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Autoren K. Frank1, U. Frank2
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Institute Aatalklinik Wünnenberg, Klinik für neurologische und neurochirurgische Rehabilitation, Zentrum für interdisziplinäre
Frührehabilitation (Klinikleitung: Prof. Dr. W. Tackmann)
2
Department Linguistik, Lehrstuhl für kognitive Neurolinguistik/Patholinguistik Universität Potsdam
Frank K et al. Bagging und Air Stacking: Ein atemtherapeutischer Ansatz für Patienten in der neurologischen Frührehabilitation … Pneumologie 2011; 65: 314 – 319
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Faktoren seine Viskosität und wird durch mangelnde Mobilisa- Zur Hustenunterstützung soll der Patient seine Arme vor der
tion zäh und fest. Zusätzlich ist durch Tonusveränderungen der Brust verschränken und so die notwendige Druckunterstützung
Rumpf- und Bauchmuskulatur das Abhusten erschwert. geben. Verstärkend sollte dieses durch eine aktive Oberkörper-
vorlage ergänzt werden [8, 9]. Einige Hilfsmittel, wie z. B. RC- Cor-
Sekretolyse – Mukoziliäre Clearance net®, VRP- Flutter® oder Acapella® choice, erzeugen Schwingun-
In der neurologischen Frührehabilitation haben viele Patienten gen im Exspirationsstrom und können zur Unterstützung der Se-
neben ihrer neurologischen Grunderkrankung ein hohes bron- kretolyse verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die
chiales Sekretaufkommen mit massiv eingeschränkter mukoziliä- Applikation feuchter Wärme, die der Patient eigenverantwortlich
rer Clearance und erhöhter Infektanfälligkeit. Bei bronchitischen anwendet. Auch kann dem Patienten ein Vibrationsgerät zur Ver-
Infekten kommt es vorübergehend zu einer Lähmung, teilweise fügung gestellt werden, oder er kann sich bei festsitzendem Se-
sogar zur Zerstörung des Flimmerepithels. Zudem führen Spei- kret selbst die Brust abklopfen.
chel- und Sekretaspirationen und chronische Bakterien- und Geiseler & Karg (2008) [5] nennen verschiedene Techniken und
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Pilzkolonisation im Bronchialsystem zu erhöhten Pneumonie- Hilfsmittel zur Unterstützung des Sekretmanagements bei Pa-
raten. Dabei nimmt die Häufigkeit des spontanen Hustens zu, je tienten mit neuromuskulären Erkrankungen, darunter manuell
stärker die mukoziliäre Clearance eingeschränkt ist [3]. Bei inva- assistiertes Husten, spezielle aktive Atemtechniken, maschinell
siv beatmeten Patienten ist die mukoziliäre Clearance nahezu unterstütztes Husten (Cough Assist™) und Air Stacking. Sie beto-
vollständig aufgehoben. nen die Wichtigkeit einer Differenzierung zwischen Maßnahmen
Das vermehrte und durch lange Immobilität zunehmend zähe zur Sekretmobilisierung und zur Sekretexpektoration und be-
Bronchialsekret kann von den Flimmerhärchen nur unzurei- richten über positive klinische Erfahrungen in der Anwendung
chend bewegt werden und verbleibt oft in den tiefen Atemwe- dieser Maßnahmen. Bisher liegt jedoch nur wenig empirische
gen. Ein Mangel an Surfactant erschwert zusätzlich die Ablösung Evidenz für deren Wirksamkeit vor.
und die Beförderung der zähen Schleimplaques [4]. Bei Tracheo- Empirische Nachweise, dass konventionelle „Drainagelagerun-
tomierten wird eine Hypersekretion durch die Reizung der Bron- gen“ und Vibrationstechniken einen positiven Effekt auf den Se-
chialschleimhaut bei wiederholtem und vor allem bei unsach- krettransport haben, stehen ebenfalls noch aus (vgl. [10 – 12]).
gemäßem Absaugen getriggert [5]. Zwar wurden in einigen Studien positive Effekte auf die pulmo-
nale Funktion und Blutgaswerte gefunden [13, 14], diese Effekte
Husten könnten jedoch auch auf das durch die Lagewechsel verbesserte
Voraussetzung für effektives Husten ist ein ausreichendes Atem- Ventilations-/Perfusionsverhältnis zurückführbar sein [7]. Für
volumen, ein ausreichender subglottischer Druck und eine suffi- manuelle Techniken zur Hustenunterstützung konnte dagegen
zient arbeitende, an der Atmung beteiligte Muskulatur. Bei Er- ein Sekretolyseeffekt gezeigt werden [12, 15].
krankungen, bei denen eine Hypersekretion vorliegt, ist Husten
der Hauptclearance-Mechanismus [6]. Besonderheiten bei Patienten in der neurologischen
Dieser Mechanismus ist bei neurologischen Patienten zusätzlich Frührehabilitation
aufgrund vorherrschender Muskelschwäche, durch Bettlägerig- Viele dieser atemtherapeutischen Ansätze sind, abgesehen von
keit und Lähmungen erschwert oder aufgehoben. Außerdem ist den regulären Lagerungswechseln zur Verbesserung des Ventila-
nicht selten die Koordination des Hustens gestört. Es kommt ver- tions-/Perfusionsverhältnisses, bei schwerstbetroffenen neurolo-
mehrt zur Ausbildung von Dys- und Atelektasen, eingeschränkter gischen Patienten nicht anwendbar, da sie die erforderliche Ei-
Sauerstoffaufnahme und Atemwegsinfekten, die wiederum die genaktivität nicht leisten können. Als Konsequenz ist es notwen-
respiratorische Dekompensation triggern [5]. dig, eine erweiterte Atemtherapie in die Behandlung dieser Pa-
Der tracheotomierte Patient zeigt ein niedriges Atemzugvolumen tienten einzubinden. Diese sollte über die bisher etablierten An-
und einen insuffizienten intrapulmonalen Druckaufbau für effek- sätze wie Vibrationsmassagen, Abklopfen, Drainagelagerungen
tives Husten. Zudem verhindert die Trachealkanüle den subglot- und medikamentöse Sekretolyse hinausgehen. Zwar kann durch
tischen Verschluss. Eine Hustenclearance ist nach Tracheotomie herkömmliche Therapien das Sekret möglicherweise mobilisiert
somit nahezu unmöglich, die Folgen sind Sekretverhalt mit er- werden, aber die notwendige Expektoration des mobilisierten
höhter Pneumoniegefahr und Abnahme der Gasaustauschfläche. Sekretes ist dem Patienten in der Regel entweder gar nicht oder
Letztlich wird häufig eine erneute Respiratortherapie notwendig, nur ineffektiv möglich. Das Sekret verbleibt also in den meisten
was eine vollständige Aufhebung der mukoziliären Clearance be- Fällen in den unteren Atemwegen oder muss durch tiefes, „blin-
deutet. des“ Absaugen mit fatalen Konsequenzen (Triggerung einer Hy-
persekretion und Hyperplasie der sekretbildenden Drüsen) für
Konventionelle Atemtherapie und Sekretolyse in der das Bronchialsystem entfernt werden.
Physiotherapie Die Methode des „Bagging“ und „Air Stacking“ wurde in der Aa-
In der konventionellen physiotherapeutischen Atemtherapie talklinik Bad Wünnenberg als eine Möglichkeit für ein erweiter-
kommen sehr unterschiedliche Ansätze und Hilfsmittel zur Un- tes Atemtherapiekonzept für Patienten der neurologischen Früh-
terstützung der Sekretclearance zur Anwendung. Allen gemein- rehabilitation modifiziert und in einer 6-monatigen Pilotphase
sam ist, dass jede Eigenaktivität des Patienten einer passiven erprobt. Ziel des Projektes war, die Durchführbarkeit der Metho-
Maßnahme vorzuziehen ist. Wache und mobile Patienten kön- de und ihre Effekte hinsichtlich der Atemfunktion und Sekretoly-
nen unterschiedliche Techniken und Lagerungen zur Sekretolyse se bei Patienten der Frührehabilitation in der Neurologie zu über-
und als Abhusthilfe erlernen, wie z. B. das Sniffing (schnüffelndes prüfen. Im Folgenden werden das therapeutische Vorgehen beim
Einatmen) mit anschließendem Anhalten der Luft. Techniken, die „Bagging“ und „Air Stacking“ in Methodik und Anwendung erläu-
eine forcierte Exspiration und Hustenunterstützung beinhalten, tert sowie einige Evaluationsdaten zur Anwendung des Ansatzes
werden als effektivste Mittel der Physiotherapie zur Unterstüt- vorgestellt.
zung des Sekrettransportes eingeschätzt [7].
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erhöht und die Kontaktzeit in der Alveole verlängert. Auch kann
sich die insufflierte Luft distal des Sekrets platzieren und ist so in
der Lage, während der Exspiration den Sekrettransport oralwärts
zu unterstützen. Nach einigen Bagging-Intervallen, deren Länge
bzw. Häufigkeit individuell an den Patienten anzupassen ist, er-
Abb. 1 Manuelle Hustenunterstützung an der unteren Thoraxapertur mit
folgt eine verbale Aufforderung zum aktiven Abhusten des so Druck nach medial und cranial. Das Sekret wird so unterstützend
mobilisierten Sekretes. Da die Exspirationskraft der Patienten be- kanülenwärts transportiert.
sonders bei zähem Sekret für ein produktives Husten in der Regel
nicht ausreicht, wird von einer Hilfsperson eine manuelle Hus-
tenunterstützung durchgeführt (vgl. ● " Abb. 1). Hierzu kann
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ten wird mit Hilfe eines Einwegventils zwischen Bakterienfilter Druck Kanülenschaft möglich
und Beatmungsbeutel das zwischenzeitliche Ausatmen verhin- (produktiv/unproduktiv) unproduktiv = keine oder unzurei-
dert. Hier werden nicht mehr als drei Inspirationshübe aufeinan- chende Expektoration
der gesetzt. Der Beobachter sieht dabei eine deutliche Hebung 7. Absaugfrequenz Anzahl der notwendigen Absaugun-
des Brustkorbs und ein Anheben des Schultergürtels. gen vor, während und nach der Maß-
nahme
8. Sonstiges
Probanden und nach dem Bagging dargestellt. Die Anwendung des Bagging
Zielgruppe des Projektes waren vor allem tracheotomierte Pa- und Air Stacking führte bei den Patienten an jedem Behandlungs-
tienten, ggf. auch unter Respiratortherapie, mit unzureichender tag zu einer deutlichen Erhöhung des SPO2-Wertes. So konnte be-
Sekretclearance. Ausschlusskriterien waren eine vorbekannte reits am ersten Behandlungstag eine Verbesserung im Gruppen-
COPD, Z. n. Pleuradrainage oder Thorakotomien sowie Z.n. Rip- mittel von 90 % SPO2 (87 – 93) auf 94,7 % SPO2 (92 – 98) erreicht
penserienfrakturen oder hochgradige Osteoporose. werden. Auch über die gesamte zwölftägige Therapiephase hin-
Während der Evaluationsphase wurden 11 Patienten behandelt weg kam es zu einem kontinuierlichen Anstieg der SPO2-Werte
(w = 2, m = 9) im durchschnittlichen Alter von 67 (21 – 74) Jahren. der behandelten Patienten. Dies wird einerseits deutlich am Ver-
Zehn dieser Patienten waren tracheotomiert (Primärdiagnosen: lauf der SPO2-Werte nach jeder Anwendung als auch in der Beob-
hypoxischer Hirnschaden n = 5 und Schädel-Hirn-Trauma Grad achtung, dass auch die Ausgangswerte der Patientengruppe an
III n = 5), ein Patient wurde zeitweise druckunterstützt beatmet. nahezu jedem Behandlungstag höher waren als am vorangegan-
Eine Patientin war nicht tracheotomiert, sie wurde aufgrund der genen Tag. So verbesserte sich die gesamte Gruppe bezogen auf
Primärdiagnose Multiple Sklerose mit einer schweren Tetraspas- die Ausgangswerte von 90 % SPO2 (87 – 93) zu Beginn der Thera-
tik behandelt. Alle Patienten waren zuvor im Akutkrankenhaus piephase auf durchschnittlich 95,3 % SPO2 (94 – 98) nach Ende der
mindestens einmal antibiotisch aufgrund einer Pneumonie be- Therapiephase. Durch die Anwendung der Methode konnte somit
handelt worden und hatten ein vermehrtes bronchiales Sekret- nicht nur ein temporärer Anstieg der Sauerstoffsättigung am Be-
aufkommen sowie eine verminderte Husteneffektivität. Im rönt- handlungstag erreicht werden. Dieser positive Effekt war stabil
genologischen Aufnahmebefund konnten pneumonische Infiltra- und somit nachhaltig.
te, Dys- und/oder Atelektasen nachgewiesen werden. Die Ergebnisse wurden in einer Einzelfallanalyse für alle behan-
delten Patienten weiter überprüft. Hierzu wurden 3 Kategorien
Durchführung und Dokumentation der Therapie von SPO2-Werten gebildet, wobei die Ausgangs- und Endwerte
In der evaluierten Therapiephase wurde das Bagging bei jedem aller Patienten zwischen dem niedrigsten (87 %) und höchsten
Patienten 1 – 2 × täglich, wie oben beschrieben, über zwölf Werk- Wert (98 %) gleichmäßig aufgeteilt folgende Einteilung ergaben:
tage durchgeführt. Der Patient wurde in eine angemessene Aus- In die erste Kategorie fielen SPO2-Werte (vor Bagging) von
gangsstellung (Sitz oder Seitenlage) gebracht. Um den Patienten ≤ 90 %, in die zweite Kategorie fielen Werte von ≤ 94 % und in die
selbst und die verkürzten thorakalen Strukturen an das vermehr- dritte Kategorie Werte von > 94 % SPO2 (vgl. ●
" Tab. 2).
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Tag 6
Tag 3
Tag 1
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gebaggten Patienten auf und zwar sowohl mit entblockter Tra- Weitere Studien sind notwendig, um diese ersten Ergebnisse mit
chealkanüle in situ und Sprechaufsatz als auch nach der Dekanü- größeren Patientengruppen und auch mit spezifischen Diagnose-
lierung. gruppen abzusichern und Erkenntnisse zur Optimierung des be-
Zusammenfassend legen diese Beobachtungen den Schluss nahe, schriebenen Verfahrens zu erlangen. Dabei sollte insbesondere
dass die Anwendung des Bagging und Air Stacking über den ob- systematisch untersucht werden, ob und wie sich das Bagging
jektiv messbaren Parameter der SPO2-Werte hinaus zu positiven und Air Stacking positiv auf weitere mit der Atmung relatierte
Effekten im Rehabilitationsverlauf führt. Eine systematische Stu- Funktionen, wie z. B. die Schluckfunktion und die Phonation, aus-
die zur Untersuchung dieses postulierten Zusammenhangs ist wirken kann.
derzeit in Planung.
Interessenkonflikte
Diskussion !
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! Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Bei Patienten in der neurologischen Frührehabilitation kommt es
neben den Symptomen der neurologischen Primärdiagnose im- Literatur
mer häufiger zu pneumonologischen Begleitkomplikationen. Bei 1 Seeley HM, Hutchinson PJ. Rehabilitation following traumatic brain in-
diesen Patienten können jedoch nur wenige Therapieansätze und jury: challenges and opportunities. ACNR 2006; 6: 22 – 28
2 Schönle PW, Stemmer B. Neurologische Rehabilitation in den Phasen B,
Hilfsmittel zur Sekretolyse und Sekretexpektoration angewendet C, D und E. Praxis und Prognose. Bad Honnef: Hippocampus; 2000
werden. Ein gutes Sekretmanagement bildet die Grundvorausset- 3 Köhler D. Physiologie und Pathophysiologie des Hustens. Pneumologie
zung für die weiterführende Mobilisation des Patienten und so- 2008; 62: 14 – 17
mit auch für weitere Fortschritte in der Rehabilitation, da durch 4 Edel H, Knauth K. Atemtherapie. München: Urban & Fischer; 1999
5 Geiseler J, Karg O. Sekretmanagement bei neuromuskulären Erkran-
den verbesserten Gasaustausch eine Kreislaufstabilisation, eine
kungen. Pneumologie 2008; 62 (1): 43 – 48
Verminderung kataboler Zustände und letztlich häufig auch eine 6 Mossberg B, Camner P. Mucociliary transport and cough as tracheo-
Vigilanzsteigerung erreicht werden kann. Dies wirkt sich auch bronchial clearance mechanisms in pathological conditions. Europ J
positiv auf die Rehabilitation funktioneller Aktivitäten aus. Her- Respir Dis 1980; 61 Suppl 110: 47 – 55
kömmliche physiotherapeutische und physikalische Maßnah- 7 Van der Schans CP, Postma DS, Koeter GH et al. Physiotherapy and bron-
chial mucus transport. Eur Respir J 1999; 13: 1477 – 1486
men sind bei schwer betroffenen Patienten unterstützend an-
8 Ehrenberg H. Atemtherapie in der Physiotherapie. München: Pflaum
wendbar, sie sind jedoch für eine effektive Bronchialtoilette kei- Krankengymnastik; 2001
nesfalls ausreichend. 9 Van Gestel AJR, Teschler H. Physiotherapie bei chronischen Atemwegs-
Die hier vorgestellten ersten Evaluationsdaten zeigten, dass die und Lungenerkrankungen. Berlin: Springer; 2010
Bagging-Methode bei den untersuchten Probanden zu einer sta- 10 Bach JR. Mechanical insufflation-exsufflation. Comparison of peak
expiratory flows with manually assisted and unassised coughing tech-
bilen und nachhaltigen Verbesserung der peripheren O2-Sätti-
niques. Chest 1993; 104: 1553 – 1562
gung führte und somit ein erfolgversprechender Ansatz zur Se- 11 Eid N, Buchheit J, Neuling M, Phelps H. Chest physiotherapy in review.
kretolyse und Sekretexpektoration bei neurologischen Patienten Respir Care 1991; 36: 270 – 282
in der Frührehabilitation ist. Neben dem messbaren atemphysio- 12 Bateman JRM, Newman SP, Daunt KM et al. Is cough as effective as chest
physiotherapy in the removal of excessive tracheobronchial secre-
logischen Effekt konnten auch positive Effekte bei weiteren klini-
tions? Thorax 1981; 36: 683 – 687
schen Parametern beobachtet werden, wie das Infektions- und 13 Dhainaut JF, Bons J, Bricard C et al. Improved oxygenation in patients
Sekretmanagement, aber auch auf weitere, mit der Atmung ver- with extensive unilateral pneumonia using the lateral decubitus posi-
bundene Funktionen, wie z. B. die Schluckfunktion und die tion. Thorax 1980; 35: 792 – 793
Stimmgebung. Die Methode ist darüber hinaus leicht zu erlernen 14 Gillespie DJ, Rehder K. Body position and ventilation-perfusion rela-
tionships in unilateral pulmonary disease. Chest 1987; 91: 75 – 79
und die Materialkosten sind gering, sodass sie leicht in die kli-
15 de Boeck C, Zinman R. Cough vs. chest physiotherapy: a comparison of
nisch-therapeutischen Abläufe zu integrieren ist. the acute effects on pulmonary functions in patients with cystic fibro-
Aufgrund der Projektergebnisse wurde das Bagging und Air Sta- sis. Am Rev Respir Dis 1984; 129: 182 – 184
cking in der Aatalklinik Wünnenberg bereits in das atemthera- 16 Massery M, Frownfelter D. Assisted cough techniques – thereʼs more
peutische Konzept implementiert, und es wird derzeit weiterent- than one way to cough. Phys Ther Forum 1990; 9: 1 – 4
17 Feigelson CI, Dickinson DG, Talner NS et al. Glossopharyngeal breathing
wickelt. Im Rahmen eines interdisziplinären Ansatzes werden
as an aid to the coughing mechanism in the patient with chronic polio-
physikalische Wärmeanwendungen (heiße Rolle) zeitlich direkt mylitis in a respirator. N Engl J Med 1956; 254: 611 – 613
vor der Maßnahme durchgeführt, um so eine effektivere Vorbe- 18 Kirby NA, Barnerias MJ, Siebens AA. An evaluation of assisted cough in
reitung der Muskulatur und der Sekretverflüssigung zu errei- quadriplegic patients. Arch Phys Med Rehabil 1966; 47: 705 – 710
chen. Darüber hinaus erfolgt eine Schulung und Integration wei- 19 Bach JR. The Oximetry Feedback Respiratory Aid Protocol. In: Bach JR
Management of patients with neuromuscular disease. Philadelphia:
terer therapeutischer Berufsgruppen und des Pflegepersonals, Hanley & Belfus; 2004
damit die Maßnahmen unabhängig von der Personalzusammen-
setzung konsequent und mehrmals täglich zur Anwendung kom-
men können.
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