Laster

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Laster & Bagger Fr. 14.– / € 12.– (D), € 13.– (andere Länder)

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Bagger Ausgabe 3-2022

Modelle von Lastwagen, Baumaschinen und English

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2 Laster & Bagger 3-2022


«Ich danke allen Leserinnen und
Lesern für ihre Treue. Und ganz
besonders all jenen, die den Abobe-
trag freiwillig aufgerundet haben.»
Laster & Bagger im Netz:
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Laster & Bagger 3-2022
Durchhänger vs. Berufsstolz
Man lernt eben doch nie aus! Für
mich persönlich – und ich spreche
jetzt wirklich nur für mich – ist ei-
ner der Schwachpunkte vieler Spe-
ditionsmodelle die Nachbildung der
Plane bzw. deren wenig existieren-
der Faltenwurf. Wie bei einem gu-
ten Wein, mag ich einen Laster erst
richtig gut, wenn er ein gewisses
Alter erreicht hat, und zwar mit al-
len Begleiterscheinungen. Schmutz
kann man natürlich abwischen,
aber eine an den Ecken und Enden
durchhängende Plane, auf welcher
sich die Bretter des Spriegelgestells
dahinter abzeichnen, gefällt mir viel
besser, als wenn sie neu, straff und
glänzend daherkommt. Ganz ande-
rer Meinung ist hingegen Tom Bla-
se, unser Fahrtenbuch-Autor: «Für
mich gehörte es als Fahrer eines
Planenzuges zum Berufsstolz, mit
einer straff gespannten Plane am
Fahrzeug unterwegs zu sein!»
Und dasselbe gilt auch bei den Bau-
maschinen, d­urchhängende Raupen
gelten als ein Zeichen schlechter War-
tung, während gut gespannte Ketten
– neben Sauberkeit der Maschine
– zum Berufsstolz des Baggerfah-
rers gehören. Es gibt sogar welche,
Editorial
Berufsstolz hüben wie drüben: straf-
fe Planen am Auflieger, gespannte
Ketten am Raupenlader als Zeichen
guter Wartung und sauberer Arbeit.
die im Fahrerhaus eine Spraydose
mit Originalfarbe aufbewahren und
damit nach Arbeitsschluss entstan-
dene Kratzer kaschieren. Und auch
hier – man möge mir verzeihen –
ticke ich «falsch», denn mir gefal-
len schmutzige Baumaschinen mit
durchhängenden, sogar ächzenden
Raupen am besten. Deshalb stören
mich manchmal sogar verbogene
Trittbretter an Modellen eher wenig,
sofern sie vom Einsatz verbogen
sein könnten und somit vom harten
Arbeitseinsatz zeugen.
Allerdings ist auch meine Freude
an durchhängenden, verschmutzten
Dingen nicht grenzenlos. Wenn ich
eine Ausgabe von Laster & Bagger
in einen Umschlag stecke, achte ich
peinlich genau darauf, dass es sich
um ein «makelloses» Exemplar
handelt – Berufsstolz des Herausge-
bers eben.
Doch nun wünsche ich allen viel
Spass beim Lesen dieser hoffentlich
faltenfrei angekommenen Ausgabe.
Daniel Wietlisbach
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4 Laster & Bagger 3-2022


Laster
Eigenbau – Scania LS 76 von René Tanner 12
Mercedes-Benz NG 1632 «Auf Achse» von GMTS 24
Tom‘s Fahrtenbuch 27
Speditionsporträt – Hugelshofer Transporte 34
Modellbau – DAF 2600 Sattelschlepper 44
Der Doosan DX165WR-7 ist das erste Baggermodell
von IMC in 1:50, der Scania LS 76 «Lemvig» ist mit
schwerer Ladung in Dänemark unterwegs. Martin
Hefti sammelt Laster- und Baggermodelle zum The-
ma Bau, den blauen NG-Sattelzug kennt wohl jeder,
und Conrad überraschte mit dem Bauer BG 28 H.
Laster & Bagger 3-2022
Inhalt
Bagger
Sammlerporträt – Martin Hefti 6
Doosan DX165WR-7 von IMC 18
Bauer BG 28 H von Conrad 20
Caterpillar Scraper Evolution Set von DM 22
Volvo EC350D von VDM in 1:32 28
Demag CC8800 Boom Booster von Conrad 30
Geschichte – Poclain TY 45 40
Markus Lindner
Service & Rubriken
Editorial 3
Wettbewerb 33
Neue Medien 39
Diorama – Tunnelbaustelle Teil VI 48
Leserbild / Börse 51
Modellneuheiten 52
Partnerseite 55
News aus der Welt der Originale 56
Die Letzte 58
5
Martin Hefti sammelt und baut
Bau-Themen
von Daniel Wietlisbach
M artin Hefti kam 1975 als Ein-
zelkind in Bilten im Ost-
schweizer Kanton Glarus zur Welt
und seine Eltern betrieben einen
Bauernhof. Das Schicksal meinte es
zu Beginn nicht gut mit dem Jungen,
denn sein Vater wurde krank und
starb, als Martin erst zwei Jahre alt
war, so dass er ihn nie richtig ken-
nen lernte und sich nicht an ihn er-
innern kann. Die Mutter betrieb den
Bauernhof zwar einige Jahre weiter,
verpachtete ihn aber schliesslich,
konnte jedoch dort mit Martin woh-
nen bleiben.
An den Wochenenden unternahm
die Mutter mit ihm gerne Busausflü-
ge, wo er als Jüngster immer zuvor-
derst sitzen durfte und somit nichts
verpasste und beispielsweise herum-
6 Laster & Bagger 3-2022
Martin Hefti liebt die Abwechslung sowohl im
Beruf als auch beim Hobby und so präsentiert
sich seine Sammlung mit zahlreichen Umbau-
ten zum Thema Bau …
stehende Baumaschinen bis ins De- Einsatz, welche mit passenden Holz-
tail erfasste. Wieder zu Hause, ver- dübeln beklebt wurden. Das Materi-
suchte er die Maschinen und Last- al durfte er bei der Mutter bestellen
wagen mit Lego, Stokys (Schweizer und es wurde natürlich auch gesam-
Metallbaukasten) und Holz nachzu- melt. Gekauftes Spielzeug gab es
bauen. Der Phantasie und Kreativität eher wenig, bereits damals wurde
waren kaum Grenzen gesetzt und es Martins Experimentierfreudigkeit
interessierte den Buben besonders, eher durch selbst Gebautes zufrieden
wie man etwas umsetzen und zum gestellt.
Funktionieren bringen konnte. So Er ging nicht besonders gerne zur
entstand beispielsweise ein Åker- Schule, wozu sicher auch der lange
man Raupenbagger mit einem aus Schulweg beigetragen hatte. Vom
Holz geschnitzten Ausleger. Für die etwas ausserhalb des Dorfes gele-
Raupen kamen Stoffstreifen zum genen Bauernhof dauerte dieser zu
Fuss eine ganze Stunde. Dies mag
auch dazu beigetragen haben, dass
er eher selten Besuch von Freunden
bekam. Dieser Umstand ist ihm aber
nicht negativ in Erinnerung geblie-
ben, denn durch die Hobbies erfüllte
er sich bereits damals seine Wün-
sche selber.
Eines der wenigen gekauften Spielzeuge aus der Kindheit folgenden Jahren den grössten Teil
fand der Sammler später auf einer Börse wieder, den seiner Freizeit auf dem Firmenge-
Laster & Bagger 3-2022
1988, Martin war nun Teenager,
verkaufte die Mutter den Bauern-
betrieb und die beiden zogen in
ein Haus im Dorfzentrum. Auf der
Strasse gegenüber befand sich das
Firmenareal eines Transportunter-
nehmens und eine grössere Baustel- fragte, ob er mal mitfahren wolle,
le. Das Haus des Inhabers wurde
Thwaites Dumper von Gorgi. lände und in Lastwagenkabinen.
umgebaut. Bagger waren im Einsatz
und selbstverständlich wurden die
Transporte mit den eigenen Lastwa-
gen ausgeführt. Für Martin gab es
mit wachsendem Interesse täglich
viel zu sehen und als ihn der Patron
musste er nicht zweimal überlegen.
Es blieb nicht bei dieser Gelegen-
heit und Martin verbrachte in den
Die K. Lienhard Transport AG war
hauptsächlich für Bautransporte be-
kannt und besass mehrere Kipper
und «Welaki» (Absetzmulden) so-
wie Lastwagen mit Aufbaukranen.
Überwiegend standen Scania im
Fuhrpark, ergänzt durch vierachsige
Saurer und einen Steyr. Oft durfte
der Jüngling sogar die Tour zum
7
Sammlerporträt

Mitfahren auswählen, und er be-

gleitete dann bevorzugt die Trans-
porte von Baumaterial von den
nahen Eternit-Werken in die ganze
Schweiz.

Lehre und Beruf

Eigentlich war es naheliegend,
dass Martin Lastwagenfahrer lernen
würde, doch seine Mutter riet ihm,
doch zuerst etwas «handfesteres»
zu lernen. Seine Liebe zum Arbei-
ten mit Holz führten ihn schliesslich
zum Schreinerberuf. Die Lehre ge-
fiel ihm ausserordentlich gut und so
blieb er nach der Abschlussprüfung
für einige Jahre im Lehrbetrieb.
Nachdem die Überstunden immer
zahlreicher wurden, begann er sich
nach Alternativen umzuschauen.
Der befreundete Feuerwehrkom-
mandant riet ihm zu einem Wechsel
in die Gartenbaufirma, wo er selber
arbeitete. Der Stellenwechsel ge-
lang von einem Tag auf den anderen
und es war der Start einer 12 Jahre
dauernden Anstellung. Die Firma
Der Sammler
Martin Hefti (47) lernte Bau-
schreiner, arbeitete danach im
Gartenbau und als Chauffeur und
ist heute im Autobahn-Unterhalt
des Kantons tätig.
Ausser dem Sammeln von
Modellen besitzt er sechs restau-
rierte Mofas, mit denen er gerne
Ausfahrten unternimmt. Ausser-
dem ist er aktiv im regionalen
Vorstand der Routier Suisse (Ge-
werkschaft der Chauffeure) und in der Feuerwehr. Nebenberuflich ist
er zudem Friedhofsgärtner und Schulhausabwart. Er wohnt in Bilten
in der Gemeinde Glarus Nord und wer ihn und seine Sammlung besu-
chen möchte, meldet sich telefonisch +41 79 446 60 66.
Der Åkerman H7Mc von Joal war das allererste
Modell der Sammlung. Der Scania 8x4 Kipper war der erste Lastwagen,
den der Sammler fuhr und natürlich als Modell in 1:50 nachbaute.
besass mehrere kleine Bagger und
Martin lernte sie bald fahren und
wurde der Ferienspringer auf den
Maschinen. Schliesslich besuch-
te er diverse Kurse für das Fahren
von Mobil- und Raupenbaggern
sowie Kleinmaschinen. Zwei Jahre
blieb er auf den Baustellen im Ein-
satz, bis ihn, als ordnungsliebenden
Menschen das chaotisch organisier-
te Magazin immer mehr störte. Er
übernahm die Betreuung des Ma-
gazins und war fortan morgens im-
mer der erste im Betrieb und abends
auch der letzte.
Durch die Materiallieferungen
kam Martin wieder vermehrt in
Kontakt mit Chauffeuren und Last-
wagen und so beschloss er schliess-
lich, den Fahrausweis für Lastwa-
gen doch noch zu erwerben. Die
Fahrpraxis war nicht sein Problem,
jedoch plagten ihn Prüfungsängs-
te so stark, dass er auch nach drei
Versuchen die Theorieprüfung nicht
schaffte. Als er aufgeben wollte,
motivierte ihn sein Fahrlehrer, es
noch einmal zu probieren. Martin
besuchte einen intensiven zwei-
wöchigen Abendkurs, und setzte
auf chinesische Medizin gegen die
Prüfungsangst. Er besuchte eine
Akupunktur-Praxis vor der Prüfung
und bestand beim ersten mal, was er
selber kaum glauben konnte!
Mit dem Fahrausweis in der Ta-
sche, meldete er sich 2009 beim
Transportunternehmen aus seiner
Kindheit, das inzwischen vom Juni-
orchef geleitet wurde. Martin konn-
te zu seiner grossen Freude einen
vierachsigen Scania 113H Kipper
übernehmen. Diesen Lastwagen,
der nach den alten Vorschriften
2.3 m breit war, fuhr er während
mehr als vier Jahren, bevor er 2015
einen neuen Scania G490 10x4 mit
Wechselaufbau und Thermomulde
bekam. Er fuhr vor allem für Stras-
senbauunternehmen, wo er täglich

8 Laster & Bagger 3-2022

mit Baumaschinen in Kontakt kam,
was ihn auch in seinem Hobby ins-
pirierte.
Als 2016 seine Mutter starb, stell-
te sich Martin die Sinnfrage und
musste feststellen, dass ihm die
Arbeit etwas zu eintönig geworden
war. Deshalb übernahm er gerne
den Scania P380 mit Welaki-Auf-
bau eines Kollegen, als dieser pen-
sioniert wurde. Der Muldendienst,
im Winter sogar Schneepflug und
Salzstreuer, sorgte für Abwechs-
lung, doch Martin sehnte sich auch
nach handwerklicher Betätigung
und weniger zeitlichem Druck. So
wechselte er schliesslich vor fünf
Jahren zum Autobahn-Unterhalt,
wo er meistens mit einem Unimog
unterwegs ist; zum Mähen und Ab-
saugen, im Winterdienst, aber auch
zum Beheben von Unfallschäden an
Anlagen wie Leitplanken und ande-
rem. Für Abwechslung ist gesorgt
und den «Dauerstress» als Fahrer
vermisst er nicht.

Sammeln und …
Die Sammelleidenschaft begann
bereits während der Ausbildung. Sein Die Sammlung präsentiert sich abwechslungsreich und farbenfroh in einem
Lehrbetrieb organisierte einen Be- Zimmer verteilt auf acht verschieden grosse Vitrinen.

Bei den Baggermodellen konzentrieren sich die Umbauten vor allem auf Werk-
zeuge und Schnellwechsler von GEM Models, wie hier am Liebherr R 922 rail
von NZG und am A 920 von Conrad.

Laster & Bagger 3-2022

Sammlerporträt
Umbauten, wie es sie im Original geben könnte: Scania P410 mit Ladekran,
der Teil der Abrollmulde ist, sowie ein typischer Schweizer Kipperzug, wieder
mit zur Tageskabine gekürzter Kabine von Tekno.
triebsausflug an die Messe «Swiss
Bau» in Basel, wo Martin unerwar-
tet auf einen Verkaufsstand mit Bau-
maschinenmodellen traf. Von dort
fand ein Åkerman H7Mc Mobilbag-
ger von Joal den Weg ins Zimmer
des Lehrlings. Der junge Sammler
kannte Bagger der schwedischen
Marke aus seiner Kindheit, und das
Modell markiert den Anfang einer
grossen Leidenschaft.
Martin erinnert sich nicht mehr
im Detail, wie es dazu kam, dass
er zum ersten Mal den Fachhändler
Setec-HTM besuchte, doch er erin-
nert sich noch lebhaft, wie er sich
dabei fühlte: «wie im Paradies!»
Nur das Hobbybudget hinderte ihn
daran, zu viele Modelle auf einmal
zu kaufen. Es war jedoch nicht der
letzte Besuch und noch heute schätzt
Martin vor allem das umfangreiche
Teilesortiment und natürlich, dass er
dort Modelle vor dem Kauf begut-
achten kann. Das ist dem Sammler
sehr wichtig und deshalb ist er auch
oft auf Börsen anzutreffen.
Das Sammelthema wurde selbst-
verständlich durch die berufliche
Tätigkeit beeinflusst: waren es zu
10
Beginn eher Baumaschinen und
wenige Lastwagen, hielten später
mehr auch Lastwagen Einzug in die
Sammlung, das Grosse «Überthe-
ma» lautet aber Bau! Speditionsmo-
delle finden sich nur vereinzelt.
… umbauen
Selbstverständlich musste «sein»
erster Scania Vierachskipper auch in
1:50 in der Sammlung stehen, doch
die Suche nach passenden Kompo-
nenten verlief längere Zeit erfolglos.
Vor allem die kurze Tageskabine der
Scania 3 Serie liess sich nirgends
finden und so reifte der Entschluss,
eine 142er Schlafkabine von Tekno
zu kürzen. Damit das Ansetzen der
Metallsäge möglichst «schmerzlos»
angegangen werden konnte, suchte
der Sammler auf Börsen nach ei-
nem «nicht sehr schönen» Modell.
Schliesslich war es soweit, die Ka-
bine war gekauft, wurde zersägt,
verschliffen und mit Sekundenleim
wieder zusammen geklebt. Das
Chassis und die Kippermulde stam-
men von Conrad. Die Lackierung in
den Originalfarben erfolgte noch mit
dem Pinsel, wie das typisch für Erst-
lingswerke ist, und auf die Beschrif-
tung musste mangels Möglichkeiten
ganz verzichtet werden. Trotzdem
gelang das Modell recht gut und die
Freude darüber motivierte zu wei-
teren Taten. Bald wurde das erste
Chassis zersägt und die Umbauten
wurden immer «mutiger».
Die Ansprüche stiegen und des-
halb stand bald eine Airbrush mit
Kompressor in der Werkstatt. Die
Farben verdünnte er soweit, bis
sie für diese Anwendung geeignet
waren, denn nicht immer wurden
von einer Firma gleich fertig ange-
mischte Spraydosen zur Verfügung
gestellt, was aber auch vorkam.
Seit einigen Jahren gehört Mar-
tin Hefti zu einer Gruppe von acht
Sammlern, die regelmässig die
Börse im holländischen Houten
besuchen. Gleich beim ersten Mal
fand er einen Stand, wo gemischte
Einzelteile in Säcken verpackt nach
Kilogramm verkauft wurden – noch
heute zehrt der Modellbauer vom
damals zugelegten Vorrat.
Später, nach den Lastwagen, ka-
men auch die ersten Baumaschinen
unter die Modellsäge bzw. vor die
Airbrush. In diesem Bereich haben
es ihm vor allem die alternativen
Werkzeuge mit Schnellwechslern
von GEM angetan. Die filigranen
Metallmodelle zieren bereits zahl-
reiche Bagger und machen sie so zu
Einzelstücken.
Insgesamt entstehen etwa fünf bis
sechs Umbauten pro Jahr. Zu Be-
ginn steht immer die Idee, die sich
meistens losgelöst vom aktuellen
Modellangebot ergibt und deshalb
eine intensive Suche nach den pas-
senden Ausgangsmodellen hervor-
rufen kann. Nicht selten entstehen
so auch Modelle die es beim Vor-
bild gar nicht gibt, es aber sehr wohl
Laster & Bagger 3-2022
 Scania Lastwagen
aller Generationen
finden sich in den
Vitrinen. Die Begeis-
terung für die Schwe-
denlaster lässt sich
nicht verbergen.

geben könnte; beispielsweise einen
Lastwagen mit Abrollmulde und
Aufbaukran zum Wechseln.
Manchmal sind es auch nur klei-
ne Anpassungen, weil den Sammler
als Fahrer ein Detail stört, das es so
(in der Schweiz) nicht geben würde.
Ein «No go» sind etwa auch feh-
lende Rückspiegel oder mangelnde
Präzision bei der Funktionalität. Bei
solchen Dingen setzt der Sammler
schon mal Werkzeug an, um eine
seidenweiche Funktionalität zu er-
reichen.
Die Sammlung wird in verschie-
denen Vitrinen und konzentriert in
einem Zimmer präsentiert, denn der
Sammler möchte nicht im ganzen
Haus Modelle verteilt sehen, weil er
auch noch andere Hobbies betreibt.
Beispielsweise restauriert und pflegt
er Mofas und dort, in einer externen
Werkstatt, entstehen auch alle Mo-
dellumbauten.

Zwei interes-
sante Umbauten
auf Conrad-Basis
und mit Tekno-
Kabinen:
Scania 143M
Kurzholztrans-
porter und
Scania 142H mit
Nachläufer und
Bewehrungskör-
ben für Ortsbe-
tonpfähle.

Laster & Bagger 3-2022 11

Scania LS 76 Anhängerzug «Ottesen Lemvig»

Ton aus Dänemark

Hinter diesem mächtigen dänischen Anhän-

gerzug verbirgt sich nicht nur die Geschichte
des Baus, sondern auch die beinahe abenteu-
erlich anmutende Geschichte zur Scania-Hau-
berkabine von Tekno …

12 Laster & Bagger 3-2022


von René Tanner
M axi Models, ein Kleinserien-
hersteller aus England, hat-
te Mitte der 90er Jahre zwei unter-
schiedliche Scania LS Bausätze im
Angebot, eine Version als 6x2 mit
Tageskabine und typischem Kip-
per, der zweite als Sattelschlepper
in 1:50. Beide Modelle wurden von
Wayne Williams, selbst Berufsfah-
rer und treuer Scania-Enthusiast ent-
wickelt und durch Geoffrey Moor-
house aka Heavy-Goods gegossen.
Beide waren jedoch bereits vergrif-
fen, als ich die Annonce zum ers-
ten Mal im britischen Truck Model
World gesehen hatte. Ein paar Jah-
re gingen ins Land, bis ich eine ver-
baute Version eines schwedischen
Modellbauers erwerben konnte, mit
dem ich in den Anfängen des Inter-
nets regen Schriftkontakt hatte. Die-
ses Modell ist seither in der Box in
meinem Kabinett versorgt und harrt
seiner Bestimmung.
Durch den Kontakt mit Hans
Witte lernte ich später Wayne per-
sönlich kennen, und so entwickelte
Laster & Bagger 3-2022
sich eine etwas kuriose Geschich-
te. Anlässlich der Besuche an der
Börse in Houten traf sich meist eine
grössere Gruppe von Modellbauern
zum Fachsimpeln in der Cafeteria,
manchmal entstand ein witziges
internationales Treffen. Wayne war
gerade an der Entwicklung des hier
vorgestellten Kipp-Anhängerzuges,
welchen er zusammen mit MOS
(modeltruckonderdelenservice.nl)
von Henk Kamp wieder auflegen
wollte. Henk wiederum war auf der
Suche nach einem Modellbauer, der
auf Basis von Wayne`s Scania LS
eine BeGe 1450 Schlafkabine her-
stellen könnte – so wurde ich durch
Hans unerwartet Teil des Projektes.
Zuhause fing ich an beiden BeGe
Kabinen zu werkeln an, zuerst
baute ich eine 1200 Tageskabi-
ne, danach die etwas längere 1450
Schlafkabine. Beide entstanden aus
Alublechen und Kunststoffplatten,
die Motorhaube entnahm ich dem
Bausatz von Wayne und veränderte
sie nur gering. Der Herstellungspro-
zess war indes etwas schwieriger
als erwartet; die filigrane und etwas
Titelgeschichte
kleine Form war doch eine Heraus-
forderung. Des Öfteren sah ich vor
meinem inneren Auge die Form ge-
gen die Wand fliegen, oder sich in
Pulver auflösend verschwinden.
Nach etlichen Arbeitsschritten
war die Kabine soweit fertig, dass
sie einer kritischen Begutachtung an
einer weiteren Börse durch mehrere
Modellbauer stand hielt. Nur wollte
Henk Kamp nun nichts mehr von
meiner Kabine wissen, er hatte sich
mit einem anderen Modellbauer ge-
einigt. Hans vermittelte die Kabine
an Tekno, wo sie dann in China 3-D
vermessen und per Computer ver-
bessert wurde. Darauf wurde der
Rohling zur Kontrolle aus Resin
gegossen, welcher wiederum zu-
rück an Tekno ging. Eine weitere
kritische Prüfung führte dazu, dass
kleinere Feinheiten und Fehler aus-
gebessert wurden und schliesslich
der Start zum Serien-Modell aus
Zinkdruckguss freigegeben werden
konnte.
Während einem längeren Urlaub
bei Hans konnten wir die Bauteile
des vorfabrizierten Bausatzes von
13

Wayne begutachten. Der Anhänger
hatte ein sattes Eigengewicht, war
herrlich gestaltet und perfekt ver-
arbeitet. Die Kippbrücke des Mo-
torwagens wurde indes mit einer zu
kurzen Ladelänge geplant, welche
lediglich durch eine neue Version
hätte ersetzt werden müssen. Wayne
jedoch wollte sich dieser Aufgabe
nicht mehr annehmen, stattdessen
fand ich eines Morgens ein Paket in
meinem Briefkasten, mit dem ge-
samten Prototypen-Bausatz mit der
Bitte etwas Schönes daraus entste-
hen zu lassen. Die Freude war na-
türlich riesengross, doch sollte der
Bau des Modells noch eine Weile
dauern; allein der Rohbau zog sich
locker über fünf Jahre hin.
14
Details wie hier
an der Kabine
bestimmen,
ob ein Modell
typisch für ein
Land steht.
Die Ladung
besteht aus
gebrochenem
Ziegelstein.
Der Bau
Als Basis diente ein langes Te-
kno-Chassis mit einem Radstand
von 4.60 m, damit die auf 6.00 m
verlängerte Ladebrücke passte. Die
Basis der Brücke wurde entspre-
chend verlängert, und die Stirnwand
als solche wiederverwendet. Die
neuen Bordwände sind aus 1.5 mm
Plasticard gefertigt; dabei verwen-
de ich üblicherweise 0.5 mm Alu-
blech als Basis und zur Versteifung
der Kunststoffplatten, weil sich der
Kunststoff durch das Einritzen der
Nuten verformen kann. Die Seiten-
teile fertigte ich separat, um später
Scharniere, Rungen, Handgriffe und
weitere Details zusätzlich aufkle-
Neben der
Deichsel dürfen
auch die Druck-
luftleitungen
sowie die Strom-
versorgung nicht
fehlen.
ben zu können. Die Aufsteckriemen
wurden bei der späteren Fertigstel-
lung verleimt. Am Chassis selbst
sind die typischen Sandstreuer so-
wie ein Hydraulik-Tank verklebt
worden, die Kotflügel sowie die
Heckleuchtenträger wurden wie im-
mer aus 0.3 mm Alublech gefertigt.
Beide Dieseltanks bekamen eine
Ummantelung mit 0.3 mm Alu-
blech, um sie grösser erscheinen zu
lassen. Auch wollte ich die etwas
klobigen Spannbänder durch feine
Streifen aus Alublech nachempfin-
den. Die Kabine hat ausser der ver-
leimten Zierleiste aus 0.3 mm Draht
nur noch das obligate Zubehör aus
Zusatzscheinwerfern, Leiter, Dach-
träger und Leuchttafel verbaut be-
Laster & Bagger 3-2022
 Titelgeschichte

Diese fünf Bilder dokumentieren die Entstehung der

BeGe-Kabinen, welche schliesslich in die aktuellen For-
men von Tekno mündeten.
Die Schlafkabine entstand ursprünglich bei René Tanner
im Auftrag von Henk Kamps, der das Projekt später leider
fallen liess. Danach gelangte der Prototyp zum Scannen
und Verfeinern nach China – unter der Aufsicht von Tekno.
Schliesslich konnten die Gussformen erstellt werden. Die
Tageskabine unten rechts entstand «einfach so» , also
ohne konkretes Ziel, diente schliesslich aber ebenfalls
Tekno für die Formgebung. Die Bilder zeigen eindrücklich
den Aufwand bis zum korrekten Modell.

Laster & Bagger 3-2022 15

Titelgeschichte
Die gelungene Farbwahl steht dem
schweren Dänen ausgesprochen gut!
kommen, die Lichtlinsen sind aus
dem 1:43 Motorsport-Angebot.
Der Anhänger wurde mit neuen
Kotflügeln und einer Werkzeugkiste
versehen, ergänzend habe ich noch
einen Ersatzradträger verklebt. Den
Heck-Lampenträger von Dapa habe
ich für ehemals Bemomodels – heu-
te Tekno Parts – zur Vervielfältigung
aus 3.0 mm Kunststoffplatten herge-
stellt. Den Weissmetall-Schleuder-
guss übernahm PKC. Vom gleichen
Hersteller kommen die äusserst au-
thentischen Hinterachs- und Anhän-
gerfelgen, die Vorderachsfelge der-
weil von Heavy-Goods. Die Reifen
sind ein Mix aus Tekno und WSI.
Mir gefiel die grau-rote Farbkom-
bination des dänischen Transpor-
16
teurs Reinholdt Ottesen aus Lemvig,
welcher jedoch nur Kühlfahrzeuge
betrieb. Lackiert wurde mit den sehr
guten Motip RAL Spraydosen. Nach
dem Austrocknen wurden die Bord-
wände mit abgemischten Brauntö-
nen auf Humbrol-Basis nachgemalt.
Die Beschriftung entstand einmal
mehr auf dem Labelprinter; Kenn-
zeichen und weitere Decals kom-
men aus der Decalsammlung.
Die Ladung wurde durch einen
zerbrochenen Dachziegel gewon-
nen. Mit einem Hammer habe ich in
einer Kartonschachtel den Ziegel so
stark zerkleinert, bis die Bruchstü-
cke die gewünschte Grösse erreich-
ten; dass dabei kleine Splitter und
Staub herumfliegen, hatte ich nicht
bedacht. Nichtsdestotrotz passt die
Ladung sehr gut, die Ziegelfarbe
ergibt ein harmonisches Bild. Nach
der Fertigstellung des Modells emp-
fand ich eine seltsame Leere in mir,
als ob es nichts mehr zu tun gäbe …
Was mich schliesslich zur Beendi-
gung des Henschel HS 26 bewegte
– dazu in einer der nächsten Ausga-
ben mehr.
René Tanner ist selbstän-
diger Fahrer auf einem
DAF CF und gehört zu
den besten Lastwagen-
Modellbauern.
Laster & Bagger 3-2022
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Laster & Bagger 3-2022 17
Mobilbagger von IMC in 1:50

Doosan
DX165WR

von Daniel Wietlisbach Eines der wenigen bisher bekannten Bag-

D as Original wiegt 17.3 t und
bietet ein Löffelvolumen von
0.64 m3. Angetrieben wird die Ma-
schine von einem Perkins Vierzy-
linder 1204J mit einer Leistung von
102 kW (139 PS), welcher die Ab-
gasnormen nach Stufe V erfüllt.
Beim Modell des DX165WR-7
handelt es sich um die zweite Bau-
maschine, welche Doosan bei IMC
fertigen liess. Nach dem gelungenen
Radlader DL420 liegt auch der Mo-
bilbagger angenehm schwer in der
Hand und wurde zu grossen Teilen
in Metalldruckguss realisiert und
zudem massstäblich verkleinert.
Verpackt ist der Bagger zwischen
zwei transparenten Kunststoffscha-
len, welche zugleich eine Spezialität
der Neuheit offenbaren: Die beiden
germodelle dieses Modelljahrgangs kommt
von Doosan und wurde nach dem Radlader
DL420 wiederum von IMC umgesetzt …
Endmodule mit dem Schild für vor-
ne und zwei Stützen für hinten, sind
separat verpackt. Beide können am
Unterwagen angesteckt werden,
erlauben demontiert aber auch die
korrekte Darstellung des Baggers in
Transportstellung. Weil die Anbau-
platten nur mittig über eine Öffnung
zum Einhängen verfügen, sollte da-
rauf geachtet werden, dass die bei-
den Module exakt horizontal aus-
gerichtet sind. Zwei Öffnungen in
den Anbauplatten wären wohl eine
stabilere Lösung gewesen. Während
bei den Pratzen die Stifte an den Ge-
lenkpunkten sehr diskret ausgeführt
sind und kaum auffallen, bestehen
sie beim Schild aus Nieten mit stö-
renden Köpfen, welche zudem nicht
lackiert sind.
Ansonsten überzeugt der Unter-
wagen durch die feine Detaillie-
rung, insbesondere auch der Werk-
zeugkisten mit den Trittbrettern
samt rutschsicheren Oberflächen.
Die Räder sind fein graviert und
die Reifen verfügen über ein origi-
nalgetreues Profil.

18 Laster & Bagger 3-2022


Der schön detaillierte Oberwagen
verbirgt die Nachbildung des Motors.
Die Abstützmodule sind abnehmbar.
Die Form des Oberwagens ist gut
getroffen und gibt alle Türen, Fugen,
Scharniere und Schlösser korrekt
wieder. Während das Kühlergitter
auf der Fahrerseite lediglich aufge-
druckt ist, finden sich zahlreiche se-
parat montierte Details wie Arbeits-
scheinwerfer, Heckkamera, Auspuff
und Heckleuchten. Was den Samm-
ler besonders freuen dürfte, sind die
filigranen Absturzsicherungen und
Rückspiegel aus Metall. Der mitt-
lere Teil der Motorhaube lässt sich
Kurzwertung
+ Metallanteil
+ Detaillierung
+ Massstäblichkeit
– störende Nietenköpfe
Laster & Bagger 3-2022
Der Doosan DX165WR-7 wurde von IMC auf dem aktuellen Stand des Mo-
dellbaus umgesetzt und punktet nicht zuletzt dank dem Verstellausleger.
öffnen und offenbart die detaillierte
Nachbildung des Motors.
Die Kabine wirkt stimmig und ist
durch ein transparentes Kunststoff-
teil verglast, welches vorne mit der
Kabinenstruktur bündig abschliesst.
Die Inneneinrichtung ist detailliert
und einfarbig schwarz dargestellt.
Aussen komplettieren Scheibenwi-
scher, Rückspiegel, Arbeitsschein-
werfer, Antenne und Rundumleuch-
te das Fahrerhaus.
Ausgerüstet ist der Mobilbagger
mit dem 4.99 m Verstellausleger so-
wie einem 2.50 m Stiel und erreicht
so die maximale Einstichhöhe. Dies
ist für die Vitrine relevanter als die
Grabtiefe, welche leicht unterschrit-
ten wird. Alle Bauteile sind form-
technisch gut getroffen und kom-
men dank zahlreicher Einzelteile
dem Original sehr nahe. Zudem
Titelgeschichte
gibt es hier diskret montierte Stifte
an den zahlreichen Gelenkpunkten
– ausser bei der Verstellkinematik
des Löffels. Die Versorgungsleitun-
gen sind in korrekter Anzahl und bis
über die Hydraulikzylinder durch-
gehend freistehend montiert, was
die Wirkung nicht verfehlt; auch an
einen zusätzlichen Hydraulikkreis
wurde gedacht. Dies freut besonders,
weil der Löffel dank zwei Schrau-
ben sogar entfernt werden kann und
dadurch die Montage alternativer
Werkzeuge möglich wird. Der Grab­
löffel besteht aus einem Guss und
gefällt mit seitlichen Schneidble-
chen samt Verschraubung.
Die Farbgebung ist sauber ausge-
führt und die Bedruckung konturen-
scharf und lupenrein. Verschiedene,
teils kleinste Warnhinweise verfei-
nern das Modell weiter.
19
 Bohrgerät von
Conrad in 1:50
Bauer
BG 28 H
Völlig überraschend
erschien Anfang Jahr
im Webshop von
Bauer das Modell
des Bohrgerätes BG
28 H. Überraschend
war auch der Her-
steller Conrad …
von Daniel Wietlisbach
B ohrgeräte von Bauer gelten als
«Rolls-Royce» unter den Spe-
zialtiefbaumaschinen und die Li-
nie reicht vom BG 15 bis zum rie-
sigen BG 72. Die H-Serie beginnt
beim BG 15 H und endet mit dem
BG 36 H, wobei das «H» bedeutet,
dass der Mast dank spezieller Ki-
nematik nach hinten abgelegt wer-
den kann. Dies erfordert weniger
Demontagearbeiten für den Trans-
port und macht die Maschinen fle-
xibler einsetzbar.
Das BG 28 H ist auf dem kompak-
ten Trägergerät BT 75 und alternativ
mit dem etwas leistungsstärkeren
BT 85 erhältlich. Das von Conrad
umgesetzte Original basiert auf dem
BT 75, welches mit dem Cat C 9.3 B
eine Leistung von 310 kW liefert
20
und die Abgasnorm nach Stufe Tier
4 final erfüllt. Der Antrieb ermög-
licht ein Drehmoment von 282 kNm
und Bohrdurchmesser bis 2500 mm.
Die maximale Höhe beträgt 24.9 m
und die Bohrtiefe 65.7 m. Mit der
hydraulisch klappbaren 2.0 m Mast-
verlängerung und der Ausrüstung
für 1200 mm Bohrpfähle – entspre-
chend dem Modell von Conrad –
beträgt das Einsatzgewicht ca. 90 t.
Das Modell
Nach der jahrelangen Zusammen-
arbeit zwischen Bauer und Bymo,
bedeutete das neue Modell von
Conrad eine grosse Überraschung.
Doch es handelt sich nicht um das
erste Modell einer Spezialtiefbau-
maschine aus Kalchreuth, und so
haben die Entwickler die Heraus-
forderung bestens gemeistert. Das
BG 28 H erfüllt auf jeden Fall die
Erwartungen der Sammler in den
«Conrad-Kernkompetenzen» Me-
tallanteil und Funktionalität. Es wird
in einer kompakten Verpackung gut
geschützt zwischen mehrschichti-
gen Schaumstoffeinlagen geliefert
und lässt sich dank der beiliegenden
Aufbauanleitung einfach aufrichten
und mit wenigen Details komplet-
tieren. Das Modell wurde mass-
stäblich korrekt umgesetzt und liegt
schwer in der Hand.
Der Unterwagen ist originalge-
treu teleskopierbar und knickt auch
in der maximal ausgefahrenen Ar-
beitsposition kein bisschen ein.
Gegenüber den Standardraupen mit
700 mm Breite wurden 900 mm
breite verbaut, wodurch die Trans-
portbreite leicht überschritten wird.
Laster & Bagger 3-2022
Die Fahrwerke sind gut getroffen
und die vier silbernen Trittbretter
komplettieren sie.
Die Proportionen des auch beim
Original schlichten Oberwagens sind
gut getroffen. Die fünf Gegenge-
wichte wie auch der Auspuff liegen
separat bei, die zweiteiligen Ab-
sturzsicherungen können original-
getreu aufgeklappt werden und sind
eine filigrane und trotzdem stabile
Kunststoffkonstruktion. Zentral im
Oberwagen befindet sich ein dis-
kretes Fach zur Aufbewahrung des
Windenschlüssels.
Die Kabine wird durch ein pass- Das Bauer
genaues und mit Gummidichtungen Grossdrehbohr-
und Scheibenwischer bedrucktes gerät BG 28 H
Kunststoffteil verglast. Die Innen- hat von Conrad
einrichtung wurde detailliert zwei- eine gelunge-
farbig umgesetzt. Arbeitsschein- ne Umsetzung
werfer und das durchbrochen darge- erfahren und
stellte Dachschutzgitter bilden eine gefällt von allen
Einheit, Handgriff und Rückspiegel Seiten betrachtet
liegen zur Montage bei. Das seitli- gleichermassen.
che Trittbrett kann für den Transport
eingeschoben werden.
Die massiv ausgeführte Kinema-
tik mit den vier Hydraulikzylindern
hält den schweren Mast mit Verlän-
gerung, Bohrantrieb, Kellystange
und Kastenbohrer stabil in jeder
Position und alle Teile haben eine Ein Muss sind
exakte Gravur erfahren. Die Stütze die auffälligen
am Mastfuss lässt sich herausdrehen Versorgungslei-
und alle drei Winden sind funkti- tungen. Doch
onell über den bereits erwähnten auch Bohrantrieb,
Schlüssel zu bedienen. Kellystange Drehteller und
und Bohrantrieb haben eine detail- Kastenbohrer
lierte Umsetzung erfahren, beson- wissen zu über-
ders filigran wirkt die aus einem zeugen.

dünnen Blech geformte Führung die aufwändig nachgebildeten Ver-

Kurzwertung zum Einbringen der 1200 mm Ver-
+ Metallanteil rohrungsrohre. Gelungen ist auch
+ Funktionalität der Kastenbohrer, der sich natürlich
+ Massstäblichkeit öffnen lässt und auch die Bohrmeis-
sel darstellt. Schliesslich verleihen
sorgungsleitungen aus Gummi das
korrekte «Bohrgeräte-Feeling».
Farbgebung und Bedruckung an
dem rundum gelungenen Modell
sind tadellos ausgeführt.

Laster & Bagger 3-2022 21

Evolution-Set von Diecast Masters in 1:50
Cat D7 & No. 70 Scraper
von Daniel Wietlisbach
D ie Evolution-Sets bauen auf
eine Art Baukastensystem
auf, die moderne Maschine findet
sich jeweils bereits im Standard-
programm, neu hingegen kommt
das historische Modell dazu. Beim
Scraper-Set wurde hauptsächlich
der Anhängescraper Caterpillar No.
70 komplett neu entwickelt, denn
auch die D7 ist bereits aus einem
früheren Evolution-Set bekannt,
wenn auch in anderer Ausführung.
Verfügt sie dort über ein hydrauli-
sches Schild, ist sie hier als reiner
Zugtraktor mit doppelter Heckwin-
de für die Bedienung verschiedener
Geräte ausgerüstet.
Das Set kommt in der bekannten
Geschenkpackung und die Modelle
sind stabil mit der schwarzen Kunst-
stoffplatte verschraubt. Interessant
ist einmal mehr das beiliegende
Büchlein, welches die Entwick-
lungsgeschichte der Scraper bei Ca-
terpillar in englischer Sprache be-
22
Zum zweiten Mal findet sich die D7 in einem
Evolution-Set, diesmal ohne Schild, dafür als
Zugtraktor für den No. 70 Scraper. Eine schö-
ne Kombination mit interessanter Geschichte
bis zum 621K …
leuchtet. Geschichtlich korrekt steht 1973 lief der letzte Anhängescraper
dort beispielweise ganz am Anfang: vom Band, es war ein 435G, pas-
«Caterpillar habe den Scraper zwar send zur D9. Bei den noch heute
nicht erfunden, doch keine andere anzutreffenden Modellen handelt
Firma hätte in den vergangenen 70 es sich meistens um Umbauten
Jahren mehr zur Verbreitung der der Unternehmer auf Basis ausran-
Schürfzüge beigetragen.» Nachdem gierter Motorscraper. Anstelle des
1944 die Zusammenarbeitsverträge Antriebskopfes kommen ein selbst
mit LeTourneau und LaPlant auslie- konstruiertes Dolly und zum Ziehen
fen, startete Caterpillar die Entwick- ein leistungsfähiger Raupentraktor
lung eigener Werkzeuge und An- zum Einsatz.
hängemaschinen für seine Raupen- In der erwähnten Broschüre wech-
traktoren. 1946 erschien mit dem selt die Entwicklungsgeschichte
No. 70 der erste Scraper, passend freilich zu den selbst fahrenden
zur D7, das Fassungsvermögen be- Modellen, die es mit Erscheinen
trug 8.4 m3 gehäuft. Der Hersteller des DW10 ebenfalls bereits seit
bot damals für alle Raupentraktoren 1947 gibt. Sie benötigen zwar beim
ab der D6 passende Scraper an; erst Beladen Unterstützung, sind auf
Laster & Bagger 3-2022

Kurzwertung
+ Vorbildwahl
+ Funktionalität
– Nachbildung Seile
den Transportpisten aber deutlich
schneller unterwegs als Raupentrak-
toren mit Anhängescrapern.
Modelle
Wie erwähnt, handelt es sich bei
der aktuellen Maschine 621K um
ein Modell aus dem aktuellen Pro-
gramm von Diecast Masters. Die D7
wurde korrekt ohne Schild, ansons-
ten jedoch weitgehend unverändert,
übernommen. Schade nur, dass die
geniale Idee der Darstellung der
Laster & Bagger 3-2022
Unter der Lupe
Das Modell des
No. 70 Scrapers
ist mehrheitlich
funktionell nach-
gebildet und bil-
det mit der D7
auch im Modell
eine interessan-
te Kombination.
Scheinwerfer wieder fallen gelassen tät eines Scrapers bedenkt. Alle Ar-
wurde, sie sind lediglich silbern la-beitspositionen lassen sich darstel-
ckiert und nicht mehr verglast. len, einzig der Weg des Ausstossers
Der No. 70 Scraper ist hingegen endet in der Mitte des Kübels. Die
komplett neu und aus einer Kombi- ganze Mechanik zur Steuerung der
nation von Metall und Kunststoff- Funktionen, welche die Nachbil-
teilen aufgebaut. Dolly, Schwanen- dung zahlreicher Rollen erforderlich
hals mit Tragrahmen und der Kübel machen würde, ist wohl aus Kos-
bestehen aus Metall, die restlichen tengründen vereinfacht dargestellt.
Teile aus Kunststoff. Gut gelungen Die Seile bestehen aus schwarzem
sind die Räder mit den originalge- Gummi und erinnern so eher an Hy-
treu profilierten Gummireifen. Die draulikleitungen, sie werden in zwei
Funktionalität ist zufriedenstellend,Bohrungen der Seilwinde an der
vor allem wenn man die Komplexi- D7 gesteckt. Nicht vergessen wur-
de die Nachbildung der beiden auf
dem Rahmen montierten Spulen für
Das Evolution-Set ent- Reserveseile vorne und hinten. Of-
hält den 621K sowie fenbar litten die Drahtseile jeweils
die Kombination unter grösserem Verschleiss. Damit
D7 & No.70. der Stift am Zugmaul des Traktors
nicht verloren gehen kann, ist dieser
fixiert, die Deichsel kann einfach
eingeklickt werden.
Die Lackierung aller Modelle ist
tadellos und die Beschriftung lupen-
rein und konturenscharf gedruckt
und korrekt vorhanden.
23
Franz Meersdonks Daimler von GMTS in 1:50
Auf Achse
von Tom Blase
I n nüchternen Zahlen klingt das
ungefähr so: Ein Saugmotor mit
zehn Zylindern, der aus sechzehn
Litern Hubraum 320 PS herausholte
und für seinen immensen Durst be-
rüchtigt war. Ein Unternehmerauto
ohne Komfort lästerten die Spötter.
Das typische Motorengeräusch mit
dem markanten Rasseln klang für
sie nach Motorschaden im Endsta-
dium. Komfort wurde dem Lastwa-
gen aus Wörth eher in homöopathi-
schen Dosen mit auf den Weg gege-
ben. Er wäre vielleicht nach seinem
Weggang im Export in Vergessen-
heit geraten und ein paar wenige
Fahrensleute hätten sich ab und zu
an seine legendäre Zuverlässigkeit
und Qualität erinnert.
Doch es sollte für die NG-Reihe
von Mercedes anders kommen,
24
«Enzianblaues Fahrerhaus – Ochsenblutrotes
Chassis und in Wörth vom Band gelaufen»
– Auf Achse-Fans bekommen jetzt schon ein
Grinsen im Gesicht …
denn eine Vorabendserie der ARD
von 1979 sollte dem 320er Merce-
des zu Ruhm und Unsterblichkeit
verhelfen. Georg Feil hatte die Idee,
den Mythos des modernen Cow-
boys auf die Strassen des vorderen
Orients und Nordafrikas zu brin-
gen. Manfred Krug und Rüdiger
Kirschstein, zwei Charaktere wie
sie gegensätzlicher nicht sein konn-
ten, verkörperten die Fahrer Franz
Meersdonk und Günter Willers.
Er macht schon was her, der
Daimler von Franz – äh GMTS
Brinkmeier – wenn man ihn in der
schmucken Acrylglas-Vitrine be-
trachtet. Es macht Freude den Zug
in Resin-Bauweise von allen Seiten
zu betrachten. Ich gestehe, ich habe
die Masse des Herstellers nicht im
Kopf, doch da ich das gleiche Auto
in den ersten drei Jahren meiner
Fahrerlaufbahn fuhr und auch heu-
te noch als Oldtimer bewegen darf,
kann ich nur sagen: «Er ist von den
Proportionen sehr gut gelungen und
umgesetzt worden und wenn die
Scheinwerfereinsätze ein klein we-
nig grösser geworden wären, wäre
die Ansicht von vorne perfekt.»
Laster & Bagger 3-2022

Kurzwertung
+ Vorbildwahl
+ Formgebung
– fehlende Bremsschläuche
Vorbild durfte wohl der Wagen
von Burkhard Ziegler gewesen sein,
der seinen 1632 einschliesslich des
passenden Blumhardt-Aufliegers
perfekt restauriert und zu einem
«Meersdonk-Auto» aufgebaut hat.
Folgendes wird der eine oder ande-
re Hardcore-Fan am 1:50-Pendant
wohl bemängeln:
«Der Franz hatte an seinem Auto
keine Sprengring-Felgen – er hatte
Schlauchlos-Reifen. Rampenspie-
gel und einen zweiten Aussenspie-
gel auf der Beifahrerseite hatte das
Filmauto ebenfalls nicht …»
Mich stört das in keinster Wei-
se – zeigt es mir doch, dass bei der
Recherche für das Modell, auf sol-
che Details des «Ziegler-Daimlers»
geachtet und diese auch umgesetzt
wurden. Zugmaschine und Auflie-
ger hinterlassen vom Lack her einen
sehr guten Eindruck. An den Details
kann man sich wahrlich begeistern,
sei es der hochgezogene Luftfilter-
schnorchel oder die Ur-Sonnenblen-
de der ersten NG-Generation. So-
gar deren kleine Halter auf beiden
Seiten wurden farblich abgesetzt
– haltet mich für verrückt, aber mit
so etwas kann man mich schwer be-
eindrucken.
Motor und Getriebe, im ochsen-
blutroten Chassis, wurden angedeu-
tet und sehen so aus, wie ich sie von
vielen kleinen Servicearbeiten her
kenne. Tank, Luftkessel, Batterie-
kasten sowie die filigrane Auspuff-
anlage geben nichts zu beanstanden.
Laster & Bagger 3-2022
Wer kennt ihn
nicht? Für viele
verkörpern der
Sattelzug und
natürlich sein
Fahrer Franz
Merdonk aus
der TV-Serie den
Traum des Fern-
fahrers. GMTS
setzt beiden ein
Denkmal in 1:50.
Die Vorderachse ist als unbewegli-
che Ausführung verbaut. Die Schei-
ben sitzen sauber und passgenau im
Fahrerhaus, sind aber mit Vorsicht
«zu geniessen», da sehr dünnes Ma-
terial ausgewählt wurde.
Armaturenbrett und Türverklei-
dung wurden vorbildlich wieder-
gegeben. Doch wäre es schön ge-
wesen, wenn die Sitze und deren
Grundplatte nicht in Chassisfarbe
ihren Weg ins Fahrerhaus gefunden
hätten – und ein Bett hätte ich dem
armen Franz auf seiner Tour schon
gegönnt.
Am Auflieger gibt es aus meiner
Sicht nichts zu bemängeln. Die Pla-
ne ist sehr schön nachgebildet und
den Bordwänden sieht man an, was
sie auch im realen Leben waren:
«bleischwere, massive Dinger».
Wie beim grossen Vorbild fallen der
Staukasten, den Tommy in Episo-
Unter der Lupe
de 4 aufgebrochen hat, um Franz‘
Werkzeug zu verkaufen sowie die
typischen, schrägen Blumhardt-
Kotflügel angenehm ins Auge.
Was das Zusammenspiel von
Zugmaschine und Auflieger perfekt
gemacht hätte, wäre ein Satz Luft-
schläuche gewesen, wie es auch die
Mitbewerber anbieten. Doch das
sind in meinen Augen Kleinigkei-
ten, die ein geschickter Modellbauer
als willkommene Herausforderung
betrachten wird.
Die Terminfracht in aller Herren
Länder, kann jetzt auch im Massstab
1:50 stilvoll gefahren werden …
Bereits sind weitere Farbvarianten
angekündigt: neben dem erwähnten
Fahrzeug von Ziegler kommt der
Sattelzug mit gelber Plane von Willi
Betz, zudem werden Zugmaschine
und Auflieger auch einzeln angebo-
ten.
25
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JUNI JULI AUGUST 13 DO 13 SO 13 DI

Star 2022

FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI 13 MI 13 SA 13 SA 13 DI Christi Himmelfahrt

14 DI 14 DO 14 SO 14 DI
JANUAR 01 SA 01 DI 01 DO
14 SO 14 MI 14 FR 14 MO 14 MI TRUCK 5 14 SA

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Faschingsdienstag

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18 02 DO 02 SA Rosenmontag
16 FR 16 MO
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