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Department of Oriental Studies, University of Vienna

Review
Reviewed Work(s): The Rhetorical Fabric of the Traditional Qaṣīda in Its Formative Stages:
A Comparative Study of the Rhetoric in Two Traditional Poems by ˁAlqama l-Faḥl and
Bashshār b. Burd. (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes 98) by Ali Ahmad
Hussein
Review by: Isabel Toral-Niehoff
Source: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes , 2018, Vol. 108 (2018), pp. 373-
375
Published by: Department of Oriental Studies, University of Vienna

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/10.2307/26808042

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Arabistik 373

sondern gerade auch bei den zweisprachigen Sprechern auf dem Land (mit einer berberi-
schen Familiensprache): diese lernen diese Varietät als eine transparent ausgeglichene
Zweitsprache, statt eine der dialektal geprägten Varietäten. Die im Buch vorgenommene
Auswahl der Formvarianten des mar. Arabischen ist in diesem Sinne durchweg plausibel
(und zeigt die Vertrautheit des Verfassers mit den Verhältnissen in Marokko). Dass bei
Einzelheiten auch andere Sichtweisen möglich sind, ist unvermeidlich. Das gilt z.B. für
das Feld der Diphthonge, deren Monophthongierung vor allem durch eine Morphemgrenze
blockiert werden kann; insofern ist es nicht unproblematisch, wie im Buch Formen wie
/fajn/ „wo“ als Koiné-Variante ohne Erläuterung vorzugeben (gegenüber /fin/).
Durchgehend, vor allem so in den späteren ausführlichen Texten, ist die Variation in
Richtung auf das Standarabische (die Fuᵴћa) im Blick. Sie dominiert die Einführung aber
nicht. Das ist ein Unterschied zu der o.g. Einführung von Chekayri, die gewissermaßen
von der Hochsprache (d.h. der Schriftsprache) ausgeht und in den Textbeispielen geradezu
eine „mittlere Sprache“ (luʁa wuᵴᵵa) präsentiert, wie sie auch in den Medien zu hören ist
(allerdings auch von entsprechend schulisch Gebildeten als Kontaktform gegenüber Frem-
den mit Arabischkenntnissen gerne ins Spiel gebracht wird).
Da Marokko in Anbetracht der Verhältnisse in der arabischen Welt inzwischen eine
Ausnahme darstellt, weil man sich dort relativ ungefährdet aufhalten kann, erhält auch die
Beschäftigung mit dem mar. Arabischen einen anderen Stellenwert, auch im Studium. Die-
ses Einführungswerk bietet vorzügliche Voraussetzungen, um auf seiner Grundlage in Ma-
rokko mit den Menschen in ihrer Sprache umgehen zu können. Damit kommt aber auch
eine Sprache in den Fokus, die es wert ist, in ihrer Besonderheit gewürdigt zu werden –
gerade auch in ihrer Verschiedenheit von den anderen arabischen Varietäten (denen des
Maschriq), die meist im Vordergrund stehen.
Utz Maas (Graz)

H u s s e i n , A l i A h m a d : The Rhetorical Fabric of the Traditional Qaṣīda in Its Form-


ative Stages: A Comparative Study of the Rhetoric in Two Traditional Poems by
ˁAlqama l-Faḥl and Bashshār b. Burd. Wiesbaden: Harrassowitz, 2015 (Abhandlungen
für die Kunde des Morgenlandes 98). 292 pp. ISBN 978-3-447-10467-8. € 78,00.
Nach allgemeiner Forschungsauffassung unterscheidet sich die arabische Poesie der Ab-
basidenzeit (750-1258) grundlegend von der vor- und frühislamischen, und zwar ganz be-
sonders in Hinblick auf die Verwendung rhetorischer Mittel. So gebrauchten die Dichter
der frühen Abbasidenzeit nun anders als zuvor komplexe Tropen, vielfältige Redefiguren
und andere ausgefeilte Stilmittel, die diesem poetischen Stil das Epitheton badīˁ „modern“
einbrachten, und den Dichtern, die sie verwendeten, den Ruf, muḥdaṯ („Neuerer“) zu sein.
Diese Innovationen fanden in der damaligen Öffentlichkeit ein geteiltes Echo, wie z.B. die
lebhaften Kontroversen um den muḥdaṯ Dichter Abū Tammām zeigen.1
Die Bewertung dieses Wandels fällt in der Forschung unterschiedlich aus: Während
einige darin ein neues Phänomen sehen, das letztendlich mit den radikalen gesellschaftli-
chen und kulturellen Veränderungen dieser Zeit in Zusammenhang steht, wodurch eine
neue, urbane Elite Träger und Adressat dieser Dichtung wurde, verstehen ihn andere eher

1 Cf. Beatrice Gründler, „Modernity in the Ninth Century: The Controversy around Abū
Tammām“, Studia Islamica 112 (2017), S. 131-48.

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374 Besprechungen

als Weiterentwicklung schon vorhandener Tendenzen, die sich schon in der vorislami-
schen Poesie finden. Die Kontinuitätsthese deckt sich auch weitestgehend mit der Auffas-
sung, die wir in der ersten Monographie zum badīˁ in arabischer Sprache finden, nämlich
das Kitāb al-badīˁ, verfasst vom Prinzen Ibn al-Muˁtazz (gest. 296/908). Darin identifiziert
er fünf zentrale und typische Figuren des badīˁ: istiˁāra (Metapher), ṭibāq (Antithese),
ǧinās (Paronomasie), radd ˁalā ˁaǧūz ˁalā al-ṣadr (Echo) und al-maḏhab al-kalāmī (Ar-
gumentation nach Art des Kalām). Seiner Meinung nach wurden diese allerdings auch von
früheren Dichtern verwendet, das Neue im badīˁ war nur die höhere Frequenz und der
bewusste Gebrauch. Die Frage ist: Liegt bei Ibn al-Muˁtazz über die Betonung der Konti-
nuität etwa eine Legitimierung für den als problematisch empfundenen „neuen Stil“ vor
(wie oft behauptet)? Oder können wir tatsächlich schon in der vorislamischen Poesie die
Verwendung aufwendiger rhetorischer Mittel nachweisen? Anders gefragt – inwieweit ist
die arabische Dichtung schon vor der Einführung des badīˁ rhetorisch?
Ali Ahmad Hussein [H.] nimmt sich dieser Fragestellung an und nähert sich ihr über
eine komparatistische Fallstudie, indem er zwei Qasiden, die jeweils vor oder nach der
postulierten Zäsur verfasst wurden, erst separat einer sorgfältigen rhetorischen Analyse
unterzieht, und dann die verwendeten Stilmittel gegenüberstellt. Er bemängelt zu recht,
dass es an einer solchen Einzelstudie bis jetzt fehlt und setzt sich in seiner Arbeit zum Ziel,
auf der Grundlage dieses Vergleichs eine solidere Basis für die Diskussion zu gewinnen.
Stellvertretend für die vor- und frühislamische Dichtung behandelt er die Qaside (n.2 in
seinem Dīwān, auf mīm) des ˁAlqama l-Faḥl (gest. ca. 603 n.Chr.), der als ˁabīd al-šiˁr für
die besonders sorgfältige Ausarbeitung seiner Poesie bekannt war; als Repräsentant des
badīˁ Stils dient die Qaside (n.3 in seinem Dīwān, auf dāl) des Baššār b. Burd (gest.
167/784), der als einer von dessen frühesten Vertretern gilt. Beide Oden haben zudem den
Vorteil, von fast genau gleicher Länge zu sein (55 bzw. 52 Verse). H. konzentriert sich
dabei auf den bayān (Bildersprache) und den badīˁ (stilistische Verzierung, „embellish-
ment“), und lässt die Diskussion der maˁānī (syntaktische Rhetorik) aus, die seines Erach-
tens zu weit führen würden und im badīˁ wenig relevant sind.
Zunächst stellt er in einem einführenden Kapitel (S. 1-27) die Diskussion des badīˁ in
klassisch arabischen Quellen dar, indem er die Behandlung in Grammatik, Korankommen-
taren und Adab skizziert; dann diejenige in den ersten Monographien zum Thema von al-
Mubarrad (gest. 286/899), des genannten Ibn al- Muˁtazz und in den iˁjāz al-Qurˀān Wer-
ken; im Anschluss die Schriften von ˁAbd al-Qāhir al-Ǧurǧānī (gest. 471/1078) und seinen
Schülern; um schließlich noch kurz die Werke des 7./13. Jahrhunderts zu streifen. Deutlich
wird eine zunehmende Ausdifferenzierung der Terminologie. Zur Illustration der Vorge-
hensweise dieser vormodernen arabischen Literaturkritiker (Vers für Vers, Analyse der
Bildersprache vor allem in Hinblick auf den erzielten ästhetischen Effekt) stellt er den
ausführlichen Korankommentar von vier Koranversen (S. 13-27; Q 1:5; Q 2:7; Q 3:90; Q
2:17) des al-Zamaḫšarī (gest. 538/1144) vor.
Im zweiten Kapitel (S. 28-41) diskutiert H. die moderne Forschungsdiskussion über
den badīˁ. Im Zentrum stehen hierbei die Thesen von Wolfhart Heinrichs, Suzanne Stet-
kevych und Ewald Wagner zum Aufkommen des badīˁ, und dann die Vorarbeiten von Abū
Mūsa und Julie Meisami in Hinblick auf eine rhetorische Analyse von literarischen Texten.
Diesem Abschnitt schließt H. im dritten Kapitel (S. 42-59) eine detaillierte und syste-
matische Darlegung der arabischen Terminologie rhetorischer Termini an. In Anbetracht
der sehr unsystematischen Verwendung in den Quellentexten bietet dieser Abschnitt dem

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Arabistik 375

Leser/der Leserin eine sehr nützliche Übersicht. Zu bemängeln ist hier allerdings, dass die
Analyseebenen unscharf getrennt werden, so dass gelegentlich nicht deutlich wird, ob es
sich um eine Begriffsgeschichte oder um die Darstellung des Phänomens selbst handelt.
Die Übersetzung in englische und damit in der westlichen Rhetoriktradition verwurzelte
Termini (z.B. kināya = metonymy) birgt zudem eigene Gefahren, hier muss man H. aller-
dings zugutehalten, dass er das Problem auch benennt.
Im vierten und fünften Kapitel übersetzt, kommentiert und analysiert er jeweils die
genannte Qaside von ˁAlqama (S. 60-121) und die des Baššār (S. 122-174) separat. Dabei
geht er, so wie in klassischen Kommentaren, Vers für Vers einzeln durch und kommentiert
ihn im Anschluss; die englische Übersetzung ist hierbei sehr wörtlich und damit etwas
holprig, sie dient aber vor allem der wissenschaftlichen Erschließung.
Diesen beiden Kapiteln schließt das Kernkapitel VI (S. 175-233) an, in dem H. die
Bildersprache analysiert („the literary images“), und die er in fünf Gruppen aufteilt (Me-
tonymie, Simile, Metapher, Analogie und Synekdoche). Er vergleicht jeweils Frequenz,
Struktur und Gebrauch und setzt sie in Bezug zu den jeweiligen Themen und Gedichtab-
schnitten. Im siebten Kapitel (S. 234-251) untersucht er schließlich „Verzierungsmittel“,
also Figuren, die vor allem die syntaktische Struktur der Verse und ihren akustischen Ef-
fekt betreffen. Diese sind im Schnitt häufiger im Gedicht des Baššār.
In seinem Abschlusskapitel (S. 252-266) führt er alle Ergebnisse zusammen und illus-
triert sie zudem in vier Tabellen. H.s Analyse zeigt anschaulich, dass sich die absolute
Frequenz der Verwendung rhetorischer Figuren bei ˁAlqama und Baššār nicht signifikant
unterscheidet. Die Differenz ist eher graduell und qualitativ: so verwendet Baššār nur noch
selten Metonymie und Simile, die in ˁAlqama zentrale Elemente sind, und zieht eher Me-
tapher und Analogie vor. Hinzu kommt, dass Baššār auch Figuren verwendet, die bei
ˁAlqama kaum vorkommen (Antithese, Ableitung, Echo, Doppelreim). H.s Befund stützt
somit die Ansicht des Ibn al-Muˁtazz, wonach schon vor- und frühislamische Poeten rhe-
torische Mittel vielfach verwendeten, und der damit die Kontinuität betont. Grundsätzlich
bleibt allerdings die Frage offen, weshalb die abbasidische Öffentlichkeit diesen Wandel
teilweise als Skandal empfand und im badīˁ einen scharfen Bruch der Tradition sah. Ent-
weder wurde diese Veränderung im Nachhinein überspitzt (und da fragt man sich, warum),
oder die Bewertungskriterien waren andere, und schon eine geringe Abweichung des klas-
sischen Kanons galt als Modernismus. Hier wären im Anschluss noch weitere literaturso-
ziologische Studien notwendig.
Ohne Zweifel leistet diese sorgfältige und solide komparatistische Studie einen wich-
tigen Beitrag zur Diskussion um die Geschichte und Ursprung des badīˁ und zeigt das
Potential einer vergleichenden Herangehensweise, die hier zum ersten Mal rigoros durch-
geführt wird. Zur Untermauerung der These von H. sollten allerdings noch weitere, ähnlich
strukturierte Studien folgen, um die Befundlage zu erweitern.
Isabel Toral-Niehoff (Berlin)

L a m e e r , J o e p : The Arabic Version of Ṭūsī’s Nasirean Ethics with an Introduction and


Explanatory Notes. Leiden/Boston: Brill, 2015 (Islamic Philosophy, Theology and
Sciences 96). IX + 550 pp. ISBN 9789004304505. € 136,00.
Der vorliegende Band enthält die Erstedition der Übersetzung der von Naṣīr al-Dīn al-Ṭūsī
auf Persisch verfassten Ethik ins Arabische durch Rukn al-Dīn al-Ǧurǧānī, die offenbar

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