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Tatbezogene Amnesien –
authentisch oder vorgetäuscht?
Crime-Related Amnesia: Real or Feigned?

Autoren P. Giger1, T. Merten2, H. Merckelbach3

1
Institute Institut für Psychologie, Universität Bern/Schweiz
2
Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Neurologie, Vivantes Netzwerk für Gesundheit, Berlin
3
Abteilung für Forensische Psychologie, Fakultät für Psychologie und Neurowissenschaften, Universität Maastricht/NL

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Schlüsselwörter Zusammenfassung Abstract

▶ Gedächtnis
! !

▶ Amnesie
Im forensischen Begutachtungskontext werden In the context of criminal forensic evaluations,

▶ Dissoziation
Sachverständige häufig mit der Problematik kon- experts are often confronted with the problem

▶ Simulation


▶ Begutachtung frontiert, dass Täter eine tatbezogene Amnesie of offenders’ claims of crime-related amnesia. Be-

▶ Strafprozess geltend machen. Bei weitreichenden juristischen cause of the far-reaching legal consequences of
Konsequenzen muss die Natur der behaupteten the expert opinion, the nature of the suspected
Keywords
Erinnerungsstörung differenzialdiagnostisch be- memory disorder has to be investigated with

▶ memory


▶ amnesia
urteilt werden. Während organische Amnesien special care and due consideration of differential

▶ dissociation relativ einfach diagnostiziert werden können, er- diagnoses. While the diagnosis of organic amne-

▶ malingering geben sich für dissoziative Amnesien weitaus sia is comparatively easy to make, the same is

▶ forensic assessment größere Probleme. Es wird aufgezeigt, dass es not true for dissociative amnesia. Despite existing

▶ criminal prosecution
trotz vorhandener theoretischer Erklärungsansät- theoretical explanations such as stress, peritrau-
ze wie Stress, perideliktischer Dissoziation oder matic dissociation or repression, to date there is
Verdrängung unter Berücksichtigung des empi- no sound, scientifically based and empirically
risch basierten Wissens keine gesicherte Erklä- supported explanation for the occurrence of gen-
rung für das Auftreten tatbezogener Amnesien uine, non-organic crime-related amnesia. In the
gibt. In Abgrenzung zu den häufig „genuin“ ge- criminal context of claimed amnesia, secondary
nannten Amnesien muss die intendierte Vortäu- gain is usually obvious; thus, possible malinger-
schung eines Erinnerungsverlusts vorrangig in ing of memory loss has to be carefully investi-
Betracht gezogen werden. Vom forensischen gated by the forensic expert. To test this hypo-
Sachverständigen ist zu fordern, dass bei geltend thesis, the expert has to resort to methods
gemachter tatbezogener Amnesie die Möglichkeit based on a high methodological level. The diag-
einer Vortäuschung auf hohem methodischen nosis of dissociative amnesia cannot be made by
Niveau geprüft wird. Die Diagnose einer disso- mere exclusion of evidence for organic amnesia;
Bibliografie
ziativen Störung ist als bloße Ausschlussdiagnose, instead, malingering has to be ruled out on an
DOI http://dx.doi.org/10.1055/
sofern sich keine organische Amnesie belegen explicit basis.
s-0031-1273221
Online-Publikation: 15.6.2011 lässt, dagegen nicht zulässig.
Fortschr Neurol Psychiatr 2012;
80: 368 – 381 © Georg Thieme
Verlag KG Stuttgart ∙ New York ∙ Tatbezogene Amnesien: während der Nürnberger Prozesse an, sich nicht
ISSN 0720-4299 Die Ausgangssituation an die Gräueltaten in der Zeit des Dritten Reichs
Korrespondenzadresse ! erinnern zu können. US-amerikanische Experten
Prof. Harald Merckelbach Der Umstand, dass Tatverdächtige angeben, sich analysierten den Fall und kamen zum Schluss,
Abteilung für Forensische nicht oder nicht vollständig an die infrage ste- dass Hess aufgrund einer Hysterie – heute wür-
Psychologie, Fakultät für hende Straftat erinnern zu können, ist jeder im den wir sagen, eines dissoziativen Zustands (sie-
Psychologie und Bereich der Strafuntersuchung praktisch tätigen he unten) – tatsächlich an einer schweren Erin-
Neurowissenschaften,
Person bekannt. Solche tatbezogenen Amnesien nerungsstörung litt. Aufschlussreich erscheint,
Universität Maastricht
Postbus 616
werden vorwiegend bei polizeilichen Ermittlun- dass Hess selbst später eine Vortäuschung der
NL-6200 MD Maastricht gen und forensischen Begutachtungen geltend Amnesie eingestand [1]. Der Fall des „Smemorato
h.merckelbach@psychology.uni- gemacht. Aus der Kriminalgeschichte sind einige di Collegno“ ist der berühmteste Fall einer simu-
maas.nl prominente Fälle bekannt. So gab Rudolf Hess lierten retrograden Amnesie, die das gesamte au-

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tobiografische Wissen einschloss, der jemals in Italien auftrat zwischen geltend gemachter Amnesie und Schweregrad des
und der erneut von Zago, Sartori und Scarlato [2] einer einge- Delikts darstellt: Im Gegensatz zu Taylor und Kopelman [19]
henden Analyse unterzogen wurde. Dabei ging es um den Hoch- wurden hier psychiatrisch kranke Täter untersucht, einschließ-
stapler Bruneri, der vorgab, ein während eines militärischen lich solcher, die an einer Psychose erkrankt waren oder eine
Einsatzes verschwundener Offizier zu sein und behauptete, un- Intelligenzminderung aufwiesen. Damit sind die untersuchten
ter Gedächtnisverlust zu leiden. Das Phänomen der geltend ge- Stichproben, vermutlich aber auch wesentliche Charakteristika
machten Amnesien auf historische Einzelfälle zu reduzieren, der Delikte, kaum miteinander vergleichbar.
würde jedoch der Brisanz der Thematik nicht gerecht. Behaup-
tete tatbezogene Amnesien stellen unverändert ein weitver- Wesentliche Aspekte behaupteter Amnesien
breitetes und ernst zu nehmendes Problem in der forensischen Betrachtet man die aktuelle Literatur, so treten insbesondere
Praxis dar [3 – 7]. 5 Aspekte tatbezogener Amnesien hervor, die bemerkenswert
In Fällen, in denen ein Tatverdächtiger eine Amnesie geltend erscheinen. Erstens konnten finnische Forscher auf der Basis
macht, wird vom Gericht häufig eine Begutachtung in Auftrag von Aktenanalysen zeigen, dass wegen Mordes und Totschlags
gegeben. Der Sachverständige ist mit dem Problem konfron- tatverdächtige Frauen häufiger Amnesien geltend machen als
tiert, zu einer Überzeugung über die Authentizität der Amne- Männer (61 vs. 42%; [21]). Zweitens weisen Studien darauf
sie zu gelangen und, falls diese zu bejahen ist, die Art der hin, dass Personen, die eine tatbezogene Amnesie geltend ma-
Amnesie zu bestimmen. Im Folgenden soll ein Überblick über chen, in der Regel älter sind und mehr Vorstrafen aufweisen als
die Schwierigkeiten geliefert werden, die mit diesem Thema solche, die keine Erinnerungsprobleme angeben [13, 20, 21].
verbunden sind. Dazu sollen grundlegende gedächtnispsycho- Drittens werden bei Tatverdächtigen, die angeben, sich nicht
logische Befunde vorgestellt sowie Erklärungsansätze tatbezo- an die Tat zu erinnern, häufiger neurologische und psychiat-

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gener Amnesien auf der Grundlage einschlägiger Forschungs- rische Untersuchungen durchgeführt als bei Personen, die keine
arbeiten kritisch diskutiert werden. Amnesie geltend machen [13]. Viertens kommen neurologische
und psychiatrische Sachverständige in Fällen geltend gemachter
tatbezogener Amnesien häufiger zum Schluss, dass die Tat-
Relevanz tatbezogener Amnesien im forensischen verdächtigen an Substanzabhängigkeit, Depression oder einer
Kontext anderen psychiatrischen Störung leiden als in Fällen ohne an-
! gegebene Erinnerungsprobleme [22, 23]. Fünftens schließlich
Auftretenshäufigkeit liegen Hinweise dafür vor, dass es einen Zusammenhang zwi-
Studien zur Prävalenz geltend gemachter tatbezogener Amne- schen der Behauptung einer tatbezogenen Amnesie und der ge-
sien sind eher spärlich. Frühere Arbeiten von Leitch [8], Guttma- richtlichen Entscheidung gibt. So werden beispielsweise Täte-
cher [9] und O’Connell [10] konnten zeigen, dass wegen Mordes rinnen, die eine Amnesie geltend machen, weniger häufig
oder Totschlags verurteilte Straftäter in 30 – 40% der Fälle anga- wegen Mordes verurteilt als solche, die keinen Erinnerungsver-
ben, sich nicht oder nur partiell an die begangene Tat erinnern lust behaupten. Für Männer gilt, dass ihnen eher eine vermin-
zu können. Ähnliche Auftretenshäufigkeiten wurden in neueren derte Schuldfähigkeit attestiert wird, wenn sie eine Amnesie
Untersuchungen von Parwatikar, Holcomb und Menninger [11] geltend machen, im Gegensatz zu Tätern, die keine Gedächtnis-
mit 23%, von Gudjonsson, Petursson, Skulasson und Sigurdardot- probleme angeben [21].
tir [12] mit 32% und von Pyszora, Barker und Kopelman [13] Diese im Kontext tatbezogener Amnesien beobachteten Ergeb-
mit 29% berichtet. Als Faustregel kann davon ausgegangen wer- nisse lassen insbesondere 3 Interpretationsmöglichkeiten zu:
den, dass bei Tötungsdelikten in 25 – 50% der Fälle vom Täter Die erste Erklärung wäre, dass diejenigen Personen, die sich in
eine tatbezogene Amnesie geltend gemacht wird [14]. der forensischen Abklärung auf eine Amnesie berufen, eine er-
Auch wenn schwere Gewaltdelikte wie Mord oder Totschlag höhte Vulnerabilität aufweisen und im Kontext psychiatrischer
besonders betroffen zu sein scheinen, werden tatbezogene Ge- oder neurologischer Erkrankungen tatsächlich keine Erinnerun-
dächtnisprobleme wiederholt auch bei Sexualdelikten [15], gen an die Tat vorhanden sind. Eine zweite Interpretation könn-
häuslicher Gewalt [16] und Betrugsdelikten [17] geltend ge- te dahin gehen, dass es sich bei Beschuldigten, die eine tatbezo-
macht. Mit Bradford und Smith [18] ist jedoch davon auszuge- gene Amnesie geltend machen, schlicht um Simulanten handelt,
hen, dass die Auftretenshäufigkeit mit dem Schweregrad des die um eines Vorteils willen eine nicht zutreffende Behauptung
Delikts zunimmt. Taylor und Kopelman [19] fanden an einer aufstellen, in der Erwartung einer für sie günstigeren gerichtli-
Stichprobe von mehr als 200 verurteilten Straftätern bei 26 % chen Entscheidung (Totschlag statt Mordes, verminderte Schuld-
der wegen Mordes oder Totschlags Verurteilten eine geltend fähigkeit etc.). Eine dritte Interpretation, die – in Vorwegnahme
gemachte Amnesie, im Rahmen von Gewaltdelikten ohne To- der im Weiteren zu treffenden Schlüsse – von den Autoren favo-
desfolge dagegen nur noch bei 8 %. Bei Delikten ohne Gewalt- risiert wird, zielt darauf ab, dass es sich bei Beschuldigten, die
anwendung war in dieser Stichprobe jedoch kein einziger eine tatbezogene Amnesie geltend machen, um eine heterogene
Straftäter mehr zu finden, der eine Amnesie behauptete. Diese Gruppe handelt, allerdings mit einem substanziellen Anteil von
Tendenz konnte in einer neueren Studie von Cima, Nijman, Personen, die ihre mnestischen Defizite vortäuschen, gleichzeitig
Merckelbach, Kremer und Hollnack [20] jedoch nicht bestätigt aber auch mit Tatverdächtigen, die aufgrund einer tatsächlich
werden: Von 308 untersuchten forensischen Patienten mach- vorliegenden ernst zu nehmenden Gesundheitsstörung eine ein-
ten insgesamt 72 Täter (23%) eine tatbezogene Amnesie gel- geschränkte Erinnerungsfähigkeit für das Ereignis haben. Als
tend, davon 33 % bei Tötungsdelikten, 25 % bei Sexualdelikten, Konsequenz einer solchen Position müsste also der Ausschluss
11 % bei schwerer Körperverletzung und 31 % bei Brandstiftung einer möglichen Simulation der erste wichtige Schritt in einer
und/oder Diebstahl. Es ist denkbar, dass die spezifische Zusam- jeden Untersuchung zu dieser Fragestellung darstellen – und
mensetzung der Stichprobe in der Studie von Cima et al. [20] zwar bevor zu der Schlussfolgerung gelangt wird, es handele
eine plausible Erklärung für die nunmehr fehlende Verbindung sich um eine genuine Gedächtnisstörung.

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Juristische Konsequenzen haupteten Erinnerungslosigkeit keinen Glauben zu schenken,


Schacter [24] nennt 2 Gründe, warum tatbezogene Amnesien weil er die Geschehnisse vor und nach der Tat genau und klar
gutachtlich sorgfältig untersucht werden müssen. Erstens kann geschildert habe. Deshalb hatte es keinen Anlass zu Zweifeln an
die Verhandlungsfähigkeit eines Angeklagten durch den Nach- der Schuldfähigkeit sehen können. So blieb die Frage nach einer
weis einer tatbezogenen Erinnerungsstörung infrage gestellt Teilamnesie bedeutsamer Aspekte des Geschehens bestehen. Das
sein, zweitens kann eine zu bejahende Amnesie Zweifel an der BGH legte dazu dar: „Sind im Gedächtnis des Angeklagten die
Zurechnungsfähigkeit bzw. Schuldfähigkeit eines Täters erwe- unmittelbar zur Tat hinführenden und die sich anschließenden
cken. Unter Verhandlungsfähigkeit versteht man im Strafrecht Vorgänge haften geblieben und ist die Lücke nur auf das eigent-
die „Fähigkeit, in- oder außerhalb der Verhandlung seine Inter- liche Tötungsgeschehen begrenzt, kann dies somit – entgegen
essen vernünftig wahrzunehmen, die Verteidigung in verständi- der Auffassung des Landgerichts – Ausdruck eines affekttypi-
ger und verständlicher Weise zu führen, Prozesserklärungen ab- schen Erinnerungsverlusts sein.“ Gleichzeitig stellte es klar,
zugeben und entgegenzunehmen“ ([25], S. 30). Dabei kommt der dass die Unterscheidung eines solchen Symptoms von Schutzbe-
Erinnerung an die Tat eine zentrale Bedeutung zu (vgl. auch hauptungen und Ergebnissen psychischer Verdrängungsvorgänge
[5]). schwierig sei und aus diesem Grunde eine sachverständige Be-
Obwohl es in den verschiedenen Rechtssystemen unterschied- ratung des Gerichts zu fordern sei.
liche Akzente gibt, gilt in den meisten, dass bei fortdauernder
Verhandlungsunfähigkeit das Strafverfahren sistiert oder ein-
gestellt werden muss (z. B. in der Schweiz: Art. 114 Abs. 3 Taxonomie geltend gemachter tatbezogener
StPO). Dennoch betrachten (zumindest US-amerikanische) Ge- Amnesien
richte in der Regel geltend gemachte tatbezogene Amnesien !

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aufgrund möglicher Simulationstendenzen kritisch [26, 27]. Zwar werden in der Literatur verschiedene Begrifflichkeiten
Dittmann und Ermer [28] merken an, dass bei der Beurteilung und taxonomische Variationen verwandt (für eine Übersicht
der Verhandlungsfähigkeit nur „erhebliche Beeinträchtigungen siehe [35]), um zwischen unterschiedlichen Amnesieformen
zu berücksichtigen“ seien und der Maßstab „keineswegs die zu differenzieren, doch ist man sich weitgehend darüber einig,
Fähigkeit zur ‚optimalen‘ Selbstverteidigung“ (S. 356) sein kön- dass bei behaupteten tatbezogenen Amnesien grundsätzlich
ne. Darüber hinaus spielt nach Harding [29] die Thematik im 3 Typen in Betracht gezogen werden können [3]. Das sind ers-
inquisitorischen Rechtssystem im Vergleich zu Ländern mit ei- tens die organischen Amnesien, die durch einen permanenten
nem adversarischen System (zum Beispiel USA oder Kanada) strukturellen Hirnschaden (z. B. als Folge eines Schädel-Hirn-
eine eher untergeordnete Rolle. Traumas, eines Schlaganfalls oder eines operativen Eingriffs)
Umso größere Relevanz gewinnt die tatbezogene Amnesie bei oder eine reversible Hirnfunktionsstörung (z. B. akute Alkohol-
der Frage nach der Schuld- bzw. Zurechnungsfähigkeit eines intoxikation, Schlafwandeln, transiente globale Amnesie oder
Beschuldigten [30 – 32]. Bei der Problematik der Verantwort- passagere Verwirrtheit im Rahmen einer Systemerkrankung)
lichkeit eines Täters ist nicht die Amnesie als solche Gegen- gekennzeichnet sind. Dabei werden die tatbezogenen Informa-
stand der Betrachtung, sondern die darüber hinausgehende tionen entweder gar nicht gespeichert (Enkodierungsstörung)
Frage, was die mangelnde Erinnerung über den Zustand des oder sind zu einem späteren Zeitpunkt nicht abrufbar (Störung
Täters bei der Tatbegehung auszusagen vermag. Ein Täter des Retrieval). Zweitens ist an eine dissoziative Amnesie zu
muss 2 Voraussetzungen erfüllen, um für eine Tat vollständig denken (in der begrifflichen Verwendung meist bedeutungs-
verantwortlich gemacht werden zu können [33]: Er muss ei- gleich oder -ähnlich mit einer funktionellen oder psychogenen
nerseits die Fähigkeit besitzen, zur Tatzeit das Unrecht seiner Amnesie). Im Allgemeinen wird angenommen, diese stehe in
Tat einzusehen (Einsichtsfähigkeit) und andererseits sein Ver- einem direkten Zusammenhang mit dem erlebten Stressniveau
halten nach dieser Einsicht steuern können (Steuerungsfähig- oder extremen Emotionen während der Tat.
keit). In diesem Zusammenhang könnte eine tatbezogene Während die organischen wie auch die dissoziativen Amnesien
Amnesie auf einen perideliktischen Automatismus hindeuten, auf der Annahme basieren, dass die geltend gemachte Ge-
also auf ein der Willenssteuerung entzogenes und demnach dächtnisstörung des Täters authentisch ist, ist drittens die
unkontrollierbares Tatverhalten hinweisen [5, 30]. Die mnesti- Möglichkeit zu untersuchen, dass eine Gedächtnisstörung le-
sche Störung könnte demnach das Resultat eines gestörten Be- diglich vorgetäuscht wird, also in Wahrheit eine Simulation
wusstseinszustands zum Tatzeitpunkt sein [30]. vorliegt. Auf die Frage der Motivation für ein solches Verhalten
Dabei gilt zu beachten, dass mit Kopelman [34] eine Amnesie wird weiter unten im Detail einzugehen sein.
als solche noch keinen ausreichenden Grund für die Aufhe- Bereits eine frühe Studie von Hopwood und Snell [36] ergab,
bung der Schuldfähigkeit darstellt. Entscheidend ist demzufol- dass nicht weniger als 20 % der Straftäter, die eine Amnesie
ge nicht, ob die Tat erinnert wird oder nicht, sondern ob zum geltend machten, vermutlich gar nicht an Gedächtnisproble-
Tatzeitpunkt ein veränderter Bewusstseinszustand vorlag (der men litten, sondern diese Störung vortäuschten. In Fachkreisen
mit einer Amnesie assoziiert ist). Allein die spätere Amnesie ist man sich heute weitgehend einig, dass die tatsächliche Zahl
begründet jedoch nicht den Rückschluss auf einen veränderten an vorgetäuschten Amnesien im Rahmen forensischer Begut-
Bewusstseinszustand während der amnesierten Zeit. achtungen über dem von Hopwood und Snell genannten Wert
In diesem Zusammenhang von Bedeutung ist eine Entscheidung liegt. Eine Reihe von Autoren geht soweit, dass sie die große
des deutschen Bundesgerichtshofs vom 11.6.1987 (BGH 4 Str Mehrheit aller tatbezogenen Amnesien für nicht authentisch,
207/87). Darin wird ausgeführt, dass eine nachgewiesene Erin- sondern vom Täter für die Erreichung eines externalen Ziels
nerungslosigkeit als Anzeichen einer auf einem Affekt beruhen- vorgetäuscht betrachten (vgl. [37]).
den Bewusstseinsstörung gelten kann. Strittig war die Sachlage Es stehen also den vorgetäuschten Amnesien 2 Arten authen-
im verhandelten Falle insbesondere deshalb, weil das Landge- tischer oder genuiner Amnesien gegenüber. Auf einer anderen
richt zuvor erklärt hatte, es vermöge der vom Angeklagten be- Ebene lassen sich die durch organische (hirnmorphologisch

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oder passager hirnfunktionell begründete) Faktoren zu erklä- von Schlafwandeln geltend machen; daraus erhellt die Notwen-
renden Amnesien den psychologisch begründeten Gedächtnis- digkeit, alternative Erklärungen für die geltend gemachten Ge-
störungen gegenüberstellen, womit dann in der letzteren dächtnislücken in Betracht zu ziehen, insbesondere die Möglich-
Gruppe die dissoziativen und die vorgetäuschten Störungen keit, dass diese nur vorgetäuscht sind (vgl. [40]).
zusammengefasst würden. Darüber hinaus können die organischen Amnesien im Regelfall
Hinzu kommt, dass insofern die klassische Unterscheidung zwi- relativ gut anhand spezifischer Kriterien und Methoden diag-
schen psychogenen und organischen Störungen natürlich relativ nostiziert und von nicht authentischen Amnesien abgegrenzt
zu sehen ist, als jegliche psychische Funktion im Gehirn vor sich werden. Hierzu gehören bildgebende Verfahren (Computerto-
geht und in diesem Sinne organisch basiert ist. Entsprechend mografie, Magnetresonanztomografie) ebenso wie elektrophy-
lassen sich mit modernen bildgebenden Verfahren bei psy- siologische Methoden (Elektroenzephalografie) oder die Kennt-
chischen Störungen Korrelate zerebraler Prozesse sichtbar ma- nis typischer Konstellationen und Verläufe (zum Beispiel bei
chen. Diese Relativierung der klassischen Dichotomie psychogen der transienten globalen Amnesie).
vs. organisch findet insbesondere in den zahlreichen Arbeiten In der psychologisch-forensischen Untersuchung sollte der Gut-
von Markowitsch (z. B. [38]) ihren Niederschlag. All diese theo- achter systematisch auf den Grenzbereich zwischen Erinnern
retischen Erwägungen sind für das Verständnis der Problematik und Vergessen sowie auf die vom Täter dargestellte Rückbildung
tatbezogener Amnesien von zentraler Bedeutung. Die Differen- der Amnesie fokussieren [39]. Charakteristisch für einige organi-
zierung zwischen genuinen und fingierten Amnesien ist ohne sche Amnesien sind Erinnerungsinseln und eine unscharfe Tren-
Zweifel die primäre Aufgabe des Sachverständigen, wenn ein nung zwischen Erinnertem und Vergessenem (vgl. [41]). Damit
Straftäter angibt, sich nicht an die Tat erinnern zu können. In in Verbindung gibt es ein Gefühl, dass die Informationen wieder
der einschlägigen Literatur ist man sich einig, dass es sich dabei abgerufen werden könnten, wenn gewisse Hinweise geliefert

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um ein schwieriges und komplexes Unterfangen handelt, das ein würden – ein Phänomen, welches in der Literatur auch feeling
fundiertes Fachwissen auf diversen Fachgebieten wie Rechtspsy- of knowing genannt wird [42]. Dieses hängt eng mit der Unter-
chologie, Gedächtnispsychologie, Neuropsychologie, klinischer scheidung zwischen Wiedererkennen und freiem Abruf zusam-
Psychologie und nicht zuletzt psychologischer Diagnostik erfor- men, wobei anzumerken ist, dass in den meisten Fällen von or-
dert [37, 39]. ganischer Amnesie der freie Abruf mehr beeinträchtigt ist als
die Wiedererkennung – eine Tatsache, auf die sich auch viele
Tests stützen [43]. Die Wiedererlangung der Erinnerungen
Organische Amnesie etwa nach einem Schädel-Hirn-Trauma folgt zudem einem typi-
! schen Muster, dem sogenannten Gesetz von Ribot. Danach
Diagnostik werden länger zurückliegende Informationen früher wieder er-
Das zentrale Kriterium für die Diagnose einer organisch begrün- innert als kürzlich abgespeicherte Inhalte, die amnesierte Zeit-
deten Amnesie ist der Nachweis eines strukturellen, morpholo- spanne schrumpft also allmählich.
gisch nachweisbaren Hirnschadens oder einer vorübergehenden Versuche, mit Hautwiderstandsveränderungsmessungen eine
Hirnfunktionsstörung, die nicht ausschließlich oder vorwiegend organische Amnesie mit ausreichender Sicherheit zu diagnosti-
durch psychologische Faktoren erklärt werden kann und in de- zieren, sind bislang wenig erfolgreich. In diesem Zusammen-
ren Rahmen die Enkodierung, die Speicherung oder der Abruf hang ist ein konzeptionelles Problem zu berücksichtigen: Ei-
von Information schwerwiegend gestört ist. Diese Gedächtnis- nerseits gibt es Autoren, die behaupten, dass in authentischen
störungen können durch verschiedene Faktoren und im Kontext Fällen von Amnesie der Patient auf autobiografisch relevante
verschiedener Krankheitsbilder hervorgerufen werden. Dazu Reize mit Hautwiderstandsveränderungen reagiert – ein Phä-
zählen Schädel-Hirn-Traumata, Gehirntumoren, Schlaganfälle, nomen, das mit dem impliziten Gedächtnis in Zusammenhang
demenzielle Erkrankungen, alkoholtoxisch bedingte amnestische gebracht wird –, andererseits wird gerade auch dieser Parame-
Syndrome, Delir, akute Drogen- oder Alkoholintoxikation, ent- ter angewendet, um festzustellen, ob der Proband spezifische
zündliche Erkrankungen des Gehirns, Epilepsie, Schlafwandeln, Kenntnisse über einen Vorfall hat, die er nicht zugeben möchte
transiente globale Amnesien. Den meisten dieser Störungen (sog. Guilty Knowledge Tests, siehe dazu: [44]).
kommt im Zusammenhang mit delinquentem Verhalten eine
(wenn überhaupt) nur untergeordnete Rolle zu (vgl. [6]). So fan- Amnestische Probleme aufgrund Intoxikation
den Cima et al. [20] in ihrer großen Stichprobe aus 308 forensi- Bei forensischen Begutachtungen spielen solche Amnesien eine
schen Patienten nur eine Minderheit (4%), die aus ihrer Sicht gewichtige Rolle, die von Tätern, die zur Tatzeit unter Drogen-
die Erinnerungsstörung mit den oben erwähnten neurologi- und/oder insbesondere Alkoholeinfluss standen, geltend ge-
schen Ätiologien in Verbindung brachte. Auch Pyszora et al. macht werden. Nach Kopelman [6] stellt Alkoholintoxikation
[13] berichteten, dass lediglich 15% der Verurteilten, die eine den bei weitem häufigsten organischen Faktor im Zusammen-
Amnesie geltend machten, in der Vergangenheit ein Schädel- hang mit tatbezogenen Amnesien dar. Es sei denkbar, dass tat-
Hirn-Trauma erlitten hatten oder an einer Epilepsie erkrankt bezogene Informationen aufgrund der Intoxikation gar nicht
waren. Auch in einer neuen Studie von Stout und Farooque erst enkodiert werden und folglich auch später unter keinen
[23] wiesen lediglich 15% der begutachteten Tatverdächtigen, Umständen abrufbar sind [7]. Dem entspricht dann das soge-
die angaben, sich nicht an die Tat erinnern zu können, eine nannte Blackout. Die alkoholbedingte Amnesie kann demzufolge
neurologische Anamnese auf. Ein anderes Beispiel stammt aus durch medizinische Faktoren erklärt und begründet werden. Al-
der Forschung über die Prävalenz von Schlafwandeln: Diese lerdings ist dabei mit Perry et al. [45] zu beachten, dass Alko-
liegt in der Allgemeinbevölkerung bei ca. 4% und es gibt keinen hol-Blackouts lediglich dann in Betracht zu ziehen sind, wenn
Grund für die Annahme, dass die Auftretenshäufigkeit im foren- eine bestimmte Menge an Alkohol innerhalb einer bestimmten
sischen Kontext höher sein könnte. Dies ist in Fällen zu berück- Zeit konsumiert wurde. So ist eine geltend gemachte Amnesie
sichtigen, in denen Beschuldigte Erinnerungsstörungen aufgrund bei einer Person, die 20 Gläser Bier oder Vergleichbares in einer

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Zeitspanne von 4 Stunden getrunken hat, durchaus als plausibel Möglichkeit, seine begangene Tat sowie auch die geltend ge-
anzusehen, während dies bei 5 Gläsern innerhalb derselben Zeit machte Erinnerungslücke zu erklären resp. zu rechtfertigen [3],
nicht der Fall ist (für eine detaillierte Abhandlung der Dosis- was von Room [52] pointiert als eine bestenfalls partielle Ent-
Wirkungs-Beziehung siehe [45]). schuldigung für etwas in seinem Kern nicht zu Entschuldigen-
Psychologisch wird die Verbindung zwischen Alkoholintoxikati- des bezeichnet wird.
on und tatbezogener Amnesie häufig durch die Theorie des zu-
standsabhängigen Lernens und Erinnerns (state-dependent me-
mory thesis) verdeutlicht (u. a. [10, 16, 18, 19]). Diese besagt, Dissoziative Amnesie
dass Informationen besser erinnert werden können, wenn der !
funktionelle Zustand des Gehirns bei der Dekodierung demjeni- Das Konstrukt
gen zum Enkodierungszeitpunkt entspricht. Danach wäre ein Nach den gängigen Klassifikationssystemen psychischer Stö-
Täter weniger gut in der Lage, tatbezogene Informationen, die rungen wird die dissoziative Amnesie als Unfähigkeit definiert,
er im alkoholisierten Zustand bei der Tatbegehung gespeichert „sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern, die
hat, zu einem späteren Zeitpunkt in nüchternem Zustand aus zumeist traumatischer oder belastender Natur sind; diese ist
dem Gedächtnis abzurufen. Ein kritischer Blick in die einschlägi- zu umfassend, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt
ge Literatur zeigt jedoch, dass diese Argumentation im Falle von zu werden“ ([53], S. 213). Die Bezeichnung dissoziative Amnesie
Tätern mit behaupteter Amnesie einer genaueren Prüfung kaum ist dabei ohne Zweifel nicht optimal, ja geradezu verwirrend
standhält (vgl. [3]). So untersuchte Wolf [46] Mörder, die ihre (vgl. [7, 54]). Sie suggeriert nicht nur, dass die Ursache des Ge-
Tat in einem schwer alkoholisierten Zustand begingen und dächtnisverlusts Dissoziation sei, sondern auch, dass es sich
nachträglich eine tatbezogene Amnesie geltend machten. Um bei Erinnerungsproblemen an traumatische Ereignisse um ein

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die Auswirkungen von Alkohol auf die Erinnerung zu untersu- reales Phänomen handelt [3]. Auch die neueste deutsche Versi-
chen, wurde den Tätern unter kontrollierten klinischen Bedin- on der ICD-10 benutzt den Begriff der dissoziativen Amnesie.
gungen Alkohol verabreicht. Dabei zeigte sich, dass sich deren Dazu heißt es: „Das wichtigste Kennzeichen ist der Verlust
Erinnerungsfähigkeit an die begangenen Delikte nicht signifikant der Erinnerung für meist wichtige aktuelle Ereignisse, der
verbesserte. Es steht außer Zweifel, dass die externe Validität nicht durch eine organische psychische Störung bedingt ist
der unter Laborbedingungen durchgeführten Studie von Wolf und für den eine übliche Vergesslichkeit oder Ermüdung als
als eingeschränkt betrachtet werden muss und folglich auch die Erklärung nicht ausreicht. Die Amnesie bezieht sich meist auf
Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten. Bis heute traumatische Ereignisse wie Unfälle oder unerwartete Trauer-
handelt es sich jedoch um die einzige den Autoren bekannte fälle und ist in der Regel unvollständig und selektiv“ [55]. Die
Untersuchung zum Phänomen des zustandsabhängigen Erin- Einordnung erfolgt als dissoziative oder Konversionsstörung,
nerns bei Tätern. Zu berücksichtigen ist auch, dass es viele ex- eine Namensgebung, die nebensächlich erscheint, jedoch von
perimentelle Studien zum Thema des zustandsabhängigen Ler- weitreichenden theoretischen Konsequenzen ist. Andere in
nens und Erinnerns gibt, die von McNally [35] wie folgt der Literatur verwendete Begriffe sind psychogene, funktionel-
zusammengefasst werden: „First, … the effect is fragile and oc- le, limitierte, selektive, traumatische und hysterische Amnesie.
curs only within a restricted range of circumstances. Second, Je nach Begriff wird ein bestimmter zugrunde liegender Patho-
even when it does occur, it does not result in outright amnesia“ mechanismus, der Umfang des Gedächtnisverlusts oder ein
(S. 42). spezifischer theoretischer Aspekt (z. B. Betonung der psycholo-
Kalant [47] weist weiter darauf hin, dass sich eine Alkoholinto- gischen Reaktion auf ein traumatisches Ereignis) betont. An
xikation zwar auf die Gedächtnisleistung negativ auswirken dieser Stelle ist auch das Konzept eines mnestischen Blockade-
kann, dies jedoch gleichermaßen auf der Verhaltensebene ge- syndroms [38] zu erwähnen, demzufolge bei einer psychoge-
schieht. Selbst wenn ein Täter also so stark alkoholisiert wäre, nen Amnesie nicht abrufbare Erinnerungen und gespeichertes
dass eine alkoholbedingte Amnesie nicht ausgeschlossen werden Wissen keineswegs verloren, sondern lediglich temporär in ih-
könnte, wäre anzuzweifeln, ob in diesem Zustand die Begehung rem Zugang blockiert sind. Im Folgenden soll aus Gründen des
einer (komplexen) Straftat überhaupt möglich wäre [3]. vereinfachten Sprachgebrauchs und in Übereinstimmung mit
Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass Amnesien häufig von der Terminologie von ICD und DSM durchgängig der Begriff
Tätern geltend gemacht werden, die zur Tatzeit unter Drogen- der dissoziativen Amnesie verwandt werden, ohne dass damit
und/oder insbesondere Alkoholeinfluss standen (u. a. [10, 11, bestimmte theoretische Implikationen hervorgehoben und ge-
18, 19, 48, 49]). Schacter [24] äußert sich bezüglich der Verbin- genüber denen anderer Begriffe abgegrenzt werden sollen.
dung zwischen Intoxikation und Amnesie kritisch. Die For- Bedeutsame Gedächtnisstörungen oder Amnesien finden sich
schung zu Amnesien bei Gewaltdelikten habe bislang kaum in den diagnostischen Manualen psychischer Störungen als
mehr zeigen können, als dass Alkoholintoxikation manchmal Symptom mehreren Diagnosen zugeordnet, wie der posttrau-
mit geäußerten Gedächtnisproblemen assoziiert ist. Obwohl die- matischen Belastungsstörung, der dissoziativen Fugue und der
ser Zusammenhang heute als gesichert gilt [50], darf darauf auf- dissoziativen Identitätsstörung. Wenn die Amnesie nicht aus-
bauend nicht geschlussfolgert werden, dass Alkohol auch als ur- schließlich im Verlauf einer anderen psychischen Störung
sächlicher Faktor für tatbezogene Amnesien fungiert [51]. auftritt, wird sie unter den Dissoziativen Störungen als eigen-
Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass es äußerst un- ständiges Störungsbild gefasst. „Auch wenn dissoziative
wahrscheinlich ist, dass eine geltend gemachte tatbezogene Gedächtnisstörungen im Zusammenhang mit anderen psy-
Amnesie tatsächlich durch eine Alkoholintoxikation zur Tatzeit chischen Störungen auftreten, folgen sie der gleichen Regelhaf-
erklärt werden kann. In den meisten Fällen dürfte die Erklärung tigkeit, mit dem einzigen Unterschied, dass die Amnesie selbst
für dieses Phänomen nicht pathologischer, sondern vielmehr jeweils nur eine Auffälligkeit im Kontext einer ansonsten weit
psychologischer Natur sein: Die Berufung auf eine Intoxikation komplexeren Gesamtsymptomatik darstellt“ ([56], S. 149, Her-
bietet dem Täter eine (vordergründig) plausible und einfache vorhebung im Original). Es wird häufig als Merkmal der disso-

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Übersicht 373

ziativen Amnesie genannt, sie beziehe sich ausschließlich oder Dissoziation während einer Straftat
fast ausschließlich auf autobiografische Aspekte und sei – nach Die Vorstellung, dass die Begehung einer Tat zu einer Trauma-
Fiedler – überwiegend anterograd bzw. peritraumatisch, je- tisierung führen kann, hat in der Literatur lebhafte Unterstüt-
doch treten zunehmend Fälle auf, die als dissoziative Amnesie zung gefunden (z. B. [62 – 64]). Nach Kruppa [65] ist es denkbar,
diagnostiziert werden und bei denen semantischer Gedächt- dass die Traumatisierung von Straftätern auf einen Kontrollver-
nisverlust geltend gemacht wird (dazu gehören die typischen lust während der Tat zurückzuführen ist, wobei hier die subjek-
Lexikonleser, die sich das verloren gegangene Wissen durch tive Interpretation eines Ereignisses ausschlaggebend ist. In en-
Studium von Nachschlagewerken wieder aneignen wollen) ger Nähe zu dieser Problematik steht die Frage, ob ein Täter
und/oder ein ausgedehnter retrograder Gedächtnisverlust aufgrund von Scham oder Schuld eine posttraumatische Belas-
nach dem Muster von Hollywood-Filmen geboten wird. Dieser tungsstörung (PTBS) entwickeln kann.
Aspekt der zunehmenden Nachgestaltung von Amnesien durch Wenn Dissoziation potenziell als unmittelbare Reaktion wäh-
Patienten oder Gutachtenprobanden nach dem Muster von Fil- rend und/oder kurz nach einem traumatisierenden Ereignis auf-
men ist beeindruckend von Baxendale [57] dargestellt worden. treten kann (peritraumatische Dissoziation als state dissociation),
Jüngst ist in einer Falldarstellung ein äußerst bizarrer Fall ei- so hängt ihr Vorkommen doch offenbar von individuellen Eigen-
nes geltend gemachten Gedächtnisverlusts, der sich in Anleh- schaften des Betroffenen ab. Zweifelsohne erlebt nicht jeder
nung an einen Hollywood-Film jeweils über Nacht einstellte, Täter einen dissoziativen Zustand bei der Begehung seiner Tat
veröffentlicht und zu einer neuen Amnesieform erklärt wor- – aber es ist auch nicht zu unterstellen, dass eine Tat unter-
den ([58]; vgl. [59]). schiedslos traumatisierend für jeden Täter sei. Neben einer Rei-
he psychischer Merkmale wie depressive Stimmung oder Psy-
Erklärungsversuche: Verdrängung und Dissoziation chosen [6, 7, 11], scheint das Auftreten einer peritraumatischen

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Nach der Verdrängungslehre von Freud [60] werden Erinne- Dissoziation eng mit der Neigung zu dissoziativem Erleben als
rungen an ein traumatisches Ereignis vom Bewusstsein ins Un- Persönlichkeitsmerkmal (trait dissociation) in Zusammenhang
bewusste verbannt. Dieser Abwehrmechanismus, der zur Ent- zu stehen [5, 66].
wicklung von verdrängten Erinnerungen führe, schütze das Perideliktische Dissoziation wurde in einer Reihe von Publikatio-
Ich des Individuums vor der Schrecklichkeit des Erlebten, also nen als plausible Ursache für tatbezogene Amnesien postuliert:
vor der Auseinandersetzung mit der traumatischen Erfahrung. „[Our] findings add to a bourgeoning body of literature that
Der Theorie zufolge werde die traumatische Erinnerung zwar suggests dissociative processes negatively affect the processing
adäquat enkodiert und im Gedächtnis bewahrt, könne aber and recall of criminal/traumatic events (Foa & Hearst-Ikeda,
aufgrund einer Blockierung nicht abgerufen werden. Parwa- 1996; van der Kolk & van der Hart, 1989) . … When memory
tikar et al. [11] wenden diese Argumentation auf den forensi- distortions are an issue in the forensic context, the witness in
schen Kontext bzw. auf Erinnerungsprobleme bei Tätern an. question (i. e. perpetrator, victim, bystander) should be assessed
Trotz der nach wie vor weiten Verbreitung dieser und ver- for symptoms of both state and trait dissociation“ ([67], S. 78).
wandter Konzepte liegt das Grundproblem psychoanalytischer Ein solcher Ansatz (vgl. auch [5]) ist unter Berücksichtigung
Theorienbildung darin, dass sie sich nach modernen Wissen- des aktuellen Wissensstands kritisch zu bewerten, und zwar
schaftskriterien bislang einem Nachweis entzogen haben. So aus 2 Gründen: Der erste ist empirischer Natur und bezieht
macht McNally [35] darauf aufmerksam, dass bis heute noch sich auf die Tatsache, dass die Forschung bis heute keine Ver-
keine einzige Studie den Verdrängungsmechanismus empirisch bindung zwischen der erlebten emotionalen Intensität bei der
nachzuweisen vermochte. Tatbegehung und der Geltendmachung von Amnesien nachzu-
Dissoziation ist eine Unterbrechung der normalerweise integra- weisen vermochte [20, 68]. Basierend auf dem Verdrängungs-
tiven Funktionen des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Iden- oder Dissoziationsansatz müssten diejenigen Täter, die ihre
tität oder der Wahrnehmung der Umwelt. Obwohl Verdrängung Delikte in einem extremen emotionalen Erregungszustand be-
und Dissoziation im klinischen Sprachgebrauch häufig als prak- gingen – der gelegentlich als red-out bezeichnet wird –, auch
tisch synonym benutzt werden (und in der ICD-10 sogar Kon- diejenigen sein, die am wahrscheinlichsten eine Amnesie ent-
version und Dissoziation synonym gebraucht werden) und auch wickeln. Zahlreiche Studien zeigen jedoch, dass dies nicht der
die gängigen Klassifikationssysteme wenig zu einer klaren Ab- Fall ist und vielmehr vom exakten Gegenteil ausgegangen wer-
grenzung beitragen, ist eine solche Gleichsetzung nicht haltbar. den muss: Evans et al. [68] beispielsweise befragten junge
Während die Verdrängung als „aktive Zurückweisung von trau- Gewalttäter 2 Jahre nach Begehung der Delikte und zeigten,
matischem Material“ bei intakter Ich-Stärke verstanden werden dass die Mehrheit der Befragten über klare, täglich sich wie-
kann, handelt es sich bei der Dissoziation um einen passiven derholende und intrusive Erinnerungen an die Tat verfügte.
Vorgang, bei dem „das geschwächte Ich unfähig ist, unterschied- Der zweite Grund ist darin zu sehen, dass Verdrängung oder
liche psychische Funktionen in einem einzigen Bewusstseinszu- Dissoziation in Fällen geltend gemachter Amnesien im foren-
stand zu integrieren“ ([61], S. 43). sischen Kontext häufig retrospektiv, also ex post facto erhoben
Darüber hinaus bezieht sich die Verdrängung als Abwehrmecha- bzw. begründet wird. Selten, wenn überhaupt, werden dis-
nismus vorwiegend auf Gegebenheiten der Innenwelt: „Bedroh- soziative oder Verdrängungstendenzen direkt gemessen, wenn
liche oder verbotene Wünsche und Gedanken als Vorstellungs- dies jedoch geschieht, so sind mit solchen Versuchen in der
repräsentanzen von Trieben oder Emotionen werden aus dem Regel erhebliche Interpretationsprobleme verbunden (siehe
Bewusstsein ins Unbewusste zurückgedrängt und dort festgehal- unten).
ten, um die Integrität des Ichs nicht zu gefährden“ ([61], S. 43).
Die Dissoziation richtet sich hingegen primär auf die Außenwelt, Diagnostik und Messung von Dissoziation
indem sie als Schutzmechanismus im Umgang mit schwer zu Für die Diagnostik der State- wie auch der Trait-Dissoziation
bewältigenden starken Emotionen und dem damit einhergehen- wird zum einen auf klinische Interviews, zum anderen auf stan-
den Kontrollverlust beschrieben werden kann [56]. dardisierte testpsychologische Verfahren zurückgegriffen [69].

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374 Übersicht

Wegen der einfachen Nutzung, der Zeitökonomie, Standardisie- Fragebogen Simulierter Symptome ([86]; deutsch: [87]). Auch
rung und der Unabhängigkeit von fachlich hoch qualifizierten eigene Untersuchungen [81, 88] haben zeigen können, in wel-
Diagnostikern sowie der Verfügbarkeit psychometrischer Daten chem Ausmaße sowohl Persönlichkeitsfragebogen als auch Be-
wird nicht nur im Rahmen empirischer Untersuchungen, son- schwerdenerfassungsbogen im gutachtlichen Kontext Verzerrun-
dern auch in der klinischen und gutachtlichen Einzelfallbeurtei- gen unterliegen können.
lung gehäuft auf Fragebogen zurückgegriffen. Hier sind vor al- Gleichermaßen können natürlich für den Bereich der klinischen
lem für die State-Dissoziation der Peritraumatic Dissociative Interviews Selbstauskünfte von Untersuchten nicht unhinter-
Experience Questionnaire (PDEQ: [70]; deutsche Version: [71]) fragt für wahr genommen werden. Auch hier gilt es, eine sorg-
und für die Trait-Dissoziation die Dissociative Experiences Scale fältige Analyse von Antwortverzerrungen vorzunehmen, wie
(DES: [72]; deutsche Version [69] bzw. Adaptation: Fragebogen dies etwa durch das Structured Interview of Reported Symptoms
zu Dissoziativen Symptomen, FDS: [73]) zu nennen. Mit beiden (SIRS: [89]) oder, zu Siebtestzwecken, durch den Miller Forensic
Instrumenten wurde gezeigt, dass dissoziative Symptome im fo- Asessment of Symptoms Test (M-FAST: [90]) geleistet wird.
rensischen Kontext gehäuft geschildert werden. Die den Autoren bekannten Verfahren zur Erfassung von Disso-
Zahlreiche Studien verwendeten diese Fragebogen, um Disso- ziation enthalten keinerlei Kontrollskalen. Gleiches gilt für die
ziation bei Opfern (z. B. [74 – 76]) und bei Straftätern (z. B. [66, meisten Skalen, die heute zur Diagnostik und „Quantifizierung“
67, 77 – 79]) zu untersuchen. So fanden Spitzer et al. [80] in ei- von Beschwerden einer PTBS eingesetzt werden, wie zum Bei-
ner Studie anhand einer Stichprobe forensischer Patienten, die spiel die Impact of Event Scale-Revised [91]. Ohne ergänzende
Gewalt- und Sexualdelikte oder Brandstiftung begangen hat- Validitätsskalen oder -instrumente oder andere geeignete, empi-
ten, dass 25 % der Untersuchten im FDS einen klinisch auffälli- risch basierte Maßnahmen zur Validitätssicherung müssen die
gen Wert erreichten. Die Autoren folgerten daraus, dass foren- Ergebnisse, die in solchen Verfahren erhalten werden, sowohl

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sische Patienten eine Population mit sehr stark erhöhtem im klinischen wie im forensischen Einzelfall mit gebotener kriti-
Risiko für dissoziative Symptome und Störungen darstellen. scher Distanz betrachtet, dürfen in keinem Falle jedoch unhin-
terfragt als Symptom- oder Störungsnachweis gewertet werden
Bewertung und Verwertbarkeit von (vgl. auch [92]).
Fragebogenergebnissen Dies gilt, strikt genommen, natürlich auch für wissenschaftli-
Es ist sicherlich zutreffend, dass eine Anzahl von Straftätern, die che Untersuchungen. Stichproben sind in unterschiedlichem
eine Amnesie geltend machen, erhöhte Dissoziationswerte in Maße von Probanden durchsetzt, die negative Antwortverzer-
Verfahren zur Messung von Dissoziation (als State oder Zu- rungen verwirklichen, und dies ist insbesondere dann der Fall,
standsvariable – rückblickend auf das Tatereignis selbst – und/ wenn Probanden untersucht werden, die sich in einer laufen-
oder als Trait im Sinne eines überdauernden Persönlichkeits- den Begutachtung oder in einem Rechtsstreit befinden. Auf
merkmals) aufweist. Dies kann aber weder als Beweis für einen diese Problematik hat in der Vergangenheit insbesondere Ru-
dissoziativen Zustand während der Tat noch als Nachweis dafür benzer [93] aufmerksam gemacht. Häufig wird dieses Problem
gelten, dass eine solche Dissoziation, wenn sie denn tatsächlich durch die Autoren von Studien weder durch ein geeignetes
vorlag, auch Ursache der (behaupteten) Erinnerungsstörung ist. Studiendesign kontrolliert (z. B. durch die Integration von ver-
Mit Evans [22] ist vielmehr festzustellen: „It may surprise foren- fälschungssensiblen Variablen) noch kritisch diskutiert. Vor
sic clinicians to know that no published research study has used diesem Hintergrund schlug Rosen [94] eine grundsätzliche Än-
measure of ‚dissociation‘ in its design to support clinical claims derung in der Veröffentlichungspraxis wissenschaftlicher Zeit-
that the mental mechanism underpinning psychogenic amnesia schriften vor: „Journals should require a clear disclosure state-
is, in fact, dissociation“ (S. 514, kursiv ergänzt; siehe auch [54]). ment that specifies when subjects are involved in situations in
Allein die Tatsache, dass Dissoziation in der Regel mit Selbst- which financial remuneration, benefit eligibility, and forensic
beurteilungsverfahren (Fragebogen) gemessen wird, erschwert determinations play a role. A disclosure statement also should
ihre beweisrechtliche Verwertbarkeit. Was die Antworten be- clarify what steps, if any, were taken to assess situational sour-
deuten, ist zunächst lediglich: Der Proband gibt an, dass ...; er ces of bias and to rule out malingering“ (S. 1293).
schildert ...; er behauptet, er habe ..., er sei ... Dies wird in der
gutachtlichen Darstellung häufig dem Auftraggeber nicht aus- Kausalzusammenhang zwischen Dissoziation und
drücklich transparent gemacht, sondern es wird vielmehr der Amnesie
Eindruck einer Objektivierung von Beschwerden oder Persön- Mithilfe der genannten Fragebogenmethoden lässt sich keinerlei
lichkeitseigenschaften erweckt. In Wahrheit sind solche selbst gesicherte Aussage über kausale Zusammenhänge ableiten.
gemachten Angaben jedoch beliebig verfälschbar [81]. Aufgabe McLeod et al. [66] wiesen auf den Tatbestand hin, dass es
des Untersuchers kann es nicht sein, unreflektiert und unkri- durchaus Individuen gibt, die während eines Ereignisses dissozi-
tisch derartige Angaben von Probanden für wahr zu nehmen, ieren, später jedoch nicht an Erinnerungsproblemen leiden.
sondern er muss sie zwingend auf Plausibilität, sachliche und Dazu führten Cooper et al. [67], basierend auf eigenen Untersu-
logische Kohärenz und Glaubhaftigkeit prüfen. Wo dies nicht chungen, aus, dass man nicht unweigerlich von einem direkten
geschieht, sind Fragebogenergebnisse quasi wertlos. Zusammenhang zwischen Dissoziation und Amnesie ausgehen
Zur Verfälschbarkeit von Selbstbeurteilungsverfahren gibt es könne. Ihre Ergebnisse würden lediglich darauf hinweisen, dass
mittlerweile eine umfangreiche Literatur, die nur noch schwer Dissoziation mitunter ein relevanter Faktor im Zusammenhang
zu überblicken ist und die eine Vielzahl von Ansätzen zur Über- mit Amnesien darstellen könne. Anders ausgedrückt, scheint es
prüfung der Validität solcher Selbstbeschreibungen hervorge- ebenso wenig angebracht, aufgrund einer retrospektiv geltend
bracht hat. Dazu gehören zum einen eingebaute Validitätsskalen, gemachten Amnesie auf die perideliktische Bewusstseinslage
wie sie beispielsweise der MMPI-2 ([82]; deutsch: [83]) oder der eines Täters zu schließen, wie bei intakter Erinnerung eine
Personality Assessment Inventory ([84]; deutsch: [85]) aufweisen, Bewusstseinsstörung oder Dissoziation zur Tatzeit als widerlegt
zum anderen eigenständige Instrumente wie der Strukturierte anzusehen (vgl. [95]).

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Übersicht 375

In der diagnostischen Praxis sind wir mit einem logischen Di- wurde auf die Herbeiführung einer ähnlichen Stimmungslage
lemma konfrontiert. Eines der am weitesten verbreiteten Instru- wie zur Tatzeit zurückgeführt. Dass die Theorie der Stimmungs-
mente, das State-Dissoziation messen soll, der PDEQ von Mar- zustands-Abhängigkeit als Erklärungsansatz für tatbezogene
mar et al. [70], verlangt vom Probanden, sich in die kritische Amnesien herangezogen wird, hat insbesondere mit dem Glau-
Situation zurückzuversetzen. Die Instruktion lautet: „Bitte be- ben zu tun, dass die meisten Amnesien in der forensischen Pra-
antworten Sie die folgenden Aussagen ..., die ihre Empfindungen xis bei Delikten geltend gemacht werden, die ungeplant, spon-
und Verhaltensweisen während und sofort nach den (hier das tan und mit einem hohen Stresslevel zur Tatzeit assoziiert sind
traumatische Ereignis einsetzen) beschreiben“ (entsprechend [7]. Wie bereits gezeigt wurde, ist diese Argumentation auf-
der deutschen Version von Maercker [71]). Wenn das Testergeb- grund der aktuellen Forschungslage nicht aufrechtzuerhalten.
nis für eine Dissoziation in der kritischen Situation spricht, so Dafür spricht auch, dass diese Theorie bis heute noch nie an ei-
liegt keine komplette Amnesie vor, denn in diesem Fall könnte ner forensischen Population unter realen Bedingungen über-
die Person ja nicht beurteilen, was sie in der Situation gefühlt prüft wurde – ein Unterfangen, das sich praktisch auch kaum
hat. Wenn jedoch eine tatsächliche Amnesie vorliegt, so ist die bewerkstelligen ließe. Mit Parkin [100] ist es unwahrscheinlich,
State-Dissoziation nicht erfassbar. Der Schluss, dass mithilfe ei- dass ein emotionales Arousal anlässlich einer Tatbegehung in ei-
nes solchen Dissoziationsfragebogens eine Dissoziation erfassbar nem anderen Kontext als während der Tat erlebt werden kann
sei und die Dissoziation ihrerseits die Annahme einer Amnesie (siehe dazu auch [101]). Konsequenterweise muss geschlussfol-
stützen würde, muss demzufolge als Oxymoron zurückgewiesen gert werden, dass es nicht realisierbar ist, diesen spezifischen
werden. Um dem aufgezeigten logischen Dilemma zu begegnen, Zustand während einer Tatbegehung (experimentell) zu replizie-
müssten Hilfsannahmen formuliert werden, wie etwa, dass nur ren und dadurch die Theorie einer empirischen Prüfung zu un-
bestimmte Aspekte der Situation (die Tat selbst) vergessen wur- terziehen. Als Grundlage für eine gutachterliche Argumentation

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den, andere jedoch gespeichert sind (die emotionale Befindlich- vermag die Theorie des stimmungsabhängigen Gedächtnisses
keit). In einem solchen Falle kann aber eine komplette Amnesie im spezifischen Falle von tatbezogenen Amnesien demzufolge
nicht vorliegen, und es bedarf zusätzlicher Merkmale, um die wegen fehlender Verifikation bislang nicht zu bestehen.
(hypothetisch gespeicherte) emotionale Befindlichkeit mit der
(hypothetisch amnesierten) Situation zu koppeln, denn sonst Einfluss von Stress auf die Erinnerungsleistung:
wäre ja eine Aussage über die Befindlichkeit in der infrage ste- Allgemeine Gesichtspunkte
henden Situation überhaupt nicht zu treffen. Eine nicht nur lo- Allen bisher erläuterten Ansätzen, welche die dissoziative Am-
gisch stringente, sondern auch durch wissenschaftliche Daten nesie theoretisch zu erklären versuchen, ist gemein, dass sie
gestützte Lösung dieses Problems steht nach Wissen der Auto- sich auf die Intensität des erlebten Stressniveaus beziehen. Dem-
ren bis jetzt aus. nach soll ein während der Tatbegehung erlebter hoher oder so-
So wenig bislang eine kausale Verbindung zwischen Dissozia- gar traumatischer Stress für die Abrufprobleme während der
tion und Amnesie bewiesen werden konnte, so wenig besteht Begutachtung verantwortlich sein. Diese Ansicht wird von ei-
im Übrigen auch Einigkeit über die Verbindung zwischen Dis- nem großen Teil forensischer Experten gestützt: In einer Studie
soziation und der Entwicklung einer PTBS, bei der eine partiel- von Kassin, Ellsworth und Smith [102] wurden insgesamt 63 im
le Amnesie (teilweise oder vollständige Unfähigkeit, einige Gebiet der Aussagenpsychologie tätige Personen befragt, wie sie
wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern) ein diagnosti- den Einfluss von Stress auf die Erinnerungsleistung einschätz-
sches Kriterium unter anderen darstellt [96]. ten. Die Frage, ob ein sehr hohes Stressniveau die Gedächtnis-
leistung beeinträchtigt, bejahten 79% der befragten Personen.
Stimmungsabhängiges Gedächtnis 71% beurteilten den Zusammenhang zwischen Stress und Erin-
Die bereits bei der Besprechung der organischen Amnesien er- nerungsfähigkeit sogar als hinreichend verlässlich, um ihn vor
wähnte Theorie des zustandsabhängigen Lernens [97, 98] wird Gericht vertreten zu können.
häufig auch als theoretische Begründung von dissoziativen Als Begründung von stressinduzierten Erinnerungsproblemen
Amnesien und in der Diskussion über Beziehungen zwischen werden in der einschlägigen Literatur vornehmlich 2 theore-
organischer und dissoziativer Amnesie herangezogen [7, 15, tische Modelle zitiert. Das ist zum einen das Gesetz von Yerkes
16]. Zustandsabhängigkeit bezieht sich hier jedoch nicht auf und Dodson [103], das eine umgekehrt U-förmige Beziehung
toxikologische Faktoren (wie bei einigen organisch begrün- zwischen Erregung und kognitiven Funktionen beschreibt und
deten Amnesien), sondern auf bestimmte Kontextbedingungen, postuliert, dass Stress die Erinnerungsleistung verbessert,
und dabei insbesondere auf den emotionalen Zustand, in dem jedoch nur bis zu einem bestimmten Erregungsgrad. Tatbezo-
sich der Täter während einer Straftat befand. Der Theorie zu- gene Amnesien wären diesem Ansatz zufolge also dadurch er-
folge sollten Informationen am leichtesten erinnert werden klärbar, dass ein bestimmtes (extremes) Stressniveau bei der
können, wenn sich eine Person in gleicher Stimmungslage Begehung der Tat überschritten wurde. Zahlreiche Studien der
oder in einem vergleichbaren Kontext wie bei der Enkodierung letzten Jahrzehnte widerlegten jedoch diese Hypothese (für
befindet. Dieser Effekt, den Bower [98] Mood-State Dependency eine Übersicht siehe [35]), sodass die Theorie heute als anti-
nannte, tritt nach Baddeley [99] unabhängig davon auf, mit quiert betrachtet werden muss. Christianson [104] resümiert,
welchen Gefühlen (angenehm, neutral oder unangenehm) das dass das Gesetz von Yerkes und Dodson in der Psychologie
gelernte Material in Verbindung steht. ausgedient habe und auch nicht länger gebraucht werde, um
Als klassisches Beispiel und als Beleg für die Anwendbarkeit die- die Beziehung zwischen Emotionen und Gedächtnis in der
ser Theorie im forensischen Kontext wird in der Literatur wie- Aussagepsychologie zu beschreiben.
derholt das Tötungsdelikt an Robert Kennedy genannt: Der Tä- Zum zweiten wird auf die Theorie von Easterbrook [105]
ter, Sirhan Sirhan, machte eine tatbezogene Amnesie geltend, zurückgegriffen, die besagt, dass bei zunehmendem Arousal
konnte sich jedoch später unter Hypnose wieder an die Details die Aufmerksamkeit auf die zentralen Aspekte des Geschehens
der Tat erinnern. Die plötzliche Wiedererinnerung des Täters gerichtet wird, während periphere, also weniger wichtige In-

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376 Übersicht

formationen eher vernachlässigt und demnach auch schlechter drucksvoll: Mehr als 70% von über 100 befragten Personen wa-
erinnert werden. Auch wenn dieser Effekt inzwischen empi- ren der festen Ansicht, dass die genannten Einflüsse tatbezoge-
risch mehrfach nachgewiesen werden konnte und erklärt, ne Amnesien bei angeklagten Tätern stimmig zu erklären
warum Opfer oder Augenzeugen periphere Informationen eher vermöchten. Täter, die eine tatbezogene Amnesie gelten ma-
übersehen als zentrale Situationsmerkmale (vgl. auch den sog. chen, müssen sich also keine allzu großen Sorgen machen, dass
Waffen-Fokus-Effekt: [106]), ist seine Brauchbarkeit für die ihr Verhalten in der breiten Öffentlichkeit auf Unverständnis
Erklärung der spezifischen Problematik tatbezogener Erinne- stößt [3].
rungsprobleme marginal: Bei geltend gemachten (partiellen) Zweitens könnte ein Täter mit der Geltendmachung einer
Amnesien im forensischen Kontext werden nämlich vorwie- Amnesie beabsichtigen, psychiatrisch und/oder psychologisch
gend die tatrelevanten Aspekte nicht mehr berichtet, also just untersucht zu werden und sich damit die Möglichkeit eröff-
diejenigen zentralen Informationen, welche nach Easterbrook nen, eine schuldmildernde Beurteilung zu erreichen. Diese
gut erinnert werden sollten. Im Falle von kompletten retrogra- nicht unbegründete Erwartung, die allein aus der Tatsache, be-
den Amnesien, greift die Theorie ohnehin nicht, da Täter hier gutachtet zu werden, erwächst (von Merckelbach und Christi-
angeben, sich weder an zentrale noch an periphere Informa- anson [51] wurde dies als psychiatric expert cascade bezeich-
tionen erinnern zu können. net), gilt es nicht zuletzt deshalb ernst zu nehmen, weil seit
Fasst man die aktuelle Forschungslage zum Einfluss von nega- Längerem bekannt ist, dass psychologische und psychiatrische
tiven Emotionen auf die Gedächtnisleistung zusammen, so Diagnostiker dazu neigen, auch bei gesunden Individuen Stö-
muss gesagt werden, dass alle Indizien gegen die Möglichkeit rungen zu „finden“ – ein Phänomen, das in der Literatur als
sprechen, dass ein Täter aufgrund eines hohen Stressniveaus pathology bias bekannt ist (vgl. [110]).
während der Tat eine Amnesie entwickeln kann. Im Gegenteil, Drittens liefern geltend gemachte tatbezogene Amnesien dem

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in den vergangenen Jahren konnte insbesondere bei Opfern Täter einen legitimen Grund, nicht über seine Tat sprechen zu
(z. B. KZ-Überlebende: [74]) wiederholt gezeigt werden, dass müssen und somit – selbst wenn er bereits verurteilt wurde –
sich die Erinnerung an emotional stressreiche Ereignisse nicht, unangenehmen Erinnerungen auszuweichen. In diesem Zusam-
wie vielfach postuliert, verschlechtert, sondern solche Erfah- menhang werden vorgetäuschte tatbezogene Amnesien inzwi-
rungen unbeeinträchtigt lebhaft, kohärent und besonders dau- schen auch als Risikofaktor für Rückfalldelinquenz diskutiert
erhaft erinnert werden können (siehe auch [107]). Die Er- (siehe [37]). Erste Ergebnisse dazu liegen von Cima et al. ([20];
kenntnisse jahrelanger Forschung betrachtend, zieht McNally siehe auch [13]) vor, die zeigen konnten, dass Täter, die eine
[35] den Schluss, dass Stress die Erinnerungsleistungen nicht Amnesie geltend machten, im Durchschnitt älter waren und
beeinträchtige, sondern vielmehr verstärke. mehr Vorstrafen vorzuweisen hatten als Täter ohne eine solche
Nichtsdestoweniger wird der Einfluss von Stress auf die Erin- Geltendmachung. Die Autoren schlussfolgerten daraus, dass tat-
nerungsleistung noch heute kontrovers diskutiert. Von Klini- bezogene Amnesien möglicherweise das Ergebnis eines Lernpro-
kern werden dabei nicht selten beobachtete Fallbeispiele als zesses seien und mit der Strafvollzugsbehörde vertraute Täter
Beleg für ihre Sicht herangezogen. Darüber hinaus wird argu- die Vorteile von vorgespielten Erinnerungsproblemen bereits er-
mentiert, dass die empirische Gedächtnisforschung für die fahren hätten. Darüber hinaus ist bekannt, dass Täter insbeson-
Thematik dissoziativer oder traumatischer Amnesien irrelevant dere bei schwererer Delinquenz in der Regel hoch motiviert
sei [108]. Um im forensischen Kontext vorgetragene Gedächt- sind, die von ihnen begangene Tat zu vergessen. Christianson,
nisprobleme bezüglich ihrer Authentizität einzelfalldiagnos- Holmberg, Bylin und Engelberg [111] befragten diesbezüglich
tisch zu beurteilen, bedarf es jedoch einer empirisch gesicher- Gefängnisinsassen, die sich wegen eines Sexual- oder Tötungs-
ten Grundlage, die nicht mit erheblichen Zweifeln belastet ist. delikts verantworten mussten: 35 bzw. 53% der Täter äußerten
Ein Phänomen lediglich auf der Basis von Erfahrungswerten als sich dahingehend, dass sie sich seit der Tatbegehung mindestens
gegeben anzunehmen, wird weder dem aktuellen Stand der einmal gewünscht hätten, die Ereignisse vergessen zu können.
Forschung gerecht, noch lässt sich dadurch ein konkreter Ein-
zelfall vor Gericht verlässlich begründen. Prävalenz
Cima, Merckelbach, Hollnack und Knauer [48] legten einer klei-
nen Gruppe forensischer Patienten mit schwerwiegenden Delik-
Simulierte Amnesie ten, vorwiegend Mord oder Totschlag, den Strukturierten Frage-
! bogen Simulierter Symptome vor. Mehr als die Hälfte der Täter
Motivation (53%), die eine Amnesie behaupteten, waren in diesem Fragebo-
Wie bereits erwähnt, ist in Abgrenzung zu den authentischen gen auffällig, weitaus mehr, als dies bei denjenigen der Fall war,
Amnesie-Formen in Begutachtungssituationen zwingend die die keine Erinnerungsprobleme vorgaben (18%). Aufgrund der
Möglichkeit einer intendierten Täuschung, also einer Simulation, kleinen Stichprobe sowie der limitierten Anzahl eingesetzter si-
in Betracht zu ziehen. Nach Merckelbach und Christianson [51] mulationssensibler Instrumente warnten die Autoren jedoch vor
gibt es primär 3 Beweggründe, weshalb Straftäter eine tatbezo- einer unreflektierten Generalisierung der erwähnten Prävalen-
gene Amnesie bewusst vortäuschen. Anzugeben, man habe kei- zen. Dennoch stellten sie fest, dass die Simulation von Amnesien
ne Erinnerung mehr an die Tat, erlaubt es einem Täter erstens, im forensischen Kontext alles andere als ein seltenes Phänomen
sich in eleganter Weise auf das Aussageverweigerungsrecht zu darzustellen scheint. Andere Forschungsergebnisse über die Prä-
berufen. So dürfte ein Täter, der eine Amnesie geltend macht, valenz tatbezogener Amnesien liegen bislang kaum vor. Die Eru-
kooperativer erscheinen als jemand, der seine Aussage offen ierung der Auftretenshäufigkeit ist auch kaum realisierbar, nicht
verweigert. Die Meinung, dass sich starke Emotionen, Alkohol zuletzt deshalb, weil in den meisten Fällen kein objektives Au-
und/oder Drogen negativ auf die Erinnerungsleistung auswirken, ßenkriterium vorliegt. Problematisch ist, dass erfolgreiche Simu-
ist unter psychologischen Laien weit verbreitet. Dies zeigte sich lanten per definitionem nicht auffällig werden, oder wie Faust
in einer Studie von Merckelbach, Cima und Nijam [109] ein-

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[112] zu sagen pflegt: „Doctor, each time you’ve been fooled schweres Delikt verübte und während der polizeilichen Ermitt-
you don’t know it, do you?“ (S. 255). lungen mit ihn belastenden Indizien konfrontiert wird, entschei-
Trotz dieser Erschwernisse, das Phänomen empirisch zu unter- den sich viele für die lukrativ erscheinende Strategie, eine tatbe-
suchen, liegen Hinweise bezüglich Auftretenswahrscheinlichkei- zogene Amnesie vorzutäuschen [117].
ten aus der Forschung vor. Pyszora et al. [13] weisen darauf
hin, dass 30 – 50% aller Tatverdächtigen die Behauptung einer
Amnesie wieder aufgeben, sobald sie verurteilt wurden. Eine Schlussfolgerungen und Implikationen für die
mögliche Erklärung für diese Remission könnte sein, dass sich forensische Praxis
die Verdrängung oder Dissoziation aus unerklärlichen Gründen !
während des Gefängnisaufenthalts der Betroffenen auflöst. Die Wird im Begutachtungskontext eine tatbezogene Erinnerungs-
pragmatischere Interpretation ist jedoch, dass die Gedächtnis- problematik geltend gemacht, so müssen in erster Linie 3 ver-
störung in diesen Fällen lediglich vorgetäuscht wurde, um das schiedene Amnesie-Formen differenzialdiagnostisch abgeklärt
Urteil in einer günstigen Art und Weise zu beeinflussen. Der werden. Die organische Amnesie lässt sich anhand der klar defi-
Fall Sirhan Sirhan ist dafür ein gutes Beispiel: Nach der Verurtei- nierten Verlaufskriterien sowie unter Verwendung bildgebender
lung teilte dieser seinen Anwälten mit, dass er Robert Kennedy oder elektrophysiologischer Methoden verhältnismäßig leicht
direkt in die Augen gesehen habe, bevor er auf ihn schoss. Auf nachweisen. Bezüglich dissoziativer Amnesien ist, unter Berück-
die Frage, warum er Kennedy nicht zwischen die Augen ge- sichtigung der vorliegenden Forschungsliteratur, festzustellen,
schossen habe, erwiderte Sirhan: „Weil dieser Hurensohn seinen dass diese aus wissenschaftlicher Sicht bislang weder durch ein
Kopf in dem Augenblick gedreht hat, als ich schießen wollte“ hohes Stressniveau, einen dissoziativen Zustand während der
[113]. Diese Antwort zeigt deutlich auf, dass die von Sirhan vor Tat noch einen Verdrängungsmechanismus hinreichend zu be-

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dem Urteil postulierte Erinnerungslücke auf rätselhafte Weise gründen sind. Merckelbach und Christianson [51] äußern sich
verschwunden war oder eben – was durchaus wahrscheinlicher dahingehend, dass das Phänomen der dissoziativen Amnesie
ist – dass sie lediglich vorgetäuscht war. aus klinischer Sicht zwar durchaus plausibel erscheint, es jedoch
Heute wird von zahlreichen forensischen Experten die Position nicht mit den gegenwärtig bekannten Prinzipien der Gedächt-
vertreten, dass es sich bei den meisten geltend gemachten tat- nispsychologie in Einklang zu bringen ist. Der heutige For-
bezogenen Amnesien um eine Simulation handelt [3, 37, 50, schungsstand kann vielmehr dahingehend zusammengefasst
51, 114 – 116]. Gestützt wird diese Haltung von der bereits zi- werden, dass stark affektbesetzte und nicht zuletzt traumatische
tierten Studie von Christianson et al. [111]. Lediglich 2 % der Erfahrungen nicht vergessen werden, sondern bewusstseinsdo-
befragten Gewalt- und Sexualstraftäter gaben an, dass Amne- minant und somit gut erinnerbar bleiben.
sien nie vorsätzlich simuliert werden, um einer Verurteilung Insgesamt spricht die Analyse gängiger Konstrukte und Erklä-
zu entgehen. rungsversuche dissoziativer Amnesien im forensischen Kontext
eine klare Sprache: ein Sachverständiger, der anlässlich einer
Kritik forensischen Begutachtung mit einer geltend gemachten tatbe-
Der Ansicht, dass die meisten Amnesien im forensischen Kon- zogenen Amnesie konfrontiert wird, tut gut daran, diese kri-
text vorgetäuscht seien, wird jedoch auch mit Skepsis begegnet tisch zu hinterfragen. Dafür spricht auch, dass das Phänomen
[5, 7, 14, 34]. Dabei werden verschiedene Begründungen ge- der dissoziativen Amnesie, wie andere psychopathologische
nannt, die für das Vorliegen einer genuinen tatbezogenen Phänomene auch, in hohem Maß kulturabhängig zu sein
Amnesie und gegen eine Simulation sprechen. So wird beispiels- scheint. So lässt es sich nach einer Studie von Pope, Poliakoff,
weise argumentiert, dass „amnestische“ Täter oftmals spontan Parker, Boynes und Hudson [118] weder in historischen noch
ihre Taten gestehen würden, was gegen eine intendierte Täu- in literarischen Quellen nachweisen. Wird in einem forensi-
schung zum Zwecke einer Strafmilderung spreche. In diesem schen Gutachten eine dissoziative Amnesie auf der Basis einer
Zusammenhang wird gern die Studie von Pyszora et al. [13] zi- perideliktischen Dissoziation zu erklären versucht, dürfte dies
tiert. Hier konnte gezeigt werden, dass zwar 29% von über 200 folglich eher als spekulative, rein hypothetische, nicht aber evi-
untersuchten Strafgefangenen eine tatbezogene Amnesie geltend denzbasierte Beurteilung einzustufen sein – und sollte konse-
machten, jedoch lediglich 9% von ihnen ihr Delikt verleugneten: quenterweise auch als solche kenntlich gemacht werden.
„This provides evidence against the commonly held assumption Die Tatsache, dass es unter bestimmten Umständen psychische
by police, the legal profession, prison staff and clinicians, that a Phänomene gibt, die konzeptionell (und klinisch) als Dissoziati-
claim of amnesia is used as an easy way of denying the offence on aufgefasst werden können, soll dabei in keiner Weise infrage
or responsibility for it“ (S. 487). Diese Schlussfolgerung er- gestellt werden (siehe unten). Für die positive Diagnosestellung
scheint jedoch wenig überzeugend. Ein mutmaßlicher Täter, einer dissoziativen Störung ist eine Simulation auszuschließen,
der weiß, dass ausreichend Beweise gegen ihn vorliegen, dürfte der Ausschluss darf aber keinesfalls stillschweigend vorausge-
sich auch bewusst sein, dass es wenig Sinn macht, die Tat gänz- setzt werden.
lich abzustreiten. Im Sinne eines guten Eindrucks liegt es zudem Es sprechen tatsächlich gewichtige Argumente dafür, dass es
nahe, in einer solchen Situation besser nichts über die Tat zu er- sich in vielen Fällen tatbezogener Amnesien vielmehr um eine
zählen, als detailliert darüber zu berichten (vgl. [3]). So zeigte Form der intendierten Täuschung handelt. Dabei sollte die Si-
sich auch, dass die „amnestischen“ Täter in der Studie von Pys- mulation nicht bloß als eine Alternativhypothese gesehen wer-
zora et al. [13] über signifikant weniger entlastende Beweismit- den, die übrig bleibt, weil andere Erklärungen (z. B. organische
tel (Alibis) verfügten als diejenigen Täter, die keine Erinnerungs- oder dissoziative Ursache) nicht bestätigt werden konnten. Es
probleme äußerten. Diese Erkenntnis deckt sich mit den ist ratsam, bei tatbezogenen Amnesien die Option einer Simula-
Ergebnissen aus Laborstudien mit sogenannten experimentellen tion vorrangig in Erwägung zu ziehen und sorgfältig zu prüfen.
Simulanten. In Untersuchungen, in denen Versuchspersonen auf- Zur Unterstützung der Beurteilung, ob es sich bei den geltend
gefordert werden, die Rolle eines Täters einzunehmen, der ein gemachten Gedächtnisstörungen um authentische oder um

Giger P et al. Tatbezogene Amnesien –… Fortschr Neurol Psychiatr 2012; 80: 368 – 381
378 Übersicht

vorgetäuschte handelt, werden im internationalen Rahmen zu- diese Methoden, um den Wahrheitsgehalt von Zeugenaussagen
nehmend neuropsychologische Gutachter herangezogen. Auf- zu spezifischen Ereignissen zu prüfen; hierfür sind auf gänzlich
grund der engen Einbindung von Neuropsychologen in forensi- anderer methodischer Basis aussagepsychologische Verfahren
sche Fragestellungen insbesondere im nordamerikanischen entwickelt worden [138].
Raum ist hier seit den 1980er-Jahren eine Anzahl von empi- Wie bereits dargelegt, gewinnt der Ausschluss von Simulation
risch basierten Methoden entwickelt worden. Auch wenn diese bei der Begutachtung tatbezogener Amnesien verstärkt an Be-
bislang in Europa im Rahmen forensisch-psychiatrischer Be- deutung, zumal das Konzept der dissoziativen Amnesie in Fach-
gutachtungen nur von untergeordneter Bedeutung zu sein kreisen nach und nach kritisch hinterfragt wird. In einer
scheinen, sollte diesen Methoden der Beschwerdenvalidierung kürzlich erschienenen Literaturübersicht zur „kognitiven Archi-
nach der Überzeugung der Autoren eine größere Rolle als bis- tektur“ der Dissoziation wurde von den Autoren geschlussfol-
her zukommen, denn sie gestatten in vielen Fällen eine sichere gert, dass ein hoher Dissoziationsgrad eher mit Konfabulationen
Abgrenzung von authentischem und verzerrtem Antwortver- als mit Gedächtnislücken einhergeht [139]. In einer weiteren Ar-
halten. beit wurde darauf aufmerksam gemacht, dass eher psychotische
Das wichtigste Argument zugunsten einer solchen Position, wie Dekompensation als Dissoziation zu gewalttätigen Handlungen
sie hier vertreten wird, ist darin zu sehen, dass aus der inzwi- und – für unsere Arbeit interessanter – zu Schwierigkeiten, die-
schen umfangreichen Literatur zur Erkennung von Täuschung se im Nachhinein zu rekonstruieren, führen kann. Es scheint
und Betrug bekannt ist, dass selbst Experten große Schwierig- folglich angezeigt, die Verbindung zwischen psychotischer De-
keiten haben, diese mit ausreichender Güte zu erkennen und kompensation und Amnesie gezielt zu untersuchen [140]. In ak-
von authentischem Verhalten abzugrenzen. In unterschiedlichen tuellen Veröffentlichungen wird zudem argumentiert, dass es
Rechtsbereichen (von Ärzten als Gutachter bis zu Vernehmern anzustreben sei, das bestehende Wissen über dissoziative –

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im Kontext der Strafverfolgung) erreichen Fachleute selten eine oder besser traumabedingte – Amnesien mit neurophysiologi-
Urteilsgüte von mehr als 60% Richtigen, wenn sie sich lediglich schen Erkenntnissen zu verbinden. So äußern beispielsweise
auf ihre eigene Urteilskraft verlassen [119]. Wortzel und Arciniegas [141], dass der rechte Frontallappen be-
Entsprechende Empfehlungen zur Diagnostik der Beschwer- deutend am autobiografischen Abruf beteiligt sei und die disso-
denvalidität und zur Methodik zur Überprüfung der Plausibili- ziative Amnesie daher als aktive Unterdrückung des rechten
tät von Symptom- und Beschwerdepräsentationen sind in der frontalen Abrufmechanismus angesehen werden könne. Dieser
internationalen Literatur zahlreich zu finden (z. B. [120 – 124]). Gedanke ist bemerkenswert, und er hat gleichfalls einen engen
Deutschsprachige Übersichten sind bei Blaskewitz und Merten Bezug zum Konzept des mnestischen Blockadesyndroms, wo-
[125], Littmann [126], Merten [127, 128] sowie Merten und nach Erinnerungen lediglich vorübergehend blockiert seien [38].
Dettenborn [129] zu finden. Spezifisch für die Problematik si- Eine dissoziative Amnesie, die in Form einer retrograden Amne-
mulierter Gedächtnisprobleme haben van Oorsouw und Mer- sie auftritt, ist wohl zu Recht als ein seltenes Phänomen anzuse-
ckelbach [130] kürzlich eine Zusammenstellung bewährter hen. Die Autoren der vorliegenden Arbeit schließen sich Jenkins
Verfahren für den zivil- und strafrechtlichen Kontext vorgelegt. und Kollegen [142] an, die postulieren, dass der Simulation als
Zu den Aufgaben und Möglichkeiten neuropsychologischer Ex- plausibelster Erklärung für gewisse Fälle retrograder Amnesien
pertise im Strafverfahren geben aus fachwissenschaftlicher und mehr Beachtung geschenkt werden sollte.
aus juristischer Perspektive Fischer, Gauggel und Lämmler Zusammenfassend ist festzustellen, dass bis heute noch kein
[131] Auskunft. verlässlicher Erklärungsansatz für tatbezogene Amnesien vor-
Wie dies bereits für neuropsychologische und besonders foren- liegt. Es ist selbsterklärend, dass damit nicht ausgeschlossen
sisch-neuropsychologische Untersuchungen gilt (vgl. [132]), soll- werden kann, dass ein Täter seine Tat, die er als stressreich
te auch für die Fragestellung tatbezogener Amnesien eine sorg- oder sogar traumatisch erlebt, tatsächlich vergessen kann. Be-
fältige neuropsychologische Diagnostik in Erwägung gezogen kanntermaßen ist es unmöglich, eine Nullhypothese zu prüfen,
werden, die allerdings nur unter Einschluss einer adäquaten, an dass ein Phänomen, gleich welcher Art, nie auftrete. Nach
den Fortschritten des Faches ausgerichteten Diagnostik der McNally [35] ist dies auch der Grund, weshalb man von vor-
Beschwerdenvalidität sinnvoll erscheint. Unter den speziellen sichtigen Skeptikern nie hören werde, dass das Phänomen der
Testansätzen, die für die Prüfung der Authentizität geltend ge- verdrängten Erinnerungen nicht existiere. Einer kritischen
machter Störungen entwickelt wurden, sind insbesondere Alter- Haltung und einer sorgfältigen Überprüfung allfälliger Verfäl-
nativwahlverfahren zu nennen. Für Fälle behaupteten Erinne- schungstendenzen steht dies jedoch in keiner Weise entgegen.
rungsverlusts an Ereignisse in der Vergangenheit lässt sich
dieser methodische Ansatz auch einzelfallspezifisch einsetzen. Take Home Message
Es liegen heute zahlreiche Studien und Einzelfalldarstellungen In Fällen geltend gemachter tatbezogener Amnesien ist vom
vor (z. B. [133 – 136]), in denen die methodischen Möglichkeiten Gutachter eine sorgfältige Abgrenzung organischer, dissozia-
und Grenzen bei der Überprüfung geltend gemachter tatbezoge- tiver und vorgetäuschter Gedächtnisstörungen gefordert. Im
ner Amnesien beschrieben wurden. Für eine detaillierte Be- Strafverfahren werden sie oft gezielt als Schutzbehauptung
schreibung dieses Untersuchungsansatzes kann auch auf eine von Beschuldigten benutzt. Auf der Basis des heute gesicher-
neuere Darstellung in deutscher Sprache verwiesen werden ten Wissens ist die Untersuchung der Hypothese, dass es sich
[137]. bei einer tatbezogenen Erinnerungsstörung nicht um eine ge-
Mit Methoden der kognitiven Beschwerdenvalidierung lassen nuine Störung handelt, vorrangig zu untersuchen, nicht aber
sich Aussagen darüber treffen, ob und inwieweit sich geltend die Genuinität stillschweigend vorauszusetzen.
gemachte Störungen der geistigen Leistungen in der Untersu-
chungssituation – oder auch retrospektiv, wie im Falle behaup-
teter tatbezogener Amnesien – in authentischer Weise darstel-
len oder erhebliche Zweifel begründen. Nicht geeignet sind

Giger P et al. Tatbezogene Amnesien –… Fortschr Neurol Psychiatr 2012; 80: 368 – 381
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