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Claus Muchna
Hans Brandenburg
Johannes Fottner
Jens Gutermuth
Grundlagen der
Logistik
Begriffe, Strukturen und Prozesse
Claus Muchna Johannes Fottner
Hamburger Fern-Hochschule Technische Universität München
Hamburg Garching
Deutschland Deutschland
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018
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Vorwort
Logistik ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit nationaler, kontinentaler und globaler Di-
mension. Auch für nahezu jedes einzelne Unternehmen ist Logistik von Bedeutung, so als ein
Kosten- und Leistungsfaktor. Logistik ist eine sogenannte Querschnittsfunktion im Unter-
nehmen und durchdringt alle Unternehmensbereiche oder steht zumindest in Beziehung zu
ihnen. Ein besonderes Kennzeichen ist zudem, dass Logistik die Unternehmen über die Liefer-
und Logistikkette miteinander verbindet bzw. vernetzt. Somit ist diese Funktion meistens als
unternehmensübergreifendes Phänomen zu betrachten. Logistik erhebt den Anspruch, funk-
tionsübergreifend und unternehmensübergreifend an der Gestaltung und Optimierung von
wertschöpfenden Strukturen und Prozessen mitzuwirken.
Logistik begleitet aber auch jeden von uns im Alltag. Wir nutzen permanent die Leistungen der
Personen- und Güterlogistik. Die Güterlogistik bemerken wir einerseits als einen eventuell be-
lastenden Faktor im Verkehr, als Quelle diverser Immissionen von Schadstoffen in die Umwelt
und als großen Verbraucher von Flächen. Andererseits erwarten wir als Konsumenten und
Beschäftigte in Unternehmen eine hohe Verfügbarkeit von Waren und einen flexiblen und
schnellen Service bei deren Versand oder Empfang. Als Konsumenten nehmen wir stets gut
gefüllte Regale in den Läden und eine prompte Zustellung von Artikeln, die wir online bestellen,
als funktionierende Logistik wahr und dies fließt in erheblichem Maße in unsere Bewertung
eines Geschäfts bzw. Lieferanten ein.
Logistik ist in der Wissenschaft und in der Praxis eine komplexe Disziplin mit vielen Facetten.
Viele Entwicklungen hinsichtlich der Kundenanforderungen, der Absatzwege für Güter, in der
Informationstechnologie und der Technik erweitern den Betrachtungsrahmen der Logistik und
führen zu einer hohen Dynamik und zunehmenden Interdisziplinarität der Logistik.
In diesem Lernbuch wird eine grundlegende Einführung in die Logistik und eine Einordnung
der Logistik in den Wertschöpfungsprozess vorgenommen. Dabei wird auch der Frage nach-
gegangen, in welcher Beziehung Logistik(management) und Supply Chain Management stehen.
Abschließend und allgemeingültig lässt sich dies noch nicht beantworten, es wird aber eine klare
Position bezogen. Neben den begrifflichen Klärungen widmen sich die Kapitel verschiedenen
Struktur- und Prozessaspekten der Logistik. Somit werden grundlegende Ausführungen zu Be-
griffen, Strukturen und Prozessen der Logistik behandelt. Das Ziel ist es, in kompakter Form das
moderne Logistikverständnis, das über die reine physische Abwicklung von Gütertransporten,
Umschlag und Lagerung hinausgeht, aufzuzeigen. Dabei wird Logistik sowohl aus der Sicht
einer Managementkonzeption als auch aus der Sicht der technischen Dimensionen behandelt.
Insgesamt ergibt sich so ein fokussierter und systematischer Ein- und Überblick in bzw. über
die Logistik. Es wird dabei nicht der Anspruch erhoben, alle Aspekte der Logistik oder alle
Aspekte, die mit Logistik in Verbindung gebracht werden, zu berücksichtigen. Vielmehr wird
ein Grundverständnis moderner Logistik gelegt und Kernkomponenten zur Gestaltung von
Logistiksystemen und Logistikkonzeptionen aufgezeigt. Dabei werden Zusammenhänge her-
gestellt, aber auch bewusst bestimmte Aspekte herausgehoben.
VI Vorwort
Das vorliegende Lernbuch basiert auf Studienmaterial, das speziell für das Selbststudium im
Rahmen von Bachelor-Fernstudiengängen an der HFH – Hamburger Fern-Hochschule er-
stellt wurde. Die Inhalte wurden dazu in besonderer Weise fernstudiendidaktisch aufbereitet.
Die Autoren verbinden einen wissenschaftlichen und didaktischen Hintergrund mit berufs-
praktischer Erfahrung in der Logistik, zum Teil über viele Jahre. Entsprechend der fachlichen
Schwerpunkte haben die Autoren bestimmte Kapitel zu diesem gemeinsamen Lernbuch ver-
fasst. Claus Muchna zeigt in den ersten beiden Kapiteln den Gegenstand der Logistik und die
Elemente des Logistikmanagements auf. Jens Gutermuth hat das Kapitel zu den Systemen der
Transport-, Umschlags- und Lagerlogistik verfasst. Die Ausführungen zu Logistiknetzwerk-
planung und Transportketten stammen von Hans Brandenburg. Johannes Fottner führt in die
Elemente technischer Logistiksysteme ein. Die Erstellung des Buches erfolgte in sehr guter
konstruktiver Zusammenarbeit. Die immer wieder aufgekommenen fachlichen Diskussionen
haben zu einem in sich geschlossenen inhaltlichen Konzept geführt. Dem Verlag gilt der Dank
für die Chance, das Studienmaterial einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen und für
die vielfältige Unterstützung während der Manuskripterstellung.
Inhaltsverzeichnis
6 Glossar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
Serviceteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Stichwortverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literatur – 31
Logistik und Logik In der Literatur finden sich sehr unterschiedliche Hinweise auf den
Ursprung des Wortes Logistik (vgl. z. B. Pfohl 2010, S. 11; Schulte 2017,
S. 3). So erscheint es zunächst nahezuliegen, eine Ableitung vom Begriff
der Logik vorzunehmen. Es kann dabei auf die symbolische oder mathe-
matische Logik verwiesen werden. Grundsätzlich bezieht sich die Logik
auf die präzise Argumentation und das Ableiten von Schlussfolgerun-
gen, ganz unabhängig von dem Gegenstand der Betrachtung. Somit
erscheint diese erste sprachliche Ableitung zu allgemein gegriffen zu
sein, um den Gegenstand der Logistik darzulegen und von anderen
Bereichen abzugrenzen.
Logistik im Militärwesen Vielfach wird die Entwicklung der Logistik auf das Militärwesen
bezogen (vgl. z. B. Pfohl 2010, S. 11; Schulte 2017, S. 3). Dabei wird ter-
minologisch der Bezug zum französischen Begriff „loger“ hergestellt.
Dies kann mit logieren, unterbringen oder Quartier machen übersetzt
werden und deutet schon auf einen konkreten Bezug zur Logistik hin.
Ein prominenter Vertreter der frühen Militärwissenschaften ist der
Schweizer General Antoine-Henry Baron de Jomini, der 1837 ein noch
heute beachtetes Werk über die „Kriegskunst“ veröffentlichte. Jomini
(vgl. 2009, S. 194) bezieht sich bei der Ableitung des Wortes Logistik
aus der französischen Sprache auf den Major Général des Logis oder im
Deutschen den Quartiermeister. Dessen Aufgabe war es, die Quartiere
und Lager der Truppen sowie die Märsche zu organisieren. Hiermit ist
schon ein deutlich nachvollziehbarer Bezug zur Lagerung und zu Ver-
kehrsleistungen erkennbar.
Beispiel Quartiersleute Der Begriff der Quartiersmeister bzw. der Quartiersleute ist noch heute
im Hamburger Hafen präsent, besonders durch den Verein Hambur-
gische Quartiersleute von 1886 e. V. (vgl. Hafen Hamburg Marketing
2011). Der Verein vertritt noch heute die gewerbepolitischen Anliegen
von Mitgliedsunternehmen in diesem Segment. Entstanden ist der
1.1 · Herkunft der Logistik
3 1
eruf im 17. Jahrhundert. Obwohl es den Begriff noch nicht gab, kann
B
von einer frühen Anwendung des Outsourcings gesprochen werden.
Jeweils eine kleine Gruppe von Personen führte als Quartiersleute ein
selbstständiges Gewerbe aus. Diese übernahmen im Auftrag hambur-
gischer Kaufmannshäuser Dienstleistungen in dessen Speicher bzw.
Lager. Die Quartiersleute übernahmen die Aufgaben, die ansonsten
der sogenannte Küper als festangestellter Mitarbeiter erledigte, für
verschiedene Auftraggeber. Die Aufgaben umfassten die gesamte
Abwicklung von Warenimporten, von der Annahme und Kontrolle der
Waren bis zur Lagerung, ggf. inklusive Bearbeitung und Transport zu
den Empfängern. Da diese Personen im Speicher ihres Auftraggebers
arbeiteten, wurde dieser als ihr Quartier bezeichnet. Das Tätigkeitsfeld
der Unternehmen, die heute von dem Verein vertreten werden, ist im
Kern noch das gleiche wie zu Beginn der Entwicklung des Gewerbes.
Neben rein logistischen Funktionen der Lagerung, des Umschlags und
des Transports ergänzen besonders die Qualitätskontrolle sowie die
Veredlung und Bearbeitung von Waren das Dienstleistungsprofil. Die
Unternehmen firmieren heute eher unter Verwendung der Begriffe
Lagerhaltung oder Logistik.
Jomini (vgl. 2009, S. 1, 46) bezeichnet Logistik als einen Zweig der
Kriegswissenschaft neben Strategie, Taktik und Ingenieurskunst und
interpretiert sie als eng verbunden mit der Tätigkeit und Verantwort-
lichkeit eines Generalstabs. Logistik in seiner Interpretation dient
der Vorbereitung und Sicherung der Ausführung von Strategie und
Taktik.
Logistik umfasst nach Jomini (vgl. 2009, S. 46, 194 ff.) die Planung und
Führung von Truppenbewegungen, die Bestimmung und Führung
von Quartieren und Magazinen, die Regelung des Nachschubs sowie
den (Rück-)Transport aller Art.
Wenn wir lediglich den Begriff Truppe durch Waren / Güter und Quar-
tiere durch Lager ersetzen, gelangen wir bereits zu einer grundlegend
passablen Definition von Logistik. Die Berechnung der Märsche hat
in der modernen Güterlogistik den unmittelbaren Bezug zur Trans-
port- und Tourenplanung. Dabei geht es darum, einzelne Transporte
von einem zu einem anderen Ort zu planen (so die Strecke und die Ver-
kehrsmitteln) oder auch mehrere Transportvorgänge (z. B. die Beliefe-
rung mehrerer Abnehmer in einem Gebiet) optimal zu kombinieren.
4 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Mobilität als Grundbedürfnis Die Basis des Bedarfs an Logistik liegt im Streben nach Mobilität begrün-
det (vgl. Aberle 2009, S. 1 ff.). Mobilität im Sinne der Raumüberwindung
wird als ein Grundbedürfnis der Menschen angesehen. Die Mobilität
bezieht sich auf Personen, Güter und Informationen. Dabei ist ein unmit-
telbarer und enger Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen und
sozialen Entwicklung einer Gesellschaft und der Mobilitätsnachfrage
gegeben. So korreliert die Mobilität von Personen und Gütern positiv mit
dem Pro-Kopf-Einkommen einer Volkswirtschaft. Vereinfacht ausge-
drückt, bedeutet dies, dass mit zunehmendem (wirtschaftlichem) Wohl-
stand einer Gesellschaft die Menschen zunehmend reisen und zuneh-
mend Güter bewegt werden. Es werden dabei nicht nur mehr Güter ge- /
verbraucht und transportiert, sondern auch von und zu weiter entfern-
ten Lieferquellen und Abnehmern. Die Mobilität der Güter betrifft die
zwischenbetriebliche Beförderung von Roh- und Halbprodukten sowie
die Transporte von Fertigprodukten zu Endabnehmern.
Die Mobilität resultiert letztlich in der Nutzung von Verkehrsmit-
teln. Im Strukturbild der Mobilität wird zunächst zwischen Personen-
und Güterverkehr unterschieden (siehe . Abb. 1.1). Gegenstand des
Lernbuchs ist ausschließlich der Güterverkehr. Dieser vollzieht sich
innerbetrieblich (was statistisch nicht für die Volkswirtschaft ermittelt
wird) und außerbetrieblich. Der außerbetriebliche Güterverkehr wird
sowohl durch werkseigene Kapazitäten als auch gewerbliche Dienst-
leister ausgeführt (die genaue Definition und Differenzierung erfolgt
im 7 Abschn. 3.4). Gemessen wird das so insgesamt entstehende Trans-
portaufkommen in der Maßgröße Tonnenkilometer. Wenn eine Ladung
mit einer Tonne Gewicht über einen Kilometer transportiert wurde, so
entspricht dies einer Einheit Tonnenkilometer. Bei dieser Maßgröße
werden somit sowohl die transportierte Tonnage als auch die damit
zurückgelegten Entfernungen berücksichtigt.
Das Ausmaß des Personen- und besonders des Güterverkehrs steht
in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Arbeitsteiligkeit der
Wirtschaft. In einem Szenario, in dem eine lokale oder zumindest
regionale Produktion von Waren aller Art für den Bedarf primär der
Region erfolgt und die herstellenden Betriebe eine sehr große Wert-
schöpfungstiefe haben, konzentriert sich das Transportaufkommen im
Wesentlichen auf kurze Entfernungen innerhalb der Region. Ledig-
lich in begrenztem Umfang werden Eingangsstoffe und Handelswaren
über die Region hinaus bewegt. Heute ist die Wirtschaft jedoch durch
eine extreme Internationalisierung bis Globalisierung von Produktion,
1.1 · Herkunft der Logistik
5 1
Verkehrsmittelnutzung
Personenverkehr Güterverkehr
gewerbliche private
Verkehrsmittel Verkehrsmittel außerbetrieblich innerbetrieblich
gewerblicher
Verkehr Werkverkehr
Personenfahrten Transport-
(Beförderungsfälle) aufkommen
Personen-km Tonnen-km
Fahrzeug-km
Der Austausch von Gütern vollzieht sich innerhalb des Sektors der
Unternehmen sowie zwischen Unternehmen und den privaten Haus-
halten. Der Güteraustausch zwischen Unternehmen betrifft Roh-,
6 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Güterfluss
> Logistikprozesse verfolgen „den Zweck, die faktische Kundennutzen der Logistik
Verfügbarkeit von Gütern herzustellen“ (Large 2016, S. 57). Die
erfüllte Verfügbarkeit ist die Voraussetzung für die Nutzung
der Güter bzw. Waren (z. B. für den privaten Gebrauch, die
industrielle Verwendung oder den Verkauf) und stiftet damit
den eigentlichen Kundennutzen logistischer Leistungen.
? Übungsaufgaben
1.1.1) Wir haben den historischen Bezug der Logistik zum Militär
angesprochen. Aber auch heute hat die Logistik eine große
Bedeutung für militärische Einsätze. Überlegen Sie, welche
8 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Bereits bei der Betrachtung der Logistik als verbindendes Element zwi-
schen Güterbereitstellung und Güterverwendung wurde der Güterfluss
als wesentliches Charakteristikum der Logistikprozesse herausgestellt.
Es ist zunächst einleuchtend, dass Güterflüsse den wesentlichen Gegen-
stand der Güterlogistik betreffen. Hieran orientieren sich auch viele
Definitionen von Logistik.
Vielfach wird im Sprachgebrauch in der Praxis Logistik mit den
vier (oder auch mehr) „r“ beschrieben. Das „r“ steht dabei für „richtig“.
Die vier „r“ als Logistikdefinition Es ist Aufgabe der Logistik, dass jeweils die richtigen Waren
(nach Art und Menge) im richtigen Zustand (z. B. unversehrt) zur
richtigen Zeit (z. B. zum vereinbarten Termin) am richtigen Ort
(korrekte Lieferadresse des Kunden) zugestellt werden (vgl. z. B.
Heiserich et al. 2011, S. 8; Pfohl 2010, S. 12).
„Zur Logistik gehören alle Tätigkeiten, durch die die raumzeit- Güterflussorientierte
liche Gütertransformation und die damit zusammenhängenden Logistikdefinition
Transformationen hinsichtlich der Gütermengen und -sorten, der
Güterhandhabungseigenschaften sowie der logistischen Deter-
miniertheit der Güter geplant, gesteuert, realisiert oder kontrol-
liert werden. Durch das Zusammenwirken dieser Tätigkeiten soll
ein Güterfluss in Gang gesetzt werden, der einen Lieferpunkt
mit einem Empfangspunkt möglichst effizient verbindet.“ (Pfohl
2010, S. 12)
Güter- und Nach Isermann (vgl. 2008, S. 875) ist Logistik eine spezifische
informationsflussorientierte Managementkonzeption zur Gestaltung und Lenkung von
Logistikdefinition Objektflüssen. Das operative Logistikmanagement betrifft das
zielgerichtete Lenken und Kontrollieren von Güter- und Informa-
tionsflüssen.
Wird in der Logistik entschieden, dass zur Erreichung einer hohen Lie-
ferfähigkeit ein hoher (Sicherheits-)Bestand an Fertigprodukten vor-
gehalten werden soll, so wäre diese Entscheidung bei alleiniger Be-
rücksichtigung der Optimierung des Güterflusses (schnelle und voll-
ständige Lieferfähigkeit) zunächst unproblematisch. Wird jedoch die
Auswirkung auf den Finanzfluss im Sinne der Kapitalbindung und der
Lagerungskosten ebenfalls in die Entscheidung einbezogen, wird es
zu einer ausgewogenen Entscheidung zugunsten der Optimierung so-
wohl des Güter- als auch des Finanzflusses kommen.
„Die Logistik ist eine moderne Führungskonzeption zur Ent- Güter-, informations- und
wicklung, Gestaltung, Lenkung und Realisation effektiver und finanzflussorientierte
effizienter Flüsse von Objekten (Güter-, Informations-, Geld- und Logistikdefinition
Finanzflüsse) in unternehmensweiten und unternehmensüber-
greifenden Wertschöpfungssystemen.“ (Göpfert 2013, S. 22)
Logistikdefinition der BVL „Logistik ist die ganzheitliche Planung, Steuerung, Koordination,
Durchführung und Kontrolle aller unternehmensinternen und
unternehmensübergreifenden Informations- und Güterflüsse.“
(BVL 2017)
Logistikdefinition des CSCMP „Logistics management is that part of supply chain management
that plans, implements, and controls the efficient, effective
forward and reverses flow and storage of goods, services and
related information between the point of origin and the point of
consumption in order to meet customers’ requirements.“ (CSCMP
2017)
Rückläufige Objektflüsse Auch das CSCMP wählt eine managementorientierte Definition der
Logistik und bezieht die gesamte Wirtschaftskette von der Urpro-
duktion bis zum Endkonsumenten ein. Ergänzt wird in dieser Defini-
tion, dass nicht nur der (Güter-)Fluss hin zur Verwendung der Waren
betrachtet wird, sondern auch rückläufige Objektflüsse. Letztere
betreffen (z. B. nicht verkaufte, defekte) Güter, Abfall- / Reststoffe und
Ladungsträger (z. B. Paletten, Versandkisten aller Art, leere Container).
Auch damit verbundene Informationen fließen in beide Richtungen.
Wir haben Transport bereits als einen Kernprozess der Logistik heraus-
gestellt. Rein umgangssprachlich erscheinen Transport und Verkehr
synonym zu sein. Im Folgenden sollen die drei Begriffe Transport,
Verkehr und Logistik als aufeinander aufbauende Konzepte nach
Ihde (vgl. 2001 S. XV–20) abgegrenzt werden (siehe . Abb. 1.3). Diese
Abgrenzung erfolgt problemorientiert anhand der jeweils erbrachten
(Dienst-)Leistungen.
Transport umfasst alle Vorgänge, die die Raumkoordinaten der Transport
Güter verändern. Dies ist grundsätzlich gegeben, wenn eine Güterein-
heit von einem Ort A zu einem Ort B bewegt wurde.
Verkehr ist eine räumlich und zeitlich abgestimmte Verknüp- Verkehr
fung der Güterbereitstellung (Produktion) und der Güterverwen-
dung (Konsumtion) (siehe auch . Abb. 1.2). Die Überbrückung des
Raumes (im Sinne des Transports) ist hierbei jedoch zeitlich definiert.
Der zeitlich abgestimmte Transportvorgang zeigt sich z. B. in einer
bestimmten zeitlichen Lage eines Transports, in einem Fahrplan im
Linienverkehr oder in der Anzahl der Abfahrtfrequenzen. Spezifiziert
sein kann die Verkehrsleistung auch dadurch, ob der Transport direkt
von A nach B durchgeführt wird oder ein Umschlag der Güter z. B.
von der Straße auf die Bahn erfolgt. Eine Verkehrsleistung beinhaltet
somit eine Transportleistung, hat aber Leistungsaspekte, die darüber
hinausgehen.
Logistik ist in dieser stufenweisen Abgrenzung eine (individuelle) Logistik
Problemlösung unter Beachtung der Wechselwirkungen mit Produk-
tions- und Konsumtionsprozessen. Eine Logistikleistung umfasst eine
Verkehrs- und Transportleistung, geht aber darüber hinaus. So kann
vereinbart werden, dass Bauteile für die Produktion zu exakten Ter-
minen in Abstimmung mit dem Produktions- bzw. Montageablauf
angeliefert werden (sogenannte Just-in-Time-Anlieferung). Auch
der Transport von Früchten mit einer Steuerung von Temperatur und
Atmosphäre im Container zur Sicherung der Frische stellt eine Logis-
tikleistung dar, die über Transport und Verkehr hinausgeht.
14 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Logistik
Handelslogistik
Kooperation Dienstleister
Dienstleistungslogistik
Kooperation verladende
Wirtschaft und Dienstleister
Logistik anderer
Organisationen
. Abb. 1.4 Abgrenzung Mikro-, Makro- und Metalogistik (vgl. Gleißner und Femerling 2012, S. 13)
1.2 · Definition der Logistik und Abgrenzung des Gegenstands
15 1
Die Mikrologistik betrachtet die einzelwirtschaftliche Ebene der Mikrologistik
Logistik. Dies kann die individuelle Logistik privater oder öffentli-
cher Organisationen betreffen. Zwischen Mikro- und Makrologistik
bestehen diverse Zusammenhänge und Wechselwirkungen. So werden
logistische Infrastrukturelemente (so Bahntrassen und Umschlagsanla-
gen) von (privaten) Unternehmen erstellt und betrieben. Diese müssen
dabei sinnvoll in das makrologistische Gesamtkonzept eingebunden
werden. Die Durchführung mikrologistischer Logistik (wie der Trans-
port von Waren) und deren Effektivität sind auch von der makrolo-
gistischen Infrastruktur abhängig. Die Mikrologistik wird jedoch stets
nach einzelwirtschaftlichen Zielen und Belangen ausgerichtet. Mikro-
logistik wird besonders in Industrie-, Handels- und Dienstleistungs-
unternehmen betrieben. Für die Industrie- und Handelsunternehmen
ist Logistik (in aller Regel) eine Sekundärleistung, d. h. sie ist nicht der Logistik als Primär- und
Hauptzweck des Unternehmens, sondern eine notwendige Servicefunk- Sekundärleistung
tion. Für Logistik-Dienstleistungsunternehmen stellt die Logistik den
eigentlichen Betriebszweck dar und wird als Primärleistung angesehen.
Mit Metalogistik werden alle institutionellen und funktionellen Metalogistik
Kooperationen zur logistischen Leistungserstellung zwischen verschie-
denen Organisationen der Mikrologistik angesprochen. Hierbei können
Industrie- bzw. Handelsunternehmen untereinander oder miteinander
kooperieren. Beide Segmente werden zusammen als verladende Wirt-
schaft bezeichnet. Dieser Begriff kennzeichnet verkürzt den Charakter
dieser Unternehmen als Auftraggeber der Logistikdienstleister (siehe
Glossar). So kann es trotz der Wettbewerbssituation vorteilhaft sein,
dass zwei oder mehrere Hersteller die Belieferung der (häufig) selben
Handelsketten gemeinsam durchführen. Hierdurch können etwa Trans-
portkapazitäten gemeinsam besser ausgelastet werden. Bei der Ausfüh-
rung von Logistikdienstleistungen durch spezialisierte Dienstleister ist
es häufig sinnvoll oder gar notwendig, dass diese in einer horizontalen
Kooperation zusammenarbeiten. Ein flächendeckendes Verteilungs-
netzwerk können die Dienstleister oftmals nur in Kooperationen rea-
lisieren und anbieten (siehe 7 Abschn. 4.1.2). Auch der Ladungsaus-
tausch ist ein klassischer Kooperationsgegenstand. Hierbei realisieren
z. B. zwei primär regionale Transportanbieter jeweils Rückladungen in
das Heimatgebiet des Kooperationspartners. Gemeinsam wird es ihnen
eher möglich sein, ein ausgeglichenes Ladungspotenzial in beide Ver-
kehrsrichtungen zu generieren. Im Rahmen einer Arbeitsteilung ver-
geben Unternehmen der verladenden Wirtschaft vielfach logistische
Aufgaben an Logistikdienstleister. Hierbei kommt es auch zu intensi-
ven Kooperationsbeziehungen.
? Übungsaufgaben
1.2.1) Argumentieren Sie, warum in eine flussorientierte
Definition der Logistik neben den Güterflüssen auch
Informations- und Wertflüsse explizit einzubinden sind.
1.2.2) Was grenzt eine Verkehrsleistung gegenüber einer
Transportleistung ab?
16 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
. Abb. 1.5 Beispielhafte Darstellung einer Supply Chain (vgl. Eßig et al. 2013, S. 6)
Eine Supply Chain ist eine unternehmensübergreifende Wert- Definition Supply Chain
schöpfungskette, bei der die Güter- und Informationsflüsse zwi-
schen den Partnern der Kette (vom Rohstofflieferanten bis zu den
Handelsstufen) abzustimmen sind (vgl. Eßig et al. 2013, S. 9).
Anspruch des SCM Supply Chain Management (SCM) erhebt den Anspruch, Supply
Chains bzw. Lieferketten / -netzwerke zu managen und zu steuern
(vgl. Eßig et al. 2013, S. 12–18). Der Steuerungsanspruch wird damit
von der Ebene der einzelnen Organisation auf die Ebene des Netzwerks
gehoben. SCM ist eine neue Form der Koordination mehrerer betei-
ligter Organisationen auf übergeordneter Ebene. Aufgrund zuneh-
mender Arbeitsteilung in komplexen Liefernetzwerken entstehen hohe
Koordinationsnotwendigkeiten und -kosten. Diese zu optimieren, ist
Aufgabe und Ziel des SCM. Es geht letztlich auch darum, ein Optimum
von Arbeitsteilung und Koordination zu entwickeln. In diesem Zusam-
menhang stellt sich auch die Frage, wer dieses Management für das
Netzwerk übernimmt. Kann ein Unternehmen (ggf. aufgrund seiner
Marktmacht oder zentralen Stellung) das Netzwerk steuern oder
kann dies kooperativ erfolgen? Auch bei einer expliziten Steuerung
eines komplexen Netzwerks wird diese immer auch durch Effekte der
Fremd- und Selbststeuerung beeinflusst sein (vgl. Eßig et al. 2013,
S. 16). Wenn darüber nachgedacht wird, dass ggf. (zukünftig) eher
solche Netzwerke (Supply Chains) als einzelne Unternehmen im Wett-
bewerb zueinander stehen werden, so ist zu bedenken, dass die meisten
Unternehmen in mehrere (zum Teil konkurrierende) Netzwerke einge-
bunden sind. Ob komplexe Supply Chains zumal über mehrere Stufen
stringent gemanagt und auf eine einheitliche Zielsetzung hin gesteu-
ert werden können, ist daher fraglich. Dem widerspricht aber nicht
der Anspruch, in definierten Supply Chains möglichst gute Koordi-
nationsmaßnahmen zwischen Teilnehmern des Netzwerks anzustre-
ben. Gut vorstellbar ist es, dass in einer Supply Chain parallel Koordi-
nations- und Konkurrenzbeziehungen bestehen, auch zwischen den
gleichen Akteuren.
1.3 · Supply Chain Management und Logistik/-management
19 1
Als zentraler Aspekt für die Notwendigkeit, Supply Chains zu Bullwhip-Effekt
managen wird meist der sogenannte Bullwhip-Effekt bzw. Forrester-
Effekt (genannt nach dem Autor, der diesen Effekt zuerst erläutert hat)
genannt (vgl. Eßig et al. 2013, S. 7, 22). Dieser Effekt betrachtet, wie sich
Bedarfsschwankungen in einer Supply Chain von Stufe zu Stufe ver-
stärken. Es ist zu beobachten, dass sich kleine Schwankungen der End-
kundennachfrage (z. B. nach dem Konsumgut Bier) über die nachfol-
genden Handelsstufen bis zur Produktionsstufe immer mehr aufbauen.
Eine relativ kleine Schwankung bei den Konsumenten führt zu erheb-
lich verstärkten Schwankungen der Nachfrage letztlich bei den Produk-
tionsbetrieben. Erklärt wird dies durch die begrenzte und zeitverzögerte
Information über den Bedarf, den eine jede Stufe in der Supply Chain
erhält. So bauen sich bei gering steigender Endnachfrage über die Lie-
ferstufen die Bestellmengen und Lagerbestände überproportional auf.
Bei einer kooperativen Steuerung einer Supply Chain mit einem besse-
ren Informationsaustausch wird erwartet, dass dieser Effekt reduziert
oder eliminiert werden kann.
Inwieweit SCM mit einer weiterentwickelten Logistik gleichzusetzen Zwei Definitionsgruppen zum
oder ein umfassenderer Ansatz des Managements von Supply Chains SCM
ist, ist in der Literatur höchst umstritten. So unterscheidet Göpfert
(vgl. 2013, S. 24–28) zwei Definitionsgruppen. Die erste Gruppe von
Autoren interpretiert SCM als eine neue Entwicklungsstufe der Logistik.
So wird von Wallenburg und Weber (vgl. 2005, S. 750 f.) SCM mit der
Entwicklungsstufe der Logistik zu einer unternehmensübergreifenden
Flussorientierung oder von Vahrenkamp und Kotzab (vgl. 2012, S. 26)
als ganzheitliche Betrachtung der Logistikkette zur Abstimmung der
Güterströme interpretiert. Die zweite Gruppe sieht SCM als das umfas-
sendere Konzept an und sieht Logistik als Teil des SCM (vgl. z. B. Bower-
sox et al. 2013, S. 4), wobei zum Teil dabei Logistik auf die unterneh-
mensinterne Perspektive begrenzt wird (siehe auch die Diskussion zu
Supply Chain und Logistikkette in 7 Abschn. 1.3.1). Die erweiterte Sicht
von SCM bei dieser Autorengruppe rückt SCM in die Nähe zu einem
allgemeinen, zumindest umfänglichen interorganisationalen Manage-
ment von Geschäftsprozessen, Netzwerkmanagement und Koopera-
tionsmanagement. Auch wenn SCM als ein umfassenderes Konzept
interpretiert wird, muss daraus nicht zwangsläufig gefolgert werden,
dass Logistik insgesamt Teil des SCM ist. Large (vgl. 2016, S. 56) führt
als weitere Interpretation an, dass sich Logistik und SCM in einem inter-
sektionistischem Verständnis teilweise überscheiden.
Die Diskussion zur definitorischen Abgrenzung von SCM und SCM vs. Logistik/-management
Logistik/-management ist als „offen“ anzusehen. Sie hängt insbeson-
dere auch davon ab, wie umfassend Logistik definiert wird. Es erscheint
dabei wenig schlüssig, Logistik auf die einzelwirtschaftliche bzw. inner-
betriebliche Perspektive zu beschränken (siehe nur die Diskussion zur
Metalogistik). Auch bei einer erweiterten Sicht der Logistik, die insbe-
sondere die unternehmensübergreifende Flussorientierung berücksich-
tigt, erscheint eine Abgrenzung zu SCM schlüssig zu vollziehen zu sein.
Hierbei wird SCM als das umfassendere Konzept zum Management von
20 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Der Anspruch des SCM, Supply Chains aktiv zu managen, wird damit
auf grundsätzlich alle Bereiche bezogen, die zur Optimierung der Aus-
tauschprozesse in der Kette oder in dem Netzwerk beitragen können.
Logistik allein bzw. isoliert betrachtet, kann diesen Anspruch nicht
erfüllen. Gleichwohl erfährt Logistik/-management durch Konzepte
des SCM eine Weiterentwicklung in Richtung einer unternehmens-
übergreifenden Flussorientierung und kooperativer Ansätze. Dies allein
begründet aber keine neue Disziplin; es ist eine konsequente Weiter-
entwicklung der Logistik im Kontext von SCM. Diese Entwicklung ist
in der „Natur“ der Logistik einbegriffen. Eine Gleichsetzung von SCM
und Logistik/-management birgt die Gefahr in sich, die Logistik defi-
nitorisch zu „verwässern“, indem etwa Logistik auf eine funktionsüber-
greifende Realisierung einer Flussorientierung bezogen wird (vgl. z. B.
Wallenburg und Weber 2005, S. 750).
Auch Autoren, die SCM als eine neue, höhere Entwicklungsstufe der
Logistik interpretieren und damit beide Begriffe auf dieser Stufe gleich-
setzen, geben Definitionen, die eine weit umfassendere Interpretation
zulassen, so auch Göpfert.
Definition SCM nach Göpfert „Das Supply Chain Management bildet eine moderne Konzep-
tion für Unternehmensnetzwerke zur Erschließung unterneh-
mensübergreifender Erfolgspotenziale mittels der Entwicklung,
Gestaltung, Lenkung und Realisierung effektiver und effizienter
Güter-, Informations-, Geld- und Finanzflüsse.“ (Göpfert 2013,
S. 32)
„Supply chain management encompasses the planning and Definition SCM des CSCMP
management of all activities involved in sourcing and procu-
rement, conversion, and all logistics management activities.
Importantly, it also includes coordination and collaboration with
channel partners, which can be suppliers, intermediaries, third
party service providers, and customers. In essence, supply chain
management integrates supply and demand management within
and across companies.“ (CSCMP 2017)
Definition SCM nach Eßig et al. „Supply Chain Management ist die kooperative Koordination von
Material-, Informations- und Finanzflüssen in Unternehmensnetz-
werken durch Schaffung integrativer, funktionsübergreifender
Führungs- und Ausführungsprozesse mit dem Ziel, Wettbewerbs-
vorteile bei Endkunden zu realisieren und somit die Wirtschaftlich-
keit des Gesamtnetzwerkes zu erhöhen.“ (Eßig et al. 2013, S. 41)
Wenn wir die Entwicklung der Logistik betrachten und diese auch in
den Kontext des Supply Chain Management stellen, so lassen sich drei
Stufen der Integration der Logistik erkennen.
Die erste Integrationsstufe ist in Verbindung mit der Charakteri-
sierung der Logistik als Querschnittsfunktion zu sehen. Die Grund-
funktionen des Unternehmens werden unmittelbar aus der Markt-
aufgabe abgeleitet. Hierzu zählen z. B. Beschaffung, Produktion und
Absatz. Die Querschnittsfunktionen sind notwendig, um die Grund-
funktionen ausführen zu können, u. a. sind dies das Personalwesen,
das Finanzmanagement und die Logistik. Die Logistik durchdringt die
Grundfunktionen des Unternehmens und steht mit diesen in vielfälti-
gen Beziehungen und Wechselwirkungen. Entsprechend ist die Logistik
als betriebswirtschaftliche Funktion in dieses Geflecht zu integrieren.
Sie erhebt damit zugleich den Anspruch auf Mitwirkungsrechte bei der
Gestaltung anderer Funktionen mit dem Ziel, optimale Material- und
1.4 · Subsysteme der Logistik
23 1
Güterflüsse zunächst im Unternehmen zu gestalten. Es handelt sich
somit um eine unternehmensinterne Integration. Sofern Logistik bei
Entscheidungen in der Beschaffung und im Vertrieb mitwirkt, können
sich auch Aspekte der zweiten Integrationsebene ergeben.
Die zweite Integrationsebene betrifft die unternehmensübergrei-
fende Integration. Hierbei geht es darum, die bilateralen logistischen
Schnittstellen mit vor- und nachgelagerten Organisationen in der Wert-
schöpfungskette (Lieferanten und Kunden) zu optimieren.
Die dritte Integrationsebene der Logistik vollzieht sich im Kontext
des Supply Chain Management. Hierbei ist der Anspruch gegeben, die
logistischen Strukturen und Prozesse wertschöpfungskettenübergrei-
fend zu integrieren. Dies soll im Idealfall über eine gesamte Lieferkette
bzw. in einem komplexen Netzwerk erfolgen. Bereits die zweite Ebene
der Integration ergibt erste Ansätze zur logistischen Umsetzung einer
SCM-Strategie.
? Übungsaufgaben
1.3.1) Strukturieren Sie eine Lieferkette oder ein Liefernetzwerk
aus der Sicht des Unternehmens, in dem Sie arbeiten
oder das Sie gut kennen. Überlegen Sie auch, welche
(logistischen und anderen) Verknüpfungen es zumindest
zu den unmittelbaren Geschäftspartnern gibt.
1.3.2) Betreibt ein Unternehmen SCM oder wird SCM in einer
Lieferkette bzw. einem Netzwerk betrieben?
1.3.3) Überlegen Sie (weitere) Beispiele für Maßnahmen des SCM,
die über Logistik hinausgehen.
1.3.4) Formulieren Sie Beispiele für die sieben Merkmale des SCM.
1.3.5) Konkretisieren Sie die drei Integrationsstufen der Logistik
anhand von Beispielen.
Definition System Ein System ist eine Anordnung von ggf. weiter unterteilbaren Ele-
menten, die miteinander in Beziehung stehen (Aufbaustruktur).
Die Ablaufstruktur innerhalb des Systems wird durch Regeln
und Attribute beschrieben (vgl. Kuhn 2008, S. 76).
Rückkopplung
Eine erste mögliche Bildung von Subsystemen orientiert sich an den Verrichtungsspezifische
Aufgaben der Logistik (vgl. Pfohl 2010, S. 18, 20). Abgeleitet aus der Subsysteme
raumzeitlichen Gütertransformation (siehe Definition Logistik in
7 Abschn. 1.2.1) können verrichtungsspezifische Subsysteme der
Logistik abgegrenzt werden (siehe . Abb. 1.7).
Zunächst lassen sich TUL-Funktionen erkennen. Als ein Subsys- Transportsystem
tem ist das Transportsystem gegeben. Dies beinhaltet den innerbe-
trieblichen und außerbetrieblichen Transport. Das Transportsystem
besteht aus den Transportgütern (die wesentliche Anforderungen an
den Transport stellen), den Transportmitteln (die für die Durchführung
der Raumüberbrückung erforderlich sind) und den Transportprozes-
sen (vgl. Pfohl 2010, S. 149 f.).
Das System der Lagerung untergliedert Pfohl nochmals in das Lagerhaussystem
Lagerhaus- und das Lagerhaltungssystem. Mit dem Lagerhaussystem
werden die organisatorischen, physischen (baulichen) und technischen
Dimensionen des Lagerhauses angesprochen (vgl. Pfohl 2010, S. 112 ff.).
Lagerhäuser in den unterschiedlichsten Ausprägungen nehmen Waren
vorübergehend auf, bis sie im logistischen Prozess weiter gehandhabt
werden. Lagerhäuser können in einem Logistikprozess Liefer- und
Empfangspunkte sein. Sie sind u. a. gekennzeichnet durch ihren Stand-
ort, ihre spezifische Funktion in der Logistikkette (z. B. als Ausliefe-
rungslager für Fertigprodukte oder als Vorratslager für Eingangsma-
terialien oder Ersatzteile) und die Technik zur Handhabung der Güter
im Lager (siehe hierzu 7 Abschn. 5.4).
Das Lagerhaltungssystem bezieht sich auf die ökonomischen Lagerhaltungssystem
Aspekte der Lagerbestände. Dies umfasst alle Entscheidungstatbestände,
die Einfluss auf die Lagerbestände haben (Bestandsmanagement) (vgl.
Produktions- Versorgungs-/
faktoren Logistiksystem Lieferservice
Lagerhaltungssystem
Verpackungssystem
Logistik-
Logistikkosten leistungen
. Abb. 1.7 Verrichtungsspezifische Subsysteme der Logistik (vgl. Pfohl 2010, S. 20)
26 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Unternehmenslogistik
Marketinglogistik
Materiallogistik
Beschaf-
Zulieferungs- Beschaffungs- Produktionsprozess Absatz- Auslieferungs- Absatz-
fungs-
lager lager Zwischenlager lager lager markt
markt
Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
Güterfluss
Entsor-
gungs-
markt
Entsorgungslogistik
. Abb. 1.8 Phasenspezifische Subsysteme der Logistik (vgl. Pfohl 2010, S. 19)
1.4 · Subsysteme der Logistik
29 1
bis zur Bereitstellung der Güter für die Produktion eines herstellenden
Unternehmens oder für den Verkauf eines Handelsunternehmens. Bei
einem Industrieunternehmen werden die Güter an ein unmittelbar an
der Produktion gelegenes Beschaffungslager geliefert. Eventuell ist ein
Zulieferungslager zwischengeschaltet, in dem z. B. die Zulieferungen
vieler kleiner Lieferanten gesammelt werden, um diese gebündelt zu
transportieren. Bei der späteren Erläuterung von sogenannten Just-in-
Time-Anlieferungen (siehe 7 Abschn. 4.1.5) werden wir sehen, dass ein
Beschaffungslager auch aus der Logistikkette eliminiert werden kann.
In einem herstellenden bzw. verarbeitenden Unternehmen schließt Produktionslogistik
sich die Produktionslogistik an. Ihr Gegenstand sind ebenfalls die Ein-
gangsgüter und -materialien, die den einzelnen Fertigungsstellen zuge-
führt werden. Weiterhin werden Halb- und Fertigfabrikate innerhalb
des Fertigungsprozesses logistisch gehandhabt. Innerhalb des Produk-
tionsprozesses können Zwischenlagerungen von weiter zu bearbeiten-
den Halbfabrikaten notwendig sein. Die logistische Spanne endet mit
der Übergabe der Fertigfabrikate und Ersatzteile an das Absatzlager,
welches unmittelbar nahe der Produktion liegt. Die Produktionslogistik
umfasst somit eine rein unternehmensinterne Logistikspanne. Bei einer
vernetzten Fertigung, verteilt auf mehrere Standorte, ergeben sich auch
Transporte zwischen den Betrieben eines Unternehmens.
Mit Intralogistik können die logistischen Material- und Waren- Intralogistik
flüsse bezeichnet werden, die sich innerhalb eines Betriebsgeländes
abspielen. Dies ist in einem verarbeitenden Unternehmen ein wesent-
licher Teil der Produktionslogistik oder mit dieser identisch. In einem
Handelsunternehmen kann die Logistik in einem selbst betriebenen
Lagerhaus als Intralogistik bezeichnet werden, wobei diese dann Teil
der Beschaffungs- oder Distributionslogistik ist. Auf die Intralogistik
wird in 7 Kap. 5 eingegangen.
Beschaffungs- und Produktionslogistik werden zur Materiallogistik Materiallogistik
zusammengefasst. Die Logistikspanne erstreckt sich auf den Material-
fluss und den hierfür erforderlichen Informationsfluss von den Liefe-
ranten bis zur Herstellung absatzfähiger Produkte.
Als Exkurs soll an dieser Stelle eine Abgrenzung zwischen Beschaf- Materialwirtschaft
fungslogistik und Materialwirtschaft vorgenommen werden, wobei es
auch Überschneidungsbereiche gibt. Gegenstand der Materialwirt-
schaft ist die physische und vor allem rechtliche (durch Verträge begrün-
dete) Verfügbarkeit des Materials (so durch Eigentumserwerb). Sie
umfasst Beschaffung, Lagerhaltung (mit dem Schwerpunkt Bestands-
management) und ggf. innerbetriebliche Transporte (vgl. Bichler et al.
2010, S. 3). Die Beschaffungslogistik umfasst die Raum- und Zeitüber-
brückung bei der Bereitstellung der Güter für die Produktion.
Die verkaufsfertigen Waren (inklusive Ersatzteile) und / oder Han- Distributionslogistik
delswaren sind Gegenstand der Distributionslogistik. Bei einem ver-
arbeitenden Unternehmen werden die Waren zur Distribution im
Absatzlager bereitgestellt. Zur Bedienung großer Absatzgebiete können
bei diesen Unternehmen (wie auch bei Handelsunternehmen) einerseits
zusätzlich mehrere regionale Auslieferungslager eingerichtet werden.
30 Kapitel 1 · Definition und Strukturierung des Gegenstands der Logistik
? Übungsaufgaben
1.4.1) Sofern in dem Unternehmen, in dem Sie tätig sind (oder
das Sie gut kennen), eine eigene Logistik vorhanden ist,
untergliedern Sie diese in sinnvolle Subsysteme.
1.4.2) Differenzieren Sie zwischen Lagerhaus- und Lagerhal-
tungssystem und überlegen Sie sich Beziehungen
zwischen beiden Subsystemen.
1.4.3) Kennzeichnen Sie die Schnittstellen zwischen
Beschaffungs- und Produktionslogistik einerseits
sowie zwischen Produktions- und Distributionslogistik
andererseits.
1.4.4) Welche Schnittstellen sehen Sie zwischen Beschaffungs-
und Distributionslogistik?
1.4.5) Überlegen Sie sich konkrete Beispiele von rückläufigen
logistischen Strömen (aus Sicht des Absatzmarkts), die
das Unternehmen erreichen, indem Sie beschäftigt sind
(oder das Sie gut kennen), und solche, die von diesem
Unternehmen ausgehen.
Literatur
Elemente des
Logistikmanagements
2.1 Gegenstand des Logistikmanagements – 34
2.1.1 Definition des Logistikmanagements – 34
2.1.2 Modell des Logistikmanagements – 38
2.1.3 Normatives, strategisches und operatives Logistikmanagement – 39
2.4 Logistikcontrolling – 66
2.4.1 Definition Controlling – 66
2.4.2 Aufgaben des Controllings in der Logistik – 67
2.4.3 Logistikkennzahlen – 69
Literatur – 74
2
Lernziele Nachdem Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, sind Sie
in der Lage,
55die Begriffe Management und (Unternehmens-)Führung zu
interpretieren und einzuordnen,
55die Managementfunktionen bzw. -aufgaben zu strukturieren,
55Logistikmanagement in den Kontext des Managements eines
Unternehmens einzuordnen,
55die Aspekte des normativen, strategischen und operativen
Logistikmanagements voneinander abzugrenzen.
Funktion Institution
(Managementaufgaben) (Managementeinheiten)
Planung
Organisation Gremien Einzelpersonen
Kontrolle Vorstand Unternehmer/in
Personal / Führung Geschäftsleitung Manager/in
Information
Bereichsleitung Leitende/r
usw. Angestellte/r
Top-, Middle-,
Lower-Manager
Planung Kontrolle
Controlling
Personaleinsatz
Information
und -führung
Organisation
Produktion
Umschlagen
Kommissionieren
n
ne
Flüsse
ng
io
g
Verpacken und Signieren
tin
ffu
kt
n
ke
ha
Fu
Transport
ar
sc
s
us
M
Be
rfl
Lagerung
te
Gü
ss
flu
Auftragsabwicklung
ns
io
Forschung und Entwicklung
at
rm
fo
Intraorganisatorischer Interorganisatorischer
ss
In
lu
Aufbau Aufbau
ef
cht
Re
Dienstleister
ss
lu
zf
an
Fin
Unter-
Lieferant Kunde
nehmen
Öffentliche Hand
Institutionen
Eine weitere Differenzierung bezüglich des Managements betrifft die Handlungsebenen des
folgenden drei Handlungsebenen des normativen, strategischen und Managements
operativen Managements (vgl. Göpfert 2013, S. 143ff.)
„Das normative Management entwickelt die grundlegenden Werte, Normatives Management
generellen Ziele, Handlungsnormen und Spielregeln für das strategi-
sche und operative Management“ (Göpfert 2013, S. 143). Die Aussagen
des normativen Managements sind eng verbunden mit der Identität
eines Unternehmens. Diese muss gleichermaßen nach innen und außen
wirken. Sie gibt intern den Mitarbeitern Orientierung bei der Ausfüh-
rung ihrer Aufgaben und trägt diese Orientierung über eine ganzheit-
liche Kommunikation und adäquate Handlungsweisen an die Partner
in der Supply Chain bzw. darüber hinaus an alle relevanten Stakeholder.
Das normative Logistikmanagement gibt den Rahmen für das strategi- Strategisches
sche Logistikmanagement vor. Das strategische Logistikmanagement Logistikmanagement
formuliert eine grundlegende Vision der Logistik für eine Organisa-
tion und entwickelt entsprechende Logistikstrategien, um die Vision
zu erreichen (vgl. Göpfert 2013, S. 195). Strategische Logistikentschei-
dungen sind auf einen längeren Zeithorizont ausgerichtet.
Operatives Logistikmanagement agiert im Rahmen der Logistik- Operatives Logistikmanagement
strategien. Aufgabe ist es, die in den Strategien formulierten Erfolgs-
optionen zu realisieren und damit die Strategien im Tagesgeschäft
umzusetzen (vgl. Göpfert 2013, S. 333). Diese Sichtweise sollte um die
Maßnahmen zur Vermeidung des Eintretens von Misserfolgsoptionen
42 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
? Übungsaufgaben
2.1.1) Erläutern Sie kurz mindestens je zwei konkrete
Beispiele aus der Logistik für die verschiedenen
Managementfunktionen.
2.1.2) Erörtern Sie die Stellung der Informationsfunktion in einem
Logistikmanagementsystem.
2.1.3) Erklären Sie kurz die beiden grundlegenden Funktionen
des Logistikmanagements und konkretisieren Sie diese
anhand von Beispielen.
2.1.4) Formulieren Sie jeweils eine generelle Logistikzielsetzung
bezogen auf die vier Dimensionen des normativen Logistik-
managements. Beziehen Sie diese, soweit möglich, auf das
Unternehmen, in dem Sie tätig sind.
Versorgungs- / Lieferservice
Die Lieferzeit umfasst die Zeitspanne von der Auftragserteilung durch Lieferzeit
den Kunden (z. B. Versand bzw. Eingang der Bestellung) bis zur Auf-
tragserfüllung (z. B. Zeitpunkt der Auslieferung, Abnahme oder Erhalt
der Ware). Sie besteht aus mehreren Zeitelementen:
55 Zeit für die Erstellung und Übermittlung des Auftrags vom
Kunden an den Lieferanten
55 ggf. Zeit für die Vorbereitung und Durchführung der (auftrags-
bezogenen) Produktion
55 Kommissionier-, Verpackungs-, Verladungs- und Transportzeiten
Eine hohe Lieferqualität ist für Abnehmer von Lieferungen bei produk-
tionssynchroner Beschaffung von zentraler Bedeutung. Werden bei
einer Just-in-Time-Anlieferung an eine Montagelinie Teile nicht exakt
zum vereinbarten Zeitpunkt angeliefert oder sind diese (qualitativ)
nicht einbaufähig, kommt es zu Störungen des Montageprozesses.
2.2.4 Logistikeffizienz
Umsatz
Gewinn,
Umsatz,
Kosten
Kosten
Gewinn
gewinnoptimales
Serviceniveau
90 95 100 Versorgungs-/Liefer-
minimales Serviceniveau empfohlener serviceniveau in %
Arbeitsbereich
. Abb. 2.5 Entwicklung von Umsatz, Gewinn und Kosten in Abhängigkeit vom Versorgungs-/Lieferserviceniveau (in
Anlehnung an Pfohl 2016, S. 91)
? Übungsaufgaben
2.2.1) Welche beiden grundlegenden Zieldimensionen der
Logistik sind zu unterscheiden und woraus werden sie
abgeleitet?
2.2.2) Strukturieren Sie die Komponenten des Versorgungs- und
Lieferservices in vier Kategorien und formulieren Sie jeweils
ein konkretes Logistikziel.
2.2.3) Welche Anforderungen leiten sich aus dem Totalkos-
tendenken ab?
2.2.4) Welche zwei Ausprägungen der Logistikeffizienz lassen sich
unterscheiden? Benennen Sie jeweils ein Beispiel. Welche
Problematik ist mit der Erfassung der Effizienz verbunden?
52 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
2
Lernziele Nachdem Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, sind Sie
in der Lage,
55Logistikstrategie in das strategische Management einer Orga-
nisation einzuordnen,
55die operative und strategische Ebene der Logistik grundsätz-
lich voneinander abzugrenzen,
55den Beitrag der Logistik zur Realisierung von Unternehmens-
strategien zu erklären und solche Beiträge zu formulieren,
55Zusammenhänge zwischen funktionalen Strategien in einer
Organisation zu erkennen und Konsequenzen für die Logistik
aus Strategien anderer Funktionsbereiche abzuleiten.
strategische Ziele,
auch mit Bezug zur Logistik
Unternehmensstrategie,
funktionale Strategien, u. a. Logistikstrategie(n)
Politiken, u. a. Logistikpolitik
(Programme, Projekte, Maßnahmen)
. Abb. 2.6 Von der Mission zur Logistikpolitik (in Anlehnung an Welge et al.
2017, S. 19)
werden sollen, etwa in der Logistik. In den Politiken, wie der Logistik-
politik, werden (auf der operativen Ebene) konkrete Maßnahmen bzw.
Maßnahmenbündel aus der Strategie abgeleitet.
Auch hinsichtlich der Logistik sind die strategische und opera- Operative und strategische Ebene
tive Ebene des Managements voneinander abzugrenzen. Die opera- der Logistik
tive Ebene betrifft die tägliche Steuerung der Logistikdurchführung,
wobei eine permanente Weiterentwicklung und Optimierung verfolgt
wird. Es ist eher eine kurzfristige Perspektive und eine Detailperspek-
tive gegeben. Die strategische Ebene orientiert sich mehr an der lang-
fristigen Ausrichtung, Gestaltung und Optimierung der Logistikstruk-
turen und -prozesse sowie an einer Gesamtsicht der Logistikelemente
im Kontext des Zusammenwirkens mit anderen Funktionen (und ggf.
mit externen Partnern im SCM). Beide Ebenen sind unmittelbar mit-
einander verbunden. Die operative Ausführung soll sich stets an der
Strategie orientieren; sie wird so in konkrete Handlungen überführt
und letztlich realisiert.
Die operative und strategische Ebene der Logistik soll anhand von Bei-
spielen verdeutlicht werden. Ein gutes Beispiel für strategische Ent-
scheidungen in der Logistik ist die Logistiknetzwerkplanung, die im
7 Abschn. 4.1 behandelt wird. Die Konzeption des Netzwerks aus Lager-
und Umschlagsstandorten und deren Verbindung mit Transportwegen
orientiert sich an einer langfristigen Voraussicht und Planung der Ge-
schäftstätigkeit. Eine einmal eingerichtete Netzwerkstruktur kann nur
sehr bedingt kurzfristig angepasst werden; sie stellt grundsätzlich eine
längere Bindung dar. Eindeutig der operativen Ebene zuzuordnen ist
54 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
hoch
hoch
ng
ik tu
Attraktivität der Logistikkosten
ist eu
og ed
rL eB
de sch
gi
te
ra
st
gering
gering hoch
Attraktivität der Differenzierung durch Logistik
. Abb. 2.7 Strategische Bedeutung der Logistik (vgl. Schulte 2017, S. 65,
vereinfachte Darstellung)
Erfolgspotenziale der Logistik aus, die sich auf die Kosten- und die
Leistungsseite beziehen.
Von dieser Betrachtung ausgehend, können wir nun beispielhaft
die Beiträge diskutieren, die Logistik zu Wettbewerbsstrategien eines
Unternehmens leisten kann. In der Literatur zum strategischen Manage-
ment werden unterschiedliche Systematiken von (Wettbewerbs-)Stra-
tegien aufgezeigt. Eine Systematik der Wettbewerbsstrategien stammt
von Michael E. Porter (vgl. 2013), einem der prominentesten Vertreter
der Managementwissenschaft. Hierauf soll im Folgenden beispielhaft
Bezug genommen werden.
Wettbewerbsstrategien Nach Porter müssen sich Unternehmen zwischen drei grundlegen-
den Wettbewerbsstrategien entscheiden und diese dann konsequent
verfolgen (siehe . Abb. 2.8). Der erste Strategietyp ist durch eine umfas-
sende Kostenführerschaft gekennzeichnet. Diese Strategie zielt darauf,
durch konsequentes Kostenmanagement in allen Unternehmensfunk-
tionen die Kosten auf ein Minimum zu senken. Das ermöglicht dem
Unternehmen, einen sehr aggressiven Preiswettbewerb zu führen.
Die Differenzierungsstrategie verfolgt das Ziel, das Produkt bzw. die
strategischer Vorteil
Singularität Kostenvorsprung
strategische Zielobjekte
Differenzierung Kostenführerschaft
branchenweit
Beiträge der Logistik?
Beschränkung
Konzentration auf Schwerpunkte
auf ein Segment
Backhaus und Schneider (vgl. 2009, S. 149 ff.) ergänzen zur Preisfüh- Zeitführerstrategie
rerschafts- (Kostenführerschafts-)strategie und Qualitäts-(Differenzie-
rungs-)strategie als dritte Alternative die Zeitführerstrategie. Hierbei
58 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
logistischer
Lieferant Abnehmer
Dienstleister
Beschaffung
1 mit doppelter F/Q L T EP L F
Lagerhaltung
Beschaffung über
2 Lagerabruf vom F/Q L T F
Lieferanten
produktions-
3 synchrone F/Q T F
Beschaffung
. Abb. 2.9 Konzepte der Materialbereitstellung und Strukturen der Beschaffungslogistik (in Anlehnung an Schulte 2017,
S. 449)
Die Produktionsstrategie ist grundlegend durch die Fertigungs- bzw. Fertigungstiefe und Logistik
Wertschöpfungstiefe gekennzeichnet (vgl. Göpfert 2013, S. 209 f.). Bei
einer hohen Fertigungstiefe werden viele Grundmaterialien und Einzel-
teile von vermutlich vielen Lieferanten ggf. weltweit logistisch der Pro-
duktion zugeführt. Um die Transporte effizient abwickeln zu können,
ist es sinnvoll, Lieferungen mehrerer Lieferanten regional gebündelt zu
transportieren (etwa über ein Zulieferungslager, siehe . Abb. 1.8). Die
Eingangswaren werden traditionell in einem Beschaffungslager eingela-
gert, woraus sie in den Produktionsprozess einfließen. Eine geringe Fer-
tigungstiefe führt tendenziell zu einer Anlieferung komplexerer Teile bis
Baugruppen. Hierbei werden eher JIT-/JIS-Logistikprozesse mit gerin-
gerer Lagerhaltung angewendet.
Auch die Erstplanung oder Optimierung der Fabrikplanung (Struk- Fabrikplanung und Logistik
tur- und Layoutplanung) infolge einer Produktionsstrategie hat enge
Bezüge zur Logistik (insbesondere zur Produktionslogistik) (vgl. Hei-
serich et al. 2011, S. 204 f.; Schulte 2017, S. 545 ff.). Die Produktions-
und Materialflussprozesse sind unmittelbar miteinander verknüpft und
können nur sinnvoll im Gesamtzusammenhang geplant werden. Der
Materialfluss soll auf möglichst kurzen (direkten) Transportdistanzen
und ohne unnötige Zwischenlagerungen erfolgen. Zwischenlagerun-
gen dienen der Verstetigung der Fertigungsabläufe. Je nach Gestaltung
der Fabrik ergibt sich eine entsprechende Transportintensität, die mit
geeigneten Transport- und Fördermitteln zu bewältigen ist. Auf diese
Zusammenhänge wird im 7 Abschn. 5.3.3 eingegangen.
Die Fabrikplanung steht im engen Zusammenhang mit den Ferti- Fertigungstypen und Logistik
gungs-/Produktionstypen. Es werden prozess- und programmbezo-
gene Typen unterschieden (vgl. Pfohl 2010: 183–188). Prozessbezogen
62 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
Logistikkanal Absatzkanal
(Güterstrom vom Hersteller zum (Strom der Rechte an den Gütern)
Endabnehmer)
2 Fabriklager Verkaufsabteilung
Hersteller Hersteller
Fuhrpark
Hersteller
regionales regionales
Auslieferungslager Verkaufsbüro
Hersteller Hersteller
Spedition
Auslieferungslager
Großhändler
eines
Lagereibetriebes
lokale
Spedition Einzelhändler
Endabnehmer
? Übungsaufgaben
2.3.1) Charakterisieren Sie kurz die operative und die strategische
Ebene der Logistik. Überlegen Sie sich operative und
strategische Elemente bezüglich der Zusammenarbeit mit
Logistikdienstleistern.
2.3.2) Versuchen Sie, logistische Erfolgspotenziale möglichst
konkret (anhand von Beispielen) zu beschreiben.
Überlegen Sie analog, was ein logistisches Misserfolgs-
potenzial sein könnte.
2.3.3) Die funktionalen Strategien müssen in einem Unternehmen
aufeinander abgestimmt sein, um bestmöglich zur
66 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
2.4 Logistikcontrolling
Logistikkontrolle Der dritte Bereich betrifft die permanente Wirtschaftlichkeits- bzw. Effi-
zienzkontrolle durch Soll-Ist-Vergleiche von Logistikleistungen und
-kosten (Logistikkontrolle). Im Zusammenhang mit der Effizienz soll
Controlling Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen Kosten (Input)
und Leistungen (Output) analysieren. Bezüglich technischer Logistik-
anlagen können auch (reine) Effektivitätsaspekte von Interesse sein,
etwa die Fragestellung, ob eine Anlage die geforderte oder zugesagte
Leistung im Dauerbetrieb erbringt.
Aufgaben der Logistikkontrolle umfassen z. B.:
55 Gestaltung und Terminierung des Kontrollprozesses
55 Abstimmung zwischen Planung und Kontrolle, u. a. Abgrenzung
des Kontrollumfangs
55 Ermittlung von Ist-Größen, Zielerreichungsgraden/
Abweichungen
55 Analyse von Abweichungsursachen
55 Erarbeitung von Vorschlägen für Korrektur-/Anpassungsmaß-
nahmen sowie Initiierung deren Planung
55 Benchmarking intern und extern
2.4 · Logistikcontrolling
69 2
Bei Logistik-Dienstleistungsunternehmen soll auch ein kundenorien-
tiertes Logistikcontrolling durchgeführt werden. Auch dieses bezieht
sich auf Kosten und Leistungen. Ziel ist es, ein Ergebnis (ggf. Deckungs-
beitrag) je Kunden zu ermitteln (ggf. differenziert nach Art der Dienst-
leistung). Mit Blick auf die Leistungen ist ein direkter Bezug zu Perfor-
mance-Vereinbarungen in Kundenverträgen gegeben.
2.4.3 Logistikkennzahlen
Bei der Auswahl von Kennzahlen sollen folgende wesentliche Anforde- Anforderungen an Kennzahlen
rungen berücksichtigt werden (vgl. Pfohl 2016, S. 183):
55 Validität: Hiermit ist die inhaltliche Qualität und Zweckmä-
ßigkeit einer Kennzahl angesprochen. Es ist bei der Definition
einer Kennzahl darauf zu achten, dass bei aller Verdichtung die
Realität adäquat und richtig abgebildet wird.
55 Relevanz: Kennzahlen sollen Informationen liefern, die Relevanz
für Entscheidungen und Handlungsalternativen haben. Sollten
sich aus Abweichungen in einer Kennzahl keine eindeutigen
Konsequenzen ableiten lassen, so scheinen der Bezug zu
unternehmerischen Entscheidungen und ihre Relevanz für das
Management fraglich.
55 Mächtigkeit: Im Sinne der Verdichtung und Reduzierung von
Komplexität soll eine Kennzahl möglichst viele Sachverhalte
und Problembereiche inhaltlich abdecken. Das Ziel ist es,
mit wenigen zentralen Kennzahlen zu arbeiten. Diese sind
tendenziell hoch aggregiert. Die Gefahr besteht darin, dass
70 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
Logistikeffizienz als Es bietet sich an, als Spitzenkennzahl die Logistikeffizienz (siehe
Spitzenkennzahl 7 Abschn. 2.2.4) heranzuziehen. Damit ergibt sich ein Kennzahlensys-
tem, das eine ganzheitliche Betrachtung der Kosten- und Leistungs-
dimension der Logistik vornimmt und ein entsprechendes Zielsystem
reflektiert.
2.4 · Logistikcontrolling
71 2
Die Spitzen- bzw. Gesamtkennzahl erlaubt eine ganzheitliche
Beurteilung der Ist-Situation und der Entwicklung des Logistiksystems.
Diese Gesamtkennzahl wird in systematischer Weise über mehrere
(hierarchische) Stufen zu Einzelkennzahlen heruntergebrochen. So
können auf verschiedenen Ebenen der Aggregation Analysen vorge-
nommen werden, wobei stets der Zusammenhang zur nächsthöheren
Ebene bis zur Gesamtkennzahl gegeben ist. Diese Grundsystematik
(vgl. Weber 1995, S. 195–208) ermöglicht es, eine auf jeder Ebene fest-
gestellte Abweichung (z. B. zu Plan- oder Soll-Werten) durch Betrach-
tung der Kennzahlen auf der tiefergegliederten Ebene näher zu analy-
sieren. Dabei werden dann auch die Ursachen der in hochaggregierten
Kennzahlen festgestellten Veränderungen schnell eingegrenzt. Damit
gelangt man unmittelbar zu der Ebene, auf der weitere Analysen oder
direkte Gegenmaßnahmen erforderlich sind. Umgekehrt ist es möglich,
auch im Sinne einer Simulation oder Sensitivitätsanalyse, die Auswir-
kungen einer Veränderung auf einer niedrigen Ebene auf höheraggre-
gierte Ebenen zu ermitteln. So lässt sich etwa abschätzen, inwieweit sich
eine Veränderung eines Kostenelements oder der Bestandsgröße auf die
Gesamtkennzahl für die Logistik auswirkt.
Wir gehen nun grundsätzlich die Arbeitsschritte durch, um ein Arbeitsschritte zu Strukturierung
solches Kennzahlensystem zu strukturieren (vgl. Muchna 2007, eines Kennzahlensystems
S. 18–26).
Der erste Arbeitsschritt umfasst die Aufstellung eines Zielkatalogs
für die Logistik. Die Spitzenkennzahl teilt sich auf der zweiten Ebene
in die beiden Dimensionen Kosten (Input) und Leistungen (Output).
Es bietet sich an, in einer Gruppendiskussion mit Vertretern aller rele-
vanter Bereiche und Prozesse zunächst einen umfassenden Zielkatalog
mit Zielvariablen aufzulisten (siehe . Abb. 2.11).
Der zweite Arbeitsschritt besteht darin, aus den ausgewählten Ziel-
variablen geeignete Kennzahlen abzuleiten. Hiermit wird ganz beson-
ders das Kriterium der Validität angesprochen. Es geht um den klaren
inhaltlich logischen Bezug zwischen dem Logistikziel und der Kenn-
zahl, mittels der später die Zielerreichung gemessen und bewertet
werden soll. Die Kennzahlen für die Qualität der Ersatzteilversorgung
können sich an dem Zielkatalog aus . Abb. 2.4 orientieren, z. B. mit dem
Lieferbereitschaftsgrad als eine konkrete Kennzahl.
Im dritten Arbeitsschritt ist festzulegen, wie die Kennzahlen gemes-
sen werden sollen. Die zu messenden Tatbestände und Begriffe (z. B.
Lieferbereitschaftsgrad) sind präzise zu definieren. Es sind exakte Inst-
ruktionen und Vorgaben notwendig, wie zu messen ist. Dies beinhaltet
z. B. die Art der Datenerhebung und Datenquellen sowie die Festlegung
von Messpunkten entlang der logistischen Prozesse.
Input Output
. Abb. 2.11 Ableitung von Kennzahlen aus einem Zielkatalog der Logistik am Beispiel der Ersatzteillogistik (Muchna 2007,
S. 18)
Nutzwertanalyse Die Lösung bietet die Anwendung der Nutzwertanalyse (die aus Punkt-
bewertungs- oder Scoring-Modellen bekannt ist). Die Aggregation der
einzelnen Kennzahlen mit unterschiedlichsten Dimensionen kann
durch die jeweilige Bildung von Prozentwerten gelöst werden. Prozent-
werte aus der Relation von Istwerten zu Soll- oder Planwerten können
2.4 · Logistikcontrolling
73 2
für jede erdenkliche Kennzahl gebildet werden und dienen so dazu, die
verschiedenen Dimensionen (mathematisch) gleichnamig zu machen
(vgl. zu dieser Vorgehensweise Weber 1995, S. 197–207).
Traditionelle betriebswirtschaftliche Kennzahlensysteme orientie- Balanced Scorecard
ren sich oft einseitig an finanziellen Zieldimensionen. Die Balanced
Scorecard (BSC) ist ein (weiterer) Ansatz des Controllings, der einen
ausgewogenen Katalog von Zieldimensionen beinhaltet. Dieses Inst-
rument geht auf Kaplan und Norton (vgl. 1997, S. 7 ff.) zurück. Dabei
werden vier Standardperspektiven mit jeweils einer Anzahl von Kenn-
zahlen unterschieden:
55 Finanzperspektive mit Kennzahlen wie z. B. Rentabilität und
Cash Flow
55 Kundenperspektive mit Kennzahlen wie z. B. Kundenzufrie-
denheit und Kundenbindung
55 Geschäftsprozessperspektive mit Kennzahlen wie z. B. Durchlauf-
zeiten und Prozesskosten
55 Lern- und Entwicklungsperspektive mit Kennzahlen wie z. B.
Mitarbeiterqualifikation und Leistungsfähigkeit der IT-Systeme
? Übungsaufgaben
2.4.1) Grenzen Sie Logistikcontrolling und Logistikmanagement
voreinander ab.
2.4.2) Strukturieren Sie die Aufgaben des Logistikcontrollings.
74 Kapitel 2 · Elemente des Logistikmanagements
Literatur
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Backhaus K, Schneider H (2009) Strategisches Marketing. 2., überarbeitete Aufl.
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77 3
Literatur – 114
Entsorgungslogistik
außerbetrieblicher außerbetrieblicher
Materialfluss Materialfluss
TUL-Prozess
Kommissionierung
Transport Transport
Verpackung
Umschlag
Umschlag
Transport
Lagerung
Transport
Transport
Transport
. Abb. 3.1 Einbindung der TUL-Prozesse in die Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik (in Anlehnung an
Martin 2016, S. 4)
80 Kapitel 3 · Systeme der Transport-, Umschlags-, Lagerlogistik
Umschlagslager Beim direkten Umschlag werden die Güter unmittelbar von einem Ver-
kehrsmittel auf ein anderes verbracht. Ein indirekter Umschlag von
Gütern erfolgt über ein Umschlagslager (auch als Transitlager bezeich-
net). Diese sind als Durchgangslager dadurch charakterisierbar, dass
sie Güter nur kurzfristig zum Wechsel des Verkehrsmittels aufnehmen,
um die Güter nach der Aufnahme zu bündeln bzw. zu konsolidieren
(Konsolidierungspunkt) oder aufzuteilen bzw. aufzulösen (Auflöse-
punkt); die Lagerfunktion ist hierbei zu vernachlässigen (vgl. Hertel
et al. 2011, S. 169 f.).
Der Charakter des Umschlags ist unabhängig vom verwendeten
Verkehrsmittel, d. h., wie in . Abb. 3.2 ersichtlich, es ist unerheblich,
von welchem auf welches Verkehrsmittel (also auch verkehrsträger-
übergreifend) die Güter über das Durchgangslager umgeschlagen
werden.
Umschlagsarten Die Unterbrechung des Güterflusses zur Bündelung oder Auflö-
sung von Gütern, der indirekte Güterfluss, dient dazu, Kostendegres-
sionsvorteile bis zur bzw. ab der Unterbrechung am Umschlagslager zu
Unter Cross Docking ist die Bündelung von Güterströmen zu Cross Docking
verstehen (verkehrsbedingter Umschlag mit ggf. kurzfristiger
Zwischenlagerung, um den Verkehrsträger oder das Verkehrs-
mittel zu wechseln). Es erfolgt keine dauerhafte Lagerung von
Gütern, sondern lediglich ein Sammeln und Umschlagen im sog.
Cross-Docking-Terminal.
... B ... B B 23
1
A 23
1 ... 6–10 ... 6–10
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
B 2
3
B 2
3
B 2
3
B 2
3
B 2
3 B
1
2 B
1
2
A 23 A 23 A 23 A 23 A 23
1 1 1 1 1 3 3 1 1 1 1 1
B 2
3
B 2
3
B 2
3
B 2
3
B 2
3 B
1
2 C
1
2 B 23 B 23 B 23 B 23 B 23
3 3
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
B 2
3
B 2
3
B 2
3
B 2
3
B 2
3 B
1
2 C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 23
3
... C ... C C 23
1
A 23
1
... 11–15 ... 11–15
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3 C
1
2 B
1
2
A 23 A 23 A 23 A 23 A 23
1 1 1 1 1 3 3 1 1 1 1 1
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3 C
1
2 C
1
2 B 23 B 23 B 23 B 23 B 23
3 3
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3 C
1
2 C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 23
3
... B ... B B 23
1
A 23
1 ... 6–10 ... 6–10
5x B 1 1 1 1 1 1
B 1 B 1 B 1 B 1 B 1
B
1
2 B
1
2
A 23 A 23 A 23 A 23 A 23
3 3
B2 B2 B2 B2 B2 5x B 2 1 1
1 1 1
B 23 B 23 B 23 B 23 B 23
1 1
B 2
3
C 2
3
1 1 1 1 1
B3 B3 B3 B3 B3 5x B 3 B
1
2 C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 23
3
... C ... C 5x C 1 C 23
1
A 23
1
... 11–15 ... 11–15
1 1 1 1 1
C 1 C 1 C 1 C 1 C 1
C
1
2 B
1
2
A 23 A 23 A 23 A 23 A 23
C2 C2 C2 C2 C2 5x C 2 3
1
3
1
1 1 1
B 23 B 23 B 23 B 23 B 23
1 1
C 2
3
C 2
3
1 1 1 1 1
C3 C3 C3 C3 C3 5x C 3 C
1
2 C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 2
3
C 23
3
anliefern und diese in der Halle so aufgeteilt werden, dass sich jeweils
bedarfsgerechte Warenladungen für einzelne Filialen ergeben (mit
Waren unterschiedlicher Lieferanten), die dann in bereitstehende
Lkw (auf der anderen Seite der Halle) für den unmittelbaren Weiter-
transport verladen werden. Das Cross-Docking-Terminal hat somit
primär eine Umschlags-(Sortier- bzw. Kommissionierungs-)Funk-
tion und, wenn überhaupt, nur eine kurzzeitige Zwischenlagerungs-
funktion (vgl. Werner 2017, S. 153; Schulte 2017, S. 739 ff.; Gudehus
2012b, S. 941 f.).
Lagerart • offenes Lager • statisches Lager • manuelles Lager • Bodenlager • Regallager • Lager mit
• flaches Gebäude • dynamisches Lager • mechanisches Lager • Blocklager • Palettenlager Stetigförderern
• hohes Gebäude • automatisiertes • Zellenlager • Behälterlager • Lager mit
• u.a. Lager • Regallager • u.a. Unstetigförderern
. Abb. 3.5 Lagerarten in Abhängigkeit von ausgewählten Unterscheidungskriterien (in Anlehnung an Ehrmann 2012, S. 269 f.)
3.1 · Überblick zu den TUL-Funktionen und deren Zusammenhänge
87 3
Verteillager
. Abb. 3.6 Lagerarten nach den wesentlichen Funktionen (in Anlehnung an Pfohl 2010, S. 113)
Lager
Wareneingang
Einheitenlager Reservelager
3
Kommissionierlager
Verpackung(sbereich)
Warenausgang
= innerbetrieblicher Transport
Kernaufgabe
des Kommis- Kommissionieren von Teilmengen
sionierens:
Kernprozess
des Greifen zur Vereinzelung, zur Entnahme und
Kommis- zur Abgabe der Artikel aus dem vorhandenen
sionierens: Artikelsortiment nach Kundenwunsch
feste Lagerplatzzuordnung Artikel sind einem festen Lagerort Zugriffssicherheit bei Verlust der
(systematische Lagerhaltung) zugeordnet Lagerbestandsdatei;
Trennung von Warengruppen
? Übungsaufgaben
3.1.1) Beschreiben Sie die Begriffe Transport, Umschlag,
Lagerung, Kommissionierung und Verpacken.
3.1.2) Grenzen Sie die Umschlags- von der Transportfunktion ab.
3.1.3) Erläutern Sie die Funktionen der Lagerhaltung.
3.1.4) Begründen Sie die TUL-Prozesse als wesentlich für
3 logistische Prozesse.
3.1.5) Grenzen Sie die umschlagsbedingte Lagerhaltung von
der dauerhaften Lagerhaltung ab.
3.1.6) Zeigen Sie, was unter Cross Docking zu verstehen ist und
unterscheiden Sie das einstufige vom zweistufigen Cross
Docking.
3.1.7) Beschreiben Sie das Vorgehen in einem
Auslieferungslager.
3.1.8) Differenzieren Sie das Vorratslager, das Umschlagslager
und die Verteillager Zulieferungs- und Ausliefe-
rungslager nach ihren Funktionen und den Lagergütern.
3.1.9) Erklären Sie, was unter Kommissionieren zu verstehen
ist und gehen Sie dabei auf die Kernaufgabe, den
Kernprozess und die sich ergebenden Teilprozesse des
Kommissionierens ein.
3.1.10) Legen Sie dar, was unter einer statischen und einer
dynamischen Lagerhaltung zu verstehen ist.
3.2.1 Verpackung
Verpackungsfunktionen
gegen:
TUL-Beanspruchung leicht zu öffnen einheitenbildend Kennzeichung (Art, Ausnutzung von
Beschädigung wiederverschließbar stapelbar, flächen- Menge, Preis bzw. Lager-/Ladeflächen
Mengenverlust wiederverwendbar und raumsparend zur Unterscheidung) Zusammenfassung zu
Verunreinigung Lagerung, (bei TUL) Vorsichtsmarkierung handhabbaren
Klimaeinflüsse Beförderung handhabbar/han- (z.B. bei Gefahrengut) Einheiten
Umweltgefährdung umweltfreundlich delbar (bei TUL) Gebrauchsmarkierung Vereinfachung von
Umweltgefahren entsorgungs- mechanisier- und Werbung Manipulation, Pflege
freundlich automatisierbar etc.
hygienisch (durch Einheitenbil- Widerstandsfähig-
dung für u.a. TUL) keit gegen TUL-
Beanspruchung
. Abb. 3.10 Verpackungsfunktionen (in Anlehnung an Martin 2016, S. 71; Schulte 2017, S. 722 ff.; Pfohl 2010, S. 134 ff.)
92 Kapitel 3 · Systeme der Transport-, Umschlags-, Lagerlogistik
Verpackungsstufen und Güter und Materialien durchlaufen die Logistikkette und die TUL-Pro-
Ladeeinheiten zesse in dieser meistens in verpackter Form. Dabei kommen verschiedene
Verpackungsstufen (VS) zum Einsatz. Es ergibt sich eine Verpackungs-
hierarchie. Im Rahmen des Verpackungsprozesses werden zur Erfüllung
3 der Lager- und Transportfunktion Güter zu größeren Einheiten zusam-
mengefasst. Diese werden als logistische Einheiten oder (synonym) Lade-
einheiten bezeichnet (vgl. Pfohl 2010, S. 141 ff.). Kennzeichnend für eine
logistische Einheit bzw. Ladeeinheit sind die standardisierten Formen und
Abmessungen. Dies erlaubt etwa den Einsatz mechanischer Mittel bei der
Handhabung der Einheiten, d. h., die Erfüllung dieser Verpackungsfunk-
tion zielt auf die optimale logistische Handhabung in TUL-Prozessen.
. Abb. 3.11 zeigt eine Hierarchie von Verpackungsstufen am Bei-
spiel der Konsumgüterindustrie.
Die VS 0 entspricht dabei den Mengen- bzw. Maßeinheiten,
den kleinsten Handlingeinheiten. Sie stellen keine logistischen Ein-
heiten dar. Auf der ersten Verpackungsstufe (VS 1) werden einzelne
Artikel verpackt, z. B. werden Flüssigkeiten in Flaschen abgefüllt. Es
werden Artikel- bzw. Verkaufseinheiten gebildet. Ergänzt um Pack-
mittel ergeben sich artikelreine Verpackungseinheiten bzw. Gebinde
(VS 2), z. B. ein Kasten mit mehreren Flaschen. Der Kasten ist dabei eine
Umverpackung. Ein Gebinde ist jeweils eine Bestelleinheit. Werden nun
diese Verpackungseinheiten mittels standardisierten Ladehilfsmitteln
bzw. Ladungsträgern (z. B. auf einer Palette) zu größeren Einheiten
zusammengefasst, so werden als VS 3 Ladeeinheiten gebildet. Es lassen
sich dabei grundsätzlich Lager- und Ladungseinheiten unterscheiden.
Die Lagereinheit dient der Lagerung und meint die in einem Behälter,
auf einer Palette oder mit einem anderen Ladehilfsmittel gebündelten
Gegenstände. Für den Transport werden die Gegenstände der VS 2 auf/
in Ladehilfsmitteln wie Paletten oder Rollcontainern zu Ladungsein-
heiten zusammengefasst (diese sind in . Abb. 3.11 auf der VS 3 aufge-
führt). Die maximale Kapazität einer Ladungseinheit ist begrenzt durch
die maximale Nutzlast bzw. das maximal fassbare Volumen eines Trans-
portgefäßes (VS 5). Die VS 4 bezieht sich auf Ladungen, d. h. eine Einheit
oder häufig mehrere Einheiten, die gemeinsam versendet werden. Die
Versandeinheit kann z. B. aus einem Paket bestehen, das bereits auf
VS 2 gebildet wurde oder z. B. aus mehreren Paletten, die auf VS 3 (als
Ladungseinheiten) entstanden sind und in einem Container zusam-
mengefasst werden. Durch das Beladen von Transportgefäßen entste-
hen die Transporteinheiten, die VS 5 (vgl. Gudehus 2012a, S. 408 f.,
Begriffe und Struktur zum Teil verändert). Passive Transporteinheiten
stellen dabei die beladenen Transportgefäße dar, die keinen eigenen
Antrieb haben wie Wechselbrücken und Sattelauflieger. Die aktiven
Transporteinheiten sind Transportmittel mit eigenem Antrieb (vgl.
Gudehus 2012a, S. 416; Ehrmann 2012, S. 345).
Die Einordnung einer Ladeeinheit in die Hierarchie der VS ist nicht
völlig fest gegeben. Neben VS 3 können auch in anderen VS Ladeeinhei-
ten gegeben sein. Erfüllt etwa eine Umverpackung der VS 2 die Kriterien
Verpackungsstufe Mengeneinheit Verkaufseinheit Verpackungseinheit Ladungseinheit Versandeinheit Transporteinheit
(VS)
(Maßeinheit) (Artikeleinheit) (Gebinde) (Kolli) (Kolli) (Transportgefäß)
Ladeeinheit und Ladungsträger Im Zusammenhang mit den Verpackungsstufen wurde die Bildung von
Ladeeinheiten (logistischen Einheiten) angesprochen. Zur Bildung von
Ladeeinheiten werden Ladungsträger verwendet. Ladungsträger sind
genormte oder spezielle Lade- oder Transporthilfsmittel (vgl. Gudehus
2012a, S. 413).
. Abb. 3.12 zeigt den Zusammenhang von Ladeeinheit und
Ladungsträger (Auszug).
Zu berücksichtigen ist, dass die Innenmaße der jeweiligen Trans-
portmittel bzw. die Maße der Ladungsträger sowie die der Ladeeinheiten
aufeinander abgestimmt sein müssen, um Pack- und Füllungsverluste
ebenso zu verhindern wie Laderaumverluste durch das Eigenvolumen
des Ladungsträgers bzw. Nutzlastverluste durch dessen Eigengewicht
(vgl. Gudehus 2012a, S. 409 ff.). Wenn bereits die Verpackungseinheiten
(Pakete, Schachteln etc.) auf die Maße des Ladungsträgers abgestimmt
. Abb. 3.12 Ladeeinheiten und (Standard-)Ladungsträger (in Anlehnung an Gudehus 2012a, S. 415 f.)
3.3 · Verkehrsmittel, -träger, -systeme (der externen Logistik)
95 3
. Abb. 3.13 Lauf einer Ladeeinheit durch eine Logistikkette (in Anlehnung an Gudehus 2012a, S. 405)
? Übungsaufgaben
3.2.1) Legen Sie dar, was unter einer Verpackung zu verstehen ist.
3.2.2) Stellen Sie die Einordnung der Ladeeinheit
bzw. logistischen Einheit in die Hierarchie der
Verpackungsstufen dar.
3.2.3) Unterscheiden Sie eine Ladeeinheit von einem Ladungsträger
und konkretisieren Sie dies anhand von Beispielen.
3.3.1 Verkehrsmittel
Güterverkehr Der Transport von Gütern zur Ortsveränderung wird als Güterverkehr
bezeichnet. Der Personen- und der Nachrichtentransport soll hier nicht
näher betrachtet werden.
3
Transport-/Verkehrsmittel Die Transport- bzw. Verkehrsleistung wird mittels der Transport-
bzw. Verkehrsmittel durchgeführt. Dies sind insbesondere
technische Einrichtungen (vor allem Fahrzeuge mit oder ohne
eigenen Antrieb) zur Aufnahme und zum Transport von Gütern
(vgl. Schulte 2017, S. 297; Klaus et al. 2012, S. 591 f.).
Der Transport von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, unfertigen und fer-
tigen Produkten stellt zur Überwindung räumlicher Distanzen eine der
logistischen Hauptaufgaben innerhalb einer Logistikkette dar. Hierzu
werden inner- und außerbetriebliche Transportmittel im Rahmen von
Transportsystemen unterschieden (vgl. Ehrmann 2012, S. 222).
Innerbetriebliche Innerbetriebliche Verkehrsmittel dienen der Raumüberwin-
Verkehrsmittel/Fördermittel dung innerhalb eines Unternehmens. Sie werden im Gegensatz zu den
außerbetrieblichen Verkehrsmitteln als Fördermittel bezeichnet (vgl.
Ehrmann 2012, S. 254 ff.).
Ziele und Zielinhalte von Dabei sollten die Fördermittel einer optimalen Nutzung im Sinne
Fördermitteln minimaler Transportkosten, minimaler Leerwege und hohe funktionale
und zeitliche Auslastung ebenso dienen wie einen hohen Servicegrad
(kurze Auftragswartezeiten, niedrige Transportkosten), eine hohe Fle-
xibilität (breites Spektrum an Transportgütern, leichte Anpassung an
betriebliche Umstellungen) sowie eine hohe Transparenz (Informatio-
nen hinsichtlich der aktuellen Situation, verursachungsgerechte Kosten-
verrechnung und die Möglichkeit von Kennzahlenermittlung) gewähr-
leisten (vgl. Ehrmann 2012, S. 255).
Kraftfahrzeug: Sattelzugmaschine:
maschinenangetriebenes Fahrzeug mit Lenkung, maschinengetriebenes Fahrzeug mit Lenkung,
das je nach Aufbau zum Transport von Gütern das nicht zum Gütertransport geeignet ist.
vorgesehen ist:
Der Sattelzugmaschine wird ein Anhänger über
• fest mit dem Fahrzeug verbundener Koffer- oder den Königszapfen angehängt.
Planenaufbau
• Trailer bzw. Chassis zum Transport von Zugmaschinen ohne Aufsatz dienen nur dem
aufzusetzenden Containern oder Wechselbrücken Ziehen von Anhängern.
Spezialfahrzeuge
Hänger- bzw.
Einzelfahrzeug Sattelzug wie Tankzug,
Gliederzug
Jumbos ...
. Abb. 3.14 Übersicht über Verkehrsmittel im Straßenverkehr (vgl. Brandenburg et al. 2016, S. 113)
98 Kapitel 3 · Systeme der Transport-, Umschlags-, Lagerlogistik
3.3.2 Verkehrsträger
. Abb. 3.15 Verkehrsmedien, Verkehrsträger und Verkehrsmittel für Gütertransporte im Überblick (in Anlehnung an Schulte 2017, S. 297)
3 99
100 Kapitel 3 · Systeme der Transport-, Umschlags-, Lagerlogistik
(Vgl. z. B. Aberle 2009, S. 538 f.; Schulte 2017, S. 337 f.; Ehrmann 2012,
S. 223 ff.)
102 Kapitel 3 · Systeme der Transport-, Umschlags-, Lagerlogistik
(Vgl. z. B. Aberle 2009, S. 548 f.; Schulte 2017, S. 343; Ehrmann 2012,
S. 231 ff.)
(Vgl. z. B. Vastag 2008, S. 409; Schulte 2017, S. 346 ff.; Ehrmann 2012,
S. 248 f.)
104 Kapitel 3 · Systeme der Transport-, Umschlags-, Lagerlogistik
(Vgl. z. B. Schulte 2017, S. 355 f.; Schieck 2008, S. 177, Ehrmann 2012,
S. 244 ff.)
Short-Sea-Verkehre Vor allem im Containerverkehr bietet sich die Möglichkeit des
(Feeder-Service) Short-Sea-Verkehrs (auch Feeder-Service genannt). Dieser befasst
sich mit dem Seetransport entlang der Küsten, auch auf Flüssen und
Kanälen innerhalb Europas, und bedient diejenigen europäischen
Häfen, die keine Mainports sind, also nicht von den eigentlichen
3.3 · Verkehrsmittel, -träger, -systeme (der externen Logistik)
105 3
Seeschiffen bedient werden. Der Short-Sea-Verkehr wird eingesetzt,
um den Straßen- und Schienenverkehr zu entlasten und wird insbeson-
dere im nord- und osteuropäischen Bereich eingesetzt (vgl. Ehrmann
2012, S. 248; Gleißner und Möller 2009, S. 192 ff.).
(Vgl. z. B. Schieck 2008, S. 217 f.; Schulte 2017, S. 360 f.; Ehrmann 2012,
S. 249 f.)
Sea-Air-Verkehre Als Mischform aus See- und Lufttransporten entwickelte sich der
Sea-Air-Verkehr als eine Kombination aus dem relativ preisgünstigen,
aber langsamen Seetransport mit dem schnellen, jedoch relativ teuren
Lufttransport. Hierbei findet der Seetransport aus einer Destination
3 statt, bei der die Flugzeugkapazitäten gering sind oder der Transport
z. B. bei größeren Gütermengen für Nur-Flugtransport zu teuer ist
oder im Fall von relativ zeitkritischen Gütern der Nur-Seetransport zu
langsam wäre. Der Seetransport erfolgt in diesen Fällen bis zu einem
strategisch gut gelegenen Flughafen mit Anbindung an das internatio-
nale Luftverkehrsnetz. Dort erfolgt der Umschlag in ein Flugzeug für
den Transport zur Enddestination. Mit dieser Kombination wird eine
relativ hohe Zuverlässigkeit, Sicherheit und ein verbessertes Verhältnis
von Geschwindigkeit und Transportpreis erreicht (siehe zur Sea-Air-
Transportkette auch 7 Abschn. 4.4.2.)
3.3.3 Verkehrssysteme
? Übungsaufgaben
3 3.3.1) Definieren Sie Verkehrsträger und Verkehrsmittel.
3.3.2) Beschreiben Sie, was der Güterkraft- und der
Eisenbahnverkehr sowie die Binnen- und Seeschifffahrt
sowie ein Rohrleistungstransport realisieren und zeigen Sie
deren Unterschiede auf.
3.3.3) Erläutern Sie die Sea-Air-Verkehre.
3.3.4) Geben Sie für unten aufgeführte Falldarstellungen durch
Ankreuzen an, welchen Verkehrsträger Sie auswählen
würden und begründen Sie Ihre Entscheidung.
3.4.1 Spediteur
Spediteur ist, wer auf der Basis eines Speditionsvertrags die Ver- Spediteur
sendung des Gutes besorgt (vgl. § 453 HGB).
Gemäß der Begriffsbestimmung der ADSp 2017 (Ziffer 1.13) fällt unter
den Begriff Spediteur die Rechtsperson, die mit dem Auftraggeber einen
Verkehrsvertrag abschließt. Verkehrsverträge nach ADSp 2017 Ziffer
1.14 umfassen neben Speditions- und speditionsüblichen Geschäften
auch Fracht- und Lagergeschäfte.
Auftraggeber ist die Rechtsperson, die mit dem Spediteur einen Auftraggeber/Versender/Verlader
Verkehrsvertrag abschließt (ADSp 2017: Ziffer 1.2). Versender ist
Urerzeuger, ein Unternehmen der Weiterverarbeitung oder des
Handels, der seine Güter zu den Bedarfsorten versendet oder ver-
senden lässt (vgl. Brandenburg et al. 2016, S. 24). Hiervon abzugren-
zen ist der Verlader als die Rechtsperson, die das Gut nach dem
Verkehrsvertrag oder aufgrund wirksamer Weisung zur Beförde-
rung übergibt (ADSp 2017: Ziffer 1.15).
z § 458HGB (Selbsteintritt):
Selbsteintritt bedeutet, dass der Spediteur befugt ist, die Beförderung
selbst auszuführen. Macht er davon Gebrauch, so hat er hinsichtlich
der Beförderung die Rechte und Pflichten eines Frachtführers bzw. Ver-
frachters (siehe 7 Abschn. 3.4.2). Er kann neben der Vergütung seiner
Tätigkeit als Spediteur auch die gewöhnliche Fracht verlangen.
z § 459HGB (Fixkostenspediteur):
Als Fixkostenspediteur offeriert der Spediteur seine Dienstleistung
(inklusive der Fracht für die Transportleistung) zu einem festen Preis
(Übernahmesatz). Als Fixkostenspediteur gilt der Spediteur dem Auf-
traggeber gegenüber als Frachtführer, unabhängig davon, ob der Spedi-
teur den Transport mit fremden Frachtführern durchführen lässt oder
im Selbsteintritt fährt. Er hat hinsichtlich der Beförderung die Rechte
und Pflichten eines Frachtführers oder Verfrachters.
z § 460HGB (Sammelladung):
Der Spediteur ist befugt, die Versendung des Gutes zusammen mit dem
Gut eines anderen Versenders auf der Basis eines über Sammelladung
geschlossenen Frachtvertrags zu bewirken. Macht er davon Gebrauch,
so hat er hinsichtlich der Beförderung die Rechte und Pflichten eines
Frachtführers bzw. Verfrachters. Er kann eine den Umständen ange-
messene Vergütung verlangen, höchstens aber die für die Beförderung
des einzelnen Gutes gewöhnliche Fracht.
ADSp 2017 Die Aufgaben des Spediteurs sind insbesondere in den Allgemei-
nen Deutschen Spediteurbedingungen 2017 (ADSp 2017) festgelegt.
Die ADSp 2017 gelten zwischen Kaufleuten bei bestehenden Geschäfts-
beziehungen automatisch; sie müssen lediglich beim ersten Abschluss
eines Speditionsvertrags ausdrücklich vereinbart werden.
Tätigkeiten des Spediteurs Der Spediteur hat das Interesse des Auftraggebers wahrzunehmen
und seine Tätigkeit mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns aus-
zuführen. Die ADSp 2017 gelten für Verkehrsverträge des Spediteurs
als Auftragnehmer (ADSp 2017: Ziffer 2.1). Dies betrifft alle Arten von
3.4 · Akteure in TUL-Prozessen
111 3
Tätigkeiten, gleichgültig, ob sie Speditions-, Fracht-, Lager- oder sons-
tige üblicherweise zum Speditionsgewerbe gehörende Geschäfte betref-
fen. Hierzu zählen auch speditionsübliche logistische Leistungen, wenn
diese mit der Beförderung oder Lagerung von Gütern in Zusammen-
hang stehen (vgl. ADSp 2017: Ziffer 1.14; Schulte 2017, S. 326 ff.).
Der Spediteur übernimmt speditionsübliche Tätigkeiten wie das Speditionsübliche Tätigkeiten
Besorgen von Transport, Umschlag und Lagerhaltung sowie üblicher-
weise zum Speditionsgewerbe gehörende Tätigkeiten wie die Zollab-
fertigung. Diese Tätigkeiten stellen das Kerngeschäft, die klassischen
Spediteurtätigkeiten, dar. Insofern ist er beispielsweise für die Auswahl
der Verkehrsträger/-mittel zum Besorgen von Transporten, von Lager-
haltung und Umschlag zuständig; führt diese zum Teil selbst durch (vgl.
Brandenburg et al. 2016, S. 654 ff.).
In diesem Rahmen bietet der Spediteur zudem speditionsübliche Speditionsübliche logistische
logistische Tätigkeiten wie das Markieren, Kommissionieren und die Tätigkeiten
Schnittstellenkontrolle an. Damit besorgt der Spediteur durch solche
speditionsüblichen logistischen Dienstleistungen über die klassische
Spediteurfunktion hinausgehende Tätigkeiten, die den Warenwert nicht
erhöhen, somit keine Value-added Services darstellen (vgl. Branden-
burg et al. 2016, S. 654 ff.).
Neben diesen klassischen Spediteurtätigkeiten offeriert der Spe- Speditionsunübliche logistische
diteur in seiner Funktion als Logistikdienstleister ebenfalls spedi- Tätigkeiten
tionsunübliche logistische Tätigkeiten. Das sind Tätigkeiten, die den
Warenwert steigern (Value-added Services) bzw. Tätigkeiten, die der
Logistikdienstleister für den Lieferanten oder den Finalproduzenten
zusätzlich übernimmt, so die Vormontage, Modulbildung, Baugruppen-
zusammenstellung u. v. a. m. (vgl. Brandenburg et al. 2016, S. 654 ff.).
Zu beachten ist, dass die ADSp 2017 für die speditionsunüblichen logis-
tischen Tätigkeiten nicht gelten. Hierfür sollten die Logistik-AGB als
Zusatzmodul ergänzend vereinbart werden.
3.4.2 Frachtführer
Frachtführer ist, wer auf der Basis eines Frachtvertrags mit dem Frachtführer
Absender das Gut zum Bestimmungsort befördert und dort an
den Empfänger abliefert (vgl. § 407 HBG).
Absender kann der Versender oder der von ihm eingesetzte Spediteur
sein.
„Der Absender hat das Gut, soweit dessen Natur unter Berücksich-
tigung der vereinbarten Beförderung eine Verpackung erfordert, so zu
verpacken, dass es vor Verlust und Beschädigung geschützt ist, und dass
auch dem Frachtführer keine Schäden entstehen. Der Absender hat das
3 Gut ferner, soweit dessen vertragsgemäße Behandlung dies erfordert,
zu kennzeichnen“ (§ 411 HGB). Ferner, „sofern sich aus den Umstän-
den oder der Verkehrssitte nicht etwas anderes ergibt, hat der Absender
das Gut beförderungssicher zu laden, zu stauen und zu befestigen (ver-
laden) sowie zu entladen. Der Frachtführer hat für die betriebssichere
Verladung zu sorgen“ (§ 412 HGB).
Der Frachtführer kann die Ausstellung eines Frachtbriefs verlan-
gen. Die Mindestinhalte des Frachtbriefs sind in § 408 HGB geregelt.
Geregelt sind unter anderem die Pflichten des Absenders bezüg-
lich der Begleitpapiere (§ 413 HGB), der verschuldensunabhängigen
Haftung des Absenders (§ 414 HGB), der Möglichkeit einer nachträgli-
chen Verfügung (§ 418 HGB), die Zahlung der Fracht sowie die Fracht-
berechnung (§ 420 HGB). Zudem ist das Pfandrecht (§ 441 HGB) für
den Frachtführer ebenso geregelt wie die Rechte des Empfängers (§
421 HGB). Daneben sind die Pflichten des Frachtführers aufgeführt,
so zur Lieferfristeinhaltung (§ 423 HGB) und vor allem die Haftung
(§§ 425 – 439 HGB).
3.4.3 Lagerhalter
Lagerhalter Lagerhalter ist, wer auf der Basis eines Lagervertrags auf Dauer
lagert und aufbewahrt.
Einlagerer Einlagerer ist, wer auf der Basis eines Lagervertrags auf Dauer
Güter zur Lagerung bzw. Aufbewahrung an den Lagerhalter über-
gibt.
„Befindet sich Gut, das dem Lagerhalter zugesandt ist, beim Empfang
in einem beschädigten oder mangelhaften Zustand, der äußerlich
erkennbar ist, so hat der Lagerhalter Schadenersatzansprüche des
Einlagerers zu sichern und dem Einlagerer unverzüglich Nachricht
3.4 · Akteure in TUL-Prozessen
113 3
zu geben.“ (§ 470 HGB). „Sind nach dem Empfang Veränderungen
an dem Gut entstanden oder zu befürchten, die den Verlust oder die
Beschädigung des Gutes oder Schäden des Lagerhalters erwarten
lassen, so hat der Lagerhalter dies dem Einlagerer […] unverzüglich
anzuzeigen und dessen Weisungen einzuholen. Kann der Lagerhal-
ter innerhalb angemessener Zeit Weisungen nicht erlangen, so hat
er die angemessen erscheinenden Maßnahmen zu ergreifen“ (§ 471
Abs. 2 HGB).
Mit den gesetzlichen Bestimmungen zum Lagergeschäft sind zudem
die Erhaltung des Gutes (§ 471), die Versicherung und Einlagerung bei
einem Dritten (§ 472), die Dauer der Lagerung (§ 473), der Aufwen-
dungsersatz (§ 474 HGB), die Verjährung (§ 475a), das Pfandrecht des
Lagerhalters (§ 475b) sowie der Lagerschein und dessen Wirkung (§§
475 c – h) geregelt.
3.4.4 Logistikdienstleister
1PLer Die First Party Logistics Provider sind Einzeldienstleister, die operative Transport- und
Logistikdienstleistungen regional beschränkt anbieten.
2PLer Die Second Party Logistics Provider sind Dienstleister, die das Angebot der 1PLer in einem
größeren geografischen Gebiet um spezialisierte Logistikdienstleistungen erweitern. Es handelt
sich hierbei um die klassischen Spediteure und auch die KEP-Dienstleister. Sie führen das
operative Geschäft auch mit eigenem Equipment (Assets) selbst durch.
3PLer Die Third Party Logistics Provider sind flächendeckend agierende Dienstleister, national und
international, die auf die Anforderungen und Prozesse der Auftraggeber abgestimmte,
maßgeschneiderte und systemintegrierte Logistiklösungen anbieten.
4PLer Die Fourth Party Logistics Provider sind Dienstleister, die die Beratung, Planung, Steuerung und
Kontrolle der Supply Chain von Industrie- und Handelsunternehmen übernehmen. Da der 4PLer
nicht selbst am operativen Geschäft beteiligt ist, d.h. keine eigenen Transport- und Lager-
kapazitäten vorhält, setzt er für die entsprechenden logistischen Leistungen dritte Dienstleister ein.
Der 4PLer mit teilweise eigenen operativen Kapazitäten ist als Lead Logistics Provider (LLP) zu
bezeichnen.
? Übungsaufgaben
3.4.1) Definieren Sie den Begriff Spediteur und den
Speditionsvertrag.
3.4.2) Beschreiben Sie, was unter einem Frachtführer zu
verstehen ist.
3.4.3) Grenzen Sie einen Frachtführer von einem Spediteur und
einem Kontraktlogistiker ab.
3.4.4) Unterscheiden Sie einen Versender von einem Absender.
3.4.5) Erläutern Sie, was unter einem Fixkostenspediteur zu
verstehen ist.
3.4.6) Kennzeichnen Sie einen Lagerhalter und einen
Einlagerer. Zeigen Sie die jeweiligen Pflichten auf.
3.4.7) Unterscheiden Sie die speditionsüblichen von den
speditionsüblichen logistischen und den speditionsun-
üblichen logistischen Tätigkeiten.
3.4.8) Zeigen Sie, was unter einem 1PLer, 2PLer, 3PLer, 4PLer
und einem LLP zu verstehen ist.
3.4.9) Kennzeichnen Sie den Unterschied zwischen einem
Zurufgeschäft und Kontraktlogistik, indem Sie auch
die Klassifizierung nach dem Leistungsspektrum der
Dienstleister berücksichtigen.
3.4.10) Legen Sie die Tätigkeiten eines Spediteurs dar.
Literatur
Logistiknetzwerkplanung
und Transportketten
4.1 Logistiknetzwerkplanung – 118
4.1.1 Planung von Logistiknetzwerken – 118
4.1.2 Grundelemente von Logistiknetzwerken – 120
4.1.3 Grundausprägungen von Logistiknetzwerken – 125
4.1.4 Distributionsstrukturen (Absatzwegstrukturen) und Logistikkanäle
(physische Distribution) – 129
4.1.5 Beschaffungsstrukturen und Logistiknetzwerke – 132
4.1.6 Netzwerkstrukturen für spezielle Verkehrsarten – 135
Literatur – 149
4.1 Logistiknetzwerkplanung
Lernziele
. Abb. 4.1 Unterscheidung der Inhalte der Netzgestaltung nach Zeiträumen bzw. Fristigkeit (vgl. Gleißner und Femerling
2012, S. 190f.)
120 Kapitel 4 · Logistiknetzwerkplanung und Transportketten
Knoten Kanten
Umschlag
Kommissionieren etc.
. Abb. 4.2 Elemente einer Logistiknetzstruktur (in Anlehnung an Gleißner und Femerling 2012, S. 199)
Merkmal Ausprägungen
. Abb. 4.3 Zusammenarbeit bzw. Kooperation in logistischen Netzwerken (vgl. Schulte 2017, S. 778)
Merkmal → Ausprägungen
Intensität des → beschränkt rein Austausch von gemeinsame Austausch von nach Bedarf der
Informations- auf die Auftrags- Bedarfsvorhersagen Auftragsverfolgung Kapazitäts- und Planungs- und
austauschs abwicklung Lagerbeständen Steuerungsprozesse
4.1 · Logistiknetzwerkplanung
. Abb. 4.4 Koordination in logistischen Netzwerken: Merkmale und mögliche Ausprägungen (in Anlehnung an Schulte 2017, S. 779f.)
4
124 Kapitel 4 · Logistiknetzwerkplanung und Transportketten
Merkmal Ausprägungen
. Abb. 4.5 Zusammensetzung von logistischen Netzwerken: Merkmale und mögliche Ausprägungen (in Anlehnung an
Schulte 2017, S. 780ff.)
Frachtführer
Versender Empfänger
Hersteller Entladeort B
Be- und
Beladeort A Entladeort C
Be- und
Entladeort B Entladeort D
. Abb. 4.6 Beispiele für Linienstrukturen (in Anlehnung an Gleißner und Femerling 2012, S. 200)
126 Kapitel 4 · Logistiknetzwerkplanung und Transportketten
Ringnetze In Ringnetzen (siehe . Abb. 4.7) liegen die Knoten und Kanten
in einer Folge so hintereinander, dass z. B. in Ort B eine Teilla-
dung bei einem Empfänger abgeliefert werden kann und eine Teil-
ladung bei demselben oder einem anderen Versender zugeladen
werden kann. Somit werden die Leerfahrtenanteile geringer und auf
einen minimalen Umfang reduziert. Die Folge ist eine Erhöhung der
durchschnittlichen Fahrzeugauslastung und eine Optimierung von
Transportmittelumläufen.
4 Baumartige Netzstruktur Die baumartige Netzstruktur (siehe . Abb. 4.8) zeigt die gerichteten
Güterströme (Kanten) von einem oder wenigen Versendern (Knoten)
zu vielen Empfängern (Knoten) oder umgekehrt von vielen Versendern
zu einem oder wenigen Empfängern auf.
Spediteursammelgutverkehr Eine Kombination aus Linienstruktur und baumartiger Netzstruk-
tur sind die Spediteursammelgutverkehre (siehe . Abb. 4.9), siehe auch
7 Abschn. 4.1.6). Bei diesen Verkehren nehmen die Lkw-Unternehmer
am Empfangsort, ein Ort der Konsolidierung (K) und Dekonsolidie-
rung (DK), Rückladung für den Ausgangspunkt auf. Die Sammelgut-
verkehre erzielen aufgrund ihres sehr guten Organisationsgrads und
Kooperationsgrads eine sehr hohe durchschnittliche Fahrzeugauslas-
tung sowie hohe Optimierung von Transportmittelumläufen.
B/E-Ort B
B/E-Ort A B/E-Ort C
B/E-Ort D
B/E-Ort G
B/E-Ort E
B/E-Ort F
. Abb. 4.7 Struktur eines Ringnetzes (in Anlehnung an Gleißner und Femerling
2012, S. 200)
Empfänger = Senke
= Knoten
Transportstrecken
= Kanten
Komplettladung
K DK
Befördern durch Lkw
oder Kombiverkehr
RU
RU RU
HuB
RU RU
vielen Empfangs- bzw. Abgangsorten ab. Eine HuB befindet sich meist
an einem zentralen geografischen Ort in einer Region. Die Versen-
der und Empfänger haben ihren Standort in den benannten Städten
oder im Einzugsbereich dieser Städte. Die Sternnetz- bzw. einstufige
HuB-Struktur kann für nationale, europäische oder auch interkonti-
nentale Verkehre gelten. Die Kurier-, Express- und Postdienste/Paket-
dienste (KEP-Dienste) sind in dieser Netzstruktur organisiert (siehe
auch 7 Abschn. 4.1.6).
4 Rasternetz Das Hub-&-Spoke(Nabe-und-Speiche)-System (der Sternnetz-
struktur) bietet den Beteiligten Bündelungsvorteile. Aufgrund der
Konsolidierung von Sendungen im Versandgebiet können die Ver-
kehrsmittel (Lkw, Seeschiffe, Flugzeuge) bereits im Vorlauf, insbe-
sondere aber im Hauptlauf bis zum Empfangsort, besser ausgelastet
(Economies of Density) oder größere Fahrzeuge eingesetzt werden
(Economies of Size). Ebenso wird der Sortieraufwand in den Depots
(Spokes/Knoten) verringert, da die Sendungen nur noch auf eine
Relation, die HuB, sortiert werden. Auch könnten ohne das Hub-
&-Spoke-Konzept verkehrsarme Relationen weniger häufig bedient
werden.
In einem Rasternetz (siehe . Abb. 4.11) fließen die Güterströme
direkt zwischen vielen Knoten, d. h. auch zwischen unterschiedlichen
Abgangsorten und Empfangsorten mit jeweils mehreren Versendern
bzw. Empfängern. Diese Struktur eines Transportnetzes wird auch als
dezentrales Netz bezeichnet (vgl. Gudehus 2012, S. 17f., 826f.).
Bei Rasternetzen sind alle Versand- und Empfangsdepots
(RU = regionale Umschlagspunkte) jeweils durch Direktverkehre mit-
einander verbunden; es liegt eine vollständige Vernetzung vor. Die
Depots in den entsprechenden Orten sind gekennzeichnet durch eine
RU
RU RU
RU RU
4.1.4 Distributionsstrukturen
(Absatzwegstrukturen) und Logistikkanäle
(physische Distribution)
Die Entscheidungen der Distributionslogistik folgen denen zur Aus- Absatz- und Logistikkanal
gestaltung und Steuerung des Absatzwegesystems. Sie betreffen dabei
die Festlegung eines adäquaten Lieferserviceniveaus und die Planung,
Steuerung, Durchführung und Kontrolle der operativen Logistikpro-
zesse. In diesem Kontext sind Absatzkanal (Fluss der Rechte an Gütern)
und Logistikkanal (physische Distribution) zu unterscheiden (siehe
7 Abschn. 2.3.4, Abb. 2.10), wobei beide in einem engen Zusammen-
hang stehen.
Die Belieferung im Rahmen der Distributionslogistik (siehe
7 Abschn. 1.4.3) erfolgt
55 direkt aus dem Produktionsprozess oder
55 von einem Lager, das unmittelbar bei der Produktionsstätte liegt
und/oder
55 über weitere regionale bzw. zentrale Auslieferungslager (Distri-
butionslager), die von Logistikdienstleistern betrieben werden
können.
Logistik beim direkten Bei der Ausgestaltung eines Logistiknetzwerkes für die physi-
Absatzweg sche Distribution ist die zu bedienende Absatzwege- bzw. Absatzka-
nalstruktur eine zentrale Rahmenbedingung (siehe die grundlegende
Erläuterung in 7 Abschn. 2.3.4). Bei dem direkten Absatzweg wird
die Ware direkt vom Hersteller zum Endabnehmer transportiert. So
können Waren (z. B. größere Investitionsgüter wie Abfüllanlagen) an
industrielle Endabnehmer mit dem eigenen Fuhrpark des Herstellers
(Werkverkehr) zugestellt werden oder der Transport erfolgt über ein
4 Güterkraftverkehrsunternehmen (siehe 7 Abschn. 3.4) direkt ab der Pro-
duktion oder dem eigenen Fertigwarenlager (siehe . Abb. 4.12). Auch
an Konsumenten werden im Rahmen des Onlinevertriebs bestellte
Waren direkt vom Hersteller (bzw. von seinem Auslieferungslager)
oder Händler versendet, wobei z. B. Paketdienste eingesetzt werden.
Bei einem direkten Absatzweg können die Waren auch über verschie-
dene Lagerstufen zum Endabnehmer gelangen, wofür vielfach Logis-
tikdienstleister eingesetzt werden. Der physische Warenfluss kann also
durchaus mehrfach unterbrochen werden, und mehrere Verkehrsträger
können (auch in der Kombination) zum Einsatz kommen.
Logistik beim indirekten Für die Vielzahl der Konsumgüter wie Textilien oder Haushaltswa-
Absatzweg ren kann der indirekte Absatzweg auch über mehrere Stufen gewählt
werden. Diese Waren sind in der Regel leicht zu transportieren, häufig
standardisiert und unverderblich. Wenn indirekte Absatzwege genutzt
werden, hat dies für die Distributionslogistik und damit die Logistik-
netzwerkgestaltung des Herstellers zunächst Konsequenzen hinsichtlich
der Struktur der Lieferorte, die zu bedienen sind (Senken). Während
1. Stufe:
Produktionsstätten (P) P1 P2 P3 P4
2. Stufe:
Regionallager (RL): Logistikdienst- RL 1 RL 2
leister
3. Stufe: AL 1 AL 3 AL 5
Auslieferungslager (AL):
Logistikdienstleister
AL 2 AL 4
Empfänger / Filialen
Cross-Docking- Cross-Docking-
Terminal Terminal
Rohstoff-
lieferant
4 z. B.
Metall Teile-
Kunststoff lieferant
Textilien
z. B.
Schalter
Anzeigen Kompo-
Verkleidung nenten-
Schläuche lieferant
Beleuchtung
Armaturenbrett
z. B.
Instrumente Modul-
Heizung / lieferant
Lüftung
Kleinanlagen
Automobil-
z. B. hersteller
Armaturentafel
Mittelkonsole
. Abb. 4.14 Beispiel für Beschaffungsstruktur in der Automobilindustrie (vgl. Schulte 2017, S. 447)
Kuriere sind in ihrer geografischen Reichweite, Größe und Qualität sehr Kurierdienste
unterschiedlich. Das Unternehmensspektrum reicht von (Klein-)Unter-
nehmen, die mit dem Fahrrad oder mit dem (Kombi-)Pkw die Beförde-
rung von A nach B (Point-to-Point-Verkehr) übernehmen (sogenannte
Eilboten), bis zu internationalen Air-Kurierdiensten, deren Geschäft
die weltweite Übermittlung von Dokumenten und Paketen im unteren
Gewichtsbereich von Haus zu Haus ist. Das entscheidende Merkmal zur
Abgrenzung dieser Serviceform gegenüber den Express- und Paket-/
Postdiensten ist die persönliche Begleitung von Sendungen.
Der Expressbereich umfasst alle Dienstleister, die ihre Sendungen – Expressdienste
nicht direkt und nicht persönlich begleitet – für einen Auftraggeber
zu einem Empfänger befördern. Die Transportabwicklung erfolgt über
Umschlagzentren im Hub-&-Spoke-System (Nabe-Speiche-System,
siehe oben). Bei den Expressdiensten liegen typische Sammelguttrans-
porte vor, für die die Dienstleister feste Zustelltermine vereinbaren,
meist auch garantierte Ausliefertermine. Die Expressdienste zeichnen
sich durch eine straffe Organisation aus, die umfangreiche Kontrollen
beinhaltet. Gestützt wird dieser Transportablauf für zeitempfindliche
Sendungen durch moderne, häufig mit dem Kunden abgestimmte Kom-
munikations- und Informationssysteme.
140 Kapitel 4 · Logistiknetzwerkplanung und Transportketten
? Übungsaufgaben
4.1.1) Ordnen Sie den Planungsebenen – strategisch, operativ
und taktisch – nach Gleißner und Femerling sinnvoll je
eine entsprechende Aufgabe gemäß der Fristigkeit zu.
4.1.2) Charakterisieren Sie beispielhaft einen Knoten und eine
Kante in einem Logistiknetzwerk.
4.1.3) Erläutern Sie, unter welchen Ausprägungen eine
Kooperationen in einem Logistiknetzwerk vermutlich
nicht erfolgreich sein wird.
4.1.4) Begründen Sie die hohen Leerfahrtenanteile in einer
Linienstruktur im Vergleich zu einem Rasternetz.
4.1.5) Unterscheiden Sie, bezogen auf den Güterfluss, die
direkte von der indirekten Distributionsstruktur.
4.1.6) Nennen Sie die Grundelemente eines
Warenverteilungssystems.
4.1.7) Kennzeichnen Sie Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Zu-
lieferungen und grenzen Sie dabei beide voneinander ab.
4.1.8) Charakterisieren Sie die Organisation des
Sammelgutverkehrs.
4.1.9) Erläutern Sie die Hauptvorteile der Konsolidierung im
Rahmen des Sammelgutverkehrs.
4.1.10) Unterscheiden Sie anhand der grundlegenden Merkmale
die Kurier-, Express- und Paketdienste.
4.1.11) Begründen Sie, weshalb Sammelgutverkehre und
Expressdienste nahezu identisch sind.
4.2 · Transportketten
141 4
4.2 Transportketten
4
Kombitechnik B Sattelanhänger – Verladung durch Kran
langsame Seetransport wird mit dem schnellen, aber relativ teuren Luft-
transport kombiniert. Güter (Elektronikartikel, Textilien, Kunstblumen
u. a.), die für Europa oder die USA bestimmt sind, werden aus Korea,
Japan, Indien und anderen Staaten mit dem Seeschiff zu einem See-
hafen, einem internationalen Verkehrsknotenpunkt, befördert. Hier
erfolgt der Umschlag im Seehafen auf das Containerterminal, dann wird
der Container von einem Lkw zu einer Container Freight Station beför-
dert. Dort wird der Container entpackt/ge-strippt. Die Waren werden
anschließend in flugzeugkonforme Container gestaut und/oder auf flug-
zeugkonforme Paletten verladen und zu einem naheliegenden inter-
nationalen Flugplatz befördert, der an das weltweite Luftverkehrsnetz
angeschlossen ist. Von dort werden die Güter in Tagesfristen zu einem
europäischen oder amerikanischen Flughafen befördert und nach der
Zollabfertigung dem Importeur übergeben. Vom Bestimmungsflugha-
fen erfolgt die Weiterbeförderung i. d. R. mit dem Lkw im Rahmen der
Transportkette zum Endempfänger.
In dieser multimodalen Transportkette treten die Sea-Air-Spedi-
teure als Combined Transport Operators auf, stellen über den gesam-
ten Transportverlauf ein FIATA2 Multimodal Transport Bill of Lading
Transportketten (Beispiele)
4
. Abb. 4.17 Abwicklung Kombiverkehr (Brandenburg et al. 2016, S. 148)
. Abb. 4.18 Vorteile der bimodalen Transportkette - Kombination Lastkraftwagen und Eisenbahn (in Anlehnung an
Ausführungen der Kombiverkehr KG (vgl. 2017) und eigene Darstellung)
4.2 · Transportketten
147 4
betriebswirtschaftliche Vorteile
Maut nur im Vor-/Nachlauf Lediglich im Vor- und Nachlauf, also den im Vergleich zum Hauptlauf kurzen
Strecken, muss für die Benutzung der mautpflichtigen Strecken eine Maut-
gebühr gezahlt werden. Damit fallen bei der Nutzung des Kombiverkehrs im
Vergleich zum durchgehenden Straßentransport geringere Mautgebühren an.
Befreiung von der Fahrzeuge sind, solange sie ausschließlich im Vor- und Nachlauf des
Kfz-Steuer Kombiverkehrs eingesetzt werden und entsprechend gekennzeichnet sind,
von der Kfz-Steuer befreit.
freie Fahrzeug-und Der Einsatz von Ladeeinheiten im Kombiverkehr ermöglicht dem Frachtführer
Personalkapazitäten eine bessere Nutzung der Fahrzeug- und Personalkapazitäten.
vereinfachte Einhaltung Da im Kombiverkehr das Fahrpersonal nur auf den Kurzstrecken im Vor- und
der Sozialvorschriften Nachlauf eingesetzt wird und dies überaus flexibel gehandhabt werden kann,
können die bestehenden Sozialvorschriften problemlos eingehalten werden,
z.B. die Lenk-und Ruhezeiten-Verordnung.
fest definierte Laufzeiten Die meisten Bahn-Operateure bieten ihren Kunden heute ihre Leistungs-
angebote auf der Schiene im Direkt- und Shuttlezugverfahren mit festen
Fahrplanzeiten an. Durch die verbesserte betrieblicheAbwicklung in den
Terminals können die fest definierten Fahrpläne in der Regel auch ein-
gehalten werden, was die Planbarkeit des Transports erhöht und somit
die Optimierung der Produktionsprozesse der Logistikkette unterstützt.
gesamtwirtschaftliche Aspekte
Entlastung der Straßen Wer Transporte im Kombiverkehr durchführt, trägt zur Entlastung der
Straßeninfrastruktur sowie zur besseren Energieeffizienz und damit weniger
Emissionen bei.
hohe Transportsicherheit Die Vorteile des Schienenverkehrs haben nicht nur für Gefahrgut, sondern
(Schiene) auch für alle anderen Güter mit einem Sicherheitsanspruch einen besonders
hohen Stellenwert: Nicht nur wegen der Sicherheitsvorteile des Systems
„Schiene“, sondern auch aufgrund der Beachtung einer Fülle von Vorschriften
und Überwachungsmaßnahmen kommt es äußerst selten zu Unfällen.
148 Kapitel 4 · Logistiknetzwerkplanung und Transportketten
On-Carriage by Truck
Combi Combi
Terminal Terminal
Pre-Carriage by Truck
Consignee
. Abb. 4.19 Multimodaler Verkehr mit den Verkehrsmitteln Lastkraftwagen und Seeschiff (hier: Roll-on-roll-off-Schiff ) (LKW
WALTER 2017)
? Übungsaufgaben
4.2.1) Unterscheiden Sie die Transport- und Umschlagsprozesse
des bimodalen gebrochenen von dem ungebrochenen
Verkehr.
4.2.2) Stellen Sie die Verknüpfung von Systemvorteilen bei
dem Kombinierten Verkehr mit den Verkehrsmitteln
Lastkraftwagen und Eisenbahn dar.
4.2.3) Zeigen Sie im Rahmen des Kombiverkehrs (Kombination
der Verkehrsträger Güterverkehr und Eisenbahnverkehr)
fünf konkrete betriebswirtschaftliche Vorteile für den
Frachtführer/Lkw-Unternehmer.
Literatur
149 4
4.2.4) Kennzeichen Sie den Sea-Air-Verkehr als trimodalen
Transport und grenzen Sie die Vorteile/Nachteile
gegenüber einem reinen See- bzw. Lufttransport ab.
Literatur
Elemente technischer
Logistiksysteme
5.1 Zum Wesen der technischen Logistik – 152
5.1.1 Begriffsabgrenzung und Einordnung der technischen Logistik – 152
5.1.2 Wirtschaftliche Bedeutung der technischen Logistik – 153
5.1.3 Eingliederung in die Unternehmung – 155
Literatur – 191
Auch wenn der Begriff der Logistik, wie ja bereits hinreichend erklärt,
gerade im militärischen Umfeld geraume Zeit etabliert ist, so ist die
Logistik und speziell die technische Logistik als Wissenschaft erst
wenige Jahre wirklich anerkannt. Dies liegt unter anderem auch an der
großen Breite der Logistik mit einer Vielzahl von Teilbereichen.
Transport-, Verkehrs-, Die Logistik wird als eine übergreifende, organisatorische Aufgabe
Materialflusstechnik angesehen, was sicherlich auch eine gewichtige Komponente der Logis-
tikaufgaben ist. Dennoch geht es neben der Versorgung mit Informa-
tionen um die physische Versorgung mit Waren. Geht es hierbei nur
um das eigentliche Bewegen von Waren oder Materialien, so wird dies
als Transporttechnik benannt. Diese wiederum kann unterschieden
werden in den innerbetrieblichen und den außerbetrieblichen Waren-
transport. Letzterer wird unter dem Begriff Verkehrstechnik subsumiert
und ist nicht Teil der technischen Logistik, die in diesem Buch behan-
delt wird. Der innerbetriebliche Teil der Transporttechnik wird unter
dem Begriff der Materialflusstechnik zusammengefasst.
Dabei ist der reine Materialtransport nur eine der Grundfunktio-
nen der technischen Logistik. Darauf soll in 7 Abschn. 5.4 genauer ein-
gegangen werden.
Fördertechnik Ihre Ursprünge hat die technische Logistik in den sich seit dem
zweiten Weltkrieg entwickelnden Aktivitäten der Fördertechnik. Unter
Fördertechnik wird laut Günthner (vgl. Günthner und Fottner 2017)
die Technik des Fortbewegens von Gütern und Personen in beliebiger
Richtung über bestimmte Entfernungen verstanden. Mit dem Begriff
der Materialflusstechnik sollte ab den 1960er-Jahren der Durchlauf
sämtlicher Materialien in einem Unternehmen betrachtet werden. Ab
den 1970er-Jahren wurden schließlich unter der Disziplin Material-
flusstechnik Gesamtanlagen für Produktion, Lagerung und Verteilung
konzipiert. Schließlich wurde unter der Querschnittsfunktion Logistik
5.1 · Zum Wesen der technischen Logistik
153 5
• Materialflusstechnik Logistik
• ganzheitliche Informationsverarbeitung
exakte Steuerung des Informations- (Systeme)
und Materialflusses
• Fördertechnik
• Informationsflussmittel Materialflusstechnik
• Steuerungstechnik Planung (Anlagen)
Organisation
Wirtschaftlichkeit
• Hebezeuge
Fördertechnik
• Flurförderer
• Stetigförderer (Geräte)
• Lagertechnik Gestaltung
• Sondergebiete Einsatz
Informationsfluss
• Systemelemente Arbeitsfelder
? Übungsaufgabe
5.1.1) Grenzen Sie Fördertechnik, Materialflusstechnik und
Logistik voneinander ab.
156 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
Der Begriff Leistung steht hier für alle Teilziele und Aspekte, die die
Schnelligkeit des Produkterstellungsprozesses beinhalten, wie kurze
Liefer- und Durchlaufzeiten, hoher Durchsatz der Systeme, hohe Ver-
fügbarkeit und schnelle Zugriffszeiten.
Die Einzelziele zur Leistungserfüllung aus Sicht der technischen
Logistik sind Ausführung der Aufträge, Erfüllung der Terminanforde-
rungen, Erbringung des Leistungsdurchsatzes, Bewältigung des Waren-
durchsatzes, Lagern der Warenbestände und die Erfüllung zusätzlicher
Serviceleistungen. Für die Erfüllung dieser Leistungsanforderungen
sind besonders reproduzierbare, abgesicherte Prozesse in der techni-
schen Logistik erforderlich.
Die Leistungsanforderungen müssen für jedes logistische Einzel-
ziel quantifiziert und während des laufenden Betriebs regelmäßig aktu-
alisiert werden.
Qualitätssicherung beinhaltet nicht nur die eigentlichen Produkt-
eigenschaften, sondern geht bis hin zu Flexibilität und damit Liefer-
bereitschaft, Terminqualität bzw. Liefertreue und hohe Stabilität von
Prozessen und Verfahren. Damit sind Produktqualität und Leistungs-
qualität der Logistiksysteme zu unterscheiden.
Kostenminimierung beinhaltet unter anderem den effizienten
Einsatz aller Ressourcen und eine möglichst optimale Bestandssituation.
Einzelziele und Maßnahmen zur Kostensenkung in der technischen
Logistik sind:
5.2 · Ziele der technischen Logistik
157 5
55 Vermeidung, Reduzierung oder Verkürzung von innerbetrieb-
lichen Transporten durch Materialflussoptimierung oder
verbesserte Prozesse
55 Vermeidung oder Reduzierung von Beständen
55 optimale Nutzung der Infrastruktur wie Flächen-, Gebäude- und
Lagerkapazitäten
55 maximale Ausnutzung von Ladungsträgern, Transportmitteln
und Transportwegen
55 verbesserter Informations- und Datenfluss
55 effizienter Personaleinsatz
55 optimale Nutzung der Zeit
55 Outsourcing, wo andere besser und effizienter sind
Dilemma der Ablaufplanung Der Zielkonflikt zwischen hoher Kapazitätsauslastung und gerin-
gen Durchlaufzeiten wird als Dilemma Ablaufplanung bezeich-
net. Entweder werden viele Aufträge eingespeist, sodass vor
keiner Maschine der Materialfluss abreißt (hohe Durchlaufzeiten),
oder es werden wenige Aufträge eingespeist, sodass diese schnell
bearbeitet werden können (geringere Kapazitätsauslastung).
5.2 · Ziele der technischen Logistik
159 5
Gemäß der Theory of Constraints von Goldratt (vgl. Goldratt und
Cox 1987) ist es von besonderer Wichtigkeit, dass der Flaschen-
hals des Produktionssystems immer optimal mit Material versorgt
wird. Damit ist schlussendlich diejenige Maschine im System mit
dem geringsten Durchsatz gemeint. Was an dieser Stelle an Unter-
auslastung entstehen würde, könnte nicht mehr aufgeholt werden.
Alle anderen Maschinen vor und hinter dem Flaschenhals können
ohnehin nicht kontinuierlich unter Volllast betrieben werden. Damit
wird aber für die einzelnen Werkstücke die Durchlaufzeit drastisch
erhöht.
Dieses Dilemma kann immer nur mit einem Kompromiss gelöst
werden. Es muss für die einzelne Maschine, vor allem aber für das
System ein Betriebspunkt bzw. -zustand gewählt werden, der bei
einem möglichst hohen Durchsatz und damit bei optimaler Auslas-
tung ein Minimum an Beständen und damit Durchlaufzeit erlaubt.
Wird unterstellt, dass jeder Prozess irgendwann einer Störung unter-
liegt, wird für eine 100 %-Auslastung einer Maschine ein unendlich
großer Puffer vor der Maschine benötigt. Jede endliche Anzahl von
Vorprodukten vor der Maschine würde ansonsten irgendwann auf-
gebraucht sein. Damit geht auch die Durchlaufzeit der Artikel gegen
unendlich. Auf einen Bandförderer können beispielsweise immer
mehr Produkte aufgeben werden, bis die Produkte irgendwann direkt
aneinander angrenzend auf dem Band liegen. Eine weitere Erhöhung
kann nicht gelingen. Vor der Maschine würde sich nun ein Puffer
immer mehr aufbauen.
Damit ergibt sich neben dem Zusammenhang zwischen Durch- Durchlaufzeit und Bestand
laufzeit und Auslastung auch automatisch ein Zusammenhang zwi-
schen Durchlaufzeit und Bestand, wie man der . Abb. 5.2 entneh-
men kann.
Schlussendlich steht bei all diesen Fragen das Verhältnis zwischen
Nutzwerten und Kosten bei der Auswahl im Vordergrund. Dabei
stehen monetär quantifizierbare Größen, wie Investitionen, Personal-
kosten, Wartungskosten, Kapitalbindungskosten etc., oft im Wider-
spruch zu geforderten aber nicht – zumindest nicht direkt – monetär
Bestand Durchlaufzeit
Ein Hubwerk wird heute mit einer Durchlaufzeit von acht Wochen
produziert. Ziel ist es, die Durchlaufzeit auf zwei Wochen zu reduzieren.
Es werden 1000 Hubwerke pro Jahr produziert, dabei werden 700 unter-
schiedliche Varianten generiert. Ein hoher Anteil der Hubwerke wird so-
mit kundenindividuell gefertigt. Diesem Umstand ist der Hersteller mit
einer weitgehenden Baukastenstruktur des Produkts (siehe . Abb. 5.3,
siehe auch 7 Abschn. 5.3.2) entgegengetreten.
1.000 Hubwerke
20.000 Einzelteile
Auftragsfertigung
vormontierte Baugruppen (Variantenzahl in Klammern)
? Übungsaufgaben
5.2.1) Benennen Sie die drei Hauptziele, die im Rahmen der
technischen Logistik betrachtet werden.
5.2.2) Erklären Sie an Beispielen den Zusammenhang zwischen
Durchsatz und Bestand.
5.2.3) Was wäre notwendig, um in einem System dauerhaft 100 %
Durchsatz zu erreichen?
5.2.4) Mit welcher analytischen Methode neben der Wirtschaft-
lichkeitsanalyse können auch nicht monetär quantifi-
zierbare Kriterien in eine Effizienzbetrachtung mit
einbezogen werden?
5.2.5) Nennen Sie zwei solche nicht monetär quantifizierbare
Kriterien auf dem Gebiet der Logistik.
162 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
Lean Logistics Die Vorgehensweise bei der erfolgreichen Gestaltung von technischen
Logistiksystemen soll analog zum Lean Management interpretiert
werden, das auch in anderen Disziplinen, wie Fertigung, Entwicklung
etc., angewendet wird. Analog wird von Lean Logistics gesprochen. Es
geht grundsätzlich darum, Verschwendungen zu vermeiden. Als Ver-
schwendung zählt hierbei alles, was nicht direkt den wertschöpfenden
Prozessen zugeordnet werden kann, bzw. Ressourcen verbraucht, aber
nicht unmittelbar einen Wert erzeugt:
55 Transport (intern)
55 Bestände
55 Bewegung
55 Warten
55 Überproduktion
55 Overengineering
55 falsche Technologie/Prozesse
55 Ausschuss/Nacharbeit
5.3 · Leitlinien zur Gestaltung von technischen Logistiksystemen
163 5
Transport
Warten
Bearbeiten
Durchlaufzeit
Durchlaufzeit
Alles, wofür ein Kunde nicht zu zahlen bereit ist, muss als Verschwen-
dung während des Herstellungs- und Verteilungsprozesses betrachtet
werden.
In der technischen Logistik wird diese Minimierung von Ver-
schwendung (ganz vermeiden lässt sie sich in den seltensten Fällen)
auf drei Gestaltungsprioritäten aufgeteilt:
55 Vermeiden von Handhabungsvorgängen, Prozessschritten,
Transporten und (Zwischen-)Lagerungen
55 Vereinfachen von Prozessen und Abläufen sowie der Produkte
selbst
55 Integrieren bei notwendigen Handhabungsvorgängen, Prozessen,
Automation und bei der Gestaltung von Teilsystemen
100 %
Logistikgerechte Kostenfestlegung
Konstruktion
-verursachung in %
Kostenfestlegung/
Kostenverursachung
50 %
0%
Konstruktion Beschaffungs- Produktions- Distributions- Entsorgungs-
Dispositive Logistik logistik logistik logistik logistik
Entstehende Kosten Verantwortete Kosten
. Abb. 5.5 Kostenentstehung entlang des Produktionsprozesses (Günthner und Fottner 2016)
5.3 · Leitlinien zur Gestaltung von technischen Logistiksystemen
165 5
All das führt vorrangig zu einer flachen Stücklistenstruktur.
Ein extremes Beispiel für die Variantenvielfalt ist die Produktion
von Pkw. Durch die heute übliche hohe Zahl von frei wähl- und konfi-
gurierbaren Ausstattungsmerkmalen ergibt sich eine extrem hohe Zahl
von Varianten. Man spricht für das Fertigprodukt von der Losgröße 1,
da es sehr unwahrscheinlich ist, dass zwei wirklich vollkommen bau-
gleiche Fahrzeuge das Werk verlassen. Gleichzeitig ist diese Varianten-
vielfalt aber gut beherrschbar, da ein sehr großer Teil des Fahrzeugs
aus auftragsneutral immer wieder verwendeten Baugruppen besteht.
Seit einigen Jahren wird dies mit der sogenannten Plattformstra- Plattformstrategie
tegie über einzelne Fahrzeugtypen hinaus auf ganze Baureihen, teil-
weise auch herstellerübergreifend, ausgedehnt. Es werden immer wie-
derkehrende Baugruppen in großer Stückzahl verwendet. Dies reduziert
den Produktentwicklungsaufwand, aber besonders die Komplexität für
Logistik und Produktion.
Bei vielen Produkten ist es zwar nicht möglich, komplette Plattfor- Baugruppenstruktur
men zu verwenden. Es hat sich aber weit verbreitet, das Produkt in soge-
nannten modularen Baugruppenstrukturen aufzubauen.
Diese sollten so gestaltet werden, dass sie
55 unabhängig voneinander hergestellt/montiert werden können,
55 unabhängig geprüft werden können und
55 möglichst gut miteinander kombinierbar sind.
Gitterbox
HRL
AKL
VDA-Behälter
Mit der VDI-Richtlinie 2385 (vgl. VDI 1989) wurde ein Leitfaden für
die materialflussgerechte Planung von Industrieanlagen geschaffen. Im
Sinne dieser Richtlinie ist die Fabrikstrukturplanung die Entwicklung
von Strukturierungskonzepten für die einzelnen Ebenen einer Fabrik.
Neben den Planungsschwerpunkten, die aus den Themenbereichen Logistikaspekte der Fabrikstruktur
Bebauung und Produktion entstehen, stehen für die Logistik bei der
Konzeptfindung der Fabrikstruktur folgende Aspekte im Vordergrund:
55 ablauforganisatorische Grundsätze des Materialflusses
55 Werkstattsteuerung (Logistik- und Fertigungsleitsystem) sowie
die entsprechenden Systeme der Produktionsplanung und
-steuerung (PPS)
55 Sicherung der Versorgung mit Roh-, Halbfertig- oder Fertig-
erzeugnissen, Versorgung mit Hilfs- und Betriebsstoffen für die
Produktion, Entsorgung der Reststoffe
55 Materialfluss- und lagertechnische Systeme
55 Berücksichtigung der Bestands- und Flexibilitätsziele des
Unternehmens
55 Einbindung des Standorts/Werkes an die Verkehrssysteme
(externer Materialfluss)
Für die technische Logistik im Sinne der Intralogistik steht hier vor
allem die Einhaltung des Fließprinzips an oberster Stelle, bei dem die
Anordnung der Maschinen so weit wie möglich dem Arbeitsplan folgt.
Für die Bereichsstruktur einer Fertigung gibt es die häufig verwendeten
Grundformen, die in der . Abb. 5.7 zu sehen sind. Dabei sind die grau
gezeichneten Flächen die Fertigungsbereiche, die schwarzen Linien
stellen die Materialbereitstellung und den Materialfluss dar. Das Dop-
pel-Rückgradkonzept unterscheidet sich vom Schlaufenkonzept durch
vier Kreisläufe, entlang derer versorgt wird. Es ergibt sich so eine höhere
Leistung der Versorgung mit Material. Von besonderer Bedeutung bei
der Gestaltung der Bereichsstruktur ist es dabei auch, einzelne Bereiche
überschaubar und beherrschbar zu gestalten.
Für den Materialfluss ergeben sich damit folgende Planungsschwer-
punkte:
55 Materialflussfunktionen an einem Standort sowie die übergrei-
fenden Funktionen und Schnittstellen zwischen Standorten,
Zulieferern usw.
55 Materialversorgung der Produktion
55 Integration der Entsorgungslogistik in den Materialfluss
168 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
5
Knochenkonzept Matrixkonzept Doppel-Rückgratkonzept
Beispiel logistikgerechter Ein Beispiel für eine logistikgerechte General- und Gebäudestruktur ist
Fabrikstruktur das Smart-Werk in Hambach. Dort wurde die eigentliche Fahrzeug-
fertigung kreuzförmig angeordnet (siehe . Abb. 5.8). In den freien
Ecken der Werksstruktur wurden gemeinsam mit Zulieferern Monta-
gebereiche für komplette Systemkomponenten (z. B. Antrieb, Achsen,
etc.) installiert. Der gesamte Materialfluss und die Komponentenver-
sorgung sind flussorientiert am Montageband angegliedert, sodass
eine Versorgung mit optimal kurzen Wegen möglich ist. Damit ist die
Anlieferung grundsätzlich in einem Abstand von wenigen Metern
möglich. Die wenigen, aber hochspezialisierten Zulieferer oder Sys-
tempartner übergeben ihre Module just in time oder just in sequence.
Die Module selbst werden vom Zulieferer in unmittelbarer Umgebung
des Werkes produziert. Diese Fertigungsstätten der externen System-
partner sind um die Kernfabrik herum angeordnet. In der Nähe der Fa-
brik produzieren weitere Zulieferer. Minimale Vorlaufzeiten, niedrigste
Bestände, eine sehr hohe Flexibilität und der fast vollständige Verzicht
auf Lagerstufen sind die Pluspunkte dieses Produktionssystems. Diese
General- und Gebäudestruktur ermöglicht einerseits Wachstum durch
die Erweiterbarkeit des Kreuzes in drei Richtungen, gleichzeitig ist
auch für die Zulieferer Raum für eine weitere räumliche Ausdehnung
gegeben.
Bremsen Anbauteile
(Bosch) (Dynamit
Nobel)
Umschlag-
fläche für Türen,
Kleinteile Montage Klappen
(Rhenus) Interieur/ (Ymos)
Exterieur
Einfahr- und
Montage- Treffpunkt
Antrieb „Bistro“ Prüfabschnitt
5.3 · Leitlinien zur Gestaltung von technischen Logistiksystemen
Förderbrücke
Rohbau Lackiererei
(Magna) (Eisenmann)
169
Montageweg
. Abb. 5.8 Gebäudestruktur und Materialfluss des Smart-Werks Hambach (Günthner und Fottner 2016) Quelle Foto: Mercedes-Benz Classic
5
170 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
Wie können nun diese Ziele durch den Einsatz von Technik erreicht
oder die Zielerfüllung verbessert werden? Dazu werden in einem ersten
Schritt die technischen Handlungsmöglichkeiten untersucht:
1. Mechanisieren, also die Schaffung und Anwendung
von Hilfsmitteln, statt des Einsatzes von körperlicher
Leistung
2. Verketten, also das Aneinanderreihen mehrerer Fertigungsschrit-
te/-maschinen innerhalb des Arbeitsplans
3. Automatisieren, also die steuerungstechnische Ausrüstung
einer Maschine oder Anlage, sodass diese teilweise oder
ganz ohne Mitwirkung des Menschen bestimmungsgemäß
arbeitet
4. Systemvernetzung, also die übergreifende Vernetzung
des Datenaustauschs über ganze Bereiche hinweg, um
eine weitreichende Koordination in Ablauf und Planung zu
erreichen
Bei jedem Einsatz von Technik muss entweder die Erhöhung der Wirt-
schaftlichkeit des Gesamtprozesses im Vordergrund stehen oder eine
Erhöhung der Leistung. Schlussendlich ist der verstärkte Einsatz von
Technik in der Regel zunächst mit einer Erhöhung der Fixkosten im
Vergleich zu einer weniger technikintensiven Ausstattung durch die
Anschaffungs-/Abschreibungskosten der eingesetzten Anlagen ver-
bunden. Die Personalkosten werden häufig durch den Einsatz reduziert.
Ein sinnvoller Technikeinsatz ist somit häufig an hohe Leistungsanfor-
derungen, hohe Kapazitätsanforderungen, gleichmäßige Nutzung und
einen Mehrschichtbetrieb gekoppelt. Je gleichmäßiger der Verlauf einer
Produktion, desto besser kann eine hohe, kontinuierliche Auslastung
der Maschinen erreicht werden. Die Wirtschaftlichkeit nimmt dann zu.
Das bedeutet aber nicht im Umkehrschluss, dass ein niedriger Tech-
nikeinsatz automatisch zu einer flexibel nutzbaren Produktion und Logis-
tik führt – dies wäre nur bei gleichzeitig sehr flexiblen Arbeitszeitmodel-
len realisierbar. Viele automatische Systeme können gerade bei Stoßzeiten
einen enorm hohen Durchsatz ermöglichen und damit einen wirtschaft-
lichen saisonalen Betrieb erst erlauben. Man sieht also, dass in jedem Fall
eine detaillierte Kosten- und Leistungsanalyse durchgeführt werden muss,
bevor über den intensiven Einsatz von Technik entschieden werden kann.
Einen Sonderfall stellt die Handhabung schwerer und schwerster
Lasten dar, bei denen der Einsatz von Technik alternativlos ist. Hier
muss final beurteilt werden, ob eine automatisierte Anlage oder eine
manuell bediente Anlage für den Einsatz besser geeignet ist.
? Übungsaufgaben
5.3.1) Benennen Sie die Leitprinzipien des Managements.
5.3.2) Benennen Sie die drei Gestaltungsprioritäten zur
Minimierung von Verschwendung.
5.3.3) Welche Möglichkeiten werden heute häufig verwendet,
um eine aus logistischer Sicht möglichst intelligente
Produktstruktur zu erlangen?
5.3.4) Geben Sie drei Beispiele für Planungsschwerpunkte für den
Materialfluss an.
172 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
5.4.1 Einführung
Wie bereits ausführlich beschrieben, ist der Erfolg bei der Produk-
tion und Bereitstellung eines beliebigen Produkts immer in mehreren
Ebenen zu sehen. Die technische Logistik hat die Aufgabe, den wert-
schöpfenden Prozess, also die eigentliche Fertigung eines Produkts, so
zu unterstützen, dass das Produkt auf möglichst einfache Art und Weise
zu möglichst geringen Kosten in möglichst kurzer Zeit in der gewünsch-
ten Qualität bereitgestellt werden kann. Die Logistik muss also nicht
nur das Produkt und seine Vorprodukte berücksichtigen, sondern auch
Betriebsmittel, Transporthilfsmittel etc.
Dazu müssen Materialien bereitgestellt, gehandhabt, verteilt,
zusammengeführt und kommissioniert werden. Durch die fortwäh-
rende Weiterentwicklung der Produktionssysteme und durch eine
stetige Erhöhung der Produktivität wurden die Anforderungen an die
Effektivität und die Effizienz solcher Prozesse kontinuierlich erhöht und
der Einsatz von hochautomatisierten Systemen unabdingbar.
Die Komplexität der eingesetzten Techniken ist hoch und eine
Vielzahl teils hochspezialisierter Lösungen ist im Einsatz. In diesem
Kapitel werden die Grundfunktionen kurz beschrieben und Beispiele
vorgestellt.
5.4.2 Grundfunktionen
Transporteinheit Transportprozess
Transportsystem
Transportmittel
Ladehilfsmittel Eine Transporteinheit ist ein Stückgut, das sich mit einem mecha-
nischen Transportmittel bewegen lässt (z. B. Palette, Schachtel). Die
Transporteinheit besteht aus dem Transportgut und gegebenenfalls aus
einem Ladehilfsmittel (LHM). Ein Ladehilfsmittel (synonym Ladungs-
träger)ist ein Teil, das gegebenenfalls genutzt wird, um das Transportgut
in einem bestimmten Transportmittel bewegen zu können. Wichtige
LHM sind in . Abb. 5.10 dargestellt. Es werden damit logistische Ein-
heiten gebildet (vgl. Pfohl 2010, S. 141 ff.). Die LHM erfüllen zudem eine
Schutzfunktion. Zum Teil sind dies Spezialanfertigungen wie Werk-
stückträger, die nur für diesen einen Transport angefertigt werden, in
5 vielen Fällen aber Standards, um die Lastaufnahme und den Lasttrans-
port vereinheitlichen zu können, z. B. Europaletten, VDA-Behälter,
Container. Das Transportgut ist ein beliebiges Teil, an dem sich die
Ladehilfsmittel, Transportmittel und die Transportprozesse orientie-
ren müssen. Bei vielen Produkten wird bereits bei der Konstruktion
auf eine transportgerechte Gestaltung geachtet (Ösen, Stapelbarkeit,
Standflächen etc.).
Die Verwendung von Ladehilfsmitteln muss grundsätzlich nach
der Wirtschaftlichkeit analysiert und entschieden werden. So kann die
Wahl eines geeigneten Ladehilfsmittels einerseits die Anzahl der Umla-
devorgänge reduzieren, die Handhabungszeiten signifikant verkürzen
bzw. die Umschlagleistung erhöhen. Es kann eine mechanisierte oder
automatisierte Handhabung ermöglicht werden. Bei Stapelbildung kann
zudem der Bedarf an Lagerfläche deutlich reduziert werden. Anderer-
seits ist aber auch jedes Ladehilfsmittel mit Kosten verbunden, es erhöht
das Gesamtvolumen/-gewicht der Transporteinheit und es entsteht ein
zusätzlicher Verwaltungsaufwand für Beschaffung/Bereitstellung sowie
Rückführung oder Entsorgung der Ladehilfsmittel.
Transport- und Fördermittel Der Begriff Transportmittel wird generell für das inner- und außer-
betriebliche Bewegen von Gütern verwendet. Hier werden (für den
innerbetrieblichen Transport) Transport- und Fördermittel synonym
verwendet.
Stetig- und Unstetigförderer Bei den Fördermitteln wird zwischen stetigen Fördermitteln (z. B.
Bandförderer, Rollenförderer) oder unstetigen Fördermitteln (z. B.
Unstetigförderer Stetigförderer
Flurförderer
Flurförderer Hebezeuge
Hebezeuge
gleislose
Krane mechanische
Förderer
Förderer
• Handwagen • Brückenkrane
• Schlepper • Auslegerkrane • Bandförderer
• Hubwagen • Portalkrane • Rollenförderer
• Gabelstapler • Fahrzeugkrane • Becherwerke Gurtförderer
• FTS • Schwimmkrane • Kettenförderer (Förderbandkurve)
• andere • andere • Schwingförderer
• Schneckenförderer
• andere
• Verschiebe- • Flaschenzüge
einrichtungen • Elektrozüge Flurfördermittel
hydraulische
• Wagen • Zahnstangen- Förderer
• andere winden
• Spindelhebeböcke
• Hebebühnen
• andere
s
ISt : Stückgutstrom
v
v: konst. Geschwindigkeit
s: Förderstrecke
v
ISt = 1Stück . – q: Durchsatz
s
T: Taktzeit (T = –vs )
q = –1
Beispiel: T
Rollenförderer
Kontrollpunkt
Wahrscheinlichkeit
BeispielVerteilen und In einer Brauerei soll das Subsystem der Flaschenabfüllung betrachtet
Zusammenführen werden. Vor der Abfüllanlage müssen die zugeführten leeren Flaschen
gereinigt werden. Der Reinigungsprozess bedarf aber aus technischen
5.4 · Funktionen der technischen Logistik (interne Logistik)
179 5
Gründen einer längeren Bearbeitungszeit als der Abfüllprozess. Die Rei-
nigungsmaschine hat einen niedrigeren Durchsatz als die Abfüllanlage.
Es müssen mehrere Reinigungsanlagen parallel betrieben werden, um
den notwendigen Durchsatz zu erreichen. Die Zuführstrecke der Fla-
schen muss die Fördergüter vor der Reinigungsmaschine aufsplitten
und anschließend hinter der Reinigungsmaschine wieder zusammen-
führen (siehe . Abb. 5.13).
Verteilen Zusammenführen
. Abb. 5.13 Verteilen und ZusammenführenQuelle Fotos: TGW Logistics Group GmbH, Wels Österreich
Der Prozess Verteilen ist als das Ausschleusen von Transporteinhei- Prozess Verteilen
ten aus einem Transportvorgang meist unter Berücksichtigung einer
Zielsteuerung definiert. In unserem Beispiel der Flaschenabfüllung ist
es unerheblich, welche Flasche welcher Reinigungsanlage zugeführt
wird. Es könnte aber durchaus auch ein Prozess realisiert werden, in
dem unterschiedliche Flaschengrößen in unterschiedliche Reinigungs-
anlagen ausgeschleust werden müssen. Bei Letzterem spricht man von
einem Sortiersystem, also einem speziellen Fördersystem zum Trennen Prozess Sortieren
von Sortiergut nach Aufträgen und zum Verteilen des Sortierguts auf
eine größere Anzahl von Zielstationen. Zusammenführen wiederum ist Prozess Zusammenführen
als Einschleusen in einen kontinuierlichen Transportprozess definiert.
Die Berechnung der Kenngrößen von Verteil- und Zusammenfüh-
rungselementen kann weitgehend analog zur Berechnung von Trans-
portelementen erfolgen. Allerdings muss bei der Betrachtung der
Grenzdurchsätze, der Durchsätze und der Auslastung die jeweils par-
tielle Größe eines Eingangs oder eines Ausgangs berücksichtigt werden.
Zusätzlich berücksichtigt werden muss die Zeit zum Schalten des Ver-
teilelements, das aber meist einen bestimmten Abstand der Transport-
elemente bedingt.
180 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
5.4.2.3 Lagern
Lagern ist die Unterbrechung des Materialflusses (vor allem des Trans-
portierens) (vgl. Günthner und Schneider 2011). Grundsätzlich gibt
es unterschiedliche Gründe, die eine Lagerung von Materialien oder
Waren sinnvoll oder notwendig machen:
55 Ausgleich eines unterschiedlichen Quell- und Senkenverhaltens
(z. B. saisonale Lieferung von Ausgangsmaterialien und kontinu-
ierliche Produktion des Fertigprodukts)
55 Lager als Sicherung schneller Lieferfähigkeit sowohl von Rohma-
terialien als auch von Halbfertig-/Fertigwaren
5 55 produktspezifische Lagerung im Sinne eines Prozessschritts (z. B.
Reifung etc.)
Puffern, Lagern, Speichern Dabei wird grob zwischen den Begriffen Puffern, Lagern und Speichern
(vgl. Gudehus 2012, S. 320 – 325) unterschieden, zwischen denen aller-
dings fließende Übergänge vorherrschen, sodass eine klare Zuordnung
manchmal nicht möglich ist.
55 Puffern ist das (kurzzeitige) Bereithalten von Waren oder
Materialien zum Verbrauch, zur Verarbeitung oder zur weiteren
Bearbeitung (z. B. vor einer Maschine).
55 Lagern ist das Bevorraten von Handelsware, Fertigware, Ersatz-
teilen oder auch von Ausgangsprodukten.
55 Speichern ist das Aufbewahren zur Produktion, zum Transport
oder zum Sortieren (z. B., um Waren für diese Prozesse zu
konsolidieren).
Lagersichtkasten Palettenaufsatz
für Kleinteilelager
Europalette
5
Lagereinrichtung
statisch dynamisch
Hochregalstapler
Elektro-Vierradstapler Regalbediengerät
Zur Charakterisierung und Auslegung von Lagern haben sich einige Kenngrößen des Lagers
Kenngrößen als aussagekräftig herauskristallisiert.
Lagerkapaziät: maximale Anzahl von Lagereinheiten, die ein Lager
aufnehmen kann
184 Kapitel 5 · Elemente technischer Logistiksysteme
Lagernutzflache netto
Flachennutzungsgrad =
Lagernutzflache
5
Raumnutzungsgrad: Verhältnis des Lagernutzvolumens netto zum
gesamten Lagernutzvolumen
Lagernutzvolumen netto
Raumnutzungsgrad =
Lagernutzvolumen
C-Artikel
B-Artikel LE
A-Artikel
E- / A-Punkt
RBG
E-Punkt
E-/A-Punkt
RBG
E-Punkt
A-Punkt
E-/A-Punkt
RBG
Als Ergebnis aus der Bewertung all dieser Kriterien werden sich Optio-
nen für die Ausgestaltung des Lagers und die einzusetzende Technik
ergeben. Aus diesen Optionen muss dann schlussendlich ein Optimum
gefunden werden.
5.4.2.4 Handhaben
„Handhaben ist das Schaffen, definierte Verändern oder vorüberge-
hende Aufrechterhalten einer vorgegebenen räumlichen Anordnung
von geometrisch bestimmten Körpern in einem Bezugskoordinaten-
system.“ (VDI-Richtlinie 2860, VDI 1990, S 2)
Eine andere Definition von Handhabung ist die Bewältigung des
Materialflusses zwischen Wirkstellen.
Handhaben als Funktion von Fertigung und Materialfluss ist häufig
in der Fertigung anzutreffen, z. B. das Werkstückschwenken durch einen
Roboter an einer Bearbeitungsmaschine. Funktionen von Handhaben
in der Fertigung sind:
55 Sichern, z. B. das Spannen von Werkstücken
55 Prüfen, z. B. die Form eines Werkstücks
55 Bewegen, z. B. das Schwenken eines Werkstücks durch einen
Roboter
die Palette angehoben oder abgesenkt wird oder die gebildete Lage.
Bei Palettenhub wird eine komplette Lage auf die Palette geschoben,
anschließend die Palette abgesenkt und ein Verschiebeboden auf die
bereits abgelegte Lage gebracht. Auf diesen wird die nächste Lage
geschoben und der Verschiebeboden anschließend herausgezogen.
Dann wird die nächste Lage aufgeschoben. Ist die Palette vollständig
befüllt, wird diese automatisch aus der Palettiermaschine entnom-
men. Lagenpalettierer sind die leistungsstärksten Systeme zu Palettie-
rung und können bis zu 10.000 Stückgüter pro Stunde auf eine Palette
übergeben.
5 Bei kleineren geforderten Palettierleistungen können relativ kos-
tengünstige Roboter eingesetzt werden. Als vollautomatisierte Palet-
tiermaschine werden u. a. Knickarmroboter eingesetzt. Es handelt es
sich meist um sechsachsige Roboter, die in einem kubusförmigen Raum
arbeiten können. Die Packstücke werden einzeln auf die Palette bewegt.
Dabei können auch komplexe Verbünde ohne Lagenbildung realisiert
werden. Daher ist es ein sehr flexibles Instrument, das vor allem bei
einer hohen Varianz der Packstücke und der einzelnen Paletteninhalte
sinnvoll eingesetzt wird.
Bei Robotern als Palettiermaschinen hat das Lastaufnahmemodul
oder Lastaufnahmemittel eine besondere Bedeutung. In Abhängigkeit
vom Einsatzfall werden hier Klammer-, Gabelgreifer oder auch Vaku-
umsauger eingesetzt.
Von besonderer Bedeutung beim Palettieren ist auch die Sicherung
des Palettenstapels. Hier wird unterschieden zwischen einer integrier-
ten Ladeeinheitensicherung (also innerhalb des Palettiervorgangs)
durch
55 Verbundstapelung,
55 Zwischenbogeneinlagen,
55 Antislip (das Aufsprühen eines lösbaren Haftmittels) sowie
55 Umreifen oder Binden mit Stahl oder Kunststoffband
? Übungsaufgaben
5.4.1) Benennen Sie die Grundfunktionen der technischen
Logistik.
5.4.2) Benennen Sie je ein Beispiel für stetige und unstetige
Fördermittel.
5.4.3) Berechnen Sie für den Fall, dass alle Pakete in der
Abbildung stets mit dem maximalen Abstand gefördert
werden, den Durchsatz, den Grenzdurchsatz und den
Auslastungsgrad.
Literatur
191 5
v v
Li dmax dmin
Li = 1,2 m
dmax = 2,3 m
dmin = 0,3 m
v = 0,25 m/s
Gleichverteilung
Literatur
5
193 6
Glossar
Cross Docking ist ein Konzept des schnellen und effizienten Umschlags
von Waren. Dabei erfolgt eine Bündelung von Güterströmen (verkehrs-
bedingter Umschlag mit ggf. kurzfristiger Zwischenlagerung, um den
Verkehrsträger oder das Verkehrsmittel zu wechseln). Es erfolgt keine
dauerhafte Lagerung von Gütern, sondern lediglich ein Sammeln und
Umschlagen im sog. Cross-Docking-Terminal.
Einlagerer ist, wer auf der Basis eines Lagervertrags auf Dauer Güter
zur Lagerung bzw. Aufbewahrung an den Lagerhalter übergibt.
196 Kapitel 6 · Glossar
Fertigungstiefe: Diese Kenngröße sagt aus, wie groß der Anteil des
betrachteten Unternehmens an der gesamten betrieblichen Wertschöp-
fung ist. Bei einer Fertigungs- bzw. Wertschöpfungstiefe von 30 %
werden 70 % Wertschöpfungsanteil von Dritten (Lieferanten, Dienst-
leistern) zugekauft. (Vgl. Göpfert 2013, S. 209)
Fördertechnik ist die Technik des Fortbewegens von Gütern und Per-
sonen in beliebiger Richtung über bestimmte Entfernungen.
Frachtführer ist, wer auf der Basis eines Frachtvertrags mit dem Absen-
der das Gut zum Bestimmungsort befördert und dort an den Empfän-
ger abliefert.
Hub & Spoke: Hub steht für Nabe und Spoke für Speiche. Damit wird
ein Netzwerk zwischen einem zentralen Umschlagspunkt bzw. einer
Hauptumschlagsbasis (HuB) und einer beliebigen Anzahl von End-
punktorten abgebildet. Die Speichen bzw. Spokes bilden die jeweilige
Transportstrecke zwischen der HuB und den Endpunktorten.
Lagerhalter ist, wer auf der Basis eines Lagervertrags auf Dauer lagert
und aufbewahrt.
Spediteur ist, wer auf der Basis eines Speditionsvertrags die Versen-
dung des Gutes, die Lagerung oder den Umschlag besorgt.
Spielzeiten sind die Summe aller Zeiten, die für einen vorgegebenen
Bewegungsablauf benötigt werden (z. B. für die Lastaufnahme).
System: Ein (logistisches) System ist eine Anordnung von ggf. weiter
unterteilbaren Elementen, die miteinander in Beziehung stehen (Auf-
baustruktur). Die Ablaufstruktur innerhalb des Systems wird durch
Regeln und Attribute beschrieben. (Vgl. Kuhn 2008, S. 76)
Taktzeit: Die Taktzeit ist die Zeit zwischen der Ankunft einer Förder-
einheit und der Ankunft der nächsten Fördereinheit.
Verlader ist die Rechtsperson, die das Gut nach dem Verkehrsvertrag
oder aufgrund wirksamer Weisung zur Beförderung übergibt (ADSp
2017: Ziffer 1.15).
Lösungen zu den
Übungsaufgaben
4.1.2) Ein Knoten ist beispielsweise eine Quelle, an der der Ver-
kehrsunternehmer einen Be- und Entladeplatz unterhält
und an dem die Mitarbeiter Sortierprozesse durchführen.
Eine Kante ist beispielsweise eine Verbindung im Nahver-
kehr. In dieser Funktion (Nahverkehr) setzt ein Trans-
portunternehmer bestimmte Verkehrsmittel wie Lkw (im
Linienverkehr) ein.
4.1.3) Eine Kooperation in einem Logistiknetzwerk wird vermut-
lich nicht erfolgreich sein, wenn
44 im Rahmen der Strategie auseinandergehende
Netzwerkinteressen vorhanden sind,
44 die Orientierung der Geschäftsbeziehungen
wettbewerbsorientiert ist,
44 eine geringe gegenseitige Abhängigkeit im Netzwerk
besteht,
Lösungen zu den Übungsaufgaben
229 7
44 das gegenseitige Vertrauen nur gering ausgeprägt ist,
44 die Geschäftskultur der Netzwerkpartner hochgradig
verschieden ist oder
44 die Machtverhältnisse zwischen den Partnern einseitig
bzw. hierarchisch gestaltet sind.
Bestand Durchlaufzeit
v v
Li dmax dmin
Li = 1,2 m
dmax = 2,3 m
dmin = 0,3 m
v = 0,25 m/s
Gleichverteilung
v v 0, 25m / s
q=1 Stk. × =1 Stk. × =1 Stk. × =0, 07 1 / s
s d max+Li 2, 3m+1, 2 m
v v 0, 25m / s
q Grenz = 1 Stk. × = 1 Stk. × = 1 Stk. × = 0,17 1 / s
s d min+ Li 0, 3m + 1, 2m
q 0, 071 / s
ρ= = = 0, 4118 = 4118
, %
q Grenz 0,171 / s
7
237
Serviceteil
Stichwortverzeichnis – 238
Stichwortverzeichnis
A Frachtführer 111
Füllungsgrad 184
statische 181
Lagerhalter 112
Absatzkanal 30, 63, 194 Lagerhaltung
Funktionen 81
Absender 111
Auslastungsgrad 177 G Lagerhaltungssystem 25
Lagerhaussystem 25, 181
Auslieferungslager 87, 194
Global Sourcing 60 Lagerplatzzuordnung 89, 185
Green Logistics 41 Lagerreichweite 184
B
Grenzdurchsatz 158, 177 Lagerung 79, 81, 180
Güterflüsse 8 Lean Logistics 162
Güterkraftverkehr 100 Lieferbereitschaftsgrad 45, 71
Balanced Scorecard 73
Güterverkehr 96 Lieferfähigkeit 11, 45
Belegungsstrategie 184
Benchmarking 73 Lieferflexibilität 46
Lieferkette 16, 59
Beschaffungslogistik 27, 58, 61, 155
Bestandsbündelung 83 H Liefertreue 46
Bestandsmanagement 25, 45 Lieferzeit 45
Handhaben 188 Linienverkehr 100
Bewegungsstrategie 185–186
Binnenschifffahrt 103 Logistik 11, 13
Bullwhip-Effekt 19, 22
I Logistikattraktivität 55
Logistikcontrolling 67
Logistikdienstleister 113
Informationsflüsse 9
C Insourcing 58
Intralogistik 29, 153
Logistikeffizienz 49, 58, 70, 160
Logistikkanal 30, 63
Charterverkehr 100 Logistikkette 17, 59, 95
City-Logistik 210 Logistikkontrolle 68
Cross Docking 83
J Logistikkosten 27, 47, 55, 57, 154, 164
Kategorien 48
Just-in-Sequence 197 Logistikleistung 27, 57
Ladeeinheiten 92, 94
F Ladeeinheitensicherung 190
Ladehilfsmittel 174, 182
M
Fabrikplanung 61 Ladungsträger 94, 165, 174 Makrologistik 14, 98
Fahrzeugbündelung 83 Lagerabruf 59 Marketinglogistik 30
Fertigungstiefe 61 Lagerarten 85 Materialfluss 167
Finanzflüsse 10 Lagerbediengerät 183 Materialflusstechnik 152
Flächennutzungsgrad 184 Lagerbetriebsstrategie 184 Materiallogistik 29
Fördermittel 96, 174 Lagereinrichtung Materialwirtschaft 29
Fördertechnik 152 dynamische 182 Mehrkanaldistribution 65
Stichwortverzeichnis
239 A– Z
P
Packgut 79
U
Packmittel 90 Umschlag 26, 78
Packstück 79 Umschlagsfunktion 80
Palettieren 188 Umschlagsgeschwindigkeit 219
Person-zur-Ware-Prinzip 88 Umschlagshäufigkeit 184, 204
Plattformstrategie 165 Umschlagslager 82
Produktionslogistik 29, 61–62, 155 Unstetigförderer 175
R V
Raumnutzungsgrad 184 Value Added Services 41
Reichweite 219 Verkehr 13
Reverse Logistics 31, 196 kombinierter 198
Rohrleitungstransport 106 Verkehrsinfrastruktur 98
Verkehrsmittel 96
Verkehrssystem 107
S Verkehrsträger 96, 98
Verpacken 78–80
Sammelgutverkehr 110 Verpackung 79, 90
Schienengütertransporte 102 Verpackungsarten 91
Sea-Air-Verkehr 106 Verpackungsstufen 92
Seeschifffahrt 104 Verpackungssystem 26
Shelf Ready Packaging 47 Verteillager 87
Short-Sea-Verkehr 104 Vorratslager 87
Single Sourcing 60
Sortiersystem 179
Spediteur 109
speditionsübliche logistische Tätig-
W
keiten 111 Ware-zur-Person-Prinzip 89
speditionsübliche Tätigkeiten 111 Wertschöpfungskette 17
speditionsunübliche logistische Tätig- Wettbewerbsstrategie 56
keiten 111
Stetigförderer 175
Supply Chain 17, 61
Supply Chain Management 18, 20–21
Z
Systemtheorie 24, 27 Zentrallager 87
Zulieferungslager 87
Zurufgeschäfte 114
T
Taktzeit 177, 203
Tätigkeit, logistische
speditionsübliche 111