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WiSe 2023/2024
Lernziele und Voraussetzungen
Sie . . .
kennen den Zusammenhang zwischen der Anzahl der Lösungen eines
LGS und dem Rang seiner Koeffizientenmatrix und seiner erweiterten
Koeffizientenmatrix
kennen die Bedingung der Existenz der Inversen einer Matrix und
können diese bestimmen
können lineare Abbildungen mit Matrizen beschreiben
Referenz:
L. Papula „Mathematik für Ingenieure“, Band 2, Wiesbaden: Springer
Vieweg, 2015, Kapitel I 4 und 7
T. Westermann „Mathematik für Ingenieure“, Berlin: Springer, 2015.
Kap. 3
Definition
Seien m, n ∈ N, A ∈ Rm×n eine Matrix.
Elementare Zeilenumformungen einer Matrix sind
Multiplikation einer Zeile von A mit einem Skalar λ ∈ R, λ 6= 0,
Addition eines Vielfachen einer Zeile von A zu einer anderen,
Vertauschen von zwei Zeilen von A.
Satz
Seien n, m ∈ N, A ∈ Rm×n .
Der Rang A ändert sich nicht bei elementaren Zeilenumformungen.
Dabei beschreibt
A ∈ Rm×n die Matrix aus den Koeffizienten,
#»
x ∈ Rn den Vektor der Unbekannten und
#»
b ∈ Rm den Vektor der rechten Seiten.
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Rang der Matrix und Anzahl der Lösungen des LGS
Satz
Seien m, n ∈ N und
A ∈ Rm×n die Koeffizientenmatrix eines LGS mit n Unbekannten,
#»
b ∈ Rm der Vektor der absoluten Glieder auf der rechten Seite,
#» #»
(A| b ) ∈ Rm×(n+1) die erweiterte Koeffizientenmatrix aus A und b .
Dann gilt
#» #»
(i) A #»
x = b ist lösbar ⇔ Rang A = Rang A b .
#» #»
(ii) A #»
x = b hat genau eine Lösung ⇔ Rang A = Rang A b = n.
#»
(iii) Ist das LGS A #»
x = b lösbar, dann enthält die allgemeine Lösung
(n − Rang A) Freiheitsgrade, also (n − Rang A) freie Variablen.
! ! !
1 1 x 1
=
1 1 y 0
ist nicht lösbar, da
! !
1 1 1 1 1
Rang = 1 6= 2 = Rang .
1 1 1 1 0
! ! !
1 1 x 1
=
−1 −1 y −1
#»
Die triviale Lösung 0 ∈ Rn existiert immer.
!
1 −1
A := ∈ R2×2
1 1
ist invertierbar, da det A = 2 6= 0. Es ist
!
1 1
−1 2 2
A = 1 1 ,
−2 2
da
AA−1 = I2 = A−1 A .
Satz
#»
Sei n ∈ N, A ∈ Rn×n , b ∈ Rn .
Das LGS
#»
A #»
x = b
hat genau dann eine eindeutige Lösung #»
x ∈ Rn , wenn det A 6= 0:
#» #»
x = A−1 A #»
x = A−1 b .
Die Inverse einer invertierbaren quadratischen Matrix kann mit Hilfe des
Gauß- Algorithmus bestimmt werden.
Dazu forme man (A|In ) ∈ Rn×2n mit elementaren Zeilenumformungen so
um, dass auf der linken Seite In entsteht. Dann steht auf der rechten Seite
A−1 :
(A|In ) → (In |A−1 )
Sij (A) die Streichmatrix und Aij = (−1)i+j Sij die Adjunkte zu aij ist.
Der Satz wurde von Cramer zuerst publiziert aber schon früher von Leibniz gefunden.
1
Gabriel Cramer (1704 Genf - 1752 Bagnols-sur-Cèze, Frankreich)
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Beispiel: Matrixinversion nach der Cramerschen Regel
3 −1 5
Sei A := −1 2 1 . ⇒ det A = 5 und
−2 4 3
! ! !>
2 1 −1 1 −1 2
det − det det
4 3 −2 3 −2 4
! ! !
1
−1 5 3 5 3 −1
A−1 = − det det − det
4 3 −2 3 −2 4
5
! ! !
−1 5 3 5 3 −1
det − det det
2 1 −1 1 −1 2
>
2 1 0 2 23 −11
1 1
= 23 19 −10 = 1 19 −8
5 5
−11 −8 5 0 −10 5
Probe: AA−1 = In
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Orthogonale Matrizen. Drehungen und Spiegelungen
Definition
Sei n ∈ N. A ∈ Rn×n heißt orthogonal, falls gilt
AT A = In
Sei ϕ ∈ R.
!
cos ϕ − sin ϕ
A := stellt die Drehung um den Winkel ϕ dar:
sin ϕ cos ϕ
! ! ! !
1 cos ϕ 0 − sin ϕ
A = , A =
0 sin ϕ 1 cos ϕ
! ! ! !
x x cos ϕ − y sin ϕ cos ϕ − sin ϕ
Allgemein: A = =x +y
y x sin ϕ + y cos ϕ sin ϕ cos ϕ
!
x
q
Sei r := x 2 + y 2, ψ := Winkel, den mit der x -Achse bildet,
y
also x = r cos ψ, y = r sin ψ
! ! !
x cos ϕ − sin ϕ
⇒ A = r cos ψ + r sin ψ
y sin ϕ cos ϕ
! !
cos ψ cos ϕ − sin ψ sin ϕ cos(ψ + ϕ)
= r =r .
cos ψ sin ϕ + sin ψ cos ϕ sin(ψ + ϕ)
ϕ - phi - griech. Buchstabe, z.B. in Physik, Fotografie (2x), Fantasie; ψ - psi - griech. Buchstabe, z.B. in Psychologie, pseudo
A ist orthogonal, da
! ! !
T cos ϕ sin ϕ cos ϕ − sin ϕ 1 0
A A= = = I2
− sin ϕ cos ϕ sin ϕ cos ϕ 0 1
Andererseits ist
! !
−1 T cos ϕ sin ϕ cos(−ϕ) − sin(−ϕ)
A =A = =
− sin ϕ cos ϕ sin(−ϕ) cos(−ϕ)
! !
x x
Allgemein: S = .
y −y
S ist orthogonal, da
! !
T 1 0 1 0
S S= = I2 .
0 −1 0 −1
!
cos ϕ − sin ϕ
A=
sin ϕ cos ϕ
(ii) Die Determinante ist 1:
det A = cos2 ϕ + sin2 ϕ = 1.
(iii) Die Spalten von A sind gerade #»
e 01 und #»
e 02 .
Sie haben den Betrag 1 und stehen senkrecht aufeinander, bilden also
eine orthonormale Basis des R2 .
!
2 0
V := 1
0 2
! ! !
V #»
2 0 x 2x
x = 1 = 1
0 2 y 2y
! ! !
> 2 0 2 0 4 0
V V = 1 1 = 1 6= I2
0 2 0 2 0 4
⇒ V ist also keine orthogonale Matrix,
sie vermittelt keine Kongruenzabbildung.
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