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ZEITSCHRIFT

Inhaltsverzeichnis. FÜR
Abhandlungen.
Seite
Decker, H. C„ Die Jagazüge und das Königtum im mittleren Bantugebiet 229
Disselhoff, H. D.: Zur Frage eines „Mittelchimu"-Stiles . . . . . . . .
Disselhoff, H. D., „Brujos" im Hochland von Ekuador .
Donner, E., Überlieferungen aus Nordostliberia . . . .
F)berhard, W.: Chinesischer Bauzauber. . . . . . . .
129
300
174
87
ETHNOLOGIE
Eberhard, W., Die Geschichten vom Grafen Hu . . . 293
Eckert, G., Die Kopfjagd im Caucatal . . . . . . . 305
Gille, J.: Zur Lexikologie des Alt-Algonkin . . . . . 71
Koch, K., Totemismus und Zweiklassen in Neuguinea. . . . . . . . . . 318
Körner, T.: Bericht über rassenkundliche Untersuchungen in Monembasia
und Areapolis an der Südküste des Peloponnes . . . . . . 116
Lehmann, F. R.: Weltuntergang und Welterneuerung im Glauben schrift- Organ der Berliner Gese.llschaft
loser Völker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Müller, G.: Über die geographische Verbreitung einiger Gebärden im öst- •'
lichen Mittelmeergebiet und dem nahen Orient . . . . . . . 99 fUr
Müller, G., Sprachen und Rassen in Afghanistan . . . . . . . . . . 219
Nevermann, H.: Die Kanum-irebe und ihre Nachbarn . . . . . . . . 1
Steinmann, A. u. Rangsit, S„ Denkmalformen und Opferstätten der Lawa 163
Wagner, G„ Die Religion der Bantu von Kavirondo . . . . . . . . . 201 Anth.ropologie, Ethnologie und Urgeschichte
Literarische Besprechungen.
Bachmakoff, Alexandre: Cinquante Siecles d'Evolution Ethnique autour de la
Mer Noire (T. v. Margwelaschwili) . . . . . . . . . . . . . . . 156
· Birket-Smith, Kaj and Laguna Frederika de: The Eyak Indians of the Copper
River Delta, Alaska (Georg Eckert). . . . . . . . . . . . . . . 158
Carthy, Frederick D. Mc.: „Australian Aboriginal Decorative Art" (A. Frank) 438
Elkin, A. P.: The Australian Aborigines, how to understand them (A. Frank) 437
Glaser, Otto: Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen und die niederländi-
schen Kolonien in Brasilien (Georg Eckert) . . . . . . . . . . . 157
Hermann, A. : Quellen und Forschungen zur .Geschichte der Geographie und
Völkerkunde. Bd. I. Das Land der Seide und Tibet im Lichte der
Antike (Kretschmar). . . . . . . . . . . . . 433
Himmelheber, Hans: Eskimokünstler (Georg Eckert). 158
Hoyle, Rafael Larco: Los Mochicas (H. D. Disselhoff) 153
Kühnel, Josef: Thaddaeus Haenke (Georg Eckert). . 158
La Barre, Weston: The Peyote Cult (W. Milke) . . . . . . . . . . . . 439
Lehmann, Walter : Die Geschichte der Königreiche von Colhuacan und
Mexico (Ernst Mengin, Kopenhagen) . . . . . . . . . . . . 1. • 434
Lehmann-Nitsche, Robert: Studien zur südamerikanischen Mythologie'/ -
Die ätiologischen Motive (Heinz Kühne) . . . . . . ~ . . . _ / . . 43ß
Schneider, Otto: Studie über die empirischen Grundlagen des Zauberglaitbens
bei Primitiven (H. Nevermann) . . . . . . . . . . . . . .· 439
Schnitger, F. M.: Forgotten Kingdoms in Sumatra (H. Nevermanq.'}' 438 Zweiundsiebzigster Jahrgang
Schultze, Leonhard: Indiana III. (H. D. Disselhoff) . . . . . . 1
• 151
Stechenko-Kouftina, V. K.: „La flute de Pan" (Marius Schneider) 155 1940 / Heft 1-3
Thomsen, Thomas: Albert Eckhout (Georg Eckert). . . . . . . . . . . 159
Webb, William S.: An Archaeological Survey of the Norris Basin in Eastern
Tennessee (W. Milke) . . . . . . . . . . . . ~/ . . . . . . . . 440
"'\

BERLIN
/ JULIUS SPRINGER

19 4 1 S minar für Völkerkunde


_eUnive-~sltät Münster -
Inhalt.
I. Abhandlungen und Vorträge.
Seite
Eberhard, W., Zur Frage der ethnologischen Untersuchung von Hochkul-
turen ................................................. , .............. .
Nevermann, H. - Waiden, .E., Totenfeiern und Malagane von Nord-Neu-
2 ZEITSCHRIFT
meeklenburg .................... · · .............................. · .. 11
Körner, T., Die Rolle der Jagd in der Wirtschaft der Waldvölker Zentral-
afrikas ............................. '............................... . 38 FO R
Lagercrantz, St., Zur Kulturgeschichte einiger i~ Schweden vorkommenden
J agdfallentypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 51
Stein, G., Zur Physiologie und Anthropologie der Zigeuner in Deutschland 74
Weinberger-Goebel, :({., Zur Brandbestattung in Melanesien .......... ~ .... . 114
Zöhrer, L. G. A., Studien über die Tuareg (fmohag) der Sahara ......... . 124

II. Verhandlungen.
ETHNOLOGIE
Ordentliche Sitzung vom 18. Januar 1940.
Geschäftliche Mitteilungen .......... .'.......................... . 15a
Vorträge : Westermann: Mitteilung über eine Geheimsprache in· Togo .. 153
Schwantes: Sinnbilder im vorgeschichtlichen Ornament ..... . 153
Ordentliche Sitzung vom 15. Februar 1940.
Ge s c h ä f t 1ich e ·M: i t t e i'l u n g ~ n ; ....·. ~ ..... ; .. '. ... , ...... • ............ . 153' Organ der. Berliner Gesellschaft
Vorträge : N evermann : Die Einwanderung der Polynesier nach den Neuen
Hebriden .................................................... . 153
0. Abel: Vorzeitliche Tierreste im deutschen Mythus, Brauch- für
tum und Volksglauben .............................._......... . 153
Ordentliche Sitzung vom 14. März 1940.
Ge s c h ä f t' li c h e Mi t t e ilu n gen .- .....· ........ ; ..... ; ..............·; ... :
Vortrag: M. Gusinde': Rasseform und Umwelt der Ituri-Pygmäen (Ergeb-
153 Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte
nisse einer Forschungsreise durch den belgischen Kongo) ..... . 153
Sondersitzung vom 2. April 1940.
Geschäftliche Mitteilungen ...................... :·················· 153
Vortrag: P. Eipper : Menschenaffenfilme .................... : .......... . 153
Ordentliche Sitzung vom 25. April 1940.
(}eschäftliche M~.tteilungen .... „ . . . . . . . . . . . . . • • . . . . . . • . . . . . . . . . . 154
Vortrag: Termer: Uber eine archäologische Forschungsreise nach Guate-
mala 1938-39 .............. ~· ................................... ·~ .. . 154
Ordentliche Sitzung· vom· 23. Mai 1940.
Geschäftliche Mitteilungen· ...... ~ .............................. 154
Vorträge: Gandert und Behm: Die Ausgrabung des Germanendorfes auf
dem W ederberg bei Kablow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
Ordentliche Sitzung vom 28. Juni 1940.
Geschäftliche Mitteilungen .................... -................. .
Vor t r a g : K. C. v. Loesch : Die Dreivölkerecke von Aubel, Maastricht ..
Ausflug vom 6. Juli 1940 ................................................. .

III. Kleine :Mitteilungen :/


K. D i t t m er , Emil -Heinl'ie.h-~ne.thlerge-t . , . ·.......................... /. .
· IV. Literarische Besprechungen.
. l
-~.
W. H. J. B 1 e e k und L. C. L 1 o y d: Das wahre Gesicht des Buscllmanns in ). Zweiundsiebzigster Jahrgang
seinen Mythen und Märchen, übersetzt von Käthe Woldmann (Jul. Glück) S. 15ö ' :;;_ 1940
Fr e da Kr et s c h m a r: Hundestammvater und Kerberos (Georg Eckert) S. 156 - .,:
Fritz S a ras in : Reisen und Forschungen in Ceylon in den -Jahren 1883 bis<.<
1886, 1890, 1902, 1907 und 1925 (Georg Eckert) S. 157 - Wolfgang Schubert: )' Mit 85 Abbildungen und 10 Karten im Text und 2 Tafeln
Boden und Mensch in Kamerun (Jul. Glück) S. 157 - Hugo A. Bernatzik:
Die große Völkerkunde: Sitten, Gebräuche und Wesen fremder Völker (B. Struck):.··'.
S. 158 - Gerhard Ge s e man n: Der montenegrinische; Mensch . (K. Dittmerf
S. 161 - A. S art o ri u s von Waltershausen: Gesellschaft und Wirtschaft BERLIN
vor- und frühgeschichtlicher Völker (Georg Eckert) S. 16f.' - Lu i g i Bar z in i jun. . .,
. Mongolische Reise (Theo Körner) S. 162 - Karl He)big: Urwaldwildnis Bor• . :·_.
neo (Theo Körner) S. 162 - Johannes Lukas DJe Logonesprache im zen,". c SPRINGER-VERLAG,iOHG
tralen Sudan mit Beiträgen aus dem Nachlaß von GUstav Nachtigal (P. Berger-L< 1941
S. 162 - Wolfgang Weck: Heilkunde und Volkstum auf Bali (H.·Nevef"''~
mann) S. 163. · ·_,';'.;
V. Eingänge für. di_e Bi~liothek .. : ................ •. -t!'·'.
I \ "·~:~.'-
10 Wolfram Eberhard: Zur Frage der ethnologischen Untersuchung usw. E. Walden und Hans Nevermann: Totenfeiern und Malagane usw. 11

mythen verbreitet sind. Das Reiten selbst wird direkt als Übernahme aus eine Hypothese ·~um· Beweis einer anderen), lassen sich solche Unter-
der Nordwestkultur erklärt, die Hose auch. Der ganze, in der Nordwest- s~chungen statistisch gar nicht--ausf~hren. Bis dahin bleibe ich skeptisch
kultur so fest verankerte und lebensstarke Komplex hat die chiIJ..esische und ziehe eine Methode, die von der „ethnologischen Kette" als eines inner-·
Kultur beeinflußt, während die Einflüsse der Pferdehaltung der westlichen lieh-logisch gebundenen Kornplexes von Kulturgütern ausgeht, vor. · SolChe
Kultur sehr schwach nur festzustellen sind. Die Hochkultur hatte Teile Ketten· sind· natürlich nicht- in Schemata zusan:imenzufassen und werden
dieses Komplexes bereits bei ihrer Entstehung in ihren neuen Kultur- für 'jede Kultur, die untersucht wird, anders aussehen, da jede Kultur ein_
organismus aufgenommen, sie hatte dadurch eine psychologische Bereit- individuelles Lebewesen ist. Allerhöchstens' werden sich „Normen" auf-
schaft zur weiteren Aufnahme, die sie dann allmählich im Lauf der Ge- stellen lassen, die mehr oder :weniger. häufig gelten.
schichte übernahm. Pferdehaltung überhaupt, Essen von Pferdefleisch Diese Methode läßt sich Jiatürlieh nicht nur~ wie wir bisher voraus-
waren schon im ältesten Kulturzusammenhang der Hochkultur, Nutzung gesetzt haben, bei .dem textlichen' Material einer Hochkultur anwenden,
des Pferdes zum Reiten, Hose und vieles andere, sind erst später über- sondern ebenso auch bei allem anderen Material, das zur Verfügung steht·
nommen. Es ist mehrfach festzustellen, daß Kulturgüter entlehnt ~heutige m~terielle ·u~d geistige- Kuitur, archäologisch erfaßbare Kultur-
werden, nachdem in früheren Perioden bereits andere Teile derselben güter}.: Oh und wieweit sie auch bei primi~ive:q. Volkern anwendbar ist und
„Kette" entlehnt worden waren und eine Bereitschaft zur Aufnahm~ vor- oh-sie zu brauchbaren Resultaten oder gar besseren a~s mit Hilfe anderer
handen war. Dadurch ist der Nachteil der Kettenbildung nicht so groß, wie Methoden führt, wage ich nich~ zu entsch~~den, da mir alle Erfahrung feh~t.:
es scheinen mag. Er wird durch__den Vorteil aufgehoben, daß wir die psy- : · Inihter Anwendung bei HochkulturenJ1at diese Methode den Nachteil,
chologische Bereitschaft für die Ubernahme .eines bestimmten Kulturgutes daß sie nur· imstande ist, die Hochkultur in Beziehung zu den nächst-
leichter erkennen können und dadurch begründen können, warum ein be- iliedrigeren Randvölkerkulturen zu setzen, -zu den'. Kulturen, aus denen sie
stimmtes Kulturgut und in welcher speziellen Form und Anwendung es direkt hervorgewachsen ist. Sie läßt sich mit Hilfe dieser Methode nicht
übernommen ist. Zudem entstammt das später zu einer Reihe hinzuge- in Urkulturen zerlegen. Die durch Textmaterial erfaßbaren Randvölker-
kommene Kulturgut häufig demselben ursprünglichen Kulturzusammen - lmlturen, die ja ihrerseits schon komplizierte Gebilde sind, werden sich
hang wie die älteren Glieder der Reihe. durch diese Methode schon kaum mehr: sebr _viel _weiter zerlegen lassen,
weil geeignetes Vergleichsmaterial fast ganz fehlt;. Ich empfinde das nicht
7. als Mangel der Methode: es ist mit einer.1:10 weit geführten Analyse der Hoch-
Es · wird demnach das textliche Material einer zu untersuchenden kultur so viel geleistet, als praktisch Si:r;m hat. Ein weiteres Zurückgehen
Hochkultur, nachdem das auf die Randvölkerkulturen bezügliche ·Material hat philosophisches Interesse,_ aber kein, prakt_isches mehr. Welche Kult~r
abgespalten und vorher untersucht ist, nicht in einzelne Kulturgüter auf- nicht mehr vorhandene und nicht mehr nachweisbare Völker der Urzeit
geteilt und diese wahllos mit den ähnlichen-in den Randkulturen verglichen, Ostasiens gehabt haben, ist zwar interessant, aber da es nur· durch Speku-
sondern das restliche Material wird in Form innerlich gebundener Ketten lationen festzustellen ist, mehr für Philosophen als für Ethnologen. Ich
aufgereiht und diese Ketten werden nun untersucht auf ihre Beziehung zu leugne nicht, daß eine Kenntnis dieser ältesten Kultu:en,_ die ~ie ~-rund­
ähnlichen Ketten in den Randvölkerkulturen. Da das textliche Material lage für di.e späteren gebildet habe~, schön _wäre, weil s10h _die spateren
nur aus unzusammenhängenden Einzelnotizen und Tatsachen besteht, dann besser verstehen ließen, aber die Frage ISt dann doch wieder nur um
nicht aus Gesamtschilderungen, die den Funktionalismus der zu unter- ~inen weiteren Schritt zurückverlegt, da vor der „ältesten" Kultur logisch
suchenden Hochkultur darstellen, wird auf diese Weise, soweit überhaupt doch noch wieder eine ältere liegen muß ! Statt zu vieler Spekulationen
möglich, dieser Mangel des Materials ausgeglichen, indem ein Funktionalis- über Nichterfaßb:;i,res lieber erst Erfassen dessen, das sioh ohne Spekulatio-
mus rekonstruiert wird. Außerdem wird eine weit sichere Basis des Ver- üen begreifen läßt. . ·· · .
gleichs geschaffen, als durch Vergleich einzelner zusammenhangsloser So werden sich mit dieser Methode kaum die großen Entwicklungs-.
Kulturgüter. Die Ergebnisse einer mit derartiger Methodik unternommenen linien der gesamten menschlichen Entwicklung 'zeigen lassen, dafür aber
Untersuchung der altchinesischen Kultur werde ich demnächst vorlegen. der Aufbau der noch bestehenden und materialmäßig erfaßbaren Kulturen,
Die Methode ist gewissermaßen das Gegenstück ·zu einer qer Rich- deren Werden sich ein Stück weit zurückverfolgen lassen wird. Statt einer
tungen der Kulturkreislehre: bei ihr werden Gruppen einzelner, :innerlich- Gesamtentwicklung werden wir zahlreiche Bilder von einzelnen Kulturen
logisch aber nicht zusammenhängender Kulturgüter zusammengestellt zu und deren Werden haben. Vielleicht werden sich da~aus einmal durch Ab-
einem Kulturkreis. Diese Kulturkreise versucht man dann in den zu unter- straktion Normen aufstellen lassen, wie eine Gesamtentwicklung gegangen
suchenden Kulturen herauszuarbeiten. Wenn es tatsächlich durch stati-
1
sein ·könnte.
stische Untersuchungen festgestellt sein würde, daß das Kulturgut a, das
logisch in keiner erkennbaren Weise mit dem Kulturgut b, c, d und anderen
zusammenhängt, aber immer mit ihnen iusamme:r,l' auftritt und so ein
Kulturkreis gebildet .wird, so würde ich diese Met.hodik auch bei Unter-
suchung von Hochkulturen anwenden, obwohl es/ mir immer noch nicht Totenfeiern und Malagane von ·Nord-Neumecklenburg.
einleuchten wird, daß ein Kulturkreis aus innerlich zusammenhangslosen Nach Aufzeichnungen von K •Waiden f
Kulturgütern bestehen kann. Da aber auf der We)t nirgends ,,reine" Kultur-
kreise auftreten, indem . überall angenommen/ werden muß, daß bereits bearbeitet von Hans Nevermanri.
Mischungen eingetreten sind (wohlgemerkt: eine Mischung wird als Hypo~ Im Berliner Museum für Völkerkunde fanden sich mehrere Notiz-
these angenommen, weil die ohne statistischen Untersuchungen aufgestellten, zettel E. Waldens, der auf der deutschen Marine-Expedition 1907-1909
also auch hypothetisch aufgestellten Kreise es zu erfordern scheinen: den nördlichen Teil Neumecklenburgs und die Tabar-Inseln ethnologisch
12 E. Waiden und Hans N evermann: Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg. 13

erfors~.hte. ?a Walden ni~ht da:zu kommen sollte, selbst seine Ergebnisse und wirft ihn gegen die Haustür des Störers (efii bsri dis6yoiev lis stna, ,,all
zu veroffenthchen - er fiel im Kriege 1914-1918 - und sie auch dem Leiter tamoy belong him"). Der betreffende Hausbesitzer weiß dann, daß jemand
der Expe.dition, Augustin Krämer, leider nicht zur Verfügung für sein von seinen Angehörigen, besonders die Weiber, laut im Hause gewesen
Werk „Die Malanggane von Tombara" gestellt wurden schien es mir an,.. ist. Er muß nun ein Schwein als Strafe hergeben, bekommt dafür aber eine
gesichts der yYichtigkeit i:nancher Einzelheiten nunmehr ~ngebracht zu sein, Entschädigung in mis. Das Schwein wird auf dem Platze verzehrt, auf dem
Waldens Notizei: ohn~ eigene ~tellungnahme möglichst im ursprünglichen man den Toten verbrannt hat. Ebenso wird jemand, der „cross belong eye
Wortl~ut zu veroffentlichen. Sie wur~en von mir nur geordnet, um einiges belong malagan" ist und zankt, von den Leuten, die im Gehege sind, mit
Material nach Waldens Katalognotizen, Sprachaufnahmebüchern und einem Stock geworfen. Fällt der Stock zwischen die Zankenden auf dem
Photo~raphi~n ve!mehrt und mit Anmerkungen versehen. Insbesondere Dorfplatz, so müssen sie ein Schwein herausgeben, das aber nicht bezahlt
habe rnh mrnh erner Stellungnahme zu der Mondmythologie Peekelsl) wird. Dieser Gebrauch gilt in der Zeit, in der schon Zaun und Schnitz-
enthalten. · werke fertig sind und das Malagan bereits bemalt, aber noch nicht „abge-
Die Schreibung der Ortsnamen ist die, deren sich Walden bedient hat kommen'' ist.
und die von der Krämers und Peekels wenig abweicht, während die Schrei~ Die Verbrennung des Toten ist auf Neumecklenburg südlich von
bung von Ortsnamen und einbeimischen Wörtern bei Powdermaker2) un- Kaselok in einer besonderen Form üblich, die dann auch auf Tabar einge-
zuverlässig erscheint. führt wurde. Hier macht man ein Nest {„house") ähnlich dem Neste des
F~r die Entziffe;r-ung der z. T. in flüchtiger Kurzschrift alten Systems Vogels tägum. Früher legte man zwei lange Bäume hin, dann Brennholz
gesc~!'iebenen Aufzernhnungen Waldens danke ich meinem Vater und für dazwischen und die Leiche darauf, die man mit Brennholz zudeckte. Später
die Übermittelung des größten Teiles des Materials meinem Kollegen wurden die Knochen herausgenommen und in die Mitte gelegt. Beerdigung
J. Glück. und Aussetzen in der See war nicht üblich.
Nach dem Abbrennen des Holzhaufens nimmt man in Fszoa, Hamba,
Die Totenfeier. LamusoIJ, Konobin, Tegarot usw. die wichtigsten Knochen aus der Asche.
. Un~er ~alaga!1 verstehen die Eingeborenen von Nord-Neumecklenburg Die Röhrenknochen bewahrt man in einem mit Muschelgeld verschnürten
zweierlei: ernmal ihre Kultfeste für die Toten, die alle mit Tänzen im Zu- Bündel (a menmel in Fszoa, min män in Tegarot) im Hause auf. Dies Bündel
samn:enhang stehen, sodann aber auch die bei diesen Festen gebrauchten wird beim Malagan von einer Frau gehalten. So geschieht es auch in Hamba
S.chmtzwe~lrn. Jedes .von ihn~n hat sein~n b.esonderen Namen. Dagegen von im Kreise stehenden Weibern. Die Knochen werden auch z. T. als
gibt es kerne allgemerne Bezeichnung, die srnh nur auf die Kultbilder Mittel gegen Fieber, für Taroschaber und als Kampfamulette benutzt.
bezieht. In Lamusmus, vielleicht auch andernorts herrscht der Glaube, daß ein
. Jeder Tote. beansprucht nach der Vorstellung der Eingeborenen, daß „devil" mit zwei langen Hörnern nach dem Leichenverbrennen kommt,
ihm z~ Ehrenei~ Festess~.n yer~nstaltet und ein Malagan hergestellt wird. um Asche und Knochen zu rösten und zu blasen. Der Rest der Knochen
Geschieht das mcht, so racht srnh der Tote an seinen Verwandten. Der und die Asche tut man in Fszoa in einen Korb und wirft sie ins Meer, und
Schuldige soll dann bei einer Kanufahrt verunglücken, von einem Hai zwar „long ash belong small fellow passage", a yduf. In Laiuru ( ~) gibt es
gefressen werden oder sich an dem Stachel eines Rochen schwer verletzen einen Fisch malvisa, dem man die Gebeine der Toten spendet. Er soll.auch
· Nach ei~em Todesfalle bemal~n sich in Fszoa die Angehörigen des Ver~ Menschen bringen. ·
storbenen mit schwarzer Farbe, dm aus der Asche einer Feuerstelle besteht Wenn in Fszoa die Frau eines Verstorbenen erdrosselt wurde, über-
Diese Farbe heißt a ytzov oder a yizoov. Der Tote selbst wird mit rote~ nahmen zwei ihrer „Brüder" (Totemgenossen) die Vollziehung, auch wohl
Farbe bemalt, und man schlachtet ein Schwein. Dann wird der Tote auf ihre Söhne. Man machte in die Schlinge vorn zwei feste Knoten und hinten
dem a brif, einer stuhlartigen Bahre, aufgebahrt. In der ersten Nacht einen laufenden Knoten. Die zwei Männer zogen dann vonverschiedenen
halten einige Leute die Totenwache und liegen dabei neben dem Auf- Seiten. Jetzt bleibt die Witwe im Hause des Gatten. Wenn die Totenfeier
gebahrten. und namentlich das Malagan 'vorbei ist, darf sie wieder heiraten. Das gilt
. Sofort wer~.en ~ie K?kosn~sse des ~oten mit Tabu belegt, und ~s treten auch für Nebenfrauen .
Speisever~.ote fur. dm Hrnterblieb~nen lfl. Kraf~. Die einen (Mä1;mer oder Einen Monat nach der Verbrennung wird ein Schwein geschla.chtet.
Frauen) durfen kerne Bananen, kernen Taro oder keinen Yam, andere keine Dann beginnen die bot genannten Riten. Sie hören auf, wenn der Taro des
Süßkartoffeln usw. essen. Diese Ver.bote werden erst ·aufgehobe~, wenn das zu Ehren des Toten angelegten Tarofeldes reif ist. Wenn die überflüssigen
Malagan stattgefunden hat. Das gilt ebenso für Neumecklenburg wir für Blätter des Taro ausgeschnitten werden und das „Auge des Taro" gereinigt
Lavangei. wird, findet bot statt, ebenso bei dem zweiten Ausschneiden der Blätter.
Am Abend nach dem Sterbetage werden in Fszoa fünf Schweine ge- Dann besichtigen die Ältesten das Tarofeld und sehen nach, ob der Taro
schlacht~t. Davon bekommen die Leute, die die 'rotenwache gehalten reifist. Nun erst wird der bot eingestellt und der Taro auf dem ganzen Felde
h~ben, erns. Außer~e~ ~rhält jeder vo~ ihnen ein mis (Muschelgeld). Die ausgehoben.
vier anderen Schwerne werden allgemern verteilt./ In U IJakum und Kül wird nun ein „singsing". veranstaltet, das paga
Nach dem TodesfaU.1 d.arf nicht laut gescherzt oder laut gesprochen heißt („belong malrn him finish"). D11zu werden Fische gefangen, und die
u~d gelach~ werden. ~onst wird der „big fellof man" des Verstorbenen Weiber sorgen für Taro {„he ready long taro"). Der Fisch wird mit dem
bose. Er mmmt dann ernen der Stöcke, mit denen man die Schweine.trägt, Taro zusammen gekocht. Dann wird getanzt: sesale, ltu, manmazav (Weiber-
tanz, der am Morgen „abkommt"), mgno, ulak und keiporJ.
1
) Die Ahnenbilder von Nord-Neumecklenburg Anthropos XX!If In Fszoa wird nun das Fest der Körperwaschung gefeiert, dem schon
2
) Life in Lesu. London 1933. ' · ein kleineres ähnliches Fest zwei Monate nach der Verbrennung voraus-
14 E. Walden und Hans Nevermann: Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg. 15
gegangen ist. E~nen ..Monat nach der Verbre~n:ing wurde ein Schwein ge- nicht gestört wurde. So war er, als er verbrannt wurde wahrscheinlich
sc~lachtet _und die Hantle von der Asche geremigt, Damit begann die bot~. noch nicht ganz tot. .. . . '
Zeit. Zwei Mon.ate nach der Verbrennung durfte der Körper abgewaschen Einzelheiten von einem Körperwaschungsfest in Jofin hat Walden
werd~n, doch bheb das Haar ;noch schwarz und mußte gelegentlich nachge~ folgendermaßen beschrieben:
schwarzt werden, wenn es mcht. von Natur schwarz war. Zu dieser Zeit
wurden drei bis sechs Schweine geschlachtet. Nun nach der Taroernte vom . Das Sc~w~ineschla~hten. Das Schwein, das als erstes getötet
Felde des Toten schlachtet man sechs bis acht Schweine und ersetzt die wird, steckt m emem um eme Kokospalme herumgebauten mehrzelligen
schwarze Bemalung durch weiße„ Verschlag, eigentlich in einem kleinen Umbau aus senkrechten Stöcken
Für die Feste. werde~ Boten nach befreundeten Siedlungen mit Ein- die oben und unten geflochten sind, oben von quer gelegten Hölzern ge~
ladungen ausgeschrnkt. Sie schlafen an den Plätzen, in die sie gesandt sind .. halten und abgedacht. Es werden einige der senkrechten und waagerechten
Am folgenden Morgen gehen sie mit den Eingeladenen. zusammen iri ·die Hölzer entfernt, um den Hals des Tieres eine weite Schlinge gebracht und
nächsten Nachbardörfer, z. B. für Feioa nach Bure und Tevabe.,. In der von ~in~m Mann, der den Fuß gegen den Verschlag stemmt, festgezogen,
Nacht kommen dann alle zu einem großen bot in das Festdorf zusammen. wobei die Verschlagkante als Hebel dient. Unterdessen ziehen· andere die
. Ta.gsü?er i~t auf Vo:;a~ gek?c~t worden, besonde:s riesige Taropakete, Beine des Tieres durch den Verschlag 'll:nd binden sie vorn und hinten zu-
die „wie em _Tisc~ groß smd, m Jedem Taropaket hegt ein Fischbündel. sammen. Ein Mann greift mit den Händen durch den Verschlag und drückt
Auch Schwemefleisch und Langusten werden in die Taropakete getan ob- dem Schweine den Luftweg zu, indem er die Hände an die Backen des
wohl d~s eigentliche Schweineessen er~t _am folgenden Morgen stattfi~det" Tieres leicht und andauernd andrückt. Das geschieht an der stärksten
We~.n eme Frau zehn Ta:ropakete fertig hat, so genügt das. Nun werden
Stelle des Unterkiefers (panlisene) am unteren Eckzahn (taule), wo sich die
~änd~ fest ~m Maul und Nase legen. Ein zweiter hält die Lippen vorne und
Gerust.e gemacht, auf die man den Taro legt, Fische gefangen und die
Schweme gefesselt. Das ist Arbeit der Verwandten des Toten. Wer ihnen ei.n dn~ter die Nasenlöcher (aisine) zu. Eine dreiviertel Stunde später legen
~aabei hilft, erhält reiche Geschenke an Tabak. . dm Weiber gespaltene Taro und Rotan in Mulden aus Saksak-Ble.tt, bringen
Der Festgeber befestigt 10 mis für die. W~iber an einem Stock 20 mis Holzbündel und schälen reife Taros. Die erdrosselten Schweine werden
für die Männer von Norden und ebensoviel .für die Männer von' Süden. auf einem Gerüst mit der Tragstange aufgehängt und an offenem Feuer
ges~ngt. Dicht hinter einer Art Einfriedigung aus breitem Schirm und in
~l.s „big fellow rrian" hält er e.ine Begrüßungsansprache und hält. dabei den
m_is~behangenen Stock in der Hand. Ein ,,big fellow man'' unter den Gästen
Reihen aufgestellten Pflanzkokosnüssen wird Holz gehackt. Eine ganz
~~.mmt den Stock entgegen und hält eine Erwiderungsansprache. Am flache, 1 Meter tiefe, aber 3 Meter lange und 1 Meter lange Grube wird aus-
nachsten Morgen geben die G~ste ihr~rseits .Mus~~elgeld an den Festgeber. gehoben und mit Steinen flach bedeckt. Die Schweine werden nun noch-
Nach der Ansprache begmnen die Weiber z11 tanzen. Dabei werden mals,abgebrannt. Am Bauch wird vom Brustbeinzipfel her die Bauchdecke
Taros .und Fische verteilt. ~ie vo~nehmsten Weiber (a rak-pivtrin) bekom.:. (f!' bü_mal) aufgeschnitten. Dabei wird mit darauf gelegten Fingern vor-
men Muschelgeld. Ebenso wird bei den nun folgenden Tänzen immer Taro srnhtig vorgetastet, damit Darm (a vilau), Leber (yat) und Milz (telak) nicht
v~rletzt werden. Nun holt man dazu Lunge (a bat)~ Herz (pütenyul6t),
Fisch und Muschelgeld gezahlt, und auch Tabak Hüfttücher und Kokos~
nüsse können als Entgelt für 'die Tänze gezahlt w~rden. So wird bis an den Nieren (kanumkavele), Blase (layavus) usw. heraus und löst die Beine
Morgen .getanzt .und ~eschlechtlicher Umgang getrieben. Die Fremden (bokak) aus (Mkap). Bei den Hinterbeinen geschieht das mit übersetzendem
halten srnh an die Weiber des Dorfes und die Einheimischen an die der Kreisschnitt. Es folgt ein senkrechter Schnitt unter Kehle und Luft- und
Gäste. Gute Eheleute halten sich dabei aber zurück und passen aufein- Speiseröhre (k6kumet). Die gesamten Eingeweide (a üt) werden in ein
ander auf. Blattpaket gepackt, in das auch das ausgeschöpfte Blut kommt. Durch
de~ Brustkasten (a usuk ~Rippen) wird ein Stock gesteckt, so daß an
Wenn das große Festessen, mit dem der bot endet vorüber ist dürfen
die Trauernden die Haare waschen und weißen sie ~it Kalk. ' be~den ~nden ~ie halb .abgelösten Schulterblätter (a kap, Mkap) aufge-
Viele Monate später, meist 3-10 Monate, wenn man der Festessen spießt smd. Die Schweme werden mit dem geöffneten Bauch nach oben
und der vielen Arbeit in den Tarofeldern müde ist werden Maskentänze auf ein Gerüst aus vier Pfosten mit zwei Querhölzern und Latten darüber
~ril,e gemac~t. _Dabei findet in:1- Gehe~e ein S~hweineessen )statt (a gelegt, über denen parallel zu den Querhölzern noch dünnere Stangen fest-
vutvute?J ): Die Kmder tr~gen beim. merüe Tanzruder, machen/ wiegende gebunden sind. Hier reibt man die Schweine mit Blättern von Sand rein
. Tanzschritte und drehen die Hand, die das. Ruder mit dem Blatt nach oben und bespeit sie fauchend mit Betelsaft, möglichst an allen Rückenstellen .
hält, ruckweise im Gelenk nach rechts und vorne. E.iner der meril,e-Tänze Nach nochmaligem Räuchern kommen sie dann in den Erdofen.
heißt in Lemakot vaneriü. . Der Weibertanz. Die Weiber tanzen zuerst auf den Hacken hockend
Wenn an demselben Platze eine große Zahl von Toten allmählich ver- und führen dabei seitliche Bewegungen mit den Knien aus. ·Dabei bilden
branr:t ist, so d~ß ausr.eichend zur Totenfeier Verpflichtete für ein großes zwei Weiber ein Paar und die anderen eine Gruppe. Darauf erheben sich
Fest im Dorfe smd, wird Malagan gemacht. Dann' werden zunächst die alle und streichen mit den Händen von deri Knien an über die Oberschenkel.
S~hweine au_f eine Plattform zusammengelegt (di-feruk la btne). Nun be- Sie schreiten nun aus und bilden zwei Reihen. Dabei schwingen sie die
gmnt erst die Malagan-Zeit. · / Körper und heben die Knie. Die beiden ersten Tänzerinnen gehen dabei rück-
Wenn .während der bot-Zeit ein Ma~n sti~bt,~r'ird d~r bot sol:1nge u;iter- w~rts und blicken die a~deren a~, die zu vieren in einer Reihe folgen.
b~ochen, bis, das große .Es~en zu Ende ist (di-p?ftJUve pane a rte ya-mat ma Diese tanzen dann zu zwei Paaren emander gegenüber und treten dann lang-
di-puvuve fänuv ma di-bot lave). Dann wird /weiter getanzt. sam neben die beiden ersten mit abgewandtem Gesicht. So entsteht diese
In Fezoa starb während des Tevabe-„Sirtgsings" ein Mann an einem Figur:
Blutsturz. Man hatte es sehr eilig mit seiner Verbrennung, damit das Fest
16 E. Walden und Hans N evermann:
Totenfeiern und Malagane von Nord~Neumecklenburg.
17
Zuletzt treten die beiden Viererreihen auseinander, und die Vortänzerinnen . Die Lulur~. (Erzählt von ~aktol aus Burs ~ei Fszoa.) Die Lulura
begeben sich an das andere Ende : sm~ Zwerge mit großen Augen. Sie hatten in L6volai im Walde Häuser und
Das Muschelgeldverteilen. Für die Tänze gibt Arabunaf, der Sterngehege angelegt.
„boß" von Jofin, Muschelgeld (mis). Dabei kommen folgende Sorten mis . In de~ Nacht ging~n die Zw~rgmänner an die Küste zum Fischfang.
vor: tilps_{/ka = Gürtel aus rot-weißem mis, met = kleines rotes mis, mi- Emer von ihn~n hatt~ sICh so ~lern gemacht wie ein kleines Kind und war
mitav(an) =kleines schwarz-weißes mis, filu = kleines schwarzes mis, zu Hause zuruckgebl~eben.. ~IPOIJ 1) dagegen war mit zum Fischfang ge-
manun =kleines weißes mis, v6gonan buv =großes rotes mis und bus ~angen und hatte sern Weib im Hause zurückgelassen. Der Lulura ging
= weißes großes mis. Die letzten beiden Arten werden nach den einzelnen rn„der NMh~'. als alle fort waren, zu dem Weibe und schlief bei ihm. Als die
Scheiben benannt. Auch Tabak (a bar) wird zu dem Geld gegeben. Das Manner -zuruckkamen, war er wieder groß.
Beendigen des Tanzes vor dem Geldverteilen bezeichnet man mit divärers , In der näch~ten N~cht gingen die Männer wieder zum Fischfang. Der
buak oder diru mbuak, „ brook him singsing", die schweigende Pause vor L~lura mach~e sICh klern („small follow germen"), blieb zurück und schlief
dem Verteilen als diztaou und das Geldverteilen selbst - allerdings nur bei bei de:U Weibe:. Am Morgen saß er in seiner richtigen Größe im Hause.
anderen Festen - als div6k a ravap stne. K1poIJ ~chopfte ':erdacht. Während in der nächsten Nacht die an-
Andere Muschelgeldarten sind a ulelet (rot-weiß) in Fszoa, simb'iishüe ~erei: zum Fischfang gmgen, kehrte er wieder um und entdeckte die beiden
in Tatau, ayövas (Loyagun) oder a govas (Fszoa, schwarz-weiß) und a venagun m semem ~ause. Er verbar~ aber seinen Zorn und ging zum Meere zurück.
aus der a venirä-Schnecke in LamaSOIJ (Sammlung Krämer). . Am ~achste~ Abend blieb KipoIJ zu Hause ..Der Lulura sah das und
b~hielt. sei;rie kleme ~estalt und weinte wie ein kleines· Kind. KipoIJ ging
Der Ursprung der Malagane. hm zu ihm) und hob ihn auf, als ob er wirklich ein kleines Kind wäre. Unter
Auf den Tabar-Inseln gilt Kapelain als der Mann „belong before", de~ V~rdach. des Hauses lag eine Tridacna-Mu~chel. Auf ihr wollte er das
der alle Malagan-Gehege gemacht hat. Kapelain sah von seinem Bett aus „Kmd z~rschmettern. J?er Lulura m.erkte es rechtzeitig. Er machte sich
den neu aufgehenden Mond und sagte zu sich: „Das ist mein Malagan". s~hn~ll wiede~ ~roß und hef zu den mit Fischfang beschäftigten Genossen.
Das Gehege legte er in Simberi an. Nur wer das Malagan mapua zu schnitzen Sie gm~en m1t.1hm zur_ück, und der LUlura tötete nun den KipoIJ, dessen
vermag, darf Kapelain anrufen (call). Andere Schnitzer sind ihm zuwider Haus sie gememschafthch ausraubten.
(cross). Von L~"."ola'i z?gen die Zwerge dann nach Paterafät, bauten Häuser
In historischer Zeit kam eine 4.-nzahl von Malaganen nach Nord- und legten em Stem~ehege an. Sie konnte~ aber von diesem Berge aus
N eumecklenburg, die ihren Ursprung auf Tabar hatten. So kam das Mala- ~as Meer sehen und die Brandung von Kap Sali hören. Darum nahmen sie
gan sesilmbuav nach Balus und Nayama, das Malagan milrendav nach Kaf- ihr~n Hau~at un~ zogen nach dem bei Lemakot gelegenen Berge Tama-
kaf, das Malagan vagilie nach Lakurdemau bei Fszoa und die Malagane fulun, ~o Jetzt die Heerstraße über das Gebirge führt. Sie hörten aber
valik. und a nii ns Sebutan nach Loyagun und Lesu 1 ). Die letzten beiden auch hier das Tosen der See, und zwar vom Kap K6IJuüys her (spätere
hängen allerdings mit einem Mythenkreis zusammen, der mit Kapelain Pl~ntage des ~flanzers Oström). So brachen sie wieder auf und zogen
nichts zu tun hat. weit~r nacii .Sud~n nach ~em Berge Panesemen dicht bei Fissoa (Fszoa)
Nach anderen Angaben haben alle Malagane, auch die von Tabar Da sie von~ier die See bei Lovaupul sehen konnten, zogen sie weiter nach
TaIJga, Lir und Lesu ebenso wie die Uli ihren Ursprung in Kanam zwischen Pana ~.umj,i J:>ei ~afkaf. Sie machten dort ein Steingehege und Häusei-.
Bulu und Käru. Anderenorts soll man die hier angefertigten Kultbilder nur Dort horte~,sie d~e ~andung von Fissoa her und zogen weiter nach dem
nachgeahmt haben. Für diese Behauptung kann der Umstand sprechen„ Berge ~ovlem be~ Lourup. Dort bauten sie Häuser und ein Steingehege.
daß der Kultplatz Kanam als besonders heilig gilt. Hier ist völliges Schwei- Z~~.1~li.fang gmgen sie. nach Bol an der Küste.
gen geboten. Auf dem Platze stehen große ä bat~-Bäume mit Früchten,
die so dick wie große Kokosnüsse sind. Früher war der Platz rein und sah so
l
·.
\'!D:i.e ... Leute von 1!atm1~ak ~ätten gerne in Bol mit Netzen gefischt.
~t wagt~n es aber mcht, m die Nähe der yon den Bergen herabgekom-
sauber aus, als sei er gefegt. Es hat jedoch dort einmal ein Mann g~sprochen, m n6~ Lulura zu gehen. Nur ein Mann Namens ])ägit, der damals in
und .daher ist der Boden. nun mit abgefallenen Blättern bedeckt. Auch Fati::n:1lak }ebte, wagte es, ~hnen auf ihren Fischpla,tz zu folgen. Er rief sie
jetzt noch fallen die Blätter ab, wenn jemand dort laut spricht. Die An'." a;n, e1;n K1poIJ aber ~ebot ihm Schweigen. Eine große Schildkröte (a vun ·
wohner warnen daher Fremde und raten ihnen, diese Stelle s9hweigend zu sie wud ~on, den ~mgebo!enen unter die Fische gerechnet) fing sich in~
durchschreiten. Früher soll es hier viele große und kleine Kultgehege ge- ~etze .. Pie ~ulura ~ielten ~ie fest und gaben sie dem Dägit, indem sie sagten,
geben haben. . · hier ware em „ldemer Fisch" für ihn.
Nach einer dritten Angabe, die aus Fszoa stammt, sind die Lulura . Dä~it hatte Angst vor den KipoIJ, aber sie hielten ihn fest und um-
genannten zwergartigen Wesen die Erfinder der Malagane und besonders rmgten ihn, so daß er nicht entweichen konnte.
das Malagans a yulube. Sie zweigten Gestalt und Artfertigung der Malagane . Dai:n fin~ sie~, ei~ großer ~ai ~m Netz: „Dagit !" riefen die Lulura,
zuerst einem Manne Namens ,
D.ägit, durch den sich
I
die Kunst des Malagau- „em klemer Fisch! . Sm zogen mit emem Seil den Hai herauf schlugen ihn
schnitzens nach Fszoa, L6Urup und Fatmilak v;erbreitete. tot und gaben ihn dem Dagit. '
Schließlich gilt auch einer der beiden He)'den, die den dämonischen Wenn ei~e kleine Welle kam, blieben die Lulura auf dem Riff stehen.
Eber LuIJaIJa besiegten, als erster Malaganschiiitzer. Mit der LuIJaIJa-Sage Kam aber eme große Welle und brach, so stellten sie sich oben auf die
hängen auch die Malagane valik und a nil /is Sebutan zusammen. Rahme?stange der Handnetze (yavs). Dagit dagegen blieb unten auf
dem Riff stehen, so daß die See über ihn hinweg brach.
1) Powdermaker, S. 119.
1
) Kip01J ist die Bezeichnung einer Maskenart.
Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1940.
2
.fL sy1 -1
18 E. Walden und Hans Neverinann: Totenfeiern und MaJagane von Nord-Neumecklenburg. 19
Schließlich ergriffen sie den Dagit, fesselten ihn wie ein Schwein und lblDlllllaa stnd stellte diese Figur auf. Bei der Malagan-Feier erhielt ein
trugen ihn an einer Stange auf den Berg Bovlefn. Hier legten sie ihn im n aus Lourup vom Stamme Moyonuas den Namen SolaIJin.
Gehege nieder. Tanzfeier wurden Fszoa-Leute in zwei Reihen an Balken auf-
Die Zwerge machten nun ein Malagan „a yulube". Dagit konnte alles ;Ihre Hände waren auf dem Rücken gebunden. Man nannte sie
genau beobachten. Sie nahmen eine Bananenstaude und machten daraus en. Der ~askenträger (SölaIJin) stand vor ihnen und hielt eine
die Figur eines ~annes mit Armen, Beinen usw. Sie zeigten dem Dagit, _ Dabei machte er rasche Bewegungen, die von den Aufgehängten
dessen Fesseln sie gelöst hatten, genau; wie es gemacht wurde, und lehrten _ig begleitet wurden. So drehte er den Kopf mit einem Ruck erst
ihi,i so das Malagan a yulube (es war eines der Haupt-Malagane des aus r.cirinen und dann nach der anderen Seite. Er wurde mit 10 mis
llllllM~uJ .
Lourup stammend~n n:1;ächtigen Fszoa-Häuptlings Sevien).
Dann holten sie Lianen und verzehrten Schweine. Sie holten rote
Erde" (Lehm) und stapelten sie auf. Die Weiber holten Taro und stap~lten
i '

w141••· die aus anderen Dörfern-als Lourup und Fszoa stammten und
'911dillllw Male an diesem Kultfeste teilnahmen, hatten viel Muschelgeld
ih~ auf einer dafür aufgerichteten Plattform auf. Dann wurd~n: Schweine n.
geschlachtet. •lfla11111Mt wurde, als ein neues Malagan für Sevien in Fszoa gemacht
Anderen Tages war Tanzfest. Dagit mußte sich alles ansehen. Sie !llAP-te, dort wieder zu seinen Ehren nachts zum Klange einer dem
machten das Malagan aufrecht s~ehen und machten eine Schlanie (a mure) S@meliis gehörenden Trommel getanzt.
1
n~mens Kar~t. .Ihr S~hwa;riz ruhrt ai: den After des Malagans solovgen. eiv
Sie stellten srnh m zwei Reihen auf, eme an der einen, die andere an der :ga:ga-Sage. Die Sage von dem dämonischen Eber LuIJaIJa
anderen Seite des Geheges (milmilasin). Aus Kokosfaserstricken machten talllld:ii" mer 1 ) bereits veröffentlicht worden und Peekel2) hat in ihr eine
·sie Sc~lingen und hingen sich wie erschlagene Menschen (paru) daran auf. ~gesehen, nachdem Krämer bereits auf lunare Züge in ihr auf-
Ern Mann sta~d an der· Stoßtrommel (garamut) und trommelte. Dagit gemacht hatte. Im Folgenden werden Bruchstücke aus ihr ge-
konnte alles gut mit ansehen. Man versprach ihm, ihn übermorgen wieder . • Walden von Fszoa-Leuten hörte.
nach seinem Dorfe zu bringen. , · . ·- •men der beiden Helden, die LuIJaIJa besiegten, lauten Davirvir
. ~o geschah es. Man bra~hte ihn nach Lourup. Er zeigte allen Dörfern, 18111V.·m41ru, Davuruvuru, Douvurvuru) und Damärmär (Damarmara,
wie em Malagan gemacht· wird. Von ihm lernte es sein Brud.er Luanda jilrra, Doumarmare, Doumarmar) oder nach Krämer Dallruru und
Dieser, der aus L6urup stammte, heiratete eine Fszoa-Frau die Mutter de~ · ~- Nach ihrem Siege über LuIJäIJa versanken sie, nachdem sie
Sevien (er i~t der Großvater [naya] des Erzählers Kaktol) 1). · ~feiner Sandbank zerlegt hatten, auf dem Riff und gingen durch
Auch die anderen Brüder des Dagit lernten es, so SapauL~und Bilas Jltr in die Tiefe, die später durch zwei Baumstämme wie durch
(obwohl „bro.ther" oft nur Vetter bedeutet, handelt es sich hier um vier · rschlossen wurden. Diese zwei Stämme waren bei W aldens
leibliche Brüder). _in Lesu noch vorhanden. Die zwei Helden wanderten unter der
Sie gingen dann zusammen nach Fatmilak, wo sie Heimats-'bzw. Gast- und tauchten später wieder auf. Von ihnen wurde Damärmär
recht hatten („place belong me fellow") und machten dort Malägane. Die lialaganschnitzer, wie aus dem der Sage angeschlossenen B'ericht
Fatmilak-Leute zahlten ihnen Muschelgeld dafür. ei Fszoa hervorgeht.
ivirvir und Dämärmär haben bei Lesu das dämonische Schwein
Das, Malagan a yulube. Sevien, der H:äuptling von Fsz~~' stamm- _'tötet. Diesen beiden heilig ist der Masele-Stein Kaputsine
te aus L~rup: Seine Malagane w~ren_ a msrus, a truxlii und rd~u ( _ -. Axt).
Dazu gehorte ihm das Malagan a yulube oder urulube, das allerdingsmfobt4u
den „richtig~n" Malaganen gehörte. . ;_·~- .. ; f.._ .11
„- &l -
Schwein lag erst auf einem Baume und wurde mit Schleudern
-diaril. Dann warfen die beiden Helden mit Speeren und schossen die
~einen nach dem anderen herab, so daß das Schwein herunter-
Als Sevien gestorben war, machte man zunächst einen Zaun 1 um cli~
S~erbehaus in Fszoa. Dieser .eingehegte Platz galt fortan ri.ich11~ mehr ·dls
kommen mußte. Ihr Hund fiel das Schwein an, wurde aber wieder abge-
Eigentum der g~nzen Gememde, sondern es gehörte nunm~hr seinen h!ta, rwdlJ. die Entfernung zu weit war. Das Schwein verfolgte die beiden
Helden bis an .den Platz, an dem sie den Kampf aufnehmen wollten. Noch
Totemgenossen wie. Kaktol? der Sevien „mago" nannte, George u:hd anderefü
heute werden die Steine, mit denen das getötete Schwein gebraten wurde,
Noch eh~ Seviens Lernhe verbrannt worden war, wurde, für ihn das
Malagan a yülube hergestellt. Dazu gingen Leute, nachdem1~ie ein Stück und das Seil, mit dem die Leiche zum Strande geschleift wurde, gezeigt.
M~schelgeld bezahlt hatten, in den Busch, um Schweine zu essen, die ihnen
Einige Haare des Schweines wurden auf a vitit-Früchte (in Fszoa a ftuu)
gesteckt und trieben bei der Landspitze Tiviii beim Dorfe Tatau (Nordwest-
g~liefe~t wurden. Ein ,,big fello~ ~an'' hielt ~ort eine·Ansprache. Er zeigte
em Stuck ~<!lz und sagte, es sei eme Axt (ramu), qie Sevien ihm gege'Qen Kap der Tatau-Insel) an, wo die vor LuIJäIJa geflohenen Lesu-Leute fischten.
habe. Damit wurde nun das Malagan vom Boden geföst (durch Wegschlagen Als die Früchte an Land kamen, sahen die Einwohner auch den Rauch des
der Pfosten 1). Dann wurde es nach Fszoa getragen. · Kochhaufens (Ofens) von Lesu her. Bei der Rückkehr der Lesu-Leute ver-
Zur Herstellung des Malagans war rote Erd~ aus Pane-nuru beschafft
1 sanken beide Helden in vollem Schmuck mit Kapkap und Federkopfputz
im Strandsande. Die Lesu-Leute konnten nur noch die Federn von ihrem
worden. M!'n ~a~ ih:r;ri, weil Sevien aus Lourup/sta:mmt!: heimlich die Ge-
stalt von SolaIJm ), emem Manne, dessen Malagan m Lourup aus alter Zeit Kopfputz erhaschen.
/ 2. Die Mutter der beiden Knaben legte eine Matte auf ihren Rücken
1) Kaktol steht in Verbindung mit einem /'.Kip01J Lulurabi den er als den und lehnte sich gegen eine Klippe. Sie rief, die nach Tabar fahrenden
„ Reinigen" bezeichnen kann. '
2 2)
) Vgl. das Malagan Solovgen in der Lulura-Erzählung.
1) Krämer, lVIaianggane, S. 42f. Peekel, Ahnenbilder, S. 818ff.
2*
20 E. Walden und Hans.Nevermann:
• ~ Totenfeiern und Malagane von Nord-Neu1necklenburg. 21

·Kanus möchten sie mitnehmen. Man sagte ihr, ein Kanu wärte · long LmJaJ.Ja. One fellow man, all he cut him, divai ! He snap long him bett
rück und würde sie holen (um vor LuIJaIJa nach Tabar zu fliehe allesarne tabul, long fellow (zeigt etwa 4 Meter). He snap (pureput) long
aber nicht wahr: man ließ sie im Stich. Unterdessen kam Lu tarar;gam: other fellow pidgeon, manur;ak, he snap long head belong ·him.
näher heran. One fellow hand belong him he halt him snake, m6ran; other fellow hand he
Die Frau wurde, als sie dort mit dem Rücken gegen die h~lt him ~llesarne stick belong kill him." Gamalarnun steht mit den Füßen
lehnt saß, von der Schnepfe kuivtvi beschlafen. Sie bekam v auf einem Fischadler (tarar;gam, Pandion leucocephalus), während auf
Söhne. lI seinem .Haupte ein Schlangenadler (manwoak, Haliaetus leucogaster) steht.
Die beiden Knaben waren herangewachsen und wollten d •. In elner Hand hält er den Schwanz einer Schlange (M6ran) und iri. der
töten. Die Mutter hatte Angst und warnte sie. Sie suchten L anderen einen Stock, mit dem er zum Schlage gegen sie ausholt.
Panakondo. Mit der Schleuder jagten sie das Schwein hoch. L Dazu berichten die Lamusmus-Leute: Die Leute kochtE n Taros. Eine
' folgte sie bis LamusOIJ. In Vamba verbargen sie sich mit Ihr Schlange kam heran und erschien zwischen den Leuten. Da stand Gama-
und schliefen. .ß . lamun auf, packte die Schlange am Schwanz und wollte sie mit einem Stocke
LulJaIJa bekam im Gehen einen Speer in den Rücken. Er töten. Alle Weiber rannten fort in ein Haus im Busch. Die Schlange schrie
um und bekam einen Speer von der anderen Seite und dazu von und rief immer: „ Gamalamiin ! Gamalamiin !" Sie fragte, warum er sie
einen Biß ins Bein. denn töten wolle, denn sie hätte ja nur zusehen wollen. Aber Gamalarnun
LuIJaIJa verfolgte die Knaben und ihren Hund. Dabei tötete sie.
sich von Zeit zu Zeit der dreifache Angriff. Schließlich erwarte Von Gamalamun wird ferner in Lamusmus berichtet, daß er sich mit
Brüder in Pansel auf dem Sandstrand. Davourvouru warf !l'• • a yas, der Sonne, yerheiratete. Dann begab er sich in folgende Malagan-
Speer, dann Darmarmara. Dann biß der Hund zu, un,d so ging Häuser : a val-a-val-a-bert, a val-a-lfi:unuol, a ·val-a-b6l und a val-a-vaneri.il.
der Reihe nach. Schließlich töteten sie LuIJaIJa.. g Dann setzte er sich auf das tban-le-mur'iie.
Sie machten ein Seil an ihm fest und zogen ihn damit. Si~ Das Malagan Valik. Unter den Leuten, die vor Lu1JaIJa nach Tabar
ihn so nach Anus. Die Mutter sah es und freute sich über den B · · flohen, befanden sich Sebutan und Valik (oder Valix). Valik war ein
beiden triumphierten, und die Mutter war stolz, daß sie sagM•• „richtiger Mann". Seinen Namen trägt der .in Hamba und Umgegend
„Ihr seid ja meine Kinder." .. wichtigste Kult. ·
Am Strande stand ein vutu-Baum, der sich über die Seen · Luaio in Loyagun besaß außer den Malaganen a var, a yas, a vambar,
auf wurde das Schwein gelegt. Einige Früchte (ust) fielen in das a yllbire zin a flen, a zizire na matnas und a uare auch das Malagan valik
In diese steckten die Knaben einige Borsten des LuIJaIJa. DMf · oder aovlllik. Dies Malagan stammte aus Tabar, von wo es gekauft wurde.
schwammen davon und brachten so die Nachricht von dem Auf Tabar gehörte es nach Tumundere, A Rauot und Luburu. Der Tanz
Tumundare und der Landspitze Tiviü, wo die geflohenen Les~ dazu ist ein a le mllni.
rade fischten. Sie sahen auch den Rauch des Kochhauses, in d. Ualik ist nach Krämer 1 ) ein Friesmalagan mit Fregatt- ·oder Weber-
gebraten wurde. Die Flüchtigen kamen nun aus Tabar zurück. vögeln. Nach Powdermaker 2 ) geht das Walik-Malagan auf Lungurna in
Knaben aber verschwanden mit ihrem vollen Schmuck, dem Fedt; Tabar zurück, der seine Gestalt und die Malagan-Riten im Traume sah.
und Kapkap, im Sande. ri Die valik oder ualik genannten Malagane der Sammlung Friederici
Die Mutter setzte sich an eine Klippe und ist dort verste" · uiid Waiden im Berliner Museum stammen sämtlich aus Hamba. Sie weisen
Ankömmlinge fanden nur noch die Plätze, wo die Söhne gestand alle an den Enden Fischköpfe und dazwischen eine oder zwei Augenscheiben
und die Reste ihrer Mahlzeit. g (Krämers „Herde" 3 )) auf. Dazwischen sind Figuren mit aufgesteckten
Die Reste ihrer Tätigkeit sind der Stein, der Baum und das hölzernen Köpfen: oder Vögel vorhanden, bei einem Malagan aber ein Ge-
legte geschabte Kokosnuß (kena) auf den Baum, den die beiden aia;Bla• sicht in Vorderansicht. Einmal ist auch zwischen den Figuren und den
errichtet hatten. "lt tiet:rrr.tmad Sonnenseheiben eine Krabbenfigur angebracht. Auch in Na yama vy-erden die
Die Sandbank heißt Matsembuta (oder Matsimbuta). Dan~.~<a hier vualilc genannten Malagane geschnitzt.
ein dicker Baum Lamunmun. ' Das „Haus des Sebutan". Das „Haus des Sebutan", a nil ns
3. (Erzählt von George aus Fszoa.) Lulura schämte sich, weÜ LuIJaIJa Sebutan, ist ein Loyagun eigenes Malagan. Man baut ein richtiges Schweine-
alle Leute tötete und verbarg sich in einer Höhle. Seitdem leb~ ·er für alle haus, aber aus Kokosfiederblättern. Für das Dach verwendet man ganz
Zeit im .Walde. In der Gegend von Hamba hausen die zwerghaften lUlura hellfarbene Blätter.
genannten Waldgeister. · Da die Beaufsichtigung der Schweine Weiberarbeit ist, tritt der Vor-
Gamalamun und das Malagan Lu:gä:ga. Zum Malagan LuIJaIJa tänzer als Frau verkleidet ·mit einem Schurz aus Pflanzenfasern, purpur,
wird in Lamusmus ein „Bett" aus Holz errichtet, das 1etwa 4 Meter lang ist. und einer Frauenmütze, a gazire, auf. Er stellt eine Schweinefütterung mit
Unten daran sind Fransen aus Kokospalmblatt angebracht. Auf das Bett Taro durch Frauen pantomimisch dar. Zuerst fegt er das Haus, dann lockt
werden die geweihten Schweine gelegt. Deren Besi~zer steigen auf das Bett er die Schweine herbei. Sie werden von Tänzern mit hölzernen Schweine·
und führen hier einen Tanz auf, bei dem sie ihre Speere nach den Schweinen kopfmasken mit großen Hauern dargestellt. Er ruft: „Sebutan ! Sebutan
stoßen. Dieser Speertanz heißt sumale. Dann ste.igen .andere Leute auf das mo-mo ! " Die Schweine kommen zunächst nicht. Nun nimmt der Vor-
Bett und zerteilen die Schweine. Nach der Ver~~iluhg des Fleisches schlägt tänzer eine Ingwerwurzel .(a z;;Js), kaut sie und speit das Gekaute in feinem
man die Garamut und verbrennt das Bett.
Zum Bett gehört eine Figur, die Gamalamun darstellt. Ein Lamusmus- 1) Krämer, Malanggane, S. 75.
Mann beschrieb sie folgenderinaßen: „All he make him big fellow bett, be- 2) Life in Lesu, S. 317. 3) Krämer, Malanggane, S. 82.
E. ·vvalden und Hans N evermann: . Totenfeiern und Malagane von N ord-N eu1necklenburg. 23
22
Sprühregen aus. Er macht Beschwörungefr für die Schweüie. Dann nimmt dds-/ns. Dds /ns b6ys ka-vizik ka-lbis
er einen Korb mit Taro. Daraufhin nähert sich ihm einer der Tänzer. Er Bruder seinen .. Bruder sein dann er geht her er geht hinein -
kriecht auf allen Vieren herbei und ahmt die Bewegungen eines Schweines sins na-bogbak, ma nd-lis 6-iram sins.
nach. So kommen nach und nach auch die anderen. Schließlich erheben zu ihm ins Gehege, und er gibt das Meißelbeil ihm
sie sich langsam zum Tanzen. N d-ko: „Lavayäs ! Tuy o malagen !" Ma
Sembutän (= Sebutan) ist auch der Name der Männer SaIJlis (Sedun) Er (sagt) jetzt: „Vorwärts! Schnitze das Bildwerk!" Und
und Maris, der mit diesem Namen indeß nicht genannt werden kann. Ein nd-ko: "E ! ga-vä~teyas; maskd/go
zweiter Name für den Dämon ist in Loyagun. Bökäf. er (sagt) jetzt: „Ach ! Ich nicht weiß; Inneres meines
Den Zorn des Geistes Sebutan zog sich einer Erzählung nach der ka-mbav-läle." Ma nä-ko: „A-ze be gu-zi-mbov 1
Mann Toumundek durch ein Vergehen gegen die Totemklassen-Gesetze zu: wartet Gerät." Und er (sagt) jetzt: „Warum gerade du wartest 1
Boye vave a-vuspis panä-vat/buv-ne. . Ma ga-zi-mbov-mat ma ga-ruk malagen." Ma
Dann 1 er trieb Blutschande mit der Klassenschwester s~iner. · Und ich wartete vergeblich und ich schnitzte BildwE:lrk." Und
Auch der Eber, der einen Mann Namens Dcrskunak bestrafte, scheint nd-ko : , ,Dinam · ka-varelil nis pane-bdre-
eine Erscheinungsform von Sebutan zu sein. Darüber wurde in Loyagun er (sagt) jetzt: "'Mutter deine sie beschäftigte mich mit Blättern
berichtet: mä_-vävisn." M a nd-ko: „Nii boys nan
DErfkunak. Ein Mann Dsrckunak hatte seinen Totemvogel (a babavs) und Brennholz." Und er (sagt) jetzt: „Du dann dieses
gegessen. gu-n'itak; nis ga-ne-fezalc fävisn kune-vafdvan.
Während er die Schweine fütterte, kam ein Mann mit einer Keule. du sollst schnitzen; ich werde - tragen Brennholz für das Kochen.
Dieser kehrte aber wieder um und kam als ganz kleines sehr rauhhaariges Ma n'ii-zi b6ya nan."
Schwein zurück, um mit den Schweinen des Dsrskunak zu fressen. Dcrsku- Und du allein dann dieses."
nak wollte das Schwein verscheuchen, warf mit Steinen nach ihm und schlug 2. (Inhaltsangabe auf Pidjinenglisch.) Zwei Brüder schärften eines
es. Das Schwein schrie. Es wurde größer und immer größer, so daß der Morgens ihre Beile und Messer (a maysrs). Dann gingen sie in das Gehege,
entsetzte Mann sich auf den Dachfirst rettete. Doch half das nichts. Als um Malagane zu schnitzen.
das Schwein weiterwachsend so groß geworden war, daß es ihn dort oben, Die Mutter rief nach einem von ihnen, er solle Brennholz holen und
erreichen konnte, tötete es ihn. Blätter (vom Pandanus, bulume), um die Taros zum Kochen einzuhüllen.
Da,s war die Strafe dafür, daß er seinen Totemvogel gegessen hatte. So ging nur der eine Bruder, Doumarmar, gleich in das Gehege und
Weshalb nicht jedermann Malagane herzustellen vermag. (Erzählt wartete dort auf den anderen. Es· dauerte aber sehr lange, bis dieser die
von Kaktol in Bure bei Fszoa.) · Aufträge der Mutter erledigt hatte. So fing er denn alleine zu arbeiten an
1. Di-veal-iräm-a pdne-ran a mayars ma und schnitzte allein das Malagan. Als das Werk fertig war, kam endlich
Sie schleifen Meißelbeile beide am Morgen, die Steinbeile, und der säumige Bruder zurück. Zornig zur Arbeit aufgefordert entdeckte er,
dt-uz& pdne-ran mii di-lbiz-a na-bagbag, daß die Schnitzerei schon vollendet war. Er sollte nun eine zweite an-
sie gehen hin am Morgen und sie gehen hinein beide ins Gehege. fertigen, war dazu aber nicht imstande und machte dem Bruder Vorwürfe,
N dine ya-virtiv ne-dta: „ Ta-zi-remte ns„viirt ! Ni-vszak daß er nicht auf ihn gewartet habe. Sie kamen nun überein, daß der eine
Mutter sie ruft sie beide : „Ein Mann soll kommen ! Trage Bruder für das Essen sorgen sollte, Brennholz holen, Fische fangen usw.,
ta-vatJ-fiivtsn kun' -6-umun ma ta-vdm-bdrs ) 1 zdit ! - daß der andere dagegen allein die Schnitzwerke anfertigen müsse.
ein .Stück Brennholz für den Ofen und ein Stück Blatt auch! Als die Malagane dann bezahlt wurden, mußte jener die Be.zahlung
ta~väm-bUlume!'' Ma ya-balis pdne-vävten · pdne-ran. zurückweisen und seinem Bruder das Muschelgeld allein lassen. So kommt
Ein Stück Pandanus !" Und er kommt an mit dem Brennholz am Morgen. es, daß heute nur bestimmte Leute schnitzen können.
JlI a nu-vi-tasin ma ka-s6y a bdre. · · Ma
Und er legt weg und er näht die Blätter (zusammen)/· Und
ndds/ns (Daumarmars) kazi-am-bav-mat ma ya-ffluk Die .Herstellung der Malagane.
Bruder seiner er wartet vergeblich und er ergreift Das Holz für die Malagan-Schnitzwerke liefert der sambau-Baum
;J;iram ma ya-rulc maZ(tgen (Alstonia villosa). Auch zebaj-Holz braucht man, aber die daraus herge-
das Meißelbeil und er schnitzt Bildwerk stellten Malagane dienen nicht zur Totenfeier.
m'a yasiinan nd-ruk-lis, m' Zum Schärfen der Schnitzmesser benutzt man Haihaut. Als Glätt-
und die Figur eines Toten er schnitzt, . gibt (sie) und material für die Malagane dienen rauhe, in der Sonne getrocknete Blätter,
a zizi nd-ruk-lis, / ma a gazire.
die Schlangen er schnitzt, gibt (sie) / und Um rote Farbe zur Bemalung der Schnitzwerke zu erhalten, schabt
ya-vuk-pizin malagen ma nd-ruk-puk. man die Rinde des in Fszoa a urat genannten Buschbaumes. Das Innere
er wendet (legt) weg Schnitzwerk un:d er schnitzt, wendet. · des Stammes ist dazu nicht brauchbar. Das erhaltene Geschabsel packt
1
M a nd-lua-jsin ka-i /mal; ; ka-zi-mbov maJ;l in Rindenstoff, läßt es so durch Wasser tauchen und preßt es dann aus.
Und er läßt ab, legt weg es liegt er (er)wartet Das Wasser hat nun eine schwarze Farbe angenommen, wird aber durch
Zusatz von Ingwerwurzel (a yav) gelb. Fügt man dann noch Kalk hinzu,
1 1 ) A bärc sind die Blätter, in die die Tarolmollen usw. zum Kochen paket-

weise eingehüllt werden~


so verändert sich die Farbe in rot. Häufig wird das Holz von a urat auch ge-

1
24 E. Walden und Hans Nevermann: · Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg, 25'

kaut (di-vas ). Um Holz oder Rindenstoff zu färben, wird die Farbe darauf des Einschnittes entsprechend die vordere Schmalseite des Zaunes. Im
gespuckt (dt bis, 1. sing. ga-ibis, „spucken, ansprühen"). Die Behandlung Gegensatz zu der schmalen Vorder- und Hinterwand sind sie Seitenwände
mit Kalk folgt erst dann. sehr lang. Der Durchlaß (tabun bzw. täbuvän, tabup) ist fensterartig und
Verstaubte und schmutzige Malagane (schmutzig: (ka-)mak in Fszoa- schließt mit der Oberkante der Zaunwand ab, ist aber von aufrechtstehenden
Loyagun, a wussit in Lauan) werden in die See getaucht und dann an Sonne Stangen überbaut. Hinter __dem Durchlaß steht ein Kokospalmstamm-
und Wind getrocknet. Die Farbe leidet dabei nicht. Vor dem Reinigen müssen stµck als Trittstufe vor der Offnung. Vor der Eingangspforte stehen zwei
die Schnitzwerke aber trocken sein, da sie sonst leicht brechen. Daher oben gegabelte Pfähle (libana ma bzw. libana vän, libanap) aus Holz von
werden auch neue Malagane erst ein wenig angeschnitzt und unten ins Afzelia bijuga (kiiils bzw. kiiilävän, kiiiläp). Auf dem in den beiden Gabeln
Arbeitshaus gehängt. Wenn sie dann trocken (kamarav in Lesu) sind, ruhenden Querholz und über der Schwelle des Eingangsfensters liegen
werden sie abgenommen, gereinigt und vollendet. · mehrere Stangen neb~neinander als Einlaufbrücke, die so weit in den
Ma1aganschnitzer- und -herstellungsorte. Tüchtige und berühmte Innenraum hineinragen, daß man von ihnen bequem auf den Kokosstamm
Malaganschnitzer (a Üak) sind Bakresi aus Livitus, TariIJa aus Lesu treten kann. Außerdem ist rechts von diesem Eingang in der Schmalseite
und Läua aus Libu, die Malagane für Hamba angefertigt haben. Kavis aus · noch in der linken Längswand des Zaunes ein kleines Eingangspförtchen zu
Panebanfil bei Munuvai hat das Malaganhaus in Lalrnrdemau geschaffen. ebener Erde angebracht. Ein langes Rotanseil läuft von dem Hauptein-
Nicht weniger treffliche Arbeit als Aramis liefert AvaraIJ aus Laraibine, gang nach einem Baume hin.
von dem u. a. ein Mondmalagan stammt. Paneras in Balus stellte die Mala- In Kul ist der Zauneinstieg des Malagangeheges insofern anders; als
gane marendan, kulabmu, sesambuav (in Form einer horizontalen Planke eine Astgabel von Afzelia unmittelbar vor dem Zaundurchlaß in den Boden
mit menschlichen Figuren) und früher chuara ( ?) her. Vom Schnitzer Kabo- gerammt ist. Den Einlässen (tarsnäm bzw. tareivän, tarsnämup) in den
teron stammen die fünf Malagane maras, kambai, lläm, kulap und bäs, mit Taropflanzungen fehlen die Astgabeln. Auch einfachere Umzäunungen
denen der Reihentanz b6xal und der eingeführte N ashornvogeltanz s6xom- kommen vor. So besteht in Nusalik, der Insel westlich von Kävieng, der
buol aufgeführt werden. Auch Sar6mbo (Serombo) in Fszoa ist ein gewand- Malaganzaun einfach aus zwei Querstangen, die an weit auseinander stehen-
ter Malaganschnitzer. Von ihm stammt das Mondmalagan a flen. Weiter den Pfosten befestigt sind.
Innerhalb des Zaunes steht hinten das Malaganhaus. Es ist in Balüs.
sind zu nennen Kambäbas in Kafkaf, Kapumbum in Liba, A~naIJgul in durch einen wandartigen Vorhang aus „Pflanzenschnüren" ähnlich den in
Lemakot und RaraIJ in Fszoa, der außer für Fszoa auch für Kafkaf schnitzt. Panafau beobachteten (vinali ?) in. einen Vorderraum, in dem die. kleinen
. , In Butbut stellt man folgende Malagane her: gtem, burav, vaneriu und Schnitzwerke stehen, und einen schmalen Hinterraum getrennt. Vor einem
pitalot. In NaIJäma werden gemacht: mandas, sesambuav läzizt pisktiut der Malagane lag ein kleines Paket in Blätter gehüllt. Ob es Nahrungs-
silluva, beoru, vualik, tauari, l6unüot, pugubuzi und tiiru.' Die .'letztere~ mittel oder Tanzgeräte enthielt, ließ sich nicht feststellen.
werden in neuerer Zeit nicht mehr geschnitzt. In Fszoa bringt man auf dem Dach des Malaganhauses und der Masken-
U~i wurden früher sowohl von den Leuten in LamasoIJ wie von denen häuser kleine dachartige Aufbauten aus Sagopalmblättern an, die a boul
a~s Lav~m~a, einem Platz an der Mündung des Salzflusses, gemacht. heißen. Von ihnen aus wird ein Rotanseil nach einem Waldbaum mit hartem_
Diese Uh smd alle von Europäern aufgekauft worden. Heute wird dort Holz Namens milmilasim gezogen, der vor dem Zaun (rabarau) gepflanzt
nur noch das Malagan ä viga gemacht. Unter den Uli-Schnitzern in LamasoIJ ist. Diese Schnur faßt man bei eidesartigen Gelöbnissen an. Diese Auf-
erfreute sich Laham aus Konombin eines guten Rufes. bauten sind für kleine Kinder gemacht und werden von deren Vätern mit
Die Malagane von Teripats (Tabar). In Teripats auf Tabar sind Muschelgel<;l; bezahlt. Unter Anfassen der Leine und feierlicher Ansprache
die folgenden Malagane beheimatet oder in Gebrauch: kulapmu findet die Übergabe statt. (Sie bezahlen oder nehmen Bezahlung, „ealif
malarna-tsaka, mi-kua-vaniia, mandas (dazu eine Erzählung von eine; belong me'' = di-lis f alos.) Wenn ein anderer Mann das betreffende Kind
Verheiratung mit dem Malagan), a vavara, marä-nda, totambo, kulumb6, adoptieren will, so erstattet er das für dies bOitl ausgegebene Geld nebst
kulumbä (auch in Fszoa), takäp, vavali, malavgtni, valik, biftombo, vavara einem Schwein an den Vater zurück.
pots'll;v-11 punatsi, . tquru ·vartma, tsuru vanis, kambtii, vartma-rar{fba, pu- In LamasoIJ besteht das Malagan-Gehege aus folgenden Teilen: 1. Hoher
glitsä-magato, mi-manu, l6gombu, sovos6va, mandä si kärau, manda/si taniia, Steinzaun mit Tridacna-Muscheln, in denen Schädel liegen, 2. Altes Haus
vfoa ruvga, vä ga rav is, pitalot, tura.ktii, but}lon, sesambuä, mJi-z6Unuati mit Malaganen, 3. Freier Platz, 4. Haus für alte Männer, 5. Zaun 1 ) aus in~
(Reibtrommel), ddvanas, mata-vaniia-kupapa (Hausplanke), mi-tiiru oder den Strandsand (die Düne) gesteckten Baumpfählen. Unter diesen be-
mi-stri und mi-tiiru oder mi-stnne?J. Das letztere bedeutet „singsing" all- findet sich ein gabelförmiges Stück Holz vom Bug eines gestrandeten
gemein. Der Kopf des dazu gehörigen Malagans ist wie die Frucht des Schiffes. Es ist mit der Spitze in den Sand gesteckt und dient als Einsteig-
Pandanus vau (auf Neumecklenburg fOum). gabel. Das Malaganhaus selbst trennt eine Art Vorhang wie in Balüs in
Zum Malagan vavara gehören Schweinezähne, u. a. der Schmuck zwei Räume. Ein ganz großes Malagan darin heißt a vaval. Wenn man
taumbes oder taumbäs. Er wird beim Tanz auf der Brci.st getragen während in LamasoIJ am Steinzaune .arbeitet und die Steine wieder zurechtlegt, ist
der Eberzahnschmuck rtvo mboro oder bäkuvumbti mboro ein 'Gesichts- man „dicht am Zaune".
schmuck für den Tanz ist. In SiIJa gibt es zwei Malaganplätze. Auf dem kleineren steht ein Kult-
j, bild, kol6p. Um das Haus läuft ein Zaun aus zwei mit vinali überhängten
Malaganplätze und -häus~f. Bambusstangen. Die Seitenlänge des Platzes beträgt 5 Meter, und die
Das Malaganhaus in Balüs steht innerhalb einer Einfriedigung von offene Vorderseite ist 2 Meter breit. Vorne am Zaun dienen zwei Stecken
rechteckigem Grundriß. Die Endteile der Längsseiten des Zaunes sind in
Gestalt eines geöffneten Rachens ausgeschnitten und überragen der Tiefe 1) Zaun um Pflanzung = a mbpis.
26 E. Walden und Hans .Nevermaim: Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg. 27
von d.ir;man6k als Pfosten, die wieder durchgeschlagen werden. 50 Meter In Loyagun wurde das Malaganfest in der Weise eingeleitet, daß man
von diesem Platze befindet sich das Gehege um das große Malaganhaus. im ersten Monat die Schnitzereien rot bemalte. Ini nächsten Monat wurde
In diesem sind in Blä~ter verpackte Schnitzwerke: Vogel mani und Masken eine der Figuren zur Schau gestellt, wobei gleichzeitig eine Tanzprobe ab-
köl6p, roh geschnitzt. Sie werden für ein neues Fest an einem anderen gehalten wurde. Dabei durften die Frauen zuschauen. Darauf wurden die
Platze aufbewahrt. Unten befindet sich eine schlecht gemachte Zement- anderen Schnitzereien fertiggestellt. Im folgenden Monat wollte man Taros
platte mit einem schiefen Bambuskreuz daneben. Hier liegt ein christlicher holen und die Kanus nach Schweinen ausschicken.
Eingeborener begraben. L
. In Fszoa können sich bei den Malaganen kulepmü, a rüru und matas
Am Strande von PaplieIJ befindet sich einein dicken äon-Baume gegen- und anderen Malaganen (angeblich „allen'') auch Mädchen im Gehege auf-
über der Kult platz, Ulemaras. Hier stehen die Malagane kOlop, b6val und halten (ka-zaya; ka-zaya vunfun oder ka-zt-bsrur; = „he stop carafa long
pdn-nik. Auf den Zion-Baum fliegt der peüs-Vogel (mit langem Schwanz) banis"). · ·
zum Schlafen. In dieser Gegend gibt es viele Schlangen, und in der Passage Für den verstorbenen Häuptling LU.rang in Tatau wurde außer dem
Kalkalagu6k bei PaplieIJ ist ein Masele. Malagan mandais zweimal das Malagan kulepmu gemacht. ·
In Liba nahe am Wege liegt das Steingehege Kaka, das einen Malagan- Ein ,bekannter Schnitzer für das Malagan ist Paneras in Balus.
platz einschließt~ An der Ecke des Geheges steht mit dem Gesicht nach Malavu. Das Malagan malavu in Kafkaf stellt die Frau Malävu mit
außen ein geschnitzter Pfosten in menschlicher Gestalt. „Er steht da, hängenden Brüsten und einem Korb am Arme dar, die Muscheln sucht.
um auf den Weg zu sehen" (a-tiltil r;alil ndnen na sel). Das Malagan war für die Tochter des SsgäIJ in Fszoa bestimmt. Der Fisch-
Der „ash belong all malagene" ist eine Art Steinwall oder -damm kopf daran heißt in Kafkaf eaderaj. Ein derartiges Malagan kommt auch
in Pambüieu ~uf Tabar. Im Meere halten sich dort „alle" Haie auf. selbständig vor.
In Kano besteht ein 5 Meter langes und 21 / 2 Meter breites Gehege. Nach der Angabe eines Fszoa-Mannes ging Malävu Muscheln suchen,
,,All mary by and by he malm him singsing belong taro" (kolup tanä). als de;:_ belevai-Fisch ka1J?- und ~ie verschlang. ··
Dabei setzen sich die Frauen Federn auf den Kopf. Aiateraf und a vatpat lfile. Die beiden fischförmigen Malagane
Menschen im Gehege. Wenn ein Mann baden will, der in Abge-
liiateraf oder ftiadraf1) und a vatpat zaie 2 ) sind aus Tabar nach Lesu und
schlossenheit im Gehege lebt, verhüllt er sein Gesicht und seinen Leib mit
einer· Matte aus Pandanusblatt, wenn er an das Wasser geht. Diese Pan- von dort gegen Muschelgeldzahlung nach Panafau gekommen. .Aiateraj
danusblattmatten heißen in Loyagun'a ydzire, in LamasoIJ a mo oder d ma, ist von Kambabas geschnitzt und hat eine menschliche Figur, einen „Kna-
auf Tabar ·ä mm und auf Pidjinenglisch Mruka. ben" (monkey) senkrecht vor dem Maule, während a vatpat Zfiie ihn quer
Wenn ein Knabe, der im Gehege lebt, bei seinen Ausgängen in die Nähe im Maule hat. Der Knabe heißt Lainizfzi. Er hat dem a vatpat Z5ie zwei
von Weibern kommt, pfeift er auf der Panflöte, und die Weiber ziehen sich Speere mit Menschenknochen (a run) in den Rücken geworfen. Diese
zurück. Ebenso pfeift er darauf, wenn er will, daß die Weiber ihm Essen Speere sind im Rücken der Schnitzerei angebracht. per Fisch hat flügel-
bringen. Die Panflöte heißt in Fszoa a var; Mls. artige Flossen. An seinen Seiten hängen zwei ziifuf genannte Fische. A
Hausplanken. Senkrechte Hausplanken heißen in Fszoa a yuvs
vatpat Zfiie ist für .„alle" früher Gestorbenen bestimmt. .
oder a yovs und in Hamba a yuve. Sie werden aus zsbaf-Holz geschnitzt
(schnitze sie = karot). Sie sind zwar „Malagan", dienen aber nicht der A vHvilfil. Ein Malagan in Loyagun ist a vilvillii, dessen Schnitzer
(a Üak) AvaraIJ .aus Laraibine ist, der nach Loyagun geheiratet hat. Das
Totenverehrung, sondern gelten nur als Verzierung. Auf einer Hausplanke
in Panefau bei Loyagun war das Gesicht eine ktpor; angebracht. Malagan stellt eine Betelpalme (a bu oder bi},fii) dar. Dazu sind zwei Männer,
Landau und LoIJe, dargestellt, die Nüsse stehlen wollen, obwohl die Palme
Die einzelnen Malagane. unter Tabu steht und deshalb mit einem geflochtenen Ring aus Saksak-
Zu den ..einzelnen Malaganen gibt es eine Unzahl von bestimmten Blatt versehen ist. Landau ist hinaufgeklettert und gibt LoIJe, der den
Riten und Überlieferungen, die sich auf sagenhafte oder geschichtliche Stamm unten umklammert hat und angeblich vor dem Diebstahl warnt,
Personen beziehen. Die besondere Bedeutung der Malagane ,i/a yulube, die Nüsse herab. Nach einer anderen Erzählung heißt der untenstehende
Lur;ar;a, valik und „Haus des Sebutan" ist bereits im Vorhergehenden Mann GamUi. Er hält Wache für zwei Tote: Landau (oben) und LoIJe
geschildert worden. über andere Malagane hat Walden folgenqes Material (unten). Vgl. dazu den 6. Bericht der Deutschen Marine-Expedition vom
gesammelt: 18. April 1908.
Agulfipmu. Das Malagan agulapmü stammt aus Lakurdemau. ßein Mondmalagane. Das Mondmalagan in Loyagun gehörte dem LOllna.
Name wechselt nach den Orten etwas. So sagt man in Loyagl}n ayulätmü, Der Schnitzer war Avaran. Wenn er das Malagan im nächsten Jahre noch
in Fszoa und Tatau kulepmü, in Balus kuläbmü, in Tabar kuläpmu und in einmal schnitzen würde, erklärte er, so wolle er noch zwei Hunde hinzu-
Hamba kolepmo oder kulebmu. Es ist ein Brett von jiber 225 cm Länge und fügen. Von Malagan sagte man: „He sleep long night (nä merifdai), now
30 cm Breite, auf dem um ein Mittelloch, in dem ein hölzerner Kopf ange- he look him''. Auch in Fszoa hatte Serombo ein Malagan mit zwei Figuren
bracht ist, zwei Vögel mit den Köpfen zueinandyr und dahinter auf jeder im M.onde geschnitzt. Er hatte die beiden mit ihren Hunden so sitzen sehen.
Seite eine waagerechte Menschenfigur und ein ~ischkopf angebracht sind. Beim nächsten „christmas" wollte er die Hunde auch noch schnitzen. Dies
Oben und unten laufen zwei aus dem Vollen geschnitzte Stangen. Nach Malagan heißt a flen. . .
Krämer 1 ) ist das Hauptkennzeichen das Loch/ in der Mitte, das allerdings Vanis. Das Malagan vdnis in Fszoa stellt ei~en gas (Doppelgänger-
auch bei anderen Malaganen vorkommt. / geist eines Lebenden oder Wald- und Kriegsdämon) dar. Es hat zwei lange
1) Krämer, lVIalanggane, S. 76. Er schreibt lcolepmo, Powdermaker (S. 316) 1) Powdermaker, S. 316, schreibt eiaiderauj. .
kolebmiw. 2) Einmal schreibt Walden auch pat lfii/,, wohl eine schlecht gehörte Form.
28 E. Walden und Hans Nevermann: Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg. 29
hochstehende „Köpfe", d. h. eher Spitzen auf dem Kopfe. Vgl. dazu das In Loyagun heißt das Malagan auvara. Hier, aber nicht in Fszoa und
Malagan a gäs. Auch ein Malagan aus M6rfil (Gardener), das einen gas dar- Madine, wo das Malagan überhaupt nicht gemacht wird, machen die
stellt, ist eine ·menschliche Figur mit zwei langen spitzen Hörnern. Weiber sitzend im geschlossenen und mit Essen gefüllten Hause in einem
Väfinau und Pagalf. (Erzählt in Lamusmus.) Väfänau ist ein besonderen Gehege einen Tanz. Dies Haus ist sehr lang und niedrig.
„devil man". Sein Aufenthalt ist Lavalos, dicht bei der Passage von La- Männer dürfen es nicht betreten, außer einem, der die Weiber mit Wasser
musmus. Er ist der Gatte der Pagali: „He devil belong that fellow mary". und Nahrungsmitteln zu versorgen hat und dabei von seiner Frau unter-
Diese ist eine a yulkul („devil belong bush"), ein Weib ohne Nase. Sie stützt wird. Der Name dieses Weibertanzes ist dem Gewährsmann an-
verführt die Männer, die sie für ein Menschenweib halten, und macht geblich nicht bekannt. Beim auvara dürfen die Weiber Schweine, auch
sie krank. . Köpfe, essen.
Zuerst hielt sich Väfänau in Kolatofi auf („masele belong him") einem Ob die Bezeichnung awara für Schnitzereien und Flechtwerke von der
Platze dicht beim Dorf, nicht in den Bergen. Dann wurde er von Pagali Front eines Malaganhauses in Mapua (Tab:;tr) mit auvara zusammenhängt,
von dort verjagt (Pagali als seine Frau: „he belong other fellow masele") ist nicht gewiß.
und ging nun nach Lavalos. Sesambua:g. Das Malagan sesi.imbuav (in Tabar sesambuä) ist von
In Lavalos sind zwei Weiber, die „in den Stein gelaufen sind". Sie Paneras in Balus geschnitzt und wird auch in Nayäma angefertigt. Es ist
hetzen Männer, doch hat man sie nun lange nicht mehr gesehen, weil sie plankenförmig und waagerecht. Auf ihm sind geschnitzte menschliche
sich vor dem großen Weg des Kiap (der von Landeshauptmann Boluminski Figuren (muvänsp) in einer Reihe nebeneinander angebracht : , ,all devil
angelegten Straße) fürchten. Als dieser über ihren Platz gelegt wurde, he make lim lim" (miivänsp la manmfi;,sn). Nach Krämer 1 ) ist sasamboang
flüchteten sie in den Stein. Es sind Zauber-Weiber. die Figur eines Fisches, der einen Mann frißt. Auch das Malagan 8asabwan
Das Malagan a väfdnau hat „große Augen" (Gesicht~). Es sind keine in Lesu 2 ) ist wohl mit 8esi.imbuav identisch.
Vögel oder Schlangen daran angebracht. Man verwendet „purpur belong A zilayot. Das bei Parkinson auf Taf. 49 unten abgebildete Malagan
saksak, all he make him eye belong him." Das Malagan ist nur klein, wurde in Fszoa als „devil belong Lemämes" erklärt, als die Seele des alten
„long fellow nothing". Der Kopf ist geschnitzt, der Leib aus Kanda.. In. längst gestorbenen hervorragenden Mannes Lemämes, nach dem man
der einen Hand hält er einen Korb, in den man den Schädel des Toten legt immer Leute zu benennen pflegt. Das Malagan selbst heißt a zilayot oder
(für den die Feier stattfindet; man nimmt nm den Schädel eines Toten, a zelayot 3 ). Auch Zilayot ist ein häufiger .Männername. Ein Vogelkopf an
nicht eines Erschlagenen). In der anderen Hand hält das Malagan a väfanwu einer Sitzbank eines Kanus in Fszoa wurde Walden als a vat-e-zilayot erklärt.
ein Bambusrohr „long ash". A rdaba. Das Malagan, das bei Parkinson auf Tafel 49 oben abgebildet
Auvm: und Polpol. Das Malagan auvsrs in Fszoa hat in der Mitte ist, heißt a rstaba oder tataba. So hieß ein früher gestorbener „Bruder"
ein Loch: „Feuer". Dies wird mit einem aus bunten Pflanzenteilen (Blättern des Mannes Meleke. Es stellt den Vogel a raüs dar, der eine· Schlange hält.
usw.) hergestellten Stocke („Speer") aufgebrochen, d. h. wie mit einem Die Stimme des Vogels lautet „rrr". Wenn ein Mann sterben soll, kommt der
Speer aufgestoßen. Der „Hauptmacher", Franis, der diese Zeremonie aus-. Vogel und zeigt in der Nacht seinen Tod an. „He belong devil."
geführt hatte, war nach der Feier halb krank, wohl durch reichlichen So:g~so:go. Das 80'[J080'[)o-Malagan 4 ) wird in Teripats, Simheri und
Ingwergenuß halb berauscht, und hatte wirre, glasige Augen. Tumundarn veranstaltet. Der Platz für dies Malagan in Teripats liegt ganz
An den Ende des großen mittleren Malagans sind Fischköpfe mit dicht beim Hause Ts6gonutsa. Der „singsing" da:Zu heißt mt-8inev und das
Schweinezähnen (a bsroue). Diese Fische halten sich in der Passage auf. „singsing belong malagen" im Gehege ti.iumbä8. · ·
Anstoßend ist links eine männliche, rechts eine weibliche Figur, Tote dar- Zur Feier wird ein ganz langer Baum bi.isä aufgestellt.. Er wird nicht
stellend, beide „tambu" des Franis (XoxoIJai). Zu den Füßen der Figuren beschnitzt, sondern beflochten, „all he round him place belong sitdown".
sind große Vögel „a di.iu", die ihre Köpfe über das „Feuer"-Loch halten, Unten werden viele Speere aufgestellt mit ihrem Bambusfuß nach unten
daneben fliegende Fische. Darunter ist ein ähnliches kleineres Schnitzwerk, und der Spitze nach oben. Fällt ein Tänzer vom Baum, so fällt er in die
bei dem die Menschen bloß durch Köpfe .dargestellt sind, un4 darüber Speere und stirbt.
ebenso ein kleineres. / Zwei Männer stehen am Tor des, Geheges (lagalaga 8iipi), zwei dicht
am Malaganhaus und einige unten (basä p6yovi]lo). Dann wird oben auf
Die Malagane werden vor der Bemalung feierlich aufgestellt und das dem Baume getanzt. Danach steigen die Tänzer herunter, und es beginnt
„Feuer"-Loch geöffnet. Dabei wird „Probe" getanzt. Zur Nacht werden das Schweine-Festessen, an dem Unberechtigte („boy nothing" = kam-
die Malagane wieder abgenommen und dann bemalt. Es /wurden drei bava) nicht teilnehmen dürfen. Im übrigen bestehen sehr strenge Speise-
Schweine zur ersten Ausstellung geschlachtet. Die Weiber durften bei- gesetze. Fisch, Schwein und Kulau sind verboten, und nur gerösteter Taro
wohnen und die unbemalten Schnitzereien dabei ansehen. (strong fellow taro) ist erlaubt. ·
Die Querträger des Hauses sind vorn in Haigestalt geschnitzt.· Malagan aus Le:gani. Ein in Le.IJani gekauftes Malagan war in Liba
Vor der Malaganwand befindet sich unten links auf einem kleinen Stock von Kapumpum geschnitzt worden. .
ein Malagan, das den Vogelpolpol darstellt. Er ist auf einer durchbrochen
1

geschitzten Planke angebracht, deren durchbi;ochenes Muster matmaze 1


)Malanggane, S. 76 und Taf. 43. 2 ) Powdermaker, S. 316.
3
heißt. / )Selagot ist nach Krämer (Malanggane, S. 76) der Sagenname für den Nashorn-
Der Vogel polpol hat das Kind Räbui ip~ Kehricht gefunden. Die
vogel. Die so benannten Malagane stellen den Nashornvogel oder den Hahn dar und
sind meistens Aufsätze für Standbilder. Powdermaker (S. 316) schreibt sulangit.
Mutter hatte es bei der Geburt verloren und mit ausgefegt und auf den 4 ) Songsong sind nach Krämer (Malanggane, S. 76) Schnitzwerke mit Gegen-

Müllhaufen geworfen. Der Vogel frißt es bis an die Rippen, d. h. halb, auf. ständen zwischen Langstäben. Bei Walden findet sich auch die Schreibweise
BOT)OBO'f)a fi.i.r Tabar.
So findet es dann die Mutter wieder (Sage FiIJain).
30 E. Walden und Hans Nevermann: Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg. 31
Bei der Feier trugen die Tänzer Federschmuck auf dem Kopf und Die Palmen, die Pavot in Loyagun besitzen müßte, sind im Kampf umge-
Nashornvögelköpfe im Munde. Ein Mann Namens Bekak warf eine Kokos- schlagen worden.
nuß auf die auf einem „Bett" aufgestellte geschnitzte Planke. Die Nuß Für Voneran wird das Malagan a vodoudumazt gemacht, das früher der
durchbrach das Loch in der Mitte der Planke und flog auf der anderen .Schnitzer Mununi anfertigte. Lando brachte es nach Fszoa. Es stellt fünf
Seite in den Busch. Von vier Männern mit dem erwähnten Tanzschmuck nahe aneinander sitzende Männer dar. Ein anderes Malagan aus PaIJot
sitzen zwei vor und zwei hinter dem Malagan. In den Händen halten sie ist büs mayar6s.
„purpur", d. h. Blattwedel, auf ihrem Rücken. Dann stehen sie auf und . A gäs. _Dem Malagan a vodoudumazt ähnlich ist das Malagan a gäs
schlagen das Garamut. , mit vier nahe aneinander sitzenden Figuren. Sie sind rot ,;wie ein Laplap".
Roraum. Kakana in Kafkaf hatte das Malagan rQraum 1) abgehalten. Die Farbe entstammt der Wurzel einer Buschpflanze a uruet, die gekaut und
Das dazu gehörige Schnitzwerk hatte er sich durch RaraIJ 2 ) in Fszoa machen auf die Untermalung gespieen wird. Bei Feier findet der Tanz alamani
lassen. Die Männer und Weiber von Fszoa waren zum Fest nach Kafkaf statt, bei dem Nashornvogelköpfe im Munde getragen werden.
gewandert. Später machte Karfris dasselbe Malagan in Fszoa. Auch für Das lounüot-Malagan. Das von Krämer Schleiftrommel genannte
ihn schnitzte RaraIJ. Als das Malagan fertig geschnitzt, aber noch nicht Instrument heißt in Fszoa und Laraibine lounüot. In Fszoa selbst gibt
bemalt war, fand ein Fest in Fszoa statt, zu dem die Weiber von Kafkaf es keine lounüot, wohl aber in Laraibine. Hier werden die lounüot-Spieler,
zur Besichtigung kamen und zum Festessen die Kokosnüsse und den Taro die n;;tchts Totenwache halten, mit Kopf und Keule, den besten Stücken
herbeibrachten. Das vergalten ihnen später die Fszoa-Weiber, indem sie des Schweines, bezahlt, „belong put him kaikai".
Taros und Nüsse nach Kafkaf brachten: di-va/iüu/ai, „all he give him back". Als der Gewährsmann Luaio noch klein war, wurde in Laraibine auch
. Baumfarn-Malagane. Zwei Malagane aus Wurzelstöcken von l3aumfar- ein lounüot-Malagan gemacht. Die .Männer mit den Instrumenten liefen
men, a xavun, befanden sich in Fszoa. Eins war außen an der Ecke der schma- im Oberstock eines sehr hohen Hauses umher, zu dem zwei Rotan-Seile
Eingangsfront eines Tanzzaunes aufgestellt, das andere im Innern des hinaufführten. Das Haus war groß und festgebaut. Es lief auf den beiden
Platzes. Den Eingang des Zaunes bildete eine Astgabel. Im Katalog ver- Kandaseilen wie auf Schienen, durch Ösen befestigt. Während es sich
merkte Walden den Namen polyoruk zu einem dieser beiden Malagane. bewegte, ertönten die Instrumente. Unten trommelte ein Mann auf eineni
Sand-Malagan. An einem von Walden leider nicht mit Namen ge- garamut.
nannten Orte befand sich ein Malagan aus Sand, das den Oberkörper und Im Malagan-Haus unten waren geschnitzte Malagane. Rings an der
Kopf eines Menschen mit einem gehobenen und einem gesenkten Arme Wand des Geheges standen hohe Pfosten bzw. Bäume, die oben ein kleines
darstellte. Die Hand dieser Figur stellten die Eingeborenen so her, daß sie Häuschen trugen, in dem ein Mann hockte und sein lounüot rieb. Diese
die eigene Hand mit Sand bedeckten und sie dann abhoben, oder sie zogen Männer waren mit Wasser, Kulaus und Nahrungsmitteln wohl versorgt.
den Handabdruck mit dem Finger nach. , Wenn die Leute vom Tanz ins Gehege kamen, konnten sie die Versteckten
A virimus. Das Malagan des Matavok in Panemafai, der ein „tambu" nicht sehen.
des Boß Late ist, heißt a virimus oder a viremus. Sein Ursprung geht darauf Zuerst wurde unten getanzt, dann fingen oben die lounüot an, ohne daß
zurück. daß die Leute aus dem Busch bei Fszoa, die jetzt in Lovaupul die Leute unten sich erklären konnten, woher die Töne kamen. Der „big
wohnen, einen gewissen Kombavas getötet hatten. Sein Haikanu und fellow man" redete dann das bewegliche Haus an,. und dies kam rasselnd
Reisekanu wurde· auseinandergeschlagen. Die Bugverzierungen vorn und in Gang unter großem Getön der lounüot. „Der Wind der lounüot" trieb
hinten, di~ Ausleger und die Sitzbänke entfernte man. Nach einiger Zeit das Haus vorwärts. Das geschah auf Zuruf des „big fellow man".
schnitzte AUaIJoul in Lemakot das Malagan a virimus bzw. mehrere Figuren Als Sachverständiger für das lounüot-Malagan war dem Gewährs-
die man in das Kanu hineinsetzte. mann Mazilau in Laraibine bekannt. Heute hat niemand mehr so viel
Jetzt wird.aus roter Erde die Figur eines Mannes geformt und ihr Kopf mis, daß er dies Fest abhalten könnte. Man hat zu viel Weiber bezahlen
müssen, die man „gestohlen" hat. ·
mit Hilfe einer geschnitzten Maske hergestellt. Diese Figur a virimus
wird in ein Kanu aus Blattscheiden der .Sagopalme („hand ?elon~, saksak") Ein kleines Instrument wurde Walden in Lesu als vutsivkande, ein
großes in Lovaupul als lOnut bezeichnet 1 ).
gesetzt. Aus schwarzer Sumpferde macht man ferner eme Sphlange, a
vezakla, deren Kopf aus Holz geschnitzt wird. Auch in Nayama wurden l6unüot geschnitzt, und in Tabar ist das Mala-
Kanu-Malagan in Laraibine. In PaIJot wohnten die Geschwister gan als mi-lounuati bekannt. In Mandine wurde es Walden als manil vszak
Lando, Bfrai und Kayas. Während einer Z~it! ;heftiger Kämpf~; in der auch
= weißer Vogel bezeichnet.
Lemakot-Leute nach Tsvabe bei Fszoa kamen, gelangten auch Lando und Hahnmalagane. Makis schnitzte für MareIJas im Busch von Lovaupul
Bfrai dorthin. Kayas, die echte Schwester der beiden, heiratete nach Kaf- einen Hahn (gamale bzw. a vura) zu Ehren eines einzigen Toten und erhielt
kaf. Ihr Mann wurde von den Laraibine-Leuten getötet und gefressen, dafür eine Muschelgeldschnur als Bezahlung. In Langanfe bei Liba fand
und ihr Sohn Belasam starb in Kafkaf. Nach dem ;Tode dieser Leute war W alden einen geschnitzten Hahn, der einer Schlange in den Schwanz
Voneran ihr Erbe, der in Madine getötet, aber dort von seinen eigenen Totem- beißt, die von einem Manne gehalten wird. Im Maskenhause von Teripats
genossen verbrannt wurde. Trotzdem sprach man/von ihm als purus Pavot fanden sich zwei Masken in Gestalt eines Hahnes, die aus Holz geschnitzt
=Seele eines Erschlagenen aus PaIJot. Die PaIJöt-Leute haben nun ihren und mit Federn beklebt waren. Vgl. ferner den marendav-Kult in Tatau.
Wohnplatz und ihre Kokospalmen in Madine u;nd besitzen dort den Haus- 1
) Peekel (Ahnenbilder, S. 31) gibt die Form launut, Krämer (Malanggane,
platz Hel. Dagegen besitzen die Madine-Leµ:'te Vonerans Kokospalmen. S. 56) für Kandam die Form lunuat. Powdermaker (S. 288} gibt als Lesu-Namen
loanuat. Der Katalog der Sammlung Waldens gibt außer den genannten Namen
1) Powdermaker, S. 316, gibt die Form araraU?n. noch an: Tevabe und Mandine lOitnüot, Bure lfiunut und Tatau launlet. Die Zungen
2) Auch RaraIJk:. des Instrumentes heißen in Bure a b6re.
32 E. Walden und Hans N evermann: Totenfeiern und Malagane von N01;d-Neumecklenburg. 33

Der vavali-l{ult. Zum vavali-Malagan wird auf Tabar eine Figur ge- Butlut gehörend) stehen drei allgemeine Häuser für das Malagan marendav,
schnitzt, der als Kopf statt eines geschnitzten ein übermodellierter und be- das aus Lemakot hierher kam. Es .wird auch marevdav oder marendan
malter Schädel aufgesetzt wird. und in Tabar auch marä-nda genannt. Der bekannteste Schnitzer für das
Die Toten werden hier zuerst begraben, und nach der Verwesung. Malagan ist Paneras in Balus. ·
werden die Gebeine wieder exhumiert. Dieser Brauch besteht erst seit der Für den marendav wird ein Bambus aufgespalten. Die Splisse werden
Anwesenheit der Weißen. Früher wurden die Leichen für die Haie ins trichterförmig auseinander gebogen und mit Rotan durchflochten und be-
Meer geworfen. Die Buschleute, die früher die Toten verbrannten (tuniä), wickelt. Dieser Bambus heißt labävau. Man sah ihn am Masele und macht
begraben sie jetzt ebenfalls. Malagane „belong him". Ein Stock, den man· „Knochen ~ines Toten"
Die Schädel werden in Rorum und in Lambali im Busch von Tatau nennt, wird hineingeschoben. Darauf wird die Figur des märendav kon-
modelliert. Die dazu benutzte Farbe .heißt tit. a struiert. Der Körper wird geflochten und nach dem Fest fortgeworfen,
Bemalte Schädel für den vavali-Kult heißen in Teripats kova-tsigitona, der Kopf aber geschnitzt und im Männerhause aufbewahrt. Ferner ge-
gewöhnllche Schädel dagegen mi-kova-tanua 1 ). . hören zum marendav-Kult Holzfiguren von Männern; die ein Muschel~orn,
In Lasiri (in der Nähe von Tegarot 1) fand der Eingeborene Jimmy eine Panpfeife oder Ringe halten. So ist es wenigstens in Hamba .. Mären-:
schwarz und rot bemalte Schädel auf einem Tarobrett. Der Ort, der nur dan-Steine, die oft als Tarozauber dienen und mit Regen- und Frucht-
ganz niedrige Häuse:r hat, liegt dicht bei Lamatanai. barkeitszauber zusammenhängen, werden auf Tabar, Neuhannover, Se-
Die übermodellierten Schädel des Berliner Museums tragen die Her- lampfu und Nord-Neumecklenburg in Gestalt von runden Steinen oder
kunftsangaben Hamba, Panakondo, Lernau, Konubin, Kolm, Kanos, Taula · Steinschalen benutzt. Diese Steine heißen auf Tabar mi-na und auf Neu~
und Tatau. Einer von ihnen ist mit der Angabe Karümbo versehen. Einige hannover und Selampfu ät-masun.
Schädel von Tatau und Koku sind nicht übermodelliert, sondern nur ge- Vagilie in Lakurdemau nordwestlich von Fszoa ist ein echtes L_akur-
kalkt und mit roten Strichen bemalt. demau-Malagan, das PelaIJata aus Lasoa (Station des Händlers Gn,f:fith)
Bei Lesu ist. ein Gehege, in dem auch das Malagan-Schnitzhaus steht, von LoIJgara in Teripats auf Tabar kaufte. Dessen echte Schwester war
mit Tridacnaschalen und Schädeln.angefüllt, die dem Regen- und Frucht- mit PelaIJata verheiratet. Ein Sohn des LoIJgara war Sel6.IJa, der Vater des
barkeitszauber· dienen, also zum marendav-Kul~ gehören. Gewährsmannes Matti.
Kambru ist ein Malagan der Bagail-Leute bei Kävieng, zu dem keine Beim vägilie-Malagan werden die Knaben drei Monate im Verst~ck
Schnitzerei angefertigt wird. In der Mitte des Platzes steht ein Baum, um gehalten und bekommen dann die Namen Vaniivana, Vägilia oder Taran-
dessen' Fuß Betelpalmstücke schräg zum Baume in den Boden gesteckt dpua. Die Mädchen nennt man Lpku und Bakor.
werden. Die Tänzer kommen aus dem Busche mit Blättern in der Hand Verschiedene Malagane. In Panegendu ist vahimovu eine Holz-
heran und führen den Tanz a rtk 2 ) auf. Darauf werfen sie die Blätter in figur mit Weiberbrüsten und einer kammartigen Erhöhung auf dem Kopf.
den Raum zwischen dem Baumfuß und den Betelstäben. Dort häuft man Ein Malagan aus Kul trägt den Namen a mbal. Ein von dem Fszoa-Manne
auch eine Menge Kokosnüsse auf, die. aber später nicht gegessen, sondern Mazilau gekauftes Malagan heißt nach•seiner Kopfbe~eckung seluvs . .Ein
verbrannt werden. Von trockenen Kokosnüssen werden nun kleine Faser- in Djul und Nusa angefertigtes Malagan ist a yulupteine.
streifen abgelöst und aneinander gebunden und dann als Ketten an den Das Malagan tängla in Hamba weist über einem Pflock, mit dem es
Enden von vier sich kreuzenden, quer an dem kambm-Baum befestigten senkrecht in die Erde gesteckt wird, einen.;Fisch~opf au~, aus. des~en Maul
Stangen aufgehängt. der Oberkörper eines Mannes herausrag~. über dies~r ~i~1:1r smd ~n durc~­
Auch auf Tabar gibt es ein Malagan kambdi, zu dem offenbar eine brochenem Schnitzwerk viermal überemander zwei stilisierte Fische mit
Schnitzerei benutzt wird. Als kambai-Schnitzer ·auf Nord-Neumecklen- langen Schwanzflossen angebracht. Das Ganze krönt wieder die Figur
burg ist Kaboteron bekannt. ·eines Mannes.
Hauptsächlich wird das kambai-Fest auf den Inseln zwischen Neu- Stehende Männerfiguren mit einem Fries über dem Kopf, wie sie
mecltlenburg und Neuhannover begangen. Hier wird dazu eine besondere Krämer auf Taf. 47 abbildet, sind für Tabar charakteristisch.
Handtrommel benutzt. ./ Lalambais. Das Malagan lalambais ist eine schwere_ Holzmaske mit
Marenda:g und vagilie. Die Malagane marendav und. vag~lie kamen weiß bemaltem Kopf, schwarzem Backenbart aus Fasern und schwa:rz
aus Tabar. Ihr Masele ist eine Quelle oder ein Bach auf dem Berge Sorämba bemaltem Kamm, über dem sich eine flache Schnitzerei erhebt. Unten weist
in Tabar. Der marendav-Kult besteht in Tatau, Lakavi, Töyo und Buka sie zwei einander abgewandte kleine Männerfiguren, darüber e~ne Au~e:p.­
(oberhalb Teripats) auf Tabar. Auf dem Hause des marendav in Tatau scheibe und oben ein nach vorne blickendes Männchen und dahmter eme:r;i
steht ein aus Holz geschnitzter schwarzer Hahn (mbirbirü), der beim Fest kleinen Fischkopf auf.
auf den Platz „belong tremov malagen mbirbirü" geworfen wurde. Mämatfi.e. Die beim Malagan in PaplieIJ verwandt~n ~asken _mit
In Lauan erwarben die Kafkaf-Leute die marenlJav-Maske mit mensch- schwarzen Gesichtern, über denen Tritonmuscheln befestigt smd, heißen
lichen Beckenknochen am Munde für Muschelgeld. Der „bot" wird von mämatue und werden auf dem Platze MayoIJ getragen.
Kävieng bis Kapsu „nothing" gemacht, von Lemakot bis Bol aber zur
Totenfeier. In KatumaIJom (kein Wohnplatz) in Liu (nahe Buolpöm, zu Tanzmundstücke. Zu einer motus-Maske (= mämatue-Maske) in
/ Fszoa gehörte ein Mundstück, d~s ,ei~en Papagei (Pinselzüngler, a mavaf)
1) ba~·ay (F~zoa-Loyagun),
Schädel = a a vaf}lj.k t6yan (Panak:ondo), ä vafJlak
mit einem kleinen Haifisch (a beus) im Schnabel darstellte und rot, gelb,
schwarz und weiß bemalt war. Daran hingen Muscheln (a ndendelak und
(tiiyan) oder a lak (LamusoiJ), mbaray i na uayga (Liba), pavure (Paneras), pat
(Lauan). a gam-pit) als Schellen. Dies Mundstück hatte Kakot in FEzoa für daR
2
) Das k ist nicht mehr hörbar; die Lippen bleiben offen.
Dorf Kafkaf geschnitzt.
Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1940. 3
Totenfeiern und lVIalagane von Nord-Neumecklenburg. 35
34 E. Wal den und Hans N evermann:

Zum Nas~ornvogeltanz, der auf 1:1abar seyombul oder soyobul heißt, • einandergebrochen oder das Muschelmesser wurde mit beiden Händen ge-
werden geschmtzte Nashornvogelköpfe m den Mund genommen. Bisweilen faßt und drückte die angeritzten Teile auseinander.
ist im Sc~n~bel noch eine ~uß (Betel o~er Galip 1) oder eine Schlange . Eine Malaganfeie~ in J ofin oder Loyagun sah Walden in vollem Gange :
(Fszoa a zizi, Logagun a mure) ausgeschmtzt. Auch echte Nashornvogel- Die garamut wurde mit schweren Stößen geschlagen. Alle Festteilnehmer
köpfe können benutzt werden, wie ihn Magelak in Tuvabe bei Fszoa präpa-. knieten in .Reihen, und vorne rechts und links knieten zwei besondere
riert hatte. Diese Vogelköpfe werden a vat a mltni =Vogelkopf oder a var Tänzerpaare. Alle beugten den Rücken tief zur Erde und stießen beim
i mbavba1Je = Nashornvogelkopf (Loyagun-Dialekt) genannt. Zum Tanz Vor- und ,~ückwärtsb~ugen einen dum~fen Ton aus, der langgedehnt war.
trägt man die in Fszoa a lltvilot genannten Federhauben, die auch bei anderen Der „boß stand dabei auf dem Ende emer Palme. Um 20 Uhr erschienen
Tänzen benutzt werden. die Malaganmasken auf einem bettartigen Gerüst und stellten sich dann
vor dem Malaganhause auf. Eine schwere Maske wurde dabei von einem
· 'l'anz-Haiklappern. Den Klappern zum Haifang entsprechende maskierten Neben~anne gestützt. Nun zogen sie mitten über den Gehege-
Lärmgeräte werden bei dem Weibertanz girivgfre in Fszoa in der Hand ge- platz und trugen die Trommel nach dem Hause. Es folgte ein Tanz mit
schüttelt .. Statt der K?kosscha}en sind an diesen Klappern, die wie die Bew.egungen in den Knien. auf der ~telle, den die. Maskierten mit ganz
echten. Haiklappe~n a delak (a .dslak) heißen, Muscheli: (a yare) angebracht. wemgen Bewegungen begleiteten. Sie traten dabei etwas vor. Nur die
Auch m Tatau gibt es derartige Klappern zum Weibertanz girigi. schwere Maske blieb stehen. Die Bewegungen der nicht Maskierten wurden
Malaganfeiern. Nach Walden verlief die Vorbereitung zu einer lebhafter, und schließlich gingen die Hände schnell auf und ab. Dann
Malaganfeier in ~akurdemau folgende~maßen: Morgens noch vor Tages- drehte sich alles nach links und klatschte in die Hände. Der „boß" stand
anbruch. tönte die Garamut-~rommel im Gehege, in dem sich angeblich nun am Malagan und sprach mit den einzelnen. Von alten Weibern wurde
nur zwei Leute befanden. Mit dem Hellerwerden erhoben sich die Leute rtu~ d.~n ~änzer~ mis gezahlt. Den Schluß bildete ein Tanz in aufgelöster
langsa~, und die Weiber f~gten das Kochhaus und räumten langsam und kreisförmiger Bildung. Der Gesang endete mit einem lauten „hu".
ernst die oberste Staubschicht von dem großen Tanzhause. Die Männer
brachten große Pandanusblätter, wärmten sie und entfachten Feuer Sagen von Poyotap .und Karak.
nahmen sie teilweise zusammen und machten so größere Flammen. Bei~ 1)
Gara~ut w~rde Tabak zu~ Verteilen auf .den Platz gelegt. Gegen sieben
Von Peekel sind einige Sagen veröffentlicht worden die sich mit
Uhr füllte srnh der Platz mit Menschen. Die Männer setzten sich rund her- Poyotap und seiner Frau Karak befassen, und die Peekel ~ls Mondsagen
um, die Weiber aber an das Kochhaus. Nun wurde das Dach des Kochhauses gedeutet hat. Im f?lgenden we~den Poyotap-Erzählungen aus Loyagun
abgedeckt. Ein Schwein wurde mit einer Kokosblattmatte bedeckt auf nach Waldens Au~zernhn~ngen wiedergegeben, bei denen außer Poyotaps
einer Bahre he~beigetragen. Dazu ~rde .das Muschelhorn geblasen.· Die Frau Karak noch.eme.zweite Karak auftaucht, die jünger als Poyotaps Frau
Bahre wurde beim Kochhause nahe emer mit einem Schweinestall umbauten gedacht und nicht deren Tochter ist. ·
Kokospalme niedergesetzt. Eilig erschien ein Mann mit Federschmuck A B~, Ifarak un~ Poyotap. (Erz,ählt .von Galamun aus Loyagun.)
und hielt ei1:1e Ansprache, in der i:rJ !1nfang. Waldens Name häufig wieder- 1. Poyotap ka-yat tak/sfne ma ka-:zäv/in a
kehrte. Die Ansprache endete mit schembar heftig hervorgestoßenen Poyotap er beschläft Frau seine . und er schmiert den
Worten, die zum Teil von den an beide Seiten der Bahre Getretenen hoch manei pana:-bUs. A ravin ka-buyilt ma a
S~men an eme Betelpalme. Das Weib es (wird) schwanger und die
nachgesprochen wurden. Der Redner und der „boß" traten zuweilen auf die
Bambustragstange, so daß das Schwein in die Höhe geworfen wurde. Nun büs . ka-bUyut ma ka-l6y a nelik;
wurde von Walden eine Tabakausteilung an alle Männer erwartet. Das Betelpalme sie (wird) schwanger und sie gebiert ein Kind·
offenbar für die Frauen bestimmte Schwein wurde dann von der Bahre a-ze-nalik sina-bils. '
g~löst und mit der. Tragst~nge auf ein~ geflochtene Kokosmatte gelegt.·
ein anders Kind (ist) von der Betelpalme.
Em Mann auf der einen Seite rammte emen dicken Pfahl und ein anderer Ka-siv pana-mo/piil ma . ka-z6v o bort
ihrri gegenüber einen kleineren Stock in den Boden. Daran wur,de die Trag- , Er ja~t _ mit den Hunden und er erschlägt das Schwein
stange befestigt und das Schwein wurde zugedeckt. Der Pfa,hl war oben m a sigau.
und unten zugespitzt und an einem Ende stark angekohlt.· O:f,fenbar rührte und das Känguruh.
das vom Umstoßen eines Haufens von heißen Kochsteinen her. Das Ein- Di-yamfiij av uru nelik.
rammen geschah so, daß der Mann den Pfahl mit beiden ,Händen in den Sie füttern 2 ) die zwei Kinder.
Boden. drückte, ihn dort einige Male schnell hin und her bewegte und zu- Ka-vlttas. Ka-voy a vafJ-en. Ka-kcisjlii
l~tzt die .~rde festtrat. Inzwischen. hatten die Weiber gekochten Taro aus
Er geht fischen. Er wendet um die Fischsteine. Er kommt an
emem Bundel geholt und schälten ihn nun. Dabei herrschte eine Arbeits- ma ya-t-flt-/knai ma ka-uza ka-lis
teilung in den mehreren Kochgruppen vön je zehn Weibern an verschiedenen Land und er nimmt (die Fische) aus, und er geht hin er gibt
Stellen des Platzes. Zwei Weiber der Gruppe stachen mit Muschelmessern a tim-im 3 ) si-tak/stne ma di-yamiii/av a nelik.
die Blätter aus und schnitten den gekochten/Taro an. Andere Frauen das Fischgericht der Frau seiner und sie füttern die Kinder.
U ril nelik b6yo di-leba~-a, ma
schält~n dann wei~er und ~ngen. dabei oben ~:fu ausgeschnittenen Ende an
un~ gmgen. von ~ier aus m Spiralen .um dfain Taro herum. Ein anderes
Die zwei Kinder dann sie (werden) groß beide, und
W: eib zerteilte die geschälten Taros mit einem größeren Muschelmesser. 1) Peekel, Ahnenbilder, 2, S. 25f. und 36ff.
Die Wurzeln wurden dabei der Länge nach und manchmal auch noch ein- : ) Sie k~.uen den -~indern vor'.. Gra~matisch konsequenter wäre der DuaL
mal quer geteilt. Die so geritzten Wurzeln .wurden mit den Händen aus- ) In Blatter gehullte Taro (tim) mit darauf gelegten Fischen (ien).
3*
36 E. Waiden und Hans N evermann: Totenfeiern und Malagane von Nord-Neumecklenburg. 37

cli-malesiv-a Lälau. hörte Poyotap die .Klage seines Sohnes. Er dachte sich nun (gleich), daß
Ma di-klizim t6l a
das Kind wieder geschlagen worden sei. Er kam angerannt: „Wo ist das
sie gleichen beide. dem Läläu 1 ). Und sie spitzen (als) Speere die
Kind~" „Die Kinder haben sich um einen Speer gezankt. Er ü:1t hinauf-
slena-val2 ). Di-va/mbäla-a b6ys. geklettert auf seine Mutter (die Betelpalme)." „Komm herunter!" „Nein,
Rippen der Dach(blattfiedern). Sie (spielen) Speerwerfen beide dann. ich will nicht! Da ist· ein Arm von meiner Mutter für euch (Pidjinenglisch
Dtne-dia ka-i-sirs, dama /ne-dta ka-babä. „hand", d. h. hier ein Blatt)." Er warf ein Blatt herunter und sang. ·So
Mutter beider sie ist da, Vater beider er ist abwesend3 ). ging er immer weiter in die Höhe und kam so bis in den Himmel (a b6rs).
JYIa dt-v6röv-a. A nat-a-bil,s Dann trat ·er oben auf die Spitze der Betelpalme. Er blieb oben; die Palme
Und sie bewerfen sich mit Speeren beide. Das Kind der Betelpalme aber sank schnell wieder in. sich zusammen.
ka-vani pana-dtne. Ka-ravis b6ys: Als Poyotap den Wipfel der Palme leer wieder herunter kommen sah,
es klettert auf die Mutter. Es weint dann: ergrimmte er und tötete seine Frau, ihren Bruder, seinen Sohn und seine
,,Na mbU na mbüvye, krinäma nasil,yo Schwester KUi vezak und zündete das Haus an. Alle verbrannten.
Kanf' mbil, riyö, krinäma nasüyo 3. Karak und Lolm. (Erzählt von Galamun aus Loyagun.) Kilgi-
Kana mbU rtyo." loIJ, der kleine Sohn .der Karak, lebte im Gehege verborgen. Dort wuchs
2. (Übersetzung der pidjinenglischen Fassung.) Poyotap beschlief die er her~n und wurde ein junger Mann. Er saß oben auf einem Baume und
Karak und diese bekam ein Kind. Der Gatte ging in den Busch, um rief kiin (Vogelruf ähnlich unserem „krah"). Zwei Weiber, Karak und
Schweine, Känguruhs (sigau) und Baumbären mit seinen Hunden zu jagen. L{Jl@., waren ausgegangen, Brennholz zu holen. Sie hörten seinen Ruf
· Er hatte noch eine zweite Frau Namens a Bi}, (Betelpalme). Auch diese und begannen ihn zu such~n (drangen in das Gehege ein) und fanden ihn
gebar ihm ein Kind. Auch für dies Kind mit ging er auf die Jagd. Wenn schließlich.
er nun Schweine erjagte, so brachte er sie immer der Karak, die Känguruhs KilgiloIJ sagte aber, er sei noch nicht ganz erwachsen und könne sie
dagegen der Bu. nicht heiraten; die Weiber könnten noch nicht aus seiner Hand essen (a
Einst spielten die Kinder der .beiden Frauen miteinander Speer- f'ü/svin avit na-vavaven na mitne, „all he no sabe kaikai long hand belong
werfen (di-va/mbali-a). Jedes steckte einen Stock in die Erde. Dann him"). Die beiden Weiber antworteten, sie könnten beide gleichfalls noch
warfen sie abwechselnd mit Spielspeeren nach dem Stocke des anderen. nicht aus seiner Hand essen (seien noch zu jung, um aus der Hand eines
Wenn einer getroffen hatte, so machte er neben sich ein „Schwein" in den Mannes zu essen). Sie logen aber. Sie sagten, sie lebten beide selbst noch
Sand, indem er mit den Händen Sand zusammenfaßte und gegen den Boden im Gehege. Die beiden Weiber legten sich nun unter den Baum. KilgiloIJ.
drückte, so daß ein festes Sandhäufchen gebildet wurde. aber rief: ,
· ' · Nach diesem Spiel suchten sie im Grasfeld nach Eidechsen und „Kilgilov i rufii rülii i ve
speerten sie. Kilgilov Mv."
Dabei nahm nun der Sohn der Karak den Speer des Sohnes der Bu Sein Vater (Poyotap) hob gerade Taro aus. Die Taroknolle, an der er
fort. Dieser verlangte seinen Speer zurück, bekam ihn aber nicht. Da schlug zog, brach. Da sagte er: „Jetzt ist KilgiloIJ entdeckt worden."
er den Sohn der Karak, dieser schlug wieder, und der Sohn der Buai (Bii) ·Die beiden Weiber brachen inzwischen Holz ab und warfen nach
weinte und klagte es seiner Mutter, indem er sang : ihm. Sie brachen Äste ab und warfen damit weiter. Das geworfene Holz-
, ,Kanambil,, kanambil,i, stück schlug dem KilgiloIJ vor die Brust. Er fiel vom Baum und starb.
Kanama la sil,yo kanambu lio, Poyotap kam und fand ihn tot: „Wer hat ihn getötet~" „L{>lill und Karak." ·
Kanambu, kanambüt, Poyotap tötete sie und ihre Kinder, alle ihre Verwandten, ihre Schweine
N ama a sil,yo, kanambü niQ." und Hunde. Er kletterte auf das Haus und steckte es in Brand. Das Feuer
(Er kletterte nun auf die Betelpalme, seine Mutter.) verbrannte sein Gesäß und er starb.
Karak rief dem Sohn der Buai zu, er solle von der Betelpalme herunter- 4. Die Schlange und Karak. (Erzählt von Bekresi aus Loyagun.)
kommen, damit der Vater nicht böse werde, wenn er höre, daß ~eine Söhne In einem Baume war eine Höhle (a luman), in der eine Schlange hauste.
sich stritten. Er sagte (aber): „Ich würde bei euch beiden blefberi, wenn Diese Schlange raubte die junge Karak und nahm sie mit in die Baum-
ihr gut zu mir wärt. Aber ihr behandelt mich immer schlecht~" Er brach höhle. Sie brachte ihr zur Nahrung: a uders =Baumbären, a yau (= „small
ein Blatt von der Palme und warf es hinab und sagte: „Das .Blatt hier ist fellow pukpuk", kleines Krokodil) = Warane, a skif = Ratten und a bsrt
für euch zum Ansehen." Dann weinte er von Neuem und brach wieder ein = Schweine.
Blatt von der Palme und sofort. Jedesmal, wenn er seine Klage gesungen 5. Das Malagan Savä. Savä ist das Malagan für die Karak. Savä
und ein Blatt abgebrochen hatte, stieg die Betelpalme um einen Schuß in ist ein großer Baum, der in etwa 4~5 kleine zerschnitten ( ~) wird. Nach
die Höhe. . dem Fest werden die Mädchen, die reif sind, verheiratet.
Poyotap hatte (inzwischen) seinen Speer genbmmen und ein Schwein
geschossen. Das Schwein aber zerbrach den Speer I
und lief davon. Jetzt Masele.
1 ) Läläu ist ein kleiner Knabe, der bei der Erzählung zuhörte und als Bei-
In Jofin fing W alden auf dem Platz, auf dem er sein Zelt aufgeschlagen
piel des Alters (etwa 8 Jahre) dienen soll. / hatte, und der ein Masele-Platz war, eine kleine Schlange. Niemand wollte
2 ) Val heißt Haus, eigentlich genauer „Daah", dann das Dachdeckmaterial: sie anfassen. Der Eingeborene Galamun sagte, es sei eine junge Masele-
1. Sagopalmblätter. Schlange. In der Nacht würde die Mutter kommen und sie in Waldens
3 ) Ka-bäbä heißt eigentlich: „er ist unwissend, ahnungslos" (weil er nämlich
Bett suchen. Sie legt sich, wie auch ein Lakurafunga-Mann von hohem
nicht zu Hause war).
Die Rolle der .Jagd in der Wirtschaft der Waldvölker Zentralafrikas. 39
38 Tito Körner :
diese Waldwirtschaft in ihrer Gesamtheit, dem heutigen Stande der For-
Alter ~estä~jgte, gerollt zu Füßen auf das Bett der Leute. Wenn diese schung entsprechend, darzustellen. In der Tat ist nun der Hackbau in
dani: die Beme gerad~ s~recken, fühlen sie die Schlange. Ein Mann, dem es einer dem ~aldlande angepaßten Spezialform das Hauptcharakteristikum
so gmg, dachte, es sei eme Katze. Er spürte aber die Kälte machte Licht der Waldwirtschaft. Vor allem dann, wenn wir sie als geschlossenen Kom-
u.~d sah nach und entdeckte die Schlange. Er 'zog es nun v~r das Feld zu plex von dem Viehzüchtertum im Osten und Süden abgrenzen.
raumen. ' ·
Diese Waldbauernkultur ist ein Ruhepol inmitten um sie herum-
Wer e~ne M~sele-Schlange tötet, verliert durch sie sein Leben. · Er flutender Bewegung, entsprechend ihrer Heimat im bewegungsheinmenden
b~lrnmmt emei;i dicken Bauch und stirbt. Nach seinem Tode ist die Schlange
Urwald. Suchen wir aber im kulturhistorischen Sinne neben dem rein
wieder lebend1g. materiellen Kulturgut auch das soziologisch-geistige und damit den Ge-
Dem in Fszoa und Loyagun üblichen Ausdruck maselt den Waiden
samtkomplex der Kultur, dann ist der Aufbau dieser Zonen nicht länger
mit „magisch" wiedergibt, entspricht auf Tabar tandllro. '
einheitlich. Nebeneinanderliegen und Durchmischung heterogener Kultur-
el~mente auf so~iologischem Gebiete läßt auch im Gesamtgefüge eine
Literatur.
Mischkultur vermuten. Neben dem vaterrechtlichen Aufbau der Familien
Kr~mer, Augustin: D.ie Malanggane von Tombara. München 1925. vieler Stämme sehen wir oftmals mutterrechtliche Züge in der Soziologie,
Kramer-~annow, Elisabeth: Bei kunstsinnigen Kannibalen der Südsee
Berlm 1916. · eben derselben Stämme. Neben den mutterrechtlichen Bräuchen und matri-
Parkinson, Richard: .J?reißig .Jahre in .der Südsee. Stuttgart 1907. linearer Deszendenz ist ein klarer Totemismus oft nicht zu verkennen.
Peekel.'. Ger~ard: Rehg10n und Zauberei auf dem mittleren Neu-Mecklenburg. Beides oft bis zur Unkenntlichkeit miteinander verschmolzen bildet einen
Munster i. W. 1910. großen Mischkomplex und erscheint so oft wie ein Ganzes.
Peekel, Gerhard: Die Ahnenbilder von Nord-Neumecklenburg. Anthropos
· XXII-XXIII, 1927-1928. Ähnlich liegt es auch mit der Wirtschaft. Hauptwerte liefert der
Powdermaker, Hortense: Life in Lesu. London 1933. Bodenbau. In einer hyperextensiven Form betrieben, als eine Wald-
Walde~, E.: Die ethnographischen und sprachlichen Verhältnisse im nördlichen rodungswirtschaft werden die Dörfer dem Neurodungslande zu Liebe ver-
Teile ~~u-Mecklenbur~s und auf den anliegenden Inseln. Korrespondenz-
Blatt fur Anthropologie XLII, 1911. legt. Daneben blüht aber reicher ~ischfang, ohne Bindung an die Scholle
Die deutsche Marine-Expedition-1907/09. Marine-Rundschau 1907-1909. an den großen Stromläufen und oftmals eine überaus hochstehende Jagd
in wildreichen Gebieten. Diese Jagd ist nicht Haupterwerb wie die vor-
erwähnte Fischerei oder wie die Jagd der Pygmäen, aber sie kommt viel-
fach dem Ackerbau an Bedeutung gleich oder übertrifft ihn sogar darin.
Die besondere Bedeutung der Jagd in dem zentralafrikanischen
Lebensraum des Urwaldes zu besprechen soll Aufgabe dieser kleinen
Arbeit sein.
Die Rolle der Jagd in der Wirtschaft der Waldvölker Zunächst wird festzustellen sein in welchen Gebieten die Jagd einen
Zentralafrikas. wirklich wichtigen Beitrag zum Erwerb der täglichen Nahrung liefert und
wo sie nur ein Akzessorium zum Ackerbau ist. Ferner werden die ver'-
Von schiedenen Methoden zur Erlegung des Wildes zu besprechen und deren
Dr. Tito Körner, Wien. geographische Verbreitung zu betrachten sein. Am Ende wird eine ab-
schließende Würdigung der Rolle einer Jägerkomponente im Gesamtbilde
Inhalt. der Waldkultur neue Wege weisen und einige Klarheiten für die Gegen-
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . 38
wart ergeben können.
2. Die .Jagd als zweiter Hauptfaktor der Waldwirtschaft .. 39
3. Die .Jägerkomponente im Kulturbilde des Waldlandes. 44
4. Literaturangaben. . . . . . . . . . . . . . . 49 2. Die Jagd als zweiter Hauptfaktor der Waldwirtschaft.
Der afrikanische Urwald reicht vom großen ostafrikanischen Graben0
l. Einleitung . bis ca. zum 16. 0 westlicher Breite und wird im Norden durch den 4.-5;
. Im Urwalde Zentralafrikas ve'>:'muten wir, wie in alle~ Rückzugs- nördlicher Breite, im Süden durch den 3._:_4.0 südlicher Breite begrenzt.
ge?ieten, alte Kulturen schwächerer Volksgruppen und v~r allem eine Als eine Trennungslinie hat man vielfa.ch den Kongo bezeichnet. In geo-
Wirtschaftsform, der vom urtümlichen noch vieles anhaftet. Außer den politischer Hinsicht ist wohl eher der Uelle als eine solche anzusehen,
~wergvölkern, di~ eine Jagd-Sammelwirtschaft betreiben, bewohnen die denn mit seinem Verlaufe deckt sich ungefähr die Nordgrenze des Ur-
mnerep. Waldgebiete großwüchsige Stämme, die man gemeinhin unter dem waldes und hier ist wohl auch die Sprachgrenze zwischen Sudan- und
Name~ „Waldneger" zusammenfaßt. Vom Süd.eri des Gebietes bis zum Bantusprachen am klarsten erkennbar. Bis zum Kongo gegen Süden
Uelle im N.o~den siedeln einheitlich Stämme, die .der großen afrikanischen dringen aber kulturelle Einflüsse aus dem Sudan am stärksten ins Wald-
Sprachfam1he der Bantu angehören.. Im Norden reichen dann in das von land ein, um dann allmählich abzuklingen. Im Norden des Delle haben wir
mir behandelte Gebiet Aw~läufer und Enklaven von Volksgruppen hinein starkes Vaterrecht, im Süden des eigentlichen Urwaldes und auch am west-
die linguistisch zu den „Wule-"sprechenden /Völkern zählen ' lichen Kongolaufe Mutterrecht. Beider Einflüsse werden, je mehr dem
. Eine. einhe~tliche .Wi~tschaftsform sollte diesen Stämm~n im allge- Zentrum zu, immer undeutlicher und lassen so den schon erwähnten Rest-
memen eigen sem - sie smd Ackerbauvölker, die auf der Stufe des Hack- komplex der Waldkultur übrig, mit dem ich mich zu beschäftigen ·habe.
baues stehen. In einer umfassenderen Arbeit hatte ich mich bemüht,

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