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J.

Ruge

Handbuch
der Schweißtechnik
Dritte, neubearbeitete und erweiterte Auflage

Band 1: Werkstoffe

Mit 136 Abbildungen und 146 Tabellen

Springer-Verlag
Berlin Heidelberg NewYork
London Paris Tokyo
Hang Kong Barcelona Budapest
Dr.-Ing. Jiirgen Ruge
Universitătsprofessor, ehem. Direktor
des Instituts fiir SchweiBtechnik
und Werkstofftechnologie der TU Braunschweig

ISBN 978-3-642-86974-7 ISBN 978-3-642-86973-0 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-642-86973-0

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Ruge, Jiirgen:
Handbuch der SchweiBtechnik/J. Ruge.
Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo: Springer 1991
Bd. 1: Werkstoffe. Dritte, neubearb. u. erw. Aullage
ISBN 978-3-642-86974-7

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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991
Softcover reprint ofthe hardcover 3rd edition 1991
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Vorwort zur dritten Au8age

Die Uberarbeitung der zweiten Auftage bot Gelegenheit, den Stoff noch etwas
iibersichtlicher zu gliedern, ihn soweit erforderlich zu erganzen und auf den
neuesten Stand zu bringen. Erganzungen betreffen insbesondere die Anwendung
bruchmechanischer Methoden auf SchweiBverbindungen, Reaktionen zwischen
Gasen und SchweiBgut und deren Auswirkung auf die Werkstoffeigenschaften, die
SchweiBnahtnachbehandlung, die Wirkung von Begleitelementen auf das Ver-
halten von StahlschweiBgiitern, das SchweiBen der mikrolegierten Feinkorn- und
der niedriglegierten Kessel-, Rohr- und druckwasserstoffbestandigen Stahle. Auch
der Abschnitt iiber das SchweiBen der Eisen-GuBwerkstoffe wurde griindlich
iiberarbeitet. Entsprechendes gilt fiir die Nichteisenmetalle und - in geringerem
MaBe - die Kunststoffe. Das Gesamtkonzept hat sich bewahrt und blieb daher
unverandert.

Braunschweig, im Marz 1991 J. Ruge


Aus dem Vorwort der ersten Auflage

Die Abfassung eines Handbuches der SchweiBtechnik ist in gewissem Sinne ein
Wagnis. Es handeIt sich um ein so breites und komplexes Gebiet, das sich zudem in
stăndiger Entwicklung und Expansion befindet, daB man aus verschiedenen
Griinden im Zweifel iiber die ZweckmăBigkeit eines solchen Vorhabens sein kann.
Aufgabe eines Handbuchs ist ganz allgemein eine moglichst umfassende Informa-
tion iiber ein bestimmtes Fachgebiet. Hier liegt bereits insofem eine Schwierigkeit,
als die SchweiBtechnik Anleihen bei zahlreichen Fachgebieten macht und es nicht
der Sinn eines schweiBtechnischen Handbuches sein kann, auch die Nachbarge-
biete handbuchartig zu erfassen. Andererseits existiert vielfach der Wunsch, sich an
einer Stelle konzentriert iiber das Gesamtspektrum des Gebietes SchweiBtechnik
informieren zu konnen. Man muBte sich daher um einen KompromiB bemiihen,
wofiir der Autor um Verstăndnis bittet. Die erste nunmehr vorliegende Auftage
stelIt einen Versuch dar. Der eine oder andere Gegenstand mag zu ausfiihrlich,
andere Punkte mogen nicht eingehend genug behandelt worden sein. Fiir Vor-
schlăge in dieser Richtung, die in einer spăteren Auftage beriicksichtigt werden
konnten, wăre ich dankbar.
Das Buch behandelt Werkstoff-, Verfahrens- und Fertigungsfragen. Auf die
Aufzăhlung verfahrensabhăngiger SchweiBdaten (SchweiBparameter) wurde ver-
zichtet, zumal sie an anderer StelIe leicht zu finden sind. Moglichst vieIe Angaben
sind mit Literaturzitaten belegt worden, um dem Interessenten das Auffinden
ergănzender Einzelheiten zu erleichtem. Andererseits war es nicht moglich, eine
auch nur annăhemd vollstăndige Bibliographie der SchweiBtechnik zu erstelIen,
weil dies den gesteckten Rahmen unzulăssig iiberschritten hătte und fUr das
angestrebte Ziei eines informativen Handbuchs auch nicht erforderlich war.
Das Handbuch wendet sich, obwohl es der Anlage nach kein Lehrbuch ist, auch
an Studenten des Maschinenbaus, der Verfahrenstechnik und des Bauingenieur-
wesens, die sich einen Uberlick iiber die Fiigetechnik - nicht losbare Verbindungen
- verschaffen wolIen. Es solI aber vor allem dem in Betrieb, Entwicklung und
Forschung stehenden Ingenieur eine Hilfe sein.

Braunschweig, im Februar 1974 J. Ruge


Inhaltsverzeichnis

1 Begrilf der Schwei8barkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1


1.1 Aufgliederung des Begriffs der SchweiBbarkeit .... ........ .... 1
1.1.1 SchweiBeignung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... ........ .... 2
1.1.2 SchweiBsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... ........ .... 2
1.1.3 SchweiBm6glichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . .... ........ .... 3
1.2 EinfluBgr6Ben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2.1 Der Werkstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2.2 Fertigungsbedingungen ............................. 4
1.2.3 Konstruktive Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.3 Gewăhrleistung ........................................ 5
1.3.1 Gewăhrleistung der SchweiBbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.3.2 Bescheinigung iiber die Priifung von Werkstoffen (Werksattest) 5
1.3.2.1 Werkbescheinigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3.2.2 Werkszeugnisse ............................. 6
1.3.2.3 Abnahmezeugnisse .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.3.3 Beanstandungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.4.1 Priifung der Hărtbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.4.2 Priifung der Alterungsempfindlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.4.3 Priifung der Spr6dbruchempfindlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.4.4 Priifung der RiBanfălligkeit von SchweiBgut
und wărmebeeinfluBter Zone (WEZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.4.5 Priifung der RiBzăhigkeit hochfester Werkstoffe . . . . . . . . . . 18
1.4.6 Priifung der HeiBriBempfindlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1.4.6.1 Selbstbeanspruchte Proben .................... 20
1.4.6.2 Fremdbeanspruchte Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.5 Aussagen der Bruchmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2 Werkstolfbeeinftussung durch den Schwei8proze8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31


2.1 Vorgănge bei Erwărmung und Abkiihlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.1.1 Die Abkiihlgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.1.2 Ausbildung der SchweiBnaht und Eigenschaften
der wărmebeeinfluBten Zone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
VIII Inhaltsverzeichnis

2.1.2.1 Vermischung ............................... 37


2.1.2.2 Ausscheidungsvorgănge ....................... 38
2.1.2.3 Kristallseigerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.1.2.4 Aufhărtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.1.2.5 Festigkeitseigenschaften ....................... 40
2.1.2.6 Schrumpfung ............................... 41
2.1.2.7 Eigenspannungen ................ . . . . . . . . . . . . 41
2.2 Reaktionen mit den Gasen der SchweiBatmosphăre . . . . . . . . . . . . 41
2.2.1 Sauerstoff........................................ 42
2.2.2 Stickstoff ....... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
2.2.3 Wasserstoff ...................................... 43
2.3 Vorgănge bei und nach Kaltverformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.3.1 Gefiige und Festigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.3.2 Eigenspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.3.3 Alterung .........................................' 48
2.3.3.1 Reckalterung ............................... 48
2.3.3.2 Abschreckalterung ........................... 49
2.3.4 Rekristallisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
2.3.5 Korrosion ....................................... 50
2.3.6 Zusammenfassende Beurteilung des SchweiBens
in kaltverformten Bereichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
2.4 Wărmebehandlung ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
2.4.1 Vorwărmen ...................................... 50
2.4.2 Spannungsarmgliihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.4.3 Weichgliihen ..................................... 57
2.4.4 Normalgliihen .................................... 58
2.4.5 Hărten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.4.6 Vergiiten ........................................ 59
2.4.7 Aushărten ....................................... 60
2.4.8 Flammentspannen ................................. 60
2.4.9 Stabilgliihen, Losungsgliihen, Diffusionsgliihen, Blauwărme . 61
2.4.10 Stufengliihen .................................... 61
2.5 SchweiBnahtnachbehandlung ............................. 61
2.5.1 Mechanische Nachbehandlung ............. . . . . . . . . . . 62
2.5.2 Thermische Nachbehandlung ........................ 62

3 Unlegierte Stăhle . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1 Erschmelzungs- und VergieBungsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.1 Erschmelzungsart.................................. 64
3.1.2 VergieBungsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.2.1 Unberuhigtes VergieBen (U) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.2.2 Halbberuhigte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.1.2.3 Beruhigtes VergieBen (R) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.1.2.4 Stark beruhigtes VergieBen (RR) . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Inhaltsverzeichnis IX

3.1.3 Sekundiirmetallurgie ............................... 69


3.1.3.1 Pfannenmetallurgie........................... 70
3.1.3.2 Vakuummetallurgie .......................... 70
3.1.3.3 Umschmelzverfahren ......................... 70
3.2 EinfluB der Begleitelemente auf Festigkeit und SchweiBeignung
der unlegierten Baustiihle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.2.1 Kohlenstoff ...................................... 71
3.2.2 Silizium ......................................... 74
3.2.3 Mangan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3.2.4 Phosphor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.2.5 Schwefel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.2.6 Stickstoff .................................. . . . . . . 78
3.2.7 Aluminium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.2.8 Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.2.9 Vanadin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.2.10 Arsen, Antimon, Zinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.3 Das Spr6dbruchproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.3.1 Werkstoffbedingte Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.3.2 Konstruktiv- bzw. beanspruchungsbedingte Faktoren . . . . . . 82
3.3.2.1 Riiumliche Spannungszustiinde ........... . . . . . . 82
3.3.2.2 Ortliche Spannungskonzentration . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.3.2.3 Beanspruchungsgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.3.2.4 Tiefe Temperaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.3.2.5 Eigenspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.4 Die Massenbaustiihle nach DIN 17100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.4.1 Gewiihrleistung der Spr6dbruchunempfindlichkeit . . . . . . . . 86
3.4.2 SchweiBeignung der Massenbaustiihle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
3.4.2.1 Eignung der Stiihle nach DIN 17100
zum SchmelzschweiBen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
3.4.2.2 Eignung der Stiihle nach DIN 17100 zum Wider-
standsschweiBen und GaspreBschweiBen . . . . . . . . . . 89
3.4.3 Auswahl der Stahlsorten und Giitegruppen nach DIN 17100 89
3.4.3.1 Werkstoffauswahl fiir den Stahl-, Kran-, Briicken-
und Stahlwasserbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
3.4.3.2 Werkstoffauswahl fiir Tankbauwerke . . . . . . . . . . . . . 91
3.4.3.3 Werkstoffauswahl fiir den Fahrzeugbau . . . . . . . . . . . 93
3.5 Feinbleche aus unlegierten Stiihlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.6 Unlegierte Einsatz- und Vergiitungsstiihle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
3.6.1 Unlegierte Einsatzstiihle ...................... . . . . . . 97
3.6.2 Unlegierte Vergiitungsstiihle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
3.7 Unlegierte Rohrstiihle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.7.1 Nahtlose Rohre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.7.2 GeschweiBte Rohre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.7.3 Priizisionsstahlrohre ............................... 98
3.7.4 Gewinderohre .................................... 100
X Inhaltsverzeichnis

3.7.5 Stahlrohre fiir Wasserleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 100


3.7.6 Rohre fiir Fernleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 100
3.8 Unlegierte Kessel- und Druckbehălterstăhle . . . . . . . . . . . . . . . . .. 101
3.8.1 Einsatz unlegierter Stăhle bei hoheren Temperaturen . . . . .. 101
3.9 Sonstige unlegierte Baustăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 102
3.9.1 Schiffbaustăhle............ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 103
3.9.2 Schienenstăhle .................................... 105
3.9.3 Stăhle fUr Schmiedeteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 107
3.9.4 Betonstăhle ...................................... 107
3.9.5 Offshorestăhle .................................... 108
3.9.6 Wetterfeste Baustăhle .............................. 110
3.10 Zusatzwerkstoffe fUr das SchweiBen unlegierter Stăhle . . . . . . . .. 110

4 Niedriglegierte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 111


4.1 Allgemeines. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 111
4.1.1 Verwendungsbereich ............................... 111
4.1.2 EinfluB der Legierungselemente auf die Werkstoffeigenschaften 111
4.2 Das Kohlenstoffăquivalent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112
4.3 Das ZTU-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115
4.3.1 Das isotherme ZTU-Schaubild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115
4.3.2 Das kontinuierliche ZTU-Schaubild . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115
4.3.3 Ubertragung der aus dem ZTU-Diagramm gewonnenen
Erkentnnisse auf die beim SchweiBen ablaufenden Vorgănge 116
4.3.4 Die praktische Anwendung der ZTU-Schaubilder zur
Beurteilung der SchweiBbarkeit niedriglegierter Stăhle . . . .. 118
4.3.5 Das STAZ-Schaubild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 121
4.4 Die CTS-Probe von Cottrell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 123
4.5 Vorwărmtemperaturen und Energiezufuhr . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 125
4.6 Legierungselemente und SchweiBbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 127
4.7 Zusatzwerkstoffe fiir niedriglegierte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 130
4.8 SchweiBen der iiblichen niedriglegierten Stăhle . . . . . . . . . . . . . .. 131
4.8.1 Einsatzstăhle ..................................... 131
4.8.2 Vergiitungsstăhle .................................. 133
4.8.3 Niedriglegierte und mikrolegierte schweiBbare
Feinkornbaustăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 135
4.8.3.1 Normalgegliihte Feinkornbaustăhle . . . . . . . . . . . . .. 141
4.8.3.2 Wasservergiitete hochfeste Feinkornbaustăhle . . . . .. 144
4.8.4 Niedriglegierte ultrafeste Baustăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 149
4.8.5 Niedriglegierte Kessel-, Rohr- und druckwasserstoffbestăndige
Stăhle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 151
4.8.6 Niedriglegierte Flugzeugbaustăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 153
4.8.7 Niedriglegierte Tieftemperaturstăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 159
Inhaltsverzeichnis XI

4.8.8 Niedriglegierte Kemreaktorstăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 161


4.8.9 Dualphasenstăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 163

5 Hochlegierte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 164


5.1 Das SchaefHer-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 165
5.2 Ferritische Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 166
5.3 Austenitische Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 171
5.3.1 Metastabile austenitische Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 171
5.3.2 Austenitisch-ferritische Stăhle ...... . . . . . . . . . . . . . . . . .. 175
5.3.3 Stabile austenitische Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 176
5.4 Martensitische Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 180
5.5 Aushărtbare Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 182
5.6 Austenitformgehărtete, hOchstfeste Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 184
5.7 Kaltzăhe Tieftemperaturstăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 184
5.8 Warmarbeitsstăhle ..................................... 186
5.9 SchweiBverfahren fiir hochlegierte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 187
5.9.1 MetallichtbogenschweiBen mit Stabelektrode . . . . . . . . . . .. 187
5.9.2 SchutzgasschweiBen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 188
5.9.3 UP-SchweiBen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 189
5.9.4 GasschweiBen .................................... 190
5.10 Zusatzwerkstoffe fiir hochlegierte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 191
5.11 Wurzelschutz beim SchweiBen korrosionsbestăndiger Stăhle . . .. 192
5.12 Nachbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 192

6 Plattierte Stăhle und Schwei8plattierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 193


6.1 Plattierte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 193
6.2 SchweiBplattierungen ................................... 195

7 Eisen-GuDwerkstolfe ........................................ 197


7.1 StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 197
7.1.1 Unlegierter StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 197
7.1.1.1 Instandsetzungs- und FertigungsschweiBungen . . . .. 197
7.1.1.2 KonstruktionsschweiBungen zwischen StahlguBteilen 199
7.1.1.3 Verbindungen zwischen GuBteilen und Walzstahl . .. 200
7.1.1.4 Brennschneiden von unlegiertem StahlguB . . . . . . . .. 200
7.1.2 Niedriglegierter StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 201
7.1.2.1 Instandsetzungs- und FertigungsschweiBungen . . . .. 201
7.1.2.2 KonstruktionsschweiBungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 201
7.1.2.3 Brennschneiden von niedriglegiertem StahlguB . . . .. 201
7.1.3 Hochlegierter StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 203
7.1.3.1 Nichtrostender StahlguB ...................... 203
XII Inhaltsverzeichnis

7.1.3.2 Warmfester StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 205


7.1.3.3 Hitzebestăndiger StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 205
7.1.3.4 Kaltzăher StahlguB .......................... 206
7.1.3.5 Sonstige hochlegierte StahlguBsorten . . . . . . . . . . . .. 207
7.2 TemperguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 207
7.2.1 Entkohlend gegliihter (weiBer) TemperguB (GTW) . . . . . . .. 208
7.2.2 Nicht entkohlend gegliihter (schwarzer) TemperguB (GTS) .. 210
7.3 GuBeisen mit Lamellengraphit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 211
7.3.1 Artgleiches GuBeisenschweiBen mit Vorwărmen (GuBeisen-
warmschweiBen) ................................ , .. 212
7.3.2 Artfremdes GuBeisenschweiBen ohne Vorwărmen (GuBeisen-
kaltschweiBen) .................................... 212
7.3.3 Legiertes GuBeisen mit Lamellengraphit . . . . . . . . . . . . . . .. 213
7.4 GuBeisen mit Kugelgraphit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 214
7.4.1 Unlegiertes GuBeisen mit Kugelgraphit . . . . . . . . . . . . . . . .. 214
7.4.1.1 SchweiBen mit artfremdem Zusatzwerkstoff. . . . . . .. 215
7.4.1.2 SchweiBen mit artgleichem Zusatzwerkstoff. . . . . . .. 216
7.4.1.3 SchweiBen mit Nahtformung . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 217
7.4.2 Legiertes GuBeisen mit Kugelgraphit . . . . . . . . . . . . . . . . .. 217
7.5 GuBeisen mit Vermiculargraphit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 218

8 Nichteisenmetalle .......................................... 219


8.1 NE-Schwermetalle ..................................... 219
8.1.1 BIei ............................................ 219
8.1.2 Gold ........................................... 220
8.1.3 Hafnium ........................................ 220
8.1.4 Iridium ......................................... 221
8.1.5 Kobaltlegierungen ................................. 221
8.1.6 Kupfer und Kupferlegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 222
8.1.6.1 Kupfer .................................... 222
8.1.6.2 Kupferlegierungen ........................... 225
8.1.6.3 Hinweise fUr das SchweiBen von Kupfer und seinen
Legierungen ............. ,.................. 233
8.1.6.4 Hinweise fur das L6ten von Kupfer und Kupfer-
legierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 240
8.1.6.5 Die Festigkeitseigenschaften geschweiBter
Verbindungen an Kupfer und KupferJ.egierungen . . .. 242
8.1.7 Molybdăn ....................................... 242
8.1.8 Nickel und Nickellegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 245
8.1.8.1 Eint1uB der Legierungselemente aur die SchweiBbarkeit 245
8.1.8.2 Vorbehandlung zum SchweiBen . . . . . . . . . . . . . . . .. 252
8.1.8.3 Das SchweiBen der Nickellegierungen . . . . . . . . . . .. 253
8.1.8.4 Das L6ten der Nickellegierungen . . . . . . . . . . . . . . .. 255
8.1.8.5 Wărmebehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 255
Inhaltsverzeichnis XIII

8.1.9 Niob 258


8.1.10 Platin ......................................... . 259
8.1.11 Plutonium ..................................... . 260
8.1.12 Silber und Silberlegierungen ....................... . 260
8.1.13 Tantal und Tantallegierungen ...................... . 261
8.1.14 Thorium ....................................... . 262
8.1.15 Uran ......................................... . 262
8.1.16 Vanadin ....................................... . 263
8.1.17 Wolfram ....................................... . 264
8.1.18 Zink .......................................... . 265
8.1.19 Zinn .......................................... . 266
8.1.20 Zirkonium und Zirkoniumlegierungen ................ . 267
8.2 NE-Leichtmetalle ..................................... . 269
8.2.1 Aluminium und Aluminiumlegierungen ................ . 269
8.2.1.1 EinfluB des Anlieferungszustandes .............. . 272
8.2.1.2 RiBneigung beim SchweiBen von Aluminium-
legierungen ................................ . 275
8.2.1.3 Poren .................................... . 276
8.2.1.4 Zusatzwerkstoffe zum SchmelzschweiBen von
Aluminium ................................ . 277
8.2.1.5 Anodische Oxidation (Eloxieren) von geschweiBtem
Aluminium ................................ . 279
8.2.1.6 Tiipfelprobe zur orientierenden Bestimmung der
Zusammensetzung von Aluminiumlegierungen ..... . 279
8.2.1.7 SchweiBverfahren fUr Aluminium und Aluminium-
legierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
8.2.1.8 SchweiBen von Aluminium-Sonderwerkstoffen ..... . 285
8.2.1.9 Thermisches Trennen von Aluminiumwerkstoffen .. . 286
8.2.1.10 L6ten von Aluminium ...................... . 286
8.2.2 Beryllium ....................................... . 287
8.2.2.1 Verfahren zum SchweiBen von Beryllium ......... . 288
8.2.2.2 L6ten von Beryllium ........................ . 290
8.2.3 Magnesium und Magnesiumlegierungen ............... . 290
8.2.3.1 SchweiBbarkeit ............................. . 292
8.2.3.2 Zusatzwerkstoff ............................ . 292
8.2.3.3 Verfahren zum SchweiBen von Magnesium ....... . 292
8.2.4 Titan und Titanlegierungen ......................... . 292
8.2.4.1 Reinigung ................................. . 296
8.2.4.2 Verfahren zum SchweiBen von Titan ............ . 296
8.2.4.3 Thermisches Trennen von Titanwerkstoffen ....... . 299
8.2.4.4 Zusatzwerkstoffe zum SchutzgasschweiBen von
Titan ..................................... . 299
8.2.4.5 L6ten von Titan ............................ . 299
8.2.4.6 Verbindungen mit ungleichartigen Metallen ....... . 300
8.3 Legierungen aus intermetallischen Verbindungen ............. . 300
XIV Inhaltsverzeichnis

9 Nicbtmetalliscbe Werkstolfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 301


9.1 Kunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 301
9.1.1 Polyvinylchlorid (PVC) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 305
9.1.2 Polyethylen (PE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 305
9.1.3 Polypropylen (PP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 307
9.1.4 Polystyrol (PS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 307
9.1.5 Styrol-Acrylnitril-Copolymere (SAN) . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 307
9.1.6 Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisate (ABS) . . . . . . . .. 308
9.1.7 Polytetra1luorethylen (PTFE) ............ . . . . . . . . . . .. 308
9.1.8 Polyamide (PA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 309
9.1.9 Polymethylmethacrylat (PMMA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 310
9.1.10 Polyacetal (POM) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 310
9.1.11 Polycarbonat (PC) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 310
9.1.12 Polyvinyliden1luorid (PVDF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 311
9.1.13 SchweiBzusătze fUr thermoplastische Kunststoffe . . . . . . . .. 311
9.1.14 Verbindungen zwischen ungleichartigen Kunststoffen . . . .. 311
9.1.15 Kunststoff-Metall-Verbindungen ..................... 311
9.2 Glas ................................................ 312
9.3 Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 314
9.3.1 L6ten von Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 315
9.3.2 DiffusionsschweiBen von Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 317
9.3.3 ReibschweiBen von Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 317
9.3.4 Kleben von Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 317
9.3.5 Thermisches Spritzen von Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 317
9.3.6 Thermisches Schneiden von Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . .. 318
9.4 Silizium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 318
9.5 Graphit und Diamant. . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 319
9.6 Beton ............................................... 319
9.7 Biologische Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 320
9.7.1 Gewebe ......................................... 320
9.7.2 Knochen ........................................ 321

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 322

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 343
Inhaltsiibersichten

Band II (Verfahren und Fertigung)


10 Verfahren zum Schwei/3en von Metallen
11 Verfahren zum thermischen Schneiden
12 Verfahren zum Schwei/3en und Schneiden von Kunststoffen
13 L6ten
14 Sonderverfahren
15 Kleben von Metallen und nichtmetallischen Werkstoffen
16 Technische Unterlagen fiir die Fertigung
17 Werkstiitten und Werkstatteinrichtung
18 Nahtvorbereitung
19 Mechanisierung und Automatisierung von Schwei/3proze/3 und Qualitiits-
kontrolle
20 Ausbildung und Priifung von Schwei/3ern und Aufsichtspersonal
21 Giitesicherung und Betriebszulassung
22 Priifung und Abnahme des Erzeugnisses
23 Fehler, ihre Ursachen, ihre Vermeidung und ihre Beseitigung
24 Arbeits- und Brandschutz
25 Sonderfragen
26 Wirtschaftlichkeit

Band III (Konstruktive Gestaltung der Bauteile)


27 Der Auftrag
28 Indikationen fUr die geschwei/3te, ge16tete und geklebte Konstruktion
29 Gestaltung von Schwei/3konstruktionen
30 Detailgestaltung von Schwei/3verbindungen
31 Detailgestaltung von L6tverbindungen
32 Detailgestaltung von Klebverbindungen
33 Anwendungsbedingte Besonderheiten der Bauteilgestaltung
34 Konstruktionsbedingte Schadensfiille
XVI Inhaltsiibersichten

Band IV (Berechnung von Schwei8konstruktionen)


35 Berechnung von SchweiBverbindungen
36 Berechnung von Lotverbindungen
37 Berechnung von Klebverbindungen
38 Anwendung programmierbarer Taschenrechner
39 Rechnerunterstiitztes Konstruieren
40 Methode der finiten Elemente
1 Begriff der Schwei8barkeit

1.1 Aufgliederung des Begriffs der Schwei8barkeit

Das Problem der Schwei8barkeit ist au8erordentlich komplex, der Begriff


"Schwei8barkeit" daher schwer zu definieren. Bei Stahl spielen Werkstoffeigen-
schaften wie Sprodbruch- und Alterungsverhalten ebenso eine Rolle wie die Ferti-
gungsbedingungen und die Gestaltung des Bauteils. Bei Nichteisenmetallen sind
unter Umstanden andere Fragen zu beriicksichtigen, wie beispielsweise das Aus-
hartungsverhalten bestimmter Aluminiumlegierungen. Hier solI in Anlehnung an
DIN 8528 unter Schwei8barkeit eines Werkstoffes folgendes verstanden werden:
Die Schwei8barkeit eines Bauteils aus metallischem Werkstoff ist vorhanden,
wenn der Stoffschlu8 durch Schwei8en mit einem gegebenen Schwei8verfahren bei
Beachtung eines geeigneten Fertigungsablaufes erreicht werden kann. Dabei
miissen die Schwei8ungen hinsichtlich ihrer ortlichen Eigenschaften und ihres
Einflusses auf die Konstruktion, deren Teil sie sind, die gestellten Anforderungen
erfiillen 1. Die Schwei8barkeit (siehe Bild 1.1) hăngt von den drei Einflu8groBen

Werkstoff
Schweineignung

Dild 1.1. Zusammenhang zwischen den


die SchweiBbarkeit bestimmenden Ein-
fluBgroBen

1 Dieser Text stimmt mit der ISO 581 und mit Euronorm EN 45-19'74 sinngemăB iiberein.
2 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Werkstoff, Fertigung und Konstruktion ab, die im wesentIichen gleiche Bedeutung


fiir die SchweiBbarkeit haben. Die Abhăngigkeit ist indirekt, weil zwischen den
EinftuBgroBen und der SchweiBbarkeit die Eigenschaften
SchweiBeignung des Werkstoffs,
SchweiBsicherheit der Konstruktion und
SchweiBmoglichkeit der Fertigung
stehen. Auch sie hăngen von Werkstoff, Fertigung und Konstruktion ab,jedoch ist
die Bedeutung der EinftuBgroBen fiir die drei Eigenschaften unterschiedlich.

1.1.1 Schwei8eignung

Die SchweiBeignung ist in erster Linie eine Werkstoffeigenschaft. SchweiBeignung


eines Werkstoffes ist vorhanden, wenn bei der Fertigung aufgrund der werkstoffge-
gebenen chemischen, metallurgischen und physikalischen Eigenschaften eine den
jeweils gestellten Anforderungen entsprechende SchweiBung hergestellt werden
kann. Die SchweiBeignung eines Werkstoffes innerhalb einer Werkstoffgruppe ist
um so besser, je weniger die werkstoftbedingten Faktoren beim Festlegen der
schweiBtechnischen Fertigung fiir eine bestimmte Konstruktion beachtet werden
miissen. Die SchweiBeignung wird u. a. von folgenden Faktoren beeinftuBt:
chemische Zusammensetzung,
metallurgische Eigenschaften, bedingt durch Herstellungsverfahren,
physikalische Eigenschaften.
Im Sinne dieser Definition ist die SchweiBeignung des Werkstoffes unter Be-
riicksichtigung des angewendeten SchweiBverfahrens nachzuweisen. Dies geschieht
z. B. bei unlegiertem Stahl durch Sicherstellung einer ausreichenden Sprodbruch-
unempfindIichkeit und durch Begrenzung ungiinstiger Begleitelemente auf zu-
lăssige Hochstgehalte. Bei anderen Werkstoffen wird entsprechend verfahren.

1.1.2 SchweiBsicherheit

SchweiBsicherheit einer Konstruktion ist vorhanden, wenn fiir den verwendeten


Werkstoff das Bauteil aufgrund seiner konstruktiven Gestaltung unter den vor-
gesehenen Betriebsbedingungen funktionsfăhig bleibt.
Die SchweiBsicherheit der Konstruktion eines bestimmten Bauwerks
oder Bauteils ist um so groBer, je weniger die konstruktionsbedingten Faktoren
bei der Auswahl des Werkstoffs fiir eine bestimmte schweiBtechnische Fertigung
beachtet werden miissen. Die SchweiBsicherheit wird u. a. von folgenden Faktoren
beeinftuBt:
Konstruktive Gestaltung,
Beanspruchungszustand und -art,
Wanddicke,
Betriebstemperatur.
1.2 EinfluBgr6Ben 3

1.1.3 Schwei8moglichkeit

SchweiBmoglichkeit in einer schweiBtechnischen Fertigung ist vorhanden, wenn


die an einer Konstruktion vorgesehenen SchweiBungen unter den gewăhlten Ferti-
gungsbedingungen fachgerecht hergestellt werden konnen. Die SchweiBmoglich-
keit einer fUr ein bestimmtes Bauwerk oder Bauteil vorgesehenen Fertigung ist um
so besser, je weniger die fertigungsbedingten Faktoren beim Entwurf der Kon-
struktion fiir einen bestimmten Werkstoff beachtet werden miissen. Die
SchweiBmoglichkeit wird u. a. von folgenden Faktoren beeinfluBt:
Vorbereitung zum SchweiBen,
AusfUhrung der SchweiBarbeiten,
Nachbehandlung.
Es ist bisher nicht moglich, die vorstehend aufgefiihrten Begriffe "SchweiBeig-
nung", "SchweiBmoglichkeit" und "SchweiBsicherheit" zahlenmăBig zu erfassen.

1.2 Einflu8gro8en

Die SchweiBbarkeit der metallischen Werkstoffe hăngt von einer Reihe von Fakto-
ren ab, die in erster Linie, aber nicht ausschlieBlich, mit den Eigenschaften des
Werkstoffs zusammenhăngen, d. h. mit seiner chemischen Zusammensetzung und
seinen mechanischen Giitewerten, mit der Gefiigeausbildung, der Emptindlichkeit
gegeniiber aufgenommenen Gasen, der Oxidationsneigung, der Korrosionsemp-
tindlichkeit, mit dem Verhalten bei hoheren Temperaturen oder bei rascher
Erwărmung bzw. Abkiihlung, mit dem Umwandlungsverhalten (Aufhărtung,
Ausscheidungshărtung), dem Werkstoffzustand (losungsgegliiht, ausgehărtet, kalt-
verformt) usw.
Auch bei den nichtmetallischen Werkstoffen, insbesondere den Kunststoffen,
spielen die Werkstoffeigenschaften (Thermoplaste, Duroplaste) eine entscheidende
Rolle.
Weiterhin wird die SchweiBbarkeit auch durch den Oberflăchenzustand, das
angewendete SchweiBverfahren, den Eigenspannungszustand und die konstruktive
Ausbildung beeinfluBt.

1.2.1 Der Werkstoff

Die chemische Zusammensetzung beeinfluBt bei metallischen Werkstoffen neben


den Festigkeitseigenschaften, z. B.
Hărteneigung,
Alterungsneigung,
Sprodbruchneigung,
HeiBriBneigung,
Gefiigeausbildung,
4 1 Begriff der SchweiBbarkeit

L6sungsverm6gen und Diffusion von Gasen,


Schmelzbadverhalten.
Die Herstellungsbedingungen wie Erschmelzungs- und Desoxidationsgrad, Warm-
und Kaltformgebung, Nachbehandlung wirken sich ebenfalls auf die Werkstoffei-
genschaften aus. Sie beeinflussen zusatzlich
Seigerungsverhalten,
Art und Ausbildung von Einschliissen,
Anisotropie der Festigkeitseigenschaften,
Gefiigeausbildung,
Oberflachenzustand.
Auch die physikalischen Eigenschaften, wie Warmeausdehnungskoeffizient,
Warmeleitfahigkeit, spezifische Warme und Schmelzpunkt bzw. Schmelzintervall
wirken sich auf die SchweiBeignung aus.

1.2.2 Fertigungsbedingungen

Durch Zunder- oder sonstige Fremdschichten auf der Oberflache (01, Schmutz,
ungeeignete Fertigungsanstriche) wird die SchweiBbarkeit merklich beeinfluBt
(z. B. Poren beim SchmelzschweiBen, verstarktes Anlegieren der Elektroden und
verringerte Festigkeit beim WiderstandspunktschweiBen).
Beim KaltpreBschweiBen verhindem schon geringste Verunreinigungen
(Beriihrung der gereinigten Oberflache mit der Hand) die Herstellung einer Verbin-
dung. Ohne Beseitigung der festhaftenden Oxidschicht hohen Schmelzpunktes ist
auch bei Aluminium und seinen Legierungen eine SchweiBung nicht m6glich.
A.hnliches giIt fiir zahlreiche andere metallische Werkstoffe.
Eine einwandfreie Nahtvorbereitung und gute Zuganglichkeit sind Vorausset-
zungen fiir die Erzeugung von Verbindungen hoher Giite, SchweiBfolge und
Nahtaufbau wirken sich auf die entstehenden Eigenspannungen aus. Nahtfehler
k6nnen die statische und vor allem die dynamische Festigkeit der SchweiBkon-
struktion herabsetzen.
Die Energiezufuhr ist bei den verschiedenen SchweiBverfahren unterschiedlich.
Sie beeinfluBt Gasaufnahme, Aufhartungsneigung und Eigenspannungen.
Warmearme Verfahren gestatten unter Umstanden die Verbindung ungleichartiger
Werkstoffe (z. B. Kupfer und Aluminium beim KaltpreBschweiBen). AuBerdem
wird durch H6he und Dauer der Temperaturbeeinflussung die Bildung neuer
Phasen (z. B. Cr-Karbide bei metastabilem Austenit) gesteuert.
Werkstoffe, die mit bestimmten Verfahren nicht oder kaum geschweiBt werden
k6nnen (z. B. Kupferbleche oberhalb 1 mm Wanddicke mittels Wider-
standspunktschweiBen oder Beryllium mittels offenen LichtbogenschweiBens),
k6nnen mit anderen Verfahren einwandfrei verbunden werden.
Zuweilen laBt sich zwar die Verbindung riBfrei herstellen, ihre Bewahrung unter
Betriebsbeanspruchungen kann jedoch nur durch eine Warmebehandlung sicher-
gestellt werden.
1.3 Gewiihrleistung 5

Zur Wărmebehandlung ist dabei auch das Vorwărmen zu rechnen, durch das
die Abkiihlungsgeschwindigkeit herabgesetzt oder der SchweiBvorgang in Gebiete
guter Verformbarkeit des Werkstoffes verlagert werden sol1; ferner das Losungs-
gliihen, wenn etwa ein SchweiBen im ausgehărteten Zustand nicht riBfrei moglich
ist; das Spannungsarmgliihen sowie ein kontrolliertes Uberlasten bei Raumtempe-
ratur, um Eigenspannungen abzubauen, u. U. auch um die meta11urgischen Eigen-
schaften zu verbessern; das Normalgliihen, um bei Stahl oder StahlguB eine
Gefiigeverfeinerung zu erreichen oder schlieBlich ein nachtrăgliches Vergiiten bzw.
Aushărten.
In Einzelfă11enlassen sich die Eigenschaften der Verbindung durch Warm-
hămmern (Kupfer) oder Kalthămmern (KaltschweiBen von GuBeisen) verbessern.

1.2.3 Konstruktive Ausbildung

Bei zweckmăBiger Gestaltung kann eine SchweiBkonstruktion riBfrei schweiBbar


sein, die bei unzweckmăBiger Gestaltung versagt. So sind schroffe Quer-
schnittsiibergănge zu vermeiden und konstruktive Kerben auszuschlieBen, ins-
besondere bei dynamisch beanspruchten Konstruktionen. Eigenspannungen sind
- soweit moglich - klein zu hal ten, z. B. durch nachgiebige Konstruktionselemente
usw., a11es MaBnahmen, durch welche ortliche Spannungskonzentrationen vermie-
den werden konnen.
Bei groBen Wanddicken ist zu beachten, daB meta11urgische UngleichmăBig­
keiten wăhrend des Walzvorganges weniger gut ausgeglichen werden und sich ein
mehrachsiger Zugspannungszustand beim Zusammenwirken von Last- und Ei-
genspannungen ausbilden kann.

1.3 Gewăhrleistung

1.3.1 Gewihrleistung der Schwei8barkeit

Eine a11gemeine Gewăhrleistung der SchweiBbarkeit kann es nicht geben, weil


neben den Werkstoffeigenschaften auch die Fertigungsbedingungen (auch Witte-
rungsbedingungen bei Bauste11enarbeiten) und die Gestaltung der Konstruktion zu
beriicksichtigen sind. Die SchweiBeignung der Werkstoffe dagegen kann in ge-
wissem Umfang gewăhrleistet werden. Infolgedessen werden in den jeweiligen
Werkstoffvorschriften Angaben iiber die SchweiBeignung gemacht, eine a11gemeine
Gewăhrleistung wird von den Werkstoffherste11ern jedoch nicht iibernommen
[D 1].

1.3.2 Bescheinigung iiber die Priifung von Werkstofl'en (Werksattest)

Fiir SchweiBarbeiten, die eine Giitesicherung erfordern, miissen Bescheinigungen


iiber die Priifung des verwendeten Werkstoffes vom Herste11erwerk mitgeliefert
6 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Tabelle 1.1. Bescheinigungen iiber Werkstoffpriifungen

Art der Priifer und Aussteller Vorschrift Grundlage fiir


Bescheinigung die Bescheini-
gung

Werks- allgemeine
bescheinigung Kenntnisse iiber
die Fertigung
und allgemeine
Aufschreibungen,
Werkszeugnis Lieferbedin- laufende Be-
herstellendes oder verarbeitendes gungen nach triebsaufschrei-
Werk Angaben des bungen
Bestellersa
Werkspriif- an der Lieferung
zeugnis oder der vor-
gesehenen Priif-
einheit erhaItene
Priifergebnisse
Abnahmepriif- amtIicher oder amtliche Vor-
zeugnis A amtlich an- schriften
erkannter Sach-
verstăndiger,
Abnahmepriif- von der Fer- Werkssach- Lieferbedin- an der Lieferung
zeugnis B tigung un- verstăndiger gungen nach oder der vor-
abhiingiger Angaben des gesehenen Priif-
Sach- Bestellersa einheit erhaltene
verstăndiger Priifergebnisse
Abnahmepriif- vom Besteller Lieferbedin-
zeugnis C beauftragter gungen nach
Sachverstăndiger Angaben des
Bestellers
Abnahmepriif-
protokoll A wkA~}
priifzeugnis A
zusătzliche
Unterschrift
wie Abnahme
priifzeugnis A
wie Abnahme-
priifzeugnis A
Abnahmepriif- wie Abnahme- des Werkssach- wie Abnahme- wie Abnahme-
protokoll C priifzeugnis C verstăndigen priifzeugnis C priifzeugnisC

a Auch amtliche Vorschriften, falls in ihnen vorgesehen.

werden (DIN 50049). Man unterscheidet dabei drei verschiedene Bescheinigungen,


je nach dem Umfang der Priifung:

1.3.2.1 Werksbescbeinigungen

Sie bestătigen in Form eines Textes (ohne Zahlenergebnis) die Einhaltung von
Bestellvorschriften. Ausgefertigt werden sie vom Herstellerwerk. Der Werkstofftyp,
z. B. RSt 37-2 oder AIMg 3 Si F 26, sollte aus der Kennzeichnung der Halbzeuge
ersichtlich sein.

1.3.2.2 Werkszeugnisse

Sie enthalten die Ergebnisse der in der Bestellung vorgeschriebenen Priifungen, fiir
welche die laufenden Betriebsaufzeichnungen als Unterlagen dienen; eine Priifung
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 7

der Lieferung selbst braucht nicht stattzufinden. Die Werkszeugnisse werden


ebenfalls vom Herstellerwerk ausgefertigt.

1.3.2.3 Abnahmezeugnisse

Sie enthalten die Ergebnisse von Priifungen, die an der Lieferung selbst durch-
gefiihrt worden sind, und zwar:
a) nach amtlichen Vorschriften durch amtlich anerkannte Sachverstăndige,
b) soweit nach amtlichen Vorschriften zulăssig oder in Lieferbedingungen verein-
bart durch das Herstellerwerk, sofern die Priifungen durch einen von den
beteiligten Fertigungsbetrieben unabhăngigen Sachverstăndigen durchgefiihrt
werden (Werksabnahmezeugnis),
c) nach Lieferbedingungen des Bestellers durch vom Besteller beauftragte Sach-
verstăndige.

DIN 50049 "Bescheinigungen iiber Werkstoffpriifungen" gibt gemăB Tabelle 1.1


einen Uberblick iiber die Art der Bescheinigungen.

1.3.3 Beanstandungen

Uber die Moglichkeiten von Beanstandungen ist Năheres in den jeweiligen Werk-
stoffnormen niedergelegt. Man hat dabei fiir die Lieferung von Erzeugnissen aus
Stahl folgende Formulierung gewăhlt:
"ĂuBere und innere Fehler diirfen nur dann beanstandet werden, wenn sie eine
der Stahlsorte und Erzeugnisform angemessene Verarbeitung und Verwendung
mehr als unerheblich beeintrăchtigen.
Der Besteller muB dem Lieferwerk Gelegenheit geben, sich von der Berechti-
gung der Beanstandungen zu iiberzeugen, soweit moglich durch Vorlegen des
beanstandeten und von Belegstiicken des angelieferten Werkstiickes."
Der Begriff "mehr als unerheblich beeintrăchtigen" muB von FalI zu FalI, also
individuell, geklărt werden.
Die Einschrănkung "soweit moglich" im zweiten Absatz dieser Formulierung
ist so zu verstehen, daB eine uneingeschrănkte Vorlagepfticht den Besteller unzu-
mutbar belasten konnte und Fălle denkbar sind, in denen die Vorlage objektiv oder
subjektiv unmoglich ist oder in denen dem Besteller die Vorlage deshalb nicht
zugemutet werden kann, weil sie Aufwendungen erfordern wiirde, die in keinem
verniinftigen Verhăltnis mehr zu dem durch die Beanstandung angestrebten wirt-
schaftlichen Erfolg stehen [D 2].

1.4 Priifung der Schwei8barkeit

Aus den Abschnitten 1.1 und 1.2 ging bereits hervor, daB die SchweiBbarkeit nicht
wie etwa die Festigkeitseigenschaften eine reine Werkstoffeigenschaft ist, die sich in
8 1 Begriff der SchweiBbarkeit

einem entsprechend kennzeichnenden Priifverfahren feststellen lieSe. Wohl gibt es


viele einfache Fălle, in denen dies weitgehend moglich ist. Man geht dann so vor,
daB man einzelne Werkstoffeigenschaften, von denen bekannt ist, daB sie einen
EinfluB auf das Verhalten des geschweiBten Werkstoffes ausiiben, an kleinen
Probestăben priift. Man erhălt dann eine begrenzte Aussage iiber die voraussicht-
liche Bewăhrung im geschweiBten Bauteil. Die andere Moglichkeit liegt darin, die
geschweiBte Platte im Zwangszustand zu priifen. Dann ist es zwar schwieriger, die
Ursache des Versagens oder des Bestehens der Priifung zu erfassen, man năhert
sich aber in den Versuchsbedingungen den Verhăltnissen der Praxis. Beide
Moglichkeiten der Priifung werden nebeneinander ausgenutzt [R Il
Bei hochfesten Werkstoffen schlieBlich ermoglichen Uberlegungen der Bruch-
mechanik eine Aussage, iiber die RiBzăhigkeit, die sich durch geeignete
Priifverfahren ermitteln IăBt.

1.4.1 Priifung der Hartbarkeit

Die Hărtbarkeit spielt nur bei Stahl und Stahllegierungen eine Rolle. Die
Hărtbarkeitspriifung allein IăBt eine giiltige Aussage iiber die voraussichtliche
Bewăhrung des geschweiBten Stahles im Bauwerk nicht zu, da sich eine Reihe von
Einfliissen metallurgischer Natur dadurch nicht erfassen IăBt und die Hărtbarkeit
einen zwar wichtigen aber nicht allein dominierenden Faktor bei der Beurteilung
der SchweiBbarkeit darstellt. So sind z. B. auch Alterungs- und Sprodbruchneigung
von Bedeutung.
Chemische Analyse
Aus der Zusammensetzung des Grundwerkstoffes kann ein ungefăhrer SchluB auf
die Neigung zur Aufhărtung gezogen werden. Bei niedriglegierten Stăhlen zieht
man hierzu vielfach das sog. Kohlenstoffaquivalent [D 3] und das Zeit-Tempe-
ratur-Umwandlungs-(ZTU-)Schaubild heran.
M etallographische U ntersuchung
Die metallographische Priifung einer geschweiBten Probe ermoglicht die Bestim-
mung von Art und Breite der gefahrdeten Ubergangszone. Einen SchluB auf die
SchweiBbarkeit IăBt auch sie nur in begrenztem AusmaB zu.
Hărteprujung

Nach einer Empfehlung des International Institute ofWelding (IIW) soll die Hărte
in der wărmebeeinfluBten Zone (WEZ) 350 HV nicht iibersteigen. Dieser Wert
kann nur als Anhalts-, nicht als Absolutwert angesehen werden, weil die Verfor-
mungsfăhigkeit verschiedener Stăhle bei gleicher Hărte unterschiedIich sein kann.
Es ist bei guter Verformungsfăhigkeit also moglich, den Wert von 350 HV zu
iiberschreiten.
Hărtbarkeitsprujung nach Jominy [J 1]
Ein Rundstab von 25 mm Durchmesser und 100 mm Lănge wird aur Hărtetempe­
ratur gebracht und an einer Stirnflăche bis zum volligen Erkalten abgeschreckt
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 9

440
Steigh6he
des freien 400 1\"
Wasserstrahls
360 \
~ 320 \ ~
t'"
;g 280 \ \
\
"\. "-
"r--. -
240
"- ~ """
200
-,....
160
O 12 16 20 24 mm 32
Abstand von der Sti'rnflăche

Dild 1.2. Hărtbarkeitspriifung nach Dild 1.3. Hărtbarkeitskurven fiir zwei Stăhle etwa
Jominy g1eicher Zusammensetzung. Stabl A mit Alumi-
nium beruhigt

(Bild 1.2). Entlang einer Mantellinie wird dann die Hărte bestimmt, wobei die
Kurve des Hărteverlaufes ein MaB fiir das Durchhărtevermogen des betreffenden
Stahles darstellt. Zwei derartige Kurven sind in Bild 1.3 [F 1] wiedergegeben.
Kurvenzug A zeigt den Hărteverlauf eines wenig aufhărtenden, mit Aluminium
beruhigten StahIes, Kurve B den eines trotz etwa gleichem KohIenstoffgehalt
wesentlich stărker aufhărtenden StahIes, der nicht mit Aluminium beruhigt wurde.
Je rascher die Hărteverlaufskurve absinkt, desto weniger neigt demnach der
unters1.Jchte Werkstoff zur Aufhărtung.

Wandlungskennzahl nach Kubasta [K 1]


Mit der WandIungskennzahI (WKZ) wird derjenige Querschnitt erfaBt, der beim
Abschrecken in einem bestimmten Medium gerade vollstăndig durchhărtet. Das
Verfahren hat sich bei der SchweiBbarkeitspriifung nicht durchgesetzt.

Idealer kritischer Durchmesser nach GrojJmann [G 1]


Als idealer kritischer Durchmesser wird derjenige Durchmesser bezeichnet, der mit
50% Martensit gerade noch ausreichend durchhărtet. Fiir SchweiBbarkeits-
priifungen wird das Verfahren kaum benutzt.

Das ZTU-Diagramm
Zur Deutung von UmwandIungsvorgăngen werden vielfach die ZTU-Schaubilder
(ZTU = Zeit-Temperatur-UmwandIung) herangezogen. Sind das ZTU-Schaubild
fiir den betrachteten StahI und die beim SchweiBen vorliegenden AbkiihIungsver-
hăItnisse bekannt, so kann man eine Aussage iiber das nach der AbkiihIung vor-
liegende Gefiige machen [A 1, MI, NI, W 1]. Hierfiir eignen sich am besten
ZTU-Schaubilder, denen ăhnliche TemperaturzykIen zugrunde liegen, wie sie beim
10 1 Begriff der SchweiBbarkeit

SchweiBen auftreten. Man wăhlt daher zweckmăBigerweise hohe Austenitisierungs-


temperaturen, die etwa bei 1300°C liegen sollten [R 2]. Siehe dazu noch
Abschnitt 4.3.

1.4.2 Priifung der AIterungsempfindlichkeit

Die Alterungsempfindlichkeit der Stăhle ist abhăngig von der Art ihrer Erzeugung,
insbesondere der Denitrierung und Desoxidation.
Die Alterungsempfindlichkeit wird fast ausschlieBlich durch den Kerbschlag-
biegeversuch an kiinstlich gealterten Proben gepriift. Ein MaB fiir die Alte-
rungsempfindlichkeit ist dabei die Verlagerung der Ubergangstemperatur (vgl.
Abschn. 1.4.3) zu hoheren Temperaturen hin. Unter Ubergangstemperatur versteht
man diejenige Temperatur, bei der die im Kerbschlagbiegeversuch aufgenommene
Arbeit von der Hochlage in die Tieflage iibergeht (Bild 1.4). Dabei ist jedoch zu
beriicksichtigen, daB die Ubergangstemperatur von Probenformen und Bela-
stungsgeschwindigkeit abhăngig ist. Um fiir diesen Ubergang einen definierten
Zahlenwert zu erhalten, wăhlt man diejenige Temperatur als Ubergangstempe-
ratur, bei der ein bestimmter, in Vereinbarungen festzulegender Wert der Kerb-
schlagarbeit erreicht wird, z. B. 27 oder 47 J.

125
I 1
J normalgeglUht ~
~ 100

/
/ !gealtert

/
.J / Bild 1.4. Kerbschlagzăhigkeit im normalisierten
O
tUn fUg und im gealterten Zustand in Abhăngigkeit von
-80 -60 -40 -20 20 40 60 'C 80 der Temperatur (schematisch). Ubergangstempe-
Temperatur T ratur, z. B. fiir Av = 47 J

1.4.3 Priifung der SprOdbruchempfindlichkeit

Die Sprodbruchempfindlichkeit spielt eine Rolle nur bei unlegiertem und niedrigle-
giertem Stahl,nicht dagegen bei hochlegierten Stăhlen oder Nichteisenmetallen.

Priifung der Kerbschlagzăhigkeit


Wie bei der Priifung der Alterungsempfindlichkeit wird die Ubergangstemperatur
bestimmt, d. h. diejenige Temperatur, bei welcher die Arbeitsaufnahme einen be-
stimmten Betrag erreicht (bei der ISO-Spitzkerbprobe 27 J) oder diejenige, die
durch den Hochstwert der relativen Hăufigkeit des Auftretens von Mischbruch
bestimmt wird [K 2], oder diejenige, bei welcher aus dem Bruchaussehen auf den
Ubergang vom zăhen zum SprOdbruch geschlossen wird (z. B. 50% Verformungs-
bruch oder ein kennzeichnender Wert fiir die laterale Breitung) oder diejenige, bei
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 11

welcher man durch R6ntgenfeinstrukturuntersuchung gerade eine scharfe Zeich-


nung der Interferenzen erhălt [F 2].
Selbstverstăndlich ergeben sich je nach Definition unterschiedliche Ubergangs-
temperaturen, so daB ein Vergleich nur innerhalb eines Priifverfahrens m6glich ist,
wăhrend die einzelnen Verfahren sowohl in der Schărfe als auch im absoluten Wert
unterschiedlich differenzieren. Den EinftuB der Kerbschărfe gibt Bild 1.5 sche-
matisch wieder. Wăhlt man, was hăufig geschieht, die Arbeitsaufnahme bei einer
bestimmten Temperatur, z. B. bei 20°C als Kriterium, so erhălt man keine Aussage
beziiglich der Ubergangstemperatur. Sie kann trotz h6herer Arbeitsaufnahme in
der Hochlage bei 20°C zu h6heren Temperaturen, also ungiinstig, verschoben
werden. Man erkennt daraus, daB der Absolutwert der Hochlage kein MaBstab fiir
das Verhalten des gepriiften Werkstoffes bei niedrigen Temperaturen sein kann
(Bild 1.6). Verwendete Probenformen enthălt Bild 1.7a.

o
~v
5
Rundkerb/
/
I AY1 Werkstoff 2
r-- Spilzkerb
5

o / / Ay! Werksloff 1

5- V V
tu. tu,
o
-80 -60 -40 -20 20 40 60'C 80
Temperatur T 20'C Temperotur T

Bild 1.5. Kerbschlagarbeit-Temperatur-Kurven Bild 1.6. Kerbschlagarbeit-Temperatur-


des gleichen Stahles, gepriift mit der Rundkerb- Kurven zweier verschiedener Stăhle
und der Spitzkerb-Probe. Ubergangstempe-
raturen z. B. fiir Av = 47 J

Durch Aufnahme von Kraft-Weg- und Kraft-Zeit-Diagrammen IăBt sich die


Aussagekraft der Priifmethode erh6hen (instrumentierter Kerbschlagbiege-
versuch).
Priifung von grofieren geschweij.Jten und ungeschweij.Jten Proben
Neben der bereits erwăhnten Priifung der Kerbschlagzăhigkeit bzw. Kerbschlag-
arbeit an kleinen Proben werden auch gr6Bere Platten gepriift [R 3], und zwar im
statischen Biege- und Kerbbiegeversuch sowie im Zugversuch an Priifk6rpern mit
und ohne Kerb sowie mit und ohne SchweiBnaht (Bild 1.7 und 1.8). Siehe hierzu
auch Bild 4.21.

Der Drop-Weight-Test
Im amerikanischen Drop-Weight-Test (Bild 1.7b) wird als Ubergangstemperatur
diejenige definiert, bei welcher die Proben nach einer Biegung um 5°brechen. Die
Ubergangstemperatur wird auch mit NDT (Nil Ductility Temperature) bezeichnet.
12 1 Begriff der SchweiBbarkeit

fE:a~
DVM - Probe

=~,-L-I"-----,?;cJ ~
150 -Rund kerb-Probe
I=O,OS'(Zmm); Q=O,039'(lmm); d~314"

! '"
';, 55===:j 1!P-
45~~ ~ c, Lehigh - Probe
150 -Sp itzkerb-Probe
r---------
~I· 553~
S~"l2"--------I

~', q~~11~

1------ 7"------<
1= O,OS'(l,27mm); q = O,Ol'(O,ZSmm); d- Plottendicke

a Kerbschlagproben CI Kinzel- Probe


outgelegte SchweiOroupe Săgeschnitt

Probenform

c
rs
I
d Van-der-Veen - Probe
Auflagerung
b Drop - Weight - Test

r-~----~~----~~
+- ..~~r Versuchs
R4 -
Nut tur, ~.- plotte
SchweiOroupe

e Kommerell- Probe f

Bild 1.7a-f. Priifung der Sprodbruchempfindlichkeit


a Kerbschlagproben; b Drop-Weight-Test; c Kinzel-Probe, Lehigh-Probe; d Van-der-Veen-Probe;
e Kommerell-Probe; f Explosionsversuch
Aunenkerb~ Dca 1" 9,,31"[5m
s!
:::.

""'

Innenkerb -E-.--e-.-.j- D <-1_-'--_=_=----'---'1


WUlllIUwum
r---.l~
~'-'

a Kerbzugprobe

1 - - - - - - 5" - - - - - - - - 1
~ 45'
c, Zugprobe mit Ltingsschweinroupe und Querkerb

b, Zugprobe noch Kohn (Novy- Teor- Test)

b = 24",48",72',108' also 610 ... 2743 mm


Probeform bei Versuchen mit innen geschlitz-
ten gronen Platlen, 24' bis 108', also 610 bis
OX - Type 2743 mm 8reite

@
C2

noch WRC 1948/3/98 s u.124 s


und WRC 1949/10/488 s
Abmessungen in Zoll adcmh li W
Oiese Probe wird sowohl bei der Priifung
kleinster Wert 2 1 16 5 1/32 0.0015 30' geschweinter ols auch ungeschweinter
Normalwert 1.5 6 16 10,5 3/'6 0,0015 45' Teile verwendet.
griinter Wert 10 24 30 30 '12 0,10 120' c3 Kerbform fiir Platlen mit 12" = 304,8 mm
b2 Bagsor- Proben (Zug- und Biegeproben)

@
0,625'
I, ,t: : ~::::: ):?g
dLLLL Săgeschnitt 3A6'

" '" ";, cqm bolzen

Zugspannung
0.75"
b3 quergekerbte Zugprobe nach Klier - Wagner - Gensamer d RobertsQn- Probe, Normalform

Bild 1.8a-d. Priifung der Spriidbruchempfindlichkeit.


a Kerbzugprobe; b Zugprobe nach Kahn (Navy-Tear-Test), Bagsar-Proben (Zug- und Biegeproben),
Quer gekerbte Zugprobe nach Klier-Wagner-Gensamer; c Zugprobe mit LăngsschweiBraupe und
Querkerb, Proben mit Innenschlitzen; d Robertson-Probe
14 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Das Verfahren stelIt eine Kerbschlagbiegepriifung an Platten mit gekerbter Auf-


tragschweiBraupe und begrenzter bzw. vorgegebener Verformung dar.

Kerbbiegeprobe
Diese Gruppe von Priifverfahren ist von der Priiftechnik her dem Kerbschlagbiege-
versuch ăhnlich. Die Last wird jedoch quasi-statisch aufgebracht. Bekannte
PrUfkorper dieser Gruppe sind die Kinzel- und Lehighprobe (Bild 1.7c), d. h.
Proben mit einer gekerbten LăngsschweiBnaht, bzw. die Van-der-Veen-Probe
(Bild 1.7 d), eine Probe mit groBen Abmessungen und Kerbe ohne Naht.
PriifgroBen sind Biegewinkel, Querkontraktion und Btuchaussehen.

Biegeproben mit gro.ften Abmessungen


Zur Gruppe der Biegeproben groBerer Dimension gehOrt der AufschweiBbiege-
versuch (KommerelIprobe, Bild 1.7e). Er ist in Osterreich unter M 3052 genormt
und auch in DIN 17100 beschrieben. Es handelt sich um eine Biegepriifung am
Blech mit aufgelegter Raupe ohne Kerb. Ein verformungsloser (SprOd-) Bruch liegt
vor, wenn Risse, die im SchweiBgut auftreten, nicht vom Probenwerkstoff aufgefan-
gen werden.

Explosionsversuch (Bild 1.7f)


Beim Explosionsversuch werden Platten durch Explosion schlagartig belastet. Die
Platten konnen im ungeschweiBten oder geschweiBten Zustand vorliegen. Die
Ubergangstemperatur wird so bestimmt, daB man zwischen Platten mit beginnen-
den Rissen, sich fortpftanzenden und durchschlagenden Rissen unterscheidet.
Platten mit zum Stehen gebrachten RiBansătzen entsprechen dem zăhen Bruch der
Kerbschlagprobe, durchgeschlagene Risse dem SprOdbruch.

Kerbzugprobe an gro.ften Platten


Die verschiedenen moglichen Probeformen sind in Bild 1.8 abis c zusammenge-
stelIt. Verwendet werden Bleche ohne (Bild 1.8b) und mit SchweiBraupen
(Bild 1.8c). Bekannt sind vor alIem die Kahn-(Navy-Tear-Test-)Probe und die
amerikanische Kerbzugprobe (Bild 1.8a). Die Ubergangstemperatur wird entwe-
der aus dem Bruchbild bestimmt oder die Festigkeit beim Bruch als MaB gewertet.

Robertsonprobe
Die zwischen zwei Blechen eingeschweiBte Probe wird bei A erwărmt, bei B gekiihlt
und auf Zug beansprucht (Bild 1.8d). Wird die Probe an der Stelle B mit einem
Schlagbolzen angeschlagen, so entsteht, vom Săgeschnitt ausgehend, ein RiB. Die
Temperatur des Punktes, bei dem dieser RiB zum Stillstand kommt, wird gemessen
(RiBauffangtemperatur oder CAT = Crack Arrest Temperature). Da mit unter-
schiedlicher statischer Zugbeanspruchung gearbeitet wird, erhălt man so eine
Kurve der Zugspannungen in Abhăngigkeit von den Temperaturen, bei denen ein
eingeleiteter RiB gestoppt wird. Legt man den AnriB in die WărmeeinftuBzone oder
in das SchweiBgut, so kann die Methode auch zum Priifen von SchweiBverbindun-
gen herangezogen werden [D 4]. Anstelle des Temperaturgradienten kann auch
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 15

eine von Versuch zu Versuch wechselnde, aber jeweils iiber die Probe konstante
Temperatur verwendet werden (isothermer Robertson-Test).

1.4.4 Priifung der Ri8anfălIigkeit von Schwei8gut


und wărmebeeinflu8ter Zone (WEZ)

CTS-Test
Vielfach wird hierfiir die Reeveprobe [R 4] oder der CTS-Versuch (Controlled
Thermal Severity Test) [C 1] verwendet (Bild 1.9). PriifgroBe ist dabei die
RiBbildung in Kehlnăhten bzw. in der WEZ. Die RiBsuche erfolgt nach sorg-
faltigem Trennen, Schleifen und Atzen der Probe mit dem Auge (Mikroskop) oder
magnetisch. Anwendung des CTS-Tests zur Abschătzung der SchweiBbarkeit, siehe
Abschnitt 4.4.

} i.
_i
~----~------~~--~
~
b und I ~ 0.5~ .. 2.0"
I ~TestPlatte
'/,S"
Grundplatte

r------- 3" ~

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r c !irlUfi'[:

~
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'<'1'h'-~ 1~
--T: . ..r:::: E
~ , .-~:
Gr n -$ elllu~g~

7" Bild 1.9. CTS-(Controlled-Thermal-Severity-) Test

Implant-Test [D 5, E 1, G 2, N 2]
Bei diesem Test wird Stahl auf seine KaltriBneigung hin untersucht. Die Priifung
besteht darin, daB ein zylindrischer Korper von 8 bis 10 mm 0 mit einer scharfen
Umfangskerbe in die Bohrung eines Bleches so eingefiihrt wird, daB das Ende des
Bolzens mit der Blechobertlăche abschlieBt, Bild l.10a. Eine Auftragsstrichraupe
wird iiber Blech und Bolzen gelegt und der Bolzen statisch belastet, Bild l.10b. Da
die Kerbe so gelegt wird, daB sie im kritischen Bereich der WEZ liegt, wird der
Werkstoff in Abhăngigkeit vom SchweiBverfahren auf seine RiBneigung hin
gepriift.
Bestimmt wird der Zusammenhang zwischen der im Implantversuch er-
mittelten RiBspannung und der Stahlzusammensetzung, den SchweiBbedingungen
und dem Wasserstoffgehalt, Bild l.10c und d [K 4]. Gefordert wird, daB die
RiBspannung einen bestimmten Mindestwert erreicht, z. B.
16 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Temperatur T in '[ lost in N

Schwei8roupe---;o/-- - ---_, Einschweinplatte

a b

700
Nmm-1
600 II 200'[~
I

J=ll~81 kJ cm- 1""'- I'-kl.,.

-
1 .........
~500
"~ t:-....
! ""1'-,
f'--.. ~ 1'-,
~
cn
<=
t--. r-o-.. 175

- -
400 p.. r-- ro -....... 150

~ 300 ~ 13 CrMa 44
19 Mn5-
b>.... 100 r-----
J--.-, 1-"--t--
%200 t--t--" I

r--J
1-
22 Ni MaCr37
100 t---O =14,8 kJ cm- 1 ~ 22'C
22 NiMaCr3 7

oc I I d I I I
1 , 5 6 7 8 9 10 20 mi 40 1 2 J , 5 6 7 8 9 10 20 mi 40
diffusibler Wasserstattgehalt HDM /l00g

Bild 1.10a-d. Implantversuch. a Schema der Versuchsanordnung; b Temperatur- und Belastungs-


verlauf; c Implant-Bruchspannung in Abhăngigkeit von Werkstoff und Wasserstoffgehalt (nach
Karppi); d Implant-Bruchspannung in Abhăngigkeit von Vorwărmtemperatur und Wasserstoffgehalt.
H DM : Auf das abgeschmolzene SchweiBgut bezogener Wasserstoffgehalt

Stattdessen kann auch die relative SchweiBeignung


(TImpler 100%
Rm
angegeben werden.
Bevorzugtes Anwendungsgebiet ist die Untersuchung der KaltriBempfindIich-
keit von Stahi unter der Wirkung von Wasserstoff.

Niblink-Test [B 1]
Bei diesem Test wird SchweiBgut auf seine Sprodbruchanfălligkeit hin untersucht.
Dazu werden Streifen aus einem stumpfgeschweiBten BIech, die mit einer scharfen
Kerbe in der Mitte der SchweiBnaht versehen sind, durch ein Fallgewicht defi-
nierter Masse einer Drei-Punkt-Biegebeanspruchung ăhnlich dem KerbschIagbie-
geversuch ausgesetzt. Die Fallhohe des Gewichts wird bis zum Bruch der Probe
gesteigert. Nach jeder Belastung wird unter Zugrundelegung des COD-Konzeptes
(vgl. Abschn. 1.5) die GroBe der plastischen Verformung bestimmt. Sie dient beim
Brechen der Probe ais MaB fUr die Duktilităt des Werkstoffes.
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 17

TRC-Test [S 1] (TRC = Tensile Restraint Cracking)


Dieser Test wurde fiir die Untersuchung der KaltriBneigung von SchweiBverbin-
dungen an hoherfesten Stăhlen entwickelt. Hierbei werden zwei Platten in einer
Priifmaschine durch eine ein- oder mehrlagige VerbindungsschweiBung verbun-
den. Wăhrend des SchweiBvorganges ist eine Platte frei beweglich, die andere starr
eingespannt. Nach dem SchweiBen wird die Probe auf Zug beansprucht, wobei die
Kraft konstant bleibt, bis die RiBbildung beginnt. Durch das RiBwachstum sinkt
die Kraft, mit der die Probe belastet wird. Die Lage der Naht in der Probe kann so
gewăhlt werden, daB sie quer oder lăngs beansprucht wird. Durch Verănderung der
Fugenform kann sowohl die KaltriBneigung der WEZ als auch die des
SchweiBgutes untersucht werden.

RRC-Test [K 3] (RRC = Rigid Restraint Cracking)


Mit diesem Test lassen sich VerbindungsschweiBungen auf ihre Neigung zur
KaltriBbildung untersuchen. Zwei Platten werden ăhn1ich wie beim TRC-Test
geschweiBt. Nach dem SchweiBen wird eine definierte MeBstrecke dadurch am
Schrumpfen oder Ausdehnen gehindert, daB mit Hilfe eines Motors alle Verfor-
mungen ausgeregelt werden. Die hierfiir erforderlichen Krăfte sind im Falle der
RiBbildung ein MaB fiir die RiBanfalligkeit der Verbindung.

Tekken-Test [C 2]
Der Tekkentest gehOrt wie der CTS-Test zu den sich selbst beanspruchenden
Priifverfahren, bei denen keine ăuBere Last wirksam ist.
Die Priifung wird vorzugsweise fiir die Abschătzung der RiBempfindlichkeit
von unlegierten und niedriglegierten Stăh1en und deren SchweiBgut bei Gefahr
verzogerter RiBbildung unter der Einwirkung von Wasserstoff verwendet. Zwei
Bleche 200 x 75 x 20 ... 30 mm werden mit Y-Naht vorbereitet, stumpf gestoBen
und von beiden Seiten auf je 60 mm Lănge volltragend verschweiBt, so daB ein
mittlerer Priifbereich von 80 mm Lănge unverschweiBt bleibt. Die eigentliche
Priifnaht ist dann in diesen Bereich einzubringen, wobei der Steg der Y-Naht zur
Erzielung einer entsprechenden Kerbwirkung nicht durchgeschweiBt wird. Nach
Auslagerung iiber 48 h wird die Oberflăche auf Risse iiberpriift und aus den
gefundenen RiBlăngen L f der OberftăchenriBkoeffizient
Cf = I:.L f .100%
L
bestimmt (L Testnaht1ănge). Nach dem Brechen der Probe lăBt sich in gleicher
Weise der WurzelriBkoeffizient

CR = I:.L R .100%
L
und aus Querschnitten iiber die Hohe des Wurzelanrisses Hc der Querschnitts-
riBkoeffizient
Hc
Cq =-·100%
H
bestimmen (H kleinste Dicke des SchweiBgutes).
18 1 Begriff der SchweiBbarkeit

1.4.5 Priifung der Ri8zăhigkeit hochfester Werkstoft'e

Unter Zugrundelegung der Uberlegungen der Bruchmechanik wird eine Zug- oder
Biegeprobe (Bild 1.11) zur Bestimmung der RiBzăhigkeit K 1c verwendet. Sie enthălt
einen scharfen Kerb, an dessen Ende durch schwingende Beanspruchung im
Zugschwellbereich ein ErmiidungsriB erzeugt wird. Der Radius dieses Ermiidungs-
risses ist sehr scharf und kleiner als 0,025 mm. Er entspricht damit einem im Betrieb
eines Bauteils zu erwartenden AnriB. Die Voraussetzung eines ebenen Dehnungs-
zustandes (EDZ) wird dadurch angenăhert, daB Probenbreite b und Gesam-
triBlănge adie F orderung

, -, ( -
ab>25' KIC
R -
)2 (1.1)
pO,2

erfiillen. Die Dehngrenze R po ,2 ist entsprechend der beim Versuch gewăhlten


Temperatur und Belastungsgeschwindigkeit einzusetzen. Kleinere Probenbreiten
liefern zu hohe K 1c- Werte. Năheres siehe u. a. [G 3].
Wăhrend des Versuches wird die Kraft-RiBaufweitungs-Kurve ermittelt
(Bild 1.12) und anschlieBend die Kraft PQ bestimmt. Sie kennzeichnet bei linear-

~------s------~

1,25W 1---------4.2W--------..J
Probenbreite B Probenh5he W"2B±O.25 Prabenbreite B Auflagerabstand S"4W
Gesamtrimănge o"IO.50±O.05IW Probenh6he W"2B±O.05 GesamtriOlănge o"IO.50±O.05IW
a b

Prabenkante
l"!O.50±O.05JW fur Biegepraben
mit GesamtriOliinge o"l
H0.75±O.05IW fur Zugpraben
- I

Chevran -Kerb
bK Kerbbreite
d lănge des Schwingungs-
Beispiele
gerader Kerb SchlOssellachkerb
*beim Chevron-Kerb:
lănge des Schwingungs-
mit GesamtriOlănge o"IO.50±O.05IW anrisses*(mind.5% anrisses aunerhalb der
van 1 ader mind. 1.3mml mechanischen Kerbbear-
c beitung

Bild l.l1a-c., Proben zur Ermittlung der RiBzăhigkeit K.c. a Compact-Tension (CT-)Probe oder
(WOL)-Zugprobe; b Dreipunkt-Biegeprobe (SENB-Probe), zulăssige MaBabweichungen in mm;
e Kerbformen mit DaueranriB
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 19

Kroft
A A

3
Rinoufweitung
a c

Bild 1.12. Grundsiitzliche Arten von Kraft-RiBaufweitungs-Kurven (Anmerkung: Steigung OP, wegen
besserer Ubersichtlichkeit nicht maBstabgetreu)

elastischem Werkstoffverhalten den Instabilitiitspunkt, an dem erstmals schnelles,


instabiles RiBwachstum auftritt (Bild U2b und c). Bei elasto-plastischem
Verhalten schneidet eine Sekante, deren Steigung gegeniiber der Steigung
der Hookeschen Geraden um 3,1 bis 6,5% - abhiingig vom vorliegenden
RiBliingenverhiiltnis-vermindert wird, die Kurve im Punkt PQ • Es wird davon
ausgegangen, daB sich bei diesem Wert die AnfangsriBliinge ao um 2% stabil
vergroBert, Bild U2a [H 1]. Aus PQ , den Abmessungen der Probe und der
GesamtriBliinge a wird der zugehorige Spannungsintensitiitsfaktor KQ berechnet.
Hierfiir gel ten bei den vorgeschlagenen Normproben folgende Beziehungen:
SEN-Biegeprobe:

KQ = p~:t [11,6 - 18,4( ~) + 87,2 ( ~Y- 150,4( ~Y+ 154,8 ( ~ rJ


(1.2)
CT-Probe:

KQ = p~:t [29,6 -185,5( ~) + 655,7 ( ~Y-1017,O( ~Y+638,9( ~ rJ·


(1.3)
Mit KQ wird dann der Ausdruck 2,5 (K Q/ R pO •2 )2 berechnet. Sind a und b groBer
als dieser Wert und sind auch die sonstigen Priifbedingungen erfiillt, so ist
KQ = K 1C in N ·mm- 3/2 • (1.4)
K 1C ist ein Werkstoffkennwert. Da K 1C temperaturabhiingig ist, muB die Messung
bei der niedrigsten Temperatur durchgefiihrt werden, bei der der Werkstoff be-
ansprucht werden soll.
20 1 Begriff der SchweiBbarkeit

1.4.6 Priifung der HeiBri8empfindlichkeit

Sind in einem metallischen WerkstotT niedrigschmelzende Substanzen auf den


Korngrenzen vorhanden, so besitzt er bei hohen Temperaturen eine so niedrige
Festigkeit, daB es bereits bei geringen Spannungen zu interkristalliner RiBbildung
kommt. Man unterscheidet zwischen Erstarrungs- und Wiederaufschmelzungs-
rissen. Erstere entstehen im SchweiBgut, letztere in der WărmeeintluBzone nahe der
Schmelzlinie [D 17]. Zur Priifung setzt man selbst- oder fremdbeanspruchte Pro-
ben ein.

1.4.6.1 Selbstbeanspruchte Proben

Anschmelzversuch
Beim Anschmelzversuch und der Focke-WultT-Probe (Bild 1.13) wird das zu
priifende Blech mit der Flamme obertlăchlich angeschmolzen. Die Probe gilt als
bestanden, wenn auf der Blechriickseite keine Risse entstehen [E 2]. Ein Nachteil
dieses Verfahrens besteht in der Abhăngigkeit des Priifverfahrens von der Brenner-
fUhrung. Es ist nur auf diinne Bleche «2 mm Wanddicke) anwendbar.

Bild 1.13. Priifung der HeiBriBempfindlichkeit


Anschmelz - ader Focke - Wulff - Probe am Anschmelz- oder Einbrennversuch und an der
Ein bren nversuch Focke-Wulff-Probe

Einspannversuch
Im Einspannversuch nach Bild 1.14 wird die RiBneigung bei der Stumpfschwei-
Bung von Blechen unter dem EintluB von Reaktionsspannungen untersucht. Im
Laufe der Zeit wurde eine ganze Reihe von Einspannvorrichtungen fUr diesen

Sechskantmutter
mind. M1Z DIN 934

Spannplatte
Probe

Grundk6rper

Bild 1.I4a u. b. Priifung der HeiBriBempfindlichkeit, Einspannversuch


1.4 Prillung der SchweiBbarkeit 21

Zweck entwickelt [B 2, M 2]. Die Methode eignet sich sowohl zum Priifen diinner
Stahlbleche als auch fUr die Priifung von Nichteisenmetallen.
Im instrumentierten Einspannversuch [H 2, H 3] IăBt sich der zeitliche Verlauf
der Reaktionskrăfte erfassen und das RiBgeschehen in Abhăngigkeit von Tempe-
ratur und GefUgezustand beobachten.

1.4.6.2 Fremdbeanspruchte Proben

Varestraint-Test (MVT-Test) [A 2, D 18, K 5, M 3, S2, W 2]


Das zu priifende Blech mit den Abmessungen von z. B. 100 x 40 x 10 mm wird auf
einem Biegedom fixiert, Bild 1.15. Von einer Seite beginnend wird ohne (WIG)
oder mit Zusatzwerkstoff(WIG, MIG, E usw.) eine SchweiBraupe gelegt. Wenn die
Raupe die Probenmitte erreicht hat, wird die Probe mittels eines Hydraulik-
systems um den Dom gebogen. Die dabei auftretenden Risse werden bei 40facher
VergroBerung bestimmt. Der Biegevorgang kann quer (Varestraint) oder parallel
(Transvarestraint) zur SchweiBrichtung erfolgen, Bild 1.15a und b. SchweiBbedin-
gungen, Biegeradius und Biegegeschwindigkeit lassen sich verăndem.

Bild 1.15. u. b. Varestraint-Test.. Mit Verformung quer zur Naht; b mit Verformung in Nahtrichtung

Erstarrungsrisse lassen sich am besten mit dem Stereomikroskop, Wieder-


aufschmelzungsrisse nur am metallographischen Schliff feststellen. Da stets mit
dem Auftreten beider RiBarten zu rechnen ist, beschrănkt man sich im allgemeinen
auf die ăuBere Beurteilung ohne Schliff. Zulăssige Grenzwerte als quantitative
Bewertungskriterien wurden bisher nicht festgelegt.

Murex-Test [J 2]
Eine Kehlnaht wird zwischen zwei Blechstreifen 75 x 50 x 12 mm angeordnet, die
fest eingespannt sind. 5 Sekunden nach Erloschen des Lichtbogens wird einer der
beiden Blechstreifen um 30 gebogen (Pfeilrichtung in Bild 1.16), wobei unter-
0

schiedliche Rotationsgeschwindigkeiten verwendet werden konnen (iiblich: 1,1 0 /s).


Gepriift wird ausschlieBlich das SchweiBgut.
22 1 BegrilJ der SchweiBbarkeit

eingespannt beim SchweiOen.


dann um 30' gebogen

I
/ /
______ -1//
\~------~ DUd 1.16. Murex-Test

PRV-Test
Der programmierte VerformungsriBtest ermoglicht die Ermittlung der RiBsicher-
heit von SchweiBzusatzwerkstoffen mit hoher quantitativer Aussagekraft. Dabei
wird das zu priifende SchweiBgut wăhrend des Aufbringens auf eine Flachzugpro-
be nach einem vorgegebenen Dehngeschwindigkeitsprogramm verformt. Der Test
wird auf einer horizontalen Zugpriifmaschine durchgefiihrt [P 1].

Heijlzugversuch (HZ-Versuch) [D 18]


An einer Rundprobe wird der interessierende Zeit-Temperatur-Verlauf simuliert.
Wăhrend der Erwărm- und Abkiihlphase kann die Probe an jedem beliebigen
Punkt zerrissen werden, wobei man Zugfestigkeit und Brucheinschniirung be-
stimmt. Die Temperatur, bei der die Proben wăhrend des Aufheizens infolge des
Auftretens erster ftiissiger Phasen auf den Komgrenzen keine Einschniirung mehr
zeigen, wird Nullzăhigkeitstemperatur TNZ,E genannt. Bei weiterer Erwărmung
wird auch die Zugfestigkeit Null und man erhălt die Nullfestigkeitstemperatur TNF •
Kiihlt man von diesem Punkt an wieder ab, so steigt die Brucheinschniirung bei
einer bestimmten Temperatur wieder an, der Nu11zăhigkeitstemperatur beim Ab-
kiihlen TNZ,A' Fur eine vergleichende Beurteilung der HeiBriBneigung wurde als
RiBfaktor definiert:

. 100'In
_T,.:..:N:...F_-_T,.:..:NZ::.:,..:..:A 0/
/0 •
TNF
Heijl-DeJormationsrate- Versuch (HDR-Versuch) [D 18]
Das zu untersuchende SchweiBgut wird wăhrend des SchweiBens durch eine
kontrollierte und reproduzierbare Zugverformung quer zur SchweiBnaht bean-
sprucht [S 14]. Die Verformungsgeschwindigkeit, bei der zum ersten Mal ein
MakroriB zu beobachten ist, wird als "kritische Verformungsgeschwindigkeit"
bezeichnet.

1.5 Aussagen der Brucbmecbanik

Der Bruchvorgang IăBt sich im atomistischen, im mikroskopischen und im mak-


roskopischen Bereich betrachten,je nachdem, ob man Werkstofftrennungen in der
GroBenordnung von 10- 8 cm (Gitterkonstante), 10- 3 cm (KomgroBe) oder
1.5 Aussagen der Bruchmechanik 23

10- 1 cm (Anrisse, Kerben) verfoIgt. Im ersten FalI handeit es sich um die


RiBeinleitung, in den beiden anderen um eine RiBfortpflanzung. Mit Hilfe der
Bruchmechanik Iassen sich makroskopische Bruchkriterien abieiten [T 1]. Dabei
wird vorausgesetzt, daB bereits ein AnriB der Lănge 2a und Hohe 2h vorhanden ist
(Bild 1.17).

x
fi

~------w------~ Bild 1.17. Bruchmechanik, Bezeichnungen

Die RiBspitze sei mit einem Radius e ausgerundet. Die RiBausbreitung wird als
zweidimensionaler Vorgang betrachtet, sie erfoIgt in x-Richtung. In RiBmitte ist
x = O. Man kann drei verschiedene Arten der Werkstofftrennung unterscheiden
(Bild 1.18).

I II lI[ Bild 1.18. RiBoffnungsarten

Art (Mode) 1: Die Spannung wirkt in y-Richtung unter den Bedingungen


eines ebenen Dehnungszustandes.
Art (Mode) II: Die Spannung wirkt in x-Richtung unter den Bedingungen
eines ebenen Dehnungs- oder ebenen Spannungszustandes
(LăngsscherriB).

Art (Mode) III: Die Spannung wirkt in z-Richtung (QuerscherriB).

Theoretische Trennspannung
In Bild 1.19 sei ao der Gieichgewichtszustand zwischen zwei Atomen A und B. SolI
der Abstand zwischen ihnen auf a> ao vergroBert werden, so ist eine ăuBere
Spannung (1 hierfiir erforderlich, die bis zum Erreichen der theoretischen Festigkeit
(1e zunimmt, bei der die Bindung zerstort wird. Eine weitere Verschiebung der
Atome kann dann bei abnehmender Spannung erfolgen. Die (1-a-Kurve IăBt sich
24 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Spannung (j

Verschiebung o Bild 1.19. Spannung (J und Verschiebung a bei


Ănderung des Abstandes zwischen zwei
x~ 0-0 0 Atomen

durch eine Sinusfunktion mit der Wellenlange A annahern gemaB


a = ac sin 2nx/A , (1.5)
wobei die Verschiebung aus dem Gleichgewichtszustand
x=a-a o ' (1.6)
Bei kleinen Verschiebungen (sin x ~ x) gilt

a ~ ac 2nx/A . (1.7)
Gilt fUr diese kleinen Verschiebungen das Hookesche Gesetz, ist
a = E·f. = E.x/a o (1.8)
und
ac = a A/2nx = EA/2na o . (1.9)
Die Oberflachenenergie y ist als die Arbeit definiert, die zur Schaffung einer
neuen Oberflache durch die Zerstărung der atomaren Bindung aufgebracht wird.
Diese Arbeit ist gleich der Flache unter der a-a-Kurve von Bild 1.19 und somit
),/2 (2nx) A 2nxl)./2
2ys = ~ acsin T dx = -ac2n cosT o ' (1.10)

2ys = Aac/n .
Mit Gl. (1.9) wird dann

ac = fEi.. (1.11)
'-1-;;;;
Fiir E = 21.10 6 Ncm- 2
ao = 3· 10 - 8 cm ,
Ys= 1O- 2 Ncm- 1
ergibt sich fiir Stahl ac ~ E/8. Im allgemeinen geht man von einem Wert
ac = E/I0
aus. Die tatsachlich beobachtete Festigkeit in Metallen ist um etwa eine
GroBenordnung kleiner, was in erster Linie auf das Vorhandensein von atomaren
1.5 Aussagen der Bruchmechanik 25

Fehlstellen und deren Auswirkung auf den Bruchvorgang (Wanderung von Verset-
zungen) zuriickzufUhren ist. Bei der Herstellung von Verbundwerkstoffen durch
Einlagerung von Haarkristallen (Whiskern) macht man sich jedoch die Tatsache
zunutze, daB deren Festigkeit der theoretischen bereits sehr nahekommt.

Spannungskonzentration um einen Rift im elastischen Medium


Die ortlichen Spannungen an der Spitze eines Risses lassen sich mit Hilfe der
Elastizitătstheorie berechnen. Sie hăngen ab von dem Produkt aus Nennspannung
a und der Quadratwurzel der RiBlănge 2a. Von Irwin [1 1] wurde erstmals auf die
Bedeutung dieser Beziehung hingewiesen und zu ihrer Kennzeichnung der Span-
nungsintensitătsfaktor

K=aFa (1.12)
vorgeschlagen. Die ortlichen Spannungen an Punkten im Abstand (r, (ţ)) von der
RiBspitze lassen sich dann wie folgt formulieren:
K
ax = ~'F((ţ)), (1.13)
y2nr
K
ay = ~'Fl((ţ)), (1.14)
y2nr
K
txy= ~'F2((ţ)), (1.15)
y2nr
F, F 1 und F 2 sind Winkelfunktionen.
Unmittelbar vor dem RiB ((ţ) = O) gilt
K
ax = a y = ~' (1.16)

t xy = O.

Die K-Werte konnen fiir verschiedene Kerbformen und Bauteile mit be-
grenzten Abmessungen bestimmt werden. In allen Făllen haben sie die Form

K=a'~' (1.17)
wobei der Faktor IX von Probenform und RiBgeometrie abhăngt.

Elastische Riftausbreitung
A. A. Griffith [G 4] ging davon aus, daB sich der RiB in einem sproden, vollstăndig
elastischen Festkorper dann ausbreitet, wenn die gespeicherte elastische Deh-
nungsenergie groBer als die Zunahme der Oberflăchenenergie ist und gelangt zu
der Beziehung fUr die hierfiir erforderliche Nennspannung

a= aKr = J2EY
na
. (1.18)
26 1 BegritT der SchweiBbarkeit

RijJausbreitungsgeschwindigkeit
Die RiBspitze bewegt sich mit der Geschwindigkeit Ve = da/dt. Dabei nehmen
a und h zu, d. h., Werkstoff muB senkrecht zur RiBebene verschoben werden. Die
Geschwindigkeit, mit der dieser Werkstoff bewegt wird, begrenzt die RiBaus-
breitungsgeschwindigkeit [M 4]. Diese Seitenbewegung des Werkstoffes kann als
kinetischer EinfluB betrachtet werden, so daB der sich ausbreitende RiB eine
kinetische Energie KE' eine Verformungsenergie WE und eine Oberflăchenenergie
Ws aufweist. Da die Gesamtenergie des Systems bei gleichbleibender Spannung
u konstant bleibt, ist
(1.19)

(1.20)

e WerkstotTdichte,
und fiir den ebenen Spannungszustand
WE = 1tu 2 a2/E , (1.21)
Ws = 4ays (1.22)
ergibt sich

v~ = 2E1t(1_
'Ke
Ws),
WE

V=
e
{br. @.
V-;:.rQVl-~
u.,
Ve = 0,38·vo (1.23)

Dabei sind V o = JEiiJ


die Schallgeschwindigkeit (5330 m/s fiir Stahl) und
J21t/'K = 0,38. Fiir groBe Werte von a erreicht die RiBausbreitungsgeschwindig-
keit etwa 40% der Schallgeschwindigkeit.

Der plastisch eingeleitete Bruch


Bei allen technischen metallischen Werkstoffen und den meisten nichtmetallischen
ist die Einleitung auch sprOder Briiche mit kleineren plastischen Verformungen vor
der RiBspitze verbunden. Unter Zugrundelegung der FlieBbedingung (Tresca,
v. Mises) kann der Abstand r F des Randes der plastischen Zone in der RiBebene
(qJ = O) theoretisch bestimmt werden, wenn davon ausgegangen wird, daB sich die
Plastifizierung auf den Bereich beschrănkt, in dem die theoretische Spannungs-
funktion die FlieBgrenze iiberschreitet. Fiir den ebenen Spannungszustand (ESZ)
ist
Kl (1.24)
r F = 21tR eL
2 '

R eL F1ieBgrenze,
1.5 Aussagen der Bruchmechanik 27

und fUr den ebenen Dehnungszustand (EDZ)

r F = (1 - 2v) - 2 2'
2 Kl (1.25)
nR eL
Infolge Spannungsumlagerung ist der Randabstand R der wirklichen plastischen
Zone etwa doppelt so groB (Bild 1.20).

Spannung d
\ / Spannungsverteilung in einem iirtlich nicht
V verfarmten Werkstoff (Verteilung der ela-
\ stischen Spannung fur O"y = 00)
\
\
\ tatsiichliche Spannungsverteilung
\ nach iirtlichem Flienen

Abstand van der Rinspitze x ader r

I--LPla~sc...tis,-,-ch-,,-e_+---__ elastische Zane- Bild 1.20. Spannungsverteilung vor


Zone
der RiBspitze

Bei Anwendung der linear-elastischen Bruchmechanik wird davon ausgegan-


gen, daB sich ein RiB mit kleiner plastischer Zone an der RiBspitze ebenso verhălt
wie ein ăquivalenter RiB der Lănge a eq = a + r F in einem rein elastischen Medium.
Dann ist

K = (J J fXna eq • (1.26)
Diese Beziehung gilt nur, solange die plastische Zone klein ist gegeniiber RiBlănge
und Restquerschnittslănge (Ligament = W - a).

Rijlausbreitungskraft und Rijlzăhigkeit


Die RiBausbreitung setzt bei (J = (JKr ein, wenn die RiBausbreitungskraft fUr den
ebenen Dehnungszustand
(1 - v 2)(J2na (1 - v2 )
G)=
E
=
E
'Kl (1.27)

einen kritischen Wert G1C , der auch RiBwiderstand genannt wird, erreicht. Wenn
G1 = G1C und damit K) = K 1C (K 1C = RiBzăhigkeit), gilt
(1 - v2 ) 2 2 (1 - v2 )
G)C = E K)c = (JKr E n'a (1.28)

und

(JKr = (1.29)
28 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Bei Belastung eines Bauteils miissen die Beanspruchungen (J < (JKr oder K < Kc
sein, um einen verformungsarmen Spr6dbruch zu vermeiden. Die Bestimmung der
RiBziihigkeit erfolgt mit Proben gemiiB 1.4.5.
Elasto-plastisches Verhalten (Fliej3bruchmechanik)
Wenn im RiBgrund mit merklichen plastischen Verformungen zu rechnen ist,
verlieren die Beziehungen der linear-elastischen Bruchmechanik ihre Giiltigkeit. In
diesem Falle kann man beim Anlegen einer Spannung an eine riBbehaftete Probe
die RijJoffnungsverschiebung COD (Crack Opening Displacement) bestimmen,
Bild 1.21. Sie wird meist mit ~ bezeichnet und an der Probenoberfliiche gemessen.
Aus ihr kann dann die Verschiebung an der RiBspitze, die der Messung nicht
zugiinglich ist, errechnet werden. Sie wird mit () = COS (Crack Opening Stretch)
bezeichnet, Bild 1.22. Da die Methode zur Bestimmung der Werkstoffziihigkeit
iihnlich derjenigen zur Bestimmung von K,c ist, kann bei relativ spr6den Werkstof-
fen auf K umgerechnet werden. Hierfiir gilt nach [D 6]
() = K 2 (1 - v2 ) + O,4(W - a) Vg •
(1.30)
2R eL E 0,4 W+ 0,6a + z
Der erste Summand der Gleichung liiBt sich aus der linear-elastischen Bruchme-
chanik und der Beziehung zwischen COD und G ableiten. Der zweite erfaBt den
plastischen Anteil und ergibt sich aus den geometrischen Beziehungen von Bild
1.22 fUr einen Rotationsfaktor r* = 0,4. Der Schnittpunkt der an die RiBftanken
gelegten Tangenten bildet mit der Modellvorstellung eines plastischen Gelenks
(plastic hinge) das Rotationszentrum.
Die kritische RiB6ffnungsverschiebung ()cr hiingt demnach von Werkstoff-
kenngr6Ben ab und kann selbst als Werkstoffkennwert angesehen werden.
Eine weitere M6glichkeit, das RiBverhalten bei groBen plastischen Verformun-
gen zu erfassen, bietet das J-Integral. Man versteht darunter das Linienintegral um
die RiBspitze [R 5], Bild 1.23.
du
J = J U dy -
c
(J-d ds
x
(1.31)

Zv(rHOO x
L---- formale
plastische Zone

--G-----I-o-
----Geff----~

Bild 1.22. Modell des plastischen


Bild 1.21. Prinzipielle DarstelIung der RiBaufweitung Gelenks (BS 5762: 1979)
1.5 Aussagen der Bruchmechanik 29

Bild 1.23. Definition des J-Integrals

mit
C Integrationsweg Unt die RiBspitze, der das untere RiBufer mit dem oberen verbindet,
U Dehnungsenergiedichte,
ds Wegelement von C,
u auf das Wegelement wirkender Spannungsvektor,
u Verschiebungsvektor in einem Punkt des Integrationsweges,
x, y kartesische Koordinaten.

Das J-Integral ist wegunabhăngig, so daB sich das Spannungs- und Verschiebungs-
feld in der Năhe der RiBspitze durch Beziehungen errechnen IăBt, die in hinreichen-
der Entfernung von der RiBspitze gewonnen werden. Es IăBt sich zeigen, daB das
J-Integral gleich der Ănderung der potentiellen Energie ist, bezogen auf die
RiBlănge des nicht linear-elastischen Materials:

1 dU
J = - - - . (1.32)
B da
Fiir linear-elastisches Werkstoffverhalten IăBt sich eine Beziehung zum Span-
nungsintensitătsfaktor K herstellen
K2
J = E(l - v 2 ). (1.33)

Durch Finitelement-Analysen konnte auch gezeigt werden, daB eine Beziehung zu


() besteht [S 3 u. a.]
J = MR po ,2(} • (1.34)
Nach [R 6] IăBt sich J angenăhert aus dem LastriBaufweitungsdiagramm einer
einzigen Probe bestimmen. Es gilt

J= NU (1.35)
B(W - a)
mit
U Energie (FIăche unter dem Lastdurchbiegungs- bzw. LastriBaufweitungsdiagramrn),
a RiBIănge,
W Probenbreite,
B Probendicke,

N Konstante ( = 2 fur ~ > 0,6).


30 1 Begriff der SchweiBbarkeit

Auch fiir J lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen kritische Werte


J,c bestimmen. Es ist sicherzustelIen, daB im gr6Bten Teil des Ligaments ein ebener
Dehnungszustand EDZ vorliegt. Dies wird wie in der linear-elastischen Bruch-
mechanik mit einer Dickenbedingung iiberpriift:

B~25~. (1.36)
- R pO •2
In diesem FalI ist gemâB (1.33)

(1.37)

Diese Umrechnung scheint auch dann berechtigt zu sein, wenn die plastische Zone
nicht mehr als klein zu vernachlâssigen ist. Der Vorteil der Bestimmung von
K,c aus J,c liegt darin, daB man kleinere Proben verwenden und auch Werkstoffe
untersuchen kann, bei denen infolge der Dickenbegrenzung fUr die K'c-Bestim-
mung so groBe Proben verwendet werden miiBten, daB man an die Grenze der
apparativen Ausstattung gelangt.

Anwendung bruchmechanischer M ethoden au! Schweiftverbindungen


Bruchmechanische Kennwerte werden an SchweiBverbindungen in Anlehnung an
die Erfahrungen ermittelt, die an homogenen Werkstoffen gewonnen wurden. An
einheitlichen Priifbedingungen wird gearbeitet. Die Bewertung erfolgt bevorzugt
mit RiBspitzen6ffnungswerten (CTOD) in Anlehnung an die britische Norm BS
5762. Diese Werte werden meist an tiefgekerbten, ermiidungsangerissenen Biege-
proben mit Bauteildicke ermittelt. SolI das SchweiBgut bewertet werden, ist die
Kerblage so zu wâhlen, daB der ungiinstigste (grobk6rnige) Nahtbereich erfaBt
wird [D 7]. Zur Priifung der WârmeeinfluBzone ist auf eine eindeutige und
reproduzierbare Positionierung von Kerb und ErmiidungsanriB zu achten, wobei
wieder der kritische Bereich, in der Regel die Grobkornzone neben der Schmelzli-
nie, erfaBt werden solIte. Die genaue Lage des Anrisses kann gegebenenfalIs
metallographisch iiberpriift werden. Zu Einzelheiten, insbesondere hinsichtlich
einer geraden RiBfront und des Eigenspannungseinflusses siehe [D 8]. Bei der
Bestimmung der Kennwerte ist sehr sorgfâltig vorzugehen, um sicherzustelIen, daB
sich die von der Theorie vorgegebenen Randbedingungen mit den im Experiment
vorliegenden in Einklang befinden.
Ais Versagenskonzepte werden "CTOD - Design - Curve" und "CEGB -
Defect - Assessment" - Methode (R6 - Methode) hâufig eingesetzt. Sie beruhen
nicht auf FEM - Berechnungen. Untersuchungen [D 8J an UP-geschweiBten,
wasservergiiteten Stâhlen St E 470 V mit 40 mm Dicke zeigen, daB die Anwendung
dieser Konzepte sichere Versagensabschâtzungen liefert, wobei allerdings das
tatsâchliche Verhalten bauteilâhnlicher Proben unterschâtzt wird. Eine Weiterent-
wicklung des Verfahrens erscheint notwendig.
2 Werkstoffbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

Abweichend von den wărmearmen Fiigeverfahren treten beim SchweiBen im


Werkstoff metallurgische Verănderungen auf, die durch Erwărmungs- und Ab-
kiihlungsvorgănge verursacht werden. Bei jeder SchmelzschweiBung laufen nachein-
ander folgende Vorgănge ab:
a) ărtliches Erwărmen des Grundwerkstoffes bis zum Schmelzen und gegebenen-
falls Aufschmelzen eines Zusatzwerkstoffes,
b) Bildung eines gemeinsamen Schmelzbades, bestehend aus Anteilen der Grund-
werkstoffe und gegebenenfalls des Zusatzwerkstoffes,
c) Abkiihlung von SchweiBe und Grundwerkstoff bis Raumtemperatur,
d) falls erforderlich, Wărmenachbehandlung.
Der Endzustand der SchweiBverbindung hăngt schlieBlich noch vom Ausgangszu-
stand ab, d. h. davon, ob der Werkstoffim kaltverfestigten oder wărmebehandelten
Zustand vorliegt. Beim PreBschweiBen kănnen Verbindungen auch ohne Erreichen
des schmelzftiissigen Zustands hergestellt werden.

2.1 Vorgănge bei Erwărmung und Abkiihlung

Die meisten SchweiBverfahren arbeiten mit Wărmezufuhr. Eine Ausnahme macht


lediglich das KaltpreBschweiBen. Nachfolgend sollen die Vorgănge kurz behandelt
werden, die sich bei der Erwărmung und Abkiihlung abspielen, wobei als Beispiel
vorzugsweise Stahl gewăhlt wird. Ein hiervon bei Nichteisenmetallen abweichen-
des Verhalten wird, soweit erforderlich, in den diesen Metallen gewidmeten Ab-
schnitten besprochen.
Die beim SchweiBen ablaufenden metallurgischen Vorgănge sind verhăltnis­
măBig kompliziert. Man vergleicht sie hăufig mit entsprechenden Vorgăngen, die
bei den Stahlherstellungsprozessen beobachtet werden (Schmelzen, Erstarren, Re-
aktionen zwischen Schmelze und Gasphase bzw. Schlackenphase). Da jedoch die
entsprechenden Vorgănge beim SchweiBen in erheblich kiirzerer Zeit ablaufen,
sind sie dort noch schwerer zu iibersehen. So liegen die Aufheizgeschwindigkeiten
in der wărmebeeinftuBten Zone (WEZ) beim LichtbogenschweiBen zwischen 300
und 400 K/s im Bereich von 300 bis 900 ce [B 3], wăhrend sie beim Brennschnei-
den sogar 1750 K/s erreichen [K 6]. Die Haltezeit im y-Gebiet ist verfahrensab-
hăngig. Sie betrăgt beim LichtbogenhandschweiBen in der WEZ etwa 3 bis 15 s.
32 2 Werkstoffbeeinftussung durch den SchweiBprozeB

Wahrend die Aufheizgeschwindigkeit nur wenig beeinfluBt werden kann, laBt sich
die Abkiihlgeschwindigkeit in verhaltnismaBig weiten Grenzen steuern, was fUr die
Art der GefUgeausbildung und zur Vermeidung von Fehlern wie Rissen oder Poren
von Bedeutung ist.
Die Makrostruktur einer SchweiBnaht kann durch Atzen sichtbar gemacht
werden. Man erkennt (Bild 2.1) bei SchmelzschweiBverbindungen das erstarrte
SchweiBgut, bestehend aus aufgeschmolzenem Grund- und eingeschmolzenem
Zusatzwerkstoff und die warmebeeinfluBte Ubergangszone (WEZ). Bei Mehrlagen-
schweiBungen laBt die Makrostruktur den Aufbau der einzelnen Lagen erkennen
(Bild 2.1). Auch Seigerungszonen und ihre Unterbrechung durch die SchweiBnaht
werden sichtbar gemacht. Demgegeniiber bezeichnet man die Gefiigezustănde des
SchweiBnahtbereiches mit Mikrostruktur.

Bild 2.1. MehrlagenschweiBung (DV-


Naht), Makroătzung V 2,5 :1, geătzt
alkoholische HN0 3

Die zum SchweiBen verwendete Wărmequelle bestimmt die Ausbildung des


Temperaturfeldes. Sie laBt sich beim NahtschweiBen am besten durch die Strecken-
energie beschreiben. Mit einigen Vereinfachungen ist es moglich, die sich beim
SchweiBen einstellenden Temperaturfelder analytisch zu berechnen. Fiir genauere
Untersuchungen, bei denen auch die Temperaturabhangigkeit der Stoffwerte sowie
Wărmeiibergang und Warmestrahlung beriicksichtigt werden, kann man die Finit-
Element-Rechnung heranziehen [R 8].
Bild 2.2 zeigt die typische Temperaturverteilung wahrend des Schmelz-
schweiBens von Stahl (fUr andere metallische Werkstoffe gilt entsprechendes). In
der aufgeschmolzenen Zone sind Temperaturmessungen schwierig. In der WEZ
durchlauft jeder einzelne Punkt einen Temperaturzyklus entsprechend Bild 2.3. In
Bereichen, die weiter von der Naht entfernt sind und in denen das Temperaturma-
ximum unterhalb der niedrigsten Umwandlungstemperatur liegt, kommt es, von
Rekristallisationsvorgangen abgesehen, nicht zu GefUgeverănderungen. Liegt das
Temperaturmaximum dagegen oberhalb Al' so treten allotrope Umwandlungen
auf, wie sie nach den bekannten Zustandsschaubildern zu erwarten sind. Abwei-
chungen hiervon sind auf fehlendes Gleichgewicht zuriickzufiihren. Ais wărme­
beeinfluBte Zone bezeichnet man jenes Gebiet, das nicht aufgeschmolzen wird, in
2.1 Vorgănge bei Erwănnung und Abkiihlung 33

60
mm U'31
1, 31.0 A ~
Y
v, 1.6.5 cm min·
40
800'( 600' C 400'C 200'[
20

x -150 -200 mm -250

-20 -

-40
Bild 2.2. Verlauf der Isothermen wăhrend
- 60 des MAG-Schweil3ens [M 5]

L
1600
'C I
U, 29V
"!:> 1200 1, mA
\ 2~!r·~
:>

~c. 800
E
.!!'
400 \ 1'-- r-----
o ...-/ Bild 2.3. Temperaturzyklus ei nes Punktes der
-10 10 20 30
Zeii I WEZ wăhrend des Schweil3ens [M 5]

dem es jedoeh zu Gefiigeiinderungen kommt. Sie ist im Bild 2.1 deutlieh zu


erkennen. Gefiige und Hiirte in der WEZ sind abhiingig vom Werkstoff und von
der wiihrend des SehweiBvorganges jeweils erreiehten Maximaltemperatur, der
Verweilzeit bei dieser Temperatur und dem Temperaturgradienten bei der Ab-
kiihlung. Wenn ei ne Kaltverformung des Grundwerkstoffes vorlag, kann Rekri-
stallisierung auftreten. Die genannten Bedingungen hiingen von der Energiezufuhr,
der SehweiBgesehwindigkeit und der Wiirmeabfuhr ab. Eine Gr6Be, mit der man
diese Faktoren in erster Anniiherung erfassen kann, ist die Streekenenergie
E = q/vs in J em - 1 , (2.1)
wobei die zugefiihrte elektrisehe Energie beim LiehtbogensehweiBen q = U · 1 ist.
Bei anderen Verfahren ist q die zugefiigte Wiirme in Watt. Vs ist die
SehweiBgesehwindigkeit. Die Breite der wiirmebeeinfluBten Zone und die maxima-
len Abkiihlungsgeschwindigkeiten sind auBerdem von der abgefiihrten Wiirme
abhiingig, diese wiederum vom Werkstoff und von der Geometrie der Nahtanord-
nung. Zeichnet man um den Schwerpunkt der aufgeschmolzenen Zone als
Mittelpunkt einen Kreis mit dem doppelten Radius dieser Zone, so kann man in
grober Anniiherung den WiirmeabfluB durch den in Bild 2.4 wiedergegebenen
34 2 Werkstoffbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

BUd 2.4. Die den WărmeabfluB cha-


rakterisierende Kenngro6e n fUr
n -1 n-2 n-3 3 Fălle [R 2]

Winkel q> charakterisieren [R 2]. Beriicksichtigt man noch die Blechdicke d, so lăSt
sich fUr das LichtbogenschweiBen eine KenngroBe
UI . J
L = ~ 10 r:::::. . (2.2)
vsv'n·d cmv'cm
angeben.
Der Wert fUr n ist der nachfolgend angegebenen Tabelle 2.1 zu entnehmen:

Tabelle 2.1. Faktor n in Abhangigkeit von cp

cp n

< 120° 1
120 bis 210° 2
> 210° 3

Wăhlt man als MaS fiir die Abkiihlgeschwindigkeit die Abkiihlzeit zwischen
800 und 500 °e, so erhălt man den in Bild 2.5 wiedergegebenen Zusammenhang fiir
elektrische HandschweiSungen, die unter verschiedenartigsten Bedingungen ohne
Vorwărmung durchgefUhrt wurden. Bild 2.6 gibt die Verhăltnisse beim mechani-

30
kJ cm-311
V
25 /

L
kJc ~-lcm-lIl V
/
6 ~
V
V
V V
"',/

/
01
4 6 8 10 20 40 60 s 100 4 6 8 10 2 1 4 6 S 103
Kuh lzeit t 1800 ... 500'CI Kuhlzeit 18oo-500'CI

Bild 2.5. Abkiihlzeit zwischen 800 und 5OO °C Bild 2.6. Abkiihlzeit zwischen 800 und 5OO °C
in Abhangigkeit von den SchweiBbedingun- in Abhangigkeit von den SchweiBbedingun-
gen beim Metall-Lichtbogenschwei6en gen beim UP-Schwei6en [R 2]
2.1 Vorgănge bei Erwărrnung und Abkiihlung 3S

sierten UP-SchweiBen wieder. Vergleicht man verschiedene Werkstoffe miteinan-


der, so steigt die Breite der WEZ mit der Wărmeleitfăhigkeit an. Eine besonders
schmale WEZ erhălt man beim AbbrennstumpCschweiBen, eine breitere beim
GasschweiBen. Beim KaltpreBschweiBen Cehlt sie naturgemăB.

2.1.1 Die Abkiihlgeschwindigkeit

Die Abkiihlgeschwindigkeit hăngt, wie bereits erwăhnt, von der zugefiihrten Ener-
gie je Lăngeneinheit der SchweiBnaht E = q/v. ab. Je groBer sie ist, um so geringer
ist die Abkiihlgeschwindigkeit. Fiir eine punktfOrmige Wărmequelle, die sich mit
konstanter Geschwindigkeit auf einer sehr dicken Platte bewegt (die Platte wird als
so dick angenommen, daB ein weiterer Anstieg der Blechdicke keinen EinftuB auf
die Abkiihlgeschwindigkeit besitzt), gilt nach [R 7]

d.9 = 21tA~ (.9 _ ~ )2 (2.3)


dt q o'
d 8/ dt Abkiihlgeschwindigk:eit in der Mittellinie der SchweiBung in Kh - 1,
A. Wărrneleitfăhigkeit in W m -1 K -1 ,
v, Wanderungsgeschwindigk:eit der Wărrnequelle in mh -1,
q eingebrachte Wărrne in W.
80 Ausgangstemperatur der Platte in K,
8 Temperatur, bei der die Abkiihlgeschwindigkeit bestimmt wird in K.

Vorausgesetzt wird adiabatisches Verhalten. Eine Wărmeiibertragung-von der


Platte an die Umgebung wird vernachlăssigt, die Abmessungen der Platte in ihrer
Ebene werden als unbegrenzt angenommen.
Obgleich
a) der Lichtbogen keine punktformige Wărmequelle ist,
b) die Wărmeleitfahigkeit sich mit der Temperatur ăndert,
c) mit einem Wărmetransport Platte/Luft gerechnet werden muB, haben zahlrei-
che experimentelle Ergebnisse gezeigt, daB Gl. (2.3) recht genau die Ab-
kiihlungsgeschwindigkeiten tatsăchlicher LichtbogenschweiBungen wiedergibt
[J 3].
Die einzigen wesentlichen Einschrănkungen sind:
a) Gl. (2.3) ist am genauesten, wenn sie zur Bestimmung der Abkiihlgeschwin-
digkeit bei Temperaturen herangezogen wird, die weit unterhalb des
Schmelzpunktes liegen. Bei Anwendung auf Stăhle z. B. ist sie sehr brauchbar,
da die Temperaturen, bei denen die Abkiihlgeschwindigkeiten aus metallurgi-
schen Griinden interessant sind, im allgemeinen unterhalb 800 cC liegen.
b) Das Blech muB so dick sein, daB die Wărme radial nach allen Richtungen hin
abftieBen kann.
Fiir sehr diinne Bleche gilt [C 3]:

d.9 = 2 A
dt 1t {!CP
(V.'S)2
q
(.9- ~)3
o , (2.4)
36 2 Werkstoffbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

~ Dichte des MetalJs in kgm- 3 ,


cp spezifische Wărme in Jkg- 1 K -1,
s Blechdicke in m.

Dabei wird angenommen, daB sich die Blechunterseite fast ebenso rasch erwărmt
wie die Oberseite. Die Wărme ftieBt dann parallel zur Blechoberftăche radial ab
(keine Komponente senkrecht zur Blechoberftăche). Die Gleichung gilt z. B. fUr
eine einzelne SchweiBraupe, die das Blech vollstăndig durchdringt. AuBerdem gilt
sie fiir das Brennschneiden (auch Schutzgasschneiden) und fiir das Elektronen-
strahlschweiBen.
Die Gln. (2.3) und (2.4) geben die Abkiihlgeschwindigkeiten in der Mittellinie
der SchweiBung wieder. Sie liegen dort um etwa 5 bis 10% iiber derjenigen in der
WEZ, so daB sie als reprăsentativ fiir den gesamten SchweiBbereich angesehen
werden konnen. Beiden Beziehungen IăBt sich der EinftuS der Streckenenergie
E = q/vs auf die Abkiihlgeschwindigkeit entnehmen. Beim Einsetzen von q ist nur
die in Wărme umgesetzte Lichtbogenleistung zu beriicksichtigen. Dies geschieht
durch Multiplikation der Lichtbogenleistung mit dem verfahrensabhăngigen Wir-
kungsgrad '1.

I
120
KS-1 I
~ 100
f!, 2!'
-2!

.~.-?
[f..5!!
ii 80 .§/§
.0; .'2" ti
~i/~
%60 _ . - .-.
"-'s
/ dreidimensionole
i ~' warmrableitung
~
I
I
40
.c
,=>
\Obergangsgebiet
~ 20

/ 10 20
I 30 40 mm 50 Bild 2.7. EinfluB der B1echdicke auf die Abkiihlge-
Pldttendicke schwindigkeit nach GI. (2.3) und (2.4)

Vielfach wird die Abkiihlzeit At 8 / 5 zwischen 800 und 500 ac als MaS fiir eine
mittlere Abkiihlgeschwindigkeit gewăhlt. Damit ergibt sich fiir die dicke Platte

I1t 8 / 5 = -21t-~-Vs (500 ~ .9 -800-~-.9:-J


0 -
(2.5)

und fUr diinne Bleche

(2.6)

Die kritische Dicke Sk (m) fiir den Ubergang vom drei- zum zweidimensionalen
2.1 Vorgănge bei Erwărmung und Abkiihlung 37

WărmefluB ergibt sich durch Gleichsetzen der Gln. (2.5) und (2.6) und Auflăsung
nach Sk

Sk = J-q ( 1
2vs c(! 500 - 90
+ 1
800 - 90
) . (2.7)

Bild 2.7 zeigt fiir eine Temperatur von 540 ce den Giiltigkeitsbereich der beiden
Gln. (2.3) und (2.4).
Die kritische Dicke grenzt jedoch nicht in einfacher Weise die Bereiche zwei-
und dreidimensionaler Wărmeleitung voneinander ab [R 8]. Hierfiir miissen
andere Kriterien herangezogen werden. Uberwiegend zweidimensionale Wărme­
leitung ergibt sich bei einlagigen Stumpfnăhten, insbesondere bei groBem
Tiefe/Breite- Verhăltnis der Naht. Uberwiegend dreidimensionale Wărmeleitung
tritt in Auftragraupen und Kehlnăhten auf, wenn Plattendicke und Wărmekapa­
zităt verhăltnismăBig groB sowie Streckenenergie und Vorwărmtemperatur relativ
klein sind.
Fiir niedriglegierte hochfeste Baustăhle lassen sich die werkstoff- und verfah-
rensabhăngigen KenngrăBen zusammenfassen, womit sich die folgenden leicht zu
handhabenden Beziehungen ergeben [U 1]:
Fiir dreidimensionale Wărmeableitung:

M S/ 5 =
(1
(0,67 - 5·10 -4 9 0 }E 500 _ 90 -
1)
800 - 90 • (2.8)

Fiir zweidimensionale Wărmeableitung

M S/ 5 = (0,043 - 4,3.10- 5 90 ) ~: [(500 ~ 9 0 Y- (800 ~9 0 YJ (2.9)

mit E = U//v als Streckenenergie. Dem Stahl-Eisen-Werkstoffblatt SEW 088 lie-


gen diese Beziehungen zugrunde [S 4].

2.1.2 Ausbildung der Schwei8naht und Eigenschaften der


wărmebeeinflu8ten Zone

Die Ausbildung der SchweiBnaht und die durch den Erwărmungs- und Ab-
kiihlungsvorgang ausgelăsten Verănderungen in der wărmebeeinfluBten Zone
seien anhand der nachfolgenden Tabelle 2.2 iibersichtlich dargestellt, die sich auf
eine EinlagenschmelzschweiBung bezieht. Die Angaben gelten sinngemăB auch fiir
MehrlagenschweiBungen.

2.1.2.1 Vermischung

Wenn ein Grundwerkstoff unter Verwendung eines Zusatzwerkstoffes geschweiBt


wird, bilden die beiden Werkstoffe gemeinsam das Schmelzbad. Die Mischung wird
dabei im allgemeinen nicht zu gleichen Teilen aus beiden Werkstoffen bestehen.
38 2 Werkstolfbeeinflussung durch den Schwei13proze13

Tabelle 2.2. Veriinderungen in der Schwei13naht und der Wiirmeeinflu13zone beim Schweil3en

Schwei13naht Wiirmebeeinflu13te Zone

Vorgiinge bei der Aufschmelzen von Zusatzwerk- Erwiirmung der WEZ auf
Erwiirmung stoffen (falls vorhanden) und von Temperaturen zwischen
Teilen des Grundwerkstoffes, Solidustemperatur und
Bildung eines gemeinsamen Ausgangstemperatur des Werkstoffes,
Schmelzbades (Vermischung, Umwandlungsvorgiinge, Umkiirnung
Aufschmelzgrad), Reaktionen (Grobkorn, Rekristallisation),
zwischen Bad und umgebender veriinderte Festigkeitseigenschaften,
Gas- oder Schlackenphase plastische Verformung, Aufschmelzen
niedrigschmelzender Korngrenzen-
substanzen
Vorgiinge bei der Erstarrung der Naht unter Umwandlungsvorgiinge in
Abkiihlung Ausbildung von Gu13gefiige, Abhiingigkeit von Maximaltemperatur
Kristallseigerungen, Zwangsliisung und Abkiihlgeschwindigkeit, bei
einzelner Begleitelemente, hiiherem Kohlenstoffgehalt
Ausscheidungsvorgiinge, Martensitbildung, Zwangsliisung
Schrumpfung und Ausbildung von einzeJner Begleitelemente,
Eigenspannungen Ausscheidungsvorgiinge,
Eigenspannungen

Die Menge des aufgeschmolzenen Grundwerkstoffes ist abhangig von der Naht-
vorbereitung und vom angewendeten SchweiBverfahren. Es gibt SchweiBverbin-
dungen, bei denen das SchweiBgut nur aus dem Grundwerkstoff besteht (z. B. beim
Niederschmelzen einer Bordelnaht). Dagegen wird bei AuftragschweiBungen
haufig Wert darauf gelegt, daB in der Auftragschicht der Zusatzwerkstoff domi-
niert.
Wenn der aufgeschmolzene Grundwerkstoff Legierungselemente verliert, z. B.
durch Verdampfung oder durch Oxidation, kann man sie u. U. durch entsprechend
legierte Zusatzwerkstoffe, die sich mit dem Grundwerkstoff vermischen, wieder
ersetzen.
Eine besondere Rolle spielt die Frage der Vermischung bei der Verbindung
ungleichartiger Werkstoffe, wie z. B. ferritischer und austenitischer Stahle.

2.1.2.2 Ausscbeidungsvorginge

Viele Legierungselemente haben bei hOherer Temperatur eine groBere Loslichkeit


als bei Raumtemperatur. Bei rascher Abkiihlung bleiben diese Bestandteile zu-
nachst zwangsweise gelost (iibersattigter Mischkristall). Spater kommt es zu fein
verteilten Ausscheidungen oder zu Umordnungen in submikroskopischen Berei-
chen, wodurch die Festigkeit erhoht, die Verformungsfăhigkeit aber herabgesetzt
wird. Diese Vorgange konnen erwiinscht (ausscheidungshartende Legierungen)
oder auch unerwiinscht sein (Alterung).
2.1 Vorgiinge bei Erwiirmung und Abkiihlung 39

2.1.2.3 Kristallseigerungen

Bei rascher Abkiihlung laufen die Umwandlungsvorgange nicht mehr gemaB den
fUr Gleichgewicht aufgestellten Zustandsschaubildern ab. Bild 2.8 zeigt dies qua-
litativ an einem Beispiel. Auf der Soliduslinie des dort gezeichneten Zustandsschau-
bildes bedeuten 1X 1 -1X 4 die Konzentrationen der bei der jeweiligen Temperatur
gebildeten MischkristaIle. Bei Gleichgewicht (langsame Abkiihlung) tritt ein Kon-
zentrationsausgleich mit der Folge ein, daB beispielsweise bei Erreichen der
Temperatur 83 alle bis dahin gebildeten Mischkristalle die Konzentration 1X 3
aufweisen. Ist dagegen bei rascher Abkiihlung, wie sie beim SchweiBen vorliegt, der
Konzentrationsausgleich unvollkommen, so werden die zuerst, d. h. bei h6herer
Temperatur gebildeten Mischkristalle 1X 1 auch noch nach erfolgter Abkiihlung auf
Raumtemperatur reicher an A sein als die spater entstandenen 1X4 -MischkristaIle.
Es ergibt sich demnach innerhalb der einzelnen Kristalle ein Konzentrationsge-
fâIle, das mit Kristallseigerung oder ZonenkristaIlbildung bezeichnet wird. In
Bild 2.8 geben die Punkte IXz-1X4 die Konzentrationen der bis zur Temperatur 82 bis
84 gebildeten Mischkristalle an (Gesamtzusammensetzung). Da 1X4 nicht mit der
Pauschalzusammensetzung der Legierung X-X zusammenfallt, ist bei der Tempe-
ratur 84 noch Restschmelze vorhanden, die eutektisch erstarrt. Bei Gleichgewicht
ware die Erstarrung bereits bei 83 beendet, ohne daB ein Eutektikum auftritt.

Bild 2.8. Zustandsschaubild, Abweichungen bei


Erstarrung ohne Gleichgewicht

Bei fehlendem Gleichgewicht ergeben sich demnach folgende Besonderheiten,


die sich vor allem beim SchweiBen und GieBen von Nichteisenmetallen bemerkbar
machen k6nnen:
a) Das Ende der Erstarrung erfolgt bei tieferer Temperatur. Die zuletzt erstarrten
Bereiche liegen auf den Korngrenzen. Bei Wiedererwarmung kann es zu ent-
sprechenden Aufschmelzungen auf den Korngrenzen kommen und damit zu
interkristalliner RiBbildung (AufschmelzungsriB).
b) Der Erstarrungsbereich wird vergr6Bert.
c) Es tritt KristaIlseigerung auf.
40 2 Werkstoftbeeinftussung durch den SchweiBprozeB

d) Es konnen Bestandteile gebildet werden, die nach dem fiir Gleichgewicht


aufgestellten Zustandsschaubild nicht zu erwarten sind (im Beispiel: eutektische
Phase).

2.1.2.4 Aufhirtung

Werkstoffe, die zur Aufhărtung neigen, etwa unlegierte Stăhle mit erhohtem
Kohlenstoffgehalt und niedriglegierte Stăhle, hărten in der WEZ auf, wenn die Ab-
kiihlungsgeschwindigkeit iiber der sogenannten kritischen Abkiihlungsgeschwin-
digkeit liegt. Da gleichzeitig die Verformungsfăhigkeit sinkt, besteht RiBgefahr.

2.1.2.5 Festigkeitseigenschaften

Beim Erwărmen der Metalle sinken im allgemeinen Zugfestigkeit und Streck-


grenze, wăhrend die Verformungsfăhigkeit ansteigt. Unstetigkeiten in diesem Ver-
halten ergeben sich, wenn Rekristallisationsvorgănge auftreten oder wenn
VersprOdungszonen durchlaufen werden. Die Bilder 2.9 und 2.10 zeigen die
Verhăltnisse fiir Aluminium und Stahl. Bild 2.11 gibt den Verlauf der Kerbschlag-
zăhigkeit fiir Armco-Eisen wieder. Man erkennt drei Minima, den drei
Versprodungszonen entsprechend:
Zone 1: unterhalb O°e (TieftemperaturversprOdung),
Zone 2: 120 bis 350 e (BlausprOdigkeit),
0

Zone 3: 850 bis 1150 e (HeiBrissigkeit). 0

140 140
Nmm'2 %
120 120

100 100 ~
c
~
~ ""c
]j 80 80 -5
:g'
'"
.S
LLJ

~ 60 60 ....
~ §
c
40 40 g
20 20

o O
O 100 200 300 400 'C 500 400 500'C 600
Temperatur f} Temperatur f}

BiId 2.9. Festigkeitseigenschaften von Alumi· Bild 2.10. Festigkeitseigenschaften von weichem
nium in Abhăngigkeit von der Temperatur Stahl in Abhăngigkeit von der Temperatur
2.2 Reaktionen mit den Gasen der SchweiBatmosphăre 41

200 ,...-,,----r-----r-----,-----;--,----,
]cm-2
.,160 Hf---t~ol---_+_--+-

i
~ 120 I--II-+--+-+-~_+___=:"-+­
:~
C>
o
~ BOI--IH--+-+--_+_-+-+~~--+--~
-e
~

Bild 2.11. Kerbschlagzăhigkeit von


Armco-Eisen bei verschiedenen Tempe-
Temperotur f} raturen

Werden kaltverfestigte Werkstoffe gesehweiBt, was vor allem bei Aluminium oder
Kupfer hăufig vorkommt, dann muB damit gereehnet werden, daB die Festigkeit in
der Ubergangszone auf den Wert des gegliihten Werkstoffes absinkt.
Die Bezeiehnungen Streekgrenze R. und Dehngre~ R p bei Festigkeitsanga-
ben gelten fiir Stahl in der Form, daB bei unstetigem Ubergang vom elastisehen
zum plastisehen Bereieh von Streekgrenze, bei stetigem Ubergang von Dehngrenze
gesproehen wird. Da die Art des Uberganges u. a. von der Vorbehandlung des
Werkstoffes abhăngt, konnen bei gleiehen Werkstoffen beide Bezeiehnungen neben-
einander auftreten. Bei NE-Metallen ist stets mit einem stetigen Ubergang zu
reehnen. Hier wird daher nur von Dehngrenze gesproehen.

2.1.2.6 Schrumpfung

Eine abkiihlende SehweiBnaht zieht sieh zusammen. Werden keine Vorsiehts-


maBnahmen ergriffen, kann es zu erhebliehen MaBabweiehungen kommen, die
abhăngig sind von Werkstoff, Nahtform, SehweiBverfahren und SehweiBfolge.

2.1.2.7 Eigenspannungen

Naeh ortlieher Erwărmung, wie sie beim SehweiBen im allgemeinen vorliegt,


kommt es zur Ausbildung von Eigenspannungen. Beim SehmelzsehweiBen errei-
ehen sie meist die Hohe der Streekgrenze. Ihr EinftuB auf statisehe und dynamisehe
Festigkeit, Stabilităt und Korrosion wird an anderer Stelle behandelt.

2.2 Reaktionen mit den Gasen der Schwei8atmosphăre

Bei hoheren Temperaturen kommt es zu Reaktionen zwisehen den Gasen der


Atmosphăre und dem Metall. Dabei kann es zu Sehădigungen kommen, deren
Umfang vom Werkstoff, der TemperaturhOhe und ihrer Einwirkungsdauer ab-
42 2 Werkstoffbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

hiingt. Um solche Schiidigungen zu vermeiden, wird beim SchweiBen der Nahtbe-


reich vor Luftzutritt geschiitzt, z. B. durch Verwendung von inerten Schutzgasen
oder durch die Umhiillung der Zusatzwerkstoffe, die bei den im Lichtbogen
herrschenden Temperaturen vergast und ebenfalls ein Schutzgas bildet, das Sauer-
stoffund Stickstoffvom Schmelzbad fernhiilt. Wasserstoff, der aus feuchten Gasen
der SchweiBatmosphiire, auch vom feuchten Werkstiick oder aus Elektrodenum-
hiillungen stammen kann, lost sich in der Schmelze und kann einen nachteiligen
EintluB ausiiben.
Der EintluB der Gase, z. T. auch schon von Spuren, auf Sonderwerkstoffe,
insbesondere die reaktionsfreudigen Metalle wie Zirkon, Titan, Beryllium usw.,
wird bei der Besprechung dieser Werkstoffe gesondert behandelt.

2.2.1 Sauerstolf

Bei hoheren Temperaturen oxidiert der ungeschiitzte Werkstoff an Luft. Metalle


mit hoher Affinitiit zu Sauerstoff bilden oft hochschmelzende Oxide (Aluminium,
hochlegierte Stiihle), die den SchweiBvorgang behindern. Legierungselemente
konnen ausbrennen, wodurch die Eigenschaften der Verbindungen ungiinstig
beeintluBt werden. Oxide liings der Korngrenzen setzen die Kerbschlagziihigkeit
und die Dauerschwingfestigkeit herab.
Diinne Oxidschichten, die auch beim SchutzgasschweiBen von hochlegierten
Stiihlen auf der Nahtobertliiche gebildet werden konnen, beeintriichtigen die Kor-
rosionsbestiindigkeit und miissen deshalb nach dem SchweiBen durch Beizen
entfernt werden.
Sauerstoff beeintriichtigt die Ziihigkeit von StahlschweiBgut. Hohe Sauerstoff-
gehalte fiihren zu zahlreichen z. T. groben Einschliissen und begiinstigen die
Ausbildung von grobem, polygonalen Ferrit, wodurch sich der Ziihigkeitsverlust
erkliiren liiBt. Aber auch sehr niedrige Sauerstoffgehalte sind ungiinstig, weil dann
infolge des Fehlens von Keimen ein grober Plattenferrit mit Karbiden gebildet
wird, was ebenfalls zu niedriger Ziihigkeit fiihrt. 700 bis 1000 ppm gelten als
deutlich zu hoch, Werte unter 200 ppm je nach Zusammensetzung als zu niedrig
[A 3, M 6].
Zur Senkung des Sauerstoffgehaltes im SchweiBgut von Stahl ist die kombi-
nierte Desoxidation des tliissigen Schmelzbades mit Mn und Si die am meisten
angewandte Methode. Dabei kommt es auf die absoluten Gehalte an Mn und Si im
SchweiBgut und auf das MnjSi-Verhiiltnis an. Die maximale Desoxidationsfiihig-
keit solI erreicht werden [L 1], wenn im SchweiBgut ein MnjSi-Verhiiltnis von 1 bis
2 bei 0,3 bis 0,5% Si bzw. 0,5 bis 0,7% Mn vorliegt.

2.2.2 Stickstolf

Bei manchen Metallen, z. B. bei unlegierten und niedriglegierten Stiihlen oder bei
Titan und seinen Legierungen, fiihrt Stickstoff durch die Bildung von Nitriden oder
durch Aufnahme in das Raumgitter des betreffenden Metalles zur VersprOdung
[H 4]. In unlegierten Stiihlen kann Stickstoff durch Aluminium, in niedriglegierten
2.2 Reaktionen mit den Gasen der SchweiBatmosphăre 43

durch z. B. Vanadin, Niob oder Titan abgebunden werden (Feinkornstăhle, vgl.


Abschn. 4.8.3).
Bei hochlegierten, austenitischen Stăhlen stabilisiert er den austenitischen
Charakter.

2.2.3 Wasserstoff

Der Wasserstoffkann beim SchmelzschweiBen von Stahl in das SchweiBgut und in


die wărmebeeinfluBte Zone eindringen. Die Menge des im Werkstoff gel6sten
atomaren Wasserstoffes und des in Poren befindlichen molekularen Gases hangt
von verschiedenen Bedingungen ab, so z. B. von dem Wassergehalt des Schutzgases
und der Elektrodenumhiillungen, vom Pulver, aber auch von dem SchweiBzusatz-
werkstoff selbst.
Der Wasserstoff kann allein oder in Verbindung mit anderen EinfluBfaktoren
(Werkstoffzusammensetzung, Gefiigeausbildung, Spannungen usw.) zu verschiede-
nen Fehlern fiihren:
a) Poren. Die L6slichkeit im Stahl ist in der fliissigen Phase sehr hoch und nimmt
nach der Erstarrung schlagartig ab. Dies kann zu Poren fiihren, in denen Wasser-
stoff molekular enthalten ist. Bei Stahl tritt dies besonders dann auf, wenn die
Gasblasenbildung im Schmelzbad durch Schwefel verz6gert wird [S 5] und wenn
das SchweiBbad zu schnell erstarrt, was bei groBen SchweiBgeschwindigkeiten
oder zu kleinem SchweiBstrom der Fall ist. Wasserstoff kann sich auch an chemi-
schen Reaktionen beteiligen, die Gase mit begrenzter L6slichkeit erzeugen (H 2 S,
CH 4 ), welche die Bildung von Poren begiinstigen.
Bei Metallen mit hoher Wărmeleitfahigkeit wie z. B. Aluminium ist aus diesem
Grund die Neigung zur Bildung von Poren besonders groB [K 7]. Bei Aluminium-
DruckguB kommt hinzu, daB Formtrennmittel und in geringerem MaBe auch
Kolbenschmierstoff als zusătzliche Wasserstoffquellen wirken. Wird geschweiBt,
gelangt der zunăchst unter hohem Druck in Poren eingeschlossene Wasserstoff in
das SchweiBgut. Durch Zwangsentliiftung der Form IăBt sich nicht nur die Luft,
sondern auch der Wasserstoff wirksam reduzieren. Bei sparsamer Dosierung von
Formtrennmittel und Schmierstoff ist dann Porenbildung weitgehend zu vermei-
den [R 9].
b) Fischaugen. In Stahl kann sich Wasserstoff nicht nur in Poren, sondern auch in
Bereichen mit nichtmetallischen Einschliissen anreichern. Wenn die Porenober-
flăchen sauber sind, kann der Wasserstoff an der Oberflăche dissoziiert werden und
der atomare Wasserstoff in das Kristallgitter diffundieren. Im anderen Falle kann
nur iiber eine erh6hte Energiezufuhr eine Verănderung erfolgen, z. B. dadurch, daB
wăhrend einer langsamen plastischen Verformung die Oberflăchen aufreiBen und
so frische Oberflăchen gebildet werden, iiber die die H-Atome ins Gitter gelangen
und die Verformungsfăhigkeit des Stahles vermindern. Dies fiihrt u. U. im Zug-
versuch zu der bekannten Erscheinung der "Fischaugen". Hierunter versteht man
6rtlich begrenzte Spr6dbruchflăchen im SchweiBgut, meistens um eine zentrale
Pore gelegen, innerhalb einer sonst duktilen Bruchtopographie.
44 2 Werkstoffbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

c) Verzogerte Risse. Bei hoherfesten Werkstoffen und bei mehrachsigen statischen


Zugspannungen treten bei erhohtem Wasserstoffgehalt verformungsarme Briiche
in der WEZ oder im SchweiBgut auf. Wăhrend man zeitweilig davon ausging, daB
es sich ausschlieBlich um die Folge eines erhohten Wasserstoffgehaltes handelt,
neigt man jetzt der Auffassung zu, daB dieses Phănomen durch den Wasserstoff
lediglich verstărkt wird. Die auch als statische Ermiidung bekannte Erscheinung
erfolgt iiber ein zeitabhăngiges Wachstum von Rissen ăhnlich einem Dauerbruch
bei zyklischer Belastung, bis die Festigkeit des nicht gerissenen Bereiches iiber-
schritten wird und es schlagartig zum Restbruch kommt. Der Restbruch kann auch
ausbleiben, wenn durch die RiBausbreitung die elastische Energie des Bauteiles
soweit abgebaut wird, daB die Restenergie nicht mehr fiir einen Gewaltbruch
ausreicht. Dies wird dadurch noch unterstiitzt, daB der Wasserstoff wăhrend der
gesamten Zeit effundieren kann und so eine kritische Konzentration unterschritten
wird. Diese Erscheinung findet sich z. B. bei Untemahtrissen.
d) Spontane Riftbildung. Bei sehr hohen Wasserstoffkonzentrationen (Galva-
notechnik: Beizblasen) kann es zu spontaner RiBbildung kommen.
e) Mikrorisse. Abhăngig vom Werkstoff konnen bei raschem Abkiihlen Mikro-
risse in wasserstofthaltigem SchweiBgut auftreten und die Dauerschwingfestigkeit
herabsetzen. Wenn dagegen nach dem Abkiihlen keine Risse aufgetreten sind, wird
keine merkliche Emiedrigung der Dauerschwingfestigkeit durch den bei
Raumtemperatur im Stahl gelosten Wasserstoff beobachtet, solange der Dauer-
schwingbeanspruchung keine plastische Verformung vorausgeht und damit keine
irreversible Werkstoffschădigung eingetreten ist.
Grundsătzlich handelt es sich bei wasserstoffinduzierten Rissen in SchweiBgut
oder WEZ um Kaltrisse, die wăhrend der Abkiihlung unterhalb von 200 ce und
auch noch spăter bei Raumtemperatur auftreten. Durch die SchweiBbedingungen
und die Auswahl der Zusatzwerkstoffe muB die Wasserstoffaufnahme begrenzt und
seine Effusion begiinstigt werden. SchweiBfolge und Wărmefiihrung sind dabei
wichtige EinftuBgroBen. Ein ungiinstiges Gefiige wie Grobkom, Martensit und
Komgrenzenferrit erhohen die Empfindlichkeit des Stahls gegeniiber Wasserstoff-
rissen. Die Menge des vom SchweiBgut aufgenommenen Wasserstoffs wird gemăB
ISO 3690 bzw. DIN 8 572 gepriift und in ml/l00 g SchweiBgut angegeben, wobei
1 ppm = 1,11 ml/l00 g .
Mit dem Sauerstoffaufblasverfahren erreicht man im Konverter 1 bis 2 ppm H 2 •
Durch anschlieBende Reaktionen in der Pfanne, im Verteiler beim StranggieBen
und mit Luftfeuchte kann der Wasserstoffgehalt auf hOhere Gehalte bis 6 ppm
ansteigen [H 5]. Beim SchweiBen konnen sie noch wesentlich hOher liegen, bis zu
50 ppm bei Verwendung von zelIuloseumhiillten Elektroden. Bei basischen Elek-
troden Iiegen sie unter 5 ppm, beim WIG-SchweiBen unter Argon unter 1 ppm,
beim UnterpulverschweiBen bei etwa 5 bis 20 ppm je nach verwendeter Draht-
Pulver-Kombination [M 7]. Mit Fiilldraht hergestelltes SchweiBgut in Stahl HY-
80 enthielt nach [N 3] 2 ml/l00 g Wasserstoff, bei kritischen Werten um 4-5 ppm.
Im SchweiBgut bestimmt bei hoheren Wasserstoffgehalten von etwa 10 ml/l00 g
die Hărte die RiBempfindIichkeit im Bereich von HV 5 = 200-330, wăhrend bei
2.2 Reaktionen mit den Gasen der SchweiBatmosphăre 45

niedrigen Gehalten kleiner 5 ml/100 g das GefUge maBgeblich ist. Nadelferrit und
die Bruchziihigkeit verbessemde Legierungselemente (z. B. Ni) erhOhen den
RiBwiderstand [G 5, H 6]. Die Verteilung des Wasserstoffs im SchweiBgut liiBt sich
berechnen [D 9].
Der Wasserstoffgehalt im SchweiBgut wird nicht nur durch einen fiir die
jeweilige Stabelektrode umhiillungstypischen - bzw. durch Pulver oder Schutzgas
verursachten - Grundwasserstoffgehalt bestimmt, sondem auch durch das
Feuchteangebot der umgebenden Atmosphiire [R tO]. Es ist daher von Interesse,
den EinfluB einer Klimaiinderung auf den zu erwartenden Wasserstoffgehalt zu
ermitteln, wenn fiir ein Ausgangsklima die Menge an aufgenommenem Wasserstoff
z. B. nach DIN 8572 bestimmt wurde. Beim SchweiBen mit Stabelektroden setzt
sich dieser Wasserstoff aus einem aus der Umhiillung stammenden Anteil (HOM+)o
und einem luftfeuchteabhiingigen Anteil (HOM+)LF zusammen:
HOM + = (HOM+)o + (HOM+kF . (2.10)
Der von der Luftfeuchte abhiingige ist unter Beriicksichtigung der Sieverts'schen
Beziehung
(2.11)
Der Index + besagt, daB bei einer Temperatur von O°C oder hoher geschweiBt
worden ist. Die Steigung der Regressionsgeraden E +(Bild 2.12) kann als MaB fUr
die Empfindlichkeit einer Umhiillung gegeniiber dem Eindringen der Umgebungs-
feuchte in die Lichtbogenatmosphiire angesehen werden. Es gilt also:
(2.12)

HOM+ in ml/l00g

(HOM+)O

~~---------------==-~
~in y'hPa
Bild 2.12. EinfluB der Luftfeuchte auf den Wasserstoffgehalt im SchweiBgut, Regressionsgerade

Geht man davon aus, daB (HOM+)o und E+ fiir eine bestimmte Elektrode konstante
Werte sind, bleibt als abhăngige GroBe nur die durch den Wasserstoffpartialdruck
beschriebene Luftfeuchte iibrig. Um den Zusammenhang zwischen der beim
SchweiBen herrschenden Umgebungsatmosphăre und dem Wasserstoffgehalt im
SchweiBgut nicht fiir jeden Einzelfall experimentell ermitteln zu miissen, wurde die
Darstellung nach Bild 2.13 hergeleitet, das auf der Gaschromatographiemethode
beruht. Die ausgezogenen Linien im rechten Teilbild gelten fUr Temperaturen iiber
OaC, die gestrichelten fUr tiefere Temperaturen. Unter anderem geht aus diesem
46 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

Bild hervor, daB der EinfluB der Luftfeuchte umso groBer ist, je kleiner der
umhiillungsspezifische Grundwasserstoffgehalt ausfăllt. Bei dem in Bild 2.13 einge-
zeichneten Beispiel wurde angenommen, daB (linkes Teilbild) bei 20 0 e und 60%
reI. Luftfeuchte ein Wasserstoffgehalt von 5,5 ml/l00 g (rechtes Teilbild) gemessen
wurde. Daraus lăBt sich dann unmittelbar ableiten, daB sich bei O°e bei gleicher
Luftfeuchte ein Wasserstoffgehalt von 7 ml/l00 g und bei - 10 0 e und 100% reI.
Luftfeuchte ein Wert von 3,3 ml/l00 g einstellen wiirde.
Um den jeweils zugehOrigen Ordinatenwert zu bestimmen, benotigt man den
Săttigungsdruck p' des Wasserdampfs, der aus den entsprechenden Tafeln entnom-
men werden kann (z. B. [D 10]). Es ist

die reI. Luftfeuchte rF = PH~O ·100 in %


p
und damit PH20 = 1/10 rF p' (2.13)
Fiir das oben beschriebene Beispiel bedeutet das:
Fiir 20 e und rF = 60% wird
0

1
PH20 = 10. 60 . 23,369 = 3,7445 hPa .

Bild 2.14 zeigt ein vereinfachtes Mittelwertdiagramm fiir Temperaturen iiber ooe,
das auch fiir die Quecksilbermethode zur Wasserstoffbestimmung gilt.

2.3 Vorgănge bei und nach Kaltverformung

Metallische Werkstoffe werden hăufig im kaltverfestigten Zustand angeliefert.


Besonders bei Aluminium ist die Kaltverformung ein wesentliches Hilfsmittel, die
Festigkeit, die im weichen Zustand verhăltnismăBig niedrig liegt, zu steigem.
AuBerdem werden Kaltverformungen durch Biegen, Abkanten, Stanzen,
FlieBpressen usw. in der Fertigung vorgenommen.

2.3.1 Gefiige uod Festigkeit

Das Kom wird bei Kaltverformung gestreckt. Festigkeit und Streckgrenze steigen
an, wăhrend die Verformungsfăhigkeit sich verschlechtert. Anwendung z. B. bei
kaltgewalzten Blechen. Beim SchweiBen wird die Kaltverformung ortlich
riickgăngig gemacht. Abhilfe: SchweiBnăhte in gering beanspruchte Bereiche
verlegen.

2.3.2 Eigenspaoouogeo

Ăhnlich wie bei ortlicher Erwărmung konnen Eigenspannungen auch durch Kalt-
verformung entstehen, wenn ein Teil des Querschnittes plastisch, der Rest jedoch
10 II 12 13 14
81 771
- - - HOM-
{hPa
-30 "C '" ~ < O"C
- - Ho M+
O"C", ~ <30"C

l!5
~
u
=>
=
4
1
Ci
.g3
6:; ./ /1 ...... 4
:;; 21-
~ I -'~~5///:;I' ...... ,

N
W
<:
o
-20 -10 ,O 10 20 30 "C 40 4567891011 1213 1415ml/100g18 o<l
~I
a Temperatur ~ Gehalt an diffusiblem Wasserstaff im SchweiOgut :;
~
Bild 2.13. Abhăngigkeit des dilfusiblen Wasserstolfgehalts im SchweiBgut von der Luftfeuchte [
c::
:;
o-
:;
~
(")

=-
e:..
'"
W
..,
O'
3c::
:;
O<l

.j:.
-J
48 2 Werkstoftbeeinftussung durch den SchweiBprozeB

8,----r----r----,--~

fhPO

OL-__- L_ _ _ _ ~_ _-L~~

O 10 20
a Temperatur {}

Bild 2.14. Abhangigkeit des diffusiblen Wasserstaffgehalts irn SchweiBgut van der Luftfeuchte (Mittel-
wertdiagrarnrn)

nur elastisch verformt wird. Die Entstehung von Eigenspannungen setzt also eine
ungleichmăBige Beanspruchung des Querschnittes und elastische Eigenschaften
des Werkstoffes voraus. Driickt man z. B. bei der Hărtepriifung eine Kugel in die
Oberflache des Werkstiickes, so wird der Werkstoff unter der Kugel plastisch
verformt und zur Seite weggedrăngt, wăhrend in einiger Entfernung darunter die
Verformung wegen der dort geringeren Spannung elastisch bleibt. Beim Entlasten
federn dann die elastisch verformten Gebiete wieder zuriick und setzen dabei die
plastisch verformte Zone unter Druckeigenspannungen, wăhrend sie selbst Zugei-
genspannungen enthalten.

2.3.3 Alterung

2.3.3.1 Reckalterung

Bei Stahl kann nach Kaltverformung eine natiirliche, nach Kaltverformung und
anschlieBender Erwărmung eine kiinstliche Alterung auftreten. Die Hauptursache
hierfiir ist Stickstoff. Alterung kann durch Zugabe von Aluminium verhindert
werden, welches Stickstoff abbindet. Die Alterung beginnt bei etwa 0,001 % Stick-
stoff, kritisch wird sie oberhalb von 0,01 %. Durch Alterung ergibt sich eine
Festigkeitszunahme (bei gleichzeitiger Abnahme der Verformungsfăhigkeit) um
beispielsweise 100 Nmm- 2 bei 0,004% N 2 , 170 Nmm- 2 bei 0,008% N 2 [E 3, F 2,
K8, M 8].
2.3 Vorgănge bei und nach KaItverfonnung 49

In kaltverformten Bereichen von Bauteilen einschlieBlich der angrenzenden


FIăchen von der Breite 5t (Tabelle 2.3) darf nach DIN 18800 T1 geschweiBt
werden, wenn die Bedingungen gemăB Tabelle 2.3 abhăngig von der mit der
Kaltverformung verbundenen Dehnung oder bei Biegeverformungen vom Ver-
hăltnis Biegeradius r der inneren Rundung zur Blechdicke t eingehalten sind.

TabeUe 2.3. Bedingungen fUr das SchweiBen in kaItverfonnten Bereichen nach DIN 18800 TI

1 2 3 4

r
rll ein % zul. I in mm
--j 51 t-;-~
1 ~ 10 < 5 oile
2 ~ 3,0 ~ 14 ~ 24
3
4
~

~
2
1,5
~20

~ 25
~

~
12
e
f
5 ~ 1,0 ~ 33 ~ 4

Wird nach dem SchweiBen normalgegliiht, brauchen die in Tabelle 2.3 angege-
benen Grenzwerte nicht beachtet zu werden.

2.3.3.2 Abschreckalterung

Eine Ausscheidungs- oder Abschreckalterung entsteht, wenn stickstoffhaltiger


Stahl aus dem Gebiet um 700 °C abgeschreckt wird. Die Wirkung des Stickstoffs
wird hier - im Gegensatz zur Reckalterung - durch etwa 0,5% Mn aufgehoben.
Man nimmt an, daB diese Wirkung des Mangans darauf beruht, daB sich die
Stickstoffatome in der Năhe von Manganatomen in Gebieten niedriger potentieller
Energie befinden. Noch stărker als Mangan wirken die Elemente Al, Ti, Zr, V und
Nb [F 2].

2.3.4 Rekristallisation

Wird ein Metall kaltverformt und anschlieBend erwărmt, so tritt zunăchst Kristall-
erholung ein. Wird die Dauer der Temperatureinwirkung erh6ht oder eine be-
stimmte Temperatur (Rekristallisationsschwelle) iiberschritten, so kommt es zu
einer Kristallneubildung, die als Rekristallisation bezeichnet wird. Das rekristalli-
sierte Gefiige ist um so feink6miger, je stărker das Ausgangsgefiige verformt war.
Umgekehrt erhălt man Grobkom, wenn die Verformung im kritischen Gebiet, d. h.
je nach Metall zwischen etwa 3 und 10%, erfolgte.
In der Regel sind die technischen SchweiBvorgănge so kurzzeitig, daB es dabei
nicht zur Rekristallisation kommt. Dagegen tritt sie beim Spannungsarmgliihen
auf, weshalb kaltverformte Teile normal- und nicht spannungsarmgegliiht werden
miissen.
50 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

2.3.5 Korrosion

Bei Korrosionsbeanspruchung unterliegen kaltverformte Bereiche bevorzugt dem


Korrosionsangriff. Abhilfe: Riickgăngigmachen der Kaltverformung durch
Gliihbehandlung, z. B. durch Spannungsarmgliihen, wobei die Frage der Rekristal-
lisation zu beachten ist.

2.3.6 Zusammenfassende Beurteilung des Scbwei8ens


in kaltverformten Bereicben [R 11]

Bei diinneren Querschnitten, die zur Festigkeitssteigerung kaltverformt werden,


IăBt sich auch bei groBem Profilquerschnitt eine weitgehend homogene Verfor-
mung erreichen. Die mechanisch-technologischen Eigenschaften sind dann ziem-
lich einheitlich. Mit Rekristallisation, Alterung oder einer Beeintrăchtigung
der durch die Kaltverformung verbesserten Festigkeitskennwerte durch den
SchweiBprozeB ist nicht zu rechnen. Der Beeinflussung der oberen Streckgrenze in
Abhăngigkeit von der Vorverformung (Bauschinger-Effekt) ist Rechnung zu tra-
gen. Hier diirfte eine Grenze fiir eine generelle Ausnutzung der durch Kaltverfor-
mung verbesserten Festigkeitseigenschaften liegen. Wichtig ist das Einhalten der
maxim al zulăssigen Streckenenergie beim SchweiBen und die Begrenzung der
Kaltverformung auf Werte, die eine ausreichende Verformungsreserve sicherstel-
len. Hierfiir erscheint eine Bruchdehnung von As = 15% hinreichend. Sie ist
erforderlich, um die wăhrend der Weiterverarbeitung und im Betrieb zwangslăufig
auftretenden plastischen Verformungen riBfrei aufnehmen zu konnen.
Eine Obertragung der vorstehenden Bemerkungen auf dicke Querschnitte. ist
vorlăufig nicht moglich. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn kritische Verfor-
mungsgrade vorliegen und mit einer Iăngeren Verweilzeit bei hoheren Temperatu-
ren im Betrieb zu rechnen ist oder bei Bauteilen, die nach dem SchweiBen
spannungsarm gegliiht werden. In diesen Făllen besteht die Gefahr der Grobkorn-
bildung durch Rekristallisation, verbunden mit einer Verschlechterung der Verfor-
mungs- und Festigkeitseigenschaften.

2.4 Wărmebehandlung

An dieser Stelle sollen in erster Linie solche Wărmebehandlungsverfahren genannt


werden, die vor oder nach dem SchweiBen angewendet werden. Das Hărten und
Vergiiten von Stahl wird erwăhnt, weil Aufhărtungen beim SchweiBen moglich
sind, bzw. weil auch vergiitete Stăhle geschweiBt werden.

2.4.1 Vorwărmen

Durch Vorwărmen wird die Abkiihlgeschwindigkeit herabgesetzt. Dies kann erfor-


derlich sein, wenn mit Aufhărtungen in der WEZ zu rechnen ist oder wenn man der
2.4 Wărmebehandlung 51

Porenanfălligkeit begegnen will. Vorwărmen ist auch dann erforderlich, wenn man
bei Werkstoffen mit hoher Wărmeleitfahigkeit Schwierigkeiten hat, die erforderli-
che Temperatur im SchweiBgebiet zu erreichen (Kupfer, Aluminium). Durch Vor-
wărmen auf hOhere Temperaturen lassen sich Eigenspannungen, die nach Beendi-
gung des SchweiBprozesses vorhanden sind, vermindem, allerdings nur dann, wenn
das gesamte Werkstiick oder doch groBe Bereiche desselben erwărmt werden
(ausgeniitzt z. B. beim WarmschweiBen von GrauguB). Die Vorwărmtemperatur
muB dann in Bereichen Iiegen, in denen die Streckgrenze merkIich abgesunken ist,
da ihre Hohe das Maximum der Resteigenspannungen bestimmt. Durch Vor-
wărmen wird die Wasserstoff-Effusion begiinstigt und damit die Gefahr einer
durch Wasserstoff verursachten Schădigung - vor allem beim SchweiBen unter
kritischen Bedingungen (tiefe Temperatur, groBe Dicken, empfindIicher Werkstoff)
- vermindert.
Die Vorwărmung kann provisorisch mit SchweiBbrennem erfolgen, sie kann im
Ofen vorgenommen werden oder mit Hilfe der Induktionserwărmung. In allen
Făllen ist eine Temperaturkontrolle erforderlich, um die Vorwărmtemperatur
wăhrend des gesamten SchweiBvorganges auf der erforderIichen Hohe zu halten,
die von FalI zu FalI festzulegen ist. Sie ist dem Werkstoff, der Wanddicke und den
SchweiBbedingungen anzupassen [S 6, G 6], vgl. auch Kapitel 4.

2.4.2 Spannungsarmgliihen

Das Spannungsarmgliihen geschweiBter Stahlkonstruktionen dient


a) dem Abbau von Eigenspannungen, um der SprOdbruchgefahr zu begegnen,
insbesondere bei groBen Wanddicken oder beim Vorhandensein von Span-
nungskonzentrationen;
b) dem Abbau von Eigenspannungen, um bei nachfolgender spanabhebender
Bearbeitung Verzug zu vermeiden;
c) der Verbesserung der metallurgischen Eigenschaften. So wird z. B. durch Span-
nungsarmgliihen eine voraufgegangene Alterung beseitigt, eventuell vorhande-
ner Martensit in Vergiitungsgefiige umgewandelt, Wasserstoffkann entweichen;
d) der Verbesserung der Korrosionsbestăndigkeit und der Verhinderung von
SpannungsriBkorrosion.
Das Spannungsarmgliihen von unlegierten C-Mn-Stăhlen erfolgt durch Erwărmen
auf 600 bis 650 cC, je mm Wanddicke 2 min, mindestens jedoch eine halbe Stunde
bei langsamer Abkiihlung, am besten im Ofen. Die Aufheizgeschwindigkeit solIte
nicht zu hoch gewăhlt werden, weil Temperaturunterschiede bei unterschiedIichen
Wanddicken zu Eigenspannungen im Werkstiick und als deren Folge zu
RiBbildung fiihren konnen.
Fiir das Spannungsarmgliihen stehen Ofen groBer Dimensionen zur Ver-
fiigung, so daB es mogiich ist, auch sperrige und umfangreiche Werkstiicke nach
dem SchweiBen spannungsarm zu gliihen. Durch das Erwărmen wird die Streck-
grenze des Werkstoffs abgesenkt und durch plastische Verformung werden die
elastischen Verzerrungen abgebaut und damit die Eigenspannungen herabgesetzt.
52 2 Werkstolfbeeinflussung durch den Schwei13proze13

100
h
60 \
40 \ \ IL
20 \ \ ~
10
8
\ \\ ~ \~
6 \ \ 1 1
\ 1\,& \
~ \
'-"
\~ '\ \
1
0,8
\ \S" \ \ 1\
'6

--1\ \\
0,6
0,4 \0 \ '\ l'

0,2 \
%~ \ \ \ Bild 2.15. SchweiJ3eigenspannungen nach dem Span-
nungsarmgliihen eines unlegierten, weichen Bau-
0.1
450 500 550 600 650 'C 700 stahls in Abhăngigkeit von Gliihzeit und -temperatur
Gluhtemperatur ". [W 3]

Wenn eine gewisse Entspannung auch bei niedrigeren als den angegebenen
Gliihtemperaturen erreicht werden kann, so ist diese doch unvollstiindig. Bild 2.15
zeigt die Restspannungen bei unterschiedlicher Gliihtemperatur und Gliihdauer.
Das Spannungsarmgliihen wird vorzugsweise nach dem SchweiBen von unle-
gierten und niedriglegierten Stiihlen angewendet. Das Verhalten verschiedener
niedriglegierter Stiihle beim Spannungsarmgliihen wurde im Torsionstest [W 4]
gepriift [T 2]. Bild 2.16 zeigt den EinfluB von Gliihtemperatur und Zeit fiir einen
13 CrMo 44 und fiir St 52 [L 2], Bild 2.17 kennzeichnet den WerkstoffeinfluB
[T 3]. Wiihrend sich die mechanischen Eigenschaften von Grundwerkstoff, WEZ
und SchweiBgut bei unlegierten Stiihlen nicht nachteilig veriindern, kann die
Gliihbehandlung, abhiingig vom Legierungstyp, bei bestimmten niedriglegierten
Stiihlen zu unerwiinschter Werkstoffbeeinflussung, beispielsweise zu Ausschei-
dungsvorgiingen und als deren Folge zu einer Beeintriichtigung der Ziihigkeit,
fiihren. Bei hierfiir empfindlichen Stiihlen konnen auch Wiedererwiirmungsrisse
(reheat cracking) auftreten [D 11]. Die mit dem Spannungsarmgliihen verbunde-
nen metallurgischen Effekte sind bei niedriglegierten Stiihlen zuweilen bedeutsamer
als der Spannungsabbau selbst, im positiven wie im negativen Sinn. Es erscheint
daher wichtig, daB der Erhalt der Ziihigkeit und Verformbarkeit der
SchweiBverbindungen Vorrang hat gegeniiber einem moglichst vollstiindigen Ei-
genspannungsabbau. Die Tendenz geht daher dahin, die Gliihtemperatur abzusen-
ken und die Haltezeit bei maximaler Gliihtemperatur zu verringern, auch wenn
dann der Spannungsabbau nicht vollstiindig erfolgt. Die Wirkung von Aufheiz-
und Abkiihlphase auf den Spannungsabbau sollte beriicksichtigt werden. Angaben
zu den zweckmiiBigen Gliihtemperaturen und - zeiten sind den jeweiligen Regel-
werken zu entnehmen [S 7, V 6]. Fiir den Bereich des Kesselbaus gilt z. B. nach
[V 6], daB die in den Tabellen 2.4 bis 2.6 genannten Stahlsorten bzw. Kombinati-
2.4 Wărmebehandlung 53

180 900
Nmm"1 I I 'C
~
160 13 CrMo 44 800

140
~~ 700

~120 ~\ / 600
)<
~
O>
o;.

;jV\ )<1''".
c

r::
=>
500 .2
"'"~
\""\ --
500'C
/ 400

'l
c
.~
~ 600'[
300
'"
.o
ot
10
"" 60

- --
l-I-
40 1-- 200
V
~
.........

20 .-
~ 100
V
o a O
180 ,---,--r--,--,-,----,----,---,----r---r----, 900
Nm~ ~
160P~!Isi:~+-++-i SI 52 (Wolzzuslond ) 800

r:
140 r---+---'li,"~~"-+-t-- -+----i--+--+-+----1700

~120

1
-~c\-\ \: '\:1'\cIr----+---I--+--+-+----j600
=>

f--_-+_~'f-+~I-*_'!r-_+-40-0-'C....;:::p45 ...0"""""_+_+-__l :::

~ 60 300~

40 f------7'~V_"'/+ -+-\--1<--""",-+ -+-+--F'I--=--l 200

20 ~::=--_t_-__t --i--t--''=r-1--=:-Il00

ob
10
I I I I

6 8 10 20 h 30
Versuchszeit t

Bild 2.16a u. b. Entspannungskurven von zwei verschiedenen Stăhlen 13 CrMo 4 4 und St 52 in


Abhăngigkeit von Temperatur und Gliihzeit

onen und SchweiBzusatze bei den angegebenen Temperaturen zu gliihen sind. Die
Gliihdauer ist abhangig von der Erzeugnisdicke:
~15mm mipd.15min
> 15 bis ~ 30 mm mind.30min
>30mm mind. 60 min .
Die angegebenen Zei ten schlieBen das Durchwarmen und Balten innerhalb der
54 2 Werkstoffbeeinf1ussung durch den SchweiBprozeB

250
Nmm-1 I I
Gluhtemperatur 650 'C
- Mo-Cr-V

200
1\, - - 13% Cr
.- 5%Cr 0.5%Mo ver gutet
"-'\ - - - 5%Cr O.5%Mo ge gluht

\
\
f"
.~ 100 ~~
,\."
\
\.
'"" \
\\ '\\~
50
'\:-~
" ... .-0...._
__ ;--.-.-
~--a...

'- \ 1--
\ ,
'0..'_
----- f - - - -
h 20 Bilci 2.17. Einf1uB von Werkstoff und Gliihzeit
Gluhzeit f auf den Spannungsabbau

jeweiligen Temperaturspanne ein. Fiir die Stăhle X 20 CrMoV 121 und G-X
22 CrMo V 12 1 gelten noch zusătzliche Bedingungen, siehe Abschnitt "Martensiti-
sche Stăhle".
Zur Vermeidung von SpannungsriBkorrosion werden nichtrostende hochle-
gierte Stăhle ab 20 mm Dicke und Nickelbasislegierungen ab 10 mm Dicke
wărmenachbehandelt. In [B 5] sind die diesbeziiglichen Spezifikation einiger
Lănder wiedergegeben.
Wird ortlich spannungsarmgegliiht, so ist fUr eine ausreichende Breite der
erwărmten Zone zu sorgen, da sonst kein Spannungsabbau erfolgt und sogar
zusătzliche Eigenspannungen erzeugt werden konnen. Werden Rundnăhte an

Tabelle 2.4. Gliihtemperatur fiir artgleiche SchweiBverbindungen, unabhăngig von der Er-
zeugnisform [V 6]

Ud. Nr. Stahlsorte Gliihtemperatur ac


1 St 35.8/St 45.8/C 22.3/C 22.8 520 bis 600
2 HI/HII 17 Mn 4/19 Mn 5/19 Mn 6 520 bis 580
3 15 Mo 3 530 bis 620
4 13 CrMo 44 600 bis 700
5 10 CrMo 910 650 bis 750
6 14 MoV 63 690 bis 730
7 X 20 CrMoV 12 1 720 bis 780

8 12 MnNiMo 5 5
13 MnNiMo 54
11 NiMoV 5 3 530 bis 590

9 Feinkornbaustăhle nach SEW 089 530 bis 580


2.4 Wărmebehandlung 55

Tabelle 2.5. Gliihtemperatur fUr SchweiBverbindungen zwischen unterschiedlichen warmfesten Walz-


und/oder Schmiedestăhlen unter Verwendung der empfohlenen SchweiBzusătze [V 6]

Ud. Nr. Kombinationen Empfohlene Gliihtempe-


SchweiBzusătze ratur ce

a St 35.8 15Mo 3 unleg. oder


1 b St 45.8 ăhnl. 15 Mo 3 530bis 600
c C 22.3, C 22.8

a HI/HII 15 Mo 3 unleg.oder
2 b 17 Mn 4 ăhnl. 15 Mo 3 530 bis 580
c 19 Mn 5/19 Mn 6

a St 35.8 13 CrMo 4 4 unleg.oder


3 b St 45.8 ăhnl. 15 Mo 3 540 bis 600
c C 22.8, C 22.3

15 Mo 3 13 CrMo 44 ăhnl. 15 Mo 3 550 bis 620


4
10CrMo 910 570 bis 620

5 13 CrMo 44 lOCrMo 910 ăhnl. 13 CrMo 44 650 bis 700

14 MoV 63 13 CrMo 44 ăhnl. 13 CrMo 4 4 680 bis 720


6
lOCrMo 910 ăhnl. 10 CrMo 9 10 690 bis 730

lOCrMo91O X20CrMoV121 ăhnl. 10 CrMo 9 10


oder
7 ăhnl.X 20 CrMoV 12 1 700 bis 750
oder
S-NiCr 16 FeNb

St 35.8
a 15 MnMoNiV5 3 St 45.8
b 12 MnNiMo55 C 22.8, C 22.3 ăhnl. 15 Mo3 530 bis 590
8 c 13 MnNiMo54 15Mo 3
d 11 NiMoV5 3 13 CrMo 4 4

e 15 NiCuMoNb 13 CrMo 4 4 ăhnl. 15Mo3


oder 15 NiCuMoNb 5

a WStE 26 St 35.8 unleg. oder


b WStE 29 St 45.8 ăhnl. 15Mo3
c WStE 32 C 22.8, C 22.3
9 d WStE 36 17Mn 4
e WStE 39 19 Mn 5/19 Mn 6 530 bis 580
f WStE 43 15Mo 3 ăhnl. 15 Mo 3 oder
g WStE 47 17 MnMoV 6 4 Mangan-Nickel-
h WStE 51 13 MnNiMo5 4 legiert

Behăltern oder Rohren ortlich entspannt und legt man als zulăssige Restspannung
reSt:
zul. O"R < 0,05 Ea.tmax = 0,05' 2,1' 107 • 1,1 .10- 6 • 650 = 7500 N cm- 2
E Elastizitătsmodul in N cm- z,
~ Wărmeausdehnungskoeftirienţ
tmax 650 ec in der Mitte der erwărmten Zone,
56 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

Tabelle 2.6. Gliihtemperatur fiir SchweiBverbindungen zwischen unterschiedlichem warmfestem Stahl-


guB und Walz- und Schmiedestăhlen unter Verwendung der empfohlenen SchweiBzusătze [V 6]

Ud. Nr. Kombinationen Empfohlene Gliihtemperatur


SchweiBzusătze CO
Grundkorper AnschweiBteil

GS-C 25 St 35.8
St 45.8 unlegiert

15 Mo 3 ăhnl. 15 Mo 3
540 bis 600
2 GS-22 Mo4 15 Mo 3 ăhnl. 15 Mo 3

13 CrMo4 4 ăhnl. 15 Mo 3 oder

IOCrMo91O ăhnl. 13 CrMo 44 630 bis 680

3 GS-17 CrMo 55 13 CrMo4 4 ăhnl. 13 CrMo 44 oder


IOCrMo91O ăhnl. 10 CrMo 910 640 bis 700

14MoV63 ăhnl. 13 CrMo 44

a GS-17 CrMoV 5 11 13 CrMo 4 4 ăhnl. 13 CrMo 4 4

10CrMo 910 ăhnl. 10 CrMo 9 100der


4 14MoV63 ăhnl. 17 CrMoV 5 11
21 CrMoV 57 ăhnl. 21 CrMoV 57

b GS-18 CrMo 9 10 10CrMo 910 ăhnl. 10 CrMo 910


21 CrMoV 57 ăhnl. 17 CrMoV 511

X 20 CrMoV 121 ăhnl. X 20 CrMoV 12 1


oder S-NiCr 16 FeNb

5 G-X 22 CrMoV 12 1 14MoV63 ăhnl. 17 CrMoV 5 11


oder
ăhnl.X 20 CrMoV 121 670 bis 720
oder
S-NiCr 16 FeNb

IOCrMo 910 ăhnl. 10 CrMo 9 10


oder
ăhnl. X 20 CrMoV 12 1
oder
S-NiCr 16 FeNb

21 CrMoV 57 ăhnl. 17 CrMov 5 11


oder
ăhnl. X 20 CrMoV 121
oder
S-NiCr 16 FeNb

X 20 CrMoV 12 1 ăhnl. X 20 CrMoV 121


oder 680 bis 730
S-NiCr 16 FeNb
2.4 Wărmebehandlung 57

so muS die erwărmte Bandbreite, ausreichende Innen- und AuBenisolierung vor-


ausgesetzt,
(2.14)
R mittlerer Radius des Zylinders.
d Wanddicke,

betragen [B 4].
Gelegentlich wird statt dessen vereinfacht angegeben (ohne Beriicksichtigung
des Zylinderdurchmessers):
x h = 12d . (2.15)
Das Spannungsarmgliihen kann durch Flammwărmen mit Lanzen-,
ărtliche
FIăchen-, Ring- oder Ringschwenkbrennern, durch Induktionswărmen oder durch
Heizelementwărmen mit Wărmestrahlern durchgefiihrt werden. In allen Făllen
miissen folgende Voraussetzungen erfiillt werden: Einstellbare Erwărmgeschwin­
digkeit, definierte, măglichst neutrale Gliihatmosphăre, ausreichende Gliihbe-
reichsbreite sowie Kontrolle und, soweit măglich, Dokumentation des Tempe-
raturverlaufs.

2.4.3 Weichgliihen

Unter Weichgliihen versteht man bei Stahl das Umwandeln des lamellaren Perlits
in kărnigen Perlit. Es erleichtert die Bearbeitbarkeit von Stăhlen mit hăherem
Perlitgehalt. Bei weichen Stăhlen erfolgt das Weichgliihen durch langzeitiges Er-
wărmen dicht unterhalb Al (Bild 2.18), bei hăherem C-Gehalt durch Pendelgliihen
um die Temperatur Al herum. Gliihdauer von 1 bis 4 Stundenje nach Wanddicke

1100,-----,----,------,-------,
'C

900 .r.-..
~Irl_1~---I__--_+_~.,c.____I

oţ,

"
}700
,!E
~~~~~~~~t=!:2~~
5001-----+---+-----+-----j

300 ____--....,..,.-----::'-:---....J.....------'
O 0.4 0.8 1.2 % 1.6
Kohlensloffgeholl
DJJ NormalglUhen ~ YleichglGhen Dild 2.18. Temperaturbereiche fUr die
E2:l Hărten ~ SpannungsarmglGhen Wărmebehandlung von unlegiertem Stahl
58 2 Werkstoffbeeinfiussung durch den SchweiBprozeB

mit nachfolgendem langsamen Abkiihlen im Ofen. Zugfestigkeit und Harte sinken


um etwa 10 bis 25%, die Dehnung nimmt geringfiigig zu.
Bei Nichteisenmetallen versteht man unter Weichgliihen eine Warmebehand-
lung, bei der die durch Kaltverformen oder Ausharten erzielte Festigkeitssteige-
rung riickgangig gemacht wird. Fiir Aluminium und seine Legierungen liegt die
Weichgliihtemperatur zwischen 300 und 500 ce. Der vorangegangene Kaltver-
formungsgrad solI dabei iiber 50% liegen, damit durch Rekristallisation ein fein-
korniges Gefiige erzielt wird. Auf keinen FalI darf die Querschnittsabnahme 20%
unterschreiten. Die RekristalIisationsschwelIe ist rasch zu durchlaufen (Bild 2.19).

550
'C
500 \
l\ Gliihdauer - 2h
\ ", ------ -

300 f--
'\.
1------
' ........ ~
--
-r~~~- -J-=-- -::~~-:-=-
!tgiinstiger Weichgliihbereich

Rekristallisationsschw~
250 1-.

200
-1· -r-·1·J--l Bild 2.19. Unterste Rekristallisations-
o 10 20 30 40 50 60 70 BO 90 % 100 temperaturen von kaltverformtem Alu-
Kaltvertormung lJl minium (Rekistallisationsschwelle)

2.4.4 Normalgliihen

Durch Normalgliihen wird ein anormales Gefiige in ein normales, insbesondere in


ein feinkorniges Gefiige zuriickverwandelt. Das anormale Gefiige kann entweder
Grobkorn enthalten oder eine anisotrope Zeilenstruktur oder das sog. Widmann-
stattengefiige, wie es im SchweiBgut oder in StahlguB anzutreffen ist. Kaltverformte
Bereiche lassen sich durch Normalgliihen ohne Gefahr der Grobkornbildung
beseitigen. Die Gliihbehandlung erfolgt durch Erwarmen aur 30 bis 50 K oberhalb
der Linie GOS im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm (Bild 2.18), Zeitdauer je mm
Wanddicke 2 min, mindestens eine halbe Stunde. Abkiihlung an ruhender Luft.
Die Abkiihlung muB etwas rascher erfolgen als beim Spannungsarmgliihen,
weil sonst - solange man sich noch im Austenitgebiet befindet - erneut Grobkorn
auftreten kann. Uberhitzen und Uberzeiten miissen vermieden werden.
Das Normalgliihen wird nur bei unlegierten und niedriglegierten Stahlen
durchgefiihrt.

2.4.5 Hărten

Das Harten dient der Erhohung von Harte und Festigkeit, gegebenenfalIs der
VerschleiBeigenschaften von StahI.
2.4 Wărmebehandlung 59

Es erfolgt bei unlegierten Stăhlen durch Erwărrnen auf 30 bis 50 K oberhalb


der Linie GSK im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm und Abschrecken in Wasser oder
OI. AnschlieBend Anlassen auf niedrige Temperaturen, um die Glashărte zu beseiti-
gen. Bei legierten Stăhlen sind die jeweiligen Vorschriften des Herstellers zu
beachten.

Einsatzhiirten
Durch Einsatzhărten erhălt man wie bei anderen Oberflăchenhărteverfahren eine
harte Oberflăche bei zăhem Kern. Hierzu erfolgt eine Aufkohlung der Randzone
weicher Stăhle in gasf6rmigen, fliissigen oder festen kohlenstoffabgebenden
Mitteln. AnschlieBende Hărtung wie oben beschrieben, wobei nur die Randzone
eine hohe Hărte annimmt, weil die Hărte vom Kohlenstoffgehalt abhăngt und der
Kern niedrig gekohlt ist.

2.4.6 Vergiiten

Durch Vergiiten von hierfUr geeigneten Vergiitungsstăhlen erreicht man eine


Verbesserung der Festigkeitseigenschaften bei guter Zăhigkeit. Die Wărrnebehand­
lung besteht aus einem Hărten und nachfolgendem Anlassen auf h6here Tempe-
raturen. Die Verănderung der Festigkeitseigenschaften mit der AnlaBtemperatur
ist dem Vergiitungsschaubild zu entnehmen. Ein Beispiel hierfUr zeigt Bild 2.20.
Vm eine Durchhărtung bzw. Durchvergiitung sicherzustellen, werden Vergiitungs-
stăhle fUr gr6Bere Wanddicken bzw. Durchmesser mit Begleitelementen legiert,
welche die kritische Abkiihlgeschwindigkeit herabsetzen, vor allem mit Chrom,
Nickel, Mangan und Molybdăn.

Nmm-2
160
. .(Z .
70 '"
Y. O>
60 2
1

r--
150
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- -'" -r-r
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i 80
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I
1\. l'i
1

60
1
'\ 1 Rm

I vergijtung~
50
1 bereich I Rpo,2
40
O 200 400 600 'C 800
Anlontemperotur {} Bild 2.20. Vergiitungsschaubild eines 25 CrMo 4
60 2 Werkstoffbeeinfiussung durch den SchweiBprozeB

2.4.7 Aushărten

Durch Aushiirten lassen sich die Festigkeitseigenschaften aushiirtbarer Legierun-


gen verbessern.
Es gibt metallische Werkstoffe (Stiihle, Kupfer, Leichtmetalle), die Legierungs-
elemente enthalten, deren Loslichkeit im Hauptbestandteil mit der Temperatur
sinkt. Durch die kiinstliche Unterdriickung der Ausscheidung derartiger Bestand-
teile kann die Festigkeit von aushiirtbaren Aluminiumlegierungen und aushiirtba-
ren hochlegierten Stiihlen sehr wesentlich gesteigert werden.
Die Wiirmebehandlung besteht aus folgenden Abschnitten:
a) Losungsgliihen, um das heterogene Gefiige in ein homogenes zu verwandeln,
b) Abschrecken in Wasser, um einen iibersiittigten Mischkristall zu erhalten,
c) Aushiirten.
Das Aushiirten kann auf zweierlei Weise geschehen:
Kaltaushiirten, d. h. Lagern bei Raumtemperatur, wobei es zu einphasigen Ent-
mischungen kommt, die iiber eine Gitterverspannung zur Festigkeitserhohung
fiihren.
Warmaushiirten, d. h. Erwiirmen auf z. B. 150 °e, etwa eine halbe Stunde lang
(bei aushiirtbaren Aluminiumlegierungen), wobei es zu feinstverteilten Ausschei-
dungen kommt, die das Durchlaufen von Versetzungen behindern, damit die
Verformbarkeit herabsetzen und die Festigkeit erhohen.

2.4.8 Flammentspannen

Das Flammentspannen (friiher: Niedrigtemperaturentspannen) ist keine Wiirme-


behandlung im eigentlichen Sinne. Es dient der Erniedrigung von Eigenspannun-
gen vorzugsweise bei Stumpfniihten in Stahlkonstruktionen. Hierfiir wird mit Hilfe
von Flachbrennern etwa 100 mm beiderseits der Naht jeweils ein Streifen auf etwa
200 °e erwiirmt und anschlie8end mit einer Wasserbrause abgeschreckt (Bild 2.21).
Die Temperaturen in der Naht steigen dabei nicht liber 100 °e an. Man erreicht
eine plastische Verformung im Nahtbereich und damit einen Abbau der Ei-
genspannungen [K 9, K 10].

Brenner
Wasserbrouse
Erwiirmungslone Bild 2.21. Flamment pannen
2.5 SchweiBnahtnachbehandlung 61

2.4.9 Stabilgliihen, Losungsgliihen, Diffusionsgliihen, Blauwărme

a) Stabilgliihen
Besteht bei austenitischen Chrom-Nickel-Stăhlen die Gefahr der Spannungs-
riBkorrosion, kann ein Spannungsabbau durch kurzzeitiges Stabilgliihen bei 850
bis 900 ac vorgenommen werden. Die Abkiihlung erfolgt beschleunigt an Luft, um
Karbidausscheidungen zu unterbinden.

b) Losungsgliihen, Diffusionsgliihen
SolI bei NE-Metallen ein heterogenes Gefiige in ein homogenes iiberfiihrt werden,
so geschieht dies durch Losungsgliihen im Gebiet der homogenen Phase.
Sollen Seigerungen beseitigt werden, kann man kurz unterhalb der Soliduslinie
diffusionsgliihen. Allerdings ist es nicht immer moglich, hierdurch den
gewiinschten Erfolg zu erzielen. AuBerdem besteht die Gefahr der interkristallinen
RiBbildung, wenn bei hohen Gliihtemperaturen niedrigschmelzende Substanzen
auf den Korngrenzen angeschmolzen werden.

c) Blauwiirme
Hier handelt es sich nicht um eine Wărmebehandlung. Im Gebiet der Blauwărme
diirfen keine Verformungsarbeiten durchgefiihrt werden, weil sonst mit Rissen
gerechnet werden muB. Die Blausprodigkeit von Stahl wird durch Stickstoff
verursacht. Die Temperaturen dieses Gebietes liegen zwischen 120 und 300 ac,
wenn man Zugfestigkeit und Dehnung priift. Das Gebiet wird zu hoheren Tempe-
raturen von 250 bis 350 ac verschoben, wenn man die Kerbschlagzăhigkeit als
MaB heranzieht (Bild 2.10 u. 2.11). Man nimmt an, daB diese Verschiebung auf die
erhohte Beanspruchungsgeschwindigkeit beim Kerbschlagversuch zuriickzufiihren
ist.

2.4.10 Stufengliihen

Beim Einsatz von niedriglegierten warmfesten Stăhlen kann es zu Langzeitver-


sprodung, vermutlich als Folge von Korngrenzenausscheidungen, kommen. Vm
die Empfindlichkeit dieser Stăhle gegeniiber Langzeitversprodung in verkiirzten
Versuchen priifen zu konnen, werden Proben bei zunăchst hoher, dann in Stufen
abnehmender Temperatur gegliiht (Stufengliihen, step cooling) und deren Kerb-
schlagarbeit nach dieser Wărmebehandlung gepriift. Beim Stufengliihen handelt es
sich demnach um ein Verfahren zum Priifen der Versprodungsneigung von Cr-
Mo-Stăhlen [B 6].

2.5 Schwei8nahtnachbehandlung

Zur Erhohung der Schwingfestigkeit von SchweiBverbindungen kann die


SchweiBnaht mechanisch oder thermisch nachbehandelt werden.
62 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB

2.5.1 Mechanische Nachbehandlung

Hierzu gehort das mechanische Bearbeiten von Naht und Nahtiibergang, vorzugs-
weise durch Schleifen in Beanspruchungsrichtung zur Beseitigung von Kerben
sowie das Hămmern und Strahlen mit unterschiedichen Strahlmitteln zur Erzeu-
gung eines giinstigen Eigenspannungszustandes. Hămmern von SchweiBnăhten ist,
von Ausnahmefallen wie dem KaltschweiBen von GuBeisen und gasgeschweiBten
Năhten abgesehen, kaum noch iiblich. Dagegen nimmt die Bedeutung des Strah-
lens mit Stahlkugeln oder Stahlkies zu. Bei hochlegierten Stăhlen geht man auf
Keramikpartikel (z. B. Zirkonsilikat) iiber, um Kontaktelementbildung durch an-
haftende Stahlteilchen zu vermeiden. Die Tiefe der Druckspannungszone sollte
0,4 mm erreichen [F 3].

2.5.2 Thermische Nachbehandlung

Mit Verfahren dieser Gruppe wird der Ubergang vom SchweiBgut zum Grund-
werkstoff ein- oder mehrlagig aufgeschmolzen, um die geometrische Kerbe zu
mildern. Das am hăufigsten angewendete Verfahren ist bei Stahl das Uber-
schweiBen des Ubergangs mit dem WIG-Brenner bei negativ gepolter Elektrode.
Der aufgeschmolzene Bereich erstarrt zu einer feinschuppigen Oberflăche mit
groBerem Ubergangsradius. Vor dem Aufschmelzen ist der Nahtbereich zu reini-
gen. Endkrater sind zu vermeiden oder in iibergangsferne Bereiche zu verlegen.
Interessant ist das Verfahren fUr schwingbeanspruchte Querstumpf- und -kehl-
năhte. Der Einsatz von Plasma- statt WIG-Brennern hat sich vor allem wegen
schlechterer Reproduzierbarkeit der Ergebnisse weniger bewăhrt [S 8].
3 U nlegierte Stihie

Die Gesamtheit der in der Technik verwendeten Stăhle wird iiblicherweise nach
ihrer Zusammensetzung unterteilt in unlegierte, niedriglegierte und hochlegierte
Stăhle.

a) Unlegierte Stăhle

Wichtigstes Begleitelement ist der Kohlenstoff C, bei Baustăhlen zwischen rund 0, 1


und 0,6 %. Absichtlich zugegebene weitere Stahlbegleiter: Si, Mn (Al).
Im Stahl enthaltene weitere Begleitelemente: P, S, Cu, N, (Ti). Obere Grenze des
Anteils an Begleitelementen etwa (DIN 17006):
0,5% Si, 0,1 % Al,
0,8% Mn, 0,1 % Ti,
0,1 % S1, 0,25 % Cu (iiber Schrott eingeschleppt).

b) Niedriglegierte Stăhle
Der Anteil an Legierungselementen liegt iiber der fiir unlegierte Stăhle angegebe-
nen oberen Grenze. Der maximale Gehalt ist auf etwa 5 % insgesamt begrenzt.

c) Hochlegierte Stăhle
Der Anteil an Legierungselementen iibersteigt 5 % .
Die angegebenen Grenzen sind flieBend, Uberschneidungen also m6glich.

3.1 Erschmelzuogs- uod Vergie6uogsart

Erstere fiihrt bei Stahl zu unterschiedlichen Anteilen an Begleitelementen (Sie-


mens-Martin-, Sauerstoffaufblasstahl), letztere fiihrt bei unberuhigt vergossenen
Stăhlen zu Seigerungen.
Bei Nichteisenmetallen spielt vor allem die Gasaufnahme wăhrend des Herstel-
lungsprozesses eine wesentliche Rolle. Sie kann durch Sonderverfahren wie das
Erschmelzen im Vakuum herabgesetzt werden.

1 Automatenstiihle mit erhiihtem Schwefelgehalt gelten als unlegiert, wenn im iibrigen die angegebenen
Grenzen eingehalten werden.
64 3 Unlegierte Stăhle

3.1.1 Erschmelzungsart

Bild 3.1IăBt die Entwicklung der Stahlherstellungsverfahren in der Bundesrepublik


Deutschland erkennen. Danach haben sich in den letzten Jahrzehnten die Verfah-
ren zur Herstellung von Stahl grundlegend verăndert. Bis zum Jahr 1960 waren fiir
unlegierte Stăhle das Thomas- und das Siemens-Martin-Verfahren bestimmend.
Nach diesen beiden Methoden wurden die unlegierten Baustăhle etwaje zur Hălfte
hergestellt. Fur legierte Stăhle wurde und wird nach wie vor das Elektrostahlver-
fahren herangezogen. Die Einfuhrung und rasche Entwicklung des SauerstofTauf-
blasverfahrens ab Mitte der sechziger Jahre hat dann die ălteren Stahlherstellungs-
verfahren verdrăngt. Aufgrund seiner Wirtschaftlichkeit und der guten Qualităt des
erzeugten Stahles setzte sich das neue Verfahren durch. Die durchschnittlich
erzielten Gehalte an den unerwunschten Begleitelementen Stickstoff und Phosphor
in Stăhlen, die mit den verschiedenen Herstellungsverfahren erschmolzen wurden,
zeigt Tabelle 3.1. Moderne Anlagen arbeiten meist mit kombinierten Verfahren, bei
denen von oben SauerstofT und von unten durch den Behălterboden Inertgas, dem
z. T. Schlackenbildner beigegeben werden, eingeblasen wird [H 15].

Tabelle 3.1. P- und N-Gehaite fiir verschiedene Stahlherstel-


lungsverfahren

P N
% %

T 0,05 bis 0,08 0,01 bis 0,025


M 0,025 bis 0,05 0,003 bis 0,012
y <0,05 <0,01

-----,
o I
Mia, t
1

--/?
o ~Rohstahl -

--~
-~~

'~ Blasstahl
o ./
Roheisen -
~:./ -:r"'-;:-
,/"~ . "- ~ I
~
6 V/
/.'

,
I
I "\
\-- .. ~
'\.
- ./ Elektrostahl -

/(V\ \
4
I

1
V, \ \
1 / ,,
I
Siemens-
Martin - Stahl
o,B / V
o,6 / \ 1

o,4V/ i
\ ~ Thomasstahl

r
o, 1

o1 BiId 3.1. Rohstahlerzeugung in der


'1950 58 66 74 82 1990 Bundesrepublik
3.1 Erschmelzungs- und VergieBungsart 65

3.1.2 Vergie8ungsart

Blockgu.fJ
Der aus dem Stahlwerk kommende Stahl wird in Kokillen vergossen. Werden
hierbei keine MaBnahmen zur Desoxidation des Bades getroffen, kommt es zur
Ausbildung unerwiinschter Seigerungen (unberuhigtes VergieBen). Durch Zugabe
von Desoxidationsmitteln wie Si, Mn und Allassen sie sich vermeiden (beruhigtes
VergieBen).
Die Eigenschaften des Erzeugnisses sind abhăngig von der Art und dem Verlauf
der Beruhigung, von der GieBtemperatur und -geschwindigkeit, von GroBe und
Form des Blockes (Blockseigerung bei groBem Block ausgeprăgter als bei kleinem),
Bauart und Gestalt der Kokille und davon, ob mit steigendem oder fallendem GuB
gearbeitet wird. Alle diese Faktoren beeinftussen das Grundgefiige, die Verteilung
der Begleitelemente wie S, P, C und Mn, Menge und Verteilung der Oxide
(Schlacken), Ausbildung der Blocklunker und die etwaige Entstehung und Vertei-
lung von Blasen.

Stranggu.fJ
Der iiberwiegende Teil des erzeugten Stahles wird im StrangguB vergossen. (Vor-
teil: Die Lănge des GuBerzeugnisses betrăgt ein Mehrfaches der Kokillenlănge;
Einsparung von Vorwalzkosten). Das StranggieBverfahren wird vorzugsweise fiir
beruhigte Stăhle angewendet. Bei Blechen, Flach- und Breitftachstăhlen, die aus
StrangguBmaterial hergestellt worden sind, beobachtet man z. T. ausgeprăgte
Mittenseigerungen, die sich als schmale dunkle Linie im Mikro- und Makroschliff
abzeichnen. Dagegen treten die insbesondere von unberuhigtem BlockguB her
bekannten Seigerungen in Lăngsrichtung, d. h. vom BlockfuB zum Blockkopf hin
mit entsprechenden Auswirkungen auf die mechanischen Eigenschaften, bei
StrangguB nicht auf [B 7J. Die hier beobachtete Mittenseigerung lăBt sich durch
sorgfâltige Uberwachung der Anlagen, der GieBtemperatur und der Kiihlungsver-
hăltnisse beherrschen. Besonders wirksam ist die Unterdriickung einer gerichteten
Erstarrung, bei der eine mit Legierungselementen angereicherte Restschmelze von
den wachsenden Dendriten zur Mitte hin vorgeschoben wird, durch elektromag-
netisches Riihren.

3.1.2.1 Unberuhigtes Vergie8en (U)

Werden beim VergieBen von BlockguB keine MaBnahmen zur Desoxidation der
Schmelze ergriffen, so erstarrt an den Wandungen der Kokille zunăchst ein ver-
hăltnismăBig reiner Stahl, wăhrend die niedriger schmelzenden Verunreinigungen
noch ftiissig sind. Gleichzeitig nimmt mit sinkender Temperatur die Loslichkeit der
im Stahl gelosten Gase ab. Uber die FeO-Reaktion mit Kohlenstoff wird Kohlen-
monoxid gebildet gemăB FeO + C = CO + Fe. Dieses Kohlenmonoxid sucht
unter starker Durchwirbelung des Bades nach oben hin zu entweichen. Dabei
nimmt das Gas die noch ftiissigen Verunreinigungen zur Mitte und nach oben hin
66 3 Unlegierte Stăhle

mit, wo sie erstarren. Das Ergebnis ist eine ausgesprochene Entmischungserschei-


nung, d. h., man findet Anhăufungen von Phosphor und Schwefel und anderen
Begleitelementen des Stahles (Stickstoff!) im Innern des B10ckes vor, besonders
stark im Kopf, weniger stark ausgeprăgt in der Mitte und am wenigsten im FuB.
Aus dem Bereich des Kopfes werden die Handelsbaustăhle, aus dem Bereich der
Mitte und des FuBes die Qualitătsstăhle gewonnen.
AnschlieBend gelangt der so vergossene Block ins Walzwerk, wo er zu Blechen,
Rohren, Profilen usw. weiterverarbeitet wird. Die Anreicherungen von Phosphor
und Schwefel im Kern bleiben dabei erhalten (Bild 3.2). Wie groB die Unterschiede
zwischen Rand und Kern dabei werden konnen, ist in Tabelle 3.2 wiedergegeben.
Fiir das SchweiBen giIt grundsătzlich die Regel, daB derartige Seigerungszonen
nicht aufgeschmolzen werden sollen. Andernfalls muB in diesen Bereichen mit
Versprodung, gelegentlich auch mit Poren- und HeiBriBbildung gerechnet werden.
Betrachtet man lediglich diesen Gesichtspunkt und IăBt andere konstruktive Ge-
staItungsregeln auBer acht, so sind bei unberuhigt vergossenen Stăhlen Kehlnăhte
gegeniiber Stumpfnăhten vorzuziehen. Bei der Aussteifung von Walztrăgern sind
die Ecken der Versteifungen auszunehmen (Bild 3.3). Beim SchweiBen von Rohr-
rundnăhten findet man zuweilen Porenketten, die auf starke Seigerungen der
unberuhigt vergossenen Rohrstăhle zuriickzufiihren sind (bei schwăcheren Seige-
rungen findet man diese Erscheinung nicht). Dies ist moglicherweise dadurch zu

Bild 3.2. Lage der Seigerungszone bei der Herstellung eines Winkelprofilstahles

Tabelle 3.2. U nterschiede in der Zusammensetzung zwischen Rand und


Kern eines unberuhigt in BlockguB vergossenen Stahles (Beispiel)

c p S
% % %

Gesamtquerschnitt 0,04 0,07 0,05


Randzone 0,04 0,04 0,02
Seigerungszone 0,06 0,20 0,12
3.1 Erschmelzungs- und VergieBungsart 67

Bild 3.3. Anordnung von Stegaussteifungen in einem Profil aus unberuhigt


vergossenem Stahl

erklaren, daB sich das im fliissigen StabI bei hoheren Temperaturen losliche
Eisenoxidul mit Eisensulfid gemaB
2FeO + FeS = 3Fe + S02
verbindet. Es kann sich also gasformiges S02 bilden, das zur Porenbildung AniaB
gibt.

Nachweis der Vergieftungsart


Der Nachweis der VergieBungsart kann durch die chemische Analyse erfolgen,
wobei iiblicherweise lediglich Silizium bestimmt wird. Liegt der Siliziumgehalt
oberhalb von 0,1%, so ist der Stahl beruhigt vergossen worden.
Eine andere Moglichkeit besteht in der Herstellung eines Baumannabdruckes.
Ein normales Fotopapier wird in 5%iger H 2S04 getrankt und mit der lichtem-
pfindlichen Schicht nach oben auf eine ebene Unterlage gelegt. Auf diese Schicht
kommt die zu untersuchende Probe mit einer geschliffenen, nicht pofierten Ober-
flache. Nach kurzer Einwirkungsdauer kann die Probe abgenommen und der
gewonnene Abdruck ausgewertet werden (Bild 3.4). Die Seigerungszonen zeichnen
sich deutlich auf dem Fotopapier ab, das zur Sicherung des Dokumentes fixiert

..

Bild 3.4. 8aumannabdruck eines unbe-


ruhigt vergossenen Vierkantstahles
68 3 Unlegierte Stiihle

werden kann. Es handelt sieh dabei um einen rein ehemisehen Vorgang, der naeh
folgender Reaktionsgleiehung ablăuft:
FeS+ H 2 S0 4 -+ H 2 S + FeS04 ,
2AgBr + H 2 S -+ Ag 2 S + 2HBr.
Es ergibt sieh also eine zweistufige Reaktion, bei der aus Eisensulfid und
Sehwefelsăure zunăehst Sehwefelwasserstoff und Eisensulfat gebildet wird und der
gebildete Sehwefelwasserstoff ansehlieBend mit dem Silberbromid der liehtemp-
findliehen Sehieht des Fotopapiers reagiert, wobei sich Silbersulfid und Brom-
wasserstoff bilden. Die kennzeiehnende Fărbung auf dem Fotopapier wird dureh
das gebildete Silbersulfid verursaeht.
Das unberuhigte VergieBen ist bei unlegierten und niedriglegierten Stăhlen bis
zu C-Gehalten von 0,20 bis 0,25 % moglieh, je naeh Mn-Gehalt. AuBerhalb dieses
Bereiehes sowie bei mit bestimmten Legierungselementen legierten Stăhlen ist
einwandfreies unberuhigtes VergieBen nieht mehr moglieh, die Bloeke werden
dann randblasig.
Vorteile des unberuhigten VergieBens:
a) Saubere, blasenfreie Randsehieht ("Speeksehieht"). Daher Anwendung, wenn
eine gute Oberflăehe wesentlieh ist, z. B. fiir Tiefziehbleehe.
b) Kleinere Sehwindungslunker infolge der starken Durehwirbelung beim "Ko-
ehen" des Bades.
N achteile des unberuhigten VergieBens:
a) Ausbildung von Seigerungen, welche die Alterungsneigung vergroBern.
AuBerdem konnen sie, falls beim SehweiBen aufgesehmolzen, zu VersprOdung
im Nahtbereich und damit zu Rissen fiihren, eventuell aueh zu Poren.
b) Bei Thomasstăhlen sind Seigerungen besonders kritiseh, weil dort ohnehin
bereits mit hoheren Gehalten an P und S zu reehnen ist. In den Seigerungszonen
konnen diese Elemente dann sehr hohe Konzentrationen erreiehen. Da
Thomasstăhle praktiseh nieht mehr hergestellt werden, ist dieser Punkt vor-
zugsweise bei ReparatursehweiBungen an Konstruktionen ălteren Herstell-
datums zu beaehten.

3.1.2.2 Halbberuhigte Stihie

In diesem Fall wird die Zugabe von Mn, Si und Al so bemessen und damit die
Menge des in der Sehmelze gelost bleibenden Sauerstoffs so eingestellt, daB sieh bei
der Erstarrung nur eine begrenzte Kohlenmonoxidmenge bildet. Sie muB gerade
ausreiehen, um einen Uberdruek zu erzeugen, der das Eindringen von Luft in den
Lunker im Kopf des Bloekes verhindert.
Die Flăehen des Lunkers, der dureh das freigesetzte Kohlenmonoxid in viele
Einzelhohlrăume aufgeteilt wird, bleiben hierdureh metalliseh blank und ver-
sehweiBen darum beim Walzen. Dureh die im wesentliehen beruhigte Erstarrung
kommt der halbberuhigte Stahl in seiner Struktur und namentlieh seiner Seige-
3.1 Erschmelzungs- und VergieBungsart 69

rungsarmut dem beruhigten Stahl nahe. Im Gegensatz zu diesem erm6glicht er


jedoch ein h6heres Halbzeugausbringen [K 11].

3.1.2.3 Beruhigtes Vergie6en (R)

Beim beruhigten VergieBen werden dem Bad Desoxidationsmittel beigegeben, die


den Sauerstoff durch Bildung fester Oxidationsprodukte abbinden, womit das
Kochen des Bades verhindert wird. Die Verunreinigungen im Stahl sind dann bei
der Erstarrung iiber den gesamten Querschnitt gleichmaBig verteilt. Der Abbau
des im Stahl gel6sten Sauerstoffs erfolgt durch Silizium und Mangan, bei stark
beruhigten Stahlen zusatzlich durch Aluminium. Der Zusatz erfolgt am besten in
die zu einem Drittel gefiillte GieBpfanne. Aus den bereits angegebenen Griinden
wird man beim SchweiBen beruhigte Stahle gegeniiber unberuhigten vorziehen. Im
StrangguB werden die Schmelzen grundsatzlich beruhigt vergossen.

3.1.2.4 Stark beruhigtes Vergie6en (RR)

Stark oder besonders beruhigt vergossene Stahle enthalten als Desoxidationsmittel


auBer Silizium auch Aluminium. Aluminium hat eine hohe Affinitat zu Sauerstoff
und ist deshalb besonders wirksam. Es kommt hinzu, daB fein verteilte Toner-
deeinschliisse (AI 2 0 3 ) bei der Erstarrung als Keime wirken, so daB der mit
Aluminium beruhigte Stahl feink6rnig ausfallt. Die Feink6rnigkeit wirkt sich
giinstig auf die Verformungsfahigkeit (Zahigkeit) des Stahles aus. AuBerdem wird
die Umwandlungsfreudigkeit erh6ht und damit beim SchweiBen die Neigung zur
Aufhărtung in der Ubergangszone vermindert. SchlieBlich bindet Aluminium auch
Stickstoff in Form von Aluminiumnitrid ab, wodurch die Alterungsbestandigkeit
des Stahles erh6ht wird. Man spricht daher in diesen Fallen von alterungsunemp-
tindlichen Feinkornstăhlen. Der Gehalt an Aluminium muB hierfiir mindestens
0,02% betragen.

3.1.3 Sekundărmetallurgie

Unter dem BegriffSekundarmetallurgie werden alle Verfahrensschritte zusammen-


gefaBt, die auBerhalb von Hochofen, Blasstahlwerk und Elektro-Lichtbogenofen
ablaufen. Hierzu geh6ren
pfannenmetall urgie,
Vakuummetallurgie,
Umschmelzverfahren,
Sonderverfahren zur Herstellung hochlegierter Stahle.
Die Sekundarmetallurgie wird fUr die Erzeugung von solchen Stahlen genutzt, an
die h6chste Qualitatsanspriiche gestellt werden. Insbesondere lassen sich mit ihrer
Hilfe niedrigste Gehalte an C, S, N, H, P und einiger Spurenelemente einstellen
70 3 Unlegierte Stăhle

[S 9]. Ein hoher Reinheitsgrad des Stahles verbessert seine Verformbarkeit und
seinen Widerstand gegeniiber wasserstoffinduzierten Kaltrissen [D 12].

3.1.3.1 Pfannenmetallurgie

Hierunter fallen alle metallurgischen MaBnahmen, die in stehenden oder


transportablen pfannen auJ3erhalb des eigentlichen Roheisen- oder Stahlherstel-
lungsprozesses ablaufen. Die einfachste Methode stellt das lnertgasspUlen mit
Argon dar, wobei die Pfanne basisch ausgekleidet sein muB und eine hochbasische
Schlacke zur Aufnahme der Reaktionsprodukte dient. Zweck des Spiilens ist
der Abbau des Temperaturprofils in der Pfanne vor allem fiir StrangguB
bzw. die schnelle Einstellung der optimalen GieBtemperatur (evtl. mit
Kiihlschrott),
homogene Verteilung der Legierungs- bzw. Oxidationsmittel,
Verbesserung des Reinheitsgrades durch Transport der nichtmetallischen Ver-
unreinigungen in die Schlacke sowie teilweise Entfemung von Gasen,
Riihrhilfe bei metallurgischen Reaktionen.
Das Spiilen kann iiber Lanzen oder Spiilsteine erfolgen. Dabei werden mit dem
Spiilgas falls erforderlich auch Zusătze wie Legierungsmittel oder Schlackenbildner
fiir die Entschwefelung transportiert. Entschwefelung und Verbesserung des Rein-
heitsgrads sind die wichtigsten Aufgaben der Pfannenmetallurgie. Es lassen sich auf
diese Weise Schwefelgehalte bis < 0,002 % und Sauerstoffgehalte bis 2 ppm (ge-
lost) bzw. 15 ppm (gesamt) erreichen.

3.1.3.2 Vakuummetallurgie

Zur Verringerung des Gehaltes an Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff kann der
fliissige Stahl vor dem VergieJ3en einer Vakuumbehandlung unterzogen werden,
wovon vor allem bei der Herstellung von Edelstăhlen und groBen Schmiedestiicken
Gebrauch gemacht wird.

3.1.3.3 Umschmelzverfabren

Zur Entfemung unerwiinschter Spurenelemente und zur Herstellung von Blocken,


die moglichst frei von Blockseigerungen, Innenfehlem und nichtmetallischen Ein-
schliissen sind, werden normal abgegossene Blocke umgeschmolzen. Dies geschieht
durch das Elektroschlacke-Umschmelzen (ESU), durch Umschmelzen im Va-
kuum-Lichtbogenofen oder - vorzugsweise bei Nichteisenmetallen - im Plasma-
oder Elektronenstrahl. Die umgeschmolzenen Metalle und Legierungen zeichnen
sich durch deutlich verbesserte Warmformbarkeit und durch gute Querzăhigkeits­
werte (Sicherheit gegen Terrassenbruch bei Stahl) aus, wobei sich die erzwungene
gerichtete Erstarrung giinstig auswirkt.
3.2 Einflu13 der Begleitelemente auf Festigkeit 71

3.2 Einftu8 der Begleitelemente aur Festigkeit


und Schwei8eignung der unlegierten Baustăhle

Ănderungen im Gehalt an P, C, Cr, Mn, Si, Cu und Ni ăndern Streckgrenze und


Zugfestigkeit des SchweiBgutes annăhernd linear, wăhrend Dehnung und Ein-
schniirung sich umgekehrt proportional verhalten.
Das AusmaB, in dem jedes einzelne Element Festigkeit und Dehnung des
SchweiBgutes im Vergleich zu Kohlenstoff beeinftuBt, ist bei unlegierten Stăhlen
praktisch unabhăngig davon, welche anderen Elemente gleichzeitig vorhanden
sind (und in welcher Menge), soweit der Gehalt innerhalb folgender Grenzen liegt:
C = 0,09 bis 0,18%, S = 0,08 bis 0,65%,
Si = 0,07 bis 1,0 % , Cr = Spuren bis 1,1 %,
Mn = 0,25 bis 1,9 %, Ni = Spuren bis 1,3%,
P = 0,01 bis 0,07%, Cu = Spuren bis 0,55 % .
Streckgrenze, Festigkeit und Dehnung konnen aus den vorhandenen Legierungs-
elementen mit fiir praktische Fălle ausreichender Genauigkeit quantitativ abge-
schătzt werden, nicht dagegen die Einschniirung. Der SchweiBprozeB beeinftuBt
diese Gegebenheiten kaum [O 1].
Die nachfolgende Tabelle 3.3 gibt die Wirkung der verschiedenen Legierungs-
elemente auf die mechanischen Eigenschaften wieder, verglichen mit der Wirkung
von C.

Tabelle 3.3. Einflu13 der Begleit- bzw. Legierungselemente auf das FestigkeitsverhaIten von Stahl

Mechanisch- Anteile der Elemente in %,die den gleichen Einflu13 ausiiben wie
technologische 0,1% C
Eigenschaften
p Mn Si Cr Cu Ni

Streckgrenze 0,2 0,5 0,4 0,55 0,45 0,8


Zugfestigkeit 0,15 0,8 0,7 0,9 1,0 1,3
Dehnung 0,1 0,8 0,5 1,0 0,7 1,5

Den groBten EinftuB iiben Kohlenstoff und Phosphor aus. Si wirkt ăhnlich, der
EinftuB ist aber geringer. Die Wirkung von Mn, Cr and Cu ist erheblich geringer,
und ihr EinftuB auf die einzelnen Eigenschaften des SchweiBgutes ist unterschied-
lich. Ni hat den geringsten EinftuB auf die Festigkeit. Die Art, in der die einzelnen
Elemente die mechanischen Eigenschaften des SchweiBgutes beeinftussen, ist ab-
hăngig von dem AusmaB, in welchem sie sich im Ferrit losen, und wie sich das
Gefiige ausbildet.

3.2.1 Kohlenstolf

Kohlenstoffist in unlegierten Baustăhlen atomar im Gitter gelost und in Form des


Zementits Fe 3 C im PerIit enthalten. Da PerIit eine hohere Festigkeit aufweist als
72 3 Unlegierte Stăhle

Ferrit, steigen mit wachsendem C-Gehalt Zugfestigkeit und Streckgrenze, wăhrend


Dehnung und Kerbschlagzăhigkeit sinken. 0,1 % C erhoht die Zugfestigkeit uItl
etwa 90 N mm- 2 , die Streckgrenze um etwa 40 bis 50 N mm- 2 • Auch die Warmfe-
stigkeit wird erhoht. Da die Hărte eines gehărteten Stahles nur vom Kohlenstoffge-
halt abhăngig ist, steigt mit diesem auch die Hărtbarkeit. Werden Stăhle mit
hoherem C-Gehalt geschweiBt, so muB in der wărmebeeinfluBten Zone mit Auf-
hărtungserscheinungen gerechnet werden. Festigkeit und Hărte steigen in diesem
Bereich stark an, wăhrend die Verformungsfăhigkeit so weit absinkt, daB es bei
Beanspruchung, unter Umstănden bereits unter Einwirkung der Eigenspannungeil,
zu Rissen kommen kann. Bild 3.5 zeigt die Abhăngigkeit der Hărte vom Kohlen-
stoffgehalt. Man lăBt im allgemeinen bei unlegierten Stăhlen in der Ubergangszone
eine Hochsthărte von 350 HV zu. Bei einem Anteil von 50% Martensit im Gefiige
wird diese Hărte bei einem C-Gehalt von 0,25% erreicht.

1000 .-------.---r---,----r--,....------,

750 I----+--+-_+_

~
~ 500 f------+---=""'f:;;...s"'1-''''----.y''''-
~
A 99.9 % Martensit
B 95.0
250 f----+--+-- C 90.0
D 80.0
E 50.0 % Martensit
OL-~_~_-L_-L_J-~

0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 % 0.7 Dild 3.5. Abhăngigkeit der Hărte vom Kohlenstoffge-
Kohlenstoff halt bei einem unlegierten Baustahl

Bis zu
C < 0,25%
ist daher im allgemeinen beim SchweiBen unlegierter Stăhle nicht mit Rissen als
Folge einer Aufhărtung zu rechnen. Stăhle mit
C > 0,25%
gelten als nur bedingt schweiBbar. Dies bedeutet, daB gewisse Vorbedingungen
erfiillt werden miissen, wenn ein Stahl mit hoherem C-Gehalt riBfrei geschweiBt
werden solI. Als derartige Vorbedingungen sind zu nennen:

a) Vorwarmen
Durch wird die Abkiihlungsgeschwindigkeit gesenkt und damit die
Vorwărmen
Aufhărtungsgefahr vermindert. Die Hohe der Vorwărmtemperatur ist von Wand-
dicke, Nahtform, SchweiBverfahren und C-Gehalt abhăngig. Anhaltswerte finden
sich in Tabelle 3.4.
3.2 EinfluB der Begleitelemente auf Festigkeit 73

Tabelle 3.4. Anhaltswerte fur Vorwiirmtemperaturen bei


SchweiBungen an unlegierten Stiihlen

C Vorwiirmtemperatur
% °C

0,2 bis 0,3 100 bis 150


0,3 bis 0,45 150 bis 275
0,45 bis 0,8 275 bis 425

Die iiblichen unlegierten Massenbaustăhle weisen etwa folgende C-Gehalte auf


(Abweichungen von etwa ± 20% moglich):

TabeUe 3.5. Anhaltswerte fur den C-Gehalt von unlegierten Massenbaustiihlen

Stahlsorte St 33 St 37 St44 St 50 St 52 St60 St 70

C-Gehalt % 0,15 0,15 0,30 0,20 0,40 0,50

Hochstzulăssige Kohlenstoffgehalte siehe Tabelle 3.8.

b) Schweiften mit hoher Energiezujuhr


Bei Anwendung einer hOheren Energiezufuhr

E=!l.= u·/ in Jcm- 1


v. v.
erzielt man eine ăhnliche Wirkung wie beim Vorwărmen, weil ein groBerer Bereich
in der Umgebung der Naht auf hohere Temperatur gebracht wird. Die Auf-
hărtungsneigung sinkt demnach beim Ubergang zu groBeren Elektrodendurch-
messem beim LichtbogenhandschweiBen oder zu Hochleistungsverfahren (z. B.
UP-SchweiBen). Die Energiezufuhr IăBt sich auch durch die Elektroden-
fiihrung - z. B. diinne Strichraupe mit hoher, breit gependelte Raupe mit niedri-
ger SchweiBgeschwindigkeit - beeinftussen. Diese EinftuBgroBe kann durch das
Ausziehverhiiltnis (weniger korrekt auch als Ausziehlănge bezeichnet) gekennzeich-
net werden. Es gibt das Verhăltnis der SchweiBraupenlănge zur Lănge der abge-
schmolzenen Elektrode wieder.

c) Erzielung eines gut verjormbaren Schweiftgutes


Bei der LichtbogenhandschweiBung besitzt das mit basisch umhiillten Elektroden
erzeugte SchweiBgut eine besonders hohe Verformungsfahigkeit. Es ist daher in der
Lage, sich plastisch zu verformen, ohne daB Risse entstehen. Es sei jedoch hier
besonders daraufhingewiesen, daB die Verwendung basisch umhiillter Elektroden
allein, d. h. ohne Beriicksichtigung von Vorwărmung, Energiezufuhr und Ge-
staltung, beim SchweiBen hOher gekohlter Stăhle nicht zum Erfolg fiihrt.
74 3 Unlegierte Stăhle

d) Gestaltung
Auch eine zweckmăBige Gestaltung vermag die RiBanfălligkeit herabzusetzen.
Hierzu gehort insbesondere die Verwendung nicht zu groBer Wanddicken, da mit
der Wanddicke auch die Abkiihlgeschwindigkeit wăchst. Zur Begrenzung der
Eigenspannungen solIte die Konstruktion moglichst nachgiebig gestaltet werden.
Stumpfnăhte sind in diesem Zusammenhang giinstiger als Kehlnăhte.
Ais Beispiel sei das EinschweiBen einer dickwandigen Buchse aus St 50 in eine
Doppelwand genannt (Bild 3.6). Bei der Ausfiihrung gemăB a) rissen die Kehlnăhte
auf dem gesamten Umfang, obgleich basisch umhiilIte Elektroden verwendet
wurden. Da nicht vorgewărmt worden war und die dickwandige Buchse die
Wărme sehr rasch abfiihrte, kam es in der Ubergangszone zu Aufhărtungen und
infolge von Schrumpfeigenspannungen zum EinreiBen der Kehlnăhte. In dem
einem praktischen FalI entnommenen Beispiel war es moglich und zulăssig, eine
Umkonstruktion gemăB b) vorzunehmen, wodurch die Wanddicke verringert, die
Nachgiebigkeit der Konstruktion durch Ubergang von Kehlnăhten aur Stumpf-
năhte verbessert und gleichzeitig die Zugănglichkeit zu den SchweiBnăhten
giinstiger gestaltet werden konnte. Zum SchweiBen wurden wieder basische Elek-
troden verwendet, jedoch war zusătzlich vorzuwărmen.

llSt37
U~. SI~ Bild 3.6a u. b. Konstruktive Ănderung einer Schei-
ben-Naben-Verbindung zur Vermeidung von Rissen

3.2.2 Silizium

Die Festigkeitseigenschaften werden durch die in unlegierten Baustăhlen vorkom-


menden Si-Gehalte nur unwesentlich beeinfluBt (0,1% Si erhoht die Festigkeit um
etwa 10 N mm- 2 ).
Si wirkt stark desoxidierend. Ein Fehlen von Silizium weist darauf hin, daB der
Stahl unberuhigt vergossen wurde. Nach dem Beruhigen sind im alIgemeinen mehr
als 0,1% Silizium im Stahl enthalten. Der Gehalt an Si solIte auf 0,45 % begrenzt
bleiben.

3.2.3 Mangan

Mangan erhoht die Zugfestigkeit und Streckgrenze, ohne daB die Verformbarkeit
verschlechtert wird. 1 % Mn erhoht die Festigkeit um etwa 120 N mm- 2 • Unlegierte
Baustăhle enthalten im alIgemeinen etwa 0,3 bis 0,8 % Mn. Mangan wirkt desoxi-
dierend und wird gemeinsam mit Silizium zum Beruhigen von Stahl verwendet.
Schwefel wird von Mangan zu Mangansulfid abgebunden (giinstig, da MnS im
3.2 EinfluB der Begleitelemente aur Festigkeit 75

Gegensatz zu FeS in geringem MaBe HeiBrisse verursacht). Bei C-Mn-Stăhlen


empfiehlt sich ein Mn/S- Verhăltnis ~ 20.

3.2.4 Pbospbor

Durch Phosphor werden Zugfestigkeit und Streckgrenze erh6ht (auch der Korro-
sionswiderstand gegen Atmosphărilien, vor allem in Verbindung mit Kupfer),
wăhrend sich die Verformungseigenschaften verschlechtern. 0,1 % P entsprechen
40 N mm- 2 Festigkeitszunahme. Phosphor wirkt kaltverspr6dend und ist daher
auf 0,05% im Stahl zu begrenzen.
Der schădliche EinftuB von Phosphor ist zuriickzufiihren aur
a) die Neigung zu Entmischungen (Seigerungen) infolge der weiten Ausdehnung
des Zweiphasengebietes zwischen 1534 und 1050°C (Bild 3.7; auf der Neigung zu
Entmischungen beruht auch die Oberhofferătzung, die zur Kennt1ichmachung
des PrimărgefUges von StahlguB verwendet wird),

1600

r--...
'C 15J4',

1500

1400 \ ~ 5

~\ ~
"
5 1300
-O
\ S+a

'"
~
Y\
j-1200
~
5 +~eJP
1100
y+a
1050', /'
V2.B'I. 10.5'1.
1000
a / a+FeJP
900

800
O
/ 2,5 5,0 7,5 10,0 % 12,5
Fe P- Dild 3.7. Zweistoffschaubild Fe-P

b) geringe Diffusionsgeschwindigkeit von Phosphor im IX- und y-Mischkristall, so


daB es nicht zu einem Konzentrationsausgleich kommt,
c) verspr6dende Wirkung des Phosphors auf den IX-Mischkristall.
Die VersprOdung des Ferrits fUhrt zur Kaltbriichigkeit, nachweisbar durch die
Verschiebung des Steilabfalls des Kerbschlagzăhigkeit zu h6heren Temperatu-
ren bei der Priifung phosphorreicher Stăhle.
d) Bei langen Gliihzeiten fUhren Anreicherungen von Phosphor auf den Korngren-
zen zu AnlaBverspr6dung.
Durch eine weitere Absenkung des Phosphorgehalts unter die oben genannte
Grenze von 0,05% IăBt sich die Zăhigkeit der Stăhle verbessern. Das gilt auch z. B.
fUr den Tieftemperaturstahl X 8 Ni 9. Jm Routinebetrieb sind 0,02% einzuhalten.
76 3 Unlegierte Stăhle

Ob eine Absenkung auf noch niedrigere Werte notwendig sein kann, ist bisher noch
nicht geklărt. Gegen wasserstoffinduzierte Kaltrissigkeit wird ein Phosphorgehalt
von weniger als 0,01 % angestrebt [D 13].

3.2.5 Schwefel

Schwefel wird unlegierten Baustăhlen zuweilen zugegeben, um die Zerspanbarkeit


zu verbessern (Automatenstăhle). Eisen und Eisensulfid bilden ein niedrigschmel-
zendes Eutektikum, dessen Schmelzpunkt bei Gegenwart von Eisenoxidul zu noch
niedrigeren Temperaturen verschoben wird. Kritisch ist der groBe Erstarrungsbe-
reich, der vom Schmelzpunkt des Eisens (1534°C) bis zum Schmelzpunkt des
Fe-FeS-Eutektikums bei 988°C reicht (Bild 3.8). In diesem ganzen Bereich steht
der y-Mischkristall im Gleichgewicht mit der ftiissigen Phase, die schlieBlich die
eutektische Konzentration von 31 % S erreicht. Diese bildet sich stark um die
Primărk6rner herum aus. Sowohl bei der Warmverformung als auch beim
SchweiBen kann es deshalb im Bereich der Korngrenzen zu Aufschmelzungen und
Materialtrennungen (interkristallinen Rissen) kommen. Man spricht in solchen
Făllen von HeiBrissigkeit. Giinstig wirkt sich bei hOheren Schwefelgehalten die
gleichzeitige Anwesenheit von Mangan aus, weil Schwefel eine gr6Bere Affinităt zu
Mangan als zu Eisen besitzt und der Schmelzpunkt des Mangansulfids ver-
hăltnismăBig hoch, nămlich bei 1610°C (Bild 3.9) liegt. Beim Erstarren des Stahles
sind die Mangansulfide bereits fest, wirken als Keime und sind spăter innerhalb der
K6rner im Stahl verteilt, liegen also nicht auf den Korngrenzen. Liegt ein niedriges
ManganjSchwefel-Verhăltnis vor und ist unter Beteiligung weiterer Elemente die
Sulfidzusammensetzung komplex, muB dagegen mit einer Anordnung auf den

1600
'C 1S34'C

"ti\.
-
1500
I,s+o S
1400
-.......
~~0.18'1.
rd,os'!. 136S'C
~ 1300
'o+r ............... ~
"

"
-§w 1200 ~-
c.
E
~ 1100
S+r /
1000 988'C
\1 S +e

0,013'1. ,,+e 913'C 31.0'1.


900 ·n,oOS'I.- -
rt
rt+ e
800
700
O 0,2 10 15 20 25 30 35 % 40
Fe 5-

Bilci 3.8. Zweistoffschaubild Fe-8


3.2 Einflu/3 der Begleitelemente aur Festigkeit 77

1800
'[ I I \52+MnS
1700
II 151 +52

1600
0,3%
-1580'[ I
332'(,
-
1610'[ ±10·C

1500
1400
5, + MnS
I
MnS + MnS2
~ 1300
o 1230'[
~1200 1138'[ o+MnS
~
1100 1100'[ 'y+MnS
1000
,B +MnS
900
MnS
800
727 '[
700
«+MnS
600
o 10 15 20 25 30 35 % 40
Mn 5- Bild 3.9. Zweistoffschaubild Mn-S

Primarkorngrenzen gerechnet werden. Form und Verteilung der Sulfide be-


stimmen dann die mechanischen Eigenschaften der Stahle. Man unterscheidet
zwischen den folgenden Sulfidausscheidungsformen [D 16]:
Typ 1: Kugelf6rmige Sulfide, die auch Oxidanteile enthalten k6nnen. Sie bil-
den sich bei h6heren Sauerstoffgehalten >0,02%.
Typ II: Korngrenzensulfide. Sie entstehen bei niedrigen Sauerstoffgehalten
< 0,01%.
Typ II 1 : Eckige Sulfide. Sie bilden sich bei hohen Gehalten an Kohlenstoff und
Silizium.
Die H6he des Sauerstoffgehalts ist demnach entscheidend fiir die Art der Sulfidaus-
bildung. Der Ausscheidungsverlauf IăBt sich im Fe-MnS-MnO- Schaubild verfol-
gen. Beim Umformen werden die Sulfide gestreckt, die des Typs 1 weniger stark als
die des Typs III. Typ II bildet kettenf6rmige Einschliisse. Aufschmelzungsrisse in
der WEZ von SchweiBverbindungen k6nnen durch Sulfidfilme auf den Korngren-
zen verursacht werden [S 13].
Die Kerbschlagzahigkeit sinkt mit zunehmendem Schwefelgehalt stark ab und
die Anisotropie der Zahigkeitseigenschaften steigt an. Durch Behandeln der
Stahlschmelzen mit Ca erh6ht sich die Warmfestigkeit der Sulfide, so daB sie beim
Walzen nicht gestreckt werden, sondern globular vorliegen. Das fiihrt zu einer
stark verbesserten Zahigkeit in Quer- und Dickenrichtung. Dies wiederum erh6ht
die Sicherheit gegen Terrassenbruch. Dabei handelt es sich um verformungsarme
Briiche, die interkristallin langs Korngrenzen verlaufen. Die Bruchebene ist stufen-
f6rmig abgesetzt, da sie den gestreckten Sulfiden folgt, was zu der Bezeichnung
Terrassen- oder Lamellenbruch gefiihrt hat. Als MaB fiir die Sicherheit gegen
Terrassenbruch wird die Brucheinschniirung Zvon in Dickenrichtung beansp-
ruchten Rundzugproben gewăhlt [D 14, S 10]. Bei Schwefelgehalten von 0,003 %,
78 3 Unlegierte Stăhle

die heute gut zu erreichen sind, erhălt man bei iiblichen Stahlbaustăhlen Werte von
iiber 60% fUr die Brucheinschniirung in Dickenrichtung.
Auch die Empfindlichkeit gegen "Reheat Cracking" beim Spannungsarm-
gliihen warmfester CrMoV-Stăhle wird durch Schwefel verstărkt. Es hat sich
gezeigt, daB S-Gehalte unter 0,001 % Abhilfe schaffen. Auch die Sicherheit gegen
wasserstoffinduzierte Risse wird durch niedrige Gehalte an Schwefel erhoht
[D 13]. Die friiher iibliche Begrenzung aufO,05 % [D 15] diirfte damit weitgehend
iiberholt sein.

3.2.6 Stickstoff

Stickstoff liegt im Stahl fast vollstăndig in Form von Nitriden vor. Da er die
Versprodungsneigung unlegierter Baustăhle begiinstigt, solI der Gehalt an diesem
Element in unberuhigt vergossenen Stăhlen 0,002% nicht iibersteigen. Ohne Alte-
rung entsprechen 0,1 % Stickstoff 62 Nmm- 2 Festigkeitszunahme. Auf die An-
wesenheit von Stickstoff sind verschiedene Versprodungserscheinungen in unle-
gierten Baustăhlen zuriickzufUhren:
Ausscheidungs- oder Abschreckalterung,
Reck- oder Verformungsalterung,
Blausprodigkeit.
Durch Aluminium bei stark beruhigten Stăhlen sowie durch Nb, V, Zr und Ti bei
mikrolegierten Stăhlen fUhren die mit diesen Elementen gebildeten Nitride iiber
Keimwirkung zu Feinkomstăhlen mit guter Zăhigkeit. Da Stickstoff das Austenit-
gebiet stabilisiert, wird dieses Element bei manchen hochlegierten austenitischen
Stăhlen bewuBt als Legierungselement verwendet.
Vom SchweiBgut kann Stickstoff aus der Luft aufgenommen werden, besonders
bei zu lang gehaltenem Lichtbogen. Wenn er sich infolge sinkender Temperatur aus
dem fliissigen SchweiBgut ausscheidet, sammelt er sich, zu molekularem Stickstoff
rekombiniert, in Poren an. Stickstoff ist die hăufigste Ursache fUr die Porenbildung
beim SchutzgasschweiBen mit Drahtelektroden aus un- und niedriglegierten
Stăhlen. Auch in der Decklage von SchweiBnăhten, die mit sehr dick rutilum-
hiillten Stabelektroden oder rutilumhiillten Hochleistungselektroden geschweiBt
werden, ist Stickstoff oft fUr das Auftreten von Poren verantwortlich. Dagegen
bilden sich im hochlegierten chromhaltigen SchweiBgut Chromnitride, die das
Ausscheiden von gasformigem Stickstoff verhindem [K 12].

3.2.7 Aluminium

Aluminium wirkt stark desoxidierend, denitrierend, und Aluminiumoxid und Alu-


miniumnitride wirken als Keimbildner bei der Erstarrung. Bei stark beruhigten
Stăhlen solI der Gehalt an metallischem Aluminium mindestens 0,02 % betragen.
Die Umwandlungsfreudigkeit Al-haltiger Stăhle wird erhoht, eine evtl. Aufhăr­
tungsneigung daher abgeschwăcht.
3.3 Das Spriidbruchproblem 79

3.2.8 Kupfer

Durch die Verwendung von Schrott bei der Herstellung von Stăhlen nimmt der
Kupferanteil in den unlegierten Baustăhlen stăndig zu. Ein Kupfergehalt bis zu
etwa 0,26 % wird als unschădIich angesehen. Er verzogert bei Gehalten von
0,15 bis 0,5 % die Rostungsgeschwindigkeit durch Ausbildung einer sehr dichten,
vor dem weiteren Rosten schiitzenden Deckschicht (wetterfeste Stăhle. "Corten"
-Stahl, siehe auch 3.2.4). Dehngrenze und Zugfestigkeit werden erhoht.
Bei Erwărmung kupferhaltiger Baustăhle reichert sich das Kupfer unter der
Zunderschicht an der Stahloberflăche an. Wegen des niedrigen Schmelzpunktes
von Kupfer besteht die Gefahr des Auftretens von Lotbruch bei Zugbeanspru-
chung. Sie wird durch Zinn noch verstărkt. Wird dagegen Kupfer als Legierungs-
element verwendet, wird zusătzlich mit Nickel legiert, das sich ebenfalls an der
Stahloberflăche anreichert. Der Schmelzpunkt der Cu-Ni-Anreicherung liegt so
weit oberhalb des Kupferschmelzpunkts, daB kein Lotbruch mehr auftreten kann
[D 13].

3.2.9 Vanadin

Vanadin wirkt in unlegierten Baustăhlen ăhnlich wie Aluminium, d. h., es fOrdert


Feinkornigkeit und Umwandlungsfreudigkeit und bindet Stickstoff ab [V 1].

3.2.10 Arsen, Antimon, Zinn

Diese Elemente verstărken die durch Phosphor verursachte AnlaBversprodung.


Eine Beeinftussung der Zăhigkeit bei schweiBbaren Baustăhlen wurde bisher nicht
nachgewiesen. Trotzdem werden die Gehalte an As, Sb und Sn in Normen und
Werkstoffblăttern vielfach begrenzt, um sicherer gegen RiBbildung beim Span-
nungsarmgliihen (Reheat Cracking) zu sein [D 13].

3.3 Das SprOdbmcbproblem

Unter SprOdbruch versteht man den verformungsarmen Trennbruch von Stahl bei
niedriger Nennspannung unter dem EinftuB von Normalspannungen. Sein Auf-
treten wird begiinstigt durch
a) werkstoffbedingte Faktoren (hohe Ubergangstemperatur, Alterung),
b) konstruktiv bzw. beanspruchungsbedingte Faktoren (Verformungsbehinderung
durch răumliche Spannungszustănde, ortliche Spannungskonzentration, hohe
Beanspruchungsgeschwindigkeit, konstruktive oder durch die Art der Ferti-
gung bedingte Kerben, tiefe Temperaturen, Eigenspannungen).
80 3 Unlegierte Stăhle

Bekannte Beispiele fUr Sprodbrueherseheinungen an gesehweiBten Bauwerken


sind:
a) Brueh an der Riidersdorfer Autobahnbriieke,
b) Briiehe an belgisehen Briieken (Hasselt, Herenthals),
e) Brueh an der Berliner Zoobriieke,
d) Briiehe an Sehiffen der Liberty-Klasse wăhrend des Zweiten Weltkrieges.
Beim Brueh der Riidersdorfer Briieke traten in der Naeht vom 2. zum 3. Januar
1938 (tiefe Temperaturen) innerhalb von 2 Stunden in zwei versehiedenen Feldem
ohne Belastung dureh Verkehrslast (niedrige Nennspannung!) mit einem seharfen
Knall Risse auf. Sie liefen vom Gurt aus (diekwandig, răumlieher Spannungszu-
stand) in das Stegbleeh hinein.
Ferritisehe Stăhle mit Streekgrenzen unter 490 N/mm 2 sind bei Temperaturen
oberhalb 100 °C und in Dieken bis etwa 75 mm nur dann als sprodbruehempfind-
lieh anzusehen, wenn sie fiir unter Gasdruek stehende Behălter mit iibergroBen
Fehlem verwendet werden. In ăhnlieher Weise existiert kein allgemeines
Sprodbruehproblem bei gewalzten oder stranggepreBten Aluminiumlegierungen
mit Festigkeiten unter 310 N/mm 2 in Blechdieken bis zu 25 mm oder bei konventio-
nellen gewalzten 18/8-Chrom-Niekel-Stăhlen in ăhnliehen Diekenbereiehen. Die
Bemerkung zu Aluminium und austenitisehem Stahl bezieht sieh aueh auf tiefe
Temperaturen.

3.3.1 Werkstolfbedingte Faktoren

Ais Folge der erhohten Qualtităt modemer Baustăhle sind Sehadensfălle, die auf
sprodbruehempfindliche Stăhle zuriickgefiihrt werden konnen, sehr selten gewor-
den. Zur Bestimmung der Sprodbruchempfindlichkeit wurden in Abschnitt 1.4.3
bereits einige Hinweise gegeben. Vielfach bedient man sich des Kerbschlagbiege-
versuches. Die Lage des Steilabfalls ist ein Kriterium fiir die Temperaturver-
sprodung eines Werkstoffes. Ais MaB hierfiir wăhlt man die Ubergangstemperatur,
bei welcher der Verformungsbruch in den Trennbruch iibergeht (Definition der
Ubergangstemperatur vgl. Abschn. 1.4.3). Die Sprodbruchempfindlichkeit wird vor
allem durch Elemente wie Phosphor, Schwefel und Stickstoffim ungiinstigen Sinne
beeinftuBt. Auch die Frage der Seigerungen bei unberuhigten Stăhlen spielt in
diesem Zusammenhang eine Rolle. Alterungsempfindliche Stăhle sind auch
sprOdbruchempfindlich. Wird in kaltverformten Bereichen geschweiBt, ist die Ge-
fahr des Auftretens von Sprodbriichen bei diesen Stăhlen besonders groB. Im
gleichen Sinne wirkt eine Komgrenzenversprodung [z. B. Komgrenzenzementit
(Tertiărzementit) bei weichen Stăhlen]. Ein grobkorniges Gefiige ist weniger ver-
formungsfăhig als ein feinkomiges. DIN 17100 (Ausgabe 1980) enthălt unter
Abschnitt 8.4 einige Angaben iiber die SprOdbruchunempfindlichkeit der allgemei-
nen Massenbaustăhle. Fiir Stăhle des Typs St 33 wird keine Gewăhrleistung fiir
ausreichende Sprodbruchunempfindlichkeit iibemommen. Fiir die Giitegruppen
2 und 3 dagegen werden bestimmte Kerbschlagzăhigkeitswerte gemăB Tabelle 3.6
garantiert.
Tabelle 3.6. SchweiBeignung der allgemeinen Baustăhle

Stahlsorte Kerbschlagarbeit Priiftemperatur °C Sprodbruchneigung Hărtungsneigung Seigerungsverhalten


ISO-probe
-20 +0 +10 +20

St 33 x x x x x x x x
USt 37-2 27 O x x x
RSt 37-2 27 O x x
ST 37-3 27 O x
(unbehandelt)
St 37-3 27 O
(normalgegliiht)
St 44-2 27 O x x x x
St 44-3 27 O x x x
(unbehandelt)
St 44-3 27 O x x
(normalgegliiht)
St 52-3 27 O x x
(unbehandelt)
St 52-3 27 O x
(normalgegliiht)

w
i..>

~
CI'l
"'g
o'
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cr"

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"8
f
00
....
82 3 Unlegierte Stăhle

Mindestkerbschlagwerte zur Vermeidung von Sprodbriichen werden auch von


G. E. Tummers [T 4] fUr Kohlenstoffstăhle angegeben.
Die nachteiligen Folgen einer Kaltverformung konnen durch Spannungsarm-
gliihen wieder beseitigt werden. Bei kritischem Verformungsgrad (3 bis 10%)
besteht jedoch die Gefahr der Ausbildung von Grobkom durch Rekristallisation.
Der Ausdruck "Spannungsarmgliihen" ist in diesem Zusammenhang nur teilweise
gerechtfertigt, da die Gliihbehandlung bei 650 0 e nicht nur weitgehend die vom
HerstellungsprozeB und vom SchweiBen herriihrenden Eigenspannungen beseitigt,
sondern auch die metallurgischen Eigenschaften in der WEZ verbessert, ohne
dabei das Gefiige zu ăndem, soweit von Rekristallisationserscheinungen abgesehen
wird.
Fiir die jeweilige Stahlsorte wird in Tabelle 3.6 auf einzelne Faktoren mit
Kreuzen hingewiesen: GroBere Anzahl von Kreuzen bedeutet wachsende Schwie-
rigkeiten und dadurch erhOhten Aufwand bei der schweiBtechnischen Fertigung.
Fiir jeden der verschiedenen Faktoren ist die Wertigkeit der Kreuze unterschied-
lich. Sie ist also zwischen ihnen nicht ohne weiteres vergleichbar.
Bei groBerer Wanddicke treten nicht nur ungiinstige răumliche Eigenspan-
nungszustănde auf, sondern auch die metallurgischen Eigenschaften sind, z. B.
infolge des geringeren Verwalzungsgrades, weniger gut. Man hilft sich hier z. T.
durch iibereinander angeordnete Bleche kleineren Querschnitts (Schichtbauweise).
Zur Priifung der Sprodbruchunempfindlichkeit dicker Bleche wird der Auf-
schweiBbiegeversuch (Kommerellprobe) gemăB Bild 1.7e herangezogen (vgl.
DIN 17100, Abschn. 9.5.7). In den Bildem 1.7 und 1.8 sind weitere Probenformen
skizziert, die ebenfalls fiir die Priifung der Sprodbruchneigung verwendet werden.
In zunehmendem MaBe geht man dazu iiber, die RiBzăhigkeit K 1c als Beurtei-
lungskriterium heranzuziehen.
Auch Diskontinuităten im stofHichen Bereich, d. h. eine sprunghafte Ănderung
der Werkstoffeigenschaften, z. B. durch Wahl eines dem Grundwerkstoff nicht
angepaBten SchweiBgutes, sind zu vermeiden.

3.3.2 Konstruktiv bzw. beanspruchungsbedingte Faktoren

3.3.2.1 Răumliche Spannungszustănde

Die Werkstoffeigenschaften werden iiblicherweise im einachsigen Zugversuch ge-


priift, wăhrend im Bauteil meist răumlich verteilte Spannungen vorliegen. In
dickwandigen Konstruktionen beispielsweise entstehen beim SchweiBen răumli­
che, d. h. dreiachsige Zugeigenspannungen, wăhrend in diinnwandigen ein ebener
Spannungszustand vorherrscht. Die im einachsigen Zugversuch gefundene Dehn-
grenze R pO •2 gilt bei mehrachsiger Beanspruchung nicht mehr. Sie steigt mit
wachsender "Răumlichkeit" des Zugspannungszustandes an und kann schlieBlich
die Trennfestigkeit des Werkstoffes erreichen [R 12].
Eine recht iibersichtliche Darstellung der Verhăltnisse ist moglich, wenn man
die Schubspannungshypothese zugrunde legt und fiir die Beschreibung des Bean-
spruchungszustandes die Mohrschen Spannungskreise heranzieht [S 11]. Kritisch
3.3 Das Sprodbruchproblem 83

sind dann die Zustiinde, deren Spannungskreise eine bestimmte Grenzkurve be-
riihren. Alle Spannungszustiinde, deren Kreise innerhalb dieser Grenzkurve liegen,
sind ungefiihrlich. Im allgemeinen Fall gilt die parabolische Hiillkurve nach
A. Leon als Grenzkurve. Sie schneidet die u-Achse im Punkt A (Bild 3.10) senk-
recht. Die mittlere Hauptnormalspannung u 2 wird vernachliissigt. Gegeniiber der
Gestaltsiinderungsenergiehypothese ergibt sich jedoch theoretisch im ungiinstig-
sten Fall eine Abweichung von hOchstens 15%, und zwar so, daB die Mohrsche
Annahme auf der sicheren Seite liegt [S 11].

r
Hijllkurve

A
li

Dild 3.10. Mohrsche Darstellung ein- und mehr-


a Einochsiger Oruck c Zweiochsiger Zug achsiger Beanspruchung mit Hiillparabel nach A.
b Einochsiger Zug d Torsion Leon

Il

Dild 3.11. Ein- und mehrachsiger Spannungszustand in Mohrscher Darstellung

In Bild 3.11 sind einachsiger, zweiachsiger und dreiachsiger Spannungszustand


in der Mohrschen Darstellungsweise wiedergegeben. Bild 3.10 zeigt gleichzeitig
einige kritische Beanspruchungszustiinde (Druck, Verdrehung, Zug). Die Span-
nungskreise sind von der Hiillkurve umgeben. Jeder Punkt dieser Kurve gibt durch
seine Ordinate die Gleitfestigkeit des Werkstoffes an, wenn an der betrachteten
Stelle gleichzeitig jene Normalspannung wirkt, die durch die Abszisse des
Hiillkurvenpunktes dargestellt wird. Die kritische Schubspannung, d. h. die Gleit-
festigkeit, ist bei einachsigem Druck am groBten, und sie sinkt, je weiter man sich
dem Punkt A niihert. In Punkt A wird die kritische Schubspannung, d. h. die
84 3 Unlegierte Stăhle

Gleitfestigkeit zu O, und die drei Hauptnormalspannungen (11' (12 und (13 sind
gleieh groB und positiv. Die drei Spannungskreise sehrumpfen also zu einem Punkt
zusammen. Sehubspannungen treten nieht auf, und unter der alleinigen Wirkung
von Normalspannungen kommt es ohne bleibende Verformungen zum Trenn-
brueh. Man erkennt daraus, daB mit waehsender "Răumliehkeit" des Spannungs-
zustandes die Gleitfestigkeit und damit die Verformungsfăhigkeit sinken, wodureh
das Eintreten eines sprOden Bruehes begiinstigt werden muB.
Eine andere, ebenfalls sehr iibersiehtliehe Darstellungsweise wurde von K. H.
Riihl [R 12] gewăhlt. Betraehtet man nămlieh das Verformungsverhalten bei
răumliehen Spannungszustănden und bezeiehnet die Dehnung bei diesem răumli­
ehen Spannungszustand mit 8*, so konnen fUr gegebene Werte von (1T/RpO,2 und
E'/E fiir einen beliebigen Răumliehkeitsgrad die bleibenden Verformungen erreeh-
net werden. Fiir (1T/RpO,2 = 2,5 und E'/E = 100 sind die Ergebnisse der Reehnung
in Form eines Hohenlinienfeldes gezeiehnet (Bild 3.12).
Trennfestigkeit, bleibende Dehnung, einachsig
Dehngrenze, einachsig, e:/eb
Elastizitătsmodul, U2 /U l '
Neigung der FlieBkurve oberhalb R pO •2 U 3/U l •
bleibende Dehnung, mehrachsig,

Bild 3.12 IăBt erkennen daB


a) bei zweiaehsiger Beanspruehung (P = O, (X =1= O oder (X = O, P=1= O) ein măJ3iger
Abfall der Verformungsfăhigkeit eintritt,
b) mit steigender Răumliehkeit «x und p năhern sieh gleiehzeitig dem Wert 1) die
Verformungsfăhigkeit absinkt, d. h. der Werkstoff versprOdet,
e) es zu vollstăndiger Versprodung kommt, wenn (x und p so groB werden, daB
R pO ,2 = (1T' d. h. Jl = O.

~ 0.6 t-\---j\---\--~
~ --~~
II
<l::l. 0.4 f----\-f-----~ Oehnung mehrachsig
~_--I p.= Oehnung einachsig

0.8 lO Dild 3.12. Dleibende Dehnung bei


«=IJ'ZI O ' l - răumlichen Spannungszustănden

3.3.2.2 Ortliche Spannungskonzentration

Sprodbriiehe werden dureh ortliehe Spannungskonzentrationen begiinstigt, wie sie


etwa an seharfen konstruktiven Kerben auftreten konnen. Zu Kerben im iibertra-
genen Sinne zăhlen alle Diskontinuităten, sei es im Beanspruehungs-, sei es im
3.3 Das Spr6dbruchproblem 85

stofHichen oder im konstruktiven Bereich. Auch Anhăufungen von SchweiBnăhten


fiihren zu ortlichen Spannungskonzentrationen.

3.3.2.3 Beanspruchungsgeschwindigkeit

Erhoht man, etwa im Zugversuch, die Verformungsgeschwindigkeit, so wird die


Kurve der Gleitfestigkeit (Bild 3.13) angehoben, d. h., einer rascheren Verformung
setzt der Werkstoff einen groBeren Widerstand entgegen. Die Kurve der Trenn-
festigkeit dagegen wird nicht verăndert. Kurve a gibt den Gleitwiderstand bei
kleiner Verformungsgeschwindigkeit wieder und Kurve b bei hoherer Verfor-
mungsgeschwindigkeit; in beiden Făllen kommt es zu einem zăhen Bruch. Bei
hoher Beansp:r,:uchungsgeschwindigkeit tritt bei stark erhohtem Gleitwiderstand
ein Sprodbruch auf, Kurve c.

Bild 3.13. Einflu13 der Verformungsgeschwindigkeit auf das


Verformung Bruchverhalten. (Nach Kuntze)

3.3.2.4 Tiefe Temperaturen

Sinkt die Betriebstemperatur unter Raumtemperatur ab, so wirkt sich eine solche
Temperaturerniedrigung auf die verschiedenen Metalle unterschiedlich aus. Unle-
gierte Stăhle versproden dabei, d. h., die Zugfestigkeit nimmt zu, Dehnung und
Kerbschlagzăhigkeit nehmen ab.
Es sei erwăhnt, daB im Gegensatz hierzu Aluminium und seine Legierungen
keine Versprodung aufweisen. Die Zugfestigkeit nimmt mit sinkender Temperatur
zu, wăhrend die Verformungsfăhigkeit gleich bleibt oder sogar ansteigt. Ăhnliches
gilt fiir Kupfer und Nickel sowie fiir austenitische Stăhle. Diese giinstigen Festig-
keitseigenschaften im Tieftemperaturbereich machen derartige Werkstoffe fiir den
Einsatz in Kăltemaschinen und Luftverftiissigungsanlagen geeignet.

3.3.2.5 Eigenspannungen

In SchweiBkonstruktionen sind - soweit sie nicht warmebehandelt wurden - immer


Eigenspannungen vorhanden. Bei zahen Werkstoffen werden die Eigenspannungen
86 3 U nlegierte Stăhle

weitgehend abgebaut, sobald es als Folge der dureh Betriebs- und Eigenspannun-
gen hervorgerufenen Gesamtbeanspruehungen zu plastiseher Verformung kommt.
Bei sproden Werkstoffen jedoeh oder bei hohem Raumliehkeitsgrad des Span-
nungszustandes sinkt, wie bereits erlautert, die Verformungsfahigkeit ab. In sol-
ehen Fallen kann bei Uberlagerung von Eigen- und Lastspannungen die Trenn-
festigkeit erreieht und damit ein Sprodbrueh eingeleitet werden.

3.4 Die Massenbaustahle nach DIN 17100

Die unlegierten Massenbaustahle sind unter Beriieksiehtigung der VergieBungsart


in DIN 17100 genormt. Kennzeiehnend fiir den Aufbau der Norm ist die Eintei-
lung der Stahle in drei Giitegruppen. Der Besteller kann gemaB Tabelle 3.7 die
VergieBungsart (Desoxidationsart) bestimmen, wahrend die Stahle der Giite-
gruppe 3 stets besonders beruhigt geliefert werden.

Tabelle 3.7. Massenbaustăhle nach DIN 17100

Giitegruppe 2 3

VergieBung U,R RR
A(lSO-V)-Mindestwerte gewăhrleistet gewăhrleistet
(auBer St 50, 60, 70)

St 33
St 37-2
USt 37-2 St 37-3
RSt 37-2
St 44-2 St 44-3
St 50-2 St 52-3
St 60-2
St 70-2

Giitegruppe 1. AlIgemeine Anforderungen.


Giitegruppe 2. Hohere Anforderungen.
Giitegruppe 3. Sonderanforderungen (Dickblech-SchweiBkonstruktionen, tiefe Temperaturen).

Tabelle 3.7 gibt die naeh DIN 17100 lieferbaren Massenbaustahle wieder. Von
der Festigkeitsgruppe St 44 an werden nur beruhigt vergossene Stahle geliefert.

3.4.1 Gewăhrleistung der Sprodbruchunempfindlichkeit

Bei den Stahlen der Giitgruppe 2 und 3 werden Mindestkerbsehlagarbeitswerte


zur Sieherstellung ausreiehender Sprodbruehunempfindliehkeit gewăhrleistet
(Tab. 3.6).
Bei Erzeugnissen der Giitegruppe 3, d. h. bei besonders beruhigten Stahlen,
muB - soweit eine Priifung der Kerbsehlagarbeit nieht moglieh ist (z. B. bei zu
3.4 Die Massenbaustiihle nach DIN 17100 87

geringer Wanddicke) - der Gehalt an metallischem Aluminium mindestens 0,02 %


betragen oder eine sinngemăBe andere Priifung bei der Bestellung vereinbart
werden. Neben dem Kerbschlagversuch zur Priifung auf Sprodbruchunempfind-
lichkeit kann fiir die oben genannten Stahlsorten bei Dicken von 30 bis 50 mm zur
weiteren Beurteilung der SchweiBeignung zusătzlich der AufschweiBbiegeversuch
bei der Bestellung vereinbart werden (Kommerellprobe, vgl. Bild 1.7e).
Zur Frage der Verjăhrung einer Materialgarantie ist §477 BGB heranzuziehen
[O 2].

3.4.2 Schwei8eignung der Massenbaustăhle

Nachfolgend einige Angaben zur SchweiBeignung der in DIN 17100 genormten


Massenbaustăhle:

3.4.2.1 Eignung der Stăhle nach DIN 17100 zum Schmelzschwei8en

S133
Fur St 33 werden keine Werte fiir die chemische Zusammensetzung gewăhrleistet.
Die VergieBungsart bleibt dem Stahlhersteller iiberlassen. Die gewăhrleistete Fe-
stigkeit liegt in einem groBen Bereich von 290 bis 540 N mm - 2. Wie diese Festig-
keit erzielt wird, d. h. unter Zugabe welcher Legierungselemente, bleibt dem Stahl-
hersteller iiberlassen. St 33 ist daher nur mit Einschrănkungen schweiBbar. Gege-
benenfalls ist ein gesonderter Nachweis der SchweiBeignung zu fiihren.

S137
St 37 wird vorzugsweise fiir SchweiBkonstruktionen herangezogen. Stăhle dieser
Gruppe sind zum SchmelzschweiBen geeignet, soweit die sonstigen Voraussetzun-
gen gegeben sind: normales Gefiige, ausreichende Feinkornigkeit, keine zu ausge-
prăgte Zeilenstruktur (Silikatzeilen), Begrenzung der Phosphor-, Schwefel- und
Stickstoffgehalte auf die zulăssigen Werte (vgl. 3.2.6), keine zu groBen Wanddicken.
Beruhigte Stăhle sind unberuhigten Stăhlen vorzuziehen, besonders wenn beim
SchweiBen Seigerungszonen angeschnitten werden konnen.

S144
St 44 liegt mit seinem Kohlenstoffgehalt unter der Grenze des fiir die
SchweiBbarkeit zulăssigen Wertes von 0,25 %. In Tabelle 3.8 sind die hochstzu-
Iăssigen Kohlenstoffgehalte der in DIN 17100 genormten unlegierten Massenbau-
stăhle zusammengestellt.

S150
Bei einem Mittelwert von 0,30 % C, der in praktisch vorliegenden Făllen wesentlich
uberschritten werden kann, ist dieser Stahl nur noch als bedingt schweiBbar
anzusehen. Vor allem dickwandigere Teile aus St 50 konnen nur noch mit entspre-
88 3 Unlegierte Stăhle

Tabelle 3.8. Hochstzulăssige Kohlenstoffgehalte fiir Stăhle nach DIN 17100

Stahlsorte SchmelzenanalyseB fiir C bei Wanddicken in mm


< 16 > 16 > 30 >40 > 63 > 100
~30 ~4O :S; 63 :S; 100

St 33
St 37-2 0,17 0,20 0,20 0,20 0,20
USt 37-2 0,17 0,20 0,20 0,20 0,20
RSt 37-2 0,17 0,17 0,17 0,20 0,20 nach
St 37-3 0,17 0,17 0,17 0,17 0,17 Vereinbarung
St44-2 0,21