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Lineare Gleichungen

Gleichungen und Ungleichungen

Es seien T1 und T2 zwei beliebige Terme mit einer oder mehreren Variablen.
Eine Gleichung ist eine Aussageform die durch Verbindung zweier Terme durch ein Gleichheitszeichen
entsteht.
Eine Ungleichung ist eine Aussageform die durch Verbindung zweier Terme durch ein Ungleichheitszeichen
(<, >, , ) entsteht.

Je nachdem, welche Zahl(en) man für die Variable(n) einsetzt, erhält man eine wahre oder eine falsche Aussage.
Die Lösungsmenge L einer Gleichung bzw. Ungleichung besteht aus jene Zahlen der Grundmenge G, die für die
Variablen eingesetzt zu einer wahren Aussage führen.

Grundmenge G: besteht aus alle Zahlen, die zum Einsetzen in die Gleichung/ Ungleichung vorgesehen sind.
Definitionsmenge D: alle Elemente der Grundmenge, die für die Unbekannte eingesetzt werden dürfen.
Lösungsmenge L: alle Elemente der Definitionsmenge, die die Gleichung/ Ungleichung in eine wahre Aussage
überführen.

Beispiele:

Lineare Gleichung mit


3x + 1 = 10 einer Unbekannten x G=ℝ D=ℝ L = {3}

Quadratische Gleichung mit


x² = 4 einer Unbekannten x G=ℝ D=ℝ L = {-2; 2}

Lineare Ungleichung mit


x+1>4 einer Unbekannten x G=ℝ D=ℝ L = (3; +∞)

1 1 Bruchgleichung mit einer


Unbekannten x G=ℝ D = ℝ \ {0} L = {5}
𝑥 5

Lineare Gleichung mit zwei


2x + y = 6 Unbekannten x und y G = ℝ x ℝ = ℝ² D = ℝ² L = {(x, y) ∈ ℝ2 / y = -2x + 6}

Betragsgleichung mit einer


|x 2|= 3 Unbekannten x G=ℝ D=ℝ L = {-1; 5}

Wurzelgleichung mit einer


√𝑥 1=2 Unbekannten x G=ℝ D = [-1; +∞) L = {3}

Polynomgleichung
x³ - 2x² -3x = 0 mit einer Unbekannten x G=ℝ D=ℝ L = {-1; 0; 3}

Exponentialgleichung mit
2x = 8 einer Unbekannten x G=ℝ D=ℝ L = {3]

Logarithmische Gleichung mit


𝑙𝑜𝑔10 𝑥 1 3 einer Unbekannten x G=ℝ D = (-1; +∞) L = {999}

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Lineare Gleichungen

Gleichungen bzw. Ungleichungen, die dieselbe Lösungsmenge haben, heißen äquivalent.

Beispiel: Die Gleichungen: 2x + 3 = 5 und 2x = 2 und x = 1 sind zueinander äquivalent.

Äquivalenzumformungen

Die Lösungsmenge einer Gleichung bleibt gleich, wenn man auf beiden Seiten

dieselbe Zahl (denselben Term) addiert bzw. subtrahiert,


mi der elben Zahl dem elben Term m l ipli ier
d rch die elbe Zahl den elben Term di idier

Gleichung sind durch Äquivalenzumformungen immer auf die einfachste Form zu bringen.
Dabei können Sonderfälle auftreten, z.B.:

x=x ∀x∈D ist diese Aussage wahr ⇒ L = D man sagt: „Die Gleichung ist allgemein gültig“

x = x + a ∀x∈D ist diese Aussage falsch ⇒ L = { } man sagt: „Die Gleichung ist unlösbar“

Die Lösungsmenge einer Ungleichung bleibt gleich, wenn man auf beiden Seiten

dieselbe Zahl (denselben Term) addiert bzw. subtrahiert,


mit derselben Zahl (demselben Term) > 0 multipliziert,
durch dieselbe Zahl (denselben Term) > 0 dividiert.
Wenn man eine Ungleichung mit einer negativen Zahl multipliziert bzw.
dividiert, muss man das Ungleichheitszeichen umdrehen!

Beispiel:
(x - 1)² (x -3)(x + 2) G=ℝ
x² - 2x + 1 x² - 3x + 2x 6 |-x²
- 2x + 1 -x 6 |+x
-x+1 -6 |-1
-x -7 |∙(-1) Achtung: Multiplikation mit (-1) dreht das Ungleichheitszeichen um!
x 7 L = (-∞; 7]

Kontrolle*:
(1) x ∈ L ⇒ wahre Aussage, z.B: x = 7
TL(7) = (7 1)² = 36 TR(7) = (7 3)(7 + 2) = 36 TL(7) TR(7) w

(2) x ∉ L ⇒ falsche Aussage, z.B.: x = 8


TL(8) = (8 1)² = 49 TR(8) = (8 3)(8 + 3) = 55 TL(8) TR(8) f

*TL Wer de linken Anfang erms für x = 7, TR Wer de rech en Anfang erm f r

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Lineare Gleichungen

Lineare Gleichungen

Eine Gleichung der Form ax + b = 0 mit a, b ∈ℝ a heißt lineare Gleichung mit der Unbekannten x.
Linear bedeutet, dass die Variable nur in erster Potenz vorkommt.

Liegt kein Sonderfall vor, so hat die Gleichung in ℝ genau eine Lösung x = .

Beispiel: G = ℝ

7x - 6 = 4x + 9 | - 4x
3x - 6 = 9 |+6
3x = 15 |:3
x = 5
Probe:
TL(5) = 7∙ 5 6 35 6 29
TR(5) = 4∙ 5 9 20 9 29

TL(5) = TR(5) ⇒ Lℝ = {5}

Einige Aufgaben die zu linearen Gleichungen führen können

(a) Bruchgleichungen:

Satz: (1) Eine Bruchgleichung ist eine Gleichung mit mindestens einem Bruchterm.
(2) Ein Bruchterm ist ein Term mit mindestens einer Variablen im Nenner.
(3) Eine Bruchgleichung löst man , indem man die Gleichung mit dem Hauptnenner multipliziert.

Der Hauptnenner (HN) ist das kleinstes gemeinsames Vielfaches aller Nenner.

Um den Hauptnenner zu ermitteln müssen alle Nenner faktorisiert werden. Dies kann erfolgen durch:
- Ausklammern
- Binomischen Formeln
- Polynomdivision
- Lösen der zugehörigen Polynomgleichung ∑ 0 𝑎 ∙ 𝑥 0 ⇒ ∏ 1 𝑥 𝑥 (mehr dazu später im
Kapitel Lö en on Pol nomgleich ngen )

Der Hauptnenner ist das Produkt aller auftretenden Faktoren in ihrer höchsten Potenz.
3 1 1
Beispiel: G=ℝ
3 6 4 6

Nenner Faktorisierter Nenner Hauptnenner (HN) Erweiterungsfaktor (EF)


1. 3𝑥 6 3 𝑥 2 𝑥 2 𝑥 3
2. 𝑥 2 4 𝑥 2 𝑥 2 3 𝑥 2 𝑥 2 𝑥 3 3 𝑥 3
3. 𝑥 2 𝑥 6 𝑥 2 𝑥 3 3 𝑥 2

Nenner 1: Ausklammern der Zahl 3


Nenner 2: Anwenden der dritten binomischen Formel
Nenner 3: Faktorisieren mit Hilfe einer Polynomdivision: (𝑥 2 𝑥 6 ∶ 𝑥 2 𝑥 3

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Lineare Gleichungen

Die Definitionsmenge D einer Bruchgleichung besteht aus all jenen Zahlen, für die alle vorkommenden
Terme sinnvolle mathematische Ausdrücke sind. Bei Bruchtermen ist die Division durch Null auszuschließen.

Für dieses Beispiel: D = ℝ ∖ 3; 2; 2 am be en a der Spal e Ha p nenner HN

Der Erweiterungsfaktor (EF) ist jener Faktor, mit dem man einen Bruch erweitern muss, um ihn auf den
Hauptnenner zu bringen.

Multipliziert man die komplette Gleichung mit dem Hauptnenner, so kürzt sich bei jedem Bruch der Nenner
gegen einen Teil des Hauptnenners weg. Übrig bleibt dann von jedem Bruch nur das Produkt aus dem
ursprünglichen Zähler und dem Erweiterungsfaktor.
3 1 1
|∙ HN
3 6 4 6

3 1 1
|∙ 3 𝑥 2 𝑥 2 𝑥 3
3 2 2 2 2 3

3∙ 𝑥 2 𝑥 3 3∙ 𝑥 3 𝑥 1 ∙3∙ 𝑥 2

Diese Gleichung enthält keine Bruchterme mehr und lässt sich zu einer linearen Gleichung umformen:

3 𝑥2 5𝑥 6 3𝑥 9 3𝑥 2 9𝑥 6

3𝑥 2 15𝑥 18 3𝑥 9 3𝑥 2 9𝑥 6 | 3𝑥 2

12𝑥 9 9𝑥 6 | 9𝑥 | 9

3𝑥 3 |: 3

𝑥 1

L = {- 1}

𝑇 1 𝑇 1 und 1 ∈ 𝐷

(b) Betragsgleichungen:

Der Betrag von 𝑎, geschrieben als |𝑎|, ist stets eine nicht negative Zahl. Ist 𝑎 positiv oder gleich 0,
dann ist |𝑎| 𝑎. Ist 𝑎 negativ, dann muss beim Auflösen des Betrages das Vorzeichen umgekehrt
werden, dh man bildet die Gegenzahl zu 𝑎, also 𝑎.

𝑎 𝑓ü𝑟 𝑎 0
Definition: |𝑎|
𝑎 𝑓ü𝑟 𝑎 0

Treten Beträge bei Gleichungen auf, so führt dies zu Fallunterscheidungen.

Beispiel: |𝑥 5| 9 G = D = ℝ dh, es gibt keinerlei Einschränkungen hinsichtlich der Grundmenge.

Da die Unbekannte für alle reellen Zahlen definiert ist, kann der Term zwischen den Betragsstrichen
größer Null (zB für 𝑥 10), gleich Null (für 𝑥 5) oder kleiner Null (zB für 𝑥 1) sein.
Um weiterrechnen zu können, muss der Betrag aufgelöst werden. Die dabei durchzuführenden
Fallunterscheidungen beziehen sich auf obige Definition.

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Lineare Gleichungen

𝑥 5 0 ⇔ 𝑥 5
1. Fall: L1 14
𝑥 5 9 ⇔ 𝑥 14

Die Lösungsmenge L1 enthält die Lösung für den ersten Fall der Fallunterscheidung.

𝑥 5 0 ⇔ 𝑥 5
2. Fall: L2 4
𝑥 5 9 ⇔ 𝑥 5 9 ⇔𝑥 4

Die Lösungsmenge L2 enthält die Lösung für den zweiten Fall der Fallunterscheidung.

Probe: TL (14) = |14 5| = |9|= 9 w

TL (-4) = |-4 5|=|-9| = 9 w

Für die Gesamtlösungsmenge L der Betragsgleichung gilt: L = L1 ∪ L2 = {-4; 14}

(c) Textaufgaben:

Viele Aufgaben lassen sich mit Hilfe von linearen Gleichungen einfach und schnell lösen.

Beispiel: Die Anzahl der mit Corona infizierten Personen stieg von 12 400 auf 13 888.
Wie groß ist die prozentuale Änderung im Beobachtungszeitraum?

Solchen oder ähnliche Fragen bestimmen aktuell die Medienberichte. Sehr einfach lässt sich diese Frage
lösen, wenn man mit dem Begriff des Änderungsfaktors vertraut ist.

Überlegung: Gehen wir zB von 1000 Infizierten aus.


Wenn die Anzahl um 5% steigt, so sind 1000 plus 5% von 1000 Personen infiziert.
5
Also: 1000 1000 ∙ 1000 1000 ∙ 0,05 1000 50 1050.
100

Allgemein: 𝑥 𝑥∙ 𝑥∙ 1 für 𝑥 Infizierte und eine Zunahme um 𝑝%.


100 100

5
Für unsere Aufgabe: 1000 ∙ 1 1000 ∙ 1,05 1050.
100
dh bei einer Zunahme um 5% ist der Änderungsfaktor 𝑎 1,05.

Analog dazu: 𝑥 𝑥∙ 𝑥∙ 1 beschreibt eine Abnahme um 𝑝%.


100 100

Für unsere Aufgabe würde eine Abnahme um 5% berechnet werden durch:


5
1000 ∙ 1 1000 ∙ 0,95 950
100
dh bei einer Abnahme um 5% ist der Änderungsfaktor 𝑎 0,95.

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Lineare Gleichungen

Hat man diesen Zugang verstanden, so kann man diese Idee nützen, um die Einstiegsaufgabe
Die An ahl der mi Corona infi ier en Per onen stieg von 12 400 auf 13 888. Wie groß ist die prozentuale
Änder ng im Beobach ng ei ra m mi Hilfe einer einfachen linearen Gleich ng lö en

Die Frage kann umgeschrieben werden und lautet dann:


Mit welcher Zahl 𝑎 muss man 12 400 multiplizieren um 13 888 zu erhalten?
13888 12
In Symbolschreibweise: 12400 ∙ 𝑎 13888 ⇔ 𝑎 1,12 1 0,12 1 ⇒𝑝 12%
12400 100

AS: Die Anzahl der mit Corona infizierten Personen nahm um 12% zu.

Eine andere Aufgabe dazu: Die Anzahl der Infizierten sank von 12 400 Personen um 2%. Wie hoch ist die
aktuelle Zahl an Infizierten?

Umgeschrieben liest sich die Aufgabe so: 12400 minus 2% von 12400 ist welche unbekannte Zahl 𝑏?

2
In Symbolschreibweise: 12400 ∙ 1 𝑏 ⇔ 𝑏 12400 ∙ 0,98 12152
100

AS: Die Anzahl der Infizierten sank auf 12152 Personen.

Dritte Aufgabe dazu: Nachdem die Anzahl der mit Corona infizierten Personen um 26% gestiegen ist,
gab es 15 624 Infizierte.

Umgeschrieben: Welche Zahl 𝑐 ergibt mit dem Änderungsfaktor 1,26 multipliziert 15624?

15624
In Symbolschreibweise: 𝑐 ∙ 1,26 15624 ⇔ 𝑐 12400
1,26

AS: Vor dem Anstieg um 26% waren 12 400 Personen mit Corona infiziert.

Machen Sie sich also mit der Idee des Änderungsfaktors vertraut!

Beispiel: Bestimmen Sie den Änderungsfaktor 𝑎 bei gegebener Zunahme bzw. Abnahme um 𝑝%.

𝑝 𝑖𝑛 % 10 7 25 100 18,5 0,5 3000*


𝑎 𝑏𝑒𝑖 𝑍𝑢𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 1,1 1,07 1,25 2 1,185 1,005 31
𝑎 𝑏𝑒𝑖 𝐴𝑏𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 0,9 0,93 0,75 0 0,815 0,995

Für den Änderungsfaktor 𝑎 gilt: 𝑎 0


(1) 𝑎 1 ⇒ Zunahme (= positives Wachstum)
(2) 0 𝑎 1 ⇒ Abnahme (= negatives Wachstum/Zerfall)
(3) 𝑎 1 ⇒ Konstanz (= Nullwachstum), Änderung um 0%
(4) 𝑎 0 ⇒ Abnahme um 100%
(5) 𝑎 2 ⇒ Zunahme um 100% (= Verdopplung)

* Laut einem Medienbericht stiegen die Preise für Schutzmasken seit Februar 2020 um bis zu 3000%.
Wie teuer war so eine Maske, wenn sie im Februar 2020 für 49 Cent erhältlich war?

Preis nach dem Anstieg um 3000% 0,49 ∙ 31 15,19 €

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