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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

Digitale Bibliothek des Sondersammelgebietes Vorderer Orient

Laut- und Formenlehre des Damaszenisch-Arabischen

Grotzfeld, Heinz

Wiesbaden, 1964

Einleitung

urn:nbn:de:gbv:3:5-97750
Einleitung

Die hier vorgelegte Arbeit 1 soll in erster Linie eine deskriptive Dar¬
stellung des Damaszenisch - Arabischen sein . Es wäre wünschenswert ge¬
wesen , mit ihr eine historische Grammatik zu verbinden , doch mußte
wegen des spärlich vorliegenden Materials auf eine solche verzichtet
werden . Eine historische Grammatik kann ja nicht auf der schmalen Basis
eines einzelnen Dialektes aufbauen 2, sondern muß auch die Erscheinungen
benachbarter , verwandter Dialekte berücksichtigen , deren Formen , zum
Vergleich herangezogen , für manches Problem erst die Lösung bringen 3 .
Darstellungen von verwandten Dialekten sind nicht sehr zahlreich 4 ; sie
wurden natürlich für die Erklärung der historischen Entwicklung befragt .
Darüber hinaus gab auch manche in Textveröffentlichungen syro - libane -
sischer Dialekte gebuchte Erscheinung Vergleichsmaterial , doch sind
Vorkommen ( und Fund ) eines solchen brauchbaren Vergleichs in Texten
mehr oder weniger dem Zufall zu verdanken . Der sprachgeschichtliche
und - vergleichende Teil mußte daher auf die Lautlehre und Anmerkungen
zu vielen Einzelheiten des morphologischen Teils , ausführlicher zu Er¬
scheinungen , deren Wichtigkeit sich im Lauf der Arbeit ergab , beschränkt
bleiben .
Die Hauptaufgabe blieb es daher , eine vollständige deskriptive Dar¬
stellung der Laut - und Formenlehre des Damaszenisch - Arabischen zu
geben 6 , da eine solche bisher nicht existiert und für die sprachgeschicht -

1 Im Jahre 1961 von der Philosophischen Fakultät der Universität Münster


als Dissertation angenommen .
2 Eine weitere Schwierigkeit ist das Fehlen einer gesicherten Ausgangs¬
basis . In vielen Punkten wird das Alt -Vulgärarabische , von dem wir ausgehen
müssen , mit dem Alt - Hocharabisehen übereingestimmt haben , doch berech¬
tigt dies uns nicht , alle Formen des Dialekts auf die Formen der alten Hoch¬
sprache zurückzuführen ( wie es z . B . Feghali , Kfar ' abida tut ) .
3 Welche Möglichkeiten sich ergeben , wenn der Vergleich auf das ganze
arabische Dialektgebiet ausgedehnt wird , haben die Arbeiten von W . Fischer ,
•Die demonstrativen Bildungen des Neuarabischen und H . Singer , Neuarabische
Fragewörter gezeigt .
4 Hierkommen nur in Betracht : Bauer ; Cantineau , Palmyre , Etudes ,
Hörän ; Feghali , Kfar ' abida ; Fleisch , ZahU -, Hajje ; Nakhla ; Schmidt -
Kahle .
5 Auf eine Darstellung der Syntax ist verzichtet worden . Bin Teilgebiet
der Syntax ( Hypotaxe ) wurde als Parallelarbeit von Ariel Bloch bearbeitet .
Sie wurde der philosophischen Fakultät der Universität Münster als Disser¬
tation vorgelegt unter dem Titel : Die Hypotaxe im Damaszenisch - Arabischen
" WS Vergleichen zur Hypotaxe im Hocharabischen .
VIII Einleitung

liehe Betrachtung unerläßliche Voraussetzung ist . Ein brauchbares Vor¬


bild lieferte H assan el - H aj .je mit seinem Buch Le parier arabe de Tripoli
(Liban ) , Paris 1954 , dessen Lehrer J ean C antineatt in seinem zusammen
mit Y oussouf H elbaoui herausgegebenen Lehrbuch Manuel elementaire
d ' arabe Orientale ( parier de Damas ) , Paris 1953 , die wesentlichsten Teile
der damaszenisch - arabischen Morphologie , wenn auch in einer dem Lehr¬
buch angepaßten Form und daher nicht systematisch geordnet , dar¬
gestellt hat .
Außer den Angaben im grammatischen Teil der Leijons und in den
Texten des Manuel von C antineau wurden als Material verwandt :

1. Die Texte von B ergsträsser , Zum arabischen Dialekt von Damaskus ,


Hannover 1924 .
2 . Die Texte des C ommandant M alen sovd , Textes en dialecte de Damas ,
JA 204 ( 1924 ) , S . 259 - 332 .
3 . Tonbandaufnahmen , die Herr Professor Dr . H .W ehr 1956 in Damaskus
aufgenommen und A . Bloch und mir mit einer vollständigen Nieder¬
schrift , die zwei der Informanten nachträglich in arabischer Schrift
angefertigt hatten , zur Bearbeitung überließ 1 .
4 . E . K tjhnt , Syrisch -arabischer Sprach führ er ,Wies bade n 1958 , aus dem
viele Einzelbeispiele entnommen werden konnten ( der Sprachführer
behandelt den Dialekt von Damaskus ) .

Weiteres Material wurde entnommen aus A . D ietrich , Damaszener


Schwänke , ZDMG 106 , 1956 , S . 317 - 344 (nur Stücke in echtem Dialekt
sind berücksichtigt ) ; aus E . S aussey , Un farce de Karagueuz en dialecte
de Damas , BEO 7 / 8 , 1937 / 8 , S . 5 - 37 ; aus den Prosapartien bei G . W etz¬
stein , Die Liebenden von Amasia , Leipzig 1906 , die leider nur beschränkt
auszuwerten sind , da in arabischer Schrift . Die Texte von J . O estrup ,
Contes de Damas , Leiden 1897 , sind nicht verwertet worden , da die Sprache
eindeutig nicht - damaszenisch ( sie zeigt starke libanesische Einflüsse ) ist .
Eine Menge Material , besonders zur Lösung von Detailproblemen ,
konnte ich während eines Aufenthaltes von August bis Oktober 1960 in
Damaskus selbst zusammentragen . Zuverlässige Informanten hatte ich
dort in Mlle Emilie O uechek , der langjährigen Bibliothekarin und Sekre¬
tärin des Institut Fran9ais de Damas , und meiner Wirtin , Madame Vic¬
toria M a ' lüf , Schneiderin mit großem christlichem und muslimischem
Kundinnenkreis , die mir , obwohl beide Christen aus Bäb Tüma ( Christen¬
viertel der Altstadt ) , nicht nur über den Sprachgebrauch der Christen ,
sondern auch über den der Muslime sichere Auskünfte gaben . In Münster
konnte ich manche Information von Herrn cand . med . Ahmad AsfahäNI
aus Damaskus einholen .

1 Die Texte dieser Aufnahmen , die umfangreicher sind als die beiden vor¬
genannten , sind in Transkription mit Übersetzung , Anmerkungen und Glossar
als Heft 2 dieses Bandes der AKM erschienen unter dem Titel A . B loch und
H . Geotzfeld , Damaszenisch - arabische Texte .
Einleitung IX

Mündliche Auskünfte zu Vergleichszwecken über den Dialekt seines


Heimatdorfes Bechmezzine ( Koura , Libanon ) erhielt ich von meinem Stu¬
dienkollegen Michel Jiha . Allen Informanten möchte ich an dieser Stelle
für ihre geduldige und bereitwillige Hilfe danken .
Die Darstellung der Formenlehre , die von der in der Arabistik und
allgemein in der Semitistik üblichen Weise z . T . abweicht , bedarf einer
kurzen Rechtfertigung :
Es erschien mir angemessen , all die formalen Veränderungen , die
innerhalb einer lexikalischen Einheit 1 vor sich gehen , als Flexion gesondert
zu beschreiben , während die Bildung der lexikalischen Einheiten selbst
unter dem Oberbegriff Wortbildung dargestellt ist . Dieses Prinzip hat
besonders beim Verbum zu einer unkonventionellen Darstellung geführt .
Die Trennung Heß sich freilich nicht bis ins letzte durchführen , da an
einzelnen Stellen des morphologischen Systems Überschneidungen vor¬
kommen .
Zum Schluß dieser Einleitung ist es mir eine angenehme Pflicht , meinem
hochverehrten Lehrer , Herrn Professor Dr . Hans Wehr , der die Anregung
zu dieser Arbeit gab , zu danken für das Interesse , das er am Entstehen
dieser Untersuchung nahm , für manch wertvollen Hinweis , für die Über¬
lassung seiner Tonbandregistrierungen , die mir erst eine ausreichende Be¬
herrschung des Damaszenisch - Arabischen ermöglichten , und nicht zu¬
letzt für die Förderung , die mir durch seine Vermittlung auch in materiel¬
ler Hinsicht zuteil wurde .
Zu Dank verpflichtet für manchen fruchtbaren Gedanken bin ich
ferner Herrn Dr . W . Fischer und meinem Studienkollegen Ariel Bloch .
Vor der Drucklegung ließ mir Herr Professor Dr . Anton Spitaler eine
Reihe von Bemerkungen und Anregungen zukommen , die ich dankbar
verwertet habe . Großen Dank schulde ich der Studienstiftung des Deut¬
schen Volkes , deren Förderung ich während meines Studiums erfuhr , und
die mir die Reise nach Damaskus und den Aufenthalt dort finanzierte .

1 Zu einer lexikalischen Einheit gehören alle Formen , deren Bedeutungs¬


inhalt bei formaler Veränderung ( Flexion ) identisch bleibt .

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