www.aerointernational.

de

NR. 2

02 FEBRUAR 2024
8,90 € (D)
A 9,90 €
CH 14,90 sfr
L, B, NL 10,50 €
DAS MAGAZIN DER E, I, SLO,
P (cont.) 11,70 €
ZIVILLUFTFAHRT CZ 330 kc

Sicherheits-Ranking 2023
Immer weniger Unfälle!

Forschungsflotte
Wie die Spezial-Flugzeuge des
DLR der Wissenschaft dienen

Comeback
So will South African
Airways zum
90. Geburtstag die
Flotte verdreifachen

Ärger um den Getriebefan: Pratt & Der Flughafen Scharm

Whitney steht vor Riesenproblemen
El-Scheich empfängt Touristen am Roten Meer
 LANDEANFLUG
AUF TOP-PRÄMIE
 GRATIS-AUSGABE BEI BANKEINZUG
 GESCHENKMAPPE ZUM GESCHENK-ABO
AMAZON GUTSCHEIN,
WERT 30 €
AERO
www.aerointernational.de

• Wunschartikel aus dem gesamten

NR. 4 Amazon Angebot auswählen
• Gutscheine können nur auf
4 APRIL 2023
7,50 € (D)
www.amazon.de eingelöst werden
INTERNATIONAL DAS MAGAZIN DER
ZIVILLUFTFAHRT
Ohne Zuzahlung

747
Die Königin dankt ab!

Überraschend gut
Kurs MUC
TOP-
Jetzt kommt

PRÄMIE
EVA Air nach
München
Die Zahlen der Airports
im deutschsprachigen Raum
für das Jahr 2022
ZUR WAHL
Hybrid
So wird die
Dash 8 klima-
neutral
AVIATICA FLIGHT
COMMANDER ORIGINAL ONE
• Edelstahlgehäuse von ca. 41 mm
Durchmesser mit markantem,
schwarzen Echtlederarmband
• Hochwertiges Quarzwerk und
elegante Flieger-Instrumenten-Krone
im TECH-Design
• Bis zu 5 bar wasserdicht getestet

Zuzahlung nur 1,– €

Titel.indd 1 17.02.23 10:58

Einfach bestellen unter:

 www.aerointernational.de/praemie
 www.aerointernational.de/verschenken
+49 (0)40 - 38 90 68 80 (Bitte die Bestellnr. angeben: Selberlesen: 2053106 Verschenken: 2053107)
Sie erhalten 12 Ausgaben AERO INTERNATIONAL für zzt. 96,00 € (DE) / 106,80 € (AT) / 155,30 CHF (CH) (inkl. MwSt. und Versand) zzgl. des jeweiligen Zuzahlungsbetrags. Dieses Angebot gilt nur
solange der Vorrat reicht. Ersatzlieferung vorbehalten. Der Prämienversand erfolgt nach Zahlungseingang. Zahlungsziel: 14 Tage nach Rechnungserhalt. Es besteht ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
Anbieter des Abonnements ist JAHR MEDIA GmbH & Co. KG. Belieferung, Betreuung und Abrechnung erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH als leistenden Unternehmer.
 EDITORIAL / FEBRUAR
Foto: Siegfried von der Wehl
Foto: Christina Scheunemann
THOMAS BORCHERT
Chefredakteur
Politische Lenkung in
Richtung Nachhaltigkeit
S
o unsinnig die Idee ist: Sie verschwindet einfach nicht aus den
Köpfen von Politikern und Öffentlichkeit. Eine Kerosinsteuer
im deutschen Alleingang ist Unfug. Zum Glück hat das die
Politik diesmal rechtzeitig verstanden – und diese Idee zum
Stopfen des selbstgemachten Haushaltslochs wieder verworfen. Die
Gründe gegen eine solche Steuer sind bekannt: Es wären nur inner-
deutsche Verbindungen betroffen. Wenn sich deren Preise erhöhten,
würden Passagiere für internationale Verbindungen ins Ausland aus-
weichen. Statt einer Umsteigeverbindung in Frankfurt oder München
wäre dann Amsterdam, Paris, London oder Istanbul die günstigere
Variante. Deutsche Airlines und Airports würden leiden.
Nun soll also eine höhere Luftverkehrsabgabe die Alternative sein,
über die zusätzlich gut eine halbe Milliarde Euro in die Staatskasse
fließen. Sie dürfte das Fliegen generell teurer machen. Es muss auch
in dem Magazin der Zivilluftfahrt gesagt werden dürfen: Man kann
durchaus die Ansicht vertreten, dass Fliegen mit Bezug auf seine Um-
weltauswirkungen nicht teuer genug ist – auch wenn der Sachverhalt
insbesondere im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern und Umwelt-
einflüssen äußerst komplex ist. Auf jeden Fall ist er zu komplex für
diese paar Zeilen.
Eine Fotoerlaubnis für
das Vorfeld – die gibt es
im ägyptischen Scharm
El-Scheich wirklich nur
selten. AERO-INTER-
NATIONAL-Herausge-
ber Dietmar Plath (r.)
konnte eine ergattern.
Und er wurde vom
äußerst freundlichen
Airport-Team mit dem
Follow-me-Wagen an
die besten Fotospots
gefahren. Das Ergebnis
sehen Sie auf Seite 62
Eins allerdings ist sicher: Die Luftfahrt abzuschaffen – das kann
und wird niemals die Lösung sein. Dafür ist dieses Transportmittel zu
wertvoll. Es muss also aus politischer Sicht eine Lenkung erfolgen, die
Luftfahrt nachhaltig zu machen. Ob die Luftverkehrsabgabe dafür der
richtige Weg ist, das darf man dann sehr wohl bezweifeln. Eine Nach-
richt auf Seite 55 dieser Ausgabe macht sehr nachdenklich im Bezug
auf nachhaltiges Fliegen: So ziemlich das einzige konkrete Projekt
in Deutschland, bei dem im großen Maßstab grüner Wasserstoff aus
umweltfreundlich erzeugtem Strom produziert werden sollte, wird
eingestellt. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei unter den bestehenden
Rahmenbedingungen nicht denkbar, heißt es. Hier wäre wohl durch-
aus Lenkungsbedarf vorhanden.
Sicherheit über allem
Wie in jedem Jahr präsentieren wir Ihnen auf Seite 74 das große
Sicherheitsranking der Airlines in Zusammenarbeit mit dem Ham-
burger Flugsicherheitsbüro JACDEC. Und wieder einmal ist das
Ergebnis beeindruckend: Kein anderes Verkehrsmittel ist auch nur
im Ansatz so sicher wie das Fliegen mit einer Airline. Dennoch gibt
es Unterschiede, die unser Ranking widerspiegelt. Als Faustregel
kann gelten: je abenteuerlicher die Umgebung, je kleiner Fluggerät
und Airline, umso größer das Risiko. Nicht umsonst werden immer
wieder schwere Unfälle aus der Himalaya-Region gemeldet. Doch
inzwischen sind Flugunfälle mit Todesfolge so selten geworden, dass
der Absturz einer einzigen Maschine die Jahresstatistik nachhaltig
beeinflusst. Dieses Sicherheitsniveau ist und bleibt beeindruckend.
Herzlichst, Ihr
2/2024 www.aerointernational.de 3
 INHALT / FEBRUAR 2024
Foto: DLR

50
Das Deutsche Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreibt die größte zivile
Flotte von Forschungsflugzeugen weltweit. Dazu gehört auch eine Gulfstream G550 namens
HALO, die für ein wissenschaftliches Projekt in Kiruna, Schweden, stationiert wurde
Foto: Steven Kaeter/Pratt & Whitney
Foto: Dietmar Plath

16 44
Zum 90. Geburtstag will South African Airways Produktionsfehler im Getriebefan-Motor PW1100
wieder voll durchstarten – unter anderem mit werden in den kommenden Jahren hunderte
Hilfe geleaster Boeing 737 von SunExpress Flugzeuge zur Reparatur am Boden halten

4 www.aerointernational.de
2/2024
 Foto: Sebastian Thoma
36
1,5 Milliarden US-Dollar hat die Stadt Kansas City
im US-Bundesstaat Missouri in ihr neues Flughafen-
Terminal gesteckt AIRLINE /
16 Porträt: South African Airways
22 Historie: 90 Jahre South African Airways
26 Interview: Brian Tsoi von Cathay Pacific
28 News
34 Für Sie entdeckt: Plane-Spotting
Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Yunish Gurung

AIRPORT /
36 Porträt: Kansas City
42 News

INDUSTRIE+TECHNIK /
44 Ärger um den PW-Getriebefan
50 Die Forschungsflotte des DLR
54 News

BUSINESS AVIATION /

74
Einer der wenigen Flugunfälle 2023 mit vielen Toten
ereignet sich mit Yeti Airlines in Nepal. Er trübte das 58 Aus Air Hamburg wird VistaJet
Sicherheitsranking der Fluggesellschaften 61 News

Titel: Den notgelandeten GALERIE /

Jet im Kornfeld fotogra- 54 Scharm El-Scheich in Ägypten
fierte Wladislaw Nek-
rasow (picture alliance),
die Edelweiss-Maschine MAYDAY /
Dietmar Plath, das Trieb-
werk Lufthansa Technik 74 Das große Sicherheitsranking 2023

RUBRIKEN /
03 Editorial
KONTAKT / 06 Bild des Monats
ABOSERVICE LESERSERVICE REDAKTION 08 Deutschland/Österreich/Schweiz-News
Tel.: 040 / 38 906 880 Heftbestellung Tel.: 040 / 38 906 521 43 Cargo-News
Fax: 040 / 38 906 885 Fax: 040 / 38 906 885 Fax: 040 / 38 906 6521
E-Mail: abo@ E-Mail: abo@ E-Mail: redaktion@ 60 Impressum
aerointernational.de aerointernational.de aerointernational.de
72 Aero-Markt
80 Rückblick
AERO DIGITAL
aerointernational.de/epaper
81 Window Seat
82 Vorschau

2/2024 2/2024 www.aerointernational.de

www.aerointernational.de 55
BILD DES MONATS /

Her mit den

wilden Tieren
BELO HORIZONTE
Marcos Cruz, Biologe am internationalen Flug-
hafen von Belo Horizonte in Brasilien, schickt
seinen Würgfalken Aurora regelmäßig auf dem
Gelände in die Luft, um Wildtiere zu fangen oder
zu vertreiben. Insgesamt stehen sechs Falken
und ein Hund in Cruz‘ Diensten.
Foto: Douglas Magno/AFP via Getty Images

6 www.aerointernational.de 2/2024
2/2024 www.aerointernational.de 7
 NEWS /
Foto: Fraport
BDF
Teure Tickets statt Erholung?
Eine aktuelle Analyse bescheinigt dem Luftverkehrsstandort Deutschland
schwache Erholungswerte. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesell-
schaften (BDF) spricht von einer „besorgniserregenden Entwicklung“
D
ie jüngste Analyse der
Luftverkehrszahlen in
Europa, die der BDF
selbst durchgeführt hat, hat
die Nach-Corona-Erholung des
Luftverkehrs in Europa im Fokus.
Gegenübergestellt wurde dafür
das Sitzplatzangebot in den
Jahren 2019 und 2023 im Länder-
vergleich.
Liegt der europäische Schnitt
für die 17 Länder bei 93 Prozent
des Vor-Corona-Niveaus, so lan-
det das Angebot in Deutschland
vor demjenigen in Schweden
und Finnland auf dem drittletz-
ten Platz. Der Luftverkehrsstand-
ort Deutschland erreichte im
auslaufenden Jahr nur 76 Pro-
zent des Sitzplatzangebots vor
der Pandemie. „Andere große
Länder in Europa wie Frankreich
und Großbritannien rangieren
hingegen über dem europäi-
schen Durchschnitt – in Italien
und Spanien liegt die nachpan-
8 www.aerointernational.de
2/2024
DEUTSCHLAND
demische Erholung sogar schon
bei über 100 Prozent“, beschei-
nigt der BDF. Und: Dänemark,
das in der Analyse auf Platz vier
landet, hat sich bereits um 13
Prozentpunkte von der Bundes-
republik entfernt – „alle anderen
Länder sind dem Luftverkehrs-
standort Deutschland enteilt“,
schließt der BDF daher aus den
Zahlen.
„Für Europas größte Volks-
wirtschaft ist das eine besorg-
niserregende Entwicklung,
zumal wir wissen, dass einige
unserer größeren Flughäfen
sich noch schlechter erholen als
Deutschland insgesamt: Berlin,
Düsseldorf und Stuttgart liegen
deutlich unter dem deutschen
Durchschnittswert und kämpfen
um ihre Konnektivität“, erklärt
BDF-Geschäftsführer Dr. Michael
Engel. Die neue Jahresauswer-
tung übertreffe „sogar noch un-
sere schlimmen Erwartungen“,
und man sehe „bei der Erholung
des Luftverkehrs in Europa deut-
lich zwei Geschwindigkeiten.“
Während der Verband weiter
auf die gestiegenen Standortkos-
ten in Deutschland als Ursache
für die schlechte Erholung ver-
weist und Engel „eine Atempause
bei den Steuern und Gebühren“
fordert, wurde spätestens am
19. Dezember klar, dass es eine
solche so schnell wohl nicht
geben wird.
So will die Bundesregierung
mit einer weiteren Erhöhung
der Luftverkehrsteuer, die nun
Luftverkehrsabgabe genannt
wird, im besten Fall zusätzliche
580 Millionen Euro einnehmen.
Das wären rund 50 Prozent
mehr als die 1,2 Milliarden Euro,
die das Statistische Bundesamt
(Destatis) als Einnahme durch
die Steuer für das Jahr 2022
ausweist. Hinzu soll kommen,
dass Airlines künftig nicht mehr
Die Entfernung
beispielsweise
von Frankfurt
zum größten
Airport der
Ziel-Destination
ist maßgeblich
für die Erhebung
der Luftverkehrs-
abgabe
die Möglichkeit haben, diese
Abgaben durch gekaufte Emissi-
onszertifikate zu reduzieren.
Zwar hatte die Luftfahrtbran-
che zuvor gegen eine zunächst
geplante nationale Kerosinsteuer
protestiert, die nun vom Tisch
ist. Doch hält man den neuen
Abgabenplan der Ampelkoalition
in Berlin für keineswegs besser
geeignet, um die Standortent-
wicklung wieder voranzutreiben.
2023 lagen die Abgabensätze, die
laut Gesetz die Fluggesellschaf-
ten zahlen müssen, je Fluggast
bei 12,73 Euro für Kurzstrecken,
32,25 Euro für Mittelstrecken
sowie 58,06 Euro für Langstre-
cken. Eigentlich sollten sie zum
Jahreswechsel erneut leicht ge-
senkt werden. Stattdessen wird
der Regierungsplan nun zu Auf-
schlägen führen. Viele Airlines
werden die dadurch verursach-
ten Kostensteigerungen wohl an
die Passagiere weitergeben, so-
dass Flugtickets in Deutschland
allgemein teurer werden dürften.
Die Luftverkehrsteuer war
2011 eingeführt und im Zuge des
2019 beschlossenen Klimapakets
ab April 2020 drastisch erhöht
worden. In den Jahren darauf
gab es dann leichte Senkungen
jeweils in Centbeträgen für die
Abgabenstufen in den drei Dis-
tanzklassen. Henrik Bruns

Foto: FMO
MÜNSTER/OSNABRÜCK
Positive Bilanz
Ein Passagierplus von rund 19 Prozent
gegenüber dem Vorjahr steht in der Bilanz
des Flughafens Münster/Osnabrück (FMO)
für das Jahr 2023. Rund 990 000 Fluggäste
nutzten den Airport, was wieder dem Niveau
des Vor-Corona-Jahres 2019 entspricht. Das
positive Betriebsergebnis liegt bei mehr als
fünf Millionen Euro, und das Bilanzergebnis
sei mit 250 000 Euro erstmals seit dem Jahr
2011 wieder positiv, heißt es vom Flughafen-
management.
4,6
Millionen Passagiere verzeichnete der Flughafen
Frankfurt im November – ein Anstieg von 12,2
Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2022.
Von den Fluggastzahlen im November 2019 lag der
Airport 9,4 Prozent entfernt.
GESEHEN /
Wartungsaufenthalt
DRESDEN Nach einem Wartungsaufenthalt
brach die A380 der Qantas, Kennzeichen
VH-OQK, am 16. Dezember vom Dresdner
Flughafen wieder gen Heimat auf. In mehr
Der Flughafen Münster/
Osnabrück erreichte 2023
wieder ein Aufkommen
wie vor Corona
In den vergangenen Jahren hat FMO
gezielt in seine Infrastruktur investiert,
um Betriebskosten zu senken. Im Zuge
dessen wurde der Stromverbrauch um rund
40 Prozent gegenüber 2019 reduziert. Das
Non-Aviation-Geschäft sei durch neue Mieter
und eine neue Erlebniswelt im Abflugbereich
ausgebaut worden, so die FMO-Geschäfts-
führung um Rainer Schwarz. Der lobte:
„Großer Dank an unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die in der Corona-Zeit eine
hohe Flexibilität gezeigt und in diesem Jahr
den FMO mit großem persönlichem Einsatz
wieder so schnell auf Erfolgskurs gebracht
haben.“
als 18 Stunden Flugzeit ging es zurück nach
Sydney in Australien. Der Riesenairbus
war nach 2019 bereits das zweite Mal in
Sachsen zu Gast. Foto: Jonas Brückner
aerointernational.de
KURZ NOTIERT
Die CONDOR weitet ihr Angebot
nach Mallorca im Sommer aus
und legt zusätzliche Flüge ab Köln/
Bonn, Dortmund, Münster/Osna-
brück, Karlsruhe/Baden-Baden und
Rostock auf. Erhalten bleibt das
bewährte Programm ab Düsseldorf,
Frankfurt, Hamburg, Leipzig/Halle,
München, Nürnberg, Stuttgart und
Friedrichshafen.
Die LUFTHANSA GROUP hat eine
Sale-and-Lease-Back-Vereinbarung
(Verkauf und Rückmietung) für
insgesamt zwölf Jets der A320-Fami-
lie mit Clover Aviation Capital sowie
Babcock & Brown Aircraft Manage-
ment (BBAM) abgeschlossen. Die
bis zu zwei Jahre alten Jets werden
derzeit von Lufthansa Airlines,
Lufthansa CityLine und Eurowings
betrieben.
Die irische RYANAIR nimmt im
März zweimal wöchentlich Girona,
Spanien, als ihr viertes Ziel ab dem
Flughafen Paderborn/Lippstadt in
ihren Flugplan auf.
Mit Alicante hat RYANAIR ab Ende
März auch vom Flughafen Münster/
Osnabrück ein neues spanisches
Ziel im Programm, das zweimal wö-
chentlich bedient wird. Hinzu kom-
men die Flüge der Iren nach Palma
de Mallorca, zur griechischen Insel
Korfu sowie nach Zadar, Kroatien.
Der türkische Low-Cost-Carrier
PEGASUS fliegt vom Flughafen Dort-
mund aus jetzt dreimal wöchentlich
zu seinem Drehkreuz Istanbul.
Die Flughafen FRIEDRICHSHAFEN
GMBH hat zum 1. Dezember die
Geschäftsaktivitäten der Aviation
Services Network GmbH (ASN) in
den Bereichen Operations und
Passage am Airport selbst über-
nommen und fertigt unter anderem
auch die Flüge der Lufthansa ab.
Die FRAPORT AG hat zu Weih-
nachten 70 000 Euro für regionale
soziale Projekte gespendet, und
dafür auf Geschenke an Geschäfts-
partner verzichtet. Das Geld kam
den Projekten direkt oder über
Organisationen zugute.
MEHR NEWS
Aktuelle Meldungen lesen
Sie jederzeit auf unserer
Homepage
www.aerointernational.de
2/2024 www.
9
NEWS / DEUTSCHLAND
Während die
bestellten A220
bei City Airlines
fliegen sollen, sind
die Boeing 737
MAX 8 noch nicht
fest vergeben

Eine wesentliche Entscheidung dabei: Der

Aufsichtsrat des Konzerns hat erstmals seit
langem den Weg wieder frei gemacht zu Jets
von Boeing für die Kurz- und Mittelstrecke.
Flexibler möchte die Gruppe mit den effizien-
ten und emissionsärmeren Boeing 737 MAX 8
werden. Gekauft werden von diesem Modell

LUFTHANSA
Flexibilität für die Flotte
Mit 80 Jets, die der Kranich kurz vor Weih-
nachten seiner nun 280 Flugzeuge plus 120
Kaufoptionen umfassenden Bestellliste
hinzugefügt hat, wolle man „die größte
Flottenmodernisierung unserer Unterneh-
Foto: Lufthansa
mensgeschichte“ beschleunigen, wie Luft-
hansa-Flottenchef Detlef Kayser erklärt. Und:
„Wir freuen uns, dass sowohl Airbus als auch
Boeing aus kommerzieller und technologi-
scher Sicht überzeugen konnten“, betont er.
zunächst 40 Exemplare, Optionen sichert
man sich auf 60 weitere. Das erste Flugzeug
soll im dritten Quartal 2027 eingeflottet wer-
den. Klar sei bislang, dass die MAX weder bei
der Kernmarke Lufthansa Airlines noch bei
Swiss zum Einsatz kommen werden.
Der Kranich bestellte außerdem 40 Airbus
A220-300. In diesem Fall hat sich Lufthansa
bereits entschieden, diese Flugzeuge für
die City Airlines anzuschaffen und sie für
Kurzstrecken ab Frankfurt und München
einzusetzen. Sie sollen ab 2026 zur Lufthansa
stoßen. Hinzu kommen noch Optionen für 40
Flugzeuge der A320-Familie.

HAMBURG

Ära Eggenschwiler
endete
Als Michael Eggenschwiler 2003 Flugha-
fenchef in Hamburg wurde, zählte der der
Airport pro Jahr knapp zehn Millionen Passa- Staffelübergabe
giere. 2019 waren es dann schon mehr als 17 am Hamburg Air-
Millionen Fluggäste, und dann musste er mit port (v. l.): Micha-
der Entwicklung des Flughafens in und nach el Eggenschwiler,
der Pandemie weitersehen. Als der bishe- Christian Kunsch,
Foto: Andreas Laible

rige Vorsitzende der Geschäftsführung des
Hamburg Airport fünf Tage vor Weihnachten
den symbolischen Staffelstab an das künftige
Geschäftsführungsteam Christian Kunsch
und Berit Schmitz übergab, endete damit
praktisch eine Ära, und eine neue begann.
„Michael Eggenschwiler hat als Geschäfts-
führer maßgeblich dazu beigetragen, dass
der Hamburg Airport heute einer der mo-
dernsten und klimafreundlichsten Flughäfen
Europas ist. Ganz Norddeutschland nutzt
ihn als ‚Tor zur Welt‘ für private Reisen und
die internationalen Kontakte in Wirtschaft,
Wissenschaft und Kultur“, lobte der Erste
Bürgermeister der Freien und Hansestadt Dr.
Peter Tschentscher vor hochrangigen Gästen
und Mitarbeitenden des Flughafens im Term-
minal 2. Nach der Corona-Pandemie sei die
Flughafen Hamburg GmbH heute wieder auf
einem stabilen wirtschaftlichen Kurs, fügte
er hinzu.
„Ich empfinde es als große Ehre, dass
ich die vergangenen fast 21 Jahre hier am
Hamburg Airport mitgestalten durfte“,
sagte Eggenschwiler selbst. Weichen für
die Zukunft seien in dieser Zeit durch den
Neubau des Terminals 1, der Airport Plaza
und des Frachtzentrums, die Vorfelderneue-
rung sowie einen Ausbau im Umweltbereich
gestellt worden. „Das Wichtigste war es für
mich immer, wie großartig sich die Menschen
als starkes Team verstanden haben – als
Airport Family“, meinte der scheidende CEO,
Berit Schmitz,
Hamburgs Erster
Bürgermeis-
ter Dr. Peter
Tschentscher
der länger als jeder Vorgänger amtierte.
Bereits seit 2019 ist sein Nachfolger Chris-
tian Kunsch Teil der Hamburger Geschäfts-
führung, bisher vorrangig zuständig für
Finanzen und Controlling sowie Center- und
Real-Estate Management. Seit dem 1. Januar
ist er nun Vorsitzender der Geschäftsfüh-
rung. Ab dem 1. April wird ihm Berit Schmitz
als neue kaufmännische Geschäftsführerin
zur Seite stehen. Schmitz war 16 Jahre lang
in verschiedenen Positionen bis hin zur Ge-
schäftsleitung am Flughafen Hannover tätig,
sowie zwischenzeitlich Leiterin der Mainzer
Verkehrsbetriebe.

10 www.aerointernational.de 2/2024

2,96
Millionen Reisende wurden am Flughafen
München im November gezählt, was 12,1
Prozent mehr Aufkommen als im November
2022 entspricht. 15,9 Prozent war man der-
weil vom Vergleichsmonat 2019 entfernt.
FRANKFURT
40 neue Kontrollspuren
bis zum Frühjahr
Zu Beginn der Adventszeit sind am Flughafen
Frankfurt nach zwölf Wochen Umbauzeit drei
mit neuer CT-Technik und modernem Spur-
konzept ausgestattete Sicherheitskontrollen
an den Start gegangen. Passagiere gelangen
über sie vom Abflugbereich B-West schneller
in den Sicherheitsbereich im Terminal 1, so
das Versprechen des Airports. Bis März sollen
dort solche Passagierkontrollen dann bereits
auf neun Spuren vorgehalten werden.
In den Abflugbereichen A und Z des Ter-
minals 1 wird die neue Technik derzeit schon
an 20 Kontrollstellen genutzt. Fraport gibt an,
über die kommenden Jahre „einen mittleren
zweistelligen Millionenbetrag“ in die Moder-
nisierung der Passagierkontrollen investieren
zu wollen.
Schneller durchlaufen werden können
die Kontrollen, die mit CT-Geräten der Firma
Leidos ausgestattet wurden, weil dabei
elektronische Geräte und Flüssigkeiten im
Handgepäck bleiben dürfen. Auch können
mehrere Passagiere parallel ihr Handgepäck
auflegen. Für die modular gebauten Kontroll-
spuren zeichnet der italienische Hersteller
Gilardoni verantwortlich. Einzelne Elemente
GESEHEN /
Wenn der Chef geht
CONDOR-Mitarbeiter verabschiedeten
ihren langjährigen Chef Ralf Teckentrup
in Düsseldorf mit einer ganz besonderen
Überraschung in den Ruhestand: Der frisch
KURZ NOTIERT
Im November reisten rund 1,75
Millionen Passagieren von und zum
BER. Im November 2019 waren
es etwa 2,5 Millionen Fluggäste in
Tegel und Schönefeld gewesen.
Die LUFTHANSA GROUP wollte bis
zum 8. Januar mit ihren Airlines ihre
nach dem Terror-Angriff im Oktober
ausgesetzten Flüge nach Tel Aviv
wiederaufnehmen.
PERSONALIEN
Bei QATAR AIRWAYS ist Michael
Maass als neuer Regi-
Foto: Qatar Airways
onal Manager Central
Foto: Fraport
Europe für die Märkte
Deutschland, Öster-
reich, Schweiz, Ungarn
Die neuen Sicherheitskontrollen im und Tschechien
Abflugbereich B-West verantwortlich. Nach Tätigkeiten für
Hapag-Lloyd Geschäftsreise GmbH
und Finnair wechselte er zuletzt von
darin sollen sich bei Bedarf leicht austau-
der Lufthansa AirPlus Servicekarten
schen und anpassen lassen.
GmbH.
Bis zum Frühjahr will die Fraport 40
solcher modern ausgestatteten Spuren am
Dem FLUGHAFEN MÜNSTER/
Airport vorhalten und in den Jahren darauf
OSNABRÜCK bleibt
weitere Spuren in Terminal 1 und Terminal 2
Rainer Schwarz für
Foto: Jörn Martens
schaffen. Langfristig sollen die neuen Geräte
ein weiteres Jahr
flächendeckend eingesetzt werden. Insge-
über 2024 hinaus als
samt gibt es rund 160 Passagierkontrollen
Geschäftsführer der
am Flughafen Frankfurt, die seit 1. Januar
Betreibergesellschaft
2023 in Eigenverantwortung der Fraport
FMO erhalten. Der Aufsichtsrat und
stehen, während die Bundespolizei unter
die Gesellschafterversammlung
anderem noch die gesetzliche Rechts- und
haben seinen Vertrag bis Ende
Fachaufsicht innehält sowie die Luftsicherheit
2025 verlängert.
gewährleistet.
Der Aufsichtsrat der FLUGHAFEN
KÖLN/BONN GMBH
Foto: Köln/Bonn Airport
hat den zuvor bis 2025
laufenden Vertrag mit
dem Vorsitzenden
der Geschäftsführung
Thilo Schmid um
weitere fünf Jahre verlängert. Schmid
wird damit bis zum Jahr 2030 die Ge-
schicke des Unternehmens lenken.
Seit 1. März 2022 ist er Köln/Bonner
Flughafenchef.
Bei der FLUGHAFEN KIEL GMBH
hat Marcus Breuer
zum 1. Dezember
Foto: Flughafen Kiel
die Betriebsleitung in
Nachfolge von Michael
Schlaeger übernom-
men, der altersbedingt
seine Position verlassen hat und den
ab Werk ausgelieferte zwölfte Airbus Flughafen nun beratend unterstützt.
A330neo für den Ferienflieger, Kennung Breuer, selbst ausgebildeter Pilot,
D-ANRT, trägt jetzt die Aufschrift „danke, hält wie sein Vorgänger nun die Pro-
tecke“.  Foto: Condor kuristenrolle am Flughafen inne.
2/2024 www.aerointernational.de 11
 NEWS /
Foto: Dietmar Schreiber/Flughafen Wien
20 Jahre Doha – Wien: Zugegeben, dieses Zusammentreffen von Qatar-Jets in Wien im Februar 2021
war vor allem der Fracht geschuldet
QATAR AIRWAYS
Strategisch wichtig
Qatar Airways‘ Doha-Wien-Verbindung besteht seit 20 Jahren. AERO-
INTERNATIONAL-Mitarbeiter Kurt Hofmann hat zum runden Geburtstag
mit dem Qatar-Europa-Chef Eric Odene gesprochen
AERO: Einfach gefragt, wie
wichtig ist denn Wien für
Qatar Airways?
ERIC ODONE: Wien spielt eine
Schlüsselrolle für uns in Zentral-
europa und ist eine wichtige
Hauptstadt. Vom wirtschaftli-
chen Standpunkt aus betrachtet,
gibt es sehr viele Österreicher,
die Reisen wollen. Aber es gibt
auch die vielen Besucher aus der
ganzen Welt in Wien. Das schafft
eine gute Balance auf unseren
Flügen. Und es gibt keine gro-
ßen saisonalen Schwankungen.
Auch der Osten Ungarns oder die
Slowakei sind Einzugsgebiet für
unsere Flüge ab Wien. Somit ist
Wien strategisch wichtig.
Befindet sich die Nachfrage
in Wien in etwa wieder auf
12 www.aerointernational.de 2/2024
ÖSTERREICH
demselben Niveau wie vor der nach Wien, einmal mit A320 und
Corona-Pandemie? mit A350-900, manchmal auch
Wir fliegen nun zweimal täglich mit Boeing 787. Unsere Zahlen
liegen weit über denen vor der
Corona-Pandemie. Europa ist der
größte Markt für Qatar Airways,
wir bedienen 39 europäische
Ziele mit 520 wöchentlichen
Nonstop-Flügen.
Worauf richten Sie aktuell
Ihren Fokus?
Wir konzentrieren uns ge-
genwärtig darauf, alle Ziele in
Mitteleuropa auf zwei tägliche
Foto: Kurt Hofmann
Verbindungen zu erweitern. Ich
denke, das ist eine Stärke unserer
Flotte. Wenn Sie eine neue Route
starten, können Sie ein Schmal-
Nikolaus Gretzmacher vom rumpfflugzeug betreiben und
Wiener Airport-Marketing und mit dem Aufbau des Geschäfts
Qatar-Europachef Eric Odene beginnen. Somit hat man nicht
den enormen Druck und even-
tuell dann auch mit Dumping-
Preisen zu kämpfen. Wenn der
Markt dann wächst, gibt es eine
zweite Frequenz, gefolgt von
der Aufrüstung zu einem Groß-
raumflugzeug. Doppelte tägliche
Verbindungen bieten in Doha
mehr Konnektivität zu den 160
Zielen von Qatar Airways welt-
weit. Zudem erhöhen wir unsere
Frequenzen aus Doha, wie etwa
fünfmal täglich nach Singapur
oder bis zu achtmal am Tag nach
London-Heathrow.
Wohin fliegen die meisten Ös-
terreicher via Doha weiter?
Zum Beispiel nach Colombo,
Malé oder Bangkok, vor allem
im Premium-Urlaubssegment.
Geschäftsreisende nutzen vor
allem Singapur, Hongkong oder
Manila. Rund 80 Prozent der
Fluggäste steigen in Doha um.
Sind weitere Ziele in Europa
geplant?
Immer! Wir haben das Pro-
gramm für nächstes Jahr noch
nicht fertiggestellt, aber werden
weitere Ziele ankündigen. Es
ist ein fortlaufender Prozess,
Frequenzen hinzuzufügen. Wie
etwa ab Belgrad, Barcelona oder
Düsseldorf – letztere Stadt wird
zweimal täglich bedient. Aber
wir brauchen auch eine Balance,
was heißt: Wenn wir mit neuen
Strecken in Europa wachsen,
müssen wir das auch woanders
tun, etwa in Asien. Wir haben 25
Prozent mehr Sitzplätze dieses
Jahr im ganzen Netzwerk aufge-
legt, vor allem nach Südostasien
oder auch China.
Hat die hohe Inflation in
Österreich Auswirkungen auf
die Buchungen?
Es gab da 2023 viele Spekulatio-
nen. Gegenwärtig zeigen unsere
Daten, dass das Aufkommen aus
Europa extrem stark ist. Wenn
man so ein starkes Netzwerk
mit vielen Frequenzen hat und
für seinen Service bekannt ist,
ist man gut etabliert. Für 2024
sind noch keine Indikatoren in
Sicht, die darauf hinweisen, dass
sich das Geschäft eintrüben
könnte.
 KURZ NOTIERT
SALZBURG

Comeback der Wizz Air

Wizz Air will wieder von Salzburg aus fliegen. Noch in diesem Jahr soll es ab dem Airport nach
Bukarest und Skopje sowie nach London-Luton gehen. Nach sieben Jahren in Österreich und

Foto: Michele Pauty/Austrian Airlines

der Eröffnung der Basis in Wien vor fünf Jahren wollen die Ungarn ihr Engagement im Land
weiter ausbauen. Die neu angekündigten Strecken zielen darauf ab, den Tourismus in Salz-
burg zu fördern und zum allgemeinen Anstieg des Städtetourismus beizutragen. „Wir starten
vorerst im Februar mit London-Luton und nehmen im April Bukarest und Skopje ins Flug-
programm auf. An der Ausdehnung des Streckenangebots arbeiten wir in den kommenden
Wochen intensiv weiter“, so Bettina Ganghofer, Managing Director Salzburg Airport.

8,3
Milliarden Euro Wertschöpfung, rund zwei Prozent
des jährlichen Bruttoinlandsprodukts, schaffen laut
Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger die Unter-
nehmen der österreichischen Luftfahrtindustrie.
AUSTRIAN AIRLINES
Künftig zwölf Boeing 787-9?
Austrian Airlines (AUA) sieht sich im Vergleich
zur Zeit vor der Pandemie heute deutlich
besser in der Lage, ein Langstreckennetz
erfolgreich zu betreiben. „Austrian Airlines
ist heute ein anderes Unternehmen. Wir sind
in einer viel besseren Position und sehen
uns für eine Langstreckenflotte von zwölf
Flugzeugen gut aufgestellt“, erklärte AUA-COO
Francesco Sciortino während einer Luftfahrt-
konferenz in Wien, die von Aviation Industry
Austria organisiert worden war. „Heute ist
unsere Struktur viel besser für den Lang-
streckenbetrieb geeignet“, so Sciortino weiter.
Die AUA verfügt derzeit über eine Flotte von
GESEHEN /
drei Boeing 767-300ER und sechs 777.
Das Star-Alliance-Mitglied gab im vorigen
April bekannt, dass es seine veraltete
Langstreckenflotte durch zehn 787-9 ersetzen
werde. Der erste Dreamliner wird voraus-
sichtlich Anfang dieses Jahres ausgeliefert,
alle Flugzeuge sollen bis 2028 eintreffen. Die
AUA rechnete zudem mit der Auslieferung
einer fünften A320neo im Dezember. Die
A320neos „sind eine Belohnung für unsere
Arbeit“, so Sciortino. Der Carrier sei heute
um 20 Prozent kleiner als vor der Pandemie.
„Aber wir sind als einzige Airline innerhalb der
Lufthansa Group gewachsen.“
Am FLUGHAFEN WIEN stieg die
Zahl der Lokalpassagiere im No-
vember auf 1,69 Millionen (+ 16,7
Prozent gegenüber November
2022). Die Zahl der Transferpassa-
giere fiel leicht auf 410 520 Reisende
(- 4,1 Prozent). Die Flugbewegungen
erhöhten sich auf 16 605 Starts und
Landungen (+ 10,5 Prozent).
Der deutsche Chartercarrier
Avanti Air fliegt vom 13. Mai bis 14.
Oktober wöchentlich mit Q400 von
GRAZ an die polnische Ostseeküste
– nach Stettin-Goleniow.
SunExpress nimmt Flüge von
GRAZ nach Antalya nicht wie
geplant erst im April auf, sondern
nach ersten Abflügen am 15. und
26. Januar regelmäßig bereits ab 17.
Februar.
Diverse am FLUGHAFEN WIEN
vergessene und nicht abgeholte
Gegenstände wurden kürzlich ge-
meinsam mit der Auktionsplattform
Aurena für einem guten Zweck ver-
steigert. Der Erlös von 22 000 Euro
ging an die humanitäre Hilfskampa-
gne Licht ins Dunkel.
Vom FLUGHAFEN SALZBURG aus
soll es im Sommer nach Hurghada,
Karpathos, Korfu, Kos, Heraklion,
Rhodos und Thessaloniki und
Zakynthos gehen. Weitere Ziele in
Italien (Lamezia Terme in Kalabri-
en, Olbia auf Sardinien), der Türkei
(Istanbul, Antalya), Dubai und
Larnaka auf Zypern sind geplant.
Palma de Mallorca wird täglich
angeflogen, auch geht es nach Ibiza
und Monastir.

Vom FLUGHAFEN LINZ kann man

Ausnahmsweise mit Dreamliner
WIEN Die israelische Fluggesellschaft
EL AL besuchte am 8. Dezember mit ihrer
Boeing 787-8 mit dem Kennzeichen 4X-ERD
den Wiener Flughafen. Der Dreamliner,
im Sommer im Charter unter ande-
rem nach Rhodos, Kos, Heraklion
und Kefalonia fliegen. Weitere der
24 wöchentlichen Charterflüge
der erst ein halbes Jahr alt ist, kommt
führen nach Skiathos, Preveza, Brac,
sonst üblicherweise auf Langstrecken
Antalya und Mallorca sowie nach
zum Einsatz.
Hurghada und Burgas.
Foto: Patrick Huber/der-rasende-reporter.info

2/2024 www.aerointernational.de 13
 NEWS /
Foto: Volocopter
Im Blickpunkt des Forums standen VTOLs, wie sie in Form des Volocopters vom gleichnamigen
deutschen Luftfahrtunternehmen entwickelt werden
AIRPORT-FORUM
Brennpunkt Luftfahrt
Mitte November fand am Flughafen Zürich die jüngste Ausgabe des Airport-
Forums statt. Das Tagungsthema lautete „Risk, Safety and Reliability in Aviation“
D
as Forum war inhaltlich
zweigeteilt: Standen im
ersten Teil eher juristi-
sche Fragen im Vordergrund,
galt das Interesse in der zweiten
Hälfte aktuellen Themen wie
dem Fachkräftemangel in der
Luftfahrtindustrie, der Flug-
sicherheit und den VTOL-Flug-
geräten (Vertical Take-Off and
Landing).
Zunächst gab ein Luftrecht-
spezialist einen Überblick
über Neuigkeiten in der Recht-
sprechung. So hatte etwa das
Bundesverwaltungsgericht im
November 2022 eine Reihe teils
renommierter Airlines wegen
illegaler Preisabsprachen sank-
tioniert, nicht aber die zum
Lufthansa-Konzern gehörenden
Carrier wie die Swiss.
Diese waren zwar laut der
Wettbewerbskommission Teil
des Kartells, blieben aber von
einer Sanktion verschont, weil
sie sich selbst angezeigt hatten.
Ein aktuelles Beispiel für einen
14 www.aerointernational.de 2/2024
SCHWEIZ
kürzlich erfolgten politischen
Erlass ist die sogenannte „Uk-
raine-Verordnung“. Darin wird
festgehalten, dass eine natürli-
che oder juristische Person rus-
sischer Herkunft in der Schweiz
kein Luftfahrzeug mieten und
damit den Schweizer Luftraum
benutzen darf.
Außerdem berichtete die
Leiterin der Abteilung Sicherheit
und Flugtechnik beim Bundes-
amt für Zivilluftfahrt (BAZL)
über Anpassungen bei der Ver-
ordnung des Departements für
Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (UVEK) über
die Lufttüchtigkeit von Luftfahr-
zeugen und gab einen Überblick
über diejenigen, die einer Son-
derkategorie zuzuordnen sind.
Ein weiterer Fachmann des
Luftrechts äußerte sich zur Ver-
wendung von Flugunfallberich-
ten in Straf- und Zivilverfahren.
Er hob hervor, dass die SUST
(Schweizerische Sicherheits-
untersuchungsstelle) und die
Strafbehörden ihre Verfahren bei
einem Flugunfall unabhängig
voneinander führten, wenn auch
Letztere trotz eventuell diver-
gierender Untersuchungsergeb-
nisse den SUST-Bericht meist
übernähmen.
Mit eindrücklichen Zahlen
wartete Matthias Mölleney zum
Thema Fachkräftemangel auf.
Der Ex-Personalchef der Swissair
und heutige Unternehmens-
berater erklärte, dass von 88 in
der Aviatik tätigen Betrieben 58
Prozent vom Fachkräftemangel
betroffen seien. Mölleney sieht
Gründe dafür etwa in den im eu-
ropäischen Vergleich niedrigen
durchschnittlichen Arbeitszeiten
in der Schweiz, den vielen Teil-
zeitarbeitenden und dem sehr
hohen Wechselwillen der Berufs-
tätigen.
Personalverantwortlichen gab
er den Rat, die Zielgruppe besser
zu treffen, das Budget für Rekru-
tierungen zu erhöhen und das
Image in der Öffentlichkeit zu
verbessern: „Das wichtigste Em-
ployer-Branding entsteht nicht
in den sozialen Medien und auch
nicht auf der Webseite, sondern
in der Firma selbst!“, betonte er.
Markus Kirchgeorg von der
Flight Safety Switzerland ließ
aufhorchen: Laut Skyguide ist
die Gefahr eines Zusammen-
stoßes zweier Flugzeuge im
Luftraum besonders groß, weil
die Flugsicherung nicht dazu
verpflichtet ist, Flugzeuge dort
zu staffeln.
Die Flight Safety Switzer-
land will daher den Grundsatz
„See and avoid“ um den Begriff
„sense“ (Wahrnehmung, Be-
wusstsein) erweitern und die
Pilotinnen und Piloten dazu
ermuntern, Trainings- und Wei-
terbildungsangebote zu nutzen,
etwa den von Skyguide angebo-
tenen „Season Opener“.
Zum Abschluss des Forums
fragte ein VTOL-Fachmann die
Anwesenden, wie viele VTOLs
derzeit ihrer Ansicht nach welt-
weit zugelassen sind. Um die
Antwort gleich selbst zu geben:
„Eines.“ Dabei handle es sich
um die Ehang 216 aus China. In
Europa sei derzeit kein einziges
Modell zertifiziert. „Es wird noch
viele Jahre dauern, bis sie bei uns
zugelassen sind“, meinte er mit
Blick auf die Schweiz.
Von den derzeit rund 150
VTOL-Modellen, die im Ent-
stehen sind und zwischen
einem und sechs Passagieren
aufnehmen können, stellte er
fünf Exemplare näher vor. Das
chinesische Modell fliegt fernge-
steuert, für den sicheren Flug der
anderen sitzt ein Pilot im Cock-
pit. Ein wichtiger Unterschied für
die Akzeptanz solcher Flugge-
räte: „Eine Umfrage hat gezeigt,
dass 72 Prozent der potenziellen
Passagiere einen ausgebildeten
Piloten wünschen, der das VTOL
steuert“, so der Referent.
In technischer Hinsicht stelle
derzeit die zu geringe Energie-
dichte der Batterien die größte
Herausforderung dar. Die Batte-
rieleistung liege bestenfalls bei
0,25 kW pro Kilogramm, für den
Schwebeflug müsse sie jedoch
mindestens verzehnfacht
werden.  Thomas Strässle
KURZ NOTIERT
Croatia Airlines fliegt bis zum
4. Mai zweimal pro Woche mit
Q400 von ZÜRICH nach Pula.
Von 10. Juni bis 26. August wird
EDELWEISS AIR einmal pro Woche
mit einer A320 die Lofoten, Norwe-
gen, bedienen.
EasyJet nimmt im Sommer die
Verbindungen BASEL – Chania
(ab 26. Juni, zweimal pro Woche)
und GENF – Rhodos (ab 25. Juni,
zweimal) auf.
Tunis Air will laut dem Fachma-
gazin „Travelinside“ die Verbindung
ZÜRICH – Tunis ab 2. April zweimal
wöchentlich wiederaufnehmen. Zü-
rich – Djerba folgt ab 1. Juni einmal
die Woche. Beide Ziele stehen bis
Ende Oktober im Flugplan.
Die SCHWEIZ und TOGO haben
Anfang Dezember ein neues Luft-
verkehrsabkommen unterzeichnet,
das das alte von 1980 ersetzt.
Ebenso wurde ein Abkommen mit
den Vereinigten Arabischen Emira-
ten aktualisiert.
Neukundin Norwegian wird am
EUROAIRPORT am 2. Juni regel-
mäßige Flüge nach Oslo und
Kopenhagen, jeweils zweimal pro
Woche, aufnehmen.
EDELWEISS AIR bedient seit dem
22. November und noch bis Ende
Mai zweimal pro Woche Bogotá
mit einer A340-300, die jeweils
nach Cartagena weiterfliegt und
von dort aus nonstop nach Zürich
zurückkehrt.
PERSONALIEN
Gilles Rufenacht heißt der neue
Direktor des FLUGHA-
Foto: Genève Aéroport
FENS GENF. Er wird
das Amt im Herbst von
André Schneider über-
nehmen, der dann in
den Ruhestand tritt.
Seit Anfang des Jahres ist Heike
Birlenbach neue
Kommerzchefin von
SWISS. Sie löste Ta-
mur Goudarzi Pour ab,
Foto: Swiss
der nach fünf Jahren
bei Swiss in der Luft-
hansa-Gruppe das Ressort Customer
Experience übernahm.
1953 wurden in den vergangenen Jahrzehnten
EUROAIRPORT verschiedene Bauarbeiten durchgeführt: 1978
Hauptpiste wird saniert erfolgte eine Verlängerung der Piste nach
Norden, 1991 wurde der südliche Abschnitt
Im Frühjahr 2026 wird der Flughafen Basel- erneuert, 2011 der nördliche Teil saniert. Auf
Mulhouse einen großen Teil seiner 3900 Me- der Hauptpiste wickelt der EuroAirport 97
ter langen Hauptpiste sanieren. Dies erfordert Prozent des Flugverkehrs ab, die 1715 Meter
laut dem Airport eine vollständige Schließung lange Sekundärpiste, die die Hauptbahn an
dieser Start- und Landebahn während rund deren südlichem Ende kreuzt, wird nur für
eines Monats. Die Instandhaltungsarbeiten kleinere Flugzeuge genutzt. Seit Ende Novem-
beziehen sich auf den zentralen Abschnitt ber vergangenen Jahres führen Spezialisten
der Piste auf einer Länge von 1500 Metern. archäologische Untersuchungen des für die
Saniert werden soll auch der Taxiway Bravo Baustelle vorgesehenen Bereichs durch – eine
auf einer Länge von 2100 Metern. Seit dem Voraussetzung für die Durchführung der
ursprünglichen Bau der Hauptpiste im Jahr Bauarbeiten.
SWISS
Turkish Technic wartet A330
Swiss lässt sieben ihrer 14 A330-300 bei Turkish Technic warten. Dabei handelt es sich um
sechs C-Checks und einen D-Check, wie die Airline auf Nachfrage von AERO INTERNATIONAL
erklärte. Eine Maschine hat die Unterhaltungsarbeiten bereits im November bei der War-
tungstocher von Turkish Airlines in Istanbul durchlaufen, die restlichen fünf Maschinen sollen
bis Sommer 2024 folgen. Verschiedene Gründe hätten zur Entscheidung geführt, die Checks
an einen externen Anbieter zu vergeben. Zum einen verfüge Swiss nicht über die nötigen
Kapazitäten, diese Arbeiten in der eigenen Technikabteilung in Zürich durchzuführen. Ferner
habe Turkish Technic bei der Ausschreibung der Aufträge das attraktivste Angebot vorgelegt.
Zudem habe der türkische Wartungsbetrieb „einen ausgezeichneten Ruf“.
Foto: Genève Aéroport
So stellen sich die
Planer die Air-
port-Ansicht nach
der Erweiterung vor
GENF
Neues Terminal
Der Verwaltungsrat des Flughafens Genf hat das Projekt mit dem Namen CAP2030, das
das 1968 erstellte Hauptterminal des Westschweizer Flughafens ersetzen soll, an die Bieter-
gemeinschaft Losinger-Marazzi-Bouygues vergeben. Somit können die ersten Arbeiten für das
insgesamt rund 600 Millionen Franken teure Bauvorhaben im Jahr 2026 beginnen. Kernpunkt
dieser ersten Bauphase, die von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) unterstützt wird,
ist die Schaffung einer neuen Umsteigeplattform für Bus, Bahn, Auto, Fahrrad und Flugzeug.
Dabei ist vorgesehen, dass der autobahnseitige Vorplatz auf eine Fläche von 40 000 Quadrat-
meter erweitert wird. Damit können die Abfertigung, die Sicherheitskontrolle und ein Teil der
Gepäckausgabe ab 2032 in diesen neuen Teil verlegt werden. Die neue modale Plattform soll
bei laufendem Betrieb errichtet und bis 2032 fertiggestellt sein. In einem zweiten Schritt soll
das bestehende Terminal renoviert oder sogar neu gebaut werden.
2/2024 www.aerointernational.de 15
AIRLINE / PORTRÄT

Niemals
scheitern!
SOUTH AFRICAN AIRWAYS
Von derzeit neun eigenen Flugzeugen will die traditionsreiche Staats-Airline
Südafrikas erheblich wachsen: Schon in gut einem Jahr sollen es 21 Maschinen
sein, bald danach sogar 40. Auch eine Teilprivatisierung ist geplant
Text Jens Flottau | Fotos Dietmar Plath

16 www.aerointernational.de 2/2024

Im Inselstaat Mauritius
ist South African täglich mit
einer A320 zu Besuch
2/2024 2/2024 www.aerointernational.de
aerointernational.de 1717
D
er Flughafen O. R. Tambo in Johan-
nesburg taugt derzeit auch als Mu-
seum für die jüngere Geschichte
der südafrikanischen Luftfahrt. An
den eher abgelegenen Parkplätzen des größ-
ten internationalen Airports im Land stehen
die Symbole des Scheiterns: ehemalige
Flugzeuge von Mango, Kulula und Comair,
die in British-Airways-Farben flogen und in
den Turbulenzen der Corona-Zeit aufgeben
mussten. Südafrika gehörte schließlich zu
den Ländern, die sich wie Australien oder
China zeitweise fast völlig vom Ausland ab-
geschottet hatten – und damit ihre Airlines
in größte Schwierigkeiten brachten.
Und klar: Da war die traditionsreichste
Airline des Lands, South African Airways
(SAA), die im Februar 90 Jahre alt wird (siehe
Seite 22). Auch SAA stellte für 18 Monate
den Betrieb ein, musste das südafrikanische
Insolvenzverfahren (Business Rescue) durch-
laufen und nahm erst Ende 2021 den Betrieb
langsam wieder auf, zu einem Zeitpunkt, als
anderswo die Erholung längst wieder begon-
nen hatte.
Immer noch staatlich
Gut zwei Jahre später sagt John Lamola:
„SAA wird niemals scheitern.“ Lamola ist
derzeit Chef der neuen SAA und sitzt einem
Konferenzraum des Hotels Intercontinental
am Flughafen. Nicht jeder würde seinen
Optimismus teilen, und nicht jeder würde
unterschreiben, dass es SAA in der neuen
Konstellation des südafrikanischen Luftfahrt-
markts überhaupt braucht – also eine immer
noch staatliche Airline, die versucht, endlich
Gewinne zu schreiben und sich gegen die
privaten Konkurrenten zu behaupten. Aber
genau das ist Manolas Mandat: SAA größen-
mäßig immerhin wieder einigermaßen in die
Nähe der Airline zu bringen, die sie einmal
war, aber dieses Mal, ohne dass der Staat den
Flugbetrieb wegen der hohen Defizite stän-
dig bezuschussen muss. Und nebenbei soll
auch noch ein Mehrheitsanteil an der Airline
an das Takatso Consortium verkauft werden.
Aber dazu später mehr.
Am Abend zuvor hatte SunExpress-Chef
Max Kownatzki in Johannesburg zur Base
Party mit Gegrilltem und südafrikanischem
Wein in ein Hotel geladen. Er besuchte die
vom Firmensitz in Antalya am weitesten
entfernteste Basis der Airline. Elf Kapitäne,
sieben Erste Offiziere, zwei Techniker und
sieben Flugbegleiter haben hier für die
Wintersaison auf rotierender Basis Quartier
bezogen. Sie sollen SAA helfen, wieder auf
die Beine zu kommen, denn SunExpress
www.
AIRLINE / PORTRÄT
fliegt in dieser Wintersaison zwei Boeing 737
im Auftrag von South African. Die Maschi-
nen werden auf den Strecken von Johan-
nesburg nach Kapstadt, Durban und Port
Elizabeth eingesetzt.
Getroffen haben sich Lamola und Kow-
natzki aber, um die Kooperation auszuwei-
ten. Im kommenden Winter 2024/25 sollen
vier SunExpress-737 in Südafrika fliegen. Und
da die SunExpress-Flotte in den kommenden
zehn Jahren auf bis zu 166 Maschinen wach-
sen soll, könnte die neue Partnerschaft noch
weiter ausgebaut werden, angeblich auf bis
zu zehn Flugzeuge. Für SunExpress ist die
Aktion sinnvoll, weil sie in der nachfrage-
schwächeren Wintersaison ihre Maschinen
auslasten kann.
Von 13 auf 40 Flugzeuge
Lamola und sein Management-Team ar-
beiten derzeit daran, einen Fünfjahresplan
umzusetzen. Als SAA nach der Sanierung
im Business-Rescue-Verfahren Ende 2021
wieder zu fliegen begann, hatte die Airline
sechs Flugzeuge. Heute sind es inklusive
der beiden SunExpress-Jets 13. Am Ende des
Finanzjahres 2025 (Ende März 2025) sollen
es 21 Maschinen sein, und möglichst bald
Von April an will
SAA mit A340-300
ab Johannesburg
nach Perth in
Australien fliegen
danach 38 bis 40. Wann genau, traut sich
niemand zu sagen, und das liegt vor allem an FAKTEN /
der aktuell weltweit herrschenden Nachfrage
nach neuen und gebrauchten Flugzeugen Gegründet 1. Februar 1934
– praktisch jede Airline sucht zusätzliche
IATA-/ICAO-Kürzel SA/SAA
Maschinen.
Firmensitz Johannesburg
Neben der allgemeinen Flugzeug-Knapp-
heit gibt es für SAA auch andere ungünstige Mitarbeiter 1050
Rahmenbedingungen. Die wichtigste ist wo- Hubs Johannesburg
möglich, dass die anderen Airlines den Markt Ziele 14
während der SAA-Abstinenz neu besetzt und
aufteilt haben. Mit 31 Boeing 737 ist FlySafair, FLOTTE
eine Tochtergesellschaft von ASL Aviation, A320ceo 6
derzeit der größte Anbieter bei den auf- A330-300 2
kommensstarken Inlandsstrecken. FlySafair A340-300 1
verfolgt mehr oder weniger ein Low-Cost- im Wetlease:
Modell. Daneben ist der ehemalige SAA- Boeing 737-300 2
Partner Airlink stark gewachsen. Die Boeing 737-800 2
private Airline flog lange unter der Marke
SA Airlink quasi als Regionalpartner für SAA, Internet: www.flysaa.com
hatte aber schon vor einigen Jahren auch
immer mehr auf Strecken im eigenen Risiko
gesetzt. Airlink hat mittlerweile eine Flotte Darüber hinaus gibt es noch kleinere Air-
von rund 70 Flugzeugen, die meisten davon lines wie Cem Air und Lift, die für SAA keine
Embraer 190/195. Mit den Maschinen fliegt größere Bedrohung darstellen. Lift ist aus
Airlink ein dichtes Inlandsnetz, aber auch in einem anderen Grund ein relevanter Faktor,
Nachbarländer Südafrikas, also auf Strecken, aber auch dazu später mehr. Nachdem SAA
die früher SAA selbst übernommen hätte. wieder im Inlandsmarkt aktiv geworden
ist, steht nun erst einmal die Expansion auf
den Langstrecken auf dem Plan. Derzeit hat
SAA zwei Airbus A330-300 und einen Airbus
A340-300 in der Flotte. Eine zweite A340-
300, die schon früher für SAA geflogen, aber
derzeit eingemottet ist, soll flugtüchtig ge-
macht werden. Außerdem sucht die Airline
laut Verkaufschef Tebogo Tsimane weitere
A330, idealerweise schon im nächsten Jahr.
Begonnen hat SAA die Rückkehr auf
der Langstrecke mit der Strecke nach São
Paulo. Jeweils zweimal pro Woche fliegt die
A330 von Kapstadt und Johannesburg nach
Südamerika. Perth soll als nächstes folgen,
und zwar mit der A340, die derzeit noch
auf längeren Strecken innerhalb Afrikas
eingesetzt wird. Im Kalenderjahr 2024 will
SAA dann keine neue Langstrecken mehr
eröffnen, sondern laut Tsimane erst einmal
die Frequenzen nach São Paulo und Perth
erhöhen. In Europa stehen mittelfristig dann
Frankfurt und London als Prioritäten auf der
Liste. Beide will SAA dann auch wieder mit
der A330 anfliegen. Selbst vom hoch gelege-
nen Johannesburg sind Tsimane zufolge die
Nutzlastbeschränkungen minimal – und na-
türlich ist die A330 im Vergleich zur A340 das Gemischte Crews von South African Airways und SunExpress in einer von
deutlich wirtschaftlichere Flugzeug. der deutsch-türkischen Gesellschaft geleasten Boeing 737-800

Die A330-300 wird von Kapstadt

und Johannesburg (Foto) nach São
Paulo in Brasilien eingesetzt

2/2024 www.aerointernational.de 19
AIRLINE / PORTRÄT
Mittelfristig aber setzt SAA weder auf die
A330 noch auf die A340. Bevorzugtes Muster
ist der Airbus A350, allerdings will Tsimane
in der Evaluierung auch die Boeing 787 nicht
ausschließen, und kann sich einen Wechsel
vorstellen, wenn die Maschine günstiger zu
haben ist.
Während Perth, São Paulo sowie Europa
noch üblich lange Strecken für Großraum-
flugzeuge sind, ist die Rückkehr nach Nord-
amerika von Südafrika aus auch wieder ein
Einstieg in die Ultra-Langstrecke. Konkurrent
Delta Air Lines etwa fliegt derzeit in 16 Stun-
den von Atlanta nach Kapstadt. Lamola will
aber auch wieder auf Partnerschaften inner-
halb der Star Alliance setzen, deren Mitglied
SAA weiter ist. Vor allem mit Lufthansa soll
es noch mehr Gemeinschaftsflüge geben, um
den Zeitdruck beim Ausbau des eigenen Net-
zes zu mindern.
Lufthansa und andere internationale
Gesellschaften setzen mittlerweile aber in
Südafrika auch auf Konkurrenten – so gibt
es Gemeinschaftsflüge mit Airlink, ein Um-
20 www.aerointernational.de 2/2024
Zwei 737-800 von
SunExpress sind
von Johannesburg
nach Kapstadt,
Durban und Port
Elizabeth im Einsatz
stand, der den SAA-Managern erkennbar ein
Dorn im Auge ist. Gegen Airlink will SAA
auch auf den internationalen Strecken mit
der wachsenden Flotte mehr konkurrieren
– bis zum Ende des Finanzjahres 2025 will
SAA immerhin 14 Airbus A320 betreiben.
Offiziell spielt Lamola das Problem allerdings
herunter: im Inland seien die Airlines vor
allem durch das Ausscheiden von Kulula, Co-
mair und Mango lange noch nicht auf dem
Kapazitätslevel von 2019 angekommen. „Es
ist unser Plan, diese Lücke zu füllen“, so der
SAA-Chef. „Wir fühlen uns nicht übermäßig
bedroht.“
Und damit zum wohl umstrittensten
„Der Finanzinvestor Aspekt der SAA-Rückkehr, der Frage, ob die
könnte beschließen, Regierung einen Mehrheitsanteil an dem
Unternehmen an einen privaten Anteilseig-
die Flotte von SAA ner verkaufen soll. Das Thema wabert schon
seit mehreren Jahren durch das Parlament in
zu verdoppeln“ Kapstadt und das Regierungsviertel in Preto-
John Lamola ria. Es gibt im Prinzip eine Vereinbarung,
CEO South African Airways 51 Prozent von SAA an das Takatso Consor-
tium zu verkaufen, hinter dem wiederum
Bis Ende 2025 will South African Airways
wieder 14 Airbus A320 betreiben
Vor der Insolvenz
flog die A350 in
den Jahren 2019
und 2020 kurze
Zeit bei SAA. Sie
wäre künftig für
Ultra-Langstrecken
eine Option
mehrere Beteiligte stehen. Unter anderem,
und das macht die Sache so kompliziert,
Gidon Novick und seine Global Airways. Glo-
bal betreibt die Airline Lift, siehe oben, die
mit sechs A320 auf Inlandsrouten unterwegs
ist und damit auch SAA Konkurrenz macht.
Novick ist in Südafrika eine bekannte Figur,
weil er einst die Billigairline Kulula gegrün-
det hat und zuvor CEO von Comair war.
Wann kommt privates Geld?
Das Competition Tribunal, die südafrikani-
sche Wettbewerbsbehörde, fordert nun, dass
Novick und Global ihren Anteil an Takatso
verkaufen, bevor das Konsortium bei SAA
einsteigen kann, um Interessenskonflikte
zu vermeiden. Novick hat öffentlich erklärt,
dass er gerne dabei gewesen wäre, SAA in
eine profitable Airline zu verwandeln, aber
zum Verkauf bereit ist. Allerdings nur dann,
wenn der Preis stimmt. Vereinbart ist zwar,
dass Takatso SAA zu einem symbolischen
Preis von nur wenigen Rand übernimmt,
allerdings ist der Wert einer Beteiligung an
Armin Bovensiepen von SunExpress und SAA-Chef
John Lamola (v. l.) erweitern die Zusammenarbeit
der neuen, alten nationalen Airline perspek-
tivisch höher.
Für Lamola und seine Leute ist das Thema
heikel. Einerseits gibt er zu Protokoll, dass
sein Team davon ausgeht, dass der Deal bis
Ende März 2024 über die Bühne gegangen
ist. Andererseits sei der Fünfjahresplan von
der Annahme ausgegangen, dass SAA kein
zusätzliches Kapital eines neuen Eigners
bekommt. Allerdings wäre genau das ei-
gentlich wünschenswert: Denn zusätzliches
Geld würde bedeuten, dass SAA schneller als
geplant wachsen könnte. „Der Finanzinvestor
könnte beschließen, die Flotte zu verdop-
peln“, sagt auch Lamola.
Die genaue Finanzlage des Unterneh-
mens ist nicht öffentlich bekannt, und auch
Lamola bewegt sich auf Nachfrage lieber
im Vagen. Seit der Restrukturierung ist SAA
schuldenfrei und Lamola hat dem Parlament
zuletzt wieder versichert, dass die finanzielle
Situation der Airline zuletzt 2011 vergleichbar
gut gewesen sei. Damals hat die Airline sogar
einen Gewinn gemacht,. Für das berüchtigt
Foto: Wikimedia Commes/Adam Moreira
träge Staatsunternehmen war das eher eine
Ausnahme.
Nun könne sich SAA aus dem operativen
Cash-Flow finanzieren und brauche keine
staatlichen Zuschüsse. Und es ist ja auch
viel passiert, gerade durch das Business-Re-
scue-Verfahren. Von den mindestens 4000
Mitarbeitern, die die Airline vor der großen
Krise beschäftigt hat, haben drei Viertel ihren
Arbeitsplatz verloren. SAA beschäftigt derzeit
noch 1000 Mitarbeiter. Das sind allerdings
nicht wenige für eine Airline mit nur neun ei-
genen Flugzeugen. Besonders überraschend
ist das nicht – schließlich ist der weitere Weg
von SAA immer noch eine Frage der Politik.
„Jeder glaubt, ihm gehört SAA“, sagt Lamola.
Für ihn ist das Fluch und Segen zugleich. Es
scheint alles andere als unwahrscheinlich
zu sein, dass sich bei der Gemengelage der
Verkauf weiter verzögert, obwohl er schon
längst hätte über die Bühne gebracht werden
sollen. Für SAA ist das angesichts der langen
Geschichte von Korruption und Misswirt-
schaft eher keine gute Nachricht.
2/2024 www.aerointernational.de 21

Unruhiger Flug
im Zeichen des
Springbocks
SOUTH AFRICAN AIRWAYS
Die 90-jährige Geschichte der nationalen
südafrikanischen Airline ist von herausragenden
aviatischen Leistungen geprägt – aber auch von
Apartheid und Korruption bis hin zur Insolvenz
22 www.aerointernational.de 2/2024
Die Lockheed L-749A
Constellation war das
erste SAA-Langstrecken-
flugzeug mit Druckkabine
Foto: SAR Travel and Publicity Department
D
enkt man an die erste Airline,
die einen Jet im Linienverkehr
einsetzte, so kommt einem unwei-
gerlich British Overseas Airways
Corporation (BOAC) und deren de Havilland
Comet 1 in den Sinn. Mit ihr begann am
2. Mai 1952 das Jetzeitalter zwischen London
und der südafrikanischen Metropole Johan-
nesburg. Doch nur ein Jahr später war South
African Airways (SAA) mit einer von BOAC
gemieteten Comet ebenfalls auf dieser Stre-
cke unterwegs. Darauf prangte das „Spring-
bok“-Logo der Airline, die elegante Comet
wurde von südfafrikanischen Besatzungen in
Cockpit und Kabine geflogen.
Es war nur eine von vielen Pionierleistun-
gen, die SAA-Mitarbeiter im Laufe der langen
Geschichte dieser Airline vollbrachten. Am
1. Februar 1934, also vor genau 90 Jahren, als
staatliches Unternehmen gegründet, reichen
ihre Wurzeln bis 1929 zurück. Bereits am
26. August jenes Jahres hatte ein Jagdflieger
 AIRLINE / HISTORIE

Betten gehörten an Bord der Constellations

zum Servicestandard auf Nachtflügen
Fotos: SAR Travel and Publicity Department

SAA konnte mit der Langstreckenversion Boeing 747SP den für sie gesperrten
Luftraum von Ländern umfliegen, die damit gegen die Apartheid protestierten

Die Vickers Viscount war die erste Turboprop auf

Kurz- und Mittelstrecken

namens Major Allister M. Miller die Union

Fotos: SAR Travel and Publicity Department

Airways in der südafrikanischen Hafenstadt
Port Elizabeth ins Leben gerufen. Zum Ein-
satz gelangten zunächst vier einmotorige
Doppeldecker des Typs de Havilland Gipsy
Moth. Wer den Kino-Blockbuster „Jenseits
von Afrika“ gesehen hat, wird sich an Robert
Redford am Steuer eben jenes Flugzeugtyps
erinnern.

Pionierzeiten
Mit den offenen Maschinen war jedoch kein
Geld zu verdienen, und so übernahm das
heute als Transnet firmierende Transport-
unternehmen des südafrikanischen Staats
vor 90 Jahren die Union-Anteile. Sie gab der
kleinen Airline nicht nur Geld, sondern auch
einen neuen Namen: South African Airways.
Am 1. November jenes Jahres stellte die junge
SAA mit einer Junkers Ju52/3m ihr erstes
mehrmotoriges Flugzeug in Dienst. Genau
ein Jahr darauf integrierte SAA die Aktivitä-
Mit nur wenigen Ausnahmen zählte die Douglas DC-3 in den Jahren nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs zum Standardinventar der Airlines – so auch bei SAA
ten der South-West African Airways in ihren Flugzeugentwürfe von Lockheed, Douglas
Flugbetrieb. und Vickers. Dazu gehörten die legendären
Die Flotte der fusionierten Airline bestand Lockheed L-749A Constellation, Douglas
zunächst aus einem bunten Mix deutscher, DC-4, DC-6B und DC-7B für die Langstre-
britischer und amerikanischer Muster von cke sowie Douglas DC-3 und Vickers V.813
Junkers, Airspeed und Lockheed. Nach dem Viscount für kürzere, regionale Routen. In
Ende des Zweiten Weltkriegs setzte das Partnerschaft mit BOAC eröffnete SAA am
SAA-Management dann auf die neuesten 10. November 1945 ihre erste interkon-

2/2024 www.aerointernational.de 23
 AIRLINE / HISTORIE
Foto: SAR Travel and Publicity Department

Foto: SAR Travel and Publicity Department

Auch bei SAA war das Oberdeck der Boeing 747 Die W34 war ein Exportschlager der Dessauer Junkers-Werke.
anfangs einer First-Class-Lounge vorbehalten. Auch SAA flog in den Pionierjahren mit den robusten Maschinen
Hier trafen sich Premiumpassagiere zum Cock-
tail oder zu einem Plausch über den Wolken

tinentale „Springbok“-Route, die von Johan-

nesburg nach London führte. Zum Einsatz
gelangte eine Avro York ohne Druckkabine,
die ihr Ziel nach 34 Stunden erreichte – mit
Zwischenlandungen in Nairobi, Khartoum,
Kairo, Castel Benito und Bournemouth.

Apartheid-Konsequenzen
Die ersten Konequenzen der damaligen,
menschenverachtenden Apartheidpolitik
Südafrikas taten sich im August 1963 auf, als
einige afrikanische Staaten der SAA die Über-
flugrechte entzogen. Dies war mit ein Grund
dafür, dass die Charter-Tochtergesellschaft
Trek Air zwei Lockheed L-1649A Super Star
erwarb. Deren große Reichweite gestattete
Foto: SAR Travel and Publicity Department

es, über den internationalen Luftraum im

Süd- und Nordatlantik zwischen Europa und
Südafrika zu verkehren.
Aus dem gleichen Grund bestellte SAA
im darauffolgenden Jahrzehnt die Boeing
747SP als extreme Langstreckenversion des
Jumbo Jets. Am 23. März 1976 stellte eine
dieser „Special Performance“-Versionen der
747 auf dem Auslieferungsflug von Seattle
South African Airways mietete von BOAC 1953 die ersten Passagierjets des
nach Kapstadt einen Langstreckenrekord für Typs Comet 1. Davon zeugte das SAA-Logo an Bug und Heck jener Jetliner
Verkehrsflugzeuge auf: Die 16 560 Kilometer
wurden in 17 Stunden und 22 Minuten non-
stop zurückgelegt. Bis zu sechs Maschinen Angefangen mit Boeing 707 reichte das Port- land und im südlichen Afrika einsetzte.
dieses ursprünglich von Pan Am initiierten folio aus Seattle von der 727 über 737 und 747
747-Modells kamen zwischen 1976 und 1983 bis hin zur 767. Das vorläufige Ende
zum Einsatz. Sie ergänzten eine Flotte von Eine Ausnahme bildeten ab 1976 vier Während der erste 747SP-Linienflug am
22 Boeing 747 der Versionen -200, -300 und fabrikneue Airbus A300B2, gefolgt von fünf 24. April 1976 von Johannesburg nach Athen
-400. Der US-Flugzeughersteller war tradti- A300B4, die South African ab 1981 erhielt in einem großen Bogen um Afrika herum
onell einer der bedeutendsten SAA-Partner. und auf aufkommenstarken Strecken im In- über Lissabon und Rom geleitet werden

24 www.aerointernational.de 2/2024
Neben Boeing 747-
200, -300 und SP be-
diente South African
Airways ihr Langstre-
ckennetz auch mit
acht 747-400. Das
letzte Exemplar
verließ die Flotte im
September 2011
Foto: SAR Travel and Publicity Department

Foto: SAR Travel and Publicity Department

Auf aufkommenstarken Regionalrouten im südlichen Afrika setzte SAA ab 1976

Airbus A300B2- und ab 1981 auch A300B4-Großraumjets ein

musste, gestatteten politische Entspan- Das neue Jahrtausend begann hoffnungs- Nach dem Gang in die freiwillige Insolvenz-
nungen in den neunziger Jahren wieder voll. Im April 2006 wurde SAA Mitglied im verwaltung wurde die Airline-Flotte im Juli
direktere Flugrouten. Zum ersten Mal nach Star-Alliance-Airlinebündnis, und das Ende 2020 an die Leasinggeber retourniert, und
28 Jahren konnte SAA über den Sudan und der Apartheid-Ära schien ihr goldene Zeiten zwei Monate darauf der Betrieb mangels
Ägypten hinweg fliegen – und das Ende zu bescheren. Doch schadete eine Reihe von finanzieller Mittel eingestellt. Das erste Kapi-
von Wirtschaftssanktionen gestattete die Korruptionsaffären nicht nur dem Ansehen tel war beendet, doch erhielt SAA eine zweite
Rückkehr nach New York und Australien. der Airline, sondern leerte auch ihre Kassen. Chance (siehe Seite 16). Wolfgang Borgmann

2/2024 www.aerointernational.de 25
 AIRLINE / INTERVIEW
Foto: Cathay Pacific
Neue First Class
für die 777-9
CATHAY PACIFIC
Brian Tsoi, als Area Manager verantwortlich für den Vertrieb in
Nordeuropa, stellte sich den Fragen von AERO-INTERNATIONAL-
Redakteurin Astrid Röben
AERO INTERNATIONAL: Sie haben im Au-
gust Ihren neuen Posten übernommen.
Wodurch unterscheidet sich der euro-
päische Markt von anderen globalen
Märkten?
BRIAN TSOI: Europa hat eines der dichtesten
Luftverkehrsnetze der Welt, der Markt ist in
hohem Maß von Wettbewerb geprägt – so-
wohl unter den traditionellen Airlines als
auch unter den Low-Cost-Carriern. Weil es
in Europa viele Flughäfen gibt, herrscht ein
großes Streckenangebot. Vor allem Frankfurt
oder London-Heathrow sind wichtige Dreh-
kreuze für den internationalen Luftverkehr
26 www.aerointernational.de 2/2024
und dienen als Brücken zwischen den Kon-
tinenten. Auch für unsere Flüge nach Hong-
kong sind diese Flughäfen von Bedeutung.
Welche Rolle spielt der deutschsprach-
ige Markt?
Cathay Pacific ist bekannt für ihren hochwer-
tigen Service und hat eine treue Kundschaft,
darunter sind auch viele Geschäftsreisende
und Vielflieger aus Deutschland, Österreich
und der Schweiz. Somit ist das Angebot von
Nonstopverbindungen nach Hongkong,
Asien und darüber hinaus von großer Bedeu-
tung. Wir bieten täglich Nonstopverbindun-
Die Cathay Pacific
Group erneuert ihre
Flotten derzeit unter
anderem mit A321neo
gen ab Frankfurt und dreimal in der Woche
vom Züricher Flughafen aus nach Hongkong
an. Von dort aus bedienen wir weitere Ziele
in Asien und der Welt – etwa Tokio, Singapur,
Sydney, Bali, Bangkok, Ho-Chi-Minh-Stadt
sowie 16 Flughäfen auf dem chinesischen
Festland.
Gibt es weitere Ziele in Deutschland,
Österreich oder der Schweiz, die Cathay
gerne bedienen würde?
Ich persönlich würde mich sehr darüber
freuen, wenn Cathay in Zukunft weitere Ziele
in der DACH-Region anfliegen würde. In den
vergangenen zwölf Monaten haben wir uns
allerdings mehr auf den Wiederaufbau von
Cathay konzentriert. Als Gruppe konnten wir
2023 wieder 70 Prozent unserer Passagier-
flüge aus dem Vor-Pandemiejahr aufnehmen
und rund 80 Ziele bedienen. In diesem Jahr
werden wir weiter an der vollständigen
Wiederherstellung unseres Flugbetriebs
arbeiten. Dabei überprüfen wir die Ziele in
unserem Streckennetz kontinuierlich um
sicherzustellen, dass wir die Bedürfnisse un-
serer Kundinnen und Kunden bestmöglich
erfüllen. Darüber hinaus haben wir Codesha-
re-Vereinbarungen mit mehreren Airlines in
der Region geschlossen. Damit stellen wir si-
cher, dass unsere Fluggäste ihr Ziel erreichen.
Wie beurteilen Sie die Wettbewerbssitu-
ation auf den Strecken zwischen Europa
und Asien – insbesondere zum chinesi-
schen Festland?
Als sehr dynamisch und von verschiedens-
ten Faktoren beeinflusst. Natürlich konkur-
riert Cathay Pacific mit anderen Airlines auf
diesen Strecken, und wir begrüßen diesen
Wettbewerb. Wir erhöhen weiterhin unsere
Kapazität und bauen die Konnektivität ab
unserem Drehkreuz Hongkong aus. Wir bie-
ten rund 180 Hin- und Rückflüge pro Woche
zum chinesischen Festland an.
Saudi-Arabien pumpt derzeit Milliarden
von Dollar in eigene Fluggesellschaften
und Drehkreuze. Entwickelt sich da eine
Konkurrenz für Cathay?
Die Luftfahrtbranche ist sehr wettbewerbs-
intensiv. Bereits vor der Pandemie standen
wir in Hongkong mit mehr als 100 Airlines
im Wettbewerb. Wir merken, dass ein aktiver
und lebendiger Luftverkehrsmarkt für den
Erfolg Hongkongs als internationales Luft-
verkehrsdrehkreuz entscheidend ist. Dank
unseres Zwei-Marken-Ansatzes profitieren
wir sowohl vom Premium-Service der Cathay
Pacific als auch von den Stärken und dem
Wachstumspotenzial unseres Low-Cost-Car-
riers HK Express. Damit sind wir gut aufge-
stellt, um die Bedürfnisse unserer Fluggäste
zu erfüllen.
Hat Covid-19 die Art des Reisens verän-
dert?
Die Pandemie hatte erhebliche Auswirkun-
gen auf die gesamte Luftverkehrsbranche.
In den letzten Jahren haben viele Menschen
aufgrund von Reisebeschränkungen, Grenz-
schließungen und Sorgen um die Gesund-
heit internationale Reisen eingeschränkt
oder ganz vermieden. Jetzt ist jedoch wieder
ein starker entgegengesetzter Trend zu be-
obachten. In Europa hat die Freizeitbranche
wieder ähnliche Zahlen erreicht wie vor der
Pandemie. Und auch wenn es im Bereich der
Geschäftsreisen etwas länger dauert, sind wir
zuversichtlich, dass auch hier bald wieder
ähnliche Zahlen erreicht werden.
Was steckt hinter der kürzlich prokla-
mierten neuen Kampagne „Feels Good
To Move“?
Vor kurzem haben wir die weltweite Einfüh-
rung unserer neuen Marke „Cathay“ veröf-
fentlicht, die unsere Entwicklung zu einer
Lifestyle-Marke im Premium-Reisesegment
darstellt. Sie besteht aus vielen sich ergän-
zender Kategorien, von Flügen, Urlaub und
Einkaufen über Speisen und Wellness bis
hin zur Zahlung. Auf der ganzen Welt wird
Cathay nun die Hauptmarke sein, während
Brian Tsoi arbeitet seit 2005 für Cathay und hatte bereits verschiedene Positionen inne
Cathay Pacific der Name der Fluggesellschaft
bleibt. Zur weltweiten Einführung der neuen
Marke wurde die Kampagne „Feels Good To
Move“ gelauncht. Sie spiegelt unsere neue
Strategie und unser Ziel wider, Menschen
zu bewegen. Die Kampagne ist ein Ausdruck
unserer Entschlossenheit, das infrage zu
stellen, was als Standard oder Erwartung gilt.
Wir wollen über uns hinauswachsen und
das Beste sein, was wir sein können. Jeder
Aspekt der Kampagne ist eine Einladung zur
Bewegung. Die Geschichte von Cathay war
schon immer von Innovation und Ehrgeiz
getrieben. Und genau das verkörpert die
neue Kampagne.
Cathay Pacific plant die Einführung der
neuen Business Class in den Boeing 777-
300ER. Wann genau?
Wir werden die AriaSuite ab dem zweiten
Quartal dieses Jahres anbieten können. Wei-
tere Informationen werden wir bald bekannt
geben. Es ist die Vision von Cathay, eine der
weltweit führenden Dienstleistungsmarken
zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, in-
vestieren wir kontinuierlich in die Verbesse-
rung des Reiseerlebnisses unserer Fluggäste.
Es ist auch von einer neuen First Class
die Rede ...
Der neuen AriaSuite in der Business
Class wird ein neues, weltweit führendes
First-Class-Erlebnis an Bord unserer 777-9 fol-
gen. Die ersten Flugzeuge dieses Typs erhal-
ten wir 2025. Weitere Informationen werden
zu gegebener Zeit folgen.
Außerdem kauft Cathay bis zu 32
A321neo und A320neo ...
Foto: Cathay Pacific
Damit erhöht sich die Zahl der Flottenneu-
zugänge in der Cathay Group auf mehr als
70. Wir erwarten, dass wir diese Flugzeuge
bis 2029 erhalten. Sie werden die Flotten
von Cathay Pacific und HK Express ergänzen
und vor allem Ziele auf dem chinesischen
Festland und in anderen Teilen Asiens anflie-
gen. Wir haben bereits 13 von 32 im Jahr 2017
bestellten A321neo eingeflottet. Durch die
Erweiterung mit hochmodernen, treibstoff-
effizienten Flugzeugen können wir unser
Streckennetz noch weiter ausbauen bezie-
hungsweise die Freuquenzen erhöhen.
Nun noch eine Frage zu den aktuellen
geopolitischen Krisen in der Ukraine be-
ziehungsweise Nahost. Wie wirken sich
diese auf ihre Operation zwischen Europa
und Asien aus?
Auf unserer Route zwischen Hongkong und
Europa wird der russische Luftraum derzeit
nicht überflogen. Das bedeutet eine zusätz-
liche Flugzeit von etwa 60 bis 75 Minuten
in Richtung Asien und rund 100 bis 120
Minuten in Richtung Europa. Wir mussten
uns sofort Gedanken machen, wie wir den
Komfort und das Wohlbefinden unserer
Kunden auf diesen längeren Flügen sicher-
stellen können und haben in allen Klassen
mehr Snack-Angebote geschaffen. Natürlich
mussten wir auch sicherstellen, dass die von
uns geflogenen Strecken sicher sind und
dass wir Ausweichmöglichkeiten haben, falls
diese Strecken nicht mehr beflogen werden
können. Dennoch: Hongkong hat seine Po-
sition als Hub auf dem Weg nach Australien
gesichert und ist auch wieder attraktiv für
Passagiere auf dem Weg nach Nordostasien
geworden.
2/2024 www.aerointernational.de 27
 NEWS /
Foto: TAAG Angola Airlines
TAAG ANGOLA AIRLINES
Fundamentale Verwandlung
TAAG Angola Airlines durchläuft ein straffes Restrukturierungsprogramm.
AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Kurt Hofmann konnte mit Eduardo Fairen
eines dessen letzten Interviews als Chief Executive Officer (CEO) der
Fluggesellschaft führen
AERO: Sie haben zwei Boeing
787-9 und zwei 787-10 bestellt.
Wann rechnen Sie mit den
Flottenneuzugängen?
EDUARDO FAIREN: Die erste
787-9 wird voraussichtlich im
August oder September eintref-
fen, die drei weiteren Flugzeuge
erwarten wir in der ersten Jahres-
hälfte 2025. Wir werden darüber
hinaus neun geleaste A220-300
einflotten – zusätzlich zur 2022
während der Farnborough
Airshow unterschriebenen Order
über sechs A220-300. Aber: Die
bekannten Probleme mit den
Pratt&Whitney-Triebwerken
machen auch vor Angola nicht
Halt. Die erste der 15 A220 sollte
bereits im August vergangenen
Jahres eintreffen, jetzt wurde
der Termin auf kommenden Juli
verschoben.
Was bedeutet diese Verspä-
tung für Ihr Unternehmen?
Wir können keine weiteren Ver-
28 www.aerointernational.de
2/2024
AIRLINE
zögerungen bei der A220-Flotte
hinnehmen, denn das hat nega-
tive Auswirkungen auf unseren
Geschäftsplan. Der Mangel an
neuen Flugzeugen auf dem
Markt bleibt dynamisch. Wir
sprechen mit allen Leasingfir-
men, um zusätzliche Flugzeuge
zu bekommen, um ältere Ma-
schinen zu ersetzen. Wir haben
außerdem die Möglichkeit, bei
Boeing einige Optionen auf ins-
gesamt acht Großraumflugzeuge
in Narrowbodies umzuwandeln
– beispielsweise Boeing 737 MAX.
TAAG Angola Airlines möchte
ihre Langstreckenflotte
modernisieren
TAAG hat noch drei ältere
Boeing 777-200 im Bestand …
Möglicherweise bringen wir
diese als Frachter wieder in die
Luft. Wir planen, in Zukunft ma-
ximal drei Großraumfrachter zu
betreiben. Wir müssen uns au-
ßerdem entscheiden, ob wir mit
den bestellten Boeing 787 einige
ältere 777 ersetzen wollen. Lang-
fristig streben wir eine Flotte von
30 Großraumflugzeugen an.
Dann benötigen Sie aber auch
viel Zubringerverkehr …
Eduardo Fairen
wurde Anfang De-
zember 2023 über-
raschend als CEO
der TAAG Angola
Airlines abgelöst
Afrika ist ein großer Kontinent.
Mit A220 oder 737 MAX kann
man jedes Ziel auf diesem Erdteil
erreichen. Unsere Idee ist es,
25 regionale Ziele anzufliegen.
TAAG bedient derzeit zwölf Ziele
in Afrika, Europa, Südamerika
und China. Dafür kommen zwei
weitere Boeing 737-700 mit kurz-
fristigen Leasingverträgen zu
uns, und wir suchen nach weite-
ren Flugzeugen, um die Verzöge-
rung der A220 auszugleichen.
Was erwarten Sie vom neuen
Flughafen Luanda, der am
10. November eröffnet wurde?
Der neue Hub steht für verbes-
serte Konnektivität, und dank
ihm können wir unser interkon-
tinentales Wachstum forcieren
– zunächst auf bestehenden
Strecken wie nach Lissabon, São
Paulo, Madrid und Havanna.
Luanda ist geografisch ein guter
Knotenpunkt, auch für den Ver-
kehr nach Südamerika, was uns
Vorteile bietet. Unser Wartungs-
zentrum am neuen Flughafen
ist bereits im Bau. Fest steht,
dass wir unseren Passagieren am
neuen Standort wesentlich mehr
Komfort bieten können. Ab dem
1. Juli möchten wir ausschließlich
vom neuen Airport aus fliegen.
Neue Flugzeuge und ein neuer
Flughafen sind eine Sache, das
Unternehmen zu verändern,
ist eine andere, durchaus
große Aufgabe …
Der Wandel ist im Gang und
braucht Zeit. Und er ist nicht ein-
fach. Mit 2400 Mitarbeitern und
einer Flotte von fünf 777-300ER,
drei 777-200ER, sieben 737-700
und sechs Q400 hat TAAG ein-
deutig zu viele Mitarbeiter pro
Flugzeug. Eine Tatsache hilft uns
dabei: die große Zahl bevorste-
hender Pensionierungen. Etwa
700 Mitarbeiter werden zwi-
schen 2024 und 2025 in den Ru-
hestand gehen. TAAG hat mit der
Rekrutierung neuer Mitarbeiter
begonnen. 350 sind bereits ein-
gestiegen. Mit der Ausweitung
des Betriebs und der Anzahl
der Pensionierungen gehen wir
davon aus, bis Mitte 2025 über
die richtige Anzahl an Mitarbei-
tern zu verfügen.

SAS
Anstrengendes Jahr
Ein arbeitsreiches Jahr liegt hinter Anko
van der Werff, CEO der SAS. Daran lässt er
während der Präsentation der Ergebnisse
des Geschäftsjahres 2022/2023, das am 30.
Oktober endete, keine Zweifel aufkommen.
Insbesondere das Chapter-11-Verfahren in
den USA und die Umsetzung des Restruktu-
rierungsprogramms hielt das Management
auf Trab. Nun konnte er erste kleine Erfolge
melden: „Im gesamten Geschäftsjahr reisten
rund 23,7 Millionen Passagiere mit SAS. Dies
entspricht einem Anstieg um 33 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr“ und sei eine klare
Bestätigung dafür, dass die Passagiere wei-
Die Avia Solu-
tions Group
hat ihren Sitz
inzwischen
nach Irland
verlagert
AVIA SOLUTIONS
GROUP
Gute Bilanz
Die Avia Solutions Group meldet für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahrs ein berei-
nigtes EBITDA von 316 Millionen Euro, was einem Wachstum von 31 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum entspricht. Darüber hinaus stieg der Umsatz der Gruppe um 22 Prozent
auf 1,64 Milliarden Euro. Laut Jonas Janukenas, CEO der Avia Solutions Group, spiegeln
diese Finanzergebnisse die große Nachfrage nach ACMI-Dienstleistungen auf dem globalen
Luftfahrtmarkt wider. Aktuell besteht die Flotte aus 197 Passagier- und Frachtflugzeugen.
Janukenas unterstreicht, dass die Avia Solutions Group ihre führende Position auf dem ACMI-
Markt beibehalten will und insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum wachsen möchte.
GESEHEN /
Neuer Look
RIAD Saudia startet mit neuer Marken-
identität ins neue Jahr. Die Lackierung und
das Logo werden von drei Farben geprägt.
Grün symbolisiert den Nationalstolz und
das Engagement von Saudia, die Nachhal-
tigkeitsziele voranzutreiben. Blau steht für
die Meere und den Himmel. Sie spiegelt
80 000
terhin zu SAS halten, dass die „Anstrengun-
gen zur Steigerung des Geschäftsvolumens
im Laufe des Jahres erfolgreich waren“. Und:
„Am 3. Oktober gab SAS bekannt, dass Cast- Tonnen Sustainable Aviation
lelake, Air France-KLM und Lind Invest zu- Fuel (SAF) haben die Airlines der
sammen mit dem dänischen Staat als Bieter Air France-KLM Group im Jahr
ausgewählt wurden und den Zuschlag für die 2023 getankt – fast doppelt so
Ausstiegsfinanzierung von SAS erhalten hat“,
so van der Werff weiter. Auch dies bestätige,
viel wie im Vorjahr.
„dass unsere neuen Investoren an SAS und
unser Potenzial glauben, in den kommenden
Jahren an der Spitze der Luftfahrtindustrie
zu bleiben“. Allerdings: Fürs Gesamtjahr
KURZ NOTIERT
muss der CEO rote Zahlen melden: Bei einem TURKISH AIRLINES hat am
Umsatz von umgerechnet 3,7 Milliarden Euro 12. Dezember eine Linienverbindung
steht unterm Strich ein Netto-Verlust von von Istanbul nach Osaka, Japan, auf-
rund 500 Millionen Euro. genommen. Geflogen wird viermal
pro Woche mit Boeing 787-9.
AMERICAN AIRLINES erhält 22
Millionen US-Dollar vom US-Bun-
desstaat Oklahoma für die Moderni-
sierung der Wartungsbasis in Tulsa.
Nein zum Greenwashing: Im
Dezember hat die britische Wer-
beaufsichtsbehörde Anzeigen von
Foto: Avia Solutions Group
AIR FRANCE, LUFTHANSA und
ETIHAD verboten, weil sie einen
„irreführenden Eindruck von den
Umweltauswirkungen des Werbe-
treibenden“ vermitteln.
CHINA SOUTHERN bedient seit
dem 22. Dezember die Verbindung
Zhengzhou – Luxemburg.
AIR TRANSAT und die Gewerk-
schaft der Flugbegleiter, CUPE,
haben eine grundsätzliche Einigung
über die Erneuerung des Tarifver-
trags erzielt. Über die Einzelheiten
der Vereinbarung muss allerdings
noch abgestimmt werden.
Im Juni wird DELTA AIR LINES
tägliche Flüge zwischen Seattle und
Taipeh aufnehmen.
ALL NIPPON AIRWAYS (ANA)
wurde jetzt von Skytrax erneut mit
der prestigeträchtigen Fünf-Sterne-
Bewertung für Servicequalität aus-
gezeichnet. Der Carrier hat dieses
Rating bereits zum elften Mal in
Folge erhalten.
LOT POLISH AIRLINES fliegt ab
dem 4. Juni dienstags, donnerstags
laut Saudia das Engagement wider, die
Flotte auf 241 Flugzeuge zu erweitern und
und sonntags nonstop mit Boeing
737 MAX von Warschau nach Riad.
bis zu 145 Ziele anfliegen zu wollen. Und
schließlich die Farbe Sand, die für das
reiche kulturelle Erbe des Landes und das
Engagement für die Mitarbeiter, die Gewin-
MEHR NEWS
Aktuelle Meldungen lesen
nung von Talenten und die Förderung der
Sie jederzeit auf unserer
Entwicklung durch verschiedene ehrgeizi-
Homepage
ge Projekte stehen soll.  Foto: Saudia
www.aerointernational.de
2/2024 www.aerointernational.de 29
 NEWS / AIRLINE
Foto: Turkish Airlines
Turkish Airlines stellt AJET
auf eigene Beine
ANADOLUJET
Umbenennung
Bislang war AnadoluJet lediglich eine Marke
der Turkish Airlines – 2008 ins Leben gerufen,
um den Lufttransportbedarf in Anatolien zu
decken. Ab Ende März wird sie jedoch unter
dem Namen „AJET Air Transportation Inc.“
als hundertprozentige Tochtergesellschaft
des türkischen Nationalcarriers operieren.
Bei einer Veranstaltung am 24. November im
Turkish-Technic-Hangar auf dem Istanbuler
Flughafen Sabiha Gökçen, an der auch Füh-
rungskräfte von Turkish Airlines teilnahmen,
wurde AJET erstmals für die Öffentlichkeit
ins Rampenlicht gerückt. Der Vorstands-
vorsitzende von Turkish Airlines, Ahmet
Bolat, betonte vor den Gästen: „Wir sind fest
davon überzeugt, dass AJET mit ihrem neuen
Namen zu einem wichtigen Bestandteil
der weltweiten Low-Cost-Luftfahrtbranche
Nationaler Stolz
KLM hat die Lackierung ihrer blau-orangen
Boeing 777-300ER mit der Registrierung
PH-BVA im November auf Malta auf-
frischen und ein besonderes Detail hin-
30 www.aerointernational.de 2/2024
werden wird.“ Die Günstigfluggesellschaft
wird ihren Flugbetrieb ab den Airports An-
kara-Esenboga und Istanbul-Sabiha Gökçen
fortsetzen. Auf letzterem gilt Wettbewerberin
Pegasus als Marktführerin. Turkish-Tochter
AJET plant, mit einer innovativen Perspektive
in den Günstigflugmarkt einzusteigen. Durch
die Vereinfachung der angebotenen Dienst-
leistungen und eine Ein-Klassen-Kabine will
das Unternehmen den Kostenvorteil in den
Ticketpreisen widerspiegeln und die Luft-
verkehrsdienste einem breiteren Publikum
zugänglich machen. Zudem präsentiert sich
AJET in neuen Farben und soll in Zukunft
auch wachsen. Aktuell stehen mehr als
80 Flugzeuge unter der Marke AnadoluJet
in Diensten – Boeing 737-800, 737 MAX 8,
A320ceo und -neo sowie A321ceo und -neo.
Bedient werden annähernd 90 Destinationen
– darunter rund allein 40 im Inland.
GESEHEN /
zufügen lassen. Beide einst ineinander
übergehende Farben werden jetzt von der
niederländischen Flagge getrennt.
 Foto: Jay Lee/AirTeamImages
BBN AIRLINES THAILAND
Start-up in Asien
Im Land des Lächelns ist jetzt die BBN Airlines
Thailand ins Leben gerufen worden. Hinter
dem Start-up steht die in Irland sitzende Avia
Solutions Group, der weltweit größte Anbieter
im Bereich ACMI (Aircraft, Crew, Maintenance
and Insurance). Schon in Kürze soll die Air
Operator Licence (AOL) vorliegen, im Oktober
dieses Jahres wird dann mit dem Air Operator
Certificate (AOC) gerechnet. Die Flotte der
neuen Fluggesellschaft soll aus A320 und A321
bestehen und bis Ende des Jahres auf vier und
bis 2025 auf 16 Maschinen wachsen. Martynas
Grigas, Vorsitzender von BBN Airlines Thailand
und BBN Airlines Indonesia, erwartet, dass
die Luftfahrtindustrie im asiatisch-pazifischen
Raum in diesem Jahr zu alter Vor-Corona-Stär-
ke zurückkehren werde, somit sei der Zeit-
punkt der Gründung günstig. Jonas Janukenas,
CEO der Avia Solutions Group, unterstreicht,
dass der Konzern bis Ende 2024 fünf Flugge-
sellschaften im asiatisch-pazifischen Raum
betreiben wolle.
LATAM
Prognose veröffentlicht
Die LATAM-Gruppe hat ihre operativen und
finanziellen Prognosen für das Jahr 2024 ver-
öffentlicht. So rechnet die Gruppe für dieses
Jahr mit einem Passagierwachstum zwischen
12 und 14 Prozent (gemessen in angebote-
nen Sitzkilometern, ASK) und geht davon aus,
dass das Niveau von 2019 im ersten Quartal
2024 übertroffen wird. Für den brasiliani-
schen Inlandsmarkt wird ein Wachstum
zwischen sieben und neun Prozent prognos-
tiziert. Die Tochtergesellschaften von LATAM
Cargo erwarten ein Wachstum von zehn bis
zwölf Prozent (gemessen in verfügbaren
Tonnenkilometern, ATK); aktuell betreiben
sie insgesamt 19 Frachtflugzeuge, womit sie
ihre Position als größte Cargo-Airline-Grup-
pe in Lateinamerika festigen. In finanzieller
Hinsicht sagt die LATAM-Gruppe für das Jahr
2024 ein bereinigtes EBITDAR in Rekordhöhe
zwischen 2,6 und 2,9 Milliarden US-Dollar
voraus.
RYANAIR
Expansion
Der irische Low-Cost-Carrier Ryanair wird
im kommenden Sommer mehr als 1000 wö-
chentliche Flüge von Europa nach Marokko
beziehungsweise innerhalb des nordafri-
kanischen Landes anbieten. 14 Flugzeuge
werden in Marokko stationiert – sieben in
Marrakesch, drei in Fès, zwei in Agadir und
erstmals auch zwei in Tanger. Insgesamt
stehen zwölf Flughäfen in dem nordafrikani-
schen Land im Flugplan.
KURZ NOTIERT
Am 14. Dezember schlossen 58
Pilotenanwärter der Emirates ihre
Ausbildung an der EMIRATES
FLIGHT TRAINING ACADEMY
(EFTA) ab.
SUNEXPRESS wurde bei den
CAPA Aviation Awards for Excel-
lence 2023 als „Regional Airline
of the Year” ausgezeichnet. In der
Begründung heißt es, dass die
Fluggesellschaft mit der besten
Strategie überzeugt, sich als Markt-
führer etabliert und mit Innovati-
onen in der regionalen Luftfahrt-
branche überzeugt habe.
BRITISH AIRWAYS wird am
31. März eine Verbindung von
London-Gatwick nach Agadir
ins Programm nehmen. Viermal
wöchentlich bedient die Tochter
BA Euroflyer die Route.
ALASKA AIRLINES serviert an
Bord der Flotte jetzt auch Best
Day Brewing Kölsch – das erste
alkoholfreie Bier in Alaskas Geträn-
keangebot.
PERSONALIEN
KLM wird Bas Brouns mit Wirkung
zum 24. April zum
Chief Financial Officer
(CFO) und Managing
Director ernennen.
Foto: KLM
Als Finanzchef tritt
er die Nachfolge von
Erik Swelheim an. Brouns ist derzeit
Senior Vice President Corporate
Controller bei KLM.
Carina Malmgren Heander, Exe-
cutive Vice President und Personal-
chefin der SAS, hat beschlossen, am
1. Februar von ihrem Posten zurück-
zutreten. Sie wird jedoch bis zum
Sommer als Senior Advisor für CEO
Anko van der Werff tätig sein, um
einen reibungslosen Übergang zu
gewährleisten.
21
Prozent mehr Passagiere als im
Vergleichsmonat des Vorjahres:
AirBaltic beförderte im Novem-
ber insgesamt 325 300 Fluggäste.
AIR INDIA
Sari darf nicht fehlen
Air India hat am 12. Dezember neue Unifor-
men für das Kabinen- und Cockpitpersonal
vorgestellt. Entworfen wurde die Kollektion
vom indischen Star-Designer Manish Mal-
Foto: Air India
hotra. Die neue Arbeitskleidung wird in den
nächsten Monaten sukzessive eingeführt,
beginnend mit der Indienststellung der ersten
A350 der Air India. Die Uniformen, Malho-
tras Interpretation des modernen indischen
Stils, passen zum kürzlich vorgestellten neuen
globalen Markenauftritt von Air India. Die
Arbeitskleidung der Cockpit-Crews besteht
aus einem klassischen schwarzen Zweireiher.
Zweckmäßigkeit ist Trumpf. Bei der Kleidung
für das weibliche Kabinenpersonal durfte hin-
gegen mehr gewagt werden und der typisch
indische Sari nicht fehlen. Allerdings wird die-
ser mit Bluse und Blazer kombiniert und kann
wahlweise mit bequemen Hosen getragen
werden. Das bietet den Kabinenmitarbeiterin-
IATA
Anhaltende Erholung
Die International Air Transport Association
(IATA) meldet, dass sich die anhaltende
Erholung der Passagiernachfrage weltweit im
Oktober fortgesetzt hat. So legte der Gesamt-
verkehr in dem Monat (gemessen in verkauf-
ten Passagierkilometern, kurz RPK) um 31,2
Prozent gegenüber dem Oktober 2022 zu.
Weltweit lag das Verkehrsaufkommen somit
bei 98,2 Prozent des 2019er-Niveaus. Der
Inlandsverkehr stieg im Oktober um 33,7 Pro-
zent gegenüber dem Vergleichszeitraum des
Vorjahres, getrieben durch das dreistellige
Ein Ausflug ins Reich der Fantasie
CALGARY Air Canada präsentiert mit Stolz
ihren neuen Disney-Flieger: Die Boeing 787-9
mit der Kennung C-FVLX fliegt nun Werbung
für den jüngsten Disney-Animationsfilm
Air India stattet zunächst das fliegende
Personal mit neuen Uniformen aus
nen Flexibilität bei der Wahl des Stils, mit dem
sie sich am stärksten identifizieren können –
und schafft einen exotisch anmutenden
Ost-trifft-West-Look. Die einzelnen Kleidungs-
stücke für das männliche und weibliche Ka-
binenpersonal wurden in enger Abstimmung
mit Vertretern des Kabinenpersonals von Air
India und dem Inflight-Services-Team der Flug-
gesellschaft entwickelt, das die neuen Designs
auch ausführlich getestet hat.
prozentuale Wachstum in China, und über-
trifft bereits die Werte aus dem Oktober 2019
um 4,8 Prozent. Der internationale Verkehr
stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um
29,7 Prozent und erreicht 94,4 Prozent des
Niveaus vom Oktober 2019. „Insbesondere
die internationale Nachfrage der Fluggesell-
schaften im asiatisch-pazifischen Raum liegt
19,5 Prozent hinter dem Jahr 2019 zurück.
Dies könnte auf die späte Aufhebung der
Covid-Beschränkungen in Teilen der Region
sowie auf wirtschaftliche Entwicklungen und
politische Spannungen zurückzuführen sein“,
sagte Willie Walsh, Generaldirektor der IATA.
GESEHEN /
„Wish“. Die Musical-Komödie ist seit Ende
November unter anderem auch in den
deutschen Kinos zu sehen.
 Foto: Adrian Edwards/AirTeamImages
2/2024 www.aerointernational.de 31
 NEWS / AIRLINE
delt. „Mit den fünf A330neo,
die wir derzeit betreiben, und
den sieben, die wir jetzt bestellt
haben, werden wir unsere
internationale Flotte vereinheit-
lichen“, sagte Chief Financial
Officer Alexandre Malfitani.

AFRIKA
EGYPTAIR hat inzwischen ihre
siebte Boeing 787-9 eingeflottet.
Das Flugzeug mit der Hersteller-
seriennummer 65106 trägt das
Kennzeichen SU-GFY.

DRAGONFLY aus Kenia hat

die Q400, Kennung 5Y-DRG, ein-
Foto: Embraer

geflottet die zuvor in Nordame-

rika bei Horizon Air zum Einsatz
gekommen ist.
Die kanadische PORTER AIRLINES hat 25 Kaufoptionen für Embraer 195-E2 in feste Bestellungen
umgewandelt. Mittlerweile liegen somit 75 Embraer im Warenkorb, dazu kommen nun 25 Kaufrechte.
24 Embraer 195-E2 stehen bereits in Diensten des Unternehmens und werden vorrangig ab Toronto
OZEANIEN
sowie Ottawa, aber auch ab Halifax und Montreal eingesetzt. Statt der für diesen Flugzeugtyp üblichen
Am 15. Dezember wurde die
Konfiguration mit 146 Sitzen hat sich Porter für die Ausstattung mit 132 Plätzen entschieden.
erste A220 an QANTAS ausge-
liefert. Das Flugzeug traf am 20.
Dezember in Sydney ein. Der
FLOTTEN-CHECK australische Nationalcarrier ist
somit der 20. Betreiber dieses

Eine Airline, ein Wort

Flugzeugtyps. Das sonderlackier-
te Flugzeug (AERO berichtete in
Heft 1/2023) ist die erste von 29
bestellten A220, die die Qantas
Einige Fluggesellschaften stehen zu ihrem Versprechen und wandeln Group erhalten hat. Mit ihnen
bestehende Optionen in feste Bestellungen um sollen bei QantasLink Boeing
717 ersetzt werden.

EUROPA EASYJET hat grünes Licht von

SUNEXPRESS betreibt aktuell
66 Flugzeuge und plant, die
Flotte in den nächsten zehn
Jahren auf bis zu 150 Flugzeuge
anwachsen zu lassen.
AIR CORSICA wird in der
ersten Hälfte dieses Jahres zwei
weitere ATR 72-600 einflotten.
ihren Aktionären bekommen
und eine Festbestellung über
157 weitere Flugzeuge der
A320neo-Familie bestätigt. Die
Order umfasst 56 A320neo und
101 A321neo und beinhaltet
auch die Umwandlung einer
bestehenden Bestellung über
35 A320neo auf die größere
A321neo.

Die niederländische TRANS- Neun Flugzeuge der A320-

AVIA konnte sich kurz vor
Weihnachten über die erste
A321neo freuen. Der Airbus ist
das erste von sieben Flugzeugen
Familie möchte die estnische
Condor-Schwester MARABU im
kommenden Sommer betreiben.
Jeweils vier sollen in München
Grafik: Airbus

dieses Typs, den der Carrier von
Air Lease Corporation leasen
wird.
Die dänische SUNCLASS hat
ebenfalls zum Ende des ver-
gangenen Jahres eine A321neo
einflotten können. Auch dieses
Flugzeug wurde von Air Lease
Corporation gemietet.
und Hamburg stationiert und
ein Airbus ab Heraklion einge-
setzt werden.
SÜDAMERIKA
AZUL hat vier im Juni gezeich-
nete Optionen für A330-900 in
feste Bestellungen umgewan-
TURKISH AIRLINES hat einen Auftrag über 220 Airbusse unterschrie-
ben. Die Order setzt sich aus 150 A321 und 70 A350 (50 A350-900, 15
A350-1000 und fünf A350-Frachter) zusammen. Im September hatte
die Airline bereits zehn A350-900 und im Juli 2023 vier A350-900 be-
stellt. Mit dieser jüngsten Bestellung erhöht sich der Gesamtauftrags-
bestand von Turkish Airlines bei Airbus auf 504 Flugzeuge, von denen
212 bereits ausgeliefert sind.

32 www.aerointernational.de
2/2024
UNFÄLLE
Glück im Unglück
Im zurückliegenden Monat wurden etliche Passagiere und Crewmitglieder
bei diversen Zwischenfällen verletzt – aber nicht getötet
8
3
9 gern dient. Die große Tür wurde
1 14. November 2023
ZÜRICH, SCHWEIZ
Die Cockpitcrew der A320 der
EasyJet Switzerland (HB-JZR)
musste den Landeanflug auf die
Zürcher Piste 22 wegen hefti-
ger Windscherungen kurz vor
Erreichen der Schwelle abbre-
chen und zum EuroAirport nach
Basel ausweichen. Doch auch
hier musste der Anflug wetter-
bedingt abgebrochen und ein
zweiter Landeversuch in Zürich in
Angriff genommen werden. Dort
allerdings kam der Airbus mit
einer Restkraftstoffmenge an,
die deutlich unter dem erlaubten
Minimum lag.
2 14. November 2023
NAVEGANTES, BRASILIEN
Als die Piloten der Boeing
737-800 der Gol (PR-GXT) auf
der Startbahn 25 mit Vollschub
beschleunigten, lösten sich
Teile der maroden Asphaltdecke.
Einige der meterlangen Brocken
wirbelten gegen das Heck und
die Höhenflossen der Maschine.
Die Cockpit-Crew brach den Start
ab.
1 Glück ohne Blessuren.
10
4 der Speed Star Express (N926MA)
2 hintere Frachtklappe, die meist
3 15. November 2023
NAHE MARISCAL
ESTIGARRIBIA, PARAGUAY
Aus bislang unbekannten
Gründen geriet die Cessna 208B
Grand Caravan der texanischen
TVPX Aircraft (N867UT) von der
Anfluglinie auf die unbefestigte
Piste einer Farm ab und kolli-
dierte mit Bäumen. Die beiden
Piloten und die fünf Fluggäste
wurden verletzt. Ob die Caravan
wieder repariert werden kann,
ist fraglich.
4 28. November 2023
KIKOBOGA, TANSANIA
Der Flugplatz am Mikumi
Nationalpark war Schauplatz
gleich zweier Vorfälle an nur
einem Tag. Am frühen Morgen
kollabierte das rechte Fahrwerk
einer Embraer EMB-120 Brasilia
der UnityAir (5H-MJH) während
der Landung auf der unbefes-
tigten Piste. Keine zwei Stunden
später kam eine weitere Brasilia
der Sindbard Air (5H-FLM) beim
Start von der Piste ab, kollidierte
mit einem Haus und fing Feuer.
5 8 13. Dezember 2023
6
7 löste sich im Landeanflug die
Keiner der insgesamt 67 Insassen
kam ernsthaft zu Schaden.
5 3. Dezember 2023
NAHE XIAMEN, CHINA
Die sechs Jahre alte A330-300 der
China Eastern Airlines (B-8970)
war auf 10 400 Meter Höhe im
Reiseflug von Schanghai nach
Hongkong unterwegs, als sich
mehrere Schaufelblätter des
linken Triebwerks lösten. Es gab
einen Knall, und heftige Vibra-
tionen entstanden durch die
Unwucht der sich drehenden
Turbine. Trümmerteile durch-
schlugen den Triebwerksmantel.
Zum Glück beschädigten sie
nicht den Rumpf. Die Piloten von
Flug MU 721 wichen ohne weite-
re Probleme nach Xiamen aus,
wo sie sicher landen konnten.
6 7. Dezember 2023
POGAPA, INDONESIEN
Drei der sieben Insassen einer
Cessna 208B Grand Caravan
der Dabi Air (PK-DPP) wurden
verletzt, als das Propellerflug-
zeug bei der Landung auf der
sehr schwierig anzufliegenden
aerointernational.de
Graspiste ausbrach und gegen
einen Erdwall prallte.
7 8. Dezember 2023
FUA’AMOTU, TONGA
Die Saab 340B der Lulutai Air-
lines (A3-PUA) musste aufgrund
von Hydraulikproblemen kurz
nach dem Start zum Flughafen
zurückkehren. Bei der Landung
kam die 27 Jahre alte Regional-
maschine von der Piste ab und
kollidierte mit einem Betonhin-
dernis. Das rechte Fahrwerk
kollabierte. Alle 35 Insassen
entstiegen dem Flugzeug zum
NAHE SAN LUIS, USA
Bei der 55 Jahre alten Twin Otter
als Ausgang von Fallschirmsprin-
nach hinten gerissen und prallte
gegen das Leitwerk, das dabei
beschädigt wurde. Dennoch ge-
lang den Piloten eine unfallfreie
Landung.
9 17. Dezember 2023
BUENOS AIRES,
ARGENTINIEN
Am späten Abend zog ein starkes
Unwetter über den Jorge New-
bery Airport, das große Regen-
mengen und orkanartige Böen
mit sich brachte. Eine auf dem
Stadtflughafen geparkte Boeing
737-700 der Aerolineas Argen-
tinas (LV-CAD) wurde von dem
Sturm erfasst und gegen Boden-
fahrzeuge gedrückt. Dabei wurde
das Flugzeug an Winglet, Flügel
und Rumpf beschädigt.
10 17. Dezember 2023
KIUNGA, KENIA
Unmittelbar nach dem Start auf
dem kleinen Flugfeld kollidierte
die Cessna 208B Grand Caravan
der Regierung Kenias (5Y-GOK)
mit Stromleitungen und stürzte
in eine angrenzende Kokosplan-
tage. Acht der zehn Insassen
an Bord wurden dabei schwer
verletzt.
Jan-Arwed Richter
2/2024 www.
33
NEWS / AIRLINE

Erster Rolltest in Hamburg-Finkenwerder: Dieses

Flugzeug hat die Baunummer 11702 und die tem-
poräre Testregistrierung D-AZWU. Es ist der erste
Airbus A321neo für die niederländische Fluggesell-
schaft TRANSAVIA . Foto: Valentin Römer

GEO SKY ist eine georgische Cargo Airline, die im Jahr 2017 gegründet wurde. Bisher war sie für ihre Boeing 747-200 bekannt, jetzt hat
sie auch eine Boeing 757 in die Flotte aufgenommen – wie hier in Hongkong zu sehen. Foto: Finn Peterson

SKY ANGKOR AIRLINES ist eine Fluggesellschaft aus Kambod-
scha, die diverse Ziele in Asien anfliegt. Dieser Airbus A320 war
zuvor für ITA Transportes Aéros in Brasilien unterwegs, wo er
seine auffällig gelbe Lackierung erhalten hat. Foto: Finn Peterson
34 www.aerointernational.de 2/2024
An einem grauen Donnerstag kam die in Europa selten zu
sehende Ilyushin II-76TD, Registrierung UK-76359, der
usbekischen UZ AERO CARGO an den Flughafen Leipzig/Halle.
Foto: Christian Schönfelder
 IE
FÜR S K T
EC
ENTD

Plane-Spotting

GARUDA INDONESIA war mit der Boeing 777-300ER

mit der Kennung PK-GIG in Wien zu Gast. Die natio-
nale Fluggesellschaft Indonesiens hat ihren Sitz am
Flughafen Soekarno-Hatta. Foto: Thomas Ramgraber

Dirk Grothe hat diese Maschine in Hamburg-Finkenwer-

der vor die Linse bekommen – noch vor dem Erstflug. Es
ist der erste Airbus A321neo für die dänische Charter-
fluggesellschaft SUNCLASS AIRLINES. Das Flugzeug
wird die Kennung OQ-VKA erhalten.
SCHICKEN SIE UNS IHRE FOTOS!
Sie haben auch ein besonderes Flugzeug vor die Linse bekommen?
Dann senden Sie uns doch ihr aktuelles Spotterfoto und ein paar
Informationen dazu per E-Mail an fotos-aero@aerointernational.de

2/2024 www.aerointernational.de 35
AIRPORT / PORTRÄT

Aufbruch in
eine neue Ära

3636 www.aerointernational.de www.aerointernational.de 2/2024 2

/2024

KANSAS CITY
Mit einem komplett neuen Terminal hat sich der internationale
Flughafen von Kansas City für die Zukunft gerüstet. Die 1,5
Milliarden US-Dollar teure Investition gilt als die größte in der
Geschichte der im US-Bundesstaat Missouri gelegenen Stadt
Text Astrid Röben | Fotos Sebastian Thoma
Z
ugegeben: Es ist ein bisschen kompli-
ziert. Zur Erklärung könnte deshalb
ein Blick auf die Karte der USA helfen:
Im Mittleren Westen – dort, wo sich
Rinderzüchter und Maisfarmer „Gute Nacht“
sagen könnten, wenn der nächste Nachbar
nicht so fern wäre – liegen die Bundesstaaten
Kansas und Missouri. Direkt aneinander-
grenzend, von West nach Ost betrachtet und
vom Fluss Missouri getrennt. So weit, so gut.
Wäre da nur nicht folgende Kuriosität: In
beiden Bundesstaaten ist eine Stadt namens
Kansas City zu finden. Beide, ebenfalls ledig-
lich einen Steinwurf voneinander entfernt,
werden nur vom bereits angesprochenen
Fluss getrennt werden. In Deutschland ver-
gleichbar mit dem rheinland-pfälzischen
Mainz und dem hessischen Wiesbaden, die
der Rhein trennt, die sich allerdings, das
war das Mindeste, unterschiedliche Namen
gegönnt hatten. In den USA dagegen ging im
19. Jahrhundert bei der Besiedlung gen Wes-
ten offenbar die Fantasie aus.
Das 1853 in Missouri gegründete Kansas
City und das 1868 entstandene Kansas City,
Kansas, verweisen heute mit Stolz auf ihre
unterschiedlichen Historien und Administra-
tionen, feiern ihre Individualität. Doch dass
das inzwischen mit 500 000 Einwohnern
deutlich größere Kansas City, Missouri, Ende
der sechziger, Anfang der siebziger Jahre eine
bestehende Infrastruktur zum heutigen Kan-
sas City International Airport ausgebaut hat,
kommt heute der gesamten Metropolregion
mit ihren zwei Millionen Einwohnern zugute
– über alle Bundesstaatengrenzen hinweg.

IATA-Code: MCI
Die Wurzeln des Flughafens reichen bis in
die fünfziger Jahre zurück. Weil bei einer Flut
1951 wichtige Gebäude und Einrichtungen
des in den zwanziger Jahren entstandenen
Fairfax Airports zerstört worden waren, sollte
ein Neubau nordwestlich in Platte County,
Missouri, her, zumal der innerstädtische
Flughafen insbesondere mit Blick auf das
kommende Jetzeitalter keine langfristigen
Entwicklungsmöglichkeiten bieten konnte.
1954 starteten die Bauarbeiten, 1956
konnte bereits die erste Start- und Lande-
bahn des Mid-Continent International
Airports – benannt nach dem einstigen
Homecarrier – eingeweiht werden. Daher
auch der bis heute gültige IATA-Code MCI.
Nur: Kaum eröffnet, standen zunächst ein-
Der Kansas City Inter- mal keine Linienflüge auf dem Programm.
national Airport hat
vor gut einem Jahr sein Platzhirsch Mid-Continent Airlines war
neues Terminal eröffnet längst von Braniff übernommen worden.
Lediglich Trans World Airlines (weltbe-

2/2024 www.aerointernational.de 37
AIRPORT / PORTRÄT
Mehrgeschossige Bauweise des neuen Terminals: Ganz unten befindet sich die Ankunfts-
ebene, darüber die Abflugebene. Links im Bild: das Parkhaus mit 6200 Pkw-Stellflächen
kannt als TWA) nutzte den Airport zunächst
für Wartungsarbeiten.
Bis 1966 sahen sich die Bürger von Kansas
City den partiellen Leerstand an, dann hatten
sie genug und votierten für einen Ausbau
der Anlage zum Hauptflughafen der Stadt.
Bereits 1972 knallten vor Ort die Sektkorken.
Der damalige Vizepräsident Spiro Agnew gra-
tulierte persönlich zur Einweihung des nun
Kansas City International Airport heißenden
Flughafens.
Stolz waren die Verantwortlichen auf ihre
drei neuen, eingeschossigen Abfertigungs-
gebäude, die in ihrer Konzeption stark an
Berlin-Tegel erinnern. Die Wege waren kurz.
TWA warb mit dem „Drive to Gate“-Prinzip,
mit nur „23 Meter Strecke von der Straße bis
zum Flugzeug“. Überhaupt war die Airline
während der Konzeption stark in alle nur
denkbaren Design-Entscheidungen invol-
viert worden. Allerdings setzte der Carrier
sein ursprüngliches Vorhaben, in Kansas
City ein Drehkreuz einzurichten und vor Ort
Boeing 747 zu stationieren, dann doch lieber
anderswo um. Für den Hub-Verkehr eigneten
sich die existenten Terminals nun wirklich
nicht – erst recht nicht, als in den siebziger
Jahren in den USA nach diversen Flugzeug-
entführungen Sicherheitskontrollen einge-
führt werden mussten.
Kaum gebaut und schon veraltet: Über
Jahrzehnte hinweg galt der Kansas City In-
ternational Airport somit als Kompromiss
38 www.aerointernational.de
2/2024
mit vielen Notlösungen. Erst vor einem Jahr
folgte die Zeitenwende. Am 28. Februar 2023
eröffnete der Betreiber, das Kansas City Avi-
ation Department, nach vier Jahren Bauzeit
offiziell das neue Terminal, mit dem der
Flughafen in der Neuzeit angekommen ist.
Und das mehr als rechtzeitig vor der 2026
anstehenden Fußballweltmeisterschaft.
Kansas City ist eine von elf US-amerika-
nischen Spielstätten des in Nordamerika
stattfindenden Events. Der Welt möchte sich
die Stadt schließlich von ihrer besten Seite
präsentieren.
Vorbild für ähnliche Projekte
Das neue Tor zur Region entstand dort, wo
einst das Terminal A zu finden war, das für
das Projekt 2019 abgerissen werden musste.
Mit annähernd 120 000 Quadratmetern
Nutzfläche und einem Budget von 1,5 Mil-
liarden US-Dollar gilt der von SOM Architects
designte Bau als das größte einzelne Infra-
strukturprojekt der Stadt. Und er dient als
gutes Beispiel: „Dieser Flughafen ist in vieler-
lei Hinsicht ein Vorbild für ähnliche Projekte
im ganzen Land“, erklärte dieses Mal der zur
Gratulation eingeflogene US-Verkehrsminis-
ter Pete Buttigieg. Kosten- als auch Zeitrah-
men seien eingehalten worden, hob der
Politiker hervor. Derweil ergänzte der Bür-
germeister der Stadt Quinton Lucas: „Dank
dieses Projekts werden wir Millionen, wenn
nicht gar Milliarden US-Dollar an neuer wirt-
Hinter der Sicherheitskontrolle ist
diese LED-Installation zu finden
schaftlicher Entwicklung nach Missouri und
Kansas bringen.“
Aus drei wurde eins gemacht: Nun ist
alles unter einem Dach zu finden. Mit dem
neuen H-förmigen Single-Terminal schuf
Kansas City einen Garanten für effizienteren
Flugbetrieb, ausgestattet mit modernster
Technologie und Equipment. Und einen Ort
von besonderer Aufenthaltsqualität für jene
Passagiere, die ihn nutzen.
Ausreichend Platz ist im Mittleren Westen
bekanntlich noch nie das Problem gewesen.
Das Flughafenareal misst immerhin 4311
Hektar, und so sind auch die lichtdurchflute-
ten Abfertigungsbereiche des neuen Komple-
xes ausgesprochen geräumig gestaltet. Die
bislang 40 Gates mit aktuell 39 Fluggastbrü-
cken können in der Zukunft unkompliziert
auf bis zu 50 Boardingbereiche erweitert wer-
den. Der Flughafen Kansas betont in diesem
Zusammenhang gern, dass er derzeit einer
von nur wenigen US-Airports sei, der über
gläserne Fluggastbrücken verfüge.
Die zentrale Sicherheitskontrolle mit 16
Spuren wurde flexibel konzipiert, um mit
dem erwartbar steigenden Passagierauf-
kommen Schritt halten zu können. Etwa 50
regionale und internationale Restaurants,
Bars und Shops zählen zum Angebot. Eine
Delta-Sky-Club-Lounge mit Platz für rund
200 Wartende darf natürlich auch nicht
fehlen. Im Ankunftsbereich wird das Gepäck
an sieben Bändern herausgegeben. Die
 Klar, man kann auch laufen. Doch Laufbänder rechts und links erleichtern den Passagie-
ren den Fußmarsch zu den Concoursen A und B

Der Low-Coster Southwest ist mit einem Marktanteil von annähernd 50 Prozent die klare
Nummer eins am Kansas City International Airport

2/2024 www.aerointernational.de 39
AIRPORT / PORTRÄT

FAKTEN /
Eröffnet 11. November 1972
IATA-/ICAO-Kürzel MCI/KMCI
Fläche 4311 ha
Höhe 313 m
Betreiber Kansas City Aviation
Department
Lage 24 km nordwestlich
der Stadt
Airlines 16
Linienziele rd. 50
Passagiere 2022 9 819 092
Flugbewegungen 2022 102 905
Fracht in t. 2022 116 890
Start- und Landebahnen 01L/19R, 3292 x 46 m
01R/19L, 2896 x 46 m
09/27, 2896 x 46 m
Internet: www.kcairports.com

Im Bereich Fracht hat FedEx in Kansas

City klar die Nase vorn Im Osten des Flughafenge-
ländes sind die Wartungs-
hangars zu finden

gesamte hochmoderne Förderanlage kann

3000 Koffer und Gepäckstücke pro Stunde
sortieren und transportieren. Laufbänder
zwischen den Concoursen A und B erleich-
tern den Fluggästen den Weg.
Zu den inneren Werten des Terminals
zählen darüber hinaus zahlreiche installierte
Kunstobjekte in einem Gesamtwert von
etwa fünf Millionen US-Dollar. Das wohl
Auffälligste ist eine riesige LED-Installation
unmittelbar hinter der Sicherheitskontrolle
– eine Hommage an Kansas City, die gemein-
hin als Stadt der Wasserfontänen gilt. Von
echtem Nass hatten die Verantwortlichen
Abstand genommen, steht das Kunstobjekt
doch direkt über der Gepäckförderanlage. Ein
Wasserschaden könnte schnell den gesamten
Flughafen lahmlegen.
Aufhorchen lassen zudem die umge- B dient derweil als Mitarbeiterparkplatz. Das gefertigt, 28 Prozent mehr als 2021, allerdings
setzten Inklusionsprojekte. Genderneutrale Parkhaus des Terminals C wird künftig als noch deutlich weniger als im Vor-Coronajahr
Toiletten? Spezielle Wartebereiche für reiz- öffentlicher Parkplatz genutzt. 2019 (11,8 Millionen) und im Rekordjahr 2018
empfindliche Passagiere wie beispielsweise Weiter nördlich der Passagierabfertigung (11,9 Millionen). Doch der Aufwärtstrend hält
autistische Menschen? All das bietet der ist der Frachtumschlag zu finden. Die Num- an. Zwischen Anfang Januar und Ende Okto-
Kansas City International Airport. Selbst an mer eins vor Ort ist mit einem Marktanteil ber 2023 konnten am Airport bereits wieder
flugängstliche Passagiere wurde gedacht: Im von fast 45 Prozent FedEx, gefolgt von UPS 9,7 Millionen Passagiere begrüßt werden, was
Terminal steht ein A320-Kabinen-Simulator, (23 Prozent) und Atlas Air (6,4 Prozent). Im schon einmal auf ein gutes Ergebnis für das
in dem sich Flugbegleiter und Piloten um die Osten des Geländes stehen nach wie vor die Gesamtjahr 2023 hinweist.
Betroffenen kümmern. Maintenance-Anlagen. Hier werden A320 zu Die meisten Passagiere flogen zwischen
Die alten Gebäude – in Terminal B wur- Frachtern umgebaut oder die 737-Flotte der September 2022 und August 2023 an Bord
den zuletzt rund zwei Drittel des Fluggast- Delta Air Lines mit neuen Kabinen ausgestat- von Southwest, immerhin fast fünf Millio-
aufkommens abgefertigt – sind seit der tet, allerdings auch ältere Flugzeuge ausge- nen. Der Marktanteil des Low-Cost-Carriers
Eröffnung den neuen Abfertigungsgebäudes schlachtet und verschrottet. beträgt in Kansas City 46 Prozent; er steht
geschlossen und sollen nun sukzessive abge- 2022 wurden am Kansas City Internatio- somit unangefochten an der Spitze des Air-
rissen werden. Das Parkhaus des Terminals nal Airport rund 9,8 Millionen Passagiere ab- line-Rankings. Delta Air Lines kommt auf

40 www.aerointernational.de 2/2024
Delta Air Lines
bietet aktuell ab
Kansas City neun
inneramerikani-
sche Ziele an

Die Terminals B und C werden abgerissen, lediglich

die zu ihnen gehörenden Parkhäuser bleiben vor-
erst erhalten
United Airlines beförderte 2022
rund eine halbe Million Flug-
gäste von und nach Kansas

rund 1,6 Millionen Reisende und somit
einen Marktanteil von 15 Prozent, American
Airlines folgt auf Platz drei mit annähernd
1,5 Millionen Passagieren und einem Anteil
von fast 14 Prozent. Die passagierstärksten
Ziele hießen in diesem Zeitraum Denver,
Atlanta, Dallas/Fort-Worth, Phoenix und
Chicago-O’Hare.
Und auch Neukunden konnten dank des
neuen Terminals akquiriert werden. Sun
Country Airlines beispielsweise hat im Mai
saisonale Flüge zwischen Kansas City und
Minneapolis-St. Paul aufgenommen. Zum
Einsatz kam zweimal pro Woche eine Boeing
737-800. Die Airline war somit die elfte Lini-
enfluggesellschaft im Portfolio des Airports.
Tatsächlich lag es jedoch am Platzhirschen
Southwest, den Rückenwind des neuen Ter-
minals zu nutzen, um international zu klot-
zen, statt zu kleckern. Der Low-Cost-Carrier
nahm inzwischen Nonstopflüge nach Mon-
tego Bay, Jamaika, und San José del Cabo, Me-
xiko, ins Programm. Darüber hinaus erhöhte
das Unternehmen seine Frequenzen nach
Cancun, Mexiko, auf tägliche Flüge.
Im kommenden Sommer möchte
Southwest außerdem Verbindungen zum
Hollywood Burbank Airport (tägliche Flüge)
sowie zum John Glenn Columbus Interna-
tional Airport (einmal pro Woche) anbieten,
somit ihr Angebot im Vergleich zum vergan-
genen Sommer um sechs tägliche Abflüge
erweitern und die Frequenzen zu beste-
henden Zielen erhöhen. Dazu gehören die
Verbindungen zum Baltimore/Washington
International Thurgood Marshall Airport,
nach Nashville, Pensacola und zum St. Louis
Lambert International Airport.
Keine Frage: Southwest sorgt dafür, dass
der Kansas City International Airport mit
mehr und mehr Städten in Nordamerika
verknüpft wird und immer stärker ins Be-
wusstsein der Menschen rückt. Übrigens: Ein
kleiner Hinweis für jene Fußball-Fans, die in
zweieinhalb Jahren ein WM-Spiel in Kansas
City besuchen möchten: Das Stadion befin-
det sich in Kansas City, Missouri. Nicht in
Kansas City, Kansas.

2/2024 www.aerointernational.de 41
NEWS / AIRPORT
KURZ NOTIERT
QATAR DUTY FREE, Betreiberin
der Einzelhandels-und Gastrono-
Das Terminal B miebetriebe am Hamad Interna-
des internatio- tional Airport in Doha, hat am
nalen Airports
12. Dezember den Souq Al Matar
von Houston
wird ausgebaut vorgestellt – ein Einzelhandels- und

Grafik: United Airlines

Gastronomiekonzept mit Erlebnis-
wert, das an einen traditionellen
arabischen Markt erinnert.

HOUSTON Am FLUGHAFEN SYDNEY wurde

vor dem Terminal 3 eine eigene
United investiert Abholzone für Uber eingerichtet.
Am George Bush Intercontinental Airport werden mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar in den
Ausbau und die Modernisierung des Terminals B investiert. Davon übernimmt United Airlines Eine neue Studie zeigt, dass sich
allein rund 1,9 Milliarden US-Dollar. Das Projekt umfasst unter anderem den Bau von 40 die Start- und Landebahnen am
neuen Gates für Inlands- und Langstreckenflüge. In Zukunft soll im Terminal B das Boarding FLUGHAFEN SAN FRANCISCO um
aller Flüge über Fluggastbrücken erfolgen. Zwei große Gastronomie- und Einkaufsbereiche auf zehn Millimeter pro Jahr absenken.
insgesamt rund 10 600 Quadratmetern runden das Projekt ab. Außerdem wird die Gepäckaus-
gabehalle erweitert und ein neues Abfertigungssystem installiert. Der südafrikanische CAPE WINE-
LANDS AIRPORT nahe Durban-
ville soll zu einem internationalen
Flughafen ausgebaut werden. Die
LONDON-HEATHROW Arbeiten könnten bereits 2025
starten.
Der Osten greift zu
PERSONALIEN
Der saudi-arabische Public Investment Fund hat laut internationaler Medien einen zehn-
prozentigen Anteil an TopCo, der Eigentümerin der Heathrow Airport Holdings, erworben.
Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigung. Verkäuferin ist
Ferrovial, die sich komplett von ihrer 25-prozentigen, auf insgesamt 2,37 Milliarden Pfund Christian Poulsen ist seit dem
taxierten Beteiligung an der Muttergesellschaft des Flughafens trennen möchte. Saudi-Arabien 1. Januar neuer Chief

Foto: Copenhagen Airport

ist nicht das erste Land, das seinen Investmentfonds nutzt, um sich am Flughafen Heathrow Executive Officer (CEO)
zu beteiligen. Gegenwärtig hält die Qatar Investment Authority einen Anteil von 20 Prozent des KOPENHAGENER
und die China Investment Corporation einen Anteil von zehn Prozent an TopCo. FLUGHAFENS. Die
Aufgaben hatte er
bereits im Septem-
Foster + Part- ber interimistisch vom Vorgänger
ners plant den Thomas Woldbye übernommen,
neuen Flugha- der wiederum jetzt den Londoner
fen von Abha Flughafen Heathrow leitet.

Luis Felipe de Oliveira, General-

direktor des AIRPORTS COUNCIL
INTERNATIONAL (ACI), tritt Ende
2024 aus familiären Gründen von
seinem Amt zurück. Er wird dann vier
Jahre an der Spitze des in Montreal,
Kanada, sitzenden globalen Flugha-
Grafik: Foster + Partners

fenverbands gestanden haben.

Die ROYAL SCHIPHOL GROUP

bekommt am 1. Juni einen neuen
CEO: Pieter van Oord (Foto). Er folgt
Foto: Royal Schiphol Group

auf Ruud Sondag,

der die Leitung des
ABHA für ein besonderes Aufenthaltserlebnis. Amsterdamer Airports

Zuschlag erteilt Stefan Behling vom Studio Foster + Partners

Das britische Architekturbüro Foster + Part-
ners hat den international ausgeschriebenen
Wettbewerb für den Entwurf des neuen
Terminals für den Flughafen Abha in der
saudi-arabischen Region Aseer gewonnen.
Inspiriert von dem nahe gelegenen Dorf Rijal
Almaa, sieht der Siegerentwurf das Flugha-
fenterminal als eine Reihe von miteinander
verbundenen Gebäuden und Außenhöfen
vor. Viel Grün und natürliches Licht sorgen
betont: „Dies ist eine völlige Neuerfindung
im November 2022
übernommen hatte
des Flughafens, wie wir ihn kennen, mit ei- und zum März aus-
nem Schwerpunkt auf traditionellen Details, scheidet, sowie auf Interims-CEO
lokalen Materialien und terrassenförmiger Robert Carsouw, der im März, April
Landschaftsgestaltung“. Der Entwurf gehe und Mai die Aufgaben übernimmt.
auf das Klima der Region ein und nutze die
vorherrschenden Winde, um die natürliche Der Flughafendienstleister AVIATOR
Belüftung zu optimieren. Die massiven Stein- AIRPORT ALLIANCE hat einen neu-
wände und das diffuse Tageslicht würden en Managing Director für Finnland
ebenfalls dazu beitragen, dass die Innenräu- gefunden: Kimmo Holopainen.
me angenehm und kühl blieben.

42 www.aerointernational.de 2/2024
 NEWS / CARGO
CATHAY PACIFIC CARGO
Gesundes Wachstum
Cathay Pacific Cargo meldet für November
einem Anstieg der Frachttonnage um 20,3
Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf
123 970 beförderte Tonnen. Die verkauften
Frachttonnenkilometer (RFTK) stiegen um
14,2 Prozent. Dieses Plus wird von der
Airline auf saisonale Verkaufsveranstaltun-
gen wie den „Singles Day“ und den „Black
Friday“ sowie auf die allgemeine gegen
Jahresende zu beobachtende hohe Nachfra-
ge zurückgeführt. Bei mehr vorgehaltener Ka-
pazität als im Vorjahresmonat ging allerdings
Foto: Jay Brittain/DHL
DHL EXPRESS
Einigung mit Gewerkschaft
Eine höhere Sicherheit am Arbeitsplatz,
höhere Löhne und bessere Sozialleistungen:
Darauf konnten sich DHL Express und die
amerikanische Gewerkschaft Teamsters Local
100 kurz vor Weihnachten vorläufig einigen.
Zuvor hatten 1100 DHL-Express-Beschäftigte
DHL am Cincinnati/Northern Kentucky
International Airport (CVG) zwölf Tage lang
ihre Arbeit niedergelegt, woraufhin sich in
der zweiten Streikwoche noch weitere DHL-
Mitarbeitende in verschiedenen Gebieten
der USA anschlossen.
Teamsters Local 100 gehört der Ge-
werkschaft International Brotherhood of
Teamsters an. Den Streiks vorausgegangen
waren Verhandlungen zwischen der Gewerk-
KURZ NOTIERT
Foto: Air China Cargo
AIR CHINA CARGO hat mit der
Cathay Pacific Cargo A330P2F (Passenger to Freighter)
Grafik: Airbus
hat sechs A350F fest
die erste ihrer acht A330 am Start,
bestellt
die sie für Frachteinsätze umbauen
lässt. Umgerüstet werden sie von
Ameco, die mit dem deutschen
der Frachtladefaktor leicht um 5,8 Prozent- Unternehmen Elbe Flugzeugwerke
punkte auf 61,1 Prozent zurück.
Auch kumuliert auf die ersten elf Monate
(EFW) kooperiert.
des Jahres 2023 ist die Steigerung der Tonna- Der Flughafen Köln/Bonn hat den
ge um 19,5 Prozent beträchtlich, die RFTK dänischen Logistiker MOLLER-
erhöhten sich um 43,6 Prozent. MAERSK als neuen Frachtpartner
Des Weiteren plant die Fluggesellschaft gewonnen. Air Atlanta Icelandic
mit Sitz in Hongkong die Flottenmodernisie- und ASL Airlines Belgium führen
rung und hat für ihren Cargo-Ableger sechs im Auftrag von Maersk nun zwei-
A350F fest beim Hersteller Airbus bestellt. mal pro Woche Frachtflüge nach
Optionen sicherte sich Cathay für weitere Greenville-Spartanburg, USA, mit
20 Jets des Typs. Die A350F sollen in Zukunft Boeing 747-400F durch. Transpor-
ein entscheidendes, effizientes Modell in der tiert werden insbesondere Pflege-
Cathay-Cargo-Flotte werden, und das erste artikel und Teile für die Automobil-
Flugzeug soll 2027 kommen. industrie.
Die Cargolux-Tochter LUXCARGO
HANDLING (LCH) wurde für die
Vorfeldabfertigung am Flughafen
Luxemburg lizenziert. LCH kann
damit auch für Drittfluggesellschaf-
ten arbeiten und wird den Vorfeld-
und Lagerabfertigungsbetrieb von
Luxair übernehmen.
Der VERBAND DER AIR CARGO
ABFERTIGER DEUTSCHLANDS
(VACAD) hat Georgi Handling als
DHL-Express- neues Mitglied gewonnen, das in
Frachter am Frankfurt und Leipzig 130 000 Ton-
Drehkreuz in
nen Fracht pro Jahr abfertigt, unter
Cincinnati, USA
anderem für die DHL-Tochter Euro-
pean Air Transport Leipzig, Vietnam
Airlines und Air France-KLM.
Der ungarische FLUGHAFEN
schaft und DHL, die bereits seit Juli liefen. Von BUDAPEST verzeichnete mit einem
der nach der Arbeitsniederlegung getroffenen Umschlag von 22 206 Tonnen
Übereinkunft sollen nun die Rampen- und Fracht im November einen Anstieg
Schlepperarbeiter am CVG profitieren, die von 25,9 Prozent im Vergleich zum
dort für das Be- und Entladen der DHL-Frach- Vorjahresmonat und erwartet nun
ter zuständig sind. Einige Details bedurften einen Quartalsrekord.
kurz nach der Einigung noch der Klärung.
Der Arbeitskampf traf die DHL Group in DHL AIR AUSTRIA will zusätzlich
der Hochsaison, und Frachtflüge hatten laut zu ihren 20 Boeing 757F und 767F
DHL Express vom CVG umgeleitet werden zwei weitere 767F in Österreich re-
müssen, um Betriebsunterbrechungen im gistrieren. „Wir haben unseren Sitz
Luftfrachtbereich durch den Streik an ihrem in Wien. Aber alle Flugzeuge ope-
wichtigsten internationalen USA-Drehkreuz zu rieren von unserem Hub Leipzig“,
vermeiden. Bis zu 130 tägliche Flüge kann der erklärt Geschäftsführerin Barbara
Logistikriese mit 60 Frachtjets über diesen Achleitner.
Hub abwickeln.
2/2024 www.aerointernational.de 43
INDUSTRIE+TECHNIK /
Kein Ende in Sicht
TRIEBWERKSPROBLEME
Mindestens 3000 von Pratt & Whitney gebaute
Getriebefan-Motoren müssen in den nächsten
Jahren auf schadhafte Bauteile kontrolliert und
gegebenenfalls repariert werden: ein Desaster
für A320neo-Hersteller Airbus, die betroffenen
Airlines und Pratt & Whitney selbst
A
ls am 18. März 2020 eine A321-100
von Vietnam Airlines in Ho Chi
Minh City ihren Start wegen eines
Triebwerksschadens abbrechen
musste, ahnte niemand, dass die Ursache für
diesen Zwischenfall über drei Jahre hunderte
Flugzeuge für Monate an den Boden fesseln
und den Triebwerkhersteller Milliarden
US-Dollar kosten würde.
Das Flugzeug mit dem Kennzeichen VN-
920 hatte gerade eine Geschwindigkeit von
240 km/h erreicht, als die Crew einen lauten
Knall hörte und auf den Displays im Cockpit
die Meldung „ENG 2 FAIL“ aufleuchtete. Die
Besatzung brachte das Flugzeug etwa auf
der Hälfte der Startbahn sicher zum Stehen.
Niemand wurde verletzt, das Flugzeug selbst
blieb abgesehen von einem platten Reifen
des Hauptfahrwerks unbeschädigt.
Nur das rechte Triebwerk bot ein unschö-
nes Bild. Bei beinahe 15 000 Umdrehungen
pro Minute hatte sich der Rotor der ersten
Stufe in der Hochdruckturbine des Motors
vom Typ IAE V2533-A5 zerlegt. Die Trümmer
hatten Gehäuse und Triebwerksverklei-
dung durchschlagen – eine „uncontained
engine failure“. Nur vier Tage später erließ
die US-Luftfahrtbehörde FAA eine Lufttüch-
tigkeitsanweisung für neun Varianten des
V2500-Triebwerks: Innerhalb von fünf Flü-
gen mussten Rotorscheiben mit bestimmten
Seriennummern getauscht werden.
Da der größte Teil der Weltflotte wegen
der Pandemie ohnehin am Boden stand,
blieb das ohne größere Folgen. Das änderte
sich schlagartig, als am Heiligabend 2022
eine A320neo der mexikanischen VivaAero-
bus den Start in Guadalajara wegen eines
44 www.aerointernational.de
2/2024
Triebwerksschadens abbre-
chen musste – und auch
hier eine gebrochene Ro-
torscheibe der Hochdruck-
turbine die Ursache war.
Bald war klar, dass es bei den
PW1100-Triebwerken von Pratt & Whitney
ein gravierendes Problem gibt. Diesem
Motor mit seinem Reduktionsgetriebe für
den großen Fan soll eigentlich die Zukunft
gehören: Die besonders effiziente Gea-
red-Turbo-Fan-Familie (GTF) treibt tausende
Flugzeuge an, in erster Linie die A320neo-Va-
rianten, aber auch Airbus A220 und Em-
braers E2-Jets. Boeing kommt ungeschoren
davon, denn unter den Flügeln der 737MAX
hängt ausschließlich das Konkurrenzmo-
dell LEAP von CFM International, das ohne
Getriebe auskommt. Doch der Schlamassel
für Pratt & Whitney, den Mutterkonzern Ray-
theon, die Industriepartner und die Airlines
Foto: Pratt & Whitney
dreht sich eben gar nicht um das innovatine
Getriebe am Fan.
Mikroskopisch
Im vorigen Sommer wurde endlich die Ur-
In der Grafik strömt die
sache gefunden. Sie liegt ganz am Anfang Luft von oben nach unten
des Herstellungsprozesses. Die Kombination durch den großen Fan,
von hoher Drehzahl und einer wahrhaft höl- am Reduktionsgetriebe
lischen Hitze jenseits von 1500 Grad Celsius vorbei in Nieder- und
unmittelbar hinter der Brennkammer macht Hochdruckkompressor,
dann in die Brennkam-
die Hochdruckturbine zu einem der am mer und durch Hoch- und
höchsten belasteten Bauteile im Triebwerk. Niederdruckturbine
Entsprechend hoch sind die Anforderungen
an Festigkeit und Qualität. Die Turbinen-
räder werden nicht gegossen, geschmiedet
oder gefräst, sondern auf pulvermetallurgi-
schem Weg hergestellt.
 Foto: Oliver Roesler
Neben den dramatischen Auswirkungen für die betroffenen Airlines und den Triebwerkshersteller leidet auch die Umwelt unter dem
Getriebefan-Desaster. Schließlich ist das PW1100 eines der wirtschaftlichsten und emissionsärmsten Triebwerk seiner Klasse

Ausgangspunkt ist ein fein gemahlenes

Pulver aus verschiedenen Metallen und Me-
talllegierungen. Das Gemisch, dessen Körner
nur Zehntel Millimeter groß sind, wird mit
einem Druck von mehreren tausend Bar in
eine Form gepresst. Seine endgültige Festig-
keit erhält das so entstandene Teil, indem
es bis knapp unter den Schmelzpunkt der
Metalle erhitzt wird. Bei diesem „Sintern“
genannten Prozess verbinden sich die Körn-
chen zu einer homogenen Struktur.

Rätselraten um die Folgen

Beim GTF besteht das Pulver mit der Typen-
bezeichnung ME16 aus einer hochfesten
Nickel-Kobalt-Legierung und wird bei der
Tochtergesellschaft HMI Metal Powders in
Clayville, New York hergestellt, rund 250
Kilometer von Pratt & Whitney in Hartford,
Foto: Getty Images

Connecticut, entfernt.
Durch einen technischen Fehler im Pro-
duktionsprozess waren einige Chargen trotz
strikter Qualitätskontrollen durch mikros-
kopisch kleine Keramikpartikel verunreinigt. Bilder wie dieses, das aus einer Zeit der PW1100-Lieferengpässe stammt, könnten sich
Die daraus resultierenden Defekte im schon bald angesichts der Getriebefan-Probleme wiederholen

2/2024 www.aerointernational.de 45
INDUSTRIE+TECHNIK /
Die im Wartungs-
betrieb üblichen
boroskopischen Un-
tersuchungen des
Motor am Flügel
reichen angesichts
der mikroskopi-
schen Verunreini-
gungen nicht aus.
Die Risse entstehen
im Inneren der Ro-
torscheiben – und
die sind nur unter
dem Mikroskop
erkennbar
Material beeinträchtigen die Festigkeit der
Rotorscheiben, sodass sich unerwartet Risse
bilden können. Das kontaminierte Metall-
pulver wurde zwischen dem vierten Quartal
2015 und dem dritten Quartal 2021 verwen-
det. Lange Zeit konnten die Fluggesellschaf-
ten nur raten, ob und in welchem Umfang
ihre Flotten betroffen sein könnten. Seit dem
8. August 2023 ist das Ausmaß des Desasters
wenigstens zu erahnen. Und es ist ein Desas-
ter: Per 15. September 2023 war bei 140 den
ältesten Triebwerke der PW1100-Baureihe
eine Ultraschall-Untersuchung der beiden
Stufen der Hochdruckturbine fällig. Für diese
Inspektion hat die FAA in Abhängigkeit von
der zertifizierten Nennleistung unterschied-
liche Flugstundenlimits vorgegeben.
Diese penible Prüfung auf Risse lässt sich
nicht „on wing“ durchführen, wenn sich
das Triebwerk noch am Flügel befindet. Der
Grund: Risse entwickeln sich von innen her-
aus, wären also bei einer visuellen Inspektion
per Boroskop nicht zu entdecken. Deshalb
führt kein Weg daran vorbei, jedes Triebwerk
abzubauen, in einen Überholungsbetrieb zu
schicken und dort zu zerlegen, um per Ultra-
schall seine innere Struktur unter die Lupe
zu nehmen.
Die FAA gibt den Zeitaufwand für die Prü-
fung mit insgesamt 200 Arbeitsstunden an.
Kostenpunkt: 170 000 US-Dollar. Der Ersatz
der Bauteile selbst, falls denn notwendig, ist
mit jeweils einer Arbeitsstunde ein Klacks.
46 www.aerointernational.de 2/2024
Auch die Kosten für das Ersatzteil sind mit
171 000 US-Dollar relativ überschaubar,
zumal sie – wie auch der Aufwand für die
Inspektion – vom Hersteller übernommen
werden müssen.
Doch vor allem fehlt es an Kapazitäten,
um die Arbeiten halbwegs zügig durchzu-
führen. Ursprünglich war von etwa 1200
Triebwerken die Rede, die der Inspektion
unterzogen werden müssen. Nachdem Pratt
& Whitney festgestellt hat, dass aus dem
fehlerhaften Pulver auch Bauteile für den
Kompressor hergestellt wurden, stieg die Zahl
der Getriebefans, die potenziell betroffen
sind, auf etwa 3000. Die Münchner MTU, die
beim GTF-Programm Partner von Pratt &
Whitney ist, gab Mitte September bei einer
eilig einberufenen Telefonkonferenz mit
Investoren und Analysten bekannt, dass bis
2026 voraussichtlich zwischen 600 und 700
Triebwerke außerplanmäßig in die Werkstatt
müssen. Die meisten davon im vergangenen
und im neuen Jahr.
Zugleich schätzt Lars Wagner, Vorstands-
vorsitzender von MTU, dass sich lediglich ein
Prozent der fraglichen Bauteile als schadhaft
erweisen werden. Aber Sicherheit geht nun
mal vor. Wie gefährlich ein Versagen der
Hochdruckturbine sein kann, mussten auch
die Passagiere einer Boeing 767 von Ame-
rican Airlines vor acht Jahren erleben. Dort
zerplatzte ebenfalls eine Rotorscheibe beim
Start. Trümmerteile durchschlugen den
Foto: Airbus
Tank, sodass ein Feuer ausbrach. Alle Pas-
sagiere konnten das Flugzeug über Notrut-
schen verlassen. Welche Energien bei einem
solchen Zwischenfall am Werk sind, zeigt der
Umstand, dass ein 25 Kilogramm schweres
Trümmerstück des Rotors fast einen Kilome-
ter vom Unfallort entfernt gefunden wurde.
Diese allein schon kaum zu bewältigende
Welle ungeplanter Instandhaltungsarbeiten
kommt zum denkbar schlechtesten Zeit-
punkt. Die Triebwerksshops sind ohnehin
schon rappelvoll, weil nicht nur das GTF,
sondern auch das Konkurrenzprodukt LEAP
häufiger in die Werkstatt muss als die ausge-
reiften Vorgänger V2500 und CFM56. Hinzu
kommen die weiter andauernden Probleme
in den Lieferketten, die Terminplanung zum
Glückspiel machen, und der weltweite Man-
gel an Fachkräften.
Das zusammen führt dazu, dass die
Durchlaufzeiten in den Werkstätten das Maß
des Gewohnten und auch Erträglichen weit
übersteigen. Pratt & Whitney warnt die Flug-
gesellschaften, dass es vom Abbau des Mo-
tors bei zur erneuten Installation zwischen
250 und 300 Tage dauern wird. Zugleich
schätzt der Triebwerkshersteller, dass des-
halb im ersten Halbjahr zwischen 600 und
650 Airbus-Flugzeuge nicht einsatzfähig sein
werden. Und das in einer Situation, in der die
Hersteller ohnehin mit ihren Auslieferungen
zurückliegen. Weiteres Problem am Rande:
Für so viele Motoren gibt es gar keine
INFO /
Das Getriebefan-
Desaster in Kürze
Tausende Triebwerk des Typs PW1100 von
Pratt & Whitney sind von einem Herstel-
lungsfehler einzelner Triebwerksschaufeln
– Rotorscheiben genannt – betroffen. Um
auf Nummer Sicher zu gehen, müssen
sämtliche Motoren der von der US-Luft-
fahrtbehörde FAA ermittelten Herstel-
lungschargen inspiziert und gegebenen-
falls repariert werden. Die betroffenen
Aggregate werden zuvor von den Flugzeu-
gen abgebaut und für mehrere Monate
in den dafür zugelassenen Werkstätten
inspiziert und repariert. Da nur wenige
Ersatztriebwerke vorhanden sind, bedeu-
tet dies die Stillegung eines Großteils der
Foto: Martin Fester

betroffenen Flotten – und damit einen

enormen finanziellen Schaden für die Air-
lines. Die Motoren kommen überwiegend
bei Airbus A320neo und A321neo – aber
auch bei Airbus A220 und Embraer E2-Jets
Ein Airbus A320neo mit PW1100-Triebwerken im Dezember 2015. Bereits damals hatte
zum Einsatz.
Pratt & Whitney mit technischen Problemen bei diesem Motortyp zu kämpfen

Foto: Airbus

Rund um den Globus beheimatete Kunden von Airbus A320neo und A321neo (Foto) sind von den im vergangenen Jahr
bekannt gewordenen massiven Triebwerksproblemen betroffen – darunter die japanische ANA

2/2024 www.aerointernational.de 47
 INDUSTRIE+TECHNIK /

Das Resultat einer

geborstenen Trieb-
werkschaufel – hier
kein PW1100. Crew
und Passagiere die-
ser Boeing 767 von
American Airlines
kamen mit dem
Schrecken davon

Das Metallpul-
ver zur Her-
stellung einer
Rotorscheibe
wird in eine
Form geschüt-
Foto: NTSB

tet und dann

verpresst

Vorrichtungen für Transport und Lagerung. A321neo. Auch wenn

Auch sie müssen erst produziert werden.
Wachstumsziele nicht haltbar
Die Leasingraten für die A320 ebenso wie
für PW1100-Motoren sind in den letzten
Monaten drastisch gestiegen. Aber der Markt
ist leergefegt. Anbieter von ACMI-Charter
(Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance),
die ihre Flugzeuge vermieten, hatten auch
vorher schon gut zu tun. Auf die Fluggesell-
schaften kommt also eine dicke Kapazitätslü-
cke zu. Schwer vorzustellen, dass der Ausfall
einer so großen Anzahl von Flugzeugen die
ohnehin schon schwächelnde Erholung des
Markts nicht noch weiter ausbremst. An-
dererseits schaffen knappe Kapazitäten bei
anhaltend hoher Nachfrage auch stets Spiel-
räume für höhere Ticketpreise. Die bombi-
gen Ergebnisse von Lufthansa, IAG und Air
France/KLM in den ersten neun Monaten des
vorigen Jahres kommen nicht von ungefähr.
Die Auswirkungen treffen praktisch alle
Betreiber von A320neo und A321neo. Luft-
hansa zum Beispiel geht davon aus, dass
über das kommende Jahr im Durchschnitt
20 Flugzeuge in Zusammenhang mit den
Inspektionen ausfallen werden. Das ist ein
Drittel der Konzernflotte an A320neo und
man die Ausfälle da-
durch kompensieren
will, dass ältere, zur
Ausmusterung vorge-
sehene Flugzeuge län-
ger betrieben werden,
ist anzunehmen, dass
das für 2024 geplante
zweistellige Wachs-
tum damit wackelt.
Für Lufthansa zahlt
es sich aus, direkten
Zugriff auf die Kapa-
zitäten der Lufthansa
Technik zu haben. Die Foto: Pratt & Whitney
jüngste Entscheidung,
diese Perle im Portfolio des Konzerns nun Kapazität wegfällt. Die Wachstumspläne
doch nicht zum Teil an einen Investor zu müssen zurückgeschraubt werden. Vor allem
verscherbeln, dürfte auch mit der frisch ge- die Tochter Wizz Air Abu Dhabi hat darüber
wonnen Erkenntnis zu tun haben, wie wert- hinaus mit der Haltbarkeit der Triebwerke
voll Know-how und Kapazitäten im eigenen zu kämpfen. Hitze und Sand machen Tur-
Haus sind. binenschaufeln und Brennkammern arg zu
Der Billigflieger Wizz Air, mit 113 Flugzeu- schaffen.
gen der A320neo-Familie weltweit größter Auch der indische Billigflieger IndiGo
Kunde für das GTF, geht davon aus, dass ab kennt dieses Problem und muss jetzt zu-
Mitte Januar etwa 45 Flugzeuge am Boden sätzlich mit den außerplanmäßigen Inspek-
bleiben müssen, und schätzt, dass in der tionen klarkommen. 30 bis 40 Flugzeuge
zweiten Jahreshälfte rund zehn Prozent der werden nach Schätzungen der Gesellschaft

48 www.aerointernational.de 2/2024

Die indische Go First beantragte am 2. Mai 2023 Insolvenz. Dafür machte die Airline Probleme mit dem PW1100 verantwort-
lich, noch vor dem aktuellen Rotorscheiben-Problem. Die Hälfte der Flotte sei nicht nutzbar gewesen, so Go First
im ersten Quartal am Boden bleiben müs-
sen. IndiGo betreibt auf Inlandsstrecken über
300 Airbus-Flugzeuge und hat rund 1000
weitere bestellt, setzt allerdings nach den
schlechten Erfahrungen mit dem PW1100
auf das Konkurrenzprodukt LEAP.
Auch der US-Billigflieger Spirit Airlines
muss seine ambitionierten Wachstumspläne
für 2024 zusammenstreichen. Das Unter-
nehmen hatte gerade den Flugplan für den
Herbst unter Dach und Fach gebracht als am
nächsten Tag die Nachrichten über die an-
stehenden Inspektionen hereinflatterte und
alles zu Makulatur machte. 13 Triebwerke
gehörten zur Gruppe der Motoren, die als
allererste überprüft werden mussten. Damit
standen sieben Airbus A320neo am Boden,
beinahe fünf Prozent der Kapazität der Air-
line. Inzwischen rechnet die Gesellschaft
damit, dass über das Jahr hinweg zehn Flug-
zeuge ausfallen.
Statt weiterer dynamischer Expansion
rechnet der Carrier mit bestenfalls ein-
stelligem Wachstum. Nicht besser geht es
Jetblue und Hawaiian Airlines. Unmittelbar
vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe folgte
eine weitere Hiobsbotschaft. Gemäß einer für
Mitte Januar angekündigten, verbindlichen
„AD-Note“ der FAA müssen jetzt auch die
Integrated Blade Rotors der Stufen sieben und
acht des Hochdruckkompressors unter die
Lupe genommen werden.
Es kommt noch dicker
Auch die Annahme von Pratt & Whitney,
dass lediglich ein Prozent der im Rahmen
der Inspektion geprüften Bauteile ersetzt
werden muss, ist wohl nicht mehr haltbar.
Allein für die USA erwartet der Hersteller
jetzt, dass von den 430 bis Jahresmitte zur In-
spektion anstehenden Triebwerken 366 eine
neue Rotorscheibe für die erste Turbinen-
stufe und 351 für die zweite Turbinenstufe
benötigen werden.
Die Kapazität, um neben der laufenden
Serienproduktion diese unerwartet große
Zahl von Ersatzteilen herzustellen, wird es
nicht vor Mitte 2024 geben. Jene Fluggesell-
schaften, die plötzlich auf einen Teil ihrer
Flotte verzichten müssen, werden sich finan-
ziell bei Pratt & Whitney schadlos halten.
Mit den ersten hat sich das Unternehmen
bereits einigen können. Insgesamt schätzt
der Triebwerksproduzent, dass die ganze Ge-
Foto: v1Images.com/Aneesh Bapaye
schichte das Unternehmen zwischen sechs
und sieben Milliarden US-Dollar kosten
wird, also rund zehn Millionen US-Dollar
je betroffenem Flugzeug. Das gilt aber nur
unter der Voraussetzung, dass es sowohl die
nötigen Werkstattkapazitäten gibt als auch
genug Ersatzteile produziert werden können.
Den Schaden wird sich Pratt & Whitney mit
seinen Partnern JAEC (Japanese Aero Engine
Corporation) und MTU teilen. Die Bayern
schätzen, dass Kosten von bis zu einer Milli-
arde Euro auf sie zukommen werden.
Die langfristigen Kosten durch den Ver-
trauensverlust in das GTF-Triebwerk sind
da noch nicht eingerechnet. Die Kinder-
krankheiten bei seiner Einführung und die
Lieferverzögerungen, die Airbus überquel-
lende Abstellplätze voller motorloser neos
bescherte, und die Probleme mit Hitze und
korrosivem Klima sind alles andere als ver-
gessen. Schon jetzt hat das PW1100 seinen
einstigen Vorsprung bei den Marktanteilen
an das LEAP abgeben müssen. Ob der Anteil
weiter dahin schmilzt, wird davon abhängen,
wie gut es Pratt & Whitney gelingt, die jet-
zige Krise zu meistern.
Heinrich Großbongardt

2/2024 www.aerointernational.de 49
 Foto: DLR

Die weltgrößte
Forschungsflotte
DLR

W
Kaum jemand weiß, dass das Deutsche Zentrum für Luft- er kann schon sagen, in seiner
und Raumfahrt (DLR) die weltweit größte Flotte speziali- Flotte alles vom Segelflugzeug
bis zum Airbus A320 und von
sierter Forschungsflugzeuge betreibt. Wir stellen sie vor der viersitzigen Einmot bis
zum Langstreckenjet mit interkontinen-
taler Reichweite zu haben? Um so einen
exotischen Mix versammelt zu sehen, muss
man beim Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig und
Oberpfaffenhofen vorbeischauen. Das DLR
betreibt als einzige europäische Großfor-
Das HALO-
Flugzeug ist
schungseinrichtung eine Flotte von Luftfahr-
Foto: DLR

weltweit zeugen, die in der Luftfahrtforschung oder

im Einsatz als „fliegende Labore“ dienen.

50 www.aerointernational.de 2/2024
 INDUSTRIE+TECHNIK /

Formationsflug
der DLR-For-
schungsflugzeuge
Airbus A320 ATRA,
Gulfstream G550
HALO und Das-
sault Falcon 20E-5

Foto: DLR
(von vorne)

Das Forschungs-
flugzeug HALO
(High Altitude and Eine Dassault
Long Range Rese- Falcon 2000 LX ist
arch Aircraft) ist ein unter dem Namen
modifizierter Bu- ISTAR (In-Flight
sinessjet vom Typ Systems and Tech-
Gulfstream G550 nologies Airborne
Research) seit
Januar 2020
im Einsatz
Foto: DLR

Mit elf Flugzeugen und Hubschraubern
unterhält das DLR die größte zivile Flotte an
Forschungsflugzeugen weltweit. Eine zum
fliegenden Prüfstand für Wasserstoff-Tech-
nologien in der Luftfahrt umgebaute Dornier
328-100 wird demnächst das Dutzend voll
machen. Ähnlich viele Flugzeuge gibt es nur
beim US-amerikanischen Armstrong Flight
Research Center der NASA in Edwards, Kali-
fornien, nördlich von Los Angeles.
Diese einzigartige Ausstattung macht das
DLR zum begehrten Partner in einer Vielzahl
von Forschungsprogrammen. Sieht man ein-
mal von der vorwiegend als Schleppflugzeug
für das Forschungssegelflugzeug Discus 2c
eingesetzten Robin DR400 ab, so ist jedes
dieser Flugzeuge und Hubschrauber mit
Sensoren vollgestopft oder anderweitig mo-
difiziert.
Für flugwissenschaftliche Untersuchun-
gen stehen den Wissenschaftlern neben
einem Airbus A320 insbesondere der „Flie-
gende Hubschrauber Simulator“ FHS zur
Verfügung. Dieser Hubschrauber ist eine
modifizierte EC 135 mit „Fly by Light“-Steue-
rung. Damit man die notwendigen Um- und
Einbauten selbst vornehmen kann, ist die
„Einrichtung Flugexperimente“, so der of-
fizielle Titel dieses Bereichs des DLR, vom
Luftfahrtbundesamt und der europäischen
Luftfahrtbehörde EASA als Entwicklungs-
betrieb zugelassen. Damit kann die For-
schungseinrichtung Modifikationen für die
eigenen Luftfahrzeuge entwickeln und die
zum Nachweis der Lufttüchtigkeit gesetzlich
vorgeschriebenen Musterprüfungen selbst
durchführen.
Das Flaggschiff der Flotte ist das Ad-
vanced Technology Research Aircraft, kurz
ATRA. Diese A320 trägt passend die Ken-
nung D-ATRA und wird für eine Vielzahl
unterschiedlicher Aufgaben eingesetzt.

2/2024 www.aerointernational.de 51
 INDUSTRIE+TECHNIK /
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
Die Dornier Do 228-101 mit dem Kennzeichen D-CODE wird als
fliegende Universal-Forschungsplattform eingesetzt
Dazu gehören Lärmmessungen oder die
Erprobung neuer Messverfahren, wie zum
Beispiel einer Methode zur optischen Mes-
sung der Flügelbiegung, zur Erforschung
alternativer Treibstoffe oder Untersuchun-
gen der Arbeitsbelastung von Piloten. Eine
Schlüsselrolle spielte das Flugzeug bei der
Entwicklung des WEAA (Airborne Wake En-
counter Avoidance and Advisory System),
eines Systems, das gefährliche Wirbelschlep-
pen anderer Flugzeuge erkennt und Piloten
Ausweichempfehlungen gibt.
Mit dem ATRA forscht das DLR auch auf
dem Gebiet der Hochauftriebshilfen. Hier
geht es um die Entwicklung neuer Klappen-
systeme, um die Flugleistungen während der
Start- und Landephase zu verbessern und
den Fluglärm zu reduzieren. Dabei arbeitet
das DLR eng mit dem Bereich High-Lift-Sys-
teme von Airbus in Bremen zusammen.
Für Untersuchungen auf dem Gebiet der
Flugmechanik und Flugdynamik steht den
Wissenschaftlern außerdem seit Februar
2023 eine Falcon 2000 LX namens ISTAR
(In-Flight Systems and Technologies Air-
borne Research) zur Verfügung. Neuartige
52 www.aerointernational.de 2/2024
Mit EC135 und Hubschrauberdrohne erprobte das DLR das
sogenannte „Fliegen im Verband“ in realen Flugversuchen
FAKTEN /
STANDORTE
Braunschweig
Oberpfaffenhofen
FLOTTE
Airbus A320-232 1
Airbus Helicopter EC135 ACT/FHS 1
Airbus Helicopter Bo 105 1
Cessna 208B Grand Caravan 1
Dassault Falcon 2000 LX 1
Dassault Falcon 20E-5 1
Discus-2c Segelflugzeug 1
Dornier Do 228-101 1
Dornier Do 228-212 1
Gulfstream G550 1
Robin DR400-200R 1
UpLift Dornier 328-100 Modell 20 1 ungestörten Blick nach oben und nach unten.
Internet: www.dlr.de
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
Selbst ein Segelflugzeug
und dessen Schleppmaschine
gehören zur DLR-Flotte
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
Sensoren messen, wie sich das Flugzeug bei
speziellen Flugmanövern verhält. Mit den
Ergebnissen entwickelt das Forschungszent-
rum einen „Digitalen Zwilling“ des Flugzeugs
im Computer weiter und liefert zugleich
Erkenntnisse, die dabei helfen, Flugzeuge
energieeffizienter auszulegen.
Der Star des Standorts Oberpfaffenhofen
ist HALO (High Altitude and Long Range Re-
search Aircraft), eine Gulfstream G550. Statt
der normalerweise in diesem Businessjet
anzutreffenden luxuriösen Inneneinrich-
tung gibt es 15 Regale voller Instrumente,
zusammen mehr als zwei Tonnen schwer.
Es gibt über den Rumpf verteilt insgesamt
20 verschiedene Öffnungen, durch die Luft
angesaugt und in den verschiedenen Instru-
menten analysiert werden kann. 50 Zentime-
ter große Fenster in Rücken und Bauch des
Jets erlauben optischen Instrumenten den
Weltweit einzigartig
Besonders leistungsfähige Messgeräte sind
die LIDAR-Systeme des DLR. Ein LIDAR sen-
det einen Laserimpuls aus und empfängt
 Der Airbus A320-232 D-ATRA
(Advanced Technology Research
Aircraft) ist das größte Flugzeug
der DLR-Forschungsflotte
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Das DLR-Forschungsflugzeug Do 228-212 mit der Kennung Beim Projekt GW-LYCLE (Gravity Wave Life Cycle) wurde HALO zu
D-CFFU trägt seitlich am Flugzeug eine F-SAR-Antenne Messflügen im schwedischen Kiruna stationiert

seine Reflexion von der Atmosphäre zurück. reichen von Grönland bis in die Antarktis,
Daraus lassen sich Konzentrationen von von den USA über Europa und Russland bis

Wasserdampf, Ozon oder Aerosolpartikeln
oberhalb oder unterhalb der Flughöhe ablei-
ten. Laut DLR macht die Kombination aus
Reichweite, Flughöhe, Nutzlast und umfang-
reicher Instrumentierung das Flugzeug zu
einer einzigartigen Forschungsplattform.
Rund 100 Mitarbeiter sind für die Flug-
zeuge und Hubschrauber verantwortlich:
Techniker, Ingenieure und Piloten. Die
DLR-Piloten verfügen über eine hohe Spe-
zialisierung bis hin zur Testpilotenlizenz.
Die Einsatzgebiete der Forschungsflotte
12
Flugzeuge und
Hubschrauber umfasst
die künftige Forschungs-
flugzeugflotte des DLR
in Braunschweig und
Oberpfaffenhofen.
aerointernational.de
nach Japan. Pro Jahr stehen rund 30 wissen-
schaftliche Missionen in den Flugbüchern
jedes Fluggeräts. Dabei absolvieren sie bis
zu 250 Flugstunden im Dienst der Wissen-
schaft. Das mag im Vergleich zu Flugzeugen
im kommerziellen Einsatz wenig klingen,
aber keiner dieser Einsätze ist Routine. Jeder
verlangt eine detaillierte und technisch
aufwendige Vorbereitung, die teilweise eine
Umrüstung der Maschinen bis hin zu um-
fangreichen Änderungen verlangt.

Heinrich Großbongardt

2/2024 www.
53
 NEWS /
Foto: Lufthansa Technik
LUFTHANSA TECHNIK
Die Technik bleibt im Haus
Eine Milliarde Euro wollte der Lufthansa-Konzern beim Verkauf von 20 Prozent
seiner Anteile an Lufthansa Technik erlösen. Nun kam die Rolle rückwärts: Der
weltgrößte MRO-Anbieter verbleibt im Konzern – und soll dort weiter wachsen
Z
uletzt galt der Finanzin
vestor Bain als heißer
Kandidat für den von
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
angeschobenen Teilverkauf der
Techniksparte des Konzerns.
Doch dann überraschte die Luft-
hansa Group mit der Mitteilung,
dass „der Vorstand der Lufthansa
Group entschieden hat, Pläne für
den Verkauf eines Minderheits-
anteils an der Lufthansa Technik
nicht weiterzuverfolgen.“ Die in
den vergangenen Monaten ent-
wickelten Wachstumspläne sol-
len nun eigenständig ohne die
Beteiligung eines weiteren Ge-
sellschafters an Lufthansa Tech-
nik (LHT) umgesetzt werden.
Neben den finanziellen
Aspekten hatte sich die Luft-
hansa-Gruppe von einem ex-
ternen Investor vor allem neue,
strategische Impulse für das
54 www.aerointernational.de 2/2024
INDUSTRIE+TECHNIK
Technikunternehmen verspro-
chen. Doch die Zeiten haben
sich gändert, nach der Pandemie
erholte sich der Luftverkehr
unerwartet schnell beinahe auf
das Vor-Corona-Niveau – mit
entsprechender Nachfrage bei
Wartungs-, Reparatur- und Über-
holungs-Dienstleistungen (auf
Englisch Maintenance, Repair
& Overhaul, kurz MRO). Dazu
kommt das Pratt & Whitney-Ge-
triebefan-Desaster (siehe Seite
44), das für dieses Triebwerks-
muster zugelassenen MRO-Be-
trieben wie Lufthansa Technik
auf viele Jahre volle Werfthallen
bescheren wird. Dieser Aspekt
wird in der offiziellen Begrün-
dung von Detlef Kayser, dem
Vorsitzenden des Aufsichtsrats
von Lufthansa Technik, auch ex-
plizit angeführt: „Angesichts der
anhaltenden Herstellerprobleme
– insbesondere bei Triebwerken –
ist der strategische Wert unserer
Lufthansa Technik als integraler
Teil der Lufthansa Group in den
vergangenen Monaten nochmals
deutlich gestiegen.“ Keyser wei-
ter: „Wir haben noch viel vor mit
Lufthansa Technik!“
Parallel zur Erklärung, dass
LHT im Konzern verbleibt, ver-
kündete die Lufthansa Group das
für die Techniksparte maßge-
schneiderte Zukunftsprogramm
„Ambition 2030“. Dieses soll in
den kommenden Jahren „um-
fassende Investitionen in den
4500
kommerzielle
Flugzeuge betreut
Lufthansa Technik
Lufthansa
Technik soll im
LH-Konzern
auch personell
an seinen welt-
weiten Standor-
ten wachsen
Ausbau des Kerngeschäfts, die
Erweiterung von Standorten
und der internationalen Präsenz,
potenziell auch durch Zukäufe,
sowie den Ausbau digitaler
Geschäftsmodelle“ umfassen.
Überproportionale Wachstums-
treiber sieht die Lufthansa
vor allem im Geschäft mit der
technischen Betreuung von
Triebwerken und Flugzeugkom-
ponenten. Dabei plant LHT ein
verstärktes Engagement in den
USA. Für Europa kündigt der
Wartungsspezialist den Aufbau
eines weiteren Werks an – ohne
Details über dessen Standort zu
nennen. Zudem plant LHT nicht
nur die Digitalisierung des Kern-
geschäfts voranzutreiben, son-
dern auch das Angebot digitaler
Produkte auszubauen.
Im Geschäftsjahr 2022 ver-
buchte Lufthansa Technik einen
Jahresumsatz von 5,55 Milliarden
Euro. Bei einem Anteil von ledig-
lich 17 Prozent am Konzernum-
satz trug sie mit etwa 66 Prozent
zu dessen Ergebnis (Adjusted
EBIT) bei! Für 2023 rechnet LHT
mit einem Umsatz von über
sechs Milliarden Euro. 
Wolfgang Borgmann

COMAC C919
Made in China
Die in London ansässige Marktfor-
schungs-Plattform Global Data rechnet
damit, dass sich die chinesische Comac C919
als Herausforderer der chinesische Airbus
A320neo und Boeing 737 zu einem ernsthaf-
ten Wettbewerber der beiden westlichen Her-
steller entwickeln wird. Global Data schätzt,
dass mittlerweile 1191 Maschinen dieses
Musters bestellt wurden, die meisten von
chinesischen Fluggesellschaften. Global Data
glaubt, dass chinesische Airlines und Unter-
nehmen in den kommenden zehn Jahren
Passagierjets im Wert von 280,1 Milliarden
US-Dollar ordern. Da C919-Komponenten von
westlichen Partnern in China gebaut werden
müssen, sei mit einem anhaltenden Tech-
nologietransfer zu rechnen – und mit einem
Geschäft, das Airbus und Boeing entgeht.
Grüner Wasserstoff und Dekarbonisierung
im industriellen Maßstab
HO
2
a re
r Nutzung von Wasserstoff als Treib-
rb
ue
r ne om
E tr
S e
ktro
E le
t- on
en ti
m uk
Ze rod
p O2 H2
Ka
ve
CO
2
H2 WESTKÜSTE
Keine H2-Produktion
Ohne großes Aufsehen ist eines der bundes-
weit wenigen Projekte zur großindustriellen
Herstellung von nachhaltigem Wasserstoff
gescheitert. Seit August 2020 arbeiteten
die Raffinerie Heide in Schleswig-Holstein,
Ørsted Deutschland und Hynamics Deutsch-
land gemeinsam an der Realisation ihres
Joint-Ventures H2 Westküste. Geplant war
der Bau und die Inbetriebnahme einer
30-MW-Elektrolyseanlage zur Erzeugung grü-
nen Wasserstoffs mittels Stroms aus erneu-
erbaren Energiequellen. Doch nun kommt
nach drei Jahren das unvermittelte Aus.
„Nach intensiver Prüfung aller Rahmenbedin-
gungen wird das Joint-Venture keine positive
Investitionsentscheidung treffen“, verlautbar-
ten die Projektpartner in einem Statement.
Grund dafür seien vor allem die „gestiegenen
KURZ NOTIERT
AIRBUS & BMW GROUP
Quantensprung
Einen großen Sprung im Bereich Quanten-
technologie erhoffen sich Airbus und die
BWM Group über den gemeinsam ausge-
schriebenen Quantencomputer-Wettbewerb.
Bis zum 30. April dieses Jahres können sich
„Studenten, Forscher und professionelle
Experten für Quantentechnologien“ dafür
bewerben. Laut Airbus sind die Kandidaten
Foto: AIX
aufgefordert, eine oder mehrere vorgegebe-
ne Problemstellungen zu lösen, oder können
ihre eigenen Quantentechnologien vorschla- Die diesjährige AIRCRAFT INTE-
gen. Die Einreichungen sind bis zum 30. RIOR EXPO (AIX) wird vom 28. bis
April 2024 unter www.thequantuminsider. 30. Mai in den Hamburger Mes-
com/quantum-challenge möglich. Eine Jury sehallen stattfinden. Wie in den
wird, so Airbus, die eingereichten Vorschläge vergangenen Jahren stehen auch
bewerten und bis Ende 2024 in jeder der fünf diesmal Passagiersitze, Kabinen-
Kategorien die Gewinner mit einem Preisgeld konfigurationen und Bordunterhal-
von 30 000 Euro auszeichnen. tungssysteme (IFE) im Mittelpunkt
WESTKÜSTE der dreitägigen Fachmesse.
- 100
ar
ke
i ts
Der HAMBURGER FLUGHAFEN ist
b
ch ien
M a tu d ff- dem internationalen „Hydrogen Hub
s to ur
rs kt at Airport“-Netzwerk beigetreten.
s se tru
s
Wa fra Darin arbeiten Flughäfen, Airlines
in
e
rm und Unternehmen des Energiesek-
wä
Ab tors zusammen. Ziel ist die künftige
Foto: Westküste100
stoff von Verkehrsflugzeugen.
ne
eli tz
ip
-P ne
lys H 2 as Vor 65 Jahren wurde in Dresden mit
H2 Er
dg
dem Erstflug der „152“ der Grund-
stein für die ELBE FLUGZEUGWER-
er
ie KE (EFW) gelegt. Sie war das erste
n
ffi deutsche Düsenverkehrsflugzeug,
Ra
wurde jedoch nie in Serie gebaut.
es
tis
ch Kürzlich übergab EFW das hauseige-
he ne Luftfahrtarchiv mit vielen, bislang
nt s i n
r ne Sy ero
K
Diese Grafik zeigt, unveröffentlichten Originaldoku-
OH wie in Heide grüner menten zur „152“ an das Dresdner
Me Wasserstoff herge- Verkehrsmuseum.
ol- stellt werden sollte
an se
th he
M e y nt
Der deutsche Flugzeughersteller
S
GENERAL ATOMICS AEROTEC
www.westkueste100.de SYSTEMS hat seine neue Webseite
www.ga-ats.com online geschaltet.
Investitionskosten und damit einhergehende
große wirtschaftliche Risiken.“ Jörg Kubitza,
Dort präsentiert er seine Produkte
für die Do228 (Neubau, Instandhal-
Geschäftsführer von Ørsted Deutschland tung, Simulator, Modernisierung),
bringt es auf den Punkt: „Ein Projekt lebt von den MRO-Bereich (Do228, Embraer,
der Wirtschaftlichkeit, und die war hier leider Bombardier) und NH90 Helikopter.
nicht gegeben.“ Dabei hätten die Rahmen-
bedingungen nicht besser sein können. Das Beratungsunternehmen LBST
Die Raffinerie Heide beabsichtigt, vermehrt hat im Auftrag der Deutsche Aircraft
nachhaltige Treibstoffe zu produzieren, und die Produktionskosten und Treib-
Ökostrom liefernde Windparks sind unweit hausgase von Flüssigwasserstoff
der Raffinerie in großer Zahl vorhanden. Eine (LH2) und Power-to-Liquids (PtL) in
Interviewanfrage bei der Raffinerie Heide, der Luftfahrt verglichen. Im Fokus
um zu erfahren welche Gründe konkret zur steht die Produktion von stromba-
Einstellung des Projekts führten, wurden mit sierten nachhaltigen Flugkraftstof-
Verweis auf eine wenig aussagekräfte Presse- fen in Nordamerika und Europa.
mitteilung abgelehnt. H2 Westküste war Teil Laut der Studie hat LH2 dann einen
des Westküste100-Projekts, das vom Bundes- Kostenvorteil gegenüber PtL, wenn
ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Fluggesellschaften größere Mengen
im Rahmen des Programms „Reallabore der nachfragen.
Energiewende“ im Jahr 2020 gefördert wurde.
2/2024 www.aerointernational.de 55
 NEWS / INDUSTRIE+TECHNIK
KURZ NOTIERT
Mehrere FRAUNHOFER-INSTI-
TUTE und die Brandenburgische
Technische Universität Cott-
bus-Senftenberg arbeiten unter
Federführung von Rolls-Royce
Deutschland und weiteren Partnern
an der Zukunft des hybridelektri-
schen Fliegens. Ziel sei ein völlig
neuer Antrieb für Mittelstrecken-
flugzeuge bis 35 Passagiere.

Mit der EVO will ATR im nächsten Jahrzehnt die CO2 -Emissionen drastisch zu senken
ATR
Blick in die Zukunft
Der italienisch-französische Regionalflug-
zeughersteller ATR präsentierte seine Pläne
für die Zukunft, mit denen er den Weg für
einen „verantwortungsvollen Regionalluft-
verkehr“ ebnen möchte. Für die Zeit bis 2025
setzt ATR auf die Weiterentwicklung seiner
bestehenden Flugzeugfamilie. Die mit den
neuen Pratt & Whitney Canada PW127XT-
Motoren ausgerüstete ATR 72-600 würde
mit 69 Gramm pro Sitzkilometer 45 Prozent
weniger CO2 ausstoßen als vergleichbare
Regionaljets. 2025 soll auch die ATR 42-600S
an den Start gehen, die einen Betrieb von
nur 800 Meter kurzen Pisten gestattet. Bis
dahin plant ATR zudem, eine Zulassung der
Motoren für 100 Prozent nachhaltigen Treib-
stoff (SAF) zu erhalten. Erste Testflüge fanden
bereits im Juni 2022 statt. Keine Revolution,
NORDATLANTIK-PREMIERE MIT SAF
Einsatz auf einem regulären Flug
Am 28. November 2023 hob eine Boeing 787
der Virgin Atlantic mit Flugnummer 100 in
London Richtung New York ab. Es wäre keine
News wert, wenn der eingesetzte Treibstoff
nicht zu hundert Prozent nachhaltig gewe-
sen wäre. Bei der Mischung des Sustainable
Aviation Fuels (SAF) handelte es sich um 88
Foto: ATR
sondern vielmehr eine Evolution plant ATR
nach 2030. Die EVO genannte Weiterentwick-
lung soll mit einem Hybridantrieb an den
Start gehen. Dies wäre eine mögliche Anwen-
dung für den auf der Paris Air Show 2023 von
Collins Aerospace und Pratt & Whitney vorge-
stellten Step-Tech-Hybrid-Technologieträger.
Diese Kombination aus Jet- und Elektromotor
inklusive eines Batterie-Speichersystems soll
laut den Projektpartnern unter anderem für
den Antrieb künftiger Regionalflugzeuge zur
Verfügung stehen. Nebulös wird die Aus-
sicht von ATR auf die Zeit nach 2035. Falls
„disruptive“ neue Technologien verfügbar
sein sollten, plant sie der Flugzeugbauer
auch in seine Modelle zu integrieren. Bis
diese Realität sind, setzt ATR auf „nachhaltige
Zwischenschritte“.
Prozent HEFA (Hydroprocessed Esters and
Fatty Acids), geliefert von AirBP, und zwölf
Prozent SAK (Synthetic Aromatic Kerosene).
Virent, eine Tochtergesellschaft der Mara-
thon Petroleum Corporation, steuerte dieses
mit Aromaten versetzte synthetische Kerosin
bei. Die aus Zucker und Biomasse in einem
Air Serbia, die nationale Flugge-
sellschaft der Republik Serbien,
und LUFTHANSA TECHNIK haben
einen Fünfjahresvertrag über einen
Total Component Support (TCS) für
ihre aktuelle und zukünftige Air-
bus-A320ceo-Flotte unterzeichnet.
Die Lufthansa Group und LILIUM
haben eine Absichtserklärung
(Memorandum of Understanding,
MoU) unterzeichnet, um eine
strategische Partnerschaft für den
Betrieb von elektrisch vertikal star-
tenden und landenden Flugzeugen
(eVTOL) in Europa zu prüfen.
Laut einer Bloomberg-Studie lag
die skandinavische SAS im Jahr
2022 mit 0,96 Prozent weit vor
allen anderen Airlines in Bezug auf
die Verwendung von nachhaltigen
Treibstoffen. Auf Platz zwei folgte
Air France-KLM mit 0,59 Prozent.
Das US-amerikanische Technolo-
gieunternehmen LITTELFUSE
bringt Miniatur-Sensoren für
magnetischen Tunnelwiderstand
(Tunneling Magneto Resistance,
TMR) auf den Markt, die nach
Angaben des Herstellers über eine
verbesserte Empfindlichkeit und
Energieeffizienz verfügen sollen.
Foto: Littelfuse

„Bioforming“ genannten Verfahren gewonne-

nen Aromate werden in hundertprozentigen
SAF-Mischungen benötigt, um den Kraftstoff
für Flugtriebwerke nutzbar zu machen. Ohne
sie würden bespielsweise Kunststoffdich- N3 ENGINE OVERHAUL SERVICES,
tungen in den Triebwerken durch pures, ein Gemeinschaftsunterneh-
SAF beschädigt. So schön es klingt, steht die men von Lufthansa Technik und
Aromaten-Entwicklung laut des finnischen Rolls-Royce zur Überholung
SAF-Produzenten Neste jedoch noch ganz und Reparatur von Rolls-Roy-
am Anfang. An eine reguläre Verwendung ist
Foto: Virgin Atlantic

ce-Trent-Triebwerken, erweitert sei-

Virgin-CEO Sir Richard Branson jubelt
noch nicht zu denken. Diverse Forschungs-
einrichtungen waren an Flug 100 beteiligt –
unter anderem auch, um die Entwicklung von
Kondensstreifen unter Realbedingungen zu
untersuchen.
ne Erfurter Anlagen. Neben neuen
Gebäuden und Maschinen soll die
Zahl der Mitarbeiter von 920 auf
1200 Fachkräfte ansteigen.

56 www.aerointernational.de
2/2024
 MARKT /
Bestellungen im
Seit den sechziger
Jahren (Foto) ist das
November
Fliegen nicht nur Alle vier westlichen Hersteller von Passa-
Foto: Jon Proctor

sicherer, sondern gierflugzeugen mit mehr als 50 Sitzplätzen

auch wesentlich wurden auch im November mit Bestellun-
umweltfreundlicher gen bedacht. Das Gros davon entfiel auf
geworden die Dubai Airshow, für die sich vor allem
Airbus und Boeing traditionell die Verkün-
KLIMAWANDEL 3,0 und in der EU um 7,4 Prozent zurück,
dung von Bestellungen aufsparen.

Düstere Zahlen doch machen dies steigende Emissionen an-

Das Jahr 2023, so schätzt das Global Carbon
Project, wird als das bisherige Rekordjahr in
Bezug auf den globalen CO2-Ausstoß in die
Geschichtsbücher eingehen. 36,8 Milliarden
Tonnen Kohlendioxid hat die Menschheit in
die Atmosphäre eingebracht, eine Steigerung
von 1,1 Prozent gegenüber 2022. Die fossilen
CO2-Emissionen gingen zwar in den USA um
derer Regionen wieder zunichte. Indien trägt
mit plus 8,2 Prozent und China mit einem
Plus von vier Prozent dazu bei. Das globale
Forscherteam rechnet damit, dass rund die
Hälfte des CO2-Ausstoßes in den Meeren
und an Land absorbiert werden kann. Der
Rest verbleibt in der Atmosphäre – mit den
bekannten dramatischen Folgen für das
Weltklima.

Foto: Airbus
BRIDGESTONE

Ausgezeichnet Emirates orderte 15 Airbus A350-900, doch

Der Reifenhersteller Bridgestone wurde von Airbus in der Katego- eine Bestellung über A350-1000 blieb aus
rie „Nachhaltigkeit“ mit dem „Supplier Award“ für herausragende
Zulieferer ausgezeichnet. Das Luftfahrtgeschäft spiele eine wesentli- Fluglinie Typ Bestellungen/
che Rolle bei der Umsetzung des nachhaltigen Geschäftsmodells, so
Optionen
Foto: Bridgestone

Bridgestone. Konkrete Maßnahmen seien der Einsatz erneuerbarer

Airbus 
Energien im Rahmen der Herstellungsprozesse, sowie die schonende
Verwendung von Ressourcen. Dazu zählt der „maximale Einsatz“ von Air Lingus A320neo 2/ -
Naturkautschuk und die Verwendung runderneuerter Reifen. Seit British Airways A320neo 2/ -
2021 würden Airbus und Bridgestone zudem gemeinsame, konkrete Der Airbus-„Oskar“ British Airways A321neo 2/ -
Initiativen ergreifen, die „ihre Nachhaltigkeitsvision unterstützen“. für Bridgestone Air Baltic A220-300 30/ -
Air Mauritius A350-900 1/ -
SMBC Aviation Capital 1) A320neo 60/ -
NACHHALTIGE LUFTFAHRT Emirates A350-900 15/ -

Besorgniserregender Trend Air Lease Corporation 1) A330-900 1/ -

Der internationale Zivilluftfahrtorganisa- – und stieg 2022 auf 50 Projekte. Die drei Boeing 
tion ICAO untersucht regelmässig globale Projekte im Jahr 2023 waren Indiens Ziel, bis SunExpress 737-8 28/ -
Projekte für einen nachhaltigen Luftverkehr. 2070 Netto-Null-Emissionen des Luftverkehrs SunExpress 737-10 17/ -
Dabei stellte sie fest, dass das Jahr 2023 mit zu erreichen; zudem das Bestreben der Emirates 777-9 55/ -
nur drei CO2-Netto-Null-Initiativen einen indischen Flughafenbehörde, „Netto-Null“ Emirates 777-8 35/ -
dramatischen Rückschritt erlebte. Dieser und „100 Prozent grüne Energie“ an ihren Air-
Emirates 787 5/ -
niedrige Wert wurde zuletzt im Corona-Jahr ports umzusetzen; außerdem das Vorhaben
FlyDubai 787-9 30/ -
2019 registriert. 2020 stieg die Zahl der des finnische Flughafenbetreibers Finavia,
Initiativen auf weltweit 20, lag 2021 bei 18 Netto-Null-Emissionen bis 2025 zu erreichen. Royal Jordanian 787-9 4/ -
Royal Air Maroc 2) 787-9 2/ -
SCAT 737-8 7/ -
Ethiopian 737-8 20/ -
PERSONALIEN Ethiopian 787-9 11/ -

ATR 
SR TECHNICS hat fahrtindustrie nutzen, um den Marktanteil Abelo 1) ATR 72-600 10/ -
Vincent Metz zum von SR Technics in Europa zu vergrößern.
neuen Vice President Mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in Embraer 
Foto: SR Technics

Business Development der Luftfahrt hatte Vincent Metz Schlüssel- Porter Airlines E195-E2 25/ -
Europe ernannt. In die- positionen bei Air France-KLM inne, unter
ser Funktion soll er seine anderem als Vice President für Strategie, 1)
ein Leasingunternehmen
Erfahrung in der Luft- Marketing und Kommunikation. 2)
bislang als ungenannter Kunde geführt

2/2024 www.aerointernational.de 57
BUSINESS AVIATION /
Wachstum unter
neuem Namen
VISTAJET
Vor zwei Jahren übernahm der zweitgrößte Businessjet-Betreiber
weltweit das Unternehmen Air Hamburg. Jetzt verschwindet diese
Marke vom Markt. Die Gründe erklärt ein Besuch vor Ort
E
ins fällt sofort auf: das neue Logo. Am
Eingang der Air-Hamburg-Zentrale
in der Hansestadt empfängt nun
der markante Vistajet-Schriftzug
die Gäste. Eingeladen hat der Operator eine
kleine Gruppe Luftfahrtjournalisten. Um das
hiesige Operations Control Center und den
Aircraft Maintenance Hub in Baden-Baden
kennenzulernen. Und um die ein oder an-
dere Woge zu glätten. Denn ursprünglich
sollte Air Hamburg als Marke erhalten blei-
ben. Nun aber wurden die 40 Jets und die
Wartung von Air Hamburg doch eingemein-
det, was hier und da für Aufregung sorgte.
Begrüßt werden wir von Chief Operating
Officer Nick van der Meer, Chief Commercial
Officer Ian Moore und Mike Ulka, dem Leiter
58 www.aerointernational.de
2024
des Hamburger Standorts. Ian Moore nennt
gleich drei Gründe fürs Rebranding von Air
Hamburg zu Vistajet: „Unsere Kunden zahlen
für das Premiumprodukt Vistajet und erwar-
ten einen einheitlichen Markenauftritt welt-
weit. Vor Air Hamburg hatten wir bereits Jet
Edge und XO übernommen und integriert.
Air Hamburg war nun die letzte Firma mit
eigenem Branding; wir wollten die Mitarbei-
tenden nicht isolieren. Außerdem sollen die
Kabinen unserer Businessjets überall dem
gleichen, hohen Standard entsprechen. Für
viele der übernommen Jets bedeutet das ein
Upgrade.“
Stichwort Flotte: Inzwischen betreibt
Vistajet rund 360 Flugzeuge, davon 80 im
Management für private Eigner. Flaggschiff
2/
Foto: Dirk M. Oberländer
Die Embraer Legacy
650 von Air Ham-
burg haben das ein-
heitliche Design von
Vistajet erhalten
Foto: Dirk M. Oberländer
Nick van der Meer, Mike Ulka und Ian Moo-
re am Hamburger Standort von Vistajet
ist die Bombardier Global 7500. Mit aktuell
18 Exemplaren des Musters ist das Unterneh-
men der größte Betreiber weltweit.
Binnen zwölf Stunden vor Ort
Koordiniert wird die europäische Flotte
über die Operations Control Center in Ham-
burg und Malta. Wir werfen einen Blick
in die Hamburger Zentrale, die schon zu
Air-Hamburg-Zeiten aktiv war. Dreh- und
Angelpunkt ist eine komplexe IT-Infra-
struktur. Alle Abläufe von der Flugplanung
bis zum Crew-Briefing werden so stark wie
möglich automatisiert. Für rund 700 Flug-
plätze weltweit gibt es eine Datenbank mit
Real-Time-Aktualisierungen. Mit Ausnahme
von Australien kann Visajet rund um den
 Foto: Dirk M. Oberländer
Foto: Dirk M. Oberländer
Blick ins Legacy-Cockpit: Rund drei Crews benötigt der Business- Im Operations Control Center werden Flüge hoch automatisiert
jet-Anbieter pro Luftfahrzeug. Er sucht Personal – wie alle geplant und überwacht. Nur so ist die Auslastung optimal
Foto: Dirk M. Oberländer

Foto: Dirk M. Oberländer

Foto: Dirk M. Oberländer

Vorteil Privatjet: direkte Der Service an Bord ist
Verbindungen und stress- individuell. Selten sind
freies Arbeiten an Bord alle Plätze besetzt

Das Vista Aircraft Maintenance Hub in Baden-Baden

betreut die Flugzeuge aus der Air-Hamburg-Übernahme

FAKTEN /
Globus binnen zwölf Stunden ein Flugzeug
bereitstellen. Rund 1000 bis 1200 Stunden
„Unsere Kunden
ist jeder Jet pro Jahr in der Luft – bei der wollen eine Marke –
sie kaufen ein
Gründung 2004 Global 7500 sind es sogar 1500 Stunden. Um
ICAO-Kürzel VJT die Flotte bis 2025 CO2-neutral zu betreiben,
Firmensitz Dubai
setzt das Unternehmen unter anderem auf
Sustainable Aviation Fuel (SAF). Über vier
Produkt von Vistajet“
Mitarbeiter 4000 Ian Moore
Millionen US-Gallonen des nachhaltigen
Passagiere 2018 > 50 000
Treibstoffs sollen in den kommenden 14 Mo- Chief Commercial Officer
FLOTTE naten verflogen werden.
Bombardier: Global (7500, 6000, 5000),
Das Produkt von Vistajet können wir
Challenger (850, 605, 604, 350, 300)
bei einem kurzen Flug von Hamburg zum dort derzeit erreicht.“ Eigentlich wolle man
Cessna: Citation XLS/XLS+, X, XL, V/Ultra
Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden in einer gerne weiterwachsen – aber auch hier sei der
Dassault: Falcon 7X Embraer Legacy 650 erleben – Catering na- Fachkräftemangel limitierendes Element. In
Embraer: Legacy 500, 600, 650/650E türlich inklusive. Die Kabine überzeugt mit Europa verfügt Vistajet über weitere Instand-
Praetor 600, Phenom 300/300E, viel Platz und niedrigem Lärmpegel. Auf setzungsbetriebe in München, Le Bourget
Lineage 1000E
dem Weg zum Vista Aircraft Maintenance und Farnborough.
Gulfstream: G450, GIV-SP Hub skizziert COO Nick van der Meer die Inzwischen ist die Legacy 650 sanft ge-
Internet vistajet.com Aufgaben des Wartungsstandorts: „In Ba- landet und rollt vor den 5000 Quadratmeter
den-Baden werden vorwiegend die Embraer großen Hangar. Innen schaut es nach einer
Legacy, die Lineage und die Cessna Citation Menge Arbeit aus. Am Standort Baden-Baden
XLS betreut. Damit ist Kapazitätsgrenze arbeiten rund 63 Angestellte. Der nach

2/2024 www.aerointernational.de 59
 AERO INTERNATIONAL erscheint monatlich in der
BUSINESS AVIATION / JAHR MEDIA GMBH & CO. KG
Jürgen-Töpfer-Str. 48, 22763 Hamburg
INTERNATIONAL
IMPRESSUM
Geschäftsführung
Alexandra Jahr
Herausgeber
Dietmar Plath
Chefredaktion
Thomas Borchert (verantw.),
Isabella Sauer (online)
Redaktion
Wolfgang Borgmann,
Astrid Röben
Autoren und Mitarbeiter
Henrik Bruns, Lucie Deinzer,
Jens Flottau, Heinrich Großbon-
gardt, Kurt Hofmann, Thomas
Foto: Dirk M. Oberländer
Strässle, Rolf Stünkel
Director Content Michael Werner
Art-Director Heico Forster
Grafik
Dirk Bartos (Stv. Art-Director, CvD),
Die Werft bewältigt 600 Projekte pro Jahr, Matthew Lee Wolter
von Sichtkontrollen bis zu Strukturarbeiten Lithographie
Henrik Teudt (Ltg.),
Katja Mucke-Koopmann
Produktionsmanagement
Ilja Badekow, Sybille Hagen,
Part 145 zugelassene Wartungsbetrieb führt pro Andreas Meyer
Jahr rund 600 Projekte aus – von kurzen Kont-
Vertrieb
rollen über die Beseitigung von Hagelschäden Einzelverkauf DMV
bis zum C-Check. Auch in das Upgrade der Ka- Der Medienvertrieb GmbH & Co. KG,
Meßberg 1, 20086 Hamburg
binenausstattung ist die Werft involviert. 2024 www.dermedienvertrieb.de
sollen alle übernommen Wartungsbetriebe ver- Abonnement
DPV Deutscher Pressevertrieb
netzt werden, um das Management von Ersatz-
GmbH, Postf. 57 04 02,
teilen und Wartungskapazitäten zu optimieren. 22773 Hamburg, www.dpv.de
Für CCO Ian Moore ist das Vorhalten eigener
Abonnentenpreis 12 Hefte,
Wartungskapazitäten entscheidend: „Wir besit- Inland: 90,00 € zzgl. Zustellgebühr
zen einen Großteil der Flotte oder leasen Jets 6,00 €, Gesamtpreis 96,00 €;
Österreich: 100,80 € zzgl. Zustellge-
full-time. Deshalb ist die planbare Verfügbarkeit bühr 6,00 €, Gesamtpreis 106,80 €;
von Wartungskapazitäten und die Geschwindig- Schweiz: 144,00 SFr zzgl. Zustellge-
bühr 11,30 SFr, Gesamtpreis 155,30
keit der Checks elementar für eine hohe Einsatz- SFr; übriges europäisches Ausland:
bereitschaft.“ 90,00 € zzgl. Zustellgebühr 25,20 €,
Gesamtpreis 115,20 €;
Vistajet will weiter wachsen, und die Integra- übriges europäisches Ausland (Luft-
tion von Air Hamburg ist ein zentraler Baustein weg): 90,80 € zzgl. Zustellgebühr
67,20 €, Gesamtpreis 157,20 €;
für die Aktivitäten im europäischen Markt. außereuropäisches Ausland: 182,40 €
Darauf darf das Familienmitglied stolz sein, (Preis inkl. 92,40 € Zustellgebühren)
auch wenn sein Name nun nicht mehr auf dem
Schild am Eingang steht.  Dirk M. Oberländer
„Wir haben ISSN 0946-0802
viel Geld in den
Leserservice: 040 - 389 06-880
Bereich Main-
tenance investiert“ Abo/Heftbestellung
Abo-Service, 20080 Hamburg,
GERMANY, Tel: 040 38906-880
Nick van der Meer E-Mail: abo@aerointernational.de
Chief Operating Officer
Fragen zur Digital-Ausgabe
E-Mail:
epaper@aerointernational.de
60
www.aerointernational.de 2/2024
Bestellung von Einzelheften
Aktuelle und ältere Ausgaben
sind für den aktuellen Heftpreis
von 8,90 € zu bestellen unter
www.aerointernational.de/einzel-
hefte (Preise für A und CH sind
aufgeführt, weitere auf Anfrage)
oder per E-Mail: ANGELSEE
aktuell
abo@aerointernational.de
Director Sales
Lasse Drews, Tel: 040 38906-274
E-Mail: lasse.drews@jahr-media.de
Rainer Propp, Tel: 040 38906-285
E-Mail: rainer.propp@jahr-media.de
Head of Sales
Klaus Macholz, Tel: 08146 998903
Fax: 08146 998904
E-Mail: klaus.macholz@jahr-media.de
Senior Key Account Manager
Thomas Quast, Tel: 040 38906-473
E-Mail: thomas.quast@jahr-media.de
Anzeigenpreisliste
Nr. 30 vom 1. Januar 2024
Marketing
marketing@jahr-media.de
Druck Evers-Druck GmbH ein
Unternehmen der Eversfrank Gruppe,
Ernst-Günter-Albers-Straße 13,
25704 Meldorf
Bankverbindungen
Hamburger Sparkasse
BIC HASPDEHHXXX
Konto für Vertrieb:
IBAN DE24 2005 0550 1002 1279 40
Konto für Anzeigen:
IBAN DE50 2005 0550 1002 1279 57
Rechte
© AERO INTERNATIONAL, soweit
nicht anders angegeben. Keine
Haftung für unverlangt eingesandte
Manuskripte, Bilder, Dateien und
Datenträger. Kürzung und Bearbei-
tung von Beiträgen und Leserbriefen
bleiben vorbehalten. Zuschriften
und Bilder können ohne ausdrück-
lichen Vorbehalt veröffentlicht
werden.
Internet www.aerointernational.de
Fragen an die Redaktion
Redaktion AERO INTERNATIONAL
Jürgen-Töpfer-Str. 48,
22763 Hamburg
Tel: 040 38906-521
23.02
E-Mail:
redaktion@aerointernational.de www.jahr-media.de
 NEWS / BUSINESS AVIATION
KURZ NOTIERT
Dr. Oliver Kosing ist am 1. Dezem-
ber 2023 in die Ge-
schäftsführung der

Foto: Aero-Dienst
AERO-DIENST GMBH
eingetreten. Sein
Vorgänger Viktor
Peters übernimmt
eine neue Aufgabe in der ADAC-
Gruppe. Kosing studierte Luft- und
Piaggio hofft,
im laufenden Raumfahrttechnik an der RWTH
Insolvenzverfah- Aachen und war zuletzt Mitglied der
ren einen neuen Geschäftsleitung des Technologie-
Eigner zu erhal- unternehmens IABG.
Foto: Piaggio

ten – und damit

eine gesicherte GAMA, der Verband der Hersteller
Zukunft in der Allgemeinen Luftfahrt,
meldet Zuwächse. Die Zahl der aus-
PIAGGIO gelieferten Businessjets stieg in den

Zukunft von Piaggio weiter offen ersten neun Monaten des vergange-
nen Jahres um zwei Prozent, die der
Mindestens bis Ende Januar bleibt offen, wo der italienische Flugzeughersteller Piaggio landet. Turboprops sogar um 15 Prozent.
Der Insolvenzverwalter hat die Frist für Bieter bis zum 30. Januar verlängert. Das Unterneh- Der Gesamtwert der Auslieferungen
men musste 2018, im Jahr seines 100-jährigen Bestehens, Insolvenz anmelden. Alleiniger erreichte 14,5 Milliarden US-Dollar.
Anteilseigner ist die Mubadala Development Company aus Abu Dhabi. Sie war offenbar nicht Embraer führt die Liste mit einem
mehr bereit, die Verluste des Flugzeugherstellers zu decken. Die P.180 Avanti EVO fand in Zuwachs von 27 Prozent an.
letzter Zeit immer weniger Käufer. Seit 1990 wurden 250 Exemplare der schicken, 732 km/h
schnellen Turboprop verkauft. AVIATION INVESTMENT GROUP
aus Abu Dhabi ist neuer Eigentümer
der Charterplattform Fly Victor.
Nach Aussagen des Gründers Clive
DASSAULT JET CARD REPORT Jackson plant er, die Plattform
weiterzuentwickeln und Spezialis-
Dassault liefert die Corona-Kunden sind ten mit tiefgreifender Kenntnis des
erste Falcon 6X aus treue Kunden Marktes einzustellen. Fly Victor war
eine der ersten Charter-Plattfor-
Am 30. November hat Dassault die erste Wer einmal mit einem Businessjet geflogen men, die den Kunden die Möglich-
Falcon 6X an einen ungenannten Kunden ist, bleibt dabei. Jedenfalls wenn der Füllstand keit zum Ausgleich ihrer CO2-Emis-
ausgeliefert. Sie hat eine Reichweite von der Brieftasche dies zulässt. Wie aus dem sionen gab.
10 200 Kilometern und wird von zwei Pratt & „2023 Jet Card Report“ der Internet-Plattform
Whitney PW812D angetrieben. Während der Private Jet Card Comparisons hervorgeht, VOLATO, der auf HondaJets spe-
zweijährigen Flugerprobung waren drei Flug- nutzen 95 Prozent der Kunden, die während zialisierte Anbieter von Fractional
zeuge zusammen 1500 Stunden in der Luft. der Pandemie erstmals in einem Businessjet Ownership, geht an die Wall Street.
Der Vorläufer 5X sollte mit Silvercrest-Trieb- geflogen sind, diese Art des Reisens auch Gleichzeitig gab Volato bekannt,
werken von Safran angetrieben werden, weiterhin. Bemerkenswert ist dabei, dass dass man weitere 60 Millionen
deren Entwicklung sich aber verzögerte. Das 54,9 Prozent von ihnen dies ausschließlich US-Dollar frisches Kapital für die
5X-Programm wurde daher 2017 eingestellt, zu privaten Zwecken tun. Der Report basiert Expansion eingeworben habe. Das
aber die 6X nutzt viele Teile aus dieser Ent- auf eine Umfrage unter 1000 Nutzern von Unternehmen ist mit 17 HondaJets
wicklung. Sie flog im März 2021 erstmals. Businessjets. der größte Betreiber dieses Typs.
Bis 2025 wird sie weitere 23 Maschi-
nen dieses an die VFW 614 erinnern-
den Jets bekommen.
HONDA das dazugehörige Triebwerk zu starten. Bereits
EPIC hat die brasilianische Zu-
20 Jahre HondaJet 1993 hob der gemeinsam mit der Mississippi
State University entwickelte Prototyp MH02 ab. lassung für die E1000GX erhalten.
Mit seiner tief angesetzten, spitzen Nase Es war der erste Businessjet, bei dem Rumpf Die ersten beiden Flugzeuge einer
und den über dem Flügel angebrachten und Flügel aus Kohlefaser bestanden. Die Bestellung über insgesamt 34
Triebwerken ist der HondaJet eine markante Flügel waren nach vorn gepfeilt, und die volu- Stück der einmotorigen Turboprop,
Erscheinung. Vor 20 Jahren machte er seinen minösen JT15D von Pratt & Whitney Canada wurden noch im Dezember 2023
Jungfernflug. Wer als Hersteller neu in die befanden sich dicht am Rumpf auf den Flügeln ausgeliefert. Sie sind für den Fracti-
Luftfahrt einsteigen will, braucht einen Batzen des Hochdeckers. Nach 170 Flugstunden onal-Ownership-Anbieter Avantto
Geld und einen langen Atem. Die Hürden wurde das Projekt 1996 beendet und der Jet bestimmt. Das für einen Piloten und
dafür sind hoch. Honda hatte beides. Schon nach Japan gebracht, wo er heute im Museum fünf Passagiere ausgelegte Flugzeug
1986 entschied sich der Automobilkonzern, von Honda zu besichtigen ist. Der aktuelle hat eine maximale Reichweite von
in die Luftfahrt einzusteigen und ein For- Hondajet wird von gemeinsam von Honda und 3000 Kilometern.
schungsprogramm für einen kleinen Jet und GE entwickelten Motoren angetrieben.

2/2024 www.
aerointernational.de 61
GALERIE /

Ein Platz an
der Sonne
An der Südspitze der Sinai-Halbinsel liegt die beliebte ägyptische Ferien-
hochburg Scharm El-Scheich. Deren Tor, der internationale Flughafen der
Region, ist inzwischen zum drittgrößten Airport des Landes aufgestiegen
und wird von mehr als 100 Fluggesellschaften angeflogen

Fotografiert von
Dietmar Plath

62 www.aerointernational.de 2/2024
 Eine A320neo der
Air Cairo kurz nach
dem Start von der
Startbahn 04L des
Flughafens von
Scharm El-Scheich

2/2024 www.
aerointernational.de 63
1

64 www.aerointernational.de 2/2024
 GALERIE /

1 Arabisches Flair: Am
Flughafen von Scharm
El-Scheich werden die
Touristen bereits bei der
Ankunft eingestimmt
auf die Destination, die
sie verzaubern dürfte.
Von links nach rechts: eine
Boeing 737-800 der ägypti-
schen Charterairline AMC
Airlines, eine ATR 72 der
Air Cairo und eine Boeing
777-300 der türkischen
Southwind

2 Das Terminal 1 wurde

2007 mit einer Kapazität
von fünf Millionen Flug-
gästen pro Jahr eröffnet.
In ihm werden die meisten
Fluggesellschaften abge-
fertigt

3 Terminal 2 wurde 2004

von Grund auf renoviert.
Hier ist vorrangig die
Lokalmatadorin Air Cairo
zu Hause

2/2024 www.aerointernational.de 65
 GALERIE /

66 www.aerointernational.de 2/2024
2

1 Nur umgangssprachlich
im Schatten des 35 Meter
hohen Towers: Air Cairo
fliegt von Scharm El-Scheich
aus unter anderem mit
Embraer 190 in die Haupt-
stadt Kairo, aber auch zu
Zielen in Italien

2 Eine A320 der FlyOne

Armenia vor der beeindru-
ckenden Berg-Kulisse und
dem Start nach Eriwan

3 Die ägyptische Charter-

fluggesellschaft Red Sea
Airlines setzt ab Scharm El-
3 Scheich eine 737-800 ein

2/2024 www.aerointernational.de 67
1

68 www.aerointernational.de 2/2024
 GALERIE /

1 Eine A321neo der Uzbe-

kistan Airways setzt nach
einem fünfstündigen Flug
aus Taschkent auf der Lan-
debahn 04L auf

2 Die russische Red Wings

Airline greift für die Verbin-
dung zwischen Sotschi und
Scharm El-Scheich auf eine
SSJ100 zurück

3 Die Air-Astana-Schwester
FlyArystan bringt sonnen-
hungrige Kasachen auf die
Sinai-Halbinsel

2/2024 www.aerointernational.de 69
1

1 Der ägyptische National-

carrier EgyptAir fliegt
mehrmals täglich von
Scharm El-Scheich nach
Kairo, unter anderem mit
A220-300

2 Insgesamt bedienen mehr

als 100 Fluggesellschaften
den Flughafen, auf dem
erst seit 1982 ziviler Betrieb
möglich ist

3 Mit einer A320 verbindet

die 2015 gegründete mol-
dauischen Fly One Chișinău
2 mit Scharm El-Scheich

70 www.aerointernational.de 2/2024

64 000 Betten für Urlauber: Rund um Scharm El-Scheich enstan-
den Hotels aller nur denkbaren Kategorien
Airport mit viel
„Luft nach oben“
Der größte Flughafen auf der Sinai-Halbinsel ist Scharm El-Scheich
– das Tor zur gleichnamigen touristischen Hochburg, die mehr und
mehr Urlauber auch aus Deutschland anzieht
W
er an Urlaub in Ägypten denkt,
hat vermutlich in erster Linie
Hurghada oder Marsa Alam vor
Augen. Hier landen die meisten
Ägypten-Touristen. Doch ein dritter Zielort
ist deutlich im Kommen: Scharm El-Scheich
an der Südspitze der Sinai-Halbinsel. Nur
wenige Meter trennen den Flughafen mit
dem IATA-Code SSH von der Küste des Roten
Meeres, zur Stadt Scharm El-Scheich sind es
gerade einmal zwölf Kilometer.
Ägyptens drittgrößter Flughafen ist groß,
modern, und er hat enormes Wachstums-
Potenzial. Was er auch braucht, denn die Re-
gion ist in vielerlei Hinsicht ausgesprochen
attraktiv für sonnenhungrige Touristen – Ba-
deurlauber wie Kultur-Interessierte. Und das
spricht sich immer mehr herum.
Derzeit fliegen 115 Fluggesellschaften
Scharm El-Scheich an. Allein 2023 wurden
mehr als 45 400 Starts und Landungen regis-
triert. Im vergangenen Jahr wurden rund
5,6 Millionen Passagiere am Flughafen abge-
fertigt. Der Airport könnte locker doppelt so
Das Rixos Premium Seagate ist stolz Natürlich dürfen Kamel-Tou-
ist auf seinen Fünf-Sterne-Service ren auf dem Sinai nicht fehlen
viele Fluggäste verkraften, da sind sich alle
Beobachter sicher.
Nun, zehn Millionen werden es 2024 noch
nicht sein, aber Air Cairo hat das Potenzial
von Scharm El-Scheich erkannt und verdop-
pelt die Kapazität: Statt einmal pro Tag wie
2023 werden in diesem Sommer die Airbusse
von den Flughäfen Düsseldorf und Frankfurt
zweimal in Richtung Sinai-Südspitze starten.
Und auch andere Airlines dürften künftig die
Frequenzen erhöhen.
Für Ägypten-Touristen stehen in der
Region um Scharm El-Scheich rund 64 000
Hotelbetten bereit – in allen Kategorien und
im Schnitt preiswerter als in Hurghada oder
Marsa Alam. Das touristische Angebot steht
dem anderer Ferienorte in nichts nach. Vor
der Kulisse majestätischer Berge des Sinai
gibt es auch hier lange Sandstrände, maleri-
sche Buchten, antike Kultur mit biblischen
Kultstätten und Jahrhunderte alten Klöstern.
Badeurlauber genießen im wohltemperier-
ten türkisfarbenen Wasser das Schwimmen
und Tauchen und begegnen beim Schnor-
GALERIE /
Foto: MOHAMED EL-SHAHED/AFB/Getty Images
Insbesondere Taucher kommen in Scharm
El-Scheich auf ihre Kosten
cheln einer Vielfalt von bunten Fischen. An
Land lässt es sich gemächlich auf einem
Kamelrücken durch die Wüste traben oder
auch mit dem Quad durch den Wüstensand
brettern. Die meisten Urlauber kommen aus
Großbritannien, Italien und Russland. Aber
auch in ehemaligen Staaten der Sowjetunion
ist Scharm El-Scheich beliebt, unter anderem
bei Usbeken oder Kasachen.
Verbunden mit 110 Zielen
Der Flughafen Scharm El-Scheich wurde
1968 als israelischer Luftwaffenstützpunkt
eröffnet. Nach dem Friedensvertrag 1979 gab
Israel die Sinai-Halbinsel inklusive Airport
an Ägypten zurück. Seit 1982 ist er ein ziviler
Flughafen für internationalen Urlaubsver-
kehr. Die beiden Pisten sind 3081 Meter lang.
Von Scharm El-Scheich aus starten Flugzeuge
zu 110 Zielen. 2007 wurde das neue Terminal
1 eröffnet. Mittlerweile gibt es drei Terminals.
Barrierefrei erreichen die Reisenden eine
Vielzahl von attraktiven Geschäften mit lo-
kalem und internationalem Warenangebot,
Cafés und Restaurants, Wechselstuben, Post-
amt, Mietwagenschalter – mit all dem also,
was ein hochmoderner Flughafen seinen
Gästen bieten sollte. Sigrid Andersen

2/2024 www.aerointernational.de 71
 TESTEN
LOHNT SICH
 3 AUSGABEN NUR 15,70 €
 TOP-PRÄMIE ZUR WAHL
AERO
www.aerointernational.de

NR. 4
VERKEHRSFLUGZEUGE
4 APRIL 2023
7,50 € (D)

INTERNATIONAL DAS MAGAZIN DER

ZIVILLUFTFAHRT • Unentbehrlich für alle Plane-Spotter
und Luftfahrt-Fans

747
Die Königin dankt ab! BIS ZU
• Entwicklung und Technik, Einsatzzwecke,
technische Daten und Porträts wichtiger

30%
Hersteller

Zuzahlung nur 1,– €

PREISVORTEIL
Kurs MUC
Jetzt kommt
Überraschend gut EVA Air nach
München
Die Zahlen der Airports
im deutschsprachigen Raum
für das Jahr 2022

Hybrid
So wird die
Dash 8 klima-
neutral

AMAZON GUTSCHEIN,
WERT 10 €
• Wählen Sie Ihren Wunschartikel aus dem
gesamten Amazon Angebot aus
• Gutscheine können nur auf www.amazon.de
eingelöst werden

Ohne Zuzahlung
Titel.indd 1 17.02.23 10:58

Einfach bestellen unter:

 www.aerointernational.de/mini
+49 (0) 40 - 38 90 68 80 (Bitte die Bestellnummer 2053108 angeben.)
Sie erhalten 3 Ausgaben AERO INTERNATIONAL für zzt. 15,70 € (DE) / 17,40 € (AT) / 25,30 CHF (CH) (inkl. MwSt. und Versand) zzgl. des jeweiligen Zuzahlungsbetrags. Dieses Angebot gilt nur
solange der Vorrat reicht. Ersatzlieferung vorbehalten. Der Prämienversand erfolgt nach Zahlungseingang. Zahlungsziel: 14 Tage nach Rechnungserhalt. Es besteht ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
Anbieter des Abonnements ist JAHR MEDIA GmbH & Co. KG. Belieferung, Betreuung und Abrechnung erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH als leistenden Unternehmer.
MAINTENANCE VERSCHIEDENES

Schnell, aktuell und auf

einen Blick wissen, was Sache ist! Antiquariat
Lindbergh
alte und seltene Luftfahrtbücher
www.Lindbergh-aviation.de

Einfach scannen oder

www.aerointernational/newsletter.de
anklicken FLUGSCHULEN

TOP-Angebot für Neukunden:

4 buchen nur 3 bezahlen!

AEROMARKT ANZEIGENVERKAUF 08146 / 998903

Sprechen Sie uns an und buchen
Sie jetzt Ihre Anzeige.

BECOMING
www.aerointernational.de

rnational.de
rnational.de

www.aerointe

NR. 10 NR. 11

11 12
www.aerointe

OKTOBER 2023
A 8,40 €
CH 12,00 sfr
NOVEMBER 2023
NR. 12

AN
7,50 € (D) B, NL, L 8,80 € 7,50 € (D)
DK 81,95 dkr
DAS MAGAZIN
CZ 280 kc DER
10
I, F, E, SLO, DEZEMBER 2023
DER ZIVILLUFTFAHRT
P (cont.) 9,80 €
7,50 € (D)
DAS MAGAZIN DAS MAGAZIN
DER
A 8,40 €

ZIVILLUFTFAHRT
CH 12,00 sfr
ZIVILLUFTFAHRT B, NL, L 8,80 €
DK 81,95 dkr
CZ 280 kc

Adieu Eurowings
Nur drei Sitze
I, F, E, SLO,
P (cont.) 9,80 €

Usbekistan Deutschlands kleinste

Luftfahrt-Boom Baltrum
raße Airline fliegt nach
an der Seidenst
Lufthansas Ferienflieger startet
unter neuem Namen

AIRLINE
Concorde
die Überschall-Ära
Vor 20 Jahren endete
JetBlue gibt Gas
Die US-Airline
hat
Expansion nach große Pläne:
Europa, teure
Übernahmen,
neue Bemalun
g
Comac C919 Besuch im
Airport:
Das chinesische Single-
Aisle-Flugzeug mit
Cockpit
Die Top-20 großer deutscher So sieht der Alltag
Beteiligung fliegt jetzt einer Airbus-Cr
ew
An Atlanta und im Liniendienst bei Austrian aus

PILOT
den USA kommt
nah an den
keiner vorbei : gesteigerte
Die ganz
Skiathos: malaysische
AirAsia
Low-Cost-Airline
feiert 30. ts
Geburtstag
Noch mehr Probleme beim
Vor 120
Getriebefan vonJahren
Pratt & Whitney
begann
Urlauber-Je mit den
Special Triebwerke landenden Gebrüdern Wright
Klimaschutz der Motorflug Top-News auf
der Messe der
Effizienz für den der Businessjet NBAA:
HondaJet Echelon
31.08.23 10:55
Titel.indd 1 Titel.indd 1 28.09.23 09:37

Titel.indd 1
26.10.23 13:32

Nächster Anzeigenschluss ist der

16.01.2024
Die März-Ausgabe erscheint am
09.02.2024

Ihre Ansprechpartnerin: www.flyffh.com

Melanie Regner · Telefon: +49 (40) 38 906 298
E-Mail: melanie.regner@jahr-media.de

2/2024 www.aerointernational
.de 73
MAYDAY /

FOTO: PICTURE ALLIANCE/GLOBALLOOKPRESS.COM/VLADISLAV NEKRASOV

Ein Jet im Kornfeld: Den Piloten einer A320 von Ural Airlines in Russland ging der Sprit aus – sie landeten im Segelflug
auf einem freien Feld. Niemand wurde verletzt

Spitzenjahr mit
Legen wir diesen Leitgedanken zugrunde,
hat 2023 abgeliefert. Und wie: Bei 45 Flug-
zeug-Totalververlusten kamen 124 Menschen
zu Tode. Das waren 109 (oder 46,8 Prozent)

Überraschungen
weniger als noch im Vorjahr und 233 weniger
als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre
(357). Blickt man noch weiter zurück, erkennt
man, dass 2023 kein Ausreißer war, sondern
die konsequente Fortsetzung eines Trends,
der in den achtziger Jahren begann. Seitdem
FLUGSICHERHEITSBILANZ 2023
schmelzen die Opferzahlen – von Ausnahme-
Das zweitbeste Jahr nach 2017: Der Rückblick auf die jahren abgesehen – stetig weiter. Zum Ver-
Flugsicherheit fällt für 2023 ausgezeichnet aus. Unerwartet gleich: 2022 starben allein auf bayerischen
ist besonders die geringe Zahl von Opfern in Afrika Straßen 519 Menschen. Das ist mehr als das
Vierfache als im weltweiten Luftverkehr.
Man muss mittlerweile kein Flugsicherheits-

D
as bisherige Rekordjahr 2017, in
dem es mit nur 40 Unfallopfern
die mit weitem Abstand wenigsten
Toten im weltweiten Zivilluftver-
kehr gegeben hatte, bleibt weiter ungeschla-
gen. Doch 2023 belegt nach Analyse des
Hamburger Flugunfallbüros JACDEC einen
sehr beachtlichen zweiten Platz. Die Daten-
bank der Flugsicherheitsexperten weist für
2023 mit 1001 verzeichneten Unfällen und
Zwischenfällen im Flugverkehr wieder das
Niveau der letzten Vor-Corona-Jahre auf.
Die Messung von Flugsicherheit ist kom-
plex. Jeder Flug ist tagtäglich dutzenden
Risikofaktoren ausgesetzt – wie dem Wetter,
der Technik am Boden und im Flugzeug,
dem Können der Besatzung, der Fluglotsen
und der Flughafenmitarbeiter, um nur ein
paar wenige zu nennen. Sicherheit ist für die
meisten von uns zuerst ein Gefühl der Angst-
freiheit. Doch Gefühle lassen sich schwer in
Zahlen ausdrücken. JACDEC hat eine eigene
Definition: „Sicherheit ist die Abwesenheit
von Unfällen und schweren Zwischenfällen.“
experte mehr sein, um angesichts der sich
seit vielen Jahren bestätigenden Daten zu
erkennen, welch hohes Sicherheitsniveau das
Verkehrsmittel Flugzeug besitzt.
Dass sich 2023 die bereits sehr guten
Zahlen des Vorjahrs nochmal verbessern
würden, war keinesfalls erwartbar. Im
zurückliegenden Jahr wuchs der Weltluft-
verkehr größtenteils wieder auf das Vor-Co-
rona-Niveau an, somit war auch folgerichtig,
dass sich die Zahl der sicherheitsrelevanten
Vorfälle erhöhen würde. Das ist mit einem
satten Plus an Unfällen und Zwischenfällen

74 www.aerointernational.de 2/2024
 FOTO: PICTURE ALLIANCE/ZUMAPRESS.COM/PRABIN RANABHAT
Die Bergung von Wrackteilen und Opfern
aus einer Schlucht war schwierig

Im Anflug auf Pokhara

in Nepal wurde die
ATR 72 von Yeti Air-
lines zu langsam und
stürzte ab
FOTO: PICTURE ALLIANCE/ZUMAPRESS.COM/SKANDA GAUTAM

zwar eingetreten, doch dabei gibt es eben
nicht immer Opfer. Zum Glück. Ist ein Jahr
ohne Todesopfer jemals denkbar? Diese
Frage hätte JACDEC vor Jahren noch mit
einem klaren „Nein“ beantwortet. Inzwischen
scheint es, als ob diese „magische Null“ nur
noch eine Frage der Zeit sein könnte.
Das Unfalljahr 2023 war von einem ein-
zigen opferreichen Crash gleich im Januar
gekennzeichnet, als beim Absturz einer Regi-
onalmaschine in Nepal alle 72 Insassen ums
Leben kamen. Damit sind 58 Prozent aller To-
desopfer des gesamten Jahres bei nur einem
einzigen Unglück gestorben. Dass 2023 nicht
deutlich schlechter geworden ist, hat zum
Teil auch mit Zufall und Glück zu tun. Allein
in den USA kam es zu zehn „Runway Incur-
sions“, bei denen nicht viel gefehlt hätte, Fachleute und Insider bemängeln seit
um aus einem Zwischenfall eine Tragödie Jahren, dass chronischer Personalmangel
werden zu lassen. Beispielsweise startete eine im Bereich Air Traffic Control irgendwann
Boeing 737 bei Nebel auf einer Bahn in Aus- zu einem Fehler führen wird, der in einem
tin, Texas, für die gleichzeitig eine Boeing 767 schweren Unfall enden könnte. Dieses Per-
zur Landung freigegeben wurde. Da die 737 sonalproblem in der Luftraumüberwachung
noch auf der Startbahn war, als die 767 den besteht auch in Deutschland. JACDEC ver-
Flughafenzaun überflog, leitete letztere ein zeichnete 2023 nicht weniger als 32 dieser
Durchstartverfahren ein. Doch die 737 hatte gravierenden Flugbetriebsstörungen, im
bereits ihre Entscheidungsgeschwindigkeit Fachjargon „Incursions“ genannt.
V1 passiert und hob ab, sodass sich beide Gerade wir in Deutschland haben 2023
Maschinen gefährlich nahe kamen. Ähnliche gemerkt, wie verletzlich die Infrastruktur
Kollisionsgefahr drohte bei Konfliktsitua- der Verkehrsflughäfen gegenüber Angrif-
tionen in New York-JFK und Boston. Doch fen ist. Mehrfach drangen Klimakleber in
jedes Mal hielt das Sicherheitssystem stand, den Sicherheitsbereich großer Airports ein,
bestehend aus Piloten, Fluglotsen, moderner durchkreuzten so zigtausende Reisepläne.
Technik und einer Prise Fortune. Diese Aktionen gefährden zuallererst >

FAKTEN /
Flugsicherheitsbilanz 1999 bis 2023 | Todesopfer und Totalverluste weltweit
Flugsicherheitsbilanz 1999 bis 2023 | Todesopfer und Totalverluste weltweit
Todesopfer Flugzeug Totalverluste
Flugzeug
Todesopfer Totalverluste

1500 150
1159
1155
114
1121

1000 100
109
1064

107
98

91
974

93

97
88

87
838

877
774
770

708
695

GRAFIK: JACDEC
600

50
559

500
63

525

542
59
56

513
53

55
54

56
51
54
51

499
45

45

42
36

329
35
320
124

286
298

29
233

173

40

2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999

gezählt werden alle unfallbedingten Totalverluste der zivilen Luftfahrt inklusive Dritter am Boden oder in anderen Flugzeugen. Nur Flugzeuge der Zivilluftfahrt über 5,7 t oder 19 Plätze sowie Fairchild Swearingen
Metro, Cessna 208, BN-2A und Let L-410

2/2024 www.aerointernational.de 75
MAYDAY /
die Flugsicherheit. Im November wurde
Hamburg erneut Schauplatz eines ernsten
Sicherheitsvorfalls, als eine Person mitsamt
einer Geisel mit dem Auto durch die Sicher-
heitsschranke auf das Vorfeld fuhr und den
Flugverkehr für einen ganzen Tag zum Erlie-
gen brachte. Über die effektive Sicherung der
Airports ohne zusätzliche Wartezeiten für
Passagiere wird man 2024 noch einmal neu
nachdenken müssen.
Was passieren kann, wenn in einem Land
Sicherheit quasi nicht mehr existent ist,
zeigte sich im April auf dem Flughafen der
sudanesischen Hauptstadt Khartum. In der
„Schlacht um Khartum“ eroberten schwer
bewaffnete Milizen, die seit Jahren gegen die
sudanesische Armee kämpfen, den Flugha-
fen. Sie zerstörten jedes Flugzeug, das noch
intakt aussah, darunter einen Airbus A330
der Saudia und eine Boeing 737 der ukrai-
nischen SkyUp. Am Ende des Tages gab es
24 ausgebrannte Zivilflugzeug-Wracks plus
diverse zerstörte Militärflugzeuge der Re-
gierung. Allein hier entstanden mehr als die
Hälfte aller Totalverluste in der Jahresbilanz.
Beim Blick auf die westliche Welt zeigt
sich: Keine der „handelsüblichen“ Airlines,
war 2023 von einem tödlichen Crash be-
troffen (das Sicherheitsranking der 25
größten Airlines lesen Sie auf Seite 78).
Fluggesellschaften, die im vergangenen Jahr
Todesopfer zu beklagen hatten, sind allen-
falls interessierten Flugzeugenthusiasten
bekannt. Eine deutliche Veränderung ins
Negative erfährt die Unfallbilanz auch durch
die Aufnahme des Flugzeugtyps Cessna 208
Caravan in die JACDEC-Datenbank. Diese
kleine Turboprop wird oft bei sehr risikorei-
chen Flügen zu entlegenen Pisten eingesetzt.
Flugunfallopfer nach Regionen 2023
in Prozent
Europa
Nordamerika 1,6
Asien-Pazifik 3,2 Afrika
4,8 0,8
GUS-Staaten
8,1
Latein-
amerika 23,4
76 www.aerointernational.de 2/2024
Nur Sachschaden: Bei der Landung einer Boeing 717 von Delta Air Lines mit defektem
Bugfahrwerk in Charlotte, North Carolina, blieben alle Insassen unverletzt
Und sie hat nur einen Motor – wenn der Pro-
bleme macht, endet der Flug unausweichlich
und zeitnah. Allein 14 Caravans wurden bei
Unfällen irreparabel beschädigt. 19 Men-
schen starben dabei. Mit diesen Maschinen
fliegt jedoch nur ein extrem kleiner Teil der
weltweiten Flugpassagiere.
Ein besonderer Fokus des Unfallgesche-
hens lag 2023 auf Brasilien. Hier kam es zu
überproportional vielen Zwischenfällen. Eine
kulturelle Besonderheit trug dazu bei: Im
Land des Zuckerhuts ist es populär, zu allen
möglichen Anlässen große Ballons steigen
zu lassen, die Reklame für alles Mögliche ma-
chen. Mindestens viermal kam es allein im
Großraum São Paulo zu gefährlichen Annä-
herungen mit Passagierflugzeugen.
Auf der anderen Seite des Globus zeigen
die Sanktionen gegen Russland Auswirkun-
gen auf die Flugsicherheit. So musste im
August die größte Fluglinie Aeroflot die Rad-
Naher und Mittlerer
Osten 58,1
GRAFIK: JACDEC
FOTO: PICTURE ALLIANCE/ZUMAPRESS.COM/JEFF SINER/CHARLOTTE OBSERVER
bremsen bei mindestens neun Maschinen
deaktivieren, da Ersatzteile nicht verfügbar
waren. Statt diese Maschinen am Boden zu
lassen, gab es jedoch lediglich ein Memo für
Piloten. Russlands Zivilluftfahrt, die zu über
80 Prozent westliche Muster betreibt, lebt
immer mehr von der Improvisation. Es wer-
den Wartungsintervalle hinausgezögert und
Vorschriften ignoriert, um Flugzeuge im Be-
trieb zu halten. Ein größerer technikbeding-
ter Unfall rückt in Russland immer mehr in
den Bereich des Wahrscheinlichen.
Wohl ohne Einfluss der Sanktionen kam
es im September zu einer spektakulären Au-
ßenlandung auf einem Feld. Alle 167 Insassen
kamen mit dem Schrecken davon, als den
Piloten eines Airbus A320 der Ural Airlines
nach dem Durchstarten in Omsk auf dem
Weg zum Ausweichflughafen Nowosibirsk
der Treibstoff ausging. Wegen eines Hydrau-
likschadens fuhr das Fahrwerk nicht ein, was
die Piloten aber nicht bemerkten. So stieg
der Kerosinverbrauch erheblich.
Die mit weitem Abstand opferreichste
Weltregion war wegen des Unglücks in Pok-
hara, Nepal, der Nahe und Mittlere Osten mit
72 Todesopfern (58,0 Prozent). Es folgt Latein-
amerika mit 29 Todesopfern und einem An-
teil von 23,5 Prozent. Drittschlimmste Region
war mit zehn Opfern (8,1 Prozent) das Gebiet
der GUS-Staaten mit Russland. In der Region
Asien/Pazifik kam es zu sechs Todesopfern
(4,8 Prozent). Mit nur vier Toten (3,2 Prozent)
kam Nordamerika davon. Europa verzeich-
nete nur zwei Todesopfer (1,6 Prozent) an
Bord von größeren Zivilflugzeugen, beide bei
Fallschirmsprungflügen. Der Spitzenplatz
geht an Afrika, wo es nur zu einem Todesop-
fer (0,8 Prozent) gekommen war. Das ist
bemerkenswert, da Afrika in den meisten
Jahren viele Flugunfallopfer verzeichnet.
Abseits aller Gefühle liefern die Zahlen
eine klare Erkenntnis: Fliegen ist so sicher
wie fast nie zuvor.  Jan-Arwed Richter
 Die schlimmsten Flugunfälle
Weltkarte der Totalverluste und schweren Zwischenfälle 2023

Weltkarte der Totalverluste und schweren Zwischenfälle 2023

2 1

5
3

keine Todesopfer 1 – 9 Todesopfer 10 – 49 Todesopfer

keine Todesopfer 1 – 9 Todesopfer
50 – 99 Todesopfer
10 – 49 Todesopfer
100 und mehr100
50 – 99 Todesopfer
Todesopfer
und mehr Todesopfer

schwerer Zwischenfall ohne Totalverlust nur Flugzeuge der Zivilluftfahrt über 5,7 t oder 19 Plätze
sowie Fairchild Swearingen Metro, Cessna 208, BN-2A und Let L-410
schwerer Zwischenfall ohne Totalverlust nur Flugzeuge der Zivilluftfahrt über 5,7 t oder 19 Plätze
sowie Fairchild Swearingen Metro, Cessna 208, BN-2A und Let L-410

1 15. Januar
YETI AIRLINES • ATR 72-500 •
9N-ANC • Pokhara, Nepal
Keine der 72 Personen an Bord
der 15 Jahre alten ATR 72 auf
dem Weg von Kathmandu nach
Pokhara überlebten, als die
Maschine im Landeanflug außer
Kontrolle geriet und etwa zwei
Kilometer vor dem Flughafen am
Boden zerschellte. Kurz vor dem
Crash wurden beide Propeller in
Segelflugstellung gefahren, sodass
sie keinen Schub mehr abgeben
konnten. Der Grund dafür wird
noch untersucht.
2 23. Juni
SAM AIR • Cessna 208 •
PK-SMW • Yalimo Berge,
Papua, Indonesien
GRAFIK: JACDEC
einem der unwegsamsten Gebiete
der Erde auf dem Flug zwischen
zwei Dschungelpisten im Herzen
der Provinz Papua als vermisst
gemeldet. Erst am Folgetag wurde
das qualmende Wrack der Cessna
in dichtem Dschungelgebiet ent-
deckt. Für vier Passagiere und die
zwei Piloten gab es keine Überle-
benschance. Für Sam Air war dies
bereits der dritte Unfall 2023.
3 23. August
MNT-AERO • Embraer EMB-
135BJ Legacy 600 • RA-02795 •
nahe Kuschenkino, Russland
Sehr mysteriös verlief der Char-
terflug, den niemand der zehn
Menschen an Bord überlebte.
Unter den Toten hat sich offenbar
auch Jewgeni Prigoschin, der Chef
Warum der moderne Geschäfts-
reisejet plötzlich in 8500 Meter
Höhe zwischen Moskau und St.
Petersburg die Kontrolle verlor, ist
unbekannt. Entgegen internatio-
nalem Recht verweigerte Russland
die Beteiligung von Flugunfallex-
perten aus dem Herstellerstaat
des Flugzeugs. Den Spekulationen
um einen von außen herbeigeführ-
ten Crash gab dies neue Nahrung.
4 16. September
MANAUS AEROTAXI • Em-
braer EMB-110 Bandeirante •
PT-SOG • Barcelos, Brasilien
Ohne Überlebende verunglückte
die zweimotorige Turboprop im
Landeanflug bei extrem schlechten
Wetter. Die aus Manaus eintreffen-
de Chartermaschine verlor beim
Flughafen zu Boden. Die Maschine
rammte einen Erdwall hinter der
Landebahn. Alle zwölf Passagiere
und die beiden Piloten starben.
Es war der zweite tödliche Crash
dieser Airline nach 2009.
5 29. Oktober
ART TAXI AEREO • Cessna
208 • PT-MEE • Rio Branco,
Brasilien
Nur eine Minute dauerte der Flug
der 30 Jahre alten Caravan, die
mit zwölf Insassen nach Envira
gestartet war. Dann erlitt die ein-
motorige Maschine offenbar einen
Motorschaden. Eine Rückkehr zur
Landebahn war nicht möglich. Das
Flugzeug stürzte in den Dschungel
und brannte aus. Unter den Pas-
sagieren befand sich ein Baby, das

der Wagner-Söldnertruppe und Versuch eines Durchstartens an für eine medizinische Behandlung
Die Cessna Caravan wurde in Gegenspieler Putins befunden. Höhe und stürzte neben dem ausgeflogen werden sollte.

2/2024 www.aerointernational.de 77
MAYDAY /

So errechnet sich die Sicherheitsbilanz

Die Sicherheitsbewertung des Hamburger
Flugunfallbüros JACDEC in Zusammenarbeit
mit AERO INTERNATIONAL hat seit Jahren
das gleiche Grundprinzip: Wir stellen die
Unfallhistorie einer Fluglinie gegen ihre
Verkehrsleistung, gemessen in„Revenue Pas-
senger Kilometers“ (RPK). Betrachtet werden
nur die 25 Airlines mit der größten Verkehrs-
leistung in der jeweiligen Kategorie.
Bei der Unfallhistorie verlassen wir uns
auf die JACDEC-Datenbank, die mehr als
30 000 Zwischenfälle umfasst. Eine wichtige
Quelle sind dabei öffentlich zugängliche
Berichte von Luftfahrtbehörden weltweit.
Die Zwischenfälle sind nach ihrer Schwere
gewichtet. Um eine Verbesserung der Si-
cherheit einer Fluglinie zu belohnen, wird
der Einfluss eines Unfalls auf die Bewertung
immer geringer, je weiter dieser zurückliegt.
Nach 30 Jahren hat ein Unfallereignis dann
keinen Einfluss mehr.

Emirates erneut vorn

Die 25 größten Fluggesellschaften weltweit
Jahr der Flugzeugverluste1 seit 1994 Risiko-
ICAO- Flottenalter Index-
Rang Fluggesellschaft Heimatland Betriebs- ohne Todes- mit Todes- Totalverluste index
Code1 (Jahre) Trend
aufnahme ­opfer opfern2 gesamt (Prozent)
1 Emirates Vereinigte Arabische Emirate UAE 1985 1 0 1 9,7 94,42%
2 KLM Niederlande KLM 1920 1 0 1 13,5 92,97%
3 QANTAS Australien QFA 1922 0 0 0 14,5 91,14%
4 EasyJet Großbritannien EZY 1996 0 0 0 10,9 91,08%
5 JetBlue Airways USA JBU 2000 0 0 0 12,5 91,00%
6 Singapore Airlines Singapur SIA 1972 0 1 1 6,7 90,99%
7 Spirit Airlines USA NKS 1980 0 0 0 6,5 90,70%
8 Ryanair Irland RYR 1985 1 0 1 10,6 90,67%
9 Southwest Airlines USA SWA 1971 3 0 3 11,3 90,07%
10 Air Canada Kanada ACA 1937 2 0 2 11,4 89,72%
11 Wizz Air Ungarn WZZ 2004 0 0 0 5,6 89,16%
12 Qatar Airways Katar QTR 1994 0 0 0 8,5 88,95%
13 Lufthansa Deutschland DLH 1955 1 0 1 13,0 88,40%
14 Delta Air Lines USA DAL 1929 2 0 2 14,9 88,28%
15 China Southern Airlines China CSN 1990 1 1 2 8,9 87,80%
16 Alaska Airlines USA ASA 1932 0 1 1 9,7 87,49%
17 IndiGo Indien IGO 2006 0 0 0 4,1 87,26%
18 Iberia Spanien IBE 1927 3 0 3 9,1 86,92%
19 United Airlines USA UAL 1931 1 2 3 16,3 86,59%
20 American Airlines USA AAL 1934 5 5 10 13,0 85,86%
21 British Airways Großbritannien BAW 1974 2 0 2 13,2 85,60%
22 Air France Frankreich AFR 1933 2 3 5 13,0 85,45%
23 LATAM Brasil Brasilien TAM 1976 2 2 4 10,7 82,27%
24 Turkish Airlines Türkei THY 1956 6 3 9 8,4 76,49%
25 Aeroflot Russland AFL 1992 4 2 6 7,7 70,32%

Kopf an Kopf an der Spitze

Europa und GUS-Staaten
Jahr der Flugzeugverluste1 seit 1994 Risiko-
ICAO- Flottenalter Index-
Rang Fluggesellschaft Heimatland Betriebs- ohne Todes- mit Todes- Totalverluste index
Code1 (Jahre) Trend
aufnahme ­opfer opfern2 gesamt (Prozent)
1 Air Europa Spanien AEA 1986 0 0 0 7,6 94,43%
2 Finnair Finnland FIN 1923 0 0 0 12,3 93,34%
3 KLM Niederlande KLM 1920 1 0 1 13,5 92,97%
4 Vueling Airlines Spanien VLG 2004 0 0 0 9,6 92,18%
5 Virgin Atlantic Airways Großbritannien VIR 1984 0 0 0 7,0 92,14%
6 EasyJet Großbritannien EZY 1996 0 0 0 10,9 91,08%
7 Sun Express Türkei SXS 1990 0 0 0 10,2 90,80%
8 Ryanair Irland RYR 1985 1 0 1 10,6 90,67%
9 TAP Air Portugal Portugal TAP 1946 0 0 0 8,5 90,35%
10 Aer Lingus Irland EIN 1936 0 0 0 13,0 90,33%
11 Jet2 Großbritannien EXS 2002 0 0 0 15,2 90,16%
12 Eurowings Deutschland EWG 1993 0 0 0 11,8 89,55%
13 Condor Deutschland CFG 1956 0 0 0 15,0 89,23%
14 Wizz Air Ungarn WZZ 2004 0 0 0 5,6 89,16%
15 Lufthansa Deutschland DLH 1955 1 0 1 13,0 88,40%
16 Iberia Spanien IBE 1927 3 0 3 9,1 86,92%
17 Austrian Airlines Österreich AUA 1957 0 0 0 16,8 84,64%
18 British Airways Großbritannien BAW 1974 2 0 2 13,2 85,60%
19 Air France Frankreich AFR 1933 2 3 5 13,0 85,45%
20 TUI Airways (UK) Großbritannien TOM 1962 0 1 1 10,6 83,97%
21 Swiss Schweiz SWR 2002 1 0 1 9,8 81,49%
22 Scandinavian Airlines - SAS Schweden SAS 1946 3 1 4 9,5 79,64%
23 Pegasus Airlines Türkei PGT 1990 1 1 2 4,3 78,54%
24 Turkish Airlines Türkei THY 1956 6 3 9 8,4 76,49%
25 Aeroflot Russland AFL 1992 4 2 6 7,7 70,32%

78 www.aerointernational.de 2/2024
 Berücksichtigt werden auch Faktoren wie
die Qualität der kontrollierenden Behörden,
der Zustand der lokalen Luftfahrtinfrastruk-
tur, Witterungseinflüsse, das Flottenalter
oder das Routenprofil. Hier dienen Daten
letzte, aber auch jeder Zwischenfall und jeder
Risikofaktor mindern den Risiko-Index einer
Airline.
Bei der Interpretation des Rankings
kommt es weniger auf Platzierungen an,

FOTO: DIRK GROTHE

von Institutionen wie der Weltbank oder der
internationalen Zivilluftfahrtorganisation
ICAO als Basis. So entsteht eine Bewertung,
die sich von einem nur theoretisch erreich-
baren Bestwert von 100 Prozent abwärts
orientiert. Jeder Unfall, jeder Tote und Ver-
sondern auf den Indexwert. Auch gibt es
keinen Grund zur Verunsicherung bei den
genannten Airlines: Keine von ihnen musste
2023 einen Totalverlust eines Flugzeugs hin-
nehmen oder gar ein Todesopfer unter ihren Emirates führt das Ranking an – und ist
Insassen beklagen.  Christian Wolf größter Betreiber des Airbus A380

Low-Cost führt das Feld

Nord-, Mittel- und Südamerika
Jahr der Flugzeugverluste1 seit 1994 Risiko-
ICAO- Flottenalter Index-
Rang Fluggesellschaft Heimatland Betriebs- ohne Todes- mit Todes- Totalverluste index
Code1 (Jahre) Trend
aufnahme ­opfer opfern2 gesamt (Prozent)
1 Copa Airlines Panama CMP 1947 0 0 0 9,3 92,85%
2 JetBlue Airways USA JBU 2000 0 0 0 12,5 91,00%
3 Spirit Airlines USA NKS 1980 0 0 0 6,5 90,70%
4 Air Transat Kanada TSC 1987 0 0 0 10,0 90,28%
5 Southwest Airlines USA SWA 1971 3 0 3 11,3 90,07%
6 Frontier Airlines USA FFT 1994 0 0 0 4,2 89,84%
7 Aerolineas Argentinas Argentinien ARG 1950 0 0 0 10,8 89,76%
8 Air Canada Kanada ACA 1937 2 0 2 11,4 89,72%
9 WestJet Airlines Kanada WJA 1996 0 0 0 10,9 88,93%
10 Delta Air Lines USA DAL 1929 2 0 2 14,9 88,28%
11 Alaska Airlines USA ASA 1932 0 1 1 9,7 87,49%
12 Hawaiian Airlines USA HAL 1929 0 0 0 12,4 87,28%
13 Skywest Airlines USA SKW 1972 0 0 0 11,5 87,03%
14 United Airlines USA UAL 1931 1 2 3 16,3 86,59%
15 LATAM Chile Chile LAN 1929 1 0 1 11,4 86,05%
16 American Airlines USA AAL 1934 5 5 10 13,0 85,86%
17 Volaris Mexiko VOI 2005 0 0 0 6,0 85,75%
18 Republic Airways USA RPA 2005 0 0 0 12,6 84,67%
19 Allegiant Air USA AAY 1998 0 0 0 15,5 83,97%
20 VivaAeroBus Mexiko VIV 2006 1 0 1 5,6 82,91%
21 GOL Brasilien GLO 2001 0 1 1 9,9 82,70%
22 Avianca Colombia Kolumbien AVA 1919 0 0 0 8,4 82,24%
23 LATAM Brasil Brasilien TAM 1976 2 2 4 10,7 82,27%
24 AeroMexico Mexiko AMX 1934 4 0 4 6,2 81,98%
25 Azul Brazilian Airlines Brasilien AZU 2008 0 0 0 7,4 79,58%

Golfstaaten auf Platz 1 und 2

Afrika, Asien-Pazifik, Naher & Mittlerer Osten
Jahr der Flugzeugverluste1 seit 1994 Risiko-
ICAO- Flottenalter Index-
Rang Fluggesellschaft Heimatland Betriebs- ohne Todes- mit Todes- Totalverluste index
Code1 (Jahre) Trend
aufnahme ­opfer opfern2 gesamt (Prozent)
1 Etihad Airways Vereinigte Arabische Emirate ETD 2003 0 0 0 7,8 95,16%
2 Emirates Vereinigte Arabische Emirate UAE 1985 1 0 1 9,7 94,42%
3 Jetstar Airways Australien JST 2004 0 0 0 10,6 92,43%
4 QANTAS Australien QFA 1922 0 0 0 14,5 91,14%
5 Singapore Airlines Singapur SIA 1972 0 1 1 6,7 90,99%
6 Qatar Airways Katar QTR 1994 0 0 0 8,5 88,95%
7 Hainan Airlines China CHH 1993 0 0 0 8,4 88,80%
8 Air New Zealand Neuseeland ANZ 1940 0 0 0 9,2 88,18%
9 Sichuan Airlines China CSC 1988 0 0 0 7,9 88,05%
10 ANA - All Nippon Airways Japan ANA 1954 0 0 0 9,8 88,05%
11 China Southern Airlines China CSN 1990 1 1 2 8,9 87,80%
12 Japan Airlines Japan JAL 1951 0 0 0 11,2 87,37%
13 IndiGo Indien IGO 2006 0 0 0 4,1 87,26%
14 Cathay Pacific Airways Hong Kong SAR - China CPA 1946 0 0 0 10,4 87,18%
15 Xiamen Airlines China CXA 1985 1 0 1 9,6 86,20%
16 Philippine Airlines Philippinen PAL 1941 2 0 2 8,7 82,47%
17 Korean Air Südkorea KAL 1962 4 1 5 10,8 81,92%
18 Air China China CCA 1988 1 1 2 9,2 81,91%
Saudia - Saudi Arabian
19 Saudi-Arabien SVA 1947 4 1 5 8,9 81,88%
Airlines
20 Vietnam Airlines Vietnam HVN 1989 0 1 1 8,4 80,94%
21 Vietjet Air Vietnam VJC 2011 0 0 0 6,7 79,68%
22 China Eastern Airlines China CES 1988 0 1 1 8,7 77,41%
23 Air India Indien AIC 1932 2 0 2 9,6 75,34%
24 Malaysia Airlines Malaysia MAS 1972 2 3 5 10,5 73,07%
25 Ethiopian Airlines Äthiopien ETH 1962 3 3 6 7,2 67,18%
1
bezieht sich auf Flüge mit Passagieren an Bord, keine Fracht - oder Überführungsflüge
2
bezieht sich nur auf die Opfer in den jeweiligen Flugzeugen, ohne Opfer am Boden oder in anderen Flugzeugen 2/2024 www.aerointernational.de 79
 RÜCKBLICK /
Eine Dornier Wal
auf dem Katapult-
schlitten des Damp-
fers „Westfalen“
Foto: Deutsche Lufthansa AG
VOR 90 JAHREN AUFNAHME VON POSTFLÜGEN ÜBER DEN SÜDATLANTIK
Logistische Meisterleistung
Auch in den dreißiger Jahren war es in
der internationalen Luftfahrt noch mög-
lich, Pionierleistungen zu vollbringen. Eine
flugplanmäßige, in zahlreichen Etappen rund
13 000 Kilometer lange Luftpostverbindung
von Deutschland über den südlichen Atlantik
nach Brasilien gehörte definitiv dazu. Vor
allem die logistische Meisterleistung, die Rou-
ten aufgrund des Einsatzes unterschiedlicher
Flugzeugtypen in Verbindung mit Katapult-
schiffen trotz herausfordernder Meteorologie
zeitgenau aufeinander abzustimmen, nötigt
noch heute Respekt ab. Damit läutete die
Lufthansa eine neue Ära des Luftpostver-
kehrs ein. 1934 beförderte der Kranich zu-
sammen mit der Syndicato Condor, einer von
der Lufthansa gegründeten und auch betrie-
benen brasilianischen Fluggesellschaft, 5085
Kilogramm Post auf 47 Flügen. In Berlin star-
tete eine Heinkel He 70 mit 37,53 Kilogramm
Post gen Stuttgart und flog von dort aus via
Marseille nach Sevilla in Spanien weiter. Eine
VOR 10 JAHREN BESETZUNG DES FLUGHAFENS SIMFEROPOL
Als die kleinen (oliv-)grünen Männchen kamen …
Wiktor Janukowytsch, der damalige
Präsident der Ukraine, war am 21. Februar
2014 vor den Ereignissen des „Euromaidan“
aus Kiew geflohen, und die Unruhen hatten
begonnen, auf die seinerzeit autonome
Halbinsel Krim überzugreifen. Eine Woche
später, am 28. Februar, besetzte eine
Gruppe von etwa 50 Bewaffneten den
zivilen Flughafen der Gebietshauptstadt
Simferopol. „Gegen 1.30 Uhr erreichten auf
mehreren Lkw 119 Soldaten mit automa-
80 www.aerointernational.de 2/2024
Ju 52 übernahm dann die Briefpost und flog
nach einer Zwischenlandung in Las Palmas
auf Gran Canaria weiter nach Bathurst in der
damaligen britischen Kolonie Gambia. Dort
wurden die Postsäcke zu einem im Hafen
liegenden „schwimmenden Flugstützpunkt“
gebracht. Dieser umgebaute ehemalige
Frachtdampfer nahm Kurs auf Südamerika
und hatte ein Flugboot vom Typ Dornier Wal
an Deck. 36 Stunden später wurde das Flug-
zeug in die Luft katapultiert. Dabei wurde das
Wasserflugzeug auf 150 km/h beschleunigt.
Im brasilianischen Natal wartete wiederum
ein Wasserflugzeug vom Typ Junkers W 34 auf
das Flugboot. Die W 34 brachte schließlich die
Postsäcke an ihre Bestimmungsorte Rio de
Janeiro und Buenos Aires. Bis Kriegsbeginn
1939 funktionierte ein Luftpostsystem, das
wichtige Länder Südamerikas mit den Metro-
polen Europas verband, fast reibungslos.
Mit jedem Flug wurden fast 100 000 Luftpost-
briefe transportiert.
tischen Gewehren und in Tarnanzügen
ohne Erkennungszeichen das Gebäude des
Flughafens“, teilte der damalige ukrainische
Innenminister Arsen Awakow mit. Offenbar
war die Truppe auf der Suche nach Mitglie-
dern des ukrainischen Militärs, wurde aber
nicht fündig und zog nach kurzer verbaler
Auseinandersetzung mit der ukrainischen
Polizei wieder ab. Der Flugverkehr wurde
daraufhin dennoch für zunächst zwei Tage
unterbrochen. Die endgültige Übernah-
Karl Ingolds
Rekordflug
datiert vom
7. Februar
1914
Foto: United States Library of Congress
VOR 110 JAHREN
REKORDFLUG VON KARL INGOLD
In 16 Stunden bis
nach München
Viel ist über das Leben des Luftfahrtpio-
niers und frühen Rekordpiloten Karl Ingold
leider nicht bekannt. Geboren wurde er
als Carl Wilhelm Rudolph Ingold am 19.
Januar 1880 im elsässischen Colmar, hatte
jedoch familiäre Wurzeln in der Schweiz.
Wie viele junge Menschen seiner Zeit war er
technikbegeistert und lebte diese Neigung
zunächst erfolgreich im Radsport aus. Als
eingebürgerter Deutscher – nun mit einem
„K“ als ersten Buchstaben seines Vorna-
mens – legte Ingold im September 1911 in
Berlin-Johannisthal die Pilotenprüfung ab
und erhielt daraufhin den Pilotenschein des
Deutschen Luftschiffer-Verbands mit der
Nummer 114. Bekannt wurde Karl Ingold,
weil er am Steuer eines Doppeldeckers
deutscher Bauart vom Typ Aviatik Pfeil am
7. Februar 1914 ohne Zwischenstopp von
Mülhausen im Elsass nach München flog.
Überliefert sind 1699 Kilometer Strecke,
wobei dies mehr als fünfmal der direkten
Luftlinie entspricht. Insgesamt benötigte
Ingold 16 Stunden und fünf Minuten. Damit
schlug er gleich zwei Rekorde: Den erst vier
Tage zuvor von Bruno Langer aufgestellten
Dauerflug-Spitzenwert von etwas mehr als
14 Stunden sowie einen Langstreckenre-
kord des Franzosen Augustin Seguin. Karl
Ingold starb 1956 im elsässischen Pfastatt.
me durch russische Streitkräfte erfolgte
wenig später am 11. März. In einem Akt des
Patriotismus‘ stimmte das ukrainische Par-
lament am 14. Mai 2015 für die Benennung
des nun unerreichbaren Flughafens nach
Amet-Khan Sultan, einem krimtatarischen
Fliegerass aus der Zeit des Großen Vater-
ländischen Kriegs; von Russland wurde
dies nicht anerkannt. Zivile Flüge finden
übrigens seit 2022, seitdem Russland in die
Ukraine einmarschiert ist, nicht mehr statt.
THE WINDOW SEAT /
JENS FLOTTAU
kommentiert
aktuelle Entwicklungen
in der Luftfahrt
„Aus Marketingsicht
ist der Lufthansa-
Auftrag für Boeing
ein Segen“
A
m 29. Oktober 2016 landete die D-ABEC zum letzten Mal in
Frankfurt. 1991 hatte die Lufthansa diese Boeing 737-300
übernommen und ziemlich genau 25 Jahre lang geflogen.
2019 wurde die D-ABEC dann verschrottet. Seither hat
Lufthansa für die Kurz- und Mittelstrecken ausschließlich auf Airbus
gesetzt, zunächst auf die A320neo und (bei Swiss) auf die A220.
Sieben Jahre später ist nun klar, dass Lufthansa wieder zur Boeing
737 zurückkehren wird. „Welcome back“ postete Boeing hoch erfreut
in den sozialen Medien. Es schließt sich ein Kreis: 1965 gehörte Luft-
hansa zu den Erstkunden der 737-100 und hatte einschließlich der
„Classic“-Reihe insgesamt 146 Boeing 737 bestellt. Die Next-Genera-
tion-Serie ließ Lufthansa dann komplett aus, wenn man vom Joint
Venture Sun Express absieht. Nun, 58 Jahre nach dem ersten Auftrag,
hat der Konzern wieder unterschrieben – für bis zu 100 737-8 MAX.
Die Entscheidung ist sowohl für Lufthansa als auch für Boeing
von großer Bedeutung. Gemeinsam mit den Tochtergesellschaften
betreibt der Konzern rund 700 Flugzeuge, rund 500 davon auf Kurz-
und Mittelstrecken. Die Flotte ist damit definitiv groß genug, um
zwei Hersteller unterzubringen. Und die große Abhängigkeit von Air-
bus war ungesund. Das galt schon alleine deswegen, weil Airbus bis
2030 ausverkauft ist. Lufthansa könnte kaum zusätzliche Maschinen
schneller bekommen, außer über Leasinggeschäfte, die aber derzeit
besonders teuer sind. Auch die Probleme mit den Pratt & Whit-
ney-Motoren, die einen Teil der A320neo-Flotte bei Lufthansa antrei-
ben (siehe Seite 44), machen die Airbus-Position nicht stärker. Was
die Preise angeht, hat Airbus zur Zeit wenig Anlass, große Rabatte zu
geben. Jetzt, da Lufthansa die 737 zu einem vermutlich guten Preis
AERO
11 TRIEBWERKS-SPECIAL
INTERNATIONAL DAS MAGAZIN DER
ZIVILLUFTFAHRT ZACKEN GEGEN LÄRM,
WWW.AEROINTERNATIONAL.DE DEUTSCHLAND 2 5,50 NR. 11 • NOVEMBER 2016 GETRIEBEFANS & TURBOPROPS
40
DIE
TOP AIRPORTS
DIE GROSSEN HÖCHSTE
WACHSEN AM
STÄRKSTEN QUALITÄT
SINGAPUR-CHANGI
AIRPORT
Österreich 6,30 2 • Schweiz 9,70 sfr • Benelux 6,50 2 • Dänemark 58 dkr
Italien 7,20 2 • Frankreich 7,20 2 • Portugal cont. 7,20 2 • Tschechien 225 kc
Slowakische Republik 7,20 2 • Spanien 7,20 2 • Slowenien 7,20 2
BREMEN
VON OBEN So berichtete
Faszinierende Bilder
aus dem Norden
AERO INTER-
NATIONAL
BYE BYE BOBBY!
2016 über die
Ausflottung
der 737 bei
LUFTHANSA VERABSCHIEDET DIE BOEING 737
Lufthansa
bekommen hat, kann sie bei künftigen Einkaufsvorhaben glaubwür-
diger damit drohen, noch einmal die Seiten zu wechseln.
Ein bisschen ist es eine bittere Ironie der Geschichte: Die Luft-
fahrtbranche ist mehr und mehr darauf gekommen, dass Risi-
kostreuung eine gute Idee ist. Die Erkenntnis hatte sich durchgesetzt,
nachdem die 737 MAX 18 Monate lang mit einem weltweiten Flug-
verbot belegt war. Wäre dies zwei oder drei Jahre später passiert – wo-
möglich hätten das nicht alle Airlines überlebt, weil ihre MAX-Flotten
schon viel größer gewesen wären. Auch bei den Triebwerken ist es
besser, sich nicht auf einen Hersteller zu verlassen – siehe Pratt &
Whitney. Solche Motive spielen eine wichtige Rolle bei Lufthansas
Entscheidung für die MAX.
Aus Marketingsicht ist der Auftrag für Boeing ein Segen. Er än-
dert aber nichts daran, dass die 737 gegenüber der A320neo in einer
schwachen Position ist. 686 gegen knapp 1300 Aufträge (bis Ende No-
vember) sprechen eine klare Sprache. Auch beim Lufthansa-Auftrag
hat eine Rolle gespielt, dass Airbus vor 2030 keine nennenswerte Zahl
an Flugzeugen liefern kann – die Produktion ist ausverkauft. Nun
bekommt Lufthansa die ersten Jets schon 2026. Wo sie innerhalb der
Group fliegen sollen, ist noch offen – bei Lufthansa selbst oder Swiss
jedenfalls nicht. Für Boeing ist die Entscheidung also immerhin ein
Prestige-Gewinn und Airbus wird die Niederlage locker verschmer-
zen. Anders ist das bei Embraer. Der brasilianische Flugzeughersteller
hatte gehofft, bei den zweiten 40 Maschinen zum Zug zu kommen,
die Lufthansa ausgeschrieben hatte. Doch Lufthansa zog den Airbus
A220 vor und wird das Muster bei der neuen Lufthansa City Airlines
für Zubringerflüge in München und Frankfurt einsetzen. Embraer
hatte die große Hoffnung, dass die Kampagne endlich den Durch-
bruch bei einen großen europäischen Mainline Carrier bringen
würde. Doch Lufthansa entschied sich – anders als bei der 737 – für
Kommunalität und wählte die A220, die auch schon bei Swiss fliegt.
Interessanter Aspekt am Rand: Derzeit ist nicht geplant, die Em-
braer 190/195 bei Air Dolomiti und Austrian sowie die CRJ-900 bei
Lufthansa CityLine mit einem Flugzeug ähnlicher Größe zu ersetzen.
Gut möglich also, dass sich die Gruppe in den nächsten Jahren aus
diesem Segment ganz verabschiedet.
2/2024 2/2024 www.aerointernational.de
www.aerointernational.de 8181
 VORSCHAU / 3/2024
DUBAI INTERNATIONAL AIRPORT

AUS AKTUELLEM ANLASS KÖNNEN ANGEKÜNDIGTE BEITRÄGE AUF EINE SPÄTERE AUSGABE VERSCHOBEN WERDEN.
Stern in Nahost
Der Flughafen Dubai lebt in erster Linie
Foto: Bernard Richardson/Dubai Airports

von seinem Platzhirschen Emirates. Triple

Seven und A380 bestimmen somit das
Geschehen auf dem Flughafen, der
2022 bereits wieder mehr als 66 Millionen
Passagiere abgefertigt hat. Allerdings
stößt der wichtigste Flughafen im Nahen
Osten inzwischen an seine Kapazitäts-
grenzen. Betreiberin Dubai Airports wird
deshalb in den kommenden Jahren in einen
effizienteren Betrieb investieren.

BEOND FLUGWETTER

Luxusklasse auf Amtlich

die Malediven Der offizielle deutsche
Anbieter für Flugwettermel-
Die Malediven sind seit jeher ein Premium- dungen und -vorhersagen ist
Reiseziel. Jetzt hat das kleine Inselreich einen der Deutsche Wetterdienst
eigenen Luxuscarrier, um betuchte Klientel (DWD). Wir besuchen eine
auf die Trauminseln zu fliegen. Beond heißt der Luftfahrtberatungszent-
der Newcomer, der seit Mitte November von ralen und erklären, was der

Foto: Javier Rodriguez

München und Zürich aus nach Malé fliegt. DWD für Airlines und Airports
Und das momentan noch mit einer A319 in leistet und wie die speziell
Business-Class-Bestuhlung und mit Zwischen- auf die Luftfahrt abgestimm-
landung. In Zukunft sollen jedoch A321XLR ten Vorhersage-Produkte
nonstop zum Einsatz kommen. entstehen.

Garantiert zu erhalten in
folgenden Geschäften:

Nr. 3/2024 erscheint am 9. Februar 2024 Presse Einzelhändler

Bahnhöfe und
Flughäfen

PRÄMIENABO GESCHENKABO TESTABO

AERO
tional.de
AERO
www.aerointernational.de
AERO
tional.de
AERO

AERO

www.aerointerna
www.aerointernational.de

www.aerointernational.de

www.aerointerna

09 01
01 01 MAGAZIN DER INTERNATIONAL ZIVILLUFTFAHRT
DAS MAGAZIN DER
INTERNATIONAL DAS MAGAZIN DER
INTERNATIONAL
DAS T
ZIVILLUFTFAHR ZIVILLUFTFAHR
T
INTERNATIONAL ZIVILLUFTFAHRT
DAS MAGAZIN DER
INTERNATIONAL ZIVILLUFTFAHRT
DAS MAGAZIN DER

Die letzte Landung Spezial

+
Spezial Spezial
Alltagswantund er Faszinierende Einblicke Ausbildung
Warum Pilotentrainin
Ausbildung Ausbildung FedEx nach
auf Flugzeug-Friedhöfen trotz Pandemie g

Warum Frachtgig
im Aufschwung
cher ist denn je
Warum Pilotentraining Warum Pilotentraining ist
trotz Pandemie trotz Pandemie 50 Jahren erfolgrei
im Aufschwung ist im Aufschwung ist 75 Jahre Dubai Airshow
Cathay
Dubai Airshow Dubai Airshow Cargo als Pacific
Flugzeug-Premieren
& Low-Cost-Boom
Flugzeug-Premieren Flugzeug-Premieren Hoffnung Abenteuer im
& Low-Cost-Boom & Low-Cost-Boom Wie der Flughafen Fernen Osten
Köln/Bonn Cusco
die Krise übersteht Perus
anspruchsvoller
Anden-Airport

Grüne Zukunft
Wie der Flughafen
Marseille
Grüne Zukunft Grüne Zukunft umweltfreundlicher
wird
Wie der Flughafen Marseille Wie der Flughafen Marseille Neuer VC-Vorstand
umweltfreundlicher wird umweltfreundlicher wird Die Pilotenvertretung
Luftfahrtf otos 2021
im Interview

Luftfahrtfotos 2021 Luftfahrtfotos 2021 Ferienflieger

bei Boom Neos
Die besten
chall-Traum ItalienerBilder
United bestellt
Die besten Bilder Die besten Bilder Der ÜbersErfolgreiche Titel (HH).indd 1 Titel.indd 1
24.06.21 17:45
09.08.21 10:36

1
Titel (HH).indd

Titel.indd 1 04.01.22 12:25 Titel.indd 1 04.01.22 12:25 04.01.22 12:25

• attraktive Wunschprämie • attraktive Wunschprämie • 3 Ausgaben testen

• 1 Heft gratis bei Bankeinzug • Geschenkmappe inkl. Gratis-Heft • Sie sparen über 34%
• Kein Risiko: Nach Laufzeit • Kein Risiko: Endet automatisch • tolle Prämie zur Wahl
monatlich kündbar nach Ablauf der Mindestlaufzeit

Ab 96,00 € Ab 96,00 € Ab 15,70 €

82 www.aerointernational.de 2/2024 www.aerointernational.de/angebote

Anbieter des Abonnements ist JAHR MEDIA GmbH & Co. KG. Belieferung, Betreuung und Abrechnung erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH als leistender Unternehmer.
Verantwortliche Stelle: JAHR MEDIA GmbH & Co. KG, Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg, datenschutz@jahr-media.de. Weitere Informationen zum Datenschutz unter: www.jahr-media.de/datenschutzerklaerung.
 „Die Branche stellt sich den
Herausforderungen, die
Luftfahrt zukunftsfähig zu
machen. Wenn es gelingt,
emissionsfrei zu fliegen, ist
die Luftfahrt allen anderen
Verkehrsträgern überlegen,
denn sie benötigt keine
Wegeinfrastruktur!“

JÜRGEN FRIEDEL
Geschäftsführer Flughafen Lübeck

DAS FÜHRENDE MAGAZIN

DER ZIVILLUFTFAHRT
 CONNECT TO
AMAZING FLAVOR with delicious choices

Products and services are subject to change depending on flight duration and aircraft.