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Gesichtsausdruck

Der Gesichtsausdruck kann als reichhaltige Informationsquelle für die Übertragung


(v. a. von Emotionen) genutzt werden. Kleinste Veränderungen des mimischen
Ausdrucks modifizieren die zu übertragende Botschaft. Der Gesichtsausdruck
beeinflusst, wie eine Person von anderen wahrgenommen wird. So wird
einer lächelnden Person eine positivere Bewertung zuteil als einer Person mit
neutralem Gesichtsausdruck (Otta et al. 1994). Weinende Personen werden als
weniger aggressiv beurteilt und erwecken beim Beobachtenden das Gefühl von
Traurigkeit (Hendriks und Vingerhoets 2006). Der Gesichtsausdruck einer Person
beeinflusst jedoch nicht nur, wie diese Person von ihrem Umfeld wahrgenommen
wird. Er beeinflusst mitunter sogar wie sich die Person, selbst fühlt. Studien zeigen
beispielsweise, dass wir uns glücklicher fühlen, nachdem wir die für ein Lächeln
relevanten Gesichtsmuskeln bewegt haben – ein Phänomen, dass als Facial-Feedback-
Hypothese bekannt wurde (Strack et al. 1988).
Wenn der Gesichtsausdruck so wichtig für die Übertragung von Gefühlen ist, ist
der Ausdruck von Gefühlen dann in verschiedenen Kulturen gleich? Gibt es eine
Art universelles mimisches Ausdrucksbild von Emotionen? Belege für eine Universalität
des Gesichtsausdrucks gehen auf ein Experiment zurück, welches zeigte,
dass Personen aus Papua-Neuguinea, denen drei Fotografien vorgelegt wurden,
zu 80 % die Emotion auswählten, die das Empfinden des Akteurs widerspiegelte
(wenngleich dieser einer anderen Kultur entstammte; Ekman und Friesen 1971).
Abgebildet waren Gesichter von Personen europäischer Herkunft. Ein Übersetzer
las den Versuchspersonen eine kurze Geschichte vor. Erwachsene mussten im
Anschluss aus drei Fotos wählen (Kinder aus zwei Fotos), welcher Gesichtsausdruck
zur Geschichte passt. Es wurde zum Beispiel eine Geschichte erzählt, in der
ein Mann/eine Frau Besuch von einer befreundeten Person bekommt und er/sie
deswegen sehr glücklich ist. Der passende Gesichtsausdruck wäre der freudige.
Die Ergebnisse der Autoren wurden jedoch kritisiert, da die Fotos überdeutliche
und statische Gesichtsausdrücke abbildeten. Deshalb ließen Ekman und Friesen
(1971) die Probanden aus Papua-Neuguinea die in der Geschichte beschriebenen
Emotionen im Anschluss selbst darstellen. Entsprechende Videoaufzeichnungen
mit den Ausdrucksweisen der Probanden aus Papua-Neuguinea wurden US-amerikanischen
Probanden vorgelegt. Diese konnten durchschnittlich 47 % der Emotionen
richtig klassifizieren (Ekman 1972). Man schloss daraus, dass es universelle
Gesichtsausdrücke für Emotionen gibt, welche genetisch determiniert sind. Trotz
dieser Ergebnisse gab es starke Kritik an Studien dieser Art – vorwiegend da die
Emotionen gestellt und nicht erlebt wurden, während die Probanden sie zeigten.
Zudem gibt es Unterschiede, wie stark und wann verschiedene Kulturen den mimischen
Ausdruck von Emotionen zulassen.
In der Tat beeinflussen kulturell geprägte Darstellungsregeln (vgl.
Abschn. 3.2.5) in starker Weise, wie intensiv Emotionen ausgedrückt werden dürfen.
Friesen (1972) ließ Japaner und Nordamerikaner einen ekelerregenden Film
ansehen und nahm ihre Reaktionen per Video auf. Beide Gruppen zeigten ähnliche
Ausdrücke. Nach der Vorstellung wurden sie interviewt. Nur Nordamerikaner
zeigten weiterhin negative Gesichtsausdrücke. Japaner zeigten diese Emotionen,
die sie spontan im Moment des Betrachtens gezeigt hatten, in der interpersonellen
Situation des Gesprächs nicht mehr – anscheinend kontrollierten sie ihren Emotionsausdruck
in dieser Situation stärker als Nordamerikaner.

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