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Abscjehteznt baulsch im
Taandel erhältlich
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Maja Tomljanovic
Im Schatten der Elfen
1.
„Gratuliere! Schon wieder hast du die beste Note bekommen.
Aber bei deinem Fleiß wundert es mich überhaupt nicht mehr“,
rief meine beste Freundin Rose aus.
Es war die letzte Stunde und wir hatten unsere Arbeiten in
englischer Literatur zurückbekommen. Meine Arbeit war die
Beste. Schon drehten sich einige neidische Blicke nach mir um,
aber so etwas war ich gewohnt. Dennoch wartete ich ungedul-
dig auf das Klingeln. Als endlich die Glocke ertönte, raffte ich
erleichtert meine Sachen zusammen und verschwand aus dem
Klassenraum.
Rose kam mir nach geeilt. Schnell öffnete ich mein Schließ-
fach und schmiss die Bücher hinein. „Was sollte das denn? Du
hast dich überhaupt nicht über deine Note gefreut“, beschwerte
Rose sich.
Ich seufzte genervt. Als ob sie nicht genau wüsste, dass ich be-
scheiden war. „Natürlich freue ich mich darüber, aber ich finde
es nicht in Ordnung, wenn alle es für selbstverständlich halten,
dass ich eine super Arbeit schreibe. Ich lerne ja hart dafür, des-
halb ist es doch klar, dass ich mein Bestes gebe.“ Rose lachte
und strich sich das lange, blonde Haar von der Schulter. Auch
wenn sie keine Schönheit war, konnte man sie wegen ihres
Haares beneiden. Sie hatte glattes Haar, das aussah, wie flüs-
siges Gold. Rose war eine meiner wenigen Freundinnen und
gleichzeitig die Beste. Selbst wenn sie über einen lachte, konnte
man ihr alles anvertrauen.
„Ist ja schon gut. Ich weiß, dass du hart dafür arbeitest, aber ich
wollte Lilly nur eins auswischen, denn sie hat nur einen Punkt
weniger als du“.
Lilly Bexter war schon seit meiner frühesten Kindheit meine
Rivalin und Feindin. Sie litt unter dem Zwang mich immer
übertrumpfen zu wollen und das zu jeder Gelegenheit. Doch
das ließ ich nicht zu und es wurmte sie.
Nun kamen auch unsere zwei anderen Freundinnen: Mandy
und Catherine, genannt Cathy. „Na endlich! Wir warten schon
lange auf euch“, rief Rose theatralisch. Dabei stimmte das gar
nicht. Rose übertrieb gerne. „Ja sicher. Mr. Adams hat uns so-
gar noch fünf Minuten früher entlassen“, verteidigte sich Man-
dy. Während Rose und ich englische Literatur hatten, mussten
die anderen beiden Geschichte büffeln. „Was ist los mit euch?
Ihr seht so müde aus“, bemerkte ich. Mandy seufzte laut und
antwortete: „Frag bloß nicht, Marianne. Du kennst ja Adams.“
Mr. Adams‘ Unterricht war wirklich nicht der Interessanteste
und er könnte sicher einen Argus zum Schlafen bringen. Doch
Mr. Adams war die Güte in Person, deshalb mochte ihn jeder.
„Kommst du heute noch zum Training, Marianne?“, riss Cathy
mich aus meinen Gedanken. Wir beide waren im selben Ten-
nisverein und hatten jeden Mittwoch und Samstag Training.
So sehr ich auch gerne zu ihr kam, so hatte ich heute keine Lust
und sagte deshalb: „Tut mir Leid, aber ich muss für die nächste
Mathearbeit lernen. Schließlich ist Mathe ja nicht mein stärks-
tes Fach“.
Rose verdrehte genervt die Augen. Vielleicht hatte sie aber
Recht, denn ich konnte mich über meine Note nicht beschwe-
ren. Trotzdem musste ich mir den Stoff noch einmal ansehen.
„Na gut. Aber Phil wird dir das nächste Mal die Hölle heiß ma-
chen“, sagte Cathy. Ich lachte.
Phil, unser Trainer, konnte nie lange auf jemanden wütend
sein. Als es nichts mehr zu sagen gab, verabschiedeten wir uns.
Ich warf einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr. Oh nein!
Ich war viel zu spät dran. Madeleine würde sich schon große
Sorgen machen. Rasch machte ich mich auf dem Weg zu mei-
nem Auto, einem dunkelblauen Smart.

Ich mochte kleine Autos, denn ich brauchte schließlich nicht


sehr viel Platz. Ohne die Geschwindigkeitsbegrenzung zu über-
schreiten fuhr ich dennoch schnell nach Hause. In der Einfahrt
zu unserem Haus sah ich kein weiteres Auto. Zum Glück war
ich alleine.
Wahrscheinlich wäre allein das falsche Wort dafür. Zu Hau-
se waren immer noch unsere Angestellten. Aber meine Eltern
waren nicht da. Daran hatte ich mich jedoch schon gewöhnt.
Sie waren nie zu Hause.
Meine Eltern waren ziemlich wohlhabend. Das war sicher nicht
sehr verwunderlich, denn jeder verdient gut, wenn er eine ei-
gene Firma hat. Meine Eltern besaßen eine Firma, in der Tex-
tilien hergestellt wurden. Und meistens waren diese ziemlich
teuer und ihre Firma war so bekannt, dass sie sogar schon in
anderen Ländern verkauft wurden.
Meine Eltern waren immer im Ausland und kamen fast nie
nach Hause.
Selten gab es Treffen bei uns zu Hause und ihre Geschäftspart-
ner waren mir ziemlich unheimlich. Ich hatte sie nur zwei Mal
gesehen. Alle waren schwarz gekleidet und blickten ziemlich
düster drein. Sie schlossen sich dann immer in das Arbeitszim-
mer ein, wo absolut niemand der Angestellten hinein durfte.
Das hieß, dass der ganze zweite Stock tabu war, auch für mich.
Doch das störte mich nicht weiter. Unser Haus war groß genug,
um sich ignorieren zu können, nämlich 345m².
Die größte Fläche war das Erdgeschoss. Dort empfing ich mei-
nen Besuch und die Angestellten konnten hier arbeiten. Ferner
befanden sich hier Wohnzimmer, Küche, Gästetoilette, Esszim-
mer und Keller. Ein Teil des ersten Stockes gehörte mir. Hier
befanden sich dann mein Schlafzimmer und mein eigenes Ba-
dezimmer. Dann gab es noch die Unterkunft der Angestellten.
Das Personal bestand aus Madeleine (Köchin, Putzfrau und
eine gute Freundin von mir), Ben (Gärtner), Roland (Butler)
und Michael (Chauffeur, der jedoch nie gebraucht wird).
Also kann man nicht wirklich von allein sein sprechen.

„Bin wieder da!“, rief ich. „Mon dieu, endlich bist du wieder
da! Wo bist du denn gewesen? Ich habe mir schon Sorgen
gemacht“, begrüßte Madeleine mich. Ich lächelte. „Ach, Ma-
deleine. Wo soll ich denn schon gewesen sein? In der Schule.
Meine Freundinnen haben mich noch ein wenig aufgehalten.
Aber jetzt bin ich wieder da, und zwar hungrig, wenn du das
hören wolltest.“ Madeleine machte ein fröhliches Gesicht. Sie
kochte so gerne und freute sich wenn jemand Hunger hatte.
Außerdem hatte sie eine Weile als Kochgehilfin in Frankreich
gearbeitet und so schmeckte alles wunderbar, wenn sie kochte.
Nach dem Essen ging ich hinauf auf mein Zimmer um Haus-
aufgaben zu machen. Mein Zimmer spiegelte meinen Charak-
ter ziemlich gut wieder. Ich war ein stilles Mädchen und so sah
auch mein Zimmer aus: schön ordentlich und aufgeräumt. An
den Wänden hingen nicht, wie bei vielen Anderen, Poster von
Stars, sondern alles war weiß gestrichen. Mein Bett und auch
der Schrank waren ziemlich groß. Das musste er auch sein,
denn neben Lesen und Tennis spielen, liebte ich auch noch das
Shoppen. Ich war eben ein typisches Mädchen von siebzehn
Jahren.
Als alle Hausaufgaben gemacht waren, lernte ich noch für die
Mathearbeit. Doch das war schnell erledigt und ich langweilte
mich. Das Tennistraining hatte ich leider abgesagt und es war
sowieso schon zu spät um dem Platz einen Besuch abzustatten.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als in der Stadt herum zu
laufen, wenn ich nicht zu Hause bleiben wollte.
Ich schnappte meine Jacke und lief nach unten. „Ich gehe ein
bisschen in die Stadt. Wahrscheinlich bin ich bis zum Abend-
essen zurück“, sagte ich zu Madeleine. „Oui, ich habe verstan-
den“, kam es aus der Küche.
Dann setzte ich mich in mein Auto und fuhr in die Innenstadt
2.
Firerock war meiner Meinung nach, eine wunderschöne Stadt.
Es lag irgendwo in Florida, somit war hier immer schönes Wet-
ter. Das liebte ich sehr. Obwohl Firerock klein war, gab es hier
eine Menge um sich zu zerstreuen. Ein Kino, in dem immer
die neuesten Filme liefen, viele Boutiquen, in denen tolle De-
signersachen zu einem günstigen Preis angeboten wurden und
viele Nachtclubs. Dazu gab es hier auch wunderschöne Stellen
abseits, mit Wäldern und Trampelpfaden. Ganz in der Nähe
von unserem Haus lag ein See, an dem immer viel los war. Dort
wurde oft gegrillt oder Jugendliche trafen sich, um Partys zu
feiern.
Am anderen Ende des Ufers waren viele Felsen. Sie hatten eine
rötliche Farbe und in der Sonne sahen sie dann so aus, als ob
sie brennen würden. Das gab der Stadt ihren Namen. Es war
ein herrlicher Anblick, vor allem wenn die Sonne unterging. In
Firerock war ich glücklich.
Schon seit fast einer Stunde war ich weg. Langsam musste ich
an den Heimweg denken. Die Zeit verging immer sehr schnell.
Zu schnell. Ich war schon auf dem Weg zu meinem Auto, als
jemand meinen Namen rief. Als ich mich umdrehte, sah ich
Stewart Mitchell auf der anderen Straßenseite stehen. Er wink-
te und lächelte. Dann kam er schnell rüber zu mir. „Hallo, Ste-
wart“, begrüßte ich ihn. Er blieb vor mir stehen und schaute
mich seltsam an, so verlegen. Ich schaute an mir runter, um
mich zu vergewissern, ob mein Hosenstall offen war, doch es
war alles in Ordnung. „Ähm hallo, Marianne. Ich wollte gerade
nach Hause und dich dann anrufen, doch dann habe ich dich
hier getroffen“, erzählte er.
Ich wurde misstrauisch. Normalerweise war er nie so schüch-
tern. Dann kam er auf den Punkt. „Diese Woche ist doch der
Schulball an unserer Schule. Ich habe zufällig mitbekommen,
dass dich noch niemand gefragt hat, also wollte ich der Erste
sein“, brachte er heraus. Damit hatte ich nun nicht gerechnet.
An den Ball hatte ich gar nicht mehr gedacht. So sehr war ich
auf die Arbeiten konzentriert gewesen. Grundsätzlich tanze
ich nicht. Alle meinen zwar, dass ich mich ziemlich gut zum
Takt der Musik bewegen könnte, doch ich hasse es Aufmerk-
samkeit auf mich zu ziehen, denn beim Tanzen komme ich mir
dämlich vor. Eigentlich hätte Stewart das wissen sollen, denn
früher wurde ich oft von Jungs gefragt, ob ich nicht mit ihnen
zum Tanzen gehen wolle. Inzwischen wusste es fast jeder. Ste-
wart anscheinend nicht.
Wahrscheinlich wären die anderen Mädchen allerdings bei so
einer Einladung in die Luft gegangen vor Freude, denn Stewart
wurde sehr oft umschwärmt. Das lag natürlich an seinem Aus-
sehen. Er war groß und hatte dunkle braune Augen, bei denen
man nicht nein sagen konnte. Seine schwarzen Locken waren
immer perfekt gestylt und auch seine Noten waren nicht die
Schlechtesten. Trotzdem war er nicht mein Typ.
Ich war also ziemlich in Verlegenheit gebracht worden. Schließ-
lich wollte ich Stewart nicht vor den Kopf stoßen. Also ver-
suchte ich es langsam und schonend.
„Du musst wissen, Stewart, dass ich kein Fan vom Tanzen bin.
Dieses Jahr hat mich niemand gefragt, weil alle das schon wis-
sen“, begann ich. Stewart verlor sein Lächeln aber nicht. „Das
ist kein Problem. Wir könnten auch nur so zum Ball gehen,
schließlich besteht ja keine Pflicht zum Tanzen, oder?“ Na toll.
Ich hatte herzlich wenig Lust, doch wie sollte ich ihm das sa-
gen? Schwierige Situation. „Es ist so“, fing ich an, „an dem Tag
kann ich sowieso nicht kommen, weil an diesem Tag meine
Eltern zu Besuch kommen.“ Das war keine Lüge. Glücklicher-
weise schien Stewart das sofort zu verstehen. „Ach so, na dann.
Vielleicht beim nächsten Mal“, sagte er hoffnungsfroh und ging.
Ich seufzte und stieg in das Auto ein. Doch aus den Augenwin-
keln konnte ich noch schnell etwas Schwarzes sehen. Als ich
genauer hinsehen wollte, war es verschwunden. Verwundert
schüttelte ich den Kopf und fuhr los.
Zu Hause war das Abendessen schon auf dem Tisch. Made-
leine hatte sich selbst übertroffen. Schnell aß ich auf, um Ma-
deleines Fragerei zu entwischen. Ich war höchstens nur einein-
halb Stunden weg gewesen und schon beschwerte sie sich. In
meinem Zimmer machte ich mich fertig, um ins Bett zu gehen,
doch ich las noch ungefähr bis zehn Uhr. Dann machte ich das
Licht aus und schlief schnell ein. Diese Nacht träumte ich wir-
res Zeug.

Ich stand im Wald in der Nähe des Sees. Doch in meinem


Traum war er, anders als in Wirklichkeit, dunkel und ungast-
lich. Diese Dunkelheit machte mir Angst und ich versuchte das
Licht zu finden. Ich sah es nicht. So schnell ich auch rannte,
ich konnte es einfach nicht finden. Plötzlich verschwamm alles
um mich herum und ich stand auf einer Lichtung, die in helles
Licht getaucht war. Erleichtert atmete ich auf. Hier fühlte ich
mich wohl. Wunderschöne Blumen blühten und es roch nach
Sommer. Schmetterlinge, so bunt wie Regenbögen, flogen um-
her und ich fühlte mich so geborgen, wie schon lange nicht
mehr. Doch, typisch für Albträume, verschwand das schöne
Gefühl wieder. Das Licht schien nur noch gedämpft, so als ob
Wolken die Sonne verdecken würden. Die Blumen welkten und
die Schmetterlinge verschwanden. Dann bekam ich keine Luft
mehr. Ich keuchte und hustete, versuchte verzweifelt an frische
Luft zu kommen, aber es war zwecklos. Schemenhaft konnte
ich auf einmal eine Person sehen, die aus dem Gebüsch kam.
Wer das war, konnte ich nicht erkennen, nur dass ein wunder-
volles Licht davon ausstrahlte, noch heller als die Sonne. Das
war der einzige Lichtblick.

Als ich aufwachte, war ich verwirrt. Nur selten konnte ich mich
an meine Träume erinnern und das war einer, den ich ganz ge-
wiss nicht vergessen würde. Ich atmete gierig die Luft ein und
stutzte. Mein Fenster war offen. Das war es allerdings, bevor
ich zu Bett gegangen war, noch nicht so. Taumelnd stand ich
auf, um es zuzumachen. Das war seltsam, doch dann zuckte ich
die Schultern.

Die Erklärung war simpel: Ich vergaß ständig Sachen, sicher


auch dieses Mal das Fenster. Ungewöhnlich war das nicht, eher
lästig. Dennoch ließ mich dieser Traum noch lange nicht los.
Er war so real gewesen, dass es schon fast beängstigend war.
Mit einem mulmigen Gefühl schlief ich wieder ein.
Lesen sie jetzt wie es weiter geht

Maja Tomljanovic
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