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3x1 + 2x2 − x3 = 1
2x1 − 2x2 + 4x3 = −2
−x1 + 1
2 x2 − x3 = 0
Für x1 = 1, x2 = −2, x3 = −2 sind alle drei Gleichun- Die Graphen der Fragestellung, die sich im Punkt A(46;16)
gen erfüllt, es handelt sich um eine Lösung des Systems. schneiden.
Allgemein lässt sich ein lineares Gleichungssystem mit m
Gleichungen und n Unbekannten immer in die folgende Die Variable x repräsentiert hier das Alter des Vaters
Form bringen: und die Variable y das des Sohnes. Das Gleichungssys-
tem wird in einem ersten Schritt üblicherweise in eine
Standardform gebracht, bei der auf der linken Seite nur
a11 x1 + a12 x2 + · · · + a1n xn = b1 Terme mit Variablen und auf der rechten Seite die rei-
a21 x1 + a22 x2 + · · · + a2n xn = b2 nen Zahlen stehen. Im vorliegenden Beispiel wird dazu
.. die zweite Gleichung ausmultipliziert und umgestellt.
.
am1 x1 + am2 x2 + ··· + amn xn = bm
1 Beispiel
x − 4y − (x + y) = −18 − 62
Lineare Gleichungssysteme entstehen vielfach als Mo- −5y = −80
delle von praktischen Aufgabenstellungen. Beispielswei-
se lässt sich die Aufgabenstellung Die entstandene Gleichung wird nach der Variablen y
aufgelöst, indem beide Seiten durch −5 geteilt werden.
„Ein Vater und ein Sohn sind zusammen 62 Das ergibt das Alter y des Sohnes, der 16 Jahre alt ist.
Jahre alt. Vor sechs Jahren war der Vater vier- Dieser Wert für y wird wieder in die erste Gleichung ein-
mal so alt wie damals der Sohn. Wie alt ist je- gesetzt.
der?“
1
2 3 LÖSBARKEIT
1. Auflösen der zweiten Zeile nach x3 : Die Lösung des linearen Gleichungssystems kann nun di-
rekt abgelesen werden: Sofern x4 = t gesetzt und das
10
x3 = = −2 Gleichungssystem rekursiv gelöst wird, ergeben sich al-
−5 le Vektoren der Form (−4t − 1, 5t − 9, 7t + 10, t)T als
Lösungen.
2. Einsetzen von x3 in die erste Zeile:
5 Lösungsverfahren
4.3 Dreiecksform
Die Methoden zur Lösung von linearen Gleichungs-
Die Dreiecksform ist ein Sonderfall der Stufenform, bei
systemen werden in iterative und direkte Verfahren
der jede Zeile genau eine Unbekannte weniger als die
unterteilt. Beispiele für direkte Verfahren sind das
vorhergehende hat. Das bedeutet, dass alle Koeffizienten
Einsetzungsverfahren, das Gleichsetzungsverfahren und
aii der Hauptdiagonale von 0 verschieden sind. Die Drei-
das Additionsverfahren für einfache Gleichungssyste-
ecksform entsteht bei Anwendung des gaußschen Elimi-
me sowie das auf dem Additionsverfahren basierende
nationsverfahrens, wenn das Gleichungssystem genau ei-
gaußsche Eliminationsverfahren, das ein Gleichungssys-
ne Lösung hat.
tem auf Stufenform bringt. Eine Variante des Gauß-
Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen Verfahrens ist die Cholesky-Zerlegung, die nur für
sind 0 ): symmetrische, positiv definite Matrizen funktioniert.
Doppelt so viel Aufwand wie das Gauß-Verfahren
braucht die QR-Zerlegung, die dafür stabiler ist. Die
6x1 + 3x2 + 4x3 = 1 Cramersche Regel verwendet Determinanten, um For-
8x2 + 5x3 = −1 meln für die Lösung eines quadratischen linearen Glei-
− 2x3 = 6 chungssystems zu erzeugen, wenn dieses eindeutig lösbar
ist. Für die numerische Berechnung ist sie auf Grund des
Wie lineare Gleichungssysteme in Stufenform können hohen Rechenaufwands jedoch nicht geeignet.
auch solche in Dreiecksform durch Rückwärtseinsetzen
gelöst werden. Iterative Verfahren sind beispielsweise die zur Klas-
se der Splitting-Verfahren gehörenden Gauß-Seidel-
und Jacobi-Verfahren. Diese konvergieren nicht für
4.4 Reduzierte Stufenform jede Matrix und sind für viele praktische Proble-
me sehr langsam. Modernere Verfahren sind etwa
Auch die reduzierte Stufenform ist ein Sonderfall der Stu- vorkonditionierte Krylow-Unterraum-Verfahren, die ins-
fenform. Bei ihr treten die jeweils ersten Unbekannten je- besondere für große dünnbesetzte Matrizen sehr schnell
der Zeile nur ein einziges Mal auf und haben den Koeffi- sind, sowie Mehrgitterverfahren zur Lösung von Syste-
zienten 1. Die reduzierte Stufenform eines linearen Glei- men, die aus der Diskretisierung bestimmter partieller
chungssystems ist eindeutig: Es gibt also für jedes linea- Differentialgleichungen stammen.
re Gleichungssystem genau eine reduzierte Stufenform. Bei Anwendungen (z. B. Geodäsie) werden oft Messun-
Durch die Anwendung des Gauß-Jordan-Algorithmus gen unterschiedlichen Typs ausgeführt, und es werden,
kann ein beliebiges lineares Gleichungssystem in diese um die Auswirkung von Messfehlern zu verringern, mehr
Form gebracht werden. Messungen ausgeführt, als Unbekannte zu bestimmen
Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind. Jede Messung liefert eine Gleichung zur Bestim-
sind 0 ): mung der Unbekannten. Wenn diese Gleichungen nicht
alle linear sind, wird das Gleichungssystem mit Verwen-
dung von bekannten Näherungswerten der Unbekann-
x1 + 4x4 = −1 ten linearisiert. Dann sind anstelle der eigentlichen Un-
x2 − 5x4 = −9 bekannten deren kleine Abweichungen von den Nähe-
x3 − 7x4 = 10 rungswerten zu bestimmen. In der Regel widersprechen
5
sich die Gleichungen, wenn mehr Gleichungen als Unbe- [2] Fischer: Lineare Algebra. 2005, S. 130.
kannte vorhanden sind, so dass es keine strenge Lösung
[3] Gene H. Golub, Charles F. Van Loan: Matrix Computati-
gibt. Als Ausweg wird dann üblicherweise durch eine
ons. 3rd edition, reprint. Johns Hopkins University Press,
Ausgleichung mittels der Methode der kleinsten Quadra- Baltimore MD u. a. 1996, ISBN 0-8018-5414-8.
te eine Lösung bestimmt, die typischerweise keine Glei-
chung exakt erfüllt, aber unter vernünftigen Annahmen
über die Messfehler eine optimale Näherung der „wah-
ren“ Messgrößen angibt.
Die derzeit beste bekannte asymptotische obere Schran-
ke an arithmetischen Operationen, um ein beliebiges li-
neares Gleichungssystem zu lösen, liefert ein praktisch
nicht anwendbarer Algorithmus von Don Coppersmith
und Shmuel Winograd aus dem Jahre 1990, der ein n × n
-System in O(n2,376 ) löst.[3] Klar ist, dass mindestens
O(n2 ) Operationen notwendig sind; nicht jedoch, ob die-
se untere Schranke auch erreicht werden kann.
6 Literatur
• G. Frobenius: Zur Theorie der linearen Gleichungen.
In: Journal für die reine und angewandte Mathematik
= Crelle’s Journal. Bd. 129, 1905 ISSN 0075-4102,
S. 175–180, Digitalisat.
• Andreas Meister: Numerik linearer Gleichungssyste-
me. Eine Einführung in moderne Verfahren. 2., über-
arbeitete Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN
3-528-13135-7.
• Falko Lorenz: Lineare Algebra. Band 1. 4. Aufla-
ge. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg u.
a. 2003, ISBN 3-8274-1406-7.
• Gerd Fischer: Lineare Algebra. 15., verbesserte
Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8348-
0031-7.
7 Weblinks
• PDF-Sammlung auf gecco.info Ausführliche
Beschreibung verschiedener Lösungsmöglichkeiten
von linearen Gleichungssystemen (einfach, ohne
Matrizen)
• Arndt Brünner Scripts Online-Rechner zum Lösen
linearer Gleichungssysteme.
• Online-Löser für lineare Gleichungssysteme (eng-
lisch, aber unterstützt Parameter)
• Einführung zu den drei Lösungsverfahren (Video)
für Schüler und Studenten
8 Einzelnachweise
[1] Frobenius: Zur Theorie der linearen Gleichungen. 1905,
S. 175–180.
6 9 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN
9.2 Bilder
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