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Ruge
Handbuch
der Schweißtechnik
Dritte, neubearbeitete und erweiterte Auflage
Band 1: Werkstoffe
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg NewYork
London Paris Tokyo
Hang Kong Barcelona Budapest
Dr.-Ing. Jiirgen Ruge
Universitătsprofessor, ehem. Direktor
des Instituts fiir SchweiBtechnik
und Werkstofftechnologie der TU Braunschweig
Ruge, Jiirgen:
Handbuch der SchweiBtechnik/J. Ruge.
Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo: Springer 1991
Bd. 1: Werkstoffe. Dritte, neubearb. u. erw. Aullage
ISBN 978-3-642-86974-7
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des
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auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zuIăssig. Sie ist grundsătzlich vergiitungs-
pllichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991
Softcover reprint ofthe hardcover 3rd edition 1991
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen USW. in diesem Werk berechtigt auch
ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und
Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wăren und daher von jedermann benutzt werden diirften.
Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschrlften oder Richtlinien (z. B. DIN, VDI, VDE) Bezug
genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewăhr fiir Richtigkeit, Vollstăndigkeit oder
Aktualităt iibernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls fiir die eigenen Arbeiten die vollstăndigen Vorschriften oder
Richtlinien in der jeweils giiltigen Fassung hinzuzuziehen.
Satz: Macmillan, Indien
Die Uberarbeitung der zweiten Auftage bot Gelegenheit, den Stoff noch etwas
iibersichtlicher zu gliedern, ihn soweit erforderlich zu erganzen und auf den
neuesten Stand zu bringen. Erganzungen betreffen insbesondere die Anwendung
bruchmechanischer Methoden auf SchweiBverbindungen, Reaktionen zwischen
Gasen und SchweiBgut und deren Auswirkung auf die Werkstoffeigenschaften, die
SchweiBnahtnachbehandlung, die Wirkung von Begleitelementen auf das Ver-
halten von StahlschweiBgiitern, das SchweiBen der mikrolegierten Feinkorn- und
der niedriglegierten Kessel-, Rohr- und druckwasserstoffbestandigen Stahle. Auch
der Abschnitt iiber das SchweiBen der Eisen-GuBwerkstoffe wurde griindlich
iiberarbeitet. Entsprechendes gilt fiir die Nichteisenmetalle und - in geringerem
MaBe - die Kunststoffe. Das Gesamtkonzept hat sich bewahrt und blieb daher
unverandert.
Die Abfassung eines Handbuches der SchweiBtechnik ist in gewissem Sinne ein
Wagnis. Es handeIt sich um ein so breites und komplexes Gebiet, das sich zudem in
stăndiger Entwicklung und Expansion befindet, daB man aus verschiedenen
Griinden im Zweifel iiber die ZweckmăBigkeit eines solchen Vorhabens sein kann.
Aufgabe eines Handbuchs ist ganz allgemein eine moglichst umfassende Informa-
tion iiber ein bestimmtes Fachgebiet. Hier liegt bereits insofem eine Schwierigkeit,
als die SchweiBtechnik Anleihen bei zahlreichen Fachgebieten macht und es nicht
der Sinn eines schweiBtechnischen Handbuches sein kann, auch die Nachbarge-
biete handbuchartig zu erfassen. Andererseits existiert vielfach der Wunsch, sich an
einer Stelle konzentriert iiber das Gesamtspektrum des Gebietes SchweiBtechnik
informieren zu konnen. Man muBte sich daher um einen KompromiB bemiihen,
wofiir der Autor um Verstăndnis bittet. Die erste nunmehr vorliegende Auftage
stelIt einen Versuch dar. Der eine oder andere Gegenstand mag zu ausfiihrlich,
andere Punkte mogen nicht eingehend genug behandelt worden sein. Fiir Vor-
schlăge in dieser Richtung, die in einer spăteren Auftage beriicksichtigt werden
konnten, wăre ich dankbar.
Das Buch behandelt Werkstoff-, Verfahrens- und Fertigungsfragen. Auf die
Aufzăhlung verfahrensabhăngiger SchweiBdaten (SchweiBparameter) wurde ver-
zichtet, zumal sie an anderer StelIe leicht zu finden sind. Moglichst vieIe Angaben
sind mit Literaturzitaten belegt worden, um dem Interessenten das Auffinden
ergănzender Einzelheiten zu erleichtem. Andererseits war es nicht moglich, eine
auch nur annăhemd vollstăndige Bibliographie der SchweiBtechnik zu erstelIen,
weil dies den gesteckten Rahmen unzulăssig iiberschritten hătte und fUr das
angestrebte Ziei eines informativen Handbuchs auch nicht erforderlich war.
Das Handbuch wendet sich, obwohl es der Anlage nach kein Lehrbuch ist, auch
an Studenten des Maschinenbaus, der Verfahrenstechnik und des Bauingenieur-
wesens, die sich einen Uberlick iiber die Fiigetechnik - nicht losbare Verbindungen
- verschaffen wolIen. Es solI aber vor allem dem in Betrieb, Entwicklung und
Forschung stehenden Ingenieur eine Hilfe sein.
3 Unlegierte Stăhle . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1 Erschmelzungs- und VergieBungsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.1 Erschmelzungsart.................................. 64
3.1.2 VergieBungsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.2.1 Unberuhigtes VergieBen (U) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.2.2 Halbberuhigte Stăhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.1.2.3 Beruhigtes VergieBen (R) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.1.2.4 Stark beruhigtes VergieBen (RR) . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Inhaltsverzeichnis IX
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 322
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 343
Inhaltsiibersichten
Werkstoff
Schweineignung
1 Dieser Text stimmt mit der ISO 581 und mit Euronorm EN 45-19'74 sinngemăB iiberein.
2 1 Begriff der SchweiBbarkeit
1.1.1 Schwei8eignung
1.1.2 SchweiBsicherheit
1.1.3 Schwei8moglichkeit
1.2 Einflu8gro8en
Die SchweiBbarkeit der metallischen Werkstoffe hăngt von einer Reihe von Fakto-
ren ab, die in erster Linie, aber nicht ausschlieBlich, mit den Eigenschaften des
Werkstoffs zusammenhăngen, d. h. mit seiner chemischen Zusammensetzung und
seinen mechanischen Giitewerten, mit der Gefiigeausbildung, der Emptindlichkeit
gegeniiber aufgenommenen Gasen, der Oxidationsneigung, der Korrosionsemp-
tindlichkeit, mit dem Verhalten bei hoheren Temperaturen oder bei rascher
Erwărmung bzw. Abkiihlung, mit dem Umwandlungsverhalten (Aufhărtung,
Ausscheidungshărtung), dem Werkstoffzustand (losungsgegliiht, ausgehărtet, kalt-
verformt) usw.
Auch bei den nichtmetallischen Werkstoffen, insbesondere den Kunststoffen,
spielen die Werkstoffeigenschaften (Thermoplaste, Duroplaste) eine entscheidende
Rolle.
Weiterhin wird die SchweiBbarkeit auch durch den Oberflăchenzustand, das
angewendete SchweiBverfahren, den Eigenspannungszustand und die konstruktive
Ausbildung beeinfluBt.
1.2.2 Fertigungsbedingungen
Durch Zunder- oder sonstige Fremdschichten auf der Oberflache (01, Schmutz,
ungeeignete Fertigungsanstriche) wird die SchweiBbarkeit merklich beeinfluBt
(z. B. Poren beim SchmelzschweiBen, verstarktes Anlegieren der Elektroden und
verringerte Festigkeit beim WiderstandspunktschweiBen).
Beim KaltpreBschweiBen verhindem schon geringste Verunreinigungen
(Beriihrung der gereinigten Oberflache mit der Hand) die Herstellung einer Verbin-
dung. Ohne Beseitigung der festhaftenden Oxidschicht hohen Schmelzpunktes ist
auch bei Aluminium und seinen Legierungen eine SchweiBung nicht m6glich.
A.hnliches giIt fiir zahlreiche andere metallische Werkstoffe.
Eine einwandfreie Nahtvorbereitung und gute Zuganglichkeit sind Vorausset-
zungen fiir die Erzeugung von Verbindungen hoher Giite, SchweiBfolge und
Nahtaufbau wirken sich auf die entstehenden Eigenspannungen aus. Nahtfehler
k6nnen die statische und vor allem die dynamische Festigkeit der SchweiBkon-
struktion herabsetzen.
Die Energiezufuhr ist bei den verschiedenen SchweiBverfahren unterschiedlich.
Sie beeinfluBt Gasaufnahme, Aufhartungsneigung und Eigenspannungen.
Warmearme Verfahren gestatten unter Umstanden die Verbindung ungleichartiger
Werkstoffe (z. B. Kupfer und Aluminium beim KaltpreBschweiBen). AuBerdem
wird durch H6he und Dauer der Temperaturbeeinflussung die Bildung neuer
Phasen (z. B. Cr-Karbide bei metastabilem Austenit) gesteuert.
Werkstoffe, die mit bestimmten Verfahren nicht oder kaum geschweiBt werden
k6nnen (z. B. Kupferbleche oberhalb 1 mm Wanddicke mittels Wider-
standspunktschweiBen oder Beryllium mittels offenen LichtbogenschweiBens),
k6nnen mit anderen Verfahren einwandfrei verbunden werden.
Zuweilen laBt sich zwar die Verbindung riBfrei herstellen, ihre Bewahrung unter
Betriebsbeanspruchungen kann jedoch nur durch eine Warmebehandlung sicher-
gestellt werden.
1.3 Gewiihrleistung 5
Zur Wărmebehandlung ist dabei auch das Vorwărmen zu rechnen, durch das
die Abkiihlungsgeschwindigkeit herabgesetzt oder der SchweiBvorgang in Gebiete
guter Verformbarkeit des Werkstoffes verlagert werden sol1; ferner das Losungs-
gliihen, wenn etwa ein SchweiBen im ausgehărteten Zustand nicht riBfrei moglich
ist; das Spannungsarmgliihen sowie ein kontrolliertes Uberlasten bei Raumtempe-
ratur, um Eigenspannungen abzubauen, u. U. auch um die meta11urgischen Eigen-
schaften zu verbessern; das Normalgliihen, um bei Stahl oder StahlguB eine
Gefiigeverfeinerung zu erreichen oder schlieBlich ein nachtrăgliches Vergiiten bzw.
Aushărten.
In Einzelfă11enlassen sich die Eigenschaften der Verbindung durch Warm-
hămmern (Kupfer) oder Kalthămmern (KaltschweiBen von GuBeisen) verbessern.
1.3 Gewăhrleistung
Werks- allgemeine
bescheinigung Kenntnisse iiber
die Fertigung
und allgemeine
Aufschreibungen,
Werkszeugnis Lieferbedin- laufende Be-
herstellendes oder verarbeitendes gungen nach triebsaufschrei-
Werk Angaben des bungen
Bestellersa
Werkspriif- an der Lieferung
zeugnis oder der vor-
gesehenen Priif-
einheit erhaItene
Priifergebnisse
Abnahmepriif- amtIicher oder amtliche Vor-
zeugnis A amtlich an- schriften
erkannter Sach-
verstăndiger,
Abnahmepriif- von der Fer- Werkssach- Lieferbedin- an der Lieferung
zeugnis B tigung un- verstăndiger gungen nach oder der vor-
abhiingiger Angaben des gesehenen Priif-
Sach- Bestellersa einheit erhaltene
verstăndiger Priifergebnisse
Abnahmepriif- vom Besteller Lieferbedin-
zeugnis C beauftragter gungen nach
Sachverstăndiger Angaben des
Bestellers
Abnahmepriif-
protokoll A wkA~}
priifzeugnis A
zusătzliche
Unterschrift
wie Abnahme
priifzeugnis A
wie Abnahme-
priifzeugnis A
Abnahmepriif- wie Abnahme- des Werkssach- wie Abnahme- wie Abnahme-
protokoll C priifzeugnis C verstăndigen priifzeugnis C priifzeugnisC
1.3.2.1 Werksbescbeinigungen
Sie bestătigen in Form eines Textes (ohne Zahlenergebnis) die Einhaltung von
Bestellvorschriften. Ausgefertigt werden sie vom Herstellerwerk. Der Werkstofftyp,
z. B. RSt 37-2 oder AIMg 3 Si F 26, sollte aus der Kennzeichnung der Halbzeuge
ersichtlich sein.
1.3.2.2 Werkszeugnisse
Sie enthalten die Ergebnisse der in der Bestellung vorgeschriebenen Priifungen, fiir
welche die laufenden Betriebsaufzeichnungen als Unterlagen dienen; eine Priifung
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 7
1.3.2.3 Abnahmezeugnisse
Sie enthalten die Ergebnisse von Priifungen, die an der Lieferung selbst durch-
gefiihrt worden sind, und zwar:
a) nach amtlichen Vorschriften durch amtlich anerkannte Sachverstăndige,
b) soweit nach amtlichen Vorschriften zulăssig oder in Lieferbedingungen verein-
bart durch das Herstellerwerk, sofern die Priifungen durch einen von den
beteiligten Fertigungsbetrieben unabhăngigen Sachverstăndigen durchgefiihrt
werden (Werksabnahmezeugnis),
c) nach Lieferbedingungen des Bestellers durch vom Besteller beauftragte Sach-
verstăndige.
1.3.3 Beanstandungen
Uber die Moglichkeiten von Beanstandungen ist Năheres in den jeweiligen Werk-
stoffnormen niedergelegt. Man hat dabei fiir die Lieferung von Erzeugnissen aus
Stahl folgende Formulierung gewăhlt:
"ĂuBere und innere Fehler diirfen nur dann beanstandet werden, wenn sie eine
der Stahlsorte und Erzeugnisform angemessene Verarbeitung und Verwendung
mehr als unerheblich beeintrăchtigen.
Der Besteller muB dem Lieferwerk Gelegenheit geben, sich von der Berechti-
gung der Beanstandungen zu iiberzeugen, soweit moglich durch Vorlegen des
beanstandeten und von Belegstiicken des angelieferten Werkstiickes."
Der Begriff "mehr als unerheblich beeintrăchtigen" muB von FalI zu FalI, also
individuell, geklărt werden.
Die Einschrănkung "soweit moglich" im zweiten Absatz dieser Formulierung
ist so zu verstehen, daB eine uneingeschrănkte Vorlagepfticht den Besteller unzu-
mutbar belasten konnte und Fălle denkbar sind, in denen die Vorlage objektiv oder
subjektiv unmoglich ist oder in denen dem Besteller die Vorlage deshalb nicht
zugemutet werden kann, weil sie Aufwendungen erfordern wiirde, die in keinem
verniinftigen Verhăltnis mehr zu dem durch die Beanstandung angestrebten wirt-
schaftlichen Erfolg stehen [D 2].
Aus den Abschnitten 1.1 und 1.2 ging bereits hervor, daB die SchweiBbarkeit nicht
wie etwa die Festigkeitseigenschaften eine reine Werkstoffeigenschaft ist, die sich in
8 1 Begriff der SchweiBbarkeit
Die Hărtbarkeit spielt nur bei Stahl und Stahllegierungen eine Rolle. Die
Hărtbarkeitspriifung allein IăBt eine giiltige Aussage iiber die voraussichtliche
Bewăhrung des geschweiBten Stahles im Bauwerk nicht zu, da sich eine Reihe von
Einfliissen metallurgischer Natur dadurch nicht erfassen IăBt und die Hărtbarkeit
einen zwar wichtigen aber nicht allein dominierenden Faktor bei der Beurteilung
der SchweiBbarkeit darstellt. So sind z. B. auch Alterungs- und Sprodbruchneigung
von Bedeutung.
Chemische Analyse
Aus der Zusammensetzung des Grundwerkstoffes kann ein ungefăhrer SchluB auf
die Neigung zur Aufhărtung gezogen werden. Bei niedriglegierten Stăhlen zieht
man hierzu vielfach das sog. Kohlenstoffaquivalent [D 3] und das Zeit-Tempe-
ratur-Umwandlungs-(ZTU-)Schaubild heran.
M etallographische U ntersuchung
Die metallographische Priifung einer geschweiBten Probe ermoglicht die Bestim-
mung von Art und Breite der gefahrdeten Ubergangszone. Einen SchluB auf die
SchweiBbarkeit IăBt auch sie nur in begrenztem AusmaB zu.
Hărteprujung
Nach einer Empfehlung des International Institute ofWelding (IIW) soll die Hărte
in der wărmebeeinfluBten Zone (WEZ) 350 HV nicht iibersteigen. Dieser Wert
kann nur als Anhalts-, nicht als Absolutwert angesehen werden, weil die Verfor-
mungsfăhigkeit verschiedener Stăhle bei gleicher Hărte unterschiedIich sein kann.
Es ist bei guter Verformungsfăhigkeit also moglich, den Wert von 350 HV zu
iiberschreiten.
Hărtbarkeitsprujung nach Jominy [J 1]
Ein Rundstab von 25 mm Durchmesser und 100 mm Lănge wird aur Hărtetempe
ratur gebracht und an einer Stirnflăche bis zum volligen Erkalten abgeschreckt
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 9
440
Steigh6he
des freien 400 1\"
Wasserstrahls
360 \
~ 320 \ ~
t'"
;g 280 \ \
\
"\. "-
"r--. -
240
"- ~ """
200
-,....
160
O 12 16 20 24 mm 32
Abstand von der Sti'rnflăche
Dild 1.2. Hărtbarkeitspriifung nach Dild 1.3. Hărtbarkeitskurven fiir zwei Stăhle etwa
Jominy g1eicher Zusammensetzung. Stabl A mit Alumi-
nium beruhigt
(Bild 1.2). Entlang einer Mantellinie wird dann die Hărte bestimmt, wobei die
Kurve des Hărteverlaufes ein MaB fiir das Durchhărtevermogen des betreffenden
Stahles darstellt. Zwei derartige Kurven sind in Bild 1.3 [F 1] wiedergegeben.
Kurvenzug A zeigt den Hărteverlauf eines wenig aufhărtenden, mit Aluminium
beruhigten StahIes, Kurve B den eines trotz etwa gleichem KohIenstoffgehalt
wesentlich stărker aufhărtenden StahIes, der nicht mit Aluminium beruhigt wurde.
Je rascher die Hărteverlaufskurve absinkt, desto weniger neigt demnach der
unters1.Jchte Werkstoff zur Aufhărtung.
Das ZTU-Diagramm
Zur Deutung von UmwandIungsvorgăngen werden vielfach die ZTU-Schaubilder
(ZTU = Zeit-Temperatur-UmwandIung) herangezogen. Sind das ZTU-Schaubild
fiir den betrachteten StahI und die beim SchweiBen vorliegenden AbkiihIungsver-
hăItnisse bekannt, so kann man eine Aussage iiber das nach der AbkiihIung vor-
liegende Gefiige machen [A 1, MI, NI, W 1]. Hierfiir eignen sich am besten
ZTU-Schaubilder, denen ăhnliche TemperaturzykIen zugrunde liegen, wie sie beim
10 1 Begriff der SchweiBbarkeit
Die Alterungsempfindlichkeit der Stăhle ist abhăngig von der Art ihrer Erzeugung,
insbesondere der Denitrierung und Desoxidation.
Die Alterungsempfindlichkeit wird fast ausschlieBlich durch den Kerbschlag-
biegeversuch an kiinstlich gealterten Proben gepriift. Ein MaB fiir die Alte-
rungsempfindlichkeit ist dabei die Verlagerung der Ubergangstemperatur (vgl.
Abschn. 1.4.3) zu hoheren Temperaturen hin. Unter Ubergangstemperatur versteht
man diejenige Temperatur, bei der die im Kerbschlagbiegeversuch aufgenommene
Arbeit von der Hochlage in die Tieflage iibergeht (Bild 1.4). Dabei ist jedoch zu
beriicksichtigen, daB die Ubergangstemperatur von Probenformen und Bela-
stungsgeschwindigkeit abhăngig ist. Um fiir diesen Ubergang einen definierten
Zahlenwert zu erhalten, wăhlt man diejenige Temperatur als Ubergangstempe-
ratur, bei der ein bestimmter, in Vereinbarungen festzulegender Wert der Kerb-
schlagarbeit erreicht wird, z. B. 27 oder 47 J.
125
I 1
J normalgeglUht ~
~ 100
/
/ !gealtert
/
.J / Bild 1.4. Kerbschlagzăhigkeit im normalisierten
O
tUn fUg und im gealterten Zustand in Abhăngigkeit von
-80 -60 -40 -20 20 40 60 'C 80 der Temperatur (schematisch). Ubergangstempe-
Temperatur T ratur, z. B. fiir Av = 47 J
Die Sprodbruchempfindlichkeit spielt eine Rolle nur bei unlegiertem und niedrigle-
giertem Stahl,nicht dagegen bei hochlegierten Stăhlen oder Nichteisenmetallen.
o
~v
5
Rundkerb/
/
I AY1 Werkstoff 2
r-- Spilzkerb
5
o / / Ay! Werksloff 1
5- V V
tu. tu,
o
-80 -60 -40 -20 20 40 60'C 80
Temperatur T 20'C Temperotur T
Der Drop-Weight-Test
Im amerikanischen Drop-Weight-Test (Bild 1.7b) wird als Ubergangstemperatur
diejenige definiert, bei welcher die Proben nach einer Biegung um 5°brechen. Die
Ubergangstemperatur wird auch mit NDT (Nil Ductility Temperature) bezeichnet.
12 1 Begriff der SchweiBbarkeit
fE:a~
DVM - Probe
=~,-L-I"-----,?;cJ ~
150 -Rund kerb-Probe
I=O,OS'(Zmm); Q=O,039'(lmm); d~314"
! '"
';, 55===:j 1!P-
45~~ ~ c, Lehigh - Probe
150 -Sp itzkerb-Probe
r---------
~I· 553~
S~"l2"--------I
~', q~~11~
1------ 7"------<
1= O,OS'(l,27mm); q = O,Ol'(O,ZSmm); d- Plottendicke
Probenform
c
rs
I
d Van-der-Veen - Probe
Auflagerung
b Drop - Weight - Test
r-~----~~----~~
+- ..~~r Versuchs
R4 -
Nut tur, ~.- plotte
SchweiOroupe
e Kommerell- Probe f
a Kerbzugprobe
1 - - - - - - 5" - - - - - - - - 1
~ 45'
c, Zugprobe mit Ltingsschweinroupe und Querkerb
@
C2
@
0,625'
I, ,t: : ~::::: ):?g
dLLLL Săgeschnitt 3A6'
Zugspannung
0.75"
b3 quergekerbte Zugprobe nach Klier - Wagner - Gensamer d RobertsQn- Probe, Normalform
Kerbbiegeprobe
Diese Gruppe von Priifverfahren ist von der Priiftechnik her dem Kerbschlagbiege-
versuch ăhnlich. Die Last wird jedoch quasi-statisch aufgebracht. Bekannte
PrUfkorper dieser Gruppe sind die Kinzel- und Lehighprobe (Bild 1.7c), d. h.
Proben mit einer gekerbten LăngsschweiBnaht, bzw. die Van-der-Veen-Probe
(Bild 1.7 d), eine Probe mit groBen Abmessungen und Kerbe ohne Naht.
PriifgroBen sind Biegewinkel, Querkontraktion und Btuchaussehen.
Robertsonprobe
Die zwischen zwei Blechen eingeschweiBte Probe wird bei A erwărmt, bei B gekiihlt
und auf Zug beansprucht (Bild 1.8d). Wird die Probe an der Stelle B mit einem
Schlagbolzen angeschlagen, so entsteht, vom Săgeschnitt ausgehend, ein RiB. Die
Temperatur des Punktes, bei dem dieser RiB zum Stillstand kommt, wird gemessen
(RiBauffangtemperatur oder CAT = Crack Arrest Temperature). Da mit unter-
schiedlicher statischer Zugbeanspruchung gearbeitet wird, erhălt man so eine
Kurve der Zugspannungen in Abhăngigkeit von den Temperaturen, bei denen ein
eingeleiteter RiB gestoppt wird. Legt man den AnriB in die WărmeeinftuBzone oder
in das SchweiBgut, so kann die Methode auch zum Priifen von SchweiBverbindun-
gen herangezogen werden [D 4]. Anstelle des Temperaturgradienten kann auch
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 15
eine von Versuch zu Versuch wechselnde, aber jeweils iiber die Probe konstante
Temperatur verwendet werden (isothermer Robertson-Test).
CTS-Test
Vielfach wird hierfiir die Reeveprobe [R 4] oder der CTS-Versuch (Controlled
Thermal Severity Test) [C 1] verwendet (Bild 1.9). PriifgroBe ist dabei die
RiBbildung in Kehlnăhten bzw. in der WEZ. Die RiBsuche erfolgt nach sorg-
faltigem Trennen, Schleifen und Atzen der Probe mit dem Auge (Mikroskop) oder
magnetisch. Anwendung des CTS-Tests zur Abschătzung der SchweiBbarkeit, siehe
Abschnitt 4.4.
} i.
_i
~----~------~~--~
~
b und I ~ 0.5~ .. 2.0"
I ~TestPlatte
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Grundplatte
r------- 3" ~
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r c !irlUfi'[:
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--T: . ..r:::: E
~ , .-~:
Gr n -$ elllu~g~
Implant-Test [D 5, E 1, G 2, N 2]
Bei diesem Test wird Stahl auf seine KaltriBneigung hin untersucht. Die Priifung
besteht darin, daB ein zylindrischer Korper von 8 bis 10 mm 0 mit einer scharfen
Umfangskerbe in die Bohrung eines Bleches so eingefiihrt wird, daB das Ende des
Bolzens mit der Blechobertlăche abschlieBt, Bild l.10a. Eine Auftragsstrichraupe
wird iiber Blech und Bolzen gelegt und der Bolzen statisch belastet, Bild l.10b. Da
die Kerbe so gelegt wird, daB sie im kritischen Bereich der WEZ liegt, wird der
Werkstoff in Abhăngigkeit vom SchweiBverfahren auf seine RiBneigung hin
gepriift.
Bestimmt wird der Zusammenhang zwischen der im Implantversuch er-
mittelten RiBspannung und der Stahlzusammensetzung, den SchweiBbedingungen
und dem Wasserstoffgehalt, Bild l.10c und d [K 4]. Gefordert wird, daB die
RiBspannung einen bestimmten Mindestwert erreicht, z. B.
16 1 Begriff der SchweiBbarkeit
a b
700
Nmm-1
600 II 200'[~
I
-
1 .........
~500
"~ t:-....
! ""1'-,
f'--.. ~ 1'-,
~
cn
<=
t--. r-o-.. 175
- -
400 p.. r-- ro -....... 150
~ 300 ~ 13 CrMa 44
19 Mn5-
b>.... 100 r-----
J--.-, 1-"--t--
%200 t--t--" I
.§
r--J
1-
22 Ni MaCr37
100 t---O =14,8 kJ cm- 1 ~ 22'C
22 NiMaCr3 7
oc I I d I I I
1 , 5 6 7 8 9 10 20 mi 40 1 2 J , 5 6 7 8 9 10 20 mi 40
diffusibler Wasserstattgehalt HDM /l00g
Niblink-Test [B 1]
Bei diesem Test wird SchweiBgut auf seine Sprodbruchanfălligkeit hin untersucht.
Dazu werden Streifen aus einem stumpfgeschweiBten BIech, die mit einer scharfen
Kerbe in der Mitte der SchweiBnaht versehen sind, durch ein Fallgewicht defi-
nierter Masse einer Drei-Punkt-Biegebeanspruchung ăhnlich dem KerbschIagbie-
geversuch ausgesetzt. Die Fallhohe des Gewichts wird bis zum Bruch der Probe
gesteigert. Nach jeder Belastung wird unter Zugrundelegung des COD-Konzeptes
(vgl. Abschn. 1.5) die GroBe der plastischen Verformung bestimmt. Sie dient beim
Brechen der Probe ais MaB fUr die Duktilităt des Werkstoffes.
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 17
Tekken-Test [C 2]
Der Tekkentest gehOrt wie der CTS-Test zu den sich selbst beanspruchenden
Priifverfahren, bei denen keine ăuBere Last wirksam ist.
Die Priifung wird vorzugsweise fiir die Abschătzung der RiBempfindlichkeit
von unlegierten und niedriglegierten Stăh1en und deren SchweiBgut bei Gefahr
verzogerter RiBbildung unter der Einwirkung von Wasserstoff verwendet. Zwei
Bleche 200 x 75 x 20 ... 30 mm werden mit Y-Naht vorbereitet, stumpf gestoBen
und von beiden Seiten auf je 60 mm Lănge volltragend verschweiBt, so daB ein
mittlerer Priifbereich von 80 mm Lănge unverschweiBt bleibt. Die eigentliche
Priifnaht ist dann in diesen Bereich einzubringen, wobei der Steg der Y-Naht zur
Erzielung einer entsprechenden Kerbwirkung nicht durchgeschweiBt wird. Nach
Auslagerung iiber 48 h wird die Oberflăche auf Risse iiberpriift und aus den
gefundenen RiBlăngen L f der OberftăchenriBkoeffizient
Cf = I:.L f .100%
L
bestimmt (L Testnaht1ănge). Nach dem Brechen der Probe lăBt sich in gleicher
Weise der WurzelriBkoeffizient
CR = I:.L R .100%
L
und aus Querschnitten iiber die Hohe des Wurzelanrisses Hc der Querschnitts-
riBkoeffizient
Hc
Cq =-·100%
H
bestimmen (H kleinste Dicke des SchweiBgutes).
18 1 Begriff der SchweiBbarkeit
Unter Zugrundelegung der Uberlegungen der Bruchmechanik wird eine Zug- oder
Biegeprobe (Bild 1.11) zur Bestimmung der RiBzăhigkeit K 1c verwendet. Sie enthălt
einen scharfen Kerb, an dessen Ende durch schwingende Beanspruchung im
Zugschwellbereich ein ErmiidungsriB erzeugt wird. Der Radius dieses Ermiidungs-
risses ist sehr scharf und kleiner als 0,025 mm. Er entspricht damit einem im Betrieb
eines Bauteils zu erwartenden AnriB. Die Voraussetzung eines ebenen Dehnungs-
zustandes (EDZ) wird dadurch angenăhert, daB Probenbreite b und Gesam-
triBlănge adie F orderung
, -, ( -
ab>25' KIC
R -
)2 (1.1)
pO,2
~------s------~
1,25W 1---------4.2W--------..J
Probenbreite B Probenh5he W"2B±O.25 Prabenbreite B Auflagerabstand S"4W
Gesamtrimănge o"IO.50±O.05IW Probenh6he W"2B±O.05 GesamtriOlănge o"IO.50±O.05IW
a b
Prabenkante
l"!O.50±O.05JW fur Biegepraben
mit GesamtriOliinge o"l
H0.75±O.05IW fur Zugpraben
- I
Chevran -Kerb
bK Kerbbreite
d lănge des Schwingungs-
Beispiele
gerader Kerb SchlOssellachkerb
*beim Chevron-Kerb:
lănge des Schwingungs-
mit GesamtriOlănge o"IO.50±O.05IW anrisses*(mind.5% anrisses aunerhalb der
van 1 ader mind. 1.3mml mechanischen Kerbbear-
c beitung
Bild l.l1a-c., Proben zur Ermittlung der RiBzăhigkeit K.c. a Compact-Tension (CT-)Probe oder
(WOL)-Zugprobe; b Dreipunkt-Biegeprobe (SENB-Probe), zulăssige MaBabweichungen in mm;
e Kerbformen mit DaueranriB
1.4 Priifung der SchweiBbarkeit 19
Kroft
A A
3
Rinoufweitung
a c
Bild 1.12. Grundsiitzliche Arten von Kraft-RiBaufweitungs-Kurven (Anmerkung: Steigung OP, wegen
besserer Ubersichtlichkeit nicht maBstabgetreu)
Anschmelzversuch
Beim Anschmelzversuch und der Focke-WultT-Probe (Bild 1.13) wird das zu
priifende Blech mit der Flamme obertlăchlich angeschmolzen. Die Probe gilt als
bestanden, wenn auf der Blechriickseite keine Risse entstehen [E 2]. Ein Nachteil
dieses Verfahrens besteht in der Abhăngigkeit des Priifverfahrens von der Brenner-
fUhrung. Es ist nur auf diinne Bleche «2 mm Wanddicke) anwendbar.
Einspannversuch
Im Einspannversuch nach Bild 1.14 wird die RiBneigung bei der Stumpfschwei-
Bung von Blechen unter dem EintluB von Reaktionsspannungen untersucht. Im
Laufe der Zeit wurde eine ganze Reihe von Einspannvorrichtungen fUr diesen
Sechskantmutter
mind. M1Z DIN 934
Spannplatte
Probe
Grundk6rper
Zweck entwickelt [B 2, M 2]. Die Methode eignet sich sowohl zum Priifen diinner
Stahlbleche als auch fUr die Priifung von Nichteisenmetallen.
Im instrumentierten Einspannversuch [H 2, H 3] IăBt sich der zeitliche Verlauf
der Reaktionskrăfte erfassen und das RiBgeschehen in Abhăngigkeit von Tempe-
ratur und GefUgezustand beobachten.
Bild 1.15. u. b. Varestraint-Test.. Mit Verformung quer zur Naht; b mit Verformung in Nahtrichtung
Murex-Test [J 2]
Eine Kehlnaht wird zwischen zwei Blechstreifen 75 x 50 x 12 mm angeordnet, die
fest eingespannt sind. 5 Sekunden nach Erloschen des Lichtbogens wird einer der
beiden Blechstreifen um 30 gebogen (Pfeilrichtung in Bild 1.16), wobei unter-
0
I
/ /
______ -1//
\~------~ DUd 1.16. Murex-Test
PRV-Test
Der programmierte VerformungsriBtest ermoglicht die Ermittlung der RiBsicher-
heit von SchweiBzusatzwerkstoffen mit hoher quantitativer Aussagekraft. Dabei
wird das zu priifende SchweiBgut wăhrend des Aufbringens auf eine Flachzugpro-
be nach einem vorgegebenen Dehngeschwindigkeitsprogramm verformt. Der Test
wird auf einer horizontalen Zugpriifmaschine durchgefiihrt [P 1].
. 100'In
_T,.:..:N:...F_-_T,.:..:NZ::.:,..:..:A 0/
/0 •
TNF
Heijl-DeJormationsrate- Versuch (HDR-Versuch) [D 18]
Das zu untersuchende SchweiBgut wird wăhrend des SchweiBens durch eine
kontrollierte und reproduzierbare Zugverformung quer zur SchweiBnaht bean-
sprucht [S 14]. Die Verformungsgeschwindigkeit, bei der zum ersten Mal ein
MakroriB zu beobachten ist, wird als "kritische Verformungsgeschwindigkeit"
bezeichnet.
x
fi
Die RiBspitze sei mit einem Radius e ausgerundet. Die RiBausbreitung wird als
zweidimensionaler Vorgang betrachtet, sie erfoIgt in x-Richtung. In RiBmitte ist
x = O. Man kann drei verschiedene Arten der Werkstofftrennung unterscheiden
(Bild 1.18).
Theoretische Trennspannung
In Bild 1.19 sei ao der Gieichgewichtszustand zwischen zwei Atomen A und B. SolI
der Abstand zwischen ihnen auf a> ao vergroBert werden, so ist eine ăuBere
Spannung (1 hierfiir erforderlich, die bis zum Erreichen der theoretischen Festigkeit
(1e zunimmt, bei der die Bindung zerstort wird. Eine weitere Verschiebung der
Atome kann dann bei abnehmender Spannung erfolgen. Die (1-a-Kurve IăBt sich
24 1 Begriff der SchweiBbarkeit
Spannung (j
a ~ ac 2nx/A . (1.7)
Gilt fUr diese kleinen Verschiebungen das Hookesche Gesetz, ist
a = E·f. = E.x/a o (1.8)
und
ac = a A/2nx = EA/2na o . (1.9)
Die Oberflachenenergie y ist als die Arbeit definiert, die zur Schaffung einer
neuen Oberflache durch die Zerstărung der atomaren Bindung aufgebracht wird.
Diese Arbeit ist gleich der Flache unter der a-a-Kurve von Bild 1.19 und somit
),/2 (2nx) A 2nxl)./2
2ys = ~ acsin T dx = -ac2n cosT o ' (1.10)
2ys = Aac/n .
Mit Gl. (1.9) wird dann
ac = fEi.. (1.11)
'-1-;;;;
Fiir E = 21.10 6 Ncm- 2
ao = 3· 10 - 8 cm ,
Ys= 1O- 2 Ncm- 1
ergibt sich fiir Stahl ac ~ E/8. Im allgemeinen geht man von einem Wert
ac = E/I0
aus. Die tatsachlich beobachtete Festigkeit in Metallen ist um etwa eine
GroBenordnung kleiner, was in erster Linie auf das Vorhandensein von atomaren
1.5 Aussagen der Bruchmechanik 25
Fehlstellen und deren Auswirkung auf den Bruchvorgang (Wanderung von Verset-
zungen) zuriickzufUhren ist. Bei der Herstellung von Verbundwerkstoffen durch
Einlagerung von Haarkristallen (Whiskern) macht man sich jedoch die Tatsache
zunutze, daB deren Festigkeit der theoretischen bereits sehr nahekommt.
K=aFa (1.12)
vorgeschlagen. Die ortlichen Spannungen an Punkten im Abstand (r, (ţ)) von der
RiBspitze lassen sich dann wie folgt formulieren:
K
ax = ~'F((ţ)), (1.13)
y2nr
K
ay = ~'Fl((ţ)), (1.14)
y2nr
K
txy= ~'F2((ţ)), (1.15)
y2nr
F, F 1 und F 2 sind Winkelfunktionen.
Unmittelbar vor dem RiB ((ţ) = O) gilt
K
ax = a y = ~' (1.16)
t xy = O.
Die K-Werte konnen fiir verschiedene Kerbformen und Bauteile mit be-
grenzten Abmessungen bestimmt werden. In allen Făllen haben sie die Form
K=a'~' (1.17)
wobei der Faktor IX von Probenform und RiBgeometrie abhăngt.
Elastische Riftausbreitung
A. A. Griffith [G 4] ging davon aus, daB sich der RiB in einem sproden, vollstăndig
elastischen Festkorper dann ausbreitet, wenn die gespeicherte elastische Deh-
nungsenergie groBer als die Zunahme der Oberflăchenenergie ist und gelangt zu
der Beziehung fUr die hierfiir erforderliche Nennspannung
a= aKr = J2EY
na
. (1.18)
26 1 BegritT der SchweiBbarkeit
RijJausbreitungsgeschwindigkeit
Die RiBspitze bewegt sich mit der Geschwindigkeit Ve = da/dt. Dabei nehmen
a und h zu, d. h., Werkstoff muB senkrecht zur RiBebene verschoben werden. Die
Geschwindigkeit, mit der dieser Werkstoff bewegt wird, begrenzt die RiBaus-
breitungsgeschwindigkeit [M 4]. Diese Seitenbewegung des Werkstoffes kann als
kinetischer EinfluB betrachtet werden, so daB der sich ausbreitende RiB eine
kinetische Energie KE' eine Verformungsenergie WE und eine Oberflăchenenergie
Ws aufweist. Da die Gesamtenergie des Systems bei gleichbleibender Spannung
u konstant bleibt, ist
(1.19)
(1.20)
e WerkstotTdichte,
und fiir den ebenen Spannungszustand
WE = 1tu 2 a2/E , (1.21)
Ws = 4ays (1.22)
ergibt sich
v~ = 2E1t(1_
'Ke
Ws),
WE
V=
e
{br. @.
V-;:.rQVl-~
u.,
Ve = 0,38·vo (1.23)
R eL F1ieBgrenze,
1.5 Aussagen der Bruchmechanik 27
r F = (1 - 2v) - 2 2'
2 Kl (1.25)
nR eL
Infolge Spannungsumlagerung ist der Randabstand R der wirklichen plastischen
Zone etwa doppelt so groB (Bild 1.20).
Spannung d
\ / Spannungsverteilung in einem iirtlich nicht
V verfarmten Werkstoff (Verteilung der ela-
\ stischen Spannung fur O"y = 00)
\
\
\ tatsiichliche Spannungsverteilung
\ nach iirtlichem Flienen
K = (J J fXna eq • (1.26)
Diese Beziehung gilt nur, solange die plastische Zone klein ist gegeniiber RiBlănge
und Restquerschnittslănge (Ligament = W - a).
einen kritischen Wert G1C , der auch RiBwiderstand genannt wird, erreicht. Wenn
G1 = G1C und damit K) = K 1C (K 1C = RiBzăhigkeit), gilt
(1 - v2 ) 2 2 (1 - v2 )
G)C = E K)c = (JKr E n'a (1.28)
und
(JKr = (1.29)
28 1 Begriff der SchweiBbarkeit
Bei Belastung eines Bauteils miissen die Beanspruchungen (J < (JKr oder K < Kc
sein, um einen verformungsarmen Spr6dbruch zu vermeiden. Die Bestimmung der
RiBziihigkeit erfolgt mit Proben gemiiB 1.4.5.
Elasto-plastisches Verhalten (Fliej3bruchmechanik)
Wenn im RiBgrund mit merklichen plastischen Verformungen zu rechnen ist,
verlieren die Beziehungen der linear-elastischen Bruchmechanik ihre Giiltigkeit. In
diesem Falle kann man beim Anlegen einer Spannung an eine riBbehaftete Probe
die RijJoffnungsverschiebung COD (Crack Opening Displacement) bestimmen,
Bild 1.21. Sie wird meist mit ~ bezeichnet und an der Probenoberfliiche gemessen.
Aus ihr kann dann die Verschiebung an der RiBspitze, die der Messung nicht
zugiinglich ist, errechnet werden. Sie wird mit () = COS (Crack Opening Stretch)
bezeichnet, Bild 1.22. Da die Methode zur Bestimmung der Werkstoffziihigkeit
iihnlich derjenigen zur Bestimmung von K,c ist, kann bei relativ spr6den Werkstof-
fen auf K umgerechnet werden. Hierfiir gilt nach [D 6]
() = K 2 (1 - v2 ) + O,4(W - a) Vg •
(1.30)
2R eL E 0,4 W+ 0,6a + z
Der erste Summand der Gleichung liiBt sich aus der linear-elastischen Bruchme-
chanik und der Beziehung zwischen COD und G ableiten. Der zweite erfaBt den
plastischen Anteil und ergibt sich aus den geometrischen Beziehungen von Bild
1.22 fUr einen Rotationsfaktor r* = 0,4. Der Schnittpunkt der an die RiBftanken
gelegten Tangenten bildet mit der Modellvorstellung eines plastischen Gelenks
(plastic hinge) das Rotationszentrum.
Die kritische RiB6ffnungsverschiebung ()cr hiingt demnach von Werkstoff-
kenngr6Ben ab und kann selbst als Werkstoffkennwert angesehen werden.
Eine weitere M6glichkeit, das RiBverhalten bei groBen plastischen Verformun-
gen zu erfassen, bietet das J-Integral. Man versteht darunter das Linienintegral um
die RiBspitze [R 5], Bild 1.23.
du
J = J U dy -
c
(J-d ds
x
(1.31)
Zv(rHOO x
L---- formale
plastische Zone
--G-----I-o-
----Geff----~
mit
C Integrationsweg Unt die RiBspitze, der das untere RiBufer mit dem oberen verbindet,
U Dehnungsenergiedichte,
ds Wegelement von C,
u auf das Wegelement wirkender Spannungsvektor,
u Verschiebungsvektor in einem Punkt des Integrationsweges,
x, y kartesische Koordinaten.
Das J-Integral ist wegunabhăngig, so daB sich das Spannungs- und Verschiebungs-
feld in der Năhe der RiBspitze durch Beziehungen errechnen IăBt, die in hinreichen-
der Entfernung von der RiBspitze gewonnen werden. Es IăBt sich zeigen, daB das
J-Integral gleich der Ănderung der potentiellen Energie ist, bezogen auf die
RiBlănge des nicht linear-elastischen Materials:
1 dU
J = - - - . (1.32)
B da
Fiir linear-elastisches Werkstoffverhalten IăBt sich eine Beziehung zum Span-
nungsintensitătsfaktor K herstellen
K2
J = E(l - v 2 ). (1.33)
J= NU (1.35)
B(W - a)
mit
U Energie (FIăche unter dem Lastdurchbiegungs- bzw. LastriBaufweitungsdiagramrn),
a RiBIănge,
W Probenbreite,
B Probendicke,
B~25~. (1.36)
- R pO •2
In diesem FalI ist gemâB (1.33)
(1.37)
Diese Umrechnung scheint auch dann berechtigt zu sein, wenn die plastische Zone
nicht mehr als klein zu vernachlâssigen ist. Der Vorteil der Bestimmung von
K,c aus J,c liegt darin, daB man kleinere Proben verwenden und auch Werkstoffe
untersuchen kann, bei denen infolge der Dickenbegrenzung fUr die K'c-Bestim-
mung so groBe Proben verwendet werden miiBten, daB man an die Grenze der
apparativen Ausstattung gelangt.
Wahrend die Aufheizgeschwindigkeit nur wenig beeinfluBt werden kann, laBt sich
die Abkiihlgeschwindigkeit in verhaltnismaBig weiten Grenzen steuern, was fUr die
Art der GefUgeausbildung und zur Vermeidung von Fehlern wie Rissen oder Poren
von Bedeutung ist.
Die Makrostruktur einer SchweiBnaht kann durch Atzen sichtbar gemacht
werden. Man erkennt (Bild 2.1) bei SchmelzschweiBverbindungen das erstarrte
SchweiBgut, bestehend aus aufgeschmolzenem Grund- und eingeschmolzenem
Zusatzwerkstoff und die warmebeeinfluBte Ubergangszone (WEZ). Bei Mehrlagen-
schweiBungen laBt die Makrostruktur den Aufbau der einzelnen Lagen erkennen
(Bild 2.1). Auch Seigerungszonen und ihre Unterbrechung durch die SchweiBnaht
werden sichtbar gemacht. Demgegeniiber bezeichnet man die Gefiigezustănde des
SchweiBnahtbereiches mit Mikrostruktur.
60
mm U'31
1, 31.0 A ~
Y
v, 1.6.5 cm min·
40
800'( 600' C 400'C 200'[
20
-20 -
-40
Bild 2.2. Verlauf der Isothermen wăhrend
- 60 des MAG-Schweil3ens [M 5]
L
1600
'C I
U, 29V
"!:> 1200 1, mA
\ 2~!r·~
:>
~c. 800
E
.!!'
400 \ 1'-- r-----
o ...-/ Bild 2.3. Temperaturzyklus ei nes Punktes der
-10 10 20 30
Zeii I WEZ wăhrend des Schweil3ens [M 5]
Winkel q> charakterisieren [R 2]. Beriicksichtigt man noch die Blechdicke d, so lăSt
sich fUr das LichtbogenschweiBen eine KenngroBe
UI . J
L = ~ 10 r:::::. . (2.2)
vsv'n·d cmv'cm
angeben.
Der Wert fUr n ist der nachfolgend angegebenen Tabelle 2.1 zu entnehmen:
cp n
< 120° 1
120 bis 210° 2
> 210° 3
Wăhlt man als MaS fiir die Abkiihlgeschwindigkeit die Abkiihlzeit zwischen
800 und 500 °e, so erhălt man den in Bild 2.5 wiedergegebenen Zusammenhang fiir
elektrische HandschweiSungen, die unter verschiedenartigsten Bedingungen ohne
Vorwărmung durchgefUhrt wurden. Bild 2.6 gibt die Verhăltnisse beim mechani-
30
kJ cm-311
V
25 /
L
kJc ~-lcm-lIl V
/
6 ~
V
V
V V
"',/
/
01
4 6 8 10 20 40 60 s 100 4 6 8 10 2 1 4 6 S 103
Kuh lzeit t 1800 ... 500'CI Kuhlzeit 18oo-500'CI
Bild 2.5. Abkiihlzeit zwischen 800 und 5OO °C Bild 2.6. Abkiihlzeit zwischen 800 und 5OO °C
in Abhangigkeit von den SchweiBbedingun- in Abhangigkeit von den SchweiBbedingun-
gen beim Metall-Lichtbogenschwei6en gen beim UP-Schwei6en [R 2]
2.1 Vorgănge bei Erwărrnung und Abkiihlung 3S
Die Abkiihlgeschwindigkeit hăngt, wie bereits erwăhnt, von der zugefiihrten Ener-
gie je Lăngeneinheit der SchweiBnaht E = q/v. ab. Je groBer sie ist, um so geringer
ist die Abkiihlgeschwindigkeit. Fiir eine punktfOrmige Wărmequelle, die sich mit
konstanter Geschwindigkeit auf einer sehr dicken Platte bewegt (die Platte wird als
so dick angenommen, daB ein weiterer Anstieg der Blechdicke keinen EinftuB auf
die Abkiihlgeschwindigkeit besitzt), gilt nach [R 7]
d.9 = 2 A
dt 1t {!CP
(V.'S)2
q
(.9- ~)3
o , (2.4)
36 2 Werkstoffbeeinflussung durch den SchweiBprozeB
Dabei wird angenommen, daB sich die Blechunterseite fast ebenso rasch erwărmt
wie die Oberseite. Die Wărme ftieBt dann parallel zur Blechoberftăche radial ab
(keine Komponente senkrecht zur Blechoberftăche). Die Gleichung gilt z. B. fUr
eine einzelne SchweiBraupe, die das Blech vollstăndig durchdringt. AuBerdem gilt
sie fiir das Brennschneiden (auch Schutzgasschneiden) und fiir das Elektronen-
strahlschweiBen.
Die Gln. (2.3) und (2.4) geben die Abkiihlgeschwindigkeiten in der Mittellinie
der SchweiBung wieder. Sie liegen dort um etwa 5 bis 10% iiber derjenigen in der
WEZ, so daB sie als reprăsentativ fiir den gesamten SchweiBbereich angesehen
werden konnen. Beiden Beziehungen IăBt sich der EinftuS der Streckenenergie
E = q/vs auf die Abkiihlgeschwindigkeit entnehmen. Beim Einsetzen von q ist nur
die in Wărme umgesetzte Lichtbogenleistung zu beriicksichtigen. Dies geschieht
durch Multiplikation der Lichtbogenleistung mit dem verfahrensabhăngigen Wir-
kungsgrad '1.
I
120
KS-1 I
~ 100
f!, 2!'
-2!
.~.-?
[f..5!!
ii 80 .§/§
.0; .'2" ti
~i/~
%60 _ . - .-.
"-'s
/ dreidimensionole
i ~' warmrableitung
~
I
I
40
.c
,=>
\Obergangsgebiet
~ 20
/ 10 20
I 30 40 mm 50 Bild 2.7. EinfluB der B1echdicke auf die Abkiihlge-
Pldttendicke schwindigkeit nach GI. (2.3) und (2.4)
Vielfach wird die Abkiihlzeit At 8 / 5 zwischen 800 und 500 ac als MaS fiir eine
mittlere Abkiihlgeschwindigkeit gewăhlt. Damit ergibt sich fiir die dicke Platte
(2.6)
Die kritische Dicke Sk (m) fiir den Ubergang vom drei- zum zweidimensionalen
2.1 Vorgănge bei Erwărmung und Abkiihlung 37
WărmefluB ergibt sich durch Gleichsetzen der Gln. (2.5) und (2.6) und Auflăsung
nach Sk
Sk = J-q ( 1
2vs c(! 500 - 90
+ 1
800 - 90
) . (2.7)
Bild 2.7 zeigt fiir eine Temperatur von 540 ce den Giiltigkeitsbereich der beiden
Gln. (2.3) und (2.4).
Die kritische Dicke grenzt jedoch nicht in einfacher Weise die Bereiche zwei-
und dreidimensionaler Wărmeleitung voneinander ab [R 8]. Hierfiir miissen
andere Kriterien herangezogen werden. Uberwiegend zweidimensionale Wărme
leitung ergibt sich bei einlagigen Stumpfnăhten, insbesondere bei groBem
Tiefe/Breite- Verhăltnis der Naht. Uberwiegend dreidimensionale Wărmeleitung
tritt in Auftragraupen und Kehlnăhten auf, wenn Plattendicke und Wărmekapa
zităt verhăltnismăBig groB sowie Streckenenergie und Vorwărmtemperatur relativ
klein sind.
Fiir niedriglegierte hochfeste Baustăhle lassen sich die werkstoff- und verfah-
rensabhăngigen KenngrăBen zusammenfassen, womit sich die folgenden leicht zu
handhabenden Beziehungen ergeben [U 1]:
Fiir dreidimensionale Wărmeableitung:
M S/ 5 =
(1
(0,67 - 5·10 -4 9 0 }E 500 _ 90 -
1)
800 - 90 • (2.8)
Die Ausbildung der SchweiBnaht und die durch den Erwărmungs- und Ab-
kiihlungsvorgang ausgelăsten Verănderungen in der wărmebeeinfluBten Zone
seien anhand der nachfolgenden Tabelle 2.2 iibersichtlich dargestellt, die sich auf
eine EinlagenschmelzschweiBung bezieht. Die Angaben gelten sinngemăB auch fiir
MehrlagenschweiBungen.
2.1.2.1 Vermischung
Tabelle 2.2. Veriinderungen in der Schwei13naht und der Wiirmeeinflu13zone beim Schweil3en
Vorgiinge bei der Aufschmelzen von Zusatzwerk- Erwiirmung der WEZ auf
Erwiirmung stoffen (falls vorhanden) und von Temperaturen zwischen
Teilen des Grundwerkstoffes, Solidustemperatur und
Bildung eines gemeinsamen Ausgangstemperatur des Werkstoffes,
Schmelzbades (Vermischung, Umwandlungsvorgiinge, Umkiirnung
Aufschmelzgrad), Reaktionen (Grobkorn, Rekristallisation),
zwischen Bad und umgebender veriinderte Festigkeitseigenschaften,
Gas- oder Schlackenphase plastische Verformung, Aufschmelzen
niedrigschmelzender Korngrenzen-
substanzen
Vorgiinge bei der Erstarrung der Naht unter Umwandlungsvorgiinge in
Abkiihlung Ausbildung von Gu13gefiige, Abhiingigkeit von Maximaltemperatur
Kristallseigerungen, Zwangsliisung und Abkiihlgeschwindigkeit, bei
einzelner Begleitelemente, hiiherem Kohlenstoffgehalt
Ausscheidungsvorgiinge, Martensitbildung, Zwangsliisung
Schrumpfung und Ausbildung von einzeJner Begleitelemente,
Eigenspannungen Ausscheidungsvorgiinge,
Eigenspannungen
Die Menge des aufgeschmolzenen Grundwerkstoffes ist abhangig von der Naht-
vorbereitung und vom angewendeten SchweiBverfahren. Es gibt SchweiBverbin-
dungen, bei denen das SchweiBgut nur aus dem Grundwerkstoff besteht (z. B. beim
Niederschmelzen einer Bordelnaht). Dagegen wird bei AuftragschweiBungen
haufig Wert darauf gelegt, daB in der Auftragschicht der Zusatzwerkstoff domi-
niert.
Wenn der aufgeschmolzene Grundwerkstoff Legierungselemente verliert, z. B.
durch Verdampfung oder durch Oxidation, kann man sie u. U. durch entsprechend
legierte Zusatzwerkstoffe, die sich mit dem Grundwerkstoff vermischen, wieder
ersetzen.
Eine besondere Rolle spielt die Frage der Vermischung bei der Verbindung
ungleichartiger Werkstoffe, wie z. B. ferritischer und austenitischer Stahle.
2.1.2.2 Ausscbeidungsvorginge
2.1.2.3 Kristallseigerungen
Bei rascher Abkiihlung laufen die Umwandlungsvorgange nicht mehr gemaB den
fUr Gleichgewicht aufgestellten Zustandsschaubildern ab. Bild 2.8 zeigt dies qua-
litativ an einem Beispiel. Auf der Soliduslinie des dort gezeichneten Zustandsschau-
bildes bedeuten 1X 1 -1X 4 die Konzentrationen der bei der jeweiligen Temperatur
gebildeten MischkristaIle. Bei Gleichgewicht (langsame Abkiihlung) tritt ein Kon-
zentrationsausgleich mit der Folge ein, daB beispielsweise bei Erreichen der
Temperatur 83 alle bis dahin gebildeten Mischkristalle die Konzentration 1X 3
aufweisen. Ist dagegen bei rascher Abkiihlung, wie sie beim SchweiBen vorliegt, der
Konzentrationsausgleich unvollkommen, so werden die zuerst, d. h. bei h6herer
Temperatur gebildeten Mischkristalle 1X 1 auch noch nach erfolgter Abkiihlung auf
Raumtemperatur reicher an A sein als die spater entstandenen 1X4 -MischkristaIle.
Es ergibt sich demnach innerhalb der einzelnen Kristalle ein Konzentrationsge-
fâIle, das mit Kristallseigerung oder ZonenkristaIlbildung bezeichnet wird. In
Bild 2.8 geben die Punkte IXz-1X4 die Konzentrationen der bis zur Temperatur 82 bis
84 gebildeten Mischkristalle an (Gesamtzusammensetzung). Da 1X4 nicht mit der
Pauschalzusammensetzung der Legierung X-X zusammenfallt, ist bei der Tempe-
ratur 84 noch Restschmelze vorhanden, die eutektisch erstarrt. Bei Gleichgewicht
ware die Erstarrung bereits bei 83 beendet, ohne daB ein Eutektikum auftritt.
2.1.2.4 Aufhirtung
Werkstoffe, die zur Aufhărtung neigen, etwa unlegierte Stăhle mit erhohtem
Kohlenstoffgehalt und niedriglegierte Stăhle, hărten in der WEZ auf, wenn die Ab-
kiihlungsgeschwindigkeit iiber der sogenannten kritischen Abkiihlungsgeschwin-
digkeit liegt. Da gleichzeitig die Verformungsfăhigkeit sinkt, besteht RiBgefahr.
2.1.2.5 Festigkeitseigenschaften
140 140
Nmm'2 %
120 120
100 100 ~
c
~
~ ""c
]j 80 80 -5
:g'
'"
.S
LLJ
~ 60 60 ....
~ §
c
40 40 g
20 20
o O
O 100 200 300 400 'C 500 400 500'C 600
Temperatur f} Temperatur f}
BiId 2.9. Festigkeitseigenschaften von Alumi· Bild 2.10. Festigkeitseigenschaften von weichem
nium in Abhăngigkeit von der Temperatur Stahl in Abhăngigkeit von der Temperatur
2.2 Reaktionen mit den Gasen der SchweiBatmosphăre 41
200 ,...-,,----r-----r-----,-----;--,----,
]cm-2
.,160 Hf---t~ol---_+_--+-
i
~ 120 I--II-+--+-+-~_+___=:"-+
:~
C>
o
~ BOI--IH--+-+--_+_-+-+~~--+--~
-e
~
Werden kaltverfestigte Werkstoffe gesehweiBt, was vor allem bei Aluminium oder
Kupfer hăufig vorkommt, dann muB damit gereehnet werden, daB die Festigkeit in
der Ubergangszone auf den Wert des gegliihten Werkstoffes absinkt.
Die Bezeiehnungen Streekgrenze R. und Dehngre~ R p bei Festigkeitsanga-
ben gelten fiir Stahl in der Form, daB bei unstetigem Ubergang vom elastisehen
zum plastisehen Bereieh von Streekgrenze, bei stetigem Ubergang von Dehngrenze
gesproehen wird. Da die Art des Uberganges u. a. von der Vorbehandlung des
Werkstoffes abhăngt, konnen bei gleiehen Werkstoffen beide Bezeiehnungen neben-
einander auftreten. Bei NE-Metallen ist stets mit einem stetigen Ubergang zu
reehnen. Hier wird daher nur von Dehngrenze gesproehen.
2.1.2.6 Schrumpfung
2.1.2.7 Eigenspannungen
2.2.1 Sauerstolf
2.2.2 Stickstolf
Bei manchen Metallen, z. B. bei unlegierten und niedriglegierten Stiihlen oder bei
Titan und seinen Legierungen, fiihrt Stickstoff durch die Bildung von Nitriden oder
durch Aufnahme in das Raumgitter des betreffenden Metalles zur VersprOdung
[H 4]. In unlegierten Stiihlen kann Stickstoff durch Aluminium, in niedriglegierten
2.2 Reaktionen mit den Gasen der SchweiBatmosphăre 43
2.2.3 Wasserstoff
niedrigen Gehalten kleiner 5 ml/100 g das GefUge maBgeblich ist. Nadelferrit und
die Bruchziihigkeit verbessemde Legierungselemente (z. B. Ni) erhOhen den
RiBwiderstand [G 5, H 6]. Die Verteilung des Wasserstoffs im SchweiBgut liiBt sich
berechnen [D 9].
Der Wasserstoffgehalt im SchweiBgut wird nicht nur durch einen fiir die
jeweilige Stabelektrode umhiillungstypischen - bzw. durch Pulver oder Schutzgas
verursachten - Grundwasserstoffgehalt bestimmt, sondem auch durch das
Feuchteangebot der umgebenden Atmosphiire [R tO]. Es ist daher von Interesse,
den EinfluB einer Klimaiinderung auf den zu erwartenden Wasserstoffgehalt zu
ermitteln, wenn fiir ein Ausgangsklima die Menge an aufgenommenem Wasserstoff
z. B. nach DIN 8572 bestimmt wurde. Beim SchweiBen mit Stabelektroden setzt
sich dieser Wasserstoff aus einem aus der Umhiillung stammenden Anteil (HOM+)o
und einem luftfeuchteabhiingigen Anteil (HOM+)LF zusammen:
HOM + = (HOM+)o + (HOM+kF . (2.10)
Der von der Luftfeuchte abhiingige ist unter Beriicksichtigung der Sieverts'schen
Beziehung
(2.11)
Der Index + besagt, daB bei einer Temperatur von O°C oder hoher geschweiBt
worden ist. Die Steigung der Regressionsgeraden E +(Bild 2.12) kann als MaB fUr
die Empfindlichkeit einer Umhiillung gegeniiber dem Eindringen der Umgebungs-
feuchte in die Lichtbogenatmosphiire angesehen werden. Es gilt also:
(2.12)
HOM+ in ml/l00g
(HOM+)O
~~---------------==-~
~in y'hPa
Bild 2.12. EinfluB der Luftfeuchte auf den Wasserstoffgehalt im SchweiBgut, Regressionsgerade
Geht man davon aus, daB (HOM+)o und E+ fiir eine bestimmte Elektrode konstante
Werte sind, bleibt als abhăngige GroBe nur die durch den Wasserstoffpartialdruck
beschriebene Luftfeuchte iibrig. Um den Zusammenhang zwischen der beim
SchweiBen herrschenden Umgebungsatmosphăre und dem Wasserstoffgehalt im
SchweiBgut nicht fiir jeden Einzelfall experimentell ermitteln zu miissen, wurde die
Darstellung nach Bild 2.13 hergeleitet, das auf der Gaschromatographiemethode
beruht. Die ausgezogenen Linien im rechten Teilbild gelten fUr Temperaturen iiber
OaC, die gestrichelten fUr tiefere Temperaturen. Unter anderem geht aus diesem
46 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB
Bild hervor, daB der EinfluB der Luftfeuchte umso groBer ist, je kleiner der
umhiillungsspezifische Grundwasserstoffgehalt ausfăllt. Bei dem in Bild 2.13 einge-
zeichneten Beispiel wurde angenommen, daB (linkes Teilbild) bei 20 0 e und 60%
reI. Luftfeuchte ein Wasserstoffgehalt von 5,5 ml/l00 g (rechtes Teilbild) gemessen
wurde. Daraus lăBt sich dann unmittelbar ableiten, daB sich bei O°e bei gleicher
Luftfeuchte ein Wasserstoffgehalt von 7 ml/l00 g und bei - 10 0 e und 100% reI.
Luftfeuchte ein Wert von 3,3 ml/l00 g einstellen wiirde.
Um den jeweils zugehOrigen Ordinatenwert zu bestimmen, benotigt man den
Săttigungsdruck p' des Wasserdampfs, der aus den entsprechenden Tafeln entnom-
men werden kann (z. B. [D 10]). Es ist
1
PH20 = 10. 60 . 23,369 = 3,7445 hPa .
Bild 2.14 zeigt ein vereinfachtes Mittelwertdiagramm fiir Temperaturen iiber ooe,
das auch fiir die Quecksilbermethode zur Wasserstoffbestimmung gilt.
Das Kom wird bei Kaltverformung gestreckt. Festigkeit und Streckgrenze steigen
an, wăhrend die Verformungsfăhigkeit sich verschlechtert. Anwendung z. B. bei
kaltgewalzten Blechen. Beim SchweiBen wird die Kaltverformung ortlich
riickgăngig gemacht. Abhilfe: SchweiBnăhte in gering beanspruchte Bereiche
verlegen.
2.3.2 Eigenspaoouogeo
Ăhnlich wie bei ortlicher Erwărmung konnen Eigenspannungen auch durch Kalt-
verformung entstehen, wenn ein Teil des Querschnittes plastisch, der Rest jedoch
10 II 12 13 14
81 771
- - - HOM-
{hPa
-30 "C '" ~ < O"C
- - Ho M+
O"C", ~ <30"C
l!5
~
u
=>
=
4
1
Ci
.g3
6:; ./ /1 ...... 4
:;; 21-
~ I -'~~5///:;I' ...... ,
N
W
<:
o
-20 -10 ,O 10 20 30 "C 40 4567891011 1213 1415ml/100g18 o<l
~I
a Temperatur ~ Gehalt an diffusiblem Wasserstaff im SchweiOgut :;
~
Bild 2.13. Abhăngigkeit des dilfusiblen Wasserstolfgehalts im SchweiBgut von der Luftfeuchte [
c::
:;
o-
:;
~
(")
=-
e:..
'"
W
..,
O'
3c::
:;
O<l
.j:.
-J
48 2 Werkstoftbeeinftussung durch den SchweiBprozeB
8,----r----r----,--~
fhPO
OL-__- L_ _ _ _ ~_ _-L~~
O 10 20
a Temperatur {}
Bild 2.14. Abhangigkeit des diffusiblen Wasserstaffgehalts irn SchweiBgut van der Luftfeuchte (Mittel-
wertdiagrarnrn)
nur elastisch verformt wird. Die Entstehung von Eigenspannungen setzt also eine
ungleichmăBige Beanspruchung des Querschnittes und elastische Eigenschaften
des Werkstoffes voraus. Driickt man z. B. bei der Hărtepriifung eine Kugel in die
Oberflache des Werkstiickes, so wird der Werkstoff unter der Kugel plastisch
verformt und zur Seite weggedrăngt, wăhrend in einiger Entfernung darunter die
Verformung wegen der dort geringeren Spannung elastisch bleibt. Beim Entlasten
federn dann die elastisch verformten Gebiete wieder zuriick und setzen dabei die
plastisch verformte Zone unter Druckeigenspannungen, wăhrend sie selbst Zugei-
genspannungen enthalten.
2.3.3 Alterung
2.3.3.1 Reckalterung
Bei Stahl kann nach Kaltverformung eine natiirliche, nach Kaltverformung und
anschlieBender Erwărmung eine kiinstliche Alterung auftreten. Die Hauptursache
hierfiir ist Stickstoff. Alterung kann durch Zugabe von Aluminium verhindert
werden, welches Stickstoff abbindet. Die Alterung beginnt bei etwa 0,001 % Stick-
stoff, kritisch wird sie oberhalb von 0,01 %. Durch Alterung ergibt sich eine
Festigkeitszunahme (bei gleichzeitiger Abnahme der Verformungsfăhigkeit) um
beispielsweise 100 Nmm- 2 bei 0,004% N 2 , 170 Nmm- 2 bei 0,008% N 2 [E 3, F 2,
K8, M 8].
2.3 Vorgănge bei und nach KaItverfonnung 49
TabeUe 2.3. Bedingungen fUr das SchweiBen in kaItverfonnten Bereichen nach DIN 18800 TI
1 2 3 4
r
rll ein % zul. I in mm
--j 51 t-;-~
1 ~ 10 < 5 oile
2 ~ 3,0 ~ 14 ~ 24
3
4
~
~
2
1,5
~20
~ 25
~
~
12
e
f
5 ~ 1,0 ~ 33 ~ 4
Wird nach dem SchweiBen normalgegliiht, brauchen die in Tabelle 2.3 angege-
benen Grenzwerte nicht beachtet zu werden.
2.3.3.2 Abschreckalterung
2.3.4 Rekristallisation
Wird ein Metall kaltverformt und anschlieBend erwărmt, so tritt zunăchst Kristall-
erholung ein. Wird die Dauer der Temperatureinwirkung erh6ht oder eine be-
stimmte Temperatur (Rekristallisationsschwelle) iiberschritten, so kommt es zu
einer Kristallneubildung, die als Rekristallisation bezeichnet wird. Das rekristalli-
sierte Gefiige ist um so feink6miger, je stărker das Ausgangsgefiige verformt war.
Umgekehrt erhălt man Grobkom, wenn die Verformung im kritischen Gebiet, d. h.
je nach Metall zwischen etwa 3 und 10%, erfolgte.
In der Regel sind die technischen SchweiBvorgănge so kurzzeitig, daB es dabei
nicht zur Rekristallisation kommt. Dagegen tritt sie beim Spannungsarmgliihen
auf, weshalb kaltverformte Teile normal- und nicht spannungsarmgegliiht werden
miissen.
50 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB
2.3.5 Korrosion
2.4 Wărmebehandlung
2.4.1 Vorwărmen
Porenanfălligkeit begegnen will. Vorwărmen ist auch dann erforderlich, wenn man
bei Werkstoffen mit hoher Wărmeleitfahigkeit Schwierigkeiten hat, die erforderli-
che Temperatur im SchweiBgebiet zu erreichen (Kupfer, Aluminium). Durch Vor-
wărmen auf hOhere Temperaturen lassen sich Eigenspannungen, die nach Beendi-
gung des SchweiBprozesses vorhanden sind, vermindem, allerdings nur dann, wenn
das gesamte Werkstiick oder doch groBe Bereiche desselben erwărmt werden
(ausgeniitzt z. B. beim WarmschweiBen von GrauguB). Die Vorwărmtemperatur
muB dann in Bereichen Iiegen, in denen die Streckgrenze merkIich abgesunken ist,
da ihre Hohe das Maximum der Resteigenspannungen bestimmt. Durch Vor-
wărmen wird die Wasserstoff-Effusion begiinstigt und damit die Gefahr einer
durch Wasserstoff verursachten Schădigung - vor allem beim SchweiBen unter
kritischen Bedingungen (tiefe Temperatur, groBe Dicken, empfindIicher Werkstoff)
- vermindert.
Die Vorwărmung kann provisorisch mit SchweiBbrennem erfolgen, sie kann im
Ofen vorgenommen werden oder mit Hilfe der Induktionserwărmung. In allen
Făllen ist eine Temperaturkontrolle erforderlich, um die Vorwărmtemperatur
wăhrend des gesamten SchweiBvorganges auf der erforderIichen Hohe zu halten,
die von FalI zu FalI festzulegen ist. Sie ist dem Werkstoff, der Wanddicke und den
SchweiBbedingungen anzupassen [S 6, G 6], vgl. auch Kapitel 4.
2.4.2 Spannungsarmgliihen
100
h
60 \
40 \ \ IL
20 \ \ ~
10
8
\ \\ ~ \~
6 \ \ 1 1
\ 1\,& \
~ \
'-"
\~ '\ \
1
0,8
\ \S" \ \ 1\
'6
--1\ \\
0,6
0,4 \0 \ '\ l'
0,2 \
%~ \ \ \ Bild 2.15. SchweiJ3eigenspannungen nach dem Span-
nungsarmgliihen eines unlegierten, weichen Bau-
0.1
450 500 550 600 650 'C 700 stahls in Abhăngigkeit von Gliihzeit und -temperatur
Gluhtemperatur ". [W 3]
Wenn eine gewisse Entspannung auch bei niedrigeren als den angegebenen
Gliihtemperaturen erreicht werden kann, so ist diese doch unvollstiindig. Bild 2.15
zeigt die Restspannungen bei unterschiedlicher Gliihtemperatur und Gliihdauer.
Das Spannungsarmgliihen wird vorzugsweise nach dem SchweiBen von unle-
gierten und niedriglegierten Stiihlen angewendet. Das Verhalten verschiedener
niedriglegierter Stiihle beim Spannungsarmgliihen wurde im Torsionstest [W 4]
gepriift [T 2]. Bild 2.16 zeigt den EinfluB von Gliihtemperatur und Zeit fiir einen
13 CrMo 44 und fiir St 52 [L 2], Bild 2.17 kennzeichnet den WerkstoffeinfluB
[T 3]. Wiihrend sich die mechanischen Eigenschaften von Grundwerkstoff, WEZ
und SchweiBgut bei unlegierten Stiihlen nicht nachteilig veriindern, kann die
Gliihbehandlung, abhiingig vom Legierungstyp, bei bestimmten niedriglegierten
Stiihlen zu unerwiinschter Werkstoffbeeinflussung, beispielsweise zu Ausschei-
dungsvorgiingen und als deren Folge zu einer Beeintriichtigung der Ziihigkeit,
fiihren. Bei hierfiir empfindlichen Stiihlen konnen auch Wiedererwiirmungsrisse
(reheat cracking) auftreten [D 11]. Die mit dem Spannungsarmgliihen verbunde-
nen metallurgischen Effekte sind bei niedriglegierten Stiihlen zuweilen bedeutsamer
als der Spannungsabbau selbst, im positiven wie im negativen Sinn. Es erscheint
daher wichtig, daB der Erhalt der Ziihigkeit und Verformbarkeit der
SchweiBverbindungen Vorrang hat gegeniiber einem moglichst vollstiindigen Ei-
genspannungsabbau. Die Tendenz geht daher dahin, die Gliihtemperatur abzusen-
ken und die Haltezeit bei maximaler Gliihtemperatur zu verringern, auch wenn
dann der Spannungsabbau nicht vollstiindig erfolgt. Die Wirkung von Aufheiz-
und Abkiihlphase auf den Spannungsabbau sollte beriicksichtigt werden. Angaben
zu den zweckmiiBigen Gliihtemperaturen und - zeiten sind den jeweiligen Regel-
werken zu entnehmen [S 7, V 6]. Fiir den Bereich des Kesselbaus gilt z. B. nach
[V 6], daB die in den Tabellen 2.4 bis 2.6 genannten Stahlsorten bzw. Kombinati-
2.4 Wărmebehandlung 53
180 900
Nmm"1 I I 'C
~
160 13 CrMo 44 800
140
~~ 700
~120 ~\ / 600
)<
~
O>
o;.
;jV\ )<1''".
c
r::
=>
500 .2
"'"~
\""\ --
500'C
/ 400
'l
c
.~
~ 600'[
300
'"
.o
ot
10
"" 60
- --
l-I-
40 1-- 200
V
~
.........
20 .-
~ 100
V
o a O
180 ,---,--r--,--,-,----,----,---,----r---r----, 900
Nm~ ~
160P~!Isi:~+-++-i SI 52 (Wolzzuslond ) 800
r:
140 r---+---'li,"~~"-+-t-- -+----i--+--+-+----1700
~120
1
-~c\-\ \: '\:1'\cIr----+---I--+--+-+----j600
=>
~ 60 300~
20 ~::=--_t_-__t --i--t--''=r-1--=:-Il00
ob
10
I I I I
6 8 10 20 h 30
Versuchszeit t
onen und SchweiBzusatze bei den angegebenen Temperaturen zu gliihen sind. Die
Gliihdauer ist abhangig von der Erzeugnisdicke:
~15mm mipd.15min
> 15 bis ~ 30 mm mind.30min
>30mm mind. 60 min .
Die angegebenen Zei ten schlieBen das Durchwarmen und Balten innerhalb der
54 2 Werkstoffbeeinf1ussung durch den SchweiBprozeB
250
Nmm-1 I I
Gluhtemperatur 650 'C
- Mo-Cr-V
200
1\, - - 13% Cr
.- 5%Cr 0.5%Mo ver gutet
"-'\ - - - 5%Cr O.5%Mo ge gluht
\
\
f"
.~ 100 ~~
,\."
\
\.
'"" \
\\ '\\~
50
'\:-~
" ... .-0...._
__ ;--.-.-
~--a...
'- \ 1--
\ ,
'0..'_
----- f - - - -
h 20 Bilci 2.17. Einf1uB von Werkstoff und Gliihzeit
Gluhzeit f auf den Spannungsabbau
jeweiligen Temperaturspanne ein. Fiir die Stăhle X 20 CrMoV 121 und G-X
22 CrMo V 12 1 gelten noch zusătzliche Bedingungen, siehe Abschnitt "Martensiti-
sche Stăhle".
Zur Vermeidung von SpannungsriBkorrosion werden nichtrostende hochle-
gierte Stăhle ab 20 mm Dicke und Nickelbasislegierungen ab 10 mm Dicke
wărmenachbehandelt. In [B 5] sind die diesbeziiglichen Spezifikation einiger
Lănder wiedergegeben.
Wird ortlich spannungsarmgegliiht, so ist fUr eine ausreichende Breite der
erwărmten Zone zu sorgen, da sonst kein Spannungsabbau erfolgt und sogar
zusătzliche Eigenspannungen erzeugt werden konnen. Werden Rundnăhte an
Tabelle 2.4. Gliihtemperatur fiir artgleiche SchweiBverbindungen, unabhăngig von der Er-
zeugnisform [V 6]
8 12 MnNiMo 5 5
13 MnNiMo 54
11 NiMoV 5 3 530 bis 590
a HI/HII 15 Mo 3 unleg.oder
2 b 17 Mn 4 ăhnl. 15 Mo 3 530 bis 580
c 19 Mn 5/19 Mn 6
St 35.8
a 15 MnMoNiV5 3 St 45.8
b 12 MnNiMo55 C 22.8, C 22.3 ăhnl. 15 Mo3 530 bis 590
8 c 13 MnNiMo54 15Mo 3
d 11 NiMoV5 3 13 CrMo 4 4
Behăltern oder Rohren ortlich entspannt und legt man als zulăssige Restspannung
reSt:
zul. O"R < 0,05 Ea.tmax = 0,05' 2,1' 107 • 1,1 .10- 6 • 650 = 7500 N cm- 2
E Elastizitătsmodul in N cm- z,
~ Wărmeausdehnungskoeftirienţ
tmax 650 ec in der Mitte der erwărmten Zone,
56 2 Werkstoftbeeinflussung durch den SchweiBprozeB
GS-C 25 St 35.8
St 45.8 unlegiert
15 Mo 3 ăhnl. 15 Mo 3
540 bis 600
2 GS-22 Mo4 15 Mo 3 ăhnl. 15 Mo 3
betragen [B 4].
Gelegentlich wird statt dessen vereinfacht angegeben (ohne Beriicksichtigung
des Zylinderdurchmessers):
x h = 12d . (2.15)
Das Spannungsarmgliihen kann durch Flammwărmen mit Lanzen-,
ărtliche
FIăchen-, Ring- oder Ringschwenkbrennern, durch Induktionswărmen oder durch
Heizelementwărmen mit Wărmestrahlern durchgefiihrt werden. In allen Făllen
miissen folgende Voraussetzungen erfiillt werden: Einstellbare Erwărmgeschwin
digkeit, definierte, măglichst neutrale Gliihatmosphăre, ausreichende Gliihbe-
reichsbreite sowie Kontrolle und, soweit măglich, Dokumentation des Tempe-
raturverlaufs.
2.4.3 Weichgliihen
Unter Weichgliihen versteht man bei Stahl das Umwandeln des lamellaren Perlits
in kărnigen Perlit. Es erleichtert die Bearbeitbarkeit von Stăhlen mit hăherem
Perlitgehalt. Bei weichen Stăhlen erfolgt das Weichgliihen durch langzeitiges Er-
wărmen dicht unterhalb Al (Bild 2.18), bei hăherem C-Gehalt durch Pendelgliihen
um die Temperatur Al herum. Gliihdauer von 1 bis 4 Stundenje nach Wanddicke
1100,-----,----,------,-------,
'C
900 .r.-..
~Irl_1~---I__--_+_~.,c.____I
oţ,
"
}700
,!E
~~~~~~~~t=!:2~~
5001-----+---+-----+-----j
300 ____--....,..,.-----::'-:---....J.....------'
O 0.4 0.8 1.2 % 1.6
Kohlensloffgeholl
DJJ NormalglUhen ~ YleichglGhen Dild 2.18. Temperaturbereiche fUr die
E2:l Hărten ~ SpannungsarmglGhen Wărmebehandlung von unlegiertem Stahl
58 2 Werkstoffbeeinfiussung durch den SchweiBprozeB
550
'C
500 \
l\ Gliihdauer - 2h
\ ", ------ -
300 f--
'\.
1------
' ........ ~
--
-r~~~- -J-=-- -::~~-:-=-
!tgiinstiger Weichgliihbereich
Rekristallisationsschw~
250 1-.
200
-1· -r-·1·J--l Bild 2.19. Unterste Rekristallisations-
o 10 20 30 40 50 60 70 BO 90 % 100 temperaturen von kaltverformtem Alu-
Kaltvertormung lJl minium (Rekistallisationsschwelle)
2.4.4 Normalgliihen
2.4.5 Hărten
Das Harten dient der Erhohung von Harte und Festigkeit, gegebenenfalIs der
VerschleiBeigenschaften von StahI.
2.4 Wărmebehandlung 59
Einsatzhiirten
Durch Einsatzhărten erhălt man wie bei anderen Oberflăchenhărteverfahren eine
harte Oberflăche bei zăhem Kern. Hierzu erfolgt eine Aufkohlung der Randzone
weicher Stăhle in gasf6rmigen, fliissigen oder festen kohlenstoffabgebenden
Mitteln. AnschlieBende Hărtung wie oben beschrieben, wobei nur die Randzone
eine hohe Hărte annimmt, weil die Hărte vom Kohlenstoffgehalt abhăngt und der
Kern niedrig gekohlt ist.
2.4.6 Vergiiten
Nmm-2
160
. .(Z .
70 '"
Y. O>
60 2
1
r--
150
/'
l
- -'" -r-r
1 1
,<~140 50
1/ I
~ 130 40 ,.§
}120 ~·r I
30 ..i'
~_ 110 K '\ 1 A5
~
- --
20
~
~ 100 ~-+~ 10 g
:g. 90 't 1\ 1
i 80
70
i\ \
I
1\. l'i
1
60
1
'\ 1 Rm
I vergijtung~
50
1 bereich I Rpo,2
40
O 200 400 600 'C 800
Anlontemperotur {} Bild 2.20. Vergiitungsschaubild eines 25 CrMo 4
60 2 Werkstoffbeeinfiussung durch den SchweiBprozeB
2.4.7 Aushărten
2.4.8 Flammentspannen
Brenner
Wasserbrouse
Erwiirmungslone Bild 2.21. Flamment pannen
2.5 SchweiBnahtnachbehandlung 61
a) Stabilgliihen
Besteht bei austenitischen Chrom-Nickel-Stăhlen die Gefahr der Spannungs-
riBkorrosion, kann ein Spannungsabbau durch kurzzeitiges Stabilgliihen bei 850
bis 900 ac vorgenommen werden. Die Abkiihlung erfolgt beschleunigt an Luft, um
Karbidausscheidungen zu unterbinden.
b) Losungsgliihen, Diffusionsgliihen
SolI bei NE-Metallen ein heterogenes Gefiige in ein homogenes iiberfiihrt werden,
so geschieht dies durch Losungsgliihen im Gebiet der homogenen Phase.
Sollen Seigerungen beseitigt werden, kann man kurz unterhalb der Soliduslinie
diffusionsgliihen. Allerdings ist es nicht immer moglich, hierdurch den
gewiinschten Erfolg zu erzielen. AuBerdem besteht die Gefahr der interkristallinen
RiBbildung, wenn bei hohen Gliihtemperaturen niedrigschmelzende Substanzen
auf den Korngrenzen angeschmolzen werden.
c) Blauwiirme
Hier handelt es sich nicht um eine Wărmebehandlung. Im Gebiet der Blauwărme
diirfen keine Verformungsarbeiten durchgefiihrt werden, weil sonst mit Rissen
gerechnet werden muB. Die Blausprodigkeit von Stahl wird durch Stickstoff
verursacht. Die Temperaturen dieses Gebietes liegen zwischen 120 und 300 ac,
wenn man Zugfestigkeit und Dehnung priift. Das Gebiet wird zu hoheren Tempe-
raturen von 250 bis 350 ac verschoben, wenn man die Kerbschlagzăhigkeit als
MaB heranzieht (Bild 2.10 u. 2.11). Man nimmt an, daB diese Verschiebung auf die
erhohte Beanspruchungsgeschwindigkeit beim Kerbschlagversuch zuriickzufiihren
ist.
2.4.10 Stufengliihen
2.5 Schwei8nahtnachbehandlung
Hierzu gehort das mechanische Bearbeiten von Naht und Nahtiibergang, vorzugs-
weise durch Schleifen in Beanspruchungsrichtung zur Beseitigung von Kerben
sowie das Hămmern und Strahlen mit unterschiedichen Strahlmitteln zur Erzeu-
gung eines giinstigen Eigenspannungszustandes. Hămmern von SchweiBnăhten ist,
von Ausnahmefallen wie dem KaltschweiBen von GuBeisen und gasgeschweiBten
Năhten abgesehen, kaum noch iiblich. Dagegen nimmt die Bedeutung des Strah-
lens mit Stahlkugeln oder Stahlkies zu. Bei hochlegierten Stăhlen geht man auf
Keramikpartikel (z. B. Zirkonsilikat) iiber, um Kontaktelementbildung durch an-
haftende Stahlteilchen zu vermeiden. Die Tiefe der Druckspannungszone sollte
0,4 mm erreichen [F 3].
Mit Verfahren dieser Gruppe wird der Ubergang vom SchweiBgut zum Grund-
werkstoff ein- oder mehrlagig aufgeschmolzen, um die geometrische Kerbe zu
mildern. Das am hăufigsten angewendete Verfahren ist bei Stahl das Uber-
schweiBen des Ubergangs mit dem WIG-Brenner bei negativ gepolter Elektrode.
Der aufgeschmolzene Bereich erstarrt zu einer feinschuppigen Oberflăche mit
groBerem Ubergangsradius. Vor dem Aufschmelzen ist der Nahtbereich zu reini-
gen. Endkrater sind zu vermeiden oder in iibergangsferne Bereiche zu verlegen.
Interessant ist das Verfahren fUr schwingbeanspruchte Querstumpf- und -kehl-
năhte. Der Einsatz von Plasma- statt WIG-Brennern hat sich vor allem wegen
schlechterer Reproduzierbarkeit der Ergebnisse weniger bewăhrt [S 8].
3 U nlegierte Stihie
Die Gesamtheit der in der Technik verwendeten Stăhle wird iiblicherweise nach
ihrer Zusammensetzung unterteilt in unlegierte, niedriglegierte und hochlegierte
Stăhle.
a) Unlegierte Stăhle
b) Niedriglegierte Stăhle
Der Anteil an Legierungselementen liegt iiber der fiir unlegierte Stăhle angegebe-
nen oberen Grenze. Der maximale Gehalt ist auf etwa 5 % insgesamt begrenzt.
c) Hochlegierte Stăhle
Der Anteil an Legierungselementen iibersteigt 5 % .
Die angegebenen Grenzen sind flieBend, Uberschneidungen also m6glich.
1 Automatenstiihle mit erhiihtem Schwefelgehalt gelten als unlegiert, wenn im iibrigen die angegebenen
Grenzen eingehalten werden.
64 3 Unlegierte Stăhle
3.1.1 Erschmelzungsart
P N
% %
-----,
o I
Mia, t
1
--/?
o ~Rohstahl -
--~
-~~
'~ Blasstahl
o ./
Roheisen -
~:./ -:r"'-;:-
,/"~ . "- ~ I
~
6 V/
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I
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\-- .. ~
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- ./ Elektrostahl -
/(V\ \
4
I
1
V, \ \
1 / ,,
I
Siemens-
Martin - Stahl
o,B / V
o,6 / \ 1
o,4V/ i
\ ~ Thomasstahl
r
o, 1
3.1.2 Vergie8ungsart
Blockgu.fJ
Der aus dem Stahlwerk kommende Stahl wird in Kokillen vergossen. Werden
hierbei keine MaBnahmen zur Desoxidation des Bades getroffen, kommt es zur
Ausbildung unerwiinschter Seigerungen (unberuhigtes VergieBen). Durch Zugabe
von Desoxidationsmitteln wie Si, Mn und Allassen sie sich vermeiden (beruhigtes
VergieBen).
Die Eigenschaften des Erzeugnisses sind abhăngig von der Art und dem Verlauf
der Beruhigung, von der GieBtemperatur und -geschwindigkeit, von GroBe und
Form des Blockes (Blockseigerung bei groBem Block ausgeprăgter als bei kleinem),
Bauart und Gestalt der Kokille und davon, ob mit steigendem oder fallendem GuB
gearbeitet wird. Alle diese Faktoren beeinftussen das Grundgefiige, die Verteilung
der Begleitelemente wie S, P, C und Mn, Menge und Verteilung der Oxide
(Schlacken), Ausbildung der Blocklunker und die etwaige Entstehung und Vertei-
lung von Blasen.
Stranggu.fJ
Der iiberwiegende Teil des erzeugten Stahles wird im StrangguB vergossen. (Vor-
teil: Die Lănge des GuBerzeugnisses betrăgt ein Mehrfaches der Kokillenlănge;
Einsparung von Vorwalzkosten). Das StranggieBverfahren wird vorzugsweise fiir
beruhigte Stăhle angewendet. Bei Blechen, Flach- und Breitftachstăhlen, die aus
StrangguBmaterial hergestellt worden sind, beobachtet man z. T. ausgeprăgte
Mittenseigerungen, die sich als schmale dunkle Linie im Mikro- und Makroschliff
abzeichnen. Dagegen treten die insbesondere von unberuhigtem BlockguB her
bekannten Seigerungen in Lăngsrichtung, d. h. vom BlockfuB zum Blockkopf hin
mit entsprechenden Auswirkungen auf die mechanischen Eigenschaften, bei
StrangguB nicht auf [B 7J. Die hier beobachtete Mittenseigerung lăBt sich durch
sorgfâltige Uberwachung der Anlagen, der GieBtemperatur und der Kiihlungsver-
hăltnisse beherrschen. Besonders wirksam ist die Unterdriickung einer gerichteten
Erstarrung, bei der eine mit Legierungselementen angereicherte Restschmelze von
den wachsenden Dendriten zur Mitte hin vorgeschoben wird, durch elektromag-
netisches Riihren.
Werden beim VergieBen von BlockguB keine MaBnahmen zur Desoxidation der
Schmelze ergriffen, so erstarrt an den Wandungen der Kokille zunăchst ein ver-
hăltnismăBig reiner Stahl, wăhrend die niedriger schmelzenden Verunreinigungen
noch ftiissig sind. Gleichzeitig nimmt mit sinkender Temperatur die Loslichkeit der
im Stahl gelosten Gase ab. Uber die FeO-Reaktion mit Kohlenstoff wird Kohlen-
monoxid gebildet gemăB FeO + C = CO + Fe. Dieses Kohlenmonoxid sucht
unter starker Durchwirbelung des Bades nach oben hin zu entweichen. Dabei
nimmt das Gas die noch ftiissigen Verunreinigungen zur Mitte und nach oben hin
66 3 Unlegierte Stăhle
Bild 3.2. Lage der Seigerungszone bei der Herstellung eines Winkelprofilstahles
c p S
% % %
erklaren, daB sich das im fliissigen StabI bei hoheren Temperaturen losliche
Eisenoxidul mit Eisensulfid gemaB
2FeO + FeS = 3Fe + S02
verbindet. Es kann sich also gasformiges S02 bilden, das zur Porenbildung AniaB
gibt.
..
werden kann. Es handelt sieh dabei um einen rein ehemisehen Vorgang, der naeh
folgender Reaktionsgleiehung ablăuft:
FeS+ H 2 S0 4 -+ H 2 S + FeS04 ,
2AgBr + H 2 S -+ Ag 2 S + 2HBr.
Es ergibt sieh also eine zweistufige Reaktion, bei der aus Eisensulfid und
Sehwefelsăure zunăehst Sehwefelwasserstoff und Eisensulfat gebildet wird und der
gebildete Sehwefelwasserstoff ansehlieBend mit dem Silberbromid der liehtemp-
findliehen Sehieht des Fotopapiers reagiert, wobei sich Silbersulfid und Brom-
wasserstoff bilden. Die kennzeiehnende Fărbung auf dem Fotopapier wird dureh
das gebildete Silbersulfid verursaeht.
Das unberuhigte VergieBen ist bei unlegierten und niedriglegierten Stăhlen bis
zu C-Gehalten von 0,20 bis 0,25 % moglieh, je naeh Mn-Gehalt. AuBerhalb dieses
Bereiehes sowie bei mit bestimmten Legierungselementen legierten Stăhlen ist
einwandfreies unberuhigtes VergieBen nieht mehr moglieh, die Bloeke werden
dann randblasig.
Vorteile des unberuhigten VergieBens:
a) Saubere, blasenfreie Randsehieht ("Speeksehieht"). Daher Anwendung, wenn
eine gute Oberflăehe wesentlieh ist, z. B. fiir Tiefziehbleehe.
b) Kleinere Sehwindungslunker infolge der starken Durehwirbelung beim "Ko-
ehen" des Bades.
N achteile des unberuhigten VergieBens:
a) Ausbildung von Seigerungen, welche die Alterungsneigung vergroBern.
AuBerdem konnen sie, falls beim SehweiBen aufgesehmolzen, zu VersprOdung
im Nahtbereich und damit zu Rissen fiihren, eventuell aueh zu Poren.
b) Bei Thomasstăhlen sind Seigerungen besonders kritiseh, weil dort ohnehin
bereits mit hoheren Gehalten an P und S zu reehnen ist. In den Seigerungszonen
konnen diese Elemente dann sehr hohe Konzentrationen erreiehen. Da
Thomasstăhle praktiseh nieht mehr hergestellt werden, ist dieser Punkt vor-
zugsweise bei ReparatursehweiBungen an Konstruktionen ălteren Herstell-
datums zu beaehten.
In diesem Fall wird die Zugabe von Mn, Si und Al so bemessen und damit die
Menge des in der Sehmelze gelost bleibenden Sauerstoffs so eingestellt, daB sieh bei
der Erstarrung nur eine begrenzte Kohlenmonoxidmenge bildet. Sie muB gerade
ausreiehen, um einen Uberdruek zu erzeugen, der das Eindringen von Luft in den
Lunker im Kopf des Bloekes verhindert.
Die Flăehen des Lunkers, der dureh das freigesetzte Kohlenmonoxid in viele
Einzelhohlrăume aufgeteilt wird, bleiben hierdureh metalliseh blank und ver-
sehweiBen darum beim Walzen. Dureh die im wesentliehen beruhigte Erstarrung
kommt der halbberuhigte Stahl in seiner Struktur und namentlieh seiner Seige-
3.1 Erschmelzungs- und VergieBungsart 69
3.1.3 Sekundărmetallurgie
[S 9]. Ein hoher Reinheitsgrad des Stahles verbessert seine Verformbarkeit und
seinen Widerstand gegeniiber wasserstoffinduzierten Kaltrissen [D 12].
3.1.3.1 Pfannenmetallurgie
3.1.3.2 Vakuummetallurgie
Zur Verringerung des Gehaltes an Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff kann der
fliissige Stahl vor dem VergieJ3en einer Vakuumbehandlung unterzogen werden,
wovon vor allem bei der Herstellung von Edelstăhlen und groBen Schmiedestiicken
Gebrauch gemacht wird.
3.1.3.3 Umschmelzverfabren
Tabelle 3.3. Einflu13 der Begleit- bzw. Legierungselemente auf das FestigkeitsverhaIten von Stahl
Mechanisch- Anteile der Elemente in %,die den gleichen Einflu13 ausiiben wie
technologische 0,1% C
Eigenschaften
p Mn Si Cr Cu Ni
Den groBten EinftuB iiben Kohlenstoff und Phosphor aus. Si wirkt ăhnlich, der
EinftuB ist aber geringer. Die Wirkung von Mn, Cr and Cu ist erheblich geringer,
und ihr EinftuB auf die einzelnen Eigenschaften des SchweiBgutes ist unterschied-
lich. Ni hat den geringsten EinftuB auf die Festigkeit. Die Art, in der die einzelnen
Elemente die mechanischen Eigenschaften des SchweiBgutes beeinftussen, ist ab-
hăngig von dem AusmaB, in welchem sie sich im Ferrit losen, und wie sich das
Gefiige ausbildet.
3.2.1 Kohlenstolf
1000 .-------.---r---,----r--,....------,
750 I----+--+-_+_
~
~ 500 f------+---=""'f:;;...s"'1-''''----.y''''-
~
A 99.9 % Martensit
B 95.0
250 f----+--+-- C 90.0
D 80.0
E 50.0 % Martensit
OL-~_~_-L_-L_J-~
0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 % 0.7 Dild 3.5. Abhăngigkeit der Hărte vom Kohlenstoffge-
Kohlenstoff halt bei einem unlegierten Baustahl
Bis zu
C < 0,25%
ist daher im allgemeinen beim SchweiBen unlegierter Stăhle nicht mit Rissen als
Folge einer Aufhărtung zu rechnen. Stăhle mit
C > 0,25%
gelten als nur bedingt schweiBbar. Dies bedeutet, daB gewisse Vorbedingungen
erfiillt werden miissen, wenn ein Stahl mit hoherem C-Gehalt riBfrei geschweiBt
werden solI. Als derartige Vorbedingungen sind zu nennen:
a) Vorwarmen
Durch wird die Abkiihlungsgeschwindigkeit gesenkt und damit die
Vorwărmen
Aufhărtungsgefahr vermindert. Die Hohe der Vorwărmtemperatur ist von Wand-
dicke, Nahtform, SchweiBverfahren und C-Gehalt abhăngig. Anhaltswerte finden
sich in Tabelle 3.4.
3.2 EinfluB der Begleitelemente auf Festigkeit 73
C Vorwiirmtemperatur
% °C
d) Gestaltung
Auch eine zweckmăBige Gestaltung vermag die RiBanfălligkeit herabzusetzen.
Hierzu gehort insbesondere die Verwendung nicht zu groBer Wanddicken, da mit
der Wanddicke auch die Abkiihlgeschwindigkeit wăchst. Zur Begrenzung der
Eigenspannungen solIte die Konstruktion moglichst nachgiebig gestaltet werden.
Stumpfnăhte sind in diesem Zusammenhang giinstiger als Kehlnăhte.
Ais Beispiel sei das EinschweiBen einer dickwandigen Buchse aus St 50 in eine
Doppelwand genannt (Bild 3.6). Bei der Ausfiihrung gemăB a) rissen die Kehlnăhte
auf dem gesamten Umfang, obgleich basisch umhiilIte Elektroden verwendet
wurden. Da nicht vorgewărmt worden war und die dickwandige Buchse die
Wărme sehr rasch abfiihrte, kam es in der Ubergangszone zu Aufhărtungen und
infolge von Schrumpfeigenspannungen zum EinreiBen der Kehlnăhte. In dem
einem praktischen FalI entnommenen Beispiel war es moglich und zulăssig, eine
Umkonstruktion gemăB b) vorzunehmen, wodurch die Wanddicke verringert, die
Nachgiebigkeit der Konstruktion durch Ubergang von Kehlnăhten aur Stumpf-
năhte verbessert und gleichzeitig die Zugănglichkeit zu den SchweiBnăhten
giinstiger gestaltet werden konnte. Zum SchweiBen wurden wieder basische Elek-
troden verwendet, jedoch war zusătzlich vorzuwărmen.
llSt37
U~. SI~ Bild 3.6a u. b. Konstruktive Ănderung einer Schei-
ben-Naben-Verbindung zur Vermeidung von Rissen
3.2.2 Silizium
3.2.3 Mangan
Mangan erhoht die Zugfestigkeit und Streckgrenze, ohne daB die Verformbarkeit
verschlechtert wird. 1 % Mn erhoht die Festigkeit um etwa 120 N mm- 2 • Unlegierte
Baustăhle enthalten im alIgemeinen etwa 0,3 bis 0,8 % Mn. Mangan wirkt desoxi-
dierend und wird gemeinsam mit Silizium zum Beruhigen von Stahl verwendet.
Schwefel wird von Mangan zu Mangansulfid abgebunden (giinstig, da MnS im
3.2 EinfluB der Begleitelemente aur Festigkeit 75
3.2.4 Pbospbor
Durch Phosphor werden Zugfestigkeit und Streckgrenze erh6ht (auch der Korro-
sionswiderstand gegen Atmosphărilien, vor allem in Verbindung mit Kupfer),
wăhrend sich die Verformungseigenschaften verschlechtern. 0,1 % P entsprechen
40 N mm- 2 Festigkeitszunahme. Phosphor wirkt kaltverspr6dend und ist daher
auf 0,05% im Stahl zu begrenzen.
Der schădliche EinftuB von Phosphor ist zuriickzufiihren aur
a) die Neigung zu Entmischungen (Seigerungen) infolge der weiten Ausdehnung
des Zweiphasengebietes zwischen 1534 und 1050°C (Bild 3.7; auf der Neigung zu
Entmischungen beruht auch die Oberhofferătzung, die zur Kennt1ichmachung
des PrimărgefUges von StahlguB verwendet wird),
1600
r--...
'C 15J4',
1500
1400 \ ~ 5
~\ ~
"
5 1300
-O
\ S+a
'"
~
Y\
j-1200
~
5 +~eJP
1100
y+a
1050', /'
V2.B'I. 10.5'1.
1000
a / a+FeJP
900
800
O
/ 2,5 5,0 7,5 10,0 % 12,5
Fe P- Dild 3.7. Zweistoffschaubild Fe-P
Ob eine Absenkung auf noch niedrigere Werte notwendig sein kann, ist bisher noch
nicht geklărt. Gegen wasserstoffinduzierte Kaltrissigkeit wird ein Phosphorgehalt
von weniger als 0,01 % angestrebt [D 13].
3.2.5 Schwefel
1600
'C 1S34'C
"ti\.
-
1500
I,s+o S
1400
-.......
~~0.18'1.
rd,os'!. 136S'C
~ 1300
'o+r ............... ~
"
"
-§w 1200 ~-
c.
E
~ 1100
S+r /
1000 988'C
\1 S +e
1800
'[ I I \52+MnS
1700
II 151 +52
1600
0,3%
-1580'[ I
332'(,
-
1610'[ ±10·C
1500
1400
5, + MnS
I
MnS + MnS2
~ 1300
o 1230'[
~1200 1138'[ o+MnS
~
1100 1100'[ 'y+MnS
1000
,B +MnS
900
MnS
800
727 '[
700
«+MnS
600
o 10 15 20 25 30 35 % 40
Mn 5- Bild 3.9. Zweistoffschaubild Mn-S
die heute gut zu erreichen sind, erhălt man bei iiblichen Stahlbaustăhlen Werte von
iiber 60% fUr die Brucheinschniirung in Dickenrichtung.
Auch die Empfindlichkeit gegen "Reheat Cracking" beim Spannungsarm-
gliihen warmfester CrMoV-Stăhle wird durch Schwefel verstărkt. Es hat sich
gezeigt, daB S-Gehalte unter 0,001 % Abhilfe schaffen. Auch die Sicherheit gegen
wasserstoffinduzierte Risse wird durch niedrige Gehalte an Schwefel erhoht
[D 13]. Die friiher iibliche Begrenzung aufO,05 % [D 15] diirfte damit weitgehend
iiberholt sein.
3.2.6 Stickstoff
Stickstoff liegt im Stahl fast vollstăndig in Form von Nitriden vor. Da er die
Versprodungsneigung unlegierter Baustăhle begiinstigt, solI der Gehalt an diesem
Element in unberuhigt vergossenen Stăhlen 0,002% nicht iibersteigen. Ohne Alte-
rung entsprechen 0,1 % Stickstoff 62 Nmm- 2 Festigkeitszunahme. Auf die An-
wesenheit von Stickstoff sind verschiedene Versprodungserscheinungen in unle-
gierten Baustăhlen zuriickzufUhren:
Ausscheidungs- oder Abschreckalterung,
Reck- oder Verformungsalterung,
Blausprodigkeit.
Durch Aluminium bei stark beruhigten Stăhlen sowie durch Nb, V, Zr und Ti bei
mikrolegierten Stăhlen fUhren die mit diesen Elementen gebildeten Nitride iiber
Keimwirkung zu Feinkomstăhlen mit guter Zăhigkeit. Da Stickstoff das Austenit-
gebiet stabilisiert, wird dieses Element bei manchen hochlegierten austenitischen
Stăhlen bewuBt als Legierungselement verwendet.
Vom SchweiBgut kann Stickstoff aus der Luft aufgenommen werden, besonders
bei zu lang gehaltenem Lichtbogen. Wenn er sich infolge sinkender Temperatur aus
dem fliissigen SchweiBgut ausscheidet, sammelt er sich, zu molekularem Stickstoff
rekombiniert, in Poren an. Stickstoff ist die hăufigste Ursache fUr die Porenbildung
beim SchutzgasschweiBen mit Drahtelektroden aus un- und niedriglegierten
Stăhlen. Auch in der Decklage von SchweiBnăhten, die mit sehr dick rutilum-
hiillten Stabelektroden oder rutilumhiillten Hochleistungselektroden geschweiBt
werden, ist Stickstoff oft fUr das Auftreten von Poren verantwortlich. Dagegen
bilden sich im hochlegierten chromhaltigen SchweiBgut Chromnitride, die das
Ausscheiden von gasformigem Stickstoff verhindem [K 12].
3.2.7 Aluminium
3.2.8 Kupfer
Durch die Verwendung von Schrott bei der Herstellung von Stăhlen nimmt der
Kupferanteil in den unlegierten Baustăhlen stăndig zu. Ein Kupfergehalt bis zu
etwa 0,26 % wird als unschădIich angesehen. Er verzogert bei Gehalten von
0,15 bis 0,5 % die Rostungsgeschwindigkeit durch Ausbildung einer sehr dichten,
vor dem weiteren Rosten schiitzenden Deckschicht (wetterfeste Stăhle. "Corten"
-Stahl, siehe auch 3.2.4). Dehngrenze und Zugfestigkeit werden erhoht.
Bei Erwărmung kupferhaltiger Baustăhle reichert sich das Kupfer unter der
Zunderschicht an der Stahloberflăche an. Wegen des niedrigen Schmelzpunktes
von Kupfer besteht die Gefahr des Auftretens von Lotbruch bei Zugbeanspru-
chung. Sie wird durch Zinn noch verstărkt. Wird dagegen Kupfer als Legierungs-
element verwendet, wird zusătzlich mit Nickel legiert, das sich ebenfalls an der
Stahloberflăche anreichert. Der Schmelzpunkt der Cu-Ni-Anreicherung liegt so
weit oberhalb des Kupferschmelzpunkts, daB kein Lotbruch mehr auftreten kann
[D 13].
3.2.9 Vanadin
Unter SprOdbruch versteht man den verformungsarmen Trennbruch von Stahl bei
niedriger Nennspannung unter dem EinftuB von Normalspannungen. Sein Auf-
treten wird begiinstigt durch
a) werkstoffbedingte Faktoren (hohe Ubergangstemperatur, Alterung),
b) konstruktiv bzw. beanspruchungsbedingte Faktoren (Verformungsbehinderung
durch răumliche Spannungszustănde, ortliche Spannungskonzentration, hohe
Beanspruchungsgeschwindigkeit, konstruktive oder durch die Art der Ferti-
gung bedingte Kerben, tiefe Temperaturen, Eigenspannungen).
80 3 Unlegierte Stăhle
Ais Folge der erhohten Qualtităt modemer Baustăhle sind Sehadensfălle, die auf
sprodbruehempfindliche Stăhle zuriickgefiihrt werden konnen, sehr selten gewor-
den. Zur Bestimmung der Sprodbruchempfindlichkeit wurden in Abschnitt 1.4.3
bereits einige Hinweise gegeben. Vielfach bedient man sich des Kerbschlagbiege-
versuches. Die Lage des Steilabfalls ist ein Kriterium fiir die Temperaturver-
sprodung eines Werkstoffes. Ais MaB hierfiir wăhlt man die Ubergangstemperatur,
bei welcher der Verformungsbruch in den Trennbruch iibergeht (Definition der
Ubergangstemperatur vgl. Abschn. 1.4.3). Die Sprodbruchempfindlichkeit wird vor
allem durch Elemente wie Phosphor, Schwefel und Stickstoffim ungiinstigen Sinne
beeinftuBt. Auch die Frage der Seigerungen bei unberuhigten Stăhlen spielt in
diesem Zusammenhang eine Rolle. Alterungsempfindliche Stăhle sind auch
sprOdbruchempfindlich. Wird in kaltverformten Bereichen geschweiBt, ist die Ge-
fahr des Auftretens von Sprodbriichen bei diesen Stăhlen besonders groB. Im
gleichen Sinne wirkt eine Komgrenzenversprodung [z. B. Komgrenzenzementit
(Tertiărzementit) bei weichen Stăhlen]. Ein grobkorniges Gefiige ist weniger ver-
formungsfăhig als ein feinkomiges. DIN 17100 (Ausgabe 1980) enthălt unter
Abschnitt 8.4 einige Angaben iiber die SprOdbruchunempfindlichkeit der allgemei-
nen Massenbaustăhle. Fiir Stăhle des Typs St 33 wird keine Gewăhrleistung fiir
ausreichende Sprodbruchunempfindlichkeit iibemommen. Fiir die Giitegruppen
2 und 3 dagegen werden bestimmte Kerbschlagzăhigkeitswerte gemăB Tabelle 3.6
garantiert.
Tabelle 3.6. SchweiBeignung der allgemeinen Baustăhle
St 33 x x x x x x x x
USt 37-2 27 O x x x
RSt 37-2 27 O x x
ST 37-3 27 O x
(unbehandelt)
St 37-3 27 O
(normalgegliiht)
St 44-2 27 O x x x x
St 44-3 27 O x x x
(unbehandelt)
St 44-3 27 O x x
(normalgegliiht)
St 52-3 27 O x x
(unbehandelt)
St 52-3 27 O x
(normalgegliiht)
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"8
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....
82 3 Unlegierte Stăhle
sind dann die Zustiinde, deren Spannungskreise eine bestimmte Grenzkurve be-
riihren. Alle Spannungszustiinde, deren Kreise innerhalb dieser Grenzkurve liegen,
sind ungefiihrlich. Im allgemeinen Fall gilt die parabolische Hiillkurve nach
A. Leon als Grenzkurve. Sie schneidet die u-Achse im Punkt A (Bild 3.10) senk-
recht. Die mittlere Hauptnormalspannung u 2 wird vernachliissigt. Gegeniiber der
Gestaltsiinderungsenergiehypothese ergibt sich jedoch theoretisch im ungiinstig-
sten Fall eine Abweichung von hOchstens 15%, und zwar so, daB die Mohrsche
Annahme auf der sicheren Seite liegt [S 11].
r
Hijllkurve
A
li
Il
Gleitfestigkeit zu O, und die drei Hauptnormalspannungen (11' (12 und (13 sind
gleieh groB und positiv. Die drei Spannungskreise sehrumpfen also zu einem Punkt
zusammen. Sehubspannungen treten nieht auf, und unter der alleinigen Wirkung
von Normalspannungen kommt es ohne bleibende Verformungen zum Trenn-
brueh. Man erkennt daraus, daB mit waehsender "Răumliehkeit" des Spannungs-
zustandes die Gleitfestigkeit und damit die Verformungsfăhigkeit sinken, wodureh
das Eintreten eines sprOden Bruehes begiinstigt werden muB.
Eine andere, ebenfalls sehr iibersiehtliehe Darstellungsweise wurde von K. H.
Riihl [R 12] gewăhlt. Betraehtet man nămlieh das Verformungsverhalten bei
răumliehen Spannungszustănden und bezeiehnet die Dehnung bei diesem răumli
ehen Spannungszustand mit 8*, so konnen fUr gegebene Werte von (1T/RpO,2 und
E'/E fiir einen beliebigen Răumliehkeitsgrad die bleibenden Verformungen erreeh-
net werden. Fiir (1T/RpO,2 = 2,5 und E'/E = 100 sind die Ergebnisse der Reehnung
in Form eines Hohenlinienfeldes gezeiehnet (Bild 3.12).
Trennfestigkeit, bleibende Dehnung, einachsig
Dehngrenze, einachsig, e:/eb
Elastizitătsmodul, U2 /U l '
Neigung der FlieBkurve oberhalb R pO •2 U 3/U l •
bleibende Dehnung, mehrachsig,
~ 0.6 t-\---j\---\--~
~ --~~
II
<l::l. 0.4 f----\-f-----~ Oehnung mehrachsig
~_--I p.= Oehnung einachsig
3.3.2.3 Beanspruchungsgeschwindigkeit
Sinkt die Betriebstemperatur unter Raumtemperatur ab, so wirkt sich eine solche
Temperaturerniedrigung auf die verschiedenen Metalle unterschiedlich aus. Unle-
gierte Stăhle versproden dabei, d. h., die Zugfestigkeit nimmt zu, Dehnung und
Kerbschlagzăhigkeit nehmen ab.
Es sei erwăhnt, daB im Gegensatz hierzu Aluminium und seine Legierungen
keine Versprodung aufweisen. Die Zugfestigkeit nimmt mit sinkender Temperatur
zu, wăhrend die Verformungsfăhigkeit gleich bleibt oder sogar ansteigt. Ăhnliches
gilt fiir Kupfer und Nickel sowie fiir austenitische Stăhle. Diese giinstigen Festig-
keitseigenschaften im Tieftemperaturbereich machen derartige Werkstoffe fiir den
Einsatz in Kăltemaschinen und Luftverftiissigungsanlagen geeignet.
3.3.2.5 Eigenspannungen
weitgehend abgebaut, sobald es als Folge der dureh Betriebs- und Eigenspannun-
gen hervorgerufenen Gesamtbeanspruehungen zu plastiseher Verformung kommt.
Bei sproden Werkstoffen jedoeh oder bei hohem Raumliehkeitsgrad des Span-
nungszustandes sinkt, wie bereits erlautert, die Verformungsfahigkeit ab. In sol-
ehen Fallen kann bei Uberlagerung von Eigen- und Lastspannungen die Trenn-
festigkeit erreieht und damit ein Sprodbrueh eingeleitet werden.
Giitegruppe 2 3
VergieBung U,R RR
A(lSO-V)-Mindestwerte gewăhrleistet gewăhrleistet
(auBer St 50, 60, 70)
St 33
St 37-2
USt 37-2 St 37-3
RSt 37-2
St 44-2 St 44-3
St 50-2 St 52-3
St 60-2
St 70-2
Tabelle 3.7 gibt die naeh DIN 17100 lieferbaren Massenbaustahle wieder. Von
der Festigkeitsgruppe St 44 an werden nur beruhigt vergossene Stahle geliefert.
S133
Fur St 33 werden keine Werte fiir die chemische Zusammensetzung gewăhrleistet.
Die VergieBungsart bleibt dem Stahlhersteller iiberlassen. Die gewăhrleistete Fe-
stigkeit liegt in einem groBen Bereich von 290 bis 540 N mm - 2. Wie diese Festig-
keit erzielt wird, d. h. unter Zugabe welcher Legierungselemente, bleibt dem Stahl-
hersteller iiberlassen. St 33 ist daher nur mit Einschrănkungen schweiBbar. Gege-
benenfalls ist ein gesonderter Nachweis der SchweiBeignung zu fiihren.
S137
St 37 wird vorzugsweise fiir SchweiBkonstruktionen herangezogen. Stăhle dieser
Gruppe sind zum SchmelzschweiBen geeignet, soweit die sonstigen Voraussetzun-
gen gegeben sind: normales Gefiige, ausreichende Feinkornigkeit, keine zu ausge-
prăgte Zeilenstruktur (Silikatzeilen), Begrenzung der Phosphor-, Schwefel- und
Stickstoffgehalte auf die zulăssigen Werte (vgl. 3.2.6), keine zu groBen Wanddicken.
Beruhigte Stăhle sind unberuhigten Stăhlen vorzuziehen, besonders wenn beim
SchweiBen Seigerungszonen angeschnitten werden konnen.
S144
St 44 liegt mit seinem Kohlenstoffgehalt unter der Grenze des fiir die
SchweiBbarkeit zulăssigen Wertes von 0,25 %. In Tabelle 3.8 sind die hochstzu-
Iăssigen Kohlenstoffgehalte der in DIN 17100 genormten unlegierten Massenbau-
stăhle zusammengestellt.
S150
Bei einem Mittelwert von 0,30 % C, der in praktisch vorliegenden Făllen wesentlich
uberschritten werden kann, ist dieser Stahl nur noch als bedingt schweiBbar
anzusehen. Vor allem dickwandigere Teile aus St 50 konnen nur noch mit entspre-
88 3 Unlegierte Stăhle
St 33
St 37-2 0,17 0,20 0,20 0,20 0,20
USt 37-2 0,17 0,20 0,20 0,20 0,20
RSt 37-2 0,17 0,17 0,17 0,20 0,20 nach
St 37-3 0,17 0,17 0,17 0,17 0,17 Vereinbarung
St44-2 0,21