melodie-Sequenzer beschränkt und sorgt Spuren des Drum-Sequenzers hat Arturia 590 Euro
dafür, dass gespielte Noten je nach Einstel- dem BeatStep Pro in Version 2 eines der www.squarp.net
lung zufällig eine oder mehrere Oktaven hö- meistgewünschten Features nachgereicht. Doepfer Dark Time
her oder tiefer abgespielt werden. Dadurch Weitere Highlights des kostenlosen Up- 444 Euro
kommt mehr Bewegung in eine statische dates sind neben der Polyrhythmus-Funk- www.doepfer.de
Melodie oder Basslinie, ohne dass sich die tion der Arpeggiator und die ausgebaute TE Crazy8
Tonart ändert und disharmonische Noten Pattern-Verkettung, hinzu kommen zahl- 299 Euro
erzeugt werden. reiche Detailverbesserungen. r twisted-electrons.com
Beat 10 | 2017 81
HARDBEAT
Test: Circuit Mono Station

Test: Circuit Mono Station

Was passiert, wenn man eine Groovebox mit einem analogen Synthesizer kreuzt? Novation zeigt es uns mit der
Circuit Mono Station. von Jan Wilking

Features
paraphoner analoger se und/oder Oszillator 2 am Filter vorbei
Synthesizer direkt zum Verstärker zu schicken. Diese
4x8 Modulationsmatrix Option ist vor allem im paraphonen Mo-
dus oder für Percussion-Sounds interes-
CV/Gate-Ausgänge
sant. Dafür müssen Sie auf die zweite Fil-
32 anschlagempfindliche teroption der Bass Station 2 verzichten,
RGB-Pads
das Acid-Filter fehlt bei der Monostation.
3-spuriger Sequenzer Erweitert wurde dafür die am Ende der Si-
32 Sessions speicherbar gnalkette angesiedelte Verzerrereinheit.
Alternativ zum bekannten Distortion gibt
1 Gate- & 2 CV-Ausgänge
es einen Fuzz-Effekt sowie eine Kombina-
Gewicht: 1,19 kg tion beider Verzerrer.

Neue Modulationsmatrix
Ordentlich abgespeckt wurde leider bei
Fakten den im oberen Bereich angesiedelten
Hersteller: Novation Modulationsquellen. Es stehen nur ein
Web: novationmusic.de zur Clock syncbarer LFO mit vier Wellen-
Bezug: Fachhandel formen sowie eine ADSR-Hüllkurve zur
Preis: 539 Euro
Verfügung, statt jeweils zwei bei der Bass

D
J guter Analogsound ie erstmalig auf der Superbooth 2017
J paraphon präsentierte Circuit Mono Station
J flexibler Sequenzer kombiniert zwei Produkte der briti-
J Parameter-Automation schen Firma Novation: die Groovebox Cir-
J Modulationsmatrix cuit und den analogen Synthesizer Bass
J CV-Modulationsausgang
Station II. Die Klangerzeugung basiert
n keine Effekte
auf zwei Oszillatoren plus Suboszillator
Technik: und einem Multimode-Filter. Hardsync,
Bedienung: Ringmodulator und Noise Generator er-
Preisleistung: weitern die Soundvielfalt. Hinzugekom-
Gesamt: men ist ein neuer Fuzz-Verzerrer sowie
eine Modulationsmatrix, wobei auch der
interne Sequenzer als Modulationsquelle
und ein CV-Ausgang als Modulationsziel
genutzt werden können.
Der Sequenzer bietet drei Spuren, je-
weils eine pro Oszillator (paraphon) und
eine weitere, die als Modulationssequen-
zer dient. Dank CV/Gate-Ausgängen lässt
Alternativen sich die Mono Station auch zur Steuerung
Pioneer Toraiz AS-1 von externer analoger Hardware verwen-
549 Euro den. Eigene Sounds können in 64 Presets
www.pioneerdj.com im Gerät gesichert und abgerufen wer-
Korg Monologue den. Angesteuert wird die Circuit Mono
359 Euro Station entweder über MIDI oder die 32
www.korg.de anschlagdynamischen RGB-Pads. Zur
Roland SE-02 Noteneingabe stehen zusätzlich noch 16
599 Euro Skalen zur Verfügung.
www.rolandmusik.de
Dreadbox Erebus/Nyx Im Kern eine Bass Station II
ab 529 Euro Das Herz der analogen Klangerzeugung
www.dreadbox-fx.com bilden zwei digital kontrollierte analo-
ge Oszillatoren (DCO) mit den Wellen-
formen Sinus, Dreieck, Sägezahn und
Rechteck mit variabler und modulier-
barer Pulswelle. Hardsync zwischen den
Oszillatoren ist aktivierbar und ermög-
licht die bekannten schneidenden Lead-
Sounds und metallisch-harten Bässe. In
der Mixer-Sektion lässt sich noch ein Sub-
oszillator für das Bassfundament hinzu-
mischen, der nur eine Dreieckwelle bie-
tet und stets eine Oktave unter Oszillator
1 tönt, also etwas weniger flexibler als bei
der Bass Station ausgefallen ist. Drei wei-
tere Regler steuern die Lautstärke des
Ringmodulators, des Rauschgenerators
und eines über den Audioeingang auf der
Rückseite in die Klangerzeugung einge-
schleiften externen Audiosignals.
Der Mixerausgang wandert in das
Multimodefilter mit Tief-, Hoch- und
Bandpass und zwischen 12 dB und 24
dB wählbarer Flankensteilheit. Dank
des Overdrive-Reglers kann das Fil-
ter auch heiß angefahren werden, was
eine gut klingende Sättigung zur Folge
hat. Das Filter entspricht in Ausstattung
und Klang also weitestgehend dem Fil-
ter der Bass Station 2, allerdings hat No-
vation sich erbarmt und der Monostation
ein zumindest in acht Stufen einstellba-
res Keytracking spendiert. Neu hinzuge-
kommen ist auch die Möglichkeit, Noi-
Station II. Neu ist die Zuordnung zu den
Modulationszielen über eine Modulati-
onsmatrix. Über diese Matrix weisen Sie
die Quellen Hüllkurve, LFO, Sequenzer
und Anschlagdynamik den internen Zie-
len Tonhöhe und PWM (jeweils getrennt
für Oszillator 1 und 2!), Verstärker, Filter,
Verzerrer oder dem externen CV-Ausgang
zu. Die Modulation kann negativ oder po-
sitiv erfolgen, mangels Display signalisiert
allein eine mehrfarbige LED unterhalb
des Endlosreglers die Stärke der Modula-
tion. Leider stehen die Oszillatoren nicht
als Modulationsquelle zur Verfügung, Fil-
ter-FM wie bei der Bass Station II ist bei
der Mono Station nicht möglich.
Der Grundklang der Circuit Mono
Station ist nahezu identisch mit der Bass
Station II. Der Synthesizer klingt ein wenig
nach alten Roland-Klassikern, kann aber
mit ein wenig Sättigung auch in Richtung
Moog gebogen werden. Dank der Modu-
lationsmatrix und des Multimode-Filters
beherrscht die Mono Station eigentlich
alle klassischen monophonen Analogs-
ounds, wobei die Stärken eher bei härte-
ren aggressiven Klängen und Percussion
als bei butterweichen Leads liegen.
Paraphon spielbar
Entgegen des Namens ist die Klanger-
zeugung nicht streng monophon, son-

82 Beat 10 | 2017

dern paraphon. Oszillator 1 und 2 können also ge-
trennte Basslinien und Melodien spielen, teilen
sich aber den weiteren Signalpfad mit einem Filter
und einem Verstärker. Entsprechend verfügt Circuit
über separate Sequenzerspuren für jeden der Os-
zillatoren. In der Praxis ist dies sehr intuitiv gelöst.
Spielen Sie nur Sequenzerspur 1 ab, verhält sich
die Monostation wie ein klassischer monophoner
Synthesizer und beide Oszillatoren spielen die Se-
quenz gemeinsam ab. Sobald Sie aber Noten auf der
zweiten Spur setzen, wird Oszillator 2 abgekoppelt
und spielt seine eigene Melodie. Hierbei können Sie
wählen, ob die Noten von Spur 2 die Verstärkerhüll-
kurve triggern sollen oder nicht. Wie in allen ande-
ren Bereichen auch unterstützen die mehrfarbig be-
leuchteten Pads und LEDs mit Ihrer Farbgebung die
Bedienung. Wählen Sie zum Beispiel Oszillator 1,
leuchten die Pad-Tastatur und die Taster der Mo-
dulationsmatrix rosa und wechseln bei Anwahl von
Oszillator 2 zu grün.
Intuitiver Sequenzer
Der bereits vom Circuit bekannte Sequenzer über-
zeugt auch bei der Mono Station mit seiner einzig-
artigen und sehr direkten Bedienung. Die unteren
16 Pads bilden in der Regel 16 Schritte der Sequenz
in Form eines Lauflicht-Sequenzers ab, die oberen
16 Pads dienen entweder als Einspieltastatur oder
der Einstellung von Anschlagdynamik und Länge
der Noten sowie Glide-Effekt. Circuit Mono Station
ist aber flexibel, alle 32 Pads können auch als großes
Keyboard genutzt werden und im Dual View lassen
sich Oszillator 1 und 2 gleichzeitig über zwei ge-
trennte Tastaturen spielen. Letzteres erlaubt span-
nende paraphone Klänge wie das Spielen von Ak-
korden, die aus verschiedenen Sounds bestehen.
Noten können per Step gesetzt oder in Echtzeit ein-
gespielt werden.
Der Sequenzer bietet zahlreiche weitere Mög-
lichkeiten, kreative und komplexe Pattern zu er-
stellen. So lassen sich Pattern verknüpfen und ver-
schiedene Längen für polyrhythmische Sequenzen
einstellen. Pattern können auch rückwärts oder al-
ternierend abgespielt werden, sogar eine zufällige
Auswahl der gespielten Noten ist möglich. Eine drit-
te Sequenzerspur dient allein Modulationszwecken.
Hier kann für jeden Schritt ein beliebiger Wert ein-
gegeben werden, mit dem dann ein über die Mo-
dulationsmatrix eingestellter Parameter wie z.B.
die Filterfrequenz gesteuert wird. Zudem können
fast alle Regler der Mono Station aufgenommen
werden, vergleichbar mit dem Motion-Sequenzer
neuerer Korg-Synthesizer. Sogar die Veränderung
von Parametern nur für bestimmte Steps, wie es
die Elektron-Geräte mit Parameter-Lock bieten, ist
möglich. Eine Smooth-Funktion kann dabei zu ab-
rupte Übergänge glätten. Da auch der Depth-Reg-
ler der Modulationsmatrix aufgenommen wird, und
zwar für jedes Modulationspärchen getrennt, sind
sehr komplexe Klangveränderungen innerhalb ei-
ner Sequenz programmierbar, die auch einem Mo-
dularsystem entspringen könnten.
Haptik und Anschlüsse
Die Verarbeitung und Haptik entspricht dem Cir-
cuit. Die Pads fassen sich gut an und reagieren ge-
nau. Die Regler bieten einen angenehmen Wider-
stand und ausreichend Abstand und sehen zudem
schicker als bei der Bass Station II. Lediglich die Mi-
xersektion mit den kleinen beleuchteten Potis im
Volca-Stil macht hier eine kleine Ausnahme. Alle
anderen Regler verfügen über eine darunter plat-
zierte LED, die über die Helligkeit den eingestell-
ten Wert und Automationen anzeigt.
Die Circuit Mono Statio zeigt sich für eine klei-
ne Groovebox sehr anschlussfreudig. Vor allem
Nutzer von analogem Equipment werden positiv
überrascht. Denn auf der Rückseite befinden sich
analoge Ein-und Ausgänge für die Clock zwecks
Synchronisation sowie die bei der Bass Station so
schmerzlich vermissten Ausgänge für CV und Gate.
Highlight ist der zusätzliche Aux-CV-Ausgang. Die-
ser Ausgang ist über die Modulationsmatrix frei be-
legbar. Sie können also beispielsweise mit dem Mo-
dulationssequenzer die Filterfrequenz eines Korg
MS20 steuern oder Ihrem Modularsystem einen zu-
sätzlichen, zur MIDI-Clock synchronisierten LFO
spendieren. Zusätzlich gibt es MIDI In/Out/Thru,
aus Platzgründen ebenfalls als Miniklinke ausge-
legt – passende Adapter auf DIN liegen bei. Der Ein-
gang für externes Audio sowie der Ausgang sind da-
gegen praktischerweise als 6,3-mm-Klinkenbuchse
vorhanden. Leider verfügt die Circuit Mono Stati-
on weder über eingebaute Effekte (außer Distorti-
on) noch über eine Panning-Funktion, weshalb der
Ausgang nur Mono ausgelegt ist. Das ist etwas scha-
de, eingebaute Effekte wie ein Delay haben wir im
Test doch ein wenig vermisst. USB-Anschluss so-
wie die Buchse für das externe Netzteil befinden
sich ebenfalls auf der Rückseite, ein Batteriebetrieb
ist nicht möglich – hierfür ist die analoge Klanger-
zeugung wahrscheinlich zu leistungshungrig. Der
Kopfhörerausgang ist dankenswerterweise auf der
Vorderseite platziert.
HARDBEAT
Test: Circuit Mono Station
Alternativen
Im Preisbereich um 500 Euro tummeln sich mittler-
weile jede Menge analoger Mono-Synthesizer mit
eingebautem Sequenzer. Der Pioneer Toraiz AS-1
beispielsweise bietet mit seinem dem DSI Prophet
6 entliehener Klangerzeugung nebst echter VCO
und guten Effekten den etwas flexibleren und ed-
leren Sound, dafür ist die Bedienung am Gerät aber
deutlich eingeschränkter und der Sequenzer lange
nicht so flexibel. Der Korg Monologue besitzt zwar
auch einen komplexen und intuitiv bedienbaren
Sequenzer mit Motion Record, der Synthesizer ist
aber klanglich deutlich eingeschränkter. Die eben-
falls paraphonen Erebus und Nyx müssen dagegen
ganz auf einen eingebauten Sequenzer verzichten.
Der neu vorgestellte Roland SE-02 könnte klanglich
auch eine Alternative darstellen, wird aber in Sa-
chen Sequenzer ebenfalls nicht mithalten können.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eigentlich
bei allen anderen Synthesizern in diesem Preisbe-
reich der Schwerpunkt auf dem Synthesizer liegt
und der Sequenzer eher als Beigabe zu betrachten
ist, während bei der Circuit Mono Station die Ele-
mente Sequenzer und Synthesizer gleichberech-
tigte Bestandteile des Gesamtkonzepts sind und in
Ihrer Summe über die reine Kombination von Bass
Station II und Circuit hinausgehen. Lediglich der
deutlich teurere Elektron Analog Four bietet eine
ähnliche Mischung. Etwas schade ist, das Novation
der Circuit Mono Station nicht ein paar Samples des
Circuit zur Erzeugung eines begleitenden Drum-
tracks spendiert hat, und auch die Effekte des Cir-
cuit hätten wir gerne in der Mono Station gesehen.
Fazit
Mit dem Circuit hat Novation bereits eine kreativi-
tätsfördernde Groovebox auf dem Markt, allerdings
ist der dort verbaute und nur über Makroregler am
Gerät editierbare digitale Synthesizer nicht nach je-
dem Geschmack. Die Circuit Mono Station lädt da-
gegen mit ihren zahlreichen Reglern und Fadern
dazu ein, eigene Sounds zu schrauben. Mit Para-
phonie, Fuzz-Effekt, Modulationsmatrix und CV/
Gate-Ausgängen gehen die Möglichkeiten dabei
teilweise sogar noch über die Bass Station II hin-
aus. Dank des Audioeingangs lässt sich die Mono
Station auch als flexible Filterbox und Verzerrer für
andere Klangerzeuger nutzen. Wer eine Kombina-
tion aus gut klingendem Analogsynthesizer und in-
tuitivem Sequenzer sucht, sollte die Circuit Mono
Station unbedingt antesten. r
Beat 10 2017 83
HARDBEAT
Test: AS Oberkorn 3

Test: AS Oberkorn 3
Oberkorn heißt nicht nur eine kleine Stadt und ein danach benanntes Instrumental, sondern auch ein Analog-­
Sequenzer mit außergewöhnlichen Funktionen. von Jan Wilking

Features
Analoger Step-Sequenzer
16 Schritte
3 Steuerspuren für CV
Eine Besonderheit
Signale
des Oberkorn
48 CV Regler 3 sind die
zahlreichen
2 Spuren für Gate-Signale Eingriffsmög-
(positiv) lichkeiten in den
zeitlichen Ablauf
17 blaue LEDs der Sequenz über
das Steckfeld.
5 Trigger-Ausgänge
MIDI In/Thru

O
19 Zoll, 3HE berkorn ist ein analoger Step-Sequen-
zer und verfügt über drei CV-Spuren
mit jeweils 16 Schritten. Unterhalb der
ersten Spur befinden sich 16 blaue LEDs,
Fakten die im Stile eines Lauflicht-Sequenzers die
aktuelle Abspielposition anzeigen. Mit fünf
Hersteller: Analogue
Solutions weiteren Reglern lässt sich der Umfang der
Web: analoguesolutions.com ausgegebenen CV-Werte für jede Spur von
Bezug: Fachhandel 0-5 Volt einstellen, hinzu kommt ein re-
Preis: 799 Euro gelbares Glide für die Spuren A und B. Die
J Direktzugriff über 48 drei CV-Spuren verfügen jeweils über ei-
Regler gene Eingänge zum Transponieren. Eine
J Steps per MIDI weitere Spur erzeugt Triggersignale und
triggerbar
verfügt über 16 Steps und zwei separate
J verschiedene Rhyth-
mus-Pattern Ausgänge. Mit 16 Drehschaltern bestim-
J externe oder interne men Sie für jeden Step, ob ein Gate-Signal
Clock an Ausgang X oder Y, beide Ausgänge oder
J MIDI-to-Trigger an keinen Ausgang gesendet wird.
J Anschlussvielfalt
Eine Synchronisation erfolgt per MI-
n kein MIDI-Out
DI-Clock oder analogem Clock-Signal,
Technik: dank eines eingebauten LFO kann der
Bedienung: Oberkorn aber auch autark laufen und
Preisleistung: über einen Clock-Ausgang anderes analo-
Gesamt: ges Equipment synchronisieren. Fünf Trig-
gerausgänge sind vorhanden und jeweils
bestimmten Notenwerten zugeordnet.
Oberkorn kann damit als MIDI-to-Trig-
Alternativen ger-Interface genutzt werden und ein ana-
Sequentix Cirklon loges Drummodul ansteuern, aber auch zu
ab 1500 Euro einer MIDI-Note synchronisiert werden.
www.sequentix.com Auf diese Weise kann z.B. über die DAW
Squarp Pyramid eine Swing-Funktion realisiert werden.
590 Euro Verbaut ist der Sequenzer in ein robus-
www.squarp.net tes Stahlgehäuse, das in ein 19“-Rack ge-
Doepfer Dark Time schraubt werden kann. Auf der Rückseite
444 Euro befinden sich DIN-Buchsen für MIDI-Ein-
www.doepfer.de gang und Thru-Buchse zum Durchschlei-
Arturia BeatStep Pro fen. Mangels MIDI-Ausgang können ande-
249 Euro re MIDI-Geräte nicht direkt angeschlossen,
www.arturia.com hierfür benötigen Sie einen CV-MIDI-Con-
verter. Da die Sequenzerspuren des Ober-
korn sehr komplexe CV-Signale erzeugen
können, die kaum in MIDI-Signale um-
setzbar sind, ist der Verzicht auf einen MI-
DI-Ausgang zwar nachvollziehbar, aber den-
noch schade. Die Vorderseite ist dagegen
üppig bestückt mit analogen Ein- und Aus-
gängen, was insbesondere Nutzer von Mo-
dularsystemen erfreuen wird.
Klassischer Step-Sequenzer
Oberkorn kann alle Arten klassischer ana-
loger Step-Sequenzen erzeugen. Im Test
haben wir hierzu die CV-Spur A mit dem
Tonhöheneingang (Pitch) eines analo-
gen Synthesizers verbunden, die ande-
ren Spuren wurden mit den Eingängen
für Filterfrequenz, VCA und Gate verka-
belt. Mit den oberen 16 Reglern lässt sich
in dieser Konstellation die Tonfolge der
Sequenz einstellen, die beiden Regler-
reihen darunter bestimmen, wie laut der
einzelne Schritt ist und wie weit das Filter
geöffnet sein soll. Mit den Glide-Reglern
stellen Sie fließende Übergänge zwischen
den Tonhöhen und/oder der Modulation
ein, über ein angeschlossenes Keyboard
transponieren Sie die Sequenz. Und mit
der Triggerspur wählen Sie für jeden Step,
ob die Hüllkurve getriggert wird. Die Ga-
te-Länge jedes Steps lässt sich allerdings
nicht direkt einstellen, nur über Umwege
unter Opferung einer CV-Spur.
Rhythmische Funktionen
Dafür bietet der Oberkorn mk3 jede Men-
ge anderer Möglichkeiten, um eigenstän-
dige Sequenzen zu erzeugen. Über drei
Taster wird die Sequenz auf den ersten
oder letzten Step zurückgesetzt oder ei-
nen Schritt weitergeschaltet, sodass die
Sequenz versetzt zum Rest des Songs läuft
und so eine neue Rhythmik erhält. Unter
Nutzung des zweiten Gate-Ausgangs sind
unterschiedliche Spurlängen möglich. So
kann beispielsweise Spur A über 16 Steps
laufen und Spur B über 9 Steps, was in-
teressante Polyrhythmen und variieren-
de Modulationen ermöglicht. Durch die
Benutzung der Positioning-Ausgänge las-
sen sich dem Sequenzer unterschiedliche
Rhythmen statt des stumpfen Abspielens
von Step 1 bis Step 16 aufzwängen, was
durch das LED-Lauflicht auch visuell
kenntlich gemacht wird. Das Ganze lässt
sich noch mit den binären 4bit-Eingängen
kombinieren, die eine Ansteuerung der
einzelnen Steps per MIDI-Noten ermög-
licht. Auch Zufallspattern und sogar die
Modulation der Sequenz via eines exter-
nen Ringmodulators sind möglich. Einen
guten Überblick über die Möglichkeiten
bieten die von „rezfilter“ unter dem Titel
„Analogue Solutions Oberkorn MK3 Tuto-
rials“ bei Youtube veröffentlichten Videos.
Fazit
Allein der Zugriff über 48 Drehregler statt
mit der Maus ermöglicht typische Ana-
log-Sequenzen, die mit einer DAW kaum
realisierbar sind. Die Vielzahl analo-
ger Ein- und Ausgänge inklusive der Bi-
närfunktionen erlauben auch das intuiti-
ve und spielerische Erstellen rhythmisch
komplexer Sequenzen, die klanglichen
Möglichkeiten in Verbindung mit einem
Modularsystem sind nahezu unerschöpf-
lich. Etwas Einarbeitungszeit in das teil-
weise außergewöhnliche Konzept muss
allerdings eingeplant werden. r

84 Beat 10 | 2017

Test: CAD Audio M179
Das M179 bietet stufenlos einstellbare Richtcharakteristik und teuren Klang zum günstigen Preis. Echt jetzt?
von Jan Wilking
D
as M179 ist ein günstiges Doppel-
membran-Kondensatormikrofon,
das sich besonders für Gesang sowie
anspruchsvollste Sprach- und Instrumen-
ten-Aufnahmen eignen soll. Als außerge-
wöhnliches Feature in dieser Preisklasse
bietet es variable Richtcharakteristik von
omni- bis bidirektional.
Sehr gute Ausstattung
Das M179 wird nebst Zubehör und pas-
sender dicker Schaumstoffpolsterung in
einem stabilen und sogar abschließba-
ren Hartschalen-Case geliefert. Das sieht
zwar nicht so edel aus wie beispielswei-
se die Holzschatullen, in die andere Her-
steller ihre edlen Mikrofone verpacken.
Es ist aus unserer Sicht aber deutlich pra-
xistauglicher, denn einen kleinen und ro-
busten Transportkoffer kann man im-
mer gebrauchen. Auch die mitgelieferte
Mikrofon-Spinne ist sehr gut verarbeitet,
sieht schick aus und erspart den Kauf ei-
ner zusätzlichen Aufhängung. Eine Spin-
ne in dieser Qualität würde separat erwor-
ben schon einige Euro kosten, ebenso der
Koffer. Sie erhalten hier mit dem Zubehör
also einen echten Mehrwert.
Die große goldbedampfte 1,1 Zoll
Membran erlaubt einen sehr guten Rau-
schabstand. Erwähnenswert ist auch
der nahezu lineare Frequenzgang, den
man in dieser Form meist nur bei deut-
lich teureren Mikrofonen findet und der
sehr neutrale Aufnahmen verspricht. Das
M179 besitzt ein zuschaltbares Hochpass-
filter, das Frequenzen unterhalb von 100
Hz absenkt und so Trittschall und ande-
re tieffrequente Störgeräusche wirksam
unterdrückt. Ein Pad-Schalter senkt die
Eingangsempfindlichkeit ab, um auch
lautere Signalquellen verzerrungsfrei
aufnehmen zu können. Der Schalldruck-
pegel beträgt dann hohe 143 dB, das Mi-
krofon kann damit auch sehr laute Schall-
quellen verarbeiten.
Stufenlose
Richtcharakteristik
Die Besonderheit des M179 ist der Dreh-
regler, mit dem Sie stufenlos zwischen
den Richtcharakteristiken (engl. Pattern)
überblenden können. Multipattern-Mik-
HARDBEAT
Test: CAD Audio M179
rofone erzeugen verschiede-
ne Richtcharakteristiken, in- Features
dem sie die beiden Hälften Großmembranmikrofon
einer Doppelmembrankap- stufenlose Richtcharak-
sel elektrisch miteinander teristik
verschalten. Beide Kapsel-
Übertragungsbereich:
hälften arbeiten jeweils mit 20 Hz – 20 kHz
Nierencharakteristik, dies
Impedanz: 200 Ohm
entspricht dann auch der ge-
rasterten Mittelstellung des Empfindlichkeit:
M179 und ist das in Mikro- -36 dBV 16 mV/Pa
fonen wohl meistverwende- Phantomspannung: 48 Volt
te Pattern. Hierbei ist der Be- XLR-Anschluss
reich vor dem Mikrofon der
empfindlichste, die Seiten
dagegen sind weniger emp-
findlich und die Rückseite
wird fast ausgeblendet. Da-
neben ist eine omnidirektio-
nale Ausrichtung in Form ei-
Fakten
ner Kugel üblich, bei dieser Hersteller: CAD Audio
Charakteristik reagiert der Web: www.sonic-sales.de
Der Drehregler ermöglicht das stufenlose Überblenden Bezug: Fachhandel
gesamte Bereich kugelför- zwischen den verschiedenen Richtcharakteristiken des
Multipattern-Mikrofons. Preis: 229 Euro
mig um das Mikrofon gleich
empfindlich auf eingehende J neutraler Frequenzgang
Signale. Dabei handelt es sich im Prinzip Stärken bei Aufnahmen akustischer Inst- J flexible Richtcharak-
teristik
um die Kombination zweier Nieren-Pat- rumente, aufgrund der stufenlos einstell-
J natürlicher, warmer
tern. Dreht man dagegen bei einem der baren Richtcharakteristik ist das M179 Sound
beiden Nierensignale die Polarität um, er- aber grundsätzlich sehr flexibel einsetz- J rauscharm
hält man die bidirektionale Achter-Cha- bar. Die Abbildung von Transienten ist J inkl. guter Spinne & Case
rakteristik, bei denen der Bereich vor und gut, sodass auch Schlagzeug und Per- n empfänglich für
Zischlaute
hinter dem Mikrofon die höchste Emp- cussion hiermit abgenommen werden
findlichkeit aufweist und die Seiten igno- können. Eine leichte Schwäche zeigt das Klang:
riert werden. Kugel- und Achtercharakte- M179 aber im Bereich der meist uner- Ausstattung:
ristik stellen beim M179 die Extremwerte wünschten Zischlaute, die bei dem Mi- Preisleistung:
bei vollem Links- bzw. Rechtsanschlag krofon etwas zu sehr betont werden. Ein Gesamt:
dar, mit dem Regler können Sie fließend gutes Popp-Filter ist daher bei Gesangs-
von der Mittelstellung Niere zu einer die- aufnahmen Pflicht.
ser Charakteristiken morphen und auch
einen Zwischenwert wie z.B. Hyperniere Fazit
wählen, wenn dies am Besten zum Auf- Insbesondere in den USA gilt das M179
nahmeszenario passt. schon länger als Geheimtipp zum Recor-
ding akustischer Instrumente und wird ne-
Warmer Klang ben Vocals sehr häufig für Akustikgitarren Alternativen
Der Klangtest bestätigt die Messwerte. und Blasinstrumente verwendet. Und das t.bone SCT2000
Der lineare Frequenzgang erlaubt sehr durchaus zu Recht, denn die neutralen und 269 Euro
natürliche und präzise klingende Auf- natürlich klingenden Aufnahmen mit dem www.tbone-mics.com
nahmen. Durch seine neutralen Klan- M179 lassen sich gut im Mix integrieren Audio-Technica AT 2050
geigenschaften lässt sich die Aufnahme und besitzen einen angenehmen warmen 239 Euro
nachträglich optimal formen. Dennoch Sound. Aufgrund des Multi-Pattern-Kon- www.audio-technica.com
besitzen die Aufnahmen eine gewisse zepts lässt sich das Mikrofon an jede Auf- Studio Projects B3
Wärme, die den Klang angenehm zum nahmesituation anpassen und empfiehlt 149 Euro
Hören macht. Neben Gesang liegen die sich damit als flexibler Allrounder. r www.studio-projectsusa.com
Beat 10 | 2017 85
HARDBEAT
Test: Expressive E Touché

Test: Expressive E Touché

Mit dem innovativen Controller Touché, welcher feinfühlig und reaktionsschnell Bewegungen auf Synthesizer-Parame-
ter überträgt, gelingt dem französischen Hersteller Expressive E ein mehr als überzeugendes Debüt. von Jan Wilking

Features spielen. Die Holzoberfläche ist ein wahrer

Multidimensionaler Fingerschmeichler und hinterlässt einen
Controller sehr edlen Eindruck. Es macht einfach
Spaß, durch leichtes Tippen, starkes Klop-
Echtholz-Oberfläche
fen, Streicheln oder Drücken die Klänge
Encoder mit Druckfunktion zu spielen und den Sound zu verändern.
2 Taster Touché reagiert dabei sehr reaktions-
USB class compliant schnell und feinfühlig, die Veränderun-
gen zwischen leichter Berührung bis hin
MIDI
zu starkem Druck werden inklusive aller
4 CV-Ausgänge Zwischenwerte sauber und gleichmäßig
Gewicht: 770 Gramm umgesetzt und auch schnelle Rhythmen
VST-/AU-Plug-in für OS X
können mit den Fingern eingetrommelt
Touché kann für ein optimales Spielgefühl werden. Der Aufbau des Controllers er-
umfänglich angepasst werden: An der laubt fließende Bewegungen und damit
Hardware (über die Zylinder und den Slider
unterhalb des Holzskins), in der Firmware eine äußerst natürliche Steuerung.
(über den Encoder) und über die Software. Touché vermittelt auf Anhieb das Gefühl,
ein akustisches und kein synthetisches In-

T
ouché ist ein MIDI-Controller im Ech-
Fakten tholz-Look, der mit vier ultrasen-
Hersteller: Expressive E siblen, unabhängigen Parametern
Web: expressivee.com („Shiftings“) arbeitet, wovon drei gleich-
Bezug: Fachhandel zeitig nutzbar sind. Dabei können die
Preis: 399 Euro
Druckempfindlichkeit, der seitliche Wi-
J innovatives Design derstand sowie der Druckwiderstand in-
J multidimensional dividuell angepasst werden. Auf den ers-
J sehr gute Haptik ten Blick könnte man Touché wegen seiner
J natürliches Spielgefühl Form und Größe für ein besonders extra-
J flexibel anpassbar vagantes Fußpedal halten. Gedacht ist der
J USB, MIDI und CV
Controller allerdings für den Desktop, wo
Verarbeitung: er mit den Fingern gespielt wird.
Bedienung:
Preisleistung: Handschmeichler
Gesamt: Die Oberfläche aus Holz fühlt sich sehr gut
an und liegt hervorragend in der Hand.
Sie reagiert nicht nur feinfühlig auf Druck,
sondern lässt sich auch in verschiede-
ne Richtungen bewegen. Zudem gibt es
einen großen Endlosregler zur Anpas-
sung der Druckempfindlichkeit und zum
Einfrieren der Shifting-Parameter sowie
zwei große Taster zum Umschalten von
Alternativen Patches. Auf der Rückseite befinden sich
Roli Block Lightpad / der USB-Anschluss (der auch die Strom-
Seaboard Rise versorgung übernimmt), MIDI-Ein- und
199 Euro / 679 Euro Ausgang (aus Platzgründen als Miniklin-
www.roli.com ke-Buchsen, Adapter auf DIN werden mit-
Doepfer R2M V2 geliefert) sowie vier CV- Ausgänge zum An-
295 Euro steuern analoger Klangerzeuger.
www.doepfer.de
Linn Linnstrument Software-Konfiguration
ab 1119 Euro Zur Konfiguration des Controllers und Zu-
rogerlinndesign.com ordnung der verschiedenen Touch-Di-
mensionen zu Klangparametern wird die
Software Lié mitgeliefert. Lié läuft derzeit
leider nur als VST/AU-Plug-in unter OS X,
eine Windows-Version ist aber in Planung.
In die Software können Sie ein beliebiges
VST-Plug-in hinein laden und dessen Pa-
rameter dann verschiedenen Dimensio-
nen des Touché zuordnen. Dies gilt auch
für die mitgelieferte UVI Workstation, die
aufgrund der engen Zusammenarbeit der
beiden französischen Firmen bereits einige
perfekt auf Touché angepasste Instrumente
enthält. Aber auch Plug-ins anderer Anbie-
ter sind über die Software schnell konfigu-
riert. Und auch externe Hardware-Synthe-
sizer können mit Hilfe der Software über
Touché expressiv gespielt werden, wenn
sie MIDI-Controller verstehen oder über
CV-Steuereingänge verfügen. MIDI-CC,
Anschlagkurve, Wertebereiche und Polari-
tät sind anpassbar, viele vorgefertigte Pre-
sets für Hardware- und Software-Synthe-
sizer sind bereits integriert. Lié ermöglicht
auch die Zuordnung mehrerer Parame-
ter zu einer Touch-Dimension, was span-
nendes Sound-Morphing erlaubt. 24 Map-
ping-Presets lassen sich im Gerät ablegen
und auch ohne Computer abrufen.
Analoges Spielgefühl
Während andere unkonventionelle Cont-
roller eine mehr oder weniger lange Ein-
gewöhnungszeit benötigen, ließ sich
Touché im Praxistest auf Anhieb intuitiv
und auf sehr natürlich wirkende Weise
strument zu spielen. Ein größeres Kom-
pliment kann einem Controller wohl
kaum gemacht werden. Wenn Sie die an-
gepassten Instrumente in der UVI-Work-
station nutzen, sind auch keine großen
Voreinstellungen notwendig. Parame-
ter wie Filterfrequenz, Tonhöhe, Equali-
zer und Effekt-Anteil sind bereits passend
vorbelegt und laden zum Spielen ein. Es
ist wirklich erstaunlich, um wie viel dy-
namischer sich diese Sounds mit Touché
im Vergleich zu einem konventionellen
Keyboard spielen lassen. Auch für expe-
rimentell veranlagte Musiker ist Touché
ein großer Gewinn und vermittelt dank
der vier CV-Ausgänge einen ganz neuen
Zugang zu einem Modular-System.
Fazit
Der einzigartige Controller Touché fühlt
sich dank sehr guter Verarbeitung und
Haptik nicht nur wie ein echtes akusti-
sches Instrument an, sondern vermittelt
auch ein entsprechendes Spielgefühl. Es
ist erstaunlich, wie dynamisch und ex-
pressiv sich selbst vermeintlich langwei-
lige Sounds damit spielen lassen. Touché
will dabei gar nicht zwingend das her-
kömmliche Keyboard ersetzen, sondern
stellt eine sinnvolle Ergänzung zum er-
schwinglichen Preis dar. Wer auf der der
Suche nach einem neuen und intuitiven
Zugang zu seinen elektronischen Klan-
gerzeugern ist, sollte Touché unbedingt
einmal antesten. r

86 • Beat 10 | 2017
 HARDBEAT
Modular-Kurztest

Modular-Kurztest von Henning Schonvogel

VPME
ZeroScope
Oszilloskope sind eine große Hilfe bei Fragen und Pro-
blemen im Modular-Alltag. Preise von 350 Euro bis
knapp 500 Euro machen Werkzeuge dieser Art für vie-
le Hobbyisten allerdings unerschwinglich. Als günstige
Alternative hat VPME das ZeroScope geschaffen. Zwar
ist der verbaute OLED-Bildschirm, schon aufgrund der
kompakten Modulmaße, vergleichsweise klein, für all-
tägliche Aufgaben sind Format und Grafikqualität aber
mehr als ausreichend. Verarbeitung und Funktionsum-
fang wurden auf Zweckmäßigkeit getrimmt. Zwei Ein-
gänge nehmen Audiomaterial und Steuerspannungen
auf. Sie lassen sich in Single-, Dual- und X/Y-Ansich-
ten abbilden. Zeitlicher Darstellungsbereich, Signalver-
stärkungen und etwaige Offsets sind per Endlos-Dreh-
reglern mit Druckfunktion editierbar. Ergänzend gibt es
einen Modus, in dem Frequenz- und Notenwerte plus
Abweichungen angezeigt werden. Das ZeroScope lässt
sich also auch als Stimmgerät verwenden. Neben frei-
laufendem ist auch Trigger-Betrieb möglich. Die ge-
naue Verhaltensweise kann via Menü definiert werden.
Clever: Dank Direktausgängen lassen sich Signale ohne
Splitter am Oszilloskop „vorbeiführen“.
Fazit
Das ZeroScope bietet sämtliche Darstellungsoptionen,
die Otto-Normal-Musiker bei seiner Arbeit benötigt.
Einsteigern werden Synthesevorgänge veranschaulicht,
Geheimtipp
10/2017
Profis können Details der von Oszillatoren und Bear-
beitungsstufen generierten Schwingungen checken.
An Displaygröße und Funktionsumfang von edlen Os-
zilloskop-Modulen wie dem Mordax Data kommt die
Schaltung freilich nicht heran, speziell für erste Schrit-
te im Modular-Sektor aber trotzdem ein „No-Brainer“.
Hersteller: VPME
Web: www.vpme.de
Bezug: Fachhandel
Preis: 170 Euro
Gesamt:

e b o o k - Fan t.DJ
ac oin
WerdbeoFok.de/checkp
face
BEATPERSONALITY
Portrait: Kevin Saunderson

DJ-Interview:
Kevin Saunderson
Sogar unter den Legenden des Techno gehört Kevin Saunderson zur Spitze. Saunderson verhalf der aufkeimenden
Club-Musik zu ihren ersten Chart-Hits und verbreitete sie mit seinen schweißtreibenden DJ-Sets. Tobias Fischer
sprach mit Saunderson über seine ersten Drumcomputer-Experimente, seine Mixer-Philosophie und die Bedeutung
des Wetters fürs DJing. Jill G Photography

88 Beat 10 | 2017

Beat / Du spielst immer wieder auch auf kleineren,
intimeren Events, aktuell dem Armada Invite. Was
macht solche Gigs für dich interessant?
Kevin Saunderson / Stimmt. Vor Kurzem habe
ich auch ein Set für das Lab London gespielt, das
war wie in einem Wohnzimmer. Es macht Spaß,
weil du einen sehr direkten Kontakt mit dem Pu-
blikum hast. Auch Armada Invite ist sehr cool. Es
fühlt sich an wie ein kleiner Club und du spielst
mit aufstrebenden, jungen DJs. Die Energie ist
toll und es ist ein progressives Format – die Leu-
te haben ganz neue Möglichkeiten, mit dir zu in-
teragieren. Es ist in der Hinsicht ähnlich wie der
Boiler Room, nur, dass der Fokus hier auf den Ar-
mada-Künstlern liegt.
Beat / Auf jeden Fall dürfte sich das Format sehr
von deinen Gigs in den frühen Tagen des Techno
unterscheiden, die du ja mitgeprägt hast. Ich habe
gelesen, dass du schon damals oft mit einem Drum
Computer auf die Bühne gegangen bist.
» Soundmäßig ziehe ich Vinyl auf einer
perfekt ausbalancierten Anlage immer noch
vor. Aber auf kreativer Ebene kannst du mit
CDJs mehr machen. «
Kevin Saunderson / Ja, ich habe damals hauptsäch-
lich mit der 909 gearbeitet. Ich habe sie in das Set
integriert und verschiedene Patterns abgerufen. Es
ging mir dabei darum, die Dinge ein wenig aufzu-
mischen und den Leuten etwas zu bieten, was sie
so nicht gewöhnt waren. Es hat sich kreativ ange-
fühlt, weil es diese Art von Rhythmen noch nicht
auf Platte gab.
Beat / House und Techno entstanden erst als Stil-
richtungen ...
Kevin Saunderson / Du hattest dauernd das Ge-
fühl, dass etwas in der Musik fehlt. Entweder muss-
test du dir die gleiche Platte zwei Mal kaufen, weil
du verschiedene Teile gleichzeitig nutzen woll-
test. Oder du hast die gleiche LP mehrfach im sel-
ben Set aufgelegt. Die 909 hat eine wichtige Rolle
dabei gespielt, diese Lücke zu schließen. Die Expe-
rimente, die dabei entstanden, haben mich dann
letzten Endes sogar vom DJing zum Produzieren ge-
führt. Wenn du die ganze Zeit nur mit dem Sound
der 909 arbeitest, willst du irgendwann Basslinien
und mehr Musik hinzufügen. Das war eine wich-
tige Phase.
Beat / Was für Equipment kam sonst noch zum
Einsatz?
Kevin Saunderson / Mein Set-up war sehr ein-
fach. Ich hatte gerade einmal einen Numark-Mi-
xer und zwei Plattenspieler mit Direktantrieb.
Später erst habe ich diese dann mit 1200ern er-
setzt. Und ich hatte immer meine eigenen Moni-
torboxen dabei. An die Marke erinnere ich mich
nicht mehr, aber ich erinnere mich gut daran,
dass ich sie zu jedem Auftritt mitschleppen muss-
te. Damals konntest du dich nicht darauf verlas-
sen, dass alles für dich vorbereitet war.
Beat / Im Gegensatz zu alten Weggefährten hast
du dich seitdem aber immer wieder neu orientiert.
Wieso eigentlich?
Kevin Saunderson / (lacht) Ich bin einfach ver-
narrt in Technologie! Ich liebe es, neue Sachen
auszuprobieren, ich liebe es, Dinge zu verändern.
Aber es gab noch einen anderen, ursprüngliche-
ren Grund zu Final Scratch zu wechseln: Vom
ganzen Plattenschleppen hatte ich mir schwere
Nacken- und Rückenprobleme eingehandelt. Erst
später habe ich die Vorzüge der neuen Technolo-
gie zu schätzen gelernt.
Beat / Hat sich dabei dein DJ-Stil geändert?
Kevin Saunderson / Ich glaube nicht, nein. Ich sehe
die Verwendung digitaler Techniken genau so wie
das Auflegen mit Vinyl – plus Bonussen. Auf Vi-
nyl hattest du manchmal einen tollen Disco-Track,
aber du konntest ihn nicht im Club in dein Set mi-
xen, weil er mit zu vielen Elementen überladen war.
Also haben die meisten DJs auf den Break gewartet.
Heute machst du dir einfach deinen Break selbst.
Wenn du ihn dann länger oder kürzer machst, er-
schaffst du dabei gleichzeitig deine eigene Perspek-
tive. Soundmäßig ziehe ich Vinyl auf einer perfekt
ausbalancierten Anlage immer noch vor. Aber auf
kreativer Ebene kannst du mit CDJs mehr machen.
Beat / Interessiert dich die Möglichkeit des
„Live-Komponierens“, die mit digitalen Files mög-
lich ist?
Kevin Saunderson / Manchmal mache ich das tat-
sächlich. Aber nicht sehr oft. Im Grunde genommen
ist die Musik gut, so wie sie ist und ich möchte auch
nicht jeden Track remixen. Aber es gibt durchaus
Produktionen, bei denen mir nur bestimmte Parts
gefallen – und die isoliere ich dann. Der wichtigs-
te Vorzug aus meiner Sicht ist, dass du heute kein
Problem hast, ein neues Stück live auszuprobieren.
Früher hättest du dafür speziell einen extrem teu-
ren Master anfertigen lassen müssen. Heute kostet
es dich gar nichts.
BEATPERSONALITY
Portrait: Kevin Saunderson
Beat / Mir ist bei deinen Sets aufgefallen, dass du
das Mischpult sehr intensiv einsetzt. Warum ist dir
das so wichtig?
Kevin Saunderson / Das war schon immer ein Teil
meines Ansatzes, ganz von Anfang an. Es geht mir
dabei um zusätzliche Dynamik. Was mir bei den
New Yorker DJs, die ich in den frühen Jahren ge-
sehen habe, nie so recht gefallen hat, ist, dass die
manchmal eine Platte schier ewig im Mix behalten
haben – bis zu 20 Minuten, manchmal eine volle
Stunde! Mich hat das gelangweilt – bei einer Licht-
Show siehst du schließlich auch nicht ständig das-
selbe. Ich habe mir dieses Bearbeiten des Mischers
von Derrick May abgeschaut und der wiederum
hatte es von Ron Hardy. Ich habe darin sofort eine
Parallele zum Scratchen gesehen.
Beat / Interessant – wie das?
Kevin Saunderson / Es waren beides Techniken,
die dafür sorgten, dass es spannend bleibt. Mein
erster DJ-Name war sogar Scratchmaster Reed! Das
heißt, ich hatte einen Hip-Hop-Künstlernamen, ob-
wohl ich House und Techno aufgelegt habe. Etwas
später bin ich dann zu der Erkenntnis gekommen,
dass das Scratchen sich vielleicht doch nicht ganz
so gut für diese Musik eignet, es war etwas zu viel
des Guten. Mit dem Mischpult konnte ich ähnliche,
aber passendere Ergebnisse erzielen.
Beat / Es geht dir also um Spannung.
Kevin Saunderson / Vielleicht eher um ein mensch-
liches Element, das über das reine Auflegen hinaus-
geht. Du kannst einen Track blitzschnell einfaden,
du kannst den EQ nach unten fahren und direkt mit
dem Mix arbeiten. Das geht alles auch heute noch,
mit digitalen Files. Und das spürt nicht nur das Pu-
blikum, sondern es hält dich auch selbst mehr bei
der Stange.
Beat / Gibt es denn sogar nach so vielen Jahren im-
mer noch Situationen, in denen es schwer ist, fo-
kussiert zu bleiben?
Kevin Saunderson / Es kommt vor und die Grün-
de können ganz banal sein. Das Wetter zum Bei-
spiel. Derrick May und ich sollten ein Back-to-Back
in Mali spielen. Es war ein Outdoor-Event und am
Tag des Auftritts fing es plötzlich an, aus Kübeln zu
schütten. Es war ein Sturm, wie wir ihn uns hier
überhaupt nicht vorstellen können. Nach neun
Stunden hat es dann aufgehört, aber das Gelände
war komplett durchnässt und die Leute hatten sich
verzogen. Klar bist du dann ein wenig enttäuscht.
Als DJ musst du dich immer auf die jeweilige Situ-
ation einstellen und du kannst nicht einfach dein
Programm runterspulen. Aber wenn dir das Gelän-
de wegschwimmt und da nur noch zwei einsame
Leute stehen, anstelle der angekündigten 20.000
gibt es nicht mehr viel, was du noch tun kannst, um
den Abend zu retten (lacht). r
www.armadamusic.com
www.facebook.com/kevinsaundersonofficial
Beat 10 | 2017 89
ONSTAGE
Test: Gemini MDJ-900

Test: Gemini MDJ-900

Geminis Mediaplayer MDJ-900 möchte als Allroundtalent verstanden werden und wird dabei für ein überschaubares
Budget angeboten. Wer sollte hier zugreifen? von Boris Pipiorke-Arndt

Features rer MDJ-900 sind Songs Geräte-übergrei-

USB-Mediaplayer fend synchronisierbar. Wenn Sie Ihre Zu-
4,3 Zoll Farbdisplay hörer mit kreativen Mixtricks unterhalten
Der Gemini MDJ-900 möchten, können Sie Tracks mit dem Jog-
berührungsempfindliches vereint Mediaplayer- und
Controllerfunktionen Rad scratchen oder Loops setzen. Beides
8 Zoll Jog-Rad
unter seiner Haube. funktioniert sehr gut und bei aktivierter
Link-Buchse für Player- Slip-Funktion auch ohne Einfluss auf die
netzwerk
Synchronisation. Der MDJ-900 ist mit ei-
analoger & digitaler nem Einstellungsmenü ausgestattet, in
Ausgang dem Sie den Player individuell konfigu-
100 mm Pitchfadfer rieren können. Hier lässt sich der Pichbe-
MIDI-Controller-Funktionen reich wählen, die Tonhöhenkorrektur ak-
tivieren und die im Display eingeblendete
integriere Soundkarte
Zeitangabe selektieren.

Controller

G
emini ergänzt seine Produktpalette
um den Single-Mediaplayer MDJ-900.
Wir haben uns das Gerät in zweifa-
cher Ausführung schicken lassen und ei-
nem ausführlichen Praxistest unterzogen.
Mac oder Windows PC. Sie können hier-
durch das Gerät als MIDI-Controller und/
oder Soundkarte nutzen, die mit 24 Bit und
bis zu 192 Kilohertz arbeitet. Zur Zufüh-
rung von Songs befindet sich eine weitere
USB-Buchse auf der Oberseite des Geräts.
Wenn Sie den MIDI-Modus des Gemi-
ni MDJ-900 einschalten und das Gerät
mit einem Mac oder Windows PC verbin-
den, verwandelt sich der Player in einen
Controller nebst Soundkarte. Die Soft-
ware Virtual DJ erkennt den MDJ-900

Fakten Spielgefährte ohne zusätzliche Konfigurationsschrit-

Der Gemini MDJ-900 ist rund 33 mal 30
Hersteller: Gemini mal 11 Zentimeter groß und verfügt über
Web: www.geminidj.com
ein 4,3 Zoll großes Farbdisplay. Die Kon-
Preise: 349 Euro
trolle der Songs übernimmt ein berüh-
J gemeinsame Datenträ- rungsempfindliches 8 Zoll Jog-Rad, dessen
gernutzung
Drehwiderstand anpassbar ist. Sie können
J gut funktionierendes
Jog-Rad die Geschwindigkeit der Songs mit einem
J günstiger Anschaf- Pitchfader und Pitchbend-Tasten beein-
fungspreis flussen und dabei eine optionale Tonhö-
J vereint Player- und
Controllerfunktionen henkorrektur verwenden. Große, beleuch-
n Analyse im Player tete Bedienelemente dienen zu Steuerung
überzeugt nicht der Transportfunktionen und vier Hot-
n V-Case-Software Cue-Taster erlauben das Setzen und Tig-
arbeitet recht langsam
gern von HotCue-Punkten. Als weitere
Verarbeitung: kreative Ausstattung gibt es ein Dualmo-
Technik: de-Filter, das mit Resonanz gekoppelt ist
Preis/Leistung: und eine Loop-Funktion, die mit festen
Gesamt: und frei wählbaren Längen arbeitet. Per
Knopfdruck kann die Musikwiedergabe
rückwärts erfolgen und eine Slip-Funkti-
on unterstützt die Ausführung von Mixt-
ricks. Auf der Rückseite des Gemini MDJ-
Alternativen 900 finden Sie die analogen und digitalen
Pioneer DJ CDJ-350 Audioausgänge und eine Link-Buchse.
649 Euro Die Link-Buchse kann zum Aufbau ei-
www.pioneerdj.com nes Playernetzwerks genutzt werden, bei
Reloop RMP-4 dem Sie bis zu vier MDJ-900 miteinander
499 Euro kombinieren können. Ein USB-Anschluss
www.reloop.com dient zum Datenaustausch mit einem
Playerbetrieb
Der Gemini MDJ-900 bietet eine aufge-
räumte Bedienoberfläche und kann als
alleiniger Zuspieler oder in Kombinati-
on mit weiteren MDJ-900 genutzt wer-
den. Wenn Sie sich für den Einsatz mehre-
rer Geräte entscheiden, können Sie diese
direkt oder per zwischengeschaltetem
Ethernet-Switch miteinander verbinden
und auf ein gemeinsames USB-Medium
als Songlieferanten zugreifen. Grund-
sätzlich lassen sich die USB-Medien ohne
vorbereitende Schritte an den Player an-
schließen und Songs wiedergeben. Emp-
fehlenswert ist aber die Analyse der Songs
durch die kostenlose Software V-Case, da
der Player oft Probleme hat, das Beatgrid
passgenau zu setzen. In unserem Test-
lauf mit einer breit gefächerten Songaus-
wahl funktionierte die Tempoanalyse mit
V-Case in den meisten Fällen zuverlässig,
dauerte aber recht lange. Insgesamt bie-
tet die Software aktuell nur wenige Funk-
tionen, ein Update, das das Speichern von
HotCue-Punkten und Loops ermöglicht,
ist allerdings in Arbeit. Mittels Playlisten,
die sich auf USB-Sticks speichern lassen,
können Sie Songsuche vereinfachen und
DJ-Sets vorbereiten. Beim Einsatz mehre-
te und blendet Wellenformen und an-
dere wichtige Mixinformationen im Dis-
play des Players ein. Super: Wenn Sie zwei
MDJ-900 mit Ihrem Computer verbinden,
können Sie die Software sehr komfortabel
steuern und beide Soundkarten separat
zur Ausgabe des Musiksignals nutzen. Die
Software bietet einen großen Umfang an
kreativen Funktionen wie HotCue-Punk-
te, Loops und Effekte und erlaubt ein au-
tomatisches Beatmatching. Alternativ
können Sie mit dem Gemini-Gerät auch
andere Programme wie Traktor Pro oder
Cross DJ steuern, hierfür gibt es aber ak-
tuell keine fertigen Controller-Mappings,
sodass Sie diese selbst erstellen müssen.
Fazit
Der Gemini MDJ-900 ist ein solider Me-
diaplayer und Controller, der viele Funk-
tionen beherrscht und flexibel einsetzbar
ist. Das Gerät können wir Einsteigern und
ambitionierten Hobby-DJs empfehlen,
die hinsichtlich des Klangs und der Hap-
tik keine professionellen Ansprüche für
sich verbuchen und nur ein überschauba-
res Budget investieren möchten. Schade
ist nur, dass die Software Virtual DJ zum
direkten Einstieg nicht enthalten ist. r

90 Beat 10 | 2017
ONSTAGE
Test: Pioneer DJM-250 MK2

Test: Pioneer DJM-250 MK2

Pioneer DJ hat den zweikanaligen Mixer DJM-250 überarbeitet und schickt das Gerät als MK2-Version neu ins Ren-
nen. Was kann der Bolide jetzt mehr und welche Zielgruppe hat der Hersteller im Visier? von Boris Pipiorke-Arndt

Features Digitales Auflegen

Der Pioneer DJ
Zweikanal-DJ-Mixer DJM-250 MK2 Pioneer DJ liefert den DJM-250 MK2 in-
überzeugt im klusive der Software Rekordbox DJ und
2 Line- und analogen und
Phonoeingänge digitalen Einsatz. der DVS-Erweiterung aus. Das Pro-
gramm bietet bis zu vier Decks und eine
Dualmodefilter mit
Resonanz umfassende kreative Ausstattung, die
speicherbare HotCue-Punkte, Loops, Ef-
Soundkarte mit 8 Ein-
den Kanalzügen und einen Schal- fekte, Slicer, Beatjump und einen Samp-
und Ausgängen
ter, den Sie zum schnellen Ein- ler beinhaltet. Sie können die Software
Aux-Eingang und Ausschalten des Filters nut- mit der Computertastatur, einem op-
Mikrofonanschluss zen können. Für die Erweiterung tionalen Controller oder mit DVS-Me-
Rekordbox DJ & DVS- des Setups steht ein Aux-Eingang dien steuern. Für Letzteres lassen sich
Erweiterung zur Verfügung, der mit einem Pe- Timecode-CDs [1] brennen oder Time-
gelregler ausgestattet ist und ein code-Vinyls [2] erwerben. In unserem
Mikrofoneingang mit einer Pegel- Praxistest haben wir DJ-CD-Player an
und Klangregelung. Das Master- den Mixer angeschlossen und Rekord-
signal wird per Drehregler ange- box DJ mit Timecode-CDs kontrolliert.
passt und kann ebenfalls optisch Super: Die Steuerung funktioniert auf-
überwacht werden. Auf einen se- grund der geringen Latenz sehr direkt,
paraten Booth-Ausgang zum An- sodass Scratch-Manöver und andere

K
ompakte Zweikanalmixer lassen sich
Fakten in unterschiedlichen Szenarien nut-
Hersteller: Pioneer DJ zen und sind daher ein beliebtes
Web: pioneerdj.com DJ-Werkzeug. Was den Pioneer DJ DJM-
Preis: 349 Euro 250 MK2 auszeichnet und wie er sich in der
J Kombination analoger & Praxis schlägt, erfahren Sie in diesem Test.
digitaler Klangquellen
J integrierte Soundkarte
mit DVS-Unterstützung
Kompaktmixer
Der Pioneer DJ DJM-250 MK2 begnügt
J ansprechende Haptik
sich mit einer Aufstellfläche von 23 mal
J kompaktes Gehäuse
J gutes Preisleitungsver- 11 mal 32 Zentimetern und kann recht
hältnis einfach in einer Transportasche verstaut
J inkl. DJ-Software werden. Die beiden Kanalzüge des Mixers
n kein separater beherbergen Dreiband-Isolatoren, die bei
Booth-Ausgang
einer Linksdrehung das komplette Musik-
Verarbeitung: signal auslöschen und bei einer Rechts-
Technik: drehung die Frequenzen um jeweils sechs
Preis/Leistung: Dezibel anheben. Zum Mixen der Songs
Gesamt: gibt es Kanalfader mit einem Regelweg
von 45 Millimetern und einen sehr leicht
gleitenden Magvel-Crossfader.
Der Crossfader verfügt über einen
Umkehrschalter für Mixtricks und zwei
unterschiedliche Kurvenverläufe. Zum
Anheben der zugeführten Musiksignale
Alternativen gibt es Trim-Regler und eine neunstufige
Allen&Heath Xone 23C LED-Kette erlaubt die optische Pegelkon-
429 Euro trolle. Zur kreativen Klangformung oder
www.allen-heath.com Modellierung von Übergängen ist der Mi-
Mixars MXR-2 xer mit einem Dualmode-Filter ausgestat-
418 Euro tet, das mit Resonanz gekoppelt ist. Sei-
www.mixars.com ne Steuerung erfolgt durch große Potis in
schluss eines Monitoringsystems
hat der Hersteller leider verzichtet. Die
Rückseite des DJM-250 MK2 umfasst
vier Line- und Phono-Eingänge sowie ei-
nen Line-Aux- und einen Mikrofonein-
gang. Das Mastersignal verlässt den Mi-
xer über XLR- und Cinch-Buchsen und
ein USB-Port dient zum Datenaustausch
mit einem Mac- oder Windows-Compu-
ter. Der Mixer beherbergt eine Soundkar-
te mit acht Ein- und Ausgängen und wan-
delt die digitalen Signale mit bis zu 24 Bit
und 48 kHz.
Songmixing
Da der DJM-250 MK2 herstellertypisch
aufgebaut und klar strukturiert ist, lässt
er sich intuitiv bedienen. Die Haptik der
verbauten Bedienelemente ist anspre-
chend, Gleiches gilt für die Verarbeitungs-
und Klangqualität. Die Verkabelung des
Mischpults ist mit wenigen Handgrif-
fen erledigt, sodass Sie das Gerät flexibel
auf privaten Veranstaltungen einsetzen
können. Die eingehenden Musiksigna-
le analoger Zuspieler lassen sich mit den
EQ-Reglern sehr gezielt bearbeiten und
mit den Fadern mixen. Das Cut-Lag des
Magvel-Crossfaders ist im „Cut“-Modus
circa zwei Millimeter groß und deckt da-
mit die Ansprüche semiprofessioneller
Anwender ab.
Mixtricks gut ausführbar sind. Durch
das Umschalten der Signalquelle in den
Kanalzügen können Sie Tracks aus Ih-
rem Computer mit Songs aus Media-
oder CD-Playern bequem miteinander
kombinieren.
Vorgänger
Vergleicht man das erste Exemplar des
DJM-250 mit dem aktualisierten Mo-
dell, so fallen im Wesentlichen die di-
gitalen Neuerungen ins Auge. Der MK2
verzichtet auf Faderstart-Buchsen und
zwei Aux-Eingänge, bietet dafür aber
eine Achtkanal-Soundkarte mit DVS-Un-
terstützung, ein mit Resonanz gekop-
peltes Filter und einen hochwertigen
Magvel-Crossfader.
Fazit
Der Pioneer DJ DJM-250 MK2 hat uns gut
gefallen, da er eine zeitgemäße Überar-
beitung erfahren hat. Die neuen digita-
len Funktionen und die beiliegende Soft-
ware Rekordbox DJ hinterlassen einen
stimmigen Eindruck. Der Mixer lässt sich
sehr leicht installieren und bietet flexi-
ble Einsatzmöglichkeiten. Wir können
das Gerät ambitionierten Einsteigern ans
Herz legen, aber auch mobilen DJs, die
einen einfachen Mixer für private Veran-
staltungen benötigen. r

92 Beat 10 | 2017 [1] rekordbox.com/en/support/faq.php > How can I use the DVS feature on multi-players? [2] 15,90 Euro pro Stück
 ONSTAGE
EDM Track Builder: Deep House

EDM-Builder: Deep House

Ofenbach – Be Mine
Bei Ofenbach handelt es sich keinesfalls um eine deutsche Stadt bei Frankfurt, son-
dern vielmehr um ein aufstrebendes Pariser DJ-Duo. Mit „Be Mine“ haben sie einen
groovigen Deep-Hit gelandet, der direkt in die Beine geht. von Johannes Dicke

00:00
„Be Mine“ startet mit einem charakteristischen Loop, welcher ohrenschein-
lich von einer Oud (Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient) gespielt wird.
Dieser bewegt sich zunächst einmal nur auf Grundton-Niveau, begleitet von
einem Noise-Uplifter-Sound über acht Takte, wobei die Oud im letzten Takt
nur noch die erste Zählzeit mitspielt. Die restlichen Dreiviertel werden von
Vocals übernommen, die da lauten „and I want you to be mine“. Der Clou:
Das letzte Wort „mine“ kommt bereits auf die „Eins“ im Drop, was dem
ersten Schlag noch mehr Gewicht verleiht. Zusätzlichen Einschlag verleiht
zudem ein Noise-Downlifter-Sound, der jedoch nicht schon auf die erste,
sondern erst auf die zweite Zählzeit seine effektvolle Abwärtsfahrt beginnt.
Die Drop-Begleitung kommt zuzüglich Oud-Loop mit Offbeat-Bass-, Clap- und
Hi-Hat-Begleitung daher, wobei nach vier Takten zusätzlich noch kurze
Gitarren-Shots hinzukommen, damit´s auch ja nicht langweilig wird. Nach
insgesamt acht Takten geht’s anschließend in den ersten Vocal-Part.
01:32
Nun werden die Karten mit einem weiteren achttaktigen Vocal-Strophen-Part erneut
gemischt, der allerdings diesmal nur mit Klavier- und neu hinzukommender Hammond-Or-
gel-Begleitung daherkommt. Zusätzlich laufen wechselseitig ein Finger-Schnipp und eine
Deep House-typische Clap auf zwei und vier mit und sorgen für fortlaufende Beat-Bewegung.
Anschließend folgen dann nochmals acht Takte Refrain-Part, in dem nun zwecks Span-
nungsaufbau zusätzlich noch der Oud-Loop und Offbeat-Hi-Hats mitlaufen. Ganz am Ende
folgt zudem als weitere spannungstechnische Maßnahme in den letzten vier Takten ein
mittels Bassdrum aufgebauter Build-Up, der gemeinsam mit dem Noise-Uplifter vom Anfang
zum nächsten Drop hinführt. Dem nicht genug, haben Ofenbach auf dem Höhepunkt des
Spannungsbogens den Pre-Drop-Vocals „yeah, I want you to be mine“ am Ende noch einen
Extratakt mit Delay-Fahne spendiert. Beides sorgt für nochmalige Spannung, wodurch der
nachfolgende, letzte Drop noch umso stärker knallt.

00:29
Der erste Part mit Vocals birgt zuallererst eine Besonderheit textlicher und damit
Arrangement-theoretischer Natur. Entgegen der herkömmlichen Vorgehensweise
besitzen nämlich Strophen und Refrain denselben Text. Nachdem Durchgang
Nummer eins in Mezzoforte gesungen und von weiterlaufendem Oud-Loop sowie auf
dem Grundton verbleibendem Offbeat-Bass begleitet wird, wechselt das Ganze in den
nachfolgenden acht Takten seine Ausgestaltung.

00:45
Nun erklingt unser achttaktiger Vocal-Part eine Oktave höher und
wird zudem in Forte nebst etwas euphorischer anmutendem Ausdruck
vorgetragen. Zusammen mit der nun von der Oud auf ein ausgeklügeltes
System aus Klavier- und Gitarrenuntermalung umgeschalteten
Begleitung mit Wechselharmonien wird dieser zweite Vocal-Part somit
zum Refrain-Part – wenn man so will. Praktisch: Refrain-typisch wurden
die Vocals mit einem effektvollen Auftakt komponiert, sodass sie unter
diesem Aspekt näher an einem Refrain, als an einer Strophe liegen. Doch
zurück zur aktuellen Stelle. Dort wechseln außerdem die Harmonien
während der ersten vier Takte halbtaktig, in zweitaktige Loop-Pattern
aufgeteilt. Für die darauffolgenden vier Takte wechselt dann das
Harmonieschema abermals, nämlich hin zu eintaktig stattfindendem
Wechsel und einem auf diese Weise konstruierten harmonischen Abstieg
bis zurück zum Grundton. Dieser wiederum fungiert somit als wunderbar
runder Einstieg in den nächsten Oud-Loop-Drop. Kurzum: Gerade durch
die eingängige Begleitung wird der Track, welcher zuvor noch wie
eine minimale Techhouse-Nummer anmutete nun auf einen Schlag zur
poppigen Deep-House-Produktion.
Track-Link: http://y2u.be/GPRUJfT-OBc
01:00
Wie schon der erste Drop wird auch der Zweite
mit der „and I want you to be mine“-Vocal-Phrase
eingeleitet. Nach acht Takten wird jedoch zwecks
Abwechslung erneut auf besagten Refrain-Part
umgeschaltet, diesmal allerdings bis zur zweiten
Hälfte ohne Vocals. Dann untermalt Backing-Ge-
sang das Ganze mit langen Tönen entsprechend der
absteigenden Übergangsharmonien.
02:06
Zum Finale erklingen noch einmal acht Takte Drop-Part, die dann mit dem
bereits zuvor eingesetzten Noise-Uplifter in eine allerletzte Sause mit Wech-
sel-Chords von Klavier und Country-Gitarren führen. Letztere werden erneut
von den Pre-Drop-Vocals eingeleitet. Wie schon bereits im Punkt zu 01:00
beschrieben, fehlen dann jedoch auch an dieser Stelle die Haupt-Vocals. Jedoch
erklingt stattdessen als abschließendes Schmankerl eine weibliche Sprech-
stimme on top, die ganz zum Schluss dem Ganzen noch einmal eine zusätzliche
Klangfacette und damit ein finales Sahnehäubchen obendrauf setzt.

Beat 10 | 2017 • 93
ONSTAGE
Digital DJing: Cross DJ

Digital-DJing: Serato
Serato Sample in Aktion
Serato Sample [1] ist ein Sampler-Plug-in, dessen Spezialität das schnelle Projektinfos:
Auffinden von Samples und deren Bearbeitung ist. Wir zeigen Ihnen, wie Material: Serato Sample [1], Ableton Live, Maschine,
Sie das Tool im DJ-Kontext nutzen und zusätzliche kreative Inhalte für Ihre DJ-Programm
Inhalte: Serato Sample in Host-Programm laden,
Darbietungen erzeugen können. Sie erfahren zudem, wie sich Samples aus Samples generieren und bearbeiten, Sample-Start-
Songs extrahieren und modifizieren lassen und wie die synchrone Wieder- punkte modifizieren und Samples spielen.
gabe gelingt. von Boris Pipiorke-Arndt Zeitaufwand: etwa 30 Minuten
Schwierigkeit: Einsteiger

1
1
1

2
1

1 2
Zusatzprogramm
Serato Sample [1] ist ein Sampler, der als
VST- oder AU-Plug-in in einem Host-Pro-
gramm geladen wird. Sie können beispielsweise
Maschine nutzen und per Ableton Link mit Ihrem
DJ-Programm (Serato DJ, Cross, Traktor etc.)
synchronisieren. Klicken Sie auf die Link-Schalt-
fläche Œ in den beteiligten Programmen und
nutzen Sie diese Synchronisation rechnerintern
oder Computer-übergreifend. 1
Ableton Live
Wenn Sie Ableton Live als DJ-Software
verwenden, können Sie das Sampler-Plug-
in dort direkt in eine eigene Spur laden und mit
Ihren Songs kombinieren. Die Synchronisation
erfolgt durch einen Klick auf die entsprechende
Schaltfläche in der rechten oberen Ecke Œ. Das
Ausgangssignal des Samplers können Sie direkt
in Live hinzumischen und bei Bedarf mit Effekten
versehen. 1
3
Song laden
Serato Sample ist ein spezieller Sampler,
mit dem sich sehr schnell und komfortabel
Samples aus Songs oder musikalischen Phrasen
extrahieren lassen. Laden Sie einen Song, der
musikalische Besonderheiten, interessante
Vocals oder spannende Sounds beinhaltet, in
den Sampler. Klicken Sie auf Find Samples Œ
und spielen Sie Sample-Startpunkte, mit den
sechzehn farbigen Pads . 1

3 2 4 5
1 1 1

4 5
Samples bearbeiten
Klicken Sie zur Sample-Bearbeitung auf das
gewünschte Pad Œ und stellen Sie die darü-
ber platzierten Parameter nach Ihren Vorstellun-
gen ein. Die Länge des Samples steuern Sie mit
dem Regler Release  und durch Klicken des
Pfeils Ž erfolgt eine Rückwärtswiedergabe. Sehr
interessante Modifikationen lassen sich durch
die Änderung der Tonhöhe  und Wiedergabe-
geschwindigkeit  erzielen. 1
Neue Samples setzen
Zum Verschieben des Sample-Startpunkts
klicken Sie auf das „Fähnchen“ und ziehen
Sie dieses mit der Maus auf die neue Position.
Wenn Sie eine komplette Neupositionierung
wünschen, klicken Sie auf das Kontextmenü
links unten Πund selektieren Sie eine der ange-
botenen Optionen. Bei tonalen Elementen emp-
fiehlt sich die Auswahl Key Shift Pad, die das
gewählte Sample automatisch transponiert. 1
6
Samples triggern
Das Spielen der Samples kann in Echtzeit
per Keyboard erfolgen und erlaubt Ihnen
das erzeugen punktueller Highlights. Alternativ
können Sie in Live oder Maschine Pattern auf-
nehmen und Ihre Tracks damit untermalen. In-
teressante Variationen der Pattern erhalten Sie,
durch die erneute Auswahl von Find Samples Œ
bei laufender Wiedergabe, da das Plug-in hier-
duch die Sample-Startpunkte neu setzt. r

94 • Beat 10 | 2017 [1] 30-Tage-Demo unter: https://serato.com/sample

 ONSTAGE
Power Producer: Push-DJing

Power Producer: Push-DJing

FX-Tricks mit Dummy Clips Projektinfos
Bei einer Live-Performance hat man oft einfach zu wenig Hände, um Melo-
Material: Ableton Live 9, Push
dien einzuspielen, gleichzeitig Clips zu triggern und dann auch noch Effekte Zeitaufwand: etwa 30 Minuten
einzusetzen und Parameter zu ändern. Hier helfen sogenannte Dummy Inhalt: Einsatz von Dummy Clips zur Steuerung von
Clips weiter. Sie enthalten ausschließlich Steuerinformationen, mit denen Effekt-Parametern diverser Clips, Signal-Routing des
zu modulierenden Signals, Aufzeichnen von Automati-
sich z.B. beliebige Clips einer Spur nacheinander abspielen und automatisch onsdaten in Dummy Clips, Anwendungsmöglichkeiten
von Effekten modulieren lassen, ohne dass die Automationsdaten in jeden Schwierigkeit: Fortgeschrittene
einzelnen Clip geschrieben werden. Wie Sie Dummy Clips einsetzten, zeigt
Ihnen dieser Workshop. von Maya Consuelo Sternel

1 2
Set-Integration
Dummy Clips eignen sich für jede Art der
Live Performance, ob DJ-ing oder Konzert.
Öffnen Sie für das folgende Beispiel irgendein
Ableton Live Set, das in der Session-Ansicht
eine oder mehrere Spuren mit MIDI- oder auch
Audio-Clips enthält. Ziel ist, dass die Clips einer
Spur bei Bedarf automatisch mit einem Effekt
moduliert werden, hier beispielhaft gezeigt am
Auto Filter. 1
Signal-Routing Input
Legen Sie mit Push mittels Add-Track eine
neue Audiospur an. Betätigen Sie Browse
und laden Sie das Auto Filter Standard-Preset.
Damit das zu modulierende Signal nur über die
Effekt-Spur ausgegeben wird, muss es dort als
Signalquelle gewählt werden. Betätigen Sie den
Mix-Taster, wählen Sie den Input & Output-Edi-
tor und unter INPUT TYPE die zu modulierende
Spur aus. Stellen Sie MONITORING auf In. 1
3
Signal-Routing Output
Um zu unterbinden, dass das Signal zusätz-
lich noch in der Originalspur ausgespielt
wird, öffnen Sie jetzt in dieser den Input &
Output-Editor. Wählen Sie unter I/O Output und
als OUTPUT TYPE Sends only, sodass Sie das
Originalsignal zusätzlich mit Effekten bearbeiten
können. Um das Signal bei Bedarf mit automa-
tisierten Effekten zu modulieren, muss diese
zunächst in einen Clip aufgenommen werden. 1

4 5
Dummy Clip vorbereiten
Laden Sie dazu in die Spur mit dem Auto
Filter einen leeren Audio-Clip mit Stille oder
irgendeinen Audio-Clip: Wählen Sie im Clip-Mo-
de ein Pad aus der Spur aus. Wechseln Sie in
den Browse-Mode und laden Sie ein geeignetes
Sample. Legen Sie fest, über wie viele Takte die
aufzunehmende Parameterbewegung gehen soll;
Tippen Sie auf das Pad, dann auf den Clip-Taster
und stelle unter Loop Length z.B. 9.0.0 ein. 1
Parameteränderungen
Aktivieren Sie den Device-Mode und stellen
Sie beim Auto Filter den Filter Type auf
Lowpass und die Resonance auf ca. 45%. Halten
Sie den Record-Taster gedrückt und wählen Sie
die Effektspur aus, um sie scharf zu schalten.
Betätigen Sie den Automate-Taster und nehmen
Sie die Frequency des Auto Filters über die ge-
samte Länge von 9 Takten auf. Bewegen Sie sich
dabei im Bereich von 20 kHz bis ca. 400 Hz. 1
6
Effekte triggern
Starten Sie einen unmodulierten Clip.
Sobald Sie auch den Dummy Clip starten,
beginnt die Modulation. Erstellen Sie weitere
Dummy Clips in der Effekt-Spur und automatisie-
ren Sie beliebig viele Parameter, wie z.B. den An-
und Ausschalter des Device, Wechseln Sie in dem
Device-Mode und betätigen Sie mittel gedrückt
gehaltenem Mute-Taster und mit dem oberen
Display-Taster das Device selektieren. r

Beat 10 | 2017 • 95
ONSTAGE
Musiktipps aus dem Netz
Musiktipps aus dem Netz
Künstler des Monats:
Milk & Sugar
Dass Erfolg stets das Ergebnis harter Arbeit ist,
können Michael Kronenberg und Steffen Har-
ning bestätigen. Seit sie zur Jahrtausendwende
ihren internationalen Durchbruch feierten, be-
tätigen sich die beiden sowohl als DJ- und Pro-
duzenten-Duo unter dem Namen Milk & Sugar,
sitzen bei mehreren Rado-Shows hinter den
Reglern und haben eine Plattenfirma aufge-
baut, die neben ihrem eigenen Stern auch den
von Kollegen wie Boys Noize aufgehen liess. An
ihrem letzten Hit, einer Bearbeitung des Vaya-
con-Dios-Klassikers „Hey (Nah Neh Nah)“ feil-
te man ganze neuneinhalb Monate. Danach
wären sogar Mickey Rourke und Kim Basinger
erschöpft gewesen, doch machten Kronenberg
und Harning einfach weiter und scheinen heu-
te, pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum, einen
Höhepunkt erreicht zu haben.
Auf allen namhaften Festivals und in allen
großen Clubs zu Hause haben sich Milk & Sugar
zu dem entwickelt, was in der Branche als höchs-
tes Lob gilt: Einer Marke. So kommt es, dass gar
nicht so sehr ihre eigenen, weiterhin formi-
dabel produzierten Tracks im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit stehen, sondern vielmehr ihre
sorgsam kuratierten Compilations, die in den
vergangenen Monaten immer wieder zum Bes-
ten gehörten, was bei mir in Sachen House auf
den Tisch landete. Ihre „Winter Sessions“ warfen
im kalten Winter den Ofen der Deepness an, ihre
„Summer Sessions“ kühlten die tropische Hitze
des Sommers auf angenehme Temperaturen he-
runter und ihre „Legends of House“-Serie stellt
eine Art Club-Pendant zu den „So 80s“-Ausga-
ben von Blank&Jones dar: Eine Zusammenstel-
lung von Tracks, die man gerade lange genug
nicht mehr gehört hat, um sich wieder neu in sie
verlieben zu können. Dass sich in eine solche
Veröffentlichungsflut auch schon mal ein schwä-
cherer Eintrag wie die etwas seicht abgemisch-
te „Destination: Rio De Janeiro“ einreiht, ist klar.
Das aber wiegen sanft fließende Compi-
lations wie die aktuelle „Miami Sessions 2017“
mehr als auf. Hits und Stars findet man auf die-
sen Samplern eher selten. Vielmehr haben sich
Milk & Sugar genau an der Schnittstelle zwischen
den formelhaften Mainstage-Acts und lebendi-
gem Underground eine eigene Nische geschaf-
fen, in der man es sich immer wieder bequem
machen kann und die gleichermaßen zum Ent-
spannen wie Entdecken einlädt. Das mag nach
so vielen Jahren harter Arbeit gewissermaßen
nur eine logische Schlussfolgerung sein. Doch
gehört auch eine ordentliche Portion Talent, Kre-
ativität und musikalisches Gespür dazu.
Stil: Disco House
Web: https://goo.gl/n5wPNa
96
Washed Out:
Mister Mellow
Mit einer nahezu perfekten
Diskographie aus rehäugigem
Zauberpop ist Ernest Greene
zum Superstar, den keiner kennt herangewach-
sen. Vier Jahre hat er in den Nachfolger des sen-
timentalen Meisterwerks „Paracosm“ investiert,
der nun die Fans ebenso irritiert wie begeis-
tert. Gerade einmal 29 Minuten kurz schlängelt
sich das Album durch verhuschte Stimmungs-
bilder, die von kurzen Skizzen über blumigen
60s-Cocktail-Party-Retroismus bis hin zu de-
likaten House reichen und von fein dosierten
Dub-Elementen und Field Recordings zusam-
mengehalten werden. Als Konzept-Album über
die Tücken der Leistungsgesellschaft angelegt
wird man allein vom Zuhören zum Aussteiger.
Stil: Downbeat
Label: https://goo.gl/Nxvn4y
Gaudi: Magnetic
Daniele Cenacchi‘s gewun-
dene musikalische Vita lie-
ße sich niemals in die 667
Anschläge dieser Rezension
fassen. In die 65 Minuten von „Magnetic“ aber
passt sie perfekt. In ihnen lotet Cenacchi die
Grenzen zwischen Remix und Neukomposition
aus, zwischen Sampling und Live-Performance,
lässt die Synergien aus Dub-Bässen, Echo-Effek-
ten und (Post)Rock-Schärfe in wortlose Refrains
münden. Legenden wie Bill Laswell, Steve Jan-
sen und Colin Edwiin (Porcupine Tree) haben
das album um einen Beitrag bereichert. Doch es
ist nicht die Liste der Gäste, die es zu etwas Be-
sonderem macht – sondern die einzigartige Vi-
sion des Musikers, der dahinter steht.
Stil: Dub
Label: https://goo.gl/9Mz7Zt
Fïx8:Sëd8: Foren6
Nach neun Jahren voller
„Mühen und noch längerem
Nichtstun“ löst Martin Sane
das Versprechen der beiden
Vorgänger ein. Die für das Industrial-Genre so
typischen Samples aus dem Weltuntergangskino
fehlen zwar nicht, doch ist die Musik hier selbst
der Film, das hypersensibilisierte Ohr der Re-
gisseur, das innere Auge der betäubt-gefesselte
Betrachter. Die Synthies erinnern an die frühen
Skinny Puppy, die Sequencer an Tangerine Dre-
am, doch die sich aus ihrer Kombination erge-
bende Welt ist ganz eigen und wie ein Sturz auf
einer finsteren Wendeltreppe: – irgendwo zwi-
schen Hypnose, Hymne und Horror, zwischen
Psychoanalyse, Seelendreck und Schönheit.
Stil: Ambient Industrial
Label: https://goo.gl/MTyKXU
nthng: It Never Ends
Der niederländische Produ-
zent, der sich hinter der An-
onymität des nthng-Pseudo-
nyms versteckt, wurde für sein
Debüt-Album mit einer hohen Erwartungshal-
tung bedacht: Den wahren Trance zu retten. Das
Talent dazu hat nthng. In seinen Ambient-Stü-
cken verbindet er malerische Flächen mit
brüchigen Melodien, in den Mid-Tempo-Tracks
schwelen minimale Harmonien unter hallenden
Kickdrums. Eine Hymne wie „Galaxy“ wieder-
um reitet ganz ungeniert auf einer treibenden
Bass-Linie und wunderschönen Stabs. Viel-
leicht will „It Never Ends“ mit Ausflügen Rich-
tung Dub-Techno und House ein wenig zu viel.
Doch wer den Anspruch auf Großes hat, muss
auch bereit sein, Großes zu wagen.
Stil: Deep Trance
Label: https://goo.gl/xCqfKd
V.A.: Airbeat
One 2017
Jedes Jahr gibt es in der Masse
austauschbarer EDM-Samp-
ler einen, den man als viel-
seitig interessierter Produzent besitzen sollte.
2017 gebührt diese Ehre der Airbeat-One-Com-
pilation. Zum ersten Mal erscheint sie als 3CD-
Box und deckt damit die volle Bandbreite die-
ses Festivals ab, welches seit 2007 von 1,000 auf
fast 50,000 Besucher angewachsen ist. Während
CD1 mit den epischen Dancefloor-Knallern auf-
wartet, weiß besonders der tiefe Terminal-Mix
mit unkonventionellen Tracks von smarten
Querdenkern wie Eelke Kleijn zu punkten. Der
intensiv-harte Psytrance der dritten Scheibe
wirkt dann wie ein Spritzer Senf in der Sahne-
torte – Hauptsache nicht, wie alle Anderen.
Stil: EDM, House, Psytrance
Vertrieb: https://goo.gl/K3UShf
2 Chainz: Pretty
Girls Like Trap Music
Sein Quasi-Duo-Album „Col-
legrove“ mit Lil‘ Wayne war
für 2 Chainz weitaus mehr als
eine stilistische Umorientierung – sie war eine
veritable Neuerfindung. Wenn der Rapper mit
einer Mischung aus Arroganz, Coolness und
Verletzlichkeit in der Stimme davon spricht,
dass Trap der neue Pop sei, dann bezieht er sich
aber weniger auf Britney Spears als experimen-
tellen RnB der Marke Neptunes, mit dem sich
sein viertes Studio-Album nicht nur den Pro-
duzenten (Pharell Williams), sondern auch die
swingenden Electro-Drums, schweren Bässe
und funkigen Licks teilt. „Pretty Girls Like Trap
Music“ definiert im Trap einen neuen Standard
– und er liegt verdammt hoch.
Stil: Hip Hop, Trap
Vertrieb: https://goo.gl/gY6EC3
zusammengetragen
von Tobias Fischer
DVS1: Hush20
Zak Khutoretsky mag es am
liebsten laut und direkt Als
DJ zelebriert er seine Turnta-
ble-Kunst mit einer Wand aus
Lautsprechern, die so groß ist, wie die Clubs es
zulassen. Auch auf Album-Länge werden vie-
le nicht lange zögern und dieses 3-Vinyl-Paket
ohne Umschweife unter „Tool Techno“ abhef-
ten. Doch genau wie Khutoretsky‘s Label „Hush“
stets zugleich Plattenfirma, Party-Reihe und
persönliche Philosophie zugleich war, so funk-
tioniert auch „Hush20“ auf mehreren Ebenen,
zieht das offene Ohr mit seiner unwirklichen
Aura und seinen ins Unendliche verweisenden
Formen in den Bann – und klingt paradoxerwei-
se in den frühen Morgenstunden auf verhaltener
Lautstärke am besten.
Stil: Techno
Label: https://goo.gl/erNLEB
Felicia Atkinson:
Hand in Hand
Das Spannungsverhältnis
von Wort und Sound steht in
der Musik von Felicia Atkin-
son zentral. Oder vielleicht sollte man hier ge-
nauer gesagt von einer Symbiose sprechen. So
wie Sounds poetische Qualitäten annehmen
und Kompositionen einer narrativen Linie zu
folgen scheinen, nimmt so manche Verszei-
le eine klangfarbliche und instrumentale Qua-
lität an. Aus der kontinuierlichen Transforma-
tion und Verquickung dieser Ebenen entsteht
eine räumliche Architektur, die unter einer kar-
gen Oberfläche bei jedem Hördurchlauf an De-
tailreichtum hinzugewinnt. Es ist, als höre man
einer neuen Sprache beim Entstehen, Aufblü-
hen und allmählichem Reifen zu.
Stil: Sound Art
Label: https://goo.gl/xZm5Nz
Lourdes Rebels:
Lolita
„Lolita“ mag nach analogem
Tape und Proberaum riechen.
Dafür hat es mehr als genug
von dem, was nahezu sämtlichen anderen Al-
ben heutzutage so schmerzhaft fehlt: Den Mut
zu Dada, bedingungslosem Experiment und
Scheitern. So liegen diese einminütigen Klang-
collagen, von Post-Punk-Gitarren getragenen
Delirium-Rock-Songs und rotzig heruntergebra-
tenen Heimorgel-Meditationen mit Saxofonbei-
lage immer genau an der Grenze zwischen Un-,
Irr- und Wahnsinn. Genau wie die offensichtlich
im Stile William Burroughs zerschnittenen Texte
scheint die Musik aus einem Ort jenseits von In-
tellekt und Ratio zu kommen – um so mehr man
sich ihm nähert, um so faszinierender wird er.
Stil: Krautrock
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97 Beat 04 | 2017 Beat 04 | 2017 97

 Beat 11 | 2017
erscheint am 04.10.2017

Herausgeber (V.i.S.d.P.):
Kassian Alexander Goukassian (kg@falkemedia.de)

Chefredakteur: Alexander Bota-Weber (aw@beat.de)

Chef vom Dienst: Marco Scherer (m.scherer@falkemedia.de)

Redaktion:
Boris Pipiorke-Arndt, Tobias Fischer und Jan Wilking.

Redaktionelle Mitarbeiter:

Spezial: Power-up Sascha Blach, Bodo Bastian, Kai Chonishvili, Johannes Dicke,
Thomas Raukamp, Henning Schonvogel, Maya C. Sternel,
Mario Schumacher, Vera Schumacher.
Mehr Spuren, mehr Effekte, mehr Plug-ins, mehr Synths, mehr Sounds, mehr … Wer kennt das nicht:
Redaktionelle Anfragen/Leserbriefe:
Mitten im Projekt, im besten Flow macht die DAW schlapp, bringt Aussetzer beim Abspielen oder redaktion@beat.de
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Layout: David Schmitz, Pia Noorden

Verlag:
falkemedia GmbH & Co. KG
An der Halle400 # 1
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Test: MFB Dominion Club Tel. +49 (431) 200 766-0 info@falkemedia.de
Fax +49 (431) 200 766-50 www.falkemedia.de
Endlich ist sie da, die (reduzierte) Club-Edition des ISSN 1860-9988
HRA 8785 Amtsgericht Kiel
high-end Dominion 1 Synthesizers. Und die kann sich PhG: falkemedia lifestyle GmbH (HRB 12311 AG Kiel)
Geschäftsführer: Kassian Alexander Goukassian
noch immer sehen lassen: Zwei analoge VCOs und
eine Digital-Wave mit morphbaren Wellenformen, Redaktion:
siehe Verlagsadresse • Tel. +49 (61 57) 40 29 569
dazu zwei Sub-Oszillatoren, Noise, XOR und Sync, (15.00 – 18.00 Uhr)
morphbares analoges 24-dB-Multimode-Filter mit Datenschutzbeauftragter: Jürgen Koch
Selbstoszillation und, und, und … und wie klingt’s? s. Verlagsadresse • Mail: datenschutzanfrage@falkemedia.de

Abonnementbetreuung:
falkemedia-Aboservice
Postfach 810640
70523 Stuttgart
Tel: 0711 / 7252-292
abo@beat.de

Anzeigenleitung:
Porträt: Blank & Jones Dagmar Pawlowsky (d.pawlowsky@falkemedia.de)
Tel. +49 (431) 200 766 47 • Fax: +49 (431) 200 766 50
Blank & Jones gewinnen keine Cool-
Anzeigenpreise:
ness-Wettbewerbe. Doch mit gleich vier Anzeigenpreise siehe Mediadaten 2017 unter:
www.falkemedia.de/medien/portale/beatde
neuen Alben in zwei Jahren haben sie
sich im Herbst ihrer Karriere zu einem Produktions- und Druckmanagement:
Impress Media, Heinz-Nixdorf-Straße 21
der aktuell spannendsten Elektronik-Acts 41179 Mönchengladbach
gemausert. Progressiver Minimal, sakrale Vertriebsleitung:
Electronica, atmosphärische Klavierfan- Benjamin Pflöger,
DPV Vertriebsservice GmbH
tasien und großes Songwriting: Die bei- E-Mail: Pfloeger.Benjamin@dpv.de

den Kölner können plötzlich alles – und Vertrieb:

standen Beat dazu in einem ausführli- DPV Vertriebsservice GmbH
Am Sandtorkai 74 • 20457 Hamburg
chen Interview Rede und Antwort. Telefon: +49 (0)40 347 240 41

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Zeitschriftenhandel, Fachhandel, Abonnement

Einzelpreis Euro 6,99

Test: DSI Rev 2 Jahresabonnement:

Mit Rev2 legt DSI den Nachfolger seines polyphonen
Analog-Synths Prophet ‚08 vor. Das neue Instrument,
das nicht nur optisch einer Frischzellenkur unterzogen
wurde, ist als 8- und 16-stimmige Variante erhältlich.
Auf den ersten Blick also ein echtes Arbeitspferd für
mono- und polyphone analoge Sounds in allen Formen
und Farben! Auf den zweiten auch?
Ausland
Euro 89,80
je Ausgabe zzgl. 0,90 €
In den Preisen sind die gesetzliche Mehrwertsteuer und
Zustellung enthalten.
Manuskripteinsendung: Manuskripte jeder Art werden gerne
entgegengenommen. Sie müssen frei von Rechten Dritter
sein. Mit der Einsendung gibt der Verfasser die Zustimmung
zum Abdruck des Manuskriptes auf Datenträgern der Firma
falkemedia. Ein Einsenden garantiert keine Veröffentli-
chung. Honorare nach Vereinbarung oder unseren AGB. Für
unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag
keine Haftung.
Urheberrecht: Alle hier veröffentlichten Beiträge sind urhe-
berrechtlich geschützt. Reproduktionen jeglicher Art sind
nur mit Genehmigung des Verlages gestattet.

Veröffentlichungen: Sämtliche Veröffentlichungen in dieser

Inserentenverzeichnis 10 | 2017
Ableton............................ 011
Alex4................................005
Audiowerk.......................065
CheckpointDJ.................087
Cordial.............................063
DVD Lernkurs.................047
Falkemedia............066-067
Focusrite.........................002
hardwrk...........................053
HDB electronic............... 075
Heckmann Audio...........049
Hyperactive....................045
inMusic............................ 013
KSdigital.......................... 071
Sound-Service................009
Steinigke..........................091
Synapse Audio...............077
Thomann.018-019, 061, 069
Tomeso............................ 015
UVI....................................099
Waldorf Music................041
Yamaha............................100
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LandGenuss, sweet paul, KIELerLEBEN uvm.
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98 Beat 10 | 2017 Änderungen aufgrund aktueller Themen und Liefersituationen vorbehalten! ISSN 1866-3737
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