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ZHW Departement Technik, Informatik und Naturwissenschaften

Elektrotechnik und Signalverarbeitung


Signale der Nachrichtentechnik
Prof. Dr. U. Gysel

Signale der Nachrichtentechnik

4. Frequenzversetzte Übertragung von Signalen –


Modulation
4.1 AM-Rundfunk – ein Beispiel
4.1.1 Prinzipieller Aufbau
Falls mehrere Teilnehmer Informationen über einen gemeinsamen Kanal (Leitung,
Funkverbindung etc.) übertragen wollen, muss man für die nötige Trennung ihrer zugehörigen
Signale sorgen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich eine zeitliche oder eine frequenzmässige
Trennung. Darüber hinaus gibt es Fälle, in denen das Nutzsignal nicht in seiner ursprünglichen
Frequenzlage direkt über einen gegebenen Kanal übertragen werden kann (z.B. wenn ein Signal
über Funk übertragen werden soll). In beiden Fällen löst man die Aufgabe, indem man das
Nutzsignal frequenzmässig mit Hilfe einer Modulation in ein anderes Band verlegt.
Wir gehen vom häufigsten Fall aus, bei welchem die Nutzinformation in einem Frequenzband
liegt, das sich von null oder nahezu null bis zu einer oberen Bandgrenze fBB erstreckt. Man nennt
dieses Band häufig Basisband. Für Sprachinformation beim Telefonieren ist fBB = 3.4 kHz. Für
Musik liegt fBB bei 15 bis 20 kHz und für ein Videosignal (Fernsehen) erstreckt sich das
Basisband bis fBB = 6 MHz. Manchmal nennt man das Basisband auch NF-Band für N ieder-
Frequenzband. Wie aber das Beispiel des Videosignals zeigt, kann sich das Basisbandsignal bis zu
so hohen Frequenzen ausdehnen, dass der Begriff "Niederfrequenz" unpassend wird.
Den prinzipiellen Vorgang der frequenzversetzten Übertragung zeigt Fig. 4.1. Einem Trägersignal,
d.h. einem reinen Sinussignal bei der Frequenz fT, wird mit der Modulation das Nutzsignal,
dessen Frequenzkomponenten im Basisband bis zur Frequenz fBB liegen, in geeigneter Weise
aufgeprägt. Dabei kann die Bandbreite B des modulierten Trägers 2·f BB sein. Wie gross sie genau
wird, hängt von der Art der Modulation ab, wie wir noch sehen werden.
S

Basisband modulierter Träger

f
fBB fT - fBB fT fT + fBB

B
Fig. 4.1 Spektrum des Basisbandes und des modulierten Trägers (AM)

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 1
Modulation = Prozess der Aufprägung der Basisbandinformation auf einen
Träger mit gleichzeitiger Frequenzverschiebung.
Wir verwenden im Folgenden die Definitionen:
fm = Modulationsfrequenz, eine Frequenzkomponente aus dem Basisband
fT = Trägerfrequenz
fBB = Grenzfrequenz des Basisbandes
B = Bandbreite des modulierten Trägers
Bei sinusförmigen Trägern lässt sich die Information in die Amplitude oder in die Phase des Trä-
gers stecken. Man spricht dann von Amplituden- oder Phasen-(Frequenz-)Modulation. Auch ge-
pulste Träger sind möglich. Damit lässt sich für die geträgerte Übertragung folgendes Schema
angeben (Fig. 4.2):

sm (t) s1(t) s'1(t) Demo- s'm (t)


Quelle Modulator Kanal Senke
dulator

sT(t) s'T(t)

Träger- Träger-
ev.
oszillator oszillator

Fig. 4.2 Grundschema einer Übertragung mit Modulation eines Trägers

Wie dies im Detail aussehen kann, wollen wir anhand der einfachsten Modulation, der
Amplitudenmodulation mit Träger untersuchen. Es gelten die Bezeichnungen:
Quellen oder Modulationssignal s m ( t ) = sˆ m ⋅ cos(ω m t + ϕ m )
Trägersignal sT ( t ) = sˆ T ⋅ cos(ω T t + ϕ T )
Bei der Amplitudenmodulation (AM) wird die Amplitude des Trägers mit sm(t) variiert. Damit der
Träger nicht verschwindet, macht man den Ansatz:
s1( t ) = {sˆ T + s m ( t )} ⋅ cos(ω T t + ϕ T )
(4.1)
= {sˆ T + sˆ m ⋅ cos(ω m t + ϕ m )} cos(ω T t + ϕ T )
Ohne Verlust an Allgemeingültigkeit kann man ϕ T und ϕ m je null setzen. Damit findet man durch
Ausmultiplizieren von Gl.(1):
s1( t ) = sˆ T ⋅ cos(ω T t ) + sˆ m ⋅ cos(ω m t ) ⋅ cos(ω T t )
sˆ (4.2)
= sˆ T ⋅ cos(ω T t ) + m ⋅ [cos(ω T + ω m )t + cos(ω T − ω m )t ]
2
Das Resultat ergibt drei Frequenzen, nämlich den unveränderten Träger und dazu zwei
Signalanteile mit gleicher Amplitude bei den Frequenzen fT - fm und fT + fm. Man nennt diese

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 2
beiden Signalanteile Seitenbänder . Das Spektrum des modulierten Trägers hat die Gestalt von
Fig. 4.3.

Basisband unmodulierter Träger

unteres Seitenband oberes Seitenband

f
fm fT - f m fT fT + fm

Fig. 4.3 Spektrum des amplitudenmodulierten Trägers

Falls mehrere sinusförmige Signale im Basisband vorhanden sind, so ergeben diese je ein Paar
von Seitenbändern. Um dies zu zeigen, muss man in Gl.(4.2) nur ein Signal bestehend aus
mehreren Sinuskomponenten einsetzen. Es gilt somit das Überlagerungsprinzip für die
Seitenbänder und man nennt daher die AM eine lineare Modulation .
Zusammenfassend kann man folgende Eigenschaften des modulierten Trägers feststellen:
• Der Träger bleibt unverändert erhalten
• Es treten pro Modulationssignal im Basisband zwei Seitenlinien im Abstand der Modulations-
frequenz fm von der Trägerfrequenz auf.
• Die benötigte Bandbreite für den modulierten Träger ist die doppelte Bandbreite des Basisban-
des, also B = 2·f BB.
Besteht das Basisband aus einem kontinuierlichen Spektrum (Dichtespektrum), so werden auch die
Seitenbänder zu Dichtespektren mit der halben Spektraldichte wie im Basisband. Da beim unteren
Seitenband für zunehmende Modulationsfrequenz die Frequenz der Spektrallinie immer tiefer wird,
spricht man auch von Kehrlage . Beim oberen Seitenband von Gleichlage . Dies sieht man auch
aus der Darstellung von Fig. 4.1, wo das schematisch dargestellte Spektralband für das untere Sei-
tenband dem Spiegelbild der Darstellung des Basisbandes entspricht.
Die Amplitudenmodulation ist die einfachste Modulationsart. Sie wird beim Mittelwellenrundfunk
eingesetzt und auch im Kurzwellenbereich häufig verwendet. Aus später ersichtlichen Gründen ist
sie nicht besonders störsicher. Sie wird aber in den erwähnten Bändern aus Gründen der
erforderlichen Bandbreite und wegen des einfachen Aufbaus von Empfängern eingesetzt. Dies war
besonders in den Anfängen der Rundfunktechnik von entscheidender Bedeutung. Bevor wir uns
eingehender mit den verschiedenen Modulationsarten beschäftigen, wollen wir uns noch dem
Aufbau eines Empfängers, beispielsweise eines AM-Empfängers zuwenden. Erst dann werden alle
Vor- und Nachteile der trägermodulierten Übertragung sichtbar.

4.1.2 Überlagerungsempfang und Mischung


Im Prinzipschema von Fig. 4.2 wird auf der Sendeseite der Träger direkt mit dem Modulations-
signal moduliert. Dies wird auch in der Praxis sehr häufig, aber nicht immer so gemacht. Auf der
Empfangsseite muss das Empfangssignal demoduliert werden. Letzteres kann ev. mit Hilfe eines
identischen Trägers gemacht werden, wie dies Fig. 4.2 zeigt. Die direkte Demodulation des Emp-
fangssignals ist aber aus zwei Gründennicht möglich:

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 3
• Das Empfangssignal ist normalerweise viel zu schwach, als dass es direkt demoduliert werden
könnte.
• Das gewünschte Signal, das z.B. mit der Antenne empfangen wird, muss von benachbarten
Signalen, die stören würden, getrennt werden. Dies bedingt vor dem Empfänger ein
Bandpassfilter, mit dem nur das gewünschte Frequenzband der Breite B herausgefiltert wird.
Ein Verstärker löst das Problem des zu schwachen Eingangssignals. Da in vielen
Nachrichtensystemen der Empfangspegel nicht konstant ist, der Pegel am Eingang des
Demodulators jedoch einen definierten Wert aufweisen muss, braucht es einen Verstärker mit
variabler Verstärkung, der geregelt ist (engl. AGC = automatic gain control ). Die Trennung
des gewünschten Eingangssignals von Nachbarsignalen verlangt ein Bandpassfilter spätestens vor
dem Demodulator. Damit ergibt sich der sog. Geradeausempfänger als einfachste Realisierung
(Fig. 4.4).
f1 fm

Demo- Senke
Kanal
dulator

BP-Filter TP-Filter

AGC = automatische Verstärkungsregelung


Abstimmung

Fig. 4.4 Prinzipschema des Geradeausempfängers

Diese Lösung hat mindestens zwei wesentliche Nachteile, die sie in der Grosszahl der Anwendun-
gen unpraktisch macht.
• Das abstimmbare Eingangsfilter kann nur schwer realisiert werden. Dies zeigt ein Zahlenbei-
spiel eines Kurzwellenempfängers für ein gewöhnliches Sprachsignal mit fBB = 5 kHz oder B
= 10 kHz und einer Trägerfrequenz von 6 MHz. Das benötigte Bandpassfilter am Empfänger-
eingang muss eine Bandbreite von etwas mehr als 10 kHz aufweisen bei einer Mittenfrequenz
von 6 MHz. Die relative Bandbreite dieses Filters, nämlich B/fT, beträgt etwa 2 ‰. So
schmale Bandpassfilter lassen sich nur sehr schwer bauen, und sie haben zusätzlich sehr
grosse Verluste.
• Der geregelte Verstärker vor dem Demodulator muss auf der Empfangsfrequenz arbeiten und
zudem den gesamten Empfangsfrequenzbereich abdecken. Dies bedeutet meist eine teure
Schaltung. Zusätzlich ist es relativ schwierig, geregelte und empfindliche, d.h. rauscharme
Verstärker zu bauen.
Die Lösung dieser und anderer Probleme des Geradeausempfängers bringt der sog. Überlage-
rungs- oder Heterodynempfänger . Er benötigt als neue Komponente einen Mischer , der
eine Frequenz oder ein ganzes Frequenzband zu tieferen oder höheren Frequenzen verschiebt. Man
spricht auch von Frequenzumsetzung . Fig. 4.5 erläutert seine Funktion näher.
In ihrer einfachsten Ausführungen bilden Mischer das Produkt des Eingangssignals bei der Fre-
quenz f1 und des Lokaloszillatorsignals (LO) bei der Frequenz fL. Dadurch entstehen im Mischer
neue Frequenzen, wie wir dies bei den Intermodulationen schon gesehen haben. Für sinusförmige
Eingangssignale erhält man beim reinen Produktmodulator ein Mischsignal, das nur zwei gleich
grosse Anteile bei der Summen- und Differenzfrequenz enthält, wie Gl.(4.3) zeigt.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 4
s1 (t ) = sˆ1 ⋅ cos(ω1t )
sL (t ) = sˆ L ⋅ cos(ω L t )
smisch (t ) = k ⋅ sˆ1 ⋅ sˆ L ⋅ cos(ω L t ) ⋅ cos(ω1t ) (4.3)

= ⋅ sˆ1 ⋅ sˆ L {cos(ω1 + ω L )t + cos(ω1 − ω L )t}


k
2

k = Mischerkonstante

Mischer

f1 fZF

f sum
fL

Lokaloszillator
Zwischenfrequenz

Spiegelfrequenz Eingangsfrequnez

f
fZF fsp fL f1
Fig. 4.5 Prinzip des Mischens oder der Frequenzumsetzung

Beim Herabmischen interessiert man sich nur für die tieferliegende Differenzfrequenz, die sog.
Zwischenfrequenz (ZF) fZF = f1 -fL. In der Figur ist nur diese eingezeichnet. Zudem liegt in
der Figur die Empfangsfrequenz f1 über der Lokaloszillatorfrequenz fL. Dies muss nicht so sein,
sie kann auch unterhalb von fL liegen. Besondere Beachtung verdient die Spiegelfrequenz f sp .
Diese Frequenz liegt spiegelbildlich zur Eingangsfrequenz bezüglich der Lokaloszillatorfrequenz.
Sie ergibt im Mischer dieselbe Zwischenfrequenz wie die Empfangsfrequenz. In einem Empfänger
muss daher sichergestellt werden, dass Signale auf der Spiegelfrequenz in keinem Fall bis zum
Mischer vordringen können. Dies ist eine wesentliche Aufgabe der Filter vor dem Mischer.
In der Fig. 4.5 fällt bestimmt die Ähnlichkeit der Frequenzdarstellung mit jener aus Fig. 4.3 auf.
Tatsächlich sind Mischung und Modulation nahe verwandte Prozesse. Der Hauptunterschied be-
steht darin, dass beim Modulator normalerweise beide entstehenden Produkte, also die Summen-
und die Differenzfrequenz von Interesse sind. Beide liegen zudem nahe beieinander und werden
mit dem Träger zusammen verwendet. Beim Mischer hingegen wird nur die Differenz- oder ev. die
Summenfrequenz gewünscht. Die verschiedenen Frequenzen liegen dabei weiter auseinander als
beim Modulator. Praktisch baut man Mischer und Modulatoren mit Multiplikatoren oder anderen
nichtlinearen Schaltungen wie Dioden und Transistoren auf, die stark in den nichtlinearen Bereich
der Kennlinie ausgesteuert werden. Viele von diesen nichtlinearen Schaltungen kann man auch als
Schalter betrachten. Multiplikatoren haben den Vorteil, dass sie nur eine quadratische Nichtlinea-
rität enthalten, und daher nur wenige Mischprodukte bilden. Andere Mischer auf der Basis von
Dioden oder Schaltern bilden eine ganze Reihe weiterer Mischprodukte, die stören können.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 5
Man beachte beim Mischvorgang noch die Abhängigkeit der ZF-Amplitude von den Amplituden
des LO's und des Eingangssignals s1. Bei konstantem Pegel des LO's ist die Amplitude der
Mischprodukte proportional zur Amplitude des Eingangssignals. Dies bedeutet, dass, abgesehen
von der Frequenzumsetzung, der Mischvorgang für das Eingangssignal eine lineare Operation ist.
Dies ist äusserst wichtig für die korrekte Funktion eines Empfängers.
Fig. 4.6 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Senders und eines Überlagerungsempfängers. Die
beiden enthalten folgende Funktionsblöcke:
Sender
• Verstärker und Tiefpassfilter für das Modulationssignal. Das Tiefpassfilter verhindert, dass zu
hohe Modulationsfrequenzen zu einem zu breiten Modulationsspektrum führen können.
• Der Sendeoszillator erzeugt ein Sendesignal mit einer stabilen Frequenz.
• Der Modulator prägt dem Sendesignal die Modulation auf.
• Das modulierte Sendesignal wird verstärkt und in einem Bandpassfilter gefiltert, damit keine
unerwünschten Frequenzen ausgesendet werden (vor allem auch Harmonische der Sendefre-
quenz und andere unerwünschte Signale), welche andere Funkverbindungen beeinträchtigen
könnten. Im Funkbereich gelten diesbezüglich strenge Vorschriften des BAKOM (Bundesamt
für Kommunikation).

Empfänger
• Das Eingangsfilter nimmt eine Vorselektion vor, es ist häufig abstimmbar. Es muss auf jeden
Fall die Spiegelfrequenz unterdrücken, zusätzlich aber auch die Lokaloszillatorfrequenz, die
ev. vom Empfänger rückwärts zur Antenne gelangen könnte und dort als unerwünschte
Frequenz wieder abgestrahlt würde.
• Ein erster Verstärker muss das meist schwache Eingangssignal verstärken. Es handelt sich da-
bei um einen rauscharmen, breitbandigen Verstärker mit nicht zu hoher Verstärkung.
• Es folgt ev. ein zweites abstimmbares Bandpassfilter zur Verstärkung der Wirkung des ersten
Filters.
• Der Lokaloszillator erzeugt ein Signal, mit dessen Hilfe das Eingangssignal im Mischer auf
eine konstante Zwischenfrequenz umgesetzt wird. Aus diesem Grund muss der Lokaloszilla-
tor abgestimmt werden. Im übrigen soll a ber seine Frequenz wiederum sehr stabil sein. Der
Lokaloszillator ist das Element in jedem abstimmbaren Empfänger, das letztlich die ge wünschte
Empfangsfrequenz bestimmt.
• Auf der konstanten Zwischenfrequenz erfolgt nun die eigentliche Filterung auf die dem Emp-
fangsspektrum angepasste Bandbreite. Da die ZF wesentlich tiefer liegt als die Empfangsfre-
quenz, die Bandbreite aber unverändert bleibt, ist die relative Bandbreite des ZF-Filters viel
grösser als die eines Filters mit gleicher Bandbreite auf der Empfangsfrequenz. Damit ist das
ZF-Filter einfacher realisierbar. Auch die geregelte Verstärkung geschieht in der ZF. Da diese
konstant und relativ tief ist, lohnt sich hier der Aufwand bei verhältnismässig niedrigen
Kosten.
• Im Demodulator wird die Nutzinformation vom Träger heruntergeholt. Das demodulierte Sig-
nal wird verstärkt und mit einem Tiefpassfilter von allfälligen Signalanteilen bei höheren Fre-
quenzen getrennt.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 6
fm f1
Fig. 4.6
Sender Prinzipschema eines Senders
Modulator und eines Überlagerungs-
empfängers
Quelle Kanal

TP-Filter fT BP-Filter

Sende-
oszillator

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys
Empfänger
f1 fZF fm

Mischer
Kanal
Demod
Senke
BP-Filter BP-Filter fL ZF-Filter TP-Filter

Lokal-
AGC = automatische Verstärkungsregelung
oszillator

Abstimmung

fZF fZF

f
fZF fsp fL f1

7
fBB
4.2 Amplitudenmodulation
4.2.1 Zweiseitenbandmodulation
Wie in Abschnitt 4.1.1 gezeigt, kann die Amplitudenmodulation mit einem Träger mathematisch
mit der Gleichung
s1( t ) = {sˆ T + sˆ m ⋅ cos(ω m t )} cos(ω T t )
beschrieben werden. Dieser Ausdruck wird häufig mit Hilfe des Modulationsindex' oder Modula-
tionsgrades m,
sˆ m
m = (4.4)
sˆ T
zu

s1( t ) = sˆ T {1 + m ⋅ cos ω m t} cos ω T t


(4.5)
= sˆ T cos ω T t + ⋅ cos(ω T + ω m )t + ⋅ cos(ω T − ω m )t 
m m
î 2 2 
umgeschrieben. Die beiden Seitenbänder haben also die Amplitude m/2. Fig. 4.7 zeigt ein mit ei-
nem reinen Sinussignal amplitudenmoduliertes Trägersignal. Man erkennt sehr gut die Hüllkurve,
welche der Form des Modulationssignals entspricht.

Fig. 4.7 Amplitudenmodulierter Träger, m = 0.7

Die Hüllkurve erreicht für m = 1 gerade die Nullachse. Die einfachsten Demodulatoren sind dann
allerdings nicht mehr in der Lage, das Signal zu demodulieren. Der Modulationsindex muss bei
diesen immer kleiner 1 bleiben. Wir berechnen noch die Leistung einer AM-Schwingung. Sie be-
trägt:
PAM = PT + 2 PSB (4.6)
Dabei bedeuten PT die Trägerleistung und PSB die Leistung eines Seitenbandes. Da das Verhältnis
der Seitenbandamplitude zur Trägeramplitude m/2 beträgt, findet man für das Verhältnis der Leis-
tung des modulierten Trägers zu jener des Trägers allein:

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 8
PAM PSB  m 2 m2
= 1+ 2 = 1+ 2 = 1+ (4.7)
PT PT  2 2
Im Maximum kann m = 1 werden. In diesem Fall stecken immer noch 2/3 der Leistung im unmo-
dulierten Träger. Die AM mit Träger ist also bezüglich Wirkungsgrad schlecht, da immer nur rela-
tiv wenig Energie in den informationstragenden Seitenbändern steckt.
Vorteile der Zweiseitenband-Amplitudenmodulation mit Träger:
• Einfache Modulatoren und vor allem einfache Demodulatoren ergeben billige Geräte, was in
den Anfängen der Funktechnik entscheidend war.
• Die erforderliche Übertragungsbandbreite ist relativ klein (das Zweifache der Basisbandbreite)
Nachteile:
• Sie ist nicht effizient bezüglich der Leistung, welche in den informationstragenden Seitenbän-
dern steckt.
• Sie ist relativ empfindlich gegenüber Störungen
Zur Erzeugung der Zweiseitenband-Amplitudenmodulation mit Träger stehen eine Reihe von
Möglichkeiten offen. Am einfachsten ist ein Multiplikator, welcher die in Gl. (1) gezeigte Multi-
plikation ausführt. Den Trägeranteil fügt man mit einem Gleichspannungsanteil zum Modulations-
signal ein. In Fig. 4.8 a) geschieht dies mit dem Gleichstrom I0 (aus einer Stromquelle) durch R.
Der Multiplikator ist eine rein quadratische Nichtlinearität und erzeugt daher nur gerade die ge-
wünschten Ausgangsfrequenzen (siehe Abschnitt 3.3.2). Dies im Gegensatz zu einer
Nichtlinearität höherer Ordnung.

I0

R MC1496
um uT

a) u1

um u1

b)
uT

Fig. 4.8 Zwei Modulatoren für AM, a) Multiplikator aufgebaut mit einem IC und
b) Ringmodulator

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 9
Bei höheren Frequenzen, bei denen integrierte Multiplikatoren nicht mehr funktionstüchtig sind,
lässt sich dieselbe Operation mit einem Diodenschalter in Form eines sog. Ringmodulators aus-
führen (Fig. 4.8 b). Diese Schaltung unterdrückt allerdings den Träger, so dass dieser anschlies-
send separat wieder hinzugefügt werden muss.
Der Ringmodulator ist ein elektronischer Umschalter. Voraussetzung dazu ist ein viel grösseres
Trägersignal uT im Vergleich zum Modulationssignal um. Das Trägersignal erreicht über die Mit-
telanzapfung der beiden Transformatoren die vier Dioden. Die entstehenden Ströme durch die
jeweiligen Wicklungshälften sind aus Symmetriegründen identisch. Sie erzeugen in den Wick-
lungshälften bei idealer Kopplung induzierte Spannungen, die sich aufheben. Damit besteht die
Last am Trägersignaleingang aus zwei Paaren von Dioden mit entgegengesetzter Polarität. Für eine
positive Trägerspannung leiten in Fig. 4.8 die beiden ungekreuzten Dioden, bei entgegengesetzter
Polarität die gekreuzten. Für das kleinere Modulationssignal dürfen die Dioden durch ihren diffe-
rentiellen Widerstand ersetzt werden. Im leitenden Zustand beträgt dieser nur einige wenige Ohm,
im gesperrten spielt nur die kleine Sperrschichtkapazität eine gewisse Rolle. Der Ringmischer
schaltet damit während einer halben Periode von fT um direkt und während der andern Halbperiode
umgepolt durch. Die Fourieranalyse des so umgeschalteten Modulationssignals enthält die
gewünschten Seitenbänder, ebenso aber auch Seitenbänder bei allen ungeraden Trägervielfachen.
Letztere müssen mit Filtern entfernt werden.
Die einfachste Demodulationsschaltung ist ein Hüllkurvendetektor oder -demodulator, Fig.
4.9. Er besteht aus einem Einfach- oder Doppelweggleichrichter mit anschliessendem
Tiefpassfilter. Seine Funktion ist identisch zu jener eines gewöhnlichen
Wechselspannungsgleichrichters mit anschliessender Filterung (Siebung des Wechselanteils mit
einem Filter). Eine positive Eingangsspannung lädt über die Diode den nachfolgenden
Kondensator bis auf die Spitzenspannung auf. Sobald die Eingangsspannung unter den Wert der
Kondensatorspannung fällt, sperrt die Diode, sie trennt also die Eingangsquelle vom Kondensator
ab, bis deren Spannung wieder grösser als die Kondensatorspannung ist (zuzüglich
Spannungsabfall über der Diode). Während der Sperrzeit der Diode entlädt sich der Kondensator
langsam über R. Die Zeitkonstante des RC-Gliedes muss wesentlich länger sein als die
Periodendauer des Eingangssignals, aber so kurz, dass die Entladung dem Signal bei der
maximalen Modulationsfrequenz folgen kann. Das Ausgangssignal folgt also recht genau der
Hüllkurve des gleichgerichteten modulierten Signals. Dieses Verfahren funktioniert nur dann gut,
wenn die Trägerfrequenz viel grösser ist als die höchste auftretende Modulationsfrequenz.

u' 1(t) u' (t)


m
C R

Fig. 4.9 Hüllkurvendemodulator

Die Demodulation kann aber auch mit derselben Schaltung wie die Modulation durchgeführt wer-
den. An Stelle des Modulationssignals wird das Empfangssignal, also u' 1, zusammen mit dem
Träger auf den Multiplikator oder den Ringmodulator geführt. Man nennt diese Form des
Demodulators Syn chrondemodulator oder kohärenten Demodulator . Seine Funktion
ergibt sich rein formal aus der Multiplikation der beiden Signale. Das im Empfänger
bereitzustellende Trägersignal sei u' T. Bei diesem ist die Phase entscheidend wichtig. Wie dieses
Trägersignal mit der richtigen Phasenlage erzeugt werden kann, werden wir bei der Übertragung
digitaler Signale kennenlernen, wo dieses Verfahren sehr wichtig ist.
Empfangssignal: s' 1 ( t ) = sˆ T {1 + m ⋅ cos(ω m t )} cos(ω T t )

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 10
Trägersignal: s' T ( t ) = sˆ' T cos(ω T t + ϕ' T ) (4.8)
Die Phase des Empfangssignals s' 1 können wir ohne Verlust an Allgemeingültigkeit null setzen.
Für das Produkt der beiden Signale erhält man:
s2 ( t ) = s' 1 ( t ) ⋅ s' T ( t )
= sˆ T ⋅ sˆ' T {1 + m ⋅ cos ω m t} cos(ω T t )cos(ω T t + ϕ' T ) (4.9)

= sˆ T ⋅ sˆ' T {1 + m ⋅ cos ω m t}
1
2
{cos(2ω T t + ϕ' T' ) + cos(−ϕ' T )}
In diesem Ausdruck interessiert uns nur das demodulierte Signal, nämlich der Anteil mit Frequen-
zen im Basisband. Wir nennen es s' m und es lautet:
sˆ T ⋅ sˆ' T
s' m ( t ) =
2
{1 + m ⋅ cos ω m t} cos(ϕ' T ) (4.10)

Bedeutsam ist der Faktor cos(ϕ' T). Ist ϕ' T nicht null, d.h. nicht identisch mit der Trägerphase des
Empfangssignals, so führt dieser Faktor zu einer Verkleinerung der Ausgangsamplitude des demo-
dulierten Signals. Im Grenzfall wird diese für ϕ' T = 90˚ sogar null. Die Phase des Trägers muss
also genau mit jener des Trägers im Empfangssignal übereinstimmen. Nach der Demodulation
muss noch der vom Träger stammende Gleichstromanteil mit einem Hochpassfilter entfernt
werden.
Wo wird die Amplitudenmodulation mit Träger eingesetzt? Hauptsächlich im Mittelwellen- und im
Kurzwellenbereich, aber auch im klassischen, analogen Flugfunk. Eine Variante bildet die Ampli-
tudenmodulation mit unterdrücktem Träger . Diese hat den Vorteil, dass die ganze Energie
des modulierten Trägers in den Seitenbändern steckt, da der reine Träger nicht mehr existiert.
Nachteilig ist die aufwändigere Demodulation. Man benötigt dafür zwingend einen Träger und
einen Synchrondemodulator. Für die direkte Übertragung über Funk wird sie nicht verwendet, da
sich Schwierigkeiten mit der Verstärkungsregelung im Empfänger ergeben. Die Amplitude des
Modulationssignals steckt bei der AM ohne Träger direkt in der Amplitude der Seitenbänder. Im
AGC-Verstärker würde diese nun aber zu einem guten Teil ausgeregelt, sodass die
Amplitudeninformation verlorengehen würde. Sie kann aber in anderen Fällen sehr wohl eingesetzt
werden, wo dieser Effekt entweder keine Rolle spielt oder auf andere Weise ausgeschlossen
werden kann. Eine typische Anwendung ist die Übertragung der Stereoinformation beim UKW-
Stereorundfunk (siehe später).
Schliesslich sei noch eine einfache Interpretation der AM mittels Zeigerdiagrammen gezeigt. In der
Regel arbeitet man in der Wechselstromlehre nur bei einer Frequenz. Deshalb kann man mit den
Festzeigern ohne den zeitabhängigen Teil exp(jωt) arbeiten. Auch der exakte Zeitpunkt des Zeiger-
diagramms spielt keine Rolle, da die relativen Beziehungen der verschiedenen Zeiger zueinander
unabhängig von der Zeit sind. Eine Zeitverschiebung bedeutet nur eine Drehung des Zeigerdia-
gramms um einen bestimmten Winkel. Bei modulierten Trägern kommen gleichzeitig mehrere
Frequenzen vor. Das hat zur Folge, dass bei der Arbeit mit Zeigerdiagrammen immer der voll-
ständige komplexe Drehzeiger verwendet werden muss, da Zeiger bei unterschiedlichen Fre-
quenzen nicht gleich rasch drehen.
Ein amplitudenmodulierter Träger setzt sich bei sinusförmigem Modulationssignal aus dem Träger
und den beiden Seitenbändern zusammen. Für die Zeigerdarstellung lässt man in einem ersten
Schritt die Drehbewegung des Trägers und der Seitenbänder mit ω T weg. Damit erscheinen nur
noch die relativen Drehbewegungen der beiden Seitenbänder mit ±ω m gegenüber dem Träger und
ergeben das Zeigerdiagramm von Fig. 4.10. Das Resultat der Zeigeraddition ist ein resultierender
Zeiger, der seine Amplitude im Takt von ω m ändert. Dieser Zeiger mit variabler Länge dreht nun
mit ω T und erzeugt so als Projektion auf die reelle Achse das in seiner Amplitude modulierte Trä-
gersignale mit der Kreisfrequenz ω T.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 11
m

smo
T
2

sT s1
smu
2
m
Fig. 4.10 Zeigerdiagramm der Amplitudenmodulation

4.2.2 Einseitenbandmodulation (ESB)


Besser bekannt ist die Einseitenbandmodulation fast unter ihrem englischen Ausdruck "single side-
band modulation" oder SSB. Bei der Zweiseitenbandmodulation enthalten beide Seitenbänder die-
selbe Information. Eines davon kann man sich sparen ohne Verlust an Information, ev. sogar den
Träger. Die Vorteile der ESB ergeben sich aus dem Bandbreitenbedarf für die Übertragung, ihre
Nachteile hingegen aus dem erhöhten Aufwand für die Erzeugung und die Demodulation.
Vorteile:
• Nur die halbe Bandbreite wird benötigt
• Bei reduziertem Träger ergibt sich eine bessere Leistungsbilanz
Nachteil:
• Erzeugung und Demodulation sind aufwändiger, für letztere benötigt man streng genommen
einen zurückgewonnenen, unmodulierten Träger.
Zur Erzeugung der ESB gibt es zwei Methoden, die Filtermethode und die Phasenmethode. Bei
der ersten wird eines der beiden Seitenbänder mit einem Filter entfernt. Ist die tiefste Modulations-
frequenz nahe bei null, so liegen die beiden Seitenbänder sehr nahe beieinander. Dann ist es
äusserst schwierig, die beiden Bänder mit einem Filter zu trennen (z.B. nur 100 Hz Abstand,
wenn Tonsignale bis hinab zu 50 Hz übertragen werden sollen. Bei der Phasenmethode löst man
diese Aufgabe, indem die Ausgangssignale von zwei Modulatoren kombiniert werden (Fig. 4.11).
Die beiden Modulatoren werden mit Trägersignalen gespeist, die sich um 90˚ in der Phase
unterscheiden. Auch die Modulationssignale sind um 90˚ gegeneinander gedreht. Bei der Addition
der beiden Ausgangssignale löscht sich, je nach Wahl der Phasenverschiebung, das eine oder
andere Seitenband aus. In der gezeichneten Version ist es das obere Seitenband, welches
ausgelöscht wird. Die erreichbare Unterdrückung des nicht erwünschten Seitenbandes ist abhängig
von der Symmetrie der Schaltung und der erreichbaren Genauigkeit bei den 90˚-
Phasenverschiebungen zwischen den Signalen. Der schwierigste Teil dieser Schaltung ist der
Phasenschieber für das Modulationssignal, der den ganzen zugehörigen Frequenzbereich abdecken
muss, also z.B. von 50 Hz bis 15 kHz.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 12
smI s1I

sm 0° s1ESB
sTI
90°

smQ s1Q

sT 0°
sTQ
90°

Fig. 4.11 Prinzipschema des ESB-Modulators

Zur Demodulation von ESB-Signalen braucht man theoretisch einen Synchrondemodulator. Wenn
die Phase des zurückgewonnenen Trägers ϕ' T ≠ 0˚ ist, dann besteht das demodulierte Signal aus
dem ursprünglichen Signal s' m und einem um 90˚ phasenverschobenen Anteil. Die Summe dieser
beiden Anteile ergibt ein Signal, das die richtigen Frequenzanteile, aber nicht mehr die richtigen
Phasen aufweist. Die Übertragung ist also nicht formgetreu. Da unser Ohr jedoch unempfindlich
ist auf Phasenverschiebungen, spielt dies für die Übertragung von akustischer Information keine
Rolle.
Die Einseitenbandmodulation wird unter anderem in der Trägerfrequenztechnik (Frequenzmulti-
plex) und im Amateurfunk verwendet.

4.2.3 Restseitenbandmodulation
In manchen Fällen ist die benötigte Bandbreite der Zweiseitenbandmodulation zu gross, der Auf-
wand, der für eine reine Einseitenbandmodulation getrieben werden muss, aber zu gross. In diesen
Fällen ist die Restseitenbandmodulation eine günstige Zwischenlösung (englisch "vestigial side-
band modulation"). Bei dieser macht man einen graduellen Übergang von der Zweiseiten- zur Ein-
seitenbandmodulation. Man führt zuerst eine normale Zweiseitenbandmodulation durch.
Anschliessend filtert man das Spektrum mit einem Filter, welches bei der Trägerfrequenz noch die
Hälfte des ursprünglichen Anteils passieren lässt, und eine Filtercharakteristik aufweist, welche
eine ungerade Symmetrie bei den Amplituden der oberhalb und unterhalb des Trägers liegenden
Seitenbänder ergibt (Fig. 4.12). Für Frequenzen nahe beim Träger sind damit die beiden
Seitenbänder praktisch gleich gross. Die Modulation gleicht damit einer
Zweiseitenbandmodulation. Je weiter man sich vom Träger entfernt, umso mehr geht die
Modulation in eine Einseitenbandmodulation über. Man kann zeigen, dass bei dieser ungeraden
Filterung des Spektrums sich für alle Modulationsfrequenzen bei der Demodulation die Beiträge
der beiden Seitenbänder zum korrekten Basisbandsignal addieren.
Die Restseitenbandmodulation wird dort eingesetzt, wo die Reduktion der Bandbreite des
modulierten Trägers wichtig ist. Hauptanwendungsgebiet ist das Fernsehen. Das Basisbandsignal
beträgt beim Fernsehen 6 MHz. Mit normaler Zweiseitenbandmodulation wäre für den modulierten
Träger eine Bandbreite von 12 MHz erforderlich. Mittels Restseitenbandmodulation kann diese auf
7 MHz reduziert werden. Vom Restseitenband werden noch 1.25 MHz übertragen. Allerdings
wird vom Sender das ganze Restseitenband bis 0.75 MHz mit voller Amplitude ausgestrahlt.
Anschliessend fällt die Amplitude bis zu 1.25 MHz auf null ab. Aus praktischen Gründen wird die
endgültige Restseitenbandfilterung erst im Empfänger vorgenommen.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 13
s

Restseitenband

f
fT - fBB fT fT + fBB

Fig. 4.12 Spektrum bei der Restseitenbandmodulation

4.2.4 Quadraturamplitudenmodulation
Bei der Synchrondemodulation haben wir gesehen, dass die Trägerphase ϕ' T genau stimmen
muss, damit das demodulierte Signal mit der vollen Amplitude wiedergegeben wird. Bei einer
Trägerphase von 90˚ gegenüber der ursprünglichen Trägerphase im Modulator ist das demodulierte
Signal null. Dies nützt man aus, um zwei Modulationssignale gleichzeitig über denselben Kanal
mit derselben Trägerfrequenz zu übertragen. Man nennt diese Modulationsart Quadratur-AM oder
kurz QAM, da man mit zwei Trägern mit 90˚ Phasenverschiebung arbeitet. Das Schema ist ganz
ähnlich jenem des Einseitenbandmodulators, nur dass die Eingangssignale der beiden Modulatoren
voneinander unabhängig sind (Fig. 4.13).

I-Modulator s1I
smI

s1QAM S TQ
sTI

Q-Modulator
smQ
s1Q

sT 0° sTQ
S TI
90°
a) b)

Fig. 4.13 Quadratur-Amplitudenmodulator, a) Blockschema und b) Zeigerdiagramm der bei-


den Trägersignale

Das Schema des Demodulators entspricht dem genauen Spiegelbild des Modulators. Das Emp-
fangssignal wird aufgeteilt auf zwei Synchrondemodulatoren, die mit Trägern mit 90˚ Phasenver-
satz arbeiten. Das Entscheidende ist die Phasenlage der beiden zurückgewonnenen Trägersignale,
die genau die gleiche sein muss wie im Modulator, ansonsten die beiden Kanäle vermischt oder
vertauscht werden.
Das Verfahren, mit dem die korrekte Trägerphase ermittelt wird, hängt von der Art der Modulati-
onssignale ab. Die wichtigsten Anwendungen für die QAM sind die Übertragung der Farbe beim

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 14
Farbfernsehen und die Übertragung digitaler Daten über Telefonleitungen, Mobilfunk und Richt-
funk. Beim Farbfernsehen müssen neben der Helligkeitsinformation noch zwei Farbdifferenzsig-
nale übertragen werden. Diese werden mit QAM auf einen sog. Farbhilfsträger bei 4.43 MHz
aufmoduliert. Ein kurzes Muster des unmodulierten Trägers wird in der Lücke nach dem Zeilen-
synchronimpuls und vor dem Beginn der Zeileninformation geliefert (sog. Farbburst). Damit kann
ein im Empfänger befindlicher Oszillator von Zeile zu Zeile neu synchronisiert werden. Bei der
digitalen QAM gelingt es, den Träger aus dem Empfangssignal zurückzugewinnen.

4.3 Frequenz- und Phasenmodulation


4.3.1 Theorie der FM- und PM
Bei der Frequenz- oder Phasenmodulation (FM oder PM) steckt die Information nicht in der Amp-
litude des Trägersignals wie bei der AM, sondern in dessen Phase oder Frequenz. Man spricht
auch von Winkelmodulation, ein Begriff der sowohl die FM wie die PM umfasst.
Bei der Winkelmodulation wird ein sinusförmiger Träger in der Phase verändert. Der modulierte
Träger lässt sich schreiben als
s1( t ) = sˆ1 ⋅ cos[θ( t )] = sˆ1 ⋅ cos[ω T t + ϕ( t )] (4.11)
Der Momentanwinkel θ (t) ist hier auch als Summe der kontinuierlich zunehmenden
Trägerphase ω Tt und einer Phasenänderung ϕ (t) gegenüber ersterer dargestellt. Die Ableitung
der Gesamtphase θ(t) bezeichnet man als Momentankreisfrequenz ω (t), manchmal wird sie
auch ungenau einfach Momentanfrequenz genannt.
d[θ( t )] d[ϕ( t )]
ω( t ) = = ωT + (4.12)
dt dt
Fig. 4.14 zeigt den Zusammenhang zwischen θ(t), ϕ(t) ω(t) und s1(t) an einem Beispiel. Bei der
Winkelmodulation wird die Momentanfrequenz bzw. die Momentanphase in Funktion des Modula-
tionssignals verändert. Bei der Phasenmodulation ist ϕ(t) proportional zum Modulationssignal
sm(t), nämlich
∆ϕ
ϕ PM ( t ) = k PM ⋅ s m ( t ) = sm (t ) (4.13)
sˆ m
∆ϕ
mit k PM = = Phasenmodulationskonstante
sˆ m
∆ϕ = Phasenhub (Spitzenwert)
ŝm = Spitzenwert des Modulationssignals
Ist sm(t) eine Spannung, dann gilt [kPM] = rad/V.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 15
(t)
60
rad

40

20

Tt

t
00 2 4 6 8 10 s
(t)
4
rad

0 t

-4
0 2 4 6 8 10 s
(t)- T
4
s-1

0 t

-4
0 2 4 6 8 10 s

s1(t)

0 2 4 6 8 10 s

Fig. 4.14 Winkelfunktion θ(t), Winkeländerung ϕ(t), Momentankreisfrequenz ω(t) und win-
kelmoduliertes Signal s1(t)

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 16
Die Momentanfrequenz der Phasenmodulation ist damit
d[ϕ PM ( t )] d[s m ( t )]
ω PM ( t ) = ω T + = ω T + k PM (4.14)
dt dt
Genauer kann die Momentanfrequenz ohne weitere Kenntnisse des Modulationssignals nicht an-
gegeben werden.
Bei der Frequenzmodulation ist es die Momentanfrequenz, welche im Takt des Modulations-
signals um den Mittelwert der Trägerfrequenz variiert.
∆ω
ω FM ( t ) = ω T + k FMs m ( t ) = ω T + sm (t ) (4.15)
sˆ m
∆ω
mit k FM = = Frequenzmodulationskonstante
sˆ m
∆ω = Frequenzhub (Spitzenwert)
Handelt es sich bei sm(t) um eine Spannung, dann ist [kFM] = s-1/V.
Bei der Frequenzmodulation findet man die Momentanphase durch Integration der Momentankreis-
frequenz
t t
θ FM ( t ) = ∫ ω FM ( τ)dτ + θ(0) = ω T t + k FM ∫ s m ( τ)dτ + θ(0) (4.16)
0 0
Auch hier können wir ohne nähere Kenntnis des Modulationssignals nichts Weiteres aussagen
über die Momentanphase. Die Nullphase θ(0) können wir, ohne Verlust an Allgemeinheit, in Zu-
kunft null setzen.
Ein einfaches mechanisches Modell soll die Funktion dieser beiden Modulationsarten noch näher
erklären, Fig. 4.15 [nach Herter/Lörcher]. Man stelle sich einen Motor vor, der nominell mit der
Drehzahl nT bzw. der Kreisfrequenz ω T dreht. Auf der Schwungscheibe des Motors ist ein Dreh-
spulmesswerk befestigt, das über zwei Schleifringe gespeist werden kann. Die Achse des
Drehspulinstruments ragt aus einem Loch in der Abdeckung hervor und trägt einen Zeiger. Von
aussen sieht man also nur den Zeiger, der den Momentanwinkel der Anordnung anzeigt. Diesen
kann man auf zwei Arten beeinflussen. Einmal, indem man die Drehzahl des Motors mit einer
entsprechenden Spannung verändert, andererseits aber auch, indem man dem Drehspulinstrument
eine Steuerspannung zuführt.
Die Steuerung der Momentanphase über das Drehspulinstrument entspricht genau der Phasenmo-
dulation. Mit der dort anliegenden Spannung fügt man der Momentanphase des drehenden Motors
ω Tt eine um den Winkel ϕ( t) des Drehspulinstruments vor- oder nacheilende Phase hinzu.
Verändert man hingegen die Drehzahl, bzw. die Kreisfrequenz des Motors, so entspricht dies einer
Frequenzmodulation. Eine konstante Erhöhung der Kreisfrequenz ergibt eine linear zunehmende
Phase ϕ( t) gegenüber der Phase des mit Nenndrehzahl drehenden Motors.
Um mehr über die FM und PM aussagen zu können, lassen wir im nächsten Schritt rein sinus-
förmige Modulationssignale zu. Es sei

s m ( t ) = sˆ m ⋅ cos(ω m t + ϕ m )

Für die PM erhält man durch Einsetzen dieses Modulationssignals in Gl.(4.13) und mit Gl.(4.11):
s1( t ) = sˆ T ⋅ cos[ω T t + k PM ⋅ sˆ m ⋅ cos(ω m t + ϕ m )] (4.17)

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 17
Andererseits erhält man bei sinusförmiger FM durch Einsetzen des Modulationssignals in
Gl.(4.15) und zusammen mit Gl.(4.16):

ϕ(t) ω(t)

ωT
ω(t) 

ϕ(t)

ωT

Fig. 4.15 Elektromechanisches Modell zur Winkelmodulation

ω( t ) = ω T + k FM ⋅ sˆ m ⋅ cos(ω m t + ϕ m ) (4.18)
Daraus findet man durch Integration die Momentanphase
t
k
θ( t ) = ∫ ω( τ)dτ + θ(0) = ω T t + FM ⋅ sˆ m ⋅ sin(ω m t + ϕ m ) + θ(0) (4.19)
0 ωm

Die Anfangsphase θ(0) können wir wieder weglassen. Das modulierte Signal findet man schliess-
lich durch Einsetzen von Gl.(4.19) in Gl.(4.11):
 k 
s1( t ) = sˆ T ⋅ cos ω T t + FM ⋅ sˆ m ⋅ sin(ω m t + ϕ m ) (4.20)
 ωm 

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 18
Vergleicht man Gl. (4.20) mit Gl. (4.17), so stellt man sofort fest, dass die beiden modulierten
Träger grosse Ähnlichkeit aufweisen. Falls
∆ϕ k ∆ω
k PM = = FM = (4.21)
sˆ m ωm ω msˆ m
oder ∆ω = ∆ϕ ⋅ ω m (4.22)
ist, unterscheiden sich die beiden für eine feste Modulationsfrequenz ω m nur durch die Phase der
modulierenden Sinusspannung. In der Regel spielt bei sinusförmigen Signalen die Wahl des Zeit-
nullpunktes keine Rolle, so dass die beiden Signale als identisch bezeichnet werden können. Bei
sinusförmiger Winkelmodulation mit eine r festen Modulationsfrequenz kann man
also nicht sagen, ob es sich um eine FM oder um eine PM handelt. Ein Unterschied
lässt sich erst feststellen, wenn ω m verändert wird. Bei der Phasenmodulation bleibt dabei der
Phasenhub ∆ϕ konstant. Dafür steigt gemäss Gl. (4.22) der Frequenzhub ∆ω linear mit ω m an.
Umgekehrt ist bei der Frequenzmodulation der Frequenzhub konstant. Der zugehörige Phasenhub
verhält sich, wiederum nach Gl. (4.22), umgekehrt proportional zu ω m.
Diese enge Beziehung zwischen PM und FM nützt man vielfältig aus. So ist es z.B. einiges einfa-
cher, einen Frequenzmodulator zu bauen als einen Phasenmodulator. Man erhält eine Phasenmo-
dulation, indem man das Modulationssignal sm(t) zuerst differenziert und es anschliessend einem
Frequenzmodulator zuführt. Wir werden dieses Verfahren später noch genauer ansehen. Umge-
kehrt könnte man eine Frequenzmodulation erzeugen, indem das Modulationssignal zuerst inte-
griert und anschliessend einem Phasenmodulator übergeben wird (siehe Abschnitt 4.3.2).
Eine gute Interpretation der Funktionsweise der FM und PM liefert wieder das Zeigerdiagramm
(Fig. 4.16). Der Zeiger des Trägers wird bei beiden Modulationen in der Amplitude nicht
verändert, einzig seine Phase wird gegenüber der Trägerphase vor- oder rückwärts gedreht. Das
Zeigerdiagramm entspricht genau dem Bild des Zeigers im mechanischen Modell. Wenn man sich
einen Beobachter vorstellt, der auf einer drehenden Plattform steht, die sich mit der nominellen
Kreisfrequenz ω T dreht, so sieht dieser nur die relative Phasenänderung gegenüber ω Tt. Dieser
Beobachter sieht somit genau das Bild, das sich bietet, wenn man nur die Phasenänderungen ϕ(t)
darstellt.

Fig. 4.16 Zeigerdiagramm der FM oder PM

Das Spektrum eines phasen- oder frequenzmodulierten Trägers ist nicht mehr so einfach zu be-
stimmen wie dasjenige der AM. Bei rein sinusförmiger Modulation nach Gl. (4.17) oder (4.20)

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 19
lässt sich die Lösung exakt angeben. Bevor wir uns an das Spektrum des allgemeinen Falls ma-
chen, behandeln wir den Fall mit kleinem Hub,
∆ω
∆ϕ = «1 (4.23),
ωm
für den leicht eine Näherung angegeben werden kann. Dazu formen wir die Gl. (4.20) für den mo-
dulierten Träger um, indem wir für kleine Winkel den Cosinus näherungsweise 1 setzen und den
Sinus durch sein Argument ersetzen.
 ∆ω 
s1( t ) = sˆ T ⋅ cos ω T t + ⋅ sin(ω m t ) = sˆ T ⋅ cos[ω T t + ∆ϕ ⋅ sin(ω m t )]
 ωm 
= sˆ T ⋅ {cos(ω T t )cos[ ∆ϕ ⋅ sin(ω m t )] − sin(ω T t )sin[ ∆ϕ ⋅ sin(ω m t )]}
(4.24)
≈ sˆ T ⋅ {cos(ω T t ) − sin(ω T t )∆ϕ ⋅ sin(ω m t )}
∆ϕ
≈ sˆ T ⋅ cos(ω T t ) + [ cos(ω T + ω m )t − cos(ω T − ω m )t ]
î 2 

Dieses Resultat sieht einer AM sehr ähnlich. Der einzige Unterschied ist das negative Vorzeichen
beim unteren Seitenband. Die Bedeutung dieses Vorzeichenwechsels wird verständlich, wenn man
das Zeigerdiagramm betrachtet (Fig. 4.17).

s1

sT
m 2
m
(t)

sT
T
Fig. 4.17 Zeigerdiagramm der Kleinhub-FM (∆ϕ < 20˚)

Durch den Vorzeichenwechsel wird die Teilsumme, welche die Zeiger der beiden Seitenbänder
bilden, um 90˚ gegenüber dem Träger gedreht. Dadurch bewegt sich der Summenzeiger auf einer
Geraden senkrecht zum Träger. Für kleine Phasenhübe liegt dieser damit näherungsweise auf ei-
nem Kreis. Es ändert sich also näherungsweise nur die Phase, nicht aber die Amplitude des modu-
lierten Signals. Die Grenze für diese Approximation liegt bei einem Phasenhub von etwa 20˚. Man
nennt diese Form von FM Kleinhub-FM .
Für grössere Hübe muss man für das Spektrum zur exakten Lösung greifen. Sie führt auf
β ). Wir zeigen hier nur das Resultat:
Bessel funktionen erster Art und Ordnung n, J n (β
s1( t ) = sˆ1 ⋅ cos[ω T t + β FM ⋅ sin(ω m t )]
n =∞ (4.25)
= sˆ1 ⋅ ∑ J n (β FM ) ⋅ cos(ω T + nω m )t
n =−∞

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 20
k FM ⋅ sˆ m ∆ω
Die Grösse β FM = = (4.26)
ωm ωm
nennt man Modulationsindex . Ein Vergleich mit Gl.(4.22) zeigt, dass es sich dabei um nichts
anderes als den Phasenhub ∆ϕ der Frequenzmodulation handelt. Anders betrachtet ist βFM bei der
FM mit einem sinusförmigen Modulationssignal direkt das Verhältnis von Frequenzhub zu Mo-
dulationsfrequenz.
Das Spektrum der FM und PM enthält nach Gl.(4.25) nicht nur Seitenlinien bei ± ω m wie die AM,
sondern ist mit Seitenlinien bei ± n·ω m mit n → ∞ theoretisch unendlich breit. Praktisch ist es
aber beschränkt. Die Grösse der Seitenlinien wird durch Jn(βFM) bestimmt. Fig. 4.18 (siehe
nächste Seite) zeigt die Besselfunktionen erster Art bis zur Ordnung 8. Dabei fällt auf, dass bei
gegebenem βFM nur die Besselfunktionen bis zur Ordnung n = β FM + 2 von Bedeutung sind.
Dem Modulationsindex kommt demnach eine entscheidende Rolle für die Anzahl der auftretenden
Seitenlinien zu. Fig. 4.18 zeigt zusätzlich einige typische Spektren für unterschiedliche
Modulationsindizes. Um diese Spektren zu zeichnen wurde noch die Beziehung für
Besselfunktionen negativer Ordnung verwendet, nämlich

J − n (β) = ( −1)n J n (β) (4.27)


Diese Beziehung hat zur Folge, dass Seitenbänder gerader Ordnung in Phase, solche ungerader
Ordnung gegenphasig sind. Auch den allgemeinen Fall der FM mit mehr als nur einem Seitenlini-
enpaar kann man mit einem Zeigerdiagramm mit Drehzeigern darstellen. Jedes Seitenlinienpaar
dreht gegenüber dem Träger mit ± nω m. Gerade Seitenlinienpaare ergeben eine Teilsumme, die
immer in Phase zum Träger ist, ungerade dagegen ergeben Teilsummen, die immer senkrecht zum
Träger stehen. Fig. 4.19 zeigt ein Beispiel für βFM = 1, bei welchem zwei Seitenbandpaare
berücksichtigt werden müssen. Die Summe dieser Drehzeiger muss immer einen Gesamtzeiger auf
einem Kreis ergeben. Denn definitionsgemäss verändert die FM nur die Phase, nicht jedoch die
Amplitude.
Wir haben schon erwähnt, dass bei den Besselfunktionen höherer Ordnung der Funktionswert
lange ungefähr null bleibt. Daraus lässt sich generell die Anzahl der zu berücksichtigenden Seiten-
linien und damit die erforderliche Bandbreite für eine FM angeben. Für
βFM ≥ 1 sind Seitenbänder mindestens innerhalb der Bandbreite von ± (β FM + 1) fm, bes-
ser noch innerhalb von ± (β FM + 2) fm zu berücksichtigen, und für
βFM « 1 braucht es mindestens ein Seitenbandpaar bei ± fm.

Fig. 4.18 Besselfunktionen 1.Art bis 8-ter Ordnung und FM-Spektren für ∆f = 10 kHz und
unterschiedliche Modulationsfrequenzen

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 21
Jn(
)
1

J0( )


J1( )


J2( )

0.5 J3( )
J4( )


J5( ) J6 ( ) J7 ( ) J8 ( )


-0.5


0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

fm = 2kHz


FM 
5

fm = 5kHz


FM 
2

fm = 10kHz


FM 
1

fm = 20kHz


FM = 0.5

f-fT
-20 -10 0 10 20kHz
  

T
-2 
 

0 

2 

Fig. 4.18 Besselfunktionen 1.Art bis 8-ter Ordnung und FM-Spektren für ∆f = 10 kHz und
unterschiedliche Modulationsfrequenzen

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 22
Fig. 4.19 Zeigerdiagramm für eine Frequenzmodulation mit βFM = 1

Mit Gl. (4.26) kann man diese Angaben in einer einzigen Beziehung für die Bandbreite der FM
zusammenfassen, falls man sich für βFM > 1 auf eine Bandbreite von ± (β FM + 1) fm beschränkt:
B ≥ 2( ∆f + fm ) (4.28)
Bei dieser Bandbreite schneidet man für grossen Hub noch mindestens ein nicht ganz vernachläs-
sigbares Seitenlinienpaar ab und muss mit leichten Verzerrungen nach der Demodulation rechnen.
Eine vorsichtigere Bandbreitenangabe lautet deshalb B ≥ 2(∆f + 2fm). Diese Bandbreitenangaben
gelten auch, wie man zeigen kann, wenn man als Modulationssignal kein einzelnes Sinussignal
hat, sondern ein ganzes Spektrum bis zur Basisband-Grenzfrequenz fBB. Dann ist in Gl. (4.28) fm
durch fBB zu ersetzen. Hier sei noch angefügt, dass die FM keine lineare Modulation ist, d.h.
das Spektrum eines beliebigen Modulationssignals ist nicht gleich der Summe der
Spektren , welche sich ergeben würden, wenn jede Fourierkomponente des Modulationssignals
für sich den Träger modulieren würde.
Wir haben weiter oben festgestellt, dass sich die FM und PM bei sinusförmigem Modulations-
signal erst bei unterschiedlicher Modulationsfrequenz unterscheiden lassen. Dieselbe Aussage lässt
sich auch auf die Spektren übertragen. Bei der FM wird ∆f konstant gehalten. Unterschiedliche
Modulationsfrequenzen fm führen dann nach Gl. (4.26) zu Modulationsindizes βFM proportional
zu 1/fm. Bei kleinen Modulationsfrequenzen ist βFM gross, dafür liegen die Spektrallinien nahe
beieinander. Je grösser die Modulationsfrequenz wird, umso geringer wird die Anzahl der Spek-
trallinien. Sie bleiben aber immer innerhalb der durch Gl. (4.26) definierten Bandbreite, im
Beispiel von Fig. 4.18 sind es 20 kHz.
Anders ist die Lage bei der Phasenmodulation. Dort wird ∆ϕ konstant gehalten. Aus Gl. (4.23)
und (4.26) ergibt sich β FM = ∆ϕ. Der FM-Modulationsindex ist, wie bereits erwähnt, nichts
anderes als der zugehörige Phasenhub. Bei der PM ist dieser konstant und damit auch die Anzahl
der Spektrallinien. Je grösser nun die Modulationsfrequenz fm gewählt wird, umso breiter wird
das Spektrum.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 23
Im Gegensatz zur AM bleibt der Trägeranteil bei der FM nicht konstant. Er kann auch null
werden, nämlich zum ersten Mal für β FM = 2.4. Man kann diese Eigenschaft zur Messung des
Modulationsindizes ausnützen. Es ist sehr einfach, mit einem Spektrumanalysator das Ver-
schwinden des Trägers zu messen.
In der Praxis wird die FM bei analogen als auch digitalen Modulationssignalen eingesetzt. Am
bekanntesten ist sicher die Anwendung beim UKW-Rundfunk. Dort ist fBB = 15 kHz und ∆f = 75
kHz, sodass die erforderliche Bandbreite B = 180 kHz wird. Der Kanalabstand beträgt in der
Regel 300 kHz. Andere Anwendungsgebiete sind beim Mobilfunk (ehemals Natel C,
schmalbandige digitale Funkanwendungen), Amateurfunk im UHF-Band, beim älteren, analogen
Richtfunk und beim bestehenden analogen Satelliten-Fernsehen.
Die Phasenmodulation setzt man vorzugsweise bei digitalen Signalen ein. Für solche Signale
lassen sich entsprechende Modulatoren relativ einfach bauen. Über eine Hintertür schleicht sie
sich, wenn man die Sache genau anschaut, aber auch bei vielen FM-Systemen ein, so auch im
UKW-Band. Dies wird bei der folgenden Diskussion der Modulatoren deutlich.

4.3.2 FM- und PM-Modulatoren


Jeder elektronisch abstimmbare Oszillator (englisch VCO = voltage controlled oscillator) ergibt
einen Frequenzmodulator. Voraussetzung ist einzig, dass die Frequenzänderung im benötigten
Frequenzband linear verläuft mit der Steuerspannung. Praktisch baut man solche Oszillatoren mit
Schwingkreisen, bei denen ein Teil der Schwingkreiskapazität durch eine Kapazitätsdiode gebildet
wird. Damit lässt sich über die Vorspannung dieser Diode die Schwingfrequenz elektronisch ab-
stimmen.
Es gibt aber auch eine Reihe von integrierten Schaltungen, welche breitbandige VCO's enthalten.
Für Frequenzen unter 1 MHz gibt es beispielsweise den XR2209 von EXAR, der intern eine Drei-
eck- und Rechteckspannung herstellt. Über ein Diodennetzwerk wird daraus ein Sinussignal ge-
formt. Oft sind VCO's in einem kompletten Phasenregelkreis-IC (PLL) enthalten und können auch
unabhängig vom PLL betrieben werden. Beispiele dafür sind die digital funktionierenden IC's wie
der XR215A von EXAR (bis 25 MHz) oder der Typ DP8512 von National (bis 225 MHz).
Phasenmodulatoren zu bauen ist etwas schwieriger, vor allem solche, welche die Phase kontinuier-
lich ändern können. Ein Möglichkeit dazu wäre die Schaltung von Fig. 4.20a). Eine Stromquelle
speist einen Parallelschwingkreis, dessen Kapazität elektronisch abstimmbar ist (Kapazitätsdiode).
Mit einem nachfolgenden Verstärker mit hochohmigem Eingang wird die Spannung U über dem
Schwingkreis abgegriffen. Über einen Winkelbereich von ca. ± 30˚ ist die mit der Phasenänderung
verbundene Amplitudenänderung klein. Mit einem zweiten, über eine Seriekapazität angekoppelten
Schwingkreis gemäss Fig. 4.20b) lässt sich die Amplitudenänderung über einen grösseren
Winkelbereich klein halten.
Es gibt jedoch einen einfachen Ausweg. Nach Gl. (4.14) ist die Momentanfrequenz der PM
d[ϕ PM ( t )] ∆ϕ d[s m ( t )]
ω PM ( t ) = ω T + = ωT +
dt sˆ m dt
Die Änderung gegenüber ω T ist also proportional zur Ableitung des Modulationssignals. Statt ei-
nes Phasenmodulators genügt es, einen Frequenzmodulator mit der Ableitung des Modulations-
signals zu speisen, Fig. 4.21.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 24
Im
Iq Z

U
C1
U
a)
Re
C3
Iq
Iq

U C1
C1 C2 a)
C1, C2
b)
b)

Fig. 4.20 Prinzipieller Aufbau eines kontinuierlichen Phasenschiebers

d
dt

Fig. 4.21 Realisierung eines Phasenmodulators mittels Frequenzmodulator und vorgeschalte-


tem Differenzierglied

Differenzierglieder kann man mit guter Genauigkeit mit einem Operationsverstärker realisieren. Ein
idealer Differentiator hat einen Amplitudengang, der proportional zur Frequenz zunimmt. In der
Praxis wird häufig nicht ideal differenziert. Man schränkt den Frequenzbereich mit linear anstei-
gendem Amplitudengang auf ein Frequenzband zwischen f1 und f2 ein, Fig. 4.22.

Fig. 4.22 Frequenzgang des idealen Differentiators und einer Vorbetonungsschaltung (dop-
pelt logarithmische Darstellung)

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 25
Oberhalb und unterhalb dieses Bandes ist der Amplitudengang konstant. Damit erreicht man in
einem mittleren Frequenzbereich das Verhalten eines Phasenmodulators. Man spricht von einer
Vorbeto nung (Englisch preemphasis) , welche nach der Demodulation mit einer Nachbeto-
nung (Englisch deemphasis) natürlich wieder rückgängig gemacht werden muss. Die Gründe
für dieses Vorgehen liegen vor allem in den besseren Rauscheigenschaften einer solchen Modula-
tion. Die Frequenzen f1 und f2 müssen im Sender und Empfänger übereinstimmen. Sie sind für
alle öffentlichen Dienste international genormt.

4.3.3 FM- und PM-Demodulatoren


Bei der Winkelmodulation steckt die Information grundsätzlich in den Nulldurchgängen des
Trägers und nicht in seiner Amplitude. Man darf daher die Amplitude begrenzen. Bei den meisten
Verfahren muss man dies sogar tun. Im Prinzip müsste folgendes Vorgehen funktionieren:
Man verstärkt das Empfangssignal und begrenzt es, so dass aus dem sinusähnlichen Signal ein
Rechtecksignal wird (Fig. 4.23). Mit einem Differenzierglied und einem Doppelweggleichrichter
erzeugt man bei jedem Nulldurchgang einen positiven Impuls. Die Dichte dieser Impulse ist ein
Mass für die Momentanfrequenz. Man findet diese, indem man mit einem Tiefpassfilter den
Mittelwert aus der Impulsfolge bildet. In der Praxis weicht die Momentanfrequenz nur wenig von
der Trägerfrequenz ab, so dass die Unterschiede in den Dichten zu klein sind. Man braucht ein
Verfahren, bei welchem die Frequenzabhängigkeit vergrössert werden kann.

d
s' 1 s' m
dt

Begrenzer Komparator Differenzierer

t
Fig. 4.23 Prinzipschema eines FM-Demodulators
Ein erster Schritt dazu ist ein Phasenschieber-Frequenzdiskriminator (Fig. 4.24). Die
Grundidee fast aller Frequenzdiskriminatoren, so werden FM-Demodulatoren häufig genannt, ist
eine zusätzliche Modulation der Amplitude des Empfangssignals proportional zur Abweichung
seiner Momentanfrequenz von der Trägerfrequenz. Diese Amplitudenmodulation kann
anschliessend in gewohnter Weise detektiert werden. Wegen dieser Umwandlung von Frequenz-
in Amplitudeninformation ist es so wichtig, dass vor diesem Vorgang die Amplitude konstant ist.
Jeder FM-Demodulator benötigt daher zuerst einmal einen sehr guten Begrenzer , der eine
konstante Amplitude erzeugt.
Der Frequenzdiskriminator von Fig. 4.24 wird so betrieben, dass τ bei fT gerade einen
Phasenunterschied von 90˚ am Eingang des EXOR's ergibt. Dieses EXOR muss man sich so
vorstellen, dass es mit Signalen arbeitet, bei denen eine "1" eine positive Spannung, eine "0" eine
negative Spannung ergibt. Am Ausgang des EXOR's entsteht ein Rechtecksignal mit einem
frequenzabhängigen Tastverhältnis, von welchem das Tiefpassfilter den Mittelwert herausfiltert.
Bei fT ist der Mittelwert gerade null, da das Tastverhältnis 50% beträgt. Bei einer von fT
verschiedenen Frequenz ergibt sich eine Phasenverschiebung am Eingang des EXOR's, das
Tastverhältnis am Ausgang ändert sich und damit auch der Mittelwert am Ausgang des
Tiefpassfilters. Falls die Verzögerungsleitung die Phase proportional zu f schiebt, entsteht ein
Diskriminator mit einer exakt linearen Ausgangscharakteristik im Frequenzbereich, in welchem die
Phasendifferenz zwischen den Eingangssignalen a und b zum EXOR weniger als ± 90˚ beträgt.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 26
Man beachte noch, dass in der Praxis bei einem Überlagerungsempfänger die Mittenfrequenz des
zu demodulierenden Signals nicht mehr fT sondern fZF ist. An der Funktionsweise des
Demodulators ändert dies aber nichts.

b =1

Begrenzer Komparator EXOR

Verzögerungsleitung

Fig. 4.24 Phasenschieber-Frequenzdiskriminator (zum Vervollständigen)

Diese Art von Frequenzdiskriminator ist immer noch nicht besonders praktisch, wenn die Band-
breite B nicht relativ gross gegenüber fT ist. Noch kompakter ist der Flanken-Demodulator
(Fig. 4.25). Bei diesem erfolgt die Frequenz-Amplitudenwandlung in zwei Schwingkreisen, der
eine ist auf eine Frequenz fr1 etwas unterhalb von fZF, der andere bei fr2 im gleichen Abstand
oberhalb von fZF abgeglichen. Die Spannungen über den beiden Schwingkreisen werden
amplitudendemoduliert und ergeben so die Spannungen U1 und U2 mit Maxima unter- und
oberhalb fZF. Die Summe der beiden ergibt die demodulierte Spannung U' m mit der
Frequenzabhängigkeit gemäss der Kennlinie von Fig. 4.25b. Bei geeigneter Dimensionierung der
Schwingkreise erreicht man eine fast lineare Kennlinie über das Band B.

U
U1
U1
fr1 U'm
fr2
UZF f
U' m fr1
fr2 fZF
U2
B
U2

a) b)
Fig. 4.25 Flankendemodulator, a) Schema und b) Kennlinie

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 27
Eine weitere Variante eines FM-Demodulators zeigt Fig. 4.26. Nach dem Begrenzer wird die ZF-
Spannung umgewandelt in eine Stromquelle, welche die Impedanz Zp von Fig. 4.26b) treibt. Die
Spannung über dieser Impedanz ist, je nach Momentanfrequenz, in ihrer Phase gedreht. Im Syn-
chrondemodulator wird diese mit der um 90˚ geschobenen ZF-Spannung demoduliert. Das Aus-
gangssignal enthält einen niederfrequenten Anteil, der proportional zu sin(ϕ z) ist. Für nicht zu gro-
sse Winkel ϕ z und bei geeigneter Dimensionierung von Zp ist sin(ϕ z) proportional zur Frequenz-
abweichung δf von der Zwischenfrequenz.

UZF IZF
u
ZF Zp
i
Begrenzer
U'ZF
a)
Im UZF/90˚
UZF/90˚
90°

Synchrondemodulator
Z

U'ZF

z fZF IZF
Re
U'ZF
IZF

b)
c) Zp

Fig. 4.26 FM-Demodulation mittels Phasenschiebung an einer Impedanz, a) Prinzipschema,


b) Schaltung für Zp und c) Ortskurve von Zp.

Auch mit einem Phasenregelkreis (PLL) können FM-Signale demoduliert werden, Fig. 4.27. Der
Phasenregelkreis bindet den VCO phasenstarr an das ankommende ZF-Signal. Im Phasendiskri-
minator werden die Phasen des ankommenden ZF-Signals und des VCO-Signals miteinander ver-
glichen. Bei Abweichungen wird über die Regelschleife der VCO in seiner Frequenz nachgeführt.
Falls die Regelbandbreite des PLL einiges grösser ist als die höchste Modulationsfrequenz des ZF-
Signals, so macht die Frequenz des VCO's alle Frequenzänderungen des ZF-Signals mit. Deshalb
muss das Steuersignal für den VCO ein treues Abbild der ursprünglichen Modulationsspannung
sendeseitig sein. Damit ist die Demodulation perfekt.
Die Demodulation von PM-Signalen kann ebenfalls mit einem Frequenzdiskriminator
erfolgen. Man erhält dann allerdings nicht die Momentanphase oder die von der reinen Trägerphase
abweichende Differenzphase ϕ(t), sondern nur die Momentanfrequenz. Um zur Momentanphase
zu gelangen, braucht es nach dem Frequenzdemodulator noch einen Integrator. Wird, wie oben
gezeigt, teilweise mittels einer Vorbetonung eine PM realisiert, so benötigt man nach dem FM-
Demodulator eine Nachbetonung, welche genau den umgekehrten Frequenzgang verglichen mit
der Vorbetonung aufweist (vergleiche Fig. 4.22). In ihrem abfallenden Abschnitt, also von f1 bis
f2 verhält sie sich wie ein Integrator.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 28
Phasenkomparator Phasendifferenz

sZF
ZF VCO

Begrenzer

Fig. 4.27 Phasenregelkreis als FM-Demodulator

4.4 Frequenzmultiplexverfahren und Mehrfachmodulationen


4.4.1 Frequenzmultiplex in der Telefonie
Modulationen dienen einerseits der Übertragung eines Basisbandes über einen frequenzmässig ver-
setzten Kanal mit eingeschränkter Bandbreite. Das Basisbandsignal selber kann aus mehreren Sig-
nalen bestehen, welche ihrerseits durch Modulationen frequenzmässig getrennt werden. So entste-
hen Mehrfachmodulationen . Wichtige Beispiele dafür sind das früher gebräuchliche sog. Fre-
quenzmultiplex verfah ren zur Übertragung vieler Telefonsignale über einen Kanal, z.B. über
eine Koaxialleitung, das Verfahren zur Übertragung von Stereosignalen über UKW-Rundfunk und
die Übertragung von Helligkeit, Farbe und Stereoton bei einem Fernsehsignal. Auch die
Übertragung der zahlreichen Fernsehkanäle über Kabelanlagen erfolgt im Frequenzmultiplex. In
neuerer Zeit werden Frequenzmultiplexverfahren bei der Datenübertragung über die zweidrähtige
Teilnehmerleitung bei der Asynchronous Digital Subscriber Line (ADSL) und ähnlichen Übertra-
gungsverfahren eingesetzt. In diesem Abschnitt soll das Frequenzmultiplexverfahren anhand der
Telefonie näher untersucht werden.
Der einzelne Telefonkanal belegt das Frequenzband von 300 bis 3400 Hz. Will man nun mehrere
Telefongespräche gleichzeitig über einen Kanal übertragen, so bietet sich als erste Möglichkeit die
frequenzmässige Trennung der Signale an. Dazu wird ein einzelner Telefonkanal mittels Einseiten-
bandmodulation mit unterdrücktem Träger um eine definierte Frequenz (bestimmt durch die Trä-
gerfrequenz) in ein höheres Band verschoben, Fig. 4.28. Verschiebt man jeden Sprachkanal in ein
anderes Band, so sind nach der Modulation die einzelnen Telefonkanäle frequenzmässig getrennt
und können gemeinsam übertragen werden. In der Praxis wurden auf diese Weise Tausende von
Telefoniesignalen über eine einzige Verbindung übertragen.
S
K1

f
S
K1 K2 K(n-1) Kn
K2
.....
f f
fT1 fT2 fT(n-1) fTn
......

Kn

Fig. 4.28 Prinzip des Frequenzmultiplex

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 29
Man nennt das neue Signal, welches sich als Summe der einzelnen, frequenzverschobenen Telefo-
niesignale ergibt "Frequenzmultiplexsignal", das Verfahren selber als "Frequenzmultiplex". Theo-
retisch könnte man auch bei Tausenden von Kanälen jeden einzelnen Kanal direkt auf die ge-
wünschte Frequenz im Multiplexsignal umsetzen. In der Praxis einfacher ist jedoch ein hierarchi-
sches Vorgehen. In einem ersten Schritt werden 12 Telefoniekanäle zu einer sog. Grundprimär-
gruppe umgesetzt. Diese reicht von 60 bis 108 kHz, wie Fig. 4.29 zeigt. In dieser Figur ist das
Basisband des Einzelkanals von 0 bis 4 kHz eingezeichnet. Die Differenz zum effektiv belegten
Band von 300 bis 3400 Hz wird zur sauberen Trennung der Kanäle mittels realisierbarer Filter
gebraucht. Man beachte, dass die Einzelkanäle in Kehrlage übertragen werden. Etwa in der Mitte
befindet sich der Gruppenpilot, der phasenstarr mit den Trägerfrequenzen verknüpft ist. Dieser
erlaubt, auf der Empfangsseite phasenrichtige Trägersignale zur Demodulation der Einzelkanäle
zurückzugewinnen. Er dient gleichzeitig auch zur Pegelregelung.
In weiteren Schritten werden nun 5 Grundprimärgruppen zu einer Sekundärgruppe, dann 15 Se-
kundärgruppen zu einer Supergruppe zusammengefasst. Die Supergruppe enthält bereits 900
Telefoniekanäle, Fig. 4.30. Jede dieser Gruppenumsetzungen benötigt sendeseitig einen Einseiten-
bandmodulator und empfangsseitig einen Demodulator. Höhere Kanalzahlen erreicht man durch
Kombination von mehreren Supergruppen. Es gibt Systeme für 12, 24, 60, 120, 240, 300, 480,
600, 1200, 1800, 2700, etc. Kanäle.
Diese Multiplexsignale werden direkt über Koaxialkabel übertragen. Sie können aber ihrerseits
wieder als Basisbandsignale für eine modulierte Übertragung verwendet werden. So werden bis zu
2700 Kanäle (Basisbandbreite 12.4 MHz) mit FM über Richtfunk übertragen. Im Zuge der Digita-
lisierung der Übertragungsnetze wurden allerdings diese analogen Übertragungssystem praktisch
vollständig durch digitale ersetzt, welche nach dem sog. Zeitmultiplexverfahren arbeiten.

S
Gruppenpilot
K1 K12

...... .....
f
4 60 68 84.04 108 kHz

Fig. 4.29 Aufbau der Grundprimärgruppe

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 30
S

Einzelkanal

f
4 kHz

S x 12

Grundprimärgruppe (12 Kanäle)

f
60 108 kHz
S x5

Primärgruppe (60 Kanäle)

f
312 552 kHz
S x 15

Supergruppe (900 Kanäle)

f
312 4028 kHz

Fig. 4.30 Hierarchischer Gruppenaufbau beim Frequenzmultiplex

4.4.2 Mehrfachmodulation am Beispiel des UKW-Stereorundfunks


Ursprünglich wurden im UKW-Band nur monaurale Sendungen ausgestrahlt. Die Einführung
eines Stereorundfunks war nur denkbar, wenn dieser mit den bisherigen monauralen Empfängern
kompatibel war. So entstand das heute noch gültige Verfahren, bei welchem die beiden Stereosig-
nale Links und Rechts einmal als Summe und dann noch als Differenz übertragen werden. Den
Aufbau des sog. Stereo-Multiplexsignals zeigt Fig.4.31.
S
Links + Rechts
Links - Rechts
Pilot

.....
f
15 19 23 38 53 kHz

Fig. 4.31 Stereo-Multiplexsignal

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 31
Im Band von 0 bis 15 kHz wird die Summe des linken und rechten Kanals übertragen. Damit kann
ein nicht auf Stereorundfunk eingerichteter Empfänger die Summe als monaurales Signal empfan-
gen. Die Differenz der beiden Kanäle wird mittels Zweiseitenbandmodulation, aber mit einem un-
terdrückten Träger von 38 kHz übertragen. Damit ist die frequenzmässige Trennung des Summen-
und Differenzsignals erreicht. Zur Demodulation des Differenzsignals im Empfänger benötigt man
den Träger. Diesen gewinnt man aus dem Pilotsignal bei 19 kHz, welches phasenstarr mit dem
ursprünglichen Träger im Sender verknüpft ist. Das Stereo-Multiplexsignal bildet für den fre-
quenzmodulierten Sender das Basisbandsignal. Im Empfänger wird zuerst im FM-Demodulator
das Multiplexsignal zurückgewonnen. Mit einem weiteren Demodulator, diesmal für Zweiseiten-
band-AM, wird das Differenzsignal zurückgeholt. Durch Summen- und Differenzbildung können
darauf die ursprünglichen Signale für den linken und rechten Kanal gewonnen werden.
Beim heutigen Stereorundfunk hat man oberhalb von 53 kHz weitere Informationen angesiedelt für
das Radio-Daten-System. Es handelt sich dabei um ein digitales Übertragungssystem für Zusatzin-
formationen beim Hörfunk im UKW-Band.

4.5 Vergl eich der verschiedenen analogen Modulationsverfahren


Zum Abschluss seien noch einige Bemerkungen zu den Vor- und Nachteilen der bisher behandel-
ten Modulationsverfahren angefügt. Insbesondere stellt sich natürlich die Frage, warum wird zum
Beispiel beim FM-Rundfunk die Bandbreite auf 180 kHz erhöht, wenn man mit AM bei gleicher
Basisbandbreite von 15 kHz mit nur 30 kHz auskommen könnte. Die Antwort liegt in der Qualität
der Übertragung, speziell im Signal-zu-Geräusch-Verhältnis (abgekürzt S/N). Je grösser bei der
FM der Frequenzhub im Verhältnis zur Basisbandbreite fBB gewählt wird, umso besser wird das
S/N-Verhältnis im Basisband. Man kann also mit einem grösseren Hub die Qualität der Übertra-
gung verbessern. Zu Beginn des AM-Rundfunks im Mittelwellenband stand ganz einfach nicht die
notwendige Bandbreite für eine FM mit dem entsprechend grossen Hub zur Verfügung. Erst als
man mit technisch vernünftigem Aufwand Rundfunkempfänger im UKW-Band (88-108 MHz)
bauen konnte, war an eine FM-Übertragung zu denken. Denn in diesem Band entsprechen 180
kHz Bandbreite nur einem kleinen Bruchteil der Trägerfrequenz, ganz im Gegensatz zum Mittel-
wellenband. Zusätzlich ist im UKW-Band die Reichweite eines Senders beschränkt, da die
Wellenausbreitung in diesem Frequenzbereich mehr oder weniger optischen Gesetzen folgt. Bei
fehlender Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger ist eine Übertragung meistens nicht
mehr möglich. Dies bedeutet, dass dieselbe Senderfrequenz im UKW-Band auf kürzere räumliche
Distanz wiederverwendet werden kann als im Mittelwellenband.
Die Herleitung der S/N-Verhältnisse im Basisband aus den entsprechenden Verhältnissen im
Hochfrequenzband ist ziemlich aufwändig. Hier seien deshalb nur die entsprechenden Resultate
präsentiert. Wir bezeichnen mit
(S / N )HF = Signal-zu-Geräuschverhältnis vor der Demodulation
(S / N )BB = Signal-zu-Geräuschverhältnis nach der Demodulation
S bedeutet dabei immer die gesamte Signalleistung, N die gesamte Rauschleistung, wobei im HF-
Band, also vor der Demodulation von einer konstanten Rauschleistungsdichte ausgegangen wird.
Das Verhältnis
(S / N )BB
γ =
(S / N )HF
kann für jede Modulationsart, die wir bis jetzt behandelt haben, berechnet werden. Es gibt die Ver-
besserung oder Verschlechterung an, welche sich bei der Demodulation ergibt. Die nachfolgend
angegebenen Verhältnisse gelten für ein sinusförmiges Modulationssignal. Bei der
Einseitenmodulation ohne Träger wird das HF-Spektrum durch den Synchrondemodulator ins
Basisband verschoben. Es leuchtet ein, dass dabei das S/N unverändert bleibt.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 32
γ ESB = 1 (4.29)
Die Zweiseitenbandmodulation ohne Träger weist HF-seitig die doppelte Bandbreite auf im Ver-
gleich zur NF-Seite. Daraus ergibt sich eine Verbesserung von γ auf
γ ZSB = 2 (4.30)
Die AM mit Träger schneidet schlechter ab, da von der HF-Signalleistung nur maximal 1/3 in den
informationstragenden Seitenbändern steckt. Für sie gilt

2m2
γ AM = (4.31)
2 + m2
Für den maximal möglichen Modulationsindex m = 1 erhält man somit γ AM = 2/3. Dieses kon-
stante Verhältnis erhält man allerdings nur mit einem Synchrondetektor. Beim Hüllkurvendetektor
fällt unterhalb von (S/N)HF = 10 dB das (S/N) BB rascher ab (siehe Fig. 4.32).

(S/N)BB

60 dB
FM 

= 10

50


=4 

=2
FM-Schwelle =1
40

30

Einseitenband
20

Zweiseitenband
10
AM mit Träger

0
mit Synchrondetektor
mit Hüllkurvendetektor
-10 (S/N)HF
-10 0 10 20 30 40 dB

Fig. 4.32 (S/N)BB in Funktion von (S/N) HF für verschiedene Modulationsarten

Bei der FM gibt es ebenfalls einen Schwellwert, unterhalb dessen fällt das (S/N)BB rascher ab als
das (S/N)HF. Für (S/N)HF über dem Schwellwert von ca. 10 dB gilt mit dem minimalen Frequenz-
hub βmin = ∆f/fBB

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 33
γ FM = 3 ⋅ β2min (β min + 2) (4.32)
Dabei wurde zur Berechnung der HF-Bandbreite die Beziehung (4.28) mit der vorsichtigeren
Bandbreitenabschätzung verwendet. Für grosse βmin ergibt sich also ein beträchtlicher S/N-Ge-
winn von der HF- zur Basisbandseite. Diesen erkauft man sich mit der vergrösserten Bandbreite.
Gratis gibt es also nichts. Fig. 4.32 zeigt die verschiedenen Gewinnfaktoren im Vergleich.
Man kann die verschiedenen Modulationsarten auch so bewerten, dass man das (S/N)BB bei identi-
schen Leistungen auf der HF-Seite vergleicht. Als Bezugssystem verwenden wir dabei die Einsei-
tenbandmodulation, bei welcher (S/N)HF = (S/N)BB = (S/N)0 = Bezugsverhältnis. Wir bilden nun
die Verhältnisse
(S / N )BB / xy
α xy = (4.33)
(S / N ) 0
Dabei steht xy für ZSB (Zweiseitenbandmodulation ohne Träger), AM oder FM. Man findet
α ZSB = 1 (4.34a)

m2
α AM = (4.34b)
2 + m2
α FM = 1.5 ⋅ β2min (4.34c)
Interessant an diesem Vergleich ist, dass die Zweiseitenbandmodulation gleich effizient ist wie die
Einseitenmodulation. Bedeutend schlechter schneidet die AM ab. Im besten Fall mit m = 1 kommt
sie auf 1/3 oder -4.8 dB. Die FM ist für grosse βmin bedeutend besser. So gilt z.B. für das UKW-
Band bei monauralen Sendungen βmin = 75/15 = 5, womit sich eine Verbesserung gegenüber der
Einseitenbandmodulation von αFM = 37.5 oder 15.7 dB ergibt. Gegenüber der normalen AM mit
m < 1 ist die Verbesserung noch grösser. Eine zusätzliche Verbesserung ergibt sich noch durch die
Pre- und Deemphase, die bei der FM fast immer angewendet wird. Bezeichnet man mit fBB die
maximale Basisbandfrequenz und mit f1 die untere Eckfrequenz der Pre- und Deemphase (siehe
Fig. 4.22), so erreicht man damit eine zusätzliche Verbesserung von
2
1 f 
α PE ≈ ⋅  BB  (4.34d)
3  f1 
Beim UKW-Rundfunk mit fBB = 15 kHz und f1 = 2.1 kHz ergibt dies eine Verbesserung von
12 dB.
Tabelle 4.1 gibt eine Zusammenstellung einiger wichtiger Charakteristiken der drei Modulationsar-
ten AM, Einseitenbandmodulation und FM. Dabei schneidet die FM gegenüber der AM in den
meisten Punkten besser ab, vor allem beim S/N-Verhältnis und bei den Einflüssen, welche Verzer-
rungen im Übertragungskanal auf das Modulationssignal ausüben. Die genaue Analyse der Aus-
wirkungen linearer und nichtlinearer Verzerrungen im Übertragungskanal auf das demodulierte
Signal ist sehr aufwändig und geht weit über das hinaus, was in diesem Kurs behandelt werden
kann.
In zahlreichen Anwendungen arbeitet man mit FM und βmin < 1, also Schmalband-FM. Dies ist
z.B. bei der Übertragung von Fernsehsendungen via Richtfunk der Fall. Dabei hat man gegenüber
AM keinen (S/N)-Gewinn. Warum verwendet man trotzdem die FM? Der Grund liegt bei der gros-
sen Amplitudenlinearität, welche eine AM oder ESB-Übertragung erfordern würde. Sie hätte zur
Folge, dass die Sendestufe nur im linearen Bereich, d.h. bis ca. 8 dB unter der Sättigungsleistung
ausgesteuert werden darf. Bei der FM ist die Amplitudenlinearität nicht wichtig. Man kann den
Verstärker in Sättigung betreiben. Dafür muss man einen grösseren Aufwand betreiben, um die
Gruppenlaufzeit konstant zu halten, was jedoch einfacher und günstiger ist.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 34
Schliesslich gibt Tabelle 4.2 eine kleine Übersicht über einige Frequenzbereiche für klassische
Funkanwendungen mit analoger Modulation.

Tabelle 4.1 Zusammenstellung der Vor- und Nachteile der drei wichtigsten analogen
Modulationsarten

Modulations- Anfälligkeit gegenüber Verzer- Aufwand zur Demodula-


ver fahren rungen im Über tragungskanal tion
1) Nichtlinearitäten
2) Dämpfung nicht konstant
3) Phase nichtlinear
4) Schwankungen des Empfangspegels
AM 1) Bei einem Frequenzmultiplexsignal sehr einfache Empfänger
(Zweiseitenband sehr kritisch
modulation mit Träger) 2) und 3) ergeben Verzerrungen im
Basisbandsignal
4) mit Träger ausregelbar
Einseitenband-AM 1) Bei einem Frequenzmultiplexsignal aufwändig,
(ohne Träger) sehr kritisch Trägerzusatz und aufwändige
Filter erforderlich
2) erzeugt lineare Verzerrungen im
Basisbandsignal
3) stören bei Sprache nicht
4) gehen voll ein
FM 1) stören nicht etwas grösser als bei AM,
Umwandlung der FM in AM,
2) stören wenig dann AM-Demodulation
3) stören stark
(erzeugen nichtlineare Verzerrungen im
Basisbandsignal)
4) stören nicht

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 35
Tabelle 4.2 Typische Daten einiger wichtiger Rundfunksysteme

LW MW KW UKW Fernsehen
Frequenzbereich 148,5 - 283.5 525 - 5.95 - 87.5 - 47-68 MHz
(Trägerfrequenz) kHz 1606 kHz 26.1 108 MHz
MHz 174-230 MHz
470-862 MHz
Kanalraster (Kanal- 9 kHz 9 kHz 9 kHz 300 kHz 7/8 MHz
abstand)
fBB 4.5 kHz 4.5 kHz 4.5 kHz 40 Hz- 6 MHz
15 kHz#
Modulation AM AM AM FM Restseitenband
Frequenzhub ∆f ± 75 kHz
Zwischenfrequenz 450 - 10.7 MHz 38.9 MHz
470 kHz (Bildträger)
Kanalbandbreite B 9 kHz 9 kHz 9 kHz 180 kHz 7/8 MHz
Trägerleistung 500 W - 2 MW 50W- 50kW bis 100 kW
# mono

Wer sich einen Überblick über die Zuteilung der vorhandenen Frequenzen zu den verschiedensten
Funkdienste verschaffen will, gehe auf die Webseite des BAKOM (www.bakom.ch ), wo er sämt-
lich Informationen findet. Daselbst gibt es auch eine Karte mit den Sendestandorten sowohl für
den Rundfunk, als auch für den Mobilfunk.

SNT-Modulation/3.12.2002 /Gys 36

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