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Bildungswissenschaftliches

Eingangsmodul:
Grundlagen der Lehrerbildung

2. Sitzung
2. November 2018
Prof. Dr. Birgit Brouër

Grundbegriffe der Pädagogik


(KMK-Standards 3, 4, 5, 6)

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Kurze Einstimmung: Fallbeispiel


Eine Schülerin ist rotzfrech und hält sich nicht an die
Regeln, die Sie gemeinsam mit der Klasse aufgestellt
haben. Sie steht sich nicht nur selbst im Weg, sondern
eckt überall an. Was tun Sie?
a) Die Schülerin ist schlecht erzogen, es ist Aufgabe der
Eltern, sie auf die richtige Spur zu bringen.
b) Die Schülerin muss die Klasse verlassen, sie behindert
den Unterricht.
c) Die Schülerin braucht ein klares Konzept mit
Maßnahmen, die ihr helfen, ihr Verhalten zu verbessern.

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Gliederung Bildung

Grundbegriffe der Pädagogik:


1. Verankerung im Schulgesetz
2. Bildung
3. Erziehung
4. Sozialisation

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Erziehung Sozialisation

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Schulgesetz Schleswig-Holstein Schulgesetz, §4, (1)


§ 4: Pädagogische Ziele (1) Der Auftrag der Schule wird bestimmt durch das Recht
des jungen Menschen auf eine seiner Begabung, seinen
(1) Rechte und Pflichten Fähigkeiten und seiner Neigung entsprechende Förderung
und Ausbildung, durch das Recht der Eltern auf eine
(2) Bildungsauftrag
Schulbildung ihres Kindes sowie durch die staatliche
(3) Aufgabe der Schule Aufgabe, die einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler
auf ihre Stellung als Bürgerin und Bürger mit den
(8) Beachtung des Elternrechts entsprechenden Rechten und Pflichten vorzubereiten.

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Schulgesetz, §4,
Schulgesetz, §4, (1) ausgewählte Aufgaben der Schule
(1) Der Auftrag der Schule wird bestimmt durch das Recht  Es ist die Aufgabe der Schule, die kognitiven,
des jungen Menschen auf eine seiner Begabung, seinen emotionalen, sozialen, kreativen und körperlichen
Fähigkeiten und seiner Neigung entsprechende Förderung Fähigkeiten des jungen Menschen unter Wahrung des
und Ausbildung, durch das Recht der Eltern auf eine Gleichberechtigungsgebots zu entwickeln.
Schulbildung ihres Kindes sowie durch die staatliche  Die Schule soll jungen Menschen kulturelle und
Aufgabe, die einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler gesellschaftliche Orientierung vermitteln.
auf ihre Stellung als Bürgerin und Bürger mit den  Die Schule soll die Bereitschaft zur Empathie und die
entsprechenden Rechten und Pflichten vorzubereiten. Fähigkeit fördern, das eigene Weltbild in Frage zu stellen
und Unsicherheiten selbstvertrauend auszuhalten.
 Die Schule soll dem jungen Menschen zu der Fähigkeit
verhelfen, in einer ständig sich wandelnden Welt ein
erfülltes Leben zu führen.
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Was ist Bildung? Was ist Bildung?
• Begriff mit langer Tradition • In der Aufklärung sollten die Menschen nicht mehr
• Antike aufnehmen, was ihnen vorgesagt wurde, sondern
• Vorstellung von einer Wahrheit, die über rationale sich ihrer eigenen Vernunft bedienen (Kant)
Wissenschaften gefunden werden konnte (Platon)  Bildung war zweckgebunden
• Bildung besteht in der Ausbildung politisch tätiger Redner
besteht (Isokrates) • Mit dem Neuhumanismus begann eine Konzentration
• Idee des verbindlichen Bildungskanons aus hellenistischer
auf die Bildung des einzelnen Individuums (Wilhelm
Kultur
von Humboldt).
• Im Mittelalter Bildung als Prozess, bei dem der
Mensch sich darum bemüht, ein Abbild Gottes zu
werden
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Humboldtscher Bildungsbegriff Was ist eine Bildungstheorie?


• Mensch, der nach Vervollkommnung strebt • Versucht Fragen zu beantworten wie:
• Ausbildung der spezifischen Kräfte eines jeden • Wie bestimmt man Bildung?
• Welche Zwecke soll sie erfüllen?
Menschen
• Welchen Bildungsauftrag hat die Schule?
• Weg dort hin: Auseinandersetzung mit der Welt, • Aktuelle Bildungstheorien beschäftigen sich mit der
Wechselwirkung Individuum und Welt gesellschaftlichen Dimension von Bildung
• Breite Bildung für alle • Mit dem Begriff der Bildungsforschung ist die
• Der Mensch bildet sich! Untersuchung des Bildungswesens mit allen seinen
gesellschaftlichen Aspekten angesprochen.

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Übung (auch für zuhause) Was bedeutet Erziehung?


Fassen Sie bitte für sich selbst zusammen, • Hierarchisch geordnetes Verhältnis zwischen einem
Erzieher (Educator) und einem Zögling (Educandus).
welchen Aspekt des Bildungsbegriffs Sie
• Erziehung = normatives Konzept, bei dem es darum
besonders wichtig finden. Tauschen Sie sich dann geht, bestimmte ideale pädagogische Vorstellungen und
Maßstäbe zu realisieren.
mit anderen darüber aus.
• Dazu bedient sich der Erzieher Erziehungsmittel (z.B.
Lob oder Strafe) und Erziehungsstile (z.B. demokratisch
oder autoritär).
• Erziehung geschieht absichtsvoll und planmäßig.

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Was ist eine Erziehungstheorie? Übung
• Erziehungstheorien versuchen grundsätzlich zu klären,
• ob es überhaupt möglich ist, einen Menschen zu erziehen? Wie sehen Sie das: Ist der Mensch
• oder ob Menschen genetisch so vorprogrammiert sind, dass jede erziehungsbedürftig? Ist er erziehungsfähig?
pädagogische Einwirkung ohne Effekte bleiben wird?
Oder beides?
• Die pädagogische Anthropologie beschäftigt sich mit der Tauschen Sie sich zunächst untereinander,
Erziehungsbedürftigkeit und der Erziehungsfähigkeit des dann im Plenum darüber aus.
Menschen.

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Erziehungstheorien Was bedeutet Sozialisation?


• „Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung. „Sozialisation bezeichnet den Prozeß, in dessen Verlauf
Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht“ sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene
(Kant) menschliche Organismus zu einer sozial
handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den
• „Die Menschen sind böse; eine traurige und
Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den
fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; jedoch, der
Lebensbedingungen weiter entwickelt“ (Hurrelmann 2010,
Mensch ist von Natur aus gut, ich glaube, es S. 161).
nachgewiesen zu haben[…]“ (Rousseau)

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Sozialisation Sozialisationsphasen

• Allgemeiner Begriff für die soziale Prägung des Menschen


Durch Sozialisationsprozesse wächst ein Individuum in
durch Umwelt und Milieu. die Gesellschaft hinein. Dies geschieht in Phasen:
• Abzugrenzen von Enkulturation als kulturelle Bildung und 1. Primäre Sozialisation
von Personalisation als selbstschöpferische Entfaltung der
2. Sekundäre Sozialisation
Persönlichkeit und von Erziehung als geplanter Lernhilfe.
• Vielfältige Prozesse der Vergesellschaftung des 3. Tertiäre Sozialisation
Heranwachsenden in verschiedenen Phasen und
Instanzen.
• Der Mensch wird durch Sozialisation geprägt und passt
sich an die sozialen Selbstverständlichkeiten seiner
Umwelt an.

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Heutige Grundlagenliteratur
Übung für zuhause
Krüger, H.-H. &, Helsper, W. (Hrsg.) (2010). Einführung in Grundbegriffe

Bitte versuchen Sie den Unterschied zwischen und Grundfragen der Erziehungswissenschaften. Opladen & Farmington
Hills: Verlag Barbara Budrich.
Bildung, Erziehung und Sozialisation in eigene
Baumgart, F. (Hrsg.) (20073). Erziehungs- und Bildungstheorien:
Worte zu fassen. Erläuterungen, Texte, Arbeitsaufgaben. Stuttgart: UTB.

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Mögliche Klausurfrage
Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Ein
wesentlicher Unterschied zwischen Bildung und Erziehung Haben Sie noch Fragen oder
besteht darin, dass …
1) Bildung immer nur durch das Individuum selbst
Anmerkungen?
veranlasst wird.
2) Bildung im Gegensatz zu Erziehung absichtsvoll
geschieht.
3) Erziehung Normen und Regeln folgt.
4) Erziehung in einer Gesellschaft ganz natürlich und
quasi unabsichtlich geschieht.

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