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Oesch Das Rechtsstaatlichkeitsverfahren Der EU Gegen Polen
Oesch Das Rechtsstaatlichkeitsverfahren Der EU Gegen Polen
Das Rechtsstaatlichkeitsverfahren
der EU gegen Polen — Bestands-
aufnahme und Zwischenfazit 130
Weitere Themen
Arbeits- und Sozialrecht 141 Verkehr 141 Wettbewerbsrecht 142 Steuerrecht 143
Gemeinsame Handelspolitik 143 Binnenmarkt und Industriepolitik 144
Verbraucherschutzrecht 145 Immaterialgüterrecht 147 Polizeiliche und j ustizielle
Zusammenarbeit 148 Strafrecht 151 Internationales Privat- und Verfahrens-
recht 152 Europäisches Z
ivilprozessrecht 152 Grundrechte 153
5 / 2016
Herausgeber
Herausgeber Redaktion
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Hirschengraben 56, CH-8001 Zürich Jonas Racine, MLaw UZH/UNIL (JR) (Stv. Leitung)
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E-Mail: eiz@eiz.uzh.ch, Dr. Wesselina Uebe (WU)
Internet: www.eiz.uzh.ch Tobias Naef, MLaw (TN)
Corinne Reber, MLaw, LL.M. (CR)
Institut für deutsches und europäisches Gesellschafts- Dusan Ivanovic, BLaw (DI)
und Wirtschaftsrecht der Universität Heidelberg
Friedrich-Ebert-Platz 2, D-69117 Heidelberg, Abonnementpreise
Telefon: +49 (0)6221 54-7583, Fax: +49 (0)6221 54-7655 Jahresabonnement Schweiz: CHF 108.00 / 305.00*;
E-Mail: p.mueller-graff@urz.uni-heidelberg.de, für Studierende schweizerischer Hochschulen
Internet: www.igw.uni-heidelberg.de CHF 76.00 / 169.00*
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Prof. Dr. Heinz-Dieter Assmann, Universität Tübingen Einzelheft CHF 20.00
(Bank- und Kapitalmarktrecht); Prof. Dr. Peter Behrens, ISSN 1423-6931
Universität Hamburg (Gesellschaftsrecht); Prof. Dr. Bestellungen nehmen die Verlage sowie alle
Martin Böse, Universität Bonn (Strafrecht und PJZ); Prof. Buchhandlungen entgegen.
Dr. Kay Hailbronner, Universität Konstanz (Freier Per-
sonenverkehr); Prof. Dr. Waltraud Hakenberg, Luxem PrintPlu§
burg (EuGH); Prof. Dr. Helmut Heiss, Universität Zürich Mit dem PrintPlu§-Abonnement haben Sie die
(Versicherungsrecht); Prof. Dr. Reto M. Hilty, Universität M
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Zürich (Immaterialgüterrecht); Prof. Dr. Pascal Hinny, mit der Printausgabe haben Sie Zugang zu den
Universität Freiburg i.Ü. (Steuerrecht); Prof. Dr. Bernd B
eiträgen in digitaler Form. Detaillierte Informationen
Holznagel, Universität Münster (Telekommunikation, finden Sie unter www.schulthess.com/printplus
Medien); Prof. Dr. Dr. Dr. Waldemar Hummer, Universi- Jahresabonnement CHF 124.00
tät Innsbruck (Auswärtige Beziehungen); Prof. Dr. Studentenabonnement CHF 87.00
Andreas Kellerhals, Universität Zürich (Gemeinsame
Anzeigenverkauf und -beratung
Handelspolitik); Prof. Dr. Stefan Leible, Universität Bay-
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reuth (Verbraucherrecht); Prof. Dr. Dr. h.c.
Herr Pietro Stuck, Seestrasse 86, 8712 Stäfa
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und Sozialrecht); Prof. Dr. Dr. h.c. Peter-Christian
Müller-Graff, Universität Heidelberg (Freier Warenver- Verlag
kehr, Binnenmarkt, Industriepolitik); Prof. Dr. Heribert Schulthess Juristische Medien AG
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Jürgen Schwarze, Universität Freiburg i.Br. (allgemeine, Telefon: +41 44 200 29 29, Telefax: +41 44 200 29 28
institutionelle und finanzielle Fragen); Prof. Dr. Kurt E-Mail: zs.verlag@schulthess.com
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Prof. Dr. Roger Zäch, Universität Zürich (Wettbewerbs- Ein allfälliger Nachdruck ist nur mit Zustimmung
recht) des Autors und der Redaktion und nur mit ungekürzter
Quellenangaben gestattet.
15.8
13.0
10.1
4.5
15.8 11.7
13.4 11.8 1.6
14.5
15.3*
12.4+
45.9 3.8+ 10.8
3.2
17.4
18.7* 4.5
12.0 29.6 6.5*
11.3 1.1
9.5 13.6
0.9++ 8.6
52.0+ 13.3 1.4
6.2
7.9 12.4 1.8
11.2
Percentage of immigrant
(foreign-born) population
* including asylum applicants between January 2015 and June 2016
(in the most affected countries), data by Eurostat
+
based on the number of foreign citizens
+
+ data obtained by imputation
Das Rechtsstaatlichkeitsverfahren
der EU gegen Polen —
Bestandsaufnahme und
Zwischenfazit — 130
Matthias Oesch
keitsverfahren der
Das hängige Verfahren offenbart
EU gegen Polen — zweierlei: Das neue Instrument
Bestandsaufnahme ist gleichermassen notwendig wie
und Zwischenfazit sinnvoll. Zudem fällt das informelle
Zusammenspiel der EU-Kommission
mit der Venedig-Kommission ins
I. Licht; letztere bleibt bei der recht
Einleitung lichen Bewertung von nationalen
Die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demo-
Massnahmen federführend.
kratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung
der Menschenrechte sind gemäss Art. 2 EUV die Werte,
auf die sich die EU gründet. Diese Werte repräsentieren
Ideale und Grundüberzeugungen, welche ideenge-
schichtlich der Aufklärung und dem Humanismus ent-
sprangen und allen Verfassungen der Mitgliedstaaten
gemeinsam sind. Auch der Europarat beruht auf diesen
Grundsätzen. Sie stellen Grundelemente einer sich ent-
wickelnden paneuropäischen Identität dar und sind
prägend für das Selbstverständnis der EU, über eine ur-
sprünglich primär wirtschaftlich ausgerichtete (Zweck-)
Gemeinschaft hinaus eine Wertegemeinschaft bzw.
Werteunion zu verkörpern. Damit wird ein materieller
Verfassungskern definiert, welcher gleichermassen für
die Union und für die Mitgliedstaaten gilt; der europäi-
sche Staaten- und Verfassungsverbund wird zum euro-
päischen «Werteverbund»1. Gleichzeitig gewährleistet
die Einhaltung dieser Werte durch die Organe der EU
und die mitgliedstaatlichen Behörden die Funktions
fähigkeit der Union.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Rechtsstaat-
lichkeitsprinzip, welches «als Rückgrat jeder modernen
demokratischen Grundordnung»2 die Grundlage für den
Schutz der weiteren in Art. 2 EUV ausgewiesenen Werte
darstellt. Es verpflichtet nicht nur die EU, sondern auch
ihre Mitgliedstaaten, die Ausübung hoheitlicher Befug-
nisse rechtlich zu binden und damit die Herrschaft des
Rechts (rule of law) sicherzustellen (II.A.). Um systemi-
schen Gefährdungen des Rechtsstaatlichkeitsprinzips
durch Mitgliedstaaten zu begegnen, stehen zwei Instru-
* Professor an der Universität Zürich. Praxis und Lehre sind bis Mitte Juni
2016 berücksichtigt.
1 Christian Calliess, Europa als Wertegemeinschaft — Integration und
Identität durch europäisches Verfassungsrecht?, Juristenzeitung 2004,
S. 1033, 1036.
2 Mitteilung der Kommission: Ein neuer EU-Rahmen zur Stärkung des
Rechtsstaatsprinzips, 11. März 2014, COM(2014) 158 final, Ziff. 1.
7 Urteil Les Verts, 294/83, EU:C:1986:166, Rz. 23; Gutachten EWR I, 1/91,
EU:C:1991:490, Rz. 21; Urteil PKK und KNK, C-229/05 P, EU:C:2007:32,
Rz. 109.
8 Urteil Inuit, C-583/11 P, EU:C:2013:625, Rz. 91.
9 S. dazu Claus Dieter Classen, Rechtsstaatlichkeit als Primärrechtsgebot
in der Europäischen Union — Vertragsrechtliche Grundlagen und Rechtspre-
chung der Gemeinschaftsgerichte, EuR 2008, Beih 3, S. 7, 11—21; Armin von
Bogdandy/Michael Ioannidis, Das systemische Defizit: Merkmale, Instrumente
und Probleme am Beispiel der Rechtsstaatlichkeit und des neuen Rechts-
staatlichkeitsaufsichtsverfahrens, ZaöRV 2014, S. 283, 290.
10 Urteil Mulder/Minister van Landbouw en Visserij, 120/86, EU:C:1988:213,
Rz. 24.
11 Urteil Racke, 98/78, EU:C:1979:14, Rz. 20; Urteil Decker, 99/78,
EU:C:1979:15, Rz. 8.
12 Urteil Gondrand und Garancini, 169/80, EU:C:1981:171, Rz. 17.
13 Urteil S.N.U.P.A.T., 42/59, EU:C:1961:5, S. 172.
14 Urteil Hoechst, 46/87, EU:C:1989:337, Rz. 19.
15 Urteil Akzo Nobel Chemicals und Akcros Chemicals, C-550/07 P,
EU:C:2010:512, Rz. 54; s. auch Art. 20 GRC.
16 Urteil Inuit, C-583/11 P, EU:C:2013:625, Rz. 91; s. auch Art. 19 Abs. 1
EUV und Art. 47 GRC.
17 Urteil Francovich, C-6/90 und C-9/90, EU:C:1991:428, Rz. 31—46; s. für
die Haftung der EU Art. 340 Abs. 2 AEUV.
18 Urteil Niederlande und Van der Wal, C-174/98 P, EU:C:2000:1, Rz. 17.
19 Urteil Roquette, 138/79, EU:C:1980:249, Rz. 33.
2. Rechtsstaatlichkeitsverfahren
Die Europäische Kommission führte 2014 ein dem Sank-
tionsmechanismus vorgeschaltetes Verfahren zum Schutz
der Rechtsstaatlichkeit ein, um — im Gegensatz zum
(allzu) schwerfälligen Sanktionsmechanismus — zügig
und wirksam auf entsprechende Bedrohungen reagieren
zu können.32 Das Europäische Parlament begrüsste die
Einführung des neuen Verfahrens ausdrücklich; der Rat
reagierte zurückhaltender.33 Auch dieser neue «EU-
Rahmen zur Stärkung des Rechtsstaatsprinzips» richtet
sich — analog zu Art. 7 EUV — nicht gegen einzelne
29 José Manuel Barroso, 11. September 2013, zit. bei Hummer (Fn. 6), S. 629.
30 Die nach der Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei Öster-
reichs (FPÖ) unter Jörg Haider ergriffenen unfreundlichen «Sanktions
massnahmen» der übrigen 14 EU-Mitgliedstaaten gegen Österreich — u.a.
Einstellung der bilateralen Kontakte und Verweigerung des Zugangs zu Kon-
sultationen auch im Rahmen der EU — im Jahr 2000 wurden nicht unter die-
sem Titel erlassen; dazu Waldemar Hummer/Walter Obwexer, Die Wahrung
der «Verfassungsgrundsätze» der EU: Rechtsfragen der «EU-Sanktionen»
gegen Österreich, EuZW 2000, S. 485.
31 Richard Yamato/Juliane Stephan, Eine Politik der Nichteinmischung,
DÖV 2014, S. 58, 65; s. auch Hummer (Fn. 6), S. 629.
32 Kommissionsmitteilung (Fn. 2). Anlass dazu gaben nicht zuletzt rechts-
staatlich problematische Gesetzesänderungen in Ungarn, welche seit der
Wahl von Viktor Orbán zum Ministerpräsidenten 2010 erlassen worden
waren, s. dazu Yamato/Stephan (Fn. 31), S. 59—61.
33 Offenbar kam ein Gutachten des Juristischen Dienstes des Rates zum
Schluss, für die Einführung des Rechtsstaatlichkeitsverfahrens fehle eine
vertragliche Grundlage; demgegenüber bejahen Hummer (Fn. 6), S. 636—638
(inkl. Hinweis auf das erwähnte Gutachten), und von Bogdandy/Ioannidis
(Fn. 9), S. 294, die Zulässigkeit.
Binnenmarkt und
Industriepolitik Europäische Agenda für
die kollaborative Wirtschaft
Umsetzung der Binnenmarktagenda Dienstleistungen und Portale der kollaborativen
Wirtschaft sind in Europa in den vergangenen Jahren
Die Kommission erstattet in ihrer Mitteilung zur Um- schnell gewachsen. Gemeint sind Geschäftsmodelle, bei
setzung der Binnenmarktagenda Bericht über den Fort- denen Tätigkeiten durch Internetplattformen ermög-
schritt der Arbeiten für ein unternehmensfreundliches licht werden, die einen offenen Markt für die vorrüber-
Umfeld auf dem Binnenmarkt. Auf der Agenda zur Voll- gehende Nutzung von Waren oder Dienstleistungen
endung des Binnenmarktes stehen Projekte wie die schaffen, welche häufig von Privatpersonen angeboten
Schaffung eines digitalen Binnenmarktes, um den Bin- werden. Dazu zählen etwa der Vermittler von Mitfahr-
nenmarkt ohne Grenzen für den Dienstleistungssektor gelegenheiten «Uber», der Vermittler von Übernach-
in der Praxis zu verwirklichen, der Aufbau einer Kapi- tungsgelegenheiten «Airbnb» sowie der Paketdienst
talmarktunion, um eine bessere Verbindung zwischen «Sennder». Nach Einschätzung der Kommission schafft
Sparvermögen und Investitionen herzustellen, oder die die kollaborative Wirtschaft neue Möglichkeiten für Ver-
Schaffung eines einfachen, modernen und betrugssi- braucher und Unternehmer und kann auch einen wich-
cheren Mehrwertsteuersystems, um den Verwaltungs- tigen Beitrag zur Entstehung von Arbeitsplätzen und
aufwand zu reduzieren und den grenzüberschreitenden Wachstum in der Europäischen Union leisten.
Handel zu verbessern. Indes wirft die kollaborative Wirtschaft auch ver-
Darüber hinaus arbeitet die Kommission in Zusam- schiedene Fragen zur Anwendung des bestehenden
menarbeit mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) Rechtsrahmens auf, da viele Angebote die traditionellen
an der Einrichtung eines europaweiten Risikokapital- Linien zwischen Verbraucher und Anbieter, Beschäftig-
Dachfonds, der öffentliche Mittel und privates Kapital tem und Selbstständigem oder der gewerbsmässigen
kombinieren würde, um zusätzliche Anreize für neue und nicht gewerbsmässigen Erbringung von Dienstleis-
Unternehmen zu bewirken und deren Entwicklung zu tungen verwischen. Dies kann zu Rechtsunsicherheit
fördern. führen, besonders, wenn unterschiedliche Regelungen
Die Kommission ersucht den Europäischen Rat die aufgrund abweichender Ansätze auf nationaler Ebene
Mitteilung zu billigen und seinerseits das Europäische hinzukommen. Ein Beispiel hierfür sind Kurzzeitvermie-
Parlament und den Rat anzuhalten in jenen Bereichen tungen. Städte wie London, Paris oder Amsterdam gehen
Einigung über die legislativen Massnahmen zu erzielen, mit diesen Dienstleistungen relativ flexibel um, während
in denen Entscheidungen dringend erforderlich sind, das deutsche Zweckentfremdungsgesetz die Nutzung von
um die notwendigen Reformen voranzutreiben. Wohneigentum für andere Zwecke als die beabsichtigte
Verordnungsvorschlag
über grenzüberschreitende Verordnungsvorschlag über Massnahmen
Paketzustelldienste gegen Geoblocking
Im Rahmen ihrer Strategie für den digitalen Binnen- Die Kommission hat im Rahmen ihrer Strategie für
markt hat die Kommission am 25. Mai 2016 einen Verord- den digitalen Binnenmarkt am 25. Mai 2016 einen wei-
nungsvorschlag über grenzüberschreitende Paketzustell teren Vorstoss unternommen und einen Verordnungsvor
dienste vorgelegt. Der vorgeschlagene Rechtsakt verfolgt schlag über Massnahmen gegen Geoblocking vorgelegt.
mehr Preistransparenz und eine bessere Regulierungs- Ziel dieses Vorschlags ist es, den Verbrauchern besseren
aufsicht bei den grenzüberschreitenden Paketzustell- Zugang zu Waren und Dienstleistungen im Binnenmarkt
diensten. Verbraucher und Einzelhändler sollen dadurch zu verschaffen, indem direkte und indirekte Diskrimi-
von günstigeren Tarifen und praktischen Rücksende- nierungen seitens der Anbieter, die auf dem Wohnsitz
möglichkeiten auch dann profitieren, wenn Sendungen der Kunden basieren und eine künstliche Segmentie-
in abgelegene Randgebiete gehen oder aus diesen ver- rung des Marktes bewirken, verhindert werden. Kunden
IP/16/2292 vom 22. Juni 2016; KOM (2015) 671, endg. Die Kommission hat einen Vorschlag angenommen,
vom 15. Dezember 2015. (DI) um die vierte Geldwäscherichtlinie (EU) 2015/849 und
deren Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche
und Terrorismusfinanzierung weiter zu stärken und die
Transparenz in Bezug auf die tatsächlichen Eigentümer
von Gesellschaften und Trusts zu steigern. Dieser Vor-
Weiteres Massnahmenpaket zur schlag ist die erste Initiative zur Umsetzung des Akti-
Prävention von Radikalisierung onsplans für ein intensiveres Vorgehen gegen Terroris-
musfinanzierung, eine der Prioritäten der Kommission
In einer Mitteilung schlägt die Kommission weitere Juncker, und ebenso Teil der umfassenden Bemühungen
Massnahmen vor, wie die EU den Mitgliedstaaten bei der zur Förderung von Transparenz im Steuerbereich.
Prävention von Radikalisierung und extremistisch moti- Im Gebiet der Bekämpfung von Terrorismusfinan-
vierter Gewalt zur Seite stehen kann. Für das Vorgehen zierung und Geldwäsche umfasst der Kommissionsvor-
gegen Radikalisierung und Gewaltbereitschaft, die zu schlag Massnahmen zur Stärkung der Befugnisse der
Terrorismus führen, sind vor allem die Mitgliedstaaten Zentralstellen für Geldwäsche-Verdachtsanzeigen (Fi-
zuständig. Terrorismus stellt aber ein grenzüberschrei- nancial Intelligence Units) der EU, zur Verhinderung des
tendes Problem dar. Deswegen unterstützt die EU seit Missbrauchs virtueller Währungen, zur Einschränkung
2005 im Rahmen ihrer Strategie zur Bekämpfung von anonymer Zahlungen mittels Zahlungsinstrumenten auf
Radikalisierung und Anwerbung für den Terrorismus die Guthabenbasis (wie Prepaid-Karten) sowie zur Harmo-
Arbeit der Mitgliedstaaten in diesem Bereich. nisierung der Kontrollen bei Ländern, deren Systeme
Das Europäische Parlament und der Rat haben am Die Kommission hat am 30. Juni 2016 einen Vorschlag
24. Juni 2016 die beiden Verordnungen (EU) 2016/1103 zur Verbesserungen der EU-Vorschriften zum Schutz
und 2016/1104 zur Durchführung einer verstärkten Zu- von Kindern im Zusammenhang mit grenzüberschrei-
sammenarbeit im Bereich der Zuständigkeit, des anzu- tenden Verfahren betreffend die elterliche Verantwor-
wenden Rechts und der Anerkennung und Vollstreckung tung in Bezug auf Sorgerecht, Umgangsrecht und Kin-
von Entscheidungen in Fragen des ehelichen Güterstands desentführung vorgelegt. Der Vorschlag ist eine Folge