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Psychiatrie
d. Wahrnehmung (Halluzinationen)
https://www.nobelprize.org/prizes/economic-sciences/1994/nash/biographical/
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Forbes_Nash_Jr.
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 8
Epidemiologische
Befunde
Abb. 3.10 Psychische Störungen nach Prävalenz (und in Klammern die geschätzte Anzahl betroffener Personen in Europa, in
Millionen; Wittchen et al. 2011, © 2011, with permission from Elsevier). Trotz höherer Prävalenz kann die Anzahl
betroffener Personen in einzelnen Fällen geringer ausfallen als bei Störungen mit geringerer Prävalenz, weil sich die
Schätzungen bei den einzelnen Störungen auf unterschiedliche Altersgruppen beziehen können
die 5 grossen A:
Verminderte Expressivität
– Alogie: Armut des Sprachinhalts, Hemmung, verzögerte Reaktion.
– Affektverflachung: Reduktion des Affektausdrucks wie verminderte Mimik und Gestik (z. B. monotone
Stimme und neutraler Gesichtsausdruck unabhängig der Situation)
Vermindertes Erleben
– Anhedonie: Freudverlust, insbesondere Defizit in antizipatorischer Freude, Reduktion in der Ausübung
von lustvollen Aktivitäten.
– Asozialität: Reduktion von sozialer Initiative und Wunsch nach engen Kontakten.
– Avolition: Reduktion der Initiierung und Persistenz in zielgerichteter und zweckgebundener Aktivität
(z. B. Erledigung von Pflichten).
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 11
+/- Symptomatik
+ Die Positivsymptomatik beschreibt eine Steigerung des Erlebens im Vergleich zu Gesunden.
Hierzu gehören Halluzinationen, Wahn, desorganisiertes Denken und grob desorganisiertes
Verhalten oder gestörte Motorik.
Abb. 44.10 Schematische Darstellung der frühen Phasen von psychotischen Störungen wie Schizophrenie. Häufigkeit,
Art und Schwere der Positiv- und Negativsymptomatik kann genutzt werden, um zwischen den einzelnen Risikostadien
zu differenzieren. (Nach Keshavan et al. 2011, © 2011, with permission from Elsevier)
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 13
Sinnestäuschungen
• Halluzinationen sind Erfahrungen, die wahrnehmungsähnlich sind, aber ohne eine entsprechende
externale Reizquelle auftreten. Dieser Vorgang entzieht sich der Kontrolle der Person und wird in
Intensität und Qualität wie eine normale Wahrnehmung erlebt (APA 2015). Prinzipiell kann jede
Sinnesmodalität hierbei eine Rolle spielen. Besonders charakteristisch für die Schizophrenie sind
jedoch auditive Halluzinationen in Form von Stimmenhören (Abb. 44.5; Exkurs).
Abb. 44.6 Ausschnitt von Merkmalen auditiver verbaler Halluzinationen, die mit oder ohne Bedarf von
Behandlung auftreten. (Adaptiert aus Johns et al. 2014) Hoyer & Knappe, Kap. 44
Halluzinationsähnliche Erfahrungen
umfassen z.B. Phänomene im
Übergang zw. Schlaf- und
Wachzustand, z.B. Interpretation von
Schatten als Objekte
Abb. 44.8 (Mod. nach Schlier et al. 2017, © 2017, with permission from Elsevier) Hoyer & Knappe, Kap. 44
Studie UK:
•ca. 5% stark bedrohliche Sorge, dass
ein Komplott gegen sie geschmiedet
wird
•ca. 10-30% berichteten
mittelgradig bedrohliche
Häufigkeit
Verfolgungsgedanken
•ca. 30-40%
Überzeugung, dass
negative
Kommentare über
sie im Umlauf
waren
Abb. 44.4 Verfolgungswahn (hier: nicht bizarr) Hoyer & Knappe, Kap. 44
➢ die Handlungen der Betroffenen wirken auf BeobachterInnen ziellos oder bizarr.
Abb. 44.17
Ichstörungen bei primären psychotischen Störungen
Hierzu gehören:
• Derealisation (d. h. die Umwelt erscheint fremdartig, unwirklich, verzerrt),
• Depersonalisation (d. h. der Patient selbst kommt sich fremdartig, unwirklich, verzerrt vor)
• Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung und Gedankenentzug (d. h. die eigenen
Gedanken fühlen sich von außen eingegeben oder entzogen bzw. sich unkontrollierbar
nach außen ausbreitend an).
• Fremdbeeinflussungserleben: manche Patienten fühlen sich auch in ihren Handlungen,
Zielen oder Gefühlen von außen beeinflusst.
Fallbeispiel: Ich-Störungen (S. 954)
Frau M. berichtet, dass sie oft den Eindruck habe, dass ihre Gedanken für jedermann hörbar seien. Meist kämen ihr die
Gedanken auch sehr fremd vor, so als seien sie von jemand anderem. Sie sei daher sehr ängstlich und schäme sich
schnell. Auf dem Weg zur Therapie habe sie z. B. einen jungen Mann gesehen und es sei ihr ein Gedanke eingegeben
worden „Er ist attraktiv“. Als er sie daraufhin angeschaut habe, habe sie sich bestätigt gesehen, dass er es gehört habe.
Dies war ihr dann sehr unangenehm, sie habe schnell nach unten geschaut und zum Glück bald darauf aussteigen
können. Sie habe Angst, Menschen mit diesen unkontrollierbaren Gedanken zu nahe zu treten und versuche daher oft,
das Denken zu vermeiden. Dies führe zu starker Anspannung.
Hoyer & Knappe, Kap. 44
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
Die ICD-11 ist seit ihrem Inkrafttreten am 01.01.2022 grundsätzlich einsetzbar. Die hier gezeigte Version ist eine erste
Version einer deutschen Übersetzung, die auch unter Verwendung automatisierter Übersetzungsverfahren erstellt
wurde. Diese Version befindet sich in einem bereits begonnenen kontinuierlichen Qualitätssicherungsprozess.
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 30
Avolition → Antriebsstörung
Sanktionieren → im Sinne von billigen (kulturell nicht unüblich sind)
Diagnostische Kriterien ICD 11
6A2.... Wichtig
Schizophrenie oder andere primäre psychotische Störungen sind durch erhebliche
Beeinträchtigungen der Realitätsprüfung und Verhaltensänderungen gekennzeichnet, die
sich in
Positivsymptomen wie anhaltenden Wahnvorstellungen, anhaltenden Halluzinationen,
desorganisiertem Denken (typischerweise als desorganisierte Sprache), grob
desorganisiertem Verhalten und Erfahrungen von Passivität und Kontrolle,
Negativsymptomen wie abgestumpftem oder flachem Affekt und Avolition
sowie psychomotorischen Störungen äußern.
Die Symptome treten mit ausreichender Häufigkeit und Intensität auf, um von den
erwarteten kulturellen oder subkulturellen Normen abzuweichen.
Diese Symptome treten nicht als Merkmal einer anderen psychischen Störung oder
Verhaltensstörung auf (z. B. einer Stimmungsstörung, eines Delirs oder einer Störung
aufgrund von Substanzkonsum). Die Kategorien in dieser Gruppierung sollten nicht dazu
verwendet werden, den Ausdruck von Ideen, Überzeugungen oder Verhaltensweisen zu
klassifizieren, die kulturell sanktioniert sind.
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 31
6A40 Katatonie: gleichzeitiges Auftreten mehrerer Symptome verminderter, gesteigerter oder
abnormaler psychomotorischer Aktivität in Verbindung mit einer anderen psychischen Störung
Diagnostische Kriterien ICD 11 Wichtig
6A20 Schizophrenie
Schizophrenie ist durch Störungen in mehreren mentalen Modalitäten gekennzeichnet, einschließlich
+ des Denkens (z. B. Wahnvorstellungen, Desorganisation in der Form des Denkens),
+ der Wahrnehmung (z. B. Halluzinationen),
+ der Erfahrung des Selbst (z. B. die Erfahrung, dass die eigenen Gefühle, Impulse, Gedanken oder das
Verhalten unter der Kontrolle einer externen Kraft stehen),
(+/-)der Kognition (z. B. Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, des verbalen Gedächtnisses und der sozialen
Kognition),
- des Willens (z. B. Motivationsverlust),
- des Affekts (z. B. abgestumpfter Gefühlsausdruck) und
+ des Verhaltens (z. B. Verhalten, das bizarr oder zwecklos erscheint, unvorhersehbare oder
unangemessene emotionale Reaktionen, die die Organisation des Verhaltens stören).
Unterschieden werden:
• 6A20.0 Schizophrenie, erste Episode
• 6A20.1 Schizophrenie, mehrfache Episoden mit substantieller Remission zwischen
den Episoden
• 6A20.2 Schizophrenie, kontinuierlich (Kriterien waren fast während des gesamten
Krankheitsverlaufs über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr vorhanden)
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 33
Diagnostische Kriterien ICD 11
6A21 Schizoaffektive Störung
Bei der schizoaffektiven Störung handelt es sich um eine episodische Störung, bei der die diagnostischen
Voraussetzungen einer Schizophrenie und einer manischen, gemischten oder mittelschweren bzw.
schweren depressiven Episode innerhalb derselben Krankheitsepisode erfüllt sind, entweder gleichzeitig
oder innerhalb weniger Tage nacheinander.
Zu den Symptomen können eingeschränkter oder unangemessener Affekt und Anhedonie* gehören.
Exzentrisch: Absonderlich/Verschroben
Anhedonie: Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden
Beziehungswahn: wahnhaftes Beziehen von Ereignissen auf die eigene Person (z.B. wird von der Nachbarin
eigenartig gemustert oder zu früh abfahrenden / verpassten Bus als wichtige Botschaft deuten, etc.)
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 35
Diagnostische Kriterien ICD 11
6A23 Akute vorübergehende psychotische Störung
Eine akute und vorübergehende psychotische Störung ist durch das akute Auftreten psychotischer
Symptome gekennzeichnet, die ohne ein Prodromalstadium* auftreten und innerhalb von zwei Wochen
ihren maximalen Schweregrad erreichen.
Typisch: Schneller, heftiger Einbruch, z.B. führt schnell zu Problemen bzgl. Arbeit/Umfeld, aber bei Remission wieder o.k.
Zu den Symptomen können Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Desorganisiertes Denken, Ratlosigkeit
oder Verwirrung sowie Störungen des Affekts und der Stimmung gehören.
Kennzeichnend währenddessen zudem: Abwesenheit von Negativsymptomatik (z.B. Affektverflachung, etc.)
Die Wahnvorstellungen sind von Person zu Person unterschiedlich, aber in der Regel innerhalb einer
Person stabil, sie können sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln (Beispiele: Verfolgungs-, Grössen-,
Eifersuchts-, Liebeswahn oder Hypochondrischer Wahn)
Andere charakteristische Symptome der Schizophrenie (d. h. deutliche und anhaltende Halluzinationen,
Negativsymptome, desorganisiertes Denken oder das Erleben von Einfluss, Passivität oder Kontrolle) sind
NICHT vorhanden,
obwohl verschiedene Formen von Wahrnehmungsstörungen (z. B. Halluzinationen, Illusionen,
Verwechslungen von Personen), die thematisch mit den Wahnvorstellungen zusammenhängen, dennoch
mit der Diagnose vereinbar sind (z.B. taktile Halluzinationen bei Dermatozoenwahn*)
Abgesehen von Handlungen und Einstellungen, die direkt mit der Wahnvorstellung oder dem
Wahnsystem zusammenhängen, sind Affekt, Sprache und Verhalten in der Regel nicht beeinträchtigt.
Die Symptome sind nicht Ausdruck einer anderen Erkrankung (z. B. eines Hirntumors) und sind nicht auf
die Wirkung einer Substanz oder eines Medikaments auf das zentrale Nervensystem (z. B.
Kortikosteroide) zurückzuführen, auch nicht auf Entzugserscheinungen (z. B. Alkoholentzug).
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 37
Im Gegensatz zu ICD: im ICD gibt es die 6-Monats Regel nicht.
Sich in andere
hineinversetzen
https://nobaproject.com/modules/theory-
können
of-mind
Schwarz-weiss
Ich, die Welt, die Zukunft sind schlecht Jumping to Conclusion Bias ->
Zusammenhang mit Wahn in
zahlreichen Studien belegt
Abb. 44.30 (Moritz und Woodward 2007, adapted with permission from Wolters Kluwer Health, Inc.) Hoyer & Knappe, Kap. 44
Abb. 44.15. a Die Kontraste von auditiven im Vergleich zu visuellen Halluzinationen zeigen signifikante Aktivität in Sprech-
und Sprachverarbeitungsarealen (z. B. Gyrus temporalis superior, Wernicke-Areal, Teile des Broca-Areals).
b Für visuelle im Vergleich zu auditiven Halluzinationen zeigt sich signifikante Aktivität in visuellen Verarbeitungsregionen
(z. B. Gyrus lingualis, Okzipitalkortex, Cuneus). (Aus Zmigrod et al. 2016, mit freundlicher Genehmigung von Elsevier)
Erweiterte Ventrikel
Verminderung
der Substanz
Abb. 44.14 (in Effektstärken Cohen’s d und 95 %-Konfidenzintervall; korrigiert für Alter, Geschlecht und
intrakranielles Volumen, bei intrakraniellem Volumen für Alter und Geschlecht). Daten aus 15 querschnittlichen
Studien aus der ganzen Welt; insgesamt 4568 Teilnehmer. Wichtige relevante Einflussfaktoren auf die
veränderten Volumina waren Alter, „duration of untreated psychosis“ und Medikation. (van Erp et al. 2016)
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 48
Dysregulation des Stressystems / HHNA Achse
• Bei psychotischen Störungen wird ein erhöhtes
physiologisches Stresslevel in Form von dysregulierter
Kortisolausschüttung und verminderter
parasympathischer Aktivität gefunden
➢nachdem der Stressor weg ist, ist die Herzrate weiter
erhöht und die Herzratenvariabilität weiterhin
vermindert im vgl. zu Gesunden. Das spricht für eine
verminderte Anpassungsfähgkeit (Castro et al. 2008)
➢Metaanalyse: auch ohne Anwesenheit eines Stressors
ist die parasympathische Aktivität vermindert (Clamor,
2016)
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse:
Geringe beziehungsweise kurz andauernde Erhöhungen der Glukokortikoidsekretionen (Minuten bis Stunden) führen zu
einer adaptiven psychophysiologischen Antwort im Sinne einer Fight-or-Flight-Reaktion („Eustress“ bzw. „guter Stress“),
die mit einer verbesserten hippocampusvermittelten Lern- und Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeitsleistung und
Immunfunktion einhergeht.
Hohe beziehungsweise lang andauernde Glukokortikoiderhöhungen (über Wochen oder Monate mehrere Stunden
täglich) führen zu einer dysfunktionalen Stressreaktion („Distress“ bzw. „schlechter Stress“) mit Defiziten im Bereich
Lernen und Gedächtnis sowie eingeschränkter Immunfunktion
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 49
Bio-Kognitive-Psycho-Soziale Modelle
Neuere ätiologische Modelle der Schizophrenie berücksichtigen biologische, kognitive
und psychosoziale Faktoren.
Der Determinismus der frühen biologischen Modelle gilt als überholt. Stattdessen gibt es
zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass soziale Faktoren sowohl kognitive Schemata als auch
biochemische Prozesse verändern und so ein Teufelskreis entsteht.
Weitere Forschung wird benötigt, um ein besseres Verständnis für die Interaktionen von
psychologischen, physiologischen und neurobiologischen Veränderungen bei der
Symptomentstehung zu erlangen.
Ein Vulnerabilitäts-Stress-Modell für psychotische Symptome
Abb. 44.18. (Nuechterlein und Dawson 1984, by permission of Oxford University Press)
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 51
Vereinfachte Darstellung eines kognitiven Modells
der Positivsymptomatik
Abb. 44.19, wie in Garety et al. (2001, reproduced with permission of Cambridge University Press) diskutiert
Das „Sociodevelopmental-Cognitive Model“.
Durch genetische, entwicklungsbedingte und
psychosoziale Faktoren wird das dopaminerge System
sensibilisiert.
Zudem entstehen aus psychosozialen Risiken
psychose-nahe kognitive Verzerrungen.
1. Das Auftreten von akutem psychosozialem Stress trifft auf das bereits sensibilisierte dopaminerge System.
5. Diese hat erneuten akuten Stress zur Folge und ein Teufelskreis entsteht.
2. Dadurch wird die Stimulusverarbeitung beeinflusst. 3. Verstärkt durch die kognitiven Verzerrungen wird eine
paranoide Interpretation der Umwelt begünstigt
➢PANSS (Fremdbeurteilung)
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-009
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 56
Übersicht und Lernziele
Psychotische Störungen / Schizophrenie
1. Wie werden psychotische Störungen / Schizophrenie heute
klassifiziert?
2. Welche Erklärungsmodelle gibt es, und was sind Risikofaktoren?
3. Wie werden die psychotische Störungen / Schizophrenie
diagnostiziert?
4. Welche Behandlungsansätze gibt es?
Welche Intervention bei welchem Patienten zum Einsatz kommt, sollte das Ergebnis einer
sorgfältigen Diagnostik sein.
Die Behandlungsleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) empfehlen
in erster Linie eine kognitive Verhaltenstherapie (zur Reduktion der Symptomatik) sowie
psychoedukative Familieninterventionen mit Fertigkeitentrainings, wenn der Betroffene
mit seiner Familie zusammenlebt (und alle einverstanden mit dem Einbezug in die
Therapie sind; Lincoln et al. 2019). Diese Empfehlungen werden auch durch die etwa
zeitgleich erschienene S. 3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) gestützt (DGPPN 2019).
Hoyer & Knappe, Kap. 44
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-009
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 59
Behandlung: KVT
Wesentliches Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie bei psychotischen Störungen ist es,
psychotische Positivsymptomatik wie Wahn und Halluzinationen sowie die mit ihnen
verbundene Belastung zu reduzieren und das Funktionsniveau der Patienten zu steigern.
Dies geschieht durch
• den Aufbau von Verständnis für die Entstehung der eigenen Störung,
• durch die Entlastung der Patienten mittels einer entpathologisierenden Haltung der
Therapeuten,
• durch eine Erhöhung der Denkflexibilität und
• durch eine Korrektur dysfunktionaler Selbstbewertungen, Annahmen und
Copingstrategien.
• Zudem werden die Fähigkeiten von Patienten geschult, Symptome oder ihre ersten
Anzeichen („Frühwarnzeichen“) zu erkennen und rechtzeitig auf diese zu reagieren zu
können.
Abb. 44.24. (Mod. nach Lincoln und Beck 2014, republished with permission of John
Wiley and Sons, © 2014; permission conveyed through Copyright Clearance Center, Inc.) Hoyer & Knappe, Kap. 44
Abb. 44.30 (Moritz und Woodward 2007, adapted with permission from Wolters Kluwer Health, Inc.) Hoyer & Knappe, Kap. 44
• positive Effekte in einigen empirischen Studien von Sporttherapie auf Positiv-, Negativ-
Symptomatik sowie kognitive Defizite
Seite 70
Behandlung, Medikation: (Neben)wirkungen
am Beispiel Siehe auch: https://psychiatrietogo.de/tag/clozapin/ mit
hilfreichem Video zu Neuroleptika von Dr. Jan Dreher
Zu bedenken: Medikamente
sind sinnvoll bei Betrachtung
der Symptome und deren
Auswirkungen.
Aber genauso wichtig ist es,
Nebenwirkungen zu kennen
und für das eingesetzte
Medikament nachzuschlagen
→ Akzeptanz
→ Keine wahllose Vergabe
→ PsychologInnen:
Symptome erfassen und
versuchen zuzuordnen /
Teamarbeit
Epidemiologie
Lernhilfe/Wiederholung
➢ Heisst eigentlich so viel wie
Gespaltenes Zwerchfell – der durch
Eugen Bleuler 1908 geprägte Begriff
sollte die Denk- und Sprachstörungen
und den inadäquaten Affekt
beschreiben
Unterschieden werden:
• 6A21.0 Schizoaffektive Störung, erste Episode (in der die diagnostischen
Anforderungen für eine schizoaffektive Störung oder Schizophrenie erfüllt waren)
• 6A21.1 Schizoaffektive Störung, mehrfache Episoden mit substantieller Remission
zwischen den Episoden
• 6A21.2 Schizoaffektive Störung, kontinuierlich (Kriterien waren fast während des
gesamten Krankheitsverlaufs über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr
vorhanden)
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 82
Vertiefungsmöglichkeit
Diagnostische Kriterien ICD 11
6A23 Akute vorübergehende psychotische Störung
Unterschieden werden:
• 6A23.0 Akute vorübergehende psychotische Störung, erste Episode (in der die
diagnostischen Anforderungen für eine schizoaffektive Störung oder Schizophrenie
erfüllt waren)
• 6A23.1 Akute vorübergehende psychotische Störung, mehrfache Episoden, ->
Individuen haben in der Vergangenheit bereits ähnliche Episoden erlebt
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 83
Vertiefungsmöglichkeit
Diagnostische Kriterien ICD 11
6A24 Wahnhafte Störung
Unterschieden werden:
• 6A24.0 Wahnhafte Störung, gegenwärtig symptomatisch
• 6A24.1 Wahnhafte Störung, in Teilremission (Symptome haben sich so weit
gebessert, dass die diagnostischen Voraussetzungen für die Störung seit
mindestens einem Monat nicht mehr erfüllt sind, aber einige klinisch bedeutsame
Symptome verbleiben, die mit Beeinträchtigungen in Funktionen einhergehen oder
nicht einhergehen können
• 6A24.2 Wahnhafte Störung, in Vollremission (Die Symptome haben sich so weit
zurückgebildet, dass keine signifikanten Symptome mehr vorhanden sind)
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 84
Möglichkeit der weiteren Charakterisierung zusätzlich über Codierung 6A25
Vertiefungsmöglichkeit/Wiederholung
Halluzinationen), desorganisiertes Denken (formale Denkstörungen wie lose Assoziationen,
Gedankenentgleisungen oder Inkohärenz), grob desorganisiertes Verhalten (Verhalten, das bizarr,
zwecklos und nicht zielgerichtet erscheint) und das Erleben von Passivität und Kontrolle (das
Erleben, dass die eigenen Gefühle, Impulse oder Gedanken unter der Kontrolle einer externen
Kraft stehen). Die Bewertung sollte auf der Grundlage des Schweregrads der positiven Symptome
in der vergangenen Woche erfolgen
• 6A25.1 Negativsymptome bei primären psychotischen Störungen
eingeschränkter, abgestumpfter oder flacher Affekt, Alogie oder Spracharmut, Avolition
(allgemeine Antriebslosigkeit oder fehlende Motivation, sinnvolle Ziele zu verfolgen), Asozialität
(vermindertes oder fehlendes Engagement für andere und Interesse an sozialer Interaktion) und
Anhedonie (Unfähigkeit, Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten zu empfinden). Um
als negative psychotische Symptome eingestuft zu werden, sollten die relevanten Symptome
nicht ausschließlich auf eine Behandlung mit antipsychotischen Medikamenten, eine depressive
Störung oder eine wenig stimulierende Umgebung zurückzuführen sein und nicht eine direkte
Folge eines positiven Symptoms sein (z. B. Verfolgungswahn, der eine Person aufgrund von Angst
vor Schaden sozial isoliert).
https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1358754380
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 85
Möglichkeit der weiteren Charakterisierung zusätzlich über Codierung 6A25
Vertiefungsmöglichkeit/Wiederholung
von der betroffenen Person angegeben wird (Niedergeschlagenheit, Traurigkeit) oder sich in
Form von Anzeichen manifestiert (z. B. weinerliches, niedergeschlagenes Aussehen). Wenn nur
nicht-stimmungsbezogene Symptome einer depressiven Episode vorliegen (z. B. Anhedonie,
psychomotorische Verlangsamung), sollte dieser Deskriptor nicht verwendet werden.
• 6A25.3 Manische Symptome bei primären psychotischen Störungen
bezieht sich auf gehobene, euphorische, reizbare oder expansive Stimmungszustände,
einschließlich rascher Wechsel zwischen verschiedenen Stimmungszuständen (d. h.
Stimmungslabilität), die mit erhöhter Energie oder Aktivität einhergehen, wenn diese eine
erhebliche Abweichung von der typischen Stimmung und dem Energie- oder Aktivitätsniveau der
Person darstellen
https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1358754380
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 86
Möglichkeit der weiteren Charakterisierung zusätzlich über Codierung 6A25
Vertiefungsmöglichkeit/Wiederholung
motorische Aktivität, die sich in der Regel durch zweckloses Verhalten wie Zappeln, Umhergehen,
Herumfuchteln, Unfähigkeit, still zu sitzen oder zu stehen, Ringen mit den Händen usw. äußert,
psychomotorische Retardierung oder eine sichtbare allgemeine Verlangsamung von Bewegungen
und Sprache sowie katatonische Symptome wie Erregung, Körperhaltung, wächserne Flexibilität,
Negativismus, Mutismus oder Stupor. Liegt ein vollständiges Katatonie-Syndrom vor, sollte dies
separat diagnostiziert werden.
• 6A25.5 Kognitive Symptome bei primären psychotischen Störungen
Kognitive Symptome bei primären psychotischen Störungen beziehen sich auf kognitive
Beeinträchtigungen in einem der folgenden Bereiche: Verarbeitungsgeschwindigkeit,
Aufmerksamkeit/Konzentration, Orientierung, Urteilsvermögen, Abstraktionsvermögen, verbales
oder visuelles Lernen und Arbeitsgedächtnis. Die kognitive Beeinträchtigung ist nicht auf eine
neurologische Entwicklungsstörung, ein Delirium oder eine andere neurokognitive Störung oder
auf die direkten Auswirkungen einer Substanz oder eines Medikaments auf das zentrale
Nervensystem, einschließlich Entzugserscheinungen, zurückzuführen. Idealerweise sollte die
Verwendung dieser Kategorie auf den Ergebnissen lokal validierter, standardisierter
neuropsychologischer Bewertungen beruhen, auch wenn solche Messungen nicht in allen
Einrichtungen verfügbar sind.
https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1358754380
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 87
Möglichkeit der Bestimmung des Schweregrads zusätzlich über Codierung 6A25
https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1358754380
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath
Seite 88
Vertiefungsmöglichkeit/Wiederholung
Bei
• ausgeprägten manischen Störungen mit Wahnsymptomen,
• bei schwerer depressiver Symptomatik mit psychotischen Erleben wie Halluzinationen
• oder auch bei depressiver Symptomatik im Rahmen einer Schizophrenie oder schizoaffektiven
Störung
• sowie bei starker Negativsymptomatik
kann eine entsprechende Differenzialdiagnose innerhalb der psychotischen Störungen oder zwischen
den verschiedenen psychischen Störungen schwierig werden.
➢ Oft bringt erst die Verlaufsbeobachtung Klarheit, da zusätzliche Informationen (z. B.
symptomfreie Phasen, Dauer der Symptomatik) nötig sind, um eine korrekte Einstufung
vorzunehmen
➢ Dopaminerge Bahnen im Gehirn werden bei der Therapie mit Neuroleptika in ihrer Aktivität gebremst.
Source: Abbildung Clozapin – Psychiatrie to go
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 90
Vertiefungsmöglichkeit
Akutphase (Wochen bis 3 Monate)
Therapieziele:
• Etablierung einer therapeutischen Beziehung
• Aufklärung über Krankheits- und Behandlungskonzepte
• Beseitigung oder Verminderung der Krankheitserscheinungen und der
krankheitsbedingten Beeinträchtigung
• Verhinderung und Behandlung von Selbst- und Fremdgefährdung
• Einbeziehung von Angehörigen, Bezugspersonen und anderen Beteiligten im
Einvernehmen mit den Betroffenen
• Verhinderung oder Verminderung sozialer Folgen der Erkrankung
• Motivation zur Selbsthilfe
• Vorbereitung der postakuten Stabilisierungsphase durch Einleitung rehabilitativer
Maßnahmen
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-009
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-009
Psychoedukation
Link zu psychoedukativem Heft,
ein Wegbegleiter für Betroffene
und Angehörige
Psychoedukation
Link zu psychoedukativem Heft, ein Wegbegleiter für Betroffene und Angehörige
Abb. 44.27. Auslösender Faktor im blauen Kasten. Emotionen wie Angst können hierbei vom
Therapeuten validiert und in die therapeutische Arbeit einbezogen werden
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 96
Vertiefungsmöglichkeit
Abbb. 44.28
Hoyer & Knappe, Kap. 44
VO Klinische Psychologie, Nater-Mewes & Randerath Seite 97
Vertiefungsmöglichkeit
Tab. 44.4. (Aus Mehl et al. 2017, © 2017, with permission from Elsevier)
Vertiefungsmöglichkeit