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Wirtschaftsinformatik

Vorlesung: Mathematik für Wirtschaftsinformatiker


Prof. Dr. Holger Wengert

Übungsblatt 5-a
Erläuterung und Aufgaben zur Beweistechnik „Vollständige Induktion“

Induktionsprinzip / Beweistechnik „Vollständige Induktion“

Eine Aussage 𝐴(𝑛), die von den natürlichen Zahlen 𝑛 ∈ ℕ abhängt, lässt sich mit Hilfe der Beweistechnik
„Vollständige Induktion“ beweisen:
Satz (Induktionsprinzip):
Für jedes 𝑛 ∈ ℕ sei 𝐴(𝑛) eine Aussage
Wenn gilt:
1. Induktionsanfang: Es gilt 𝐴(𝑛0 ) für eine natürliche Zahl 𝑛0 ∈ ℕ.
2. Induktionsschluss: Für alle 𝑛 > 𝑛0 gilt:
Aus 𝐴(𝑛) folgt 𝐴(𝑛 + 1) (kurz 𝐴(𝑛) ⟹ 𝐴(𝑛 + 1)
Dann gilt 𝐴(𝑛) für alle natürlichen Zahlen 𝑛 > 𝑛0 .
( Die Aussage (𝐴(𝑛) bezeichnet man in diesem Zusammenhang als „Induktionsvoraussetzung“ (kurz
I.V.) )
Vorgehensweise bei Induktionsbeweisen:
1. Schritt: Induktionsanfang:
Zeige, dass die Aussage 𝐴(𝑛) für einen Startwert 𝑛0 ∈ ℕ gilt.
2. Schritt: Formulierung der Aussage 𝐴(𝑛 + 1):
Ersetze 𝑛 in der vorgegebenen Aussage 𝐴(𝑛) (oft eine Formel) durch (𝑛 + 1) .
3. Schritt: Beweise, dass 𝐴(𝑛 + 1) wahr ist unter Verwendung (Annahme), dass 𝐴(𝑛) richtig ist.

Kommentierte Musterlösung
𝑛

Behauptung: Es gilt folgende Aussage 𝐴(𝑛) : ∑ 2𝑘 = 2𝑛+1 − 1


𝑘=0

Beweis durch vollständige Induktion:


1. Schritt (Induktionsanfang):

Es wird gezeigt, dass die Aussage für 𝑛 = 0 richtig ist:


Dazu muss der Startwert 𝑛 = 0 in die Formel eingesetzt werden. Wenn beide Seiten das
gleiche Ergebnis liefern ist 𝐴(0) richtig:
0 (𝑧𝑢 𝑧𝑒𝑖𝑔𝑒𝑛)
∑ 2𝑘 =
⏞ 20+1 − 1
𝑘=0
0
linke Seite berechnen:
∑ 2𝑘 = 20 = 1
𝑘=0

rechte Seite berechnen: 20+1 − 1 = 21 − 1 = 2 − 1 = 1


Rechte und linke Seite führen zum gleichen Ergebnis. Damit ist die Aussage 𝐴(0) richtig.
2. Schritt: Formulierung der Aussage 𝐴(𝑛 + 1), die man auch als Induktionsbehauptung
bezeichnet.
An jeder Stelle, an der in der behaupteten Formel ein 𝑛 steht, muss diese durch
(𝑛 + 1) ersetzt werden:
𝒏+𝟏

∑ 2𝑘 = 2(𝑛+1)+1 − 1 = 2𝑛+2 − 1
𝑘=0

Bernd Oder 1
Wirtschaftsinformatik
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Prof. Dr. Holger Wengert

3. Schritt: Induktionsschluss: Aus 𝐴(𝑛) folgt 𝐴(𝑛 + 1)


Das heißt: Aus der Annahme, dass 𝐴(𝑛) wahr ist, folgt, dass auch 𝐴(𝑛 + 1) wahr ist.
Es ist wieder zu zeigen, dass die linke und die rechte Seite von 𝐴(𝑛 + 1)
übereinstimmen.
Dazu startet man mit der linken Seite und formuliert solange mit gültigen Gesetzen die
Formel um, bis die rechte Seite herauskommt. Entscheidend dabei ist, dass man die
Aussage 𝐴(𝑛) als wahr voraussetzt und in der Umformung verwendet:
𝒏+𝟏 𝒏

∑2 𝑘 = ∑ 2𝑘 + 2𝑛+1 (Abspalten des letzten Summanden)


𝑘=0 𝑘=0
𝒏

= ∑ 2𝑘 + 2𝑛+1 (Ausnutzen, dass 𝐴(𝑛) richtig ist)


𝑘=0

= 2𝑛+1 − 1 + 2𝑛+1 (Zusammenfassung der Potenzen)


= 2 ⋅ 2𝑛+1 − 1 (Anwendung der Potenzgesetze)
= 2𝑛+1+1 − 1 (Exponenten ausrechnen)
= 2𝑛+2 − 1
Die letzte Zeile ist aber gerade die rechte Seite der Induktionsbehauptung.
Damit gilt die Formel für alle natürlichen Zahlen.

Aufgaben zur vollständigen Induktion


(siehe nächste Seite)

Bernd Oder 2
Wirtschaftsinformatik
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Prof. Dr. Holger Wengert

𝑛
𝑛 ⋅ (𝑛 + 1)
5a-1 Beweisen Sie die Gauß’sche Summenformel: ∑𝑘 =
2
𝑘=1

𝑛
1 − 𝑞 𝑛+1
5a-2 Beweisen Sie die Geometrische Summenformel: ∑ 𝑞𝑘 = ; 𝑞≠1
1−𝑞
𝑘=0

5a-3 Beweisen Sie das dritte Logarithmengesetz:


ln(𝑎𝑛 ) = 𝑛 ⋅ ln(𝑎) ; 𝑎 ∈ ℝ, 𝑎 > 0, 𝑛∈ℕ
Hinweis: Nutzen Sie dabei das erste Logarithmengesetz ln(𝑎 ⋅ 𝑏) = ln(𝑎) + ln(𝑏) aus.

5a-4 Zeigen Sie durch vollständige Induktion, dass für alle natürlich 𝑛 ≥ 1 gilt:
𝑛
1
∑(1 − 𝑘) = − 𝑛 ⋅ (𝑛 − 1)
2
𝑘=1

5a-5 Zeigen Sie durch vollständige Induktion, dass für alle natürlich 𝑛 ≥ 1 gilt:
𝑛
𝑘 1 𝑛2
∑( − ) =
3 6 6
𝑘=1

5a-6 Zeigen Sie durch vollständige Induktion:


𝑛 𝑛

a) ∑𝑐 = 𝑛⋅𝑐 b) ∑(2𝑘 − 1) = 𝑛2
𝑘=1 𝑘=1
𝑛 𝑛
1 1 𝑘 𝑛+2
c) ∑ =1− d) ∑ 𝑘
=2− 𝑛
𝑘(𝑘 + 1) 𝑛+1 2 2
𝑘=1 𝑘=0

Bernd Oder 3

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