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Alina Kyselova
angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of
Einleitung ................................................................................................................................... 5
6. Textsorten.......................................................................................................................... 60
6.1. Textsorte und die vielfältigen Kriterien der Textsortenklassifikation ....................... 60
6.2. Textsortenwissen und Textsortenstrukturen .............................................................. 61
6.3. Sprachliche Darstellungsformen ................................................................................ 62
6.3.1. Die Erzählung ..................................................................................................... 63
6.3.2. Die Beschreibung ................................................................................................ 64
6.3.3. Die Argumentation .............................................................................................. 65
6.4. Textsorten für entsprechende Sprachkompetenzstufen .............................................. 66
6.5. Fachtexte und Fachtextsorten..................................................................................... 66
6.5.1. Die Besonderheiten von Fachsprache und Fachtexten ....................................... 66
6.5.2. Zwei Konzepte, die den Fachtexten zugrunde liegen ......................................... 69
3
9. Der Stil der schönen Literatur: Gedicht ............................................................................ 78
10. Der Stil der Presse und Publizistik: Interview .................................................................. 82
11. Der Amts- und Geschäftsstil: Vertrag ............................................................................... 87
12. Der Stil der Alltagssprache: Kommentar .......................................................................... 92
13. Der Stil der Wissenschaft: Gebrauchsanweisung ............................................................. 99
4
Einleitung
Texte sind wichtige Mittel der Kommunikation. Mithilfe von Texten findet der
Informationsaustausch statt und es erfolgt eine Interaktion zwischen RezipientInnen und
ProduzentInnen. Der Text, den die RezipientInnen in akustischer oder visueller Form
wahrnehmen, wird im Zuge des Verstehensvorgangs dekodiert, und so erreichen die
vermittelten Informationen den Adressaten.
Wenn die Kommunikation in der Fremdsprache passiert, stoßen die HörerInnen und
LeserInnen beim Textverstehen auf Schwierigkeiten, wenn sie die entsprechende Sprache
nicht (gut genug) beherrschen. Die Inhaltserschließung wird erschwert und passiert unter
Heranziehung von vorhandenen Kenntnissen des Vokabulars und grammatischer Regeln.
In der vorliegenden Arbeit wird auf die Besonderheiten des Verständnisses der geschriebenen
Texte eingegangen, wenn die LeserInnen die Fremdsprache (das Russische) auf Niveau A2-
B1 beherrschen. Es wird untersucht, wie sie den jeweiligen Text auf lexikalischer,
grammatikalischer und syntaktischer Ebene wahrnehmen, wie viel vom Textinhalt sie
verstehen können und – als Mittelpunkt unserer Untersuchung – wie viel Grammatikwissen
sie benötigen, um diesen Text zu verstehen. Diese Problemstellung bildet die zentrale
Forschungsfrage unserer Arbeit. Um dieser Frage nachzugehen, werden sechs Texte, die zu
unterschiedlichen Funktionalstilen gehören, einer Analyse aus der Sicht der Rezipientinnen
mit Sprachniveau A2-B1 unterzogen. Das Ziel ist, an Beispielen dieser Texte anschaulich zu
machen, wie verständlich die Texte für die LeserInnen mit diesem Sprachniveau sein sollten.
Im ersten Teil der Arbeit (Kapitel 1 – 6) wird die theoretische Basis vorgestellt, die
notwendige Hintergrundinformationen für die Textanalyse im praktischen Teil (Kapitel 7 –
13) liefert. Im Kapitel 1 „Text und Textverstehen“ wird der Begriff „Text“ erklärt und es
wird von Textmerkmalen berichtet. Es wird beschrieben, wie der Text wahrgenommen wird
und wie der Textverstehensvorgang zustande kommt. Dabei werden die Zusammenhänge von
Grammatik und Lexik im Kontext des Textverstehens beleuchtet.
Kapitel 2 „Der Umgang mit Texten beim Lesen“ beschäftigt sich mit der Frage, wie die
Dekodierung der Informationen beim Lesen erfolgt, mit besonderem Fokus auf Lesen in der
Fremdsprache. Es werden verschiedene Lesestile dargestellt, die abhängig von Lesezielen der
LeserInnen angewandt werden. Außerdem werden Lesetechniken und -strategien behandelt,
die die Inhaltserschließung begleiten.
5
Kapitel 3 „Weltwissen, Vorwissen und kulturspezifisches Wissen“ macht darauf
aufmerksam, dass außer Informationen, die im Text mit sprachlichen Mitteln ausgedrückt
werden, auch andere kontextbedingte Kenntnisse von Bedeutung sein können. So verhelfen
das allgemeine Weltwissen und das Vorwissen, insbesondere bei Fachtexten, zum besseren
Textverständnis. Auch das Hintergrundwissen über das jeweilige Land kann hilfreich sein,
um kulturspezifische Nuancen zu verstehen.
Im Kapitel 4 „Grammatische und syntaktische Beziehungen im Satz“ geht man auf die
Ebene des Satzes über und es werden die Charakteristika von Haupt- und Nebensatzgliedern
sowie Konnektoren im Satz erläutert: mit welchen Wortarten sie ausgedrückt werden und wie
man sie im Satz erkennen kann. Dabei schenkt man besondere Aufmerksamkeit der
Feststellung der syntaktischen Beziehungen im Satz und den Variationsmöglichkeiten für den
Ausdruck ein und desselben Gedankens.
Im Kapitel 5 „Funktionalstile“ wird jeder der fünf Funktionalstile vorgestellt und es wird
über deren Merkmale und Besonderheiten auf lexikalischer, grammatikalischer und
syntaktischer Ebene berichtet. Kapitel 6 „Textsorten“ ist den grundlegenden Informationen
über Textsorten sowie sprachlichen Darstellungsformen, die mit den Textsorten
zusammenhängen, gewidmet. In diesem Kapitel wird ebenfalls auf das Verstehen von Texten
in der Fachsprache eingegangen.
Kapitel 7 – 13 bilden den praktischen Teil der vorliegenden Arbeit. Zu Beginn wird im
Kapitel 7 „Die Methode der Textanalyse“ beschrieben, wie die LeserInnen einen
unbekannten Text in der Fremdsprache angehen können, um zum Verständnis dieses Textes
zu gelangen. Ausgehend von dieser Methode werden sechs Texte der fünf Funktionalstile
verschiedener Textsorten bearbeitet. Sie werden auf drei Ebenen analysiert (lexikalische,
grammatikalische und syntaktische), und es werden Schlussfolgerungen dahingehend
gemacht, um die Frage nach dem notwendigen Ausmaß der Grammatikkenntnisse für das
Verständnis des jeweiligen Textes zu beantworten. Dementsprechend bieten Kapitel 8 – 13
die Analyse eines wissenschaftlichen Artikels, eines Gedichtes, eines Interviews, eines
Vertrags, von Kommentaren und einer Gebrauchsanweisung an.
6
sechs Texten für die LeserInnen mit Sprachniveau A2-B1 am schwierigsten und am
leichtesten zu verstehen sind, und warum.
Abschließend folgen das Resümee der Arbeit in der russischen Sprache und das
Literaturverzeichnis.
7
I. Theoretischer Teil
1. 1. Textbegriff
Abhängig von der Akzentuierung textexterner und textinterner Kriterien ergeben sich
unterschiedliche Formulierungen der Textdefinition. Aus der Perspektive der
kommunikativen (textexternen) Aspekte wird „der Text als Produkt sprachlichen Handels mit
einer erkennbaren kommunikativen Funktion angesehen“.1
Unter Texten werden Ergebnisse sprachlicher Tätigkeit sozial handelnder Menschen verstanden, durch die in
Abhängigkeit von der kognitiven Bewertung der Handlungsbeteiligten wie auch des Handlungskontextes
vom Textproduzenten Wissen unterschiedlicher Art aktualisiert wurde, das sich in Texten in spezifischer
Weise manifestiert und deren mehrdimensionale Struktur konstituiert.2
Bei der Berücksichtigung von grammatischen und strukturellen (textinternen) Kriterien „gilt
der Text als eine durch grammatische, vorrangig pronominale Vertextungsmittel verkettete
kohärente Folge mit einem relativ abgeschlossenen behandelten Textthema“.3
Die typologische Prägung des Textes als eigenständiger linguistischer Kategorie in der
Sprachwissenschaft lautet:
Ein einzelner Text kommt dadurch zustande, dass übersprachliche (textgrammatische) Regeln befolgt und
nach spezifischen Ausdruckserfordernissen textgattungsgerecht ausgestaltet werden.4
Hinsichtlich der fremdsprachigen Texte geben Börner und Vogel eine Textdefinition, bei der
sie sowohl auf „eine kommunikative Dimension“ als auch auf „eine innere sprachliche und
inhaltliche Verknüpfung der Texte“ hinweisen.5 Sie betrachten den Text „als eine in sich
inhaltlich und sprachlich kohärente begrenzte Abfolge sprachlicher Zeichen mit
kommunikativer Funktion“.6
1
Barkowski 2007: 22 zit. n. Glück 1993: 636
2
Heinemann / Viehweger 1991: 126 zit. n. Lisiecka-Czop 2003: 30
3
Barkowski 2007: 22 zit. n. Glück 1993: 636
4
Krause 2000: 11
5
Lisiecka-Czop 2003: 45
6
Börner / Vogel 1996: 1 zit. n. Lisiecka-Czop 2003: 46
8
1. 2. Der Mensch als Rezipient und Produzent der Sprache
Beim Hören und Lesen muss man dagegen höchstkomplizierte Zusammenhänge verstehen
können. Der Schwierigkeitsgrad der Texte kann aber auch unterschiedlich sein. Die Texte
über einfache Situationen des Alltags sind leichter zu rezipieren als belletristische oder
wissenschaftliche.10 Beim Verstehensprozess soll die Botschaft des Textes verstanden
werden, d.h. die Grammatikphänomene sollen erkannt, analysiert und dann ihre Bedeutungen
in bestimmten sprachlichen Kontexten interpretiert werden.11 Im Text werden Einzelwörter
erkannt, und über morphologische Signale werden syntaktische Zusammenhänge zwischen
ihnen hergestellt.12
Beim Sprechen spielen die Betonung und die Intonation eine wichtige Rolle für das
Textverstehen, beim Lesen muss man nur grammatischen Regeln folgen. Bei der mündlichen
Rede werden gewöhnlich kürzere Sätze gebraucht, für deren Verständnis man nicht so viel
grammatisches Wissen als beim Lesen benötigt. Geschriebene Texte können aber auch
mündlich geprägt sein, beispielsweise solche Textsorten wie Briefe, Protokolle, Dialogstellen
in der schönen Literatur. Umgekehrt kann auch die Mündlichkeit schriftgeprägt sein, z.B.
Reden, Vorlesungen, Nachrichten.13
Es wird angenommen, dass Menschen dank ihrer Kreativität und dem Verstehen vom
Sprachsystem im Allgemeinen fremde Sprachen verstehen und erwerben können, d.h. das
7
Neuner 1995: 149
8
Neuner 1995: 155
9
Neuner 1995: 149
10
Helbig 1993: 25
11
Neuner 1995: 155ff.
12
Neuner 1995: 157
13
Solmecke 1993: 9f.
9
Verstehen von fremden Texten ist durch die Anwendung von universellen Strategien und
Gesetzen sowie durch den kreativen Zugang zu einer Fremdsprache möglich. Das Konzept ist
nicht neu und war von verschiedenen Gelehrten vertreten: Platon (die
Wiederentdeckungslehre), René Descartes (die Annahme eines kreativen Prinzips), Wilhelm
von Humboldt (die Lehre der kreativen Sprachkraft der Menschen) und Noam Chomsky (die
Universalgrammatik).14
Dieses abstrakte System, das jedem menschlichen Individuum erlaubt, Sprachen zu erwerben
und zu verstehen, nennt man Universalgrammatik. Sie betrachtet zwischensprachliche
Unterschiede, die nicht nur im phonetischen und lexikalischen, sondern auch im strukturellen
Bereich Ausdruck finden, als Alternativen im System.18 Die Universalgrammatik wird laut
der minimalistisch orientierten Grammatiktheorie als jene beschrieben, in der „in allen
Sprachen wirkende und für alle Wortkategorien geltende Prinzipien die Grundstruktur der
Sprache festlegen“.19
Das Ziel beim Lesen von fremdsprachlichen Texten hinsichtlich der oben beschriebenen
Theorie über die menschliche Sprachfähigkeit und angeborene Sprachprinzipien ist, „wenige,
14
Buttaroni 1997: 11
15
Buttaroni 1997: 20
16
Ebd.
17
Buttaroni 1997: 20f.
18
Buttaroni 1997: 21f.
19
Buttaroni 1997: 97
10
in allen Sprachen wirkende Prinzipien“20 zu benutzen, um die Texte möglichst schnell ohne
mühsames Grammatiklernen der Zielsprache zu verstehen.21
1. 3. Allgemeine Textmerkmale
Jeder Text soll sieben Kriterien der Textualität enthalten: Akzeptabilität, Intentionalität,
Situativität, Informativität, Kohärenz, Kohäsion und Intertextualität.22 Die ersten vier
Merkmale entstehen bei kommunikativen Aufgaben und gehören zu den primär extratextuell
geprägten allgemeinen Textmerkmalen. Unter Akzeptabilität versteht man die Gerichtetheit
und die Intention von Texten vom Standpunkt der RezipientInnen. Intentionalität hängt eng
mit der Akzeptabilität zusammen; dadurch kommt die kommunikative Absicht zum
Ausdruck, die auch als Textfunktion zu verstehen ist.23
Die Situativität bedeutet die Einbeziehung des Textes in einen bestimmten Kontext, der
konkret-situativ und allgemein-historisch ist. Dabei seien die Kommunikationsmittel in
Betracht zu ziehen, die den KommunikationspartnerInnen zur Verfügung stehen. Die
Informativität, oder Thematizität, ergibt sich, nachdem kognitive Inhalte in der
Kommunikation verarbeitet, objektiviert und transferiert wurden.24
Jedem Text liegt eine kommunikative Aufgabe zugrunde. Die Intention, das Thema und die
Situation vereinen alle Komponenten des Textes und wirken als integrative Kraft, die die
Ganzheitlichkeit der Informationen schafft. Der Anfang und das Ende des Textes weisen auf
seine Abgeschlossenheit hin und zeigen die Erfüllung der kommunikativen Absicht. Die
Abgeschlossenheit muss aber als relativ betrachtet werden, da man jeden Text weiterführen
könnte.25
20
Buttaroni 1997: 23
21
Ebd.
22
Krause 2000: 50
23
Krause 2000: 53
24
Ebd.
25
Ebd.
26
Ebd.
11
Textualitätskriterien sind eng miteinander verbunden und bedingen einander. Die Kohäsion
ist eine Oberflächenstruktur und beruht auf grammatischen Abhängigkeiten zwischen
Einheiten des Textes. Der Kohäsion liegt die Kohärenz zugrunde.27 Darunter versteht man
textinterne und textexterne Sinnzusammenhänge, die durch sprachliche und außersprachliche
Mittel entstehen.28 Eva Born-Rauchenecker definiert Kohäsion und Kohärenz auf folgende
Weise: „Im Allgemeinen wird als Kohäsion die formale (semantische und grammatische)
Beziehung zwischen Einheiten im Text gewertet, Kohärenz als inhaltliche bzw. als
Sinnbeziehung“.29
Die Intertextualität drückt den Zusammenhang zwischen den Texten aus, indem ein Text auf
einen anderen direkt Bezug nimmt, oder wenn er auf andere Texte aufgrund von im
Bewusstsein gespeicherten Erfahrungen verweist.30
1. 4. Der Textverstehensvorgang
Man liest immer mit einer bestimmten Absicht, und zwar „Wir lesen, um zu verstehen“.31
Beim Lesen wenden die RezepientInnen den Textinformationen willkürlich die
Aufmerksamkeit zu. Es wird angenommen, dass die Texte den Verstehensvorgang steuern,
denn neue Informationen werden beim Lesen an das Vorwissen geknüpft, und die Aktivität
der LeserInnen wird davon bestimmt. Es wird aber jedem individuell überlassen, ob man
einigen Textstellen wortwörtlich folgt und andere überliest, wenn das Textverstehen dadurch
erleichtert wird.32
Die Verarbeitung und die Aufnahme der Texte in ihrer Gesamtheit ist ein Normalfall, sonst
wäre das Gehirn mit zu vielen Informationen überfordert. Wenn man einen Text das erste Mal
liest, ist es am wichtigsten, den Kern der Aussagen zu verstehen. Danach können auch die
Einzelheiten verstanden und in ihrer Bedeutsamkeit eingeordnet werden (wie beispielsweise
bei Kochrezepten, Gebrauchsanweisungen und Dokumenten). Für das Verstehen von einigen
27
Grozeva 2003: 154f.
28
Venohr 2007: 81f.
29
Born-Rauchenecker 2001: 20
30
Krause 2000: 54
31
Stary 2000: 70 zit. n. Crystal 1993: 209
32
Solmecke 1993: 24
12
Texten sind Grammatik- und Lexikkenntnisse in verschiedenem Ausmaß erforderlich: Beim
Lesen eines Wetterberichts können geringe Grammatikkenntnisse genügen, viel mehr braucht
man Kenntnisse der Lexik bei der Wetterbeschreibung.33 Für das Verstehen von
fremdsprachlichen Texten ist das Miteinbeziehen der Sprachbewusstheit von großer
Bedeutung. Darunter sind vor allem die Kenntnisse von grammatischen Strukturen und ihren
Funktionen gemeint.34
Bei der Einordnung von wichtigen und weniger wichtigen Informationen spielt die
Mitteilungs- sowie Verstehensabsicht eine bedeutsame Rolle. Die Texte können als
verstanden gelten, wenn die LeserInnen mit ihrer Verstehensleistung zufrieden sind.35
Andererseits ist das „Globalverstehen ohne Verstehen relevanter Details“36 ebenfalls kaum
möglich. Diese beiden Verstehensarten unterscheiden sich dadurch, wie man mit den Texten
umgeht und wie man von der Aufmerksamkeit gesteuert wird. Ausgehend von der
Verstehensabsicht können die RezepientInnen die Vorgehensweise bei demselben Text
wechseln.37
Einige Texte sind leichter, andere schwieriger zum Lesen. Beim Lesen eines Textes ist
wichtig, Textstrukturen zu erkennen und lexikalische Beziehungen im Text zu verstehen.38
Wenn man die lexikalische Ebene der Texte betrachtet, ist es besonders schwierig, über
unbekannte Dinge und Erscheinungen zu lesen. Kompliziert sind auch Texte mit einer
fremdartigen und sehr abstrakten Darstellungs- und Argumentationsweise. Ebenso schwierig
für das Verstehen sind Texte mit einer hohen Informationsdichte, die Texte mit Wortspielen
sowie die Texte, die die LeserInnen nicht interessieren. Die unbekannten Wörter kann man im
Wörterbuch nachschlagen, wobei man die Mehrdeutigkeit bei vielen berücksichtigen muss.
Schwieriger ist es aber, das Gelesene zu verstehen, wenn die grammatischen Kenntnisse
fehlen und wenn die Sätze sehr lang und wenig gegliedert sind. Bei gegliederten Sätzen kann
33
Solmecke 1993: 24f.
34
Schneider 1993: 91
35
Solmecke 1993: 24f.
36
Solmecke 1993: 26
37
Ebd.
38
Simon-Ruttloff 1993: 135
13
der Satzbau komplex sein. Außerdem sind oft ganze Texte kompliziert aufgebaut und den
unübersichtlich organisierten Inhalt enthalten.39 Je ähnlicher die Mutter- und Fremdsprache
sowie die eigene und fremde Kultur sind, desto leichter werden Kenntnisse, Fertigkeiten und
Fähigkeiten übertragen.40 Die Textverständlichkeit steht in Wechselwirkung „zwischen der
mentalen Repräsentation des Textinhalts und dem individuellen Wissen“41.
Neben den kognitiven Faktoren spielen beim Textverstehen auch die Motivation, die
emotionale Beteiligung und die Einbeziehung der Vorstellungskraft der LeserInnen eine
große Rolle. Affektive Faktoren helfen nicht nur die Informationen aus dem Text mit den
eigenen Lebenserfahrungen in Zusammenhang zu bringen, sondern wirken sich auch auf die
Aufmerksamkeit und die Gedächtnisprozesse aus.42
Jeder Text spiegelt die kommunikative Intention des menschlichen Individuums wider. Beim
Textverstehen wird Grammatik als Steuerungsmittel eines anderen Individuums, an das das
kommunikative Signal gerichtet wird, benutzt. Der Sinn jedes konkreten Textes wird während
der Dekodierung von angesammelten Buchstaben und der grammatischen Regeln in den
Satzstrukturen und mit Rücksicht auf die kommunikative Situation sowie auf die Form der
Äußerung verstanden.43 Das Verstehen kann sogar ohne und mit wenig Grammatik erfolgen.
Als Beispiel kann man den Satz „Вода!“ anführen, wo nur die Kenntnis dieses Wortes
notwendig ist.44
Nicht der Satz, sondern die Äußerung enthält einen kommunikativen Sinn. Die grammatische
Bedeutung von sprachlichen Formen im Satz hilft aber jedenfalls, die Bedeutung der
Äußerung zu erschließen.45 Es gibt zwei Typen der grammatischen Bedeutung von
sprachlichen Ausdrücken: eine konzeptuelle und eine prozedurale. Die konzeptuelle
39
Solmecke 1993: 32f.
40
Solmecke 1993: 35
41
Baumann 1996: 156 zit. n. Lisiecka-Czop 2003: 29
42
Wapenhans 2014: 122f.
43
Lötscher 2006: 19f.
44
Lötscher 2006: 22
45
Lötscher 2006: 23f.
14
Bedeutung entspricht der Bedeutung der Inhaltswörter und daraus gebildeter Konstruktionen.
Sie gibt allgemeine kognitive Schemata vor, aus denen ein mentales Modell eines
Sachverhalts abgeleitet wird. Elemente und Ausdrucksmittel mit prozeduraler Bedeutung wie
Präpositionen, Konjunktionen, Partikeln, Verbalendungen sowie Kasus und syntaktische
Strukturbeziehungen tragen zur Interpretation der Äußerung bei, indem sie die Richtung von
Inferenzen zusätzlich steuern oder eingrenzen.46
Die Informationen über Sachverhalte werden nicht direkt aus der grammatischen Struktur,
sondern aus lexikalischen Einheiten erschlossen.47 Grammatik schafft strukturelle
Beziehungen innerhalb der linearen Abfolge dieser Einheiten, die Beziehungen gehen aber
über die eindimensionale Linearität hinaus. Aus den konzeptuellen Bedeutungen der
lexikalischen Einheiten wird die symbolische Darstellung komplexer Sachverhalte
abgeleitet.48 Mit lückenhafter Grammatik kann man die Texte verstehen, die ungenügenden
Lexikkenntnisse erschweren aber die Arbeit mit den Texten.49
Hinsichtlich des Grammatikwissens unterscheidet man zwei Konzepte, und zwar Grammatik
im engeren und weiteren Sinne. Grammatik im engeren Sinne umfasst Morphologie und
Syntax, und im weiteren Sinne bezieht sie sich auf den Wortschatz, die Semantik und die
Phonetik. Grammatik im weiteren Sinne ist außerdem auf die Zuordnungsbeziehungen
zwischen Ausdrucks- und Inhaltsseite von sprachlichen Zeichen gerichtet, d.h. zwischen
Formen und Bedeutungen. Grammatik ist also von Lexik funktional untrennbar, die Lexik ist
ein Teil der Grammatik. Der eindeutige Unterschied ist aber, dass die Grammatik verknüpft
und die Lexik bezeichnet. Es gibt weder grammatikfreie Lexik noch lexikfreie Grammatik.50
46
Lötscher 2006: 24
47
Lötscher 2006: 27
48
Lötscher 2006: 28
49
Simon-Ruttloff 1993: 126f.
50
Helbig 1993: 19f.
15
Variante zum Ausdruck der Gedanken ausgewählt wird, hängt in starkem Maße von der
Textsorte und von Kontext der Sprechhandlungen ab.51
51
Helbig 1993: 20
16
2. Der Umgang mit Texten beim Lesen
Lesen ist ein Vorgang in der Zeit und erstreckt sich über ein breites Kontinuum, das von den primären
Wahrnehmungsprozessen, über das Erkennen von Wörtern bis zum Verstehen eines Textes reicht.52
Sowohl in der Muttersprache als auch in der Fremdsprache erfolgt das Lesen durch
Dekodierung, Analyse und Verarbeitung der Informationen in graphisch kodierten Texten.
Eine gut entwickelte Lesekompetenz ist die Grundlage zum selbständigen
Informationsgewinn aus textbasierten Medien.53
Das Lesen wird von Bottom-up- und Top-down-Prozessen begleitet. Beim Bottom-up-, oder
datengeleiteten, Prozess werden graphische Zeichen (Grapheme, Wörter, syntaktische
Einheiten, Sätze, Textstrukturen) eines Textes erkannt und in den Wissensbestand der
LeserInnen integriert. Beim Top-down-, oder konzeptgeleiteten, Prozess werden dagegen
kognitive und kulturell geprägte Kenntnisse der LeserInnen in den Dekodierungs- und
Deutungsvorgang eingebracht. Solche Interaktionsprozesse ermöglichen das individuelle
Textverständnis.55
52
Ehlers 1998: 9
53
Wapenhans 2014: 121
54
Ehlers 2003: 287
55
Wapenhans 2014: 122
17
2.2. Das Lesen in der Fremdsprache
Lesen gehört zu den Kulturtechniken und Schlüsselkompetenzen, die von grundlegender Bedeutung für Lern-
und Verstehensprozesse jeglicher Art sind, insbesondere für den Fremdsprachenerwerb.56
Der Leseprozess in der Fremdsprache hat seine eigene Dynamik und wird vom Verhältnis von
Muttersprache und Fremdsprache, vom Schriftsystem, Sprachniveau, Alter und von der
Lesefähigkeit in der Muttersprache bestimmt. In der Bilinguismusforschung gibt es eine
Interdependenzhypothese über eine allgemeine sprachübergreifende Lesefähigkeit, die auf die
zweite Sprache übergeht, d.h. wenn die LeserInnen eine gute Lesefähigkeit in der
Muttersprache besitzen, werden sie auch solche die in der Fremdsprache haben. 57 Die
Befürworter der Schwellenhypothese dagegen erklären die Schwierigkeiten beim Lesen
fremdsprachlicher Texte mit dem fehlenden Wissen dieser Fremdsprache. Ihrer Ansicht nach
ist ein bestimmtes Sprachniveau die Voraussetzung für das erfolgreiche Leseverstehen.58
Andererseits sind Lesetexte eine wichtige Quelle für den Erwerb der Sprachkenntnisse.59
Zweifellos sind die sprachlichen Merkmale der Ausgangs- und Zielsprache und das
Sprachniveau von großer Bedeutung. Beim fremdsprachlichen Lesen findet ein Transfer von
sprachspezifischen Strategien von der einen auf die andere Sprache statt. In der Regel
übernehmen die LeserInnen mit höherem Sprachniveau zunehmend Lesestrategien der
Zielsprache.60
Beim Lesen spielen die Vorkenntnisse, das Sprachniveau, der Funktionalstil, die Textsorte,
der Schwierigkeitsgrad des Textes und nicht zuletzt das Interesse der LeserInnen eine große
Rolle.61 Das Leseverhalten wird von der eigenen Zielsetzung und der Aufgabenstellung
beeinflusst. Die LeserInnen können auch ihr Hintergrundwissen bzw. ihre Erfahrungen als
Grundlage für das Textverständnis einbeziehen, damit sinnvolle Zusammenhänge entstehen.62
56
Wapenhans 2014: 121
57
Ehlers 2003: 288
58
Wapenhans 2014: 123
59
Ebd.
60
Ehlers 2003: 288
61
Ehlers 1998: 9
62
Ehlers 2003: 288
18
- fremdes Alphabet
- sprachspezifische Besonderheiten
- begrenzter Wortschatz und schwache Ausdifferenzierung der Wortbedeutungen
- Unsicherheit bei der Analyse und Deutung von syntaktischen Merkmalen
- geringe Hintergrundkenntnisse63
Die Lesekompetenz wird auf sechs Niveaustufen eingeordnet. Kompetente LeserInnen eines
Textes in der Fremdsprache sollen folgende Fertigkeiten entwickeln:
Die Texte werden in der Fremdsprache wie auch in der Muttersprache mit bestimmten Zielen
gelesen, die von der Art und der Bedeutsamkeit der gesuchten Informationen, vom eigenen
Interesse sowie von den äußeren Umständen der Lesesituation abhängig sind. Bei
H. Wapenhans ist die unten zitierte Tabelle zu finden, aus der der Zusammenhang zwischen
Lesezielen, Lesestilen und Leseverhalten ersichtlich ist. Laut H. Wapenhans beeinflusst das
Ziel den Lesestil und das Leseverhalten. Er unterscheidet zwischen orientierendem,
kursorischem, detailliertem und aufsuchendem Lesestil.65
63
Wapenhans 2014: 124
64
Ebd.
65
Wapenhans 2014: 124f.
19
Leseziele Lesestile Leseverhalten
- sich einen globalen Überblick, überfliegendes, überblicksartiges, zeitlich begrenztes Lesen;
einen Eindruck zu Inhalt und globales, orientierendes Lesen, ausgehend von Überschriften,
Thema verschaffen (skimming, reading for gist, grafischen Hervorhebungen oder
- herausfinden, worum es im глобальное, просмотровое Bildern bildet der Leser
Text geht, prüfen, ob der Text чтение) Hypothesen über den Textinhalt
etwas von Interesse enthält,
entscheiden, ob man den Text
lesen will
= globales Leseverstehen
- Hauptaussagen des Textes Hauptgedanken erfassendes, Leser überfliegt den gesamten
suchen und erfassen kursorisches Lesen (receptive Text, erfasst dabei den ersten und
reading, ознакомительное letzten Satz jedes Textabschnitts,
чтение) um einen Eindruck vom
Gedankengang des Autors zu
erhalten, macht evtl. Notizen
- möglichst alle Einzelheiten des totales, genaues, intensives, Leser liest den Text gründlich,
Textes (Textabschnittes) statarisches, detailliertes Lesen unterstreicht Wichtiges, erstellt
erfassen, etwas genau wissen (careful, detailed, intensive Notizen zum Inhalt einzelner
wollen reading; детальное, изучающее Abschnitte, erschließt implizit
= detailliertes Leseverstehen чтение) enthaltene Informationen, zieht
Schlussfolgerungen, stellt
Zusammenhänge her
- spezifische Informationen im selektives, selegierendes, gezieltes, zeitlich begrenztes Lesen;
Text suchen und finden interessengesteuertes, Leser durchsucht den Text z.B.
= selektives Leseverstehen (auf)suchendes Lesen (search nach Schlüsselwörtern, Zahlen,
reading, scanning for details; konkreten Fakten, andere
поисковое чтение) Informationen werden
vernachlässigt
Dem Begriff „Lesestil“ bei H. Wapenhans entspricht der Begriff „Leseart“ bei S. Simon-
Ruttloff. Seiner Auffassung nach sind die drei wichtigsten Lesearten überfliegendes,
informierendes und detailliertes Lesen. Beim überfliegenden Lesen ist das Ziel, die
Hauptgedanken des Textes zu erfassen, um ihn generell zu verstehen. Dem informierenden
Lesen liegt eine konkrete Aufgabestellung zugrunde. Während des Lesens werden gezielt
bestimmte Informationen gesucht. Das detaillierte Lesen hat zum Zweck, bestimmte
Textausschnitte oder den ganzen Text so präzise wie möglich zu verstehen. Vom Verstehen
der grundlegenden Lexik und den einfachen grammatischen Strukturen geht man zur
intensiven Beschäftigung mit den lexikalischen Zusammenhängen und sprachlichen
20
Konstruktionen des Textes über.66 Beim detaillierten Lesen kommt man zum Verstehen der
inneren Struktur des Textes.67
Aufgrund dieser drei Lesearten kann man Lesetechniken entwickeln. U. Lange beschreibt die
Anwendung von drei entsprechenden Lesetechniken folgend. Beim überfliegenden Lesen
können die Texte überflogen werden, wenn sich die LeserInnen einen Überblick über die
Informationen im Allgemeinen verschaffen wollen. Danach kann man entscheiden, ob es sich
lohnt, den Text nochmals zu lesen, und auswählen, was man gründlich lesen will. Beim
Überfliegen der Texte erfasst man den Hauptgedanken des Textes, was eine gute
Voraussetzung für das erneute Lesen ist.68
Bei der Anwendung der zweiten Lesetechnik (des informierenden, oder sichtenden, Lesens,
nach Lange) wird die Zweckmäßigkeit der Informationen für ein bestimmtes Thema
überprüft. Die informierende Lesetechnik kann bei der Suche nach bestimmten Daten
angewendet werden.69 Detailliertes Lesen wird von den Lernenden z.B. beim Lernen eines
neuen Stoffs und bei der Vorbereitung der Hausarbeit oder auf eine Prüfung angebracht.70
2.4. Lesestrategien
Strategien sind „das Resultat einer Kette von – in der Regel bewusst ablaufenden – Auswahl-
und Entscheidungsoperationen, die durch Lösungsschritte und Mittel markiert werden zur
Durchsetzung kommunikativer Ziele“.72
Lesestrategien sind immer individuell und lassen sich in kognitive Verstehensstrategien und
metakognitive Kontrollstrategien unterteilen. Die ersten helfen beim Leseverstehen in
66
Simon-Ruttloff 1993: 136f.
67
Kajda 2004: 76
68
Lange 2013: 26
69
Lange 2013: 27f.
70
Lange 2013: 28f.
71
Lange 2013: 25
72
Heinemann / Viehweger 1991: 214 zit. n. Simon-Ruttloff 1993: 135f.
21
verschiedenen Phasen, die letzten bei der Planung, Steuerung und Bewertung des
Lesevorgangs. Als Lesetechniken dienen Unterstreichen, Markieren, Visualisieren und
Wörterbuchnutzung.73
Beim Erlernen einer Fremdsprache kann man auf die unten aufgezählten Lesestrategien
zurückgreifen:
73
Wapenhans 2014: 126
74
Ebd.
22
- Anfertigung von Randnotizen
- Gliederung des Textes in Abschnitte
- Formulierung von Teilüberschriften75
Beim Lesen bestimmter Texte verfolgen die LeserInnen bestimmte Leseziele. Unter
Berücksichtigung von leseorientierten Aspekten wird das Textverstehen in das
aufgabenorientierte, interessensgeprägte, verhaltensorientierte und partnerbezogene
unterteilt.76
Unter verhaltensorientiertem Textverstehen versteht man die Rezeption von Texten als
Elementen von Verhaltensschemata. Die Texte sollen bei den LeserInnen bestimmte
Aktivitäten auslösen, dass bestimmte Handlungen vollzogen oder unterlassen werden. Die
Texte werden nach konventionalisierten Mustern erkannt (z.B. Hinweisschilder). Für die
Identifizierung eines Schemas kann das überfliegende Lesen ausreichen. Bei komplexeren
Texten hingegen, wie z.B. Gesetze und Verordnungen, ist überfliegendes Lesen nicht
ausreichend, um Informationen zu entnehmen. Beim partnerbezogenen Textverstehen ist das
Verhältnis zwischen Produzent und Rezipient das zentrale Element: Die AutorInnen sprechen
die InformationsempfängerInnen meistens direkt an. Als Beispiel dafür kann
75
Wapenhans 2014: 127
76
Lisiecka-Czop 2003: 93f.
77
Lisiecka-Czop 2003: 93
23
Privatkorrespondenz dienen, in der zwei meist einander bekannte PartnerInnen
kommunizieren. Man wendet sich direkt an den Adressaten/die Adressatin und rechnet mit
seiner/ihrer Reaktion.78
Die beschriebenen Leseziele können nicht nur an die oben genannten Textsorten angewandt
werden. Ein Pressetext kann beispielsweise von ZeitungsleserInnen nur aus Interesse, von den
SprachwissenschaftlerInnen und FremdsprachenlernerInnen aber mit einem bestimmten Ziel
und sehr genau gelesen werden.79
78
Lisiecka-Czop 2003: 93f.
79
Lisiecka-Czop 2003: 94
24
3. Weltwissen, Vorwissen und kulturspezifisches Wissen
Wenn man beginnt, einen Text zu lesen, hat man eine bestimmte Absicht (Leseziel) – dem
Text bestimmte Informationen zu entnehmen. Beim Versuch, den Text in der Fremdsprache
zu verstehen und die Bedeutung unbekannter Wörter zu erschließen, stützt man sich auf
allgemeine Kenntnisse über die Welt – das Weltwissen. Beim Lesen beispielsweise eines
Zeitungsartikels werden Kenntnisse und Erfahrungen aktiviert und (auch wenn unbewusst)
eingesetzt, um Zusammenhänge zu erkennen. Wichtig ist dabei die Allgemeinbildung.
Das Weltwissen ist neben dem Sprachwissen der Bestandteil des sogenannten deklarativen
Wissens. Deklaratives Wissen ist für das Leseverstehen sowohl in der Mutter- als auch in der
Fremdsprache von großer Bedeutung. Das Sprachwissen enthält das Wissen über
Kombinationen von Buchstaben, über die Morphologie und Syntax, unter anderem über
semantische Merkmale von Morphemen und Wörtern, sowie über die Darstellung von
logischen Zusammenhängen durch die Sprache. Außer dem Prozess der sprachlichen
Dekodierung des Textes erfolgt beim Lesen auch die Einbeziehung des sprachgebundenen
Wissens, das Muster für Textsorten und Routineformeln beinhaltet.81
Insbesondere beim Lesen eines Textes, der sich auf einen spezifischen Fachbereich bezieht,
ist das vorhandene Wissen der LeserInnen über diesen Fachbereich sehr wichtig. Beim Lesen
eines Textes in der Fremdsprache beispielsweise aus dem Bereich der Physik setzt man
80
Meireles 2006: 300f.
81
Meireles 2006: 301
25
Kenntnisse ein, die man in der Muttersprache besitzt, um diesen fremdsprachigen Text
(besser) zu verstehen.
Das Vorwissen unterstützt also die Arbeit mit den Texten, besonders mit der Fachliteratur.
Bei ungenügenden grammatischen Kenntnissen ist es aber sehr wichtig, jeden einzelnen Satz
gut genug zu analysieren, und ihn erst dann als verstanden zu werten, denn das Vorwissen
kann beim Verstehen sowohl helfen als auch zu Missverständnissen führen. Die
Missverständnisse entstehen oft aus der Dominanz der Erwartungen, wenn die AutorInnen
und LeserInnen derselben Kultur- und Sprachgemeinschaft angehören.83
Als Beispiel kann man den folgenden Satz nennen: „Wie viele Tiere von jeder Art nahm
Moses mit auf seiner Arche?“84 Die LeserInnen überlegen, wie viele Tiere es sein können,
ohne zu merken, dass nicht um Moses, sondern um Noah laut Bibel die Rede ist. Das heißt,
wenn sie diese Frage hören, haben sie im Kopf ein bestimmtes Bild, das bei ihnen kulturell
geprägt ist, und merken den „Fehler“ nicht.
Beim Lesen eines Textes in der Fremdsprache kann man es kaum umgehen, dass man mit der
Kultur des jeweiligen fremden Landes in Berührung kommt. Deshalb ist beim Lesen eines
fremdsprachigen Textes von großer Bedeutung, bestimmtes Wissen über die kulturellen
Besonderheiten des Landes zu haben. Es besteht zweifellos ein Zusammenhang zwischen
Texten und Kulturen, und die Kulturkompetenz in der Zielsprache hilft beim
82
Solmecke 1993: 21
83
Solmecke 1993: 20
84
Ebd.
26
Leseverständnis.85 Die Sprache ist ein kultureller Kode der Nation. Hinter den sprachlichen
Einheiten steht der kulturelle Hintergrund, „der es erlaubt, die Oberflächenstrukturen der
Sprache mit ihrem Wesen zu verbinden“.86
Folgende Wissensbestände gehören zum kulturellen Wissen: das Wissen über die
Verknüpfbarkeit von sprachlichen und lexikalischen Einheiten, das Textmusterwissen, das
enzyklopädische und Fachwissen, thematisches Episodenwissen, das Wissen über typische
Situationen und Aktivitäten der Sprachgemeinschaft, über die gelesen wird. 89 Das
soziokulturelle Begleit- bzw. Hintergrundwissen beinhaltet Kenntnisse über ethnische
Eigenheiten sowie landeskundliche Besonderheiten, über öffentliche allgemeine
Diskussionsthemen, kulturelle Ereignisse, Geografie, Geschichte, Soziologie und Politik.90
Die kulturellen Besonderheiten finden Ausdruck nicht nur im Inhalt des Textes, sondern auch
in seiner formellen Gestaltung und in seinem strukturellen Aufbau. Es geht einerseits um
Wörter, grammatische Kategorien und Wortbildungskategorien, Sätze und Textgrößen, und
andererseits auch um Situations-, Geschehens- und Sprachhandlungstypen. Beim
85
Venohr 2007: 53
86
Venohr 2007: 71
87
Krause 2000: 133
88
Krause 2000: 123
89
Venohr 2007: 65f.
90
Venohr 2007: 62ff.
27
Textverstehen setzt man auch das „Wissen über die pragmatischen, soziolinguistischen und
soziokulturellen Bedingungen der Verwendung der Ausdrucksmittel beider Sprachen“91 ein.
Die Texte, die aus unterschiedlichen Kulturen stammen und zu derselben Textsorte gehören,
können miteinander verglichen werden. Es können Paralleltexte dreier Klassen sein, und zwar
die Übersetzungen von Originalen; die Texte, deren Ziel die Übermittlung derselben
Informationen ist, z.B. Reklametexte für ein Produkt in verschiedenen Ländern; sowie die
Texte, die keine direkte Beziehung untereinander, aber ähnliche Textfunktion und
vergleichbares Themengebiet haben.92
Gegenüber der inhaltlichen Organisation ist die Formseite von Texten sekundär, darf aber
nicht unterschätzt werden. Das semantische Gehalt der Texte kann sich in unterschiedlichen
gegenständlich-thematischen Linien und Konfigurationen entfalten. Kontaktorientierte Texte
wie Einladungen, Glückwunsch- und Entscheidungsschreiben u.Ä. werden über ihre aktionale
Struktur charakterisiert. Die Spezifik der berichtenden Textsorten wie Lebenslauf,
Verlaufsprotokoll, Reise- und Sportbericht u.Ä. wird über ihre Handlungstypik ausgedrückt.93
Nicht nur die Textsorte, sondern auch die Besonderheiten des sprachlichen Ausdrucks spielen
eine große Rolle auf der formulativen Ebene eines Textes. Die Texte verschiedener Sprachen
können derselben Textsorte angehören, aber unterschiedliche stilistische Züge aufweisen.
Beim ähnlichen Ausdrucksstil kann man Besonderheiten bei der Formulierung von Inhalten
beobachten. In den auf Russisch verfassten Briefen können die Schlussformulierungen oft so
lauten: „Целую тебя!“, „Обнимаю тебя!“, „Жму тебе руку“, im Deutschen kann man die
erste Formulierung eigentlich nur in Liebesbriefen sehen. Die russischen Märchen beginnen
häufig mit „Жили, были…“, die deutschen mit „Es war einmal…“94 Deshalb sollen die
LeserInnen nicht versuchen, Sprachformulierungen ihrer eigenen Sprache immer auf die
Zielsprache zu übertragen, obwohl das oft von großem Nutzen sein kann, wenn man die
Bedeutung von sprachlichen Strukturen (z.B. festen Redewendungen wie Дождь льёт как из
ведра. – Es regnet in Strömen.) erschließen soll.
Wenn man Briefe liest, lässt sich die Bedeutung erschließen, auch ohne die Sprachformeln am
Anfang und am Ende zu kennen. Am Anfang kommt immer eine Begrüßung, und am Ende
91
Krause 2000: 120f.
92
Krause 2000: 121f.
93
Krause 2000: 127ff.
94
Krause 2000: 132
28
die Worte des Abschieds und Wünsche wie alles Gute u. Ä. Auch bei Märchen haben die
einführenden Worte eine allgemeine Bedeutung, Grammatik ist dabei nicht so wichtig.
Die totale Äquivalenz von Texten kann man relativ selten beobachten. Sie betrifft
internationalisierte Textorten aus den wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Bereichen,
z.B. Protokolle, unifizierte Formulartexte, Verträge. Beim Fehlen einer Textsorte in einer
anderen Sprache tritt die Nulläquivalenz auf. Das passiert, wenn die nationale Kultur die
Kommunikationsbereiche der zwischenmenschlichen Beziehungen betrifft und in die
strukturell-sprachliche Spezifik von Textsorten hineindringt. Als Beispiele können
Kontaktanzeigen und Heiratsannoncen dienen, die in einigen Ländern verbreitet sind, in
anderen Kulturen aber als moralisch anstößig gelten.96
In den meisten Textsorten kann man die partielle Äquivalenz beobachten. Sie kommt zum
Ausdruck in analogen Textsorten unterschiedlicher Sprachen, in denen sich die
Kulturkomponente und somit auch strukturelle und sprachliche Formulierungen
unterscheiden, und stellt eine Gefahr beim Textverstehen dar. Der Grund ist, dass die
LeserInnen ihr verfestigtes Textsortenwissen in der Muttersprache auf die Fremdsprache
übertragen. Deshalb muss man beim Fremdsprachenlernen und -lehren den Unterschieden in
der sprachlichen Gestaltung und Struktur Aufmerksamkeit widmen.97
95
Krause 2000: 134f.
96
Krause 2000: 136f.
97
Krause 2000: 137
29
3.4. Kontextualisierung der Textinformationen
Der Prozess des Textverstehens erfordert die Berücksichtigung von verschiedenen Kontexten.
Textintern entfaltet sich ein bestimmtes Thema, und außerhalb des Textes liegen noch die
textexternen Informationen, die für das Verständnis des Textes notwendig oder nützlich
sind.98 Es wird zwischen sprachlichen, kulturellen, situativen, medialen und individuellen
Kontexten unterschieden.99
Das unten angeführte Beispiel veranschaulicht, wie wichtig der situative Kontext ist. Auch
wenn man den Text in der Muttersprache liest und die Grammatik und Lexik kennt, muss man
wissen, in welchen Kontext der vorliegende Text eingebunden ist.
Das Vorgehen ist eigentlich ganz einfach. Zuerst müssen Sie die Dinge in verschiedene Gruppen anordnen.
Natürlich kann auch ein Stapel ausreichen, denn es kommt darauf an, wie viel zu machen ist. Wenn Sie aus
Mangel an Möglichkeiten woanders hingehen müssen, dann ist dies der nächste Schritt, sonst kann es
losgehen. Es ist dabei wichtig, die Dinge nicht zu übereilen. D.h., es ist besser, wenige Dinge auf einmal zu
tun als zu viel. Kurzfristig mag das als nicht besonders wichtig erscheinen, aber es können leicht
Komplikationen entstehen. Ein Fehler kann einem dabei teuer zu stehen kommen. Es ist dabei nicht
vorherzusehen, ob diese Aufgabe in unmittelbarer Zukunft überflüssig sein wird, aber das kann man ja nie
sagen. Wenn der ganze Vorgang abgeschlossen ist, muss man das Material wieder in verschiedene Gruppen
sortieren, danach kann man sie zu ihren angestammten Plätzen tun. Irgendwann werden sie dann wieder
gebraucht, so dass dann der ganze Kreislauf wiederholt werden muss. Wie auch immer, es ist eben ein Teil
des Lebens.100
Wenn man beim Lesen dieses Textes keine sprachlichen Probleme hat und die Wörter
verständlich sind, ist es trotzdem schwierig, ihn zu verstehen. Den Text nachzuerzählen und
die Fragen zum Textinhalt zu beantworten wäre auch schwierig. Erst wenn man die
Überschrift „Wäsche waschen“ liest, wird der Kontext klar und das Gelesene bekommt einen
Sinn.101
In diesem Zusammenhang ist die Rolle der Überschriften als Elemente des Textaufbaus zu
erwähnen. Durch Überschriften und Zwischenüberschriften wird signalisiert, worum es sich
im Text (weiter) handeln wird, was als Hilfestellung zum Textverstehen dient. Zu einer
98
Venohr 2007: 62
99
Venohr 2007: 63
100
Zimmer 1989: 31f. zit. n. Solmecke 1993: 20f.
101
Solmecke 1993: 21
30
besseren Verständlichkeit verhelfen auch die Illustrationen, Wiederholungen und die
Gliederung des Textes in Absätze, die ihn überschaubarer machen.102
102
Solmecke 1993: 25
31
4. Grammatische und syntaktische Beziehungen im Satz
4.1.1. Hauptsatzglieder
Das Subjekt und das Prädikat bilden den Mittelpunkt des Satzes, sie sind die Träger des im
Satz ausgedrückten Hauptgedankens. Das Subjekt bezeichnet die im Satz handelnde Person
oder den Gegenstand, von dem die Rede ist, sowie, in seltenen Fällen, sogar eine Handlung.
Das Subjekt hängt nicht von den anderen Satzgliedern ab und ist mit „Wer?“ oder „Was?“
erfragbar. Das Subjekt kann durch ein Substantiv im Nominativ, ein Pronomen im Nominativ,
ein substantiviertes Adjektiv bzw. Partizip oder ein Zahlwort im Nominativ oder ein Infinitiv
ausgedrückt werden.103
Das Prädikat hängt grammatisch und inhaltlich mit dem Subjekt zusammen und gibt eine
Handlung, einen Zustand, eine Eigenschaft oder eine Qualität des Subjekts wieder. Das
Prädikat kann man entsprechend durch die Fragen „Was macht?“, „Was geschieht?“, „Wie ist
der Gegenstand?“, „Was für ein Gegenstand ist es?“ oder „Wer ist er?“ definieren. Das
Prädikat stimmt mit dem Subjekt immer in der Zahl, im Präteritum auch im Geschlecht, im
Präsens und im Futur auch in der Person überein. Als Prädikat können Verben, Substantive,
Adjektive, Partizipien, Zahlwörter oder Pronomen fungieren. Prädikat kann aus einem, aus
zwei oder sogar aus mehreren Teilen bestehen.104
Für die Inhaltserschließung des Satzes muss man zuerst das Subjekt und das Prädikat
erkennen und ihre Bedeutungen verstehen. Danach kann man andere Satzglieder suchen und
den Zusammenhang zwischen ihnen feststellen.105 Das Verb ist das semantische und
strukturelle Zentrum im Satz sowie das Schlüsselelement, von dem man bei der Analyse der
lexikalischen und syntaktischen Beziehungen im Satz ausgehen soll.106
103
Pul’kina / Sachava-Nekrassova 2003: 447ff.
104
Ebd.
105
Bernstein 1990: 43
106
Bernstein 1990: 68
32
4.1.2. Nebensatzglieder
In den Sätzen gibt es bestimmte Hierarchien, die die Art der Handlungsbeteiligung
abbilden.107 Außer hauptrangigen Satzgliedern, zu denen das Subjekt und das Prädikat zählen,
gibt es abhängige Satzglieder: Objekte, Attribute und Adverbialbestimmungen. Das Objekt
bezieht sich meistens auf ein Verb, aber auch auf ein Substantiv oder ein Adjektiv. Objekte
bezeichnen Gegenstände, Personen oder Erscheinungen und können in allen Fällen außer
Nominativ stehen. Man unterscheidet direkte und indirekte Objekte. Unter direkten sind jene
zu verstehen, die sich auf ein transitives Verb beziehen und im Akkusativ oder Genitiv ohne
Präposition stehen. Alle anderen Objekte gehören zu den indirekten. Als Objekte können
folgende Wortarten auftreten: Substantive, Pronomen, seltener Adjektive, Partizipien und
Zahlwörter.108
Das Attribut weist auf ein Merkmal, eine Eigenschaft oder eine Qualität hin und bezieht sich
immer auf ein Substantiv. Die Attribute, die mit dem Substantiv in Fall, Geschlecht und Zahl
übereinstimmen, nennt man kongruierende, anderenfalls spricht man von
nichtkongruierenden Attributen. Adjektive, Partizipien, Zahlwörter, Pronomen, aber auch
Substantive, Adverbien und Verben im Infinitiv können Funktion eines Attributs erfüllen.109
Die Adverbialbestimmung bestimmt ein anderes Satzglied, das meistens durch ein Verb
ausgedrückt wird. Abhängig von ihrer Bedeutung werden die Adverbialbestimmungen einer
der fünf Gruppen zugeordnet: zur Bezeichnung von Ort, Zeit, Grund, Zweck oder Art und
Weise. Adverbialbestimmungen können durch Adverbien, Substantive, Adverbialpartizipien
und Gerundialkonstruktionen, manchmal durch Verben im Infinitiv ausgedrückt werden.110
Auf syntaktischer Ebene werden Satzglieder, Satzteile und Sätze durch Konnektoren
miteinander verbunden. Zu den wichtigen Konnektoren gehören Präpositionen und
Konjunktionen. Präpositionen sind Indikatoren für Beziehungen zwischen den Satzgliedern
107
Lötscher 2006: 31
108
Pul’kina / Sachava-Nekrassova 2003: 448ff.
109
Pul’kina / Sachava-Nekrassova 2003: 449ff.
110
Pul’kina / Sachava-Nekrassova 2003: 449f.
33
und sind eng mit der Kategorie des Kasus verbunden. Die Präpositionen spielen eine
ambivalente Rolle. Einerseits helfen sie beim Dekodieren des Inhalts, und andererseits stellen
sie für NichtmuttersprachlerInnen Schwierigkeiten beim Textverstehen dar, da sie
polyfunktional sind. Das heißt, dass eine Präposition mehrere Funktionen erfüllen,
unterschiedliche Bedeutungen haben und mehrere Äquivalente in der Fremdsprache
aufweisen kann.111 Die Präpositionen können einfach oder zusammengesetzt sein. Die letzten
wurden von Substantiven, Adjektiven, Adverbien oder Verben gebildet und sind mit anderen
Wortarten, denen sie in der Form ähneln, nicht zu verwechseln.112
Um eine Satzreihe zu verstehen, soll man die Inhalte von zwei oder mehreren miteinander
durch Konjunktionen oder konjunktionslos verbundenen einfachen Sätze erschließen und den
Zusammenhang zwischen ihnen feststellen. Dadurch kommt man zur Inhaltserschließung des
ganzen Satzes. Beim Satzgefüge soll man den Hauptsatz von einem oder mehreren
Nebensätzen unterscheiden können. Die Nebensätze erfüllen die Rolle eines Satzgliedes und
antworten auch auf eine Frage.117 Trotz des verbreiteten Gedankens der normativen Stilistik,
dass der Hauptsatz den kommunikativ wichtigeren Inhalt als der Nebensatz trägt, vertreten
viele zeitgenössischen Grammatiker diese Meinung nicht. Im Satz „Er beobachtete, wie ein
111
Bernstein 1990: 194
112
Schlegel 1992: 208
113
Hackenbroch-Krafft / Parey 2003: 42
114
Bernstein 1990: 88
115
Pul’kina / Sachava-Nekrassova 2003: 522ff.
116
Pul’kina / Sachava-Nekrassova 2003: 530
117
Bernstein 1990: 87
34
Gewitter heranzog“118 ist der Inhalt der Beobachtung (Nebensatz) wichtiger, als die Tatsache,
dass jemand etwas beobachtete (Hauptsatz).119
Die Identifikation der Wortarten erfolgt auf der Grundlage ihrer prototypischen Vertreter und
deren spezifischen Merkmale. Die Wortarten werden basierend auf morphologischen
Markierungen, wie bei Substantiven, Pronomen, Adjektiven oder Verben, oder basierend auf
relativen Positionierungen, wie bei Präpositionen oder Konjunktionen, sowie abhängig von
ihrer Verwendung identifiziert.120 Die Strukturierung und Kategorisierung des
Sprachvokabulars durch Erkennung von Wortarten (mithilfe ihrer Flexions- und
Funktionseigenschaften) vereinfacht das Verstehen von Beziehungen im Satz.
Außerdem, wenn man morphologische Merkmale der Wortarten, wie z.B. typische Suffixe
und Endungen, und auch die Bedeutung des Wortstammes grundsätzlich kennt, kann man die
Bedeutung eines unbekannten Wortes aufgrund dieser Kenntnisse und logischer
Überlegungen erschließen.121 So können die LeserInnen zur Bedeutung des Wortes чайный
gelangen, wenn ihnen nur das Wort чай bekannt ist.
118
Helbig 2003: 1
119
Ebd.
120
Rauh 2002: 15
121
Rauh 2002: 17
35
Englischen dagegen bleiben die Endungen von Substantiven gleich, und das Kasussystem ist
im Allgemeinen viel weniger entwickelt.122
Wenn man versteht, zu welchen Wortarten die Wörter im Satz gehören, kann man Subjekt(e)
und Prädikat(e) im Satz finden. Das unten beschriebene Beispiel ist sehr berühmt und kommt
vom russischen Sprachforscher L.W. Stscherba:
Ausgenommen die Konjunktion ist der Satz inhaltslos, da die oben verwendeten Vokabeln
ausgedacht sind124, obwohl der Satz grammatikalisch richtig ist.
Die LeserInnen mit ausreichenden Russischkenntnissen können in diesem Satz das Subjekt
kuzdra (weibliches Substantiv auf -a), die Prädikate budlanula (das Suffix -l- zeigt, dass das
Verb im Präteritum steht, und die Endung -a ist weiblich) und kudjatschit (die Endung -it
weist auf das Verb mit der Endung in der 3. Person Sg., das zur i-Konjugation gehört) finden.
Das Wort glokaja ist ein weibliches Adjektiv (hat die weibliche Endung -aja). Außerdem
kann man noch zwei Akkusativobjekte bokra und bokrionka (beide Substantive sind
männlich, belebt und haben im Nominativ die Nullendung, wobei das zweite Nomen sein
flüchtiges o im Suffix -nok- beim Deklinieren verliert) erkennen. Außerdem erkennt man das
Adverb šteko (die Zugehörigkeit zu dieser Wortart verrät die Endung -o). Das kleine Wort i
ist eine Konjunktion.
Das Beispiel beweist, dass beim Leseverständnis sehr wichtig ist, syntaktische und
morphologische Strukturen zu erkennen, um die Satzbedeutung erschließen zu können.
Lexikalische Kenntnisse sind dabei natürlich auch sehr wichtig. Man kann aber ein
unbekanntes Wort im Wörterbuch nachschlagen oder jemanden nach seiner Bedeutung
fragen.125
122
Buttaroni 1997: 57
123
Bernstein 1990: 22
124
Ebd.
125
Ebd.
36
4.3. Syntaktische Konstruktionsmöglichkeiten
Es spielt keine Rolle, ob die Verknüpfung zwischen zwei Sachverhalten in einem Satz oder in
zwei formuliert wird. Zwei letzte Beispiele zeigen, dass sogar die Reihenfolge der Sätze für
das Verständnis der Aussage nicht wichtig ist. Der Inhalt kann also in einem Satz mit
Präzisierungen und Hinzufügungen oder in zwei einfachen Sätzen formuliert werden.127
Wenn die Strukturen einfach sind, kann man zum Sinn der Aussage auch mit geringen
Grammatikkenntnissen gelangen. Bei komplizierteren Strukturen, wenn man wenig
Kenntnisse hat, sind die Interpretationsmöglichkeiten sehr vielfältig, und man kann nicht
selten den falschen Weg einschlagen. Je genauer man die Aussagen verstehen will, desto
mehr Grammatikkenntnisse braucht man. Für die Textproduktion gilt dasselbe: Je präziser
die Äußerung der Gedanken sein soll, desto mehr grammatische Mittel für die Darstellung
inhaltlicher Zusammenhänge sind notwendig.128
126
Lötscher 2006: 38
127
Lötscher 2006: 39f.
128
Lötscher 2006: 40
37
4.3.2. Rektionen von Verben und Substantiven bei Variationen im Satzaufbau
Abhängig vom Funktionalstil und vom Stil, in dem der/die Autor/in den Text schreibt, können
die Konstruktionen mit Verben oder nominale Konstruktionen verwendet werden, z.B.
Генерал принадлежал к типу учёных военных, полагающих, что
Im Nebensatz, der durch die Konjunktion что eingeführt wird, kann entweder das Verb
примирить im Infinitiv oder das Verbalsubstantiv примирение im Nominativ verwendet
werden. Nach dem Hauptsatz kann außerdem eine Konstruktion mit der Kurzform des
Adjektivs (возможным) stehen, gefolgt von demselben Verb im Infinitiv oder demselben
Substantiv auch im Nominativ, z.B. Генерал принадлежал к типу учёных военных,
полагающих возможным
Das von einem Verb abgeleitete Substantiv kann in einigen Fällen seine Rektion beibehalten,
in anderen aber nicht. Im Falle von примирить und примирение in den oben angeführten
Beispielen ist die Rektion des Verbs und des Verbalsubstantivs nicht gleich. Der Akkusativ
nach dem Verb wird zu Genitiv des Verbalsubstantivs. Dieselbe Regel gilt auch für das
folgende Beispiel: Борис посещает Анну (Akkusativ); посещение Анны (Genitiv)
Борисом.131
Im Falle, dass das Verb und das Substantiv dieselbe Präposition verlangen, bleibt die Rektion
der beiden Wortarten gleich, z.B. Чехов написал резкий отказ от этого почётного звания
(Genitiv); Чехов написал, что категорически отказывается от этого почётного звания
(Genitiv).132 In Sonderfällen können nicht nur die Fälle unterschiedlich sein, sondern auch
129
Daum / Schenk 1994: 703
130
Ebd.
131
Daum / Schenk 1994: 693
132
Ebd.
38
Präpositionen hinzugefügt werden, z. B. Борис любит театр (Akkusativ); любовь Бориса к
театру (к + Dativ).133
Die Verben und Präpositionen verlangen nicht immer denselben Kasus in unterschiedlichen
Sprachen. Die syntaktische Bedeutung und die Funktion der Substantive soll man in erster
Linie aufgrund ihrer Endungen erschließen und so selbständige Fälle von nicht
selbstständigen unterscheiden.134 Z.B. Михаил помогает Александру. vs. Михаилу
помогает Александр.
Die russische Sprache hat den Vorteil, dass die LeserInnen für das Verständnis eines Textes
bzw. Satzes die Interpunktion nutzen können. Die Satzzeichen haben sowohl eine
abgrenzende, als auch eine verbindende sowie hervorhebende Funktion und grenzen die im
Text enthaltenen sprachlichen Zeichen räumlich um.135 So kann der Satz in kleinere Einheiten
segmentiert werden. Wie S. Buttaroni anmerkt, ist „die Segmentierung des Satzes […] das
erste Problem, das HörerInnen zu lösen haben“136, sie spricht von „gefühlsmäßig[er]
Segmentierung von Äußerungen nach den Prinzipien der Syntax“.137
Aufgrund formaler und syntaktischer Kriterien kann man die Segmente als folgende drei
Gruppen beschreiben:
133
Daum / Schenk 1994: 693
134
Bernstein 1990: 121
135
Lamprecht 2000: 107
136
Buttaroni 1997: 51
137
Buttaroni 1997: 52
39
1) einheitliche Hauptglieder, Prädikate und Prädikative
2) syntaktische Erweiterungskonstruktionen: Anreden, Schaltkonstruktionen, Satzglieder,
die durch Isolierung hervorgehoben werden
3) Überschriften, Unterschriften sowie alle Teile von Überschrift- und
Unterschriftkomplexen138
Wenn man die Texte im Allgemeinen betrachtet, ohne Besonderheiten einzelner Textsorten
zu berücksichtigen, kann das Strukturbild des Textes in Überschrift, Textkörper und
Unterschrift gegliedert werden. Die Überschrift enthält eine Grundaussage, die im Text
konkretisiert und erweitert wird. Der Textkörper besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil
und einem Schluss.139 Beim Lesen werden die RezipientInnen aber nicht nur text-, sondern
auch aufgabengeleitet, deshalb erfolgen der Informationsgewinn, die Inhaltserschließung und
die Ordnung der Rezeptionsergebnisse eines bestimmten Textes im Hinblick auf jeweilige
Ziele der LeserInnen.140
Die Texte lassen sich nicht nur in (formal-)syntaktische Abschnitte, sondern auch in
inhaltliche gegenständlich-thematische Linien teilen, die eine bestimmte Thematisierung
repräsentieren und sich als „Segmente der Äußerungsstruktur („Oberflächenstruktur“) eines
Textes, die als satz- und textgrammatisch gebundene Folgen die sukzessive Verarbeitung des
Kommunikationsgegenstands, seine Thematisierung, repräsentieren“141 definieren lassen. „In
ihrer Gesamtheit spiegeln sie die durch den Textproduzenten in Abhängigkeit von der
Operationalisierung der dominanten Kommunikationsabsicht und der Art und der Weise der
Berücksichtigung des kommunikativen Bedingungsgefüges gewählte Art der Fortführung der
Gedankenlinie mit ihren Verzweigungen wider.“142
Für die inhaltliche Dekodierung der Lesetexte ist also die strukturelle Dekodierung nötig. Die
grammatischen Beziehungen zwischen den Wörtern und syntaktische Strukturen in den
138
Lamprecht 2000: 108
139
Lamprecht 2000: 116
140
Lamprecht 2000: 118
141
Lamprecht 2000: 109
142
Lamprecht 2000: 109f.
40
Sätzen sollen erschlossen werden. Nur wenn man Grammatikkenntnisse besitzt, kann man die
Texte analysieren und verstehen, denn bevor man zum Prozess der Erschließung der
Bedeutungsinhalte von Wörtern und Wortverbindungen kommt, muss man zuerst die
sprachlichen Äußerungen im Hinblick auf ihre Form und Aufbau untersuchen. Zur
Erschließung der lexikalischen Bedeutung kommt man durch die Erschließung der
strukturellen Bedeutung.143
Um zum Verständnis von einzelnen Wörtern und des gesamten Satzinhalts zu gelangen,
benötigt man das lexikalische, grammatikalische (morphologische und syntaktische) und
konzeptuelle Wissen. Wenn man beispielsweise den Anfang des Satzes „Äpfel wachsen
an…“ liest bzw. hört, entstehen im Kopf Vermutungen über die mögliche Fortsetzung.
Syntaktisch gesehen könnte ein Substantiv, vielleicht auch mit einem darauf bezogenen
Adjektiv, folgen. Aus der Sicht der Morphologie erwartet man nach an ein Substantiv im
Plural. Ein weiterer grammatischer Aspekt ist, dass dieses Substantiv vermutlich im Dativ
steht, da es die Frage wo? beantworten soll. Konzeptuell erwartet man, dass in der
Fortsetzung des Satzes die Rede von den (Apfel)bäumen sein wird, da die Äpfel eigentlich
nirgendwo anders wachsen. Aus dem Gesichtspunkt der Lexik könnte man als Fortsetzung
entweder das Wort Bäume(n) oder Apfelbäume(n) erwarten.144 In einer lexikalischen Einheit
sind also „[…] Informationen über die Bedeutung und die angepassten Gebrauchskontexte der
Wörter gespeichert […]“.145
Wenn man über Texte ganz im Allgemeinen spricht, ohne deren Schwierigkeitsgrad sowie die
Besonderheiten des Funktionalstils und der Textsorte zu berücksichtigen, kann man sagen,
dass man einige Kenntnisse im Bereich Morphologie und Syntax mehr, andere weniger
braucht.147
146
Bernstein 1990: 25f.
147
Bernstein 1990: 29
148
Bernstein 1990: 40
42
5. Funktionalstile und ihre Merkmale
In jedem Text wird ein eigener Stil entfaltet, dank dem die Informationen auf eine bestimmte
Weise vermittelt werden. Unter dem Stil versteht man die Art und Weise, in der die
Primärinformation bezogen auf den Mitteilungszweck gestaltet wird. Durch den Stil wird
auch die sekundäre, pragmatische Information vermittelt, und zwar die Rezeptionssteuerung,
Selbstdarstellung, Beziehungsgestaltung. Die Texte werden von den AutorInnen an die von
ihnen verfolgte Intention und Funktion angepasst. Diese Anpassung bewirkt eine bestimmte
Textoberfläche und Sprachgestalt. Jeder Text zeichnet sich durch Stilprinzipien aus, denen er
folgt.149
Jeder Text hat seine stilistische Färbung und gehört zu einem der Funktionalstile. Die
Funktionalstile haben sich im Laufe der Geschichte herausgebildet, abhängig davon, wo und
zu welchem Zweck die Sprache benutzt wurde.150 Der Funktionalstil ist
Man unterscheidet traditionell fünf Funktionalstile: den Stil der Wissenschaft, den Stil der
schönen Literatur, den Stil der Presse und Publizistik, den Amts- und Geschäftsstil und den
Stil der Alltagssprache.152 Ein Text ist nicht immer nur in einem Stil verfasst und kann auch
Elemente anderer Stile enthalten.153
149
Fix 2007: 95f.
150
Bolotnova 2008: 317f.
151
Kožina 2010: 91
152
Grabowski 1992: 19
153
Kožina 2010: 285
43
5.2. Der Stil der Wissenschaft
Dem Stil der Wissenschaft sind ausgeprägte Logik der Darstellung, Eindeutigkeit und
Genauigkeit eigen. Die Aussagen sind kompakt, jedoch sehr inhaltsreich. Fünfzehn bis
zwanzig Prozent der Lexik enthalten Termini. Außerdem kommen in Texten dieses Stils
wissenschaftliche idiomatische Redewendungen und abstrakte Begriffe vor,155 darunter große
Anzahl an sächlichen Substantiven, z.B. значение, свойство, явление, влияние.156
Die Einzahl wird oft für die Bezeichnung der Mehrzahl gebraucht, z.B. Берёза хорошо
переносит морозы. In diesem Satz wird gemeint, dass nicht eine konkrete Birke, sondern
diese Baumart im Allgemeinen dem Frost gut standhält. Für die Generalisierung werden
häufig spezielle Adverbien (z.B. обычно, всегда, регулярно) und Pronomen (z.B. всякий,
каждый) verwendet.157
Oft kommen sekundäre und nicht konkrete Bedeutungen von Verben zum Ausdruck. So
bezeichnen die folgenden Verben nicht die Bewegung, sondern entfalten ihre Bedeutung nur
in Verbindung mit anderen Wörtern: речь идёт о проблеме; следует заметить, что; из
154
Bylkova / Machnickaja 2005: 186f.
155
Bylkova / Machnickaja 2005: 187
156
Kožina 2010: 293f.
157
Kožina 2010: 291f.
44
сказанного ранее вытекает. Die Verben идти, следовать, вытекать bedeuten nicht
mehr gehen, folgen, entspringen, sondern können in den oben genannten Wortverbindungen
übersetzt werden mit: die Rede ist von einem Problem; es sei anzumerken, dass; aus dem
vorher Gesagten folgt.158
Die Generalisierung wird durch unpersönliche Sätze und Sätze mit Passiv ausgedrückt, z.B.
Для этого берут в лабораториях воронку. Металлы легко режутся. Im ersten Satz hat
das Verb die Endung der 3. Person Pl., im letzten wird das Suffix -ся angehängt.159
Vorwiegend werden Substantive, und nicht Verben bevorzugt, z.B. имеет место
повышение температуры statt повышается температура.161 Dabei trägt das Substantiv
die Hauptbedeutung. Für die Verallgemeinerung wird die 1. Person Pl. gebraucht, z.B. мы
можем заключить, что… .162
Die Verben dienen nur als formal-grammatikalisches Zentrum im Satz, die Hauptfunktion
erfüllen dafür Verbalsubstantive, z.B. в результате реакции происходит
перераспределение массы, nicht в результате реакции перераспределяется масса. Der
Anteil der Substantive ist deshalb viel größer als der der Verben. Unpersönliche Sätze machen
60 bis 80 Prozent aller eingliedrigen Sätze aus. Modalwörter надо, нужно, можно, нельзя
stehen oft als Prädikate und bezeichnen in Verbindung mit Verben eine zeitlose Handlung.163
Kurzformen von Adjektiven werden in der Regel für den Ausdruck eines nicht konstanten
Merkmals verwendet.164 In den wissenschaftlichen Texten verlieren sie sehr oft diese
158
Kožina 2010: 292
159
Kožina 2010: 292f.
160
Kožina 2010: 293
161
Bylkova / Machnickaja 2005: 187
162
Kožina 2010: 293
163
Kožina 2010: 294f.
164
Adler 2009: 161
45
Eigenschaft und geben die Beständigkeit der Gegenstände oder Erscheinungen wieder, z.B.
Глаз особенно чувствителен к зелёной части спектра.165
Adjektive werden für die Verstärkung der Aussagen häufig im Superlativ verwendet, z.B.
труднейшая задача, простейшее решение, в наивыгоднейшем случае.166
Dem wissenschaftlichen Stil ist die Äußerung von Hypothesen eigen. In den Texten kann man
sie auf verschiedene Weisen zum Ausdruck bringen: mithilfe von Adjektiven und Adverbien
mit der Bedeutung der Annahme (z.B. гипотетическая классификация; допустимо
нахождение), mithilfe von Verben (z.B. надо допустить, что...; можно предполагать,
что...), durch Konjunktiv (z.B. следовало бы ожидать, что...; должно было бы
зависеть от) oder mittels zahlreicher Schaltwörter (z.B. вероятно, возможно). Nicht
selten können am Satzanfang oder in der Mitte des Satzes auch Füllwörter stehen, z.B. быть
может, скорее всего, видимо.167
Die betonte Logik der wissenschaftlichen Texte, die in der konsequenten Darlegung, in der
Anführung von Beweisen und in der Argumentation zum Ausdruck kommt, zeigt sich in
zahlreichen zusammengesetzten Sätzen mit Konjunktionen. Diese helfen möglichst präzise
logische und inhaltliche Zusammenhänge der Satzteile darzustellen. Satzgefüge kommen öfter
als Satzreihen vor. Sowohl in einfachen als auch in zusammengesetzten Sätzen werden häufig
Schaltwörter und -wortverbindungen verwendet, z.B. итак, следовательно, таким
образом, с одной стороны, с другой стороны, во-первых, во-вторых. Adverbien erfüllen
165
Kožina 2010: 294
166
Kožina 2010: 302
167
Kožina 2010: 308f.
168
Kožina 2010: 296
169
Bylkova / Machnickaja 2005: 187
46
auch oft eine verbindende Funktion und betonen kausale Beziehungen, z.B. отсюда можно
сделать заключение, что... .170
Bestimmte sperrige sprachliche Konstruktionen, die aus der Sicht der traditionellen Stilistik
die Texte nur erschweren, sind im Stil der Wissenschaft einfach nötig. Sie tragen dazu bei,
dass die Texte flüssig sind und sich gut lesen, z.B. приведу ещё пример...; остановимся
на...; обратимся к примерам...; подчеркнём ещё раз...; подведём итоги...; можно ещё
отметить...; необходимо сказать, что... .171 In den angeführten Beispielen stehen die
Verben in der 1. Person Sg. oder Pl., und es werden außerdem можно und необходимо im
unpersönlichen Sinne gebraucht.
In den Texten der schönen Literatur wird ein Bild mithilfe von Wörtern gemalt, es wird über
Ereignisse erzählt und die Meinung dazu geäußert. Die Besonderheit des belletristischen Stils
besteht darin, dass die Tatsachen dargestellt werden, und nicht mitgeteilt, wie z.B. im Amts-
und Geschäftsstil. Sowohl die materielle Welt als auch die Gefühle werden ausführlich,
emotionell und bilderreich beschrieben. Dementsprechend zeichnen sich belletristische Texte
durch den Einsatz vieler rhetorischer Mittel aus. Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten,
Märchen, Gedichte, Lieder etc. dienen als Beispiele für Texte der schönen Literatur.172
Die AutorInnen zeigen ihre Kreativität und schöpferische Individualität und flechten Wörter
mit emotioneller Färbung, mit konkreter und übertragener Bedeutung ein, sie beschreiben
Handlungen, Gegenstände und ihre Eigenschaften. Auch die Lexik und die Phraseologie aus
den anderen Stilen werden weitgehend verwendet.173
170
Kožina 2010: 295f.
171
Kožina 2010: 296
172
Bylkova / Machnickaja 2005: 184ff.
173
Ebd.
47
Die lexikalische Ebene
Eine wichtige Textsorte des Stils der schönen Literatur sind Gedichte. Sie machen die
LeserInnen auf die Sprache aufmerksam und sind daher sprachreflexiv. In Gedichten kommen
oft Wortspiele vor,176 die sehr gute Kenntnisse in Lexik und Grammatik verlangen.
Für die narrative Darstellung wird in der schönen Literatur oft die Vergangenheitsform der
Verben gebraucht.177 Für eine genaue Beschreibung in der Vergangenheit sind die Aspekte
der russischen Verben für die Bezeichnung einer abgeschlossenen oder andauernden
Handlung wichtig, z.B. Григорий спустился к Дону [...], подошёл к прикрытому
ставнями окну. Он слышал только частые удары сердца…178 Die Aspekte sind auch für
die Zukunft wichtig, wo sowohl vollendete als auch unvollendete Verben vorkommen.179 In
der Gegenwart werden bekanntlich nur unvollendete Verben verwendet.
Sehr typisch für die Belletristik ist die Narration unter Verwendung aller Zeitformen des
Verbs, was der Erzählung Expressivität und Dynamik verleiht, z.B. [...] вода этих чувств
174
Denka 2005: 103
175
Denka 2005: 111
176
Fandrych / Thurmair 2011: 328
177
Kožina 2010: 404f.
178
Kožina 2010: 399ff.
179
Kožina 2010: 404
48
вовсе не знает, каждый ручей уверен в том, что добежит до свободной воды...
Дерево давно и плотно легло на ручей [...].180
Präfixe und Suffixe der unvollendeten Verben spielen im belletristischen Stil eine große
Rolle. Sie geben den Verben verschiedene Bedeutungen, wie der andauernden Handlung, der
Wiederholung und der Diskontinuität der Handlungen, z.B. В лесу выстукивал
(Wiederholung) дятел. В глазах накапливались (Dauer) […] слёзы [...].181
Im Gegensatz zum Stil der Wissenschaft bezeichnen die Kurzformen von Adjektiven im Stil
der schönen Literatur nicht konstante, sondern vorübergehende Zustände oder Merkmale, z.B.
На этот раз он был молчалив, рассеян, мягок.182
Für die belletristischen Texte ist die Dynamik typisch, was sich im häufigen Gebrauch von
Verben widerspiegelt. Sie kommen dreimal öfter als im Amts- und Geschäftsstil und zweimal
öfter als im Stil der Wissenschaft vor.183 Verben werden in allen Personen Singular und Plural
gebraucht. Es werden alle Personalpronomen verwendet, und sie bezeichnen konkrete, nicht
abstrakte Personen und Gegenstände, wie es beispielsweise im wissenschaftlichen Stil üblich
ist.184
Die Expressivität des Stils zeigt sich in der Verwendung von allen Satztypen.185 Je nach
individuellem Stil des Autors/der Autorin und je nach Besonderheiten der Textsorte können
lange narrative Sätze, z.B. in Romanen, oder kurze Sätze, wie in dynamischen Erzählungen,
z.B. in Krimis, vorkommen.
Die Sätze können sowohl die für die russische Sprache übliche syntaktische Struktur
aufweisen als auch Inversionen enthalten. Außerdem findet man in den Texten der schönen
Literatur elliptische Sätze.
180
Kožina 2010: 404
181
Kožina 2010: 405
182
Kožina 2010: 406
183
Ebd.
184
Kožina 2010: 405
185
Kožina 2010: 407
49
Ein weiteres Merkmal der belletristischen Texte besteht darin, dass direkte und indirekte Rede
zum Ausdruck gebracht werden.186 Die direkte Rede lässt sich an der entsprechenden
Interpunktion erkennen.
Im publizistischen Stil sind Texte, die für unterschiedliche Massenmedien bestimmt sind,
verfasst, z.B. Interview, Nachricht, Wetterbericht, Reportage, Zeitungsartikel usw. Dieser
Funktionalstil steht dem wissenschaftlichen und belletristischen nahe, da er eine informative
und lenkende Funktion ausübt, die aber ihre Spezifik hat. Die Informationen sind nicht auf
eine begrenzte Zahl von Fachleuten, sondern auf breite soziale Schichten gerichtet und sollen
möglichst schnell verbreitet werden.187
Publizistische Texte haben zum Zweck, nicht nur den Verstand zu überzeugen, sondern auch
die Gefühle anzusprechen. Sie enthalten lexikalische Elemente des wissenschaftlichen und
amtlichen Stils, Ausdrücke aus der alltäglichen Kommunikation, die Bildhaftigkeit und
verschiedene Stilmittel der schönen Literatur. Die Individualität der AutorInnen kann immer
ihren Platz in der Publizistik finden.188 Die Mischung von unterschiedlichen sprachlichen
Mitteln aus verschiedenen Stilen drückt die Expressivität aus und erfüllt dabei die wichtigste
Funktion der Publizistik, und zwar die Kommunikation.189
Die charakteristischen Merkmale des Stils der Presse und Publizistik sind Aktualität,
Emotionalität, Verallgemeinerung und Verständlichkeit der Darstellung. Jeder, auch kurze,
Satz ist sehr informativ. Klischees und Periphrasen (z.B. голубые дороги statt водные пути)
kommen oft vor. Hauptsächlich werden einfache Sätze verwendet, und ziemlich oft solche, in
denen Verben ausgelassen sind, z.B. Банки – не только для банкиров.190 Um Originalität
und Einmaligkeit publizistischer Texte zu erreichen, werden Wiederholungen vermieden und
stattdessen synonyme Wörter, Wortverbindungen und Konstruktionen gebraucht.191
186
Kožina 2010: 407
187
Bylkova / Machnickaja 2005: 188f.
188
Ebd.
189
Kožina 2010: 357
190
Bylkova / Machnickaja 2005: 189f.
191
Kožina 2010: 347
50
Die lexikalische Ebene
In Presse und Publizistik kommen sehr oft Internationalismen vor. Unter den
Internationalismen sind häufig Neologismen zu finden, vor allem in den Texten, in denen es
sich um aktuelle Erscheinungen handelt.192
Verschiedene Wortarten, darunter eine große Zahl von Adjektiven, mit bewertender Funktion
drücken Expressivität aus. Für die höchste Ausdruckskraft wird bei Adjektiven und
Adverbien der Superlativ gebraucht, z.B. жесточайший кризис, самые решительные
меры, отличнейше, строжайше.194
Bei der Wortbildung kann man oft Suffixe ausländischer Herkunft beobachten, z.B. -и(я),
-ци(я), -аци(я), -изаци(я), wie z.B. in индустрия, инвестиция, организация,
радикализация. Das Suffix -изм- ist besonders gebräuchlich, z.B. плюрализм, социализм.
Eine bewertende Bedeutung bekommen Substantive mit dem Suffix -щин(а), z.B.
групповщина, штурмовщина, вкусовщина, sowie Verben mit dem Suffix -нича(ть), z.B.
деликатничать, благодушничать, хозяйничать.195
In Texten der Presse und Publizistik finden sich auch oft Adverbien, die mithilfe vom Präfix
по- gebildet wurden, z.B. по-деловому, по-рабочему, по-хозяйски.
Wortzusammensetzungen sind eine häufige Erscheinung, z.B. либерально-
демократический, общественно-политический.196
192
Kožina 2010: 351
193
Kožina 2010: 354
194
Kožina 2010: 354f.
195
Kožina 2010: 352
196
Kožina 2010: 352f.
51
Verben werden oft im Präsens gebraucht. Die Gegenwartsform wird sowohl für die
Beschreibung der Handlung in der Vergangenheit eingesetzt, z.B. нападающий забивает
решающий гол; издали кажется, будто они вращаются, als auch in der Zukunft, z.B.
открывается концертный сезон.197
Die informative Funktion findet ihren Ausdruck in passiven Konstruktionen, z.B. строится
льнокомбинат, выращен высокий урожай, открыта новая гостиница, sowie in
Verbformen, die unpersönliche Bedeutung haben und semantisch Funktion der Mitteilung
erfüllen, z.B. информируют, сообщают, передают.198
In den gedruckten Medien kann man den Einsatz von zusammengesetzten Präpositionen
beobachten, die aus einer einfachen Präposition und einem Substantiv bestehen, z.B. в целях,
в соответствии, вследствие, по мере; zusammengesetzte Konjunktionen mit einem
Substantiv als Grundlage, z.B. в связи с тем что, ввиду того что, по случаю того что;
sowie feste, aus Verb und Substantiv bestehende Redewendungen mit abgeschwächter
eigentlicher Bedeutung des Verbes, z.B. оказывать помощь, находить применение, вести
переговоры.199
Ebenso wie der schönen Literatur sind dem publizistischen Stil Inversionen, Parallelismen,
Antithesen und andere Mittel der sogenannten poetischen Syntax eigen, z.B. завершая год
трудовой.200
Oft wird neben den schriftsprachlichen Mitteln und Termini auch Lexik mit
umgangssprachlichen Konstruktionen gebraucht. Damit wird der besondere stilistische Effekt
erzielt, der für die Publizistik typisch ist, z.B. Одни говорят, что-то в государственной
машине разломали зря... Другие отстаивают иное: мол, что-то в ней, напротив,
недоломали... Mit solchen Stilmischungen wird eine ironisch-bewertende Einstellung zum
Mitgeteilten ausgedrückt.201
197
Kožina 2010: 353
198
Kožina 2010: 358
199
Ebd.
200
Kožina 2010: 355f.
201
Kožina 2010: 356f.
52
Abhängig von Textsorten können sowohl einfache als auch zusammengesetzte Sätze mit
komplizierten syntaktischen Konstruktionen vorkommen. Die letzten enthalten
unterschiedliche Konjunktionen zum klaren Ausdruck der Inhalte. Ziemlich oft werden
Partizipial- und Gerundialkonstruktionen gebraucht.202
Im Amts- und Geschäftsstil werden Gesetze, Abkommen, Urkunden, Verträge und viele
andere Schriftstücke und Geschäftspapiere verfasst. Hier gibt es keinen Platz für Kreativität.
Dieser Stil wird von den anderen Stilen kaum beeinflusst, obwohl er selbst in die Belletristik,
Wissenschaft, Publizistik und Alltagssprache eingreift. Er hat zum Ziel die Mitteilung von
Informationen, genauen Vorschlägen und Anweisungen. Die Texte sind emotionslos, offiziell
normiert und standardisiert; die Sätze sind meistens präzise, inhaltsträchtig und eindeutig. In
der russischen Sprache sagt man sogar über die Geschäftspapiere, dass sie nicht geschrieben,
sondern zusammengestellt werden (деловые бумаги составляются, nicht пишутся).203
Genaue Formulierungen, zahlreiche Klischees, feste Redewendungen und Termini sind die
Hauptmerkmale des Amts- und Geschäftsstils. Es gibt keinen Platz für Expressivität und
Emotionalität.204 Das Streben nach Genauigkeit begrenzt den Gebrauch von Synonymen,
deswegen kommt es zur Wiederholung mancher Wörter und Wortverbindungen, überwiegend
von Termini.205 Auch besondere idiomatische Wendungen bilden einen wichtigen Bestandteil
der amtlichen Texte.206
In den Texten des Amts- und Geschäftsstils werden Tatsachen festgestellt, dabei nimmt in
manchen Textsorten die sogenannte „betonte Feststellung“ einen besonderen Platz ein, z.B.
202
Kožina 2010: 359
203
Bylkova / Machnickaja 2005: 183f.
204
Kožina 2010: 320f.
205
Kožina 2010: 326
206
Bylkova / Machnickaja 2005: 184
53
im folgenden Akt: [...] составили нижеследующий акт: 1. Первый сдал, а второй
принял […].207
Auf den ersten Blick tragen die Texte amtlichen Stils einen beschreibenden Charakter. In
Wirklichkeit liegt ihnen aber die vorschreibende Funktion zugrunde. Im folgenden Satz
bezeichnet das Verb in der Gegenwartsform eine Verpflichtung: Настоящим Кодексом
регулируются указанные в статье 1 отношения […]. In anderen Fällen wird die
Verpflichtung explizit mit entsprechenden lexikalischen Mitteln ausgedrückt, z.B. […]
заказчик обязан передать подрядчику задание на проектирование, а также иные
исходные данные.208
Für den Amts- und Geschäftsstil sind unter anderem Sätze mit der Bedeutung einer Forderung
kennzeichnend. Alle Zeitformen werden gebraucht. Nicht selten steht das Verb im Präsens
Passiv und es wird daran das Suffix -ся angehängt, z.B. действие доверенности
прекращается вследствие истечения срока, гражданские права охраняются
законом.209
Abhängig von der Textsorte werden in den Texten des Amts- und Geschäftsstils sowohl
unvollendete als auch vollendete Verben gebraucht. Die ersten sind öfter in Verfassungen und
Kodexen zu finden, die letzten in Verträgen, Erlassen, Direktiven, Verordnungen, Protokollen
etc. Vollendete Verben werden mit Modalverben mit der Bedeutung einer Forderung
verwendet. Sie können eine Erlaubnis oder einen Befehl ausdrücken, z.B. вправе
предписать; должен сообщить, обязую обеспечить.210 Die vollendeten Verben in der
Vergangenheit weisen auf eine Feststellung hin, z.B. мы [...] осмотрели, обмерили на
выборку, сличили чертежи и приняли одноквартирный щитовой дом.211
In den Texten kommen außerdem oft Verben mit vorschreibender oder imperativer
Bedeutung zum Einsatz. Sie werden häufig im Infinitiv zusammen mit anderen Wortarten
207
Kožina 2010: 322f.
208
Kožina 2010: 326
209
Kožina 2010: 323
210
Kožina 2010: 325
211
Ebd.
54
verwendet, z.B. должен, обязан (Adjektive), постановляю, приказываю (Verben in der
1. Person Sg.), может, обязуется (Verben in der 3. Person Sg.), sowie mit Modalwörtern,
z.B. нужно, необходимо. Zur Verstärkung können noch zusätzlich Adverbien benutzt
werden, z.B. необходимо решительно устранять недостатки.212 Es sei auch zu
erwähnen, dass für den Amts- und Geschäftsstil häufiger Gebrauch der Kurzform von
Adjektiven mit der Bedeutung der Verpflichtung typisch ist, z.B. обязателен,
ответственен, необходим.213
Im Vergleich zum Stil der Wissenschaft, dem der nominale Charakter eigen ist, ist der
Gebrauch der Substantive im Amts- und Geschäftsstil noch ausgeprägter, darunter sind
Verbalsubstantive zu finden, z.B. квитанция об отправке, оказание помощи, выяснение
условий, установление контроля, проверка обязательств. Auch für diesen Stil ist der
Gebrauch von Ketten von Substantiven im Genitiv charakteristisch,214 z.B. назначение
заместителя начальника цеха термообработки металла Т. Н. Николаева на
должность главного инженера завода [...].215 Es werden außerdem zahlreiche von
Substantiven gebildete Präpositionen und Konjunktionen verwendet, z.B. согласно, в связи,
соответственно; вследствие того что, в связи с тем что, ввиду того что.216
Es ist dem Amts- und Geschäftsstil nicht eigen, Überlegungen zum Ausdruck zu bringen, im
Gegensatz zum wissenschaftlichen Stil, weil man amtliche Texte nicht beweist, sondern
festlegt. Das spiegelt sich in der Syntax wider. In den Texten des Amts- und Geschäftsstils
finden sich sehr wenige Kausalsätze. Da es in bestimmten Textsorten dieses Stils erforderlich
ist, Bedingungen von rechtlichen Verordnungen und Vorschriften zu definieren, gibt es dafür
viele Bedingungssätze. In solchen Fällen beginnt der Nebensatz oft mit если, dabei steht das
Verb oft in der Zukunftsform, z.B. страховая сумма выплачивается, если в течение года
[...] наступит [...].217
212
Kožina 2010: 324
213
Kožina 2010: 325f.
214
Kožina 2010: 327
215
Rachmanin 1997: 13
216
Kožina 2010: 327
217
Kožina 2010: 325
55
Die Sätze werden wegen ausführlicher Darlegungen und Klauseln durch gleichartige
Satzglieder, zahlreiche Nebensätze (oft mit Partizipial- und Gerundialkonstruktionen)
erschwert und werden deshalb erheblich länger. Sie können sogar bis zu 2.000 Wörter
enthalten.218
Für die Texte dieses Funktionalstils sind außerdem Aufzählungen typisch, die sogar die
äußere Struktur des Textes abzeichnen können. Hier werden beispielsweise Unterpunkte von
Gesetzen und Verträgen oder Aufzählungen von Verpflichtungen, Bedingungen etc. gemeint.
Es können nicht nur einzelne Wörter, sondern auch ganze Sätze Aufzählungen bilden.219
Die wichtigsten Funktionen des Stils der Alltagssprache sind Unterhaltung, Austausch von
Informationen, Meinungen und Eindrücken. Die Sprache ist „lebendig“, d.h. die
SprecherInnen verwenden spontane, nicht im Voraus durchdachte Phrasen. Sie sind frei in der
Auswahl von Wörtern und Ausdrücken, äußern ihre Meinung zum Gesprächsgegenstand und
reagieren auf die Aussagen der GesprächspartnerInnen. Die Hauptmerkmale der
Alltagssprache sind Emotionalität und Ungezwungenheit.221 Die Sprache ist gekennzeichnet
durch die Verwendung der alltäglichen Lexik und Phraseologie hauptsächlich in Dialogen,
seltener in Monologen. Den Stil der Alltagssprache kann man in privaten Briefen und
Gesprächen, Unterhaltungen, Notizen, Kommentaren, Witzen etc. beobachten.222
218
Kožina 2010: 321f.
219
Bylkova / Machnickaja 2005: 184
220
Rachmanin 1997: 13
221
Bylkova / Machnickaja 2005: 182
222
Bylkova / Machnickaja 2005: 183
56
Die lexikalische Ebene
Im Vergleich zu den anderen vier Funktionalstilen werden Verben in der Alltagssprache öfter
verwendet. Interjektionen und Partikeln, die für die Umgangssprache typisch sind, werden
ziemlich oft gebraucht, z.B. ой, ага, ну, вот.223 Diese sprachlichen Mittel bringen die
Emotionalität der Aussagen zum Ausdruck. Diese Funktion erfüllt auch die stilistisch gefärbte
umgangssprachliche Lexik, die die Kreativität jedes einzelnen Individuums widerspiegelt.
Dem Stil der Alltagssprache ist Konkretisierung eigen. Dafür werden häufig Possessiv- und
Demonstrativpronomen benutzt, beispielsweise возьми мой портфель; дай с письменного
стола вон эту книжку.224 Da oft Meinungen und persönliche Empfindungen geäußert
werden, kommen Füll- und Schaltwörter zum Einsatz, die die Aussagen konkretisieren und
auch modalisieren.
Es werden sprachliche Mittel der subjektiven Einschätzung, vor allem Suffixe, verwendet.225
Diese kommen in vielen Fällen bei Substantiven mit der Bedeutung der Übertreibung,
Verniedlichung oder Missbilligung zum Einsatz, z.B. холодина, домище; мамочка,
солнышко, лапушка; пошлятина.226 Außerdem werden Nomina mithilfe von Suffixen -к-,
-яг-, -ун- (die umgangssprachlich gefärbt sind) gebildet, z.B. свечка statt свеча, печка statt
печь; работяга, говорун, oder mithilfe von Infixen -е- und -о-, z.B. пустозвон,
лежебока.227
Da die Alltagssprache üblicherweise emotional ist, sind hier Adjektive mit bewertender
Bedeutung zu finden, für deren Bildung unterschiedliche Suffixe benutzt werden, z.B.
зубастый, глазастый, здоровенный, худющий, драчливый, кусачий.228 Für die
Verstärkung der Expressivität werden die Adjektive außerdem doppelt verwendet und mit
einem Bindestrich geschrieben. Manchmal wird noch dazu das Präfix пре- für die Bildung
223
Kožina 2010: 436
224
Kožina 2010: 398
225
Kožina 2010: 434
226
Kožina 2010: 435
227
Ebd.
228
Kožina 2010: 436
57
von Superlativ hinzugefügt, z.B. он такой огромный-огромный; она глазастая-
преглазастая.229
Neue Verben werden entweder mit Präfixen oder Suffixen, oder gleichzeitig mit Präfixen und
Suffixen gebildet, z.B. прикупить, исхудать; спекульнуть; пошаливать.230 Die Verben
können in allen Zeitformen und sowohl in vollendeter als auch in unvollendeter Form stehen.
Bei Personalpronomen kann man die Abschwächung ihrer grammatischen Bedeutung, z.B.
так оно и есть, sowie ihre Verwendung für Verstärkung der Expressivität beobachten, z.B.
приходил этот твой очкарик.231
In der Alltagssprache werden erweiterte Namen oft auf besondere Weise dekliniert: Häufig
wird nur der zweite Teil geändert, z.B. к Иван (statt Ивану) Иванычу. Es werden auch
Varianten von Endungen bei Substantiven im Genitiv und Präpositiv Singular gebraucht, z.B.
нет сахару statt нет сахара, из дому statt из дома; в отпуску statt в отпуске. 232
Auf der syntaktischen Ebene zeichnet sich der Stil der Alltagssprache durch schwache oder
undefinierte syntaktische Beziehungen zwischen den Satzgliedern aus.233 Um diese
Beziehungen zu verstehen, muss man den Kontext der Aussage berücksichtigen.
229
Kožina 2010: 436
230
Ebd.
231
Ebd.
232
Ebd.
233
Kožina 2010: 434
234
Bylkova / Machnickaja 2005: 183
235
Kožina 2010: 437
58
Zusammengesetzte Sätze kommen im Vergleich zu den anderen Stilen viel seltener zum
Einsatz und werden in vielen Fällen ohne Konjunktionen gebaut. Satzreihen werden öfter als
Satzgefüge gebraucht.236
236
Kožina 2010: 438
59
6. Textsorten
Die Textsorte wird als eine wichtige linguistische Kategorie mit Berücksichtigung
theoretischer, praktischer und methodologischer Aspekte betrachtet.237 Unter Textsorten
versteht man „[…] sozial-historisch entstandene und überlieferte, in der gesellschaftlichen
Praxis real existierende typische Formen der sprachlichen Kommunikation […]“.238 Eine
andere Definition besagt, die Textsorte sei „ein historisch entstandenes, gesellschaftlich
akzeptiertes, produktives und in der Regel empirisch beherrschtes Textbildungsmuster zur
geistig-sprachlichen Verarbeitung eines komplexen Sachverhalts“.239 Die TextbenutzerInnen
erkennen traditionelle Textsorten und ihre Merkmale und werden bei der Textrezeption von
den kommunikativen Besonderheiten der Textsorten geleitet.240
237
Krause 2000: 24
238
Krause 2000: 41
239
Minogue / Weber 1992: 51
240
Krause 2000: 24
241
Lisiecka-Czop 2003: 30
242
Lisiecka-Czop 2003: 47
243
Krause 2000: 27
244
Krause 2000: 34f.
60
Wenn man Texte aus der Sicht der Kommunikationsaufgabe betrachtet, so bilden sich die
Textsortenklassen heraus, die auf personellen (z.B. Interview, Tagebuch), primär
kommunikativ-situativen (z.B. Telefongespräch) und primär gegenstandsspezifischen
Beziehungen (z.B. Wetterbericht) gründen bzw. eine Kommunikationsabsicht haben (z.B.
Notiz, öffentlicher Brief). Nach dem Funktionalstil unterscheidet man die Textsorten des
Alltagslebens, des offiziell-amtlichen Bereichs, der Journalistik, der Wissenschaft und der
schönen Literatur, die noch weiter in spezifische Substile unterteilt werden.245
Bei der Textsortenanalyse sollen folgende Dimensionen berücksichtigt werden: situativer und
sozialer Kommunikationsbereich bzw. Verwendungsbereich, Textfunktion, thematische,
245
Krause 2000: 27f.
246
Brinker / Cölfen / Pappert 2014: 105ff. zit. n. Fandrych / Thurmair 2011: 19
247
Fandrych / Thurmair 2011: 17ff.
248
Lisiecka-Czop 2003: 47
249
Fandrych / Thurmair 2011: 16
61
textstrukturelle und grammatische Ebene.250 Als Kommunikationsbereiche können
beispielsweise Medizin, Justiz, Rechtswesen, Hochschule oder Wissenschaft genannt
werden.251
Die Strukturen der Textsorten, die für die fremdsprachliche Kommunikation in Frage
kommen, sind den modernen Auffassungen nach schon im muttersprachlich geprägten
Bewusstsein gespeichert (ikonisch, prototypisch oder modular).252 Man soll aber immer
bedenken, dass es in der Zielsprache Strukturen gibt, die von denen in der Muttersprache
abweichen und die man analysieren können soll.253
250
Fandrych / Thurmair 2011: 17
251
Brinker / Cölfen / Pappert 2014: 105ff. zit. n. Fandrych / Thurmair 2011: 19
252
Krause 1991: 266f. zit. n. Serowy 1993: 113
253
Serowy 1993: 113
254
Fritz 2005: 1157ff. zit. n. Fandrych / Thurmair 2011: 21
255
Kleemann / Krähnke / Matuschek 2009: 65
256
Bylkova / Machnickaja 2005: 195
62
6.3.1. Die Erzählung
Die Sätze sind in der Regel nicht lang und weisen einfache grammatische Strukturen auf. Es
kann über etwas von der 1. Person Sg./Pl. oder 3. Person Sg./Pl. berichtet werden.260 Im
Russischen enthalten die erzählenden Texte der Alltagssprache und der schönen Literatur
zahlreiche Verben, viele von denen vollendet sind und in der Vergangenheitsform stehen. Die
unvollendeten Verben in der Vergangenheit, die auch vorkommen, werden für die
Unterstreichung der Dauer des Prozesses benutzt. Dank den Gegenwartsformen kann man die
Handlungen zeitgleich mit dem Lesen verfolgen.261
In den Erzählungen, die im wissenschaftlichen oder Amts- und Geschäftsstil verfasst sind,
gibt es keinen konkreten Hinweis auf die handelnden Personen. Es werden oft Verben in der
3. Person Pl. im Sinne von „so wird gemacht“ („так принято делать“, „так делают“)
gebraucht. Außerdem werden Verben im Infinitiv nach den Modalwörtern необходимо,
следует, нужно, надо sowie im Imperativ Plural verwendet. Reflexive Verben in der
3. Person Sg. im Präsens kommen auch vor. Die Darstellung von Handlungsabfolgen kann
von den Wörtern затем, потом, после этого begleitet werden.262
257
Bylkova / Machnickaja 2005: 196
258
Kleemann / Krähnke / Matuschek 2009: 66
259
Seminar für Sprachmethodik 1999: 3
260
Bylkova / Machnickaja 2005: 196
261
Bylkova / Machnickaja 2005: 198
262
Bylkova / Machnickaja 2005: 198f.
63
6.3.2. Die Beschreibung
Außerdem sind die Sprachmittel in den beiden Stilen unterschiedlich, wobei sie in der
schönen Literatur abwechslungsreicher sind. In den beschreibenden Texten werden zahlreiche
Adjektive, Adverbien, Substantive und Verben benutzt. Vergleiche, polyseme Wörter,
Metaphern etc. kommen oft vor. Von der treffenden Auswahl der sprachlichen Mittel hängt
die Qualität der Beschreibungen ab. In den wissenschaftlichen Texten kann man bei den
Beschreibungen hauptsächlich schriftsprachliche Substantive und Adjektive beobachten.269
263
Eroms 2014: 92
264
Bylkova / Machnickaja 2005: 200
265
Seminar für Sprachmethodik 1999: 4
266
Bylkova / Machnickaja 2005: 203
267
Bylkova / Machnickaja 2005: 200
268
Ebd.
269
Bylkova / Machnickaja 2005: 200f.
64
6.3.3. Die Argumentation
Den Kern der Argumentationen bilden kausale Beziehungen zwischen Gegenständen und
Erscheinungen.270 Es wird über etwas und jemanden berichtet, die Sachverhalte werden
erklärt bzw. die Gedanken werden bestätigt.271 Die kausalen Beziehungen werden
beschrieben, um eine bestimmte Einstellung oder ein bestimmtes Verhalten zu begründen
oder zu rechtfertigen.272 Diese Begründung bzw. Rechtfertigung erfolgt aufgrund der rational
untermauerten Beweise und Argumente.273 Als Beispiele von argumentativen Texten können
Artikel, Vorträge oder Rezensionen genannt werden.274
Jeder Text beginnt mit einer klar formulierten These, die im Folgenden bewiesen werden soll.
Weiter werden die Behauptungen begründet sowie Argumente und Beispiele für die
Bestätigung der These angeführt. Am Ende kommen Schlussfolgerungen. Zwischen den
Sätzen bzw. Satzteilen bestehen immer klare logische und grammatikalische Beziehungen.
Für ihren Ausdruck werden oft verschiedene Schaltwörter benutzt,276 z.B. таким образом,
итак, значит, следовательно, например, наконец, во-первых, во-вторых etc. Die
Nebensätze werden mit den Konjunktionen так как, потому что, поэтому, несмотря на,
хотя eingeführt. In der Publizistik können in den Argumentationen Anreden, Sprichwörter
und Wiederholungen vorkommen. Für die Verstärkung des Ausdrucks werden rhetorische
Fragen, Frage-, Aufforderungs- und Ausrufesätze verwendet.277
270
Bylkova / Machnickaja 2005: 196
271
Bylkova / Machnickaja 2005: 203
272
Kleemann / Krähnke / Matuschek 2009: 66
273
Eroms 2014: 98
274
Bylkova / Machnickaja 2005: 205
275
Bylkova / Machnickaja 2005: 203
276
Bylkova / Machnickaja 2005: 204
277
Ebd.
65
6.4. Textsorten für entsprechende Sprachkompetenzstufen
Wenn man einen Text in konkreter Fachsprache liest, beschränkt man sich auf eine bestimmte
lexikalische Ebene mit dem Schwerpunkt auf der Fachterminologie in den Grenzen eines
278
Wapenhans 2014: 128f.
279
Wapenhans 2014: 128
66
bestimmten Funktionalstils.280 Für das Leseverstehen von Fachtexten ist das fachliche Wissen
über die Sachinhalte erforderlich, die in einem konkreten Text behandelt werden. Beim
Rezipieren soll man nicht nur textinterne (strukturelle und stilistische) Besonderheiten,
sondern auch textexterne (soziale) Faktoren berücksichtigen.281
Den Begriff „Fachtext“ kann man definieren als „[…] geistig-sprachliche Verarbeitung eines
fachspezifischen Sachverhalts in einer konkreten Kommunikationssituation, die von der
jeweiligen Sphäre der gesellschaftlichen Tätigkeit, der fachlichen Kompetenz der
Kommunikationspartner, der Intention des Senders und der zweckentsprechenden
Verwendung sprachlicher und visueller Mittel bestimmt ist.“282
Die Fachsprache kann man als Subsprache einer Nationalsprache mit ihren morphologischen,
syntaktischen, lexikalischen und textuellen Eigenschaften betrachten.283 Allen Texten mit
fachlicher Mitteilung liegt das Kriterium der Wissenschaftlichkeit zugrunde. Die Fachsprache
wird im wissenschaftlichen, publizistischen, offiziell-geschäftlichen Stil, in der schönen
Literatur und sogar ab und zu in der Alltagssprache verwendet.284
Man soll auch eine andere linguistische Größe, die Fachtextsorte, nicht außer Acht lassen.287
Darunter versteht man „[…] ein Textbildungsmuster für die geistig-sprachliche Verarbeitung
eines fachspezifischen Sachverhalts, das von einzelsprachlichen kommunikativen Normen
280
Grabowski 1992: 8
281
Grabowski 1992: 14
282
Grabowski 1992: 27
283
Grabowski 1992: 14
284
Grabowski 1992: 19f.
285
Grabowski 1992: 21
286
Grabowski 1992: 22
287
Ebd.
67
bestimmt ist“.288 Die Fachtextsorten verfügen über bestimmte typische Merkmale auf der
sprachlichen und außersprachlichen Ebene und werden nach Kriterien der Fachsprache und
des Funktionalstils kategorisiert.289
Fachtexte enthalten also einen fachlichen Inhalt, gehören zu einer Textsorte und tragen
Merkmale eines Funktionalstils. In demselben Text können aber Inhalte nicht nur eines Fachs,
sondern mehrerer Fächer, die Elemente mehrerer Textsorten und Funktionalstile vereinigt
werden.290 Die Fachtexte richten sich hauptsächlich an Fachleute, ein weiterer Lesekreis ist
aber nicht ausgeschlossen.291
Den Fachtexten ist die Kategorie der Fachlichkeit eigen, auf deren Grundlage zwischen den
Fachtexten, die entweder in derselben oder in verschiedenen Sprachen verfasst sind,
(strukturell-funktionale) Äquivalenzbeziehungen bestehen.292 Die Fachlichkeit der Texte ist
„ein komplexes System von außersprachlichen und sprachlichen
Determinationszusammenhängen, das sich in der sprachlichen Äußerung durch inhaltliche
(auf den fachspezifischen Gegenstand der Kommunikation bezogene), durch formale (auf die
Art der (fach-)sprachlichen Realisierung bezogene) und durch funktionale Elemente bzw.
Relationen herausgebildet.“293
Die Termini spielen in solchen Texten unterschiedliche Rolle: Einerseits führen sie zur
Kommunikation zwischen den Fachleuten, andererseits können die Nichtfachleute
Schwierigkeiten beim Verständnis der Termini haben, und sie müssen dann ihre Bedeutung in
einschlägigen Quellen recherchieren.294 Der syntaktische Komplexitätsgrad der fachlichen
Texte kann unterschiedlich hoch sein.295
288
Grabowski 1992: 27
289
Grabowski 1992: 28f.
290
Grabowski 1992: 321
291
Eroms 2014: 19
292
Baumann 1992: 32
293
Baumann 1992: 32f.
294
Baumann 1992: 42
295
Baumann 1992: 40
68
6.5.2. Zwei Konzepte, die den Fachtexten zugrunde liegen
In der Fachlinguistik existiert ein Universalkonzept, laut dem die typischen, in den
Fachtextsorten verfestigten Formen universell für alle Sprachen sind. Der Grund dafür ist die
Verwendung durch die FachwissenschaftlerInnen des gleichen Begriffssystems und die
Ausführung der gleichen intellektuellen Handlungen.296 Der Wortschatz der Fachsprachen ist
auf bestimmte Fachgebiete beschränkt. Internationalismen, die Wörter lateinischen und
griechischen Ursprungs kommen oft vor. In den fachlichen Texten kann man den Nominalstil,
verschiedene Wortbildungsvorgänge, darunter sehr oft Suffigierungen, beobachten. Zu den
weiteren Merkmalen gehören die ökonomische, aber gleichzeitig erschöpfende Darstellung
des wesentlichen Sachverhalts, Sachbezogenheit, Klarheit, Eindeutigkeit und Effizienz. Das
Konzept ist aber nur eurozentristisch und bezieht sich auf die Sprachen, zwischen denen ein
Kulturkontakt besteht.297
296
Gläser 1992: 83
297
Gläser 1992: 84ff.
298
Gläser 1992: 86f.
69
II. Praktischer Teil
Für das Textverstehen sind erworbene Sprachkenntnisse und die analytischen Fähigkeiten,
mit dem unbekannten Stoff zu arbeiten, von Bedeutung. Da jeder Text zu einem
Funktionalstil und zu einer Textsorte gehört, sind diese beiden Kriterien beim Lesen in
Betracht zu ziehen. Aus der Sicht der Lexik, Grammatik und Syntax haben der Stil der
Wissenschaft, der schönen Literatur, der Presse und Publizistik, der Alltagssprache sowie der
Amts- und Geschäftsstil besondere Merkmale, die im Kapitel 5 beschrieben wurden. Das
bedeutet, dass sich bestimmte Wörter und Wortkonstruktionen, grammatische Phänomene
und Satzstrukturen in den Texten bestimmter Funktionalstile wiederholen, und wenn man mit
den Texten eines Stils zu tun hat, muss man seine Charakteristika berücksichtigen. Es ist noch
zu bedenken, dass manche Texte die Züge von mehreren Funktionalstilen tragen können. Die
Zugehörigkeit der Texte zu einer bestimmten Textsorte ist auch von großer Bedeutung.
Die Arbeit an einem Text soll auf der Wort-, Satz- und Textebene erfolgen. Zuerst soll man
sich auf bekannte einzelne Wörter und Wortverbindungen stützen. Die Satzzeichen, die den
Anfang und das Ende der Sätze und Satzteile signalisieren, sollen berücksichtigt werden.
Außerdem soll man das Textumfeld und den kulturellen Hintergrund bedenken.299
In Anlehnung an die von G. Neuner300 und G. Heyd301 formulierten Ansätze wird in der
vorliegenden Arbeit vorgeschlagen, auf folgende Lesetrategien beim Textverstehen
zurückzugreifen, indem man auf die Wort-, Satz- und Textebene sowie auf das Textumfeld
eingeht:
sich vor dem Lesen ein Bild vom Funktionalstil und von der Textsorte machen und sich
bewusst sein, was man vom Text erwartet;
299
Neuner 1995: 162f.
300
Ebd.
301
Denka 2005: 134
70
auf den Textaufbau bei verschiedenen Textsorten achten (z.B. Strophen bei Gedichten,
Aufzählung von Hinweisen, die normalerweise nacheinander befolgt werden sollen, bei
Gebrauchsanweisungen, etc.);
Bilder zu den Texten und andere visuelle Elemente in Betracht ziehen, die auch als
Informationsträger dienen.
Wortebene:
Satzebene:
in jedem Satz das Subjekt und das Prädikat suchen, dabei soll man mit dem Prädikat
beginnen;
vom Subjekt und Prädikat Fragen zu den anderen Wörtern im Satz stellen und auf solche
Weise Objekte, Attribute und Adverbialbestimmungen erkennen;
insbesondere Präpositionen und Konjunktionen beachten, da sie die Beziehungen zwischen
den Satzgliedern, Satzteilen und Sätzen aufzeigen;
Interpunktion im Satz berücksichtigen;
unbekannte Wörter im Wörterbuch bzw. in den Wörterbüchern nachschlagen. Wie viele
Wörter man nachschlägt, hängt davon ab, wie gut man die Sprache schon beherrscht und
wie genau man den Text verstehen will bzw. soll.
Textebene:
71
Textumfeld:
Im folgenden wird die Analyse von sechs Texten vorgeschlagen, die zu verschiedenen
Funktionalstilen und Textsorten gehören: eines wissenschaftlichen Artikels, eines Gedichts,
eines Interviews, eines Vertrags, von Kommentaren sowie einer Gebrauchsanweisung – die
Textsorten, die für den jeweiligen Funktionalstil typisch sind. Diese sechs Texte weisen
unterschiedliche Struktur auf und verfügen über unterschiedliche Mittel der
Informationsvermittlung.
Der wissenschaftliche Artikel ist ein Beispiel für einen Fachtext, das Gedicht dagegen stammt
aus dem Bereich der Lyrik und appelliert an die Vorstellungskraft der LeserInnen. Das
Interview ist in dialogischer Form gestaltet und nach dem Modell „Frage-Antwort“ aufgebaut.
Der Vertrag ist, entsprechend dieser Textsorte, in einem fest definierten strukturellen Rahmen
verfasst. Im Gegensatz dazu zeichnen sich die Kommentare durch spontane und lockere
Ausdrucksform aus. Die Gebrauchsanweisung gehört ebenso wie der wissenschaftliche
Artikel zum Stil der Wissenschaft, stellt aber aufgrund ihrer praktischen Bedeutung und der
Besonderheiten der Textgestaltung einen spannenden Untersuchungsgegenstand dar.
Am Anfang jedes unten stehenden Kapitels wird ein Text vorgestellt, in dem Zahlen und
Negationen unterstrichen, und die Wörter mit folgenden Farben markiert wurden:
Zu jedem Text werden Beobachtungen vorgestellt, die bei der Analyse der lexikalischen,
grammatikalischen und syntaktischen Ebene (entsprechend den oben beschriebenen
Lesestrategien) gemacht wurden. Aufgrund dieser Beobachtungen wurden am Ende jedes
Kapitels Schlussfolgerungen formuliert, ausgehend von der Fragestellung „Wie viel
Grammatikwissen ist notwendig, um einen Text so gut wie möglich zu verstehen?“
72
8. Der Stil der Wissenschaft: wissenschaftlicher Artikel
Материалы и методы
Analyse
Beim Lesen des wissenschaftlichen Artikels fällt auf, dass es viele Internationalismen;
darunter viele Termini, z.B. антиоксидантной, молекул, липидов, мембран,
амперометрический, электрохимический, gibt. Das erleichtert wesentlich das
Textverstehen. Im Text, der einschließlich Überschrift aus 304 Wörtern besteht, gibt es 98
Internationalismen. Sie kommen entweder selbständig oder als Teil von zusammengesetzten
Wörtern vor. Das sind 32 Prozent von der gesamten Wortanzahl.
Manche Wörter, sowohl Internationalismen als auch für das Niveau A2-B1 bekannte Wörter,
wiederholen sich, z.B. активность, процесс, организм, свободный.
Außerdem sind die Formeln, die international verständlich sind, für das Verstehen dieses
russischen Textes hilfreich.
Im Text gibt es viele Ketten aus nacheinander stehenden Substantiven im Genitiv, die
höchstens durch darauf bezogene Adjektive bzw. Partizipien getrennt sind, z.B. определение
302
Демченкова / Пахомов 2010: URL: http://cyberleninka.ru/article/n/opredelenie-antioksidantnoy-aktivnosti-
lekarstvennyh-sredstv-badov-i-lekarstvennogo-rastitelnogo-syrya (19.09.2015)
74
антиоксидантной активности лекарственных средств, процесс окисления
действующих веществ. Wie auch im Deutschen wird der Genitiv für die Bezeichnung der
Zugehörigkeit verwendet, man muss nur der Reihenfolge der Wörter und ihrer Bedeutungen
in der Kette richtig folgen.
Die Kurzformen von Adjektiven und Partizipien, z.B. свойственен, заложен, указано
kommen in diesem Text oft vor und bezeichnen im Artikel das konstante Merkmal, während
sie in den Texten der anderen Stile üblicherweise für die Bezeichnung der Unbeständigkeit
der Erscheinungen verwendet werden.
Diese Kurzformen bezeichnen in diesem Text hauptsächlich eine Handlung in der Gegenwart,
z.B. Наиболее важен этот процесс […]; всем тканям человека свойственен процесс
[…]. Präsens ist die Zeitform, die in diesem Text bei den Verben vorherrscht, z.B. Обе
реакции включают […]. Защитная антиоксидантная система перестает справляться
[…]. Diese Verben im Präsens weisen den unvollendeten Aspekt auf. Die Verben in der
Vergangenheit kommen dagegen nur in zwei Sätzen vor; es gibt keine Verben in der
Zukunftsform.
Im Artikel kommen Verben mit dem Suffix -ся vor. Dieses Suffix enthalten sowohl Verben
im Aktiv, z.B. синдром развивается, als auch Verben, die eine passive Handlung
widergeben, z.B. сигнал регистрируется. Man soll die zwei Funktionen von -ся bei den
Verben berücksichtigen.
Für die Bildung von Passiv wird neben den Formen mit dem Suffix -ся auch die Konstruktion
mit быть + Partizip (in der Kurzform) verwendet, z.B. в работе было указано,
электрохимическое окисление может быть использовано.
Wenn es in den Fällen von Passiv ergänzt wird, womit die Handlung erfolgt ist, wird der
Instrumental ohne Präposition verwendet, z.B. способность […] может измеряться
величиной окисляемости, регулирование осуществляется защитной антиоксидантной
системой.
Es fällt auf, dass es im Artikel wenige Verben gibt. Der Grund ist, dass der Text zum
nominalen Stil der Wissenschaft gehört. Außerdem muss man bedenken, dass das Verb sein
75
in den russischen Sätzen fast immer ausgelassen wird. Dafür findet man zahlreiche
Verbalsubstantive, wie z.B. регулирование, обновления, построения, старения, с
накоплением, при измерении.
In den Sätzen, in denen das Verb fehlt, erfüllen die Adjektive bzw. Partizipien in der
Kurzform die Funktion des Prädikats, z.B.: Наиболее важен (Prädikat) этот процесс
(Subjekt) для построения и обновления структурных липидов клеточных мембран, а
также для синтеза ряда гормонов. В работе описан (Prädikat) новый инструментальный
амперометрический метод (Subjekt) оценки антиоксидантных свойств, в основе
которого заложен (Prädikat) электрохимический процесс (Subjekt) окисления
действующих веществ […].
Das Verb als Prädikat ist nicht immer am Satzanfang zu suchen. Beispielsweise im dritten
Satz steht осуществляется in der Mitte und активизируется im nächsten Satz erst am Ende
des Satzes.
Die Sätze sind ziemlich lang und enthalten von 11 bis 37 Wörter. Es gibt sowohl lange
einfache als auch zusammengesetzte Sätze, deren Teile mit und ohne Konjunktionen
verbunden sind. In den Sätzen kommen Schaltwörter und -wortverbindungen vor, z.B.
следовательно, вследствие этого, die von beiden Seiten durch Beistriche von den anderen
Satzgliedern getrennt sind.
Außerdem kommen vor allem in den langen Sätzen Erklärungen zu bestimmten Begriffen
vor, die in Klammern angegeben werden, wie z.B. […] флавоноид–О–Н→флавоноид–
О+Н+ (окисление при максимальном потенциале), […] расчет высот и пиков
(дифференциальных кривых). Die Angabe der Erklärungen in Klammern teilen die langen
Sätze und dienen somit zum besseren Verständnis des komplizierten Satzinhalts.
Partizipien werden den Substantiven vorangestellt, jedoch können dazwischen ein anderes
oder mehrere Satzglieder kommen, z.B. накапливающихся при этом в клетках организма
перекисных радикалов. Auch nachgestellte Partizipialkonstruktionen sind in diesem Text zu
beobachten, z.B. веществ, содержащихся в лекарственном препарате; средств,
обладающих антиоксидантными свойствами.
76
Schlussfolgerungen
Es gibt im Text wenige Verben, deswegen kommt den Substantiven die entscheidende
Bedeutung bei der Erschließung der Beziehungen im Satz zu. Es muss auf die Fälle der
Substantive geachtet werden. Da die Substantive besonders oft im Genitiv Sg. und Pl. stehen,
muss man der Kette der nacheinander folgenden Substantive richtig folgen. Außerdem muss
man mit dem Instrumental und seiner eigentlichen Funktion als Mittel der Handlung gut
vertraut sein.
Was die Zeitformen bei den Verben betrifft, so beobachtet man, dass sie überwiegend in der
Gegenwartsform stehen. Man kann sagen, dass es nicht unbedingt notwendig ist, mit der
Zukunft und den Verbaspekten vertraut zu sein, um diesen Text zu verstehen. Viel wichtiger
ist in diesem Fall die Kenntnis der Kurzformen der Adjektive und Partizipien, was erst beim
Sprachniveau B1-B2 behandelt wird.
Die grammatischen Erscheinungen, die ein wesentliches Merkmal des Textes darstellen, wie
z.B. Partizipien und Partizipialkonstruktionen, Kurzformen der Adjektive bzw. Partizipien
und Passiv, gehören zum komplizierten grammatischen Stoff. Die LeserInnen mit Niveau A2-
B1 beherrschen diese Grammatik noch nicht oder nur wenig. Viel hilfreicher für das
Verständnis dieses Textes sind für sie Internationalismen, darunter Fachtermini.
Da die Sätze im untersuchten Text lang sind, ist für die Erschließung der Bedeutung wichtig,
die Sätze zu segmentieren; dabei kann man sich an Satzzeichen wie Beistrich, Doppelpunkt,
Semikolon oder Klammern orientieren.
77
9. Der Stil der schönen Literatur: Gedicht
303
Есенин 1924: URL: http://www.ilibrary.ru/text/1290/p.1/index.html (19.09.2015)
78
Analyse
Im Text verwendet der Autor zur Bezeichnung von verschiedenen Farben Adjektive (z.B.
роща золотая, над голубым прудом, рябины красной) – die Form, in der sie den
LeserInnen mit Niveau A2-B1 auch bekannt sind. Das Gelb kommt aber nicht als Adjektiv,
sondern als Substantiv желтизны vor. In diesem Fall muss man nicht extra im Wörterbuch
nachschlagen, sondern ein Adjektiv in diesem Substantiv erkennen. Umgekehrt ist mit dem
Wort березовым. Man soll das bekannte Symbol Russlands береза kennen und den Stamm
im Adjektiv (березовым) erkennen.
Im Gedicht gibt es ziemlich viele Metaphern, z.B. отговорила роща золотая березовым,
веселым языком; грезит конопляник; я роняю грустные слова. Anfangs hat man
Schwierigkeiten, die Wörter, die man einzeln versteht, auch in ihrem Zusammenhang als
Metapher zu verstehen. Die LeserInnen müssen ihre Fantasie einsetzen, um sprachliche Bilder
in diesem Gedicht zu erkennen. Man soll beachten, dass Wörter und Wortverbindungen im
übertragenen Sinne vorkommen können, z.B. горит костер рябины красной. Hier soll man
verstehen, dass nicht die Eberesche brennt, sondern dass sie rot wie Feuer ist.
Einige Ausdrücke können auch Wortspiele sein und das vorhandene Wissen eines bestimmten
Vokabulars ist manchmal irreführend. Im Falle von души сиреневую цветь kann man
denken, dass es um die Lilafarbe handelt. Das Adjektiv сиреневую bezeichnet aber keine
Farbe, sondern ist vom Substantiv сирень (Flieder) gebildet.
Es gibt Verneinungen, die durch Partikel не mit Verben, Adverb und Adjektiv (z.B. не
жалеют; не жаль; ненужный), Partikel ни mit Pronomen (z.B. ни о ком, ничего)
ausgedrückt werden.
Der Text ist reich an verschiedenen Wortarten und ihren Formen. Die Verben stehen in allen
Zeitformen in unterschiedlichen Personen: in der Vergangenheit (z.B. отговорила –
3. Person Sg., weiblich), in der Gegenwart (z.B. стою – 1. Person Sg., грезит – 3. Person
79
Sg.) und in der Zukunft (z.B. пройдет – 3. Person Sg., не обгорят – 3. Person Pl.). Es
werden außerdem Infinitiv (z.B. жалеть) und Imperativ (z.B. скажите) verwendet. Man
kann auch substantivierte Partizipien (z.B. ушедших, в прошедшем) im Text finden.
Neben der Suffigierung bei der Bildung von Substantiven und Adjektiven bzw. Partizipien
kann man bei den Neubildungen von Verben verschiedene Präfixe beobachten, z.B. пройдет,
зайдет, согреть, относит. Dabei weisen die Präfixe bei den Verben nicht unbedingt den
vollendeten Aspekt auf.
Im Gedicht kommen Inversionen vor, z.B. роща золотая, о юности веселой, рябины
красной, души сиреневую цветь. Also kann man sich darauf nicht verlassen, dass Adjektive
und Pronomen, wie üblich, vor Substantiven stehen (außer dem Fall, wenn das Adjektiv
Nominalprädikat ist).
Der Text enthält einfache und zusammengesetzte Sätze. Die Teile der zusammengesetzten
Sätze sind mittels unterschiedlicher Konjunktionen, z.B. и, ведь, а, но, как…, так…, если,
что, verbunden. Außerdem kommt im Gedicht ein kurzer Satz mit Ellipse vor: Кого
жалеть?
Schlussfolgerungen
Ein wesentliches Merkmal eines Gedichtes ist die bildhafte Darstellungsweise, und auch in
diesem Gedicht von Esenin findet man viele Metaphern und ein Wortspiel. Sie stellen für die
LeserInnen eine Herausforderung dar, da auch das vorhandene Wissen grammatischer
Erscheinungen oft nicht hilfreich ist, die Wörter, die man versteht, richtig zuzuordnen und den
Sinn zu erschließen. Die gewohnten grammatischen Modelle funktionieren in diesem Text
nicht so, wie die LeserInnen es kennen (z.B. bei Inversionen). Also muss man vertiefte
grammatische Kenntnisse besitzen, um den Sinn des Gedichtes zu verstehen. Der kreative
Zugang zur Arbeit am Text ist der Schlüssel zum erfolgreichen Verständnis der Texte der
schönen Literatur.
80
Am Beispiel von vielen Verbformen und den Wortbildungen durch Präfigierung und
Suffigierung sieht man, dass das Sprachniveau in Bezug auf die Grammatik fortgeschritten
sein soll. Viele grammatische Phänomene sind den LeserInnen noch nicht bekannt. Im
Allgemeinen kann man den Sinn des Gedichtes verstehen, aber für die Einzelheiten reicht das
grammatische Wissen von A2-B1 nicht. Als Beispiel dafür kann die Unterscheidung von
Aspekten bei den Verben gelten, oder auch die Nuancen in der Bedeutung von verschiedenen
Präfixen.
81
10. Der Stil der Presse und Publizistik: Interview
- Что вы делаете перед тем, как начнутся выступления? Как готовитесь, как часто
репетируете?
- Нет, режим не поменялся. Всё по-прежнему очень насыщенно, очень жестко. Но это
и есть моя жизнь. Каждый день состоит из множества дел, работы, репетиций,
интервью, поездок… Так было и до конкурса.
- Нет, мне песня не надоедает. Песня очень близка мне, ее смысл вечен. И каждый раз
при исполнении она открывается по-новому, каждый раз затрагиваются самые разные
струны души. Может, поэтому именно с этой песней я буду представлять свою страну
на «Евровидении».
82
- Вы раньше-то за «Евровидением» насколько пристально наблюдали?
Analyse
Das Interview enthält Internationalismen, deren Zahl aber nicht so hoch wie im
wissenschaftlichen Artikel ist. Diese Internationalismen sind jedoch wenig fachspezifisch,
und um sie zu verstehen, genügt Allgemeinwissen, also kein Fachwissen.
Außerdem gibt es Eigennamen. Die Kenntnis von zumindest einigen Eigennamen trägt zum
besseren Verstehen des Textinhalts bei, z.B. Евровидение, A Million Voices. Jedoch benötigt
man für das Verständnis bestimmter Eigennamen Hintergrundwissen über die Kultur des
Landes. Beispielsweise im Falle von Константин Меладзе (ehemaliger Musikproduzent für
Polina Gagarina), Дима Билан (Sieger von Eurovision Song Contest aus Russland im Jahre
2008), Филипп Киркоров (russischer Sänger, Komponist und Musikproduzent) muss man mit
304
Журнал ОК 2015: URL: http://www.ok-magazine.ru/stars/interview/24365-polina-gagarina-ya-priehala-
syuda-pet (19.09.2015)
83
der russischen Musikszene vertraut sein, um die Wichtigkeit der Erwähnung dieser Namen im
Interview zu verstehen.
Die Funktion der Partikel -то bei manchen Wörtern hat unterschiedliche Funktion, z.B. как-
то, чем-то (-то im Sinne von irgend-); раньше-то (-то wird für den Ausdruck der
subjektiven Expressivität verwendet).
Es gibt im Text außerdem feste Redewendungen, wie z.B. в мой адрес, идет на пользу, und
eine Metapher: затрагиваются самые разные струны души.
Die Verben werden in der Gegenwarts- und Vergangenheitsform gebraucht (mit der
Ausnahme von буду представлять in der Zukunft). Dabei sind die Verbformen einfach und
können leicht verstanden werden. Es ist nicht notwendig, sich im schwierigen grammatischen
Thema von Aspekten im Detail auszukennen.
Im Text kommen unterschiedliche Arten von Pronomen in unterschiedlichen Fällen vor, z.B.
я, мне, она, мы, для нас, вы (Personalpronomen), мой, свою, её, ваш, в ваших
(Possessivpronomen), всю, всей, всего, всё, каждый (Determinativpronomen), кого, от
которых (Relativpronomen), эта, с этой, такое, на том, не такие
(Demonstrativpronomen), какое-то, чем-то, кому-нибудь (Indefinitpronomen).
Das Leseverstehen erleichtert die Verwendung von Wörtern mit demselben Wortstamm, z.B.
[…] мне позвонили и предложили песни на выбор. Я выбрала.
84
Passive Konstruktionen werden mithilfe von Partizip in der Kurzform gebildet, z.B. для нас
здесь приготовлена репетиционная база, und reflexivem Verb, z.B. затрагиваются
самые разные струны души.
Mithilfe vom Präfix по- werden von Adjektiven Adverbien gebildet, z.B. по-прежнему, по-
новому.
Das Prädikat steht nicht immer neben dem Subjekt, sondern auch am Satzende, z.B. Вы
(Subjekt) раньше-то за «Евровидением» насколько пристально наблюдали (Prädikat)?
Как вам кажется, отношение (Subjekt) к «Евровидению» у россиян и европейцев разное
(Prädikat)?
Als Subjekte und Prädikate treten im Interview verschiedene Wortarten auf: als Subjekte
Personalpronomen und Substantive, und als Prädikate Verben und Adjektive bzw. Partizipien
in der Lang- und Kurzform, z.B. Я (Personalpronomen als Subjekt) выбрала (Verb als
Prädikat); Во-первых, наша команда (Substantiv als Subjekt) – интернациональная
(Adjektiv in der Langform als Prädikat). Во-вторых, для нас здесь приготовлена (Partizip
in der Kurzform als Prädikat) репетиционная база (Substantiv als Subjekt).
Wenn im Satz nur das Prädikat steht, wird aus dem Kontext klar, was das Subjekt ist, z.B.
Как [вы] готовитесь, как часто репетируете? [Мы] Репетируем практически каждый
день.
Es gibt auch unpersönliche Sätze als ganze Sätze (z.B. Так было и до конкурса.) und als
Teile eines zusammengesetzten Satzes (z.B. […] мне позвонили и предложили песни на
выбор.).
Die Expressivität der Rede wird durch unterschiedliche Schalt- und Füllwörter ausgedrückt,
z.B. наоборот, может, как известно, должно быть, напротив.
Schlussfolgerungen
Die Sätze in diesem Text sind mittellang und nicht verschachtelt, also ist es leicht, den
Gedanken zu folgen. Jedoch müssen die LeserInnen berücksichtigen, dass der Satzbau
85
flexibel ist und dass man das Prädikat nicht immer gleich neben dem Subjekt suchen muss. In
vielen Sätzen werden Subjekte ausgelassen, also muss man mit der Konjugation der Verben
gut vertraut sein, da man die Person aufgrund der Verbalendungen erkennt.
Die Verben kommen in der Gegenwart und in der Vergangenheit vor, dabei sind die Verben
in der Vergangenheit sowohl vollendet als auch unvollendet. Für das Verständnis des Textes
ist wichtig diese Formen zu unterscheiden, damit man den Sinn genau verstehen kann (ob die
Handlung abgeschlossen ist oder als andauernd und wiederholend beschrieben wurde).
Die Wiederholungen steuern auch das Verständnis des Interviews. Sie dienen als
Schlüsselwörter und betonen den Hauptgedanken des nächsten Textabschnitts.
Eine wichtige Rolle spielen Internationalismen, die keine Fachtermini, sondern allgemein
bekannt sind. Auch auf die Eigennamen kann man sich stützen. Man muss allerdings über ein
bestimmtes kulturelles Hintergrundwissen über die russische und internationale Musikwelt
verfügen, um inhaltliche Zusammenhänge besser zu verstehen.
86
11. Der Amts- und Geschäftsstil: Vertrag
87
2.2.7. В случае несвоевременного возврата транспортного средства уплатить арендную
плату за период просрочки.
Analyse
In diesem Text des Amts- und Geschäftsstils gibt es sehr wenige Wörter, die für das
Sprachniveau A2-B1 bekannt sind. Ohne im Wörterbuch nachzuschlagen ist es kaum
möglich, diesen Text zu verstehen. Die unbekannte Lexik enthält viele Fachwörter, die man
erst bei den höheren Sprachstufen lernt.
Als Hilfestellung dienen aber vier Wörter und Wortverbindungen, die sich wiederholen (drei
davon werden sogar groß geschrieben, obwohl sie keine Eigennamen sind): Договор,
транспортное средство, Арендодатель und Арендатор. Wenn man die Bedeutung dieser
Schlüsselwörter erfährt, wird sofort klar, was das Thema des Textes ist. Man kann sich darauf
stützen, wenn man inhaltliche Beziehungen in jedem einzelnen Satz erschließt.
Das Wort обязан ist im Kontext des Vertrags sehr wichtig und steht nach Арендодатель und
Арендатор einleitend für Punkt 2.1. und Punkt 2.2. Die entsprechenden Unterpunkte
beginnen fast immer mit einem Infinitiv als Fortsetzung der Konstruktion обязан + Infinitiv
(ist verpflichtet, … zu …), z.B. обязан осмотреть, обязан использовать, обязан
305
Право на дом 2015: URL: http://pravo-na-dom.net/obraztsy-dokumentov/obraztsy-dogovorov/dogovor-
arendy-avtomobilya-transportnogo-sredstva-bez-ekipazha/ (19.09.2015)
88
возвратить. Wenn man diese Konstruktion erkennt, kann man davon ausgehen, um den
jeweiligen Satz zu übersetzen.
Der Text enthält Abkürzungen г. [Москва], ул. [Парковая], д. [7,], deren Bedeutung man
erschließen kann, wenn man die bevorstehenden Wörter по адресу berücksichtigt: г. – город,
ул. – улица, д. – дом. Möglicherweise können es die LeserInnen aufgrund der Konventionen
in der Muttersprache erkennen. Diese Vokabeln sollen für das Niveau A2-B1 bekannt sein.
Der Text ist im nominalen Stil verfasst und enthält Wortverbindungen mit Verb und Nomen,
z.B. вносить […] плату statt платить, несет расходы statt платит. Der nominale Stil
findet Ausdruck nicht nur in solchen Verb-Nomen-Verbindungen. Man kann auch zahlreiche
Verbalsubstantive beobachten, z.B. талон о прохождении, перед подписанием, в
соответствии с его назначением, проведение […] ремонта.
Wie im wissenschaftlichen Artikel sind auch in diesem Vertrag Ketten von Substantiven
vorhanden, die nacheinander (meistens im Genitiv) stehen und manchmal nur durch darauf
bezogene Adjektive getrennt sind, z.B. договор аренды транспортного средства, после
истечения срока аренды. Eine weitere Ähnlichkeit mit dem wissenschaftlichen Stil ist der
Gebrauch der Kurzformen der Adjektive bzw. Partizipien, z.B. обязан und получены. Auch
hier drücken sie kein vorübergehendes, sondern ein konstantes Merkmal aus.
Die überwiegende Mehrheit der Verben in diesem Vertrag steht im Infinitiv, und es ist kaum
notwendig, deren Konjugation zu kennen. Jedoch muss man mit dem Thema der Aspekte
vertraut sein, um zu unterscheiden, ob es um einmalige oder wiederholende Handlung geht.
89
Die syntaktische Ebene
Einige Sätze in diesem Text weisen eine einfache syntaktische Struktur auf, viele sind aber
durch Partizipialkonstruktionen erschwert, z.B. в состоянии, пригодном для эксплуатации;
расходы, возникающие в связи с эксплуатацией транспортного средства. In einem Satz
wird statt der Partizipialkonstruktion ein Nebensatz mit Relativpronomen которые und
Kurzform des Adjektivs gebraucht: документы, которые получены.
In einigen Sätzen kommt die Konstruktion mit der Verbalpräposition включая + Akk. vor,
z.B. включая свидетельство о государственной регистрации транспортного средства,
включая приобретение горюче-смазочных материалов. Die Präposition включая leitet
präzisierende Sätze ein und kann leicht missverstanden werden, wenn man ihre Bedeutung
fälschlicherweise vom Verb включать (im Sinne von „einschalten“) ableitet.
Was die Wortfolge in den Sätzen betrifft, so gibt es keine Inversionen. Wie bereits bei der
Analyse der lexikalischen Ebene erwähnt, spielen die Infinitive, die am Satzanfang stehen, die
Schlüsselrolle.
In Punkt 2.1. und Punkt 2.2. stehen die Subjekte und die nominalen Teile des Prädikats
jeweils am Anfang, und die Unterpunkte beginnen mit den verbalen Teilen des Prädikats im
Infinitiv. Man soll es beachten und als eine Einheit auffassen.
Schlussfolgerungen
Vom Vokabular her ist dieser Text für die LeserInnen mit Niveau A2-B1 ziemlich schwierig.
Es gibt wenige bekannte Wörter, und auch nicht genug Internationalismen, die helfen würden,
diesen Text zu verstehen. Man soll erkennen, dass bestimmte Begriffe sich wiederholen und
davon ausgehen, um den Sinn des Textes zu erschließen.
Auch aus der grammatischen Sicht ist dieser Vertrag für das Niveau A2-B1 kompliziert. Es
gibt viele grammatische Erscheinungen, die erst bei weiteren Sprachstufen behandelt werden,
wie z.B. Partizipien, Partizipialkonstruktionen, zusammengesetzte Präpositionen.
Beispielsweise bei den Partizipialkonstruktionen ist es wichtig zu erkennen, auf welches
Substantiv sich das Partizip bezieht. Die LeserInnen, die die Sprache nur auf Niveau A2-B1
beherrschen, können das wahrscheinlich noch nicht feststellen. Ein großes Hindernis sind
dabei nicht genügende lexikalische Kenntnisse.
90
Außerdem muss man die Deklination der Substantive gut wissen, um die Ketten von
Substantiven, die in diesem Vertrag vorkommen, richtig zu entschlüsseln. Die
zusammengesetzten Präpositionen können für Verwirrung sorgen, da sie als Präposition mit
Substantiv verstanden werden können.
Man muss auch genügend Kenntnisse über die Syntax besitzen, um die Beziehungen in
zusammengesetzten Sätzen zu verstehen. Die Verben im Infinitiv, die am Anfang von
Unterpunkten stehen, können gute Ausgangspunkte sein, um den Zusammenhängen
nachzugehen. Was die Verben betrifft, ist es nicht unbedingt wichtig, die Konjugationen gut
zu kennen. Viel wichtiger ist aber, Aspekte unterscheiden zu können, um die
Bedeutungsnuancen richtig zu verstehen. Aus allen Gesichtspunkten (Lexik, Grammatik und
Syntax) ist es ein schwieriger Text.
91
12. Der Stil der Alltagssprache: Kommentar
- Читается залпом, всю трилогию прочла за четыре дня. Собственно, две основные
интриги: победит ли революция и кого выберет героиня. Захватывающий, но
незамысловатый книжный фастфуд. Если бы мне попалась эта книга лет в 15, я бы,
наверняка, больше прониклась.
- Книга интересная, для подростков в самый раз. Написана просто, сюжет не затянут,
развивается быстро, полно неожиданных поворотов, интригующих моментов, поэтому
на протяжении всей книги – напряжение и желание узнать, что же дальше.309
- На последних страницах меня начинало трясти. Очень много эмоций вызвала эта
книга.310
- Из всей трилогии эта книга была самой скучной, весь сюжет, по-моему, был завязан
на том, что у главной героини всё время депрессивное настроение, и на том, что все те,
к кому она привязалась, умирают, в прошлых частях было интереснее, там были
моменты, от которых хотелось плакать, а ещё мне совершенно не понравилась
концовка книги, как то всё скомкано и быстро, короче, книга мне не очень понравилась,
306
Отзывы к книге «Голодные игры: Сойка-пересмешница» 2015:
URL: http://books.imhonet.ru/element/1139273/opinions/ (19.09.2015)
307
Ebd.
308
Ebd.
309
Ebd.
310
Отзывы к книге «Голодные игры: Сойка-пересмешница» 2014:
URL: http://books.imhonet.ru/element/1139273/opinions/?page=3 (19.09.2015)
92
я ожидала большего от данной части (побольше романтики, как в прошлых частях, и
более захватывающего сюжета).311
- Ну, событий просто уйма. Мой мозг просто не успевал переваривать все события в
первой половине книги. Вторая часть расставила все по своим местам. Спасибо автору
за нестандартную концовку. А то как-то напрягают одинаковые концовки голливудских
фильмов.312
Что сказать...
мне понравилось. Не такие зашкаливающие эмоции, как после второй части, но очень
даже!
311
Отзывы к книге «Голодные игры: Сойка-пересмешница» 2014:
URL: http://books.imhonet.ru/element/1139273/opinions/?page=3 (19.09.2015)
312
Отзывы к книге «Голодные игры: Сойка-пересмешница» 2014:
URL: http://books.imhonet.ru/element/1139273/opinions/?page=4 (19.09.2015)
313
Обсуждение фильмов – Голодные игры: И вспыхнет пламя 2014:
URL: http://www.fast-torrent.ru/topic/11/27257/30/ (19.09.2015)
314
Ebd.
315
Обсуждение фильма «Голодные игры: Сойка-пересмешница» 2014:
URL: http://twilightrussia.ru/forum/99-15490-1 (19.09.2015)
93
Вот смотрела фильм и отмечала про себя, что это, это, это надо отметить, а теперь и не
знаю, что выделить)
Кстати, пришла к тому мнению, что надо обязательно перечитать книгу, а то я в упор
не помню, чтобы там была Эффи))) А тут такого персонажа сделали
очаровательного)316
Analyse
Der Großteil des Vokabulars aus diesen Kommentaren soll für die LeserInnen mit
Sprachniveau A2-B1 bekannt sein. Im Allgemeinen sollten sie verstehen, worum es in den
Aussagen geht. Auch die Internationalismen unterstützen das Verständnis dieser
Kommentare. Da ein und dasselbe Thema diskutiert wird, wiederholen sich manche Wörter,
z.B. трилогия, фильм, сюжет, моменты, эмоции.
316
Обсуждение фильма «Голодные игры: Сойка-пересмешница» 2014:
URL: http://twilightrussia.ru/forum/99-15490-1 (19.09.2015)
317
Ebd.
94
(Adjektiv im Komparativ). Die gleichen oder durch den Konsonantenwechsel geänderten
Stämme können auch in Wörtern, die zu anderen Wortarten gehören, vorkommen, z.B.
большего (substantiviertes Adjektiv), больше, побольше (Adverbien im Komparativ), более
захватывающего (Hilfswort für die Bildung eines zusammengesetzten Komparativs); книга
(Substantiv), книжный (Adjektiv).
In den Kommentaren kann man Phraseologismen, z.B. читается залпом, сюжет […]
завязан на, событий просто уйма, расставила все по своим местам, в упор не помню,
und Metaphern beobachten, z.B. оставила […] осадок на душе, мозг просто не успевал
переваривать все события, цепляет за душу, книжный фастфуд. Außerdem enthalten
die Kommentare umgangssprachliche Wörter und Ausdrücke, z.B. Эмоции зашкаливают,
работа режиссера потрясна, саунтрек на высоте.
Die Emotionalität wird mithilfe von unterschiedlichen Mitteln ausgedrückt. Auf der
lexikalischen Ebene sind darunter die Dehnung der Wörter (z.B. оооочень), das
Großschreiben (z.B. Фильм, НЕ) und das Hinzufügen von Bildern mit dem Text (z.B. ).
Wie es der Alltagssprache eigen ist, kommen Interjektionen vor, z.B. Боже!!! Ух!
Den Satz mit den Zahlen „[…] а от меня 4/5.“ kann man nur dann richtig verstehen, wenn
man mit dem russischen Benotungssystem vertraut ist, in dem 5 die beste Note ist. In diesem
Fall kann man vom kulturellen Hintergrundwissen Gebrauch machen.
In den Sätzen gibt es Partizipien, z.B. уделенного времени, интригующих моментов, более
захватывающего сюжета, зашкаливающие эмоции. Es sind keine
Partizipialkonstruktionen vorhanden, aber eine Gerundialkonstruktion: не отвлекаясь.
95
In den Aussagen gibt es ziemlich viele reflexive Verben, z.B. попалась эта книга, сюжет
[…] развивается, она привязалась. Was die Verbformen betrifft, so stehen die Verben in
allen drei Zeitformen, im vollendeten und unvollendeten Aspekt.
In den Sätzen gibt es ausgeschriebene Grund- (z.B. четыре, две) und Ordnungszahlen (z.B.
первые, вторая).
Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass für diese Kommentare elliptische Sätze
charakteristisch sind. So eine Satzstruktur entspricht den Besonderheiten der gesprochenen
Sprache. Sätze wie „Всем смотреть.“ oder „Скукоженная, слабая.“ können nur aus dem
Kontext verstanden werden.
- mit Subjekt und Verb als Prädikat, z.B. Эмоции зашкаливают! Фильм цепляет за душу.
- ohne Subjekt mit Verb als Prädikat, z.B. Ждём последнего фильма. И не пожалела!
- mit Subjekt und mit nominalem Teil des Prädikats, z.B. Ну событий просто уйма.
Саунтрек на высоте! Работа режиссера потрясна! Всё идеально.
Präzisierungen werden nicht nur durch Beistriche (z.B. Книга интересная, для подростков в
самый раз.) und Klammern (z.B. […] я ожидала большего от данной части (побольше
романтики, как в прошлых частях и более захватывающего сюжета)) abgesondert. Sie
können auch als Ergänzungen in den nächsten Sätzen stehen, z.B. И, пожалуй, разочаровала
концовка. Скукоженная, слабая. oder Мне понравился Фильм! Отличное продолжение
первой части. Захватывающий (если смотреть внимательно, не отвлекаясь). Diese
96
elliptischen Sätze soll man nicht separat betrachten, sondern nur mit Bezug auf den
vorangehenden Satz.
Man kann beobachten, dass die Interpunktion nicht den üblichen Regeln der russischen
Sprache entspricht. Der folgende Satz beispielsweise könnte in kleinere Sätze durch Punkte
unterteilt werden:
Из всей трилогии эта книга была самой скучной,/ весь сюжет по-моему был завязан на
том, что у главной героини всё время депрессивное настроение, и на том, что все, те
к кому она привязалась умирают,/ в прошлых частях было интереснее,/ там были
моменты от которых хотелось плакать,/ а ещё мне совершенно не понравилась
концовка книги,/ как то всё скомкано и быстро,/ короче книга мне не очень
понравилась,/ я ожидала большего от данной части (побольше романтики, как в
прошлых частях и более захватывающего сюжета).
Die Sätze sind konjunktionslos (z.B. Читается залпом, всю трилогию прочла за четыре
дня.) oder durch Konjunktionen verbunden, darunter, z.B. но, если бы, и, а, что, как,
поэтому. Wie auch in der schönen Literatur beobachtet man in der Alltagssprache
Inversionen, z.B. Очень много эмоций вызвала эта книга. Уверена, там поплакать
тоже где найдется. А тут такого персонажа сделали очаровательного)
Es fällt auf, dass die Sätze ziemlich viele Schalt- und Füllwörter enthalten, z.B. собственно,
кстати, пожалуй, наверняка, конечно. Einige werden für den Ausdruck der persönlichen
Meinung hinzugefügt, z.B. по-моему, на мой взгляд. Manchmal gibt es Wiederholungen in
denselben Sätzen, z.B. Но раз три части дождалась, то и последнюю дождусь))
Für den Ausdruck der Emotionalität werden Mittel der Interpunktion wie Ausrufezeichen
(z.B. Только пришла из кинотеатра! Боже!!!) oder drei Punkte (z.B. Что сказать...)
eingesetzt. Klammern mit Doppelpunkt oder ein paar Klammern nacheinander haben eine
besondere Bedeutung: Sie sind nicht als typografische Zeichen zu betrachten, sondern als
Emoticons, z.B. :), )) oder ))).
Schlussfolgerungen
Aus lexikalischer Sicht sollten diese Kommentare für die LeserInnen mit Niveaustufe A2-B1
im Allgemeinen verständlich sein. Das Vokabular ist nicht schwierig, jedoch stellen
97
phraseologische und metaphorische Redewendungen Hindernisse für das Textverständnis dar.
Außerdem wird das Verständnis durch umgangssprachliche Wörter erschwert.
Die Kommentare sind sehr emotional, und die Emotionen und persönliche Einstellung werden
oft durch Füllwörter wiedergegeben. Die meisten Füllwörter, wie auch andere stilistisch
gefärbte Vokabeln, sind den LeserInnen nicht bekannt, und so geht für sie die emotionale
Komponente dieser Aussagen teilweise verloren. Dieser Aspekt wird aber durch
Ausrufezeichen und die international bekannten Emoticons ausgeglichen.
Die Sätze in den Kommentaren sind in der Regel kurz und es werden oft ein oder mehrere
Wörter ausgelassen, die den thematischen Leitfaden bilden und sich wiederholen würden, und
die man aus dem Kontext verstehen kann. Manchmal wird ein Gedanke in zwei oder drei
kurzen Sätzen ausgedrückt. Man soll also darauf Rücksicht nehmen und bei der
Inhaltserschließung die daneben stehenden Sätze miteinbeziehen. Andererseits gibt es auch
sehr lange zusammengesetzte Sätze, die aber nur ein Aneinanderreihung von einfachen Sätzen
sind, und somit gut verständlich.
Für das genaue Verständnis sind Kenntnisse über die Deklination und Formen von Adjektiven
notwendig. Die Bildung und Deklination von Partizipien ist ebenso wichtig, was bei A2-B1
noch nicht behandelt wird.
Obwohl verschiedene Arten von Pronomen vorkommen, muss man sich in erster Linie in den
Formen der Personal- und Possessivpronomen, die sich auf die 1. Person Sg. beziehen,
auskennen, da in den Aussagen von der 1. Person Sg. berichtet wird. Da die Verben in der
Vergangenheit, in der Gegenwart und auch in der Zukunft vorkommen, ist es wichtig, alle
diese drei Zeitformen unterscheiden zu können.
98
13. Der Stil der Wissenschaft: Gebrauchsanweisung
При этом держите кнопку выбора нажатой не менее четырех секунд, пока не
загорится нижний правый программный индикатор.
– прим. 2 л воды,
99
– около 2 кг регенерационной соли,
Регенерационная соль
100
содержать нерастворимые в воде примеси, которые вызывают нарушение работы
устройства смягчения воды.318
Analyse
In dieser Gebrauchsanweisung gibt es ziemlich viele für das Niveau A2-B1 bekannte
Vokabeln, und auch ziemlich viele Internationalismen. Die Begriffe посудомоечная машина
und кнопка sind Schlüsselbegriffe und wiederholen sich.
Große Bedeutung für die Orientierung der LeserInnen und für das Verständnis dieses Textes
haben auch andere Elemente. Die fett markierten Wörter (z.B. ниже, не нужно) machen die
LeserInnen darauf aufmerksam, dass diese Wörter besonders wichtig sind. Auch die
Informationen, die sich in separaten Textblöcken befinden, ziehen die Aufmerksamkeit an
und signalisieren, dass sie beachtet werden sollen. Das Symbol „Achtung“ ( ) ist
international verständlich und erfüllt informative Funktion.
Das Verständnis der Gebrauchsanweisung wird auch mithilfe von Zeichen, z.B. =, <, °,
erleichtert. Die physikalischen Einheiten, wie z.B. 0,7 ммоль/л, 12,6 ммоль/л, sollen den
LeserInnen, falls sie auch in der Muttersprache mit diesen Fachbegriffen vertraut sind,
verständlich sein. Jedoch müssen sie im Falle der Abkürzungen daraufkommen, was diese
Abkürzungen bedeuten, z.B. л – литр, кг – килограмм.
Die Aufforderungen zu bestimmten Handlungen kann man durch spezielle Zeichen verstehen.
Die Zeichen , , , im Text sollen denselben Zeichen auf dem Gerät (auf dem
Bedienfeld der Waschmaschine) entsprechen.
318
Miele 2015:
URL:http://www.miele.ru/ru/domestic/service/cs/manuals.aspx?product_type=G%204960%20SCVi&app_mNo
=000000000010084710 (19.09.2015)
101
[…] вода, воду […] необходимо смягчать (Verb), для смягчения (Substantiv) воды;
нажмите […] кнопку (Verb), держите нажатой (Partizip), с каждым нажатием
(Substantiv).
Zentral für diesen Text ist der Ausdruck einer Aufforderung bzw. Anweisung zu bestimmten
Handlungen, was der Textsorte „Gebrauchsanweisung“ eigen ist. Dies wird im Text durch
unterschiedliche grammatische Mittel ausgedrückt. Ausschlaggebend sind die Verben im
Imperativ, z.B. включите, выключите, держите, выберите, используйте. Es kommt auch
eine synonyme Konstruktion zum Imperativ vor: нажмите und держите нажатой. Die
Kenntnis des grammatischen Themas des Imperativs ist also für diesen Text sehr wichtig.
Als weitere Konstruktionen mit Funktion einer Aufforderung bzw. Anweisung dienen
Verbindungen von Modalwörtern (не) нужно, необходимо mit Infinitiv, z.B. Вам не нужно
заполнять контейнер, воду […] необходимо смягчать. (Не) нужно, необходимо kommen
auch als Kurzformen von Adjektiven vor (mit entsprechenden Endungen), z.B. нужно
моющее средство, необходима регенерационная соль. Zum Ausdruck von „brauchen“
wird auch das Wort требуется verwendet, z.B. требуется мягкая […] вода. Diese
grammatischen Themen werden im Programm von B1 angesprochen. In diesem
Zusammenhang soll auch die Wichtigkeit der Negation im Text erwähnt werden, z.B. не
заполняйте, не нужно заполнять.
Als Ergänzung zum Imperativ werden die Substantive, die das Mittel der Handlung
bezeichnen, im Instrumental ohne Präposition gebraucht, z.B. выключите посудомоечную
машину кнопкой, не заполняйте моющим средством.
Was die Zeitformen der Verben betrifft, so kommen hier nur die Verben in der Gegenwart
und in der Zukunft vor, z.B. высвечивается, является; мигнет, появятся. Man muss sich
auch gut im Thema der Aspekte auskennen, um den Unterschied zwischen abgeschlossenen
und nicht abgeschlossenen Handlungen zu erkennen. In dieser Gebrauchsanweisung ist der
Hinweis auf eine einmalige und abgeschlossene oder wiederholende und andauernde
Handlung wichtig, z.B. После максимального значения установка начнется сначала
(einmalig und abgeschlossen); C каждым нажатием кнопки установка увеличивается на
один уровень (wiederholend und andauernd).
102
Das Passiv wird mithilfe von Verb und Kurzform des Partizips sowie mithilfe eines reflexiven
Verbs ausgedrückt, z.B. установка будет сразу же сохранена (Verb + Kurzform des
Partizips), работоспособность каждой посудомоечной машины проверяется (reflexives
Verb).
Im Text werden die Ketten von Substantiven im Genitiv gebraucht, die direkt nacheinander
stehen, z.B. для работы устройства смягчения воды, oder durch Einschub anderer Wörter
getrennt sind, z.B. значение жесткости используемой Вами воды. Man kann in der
Gebrauchsanweisung auch ziemlich viele Verbalsubstantive beobachten, wie z.B. нажатие,
установка, ввод, ополаскиватель, проверка, содержание.
Eine bedeutende Rolle kommt zahlreichen Adjektiven zu, die in diesem Text eine
beschreibende und präzisierende Funktion erfüllen. Die Beschreibungen, die auch wichtige
Informationsträger sind, werden durch verschiedene Konstruktionen ausgedrückt: Adjektiv +
Substantiv, z.B. бытовых посудомоечных машин, нижний правый программный
индикатор; Substantiv + Substantiv im Genitiv, z.B. кнопку выбора, на индикаторе
времени. Der beschreibende Teil der Konstruktion kommt also nicht nur durch Adjektive,
sondern auch durch Substantive im Genitiv zum Ausdruck.
Das folgende Beispiel zeigt, dass die Beschreibungen mithilfe von Adjektiven eine komplexe
Struktur haben können. In einem Satz erfüllen die beschreibende Funktion mehrere Adjektive,
mit eingeschobenem Adverb (gebildet aus Präposition und Nomen) по возможности, sowie
dem Determinativpronomen другие: Используйте только специальные, по возможности
крупнозернистые регенерационные соли или другие чистые выварочные соли.
Außerdem trifft man im Text auf viele Partizipien: in aktiver sowie in passiver Form (z.B.
мигающие символы, установленное значение), in Lang- und Kurzform (z.B.
комбинированных средств, установлена жесткость воды), vor Substantiven und als
nominaler Teil des Prädikats (z.B. Установка будет сразу же сохранена, она еще
включена). Die Partizipien können vom Substantiv auch durch ein Personalpronomen oder
durch ein Substantiv mit Präposition getrennt sein, z.B. используемой Вами воды, во
встроенной в машину установке; нерастворимые в воде примеси.
In dieser Gebrauchsanweisung kommen auch verschiedene Arten von Pronomen vor, z.B.
которое (Relativpronomen), с каждым (Determinativpronomen), am häufigsten wird aber
das Personalpronomen Вы in verschiedenen Fällen gebraucht, z.B. Вы – Nominativ, Вам –
Dativ, Вами – Instrumental.
103
Die syntaktische Ebene
Die meisten Sätze in dieser Gebrauchsanweisung sind nicht lang, es sind sowohl einfache als
auch zusammengesetzte Sätze. Die Wortfolge im Text ist unterschiedlich, z.B. держите
Es gibt Relativsätze mit dem Pronomen который, z.B. значение, которое…; примеси,
которые…, die eine Alternative zu Partizipialkonstruktionen sind. Die Sätze und Satzteile
werden außerdem durch unterschiedliche Konjunktionen verbunden: если, если…, то…, и,
при этом, пока не, что, поэтому. Если, если…, то… und поэтому deuten auf kausale
Zusammenhänge hin.
Im Text kommen zahlreiche Sätze und Teile der zusammengesetzten Sätze mit Imperativ
ohne Subjekt vor, z.B. Держите нажатой кнопку выбора программ и одновременно
включите посудомоечную машину кнопкой . Man beobachtet auch Sätze und Teile der
zusammengesetzten Sätze ohne Verb mit Nominalprädikat, z.B. Установлена жесткость
воды 15° d (заводская настройка).
Außerdem kommen unpersönliche Sätze und Teile der zusammengesetzten Sätze mit
Modalwörtern (не) нужно, необходимо vor, z.B. […], то Вам не нужно заполнять
контейнер солью; Поэтому воду с жесткостью более 4° d (0,7 ммоль/л) необходимо
смягчать.
Schlussfolgerungen
Aus grammatischer Sicht stellt diese Gebrauchsanweisung eine große Herausforderung dar.
Von den grammatischen Phänomenen, die für das Textverständnis ausschlaggebend sind,
werden nur einige beim Niveau A2-B1 bekannt sein. Das Thema des Imperativs und der
104
Konstruktionen von Modalwörtern (не) нужно, необходимо mit Infinitiv werden im
Programm von A2-B1 behandelt. Die Bildung und die Deklination von Partizipien dagegen,
was eine der zentralen grammatischen Erscheinungen in diesem Text ist, lernt man erst bei
den höheren Sprachstufen. Fehlendes Wissen über die Besonderheiten der Formen und des
Gebrauchs der Partizipien kann ein beträchtliches Hindernis für die Erschließung des Inhalts
sein.
Das Verständnis wird außerdem durch verschiedene Einschübe erschwert. Um solche Sätze
richtig zu verstehen, ist es sehr wichtig, die Deklination sowohl von Substantiven als auch
von Adjektiven bzw. Partizipien gut zu beherrschen. Es werden Kenntnisse über die
Wortbildung gefordert, da bei den Schlüsselbegriffen unter anderem Vokabeln mit dem
gleichen Wortstamm vorkommen, die zu unterschiedlichen Wortarten gehören.
Was die Verben betrifft, so ist das Thema der Aspekte von besonderer Bedeutung. Für das
Verständnis und auch für die Handlungen laut dieser Gebrauchsanweisung ist
ausschlaggebend, ob eine Handlung einmalig oder wiederholt vollzogen wird.
Da die Sätze meistens nicht lang und nicht verschachtelt sind, muss man keine profunden
Kenntnisse in der russischen Syntax besitzen. Es ist aber viel wichtiger, die Formen von
Wortarten (in erster Linie von Adjektiven, Partizipien und Substantiven) zu unterscheiden und
die Endungen zu wissen, um die Zusammenhänge richtig herstellen zu können.
105
Schlussfolgerungen
In der vorliegenden Arbeit wurde der Text als Verflechtung von lexikalischen Einheiten, die
durch grammatikalische und syntaktische Beziehungen miteinander verbunden sind, in den
Mittelpunkt der Untersuchung gestellt. Bei der Textwahrnehmung soll man außer der inneren
Textstruktur aber auch den Kontext und die kommunikative Absicht in Betracht ziehen. So
wird beim Lesen eines fremdsprachigen Textes auf verschiedene Aspekte geachtet, und
abhängig davon, welche Erwartungen vom Text und welches Ziel die LeserInnen haben,
wenden sie verschiedene Lesestrategien und Lesetechniken an.
Der Textverstehensvorgang beginnt mit der Dekodierung von kleinsten Elementen. Anhand
von Kenntnissen in Morphologie, Lexik und Syntax werden die Bezüge zwischen den
Satzelementen festgestellt, was zum Verständnis des ganzen Satzes führt. Unter
Miteinbeziehung von Welt-, Vor- und kulturspezifischem Wissen gelangt man zum besseren
Verständnis des vermittelten Inhalts.
Abhängig davon, wie Informationen dargeboten werden sollen, wird der Text in einem der
Funktionalstile verfasst und unterliegt bestimmten Textkonventionen. Außerdem gehört jeder
Text zu einer Textsorte, die über eigene Ausdrucksmittel verfügt. Die Besonderheiten des
jeweiligen Funktionalstils und der jeweiligen Textsorte müssen beim Lesen berücksichtigt
werden.
Aufgrund der Untersuchung von sechs ausgewählten Texten konnte man zum Schluss
kommen, dass für das Verständnis dieser Texte Grammatikkenntnisse in verschiedenem
Ausmaß notwendig sind. Aus der Sicht der Grammatik hat sich herausgestellt, dass der
wissenschaftliche Artikel und das Gedicht am schwierigsten zu verstehen sind.
Das Gedicht präsentiert sich ebenfalls als herausfordernder Text, jedoch aus einer anderen
Sicht. Syntaktisch sind die Sätze nicht so ausgebaut wie im wissenschaftlichen Artikel,
dennoch stellen zahlreiche Inversionen ein erhebliches Hindernis für die Feststellung der
Beziehungen im Satz dar. Bevor man die Arbeit am Gedicht beginnt, sollen den LeserInnen
106
auf diese Besonderheit aufmerksam gemacht werden. Es soll ihnen auch vermittelt werden,
dass kreativer Zugang an diese Textsorte sehr ratsam ist. Außerdem müssen sie über vertiefte
Kenntnisse über die Bedeutung von verschiedenen Präfixen (vor allem bei Verben) und
Suffixen verfügen, und diese Themen werden beim Niveau A2-B1 nicht immer behandelt.
Der Vertrag und die Gebrauchsanweisung sind etwas leichter zu verstehen. Für das
Verständnis dieser beiden Texte muss man aber mit vielen grammatischen Themen vertraut
sein: Deklination der Substantive und der Adjektive, Partizipien und
Partizipialkonstruktionen, Aspekte bei den Verben. Im Programm vom Sprachniveau A2-B1
werden Partizipien und Partizipialkonstruktionen noch nicht durchgenommen, und die
Aspekte nur bei den gebräuchlisten Verben. Was die Gebrauchsanweisung betrifft, so sei es
hier zu erwähnen, dass man genug Wissen über morphologische Charakteristika von
verschiedenen Wortarten besitzen muss, um das Wort der entsprechenden Wortart zuordnen
zu können.
Als leichteste Texte haben sich die Kommentare und das Interview erwiesen. Sowohl in den
Kommentaren als auch im Interview sind keine komplizierten syntaktischen Strukturen zu
beobachten. Grammatische Themen, die für das Verständnis der Kommentare und des
Interviews wichtig sind, z.B. Deklination und Formen von Adjektiven, Zeitformen und
Konjugation von Verben, sollten den LeserInnen mit Sprachstufe A2-B1 bekannt sein.
Zusätzlich soll man beim Lesen des Interviews Aspektformen unterscheiden können, um
Bedeutungsnuancen zu verstehen.
Es sei im Speziellen die Rolle der Internationalismen bei der Inhaltserschließung der
untersuchten Texte hervorzuheben. Sie sind eine wichtige Hilfestellung für das Verständnis
des wissenschaftlichen Artikels, des Vertrags, der Gebrauchsanweisung und auch des
Interviews. Im Falle des wissenschaftlichen Artikels handelt es sich bei den
Internationalismen zum großen Teil um Fachtermini. Nur bei vorhandenem Vorwissen im
Bereich, aus dem dieser Artikel stammt, sind diese Fachbegriffe hilfreich.
Auch außersprachliche Mittel sind nicht außer Acht zu lassen. So können sich die LeserInnen
beispielsweise auf die in den Text integrierten Bilder, Symbole (wie in der
Gebrauchsanweisung) oder Emoticons (wie in den Kommentaren) stützen, um den
Informationsgehalt zu erschließen. Verschiedene Hervorhebungen, wie z.B. Einrahmungen
von Textblöcken, fette und kursive Markierungen, steuern die Aufmerksamkeit der
LeserInnen.
107
Durch die unternommene Analyse der oben erwähnten Texte ist es uns unserer Meinung nach
gelungen, der Antwort auf die Frage, wie viel Grammatik für das Verständnis von Texten
verschiedener Funktionalstile notwendig ist, näher zu kommen. Es wäre zweifellos von
Interesse, im Zuge einer weiterführenden Analyse von Texten anderer Textsorten zu
untersuchen, welche Besonderheiten aus der Sicht der Grammatik sie aufweisen.
108
Резюме на русском языке
1. Теоретическая часть
Чем больше сходств между родным и иностранным языком, тем легче понимать
иностранные тексты. Похожие культуры также способствуют более лёгкому
восприятию информации при чтении. Насколько внимательно проводится работа над
материалом и насколько хорошо запоминается пройденное зависит от мотивации и
заинтересованности. Кроме того, сила воображения и личный опыт вносят свой вклад в
понимание текстов.
110
Процесс чтения иностранных текстов имеет свою динамику, которая зависит от
сходства знаковой системы родного и целевого языка, уровня владения иностранным
языком, возраста, а также от степени владения навыками чтения на родном языке.
Существует гипотеза об универсальных навыках чтения, которые переходят с родного
на иностранный язык. Сторонники иной теории считают, что трудности, которые могут
возникать при чтении иностранных текстов, обусловлены только недостаточным
уровнем владения языком, на котором они написаны.
111
содержании. Для установления значения неизвестных слов и сложных высказываний в
иностранных текстах применяются знания морфологии, синтаксиса и контекста. Часто
необходима помощь словаря. Также может быть задействована общая эрудиция.
При чтении рецепиенты преследуют определённые цели. Одни тексты читаются для
того, чтобы найти нужную информацию для решения коммуникативной задачи, при
этом некоторым отрывкам уделяется больше внимания. Примером может послужить
чтение научной литературы и инструкций. Во время чтения других текстов рецепиенты
руководствуются субъективным интересом и более внимательно читают интересующие
их части текста, например, в рекламных и других медийных текстах, научно-
популярной и художественной литературе.
Следует отметить, что во время чтения одного и того же текста могут применяться
разные из выше перечисленных стратегий. Например, публицистическую статью
обычно можно читать бегло и руководствуясь только своим интересом, а лингвисты
или изучающие иностранный язык могут читают её внимательно и с определённой
целью.
112
при работе над иноязычной литературой часто нужны знания культурных
особенностей страны. Язык является своеобразным культурным кодом нации.
Культурный фон, стоящий за языковыми единицами, помогает соединить их суть с
формами их выражения.
113
эквивалентностью не следует забывать о структурных и языковых особенностях
текстов как продуктов коммуникации из разных стран.
Необходимо уметь различать, к каким частям речи относятся слова, из которых состоит
предложение. Это возможно при использовании знаний о типичных представителях и
отличительных чертах того или иного разряда слов. Такие части речи, как имена
существительные, имена прилагательные, местоимения и глаголы, можно
идентифицировать по их морфологическим признакам, а предлоги и союзы – опираясь
на анализ порядка слов в предложении. Зная типичные суффиксы, окончания и
значение корня слова, можно определить значение неизвестного слова без помощи
словаря.
115
предложения, нужно учитывать несоответствия и не переносить грамматические
характеристики с родного на целевой язык.
116
точки зрения лексики ожидается увидеть или услышать именно слова Bäume(n) или
Apfelbäume(n).
Научный стиль
Несмотря на то, какие языковые средства используют авторы, для научного стиля
характерна высокая информативность текстов при сжатости содержания, логичность,
319
Kožina 2010: 91
117
точность и однозначность высказываний. Кроме терминов, часто можно встретить
абстрактные понятия и идиоматические выражения. Единственное число может
употребляться в значении множественного, обозначая представителей категории в
целом. Для обобщения используются специальные имена прилагательные (напр.,
всякий, каждый) и наречия (напр., обычно, всегда, регулярно). С этой же целью
употребляется первое лицо множественного числа, страдательный залог, а также
безличные предложения.
Художественный стиль
Публицистический стиль
119
отыменные предлоги и глагольно-именные обороты. В пассивных конструкциях и
безличных предложениях реализуется информационная функция.
Официально-деловой стиль
Разговорный стиль
121
их стилистическую окраску, различают жанры речи в бытовой и деловой сфере,
журналистике, науке и литературе.
122
длинные, сложно построенные и часто содержат обособленные, причастные и
деепричастные обороты. Соединяться предложения и их части могут с помощью
союзов и без них. Для грамматической связи используются такие вводные слова, как
во-первых, во-вторых, таким образом, итак, значит, следовательно, например,
наконец. Сложноподчинённые предложения нередко начинаются с союзов так как,
потому что, поэтому, несмотря на, хотя. Тексты делятся на части: первая содержит
тезис, далее обосновываются мысли, а в конце делается вывод. Для усиления
выразительности речи употребляются риторические вопросы, вопросительные,
побудительные и восклицательные предложения.
123
2. Практическая часть
124
2.2. Статья (научный стиль)
125
2.3. Стихотворение (художественный стиль)
Для данного стихотворения Сергея Есенина характерна образность речи. В нём можно
увидеть много метафор и игру слов, которые осложняют процесс понимания текста.
Даже при наличии соответствующих языковых знаний читателям часто тяжело прийти
к пониманию этих художественных приемов и распознать значение даже известных
слов, из которых они состоят. Инверсии, достаточно часто встречающиеся в данном
стихе, также являются барьером на пути к его пониманию. Поэтому только владение
достаточно глубокими языковыми знаниями и креативный подход к материалу
необходимы, чтобы понять смысла данного стиха.
126
местоимения, в первую очередь личные и притяжательные. Владение языком на уровне
A2-B1 предполагает наличие этих знаний.
Важными являются также знания того, как склоняются имена существительные, чтобы
правильно устанавливать связи между ними. Составные предлоги могут
рассматриваться как простые предлоги с именами существительными, что, в свою
очередь, ведёт к неправильному пониманию смысла предложений.
Для того, чтобы правильно определить связи в сложных предложениях, нужно обладать
достаточно глубокими знаниями синтаксиса. Глаголы в начале подпунктов служат
ориентирами для дальнейшего разбора предложений. Знания того, как спрягаются
глаголы, для понимания данного договора не представляют особой важности. Главнее
127
умение правильно различать глаголы совершенного и несовершенного вида, в которых
заложены смысловые оттенки.
Предложения в основном короткие, в них часто упускается одно или несколько слов,
значение которых можно понять из контекста. Одна и та же мысль может быть
выражена в нескольких коротких предложениях. Следовательно, для раскрытия смысла
комментариев нужно учитывать смысловое содержание находящихся рядом
предложений. С другой стороны, есть и длинные, сложносочинённые предложения,
являющиеся лишь последовательным соединением простых и тем самым не
представляющие собой особых трудностей для понимания.
128
единственного числа. Глаголы употребляются в прошедшем, настоящем и будущем
времени, поэтому необходимо уметь различать все временные формы.
Достаточно много слов в этом тексте должны быть известными владеющим языком на
уровне A2-B1. Повторяющиеся слова часто стают опорными при чтении. Большое
количество интернационализмов также способствует пониманию инструкции.
Различные нетекстовые элементы, такие как символы, математические знаки, цифры, а
также графические средства выделения определённых слов и предложений, помогают
при чтении.
Умение различать виды глаголов играет значительную роль для понимания данного
текста, так как совершенный и несовершенный вид указывают на то, одноразовое ли
действие или повторяющееся.
Сравнив вышеуказанные тексты, можно прийти к выводу, что для их понимания знания
грамматики необходимы в разной мере. Самыми тяжёлыми с точки зрения грамматики
являются научная статья и стихотворение. Для того, чтобы понять сложно
построенные предложения в статье, нужно обладать очень хорошими знаниями о
склонении имён существительных, образовании и употреблении причастий и
причастных оборотов. К чтению стихотворения рекомендуется подходить творчески.
В тексте можно столкнуться с инверсиями, усложняющими установление связей между
членами предложения. Также можно проследить употребление различных приставок и
суффиксов, значения которых нужно уметь различать.
130
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avtomobilya-transportnogo-sredstva-bez-ekipazha/ (19.09.2015).
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Lebenslauf
Geburtsdatum 13.04.1987
140
Berufserfahrung seit zwölf Jahren:
Einzel- und Gruppenunterricht in Deutsch, Russisch und
Englisch
Oktober 2011 – Februar 2014
Lehrerin im Lernstudio „Rigorosum“
seit vier Jahren:
Übersetzerin beim Übersetzungsbüro LINGUA_town
141