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LOGISCHE ABHANDLUNGEN
HERAUSGEGEBEN VON
WOLFGANG HELCK UND EBERHARD OTTO
BANDS
WOLFGANG HELCK
1962
VON
WOLFGANG HELCK
1962
2) Die Frühzeit • 5
3) Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich 13
4) Der syrische Handel im Alten Reich 28
5) Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich 43
6) Die Ächtungstexte 49
7) Denkmäler des Mittleren Reiches in Syrien 69
8) Handel mit Syrien-Palästina im Mittleren Reich •• 72
9) Syrer in Ägypten im Mittleren Reich 79
10) Asiaten auf dem Sinai im Mittleren Reich • 85
ll) Zur Schreibung fremder Namen im Mittleren Reich 88
12) Zwischenbilanz • 90
13) Die HYksos •• 92
14) Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 109
15) Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit • • • • 174
16) Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches • 199
17) Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien 240
18) Die Verwaltung der ägyptischen Gebiete Syriens • 256
19) Geographische Angaben über asiatische Gegenden im ägyptischen
Sprachgebrauch des Neuen Reiches 268
a) Umfassende Bezeichnungen 268
b) Die stereotypen Listen 269
l) Landschaften • • • • • 272
2) Die Grosstaaten • • • • • 285
3) Die syrischen Stadtstaaten •••• 300
20) Der Horusweg im Neuen Reich 323
21) Die Angaben über die syrische Geographie im Papyrus Anastasi I • • 328
22) Die asiatische Landschaft in ägyptischen Darstellungen und Be-
Schreibungen . . • . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 334
VI Inhaltsübersicht
37) Ägyptischer Einfluss auf die syrische Kultur im Neuen Reich 608
Ägypten und Vorderasien angewandt, bedeutet da&, daß wir in der Hauptsache
von der Beeinflussung der ägyptischen Kultur durch die vorderasiatischen zu
sprechen haben werden, um dadurch auf die Entwicklung und den inneren Wan-
del der ägyptischen Kultur rückschließen zu können. Für eine Betrachtung in
umgekehrter Richtung fehlt zunächst auch das Material - wenigs.tens im 3. und
2. Jahrt., während im 1. Jahrt. besonders durch die Masse der Texte des Al-
ten Testamentes eine Untersuchung über den Einfluß, der von Ägypten her auf
Palästina ausgegangen ist, nach den Anfängen, die bereits unternommen worden
sind, vielversprechende Ergebnisse bringen könnte. Da dann aber die damalige
syrisch-palästinensische Kulturzone den Ausgangspunkt der Betrachtung bilden
muß, kann diese Untersuchung nur von einem Vertreter dieses Gebietes unter-
nommen werden und nicht von einem Ägyptologen. Das ist der Grund dafür, war-
um diese Untersuchung sich auf das 3. und 2. Jahrt. beschränkt; für diese
Zeit ist es möglich, die gegenseitigen Beziehungen von Ägypten aus zu be-
trachten.
Neben dieser Beschränkung in zeitlicher Hinsicht wird der Leser noch an-
dere Auslassungen hinsichtlich des Materials feststellen; diese aber sind
nicht vom Material her bedingt, sondern begründen sich auf die Unzulänglich-
keit der Kenntnisse des Verfassers. Denn es zeigte sich während der Durchar-
beitung des zum Thema gehörigen Materials, daß eigentlich kaum ein Gebiet
des kulturellen Lebens bei der Suche nach fremdem Einfluß ausgelassen werden
konnte. Ausgehend von den geschichtlichen Grundlagen der gegenseitigen Berüh-
rungen, von den Kenntnissen, die die Ägypter von Syrien-Palästina hatten, und
von dem Bild, das sie sich über das Land und seine Bewohner machten·, über den
Handel als Mittel der Beeinflussung und endlich über die Asiaten in Ägypten
selbst als die Mittler, mußte nun versucht werden, in Kleidung wie in der
Musik, in der Kunst wie in der Sprache, in den religiösen Vorstellungen wie
in der Literatur, in der Magie wie in der "Weltanschauung" den asiatischen
Einfluß aufzuspüren und damit eine Antwort zu geben auf die Frage, die wir
oben als die entscheidende bezeichnet haben, nämlich inwieweit die ägypti-
sche Kultur fremdes Gut in sich aufgenommen hat und inwieweit sie dadurch
ihren Weg neu bestimmte. Die Weite der einzelnen Möglichkeiten hat es aber
mit sich gebracht, daß nicht jeder Sektor in gleicher Breite behandelt wor-
den ist: Fehlen doch dem Verfasser auf manchen der angeschnittenen Gebiete
einfach die Voraussetzungen, besonders die· methodischer Art. Wenn er sich wie
bei der Musik bereits auf eine Spezialuntersuchung stützen konnte, so hat er
das dankbar getan; wo aber eine solche fehlt, mußte er sich mit einigen Hin-
weisen begnügen. Das gilt besonders für die Frage der asiatischen Einflüsse
in der ägyptischen Kunst wie auch umgekehrt, denn hier sieht sich der Verfas-
ser überfordert. Vielleicht fühlt sich durch die Lücken der vorliegenden Un-
tersuchung dieser oder jener Kenner der Materie ·veranlaßt, diese Fragen in
Angriff zu nehmen und damit meine bewußt vorgenommene Unterlassung auszufül-
len.
Einleitung 3
Endlich muß noch darauf hingewiesen werden, daß die Frage der vorge-
schichtlichen Beziehungen zwischen Vorderasien und Ägypten ebenfalls ausge-
klammert worden ist, und zwar aus dem Grunde, weil hier die Interpretation
der Kulturreste j.e nach der zugrundegelegten Theorie eine so verschiedene
ist, daß es einer eigenen, breitangelegten Auseinandersetzung bedurft hätte.
Zudem ist dieser vorgeschichtliche Einfluß für unsere Hauptfrage nicht von
Bedeutung. Das ist jedoch anders bei der Frage des Einflusses zu Beginn der
Geschichte, und obwohl auch für diesen Komplex im Grunde der gleiche Einwand
gilt, der eben gegen die Behandlung der vqrgeschichtlich~n Beziehungen vorge-
bracht wurde, forderte doch die Wichtigkeit dieses Problems eine Behandlung,
die allerdings bewußt kurz gehalten ist und unter Verzicht auf längere Aus-
einandersetzungen die Ansicht des Verfassers darlegen soll.
Im Äußerlichen möchte ich noch avf folgendes hinweisen: Für die Umschrift
der Gruppenschreibung habe ich versucht, in Anlehnung an die Art, in der man
die Keilschrift umschreibt, eindeutige Bezeichnungen einzuführen, die unten
begründet und auf einer Tafel zum besseren Vergleich zusammengestellt sind.
Hinweise auf Hieroglyphen beziehen sich auf die Liste in Gardiners Egyptia~
Grammar. In der leidigen Frage der Umschrift der Eigennamen lassen sich In-
konsequenzen nicht umgehen: In hethitischen und mitannischen Namen ist das
geschriebene s als s gegeben worden, wo es sich nicht um ein Zitat der
Schreibung selbst handelt; auch sonst sind dort, wo Namen bekannter sind,
die gangbaren Sqhreibungen benutzt worden. Das gilt vor allem für die ägyp-
tischen Königsnamen: erschlossene Aussprachen wie "Huspeswa" für "Hatschep-
sut" habe ich vermieden, da sie bisher nur einem begrenzten Kreis geläufig
sind. Letzterer Grund läßt mich auch an "Ramses" festhalten, obwohl wir da
wissen, daß er "Riamasesa" genannt wurde. Personennamen möchte ich ebenfalls
nicht vokalisieren, sondern gebe sie in der strengen Umschrift, die nur die
Konsonanten berücksichtigt - es sei denn, es handele sich um Gruppensohrei-
bung.
4
Lubjap UPE-
NOROp
a Arq,atumsp
UPE-
SÜOp
aConna"
BEQA~
a Sitjon"
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Akko p D a AstaroHr p
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)( Jerusa/em sp
Orte deE_!~~!~S~!~~!~
Jarimuta sp a -------
(zu S. 62 ff.)
ENAQ. sp MOAB!>p
"
5
2) D i e F r ü h z e i t
sehen Stücken eingeordnet), das aber viel eher eine (antike oder moder-
ne) Nachahmung eines sumerischen Tontäfelchens zu sein scheint; dazu
beachte die sumerischen Zahlzeichen!
38) Frankfort, Studies I 125; Massoulard, Prehistoire 333. - Die Ableitung
des Zeichens der Ss~.t von einer sumerischen "Lebensblume" oder der
Palme auf den Schminkpaletten vom sumerischen "Lebensbaum", wie sie
Spiegel, Hochkultur § 574 nach Moortgat, Tammuz, und Dauthine, Le Pal-
mier dattier et le arbres sacres vornimmt, halte ich für kaum möglich,
wenn ich auch das S~~.t-Zeichen nicht sicher erklären kann.
39) Kantor, JNES 1, 190; vgl. Baumgartel, Cultures 2 p. 91/3 und auch (zu-
stimmend) Kaiser, Archaeologia Geographica 6, 75.
40) Scharff, ÄZ 71, 100.
41) Frankfort, Studies I 111 ff.
42) Glanville, JEA 12, 52 ff. - Man könnte höchstens bei dem Gefäß in Form
eines liegenden, bepackten Kamels aus Abusir el-Meleq (Scharff, Abusir
el-Meleq pl. 24 Nr. 208) aus Kalkstein Zweifel haben, ob hier nicht ein
fremder Import vorliegt, da trotz der angeblichen Kamelknochen aus der
frühgeschichtlichen Nekropole von Heluan (Zaki Saad, Royal Excavations
at Helwan 1945-7 p. 38) das Vorhandensein eines gezähmten Kamels in
Ägypten zu dieser Zeit weiterhin recht fraglich erscheint. Ob vielleicht
ein Zusammenhang mit den gleich noch zu erwähnenden Steingefäßen mit Un-
terteilung besteht?
43) Scharff, ÄZ 71, 101 Abb. 7/8. Vielleicht besteht hier sogar ein durch
den Handel hervorgerufener Zusammenhang mit den ähnlichen, in mehrere
Fächer eingeteilten Steinbehältern, die, sicher mit Kosmetika gefüllt,
von Südbelutschistan aus sowohl nach den Städten der Induskultur wie
nach Mesopotamien verhandelt wurden (vgl. Piggott, Prehistoric India
110/1).
44) Kaiser, a.a.O. 77 n. 64.
45) Allerdings möchte ich auf ein in Helwan gefundenes, typisch syrisches
Henkelgefäß hinweisen (Zaki Saad, Excavations Helwan 1945-47 pl. XI b
B), das auf der Schulter zwei Zeichen eingeritzt trägt (a.a.O. p. 14
fig. 5), die keine Topfmarken zu sein scheinen, sondern Schriftzeichen.
Es sind sicher nicht Hieroglyphen, doch kann ich sie auch nicht mit
Keilschriftzeichen der Djemdet Nasr-Epoche gleichsetzen.
13
Der älteste Hinweis auf eine Auseinandersetzung mit dem Osten ist sowohl
zeitlich als a~ch in der Interpretation des Denkmals nicht sicher. Es han-
delt sich um d:i~~og. "Schlachtfeldpalette 111 ), die von einem der ersten be-
kannten Könige geweiht worden sein dürfte, etwa Skorpion oder Narmer. Auf
ihrer Vorderseite ist vor einem gefesselten, nackten Gefangenen, den eben
der als Löwe erscheinende ägyptische König zerfleischen will, der Rest einer
Hieroglyphe zu erkennen, die zu der des "iwnw"-Pfeilers ergänzt worden ist 2 ).
Es läge hier also eine Bezeichnung von Fremden vor, die wir auch späterhin
noch antreffen: Iwn.tjw, d.h. die "Pfeilerleute". Wir dürfen sie wohl mit
der Stadt Iwnw "Heliopolis" in Verbindung bringen und ihren Namen in der
Weise deuten, daß sie die Bewohner cier Wüstengebiete östlich von Heliopolis
sind, die ihre Pfade durch Errichten von Pfeilern (alamat) kennzeichneten.
Heliopolis aber war ja von alters her Ausgangspunkt des Karawanenweges nach
dem Sinai3). Hier wären also Kämpfe mit den Nomaden am Ostdeltarand verewigt.
Über ihr Aussehen könnte die glei.he Schminkpalette etwas aussagen,wenn wir
die noch halb erhaltene Figur hinter dem durch die Hieroglyphe gekennzeich-
neten Gefangenen ebenfalls als Angehörigen dieser Iwn.tjw ansähen und nicht,
wie es bisher getan worden ist 4 ), als Göttin oder Gott, der dem König den
Gefangenen vorführt. Bezeichnend ist, daß diese Gestalt beide Arme über
Brusthöhe erhoben gehalten haben muß, was weniger zum Vorführen paßt, als
zu einem Anflehen des Königs. Dann aber könnte man einem Gedanken Vandiers
folgen 5 ) und die Verbindung ziehen zu der Darstellung auf einem kleinen El-
fenbeinfragment aus den abydenischen Königsgräbern, also einem zeitlich
kaum jüngeren Denkmal 6 ). Dort wird ein Mann dargestellt, der ebenso wie die
Gestalt der Schminkpalette einen langen Mantel trägt, der durch ovale Mu-
ster charakterisiert ist; diese Muster stehen bei der Figur der Palette
waagerecht, bei der des Elfenbeinfragmentes senkrecht. Bei letzterer ist
das Gesicht erhalten: der Mann trägt einen Kinnbart und eine zipfelmützen-
artige Haartracht, wie sie sonst nicht wieder erscheint. Vielleicht sind
also in diesen Gestalten die Iwn.tjw zu sehen7 ).
Das "Schlagen der Iwn.tjw" ist in der Folgezeit für einen König der 1.
Dynastie, wahrscheinlich Dn8 ), auf dem Palermostein verzeichnet9). Es könn-
te sich um das gleiche Ereignis handeln, das ein Täfelchen dieses Königs
als "Erstes Mal des Sohlagens des Ostens" registriert 10 ). Durch Darstellung
der Bodenbeschaffenheit hat der Hersteller des Täfelchens dabei zu erkennen
gegeben, daß es sich um Bewohner der zum Fruchtland abfallenden Wüste han-
delt. In der Kleidung jedoch ähnelt dieser Ostbewohner nicht jener eben be-
sprochenen Darstellungsgruppe: er trägt langes Haar, Vollbart und eine
"Schürze".
Auch findet sich "Schlagen der Iwn.tjw" einmal dem Bild des den Feind
erschlagenden Königs Cheops auf dem Sinai b'eigeschrieben 11 ). Es ist leider
14 Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich
Mntw" auch das "erste Mal des Sedfestes" angibt. Hier ist neben die alte
Form der Jahresbezeichnung') nach dem Hauptereignis bereits die aktenmäßige
nach den Zählungen getreten, aber die Darstellungen weisen noch auf die alte
Form hin, die nun zu "Annalenbemerkungen" geworden sind, Überhaupt wird es
für die 5. Dynastie Sitte, daß der König meist nur noch im Namen erscheint
und die Namen der Expeditionsteilnehmer gegeben werden, während in der
früheren Epoche höchstens der Leiter der Expedition, und der auch gern noch
ohne Namen 21 ), erwähnt wird.
Schon S~-ngt nennt auf seinem Relief als Göttin dieser Gegend die Ha-
thor, Herrin des Türkis, die später Hauptgöttin der Steinbrüche auf dem
Sinai war 22 ). Daneben aber erscheint ein Thot, Herr der Fremdländer, der
bei Cheops beim Erschlagen des Feindes mit dabeisteht 23 ); er ist also der
lokale Gott, wahrscheinlich der des Gebietes am Rande des Ostdeltas, in dem
die Iwn.tjw wohnten. Noch Sahure führt Thot als "Herrn der Iwn.tjw" wie als
"Herrn der Fremdländer" in seinem Totentempel auf 24 ).
Aufgabe der Expeditionen war, soweit die Texte davon sprechen, Türkis
zu holen. Doch zeigen weite Schlackenhalden, daß man sicher zunächst wegen
des Kupfers nach dem Sinai gegangen ist 25 ). Dazu, daß man in den Inschrif-
ten davon nicht spricht, gibt es eine Parallele etwa in den Felsinschriften
von Wadi el-Hudi 26 ), die immer vom Holen von Amethyst sprechen, obwohl in
nächster Nähe die großen Goldminen liegen• Der Grund dürfte darin zu suchen
sein, daß man Kupfer oder Gold durch Gefangenentrupps abbauen ließ, die
ständig dort gefangen gehalten wurden, bewacht von Truppenkontingenten. An-
dererseits dürfte es auch so gewesen sein, wie wir es aus dem A.R. aus Nu-
.
bien kennen, daß die ägyptische Herrschaft die dort wohnenden Häuptlinge
zwang, ihre Untertanen zur Gewinnung der Metalle einzusetzen. Amethyst oder
Türkis aber brach man zur richtigen Zeit durch Expeditionen, die nur für
diesen Zweck kurz dorthin geschickt wurden und die unter Führung höherer
Beamter und Teilnahme von "freien" Handwerkern durchgeführt wurden. So hing
es also von der Beurteilung der vorgenommenen Arbeit ab, ob man sich ihrer
rühmte und verewigte oder nicht: Türkissuchen war "vornehm", Kupfergewinnen
Sklavenarbeit 27 ).
Neben diesen Aktionen in unmittelbarer Nähe der Ostgrenze des Deltas ha-
ben wir aber, wie sich aus der Betrachtung des Handels in dieser Zeit erge-
ben wird, auch mit Beziehungen nach Vorderasien selbst zu rechnen. Ein ge-
fesselter Gefangener auf einem Fragment aus dem Grab des Königs K~-' in
Abydos wird durch die Beischrift S,!.t als "Asiat" bezeichnet 28 ), 'rn S,!.t
dürfte die Bezeichnung der Gebiete zu sehen sein, die nördlich des Sinai
liegen und Palästina und Syrien umfaßt haben werden. Vielleicht ist die Be-
zeichnung vom Worte s,!j "schießen" abzuleiten 2 9), so daß also· wieder eine
·von den Ägyptern selbst vorgenommene.Benennung vorliegen würde, die gut da-
zu paßt, daß man ja auch sonst die feindlichen Völker als die "Bogenvölker"
bezeichnete. Der "Asiat" des genannten Fragmentes aus dem Grab des K~ (
16 Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich
trägt einen Vollbart und in den Nacken reichendes Haar. Wir können nach die-
sem Aussehen auch die auf ähnlichen Elfenbeinfragmenten dargestellten gaben-
bringenden Personen als "Asiaten" bezeichnen 30 ). Einer von ihnen bringt
einen Henkelkrug, wobei man an das b~~-Öl denkt, das ein Hauptprodukt der
asiatischen Gebiete war. Es besteht also ein Handelsverkehr mit diesen Asia-
ten, weshalb wir bei Prj-ib.sn auch einmal ein Siegel eines "Sieglers der
Abgaben von Asien" antreffen 31 ). Feindliche Auseinandersetzungen mit "Asien"
aber nennt wieder der Palermostein unter König Athotis3 2 ), auf dem das
"Schlagen von Asien" annalistisch festgehalten ist. Eine Nennung von "Asien"
auf einer Tür des g<-shm.wj weist in gleiche Richtung33),
In der 5. Dynastie zeigen uns die Darstellungen aus dem Totentempel des
Sahure das Aussehen der Asiaten bei der Vorführung der Feinde durch die Göt-
ter34) und bei der Rückkehr einer Flotte aus den asiatischen Küstenberei-
chen, wo sie Sklaven eingehandelt hatten 35 ). Charakteristisch ist bei den
syrischen Männern Vollbart und langes Haar, das durch ein Band über der
Stirn zusammengehalten wird, gelbe Haut und ein über dem Knie endender
Schurz. Die Frauen tragen das gleiche Bekleidungsstück, sfnd also ebenfalls
mit nacktem Oberkörper dargestellt; die Kinder sind ganz unbekleidet. Bemer-
kenswert ist, daß die gleichen Charakteristika beim Gott Sopd im Totentem-
pel des Sahure zu finden sind 36 ), der somit als "Asiat" gekennzeichnet ist.
Da er später Herr des Wadi Tumilat ist, können wir schließen, daß dieses
Tal bereits in der Frühzeit der Weg war, auf dem semitische Asiaten nach
Ägypten einsickerten. Sopd trägt auf der genannten Darstellung über seinem
Schurz einen Gürtel, der mit schmalen Lederstreifen behängt ist. Das gleiche
Kleidungsstück trägt König Narmer auf seiner Schminkpalette über seinem
Hemd, sicher als "Amulett", wobei zwischen Gürtel und herabhängenden Strei-
fen Hathorköpfe sitzen, d.h. vermenschlichte Kuhköpfe. Das könnte in der
Weise gedeutet werden, daß jene semitischen Nomaden des Wadi Tumilat als
Rinderhirten eingewandert sind 37 ), wie wir es auch späterhin immer wieder
feststellen werden.
Aus der Darstellung des Sahure läßt sich ablesen, daß die Beziehungen
mit Asien weitgehend zu Schiff durchgeführt wurden. Ein Vordringen der Ägyp-
ter zu Lande ist zunächst nicht zu erkennen. Wichtig ist in diesem Zusammen-
hang die Titulatur eines Beamten aus der beginnenden 5. Dynastie, die Fi-
scher veröffentlicht hat 38 ). Dieser Mannnamens K~-'pr führt als Haupttitel
den eines "Aktenschreibers" (ss pr-m,9;5.t), ist aber auch gleichzeitig "Mi-
litärschreiber des Königs auf der Türkisterrasse", d.h. er war Angehöriger,
wahrscheinlich sogar Leiter der Militärverwaltung des Sinai. Er war also
verantwortlich für den Schutz der Minenanlagen im Wadi Maghara. Daneben
führt er noch die singulären Titel eines "Militärschreibers des Königs in
Wn.t, in S(f) rr39), in TpL in Id~".Die genannten Orte sind in dem Halb-
rund eingeschlossen, das Befestigungen andeutet, so daß wir es mit militä-
risch gesicherten Gebieten zu tun haben. Wn.t ist bereits seit der 1. Dy-
Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich 17
nastiebekannt als ein Gebiet, in das man Expeditionen schickt (wpj)4°). Fi-
scher, a.a.O., veröffentlichte dazu die Titulatur eines Ij-kJ-n~s, der an-
scheinend ans Ende der 3. Dynastie zu datieren ist und der sich "Karawanen-
führer (m_!n) in Wn.t und allen Fremdländern" 41 ) nennt. Hier liegt also ein
Landstrich vor, der von den Ägyptern durch Handelsexpeditionen besucht wird
und den man nur mit "Führern" erreichen kann. Das erinnert an den m_!n, den
Sinuhe auf seiner Flucht hinter den Befestigungen des Horusweges trifft, so
daß also Wn.t das Gebiet um das spätere Raphia bezeichnen könnte. Daß es
sich tatsächlich um asiatische Gebiete gehandelt haben muß, zeigt sich dar-
in, daß wn.t ab 6. Dynastie asiatische Befestigungen bezeichnet4 2 ). Hier
hat sich eine Bedeutungsverschiebung durchgesetzt, die wohl damit zusammen-
hängt, daß durch politische Veränder·mgen das Gebiet Wn. t nicht mehr als
eigene Einheit empfunden wurde. Dieser Verlust der alten Bedeutung des Län-
dernamens zeigt sich auch darin, daß im Grab des Zwerges Snb43) aus dem En-
de der 6. Dynastie nicht nur Wn.t, sondern auch das hier ebenfalls genannte
Land Ids als Benennungen von Gebieten in der Unterwelt verwandt werden. Der
Weg dahin ist verständlich: Was außerhalb der Grenzen Ägyptens lag, gehörte
dem feindlichen Chaos an, wie auch die Unterwelt, in der die Dämonen herrsch-
ten. Verlor sich die Bezeichnung eines real vorhandenen fremden Landes, so
konnte sich der Name in mythische Bereiche zurückziehen. Somit haben wir in
Wn.t und Id~ Grenzgebiete im Nordosten von Ägypten zu sehen, die wenigstens
zu Beginn der 5. Dynastie militärisch verwaltet wurden. Ob das gleiche für
Sfrr und Tp~ gilt, bleibt offen, da diese Gegenden sonst nicht wieder er-
wähnt werden. Die Möglichkeit dafür besteht, obwohl K3-'pr sich auch "Mili-
tärschreiber der westlichen und östlichen Wüste" nennt und so die genannten
Gegenden theoretisch auch im Westen liegen könnten.
In diesem Zusammenhang ist auf die Titulatur eines frühen Gaubeamten
Ph-r-nfr hinzuweisen 44 ), der sich neben anderen Titeln auch den eines "Pro-
p~et des Seth von (der Stadt 'König X) schlägt Asien•n 45 ) beilegt. Da er
außerdem Prophet des Sopd und des Thot war, so könnte er in der Verwaltung
der Gebiete an der Ostgrenze Ägyptens bzw. sogar des Sinai tätig gewesen
sein.
Mit der 6. Dynastie scheint sich ein weiteres Ausgreifen der ägypti-
schen Macht nach Vorderasien hinein abzuzeichnen. Als erste Anzeichen kön-
nen die Darstellungen des Onnosaufweges genommen werden 46 >, die Ägypter im
Kampf mit "Beduinen" (s3sw) zeigen. Diese später häufige Bezeichnung für die
nomadischen Stämme Südpalästinas erscheint hier zum ersten Male und dürfte
die Bewohner der gleichen Gegend benennen. Sie sind dargestellt mit langen
Haaren, Vollbart und einem Schurz, der dem ägyptischen sehr ähnlich sieht.
Wenig später findet sich eine weitere neue Bezeichnung für die Asiaten,
nämlich'~mw, die sie vielleicht als "Hirten" ausweisen soll. Sie findet
sich zuerst bei der großen Inschrift des Wnj ,. der einen Feldzug gegen sie
schildert 47 ). Sie werden dabei als "Asiaten ( c.~mw), die Beduinen (wörtl.
2
18 Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich
"die auf dem Sand")" bezeichnet, was wohl in der Art der Akten zu lesen ist
als "Nomaden von der größeren Einheit der'~mw". Der Zug des Heeres geht von
48 ) der nördlichen Insel 49 ), dem Tor des Ij-m-htp und dem Bezirk des Horus
Nb-m'3.t aus. Diese geographischen Punkte sind. sonst nicht belegt,. aber es
handelt sich wohl sicher um Anlagen an der Landenge von Suez. Daß hier da-
mals Befestigungen lagen, zei~t die Determinierung des Wortes km-wr "Salz-
see" in den Pyramidentexten 50 mit einer Festungsmauer. Zoser ist der erste
König, von dem wir sichere Kunde auf dem Sinai haben, und Ij-m-~tp war sein
großer Architekt. Snfrw wiederum ist später als Lokalheiliger auf dem Sinai
verehrt worden. Also werden sich diese Könige besonders um die Sicherung
des Weges nach dem Sinai verdient gemacht und wohl auch die Befestigungs-
anlagen im Norden der Landenge angelegt haben, so daß die Nennung des Ij-m-
.
htp und des
. Snfrw in der Erzählung des Wnj auf diese hinweisen werden. In
dem Gedicht, in dem der Erfolg des Kampfes geschildert wird, werden nicht
nur die Burgen (wn.t) der Asiaten genannt, sondern auch Feigen und Wein-
trauben, die die Ägypter abgeschnitten, und Behausungen, die sie verbrannt
haben. Wir haben es hier kaum mehr mit den südpalästinensischen Nomaden zu
tun, sondern bereits mit Asiaten, die in den fruchtbareren Gebieten Palä-
stinas wohnen. Fünf solcher Züge zu Lande nennt Wnj, um dann auch noch eine
See-Expedition zu schildern: "Man meldete, daß Räuber unter diesen Auslän-
dern von der 'Antiloperr-Nase 51 ) wären; da fuhr ich mit Transportschiffen
hinüber, zusammen mit diesen Truppen. Ich landete hinter der Höhe des Berg-
zuges nördlich des Landes der Nomaden. Während die Hälfte des Heeres auf
dem Landweg war, kam ich und fing sie alle, wobei jeder Räuber unter ihnen
abgeschlachtet wurde." Die Lage der "Antilopen-Nase", also eines Kaps, ist
unbekannt. Wilson52 ) denkt an den Karmel, der als Kap ins Meer fällt. Mir
scheint ein militärisches Ausgreifen der Ägypter in.dieser Zeit so weit
nach Norden kaum denkbar. Vielleicht liegt die Lösung in der Deutung des un-
sicheren Wortes btk, das oben als "Räuber" übersetzt wurde und eigentlich
"Hineinschlüpfende" bedeutet. Es handelt sich anscheinend um einsickernde
Gruppen, die das ägyptische Gebiet beunruhigen, so wie es später die Lehre
für Mrj-ks-R' an der ägyptischen Nordostgrenze schildert. Dann aber können
diese Leute, die Wnj züchtigt, nicht weit im Norden gesessen haben; seine
Unternehmung, mit der er diese "Räuber" von zwei Seiten packt, indem er hin-
ter ihrem Rücken landet, wird also an der Grenze durchgeführt worden sein;
sollte es sich bei der "Antilopen-Nase" etwa um den Mons Cassius handeln,
15 km ostwärts des späteren Pelusium?
Etwa aus der gleichen Zeit liegen zwei Darstellungen vor, die, deutlich
auf das gl~iche Vorbild zurückgehend, die Eroberung einer von Asiaten. ver-
teidigten Festung abbilden. Es sind Darstellungen im Grab des Maurermei-
sters K~-m-hs.t 53 ) in Saqqara, das in den Anfang der 6. Dynastie gehört 54 ),
und eine andere im Grab des Gaufürsten Intj in Deshasheh 55 ), das wohl in
die gleiche Zeit zu datieren ist5 6 ). Die Darstellung der Festung selbst un-
Politische Beziehungen zu Asien im Alten Rei9h 19
terscheidet sich in den beiden Gräbern: In Deshasheh bildet sie ein Oval,
dessen Mauer mit Bastionen verstärkt ist. Die Asiaten sind von Pfeilen ge-
troffen, während ihre Frauen sie stützen und verbinden. Oben sitzt auf ein-
fachem Sitz der Fürst der Stadt, sich die Haare raufend, während ihn die
Frauen um Rettung anflehen. Ein Asiat zerbricht seinen Bogen, und unten hor-
chen einige Asiaten angestrengt auf die Arbeit der ägyptischen Pioniere,
die die Mauer zum Einsturz bringen wollen. Die Tracht der Asiaten entspricht
den sonstigen Darstellungen, nur tragen hier die Frauen ein den ganzen Kör-
per bedeckendes Hemd. Vor der Festung rücken ägyptische Soldaten eine Lei-
ter an die Mauer; darüber ist eine Schlacht zwischen Ägyptern und Syrern
dargestellt, die wohl die Einleitung zur Einschließung der Stadt. bildet;
unten ist das Ende erkennbar, indem die Bevölkerung abgeführt wird. Hier
tritt ein Motiv zum ersten Male auf, das später noch öfter benutzt wird:
ein Soldat trägt ein Mädchen über seiner Schulter weg 5?). Die Abbildung bei
K~-m-hs.t unterscheidet sich in mehreren Punkten von der in Deshasheh: Ein-
•
mal ist die Mauer nur als Strich gegeben, der bogenförmig auf der Grundli-
nie so verlief, daß auch Notausgänge ausgespart sind, aus denen die Besat-
zung zu fliehen scheint. Neben den Bewohnern ist das Vieh in der Festung
untergebracht, wobei Rinder, Ziegen und Esel zu erkennen sind. Es fehlt auch
hier nicht das Motiv des Mannes , der auf die ägyptischen Mineure lauscht.
Die Frauen tragen~ wie bei den Darstellungen des Sahure, nur einen Schurz,
der den Oberkörper freiläßt. Bezeichnenderweise hat die Sturmleiter Räder -
die älteste Darstellung von Rädern in Ägypten; das mag damit zusammenhängen,
daß diese Darstellung im Grab eines Technikers erscheint, wenn er auch den
Titel eines "Maurermeisters" trägt.
Beide Darstellungen gehen eindeutig auf die gleiche Vorlage zurück. Die
Frage liegt nahef warum sie gerade in diesen beiden Gräbern zu sehen sind.
Ist etwa anzunehmen, daß sie sich auf ein bestimmtes historisches Ereignis
beziehen, mit dem die beiden Grabinhaber in Beziehung gestanden haben?
Diese historische Deutung widerspricht eigentlich dem Sinn der Grabdar-
stellung im A.R., da diese nicht singuläre persönliche Erlebnisse geben,
sondern Bilder von dem, was zum Typ eines erfolgreichen Lebens gehört, ohne
daß es das wirkliche Leben des Grabinhabers widerspiegeln sollte. Schon daß
das gleiche Bild in zwei weit voneinander liegenden Gräbern erhalten ist,
zeigt an, daß es sich um eine Vorlage handelt, die älter ist und nicht ad
hoc hergestellt wurde. Es bleibt unsicher, wie alt eine derartige Vorlage
ist - ein Beispiel ist die Darstellung des Sohlagens der Libyer im Toten-
tempel Phiops' II., die auf eine gleichartige im Tempel des Sahure zurück-
geht; aber auch hier wissen wir nicht, ob nicht das gleiche Bild mit den
gleichen Namensbeischriften schon im Tempel des Cheops oder in noch älte-
ren dem kgl. Totenkult geweihten Anlagen dargestellt war.
Diese Schlachtenszene ist eigentlich ein königliches Thema, das in einem
Grab eines Privatmannes nichts zu suchen hat. Daß es in der 6. Dynastie dort
20 Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich
auftreten kann, ist bezeichnend. Ich möchte dabei aber nicht annehmen, daß
es aus einem kgl. Totentempel übernommen worden ist, wobei seine Geschichte
ebenso lang wie die der eben erwähnten Libyerschlacht sein könnte - dazu er-
scheint mir die Komposition zu lebendig -, sondern es wird zu Beginn der 6.
Dynastie in die Motivsammlung für Privatgräber aufgenommen worden sein. Dar-
aus, daß die beiden Leute K5-m-~ s.t und Intj diese Szene abbilden, können
wir nur entnehmen, daß sie mit Kriegszügen in Asien in Verbindung gestanden
haben und deshalb die "Hieroglyphe" des Asiatenkrieges in ihren Gräbern zur
Stärkung ihres Ansehens auch nach dem Tode anbringen ließen. Trotzdem ist
es aber möglich, aus dieser Hieroglyphe die Charakteristika eines damaligen
Feldzuges gegen Asiaten herauszulesen; ob der, an dem Intj und K~- m-~s.t
teilgenommen haben mögen, auch so verlief, wissen wir nicht. Darüber dürfte
die Inschrift in Deshasheh berichtet haben, die wohl kaum zur Vorlage ge-
hörte, sondern die tatsächlichen Vorgänge im Leben des Intj schilderte.Sind
doch die Ägypter der 6. Dynastie bereits so weit individualistisch, daß die-
se persönlichen Ereignisse in ihrer machtsteigernden Art erkannt und daher
niedergeschrieben ("festgehalten") wurden; es kommt nun nicht mehr auf ihr
Eingebettetsein in die stereotypen und rituell festliegenden Geschehnisse
der unveränderlichen und bekannten Weltordnung an, die das Festhalten unge-
wöhnlicher, singulärer und das Ritual der Ordnung durchbrechender Erlebnis-
se ausschloß 58 ). So stellt die Abbildung eine Hieroglyphe mit der Bedeutung
"Asiatenkrieg" dar, während die Inschrift diese Hieroglyphe individuali-
siert und damit auf einen ganz, bestimmten Feldzug hinweisen will. Dadurch
wird es auch wahrscheinlich, daß der Feldzug, für den Ks-m-~s.t dieses Bild
in sein Grab malen ließ, ein anderer war, als der, den Intj verewigen will.
Die starke Zerstörung der Inschrift in Deshasheh läßt nur noch erkennen,
daß es sich um die Eroberung mehrerer Festungen handelte, bei der Intj, wohl
als Führer seines Gauaufgebotes, mit beteiligt gewesen war:
"(1) •••••••• (2) ••••• zog (?) ••••• (3) ••••• Heer des ••••• (4) Ich
•••• te s_!~ •••••• ( 5) •••••• "Festung des Gefesselten", Ndj ~ (Det.: "Festung"),
'n •••••• (6) ••••• wjj :t}s ·····"·Es war also anscheinend die Eroberung eini-
ger Festungen genannt, an der der Grabinhaber teilgenommen hatte. Die Orte
sind leider sonst nicht bekannt: bei'n •••••• handelt es sich vielleicht um
eine Quelle, Ndj~ hat Albright 59 ) als *Lau{!i-el> Lozi-el "Mein Schutz ist
El" erklärt.
Eine weitere Nennung von "Asiaten des Nomadengebietes" findet sich dann
unter Phiopa II. in der biographischen Inschrift des Ppj-n~t 60 ): "Es sandte
mich aber die Majestät meines Herrn zum Fremdland der Asiaten (h5s.t'~mw),
'V
um ihm die beiden "einzigen Freunde", den Architekten (m{!h nsn) K~-'pr und
den Vorsteher der Karawanenführer (imj-r~c) 'nß-nßt zurückzuholen, die "Byb-
losschiffe" dort für Punt gebaut hatten. Es hatten sie nämlich die Asiaten
vom Nomadengebiet abgeschlachtet zusammen mit der Truppe, die bei ihnen war
••••• (Lücke) ••••• diese Asiaten. Ich erschlug die Mörder unter ihnen, zu-
Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich 21
lich 72 ) lautet: "Der Gelobte des Baal(?), Sohnes der Bergsonne, der Gelobte
des Löwen, Sohnes des Gottes des Gebirges; Gelobter der Baalat über (?) den
beiden Löwen in Byblos; 'm (?), geliebt von g'w-ts, dem Leben in alle Ewig-
keit gegeben werde." Dieses Siegel bringt uns nicht nur den leider nicht si-
cher lesbaren Namen eines der damaligen Fürsten von Byblos, sondern zeigt
auch, wie sehr bereits Byblos in den Bereich der ägyptischen Kultur hinein-
gezogen worden war. Außerdem macht es uns mit dem damaligen Pantheon von
Byblos bekannt, in dem das Gebirge als Erscheinungsform der älteren Götter
eine bedeutsame Rolle spielt. In unserem Fall ist die Nennung des g'w-t~von
Bedeutung, weil wir daraus erkennen, daß man in der 5. Dynastie einen Gott
aus dem Libanon auch in Ägypten verehrt hat. Der Pyramidentext, in dem er
erscheint, ist ein Himmelfahrtsspruch; in ihm wird der König am Ende ver-
schiedener anderer Gleichsetzungen auch mit B'j-t~w identifiziert, wie ja
gern am Ende solcher Aufstellungen eine geheimnisvolle oder exotische Ge-
stalt erscheint, um den Spruch besonders wirksam zu machen. Vielleicht han-
delt es sich bei !!'j-t~w um eine 11 Tammuz 11 -Gestalt, die in Ägypten als Osiris
interpretiert wurde. Daß solche Interpretationen vorgenommen wurden, zeigen
Sprüche73), in denen von Osiris gesagt wird, er solle nicht "leiden" (g~
und nicht "stöhnen" ('ä). Hier liegen einwandfrei Wortspiele mit der Be-
zeichnung des Libanon ng~w und der dort wachsenden Tanne 'ä vor. Es wird
also hier auf Tammuz-Vorstellungen im Libanon angespielt, und dabei wird
kaum eine andere Figur als !!'j-tsw in Frage kommen, die man ja ausdrücklich
in den Pyramidentexten selbst als "wohnhaft in NgSw" bezeichnet. Inwieweit
der Name selbst eine ägyptische Bezeichnung ist, bleibt offen74 >.
Wie die nomadischen Stämme an der Grenze Ägyptens hat man.auch die Be-
wohner des Libanon mit einem ägyptischen Namen belegt, der ihre Hau)ttätig-
keit bezeichnet: Seit Nj-wsr-R' tauchen in den ägyptischen Texten75 die
fnüw auf. Sethe hat in ihnen mit Recht die "Holzfäller" vom Libanon gesehen;
diese Bezeichnung ist auf die ganze Bevölkerung dort übertragen worden.
Nicht zufällig trafen wir in Byblos einen "Schreiber der königlichen Holz-
arbeiter (fnbw)" an. Diese Übertragung der Bezeichnung auf das Volk scheint
in der 6. Dynastie geschehen zu sein, da einmal der Name fnßw noch nicht in
der "Neunbogenliste" vorkommt, die etwa in der 5. Dynastie geschaffen wor-
den ist, andererseits die Bezeichnung auch erst in spätere Versionen des
Pyramidenspruches 611 (Var. 665) eindringt 76 >. Auch im Sargtext CT III 394g
werden sie dann genannt: "Meine Furcht zum Himmel, mein Gemetzel in die
Herzen der fnüw!"
Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reic~ 23
21) Das hängt damit zusammen, daß ursprünglich die Persönlichkeit des Lei-
tenden ohne Bedeutung war, da er nur mit der ihm vom König übertrage-
nen Macht Befehle geben konnte, und diese Macht zeigt sich in seinen
Titeln.
22) a.a.o. Nr. 4.
23) a.a.O. Nr. 7; genannt ist er auch Nr. 10 bei Neuserre.
24) Borchardt, Totentempel des Sahu-Re Bl. 8 und 12; Gardiner-Peet-Cerny,
a.a.o., Text p. 28/9.
25) Die Skepsis, die Gardiner-Peet-Cerny, a.a.O. Text 3 ff., vertreten,
dürfte zu weit gehen, besonders, da sich doch Keramikfragmente des A.R.
mit den Schlacken vermischt gefunden haben.
26) Fakhri, Inscriptions of Wadi el-Hudi.
27) Helck, OLZ 53, 421.
28) Petrie, Royal Tombs I pl. 17 Nr. 30.
29) Montet, Dr~e d'Auaris 15; die Schreibung mit dem "Schulterknoten" hat
nichts für die Bedeutung des Wortes zu sagen, sondern nur dafür, daß
"Asien" und "Schulterknoten" die gleichen Konsonanten besaßen.
30) Petrie, Royal Tombs II pl. 4 Nr. 15 und Nr. 6 (?).
31) Petrie, a.a.O. II pl. 22 Nr. 181; Ergänzung "Siegler" nach Nr. 184,
("Siegler der Abgaben von Unterägypten"). Es ist sicher ein Amtstitel
und nicht ein Beiname des Königs zu lesen, da auf den ältesten Siegeln
neben dem Königsnamen ein Prinzenname, später nur ein Beamtentitel
(ohne Namen) steht, aber keine Beiworte des Königs.
32) Borchardt, MDVAG 22, 342.
33) Metrop. Mus. Bull. 30, pt. II (Nov. 1935), fig. 11.
34) Borchardt, Totentempel des Sahu-Re pl. 5.
35) Borchardt, a.a.o. pl. 12/3. Montets Vorschlag (Melanges Dussaud p. 191),
es handele sich um die Einholung einer "fernen Prinzessin", hal"j;e ich
für wenig überzeugend.
36) Borchardt, a.a.o. pl. 5. Zu Sopd als Smsrw
I '
d.h. ( nach Kees, ÄZ 79, 36
ff.) als "Riegel 9.m Widdertor" vgl. auch Gardiner, JEA 29, 75.
37) Helck, Anthropos 49, 968.
38) Fischer, JNES 18, 233 ff.
39) Das Pnoto a.a.O. pl. 8 zeigt, daß in der Blockfuge ein Buchstabe verlo-
rengegangen sein muß zwischen "s" und dem ersten "r". Nach den erkenn-
baren Spuren scheint es sich um ein "f" zu handeln. Für den Hinweis bin
ich Herrn Dr. Goedicke zu Dank verpflichtet.
40) Etiquette-Täfelchen Petrie, Royal Tombs II pl. 7 Nr. 11; I pl. 11 Nr. 4.
41) Fischer übersetzt den Titel "recruiter of the desert guides of Wnt and
every foreign land;", indem er ein vor m1n stehendes Zeichen (stp?,
grg?) mit hinzuzieht. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht doch in
dem Zeichen ein nw "Jäger" zu sehen haben, trotz der Bedenken Fischers,
der darauf hinweist, daß das Fehlen eines Determinativs überraschend
Politische Beziehungen zu Asien im Alten Reich 25
die Bezeichnung fngw sei aus einer singulären Verlesung von t~w fgw
"zerstörte Länder" entstanden, unwahrscheinlich wird.
28
Bereits bei der Frage des mesopotamischen Einflusses zu Beginn der ägyp-
tischen Geschichte konnten wir erkennen, daß in der Zeit vor dem Beginn un-
serer schriftlichen Überlieferungen Handelsbeziehungen nach Asien hin be-
standen haben müssen, die von den Städten im Westdelta ausgegangen zu sein
scheinen. Sie ergeben sich aus dem Auftreten von Materialien in Ägypten,
die dort nicht gewonnen werden können. Es sind weitgehend Produkte des ge-
hobenen Lebensstandards, wie etwa Lapislazuli, der bereits vorgeschichtlich
verwendet wurde und dessen Herkunft in Afghanistan zu suchen ist. Da auch
in Sumer dieser Stein sehr beliebt gewesen ist, ist anzunehmen, daß er über
Sumer nach Ägypten weiterverhandelt worden ist, möglicherweise mit der Zwi-
schenstation Byblos. In welcher Weise das Material eingeführt worden ist,
ist schwer zu sagen, da literarische Hinweise fehlen; die beiden Nennungen
in den Annalen des Snofru 1 ) und des Cheops 2 ) geben darüber keine Auskunft.
Allerdings ist in diesem Zusammenhang auf die Frauenstatuette aus Hierakon-
polis hinzuweisen, die Garstang dort in einem archaischen Grab gefunden
hat 3 ) und die aus Lapislazuli besteht. Bei ihr handelt es sich mit großer
Wahrscheinlichkeit um ein sumerisches Originalstück: Dafür spricht bereits
die ganz unägyptische Haltung der betend übereinander gelegten Hände. Ägyp-
tische Frauenfigürchen dieser Zeit halten entweder beide Hände flach an die
Seite gedrückt oder haben den linken Arm unter der Brust gewinkelt, wie es
die Elfenbeinstatuetten aus Hierakonpolis zeigen4). Auch die Gesichtsbil-
dung und das Fehlen einer Perücke weisen auf unägyptische Herkunft. Diese
Lapislazulistatuette ist also von Sumer nach Ägypten verhandelt worden -
sicher nicht ihres "Kunstwertes" wegen, sondern wegen des kostbaren Mate-
rials. Wir können daraus also schließen, daß auch in verarbeiteter Form
Lapislazuli schon in dieser Zeit ausgeführt wurde, wobei er dann in Ägypten
umgearbeitet wurde.
Ebenfalls das Auftreten von Obsidian in Ägypten hat man auf asiatischen
Handel zurückgeführt, jedoch scheint es sich hierbei5) eher um Import aus
dem Süden zu handeln, da an den vorhandenen Stücken abessinischer Obsidian
nachgewiesen werden konnte.
Am meisten ist uns über die Einfuhr von Holz bekannt. Bereits in den
vorgeschichtlichen Gräbern fand sich Koniferenholz 6 ), das nur aus dem Liba-
non gekommen sein kann. Die ältesten schriftlichen Hinweise auf Holzhandel
sind Angaben auf Etiquetten von Öllieferungen, die als Jahresangabe die
wichtigsten Ereignisse des Jahres registrieren. So nennt eine dieser Jahres-
datierungen aus ~er Zeit des Königs Horus Aha ?) das Bringen 8 ) von '~- und
mrw-Holz aus zwei Orten, die möglicherweise.in der Art von "Fremdländern" 9 )
geschrieben sind und von denen der eine Ps heißt, während der andere mit
10
dem Bild eines hochbeinigen Vogels ) geschrieben wird. Ihre Lage ist unbe-
kannt, da sie sonst nicht mehr erwähnt werden; wenn es sich wirklich um die
Der syrische Handel im Alten Reich 29
lung entwickelt worden sein, wobei nur die schlanken und geraden Stämme
als Ausgangspunkt genommen worden sind. Wenn also Loret auf Grund der
oben angegebenen Eigenheiten hat feststellen können, daß '9-Holz allein
von der Tanne kommen kann, so brauchen dem die genannten Darstellungen
nicht zu widersprechen, die sowohl vernachlässigen, daß es sich um Nadel-
bäume handelt, als auch ihnen eine im Umriß zapfenförmige Krone und dün-
ne Äste am übrigen Stamm geben. Daß die übliche Gleichsetzung mit der
Zeder für 's falsch ist, ergibt sich für Loret allein schon dadurch, daß
deren Holz rötlich ist und der Stamm sich über der Erde bald in mehrere
Hauptäste teilt. Vielleicht ist dann eher das als rotbraun angegebene
mrw-Holz als Zedernholz anzusehen. Dabei ist zu bedenken, daß der Ägyp-
ter die einzelnen. Bäume nicht botan~.sch genau unterschied, sondern nach
dem allgemeinen Aussehen ging; bei ausländischen Hölzern, die er nur im
entästeten Zustand kannte, unterschied er überhaupt nur nach der Form
und Farbe des Holzes. Daher blieb ihm anscheinend auch lange der Unter-
schied zwischen Laub- und Nadelbäumen ohne Bedeutung. So werden Zypres-
sen- und Pinienstämme wohl oft mit den Tannenstämmen zusammen als '8
eingeführt worden sein. Für die Gleichsetzung des 's-Baumes mit der Tan-
ne dürfte auch noch hinzuzuziehen sein, daß im Pap. d' Orbiney Bata sein
Herz gerade auf einem 's-Baum versteckt: möglicherweise besteht hier eine
Gedankenverbindung zwischen der Form des Herzens und der der Tannen- bzw.
Pinienzapfen.
Die von Loret vorgenommene Gleichsetzung vonw'n-Holz mit dem Holz des Wachol-
derbaumes dürfte richtig sein, schon allein deshalb, weil nach dem Pap.Ebers
23,6 Beeren des w'n-Baumes, also sicherlich Wacholderbeeren, als Teil einer
Medizin erscheinen.
Vielleicht ist hier mit anzuführen, daß die babylonischen lexikographi-
schen Serien, so besonders §AR-ra: ßubullu, die "Zeder" (er:l,ni) mit dem Am-
manus verbinden, die "Zypresse" (surmeni) jedoch mit dem Libanon, dem Ada-
lur beim Ammanus und dem Orontestal • Erst in der Zeit des assyrischen Welt-
reiches tritt der Libanon als Zedernberg an die Stelle des Ammanus. Daraus
kann man wohl auch folgern, daß der typische Baum des Libanon die Zypresse
und die Tanne waren, und diese dann auch für den Ägypter die Libanonbäume
darstellten.
Das Fällen der Hölzer im Libanon besorgen schon früh die Ägypter selbst.
Das zeigt die Axt aus der Zeit Cheops' aus dem Bett des Nahr Ibrim an, die
einer ägyptischen Holzfällerabteilung gehört hatte 19 ). Ein Hausangehöriger.
eines Expeditionsleiters war damals mehrmals (?) nach Punt und Bybios ge-
fahren20), und die "Admonitions" klagen, daß man nicht mehr wegen des Hol-
zes nach Byblos fahre 21 ).
Für die Holzeinfuhren bestand im Alten Reich eine eigene Verwaltung,
das sog. "Tannenholzhaus", von dem einzelne Beamte bekannt sind 22 ).
Außer Holz führte man auch verschiedene Holzprodukte ein. So beklagen
Der syrische Handel im Alten Reich 31
sich die "Ermahnungen eines Propheten" darüber, daß kein sf,! vorhanden sei,
mit dem die Beamten einbalsamiert würden bis nach Kreta hin. Dieses Produkt
wurde von der Tanne (Cs) gewonnen 23 ) und in Amphoren verschickt. Gardiner
verweist dabei Onomastica I 8 n. 1 auf kopt. Cl~c, das mit 0!) W "Teer"
übersetzt wird. Wahrscheinlich handelt es sich aber eher um Pech, das ein-
geführt wurde, um dann besonders bei der Mumif.izierung benutzt zu werden.
Daneben gibt es das ~3t.t n.t es, das sich nach einer Abbildung im Grab des
Rg-mj-R' eindeutig als Tannenharz herausstellte (Urk. IV 1100,17). Dieses
wurde bereits früh zur Körperpflege, wie zum "Händeeinölen", benutzt 24 ).
Unklar sind die Aufschriften auf den Gefäßen des Grabes Nr. 3357 in Saqqara
aus der 1. Dynastie 25 ), in denen Lieferungen aus Ober- bzw. Unterägypten
als "mrw-Holz" bezeichnet werden.
Pflanzenöleinfuhren spielten ebenfalls im Handel mit Syrien eine Rolle,
nachdem das "libysche Öl", bei dem es sich vielleicht um Olivenöl handelte,
zu Beginn der Geschichte aus unbekannten Gründen in den Hintergrund getre-
ten war 26 ). Jetzt ist es das syrische Öl des Moringa-Baumes (b$~), das sei-
ne Stelle einnimmt.
Wir können diese Einfuhr von Pflanzenöl, Pech, aber auch Wein und Honig
an ihren Verpackungen feststellen. Es sind fremdartige Gefäßtypen, die be-
reits zu Beginn der Geschichte in den einzelnen Königs- und Privatgräbern
erschei~en.
Es bestehen zwei große Gruppen von fremden Gefäßen, die in sich wie-
der verschiedene Var~anten zeigen: nämlich die einhenkeligen Kannen und die
zweihenkeligen Amphoren. Die einhenkeligen Kannen unterscheiden sich in fol-
gender Weise:
A) bauchiger Krug ohne Wulst an der Öffnung; Henkel endet an der Öffnung:
1) Petrie, Tarkhan I pl. 58 Nr. 99s; Fragment (Hals und Henkel), schwarz
bemalt
2) Saqq. 3036 ( Great Tombs I 81 ), 5 Stück, rot
3) Saqq. 3035 (Hemaka p. 50 Typ 12), 2 Stück, rot
4) Saqq. 3506 (Great Tombs III p. 54 Typ G 1), 3 Stück
5) Saqq. 3505 (Great Tombs III p. 18 Typ G 1), 4 Stück
6) Vielleicht hierher auch die Fragmente Tarkhan I pl. 16' 4, rot
7) Macramallah, Cimetiere archaique pl. 46 Typ s 2;
Typ S 6 hat zusätzlich 2 Henkel am Bauch
8) Zaki Saad, Excavations at Heluan (II) pl. 9 b B
B) bauchiger Krug mit Wulst an der Öffnung, Henkel endet an der Öffnung
1 ) Saqq, 3506 (Great Tombs III, 54, Typ G 15), Stück
2) Petrie, Abydos I pl. 8 Nr. 4
3) G 1220 (Reisner, Giza Neer. II pl. 52 b/c), Stück, Rillenverzierung
4) Petrie, Lahun II pl. 53 Nr. 97 c, rot
32 Der syrische Handel im Alten Reich
C) bauchiger Krug mit Wulst an Öffnung, Henkel endet unterhalb der Öffnung
1) G 7000 x (Giza Neer. II p. 64, Typ 53), 1 StUck, rot poliert
D) bauchiger Krug mit Wulst an Öffnung, Henkel endet unterhalb der Öffnung,
mit Ring am unteren Halsende
1) G 4340 A (Giza Neer. I fig. 285; II fig. 95 pl. 53 f), 2 Stuck, gelb-
licher Überzug
2) G 1233 A (Giza Neer. I fig. 234c; II fig. 95, pl. 53 f), 1 StUck,
gelblicher Überzug
3) G 2170 A (Giza Neer. I fig. 274; II fig. 95), 1 StUck (fragm.), rot
poliert.
E) bauchiger Krug mit Wulst an Öffnung, Henkel endet an der Öffnung, ohne
Ring am Halsende, bemalt (stilisierte "Blätter" unterhalb des Halses,
Bänder um Bauch)
1) Saqq. 3120 (Great Tombs I p. 124 fig. 68), 1 StUck, gelb, schwarz be-
malt, als Besonderheit zwischen den "Blättern" ein Vogel.
2) Bonnet, frUhgesch. Gräberfeld bei Abusir pl. 27 = St. Smith, Art and
Architecture, pl. 10 A
3) Macramallah, Cimetiere archaique pl. 13 fig. 14, pl. 50; 1 StUck gelb,
schwarz bemalt; fig. 15 mit roter Bemalung von sich überschneidenden
Halbkreisen um den Hals.
J) ganz schlanker Krug, mit Wulst an Öffnung, Henkel endet unterhalb der
Öffnung, schmaler Fuß, langer Hals
1 ) Saqq. 3504 (Great Tombs II p. 75 Typ G 11) , 1 Stück, rot poliert
2) Saqq. 3505 (Great Tombs III p. 18 Typ G 11 ) ' 2 Stück
N) bauchiger Krug ohne Wulst an der Öffnung (= A), aber ohne Henkel
1) Petrie, Abydos I pl. 8 Nr. 1/3
2) Saqq. 3506 (Great Tombs III p. 54 Typ G 2), 1 Stück
3) Saqq. 3035 (Hemaka p. 50 Typ 13) rot, Stück
4) Macramallah, Cimetiere pl. 46 Typ S 1
U) schmale~ langer Hals, runder Körper, langer, schmaler Fuß, Henkel nicht
gegenüberstehend
1) Petrie, RT II pl. 54, rot
V) schmale Form
1) Saqq. 3506 (Great Tombs III p. 54 Typ 14), 1 Stück
Die Besonderheit dieser beiden Gefäßgruppen ist immer schon darin gese-
hen worden, daß der Ton, wenn er auch in der Farbe von Rot bis Grau vari-
iert, immer kleinste weiße Steinsplitter enthält 27 ) und anscheinend keinen
Nilschlamm 28 ). Obwohl Junker zunächst einer Herkunft dieser Gefäße aus dem
Ausland sehr skeptisch gegenüberstand 29 ), dürfte jetzt jedoch der Fund glei-
cher Gefäße in Syrien-Palästina diese Herkunft bestätigen. So führt Smith
30 ) für die bemalten Krüge solche aus tell el-judeideh (in der Ebene von
Antiochien) 31 ) sowie aus beth jerah anderSW-Ecke des Tiberiassees3 2 ) aus
Frühbronze II an. Unbemalte mit Wulst an der Öffnung fanden sich aus Früh-
bronze III in Beth-san 33 ). Die Krüge, bei denen der Henkel am Hals ansetzt,
vergleicht Smith mit einem Beispiel aus Jericho 34 ); die spindelförmigen (J)
endlich können aus Ai35) und Byblos 36 ) von ihm belegt werden. Als Parallele
zu den Amphoren führt er solche aus Megiddo an 37 ). Ein klarer Beleg ist
- neben der Darstellung der Amphoren bereits als syrischer Tribut in spät-
vorgeschichtlicher Zeit 38 ) - eine Amphore aus dem Grab des Baumeisters
/
Sn~m-ib Intj mit einer Siegelabrollung, die 3 Tiere mit großen Ohren und
:X:
_,
....
Zeittafel
"'• A B C D E F (} H I J K L M N 0 p (}. R s TU vw
Vorgeschichte 1 ' 1,5 Frühbronze
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Dr 1 2 1 1 1 1 2,3 2 11
3. Dynastie 1 Frühbronze
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Cheops 1 1, 2 1 'r, 5, 6, 7, 1 I»
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8, 9, fO ct
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guß, sondern auffallenderweise fast völlig (abgesehen von zwei ähnlichen For-
men) die Amphoren, die nun wieder in den Gizagräbern sehr häufig sind. Dabei
sind sie schon am Ausgang der Vorgeschichte belegt. Der Grund für dieses
Fehlen in Saqqara ist nicht ersichtlich. Oben sind unter den fremden Gefäs-
sen auch einige in der Form der Krüge ohne Henkel aufgeführt, da sie von
Emery in den Publikationen mit unter dieser Gruppe der fremden Gefäße auf-
geführt werden, leider ohne anzugeben, ob der Ton auch diesen Ansatz stützt.
Denn gerade diese Gefäße erscheinen in überraschend großer Zahl zusammen,
so daß man eher vermuten möchte, es handele sich um ägyptische Nachahmun-
gen. Lassen sich doch sonst die einzelnen fremden Typen meist nur in 1 oder
2, ganz selten bis zu 3 bzw. 4 Stück in einem Grab feststellen. Daß der
Ägypter die fremden Gefäße nachgeahmt hat, und zwar dann gern auch in Stein,
zeigen zahlreiche Funde4 1 ).
Auf einem Relieffragment aus dem Totentempel des Sahure werden ferner
Bären dargestellt, die aus Syrien eingeführt werden 42 >. Ob sich dahinter nur
die Freude am Exotischen verbirgt oder mehr, wissen wir nicht. Ferner sind
im gleichen Tempel auf den Schiffen, d.ie aus Syrien zurückkehren, Syrer und
Syrerinnen abgebildet, so daß wir annehmen dürfen, daß es sich dabei um
Sklaven handelt, die von einer königlichen Expedition nach Ägypten gebracht
werden 4 3), In den Texten des A.R. wird vom Sklavenhandel nicht gesprochen,
was wohl auf den Verlust der Akten aus den Verwaltungen dieser Zeit zurück-
zuführen ist. Auch werden bei Sklavendarstellungen weder Herkunft noch ihre
fremden Namen angegeben. Allerdings weist Fischer 44 ), sicher mit Recht, dar-
auf hin, daß wir den Namen eines Grabbesitzers in Giza 45 ) als "Snb aus TpS"
und den eines anderen 46 ) als "Wn! aus Byblos" interpretieren müssen 47 >. In-
wieweit es sich bei diesen Leuten aus dem Ende des A.R. um Freigelassene
handelt, die es zu Besitz und damit zu einem Grab gebracht haben, oder um
freie Asiaten, läßt sich schwer entscheiden. Gerade die Nennung von Byblos
ließe daran denken, daß es sich hier um Asiaten ·handelt, die in irgendeiner
Weise offizielle Stellungen in Ägypten erhalten hätten 48 >.
Uber die ägyptische Ausfuhr nach Syrien wissen wir wenig. Das Auftreten
von Möbelstücken mit dem Namen des Sahure in Nordostanatolien 49 ) weist nicht
nur auf die Weite der Handelsbeziehungen hin, sondern auch auf die Mög~ich
keiten kultureller Beeinflussungen, nur lassen sich diese nicht fassen. Se-
hen wir von den Resten ägyptischer Gefäße in Byblos ab, so sind aus Ai Ge-
fäße aus Alabaster dieser Zeit gefunden worden 50 ). Für eine künstlerische
Beeinflussung weist Kantor 51 ) auf einen dort gefundenen Messergriff 52 ) hin,
der ein ägyptisches Kreuzmuster ("whirligig") trage. Doch bleiben das ein-
zelne Hinweise, die über die Stärke eines etwaigen kulturellen Einflusses
Ägyptens auf den syrisch-palästinensischen Raum im A. R. nichts aussagen
können.
Der syrische Handel im Alten Reich 39
Überblicken wir das Material, das wir über den ägyptischen Außenhandel
im Alten Reich besitzen, so zeigt es sich, daß nur bestimmte Gruppen davon
erfaßt werden können~ So fehlen einige Rohmaterialien, von denen wir aus der
späteren Zeit wissen, daß sie aus dem Ausland nach Ägypten eingeführt werden
mußten. So hören wir nichts über die Kupfer- und Silbereinfuhr. Über das
Silber lassen die Texte erkennen, daß es damals für kostbarer als das Gold
angesehen wurde, doch ist seine Herkunft nicht bekannt. Kupfer kam zum Teil
wenigstens mit Wahrscheinlichkeit vom Sinai, jedoch bleibt offen, ob etwa
damals auch schon .aus Zypern angeliefert worden ist. Das Auftreten von ägyp-
tischen Möbelstücken in Nordan~tolien .darf als Warnung aufgefaßt werden, daß
wir die Weite der damaligen Handelsbeziehungen nicht zu gering ansetzen dür-
fen.
Auch über die Art des ägyptischen Außenhandels sind die Quellen des Al-
ten Reiches nicht sehr gesprächig, besonders was die Verbindungen nach Asien
hin angeht. Abgesehen von der Darstellung im Grab des Sahure und einiger
kurzen Bemerkungen in biographischen Texten helfen höchstens die etwas aus-
führlicheren Meldungen aus dem nubischen Raum weiter. Daraus dürfen wir
schließen, daß der Außenhandel uneingeschränktes königliches Monopol gewesen
ist: der König sandte seine Beamten aus, um die erwünschten Waren einzutau-
schen. Selbst die Tempel sind damals noch nicht in der Lage g&wesen, auf
eigene Rechnung mit dem Ausland Handel zu treiben, schon gar nicht Privat-
personen. ·Für letztere scheint es erst am ~nde der 18. Dyna~tie in den Amar-
nabriefen nachweisbar zu sein. Müssen wir doch bedenken, daß im Alten Reich
auch der Binnenhandel nur sehr schwach entwickelt war: Grabbilder lassen le-
diglich einen Markthandel erkennen, auf dem die Bevölkerung im Haushalt her-
gestellte Dinge und gegebenenfalls auch Überschüsse aus den staatlichen Zu-
weisungen austauschte.
40 Der syrische Handel im Alten Reich
Erwähnung in dem Titel des K~-'pr JNES 18, 257 ff. hinzu.
46) Leclant, Orientalia 23,73.
47) Edel, Altägypt. Gramm. I, XXXVI~ hält aber mindestens die erstere Nen-
nung für einen zusammengesetzten Namen Tp~-snb "Das Land Tp~ ist in
Frieden".
48) Diese Frage ist nicht zu entscheiden, da bisher die Titel dieser Leute
nicht veröffentlicht sind. - Hinzuweisen sei noch auf die Bemerkung
Poseners, MDIK 16, 152 n. 2, daß der Name Rjs~lj auf einem der bei Jun-
ker, Giza 8,30 ff. als Nr. 2 veröfferttlichten Ächtungsfigürchen viel-
leicht auf einen semitischen Namen Ri~-~ar hinweist. Doch läßt sich
noch nicht sagen, ob sich diese Pigürchen auf Ausländer oder Bewohner
Ägyptens beziehen.
49) ILN 28. Nov. 1959 p. 754.
50) nach Albright, Archaeology of Palestine (Pelican Ed.) p. 76.
51) Kantor, JNES 15, 157.
52) Marquet-Krause, Fouilles de 'Ay pl. 54 Nr. 1533 .•
43
5) Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich
Der innere Zerfall des Reiches während der.Regierung König Phiopa II.
brachte einmal den Außenhandel mit Byblos zum Erliegen, andererseits wur-
den die geschwächten Verteidigungsanlagen im Nordosten des Deltas überwan-
dert, so daß die Asiaten ins Delta einbrechen konnten, wohin sie besonders
im Sommer zum Weiden ihrer Herden immer strebten. Über diese Entwicklung
liegen einige wenige Bemerkungen in den Literaturwerken dieser Zeit vor.
So spricht die "Lehre des Ipw-wr" 1 ): "Niemand fährt mehr nach Norden nach
Byblos heutzutage, Was sollen wir anstelle des Tannenholzes für unsere Mu-
mien nehmen? Werden doch die Priester mit ihren Produkten begraben und die
Edlen mit ihrem Pech einbalsamiert bis hin nach Kreta; aber sie kommen
nicht mehr, denn das Gold fehlt." Diese Stelle ~gt, daß das als haupt-
sächlichstes Handelsprodukt angesehene Tannenholz~nd das Tannenpech nicht.
mehr angeliefert werden, womit der völlige Zusammen ruch des Bybloshandels
festgestellt werden soll. Während hier die Asiaten n r in einem unsicheren
Zusammenhang erwähnt werden, spielen sie in einem anderen Text, der "Lehre
für Mrj-k?-R'"• eine bedeutsamere Rolle. Anscheinend war es erst dem Vor-
gänger des Mrj-k~-Rc gelungen, das Ostdelta wieder vor den Einbrüchen asia-
tischer Stämme durch Anlage einer Befestigung "von Hbnw 2 ) bis zum Horus-
weg", d.h. von der Gegend des jetzigen Minieh in Mittelägypten bis zu der
Straße, die an der Mittelmeerküste entlang nach Asien führt, zu schützen.
Er schildert die Lage mit folgenden Worten: "Der elende Asiat, dem Ort geht
es schlecht, an dem er ist: vom Wasser geschädigt 3 ), unzugänglich durch
viele Bäume, die Wege schwierig wegen der Berge. Er kann nicht an einem
Ort wohnen, sondern seine Füße müssen immer wandern. Er kämpft seit der
Zeit des Horus, aber er siegt nicht, doch er kann auch nicht besiegt wer-
den. Er kündet auch nicht den Kampftag an, sondern er kommt wie ein Dieb,
den die Truppen vereinigt vernichten können" (vgl. jetzt Caminos, Literary
Fragments ad. loc.) -"; ••••• "Ich habe das Nordland sie besiegen lassen,
ich fing ihre Leute, erbeutete ihr Vieh, so daß die Asiaten auf Ägypten
nicht gut zu sprechen sind. Kümmere dich nicht mehr um ihn: er ist ein
Asiat, der an seiner eigenen Küste verachtet wird. Er mag noch einen Einzel-
nen berauben, aber er zieht nicht mehr gegen eine volkreiche Stadt. Grabe
in einer Hälfte einen Wall und überflute die andere Hälfte bis hin zu den
Salzseen. Denn hier ist die Nabelschnur der Fremden." Wenig später heißt
es dann: "Wenn deine Grenze gegen den Süden in Gefahr ist, so legen auch
die nördlichen Barbaren den Gürtel an."
Die Schilderung des Gebietes macht deutlich, daß wir es nicht mit dem
Sinai, sondern mit Südpalästina zu tun haben, denn nur dort können wir Re-
gen, Wald und Berge erwarten. Trotzdem werden die dortigen Asiaten als No-
maden geschildert, die herumziehen müssen und Überfälle auf ägyptisch~
Siedlungen unternehmen. Von Siedlungen der Asiaten selbst wird nicht ge-
44 Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich
sprechen.
Politisch bedeutsam war, daß die Befestigungsanlagen am Rande des Ost-
deltas wieder in Stand gesetzt worden sind. Wo sie genau gelegen haben~
läßt sich nicht sagen, doch dürften sie nicht den Isthmus von Suez abge-
schnitten haben, sondern sie werden den Weg am Mittelmeer gesichert haben,
während sonst die Wüstenpolizei für die Sicherheit des Deltarande$ zustän-
dig war, So ist wohl die Angabe in der Lehre für Mrj-k~-R' zu erklären, daß
sich die Befestigungen von ~bnw bis zum Horusweg erstreckt hätten; auch
wird dadurch verständlich, warum Mn'.t-Hwfw bei Beni Rassan Zentrum der
östlichen Wüstenverteidigung war 4 ) und ~er oberste Beamte des 16. o.ä.Gaues
die Leitung des Wüstenschutzes nach Norden hin unter sich hatte5). Daher
hat auch unter Sesostris II. der Voruteher der östlichen Wüsten und Komman-
dant von Mn'.t-Hwfw, Hnmw-htp in seinem Grab die Ankunft einer asiatischen
" - '6)
Handelskarawane dargestellt • Dieses Ereignis geschah nicht bei Mn'.t-ywfw,
sondern am Horusweg, und es ist nur deshalb in einem mittelägyptischen Grab
dargestellt, weil sein Besitzer Kommandant der zuständigen Wüstenverteidi-
gung war, Neben den in der Lehre für Mrj-k5-R' geschilderten Versuchen sei-
nes Vorgängers, die Ostdeltagrenze wieder für die Asiaten zu sperren, sind
späterhin besonders die in dieser Richtung unternommenen Schritte der ersten
Könige der 12. Dynastie hervorgehoben worden. In der Lehre des Nfr-tj, die
die Zustände zu Beginn der 12. Dynastie schildern will, heißt es: "Was der
Zauberer Nfr-tj sagte, ••••• als er an die Zustände im Ostdelta dachte, wo
die Asiaten mit Gewalt kommen, die Erntenden schädigen und ihre Gespanne
beim Pflügen rauben" ••••• "Feinde sind im Osten entstanden, und die Asia-
ten sind nach Ägypten hinabgezogen". Unter Amenemhet I. aber "wird die
Herrschermauer wieder erbaut, und man läßt die Asiaten nicht mehr nach
Ägypten ziehen; wie es die richtige Art ist, müssen sie wieder um das Was-
ser bitten, wenn sie ihr Vieh tränken wollen." Wie wir es später noch
feststellen, zogen also damals die Stämme des Isthmus im Sommer aus Wasser-
mangel nach Ägypten. Worauf es dem Ägypter ankam, war, diese Bewegung unter
Kontrolle zu halten, damit sich nicht unerwünschte Elemente im Ostdelta
festsetzen konnten.
Zur Reorganisation der Grenzbefestigung gehört, daß sowohl Achthoes wie
Amenemhet I. an einem "Tor der beiden Wege" (r5-w5w.tj) genannten Ort bei
Khetana (15 km südlich tell nebesheh) Tempel für die Königsverehrung ange-
legt haben. Der Name des Ortes weist wohl darauf hin, daß sich hier die
Wege nach dem Sinai und nach Asien trennten 7 ).
Militärische Vorstöße über diese Grenze hinaus sind zunächst in der 12.
Dynastie nicht unternommen worden. In der Lehre des Amenemhet I. wird nur
in einer allgemeinen Wendung gesagt, daß er "die Asiaten (S_i.tjw) wie Hunde
auf allen Vieren hätte gehen" lassen. Für diese Epoche ist aber immer die
Erzählung des Sinuhe zur Verdeutlichung der damaligen Zustände in Asien mit
herangezogen worden. Doch ist gleich von vornherein zu warnen, weil es sich
Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich 45
bei dieser Erzählung nicht um einen Bericht über die Erlebnisse eines Man-
nes handelt, der wirklich gelebt hat, sondern es ist eine politische Veröf-
fentlichung, in der mit Hilfe einer fiktiven Biographie eine Geschichtekor-
rektur vorgenommen wird. Ich halte es für wahrscheinlich, daß mit dieser
Erzählung die Überlieferung der Vorgänge beim Tod Amenemhets I. (der be-
kanntlich ermordet wurde) korrigiert werden sollte, um damit den damals
emigrierten hohen Beamten die Möglichkeit zu geben, wieder nach Ägypt-en zu
kommen. Denn wenn kein Königsmord vorlag, so konnte es auch keine Mörder
und keine Verschwörer geben8 ). Damit aber ist diese Erzählung in Ägypten
verfaßt worden, von einem Gelehrten, der wohl bestimmte Vorstellungen über
Asien und dessen Bewohner gehabt hat, aber keine unmittelbaren d einwand-
freien Kenntnisse darüber. Für uns ist die Geschichte des Sinuhe 'chtig
wegen des Bildes, das sich der Ägypter über Asien und die Asiaten m chte,
aber nicht über die tatsächlichen Zustände in diesem Gebiet. Allerdi gs
werden die Bemerkungen über die Befestigungen an der Ostgrenze wohl den
Tatsachen entsprechen: Sie liegen vor den Salzseen, die jetzt durch den
Suezkanal entwässert sind, und bestehen aus Türmen mit Posten, durch die
man nur zur Nacht schleichen kann. Auf der anderen Seite beginnt die Wüste,
in der Rindernomaden umherziehen und wo man sich nur mit Hilfe von Führern
(m!n) zurechtfinden kann. Kommt man aber aus dem Ausland, dann muß man an
den Befestigungen warten, bis der Kommandant einen Bericht an die Residenz
geschickt hat und von dort die Erlaubnis zum Durchschreiten der Sperren
kommt.
Alles das aber, was nun die Sinuhe-Erzählung über die Zustände in Sy-
rien selbst erwähnt, ist zunächst mit Vorsicht zu benutzen. Schon die geo-
graphischen Angaben sind recht vage. Der Verfasser kennt gerade Byblos als
festen Punkt; schon der Bezirk Kdm, nach dem sich Sinuhe dann "zurückwen-
det119), bedeutet nichts anderes.als "Osten" und wird kaum ein bestimmtes
Gebiet bezeichnet haben. Es tritt hier zum ersten Male die Landschaftsbe-
zeichnung R!nw auf, 1ie sonst im M.R. Südpalästina benennt. Hier wird Si-
nuhe Herrscher in einem Lande Is~, das sonst nicht wieder belegt ist. Sein
Oberherr, der "Herrscher (hks) von Ober-R!nw" trägt allerdings einen guten
amorritischen Namen, Ammi-~~si 10 ); doch ist die Kenntnis solcher Namen in
dieser Zeit auch für Leute in Ägypten nichts Überraschendes. Verdächtig
ist die Aufzählung von loyalen Asiaten, die Sinuhe in seinem Brief an den
König gibt. Dort werden genannt: Mkj von Kdm, Hntj-i'ws 11 ) aus Ksj und Mnws
. "
aus den Ländern der fngw. Abgesehen davon, daß mit einer korrupten Überlie-
ferung zu rechnen ist, fällt auf, daß die beiden angeblichen Personennamen
Mkj und Mnws sonst als Landschaftsnamen erscheinen12 ). Damit ist die Unzu-
verlässigkeit des Verfassers erwiesen, und wir können ihn auch nicht für
die Angaben voll heranziehen, die er über das Leben in Syrien macht. Es ist
bedenklich, daß er keine Städte erwähnt, die damals bestanden haben müssen,
sondern Zustände, in denen zwar einzelne Stämme schon seßhaft geworden sind
46 Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich
und von "Herrschern der Fremdländer" beherrscht werden, andere aber noch
als Nomaden umherziehen und die Seßhaften bekämpfen. Diese Zustände mag.der
Verfasser aus SUdpalästina gehört haben, aber wir wissen nicht, ob wir sie
auch auf die Gegend, in der sich Sinuhe angeblich aufgehalten haben soll
(ostw. Byblos), übertragen dürfen.
An besonderen Produkten des Landes werden Feigen, Wein, Honig, Moringa-
Öl, Emmer und Spelt sowie Vieh erwähnt; auch JagdgrUnde sind in der Nähe.
Dies mag insofern stimmen, als der Verfasser hier wohl die Dinge aufzählt,
die aus Syrien eingeführt wurden: das Moringa-Öl ist schon im A.R. Haupt-
einfuhr aus Asien, und die Feigenbäume und Weinstöcke erscheinen schon in
dem Feldzugsbericht des Wnj als charakteristisch, dort aber ftir Südpalästi-
na. Auch alle weiteren Angaben gehen über das, was "man" in Ägypten von den
Asiaten wußte, nicht hinaus: daß sie in Zelten leben, mit Bogen und Streit-
axt kämpfen, sich mit Baumöl salben und in einem Schaffell begraben werden;
dabei dürfte letzteres auch eher für die Nomaden in SUdpalästina als für
die Syrer zutreffen. Allein in der Schilderung des Kampfes mit dem "Star-
ken von R1nw" könnte eine echt syrische Erzählung stecken, die bis zum
Kampf Davids mit Goliath weitergewirkt hat 1 3) -aber auch die kann der Ver-
fasser in Ägypten gehört haben.
So ist also die Sinuhe-Erzählung nicht als Quelle ftir die Zustände in
Asien anzusehen, sondern höchstens ftir das ägyptische Asienbild, das weit-
gehend von den Verhältnissen in Südpalästina geprägt worden sein dürfte.
Während uns die Erzählung des Sinuhe wenig Anhaltspunkte für das äußere
Aussehen der Asiaten gibt, so tritt für diese Zeit die Darstellung aus dem
Grab des linmw-~tp in Beni Hassan ein. Wie bereits gesagt, war die Kommando-
stelle der nordöstlichen Verteidigung Ägyptens in Beni Hassan stationiert,
so daß dort im Grab eines der Kommandanten des Hauptquartiers Mnc.t-gwfw
die Ankunft einer Handelskarawane aus Asien dargestelxt werden konnte, wo-
bei der Schreiber des Kommandanten diesem die offizielle Meldung übergibt.
Es handelt sich um 37 "Asiaten" (C~mw) unter Führung eines "Herrschers des
Fremdlandes", lb~~, die Augenschminke als Handelsprodukt bringen. Der Leiter
der Karawane trägt also den gleichen Titel, mit dem in der Sinuhe-Erzählung
die Fürsten im asiatischen Gebiet bezeichnet werden; der Name ist wahr-
scheinlich mit Albright 14 ) Abi-~ar, "mein Vater ist König", zu lesen. Auf
der Meldung ist angegeben, daß es im 6. Jahr Sesostris' II. war, daß diese
37 Asiaten aus dem Lande Swt kamen. Wenn die Lesung, die nicht ganz sicher
ist, richtig ist, so dUrfte es sich um das Sutu handeln, das in den Äch-
tungstexten erscheint (s.u.) und mit Moab gleichgesetzt wird. Die als Han-
delsprodukt gebrachte Augenschminke weist ebenfalls in diese Gegend, da ja
auf dem Sinai Malachit für die Augenschminke gewonnen wurde. Nach der Dar-
stellung scheint es sich um Nomaden zu handeln, die mit Eseln durch die
Wüste ziehen. Dafür sprechen auch die geschnürten Sandalen, die die Asiaten
tragen. Ihre Kleidung besteht aus bunten Röcken, die jetzt bei Männern und
Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich 47
Frauen auch die Brust bedecken - im Gegensatz zum A.R. Die Frauen haben Fuß-
ringe und Bänder im Haar, die Kinder werden in Körben auf dem Rücken der
Esel transportiert. Bogen, Speere, Äxte und Wurfhölzer bilden die Waffen
und zeigen damit die kämpferische Natur dieser Beduinen an; diese Bewaff-
nung paßt zu der Schilderung der Sinuhe-Erzählung, in der bei dem Kampf mit
dem "Starken von R:!?_nw" mit Pfeilen geschossen und der Gegner mit seiner
eigenen Streitaxt erlegt wird. Einer der Asiaten spielt eine achtseitige
Leier, die bisher in Ägypten nicht benutzt wurde. Auf dem Rücken trägt die-
ser einen Wassersack. Haar- und Barttracht sind die gleichen wie bisher.
An militärischen Vorstößen nach Palästina erfahren wir nur von einem
einzigen, der sich unter Sesostris III. abgespielt hat und auf der Stelle
des gw-Sbk 15 ), eines Mitkämpfers, geschildert wird. Die betreffende Stelle
lautet: "Seine Majestät fuhr nach Norden, um die Mn,iw von Asien (S,i.t) nie-
derzuwerfen. Es erreichte Seine Majestät ein Fremdland, dessen Name Skmm
ist. Dann fiel Skmm und das elende R,inw. Seine Majestät ließ den Weg zur
Residenz einschlagen 16 ); ich aber bildete die Nachhut des Heeres. Ich hielt
die Soldaten zusammen, um mit den Asiaten (<5mw) zu kämpfen, und ich er-
schlug einen Asiaten. Ich ließ seine Waffen durch zwei Soldaten wegnehmen,
ohne daß ich vom Kampf Abstand nahm, denn mein Gesicht war zum Feind, und
ich zeigte nicht meinen Rücken den Asiaten 11 (Es folgt seine Belohnung für
die Waffentat). Es handelt sich hier also um einen Vorstoß, dessen Ziel ein
Land Skmm war, das vielleicht mit der Stadt Sichern in Samaria gleichgesetzt
werden kann. Stimmte die Gleichsetzung, so wären also damals die ägyptischen
Truppen bereits bis in die Gegend von Samaria vorgestoßen.
In diesem Text gebraucht der Verfasser verschiedene Namen für die Asia-
ten, die keine unterschiedliche Bedeutung haben, sondern "Mntw von Stt"
dürfte eine ältere, gehobenere Bezeichnung sein17 ), die ja, ~ie wir ~esehen
haben, zunächst für Stämme an der Nordostgrenze Ägyptens galt, während man
jetzt im allgemeinen Sprachgebrauch von <3mw spricht, besonders in den Ak-
ten; Sinuhe gebraucht allerdings S,i.tjw. Daß es sich bei diesem Vorstoß Se-
sostris' III. nicht um eine Eroberung, sondern um eine Art Strafexpedition
handelt, zeigt sich schon darin, daß das ägyptische Heer bei seinem Rück-
marsch unter asiatischem Druck steht.
Eine weitere, etwas ältere Angabe ist bedeutend unklarer: im 24. Jahr
Amenemhets I. spricht der General Mn,iw-wsr auf einer Stele davon 18 ), daß
ihm "das Heer wie ein Hund folgte beim Umzingeln; wurde es hell, so war die
Stadt ruhig" ••• "Ich besiegte die Iwntjw-Mn,iw und (?) Sandbewohner; ich
zerstörte die Burgen(?), indem ich sie beschlich wie ein Wolf(?) auf dem
Felde. Ich kam und ging auf ihren Pfaden". Das sieht doch aus, als handele
es sich um Kämpfe mit Wüstenbewohnern mit Überfällen und Wegekenntnis in
der Wüste. Auf größere Unternehmen etwa in Palästina ist hier sicher nicht
angespielt 19 ).
48 Beziehungen zu Asien im Mittleren Reich
vor, so daß als Name nur noch Icw~ übrigbliebe; im Ashm. Mus. Ostr. wie-
der fälschlich für I'ws : Is~. Zu ~dm vgl. Sethe, Pyr. Texte Komm. IV
291; Lefebvre, Romans 8 n. 24. Zu fnhw und mnnws s. u.
12) Zu Mkj vgl. Ächtungstexte und Gardin;r, Onomastica I 205:E zu Am. 274.
Zu mnnws vgl. Vercoutter, L'Egypte et l'egeen prehellenique 159 ff.
13) Lanczkowski, MDIK 16, 214 ff.
14) Albright, Vokalisation p.8.
15) Garstang, El Arabah pl. 4/5·
16) Diese beiden Sätze sind im Original vertauscht!
19) vgl. auch das von Montet, Drame d'Auaris fig. 4 abgebildete Pektoral
aus Dahshur mit der Darstellung des "Schlagens der Mn_!w von S_!.t"
(Vernier, Bijouterie pl. 11).
18) Louvre C 1 (Sethe, Lesestücke Nr. 21).
19) Herrn Dr. Firchow verdanke ich den Hinweis, daß sich in den unveröf-
fentlichten Kahunpapyri in Berlin weitere Hinweise auf Kämpfe mit Asia-
ten finden: es werden dort von einem General asiatische Gefangene ver-
kauft.
49
6) Di e Äc h t u n g s t e x t e
3) ja-mu-c.-ru.
Bisher nicht identifiziert; eine Gleichsetzung mit Amurru
(Dussaud, Syria 8, 221) ist wohl abzulehnen (Alt, ZAW 1928,
77).
Die Fürsten:
hal-u-b()l-h
v o
ijalu-balih (Goetze, JLS 7, 61; BASOR 151, 28,
der den Gott Bali~a anführt. Albrights Deutung:
Halu-barih
V o
"Sein mütterlicher Onkel ist geehrt").
Nicht identifiziert.
Die Fürsten:
'-m-mu-'a-t()r gammu-jatar "gammu ist hervorragend" (so
Albright , JPOS 8,240).
h-m-8-nu Albright erinnert an C>Dil"vernichten".
c-m-mu-ja-k-n §ammu-jakin "fiammu ist beständig".
5) :>a-r-h-b-u
Rehob, jetzt tell e~-~arem südl. Besan (Alt, ZDPV 64, 33;
Gleichsetzung nach Syria 8, 223); nicht Rehob bei Tyrus (Jos.
19, 28).
Die Fürsten:
Cpr-u-h-q "Ziehkind des "
ja-m-n-'-u-mu Jaman- ••••••• (Letzter Namensteil kaum gammu,
da sonst anders geschrieben!).
Die Ächtungstexte 51
6) 'a-s->an-nu
Dussaud schlägt vor, entweder diesen Ort mit i1} o/ ~ nördl. Bethel
und westlich Ephron (2 Chr. 13,19) bzw. mit nJW~ (Jos.15,33)
T : -
\ zu vergleichen.
Die Fürsten:
'-m-mu-ta Sohn des ja-k-u-~a-r, Götze, BASOR 151, 29 ff.,
liest fiammu-ta "Mi.t fiammu".
'-u-su-6-nu Uzzu(hu)-Sin "Seine Stärke ist Sin". Moran, Orien-
talia 26, 340 vergleicht Uzzammi (Al.T. 151), scheint
aber die Lesung "Sin" abzulehnen.
m(a)r-1-m(u) Maru-la-muti nach Goetze, BASOR 151, 31 "Der
Sohn ist nicht gestorben".
7) 'an-h-a.:..r
unbekannt.
Die Fürsten:
m()l-k-~-m Moran, Orientalia 26, 340, wendet sich gegen die
Lesung Dussauds: Milki-ram, bzw. die Albrights, VESO
7 Malki-ilum (bzw. JPOS 8, 243 Mälikum) und verweist
auf die Lesung Noths, ZDPV 65, 26: Milik-(bzw. Ma-
lik-)Lim, wobei zum Gottesnamen Lim zu vergleichen
ist Zimri-Lim von Mari. Als Parallelen zitiert Moran
Milki-diM (ARM 7, 205:5), Milki-DINGIR (ARM 7, 140:
13).
k-m-r-m Dussaud, Syria 8, 225; Albright, JPOS 8, 243: Kama-
rum vgl.ID'.::>
•t
"Priester"; Moran, Orientalia 26, 341,
denkt eher an eine Lesung Kumi-räma und vergleicht
Namen wie Kumu-darru, Kumi-taba (Al.T. 140) u. a.,
schon weil der Name Kamarum nicht belegt sei. Zu
-rama vgl. Landsberger, JCSt 8, 58 n. 1.
r-q-h-m Ob mit n ~ J''Salbenberei ter" zu vergleichen? Dann
wäre das -m Mimation, wie bei k-m-r-m, wenn Kamarum
zu lesen.
ja-p-'-nu von Y!Y',"Der Strahlende", vgl. den N.R.-Namen ju-pa-'.
8) r-q-~-a
unbekannt.
Die Fürsten:
ja-q-r-6-mu Jaqir- ••••• "Ehrenhaft ist ····"·
8-m-s-u-'il-i-m Samsuilima "Sam~ ist mein Gott".
9) '()r-q-tum
jetzt carqä nordöstlich Tripolis, EA Irqata (entgegen der
Zweifel Alts, ZDPV 64, 29; vgl. unten).
52 Die Ächtungstexte
Die Fürsten:
,i-1-u-m-q-h-ti Ilumiqwati "Gott ist meine Hoffnung".
10) ;)a-8-q-1-nu
Askalon
Die Fürsten:
[}( )r-ja-k-i-m
g-k-6-nu von Goetze, BASOR 151, 31, als Zusammensetzung mit
dem Gottesnamen Hikisa angesehen, doch wäre die
Gleichsetzung von ägypt. 8 = amor. s überraschend.
11) mut-i-r
Albright, VESO liest muti-ilu; Montet, Dr~me d'Auaris 45,
denkt an das unter Ramses II. erwähnte mu-ta-r, jetzt mutari-
je 17 km ostwärts el-batrun.
Der Fürst:
man-8-m
12) r()w-u-8()1-m-m
Jerusalem (trotz Jirku, Archiv orient. 20,167).
Die Fürsten:
ja-q-r-'-m~ jaqir-{!ammu "!:!ammu ist ehrenhaft"
8-8-C-nu sazCanu "Der Kluge" ( YDW "spalten).
13) '-n-mut
Nicht identifiziert
Der Fürst:
?-k-8-m()r-m
14) 'a-r-h-nu
Nicht identifiziert
Der Fürst:
ja-m-i-1-u jamu-ilu, vgl. mit Albright, JPOS 8, 249, den
Stammesnamen ( ~ ~D"; Gen.46, 10; Ex.6, 15. Moran,
Orientalia 26, 340, liest jamit_)ilu und vergleicht
das emi!} in amorritischen Namen. Jedoch ist das
Ajjin nach Sethe, a.a.O. p. 29 bereits Schreiber-
variante~~für einfaches ~ •
15) ja-8-a-p-a
Jasiph (sicher nicht mit Alt, ÄZ 63, 42 mit arsa~apa am Bach
Ägyptens nach Inschr. Assarhaddons zusammenzubringen, das er
in y1 >' und arsapa trennte> •
Keine Herrscher genannt.
Die Ächtungstexte 53
c) j~-r-mut EA Jarmuta, vgl. Jos. 10,3 und unten bei der Verwaltung der
syrischen Gebiete im N.R. Es wird zweimal genannt, weshalb
wir wohl auch zwei Orte dieses Namens annehmen müssen.
d) dmj-tjw geschrieben, als hieße es die "Leute vom Ort" bzw. "Hafen".
Daher sieht Alt darin ÄZ 63, 41 eine allgemeine Bezeichnung
für Hafenbewohner. Maisler, Journ. Jewish Pal. Expl. Soc. 3;
264 ff., vergleicht aber Dimti an der Ostgrenze Ägyptens, das
unter Sargon II. genannt wird.
Die jüngeren, aus dem Beginn der 13. Dynastie stammenden, auf Tonfigür-
chen aufgeschriebenen Texte, die von Posener herausgegeben worden sind, nen-
nen folgende Orte und ihre Fürsten:
2) 'a-6-q-l-i : S. 10
Askalon
Der Fürst: mu-r 2 -i
3) 'a-6-an-nu : S. 6
Der Fürst:
n-q-mu-p-'a Niqmepa "Japa nimmt Rache" (vgl. Var. in Alal~:
Niqmepu{})
54 D~e Ächtungstexte
4) h-r-mu
Beth Haram in Gad (Jos. 13, 27).
Der Fürst:
ja-tin-h-d-d-u Jattin-Haddu nHadad hat gegeben".
5) m-q-tu-1 2 -ja
eines der zahlreichen Migdol.
Der Fürst:
ab-i-r-f-'a Abi-rafr> "Mein Vater ist geheilt".
6) s,-k-m-i-m-i
Sichem
Der Fürst:
>ab-s-h-d-d-u Goetze, BASOR 151, 31 liest Ibi~-Haddu.
7) k-n-a
Albright, BASOR 83, 33, identifiziert es mit Conna (Ras Baal-
bek). Kuschkes Ansatz (ZDPV 74, 90) bei tell ~d-dschisr beim
Dorf dschubb dschenen in der Beqa' beruht nur auf einem weit-
läufigen Anklang und ist nicht zu halten.
Der Fürst:
'a-~-p-h-d-d-u "Hadad hat versammelt".
8) p-a-~()1-u-m
EA Pißillim, klass. Pella, jetzt fahil •
. Der Fürst:
'( ) pr-u- '-nu.
9) 'a-p-q-u-m
Aphek, Antipatris, jetzt ras el-cain (vgl. Albright, BASOR
83, 33).
Der Fürst:
ja-n-k-a-'i-lu Janka-ilu "Gott hat geschlag~n"; vgl. Goetze,
BASOR 151, 30, der auf Enki-ili PRU III pl. 44
p. 141 verweist.
10) '-n-ja
'Ajjin (Jos. 15, 50). Kuschke denkt an et-tell bei cäna am
gebel baruk in"der Beqa' (ZDPV 74, 90).
Der Fürst:
'-t-r-i-mu
11) 'a-k-sap-a
Akshoph, jetzt tell kisan südlich Akko, vgl. Jos. 11,1
(Albright, BASOR 83, 33); Var. 'a-ku-sap-a.
Die Ächtungstexte 55
Der Fürst:
ja-c-p()r-nu (vg~. 8!).
13} m-!-a-1-a
Kisch>al (Jos. 19,26), südlich des Karmel am Meer.
Der Fürst:
ja-rü-1-u Goetze, BASOR 151, 31, jaru-lu; Moran, Orientalia
26, 343, jeru-lawu (!gl. auch Albright, JPOS 8,248~
-lu nach Goetze -la-hu "für ihn".
.
14) >a-r-h-b-u-m: S 5
Rehob, jetzt tell es-saram bei Besan.
Der Fürst:
ja-k-m-8-c-m-mu Jakmis-Hammu "Hammu hat geborgen"; Moran,
a.a.O. 342, vergleicht den Namen Jakmesi eines· Vor-
gängers ~am~i-Adads.
15) h-s-u-a-r-a
Hazor, jetzt tell el-qedah, auch tell waqqas genannt, 12 km
nördlich des Tiberias-Sees.
Der .Fürst:
g-ä-a.
unbekannt
Der Fürst:
J;,t-w()r-n-i 2 ->ab-u-m Hauron-abum "Hauron ist der Vater", vgl.
Albright, BASOR 83, 34 n. 12; 84, 11.
18) c-ja-nu
Ajjon (1. Kg. 15,20 in Naphtali). Alt, ZDPV 64, 33, setzt es
bei tell dibbin, 1 km südlich merdsch ejjun, an.
56 Die Ächtungstexte
Der Fürst:
k-[;-a-~() r- :>ab-iKi-sa!}ar-abi "Mein Vater ist wie die Morgen-
röte" (Syria 21, 170 ff.).
19) ~-i-r-m
entweder Ser (Jos. 19, 35 in Naphtali) oder gleichzusetzen mit
EA Ziri-basani.
Der Fürst:
ja-n-~-m-h-d-d-u Janzum-Haddu 11 Hadad hat gebunden".
20) b-q-'-tum
möglicherweise das obere Litani-Tal, j. beqa'.
Der Fürst:
s()m()r-h-r 2 Moran, Orientalia 26, 342, erklärt h-r als har
"Berg" und liest Sumu-la-har bzw. Samar-har. Er ver-
gleicht für den ersten Namen Sumu-la-DINGIR (Bauer,
Ostkanaanäer 39), weist aber darauf hin, daß sumu
sonst ägyptisch mit s-mu umschrieben wird (vgl. Nr.
52), jedoch meint dazu Albright, JPOS 8, 248, daß
hier kanaanitische Vermittlung des amorritischen
Namens vorliegen könne, während Noth (ZDPV 65, 28)
meint, das Schwanken wäre durch die Schwierigkeit
hervorgerufen, den Laut richtig zu übertragen. Die
Deutung wäre "Der 'Name' ist wahrhaftig ein Berg".
Zu der zweiten Möglichkeit der Umschreibung führt
Moran an Abi-Samar (ARM 15, 140), Yanuh-Samar
V
(146)
u. a.
unbekannt
Der Fürst:
law-u-1-h-d-d-a Lawi-la-haddu (nach Moran, a.a.O. 342; Goet-
ze, BASOR 151 ,31). Moran führt Namen an wie Lawi-
la-diM (ARM 15, 151 u.a.), (La)-wi-la-dDa-(gan)
(ARM 7, 280:17 ), und sieht in Lawi ein Götter-Epi-
theton und nicht nach Albright, VESO 8 n. 16 ein
Wort "Klient" (verglichen mit Lewi), in-la-eine
Verstärkungspartikel ("asseverative"). Goetze weist
auf das Nebeneinander von Namen mit -ja- und -la-
(= -laja-) hin.
22) s()r-m-r2-i2
unbekannt
Die Äc~tungstexte 57
Der Fürst:
'-m-mu-t-1-a gammu-tilÜ nach Moran, a.a.O. 344, vgl. ARM 14,
144, bzw. gammu-talÜ (ARM 6,15:18 u.a.). Auch hier
hat Moran Schwierigkeiten mit eine~ angeblichen
Aleph - er umschreibt CmwtP-; es handelt sich wie-
der um den Vokalanzeiger 4 .
27) b-u-~-r-nu
EA 197, 199 Bu~ranu, im Hauron gelegen (vgl. Clauss, ZDPV 30,
161; Albright, BASOR 83, 33); Alt, ZDPV 64, 33, lokalisiert
es bei busr el-hariri bzw. busra eski ~am .
. . .
Der Fürst:
, I I
Ja-mu-ru
28) ( ........ )
Der Fürst:
'()pr-r 2-n-ja
29) ma-~-a
unbekannt
Der Fürst:
s-q-r-a(?)
30) ~()r-ja(?}-nu
Sirjon am Hermon (Alt, ZDPV 64, 33, von Kuschke, ZDPV 74, 89,
ins wadi et-tem selbst verlegt).
58 Die Ächtungstexte
Der Fürst:
C()pr-u-ja-( ••• )-mut
31) ru-b-ja
zu verbinden mit la-bi-'u bei Thutmosis III. (Nr. 82) (so
Kuschke, ZDPV 74, 94), jetzt lebwe, 30 km NO Baalbek.
Der Fürst:
c()pr-u-( ••••• )
32) q-n-ja
vgl. Jos. 19,28; nach Albright, BASOR 83, 33 Qana: EA Qanu in
Nordgaliläa, vgl. auch Noth, ZDPV 61, 56.
Der Fürst:
C( ) pr-u-( ••••• )
35) !!-u-r-u-ja
Tyrus
Der Fürst:
( ••.• ) -r 2 -u
36) ja-c-n-q-a : S 1
Der Fürst:
< ••.••••• J- )a
37) m-k-a-ja
unbekannt
Der Fürst:
6-m-K-( ••••• )
38) ( •• )-r-ja-nu
Name des Fürsten unleserlich.
Der rurst:
h-m-ja
43) ja-b{)r-ja
Albright, BASOR 83, 33, identifiziert es mit dem Jablija,der
Mari texte.
Der Piirst:
IJ-m-IJ-u-:>a-p-a-:>il-i-m äamsu...:ap-ilim "Die Sonne ist das Ge-
sicht Gottes".
?
44) r 2 a-ja-t·-a
unbekannt
Der Piirst:
{ ••• )-p-'-a-( •• )
·45) raw-u-s()l-m-m : S 12
Jerusalem
Name des Fürsten verloren .
47) 'ab-u-1-m
Von Alt mi~ Beth Maacha, jetzt abil el-ka~, identifiziert;
möglich wäre aber auch abil mehola südlich Besan, jetzt tell
.
el-hammi •
Name des Fürsten verloren.
60 Die Ächtungstexte
48) )a-s-n()n1-u-s
unbekannt
Der Fürst:
ta-!}() r-ras
49) '-k-ja
Akko
Der Fürst:
tar-'-m-mu Moran, Orientalia 26, 34~vergleicht Tar-nibki
(ARM 15, 147) und ~ammu-tar (ARM 7, 200:11). Danach
wäre hier tar-~ammu zu lesen.
54) '(a)r-q-tum : S 9
Irqata nördlich Tripolis.
Der Fürst:
'-m-mu-~()r-( ••• )
Von Alt, ZDPV 64, 35, mit Sambuna von EA 225 identifiziert,
das er mit samunieh am Nordrand der Ebene von Megiddo gleich-
setzt. Vielleicht lag es aber eher am Hule-See, da dieser bei
Josephus Samachonitis heißt. Sicher ist es nicht der Name Si-
meon!
Der Fürst:
:>ab-u-r 2 a-h-n-a
Die Ächtungstexte 61
56) q-r-q-r-m
vgl.lrlßRi. 8,10, östlich des Jordan. Alts Vorschlag, ZDPV
31,39; 72,81, hier Karkura am Orontes, 8 km südlich dschisr
e~-sughr zu sehen, das Sargon II. und Salmanassar erwähnen,
erscheint weniger wahrscheinlich.
Der Fürst:
'ab-u-( ••• ) -a
unbekannt
Der Fürst:
ja-k-m-6-'-mu jakmis-!J.ammu "f!ammu hat geborgen" (s.o.).
58) c-q-r-ja
Alt, ZDPV 64, 36, denkt an Ekron Clil~{), doch widerspricht
das der assyrischen Form Am~aruna.
Der Fürst:
ja-r-p-i-1-u jarpa'-ilu "Gott hat geheilt".
59) raw-u-s-i 2
Lajis w~}), jetzt tell el-qadi an der Jordanquelle (Jos.
.-
10,30).
Der Fürst:
>;-w()r-n-i 2-lab-( ••• ) "fjauron ist (mein) Vater".
60) b-u-tl-8-u
nach Alt, ZDPV 64, 34, Beth-semes bei el-abedijeh südlich des
Tiberias-Sees (vgl. Jos. 19, 38; Ri. 1,33; PJB 22,51).
Der Fürst:
?
ja-t·-p-a-r-u
62) m-k-a-ja
unbekanntes Gebiet mit mehreren Fürsten, die aber nicht na-
mentlich aufgeführt sind.
64) ja-'-n-q-a
"Alle Herrscher" genannt, s.o. Nr. 36.
62 Die Ächtungstexte
a) )u-1-~-a : s b
Ullaza
b) r-mut-( ••• )
wohl Jarimuta s c
c) r-q-~-a s 8
d) dmj-tjw s d
e) h-s-su-m
~
unbekannt.
Betrachten wir zunächst die Ortsnamen, die genannt werden, rein äußer-
lich, so zeigt s~ch zwischen den älteren und den jüngeren Aufstellungen
eine sehr weitgehende Übereinstimmung: von den 19 Namen der älteren Texte
finden sich 14 auch bei den jüngeren.
s 1 p 36 Canaqim s 10 p 2 Askalon
2 52 Mo ab 12 45 Jerusalem
4 39 qhrmu 13 26 chmut
v
5 14 Rehob 15 12 Jasiph
8 c rg~a b a Ullaza
6 3 Asna c b Jarimuta
9 54 Irqata d d dmj.tjw
eine Linie, die sich durch die Ebene Jesreel von Akko bzw. Mi~'al her über
Aksaf - Aphek - Qana nach SO zieht, unsere Straße. Die andere setzt die bis-
herige Straße über Beth Seme~-Hazor-~amguna-Lajis-Ajjon bis ins Litani-Tal
(Sirjon) fort; Astaroth ist ebenfalls von Rehob zu erreichen.
Nördlich von Zirjon finden sich nur noch Gegenden und nicht mehr Orte
angegeben- eventuell von la-b-'u abgesehen- : Upe und die Beqa'. An der
Küste konzentrieren sich die Nennungen auf die wichtigen Städte Askalon und
Akko (als Ausgangspunkte der genannten Linien), Tyrus, Byblos, Irqata, Ulla-
za.
Aus dieser Anordnung kann g.eschlossen werden, daß die aufgeführten Li-
nien alte Handelsstraßen sind, an der die genannten Orte als Hauptpunkte
liegen. Auch späterhin laufen die wichtigen Handelsstraßen auf diesen Linien,
wie ein Blick etwa auf Karte 3 in Gallings Textbuch zeigt. So wird klar,
warum die älteren Texte die Straßen nur bis Rehob erwähnen: die Handelsbe-
ziehungen sind erst in der etwas späteren Zeit der Posenersehen Texte wei-
ter vorgetrieben worden. Es handelt sich also nicht um politische Verwick-
lungen, gegen die die magischen Handlungen der Ächtungstexte schützen sol-
len, sondern die ägyptischen Karawanenwege sollen gesichert werden; das paßt
auch viel besser zu·der Einstellung der Ägypter zu den fremden Gebieten in
dieser Zeit: es lag dem Ägypter nicht daran, seine Grenzen vorzuschieben,
sondern er hatte nur wirtschaftliche Interessen, die wohl - wie im Falle Nu-
bien - zu einer Annexion des Gebietes führen konnten, nachdem die dortigen
Goldgruben wegen Erschöpfung der eigenen zu wichtig geworden waren. Hier in
Palästina aber suchten die Ägypter keine Rohstoffe, es war nur als Durch-
zugsland der Karawanen wichtig. Um diese Karawanenwege freizuhalten, wurden
die Ächtungstexte geschrieben und die dazugehörigen magischen Zeremonien
durchgeführt; deswegen wird auch der Zug nach Sichern unternommen worden
/
sein, von dem tlw-Sbk spricht.
Wenn wir also aus den Ächtungstexten ägyptische Handelspolitik ablesen
können, sehen wir, bis wohin ägyptische Karawanen vorstießen. An der phöni-
zischen Küste wird man nur in den Küstenstädten mit ägyptischen Händlern
zu rechnen haben; bis dorthin bringen - über ~atna - die mesopotamischen
Händler ihre Waren. In Palästina liegt die Grenze bei Bosra-Astaroth und
den Städten am Hulesee, Damaskus wird nicht erwähnt; Damaszener Karawanen
werden die mesopotamischen Produkte etwa bis Hazor gebracht haben, wo die
ägyptischen Händler sie übernahmen. In Bosra mögen innerarabische Waren
(Weihrauch!) umgeschlagen worden sein.
Bei bestimmten Orten werden nicht Fürsten als Feinde genannt, sondern
nur die Bewohner: Byblos, Ullaza, Jarimuta, dmj.tjw, ß-s-su-m. Lassen wir
h-s-su-m, da unidentifizierbar, zunächst aus, so zeigt sich, daß es gerade
die Orte sind, die auch noch im Neuen Reich als ägyptische Hauptstützpunkte
eine wichtige Rolle spielen: bei Byblos bedarf das keines Beweises; Ullaza
ist erstes Ziel der Kämpfe Thutmosis' III. und Garnison; Jarimuta ist Nach-
64 Die Ächtungstexte
)ab-s-mu (Abi-semu II.) nicht genau datierbar, aber vielleicht wegen der
Sitte, den Enkel nach dem ,Großvater zu benennen, als Enkel Abi-
semus I. anzusehen. 10 )
Jakin-ilum nennt sich auf einem Siegelzylinder "Diener des S~tp-ib-R', ge-
liebt von der Hathor von Byblos". Wahrscheinlich handelt es sich
hier eher um den Shtp-ib-Rc des Tur. Pap. VI 12 und nicht VI 8;
• 11)
beide Herrscher haben nur kurz regiert
jan-t-n unter Nfr-~tp 12 ) (Tur. Pap. VI 25). Ihn hat Albright 13 ) mit dem
Jantin-tlammu gleichgesetzt, der Zeitgenosse des Zimri-Lim von
Mari war, dessen Nachfolger Enim-Dagan von Harnmurabi von Babylon
Die Ächtungstexte 65
wie Skarabäen damals verhandelt worden sind. Daß allerdings mit solchen Ver-
schlep)ungen zu rechnen ist, zeigen die Statue aus dem Mittleren Reich aus
1
Kreta oder die einer königlichen Amme S5.t-Snfrw aus Adana 2 ), Bei anderen
aber können wir annehmen, daß sie am Ort ihrer Stiftung gefunden_worden
sind. Es ist dabei vielleicht an die Stelle in der Lehre für Mrj-k~-R' (Zei-
le 68) zu erinnern, wo es heißt: "Schicke deine Statuen in fremde Länder".
Damit sollte wohl die Anwesenheit des Königs und seine Machtbefugnis manife-
stiert werden.
Königliche Statuen sind bekannt 3 ) aus
Beirut: eine Sphinx Amenemhets IV. 4 );
Qatna: eine Sphinx der It, Gattin Amenemhets I I. 5 );
Ugarit: zwei Sphingen Amenemhets III. 6 ) und eine Statue der gnm-nfr-~~. der
Gattin Sesostris' II.7);
Neirab: eine Sphinx Amenemhets III. 8 );
tell hizzin bei Baalbek: eine Statue Sebekhoteps IV.9), die nach der Auf-
schrift ursprünglich für Heliopolis gedacht war.
Von Privatstatuen kennen wir aus
...<:taza: die des mr s~w Hntjw-k$ 10 );
Gezer: die Statue des ~öniglichen Truchsess' Hks-ib und Ddw-Imn 11 );
Megiddo: vier Statuen des Fürsten vom Hasengau·~~wtj-~tp 12 );
Ugarit: die Statue des Vezirs S-n-Wsr.t-'ng, seiner Mutter Ttj und seiner
Tochter S5.t-Imn 13 ); zwei Frauenstatuen 14 ); eine Priesterstatue 15 );
Statuenfragmente 16 ) und einen weiblichen Tors'o, der aber wegen der
eingesetzten Brustwarzen kaum echt ägyptisch ist 17 ).
Die königlichen Denkmäler, bezeichnenderweise fast nur Sphingen, fanden
sich also in den Hafenstädten Phöniziens und deren Hinterland; das mag auf
die damaligen ägyptischen Handelsverbindungen hinweisen. Inwieweit sie einen
Anspruch auf eine Oberherrschaft darstellen, bleibt offen, jedoch muß mit
der Aufstellung ein solcher verbunden gewesen sein, weil die Sphinx das Ab-
bild des Herrschers ist, der die Feinde zertritt. Ob dieser Anspruch des
ägyptischen Königs realen Hintergrund hatte, wissen wir nicht, da auch die
Mari-Briefe über ägyptischen Einfluß in Syrien gar nichts melden, obwohl
gerade Orte wie Qatna als Umschlageplatz eine große Rolle spielten.
Die Statuen von Privatpersonen dürften auf Handelsexpeditionen hinwei-
sen, die die Betreffenden durchgeführt hatten, wobei sie am Endpunkt ihre
Statuen aufstellten. Die 4 Statuen des Fürsten vom Hasengau zeigen nicht
nur an, daß dieser mehrmals in Megiddo gewesen sein muß, sondern auch, daß
70 Denkmäler des Mittleren Reiches in Syrien
sie auf keinen Fall später dorthin verschleppt worden sein können. Aller-
dings scheint man diese Statuen nicht für die betreffenden Orte hergestellt
zu haben: So richtet sich die Inschrift der Statue des Vezi.rs Sesostris-'nß
aus Ugarit an Ptah-Sokar, war also für Memphis bestimmt. Auch die beiden
Statuen aus Gezer rufen memphitische Gottheiten an: die des ~~~-ib Ptah-So-
kar, die des "Bürgers" Ddw-Imn Osiris, den Herrn von 'nß-tLwj, der Nekropo-
le von Memphis.
Die eine der Statuen des ~~wtj-~tp nennt ebenfalls den Stadtgott des
Fürsten "Thot, Herrn der Gottesworte". Auf einer anderen aber richtet sich
die Opferformel an "Chnum, Herrn des Gotteslandes"; in diesem Fall ist die
Statue deutlich für die Aufst"ellung in der Fremde hergesteilt worden. Es
wird aber nicht der ausländische Gott angerufen, wie es dann für Privatsta-
tuen im N.R. Brauch wird, sondern ein ägyptischer Gott, dessen Wirkungsbe-
reich jedoch ausdrücklich auf die Fremde ausgedehnt wird.
Skarabäen der Könige des Mittleren Reiches haben sich nur im palästinen-
sichen Gebiet gefunden, abgesehen von einer Kornalinperle Sesostris' I. in
Ugarit 18 ). Aus ihrer Verteilung läßt sich kaum etwas entnehmen, besonders
da ja solche kleinen Gegenstände leicht hin und her verschleppt werden kön-
nen19).
Denkmäler des Mittleren Reiches in Syrien 71
Es sind auch einige Privatskarabäen des M.R. aus Syrien bekannt (Ht-'ng
aus Gezer, Rowe, Cat. Scarabs Nr. 16; imj-r pr ~sb i~w Iw.f-snb aus Me-
.
giddo, Loud, Megiddo II pl. 149 Nr. 32; ihms '.t -D~.f aus Megiddo, Schuh-
macher, Tell el-Mutesellim II p. 13), doch darf aus ihrem Erscheinen
nichts geschlossen werden. Besonders die Datierung von Schichten nach
ägyptischen Skarabäen muß mit größter Vorsicht vorgenommen werden.
72
In der Epoche des M.R. erfahren wir äußerst wenig über einen Handel mit
dem syrisch-palästinensischen Raum durch ägyptische Quellen. Das Vorhanden-
sein eines schwunghaften Sklavenhandels .kann nur aus den Mengen asiatischer
Sklaven und dem fast völligen Fehlen von Nachrichten über Kriegszüge der
Ägypter in dieses Gebiet geschlossen werden. Die in Beni Hassan 1 ) darge-
stellte und bereits erwähnte Karawane palästinensischer Nomaden, die Augen-
schminke (msdm.t) bringen, stellt nur einen kleinen Grenzhandel dar. Natür-
lich wurde weiterhin Koniferenholz vom Libanon geholt, doch auch das können
wir nur daraus folgern, daß Byblos engstens mit Ägypten verbunden ist, ja
die dortigen Könige als "Bürgermeister", d.h. als ägyptische Beamte angese-
hen und sogar in gleicher Weise, durch Übersendung eines kostbaren Gefäßes
mit Salbe, eingesetzt wurden.
Immerhin finden sich einige Hinweise auf Handelsexpeditionen ins asia-
tische Gebiet. So spricht ein Expeditionsleiter ("Gottessiegler"), !!tj, der
ursprünglich dem herakleopolitanischen Königshaus diente und dann von den
siegreichen Thebanern übernommen wurde 2 ) , davon, daß er "die Asiaten ( qmw)
in ihren Ländern strafte"; anschließend führt er dann allerhand Produkte
und Länder auf, von denen aber letztere zum größten Teil leider nicht zu
identifizieren sind. So holt er drei Kupferarten ( ~'neues", "scheinendes",
"festes") aus den Ländern BLt, Ihwjw, Mnksw; alle drei Namen sind nicht
bekannt 3 ). Türkis kam aus ~rrw.t, Lapislazuli aus Tfrr.t 4 ), doch kann es
sich bei diesen Waren wohl kaum um den eigentlichen Herkunftsort handeln,
der bei Lapislazuli in Afghanistan gelegen hat, sondern vielleicht um einen
Verladehafen in Nordsyrien (?).Auch, was in dieser Inschrift sonst noch
angeliefert wird, ist nicht ausdrücklich zu lokalisieren: shr.t (Serpentin?)
der Berggipfel; versteinertes (?) 5 ) Holz vom Berg Hs.tjw; r~-ntt von "B~w
der roten Wüste"; Augenschminke vom Land Kh5w; Türkis (??) 6 ) a;; dem Land
R~s~w.t.7) Das Holen von Tannenholz (Cs) nennt die Inschrift eines könig-
lichen Domänenverwalters ~nw am Ende der 11. Dynastie 8 ). Auch die Lehre für
Mrj-k$-RC läßt erkennen, daß zu seiner Zeitoder Handel mit Holz über Byblos
wieder in Gang gekommen war; denn sein Vorgänger spricht davon, daß er "den
ganzen Westen des Deltas beruhigt habebis zur Seeküste. Er arbeitet für
sich, da er Zedernholz (mrw) und Wacholderholz (wCn) sehen läßt". Da dieses
Holz dort nie gewachsen ist, kann es nur ein Hinweis sein, daß dieses Mate-
rial wieder eingeführt worden ist; wir hatten bereits bei der Besprechung
der frühgeschichtlichen Zeit erwähnt, daß der Bybloshandel über die West-
deltastädte gegangen ist, was durch diese Bemerkung in der Lehre des Mrj-
k~-Rc wieder bestätigt wird. Särge aus Zedern-, Zypressen- und anderem Ko-
Diese zweite Gruppe von Gefäßen ist meist mit einem weißen bzw. braunen
Überzug versehen, auf dem mit schwarzer Farbe Linien gemalt sind. Sie ist
zuzurechnen den beiden zypriotischen Keramikgruppen "white painted IV" bzw.
"V", unterschiedlich dadurch charakterisiert, daß die ältere Gruppe davon
(IV) den Körper mit sich kreuzenden Längslinien überzieht, wie das Beispiel
aus Ugarit zeigt: (A)
während White painted V durch einen horizontalen Strich das Gefäß teilt 19 )
( B):
A B
Gefäße der Bemalung "White painted IV" fanden sich in Kahun 20 ) und Sedment
21 ), während "white painted V" in Abydos 22 ), Deshasheh 2 3), Sedment 24 ) ge-
Handel mit Syrien-Palästina im M.R. 75
fundenworden ist. Zur letzten Gruppe gehören wohl auch einige Gefäße mit
etwas anderer Form der Bemalung:
Ägypterinnen Asiatinnen
~~tj-Tuchverzieher 5
ssr-Weber
s~r-Verzieher 2 3
Arbeitshausangehörige 4
Friseuse
Gärtnerin 2
Vorleserin (?) 1
Arbeiterin (?)
Die asiatischen Sklaven erhalten alle einen ägyptischen Namen, der z.T.
auf ihre Stellung oder Herkunft anspielt; die ägyptischen Sklaven behalten
ihren alten Namen. Man hat die Umbenennung wohl wegen der Unaussprechbar-
keit fremder Namen vorgenommen. Trotzdem hält man aktenmäßig den alten se-
mitischen Namen der Sklaven fest, was für die Stellung der Sklaven in Ägyp-
ten einen Hinweis gibt: entgegen dem römischen Recht bleibt ihre im Namen
enthaltene Individualität erhalten 10 ).
In diesem Zusammenhang ist auch noch die Frage aufzuwerfen, inwieweit
fremde, d.h. asiatische Söldner in Ägypten im Mittleren Reich vorhanden
gewesen sind, die sich ja in der Hauptsache - wenigstens nach der Parallele
im Neuen Reich - aus Gefangenen rekrutiert haben müssen. Ein sicherer Be-
weis ist mir dafür nicht bekannt, wenn auch auf Abbildungen in Beni Hassan
11 ) hinzuweisen ist, wo Soldaten abgebildet sind, die einen quergestreiften
bunten Schurz tragen und mit einem unförmigen Schlagholz sowie einem Speer
bewaffnet sind. Andere wieder tragen eine Axt auf der Schulter 12 ~ Viel-
leicht handelt es sich hier um Soldaten des ägyptischen Heeres asiatischer
Herkunft.
Gewisse Anzeichen lassen erkennen, daß asiatische Sklaven im Bereich der
königlichen Totentempel geschlossen angesiedelt waren. Wenigstens wird in
einem Papyrus aus Kahun 13 ) einmal ein Asiat ('~mw) aus der wn.t geholt. Wir
hatten gesehen, daß wn.t ursprünglich Bezeichnung eines südpalästinensi-
schen Gebietes war und dann später asiatische Burgen bezeichnete. Jetzt hat
man anscheinend diese Bezeichnung auch auf die Ansiedlungen von Asiaten in
6
82 Syrer in Ägypten im M.R.
Ägypten selbst Ubertragen; z.B. ist ein Phylenvorsteher der 12. Dynastie 14 )
nicht nur Vorsteher bei verschiedenen Pyramidenstädten, sondern auch bei
der wn.t; dadurch ist die Verbindung zwischen dieser Asiatensiedlung und
den Pyramidenstädten gegeben.
Endlich geben die Binai-Inschriften noch einige Hinweise auf Asiaten
in Ägypten: So wird in Nr. 112 zwischen anderen ein asiatischer Hausverwal-
ter (~rj-pr) S~-nfr aufgeführt. Aber auch innerhalb der Verwaltung erschei-
... .
nen Asiaten: Ein Obervorlesepriester und Schreiber Wr-hprw-hmw.t wird aus-
drücklieh als C~mw bezeichnet (Nr. 123) und ein Stellvertreter des Oberdo-
mänenverwalters Imnj-ssnn nennt als seine Mutter eine Asiatin Itw-nfrw (Nr.
93' 95' 98).
Wenn diese Beispiele auch an Zahl gering sind, so beweisen sie doch,
daß bereits im Mittleren Reich recht hohe Beamte asiatischer Herkunft waren
und sich nicht scheuten, das anzugeben. Daher ist es nicht auffallend, wenn
wir bereits im Anfang der 13. Dynastie einen König auf dem ägyptischen
Thron vorfinden, der einen einwandfrei semitischen Namen fUhrt und daher
wohl selbst auch Asiat gewesen sein wird. Es ist der König 15 ) Hndr, dessen
Name mitl"ln
• -:
ugar. hnzr
V
gleichzusetzen ist 16 ) und "Eber" bedeu~e;, Er ist
somit der erste einer Reihe asiatischer Könige .in Ägypten in der Folge-
zeit, über die noch zu sprechen sein wird. Entscheidend dabei ist, daß sie,
wie sich aus dem erkennbaren Eindringen asiatischer Personen in die Verwal-
tung und dem Fehlen jeglicher Ablehnung dieser Fremden auf gesellschaftli-
chem und innenpolitischem Gebiet ergibt, die Herrschaft von innen heraus
übernehmen und wir an keinen Einbruch von außen zu glauben brauchen.
Syrer in Ägypten im M.R. 83
Asiat innen:
Kairo 20164: '5m.t Pt:t;-q "Speiseträgerin für ihren Herrn"
Kairo 20114 e: '3m.t K~-8nw (als Mutter eines Kindes)
Kairo 20119 n: <3m.t Nfrw
Kairo 20227: '3m.t It5; Nfr-sw; It (daneben eine hm.t genannt)
Kairo 20549 a: '5m.t W3h-k~ (Name des Herrn!)
e: dargestellt 3 :t;m.t, gefolgt von 4 '3m.t
Kairo 20158 b: '3m.t Ij-m-:t;tp
Kairo 20550 a: '3m.t Sbk-htp
e: '3m.t Sbk-(~ (Name des Herrn!)
Louvre C 170: '3m.t Imn-dd.t
Wien 52: '3m.t Wr-nb
Wien 123 (Rec.Trev.9,35): '3m.t Wpw~w.t-htp; §3'.t; P3-snb
' I I
Marseille 227 (Maspero, Cat. Nr. 27): '3m(.t) Snfrw; Snb; N!r-m-mr.t;
Rn-snb; Wr-n-Pth; SS.t-Hnmw
• - I
Eremitage 1064 (Melanges Maspero I 907): '5m.t Snb-nb.s
Blackman, Meir II pl. 5,2: '5m(.t) ( •••••• )
Griffith, Pap. Kahun pl. XIII 15/8:'3m.t Ch-iSt.f genannt Kmt-nj
C3m.t Km.nj genannt Spdw-m-mr.tj
mit den Kindern Msjj (2 Jahre 3 Monate)
... 'm (1 Jahr 3 Monate)
de Morgan, Cat. I 42 Nr. 7: '3m. t I~-mS3.
3) Griffith,Pap. Kahun 12,10.
84 Syrer in Ägypten im M.R.
wird von Moran an gleicher Stelle als Habi-Addu gedeutet unter Hinweis auf
Namen wie !Jabi-diM6 ), nach Albright 7 ) ;ebildet mit der Wurzel 8 .:ln "sich
verstecken". Bezeichnenderweise wird die Mirnation nur an einem Fall (Inschr.
Nr. 112) beschrieben, in allen .anderen fällt sie weg.
Dieser !Jbdd wird an den genannten Stellen verschieden in den Aufzählun-
gen eingeordnet: In 112 steht er hinter dem "Dolmetscher" und vor den ein-
zelnen Magazinverwaltern; auch in Nr. 85 folgt er den "Dolmetschern", die
hier aber selbst hinter den Magazinverwaltern stehen. In Nr. 92 wieder steht
er an der Spitze einiger unbedeutender Leute (ein Fährmann, ein Träger der
Schreibutensilien des Schatzhauses); in Nr. 86 beschließt er überhaupt die
Liste. Dabei ist nicht sicher, ob es sich bei den 'w wirklich um "Dolmet-
scher" handelt; sehr viel wahrscheinlicher ist die Übersetzung "Dragoman",
also "Führer" innerhalb der Expeditionen, jedoch auf niedriger Ebene 8 ). Des-
halb wird verständlich, warum der "Bruder des Fürsten von R_!nw" gerade mit
diesen "Dragomanen" zusammen aufgezählt wird, eben als "eingeborener Führer".
Die Bezeichnung als "Bruder des Fürsten von R_!nw" ist dabei eigenartig und
muß auf eine singuläre Situation zurückgehen. Daß dabei bei ihm wie auch bei
der Herkunftsangabe einiger asiatischer Abteilungen R_!nw genannt wird, be-
darf auch einer Erklärung, da wir ja gesehen haben, daß man im Mittleren
Reich R_!nw als Gebietsangabe für das ganze bekannte syrisch-palästinensi-
sche Gebiet benutzte: Die Sinuhe-Erzählung läßt ihren Helden ostwärts Byb-
/
los in Ober-R_!nw sein, während Sbk-gw den Bereich um Sichern mit R_!nw be-
zeichnet. Es ist also keine "Staats"-Bezeichnung, so daß sie auch bei gbdd
nur etwa "Bruder eines asiatischen Fürsten" bedeuten kann. Der ägyptische
Schreiber legte anscheinend keinen Wert darauf, diesen Staat genauer zu be-
nennen; es wird sich wohl um das einmal erwähnte Land h()r-im handeln. In
dem angenommenen allgemeinen Sinn wird nebenbei R_!nw auch in der Inschrift
Nr. 136 benutzt.
Solche landeskundigen Führer werden auch die Männer gewesen sein, deren
Namen wir auf dem kleinen Obelisk Nr. 163 lesen: I~sj, sein geliebter Sohn
~j, sein geliebter Sohn Ihnm; hinter jedem Namen steht als Determinativ
das Bild eines syrischen Kriegers mit Schild (?) und Axt.
Asiaten auf dem Sinai im M.R. 87
Aus den Ächtungstexten und den Fremdnamen im Pap. Brooklyn läßt sich
folgendes über die für ihre Schreibung benutzte besondere Art von Schrift
feststellen:
1) Gewöhnlich werden nur die Konsonanten geschrieben, wobei diese in glei-
cher Weise den semitischen Konsonanten entsprechen, wie es dann im Neuen
Reich reichhaltiger belegt ist.
2) Im Wor.tan- und auslaut, seltener innerhalb des Wortes selbst, können Vo-
kale angegeben werden, und zwar steht dann ein
4 für a und i, ein " für u, ein ~ für i 2 •
Dabei ist der für den Wortanlaut bei Vokalen notwendige Stimmeinsatz
(Spiritus lenis) nur bei ~ vorhanden; daher muß ein u im Anlaut durch
~~ bezeichnet werden, wie die Schreibung von Ullaza zeigt.
3) Ansätze zu der Gruppenschrift des Neuen Reiches finden sich schon im
Mittleren Reich, indem bestimmte Zweikonsonantenzeichen, die ein j oder
w enthalten, als Zeichen für Konsonant plus Vokal benutzt werden:
4~~ ja (so nur noch in den älteren Ächtungstexten, sonst verkürzt
zu ~4 ja)
~4 ta, ti
...
111 tu
p" ~u4 su
ru
mu im
nu (so!) '9.
su ma
'an
'aj,
<:~~::> 'ir
4) Daneben werden auch Zeichen für Konsonantengruppen als Silbenzeichen be-
nutzt, so Zweikonsonantenzeichen:
~ tum s()k
-~
~
mar
m()n
()q
--
..A ·~ mut
00 sap
~.Jl&it. ras
tin
ü
äa
Zur Schreibung fremder Namen im M.R. 89
6) Zur Gruppe der Zeichen für geschlossene Silben müssen als Unterabteilung
noch die Zweikonsonantenzeichen angeführt werden, deren zweiter Konso-
nant ein Aleph ist: diese Zeichen stehen für Konsonant plus Vokal plus r:
: 'Or ~>.. oOr
..J~:h b()r m~ s()r
1l(3-:- p()r w~ ~()r
fl~ w()r T.' t()r
j~-=- m()r
Hierzu gehört auch das Dreikonsonantenwort:
..J1?r->l"'""b( )r( )~
Ein Sonderfall dürfte P;7~~ ~ sein, das trotz des Determinativs, das
auf eine Lesung s~m(als Metathese zum ursprünglichen smS) hinweist,
s-m()r-m zu lesen sein dürfte.
7) rund 1 werden in den Ächtungstexten weitgehend durch Aleph ausgedrückt,
wie auch im A.R. k~n/m für krm "Garten". Doch setzt sich bereits in den
jüngeren Ächtungstexten die Schreibung mit 4> (r 2 ) immer mehr durch, um
dann im Brooklyn Pap. überhaupt herrs~hend zu sein, wo nur noch der Name
Ba'al in der alten Form mit dem Zeichen ~ : '()1 geschrieben wird.
Bei den nubischen Teilen der Ächtungstexte scheint, soweit zu sehen, dieser
Ansatz zu einer Gruppenschrift nicht so ausgeprägt zu sein. ~ ist si-
cher r/1 , nur 4 und ~ könnten Vokalandeutungen darstellen. Die Möglich-
keit, durch Schreiben ägyptischer Worte den Klang des fremden Wortteils
auszudrücken, wird häufiger benutzt.
90
12) Zwischenbilanz
An dieser Stelle müssen wir einen Augenblick innehalten und uns die Fra-
ge vorlegen, die dieser ganzen Untersuchung zugrunde liegt: Wie eng ist die
Verbindung zwischen Ägypten und Vorderasien im Alten und Mittleren Reich?
Hat Ägypten auf die vorderasiatischen Gebiete eingewirkt, sehen wir vorder-
asiatischen Einfluß in Ägypten?
Eines dürfte aus der bisherigen Behandlung deutlich geworden sein: Das
ägyptische Interesse an den vorderasiatischen Gebieten ist rein wirtschaft-
lich. Von dort kommt besonders das wichtige Bauholz, aber auch Silber, wert-
volle Steine, Öle, Weihrauch. Der Handel mit diesen Produkten muß gesichert
werden, daher wird mindestens Byblos dem ägyptischen Reich angeschlossen.
Die Handelsstraßen stehen unter Beobachtung. Häfen wie Askalon, Akko, Byblos,
Arqatum, Ullaza, Ugarit werden stärker kontrolliert worden sein, wobei wir
- außer bei Byblos - weder Art und Weise noch Umfang dieser Kontrolle ken-
nen. Diplomatische Beziehungen bis nach Syrien sind deutlich erkennbar. Da-
mit aber erschöpft sich das ägyptische Interesse an den syrischen Gebieten.
Aus diesem Grunde spüren wir zwar in Byblos einen starken ägyptischen Ein-
fluß mit ägyptischem Tempel, ägyptischen Inschriften auch der einheimischen
Fürsten und einer starken Einfuhr ägyptischer Kulturgüter,.der sich aber
wenig über Byblos hinaus ausgebreitet zu haben scheint. Es dürfte bezeich-
nend sein, daß die Mari-Briefe Ägypten nicht erwähnen.
Andererseits zeigt sich bereits im A.R. ein lebhafter syrischer Skla-
venhandel, der sich im M.R. wohl noch intensiviert. Besonders syrische Frau-
en finden ihren Weg nach Ägypten. Äußerlichkeiten wie die Herstellung der
Kleiderstoffe sind gewiß dadurch geändert worden, daß diese Frauen gern als
Weberinnen eingesetzt werden. Es stellt sich die Frage nach dem Binfluß,
der unbewußt von diesen ungezählten Syrerinnen ausgegangen sein kann. Dar-
über wissen wir naturgemäß nichts, aber die Möglichkeit besteht, daß anders-
artige Gedanken aus Vorderasien nach Ägypten hineingekommen sind. Ist doch
damals die geistige Situation in Agypten ganz eigenartig. Während des Alten
Reiches hatte das ägyptische Denken in einer großartigen, aus sich selbst
heraus entstandenen Bntwicklung den Weg vom urtümlichen Gottkönigtum bis zu
jenen Vorstellungen gefunden, wie sie in der Lehre für Mrj-k~-R' Ausdruck
gefunden hatten, nach denen der König Gottes Willen, der sich in der Gerech-
tigkeit manifestiert, auszuführen hat. Wirtschaftlich war aus dem straff
zentralisierten Staat der Staatsdomänen und ihrer Hörigen ein Ägypten ent-
standen, in dem es wirklichen Eigenbesitz gab und die Vorstellung der per-
sönlichen Freiheit in der Luft lag. Religiös fand diese ihren Ausdruck in
dem Gedanken von der persönlichen Verantwortlichkeit, die sich endlich im
Totengericht von Osiris auswirkte.
Das Mittlere Reich stellt eine bewußte Reaktion auf diese Entwicklung
dar. Der einsame Entschluß des Königs bewegt den Staat, in dem die Bedeu-
Zwischenbilanz 91
sollte?
92
Die Frage nach Wesen, Herkunft und Machtergreifung der Hyksos hat, gera-
de wegen der Bedeutung dieses Ereignisses für die ägyptische Geschichte,
eine weitgreifende Diskussion ausgelöst, deren Ergebnisse jedoch nicht als
sicher angesehen werden können 1 ). Das beruht darauf, daß uns für diese Zeit
fast gänzlich primäre Qu~llen fehlen. Jener Hinweis der Hatschepsut in der
Inschrift von Speos Artemidos 2 >, daß sie wiederherstellte, was zerstört war
"seit der Urzeit, als die Asiaten im Norden in Auaris waren, als umherzie-
hende Horden unter ihnen alles, was geschaffen war, vernichteten, denn sie
regierten ohne Re ••• ", gibt uns zwar die Einstellung ihrer Zeit zu den Hyk-
sos, aber kaum mehr. Allein Manetho überliefert etwas ausführlicher, was er
über diese Fremden zu wissen glaubte: "(Tou)timaios: In seiner Regierung
schlug uns aus unbekannten Gründen der Zorn Gottes, denn unerwarteterweise
marschierten vom Osten her Fremde unbekannter Herkunft siegessicher gegen
unser Land. Sie eroberten es leicht mit Gewalt ohne Schwertstreich. Und
nachdem sie die Herrscher des Landes überwunden hatten, verbrannten sie er-
barmungslos unsere Städte, rissen die Göttertempel nieder und behandelten
alle Einwohner grausam und feindselig, indem sie die einen umbrachten und
die Frauen und Kinder der anderen versklavten. Endlich erhoben sie einen un-
ter ihnen als König, der Salitis hieß. Er residierte in Memphis und ließ
Ober- wie Unterägypten Tribut zahlen, wobei er immer an den strategisch gün-
stigsten Stellen Garnisonen stationierte •••••• Das ganze Volk nannte man
Hyksos".
Dieser Bericht ist in der Diskussion meist als Ausgangspunkt genommen
worden, wobei zur Zeit allerdings, besonders nach der eingehenden Untersu-
chung von Säve-qöderbergh, starke Zweifel an seiner Richtigkeit erhoben wor-
den sind. Im folgenden soll nun versucht werden, die einzelnen Punkte des
Problems nacheinander zu untersuchen, um - wenn sicher auch keine Lösung -
doch wenigstens eine Begründung für die mir als wahrscheinlich erscheinende
Abfolge der Ereignisse zu geben. Denn da ein Verständnis der Hyksoszeit für
eine Deutung der Vorgänge zwischen Ägypten und Vorderasien im Neuen Reich
die Grundlage bildet, bleibt die vielleicht manchen als eigentlich wissen-
schaftlich erscheinende Möglichkeit nicht offen, das ganze Problem mit dem
Bekenntnis des Nichtwissens beiseite zu lassen; eine Entscheidung ist not-
wendig.
Die erste Schwierigkeit erhebt sich bereits bei der Frage, wen wir als
Hyksos zu bezeichnen haben. Die Herkunft des Namens ist klar: Im Gegensatz
zu Manethos Deutung als "Hirtenkönige" (~~5 "Herrscher" und !:!IWC "Hirt~')
..
handelt es sich um "Herrscher der Fremdländer" (hk~w h~sw.t).
... Mit diesem
Titel bezeichnet auch der Turiner Königspapyrus eine Gruppe von 6 Herr-
schern; die gleiche Anzahl von Königen nennt Manetho als seine 15. Dynastie,
eben die der Hyksos. Dabei ist Manethos Ausweitung der Bezeichnung auf das
Die Hyksos 93
ganze Volk sekundär - nur ihre Könige s1nd als Hyksos zu bezeichnen, da es
ein Herrschertitel ist.
Nun. hat~~an aber_~_n __~:r ~e~~!~!l:~~-~i t~~n.tch,:LE;~!:_..~~~,:._~-~ö~!_~~'!-.~!1:~ da-
neben auch noch andere, von Manetho in seine 16. Dynastie eingeordnete Kö-
".,, ' >
nige als Hyksos erwähnt, sondern diese Bezeichnung auch noch für andere
» .,.,~·-··-·""'~""'"~-·
'-."..,_..,-,-~-"'"""""4~".,._,_,~."-~-
versetzen, entweder als Unterkönige der Hyksos von Auaris - dabei müssen wir
daran denken, daß auch Manetho seine 16. Dynastie als eine der Hyksos an-
sieht - oder vielleicht sogar als Angehörige der 15. Dynastie selbst. Denn
2 der 6 Könige dieser Dynastie lassen sich ja bisher nicht identifizieren.
Sicher hat Gardiner in se;tnem "Egypt of the Pharaos" p. 159 die Stellung der
uns nur durch Skarabäen bekannten angeblichen "Hyksos" richtig eingeschätzt,
wenn er sagt: "certainly they never obtained the Pharaonie ~tatus"; auch für
ihn sind sie nach p. 172 nur "kleine Häuptlinge" unter den Hyksos, die er
S()e?ar in Palästina ansetzen möchte.
Dieser Ansatz gilt natürlich nur für 'nt-hr, Sm~n und die wegen der ähn-
lichen Skarabäen in diese Zeit gesetzten Könige. Der Turiner Papyrus läßt
aber erkennen, daß sicher vor den Hyksos semitische Könige in Ägypten ge-
herrscht haben, wie etwa Bbnm. Ihr Auftreten ist noch zu erklären.
Wenh wir dafür überprüfen, was uns von der Zeit vor der 15. Dynastie in
Ägypten überliefert ist, so lassen uns dabei die Quellen weitgehend im Stich.
Es ist schon unsicher, in welchem König wir den Toutimaios sehen müssen, den
Manetho als Zeitgenossen des Hyksoseinfalls anführt. Hayes hält ihn für ·den
••• -msw des Turiner Königspapyrus (VII 13), Farina für einen Dd- ••••
(VIII 27); es braucht nicht betont zu werden, wie unsicher diese Identifika-
tionen sind. Der Turiner Papyrus hat zwischen den Königen der 13. Dynastie,
die uns durch Denkmäler mehr oder minder gut belegt sind, und den Hyksos der
15. Dynastie so viele Könige eingeschoben, daß man Nebendynastien annehmen
möchte; Manetho spricht ja auch von einer sog. 14. xoitischen Dynastie, die
eine solche Nebenlinie sein könnte. Andererseits hat Gardiner darauf hinge-
wiesen, daß eine Gruppe von Königsnamen im Turiner Papyrus eindeutig Phanta-
sienamen (er verweist besonders auf IX 17-22 und X 1-11) und daher auszu-
scheiden sind. Das Bestehen von Nebendynastien war aber von Hayes 11 ) abge-
lehnt worden, nachdem vorher Stock 12 ) ihr Bestehen vom Beginn der 13. Dyna-
stie an behauptet hatte. Die von Hayes für die Zeit vom Beginn der 13. Dyna-
stie bis etwa H'-shm-R'
.., .
Nfr-htp angeführten Beweise für ein Einheitsreich
sind unbedingt s~ichhaltig, so daß wir annehmen dürfen, daß die uns im Turi-
ner Papyrus in dieser Zeitspanne überlieferten Könige ganz Ägypten beherrscl$
haben. Für die folgende Zeit fehlen aber sichere Beweise 13 >.
Wir können für diese Zeit, gestützt auch auf die Angaben Manethos, mit
Nebendynastien rechnen, wie etwa in Xois. Der Turiner Königspapyrus läßt uns
leide.r dabei im Stich, da dort Dynastieangaben fehlen 14 ) •
Ob bereits in dieser Zeit ein selbständi~es Fürstentum Auaris bestand,
wissen wir nicht. Auaris selbst spielte damals als äußerster nördlicher Punkt
Ägyptens eine gewisse Rolle 15 ), doch können wir auch nicht aus den Denkmä-
lern eines Königs Nhsj, die er in Auaris aufgestellt hatte und die ihn "ge-
• • • 16) f
liebt vom [ Seth] von Auaris" bzw. vom "Seth von R,-·~·t" nennen , darau
schließen. N~sj ist uns zwar auch im Turiner Königspapyrus überliefert, in
Kol. VIII 1, doch kennen wir seine Residenz nicht. Allerdings möchte ich
Die Hyksos 95
ihn nach der Stell·ung seines Namens im Königspapyrus für einen König einer
Nebendynastie halten.
Hier wird der Seth von Auaris genannt, de~ in der Frage nach dem Wesen
der Hyksos ebenfalls eine große Rolle gespielt hat. Nachdem Versuche, einen
Seth im Ostdelta bereits für das Alte Reich nachzuweisen 17 ), als geschei-
tert zu betrachten sind, bleibt die Erwähnung bei ~sj die älteste. Damit
ist die Angab.e der sog. 400-Jahr-Stele aus Tanis zu verbinden, die Ramses
II. in. Erinnerung daran hatte aufstellen lassen, daß sein Vater und Groß-
vater noch als Beamte unter Haremheb in Tanis das 400-jährige Jubiläum der
"Thronbesteigung" des Gottes Seth gefeiert hatten 18 ). Die dadurch aufgewor-
fenen chronologischen Probleme werden uns gleich beschäftigen. Seth ist auf
der Stele in semitischer Tracht dargestellt, er ist also ein Baal 1 9). Dar-
aus ist mit Recht geschlossen worden, daß in der Schwächeperiode der ausge-
henden 13. Dynastie Semiten in das Ostdelta einsickerten, die um Auaris
wohnen blieben und dort einen Baalkult einrichteten. Könige wie ~sj mußten
dieser Tatsache bereits Rechnung tragen.
Es ist aber aus den angeführten Tatsachen die weitere Folgerung gezogen
worden, daß ein semitisches Fürstentum Auaris in dieser Zeit bestanden habe.
Davon wissen wir nichts, uRd wir dürfen deshalb auch nicht die Könige mit
semitischen Namen als·Fürsten dieses Fürstentums ansehen. Durch die Entdek- ·
'~""""''"-"*'""""'~"~'" ~
kung des Grabes eine-s König::;'~mw bei Dahshur wird bewiesen, daß auch an der
Re~i<fenzLischt damals asiati~~he Könige geherrscht haben 20 ). Er war damit
nur Nachfolger des bereits erwähnten Königs'gnE.r am Anfang der 13. Dynastie.
Sicher kamen diese Könige nicht von außen durch Eroberung auf den Thron,
sondern sie übernahmen etwa als Führer asiatischer Truppenverbände "die Macht.
Möglich wäre auch, daß sie wie in der Ramessidenzeit oder in der Sage von
Sargon von Akkad über die Stellung als Truchseß sich zum Herrsoher auf-
schwangen. Ähnliches mag auch zum Entstehen der Nebendynastien etwa in Xois
geführt haben, die noch in der griechischen Überlieferung Artapanos im Del-
. .
ta für die Zeit des Chenephres (H'-nfr-R' Sbk-htp IV.) angibt.
"
So besteht also keine Notwendigkeit, zwischen den Königen mit semiti-
schen Namen und den um Auaris sich ansiedelnden Semiten eine unmittelbare
Verbindung herzustellen, etwa in der Art, daß man diese Könige zu Kleinkö-
nigen von Auaris macht. Ebensowenig lassen sie sich aber auch mit den Köni-
gen der 15. Dynastie, den eigentlichen "Hyksos", verknüpfen. Ich kann des-
halb der von Säve-Söderbergh herausgearbeiteten Ansicht nicht zustimmen,
daß die Hyksos der 15. Dynastie auf semitische Kleinkönige in Auaris zurück-
gingen, die ihrerseits Häuptlinge friedlich im Ostdelta einsickernder semi-
tischer Beduinen gewesen seien.
Unsere erste Frage: "Wen darf man als Hyksos bezeichnen ?" möchte ich
also in der Weise beantworten:
1) Nur die Könige der ~~-· Dynastie und Unterkönige während ihrer Zeit sind
als Hyksos zu bezeichne~; ~
96 Die Hyksos
2) zwischen ihnen und den Königen mit semitischen Namen, wie sie aus der
Zeit vor ihnen überliefert sind, besteht kein Zusammenhang;
3) auch läßt sich keine Verbindung zwischen den Hyksos und den im Ostdelta
eingesickerten semitischen Nomaden ziehen, wie diese auch nicht mit den
Königen mit semitischen Namen zu verbinden sind;
4) ein Kleinfürstentum Auaris ist vor den Hyksos nicht bekannt.
Wenden wir uns der nächsten Frage zu: "Wie kamen die Hyksos nach Ägyp-
ten?" Dabei haben wir uns mit den Argumenten auseinanderzusetzen, die so-
wohl Säve-Söderbergh wie Alt gegen eine kriegerische Eroberung angeführt
haben, wobei wir uns immer vor Augen halten müssen, daß diese die semiti-
schen Einwanderer im Ostdelta mit zu den Hyksos rechnen, was hier zunächst
abgelehnt wird; für diese steht ja ein friedliches Einsickern außer Zweifel.
Zunächst zieht Säve-Söderbergh schon aus der Bezeichnung "Hyksos" für
die neuen Herrscher den Schluß, daß es sich nur um eine dünne Herrenschicht
gehandelt haben muß, also ein Wechsel der politischen Führung und nicht
eine Masseninvasion. Dieser Meinung kann ich nicht folgen, denn die Ägypter
nennen nur die fremden Könige "Hyksos", und sie sprechen sonst von den
"Asiaten"; daraus läßt nichts auf die Menge der Einwandernden schließen.
Bedeutsamer ist sein Hinweis, daß es keine wirklichen Hyksosgräber gibt,
die diesem Volk zuzurechnen wären. Abgesehen davon, daß man versucht hat,
bestimmte Gruppen fremdländisch erscheinender Keramik den Hyksos zuzuwei-
sen21), läßt es sich immer wieder zeigen, daß eine Gruppe, die in ein Ge-
biet höherer Kultur einbricht, sehr schnell diese annimmt, so daß kaum eine
Spur der bisherigen Kulturformen erkennbar bleibt. In dieser Zeit bilden
die Kassiten in Babylon eine ausgezeichnete Parallele, deren eigene Kultur
völlig unter der babylonischen verschwand, als sie die Herrschaft dort an-
traten22). Mit Recht wendet sich Säve-Söderbergh gegen die Ausdeutung eines
Wechsels in der Keramik als Zeichen einer Einwanderung fremder Völker; in
gleicher Weise darf aber auch das Fehlen eines solchen Wechsels nicht als
Beweis dafür angesehen werden, daß eine solche Einwanderung nicht stattge-
funden hätte. Ich stimme ihm ebenfalls darin zu, daß alle bisherigen Versu-
che, bestimmte ~·estungsanlagen in Syrien und Ägypten den Hyksos zuzuschrei-
ben, mindestens für Ägypten nicht überzeugend sind. Die Frage von Pferd und
Wagen soll hier zunächst ausgeklammert werden, da sie etwas eingehender zu
betrachten sein wird.
Zu erwähnen ist noch ein von Alt beigebrachtes Argument gegen eine krie-
gerische Eroberung Ägyptens durch die ~yksos, da es in letzter Zeit ver-
schiedentlich benutzt worden ist: nach ihm könne ein Land wie Ägypten nur
von einem schon bestehenden Machtzentrum aus erobert worden sein, ein sol-
ches sei aber in dieser Zeit weder in Syrien noch in Palästina nachzuweisen.
Dieser Einwand ist schon deshalb nicht stichhaltig, weil genügend Beispiele
beigebracht werden könnten, in denen große Länder aus der Bewegung heraus
Die Hyksos 97
überrannt worden sind - man denke an die Seevölker. Zudem werden wir sehen,
daß tatsächlich ein Machtzentrum vorhanden gewesen ist.
Je mehr man also versucht, Beweise gegen eine kriegerische Eroberung
Ägyptens durch die Hyksos zu finden, um so deutlicher wird, da§ es außer
allgemeinen Erwägungen keine gibt. Dagegen steht die ausdrückliche Feststel-
lung Manethos, die zunächst - schon aus methodischen Gründen - zum Ausgangs-
punkt genommen werden muß. Allerdings wird sie bisher nicht durch eine aus-
drückliche Angabe entweder aus zeitgenössischen ägyptischen oder syrisch-
palästinensischen Quellen gestützt.
Die beiden bisher behandelten Fragen sind nun eng verflochten mit einer
dritten nach dem Wann. Wir müssen versuchen, festzustellen, zu welchem Zeit-
punkt der Beginn der 15. Dynastie anzusetzen ist, nachdem wir die Könige
dieser Dynastie als die eigentlichen Hyksos erkannt haben. Dies erfordert
einen kurzen Überblick über die chronologische Einordnung dieser Zeit über-
haupt. Dabei können wir uns auf einige astronomische Fixpunkte stützen, de-
ren Richtigkeit allerdings von mir nicht nachgeprüft werden kann:
Ende der 12. Dynastie: 1777 v. Chr.
Dieses Datum ist berechnet durch Subtraktion der 213 Jahre 1 Monat und
19 Tage, die der Turiner Königspapyrus für die 12. Dynastie als Gesamtsumme
gibt, vom Datum 1991 v. Chr., das Wood, BASOR 99,5, auf Grund des bekannten
Sethisdatums aus dem Tempel tage buch von Kahun berechnet hat. !~!:W">··hatte
die 213 Jahre zu 223 Jahren emendieren wollen, da ihn seine Berechnungen
überlieferter ·Mo"iid.daten dazu führten, doch möchte ich zunächst an der Zahl
des Turiner Papyrus festhalten, da sich dieser sonst durchgehend als sehr
zuverlässig erweist.
Beginn der Regierung Ramses' II.: 1290 v. Chr.
Diese Zahl ist von Rowton berechnet und von Parker bestätigt worden 23 ).
Beginn der Regierung Thutmosis' III.: 1490 v. Chr.
Diese Zahl hat Parker auf Grund zweier Monddaten und eines Sethisdatums
berechnet, wobei zu beachten ist, daß er sich bei der Bestimmung des Mond-
datums der Schlacht von Megiddo auf eine Konjektur Faulkners in JEA 28, 4
n. 11 stützt, die das Datum der Schlacht vom 21. d. 1. ~mw auf den 20. ver-
schiebt; diese Änderung der Uberlieferung ist, wie wir sehen werden, aber
nicht notwendig.
Beginn der Regierung Amenophis' I.: 1525 v. Chr.
Edgerton hatte aus dem Sethisdatum des Pap. Ebers vom 9. Jahr Amenophis'
I. den Regierungsanfang auf 1545 v. Chr. berechnet ), wobei er He!.~2:e9_~~s
24
als Beobachtungsort angenommen hatte. Da damals aber die Residenz in Theben
25) .
war, hatte schon Scharff eine Reduzierung des Datums um etwa 20 Jahre
vorgeschlagen, da sich eine solche bei Annahme einer Beobachtung in Theben
ergibt.
7
98 Die Hyksos
von 1738- 1727 v. Chr., den wir mit ziemlicher Sicherheit als Minimalan-
satz bezeichnen können, d.h. seine Regierungszeit wird wahrscheinlich noch
etwas später anzusetzen sein30). Von den folgenden 10 Königen wissen wir
aus dem Papyrus und dort, wo er eine Lücke hat, durch eine Inschrift 31 ),
daß sie zusammen 63 Jahre regiert haben, also etwa bis 1664 v. Chr. Dann
aber beginnt eine Lücke, in der nach 5 Regierungsangaben vielleicht der Ddw-
msw des Hyksoseinbruchs gestanden haben kann. Über die ihm folgenden, meist
fast vollständig verlorenen Namen 32 ) läßt sich nicht sagen, ob wir in ihnen
Nachfolger der vorausgenannten Könige zu sehen haben oder ob hier bereits
die seit BC-nfr-Rc (Chenephres) durch Artapanos belegten Nebendynastien vor-
liegen. So erhalten wir aus dem Turiner Papyrus nur die Angabe, daß bis etwa
1664 v. Chr. der Ddw-msw nicht genannt wird, und daher ist der Hyksosein-
bruch später anzusetzen.
Wir müssen deshalb nun den Versuch machen und den Beginn der 15. Dyna-
stie vom Neuen Reich aus rückwärts berechnen. Wir haben dabei auszugehen
von dem Fixdatum 1290 v. Chr. als des Regierungsbeginns Ramses' II. Dabei
erhalten wir unter Zugrundelegung der bekannten Regierungsdaten 33 ) folgen-
den Ablauf:
Die Hyksos 99
Sethos I. 1305-1290 a)
Ramses I. 1306-1305
Haremheb 1329-1306 b)
Eje 1333-1329
Tutenchamun 1342-1333
Semenahkare 1347-1342
Echnaton (Amenophis IV.) 1364-1347 c)
Amenophis III. 1403-1364
Thutmosis IV. 1412-1403
Amenophis rr. 1438-1412 d)
Thutmosis III. 1490-1436
Thutmosis rr. 1494-1490 e)
Thutmosis I. 1507-1494
Amenophis I. 1527-1507
Ahmose 1552-1527
phis' III., wie sie zuletzt Pendlebury, City of Akhenaten III 152 ff.,
vertreten hat, unglaubhaft3 6 ).
d) Zu der zweijährigen Mitregentschaft vgl. Anm. b.
e) Manetho 65 hatte ich die von Manetho gegebenen 13 Jahre für Thutmosis II.
für möglich gehalten, besonders weil Hatschepsut ihr Sedfest im 16. Jahr
gefeiert hat; unter der für diese Zeit sicheren Annahme, daß es 30 Jahre
nach der Thronbesteigung bzw. Ernennung zum Mitregenten gefeiert wurde,
wäre bei einer Annahme vpn 13 Jahren Herrschaft Thutmosis' II. diese Er-
nennung bei Hatschepsut gerade in das letzte Jahr Thutmosis' I. gefallen.
Wenn diese Möglichkeit auch weiterhin besteht, so habe ich sie doch oben
zugunsten einer nur 3jährigen Regie'rung fallen gelassen, da einmal aus
der Zeit Thutmosis' II. so wenig Denkmäler erhalten sind, daß eine 13jäh-
rige Regierung auffallend wäre - besonders wenn man sie mit den Denkmä-
lern Thutmosis' I. mit 12 Jahren vergleicht. Außerdem aber paßt eine
dreijährige Regierungszeit besser zu dem Sothis-Datum für Amenophis I.
im Kalender des Pap. Ebers.
Oben war angegeben, daß dieses Sothisdatum für den Beginn Amenophis' I.
entweder das Jahr 1545, wenn für Heliopolis berechnet, oder 1525, wenn für
Theben berechnet, ergibt mit den üblichen leichten Schwankungen. Unser oben
gegebenes Datum 1527 entspricht dieser Berechnung auffallend gut. Wir können
daraus schließen, daß man in der 18. Dynastie das maßgebliche Sothis-Datum
in Theben beobachtete. Selbst bei einer Annahme von 13 Regierungsjahren
Thutmosis' II. würde das Jahr 1545 nicht erreicht - im Gegenteil läge dann
der mögliche Regierungsanfang Amenophis' I. (1537) ungefähr in der Mitte
zwischen beiden Möglichkeiten, wodurch die ganze Rechnung unwahrscheinlich
würde.
Da Rowton (JNES 19, 15 ff.) kürzlich seine bisherige Meinung geändert
und auf Grund nicht überzeugender Indizien aus dem babylonischen Bereich
den Regierungsanfang Ramses' II. auf 1304 v. Chr. festgesetzt haben will,
müssen wir untersuchen, ob dieser Ansatz besser zu den bekannten Fixdaten
paßt. Wir erhielten zunächst folgende Regierungszahlen:
Sethos I. 1319 - 1304
Ramses I. 1320 - 1319
Haremheb 1352 - 1320
Eje 1356 - 1352
Tutenchamun 1365 - 1356
Semenchkare 1380 - 1365
Amenophis IV. 1387 - 1380
Amenophis III. 1436 - 1387
Thutmosis IV. 1445 - 1436
Amenophis II. 1461 - 1445
Thutmosis III. 1515 - 1461
Thutmosis II. 1519 - 1515
Die Hykaoa 101
ausgehenden 13. Dynastie läßt erkennen, daß wir ungefähr damit in die Zeit
des ••• -msw (Tur.Pap. VII 13) kommen, den Hayes als den Toutimaios Mane-
thos ansieht. Was an Königsnamen im Turiner Papyrus darauf folgt (das wäre
zweite Hälfte der Kol. VII, Kol. VIII, IX und erste Hälfte X), sind demnach
d~e von Königen von Nebenregierungen, die wir in die Zeit der ausgehenden
13. Dynastie zu setzen haben.
Nachdem wir 1650 v. Chr. als Datum des Herrschaftsbeginns der Hyksos
(15. Dyn.) erkannt haben, wenden wir uns jetzt dem Datum der 400-Jahrstele
38 ) zu. Da das Jubiläum unter Haremheb gefeiert worden sein muß, kommen wir
mit der Einführung des Seth-(d.h. Baal-)Kultes in Tanis in die Zeitspanne
von etwa 1729/07. Damit befinden wir uns aber 70/60 Jahre vor dem Datum,
das wir als Beginn der Hyksosherrschaft erschlossen hatten, etwa in der Re-
gierung des Nfr-~tp. Die Einführung des Baal-Kultes in Tanis hat also nichts
mit den Hyksos zu tun. Er ist von jenen semitischen Nomaden nach dem Ost-
delta gebracht worden, die wir oben bereits erwähnt haben. Bedeutsam ist,
daß wir aus den chronologischen Überlegungen schließen können, daß Einwan-
derung der Semiten und Machtergreifung durch die Hy~sos zeitlich mehr als
ein halbes Jahrhundert auseinanderliefen und daher wohl auch nicht in un-
mittelbare Beziehung zu setzen sind39 •
Um festzustellen, wer die Hyksos sind, ist man von den Namen der Könige
ausgegangen, ohne dabei zu klaren Ergebnissen zu kommen. Die Gleichsetzung
von ßj3n mit dem im 9. Jahrh. v. Chr. in Samtal belegten Königsnamen gaja-
ni40) zeigt eine Möglichkeit auf, jedoch ist seine Deutung nicht sicher.
/ V
Smkn ist mit dem Namen des hurritischen Gottes Simiqe zusammengebracht wor-
de~41); nur ist Smkn nicht mit Sicherheit als Name eines der Hyksos der 15.
Dynastie anzusehen: Albright meinte 42 ), den Namen des Salitis in einem alt-
hethitisch~n Text 43) erkennen zu können, in dem ein Za-a-lu-ti GAL ERIMpl_
ma-an-da, also ein Zajaluti, Großer der Ummanmanda, als Verbündeter des Kö-
nigs von Aleppo gegen einen hethitischen König kämpft. Jedoch scheitert
diese Gleichsetzung schon daran, daß der Name des Salitis in einem späte-
ren ägyptischen Text als S()-1()-k überliefert wird 44 ). Dieser Name darf
aber mit dem hurritischen Namen Sallaku aus Nuzi verglichen werden 45 ) •.Da-
mit wäre neben Simiqe-eni ein weiterer echt hurritischer Name festgestellt,
nun sogar der des Dynastiegründers der 15. Dynastie selbst. Leider ist der
Name des Apophis (>-p()-p) anscheinend nicht hurritisch zu deuten, aber da-
für finden sich gleich zwei hurritische Frauennamen in seiner nächsten Um-
gebung: Seine Schwester tl-ni 46 ) trägt den aus Nuzi belegten Frauennamen
Taena; seine Tochter h-r-ta(!) wird wohl den aus gleichem Ort bekannten Na-
men tlaluti führen 4 7). 'somit ist das hurritische Element in den Namen der
Dynastie auffällig stark vertreten, während semitische Namen fehlen. So
liegt es nahe, die Hyksos als hurritische Herrscherschicht anzusehen. Ehe
wir diese Annahme historisch weiterverfolgen wollen, ist zu fragen, ob wir
aus Ägypten sonst in dieser Zeit hurritische Namen besitzen. Diese Frage
Die Hyksos 103
läßt sich deshalb nur schwer beantworten, weil uns aus der sog. 17.Dynastie
in Theben wie auch aus dem eigentlichen Hyksosbereich im Norden Ägyptens
kaum Namen vorliegen. Immerhin möchte ich auf die Mutter des bekannten Ma-
trosen I'~-msw aus Elkab hinweisen 48 ), die ~a-bi-na genannt wird; diesen
Namen möchte ich ungern von dem allerdings männlichen Namen in Nuzi Abianni,
in Alalag Abenni, trennen. Das soll nicht so ausgelegt werden, daß in Elkab
damals am Ende der 17. Dynastie Hurriter saßen, aber sicher wird >~-bi-na
als Gefangene in die Hände des Soldaten b{-b{, des Vaters des Ic~-msw, ge-
kommen sein, der sie dann zu seiner Gattin erhob. Er kann sie nicht in
Asien gefangen genommen haben, wohin die thebanischen Fürsten dieser Zeit
gar nicht kommen konnten, sondern vielleicht in den ersten Kämpfen seines
/
Herrn Sknn-Rc mit Apophis. Damit wäre sie ein Hinweis auf Hurriter im Delta.
Hinzuweisen ist auch noch auf eine von Hayes 49 ) veröffentlichte Stele, die
nach ihm aus der 17. Dynastie stammt und eine Frau bu-ta nennt, deren Name
mit dem hurritischen Frauennamen Putta-mar50) oder dem Männernamen Putta5 1 )
zu verbinden ist. Der auf der gleichen Stele aufgeführte Frauenname ~a-q-1-t
ist vielleicht mit dem Männernamen aus Alalag, Aqala 52 ) in Beziehung zu set-
zen. Auch ist auf den Namen der Sklavin des genannten I'~-msw, I~tar-ummi53),
hinzuweisen, die er in den Hyksoskämpfen erbeutet hatte. Wäre es der Name
einer Kanaaniterin, müßte Astarte genannt sein, so aber ist es ein Name aus
Nordmesopotamien mit Nennung der Ischtar, die später dann als "hurritische
Ischtar" aus Mitanni nac~ Ägypten kommen sollte. Istar-ummi stammte also aus
einer Bevölkerungsschicht, die in den Vorstellungen Nordmesopotamiens und
nicht Kanaans verwurzelt war.
Vielleicht können wir hurritische Namen sogar bis in die thebanische
I
Königsfamilie verfolgen, falls wir den Namen des Prinzen sa-pa->ar unter
Amenophis I. mit dem hurritischen Namen Sapari 54 ) zusammenbringen dürfen.
Nur als Frage darf endlich darauf hingewiesen werden, ob die auffällige Ver-
wendung des Mondes in den Namen der thebanischen Könige (~hwtj, ta-ca, Ich-
msw, K~-msw, ~~wtj-msw) mit der Hervorhebung des Mondgotte~ Ku~ug in hurri-
tischen Namen verbunden werden kann.
Selbst ohne diesen letzten Punkt scheint es sich zu bestätigen, daß wir
\
in der 17. Dynastie mit Hurritern mindestens im Delta zu rechnen haben. Da-
mit bekommt die hurritische Deutung der genannten Hyksosnamen zusätzliches
Gewicht, und wir dürfen annehmen, daß die Hyksos Hurriter gewesen sind.
Aus den hethitischen Quellen wissen wir, daß die Hurriter in Syrien das
Pferd und den leichten Streitwagen verbreitet haben. Dabei war es im Grunde
ihre damalige Herrenschicht indischer Sprache, die sie damit vertraut ge-
macht hatte, wie die indischen Termini in dem Pferdetext des Kikuli erken-
nen lassen5 5 ). Nun ist nicht mit Sicherheit zu beweisen, daß das Pferd und
der Streitwagen bereits zu Beginn der Hyksosherrschaft in Ägypten Eingang
gefunden haben, denn in dieser Zeit schweigen die Quellen fast gänzlich.
Das darf uns nicht zu dem Schluß verleiten, Pferd und Streitwagen seien da-
104 Die Hyksos
mals noch nicht dagewesen und erst am Ende der Hyksoszeit eingeführt worden,
wo sie mehrmals ausdrücklich belegt sind. Zudem hat Emery jetzt in Buhen ein
Pferd angeblich bereits auf dem Niveau des Mittleren Reiches gefunden5 6 ).
Wenn dieser Fund auch noch nicht völlig sicher in seiner Datierung scheint,
so spricht nicht dagegen, daß die Hyksos tatsächlich Pferd und leichten
Streitwagen nach Ägypten mitgebracht haben. Nicht zufällig sind die Worte
für den Strei~wagenfahrer und den Streitwagenkämpfer hurriti~ch: ku-si ent-
spricht dem L ku-si der Rationenlisten von Alalag, und snn ist wahrschein-
lich zu dem lananu in Alalag und dem 1nn von Ugarit zu stellen 57 ). Abgese-
hen davon sind auch zahlreiche Bezeichnungen für Wagenteile anscheinend
hurritisch 58 ).
Wenn wir so die Hyksos als Ausläufer der großen hurritischen Expansion
erklären, die um 1650 Ägypten erreicht, so wird damit nichts Überraschendes
gesagt. Denn noch in der Amarnazeit herrschen Könige mit hurritischen und
indoarischen Namen bis Südpalästina (Widia von Askalon ist der südlichste).
Andererseits zeigen die Vorgänge bei der Vertreibung der Hyksos, daß diese
mindestens noch nach .Südpalästina hinein regierten, da ja der Ort Scharuhen
noch erobert werden muß. Hier überschneiden sich also die Kreise der Hyksos
und-der:Hurriter, und es ist daher nicht zu weit hergeholt, wenn man sie mit-
einander verbindet.
Die Hyksos 105
1) Folgende Abhandlungen sind als grundlegend aus der neueren Zeit hervor-
zuheben: Pahor Labib, Herrschaft der Hyksos in Ägypten; Stock, Studien
zur Geschichte und Archäologie der 13. - 17. Dynastie; Engberg, Hyksos
Reconsidered (SAOC 18); Säve-Söderbergh, JEA 37, 53 ff. Alt, Herkunft
der Hyksos in neuer Sicht (Ber. Verh. Sächs. Akad., phil-hist. Kl. 101
Heft 6, 1954); Wolf, ZDMG 83, 67 ff.; Leibovitch, IEJ 3, 99.
2) Gardiner, JEA 32, 43 ff. (bes. 48).
3) Stock, a.a.O.; Säve-Söderbergh, a.a.O.
4) Gemeint ist zunächst Apophis mit dem Thronnamen '~-wsr-R', wie er auf
der neuen Stele des Kamose als der Gegner der Thebaner erscheint. Sein
33. Jahr wird im Pap. Rhind (Chase, Rhind Mathematical Papyrus) erwähnt,
ihm gehören wohl die 40 + x Jahre Tur. Königspapyrus X 17; Block aus
Gabelen mit seinem Namen Rec. Trav. 14,26; Schreiberpalette Berlin Nr.
7793 (Insch. I 264). Wahrscheinlich hat er aber auch noch andere Thron-
namen getragen (s.u.).
5) Block aus Gebelen Rec. Trav. 16,42; Statue aus Bubastis Naville, Buba-
stis pl. 12, 35A. Der Löwe aus Bagdad (Revue archeologique, N.S. 4,256)
und der Deckel aus Knossos (Bo~chardt, ÄZ 40,95) sind sicher verschlepp-
te Stücke. ~
6) Ihm könnte das Rollsiegel Petrie, Scarabs pl. 19 unten rechts zuzuschrei-
ben sein, das den Namen ...!... ~ 44 (-- .. E ?) schreibt. Der König steht
dort in einem syrischen Wickelrock vor einer mit der Kopfbedeckung des
Baal oder Reschef bekleideten Gottheit; hinter ihm ein Ägypter mit einer
Art Standarte. Steinböcke, die häufig Asien symbolisieren (s.u.), umge-
ben die Darstellung. Das Siegel kann kaum, wie Frankfort, JEA 12,92,
möchte, dem Nfr-k~-R' findw der 1. Zwischenzeit zugeschrieben werden.
7) vgl. Stock, Studien 42.
8) vgl. Yeivin, JEA 45, 16 ff.
9) Albright, Present State of Palestins Archaeology 17, vergleicht damit
den Namen des Fürsten von Qatna Naplimma.
10) Gardiner, Royal Canon of Turin p. 17 zu IX 29.
11) JNES 12, 33 ff.
12) Stock, Studien, pass.
13) Der einzige Beleg, den Hayes beibringen kann, ist die Stele eines Prie-
sters aus Hierakonpolis, die er JEA 33, 3 ff. veröffentlicht hat, deren
Datierung in die Zeit zwischen Mrj-nfr-RC Ij und ( ••• )-msw (so JNES 12,
34) mir aber nicht gesichert erscheint; es fehlt dafür jeder eindeutige
Hinweis.
14) Die auftretende Vollschreibung der Listeneintragung "König X, er ver-
brachte im Königtum Jahre y", die bisher als Dynastieeinteilung angese-
hen wurde, ist anscheinend nichts anderes als die Ubernahme der Kolum-
neneinteilung aus der Vorlage, vgl. Helck, Manetho84.
15) Gardiner, JEA 3,100; Stele angeblich aus der Hyksoszeit; nach Kees,Tanis
106 Die Hyksos
Wenn wir nach dem eben Gesagten die Hyksos auch für Hurriter halten, so
ist aus der ttberlieferung nicht zu entnehmen, inwieweit sie mit den Hurri-
tern in Syrien und denen im Kernland, dem Gebiet um den Van-See, noch zusam-
menhingen1). Wir wissen, daß bereits zur Zeit nach Harnmurabi in AlalaG, nach
den Namen zu urteilen, hurritische Bewohner, wahrscheinlich sogar als Her-
renschicht, lebten 2 ). Die hurritischen religiösen Texte aus Mari zeigen auch
schon eine bedeutende kulturelle Ausstrahlung an. Irgendwelche Rückschlüsse
auf die politischen Verhältnisse lassen sich aber nicht ziehen. Auch in
Ägypten läßt sich kaum etwas über die Hyksosherrschaft in Erfahrung bringen.
Es wird nur deutlich, daß sie sich über das ganze Land erstreckt hat. So
gibt es Denkmäler des Hj~n aus Bubastis und Gebelen 3 ); die in Kreta 4 ) und
Babylon 5 ) aufgetauchte~ Stücke können, wenn es nicht überhaupt nur ver-
schleppte Gegenstände sind, höchstens auf einen regen Handel in dieser Zeit
hinweisen, der auch sonst erkennbar ist, da damals verschiedene Motive wie
der kretische Greif, die kretische Sphinx und die Spirale nach Ägypten ka-
men. Apophis ist ebenfalls in Gebelen 6 ) uud in Bubastis 7 ) belegt. Die sich
daraus ergebende Herrschaft über das ganze Land schildert die F.rzählung, de-
ren Anfang auf dem Pap. Sallier I erhalten ist. Sie geht von einer Ausein-
andersetzung zwischen dem Hyksoskönig Apophis und dem thebanischen Herrscher
Sknn-R' aus und stellt eine Geschichte der Art dar, wie sie die Ägypter als
historische ttberlieferung weitergegeben haben. Sie ist keine Volkserzählung,
sondern ein bedeutsames Ereignis, nämlich der Kampf gegen die Hyksos,wird in
einem typischen, spektakulären und im Menschlichen verwurzelten Bild zusam-
mengefaßt und dadurch ins Allgemeingültige erhoben, daß göttliche Willens-
akte mit hineinspielen. Wenn so auch der Gang der Ereignisse nicht histo-
risch ist, sondern die Erzählung den eigentlichen Kern der Vorgänge punkt-
mäßig vor Augen stellen soll, so dürften doch bestimmte, darin enthaltene
Angabe~von denen die Erzählung ausgeht, den wahren Begebenheiten entspre-
"
chen. So ist es sicher historisch richtig, wenn S~nn-R' meist als ttGroßer
der Südstadt" (wr n nw.t rsj.t) tituliert wird, Apophis aber als "König"
(nswt). Damit ist die Unterstellung des Thebaners unter den Hyksos deutlich
ausgedrückt. Die gleiche Unterscheidung des Titels finden wir dann noch bei
Kamose. Die Erzählung sagt aber auch ausdrücklich, daß "das ganze Land" dem
König Apophis "untertan war mit seinen Abgaben ••••• Dann aber machte Apo-
phis Seth zum Herrn und wollte keinem anderen Gott im Lande dienen als Seth.
Er errichtete einen Tempel in guter, ewiger Arbeit neben dem Palast des Kö-
nigs Apophis und erschien jeden Tag, um Seth täglich zu opfern. Und die Be-
amten des Königs trugen Kränze, wie es im Tempel des Re-Harachte getan wird"
8 ). Diese Einzelheit scheint ebenfalls einen historischen Kern zu haben, da
sowohl Hatschepsut9) als auch Manetho davon berichten. In diesem "Seth"
dürfte letztlich der hurritische Tesup stecken, verbunden mit dem bereits
110 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
vorher in Auaris verehrten semitischen Baal, nun auch noch mit dem ägypti-
schen Seth gleichgesetzt. In unserer Geschichte soll hierdurch der Kampf
der beide~ K5nige zu einer Götterauseinandersetzung werden, in der dann na-
türlich Amun von Theben siegte. Was uns erhalten ist, zeigt auch, auf wel-
chem Gebiet der Kampf ausgetragen werden sollte: Apophis verlangt, da ihn
in Auaris die Nilpferde in einem See ostwärts Theben nicht schlafen ließen,
Sknn-R' solle Abhilfe schaffen. Als Untertan des Hyksos muß dieser es ver-
•
sprechen, wobei er sich verpflichtet, etwas eigentlich Unmögliches zu tun.
Nun kommt es darauf an, sich - wie es ja dann die demotischen Zaubererge-
schichten zeigen - in irgendeiner Weise des Versprechens zu entledigen und
die Demütigung auf den Angreifer zu wenden. Die Entzweiung der beiden Köni-
ge wird also auf das menschliche Gebiet geschoben, wobei Arroganz und Uber-
heblichkeit den einen zu einer Forderung verleiten, die schließlich den
eigenen Sturz herbeiführt. Da die Erzählung abbricht, wissen wir das Ende
nicht. Historisch ist aber bereits aus dem Erhaltenen abzulesen, daß zwi-
/
.
sehen Sknn-R' und Apophis eine Auseinandersetzung ausgebrochen war. Die Lei-
/ .
ehe des S~nn-R' zeigt noch die Dolch- und Axtwunden, die ihn töteten. Man
hat seinen gewaltsamen Tod mit dieser AuseinandersetzUng mit Apophis in Ver-
bindung gebracht, wenn es natürlich auch ebenso m5glich ist, daß er einer
Verschwörung zum Opfer gefallen ist. Urkundenmäßig ist uns nichts darüber
bekannt.
/
S~nn-R' ist also als Untergebener des Hyksos anzusehen. Das dürfte für
die ganze thebanische Dynastie gelten. Noch K~-msw überliefert auf seiner
zweiten Stele in Karnak den Anspruch des Hyksos, als ~5 über Kamose als wr
zu herrschen. Ähnliche Unterkönige waren der Herr von Nfr-wsj Ttj, Sohn des
Ppj, den K~-msw als Gegner erwähnt, und wohl auch der Ttj-'n, den Ahmose
noch nach Vertreibung der Hyksos bekämpfen muß 10 ). Aber auch die Vorgänger
des S~nn-R' waren sicherlich Unterkönige der Hyksos. Die 17. Dynastie selbst
scheint mit Beginn der Hyksosherrschaft ihre eigene in Theben b~gonnen zu
haben, wie folgende Berechnungen zeigen:
Nach der "Stele juridique 1111 ) liegen zwischen den Königen Mrj-htp- R'
/ .
und Sw~d-n-R'Nb-irj-r-~w
- .
zwei Generationen; denn unter Mrj-htp-R' vererbt der
Vezir Ij die Grafschaft Elkab seinem Sohn, der sie an seinen Bruder weiter-
gibt; von jenem erhält sie wieder dessen Sohn Kbsj, der sie seinerseits im
1. Jahr des Sw~~-n-R' Nb-irj-r-5w zur Bezahlung einer Geldschuld benutzen
muß. Zwischen den genannten Königen können also kaum mehr als 50 Jahre ge-
legen haben. Setzen wir Mrj-~tp-R' etwa um 1680-78 an 12 ), so kämen wir mit
Nb-irj-r-5w ungefähr in die Zeit um das Jahr 1635. Da im Turiner Papyrus
die Regierungszahlen der Vorgänger des Nb-irj-r-~w erhalten sind, haben wir
unter Einsetzung der von Stock1 3) sicher richtig ergänzten Namen folgenden
Ablauf:
Shm-R'-w~h-h'w R'-htp 3 Jahre
Sbm-R'-w~~-b'w Sbk:m-s~.f 16 Jahre
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 111
chen und das ganze Land bis auf die Hauptstadt Hattusa in ihre Hand brach-
ten. Dann aber überschritt Hattusilis I. als erster hethitischer König den
oberen Euphrat, brach in das Gebiet der Hurriter ein und führte gewaltige
Beute mit sich. Schon daraus darf auf ein mehr oder minder straff organi-
siertes hurritisches Reich geschlossen werden, das Angriffe in Syrien durch
Gegenaktionen vom oberen Euphrat aus gegen das Kernland des Feindes beant-
worten konnte.
Nehmen wir nun weiter an, daß der Zusammenhang der Hurriter sich auch
auf das Hyksosreich in Ägypten erstreckte, so wird verständlich, warum ge-
rade in dieser Zeit, als die Hurriter im Norden angegriffen werden, auch
die Unterkönige in Theben unruhig werden. Diese innere Verbindung zwischen
den beiden Ereignissen setzt allerdings die Theorie eines "Hyksosgroßrei-
ches" voraus, von dem wir nichts wissen. Auch hier sind es im Grunde nur
Indizien, die auf das Bestehen einer Föderation der "Hurri-Länder" hinwei-
sen, die wir uns etwa in der gleichen Art vorzustellen haben, wie später
den Zusammenhang der syrischen Städte mit dem Mitannireich: sie sind weit-
gehend selbständig, erkennen aber den König von Mitanni als Oberherrn an.
So mögen auch die einzelnen syrischen Städte in der Zeit des Hattusilis I.
einen hurritischen Oberherrn anerkannt haben, der vielleicht sogar mit den
Hyksos identisch sein könnte; Hinweise in dieser Richtung werden wir noch
antreffen. Auch der "Große der Ummanmanda", den wir als hurritischen Führer
angenommen haben, paßte in das Bild: Er wäre der Führer einer vom Oberkönig
geschickten Abteilung, so wie später der Mitannikönig die Kontingente der
gegen die Ägypter kämpfenden Stadtstaaten durch eigene Truppen unterstützt.
Hattusilis I. konnte Aleppo nicht nehmen; sein Sohn Mursilis I. setzte
die Kämpfe bis zur Eroberung Aleppos fort, um dann jenen berühmten Zug ge-
gen Babylon zu unternehmen, dem die Dynastie des Harnmurabi zum Opfer fiel.
Dabei mußte er das Gebiet der Hurriter durchstoßen 22 >. Diese Kämpfe um die
wichtigen Städte Syriens: Aleppo, Alalag, Karkemisch dürften die hurriti-
schen Kräfte ganz an diese Front gezogen haben. Damit wird verständlich, daß
nun zu diesem Zeitpunkt der thebanische Aufstand ausbricht. Sein Leiter ist
K~-msw, dessen Regierungszeit wir nicht kennen, der aber kurz nach 1560 auf
den Thron gekommen und sofort den Aufstand unternommen haben wird. Sein Ge-
lingen dürfte zusammenhängen mit den Angriffen Hattusilis' I. und Mursilis'
I. gegen Syrien.
Zwei Stelen aus dem 3. Jahr des Kamose aus Karnak, die eine nur in
Splittern erhalten, aber durch eine Schülerhandschrift weitgehend bekannt,
die andere erst kürzlich gefunden 23 >, führen diese Auseinandersetzung sehr
eindringlich vor Augen.
In der Schilderung, die der König im Anfang seiner Rede von der Lage
gibt, läßt er erkennen, daß er sich von dem Hyksos und einem nubischen Für-
sten eingekreist fühlt. Dabei ist die Grenze deutlich Hermupolis, das be-
reits dem Hyksos gehört. Durch Hermupolis als Sperrfeste ist es dem Thebaner
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 113
nicht möglich, Memphis anzugreifen. Aus dieser Darstellung zeigt sich aber,
daß sich Kamose unabhängig fühlt, was dem Bild widerspricht, das uns die
Geschichte des S~nn-R' gibt. Wir können daraus schließen, daß Sknn-Rc eine
gewisse Unabhängigkeit gegenüber Apophis errungen hat, was vielleicht in
der genannten Erzählung im verlorenen Schluß als Ergebnis seiner klugen Ab-
wehr der Forderung des Hyksos berichtet worden ist. Da Apophis ja mehr als
33 Jahre 24 ) und wahrscheinlich sogar über 40 Jahre 25 ) regiert hat, ist ge-
nug Zeit dafür, daß Apophis noch zu Beginn seiner Regierung unbestrittener
Herr Oberägyptens gewesen ist, wie sich in dem Denkmal von Gebelen zeigt,
aber dann am Ende seiner Regierung das Gebiet bis Hermupolis (ausschließ-
lich) verliert, wahrscheinlich durch eine Selbständigkeitserklärung des
/
S~nn-R'. Dies mag sogar auf friedlichem Wege geschehen sein, da die Räte auf
die Aufforderung des Kamose zum Kampf antworten: "Der Asiat hat sich doch
schon bis Kusae zurückgezogen (hnp). Sie haben ihre Zungen 'gespannt' und
sprechen einstimmig: 'Wir sind mit unserem Ägypten zufrieden'." Außerdem
sind die wirtschaftlichen Beziehungen ungestört. Allerdings möchte ich an-
nehmen, daß mindestens theoretisch der Anspruch des Hyksos auf Oberherrschaft
auch jetzt noch bestand. Einmal spricht Kamose bereits im Anfang der Erzäh-
lung von den drückenden Abgaben an die Asiaten. Und dann ergeben sich aus
aus den ersten Sätzen der zweiten Stele die Andeutungen, daß Apophis anschei-
nend diesen Anspruch wieder erhoben hat. Kamose antwortet darauf: "Deine
Zunge ist zu geizig, daß Du mich nur als Häuptling (wr) bezeichnen willst,
während Du selbst dann der Herrscher (~~~) wärest". Apophis will also Kamose
nicht als gleichberechtigten ~~~. sondern nur als rangniederen und somit ab-
hängigen wr anerkennen. Dafür revanchiert sich lamose, indem er Apophis als
"Häuptling von R_1nw", also als syrischen Fürsten bezeichnet und ihn nicht
mehr als ägyptischen König anerkennt.
Mit Hilfe von M~~j, d.h. Beduinen Nubiens, die nicht dem Fürsten von Nu-
bien unterstehen 26 ), greift er Nfr-wsj bei Hermupolis an, wo sich der Fürst
von Hermupoli~ Ttj, Sohn des Ppj, verschanzt hatte, und nimmt es. Dieser Ttj
darf als Unterfürst des Hyksos gelten, von Apophis also etwa in der gleichen
Stellung angesehen wie Kamose selbst. Kamose greift dann Pr-S~~ an, einen
Ort, der sonst unbekannt ist, aber vielleicht eine Festung im hermupolitani-
schen Gebiet bezeichnet. Hier erscheinen zum ersten Male die Streitwagen des
Feindes, die sich vor dem Angriff des Kamose absetzen - wohl deshalb, um
nicht in der Festung z~rniert zu werden und um Manövrierfähigkeit zu behal-
ten. Damit bricht die erste Stele ab. Die zweite Stele setzt ein mit der
Schilderung eines Vorstoßes zu Wasser in die Umgebung von Auaris, der jedoch
kaum mehr als ein kurzer Raubzug gewesen sein kann. Zwar behauptet er, die
Frauen des Apophis "mit ihren Nasen über ihre Mauern blicken" zu sehen, "wie
die Jungen von Ratten (?) aus ihren Höhlen", aber anstelle genauer Angaben
stehen schwere Beschimpfungen des Apophis als "elender" und "verlorener"
Asiat. "Ich zerhacke deine Städte, fälle deine Bäume, schleppe deine Frauen
8
114 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
auf die Schiffe und führe deine Pferde weg." Allerdings erbeutet er dabei
"Hunderte" (oder 300?) von Schiffen mit Handelswaren, unter denen die übli-
chen Lieferungen aus Syrien hervorragen: Gold, Lapislazuli, Silber, Türkis,
Bronzeäxte, Öl, Weihrauch, Fett, Honig und verschiedene Hölzer. Darüber wird
im Zusammenhang mi.t dem Handel noch zu sprechen sein. Auch hier erwähnt er
wieder, daß er die Orte zerstörte, weil sie "sich zu Dienern der Asiaten ge-
macht haben, nachdem sie Ägypten, l.hre Herrin, durchzogen hatten".
Die Folge dieses Angriffs ist der Versuch des Apophis, mit dem Fürsten
von Kusch in Verbindung zu treten, und zwar auf dem Wege über die Oasen. Ka-
mose aber hatte, als er bei Kynopolis stand, bereits Bahrije besetzen las-
sen, wodurch er die Verbindung zwischen den beiden feindlichen Nachbarn un-
terbrach. Beachtenswert ist, daß der Bote, der gefangen wird, sakrosankt
ist und wieder freigelassen werden muß; dies deutet das Bestehen sehr fester
diplomatischer Regeln an. Auch zeigt sich, daß unterdessen Kamase bereits
Atfih erreichthat. Inwieweit die eroberten Gebiete gehalten werden, wissen
wir nicht, denn nach der Stele kehrt Kamase nun zur "Heimatstadt 1127 ) zurück.
Dieser Uberfall, möglicherweise hervorgerufen durch den Versuch des Apo-
phis, die Oberherrschaft über die Thebais wieder zu beanspruchen, hat den
Kampf mit den Hyksos eröffnet. Uber Kamoses Schicksal wissen wir nichts. Es
ist erst sein Bruder Ahmose, der den Kampf beendet, sowohl gegen die Hyksos
als auch gegen Nubien. Allein eine P~ivatinschrift eines Schiffskapitäns,
der an den Kämpfen teilnahm, gibt uns einige wenige Anhaltspunkte über die
Auseinandersetzung 28 ). Dieser Soldat, I'h-msw mit Namen, erwähnt zunächst
/ ; /' c. -
seinen Vater bl.-bl. als Soldat des Sknn-R , an dessen Stelle er dann unter
•
Ahmase auf dem Schiff "der Wildstier" gedient habe. Er nennt also Kamase
nicht, was wohl so zu verstehen ist, daß er damals noch zu jung war; daraus
mag gefolgert werden, daß sein Vater im Kampf gefallen ist. Seine Dienst-
zeit begann, als er noch unverheiratet war. Sein Lebenslauf zeigt dann fol-
gende Stufen unter Ahmose:
1) Heirat
2) Versetzung auf das Schiff "das Nördliche"
3) Angehöriger der Leibgarde des Königs bei seinen Ausfahrten
4) Belagerung von Auaris
5) Versetzung auf das Schiff "Erscheinend in Memphis"
6) Kämpfe am Kanal P~-~dkw bei Auaris (Goldbelohnung)
7) Erneute Kämpfe dort (Goldbelohnung)
8) Kämpfe im Gebiet unmittelbar südlich Auaris (Goldbelohnung)
9) Eroberung von Auaris (4 Sklaven)
10) Drei Jahre Belagerung und endliche Eroberung von Scharuhen (Goldbeloh-
nung, 3 Sklaven)
11) Nubischer Feldzug (Goldbelohnung, 2 Sklaven)
12) Vernichtung des ~~tjw des Südens (Felderbelohnung)
13) Vernichtung des Gegners Ttj-'n (Felderbelohnung).
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 115
Die Fortsetzung des Lebenslaufes unter den folgenden Herrschern ist spä-
ter zu besprechen. Aus der gegebenen Aufstellung läßt sich zunächst sagen,
'daß die gemeldeten Kämpfe nicht vollständig sind, da sie ja nur die melden,
an denen I'~-msw teilgenommen und sich ausgezeichnet hat. Ferner aber er-
gibt sich, daß die Kämpfe des Ahmose anscheinend nicht gleich bei seiner
Thronbesteigung ausgebrochen sind, daß sie lange gedauert haben müssen und
daß auch Rückschläge eingetreten sind. So ist die erste Belagerung der Stadt
erfolglos; immerhin zeigt der Name des Schiffes "Erscheinend in Memphis",
auf das I'~-msw danach versetzt wird, daß Memphis damals bereits erobert
war;Kamose hatte trotz des Vorstoßes gegen Auaris diese Festung nicht neh-
men können, sondern seine Eroberungen scheinen vor Atfih gestoppt worden zu
sein. Auch der Endkampf um Auaris scheint sehr hartnäckig gewesen zu sein.
Deshalb dürfen wir wohl mit Recht annehmen, daß ·die Eroberung von Auaris
erst ungefähr im 10. Jahr Ahmeses gelungen ist. So bekommen wir auch noch
Zeit für die beiden Nachfolger des Apophis, die uns die Königslisten über-
liefern. Nennen diese doch die Hyksos so lange, wie sie ägyptisches Gebiet
besitzen und damit rechtmäßige Könige sind.
Die Bedeutung der Eroberung Scharuhens 29 ) ist schon hervorgehoben wor-
den: Sie zeigt an, daß das Hyksosreich nach Palästina hinein reichte und
daß zunächst eine Brückenkopfbildung notwendig war. Man kann schon aus die-
ser Tatsache allein schließen, daß sich das Hyksosgebiet noch weiter nach
Norden erstreckt hat, weil sonst der Brückenkopf Scharuhen nicht nötig ge-
wesen wäre. In diesem Zusammenhang ist es verständlich, daß Kamose den Apo-
phis als''Herrscher von R_!nw" bezeichnet, was doch sicher nicht nur seine
"asiatische" Herkunft kennzeichnen soll.
Ahmose scheint zunächst mit der Eroberung von Scharuhen die Unternehmen
gegen die Hyksos abgebrochen zu haben, um sich dem anderen Gegner Nubien
und inneren Feinden zuzuwenden. Wir erwähnten schon den Ttj~'n30) , bei dem
es sich vielleicht um einen anderen Unterkönig der Hyksos in Ägypten gehan-
delt haben mag. Die Kämpfe in Vorderasien sind von Ahmose erst wieder am
Ende seiner Regierung aufgenommen worden, soweit wir sehen können. Ein wei-
terer Soldat, I'h-msw Pn-nhb.t 31 ), berichtet darüber in seiner Biographie,
. ·"
die damit beginnt, daß er "König Nb-ph.tj-Rc. begleitet und in sa-hi 1 Ge-
fangenen und 1 Hand erbeutet" habe. D~ dieser I'~-msw bis in die Zeit der
Hatschepsut hinein gelebt hat, wird der Beginn seiner militärischen Lauf-
bahn ans Ende der Regierung des Ahmose fallen. Wir haben damit sicher die
Angabe zu verbinden, daß Ahmose im 22. Jahr Bauten mit Rindern "aus den Län-
dern der fnßw" durchgeführt habe 32 ). Leider sind sowohl ~a-hi wie "Länder
der fnßw" in dieser Zeit so allgemeine Ausdrücke, daß wir nicht sagen kön-
nen, um welche Gebiete es sich genau handelt. Wahrscheinlich steht aber der
Zug des Ahmose in Verbindung mit jenem großen Vorstoß Mursilis' I. gegen
Babylon, der ja in der gleichen Zeit durchgeführt wurde. Die Eroberung von
Alalaß, Aleppo, Karkemisch und der Durchstoß bis Babylon muß die hurriti-
116 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
zurückzuwerfen. Während dieser Zeit regiert in Ägypten Amenophis I., von dem
wir jedoch keine Texte über syrische Feldzüge überliefert haben; auch die
beiden Soldaten I'~-msw, deren Biographien uns für diese Z~it fast allein
historische Tatsachen überliefern, nennen nur Kämpfe in Nubien. Daraus darf
geschlossen werden, daß die syrischen Gebiete weiterhin freiwillig bei Ägyp-
cen geblieben waren. Der Anspruch besteht von ägyptischer Seite soweit, daß
der Euphrat als Grenze angesehen wird; denn Thutmosis I. spricht bereits in
seinem 2. Jahr davon.
Diese Grenzangabe weist auf eine neue Entwicklung im Norden, wahrschein-
lich während der Kämpfe gegen Hantilis: Es bildet sich im Gebiet zwischen
oberem Euphrat und Tigris ein neues Machtzentrum, das seinerseits den An-
spruch erhebt, die Führung der Hurriter zu übernehmen: das Mitannireich.
In die Zeit der Hantilis-Kämpfe wird wohl der älteste uns bekannte Mitanni-
fürst Kirta gehören. Hier steht nun Anspruch gegen Anspruch; denn daß auch
die Ägypter bewußt an die Hyksos anknüpften, kann wohl daraus gefolgert wer-
den, daß im Grab des Amenophis eine Vase der Tochter des Apophis, h-r-ta,
gefunden wurde35). Da nicht einmal der Name des Apophis ausgekratzt war,
dürfte das darauf schließen lassen, daß die Thebaner durch Übernahme einer
Tochter des Apophis in den Harim die erbrechtliche Verbindung mit den Hyk-
sos nachträglich herstellen wollten, um ihren Herrschaftsanspruch zu unter-
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 117
mauern.
Woher die neue Dynastie in Mitanni kam, wissen wir nicht; Albrights Ver-
such, Kirta mit dem Kertos des Sethisbuches zu verbinden3 6 ), dürfte an der
Unsicherheit der manethonischen Namensüberlieferung gerade bei den Hyksos
scheitern. Jedoch wird er darin recht haben, daß auch die Mitannifürsten
sich als Nachfolger der Hyksos fühlten. Der nun zwischen den Ägyptern und
den Mitanni entbrennende Kampf um Syrien ist im Grunde ein Kampf von Diado-
chen. Als Zeichen für die sich überschneidenden Ansprüche kann die erste In-
schrift herangezogen werden, die in Ägypten das Land Mitanni erwähnt. Es
handelt sich um die Biographie eines Oberastronomen, Imn-m-~~.t37), die,
leider sehr zerstört überliefert, mit folgenden Worten beginnt: "····· Land
Mitanni genannt. Der Feind •••.••••.•••••••• Theben. Hinaufziehen S.M. aus
diesem Fremdland, nachdem er es als Vergeltung für das Böse getan hatte •••
···"· Besonders die Schlußworte erinnern stark an die Sätze aus der Speos-
Artemidos-Inschrift der Hatschepsut 38 ): "Ich baute auf, was zerstört war
von den Zeiten, als die Asiaten in Auaris im Nordland waren, räuberische
Horden unter ihnen, die umstürzten, was geschaffen war, denn sie herrschten
ohne Re (d.h. ohne göttlichen Auftrag)." Wie Hatschepsut in den Hyksos, so
sieht Amen~phis I. in den Mitanni die Vertreter des Bösen. Zwischen beiden
besteht also vielleicht historisch eine Verbindung, die mit diesen Worten
ausgedrückt werden soll. Der aggressive Kampf der Ägypter gegen die Mitanni
erhielte damit einen weiteren Sinn: die Mitanni gelten ihnen als Nachfolger
der Hyksos, die ihnen das rechtmäßige Erbe vorenthalten.
Auf alle Fälle brechen die Kämpfe zwischen den Mitanni und den Ägyptern
unter Thutmosis I. zum ersten Male nachweisbar heftig aus: Es sind wieder
die beiden Soldaten namens I'~-msw, die uns einiges darüber berichten. I'h-
msw aus Elkab spricht davon, daß Thutmosis I. "nach R_!nw zog •••••• Er er-
reichte Nahrina. Seine Majestät fand den Feind, als er das Heer aufstellte.
Da machte S.M. ein großes Gemetzel unter ihnen; ohne Zahl waren die Gefan-
genen, die S.M. erbeutete. Ich aber war an der Spitze unseres Heeres, und
S.M. sah meine Tapferkeit. Ich erbeutete einen Wagen und Gespann sowie den
darauf lebendig"39). I'h-msw Pn-nhb.t wiederum 40 ) machte unter Thutmosis I.
. ~
"im Lande Nahrina Beute, und zwar 21 Hände, 1 Pferd und 1 Wagen". Diese An-
gabe zeigt mit der hohen Händezahl, daß die Gefechte anscheinend recht hef-
tig gewesen sind. Sie haben sich wohl am Euphrat abgespielt, da nach einer
Bemerkung Thutmosis' III. sein Großvater,Thutmosis I., am Ufer dieses Flus-
ses, und zwar in der Gegend von Karkemisch, seine Siegesstele aufgestellt
hatte. 41 ) Wer der König von Mitanni gewesen ist, gegen den Thutmosis I. ge-
kämpft hat, wird nicht ausdrücklich überliefert; wahrscheinlich war es Su-
tarna I. 42 ). Auch Thutmosis I. folgte dem Beispiel Ahmoses und verband sei-
ne Feldzüge mit Elephantenjagden im Gebiet von Nija; damals erbeutete Z~hne
hat seine Tochter Hatschepsut später dem Amuntempel geweiht.43)
So kurz die Berichte über die Kämpfe Thutmosis' I. auch sind, ergibt
118 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
Höher dürfen wir deshalb nicht gehen, weil er einen Vertrag mit Pellija von
Kizzuwatna abschloß 4 5), der sich seinerseits, wohl etwas später, auch mit
einem hethitischen König, Zidantas, vertraglich band 46 ); dabei handelt es
sich wahrscheinlich um Zidantas II., einen aus Opferlisten erschlossenen
Nachfolger des Telepinus 47 ), der seinerseits kaum später als in die ersten
Jahre der Hatschepsut zu setzen ist.
Idrimi selbst wurde nach seiner Inschrift durch Paratarna 48 ), ~arru
dannu sar sabeME~ Hurriki, ei~gesetzt: Auf Grund dieses Titels hatte Goetze
49 ) gefolgert, Par;tarna sei kein König von Mitanni gewesen, sondern Herr
eines daneben bestehenden eigentlichen tlurri-Reiches. Diese Folgerung halte
ich für nicht notwendig, da die Bezeichnung sar KURMaitani nur die Eigenbe-
zeichnung ist. So, wie aber die Ägypter gern vom Land Nahrina sprechen, be-
zeichnen Hethiter wie Syrer das Mitannireich als tlurri-Land. Das zeigt z.B.
deutlich der Vertrag des Nachfolgers des Idrimi, Niqmepa von Alalah, mit
Ir-dAddu von Tunip50), in dem der Oberherr von Alalag, Saustatar v~n Mitan-
ni, als sar sabeME~ Hur-ri "König der Hurriter" und die Mitannileute selbst
E~ • ~
als ~abeM tur-ri-en-ni "Hurriter" erwähnt werden. Meist werden also die
Mi tanni.lcönige von außen her als "Hurri terkönige" bezeichnet. Damit ist auch
Paratarna König der Mitanniländer. So erklärt sich, daß man in Nuzi, also
im' Osten des Mitannireiches, seinen Tod registriert 51 ). Dieser Paratarna
ist es somit, der in der Zeit der Ruhe nach den Zügen Thutmosis' I. die
Oberhoheit der Mitanni nach Syrien hin ausbreitet. Auch Kizzuwatna schloß
sich unter ihm an Mitanni an, wie sich aus dem eben erwähnten Vertrag des
Idrimi mit Pellija von Kizzuwatna ergibt. Wenn es dort dann heißt, daß "von
dem Tage an, an dem Paratarna mit Idrimi den Vertrag geschlossen hat, man
den Flüchtling zurückgeben soll", so macht das deutlich, daß Kizzuwatna be-
reits vorher zu Mitanni gehört hatte. Jetzt, als durch die Einsetzung des
Idrimi in Mukis auch dort Mitanni festen Fuß gefaßt hatte, bereinigen Alalag
und Kizzuwatna ihre Differenzen, die aus der vorher bestehenden Zugehörig-
keit zu feindlichen Machtblöcken entstanden waren. Es ist möglich, daß Ala-
lag vielleicht noch auf ägyptischer Seite gestanden hatte. Der Vater des
Idrimi, Ililimma I., ist bei einem Aufstand in Aleppo ums Leben gekommen,
der, da Idrimi damals flüchten mußte, wohl den Anschluß von Aleppo an Mi-
tanni brachte. Wenn das zu Beginn der Regierung der Hatschepsut oder sogar
eher,unter Thutmosis II., geschah, so mag auch hier der Abfall von Ägypten
vorliegen. Wie häufi&wird aber die ursprüngliche Zugehörigkeit Aleppos
oder Alalass in der Idrimiinschrift verschwiegen, so daß natürlich auch he-
thitische Machenschaf-ten dahinter stecken könnten. Nur sind diese wegen der
damal"S gerade dort herrschenden Unruhen nicht recht wahrscheinlich.
Die Ausbreitung der Mitannimacht in Syrien führte dank der passiven
Haltung der Hatschepsut zu immer weiter gesteckten Plänen des Mitannikönigs.
Bezeichnenderweise beginnt der Kampf Thutmosis' III. um Syrien mit einer
offensiven Verteidigung. Denn wir sehen den Fürsten von Kadesch als Vertre-
120 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
ter der Mitanni mit den Truppen von 330 Fürsten Syriens bereits bei Megiddo
stehen. Diese Truppen sind nicht zur Verteidigung gegen Thutmosis III. zu-
sammengezogen worden, denn das wäre allein "nachrichtentechnisch .. unmöglich,
sondern wir haben es hier mit einem Aufmarsch zu tun, der nur das Ziel ge-
habt haben kann, Ägypten zu erobern. Truppen von Mitanni und Kiz~uwatna
(wenn ~dj so zu deuten ist) sind mit dabei. Die Lage schien auch deswegen
für die Mitanni günstig, da nach Eingeständnis Thutmosis' III. in der Ein-
leitung seiner Annalen 52 ) bereits ganz Syrien und Palästina bis auf den
Brückenkopf Scharuhen von Ägypten zu Mitanni abgefallen war:
"Es war ein (großer] Zeitabschnitt von [vielen] Jahren [ •••••••••••••••
.. •] räuber [isch), indem jedermann gegen ( ......................] • Es ge-
schah aber in den Zeiten anderer, als die Besatzung, die dort ist, in der
. .
Stadt 8()-r-h()-n war, da begannen sie sich von Jursa bis ans Ende der Welt
gegen Seine Majestät zu empören."
Sethe hatte, ÄZ 47,23, diese Stelle interpretiert und in die Reste des
ersten Satzes eine Nennung der Hyksos ergänzt. Obwohl dies nicht grundsätz-
lich abgelehnt werden darf, so findet sich doch im Text, soweit er erhalten
ist, kein Hinweis darauf, es sei denn die Nennung von "Zeiten anderer (Kö-
nige)", die für den ersten Satz die Erwähnung von Herrschern der Vergangen-
heit voraussetzt. Jedoch ist schon die Ergänzung von Sethe 648,3 s nb ~r
[b~k] r ~Lt(?) ••• nicht sicher; die Erwähnung des "räuberisch" (oder
einer Verbform) läßt erwarten, daß das "jedermann" ein Verb wie "kämpfen"
o.ä. nach sich hatte, von dem ja leider nur das Determinativ des "schlagen-
den Armes" erhalten ist. Das Zeichen h~.t "vor" ist auch nach Sethe nicht
sicher, und es mag etwas ganz anderes dagestanden haben. Wenigstens halte
ich eine Ergänzung "indem ein jeder gegen [seinen Nächsten kämpfte] 11 für
genau so möglich und auch dem Tenor des Textes angepaßt.
Der zweite Satz besagt, daß bis zur Stadt Jur~a südl. Joppe damals die
syrischen Staaten abgefallen waren; wir dürfen annehmen, daß sie sich Mi-
tanni zugewandt hatten. Nur Südpalästina, das alte "Herzogtum" Scharuhen,
war noch in ägyptischer Hand. Die Nennung der Zeiten "an~ _!(ö~e weist
wohl darauf hin, daß di~Abfa~unter_~atschepsut geschehen ist.
Wenn wir mit dieser Angabe die bereits angeführte Tatsache verbinden,
daß es sich bei den Kriegsvorbereitungen des Fürsten von ~adesch sicher
nicht um defensive, sondern offensive Pläne gehandelt hat, so wird deutlich,
daß die B~drohung Ägyptens akut gewesen sein dürfte. Es ist auffallend, daß
Hatschepsut im entscheidenden Augenblick abtritt und darauf sofort Thutmo-
sis III. mit einem Vorstoß gegen den syrischen Aufmarsch beginnt. Auch aus
diesem Zusammenhang darf wohl geschlossen werden, wie aus der Vernichtung
des Namens und der Statuen der Königin, daß Hatschepsut von Thutmosis III.
ermordet worden ist. Dahinter wird als auslösendes Moment die Bedrohung
Ägyptens durch den Aufmarsch der Syrer als Anhänger der Mitanni gestanden
haben, der Thutmosis III. im Gegensatz zu Hatschepsut nur offensiv begegnen
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 121
zu können glaubte.
Über den ersten Feldzug Thutmosis' III. liegen als hauptsächlichste
Quellen die sog. "Annalen" und die Ortsnamenlisten vor. Bei den Annalen ha-
ben wir jedoch, worauf bereits Noth, ZDPV 66, 167, hingewiesen hat, zwischen
den wirklichen Tagebuchnotizen zu trennen und den "Erzählungen", in denen
Vorgänge interpretiert oder sogar geschaffen werden, die nicht so geschehen
sind, die aber in dieser Weise geschildert werden müssen, um die innere
"Wahrhaftigkeit" des Ablaufes herzustellen. Es besteht also in den Annalen
- aber nicht nur dort, sondern etwa auch in den Inschriften Amenophis' II.
über seine Syrienfeldzüge -eine Diskrepanz zwischen der "Arbeitswelt", d.h.
den historischen Fakten, aus denen wir das Bild des Geschehens zusammenset-
zen, und der ägyptischen, aus der damaligen Weltanschauung (Maat) entwickel-
ten "Wirklichkeit". Diese Diskrepanz zeigt sich gerade in der 18. Dynastie
besonders, da damals die Auseinandersetzung zwischen historischer und ge-
danklicher Wahrheit im Geschichtsbild ihren Höhepunkt erreichen sollte -
eine Auseinandersetzung, die auch auf das religiöse wie auf das künstleri-
sche Gebiet hinübergreifen mußte.
Wir haben also bei der Auswertung der Annalen immer zunächst zu fragen,
ob es sich um wirkliche Tagebuchnotizen handelt oder um solche "Geschichte"
schaffende Erzählung; bei dieser Frage können neben inneren Kriterien auch
solche stilistischer Art hilfreich sein, wie etwa bereits allgemein aner-
kannt ist, daß Infinitivkonstruktionen in historischen Texten Hinweise auf
Herkunft aus Annalen sein können ("Annalenstil").
Der eigentliche Aufbruch des Heeres aus Memphis ist nicht in den Annalen
genannt, sondern in einer anderen Inschrift 53 ) und wird dort datiert auf die
zweite Hälfte des 4.pr.t des 22. Jahres, also kaum mehr als zwei Monate nach
dem Beginn der Alleinherrschaft Thutmosis' III. 54 ). Die Annalen setzen ein
mit der Erwähnung des Überschreitens der Grenze mit der Tagebuchnotiz (Urk.
IV 647,13ff.): "Jahr 22, 4. pr.t, 25. Tag. Passieren der Festung von Sile".
Es folgt darauf jene eigenartige "historische" Bemerkung, die oben be-
reits angeführt worden ist, weil sie auf den Zustand vor dem Beginn des
Feldzuges hinweist; sie scheint ad hoc verfaßt zu sein.
Darauf folgt wieder ein Tagebuchauszug (Urk. IV 648, 9/12): "Jahr 22,
1. smw, Tag 4.Thronbesteigungsfest; zur Stadt "die der Herrscher erobert
hat~ mit einheimischem Namen Gaza".
"Jahr 23, 1. ~mw, Tag 5.Abmarsch aus diesem Ort in Tapferkeit, Stärke,
Macht und Wahrhaftigkeit" (Urk. IV 648, 13-649,1 sind Zusatz des Bearbei-
ters).
Die nächste Tagebuchnotiz (Urk. IV 649,3) lautet: "Jahr 23, 1. !Jmw, Tag
16. Zur Stadt ja-ham", bei der es sich um das jetzige jemma am Südabhang
des Karmel handelt 55 ). Es liegen hier also deutlich nur Auszüge aus dem Ta-
gebuch vor, da die dazwischenliegenden Tage nicht registriert sind. Wir wis-
sen aber, auch durch Verwaltungstexte, daß man nicht nur bei Feldzügen an
122 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
.
68 ja-h-m
/
69 ßa-bJ.-~a-na
jemma, 4 km nördl. Sucho (Alt, PJB 25, 34).
?
70 k-n-tu j. dschett, 4 km nördl. jemma.
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 123
71 m() -k-ta-1 1
f-=T 'Q , j. el-medschel, 5 km WNW von dschett.
Damit ist die Linie des Aufmarsches des ägyptischen Heeres auf Megiddo
in den Ortslisten angegeben; die folgenden Aufstellungen behandeln die Un-
ternehmungen anderer Abteilungen, deren Vorhandensein in den Annalen zwar
erwähnt wird, deren Märsche aber nicht in ihren Einzelheiten angegeben sind.
Wir müssen deshalb versuchen, sie aus den Angaben der Ortsnamenliste zu er-
schließen, wobei natürlich die oft verschiedenartige Möglichkeit einer Iden-
tifikation der genannten Orte hinderlich ist. Doch sind zunächst die Vorgän-
ge vor Megiddo nach den Annalen zu betrachten. Unmittelbar auf die Meldung
vom Erreichen von jemma am 16. d. 4. pr.t folgt, Urk. IV 649,4- 652,11, die
Schilderung des Kriegsrates. Diese ist ein eindeutiges Beispiel jener "Er-
zählungen", mit denen die historischen Vorgänge mit der gedanklich konzi-
pierten "Wahrheit'' in Übereinstimmung gebracht werden. Ob wirklich ein
Kriegsrat stattgefunden hat, ist möglich, aber daß er in der uns überliefer-
ten Form geschehen ist, dürfte mit Sicherheit verneint werden. Denn in dem
Bericht finden wir alle die Motive wieder, die auch sonst wichtige Ereignis-
se einleiten: Zusammenrufen des Rates, Frage durch den König, Kleinmut des
Rates, richtige Entscheidung durch den Herrscher. Eine Parallele ist etwa
der Kriegsrat Kamoses vor dem Kampf mit den Hyksos. Die Schilderung des
Kriegsrates ist durch die für den Ägypter bestehende Notwendigkeit bedingt,
den folgenden Sieg allein auf die Entscheidung des Königs zurückführen zu
müssen, wie es die "Weltordnung" (Maat) fordert.
Damit ist nicht gesagt, daß die in diesem Textabschnitt gegebenen Anga-
ben geographischer und taktischer Art falsch sind. Im Gegenteil sind sie das
Gerüst, um das herum die "Erzählung" vom Kriegsrat komponiert worden ist.
Dabei erhebt sich die Frage, woher der Erzähler die Unterlagen für die gege-
benen Tatsachen hat. Ich möchte nicht annehmen, daß sie in den Annalen ge-
standen haben. Vergleiche mit den Schilderungen etwa der ~adeschschlacht
Ramses' II. machen deutlich, daß es neben den Annalen, die Tag für Tag knapp
die Hauptereignisse registrierten, auch ausführlichere Kriegstagebücher ge-
geben haben muß, von denen etwa Urk. IV 661,13 ff. gesprochen wird ("Was
aber S.M. alles gegen diese Stadt tat, gegen den elenden Feind und sein
elendes Heer, ist mit seinem Namen am betreffenden Tag festgehalten, mit dem
Namen der Unternehmung und den Namen der Generäle"); kann doch Edel z.B. bei
den Angaben über die Standpunkte der einzelnen Divisionen im Augenblick des
Hethiterangriffes bei ~adesch zeigen, daß die uns erhaltenen Texte verschie-
dene Auszüge aus einer ausführlichen Beschreibung sind, die doch nur auf
einem Kriegstagebuch beruhen kann, in dem auch taktische Einzelheiten fest-
gehalten werden. Daß die Erzählung über den Kriegsrat aus einem Kriegstage-
buch schöpft, zeigt wohl eine Einzelheit, die auch Noth 58 ) aufgefallen ist,
wenn er sie auch anders interpretiert: Urk. IV 650, 5/7 wird von dem Fall
gesprochen, daß die Nachhut noch "hier" in Ca-ru-na stünde; danach sieht es
so aus, als sei der Kriegsrat in 'a-ru-na. Daß das aber nicht sein kann, er-
124 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
gibt sich aus 652,12, indem man erst am 19. "nach 'a-ru-na" kommt, wie das
r dmj n 'a-ru-na parallel zu 649,3 aufzufassen ist. Noth sah hierin einen
Bruch zwischen 649,3 und 4, jedoch ist dieser (wenn auch vorhanden) nicht
unbedingt hierher zu setzen. Denn wir müssen annehmen, daß der Kriegsrat
nicht aus den Annalen stammt, wo sicher gar keiner erwähnt war, sondern daß
er eben eine "Erzählung" ist. Diese stützt sich insofern auf das Kriegstage-
buch, als dort, wie 654,7 erkennen läßt, angegeben war, daß beim Austritt
der Vorhut aus dem Paß die Nachhut noch in 'a-ru-na stand. Diese Angabe wur-
de benutzt, jedoch scheint der Verfasser der Erzählung daraus auch für den
Kriegsrat die Lokalisierung gefunden zu haben, während der Kompilator der
Inschrift in Karnak ihn nach jemma versetzte. Da er unhistarisch ist, konnte
diese Diskrepanz leicht entstehen.
Nach der Angabe des Erreichens von jemma hat der Kompilator zwei Annalmr
angaben, nämlich für den 17. und 18., weggelassen. Es ist wahrscheinlich,
daß die Ägypter diese beiden Tage in jemma verbrachten; vielleicht rückten
sie aber auch noch die 9 km bis el-medschel vor, womit ja die Angaben über
den Vormarsch auf Megiddo in den Ortsnamenlisten enden (s.o.).
Die Angaben über die drei Vormarschwege dürften wieder aus dem Kriegs-
tagebuch stammen. Die Entscheidung zum mittleren Weg scheint auf Grund von
Aufklärungsmeldungen (650,15!) vorgenommen worden zu sein; den kgl. "Helden-
mut" forderte wieder die Maat.
Wir können mit aller Vorsicht aus der Erzählung vom Kriegsrat etwa fol-
gende Eintragung im Kriegstagebuch rekonstruieren:
"Es wurde gemeldet, daß sich der Fürst vom ~adesch in Megiddo festgesetzt
hat (649,5/6) und dort anscheinend die Schlacht schlagen will (649,12). Es
bestehen drei Anmarschmöglichkeiten:
1) ein direkter Weg von 'a-ru-na auf Megiddo, der jedoch so eng ist, daß
Pferd hinter Pferd gehen muß (649,15/6; 650,3- gemeint ist allerdings
wohl Wagen hinter Wagen!);
2) ein Weg, der bei ta-'a-na-k mündet (650,10) und bei dem es sich um die
Hauptstraße nach Norden handelt, die den Karmel umgeht;
3) ein Weg, der im Norden bei ~-f-ta auf die von Megiddo nach Akko führende
Straße stößt.
Um eine Entscheidung treffen zu können, werden Aufklärungsergebnisse
abgewartet (650,15), aus denen sich ergibt, daß der Gegner mit dem südli-
chen Flügel bei ta-Ca-na-k steht und mit dem nördlichen am qi-na-Fluß (653,
11/2), also den ägyptischen Vormarsch auf der Hauptstraße von SO her erwar-
tet. Um sie zur Aufgabe ihrer Stellung zu zwingen und andererseits ihnen
dabei auch keine Möglichkeit zu geben, eine neue Stellung auszubauen, wurde
der kürzeste Weg über 'a-ru-na gewählt."
Die Straßengabel für die drei erwähnten Wege lag sicher vor 'a-ru-na,
dem jetzigen tell ara 59 ), da der mittlere Weg ausdrücklich als "Weg von 'a-
ru-na" beze~chnet wird (651,6). Zwischen jemma und tellarawird der Weg
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 125
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ge kann nur am nächsten Tage, dem 20.,
o aruna--..., ''oTa'ana.k vorgenommen worden sein. Von dieser
Eintragung ist im Text (652,15) nur
übernommen "Vormarsch nach Norden"
(durch M.M.), der damit unter den 19.
,' '···~~: ,,_.t /
I J h "''~~nu•~"""' "' fällt. Da am 19. aber erst <a-ru-na er-
,'';1o ..... ....a_______
•
ma
_ ., / reicht wird, kann der weitere Vormarsen
/
/
nur am 20. angesetzt werden.
Im Folgenden (653, 8 ff) glaubt man
wieder, hinter der "Erzählung" das
Kriegstagebuch zu sehen. Die hier (653,11/3) gegebene Angabe über die feind-
liche Stellung möchte ich allerdings - wie oben gezeigt - eher als Aufklä-
rermeldung annehmen, denn als wirkliche Stellung der Asiaten in dem Moment,
als die Ägypter aus dem Paß traten; man möchte dem Fürsten von ~adesch zu-
trauen, daß er früher über den ägyptischen Vormarsch Nachricht erhalten hat
und seine Truppen umgruppierte. Inwieweit "kein Feind" zu sehen war (653,10,
jedoch ergänzt!), bleibt offen; hier spricht der "Erzähler", dem ja auch der
obligate Dank an Amun (654,1/5) zuzuschreiben ist. Er hat aus der Angabe des
Kriegstagebuches, daß man am Ausgang des Passes stehenblieb, um die noch in
'a-ru-na stehende Nachhut des Heeres heranzuführen, wieder eine Diskussion
zwischen Rat und Herrscher gemacht, wie sie das Bild vom "wahren" Ablauf
solcher Geschehnisse forderte.
Die Zeitangabe, daß die Vorhut aus dem Paß in das Tal vor Megiddo hin-
austrat, als der Schatten sich wendete, also zu Mittag, dürfte wieder Tage-
buchnotiz sein. Die grammatische Einleitung mit ist macht deutlich, daß es
sich um eine nachgebrachte Bemerkung ("nämlich") handelt; daß sie hier er-
scheint, dürfte damit zusammenhängen, daß der Kompilator im Folgenden (655,
12-656,16) anscheinend das Kriegstagebuch unverändert übernimmt und dieses
Stück mit einer weiteren Zeitangabe beginnt, die ihn bewog, auch die vorher-
gehende Zeitangabe nachzutragen. Aus der zweiten können wir ablesen, daß
erst 7 Stunden später die ägyptischen Truppen vom Paßeingang aus bis an das
Ufer des qi-na-Baches (l i" ~) südlich von Megiddo vorgeschoben worden wa-
ren. "Es wurde ein Zelt dort für S.M. aufgeschlagen und dem ganzen Heer be-
fohlen: Bereitet euch vor und schärft eure Waffen, denn man wird ausziehen,
126 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
um mit jenem elenden Feind am Morgen zu kämpfen, weil man [••••••••J . Ruhen
im Zelt des Lebens, Heil, Gesundheit; Einweisen der Offiziere, Versorgen
der Begleitung; Aufstellen der Heeresposten, indem ihnen gesagt wurde:Stand-
haft! Wachsam! Erwachen im Leben im Zelt des Lebens, Heils und der Gesund-
heit. Man kam, um S.M. zu sagen: die Wüste ist 'in Ordnung' und auch die
nördliche und südliche Besatzung". Die letzten Angaben dürften die üblichen
Eintragungen sein, die erkennen lassen sollen, daß alles vorschriftsmäßig
vor sich gegangen ist: Das Einweisen der Abteilungsführer, das Aufstellen
der Wachen, wobei der Zuruf "mn-ib, rsj-tp" so etwas wie eine "Vergatterung"
zu sein scheint, und endlich auch die Meldung am Morgen, daß "keine beson-
deren Vorkommnisse" zu melden sind.
Interessanterweise überschneiden sich die beiden. letzten Sätze zeitlich
mit der im Text folgenden (657,2) Angabe, da es sich ja um Vorgänge am näch-
sten Morgen handelt! Auch dies zeigt an, daß hier eine andere Quelle vorlie-
gen muß als die Tages-Annalen, die ja 657,2 wieder sprechen, also wohl das
Kriegstagebuch, das hier wörtlich zitiert zu werden scheint. Angaben über
die Feindlage sind allerdings nicht übernommen, aber wir dürfen annehmen,
daß sich die Truppen der Syrer um Megiddo konzentrierten.
Die Schlachtschilderung führt wieder die Annalennotiz ein:
"Jahr 23, 1. ~mw, Tag 21, Tag des richtigen Vollmondfestes, Erscheinen des
Königs von O.Ä. am Morgen". Die erste astronomische Angabe- hier natürlich
nicht deshalb, sondern als Fest aufgeführt! -hat Parker, JNES 16,42 ff.
mit die Grundlage für seine Berechnung der Regierungszeit Thutmosis' III.
gegeben (s.o.) 62 ). Die zweite Bemerkung, die wir bis in die Annalen der Thi-
nitenzeit zurückverfolgen können, bedeutet, daß der König mit allen Zeichen
und damit in der vollen Macht eines Königs von O.Ä. auftritt und in das
Weltgeschehen eingreift. Der Text läßt nun die entscheidende Bemerkung (etwa
"Schlagen des elenden Feindes von ~adesch") weg und beginnt wieder mit einer
"Erzählung", in der der König in der vorgeschriebenen Weise geschildert wird
als "Horus mit erhobenem Arm", d.h. als siegreicher Gott. Aber auch hier ist
aus dem Kriegstagebuch die wichtige Angabe über die Stellung der ägyptischen
Truppen eingestreut:
"der südliche Flügel am Hügel südlich des [Ufers?] des qi-na-Flusses,
der nördliche Flügel nordwestlich von Megiddo"; die ägyptische Aufstellung
hat sich also etwas nach Nordwesten verlagert.
Inwieweit das Detail historisch ist, daß man die fliehenden Syrer wegen
der zu früh geschlossenen Tore über die Mauer der Stadt an ihren Kleidern
hat hineinziehen müssen, bleibt fraglich. Auffallend ist jene Bemerkung 658,
7/8: "Wäre das Heer S.M. aber nicht bestrebt gewesen, den Besitz der Feinde
zu plündern, so hätten sie in diesem Augenblick Megiddo [eroberrY können".
Hier wird ein Versagen auf ägyptischer Seite offiziell zugegeben, das gegen
die Maat verstößt und das mindestens nicht durch Niederschrift hätte "ver-
ewigt" werden dürfen. Daß diese Bemerkung hier steht, zeigt an, wie sehr
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 127
sich bereits der "historische" Sinn in dieser Zeit gegenüber dem Leben in
einer Vorstellungswelt durchzusetzen beginnt. Ob aber diese Bemerkung im
Kriegstagebuch gestanden hat? Uber den Kampfverlauf selbst fehlen alle An-
ga,ben; die Beute wird i.n einer Liste am Ende der Schilderung ( 663,5 ff.)
nachgebracht. Den "Tagesbef'ehl" 660,5-10 möchte ich jedoch wieder als "echt"
und dem Kriegstagebuch entnommen ansehen.
Megiddo wird daraufhin mit einer Mauer eingeschlossen, deren Name "Mn-
!}pr-R< schließt die Asiaten ein" ist 6 3), und 7 Monate lang belagert. Die
Vorgänge, die sich während dieser Zeit abspielten, sind in den Annalen nicht
angegeben, aber es wird darauf' hingewiesen, daß sie, wohl im Kriegstagebuch,
mit der Bezeichnung der Unternehmung und dem Namen des kommandierenden Off'i-
ziers aufgeschrieben waren, wovon eine Kopie "auf' Pergament im Tempel des
Amun an diesem Tage deponiert wurde" (Urk. IV 662, 4/5).
Es läßt sich aus den großen Ortsnamenlis~en Thutmosis' III. im Amuntem-
pel erkennen, daß damals Sonderunternehmen durchgef'ührt worden sind. Eines
davon ist ein Unternehmen von Norden her, das wohl den erwarteten Angriff
.
auf Kadesch unterstützen sollte •
Genau genommen scheint es sich sogar um zwei Streifzüge zu handeln, die
in den Listen allerdings nicht im Zusammenhang aufgezeichnet sind. Wir haben
folgende Listenteile zusammenzustellen, um diesen Nordzug erkennen zu kön-
nen:
48 ru-~ (a) qad-S' "heiliges Vorgebirge"; es wird auch unter Ramses II. er-
neut erwähnt, woraus sich ergibt, daß es sich um ein Kap
an der Eleutherosmündung handeln dürf'te, wohl um ras e!-
~aqqa (ZDPV 47, 46; wenn Noth, ZDPV 64, 62 n. 4, es mit
dem ras en-naqura bei Akko identifiziert, so nur deswe-
gen, weil Akko vorher genannt war; diese Nennung gehört
jedoch in einen anderen Teil der Liste).
49 k-ri-ja-m-na Nicht lokalisierbar; Yeivins Ansätze (JEA 36,59f) gehen
von dem Ansatz von Nr. 48 bei en-naqura aus.
50 b{-r(a) "Zisterne"
51 8()-m-s()-'-tu-m, nach Edel, ZDPV 69, 147, am westlichen Orontesufer ge-
genüber ~atna; Var. -'-tu4 -m.
52 'a-nu-!}ar-tu Dieser Ortsname findet sich bei Amenophis II. wieder,
doch können diese beiden Orte nicht identisch sein, da
letzterer eher mit en-na'ura, 14 km ostw. Nazaret~ gleich-
zusetzen ist (nach Jirku, Listen 12 n. 2), während unser
Ort in die Nähe von Kadesch gehört.
(Aharoni, JNES 19, 179: tell el-ajjul bei na'ura; die von
Aharoni, a.a.O. 177 ff. vorgenommene Identifizierung von
...
~()-m-8'-'-tu-m mit qurn-hattin und Adamah (Jos. 19,36)
scheitert an der falschen Einschätzung der von Edel, a.a.
0., vorgenommenen Identifikation- die Verbindung des Da-
128 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
tums einen Tag vor dem Orontesübergang bei ~atna mit der
Besetzung von sa-m-8-)-tu-m ist nicht zu erschüttern).
53 Cpr wr
54 'pr srj d.h. "große" bzw. "kleine" "Anschwellung" ( t 9'y ) , als
·.•
Hügelbezeichnungen (nach Noth, ZDPV 51,50).
55 na-8()-bu in EA 174 ga~abu, mit Edel, ZDPV 69, 155 n. 61a am tell
~asbe, 16 km WSW Baalbek anzusetzen (nicht mit Badawi,
ASAE 42, 15 bei ~asbeja am Hermon).
56 tu 4-su-l-t{ EA J85/6 Tusulti, das dort neben gasabu erwähnt wird.
Hier bricht die Liste ab (ab Nr. 57 ist ja der Anfang des Feldzuges ge-
schildert); ihre Fortsetzung ist ab Nr. 3 (Nr. 1 ~adesch und Nr. 2 Megiddo
sind gewissermaßen "Überschrift" mit Nennung der beiden wichtigsten Orte
dieses Feldzuges):
3 sa-si-ja EA gazi, zusammen mit Tusulti genannt, von Kuschke (ZDPV
74, 99) mit dem tell hizzin neben dem tell hasbe identi-
fiziert.
4 ki-ta-su-na EA Gudasuna, genauere Lage unbekannt (vorgeschlagene
Gleichsetzungen: von Kuschke, ZDP V 74,92 dschedi!e bei
stora; von Abel, Geogr. II 8 bei gazzin NW azze); Var.
K-t-su-na.
5 c -n s() -wi Abels Vorschlag (a.a.O. II 8) en el-qanje bei suweja am
Westabhang des Hermon (vgl. auch Noth, ZDPV 63, 232)
paßt schlecht in den Ablauf des Zuges.
6 d-b-hu
V
EA 179 Tubißi, im Pap. Anastasi I 19,1 zusammen mit ~a
desch genannt; vgl. auch n:J,~ 2. Sam. 8,8; 1. Chron. 18,8.
Noth verlegt es ZDPV 61, 56 in den Antilibanon; die Lage
dürfte sich jedoch mehr oder minder aus der folgenden
sicheren Identifikation ergeben.
7 und 8 sind Varianten desselben Namens ku-mi-ti, Kumidi, EA 116, 75; 129,
85; 132,49; 197,38; 198,5; j. kamid el-loz.
9 tu-ta-ja-na ..
nach Noth (ZDPV 61, 56) gleich T>~ ""J, j. tell do!an
SW dschenin.
10 la-ba-na EA 53 Lapana. Es wird in EA zusammen mit Rugizzi genannt,
und zwar als zu Upe gehörig, erwähnt vom Fürsten von ~at
na. Dadurch ist Lapana wohl ostw. des Antilibanon etwa in
der Höhe von Baalbek anzusetzen. Die Gleichsetzung mit
lebwe 30 km NO Baalbek (Abel, a.a.O. II 7; Galling, ZDPV
70, 99) ist aber kaum richtig, da in der Beqac selbst gelegen.
11 q()r-ta-n(a)~-la 2 wohl nach Alt (Festschr. f. Eisfeld 7) das alte Naza-
la, j. el-karjaten, NO Damaskus.
12 m()-ra-m "Höhe", Lage unsicher.
13 ta-mas-qu Damaskus ]? 1JJ. 0 ""1 •
... ·.· -
14 'a-ta-ru Abel, Geogr. II 8, identifiziert es mit 'Adra ONO Damas-
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 129
.
32 ha-s(u)-r
- j. tell el-qedah (bzw. tell waqqas genannt),
16 km nördl. des Tiberiassees.
33 pa-~i-1 Die Gleichsetzung mit Pella (tell fa~il) südl. des Tibe-
riassees bei Besan ist zwar sprachlich einwandfrei, paßt
aber so gar nicht zum Ablauf unseres Marsches, daß eher
anzunehmen ist, es handele sich hier um ein anderes fa-
hil.
34 k-n-na-ra-tu ~~) :J j. tell el-oreme westl. des Tiberiassees;
... ·.·
~
35 !Y() -m() -na Vorschläge bei Yeivin, JEA 36, 55, tell el-'ubaidijeh an
der Südecke des Tiberiassees; Maisler, BJPES 1,4,1ff,
legt es nach semunnijeh, etwa 15 km nördlich Megiddo.
Dabei zieht Yeivin die Variante ~a-m-C-na vor und setzt
den Ort mit EA Samguna gleich; doch dürfte auch diese
Variante nicht anders als ~a~m()-na gelesen werden, da
5 allgemein für einfaches m steht.
36 '-ta-m-m nach de Vaux, RB 46, 366 ed-damije im sahl el-~a, vgl.
Noth, ZDPV 61, 64 n. 4.
37 qa-su-na 11"u/ ~ an der Grenze von Issachar nach Jos. 19,20;
21,28; Zimballist, BJPES 13,31 ff., verlegt es nach el-
ßirbeh bzw. ßirbet qaisun (vgl. Yeivin, JEA 36,54 n. 5).
nach Albright, ZAW NF 3, 231, tell el-mcharchasch (vgl.
auch Alt, PJB 24,46).
38 ~()-na-m oniv j. solem.
Mit Solem scheint der nördliche Zug zu enden, dessen Anfang an der Kü-
ste liegt und der dann durch die Beqa' - an ~adesch vorbei - in das Gebiet
von Damaskus und Astaroth zieht, um am Kule- und Tiberiaasee vorbei bei Me-
giddo zu enden, wo ja die ägyptischen Truppen die Belagerung der Stadt noch
fortsetzten.
Mit diesem Vorstoß ist mit Wahrscheinlichkeit auch die Zusammenstellung
Nr. 72-86 zu verbinden, die den Marsch eines Streifkorps anzugeben scheint.
Allerdings sind die Angaben nicht sicher, und Noth hat in ihnen eher Kämpfe
in der Gegend von Lydda sehen wollen. Mir scheinen sie eher auf Unternehmen
zu deuten, die .etwa auf der gleichen Linie liefen wie die eben aufgeführten.
72 =>a-p-,1-n ?
73 ~()-b-tu-na Abel hatte Mel.Maspero I 1,33 die Identifikation mit
Chirbet schabtin, 15 km ostw. Lydda vorgenommen. Eher
.
handelt es sich aber um ~a-b-tu-na der Kadeschschlacht
Ramses' II., d.h. das jetzige rible (Edel, ZDPV 69, 154
n. 59) südl. ~adesch.
74 ta-ja-'a (Var. -'e) Albright-Lambdon, JSSt 2,119, vergleichen es mit dem
Ta-ja-e, Ta-a-ja-e der Alalaß-Briefe; es erscheint auch
bei Tiglatpileser III. (vgl. Kupper, Bibl.Orient. 11,
120). Abels Gleichsetzung (II 28) mit chirbet kefr tä,
9 km SO er-ramle (zustimmend Noth, ZDPV 63, 233) ist· dann
aber mit dem Ansatz von ~abtuna bei Kadesch nicht zu ver-
•
einen.
75 na-w(a)n keine sichere Festsetzung: Abel II 28 denkt an chirbet
-
nina, 11 km SO jebna; Albright, BASOR 19,1~ und Alt, PJB
29,19 n. 2, dachten an nawa in der Hauronebene; dagegen
Noth, ZDPV 59,2. (Det. "Türflügel" wegen wn "öffnen").
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 131
87 ra-h-bu sicher Rehob südl. Besan (Abel, RB N.S. 10,218 ff,; Alt,
132 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
96 ku-ra-m() -n ?
97 b{-ta-)a ?
98 ti-pu-nu Albrights Ansatz AASOR 6,19 n. 15 bei tell dibbin, 30 km
nördlich des Hulesee~ ist unsicher.
ag ;,u-bi-1
100 ja-ru-tu ?
101 ha-1-ku-r Ob das ~a-1 2 -ku-r von Urk. IV 665,2 als Besitz des Für-
sten von Kadesch?
102 Ja- c-q- b - ;, lI - l
o
? vgl. Yeivin, Eres-Yisrael III 36; JEA 45,16.
103 q()-pu-ta ?
104 q()-~i-ru Sicher nicht Gezer, vielleicht Gadara südlich Jarmuk;
Var. qa-~i-r(a).
105 ra-bi-tu Jirku, Listen 16, denkt an EA 289 Rubute.
106 m() -q-ra-tu ?
107 'a-m-qu "Ebene" (Noths Vorschlag ZDPV 61,60, an ]? QJ.: zu
denken, ist nur durch die Identifizierung von Nr. 104 als
Gezer hervorgerufen).
108 sa-ru-ta ?
109 b{-:>-ru-tu ?
110 bi-ta-s()-)-1 Besan
I
111 bi-ta-b-n-ta ein unbekanntes ; Var. b1-ta-n-ta.
Wenn die hier gegebenen Identifikationen richtig sind, so haben wir
einen Zug vor uns, der einen Vorstoß darstellt, de~ von Rehob ausgehend,
das Gebiet des Jarmuk sichern sollte.
Endlich sind noch zwei kleinere Züge aus den Ortsnamenlisten zu erken-
nen, die deutlich den Zweck hatten, Megiddo von der nach Norden in Richtung
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 133
auf Akko führenden Straße abzuschneiden. Der Marsch der einen Abteilung ist
in den Nr. 39 bis 47 gegeben, der anderen in Nr. 112 - 117.
39 m()-s()-:>-1 ~SWD
T : •
Jos. 19,26; 21,30 in Asser am Karmel (Noth,
ZDPV 58, 222). Nach Maisler, Bull. et.hist. juiv. I 49
40 :>a-k-sap T)W"J
.
n. 3 auf dem tell en-nahl, nordöstl. Haifa •
~ tell kisan in der Ebene von Akko (RA 19, 100).
T : -
Nach Maisler, BJPES 6, 158, jedoch auf dem tell harbadsch
in der Südostecke der Ebene von Akko.
Vgl. Inschrift des Amenophis I I. Urk. IV 1308, 12. Ob se-
munje westlich Scheich ibraq? Mazar (Bull. Jew. Pal.Expl.
Soc. 11,38; HUCA 24,80), Yeivin (JEA 36,57) und Aharoni
(JNES 19,183) identifizieren es mit rcij'>otOI. {nuwv ."./)..,[
bei Josephus (ant. XV 8,5; bel. Jud. III 3,1) und verle-
gen es nach tell camr, 18 km NW Megiddo. Doch ist ro~J<><cw
eher mit Nr. 114 (s. gleich) gleichzusetzen.
42 ta -ca-na-k
4
l} ~;) heute tell ta <"anak am SO-Ende der Jesreel-
Ebene.
43 ja-b-la-<"a-mu 0? 1 '"':
~ j. chirbet bel ame, 2 km SW dschennin.
44 k-n-tu-)-6-na EA 319 Gintiasna, südl. Taanek anzusetzen; von Yeivin,
JEA 36, 58, mit EA 250 Gina gleichgesetzt und bei dsche-
nin lokalisiert.
45 r-ti-m()-1-ku Noth erinnert an l.~P,{S in Asser Jos. 19,26. Ob mit
merke südlich dschennin gleichzusetzen?
46 <"a-ja-na (Noths Gleichsetzung mit 7ih~ j. tell dibbin an dem
merdsch eijun fällt heraus.) Yeivin, JEA 36, 59, verlegt
diese "Quelle" nach tell kurdaneh.
Akko.
Eine zweite Abteilung operierte in diesem Gebiet auf einer etwas südli-
cheren Linie:
112 t;a-la-q-tu /IR?Q j. tell harbatsch so Akko (Jos. 19,25; Alt,
PJB 25, 38).
113 C_n q-n-ca-mu Quelle von D..YJR; j. tell qemun.
114 q-b-cu r otf"".,.. von Alt, PJB 21, 41, mit schech abrek identi-
fiziert (Noth bezweifelt es, ZDPV 61, 61, und nimmt,62,3,
el-qire an).
115 ~()r-r<a) nach Abel, Geogr. II 28 jetzt tell abu zureq, 2,5 km NW
tell abu schusche (Nr. 116), zustimmend Noth, ZDPV 63,
233.
116 ~() -f-ta j. tell abu schusche (Alt, PJB 27, 38), 5 km NW Megiddo,
vgl. Urk. IV 650,11 ( )1 Q "( 11 Ausguck") ; vgl. Aharoni ,
IEJ 9, 110.
117 b-ra-q-na EA 250, 43, Burkana, jetzt burkin, 4 km SW dschennin,
134 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18, Dynastie
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136 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
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tel/ el-harbatsch (112)
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13 km----+--a·-3-f \
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I 'D ~emunje (+1 ~ J
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~------17km---•J..wn
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abu schusche (116) /
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\ + I
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~ ~l I
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TA'ANAK 8
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(117) burkin~-...3-p s ennm
r/\i bel'ame (43)
/7
(#?)<... ._J-
cj--~ merke (46)
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 137
seits aber der andere Aufenthaltsort Halkuru erscheint. Am Ende der Anna-
•
len für den 1, Feldzug wird nämlich eine Beuteliste aufgeführt von Leuten
und Dingen aus dem "Eigenbesitz" (pr) des Fürsten von Kadesch. Erwähnt
werden dabei die Orte ja-nu-'a-mu, n~-g-sa, ha-1-ku-ru; von ihnen ist Ja-
nuammu in EA 197,8 belegt und am Tiberiassee.anzusetzen 64 ); daß ha-1-ku-
ru wahrscheinlich in der Ortsnamenliste selbst erscheint, und zwar eben-
falls in der Gegend des Tiberiassees, wurde bereits erwähnt. Dann aber
kann nu-g-sa nicht das Land Nu8asse der Amarnabriefe sein, die Landschaft
zwischen Katna und Aleppo, sondern wird ein sonst nicht bekannter Ort in
der Gegend der beiden anderen Orte sein. Noth hatte 65 ) diesen Abschnitt
als "merkwürdig lose angeknüpft" bezeichnet und die Frage aufgeworfen,
ob hier nicht aus einem späteren Feldzug ein Abschnitt übernommen worden
sei; dem widerspricht jedoch die Tatsache, daß die gleichen drei Orte be-
reits Urk. IV 744 und 185/6 im Zusammenhang mit dem ersten Feldzug dem
Amuntempel überwiesen worden sind. Sie haben also dem Fürsten von Kadesch
gehört; anscheinend waren dort die Frauen und Kinder von ihm und den ver-
.
bündeten Fürsten untergebracht 66 ). Auffallend bleibt, daß der Fürst von
~adesch am Tiberiassee Besitzungen hat, doch kann das damit erklärt wer-
den, daß er eben ein "Herzog" ist, d.h. ein Oberherrscher über zahlreiche
Stadtkönige, und sich sein "Herzogtum" bis an den Tiberiassee erstreckt
hatte. In ähnlicher Weise tritt ja auch später der Fürst von Tunip als
Oberherr auf oder der Fürst von Damaskus. Ob der Fürst von Kadesch noch
bei dem Ende der Belagerung von Megiddo in der Stadt war, oder - wie Noth
meint 67 ) - vorher geflohen war, läßt sich nicht sagen; doch ist Kadesch
in der Folgezeit ägypterfeindlich und war also vielleicht nicht durch den
Eid der Unterwerfung gebunden.
Die Belagerung von Megiddo wurde nicht durch eine Eroberung der Stadt
beendet, sondern durch einen Vertrag. Die syrischen Fürsten schwören einen
Lehnseid: "Wir wollen in unserer Lebenszeit nicht wieder gegen Mn-gpr-Rc,
unseren guten Herrn, rebellieren". Es ist bezeichnend, daß dieser Eid (s~f~
tr) auf die schwörenden Personen, nämlich die Stadtfürsten und den namentlich
genannten ägyptischen König beschränkt bleibt; es handelt sich also nicht um
einen Eid, der auch die kommenden Geschlechter bindet, wie der hethitische
Lehnseid, Hier wird der Einfluß des ägyptischen Beamtenturns vorliegen, in
dem der einzelne Beamte auch nur an den einzelnen König gebunden war, so
daß der Nachfolger die Beamtenschaft ausdrücklich erneut bestätigen mußte.
Die Stadtfürsten müssen die Waffen ausliefern, darunter auch ihre Streitwa-
gen, und dann auf Eseln abziehen, was dem Ägypter als besondere Finesse der
Demütigung erscheint. ME!g~ddo wird aber V/e~E!!'~.~f:!J~J,~(iert, noc~. sind die Für-
sten abgeführt wq:rcl,~n. Sie bleiben Herren ihrer Städte, nachdem sie den
Lehnseid geschworen haben. Daraus zeigt sich, daß dieser erste Feldzug noch
keineswegs mit einem überragenden ägyptischen Sieg geendet hatte, daß aber
138 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
Hierher gehört wohl auch die später in einer Erzählung verewigte Eplso-
de der "Einnahme von Joppe 1168 ). General Dhwtj, der durch eine List Joppe
eingenommen haben soll, ist eine histori~~he Persönlichkeit 69 ). Wahrschein-
lich hat damals Joppe seinen Status als Stadtstaat verloren und ist als kgl.
Besitztum organisiert worden, als das es dann in den Amarnabriefen erscheint.
Durch diesen Feldzug wurde Assur bewogen, diplomatische Verbindungen mit
Ägypten aufzunehmen, wie sich aus einer Eintragung aus dem 24. Jahr ergibt
70 ) • Assur fühlte .sich von der aufsteigenden Macht des Mi tannireiches be-
droht, dem es ja auch kurz danach zum Opfer fallen sollte 71 ).
Aus dem 24. Jahr liegen keine Nachrichten über Feldzüge vor; ob im 25.
Jahr einer unternommen wurde, ist unsicher. Wenigstens befand sich am 2.
des 1. smw des 24. Jahres, also am vorletzten Tage des alten Jahres, nach
Urk. IV 1254, 11, der König noch in Theben. Feldzüge wurden aber damals ge-
wöhnlich in den letzten Tagen des alten Jahres angetreten; wir benennen sie
nach der Zahl des neuen Regierungsjahres. Allerdings hat Sethe einen frag-
mentarischen Annalenblock Urk. IV 676/7 ins 25. Jahr datiert, ohne daß die-
se Datierung irgendwie sicher ist. Leider ist von den Ereignissen nichts
erhalten, was angeben könnte, wo "Feuer in die Orte geworfen" wurde, bzw.
wo ein Schauschießen veranstaltet wurde.
Aus den Jahren 26, 27 und 28 liegt keine Überlieferung vor. Erst aus
dem 29. Jahr wissen wir wieder, daß der König nach Syrien gezogen ist. Sein
Ziel ist jetzt die Ebene an der Eleutherosmündung, um dort von See her einen
Stützpunkt in die Hand zu bekommen, von dem aus er unter Umgehung des Oron-
testales und ~adeschs nach Osten vorstoßen konnte. Da der Feldzug im 29.Jahr
als der 5. gezählt wird, läßt sich erschließen, daß in den Jahren 26 - 28
mindestens 2 Feldzüge stattgefunden haben müssen, wenn wir auch für das 25.
Jahr einen Zug annehmen.
Für das 29. Jahr erwähnen die Annalen die Er~berung einer /l ~ t;;'? t ge-
schriebenen Stadt, die ich mit den Orten I} 77'; "7 ~3;; =-:~ , Urk. IV 1237,15,
1
und t\ <;> ::::;~ ~ 1:1::>01 , Urk. IV 690,17, zusammenbringen möchte, die in der
gleichen Gegend genannt werden und bei denen es sich um das aus den Amarna-
briefen bekannte Ullaza handelt. Die Lage dieses Ortes ist nicht sicher
festzustellen, jedoch wird es in enge Nachbarschaft von Simyra gebracht, das
seinerseits wiederum im Mündungsbezirk des Eleutheros anzunehmen ist. So ist
Ullaza wohl an der Stelle des späteren Orthosia anzusetzen (s.u.).
Hier trifft damals Thutmosis III. auf eine Besatzung der Stadt Tunip,
die sich damit als Hauptstadt dieses Gebietes zu erkennen gibt, so wie es
~adesch für die südlicheren Bezirke bis zum Tiberiassee war. Tunip wird also
damals ein "Herzogtum" gebildet haben. Die Lage von Tunip ist nicht mit Si-
cherheit anzugeben; der Vorschlag von Noth 72 ), es auf dem tell hana, 3 km
ostwärts dnebe, 16 km NO ~atna, zu suchen, widerspricht - wie unten ausführ-
licher dargelegt - völlig den Angaben, die wir über die Lage von Tunip be-
sitzen. Ich halte deshalb einen Ansatz im Gebiet.nördlich des Eleutherosta-
140 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
les westlich des Orontes für viel wahrscheinlicher. Diese Stadt verteidigt
damals Ullaza gegen die Ägypter; dabei fällt die Garnison v9n 329 t-hu-r mit
ihrem Befehlshaber in ägyptische Hände. Anschließend wird für die Rückfahrt
die Kaperung von zwei beladenen Handelsschiffen in den Annalen verzeichnet,
die in der Gegend der nahr-el-barid-Mündung vorgenommen worden sein muß, da
noch die Plünderung des Gebietes von Ardata 7 3) erwähnt wird, das im jetzigen
Ardat, 6 km SO von Tripolis, zu suchen ist und also als Vorläufer von Tripo-
lis zu gelten hat 74 ). Auf der Ermentstele 7 5) wird in fragmentarischem Zusam-
menhang das Datum des x. Tages des 4. pr.t des 29. Jahres erwähnt; viellei~
handelt es sich um den Zeitpunkt ner Rückkehr vom Feldzug dieses Jahres, ob-
wohl das Datum mir recht spät zu liegen scheint.
Dieser erste Vorstoß in die Eleutherosebene hat nicht sofort den ge-
wünschten Erfolg gehabt. Im 30. Jahr wird versucht, vom Lande her das Gebiet
der Eleutherosmündung zu erobern. Dieser 6. Feldzug führt über Kadesch, des-
sen Bereich verwüstet wird, in eine unbekannte Gegend, s()s-ra-ja-tu7 6 ),
nach Simyra und erneut nach Ardata, deren Gebiete ebenfalls verwüstet wer-
den. Von einer Eroberung dieser Städte wird aber nichts berichtet. Ullaza
wird nicht erwähnt.
Im 31. Jahr findet kein Feldz-:J.g statt. Der am 3. des 1. smw des 31.Jah-
res beginnende 7. Feldzug des .32. Jahres zeigt durch seine Annalenangaben,
daß unterdessen Ullaza wieder in die Hände der Leute von Tunip gefallen war.
Denn als Hauptereignis wird die Eroberung von Ullaza berichtet, wobei 1
"Ritter" (~ntj) des Sohnes des Fürsten von Tunip, 1 Befehlshaber der Garni-
son (lies iw'j.t?) und 494 Mann in Gefangenschaft geraten; zudem werden 13
Streitwagen mit ihren 26 Pferden erbeutet. Damit ist Ullaza endgültig in
ägyptischer Hand und die Eleutherosebene gesichert. Hier lag dann bald eine
ägyptische Garnison??), die für die Beschaffung des Tannenholzes zuständig
war.
Es wird in diesem Jahr zum ersten Male davon gesprochen78 ), daß "jeder
Hafen, zu dem S.M. kam, ausgerüstet war mit gutem Brot, verschiedenen Bro-
ten,.mit Moringa-Öl, Weihrauch, Wein, Honig und allen Früchten des Landes".
Daraus ist nicht nur zu schließen, daß der Zug gegen Ullaza zur See unter-
nommen worden ist, wie es aus der Lage der Stadt heraus am wahrscheinlich-
sten ist; sondern es zeigt sich auch, daß jetzt eine Stützpunktkette an der
Küste aufgebaut wird, um für die kommenden Unternehmen eine sichere An-
fahrtsmöglichkeit zu besitzen. Denn der Zweck sowohl der Einnahme von Ulla-
za wie der Errichtung dieser Kette ausgerüsteter Häfen ist die Vorbereitung
auf den Vorstoß gegen das Kernland von Mitanni selbst. Durch diese Häfen
kann man einmal ~adesch umgehen, welches das Orontestal noch sperrte, außer-
dem sparte man Zeit und Anstrengungen, wenn man die Truppen nicht auf dem
langwierigen Landweg heranmarschieren ließ, sondern zu Schiff herantranspor-
tieren konnte. Der große Zug des 33. Jahres geht von diesen syrischen Basen
aus, da Thutmosis III. im Libanon die Schiffe für den Euphratübergang hat
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 141
herstellen lassen79) .
Leider berichten die Annalen wieder nur sehr knapp, zudem läßt gerade
hier eine Lücke nicht erkennen, was über den Beginn des Zuges gesagt war:
"Jahr 33. Seine l'.!ajestät war in Syrien. :Erreichen •.••.....•.••..••.•.••...
•.••••..•.................••. .• Osten dieses Flusses, nachdem er neben der
Stele seines Vaters '3-~pr-k~-R' eine andere errichtet hatte. Seine Maje-
stät fuhr dann stromab, eroberte die Orte und zerstörte die Dörfer jenes
Feindes vom elenden Nahrina •••...••......•••.•..••.••• er eine Seemeile
hinter ihnen her. Keiner blickte hinter sich, sondern floh gestreckten Lau-
fes wie eine Wildherde. Die Gespanne galoppierten ••.......•..•••. " Später,
nach Angabe der Beute, heißt es: "Es gelangte S.M. zur Stadt Nija beim Zug
nach Süden, nachdem seine Majestät zurückgekehrt war und seine Stele in Nah-
rina aufgerichtet hatte."
Zur genaueren Festlegung dieses Feldzuges haben wir einmal die singulä-
re Ortsnamenliste an der NO-Wand des 7.Pylons in Karnak heranzuziehen80 ),
außerdem aber die Angaben des Mitkämpfers Imn-m-hb 81 ). Diese sind zuletzt
von Gardiner82 ) und Faulkner83 ) behandelt worden: wobei die Hauptfrage ist,
ob die dort geschilderten Vorgänge aus einem einzigen Feldzug stammen oder
nicht und ob sie chronologisch der Reihe nach erzählt sind. Beide Gelehrte
bejahen diese Frage, wenn auch mit Einschränkungen. Es werden folgende Er-
eignisse erwähnt:
1) Kämpfe im Negeb (3 Gefangene, die er erst in Nahrina dem König übergibt)
- 84) -;
2) Kämpfe auf dem "Viacholder"-Hügel westlich Aleppo 8 5) ( 13 Gefangene);
3) Kämpfe bei Karkemisch (x Gefangene) und Euphratübergang;
4) Kämpfe bei Sendjar (mehrere Gefangene und 1 Hand);
5) Eroberung von Kadesch (2 marjanu als Gefangene);
6) Kämpfe im Gebi~t von !(· ....] und Eroberung der Stadt [ •. ] 1; ~, ..] 8 6~
7) Einnahme von Mrjw( ••.•] in T{;sj (3 Gefangene);
8) Elephantenjagd in Nija;
9) Tötung der Stute des Fürsten von ~adesch, Erstürmung der neuen Mauer von
~adesch (2 marjanu als Gefangene).
grundsätzlich erstrebt ansehen, jedoch mit der Einschränkung, daß die bei-
den letzten Episoden, die erzählt werden (Elephantenjagd und Stute vor ~a
desch), abzutrennen sind, vielleicht deshalb, weil es sich nicht um Helden-
taten gegen Feinde handelt, sondern um solche gegen Tiere; dabei ist an die
letztgenannte Begebenheit noch nachträglich die der Ersteigung der Mauer von
~adesch angeschlossen, die aber nichts weiter ist als eine Variarite der be-
reits erwähnten Eroberung von ~adesch. Dafür spricht, daß Zahl und Art der
Gefangenen (2 marjannu) die gleichen sind - und nur hier nimmt Imn-m-~b mar-
jannu gefangen.
Mit dem Zug des 33. Jahres ist aber auch die nur einmal erhaltene Orts-
namenliste .zu verbinden, die an der Nordostwand des 7 .Pylone zu Karnak steht
und von Simons als Ic gezählt wird. Die Lokalisierung der dort genannten Na-
men ist schwierig, jedoch lassen sich eine ganze Anzahl von ihnen in den
Texten von Alalaij nachweisen, wodurch allein schon eine gewisse Festlegung
möglich ist.
Zu Beginn der Liste fehlen 17 Namen, dann folgen:
/ '
120 p1-ra-t1 ?
121 ::~a-ja vgl. Albright - Lambdon, JSSt 2, 119. Edel, "Geschichte
und AT" 41, identifiziert es mit dem Aja in der Heirats-
korrespondenz Ramses' II. mit den Hethitern, wo es als
letzte Station im Ausland vor dem ägyptischen Upe erwähnt
wird.
122 =>a-ma-tu ?
123 ( •• )-ra-_!u ?
124 ~u-ka Kaum mit Tuka des Tiglatpileser in Bit-agusi (!) gleich-
zusetzen.
125 ta-r-m()-n-na wird von Albright- Lambdon, a.a.O., mit tar-ma-na-(!Je)
Alalakh163,13; 341,8; 342,12, gleichgesetzt. Die Annalen
Tiglatpilesers III. erwähnen Tarmana in Unqi (Kupper,
Bibl. Orient. 11, 120).
126 ru-ga-ba ?
121 tu-ni-pa Noth, ZDPV 64, 71, setzte es auf tell hana, 3 km ostw.
des Dorfes dnebe, 16 km NO von ~atna, an, jedoch wider-
spricht dieser Ansatz den sonstigen Hinweisen auf die La-
ge des Ortes. Zur Lage des Ortes NW von Kadesch s. u.
?
128 ( ••••• ) a · ?
Lücke von 13 Namen!
130 ~(u)-la-b KUB XXI 38 rto 13; 36,9; 39,8; 35,7: Zulabi, vielleicht
~alaba 10 km OSO Nija. Sicher nicht mit Dussaud, Topogr.
134 =>a-ra Albright denkt an ara bei Hamath, assyr. Ara (Vocalisa-
tion 33 Nr. 4); vielleicht ist es aber eher tell ar, 23
km NO Nija. Vgl. Alalakh 290,11 (JCSt 13,51).
135 si-p{-si-rU. ?
136 si-ka-rU. ?
137 su-1 2 -1u-ta A.-1.: Alalakh c 111 ,8; 162,8/9; 179,20; 341,15 Zu-lu-ti.
138 -'u-na-m ?
139 .>8.-ra-si-k-na A.-1.: Alalakh c 7,49; 55,39; 358,4 A-ra-zi-ik, von A.-1.
identifiziert mit Eragiza am Euphrat, bei Tiglatpileser
I. Araziki. Jedoch widerspricht dem der Ablauf des rekon-
struierbaren Zuges.
140 aa-ra-ka-Bi ?
141 _!!a-ra-su ?
142 rU.-r-t-ja ?
143 sa-ra-kU-sa A.-1.: Alalakh C 180,16.35 sar-ra-ku-ße.
144 ( ••••••• )
145 w()-na-ja ?
I
146 :>U.-nu-f-ra A.-1.: Alalakh C 421,9 U-na-pu-ri.
147 ja-ta-na-b A.-t.: Alalakh C 140,3; 284,3; 341,4; 352,2; Ja-at-ha-pa.
I I v
148 'u-nu~qa A.-1.: pass. U-ni-qa, bei Tiglatpileser III. als U-ni-ga-
a erwähnt (vgl. Honigmann, ZDPV 47,22 Nr. 339). Nicht mit
ja-n-qa bei Amenophis II. gleichzusetzen (s.u.).
149 ( •••• )-si-na ?
150 sa-ku-ßi-ja ?
I
151 :>u-b!-la-li-na A.-1.: Alalakh C 301,2.15 U-pa-la-li.
152 !!,()-1 2 -la-wi-su ? Ob: Zi-la-ja Alalakh 298 rev. III 24?
153 su-b-qa ?
154 pa-si-rU. ?
155 sa-ta-ß-b-g ?
156 :>a-ma-ra-s-ki bei Ramses III. (Simons Nr. XXVII) Nr. 62 )a-ma-ra-sa-k;
A.-1.: Alalakh C 179,7; 197,41; 400,6; 442a,1; A-mar-sa-
ag-gi (vgl. Forrer, Provinzeinteilung 19).
157 ßa-lu-la-sa A.-1.: Alalakh C 231,3; 284,9; ga-lu-la-se.
158 n-nu-ra~m()-n-na-.!!() Ob an Macaret en-nocman zu denken?
159 6()-wi-la-n -ta ?
160 mi-ra-r-h-na-sa
.... ?
161 si-g()r-ru ?
162 ( ...... )
163 ku-1 2-la-tu A.-1.: Alalakh C 160,5; 185,8; Ku-la-an-te.
164 ti-li-_!! () ? wohl Ti-li-se Alalakh 287,6.
165 ( ....... )
166 l()l-li-sa aber sicher nicht das bekannte Ullaza!
167 a- c -ra-sa
J' , ?
144 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
168 ha-si-la-su
V -
? wohl ga-zi-lu-uß-e Alalakh 303 obv. 1.
169 :>a-ra-ni-ra ?
170 ' !,
h~u-ta-m~-Ja .
A. -L. : Alalakh pass. gu-tam-me.
171 ( •••••••• )
112 a.-w[D-ru-ja-na ?
173 su-n-su-ra A.-L.: Alalakh pass. Zu-uz-zu-ra; KUB 15, 34 I 55; Zu-un-
zu-ra. Vielleicht sendjar 30 km ostw. Ma'aret en-no~an.
174 ka-g()-m(?) ?
175 'a-ra-,1( •••• ) ?
176 ßa-~ ( ) ( •••• ) ?
177 mu-ra-ra-g-na-sa A.-L.: Alalakh pass. Mu-ra-ar.
178 ( •••••• )-ja
179 ßu-ra-( •••• )
180 w()-ri-( ••.•• )
181 sa-( •..•••• )
182 ( •.••••••.. )
183 ( •••.•••••• )
184 nu-b-an A.-1.: Alalakh V 153,11 Nu-pa-an-ni bzw. C 17,1; 146,26;
Lu-pa-ni. Ob an haluban 20 km ONO Ma'aret en-no~an zu
denken?
185 ga-tu-m ?
186 m() -n-g-na-sa ?
187 ta-p-k-an-na A.-L.: Alalakh C 143,1; 287,4; 329,9; Tap-qa-an-ni. Viel-
leicht tell touqan,30 km NO Ma'aret en-no'man.
188 su-s-na ?
189 ni-ra-b Bei Tiglatpileser III. Nirabu in Bit Agusi. Vielleicht
nirab, 27 km nördl. M.a 'aret en-no'man.
190 ta-ra-b Dussaud, Topographie 218, denkt an athareb, 27 km WSW von
Aleppo, jedoch weicht diese Ansatzung zu sehr von dem
bisherigen Verlauf des Zuges ab, und es entsteht eine zu
große Lücke zu Nr. 192, die ziemlich sicher ist.
191 '8.-tu-g-n-ra ?
192 ) e-ma- [r] vgl. Liste Ramses' III. (Simons XXVII Nr. 24); in Mari
I-ma-ar; nach Dossin, Syria 19,116, am oberen Euphrat bei
meskeneh ostw. Aleppo gelegen, also am Euphratknie. Auch
auf der Statueninschrift des Idrimi erscheint E-mar.
(Vgl. auch BASOR 147,22).
193 '( )n-ta-( ••• )
194 sa- ( •..• )
195 s()-m()-bu (Ideogramm "Knochen") ?
196 ni-~()-pa ?
197 'i ! -si-k-ra ?
4 I
198 'a-b~-ta ?
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 145
279 sa-ja-tu ?
280 p-d-ru Pitru am Euphrat, vgl. Salmanassar III. (ANET 278 b).
281 'a-ta-ri-ta-an ?
282 m() -s () -wa Die noch von Hölscher, Libyer und Ägypte~vorgenommene
Gleichsetzung mit den libyschen Maswas ist nicht halt-
bar.
283 ' 2-la-ka ?
"i 4 ·-1
284 I . ·'
n-p1-r1-JU-ra-w i ?.
285 na-ta-ki-na (vgl. Simons Nr. XXVII 45) vielleicht das bei Salmanas-
sar III. neben Pitru genannte Mutkinu (Dussaud, Topogr.
462), das aber Forrer, Provinzeinteilung 25, auf das
Ostufer verlegt.
286 'a-ta-ti-ma ?
287 :>a-b-ra-n-nu ?
288 :>a-ja-ra-1 2 -lu ?
289 :>a-ja-ra-1 2 -1-6. ?
290 'a-n-n-eu-ja ?
291 ta-k-nu(?) ?
292 ta-ru-na ob tar~in, 17 km nördlich bab (NO Aleppo)?
1
293 'u-ra-na A.-L.: Alalakh C 142, 13; 154,10 U-ra.
294 ra-m()-an-na-ja ?
295 ( •••.•• )
296 pa-pa-b{ ?
297 'a-ta-( ••• )
298 'a-ra-sa-( •• ) ?
299 ma-ri-( •• ) ?
300
bis
305 zerstört .
306 't-b-ra A.-L.: Alalakh pass. Ib-ra.
307 ku-ra-mi-ta ?
308 'a-ma -ku-[n] A.-L.: Alalakh 56,3, A-ma-ak-wa-an.
4
309 ka+-si-r-6. ?
310 'u-mi-ja ?
311 ta-la-bu Aleppo.
312 pe-'u-1 2-lu ?
313 'u-ra-m wohl urim, 20 km SW Aleppo.
314 sa-m()-'a-ra-wa Albright, Vocalisation 34, sieht hierin ein samcal,
was lautlich wohl stimmt; jedoch ist es sicher nicht das
später berühmte Sam'al (sendjirli).
315 "u-ka-m ?
316 pu-ra-ta2 Nicht Purattu: Euphrat!
317 sa-ru-ra-su ?
148 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
fort. Dann folgen zahlreiche aus den Alalag-Texten bekannte Namen, so daß
wir annehmen können, wir befinden uns in der weiteren Umgebung von Alalab.
Dafür sprechen auch mehrere mögliche Gleichsetzungen. Mit 192 wird anschei-
nend der Euphrat an seinem Knie erreicht, wo er nach SO umbiegt, und mit
270 sind wir in Karkemisch. Von dort weisen die Namen Pitru und Aleppo in
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 149
E u.b
280 Pitru ~1.
285\ Mutkinn t1-J
2920~
~ 313urim
~L
c~erhae?J
vr:dzz tennll[iJe
-- -- --
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//);h Tun} C?J
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I
c Kades
~
I
.
I
~
150 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
südwestlicher Richtung zum Orontes zurück, an dem der Weg wieder stromauf
zu führen scheint. Von muriqa an, also bei sindjar, ist der Schluß der Li-
ste zerstört.
Wir haben nun diese Ortsnamenliste mit den Angaben der Annalen und des
Imn-m-~b in Übereinstimmung zu bringen, um den Zug des 33. Jahres wenig-
stens in großen Linien verfolgen zu können.
Gegenüber der Listenabfolge Karkemisch - Aleppo spricht Imn-m-~b zu-
nächst von Kämpfen bei Aleppo und dann über den Flußübergang bei Karkemisch.
Die Annalen.erwähnen zunächst die Kämpfe am Euphrat und dann die Ankunft in
Nija. Somit aürfte es sicher sein, daß die Ortsnamenliste rückläufig zusam-
mengestellt ist, also der Beginn des Feldzuges an ihrem Ende aufgeführt
ist.
Karkemisch ist der Punkt, wo der Euphrat erreicht und überschritten
wird - dort hatte dann also auch Thutmosis I. früher seine Siegesstele auf-
gestellt89). Daß der Übergang über den Euphrat bei Karkemisch vorgenommen
wurde, ergibt sich auch aus den Angaben des Imn-m-~b, der dort Gefangene
gemacht hatte: "Ich fuhr über das Gewässer von Nahrina, indem sie noch in
meiner Hand waren als [•...•..••] , und stellte sie dann vor meinen Herrn."
Diese Schilderung berichtet also nicht eine "lokale" Flußüberquerung durch
Imn-m-~b (vergleichbar etwa der Urk. IV 5/6 geschilderten), sondern "den"
Übergang des ägyptischen Heeres; erst nach dem Übergang liefert Imn-m-hb
seine ·Gefangenen ab.
Schwierigkeiten macht nur die Bemerkung der Annalen, die an die Nennung
des Flußüberganges anschließt: "is.t hd.n
.., .hm.f bei der Zerstörung der Orte
und Vernichtung der Dörfer". !}dj heißt zunächst "stromabfahren" und dann
aus den Gegebenheiten des Niltals "nordwärtsziehen". Am Euphrat liegen die
Dinge allerdings umgekehrt, wie es die Tombosstele Thutmosis' I. ausdrück-
lich vermerkt (.Urk. IV 85,14), denn dort fahre man "!}ddj m !}ntj.t", also
"stromab beim Südwärtsfahren" bzw. "nach Norden beim Stromauffahren". In
beiden Fällen zeigt sich, daß die Bedeutung von !}dj oder gntj im ursprüng-
lichen Sinn "stromab- bzw. stromauffahren" noch lebendig gewesen ist. Gar-
diner 90) entschied sich dahin, daß hdj an unserer Stelle "nordwärtsfahren"
V
heißen müsse; dabei konnte er sich auf die wenig später genannte Stelle Urk.
IV 698,15 stützen, wo beim Zug nach Nija "m gntj.t" marschiert wird, was
nur "nach Süden" bezeichnen kann. Jedoch ist dort die Situation insofern
eine andere, als dabei·kein Fluß befahren wird, also kein Grund vorliegt,
die ursprüngliche Bedeutung heranzuziehen. An unserer Stelle Urk. IV 697,6
ist das aber der Fall, und so möchte ich hier für !}dj tatsächlich die ur-
sprüngliche Bedeutung "stromab fahren" annehmen. Diese paßt nicht nur bes-
ser in unsere vorgeschlagene Rekonstruktion des Feldzuges, sondern dürfte
auch die technisch allein durchführbare gewesen sein. Denn ich kann mir
nicht vorstellen, daß Thutmosis III. mit seinen kleinen Kähnen (sie muß-
ten ja auf Wagen pa~sen!) den im Oberlauf recht reißenden Euphrat stromauf
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 151
gefahren ist. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß Sethes Er-
gänzung des Verbs in der Schlachtschilderung Urk. IV 697,12 (ßdj-n.f) durch
nichts gesichert ist.
Schließen wir also aus den Angaben der Annalen und dem Bericht des Imn-
m•~b, daß wir die Ortsnamenliste rückläufig lesen müssen, so ergibt sich
können wir sogar annehmen, daß sich Alalaß vorübergehend an Ägypten ange-
schlossen hatte.
Es tritt nun eine kurze Ruhepause in den nordsyrischen Kämpfen ein: im
39. Jahre werden nur die S~sw, also die Beduinen, bekämpft, im 40. und 41.
Jahre finden sich überhaupt keine Angaben über Kämpfe. Bedeutsam ist im 41.
Jahr eine Geschenksendung aus Hatti.
Während dieser Kampfpause scheinen die Mitanni nicht untätig gewesen zu
sein. Tunip war bisher noch nicht erobert worden. Von dieser Stadt geht wohl
auch der Anstoß dazu aus, daß die Stadt Irqata für die Ägypter eine Gefahr
wird. Diese Hafenstadt liegt zwischen Simyra und Ardata, also den Orten, die
bisher in den Berichten bei Kämpfen im Bleutherosgebiet genannt worden wa-
ren; Irqata wird zunächst nicht erwähnt. Jetzt wird dieser Ort (heute arqa
bei Tripolis) zusammen mit anderen nicht genannten Orten seines Gebietes er-
obert. Als nächstes fällt eine Stadt, von deren Namen nur ••• kn erhalten
ist, und endlich wird das Gebiet von Tunip geplündert. Es handelt sich somit
um einen Vorstoß den nahr el-kebir aufwärts; von einer Eroberung von Tunip
wird nichts gesagt, obwohl wir durc~ einen Amarnabrief Nr. 59 wissen, daß
Tunip endlich auch von Thutmosis III. bezwungen worden ist. Der Rückmarsch
geht über ~adesch, von dem nichts berichtet wird - es dürfte in ägyptischer
Hand sein -; es wird nur die Eroberung dreier Ortschaften im Bezirk von Ka-
•
desch erwähnt, die von Mitanni-Besatzungen belegt worden waren. 691 Gefan-
gene, 29 Gefallene und 48 Pferde werden aufgeführt. Diese Truppen des Mitau-
nikönigs im Gebiet von ~adesch zeigen deutlich, wie hier von Mitanni aus
versucht wird, die Orontessperre wieder zu schließen, indem man zunächst
kleinere Orte besetzt und damit Kadesch isoliert.
Mit diesen Angaben aus dem 42. Jahr brechen die Annalen ab, und wirwis-
sen über den Fortgang der Auseinandersetzungen nichts. Nur aus dem Amarna-
brief 59 können wir entnehmen, daß Tunip noch von Thutmosis III. erobert
worden ist. Im Grab des 2. Amunpriesters Mn-spr-Rc-snb9 6 ), der in die aus-
gehende Regierung Thutmosis' III. gehört, werden die Großen von Tunip und
~adesch zusammen mit den Fürsten von Kreta und Hatti dargestellt. Dies
zeigt, welche Bedeutung man in Ägypten gerade Tunip und ~adesch - wohl als
Hauptstädten der beiden wichtigen Herzogtümer - zugemessen hat.
Kleinere Hinweise lassen sich aus Inschriften von Zeitgenossen Thutmo-
sis' III. entnehmen, die Ereignisse im Zusammenhang mit den Feldzügen er-
wähnen. So spricht der 1. Sprecher I~mw-ndh in seiner leider sehr fragmen-
-.
tarisch erhaltenen biographischen Inschrift davon, daß "die Fremdlandbewoh-
ner von R!nw von seinem Anfang bis zu seinem Ende rebellierten"9?); eine
folgende genauere Ortsangabe ist aber leider zerstört.
Der Rekrutenschreiber !nnj, der gleichzeitig der Schreiber des Kriegs-
tagebuches gewesen ist, erwähnt, daß er "die Großen von sa-hi als Gefangene
nach Ägypten gebracht, ihre Städte erbeutet und ihre Bäu~e gefällt habe" 98 )
Wichtiger ist die Schilderung auf einer Statue des kgl. Truchseß' Min-
154 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
msw 99 ): "Ich durchzog Ober-R!nw hinter seineJll Herrn. Ich ließ Ober-R!nw
zinsen mit Silber, Gold, Lapislazuli, allerlei Edelsteinen, Wagen, Pferden
ohne Zahl, Rindern und Kleinvieh, soviel es gab. Ich ließ die Fürsten von
R!nw ihre jährlichen Abgaben wissen." Bei der Eroberung von 30 Ortschaften
in ta-!;-8{ aber "leitete ich das tapfere Heer des Königs. Ich war Truchseß
des Königs, als ich d&s Gesagte tat". Min-msw war also Heerführer auf dem
Feldzug des 33. Jahres, während zu Beginn der Feldzüge ein solcher der Gene-
ral Dhwtj gewesen ist 100 ), der sich die Bezeichnungen "Vertrauter des Königs
-.
in allen Fremdländern und auf den Insein des Meeres, der die Magazine mit
Lapislazuli, Silber und Gold füllt", beilegte.
Der kgl. Herold Intf erklärt auf seiner Stele 101 ), daß er die feindli-
chen Schlösser "an der Spitze des Heeres" besetzte und sie für den Aufent-
halt des Königs vorbereitete und ausstattete.
Endlich ist für die Veranschaulichung der Kriegszüge Thutmosis' III. in
Syrien die Darstellung eines syrischen Kastells im Grab des Imn-msw von Be-
deutung102), das aber erst weiter unten im Zusammenhang mit anderen Fe-
stungsdarstellungen besprochen werden soll.
Über die politische Ordnung des syrischen Raumes unter Thutmosis III.
finden wir nur wenige Angaben. Der König scheint in den Städten gern neue
Dynastien einzusetzen. Hingegen erwähnt er in den Annalen ausdrücklich:
"Dann setzte S .M. diese Fürsten erneut für [jede Stadt ein] "; dadurch ist
klar, daß die Fürsten, die bei Megiddo freien Abzug erhielten, nachdem sie
Treue geschworen hatten, ihre Herrschaft behielten. Im 30. Jahr erwähnt er
in den Annalen 103 ), daß die "Kinder der Fürsten und ihre Brüder als 'Fest-
gesetzte' nach Ägypten gebracht wurden. Wenn ein Fürst starb, so pflegte
S.M. seinen Sohn an seine Stelle treten zu lassen." Damals wurden 36 Kinder
weggebracht. Sie wurden also in Ägypten erzogen und dann als Nachfolger
eingesetzt, wenn der Vater starb. Diese Praxis ist noch in den Amarnatexten
erwähnt, wo z.B. die Leute von Tunip (EA 59) vom ägyptischen König ihren
Fürsten erbitten. Von Thutmosis III. erwähnt der Fürst von Nugasse (EA 51),
daß "als Managpiria, dein Großvater, den Taku, meinen Großvater, in Nu!;asse
zum König machte und Öl auf sein Haupt goß, er zu ihm sagte: Wen der König
von Ägypten zum Fürsten gemacht hat und auf wessen Kopf er Öl getan hat,
den soll niemand stürzen". Es ist in diesem Zusammenhang interessant, daß
bei der Darstellung im Grab des Mn-gpr-RC-snb der Fürst von Tunip ein Kind
auf seinem Arm trägt und dem König darbietet, wobei es sich mit Sicherheit
um seinen Sohn handeln wird.
Von den Ereignissen der Syrienkämpfe Thutmosis' III. ist nicht einzuord-
nen das Sternenwunder, das er auf der Gebel Barkal-Stele schildert. Daß es
in Syrien geschehen sein muß, ergibt sich aus der Angabe Urk. IV 1239,4, daß
er danach "nach Süden zurückgekehrt" sei. Die Schilderung selbst ist nicht
durchsichtig: "Die [wachen] kamen gerade, um sich zu begegnen in der Nacht,
um die vorschriftsmäßige Wache durchzuführen, indem es die 2. Stunde war,
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 155
da kam ein Stern herauf südlich von ihnen - nie war so etwas geschehen. Er
stellte sich gegen sie (s für sn? die Feinde? oder eine Stadt, deren Bela-
gerung (?) in der Lücke am Anfang erwähnt worden war?) an seiner Stelle 10 4).
Keiner konnte dort bestehen, [ich schlachtete sie, als seien sie nicht ge-
wesen, hingefallen in ihrem Blut], gestürzt in Leichenhaufen etc." Die Fein-
de werden also durch dieses kosmische Wunder erschreckt,und der König ver-
nichtet sie. Um was es sich dabei handelt (Meteor?), bleibt offen. Auf he-
thitische Parallelen hat Friedrich 105 ) hingewiesen.
Von Amenophis II. liegen Berichte über drei Feldzüge in Syrien vor, und
zwar aus dem 3.,7. und 9. Jahr 106 ). Die Schilderung der Kämpfe des 3. Jah-
res107) ist nur kurz und anhangweise in einem Text über Tempelrenovierun-
gen erhalten, der vom 3. Jahr, 3. smw, 15. Tag, stammt, als er bei der Rück-
kehr von dem Feldzug den Befehl zur Errichtung der Stelen gab. Dort wird be-
richtet, der König habe 7 Fürsten im Gebiet von ta-g-si mit eigener Hand er-
schlage~ und ihre Leichen, die am Bug des Königsschiffes aufgehängt waren,
wurden nun an der Mauer von Memphis, eine Leiche auch in Napata, zur Schau
gestellt. Da es sich bei ta-h-si
V
um das Gebiet um Kadesch
•
handelt 108 ), sind
damals also wieder an diesem neuralgischen Punkt Abfallbewegungen im Gang
gewesen, die vom König hart unterdrückt werden mußten. Leider wird nicht
überliefert, aus welchen Orten die erschlagenen Fürsten stammen und ob Ka-
•
desch mit unter ihnen war.
Die Feldzüge des 7. und 9. Jahres sind ebenfalls auf zwei Stelen erhal-
ten, die jedoch nicht wörtlich übereinstimmen, sondern die Ereignisse z.T.
in verschiedenen Worten und in Auswahl geben 109 ). Da es sich dabei um offi-
zielle Tempelinschriften über diese Feldzüge handelt, so können wir bei
ihnen wie bei den Annalen Thutmosis III. erkennen, wie die eigentlichen
Annalennotizen durch Überarbeitung im Sinne der vorstellungsmäßig geforder-
ten "Wahrheit" erweitert worden sind. Einflüsse des Kriegstagebuches lassen
sich wohl nur bei den Beutelisten feststellen. Für die Art und Weise, wie
solche Inschriften niedergeschrieben wurden, ist bezeichnend, daß sowohl
die Karnak- wie die Memphisstele auf eine Urschrift zurückgehen müssen, aus
der sie ihren Text durch Kürzungen herstellen. So hat M durchgehend die Ta-
gesangaben weggelassen, aber auch sonst ab und zu Sätze gestrichen. Im An-
fang hat man sogar das Gefühl, die der Bearbeitung zugrundeliegende Kopie
auf Papyrus sei beschädigt gewesen, so daß man konjizieren mußte. Für unse-
re Zwecke ist wichtig, daß wir bei dieser "Textkritik" feststellen mögen,
welche Angaben wir als Annalenangaben nehmen können, die historisch einwand-
frei sein dürften, und welche Überlieferung nur "Erzählung" ist, d.h. aus
Gründen der Vorstellung vom rechten Verlauf eines Feldzuges hinzugefügt wur-
de.
Die Auszüge aus den Annalen beginnen nicht mit dem Abmarsch aus Ägypten
(wie etwa die "Annalen" Thutmosis' III.), sondern mit der ersten Feindberüh-
rung; diese Annalennotiz ist zu rekonstruieren als (1301 ,3a + 1302,1b =
156 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
Heer sammelt sich wieder in der ägyptentrauen Stadt Nija, dem jetzigen fa'-
lat el-mudiq.
Wieder folgt eine Lücke in den Annalenangaben, in die aber nach Urk. IV
1303,9 unter einem der Tage nach dem 10. die Angabe "nach Ugarit" einzufü-
gen ist. Der Ortsname ist allerdings ~-ku-si (=~-ku-ta 2)geschrieben, jedoch
scheint die Gleichsetzung mit Ugarit (sonst ~a-ku-ri-ta geschrieben) sicher
zu sein 111 ). In K wird über diesen Marsch 1312,7 ff. eine kleine historische
Begründung gegeben, die wohl kaum dem "Erzähler" zuzuweisen ist, sondern
möglicherweise aus dem Kriegstagebuch stammt, vielleicht als Abschrift einer
Meldung: Dort sei nämlich gegen die ägyptische Besatzung und den ägypten-
trauen Fürsten eine Aufstandsbewegung entdeckt worden, die vom König unter-
drückt werden mußte. Vielleicht hängt dieser Aufstand mit dem Mißerfolg der
ägyptischen Truppen zusammen, da es sonst nicht recht zu verstehen wäre, daß
uieser Aufstand gerade dann ausbricht, wenn der ägyptische König mit seinen
Truppen in der Nähe steht. Wir haben in diesen Unruhen wohl mit Sicherheit
die Auswirkungen des Ausgreifans der Mitanniherrschaft unter Saustatar zu
sehen 112 ). Wichtig ist, daß Ugarit als Hafenstadt von einer ägyptischen Be-
satzung gesichert wird.
Dieses Unternehmen gegen Ugarit scheint 10 Tage in Anspruch genommen zu
haben, denn die nächste Annalennotiz heißt:
(1303,13/4 = 1312,17/8) "2. smw, 20. Tag; Ruhen im Zelt S.M. gegenüber von
si-ra-ua bei !J()-8-ra-m()".
Wir befinden uns hier auf dem Rückmarsch von Ugarit. Die Lage von si-ra-
ßa ist nicht ganz sicher, jedoch ist dieser Ort auch in der Ortsnamenliste
Thutmosis' III vom Zug des 33. Jahres vorhanden und kann danach zwischen
Nija (ka'lat el-mudiq) und dem heutigen amurin am Orontes angesetzt werden
113)
-.
Die folgenden, nur bei M erhaltenen Eintragungen scheinen nur geringfü-
gig geänderte Annalennotizen zu sein; leider fehlen - wie immer in M - alle
Tagesangaben:
"PlÜnderung der Dörfer von m()-n-~ut", einer sonst nicht bekannten Gegend.
"Nach h-si-ri-ca. Unterwerfung (pr.t m ~tp)"." Auch dieser Ort wird sonst
nicht wieder erwähnt.
'"Nach ja-n-qa. Unterwerfung". Die Identifizierung dieses Ortes ist deshalb
schwierig, weil sich in der Liste Thutmosis' III. unter Nr. 148 ein ~u-nu-qa
findet, das mit unserem ja-n-qa gleichgesetzt worden ist, so von Badawi,
ASAE 42,11; jedoch hat schon Edel, ZDPV 69,153, darauf hingewiesen, daß die
beiden Namen nicht übereinstimmen können, da der Lautbestand verschieden
ist; zudem muß das )u-nu-qa der Ortsnamenliste Thutmosis' III. nördlich bzw.
nordöstlich von Nija liegen, während ja-n-qa nördlich ~adesch anzusetzen
ist. Das ergibt sich aus.der folgenden Annaleneintragung:
(1303,19) "Nach ~adesch. Unterwerfung; Schießen auf die Scheibe südlich der
Stadt". Ob die Angabe über das Schwören des Treueeids (1304,2) hier als eine
158 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
Diese Orte sind sonst nicht bekannt; ihre Lage wird hier mit "westlich su-
ku", d.h. ras es-suweke, angegeben.
Aus den Angaben über diese Plünderungen hat der "Erzähler" wieder sein
Bild des kämpfenden Königs entwickelt, wie es gefordert wurde. Hier bricht
K aus Platzmangel ab, während M den Text in der Weise fortsetzt, daß zu-
nächst wieder der "Erzähler" zum Wort kommt, der nun das Motiv des sieg-
verheißenden Traumes ausführt. Man erwartet dieses Motiv eigentlich vor
einer entscheidenden Schlacht, aber nicht, wie hier, bei der Plünderung un-
bedeutender Dörfer. Schon allein hieraus läßt sich erkennen, wie die Kompi-
latoren solcher Inschriften gezwungen waren, die trockenen Angaben der Anna-
len wie der Kriegstagebücher mit Schilderungen von Vorgängen aus.zubauen,
die zwar nicht geschehen waren, die aber aus Gründen der Vorstellung über
einen "richtig" verlaufenen Feldzug notwendigerweise geschehen sein müssen.
Auch die nächsten beiden Annalennotizen hat K wieder zu einer einzigen
Bemerkung zusammengezogen:
( 1 307, 4/5) "Nach 'a-tu-ri-n!'
"Nach m()-k-ta-la-ji-n!"
Diese beiden Orte - beim letzteren handelt es sich um "die beiden Mig-
dol11120) - sind nicht zu identifizieren. Hier kommt wieder der Erzähler mit
dem Motiv des einsam kämpfenden Königs zu Wort. Dabei hat er mit dem Bild
der von einer Feuerwand eingeschlossenen Gefangenen und des Königs, der sie
mit dem Schlachtbeil in der Hand die Nacht hindurch bewacht, eine eindring-
liche Schilderung gegeben, die seiner Vorstellung alle Ehre macht, nur ist
sie historisch nicht zu verwerten.
Aus 1308,4/5 läßt sich dann die Annalennotiz wieder herstellen:
"4. 5g.t, Tag 1. Thronbesteigungsfest. Nach 'a-nu-gar-ta". Das in M nicht
erhaltene Datum ist durch die Inschrift Urk. IV 1343,10 gegeben. Daraus
schließen wir, daß anscheinend die vorher gemachten Angaben lückenlos sind
und wir von Aphek bis Ja-nu-gar-ta den Endpunkt der Tagesmärsche angegeben
haben: 26. ja-I;-ma 27. ma-pa-61 -n 28. ga-ta-si-n 29. ?a-tu-ri-n 30. ma-
160 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
k-ta-la-ji-n.
Q!~-~~~E~~~~~~i~~~~~g-~~~~~gg~_!g_§l~!~g
Zug der nördlichen Abteilung beim l.Feldzug Thutmosis' III.
,.,.,.,,,.._ Feldzug des 33. Jahres Thutmosis' III.
........ Feldzug des 7. Jahres Amenophis' II.
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 161
a Aleppo
'1\VAVIW/\VI\V/WAVAV/\
17) Das ergibt sich nicht nur aus dem Brief des Apophis an den Herrscher
von Kusch, der auf der zweiten Stele des Ahmose wiedergegeben wird, son-
dern auch aus den Abdrücken von Siegeln des Apophis, die auf rege Korre-
spondenz schließen lassen (Bibl. Orient. 6, 88; JEA 35, 65; 37, 62 n. 5;
Kush 4, 54 ff).
18) Goetze, JCSt 11,70.
19) Wiseman, Alalakh T. Nr. 6.
20) Albright, BASOR 146, 31.
21) Neue deutsche Ausgrabungen im Mittelmeergebiet, 108. Zu den anderen
Fragmenten vgl. Goetze, JCSt 11,70 n. 186.
22) 2 BoTU 23 A I 30.
23) Fragment Lacau, ASAE 39, 245 ff.; Schülerabschrift vgl. Gardiner- Gunn,
JEA 3, 95 ff.; neue Stele Labib Habachi, ASAE 53, 195 ff.
24) Math. Pap. Rhind (Brit. Mus. 10058), vgl. Gauthier, Livre des rois II
139/40.
25) Gardiner, Royal Canon ad. loc.
26) Posener, ÄZ 83, 38 ff.
27) so nach Wb III 424,4,und nicht "Siut" zu lesen.
28) Urk. IV 1 ff.
29) Jetzt wohl tell el-far'ah, genannt Jos. 19,6, im Gebiet von Simeon, in
der SW-Ecke Kanaans.
30) Auffällig ist in dieser Zeit das Auftreten von mit Ttj- zusammengesetz-
ten Namen, vgl. etwa die Familie des Bürgermeisters von Theben, Ttj-kjj
(Helck, Verwaltung 523).
31) Urk. IV 35.
32) Urk. IV 25; Wilson, bei Pritchard, ANET 234 n. 18.
33) Spiegel, Saeculum 1, 47 ff.
34) Cornelius, JCSt 12, 102.
35) Carter, JEA 3 pl. 21.
36) J<fftllJJ im Sethisbuch ist Variante für z./3'"'1 und entspricht dem >J"',_...,..,{f
bei Jos. bzw. Z."Col.jy bei Afr.
37) Borchardt bei Bassermann-Jordan, Geschichte der Zeitmessung I pl. 18.
38) JEA 32, 43 ff.
39) Urk. IV 9/10.
40) Urk. IV 36, 9 ff.
41) Urk. IV 697, 5.
42) Er wird auf dem "dynastischen" Siegel des Saustatar als Sohn des Kirta
und König von Mitanni genannt, mit dem die Alalag-Tafeln Nr. 13 und 14
gesiegelt sind; vgl. Goetze, JCSt 11,67.
43) Urk. IV 103/4. Die Zuweisung der Beute an Thutmosis I. ist nicht ganz
sicher, da auch Thutmosis II. gelesen werden kann (C5-gpr-(k~]-R'- bzw.
'5-gpr-[n]-R'-). Daß bereits Ahmose ähnliche Jagden unternommen haben
muß, ergibt sich aus der Vasenaufschrift bei Carter, JEA 3 pl. 21 Nr. 4,
168 Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie
wonach Ahnlose sich begeben habe "nach ~dm, um sich zu vergnügen". ~dm
wird bei Sinuhe als Gebiet bei Byblos erwähnt; das "sich vergnügen" be-
zieht sich auf die Jagd.
44) S. Smith, Statue of Idrimi.
45) Wiseman, Al.T. 3; vgl. auch MIO I 109.
46) 2 BoTU 23 I 66.
47) Die Gleichsetzung des genannten Zidantas ist deshalb schwierig, weil
das Vorhandensein eines zweiten Zidantas von einigen, besonders von Cor-
nelius (zuletzt JCSt 12, 103) geleugnet wird. Er wie auch ein zweiter
Hantilis und Huzzijas sind von Forrer und zuletzt von Goetze (JCSt 11,
55 ff.) aus den Aufstellungen von Opfern, die den Königen gebracht wur-
den, erschlossen worden, wenn sie auch sonst bisher noch nicht belegt
sind. Ihre Existenz wird von Rowton (JNES 17, 105/6) und Guerney, The
Hittites 216, übernommen. Schwierigkeiten machen dabei nur chronologi-
sche Probleme, da Goetze auf Grund von Generationszählungen die für die
Zeit zwischen Mursilis (1530) und Suppiluliuma (um 1375) vorhandene Zeit
für zu gering hält. Deshalb müsse die "mittlere" Chronologie als richtig
angesehen werden. Cornelius hat (JCSt 12,103) andererseits auf die Un-
sicherheiten in den aufgestellten Stammbäumen hingewiesen, so daß von
ihnen aus kein schlüssiger Beweis gegen die "kurze" Chronologie gezogen
werden darf. Sicher scheint mir aber, daß ein zweiter Zidantas angesetzt
werden muß, da bei der engen Verbindung von Idrimi einmal mit Zidantas
über Pellija und andererseits als Vater des Niqmepa (Untertan des durch
KBo I 3 obv. 8 chronologisch festliegenden Saustatar)(Al.T. 15,3) es un-
möglich erscheint, ihn mit dem Zidantas, Nachfolger des Hantilis, zu ver-
binden (anders Otten, JCSt 5, 129; G.R. Müller, MIO I 108).
48) Zur Lesung Ba-ra-at-tar-na auf der Statue des Idrimi gegenüber der von
S. Smith, Statue of Idrimi 16, vorgeschlagenen Lesung vgl. Albright,
BASOR 118, 17 n. 27; Landsberger, JCSt 8, 55; Goetze, JCSt 11,66.
49) Goetze, JCSt 11,67.- Zu einem ähnlichen Problem unter Mattiwaza s. u.
50) Wiseman, Al.T. 2.
51) HSS XIII 165.
52) Urk. IV 647 ff. Z. 7/13.
53) nach Urk. IV 1246, 12 (Ermentstele), wo das Datum allerdings verloren
ist und nach dem der Grenzüberschreitung erschlossen werden muß.
54) Wie Drover bei Myers, Temples of Armant 183, n. b, gesehen hat, ist der
Beginn der Alleinherrschaft auf den 10. des 2. pr.t des 22. Jahres an-
zusetzen, ein Datum, das am Anfang der Ermentstele steht (Urk. IV 1244,
14); dieses Datum paßt ausgezeichnet zu Manethos Angaben (Helck, Mane-
tho 66).
55) vgl. auch Wilson bei Pritchard, ANET 235 n. 18. Gegen Faulkner, JEA 28,
2/3, deutet man r dmj n ja-:t;am ".E!!: Stadt J." und nicht "at the town".
Daraus ergeben sich Faulkners chronologische Schwierigkeiten.
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 169
92)
.
de statt Katna Karkarnisch erwähnt •
Urk. IV 1233,13 ff.; 1245,18 ff, Noth hat ZDPV 66,172 n. 5; WO I 228
daran gezweifelt, daß man diese Elephantenjagd dem 8. Feldzug zuweisen
dürfe. Jedoch wird Urk. 'IV 1233,13 nicht (wie Noth meint) die Elephan-
tenjagd "ein andermal" als die Euphratüberschreitung datiert, sondern
es wird "eine weitere Heldentat" aufgezählt, was die Ansatzung in den
gleichen Feldzug wie die Euphratüberschreitung nicht ausschließt.
93) Die Anzahl der eroberten Städte wird durch die Inschrift des Min-msw
Urk. IV 1442,17 gegeben. Unsere Stelle ist die älteste Erwähnung von
ta-h-si (Gardiner, Onomastica I 150*), zu dem unten eingehendere Belege
"'
gegeben werden.
94) z. B. der 1. Sprecher I~mw-ndh Urk. 1370,11; Truchseß Mn!w-ij.wj Urk.
-.
IV 1467,10.
95) Nach Dussaud, Topographie p. 468 n. 5.
96) Mn-gpr-Rc-snb war später auch Hoherpriester des Amun. Zur Darstellung
vgl. Davies, Tomb of Menkheperrasonb pl. 4; Urk. IV 929. Die Nennung
Amenophis' II. Urk. IV 936, wodurch die Spätdatierung gegeben ist.
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 171
(Nr. 342).
114) Von diesem ist Urk. IV 1318,10 und wohl auch 1322/3 die Rede.
115) Schon in der Thutmosis-Liste als Nr. 82 genannt; vgl. oben und Edel.
116) Edel, a.a.O., 155 n. 61 a.
117) Der Brief wurde anscheinend in einem Beutel um den Hals getragen. Es
handelt sich sicherlich um einen Boten, den der Mitannikönig.an einen
palästinensischen Fürsten schickte, um mit ihm zu konspirieren und ihn
zum Abfall zu veranlassen. Keinesfalls wurde der Bote zu Amenophis II.
selbst gesandt und nur deshalb verhaftet, weil er kein Geschenk dabei
hatte, wie die Episode auch erklärt worden ist.
118) Dieses Datum hat Edel, ZDPV 69, 167, aus der 2. Beuteliste von Karnak
übernommen, da er diese Liste sicher richtig als Variante der ersten
Liste erkannt hat.
119) Helck, Militärführer 59; Glanville, ÄZ 66,109.
120) Die Lesung als Dual hat die von Edel, a.a.O. 157, vorgenommene ähnliche
Emendation zum Vorbild. Nach Aharoni, JNES 19, 181 khirbet el-madjal,
5 1/2 km NW jemma.
121) Jirku, Ägyptische Listen 12 Anm. 2.
122) ALT. 13 und 14 sind abgeschlossen worden "i-na pa-ni Isa-us-sa-ta-(at-)
tar sarri".
123) Auf dem Siegel der Tafel aus Nuzi HSS IX 1 wird genannt Sa-us-ta-at-tar
mar Par-sa-ta-tar sar Ma-i-ta-ni.
124) Weidner, Polit. Dokumente 82,15 ff.
125) Urk. IV 1326.
126) Urk. IV 1318, 11 ff.: " ........]R_1nw. Er fand sie in Schlachtordnung
aufgestellt. [ •..••..••.•.•••] • In einem Augenblick aber warf sie sein
Vater Amun-Min nieder. [ ••••••••••••••.• ]i-ta-ja-wa-ta, der auf diesem
Fremdland war, und [ •••••.••.•••••.•.•]Seiner Majestät selbst durch die
Länder der fnbw und qmw."
127) Urk. IV 1554,17.
128) Nach dem Vertrag Suppiluliumas mit Sunassura von Kizzuwatna KBo I 5;
KUB III 4.
129) EA III 52.
130) Weidner, Polit. Dokumente 76/9 (Vertrag des Suppiluliuma mit Duppi-Te-
sup von Amurru, in dem festgestellt wird, daß die Vorgänger an Ägypten
Tribut gezahlt hätten).
131) Golenischeff, Pap. hieratiques de St. Petersbourg 67 ff; 183 ff.
132) Zu diesem Ausdruck s. u.
133) Vgl. Jos. 12,20 in Zebulon; nach Devaud, K€mi 2,3.
134) Unbekannt; die Lesung ist nicht sicher.
135) Unbekannt; sollte es sich bei dem "Kleinen" (die Schreibung ist sicher;
es ist nicht das zu erwartende "wr") um den Thronfolger handeln?
136) Urk. IV 701,11; 727,13; Abbildung des gabenbringenden Fürsten von Hatti
Die Auseinandersetzungen um Asien in der 18. Dynastie 173
31 X
33 ( x) X X (Arapga?)
34 X
35 (x?)
37 X
38 X X
39 X
40 X
41 X
42 (x?)
, x
145) Vgl. hierzu Vercoutter, L'Egypte et l'egeen prehellenique.
174
Mit dem Friedensschluß zwischen Thutmosis IV. und Artatama ändert sich
die Lage in Syrien und Palästina grundlegend. Da in Hatti mit Hattusilis II.
und Tudhalijas III. zunächst schwache Herrscher regieren, konnte sich das
Mitannireich konsolidieren. Ägypten selbst beschränkte sich daraUf, in dem
ihm verbliebenen Gebiet Ordnung zu halten. Wir wissen, daß Thutmosis IV.
sich noch einmal persönlich in den asiatischen Besitzungen aufgehalten hat:
er besuchte Sidon 1 ). Vielleicht hing dieser Besuch mit einem Strafgericht
gegen Gezer zusammen, von dem uns eine Stele einen Hinweis gibt, die von
"gu-ru-Leuten aus g() -!!_()- [r)" berichtet, die als Tempelsklaven angesiedelt
waren 2 ); sie sind ausdrücklich "von S.M. erbeutet" worden.
Die guten Beziehungen, die Amenophis III. dank seiner Freigebigkeit mit
den Großmächten hatte, ließen es ihm unnötig erscheinen, selbst nach Syrien
zu ziehen. Ein Amarnabrief berichtet ausdrücklich, daß Amenophis III. sich
dort nie gezeigt habe 3 ). Daraus ist verständlich, daß sich bereits zu Be-
ginn seiner Regierung Abfallsbestrebungen in Palästina selbst zeigten: da-
mals wandten sich einige Fürsten an Kurigalzu von Babylon um Hilfe bei ihren
Plänen 4 ), doch lehnte dieser mit Hinweis auf die guten Beziehungen zu Äyyp-
ten ab. Die verstreuten Briefe aus dieser Zeit aus Taanak 5 ), tell hesi 6 und
Gezer 7 ) enthalt.en keine Hinweise auf die damalige politische Lage.
Besonders eng waren die Beziehungen zu Mitanni. Zu ihrer Verstärkung
heiratete Amenophis III. in seinem 10. Jahre die Tochter des Suttarna namens
Giluhepa 8 ).
Über die Zustände am Ende der 18. Dynastie geben nun die in Amarna ge-
fundenen Keilschrifttafeln eine gute Übersicht. Dabei handelt es sich nur
um Ausschnitte, da beim Umzug des Tutenchamun aus Amarna nach Memphis an-
scheinend aus Versehen mehrere "Aktenstöße", d.h. wohl Kästen mit den Ta-
feln, vergessen wurden. Sie stammen in der Hauptsache aus der Zeitspanne
von den letzten Jahren Amenophis' III• bis ans Ende der Regierung Amenophis
IV9). Diese Briefe enthalten die Korrespondenz mit den Großreichen der da-
maligen Zeit (Mitanni, Babylon, Hatti, Zypern, Arzawa), Briefe einiger der
syrischen Fürsten, die damals zwischen den Großmächten - besonders Ägypten
und Hatti - in eine schwierige Lage gerieten und sich deshalb an irgendeine
Seite anlehnen•mußten, und endlich die Briefe der Kleinfürsten innerhalb
der ägyptischen Hoheitsgebiete Vorderasiens. Dabei ergeben die geschilder-
ten Ereignisse eine Zweiteilung der Vorgänge: Die Geschehnisse etwa nörd-
lich der Linie Byblos-Damaskus sind von ganz anderen Kräften ausgelöst wor-
den und haben ein ganz anderes Größenverhältnis als diejenigen, die südlich
dieser Linie sich im eigentlichen Palästina abspielen. Sie können deshalb
getrennt betrachtet werden. Nicht immer ist es aber möglich, eine chronolo-
gisch genaue Verzahnung der einzelnen Ereignisse herzustellen; auch fehlen
weitgehend Fixpunkte, so daß selbst dort, wo der zeitliche Ablauf gesichert
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 175
s.o.). Im Gegenteil erhält man aus den Schilderungen gerade der beiden Mat-
tiwaza-Verträge den Eindruck, als handele es sich um eine dynastische Aus-
einandersetzung und nicht um eine zwischen zwei Staaten; die letztgenannte
Annahme ist eine Theorie, die im Grunde nur auf der einzigen Stelle des Mat-
tiwaza-Vertrages KBo I 1 obv. 2 beruht, an der Artatama König vom Hurriland
und Tusratta König von Mitanni genannt wird. Anstelle der Deutung auf zwei
Staaten dürfte diese verschiedene Bezeichnung der beiden Männer anders zu
erklären sein. Der ganze weitere Verlauf der Geschehnisse macht es viel eher
wahrscheinlich, daß wir die alte Wincklersche These annehmen müssen, Artata-
ma sei ein Bruder des Tusratta gewesen. Auf alle Fälle scheint mir eine fa-
miliäre Verbindung des Artatama zur Dynastie wahrscheinlich zu sein, und je-
ner Vertrag des Suppiluliuma mit Artatama mag ein Versuch des Hethiters ge-
wesen sein, nach der Ermordung des Artassumara und der Thronerhebung des
jungen Tusratta durch UD-hi einen ihm genehmen Thronanwärter dagegen zu un-
terstützen.
Zunächst hatte also der erste Vorstoß des Suppiluliuma keinen Erfolg ge-
gen Mitanni; er führte nur zur Wiederbelebung des ägyptisch-mitannischen
Bündnisses. Es folgen daraus die langwierigen Verhandlungen über die Heirat
der Tochter des Tusratta, Tadubepa, mit Amenophis III. (EA 19/22), die im
36. Jahre Amenophis' III. abgeschlossen sind, denn nach dem in dieses Jahr
datier~en Brief EA 23 befindet sich Tadugepa damals bereits in Ägypten. Da
man nach EA 3,8 die Mädchen wegschickte, wenn sie heiratsfähig geworden wa-
ren, also etwa zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr, so müssen wir annehmen,
daß Taduhepa etwa in den Regierungsjahren 20 - 22 Amenophis' III geboren
worden ist. Da aber Tusratta anscheinend als Kind auf den Thron gekommen
ist, wird dieses Ereignis vor der Geburt der Tadugepa liegen; wir müssen al-
so mit der Thronbesteigung des Tusratta bis in die Jahre 15 - 18 Amenophis'
III. zurückgehen. Im Jahre 10 herrschte aber noch sein Vater Suttarna.
Im 36. Jahre hatte Tusratta dem Amenophis III. auch die Istar von Ninive
als Heilgöttin zugeschickt, wie es schon sein Vater Suttarna II. einmal ge-
tan hatte. Diese Tatsache zeigt an, daß damals Assur fest in mitannischer
Hand war, nachdem es Saustatar unterworfen hatte 13 ).
Im ägyptischen Machtbereich ging die Unruhe vom Fürsten von Amurru aus.
Während sonst in den meisten Teilen des ägyptischen Palästina und Syriens
die Stadtstaaten mehr oder minder eng nebeneinander lagen und somit dte
Macht des einzelnen Stadtfürsten begrenzt war, war das Gebiet zwischen Uga-
rit im Norden und Byblos im Süden an der Küste frei von solchen Staaten,
wenn man von Arwad absieht. Dort konnte sich also ein Staat entwickeln, der
ein weiteres Gebiet umfaßte und der als Amurru bezeichnet wurde. Von seinen
Herrschern vor der Zeit des uns aus den Amarnabriefen bekannten Abdi-Asirta
wissen wir nichts.
Abdi-Asirta selbst war von den Ägyptern als Fürst anerkannt und mit dem
Schutz der ägyptischen Provinzhauptstadt Simyra beauftragt worden. Unter dem
Ägypten und Vorderas.i.e~. w,~rend der Amarnazei t 177
Abdi-Asirta in seine Hand bekommt; dort wurde der König Arduna auf Anstiften
Abdi-Asirtas getötet 17 ), und die Stadt schloß sich letzterem an. Gerade die-
se Aufstände der Bevölkerung gegen die Stadtfürsten mit Hilfe der nicht
städtisch organisierten Bevölkerungsteile im Lande, zusammengeiaßt unter der
Bezeichnung gapiru, werden wir als bewegendes Moment immer wieder antreffen.
In unserem Gebiet gilt naturgemäß Abdi-Asirta als Herr eines nicht als
Stadtstaat organisierten Reiches als Prototyp des gapiru-Führers und wird
von seinen Feinden so bezeichnet. Anscheinend hat man diesen Anschluß
von Irqata zunächst von ägyptischer Seite aus beanstandet, doch dürfte EA
62 mit der lebhaften Schilderung des fiberfalls von Kriegern der Stadt Seblal
auf Simyra 18 ) und der Rettung. durch Abdi-Asirta, der aus Irqata herbeieilt,
als Beweis für die Richtigkeit seiner Handlung geschrieben worden sein. In
diesem Moment war weder der rabisu Pahamnata in Simyra, und auch sonst war
die ägyptische Besatzung auf vie~ Be~te zusammengeschrumpft. Wahrscheinl~h
war die Folge dieser "Rettung" Simyras, daß Abdi-Asirta die Stadt mehr oder
minder beherrschte, ohne sich natürlich ausdrücklich gegen den rabisu •
und '$(ffJt
...
die ägyptische Oberherrschaft zu wenden, wenn auch Rib-Addi die antiägypti~
sehen Hintergründe des Handelns Abdi-Asirtas mit Betonung als bewiesen dar-
stellt. Rib-Addis Briefe lassen den Verdacht aufkommen, daß den Ägyptern
zunächst die Ausdehnung der Herrschaft Abdi-Asirtas gar nicht so unangenehm
war, weil dadurch eine bessere und zentralere Beherrschung der Grenzprovinz
Amurru möglich wurde. Wenn wir jedoch Rib-Addi glauben dürfen, so ist Sirny-
ra und Bit-arqa, wohl ein benachbarter Stützpunkt, damals überhaupt von den
ägyptischen Truppen geräumt worden 19 ).
Gewiß folgte nun schnell der Anschluß weiterer Orte an Abdi-Asirta: in
Ambia wurde der König ermordet, dessen Tochter noch vorher in den Harim Ame-
12
178 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
nophis III. geschickt worden war 20 ); Ardata wurde von Miza von Arasni er-
obert, und Sigata fiel in die Hand des Abdi-A~irta 21 ). Alles das geschah,
obwohl Rib-Addi den Versuch unternahm, wenigstens Ambia und Sigata zu hal-
ten22). Chronologisch gesehen scheinen diese Vorgänge in die Zeit jenes oben
genannten ersten Zuges Suppiluliumas zu fallen, da in EA 75 ein Zug des He-
thiterkönigs erwähnt wird.
Das Einflußgebiet Rib-Addis war nun auf die beiden Städte Byblos und
Batruna beschränk~ und die Bedrohung des außerhalb der Städte gelegenen Lan-
des führte zu Lebenami ttelmang·el, der lebhaft in den Briefen geschildert
wird; zugleich begannen die Verhandlungen um Zusendung einer Truppe unter
Amanappa, der endlich, wenn auch mir viel zu geringen Kräften, in Byblos
eintraf 23 ). Als Folge brach in dem bisher gehaltenen 24 ) Batruna ein Aufstand
aus, ein Mordanschlag wurde dort auf Rib-Addi unternommen 25 ), Batruna fiel
ab und wurde von Abdi-Asirta besetzt 26 ). Damit war Byblos eingeschlossen
und wurde von Abdi-Asirta unmittelbar bedroht 27 ). Rib-Addi wandte sich nun
an die Könige der südlich gelegenen Städte Beirut, Sidon und Tyrus um Hilfe,
obgleich er bereits früher 28 ) Beirut und Sidon als Bundesgenossen des Abdi-
Asirta verdächtigt hatte. In Sidon regierte damals Zimrida, in Beirut wahr-
scheinlich Japaij-Addi 29 ); wer in Tyrus König war, ist nicht bekannt. Wohl
nicht viel später brach in Tyrus eine Revolution aus, der neben dem Fürsten
auch die Schwester des Rib-Addi und deren Kinder zum Opfer fielen, die er
dorthin in Sicherheit gesandt hatte30). Rib-Addi wollte das ägyptische Ein-
greifen durch Hinweise auf sich anbahnende Beziehungen zwischen Amurru und
Mitanni herausfordern 31 ); diese Tatsache zeigt nicht nur die wachsende Be-
deutung des Amurru-Staates, sondern auch, daß im syrischen Raum damals Mi-
tanni noch die ausschlaggebende Macht war. Auch die im gleichen Brief ge-
meldete schwere Krankheit des Abdi-Asirta dürfte demselben Zweck dienen.
Spätere Briefe des Rib-Addi lassen erkennen, daß der kleinen Truppe un-
ter Amanappa bald eine größere Abteilung folgte, die Amurru auf sein altes
Gebiet beschränkte und Simyra wieder als ägy)tischen Stützpunkt einrichtete
_3 2 )-. Abdi-Asirta wurde gefangen genommen33 • Wie sehr damals die Macht
Amurrus beschnitten worden war, zeigt die im gleichen Brief erkennbare Tat-
sache, daß sich sogar Arwad gegen Amurru gewandt hatte, obwohl diese Insel-
stadt schon seiner Lage nach unter dauernder Bedrohung durch Amurru lag und
auch späterhin immer mit Amurru zusammengegangen ist.
Die Gegenaktion der Ägypter geschah mit Sicherheit noch unter Amenophis
III.; wielange darauf die Ruhe währte, bleibt unsicher. Wir wissen von einem
Niqmepa von Amurru als Nachfolger des Abdi-A~irta, der mit dem König Ammi~
tamru von Ugarit im Streit lag 34 ). Vielleicht war dieser Niqmepa der älte-
ste der Söhne Abdi-Asirtas; in den Amarnabriefen wird er nicht erwähnt. Dort
beginnt man aber bald, sich wieder über die "Söhne Abdi-Asirtas" zu beschwe-
ren, die also zunächst zusammen die Nachfolge ihres Vaters angetreten haben,
besonders da sie aufrüsteten3 5); wir befinden uns dabei bereits in der Re-
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 179
Wedelträgers, Jangamu; es wurde aber Haib, der Sohn des früheren rabisu von
Simyra, Pagamnata, eingesetzt4 2 ). ..., •
Langsam tritt Aziru immer mehr gegenüber seinen Brüdern in den Vorder-
grund. Er begab sich mit seinen Brüdern, wohl zu Verhandlungen, nach Damas-
kus43), knüpfte Verbindungen mit Japah-Addi (von Beirut) an 44 ), schloß Si-
myra ein 4 5) und griff Byblos an 46 ). N~r heimlich war es möglich, den ägyp-
tischen Boten gaja nach Simyra hineinzubringen 47 ). Wie lange dieser Zustand
anhielt, läßt sich nicht sagen, immerhin scheinen die zahlreichen Briefe des
Rib-Addi, aus dieser Situation heraus geschrieben, auf eine Zeitspanne von
mehreren Jahren hinzuweisen. Von Ägypten aus versuchte man nun, die Lage
durch eine Aussprache mit Aziru zu klären, der dafür nach Ägypten zitiert
wurde. Doch diese verzögerte sich, da in diese Zeit der große Vorstoß des
Suppiluliuma gegen Mitanni und dessen syrische Besitzungen fällt, der die
Lage im syrischen Raum von Grund auf umgestalten sollte. Diese zeitliche
Verknüpfung ergibt sich nicht nur daraus, daß von nun an die Gestalt des von
Suppiluliuma eingesetzten Fürsten von Kadesch, Aitakama, eine Rolle zu spie-
len beginnt, sondern auch aus einer Be~erkung des Rib-Addi selbst 48 ), daß
II
"die Soldaten von Hatti die Länder mit Feuer verbrennen , was doch mit Wahr-
scheinlichkeit auf den großen Zug des Suppiluliuma zu beziehen ist.
Vorgeschichte und Verlauf des Zuges sind aus den Urkunden von Ugarit 49 ),
dem Vertrag des Suppiluliuma mit Mattiwaza von Mitanni und dem Vertrag des
gleichen Königs mit Tette von Nugasse 50 ) abzulesen. Wir erkennen eine star-
ke diplomatische Tätigkeit des hethitischen Königs gegen die nordsyrischen
Staaten. Ugarit war de jure noch ägyptisch, jedoch erfahren wir durch Rib-
Addi, daß die Verbindung zwischen Byblos und Ugarit durch Aziru und Arwad
180 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
kurz vorher gelungen sein, Tunip in seine liand zu bekommen, aenn der Brief
EA 59 ist ein Hilferuf der Leute von Tunip gegen Aziru; jetzt aber behan-
delte er Tunip wie eine eigene Stadt 61 ). Wir dürfen aus den folgenden Ereig-
nissen schließen, daß damals Aziru bereits begann, mit Suppiluliuma Verbin-
dung aufzunehmen. Darauf können die Angaben des Mursilis im Vertrag mit Dup-
pi-Tesup von Amurru bezogen werden, die angeben, Aziru habe sich bereits
Suppiluliuma unterworfen, sei dann aber noch einmal abgefallen; in diesem
"Abfall" dürfte Azirus Reise nach Ägypten zu sehen sein.
Suppiluliuma erwähnt kurz die Unterwerfung von ~atna, allerdings geogra-
phisch unrichtig vor und nicht nach den Kämpfen in Nuga~~e; möglicherweise
hatte der Fürst von ~atna sei.ne Unterwerfung bis Ni ja vorausgeschickt. Dann
ging der Zug nach Apina, d.h. Upe, hier als Bezeichnung des Gebietes nörd-
lich von Damaskus genommen. Auf diesem Zug trat ihm unerwartet Sutatarra von
~adesch mit seinem Sohn Aitakama entgegen, der jedoch geschlagen, in der
Burg Abzuja belagert und - nach dem Mattiwazavertrag - mit seinem Sohn ab-
transportiert wurde. Die Überraschung Suppiluliumas dürfte den Grund gehabt
haben, daß ~adesch staatsrechtlich zum ägyptischen Besitz gehört haben dürf-
te, und Suppiluliuma hütete sich mit der üblichen hethitischen Skrupelhaftig-
keit, ägyptisches Gebiet anzugreifen, da zwischen Ägypten und Hatti wahr-
scheinlich schon der Vertrag wegen der Leute von Kurustama bestand 62 ). Sup-
piluliuma hat dann aber den Sohn Aitakama in ~adesch eingesetzt, der zunäch$
hethitischer Untergebener blieb, obwohl der ägyptische Hof seine Ansprüche
..
auf Kadesch sofort wieder erhob. Später allerdings. hat Mursilis in den von
ihm verfaßten Suppiluliuma-Annalen ~adesch als Besitzung bezeichnet, die je-
ner dem Mitanni-König weggenommen habe - hier dürfte ein Erinnerungsfehler
vorliegen, denn wir müssen mit Sicterheit annehmen, daß beim Vertrag Thut-
mosis' IV. mit Artatama der Grenzverlauf ganz genau zwischen Ägypten und Mi-
tanni festgelegt worden ist, und besonders die Zugehörigkeit der wichtigen
Stadt Kadesch wird zweifelsfrei gewesen sein. Von jetzt ab gilt aber ~adesch
als hethitisches Gebiet 6
3l
Mit diesem Zug des Suppiluliuma hatte sich die Lage an der Nordgrenze
grundlegend gewandelt: anstelle des verbündeten Mitannireiches grenzte nun
das Hattireich an Ägypten, dessen Herrscher sich wohl durch einen Vertrag an
Ägypten gebunden fühlte, der aber eben eine ägyptische Besitzung, Ugarit,
zum Abfall von Ägypten bewogen hatte. Es wird auch dem ägyptischen König
nicht verborgen geblieben sein, daß Aziru mit Hatti in Verbindung getreten
war. Zunächst dürfte der Abzug Suppiluliumas die Lage etwas beruhigt haben.
Aziru wandte sich wieder nach Westen: als nächste Meldung finden wir die
über die Eroberung von Simyra durch Aziru, wobei byblische Soldaten gefallen
sind einschließlich ihres ägyptischen Kommandanten Pawara64 ). Der rabi~u
Haib selbst übergab die Stadt Simyra dem Aziru (EA 131, 138,33). Den Fall
V
dieser Stadt meldete auch Abimilki von Tyrus nach Ägypten (EA 149,37 ff.),
zugleich mit der Nachricht, daß Aziru zusammen mit Arwad und Zimrida von Si-
12".
182 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
don einen Angriff gegen Tyrus unterno~en habe, der aber abgewehrt werden
konnte (EA 147/8). In Byblos wurde die Lage immer drängender: nach EA 138
brach in der Stadt ein Aufstand aus, der jedoch niedergeschlagen wurde, die
kgl. Pamilie selbst plädierte für den Anschluß an Aziru. zu diesem Zeitpunkt
begab sich Rib-Addi nach Beirut - wo damals Ammunira die Herrschaft (wohl
von Japag-Addi) übernommen hatte -, um Hilfe zu holen. Jenen Augenblick be-
nutzte der Bruder des Rib-Addi, um in Byblos die Herrschaft zu übernehmen
und sich mit Aziru zu verbinden (EA 136/8). Ein Brief des Ammunira (EA 142)
.gibt die gleiche Darstellung der Vorgänge wie die Rib-Addis·zusammen mit der
Meldung seiner Mobilisierung; vielleicht gehört auch die Nachricht über die
Mobilisierung des Zimrida von Sidon (EA 144) an diesen Zeitpunkt. Daraus wä-
re auch zu erklären, daß sich Rib-Addi von Beirut nach Sidon begeben hat
(EA 162), obwohl er es sonst immer als feindlich bezeichnet hatte. Von da
aus nahm er Verbindung mit Aziru auf, der ihn wieder nach Byblos hineinlas-
sen sollte, doch dabei scheint er in eine Falle geraten und umgekommen zu
sein (EA 162).
Dieser Vorgang wurde in einem Brief des ägyptischen Hofes an Aziru an
die Spitze der Vorwürfe gestellt, mit denen Aziru sein antiägyptisches Ver-
halten vorgeworfen wurde. Der zweite Punkt ist die beginnende Allianz des
Aziru mit Aitakama von ~adesch, den man von Ägypten her als Abtrünnigen an-
sah. Deutlich läßt der ägyptische König durchblicken, daß er genau über die
geheimen Verhandlungen mit Hatti Bescheid weiß, Und warnte Aziru davor (EA
162). Es muß sich daran die schon so oft verschobene Reise Azirus nach Ägyp-
ten angeschlossen haben, während der die Brüder Ba'aluja und Batti-ilu im
Amurru die Regierung führten. Bezeichnend ist, daß der Kammerherr am Hof
Amenophis' IV. syrischer Herkunft, Dudu,•als Protektor des Aziru auftritt.
Zugleich zeichnet sich im Brief EA 169 ein starker Druck der unter hethiti-
scher Herrschaft stehenden NUba~äe-Fürsten auf Amurru ab, während in EA 170
die Operationen hethitischer Truppen unter dem bekannten General Lupakku
und die Ankunft des Prinzen Zitana in Nuga~äe dem Aziru von seinen Brüdern
nach Ägypten nachgemeldet wird; der Brief scheint von der "Zensur" beschlag-
nahmt worden zu sein, da er sich in den Akten des Auswärtigen Amtes befand.
Zit~a) erscheint auch in den Annalen des Suppiluliuma65 ), und ein Brief von
ihm an den ägyptischen König über Handelsfragen fand sich in Amarna (EA 44).
Wir werden das Auftreten des Lupakku in diesem Augenblick mit dem Angriff
. .
des Aitakama von Kadesch auf Städte in Amka verbinden müssen, den er mit
Hilfe hethitischer Truppen unternahm. Auf ägyptischer Seite operierten da-
bei Bieri von ßa!abu66 ), Ildija von ßazi 67 ), Abiri~a von Eni~azi 68 ) und ein
weiterer Stadtfürst 69 >, von denen wir die gleichlautenden Meldungen der Mo-
bilisierung besitzen.
Wie lange Aziru in Ägypten gewesen ist, bleibt offen, anscheinend aber
nicht lange; die erneute Unterwerfung sollte durch die Wiedererrichtung der
Provinz Amurru und der Provinzhauptstadt Simyra besiegelt werden. Wenigstens
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 183
scheinen mir die Briefe, die sich um die Wiedereinrichtung von Simyra dre-
hen (EA 159/61), nach der Reise Azirus geschrieben zu sein. Auch in diesem
Fall aber zog Aziru die Erfüllung dieser Abmachung unter. dem Vorwand der
feindlichen Einstellung der Nuga~~efürsten hinaus, während gleichzeitig die
Schwenkung zu den Hethitern vorgenommen wurde; die hethitische Fassung des
damals unterzeichneten Vertrages ist kürzlich in Boghazköi gefUnden worden
>-.
- 70 Damit ging auch eine Aussöhnung mit Ugarit zusammen, mit dem noch
während der Zeit, als Aziru in Ägypten war und seine Brüder die Herrschaft
ausübten, Feindschaft bestanden hatte 71 >; erst nach seiner Rückkehr hat sich
Aziru mit Niqmadu verglichen72 >. Gleichzeitig begann er, zusammen mit Aita-
.
kama von Kadesch seinen Einfluß weiter nach Osten und Süden auszudehnen •
Katna ist die nächste Stadt, die von diesen beiden unter Druck gesetzt wur-
de. Wie EA 55 erkennen läßt 73 ), fiel Aziru in das Gebiet des Akizzi von ~at
na ein, während Aitakama den diplomatischen Druck verstärkte, um den endgül-
tigen Anschluß an Hatti zu erreichen. Anscheinend hatte sich ~atna nach Ab-
zug des Suppiluliuma wieder an Mitanni angeschlossen. Jetzt versuchte es
aber auch, sich ägyptischer Hilfe zu versichern. En~lich scheint sich sögar
der Nachfolger Rib-Addis von Byblos, also wohl dessen jüngerer Bruder, der
ihn gestürzt hatte, von Aziru abzuwenden, wenn wir den IlirabiS der Briefe
139/140 mit ihm identifizieren dürfen. EA 140 ist deshalb bedeutsam, weil er
.
einmal die Reise Azirus nach Ägypten erwähnt, während welcher dieser gegen
Byblos vorgehen ließ, andererseits auch die Verbindung mit Aitakama und die
Kämpfe in ~a als Vorgänge der Vergangenheit. "Jetzt aber hat er seine Leu-
te geschickt, um die Länder von A~a zu erobern." Damit wird auf die Kämpfe
angespielt, die die jüngsten Ereignisse sind, die in den Amarnabriefen er-
wähnt werden, nämlich die Kämpfe zwischen Aitakama von ~adesch und Birjawaza
von Damaskus um die Städte in Amka. Von diesen Kämpfen berichtete auch Abi-
milki von Tyrus (EA 151) 74 >; in ;ie gehört vielleicht der Brief aus Tubigi
EA 179 mit der Bitte um Hilfe 7 5) und die fragmentarische Meldung EA 173.
Birjawaza selbst nennt uns EA 197, 26 ff. den Abfall des ·Arzawija von Rugiz-
zi zu Aziru. Gleichzeitig stand er in heftigen Kämpfen gegen Biridaiwa von
Januammu, der ihm anscheinend seine persönlichen Besitzungen geplündert hat-
te. Auch die Könige von Bosra76 ) und fialunni 77 ) waren ihm feindlich gesinnt.
Aus der gleichen Zeit stammen die Briefe des Akizzi von ~tna, in denen
er mitteilt, daß nicht nur er selbst, sondern auch die Könige von Nija,
Sendjar, Nuga~~e und Tunanab ägyptenfreundlich eingestellt seien78 >. Diese
Staaten gehörten damals eindeutig zum hethitischen Bereich; daher werden wir
dieser Nachricht des Akizzi entnehmen können, daß die südlichen Stadtstaaten
Syriens damals an einen Abfall von Hatti dachten. Das wird durch eine Bemer-
kung im Vertrag des Suppiluliuma mit Duppi-Tesup von Amurru bestätigt, in
dem es heißt, daß zu der Zeit, als die Könige von Kadesch und Nugaile von
Hatti abfielen, Aziru von Amurru treugeblieben sei 7 9). In diese Zeit mag
vielleicht auch der Brief EA 189 anzusetzen sein, in dem sich Aitakama über
184 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
Birjawaza von Damaskus beschwert, der auf das Gebiet von ~adesch Vorgestos-
sen sei. Da Aitakama vorher treuer Parteigänger der Hethiter gewesen ist,
könnte unser Brief so ausgelegt werden, als habe Birjawaza durch seinen Vor-
stoß Aitakama wieder zum Anschluß an Ägypten gezwungen; daher wird Kadesch
im eben erwähnten Duppi-Tesup-Vertrag auch als aufständig bezeichnet. Uber
die Niederschlagung des ersten Aufstandes der NußasNe-Länder gegen Suppilu-
liuma haben wir keine Nachrichten. Auf ägyptischer Seite dürften sich Bemer-
kungen des Birjawaza und des Ilirabig von Byblos darauf beziehen. Auch Abi-
milki von Tyrus berichtet von diesen Kämpfen. Diese Briefe 80 ) sind chronolo-
gisch ziemlich genau ans Ende der Regierung Echnatons anzusetzen, da Abimil-
ki seine Stadt als Besitz der S~a-ja-a-ti bezeichnet, der Mrj.t-Itn, älte-
ster Tochter Echnatons und Gattin des Mitregenten und späteren Nachfolgers
Semenchkare. Die Briefe stammen also aus einer Zeit, in der Mrj.t-Itn schon
als "Kronprinzessin" eine Rolle spielte. Daß die Briefe nicht aus der Regie-
rung des Semenahkare stammen, haben wir oben bereits durch den Hinweis auf
die Briefe des Burnaburias an Echnaton festgestellt, bei denen ebenfalls
Mrj.t-Itn schon hervorgehoben erwähnt wird 81 >.
In diese Zeit gehört auch die Ermordung des Tusratta durch einen seiner
Söhne. Das geschah vor dem Tod Echnatons, da erst durch diese Mordtat Assur
Gelegenheit fand, sich von Mitanni frei zu machen. Der damalige König von
Assur, Assur-uballit, richtete daraufhin sofort an Echnaton eine Bitte um
Bündnisvertrag82 >, ~egen die dann Burnaburias protestierte, da er babyloni-
sche Ansprüche auf Assur anmeldete. In Mitanni folgte auf Tusratta jener Ar-
tatama, den schon zu Beginn der Regierung Tusrattas Suppiluliuma unterstützt
hatte. Trotz der von Goetze, JCSt 11, 67/B,u. a. vertretenen Meinung, es
handele sich bei diesem Artatama, der einmal sar KURgurri genannt wird (KBo
I 1,2), um einen bisherigen Unterfürsten oder Jagenkönig in einem von Mitan-
ni unterschiedlichen Reich Hurri, möchte ich annehmen, daß die gegensätzli-
che Nennung an der angegebe~en Stelle (Artatama ~ar KUR~urri gegenüber Tus-
ratta sar KU~itanni) eine zufällige ist, gerade weil auch sonst Mitanni als
das "Hurriterland" bezeichnet werden kann (s.o.). Wahrscheinlicher ist mir,
daß Artatama ein Verwandter des Tusratta (vielleicht sogar Bruder) gewesen
ist, der damals von Tusratta als dem legitimen Erben der Dynastie trotz der
Unterstützung durch Supp1luliuma vertrieben wurde, aber der nun wieder er-
scheint und legal die Herrschaft übernimmt. Er muß schon sehr alt gewesen
sein, und deshalb handelte für ihn auch sein Sohn Sutatara (Suttarna). Der
Mattiwaza-Vertrag verbindet mit diesem Thronwechsel den Abfall Assurs und
Alses von Mitanni; Al~e allerdings, am Oberlauf des Tigris, scheint schon
z. z. des großen Zuges des Suppiluliuma (s.o.) wenigstens zum Teil unter
einem Antaratli selbständig gewesen zu sein (KBo I 1,25). Beide, Assur so-
wohl als auch Alse, griffen Mitanni an und konnten nur durch große Zuge-
ständnisse zum Abzug bewogen werden: Nach KBo I 3,6/7 und auch 3 mußten die
Reichtümer des königlichen Palastes in Wassuganni an die Leute von Alse und
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 185
Assur ausgeliefert, nach 8 auch eine silberne und goldene Tür, die einst
Saustatar als Zeichen seines Sieges über Assur weggeführt und in Wasluganni
aufgestellt hatte, den Assyrern zurückgegeben werden. Endlich mußten auch
die Großen des Landes ausgeliefert werden, die die Assyrer und Alleer dann
bei Taite pfählten. Allein schon aus diesen Vorgängen muß geschlossen wer-
den, daß der Thronwechsel in Mitanni zu schweren Erschütterungen geführt
hat, die von den unterworfenen Völkern zum Aufstand und zu blutiger Rache
benutzt wurden. Die Durchführung der Auslieferung der Schätze und Leute wird
bezeichnenderweise dem Suttarna vorgeworfen und nicht dem König Artatama
selbst. Wahrscheinlich war unter den Großen, die ausgeliefert werden sollten,
auch jener Akit-Tesup, dessen Flucht mit 200 Streitwagen nach Babylon im
Mattiwaza-Vertrag erwähnt wird (um wen es sich dabei handelt, bleibt unklar),
und wohl auch der Sohn des Tusratta,. Mattiwaza (bzw. Kurtiwaza zu lesen) 8 3).
Es ist auffallend, daß Mattiwaza nicht seinem Vater auf dem Thron gefolgt
ist, er aber auch nicht etwa sogleich von Artatama beseitigt wurde, was man
erwarten würde, wenn Mattiwaza einen eindeutigeren Anspruch auf den Thron
gehabt hätte. Auch daraus ist zu schließen, daß Artatama legal den Thron be-
stiegen hat - erkennt ihn ja auch Mattiwaza in seinem Vertrag mit Suppiluli-
uma ausdrücklich als König an! Mattiwaza floh aus Mitanni und begab sich zum
hethitischen König.
Diese Vorgänge von der Ermordung des Tusratta, der Thronbesteigung des
Artatama bis zu den Kämpfen mit Assur und Alse, der Niederlage Mitannis mit
den schweren Kapitulationsbedingungen und endlich bis zur Flucht des Akit-
Tesup und des Mattiwaza gehören in die allerletzten Jahre der 17jährigen Re-
gierung Echnatons, in die 4 Jahre und einige Monate umfassende Regierungs-
zeit Semenahkares und endlich in die 9 Jahre Tutenchamuns. Unterdessen
scheint Suppiluliuma zunächst nicht in Mitanni eingegriffen zu haben, außer,
daß er angeblich Nahrungsmittel schickte 84 ). Hier in Syrien kam es erst ganz
am Ende der Regierung Tutenchamuns zu einem erneuten Zusammenstoß zwischen
ägyptischen und hethitischen Truppen. Wir erfahren aus den Annalen des Sup-
piluliuma, daß dieser die Aufsicht in Syrien seinem Sohn Telepinus, dem SAN-
GA-Priester, übertragen hatte. Erwähnt werden Kämpfe mit den Ländern von Ar-
zija und Karkemisch sowie der Stadt Murmuriga, wobei allein die Stadt Kar.,.
kemisch zunächst nicht mit den Hethitern Frieden schloß. Während einer Abwe-
senheit des Telepinus aber schlossen "die Truppen und Wagen des !Jurri-Landes"
die unter Lupakku stehenden 600 Mann hethitischer Truppen bei Murmuriga ein.
Nach der eben gegebenen Rekonstruktion des Geschichtsverlaufes müßten das
die Truppen des Sutatara gewesen sein, die unter einem Takuhli (mit dem Ti-
tel eines amumikini) standen. Gleichzeitig begann ein ägyptischer Angriff
gegen ~adesch, wo noch immer Aitakama regierte. Suppiluliuma schickte seine
Söhne Arnuwanda und Zita voraus, die zunächst die Truppen des Lupakku frei-
kämpften. Während Suppiluliuma darauf Karkemisch einschloß, schickte er Lu-
pakku und Targunta-zalma gegen Am~a, also gegen ägyptisches Gebiet. Es ist
186 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
dies die Antwort auf die Offensive der Ägypter gegen ICadesch8 5). In diesem
Zeitpunkt starb Nibgururija, d.h. Nb-gprw-R' Tutench~un von Ägypten86 ).
Dadurch kö.nnen wir die Darstellungen gefangener Hethiter im Grab des dama-
ligen Generalissimus Haremheb 87 ) ebenso wie die Nennung eines "Hethiterfel-
des" bei Memphis unter Eje, also einer Kriegsgefangenensiedlung 88 ), mit die-
sen Kämpfen im Gebiet von A~a in Verbindung setzen.
Damals .erreichte Suppiluliuma jener berühmte Brief der ägyptischen Köni-
gin, in dem diese ihn um einen Sohn bat, den sie zum König von Ägypten ma-
chen wollte; der Name der Königin wird mit Daijamunzu angegeben, was nichts
anderes als "Die Königin" (t~ ~-t-nsw) heißt 8 9). Suppiluliuma war zu vor-
sichtig: er sandte zunächst den Kammerherrn gattusa-ziti ab, um genauere In-
formationen aus Ägypten einzuziehen. Währenddessen erstürmte er Karkemisch,
machte dort seinen Sohn Sarrikusuß - mit anderem Namen Pijasillis90) - zum
König von Karkemisch und begab sich zum trberwintern nach Hattusas zurück.
Hier erst fand ein neues Treffen zwischen dem König, gattusa-ziti und dem
ägyptischen Gesandten gani statt, bei dem nach einigem diplomatischen Hin
und Her entschieden wurde, einen Sohn Suppiluliumas nach Ägypten zu senden;
dabei wurde der alte Vertrag wegen der Leute von Kurustamma erneuert.
Es ist schwierig, die hier geschilderten Ereignisse um die ägyptische
Königin von Ägypten her zu betrachten. Handelt es sich tatsächlich um An-
chesenamun, die diesen Brief geschrieben hat, so müssen die Verhandlungen
mit den Hethitern unter Billigung durch den Nachfolger, den Gottesvater Eje,
vor sich gegangen sein. Eje. ist es, der als König im Grab des Tutenchamun
dessen Begräbnis leitete, das sicher schon damals 70 Tage nach dem Tod an-
zusetzen ist. Eje hatte wegen des Fehlens eines Erben auf Grund seiner Got-
tesvaterschaft (d.h. er war als Gatte der Amme der Nofretete und möglicher-
weise auch als königlicher Erzieher offiziell mit der Dynastie verwandt) den
Thron bestiegen; daß er schon Mitregent Tutenchamuns gewesen,ist sicher un-
richtig91). Eje muß also seine Regierung als zeitlich begrenzt angesehen
haben, denn gattusa-ziti war offiziell nach Ägypten gereist, berichtete aber
in Hatti dann nicht vom Königtum des Eje. Während der 70 Trauertage sind
die Verhandlungen nicht unterzubringen, da sich ja gattusa-ziti den ganzen
Winter über in Ägypten aufgehalten hat, wie sich aus den Annalen ergibt.
Wenn dann dieser Prinz, dessen Name Zannanza war, ermordet worden ist,
müssen wir wohl Haremheb als Anstifter dahinter vermuten, der seinerseits
als rp<.t ("Regent") während der Zeit Tutenchamuns Anspruch auf den Thron
erhob, wie sich daraus ergibt, daß er diesen Titel in seiner Thronbestei-
gungsinschrift betont herausstellte9 2 ). Die Folge des Mordes war der Rache-
zug Suppiluliumas gegen Ä~ypten, der sich unter Führung des Prinzen Arnuwan-
das gegen A~a richtete 9 3 • Diese Kämpfe hielten den Oberkommandierenden Ha-
remheb in Syrien fest, so daß er erst 4 Jahre später Eje stürzen und den
Thron besteigen konnte, als die durch ägyptische Gefangene in Hatti einge-
schleppte Pest die Schlagkraft des hethitischen Heeres lähmte und auch den
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 187
aber Hethitien erst später erreicht. Leider haben wir aus Ägypten keine Be-
richte darüber - oder darf man daran denken, daß der frühzeitige Tod sowohl
des Semenonkare wie des Tutenchamun vielleicht darauf zurückzuführen ist?
Immerhin beschuldigten die Hethiter die ägyptischen Gefangenen, sie einge-
schleppt zu haben. Sie mögen sich in Syrien angesteckt haben, die Soldaten
werden dann aber die Krankheit auch nach Ägypten eingeschleppt haben. Um was
für eine Seuche es sich gehandelt haben könnte, wissen wir wegen der fehlen-
den genaueren Angaben nicht. Auch ist nicht zu erkennen, in welcher Richtung
sie sich ausbreitete. Vielleicht ist die Tatsache, daß sie erst in Babylon
und Zypern und später in Hatti auftritt, damit zu erklären, daß sie zunächst
durch die Handelskarawanen verschleppt wurde; die wichtigste Handelsstraße
lief ja von Babylon über Syrien nach Zypern.
Der Ausbruch dieser mindestens 20-jährigen Seuche bildet einen Ein-
188 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
schnitt in die Ereignisse, der uns erlaubt, jetzt einen Blick auf die Vor-
gänge im ägyptischen Hoheitsbereich zu werfen.9 6 )
Vorher sind allerdings noch einige Worte über die Vorgänge in Upe zu sa-
gen, wo wir Birjawaza von Damaskus als bedeutendsten Fürsten hatten erkennen
kÖnnen. Er war es auch, der die Auseinandersetzungen mit Aitakama von ~a
desch in der Hauptsache zu tragen hatte. Dabei standen auf der Seite des
Aitakama Arzawija von Rugizzi, von dem eigene loyale Briefe an den ägypti-
schen Hof vorhanden sind (EA 191/2) sowie Teuwatti von Lapana. Auf ägypti-
scher Seite traten in den Kampf ein Bieri von gasabu, Ildija von Bazi, Abi-
risa von Enisazi (s.o.), wie wohl auch Artamanja von Ziribasani9 7 ), Abdi-
Milki von Sastimi, die Fürsten von Kanu, Dubu und Naziba sowie ein nicht
lokalisierbarer Amajase; ihre Briefe9 8 ) sind weitgehend gleich und weisen
damit auf nachbarliche Lage hin, die nach der Thutmosis' III.-Liste wohl
südlich Damaskus anzusetzen ist 9 9). Birjawaza war zudem mit dem Schutz der
Provinzhauptstadt Kumidi beauftragt, die damals nach Brief EA 198 noch einem
Fürsten namens Arahattu
v
unterstand. Je mehr wir uns aber von der Grenze ent-
fernen, desto mehr treten in den Briefen lokale Streitigkeiten in den Vor-
dergrund. So hatte der Vorgänger des Ildaja von gazi, Majarzana, Streit mit
der Nachbarstadt Tusulti 100 ) unter dem Fürsten Amanhatpe, der also einen
ägyptischen Namen trägt. Ähnlich war in der bei gaz~ anzusetzenden Stadt 101 )
Gudasuna nach EA 177 eine der üblichen Revolutionen unter Führung eines Bru-
ders des Fürsten ausgebrochen; der Fürst trägt den Namen Jamiuta. Wieder
südlich Damaskus 102 ) wird Musihuna
..., anzusetzen sein, dessen Fürst Sutarna um
Truppen bat. Ein Mut-baclu von Pella wiederum wehrte sich gegen Anschuldi-
gungen, er habe seine Stadt verlassen (EA 256); dabei wird der Fürst Ajjub
von Astaroth erwähnt, von dem seinerseits ein Brief erhalten ist 10 3). Aus
256 erfahren wir von Unrw1en in der Gaulanitis 104 ), als Orte von Pella abge-
fallen waren und nur mit Hilfe von Astaroth wieder unterworfen werden konn-
ten. Alle diese Briefe behandeln zeitlich wie räumlich beschränkte Ereignis-
se und lassen sich in keinen größeren Zusammenhang einordnen; ihre Bedeutung
besteht darin, daß wir die Liste der damaligen Stadtstaaten vervollständigen
können. Das gleiche gilt für die Briefe anderer Fürsten dieser Gegend: In-
drota von Aksaf 105), Abditirsi von Hazor 106 ), Rusmanja von Saruna 107 >, viel-
leicht auch des Samu-Addu von Samguna 108 ).
Erst im Gebiet des eigentlichen Kanaan können wir einige gewisse Ent-
wicklungen erkennen, die größere Gebiete umfassen. Es sind Ausdehnungsbestre-
bungen des Labaja von Sichem und später seiner beiden Söhne. Neben ihm steht
Milkili von Gezer, an den ein Brief gerichtet ist, der noch Amun nennt 109 )
und sich um die Frage der Beschaffung schöner Sklavinnen dreht. Brief 254
zeigt uns Labaja und Milkili als Gegner; dieser Brief trägt die hieratische
Aufschrift "Jahr 12 11 und kann deshalb nur aus dem 12. Jahr Amenophis IV.
stammen 110 ). Damals ist Addaja rabi~ von Kanaan. Wir können noch die Aus-
dehnung des Gebietes Labajas in die Jesreel-Ebene erkennen, indem EA 250 an
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 189
die Eroberung von Sunem, Burkana und garabuerinnert wird 111 ). In diese Zeit
gehört wohl auch der Kampf des Suwardatta von Hebren zusammen mit ARAD-gepa
von Jerusalem, Zurata von Akko und Indaruta von Akschaf gegen die SA.GAZ,
also wohl Labaja 112 ). Die Gegnerschaft Suwardattas gegen ARAD-gepa dürfte
später sein. Immerhin ist die Zeit der Gouverneurschaft Jangamus schon vor-
bei, da er in diesem Brief wieder angefordert wird. Es wird mit dieser Be-
drohung zusammenhängen, daß in Taanek eine Revolution den König Jaidata ver-
trieb (EA 247/8), der sich zu Biridija von Megiddo begab. Der Angriff gegen
Megiddo selbst scheiterte aber, Labaja fiel dem Biridija in die Hände, der
ihn durch Zurata von Akko zu Schiff nach Ägypten schicken wollte. Allerdings
gab ihn Zurata gegen Lösegeld frei. Auf die Nachricht davon setzten ihm Bi-
ridija und Jasdata nach (EA 245), doch hatten den Labaja bereits die Leute
von Gina (dschenin in der Jesreel-Ebene) erschlagen. Auch der mit Labaja
festgenommene Balu-me&ir von Tenni, von dem ebenfalls in EA 257/60 nichtssa-
gende Briefe vorliegen, war von Zurata freigelassen worden; über sein Schick-
sal ist nichts bekannt. Zurata von Akko, ebenfalls durch einen Brief (EA
232) vertreten, muß bald gestorben sein, denn sein Sohn 113 ) Zatatna ist noch
aus mehreren Briefen (EA 253/5) bekannt 11 4).
Milkili von Gezer setzte jedoch seine Politik mit Hilfe seines Schwieger-
vaters Tegi, eines Fürsten am Südhang des Karmel 115 ), und der beiden Söhne
des Labaja 116 ) fort; außerdem hatte er sich mit Suwardatta verbunden, der
wahrscheinlich in Hebron residierte. Während der Druck der Koalition auf Me-
giddo andauerte (EA 246), richtete er sich jetzt noch mehr gegen Süden auf
Jerusalem, wo ein ARAD-gepa regierte. Dieser hatte wohl zunächst die Stadt
Kil ti ( nr· ' ~~ jetzt chirbet qila ostwärts Eleutheropolis) dem Suwar-
datta entrissen, der es zwar zurückeroberte, aber wieder an Jerusalem ver-
lor117). Eine weitere umkämpfte Stadt war das wohl westlich Jerusalem anzu-
setzende Rubuda 118 ), gegen das Milkili und Suwardatta vorgingen. Auch damals
ist noch Addaja rabi~ von Kanaan, der sich anscheinend gegen ARAD-gepa
wandte. Es ist nicht verwunderlich, daß dieser nun wieder sich in der übli-
chen Propaganda wehrte, daß Gezer, Askalon und Lakis die aapiru unterstützen
würden (EA 287). Erwähnenswert ist der Abfall der Stadt Bit-NINURTA, doch
wohl Bethlehems, zu Kilti (EA 290).
Daß die hapiru
V
im Gebiet von Kanaan ihr Unwesen in V verstärktem Maße
trieben, zeigt schon die Meldung der Bacalat-UR.MAg.MES, einer Fürstin von
Sapuma nördlich der Jabbok-Mündung, daß jene beinahe zwei Söhne des Milkili
erschlagen hätten. Auch sonst hat das verstärkte Hineinziehen der gapiru in
die Kämpfe unter den Stadtfürsten den augenscheinlichen Erfolg, daß diese
Banden immer mächtiger werden. Die Bedrohung von Ajalon und SarCa 11 9), die
Bacalat-UR.MAg.MES erwähnt, wie die Ermordung des Fürsten von Lakisch, Zim-
rida, und endlich die Erschlagung des Turbasu und des Japtig-Adda "im Stadt-
tor von Sile" 120 ) sind Anzeichen dafür. Der Nachfolger des Zimrida von La-
kisch wurde wohl ein Jabni-ilu 121 ). Auch Japagi von Gezer fühlte sich be-
190 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
droht, da sein Bruder in typischer Weise zu den hapiru gegangen war und mit
ihrer Hilfe versuchte, die Herrschaft an sich zuvreißen 122 ). Der wahrschein-
liche Nachfolger des Japagi war ein Baclu-~ipti, der wegen seiner Festung
Mangate südwestlich Cain schems mit der ägyptischen Verwaltung in Streit ge-
raten war 123 ). Die Provinzhauptstadt Gaza wie Joppe sind damals königliche
Städte ohne Stadtfürsten und werden von einem ägyptischen Beamten verwaltet
- 124 )-. Das zwischen den genannten Orten liegende Askalon jedoch ist'Stadt-
staat unter einem Widia, der sich als Herr eines Hafenortes besonders um die
Versorgung der Militärtransporte zu kümmern hatte 12 5). In den Küstenbereich
gehört endlich auch noch Jursa, das jetzige tell el-ful, 18 km SSW Lydda, in
dem damals ein Pu-Baclu regi~rt hat 126 ).
Außer den erwähnten Fürsten werden in den Amarnabriefen noch weitere an-
gegeben, die jedoch nicht lokalisierbar sind, aber nach bestimmten Angaben
in das Gebiet von Kanaan einzuordnen sind. So gehören eng zusammen die Brie-
fe eines Dijate (EA 193), Bajawa (215/6), Ah .._,
••••• (217) und Hiziri
V
(337), die
alle die Bereitstellung für einen Feldzug melden und den rabi~ Maja nennen,
der als rabi~ von Kanaan bekannt ist. Damit sind auch diese Fürsten unge-
fähr zu lokalisieren, jedoch ist chronologisch ebenfalls nicht zu sagen, um
welchen Feldzug es sich handeln könnte. Die meisten anderen Briefe sind aber
so unbedeutend, daß gar nichts aus ihnen zu ersehen ist; meist wird ein Be-
fehl bestätigt, so von Wiktazu (EA 221/2); Jama (230), Baduzana(239), Jahzi-
bida (275/6), Da§ru (261/2), Zitrijara (211/4). Subandu (301/6) erwähnt ;P.-
nigstens noch die üblichen Auseinandersetzungen mit den gapiru,deren sich
auch ein Dagan-takila (317/8) zu erwehren hat. Bajadi (237/8) kämpft mit La-
baja und nennt vielleicht den Sohn des Zatatna, des Fürsten von Akko, wo-
durch er wohl in der Jesreel-Ebene anzusetzen ist. Ein Nukurtuwa von Z(?)unu
(220) meldet die Ermordung seines Vaters; auf die Ankunft Pharaos hofft ein
Zisamimi; ei~ Sipturi spricht über Karawanen (226). Möglicherweise kam auch
der Brief eines Sum ••••• aus Na- ••• -ha- •••• (272) und der eines ••••• -dih
~ ....,
aus Zugra- ••••• (334) aus Kanaan, sicher aber der eines anonymen Fürsten aus
Zugru (335), da dieser Lakisch nennt und auch die Ermordung des Turbasu er-
wähnt. F~dlich ist auch noch Baclu-UR.SAG (249/51) zu nennen, der mit Milki-
li und den beiden Söhnen des Labaja im Kampf lag, da diese ihn dazu bringen
wollten, die Mörder des Labaja aus Gina zu bekriegen; daher erbat er die
Hilfe des Birjawaza von Damaskus. Alles das weist auf eine Lage am Karmel
hin, wobei die Hauptstadt vielleicht das dort genannte Gitipadalla ist 127 ).
Diese Aufzählung nicht lokalisierbarer Stadtstaaten zeigt an, daß wir
also in Kanaan viel mehr solche anzunehmen haben, als es die sicher belegten
Fälle erkennen lassen.
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 191
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192 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
1) EA 85, 71. Der Name Thutmosis' I~ ist nicht ausdrücklich genannt, son-
dern es wird vom Vater des Adressaten gesprochen. Der Brief ist aber si-
cher an Amenophis III. gerichtet, da Abdi-Asirta von Amurru als lebend
erwähnt wird.
2) Urk. IV 1556.
3) EA 116, 61 ff.
4) Der Adressat des Briefes heißt Nipeururija, was eigentlich der Name Tut-
enchamuns ist. Daher will Edel, JNES 7,15, diesen Brief auch an Tuteneh-
arnun adressiert sein lassen. Diese Frage hat aber keinen Einfluß auf die
Datierung des dort genannten Ereignisses. da Kurigalzus Nachfolger, Ka-
dasman-Ellil, bereits in der Zeit Amenophis' III. regiert hat. Somit ge-
hört die in EA 9 geschilderte Abfallsbewegung in Palästina sicher in die
Anfangszeit Amenophis' III.
5) Hrozny, Denkschr. Kais. Akad. Wiss. Wien 52, 36.
6) Albright, BASOR 87, 34.
7) Albright, BASOR 92, 28 ff.
8) Urk. IV 1738; EA 29,18. Ägyptisch wird der Name geschrieben ki-1-gi-pa,
der des Vaters 8()-ta-r-na.
9) Zu den Datierungen ist zu beachten, daß entgegen häufiger Annahme EA 58
unter Amenophis IV. und nicht III. anzusetzen ist (gegen Bilabel, Ge-
schichte, Untersuchungen§§ 84 und 34). Ebenso gehören die Akizzi-Briefe
(EA 52/5) unter Echnaton. Die Briefe des tyrischen Fürsten Abi-milki
(EA 146-57), die die Tochter Mrj.t-Itn Echnatons erwähnen, stammen nicht
aus der Zeit Semenchkares, ihres Gatten, sondern aus den letzten Jahren
Echnatons, wo Mrj.t-Itn eine größere Rolle gespielt hat. Das zeigt der
Brief des Burnaburias, der EA 10, 44 in einem Brief an Echnaton aus-
drücklich "deine Tochter SALMa-ja-ti(!)" erwähnt (vgl. auch 11,26). Daß
endlich EA 9 vielleicht an Tutenchamun gerichtet war, wurde bereits ge-
sagt.
10) KBo I 1.
11) In ägyptischen Texten der Amarnazeit kommt bisher der Name des Suppilu-
liuma nicht vor. Cerny hatte in Cheristeria Orientalia Ioanni Rypka 72
ff. ein Steinfragment veröffentlicht, auf dem der Name su-b-'-j (Det.
"Sethtier", "Fremdlandpfahl" + "hockender Mann") steht. Vielleicht han-
delt es sich hierbei nach Cerny um die verkürzte Form des Namens Suppi-
luliuma. Im Hethitervertrag Ramses' II. wird der Name sa-pa-lu-lu ge-
schrieben.
12) KBo I 5,6 ff.
13) KBo I 3 obv. 8.
14) Der Ansatz wird später im Zusammenhang mit der Beschreibung der einzel-
nen Städte ausführlicher begründet.
15) ardat, 6 km ostw. Tripolis.
16) vgl. EA p. 1154, wo es mit einem zeghata gleichgesetzt wird, was aber
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 193
13
194 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
des Heeres sollen nicht nach Amurru hineinkommen, denn sie (die Ammori-
ter) haben Abdi-Asirta getötet." Das paßt nicht zum Tenor eines Rib-Ad-
di-Briefes; außerdem ist heranzuziehen, was Tadmor, JNES 17, 129 ff.,
über das Verb däku sagt. Danach müssen wir übersetzen: "Aber die Schiffe
des Heeres sind nicht nach Amurru gekommen und haben auch Abdi-Asirta
nicht geschlagen, weil sie keinen Proviant (o.ä.) hatten."
34) PRU IV 282 ff.
35) EA 108.
36) Wegen der Nennung der Vorgänge unter dem "Vater" in EA 108.
37) EA 105, 109.
38) EA 105, 12 ff.
39) EA 100.
40) EA 102; 105.
41) EA 105; 113; 117; 119; 120.
42) EA 107.
43) EA 107 - an einen Kriegszug ist natürlich bei der ganzen Lage der Dinge
nicht zu denken!
44) EA 114.
45) EA 114.
46) EA 124/6.
47) EA 112. -In dieser Epoche gehören zusammen die Briefe EA 108, 109, 114,
116 wegen der Angelegenheit mit dem Lösegeld von 50 Minen Silber (109,
114), der Sache mit den Pferden (108, 114), und der Schwierigkeit, einen
Boten nach Simyra zu bringen (EA 114, 116).
48) EA 126, 51.
49) PRU IV pass.
50) KBo I 4.
51) EA 126.
52) Albright hat BASOR 95, 30/3 für EA 45/9 die Herkunft aus Ugarit wahr-
scheinlich gemacht: EA 45 lies den Namen des Schreibers (IAm-m]i- i~-
tam-[ru); EA 48 ist der Brief einer Fürstin von Ugarit •••••• - gepa,
die der ägyptischen Königin ein Töpfchen Salbe schickt. Auch der ugari-
tisch .geschriebene Brief PRU II 18, bei dem es sich um ein Konzept han-
delt, wird dem Ammi~tamru zuzuschreiben sein, da er an "die Sonne, den
Großkönig, meinen Herrn" gerichtet ist und dabei Ammistamru "vor Amun
und den Göttern Ägyptens, die die Seele der Sonne schützen" (lpn amn w
lpn el m~rrm dt tgrn nps sps mlk rb b'lj) betet. Damit~t die Zeit Ech-
natons ausgeschlossen.
53) PRU IV 40 ff.
54) Im Euphratbogen bei Harput.
55) Am oberen Tigris.
56) Ostwärts retwa su und nördlich des oberen Tigris.
57) Zwischen oberem Tigris und Habur.
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 195
58) Zwischen den Angaben in den Texten aus Ugarit und der späteren histori-
schen Einleitung des Mattiwaza-Vertrages bestehen gewisse Unstimmigkei-
ten. Nach Ugarit bereiten Ituraddu, Akitesup und Addunirari den Angriff
auf Ugarit vor; im Mattiwaza-Vertrag heißt es aber, bei der Eroberung
von Alalaa habe sich Takuwa von Nija dem Hethiter unterworfen,und in
seiner Abwesenheit habe sich erst Akitesup zum König von Nija gemacht.
Die beiden Geschehnisse müssen die gleichen sein (so auch Nougayrol, PRU
IV 32 ff.); daher müssen wir annehmen, daß im Mattiwaza-Vertrag ein Er-
innerungsfehler vorliegt, denn Takuja muß vor dem Eingreifen des Suppi-
luliuma gestürzt worden sein.
59) PRU IV p. 50 Nr. 17.340 Zeile 20.
60) EA 51. - Vergote, Toutankhamon dans lee archives hittites will aller-
dings in Manahpiria Thutmosis IV. sehen.
61) EA 59 ist vorvdem Fall von Simyra geschrieben: z. 34 u i-nu-ma-ni IA-zi-
ra al~u-mu-riki i-ru-bu "und sobald Aziru in Simyra einrücken sollte".
62) Daher auch der Glückwunsch des Suppiluliuma zur Thronbesteigung Echna-
tons. Zur Namensform Buria für Nap-gururija vgl. Bork, OLZ 1932, 379.
63) KUB XIX 9 I 13.
64) Pawara war sicher nicht rabisu;
•
dieses Amt hatte damals in Simyra VHai~
inne. Rib-Addi befiehlt EA 123, 38 dem Pawara, Simyra zu schützen; EA
131, 22 wird er malik ~arri betitelt.
65) Goetze, JCSt 10 p. 93 Fragm. 28 A II 30.
66) ~a~abu (EA 174) ist tell ~asbe südwestlich Baalbek.
67) Bazi (EA 175) ist entweder azze am Litani oder nach Kuschke, ZDPV 74, 99,
tell ~izzin bei tell ~asbe; vgl. Thutmosis-Liste Nr. 3.
68) Enisazi (Thureau-Dangin, RA 19, 94 ff.) will Abel, Geographie II 7 mit
dschusije südlich ribla identifizieren (vgl. auch ZDMG 1933, 178; Dhorm~
Rev. bibl. 1924 p. 9). Vorgänger des Abiri~a war ~atija, Schreiber des
Briefes EA 187.
69) EA 176. - Diese Kämpfe sind in den Pestgebeten des Mursilis (Kleinasia-
tische Forschungen I 209 § 4 Zeile 3) als Beginn der Vertragsbrüche an-
gegeben, mit denen Suppiluliuma den Götterzorn erregte: "Und mein Vater
entsandte Truppen und Wagenkämpfer, die überfielen das Grenzgebiet des
Landes Ägypten, das Land Am~a."
70) Freydank, MIO II 366 ff.
71) PRU IV p. 50 Nr. 17.340 Zeile 20.
72) PRU IV p. 284 Nr. 19.68.
73) Knudtzon, OLZ 1914 Sp. 489; Albright, JEA 23, 195.
74) Vgl. Albright, JEA 23, 203.
75) Tubihi ist dbhw in der Liste Thutmosis' III. Nr. 6 und wird unmittelbar
V V
vor Kumidi genannt, so daß es wohl nördlich bzw. nordwestlich von kumid
el-loz anzusetzen ist.
76) Von diesem König liegt wohl mit EA 199 ein Brief vor.
196 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
77) Albright bringt AASOR 6, 19 n. 22 den Namen galunni mit dem wadi el-'al-
lan zusammen. Vielleicht ist eher noch an s~ma el-golan zu denken.
78) Dussaud, Mon. Piot 25,35; Topographie 110. Die Lesung des Namens durch
Forrer, RA 2, 239.
79) KUB III 14 obv. 3 ff.
80) Albright, JEA 23, 190 ff.
81) Die früher zu chronologischen Berechnungen angeführte Angabe von 20 Jah-
ren, die angeblich zwischen der gleich zu erwähnenden Eroberung von Kar-
karnisch durch Suppiluliuma und dessen großen Syrienzug gelegen hätten
(KUB XIX 9), ist anders zu erklären, vgl. Otten, MIO III 156 ff.; Güter-
bock in PRU IV p. 300.
82) EA 15, 9 ff., vgl. v. Soden, Orientalia 21, 433.
83) vgl. Güterbock, JCSt 10, 121 n. 18, der auf Landsberger, JCSt 8, 130,
verweist, wo Sattiwaza vorgeschlagen wird. Güterbock selbst macht dar-
auf aufmerksam, daß das Zeichen KUR in hethitischen Texten nur die Le-
sung kur habe und schlägt deshalb Kurtiwaza vor, das er als kr~i-vaja im
Sanskrit erklärt. Hurritisch hieß er Kili-Te~up.
84) KBo I 1 53.
85) JCSt 10, 92. Auch diese Kämpfe werden in den Pestgebeten des Mursilis
erwähnt (§ 4 Z. 3): "Und wieder entsandte er, und wieder überfielen sie."
86) Edel, JNES 7, 14.
87) Boeser, Ägypt. Smlg. Leiden IV pl. 21/5.
88) Urk. IV 2109, 17.
89) Federn, JCSt 14, 33.
90) Güterbock, JCSt 10, 120.
91) Das hatte Seele, JNES 14, 177, daraus geschlossen, daß die Namen Ejes
und Tutenchamuns zusammen auf Architraven aus Karnak vorkommen. Doch
wird hier Eje einen Bau Tutenchamuns fortgesetzt haben.
92) Urk. IV 2113 ff.
93) Vgl. auch den Brief KUB XIX 20.
94) Nach den Pestgebeten (Kleinas. Forsch. I 211).
95) EA 96, 10.
96) In die nördlichen Grenzgebiete dürften noch gehören: tlibija von Jatani
(EA 178), da er über die Getreidelage in Amurru schreibt; Ipte- •••.•
(EA 207/8) wegen der Nennung des rabi~ Paguru von Upe; Fürst Katiguti-
supa (EA 58).
97) Als Herkunftsort eines Truchsesses genannt (~i-ra-ba-sa-na) (Mariette,
Abydos II 50; vgl. Thutm. III. Liste Nr. 23, wohl Zoroa.)
98) EA 201; 203; 204; 205; 106; 202.
99) Thutmosis III.-Liste Nr. 26 Kanu; Nr. 22 Dubu.
100) Thutmosis III.-Liste Nr. 56; während gazi Nr. 3 ist. Dörfer von Hazi
"
nach EA 185: Magzibti, Giluni, Magdali, Uste, Patmi.
101) Folgt in der Thutmosis III.-Liste als Nr. 4 unmittelbar auf gazi.
Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit 197
102) Steht in der Thutmosis III.-Liste als Nr. 25 zwischen Ziribasani und
~ani, lag also in der Nähe des Gebel Drus.
103) RA 19, 96. Astaroth hatte gemeinsame Grenzen mit Pella (EA 256), Januam-
mu (EA 197) und Hazor (RA 19, 96).
104) Lage ostwärts des Tiberiassees, vgl. Albright, BASOR 89, 9 ff. Die abge-
fallenen Orte hießen Aduru, Udumu, Aruru, Mesqu, Magdalu, ginianabu, ga-
janu, Jablima. Es handelt sich nicht, wie Alt, JPOS 12, 126, meinte, um
Orte im Negeb.
105) RA 19, 91 ff. Nr. 7095/6; RA 36, 75, j. tell lisan südostwärts Akko.
106) EA 227/8.
107) EA 241; erscheint in der Thutm. III.-Liste als Nr. 21 nach, d.h. südlich
einem berut (nördlich samanen, das selbst südlich Damaskus liegt) und
vor Dubu und Ziribasani und kann deshalb nicht mit Noth, ZDPV 61, 64 n.
4 nach chirbet saruna in sahl el-~ma verlegt werden.
108) EA 225. Wohl am Hule-See, der bei Josephus Samachonitis heißt. Alt, ZDPV
64. 35, denkt aber an samunie am Nordrand der Ebene von Megiddo.
109) RA 31, 125. Nach EA 273 gehören zu Gezer Ajalon und Serqa (= Sarka),
nach 292 Mangate und nach 298 Mugazzi südlich Joppe.
110) Auffallenderweise wird dieser Brief ANET 486 n. 10 in die Zeit Amenophis'
III. verlegt.
111) EA 250 stammt von einem Addu-UR.SAG, dessen Residenz nicht bekannt ist,
die aber wohl in der Nähe von Megiddo lag. Zu Burkana vgl. Thutm. III.-
Liste Nr. 117, j. burkin 4 km südwestlich dschenin; zu garabu vgl. EA
281, 13. Weitere Orte in dieser Gegend waren Japu, Nuribda (RA 19, 97),
Gitirimunima (EA 250). Japu gehört zu Megiddo, j. jafa 3 Std. nordostw.
Megiddo (Alt, Kl. Schriften III 172); von dort wurden Arbeiter zur Be-
stellung der Felder des von Labaja zerstörten Sunem geholt. Nuribda war
eigener Staat, ist aber nicht zu lokalisieren.
112) AO 7096: Thureau-Dangin, RA 19, 91 ff.; vgl. Alt, PJB 20, 26 ff.
113) Als Sohn erwähnt EA 8,9, wonach er eine babylonische Karawane bei dem
gleichen fiinutani ausgeraubt haben soll, bei dem. dann Labaja freigelas-
sen worden ist. Dieser von Burnaburias an Amenophis IV. gerichtete Brief
nennt ihn ~utatna.
114) Nach der Thutmosis III.-Liste Nr. 44 haben wir auch Gintiasna, dessen
Fürst Zurasar mit EA 319 einen nichtssagenden Brief geschrieben hatte,
in die Gegend südostwärts Taanak anzusetzen.
115) Das ist daraus zu schließen, daß er das Gebiet Gintikirmil, d.h •. Gath
am Karmel, besetzt hatte (EA 289,18; vgl. PJB 21, 48 n. 3; Albright,
BASOR 104,25).
116) Einer dieser Söhne heißt Mut-ba'lu (EA 255).
117) EA 280,9 ff.
118) Die EA p. 1342 vorgenommene Gleichsetzung mit ra-bf-tu der Liste Thut-
mosis III. Nr. 105 ist nicht möglich.
198 Ägypten und Vorderasien während der Amarnazeit
119) Ajalon ist jetzt jalo beim alten Nikaiopolis; Sar<a liegt bei bet-schems
westlich Jerusalem.
120) EA 288,41; 335,9- ihre Amtsstellung ist unbekannt.
121) EA 328.
122) EA 297/300.
123) EA 292; es handelt sich um .i'1nJD, vgl. wadi el-menah. Genannt wird der
- - T
rabi~u Maja.
124) EA 296; bei Jagtiri handelt es sich aber wohl sicher um einen ägypti-
schen Beamten (Alt, Ägypt. Tempel 11).
125) EA 320/6.
126) vgl. Thutmosis-Liste Nr. 60; EA 314; Alt, PJB 29,13.
127) ANET 485 n. 8 verlegt das Gebiet des Ba<lu-UR.SAG an die Küste südlich
des Karmel, das paßt aber gar nicht dazu, daß er einmal Gina (= dschen-
nin in der Jesreel-Ebene) bekriegen soll und er andererseits Hilfe von
Birijazwa von Damaskus erbittet. Sollte Ba'lu-UR.SAG vielleicht Fürst
von Hazor gewesen sein, von dem wir allerdings bereits einen Abdi-tirsi
kennen (EA 228)?
aAmlfia
.._____..
5 km
199
Der Ausbruch der Pest, die angeblich die ägyptischen Gefangenen aus den
Kämpfen nach der Ermordung des hethitischen Prinzen und ägyptischen Kronprä-
tendenten Zannanza eingeschleppt hatten, beendet die Kriegshandlungen zwi-
schen Ägypten und Hethitien und gibt Haremheb die Gelegenheit, durch einen
Staatsstreich den Thron zu besteigen. Uber die Lage in Syrien und Palästina
während dieser Zeit wissen wir wenig; vielleicht mag der Fund einer Vase des
Haremheb in Ugarit mehr als nur auf Handelsbeziehungen bzw. diplomatischen
Austausch hinweisen 1 ). Allerdings acheint Ugarit nach seinen eigenen Doku-
menten hethitischer Vasall geblieben zu sein, da in den ersten Jahren des
Murailis Niqmepa II. von Ugarit zum Kampf gegen Nusa~~e durch den König von
Karkemiach, Sarrukusut (Sohn des Suppiluliuma), aufgefordert wurde 2 ). Es
handelt sich sicherlich um die Vorgänge, die die ausführlichen Annalen des
Mursilis für dessen 7. Jahr regiatrieren3). Damals hatte wohl Sarrukusuh den
~
König von Nugasse in sein Land zurückgeschickt, der bei ihm interniert gewe-
sen war. Dieser, mit Namen Tette, hatte sich mit Ägypten verbunden und einen
Angriff gegen Karkemisch eingeleitet; dabei wird auch in den Murailia-Anna-
len vom Angriff ägyptischer Truppen gesprochen, die jedoch ohne Eingreifen
des Mursilis von den Truppen des SarrukuaUij geschlagen wurden. Es handelt
sich wohl noch um die Zeit Haremhebs. Im 9. Jahre des Mursilis benutzen dann
die Leute von Nugasse die Abwesenheit und den folgenden Tod des Königs von
Karkemiach, Sarrukusug, bei einem Fest mit seinem Bruder Mursilis für Hepat
von Kummanni in Kizzuwatna, um erneut den Kampf zu beginnen4). Die hethiti-
schen Truppen sind im Anfang bestrebt, - wohl weil sie für eine Eroberung
der Städte nicht stark genug sind (mußte doch Mursilia gleichzeitig im Nor-
den kämpfen) - das Getreide in Nusasse zu vernichten und damit eine Hungers-
not hervorzurufen.
Interessanterweise rechnet Mursilis im Gegensatz zu dem .Brauch unter Sup-
piluliuma ~adesch mit zu den NUijas~e-Ländern. Dort war der alte Aitakama,
der in den Amarnabriefen als hethiterfreundlich verschrieen war, auf die
Seite der revoltierenden Nugasse-Könige getreten. Er wurde jedoch damals von
seinem Sohn NIG.BA-DU-as 5 ) getötet, der sich dem Hethiter unterwarf. Aller-
dings wurde diese Unterwerfung nicht angenommen, sondern ~adesch durch den
hethitischen Befehlshaber mit Waffengewalt eingenommen. Während dieses Auf-
standes blieb aber Amurru unter dem alten Aziru den Hethitern treu, wie sich
aus der historischen Einleitung des Vertrages des Mursilis mit Duppi-Tesup
von Amurru ergibt 6 ); die Amurru-Truppen führte damals Azirus Sohn und späte-
rer Nachfolger, DU-Tesup.
Nach Abschluß der Unternehmung gegen ~adesch hatte Mursilis zunächst
Karkemisch gegen einen Angriff der Assyrer zu verteidigen. Dort setzte er
den Sohn des Sarrukusuh namens -Sarma ein, während Aleppo dem Rimi-
Sarma, dem Sohne des früheren Königs (und Bruders des Mursilis) Telepinus
200 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
übergeben wurde. Späterhin ist Mursilis, nach den Annalen, nicht mehr nach
Syrien gezogen, so daß wir annehmen können, daß sich die Lage zunächst beru-
higt hatte, was wohl damit zusammenhängt, daß die ägyptischen Gegenunterneh-
men fehlten. Nur in Ugarit scheint einmal eine ägyptische Intrige zur Ver-
treibung des Niqmepa, des Nachfolgers des Niqmadu II., geführt zu haben, der
jedoch durch Mursilis wieder zurückgeführt wurde7).
Während der zweiten Hälfte der Regierung des Mursilis herrschte in Ägyp-
tenSethos I., von dem wir über Vorstöße nach Norden wissen. Dabei ist die
chronologische Verzahnung in dieser Zeit so eng, daß wir folgendes Nebenein-
ander erkennen können, wenn wir die oben angeführten Zahlen für die ägypti-
schen Könige zugrunde legen:
1333 Tod des Tutenchamun
1333-29 Eje, in dessen 2. Jahr die Angriffe Suppiluliumas anzusetzen sind,
die dieser wegen des Todes seines Sohnes unternahm. Die Pest brach
also etwa 1330 aus und dauerte noch 1310 unter Mursilis an.
1329-06 Haremheb.
Da Suppiluliuma auch an der Pest gestorben ist, wie sein Sohn und
Nachfolger Arnuwandas II., so mag das Ende des Suppiluliuma etwa
1330/28 anzusetzen sein. Mit der Annahme des Beginns der Regierung
des Mursilis um 1325 dürften wir sicher gehen.
Damit läßt sich verbinden, daß Mursilis ·etwa 30 Jahre regiert hat,
also etwa bis 1295/90. Im 5. Jahr Ramses' II., der 1290 den Thron
bestieg, ist aber sein hethitischer Gegner Muwatallis.
Die Feldzüge des 7. und 9. Jahres des Mursilis sind also etwa 1318
und 1316 anzusetzen, womit wir uns noch in der Regierungszeit Harem-
hebe befinden.
Die Unternehmen Sethos' I. sind zunächst nicht gegen die hethitische
Macht gerichtet, sondern scheinen darauf abzuzielen, das noch ägyptische Ge-
biet zu sichern. Die Stelen von Besan geben darüber gute Auskunft. Die be-
kanntere von diesen erwähnt eine Auseinandersetzung um Besan8 ), die datiert
ist vom 1. Jahr, 3. ~mw, 10. Tag (also in der ersten Hälfte des 1. Jahres!).
Es handelt sich sicherlich um eine der üblichen Strei tigkei,ten zwischen pa-
lästinensischen Städten, wobei der Fürst von Hamath mit den Leuten(!) von
Pella gegen Besan und den Fürsten von Rehob stehen. Alt hatte zwar a.a.O.
gemeint, daß Besan damals schon ägyptischer Stützpunkt gewesen sei, jedoch
ist das nicht belegt; die Angabe EA 289,18 ff., daß "das Land Ginti-Kirmil
dem Tagi gehöre und die Leute von Ginti in Bitsani als Besatzung seien",
kann nicht in diesem Sinn interpretiert werden. Hätte ein Stadtfürst eine
ägyptische Festung besetzt, so würde das nachdrücklicher hervorgehoben wer-
den. Die Festung ist erst unter Sethos I. sicher datiertt wenn auch Albright
ihre Gründung in die Mitte des 15. Jahrh. verlegen wi11 91 •
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 201
die ganze Unternehmung gegen Norden hin ab. Diese findet auf sehr begrenztem
Raum statt und ist eine lokale Angelegenheit. Mit Recht ist aber darauf hin-
gewiesen worden 11 ), daß sie in den Rahmen eines größeren Feldzuges gehört,
den Sethos I. im 1. Jahr unternahm. Neben den gleich noch eingehender zu be-
trachtenden Ortslisten 12 ) finden sich Angaben über diesen Zug im 1. Jahr
auch an der Nordwand der Hypostylen Halle in Karnak 13 ). Aus diesen Angaben
zeigt sich, daß zunächst der Druck der Nomaden auf das südpalästinensische
Gebiet Hauptanlaß des Zuges gewesen war. Die Inschrift beim Abschlußbild
(Wresz. II 40) gibt an: "Jahr 1 ••••• Man kam, um S.M. zu melden: Die Feinde
vom Beduinenland denken an Aufruhr, ihre Stammesgroßen haben sich vereinigt
und bedrängen (? c~c ~r) die vom Hurriterland. Sie beginnen Aufruhr und
Streit, und ein jeder von ihnen mordet den anderen, und sie kennen nicht die
Weisungen des Palastes." Es handelt sich um Auseinandersetzungen zwischen
den ansässigen Kanaanäern - hier "die vom Hurriterland" genannt - und den
Beduinen, die vom Osten her in Südpalästina einbrechen. Die erste Darstel-
lung zeigt uns dann auch (Wresz. II 39), wie die Beduinen (S~sw) unter den
Mauern von Gaza ( "P~-Kn c n") vom König geschlagen werden, und zwar ausdrück-
lich "von der Festung Sile bis zur Stadt P~-Kn c n". Gaza selbst ist abgebil-
det, aber natürlich nicht von den Feinden besetzt, sondern der Angriff des
Königs kämpft den Zugang auf der Heerstraße zu dem Provinzmittelpunkt wieder
frei.
Leider ist der Text zu der Darstellung der Eroberung der Stadt Januammu
verloren (Wresz. II 36), doch wird dieses Ereignis sicher ebenfalls in den
Feldzug des 1. Jahres gehören, da wir ja aus der Stele von Besan wissen, daß
damals gegen Januammu vorgegangen wurde. Diese Stadt spielt bis in die Zeit
Mernephtahs (auf der Israelstele) eine große Rolle, die deshalb auffallend
ist, weil ja Januammu unter Thutmosis I'II. als Domäne dem Amun übergeben
worden war. Hier müssen Veränderungen eingetreten sein, die wir nicht fas-
sen können. Auf alle Fälle zeigt uns das Bild aus Karnak, daß diese Stadt
damals erobert worden ist; die Hintergründe dafür sind unbekannt.
Die Darstellung daneben vom Fällen der Tannen verweist auf die Richtung
des Feldzuges, der also vom Tiberiassee hinüber zum Libanon geführt hat.
202 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
Eine Stadt q{)-du-rti im Lande h-nu-ma wird als zerstört abgebildet; sie
dUrfte, nach der Abbildung zu urteilen, auf dem Wege von Januammu nach dem
Libanon erobert worden sein. Es ist auf alle Fälle nicht die Stadt, die zum
Libanonbild gehört, da dort eine weitere Stadt abgebildet war, deren Name
leider verloren ist. Es wird sich wohl um Gadara sUdlieh des Jarmuk (j. mu-
kes) - eine auch später wichtige Festung - handeln, das also wenig nördlich
des bisherigen Operationsgebietes liegt.
Das Fällen der Tannen mUssen die "Großen des Libanon" durchfUhren, wobei
die Stämme fUr die Amunsbarke und die Fahnenstangen des Amuntempels bestimmt
sind.
Der RUckweg ist ebenfalls in Karnak dargestellt und gibt dabei ein Bild
der Befestigung des Heerweges von Sile bis Raphia, worüber unten zu sprechen
sein wird. Die Darstellung läßt erkennen, daß auch auf dem RUckweg das Heer
von den Beduinen belästigt wurde, die aus den Wadis hervorbrechen.
Zusammenfassend können wir sagen, daß der 1. Feldzug Sethos' I. wohl in
der Hauptsache die Sicherung der Verbindung nach Syrien zum Ziel hatte; die
Kämpfe sUdlieh des Tiberiassees mit Hamath, Januammu und Gadara mUssen aus
lokalen Unruhen erklärt werden.
Betrachten wir in diesem Zusammenhang die Ortsnamenlisten Sethos 1 I.,
die mit Pella, Hamath, Besan beginnen und damit anzeigen, daß sie sich min-
destens zum Teil auf den Feldzug des Jahres beziehen wollen. Wir finden dort
in den einzelnen Kopien der Listen folgende Orte:
Listen
()Be pa-h(i)-1 Pella, j. chirbet fa~l (s.o.)
AB ha-lm() -ta 21
0/
b~-ta
.
tell el-hamme (s.o.)
ABC 2 -~a-r j. tell hösn bei besan (s.o.)
ABCD ja-nu-'a-mu Januammu, j. en-nä'am (s.o.)
5 A()CD qa-m()-h-mu ?
AB 'a-ka Akko \
ABC 14 ) qa-m-du ?
ABCD >ul-la-~a Ullaza (Orthosia)
ABCD su-ra (Var. _!!U-ra) Tyrus
10 ABCD >u-~u Uzu (Altthyrus)
ABCD b{-ta 2 -c-n-,:1 ein Beth-Anat; in der Liste Ramses' II. I 5
wird ein Ort auf dem Gebirge von Beth-Anat
erwähnt. Noth (ZDPV 60, 223) verweist auf
'anüt, 15 km NO Sidon, was aber unwahrschein-
lich ist.
A() •••..•.• -r ?
A()CD qa-la-m()-mu Eroberung durch Ramses II. auf SUdwand der
hypostylen Halle in Karnak dargestellt (dort
qa-la-ma-ja-m geschrieben); ferner in dessen
Liste II 20 (qa-la-mu 4-na). Wohl j. el-qala-
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 203
Sperre im oberen Orontestal wieder zu öffnen. Dies ist ihm vorübergehend ge-
lun~en, wie der Fund einer in ~adesch aufgestellten Stele Sethos' I. anzeigt
- 18 -. Hethitische Angaben liegen darüber nicht vor.
Wann der Vorstoß in den Hauran durchgeführt worden ist, von dem ein Re-
lief des Königs aus telles-sihab Zeuge ist 1 9), wissen wir nicht.
Etwa in dem gleichen Jahr, in dem Ramses II. auf den Thron kam (zum
wahrscheinlichen Datum 1290 v. Chr. so.), dürfte nach den oben gemachten Be-
merkungen auch Muwatallis in Hatti die Herrschaft angetreten haben. Aus Ram-
ses' II. 4. Jahr stammt die Stele am nahr el-kelb, die uns einen Kriegszug
Ramses' II. erkennen läßt 20 ). Aus der Wahl dieses Platzes muß man schließen,
daß damals die Grenze des ägyptischen Machtbereiches hier verlaufen ist. Je-
doch wird man ungern annehmen, daß Byblos damals nicht dazu gehört habe, be-
sonders da aus der Zeit Sethos' I. die Statue des P~-Rc-~tp aus Byblos be-
kannt ist (Montet, Byblos p. 5). In der späteren Zeit Ramses' II. hat Byblos
sicher zu Ägypten gehört, wie die Bautätigkeit dieses Königs dort anzeigt
(Tor: Dunand, Fouilles de Byblos I pl. 27,54; Stelenfragmente Montet, Byblos
pl. 34, 24/5) und auch aus dem Pap. Anastasi hervorgeht, der Byblos als
Stadt des ägyptischen Einflußgebietes behandelt. So hat die Wahl dieses
Platzes vielleicht noch einen anderen, uns unbekannten Grund gehabt.
Dieser Zug auf der Küstenstraße nach Norden führte zu dem Erfolg, daß
der König von Amurru,Bentesina,damals auf die Seite der Ägypter trat. KUB
XXIII 1, 28 ff. schildert das mit folgenden Worten: "Als aber Muwatallis,
der Bruder des Vaters der 'Sonne' (- es spricht Tudhalijas im Vertrag mit
Sausga-muwa von Amurru -) König wurde, da versündigten sich gegen ihn die
Leute von Amurru,und sie teilten ihm dieses mit: 'Treue Diener sind wir ge-
wesen, jetzt aber sind wir dir nicht mehr Diener', und sie schlossen sich
dem König von Ägypten an. Da kämpften der Bruder des Vaters der Sonne, Muwa-
tallis, und der König von Ägypten um die Diener des Landes Amurru." Anschei-
nend glaubte man in Amurru, daß Hatti, durch die Pest geschwächt~ nicht mehr
Ägypten entgegentreten konnte; waren damals ja auch Mitanni und Arzawa abge-
fallen. Zudem hatten die Gasgäer die Hethiter zur zeitweisen Verlegung ihrer
gefährdeten Hauptstadt von Hattusas nach Datassas gezwungen. Muwatallis ent-
schloß sich, diesen Abfall durch sein persönliches Eingreifen mit einem
großen Aufgebot niederzuschlagen 21 ). Als Hilfetruppen der Hethiter wird eine
Anzahl Völker erwähnt, die in den ägyptischen Quellen über die ~adesch
schlacht aufgezählt werden:
A "Gedicht" Zeile 2
B "Gedicht" Zeile 43 ff.
C "Gedicht" Zeile 149 ff.
D "Bericht" Zeile 43 ff.
E Einzelnennungen in Beischriften.
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 205
A B c D E
1 Hatti
2 2 2 X Nahrina Gemeint sind die Reste des Mitannirei-
ches, soweit es damals noch der hethi-
tischen Oberherrschaft unte-rstand. Erst
etwas später ist dieses Gebiet dann un-
ter Sattuara durch Adad-nirari I. von
Assur erobert worden (Rowton, JCSt 13,1
ff.). Gardiner meint zwar, daß damals
Nahrina das ganze Gebiet bis westlich
Aleppo bezeichnet habe (Onomastica I
171~; Kadesh Inscriptions 57), doch
dürfte dies nicht stimmen, da es sich
hier eindeutig - wie in den folgenden
Fällen -um die Bezeichnung des politi-
schen Gebietes Mitanni-Nahrina handelt.
3 3 9 '8.-ru-sa-wi Arzawa, Ländergruppe an der Westküste
Kleinasiens (so Garstang-Gurney, Geo-
graphy) bzw. an der Südwestküste (so
Goetze,zuletzt JCSt 14, 43 ff.).
4 7 5 pl-da-s'a Pidasa, Land in Inneranatolien, südw.
Hattusa 22 ).
5 4 5 da-r-d-an-ja wahrscheinlich die Dardanoi in West-
kleinasien.
I I
6 6 2 4 X ma-sa Von Garstang-Gurney ins spätere Pamphy-
lien verlegt (a.a.O. p. 107 ff.), wäh-
rend es Goetze,JCSt 14, 47/8, nördlich
an Arzawa anschließen läßt, etwa im
späteren Lydien (vgl. auch Forrer, For-
schungen I 82; Sommer, Ahhijawa-Urkun-
den 157; Goetze, Kizzuwatna; Gardiner,
Kadesh-Inscriptions 57).
7 9 7 6 qa-r(a)-q{-sa Karkisa, Nachbarn der Lukki an der Wemr
küste Anatoliens, von Garstang-Gurney
fragend a.a.O. 107 ff. nördlich Arzawa
gegenüber Lesbos angesetzt, sonst süd-
lich des Mäander (Forrer, Forschungen
73/82; Sommer, Abßijawa-Urkunden 157;
Gardiner, Onomastica I 128~; Kadesh
Inscriptions 58).
8 10 4 7 lu-ku (/ka) Von Garstang an der SW-Ecke Anatoliens
angesetzt, so auch Gardiner, Onomastica
206 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
A B c D E
I 127*-; Goetze wendet sich Kleinasien 2 ,
181, gegen die Gleichsetzung mit Lykien
und hält JCSt 14, 48 gegebenenfalls
eine Gleichsetzung mit Lykaonien für
wahrscheinlicher. Nach der Fremdländer-
liste in KUB XV 34 I 62 ff. (vgl. ANET
352) wird aber eine in Lukki-Ländern
gelegene Stadt Ijalanta nach d.h. nörd-
lich Ma~a genannt (vgl.Goetze, a.a.O.
48). Immerhin ist aber EA 38 zu beach-
ten, aus dem eine engere Verbindung
zwischen Ala~ia (Cypern) und den Lukki
hervorgeht, mindestens aber ihre Lage
am Meer wahrscheinlich wird.
12 X :>()1-sa Wahrscheinlich Wilusa, nach Garetang -
Gurney p. 101 an der Propontis; auch
Goetze,JCSt, a.a.O., setzt es nach der
eben genannten Fremdvölkerliste nörd-
lich Arzawa und den Lukki-Ländern an.
8 3 11 :>ar-wan-na Arawanna, ein von Garetang - Gurney an
den Euphrat nördlich Karkemisch verleg-
tes Land, das aber Goetze,JCSt 14,46,
nach KUB XXIV 3 II 38 ff., westlich an
die Kaska-Länder anschließen läßt, also
etwa nach Paphlagonien versetzt.
5 3 k-~-k-s Ga~ga~, Bergvolk im Ostteil der Nord-
küste Kleinasiens.
11 q{-su-wa-d-na Kizzuwatna im jetzigen Kilikien.
9 12 6 8 ga-r-ga-mu-sa Karkemisch am Euphrat.
10 14 16 qadi Hierzu vgl. unten, wo es als älterer
Ausdruck für Kizzuwatna angesehen wird.
8 15 Xgi-1-ba Aleppo.
15 nu-ga-sa Nuga~~e.
11 17
12 13
14
10
X qad-s
:>a-kU-ri-ta2
.
Kadesch am Orontes.
Ugarit, jetzt ras esch-schamra.
13 16 13 mu-sa-na-ta Unbekannt.
X q-b-su Unbekannt.
X >i -ni-s Unbekannt.
4
Die Anordnung der einzelnen Namen ist weitgehend verschieden, ohne daß
daraus ein System erschlossen werden kann. Da in den einzelnen Listen a~ und
zu Namen fehlen, müssen wir eine "Urliste" annehmen, die doch wohl im
Die historischen Vorgänge bis ans 3nde des Hethiterreiches 207
Had1 Götze
Nacn Gar.stang-Gurney
OardanoiW
5
208 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
Kriegstagebuch gestanden hat und aus der man jedesmal Namen mehr oder minder
vollständig ausgewählt hat. Nur die allererste Liste (Gedicht Zeile 2)
scheint die Anordnung der Urliste bewahrt zu haben, denn die dort angegebe-
nen Namen (man hat in der Mitte einige ausgelassen) entsprechen auffallend
der geographischen Anordnung, wie sie Goetze(im Gegensatz zu Garstang- Gur-
ney) gibt, ausgehend von Arzawa und dann in Richtung des Uhrzeigers. Zu ver-
gleichen sind dazu etwa Angaben wie KUB XXIV 3 II 38 ff., wo entgegengesetzt
dem Uhrzeiger aufgeführt werden Kaska, Arawanna, Kalasma, Lukka-Länder, Pi-
tasa oder die schon zitierte Fremdvölkerliste mit Arzawa, Masa, Ijalanta in
den Lukka-Ländern und Wilusa. Hier könnte also vielleicht von der ägypti-
schen Überlieferung her etwas zu der problematischen Frage der hethitischen
Geographie beigetragen werden.
Ramses II. begann seinen Feldzug am 9. des 2. smw des 5. Jahres seiner
Regierung wohl von der Ramses-Stadt im Delta aus und marschierte zunächst
auf der Küstenstraße nach Norden; ein Transport zu Schiff scheint für die
Hauptmasse der Truppen nicht durchgeführt worden zu sein. Der nächste ge-
nannte Punkt ist "RC-ms-sw-mrjj-Imn, die Stadt im Tannental", die leider
nicht mit Sicherheit festzulegen ist. Wahrscheinlich handelt es sich um eine
der unmittelbaren ägyptischen Verwaltung unterstellte Stadt, die umbenannt
worden war. Breasted hatte sie 23 ) an der Mündung des nahr el-kelb gesucht,
Bilabel, Geschichte p. 112, im Libanon, Alt 24 ) lokalisierte sie zwischen Si-
don und Beirut; Sturm wiederum (Hettiterkrieg 63) meinte, sie müsse am Meer
und bei Beirut liegen. Wilson hingegen 2 5) suchte sie in der Beqa' oder an
einem Libanonpaß. Edel hat in "Geschichte und AT" 63 gemeint, man müsse sie
"möglichst nahe an die ägyptische Grenze am nahr el-kelb heranschieben". Da-
bei ist auf alle Fälle richtig, daß man die Nennung der letzten größeren
Station vor Überschreiten der Grenze erwartet. Jedoch kann das nicht ein Ort
nördlich der Litani-Mündung sein, da -wie wir gleich sehen werden - Ramses
II. das Orontestal hinaufzieht und unmöglich über den Libanon-von der Küste
bei Beirut her ins Orontestal marschiert sein kann, obwohl auch Sturm, a.a.
0. 77, diese Route mit Hinweis auf das Bestehen einer Straße in römischer
Zeit verteidigt. Doch halte ich diese Annahme für unrichtig, ~llein durch
die Vorstellung, daß das "Tannental" im Libanon zu liegen habe und dann dort
auch noch an der Küste. Davon ist aber nirgends etwas bekannt, es sei denn,
man ziehe das "Märchen von den zwei Brüdern" (Pap. d'Orbiney) mit heran, wo
das Tannental an das Meer grenzt - doch handelt es sich hier so deutlich um
Märchenzustände, daß wir daraus keine Folgerungen über die wirklichen geo-
graphischen Zustände ziehen dürfen. Ich möchte eher die Senke zwischen Liba-
non und Antilibanon als das "Tannental" ansehen und meine, Wilson hat mit
seinem Ansatz der Stadt "im Tannental" in der BeqaC recht. Vielleicht ist es
sogar die Provinzhauptstadt Kumidi, die hier so bezeichnet wird. Auf alle
Fälle halte ich den Vormarsch durchs Litanital für die geländemäßig einzi5e
Möglichkeit.
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 209
Alt hatte 26 ), Dussaud (Topogr. 93, 105 ff.) folgend, unter Billigung
durch Edel 27 ) und Noth 28 ) vorgeschlagen, den Zug Ramses' II. gegen ~adesch
vom Westen durch das Eleutherostal vonstatten gehen zu lassen. Jedoch wider-
sprechen dieser Annahme die Nachrichten, die uns über den Vormarsch überlie-
fert sind 2 9), aufs entschiedenste, wie es bereits Sturm (Hettiterkrieg 65
ff.) ausführlich dargelegt hat, so daß sich eine Widerlegung der Altsehen
These erübrigt. So haben kürzlich auch Faulkner 30 ) und Gardiner (Kadesh-In-
scriptions) mit Recht allein einen Vormarsch von Süden her den Orontes ab-
wärts angenommen. In der kürzeren Fassung 31 ) heißt es eindeutig: "Erwachen
im Zelt S.M. auf der Hügelkette südlich von ~adesch" und "S.M. zog nordwärts
und kam in die Nähe südlich von sa-b-tu-na". Das "Gedicht" sagt dazu als Pa-
rallele: "Nachdem S.M. die Hügel von ~adesch erreicht hatte, •••••• über-
schritt er die Furt des Orontes ••••. und erreichte die Stadt Kadesch." Ein
Vergleich beider Fassungen läßt erkennen, daß die Furt also bei sa-b-tu-na
war, wie ja auch späterhin gesagt wird, daß die Division des Ptah "die Furt
südlich sa-b-tu-na überquerten 32 ). Diese Angaben allein machen schon den An-
marsch von Süden her eindeutig.
Der Vormarsch Ramses' II. hatte zunächst das Ziel, die Flankenbedrohung
von Amurru durch ~adesch, das nach der Eroberung durch Sethos I. wieder zu
den Hethitern zurückgeschwenkt war, auszuschalten, dann aber nach der dama-
ligen Art der Kriegsführung das zum Angriff antretende hethitische Heer so
weit nördlich wie möglich zu treffen. Muwattalis hingegen glaubte,diesen
Vorstoß am besten durch eine so weit wie möglich vorgeschobene Verteidigung
aufhalten zu können, um dann Amurru um so leichter wieder zu besetzen (vgl.
die ausführlichen Bemerkungen Sturms, a.a.O. 15 ff.). Es war ihm gelungen,
vor Ramses II. in das Gebiet von Kadesch zu gelangen und sich dort für seine
offensive Verteidigung einzurichten, die er in der Art eines Überfalles
durchzuführen gedachte. Er bereitete diesen durch eine Täuschung der Ägypter
vor, indem er Beduinen zu Ramses II. schickte, die ihm das Übergehen ihrer
Stämme zu den Ägyptern melden sollten, da der Hethiter angeblich "im Lande
Aleppo nördlich von Tunip" Stellung bezogen habe 33 ). Dadurch wurde Ramses
II. bewogen, in Marschordnung überhastet das Gebiet nordwestlich von ~adesch
zu gewinnen, um etwaige Sperrversuche der Garnison von ~adesch zu unterbin-
den. Nach allem, was wir sonst von den Feldzügen ägyptischer Könige wissen,
ist sicher nicht daran gedacht gewesen, ~adesch jetzt zu belagern, sondern
das eigentliche Ziel war, das hethitische Heer zu schlagen; nach dem Sieg
war dann Zeit, auch die Städte im Rücken zur Unterwerfung zu zwingen.
Wie Sturm, a.a.O. 79 ff., mit Recht betont, ist die im "Gedicht" erhal-
tene Angabe über den Standpunkt der einzelnen Divisionen nicht auf den Augen-
blick des hethitischen Angriffes zu beziehen, sondern ist aus einer Tage-
bucheintragung übernommen, die sich auf eine bestimmte, leider nicht mehr
feststellbare "Uhrzeit" bezieht. Dem Text kann man entnehmen, daß es etwa
der Augenblick ist, in dem Ramses II. ~adesch erreicht hat und daran voroei-
14
210 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
0 hethitisches Lagf!r
a sa-b-tu-na
2. Div.
A.
A
A.
JrJ- r~na-m//" ll ll
, HJi~ A ll
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A A A
~Uv:
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A A.
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A A
a Ja-bf-wi
A
212 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
Möglicherweise war am Mittag des genannten Tages die Stellung der ein-
zelnen Divisionen registriert worden. Ramses II. hat dann sicherlich am spä-
ten Nachmittag nordwestlich ~adesch sein Lager bezogen, das zunächst die Di-
vision des Amun aufschlug. Zu diesem Zeitpunkt brachten Angehörige der ägyp-
tischen Aufklärungsabteilung gefangene hethitische Späher ein, die nach Ver-
prügelung die überraschende Angabe machten, daß sich Muwatallis hinter dem
. .
"alten" Kadesch aufgestellt habe. Diese Nennung des "alten" Kadesch, die
zweimal in diesem Zusammenhang in der kürzeren Fassung erscheint, dürfte an-
zeigen, daß es sich nicht um die damals bewohnte Stadt (nebi mend) gehandelt
hat, hinter dessen tell die hethitischen Truppen verborgen waren, sondern
sicher um einen anderen, wohl ganz in der Nähe gelegenen tell, der als Lage-
ort der früheren Stadt ~adesch gegolten hat. Anscheinend ist ~adesch wie
auch sonst manche Orte des Altertums einmal verlegt worden, wohl von einer
höheren Lage hinab an den Orontes, um mit Hilfe dieses Flusses eine stärkere
Stadtbefestigung aufbauen zu können. Sicher muß aber aus der ganzen Lage der
Dinge dieser tell ostwärts tell nebi mend gelegen haben.
Es ist immer wieder die Frage aufgeworfen worden, wodurch es den Hethi-
tern gelang, die Ägypter so zu täuschen, daß sie die hethitischen Truppen
nicht erkannten. Muwattalis mußte mit der ägyptischen Aufklärung rechnen,
wenn er auch bewußt die Vormarschstraße, die westlich von ~adesch und dem
See von Homs geführt haben muß, offen ließ. Anzunehmen, daß die ägyptische
Aufklärung einfach geschlafen hat, wie es Faulkner tut, geht doch zu weit,
natürlich ist ihr Versagen schwer zu erklären. Wahrscheinlich hat man auf
ägyptischer Seite überhaupt unterlassen, das Gebiet von Kadesch aufzuklären,
da ja die angeblich einwandfreien Aussagen der ~ssw vorl~gen. Möglicherwei-
se ist auch eine kleine Abteilung, die ~adesch ostwärts umgehen sollte, den
Hethitern in die Hände gefallen. Das Aussenden von Aufklärern bei Beendi-
gung des Vormarsches, das ja dann auch zum Einbringen der beiden Gefangenen
führte, könnte darauf hindeuten, daß man begann, sich um diese Abteilung
Sorgen zu machen.
Auf Grund der Aussagen der Gefangenen wurde ein Kriegsrat abgehalten und
der Entschluß gefaßt, durch den Vezir wenigstens die Truppen, die südlich
sa-b-tu-na marschierten, beschleunigt heranzuholen. Dabei konnte es sich je-
doch nur um die Division des Seth handeln, denn die Division des P-Rc hatte
ja inzwischen schon die Furt von sa-b-tu-na durchschritten; nach der Bei-
schrift R 11 (bei Gardiner, Kadesh Inscr.) waren aber im Augenblick des An-
griffes "die Division des P~-R'und die des Ptah noch auf dem Marsch, und
ihre [Nachhut ?] war noch nicht aus dem Wald von ra-b{-wi herausgetreten".
Bei ra-b{-wi handelt es sich wohl um lebwe, 20 km südlich von hermil. Das
bedeutet allerdings nicht, daß die Nachhuten (etwas anderes kann kaum im
Text gestanden haben) noch bei lebwe stehen, sondern der Wald wird sich bis
kurz vor sa-b-tu-na erstreckt haben. Damit ergibt sich für den Augenblick
des hethitischen Angriffs folgendes Bild:
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 213
nethitischer
Streitwogenangriff
D SO-b-fU-nfJ
A.
A
A
A.
A.
A A
A
A A..
A A
A
IL A
A
A A
A
A
a la-bf-wi A
A
214 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
Edel hat ZA NF 15, 204 ff. und 16, 253 ff. noch Angaben aus einem frag-
mentarischen Brief Ramses' II. an Hattusilisiii. aus der Zeit nach dem Ver-
tragsabschluß herangezogen (KBo I 15 + 19), in dem anscheinend die ~adesch
Schlacht erwähnt wird. Denn Edel hat richtig gesehen, daß rto 17 sich auf
die Beduinen bezieht, die "kamen, und sie" sagten etwas zu Ramses II. Was
sie aber sagten, ist nicht, wie Edel annimmt, in der Lücke verloren, sondern
folgt. Daher möchte ich Edels interpretierende Ergänzung dahingehend ändern,
daß die 3 Heere, die er mit den drei Divisionen P~-R', Ptah und Seth identi-
fizieren will, die hethitischen Truppen darstellen:
• • • • (16) und als die Vorhut des Großkönigs, des Königs von [Ägypten, vor
11
Kadesch ankam, da] kamen [Leute vom Heer] ( 17) des Landes Hatti und sagt [en:
Die hethitischen Truppen sind aufgeboten o.ä.]; (18) 3 Heere rücken heran
auf den Wegen und [sie sind] bis [Aleppo gekommen], ( 19) und der König sitzt
auf seinem Thron in der St[adt Aleppo. Diese Aussage] (20) machten sie,
hielten daran fest, und als nun der König erfuhr, [daß ich anrückte], (21)
da zog er los. Aber der König wußte nicht den w[eg Gottes (pa-da-an ili),
und er geriet ins Unglück o.ä.] (22) zusammen mit allen Ländern, die bei ihm
waren, [und es erreichte ihn] (23) sein Unheil, obwohl meine Heere nicht bei
mir waren und [meine] Streit [wagen nicht bei mir waren]." Die Bezeichnung
"König" scheint sich hier immer auf den Hethiter zu beziehen, nämlich den
in z. 14 genannten Muwatallis. In Z. 26 ff. schildert nun Ramses II., daß
ihn wirklich keine Heere bei der Schlacht unterstützt hätten: "Ein Heer von
mir befand sich il). Amurru, ein anderes Heer [in •••••• ] , ein wei ter'es in Ta-
minta." Edel hält es für "unverkennbar", daß hier die Positionen der drei
Divisionen (außer der Amun-Division) angegeben seien. Das halte ich für
recht unwahrscheinlich, besonders wegen der Nennung von Amurru, das hier bei
dieser Interpretation gar nicht paßt, weswegen sich Edel ja auch für die An-
nahme eines Vormarsches vom Westen her entscheidet. Es wird sich um andere
Truppen handeln: über die Truppen in Amurru ist noch zu sprechen; Taminta
ist als ta-mntjw im Pap. Anastasi bei ~adesch belegt, jedoch ist seine ge-
naue Lage unbekannt 37 ).
Von dem Angriff der Hethiter, die die Division des P~-R' im Marsche tra-
fen, wird gesagt, daß dabei südlich ~adesch eine Furt überschritten wurde.
Sturm, a.a.O. 101 ff.,wendet sich scharf aus militärischen Gründen dagegen,
daß die Hethiter im Angesicht der Ägypter den Orontes durchschritten hätten,
und meint, mit der Furt sei ein Durchgang durch einen der kleinen Bäche nahr
iskardji bzw. es-si~ gemeint. Dies scheint mir recht weit hergeholt, schon
weil der Angriff der Hethiter über den Orontes in Abu Simbel dargestellt
ist.
Die Hethiter werden an mehreren flachen, natürlich vorher erkundeten
Stellen den Orontes überschritten haben, und zwar in breiter Front. Selbst
wenn sich die Wagen kurz danach noch einmal sammeln mußten, konnten sich die
Ägypter selbst beim Erkennen des Angriffes bei ihrer lang auseinandergezoge-
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 215
gesetzt waren. Wenn ein Rajasäer KBo IV 4 II 73 mit 10.000 Mann (und 700
Streitwagen) kommt, so paßt die Zahl von 37.000 Mann und 3.500 Streitwagen
(also die von Sturm geforderten 10 %!) zu einem Zug des Königs selbst mit
allen seinen Hilfsaufgeboten. Damit soll zunächst nur gesagt sein, daß die
fÜr die Ifadeschschlacht überlieferte Zahl nicht aus dem Rahmen der sonstigen
überlieferten Angaben über Heere und ihre Zusammensetzung herausfällt. In-
wieweit die Zahl den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht, ist eine ande-
re Frage. Sunasura von Kizzuwatna war verpflichtet, 1.000 Mann Infanterie
und 100 Wagen zu stellen; oben sind wenigstens 20 Lehnsstaaten aufgezählt,
die das hethitische Heer verstärken. Nehmen wir Kizzuwatnas Beitrag als den
eines mittelgroßen Lehnsstaates als Durchschnitt, so wird die überlieferte
Zahl wahrscheinlich. Immerhin sind auch schon 200 Jahre früher in einer
größeren Schlacht, jedoch in begrenzteremRaum (bei Megiddo) 1.000 Streit-
wagen auf einer Seite beteiligt, und mit einem gewissen "Fortschritt" ist
doch bei der Auseinandersetzung zwischen Großmächten wie Ägypten und Hatti
in dieser Zeit zu rechnen. Taktische Einwände zu erheben {Möglichkeit des
Orontesdurchganges, Aufstellung beim Angriff auf das Lager, worauf Sturm
verweist), sind ohne Beweiskraft, da wir über die Taktik des damaligen Wa-
genkampfes gar nichts wissen.
Diese Unkenntnis hindert uns ja auch daran, den Weitergang des Kampfes
einwandfrei zu erkennen. Im Augenblick, wo die n-'-ru-na-Truppe in den Kampf
um das Lager der Division Amun eingreift, beginnen die Texte eine glühende
Schilderung der königlichen Tapferkeit, die vermuten lassen, daß hier ir-
gendwelche Vorgänge, die nicht in das Bild passen, überdeckt werden sollen.
Sturm glaubt, aus den Texten einen eindeutigen Sieg der Ägypter über die
Hethiter herauslesen zu können - verständlicherweise, denn das wollen die
Texte ja auch eindringlich zu erkennen geben. Daß sich aber Ramses II. nach
dem "Sieg" in einer strategisch unmöglichen Situation befand, muß auch Sturm
zugeben. Er wendet sich dabei gegen die Annahme, Ramses II. sei am Orontes
entlang zu den von Süden her anmarschierenden Truppen durchgebrochen. Ein
Versuch, aus den folgenden Angaben etwas über den Gang der Schlacht zu ge-
winnen, kann nur sehr unsicher sein, weil eben der Ägypter anscheinend etwas
überdecken, die Vorgänge neu schreiben will. Vielleicht ist bezeichnend, daß
in beiden Fassungen das Lager der Division Amun nordwestlich !fadesch liegt,
aber ausdrücklich der König sich "nördlich !fadesch westlich des Orontes"
befindet. In den Darstellungen ist er ebenfalls außerhalb des Lagers der Di-
vision Amun dargestellt. Vielleicht ist aus dieser Diskrepanz zu schließen,
daß Ramses II. sich beim Überfall der Hethiter auf das Lager nach Norden hin
absetzte, umgeben von seiner engsten Begleitung. Was aber dann geschah,
blei.bt völlig im Dunkeln, da das Kernstück der ägyptischen Darstellungen,
nämlich der alleinige Kampf des Königs mit seiner "Führungsstaffel" gegen
die Hethiter und der Anspruch, sie dabei über den Orontes zurückgeworfen zu
haben, sicher nicht stimmt.
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 217
Ich möchte deshalb folgenden Gang der Ereignisse annehmen: Die Hethiter,
die nur mit ihren Streitwagen angriffen und nicht mit Infanterie, hatten es
von vornherein darauf angelegt, sich nach dem Überfall wieder über den Oron-
tes nach Osten zurückzuziehen, da ja in kürzester Zeit mit dem Eintreffen
der Divisionen Ptah und Seth zu rechnen war. Dieser Rückzug ist naturgemäß
von Ramses II. als Flucht ausgelegt und gebührend ausgemalt worden. Es
scheint, als ob das ägyptische Lager tatsächlich nicht vollständig von den
Hethitern erobert worden ist, da die n-<-rU-na-Abteilung in diesem Augen-
blick eingriff. Der König selbst wird beim Angriff der Hethiter auf das La-
ger nach Norden geflohen sein und dürfte sich nach ihrem Abzug zusammen mit
den zahlreichen anderen Flüchtlingen der Division Amun wieder im Lager ein-
gefunden haben.
Die weiteren Vorgänge sind noch weniger erkennbar. Man möchte annehmen,
daß sich die Ägypter noch in der Nacht nach Süden konzentrierten, etwa an
die Furt von sa-b-tu-na. Bezeichnenderweise wird das Eingreifen der Division
Ptah nicht erwähnt; als sie endlich erschien, muß der Überfall bereits
durchgeführt, die Divisionen P~-R' und Amun zersprengt und die hethitischen
Streitwagen bereits wieder über den Orontes zurückgenommen worden sein.
Einen Punkt der längeren Fassung möchte ich jedoch noch als Widerspiege-
lung eines wirklichen Vorgangesl~ehmen, - das ist der Brief des Hethiter-
königs an Ramses II. am nächsten Morgen. Natürlich war es nicht ein Frie-
densangebot, sondern in Einklang mit der damaligen Sitte die Ankündigung des
Kampftages. Noch in den Worten des Berichtes erkennt man, daß das ägyptische
Oberkommando diese Ankündigung nicht annahm ("Sehr gut ist der Frieden ••• "),
da es sich zu schwach fühlte, sondern "sich uwwandte in Frieden nach Ägyp-
ten mit Infanterie und Streitwagen", d.h. vor den Hethitern zurückwich und
sich im Gebiet von Upe, also bei Damaskus, zu reorganisieren trachtete. We-
nigstens wissen wir, daß Muwatallis ihm dorthin folgte und das Gebiet ver-
wüstete38~ Hier übernahm der Kronprinz Hattusilis das Kommando, während Mu-
wattalis nach Hattusas zurückgekehrt ist 39 ). In Amurru wurde die hethitische
Oberherrschaft als Folge der Schlacht von Kadesch wieder hergestellt, indem
Bentesina abgesetzt und interniert und dur~h einen Sabili ersetzt wurde 40 ).
Die ägyptischen Darstellungen nennen einige Hethiter, die in der Schlacht
selbst gefallen sein sollen. Es besteht kein Anlaß, an diesen Angaben zu
zweifeln, wie auch vielleicht jene nette Szene des im Orontes beinahe er-
trunkenen Königs von Aleppo (es war wohl Rimi-sarma) authentisch sein könn-
te; allerdings bleibt immer die Frage, woher die Ägypter das wußten. Bei den
genannten Hethitern handelt es sich um folgende:
si-pa-si-10 "Bruder des Feindes von Hatti" (Abydos, Kuentz 19; Ra-
messeum 2. Pylon Kuentz 179); Variante (in Abu Simbel,
Kuentz 195) si-pa-si-1. Hethitisch Sippazitis (Laro-
/
ehe, Recueil Nr. 641, geschrieben Sippa-LU-i; vgl.
218 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
KUB XXVI 43 II 34 u. a. ).
ta-ra-ga-n-na-s (a) 11 Fahrer des Feindes von Hatti" ( Abydos, Kuentz 19; Ra-
messeum 2. Pylon, Kuentz 176/7). Vielleicht zu ver-
gleichen der Name des Targasnallis, Königs von gapal-
la (Laroche Nr. 684).
g()r-bf-tu-s(a) "Schildträger des Feindes von Hatti" (Ramesseum 1.
Pylon, Kuentz 167; 2. Pylon Kuentz 178; Abu Simbel,
Kuentz 193).
ta-r( a) -ga-ta-si-s (a) 11 0berster derer von k-b-su" ( Ramesseum, 1 .Pylon
Kuentz 167; 2. Pylon, Kuentz.177). Vielleicht zu ver-
gleichen mit dem Namen Targuntazitis (Laroche Nr.681;
KUB XXVI 62 IV 41).
5 'a-g-m "Oberster des Feindes von Hatti" (Ramesseum, 1. Pylon,
Kuentz 176); er stammt aus ma-sa (Ramesseum, 2. Pylon,
Kuentz 177).
ku-m()-ja-si "Großer der tu-hi-r 11 (Ramesseum, 1. Pylon, Kuentz 168;
2. Pylon, Kuentz 177); vgl. Kummijazitis (Schaeffer,
Ugaritica III 52).
hi-l-pa-si-1<>
V
"Briefschreiber des Feindes von Hatti" (Ramesseum, 1.
Pylon Kuentz 168; 2. Pylon, Kuentz 177); vgl. galpazi-
tis (Laroche 134,2 "Schreibervater" KUB X 96,2; XII
15 b.d.1; XIII 7 IV 5 könnte der hier Genannte sein!).
ta-::>8.-d( )-lÜ "Oberster der Leibwache des Feindes von Hatti" (Ra-
messeum, 2. Pylon, Kuentz 177); vgl. Tadilis (Laroche
695 = KUB XXXI 62 I 5, II 8).
pa-ja-s (a) "Fahrer des Feindes von Hatti 11 (Ramesseum, 2. Pylon,
Kuentz 178);ob mit Pijasillis zu vergleichen? (Laroche
542).
10 sa-mi-ra-tu-s(a) "Fahrer •••••• II (Ramesseum, 2. Pylon, Kuentz 178). Ob
an Sumalazitis zu denken ist (Laroche 644 = KUB XXII
7 Vs 9)?
ra-bf-su-n-na "Oberst von ::~()n-n-na-s(a)" (Ramesseum, 2. Pylon,
Kuentz 178), Variante ra-bi-su-1 ohne Titel in Abu
Simbel (Kuentz 195); danach ist -n-na als la zu le-
sen, also ra-bi-au-lax, Oberst von '()1-lax-s!
?
h()·-m()-si-li-ma
v
"Bruder des Feindes von Hatti" (Ramesseum, 2. Pylon,
Kuentz 178).
ta-d()-1() "Großer der tu-hi-r" (Ramesseum, 2. Pylon, Kuentz 179)
vgl. Tedilis (Laroche 720 = KUB XXVI 62 I 22).
si-1-ma "Schildträger des Feindes von Hatti" (Ramesseum, 2.
Pylon, Kuentz 179).
15 si-wa-si-s(a) "Oberst von ta-ni-s (a)" (Ramesseum, 2. Pylon, Kuentz
179). Vielleicht zu vergleichen mit Zuwanzas (Laroche
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 219
?
b()-n-q· a "Fahrer des Feindes von Hatti" (Abu Simbel, Kuentz
193).
Abgesehen von Besonderheiten der Schreibung, über die unten zu sprechen
ist, zeigen diese Namensnennungen ziemlich deutlich, daß die hethitischen
Namen z. T. recht unrichtig registriert worden sind. Verwechslungen des Na-
mensausganges treten auf, zum Beispiel bei 81-pa-si-1 (= Zippazitis), also
zwischen -sili und -ziti. Weglassen von Silben findet sich häufig: ta-r-ga-
n-na-8 : Targasnallis; ta-r-ga-ta-si-8 : Tarhuntazitis. Hier zeigt sich auch
eine Vernachlässigung der Nasalierung wie bei si-wa-si-8 : Zuwanza. Weitere
Silbenverluste finden sich bei pa-ja-8 = Pijasillis und 8a-mi-r-tu-8 = ~uma
lazitis, wenn die Gleichsetzung stimmt; siehe) bei ku-mi-ja-si = Kummijazi-
tis. Es zeigen sich also deutliche Verderbnisse in der Überlieferung der Na-
men, deren Gründe wohl in der Unkenntnis der ägyptischen Schreiber gelegen
haben dürften.
Darstellungen am Nordrand des Nordturmes des 1. Pylons im Ramesseum zei-
gen, daß Ramses II. im 8. Jahr bereits den Kampf wieder aufgenommen hatte 41 ).
Diese Aufstellung ist von Noth un~ersucht worden 42 ), der zu dem Ergebnis
kam, daß hier Kämpfe nördlich Byblps im Küstenbereich zu erkennen seien.
Allerdings sind die von ihm gegebenen Identifikationen nicht unbedingt si-
cher. Erhalten sind dort folgende Namen:
I [ ••••••. 1a( ?) -ta
2 gi-ba 4 - ('a] "ein" ilY ]]
T ! •
3 m() -!'!() -ta- (•• ]
4 'en-na-'a-m
5 ka-ra-pu- [••.• ] "auf dem Gebirge von Beth-Anat" (aber nicht nach dem
Jos. 19,38 genannten Ort in Naphtali benannt}. Noth
sieht hierin dscherabta, 8 km SO von el-batrun.
6 qa-na Von Noth, nach ZDPV 64, 58 mit einem ruschkune, 5 km
SO dscherabta identifiziert.
7 da-pu-r<) "im Lande Amurru". Noth denkt an b~abura, 11 km ONO
von el-batrun bei bschemsin. Er trennt es also von
dem da-pu-rU. "im Gebiet von Tunip im Lande Nahrina",
das in Luxor dargestellt ist ( s. u. ), bzw. dem im Säu-
lensaal des Ramesseums abgebildeten d-pu-r; dieses
wird bei tuban, 25 km WNW Roms lokalisiert, da es im
Pap. Anastasi I in ta-ai-8a, dem Gebiet im Umkreis um
~adesch genannt wird. Daß aber mit großer Wahrschein-
lichkeit überall dasselbe da-pu-r gemeint ist, ergibt
sich aus der folgenden Eintragung:
8 ka-wi-1 Noth identifizierte es mit gÜl, 3 km westlich b~abura,
jedoch ist darauf hinzuweisen, daß im Pap. Anastasi I
in der Aufzählung der zu ta-ßi-8a gehörigen Orte neben
220 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
18 'i 4-ka-ta ?
19 'ab-la
20 qa-l(a)-mu -na el-qalamun, 6 km SW Tripolis (ZDPV 47,5 Nr. 229a).
4
21 qi-sa-ra-ja-bu-na ?
22 s()-m()-8()-na bsemsin, 13 km ONO el-batrun.
23 ha-di-sa-ta hadschit auf der Nordseite des wadi qanobin unterhalb
von bescherre im Gebirge.
24 'a-Si-r<) Vielleicht (ZDPV 64, 60 n. 3) izal, 15 km OSO Tripo-
lis.
Auch nach dieser Gruppe von Orten ist wieder eine Zäsur, denn nun ver-
lagern sich die Kämpfe in die BeqaC:
26 m()-6()-ka-ta-sa-n-r j. kefr meschke im oberen wadi et-tem, westlich
von rascheja am Westabfall des Hermon, der ja nach
Deut. 3,9 amoritisch senir hieß. Kuschke, ZDPV 74,88,
will die alte Stadt auf den 3 km entfernten tell ez-
zetun im wadi et-tem selbst verlegen.
27 ßi-bu-ra-( ••• ) ?
28 ja-nu-mu nach Noth das 10 km NO Baalbek liegende jilnim; nach
Kuschke, ZDPV 74, 108, jammüne, 20 km NW Baalbek. Beide
Ansätze sind unwahrscheinlich nach dem Ablauf des Zu-
ges.
29 du-ra-bi-na tarbul SO zahle, 35 km nördlich kefr meschke.
30 >a-pa-qa Nach Noth afqa im Libanon, 30 km nördlich tarbul, je-
doch auf der anderen Kammseite des Libanon, weshalb
Kuschke, a.a.O. 109 bei nahle 6 km NO Baalbek sucht.
31 'a-bf-bi-ja ?
222 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
Hierbei handelt es sich also um einen Vorstoß durch die Beqac nach-Nor-
den, wobei es wegen der schwankenden Identifizierbarkeit unsicher bleibt,
ob sich die Kämpfe in der Umgebung von Baalbek abspielen.
Diese einzelnen Feldzüge gehören sicherlich in die Zeit nach der ~a
deschschlacht, entweder ebenfalls ins 8. Jahr oder ins 10. Jahr, in dem Ram-
ses II. wiederum eine Siegesstele am nahr el-kelb errichtete. Es soll ein
weiteres Ausgreifen der Hethiter über ~adesch hinaus nach Süden und von
Amurru aus auf Byblos abgewehrt werden. Mit diesen Kämpfen sind auch einzel-
ne Darstellungen zu verbinden, die sich in Luxor und Karnak vorfinden. So
zeigt eine Darstellung in Luxor die Einnahme von sa-tu-na, das Noth mit
schatin, 13 km SW bscherre im Libanon identifiziert; diese Lage wird dadurch
gestützt, daß "Tannen" abgebildet sind 44 ). Damit gehört auch die Eroberung
von mu-ta-r zusammen, die ebenfalls in Luxor (Wreszinski II 71) und auch an
der Südwand des Hypostylen-Saales in Karnak abgebildet ist, da es sich da-
bei wohl um mutarije, 17 km ostwärts el-batrun handelt. Beide Orte sind al-
so im Zusammenhang mit den Operationen nördlich Byblos besetzt worden, wenn
sie auch in den Ortsnamenlisten nicht erscheinen. In Karnak sind auch noch
weitere feindliche Städte aufgeführt (Wreszinski II 54/6), und zwar in fol-
gender Weise angeordnet:
III qa-la-ma-ja-m gemeint wohl das eben unter Nr. 20 aufgeführte el-qa-
lamun bei Tripolis; vgl. aber auch bei Sethos I.!
( ........ )
( ........ )
( ........ )
( •••• ) -mu-( •• )
:~s.-b-( ••••• )
:Ia-< ••••.•• )
( • ••..... )- '-n
'8.-ja vgl. Thutm.-III.-Liste Nr. 121 und von Edel, Geschich-
te und AT 41, mit dem A-ja aus der Heiratskorrespon-
denz Ramses' II. als letzte fremde Station vor dem
ägyptischen Upe verbunden.
IV qau-si-'as-ru In der Liste als Nr. 8 in der Nähe von Kadesch er-
•
wähnt, wozu paßt, daß hier die "Großen von Kadesch"
genannt werden.
'8.-si-ra Oben als Nr. 12 angegeben, j. azer, beim Vorstoß in
den Oberlauf des Eleutheros.
'a-ku Akko; die Nennung dieser palästinensischen Hafenstadt,
besonders noch zusammen mit 'a-si-r, ist auffallend.
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 223
( •• ) -rU.-,9;() ?
mu-ta-ra eben erwähnt, mutarije bei el-batrun.
sa-=>a-bi-ta ?
=>i -ka-ta unbekannt, s.o. Nr. 18, also ebenfalls im Küstenstrei-
4
fen bei Tripolis.
Bei diesen Darstellungen handelt es sich also nicht um Auszüge aus einem
Feldzugstagebuch, sondern um Zusammenstellungen aus den verschiedensten
Kämpfen; dabei zeigen aber die Übereinstimmungen mit den Ortsnamenlisten
deutlich, daß es die gleichen Unternehmen wie dort sind, die hier auszugs-
weise abgebildet worden sind.
Bei einigen Einzeldarstellungen von eroberten Städten kann man von vorn-
herein annehmen, daß sie besondere Ereignisse wiedergeben sollen; so war die
von da-pu-r "im Gebiet von Tunip im Lande Nahrina" bzw. "im Lande Hatti 114 5)
bereits erwähnt worden im Zusammenhang mit der ersten Liste. Eine ebenfalls
häufiger dargestellte 46 ) Stadteroberung war die von h-n-[ ••• ] im Lande qadi
im Bereich von Nahrina. Es ist schwierig, sich einen so weiten Vorstoß Ram-
ses' II. bis ins Gebiet von Kizzuwatna vorzustellen, falls es sich nicht um
eine amphibische Operation gehandelt hat. Das Gelände wird in der Darstel-
lung als bewaldet angegeben; darauf ist grundsätzlich nichts zu geben, da ja
die ägyptischen Künstler nie über das wirkliche Aussehen der Gegenden Aussa-
gen machen wollen. Trotzdem könnte man denken, daß vielleicht aufeine Lan-
dung (?) in der Nähe des Ammanus hingewiesen werden sollte.
Überraschend ist die Darstellung einer Eroberung von Askalon 47 ). Offen-
bar war diese Stadt in die Hände der Beduinen gefallen und mußte zurücker-
obert werden.
Mit dem Jahre 10 enden die Angaben von Kämpfen Ramses' II. mit den He-
thitern. Möglicherweise werden in einem Brief Ramses' II. an Hattusil~III.
- 48 )- noch Unternehmen Ramses' II. nach der Kadeschschlacht erwähnt; da da-
bei ~adesch und gareta genannt werden, könnte es sich um die oben erkennbar
gewordenen Vorstöße in den Raum von Tagsi handeln. Leider ist der Text
selbst zu zerstört, als daß etwas daraus entnommen werden könnte.
Bisher unveröffentlichte Ortslisten Ramses' II. aus Amada 4 9) scheinen
Auszüge der Annalen eines Feldzuges in Südpalästina zu sein, da edomitische
Namen erscheinen 50 ); die angenommene Nennung von Jericho hat sich aber als
falsch erwiesen 51 ). Vielleicht gehören diese Angaben mit der eben erwähnten
Eroberung von Askalon zusammen. Sicher in die Zeit nach der Schlacht von
~adesch datieren dann die diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Hat-
lis;
etwa 1285-1279 die 7 Jahre Urßi-Tesup;
1278 Thronbesteigung Hattusilis' III.
Spannung mit Ägypten, Vertrag mit Kadasman-Turgu.
Die Thronbesteigung Kadasman-Ellils setzte Rowton JCSt 13,7 auf 1273,
JNES 19,21 jedoch auf 1278 an, da er die "Zwischenzeit" von der Eroberung
Babylons durch Tukulti-Ninurta I. bis zur Thronbesteigung Adad-sum-na~irs
entgegen den Angaben der Chronik P mit 3 Königen mit 9 Jahren auf 16 + x
Jahre erhöht, weil er die erwähnten 3 Könige (Ellil-nadin-sumi, Kadasman-
tarbe, Adad-suma-iddina) nicht als Unterkönige Tukulti-Ninurtas, sondern
als selbständige Herrscher nach der assyrischen Herrschaft ansieht. Dies ist
eine Annahme, die mir nicht gesichert erscheint trotz der Hinweise auf Jah-
resdatierungen mit NAM-LUGALLA (a.a.O. p. 19). So kann das Datum 1273, das
sich aus der einfachen Summierung der Chronik-Angaben ergibt (abgesehen von
der Unsicherheit bei Kadasman-Ellil II. vgl. p. 21) weiterhin beibehalten
werden.
Der Vertrag ist dann 1270 anzusetzen.
Dieser Vertrag datiert vom 21. des 1. pr.t des 21. Jahres- wenigstens
kamen an diesem Tage die Boten mit der Vertragsfassung in Pr-RC-ms-sw an,
wie die Einleitung der in Ägypten erhaltenen Niederschrift erkennen läßt,
die aber die Übersetzung der in babylonischer Sprache gehaltenen hethiti-
schen Fassung darstellt. 53 ) Die babylonische Übersetzung der ägyptischen
Fassung ist in Boghazköi aufgefunden worden.5 4 ) Der Vertrag ist nach hethi-
tischem Recht abgefaßt, wie ein Vergleich mit den zahlreichen anderen er-
haltenen hethitischen Staatsverträgen zeigt. Im Gegensatz zu ägyptischen
Verträgen (wie etwa den oben besprochenen Unterwerfungsschwüren der syri-
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 225
sehen Fürsten unter Thutmosis III.) gilt die.ser Vertrag nicht nur für die
vertragschließenden Personen, sondern auch für die Nachkommen. Er behandelt
die gleichen Punkte, die auch sonst im Mittelpunkt stehen: Nichtangriffs-
pakt, gegenseitige Unterstützung bei feindlichen Angriffen und Abfallbewe-
gungen, Auslieferung von Flüchtlingen, Unterstützung für den Thronfolger bei
der Herrschaftsübernahme. Dabei ist hier aber im Gegensatz zu anderen Ver-
trägen der Hethiter der Wortlaut häufig etwas anders, da es sich ja um einen
Vertrag zwischen gleichrangigen Staaten handelt. So werden die sonst häufi-
gen Feststellungen, daß der machtmäßig kleinere Staat sich in seiner Außen-
politik ganz an Hatti anschließen muß, hier nicht betont, sondern ausge-
drückt darin, daß beide Länder "im Friedenszustand und Brüder für ewig" sei-
en. Sie sind "ein Land geworden", wie es Pudu.ßepa ausdrückt (KUB XXI 38 vso
13). Die vol~e Souveränität beider Staaten dürfte sich auch daraus ergeben,
daß ausgelieferte Emigranten, seien es Adlige, einzelne Personen, Städte
oder ganze Stämme, dann nicht bestraft werden dürfen.
Ein Vergleich beider Fassungen zeigt, daß an einigen wenigen Stellen be-
deutsame Unterschiede bestehen: so spricht die hethitische Fassung (die in
Ägypten erhaltene Übersetzung) davon, daß Muwatallis mit Ramses II. gekämpft
habe - die ägyptische Fassung (aus Boghazköi) spricht davon nicht. Mögli-
cherweise soll damit angedeutet werden, daß die Hethiter die Angreifer ge-
wesen sind. Ebenso findet sich aber auch nur in der hethitischen Fassung dje
Angabe darüber, daß bereits unter Suppiluliuma und unter Muwatallis Verträ-
ge bestanden haben. Der unter Suppiluliuma ist uns ja durch die Annalen die-
ses Königs bekannt und bezieht sich auf den Vertrag, den er beim Tod des
Tutenchamun mit Ägypten schloß; über den des Muwatallis wissen wir sonst
nichts, aber er mag die Kämpfe Ramses' II. abgeschlossen haben. Der jetzige
endgültige Vertrag ist dann wohl dadurch notwendig geworden, daß die Bezie-
hungen zwischen Ägypten und Hatti, wie wir gesehen hatten, sich bis kurz vor
einen Kriegsausbruch abgekühlt hatten.
Von den Boten, die diesen Vertrag nach Ägypten brachten, sind mehrere
genannt gewesen: in der Einleitung erscheint ein tl-1-tix-s-bu, den hethiti-
sche Texte 55 ) Tili-Te~up nennen und der auch in ugaritischen Texten auf-
tritt56); daneben findet sich dort ein ••• -silis. Die "Präambel" des Ver-
trages spricht aber nur von den beiden Boten Tili-Te~up und RC-mßw, wobei
letzterer sichtbarlieh ein Ägypter in hethitischen Diensten ist, den auch
hethitische Texte als Ria-ma~~i belegen57),
Abgesehen von den Königen sa-pa-lu-lu (Suppiluliuma), m()-w-ta 2 -1 2 (Muwatal-
lis), m()-ru-si-1() (Mursilis), b-ti 4 -s1-l() (Hattusilis) und der Königin
pu-tu-bi-pa (Puduhepa) werden in der Aufzählung der Schwurgötter noch zahl-
reiche Götter und Orte hethitischen Namens aufgeführt, die hier schon wegen
ihrer Bedeutung für die Gruppenschreibung aufgeführt werden sollen. Es sind
dies unter Vergleichung mit ähnlichen Aufstellungen in den beiden Mattiwaza-
Verträgen und in den Verträgen mit Duppi-Te~up bzw. Tette (im folgenden mit
15
226 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
B und A bezeichnet; die beigeschriebenen Zahlen beziehen sich auf die Stel-
lung in der Aufzählung):
1. P-R<, der Herr des Himmels= in A 1 und B 2 dsama~ ~ame, der Sonnengott
als Herr des Rechtes.
2, P-R' von ~a-rin-na = Die Sonnengöttin von Arinna, Wurusemu; die
Stadt lag eine Tagesreise entfernt von Hat-
tusa. Der Ägypter kann diese wichtigste Göt-
tin der hethitischen Staatsreligion nur mit
seiner Bezeichnung des männlichen Sonnengot-
tes wiedergeben, wie der Babylonier in A 2,
B 1: dsama~ URUArina.
/
3. Swtb des Himmels = A 3: du äame "Sturmgott des Himmels"; die
Lesung des hier mit dem ägyptischen Gott
des Sturmes gle~chgesetzten hethitischen
Gottes ist unbekannt, da der Wettergott an-
scheinend in den einzelnen Gegenden ver-
schiedene Namen hatte.
4. swtn von n-ti 4 A 4, B 3: "Sturmgott von Hatti";
Die als A 5/6, B 4/5 folgenden Stiere des
hattischen Wettergottes Seris und Hurris
bzw. Nanni und Hazzi sind im Ägyptenvertrag
nicht aufgeführt.
5. Swth von ~a-rin-na = In A 7 vielleicht zu ergänzen, nicht in B.
6. swt~ von ~a-pa-~a-la-n-da = A 9 "Wettergott von Zippalanda" (URUzi-ip-
la-an-da), südostwärts Hattu~a.
1. Swth..., von pa-ta-ja-ra-q(a) =Die Schreibung ist nach der Publ. nicht si-
eher, indem anstelle der Zeichen -ta-ja-
nur vier kleine Striche nebeneinander ange-
geben sind, zu denen jedoch die Deutung als
-ta-ja- passen würde. Es liegt sicher A 15,
B 9 URUBe-it-ti-ja-ri-iq vor.
= A 12, B 18 "Wettergott vonURUHi-i!-äa-a~-
/
8. Swt:g von ...,
hi-sa-sa-pa .....
ha-pa".
= ~ 18, B 16 "Wettergott von URUsa-ri-e!-~a".
/'
9. Swtb von sa-ri-su
10. Swt!} von gi-la-pa = A 8, B 12 "Wettergott von URUHal-ap
..., (Alep-
po)".
11. Swtb von la-ha-s!-na
.., = A 11, B 13 "Wettergott von URULi-ib-zi-na".
12. Swtg von .........
13. Swtli .........
.., von
14. Swtg von .... -Sa- ... = Die Gleichsetzung ist schwierig, ergibt sich
aber wohl daraus, daß sowohl in A wie in B
die gleichen Orte genannt werden, deren Wet-
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 227
24. Gott von wi(?)-ni-ja(?) Nach den dLAMA des Feldes und des Schildes
werden in A wie B aufgezählt Ea und Allatum
bzw. Leliwannis, Ea und Damkina; diese Gott-
heiten fehlen in dem Ägyptervertrag. Dagegen
sind aber die Götter der folgenden Gruppe
aufgeführt gewesen, die in den hethitischen
Verträgen als dTelepinus verschiedener Städ-
te genannt werden. In unserem Fall könnte
eine Gleichsetzung mit dem A 32, B 33 er-
wähnten~elepinu von URUTa-wi-ni-ja vorlie-
gen. Die Lesung von wi- dürfte nach der Se-
theschen Kollation JEA 6 pl. 18 wahrschein-
lich sein, da das dort gegebene Zeichen die
ramessidische, dem rw~-Zeichen sehr ähnliche
Form des w~-Zeichens zeigt. Am Ende las Se-
the fragend -ta; die Veränderung der Lesung
in -ja ist leicht vorzunehmen. Allerdings
müßte dann insofern ein Fehler des Ägyptere
vorliegen, als das wortanlautende ta- fehlt.
25. Gott von ( •• )-ra-( ••• ) vielleicht ist eine Gleichsetzung mit A 31,
B 34 dTelepinu von URUTur-mi-it-ta möglich.
26. Gott von ß(i)-bf-t(a) Diese Lesung scheint nach Sethes Kollation
sicher zu sein; dann aber handelt es sich
wieder um ein Versehen, indem nämlich der
Name der in A 38, B 41 genannten Göttin ge-
pat hier wieder als Ortsnamen mißverstanden
worden ist. Das wird dadurch gestützt, als
der Ägypter ihren Beinamen "Königin des Him-
mels", der in A wie in B als b~lat same
folgt, als 27. Gottheit gesondert folgen
ließ.
28. Götter, Herrn des Eids, zu vergleichen mit A 36 wie B 39 dSin bel
mamiti; hier ist anstelle des Gottes Sin ein
Kollektiv von Schwurgöttern angerufen.
29. Diese Göttin, die Herrin der
I
Erde (p~ iwtn) A 39 wird die I~tar, Herrin des Feldes (LIL
für ~eri) aufgeführt; diese dürfte hier ge-
meint sein, kaum die in B viel später er-
scheinende dEre~kigal (Var. ilani er~eti),
die Unterwaltegöttin (so Langdon-Gardiner,
a.a.O. 196).
30. Die Herrin des Eids, ~i 4 -s(~ßi-ra = A 37, B 40 disijara aarrat mamiti,
die "Königin des Eides".
230 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
den, da Simyra sicher ägyptisch war; denn es wird im Pap. Anastasi I als
~a-mu-ra des Ssj, also als Stadt des persönlichen Besitzes Ramses' II. auf-
geführt. Anscheinend mußte also Amurru auf seinen natürlichen Haupthafen
verzichten. Vielleicht ist es nach Edel 59 ) auch noch nach dem Vertragsschluß
zu diplomatischen Auseinandersetzungen über ägyptische Gebietsforderungen
gekommen, die dann in dem von ihm a.a.O. veröffentlichten Brief Niederschlag
gefunden hätten. Vielleicht hat es sich dabei gerade um Simyra gehandelt,
da wir ja von wiederholten Unternehmungen Ägyptens im südlichen Grenzgebiet
Amurrus wissen. Auch die "psychologische" Befriedung zwischen den beiden
Staaten ist nicht sofort eingetreten, wie sich wiederum aus Brieffragmenten
gibt. Offenbar drückte sich das traditionelle Überlegenheitsgefühl der ÄgyJ-
ter häufig für den Hethiter zu stark aus, so daß sich Hattusil~mehrmals 60
darüber beklagt, Ramses II. habe ihn "wie einen.Untergebenen" angeschrieben.
Doch zeigen gerade die ägyptischen Briefe aus dieser Korrespondenz, wie sehr
Hattusili~ Leistungen durch Ramses II. betont hervorgehoben werden; schon
daraus ergibt sich, daß Ramses II. am Frieden mit Hatti sehr interessiert
war. Deshalb werden auch hethitische Vorwürfe, den Vertrag verletzt zu ha-
ben, eindringlich zurückgewiesen61 ). Es ist bei diesen zunächst noch ein-
tretenden Spannungen nicht verwunderlich, daß Ramses II. in KBo I 24 den Kö-
nig von Mira in Westkleinasien ausdrücklich darüber aufklären muß, daß das
ägypto-hethitische Verhältnis keine Trübung erfahren habe.
Die Beziehungen verbesserten sich aber im Laufe der Zeit immer weiter,
wie die im 34. Jahr Ramses' II. (1256 v. Chr.) vollzogene Heirat einer Toch-
ter des Hattusil~und der Pudugepa mit dem ägyptischen König zeigt. Neben
ägyptischen Quellen63 ) liegen darüber auch Brieffragmente aus der Korrespon-
denz zwischen dem ägyptischen Hof und dem hethitischen vor, die z. T. von
Edel bearbeitet worden sind 64 ). Nach beiden Quellengruppen zog di.e Prinzes-
sin im Winter nach Ägypten, und zwar wohl eher durch das Orontes- und Lita-
nital als über Damaskus 65 ), nachdem das feierliche Verlöbnis durch Ausgies-
sen von Öl auf den Kopf der Prinzessin durchgeführt worden war 66 ). Die bei-
den Provinzstatthalter von Upe und Kanaan,Suta und Atag-(maäsi ?] (itsj und
Pt~-(msw)), geleiteten sie zusammen mit den Rinder-, Pferde- und Schafher-
den sowie Gasgäersklaven nach Ägypten und stellten deren Versorgung wie die
Verpflegung der militärischen Begleitung sicher. Das friedliche Zusammen-
treffen der hethitischen und der ägyptischen Truppen bei dieser Gelegenheit
wird dabei besonders hervorgehoben und wird uns noch beschäftigen müssen.
Im 3. pr.t erreichte der Zug die Ramsesstadt, und eine Schilderung der
Schönheit der Prinzessin und des durch die Heirat in ganz Syrien befestig-
ten Friedenszustandes beschließt den ägyptischen Text. Der hethitische Name
der Prinzessin ist nicht bekannt; in Ägypten erhielt sie den Namen M~~-~r
nfrw-R'; Spuren ihres Aufenthaltes im bekannten Harim von Gurob haben sich
in dortigen Abrechnungen erhalten67 ). Eine Darstellung der Ankunft der M~J
Hr-nfrw-R' in Ägypten auf einem Relief in Abu Simbel 68 ) zeigt sie zusammen
232 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
mit dem "Großen von Hatti", also ihrem Vater Hattusil:is, der mit der auch auf
den Reliefs von Jazilikaja beim König erkennbaren hohen, spitzen Mütze dar-
gestellt ist.
Dieses Bild läßt vermuten, daß Hattusil~ seine Tochter nach Ägypten be-
g~eitete. Der Text jedoch wie auch die ägyptisch-hethitische Korrespondenz
über den Zug der Prinzessin sprechen nicht davon. Immerhin sind einige An-
zeichen dafür vorhanden, daß ein solcher Besuch möglich gewesen ist. Unter-
suchungen von Edel haben auf alle Fälle geklärt 6 9), daß Einladungen von Ram-
ses II. ergangen sind, er wolle dem Hethiter bis an die Grenze in Syrien
entgegenziehen und ihn nach der Ramsesstadt geleiten. Hattusil~scheint sich
jedoch aus dieser Einladung und dem Besuch keinen handgreiflichen Erfolg
versprochen zu haben, was er auch in seiner Antwort ausdrückte. Zudem mag er
gefürchtet haben, daß der Ägypter aus diesem Besuch eine Art Unterwerfung
konstruieren könnte. Ein von Otten auf dem Heidelberger Assyriologenkongreß
vorgelegter Text 70 ) spricht vom "Brennen der Füße" Hattusilis'und davon, daß
das nach Ägypten gemeldet werden solle. Anscheinend sollte dieses Brennen
der Füße den Vorwand geben, den Besuch nicht durchführen zu müssen. Wenn wir
von dem fiktiven Brief des Hethiterkönigs an den König von Qadi Pap. Anast.
II 2,1 ff. absehen, der den Besuch des Hethiterkönigs nennt, ist eigentlich
nur noch der Brief KBo II 11 vso 6 ff. aufzuführen, in dem zwar Adressat wie
Absender unbekannt sind, der aber deutlich auf einen Zug nach Ägypten Bezug
nimmt, wie es schon Sommer, Ah~ijawa-Urk. 244 ff. annimmt; vielleicht han-
delt es sich doch um Hattusilis. Dabei erscheinen im Text zwei Worte, die man
als Ägyptisch angesehen hat; es heißt da: "Was du mir schreibst; was tust
du; in welchen Ländern und an welchem Ort [bist du?] Nicht bin ich oben in
Hattusa, sondern ich habe den Weg nach Ägypten [eingeschlagen]. antaris
gasin (beide Worte mit Glossenkeil} begehrt. ·Möchte ich doch jetzt schon das
Günstige tun •••• " Sommer, a.a.O. 246, möchte antaris als n_!r und gasin von
ksw ableiten und daraus lesen "der Gott (d.h. der König) wünscht Verbeu-
gung". Jedoch ist eine Gleichsetzung von antaris mit n_!r ganz unmöglich, da,
wie schon Kees bei Sommer, a.a.O., hinweist, kopt. NOYTE einen langen Vo-
kal.nach dem ersten Konsonanten verlangt und zudem damals das schließende
-r nicht mehr gesprochen wurde, also "Gott" damals näta hieß (vgl. den Namen
.
Pahamnata: P3 -hm-ntr).
~ - Höchstens "Göttin" ( NT(..Jp~ : antäre) wäre möglich.
Da aber beide Worte sonst nach Friedrich, Heth. WB, nicht mehr vorkommen,
läßt sich kaum etwas über ihre Bedeutung und damit über ihre Herkunft sagen;
es ist wohl richtiger, sie zunächst nicht als Ägyptisch auszulegen.
Für die Frage der Ägyptenreise Hattusilis' jedoch mag dieser Text immer-
hin als positiver Hinweis gewertet werden, selbst wenn der Absender nicht
bekannt ist. Um Kriegszüge kann es sich nicht handeln (was KASKAL ja heißen
könnte), da im gleichen Brief auf ägyptische Geschenke (SUL.MAN KUR Mizri)
angespielt wird.
Daß aber köngliche hethitische Personen Ägypten besuchten, ergibt sich
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 233
aus KUB III 34 rto 9, wo von der Ankunft des "Königssohnes ßismisarma in
den Monaten der Kälte" gesprochen wird. Dabei dürfte es sich aber eher um
Großhandelsunternehmungen gehandelt haben, da im gleichen Text vso 15 der-
selbe Prinz Schiffe mit Getreide abholen soll.
Aus einer weiteren Stele Ramses' II. 71 ) kann ferner entnommen werden,
daß Ramses II. noch eine andere hethitische Prinzessin geheiratet hat. Dabei
werden Einzelheiten über die Dinge angegeben, die mit den Prinzessinnen nach
Ägypten geschickt worden waren.
"Der Fürst von Hatti ließ aber sehr viel Beute bringen aus Hatti, sehr
viel Beute aus dem Gasgäerland, sehr viel Beute aus Arzawa, sehr viel Beute
aus ~dj, so daß man es nicht aufschreiben konnte; ferner viele Herden von
Pferden, viele Herden von Rindern, viele Herden von Schafen, viele Herden
von Kleinvieh vor seiner zweiten Tochter, die er Ramses II. bringen ließ
nach Ägypten zum zweiten Mal". Es handelt sich also auch bei dem zweiten
Mädchen um eine Tochter des Hattusil:Ls. Daß neben den hethitischen Prinzes-
sinnen auch solche aus Babylon und Zulabi (?) im Harim Ramses' II. waren,
hat Edel aus hethitischen Quellen erschließen können 72 ). Wir werden auch
'='Harim dieses Königs zu rechnen haben:
sonst mit zahlreichen Syrerinnen im
die Lieblingstochter bin-t-'-n-t wird ihren semitischen Namen vielleicht
wegen der Herkunft ihrer Mutter tragen. Auffallend scheint auch die rosa
Hautfarbe der Königin Nfr.t-irj in ihrem Grab im Königinnengräbertal.
Der Frieden zwischen Ägypten und Hatti normalisierte auch die Beziehun-
gen zwischen Ägypten und den von ihm zu Hatti abgefallenen Kleinstaaten.
Aus u~aritischen Funden wissen wir, daß sowohl Echnaton73 ) als auch Harem-
heb74) mit Ugarit noch diplomatischen Verkehr pflegten, ohne daß Ugarit
deshalb seine enge Bindung an Hatti aufgeben mußte. Unter Ramses II. muß
aber der damalige König von Ugarit, Niqmadu III., von Puduhepa, der hethi-
tischen Königin, aufgefordert werden, mit Ägypten Frieden ;u schließen7 5).
In den letzten Jahrzehnten des hethitischen Reiches können wi~ kaum etwas
über die hethitisch-ägyptischen Beziehungen sagen. Mernephtah ist der letz-
te ägyptische Herrscher, der das hethitische Reich noch als bestehend er-
wähnt; er hatte vor dem 4. Jahr s'einer Regieruny Getreide nach Hatti ge-
sandt, wo es zu einer Hungersnot gekommen war 76 • Ramses III. hingegen er-
wähnt Hatti bereits als vernichtet. Auch von der Chronologie her läßt sich
nicht genau sagen, zur Zeit welches ägyptischen Königs das hethitische
Reich zerschlagen worden ist. Im 34. Jahr Ramses' II. regierte noch Hattu-
silisiii.; wir müssen seine Regierungszeit noch um einige Jahre verlängernt
da er anscheinend danach noch eine zweite Tochter Ramses II. gegeben hat? 71
Dieser selbst regierte 66 Jahre und einige Monate; es werden knapp gerech-
net die 25 letzten Jahre Ramses' II. mit den Nachfolgern Hattusilis' III.
gleichzusetzen sein. Das ist zunächst Tudhalijas IV., in dessen Vertrag mit
Sausgamuwa von Amurru (KUB XXIII 1) Ägypten als erste gleichgestellte Groß-
macht erwähnt wird, mit der auch Sausgamuwa freundlich oder feindlich sein
234 Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches
müsse, je nach dessen Einstellung zu Hatti. Wie lange Tudhalijas IV. regiert
hat, wissen wir nicht; ihm folgte sein Sohn Arnuwandas III. Dieser starb
kinderlos und wurde von seinem Bruder Suppiluliuma II. gefolgt 78 ), unter dem
die Vernichtung des hethitischen Reiches eintrat. Eine Erwähnung von Ägypten
i~ Zusammenhang mit Kämpfen, leider in fragmentarischem Text (KUB XX~ 33,
gehört zu KUB XXVI 32; XXIII 44; XXXI 106)?9), ist die letzte Erwähnung
Ägyptens in hethitischen Texten; auch der Name des Königs Mernephtah wird
vielleicht noch einmal erwähnt. 80 ) Damit können wir annehmen, daß die Ver-
nichtung des Hatti-Reiches unter Mernephtah eingetreten ist, wohl am Ende
seiner Regierung. Dazu stimmt, daß die Hungersnot, die zur Sendung des ägyp-
tischen Getreides nach Hatti führte, anscheinend auch in einem Brief an den
letzten König von Ugarit, Ammurapi, erwähnt wird81 ). Der Fund eines Schwer-
tes mit der Kartusche Mernephtahs in Ugarit 82 ) könnte dann dahingehend in-
terpretiert werden, daß auf Grund des ägypto-hattischen Vertrages Mernephtah
Truppen zur Verteidigung Ugarits gegen die Seevölker geschickt hatte. Daß
wir mit dem Ende des Hethiterreiches und der syrischen Stadtstaaten nicht
tiefer heruntergehen können, kann auch daraus entnommen werden, daß Sausga-
muwa von Amurru, den Tudhalija IV. zu seinem Schwiegersohn machte, der letz-
te bekannte König von Amurru ist 83 ). In Ugarit sind allerdings als Nachfol-
ger des Ammistamru II., des Zeitgenossen des Tudhalijas IV. und des Sausga-
muwa von Amurru noch drei Könige belegt, über deren Regierungsdauer nichts
bekannt ist.
Nichts spricht dafür, daß das hethitische Reich erst unter Ramses III.
zusammenbrach, wie Malamat, JNES 12, 238 n. 49, annimmt, da die Seevölker
bereits in dessen 8. Jahr an der syrischen Reichsgrenze erscheinen, sie aber
einige Zeit in Amurru haltgemacht hatten und vorher das Hethiterreich zer-
stört haben müssen.
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 235
Ja-ra-(.)u
"u-ra-J:;-ja
Ju-ra-k()
b{-b-ra
ra-pi-J:;a (Raphia)
sa-wi-ku (ob Suko, Thutm. Liste Nr. 68?)
es folgen 5 Angaben über Nomadenstämme (t; äa-su), und zwar
sa-<-r-r, wohl I . . Y 1V wie bei Ramses III.
ra-b{-n-tu (folgt ein mir nicht lesbarer Stamm)
sa-ma-ta
ja-h-wa (Grdseloff zieht hier den Namen Jahve heran).
51) Horn, JNES 12, 201 zu )u-ra-J:;-ja.
52) Edel, JCSt 12, 130 ff.
53) Müller, MVAG 7 Nr. 5; Langdon-Gardiner JEA 6, 179 ff.; ANET 199 ff.
54) KBo I 7 + KUB III 121 (Dupl. KBo I 25; KUB III 11 + Fragm. Kikhachew,
Zapiski 25, 78) + KUB III 120; Übersetzt bei Weidner, Pol. Dokum. 112
ff.; ANET 201 ff. Da eine eingehende Bearbeitung des Vertragstextes in
Kürze von E. Edel zu erwarten ist, soll hier nicht näher darauf einge-
gangen werden.
55) Edel, JNES 7, 17/8; 8,44. Sein Siegel zusammen mit dem eines anderen
Boten Tigi-Tesup Ugaritica III 135.
56) PRU IV 106 als "Gesandter des Großkönigs nach Ägypten".
57) Edel, a.a.O., wohl identisch mit dem a.a.O. 18/9 als Boten der Pudugepa
erwähnten Ria-masja.
58) Vgl. PRU IV p. 10 ff.
59) Edel, ZA NF 15, 206.
60) JCSt 1, 241 ff.; KUB III 22.
61) KBo I 15 + 19; vgl. Edel, ZA NF 15, 200.
62) KUB III 22.
63) Sog. "Heiratss.tele" Kuentz, ASAE 25, 181 ff. mit Kurzfassung Lefebvre,
ASAE 25, 34 ff.
64) Jahrb. Kleinas. Forsch. II 262 ff.; Geschichte und A.T. (Altfestschr.)
50 ff.
65) So Edel, vgl. aber oben!
66) Jahrb. Kleinas. Forsch. II 268 f. mit weiteren Stellen KUB III 24 + 59
rto 5/7; EA 29, 22 ff. (Tusratta); EA 31,14 (Arzawa).
67) Gardiner, RAD 23,2; vgl. Montet, K~mi 5,10 pl. 7; Gauthier, Livre des
rois III 78 f.
68) Lepsius, Denkm. III 196; Wreszinski, Atlas II pl. 46 fig. ?.
69) Edel, MDOG 92, 15.
70) KUB XV 3 I 17 ff.
71) Z.T. bei Petrie, Koptos pl. 18.
72) Vgl. Geschichte und AT p. 37 ff. mit Hinweis auf KUB XXI 38 Rs. 7/8
Die historischen Vorgänge bis ans Ende des Hethiterreiches 239
(Brief der Pudu~epa an den König von Alasia (?) mit Nennung einer baby-
lonischen Prinzessin am ägyptischen Königshof.).
73) Ugaritica III fig. 120 (Vase).
74) Syria 31, 41 (Vase).
75) PRU IV 200 (vgl. Virolleaud, CRAIBL vom 2.7.1945); eine Vase Ramses' II.
Ugaritica III fig. 121. Die Datierung des Briefes ist jedoch nicht ganz
klar, da es sich um Vorgänge am Ende de~egierung Ramses' II. handeln
muß. Das ist sonst chronologisch nicht möglich: im 20. Jahr Ramses' II.
ist Hattusilis wahrscheinlich gerade vorher auf den Thron gekommen (s.
o.); unter ihm ist noch Niqmepa König von Ugarit. Ihm folgt Ammistamru
II., Ibiranu und auf diesen erst Niqmadu III.
76) Erwähnt in der Siegesinschrift über die Libyer aus Karnak, Zeile 24;
vgl. PRU IV 205/6.
77) Siehe oben.
78) Nach Gurney, Hittites p. 39; Laroche, RA 47, 76; Goetze, zuletzt JCSt
11,72. Malamat, JNES 13, 238 ff. schiebt nach Arnuwanda noch 2 Generatio-
ne~Tudhalija V. und Arnuwanda IV., ein, da er das Vorhandensein eines
res Bild von der Anzahl der einzelnen Gruppen, ~e hier vom Norden her in
den Gesichtskreis der Ägypter traten, erhalten.
Es werden als Gefallene angegeben:
Söhne des Libyerfürsten 6 Mann
Fürstensöhne und Brüder des Libyerfürsten x Mann
Erwachsene vom Stamm der Libyer 6359
~a-ka-lu-sa 222 Mann, macht 250 Hände (Var.: 200 Mann)
tu-rU-sa 742 Mann, macht 790 Hände (Var.: 722 Mann)
~()-r-d-na x (Var.Name ergänzt 200)
[lu-ka] x (Var.: x+10)
'a-q()-ja-wa-sa x (Var.: 1216)
Es folgt dann eine Summierung, die zusammenfaßt:
Libyer und sa-ar-d-n(a)(so nach Var.) mit der sicher unrichtigen Zahl 6111
Mann,
[)a-q()-ja-wa-s<a) und lu-ka (?)] , denen als beschnitten die Hände abge-
schlagen wurden: 2362 Hände,
sa-k() -lu-6 <a) und tu-ru-8 <a) , "die als Feinde Libyens kamen", mit verlore-
ner Zahlenangabe.
Als Gefangene werden angeführt:
[Fürsten] der [q()] -h-q und Libyer 218 Mann (Var. 35 Mann)
Frau~n des Libyerfürsten 12 Frauen
"verschiedene" Leute, d.h. wohl beiderlei Geschlechtes, 9370.
An Beute wird registriert:
m()-8()-w()-s()- Schwerter 9111 (Var. 9?224)
Bogen X
verschiedene [ •••• ] 64
verschiedene Gefäße und Messer 3164 (Var. 3?593).
Von diesen Stämmen sind die 8()-r-da-n bzw. 8()-r-di-n am besten und
zeitlich am längsten bekannt 5 ). Wir treffen sie zuerst als sirdanu in den
Amarnabriefen EA 122,35 und 124,15 als Soldaten der ägyptischen Garnison von
Byblos an 6 ). In ihrer charakteristischen Tracht mit Hörnerhelm, auf dem eine
Scheibe angebracht ist, runden Schilden, Langschwert und Lanze 7 ) finden wir
sie auch in Amarna als Söldner. Als Teil der ägyptischen Truppen werden sie
oft erwähnt 8 ) und dargestellt, so in der Kadeschschlacht Ramses' II.9) und
in den Seevölkerkämpfen 10 ). Als angesiedeite Soldaten nennt sie der Pap.Wil-
bour11) aus der Zeit Ramses V.: 42 Mann werden als Landbesitzer registriert
zusammen mit ihren Waffenträgern und 9 ihrer Standartenträger; sie treten
auch in anderen Akten aus Mittelägypten auf 12 ). Es muß also eine recht große
16
242 Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien
Anzahl von ä()-r-di-n nach Ägypten gekommen sein, auch schon vor der Zeit
Ramses' III., als viele von ihnen in ägyptische Gefangenschaft gerieten1 3),
Als Herkunftsgegend werden die "Inseln im Ozean" genannt, die im Norden
liegen. Anscheinend sind sowohl die 6()-r-di-n als auch die anderen noch zu
nennenden Nordvölker von den ägäischen Inseln bzw. der westanatolischen Kü-
ste zu ihren Raubzügen aufgebrochen. Bei den 6()-r-di-n läßt sich auf Grund
archäologischer Funde 14 ) annehmen, daß sie letztlich aus dem Kaukasus stam-
men. Ebenso umstritten wie ihre Herkunft ist die Frage, wohin sich diese
Stämme nach dem Angriff auf Ägypten gewandt hab.en. Auch hier dürften archäo-
logische Untersuchungen 15 ) es bestätigen, daß tatsächlich der Namensanklang
zwische~ 6()-r-di-n und Sardinia mehr als Zufall ist: auch auf Sardinien ha-
ben sich Darstellungen von Kriegern mit dem gleichen charakteristischen Helm
gefunden 16 ).
Wie die 8()-r-di-n sowohl unter Mernephtah wie unter Ramses III. nur zur
See gekommen sind, so auch die tu-rU-~. Als Bundesgenossen des Libyerfürsten
m()-r-i 4 -ja-wi waren sie nach der Menge der Gefallenen anscheinend zahlrei-
cher als die mit ihnen genannten 6a-ka-lu-s. Sie treten sonst in den ägypti-
schen Texten nicht mehr auf, es sei denn im Namen eines Stellvertreters des
Harimvorstehers von Gurob in der Ramessidenzeit '()n-tu-ra-8 17 ). Herkunft
wie weiteres Schicksal der tu-ru-8 ist noch stark umstritten, trotzdem dürf-
te es wahrscheinlich sein, daß auch sie zunächst auf den ägäischen I~seln
gesessen haben, wofür wohl die 11 etruskische 11 Inschrift von Lemnos 18 ) spricht,
die auf zurückgebliebene Angeuörige der tu-ru-6 hinweist. Nach den Ägypter-
kämpfen sind sie dann nach der gewöhnlichen Annahme nach Westen gefahren und
erscheinen als etrusci, tusci, TUf~~VOl} viiA in der Geschichte dieser
Gebiete 19 ). Als Charakteristikum der tu-ru-6 zeigen die Darstellungen von
Medinet Habu (etwa ANEP 9) ein eng ·am Kopf liegendes Tuch, das die Haare
völlig verdeckt, sowie einen Vollbart.
Die gleiche Darstellung zeigt den sa-ka-lu-s mit einer eigenartig nach
hinten ausladenden Mütze, die kantig geformt ist, sowie mit einem runden
Amulett um den Hals. Dieses Volk tritt im Gegensatz zu den genannten auch
bei den zu Lande anmarschierenden Nordvölkern auf. Nach rlen Zahlen der Ge-
fallenen in der Libyerschlacht scheinen sie damals nur mit geringen Kräften
vertreten gewesen zu sein. Es läßt sich nichts zu ihrer Herkunft sagen; an-
dererseits ist auch hier die auf Grund der lautlichen Ähnlichkeit vorgenom-
mene Identifizierung mit den siculi auf Sizilien nicht von der Hand zu wei-
sen20).
Nur unter Mernephtah werden mit den Nordvölkern auch die ~a-qa-ja-wa-6
genannt 21 ), deren charakteristisches Aussehen allerdings riicht überliefert
ist. In der großen Karnakinschrift Mernephtahs werden sie aber ausdrücklich
als beschnitten bezeichnet. Sie sind mit den 'Ax«z(oz und den A8gijawa der
hethitischen Inschriften identifiziert worden, die an der Südwestküste
Kleinasiens, vielleicht sogar auf Kreta, anzusetzen sind 22 ). Aßhijawa steht
Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien 243
von ihnen aus ihren ursprünglichen Gebieten vertrieben worden sein. Die Lage
schildert wenigstens Ramses III. mit folgenden Worten: "Die Fremdländer ver-
schworen sich untereinander. So waren plötzlich die Staaten verschwunden und
zerstreut. Kein Land konnte vor ihren Waffen bestehen: Hatti, ~dj, Karke-
misch, Arzawa, Alasia, auf einmal abgeschnitten. Sie schlugen ihr Lager in
Amurru auf und vernichteten das Volk, und das Land war, als sei es nie ge-
wesen. Sie näherten sich Ägypten ••••• Es war ihr Bund der der pu-1-sa-ta,
si-ka-r, ~a-ka-lu-~, da-nu und wa-sa-s, vereinte Länder ••••••• Ich aber or-
ganisierte die Grenze von Syrien(sa-hi)".
Die Ägypter stellen sich also-in Syrien zum Kampf 25 ) gegen die Landtrup-
pen, während der Angriff zur See in den Nilmündungen abgeschlagen wird. Von
den neu auftretenden Stämmen sind die wa-~a-s nicht zu identifizieren26 ).
Die da-nu bzw. da-nu-na dürften die dnnjm sein, die bereits in den Amarna-
briefen erwähnt werden (EA 151,52) und die die Inschriften von Karatepein
Kilikien festlegen 27 ). Sie wohnen nach Pap. Harris I 76,7 auf Inseln und un-
terscheiden sich in ihrem Äußeren (nach Med.Habu Hist.Rec. )1. 44) nicht von
den Philistern mit Federkopfputz und gestreiften Schurzen28 • pu-1-sa-ta und
si-ka-r werden gern zusammen genannt 29 ) und siedeln auch später zusammen an
der palästinensischen Küste; auch haben sie das gleiche Aussehen mit der
durch einen Kinnriemen befestigten 30 ) Federkrone und sind bartlos. Als Be-
waffnung führen sie Rundschild, Lanze und Langschwert. Unter Ramses III. zu-
erst auftretend 31 ), sind sie dann als 0 "A. '1.!/}
: .
~
.9 ("Philister") an der pa-
lästinensischen Südküste anzutreffen, wobei als ihre Hauptstädte erscheinen
Gaza, Askalon, Asdod, Ekron und Gath, während in dem Bericht des Wn-Imn Dor
als Stadt der si-ka-r genannt wird. Die Herkunft der Philister ist immer um-
stritten gewesen, wenn auch genauere Angaben vorliegen, wie die von Amos 9,
7, daß sie aus Kaphtor kämen, was ebenfalls Jer. 47,4 bezeugt; nach Deut.
2,23 hätten Kaphtorim die Awwim bei Gaza vertrieben. Wahrscheinlich handelt
es sich bei Kaphtor dochtrotz mancher Zweifel um Kreta3 2 ), so daß angenom-
men werden kann, daß die Philister, die ja nach ägyptischen Quellen von den
Inseln des Meeres kommen, wenigstens für eine Übergangszeit in Kreta geses-
sen haben. Wahrscheinlich ist mit ihnen der Diskos von Phaistos zu verbin-
den, dessen eines Schriftzeichen einen Kopf mit Philisterhelm zeigt.
Wichtig ist für uns die Frage, in welcher Weise die Philister und si-ka-
r in der Küstenebene angesiedelt worden sind. Die Annahme, es handele sich
um eine gewaltsame Landnahme gegen den Willen des ägyptischen Staates, dürf-
te daran scheitern, daß noch später Kanaan in ägyptischer Hand ist und es
damit unmöglich zu sein scheint, daß der Zentralort Gaza nicht mehr ägypti-
sches Verwaltungszentrum ist, durch den ja auch die Straßen nach Kanaan lie-
fen. So ist die These, daß die Philister und si-ka-r nach ihrer Niederlage
vom ägyptischen König dort angesiedelt worden sind, wahrscheinlicher3 3 ).
Das hängt wohl damit zusammen, daß der Druck der S~sw gerade in Richtung
Askalon besonders stark war, wie wir aus den Berichten Sethos' I. und Ram-
Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien 245
ses' II. hören. Damit ist es verständlich, daß man an dieser wichtigen Stel-
le, wo die ganze Verbindung nach Kanaan hätte abgeschnitten werden können,
in echt ägyptischer Weise Kriegsgefangene als Militärkolonnen in "Festungen"
ansiedelte. Gaza und Askalon mögen damals nicht mehr Dynastenstädte, sondern
unmittelbar der ägyptischen Verwaltung unterstellt gewesen sein34). Viel-
leicht ist Askalon damals nach den Kämpfen Ramses' II. wüst gewesen, wofür
die von Alt angeführte Brandschicht zwischen der kanaanitischen und phili-
stäischen Besiedlung hinweisen könnte. In welcher Weise die Ablösung der
ägyptischen Herrschaft durch die philistäische Selbständigkeit vor sich ge-
gangen ist, wissen wir nicht; auf·alle Fälle ist in dem Bericht des Wn-Imn
von einer ägyptischen Herrschaft in Dar bei den si-ka-r nichts mehr zu er-
kennen. Der dortige Herrscher b{-di-r erscheint als völlig selbständiger Dy-
nast.
Auf .den Darstellungen der Seevölkerschlacht zu Schiff in Medinet Habu
treten besonders die Philister hervor, die erkennbar sind an ihrer Feder-
krone, dem runden Schild, Langschwert, das am oberen Ende auffallend breit
ist, einem Panzer mit Schultergelenken, der auf der Brust aus einzelnen
Blättchen besteht, die sich übereinanderschieben und damit dem Träger Bewe-
gungsfreiheit geben. Der Schurz besitzt unten Quasten. Die Scherden tragen
gleichen Panzer und Schurz, unterscheiden sich aber durch ihren charakteri-
stischen Hörnerhelm. Die Schiffe haben vorn wie hinten den gleichen hochge-
bogenen Steven, der mit einem Gänsekopf geschmückt ist; zudem ist ein Ramm-
sporn angedeutet. Im Kampf zu Lande sind die Philister gern mit zwei Speeren
ausgerüstet, außerdem haben sie kurze Dolche. Es kommen hier selbst Wagen
vor, die in hethitischer Weise mit drei Mann besetzt sind. Die Frauen und
Kinder sind auf Kastenwagen verladen mit zwei Scheibenrädern, die von Zebu-
Rindern gezogen werden, wie sie in dieser Zeit in Syrien bekannt sind35);
die Wagenkästen sind anscheinend geflochten.
Bei der Frage, warum die Seevölker den Angriff auf Ägypten begannen, ist
wohl davon auszugehen, daß wir einige von ihnen schon vorher aus ägyptischen
Quellen kennen und sie lokalisieren können: die lu-ka möglicherweise in Ly-
kien, die da-nu-na sicher in Zilizien, die tu-ru-8 in Lydien, wenn wir Hero-
dot Glauben schenken. Nun bilden die lu-ka, tu-rti-s, sa-ka-lu-8 und )a-qa-
ja-wa-8 deutlich eine Gruppe, die zuerst auftritt, gegenüber der späteren
der pu-1-sa-ta, si-qa-r, da-nu-na und wa-sa-8. Die erste Gruppe stammt deut-
lich aus Südwestanatolien, die zweite wegen der da-nu-na aus Südostanatolien.
Somit ergibt sich der Eindruck, daß der Anstoß, der die Seevölker zum Auf-
bruch zwang,von West nach Osten vorwärtsschritt. Damit ist ferner noch zu
verbinden, daß ja im Zuge dieser Umwälzungen die luvischen Bewohner Südost-
anatoliens nach Syrien einwanderten und dort ihre neuen Staaten gründeten.
So wird vielleicht doch nicht die Ausbreitung des Aßßijawa-Reiches zur Zeit
der letzten hethitischen Könige für diesen Anstoß verantwortlich zu machen
sein, sondern doch wohl der Einbruch der Phryger. die das Hethiterreich zer-
246 Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien
störten und die "Seevölker" und die luvischen Stämme aus ihrer Heimat ver-
trieben. Daß der Weg der zu Schiff ausweichenden Gruppen nicht gradlinig
nach Ägypten geführt hat, dürfte sicher sein; damit ist auch für einen Auf-
enthalt der Philister auf Kreta noch Zeit, falls wir Kaphtor mit Kreta iden-
tifizieren dürfen.
Uber die Zustände in Kanaan vor den Kämpfen Mernephtahs besitzen wir
einige Hinweise durch das Grenztagebuch3 6 ), das Angaben über Boten enthält,
die die Sperre von Sile durchschritten: der Text stammt aus dem 3. Jahr des
Mernephtah, dem 1. Monat lmw:
am 15. zieht hinauf der Briefträger (~msw) b(a)-'-al-la-ja, Sohn des ~a-pu
r37) von Gaza (ga-~a-ta 1 ) nach g(u)-ru mit 2 Briefen:
einen für den Garnisonskommandanten gcj3B),
einen für den Fürsten von Tyrus (~(u)-r) b(a)-'-al-ut-ar-m-g;
am 17. kommen die Obersten von den Brunnen des Mernephtah, die auf den Ber-
gen sind, zur Überprüfung in die Festung Sile.
Am 22. kommen die Briefträger Dhwtj, Sohn des si-kU-ru-m von Gaza,
;()-si-du-tu, Sohn des 8()-m()-b(a)-c-al von Gaza,
/
Swtß-msw, Sohn des 'pr-d-ga-1 von Gaza
und bringen mit sich dorthin, wo der König ist, (vom) Garnisonskom-
mandanten ~'j Lieferungen und einen Brief;
zieht hinauf der Briefträger Nßt-Imn, Sohn des si-r von "Burg des
Mernephtah" (bhn) in der Nähe von s()-r-ru-m39) nach h(u)-ru, mit
V - ...,
zwei Briefen:
für den Garnisonskommandanten Pn-Imn einen,
für den mr pr dieses Ortes R'-ms-sw-nßt einen;
es kommt der Stallmeister Pl-mr-gtm, Sohn des 3nj~ von der Stadt des
Mernephtah, die Stadt in P~-'a-r-mu 40 ), indem er zwei Briefe zum Kö-
nig bringt, nämlich (vom) Garnisonskommandanten P~-Rc-m-~b und vom
.
Stellvertreter P~-R'-m-hb •
Am 25. Hinaufziehen des Fahrers vom Großen Stall des B~-n-R'-mrj-Imn von der
Residenz In-w~w.
Aus diesen Angaben zeigt sich, daß in den einzelnen Stützpunkten und Or-
ten mit ägyptischer Besatzung Boten stationiert waren, deren Standort hier
im Grenztagebuch ihren Namen beigefügt wird. Möglicherweise handelt es sich
sogar um Eingeborene. In Gaza sind, schon weil es sich dabei um die Provinz-
hauptstadt handelt, mehrere Boten stationiert. Der "Vorsteher der Besat-
zungstruppen" !!'j hat danach sicher in Gaza gelegen, da ein Bote "aus Gaza"
ihm einen Brief überbringt und drei Boten der gleichen Stadt seine Meldung
und Lieferungen nach Ägypten bringen. Er hat dann wohl auch für die Weiter-
beförderung des Briefes an den. Fürsten von Tyrus zu sorgen. Aus gleichem
Grunde ist also auch der Kommandant Pn-Imn in "Burg des Mernephtah bei~()
r-ru-m"stationiert gewesen, da ein Bote dieser Anlage den Brief für ihn
Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien 247
der wichtigste Mann im Staate war, der wahrscheinlich sogar den König Sip-
tah auf den Thron gesetzt hatte. Allerdings ist es dann auffallend, daß im
Pap. Harris der Syrer nicht bl-ja genannt wird, sondern ,a-ar-su. Vielleicht
müssen wir ~raus folgern, daß doch ein anderer Syrer gemeint ist, wofür
dann eigentlich nur der König Siptah selbst in Frage käme, dessen Herkunft
unbekannt ist. Auch Gardiner hält seine Abkunft von einer syrischen Neben-
frau Sethos' II. für möglich, wodurch sich seine Bezeichnung als "Syrer" im
Pap. Harris ergäbe. Vielleicht trug er als Kind den Namen ~a-ar-su, den Ward
jetzt JNES 20,32 auch in Ugarit nachgewiesen hat.
Es drängen jetzt in Ägypten ansässige Syrer an die Macht; auf keinen
Fall fand ein Einbruch von außen statt. Uber die wachsende Rolle der Syrer
in Ägypten um diese Zeit wird später zu sprechen sein; hier ist mir nur
wichtig, daß die Gestalt des ,a-ar-su bei einer Betrachtung der ägyptischen
Außenpolitik in Syrien keinen Platz haben darf.
Diese außenpolitischen Auseinandersetzungen spielen dann erst wieder un-
ter Ramses III. eine Rolle mit den Seevölkerkämpfen. Auch erscheinen wieder
Darstellungen von Kämpfen in diesen Gebieten, wobei allerdings immer zu be-
denken ist, daß Ramses III. weitgehend Ramses II. auch in den Darstellungen
kopiert hat 47 ). Diese zeigen u.a. 48 ) die Erstürmung der "Stadt von Arzawa",
von "Tunip in Hatti", der "Stadt von Amurru"; in einer anderen abgebildeten
Stadt will Vandier ~adesch erkennen49), Daß Ramses III. diese Städte wirk-
lich angegriffen hätte, halte ich schon aus der ganzen damaligen Situation
heraus für unmöglich, besonders da Tunip damals ebenso wie ~adesch von den
Seevölkern vernichtet worden war. Auch das Auftreten hethitischer Verteidi-
ger sieht wie ein Anachronismus aus. So werden diese Bilder aus jetzt ver-
lorenen Darstellungen Ramses' !!.kopiert worden sein5°). Auch die große
Fremdvölkerliste Ramses' III. in Medinet Habu5 1 ) stammt z. T. mit Sicherheit
von Ramses II., andere Teile scheinen sogai· noch älter zu sein, da Karke-
misch, Aleppo und die Mitanni genannt werden; diese Teile mögen aus dem An-
fang der 18. Dynastie (Thutmosis I.?) stammen. Alle diese Abbildungen wie
Listen können also nicht als Hinweise auf syrische Feldzüge Ramses' III.
dienen. Damit bleibt als einzige Unternehmung die im Pap. Harris I 76,10 er-
wähnte gegen die S~sw, also die südpalästinensischen Beduinen, übrig.
Die Errichtung einer Statue Ramses' III. in Besan dürfte beweisen, 52 ),
daß sich Palästina noch fest in ägyptischer Hand befand. Vasen mit seinem
Namen aus Gezer53) sowie Einlegearbeiten aus Megiddo, die seinen Namen tra-
gen54), sind naturgemäß weniger beweiskräftig, da es sich um diplomatische
Geschenke handeln könnte. Aber noch Ramses VI. hat in Megiddo eine Statue
aufgestellt5 5 ), wodurch die ägyptische Herrschaft über diesen Knotenpunkt
gesichert erscheint. Daraus ist mindestens der Besitz der Jesreelebene ab-
zuleiten, wahrscheinlich aber auch noch der der Straße über Jerusalem, ob-
wohl man hier damit rechnen könnte, daß sie in die Hände der Israeliten ge-
fallen wäre.
Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien 249
Mit Ramses VI. hören dann die sicheren Hinweise auf die ägyptische Herr-
schaft in Palästina auf; Einlegearbeiten mit dem Namen Ramses' IX. aus Ge-
zer56) mögen von Geschenken stammen. Wir können also in der Zeit nach Ramses
VI. das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien ansetzen, wenn wir auch
nicht wissen, in welcher Weise sich die Verwaltung auflöste.
Die Zustände am Ende der Ramessidenzeit schildert eindringlich der Be-
richt des Wn-Imn: In Dor befindet sich das Gebiet der si-ka-r, die einst zu
den Seevölkern gehört hatten und dort, nördlich der Philister, angesiedelt
worden sein dürften. Immerhin bringt der Fürst b{-di-r dem ägyptischen Ge-
sandten bei seiner Durchfahrt noch ein Gastgeschenk, lehnt es jedoch ab, Wn-
Imn für seinen erlittenen Verlust zu entschädigen, da er sich auf den
Rechtsstandpunkt stellt, daß er nur für Diebstähle seiner Stadtangehörigen
verantwortlich ist, nicht aber für Diebstähle von Ägyptern untereinander
auf seinem Staatsgebiet. Darin zeigt sich die Selbständigkeit der Stadt Dor.
Byblos selbst ist nicht erst unter dem jetzigen Fürsten Zakarbaal, sondern
anscheinend bereits unter dem Vorgänger völlig von Ägypten unabhängig, so
daß es schon unter Ramses XI. die Boten des damaligen Vezirs B'-m-w~s.t
festhalten und in Byblos sterben lassen kann. Die ablehnende Haltung, die
Zakarbaal von Byblos gegenüber Wnn-Imn einnimmt, indem er ihn einen Monat
nicht empfängt, dürfte allerdings auch damit zusammenhängen, daß damals ge-
rade Tiglathpileser I. bei seinem Zug nach Westen den Libanon erreicht hatte
und nach KAH II Nr. 68 Tribut von Byblos, Sidon und Arwad erhielt; er selbst
kam bei einer Seefahrt von Arwad aus bis Simyra!
49. 'a-mas-ta-ra-k ?
50. 'i 4-r-ka-b-r() ?
51. ka-sa-ta-ja ?
52. Si-ka-n() vgl. Thutm. III. Liste Nr. 291.
53. 6-ra-tu ?
54. m()-t-ja-rU. ?
55. m()-ja-ru ? 54 und 55 wohl nur Varianten ein- und desselben Na-
mens, aber dies beweist, daß unsere Liste ein Auszug
aus einem Tagebuch darstellt und nicht aus fremden Li-
sten wahllos zusammengestellt ist.
56. ga-6i-ka-n<) ?
57. ,1i-su-p:! ?
58. tl-sa-(n)() ?
59. 6u-gi-m() -ra-k(} ?
60. =>a-r-pu-8-ni-ni ?
61. <>
'a-p:!-!!. ?
62. :>a-ma-r-tla-k vgl. Thutm. III. Liste Nr. 156 (nördlich Ni ja).
63. su-n() ?
64. na-bu-r{) ?
65. ja-r-p ?
66. nu-na ?
67. ha-sa-m
..... - ?
68. _1u-b-ta-ja ?
69. ka-qa-6 ?
70. hi-r-nam vgl. BASOR 130,26; Edel, ZA NF 16, 255, südl. ~adesch
am Orontes: hermil.
71. ra-bi-l-ta 2 Ribla südlich ~adesch.
72. b{-ja-ta-'a-da-qa-n{}?
73. qa-r-ba-q{) ?
I
74. ka-r-ma-ja-m vgl. Thutm. III. Liste Nr. 96? Dort allerdings ku-r-
m()-n geschrieben! Vgl. aber auch Sethos I. Liste Nr.
13 und Ramses II. Liste II 20: el-qalamun, 6 km SW Tri-
polis ( ?) •
75. ~a-b-du-nO in der ~adeschschlacht erwähnt als Ort, wo die Furt
südlich ~adesch über den Orontes geht.
Die folgenden Nummern, von 76 bis 110, entsprechen einer Liste Ramses'
II., die oben besprochen worden ist, und zwar in ~er Weise, daß sie rückläu-
fig übernommen wurde, aber in verschieden langen Gruppen, die auf die Anord-
nung des Originals hinweisen: 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33,
20, 21' 22, 23, 24,
13, 14, 15, 16, 17, 18,
10, 11, 12,
252 Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien
1, 8, 9,
4, 5, 6,
1, 2, 3.
Diese Liste ist also von der noch erhaltenen Liste in Karnak (Simons
Nr. ~XIII) abgeschrieben worden, wo die Anordnung der Namen ebenso ist.
Darauf folgt noch eine kleinere Liste, deren Herkunft ganz unklar ist:
111. la-wi-~i-r() ?
112. bu-r() ?
113. qa-m-q() ?
114. qa-bu-ra-'0 ?
115. ji-ha ?
116. tu-r() ?
117. sa-n-nu-r ?
118. m() -n-da-r() ?
119. sa-bi-b{ ?
120. >a-ma-ta ?
121. ~a-wi-10 ?
122. k-r-na ?
Schon die Nennungen von Karkemisch und Aleppo machen es deutlich, daß
wir es hier nicht mit einer Liste von Feldzügen Ramses' III. zu tun haben
können, da dieser König nicht bis in diese Gebiete vorgestoßen ist. Aber
auch Ramses II. kommt aus gleichen Gründen nicht in Frage. Da sich die Liste
jedoch von der Thutmosis' III. ebenfalls weitgehend unterscheidet, kann sie
nicht von dieser abkopiert worden sein. So bleibt eigentlich nur die Mög-
lichkeit, sie dem einzigen anderen König zuzuweisen, von dem wir wissen,
daß er den Euphrat erreicht hat, nämlich Thutmosis I. Da jedoch die sicher
von Ramses II. kopierte Liste Nr. 76 - 110 nicht in der richtigen Reihen-
folge erscheint, sondern einmal von rückwärts und dann auch noch innerhalb
dieser Reihenfolge in Gruppen, die die richtige Reihenfolge haben, so kön-
nen wir auch für die vielleicht Thutmosis I. zuzuschreibende Liste ähnliche
Versehen annehmen. Das wird dadurch fast gewiß, daß wir z. B. einen nördlich
Emar liegenden Ort vor diesem genannt finden, daß aber dann später erst Kar-
kemisch folgt. So können wir uns für eine Rekonstruktion des Zuges nicht auf
die hier erhaltene Abfolge stützen. Immerhin ergibt sich aus den genannten
Orten etwa ein Zug, der eventuell von Ribla und dem Orontestal über Pitru,
Karkemisch, dann den Euphrat hinab nach Emar und Aleppo geführt haben mag.
Auffallenderweise werden die später so wichtigen Städte Nija, Zinzar, ~a
desch nicht genannt.
Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien 253
1) Kairo 34025: Petrie, Six Temples pl. 13/4: Lacau, Steles I 52 ff.
Ein Duplikat aus Karnak Kuentz, BIFAO 21, 113 ff; vgl. Spiegelberg, ÄZ
34,1 ff.; ANET 376 ff.; Wainwright, JEA 46, 24 ff.
2) Noth, Geschichte Israels 3.
3) Müller, Egyptol. Researches I 17/32; Legrain, ASAE 2, 269; 4, 2/4; Rec.
Trav. 31 , 11 7 ff.
4) variante bei Lefebvre, ASAE 27, 19 ff. aus Korn el-Ahmar bei Masuf im
Delta.
5) Uber die Seevölker handelte zusammenfassend von Bissing, WZKM 34, 230
ff.; Hall, Klio 20, 335 ff.; Nelson, JNES 2, 43 ff.; Wainwright, JEA 47,
71 ff.
6) Erwähnt auch EA 81, 16.
7) Wichtig die Darstellung mit Beischriften in Medinet Habu (Wreszinski,
Atlas II 160 A,B; ANEP 9).
8) Pap. Anast. II vso (LEM 20); II 5,2; Pap. Harris I 75, 1; 76, 5/6; 78,
10 (im Pap. Harris I zusammen mit den libyschen ~()-h()-~ genannt); auch
Pap. Harris I 76,7 zusammen mit den wa-~()-~ "vom Meer". Pap. Anast. I
17,4 finden sie sich in der Rechenaufgabe über 1900 Bogenschützen, 620
s()-r-di-n, 1600 ~()-h()-~, 880 ma-s()-w()-~ und Nubiern. Waffenausgabe
an sie dargestellt in Med. Habu I pl. 29.
9) Kuentz, Bataille de Kadech 220.
10) Darstellungen der s()-r-da-n als ägyptische Truppen: Med. Habu I pl. 32
/4 (Philisterschlacht); Temple Ramses' III. at Karnak pl.114 (:Müller,
Egyptol. Researches II 40 A); ~adeschschlacht in Abu Simbel (Breasted,
Temples of Lower Nubia fig. 1: Champollion, Mon. 28); Leibwache Ramses'
II. (Champollion, Mon. 327 bis) in Luxor; Libyerkampf in Med. Habu II
pl. 62; 65 C; 72; Med. Habu II 88 (Eroberung von Tunip), pl. 94 (Amurru);
in Luxor Darstellung der Eroberung von Dapur (Wreszinski, Atlas II 78)
. .
und Kdj (pl. 72); Kadeschschlacht in Abydos (Wreszinski, Atlas II 19/20);
Eroberung von Dapur in Abydos (Wreszinski II 109) und von Amurru (II
14 7).
11) vgl. Gardiner, Pap. Wilbour, Commentary p. 80.
12) Adoptionspapyrus bei Gardiner, JEA 26, 24; eine Festung der 8()-r-da-n
Petrie, Ehnasya 27, 2; ein Feld von ihnen in 22. Dyn. ASAE 15, 141; als
angesiedelte Soldaten im Pap. Amiens (20. Dyn.) RAD 1 ff.; ferner LRL
19, 12.
13) Erwähnungen der s()-r-da-n als Feinde schon unter Ramses II. zur See bei
Petrie, Tanis II pl. 2 Nr. 78; bei Ramses III. Med. Habu I pl. 39; Wres-
zinski, Atlas II 159 (Hohes Tor in Med. Habu); Med. Habu I 37/9 (Phili-
sterkampf) .
14) vgl. Hall, Klio 22, 225 ff. (Helmformen). Zum von ihnen getragenen Pan-
zer mit der "skelettartigen" Riffelung vgl. Spiegelgriff aus Enkomi
(Bessert, Altsyrien 164), auf dem der den Greif bekämpfende Krieger den
254 Das Ende der ägyptischen Herrschaft in Syrien
Im A. und M.R. ist von ägyptischer Seite kein Versuch unternommen wor-
den, asiatisches Gebiet in eigene Verwaltung zu bekommen; wir hatten zudem
gesehen, daß überhaupt der ägyptische Einfluß über diplomatische Beziehun-
gen kaum hinausging. Allein Byblos macht eine Ausnahme, die daran zu erken-
nen ist, daß der Fürst von Byblos sich nicht nur in Inschriften ägyptischer
Sprache und Schrift verewigt, den ägyptischen König als seinen Herrn aner-
kennt, sondern auch einen ägyptischen Beamtentitel trägt, nämlich ~5tj-' 2 ).
Damit stellt er sich auf eine gleiche Stufe mit den Bürgermeistern ägypti-
scher Städte und ist somit ägyptischer Beamter. Daraus darf geschlossen wer-
den, daß Byblos nicht als unterworfenes Gebiet oder als Kolonie verwaltet
wurde, sondern als Teil Ägyptens betrachtet werden sollte.
Aus dem Beginn des Neuen Reiches wissen wir nichts über eine Organisa-
tion der syrischen Besitzungen. Erst bei Thutmosis III. und Amenophis II.
zeigen sich einige Hinweise. So scheint grundsätzlich der Gedanke, die sy-
rischen Fürsten als eine Art Beamte zu behandeln, beibehalten worden zu sein.
Aus den Darstellungen von Tributabgaben in den Gräbern läßt sich nichts ent-
nehmen, da es sich hier um formelhafte Darstellungen handelt. Die juristi-
sche Verknüpfung mit Ägypten scheint in der Weise vorgenommen worden zu
sein, daß von den Stadtfürsten ein besonderer Eid geschworen werden mußte,
der anscheinend auch in der ägyptischen Verwaltung verwendet wurde und der
als s~f~ tr bezeichnet wird, was leider auch nicht erklärt werden kann. Die
Nennung dieses Eides ist selten und kommt in den folgenden Stellen vor:
1) Thutmosis III. bei der Ubergabe von Megiddo nach der Barkal-Stele 3 ):
"Dann ließ M.M. sie den Eid s~f~ -tr schwören: 'Wir wollen nicht wieder
Böses tun gegen Mn-gpr-Rc •••••• in unserer Lebenszeit •••. .'"
2) Amenophis II. bei der Unterwerfung von Kadesch 4 ): "Man ließ sie s~f~ -tr
schwören und auch ihre Kinder."
Daneben finden sich noch folgende Angaben:
3) Streikpapyrus in der Zeit Ramses' III.5): Ein Arbeiter beruft sich dar-
auf, daß "Pharao ihn hat s~f3-tr schwören lassen, daß ich kein Wort hö-
ren noch eine böse Tat sehen will in der Nekropole, ohne sie zu melden".
4) Pap. Salt 124 rto, 1,16, wird bei einer Anschuldigung s~f~-tr geschwo-
ren: "Ich habe keinen Stein verrückt."
5) Eine Stelle in dem späten Weisheitsbuch des Imn-m-ip.t 21,11, daß be-
stimmte böse Taten "unter den großen Eid des s~f~-tr fallen".
Aus diesen An~aben dürfte sich ergeben, daß weder "Treueid"?) noch "Eid
der Abschwörung 118 den Sinn des Ausdrucks treffen 9 ), sondern es dürfte sich
eher um einen Eid handeln, bei dem nicht, wie sonst häufig, die Strafe für
einen etwaigen Meineid ausgesprochen wird, sondern beim Eid s~f5-tr mag die-
se Strafe schon implicite gegeben sein. Es ist also ein besonders bindender
Eid, der bei Prozessen nicht angewandt wird, hingegen bei Beauftragung von
Die Verwaltung der ägyptischen Gebiete Syriens 257
Beamten oder bei der Vereidigung fremder Fürsten auf den König. Da also die
Bedeutung des Treueides nicht in der Form s~f$-tr inhärent ist, muß sie im
Wortlaut vorliegen. Glücklicherweise ist ein solcher im Text der Barkalstele
Thutmosis' III. erhalten, aus dem sich ergibt, daß der Eid auffällige Be-
schränkungen zeigt. So schwören die Fürsten ausdrücklich nur für ihre Person
und binden sich auch nur dem namentlich genannten Pharao gegenüber. Falls
nicht eine Auslassung im Text vorliegt, unterscheidet er sich vom hethiti-
schen Treueid, der für alle Zukunft und auch auf die Nachfolger des regie-
renden Herrschers geschworen wird. Hier mag die ägyptische Beamtenpraxis
hineinspielen, in der sich die Bindung des Beamten zum König mit dem Tod
des Herrschers löste, so daß der neue König die alten Beamten ausdrücklich
neu bestätigen mußte. Deshalb ist auch zu verstehen, warum die ägyptischen
Könige meist in den ersten Regierungsjahren nach Syrien ziehen: es ist not-
wendig, die Fürsten auf den neuen König zu vereidigen.
Schwierigkeiten ergeben sich-allerdings durch die ägyptische Staatstheo-
rie von der Weltherrschaft des ägyptischen Königs, nach der eine Anerkennung
gleichberechtigter Herrscher nicht möglich ist. Da jetzt in der Zeit des
Neuen Reiches die Großmächte in engem diplomatischen Kontakt standen, so
scheint man auch in Ägypten das hethitische "Völkerrecht" mit übernommen zu
haben, was sich daraus ergibt, daß z. B. der hethitisch-ägyptische Vertrag
unter Ramses II. nach hethitischem Recht geschlossen wird. Das führt auch
dazu, daß die Ägypter das Recht kleinerer Fürsten, von einer Großmacht zur
anderen überzugehen, anerkennen müssen. Dieses Recht ist ja in einer bekann-
ten Stelle des Vertrages Suppiluliumas mit Kizzuwatna festgelegt und auch
vom Mitannikönig dort anerkannt: "Das Vieh hat endlich seinen Stall gefun-
den"; ein Eingreifen des bisherigen Oberherrn ist dann nicht mehr möglich.
Daraus mag sich erklären, daß der Abfall von Amurru unter Aziru anscheinend
von Ägypten ohne Widerstand hingenommen werden muß; auch die Loslösung von
Ugarit unter Niqmadu rr. geht nach diesem Recht vor sich.
In den Amarnabriefen, die für uns die hauptsächlichste Quelle für die
Verwaltung im syrisch-palästinensischen Raum sind, zeigt es sich, daß die
Stadtfürsten die eigentlichen Träger der Verantwortung sind, besonders bei
der Ablieferung von Auflagen, unter die auch Frondienst gehörte (RA 19,97 =
ANET 485). Ihnen sind ägyptische Beamte übergeordnet, die darauf sehen, daß
die Abgaben abgeliefert, die Städte versorgt werden und Ordnung gehalten
wird. Sie sind auch Schiedsrichter zwischen den einzelnen Stadtfürsten.
Schon unter Thutmosis III. ist es ein Truchseß Min-msw, der seinen König auf
zahlreichen Zügen be~leitete und "die Fürsten von R_!nw ihre jährlichen Ab-
gaben wissen ließ" 10 ), Dieses Amt eines Aufsichtsbeamten heißt in den Amar-
nabriefen rabi~u, am besten mit "Kommissar" zu übersetzen, wenn es auch ab
und zu andere Ämter bezeichnen kann; so wird in dem Brief aus Alasia EA 40
wohl der ägyptische Vezir als rabi~u benannt, und auch der Vezir von Alasia
legt sich diesen Titel bei. Ebenfalls 71 wird der Vezir (pa-zi-te) gaja
17
258 Die Verwaltung der ägyptischen Gebiete Syriens
(~wj) unter Amenophis III. als rabi~u angesprochen. Der Titel ist also nicht
unbedingt eindeutig. In der Hauptsache aber sind es jene Kommissare in den
syrischen Ländereien, die in den Amarnabriefen mit diesem Titel ausgezeich-
net werden; mit ihm kann sakin mati wechseln. Auf sie zu hören, wird den
~ürsten zur Pflicht gemacht 11 ); auf sie berufen sie sich als Zeugen ihrer
Treue 12 ) und für die Richtigkeit ihrer Behauptungen 13 ); sie schlichten
Streitigkeiten 14 ), verschaffen dem Recht Achtung 1 5), senden Lebensmittel 16 ),
begleiten die Stadtfürsten nach Ägypten 17 ) und schützen sie vor Umsturz in
der eigenen Stadt 18 ). Als Zeichen ihrer Macht überreicht ihnen der König
einen Ring 19 ), wie ihn auch die Vizekönige von Kusch tragen20 ).
Es läßt sich aus den Amarnabriefen erkennen, daß das syrisch-palästinen-
sische Gebiet in drei Provinzen eingeteilt war, die jede einem solchen rabis
unterstanden. Die nördlichste Provinz ist Amurru mit dem Amtssitz Simyra 21 )i
zu ihr gehörte auch Byblos. Dort sind als rabi~u belegt:
Panamnata (P~-hm-ntr), den sowohl Abdi-A~irta von Amurru wie Rib-Addi von
Bybl~s als ihren Kommissar bezeichnen22 ). Die Besetzung Simyras
durch Abdi-Asirta scheint aber seine Stellung nicht verändert zu
haben. Vielleicht ist er der rabi~u von Simyra, der nach 106,22
z. z. Azirus gestorben ist.
tlaip (~'pj), vielleicht (nach Weber bei EA p. 1234) der Sohn des Paßamnata;
war rabi~u von Simyra z. z. des Aziru und wird von Rib-Addi wie
Abimilki von Tyrus beschuldigt, Simyra an Aziru übergeben zu ha-
ben23).
Andere Kommissare von Simyra sind nicht belegt 2 4).
Südostwärts an Amurru grenzte die Provinz Upe, deren Hauptstadt Kumidi
(kamid el-loz) war, da nicht nur ausdrücklich der rabi~ von Kumidi erwähnt
wird (EA 116,75; 129,85), sondern Kumidi wird auch mit Simyra in Parallele
gesetzt (132,49). Damaskus und das südlich anschließende transjordanische
Gebiet ist Upe zuzurechnen. Hier finden sich als Kommissare genannt: Viel-
leicht der nur einmal vom Fürsten von Kumidi (EA 198,15) erwähnte gamas~a
(nach Albright, JNES 5,10 ~ms ; nach Edel, JNES 7,23 ~w-msw). - Panura (P~
hu-ru) z. z. des Aziru und Aitakama, also nach dem großen Zug des Suppilu-
~iuma, aber ~uch von Rib-Addi von Byblos erwähnt nach dem Fall von Simyra
als der, der mit Januamu (von Kanaan) den Gegenstoß führen soll (117, 61);
sich angeblich nun nicht mehr halten könne (132,47); Aitakama von ~adesch
nennt ihn anscheinend seinen rabi~u (189,18; 190,2); ein nicht lokaliBier-
barer Ipte •••• beklagt sich über ihn (207,17); auch Rib-Addi (123,13 ff.;
122,31; vgl. auch 57,6.10; 208,11).
In der ramessidischen Zeit wird an einem Brief wegen der Hethiterhoch-
zeit Ramses' II. als Kommissar der L sa-kin mati Isu-u-ta i-na ali ~aiRi-a
ma-~e-sa-ma-a-i-da-ma-na ali sa i-na lib-bi KUR~-pi erwähnt 25 ). In dieser
Ramsesstadt dürfte wohl auch damals Kumidi zu erkennen sein.
Palästina bildet damals die Provinz Kanaan mit der Hauptstadt Gaza, wie
Die Verwaltung der ägyptischen Gebiete Syrien~ 259
sich aus den Briefen aus Taanek wie auch aus EA 287 und 289 ergibt 26 ). Schon
unter Thutmosis III. wird diese Stadt mit einem ägyptischen Namen bezeich-
net: "die der Herrscher erobert hat" 27 ), was darauf hinweist, daß'es sich um
Königsbesitz handelt, der für eine Provinzhauptstadt praktischer war. Gardi-
ner identifiziert 28 ) die Stadt Gaza dann auch mit dem P~-kn'~n der Reliefs
Sethos' I. in Karnak, wo der "Horusweg", d.h. die Straße von Ägypten nach
Asien, endet. So ergänzt auch Edel 29 ) in dem bereits erwähnten Brief Ramses'
II. für den zweiten genannten Kommissar: sakin mati A-ta-ag-(ma-a~-si(?Ü
i-na ali ~a IRi-a-ma-se-sa-ma-a-i-da-ma-na ali ~a i-na lib-bi KUR[Ki-na-ag-
gi] und setzt sie mit Gaza gleich. Ähnlich dürfte auch EA 129,84 die Nennung
der rabi~ von URU.KI[Ga-az-ri] und URU.KIKu-mi-di zu ergänzen sein, womit
ebenfalls die beiden Provinzen angegeben werden.
In Kanaan sind folgende Kommissare nachzuweisen:
Jangamu, ein Syrer30), der zunächst das Hofamt eines musallil sarri, ägyp-
tisch ~bsw bh.t 31 ) innegehabt hat. Er ist zunä~hst in den älteren
Briefen Rib-Addis z. z. des Abdi-Asirta erwähnt, aber auch später
in der Zeit der Auseinandersetzung mit Aziru. Wahrscheinlich wurde
Byblos wegen der unsicheren Lage Simyras organisatorisch an Kanaan
angeschlossen (EA 83,30 ff.), damit von dort Getreide geschickt
werden sollte (85,23.48; 86,15; auch nach Simyra wegen 98); Jangamu
entschied den Streit mit Japag-Addi von Beirut (?) (105,36) und
wird mit dem rabi~ von Kumidi zusammen genannt (116,73; 117,61) als
der, der Amurru wieder nehmen soll. Als seinem Kommissar schreibt
ihm Mut-ba'lu von Pella einen Brief. -Es scheint aber nach anderen
Briefen aus Kanaan selbst, daß Jangamu späterhin befördert worden
ist und nicht mehr Kommissar war, denn mehrere Fürsten (Bajawa 215,
10; Suwardatta 283,28; 284,33; ARAD-Hepa
..... 285,10; 289,45) bitten um
die Entsendung des Jangamu mit Truppen. Er ist also wohl "General"
geworden. Leider läßt er sich in ägyptischen Quellen nicht nachwei-
sen. In dem Zusammenhang ist es vielleicht auch nicht zufällig, daß
Suwardatta EA 283,28 den König bittet, Jangamu und den rabi~u um
Auskunft zu bitten. Damit erklärt sich auch, daß 289,45 im Brief
des ARAD-Bepa neben Jangamu ein Addaja auftritt, den wir ebenfalls
als rabi~u ansprechen müssen.
Addaja: Labaja hat ihm 254,36/7 seinen Sohn (?) übergeben; ARAD-Bepa be-
klagt sich darüber, daß er aus Jerusalem die Truppen nach Gaza zu-
rückgezogen hat (285,24 ausdrücklich rabi~ ~arri genannt; 287,47;
289,32).
Pauru (P~-wrw): 287,45 erwartet ARAD-f!epa die Ankunft des "rabi~ ~arri"
Pauru, nachdem Addaja abgezogen sei; sollte Pauru der Nachfolger
des Addaja werden?
Suta: ARAD-Hepa
V
erwähnt 288,19 einen rabis ~arri Suta, der bei ihm eine
o
nen Fürsten unterstellte Stadt handelt, sondern um eine große Domäne, die
dem Staat gehört. Titelmäßig wird meist das einleitende pr weggelassen, so
daß wir dann im Grenztagebuch 43 ) etwa ein Mrj-n-Pth-htp-hr-m5C.t p5 dmj ntj
m ww n p5 'a-r-m() antreffen, also eine Anlage Mer~e~hta~, und zwar eine
Siedlung, "die sich im Bezirk von 'a-r-m() befindet", wobei 'a-r-m() mögli-
cherweise eine Verschreibung für 'a-m(u)-r ist und dann Simyra gemeint sein
könnte; der Königsname ändert sich natürlich immer nach dem regierenden
Herrscher. - Im ;adeschgedicht finden wir eine Anlage R'-ms-sw-mrj-Imn p5
dmj ntj m t5 in.t n p~ c~, von Ramses II. stammend, die im Tannental liegt.
Auch hier wird es sich um eine alte Stadt handeln, die nun nach Beseitigung
ihrer Selbstverwaltung als Domäne für den König verwaltet wurde 44 ), viel-
leicht Kumidi.
Wir wissen, daß auch Tempel in Syrien solche Domänen besaßen; noch un-
ter Ramses III. nennt der Pap. Harris I für den Amuntempel von Karnak neun
palästinensische Orte als Tempeldomänen. Von ihnen ist keine namentlich be-
legt, aber die Form, die diese Bezeichnung gehabt haben muß, läßt sich durch
den Namen einer Re-Domäne in Nubien, der Stadt Derr, zeigen, die R'-ms-sw-
mrj-Imn-m-pr-R' pS dmj m '~5 pr-p~-R' heißt: "Anlage Ramses' II. im Retem-
pel, die Siedlung gegenüber dem Retempel". Zu diesen Amundomänen gehörten
auch die Orte Januammu, ~a-!rku-ru und n~-ga-s(a>, die Thutmosis III. be-
reits als Hausgüter dem Fürsten von Kadesch wegnahm, sie erst als eigene
Domänen organisierte 45 ), um sie dann.dem Amuntempel zu schenken 46 ).
Wenn endlich der Domänenverwalter des Schatzhauses eine Stele in Ugarit
weiht 47 ), so mag auch das darauf hinweisen, daß er dienstlich dort zu tun
hatte, d.h. daß auch das kgl. Schatzhaus wie in Ägypten selbst, so auch in
der Provinz Domänen besaß.
Zu diesen Städten im unmittelbaren Besitz des Königs gehört auch Joppe
(EA 296), in dem kgl. Scheunenanlagen festzustellen sind. Diese können wir
auch für eine Stadt Jarimuta erkennen, aus der besonders Rib-Addi von Byb-
los Getreide kauft, und die in Kanaan gelegen zu haben scheint 48 ). Etwas
anderes ist es, wenn Abimilki von Tyrus seine Stadt als Eigentum der Majati,
d.h. der Prinzessin Mrj.t-Itn, bezeichnet: damals werden bestimmte Abgaben
von Tyrus dem Haushalt der Prinzessin zugewiesen worden sein.
Endlich haben wir in den Provinzen auch noch mit Festungen zu rechnen,
etwa der Festung "Mn-:gpr-Rc. fesselt die Nomaden" im Libanon 49 ). Eine Festung
(bbn) des Mernephtah in §rrm nennt das Grenztagebuch, ohne daß wir sie loka-
lisieren können. Archäologisch ist eine solche ägyptische Festung bei Besan
nachgewiesen. Von ägyptischer Seite erfahren wir über ihre Verwaltung kaum
etwas, es sei denn, daß wir den "Vorsteher der Festungen im nördlichen
Fremdland", S~-Imn.t, 50 ) damit in Verbindung bringen.
Die in den Amarnabriefen oft erwähnten Besatzungstruppen (ameluti mas-
~arti), die jwj.t der ägyptischen Quellen 51 ), waren in kleinen Abteilung~n
in den einzelnen Stadtstaaten stationiert, wohl in der Hauptsache, um das
Die Verwaltung der ägyptischen Gebiete Syriens 263
dieses in die Ebene von Antiochia verlegt wird, wo damals sicher kein
ägyptischer Stützpunkt mehr bestand (Sayce, JEA 6, 296); daher verlegt
umgekehrt Albright (JEA 6, 92; 7,81) das Jarmuti Sargons nach Südpalä-
stina, was aber ebenfalls unwahrscheinlich ist.
49) Urk. IV 739; vielleicht mit der Urk. IV 1241, 18/9 "am Ufer des Libanon"
gelegenen Festung (mnnw) identisch.
50) Speleers, Inscr. Bruxelles Nr. 117.
51) So auch Edel, JNES 7, 59 n. 7.
52) Diese Truppen in Scharuhen (Urk. IV 656) und Ullaza (1237,15) unter
Thutmosis III. erwähnt; a~ sein General Dhwtj (s.o.) war Vorsteher der
-.
Besatzungstruppen. In Nubien oft als Strafkompanie in den Eiden der
Grabräuberprozesse genannt (Pap. Mayer A 13b,6; BM 10053 rto 5,11); Vor-
steher dort im Nauridekret Sethos' I. (Gardiner, JEA 38, 31 Z. 94); vgl.
Pap. Lansing 9,6; Ostrakon Kairo 25760 rto 22; Caminos, LEM 405, führt
noch den unpubl. Pap. Kairo 58053 auf. Sonstige Nennungen der Besat-
zungstruppen Davies, Amarna VI 17/8; Gardiner, Inscription of Mes S 7
~ls Richter); Sallier I 7,4 (Erwähnung der Garnison); ÄZ 18,96 (ein
Oberst); Edgerton-Wilson, Hist. Rec. 54 n. 19. --Alts Rekonstruktion
eines "Stützpunkteystems" an der Küste und im syrischen Binnenland (BBLAK
68, 97 ff.) entspricht sicher nicht den Tatsachen, da ein großer Teil
der von ihm als unmittelbar dem ägyptischen König unterstellte Städte
angesehenen Orte (etwa Dor, b8n des Mernephtah, Tunip) diesen Status
nicht hatten. Zudem ist nicht einzusehen, warum nicht von Stadtfürsten
verwaltete Orte Stützpunkte der ägyptischen Flotte sein konnten, beson-
ders, da die Annalen Thutmosis' III. das erkennen lassen.
53) Urk. IV 1841.
54) Urk. IV 694.
268
a) ~~f~~~~~~~-~~~~~~g~~~g~~
Mniw, S,i.tjw
Die im A.R. als Bezeichnungen für Stämme auftretenden Namen Mn,iw und
S,i.tjw werden auch im N.R. noch weiter gebraucht, jedoch in der Hauptsa-
che nur noch in stehenden Wendungen: So "schlägt" oder "bändigt" der Kö-
nig Mn,iw oder S_!.tjw 1 ); die Mauer Thutmosis' III. um Megiddo heißt "Mn-
gpr-R' umzingelt die S_!.tjw"; zu Thutmosis II. "kommen die Mntjw mit
ihren Gaben" 2 ). Im letztgenannten Fall steht der Name in der im N.R. auf-
tretenden Form Mntjw. Diese Ausdrücke bedeuten jetzt nichts anderes als
"Asiaten", ohne daß diese Angabe geographisch oder ethnographisch genauer
zu präzisieren wäre. Si.t als "Asien" findet sich ebenfalls noch, jedoch
bedeutend seltener als Mn_!w oder S_!.tjw. Außerhalb der genannten stehen-
den Wendungen, wie sie meist in Eulogien auf den König vorkommen, finden
sich aber diese Ausdrücke selten, so daß ein Gebrauch wie im Grab des
Schatzhausvorstehers Mj~ auffällt, wo es heißt3), daß er "Gefangene" er-
hielt, ~die S.M. von den S,i.tjw herbeigebracht hatte"; normalerweise wür-
de man "aus dem elenden R,inw" erwarten. Nur in der Bezeichnung "asiati-
sches Kupfer" wird durchgehend S_!.t gebraucht.
phw
......._
Wie bereits WB I 539 erklärt, hatte man seit dem N.R. den alten Be-
griff Pl;W "Sumpf", der ursprünglich als Bezeichnung der Deltalagunen
Ägypten nach Norden hin abgrenzte, weiter nach Norden verschoben, so daß
er ins asiatische Gebiet zu liegen kam. So wurden diese "Sümpfe" zur Be-
zeichnung der nördlichen Endpunkte Asiens 4 ), wobei diese Benennung ab und
zu verdeutlicht wurde durch Erweiterung zu "Sümpfe der Erde" 5 ) oder häu-
figer "Sümpfe Asiens (St.t)" 6 ). Einmal tritt dafür auch die Variante
"Sümpfe Mitannis" ein 7 )~ allerdings bereits zu einer Zeit, als das Mitan-
nireich verschwunden war und sein Name bereits zu einem mythischen BegrtiT
hatte werden können.
1) Als Beispiele Urk. IV 1710,18; 55,3 für Mn,iw (vgl. auch 374, 808, 813);
für S,i.tjw Urk. IV 1698,12; 2059,7; 2088,3 (vgl. auch 615,5; 372,7).
2) Urk. IV 138,5.
3) Urk. IV 2163,10.
4) Urk. IV 55,5; 917.
5) Urk. IV 648 (Annalen); 270; 710; 617.
6) Urk. IV 1232,1; 372; 780; 138.
7) Karnakrelief Sethos' I.
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 269
Neben den großen Listen seit Thutmosis III., die als Auszüge der
Kriegstagebücher zu gelten haben, finden sich auch - meist auf kleineren
Denkmälern, auf Sockeln von Statuen usw. - Aufzählungen von Namen von Ge-
genden und Orten, die nicht Auszüge aus Tagebüchern darstellen, sondern
die nur eine mehr oder minder traditionsgebundene Aufzählung der bekann-
ten ausländischen Bereiche darbieten. Sie stellen weitgehend eine Moder-
nisierung der alten sog. "Neunbogenliste" dar, indem jetzt anstelle der
alten, traditionsgeheiligten Namen der neun unterworfenen Völker die Na-
men in der Gegenwart wichtiger feindlicher Staaten, Gegenden und Orte
aufgezählt werden. Solche Denkmäler sind uns seit Amenophis II. bekannt,
obwohl die Aufstellungen im Grunde wohl mindestens bis in die Zeit Thut-
mosis' III. zurückgehen werden. Da diese Listen jedoch meist nur eine
Auswahl von Namen geben und natürlich nicht mehr als nur ein ganz gerin-
ger Bruchteil der einst zusammengestellten Listen dieser Art erhalten
ist, läßt sich nicht viel aus dem Fehlen bestimmter Namen in einer gewis-
sen Zeit erschließen. Immerhin ist es doch notwendig, diese Listen zusam-
menzustellen, um einmal anzuzeigen, welche Namen genannt sind, welche von
ihnen besonders häufig erscheinen, welche etwa in der 18. Dynastie gegen-
über der Ramessidenzeit fehlen usw. Sie sind nach Simons, Topographical
Lists, in Umschrift gegeben, unter Benutzung des hier vorgeschlagenen
Umschriftsystems. Anschließend an eine kurze Betrachtung der Listen sol-
len die in den stereotypen Listen erwähnten Namen für Gebiete oder Stadt-
staaten zusammen mit den nicht erwähnten, aber aus anderen Texten zu er-
kennenden im Einzelnen besprochen werden, um das Material für die jewei-
ligen Gebiete bzw. Stadtstaaten zusammenzustellen. Dabei kommt es bei den
Städten hauptsächlich auf die syrischen Stadtstaaten an, während von den
palästinensischen Orten mit eigenem Regenten nur die hauptsächlichsten
angeführt werden sollen, weil die kleineren bereits im Zusammenhang mit
den Amarnabriefen besprochen worden sind. Es werden davon nur diejenigen
erwähnt, die auch noch an anderen Stellen als in den Amarnabriefen und in
den Listen Thutmosis' III. genannt werden.
Von den bei Simons genannten Listen gehören zu Amenophis II. Nr. VI
(vgl. Urk. IV 1338) und VII, zu Thutmosis IV. Nr. VIII (Urk. IV 1650), zu
Amenophis III. Nr. IXa,f,g, X, zu Haremheb Nr. XI, XII a,c, zu Sethos I.
Nr. XIII, XIV, XV, XVII, XX, zu Ramses II. XXII g, XXIV, XXV, zu Ramses
III. Nr. XXX, XXXI, XXXIII d.
Genannt werden:
rtnw .
- hr.t:
r_!nw _!!r.t:
VI, VII,
VI, VII,
XIII, XIV, XV
XIII, XIV, XV, XXIV
qad-su: VI, VIII (qad-si), IXa (qad-si), XIIa,c (qad-si), XIII,
XIV, XV, XVII, XXXIlid
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
270 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
ßa-l(a)-bu: VI, VII
ni-ja: VI
si-sa-r: VI
tu-n-p: VI (ta 2 -n-pu), VIII, IXa (ta-n-pu), XIIa,c (tu-nu-pu),
XV, XXX
qad-na: VI, IXg, XIIa,c, XIII, XIV, XXX
.
ha-su-r:
ta-a-S:l.:
VI
VI, VIII (ta-ßi-sa), XV, XXIIg (ta2 -ß-s{)
'a-q-tu(?): VI
n-h-r-n: VIII (n-h-()r-n), IXa (n~h-ri-n), X, XIIc, XIII, XIV,
XV (n-h-r-ni), XXIIg (n-h-ri-n), XXIV (n-h-r-na),XXV,XXX
sa-n-g-r: VIII, IXa (san-g-ra), X(san-g-ra), XIIa,c (san-ga-ra),
XIII (sa-n-ga-r), XIV (sa-n-ga-r), XVII (sa-n~ga-r),
XXIIg (6an-g-ra), XXIV (sa-n-ga-ra), XXV (san-g-r)
8~-sw: VIII, IXg, XIIc,XIV, XVII, XXIIg
'a-ku-ri-ta: IXa, XIIa
n-ti4= IXa (ßi-ta), X (ß-tl), XI, XIIc, XIII, XIV, XV, XXIIg,
XXV, XXXI, XXXIlid
k-f-tu 5 : IXa, XXV (k-f-tu)
gub-ni: IXf
ga-r-qa-mi-8a: IXf
'B.-SU-ra: rxr, xrrc ( '-6-6u-ra), xv ('-s-su), xvrr (=>a-6a-ru),
XX ('-6-6u-ra), XXIIg ( '-6-6u-r), XXV ('-6-rti)
'-p-ta 2 -ta 2 -na: IXf
pa-h-1: .
ta-ja-'i 4 :
IXg, XIIa (pa-~i-1)
IXg - vielleicht hierzu XIIa ta-na-ju
) a-r-r-pa-ha:
..., IXg, XIII (?),XIV(?)
)a-la-sa: XIIa, XI, XV, XVII
JS.-r-6-w: XIIc, XI, XIV, XXIIg, XXXIlid
ba-r-ga: XI, XIII, XIV, XV, XX,XXDg
1u-1 2-1u: XI, XV, XX, XXIIg
pa-bu-ß: XI, XIII (pa-b-ß), XIV (pa-b-g), XV (pa-b-g), XXIIg
(pa-bl-h), XXX (pa-b-h)
V V
Die genannten Listen führen dabei die syrischen Stadtnamen nicht immer
geschlossen an, sondern ab und zu werden auch Namen etwa der traditionellen
"Neunbogenliste" oder afrikanische Namen dazwischengeschoben. Schon daraus
ergibt sich, daß diese Zusammenstellungen unsystematisch vorgenommen worden
sind.
1) Landschaften:
---
Rtnw
Der Bezeichnung R!nw hat Gardiner 1 ) eine eingehende Untersuchung ge-
widmet. Die älteste Erwähnung findet sich in der Erzählung des Sinuhe, in
.
der auch bereits die später wieder erscheinende Unterteilung in Rtnw hr.t
-
und Rtnw
- -hr.t auftritt: Sinuhe hält sich beim Fürsten von Rtnw .
- hr.t auf.
Gardiner möchte in dieser Bezeichnung einen Hinweis auf das "hochgelege-
ne" Bergland sehen. Sonst findet sich diese Unterteilung im M.R. nicht 2 ).
Die Herkunft und ursprüngliche Lokalisierung des Namens R!nw ist frag-
lich; man würde zunächst erwarten, daß ein Ägypten naheliegendes Gebiet
mit diesem Namen belegt worden ist. Wenn in den Sinai-Inschriften ein
"Bruder des Fürsten von R!nw" häufig erscheint (s.o.), so braucht das
nicht auf ein damals noch bestehendes "Reich" R!nw hinzuweisen; man könn-
te ebenso gut annehmen, daß man den Betreffenden nur als den Bruder eines
syrischen Fürsten bezeichnen will. Da ja auch das Gebiet von Sichern mit
R!nw zusammen aufgeführt wird, hat man eher den Eindruck, als handele es
sich schon um einen allgemeinen Begriff, besonders da das an den Sinai
angrenzende Gebiet auch als ~()r-mi benannt wird, was der eigentliche Na-
me der betreffenden Herrschaft gewesen sein dürfte. Rtnw scheint also auf
ein noch älteres Herrschaftsgebiet hinzudeuten. Alts These3), daß R!nw
mit -(/, also mit der Stadt Lydda, gleichzusetzen sei, ist von Gardiner
mit guten Gründen abgewiesen worden, da Lydda in der Liste Thutmosis III.
anders geschrieben wird. Sicher hat aber Gardiner auch darin recht, daß
p
die Erinnerung an R!nw sich im AT in dem Namen T f} , Sohn des l" { tf/ ,
des Hurri ters, ( '""'J. n ), erhalten hat. Gerade die Nennung von Se 'ir
weist Rtnw wohl ursprünglich in das Gebiet Südpalästinas.
Gardiners Versuch hingegen 4 ), den Bereich von R!nw im N.R. gegenüber
anderen Ausdrücken abzugrenzen, dürfte zu weit gehen. Nach ihm bedeutete
damals R!nw das, was früher Ober-R!nw gewesen ist, nämlich Syrien ober-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 273
lerdihgs Mi tanni draußen läßt (Urk. IV 1658·, 19). In diesem Sinne dürfte
die von Gardiner gerügte Ansicht Noths 5 ), der Ausdruck R1nw sei damals
"sehr wage und allgemein gebraucht" worden, den Tatsachen entsprechender
sein.
Das ergibt sich auch aus einer Betrachtung der wichtigeren Nennungen
von R1nw: Kamose schreibt von dem König Apophis in seiner neuen Stele-
inschrift als dem "Fürst von Rtnw"; Thutmosis III. unternimmt seinen ·1.
Feldzug zum "Abschlachten des -;lenden R!nw" 6 ); die in Megiddo einge-
schlossenen Syrer schwören: "Nicht werden die Länder von R1nw ein zweites
Mal abfallen 117 ); die Orte n~-ga-6, Januammu und h{)-lr-ku-ru liegen in
Ober-Rtnw8 ), wobei wenigstens Januammu SW des Tiberiassees gesichert ist.
Thutmo~is III. legt im Libanon eine Festung in R1nw an9); Kinder der Für-
sten von ~nw werden denen von Kusch ~egenübergestellt 10 ); in den Anna-
len spricht man vom Tribut von R!nw 12 ), wenn man die Ablieferungen der
unterworfenen syrischen Gebiete meint. Diese Abgaben bezeichnet man auch
in den Gräbern dieser Zeit als die von Rtnw und den nördlichen Ländern 13 ).
- I
Amenophis IL zieht beim 1. wie beim 2. Feldzug nach R!nw, wobei der 2.
nicht über Palästina hinausgeht 14 ); für den auf der Amadastele geschil-
derten Zug wird Ober-Rtnw als Ziel angegeben 15 ). Die dabei gemachte Beu-
te kommt aus Ober-RtnwT6 ). Auch unter Tutenchamun nennt das Grab des
~wj 17 ) Prinzen von Ober-R!nw und Lieferungen aus Rtnw.
Bezeichnend ist dann unter Sethos I. der Text der Stele aus Besan 18 ~
wo in der historischen Erzählung die Prinzen von gu-ru, in den Lobeshym-
nen aber die Großen von Rtnw genannt werden. In den Beischriften der Dar-
stellungen Sethos' I. in Karnak 19 ) erscheinen "große Prinzen des elenden
R!nw". Dann ist noch die Bemerkung im Pap. Harris A 9,1 wichtig, daß der
Amuntempel von Gaza (P~-kn'n) zwar in ~a-hi liege, daß aber die Fremden
von R1nw dorthin kommen.
Unter Vorausnahme dessen, was wir über den Begriff ~a-hi sagen kön-
nen, kann für R1nw festgestellt werden, daß etwa bis in die Zeit Thut-
mosis III. hinein R!nw wie Ober-R!nw noch als lebendige Begriffe für Sy-
rien-Palästina gebraucht werden, wobei vielleicht Ober-R!nw den gebirgi-
gen östlichen Streifen bezeichnet, wie ja auch Januammu dort liegen soll.
Während der Zeit Thutmosis' III. treten aber neue Begriffe geographischer
Art auf, durch die R1nw zu einem "gehobenen" Ausdruck wird, wobei sogar
die alte Unterscheidung R!nw und Ober-R!nw verwischt wird. Es ist also
deshalb R!nw nicht geographisch mit ~a-hi in einen Gegensatz zu setzen,
wie es Gardiner tut, sondern ~a-hi tritt anstelle von R1nw, wobei letz-
18
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
274 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
terer Ausdruck nur noch in der gehobenen Sprache weiterlebt, besonders in
bestimmten Phrasen, wie etwa den "Großen von R,lnw".
- sa-hi
au-ru
Wie Gardiner 40 ) erkannt hat-, wird eu-ru in den ägyptischen Texten zu-
erst als ethnischer Begriff gebraucht: Thutmosis III. nennt4 1 ) ßu-rU ne-
ben q()dw, wo durch die Determinierung mit ~klar ist, daß es sich um
Hurriter und Leute von q()dj handelt. Sein Vezir Rg-mj-R' hat bei einer
Arbeitsunternehmung 42 ) 40 Hurriter unter sich; Amenophis II. stellt in
seiner Beuteliste 43) die Hurriter neben die sa-su und die Leute von Nu-
gasse. "Neuangelieferte Hurriter" nennt ein Ostrakon 44 )eine Siedlung von
Hurritern Thutmosis IV. aus Gezer 45 ).
Als Landesbezeichnung findet sich ßu-ru zunächst nur als Herkunfts-
bezeichnung "hurritischer Eimer" bzw. "hurritischer Bogen" 46 ); hier gibt
die Schreibung mit Determinativ~ an, daß das Land gemeint sei. Das
gleiche zeigt sich dann in der Bezeichnung einer Truppe unter Thutmosis
IV. "Mn-gprw-R< schlägt gu-rU 1147 ). Mit der Amarnazeit wird der Gebrauch
von hu-ru als Landesbezeichnung häufi§er und ist dann in der Ramessiden-
zeitvbeliebt: Wein ausgu-rUsteht neben solchem aus Amurru 48 ), oder ein
Beamter ist "Königsbote zu den Fürsten von gu-rU von Sile bis Upe"49).
Aus dem letztgenannten Beispiel zeigt sich, daß hier eu-ru das ganze
ägyptische Gebiet in Asien umfaßt, wodurch es Sitte wird, nun diesen Be-
griff anstelle des bereits wieder veralteten ~a-hi zu benutzen und Kusch
gegenüberzustellen5°).
Die Ägypter kannten also zunächst nur eine hurritische Bevölkerung,
aber kein Land ßu-ru. Das stimmt auch mit den Gegebenheiten überein, da
die Hurriter zunächst ein in den armenischen Bergen beheimatetes Volk
waren, das sich etwa zu Beginn des 3. Jahrt. (nach der 3. Dyn. von Ur)
langsam über das Gebiet zwischen oberem Euphrat und Tigris ausbreitete;
bereite unter den Maritexten z. z. Harnmurabis von Babylon fanden sich
hurritische Texte5 1 ). Wie oben aber bereits gezeigt, haben eich dann
diese Hurriter unter indischer Führung nach Süden hin ausgebreitet, min-
destens bis Südpalästina hinein. Damit ist verständlich, daß der Ägypter
die Bewohner der syrisch-paläetinensischen Städte nach der Herrenschicht
als Hurriter bezeichnete; er setzte sie gegen die südpalästinensiechen
~a-su ebenso ab wie gegen die Leute von q()di, aber auch gegen die Leute
von Nuea~lle 52 ) •
ta-n-81
Gardiner53) verbindet den Namen ta-e-si mit WD;~ , dem Sohn des Na-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
276 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
chor, des Bruders Abrahams, von der Nebenfrau Re'umah (Gen. 22,24). In
den ägyptischen Quellen taucht es zum ersten Mal beim Soldaten Imn-m-hb
unter Thutmosis III. auf 54 ) bei Kriegshandlungen, die auch der Truchs~ß
Min-msw nennt 55 ), als im Bezirk von ta-ß-si 30 Städte geplündert wurden.
5
Nach der Amadastele 56 ) erschlägt Amenophis II. 7 Fürsten von ta-h-si
.... •
Pap. Anastasi I 22,3 gibt als Städte "im Lande ta-ßi-s" an: ka-wi-r-m()-
1-lu-m, ta-min-ta 6 , ~adesch, da-pu-ru, 'a-~a-ja und ha-r-ni-m. Von die-
sen liegen Taminta und ha-r-ni-m nach einem Brief Ramses• II.5 7 ) bei ~a
desch, ha-r-ni-m sicher südlich von dieser Stadt. da-pu-rU ist vielleicht
"in Amurru" NW von Kadesch anzusetzen. Somit dürfte das ganze Gebiet um
Kadesch als ta-h-si.bezeichnet worden sein5 8 ). Es ist dabei eng verbun-
• "'
den mit Upe, wie sich aus EA 189 vso 12 ergibt. Einmal wird ta-ß-si al-
5
lerdings sogar im allgemeinen Sinn für "Asien" gebraucht 5 9), jedoch ist
das singulär. In den stereotypen Listen wird ta-ßi-sa, ta-a-si genannt.
'u-pa
'u-pa, EA Upe, heth. Apina, Apa, ist das Gebiet um Damaskus 60 >, wie
sich aus den Amarnabriefen ergibt, in denen Birijawaza von Damaskus als
verantwortlich für Upe und Tahsi gilt. Auf Apa wich Ramses II. nach sei-
ner Niederlage ~ei Kadesch zu;ück 61 ); gegen Apina war schon Suppiluliuma
vorgestoßen62 ). Ein~ Ramses-Stadt in Upe nennt die Heiratskorrespondenz
Ramses• II. 63 ), womit wohl Kumidi gemeint ist; denn Kumidi war Hauptstadt
der nordöstlichen Provinz der ägyptischen Besitzungen in Syrien, die nach
ihrer Hauptgegend Upe hieß. ~atna wurde sicher im Norden mit dazugerech-
net. Als Bezeichnung der nördlichen Grenzgegend wird Upe im Titel eines
"kgl. Gesandten von Sile bis :iu-pa" genannt 64 ). Auch von Hatti aus gese-
hen galt Upe immer als Grenzmark Ägyptens 6 5), wenn auch ein Teil dieser
Gegend anscheinend zunächst mitannisch und dann hethitisch gewesen ist;
wenigstens greift Suppiluliuma bei seinem großen Zug gegen Tusrattas sy-
rische Besitzungen auch einen König Arwanahi von Apa mit seinen Fürsten
Wambadura, Akparu und Artaja an 66 ). "'
Der Name Upe ist alt, denn er erscheint schon in den Maritexten6 7).
Auffallenderweise nennen ihn aber die ägyptischen stereotypen Listen
nicht. Im AT ist der Name Upe als i1] 'in belegt 68 ), "das zur Linken
T
der Stadt Damaskus liegt".
Ng~w
Diese Bezeichnung findet sich bereits im A.R. 71 ) und gilt im M.R. als
Herkunftsort des Tannenholzes 72 ). Auch im N.R. steht sie im Zusammenhang
mit dem Tannenholz des Libanon, das als "Tannenholz vom Waldgebiet (hntj-
s) vom Besten von Ng~w" bezeichnet wird73) oder als "echtes Tannenholz
von Ng~w vom Besten des Gotteslandes" 74 ). Hatschepsut wiederum nennt auf
der Obeliskeninschrift "Tannenholz, Wacholderholz und Zedernholz, das Be-
ste von Ng~wn 7 5). Als Beischrift zu einer Darstellung einer Festung im
Tannenwald des Libanon im Grab des Imn-msw76 ) wird Ng5w genannt. Es ist
also deutlich das eigentliche Holzgebiet des Libanon77 ); der Name ist
sicher echt ägyptisch und wird mit ngj (ng5) "aufbrechen" zusammenzustel-
len sein.
s5sw
Seit der 18. Dynastie benutzt man zur Betitelung der Beduinen, die im
Nordosten des eigentlichen Ägyptens, auf der Enge von Suez und bis nach
Südpalästina hinein umherziehen, den Ausdruck S~sw, der, vom Verb ä~s ab-
geleitet, die "Umherwandernden" bezeichnet. Gegen sie kämpft Thutmosis I.
- 93>-, ebenso Thutmosis III. in seinem 39. Jahr 94 ) und besonders Sethos
I., der diese Auseinandersetzungen in Karnak hat darstellen lassen 95 ).
Bei letzterem zeigt es sich deutlich, daß ihre feindliche Tätigkeit in
der Belästigung der Vormarschstraße "von Sile bis P~-Kn'n", d.h. bis zur
Provinzhauptstadt Gaza, bestand, die Sethos im 1. Jahr seiner Regierung
wieder sicherte. Er erwähnt dabei, daß ihre Häuptlinge auf den Bergen von
gu-rU stünden und sich gegenseitig umbrächten. Auch in der 2. Beuteliste
Amenophis' II. kommen die S~sw mit einer Anzahl von 15.200 Personen vor,
wobei wir jedoch möflicherweise eine zusammenfassende Liste Thutmosis'
III. vor uns habeng ) • Auch Ramses III. erwähnt im Pap. Harris I 97 ) einen
Kampf gegen die S~sw, wobei er ausdrücklich die Leute von sa-'a-r (seCi~)
_9 8 )- angibt; ihre Zelte werden genannt und das Wegtreiben ihres Viehs.
Daß es sich dabei um Viehzüchternomaden handelt, zeigt nicht nur die Tat-
sache, daß sich aus dem Wort s;sw im Koptischen ~wc "Schafhirt" ent-
wickelt hat, sondern auch die bekannte Stelle im Pap. Anastasi VI 51 ff.,
einem Brief des Schatzhausschreibers Innj, in dem es heißt: "Wir haben
das Durchschleusen der S~sw-Stämme von Edom durch die Festung des Merneph-
tah, die in !kw ist, zu den Teichen von Pr-Itm des Mernephtah-~tp-~r-msc.t,
die im Gebiet von !kw sind, beendet, um sie und ihre Herden zu versorgen".
Es handelt sich also um die bekannte Tatsache, daß diese Nomaden ihre
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 279
Herden im Sommer nach Ägypten treiben, weil sie in der Wüste keine Mög-
lichkeit der Versorgung mehr finden. Der hier genannte Stamm Edom, aus
dem A.T. genügend bekannt, gehört hier also zu den S~sw-Stämmen; er
scheint auch später seinen Platz südlich des Toten Meeres nicht verän-
dert zu haben99 ).
Eindrucksvoll ist die Schilderung der Beduinen im Pap. Anast. I 19,2
ff. Dort zeigt sich, daß die S~sw nicht nur in der Wüste südlich des To-
ten Meeres wohnen, sondern auch an anderen Stellen auftauchen. Sie wer-
den bei ~adesch und Tubigi genannt, was allerdings nicht unbedingt ihren
Wohnort in die Nähe dieser Städte verlegt. Aber sie wohnen nach dem Text
in gebirgigem und-bewaldetem Gebiet, wahrscheinlich doch dem Libanon. Je-
ne dabei erwähnte Stelle, daß der Pferdebursche zu den S3sw desertiert,
erinnert an das Uberlaufen der Unzufriedenen zu den gapiru. Auch 23,7
kommt er auf die S~sw zurück, die ,4 bis 5 Ellen groß und mitleidlos sind.
Wahrscheinlich haben wir mit den S~sw auch die Sutu der Amarnabriefe
gleichzusetzen, mindestens in dem Brief des Dagantakala in Südpalästina,
der vor den ßapiru und den Sutu gerettet werden will (EA 318,13), und
vielleicht auch im Brief des Japaßi (EA 297,16). Als Truppe erwähnt sie
Birijawaza von Damaskus (195,29) und Rib-Addi von Byblos, der sich über
.
den Uberfall von Sutu-Soldaten beschwert, die dem rabis Pahura
..... unterstan-
den (122,34; 123,14). Ein Sohn Azirus erwähnt sie EA 169,25 ff. aller-
dings als seine Feinde, und Assuruballi~ von Assyrien berichtet EA 16,38
ff., daß sie einen Boten weggefangen hatten. Sie werden zweimal parallel
zu den gapiru genannt (EA 318 und 195), woraus sich wohl ergibt, daß sie
mit ihnen nicht identisch sind, aber doch ihnen ähnlich. Wahrscheinlich
sind die Sutu die einheimischen Nomaden, während die hapiru die herumwan-
dernden Räuberbanden sind (s, dort) 100 ). ...
Kanaan
Der älteste Beleg für die geographische Bezeichnung Kanaan liegt vor
in der Inschrift des Idrimi von Alalaß (mat ki-in-a-nimKI); etwas später
ist dann die älteste ägyptische Nennung unter Amenophis II., der ki-n-'
-nu, "Kanaanäer", neben den marjannu aufführt 101 ). Erst in der Ramessi- \)v 1 ·
Amau
Der Domänenvorsteher des Königs Amenophis II., ~-Imn, stellt in sei-
nem Grab einen Wagen dar, dessen Holz aus den Bergen von Nahrina gekom-
-men war und der "der von 'a-ma-u" hieß 104 ). Diese Bezeichnung bezieht
sich kaum 105 ) darauf, daß der Wagen bei Kämpfen in diesem Lande benutzt
worden ist, sondern wohl auf das dabei verwendete Material 106 ). Das Land
Amau nennt Idrimi von Alalakh auf seiner Statue als ihm gehörig. Albright
- 10 7)_ bringt es mit 1DY zusammen und will es zwischen Aleppo und Karke-
misch lokalisieren, was aber wohl deshalb nicht stimmt, weil Idrimi es ja
als seinen Besitz bezeichnet zu einer Zeit, als er Aleppo nicht mehr be-
saß. Es lag also wohl eher nördlich von Alalakh, etwa im Amanus mit sei-
nen ebenfalls sehr begehrten Holzvorkommen.
pa-ha-ti
5
Die Nennung des Landes pa-ga-ti zwischen Nahrina und Babylon in dem
5
Brief Amenophis II. an Wsr-Stt 108 ) ist unsicher, da es sonst nicht belegt
ist. Ob trotz der Orthographie und des Artikels p~ an eine Nennung von
Hatti zu denken ist?
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 281
2) Die Großstaaten
Nahrina- Mitanni
Wie Gardiner 1 ) klargestellt hat, ist n-h-ri-n(a), in den EA nagrima
genannt, ein geographischer und nicht ein politischer Begriff, gebildet
von nahar "Fluß" mit einer hurritischen Endung (vgl. Apina zu Upe) und
bedeutet "Flußland"; es ist also nicht als "naharain" ( 0"'1 il) )
"Zweistromland" zu vokalisieren 2 ). Von ägyptischer Seite be~~t~'t man die-
sen Begriff, um das Reich Mitanni zu bezeichnen; beide Namen weisen also
auf ein- und dasselbe Gebiet 3 ). Der Ägypter hat eine Vorliebe für n-h-ri-
n(a) gehabt 4 ), wenn daneben auch "Mitanni" vorkommt, gern in der Phrase
"Länder von Mitanni" 5 ). Jedoch kommt "Mitanni" bereits sehr früh vor: die
anscheinend älteste Nennung dieses Reiches benutzt die Bezeichnung "Mi-
tanni"6). Ein Unterschied im Gebrauch der beiden Namen ist nicht festzu-
stellen, da ebenso häufig "Fürsten von n-h-ri-n(a)"7 ) vorkommen, wie das
Reich selbst als n-h-ri-n(a) bezeichnet werden Kann8 ). Rein geographisch
ist der Gebrauch in der Phrase "von n-h-r:i.-n(a) bis ku-ra-j"g) als Um-
schreibung des ägyptischen Herrschaftsbereichs.
Es ist vielleicht nicht zufällig, daß auch andere Völker bei der Be-
nennung des Mitannireiches den Namen Mitanni ungern verwenden. So spricht
Idrimi vom "König der Hurriter" (sarru dannu sar sabeME~ hur-riKI -wobei
nach Landsberger, bei Bottero, Problemes, ~abeMES" nicht ~ls "Soldaten"
sondern als Plural zu awelu zu übertragen ist); und die älteren hethiti-
schen Texte sprechen vom Hurriterland oder von den Hurritern. Selbst Sup-
piluliuma nennt den Tusratta in seinen (von seinem Sohn zusammengestell-
ten) Annalen LUGAL KUR Hur-ri,
V
dem er Kadesch
•
weggenommen habe (JCSt 10,
97: TextE 3 IV 4). Nur die Mitannikönige selbst bezeichnen sich in
ihren eigenen Texten als sar Ma-i-ta-ni (so auf Siegeln) oder §ar KU~i
it-ta-an-ni (in EA 27) ; nur im hurritisch geschriebenen Brief des Tus-
ratta nennt er sich auch (III 103) KURgur-wu-u-ge e-we-er-ni. Man hat an-
genommen (zuletzt Goetze, JCSt 11,67 ff), daß neben dem Mitanni-Land auch
ein Land Hurri bestanden habe; doch scheint es mir eher so zu sein, daß
man das Mitanni-Land von außen her lieber als Land der Hurriter bezeich-
net hat, daß also beide Ausdrücke das gleiche bedeuten - parallel zum Ge-
brauch von n-h-ri-n und Mitanni in den ägyptischen Texten. Dagegen spricht
auch nicht der Gebrauch der beiden Bezeichnungen in den beiden Mattiwaza-
Verträgen: KBo I 3, 1/2 heißt es zwar: "Als Suppiluliuma, •••• ,mit Arta.-
tama, dem König vom Hurriland (sar KURgurri) einen Vertrag geschlossen
hatte, da überhob sich Tusratta, König von Mitanni (sar KUR.URUMi-it-ta-
an-ni)". Das ist aber, soweit ich sehe, der einzige Fall, wo beide Be-
zeichnungen gegeneinander stehe~und die oben gegebene geschichtliche Re-
konstruktion der Vorgänge kommt auch ohne die Annahme zweier Länder aus.
Es scheint eher, daß erst mit dem Augenblick, als Mattiwaza von Sup-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
286 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
piluliuma in das auf allen Seiten beschnittene Mitannireich zurückgeführt
worden war, auch von hethitischer Seite der Name "Mitanni" dafür ge-
braucht wurde (schon in den Suppiluliuma-Annalen etwa in Goetzes Fragm.
38) 10 ). Beginnt sich doch jetzt auch der Name ...,
Hanigalbat wieder dafür
durchzusetzen. Damit dürfte zusammenhängen, daß man auch früher das Ge-
biet ostwärts des Euphrat als das eigentliche Mitannigebiet ansah und die
syrischen Besitzungen als nicht zum Kernland gehörig: denn nicht nur Sup-
piluliuma erwähnt im Mattiwaza-Vertrag z. 51 den Euphrat als Grenze Mi-
tannis, auch Thutmosis III. tut dies 11 ).
Zu der eben aufgeführten Bevorzugung des Landesnamens Hurri anstelle
von Mitanni außerhalb des Mitannireiches selbst ist auch noch darauf hin-
zuweisen, daß auch in Ägypten einmal der König von Mitanni als "Großer
von gu-ru" bezeichnet wird; und zwar in der von Botti, JEA 41,64 ff.,
veröffentlichten Erzählung über Thutmosis III., die in der 20. Dynastie
niedergeschrieben wurde, aber wohl älter ist.
sa-n-ga-r
Auch das babylonische Reich hat man von Ägypten aus mit einem anderen
Namen belegt, als es die Babylonier selbst taten: aqstelle des während
der Zeit des N.R. benutzten Kar-Dunias findet sich ein sa-n-ga-r, das
nach der hebräischen Umschrift IYJui 12 ) als sangar (mit gaj.jin) auf-
T : • 1 )
gefaßt werden muß; es tritt in einem EA-Brief aus Zypern als Sangar 3 ,
in hethitischen Texten als Sanhara auf 14 >. Trotz geäußerten Zweifels 15 )
16) w
muß mit Gardiner an der Gleichsetzung von Sannar; sa-n-ga-r mit Baby-
lon festgehalten werden, wofür schon Urk. IV 1309,13 spricht mit der Auf-
zählung der damaligen Großreiche Nahrina, Hatti und sa-n-ga-r. Die Ablei-
tung des Namens ist allerdings fraglich 17).
Hatti
Die erste Erwähnung des hethitischen Reiches findet sich in den Anna-
len Thutmosis' III., der es mit dem Namen "Großhatti" bezeichnet, wie
viel später dann die Assyrer die hethitischen Nachfolgestaaten in Syrien
(b-ti C~); die hethitische Grundlage dieser Bezeichnung ist bisher nicht
4
bekannt. Unter Thutmosis III. liegt auch die älteste Darstellung des
"Großen von Hatti" in einem thebanischen Beamtengrab vor 18 ). Unter Ame-
nophis II. gelten Hatti und Babylon zusammen als die beiden vorderasiati-
sch~n Großreiche (neben dem feindlichen Mitanni), die angeblich mit Ägyp-
ten diplomatische Beziehungen aufnehmen 1 9). Wie oben geschildert, begin-
nen die ersten unmittelbaren Zusammenstöße zwischen Hatti und Ägypten un-
ter Tutenchamun, während vorher auch Suppiluliuma noch·· mit Amenophis III.
und IV. nach außen hin friedliche Beziehungen hatte 20 ). Auch ein Brief
eines hethitischen Prinzen Zita (EA 44: Arma-Ziti, vgl. PRU III, XX u.7)
findet sich unter der Amarnakorrespondenz. Die weiteren Berichte über die
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 287
Ass ur
Seit Thutmosis III. erscheint Assur ( ~as-su-r(a)) in den stereotypen
Ortsnamenlisten; damals werden auch diplomatische Geschenke von Assur in
den Annalen erwähnt im 24., 33. (?)und 40. Jahr 21 ). In der Amarnakorre-
spondenz liegen Briefe des Assur-uballi~ vor (EA 15/6), die er an Ameno-
phis IV. gerichtet hat, anscheinend als er nach Abfall vom Mitannireich
wieder selbständige Politik treiben konnte; das dürfte am Ende der Regie-
rung Echnatons anzusetzen sein. Er erwähnt, daß sein Vorgänger Assur-na-
din-age mit Ägypten diplomatische Verbindung gehabt habe, jedoch sagt er
von dem zwischen ihm und Assur-nadin-age anzusetzenden Eriba-Addad nichts,
sondern zitiert für diese Zeit den König von ganigalbat, also den Mitanni-
könig, der demnach damals sicher der Oberherr Assurs gewesen ist. Das
zeigt ja auch die Sendung der Istar von Niniveh zu Amenophis III. durch
Tusratta an. Allerdings wird auch die diplomatische Selbständigkeit Assur-
nadin-ages nur vorübergehend gewesen sein, da sicherlich auch seine unmit-
telbaren Vorgänger unter Mitanni-Herrschaft gestanden haben müssen, wie
die Entführung einer Tür aus Assur durch Saustatar deutlich macht 22 ). Die
Selbständigkeit Assur-uballi~s wurde von Burnaburias von Babylon bestrit-
ten, der Ägypten gegenüber seine Ansprüche auf Oberhoheit über Assur rel-
tend zu machen suchte, ohne sie auch wirklich durchsetzen zu können 2 3 •
Aus der Ramessidenzeit fehlt dann fast jeder Hinweis auf Assur, ob-
wohl der Name in den stereotypen Listen beibehalten wird 24 ). Eigentlich
würden wir gerade in der Zeit der Hethiterkämpfe erwarten, daß die Ägyp-
ter mit den Assyrern als den Feinden Hattis, mit dem sie um den Besitz
des Restes von Mitanni kämpften, in Verbindung gestanden hätten. Als ein-
zige Nennung in der ägyptischen Literatur ist die Erwähnung von Amethyst
und b{-r-ta Stein (d.h. akk. birutu "Türkis") aus Assur im Pap. Chester
Beatty IV vso 7,1 ff. zu finden.
Lulluwa
Die Landschaft Lulluwa 2 5) (ägypt. lu-(u)l 2-lu geschrieben) im Gebiet
der jetzigen Dreiländerecke Iran, Iraq und Türkei wird bereits bei Thut-
mosis III. in den stereotypen Listen erwähnt, erscheint aber sonst nicht,
da es anscheinend kaum mit Ägypten in Verbindung gestanden hat.
Arzawa
~a-r-8-w geschrieben, ist Arzawa ein wichtiges Land an der Westküste
Anatoliens gewesen. Die Verbindungen mit Ägypten ergeben sich aus den EA-
Briefen 31/2, die in hethitischer Sprache geschrieben sind. Arzawa-Trup-
pen (>a-ra-8-w) erscheinen in der Kadeschschlacht auf hethitischer Seite
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
288 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
- 26 )-; im 8. Jahr Ramses' III. wird ~a-ra-8-w als durch die Seevölker
zerstört genannt 27 ) • In den stereotypen Listen erscheint Arzawa erst un-
ter Haremheb, was vielleicht dahingehend erklärt werden kann, daß man da-
mals von ägyptischer Seite aus versuchte, wegen des drohenden Kampfes mit
Hatti Verbindung mit Arzawa aufzunehmen 28 >.
Wahrscheinlich ist auch die "Stadt von ~a-ra-si", die Ramses III. an-
geblich erobert hat 29 ), als Arzawa anzusehen, da die Verteidiger als He-
thiter dargestellt sind, obwohl kaum ein Angriff Ramses III. (bzw. - da
die Darstellung sicher kopiert ist- Ramses' rr.) 30 ) auf Arzawa anzuneh-
men ist.
Gasgas
Diese nordanatolischen Stämme, die den Hethitern immer sehr starke
Schwierigkeiten gemacht haben, erscheinen unter Ramses II. in einer ste-
reotypen Liste als ksks 31 ). Waren doch Gasgäersklaven ein beliebter Ein-
fuhrartikel nach Ägypten, wie bereits der Brief Amenophis' III. an Tar-
nundaradu von Arzawa zeigt 32 ): nu-mu an-tu-un-su-us ga-as-ga-as udni-ja-
as up-pi. Lieferungen aus dem Lande ksks nennt Ramses II. in seiner Ste-
le über die zweite Heirat mit einer hethitischen Prinzessin33); man er-
bittet Gasgäersklaven auch unmittelbar aus Hatti 34 ). Das Onomastikon des
Amenemope nennt unter Nr. 243 ksks3 5 ). Sie werden auch bei der Kadesch-
schlacht auf hethitischer Seite in den ägyptischen Quellen aufgeführt
(s.o.).
Kizzuwatna
Die ältesten Hinweise über diesen wichtigen Staat in Kilikien, der
zwischen Hatti, Mitanni und den syrischen Staaten lag, findet sich unter
Telepinus von Hatti, der mit Ispudahsu von Kizzuwatna einen Vertrag ab-
schloß36); Ispudansus Vater war Kön~g Parijawatri. Auch Zidantas (II.)
von Hatti schloß mit einem Pillija von Kizzuwatna einen Vertrag 37 ); je-
doch muß dieser Pillija dann von Hatti abgefallen sein, denn als Idrimi
von Alalab mit Pillija einen Vertrag schloß, galt er ausdrücklich von dem
Augenblick an, als Idrimi mit Paratarna, König der Hurriter, d.h. von Mi-
tanni (s.o.), sich vertraglich gebunden hatte. Daraus folgt, daß auch
Pillija Untergebener des Paratarna gewesen sein muß, und zwar schon vor
dem Zeitpunkt, als Paratarna Idrimi in Alalag eingesetzt hatte.
Die Kämpfe Amenophis' II. in Syrien scheinen die Mitanniherrschaft
so erschüttert zu haben, daß nicht nur Kizzuwatna an Hatti zurückfiel,
sondern auch Aleppo sich an Tudhalijas II. anschloß. Diesen Zustand nimmt
der Vertrag des Suppiluliuma mit Sunasura II. von Kizzuwatna 38 ) zum Aus-
gangspunkt, um dann den Abfall unter Hattusil II. ("mein Großvater") zu
erwähnen. Damals war es Saustatar von Mitanni gelungen, Syrien wieder in
seine Hand zu bekommen - war er doch auch Herr von Alalaß - und sich Kiz-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 289
Alasia
Aus der hieratischen Aufschrift eines Amarnabriefes 50 ) ergibt sich,
daß das ~a-la-sa ägyptischer Listen mit dem Alasia hethitischer Texte bzw.
der Amarnabriefe identisch ist 51 ). Von 'a-la-sa erwähnt Pap. Anastasi IV
15,2, daß von dort ~ft-Öl komme; 17,7 werden Rohkupferbarren und Zinnbar-
ren auf den Schultern der Einwohner von 'a-la-sa herbeigebracht; 17,9
Kühe von dort. Die Nennung des Kupfers ist besonders für eine Identifi-
zierung von 'a-la-sa mit Zypern benutzt worden 52 ). Ramses III. nennt 'a-
la-sa zusammen mit Hatti, Arzawa, Karkemisch und qadi als Länder, die die
Seevölker vernichtet hatten 53 ). Für die Lage ergibt eigentlich nur die
Erzählung des Wn-Imn etwas, der von Byblos durch einen Sturm nach 'a-la-
sa verschlagen worden war; es muß sich also um ein am Mittelmeer gelege-
19
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
290 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
nes Land handeln. Nach den Amarnabriefen EA 33-40 verkehrt man mit Ägyp-
ten zu Schiff; auch in diesen Briefen werden Kupferlieferungen häufig ge-
nannt. Die Bemerkung in EA 38, daß dem König von Alasia die Lukka jähr-
lich eine kleine Stadt wegnähmen, er also nicht mit ihnen verbündet sein
könne, könnte auf kontinentale Lage und territoriale Nachbarschaft
schließen lassen, wenn es sich bei den genannten Lykern nicht etwa um
Seeräuber handelt54).
Auch in den hethitischen Texten ist Alasia Herkunftsland des Kupfers
und der Bronze: KBo IV 1,40 kommt dieses vom Berg Taggata auf Alasia 55 ).
Geschichtlich tritt Alasia auf beim Angriff des Attarasijas von Aagijawa
auf Alasia zusammen mit Madduwattas von Zippasla ( j .• Murad Dagh, vgl.
Garstang-Guerney, Geography 92), wogegen Arnuwandas hyt hethitische Ober-
herrschaft über Alasia behauptet.
Wenn also Alasia nirgends ausdrücklich als Insel bezeichnet wird, so
ist doch die Gleichsetzung mit Zypern wahrscheinlich, besonders wenn man
neben der Anlieferung des Kupfers und der Bronze auch noch die von Wink-
ler EA p. 1077 herangezogene Nennung eines Apollon Alasiotas auf einer
Inschrift von Zypern (aus Frangissa bei Tamassos) als Beweis anführt 56 ).
:>-es(?)-ja
Ebenfalls für Zypern hält man das Land :>-es(?)-ja, das ägyptische
Texte nennen, indem man sic~M. Müller folgend 57 ), auf die ptolemäische
Identifikation von ~-es(?)-ja mit Zypern stützt. Doch sind solche Gleich-
satzungen der spätesten Zeit recht unsicher, da man damals etwa im Kano-
pus-Dekret K-f-tu mit Phönizien identifizierte. Außerhalb der stereoty-
5
pen Listen erscheint dabei :>-es(?)-ja nur bei Thutmosis III.: im "Tri-
umphgesang"58) steht ~-es(?)-ja zusammen mit K-f-tu als Vertreter des
5
Westens; in den Annalen wird im 34., 38/9. Jahr Tribut von :>-es(?)-ja
aufgeführt. Kupfer, Blei, Elephantenzähne, Pferde, Lapislazuli, Holz (si-
gu) werden genannt. Daraus kann geschlossen werden, daß ~-es(?)-ja ein
älterer Name für Zypern ist - oder es handelt sich um ein anderes Gebiet
im Westen; denn man möchte die in dem Triumphgesang vorgenommene Zusam-
menstellung mit Kreta und ausdrückliche Lokalisierung im Westen ungern
beisei.te schieben. Daß er sich in den späteren stereotypen Listen gehal-
ten hat, überrascht nicht, auch nicht, daß dann beide Namen nebeneinander
vorkommen können59). Doch muß betont werden, daß kein eindeutiger Beweis
für die Gleichsetzung mit Zypern vorliegt - ja, es ist aus den überlie-
ferten Texten nicht einmal zu entnehmen, daß das Land am Meer gelegen ha-
ben kann. 60 ). Auch ist keine Gleichsetzung mit Ortsnamen aus den hethiti-
schen Texten herzustellen. Assuwa am Hellespont ist erst später belegt
und kann nicht gemeint sein, schon wegen der Entfernung; Isuwa an der
Tigrisquelle widerspricht der Westweisung im "Triumphgesang".
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 291
man-nu-s
Über diese in den stereotypen Listen erscheinende Gegend hat zuletzt
Vercoutter61 ) gehandelt. Sie wird, abgesehen von diesen Listen, nur noch
einmal im Grab des Offiziers Imn-m-hb unter Amenophis II. in einer Über-
schrift zu Gabenbringenden 62 )genannt, die allerdings auch nicht weniger
stereotyp ist. Aus dieser Inschrift wie aus Beischriften zum Königsthron
bei ~n-Imn 6 3) scheint sich zu ergeben, daß man damals wenigstens man-nu-s
als eine Gegend aufgefaßt hat, die neben R!nw (Syrien), K-f-tu (Kreta,
5
die griechischen Inseln usw.) und Mitanni steht. man-nu-s wird bereits
in der Geschichte des Sinuhe genannt, allerdings als Personenname. Oben
hatten wir darauf hingewiesen, daß diese Angaben bei Sinuhe sehr mit Vor-
sicht zu gebrauchen sind, da es sich weitgehend um Fehlinterpretationen
des Verfassers des Textes zu handeln scheint. Ob andererseits, wie Gardi-
ner gemeint hat 64 ) , man-nu-s erst durch den Sinuhe-Text auch in die Li-
sten Eingang gefunden hat, möchte ich bezweifeln. Eher halte ich es für
möglich, daß hier eine alte Gegendbezeichnung vorliegt, die in der 18.
Dynastie nur noch traditionell benutzt worden ist, wie es sich ja auch
weitgehend mit der Bezeichnung R!nw verhält. Welche Gegend allerdings mit
man-nu-s gemeint gewesen ist, bleibt offen, da die Vorgeschlagenenidenti-
fikationen wenig überzeugend sind 65 ). Es scheint mir am wahrscheinlich-
sten, man-nu-s in Kleinasien zu suchen.
Nußaase
Als älteste Nennung von Nugasse hat man die eines nu-g-sa Urk. IV
665,1 angesehen; dort wird eine Stadt dieses Namens zusammen mit den
Städten Januammu und ~a-1 2 -ku-ru als Eigentum des Königs von ~adeseh be-
zeichnet und vom König Thutmosis III. eingezogen. Gegen diese Gleichset-
zung spricht aber, daß mindestens Januammu SW des Tiberiassees liegt, für
die beiden anderen Orte eine gleiche Lage zu erwarten ist und diese nicht
mit den weiteren Angaben über die Lage von Nugasse in Einklang zu brin-
gen ist. So müssen wir wohl dieses nu-g-sa von Nugasse trennen, wenn auch
die gleiche Schreibung dann Urk. IV 716,15 und 717,5 erscheint, wo nun
von der Eroberung von Ortschaften in der Landschaft nu-g-sa gesprochen
wird und wir hier mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Gleichsetzung mit
Nugasse vornehmen können. Amenophis II. schreibt bei der Aufführung von
Gefangenen Urk. IV 1309,3 den Namen des Gebietes na-ga-su; trotz der Un-
terschiedlichkeit der Schreibung ist aber an der Identität nicht zu zwei-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
292 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
feln.
Über die Lage geben dann die Amarnabriefe die ersten deutlicheren An-
gaben. Aus ihnen läßt sich aber auch erkennen, daß wir zu scheiden haben
zwischen einer umfassenden Landschaftsbezeichnung Nutaase und einem klei-
nen Fürstentum Nutasse. Auf die Landschaftsbezeichnung weist u. a. die
Angabe EA 169,17, wo von den Königen von Nutaase gesprochen wird. Ähnlich
ist aufzufassen, wenn Akkizzi von ~atna EA 55,21 Truppen gegen Aziru er-
bittet, um das ganze Land Nuta~se gegen jenen zu verteidigen. Wenn man
hier den Eindruck erhält, als zähle sich Akkizzi selbst mit seiner Stadt
. ...
Katna zu den Nuhasse-Ländern, so zeigen Hinweise aus den Ugarit-Texten,
daß man auch Nija dazurechnete: Wenn dort die Könige von Nugasse, Nija
und Mukis gegen Ugarit vorgehen, so sprechen dann andere Texte nur von
den"Königen von Nuhastle und dem König von Mukis" - Nija ist also mit in
Nußaase eingeschlo;sen 66 ).
Anders liegt die Sache EA 53,41, wenn Akkizzi die Könige von Nutasse,
Nija, Zinzar und Tunanab nebeneinander erwähnt: Hierbei meint er den Kö-
nig des Fürstentums Nugastle, das also ein kleineres Gebiet umfaßt als die
Landschaftsbezeichnung Nugasse.
Zur Lage von Nutaase läßt sich erkennen, daß die Landschaft im Süden
an das Gebiet von ~adesch grenzte. So spricht Mursilis II. im Vertrag mit
Duppi-Tesup von Amurru von den "Königen von Nutaase und dem König von ~a
desch". Suppiluliuma berichtet im Mattiwaza-Vertrag davon, daß er ~atna
besetzte, in Nuhasse
... .
Ordnung schuf und dann beim Zug nach Upe mit Kadesch
zusammenstieß. Aziru endlich meldet, daß er sich beim großen Zug des Sup-
piluliuma in Tunip aufhalte, weil der Hethiter 2 Tagereisen entfernt in
Nußaase stünde. Allerdings ist die Lage von Tunip selbst nicht eindeutig
festzulegen. Wenn sich dann später der König von Hamath Zkr in einer In-
schrift des 8. vorchr. Jahrh. als König von Hamath und W"Yl bezeichnet,
so haben daraus Weidner ~ Pol. Dok. 1.2 n. 3, Dhorme, Rev. bi bl. 1 908, 503,
und endlich auch Noth 67 nach Gleichsetzung dieses lUY} mit Nugasse ge-
folgert, daß also das Gebiet ostwärts Hamath als Nugasse anzusprechen
sei.
Etwas schwieriger ist die Festlegung des Gebietes des Fürstentums
Nugas~e. Im Vertrag des Suppiluliuma mit Tette von Nutaase (Weidner, Pol.
Dok. Nr. 3) werden Mukis, Aleppo und Kadesch als angrenzende Gebiete ge-
nannt68); nach KBo III 3 grenzt Nutas~e an Barga. Die Hauptstadt von Nu-
gasse war Ugulzat, dessen Lage allerdings nicht feststellbar ist. Zwar
werden in dem Text über die Zederngötter KUB XV 34 Ugulzit und Nugaä~e
nebeneinander genannt, jedoch spricht das nicht dagegen, daß wir mit
Ugulzit das Fürstentum Nutaase vor uns haben.
Geschichtlich zeigt EA 51, daß Managpiria, d.h. Thutmosis III. (Mn-
gpr-RC) oder IV. (Mn-gprw-R') in Nugasse eine neue Dynastie eingesetzt
hatte, deren Stammvater ein Taku war. In der Zeit Echnatons herrschte in
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 293
Amurru
Als Bezeichnung eines bestimmten, eng umgrenzten Gebietes wird Amur-
ru zuerst am Ende der 18. Dynastie in den Amarnabriefen genannt, durch
die wir einen Abdi-Asirta als Herrscher dieses Gebietes, von den Ägypte~n
eingesetzt, kennenlernen. Er hatte den Schutz der ägyptischen Provinz-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
294 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
metropole Simyra durchzuführen, was er allerdings zur eigennützigen Aus-
weitung seiner Macht benutzte. Amenophis III. hatte ihn - wie oben ge-
zeigt ~ durch eine militärische Unternehmung festnehmen lassen. Wie die
Urkunden aus Ugarit erkennen lassen, folgte ihm ein Niqmepa zur Zeit des
ugaritischen Königs Ammistamru, (PRU IV p. 284); vielleicht handelt es
sich um einen älteren Bruder des Aziru, der in der Folgezeit besonders
durch die Amarnabriefe in den Vordergrund tritt, obwohl zunächst die Söh-
ne des Abdi-Asirta gemeinsam regiert zu haben scheinen. Aziru vergrößerte
systematisch sein Herrschaftsgebiet durch Bedrängen von Nija (EA 59) und
Einnahme von Tunip; ferner bekam er die Provinzhauptstadt Simyra erneut
und endgültig in seine Hand. Während des großen Feldzuges des Suppiluliu-
ma nach Syrien befand er sich in Tunip und knüpfte mit ihm Verbindungen
an. Trotzdem folgte er starkem ägyptischen Druck und begab sich nach
Ägypten, wo anscheinend der kgl. Kammerherr Dudu sein Beschützer war.
Während seiner Abwesenheit herrschte als Vertreter sein Bruder Ba'aluja,
der nach PRU IV p. 284 (Nr. 19.68,8) mit dem König von Ugarit, Niqmadu,
Schwierigkeiten hatte, die dann erst Aziru nach seiner Rückkehr'aus Ägyp-
ten beseitigte. EA 170 ist ein Brief des Bacaluja an Aziru in Ägypten, in
dem er ihn über die Bewegungen der hethitischen Truppen benachrichtigte.
Hatte doch Suppiluliuma, wie es sich aus späteren Vertragstexten ergibt,
anscheinend die Ägyptenreise des Aziru als Abfall eines zu ihm übergegan-
genen Vasallen angesehen, und so erwartete man womöglich in Amurru den
Anzug eines hethitischen Heeres, vielleicht unter dem im Brief genannten
Prinzen Zitana.
Bei seiner Rückkehr nach Amurru fiel Aziru endgültig zum Hethiter ab,
und er blieb auch hethitertreu, als die Könige von NUßasJe und der von
~adesch sich gegen Suppiluliuma empörten; das gehört in die Zeit des En-
des der Regierung Echnatons. Der gleiche Text (Vertrag des Mursilis II.
mit Duppi-TeJup KUB III 14 akkadisch, KBo V 9; KUB III 119; XIV 5; XIX
48; XXI 49 hethitisch) erwähnt dann einen zweiten Abfall dieser Könige
unter Mursilis (also z. z. des Haremheb), bei dem Aziru ebenfalls auf
seiten der Hethiter blieb, aber seines Alters wegen seinen Sohn DU-Tesup
mit dem Heer aussandte. DU-Tesup (Ari-Tesup?) wurde dann sein Nachfolger.
Damals versuchte Sethos I., Amurru wieder an Ägypten anzugliedern, wie
sich aus der Beischrift auf der Nordwand des Hypostylen Saals in Karnak
ergibt (Wreszinski, Atlas II 53), wo er sagt, er habe "das Land ~adesch
und das Land ~-m()-r" angegriffen. Dies ist die älteste Nennung von Amur-
ru in hieroglyphischen Texten. Unter Muwatallis fiel jedoch der Nachfol-
ger des Duppi-Tesup, Bentesina, auf den starken Druck Ramses' II. hin von
Hatti ab (KUB XXIII 1, 28 ff.). Auf Grund der ägyptischen Niederlage bei
~adesch, vor der eine ägyptische Abteilung in )a-mu-r landete und durch
das Eleutherostal vorstieß, konnten die Hethiter Amurru wieder besetzen;
Bentesina wurde gefangen genommen und durch einen Sabili ersetzt. In den
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 295
folgenden Kämpfen stieß Ramses II. noch bis d()-pu-ru in Amurru vor, ohne
jedoch die Hethiter vertreiben zu können. Als Hattusil nach Absetzung des
Urhi-Teäup auf den Thron kam, ersetzte er den Sabili wieder durch Bente-
sina. KUB XXIII 1 ist dann der Vertrag, den Tudhalijas IV. mit Bentesinas
Sohn, Sausgamuwa, schloß, den er zu seinem Schwiegersohn gemacht hatte 6 9).
Kurz danach müssen die Seevölker in Amurru eingebrochen sein, die hier
vor dem Angriff auf Ägypten ihr Lager aufschlugen 70 ).
Amurru muß sich ursprünglich auf das gebirgige Gebiet nördlich von
Byblos, westlich des Qrontes, beschränkt haben, da aus den Amarnabriefen
hervorgeht, daß weder Tunip noch Nija dazugehörten, nach dem Duppi-Tesup-
Vertrag grenzt es an Muki~, Aleppo und ~adesch. Die engen Verbindungen
mit Ugarit ergeben sich aus den Familienbeziehungen zwischen Sausgamuwa
und Ammistamru II., Sohn des Niqmepa, die mit einem Skandal und der Hin-
richtung der Schwester des Sausgamuwa endeten (PRU IV p. 141 Nr. 17228;
p. 137 Nr. 18.06 + 17,365, p. 144 Nr. 17.318 + 349A); der Druck von sei-
tendes Oberherrn Tudhalijas IV. ist deutlich zu erkennen (p. 147 Nr. 17.
82). Das Kerngebiet dürfte also das Rückzugsgebiet jener Amorriter gewe-
sen sein, die zu Beginn des 3. Jahrt. von Westen her das Zweistromland
überflutet und die Dynastien von Larsam und Babylongegründet hatten 71 ).
Seine Durchorganisierung könnte vielleicht erst unter Amenophis III. vor-
genommen worden sein, als man von Ägypten ner nach der Abgrenzung des Be-
sitzstandes gegen Mitanni die Provinz Amurru einrichtete. Dadurch ent-
steht hier ein Flächenstaat gegenüber den sonstigen Stadtstaaten.
Amurru liefert nach Ägypten Wein (Gardiner, Onomastica I 187~ ge-
schrieben 'a-m()-ru) und Holzgegenstände (Pap. Anastasi III A 7 = IV 16,6
"schöne Tragsessel (pg~) von ,a-mu-r, die Stangen aus mrj-Holz in qadi-
Arbeit, ihre Oberteile aus rotem Stoff").
In den stereotypen Listen erscheint )a-m()-r erst unter Ramses III.
In ägyptischen Eigennamen tritt es im Namen "Der Amorriter" (P~- ~mr Ma-
riette, Cat.d' Abydos 1055) auf.
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
296 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
1) Gardiner, Onomastica I 171 ff.
2) Zur Vokalisation vgl. neben der Form in den EA auch die Schreibung na-
ha-rin-na ( '3: ru ::=, "-' "}; l k::>l ) im "Verwunschenen Prinzen" und im Pap.
Anastasi IV 15,4, also mit Benutzung des Wortes rin "Namen". Die Schrei-
bung na-ha-rU-ju-na im Onomastikon des Amenemope Nr.260 ist durch das
vorausgehende n-'-ru-ju-na beeinflußt.
3) Wir dürfen .also nicht, wie ANET 235 getan, Urk. IV 649,9, neben n-h-ri-
n auch noch m-1-n ergänzen.
4) Zur Schreibung ist zu bemerken, daß sich bei diesem Namen die Gruppen-
schreibung recht zögernd durchsetzt, s. gleich.
5) "Länder" (t~.w) von m-1-n Urk. IV 931,1; 589,9; 616,8; JEA 14,281;
"Fremdländer" (g~sw.t) Urk. IV 1347,13; 1232,9; "Soldaten" Urk. IV 1230,
5; "Fürsten" 1326,1. Bei diesem Namen wird keine Gruppenschreibung ver-
wendet, sondern wir finden in der Zeit Thutmosis' III. meist m-1-n, spä-
ter dann m-t-n. Nur die älteste Erwähnung bei Borchardt, Zeitrechnung
18, schreibt den Namen in Gruppenschreibung: "Fremdland, mix-ta-ni nennt
man es" (mix: .!--0 ) •
6) Borchardt, Zeitrechnung 18.
7) Urk. IV 1304,17 (n-h-r-n); 1309,13 (n-h-ri-na); 1738,13 (n-h-r-na);
1620,9 ("Kinder der Großen von n-h-ri" (!); 730,16 (n-h-ri-na).
8) Urk. IV 890,16: "S.M. gelangte nach n-h-r-n"; 891,11 "ich fuhr über das
Wasser von n-h-r-n"; 9,10 "S.M. gelangte nach n-ha-ri-na"; 36,10 "Fremd-
land von na-h-ri-nEf'; 697,9 "Feind von n-h-ri-na" ; 1344,2 ". • • • n-h-ri-
na"; 1554,17 "Beute aus dem elenden [••••••]-na; 1231,5 "Land von n-h-r-
n"; 1232,11 "auf jenem Berg von n-h-r-n".
9) Urk. IV 1741,15 (n-ha-ri-na); 1448,13 (n-h-r-n) 1628,14/5 (n-h-ri-n);
10) KBo I 1 ff.; Pestgebiet KUB XXIV 3 (mit Dupl.); Götterherausrufung KUB
XV 34 (mit 33a,b u. 38).
11) Urk. IV 1232,6.
12) Gen. 10,10 mit den Städten Uruk, Babylon und Akkad.
13) EA 35,49.
14) Alaksandus-Vertrag (MVAG 34,69 § 14 z. 11); ferner genannt KUB XIV 4
II 6; XV 34 I 57.
15) Vgl. Winckler in EA p. 1082; Friedrich, MVAG 34, 96, weil in KUB 34 I 57
Sangara neben Babylon erwähnt wird. Vgl. aber Güterbock in Ugaritica III
103 n. 3 (KUB XXVI 74 Sanaara für KA.DINGIR.RA des Paralleltextes).
16) Gardiner, Onomastica I 209 ff.
17) Die Gleichsetzung mit Itrr~J~ j. eingar scheitert nach Gardiner, a.a.
o. an dem Laryngal.
18) Urk. IV 701,11; 727,13; Darstellung im Grab des Mn-gpr-R'-snb, Urk. IV
930. Auffallend ist die halbe Gruppenschreibung g-ti 4 , die einen alter-
tümlichen Eindruck macht. Zu pa-ga-ta s.o.
19) Urk. IV 1309,13.
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 297
20) Brief des Suppiluliuma an Amenophis IV. EA 41; Nennung eines Hethiter-
feldes unter Eje bei Memphis Urk. IV 2109,16.
21) Urk. IV 668,6 ff.; 671,8 ff; 701,6.
22) Sendung des Istar von Niniveh an Amenophis III. EA 23; eine Tür aus As-
sur befindet sich in Wasuganni.
23) EA 9,31.
24) Es findet sich auch die Schreibung ::>a-su-r (Simons Nr. IX f), :>a-sa-ru
(Nr. XVII), '-s-ru. (Nr. XXV); im Onomastikon des Amenemope :>as-r. Gar-
diner, Onomastica I 191 ff. verweist dabei auf das :>a-sa-ru im Pap. Ana-
stasi I 23,6, dessen Fürst q()-~()-r-d-ja von einem Bären im Baum er-
wischt wird. Hierbei kann es sich kaum um Assur, eher um Ascher ( ..l'tV~
·.·- )
handeln. In den stereotypen Listen ist aber sicher Assur und nicht
Ascher gemeint, da man palästinensische Orts- bzw. Stammesnamen nicht in
diese Listen aufgenommen hat.
25) Vgl. KUB XV,34.
26) Kuentz, Bataille 212, 226, 242, 247. -Lieferungen aus Arzawa auch auf
Stele Ramses' II. Petrie, Koptos pl. 18, + unpubl. Stück im Mus. Kairo.
27) Med. Habu, Earlier Hist. Rec. pl. 46.
28) Gardiner, Onomastica I 129 ff.: 'a-ru-si-wi.
29) Wreszinski, Atlas II 145; Edgerton-Wilson, Hist. Rec. II pl. 87.
30) Wohl aus dem Ramesseum kopiert, Hist. Rec. p. 94 n. 3 b.
31) Naville, Bubastis 36 B/D.
32) EA 31, 25.
33) Petrie, Koptos pl. 18.
34) KBo I 21 vso 7; vgl. Edel, "Geschichte und AT" p. 49.
35) Gardiner, Onomastica I 124~
36) KUB XXX 42 vso IV 15; XXXI 81; 82; IV 76.
37) JCSt 5, 129 f.; vgl. KUB VII 20,1; XXX 47 rto I 7.
38) Weidner, Pol. Dok. Nr. 7
39) Waterman, Alalakh-Tablets Nr. 14.
40) Vertrag bei Weidner, Pol. Dok. Nr. 7 = KBo I 5; KUB III 4; III 13.
41) MIO I 108 ff.
42) Urk. IV 649,10.
43) Pap. Anastasi II 2,1 =IV 6,7 ff.
44) Vgl. Porter-Moas, Bibliography II 109 (117).
45) Petrie, Koptos pl. 18.
46) Med. Habu Earl. Hist. Rec. pl. 46.
47) Pap. Anastasi III A 2 =IV 16,1; III A 5 =IV 16,4; IV 12,11 V 4,1;
vgl. Gardiner, Onomastica I 134~ ff.
48) Cerny, Ostraca Deir el-Medineh non-litt. Nr. 273,2.
49) Pap. Anastasi III A 8 =IV 16,7; IV 17,2.
50) EA 39.
51) Liste Sethos' I. Simons Nr. XV. -Andere Nennungen in der Bergwerksliste
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
298 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
von Luxor (Müller, Egyptol. Res. II 91); Amunlitanei in Luxor von Ram-
ses II. (Rec. Trav. 32, 69); Liste in Serreh (Rec. Trav. 19,73).
52) Vgl. Gauthier, Dict. geogr. I 96; Yoyotte, Kemi 10, 73.
53) Med. Habu Hiat. Rec. pl. 46.
54) Es scheinen aber auch zypriotische Seeräuber mit bei den lykischen gewe-
sen zu sein.
55) Dupl. KUB II 1; KUB IX 33; übersetzt ANET 356. Nennung auch in der Auf-
zählung der Herrschaften in der Zeit Suppiluliumas ANET 352 nach KUB XV
34.
56) Jensen, ZA 10, 380. Gegen die Benutzung der ugaritischen Liste kriegsge-
fangener Frauen und Kinder RS 11.857 (Virolleaud, Syria 21, 267 ff. Nr.
V) zum Beweis, daß Alasia nicht Zypern sei, sondern an der syrischen
Küste gelegen habe (Jirku, Pal. Expl. Quartly 82, 40 ff.; Schaeffer, Sy-
ria 27, 62; de Langhe, Textes de Ras-Shamra-Ugarit ••• II 28) wendet
sich mit Recht Alt, WO II 15/6.
57) M. Müller, Asien und Europa 336.
58) Urk. IV 610 ff. bes. 616,2.
59) Simons Nr. XV ( Sethos I.) - Weitere Nennungen von '-es-ja in Listen Si-
mons Nr. XIV, XXIV, XXV, XXX, ferner in Bergwerksliste von Luxor neben
Alasia (M. Müller, Eg. Res. II 91).
Auf das Auftreten von '-es-ja in den stereotypen Listen hat Bossert,
Asia 5/6, zu viel Wert gelegt und nicht angenommen, daß diese Nennungen
rein traditionell sind und über die Benutzung des Namens in der Zeit der
betreffenden Listen gar nichts aussagen. Er identifiziert '-es-ja mit
Assuwa (und endlich Asia). Aber auch Wainwrights These (Klio 14,1 ff.),
die ebenfalls in'-es-ja ein asiatisches Land sieht, ist nicht eindeutig
fundiert.
60) Zu der Frage des Landes '-es-ja vgl. Wainwright, Klio 10,210; Hall,
Mel. Champollion 315; PSBA 31, 228; Bossert, Asia 15; 177; Gauthier,
Dict. geogr. I 77; Vercoutter, L'Egypte et le monde egeen 180.; Schaef-
fer, Enkomi-Alasia 1 ff. (über Identifikation von Alasia mit Enkomi);
M. Müller, ZA 10,292 (~-es(!)-ja und 'a-la-sa sprachlich identisch);
Sturm, AfO 7,187 ff (= Isuwa), dagegen Bossert, Asia 15.
61) Vercoutter, L'Egypte et le monde egeen p. 159 ff.
62) Davies, JEA 20, 189 ff.
63) Davies, Kenamun I pl. 11/2.
64) Gardiner, Notes on the story of Sinuhe 155; auch M. Müller, Egyptol.
Researches II 81.
65) Mallos in Cilicien (vgl. Gauthier, Dict. geogr. 3,37); Albright, Vocali-
sation 9: Minos (in Kreta).
66) PRU IV 40 u. a.
67) Noth, ZDPV 52, 124 ff.; vgl. Gardiner, Onomastica I 169~
68) Goetze, JCSt 4, 230 II 14.
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 299
Arapha
Amenophis II. erwähnt in seinem Brief an seinen Vizekönig von Kusch,
Wsr-Stt 1 ), ein )a-ra-p-h,
-v
bei dem es sich nach Gauthier2 ) nur um die spä-
tere )Aj)ot.Totxmr im Bereich von Mossul handeln kann. Zwar sind die Ägyp-
ter nie bis hierher vorgedrungen, doch scheint es etwa das Ende der ägyp-
tischen geographischen Kenntnis in nordöstlicher Richtung darzustellen,
weshalb es auch - wenn allerdings anscheinend verschrieben3) - in den
stereotypen Listen erscheinen kann.
Karkemisch
Karkemisch, jetzt dscherablus, griechisch Hierapolis, war die bedeut-
samste Stadt am oberen Euphrat als Übergangspunkt der Handelsstraße von
der syrischen Küste nach Mesopotamien. Die Mari-Texte erwähnen Karkemisch
unter ihren Königen Aplaganda und Jatar-ammi. In ägyptischen Texten fin-
det es sich zum ersten Male unter Thutmosis III., als sein Offizier Imn-
m-~b dort Kämpfe besteht 4 ); auch die Ortsnamensliste für den Feldzug des
33. Jahres nennt Karkemisch als Nr. 270. Es ist aber anzunehmen, daß
Thutmosis I. bereits Karkemisch erreicht hatte, da Thutmosis III. beim
Übergang, der eben bei Karkemisch vorgenommen wurde, neben der Siegesste-
le seines Großvaters Thutmosis I. seine eigene aufstellte. Damals hatten
es gerade die Hurriter, d.h. das sich neu bildende Reich von Mitanni, von
den Hethitern unter Hantilis zurückerobert, nachdem es - wie mit Sicher-
heit angenommen werden kann - vorher in die Hände Mursilis' I. gefallen
war, ehe dieser seinen großen Zug gegen Babylon unternahm.
In den stereotypen Listen wird es selten erwähnt 5 ). Als starke Fe-
stung des Mitannireiches widersteht es zunächst allein westlich des Euph-
rat dem Angriff des Suppiluliuma6 ), fällt dann aber zur Zeit des Todes
des Tutenchamun in seine Hände. Er setzt dort seinen Sohn Sarru-kus~)
mit zweitem Namen Pijasili 8 ), als König ein, dem dann ein Sauurunuwa
und diesem ein Initesup 10 ) folgte. Letzterer wird auf einem ägyptischen
Ostrakon als ~n-n()-ta-b-sa(!) genannt 11 ), das den Anfang eines angeb-
lich von ihm geschriebenen Briefes enthält. Initesup führte wohl auch
die Truppen von Karkemisch in der Schlacht von Kadesch 12 ), von der in
ägyptischen Reliefs auch Gefangene abgebildet slnd 13 ). Unter dem letzten
König, Talmi-tesup, ist wohl Karkemisch von den Seevölkern erobert wor-
den, da Ramses III. auf der Stele vom Jahre 8 die Zerstörung dieser Stadt
neben der von Hatti, qadi, Arzawa und Alasia meldet 14 ). Karkemisch hat
sich aber im Gegensatz zu zahlreichen anderen Städten, die von dieser Ka-
tastrophe getroffen wurden, wieder erholt und spielt in der Folgezeit
weiter eine bedeutende Rolle.
In den ägyptischen Texten schwankt die Schreibung des Stadtnamens bei
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 301
der Wiedergabe des Gutturals: mit k wird der Name geschrieben in den Li-
sten Thutmosis' III. (ka-ra-ka-m1-~a), Ramses'III. (k-r-ka-m()-sa), mit
q in der Inschrift des Imn-m-hb (qa-ri-qa-mi-~a), der Liste Amenophis'
. '
III. (qa-ra-qa-mi-sa) und dem Kairiner Ostrakon (qa-ar-qa-n·-m()-sa),
mitginder ~adeschschlacht (ga-r-ga-mu-~a) und im Onomastikon1 5).
Aleppo (ägypt. ga-la-ba, hett. galap, galba, bei Salmanassar III. Bal-
man).
In den Mari-Textep ist Aleppo als Hauptstadt des Reiches Jamgad Mit-
telpunkt einer bedeutsamen Machtzusammenballung. Damals sind die Könige
Sumun-epug, Jarim-Lim und gammurapi bekannt. Letzterer ist der Vater des
Abba-AN, der die selbständige Dynastie von Alalag gründete. Aus Al.T. 1
ergibt sich, daß damals das Reich von Jamhad im Osten mindestens bis Ir-
rite, also über den Euphrat hinaus nach Osten, reichte. Auf Abba-AN folg-
te ein Jarim-Lim (Al.T. 444), Niqmepug (bzw. Niqmepa, Al.T. 7) und ein
weiterer Jarim-Lim, der mit Hilfe von umman-manda-Truppen gegen die He-
thiter kämpfte. Dabei handelt es sich wohl um das Ausgreifen des hethi-
tischen Reiches unter Hattusilis I. (nach KUB VII 14; KUB XXXV~ 100/2;
126; XXXI 5; vgl. Güterbock, JCSt 11,70). Jarim-Lim schlug sogar den Kö-
nig von ~atna- also ein Zeichen, wie weit sich damals das Reich von
Aleppo nach Süden erstreckte. Unter seinem Sohn fiammurapi ist dann Alep-
po von Mursilis I. erobert worden. Damit bricht für uns die Uberlieferung
ab, die dann erst wiener in der Zeit Thutmosis' I. oder II. einsetzt, als
Ale~po vielleicht unter ägyptischer Oberherrschaft stand. Damals herrsch-
te dort ein Ililimma über Aleppo, Nija und Muki~ (Alalag), der aber durch
eine Revolution in Aleppo vertrieben wurde. Möglicherweise kennzeichnet
dieser Umsturz das Umschwenken Aleppos zu den Mitanni, da der Sohn des
Ililimma, Idrimi, die Herrschaft wenigstens über Alalag und Nija erst
zurückerhielt, als er sich mit dem Mitannikönig Paratarna ausgesöhnt und
sich ihm unterworfen hatte. Wann die vor dem ersten Ililimma einzuordnen-
den Könige Sarra-AN und Abba-AN anzusetzen sind, die auf dem "Dynastie-
siegel" des Idrimi genannt sind, läßt sich nicht sagen.
Thutmosis III. kämpfte mehrmals in der Nähe der Stadt 16 ), ohne sie
jedoch einnehmen zu können. Später, wahrscheinlieh am Ende der Regierung
Amenophis' II., fiel Aleppo von Mitanni ab und wandte sich Tudhalija II.
von Hatti zu, der es bei dem Versuch, sich wieder an Mitanni anzusohlies-
sen, zerstörte. Hattusili II. verlor Aleppo dann wieder an Mitanni. Sup-
piluliuma nennt Aleppo als eine der Städte, die er bei seinem großen Sy-
rienfeldzug eroberte 17 ). Er setzte dort seinen Sohn Telepinus als König
ein, dessen Sohn Rimi-sarma zur Zeit Mursilis' II. regierte (KBo IV 4 III
15); für ihn mußte die Vertragstafel, die Aleppo an Hatti band, neu ge-
schrieben werden, weil sie verlorengegangen war (KBo I 6). Rimi-t\arma
wird wohl bei Kadesch mit gegen Ramses II. gekämpft haben und somit der
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
302 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
"König von Aleppo" sein, der auf ägyptischen Bildern dargestellt wird,
wie ihn seine Soldaten an den Beinen in die Höhe halten, damit das Was-
ser, das er beim Durchgang durch den Orontes geschluckt hatte, aus dem
Mund herausfließt.
Die ägyptischen Quellen nennen Aleppo auffallend selten; in der
Schilderung der ~adeschschlacht wird es beiläufig als angeblicher Stand-
punkt des hethitischen Königs erwähnt. ~uch der Papyrus Anastasi I führt
es in dem Abschnitt auf, den er aus einem "Lehrbuch für königliche Boten"
entnommen hat 18 ), wobei seine geographische Lage im Verhältnis zu Simyra
und die Art des an Aleppo vorbeifließenden Flusses erfragt wird. Als
wichtige Stadt der hethitischen Konföderation erscheint der "Seth" von
Aleppo auch in der ägyptischen Übersetzung des Hethitervertrages.
Barga
Dieser Stadtstaat liegt später zwischen Aleppo und Hamath 1 9), tritt
aber in der Zeit der 18. Dynastie nicht hervor, wohl weil damals Aleppo
noch übermächtig war. Die Stadt ist mit dem jetzigen barkum, 25 km SW
Aleppo, zu identifizieren. Hethitische Texte legen sie zwischen Amurru,
Nugasse und Karkemisch 20 ). In den Amarnabriefen erscheint es in leider
zerstörtem Zusammenhang 21 ); ägyptische stereotype Listen nennen es seit
Haremheb 22 ) als ba-r-g. Aus der Zeit Mursilis' II. liegt eine Gerichts-
entscheidung vor, die eine längere historische Einleitung gibt. Aus die-
ser geht hervor, daß sich ein Enurta von Barga gegen Mursilis II. ge-
wandt hatte -wohl im Zusammenhang mit dem Aufstand der Nuaasseländer.
Enurta war von einem Dynastieangehörigen Abimarda vertrieben worden, den
Mursilis II. zum König von Barga machte und ihm eine Stadt Jaruwatas zu-
rückgab, die einstmals sein Großvater an Nugasse verloren hatte, und zwar
durch den Mitannikönig (Tusratta?) - (s.u. Nuha~~e).
Alalaß ('a-la-1-8)
Alalas, das heutige tell atchana, war Mittelpunkt des Reiches Mukis
23
- )-, von dem wir in der zweiten Hälfte der Hammurabidynastie von Baby-
lon wissen, daß Abba-AN von Aleppo (Jamgad) es einem Jarim-lim, Sohn
eines ßammurapi (ob ein Bruder von ihm?) "im Austausch gegen die Stadt
Irrite" (ostw. Karkemisch), die er gerade beim Aufstand seiner "Brüder"
erobert hatte, übertrug (Wiseman, Alalakh Tablets Nr. 1). Alalag war
also Unterkönigtum von Aleppo. Das ist auch unter seinem Nachfolger Ammi-
taqumma der Fall (Al.T. 6). Unter dessen Sohn Irqabtum endet die Dynastie
in einer Katastrophe, die zusammenzubringen ist mit den Kämpfen Hattusi-
lis' I. und Mursilis' I. gegen Aleppo. Es folgt eine Lücke in unserer
Überlieferung (Schicht VI/V); nach dieser finden wir Alalab unmittelbar
Aleppo zugehörig: Ililimma ist etwa zur Zeit Thutmosis' I./II. König in
Aleppo, Nija und Mukis. Diese Dynastie endet in einer Revolution, die si-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 303
Bambyke
Das alte Mabog, jetzt manbedsch, griechisch Hierapolis, an der von
Antiochia nach Osten führenden Straße wird als pa-bu-ß in den stereotypen
Listen unter Haremheb und den folgenden Herrschern häufiger erwähnt.
Ugarit
Ugarit, jetzt ras es-samra, wird bei den Ägyptern zum ersten Male un-
ter Amenophis II. erwähnt in der auffallenden Schreibung 'a-kli-_1i, wo es
sich, wie oben gezei~t, wohl um eine Verlesung aus den Angaben des kgl.
Tagebuches handelt 28 ). Damals lag schon eine ägyptische Besatzung in Uga-
rit, woraus zu entnehmen ist, daß diese Stadt unter Thutmosis III. an
Ägypten angeschlossen worden ist, worüber aber keine Übe~lieferung vor-
liegt. Immerhin fand sich der Name Thutmosis' III. auf einer Vase aus
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
304 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
Ugarit 2 9). Uber die Beziehungen zu Alalah als nördlichem Nachbar erfahren
wir nicht viel 30 ), was wohl auch darin s;inen Grund hat, daß Alalag auf
der Seite der Mitanni steht, während Ugarit ägyptisch bleibt. So korre-
spondiert Ammistamru I. mit Amenophis III. 31 ), und auch sein Nachfolger,
Niqmadu, hat noch um nubische Diener und einen Arzt gebeten (EA 49), wäh-
rend wohl die Königin ••••• -gepa der ägyptischen Königin Salbe schickte
(EA 48). Aber schon Ammistamru war wegen verstärkten hethitischen Drucks
beunruhigt, und Niqmadu wurde durch den Angriff der Könige von Mukis, Ni-
_ja und Nugas~e dazu gezwungen, sich völlig an Suppiluliuma anzuschließen
_3 2 )-. Wenig später ist die teilweise Zerstörung von Ugarit durch Erdbe-
ben und Brand anzusetzen, worüber Abimilki von Tyrus in EA 151,55 ff. in
den letzten Regierungsjahren Echnatons berichtet (vgl. Schaeffer, Stra-
tigraphie 2 ff.; Ugaritica I 35; dagegen Pohl, Orientalia NF 21, 112; Du-
nand, Rev. Arch. 1950,9). In der Folgezeit scheint Ugarit immer auf he-
thitischer Seite geblieben zu sein; Nougayrol allerdings meint 3 3), daß
vielleicht der König Argalbu von Ugarit die ägyptischen Beziehungen stär-
ker betont hätte, womit auch der Fund einer Vase Haremhebe in Ug~rit34)
zu verbinden wäre. Doch liegen darüber keine sicheren Anzeichen vor.
Gewiß ist unter Mursills II. König Niqmepa hethitischer Unterkönig,
und ugaritische Truppen kämpfen auch auf hethitischer Seite mit bei Ka-
desch35). König Ammistamru II. ist unter Pudugepa und Tudhalijas IV. ·Herr-
scher in Ugarit; nach ihm folgen mit anscheinend kurzen Regierungszeiten
noch ein Ibiranu, Niqmadu III. und Ammurapi. Unter letzterem dürfte Uga-
rit durch die Seevölker vernichtet worden sein, wenn auch anscheinend
Mernephtah auf Grund des hethito-ägyptischen Beistandspaktes Truppen nach
Ugarit gelegt hatte3 6 ).
In den stereotypen Listen wird Ugarit, im Ägypten immer )a-ku-ri-t(a),
also mit Vokalmetathese, geschrieben, selten erwähnt 37 ).
Tunip
Diese Stadt wird bereits zur Zeit der ausgehenden Hammurabidynastie
in Abrechnungen aus Alalag erwähnt (JCSt 13 23 Nr. 252,17), ist aber bis-
her noch nicht sicher lokalisierbar. Noth 38 ) wollte Tunip auf dem tell
hana, 3 km ostwärts des Dorfes dnebe, 16 km NO ~atna, suchen, jedoch wi-
derspricht dieser Ansatz den über Tunip gegebenen Nachrichten. So soll es
nach EA 161 zwischen Amurru und Nugasse liegen; EA 57 ergibt aber leider
nichts Sicheres, ebenso nicht die Ortsnamenliste Thutmosis' III. vom 33.
Jahr, aus der nur hervorgeht, daß es südlich von Nija gewesen sein wird.
Suppiluliuma erwähnt es bei seinem großen Zug nicht, obwohl es nach Noths
Ansatz zwischen Nußaase und ~atna gelegen haben müßte, also auf Suppilu-
liumas Vormarschstraße. Endlich spri.cht gegen Noths Ansatz auch, daß Ram-
ses II. den Ort da-pu-r im Gebiet von Tunip ansetzt, Noth selbst aber
da-pu-r mit Tuban, 25 km WNW Homs, identifiziert. Somit muß Tunip NW Ka-
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 305
desch und ;atna gelegen haben. Nach der Thutmosis III.-Liste mußte es
südlicher als Nija, nach den Alalab-Texten und den Urkunden aus Ugarit
nicht zu weit nördlich zu finden sein. Sicher gab es keine gemeinsame
Grenze zwischen Tunip und Alalah trotz des Vertrags des Niqmepa mit Ir-
dAddu von Tunip (s.gleich). v
Tunip war während der Kämpfe Thutmosis' III. die wichtigste Stadt
.
zwischen Kadesch .
und Aleppo; übernimmt doch Tunip, als Kadesch unter ver-
stärktem ägyptischen Druck steht, die Verteidigung der syrischen Gebiete.
Daraus darf geschlossen werden, daß Tunip eines der "Herzogtümer'' des Mi-
tannireiches gewesen ist. Der Hafen Ullaza wird im 29. Jahr39) und im 31.
Jahr Thutmosis' IIr. 40 ) von Truppen aus Tunip verteidigt. Erst in seinem
42. Jahr kann Thutmosis III. die Stadt erobern 41 ). Seine oedeutsame Rolle
zeigt sich auch im Grab des Mn-spr-RC-snb 42 ), der die Fürsten von ;adesch
und Tunip mit den Königen von Kreta und Hatti zusammen darstellt; dabei
überbringt der Fürst von Tunip seinen Sohn. Auch beim großen Zug des 33.
Jahres war Tunip berührt, wenn auch nicht erobert worden.
Aus der Amarnazeit hören wir, daß EA 59 die Leute von Tunip um den
Sohn des Aki-tesup als Fürsten bitten 43 ). Jedoch dürfen wir daraus nicht
unbesehen schließen, daß Tunip damals zum ägyptischen Einflußgebiet ge-
hört hat. Besitzen wir doch einen Vertrag des Niqmepa von Alalag mit Ir-
dAddu von Tunip; Niqmepa von Alalag war Untergebener des Saustatar von
Mitanni. Ganz abgesehen davon, daß es in der Zeit der Auseinandersetzun-
gen zwischen Ägypten und Mitanni kaum möglich gewesen wäre, daß zwei Un-
tergebene beider Reiche miteinander einen Vertrag schließen, wird auch
in dem Vertrag selbst eindeutig gesagt, daß er nur solange in Kraft und
bindend bleibt, als Niqmepa auf der Seite der Mitanni steht: 73 ff.
"(Wenn) ich aber (gegen) die Hurriter (!) oder wenn ich gegen den König
der Hurriter (!) feindlich sein sollte und ich seinen Eid, nämlich den
dem König der Hurriter, meinem Herrn, gegenüber, nicht bewahre, so sollen
sie mich nach dem Wortlaut des Vertrages aus dem Eid entlassen." Damit
ist aber zu folgern, daß auch Ir-dAddu in das Herrschaftsgebiet von Mitan-
ni gehörte.
Wir dürfen wohl annehmen, daß Amurru zunächst zu Tunip gehört hatte
(wie die Verteidigung von Ullaza durch Tunip erkennen läßt), daß aber mit
der Rückkehr der Stadt Tunip in die Gewalt der Mitanni das Gebiet von
Amurru von den Ägyptern gehalten und reorganisiert wurde. Damit verlor
Tunip seine Vorrangstellung. Der Brief der Leute von Tunip ist aus der
Situation heraus zu verstehen: Aziru beunruhigt Nija und Tunip, viel-
leicht ist von Mitanni aus wegen des drohenden Zuges des Suppiluliuma
keine Hilfe zu erwarten (der Zug kann noch nicht geschehen sein, weil da-
mals Tunip bereits in die Hände des Aziru gefallen war), so wendet man
sich, wie auch in anderen Fällen, in dieser Lage an Ägypten. Dabei beru-
fen sich die Leute von Tunip auf jene Eroberung durch Thutmosis III., der
20
Geographische Angaben tiber asiatische Gegenden im
306 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
das ganze Gebiet neugeordnet hatte (vgl. den Brief des Königs von Nutas-
se!): "Wer hatte früher Tunip besiedelt? Hatte es nicht 1Manahpiria,
... dein
Vorfahre (ammatiwus), besiedelt?"--- "Jetzt erbitten wir uns als unseren
Herrn den Sohn des Aki-Tesup vom Könige, unserem Herrn, und ihn möge un-
ser Herr geben. Es gab ja, Herr, der König von Ägypten den Sohn des Aki-
Tesup - warum kehrt er dann auf dem Wege wieder zum König, unserem Herrn,
zurück?" Es liegt also ein aus der Lage gegebener Versuch vor, sich auf
Ägypten zu stUtzen, als die Gefahr durch Aziru zu groß wird und der Mitan-
nikönig anderswo bes?häftigt ist. Sicher erhob Aziru deshalb Anspruch auf
Tunip, weil Amurru ursprUnglieh zum Gebiet von Tunip gehört hatte. Auf
alle Fälle besitzt er es während des Zuges des Suppiluliuma, da er dort
sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
Mit dem Abfall von Amurru zu Hatti scheint eine Neuordnung durchge-
führt worden zu sein, die Tunip wieder als selbständigen Staat einrich-
tete. Wenigstens schließt ein Hethiterkönig einenVertragmit Tunip (KBo
III 16 + 21); sein damaliger Fürst scheint Lab'u geheißen zu haben. Die-
ser Vertrag nennt Alalag und dessen König Ililimma (II.) und den Vater
des sprechenden Hethiterkönigs in unmittelbarem Zusammenhang. Also ist
der Vertrag von Suppiluliuma geschlossen worden (und nicht von Muwatal-
lis, wie Weidner, Pol. Dok. 136 n. 1 denkt). Ftir diese Zeit spräche auch
die Nennung der Hurriter und vielleicht auch die des (Aki-)-Tesup, Sohnes
des Täku bzw. des (TUR-Aki-)Tesup (nach Alt, s. Anm. 43), der vielleicht
als Feind der Hethiter in dem leider sehr fragmentarischen Text erwähnt
wird. So könnte hier der Vertrag vorliegen, den Suppiluliuma etwa bei der
Neuordnung der Verhältnisse nach Überlaufen des Aziru in diesem Gebiet
durchführte.
In der Ramessidenzeit wird Tunip im Bericht tiber die Kadeschschlacht
Ramses' II. als Standort der hethitischen Truppen erwähnt, den die Agen-
ten des Hethiterkönigs fälschlicherweise angeben. Dabei wird Tunip als
11 im Lande Aleppo liegend" bezeichnet, was aber wohl nur bedeuten soll,
daß damals Tunip der Oberherrschaft des Rimi-Sarma von Aleppo unterstellt
war. Um Tunip scheint seinerzeit auch noch gekämpft worden zu sein44 ). In
den stereotypen Listen wird es häufig genannt. Nach dem Seevölkersturm
verschwindet Tunip.
Zulabi
Dieser Ort ist vielleicht mit ~alaba, 10 km OSO Nija, zuidentifizie-
ren. Er erscheint in ägyptischen Quellen außer in der Thutm. !!!.-Liste
Nr. 130 nicht (~()-1()-b), was aber deswegen auffällig ist, weil mögli-
cherweise dort ein Stadtfürst residierte. Wenigstens wird uns KUB III 56
in einem Brief, in dem irgendein syrischer Fürst Neuigkeiten tiber die La-
ge nach Hatti berichtet und der noch aus der Zeit der Auseinandersetzun-
gen zwischen Hatti und Ägypten stammen muß, davon gesprochen,daß der
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 307
ägyptische König dem König von Zulapa Gold und Silber hat zukommen las-
sen; der Hethiter soll den Fall untersuchen. Vielleicht hat Ramses II.
auch eine Prinzessin aus Zulabi in seinem Harim gehabt, wie Edel, Ge-
schichte und AT 38/9, nachweisen konnte, der auch mit heranzieht, daß
Pudubepa KUB XXI 38 rto 12 Prinzessinnen von Babylon, Zulabi und Assur
nennt. Also steht hier diese sonst kaum erwähnte Stadt unter Großmächten!
Vgl. ferner mit Edel KUB XXI 39,8 mit Nennung des Königs von Zulabi im
Zusammenhang mit Bentesina von Amurru und der Stadt Nija; KUB XXI 35,7
ergibt als zu fragmentarisch nichts.
K~tna (q-d-na)
Katna ist durch den Fund von Tontafeln, die Nin-egal, Herrin von Kat-
na n;nnen, auf dem tell el mesrifeh, 18 km NO Homs, lokalisiert 53 ). Si;
sind zeitlich nicht genau fixiert, gehören aber wohl in den Anfang der
18. Dynastie. In diesen Tempelinventaren werden als Könige von ~atna ge-
nannt: Naplimma mit Sohn Sinadu; Addunirari (45 Jahre Regierung); Idadda,
(Sohn) des Ula~uda.
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
3.08 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
Aus Mari wissen wir, daß z. z. des Harnmurabi von Babylon Katna unter
Isgi-Adad ein wichtiger Umschlageplatz für den Syrienhandel g~wesen ist.
In die Zeit kurz vor dem Ausgreifen der Hethiter unter Hattusilis I. und
Mursilis I. gegen Aleppo gehört die Angabe, daß "Jarimlim von Jamgad
(=Aleppo) die Niederlage des Königs von Qa-ta-na machte", wie die Jahres-
datierung auf dem Testament des Ammitaqumma von Alalaß aussagt (vgl. Alb-
right, BASOR 146, 28).
Dann hören wir erst wieder während der Syrienfeldzüge Thutmosis' III.
von Katna: Es wurde anscheinend erst im 33. Jahr Thutmosis' III. unter-
worf~n54). Wenn Edels Deutung und Ergänzung55) richtig ist, war ~atna un-
ter Amenophis II. bereits wieder in mitannischer Hand, da er bei seinem
Feldzug im 7. Jahr beim Übergang des Orontes aus ~atna angegriffen wurde
- 56 >-.
Suppiluliuma nennt es als von ihm erobert (Mattiwaza-Vertrag); da-
durch ist seine Zugehörigkeit zu Mitanni sicher, da er sich damals sehr
hütet, von sich aus ägyptisches Gebiet anzugreifen. Wenn Akizzi von ~atna
sich nach den Amarnabriefen später unter Echnaton wieder an Ägypten anzu-
lehnen versucht, so ist das aus dem Versuch der syrischen Gebiete ver-
ständlich, sich von der hethitischen Herrschaft zu befreien. Die Briefe
wenden sich gegen Aitakama von ~adesch und Aziru von Amurru, also die
Nachbarn 57 ). Später findet es sich in den ägyptischen Quellen nur noch
in den stereotypen Listen.
(Hamath)
Die später so wichtige Stadt Hamath (j. hama) wird in den Quellen
nicht genannt, selbst nicht in den Listen Thutmosis' III. 58 ). Das ~~-ma-t
Sethos' I. liegt bei Besan (tell ~amme), wie auch wohl das ~a-ma-ta im
Pap. Anastasi I (s.u.). Vielleicht dient zur Erklärung, daß nach dem Aus-
gräber Ingholt (Rapport preliminaire sur sept campagnes de fouilles a
Hama) hama etwa zwische~ 1450 und 1200 nicht bewohnt gewesen sein soll -
eine Feststellung, die allerdings Schaeffer in Stratigraphie comparee 112
ff. bestreitet, wenn auch meiner Meinung nach nicht mit unwidersprechba-
ren Gründen. Hätte aber in der Zeit der 18. und 19 .• Dyn. Hamath wirklich
als Stadt bestanden, so muß es einen anderen Namen getragen haben; ich
kann jedoch keinen vorschlagen, der in Frage kommen könnte. So ist also
damals vielleicht doch Hamath wüst gewesen und erst nach dem Seevölker-
sturm wieder besiedelt worden.
Tunanab
Diese Stadt wird einmal in den Amarnabriefen zusammen mit NUßasse,
Nija, Zinzar vom König von Katna genannt (EA 53, 43); zur Lesung vgl.
Forrer, RA 2, 239. Der Ort ist bisher nicht zu lokalisieren (kaum Tanuni-
ja NW des Sees von Homs, Syria 4, 234), erscheint aber im "Gebet an die
Zederngötter" (KUB XV 34) nach Zinzira als Dunanapa. Die Aufzählung in
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 309
Zinzar
Zinzar, ägyptisch meist sann-~a-r geschrieben, wird bei qal'at sejar
am Orontes unterhalb Hamath lokalisiert 59 ) und in den Texten als Stadt-
staat aufgeführt 60 ). Eine Schlacht im Gebiet von Zinzar meldet für den
8. Feldzug Thutmosis' III. Imn-m-hb während des Rückmarsches vom Euphrat
- 61 )-. Ob allerdings damals die Stadt ägyptisch wurde, ist nicht bekannt.
Sie wird dann erst wieder unter Amenophis IV. in einem Amarnabrief erwähnt
- 62 )-, in dem Akizzi von Katna die Könige von Nuha~se, Nija, Zinzar und
. ~
;ß:adesch
Auf dem teil nebi mend am Orontes gelegen 64 ), wird die Stadt in den
verschiedenen Texten unterschiedlich geschrieben: während die Ägypter von
qad-su sprechen, was etwa dem gidsi entspricht, wie Aitakama von ~adesch
selbst in EA 189 die Stadt bezeichnet und wonach auch Abimilki von Tyrus
EA 151 kidsi sagt, nennt Birjawaza von Damaskus die Stadt gizza; gizza
heißt der Ort auch in den Inventartafeln von ~atna aus dem Beginn des N.
R. Demgegenüber nennt Akizzi von ~atna EA 54 wie die Fürsten von gasabu,
Hazi und einer unbekannten Stadt in gleicher Gegend (EA 174/6) die Stadt
;inza, wie auch die hethitischen Texte. Gardiner65 ) hatte, E. Meyer fol-
gend66), darin zwei verschiedene Namen gesehen, wobei er den ersteren
qadsu etc. für einen Beinamen "Heiligtum" hielt. Vielleicht ist es aber
eher so, daß qadsu wohl der ursprüngliche Name ist, aus dem zunächst nach
einem im Babylonischen belegten Gesetz qizza, gizza wurde und dann wieder
eine ebenfalls dort gesicherte Nasalierung der stimmhaften Konsonanten-
verdoppelung eintrat, die zu kinza führte. Der Wechsel ki-, gi- ist nur
graphisch und soll qi- ausdrücken67 )
Historisch findet sich die erste Nachricht über Kadesch in den eben
erwähnten Inventaren von Katna, die einen König Durusa aufführen. Unter
.
Thutmosis III. ist der leider nicht namentlich bekannte Fürst von Kadesch
der Führer eines Aufgebotes von 330 Fürsten gegen Ägypten. Im 3o. Jahre
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
310 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
dieses Königs wird das Gebiet von ~adesch verwüstet 68 ) und die Stadt
erstmalig im 33. Jahr erobert, wie sich aus den Angaben des Mitkämpfers
Imn-m-lfb ergibt 69 ). Die Bedeutung der Stadt kann man aus der Darstellung
im Grab des Mn-hpr-R'-snb ablesen, der den Fürsten von Kadesch neben dem
von Tunip, von ireta und von Hatti darstellt 70 ). Unter Ämenophis II. ist
die Stadt noch ägyptertreu, denn sie schwört ihm im 7. Jahre den Eid; da-
nach hält der König im südlich gelegenen Wald von la-b-Ju eine Jagd ab
- 71>-. Auch noch in der Amarnazeit scheint ~adesch als ägyptisches Gebiet
zu gelten, da Suppiluliuma den Angriff des Sutatara und seines Sohnes Ai-
takama als für ihn üb·erraschend bezeichnete 72 ). Nach den Amarnabriefen
war Aitakama vom Hethiter als König eingesetzt worden und stand auf he-
thitischer Seite 73 ); er verband sich mit Aziru von Amurru gegen ~atna wie
gegen die ägyptischen Kleinstaaten in Upe.
Auf alle Fälle rechnet Suppiluliuma in der Zeit Tutenchamuns ~adesch
zum hethitischen Einflußbereich, da er den Angriff ägyptischer Truppen
gegen ~adesch als Friedensbruch ~ezeichnet 74 >. Der alte Aitakama erhob
sich im g. Jahr Mursilis' II. erneut gegen die Hethiter, wurde aber von
seinem Sohn NIG.BA-dU-as ermordet, der sich den Hethitern unterwarf. Der
Fund einer Stele Sethos' I. in Kadesch macht wahrscheinlich, daß damals
wenigstens vorübergehend ~adesch in ägyptischer Hand war 7 5). Unter Ramses
II. ist es jedoch wieder hethitisches Gebiet, wie sich aus der Schilde-
rung der ~adeschschlacht ergibt 76 >. Kurz danach ist ~adesch, wie die ar-
chäologischen Untersuchungen gezeigt haben, durch die Seevölker zerstört
und lange Zeit nicht wieder besiedelt worden.
In den stereotypen Listen ist Kadesch verständlicherweise eine häufig
genannte Stadt.
Arados
Diese wichtige Hafenstadt ~~~~ erscheint in den ägyptischen Tex-
ten kaum77); nur im Pap. Bologna 1os6-wird ein Sliave aus Ja-r-du ange-
liefert7B). In den Amarnabriefen79 ) sind die Schiffe von Arwada als Geg-
ner des Rib-Addi von Byblos wie auch des Abimilki von Tyros genannt, wäh-
rend Arados selbst mit Sidon und mit Aziru von Amurru verbündet ist. Es
wird aber nicht von einem Fürsten, sondern von den "Leuten von Arwada"
gesprochen; also scheint damals dort kein Königtum mehr zu bestehen.
Byblos
Gubla, ?:1~ , K()b-ni, scheint im N.R. etwas an Bedeutung verloren
- :
zu haben, wohl, weil durch die Besetzung des Libanon selbst der Holzhan-
del über andere Stützpunkte, wie Ullaza, lief. Es erscheint auch in den
stereotypen Listen kaum80 ). Bei den Feldzügen Thutmosis' III. und Ameno-
phis II. wird es nicht erwähnt, so daß sicher die Zugehörigkeit zum ägyp-
tischen Einflußgebiet, die ja bereits im M.R. deutlich ist, weiterhin als
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 311
Byblos kaum erwähnt; nur im Pap. Anast. I XX 8 werden Stadt und Göttin
genannt. Erst zu Beginn der 21. Dynastie tritt es dann bei der Reise des
Wn-Imn wieder in den Blickpunkt (s.u.). Damals gehörte aber Byblos aus-
drücklich nicht mehr zum ägyptischen Kolonialgebiet.
Beirut
Weder in den Texten noch in den stereotypen Listen genannt, findet
/ \/ I' /
sich Beirut (ideographisch A.PU.MES, A.PU oder PU.ZUN geschrieben wegen
der Herkunft des Namens von bir "Brunnen") dann in den Amarnabriefen. Ja-
Pab-Addi, mit dem Rib-Addi von Byblos einen Rechtsstreit über anvertrau-
ten Besitz hatte, dürfte König von Beirut gewesen sein8 5). Bei dem Nach-
folger Ammunira (Hammuniri) suchte dann Rib-Addi bei seiner Vertreibung
aus Byblos SchutzS 6 ), wenn er sich auch vorher häufig über Beirut, Sidon
und Tyrus beschwert hatte 87 ). Den König (LU) von Beirut nennt KUB III 36
vso 5, ein Brief aus Ägypten.
.
Tyrus (EA sur-ri, ägypt. -su-r)
Diese Stadt, von der Pap. Anast. I XXI 1 sagt, daß "Wasser mit Boo-
ten gebracht werden muß 92 ) und die Fische zahlreicher sind als der Sand",
erscheint in ägyptischen Texten recht selten. Aus den Amarnabriefen er-
fahren wir, daß am Ende der Regierung Amenophis' III. der König von Tyrus
zusammen mit der Schwester des Rib-Addi von Byblos, die dorthin in Si-
cherheit gebracht worden war, vom Volk ermordet wurde, doch ist der Name
dieses Königs nicht belegt. Sein Nachfolger, Abi-milki, steht mit Zimrida
von Sidon im Kampf um Alttyrus, das letzterer besetzt hatte und damit die
Wasserversorgung und die Beisetzungen für Tyrus unterbrochen hatte9 3 ).
Das Grenztagebuch aus der Zeit Mernephtahs erwähnt beiläufig einen Für-
sten ba-c-al-ut-ar-m-g von Tyrus 94 ). Auch Wenamun kommt auf seiner Fahrt
nach Byblos durch Tyrus.
In den Listen erscheinen Tyrus wie Alttyrus (~u-Au) bei Sethos I. (s.
o.). Die besondere Bedeutung von Tyrus ergibt sich besonders aus EA 89.
Hazor
Beim ersten Feldzug Thutmosis' III. von der "Nordabteilung" berührt
(Liste I Nr. 32), findet sich ein Bote aus Hazor unter Amenophis II. im
Pap. Patersburg 1116A (s.o.). Briefe des Abditirsi von gazuru sind EA
227/8; vielleicht ist auch der Ba'lu-UR.SAG der Briefe EA 249/51 nach
Hazor zu versetzen (s.o.). Amenophis II. erwähnt es in der stereotypen
Liste Urk. IV 1338, doch erscheint es späterhin in diesen nicht mehr. Im
Pap. Anastasi I wird nach dem Weg dorthin und nach dem Aussehen seines
Flusses gefragt.
Asdod
Wird nur im Onomasticon des Amenemope Nr. 263 als ~as-di-di aufge-
führt; auch nicht in EA erwähnt.
~ (ja-pu)
Beim Vormarsch des 1. Feldzuges Thutmosis' III. berührt (Nr. 62),
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 313
verbindet sich mit dieser Stadt eine Erzählung ihrer Eroberung durch den
General ~~wtj, der eine List anwandte. Ob dieser Fall der Stadt in den 1.
Feldzug fällt, ist ungewiß; es kann sich auch um einen späteren Abfalls-
versuch handeln. Damals wurde die Stadt wohl kgl. Besitz und damit die
Dynastie beseitigt, da ja-pu in den Amarnabriefen keinen Fürsten hat und
ein Syrer, Jaßtiri, Gaza wie Joppe verwaltet (EA 29 6,30 ff.). Ein ande-
rer Brief (EA 294) spricht davon, daß Leute nach Joppe geschickt werden,
die dort in den Scheunen arbeiten sollten. Pap. Anastasi I verbindet Jop-
pe mit der Vorstellung leichtlebiger Gärtnerinnen.
Askalon
Ein Bote von ~-8-qa-lu-na wird unter Amenophis II. im Pap. Patersburg
1116A vso 76.186b genannt. In der Zeit der Amarnabriefe ist Widia Fürst
von As~aluna (EA 320/6); es wird EA 287,14 zusammen mit Gezer und Lac~h
als bapiru-freundlich durch ARAD-gepa von Jerusalem bezeichnet. Das Ono-
mastikon des Amenemope führt )as-qa-1 2 -na auf, während es in den stereo-
typen Listen nicht erscheint (vgl. aber Berl. Inschr. II 597: ~-8-q-lu-n).
Ramses II. hat die Stadt erstürmen müssen (Wreszinski, Atlas II 58), was
vielleicht auf einen Angriff der Beduinen (oder der bapiru?) hinweist.
Deshalb erwähnt auch Mernephtah .)-s-qa-li-n als erobert ("Israelstele").
Gaza
Unter Thutmosis III. ist ga-~a-tu ägyptischer Königsbesitz und trägt
den Namen "Die der Herrscher erobert hat". Hier befindet sich, wie oben
gezeigt, die Provinzhauptstadt von Kanaan und der Sitz der Kommissare
(EA 289,33); Gaza und Joppe wurden als zwei kgl. Städte (EA 296,32) ge-
meinsam verwaltet. EA schreiben den Namen ßa-za-ti bzw. az-za-ti, wes-
halb er mit einem gajjin angelautet haben dürfte (vgl. Gardiner, Onoma-
stica I 191:JE). Später bezeichnete man die Stadt als "Stadt von Kanaan".
Das ist eine Abkürzung für "Besitz des Königs, die Stadt in Kanaan" als
Benennung eines kgl. Eigenbesitzes. Sethos I. mußte nach Darstellung in
Karnak die Stadt von den S~8w freikämpfen. Erwähnt als ga-~a-ta im Onoma-
stikon Nr. 264, als qa-~a-ta im Pap. Anastasi I, 27,8. Boten aus ga-~a-
ta·' erwähnt das Grenztagebuch Pap. Anast. III vso 6,1.6. In den stereoty-
pen Listen erscheint Gaza nicht.
In diesem Zusammenhang ist noch auf einige Orte hinzuweisen, die zwar nicht
in den stereotypen Listen vorkommen, auch z. T. keine eigenen Stadtstaaten
bildeten, die aber für die Geschichte dieser Zeit von Wichtigkeit waren.
Simyra (~()-m()-ra)
Simyra erscheint zuerst Urk. IV 689,13 während des Feldzuges des 30.Jah-
res Thutmosis' III., in dem das Gebiet dieser Stadt und das von Ardata ver-
wüstet wurde; Thutmosis kommt dabei aus dem Inneren des Landes von ~adesch,
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
314 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
also sicherlich durch das Eleutherostal, gezogen. Die Stadt spielt aber zu
dieser Zeit gegenüber dem benachbarten Ullaza keine Rolle. Erst in den Amar-
nabriefen zeigt sich, daß Simyra der Sitz der Verwaltung für die Provinz
Amurru ist (s. Verwaltung). Um den Besitz dieser Stadt ringen die Ägypter
mit Abdi-A~irta und Aziru von Amurru. Unter Ramses II. ist es als Simyra
•tdes Ssj", d.h. des Königs Ramses, wieder in ägyptischer Hand. Sowohl die
Amarnabriefe als auch diese Bezeichnung aus dem Pap. Anastasi I. lassen er-
kennen, daß damals Simyra keinen Fürsten hatte, sondern Besitz des ägypti-
schen Königs war. Die Bezeichnung "~a-m()-ra des Ssj" zeigt an, daß Simyra
als kgl. Stadt noch einen der für diese üblichen Namen trug. Parallel zu den
Namensgebungen der Ramsesstädte in Upe und Kanaan (s.o.) wird es "Ramses,
die Stadt in Amurru" geheißen haben. Damit dürfte die Gleichsetzung mit dem
"Mernephtah, die Stadt in Amurru" (wenn so das überlieferte :JB.-ra-m zu ver-
bessern) im Grenztagebuch sicher sein.
Uber die Lage der Stadt genen die Ansätze weit auseinander, weil dieser
Ort anscheinend in der Zeit der ausgehenden Antike nicht mehr bestand und
deshalb in den Itineraren nicht erscheint, obwohl es Stephanus von Byzanz
l.~f'vfof ) , Strabon ( :;..lfvp>~- ) und Plinius (Zimyra) noch erwähnen. EA
p. 1141 wird die Gleichsetzung mit einem sumra "nördlich Tripolis und 25 Mi-
nuten nördlich der Mündung des nahr el-kebir" als sicher angenommen. Dussaud
hingegen sucht es Topographie 118 bei man~ar, 15 km südlich Arwad, auch Gar-
diner, Onomastica unter Berufung auf Syria 21, 181.221 ff., an einem tell
simiryan 97 ).
Nach den AngaQen der Amarnabriefe dürfte jedoch der Ansatz am Bleutheros
dem Dussauds vorzuziehen sein. Schon, wenn Abdi-A~irta EA 62,13 ff. aus Ir-
qata (j. arqa bei Tripolis) zum Entsatz des von den Leuten von Seßlal ange-
griffenen Simyra heraneilt, kann es nicht so weit von Irqata entfernt gele-
gen haben. Die Lage am Meer oder unmittelbar an der Küste ist durch EA 105,
11 deutlich, wo es heißt, daß die Leute von Arwad es vom Meer aus belagern,
während die Söhne des Abdi-A~irta es von der Landseite bedrängen. Wichtig
ist in diesem Zusammenhang noch die Angabe Tiglatpilesers I., daß er von Ar-
wad aus 3 Doppelstunden bis Simyra gefahren sei. Da dies nach Honigmann, RE,
v. Simyra etwa 32 km sind, kommt man damit noch über die Bleutherosmündung
hinaus; man~ar wäre viel zu nahe. Der Bleutheros ist aber die südlichste
Grenze des Ansatzes, da nach Strabon XVI 2,12 Simyra in Arwad einverleibt
wurde und dann der Eleutheros die südliche Grenze des neuen Gebietes bilde-
te. Orthosia war südliche Nachbarstadt.
Ullaza
Ullaza erscheint bereits in den Ächtungstexten des M.R. (s.o.), und es
ist unter Thutmosis III. ein wichtiger Ort nördlich von Byblos. Deshalb
richten sich auch die Züge des 30. und 31./2. Jahres gegen diese Stadt, die
dabei jedesmal von einer Garnison der Stadt Tunip verteidigt wird (Urk. IV
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 315
685/8; 690,17), die einmal aus 329 t-hu-r, das zweite Mal aus einem "Ritter"
des Sohnes des Fürsten von Tunip, einem Kommandanten und 492 Mann mit 13
Streitwagen besteht. Nach der Eroberung wird eine ägyptische Garnison hinver-
legt, die besonders für den Abtransport von Tannenholz, wohl unter der Umge-
hung von Byblos, zuständig war (Urk. IV 1237,15). In den Amarnabriefen hat
Sumur Ullaza als Hauptort der ägyptischen Verwaltung abgelöst, obwohl es
weiterhin eine kgl. Stadt ohne eigenen Fürsten ist, deren Schutz der Fürst
von Amurru durchzuführen hat (EA 104). Es fällt in dieser Zeit in die Hände
der Leute von Arwad (EA 105,23).
Die Lage der Stadt ist unsicher. Nach den Annalen (Urk. IV 691,1) lag es
"am Ufer des las-ra-na"; die auch vorgeschlagene Lesung m()r/1-ra-na dürfte
ausgeschlossen sein, da '---<... nur in dem Sonderfall von mr "Vorsteher"
diese Lesung hat. Es handelt sich wohl'um einen Fluß. Albright verlegt des-
halb Ullaza auf den tell qazil am Nordufer des nahr el-abrasch, 8 km nörd-
lich der Eleutherosmundung (JPOS 8, 237). Dussaud, Topographie 79, möchte es
bei Orthosia am nahr el-barid ansetzen, Alt endlich (BBLAK 68, 116/7) denkt
an eine Lage beim heutigen Tripolis. Auf alle Fälle ergibt sich wohl aus EA
104/11.41, daß Ullaza nördlich Ardata liegt, da dort einmal die Städte in
der Abfolge Ardata - Waglia - Ambia - Sigata genannt werden, das andere Mal
in der Reihenfolge Ambia- Sigata- Ullaza- Arwad; auch nach EA 109,12 lag
es bei Ardata. Endlich wird auf dem Feldzug des 29. Jahres Thutmosis' III.
nach Ullaza auch Ardata geplündert. Somit erscheint der Ansatz bei Orthosia
an der Mündung des nahr el-barid recht wahrscheinlich, besonders, da nach
dem Fall von Ullaza die Truppen von Tunip im benachbarten Irqata stationiert
werden, das nun den Weg von Ullaza ins Eleutherostal und nach Tunip sperren
soll.
Die Schreibung von Ullaza schwankt: neben fl <f>1 ~1' ~ Urk. IV 685,8
Steht lJ I<;>::::::)~ t01 690, 17 und ~ ';7'. <;> :::::> ~- tCd 1 237, 15; auch das
/}1 '7'7": c:;=- ~ 1>0<1
1
in der Liste Sethos' I. (Simons Nr. XIII 56) dürfte da-
mit zu verbinden sein, sicher nicht aber das nach Syrien gehörende n I~
~1 in der Liste Thutmosis III. Nr. 166.
ta-na-ja
Aus einem Ort dieses Namens erhält Thutmosis III. (Urk. IV 732) u. a.
ein Silbergefäß (suabda) "in kretischer Arbeit" geliefert. Dieses Land er-
scheint auch in einer stereotypen Liste Haremhebe (Simons Nr. XII) vor Ala-
sia erwähnt. Danach mag es sich um ein Land etwa an der Südküste Kleinasiens
gehandelt haben9 8 ). Ob hierher die Nennung des Königs von Ta-na EA 85,51 zu
stellen ist, der nach Simyra reiste (es handelt sich kaum um einen Kriegs-
zug) und wegen Wassermangel Byblos nicht besuchen konnte, bleibt unsicher.
Hethitische Quellen scheinen den Stadtstaat nicht zu nennen.
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
316
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
'a-r-tirnu
Dieser Ort wird auch '-r-tu-nu, '-r-ta-w-nu geschrieben, ist aber nicht
identifizierbar. In den stereotypen Listen, in denen er allein erscheint,
findet er sich in der Nähe von lu-1-lu, Eambyke, Alalah (?) genannt. Viel-
l€icht gehörte diese Stadt also nach Nordsyrien99). v
'-p-t-t-na
In einer Liste Amenophis' III. (Simons Nr. IX f); unklar, ob gleich 'a-
pu-ta in Liste Nr. XV, wahrscheinlich nicht identisch mit 'a-p-!-n in der
Liste Thutmosis' III. (Nr. 72) bei Kadesch.
'a-qu-p-ta
In den stereotypen Listen nach man-nu-s genannt. Nicht identifizierbar.
wan-t-'-8
In einer Liste Ramses' II. (Simons Nr. XX) genannt, neben ba-r-ga;
nicht identifizierbar.
8-g-ru-r-h
In einer Liste Ramses' II. (Simons Nr. XXII) und einer Ramses' III. (Nr.
XXX) genannt, beide Male zusammen mit '-r-tu-nu; ob dadurch auch nördlich
Karkemisch anzusetzen?
ha-b-r-h
In der Liste Simons Nr. XXII (Ramses II.) neben ba-r-ga genannt; nicht
identifizierbar.
?-ra-t-p-h
Ebenfalls in der Liste Nr. XXII hinter ba-r-ga genannt; nicht zu iden-
tifizieren. Wohl Versehen für ' -ra-ra·-p-8:
I
Arrapha!
h-wa
In Liste Simons Nr. XXII; nicht identifizierbar.
w-nw
In verschiedenen stereotypen Listen genannt; nicht identifizierbar.
h()-r-ma
Erwähnt im Onomastikon des Amenemope A 271, sicher gurma, eine Stadt in
der Nähe von Kummanni, der Hauptstadt von Kizzuwatna (vgl. Garstang-Guerney,
Geography Hittite Empire 48).
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Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
318 ägyptischen Sprachgebrauch des N.R.
1) Urk. IV 1344,7.
2) Gauthier, Dict. geogr. I 95.
3) Simons Liste Nr. XIII Nr. 35 z. Z. Sethos' !.las Müller, Egyptol. Res.
Irr •• b~' anders jedoch Lepsius und Simons, Jirmb~··· bzw. Champollion
(Ir!···), vgl. Simona p. 138. Unklar ist auch in der Liste Simons Nr.
XXVII Nr. 34 Ipg, wo andere Irpß lesen (vgl. Simons p. 166).
4) Urk. IV 891,9.
5) Simons, Topogr. Lists Nr. IX.
6) JCSt 10 p. 92 (Fragm.• 28 II 9).
7) ebenda p. 94/5 (Fragm. 28 II 44; III 27).
8) Einsetzung JCSt 10, 95 (E3 III 17); zur Gleichsetzung der beiden Namen
vgl. ebenda p. 120. Zu ihm vgl. auch Fragment 35 (p. 111), sowie PRU
IV 54.
9) Vgl. PRU IV 154 ff.; Ugaritica III 21; Siegel PRU IV 116.
10) PRU IV 114 ff; Ugaritica III 21.
11) Kairo 25807.
12) Kuentz, Bataille 213.227.262.342.386.
13) Verbauter Block in der Westwand des Cachettehofs in Karnak, unpubl.
14) Med. Habu Earlier Hiat. Rec. pl. 46.
15) Gardiner, Onomastica I 132~ ff.
16) Urk. IV 891,3.
17) Nach Mattiwaza-Vertrag.
18) Pap. Anastasi I 18,9- 19,1. Im Pap.mag. Leiden 343 VII 8 wird parallel
zur Wüste das "trockene Land von !}a-r-ba" genannt. Massart, Leiden mag.
Pap. 74 wie Drioton, Bibl. orient. 12,165,wenden sich gegen eine Gleich-
setzung mit Aleppo (Balpa). Massart will einen kanaanitischen Ausdruck
von 11n "trocken sein" daraus lesen, während Drioton sogar den Berg
~]·n im Sinai darin erkennen will. Letzteres erscheint mir unwahr-
scheinlich, und ich möchte sogar einen Hinweis auf Aleppo nicht aus-
schließen.
19) Nach den Angaben Salmanassars I. über seinen Syrienfeldzug.
20) KBo III 3. Salmanassar III. erwähnt Barga bei Hamath (Luckenbill. AR I
§ 610). Lokalisierung nach Dussaud, Topographie 243.
21) EA 57,3. Damals vielleicht auch in den Annalen des Suppiluliuma genannt,
vgl. Güterbock, JCSt 10, 107 fragm. 31 = KUB XIX 4,1.
22) Daß auch in Simons Liste Nr. XI Nr. 2 ba-r-ga(!) und nicht ba-r-nu zu
lesen ist, vgl. Edel, Geschichte u. AT., 38 n. 2.
23) Vgl. Woolley, Forgotten Kingdom.
24) s. Smith, Statue of Idrimi. Zum Vertrag mit Pellija von Kizzuwatna vgl.
ALT. 3.
25) Urk. IV 719, 17 - die Hauptmasse der Lieferungen sind Hölzer.
26) Die Nennung von Alala~ im Brief Amenophis' II. an seinen Vizekönig von
Nubien, Wsr-Stt, hat keinen historischen Wert. - Urk. IV 1344,6 "(Herr)
Geographische Angaben über asiatische Gegenden im
ägyptischen Sprachgebrauch des N.R. 319
2) Sethos I.: "Das Wohnhaus ('.t) des Löwen"; Pap. Anastasi I "Das Wohnhaus
des Ssw". Es handelt sich also um eine villenähnliche Anlage des Königs,
der einmal als "Löwe", das andere Mal mit dem abgekürzten Namen (für R'-
ms-sw) bezeichnet wird. Mit letzterem Namen erscheint sie auch Pap. Ana-
stasi V 24, 1 als "Wohnhaus des R'-ms-sw-mrj-Imn". Es werden an dieser
Textstelle dort Schiffe ausgeladen, so daß sie am Meer gelegen haben muß.
Gardiner identifiziert die Anlage mit dem jetzigen tell ~abwe. Das Bild
in Karnak fügt einen ausgebauten Teich mit zwei Bäumen hinzu, also an-
scheinend einen Garten.
3) Sethos I.: "Fort (m()-k-ta-1) des Mn-m3'.t-R'"· Im Pap. Anastasi I wird
diese Anlage nicht genannt. Dafür berichtet Pap. Anastasi V 20,2, daß ge-
flüchtete Sklaven an "der nördlichen Befestigung des ma-k-ta-1 des Sthj- "'
mrj-n-Pt~-geliebt-wie-Seth" vorbeigekommen seien. Hier hat auch Ramses
III. bei der Seeschlacht mit den Seevölkern sein Hauptquartier aufgeschla-
gen, wie Medinet Habu pl. 42 gemeldet wird; die Anlage heißt dort migdol
des R'-ms-sw-~~3-Iwnw. Gardiner möchte diesen Ort mit dem 7'--:r ,.p:;J Ezech.
29,10; 30,6; Jer. 44,1; 46,14; Ex. 14,2; Num. 33,7 und dem griechischen
M 01 ff'~.~). o( identifizieren und nach tell el-~er verlegen 14). Es
könnte sich hier um eines der Migdol handeln, die der demotische Pap.
Kairo 31169 an der Straße nach Palästina erwähnt 15 ). Neben der hierogly-
phischen Zeichnung der Festung ist ein Brunnen angegeben, der im Pap.
Anastasi I ~a-si-ja-na heißt. Aus den älteren Abschriften der Beischrift
in Karnak hatte Gardiner für dort eine Lesung ~a-pa-na ersch~ossen (sie
ist jetzt zerstört), doch wird auch dort ha-si(!)-na gestanden haben
( ~ anstelle· )f. zu lesen! ) • •
/
4) Sethos I.: "W~~j.t des Sthj-mrj-n-Pth"; Pap. Anastasi I "Gebiet(') der
I o
W~~j.t des Ssw". Der in Karnak beigefügte Brunnen mit einem Baum heißt
"der Brunnen des Gebietes des •••••• "; Gardiner erschloß aus den älteren
Abschriften für das fehlende Wort ~ , doch dürfte das kaum stimmen.
Die Anlage ist vielleicht beim jetzigen qatija zu lokalisieren.
5) Sethos I.: "Der Turm (bgn) des Mn-m3'.t-R'"; i~ Pap. Anastasi I nicht er-
wähnt. Neben der Festungshieroglyphe zeigt Karnak einen unregelmäßigen
Teich. Möglicherweise gehören die Hieroglyphenreste unter der Festungs-
beisehr1ft in Karnak zu diesem Brunnen, wenn sie auch Gardiner als Name
des Turmes deuten wollte. Er las ..,.)... 4~ - ~~ , was vielleicht
eher zu emendieren ist in A~~)b.~ -:::=::' i'L ·
Die Gleichsetzung dieses Turmes mit dem bßn des Mrj-n-Pt~-~tp-~r-m3~t
"in der Nähe von .!;!0-r-ru-m" im Grenztagebuch (Pap. Anastasi III vso 5,1)
ist recht unsicher, da - wie oben bemerkt - diese Anlage auch in Syrien
(an der tyrischen Leiter?) liegen könnte.
Unter der Anlage ist in Karnak noch beigeschrieben "die Befestigung
,/
(nhtw) des Sthj-mrj-n-Pth"; diese Anlage nennt auch der Pap. Anastasi I
al; "Befestig~ng des W~r:m~'.t-R'"· Möglicherweise handelt es sich um
Der Horusweg im N.R. 325
der Liste Thutmosis' III. als Nr. 6 erscheint und dort vor Kumidi (kamid el-
loz) erwähnt wird. Wir haben es also nicht unmittelbar bei ~adesch, sonder~
weiter südlich im Litanital anzusetzen. Mit seiner Erwähnung neben ~adesch
soll wohl das ganze Tal zwischen Libanon und Antilibanon zusammengefaSt ge-
Die Angaben über die syrische Geographie im Papyrus Anastasi I 329
nannt werden. Die Schreibung des Namens du-b{-hi mit dem Determinativ des
Messers weist auf eine Volksethymologie wegen "h:J b "schlachten" hin.
"Du bist nicht mit den Soldaten ins Gebiet der Beduinen gezogen. Du bist
nicht den Weg nach ma-ga-ra gezogen, wo der Himmel am Tage verdunkelt ist
und der Überwachsen ist mit Wacholder (Cwn.t<:w'n), Eichen und Tannen, die
den Himmel erreichen. Löwen (m~j) sind zahlreicher als Panther (Sbj) und Bä-
ren O;tm.t) 2 )' und es ist umgeben von Beduinen auf beiden Seiten." ma-ga-ra
ist wohl mit dem Wort il; tJ? "Höhle" zusammenzustellen und mit der griechi-
schen Bezeichnung f1a~l<_fol , die die Ebene des Bleutherostals benennt. Es ist
hier also der schwierige Weg im Tal des Bleutheros gemeint, den man ziehen
muß, um von Simyra nach Aleppo oder ~adesch und Tubigu zu gelangen. Dieses
Tal ist damals also noch wald- und tierreich gewesen und wegen der in den
Wäldern hausenden "Beduinen" gefährlich.
"Du hast nicht den Berg 8()-wa erstiegen, barfuß, die Hände an (der Waf-
fe), den Wagen mit Stricken festgebunden und das Pferd hinter dir herziehend".
Der Berg s()-wa ist der bei den Assyrern Su-e genannte Berg, so bei Tiglat-
pileser III. 3 ), der dort als "an den Libanon angrenzend" bezeichnet wird und
sich bis zum Amanus erstreckt - also das Nosairiergebirge.
"Ich möchte (dir erzählen von ••••] -bi-ra-ta. Du willst ihn nicht er-
steigen und überschreitest den Fluß über ihm". Es handelt sich wohl um einen
Paß, ohne daß das fragmentarische Wort ergänzt werden kann.
Nach diesen Nennungen folgt im Text zunächst eine eingehende Schilderung
eines nächtlichen Diebeszuges der Beduinen, denen der Bote zum Opfer fällt;
mit diesem Einschub wird ein Abschnitt auch in der geographischen Betrach-
tung angedeutet sein. So fährt sie mit einem neuen Ausgangspunkt fort: "Ich
möchte dir von einer anderen seltsamen Stadt erzählen, nämlich von Byblos:
Wie sieht sie aus? Und ihre Göttin?". Nach Simyra wird also jetzt Byblos als
Hafenstadt an den Anfang des neuen Kapitels gestellt, wieder mit der Frage
nach dem Aussehen der Stadt, was für die Boten von besonderer Wichtigkeit
war.
"Bitte unterrichte mich über bi-ru-ta, über si-du-na und sa-r-pu-:>u-ta "·
- - 2
Die Beschreibung schreitet jetzt also von Byblos südwärts die Küste hinab
mit Nennung der wichtigen Hafenstädte Beirut, Sidon und Sarepta. Zu Beirut
und Sidon, die ja auch sonst in den EA erwähnt werden, s.o.; Sarepta, 15 km
südlich Sidon, wird sonst in den ägyptischen Texten nicht genannt, wohl,
weil es auch schon damals zu Sidon gehört haben wird, wie es ja auch später-
hi~ als L olf ~TC "C 01.
<'ifr I fl<fc.J Yl ~ f bezeichnet wird (Luc. 4,26; vgl.
1 • Kön. 17 ..;I !) I S ).
"Wo ist der Fluß ·~/la-Si-na?" Gemeint ist der Litani, der südlich Sarep-
ta ins Meer fließt.
"Wie sieht :>u-su aus?" "Man sagt, eine andere Stadt läge im Meer, ge-
nannt ~u-r des Hafens. Wasser muß mit Schiffen hingebracht werden, und rei-
cher ist sie an Fischen als an Sand". Weiter südlich von der Litanimündung
330 Die Angaben über die syrische Geographie im Papyrus Anastasi I
kommen wir also nach Alttyrus (Palaityrus) und Tyros selbst auf seiner Insel
vor der Küste, das hier deshalb als "Hafen-Tyrus" bezeichnet wird. Alttyrus
sicherte die Trinkwasser- und Holzversorgung der Inselstadt, woraus sich die
Bemerkung über die Trinkwasserversorgung in unserem Text erklärt; die glei-
chen Dinge stehen in den EA 148/50 zur Debatte (Zu den Städten selbst s.o.).
"Ich will dir eine andere Schwierigkeit erzählen, nämlich die tiberwin-
dung von !!a-r-Cu-mu. Du wirst sagen, das brenne schlimmer als ein Stich".
Wie Wilson, ANET 477 n. 36 richtig bemerkt, handelt es sich hier um das Ge-
biet der "tyrischen Leiter" am Ras naqura. Dabei wird hier ein Wortspiel
zwischen dem Namen -sa-r-Cu-m und i1 Yl~
T • •
"Hornisse" durchgeführt, das
die Schwierigkeit dieser Wegstrecke charakterisieren soll.
"Bring mich auf den Weg südwärts nach Akko! Wo mündet der Weg nach C-k-
sa-pa? Bei welcher Stadt?". Die Beschreibung geht weiter nach Süden, erreicht
die Hafenstadt Akko und wendet sich nun dem von Akko und von der Küstenstras-
se abzweigenden Weg ins Innere des Landes zu, der zunächst zur Stadt Akschaf
SO Akko führt, die Thutmosis III.-Liste Nr. 40 erwähnt wird (s.o.).
"Unterrichte mich bitte über den Berg von War - wie sieht sein Gipfel
aus? Wann taucht der Berg sa-ka-ma auf?" Die beiden Berge sind sonst nicht
bekannt; da wir uns aber bei Akko und Achschaf am Karmel befinden, ist es·
wohl möglich, daß hiermit Gipfel dieses Bergzuges gemeint sind.
"Von wo reist der Bote nach ha-su-rU? Wie sieht sein Fluß aus?" Hazor,
nördlich des Tiberiassees (s.o. Thutm. III.-Liste Nr. 32r :EA.227/8), beginnt
damals eine wichtige Rolle zu spielen, die sich ja auch noch in der tiberlie-
ferung des AT erhalten hat. Auch hier ist wieder das Wissen um die Beschaf-
fenheit des Flusses für den Boten von Wichtigkeit. Die Anordnung unseres
Textes läßt vermuten, daß man von Akko aus nach Hazor ~eiste.
"Setze mich auf den Weg nach i}a-ma-ta, d-ga-1, d-ga-1-()1, die Promena-
de jedes Boten. Belehre mich bitte über den Weg und zeige mir ja-n! Wenn man
nach ::~i 4 -da-mi-m<i) reist, welchen Weg nimmt man?" Von diesen Orten ist nur
~a-ma-ta seiner Lage nach südlich des Tiberiassees durch die Kämpfe Sethos'
I. gesichert (tell el-~amme). Wir werden auch die anderen mitgenannten Orte
in dieser Gegend zu suchen haben; bei i -da-mi-m handelt es sich vielleicht
4
um das i1 Dl S in Naphtali nach Jos. 19,36.
T T -:
Hier scheint wieder ein Kapitel zuende zu sein, denn der Text selbst
will jetzt von "anderen Städten" sprechen, die "über" den vorgenannten lie-
gen, wobei das "über" im Gegensatz zum sonstigen ägyptischen Brauch "nörQ.-
lich" bedeutet. Das zeigt sich an den genannten Orten, für die zunächst eine
zusammenfassende Gegendbezeichnung genannt wird:
"Du bist nicht nach ta-hi-sa
u
gegangen, nach ka-wi-ra-m()-1-lu-na,
.
ta-
min-ta6 qad-~u, d-pu-ru, 'a-!!a-ja, ha-r-n()m-'a". Wir befinden uns also jetzt
im Lande Tabsi, das oben als Landschaft um ~adesch bestimmt worden ist. Von
den hier aufgeführten Orten ist ta-min-ta 6 als Taminta in den Keilschrift-
briefen Ramses' II. als bei ~adesch liegend angegeben, ebenso erscheint auch
Die Angaben über die syrische Geographie im Papyrus Anastasi I 331
sen in Blüte. Du brichst ein und findest ein schönes Mädchen, das die Gärten
bewacht. Sie nimmt dich als ihren Geliebten und gibt sich dir hin. Aber du
wirst entdeckt und mußt es zugeben. Man verurteilt den Boten, und er muß
sein Hemd von gutem a.ä. Leinen verkaufen." Wie noch zu zeigen, handelt es
sich hier vielleicht um eine Anspielung auf eine palästinensische Erzählung,
die die Leichtlebigkcit Joppes herausstellen soll (s.u.).
Nach weiteren Schild~rungen des Lebens eines Boten folgt dann noch eine
Wegbeschreibung des "Horusweges", der Befestigungen zwischen der ägyptischen
Grenze und Raphia, die wir hier in einem gesonderten Kapitel besprochen ha-
ben. Inwieweit diese Angaben aus derselben Quelle stammen wie die anderen
geographischen Einzelheiten, läßt sich nicht sagen. Diese aber sind mit
großer Wahrscheinlichkeit auf ein Itinerar für ägyptische Boten zurückzu-
führen, in dem die einzelnen Hauptstraßen Palästinas und Syriens beschrie-
ben waren mit Angaben des Aussehens der einzelnen Städte, von Bergkuppen,
die als Orientierungspunkte zu gelten hatten, und von den Möglichkeiten, die
Flüsse zu durchschreiten. Auf diese Einzelheiten weisen die Fragen des Papy-
rus Anastasi I hin. Auch die Abfolge der erwähnten Orte dürfte mit der in
diesem Itinerar übereinstimmen. Dabei gehen die Nennungen nicht, wie zu er-
warten, von Ägypten aus, sondern sie beginnen im Norden und schreiten nach
Süden hin fort. Vielleicht sind die Auszüge aus dem Itinerar vom Ende her
vorgenommen worden. Es lassen sich etwa folgende Kapitel feststellen:
1) Die von Simyra ausgehenden Wege: nach Hatti (über ha-du-m und ja-ga-di-
ja); nach Aleppo; nach ~adesch und Tubibi --- alle drei Wege durch das
Bleutherostal (ma-ga-ra) und das Sue-Gebirge.
2) Die Küstenstraße (Simyra -) Byblos - Beirut - Sidon - Sarepta - Alttyrus
und Tyrus - tyrische Leiter - Akko.
3) Diverse Straßen von Akko aus ins Land nach Hazor und das Gebiet um Rehob
-Besan.
4) Die Nord-Südstraße am Jordan entlang: Das Gebiet von Tabsi, wobei Kadesch
noch einmal erwähnt wird, -die Städte um qart-'anbu- gal~- Geblet um
Rehob und Besan mit Anschluß über Megiddo nach Akko.
Die Strecke von Raphia bis Akko ist anscheinend im Pap. Anastasi wegge-
lassen; nur Joppe tritt auf. Dafür war dann vielleicht die Strecke von der
ägyptischen Grenze bis Raphia ebenfalls noch im Itinerar gegeben, aus dem
sie dann wieder .in den Pap. Anastasi I übernommen worden war. Damit lassen
sich hier die Hauptstraßen in dem syrisch-palästinensischen Gebiet erkennen,
die ja auch aus den Darstellungen der Feldzüge der Könige z. T. abzulesen
sind.
LEM 318): "Löwen und Bären" als Badroher des ägyptischen Soldaten, und
Pap. Anast. I 23,6.
3) Rost, Keilschrifttexte Tiglatpilesers III. pl. 20; Köhler, ZDPV 62,115;
vgl. ANET 282.
334
Die Hinweise auf die asiatische Landschaft in ägyptischen Texten und Ab-
bildungen sind verhältnismäßig zahlreich, verglichen mit Darstellungen der
Landschaft Ägyptens selbst. Das hat seinen Grund sicherlich darin, daß die-
se Gegenden dem Ägypter als etwas Besonderes aufgefallen sind; darüber ist
noch bei der Betrachtung des allgemeinen Bildes zu sprechen, das sich die
Ägypter über "Asien" und "den" Asiaten gemacht haben. Gehen wir aus von der
ältesten Beschreibung der palästinensischen Landschaft in der Lehre für Mrj-
k3-RC: "Es ist eine schlechte Gegend, in der er lebt, vom Wasser bedrängt,
schwierig wegen der vielen Bäume, die Wege schwierig wegen der Berge"; des-
halb sind ihre Bewohner Nomaden und Räuber. Diese drei Punkte: Berge, Wäl-
der und Regen, spielen auch in der Folgezeit immer wieder in den Schilderun-
gen eine Rolle, da diese Erscheinungen dem Ägypter ungewöhnlich und darum
bedrohlich waren. Die Schwierigkeiten, die die Berge den Ägyptern bereite-
ten, finden Erwähnung etwa in Thutmosis' III. Schilderung des engen Weges
von 'a-ru-na auf Megiddo, wo Gespann hinter Gespann gehen muß. Anastasi III
5,9 ff. (= Anast. IV 9,7 ff.) wird das Los des Soldaten geschildert, "wenn
er nach Syrien zieht und auf den Bergen marschieren muß; sein Brot und Was-
ser ist auf seiner Schulter wie die Ladung eines Esels, und sein Nacken bil-
det eine Kante wie der Rücken des Esels". Anastasi I 19,4 ff. wieder heißt
es:"Du hast den Berg Sue nicht bestiegen, barfuß, die Hände (an der Waffe),
den Wagen mit Stricken festgebunden und das Pferd hinter dir herziehend".
23,3 wird die 2000 Ellen tiefe Schlucht genannt, voller Felsen und Geröll,
oder 24,4 der Weg am Abhang voller Geröll, von Büschen überwachsen, auf der
einen Seite der Abgrund, auf der anderen der Berghang. In diesem Text spie-
len verschiedene Berge eine Rolle als markante Wegzeichen; daher erscheint
das "Gebirge" auch manchmal in den Ortsnamenlisten angeführt (s.o.). Auch in
den Darstellungen der Belagerung syrischer Städte liegen diese nicht nur auf
einem tell, sondern es ist oft auch die gebirgige Umgebung der Städte ange-
geben. In der Darstellung des Kampfes Sethos' I. gegen die S~sw in Karnak
(ANEP 329) fliehen die Feinde in die Wadis und auf die Berge 1 ~
Auch von den Wäldern spricht der Pap. Anastasi I (19,2 ff.): "Du bist
nicht den Weg zum ma-ga-ra gezogen (das Eleutherostal, s.u.), wo der Himmel
am Tage verdunkelt is~ und der Überwachsen ist mit Eichen, Zypressen und
Tannen, die den Himmel erreichen". 24,3 ist der Weg mit Gras, Dornbüschen,
Schlinggewächsen und "Wolfsfuß" bewachsen. Hinter den Büschen lauern die
Feinde (23,7) oder sie stecken im Gras (isbr; Sall. I 7,5). Diese Vegeta-
tion der syrischen Landschaft ist gern in den Darstellungen mit abgebildet,
weil es den ägyptischen Sinn ftir das Exotische reizte: im Grab des Imn-msw
umgibt der "Tannen"-wald die syrische Festung auf dem Libanon 2 ); die Festung
sa-tu-na liegt in der Darstellung in Luxor3) ebenfalls in einem "Tannen"-
Die asiatische Landschaft in ägyptischen Darstellungen
und Beschreibungen 335
wald; in einem gleichen Wald fällen bei Sethos I. die Fürsten des Libanon
die Bäume 4 ). Diese "Tannen" sind charakterisiert durch die langen Stämme
("spitzer als eine Granne" Urk. IV 535, 10), an denen ei.nzelne längliche
Blätter sitzen; die Krone hat die Form eines Pinienzapfens im Umriß. Dane-
ben finden sich etwa bei der genannten Darstellung von sa-tu-na, aber auch
sonst 5 ~ kurzstämmige Bäume mit lanzettenförmigem Umriß, die Montet 6 ) wohl
richtig als Zypressen identifiziert. Diese Bäume müssen dem Ägypter als ty-
pisch für die Gegenden außerhalb des Libanon erscheinen. In der genannten
Darstellung der Eroberung von ~adesch bei Sethos I. in Karnak finden sich
noch andere Bäume, deren Laubwerk nicht einen geschlossenen Umriß bildet,
sondern deren Zweige einzeln gezeichnet sin~ diese Art ist schwer zu identi-
fizieren (Feigenbäume?). Einen abgeschlagenen Feigenbaum stellt Montet, a.a.
0. 7, auf dem Bild der verwüsteten Stadt in Luxor7 ) fest. Auf diesem Bild
ist die verwüstete Landschaft Überwachsen mit Büschen, unter denen Montet
Weinstöcke, Bergdisteln, wilde Rosen und Glockenblumen erkannt hat. Wein
wird auch sonst gern dargestellt 8 ) und erscheint z. B. in den Abbildungen
Thutmosis' III., die er von den in Syrien angetroffenen Pflanzen in Karnak
hat anbringen lassen. 9 ) Leider sind die dort dargestellten Pflanzen nur
schwer zu identifizieren, was aber sicher nicht daran liegt, daß es sich um
Phantasiegebilde handelt, wie auch behauptet worden ist, sondern die Schwie-
rigkeiten werden darin liegen, daß der Ägypter sie mit anderen Augen sah als
wir und andere Züge für charakteristisch hielt. Die Untersuchungen von
Schweinfurth 10 ) konnten folgende Pflanzen identifizieren: Granatäpfel, blau-
en/Lotos (nymphaea caeru1€a), Alraune (mandragora officinalis), dracunculus
vulgaris, eine Calechoe, Chrysantheme, arum italicum, eine dipsacus-Art,
eine Irisart. Es ist ebenfalls verständlich, daß dem Ägypter blühende Wiesen
auffielen, da es das in Ägypten kaum gegeben hat. Als die schönste Jahres-
zeit schildert ja auch der Pap. Anastasi I 25,3 in Joppe die, wo die Wiesen
in Blüte stehen und die Liebe erwacht.
Neben Pflanzen hat Thutmosis III. in seinen bildmäßigen Zusammenstellun-
gen im Karnaktampel auch die in Syrien angetroffenen Tiere verewigt, so be-
sonders Vögel. Hier befinden wir uns auf sicherem Grund bei der Identifizie-
rung: Felstaube, Turteltaube, Gänsearten (Saatgans, Kasarka), Kiebitz, Spo-
renkiebitz, Edelreiher, Fregattvogel, Steinhuhn, Möve, Kuckucksvogel, Kra-
nich, Schlangenhalsvogel, Dohle, Trappe, Sporenkuckuck, Triel und Krähen
sind mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen, daneben vielleicht auch noch die
Schnepfe und das Perlhuhn (n~). In den Texten spielen Vögel im Zusammenhang
mit Syrien allerdings keine Rolle, wenn man von der Bemerkung des Wn-Imn ab-
sieht, der sein Leben in der Ferne mit den Worten bedauert, daß die Zugvögel
nun schon zum zweiten Male nach Ägypten flögen.
Von Säugetieren führt die genannte Darstellung in Karnak nur ein Kälb-
chen und eine weibliche Gazelle auf. Dafür treten hier wieder die Texte ein
und schildern uns die Tierwelt Syriens. Bereits im Sinuhe wird allgemein auf
Die asiatische Landschaft in ägyptischen Darstellungen
336 und Beschreibungen
Jagdwild hingewiesen, das vorhanden sei. Präzisiert werden die Angaben über
das Wild durch Amenophis II., der im Walde von lebwe südlich Kadesch "Gazel-
len (ghs), m%.t, Hasen (sh<.t) und Wildesel (i'3 hmw) 11 ) gej~gt" habe 12 ).
• - V
Andere Texte weisen auf die Gefahren der wilden Tiere hin: Pap. Anastasi I
19,2 ff. warnen im Tal von ma-ga-ra (Eleutherostal), daß dort "Löwen noch
zahlreicher seien als die Leoparden oder Bären"; Sallier I 7,5 wird der
ägyptische Soldat in Syrien als bedroht bezeichnet "durch Löwen und Bären".
Die Gefährlichkeit des Bären (l;tm.t "Zerstörer") ist anscheinend sprichwört-
lich gewesen, wie die Anspielung auf den Fürsten von Asser, qa-~a-r-di,
zeigt, "den der Bär im Balsambaum (bkj) fand" (Pap. Anast. I 23,6), und die
Darstellung bei der Belagerung von 'a-tu-na, wo ein Bär einem Mann auf den
Baum nachklettert und ihn ins Bein beißt; über dieses Motiv sei später noch
einiges gesagt. Daß man gerade den Bären gern aus Syrien nach Ägypten brach-
te als Schaustück, haben wir oben bereits gesehen; Löwen sind wohl seltener
angeliefert worden. Die Elephanten sind damals nur noch in dem Reservat von
Nija heimisch gewesen - wenigstens innerhalb des ägyptischen Einflußberei-
ches. Die Jagden Thutmosis' I. 13 ) und Thutmosis' III. 14 ) auf Elephanten wei-
sen darauf hin, wobei die Angaben unter Thutmosis III. immerhin erkennen
lassen, daß noch Herden von 120 Stück dort lebten. Die Erzählung des Imn-m-
l;b schildert plastisch, wie man ihnen an der Wasserstelle, von Felsen ge-
deckt, auflauerte, und wie gefahrvoll die Jagd sein konnte. Darstellungen
der Großtiere finden sich aber fast nur im Zusammenhang mit den Anlieferun-
gen in Ägypten, wo sie noch zu besprechen sind. Gazellen und Bergschafe, de-
ren Jagd Amenophis II. erwähnt, erscheinen eher als Schmuck an Gefäßen, die
"im syrischen Stil" hergestellt sind. Dadurch sind sie als für die syrisch-
palästinensische Landschaft charakteristisch hervorgehoben 15 ).
Von den wichtigen Haustieren Rind, Schaf und Ziege zeigen die Abbildun-
gen syrischer Gegenden nur das Rind, und zwar das Buckelrind (Zebu) 16 ); so
ist das Motiv des die Rinder in ein Versteck treibenden Hirten sowohl bei
der Belagerung von mti-ta-r (in Luxor) 17 ) als auch bei der von Kadesch (Se-
thos I. in Karnak) 18 ) überliefert. Im Libanongebiet erscheinen.Buckelrinder
in der schon mehrmals angeführten Darstellung des Grabes des Imn-msw. Mehr
erfahren wir aber über diese Haustiere durch die Tribut- und Anlieferungs-
listen und -darstellungen, die noch auszuwerten sind.
Endlich gehört zu den Darstellungen und Beschreibungen Syriens und Palä-
stinas auch noch der Hinweis auf die Witterung, die sich ja ebenfalls sehr
von der Ägyptens unterschied. Daß es dort keinen Nil gab, der durch die
Uberschwemmung das Land befruchtete, sondern einen "Nil am Himmel", also Re-
gen, hat die Ägypter stark beschäftigt - darüber ist noch zu sprechen. Hier
kommt es uns zunächst nur auf die Zusammenstellung der Hinweise auf dieses
Phänomen an, mit dem sich der Atonhymnus ja ausgiebig auseinandersetzt. Auf-
fallenderweise wird der Schnee nur einmal mit seinem kanaanitischen Namen,
sa-1-qu, erwähnt in der Heiratsstele Ramses' II. 19 ):•Wie wird es denen ge-
Die asiatische Landschaft in ägyptischen Darstellungen
und Beschreibungen 337
schehen, die ich als Boten nach ~a-hi geschickt habe, in diesen Tagen des
Regens und Schnees im Winter? Da brachte er dem Seth ein großes Opfer dar
und bat: ••••• Mögest du den Regen, den kalten Wind und den Schnee aufhal-
ten, bis die Wunder •••• zu mir gekommen sind." Aber auch sonst waren die
Wasserverhältnisse für den Ägypter in Syrien unerfreulich, da er ja in Ägyp-
ten immer den Nil in erreichbarer Nähe hatte. So beklagt er sich über "das
stinkende Wasser als Getränk" für den Soldaten 20 ) auf seinem Marsch, das er
aus Zisternen holen muß. Die Wasserstellen auf der Strecke von Sile nach
Raphia sind auf dem Relief Sethos' I. in Karnak gewissenhaft eingetragen (s.
u.). Der Orontes in den Schlachtdarstellungen Ramses' II. wie die Wasser-
gräben um die syrischen Städte sind in den Abbildungen mit gezeigt, wobei
allerdings bei letzteren nicht sicher ist, ob es sich um eine "naturgetreue"
Darstellung handelt oder um eine Konvention. Doch das leitet über zu den
Darstellungen syrischer Städte.
Vorlage
Ramessdum 1. Pylon
Ramesseum 2. Pylon
Abu Simbel
Pylon, Luxor
Ursprünglich dürfte dabei das zum Tor abfallende Mauerstück sein. Hat
.
man hier also den Eindruck, als sei die charakteristische Silhouette von Ka-
desch nur durch ein Mißverständnis entstanden, so finden sich daneben einige
auffallend unkonventionelle Zeichnungen. Unter diese können wir rechnen:
Die "Stadt in Amurru" in Medinet Habu (Wresz. II 147)
da-pu-ru im Hattiland, bei Ramses II., in Luxor (II 78)
da-pu-ru Ramesseum (Wresz. II 107)
Hn ••• in ~dj, Ramses II. in Luxor (Wresz. II 72).
Es scheint sich hierbei um eine Aufnahme der Stadt von der Seite zu han-
deln, d.h. das Stadttor liegt auf der Seite, auf die man nicht blickt, und
muß deshalb "aufgeklappt" an die Zeichnung angefügt werden. Charakteristisch
ist für diese Form der Darstellung, daß sie unsymmetrisch ist. Soweit er-
kennbar, liegt die innere Anlage nach der der Tür entgegengesetzten Seite
hin verschoben. Über der Tür erhebt sich ein kleiner Turm. Die innere Anla-
Darstellungen syrischer Städte und Festungen
340 in ägyptischen Abbildungen
ge ist dann auf verschiedene Weise gezeichnet. Schon die älteste Darstellung
einer solchen Anlage in der 18. Dynastie, nämlich die Abbildung im Grab des
Imn-msw (Davies-Gardiner, Theb. Tomb Series V pl. 36), zeigt, daß diese in-
nere Anlage eine Wohnanlage ist. Das ist am eindrucksvollsten bei dem Bild
der Stadt Hn •• ; hier werden an der inneren Anlage durch Fenster drei Stock-
werke angezeigt, außerdem ist vorn eine durch Säulen getragene Loggia ange-
baut. In den anderen genannten Abbildungen sind solche "zivile" Zeichen
nicht zu sehen, aber auch bei der "Stadt in Amurru" geben Fenster im Innen-
bau an, daß es sich um eine Wohnanlage handelt. Hier wie im Bild von d-pu-r
in Luxor ist diese Innenanlage blockartig gebildet, und es erheben sich Tür-
me auf ihr. Im Ramesseum ist der Innenbau von d-pu-r vorn turmartig erhöht,
nach hinten aber terrassenförmig abgeflacht. Sicher liegen bei diesen beson-
deren Darstellungen keine Abbildungen des tatsächlichen Aussehens der ge-
nannten Städte vor, sondern nur eine zweite Vorlage. Die kleinen Änderungen
innerhalb der einzelnen Bilder mögen wieder auf Unverständnis des Künstlers
zurückzuführen sein (wie anscheinend die Vormauer in II 147 und die Vormauer
um das Innengebäude - hier ist wohl eine Abtrennung eines zweiten Stocks
mißverstanden worden) oder auf seine Phantasie, wie wohl die Loggia in Hn •••
oder der Pallisadenzaun vor d-pu-r in Luxor. Gern weht dann über der Festung
die dreieckige Kriegsflagge ("Stadt in Amurru" II 147; ~adesch in Abu Simbel
II 170; d-pu-r im Ramesseum II 107; ~adesch in Luxor, 1. Pylon, ANEP 336;
d-pu-r in Luxor II 78- also nicht bei dem von vorn gesehenen Festungstyp!).
Die Andeutungen der umgebenden Landschaft sind unterschiedlich. Teilwei-
se findet sich nur der tell angegeben, auf dem die Stadt liegt, auch mit
Blumenandeutungen (Stadt ~a-ja Ramses II. Hypost. Saal, II 55; Med. Habu,
II 151) oder Bäumen, die -wie Wresz. II 151 -von den ägyptischen Soldaten
gefällt werden, so daß dann am Ende der Entwicklung jene Darstellung der
zerstörten syrischen Stadt in Luxor steht (II 65), deren Verlassenheit sich
auch auf die umliegende Gegend ausgebreitet hat, in der nur noch die Triebe
aus den umgehauenen Bäumen und Gestrüpp wachsen. Innerhal~ eines Waldes
liegt eine Festung auf dem Bild im Grab des Imn-msw, ferner mu-ta-r in Luxor
(II 71) und ~a-tu-na in Luxor (II 67) mit der Szene des einen Mann auf den
Baum verfolgenden Bären. Endlich werden auch noch Flußläufe abgebildet, wie
bei Kadesch mit seinen zwei Wassergräben, aber auch bei mu-ta-r in Luxor
(Wre~zinski, Atlas II 71), sowie bei Gaza, Januammu und ~adesch in den Dar-
stellungen Sethos' I. in Karnak, oder dann auch in Medinet Habu (Wreszinski,
Atlas II 151).
Bei der Verteidigung stellt man gern die Kämpfer auf der untersten Mau-
er mit langen Speeren dar, die mit zwei Händen gehalten werden, während die
oberste Reihe Wurfspeere und Bogen hat und mit Steinen wirft (Wreszinski,
Atlas II 78, 72, 107). Die ägyptischen Truppen schlagen das Tor ein (II 151;
58) oder dringen auf Leitern ein (II 151), wobei manchmal Scherdensöldner
die erste Welle bilden (II 72, 107).
Darstellungen syrischer Städte und Festungen
in ägyptischen Abbildungen 341
Die Übergabe wird eingeleitet durch das Herabhängen der Kinder über die
Mauer (II 58, 145); wahrscheinlich wollte man dadurch den Beschuß der Mauer
beenden lassen. Außerdem ist gern abgebildet, wie man in Richtung auf den
ägyptischen König räuchert. Im Ramesseum sehen wir bei der Übergabe von da-
pu-r den feindlichen Fürsten bei dieser Handlung dargestellt. Einige Male
werden auch Verteidiger abgebildet, die sich an Stricken aus der Festung
herauslassen- oder ist hier der uns durch die Megiddoschlacht Thutmosis'III.
bekannte Topos verewigt, daß man die nach der Feldschlacht Fliehenden an ih-
ren Kleidern in die Festung zog, weil die Tore vorzeitig geschlossen worden
waren?
342
len engen Berührungen in der Zwischenzeit der Typ voll ausgebildet und
dabei überraschend nahe dem hethitischen Idealbild selbst. Besondere ka-
rikierende Versuche scheinen hier (im Gegensatz zu den Syrerdarstellun-
gen) nicht vorgenommen worden zu sein.
b) ~~:r:rH~:r
Im Grab des'3nn in Theben-West (Nr. 120) war unter den unterworfenen
Fremdvölkern unter dem Königsthron 25 ) neben anderen auch ein Vertreter
von Nahrina dargestellt. Er ist durch kahlen Kopf und Spitzbart charakte-
risiert; über den Schultern liegt ein Umhang, bekleidet ist er mit einem
langen Kleid. Ähnlich, wenn auch ohne Beischrift, ist ein Vertreter von
Fremdvölkern unter dem Königsthron im Grab Nr. 226: auch er ist kahlköp-
fig, hat aber syrische Bekleidung 26 ). Weitere Figuren dieser Art treffen
wir ebenfalls im Grab des Haremheb an 27 ) , so besonders die beiden letzten
der unteren Reihe mit ihren kahlen Köpfen, gepflegtem Spitzbart und dem
europäischen Aussehen, mit gerader Nase und tiefen Falten um den Mund.
Aber auch in der oberen Reihe sind mindestens zwei zugehörige Personen
abgebildet. Die plastische Darstellung eines "Großen von Nahrina" 28 )
zeigt die gleichen Merkmale. Am Wagen Thutmosis' Iv. 29 ) sind nun die Ver-
treter von Nahrina, Tunip und ~adesch in derselben Weise kahlköpfig und
spitzbärtig wiedergegeben. Daraus dürfen wir schließen, daß wir in diesem
Typus den des Hurriters vor uns haben, der ja in den genannten Gegenden
die führende Schicht darstellte. Wenn sie, wie etwa auf dem Wagen des
Tutenchamun 30 ), syrische Kleidung tragen, so mag das auf die beginnende
Vermischung der Hurriter und Semiten hinweisen. Unter den Blöcken aus der
~adeschschlacht in Karnak3 1 ) treten ebenfalls Spitzbärtige mit europäi-
schen Gesichtszügen auf, die sich scharf von den Hethitern abheben. Dabei
sind sie aber nicht kahlköpfig, sondern haben ganz kurz geschnittenes
Haar, eine Art "Stiftekopf". Diese Haartracht findet sich auch bei den
hurritischen Streitwagenkämpfern in der ~adeschschlacht, die sich noch
darin von den Hethitern unterscheiden, daß sie einen rechteckigen Schild
führen und ihr Wagenkasten viereckig ist.
Das Nebeneinander von Semiten und Hurritern in d~n syrisch-palästi-
nensischen Gebieten zeigt sich sehr deutlich in den ägyptischen Grabdar-
stellungen dieser Zeit3 2 ), wobei besonders die tlbereinstimmung in der ·
Kleidung hervorsticht 33 ). Im Grab des ~wj 34 ) tragen die Hurriter den
Fransenschurz, jedoch ist fraglich, ob wir aus dieser einen Stelle einen
Zusammenhang zwischen diesem Schurz und den Hurritern ableiten dürfen.
Auch in den Schlachtdarstellungen der Ramessidenzeit 35 ) treffen wir Hur-
riter und Semiten nebeneinander an, was wohl auf die wirklichen Zustände
hinweist3 6 ).
Ein Vergleich mit den Eigendarstellungen der Hurriter ist durch das
Fehlen von hurritischen Darstellungen dieser Zeit erschwert. Immerhin
Darstellungen vorderasiatischer Volkstypen 345
zeigt etwa der sog. "Kopf des Jarimlim" 37 ), das Bronzegötterbild aus Katna
_3B)_, vielleicht auch der Basaltkopf von Gabbul bei Aleppo39), den cha-
rakteristischen gestutzten Bart. "Jarimlim" trägt dabei auch ein kleines
Bärtchen auf der Oberlippe, das bei den Abbildungen des Haremheb nicht zu
erkennen ist. Das Kopfhaar ist vielleicht als kurzgeschnitten angegeben
und würde damit den ägyptischen Darstellungen entsprechen. Auch die Per-
sonen auf einer der Elfenbeinschnitzereien aus Megiddo 40 ) sind in hurri-
tischer Weise gezeichnet, mit gestutztem Bart und kurzgeschnittenem Kopf-
haar, wodurch die ägyptische Art der Darstellung als richtig bezeugt wird.
Die stark europäische Form des Gesichtsschnittes, wie sie auf der Abbil-
dung des Haremheb besonders deutlich erscheint, läßt sich allerdings in
den syrischen Denkmälern nicht so eindeutig erkennen; im Gegensatz zu den
hethitischen Selbstdarstellungen sind aber die Nasen nicht gebogen wie-
dergegeben.
c) ~!!§:!!!!~ ( ? )
Wir hatten eben gesehen, daß in dem Grab des '~nn eine Gestalt als
Personifizierung von Mitanni bezeichnet war, die wir als Typ des Hurri-
ters ansprechen mußten. Wir finden nun neben den charakteristischen Ge-
stalten des Hethiters, Hurriters und Semiten noch eine weitere, die sich
von allen genannten unterscheidet und in der möglicherweise der Typ des
Mitanni zu sehen ist. Dieser Typ ist charakterisiert durch ein bartloses
Gesicht und rasierten Kopf, von dem ein oder mehrere Zöpfe herunterhän-
gen. Wir sehen Männer dieser Tracht zum ersten Male im Grab des Haremheb,
und zwar einmal in der Aufführung der Gefangenen. Dort geht ein solcher
im unteren Streifen neben einem typischen Hethiter: sein Gesicht ist
gleich diesem "europäisch" aufgefaßt; vom Kopf fallen 3 Zöpfe, je einer
nach hinten bzw. über die Schulter. Die gleiche Tracht tragen auch die
Männer, die auf der Darstellung vom Empfang der fremden syrischen Für-
sten durch Haremheb als Pferdehalter fungieren: der Zopf kann vorn über
die Schulter, hinten am Hinterkopf und auch an beiden Stellen herunter-
fallen. Ihre Kleidung ist dabei die syrische mit Wickelrock, Unterhemd
und Überwurf, wie sie auch die dargestellten Fürsten tragen. Da diese
Leute hier nun gerade die Pferde halten, liegt der Gedanke nahe, ob es
sich vielleicht um die marjannu handeln sollte? Daß es eine bestimmte
Volksgruppe ist, zeigen die Darstellungen der ~adeschschlacht, in denen
wir bei den anfahrenden "feindlichen" Streitwagen deutlich unterschieden
Hethiter, Hurriter und "Zopfträger" antreffen. Eigentlich kommen in die-
sem Fall nur die Leute von Kizzuwatna oder von Mitanni in Frage; ihr Er-
scheinen im Grab des Haremheb spricht wohl deutlich dafür, daß wir es mit
einer Tracht zu tun haben, die die Mitanni charakterisierte, vielleicht
aber auch die Schicht der marjannu in den syrischen Gebieten.
346 Darstellungen vorderasiatischer Volkstypen
d) ~~~;r!2~~~!
Aus historischen Gründen ist verständlich, daß die Babylonier kaum in
ägyptischen Darstellungen erscheinen, es sei denn bei den stereotypen An-
gaben der unterworfenen Völker unter dem Thron. So finden wir auch im
.
Grab Theben West Nr. 122 e~nen '
Vertreter von Sngr, d.h. Babylon, darge-
stellt. Seine Bekleidung mit einem Wickelrock unterscheidet sich nicht
von der syrischen, nur ist er dadurch charakterisiert, daß seine Haare in
langen Ringellocken auf die Schultern fallen. So ist allerdings auch im
Grab des Imn-msw ein libanesischer Häuptling charakterisiert 41 ); auf dem
Streitwagen Thutmosis' IV. ist wieder der Babylonier allein mit dieser
Haarform ausgezeichnet 42 ). Die assyrischen Königsstatuen dieser und etwas
späterer Zeit, die wohl die babylonische "Mode" wiedergeben, zeigen diese
Ringellocken und den gepflegten Vollbart sehr deutlich 43 ).
syrischer Gottheiten (vgl. Ba'al). Die für diese Kleidung benutzten Stof-
fe sind meist bunt gewesen: So lassen die Abbildungen auf dem Wagen Thut-
mosis' IV. deutlich erkennen, wie die Schurze waagerecht bzw. senkrecht
gestreift sind und die einzelnen Streifen die verschiedensten Muster zei-
gen. Auf der Truhe Tutenchamuns sind die Kleider der Syrer mit Punkten
verziert, wie auch im Grab des Pn-~w.t 57 ). Die langen Hemden jedoch sind
nur mit bunten Borten (rot und blau) versehen und im Stoff weiß. Beliebt
sind Blumenmuster in "Kreuz-" und "Sonnen-"Form5 8 ).
Einige Syrer tragen um den Hals ein rundes Amulett mit Rosettenver-
zierung59), das sicherlich ein Sonnensymbol darstellt, da wir in dem Grab
des Rekhmire 60 ) bei der Aufführung der Tempelhörigen bei Jungen ein Son-
nenamulett, bei Mädchen aber ein Mondamulett finden. Daneben erkennen wir
eine Art Knotenamulett 61 ).
Auf dem Wagen Thutmosis' IV. sind Syrer z. T. auch in Helm und Panzer
dargestellt: es handelt sich einmal um ein kurzärmeliges Schuppenpanzer-
hemd, anscheinend mit Halsbergen; der Helm ist aus vertikalen Teilen zu-
sammengesetzt und bildet eine Spitze, an der ein schmaler "Zopf" befe-
stigt ist. Solche Helme werden auch bei Tributdarstellungen mit abgebil-
det62). Die Schilde sind rechteckig und mit bunten Mustern bemalt; diese
erscheinen auch auf der Truhe des Tutenchamun 63 ). Das Kreuzband über der
Brust der Syrer, die auf der Wagendarstellung nur mit einem Schurz be-
kleidet sind, dürfte wohl als Kampfausrüstung anzusehen sein, da es sonst
nicht auf den Abbildungen von Syrern getragen wird.
Die syrischen Frauen tragen langes, in Zöpfen endendes Haar, von dem
entweder einer64 ) oder zwei 65 ) Zöpfe zu sehen sind. Charakteristisch ist
der Stufenrock, bei dem es sich ebenfalls um eine Art Wickelrock zu han-
deln scheint; es sind meist drei oder vier Stufen 66 ), und der Rock reicht
in den meisten Fällen bis an die Knöchel, doch finden sich auch kürzere
Röcke 6 7). Über der Brust wird eine Art Bolerojäckchen getragen, dessen
Ränder mit bunten Borten versehen sein können 68 ).
Kinder sind, wenn sie noch klein sind, gern nackt dargestellt 6 9),
höchstens, daß sie ein Amulett um den Hals tragen. Sie sitzen auf dem Arm
_70)_ oder der Schulter7 1 ); allein bei Innj 72 ) haben Syrerinnen ihre Kin-
der in einem Korb auf dem Rücken, wie es sonst nur von Nubierinnen wie-
dergegeben wird. Größere Kinder, die schon laufen können, sind nackt73)
oder bekleidet mit einem langen Hemd 74 ), das sowohl für Jung~n wie für
Mädchen gilt. Jüngere Mädchen tragen wie die Jungen einen Zopf auf dem
kahlen Schädel 75 ).
f) ~~~!
Von den Darstellungen der Syrer semitischer oder hurritischer Her-
kunft unterscheiden sich deutlich die S~sw, die Beduinen Südpalästinas,
348 Darstellungen vorderasiatischer Volkstypen
wie sie Sethos I. in Karnak, Ramses II. in Bet el-Wali 76 ), im Tempel Se-
thoa'·I. in Abydos 77 ) und in Karnak78 ) sowie auch Ramses III.79) abgebil-
det nat. Sie tragen meistens als Bekleidung nur einen Schurz, an dem ggf.
Trodde~n hängen können80 ); um den Oberkörper sind manchmal Tuchstreifen
gewunden als eine Art Panzer. Ein Unterschied findet sich in der Kopfbe-
deckung: nebeneinander erkennt man Beduinen mit Turban81 ) und solche, die
die Haare mit einem Tuch umwickelt haben, so daß die Haarenden hinten
heraushängen. Vielleicht sind sogar mit den zuletztgenannten die Cprw ge-
meint, da Gestalten dieses Aussehens in der Libyerschlacht Ramses' III.
auf ägyptischer Seite erscheinen82 ) und wir andererseits wissen, daß Cprw
als Soldaten für Ägypten dienten (s.o.).
Die S~sw tragen auch manchmal das Sonnenamulett am Hals 8 3); ihre
Frauen haben nur ein langes Hemd an, die Kinder sind nackt. Als Bewaff-
nung dienen Beile und Speere, die Schilde sind rechteckig. Wurfhölzer
finden sich bei ihnen in Bet el-WaliB4).
An einzelnen Stämmen der S3sw werden Anastasi VI 54 die Edomiter er-
wähnt, in Pap. Harris I pl. 76 Z. 9 die sa-Ca-r, vgl. Gen. 36,20
I'"':YW-"'J3.
• •• •• t
An Waffen besitzen die Syrer und Hurriter zunächst Beile mit halb-
mondförmigem Blatt, das an drei Stellen am gebogenen Schaft befestigt
war8 5); daneben ist aber auch noch ein einfacheres Beil mit halbrunder
Klinge, das keinen Mittelsteg zum Schaft hin besitzt 86 ), vorhanden. Der
Ägypter bezeichnet diese Waffe als qa-r-~{-n 87 ). Die Schwerter der Syrer
haben oft ein betont dreieckiges Blatt und einen kaum ausgearbeiteten
Griff88 ); die zugehörige Scheide scheint nur ein unverzierter Lederbe-
hälter zu sein.
Charakteristisch ist das Sichelschwert (sps n ikhw) mit seiner gebo-
genen Klinge, das häufig dargestellt 8 9) und auch in.Syrien selbst gefun-
den90) worden ist. Die Bogen sind dreieckig9 1 ); auch hier zeigt sich die
Besonderheit dieser Waffe darin, daß der Ägypter sie ausdrücklich als
"hurritische Bogen" bezeichnete 92 ). Sichelschwert wie hurritischer Bogen
sind im N.R. Königswaffen. Zum Bogen gehört ein mit Deckel versehener,
über der Schulter getragener Köcher, der häufig verziert ist9 3 ).
Endlich sind noch die Lanzen (hnj.t) zu nennen, die sowohl in den
Texten als syrische Bewaffnung erwähnt94) als auch besonders bei den S~sw
oder bei Stadtverteidigern dargestellt werden95 ). Sie wurden entweder
geworfen oder mit zwei Händen zum Stoßen benutzt.
Die syrischen Streitwagen unterscheiden sich weder in Form noch in
Ausrüstung von den ägyptischen.
Darstellungen vorderasiatischer Volkstypen 349
30) ANEP 8.
31) Bossert, Altanatolien 739; Wreszinski, Bericht pl. 30.
32) Als·Beispiele auf Fragmenten aus Grab 63 (ANEP 47); im Grab des Mn-gpr-
RC-snb (Davies, Tombs of Menkheperrasonb etc. pl. 4/7); Wreszinski, At-
las I 4a (Imn-m-hb); 247 (Hr-m-hb); 269 (I3mw-ndh); 373 (Pn-hw.t); 340
(Grab 119); 290 (Grab 91); .56 (~n-nfr); Davies,-Two official~ pl. 28
(Nb-Imn); Tomb of Huy pl. 19; Menkheperrasonb etc. pl. 34/6 (Imn-msw);
Puyemre pl. 31; Rekhmire pl. 16/25.
33) Vgl. etwa im Grab des Imn-m-~b (Wreszinski, Atlas I pl. 4 = ANEP 46).
Auch die Fürsten von. Tunip und Kadesch
•
im Grab des Mn-hpr-R~-8nb.
V
34) Davies-Gardiner; Tomb of Huy pl. 19.
35) Bei der Stadt Ja-ja unter Sethos I. Wreszinski, Atlas II 54; bei Ja-si-r
auf den Wagen, aber nicht in der Stadt; vgl. Wreszinski II 55a; ähnlich
pl. 55; 59; 62 bei Haremheb am 10. Pylon; pl. 36 bei der Eroberung von
Januammu durch Sethos I.
36) So auch auf den Bildern des Streitwagens Thutmosis' IV.
37) Speiser, Vorderasiatische Kunst Nr. 51.
38) Speiser, a.a.O. pl. 59 o.r.
39) Bossert, Altsyrien Nr. 434/5.
40) Loud, Megiddo Ivories pl. 4, 2a/b: ANEP Nr. 332.
41) Davies, Tomb of Menkheperrasonb pl. 36.
42) Newberry-Carter, Tomb of Thutmosis IV.
43) ANEP Nr. 439/51.
44) Wreszinski, Atlas I 247 (~r-m-~b); Davies, Two officials pl. 28 (Nb-Imn);
Tomb of Huy pl. 19; Tomb of Menkheperrasonb etc. pl. 34/6 (Imn-msw); pl.
4.7 (Mn-gpr-R'-snb); pl. 41 (Grab 226); Davies, Puyemre pl. 31.36; Wres-
zinski, Atlas I 269 (I5mw-ndh); 285 (Imn-msw Grab 89); 373 (Pn-hw.t);
340 (Grab 119); 290 (Grab 91); Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 23 (Arzt
N.b-Imn) ; Davies, Rekhmire pl. 21/3 ; Wreszinski, Atlas I 56 ( Sn-nfr);
Haremheb-Grab (ANEP 49); Grab Ramses' III. (ANEP 53); Fayenceziegel (ANEP
54); Truhe des Tutenchamun (ANEP 318/9); Karnakschlacht Sethos' I. (ANEP
324; 331 Januammu; 331 Libanon); in Med. Habu, Hiat. Rec. passim; Ka-
deschschlacht (vgl. Bossert, Altanatolien 737).
45) Wreszinski, Atlas I 4a (Imn-m-~b).
46) Wreszinski, Atlas I 4a (Imn-m-~b); Tomb of Huy pl. 19; Tomb of Menkhe-
perrasonb etc. pl. 34/6 (Imn-msw); Wreszinski, Atlas I 56 (Sn-nfr).
47) Wreszinski, Atlas I 269 (I~mw-n~h).
48) Davies, Tomb of Menkheperrasonb etc. pl. 34/5 (Imn-msw); Two officials
pl. 28 (Nb-Imn). Vielleicht handelt es sich um eine zeicnnerische Dar-
stellung der unter der Binde hervorquellenden Haare über der Stirn.
49) ANEP 319.
50) Davies, Menkheperrasonb etc. pl. 41 (Grab 226); pl. 4,5,7,21 (Mn-gpr-B'-
snb); pl. 34/6 (Imn-msw); Wreszinski, Atlas I 4a (Imn-m-hb); 269 (I~mw-
Darstellungen vorderasiatischer Volkstypen 351
-.
ndh); 285 (Imnmsw, Grab 89); 340 (Grab 119); Davies, Puyemre pl. 31; Da-
vies, Rekhmire pl. 21/3 ; Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 23.
51) Wreszinski, Atlas I 4a (Imn-m-~b); 290 (Grab 91); Davies, Two officials
pl. 28 (Nb-Imn); Tomb of Huy pl. 19; Wagen Thutmosis' IV.; ASAE 4 pl. 6
(Molgata); Haremheb-Grab (Boeser I 21,24); Med. Habu Hist. Rec. pl.125A;
JEA 33 pl. 8 (Grab 162); ANEP 43; 47; 54/6; 325/7.
52) Wreszinski, Atlas I 247 (~r-m-~b).
53) Wreszinski, Atlas I 373 (Pn-~w.t); Davies, Tomb of Huy pl. 19.
54) Die Vorderkante ist bogenförmig nach hinten abgeschrägt: Wreszinski, At-
las I 340 (Grab 119); 269 (I~mw-n~~); waagerecht gestreift: Davies, Two
officials pl. 28 (Nb-Imn). Ferner ÄZ 36, 126 (Söldner); Davies, Puyemre
pl. 31.
55) Es handelt sich dabei um die länger herabhängende Vorderkante des als
Schurzumgeschlungenen Tuches: Wreszinski, Atlas I 340 (Grab 119); Da-
vies, Puyemre pl. 31; Menkheperrasonb etc. pl. 34/5 (Imn-msw); pl. 4 (?;
Mn-hpr-RC'-snb); Rekhmire pl. 16/23; Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 23;
"' aus dem Grab Thutmosis' IV.
Wagen
56) Wreszinski, Atlas 369 (I3mw-n~~); Davies, Huy pl. 19; ANEP 5 (~r-m-~b);
Troddeln finden sich auch am langen Rock: Davies, Menkheperrasonb etc.
pl. 4/5 (Mn-apr-Rc-snb).- Schurz auch Grab 162 (ANEP 111).Diese Trod-
deln sind ebenfalls an dem Schurz des ugaritischen Königs auf den Elfen-
beineinlagen seines Bettes zu erkenne.n (ILN 27.3.54).
57) Wreszinski, Atlas I 373.
58) Hayes, Glazed Tiles pl. 8.
59) Davies, Puyemre pl. 31; Wagen Thutmosis' IV.
60) Davies, Rekhmire II pl. 48-51.
61) Menkheperrasonb etc. pl. 5 (beachte die beiden Jungen!). -Das ab und zu
I
(z.B. Wreszinski, Atlas 56a (Sn-nfr)) erkennbare Kreuz ist Stickerei am
Halsausschnitt, vgl. Tunica des Tutenchamun (s.u.).
62) Davies, Menkheperrasonb etc. pl. 7 (Mn-ßpr-Rc -snb); pl. 35, 38 (Imn-msw).
Die Panzer werden in den Annalen Thutmosis' III. als Beute erwähnt.
63) ANEP 319.
64) Davies, Menkheperrasonb etc. pl. 34 (Imn-msw); 5 (Mn-ßpr-RC-snb).
65) JEA 33 pl. 8 (~n-Imn); Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 23 (Arzt Nb-Imn).
Ohne Zöpfe sind die Frauen anscheinend bei Rh-mj-R' dargestellt.
66) Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 23 (die Fürstin ist durch 4 Kleiderstu-
fen ausgezeichnet!); Davies, Menkheperrasonb etc. pl. 34 (Imn-msw);
Wreszinski, Atlas I 265 (Innj- nur zwei Stufen!); vgl. die Harimsdar-
stellungen aus Amarna und die syrische Musikkapelle auf einem Amarna-
block aus Karnak (unpubl.), JEA 33 pl. 8 (~n-Imn); Boeser, Leiden I pl.
21 (~r-m-~b); BMM March 1926 pt. II fig. 4.
67) Davies, Menkheperrasonb etc. pl. 5.
68) Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 23; ähnlich Davies, Menkheperrasonb pl.
352 Darstellungen vorderasiatischer Volkstypen
89)
-.
Wreszinski, Atlas II 36; 72; I 269 (I~mw-ndh).
Davies, Tomb of Menkheperrasonb pl. 5,7; Tomb of Kenamun pl. 20 (Urk.
IV 1393); Wreszinski, Atlas I 46 (!nwn~); ANEP 332 (: Loud, Megiddo Ivo-
ries pl. 4, 2a/b); Urk. IV 726,17.
I
90) Fundstücke bei Montet, Byblos et l'Egypte 652 ff.
91) Davies, Tomb of Menkheperrasonb pl. 5,7; Wreszinski, Atlas I 269 (I~mw
-. .
ndh); Wagen Thutmosis' IV.; ANEP 324 (Kadeschschlacht Sethos' I.); ANEP
333 (Eroberung von da-pu-r durch Ramses II.).
92) Urk. IV 712,2; hier liegt sicher der BAN abisamusge von EA 22 I 36 vor.
93) Davies, Menkheperrasonb pl. 5,7; pl. 34/5; Wreszinski, Atlas I 269; Da-
vies, Two officials pl. 38; Wagen Thutmosis' IV.; ANEP 47.
94) Urk. IV 727,1.
95) ANEP 329.
353
Luxor bei der Eroberung von Jatuna - mag aber wiederum als Niederschlag
einer literarischen Erzählung angesehen werden, von der uns ein Hinweis im
Pap. Anastasi I erhalten ist. So werden die Beeinflussungen hin und her ge-
gangen sein. Doch sind es in der Hauptsache Typen und Motive, die geschil-
dert werden; das wirkliche Aussehen der syrischen Landschaft oder das wirk-
liche Geschehen in diesem Raum spielt dabei eine recht geringe Rolle. Selbst
da, wo man sich anscheinend bemüht, naturgetreu abzubilden, wie bei den asi-
atischen Pflanzen und Tieren, die Thutmosis III. im Karnaktampel verewigt
hat, konnten sich die Künstler von der Abhängigkeit vom Typus nicht freima-
chen, so daß dieser Versuch mißlingen mußte; daher ist bisher die Identifi-
zierung der dargestellten Pflanzen noch kaum gelungen.
Prüfen wir die ägyptische Literatur darauf, was sie über die asiatischen
Gebiete aussagt, so können wir auch dabei eine Anzahl Motive feststellen,
die uns erkennen lassen, welche Vorstellungen der Ägypter mit diesen Ländern
verband. Dabei werden besonders Eigenschaften bevorzugt, die sie von dem
Land Ägypten unterscheiden und die schon allein aus diesem Grunde eine nega-
tive Beurteilung erfahren. Dort gibt es Regen, Wälder und Berge, wodurch je-
ne Gebiete als unwirtlich gelten. Bereits die Lehre für Merikare folgert da~
aus, daß die Bewohner Asiens dadurch gezwungen sind zu nomadisieren. Sie
schließt hierdurch zugleich auf das unruhige Wesen der Asiaten, das sich den
Ägyptern deutlich gegenüber ihrem Ideal des Beherrschten und "Schweigenden"
absetzte. Sie stehen tmmer im Kampf, aber halten dabei die unter zivilisier-
ten Menschen bestehenden Regeln nicht ein: sie geben nicht den Tag der
Schlacht vorher bekannt.
Auch der Ägypter kann sich in einer solchen Gegend nicht wohlfühlen. Der
Papyrus Anastasi I schildert uns eindringlich die Bedrohung, die von diesen
von Wadis durchzogenen, gebirgigen und bewaldeten Einsamkeiten ausgeht, wo
1
nur räuberische Beduinen dem Wanderer auflauern ).
Dieses Gefühl der Bedrohung, das man im fremden Lande selbst erlebt,
wandelt sich dann zum Spott, wenn man von der sicheren Heimat Ägypten aus
die Fremden betrachtet. Der Generalissimus Haremheb hatte in seinem Grab in
Memphis darstellen lassen, wie er durch einen Dolmetscher den königlichen
Befehl an fremde Fürsten weitergibt. Diese aber werfen sich vor ~hm laut ju-
belnd auf Rücken und Bauch, so wie es in den Amarnabriefen heißt, daß sich
der Schreiber "siebenmal auf Rücken und Bauch" vor dem König niederwerfen
will. Man vergleiche diese Darstellung mit dem Bild der ägyptischen Beamten,
die sich in derselben Bildkomposition in würdevoller Haltung verbeugen, und
Die ägyptischen Vorstellungen von Vorderasien 355
man kann ermessen, daß hier über die aufgeregte Haltlosigkeit der Asiaten
gespottet wird. Dieser Spott geht bis zur Karikatur: man übertreibt die cha-
rakteristischen Züge der Fremden, um ihre Komik hervorzuheben: die wulstigen
Lippen der Asiaten in Bet el-Wali 2 ), die kantigen Schädel der Hurriter im
Grab des Haremheb oder die fliehende Stirn und gebogene Nase der Hethiter
vergleicht der Ägypter mit seinem Schönheitsideal und findet sie komisch.
Somit kommen auch Beispiele von Situationskomik in offizielle Darstellungen,
wie die sich vor Sethos I. zwischen den Bäumen versteckenden Beduinen3) oder
,
der bei der Eroberung von Satuna auf den Baum flüchtende Syrer, den ein Bär
ins Bein beißt 4 ).
Die Hauptmerkmale des Gefühls also, das das ganz Andere der syrischen
Landschaft und der asiatischen Menschen beim Ägypter hervorruft, sind Angst
vor der Bedrohung und - als Gegensatz - Spott, erwachsen aus einem Uberle-
genheitsgefühl. Das sind allerdings allgemein menschliche Verhaltensweisen
und können nicht als spezifisch ägyptisch angesehen werden. Wichtig ist, wie
der Ägypter in einer bestimmten Epoche diese Empfindungen überwindet. Man
erkennt diesen Vorgang etwa im Aton-Hymnus von Amarna, wo es heißt: "Du
(:Aton) hast den Nil in der Unterwelt geschaffen und läßt ihn aufsteigen,
wenn du es willst, um Ägypten zu erhalten. Aber du schaffst auch das Leben
der fremden Völker, denn du hast auch einen Nil am Himmel eingerichtet, der
zu ihnen herunterkommt und der auf den Bergen Wellen schlägt wie das Meer,
um ihre Felder an ihren Orten zu bewässern. Wie wirksam sind doch deine Plä-
ne, du Herr der Ewigkeit!". Der Regen, noch in der Lehre für Marikare eine
Erscheinung des Chaos, die die syrischen Lande charakterisiert, wird jetzt
als zweckvoll und damit als Teil der Weltordnung erkannt. Dabei geht natur-
gemäß die Deutung dieses Phänomens vom eigenen Erleben aus, und es entsteht
das Bild vom "himmlischen Nil". Das Überraschende dieser Erkenntnis ist noch
in dem Ausruf: "Wie wirksam sind doch deine Pläne" zu spüren, mit dem der
Dichter sich an Aton, nun auch als Herr der fremden Länder, wendet.
Aus diesem Empfinden, daß sowohl das Drinnen wie das Draußen unter dem-
selben Gott stehen und - wenn auch verschieden - im Grunde doch der gleichen
Gesetzmäßigkeit gehorchen, entwickelt sich der Gedanke von der grundsätzli-
chen Gleichheit aller Menschen; denn Aton hat hier "in Syrien und Nubien und
auch im Lande Ägypten jedermann an seinen Platz gestellt und ihren Bedarf
gegeben; jeder hat seine Nahrung, und jedem ist seine Lebenszeit bestimmt.
Dabei sind sie unterschieden in der Sprache, auch im Wesen und in ihrem Aus-
sehen, denn dadurch hast du die Völker unterschieden". Anerkennung und Ab-
lehnung der Fremden stehen gerade in der Zeit der ausgehenden 18. Dynastie
und der beginnenden Ramessidenzeit im Streit miteinander. Natürlich werden
so traditionelle Bezeichnungen wie die vom "elenden" Asiaten beibehalten.
Ramses III. möchte den Zustand Ägyptens vor dem Regierungsantritt seiner Dy-
nastie dadurch als besonders zerrüttet bezeichnen, daß er es von einem Asia-
ten beherrscht sein läßt. Und selbst Anchesenamun und ihr Bote yani sehen
356 Die ägyptischen Vorstellungen von Vorderasien
die Tatsache, daß man einen hethitischen Prinzen als Gemahl der Königin er-
bittet, als "Schande Ägyptens" an. Jedoch gibt es keine Stelle, die davon
spräche, daß man sich daran gestoßen hätte, daß Syrer in hohen Regierungs-
stellen sitzen. So sind auch Ägypten und Hatti nach dem Friedensschluß "ein
Land" geworden, und Ramses II. schildert in seiner offiziellen Inschrift,
daß die Tochter des Hethiterkönigs nach Ägypten kam, "indem die Infanterie,
die Wagenkämpfer und die Beamten Seiner Majestät sie begleiteten und sie
sich verbrüderten mit der Infanterie und den Wagenkämpfern von Hatti; denn
diese sind ja "Ritter" (tu-hi-r) wie die Soldaten und die Wagenkämpfer Ram-
ses' II. Das ganze Land Hatti vermischte sich mit den Leuten von Ägypten;
sie aßen und tranken zusammen eines Herzens wie Brüder, ohne sich zu meiden,
denn Friede und Freundschaft bestand zwischen ihnen". Bedenkt man, wie eigen
die Ägypter bald darauf in diesen Fragen des Miteinanderessens und -trinkens
werden sollten, kann man ermessen, wie weit hier der Gedanke der Gleichheit
durchgeführt ist.
Bei der Betrachtung dieser Entwicklung dürfen wir jedoch nicht übersehen,
daß sich die ablehnende Haltung des.Ägypters in der Hauptsache nur gegen die
asiatischen Männer richtete. Das Verhältnis zu den Asiatinnen ist schon früh
ein ganz anderes gewesen; man erinnere sich an den bereits im Mittleren
Reich ausgedehnten Handel mit Syrerinnen. Auch in der Familie des Königs er-
scheinen syrische Mädchen in so gehobenen Stellungen, daß sie vornehm be-
stattet wurden und auch sonst der Erwähnung für wert gehalten wurden. Liby-
sche oder nubische Mädchen gehören bezeichnenderweise nicht zu diesem Kreis.
Den Grund für diese Vorliebe deutet der Papyrus Anastasi I mit der Erzählung
von dem kgl. Boten an, der in Joppe den Verführungskünsten einer Gärtnerin
erliegt. Auch jene Bemerkung aus dem Pap. Lansing 8,7 von dem kassitischen
Freudenmädchen, das die Schüler verführt, gehört mit hierzu 5 >. Denn bei den
Syrerinnen lernte der Ägypter Erotik und Leidenschaft wieder kennen, die aus
dem ägyptischen Liebesleben offiziell verdrängt worden waren, als man zu Be-
ginn der Geschichte die Selbstbeherrschung zur obersten Leitschnur des Men-
schen erhob. Dieses Lebensgefühl kam nun mit den Syrerinnen wieder nach
Ägypten - wir werden sehen, daß es deshalb auch unter den Schutz einer neu-
en, eben syrischen Gottheit gestellt werden mußte.
Es ist weit verbreitet, fremde Völker unter bestimmten Symbolen zu se-
hen. Auch die Ägypter hatten für die Asiaten solche Symbole. Ein treffendes
Beispiel ist die in Ugaritica III fig. 126 veröffentlichte Scherbe aus Uga-
rit, die den dortigen König Niqmadu darstellt, wie ihm eine Prinzessin Wein
einschenkt. Motiv und Wiedergabe sind ägyptisch, und es kann - trotz der Be-
denken Desroche-Noblecourts - möglich sein, daß sie von einem ägyptischen
Künstler hergestellt worden ist. Um so bedeutsamer ist dann die einzige Ab-
weichung- abgesehen von der Königsmütze des Fürsten -,die dieses Stück von
einem ägyptischen Vorbild unterscheidet: Den Baldachin des Königs schmücken
nicht Uräen, wie es in Ägypten Brauch ist, sondern Köpfe von Bergziegen
Die ägyptischen Vorstellungen von Vorderasien 357
~!::!:~~~~~f!i:!!~~!!~
Angaben über kriegsgefangene Asiaten in Ägypten sind in den Texten des
N. R. nicht selten, wenn auch genauere Aufstellungen nur vereinzelt auftre-
ten. Meistens hören wir nur über verstreute Fälle, so besonders während der
Zeit der Kämpfe im Anfang der 18. Dynastie, wo Privatpersonen ihre persönli-
che Beute an Gefangenen aus den Kämpfen aufzählen, die ihnen als besondere
Gunstbezeigung des Königs als Sklaven übergeben worden war. So erwähnt der
Schiffskapitän I'h-msw unter den ersten Königen der 18. Dynastie seine
Kriegstaten und a~ch die dabei erhaltenen Sklaven 1 ); Syrer erscheinen dabei
in folgenden Fällen:
Bei der Belagerung von Auaris nimmt er einmal einen Mann gefangen und
bringt ihn über einen Kanal zum Heer zurück; jedoch erhält er dafür nur eine
Goldbelohnung 2 ). Bei der Eroberung von Auaris erbeutet er einen Mann und
drei Frauen, die ihm ausdrücklich vom König als Sklaven gegeben werden 3 ).
V
Ebenso kann er bei der Eroberung von Saruhen die zwei Frauen behalten, die
er erbeutet hat 4 ). Den Wagenkämpfer, den er dann bei dem Kampf Thutmosis' I.
gegen Nahrina gefangennahm, scheint aber der König übernommen zu haben 5 ).
Eine ähnliche Gefangennahme schildert der spätere Schatzmeister I'h-msw un-
ter Nb-ph.tj-Rc 6 ), der in Syrien (sa-hi)
. - einen Gefangenen (und ein~ Hand)
erbeutete, während er von Kämpfen Thutmosis' I. gegen die Beduinen Südpalä-
stinas (S3sw) nur von "sehr vielen Gefangenen" spricht 7 ). Der zuerst genann-
te I'h-msw zählt auch seine Gefangenen namentlich auf; die meisten der neun
Sklaven und zehn Sklavinnen "aus der Beute" führen dabei jedoch, wie es
schon im M.R. Sitte war, ägyptische Namen, die sie von ihrem neuen Herrn er-
halten hatten. Allein eine Istar-ummi führt weiterhin ihren semitischen Na-
men8).
Offizielle Zahlen liegen dann aus den Feldzügen Thutmosis' III. vor:
Aus der Schlacht von Megiddo 340 Gefangene9).
Aus den während der Belagerung von Megiddo eroberten Städten sowie den
Orten Januammu, nu-g-sa und ~a-1 2 -ku-ru, die dem Fürsten von ~adesch gehör-
ten, 474 Personen, deren Aufschlüsselung verloren ist, aber unter denen sich
wohl Frauen der Stadtfürsten befanden, ferner 38 marjannu, 87 Fürstenkinder
mit 5 weiteren marjannu, 1796 Sklaven und Sklavinnen sowie 103 Überläufer,
- zusammen 2503 Personen 10 ).
Während des 5. Feldzuges wurden in Ullaza 329 tu-hi-r-Krieger gefangen-
genommen. 11 )
Auf dem 7. Feldzug wurde wiederum die Besatzung von Ullaza, die von Tu-
nip hinverlegt worden war, überrumpelt und 1 Oberst, 1 Kommandant des Sohnes
des Fürsten von Tunip und 492 Soldaten gefangengenommen 12 ).
In der Euphratschlacht des 8. Feldzuges fallen in ägyptische Hände 3
Fürsten, 30 Fürstenfrauen und 80 Gefangene 13 ), während in Nuga~äe 90 Gefan-
360 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
wie für die Feldbestellung und die Tätigkeit auf den Liegenschaften, um Korn
anzubauen für das Füllen der Speicher und für die Gottesopfer. Liste der
Asiaten und Asiatinnen, Nubier und Nubierinnen, die Meine Majestät dem Amun
gegeben hat vom Jahr 23 bis zur Niederschrift dieses Dekrets (d.h. Jahr 42):
1588 Hurri ter, ( ......] n 23 ).
Die sonstigen Bemerkungen über die Zuweisung von Kriegsgefangenen aus
Syrien an die Tempel sind oft mehr oder minder stereotype Wendungen, die
kaum Zahlen erkennen lassen:
"Ich füllte (die Arbeitshäuser des Amuntempels) mit meiner Beute der nörd-
lichen und südlichen Fremdländer, mit Kindern der Großen von Rtnw und Kin-
dern der Großen von Nubien" 24 ). -
Aus einer Schilderung des ersten Feldzuges: "Es erbeutete Meine Maje-
stät die Frauen dieses Gefallenen und die Kinder und die Frauen der Großen,
die bei ihm waren, und alle Kinder. Da gab M.M. die Frauen [und Kinder in
362 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
das Arbeitshaus des Vaters Amun als Hörige)n. 2 5) Ähnlich heißt es im Grab
des Rb-mj-R':"Herbeiführen der Fürstenkinder der Südländer zusammen mit den
Fürstenkindern der Nordländer, die gebracht wurden vom Besten der Beute
Thutmosis' III. von jedem Fremdland, um das Arbeitshaus für die Hörigen des
Gottesopfers seines Vaters Amun zu füllen". 26 )
Syrische Gefangene sind in diesem Grab beim Ziegelstreichen abgebildet
27
- )-, Syrerinnen und ihre Kinder bei der Versorgung mit Kleiderstoffen 28 ).
Die Anlieferung von Kriegsgefangenen für die Tempelarbeitshäuser wird auch
späterhin erwähnt, wobei allerdings oft ihre Herkunft nicht genannt ist 2 9)
oder nur allgemein von den "Fürsten von Rtnwn 30 ), den "Fürsten von Hethi-
tien1131), den "Gefangenen der Nordländer 11 3 2 ), den "Kindern von R_!nw" 3 3) ge-
sprochen wird.
Wir finden auch eigene Gefangenensiedlungen an den Tempeln, so unter
Thutmosis IV. eine "Gründung des Mn-hprw-Rc mit den Hurritern,die S.M. in
Gez [er) erbeutet hatte"3 4 ), während ~menophis III. seinen Totentempel "mit
Siedlungen von Hurritern umgibt, belegt mit Fürstenkindern 1135 ); anscheinend
gab es auch reine Frauensiedlungen3 6 ). Zu Gefangenensiedlungen werden eben-
falls die Syrer und Neger gehören, die im Pap. Harris für den Amuntempel ~n
geführt werden und für die die Zahl von 2607 Köpfen angesetzt ist3 7 ). Im Re-
tempel erscheinen dafür 2093 "Streitwagenkämpfer, Prinzen, marjannu und
Cprw" 38 ) , im Ptah-Tempel von Memphis dann wieder 205 Syrer und Nubier 3 9). Im
Zusammenhang mit einer Herde treten in diesem Papyrus auch 971 Msws auf 40 ),
also Libyer.
Neben diesem Einsatz als Hörige im Tempel werden die Kriegsgefangenen
als Hörige auf den staatlichen Feldern verwendet, jedoch liegen darüber kei-
ne Urkunden vor 41 ).
Viel besser belegt ist der Einsatz der Gefangenen als Soldaten, wobei
sie häufig in ihrem ursprünglichen Verband mit ihren Häuptlingen geschlossen
angesiedelt wurden. So sagt Ramses III. im Pap. Harris 42 ): "Ich setzte ihre
Führer in Festungen mit meinem Namen, setzte Oberste und Stammesfürsten da-
zu, indem sie mit dem Brandstempel versehen und zu Sklaven gemacht waren,
mit meinem Namen gestempelt, die Frauen und Kinder in gleicher Weise". Eine
"Hethitersiedlung" unter Eje bei Memphis 43 ) dürfte ebenfalls eine solche
Siedlung Kriegsgefangener sein, die dann als Soldaten eingesetzt wurden. Am
Ende der Ramessidenzeit, in der das hethitische Reich bereits zerstört ist)
finden sich zwei Generäle hethitischer Truppen namens Imn-nfr und Sn-n~m 44 ,
also mit rein ägyptischen Namen 45 ). Auch die "Großen der tu-hi-r-Krieger"
im Pap. Wilbour der Zeit Ramses' V. sind wohl Hethiter gewesen 46 ).
Ähnlich sagt Ramses II. in einer Inschrift in Abu Simbel 47 ): "Er setzte
die Beduinen (S~sw) in das Land, •.•... , siedelte die Libyer auf den Höhen
an, füllte die Festungen, die er erbaut hatte, mit den Gefangenen seines
mächtigen Schwertes ••.• ".
Besonders sind es in der Ramessidenzeit si-r-da-n, also Angehörige der
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 363
Sklavenhandel
-------------
Wie im M.R. dürfte auch im N.R. der Sklavenhandel von Syrien aus nach
Ägypten sehr rege gewesen sein. Leider erfahren wir hierüber nur wenig. Un-
ter Thutmosis III. können wir wohl die "Tributanlieferungen" mit darunter
rechnen. Es zeigt sich da, daß die Zahlen sehr niedrig sind; so kommen aus
den syrischen Gebieten:
Im Jahr 29 51 syrische Sklaven (Urk. IV 688,4)
II II
30 181 II II II 690,7
II X II II II
II
31 691 '15
II II
33 513 II II II 699,5
II II
34 702 II II II 706,4
II II 38 522 II II II 717,10
II II
39 197 II II II
721 '15
" " 40 65 II II II 669,4
II II 42 295 II II II 731 ,8.
Ferner Urk. IV 720,1 aus Alalag 5 Sklaven.
In den Amarnabriefen finden sich weitere Angaben über Sklavenhandel.
Abgesehen von den Bemerkungen Rib-Addis von Byblos, der Leute aus seiner
Stadt gegen G.etreide verkauft, werden erwähnt:
EA 44 Der hethitische Prinz Zikar schickt 16 Sklaven als Gegenwert für
Gold.
364 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
tischen Thot-Tempel, "der mit der Wahrheit zufrieden ist", wird ein Sklave
als Landarbeiter zugewiesen, der aber nicht am Bestimmungsort ankommt. Es
wird nachgeforscht und die offizielle Registrierung angegeben: "Ich fand (so
sagt der Nachprüfende), daß er bestimmt ist als Feldarbeiter für den Thot-
Tempel unter deiner Aufsicht, unter dem Datum des 3. Jahres, 2. smw, 10. Tag
(vielleicht Sethos' II.), aus den Sklaven der Ladung von Schiffen, die der
Festungsvorsteher herangebracht hat. Der Name:
Syrer, na-qa-di-ja, Sohn des sa-ru-ra-si, Mutter qad-ta, aus Arades ()a-r-
du), Sklave der Ladung des Schiffes dieser Verwaltung vom Schiff des Kapi-
täns Klr".
Herkunft und Abstammung wurden also genau registriert 58 ), ebenso die an-
liefernde Stelle59) und der verantwortliche Kapitän. Es handelt sich hier um
offiziellen Sklavenhandel, den der Festungskommandant, d.h. der Leiter der
Befestigungen an der Küste 60 ), organisiert hatte.
Die Sklavenausfuhr aus Syrien wurde von den dortigen Häuptlingen anschei-
nend im Großen betrieben. R:i.b-Addi verkauft seine Leute gegen Getreide, und
Thutmosis III. erbeutet in Ullaza auf seinem 5. Feldzug 61 ) 2 Schiffe mit
Sklaven.
Aber nicht nur eine offizielle, staatliche Sklaveneinfuhr bestand, son-
dern syrische Händler verkauften unmittelbar in Ägypten Sklaven. So schil-
dert ein Papyrus, wie ein Händler ein erwachsenes syrisches Mädchen einer
Frau aus der Nekropolenarbeiterschaft von Deir el-Medineh verkauft 62 ) bei
einem Preis von 4 dbn 2 kite Silber. Wie üblich erhält das Mädchen dabei
einen ägyptischen Namen. Syrische Händler, die Sklaven vorführen, waren im
Grab Nr. 162 in Theben-West abgebildet 63 ). Auch in anderen Gräbern dürfte
man die Jungen und Mädchen, die von "Tr-ibut"-bringenden Syrern herange-
schleppt werden, als Sklaven ansehen 64 ). Überhaupt legte man auf die Einfuhr
junger Sklaven und Sklavinnen besonderen Wert; ein Papyrus 65 ) erwähnt aus-
drücklich "syrische Jungen aus Ku-r-ku" 66 ) als besonders geeignet für den
Dienst am Hofe, "geeignet als Mundschenken Seiner Majestät, wenn sie geba-
det, gesalbt und in sfrj gek.Leidet sind". "Die Erwachsenen unter ihnen", so
fährt der Papyrus fort, "kommen aber ins Arbeitshaus, um ~dj-Bier des Pa-
lastes und srm.t-Bier der Cnt zu machen". Die Aufzählung fährt dann mit der
Nennung von "kanaanitischen Sklaven aus gu-ru, schönen Jünglingen" fort, die
zusammen mit Negern Wedel tragen sollen.
Mit jener Bevorzugung syrischer Frauen als Sklavinnen, die ja bereits im
M.R. bemerkbar war, hängt auch jenes Motiv der ägyptischen Kunst zusammen,
das den Abtransport der weiblichen Gefangenen auf den Schultern der Soldaten
darstellt. Es ist in die Literatur eingedrungen. So heißt es in der Schilde-
rung der Gefahren des Soldatenberufes Pap.Lansing 10,4: "Die fremde Frau ist
ohnmächtig geworden durch Marschieren und wird auf den Nacken des Soldaten
gelegt. Sein Tornister geht verloren, und andere nehmen ihn weg, da er mit
der Gefangenen beladen ist." Als Bezeichnung für "Gefangene" wird hier der
366 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
Ausdruck si-r-ta benutzt, bei dem es sich um das akkadische Wort esirtu han-
delt67). Dargestellt findet sich das über die Schulter geworfene syrische
Mädchen vom Ende des A.R. in Deshasheh 68 ) bis in das 1. Jahrt. v. Chr. 69 )
Daß ein Sklave in Ägypten freigelassen werden konnte,und zwar durch ein-
fachen Willensentscheid des Herrn, sahen wir bereits bei dem kriegsgefange-
nen Syrer, den sein Herr mit seiner Nichte verheiratete und ihm dabei dann
als Familienvorstand sogar die Schwiegermutter unterstellte 70 ). Eine andere
Freilassung von Sklavenkindern schildert der sog. Adoptionspapyrus 71 ), wo
wir allerdings die Nationalität der Mutter nicht wissen. Hingegen haben wir
über die Stellung ausländischer Sklavinnen in den Familien sogar die offi-
zielle Äußerung eines Vezirs im Gericht: Als ein Mann eine neue Ehe einge-
hen will und deshalb mit den Kindern aus der ersten Ehe seinen Besitz zu
teilen hat, wird die Verfügungsgewalt über den ihm verbleibenden Teil damit
ausgedrückt, daß es heißt: "Da sagte der Vezir: 'Selbst wenn es nicht seine
Frau wäre, sondern eine Syrerin oder Nubierin, die er liebt, und er gibt ihr
seinen Besitz, wer könnte ungültig machen, was er tut?•n 72 ).
~~!~~1~-~~~-~~~!~~~~2~h~~~
Eine andere Art und Weise, in der Asiaten nach Ägypten kommen konnten,
war einmal die Festsetzung von syrischen Fürstenkindern als Geiseln in Ägyp-
ten und zum anderen die Verheiratung von syrischen Fürstentöchtern an den
ägyptischen Hof. Ersteres wird ausdrücklich erwähnt in den Annalen Thutmo-
sis' III.73): "Man holte die KinQ.er und Brüder der Fürsten, um sie in Ägyp-
ten in feste Plätz·e zu se.tzen. Wenn einer unter den Fürsten starb, so ließ
Meine Majestät seinen Sohn an seine Stelle treten. Liste der in diesem Jahr
gebrachten Kinder: 36, mit 181 Sklaven."
Auch an anderen Stellen werden die Kinder der Fürsten besonders aufge-
führt74), jedoch ist es unklar, ob sie dort nur als Posten der Kriegsgefan-
genen genannt sind oder als Geiseln. Wenn hingegen im Grab des Mn-!;pr-Rc-
snb der Fürst von Tunip ein Kind auf der Hand trägt und dem König präsen-
tiert75), so deutet das auf die Übersendung des Sohnes als Geisel nach Ägyp-
ten hin. Solche Hinweise auf Herbeibringen von Kindern der Fürsten finden
sich auch sonst7 6 ). In den Amarnabriefen dürfte hierher der Brief von den
Leuten aus Tunip (EA 59) zu stellen sein, in dem diese um Rücksendung des
Sohnes des Akitesup bitten. Und wenn (EA 296) der ägyptische Beamte syri-
scher Herkunft,Ja!;tiri, davon spricht, daß ihn Jangamu nach Ägypten geholt
und er im Tor des Königs gedient habe, so wird hier auch ein ähnlicher Fall
vorliegen.
Die Übernahme syrischer Fürstentöchter in den kgl. Harim läßt sich be-
reits unter Thutmosis III. nachweisen. So wird einmal??) die Übergabe der
Tochter eines Fürsten von Rtnw mit 30 Sklavinnen aufgeführt. Bekannt sind
dann die Heiraten mit Töcht~rn der Mitannifürsten unter Thutmosis IV.?S)
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 367
und besonders Amenophis III., der sowohl GilUbepa, To~hter des Sutarna79)
als auch Tadußepa, Tochter des Tusratta, geheiratet hatte; letztere ging
dann in den Harim des Sohnes Echnaton über 80 ). 317 Sklavinnen begleiteten
allein Giluaepa81 ). Auch eine babylonische Prinzessin und eine aus Arzawa
gehörten zum Harim Amenophis' III. 82 ); eine weitere aus Babylon war für Ame-
nophis IV. bestimmt 8 3). Die Tochter eines syrischen Kleinfürsten, des ~atija
von Enisasi, ging denselben Weg84 ); vom Fürsten von Ammia forderte Amenophis
III. die Übersendung der Tochter 85 ). Vielleicht haben w~r in ihnen die sy-
risch gekleideten Mädchen zu sehen, die in den Darstellungen des Harims von
Amarna musizieren und tanzen86 ). Endlich kennen wir bei Ramses II. zwei he-
thitischeS?), je eine babylonische und bargäische (?) Prinzessin in seinem
Harim. Dabei scheinen die eine hethitische Prinzessin nach KUB III 59 vso 6
500 Sklaven (NAM.RA.MES) begleitet zu haben.
Es bestand die Sitte, daß die fremden Prinzessinnen Boten aus ihrer Hei-
mat empfangen durften, die ihnen Geschenke der Eltern überbrachten; die Sen-
dungen blieben Eigentum der Prinzessinnen. Daher kann Pudunepa KUB XXI 38
behaupten: "Die Prinzessinnen von Babylon oder Amurru, die ich aufgenommen
habe, die haben mir hier bei defi Hethitern keinen Vorteil (wallijatar) ein-
gebracht". Am ägyptischen Königshof scheint man aber immer wieder versucht
zu haben, diese Kontakte der Prinzessinnen mit ihrer Heimat zu unterbinden.
Bereits unter Amenophis III. beschwert sich der babylonische König Kadasman-
Ellil (EA 1) darüber, daß zwar "Meine Töchter, die mit (fremden) Königen
verheiratet sind, mit den Boten, wenn diese dort sind, sprechen und mir ein
Geschenk übersenden", daß aber am ägyptischen Hof die Boten beim großen Emp-
fang nur die versammelten Frauen sahen, aber nicht mit der babylonischen
Prinzessin sprechen durften. Amenophis III. spottet bei dieser Gelegenheit
darüber, daß der Babylonier seine Töchter nur deshalb ins Ausland verhei-
ratete, um von dort Gesche~ zu erhalten; auch seien die gesandten Boten
nicht qualifiziert gewesen, mit der Prinzessin zu sprechen, da sie sie nicht
von früher gekannt hätten. Das sind gewiß Ausreden, denn auch später noch,
zur Zeit Ramses' II., erwähnt Puduaepa in KUB XXI 38 einen ähnlichen Fall:
"Was das angeht, was mein Bruder mir geschrieben hat: 'Meine Schwester hat
mir geschr~eben: Die Tochter von Kardunias, die nach Ägypten gegeben worden
ist, sobald die Boten danach zu ihr kamen, wurden sie aus dem Haus geworfen'
-Diese Geschichte hat der Bote des Königs von Kardunias,Ellil-bel-nise, er-
zählt" usw.
368 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
~~~~~~~~~~!!~~~-~~E-~~~~~!~~h-~~~-!~~E~~~-~~!~~~~~~-!~!~~~~
Für die Frage nach dem Einfluß der Asiaten in Ägypten ist es von großer
Bedeutung festzustellen, ob und in welcher Weise sie in die Kreise eindrin-
gen konnten, die für die Entwicklung der ägyptischen Kultur von Wichtigkeit
w~ren. Daher folgt nun eine Zusammenstellung der Asiaten, die uns durch
ägyptische Texte namentlich bekannt sind. Allerdings wird dafür der Name
des Betreffenden das Hauptkriterium bleiben, da sonst kaum einmal ein Hin-
weis auf die Herkunft erhalten ist. Da in Ägypten Fremde sofort einen ägyp-
tischen Namen zugelegt erhalten haben; so werden wir nur einen geringen Teil
der Fremden in dieser Weise identifizieren können, da sie verständlicherwei-
se lieber ihren neuen ägyptischen als ihren alten fremden Namen genannt ha-
ben werden.
Dabei ergibt sich eine methodische Schwierigkeit. Zunächst können wir
annehmen, daß Leute mit asiatischen Namen auch wirklich Asiaten sind. Selbst
in einem Fall wie dem der Prinzessin b{-n-t-c-n-t möchte ich vermuten, daß
die Wahl dieses semitischen Namens darauf zurückzuführen ist, daß sie die
Tochter einer syrischen Nebenfrau Ramses' II. war. Nun finden wir aber auch
eine Anzahl hybrid gebildeter Namen in der Form "Artikel (p~ bzw. t~) + sy-
risches Wort". Dabei kann es sich um einen Ortsnamen handeln, wie etwa P~
~ .
hu-ru "Der Hurriter", p~-ha-su-r
- "Der aus Hazor" u.a. Säve-Söderbergh hat
in seinem Buch über die ägyptische Flotte s. 54 gemeint, wir dürften diese
Leute nicht unbesehen als Syrer betrachten, da ja nachweisbar auch nicht
jeder p~-ru;sj "Der Nubier" benannte Ägypter ein Nubier war. Ich möchte je-
doch diesen Schluß nur insoweit annehmen, als ich ihn auch auf den recht
häufigen Namen pS-hu-ru ausdehnen möchte. Vielleicht liegt in den beiden ge-
~ '
nannten Benennungen ein Hinweis auf die dunklere bzw. hellere Hautfarbe des
betreffenden Kindes vor. Die viel selteneren Namen p~-ha-su-r, p~-~-6-su-r,
t~-pu-la-sa ("Die Philisterin"?) möchte ich aber scharf d;:von trennen. Ich
halte sie für Namen, die wohl in Ägypten gegeben worden sind, aber die die
Herkunft der betreffenden Person bezeichnen sollen. Wir dürfen sie also be-
nutzen, um Syrer in Ägypten nach ihren Namen aufzuspüren.
Auch wenn Namen mit dem ägyptischen Artikel und einem syrischen Wort
erscheinen, wie p~-su-si-wi "Die Schwalbe", p5-su-pu-r "Der Schreiber", p~
~a-r-pu "Das Schwert", t~-pu-1-ja "Die Bohne", könnte es sich theoretisch
darum handeln, daß Ägypter ihren Kindern diese Namen unter Benutzung von
Fremdworten beigelegt hätten. Doch auch Personen mit diesen Namen sind im
Folgenden mit in die Aufstellung aufgenommen worden. Diese teilt die Perso-
nen mit asiatischen Namen nach Tätigkeit und Rang ein, damit dadurch bereits
eine Grundlage für die Frage gefunden wird, in welchen Schichten der ägyp-
tischen Gesellschaft Syrer häufiger auftreten.
Nach dem eben Gesagten sind Leute mit den Namen P5-au-ru und T5-nu-rlJ.
weggelassen worden, da hier berechtigte Zweifel daran bestehen, daß es sich
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 369
wirklich um Syrer handelt. Jedoch sollen hier wenigstens kurz einige Träger
dieser Namen zusammengestellt werden:
P~-&u-ru: Arbeiter BM 5625; Distriktsvorsteher von Theben-West JEA 13 pl.13;
MDIK 9, 110; Stalloberster JEA 23, 186; Obertöpfer am Thot-Tempel
zu Hermupolis Turin 73; Diener des Mut-Tempels zu Theben Berl. In-
sehr. II 44; ohne Titel RAD 33, 14; 63,5; Brandstempelträger RAD
40, 15; Fischer RAD 37, 13; "Fremde" RAD 37, 13; 38, 1; 41,7. 11;
Gärtner RAD 46, 10; 50, 15; Gipsarbeiter RAD 67, 11; Kapitän Pap.
Abbott 8 B 15; Pap. Mayer A 12,20; Bauer Pap. Mayer A 11,10; ohne
Titel Pap. Mayer A 13A,7; 3,12; 1,16; Nekropolenarbeiter LRL 1,3
u. a.; Oberzimmermann im Amuntempel Grab Theben-West Nr. 244.
T5-&u-ru: Inscription of Mes N 33; Gattin eines Handwerkers Louvre C 86;
Pap. Mayer A 1,16; Kairo Ostr. 25708.
~al-lu-ti
1)
5 5
(geschrieben: ~a-~()n-rU-ti ) Page und Wedelträger;
18. Dyn. (Turin 165); vgl. NPN: Alluteja.
Name der Mutter ~a-mi; vgl. ummi- ••••
2) ja-n-s(a) Truchsess und Domänenvorsteher Ramses' XI. (Helck, Ver-
waltung 494/5) -unbekannte Sprache.
3) wa-ra-na Truchseß, der im Harimsprozeß Ramses' III. angeklagt wur-
de (Pap. jud. Tur. 4,12); vgl. NPN: Warani; Al.T. 131,
2 Waran. .
4) b(a)-'-al-m(a)-h()-r "Baal eilt"; Truchseß, der im Harimsprozeß
Ramses' III. Richter war (Pap. jud. 2,1).
b{-n-~i -si-n(a), mit zweitem Namen R'-ms-sw-m-pr-R'; Erster Herold,
5)
4
Wedelträger zur Rechten des Königs, Großer Truchseß des
Lebensmittelmagazins ('.t ~~-t), Großer Truchseß des
Bieres; unter Ramses II. und Mernephtah. Er stammte aus
Ziribasani, sein Vater hatte den Namen ju-pa-'. (Stelen
in Brüssel und Kairo ASAE 40,45; Nennung Ostrakon Kairo
25504 rto II 9; vso I 10; besprochen RdE 7,68; Varille,
Antiquitees du Musee de Vienne 2 ff.; Capart, CdE 11,37;
Janssen, CdE 26, 50 ff.).
6)
.
Pn-h(a)-su-r "Der aus Hazor", zweiter Name R'-ms-hrw; Truchseß; ra-
-
messidisch (Louvre E 3629 = Pierret, Inscr. I 66).
7) q(a)d-n-d-n-na Truchseß im Harimsprozeß Ramses' III. (Pap. jud.
II 2; V 3) -unklar, aus welcher Sprache genommen.
8) tu-tu, in EA Dudu; Kammerherr unter Echnaton (Davies, Amarna VI;
Urk. IV 2008 ff.); vgl. Al.T. 47,3 Tutu.
9) su-si-wi "Schwalbe", als Begleiter Ramses' XI. erwähnt Pap. BM
10383,3,3 (Peet, Tombrobberies pl. 22).
24
370 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reiches
II. Harimsbeamte
IV. Angestellte
V. Handwerker
VI. Priester
NPN 51 !Jaluti.
8) sa-pa-:>ar Webpriester des Amun (Macadam, Corpus Nr. 155); vgl. Al.
T. 135,8 Sapari.
374 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
VII. Stallmeister
1 ) ja-~a-m~-ja
!. cPap. Wilbour A 36,5 >; von o n""' F) 1·
2) wa-ra-mu (Pap. Wilbour A 80, 40); vgl. Al.T. 131,2 u.a. Waramu.
3) wan-Si-wa (Det. "Sack") (Pap. WilbourA 5,18); vgl. ALT. 207,10
Wanza.
4) b()-'-al-(hr)- hps.f (Pap. Wilbour A 54, 32).
5) P~-81-ra- '~-hi CDet. "Fisch") (Pap. Wilbour A 47, 35).
6} P~-su-si-wi (Det. "fliegender Vogel") "Die Schwalbe" (Pap. Wilbour
A 85, 25).
7) m()-ha-r-ja-ba'al (Pap. Wilbour A 54, 32) "Es eilt Baal" (vgl.2.Sam.
23,28).
8) m-ta-j-n-t-ta (Pap. Wilbour A 59, 4).
9) ra~pa-ja (Pap. Wilbour A 60,29).
10} r-6-pu "Reschef" (Pap. Wilbour A 41,4; 68,36).
11) ~a-ra-ta (Pap. Wilbour A 58, 41), vielleicht vgl. NPN galutta.
12) sa-ru-'a (Pap. Wilbour A 19,15); vgl. NPN Saruja; Al.T. 17,23 u.a.
Saruwa.
13) sa-ra-su (Pap. Wilbour A 85,1); vgl. NPN ~arisse; Al.T. 202,21 u.
a. Sarissu.
14} ka-'ar-ju-s(u) (JEA 26 pl. 5 Zeile 8).
15) kU-r<a) (Det. "Sack") (Pap. Wilbour A 58, 23); vgl. das Hohlmaß
~·~ und vielleicht auch Al.T. 29,-3 Kurri.
16) su-h (Det. "fliegender Vogel") (Pap. Wilbour A 36, 49)"Schwal-
be11.
17) In diese Kategorie ist wohl auch der kgl. Bote lu-1 2-li-ja unter
Ramses II. (Mes-Inscription S 8) zu rechnen: "Der Lullä-
er".
VIII. Soldaten
IX. Arbeiter
11) bf-la-ja Hirt (Pap. Wilbour A 71, 25); vgl. Al.T. 129,17 Pilaja.
12) P~-ra-wa-Si (Det. "Fuß und Beine"), Hirt (Pap. Wilbour A 18,26)
"Der Läufer".
13) P~-ha-ti ein angesiedelter "Fremder" (Pap. Mayer A 6,5).
14) P~-ea-pi-ta Weber (Pap. BM 10053,6,18); wohl "Der Richter" (09/P).
15) P~-ka-ni-ja Diener des Amuntempels (Pap. Mayer A 10,8; BM 10052,2,
18; Pap. Abbott 8 B 12).
16) P3-su-pi-:r Bauer (Pap. Wilbour A 22,42); "Der Schreiber".
17) PH)u-tH (Det.: Ä ) , Bauer (Pap. Wilbour A 83, 11).
18) m()-1-lu-ja ein "Fremder" (""=_Al ) (Pap. Turin 96,3); vgl. Al. T.
293,57 Malluwae.
19) m()-h-r-b-'-1 Diener vom Haus der Gottesanbeterin des Amun (Pap.
Amherst VII 4,18).
20) ra-sa-sa Bauer (Pap. Wilbour A 22,17).
21) ru-ti 5 -ta Weber (Pap. BM 10053, 6,8).
22) h(u)-di-ja Fischer (Pap. BM 10068 vso 4,24); vgl. vielleicht NPN 64
gutija.
23) b-n-ra-~-6-ju angesiedelter Fremder (Pap. BM 10068,6,16).
24) b()-ru-ja Inspektor (Pap. Mayer A 5,7).
25) sa-ra-ru Hirt (Pap. Wilbour A 15,3).
26) sa-ra-ti 5 Trompeter (Pap. BM 10053,7,6); vgl. wohl NPN 125 ~arteja.
27) sa-su-r-ja Holzholer (Ostraka Cerny, Ostraca Deir el-Medineh nonlitt.
Nr. 151 u.ö.); vgl. vielleicht den Frauennamen NPN 126
~a~uri.
28) sa-di-mi! Diener, 19. Dyn. (Petrie, Kahun pl. 24); ob zu vgl. Al.T.
198,9 Sadimara?
29) q()-!?_0-r Diener (Pap. Abbott DocketaB 20 = Pap. Mayer A 13C,9);
vgl. I"'}~ "Der Kurze".
30) k()-r Wasserträger (Abbott DocketaB 13); Ka-ra-ja, Hirt (LRL
32' 7).
31) ku-r (Det. "Sack") Hirt (Pap. Wilbour A 66,22).
32) ku-r Bauer (Wilbour A 86,22) - vgl. auch ka-r (Pap. Mayer A 4,
8); Arbeiter.
33) k()-ta-wa Brauer (Pap. BM 10068 vso 7,25); ob zu vgl. NPN Kataja?
34) tu-ra-bi-j• ein Lederarbeiter, erwähnt Gardiner-Cerny, Ostraca 60,
1 rto 5; ramessidisch.
Holzholer (Cerny, Ostraca Deir el-Medineh, non-litt. Nr.
151 u.ö.).
36) si-~a-ta-ja Diener; 18. Dyn. (erwähnt bei Winlock, Scepter II 182);
vielleicht Kurzform für Al.T. 193, 38 Zibatuena.
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 377
XI. Sklaven
1) 'a-b{-ja (Syria 18,183); Kurzname, der mit abija "mein Vater" be-
ginnt, vgl. Al.T. 115,1.
2) 'a-b{-n-'{ (Syria 18, 183); vgl. NPN Abianni; Al.T. Abbenni.
3) 'a-ri-ja (ÄZ 38, 17); Al.T. 130, 40 Arija (auf dem Ostrakon zwei-
mal erwähnt!) Kurzname mit ari- "geben".
4) 'a-q{-ja (ÄZ 38,17); NPN und Al.T. häufig, Kurzname mit aki- "dar-
bringen"; auch auf Ostrakon Syria 18, 183.
5) '()n-~a-ja-bi (Pap. Wilbour A 51, 50).
6) 'in-l 2a-ka Sklave und Türhüter des 2. Amunspropheten (Pap. Amherst
378 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
XII. Frauen
1) 'a-b{-na Mutter des Soldaten I'~-msw aus Elkab (Urk. IV 1); vgl.
NPN (masc.) Abianni; Al.T. Abenni.
2) 'a-b-n-ta-ti -na (Bruyere, Rapport Deir el-Medineh 1934/35 = FIFAO
5
15 p. 128).
3) ~ab-1-ku-r, 2. t?) Gattin des p-l-b-'-1 (s.o. V 9).
4) ~a-mi Mutter des Pagen 'al-lu-ti (s.o. I 1).
5) 'a-r-()n-na Gattin des Wagenkämpfers Nn-w~.f unter Thutmosis III.
(Hayes, Scepter II fig. 93); vgl. entweder Namen wie NPN
Arinduri; Al.T. 178,34 Alliniri; oder Al.T. 298, 16 Alli-
ja, dann wäre die obige Schreibung 'a-1 2 -la zu lesen.
Vgl. folgende Nummer.
6) '()l-la-'8. Frau des Priesters T~-~rj (Pap. Mayer A 3,1; BM 10054
vso 2, 16.21.27; 10068,5, 2); vgl. Nr. 5. Zu diesem Na-
men gehört wohl auch die Namensform '()1-n-na, zu lesen
'()l-1 2 -lax, der Frau auf Stele bei Kitchen, Orientalia
29,82 fig. 2.
7) 'a-ta-' auf Stele des b{-ta (BM 322 = Hierogl. Texts VII 8).
8) 'i-mi Schwiegertochter des p-t-b-'-1 (s.o. V 9).
9) 'i-m-'a Frau des verkrüppelten Türhüters (ÄZ 41, 114).
10) '-n-ta-ra-m 11 Anat ist hoch" (Totenb. BM 11466).
11) 'u-ra-ta Mutter des Truchseß Pn-t5-wr.t (Mariette, Abydos II pl.
49); ramessid.; vgl. Al.T. 298, 17 Urate.
12) Ca-ra-fa (Pap. BM 10053,2,18 =Feet, Tombrobberies pl. 17); vgl.
Ru th 1 , 4 il !:>I)'
T : T
.
13) Cu-ta Mutter des Nekropolenhandwerkers Nb-ngt (Theben-West,
Grab Nr. 268).
14) b-n-ta-8-m-s unter Hatschepsut, ein Kanal nach ihr benannt auf
Ostrakon JEA 46 pl. IX Nr. 4 vso 2, Det. "Sonne" nach
sms; üiD w·- )llJ .
15) b{-ra-ja Sängerindes Amun, Gattin des Altarschreibers R' (Navil-
-le, Totenbuch Lb).
16) m()-n-su-~a-ta (Gardiner-Cerny, Ostraca pl. 86,1 vso 4) ob von noJ
380 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
"herausreißen"?
17) m()-rU-ta Prinzessin Thutmosis' III. (Winlock, Treasures of the
three Princesses p. 41), wohl von i l / D "widerspenstig".
18) m-n-h-t Prinzessin Thutmosis I rrr. ( a. a. 0.); vgl. il.)) "lieblich
sein".
19) m-n-nu-wa-,Prinzessin Thutmosis' III. (a.a.O.); vgl. NPN Minenaja;
m()-n -na (Urk. IV 1931).
20) n-ja(?)-b{-ra-ta-.>a Gattin des 1. Wagenlenkers und kgl. Gesandten
~~ unter Ramses II. (Petrie, Tombs of the Courtiers pl.
31 Nr. 2).
21) n{-ja-na-ka (Petrie, Memphis I pl. 17).
22) lu-qa-~ Schwester des Truchseß Pn-tS-wr.t (vgl. Nr. 11).
23) h()-bu-r(a)· (Pap. BM 10054 vso 2,19).
24) h()-lu-l(a) (Pap. BM 10054 vso 2,15) -der gleiche Name, aber andere
Perso~h()-lu-lu geschrieben (BM 10054 vso 2,23); viel-
leicht von ~?il "rühmen" Part. Pass. Kal.
25) .
ha-b()-1-s()-n-ta
- (Var.:. ha-b{-1-s()-ta
- Pap. BM 10052, 1, 15/6;
ha-m()-~()-1-ta Lepsius, Denkm. Text III 101); Mutter der
• V
Königin Isis Ramses' III. (Cerny, JEA 44, 31 ff.; Devaud,
K~mi 2,7 n. 4); vgl. ßaba~illatu, ii.(~.J[I, Jf:..j,.F"'
"Saphran"; bzw. "Rohrschößling" nach Seele, JNES 19, 193
n •. 26, der in ihr auch eine Frau Ramses' III. sieht.
26) .
ha-ra-.>a auf der Stele des b{-ta (BM 322 = Hierogl. Texts VII 8);
vgl. NPN galuja.
27) .
ha-s()-r
- Gattin des Prinzenerziehers Snj-msw unter Thutmosis III.
(Urk. IV 1067) "(Die aus) Hazor".
28) ß-bi-n 2-n-s (Urk. IV 1931).
29) ß-t-ti 4 "Die Hethiterin" (Pap. BM 10054 vso 2,22).
V
30) sa-wi-ta Gattin des Arbeiters P~-jom, Ende 19. Dyn., Gardiner-Cer-
ny, Ostraca 35,1 rto II 9.
~()-ti -wa Frau des Hirten Nsj-Imn (Pap. Mayer A 3,10).
31) 5
32) ka-ri-fa Gattin des Vorstehers der nördlichen Festungen S~-Imn.t
(Brüssel E 4295; Brunton, ASAE 38, 252).
33) ka-rU-na Mutter des kgl. Waffenträgers Mrj-R' unter Thutmosis III.
(Kairo 34091 = Lacau, Steles pl. 44; vgl. o. VIII 3).
34) kti-r-ku-r Sängerin des Ptah von Askalon, in Megiddo (Loud, Megiddo
Ivories pl. 63) •
Mutter des Kaufmanns ~r-swt, 20. Dyn. (Pap. BM 10053 vso
3' 2).
/
36) T~-'a-r-ja
"Die Löwin", Tochter des Prinzenerziehers Snj-msw unter
Thutmosis III. (Urk. IV 1067; vgl. Nr. 26).
37) T~-'a-r-sa-su (Pap. Wilbour A 25, 19).
38) TPl~l "Die Gottes" (Pap. BM 10054 vso 2,20).
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 381
beries pl. 7); hier ist der Name wohl wirklich Hinweis
auf die Herkunft, da der Vater B3k-St~ heißt, wo Seth
wohl ebenfalls auf syrische Herkunft weisen soll.
42) T~-~a-su "Die Beduinin" (Pap. BM 10053, 6, 9).
43) T~-lu-l(a) (Det. "Haare") (Pap. BM 10053,5,9; 7,4) vgl. '"']~J
"Schleife" von ill~ "verknüpfen"; wegen Det. "Zopf".
44) T~-ga-ru BIE 19, 86. Ob zu l·l'l "Löwenjunges"?
45) T~-8()-fa (Pap. BM 10054 vso 2,29); ob zu il~HCJ "Sturmwind"?
46) T~-8() -ra Mutter eines Angestellten von Medinet Habu Nsj-Imn (Pap.
BM 10054 vso 5,16 = Peet, a.a.O. pl. 8); vielleicht zu
I C> , die "Störrische". Der gleiche Name als T~-8( )-r-
'8., JEA 13 pl. 13 III 2.
47) T~-!!_a-bu "Die Eidechse" ( ':1 ""::3.,. ) ; Frau des Monthpriesters c ~ ~-ih.
""
t
(Grab Theben-West Nr. 174).
48) t-f-ta Gattin des Bauleiters am Totentempel Thutmosis' IV. in
Abydos Nfr.-~~.t (Brit. Mus. 148 = Hierogl. Texts VII 44);
vgl. 45?
49) !!_a-1 2-ga-ta "(Die) Hinkende" ( Y2"'j ) (Berl. Inv. 21447 =Ranke,
PN II 334,1), Beiname(?) der Mutter des "weisen" Ameno-
phis 'a-tu.
50) (nach 31) qa-fa-ra-'a-ta 1 ( ::::> 4 für J4 :ta 2 ), Mutter des Vezirs
Nfr-rnp.t unter Ramses II. (Helck, Verwaltung 452); ob
j)'"'"l.. '!)~
: T
"Schwefel"?
51) Vielleicht ist auch der Name der Mutter des Bauleiters Bnr-mrw.t
semitisch: 'a-ß-m (Hayes, Scepter II fig. 68), wenn es
sich um einen Kurznamen handelt: "der Bruder ist •••• ".
Name.
6) 'a-la-sa Felderbesitzer in Nubien, auf Inschrift des Pn-nw.t z.Z.
Ramses' IV. (Lepsius, Denkm. III 229c).
7) 'a-r-ku-ju (Schreibung kU-k ist häufige Fehlschreibung!), in Pap.
Wilbour A 83, 32 u. a. ( of Index 71). Ob zu l l '-"' "lang
sein"?
8) )a-di-ma Pap. Louvre 3171 (Gardiner, JEA 29, 57) im Ortsnamen
"Dorf des 'a-di-ma".
9) )i-1 Pap. Wilbour A 64, 27 u.ö. in Ortsnamen, auch P~-'l~ z.B.
A 73, 35.
10) 'i 4 -l-ja Pap. Wilbour B 19, 19 im Ortsnamen "Neuland des 'i -l-ja";
4
wohl Kurzname mit ilu.
11) 'i 4 -qa-ra Pap. Wilbour B 8, 18 in Ortsnamen; vgl. A 54, 26 Pn-'a-
qa-r-'8..
12) )u-si-'a (Abbott Dockets A 11).
13) 'en-ra-ka-'~ (Adoptionspap. JEA 26 pl. 5,9).
14) j~-n1-sa (Pap. Mayer AI 6).
15) .
ja-ha-n-ma 0] n'"'
- : - ; erwähnt von Ranke, PN II 268 Nr. 30 aus
Sammlung des Oriental Inst. Chicago.
16) ja-tu-'u-b-'-1 erwähnt von Hayes, Scepter II 170; vgl. Burchardt,
Altkanaan, Fremdworte Nr. 241.
17) ju-ja Pap. Wilbour B 12,5 in Ortsnamen "Dorf des ju-ja".
18) ju-pa-' Vater des Truchseß b{-n-'i -si-na (s.o. I 4), von Y:9""'
4
"strahlen".
19) ju-m()-r Vater eines Nfr-rnp.t (Pap. Gurob A 2,5 nach Wb-Zetteln).
20) wa-n-si-wa-ta Pap. Wilbour A 51, 7 im Ortsnamen "Wohnung des wa-n-
si-wa-ta~ vgl. Al.T. Wanza.
21) wa-ra-(na) Pap. Wilbour B 9,5 im Ortsnamen "Dorf des wa-ra-(na)",
vgl. Al.T. Warana.
22) '()pr-ra-b-'-1 "Zögling des Ba<"al" (Gardiner-Peet-Cerny, Inscr. Si-
nai pl. 89 Nr. 423).
23) '()pr-r-8-pu "Zögling des Reschef", erwähnt von Posener, Syria 34,
145, aus unpubl. Ostrakon Metropol. Mus. (Hayes, JAOS 74,
225) und von unpubl, Täfelchen aus Brft. Mus. 5647b, so-
wie von Kairo JdE 62306 (Ranke, PN I 416).
24) C()pr-d-ga-1 "Zögling des Dagan", Vater eines Briefträgers Swtß-msw
unter Mernephtah (Pap. Anast. III 6 vso 7).
25) <a-ma-k (Horbeitstele Hildesheim 490).
26) ba-Ca Pap. Wilbour A 57, 30 u.a. in Ortsnamen "Weinberg des ba-
'a", wobei es jedoch nicht sicher ist, ob nicht der ein-
mal genannte "Weinberg der b- '"-al-( ta)", also der Ba<alat,
gemeint ist (A 62, 41).
27) b-C-al-Mntw zusammen mit 'a-ti -ta auf Stele Rec. Trav. 12, 17 Nr.
5
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 383
72) si-ku-ru-m "Erinnert hat sich •••• ",Vater eines Briefträgers unter
Mernephtah namens Dhwtj (Pap. Anast. III 6 vso 7).
73) ~a-pu-r "Vogel", Vater ein~~ Briefträgers B-<-al-la-ja unter Mer-
nephtah (Pap. Anast, III 6 vso 6,1):
74) ~()-s()-8()-ta Pap. Wilbour A 24, 14 im Ortsnamen "Dorf der (?)
~()-s()-8()-ta".
Im Pap. Wilbour erscheinen noch weitere Fremdnamen in Ortsnamen, doch
handelt es sich bei diesen wahrscheinlich um Nubier, wie beim "Dorf des
ka-sa" A 79, 16; "Dorf des n~-s-ar-ja" B 14,12; unklar ist das "Dorf
des nu-ru (Det. "Fisch")" A 90, 22 u. a.
Es liegt in der Natur des ägyptischen Staates, daß das Eindringen syri-
scher Fremdlinge in die maßgebenden Schichten - was sich im Vorhandensein
von Denkmälern zeigt -vom königlichen Hof ausgeht. Bereits zu Beginn der
18. Dynastie werden ausländische Knaben an den ägyptischen Hof gezogen, wo
sie als _!!rdw n kp, als "Pagen", tituliert werden., Unter ihnen finden wir un-
ter Thutmosis III. den späteren Künstler b-n-)~ 1 dessen Eltern rein hurriti-
sche Namen tragen88 ). Es ist späterhin zu fragen, ob nicht fremde Künstler
neue Ideen nach Ägypten gebracht haben. Eine andere Möglichkeit der Einwir-
kung bilden die fremden Frauen am Hofe und die syrischen Harimsbeamten, von
denen wir ja eben eine Anzahl feststellen konnten. Endlich gewannen die aus-
ländischen Truchsesse am Hof eine immer größere Bedeutung; bereits unter Ech-
naton ist die Rolle des Dudu aus den Amarnabriefen89 ), aber auch aus den In-
schriften seines eigenen Grabes recht gut zu erschließen. Über ihn kommt man
schneller und erfolgversprechender an den König heran als über die offiziel-
len Kanäle der Verwaltung. Hier mag jedoch die Benennung mit ägyptischen Na-
men, die uns ja ausdrücklich bezeugt ist90), manche Gestalt im Hinblick auf
ihre Herkunft im Dunkel lassen, wenn man auch aus den Namensformen - mit ~~5
zusammengesetzt in der 18, Dyn., mit dem Namen des Königs gebildet in der
Ramessidenzeit9 1 ) -häufig folgern kann, daß es sich um einen Ausländer ge-
handelt haben muß. Da aber nicht allein Syrer, sondern auch Libyer, Nubier
u.a. festzustellen sind, lassen sich solche Namen nicht als Hinweis auf
einen Syrer verwenden.
Diese syrischen Hofangestellten haben gerade in der Ramessidenzeit immer
mehr an Einfluß gewonnen. Sie werden als Kommissare des Königs ausgesandt,
um die Beamtenschaft zu kontrollieren und Skandale aufzustechen, verwalten
einzelne Ressorts auf Zeit und sind nur dem König Rechenschaft schuldig. Sie
werden also als fremde Elemente in die sowieso schon in Auflösung begriffene
Verwaltung hineingeschoben, wodurch sich ihre innere Zersetzung nur noch be-
schleunigt. Daß König Siptah seinen Thron einem Syrer verdankt9 2 ), ist ge-
wissermaßen ein Höhepunkt dieser Entwicklung. Die Josephsgeschichte, wenn
auch bestimmt nicht aus dieser Zeit stammend93), spiegelt jedoch gut die
2~
386 Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs
tragen. Dabei ist es wohl nicht ohne Bedeutung, daß bei einer Zusammenstel-
lung der sicher~n Fälle erkennbar ist, daß in der 18. Dynastie der hurriti-
sche Anteil höher ist als dei· semitische, daß aber noch in der 20. Dynastie
beide sich ungefähr die Waage halten; in der 19. Dynastie ergeben wenigstens
unsere Zusammenstellungen ein fiberwiegen semitischer Namen97), Wenn diese
Aufstellung auch ganz von Zufälligkeiten der ttberlieferung abhängt, so kann
doch daraus gefolgert werden, daß mindestens das hurritische Namensgut wei-
ter beibehalten wurde. Inwieweit das ortsgebunden war - die Briefträger aus
Gaza und ihre Väter haben, wenn fremde, so semitische Namen - und ob daraus
auch auf eine verschiedene innere Einstellung geschlossen werden darf,
bleibt genau so unsicher wie bei den Namen der Stadtfürsten, für die wir ja
ebenfalls hurritische, indische und semitische Namen feststellen können (s.
u.). Auf keinen Fall dürfen wir annehmen, der "asiatische" Einfluß in Ägyp-
ten sei einheitlich und nur semitisch gewesen. Die Häufigkeit der überlie-
ferten hurritischen Namen läßt auch ein Eindringen hurritischen Geistesgutes
erwarten.
20) Bei den später erwähnten 2 marjannu handelt es sich um die gleichen! S.
.
o. bei der Einnahme von Kadesch •
21) Urk. IV 1369.
22) Urk. IV 742 1 10 ff.
23) Die Zahl für die Nubier fehlt.
24) Urk. IV 172,6 ff.
25) Urk. IV 185 1 10.
26) Urk. IV 1102,11 ff.
27) Urk. IV 1153,10.
28) Davies, Rekhmire pl. 48-51.- Fremde Arbeiter für die Weberei im Harim
von Gurob erwähnt der Brief Gardiner, JNES 12, 145 ff.
29) Urk. IV 1649,8; 1796,4; Breasted AR III § 111 (Sethos I. in Karnak);
Brit. Mus. 1189 (Sethos I., Wadi Halfa); Medinet Habu (AR IV§ 121);
Pap. Harris I 8,9 ("aus dem Land der S1.tjw"); 58,3; 59,5; 60,3; 47,10
ff.; 6,2; 27,2 ff.; Urk. IV 525,10 (Inspektion durch Ipw-m-RC),
30) Breasted,
I
AR§ 152 (Sethos I., Karnak).
31) ~adeschschlacht (AR§ 351).
.
32) Kadeschschlacht (AR§ 352) •
33) Abusimbel, Ramses II. (AR III 498).
34) Urk. IV 1556,10.
35) Urk. IV 1649,12.
36) Pap. Harris I 47,9.
37) Pap. Harris I 10,15.
38) Pap. Harris I _31 ,8.
39) Pap. Harris I 51a,9.
40) Pap. Harris I 10,8.
41) Pap. Bologna 1086,9 ff. handelt es sich um einen gekauften Sklaven.
42) Pap. Harris I 77,5 ff.
43) Urk. IV 2109,16.
44) Pap. BM 10068 = Peet, Tombrobberies pl. 11, IV 4.16.
45) Der letztgenannte stammt aus dem "Büro des Generals". Hierzu ist wohl
auch das "Fort" (b{}n) der Hurriter zu rechnen, das als Ortsangabe in der
Weinkrugsaufschrift bei Davies, Two Ramesside Tombs pl. 19,1, unter Ram-
ses II. genannt wird.
46) Gardiner, Wilbour Pap., Comm. p. 81.
47) Breasted, AR§ 457.
48) Kuentz, Bataille de Kadech 220. Als "Beute Seiner Majestät" auch im Pap.
Anast. II vso (LEM 20) = II 5,2.
49) EA 122,35; 123,15 ~erdani als Besatzung in Byblos.
50) EA 78,10; 75,1; 76,5 genannt; vgl. auch Pap. Anast. I 17,4.
51) Im Pap. Amians (RAD 7,12): "Domäne des Amuntempels, gegründet von Ramses
III. mit sa-ar-d-n und Soldatenschreibern". Damit sind die Ortsnamen im
Pap. Wilbour namens S~sw, Pn-s~sw, eu-rU, N~-eu-ru zu vergleichen.
Asiaten in Ägypten während des Neuen Reichs 389
27) Handelsprodukte
a) Getreide
Getreide aus Syrien scheint verständlicherweise nur in geringem Maße
angeliefert worden zu sein, da Ägypten selbst genügend davon besaß. Alle~
wurden bestimmte Gebiete, die die Könige als Krongut einzogen, in der Art
ägyptischer Domänen verwaltet. Darüber findet sich in den Annalen Thutmo-
sis' III. eine bemerkenswerte Stelle 1 ), wo er von den Ortschaften Januam-
mu, mi-g-sa und t;a-l2 ku-ru spricht, die er erobert hatte: "Nun wurden die
Ländereien in Felder eingeteilt und Inspektoren des Palastes unterstellt,
um ihre Ernte einzubringen." Es liegt hier die gleiche Verwaltungsart wie
in Ägypten vor, wo Inspektoren (rwiw) als Verwalter der einzelnen Domänen
erscheinen. Unmittelbar darauf folgend findet sich eine Angabe über die
Getreidebeute aus Megiddo, die 207.3xx Sack beträgt "ohne das, was als
Verpflegung des Heeres geerntet wurde". Diese Angabe gehört aber kaum zu
den Ländereien von Januammu und den beiden genannten weiteren Ortschaften.
Diese drei Orte sind dann später 2 ) von Thutmosis III. dem Amuntempel übe~
wiesen worden und lieferten Getreide an ihn. Solche Orte in Syrien und
Nubien, die dem Amuntempel überwiesen waren, nennt dann noch der Pap. Har-
ris I3) unter Ramses III.; es sind 9 Dörfer. Für den Ptahtempel in Mem-
phis wie für den heliopolitanischen Re-Tempel werden keine Dörfer in Sy-
rien aufgeführt, sondern nur die Lieferung von 40 bzw. 5 oipe syrischen
Getreides einer besonderen Art (srj.t), was eine sehr geringe Zuteilung
darstellt und kaum auf größeren Felderbesitz in Syrien hinweist 4 ).
Die Plünderung der Feldfrucht war damals anerkanntes Kriegsrecht und
wird danach auch in den Annalen erwähnt, so bei der Verwüstung des Gebie-
tes von Ardata im 29. Jahr oder von Tunip im 42. Jahr; auch im 31. Jahr
wurde die Ernte von Rtnw registriert und ans Schatzhaus abgeliefert 5 ).
Als Ernte von ~a-hi ist diese Ablieferung genannt im 38. Jahr und im 39.,
4·0. und 42., jedesmal im Zusammenhang mit den Häfen, so daß anzunehmen
ist, daß es sich hier um die Versorgung der Häfen mit Getreide aus dem
Lande selbst handelt 6 ). Diese Versorgung der kgl. Anlagen durch die syri-
schen Fürsten dürfte auch noch in den Amarnabriefen erkennbar sein, da
Abdi-Asirta (EA 60,24 f.) schreibt, daß er, "wenn der rabi~u den Lebens-
unterhalt des Königs bringe, auch das Getreide der Stadt Simyra einbrin-
gen werde"; Simyra aber ist kgl. Stützpunkt und Hafen. Andererseits sagt
Stadtfürst Sum-Adda von Sambuna EA 224, daß "seit den Tagen Kuzunas, un-
seres Vaters" kein Getreide abgeliefert worden sei; diese Auflage ist an-
scheinend damals gestrichen worden. Andere Städte, wie Askalon, mußten u.
a. Getreide für die ägyptischen Truppen stellen (EA 324/5).
Wie oben bereits dargelegt, hat der Stützpunkt Jarimuta in dieser
Zeit die Versorgung von Simyra wie auch von Byblos mit Getreide vorgenom-
men. Wahrscheinlich hat sich damals durch die Tätigkeit der gapiru und
392 Handelsprodukte
durch den Abfall von Amurru die Versorgungslage dieser Städte so zuge-
spitzt, weil das Landgebiet nicht mehr bestellt werden konnte. Rib-Addi
führt darüber häufig bewegliche Klage. Obwohl es nicht ausdrücklich über-
liefert ist, halte ich es für möglich, daß damals ägyptisches Getreide
nach Syrien exportiert werden mußte, um die Politik zu unterstützen, so
wie dann später Mernephtah das zusammenbrechende Hethiterreich durch Ge-
treidesendungen versorgte. Auch schon vorher, unter Ramses II., schicken
die Ägypter Getreide nach Hatti: KUB III 34 vso 15 ff. soll der Prinz
Yismisarma schnell kommen und Schiffe mit Getreide entgegennehmen.
b) !!!!!2~!:
Rinder sind bei den Feldzügen besonders Thutmosis' III. in großen
Mengen aus Syrien nach Ägypten gebracht worden. Doch schon unter Ahmose
finden wir einmal?) in Tura Rinder zum Steineziehen verwendet, "die S.M.
in den t3.w fnhw erbeutet hatte". Unter Thutmosis III. wurden Kühe aus
R!nw f~r den A;untempel gestiftet 8 ), einmal werden die Zahlen von einer
Herde ägyptischer Kühe, zwei solchen mit Kühen aus sa-hi und einer Herde
von nubischen Tieren dabei angegeben9). Solche Beut~kühe wurden auch an
die Mitkämpfer ~erteilt: So stiftet ein Nfr-pr.t 4 syrische und 2 ägypti-
sche Kühe sowie einen Bullen aus seinem Besitz dem Totentempel Thutmo-
sis' III. 10 ).
Aus den Annalen lassen sich folgende Zahlen für Rindereinfuhr aus Sy-
rien auf Grund der Feldzüge ablesen:
Bei der Belagerung und Eroberung von Megiddo wurden der ägyptischen Armee
überlassen 1.929 Kühe und möglicherweise 387 Bullen 11 ).
Folgende Zahlen sind für den Tribut von R!nw angegeben:
Urk. Jahr wn~w k~-idr iw3 "Rinder"
688,10 29 618
692,5 31 172 104
699,12/3 33 28 564
706' 14/5 34 13 530
718,9 38 12 X
722' 13 39 84
669,9 ff. 40 45 749
727,5 41 184
Amenophis II. meldet von seinen Syrienzügen ebenfalls Rinderbeute,
einmal 12 Bullen (1302,5), aus gasabu 60 Bullen (1304,14), aus Anachere
443 Bullen und 370 Kühe (1308,9).
Die periodische Anlieferung von Rindern aus Syrien zeigt der Titel
eines "Rinderzählers des Abgabeviehs von Syrien und Kusch, das dem hlg.
Grab Pharaos in Theben-West zinst 1112 ); es handelt sich wohl um Lieferun-
gen für die Arbeiterschaft von Deir el-Medineh.
Handelsprodukte 393
c) ~f~!~~
Als wichtiger Teil des Kriegspotentials werden Pferde häufiger in den
Texten erwähnt, sowohl als Beute, als auch als Tribut. Thutmosis III.
zählt in der Beute von Megiddo 2041 Stuten (ssm.t), 191 Fohlen und 6
Hengste auf 20 ). Nach den Vorgängen der Schlacht und der späteren Verein-
barungen scheint damit die gesamte Streitwagenmacht der 330 Fürsten ge-
meint zu sein. Daher sind auch bei der Einnahme einzelner Städte die Beu-
tezahlen an Pferden geringer~
Bei der Einnahme von Ullaza im 31. Jahr sind es 26 Pferde (und folgerich-
tig 13 Streitwagen, da immer zwei Pferde zu einem Streitwagen gehören);
im 34. Jahr fallen bei der Einnahme dreier Städte (davon einer in Nußas-
se) 40 Pferde in ägyptische Hand (Urk. IV 704,14);
im 35. Jahr in den Kämpfen um 'a-ra-'a-na gegen die Mitanni sind immerhin
180 Pferde die Beute.
Amenophis II. nennt nach seinem Zug im 7. Jahre als Beute die beachtliche
Zahl von 820 Pferden 21 ) und beim Feldzug des 9. Jahres bei der Eroberung
von '-tu-ri-n (die nur auf der memphitischen Stele erscheint) 54 Pferde
- 22 )-, bei der von Anachere 7 Gespanne 23 ).
Pferde sind dann ein wichtiger Teil von Tributabgaben, wie es sich
auch aus Thutmosis' III. Annalen ergibt:
394 Handelsprodukte
Urk. IV Jahr
688' 11 29 3636
691,7 31 4622
699' 14 33 5323
718,11 38 1200
722' 14 39 1183
669,11 40 5703
726,6 41 x Schafe(!)
e) Holz
Im Neuen Reich ist der Holzimport aus Syrien, besonders aus dem Li-
banon, häufig erwähnt und sicherlich wegen der zahlreichen Bauvorhaben
der ägyptischen Könige sehr gestiegen. Auch die Namen der eingeführten
Holzarten sind zahlreicher geworden. Schon auf der zweiten Kamasestele
erbeutet Kamose auf den "300 Schiffen aus neuem Tannenholz ('s)" auch
'a-tu-r-n-Holz, ss~m-Holz, spnj-Holz und allerlei sonstige edle Hölzer.
Hatschepsut meldet auf ihren Obelisken in Karnak 30 ), daß "(die Asiaten)
mir das Auserwählte von Ng~w an Cß-, w'n- und mrw-Holz brachten". Im Mit-
telpunkt dieses Holzhandels steht das 's-Holz, das wir oben nach Loret
als Tannenholz identifiziert haben und das als Handelsgut oder als Beute
aus dem Libanon abtransportiert wurde. "In der Nähe der Herrin von Byblos"
schlug Thutmosis III. das Tannenholz für seine Schiffe, mit denen er den
Euphrat überschritt 31 ). Man scheint von ägyptischer Seite aber auch ver-
sucht zu haben, das Monopol von Byblos zu umgehen; wenigstens richtete
Thutmosis III. Ullaza nördlich Byblos (s.u.), WO eine ägyptische Garnison
lag, zum Ausfuhrhafen für das 's-Holz ein; denn er spricht in seiner In-
schrift vom Gebel Barkal 32 ) davon, daß "jedes Jahr für mich echtes Tan-
nenholz in ~a-hi gefällt wurde vom Libanon, das zum Hof gebracht wurde.
Es kommt zu mir als Bauholz nach Ägypten, nach dem Süden geliefert ••••• ,
echtes Tannenholz aus Ng3w vom Auserwählten des Gotteslandes, das über-
wiesen wird, Sparren wie fester Alabaster für die Lieferung an die Resi-
denz, ohne daß die dafür geeignete Jahreszeit in jedem Jahr verstreichen
würde. Es kommt meine Truppe, die in Ullaza liegt [ •••••.•• J, welche aus
Tennenholz aus den Siegen Meiner Majestät besteht ••• etc •••• Nicht ließ
ich davon den Asiaten übrig". Damit ist auch die Angabe der Thutmosisan-
nalen zu verbinden (Urk. IV 707,10 ff), in denen im 34. Jahr angegeben
wird, daß alle Häfen S.M. mit allen guten Dingen ausgerüstet waren, die
S. M. erhalten hatte, mit Tannenholz, und die Kftjw-, Byblos- und akt-
Schiffe waren beladen mit Pfosten, Balken und großen Stämmen für die
großen Zimmermannsarbeiten S.M.".
/
Damals führte auch der Schatzmeister Sn-nfr eine Expedition nach dem
Libanon durch, worüber in seinem Grab eine jetzt leider recht zerstörte
396 Handelsprodukte
Inschrift berichtete: 35 ) "Da ging ich zu diesem [Gebirge .•• ] über den
Wolken und betrat das Waldgebiet. [Da erschien mir seine Göttin.] Ich
ließ ihr Millionen von Dingen opfern für [Leben, Heil und Gesundheit Dei-
ner Majestät. Da war sie gnädig und sagte: Nimm dir diese Tannen] dort,
denn Byblos gibt sie seinem Horus ihrer Liebe. So gab sie [Tannenstämme
des Libanon] von seinem Besten. Ich brachte solche von 50 Ellen Länge
[ •••••• ] , spitzer als eine Granne, die Mitte davon so dick wie [ ••••• ] •
Ich [holte] sie vom Berg des Gotteslandes und kam zum Rand des Waldgebie-
tes. [Ich lud sie aufs Schiff und fuhr sie auf dem] Meer mit gutem Wind,
um [Ägypten] zu erreichen ••••• 11 Diese Inschrift zeigt uns nicht nur die
typische Art des Abtransportes zu Schiff, sondern auch die Schwierigkei-
ten des Fällens in den hohen Gebieten des Libanon "über den Wolken"; end-
lich aber sind die Angaben über die Größe und Form der Stämme wichtig für
die Annahme, daß es sich bei 's um Tannenstämme handelt. Die Darstellun-
gen dieser Wälder vom Libanon in Ägypten selbst, wie etwa im Grab des
Imn-mswI oder in Karnak unter Sethos I.34), zeigen leider, wie wir schon
bemerkten, daß der Typ dieses Waldbaums nicht auf Grund des Augenscheins
geschaffen wurde, sondern in der Vorstellung eines Künstlers entstanden
ist, der höchstens die langen, hohen Stämme in Ägypten gesehen hatte,
aber ohne Äste - selbst daß diese Bäume keine Blätter, sondern Nadeln
hatten, ist ihm nicht bekannt gewesen.
Der offizielle Bericht des Wn-Imn35) zu Beginn der 21. Dynastie läßt
uns einige Züge dieses Holzimportes erkennen, wenn auch in einer Zeit,
wo die Fürsten von Byblos Bedingungen stellen konnten. Allerdings dürfte
auch in der Zeit des ägyptischen Großreiches für die Holzlieferungen be-
zahlt worden sein, wenn diese Bezahlung in den ägyptischen Quellen aller-
dings als Opfer für die Lokalgöttin erscheint. Jetzt will man das Tannen-
holz für die Barke des Amun mit 5 dbn Gold und 31 dbn Silber bezahlen.
300 Mann fällen dann das Hol~ und 300 Ochsen schleppen es an den Strand.
Es war Brauch, daß nicht nur die Schiffe für den Abtransport sondern auch
die Stricke, um sie sicher zu vertäuen, von den Ägyptern zu stellen waren.
Da Wn-Imn beides nicht hat, kommt das Geschäft zunächst recht schwer zu-
stande.
In den ägyptischen Texten erscheint 's-Holz sehr häufig, besonders
gern als Material für Türen 36 ), Schiffe3?) und Fahnenmasten38 ). Zu Beginn
der 18. Dynastie errichtete man auch ganze Gebäude 3 9) und Kapellen 40 ) aus
Tannenholz. Seine Bedeutung für den Schiffsbau zeigt das Werfttagebuch
aus der Zeit Thutmosis' III. 41 ), in dem neben mrw- und Akazienholz große
Mengen von Tannenholz verzeichnet stehen. Die Zuweisungen von Tannenholz
an die Tempel im Pap. Harris A42 ) sind auffallend gering: für Amun 6
Planken und 1 Mast; für Ptah 8 Schiffsrippen; für die kleinen Tempel in
der Provinz 336 verschiedene Holzstücke. Wahrscheinlich konnten die Tem-
pel in eigener Regie Holz vom Libanon holen, so daß sie nicht auf die kö-
Handelsprodukte 397
- 4 4>_, nach. der man Tannenholz als Schiffsbauholz in Memphis von den
Stadtbewohnern als Steuer einzog.
Das mrw-Holz, bei dem es sich wahrscheinlich um Zedernholz handelt,
wird seltener erwähnt: 7 Zeltstangen aus mrw-Holz erbeutete Thutmosis
III. bei Megiddo 45 ); mrw-Holz enthalten nach den Annalen syrische Liefe-
rungen des 23. und 24. Jahres, wobei im letztgenannten Jahr 190 Stück re-
gistriert werden 46 ). Balken von Tannen- und mrw-Holz sind als syrische
Abgaben im Grab des Rg-mj-Rc aufgestapelt dargestellt 47 ); dort wird auch
ihre Verarbeitung in Ägypten ausdrücklich erwähnt 48 ). Im Pap. Anastasi
IV 16, 6/7 (: IIIa, 8) werden "schöne Sänften(? pg~) aus Amurru" aufge-
führt, "deren Tragstangen aus mrw-Holz sind, in qadi-Arbeit eingelegt,
die Oberteile aus rotem Tuch"49) •
Das w'n-Holz erscheint dagegen recht selten; seine Nennung unter Hat-
schepsut ist bereits aufgeführt worden. Wir konnten schon feststellen,
daß es sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Wacholder-Holz han-
delt. Dann ist es aber von dem taskarinnu-Holz zu trennen, das in Briefen
des Rib-Addi von Byblos und das Aziru von Amurru auftritt 50 ) und das aus
der Gegend von Ugarit und Zalgi kommt 51 ), da taskarinnu als Buchsbaum er-
klärt wird.
Aus dem syrischen Bereich wurde auch das bereits im Alten Reich be-
kannte52) ss~m-Holz eingeführt. 6 Tragsessel aus Elfenbein, Ebenholz und
ss~m-Holz, vergoldet, erbeutete Thutmosis III. in einer der drei Städte
des Fürsten von ~adesch, die er beim 1. Feldzug eroberte; hinzu kamen
noch 6 große Tische aus Elfenbein, Ebenholz und ss~m-Holz und ein Bett
aus ssdm-Holz mit Gold und Edelsteinen in ku-r-ku-r-Art. Ein Tragsessel
ähnlic~er Art wurde im 34. Jahr erbeutet 53 ). Die Einfuhr dieses ss~m
Holzes erwähnt schon Kamase auf seiner zweiten Stele. In den Annalen Thut-
mosis' III. findet es sich:
Urk. IV Jahr
672,2 24 50 Stück
707,7 34 nicht im Einzelnen genannt
(knkw.t)
718,15 38 Tische aus Elfenbein und ss~m
670,11 40 nicht im Einzelnen angegeben
398 Handelsprodukte
Deichsel aus Upe, während 17,3 der m()-n-ta-~i genannte Teil aus Rehob
angeliefert wird. Urk. IV 1393 stellt ~n-Imn einen Wagen dar, dessen Holz
von dem Gebirge Mitannis angeliefert worden sei. Nach den Untersuchungen,
die Schäfer (Armenisches Holz in altägyptischen Wagnereien, SPAW, phil.-
hist. Kl. 25) veröffentlicht hat, ist aber der Florentiner Wagen in der
Weise hergestellt, daß Deichsel, Achse und Speichen aus Steineiche, die
Felgen aus Esche, das Joch aus Weißbuche und die Wicklungen aus Birken-
bast bestanden; eine Untersuchung Schuchardts hat aber für die Deichsel
Ulme festgestellt. Bei Tutenchamun bestand nach Lucas, Materials3, 496,
eine Deichsel, zusammen mit Teilen des Rades und des Wagenkörpers eines
anderen Wagens, aus Ulme; die Bedeutung dieser Untersuchungen für die Be-
stimmung des si-gu-Holzes wurde bereits angeführt.
Da die Ulme bis Palästina hinein vorkommt, so kann dieses Holz unmit-
telbar aus ägyptischem Kolonialgebiet eingeführt bzw. aus den anliegenden
Ländern eingehandelt worden sein; auch das paßt zu den oben gegebenen
Herkunftsangaben von si-gu-Holz bzw. der Meldung, daß das Holz für die
Deichsel aus Upe komme. Bei Eschenholz und Birkenbast ist aber anschei-
nend mit Zwischenhandel zu rechnen, da diese Hölzer nur im armenischen
Gebiet wachsen. Ob qie Bemerkung des ~n-Imn über die Holzlieferungen aus
dem Gebirge von Mitanni tatsächlich auf diese armenischen Anlieferungen
zielt, wie Schäfer meint, oder ob hier an Bergland in Nordsyrien zu den-
ken ist, das damals ja zu Mitanni gehörte, muß offen bleiben.
Anhangsweise sei auf die Nennung von Baumfrüchten (pr.t sn) aus Byb-
los in einem medizinischen Text (Pap. Ebers 58,16;) hinzuweisen. Die Ein-
fuhr von Tannenharz (h~t.t n.t '8) ist einmal im Grab des Rh-mj-Rc darge-
stellt, wobei Asiaten in Körben die rötlichen Harzklumpen bringen. An
gleicher Stelle (vgl. Urk. IV 1100,17; 1101,1) wurde auch mrw-Harz (h~t.t
nt mrw) gebracht.
f) Gold
Gold ist mit Sicherheit in größerem Maße aus Ägypten ausgeführt als
eingeführt worden, wie sich schon aus der Vorstellung der asiatischen
Könige ergibt, daß Gold in Ägypten wie Staub vorhanden sei 66 ). Anderer-
seits liegt es an der Art der ägyptischen Quellen, daß besonders Gold-
"Beute"registriert wird. Einfuhr von Rohgold, wie sie aus Nubien bzw. der
Ostwüste bei Koptos häufiger· kommt 67 ), ist für Syrien kaum belegt. Dafür
sind es in der Hauptsache goldene bzw. vergoldete Gegenstände, die aus
Syrien nach Ägypten kommen. Gold als Lieferung von R!nw nennt bereits Ka-
mose auf seiner 2. Karnakstele neben anderen Produkten. So finden sich in
den Annalen:
Bei der Schlacht von Megiddo erbeutet Thutmosis III. die vergoldeten
Wagen des Fürsten von Kadesch und des Fürsten von Megiddo. Bei der Einnabr
400 Handelsprodukte
me von Januammu, nu-g-sa und ~a-1 -ku-rU werden als Beute 68 ) Schalen
2
(dd.t) aus Edelstein und Gold sowie Plattengold und Plattensilber zur
Verarbeitung (die Gewichtsangabe ist leider für beide Metalle zusammen
als 966 dbn und 1 kite angegeben) registriert. Daneben finden sich der
Goldkopf einer Silberstatue, vergoldete Tragsessel, ein vergoldetes Bett.
Jahr 24: eine Fürstentochter "geschmückt mit Gold"; 10 Wagen vergol-
det, von denen 5 die Deichsel aus Gold haben; ddj-Schalen aus Gold; Äxte
aus Gold; Panzer aus Gold 6 9).
Im 29. Jahr wird aus der Beute der Stadt Ullaza70 ) Gold im Gewicht
von 100 dbn angegeben.
Im 34. Jahr besteht die Beute aus 3 Städten, eine davon in Nugasse
gelegen, u.a. aus 50 dbn 8 kite Goldgefäßen und Goldscheiben. Daneben
tritt Gold in den offiziellen Tributlisten Syriens auf:
Urk. IV Jahr dbn
691 '16 31 X
s.u.), sondern auch die ?umme des verbrauchten edlen Metalls. Danach er-
hielt damals Burnaburias bei dieser Geschenksendung, die wohl die Bezah-
lung für eine babylonische Prinzessin war, 12xx Minen Gold in verarbeite-
tem Zustand, plus 43 1/2 Sekel. Diese Zahl entspricht etwa jenen 20 Ta-
lenten (biltu), von denen Assur-uballit EA 16,19 ff. schreibt, daß sie
Assur-nadin-age aus Ägypten erhalten habe; auch der "hanigalbatäische
König", mit dem sicher Tusratta gemeint ist, hätte die gleiche Menge be-
kommen. Tusratta weist selbst darauf hin, daß sein Vater viel Gold aus
Ägypten erhalten hätte: "große Opferbecken aus Gold, große Kränze aus
Gold, eine Goldplatte wie eine Kupfer(platte)", Schwierigkeiten ergaben
sich dann zwischen ihm und Amenophis IV., der anstelle der von Amenophis
III. versprochenen und auch bereits hergestellten (EA 27,23 ff.) Statuen
vergoldete Holzstatuen schickte.Nach dem Mitanni-Brief z. 102 ff. hatte
er um ein goldenes Bild der Tadugepa gebeten.
Es war auch anscheinend Sitte Amenophis' III., den Boten des Mitanrii-
königs Gold zu geben: so wird EA 29 davon gesprochen, daß sie einmal 4,
das andere Mal 8 Sekel Gold erhielten. Die Geschenksendung Amenophis' III.
an den König von Arzawa, Targundaradu, (EA 31, 30 ff) enthält allerdings
weniger Gold: 1 Ölgefäß (sugalalija) aus Gold von 20 Minen und 10 vergol-
dete Sessel.
Endlich erbittet EA 41,25 ff. Suppiluliuma von Ägypten 1 stehende und
1 sitzende Statue aus Gold; daneben fordert der (hethitische?) Prinz Zi-
kar EA 44 als Gegenleistung für die Übersendung von 16 Sklaven ebenfalls
Gold.
Auch Rib-Addi von Byblos bittet um 1000 Minen Silber und 100 Minen
Gold, um den Abzug des Abdi-Asirta erkaufen zu können (EA 91,17). Daß
auch andere syrische Fürsten Goldzuwendungen vom ägyptischen König erhiel-
ten, zeigt die Angabe des Aziru (EA 161,41 ff.), daß ihm das vom König
geschickte Gold und Silber durch den ägyptischen Statthalter weggenommen
worden sei.
g) ~~±~~!
Silber ist bekanntlich in Ägypten ursprünglich viel kostbarer als
Gold gewesen, da es nicht im Lande gefunden wurde 76 ). Ägypten war für
sein Silber auf Einfuhr, besonders aus den asiatischen Gebieten, ange-
wiesen, die weniger in Rohsilber als in Silbergefäßen vor sich ging, wel-
che dann eingeschmolzen wurden. Auf den Fund von e~-~od mit zahlreichen
zusammengefalteten Silbergefäßen aus der Zeit Amenemhets II. ist bereits
hingewiesen worden. Diese Verschiedenheit in der Bewertung von Gold und
Silber in Ägypten und im syrischen Raum erkennt man an den Tributlisten
Thutmosis' III. wie an den Geschenklisten der Amarnabriefe, wo bei Lie-
ferungen aus Syrien nach Ägypten das Silber, bei solchen aus Ägypten nach
Handelsprodukte 403
Syrien das Gold überwiegt. Silbereinfuhr aus Syrien erwähnt bereits Karno-
se auf seiner 2. Karnakstele. Bei den Angaben der Annalen Thutmosis' III.
finden sich folgende:
Urk. IV
666' 9 ff. Beute aus den 3 Städten von Januammu:
Plattengold und -silber 966 dbn 1 kite
Silberstatue ••.•
686,6 Beute aus Ullaza
Silber dbn 100
705,2 Beute aus Nugasse
Silbergefäße und -scheiben 153 dbn.
Über den Tribut Syriens wird registriert:
Urk. IV Jahr
688,6 29 Silberschalen 10
691 '17 31 Silbergefäße 72 zu 761 dbn 2 kite
699,8 33 Silbergefäße in ~a-hi-Art x
706,6 34 Silbergefäße zu x dbn 5 kite
717,16 ff 38 zweihenkelige '(a)-ku-n(u)-Krüge
dd.t-Schalen mit Rinder- und Löwenköpfen
~nw-Krüge in ~a-hi-Art
zusammen 2821 dbn 3 1/2 kite
722,3 ff 39 zweihenkeliger'(a)-ku-n(u)-Krug mit Rinderkopf
325 hnw-Gefäße
Silber in Scheiben
zusammen 1495 dbn 1 kite
731 '10 ff 42 Silberschalen
Krüge ( '(a)-ku-n(u))
-.
wdh und Scheiben
zusammen X
Silberabgaben aus Syrien nennt auch der Truchseß Min-msw, Urk. IV 1442,4.
In den Geschenklisten sowohl der Annalen Thutmosis' III. wie der Am~
nabriefe tritt Silber in bedeutsamen Mengen auf. In den Annalen kommt
Silber als Geschenk vor:
Urk. IV
732' 13 f f aus einem unbekannten Land
dd.t-Schalen mit Rinderköpfen 341 dbn 2 kite
733,5 aus ta-na-ja
9()-wa-b-ti in kretischer Arbeit,
4 Erzkrüge mit Silberhenkel 56 dbn 3 kite
701 '1 2 aus Hethitien
8 Sil herschalen 401 dbn.
In den Amarnabriefen sind es besonders Waschgefäße, Spiegel, Tisch-
404 Handelsprodukte
platten und Feuerbecken, die aus Silber hergestellt sind. Nach den·einze~
nen Gewichtsangaben können wir folgende Mindestmengen an Silber für die
einzelnen Geschenksendungen ansetzen:
EA 13 aus Babylon keine Gewichtsangabe
EA 22 aus Mitanni Mitgift Tusrattas an Amenophis III. für Tadugepa
667 1/2 Sekel
EA 25 Tusratta an Amenophis IV.: mindestens 2180 Sekel
EA 41 Suppiluliuma an Amenophis IV.: 4 Silbergefäße zu 18 Minen
EA 309 Unbekannt sendet 100 Silberstücke
EA 313 Unbekannt sendet durch den rabisu 1400 Silberstücke.
Ein Vergleich der Gold- und Silberlieferungen in den Briefen EA 22
und 25 zeigen zwar noch ein Überwiegen des Goldes, aber doch ist das Ver-
hältnis zwischen Gold und Silber wie 3 zu 2. Das hat seinen Grund darin,
daß es sich hier um besonders hervorragende Sendungen handelt, bei denen
das kostbarere Metall Gold die Hauptrolle zu spielen hat. Bei den Tribut-
leistungen Syriens ist deutlich, daß das Silber in viel höherem Maße vor-
handen ist als das Gold.
Anders liegen die Zahlen bei den ägyptischen Sendungen nach Syrien.
Bei der Möbelsendung Amenophis' III. an Kadasman-Ellil EA 5,20 ff. ist
das Gewicht des verbrauchten Silbers 1 Mine 8 1/2 Sekel, also sechsmal
niedriger als das verbrauchte Gold.
In der Sendung Amenophis' III. an Burnaburias EA 14 sind aus Silber
verschiedene Gefäße, Kohlenbecken, Öllöffel, Schuhspangen; sogar ein Bett-
gestell, alles mit der Summe von 293 Minen 3 Sekel, während das Goldge-
wicht viermal höher war.
Obgleich also Silber in Ägypten selbst erst eingeführt werden mußte,
so erbitten sich die Könige Syriens auch vom ägyptischen König Silber;
dabei handelt es sich besonders um den König von Alasia (EA 35; 37), was
sich vielleicht dadurch erklären läßt, daß in Zypern Silber die gangbare
Währung war. Auch Suppiluliuma erbittet 2 Bilder aus Silber (EA 41,25ff.),
während Rib-Addi von Byblos 100 Minen Gold und 1000 Minen Silber erbit-
tet, um den Abzug Abdi-Asirtas erkaufen zu können 77 ); endlich beklagt
sich EA 161,41 ff. Aziru, daß man ihm das vom König geschenkte Gold und
Silber beschlagnahmt habe.
Die Einfuhr von Kupfer aus dem Norden ist im N.R. anscheinend von Be-
deutung gewesen; möglicherweise waren die ägyptischen Lager, etwa auf dem
Sinai, damals bereits weitgehend ausgebeutet. So wird ab und zu ausdrück-
lich von asiatischem Kupfer gesprochen, das für Gußarbeiten verwendet
wird. Besonders Türen wurden im ganzen aus Kupfer gegossen. Bereits Ame-
nophis I. stellt einen Opfertisch aus Bronze und asiatischem Kupfer her
Handelsprodukte 405
(Urk. IV 53); Thutmosis I. läßt den Torflügel für das Tor sem-f~w-lmn in
Karnak ebenfalls aus asiatischem Kupfer (Urk. IV 56) anfertigen. So mel-
det auch Rb-mj-Rc 78 ), daß für eine Tempeltür "asiatisches Kupfer" verwen-
det wurde, "das S.M. beim Feldzug in R_1nw erbeutet hatte". Desgleichen
wird unter Amenophis III. ein Türbeschlag für den Monthtempel zu Karnak
aus asiatischem Kupfer "in der Arhei t der Nordländer" hergestellt 79).
Flaggenmasten, mit asiatischem Kupfer verkleidet, errichtete Haremheb in
Memphis 80 ); endlich ist es wieder ein Tor im Muttempel von Karnak, für
das Monthemhet 81 ) asiatisches Kupfer benötigte.
Uber dieses Kupfer aus Asien finden sich Angaben wieder in den Anna-
len Thutmosis' III., in denen Kupfer z. B. als Beute vom Jahr 31 aus Ul-
laza mit 40 "Ziegeln" aufgeführt wird 82 ). Als Tribut Syriens finden sich
folgende Zahlenangaben:
Urk. IV Jahr
688,9 29 ohne Angabe
706,8 34 80 Barren "aus seinem Lande"
718,4 38 276 Barren "aus seinem Lande".
Daneben liefert Alalag im 38. Jahr 2 Barren "aus seinem Lande 1183 ),
eine unbekannte Menge aus einem Land, dessen Name verloren ist 84 ),
und endlich Zypern ('-es-ja) im 34. Jahr85 ) 108 1/2 Barren und 2040 dbn
Guß,
im 38. Jahr86 ) x Barren "aus seinem Land",
im 39. Jahr87 ) 40 Barren.
Die 400 000 dbn Kupfer, die Amenophis II. nach Urk. IV 1315 als Beute
seines Feldzuges im 9. Jahr registriert, halte ich hingegen für unglaub-
würdig.
Lieferungen aus Zypern führen auch die Amarnabriefe an. So endet nach
ihnen der König von Zypern (Alasia) :
EA 33 200 Talente Kupfer
EA 34 100 " " als Bezahlung einer größeren Sendung
EA 35 500 II " als Bezahlung
EA 36 80 " " dabei ist er noch mit 70 Talenten im
Rückstand
EA 37 5 " " als Geschenk zusammen mit 5 Gespannen.
EA 40 ist ein Brief des rabi~u von Zypern an den rabi~u von Ägypten,
in dem wir wohl den Vezir zu erkennen haben, in dem er ihm mit-
teilt, er habe ihm 5 Talente Kupfer und 3 Talente gutes Kupfer,
dem Sumitti u. a. 9 Talente Kupfer gesandt.
Wenn wir '-es-ja und Alasia mit Zypern identifizieren dürfen, so
zeigt es sich, daß diese Insel der Hauptlieferant von Kupfer war. Davon
spricht auch der Pap. Anastasi IV 17,7: "Viele Barren (db,t) von Kupfer
'aus seinem Lande' und Platten (nms.t) Zinn (dhw) sind auf den Schultern
der Kinder von Alasia". Das auch hier genannte Kupfer "aus seinem Lande"
406 Handelsprodukte
bezeichnet das Rohkupfer, während das "gute" Kupfer von EA 40 wohl gerei-
nigtes Kupfer meint. In den nicht aus Zypern stammenden Amarnabriefen
spielt das Kupfer keine Rolle 88 ). Ich möchte deshalb auch annehmen, daß
das "asiatische Kupfer" der ägyptischen Inschriften nur auf Syrien als
Umschlageplatz hinweist. Auf Zypern als Herkunftsort deuten auch die "Fa-
brikzeichen" der gefundenen Kupferbarren8 9). An Darstellungen von Kupfer-
barren konnte nachgewiesen werden, daß die Form aus praktischen Gründen
verändert worden ist: Sind die Barren im Grab des Rg-mj-Rc90) noch fast
rechteckig abgebildet und ohne eingezogene Seiten, so liegen bereits im
Schatzhaus von Amarna Barren mit stark konkaven Seiten 91 ). Diese Form
zeigen sie auch im Grab des Hwj unter Tutenchamun9 2 ). Im Schatzhaus von
Medinet Habu 93 ) hingegen sind die Längsseiten gerade, jedoch die Schmal-
seiten tief eingezogen. Der Grund dürfte darin zu finden sein, daß sich
solche Barren mit konkaven Seiten besser beiderseits eines Esels ver-
schnüren lassen.
i) ~!:'~!!~~
Das Wort hsmn "Bronze" (meist nur l geschrieben) gehört nach v. So-
den, AH 257, ~it bab. esmaru "Silberlegierung" und hebr. t'QljiO "Elek-
tron" zusammen, bezeichnet also von Haus aus eine Legierung. Wegen des ~
am Anfang dürfte das Wort aus dem Kanaanäischen ins Ägyptische übernommen
worden sein und nicht aus dem Akkadischen.
Nach Lucas 94 ) läßt es sich nicht eindeutig klären, ob. bereits in der
18. Dynastie Bronze in Ägypten selbst hergestellt worden ist. Sie wurde
in Ägypten erst im Mittleren Reich bekannt, jedoch auch dann noch von
außen eingeführt. In den Texten über Tempelbauten und -Stiftungen tritt
Bronze auffallend wenig auf9 5 ), es zeigen aber Ostraka der Ramessiden-
zeit, daß damals Bronzegefäße allgemein vorhanden waren und gehandelt
wurden 96 ).
In den Annalen Thutmosis' III. finden sich unter den Beuteangaben
Bronzewaffen und -gefäße. So erbeutet er in den drei Städten um Januammu
"Bronzegefäße"9 7 ); im 29. Jahr fallen ihm in Ullaza "Bronze- und Kupfer-
gefäße" in die Hand9 8 ); im 35. Jahr registriert er un"j;er der den Mitanni
abgenommenen Beute 15 Bronzepanzer, x Bronzekampfhemden und 5 Bronzehel-
me99).
Der Tribut Syriens zeigt bei den Bronzeanlieferungen die gleiche Zu-
sammensetzung der Gegenstände:
Urk. IV Jahr
707,1 34 "viele Bronzegeräte"
718,17 38 41 Bronzekampfhemden und Bronzespeere
722' 15 39 x Bronzeäxte
726,17 41 Bronzekampfhemden, -axtklingen und -speere
Handelsprodukte 407
hier wieder auf, nachdem sie bereits im M.R. belegt ist; vielleicht han-
delt es sich nur um einen Archaismus, besonders da Tfrr sonst in dieser
Zeit nicht mehr im Zusammenhang mit Lapislazuli genannt wird.
Lapislazuli ist in Ägypten meist. nur als Einlagen verwandt worden,
entweder bei Schmuck 112 ) oder an Türen113 ), wobei ganz erhebliche Mengen
verbraucht wurden. Allerdings weist die häufige Beifügung des Wortes
"echt" darauf hin, daß viel "Lapislazuli" nichts anderes als blaue Paste
gewesen ist 114 ).
Lapislazuli wurde meist als Bruch angeliefert, wie in den thebani-
schen Gräbern abgebildet 115 ). Die Darstellung von Lapislazuli-Ziegeln im
Schatzhaus von Medinet Habu 116 ) dürfte ein Fehler des Künstlers sein.
---- .
k) Blei (dhtj)
Die Bleieinfuhr scheint erst in der 18. Dynastie aus Syrien aufgenom-
men worden zu sein, während vorher der Bleibedarf, der im ganzen nicht
gar zu hoch gewesen sein kann, im Lande selbst gedeckt werden konnte 117 )
Blei wird in den Angaben über die Ablieferungen Syriens in den Annalen
Thutmosis' III. erwähnt, und zwar:
Urk. IV Jahr
688,9 29 ohne Zahlenangabe
692,9 31 x Bleibarren
707,9 31 11 Barren
718,5 38 26 Barren
726' 16 41 40 Barren
731 '14/5 42 47 Barren 1100 dbn (Klumpen).
Daneben findet sich Blei in den Geschenksendungen von Zypern, so daß
wir annehmen dürfen, daß diese Insel mindestens der Umschlagplatz für
Blei gewesen ist:
Urk. IV Jahr
708,3 34 5 Barren, 1200 dbn Klumpen
724' 13 39 1 Barren.
Blei ist demnach in zwei Formen eingeführt worden: einmal in Barren-
gestalt, die nach der Abbildung im Schatzhaus von Medinet Habu reine Zie-
gelform gewesen ist 118 ), und dann als "Klumpen", wobei es sich wohl um
unbearbeitete Erzklumpen gehandelt haben dürfte. Es finden sich jedoch
auch Barren in der Art der Kupferbarren dargestellt 11 9).
1) Zinn
Mit Zinn ist wahrscheinlich das Metall ~~w zu übersetzen, das wenig
genannt wird, aber im Pap. Harris neben dem sicher mit Blei zu übertra-
genden dh.t erscheint 120 ). Die Anlieferung dieses Metalls ist im Pap.
-.
Anast. IV 17,7 erwähnt, wo es heißt, daß "viele Barren von Rohkupfer und
410 Handelsprodukte
-.
von dhw auf den Schultern der Kinder von Zypern (Alasia) sind". Es han-
delt sich also wiederum um eine Einfuhr über den Umschlagplatz Zypern.
Abgebildet finden sich diese Zinn(?)-Barre~ im Grab des Rg-mj-R' 121 ), wo
sie eine längliche Form mit konvexen Schmalseiten und eine Griffvertie-
fung an der einen Schmalseite haben; ihre Farbe ist schiefergrau. Danach
handelt es sich bei den Barren mit einer geraden und einer abgerundeten
Schmalseite sowie mit Fingergriffloch im Grab des Imn-m-ip.t (Nr. 276)
auch um Zinn 122 ); es sind aber weniger Asiaten als Kreter, die das Zinn
bringen, vielleicht sind aber auch Zyprioten gemeint.
m) Eisen
Eisenlieferungen sind in den Annalen Thutmosis' III. nicht angegeben,
ein Zeichen für die Seltenheit dieses Metalls 12 3), das damals allein in
Anatolien aus dem Flußschotter gewonnen wurde 12 4). Erst in den Amarna-
briefen werden Eisengegenstände versandt, jedoch in sehr geringem Umfang.
Dort erscheint Eisen nur in den Geschenklisten Tusrattas von Mitanni, al-
so des Nachbarn des Hethiterreiches, in dem die Eisenproduktion zuhause
war. Noch in der Ramessidenzeit wird HattusiliSIII. vom Assyrerkönig um
Eisen gebeten125 ). Kizzuwatna gilt da als das eisenproduzierende Land, in
dessen Schatzhaus im Augenblick des Schreibens kein Eisen vorhanden sei,
da "eine ungünstige Zeit wäre", Eisen herzustellen. Diese Bemerkung be-
zieht sich auf die Gewinnung des Eisens aus den Anschwemmungen der Flüs-
se, die in diesem Moment gerade Wasser führen, so daß das Geröll nicht
durchsucht werden kann. Die Wertschätzung des Eisens zeigt sich in seiner
Verarbeitung zu Ringen 126 ), die dann vergoldet wurden, und zu Dolchklin-
gen127). Diese Benutzung zu militärischen Zwecken ist wegen der größeren
Härte der Klingen den üblichen bronzenen gegenüber verständlich.
Im Grab des Tutenchamun ist neben Miniaturritualwerkzeugen aus Mete-
oreisen für die "Mundöffnung" sowie zwei Amuletten (eines davon in Form
einer Kopfstütze) das einzige zu einem für den nicht religiösen Gebrauch
bestimmten Gegenstand verarbeitete Stück Eisen eine Dolchklinge 128 ). Der
Knauf aus Bergkristall und die nicht ganz ägyptischem handwerklichen
Standard entsprechende Bearbeitung macht es sicher, daß wir es hier mit
einem Geschenk aus dem Norden zu tun haben.
Die Listen der Geschenke Tusrattas nennen neben diesen Ringen und
Dolchen aus parzillu auch solche aus ßabalkinnu129 ), wobei es sich viel-
leicht um besonders bearbeitetes Eisen handelt, weshalb man es mit "Stahl"
zu übersetzen pflegt.
Weitere Angaben über Eiseneinfuhr nach Ägypten fehlen, wenn auch Ram-
ses III. dann im Pap. Harris I Eisen für kleine Götterfigürchen benutzt
- 130)_ und Pap. Chester Beatty IV vso 7,9 von Eisen (bj~ n pt) aus Rtnw
gesprochen wird.
Handelsprodukte 411
n) Türkis
Türkis (mfk.t) ist im N.R. bis in die Ramessidenzeit - nach den In-
schriften zu folgern - auf dem Sinai von Ägyptern gewonnen worden; dies
ist kaum als Einfuhr aus dem Ausland anzusehen. Doch haben wir auch Nach-
richten über Lieferungen aus Asien: So erbeutete Thutmosis III. in Ullaza
in seinem 29. Jahr Türkis 131 ). Auch in den Darstellungen syrischer Ab~a
ben wird Türkis aufgeführt, so bei Rg-mj-R' 13 2 ) und Mn-hpr-RC-snb 133).
Der gebrochene Stein wird dabei in Körben angeliefert. Das kommt der
Wahrheit sicher näher, als die Barren in Ziegelform, die in Medinet Habu
als Türkis bezeichnet sind 134 ). Als Herkunftsort erscheint in der 18. Dy-
nastie das Land Rswt 1 3 5 ), über dessen Lage wir jedoch nichts wissen; da
diese Herkunftsbezeichnung bereits im M.R. auftritt 136 ), mag es sich bei
dieser Angabe aus der 18. Dynastie um einen Archaismus handeln. Auf sei-
ner 2. Karnakstele nennt auch Kamose bereits Türkis als Anlieferung aus
Syrien.
o) Y~~~~~!~~~~~-~~~!~1~!~~
In den Tribut- und Geschenklisten der Annalen Thutmosis' III. werden
noch andere Gesteinsarten aufgeführt, die aus Syrien nach Ägypten impor-
tiert werden, wobei es sich jedoch in der Hauptsache um Minerale handelt,
die wir auch in Ägypten als abgebaut und benutzt kennen.
So findet sich unter den Tributabgaben von R_!nw mnw-Stein sowohl in
Form von Gefäßen als auch im Rohzustand, und zwar in zwei Arten: als nor-
maler und als "weißer" mnw 137 ). Dieser Stein ist von alters in Ägypten
für Gefäße verwendet worden, so daß er schon in den Ritualen der Pyrami-
dentexte erscheint. Auch Amethyst (hsmn) findet sich einmal in der Tri-
butlistevon R_!nw vom 39. Jahr 138 ) •. "Weißer Stein" wird an der gleichen
Stelle aufgeführt, aber auch zwei große Stücke davon bei einer Geschenk-
sendung aus Hethitien 139). Ein "Grünstein" (w~.9), vielleicht ein grüner
Feldspat, der seit frühen Zeiten in Ägypten verwendet wurde, wird aus Sy-
rien angeliefert 140 ). Ebenfalls kam das grüne Mineral ssm.t, das auch aus
Nubien eingeführt wurde 141 ), aus Syrien 142 ) und vom Sinai 143 ). Es handelt
sich sicher um Malachit 144 ). Ebenso ist aus Nubien (wenn auch spät) das
Mineral ismr belegt, das Thutmosis III. in Ullaza erbeutet hatte 14 5) und
das auch als syrischer Tribut nach Ägypten 146 ) kam. Leider ist das Land
nicht erkennbar, aus dem Thutmosis III. "viele Glasflüsse (inr es~ n wdh)
erhielt (Urk. IV 695).
In den Amarnabriefen werden in den Geschenklisten eine Anzahl von
Steinen angeführt, die in Schmuckstücken und anderen Gegenständen verar-
beitet waren. Der Lapislazuli (u~nu) ist bereits erwähnt worden. Leider
lassen sich die anderen Mineralien nicht genau identifizieren. Am häufig-
sten werden die Steine ßilipa und gulalu erwähnt, dabei oft zusammen mit
412 Handelsprodukte
Lapislazuli oder Gold für Glieder von Gehängen, aber auch für Siegelrin-
ge. Die Nebeneinanderverwendung mit Lapislazuli, jedoch ebenfalls mit
samtu (Karneol) läßt an eine andere Farbe als Blau und Rot, also etwa
Grün oder Gelb, denken (Malachit? Türkis?) 146 a). Die weiteren genannten
Steine werden nur selten aufgeführt 147).
Ein besonderer Stein kommt aus Südpalästina: Pu-Ba'lu von Jursa wie
Widia von Askalon melden die Absendung von NA4 ehlipakku nach Ägypten,
V
wobei Widia die Menge mit 30 Stück angibt. Dieser nicht zu identifizie-
rende Stein erscheint auch einmal in einer Sendung aus Ägypten nach Baby-
lon148). Endlich erwähnt der Pap. Chester Beatty IV vso 7,7/9 einmal b{-
r-ta-Stein aus Assur und Eisen (bj~ n p.t) aus R!nw, wobei es sich bei
dem ersteren vielleicht um birutu "Türkis" handelt.
p) gf~!!~!!!!
Da es damals noch Elefanten in Syrien gab, ist auch Einfuhr von Elfen-
bein aus Syrien nach Ägypten anzune~en, wenn auch der Hauptteil aus Nu-
bien gekommen sein wird 14 9). Die großen Jagden, die von den Königen der
18. Dynastie bei Nija bekannt sind 1 5°), dienten gleichzeitig der billi-
gen Einfuhr von Elfenbein. Zähne, die Thutmosis I. (?) erbeutet hatte,
stiftete Hatschepsut dem Amuntempel 1 5 1 ). Elfenbein ist auch ein Teil des
syrischen Tributs unter Thutmosis III.:
Urk. IV Jahr
718,14/5 38. 5 Zähne, Tische aus Elfenbein und M~m-Holz
670' 11 40. ohne genauere Angabe
727,3 41. 18 Zähne.
Auch Zypern sendet damals Elefantenzähne, so im 34. Jahr einen Zahn
- 1 5 2 )- und im 39. Jahr zwei Zähne 1 53 ). Es handelt sich dabei wohl um El-
fenbein, das im Zwischenhandel nach Zypern gekommen war.
Verarbeitetes Elfenbein wird in dieser Zeit erwähnt in der Beute des
1. Feldzuges Thutmosis' III. bei 6 Tragsesseln und 6 Tischen aus Ebenhol~
Elfenbein und ss~m-Holz 1 54).
Anlieferung von Elefantenzähnen ist dargestellt in den thebanischen
Gräbern, so bei Rb-mj-Rc 1 55) und Mn-gpr-R'-snb 1 56 ).
In den Amarnabriefen wird von der Lieferung von Elefantenzähnen wenig
geredet; dabei ist es gerade wieder Zypern, das solche Zähne in kleinen
Mengen ausführt 15 7). Sonst erscheint Elfenbein meist nur in ägyptischen
Sendungen, wie in den Baum- und Tierdarstellungen aus gefärbtem Elfen-
bein, die Burnaburias erbittet 158 ), oder in Einlagen in ägyptischen Mö-
beln159), in Elfenbeinbüchschen und in ägyptischem Schmuck 160 ). Dem steht
nur ein babylonisches Gerät aus Elfenbein gegenüber, das in den Sendungen
der EA genannt wird 161 ), und zwei elfenbeinerne ( •••• ] (ein sinperugena
[ ••• ]) im sog. Mitanni-Brief Tusrattas.
Handelsprodukte 413
q) ~~~~~~~-~~~-g~~~
Öl wird von Tusratta gern in Hörnern gesendet, die entweder aus Kno-
chen (KA.GUL) geformt sind 162 ) oder aus den wirklichen Hörnern von Wild-
ochsen, Bergochsen, Steinböcken(?? aigallußu) 163 ), Schafen und Hirschge-
weihen (? karnu luluttum) bestehen 164 ). Solche Ölhörner sind in den Hän-
den der sy;ischen Tributbringenden dargestellt 165 ), wobei der Verschluß
an der Spitze des Horns ist; dieser wurde in verschiedener Weise ausgear-
beitet, etwa als Hand oder als Frauenkopf. Hierbei wird es sich um den in
den EA rettu genannten Teil der Hörner handeln, der aus Edelstein (ßilipa,
Marmor), aber auch aus Ebenholz oder KA.GUL (s.o.) bestehen kann.
r) Y~~~~~~~~~~~-!~~~~
Obwohl der Esel in Syrien ebenso das wichtigste Lasttier wie in Ägyp-
ten war 166 ), wird von einer Einfuhr von Eseln aus Syrien nach Ägypten
kaum gesprochen. In der Tributlieferung Syriens im 38. Jahr Thutmosis'
III. finden sich (Urk. IV 718,11) 46 Esel aufgezählt; im 34. Jahr 84 Esel
(Urk. IV 706,16); im gleichen Jahre wurden in Nußa~se 70 Esel erbeutet
(Urk. IV 705,9). Auch in den Amarnabriefen findet sich darüber nichts, es
sei denn, man könne aus dem Brief EA 96 schließen, daß wie in Ägypten
auch in Syrien Eselherden vorhanden waren, die unmittelbar der königli-
chen Verwaltung unterstanden.
Neben den nützlichen Tieren sind in dieser Zeit auch viele Tierarten
von einem Land zum anderen versandt worden, weil sie exotisch waren und
deswegen interessant. So bittet EA 4,24 Kadasman-Ellil um Tiere, während
10,29 ff. Burnaburias von Amenophis IV. Wildkühe erbittet und überhaupt
möchte, daß "Getier des Landes und des Flusses wie lebendig ähnlich ge-
macht werden solle und die Haut wie lebendig hergestellt werden solle".
Seien schon derartige vorhanden, sollten sie gleich geschickt, sonst neue
angefertigt werden. Es geht allerdings aus der Stelle nicht eindeut~g
hervor, ob es sich um ausgestopfte Tiere oder um Nachbildungen hande.l t,
etwa wie jene Bäume und Pflanzen aus bemaltem Elfenbein, um die derselbe
babylonische König bittet (EA 11, vso 10). Zu letzterem ist zu verglei-
chen, daß auch Thutmosis III. die Pflanzen und Tiere, denen er in Syrien
begegnete, in Karnak abbildete 167 >. Selbst im Tribut Syriens vom 38. Jahr
Thutmosis' III. wird ein Damhirsch aufgeführt (hnn); und im 37. Jahr
übersendet ein unbekanntes Land Bergschafe 168 ). Leider ist auch das Land
nicht namentlich erhalten, das im 33. Jahr "2 unbekannte Vögel und 4 Vö-
gel dieses Landes" sandte, "die täglich gebären", also Hühner. Da Babylon,
Assur und Hatti daneben genannt werden und damals Thutmosis III. bis an
den Euphrat vorgestoßen war, wird es wohl das Land Arapßa sein, das diese
Tiere geschickt hat. Hühner stammen ja aus Persien. Im Grab des Rb-mj-Rc
führen Syrer einen Bären und einen Elefanten herbei 16 9), im Grab des Hwj
414 Handelsprodukte
einen Löwen170 ) •
Bären erscheinen auch noch in den Gräbern des Innj (Wreszinski, Atlas
I 265) und I~mw-ndh (I 269) 171 ); im Grab Nr. 119 führt man eine Antilope
-.
und ein Zeburind vor (I 340; Antilope auch II 1 Bild 6 Möbelbeschlag).
Hier mag angeschlossen werden, daß die ägyptischen Könige nicht nur
Elefanten in Syrien jagten, sondern auch anderes Wild: Amenophis II.
schildert (Urk. IV 1304, 5/7), daß er im Wald von Rbjw südlich Kadesch
"Gazellen (gJ;-6), m3s.t, Hasen (s_hc.t) und Wildesel (iq gmw, vgi. Keimer,
Bull. Inst. d' Egypte 37,259; 30,117) jagte.
s) Bier
Eine besondere Sorte von Bier wurde als ~dj-Bier in Ägypten bezeich-
net, also seine Herkunft aus Nordsyrien hergeleitet. Man nennt es Pap.
Anast. III 3,6 auch "~dj-Bier vom Hafen", woraus sich ergibt, daß es ein
importiertes Bier ist. Allerdings braute man es auch in Ägypten nach, wo-
für man syrische Brauer benutzte: Pap. Anast. IV 16,5 (IIIa,5) werden
Sklaven aus ku-r-ku erwähnt, einer Stadt in Palästina 172 ), deren'~rwach
sene ins Arbeitshaus kommen, um Kdj-Bier des Palastes und srm.t-Bier des
'n.t (unbekannt) zu machen". 17 3) ·Als vermutlich sehr kostbare Biersorte
erscheint ~dj-Bier, außer bei einer Sonderzuteilung 174 ), nicht in den
Versorgungslisten etwa der Arbeiter von Deir el-Medineh.
t) !!~i!!
Wein vom Hurriterland und von Amurru wird in den Onomastica175 ) und
auch sonst erwähnt 176 ). Daß der Weinbau in Palästina und Syrien in Anse-
hen stand, ergibt sich nicht nur aus den noch anzuführenden Ablieferungen
aus diesen Gegenden, sondern auch daraus, daß Syrer gern als Winzer einge-
setzt wurden. So treffen wir unter Thutmosis III. bereits 'prw in Ägypten
als Winzer an 171 ), und schon Kamose droht seinem Gegner Apophis, er wolle
von dem Wein seiner Weinberge trinken: "von dem, was mir die Asiaten aus
meiner Beute keltern" 178 ). Deshalb sind die Namen von Winzern auslän-
disch179):
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.t.•
~~-ta-r-Ja
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h ()190) , pa-~a-
I ,,191)
a .
Anscheinend sind auch syrische Weinstöcke nach Ägypten verpflanzt
worden, da im Ramesseum ein Weinkrug die Aufschrift "syrisches Gewächs"
.. t192) •
t rag
In den Anlieferungen aus Syrien unter Thutmosis III., die in seinen
Annalen festgehalten sind, ist der Wein einmal mit Honig zusammen ver-
rechnet. Gleiches zeigt sich mit Weihrauch, b3~-Öl, sf~ und Honig, so daß
die dort angegebenen Zahlen nur zusammen dargestellt werden können. Diese
Handelsprodukte 415
u) !~!"!!!:~~~!!
Abgesehen von einer verstreuten Nennung von getrockneter Myrrhe als
aus Syrien angeliefert 193 ), handelt es sich hier um den normalen,sntr ge-
nannten Weihrauch der Terebinthe 194 ). Er wird außer bei den Tributl~i
stungen auch für die Ausstattung der Häfen angeliefert (im 31., 38., 39.
Jahr). In den Darstellungen der thebanischen Gräber bringen Syrer Weih-
rauch, so bei Rß-mj-R' 195 ) und Imn-m-~b 196 ). Weihrauch, Fett und Honig
gehören auch nach Kamoses 2. Stele in Karnak zum syrischen Import. Viel-
leicht handelt es sich bei dem sntr qa-d-ru-ta im Pap. Harris I um syri-
schen Weihrauch.
v) b3k-Öl
---r---
b3~-Öl ist das Öl des Moringabaumes und kommt wohl durchgehend aus
Syrien. Wenn sich unter den Lieferungen der Beamten für die Sedfeste Ame-
nophis' III. auch b3~-Öl befindet, so handelt es sich wahrscheinlich um
Geschenke von eingeführtem und deshalb besonders kostbarem Öl, und es
wird nicht in Ägypten angebaut worden sein. Unterschieden wird frisches
und süßes b3k-Öl, wobei das frische Öl zum Verzehren und das süße zum
Einreiben be~utzt wurde 197 ). Pap. Anastasi IV 15 wird dieses b~k-Öl aus-
.
drücklieh als aus Nahrina kommend bezeichnet, während Pap. Anast. IV 17,8
die Leute von Zypern kommen "mit Hörnern in ihren Händen voller bS~-Öl
aus ju-1 2 (?) (unbekannte Gegend)". Man sieht also deutlich, daß es sich
um eine ziemlich entfernt im Norden liegende Herkunft handelt, wozu die
exotische Art der Aufbewahrung in Tierhörnern kommt 1 98 ).
Hinzu tritt das sf1-Öl, Tannenpech 199 ), das mit dem b3~-Öl zusammen
verrechnet wird, und endlich auch der Honig, dessen Ablieferung aus Sy-
rien ebenfalls im Grab des Rb-mj-RC dargestellt ist. Da alle diese Pro-
dukte in den sog. mn-Krügen angeliefert werden, also in Amphoren, läßt
sich meist nicht feststellen 200 ), was in den zahlreichen Amphoren der
Darstellungen von Syrertribut enthalten war, da dort keine Beischriften
stehen. Die Gleichheit der Verpackung hat natürlich auch bewirkt, daß
diese Materialien zusammen verrechnet wurden; vgl. hierzu, daß auch bei
.
Rh-mj-R' (Urk. IV 1101, 8/9) die Amphoren mit (frischem b~k-Öl), süßem
~
Ehe aber näher auf die Öle eingegangen werden soll, die in den Amar-
nabriefen und sonst erwähnt sind als syrische Einfuhr, soll die Liste der
Ablieferungen aus Rlnw unter Thutmosis III. gegeben werden, die den Anlaß
zur Zusammenfassung dieser Produkte bildete:
Urk. IV Jahr Weih- frisches süßes sft Honig Wein
rauch b~k
.
688,7/8 29 470 6428 mn
699,15/6 33 828 mn X
in EA 26,65 für Teje, EA 27, 112/3 je eines für Teje und Tadugepa; 17,44
eines für Gilugepa.
Dieses Kosmetik-Öl wird genauer als "gutes Öl" bezeichnet und kann
aus verschiedenartigsten Ölen bzw. aus Ölen verschiedenster Beimischungen
bestehen, wie aus den Geschenklisten wieder Tusrattas zu entnehmen ist.
Sowohl in EA 22 III 29 ff, als auch 25 IV 51 ff. erscheinen ungefähr die
gleichen Sorten:
EA 22 EA 25
(tapatum) Myrrhenöl Gefäß Gefäß
zikkil-Öl 1 II 2 Gefäße
jarutti-Öl 1 II
RIKAZ-Öl 1 II 3 II
kanatki-Öl 1 II
zu'atu-Öl 1 II 2 II
RIKBUL-Öl 1 II 1 Gefäß
pirsanti-Öl 1 II
1 II
wugizzi-Öl 1 II
ohne Bezeichnung 1 II
Da es sich zum größten Teil um hurritische Bezeichnungen handelt,
läßt sich leider nichts über die Zusammensetzung dieser "Parfüme" sagen.
Um dieses "gute Öl" bittet EA 35,24 auch der König von Alaaia.
6 kukubu guten Öls (lA DUG.GA) sendet Amenophis III. nach Arzawa (EA
31) •
Diese Öle mußten in Gefäßen versandt werden, und es wäre wichtig,
die "Verpackungen" in Ägypten feststellen zu können. In den EA finden
sich darüber leider keine eindeutigen Angaben: Tusratta nennt die Ölge-
fäße mit dem allgemeinen Ausdruck tapatu, während der König von Alasia in
EA 34, 24 das Öl in gabanatu eingefüllt erbittet. Nach Lambdin, Orienta-
lia 22, 352 ff., .handelt es sich dabei wie bei dem ebenfalls erscheinen-
den gubunnu um das ägyptische ~bn.t, das,wie a.a.O. 365 nach RA 14,79
obv. 62, einer Syllabarliste, gezeigt, als Fremdwort auch ins Babyloni-
sche (mit Ideogram SAB.TUR) übergegangen ist. Es ist als Maßeinheit ge-
dacht, wie sie ja auch in den Listen Thutmosis' III. bei Ölangaben er-
scheint. Über die Form der Verpackung ist damit nichts gesagt.
Möglicherweise haben wir aber mit der Öleinfuhr verschiedene fremd-
artige Gefäße zu verbinden, die allerdings in "Tribut"-Darstellungen
nicht erscheinen. Rs handelt sich um folgende Typen:
27
418 Handelsprodukte
3) Sog. "spindle-bottles", sehr schmale Gefäße mit einem Henkel, aus ro-
tem, polierten Ton. Sie finden sich sehr häufig in Syrien, Zypern,
auch Boghazköi (MDOG 91, 46), doch ist der Herkunftsort noch unbekannt
(vgl. Sjöquist, Problems of Late Cypriote Bronze Age p. 85; Woolley,
Alalakh 366; Schaeffer, Stratigraphie 378; Ugaritica II fig. 330). Sie
Handelsprodukte 419
Streng genommen, gehören die folgenden Gefäße nicht in den hier abge~
steckten Rahmen, da es sich um mykenische Gefäße handelt. Da sie aber si-
cherlich über Syrien nach Ägypten gebracht worden sind, sollen sie hier
wenigstens kurz aufgeführt werden:
Aus diesen Gefäßen dürfen wir die Anlieferung verschiedener zur Kör-
perpflege benötigter Öle erschließen, wobei es allerdings nicht möglich
ist, diese Kosmetika genauer zu identifizieren. Es ist aber auf Lucas,
Materia;Ls 3 p. 380 hinzuweisen, der ein Gefäß "zypriotischen Typs" aus
Amarna erwähnt, das noch verschlossen gefunden wurde und nach Lucas ein
Pflanzenöl enthielt. Möglicherweise sind aber auch noch andere Materia-
lien in diesen Gefäßen angeliefert worden, wie etwa Carter, Tutenchamun
III 177 Wein als Inhalt für die Gefäße des Typs 1 annehmen möchte.
Ein paar seltenere Gefäße sollen nur der Vollständigkeit halber er-
wähnt werden:
Wenden wir uns der Ausfuhr von Ölen aus Ägypten zu, so ist zunächst
auf die rituelle Rolle hinzuweisen, die das Öl spielen kann, so bei der
Inthronisation eines Königs. Wie Thutmosis'III. den Taku zum König von
Nugasse durch Salbung eingesetzt hatte (EA 51, 6 ff.), so schickte auch
der König von Alasia Öl an Echnaton zur Salbung seines Kopfes (EA 34,50).
So wurde auch die Verlobung mit einer fremden Prinzessin durch Salbung
vollzogen, wie es die Amarnabriefe bei der Verlobung mit einer babyloni-
schen (EA 1, 98) und einer mitannischen (EA 29, 23) Königstochter erwäh-
nen; auch bei der Verlobung Ramses' II. mit der hethitischen Prinzessin
spielt dieses Öl eine Rolle 202 ).
In den Geschenklisten der Amarnabriefe unterschied man anscheinend
zwei Arten von Behältern für die kosmetischen Öle: bit samni und kukubu.
Dabei tritt bit samni nur im Brief EA 14 auf: I 56 sind 15 Stück aus
Gold erwähnt, IV 5 sind es 29 Stück aus Elfenbein in Gurkenform, IV 6
dann 44 Stück in Dattel- und Feigenform, IV 8 weiterhin 375 Stück aus
Elfenbein, IV 14/5 je 3 in Rinder- bzw. dusaßu-Form. Der ägyptische Aus-
druck war dabei watga (III 66; ein Silberlöffel für ein watßa genanntes
-.
bit samni II 53), also wdhw, wodurch sich ergibt, daß hier die schlanken
Gefäße mit pilzartigem Deckel vorliegen, wie sie etwa Carter, Tutenchamun
III. pl. 71 B.C, veröffentlicht hat. Salbengefäße in Tierform haben sich
ebenfalls im Grab des Tutenchamun gefunden (Carter, a.a.O. III pl. 47 B
in Form eines Steinbocks).
Mit kukubu bezeichnet man aber jeden Ölkrug, so daß man dann in der
Liste EA 14 die genaue Form durch Beifügung der ägyptischen Bezeichnung
bestimmt. Neben kukubu kann auch karpatu auftreten.
422 Handelsprodukte
Widia von Askalon (EA 324, 13) für das ägyptische Heer bereitzustellen
haben. Öl gibt Aziru in EA 161, 56 einem ägyptischen Boten als Verpfle-
gung203). Endlich beklagt sich ARAD-gepa in EA 287,16, daß die gapiru
durch Öllieferungen unt~rstütztwürden.
w) Y~~~~~-~~~~!~~-~~~-~~f~~~
Die ägyptischen Texte beschreiben folgende Gefäßformen aus der syri-
schen Beute:
Breite Schalen mit kurzem Fuß, genannt dd.t: aus Edelsteinen und
Gold (Urk. IV 665, 13; 666,]), aus Gold (669,12; 721,17), aus Silber
(669,14; 688,5; 722,3; 731,10/1); mit Stierköpfen (732,14).
"Verschiedene Gefäße" (~nw) (Urk. IV 665, 14); "zum Trinken" (666,4);
"aus Assurin verschiedenen Formen" (668,14); "aus Silber in !!a-hi-Ar-
beit" (699,8); "aus Gold" (704,16); "aus Silber dieses Landes" (705,2);
"aus Silber in Freni.dlandarbeit" (706,5); "aus Kupfer" (707,2); "aus Erz,
den Henkel aus Silber" (733,6);
Bauchige Krüge mit zwei Henkeln ( i•große '( a) -krt-na"), in EA akunnu
genannt: "in hurritischer Arbeit" (Urk. IV 665, 16), "mit Stierkopf" (722,
3; 731 '11 ) ;
!b.t-Krüge (Urk. IV 666,1);
~(?)-Schalen mit Griff an einem Ende (Urk. IV 666,3);
Kessel (r~d.t) (Urk. IV 666,5);
Krüge mit einem Henkel (~()-wa-b-ti, in EA Efuibda): "in Kftj-Arbeit"
(Urk. IV 733,5).
Folgende Gefäße werden von Syrern gebracht; finden sie sich auch in
den Händen von Kretern, so wird das ausdrücklich angemerkt:
1) Rhyta mit Löwenkopf (vgl. Vercoutter p. 311 f.):
Syrer: Grab des Mn-bpr-R'-snb; Wsr-Imn; Imn-msw (Nr. 42); ~r-m-~b
(Nr. 78); Imn-mew (Nr. 89; JEA 21, 131); ~wj (Davies, Amarna
III pl. 14).
Kreter: Grab des Rl-mj-R'.
Außerdem abgebildet unter den Geschenken Thutmosis' III. an Amun in
Karnak (Urk. IV 630 Nr. 16) und in Medinet Habu (Wreszinski, Atlas II
157) •
Ein "aufgerichtetes RJilyton mit Löwinnenkopf" (so Vercoutter) findet
sich in den Gräbern des Mn-bpr-R'-snb und des Imn-msw (Nr. 89); diese
Darstellung sei nach Vercoutter aus dem Grab des Rij-mj-R' kopiert.
2) Rhyta mit Greifenkopf:
"
Syrer: im Grab des Sbk-htp (Nr. 63; Davies, Paintings pl. 42); Ij-m-
sb~ (Nr. 65); in.Medinet Habu.
Kreter: im Grab des RS-Ilj-R' ; Wsr-Imn.
3) Rhyta mit Hundekopf:
Syrer: im Tribut des Haremheb in Karnak (Wreszinski, Atlas II pl.61).
Kreter: im Grab des Rö-mj-R'; Wsr-Imn; Mn-bpr-R'-snb.
Auch dargestellt im Grab des Ij-m-ab~ und in Medinet Habu.
4) Rhyta mit Stierkopf (Vercoutter p. 317 ff.):
Syrer: im Grab Nr. 91 (Vercoutter pl. 40); Imn-m-~b (Nr. 85; JEA 20
pl. 25- kein liegender Stier!); Imn-msw (Nr. 89).
Kreter: im Grab des Wsr-Imn; Rt-mj-R'; Mn-bpr-R'-snb.
In Ägypten selbst hergestellt: Im Grab des ~pw (Nr. 66; Wreszinski,
Atlas I 226/9).
Ein solches Gefäß fand sich in Ugarit (Syria 13 pl. 4,1/2). Hierzu zu
rechnen sind auch die Gefäße, die von Syrern im Grab des ~wj (Davies,
Tomb of Huy pl. 19) gebracht werden und die entweder auf einen Unter-
satz gestellt werden mußten oder die so groß sind, daß sie zwei Mann
auf einer Stange tragen. Sie haben z. T. Steinbock- bzw. Rinderköpfe,
auch Steinbockköpfe unter den Henkeln.
Ohne Deckel bringt ein kleineres Gefäß mit längerem Hals ein Syrer im
Grab Nr. 91 (Wreszinski, Atlas I 290).
•
"Blumen in Dreiergruppe":
Mn-gpr-R'-snb.
"Einzelblume": Imn-msw
(Menkheperrasonb pl. 34).
"auffliegender Vogel":
Mn-hpr-R'-snb (pl. 4):
I
Kreter: in den Gräbern des Sn-n-mwt und des
Wsr-Imn.
I
Dargestellt: mit Frosch im Grab des Sbk-htp
(Wreszinski I 223); Ipw-m-R'(Davles,
Puyemre pl. 38; Wreszinski I 34);
mit auffliegendem Vogel auch bei
sbk-~tp.
Von Ägyptern hergestellt bei Mrj (Grab Nr.
95); Ipw-m-R< (Puyemre pl. 23);
!nn~ (Säve-Söderbergh, Four Tombs
pl. 72).
Mit einem Rind im Gebüsch finden sich diese Gefäße bei Sethos I. in
Kar~ak (Wreszinski II 44,3) und ebendort bei Ramses II. (II 49; 59).
14) Von diesen Krateren sind wohl die ähnlich, aber fla-
cher dargestellte~dd.t genannten Schalen zu tren-
nen, die auch Aufsätze haben können:
Syrer: "Blumenreihe" bei Imn-msw (Menkheperrasonb
pl. 34).
"Vogelköpfe": Imn-msw (Nr. 89); Grab 91
(Wreszinski I 290).
Eine solche Schale reicht etwa im Grab des Nb-Imn
428 Handelsprodukte
Es zeigt sich also, daß von den Gefäßtypen, die von Syrern angeliefert
dargestellt sind oder in anderer Weise mit Syrien verbunden waren (wei-
tere Darstellungen exotischer Gefäße ohne diese ausdrückliche Beziehung
sind deshalb hier weggelassen), die überwiegende Mehrzahl auch in den
Händen von Kretern abgebildet werden kann. Das dürfte beweisen, daß für
den Ägypter wenigstens auf dem Gebiet der Gefäße der Unterschied zwischen
der kretischen und der syrischen Art recht gering war. Inwieweit das den
Tatsachen entspricht, bleibt offen, wenn wir auch wissen, daß damals
starker kretischer Einfluß in Syrien geherrscht hat. Immerhin unterschei-
det der Ägypter nach den oben gegebenen Beispielen "hurritische"und "kre-
tische" Arbeit; worin der Unterschied lag, ist allerdings nicht angeführt.
Vielleicht ist er mehr in den Dekorationen, etwa der zwischen der laufen-
den Spirale und den Rosetten auf den Krügen o.ä. zu suchen. Da es sich
bei den Gefäßen der Darstellungen um solche aus Metall handelt, ist ~ie
Vergleichsmöglichkeit mit gleichzeitigen und gleichartigen Gefäßen aus
Syrien selbst recht gering. Immerhin zeigen etwa die Gräber von Jericho
(Schaeffer, Stratigraphie fig. 117/9) die gleichen Formen in Ton, wie et-
wa die dd.t-8chale (a.a.O. Nr. 30), oder den Krater ohne Henkel (fig. Nr.
119) .
Aus den Darstellungen in mehreren Gräbern um Theben-West ergibt sich
deutlich, daß man in Ägypten selbst Gefäße in der Art der Nordlandbewoh-
ner hat herstellen lassen. Es ist also nicht alles, was "syrisch" aus-
sieht, auch wirklich Originalarbeit von dort. Solche Werkstätten sind ab-
gebildet etwa im Grab des Ipw-m-RC (Davies, Puyemre I pl. 23), oder des
Vezirs ~pw (Wreszinski, Atlas I 226/§); wenn der Oberdomänenverwalter
1nn3 solche Gefäße als Neujahrsgeschenke abliefert (Säve-Söderbergh, Four
Tombs pl. 72), so verweist das ebenfalls auf die Palastwerkstätten. Gera-
de an den letztgenannten Abbildungen erkennt man, wie der "syrische" Stil
hier in Ägypten übertrieben wurde: Neben einem Krug des Typs 7 oder dd.t-
Schalen mit "Blumenreihe" oder einem Lotosblütenbecher stehen Kratere,
deren "Einsätze" überladen sind. Zwar findet sich "Blumen in Dreiergruppe
mit Frosch" auch im Zusammenhang mit Syrern (s.o.), aber daneben stehen
Kratere mit "Blumenreihe und liegender Königssphinx" bzw. "Blumen mit ni-
stenden Vögeln", wobei auf dem Rand des Kraters noch Steinbockköpfe sit-
zen.
Gerade an den beiden letztgenannten Formen zeigt sich der Einfluß
ägyptischer Handwerker. Denn natürlich wird ein echt syrisches Gefäß nicl$
eine ägyptische Königssphinx zeigen, und bei den Steinbockköpfen handelt
es sich, wie wir noch sehen werden, um ein in Ägypten benutztes "Symbol"
für syrische Arbeit. Solche "Symbole", die der ägyptische Künstler in die
syrischen Motive mit hineinarbeitet, um den syrischen Stil zu betonen,
gibt es noch mehrere. Zu ihnen gehört einmal die liegende weibliche
Sphinx, über deren Bedeutun~ noch zu sprechen sein wird. Ihr Erscheinen
430 Handelsprodukte
auf "syrischen Gefäßen ist ebenso wenig "echt" wie das der gefesselten
Syrer (etwa bei Sethos I. in Karnak, Wreszinski, Atlas II 38,3; im Grab
des Ij-m-sb~; unter Ramses II. in Abydos, Wreszinski II 25c). Denn man
wird ja nicht erwarten können, daß Syrer sich auf ihren eigenen Prunkva-
sen in dieser Form darstellen. Hier liegen also ägyptische Arbeiten in
syrischer Manier vor, die auch nicht davor zurückschrecken, den ägypti-
schen König mit darzustellen (Thutmosis III. in Karnak, Wreszinski II
25c). Bezeichnenderweise erscheinen diese Gefäße nicht in Darstellungen
von Ablieferung syrischen "Tributs", sondern in den Beutewiedergaben der
Könige, und zwar bei ihrer Weihung an den Gott. Damit ergibt sich wohl,
daß es sich hier um in Ägypten hergestellte Gefäße aus dem erbeuteten
Rohmaterial handelt.
Soweit erkennbar, sind Anlieferungen von Gefäßen aus Syrien nach
Ägypten in den EA wenig registriert; was genannt wird, sind auffallender-
weise nur Gefäße zum Waschen.
Zusammengehörig sind Waschbecken (narmaktu) und Eimer (dudu) in EA 22 IV
17/8; 25 IV 56; im ersten Fall ist der dudu ausdrücklich zum Heraufholen
des Wassers bestimmt. Sie sind aus Bronze, auch im Fall EA 13 vso 17.
EA 22 IV 19, also im Anschluß an das Waschbecken, erscheinen 10 karpatum
aus Bronze mit 10 Deckeln (gannu) (zu letzterem vgl. auch 22 IV 30); wohl
am besten mit "Topf" zu übertragen.
Eine Wassergußkanne (~ulugßa) aus 125 Sekel Gold wird EA 25 II 53 genannt
zusammen mit einer kleineren aus80Sekel Gold; in EA 13 vso 9/11 und
24/5 werden diese aus Silber bzw. Bronze ausdrücklich zum Übergießen der
Hände und Füße erwähnt. EA 25 II 54 werden anschließend Gefäße zum Wass~
holen (?) aufgeführt.
EA 13 vso 8.9.24 erscheinen kasu aus Silber, die zur Handwaschung gehö-
"'
ren (GU.ZI "Becher", vgl. v. Soden, Orientalia 21, 433).
Die Schalen (namgaru), die EA 25 IV 57 im Zusammenhang mit den Waschge-
fäßen genannt werden (je 9 große und kleine aus Bronze), werden wohl ebmr
falls für diesen Gebrauch bestimmt gewesen sein ( vgl. 19,37 "Goldschalen").
Endlich werden auch EA 13 vso 18/9 tallu aus Bronze zusammen mit dem
Waschbecken genannt, so daß sie ebenfalls dazu gehören dürften; vgl. 25
IV 6 mit 15 Sekel Gold vergoldet (Zusammenhang zerstört).
Um etwas anderes handelt es sich dann EA 41, 39 ff., einem Brief Sup-
piluliumas, der 1 bibru-Opfergefäß aus Silber in Hirschform zu 5 Minen Ge-
wicht, ein weiteres aus Silber in Widdergestalt von 3 Minen Gewicht über-
sendet (vgl. Ehelolf, ZA NF 11, 71; v. Soden, AH überträgt bibru mit
"Rhyton").
Größer ist hingegen die Zahl der Gefäße, die aus Ägypten ins Ausland
geschickt werden, wobei es sich in der Hauptsache um solche aus Edelme-
Handelsprodukte 431
tall handelt, die ihres Metallwertes wegen verschenkt wurden. Die Liste
EA 14 ist dafür aufschlußreich, besonders da sie ja ab und zu auch den
ägyptischen Namen des Gefäßes aufführt. Leider ist die 1. Kolumne weit-
gehend am Zeilenanfang zerstört, so daß keine genauenAngaben abzulesen
sind. Erkennbar sind in:
I 15 ein uizza genanntes Gefäß, wozu Lambdin, Orien-
talia 22, 352 ff., auf wd "kleines Metallgefäß"
hinweist.
I 33 ein kupa genanntes Gefäß, vgl. ägypt. kb (s.be-
reits oben unter Öl).
I 34 hatabbi ist leider unsicher in der Lesung; ob
V
I 60 gubunnu aus Gold; vgl. I 58 ein bubunnu mit einem in der Mitte
stehenden Schutzgott aus Silber; II 51 aus Silber (6 Stück und
1 großer): hbn.t-Krug (vgl. oben bei Öl).
I 57 ki~ aus Silber; Lambdin vergleicht k~s "Metallgefäß".
I 61 muballi~u ("Beleber") aus Gold; ein Steinbock (duratu) in der Mit-
432 Handelsprodukte
III 62 8ina, 2 große aus Stein; ägyptisch vgl. das Maß hn.
III 77 2 Stück umninu aus USU-Holz, mit Elfenbein ausgelegt, za genannt;
vielleicht ägyptisch, vgl. ~~ •kleines Gefäß~ Jedoch wird umni-
nu an anderer Stelle (14 IV 13) mit ubda umschrieben, was Lambdin
als 'fd.t "Kasten" überträgt, vgl. bei Möbeln.
Eine Sendung von silbernen und goldenen Gefäßen (BI.IB.RU) aus Ägyp-
ten nach Hatti läßt sich aus KBo II 11 vso 11 ff. entnehmen, wo ein unbe-
kannter Adressat von einem leider auch unbekannten König (wahrscheinlich
Hattusili) aus dieser Geschenksendung (SUL.MAN KUR Mizri) je ein silber-
nes und goldenes BI.IB.RU erhält.
Um ein Gefäß handelt es sich wohl auch bei dem Geschenk, das den
Brief KUB III 70 begleitet: ( ••••• ) sa KUBABBAR SIG tam-lu-u sa ~e-te-e
5
( •••••• )-ni GUD.MAg SI.MES-su NA 4 BABBAR ( ••••••• )-sa NA GIG( ••••••••• )
4
MES III sikil KU.BABBAR SIG "(ein Gefäß) aus reinem Silber, inkrustiert,
5
zum Trinken, ( •••••• ) ein Stier, seine Hörner aus Bergkristall, ihr( ••••
•••• ) aus schwarzem Stein, die ( •••••• ) 3 Sekel reines Silber". Zwei wei-
tere Geschenke aus diesem Brief sind unklar.
Auch im gleichzeitigen Königsbrief KUB III 69 finden sich am Ende Ge-
schenke angegeben, wobei es si~h wohl um ähnliche Trinkgefäße handelt:
I GAL sa si-te-e sa ( ••• ) SIG 5
(I •••• ) ~a si-te-e sa GI.SIG 5
I u-nu-tu ~a si-te-e sa GI.SIG
5
( •••••••• )-me-tum sa si-te-e sa GUSKIN SIG5 KU.BABBAR GAR.RA ( ••••••••••
••• )-tum GUD.MAg. Dabei ist wohl GI verkürzt für GUSKIN, so daß es mehre-
re Trinkgefäße aus reinem Gold waren. Bei dem zweimal erscheinenden
"Stier" handelt es sich gewiß um den oben erwähnten Einsatz.
Nicht erwähnt werden anscheinend Glasgefäße, die jedoch aus Ägypten
nach Norden verhandelt wurden, wje Newberry, JEA VI 156, besonders nach
zypriotischen Funden aus Enkomi und Curium feststellen konnte (Murray,
Excav. in Cyprus p. 34/5 Nr. 1218, 1052/3, 1056; p. 59 fig. 99).
x) ~~~~~~-!~~~~~~~~~~~~-!~~
Als Anlieferungen aus Syrien finden sich in den EA folgende Toilet-
tengegenstände u.ä. auf,geführt:
Spiegel (namar pani): EA 25 II 56 Silberspiegel von 40 Sekel Gewicht, mit
einem Handgriff in der Form einer Frau, aus Knochen; zur Einfas-
sung wurden 1 Sekel 3 dumunsal Gold gebraucht. II. 58 ein weite-
rer Silberspiegel von 40 Sekel Gewicht, der Handgriff eine Frau-
enfigur, aus usu-Holz, ebenfalls 1 Sekel 3 dumunsal Gold als Ein-
fassung.
"Dattelstein" (NA4ugina) EA 15,13 von AsS"uruballi~ geschickt, nach v. So-
den, Orientalia 21, 433,ein Gerät.
28
434 Handelsprodukte
Au~ Syrien kommen folgende Gegenstände, die wohl als eine Art Schrei-
z) g~g~E
Kleider kommen als Lieferungen fast nur in den Briefen von Amarna vor;
als Beute finden sie sich Urk. IV 667,8 bei der Aufzählung der Beute von
Megiddo. Leider sind jedoch die Angaben in den Amarnabriefen z. T. nur
schlecht erhalten und außerdem schwer zu identifizieren, so daß wir sel-
ten sagen können, um was es sich bei den angegebenen Stoffen und Kleidern
handelt. Dabei finden sie sich in der Hauptsache in den Sendungen des
Tusratta im Zusammenhang mit der Verheiratung seiner Tochter Tadugepa.
Handelsprodukte 437
sawalgan, 100 aappa( ••• ), 100 mutallijas; von diesen wird das auzzi-Kleid
auch EA 41, 35 als Geschenk Suppiluliumas aufgeführt, während sonst nur
das kusitin-Kleid als Festkleid belegt zu sein scheint (Friedrich, Heth.
WB 120); als kusitu-Kleid erbittet davon der König von Alasia 2 Stück in
EA 34.
Wir hatten oben bereits darauf hingewiesen, daß - wie im M.R. - auch
im N.R. mit Vorliebe Syrerinnen zum Weben von Stoffen eingesetzt worden
sind, Man kann dann auch bei ägyptischen Kleidern syrische Motive erwar-
ten. Als Beispiele sind etwa der Greif auf dem Kleid des Syrers bei Mon-
tet, Reliques fig. 118 (Fayence aus Tell el Jehoudijeh) oder der attack~
rende Löwe, ebenda, fig. 102, ebenfalls vom Bild eines Syrers, zu nennen.
Nun finden wir auf der "Tunika Tutenchamuns" (JEA 27 pl. 20) verschiedene
syrische Motive, daß wir annehmen dürfen, dieses Gewand sei von syrischen
Frauen in einer der Palastwebereien hergestellt worden: liegende, geflü-
gelte weibliche Sphingen mit phantastischem Kopfputz verehren eine zwi-
schen ihnen errichtete Pflanze. Dieses Motiv wird später noch eingehen-
der besprochen, da es in Verbindung mit dem Königsnamen bzw. dem Namen
der Königin eine besondere, in Ägypten entstandene Bedeutung hat. Hier
dürfte aber, wie etwa auch auf der Darstellung eines Tellers, Petrie, Il-
lahun pl. 20,4, die unserer fast gleich ist, die ursprüngliche syrische
Form des Motivs zu sehen sein. Ferner zeigt die Tunika zwei sich um ein
Aas streitende Greifen - den Greif als Kleidschmuck hatten wir eben bei
einem Syrer feststellen können, und er erscheint auch sonst noch auf Ge-
genständen, die sicher syrisch sind, wie etwa auf dem Kleid (? Montet:
"Schild") und der Wanne aus den Darstellungen des Grabes Ramses' III.,
die Montet, Reliques fig. 154/5, abgebildet hat. Endlich sind auf der Tu-
nika bewegte Jagdszenen eingewebt, wie sie in verblüffend ähnlicher Weise
wieder Montet fig. 172 von einem in Tyrus gefundenen Bronzebeschlag ab-
bildet. Auf diesem findet sich auch das eben angeführte Motiv des Grei-
fen, der sich mit einem anderen Tier (hier ein Löwe) um ein geschlagenes
Tier streitet; auch die Formen der Pflanzen ähneln einander. Alles das
spricht für die syrische Herkunft der in der Tunika Tutenchamuns verweb-
ten Motive, und wohl auch dafür, daß sie von Syrern hergestellt worden
ist - allerdings gewiß in Ägypten selbst. Das wird sicher dur~h das
"Kreuz" am Halsausschnitt, wie es ja immer wieder auf den Darstellungen
von Syrern zu erkennen ist - in unserem Falle aber ist die Kartusche Tut-
enchamuns eingestickt!
aa) !~~~~
Wenn auch noch nicht ausdrücklich textlich nachgewiesen, ist es wahr-
scheinlich, daß der Streitwagen zusammen mit dem Pferd in der Hyksoszeit
in größeren Mengen nach Ägypten gekommen ist, wobei die Herstellung einer
440 Handelsprodukte
Wagen mit ~ulemu, marsu und sibgu ganz aus Gold, 320 Sekel Gold.
Peitsche (ildaggu), aus bisais, vergoldet, dessen Knauf (paratitin) ein
bulalu-Stein ist, in dem ein gulalu-"Siegel" hervorragt; dafür sind 5
Sekel Gold verwendet.
2 weitere Peitschen aus Büffelhaut (burbu), mit Gold überzogen, 6 Sekel
Gold und 4 Sekel Silber verwendet.
2 weitere Peitschen aus ubatati(?)-Haut, vergoldet und versilbert, in der
Mitte ist ein Lapislazulistein angebracht; 10 Sekel Gold und 20 Sekel
Silber sind verwendet.
2 Ketten (maninnu) für die Pferde, aus bulalu-Stein, vergoldet, 88 Glie-
der; 44 Sekel Silber sind verwendet. Es handelt sich dabei wohl um die
Ketten, die auf den Darstellungen hinter den Vorderbeinen der Pferde
herumgelegt sind.
Paar Sättel aus Leder für das Maultier(? ANSU.MUL) •••• ; vgl. OLZ 1932
379.
2 Pferdedecken (natullatum) aus Leder, die wie Wildtauben bunt sind. Die
Die Buntheit der Pferdedecken erkennt man gut auf der Darstellung des
Wagens Thutmosis' IV.
Paar Bügel (? ku!}azzu) aus Bronze.
Lederzügel (appatu), vergoldet und mit Goldperlen besetzt.
Tränkflasche (la!}anu) für die Pferde aus Zinn (vgl. AH 2,47).
Die Waffen, dieooenfalls zu der Wagenausrüstung gehören, sind im fol-
genden zusammengestellt.
Weitere für die Wagen und Pferde berechnete Dinge werden dann noch
EA 22 IV 33 ff. aufgeführt:
für 10 Gespanne x sigpu(?) des Wagens.
/
1 Trog (? BUGIN) aus elamaqqu und einer aus taskarinnu-Holz.
10 GAR.GID.DA (Kasten?) für Wagen und 10 GAR bubutum (Achsen) für Wagen.
10 Gespanne ••••• nebst ihren •••••• und 11 Jochen.
Es folgen dann noch weitere, jedoch sehr fragmentarische Angaben über
weitere 2 mal 10 Gespanne.
Ausfuhr von Wagen aus Ägypten ist kaum erwähnt, nur EA 34, 21 erbit-
tet sich der König von Alasia einen mit Gold beschlagenen (o.ä.) Wagen.
bb) !~ff~!!
Waffen finden sich sowohl als Beute als auch unter den Abgaben; es
sind die Ausrüstungsstücke, die wir auf den Schlachtbildern als typische
syrische Ausrüstung erkennen: Panzer, Helme, Speere und Bogen. Schwerter
und Dolche erscheinen ebenso wie Beile auffallenderweise in Beuteaufstel-
lungen nicht gesondert aufgezählt, sondern sind, wenn überhaupt, unter
dem Sammelbegriff "allerlei Waffen" zusammengefaßt. So erbeuten die Ägyp-
ter bei Megiddo:
Handelsprodukte 443
die beiden Bronzepanzer der maßgeblichen Fürsten vom Kadesch und Megiddo;
sowie 200 des syrischen Heeres. Hier sind die Panzer als "Bronzekampfhem-
den" bezeichnet, wobei die der Fürsten noch den Zusatz nfr tragen;
aus der Schlacht von Aran im 35. Jahr nennt der König als eigene Beute
2 Bronzekampfhemden und x Bronzb~elme, während das Heer 15 Bronzepanzer
(gnrw), x Bronzekampfhemden, 5 Helme und 5 syrische Bogen erbeutet hatte.
- 21 5). Aus der Reihenfolge geht hervor, daß "Panzer" kostbarer waren als
"Kampfhemden"; der Unterschied zwischen beiden ergibt sich aber aus den
Darstellungen216 ) nicht. Diese zeigen jedoch andererseits, daß Helme wohl
nur von den Streitwagenkämpfern (also den marjannu) getragen wurden und
dementsprechend selten waren. Das dürfte nach der Zahl aus der Schlacht
von Aran auch für die syrischen Bogen gelten, bei denen es sich wahr-
scheinlich um den sog. "zusammengesetzten" Bogen handelt mit größerer
Durchschlagkraft 217 ).
Aus der Angabe Amenophis' II. Urk. IV 1311,15 ergibt sich, daß zu
einem marjannu 1 Panzerhemd, 2 Bogen und 1 Köcher voller Pfeile gehörten,
die zur Wagenausrüstung zu rechnen sind.
In den Tributlisten Syriens erscheinen Waffen ebenfalls bei Thutmosis
III.:
im 31. Jahr 41 Goldköcher (~~~)mit Zierrat (ssw.t);
im 34. Jahr "viele Bronzewaffen";
im 38. Jahr 41 Kampfhemden aus Bronze, Bronzespeere, Schilde, Bogen und
allerlei Waffen;
im 39. Jahr Bronzekampfbeile •••••• ;
.
im 40. Jahr ein Prunkbeil (krdn)- aus Gold, eingelegt mit Lapislazuli;
ein mit Gold eingelegter Bronzepanzer (gnrw), der mit Fay-
.
ence (thnw) eingefaßt war;
-
•••••• , Kampfhemden, ••••• , ein siiber(beschlagener Köcher)
mit vielen Kampfpfeilen, Holzköcher mit (Pfeilen) ••••• ,
im 41. Jahr Kampfhemden, Beilklingen und Speere aus Bronze;
im 42. Jahr Bronzekampfhemden und allerlei Waffen.
Die Anlieferung von Waffen als Tribut findet sich öfters ~n den Grä-
bern dargestellt, so Bogen 218 ), Köcher 219 ), Helme 220 ), Dolche 221 )
Schwerter 222 ), Sichelschwerter 223 ), Kugelbeile 224 ), Schilde 22 5).
In den Geschenklisten der Amarnabriefe endlich erscheinen Waffen eben-
falls gern, zum Teil mit Beschreibungen, die einen Vergleich mit den Dar-
stellungen nahelegen. So werden etwa Dolche in der Weise geschildert:
(EA 22 III 7) 1 Dolch mit Klinge aus Stahl (gabalkinnu), dessen Blutrinne
(? gumüru 226 )) aus ziseliertem Gold ist, der Handgriff aus vergoldetem
Ebenholz (u~u), der Knauf (resu) aus rotem Granit (AN.GUG.ME), die
[Scheide] vergoldet und ziseliert - 6 Sekel Gold sind dabei verwendet.
(EA 22 II 16) 1 Dolch mit Eisenklinge, der Handgriff mit Lapislazuli be-
setzt und in Gold gefaßt, der Knauf aus rotem Granit, ••••••• , das Gehenk
444 Handelsprodukte
cc) Möbel
In den Beutelisten Thutmosis' III. werden einige Male Möbelstücke aus
Edelholz aufgeführt, wie etwa nach der Schlacht von Megiddo 7 Zeltstan-
gen aus mrw-Holz (Urk. IV 664,7), oder im 34. Jahr bei den Kämpfen in Nu-
gasse ganz ähnlich 6 mit Bronze beschlagene und mit Edelsteinen besetzte
Zeltstangen (Urk. IV 705,13). Auf dem ersten Feldzug finden sich als er-
beutete Möbel 6 goldbeschlagene Tragsessel mit 6 Fußschemeln aus ss~m
Holz und Elfenbein, sowie ein Bett aus ss~m-Holz, mit Gold und Elfenbein
verziert, in der bisher nicht erklärbaren kU-r-ku-r-Art (Urk. IV 666,16);
ferner werden noch 6 Tische aus Elfenbein und ss~m-Holz aufgezählt (667,
1) •
Im allgemeinen zeigt sich aber gerade aus den Amarnabriefen, daß
ägyptische Möbel ein sehr beliebter Ausfuhrartikel gewesen sind, wie wir
es ja schon im Alten Reich feststellen konnten.
Beliebt sind besonders ägyptische Bettgestelle: So erhält Kadasman-
Ellil von Amenophis III. für die Ausstattung seines neuen Palastes EA 5,
20 ff. 1 Bett aus vergoldetem Ebenholz (usu) mit Elfenbeineinlagen und
3 weitere Betten. EA 14 II 19 ff. schickt ebenfalls Amenophis !!I. an
Burnaburias 1 vergoldetes Bettgestell, dessen Füße Schutzgötter sind,
und 1 weiteres vergoldetes Bettgestell; !I 63 ff. sind es dann 3 Bettge-
stelle aus Silber mit einer silbernen Kopfstütze. Steinerne Kopfstützen,
davon eine aus tusu-Stein, sind ebenda !I! 68/69 aufgeführt. - Wegen die-
ser Bevorzugung ägyptischer Betten ahmte man in Syrien ägyptische Betten
nach, wie es das bekannte Bett aus Ugarit zeigt.
Bei dem Bett, dessen "Füße" (sepe-äu) Schutzgötter sein sollen, ist
viel~eicht eher das Fußende mit den Füßen gemein~, das mit Besfiguren
geschmückt ist, wie es das Bett aus dem Grab des Tutenchamun (Carter,
Tutenchamun I pl. 39) zeigt. - EA 34, 20 endlich erbittet sich der König
von Alasia ein vergoldetes Bettgestell.
1 großer Sessel, 9 einfache Sessel und 10 einfache Fußschemel gehören
wieder zu der Sendung an Kadasman-Ellil (EA 5, 23 ff.); sie sind aus ver-
goldetem Ebenholz hergestellt - abgesehen von den Fußschemeln, von denen
aber vergoldete auch angeführt waren, doch ist ihre Zahl verloren.
EA 31 erhält der König Tarhundaradu von Arzawa von Amenophis III. 3
446 Handelsprodukte
besondere Sessel (worin die Besonderheit besteht, ist leider nicht zu er-
kennen) und 10 weitere Sessel·aus Ebenholz, das mit Elfenbein [und Lapis-
lazuli ?] ausgelegt ist. Eingelegte Sessel dieser Art fanden sich wieder
im Tutenchamungrab (I 50/1).
2 vergoldete und 1 einfacher Sessel werden auch noch in der Sendung
für Burnaburias erwähnt (EA 14 II 23/4).
In der Liste der Sendung an Burnaburias findet sich zwischen Bett und
Sessel noch die Angabe über 6 vergoldete Möbelstücke, parakku, eines da-
von ist mit ~agpu überzogen, bei denen es sich wohl um Baldachine handelt
(parakku bedeutet sonst "Heiligtum", aber auch "Götterthron"). Ein ver-
silberter ist im gleichen Brief II 64 erwähnt. Vielleicht handelt es sich
um den Baldachin, wie er über den Be~ten aufgerichtet wird.
Truhen sind selten genannt: .EA 24 IV 20 wird etwas aus Ebenholz auf-
gefü~rt, das den ägyptischen Namen ma-ga-n führt, was Lambdin. Orientalia
N.S. 22, 366 als die Kastenbezeichnung mhn ansieht. IV 13 wird umninu,
von denen 13 geschickt werden, mit ubda erklärt, was Lambdin, a.a.O. 368,
als cfd.t "Kasten" deutet. Da sie allerdings aus Elfenbein bestehen, könn-
te es sich höchstens um kleine Kästchen handeln. Ebenso wenig sicher er-
scheint mir die Deutung Lambdons eines ganünu sagü (EA 14 II 52) als hnn
6'~' "aufrechtstehender Kasten", da diese Bezeichnung zwischen Gefäßnamen
eingeordnet ist.
Daß aber.ägyptische Truhen versandt wurden, zeigt die Erwähnung einer
solchen in einem Boghazköitext (Goetze, JCSt 10, 33 n. 8):
1 GI~GA.DIR GAB URUMi-is-ri-i GUSKIN NA4zA.GIN "1 Kasten mit einer in
.
ägyptischer Manier gearbeiteten Vorderseite in Gold und Lapislazuli", al-
so wohl in Einlegearbeit.
Tische erscheinen nicht, nur eine Tischplatte (? pa~ru) aus Silber,
EA 22 III 11.
Unsicher ist das EA 5, 22 angeführte Möbelstück urussa, das in EA als
Sänfte übersetzt wird, was insofern passen würde, als diese ja in einer
Möbelsendung zu erwarten ist. Die von Ranke vorgeschlagene Gleichsetzung
mit dem ägyptischen wrs, Kopfstütze, ist von Edel abgelehnt worden 227 ).
Diesen zahlreichen Möbelsendungen aus Ägypten steht keine einzige
nach Ägypten gegenüber.
dd) §~~~~~
Die Amarnabriefe nennen zahlreiche Schmuckstücke, die besonders bei
den Geschenksendungen auftreten·:
NA4GU, nach Ebeling in EA 1586 ein Amulett nach Holma, Körperteile
38, vielleicht aber auch "Halsband" möglich: EA 10, 45 sen-
det Burnaburias seiner Tochter im ägyptischen Königsharim ein
NA4GU von 1048 zylinderförmigen (kunukku) Lapislazuliperlen.
Handelsprodukte 447
26 II 28 ßilipa II
Lapislazuli
38 II 38 Goldglieder äa •.•••• II
hulalu
43 II 44 ßilipa II
"erstklassi-
ger Stein"
(SAG.KAL)
32 II 32 ßilipa II
ßulalu
30 II 28 II II
Lapislazuli
Handelsprodukte 449
ee) Y~!~~~!~~~~~~
Vogelkäfig (?) (bit zipparati): EA 14 II 5 aus Gold; II 60 aus Silber,
vergoldet.
telannu: EA 22 IV 7; 1 Paar aus Alabaster, mit 5 Hunden aus 5 Sekel
Gold und 5 Hunden aus 5 Sekel Silber (sollte das ein Spiel-
brett sein?).
~arra: 6 Stück aus Alabaster EA 22 IV 10.
~uguppatu: EA 25 II 41: 1 Paar (aus Leder) und gumbi zu dem, was Gold
( ••••••• ), ihre kattina (=Füße) aus gilipa (100 Sekel Gold).
kuninu (unklar): EA 22 II 67 aus margallu; 25 II 60 aus Stein, Mit-
te und Boden mit 20 Sekel Silber überzogen und ein Lapislazu-
li angebracht.
62: aus Gold, 20 Sekel, 1 gasu aus ••••• -Stein.
Hier gehören wohl die folgenden "Herzen" und ga~u dazu:
1 Herz aus Gold, 20 Sekel, mit Lapislazuli und 30 Goldherzen
von zusammen 900 Sekel, sowie 100 Silber-ga~u verschiedener
Art (abgebrochen).
mu~alu: EA 25 III 16 ff.: in Paaren (1, 25, 26, 26) mit Deckeln, aus
Knochen und Holz, vergoldet (10 Sekel, 42 Sekel 3 dumunsal),
z. T. mit Steinen besetzt.
/
Holztröge (? BUGIN) aus taskarinnu- und elamaqqu-Holz EA 25 IV 63/4;
für die Pferde anscheinend, 22 IV 34.
Handelsprodukte 451
1) Urk. IV 667,10.
2) Urk. IV 744,3 ff.
3) 11,10; 68a,1.
4) 34a,10; 53a,7; 71b,1. -Das Bestehen staatlicher Domänen in Syrien dürf-
te auch daraus zu erschließen sein, daß H'-m-hs.t
V o
unter Amenophis III.
Urk. IV 1841 Getreide von Kusch bis an die Grenze von Nahrina verrech-
net.
5) Urk. IV 694 ff.
6) Urk. TV 719; 723; 727; 732.
7) Urk. IV 25' 12; zu lesen ist "ihw inj '"(jw z;m].f [m] tt tLw fnbw".
8) Urk. IV 1261,16 ff.
9) Urk. IV 743,11 ff.
10) Urk. IV 1020.
11 ) Urk. IV 664,11 (die Benennung der vor den Kühen aufgeführten 387 Stück
ist weggebrochen!).
12) ASAE 22,75.
13) Urk. IV 1570,7.
14) Urk. IV 537,4. --Name des Landes verloren Urk. IV 934,3 (Mn-gpr-R'-
snb).
15) EA 55,11; 193,20; 324,13; 325,16.- Für einen Boten 161,21.
16) 242,11.
17) 301 '19.
452 Handelsprodukte
•
18) Im Grab des Imn-msw, Davies-Gardiner, Theban Tomb Series V pl. 34/6;
Grab 119 (Wreszinski I .340).
Es sind Buckelrinder, die für Syrien typisch gelten (Wresz. II 53, 71,
22/3, 183).
19) Urk. IV 1442,6.
2.0) Urk. IV 663,8 ff; 1235,6; 1236,5.
21) So wenigstens nach der memphitischen Stele (Urk. IV 1305,10); die Kai-
riner Stele hat die Zahlen aus Platzmangel verkürzt zu 210.
22) 1307,8. Da die Wagenzahl die gleiche ist, handelte~ sichtrotz der An-
gabe ssm.t (und nicht ~tr!) um Gespanne, da ja 2 Pferde zu einem Wagen
gehören.
23) Urk. IV 1308,8. - Andere Beutepferde finden sich z. B. bei dem Kapitän
I'h-msw Urk. IV 9,17/10,1 (ein Wagen mit den 2 Pferden und dem Fahrer)
.
oder bei dem Schatzmeister I'h-msw Pn-nhb.t
..., Urk. IV 36,11 (1 Pferd, 1
Wagen).
24) Urk. IV 719,15 im 38. Jahr.
25) Mn-spr-R'-snb (Davies, Gardiner, Theban Tomb Series V pl. 7).
RS-mj-Rc Wreszinski, Atlas I 335; Hwj (Davies, Tomb of Huy pl. 19~
26) EA 71, 23/4: 50 Paar Pferde und 200 Mann Infanterie; EA 90, 46; 76,24/6;
85,20: 30 Paar Pferde und 400 Mann Infanterie; EA 103,42; 106, 42/3: 20
Paar Pferde; EA 107,41; 107,41: 30 Paar Pferde; ohne Zahlenangaben EA
117,72; 83,22; 119,13; 112,21; anonyme Absender EA 308, vso 5; 263,25;
unklar ist die Angabe über 30 Paar Pferde aus dem Brief aus Irqata EA
100,22.
.
27) Schafe: Cw.t hd.t,
- Ziegen: Cw.t nQs.t (Urk. Iv 664,13 ff) •
28) Bei Ramses III. sind es 23 128 Schafe und 3 436 Ziegen; Urk. IV 75 dage-
gen 100 Schafe und 1 200 Ziegen.
29) Urk. IV 705, 7/8.
30) Urk. IV 373, 3/4.
31) Urk. IV 1232,2 ff.
32) Urk. IV 1237,9 ff.
33) Urk. IV 531 ff.; Übersetzung nach Helck, Verwaltung p. 340; Wilson in
ANET 243 übersetzt z. T. anders.
35) Cerny, Paper and Books 22,hat feststellen können, daß es sich bei der
Wn-Imn-"Erzählung" um einen offiziellen Bericht handelt.
/
36) Zwei Tore in Karnak nach unpubl. Inschrift des H'-nfr-R' Sbk-~tp in Kai-
ro Mus.; Thutmosis III. vgl. Urk. IV 168,2/3; 169,17; 168,16; 1268,8;
Amenophis III. vgl. Urk. IV 1709,16; 1730,8/9; beim Bau eines Wirt-
schaftsgebäudes durch Hohenpriester Rm (Breasted, AR IV§ 619 ff.); in
Medinet Habu (Med. Habu Exc. V pl. 253); Im Monthtempel zu Karnak unter
Amenophis III. (Urk. IV 1668,5); im Ramesseum (ASAE 44, 203; 35, 122);
Bei den Bauten des Monthemhet (OLZ 1910 pl. 2 z. 10 ff.); im Tempel gc-
~h.t unter Hatschepsut (Urk. IV 423,2); im Totentempel Amenophis'III.in
Handelsprodukte 453
6406 dbn Lapislazuli. Im Pap. Harris sind für die Nilstatuen 13568 dbn
Lapislazuli, d.h. doppelt so viel Material als bei den anderen Metal-
len, verbraucht. Osorkon stiftet (Naville, Bubastis pl. 51) für Re s~
Gefäße aus 1600 dbn echtem LapislazuliJ3600 dbn von Ramses III. für das
Opetfest. Auch für die Ausschmückung von Götterbarken wird Lapislazuli
benötigt: Urk. IV 98,1.
114) Anastasi Pap. III 7,5, vgl. Caminos, LEM 102 nach Newberry, JEA 25,120.
115) Gardiner-Davies, Tomb of Menkheperrasonb etc. pl. 4; Urk. IV 930,6:
Haufen von Bruchstein mit Beischrift bSbQ. Danach sind die gleichen Hau-
fen in einem Korb auch in anderen D~rstellungen als Lapislazuli zu deu-
ten, vgl. bei Nb-Imn (Davies, Gardiner, Two Officials pl. 28), bei ~wj
(Tomb of Huy pl. 19); Imn-msw (Tomb of Menkheperrasonb etc. pl. 34 und
35 sowie 36 durch Prinzen vom Libanon); Rg-mj-Rc (Davies, Rekhmire II
pl. 16/23); Ipw-m-Rc (Davies, Puyemre pl. 31, Beischrift: [bsb]d).
116) Medinet Habu V pl. 328.
117) Lucas, Ancient Egyptian Materials 3 275 ff.; Harris, Studies in Minerals
67/8.
118) Medinet Habu V pl. 333.
119) Müller, Egyptol. Resea~ches I pl. 1 (nicht M.R.!).
120) Pap. Harris I 21 b,14; 40 b,14; 68a,11. Vgl. ferner Pap. Chester Beatty
IV vso 7,6.
121) Urk. IV 1101,2.
122) BMM March 1937 II. part, fig. 13.
Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß Harris, Studies in Minerals
66/7 die Übersetzung "Zinn" für -.
dh ablehnt, da man im Altertum Zinn und
Blei nicht unterschieden habe, wie die Assyrer, die nach Thompson, Dict.
116.121, anaku für beides benutzt hätten. Er will Zinn in dh.tj hd sehen
(Pap. Med. Lond. 6,7), kann aber für dhtj keine Ubersetz~g geb~~ ( "an
-.
oxide of iron, lead, manganese or tin").
123) Die Nennung Urk. IV 733,6 als Lieferung im 42. Jahr Thutmosis' III. aus
dem unbekannten ta-na-ja von Gefäßen aus bj~, was Breasted AR II § 573
mit "Eisen" übersetzt und auch Lucas, Ancient Egyptian Materials 3 273,
anführt, bleibt unsicher; vgl. aber auch Harris, Studies in Minerals
58/9: "Eisen".
124) Vgl. Persson, Eisen und Eisenbereitung in ältester Zeit, Lund 1934.
125) Guerney, Hittites p. 83.
126) EA 22 II 1.3; 25 III 28; unklar sowohl in der Lesung "Eisen" wie im ge-
nannten Gegenstand (sugur) 25 II 22.
127) EA 22 II 16; eine andere Waffe (mittu) 22 I 38.
128) Carter, Tutenchamun II pl. 87 B.
129) Klingen EA 22 I 32, II 7; unklar sind die 22 III 49 erwähnten 10 giaka-
tum aus gabalkinnu.
130) Pap. Harris I 40 b,11.
Handelsprodukte 457
169) Davies, Paintings Rekhmire pl. 12; vgl. Keimer, AfO 17, 336 ff.
170) Davies-Gardiner, Tomb of Huy pl. 19.
171) Ein Bär wird auch in der unpublizierten Vorzeichnung einer Tributanlie-
ferung im Grab eines Imn-msw, Theben-West Nr. 119, dargestellt (nach Po~
ter-Moss, Bibl. I 2 p. 234).
172) Gauthier, Dict. geogr. V 191: el-kurah.
173) Die sonstigen Erwähnungen des ~dj-Bieres ergeben nichts: Pap. Anast. IV
16, 1 : IIIa, 2; IV 12, 11 : V 4, 1 .
174) Ostrakon Kairo 25504 vom 20. des 2. ~h.t, des 7. Jahres Mernephtahs.
175) Gardiner, Onomastica I 180~, 187~ ff.v
176) Pap. Anast. IIIa, 2: IV 16,1; Lepsius, Denkmäler III 200 d (Silsileh-
Inschrift des Mernephtah).
177) Säve-Söderbergh, Four Tombs pl. 15 oben.
178) Labib Habachi, ASAE 53, 195 ff.
179) Für spätere Zeit vgl. die Bemerkung des Taharka bei Macadam, Kawa I pl.
12 Zeile 20: "Winzer für sie von den guten Winzern der Mntw von Asien".
180) Pap. Anast. IV 7,4.
181) City of Akhenaten I p. 98.
182) Hayes, JNES 10, (108) Nr. 54.
183) City of Akhenaten III pl. 35 Nr. 35.
1_84) a.a.o. III Nr. 152.
185) Ostrakon Ramesseum Nr. 215, 175.
186) Ostrakon Ramesseum 140, 169, 207.
187) Ostrakon Ramesseum Nr. 144, 164, 208.
188) Petrie, Six Temples pl. 19 Nr. 5 (aus Tempel des Siptah).
189) Ostrakon Ramesseum Nr. 173.
190) Ostrakon Ramesseum Nr. 274.
191) Ostrakon Ramesseum Nr. 267, 293.
192) ÄZ 58, 26.
193) Urk. IV 706,11.
194) Loret, Resine de Terebinthe.
195) Urk. IV 1101, 9.
196) Urk. IV 907,7.
197) Im Pap. Harris I heißt das frische Rohprodukt "rotes" b~J:-Öl. "Süßes
~~-Öl auf den Köpfen (der Jugend der Ramses-Stadt), wenn sie ihre Haare
neu frisiert haben." Die Süßigkeit des b~J:-Öls ist sprichwörtlich: Pap.
Sallier IV vso 2,7: "Das b~J:-Öl ist süß und das Fett imtlberfluß."Weite-
re Stellen Pap. Sallier IV vso 3,1; Pap. Anastasi IV 15,2.
198) Zu den Hörnern siehe oben; vgl. auch Davies, Rekhmire I p. 28 n. 58.
199) Gardiner, Onomastica I 8 n. 1; vgl. Pap. Anastasi IV 15,10.
200) Davies, Puyemre pl. 31 ist den Amphoren sft überschrieben, ebenso bei
Rg-mj-R' (Urk. IV 1101,9).
201) Pleyte-Rossi, Pap. Turin II 7 ff.
460 Handelsprodukte
202) Edel, Jahrb. Kleinas. Forsch. I 269 (KUB III 24 rto 5); vgl. auch EA 31,
14, bei der Verlobung mit der Tochter des Königs von Arzawa.
203) EA 1,70 wird ebenfalls ein Bote mit Öl versorgt.
204) Davies,- Tomb of Menkheperrasonb pl. 35 (Imn-msw); pl. 7 (Mn-hpr-R'-snb);
' V
hören und für diese den Handel treiben 7 ); Händler, die für eigene Rechnung
arbeiten, sind nicht mit Sicherheit festzustellen. Auf einen solchen Rändle~
der einer Privatperson gehört, dürfte sich auch die Bemerkung Pap. Bologna
1094, 5,5 beziehen8 ), in der ein Beamter den anderen bittet nachzusehen, ob
der Kaufmann schon aus Syrien zurück sei; entweder gehörte dieser Kaufmann
zu der Verwaltung des betreffenden Beamten oder ihm persönlich. Schon diese
abhängige Stellung macht wahrscheinlich, daß es sich bei diesen Kaufleuten
häufig um Unfreie gehandelt hat, Das zeigt sich einmal ausdrücklich im Pap.
BM 10068 rto 4,11, wo ein Kaufmann zusätzlich als Sklave des Obersten P~j
n~m vom Retempel bezeichnet wird. Daraus erklärt sich aber auch, daß eine
Anzahl der Kaufleute ausländische Namen tragen, wobei ja immer zu bedenken
ist, daß man Ausländer in Ägypten auf ägyptische Namen umtaufte, die dann
diese naturgemäß lieber nannten als ihren alten fremden. Daher ist oft nur
noch der Name des Vaters unägyptisch. Eine Zusammenstellung der fremden Na-
men von Kaufleuten ist bereits oben angegeben; von ihnen sind etwa 'pr-b'l,
'aräja, kasija Namen syrischer Herkunft. Wahrscheinlich waren es also syri-
sche Sklaven, die man als eigene Kaufleute oder als solche von Tempeln ein-
setzte und durchs Land schickte, wie es Pap. Lansing 4,8 schildert: "Die
Kaufleute fahren stromab und stromauf und sind fleißig, Waren von einer zur
anderen Stadt zu bringen, um den zu versorgen, der nichts hat". Fast unmit-
telbar darauf folgt 4,10 ein Hinweis auf den Handelsverkehr nach Syrien, der
von den einzelnen Verwaltungen mit eigenen Schiffen durchgeführt wird: "Die
Besatzungen der Schiffe jeder Verwaltung (pr!) haben ihre Ladung erhalten,
so daß sie von Ägypten nach Syrien fahren. Der Gott einef' jeden ist mit ihm
und doch wagt keiner zu sagen: Wir sehen Ägypten wieder".~)
464 Der Handel
1) Urk. IV 531 ff. -Es ist überraschend, daß wir im N.R. fast gar nichts
von Handelsexpeditionen nach Syrien hören, wenn wir von den Angaben über
I
den Sinai absehen; der eben genannte Sn-nfr ist der einzige mir bekannte
Fall, wo ein Expeditionsführer von seiner Unternehmung nach Syrien
spricht. Hinweise auf solche Handelsexpeditionen können wir aber z. B.
in der Fayencevase eines ägyptischen Schreibers aus Alalag sehen (Wool-
ley, Antiquities Journal 30 pl. 10), da es nach Beispielen aus Nubien
und vom Sinai üblich war, an den Zielorten von Expeditionen solche Vasen
in den Tempel zu stiften.
2) PRU IV 106 (17.229).
3) Um Kaufleute handelt es sich wohl auch bei Binjasuba und Bin •••• in PRU
III Nr. 16386, denen der König von Ugari t, Ammi~tamru (erlaubt] , nach
Ägypten und nach Hatti zu ziehen.
4) Davies-Faulkner, JEA 33 p. 40 ff.; pl. 8 = ANEP 111.
5) Vgl. Herodots Beobachtung, daß in Ägypten die Frauen auf dem Markt sind.
Zum Hafen als Haupthandelsplatz vgl. Ancient Egypt 1914 p. 106/7 (Ostra-
kon).
6) Gardiner, JEA 21, 140 ff.
7) Kaufleute, die zu Tempeln gehören, sind:
B~k-wrl vom Tempel des Chnum in Elephantine (Pap. BM 10053 vso 4,4);
gnsw-w~~ vom Ptahtempel zu Memphis (Pap. BM 10068 rto 4,14);
P~j-sbtj vom Tempel des Suchos von Krodilopolis im Fajjum (a.a.O. 12);
'un-ja vom gleichen Tempel (a.a.O. 15).
Wahrscheinlich zum kgl. Harim von Mr-wr gehören:
'ul-ja-ja (Pap. BM 10053 vso 8,1);
N~-ng~-itrw (4,11);
P~-sr-m-nw.t (2,12; 5,2);
P~-nb-'n (5,5);
gnsw j ( 1 , 1o) ;
P~jj.w-n~m (3,4);
cs~-~nj (3,10).
Zum kgl. Privatbesitz sind zu rechnen:
/
Kaufmann Sbj vom Pr-Mn-m5'.t-R'(Spiegelberg, Rechnungen IXb, III 10)
und von der gleichen Institution Mnj (ebenda XIIIa, 20).
Kaufleute, die Privatleuten gehören, sind:
/ /
Nsj-Sbk, Sohn des Sn-irj;
.
Hr-!11-mSh·
/ _,
Nsj-Sbk, Sohn des ~rj;
NgS-itrw;
~rj, Sohn des ~rj; -
sie gehören dem Obersten der tu-hi-r, Imn-nfr (Pap. BM 10068 rto 4, 4/8).
P~jj.j-k~ ist Kaufmann und Sklave des Obersten vom Re-Tempel, Psj-n~m
(ebenda 4, 10);
Der Handel 465
/ .
ihr gehört ebenfalls der Hrj, Sohn des P~w-drd (ebenda 17);
-- /
Srj gehört dem Obersten der tu-hi-r vom Büro des Generals Sn~m (ebenda
16) ;
~wj, Sohn des ~dnn, ist aus dem Hause des Schreibers der Festung Mj
30
466
Boten an, wenn nur der König dabei einen Vorteil habe (EA 16). Immerhin hat
er einen Boten aus den Händen räuberischer Beduinen befreit. Es scheint einE
besondere Höflichkeitsgeste gewesen zu sein, die Boten recht schnell zurück-
zuschicken, wie z. B. einmal Ramses I!. ausdrücklich darauf hinweist, daß eJ
den hethitischen Boten Kulaziti nur 15 Tage und Zitwalli nur 20 Tage am HofE
zurückgehalten habe 16 ). Eine Reise von Ägypten bis Hatti scheint einen Mona1
gedauert zu haben 17).
Fremde Boten wurden am ägyptischen Hof verpflegt 18 ); allerdings hat Ame-
nophis III. einmal die Verpflegung für die babylonischen Boten sperren las-
sen19), da er sie dafür bestrafen wollte, daß sie ihm bei ihrer Berichter-
stattung vor ihrem König Spionage und versuchtes Aushorchen über die militä-
rische Stärke des Kassiten vorgeworfen hatten.
Häufig reisten die Boten der beiden Mächte zusammen hin und her. Da nacl
hethitischer und mitannischer 20 ) Sitte nicht nur die Könige Boten und BriefE
wechselten, sondern auch die Königinnen, mußten sich auch die Ägypter dieseJ
ihr fremden Sitte anbequemen 21 ).
Man beorderte sie als "Gesandte" auch zu bestimmten Gelegenheiten, wie
den großen Königsfesten, etwa zum Thronbesteigungsfest Amenophis' IV. (EA
34). Aber auch bei Krankheit erwartete man Boten, die sich nach der Gesund-
heit erkundigten (EA 7,8 ff.). Ferner sandte man sie zu Prinzessinnen, die
in die Ferne verheiratet worden waren, und es war Sitte, daß die Boten mit
diesen Frauen auch sprechen konnten (EA 29, 32 ff.; 1, 22 ff.). Wurden Ge-
schenke für den fremden König zusammengestellt, so pflegten dessen Boten da-
bei zu sein (EA 27, 23 ff.)! Daß sie auf ihren Reisen Nachrichten sammelten,
ist verständlich (EA 54, 45; 56, 36). Es ist nicht zufällig, daß in den
Amarnabriefen keine Nachricht darüber erhalten ist, daß ein Bote auf der
Reise umgekommen sei, während Kaufleute immer wieder einmal erschlagen wur-
den; wahrscheinlich waren Boten sakrosankt 22 ). Auch auf der neugefundenen
Stele des Kamose scheint es so, als habe er den abgefangenen Boten des Hyk-
soskönigs zurückgeschickt. Was allerdings mit dem Mitanni-Boten geschah, der
Amenophis II. gefangen nahm 23 ), wissen wir nicht.
Fremde Sprachen in Ägypten und diplomatischer Verkehr 471
mit dem Boten, den Amenophis III. an Milkilu von Gezer wegen des
Mädcheneinkaufs schickte (RA 31, 125) und den Boten Amenophis' IV.
an Aziru (EA 162, 56); vielleicht ist sein Name auc~ EA 227,16 zu
ergänzen. Nach RA 31, 125 war sein Rang,der eines LUTUR ERIN.MES
pi-ta-ti, was aber nach RA 19, 100 in LUPA TUR zu verbessern und
als akil tarba~i, d.h. :t;rj i:t;w, "Stallvorsteher", (Offizier' der
Wagenkämpfertruppe) zu umschreiben ist. Nach RA 19,100 war er der
Sohn eines Mairea ( ~44 9 ) . Er ist wohl auch der Bote im Uga-
ritbrief EA 47, 23 (vgl. Albright, BASOR 95, 30 ff.; Alt, PJB 32,
22 ff.) und der Bote der Anchesenamun nach dem Tode des Tutench-
amun, der mit Suppiluliuma über die Sendung eines hethitischen
Prinzen verhandelte (JCSt 10, 96 ff.; Edel, JNES 7, 13).
5) gamassi (Albright, JNES 5,12: ~~Ä 1o ; Edel, JNES 7, 23:
:_ 1li P ) , Bote Echnatons nach Mi tanni (EA 27, 36), verhan-
delte vorher bereits nach EA 11,9 mit Burnaburias für Amenophis
III. über die babylonische Heirat.
6) Irijama~sa (Albright, JNES 5, 14: 4~~ mn . , doch ist dieser Name
bisher nicht belegt), Bote (oder Offizier?), der nach EA 130,11
nach Byblos gesandt wurde.
7) Irsappa (Namensform unidentifiziert) Bote Amenophis' III. nach Arzawa
(EA 31).
8) Kase (Albright denkt JNES 5,14; BASOR 64, 24 an den Genetiv von akk.
kasü "Pferdebursche", doch vielleicht ist Y ~I gemeint).
Gesandter Amenophis' III. an Kadasman-Ellil (EA 3, 16).
9) Leja ~4~44 ) Bote Ramses' II. anHattusilis(KUB III 34,15)
und auch ~m Text Goetze, JCSt 1, 241 ff. vso 9. Als Titel wird
gelesen LUsakinkin_su N. pr. sa bit ta-pa-di(?) dRi-a-ma-se-sa
ma-a-i-dA-ma-na i-na bit ili, vielleicht ein Beamter an einem
der kgl. Totentempel 24 ).
10) Mane ( ~~ ) Bote Amenophis' III. an Tusratta, der die Tadugepa
abholte (EA 20,8) und der von Tusratta in einem Königsbrief aus-
drücklich gegrüßt wurde (EA 20,70).
472 Fremde Sprachen in Ägypten und diplomatischer Verkehr
11) Manja ~44 ) Bote Ramses' II. an Hattusilis(KUB III 22, 13; vgl.
Edel, JNES 7, 13).
12) Mairija ( o/~44 ) Bote Ramses' II. (Goetze, JCSt 1, 241 ff. obc. 25).
13) Nassa ( ~l ) in KUB III 34 erscheinen 2 Boten dieses Namens. Der
eine ist LUEN pi- [ta-ti] sa [LUGAL LU Gal KAR. MES N. pr. sa bi t
ta-(pa-di (?) sa Iwa-as]-mu-a-ri-a sa-ti-ip-na-ri-a i-na bit
d / ., ..,
A-ma-na, der zweite trägt den Titel eines LU GAL ANSU.KUR.RA.MES
N. pr. sa E ANSU.KUR.RA.MES GAL sa LUGAL 24 >.
14) Niu ( 743-.-"-A) Bote Amenophis III. nach Mitanni (EA 29, 37).
15) Paribnawa ( Jf. ~~-;;:::::; ~ e. ) Bote Ramses' I I. nach Hatti ( KBo I 19
vso 16; KUB III 51 obc. 22; vso 4/5); a~ch der Prinz Sutagapsap
(KUB III 70 vso 10) schickt ihn ab. Weitere Nennungen vgl. Edel,
JNES 7,16.
16) Pijati ·c ~4~ , von Edel, JNES 7, 24, für hurritisch erklärt) wird
KBo I 19 vso 15 zusammen mit Parißnawa genannt.
17) Re'anna ( ß ...... ) , ebenfalls KBo I 15 vso 12 mit Paribnawa und Pijati
genannt.
18) Sutti ( _.~ ~ ) ägyptischer Bote nach Babylon (EA 5, 19).
19) Tasmaja ( g l ~ 44 ) Bote des ägyptischen Hofes an Tegi ( EA 265, 9
ff.; RA 19,96; EA 284,9 als Tagmassi; 303,20).
20) Tut tu ( .,.. 2;, ""'Z, ) KUB III 43 rto 10 als Bote genannt.
21) Wasmuarianasta ( 0iJ/ ~~ ) ägyptischer Gesandter nach Hatti,
KUB III 66, 14 als SUKKAL LUGAL bezeichnet, doch ist damals ein
Vezir dieses Namens nicht bekannt. Er wird auch KUB III 68 rto 12
genannt; vgl. Edel, JNES 7, 21.
22) Zinapa ( ~ 1 1' ';::;; ) Bote Ramses' II. nach Hatti (Edel, JNES 7, 12).
Zerstörte Namen:
a) Mi-in(!)- •••••• Gesandter Ägyptensam babylonischen Hof (EA 11, 16).
33) St!!j (Louvre A 70; Petrie, Sedment II pl. 69/70; ASAE 39, 91),
kgl. Bote in jedes Fremdland, 1. Wagenfahrer S.M., Vorste-
her der Streitwagen.
34) Ddj (Macadam, Corpus Nr. 4) kgl. Bote in alle Fremdländer, Poli-
zeioberst von West-Theben.
35) -.
Dhwtj-msw (Kairo 549) kgl. Bote und Stalloberst; ihm gehörte viel-
leicht der Federkasten aus Megiddo (Loud, Megiddo Ivories
pl. 62 unter Ramses III.).
36) s( )n-ra-ja kgl. Bote, kgl. Schreiber und Vorlesepriester unter Ramses
II. (ASAE 52, 498).
37) (Randall-Maciver-Woolley, Buhen p. 32) Königsbote zu den Kö-
nigen von Hurri.
38) Iw.w(?)-Imn (Phoenix VI 1 p. 1) kgl. Bote zu den Städten von ~a-hi (?),
•••••• von Memphis (hw.t-k~-Pth).
39) (Name verloren) Baumeister in Hw.t-strm (Gardiner-Peet-Cerny, a.a.O. Nr.
231 A).
Babylonische Boten:
1) Ahu-tabu
.., . Bote des Burnaburias an Amenophis IV. (EA 8,14 ff.); die ihn
begleitenden Kaufleute wurden in Kanaan ausgeplündert.
2) :gu 'a: Bote des Burnaburias an Amenophis IV. (EA 11,5).
3) Rika
4) Salmu
. Bote des Kada~man-Ellil an Amenophis III. (EA 1,18.96).
Bote des Burnaburias an Amenophis IV. (EA 7,73.80; 11 vso 8),
in EA 11 als Kaufmann (tamkaru) bezeichnet.
5) ihndi~ugab: Bote des Burnaburias an Amenophis IV. (EA 10, 37.48).
Mitannische Boten:
1) Gilia häufig als Gesandter des Tusratta erwähnt, sowohl an Ameno-
phis III.als auch IV.;er brachte Tadugepa nach Ägypten.
Fremde Sprachen in Ägypten und diplomatischer Verkehr 475
2) Mazipatli Onkel des Gilia, wird einmal (EA 29, 156.162) anstelle des
Gilia nach Ägypten geschiokt, um den Gilia nicht der Gefahr
des Festgehaltenwerdens auszusetzen.
3) Pirizzi auf Aktennotiz EA 27 ägyptisch p{-r()-si geschrieben, Bote
des Tusratta an Amenophis IV. (EA 26 und 27).
4) Pupri Zusammen mit Pirizzi in EA 27 genannt.
5) P~i Bote Tusrattas an Amenophis III. (EA 18 vso 5).
6) Tulubbi Bote Tusrattas an Amenophis IV. (EA 27 , 60).
7) Tunip-ewri Bote Tusrattas an Amenophis III. (EA 17, 47).
Hethitische Boten:
Hattusaziti Bote Suppiluliumas nach Ägypten nach dem Tod des Tutenchamun
(JCSt 10, 95 note h.).
Kulaziti Bote des Hethiterkönigs nach Ägypten KUB III 34 vso 1 ; 67
rto 9.
Kurunta Bote des Hethiterkönigs nach Ägypten KUB III 27 rto 8.
Nerikilis erwähnt als Bote nach Ägypten KUB III 28 vso 15.
Piqasti Mehrfach genannter Hethiterbote zu Ramses II.; KUB III 66
vso 15; KUB III 37 - KBo I 17; KUB III 69 vso 3.10.14; 36
rto 5 (vgl. Edel in Geschichte und AT 35).
Riama~si: Seines Namens R'-msw wegen Ägypter in hethitischen Diensten
(s.o.), der den Vertragstext mit übergibt (Literaturangaben
bei Edel, a.a.O. 36; JNES 7, 17).
süwä als Bote in Ägypterbrief erwähnt KUB III 61 pass.
Tili-dTesup als Bote beim Hethitervertrag, dort ägyptisch tl-1()-t{-8-ba
geschrieben; wird auch sonst genannt (vgl. Edel, JNES 8,44).
Nannte sich auf aeinem Siegel (Schaeffer, Ugaritica III 135)
ausdrücklich mar sipri sa iltapru ana KURMisri "Bote, den
man nach Ägypten schickte".
Zitwalla als hethitischer Bote nach Ägypten erwähnt KUB III 34 vso 2;
rto 3.
•••• silis erscheint im Hethitervertrag als hethitischer Bote •
Bo~e Salmu den eines Kaufmannes; wir können daraus also schließen, daß man
wenigstens in Babylonien Kaufleute gleichzeitig mit offiziellen Missionen
beauftragte; in einem anderen Fall (EA 8,13 ff.) zogen Kaufleute mit dem ba-
bylonischen Boten nach Palästina. Diese Verbindung zwischen Handel und di-
plomatischer Mission mag den Kaufleuten zugute gekommen sein, da sie dadurch
einen besonderen Status erhielten, der sie schützte.
Im Gegensatz dazu sind die ägyptischen Boten meistens Angehörige der Wa-
genkämpfertruppe gewesen; das zeigt sich in der Zusammenstellung derjenigen
Personen, die den Titel eines "kgl. Gesandten" (wpw.tj nsw) tragen: sie sind
meistens "Stallvorsteher"' O;rj n;w)' also Offiziere der Wagenkämpfertruppe.
Demgegenüber scheinen aber die hethitischen und mitannischen Boten hohe
Beamte gewesen zu sein; wenigstens trägt der mitannische Bote Gilia (EA 17,
46) den Titel eines LUSUKKAL, während Hattusaziti, der Bote Suppiluliumas,
/ / x'
als LU. E. 'CJA, "Kammerherr", bezeichnet wird.
Auch die Boten der kleineren Stadtstaaten Syriens stehen persönlich in
einem hohen Rang, denn die Aufstellung des Pap. Patersburg 1116 B nennt sie
zusammenfassend marjannu, weist ihnen also den höchsten sozialen Rang der
syrischen Gesellschaft unter den Fürsten zu; auch der von Amenophis II. ge-
fangengenommene mitannische Bote ist marjannu. Diese hohe Einstufung der Bo-
ten in diesem Raum macht verständlich, daß in den Suppiluliuma-Annalen der
ägyptische Bote fj:ani als isgas (BE.LU), als "Herr", bezeichnet wird, wie
sonst nach Edel 25 ) hohe Militärführer. Es dürfte auch nicht zufällig sein,
daß KUB III 66 rto 14 der ägyptische Bote Wasmuarianagta als SUKKAL LUGAL
angeführt wird, wie der mitannische Bote Gilia. Ebenfalls in den biographi-
schen Notizen des .kgl. Schreibers Ngt (Urk. IV 1377 f.) erkennt man, daß die
Beförderung zum kgl. Boten "an der Spitze des Heeres" eine Rangerhöhung "un-
ter den Höflingen" zur Folge hatte.
In den ägyptischen Texten bezeichnet man den Boten manchmal mit dem ka-
naanitischen Wort ma-ha-r (von lil'O "eilen"). Besonders der satirische Pa-
pyrus Anastasi I schildert uns die Gefahren des Lebens eines solchen ma-ha-r
recht eindringlich. Diese Darstellungen mögen einer satirischen Abhandlung
der Berufe entnommen sein; sie sind im Pap. Anastasi I. z. T. zwischen die
Auszüge aus einem Itinerar, d.h. einem "geographischen Handbuch für Boten",
eingeschoben. Es werden die Gefährdungen durch die Landschaft und die feind-
lichen Bewohner dabei hervorgehoben:
Der Schreiber des Papyrus will seinem Gegner "das Wesen eines ma-ha-r
deuten und aufzeigen, was er zu tun hat". Bei der Schilderung des Gebirges
Sue (Nosairiergebirge) muß der Bote "barfuß hinausklettern, die Waffen in
der Hand, den Wagen (auf seinem Rücken) festgebunden, das Pferd hinterher-
ziehend". In schwierigem Gelände kann der Bote also nicht fahren, sondern
muß zu Fuß durchklettern und dabei auch noch den Wagen tragen, während er
immer eines Überfalls gewärtig zu sein hat. "Du erreichst den Halt am Abend,
wobei dein ganzer Körper zerschlagen und deine Glieder erschöpft sind, und
Fremde Sprachen in Ägypten und diplomatischer Verkehr 477
du (legst dich) zum Schlafen. Wenn du aufwachst, ist es noch tiefe Nacht,
wenn du aufbrechen mußt. Aber du mußt selbst anschirren, denn kein Gefährte
hilft einem. Dabei sind die heimlichen Diebe ins Lager gekommen, das Pferd
ist losgebunden und (das Gespann (?)) hat sich in der Nacht verlaufen; auch
sind deine Kleider gestohlen worden. Dein Pferdebursche ist in der Nacht
aufgewacht, hat gesehen, was geschehen ist und hat noch das übrige gestoh-
len, hat sich zu den Verbrechern begeben und sich unter die Beduinen ge-
mischt und sich in einen Asiaten verwandelt. So hat der Feind heimlich dich
überfallen und dich unachtsam gefunden; als du erwacht bist, hast du keine
Spur mehr von ihnen gefunden, doch haben sie dein Hab und Gut weggeschleppt".
Aus dieser Schilderung erkennt man also, wie die syrisch-palästinensischen
Gebiete durch Räuberbanden unsicher gemacht wurden.
An einer anderen Stelle (23,2) gerät der Bote in einen Hinterhalt: "Der
Hinterhalt ist in einem Wadi, 2000 Ellen tief, voller Felsen und Steine. Du
machst einen Umweg, den Bogen in der Hand. Du versuchst ein Täuschungsmanö-
ver nach links, um es die Häuptlinge sehen zu lassen, aber ihre Augen sind
gut und deine Hand zittert. 'Du tötest wie ein Löwe, wahrhaftiger Bote' •.•
•••••• Das enge Tal ist gefahrvoll wegen der Beduinen, die unter den Büschen
verborgen liegen. Einige sind 4 bis 5 Ellen groß •...• und mit wildem Ge-
sicht. Ihre Herzen sind ohne Mitleid und sie hören nicht auf Flehen". Dann
schildert er erneut die Geländeschwierigkeiten, wenn er allein ist und kein
Führer vorhanden, ohne daß er den Weg kennt. "Dein Pfad ist mit Felsbrocken
übersät, keine Trittmöglichkeit, alles überwachsen mit Gras, Dorngebüsch,
Dornenhecken und "Wolfstatzen". Auf einer Seite ist der Abgrund, auf der an-
deren der Berg. Du fährst holpernd, der Wagen liegt schräg, aber du wagst
nicht, dein Pferd zu sehr anzutreiben". Dann passiert noch ein Mißgeschick
mit dem Pferdegeschirr, das er nicht reparieren kann. "Du beginnst im Trab
zu fahren und kommst ins Freie. Aber da fürchtest du, daß der Feind hinter
dir her ist und du zitterst; hättest du doch nur eine Hecke, hinter der du
verschwinden könntest". Diese eindringliche Schilderung bringt gut die Angst
des Boten zum Ausdruck, der einsam durch feindliches Land zieht und mit sei-
nen Gedanken und Befürchtungen allein ist: in unübersichtlichem Gelände kann
hinter jedem Busch der Feind lauern,und er kann nicht schnell fahrßn; im
freien Gelände wiederum ist er schon von weitem zu sehen.
Endlich kehrt er noch einmal zu der Schilderung des nächtlichen Überfal-
les zurück: "während du erschöpft schläfst, stiehlt man deinen Bogen, dein
Messer und deinen Köcher, zerschneidet die Zügel in der Dunkelheit", mit de-
nen das Pferd wohl angebunden war. "Dein Pferd läuft fort ••••• , zerschlägt
den Wagen ••••• ; die Waffen fallen zu Boden und sind im Sand vergraben". Er
muß jetzt um Nahrung betteln, aber die Eingeborenen "tun so, als verstünden
sie nicht".
Auch in den Warnungen vor den einzelnen Berufen wird der kgl. Gesandte
nicht vergessen (Sallier II 7,8 ff.), der "seinen Besitz seinen Kindern ver-
478 Fremde Sprachen in Ägypten und diplomatischer Verkehr
macht", wenn er losgeschickt wird; "er fürchtet sich vor Löwen und Asiaten".
Das folgende ist korrupt, aber es scheint, als sei geschildert, daß während
seiner Abwesenheit sein Haushalt sich aufgelöst habe - verständlich, wenn
wir hören, wie viele Jahre die Boten an fremden Höfen festgehalten wurden.
kungsbereich hat: so ruft man gern in der Fremde den Gott der dortigen Ge-
gend und nicht den heimatlichen Gott an, wenn man ihn nicht, wie Wn-Imn, mit
auf die Reise genommen hat. So beten Ägypter in Syrien zu den Ortsgöttern:
Schatzhausschreiber ma-mi in Ugarit zu Baal-Saphon 2 ), der Sänger Nht in Be-
san zur Anat 3 ), am gleichen Ort eine Ägypterin zu Astarte 4 ), ein H;ndwerker
Imn-m-ip.t zu Mikal 5 ). Bei Stelen, die ägyptische Könige errichten, verhält
es sich aber anders: Sie wenden sich nur sehr selten an die lokalen Gotthei-
ten, v:ie etwa Ramses II. auf der Stele von seheich said (sog. "Hiob-Stein"),
auf der er wohl einen fremden Gott 6 ) anruft. Sonst aber beten die Pharaonen
in Asien zu den ägyptischen Göttern: Sethos I. stellt auf der Stele aus Ka-
desch Amun, Seth, Mut und Chons dar und nennt noch dazu Month. Wenn dabei
Seth wie ein asiatischer Gott abgebildet wird, so ist damit nicht der lokale
Baal gemeint, sondern der Seth der Dynastie, der ja als Asiat vorgestellt
wurde. Auf der Stele Sethos' I. aus Besan opfert der König dem Reharachte,
Ramses II. an gleichem Ort dem Amonre. Die drei Stelen Ramses' II. vom nahr
el-kelb zeigen ihn vor Ptah, Re und Amonre. Amun und Mut bildet die Stele
Sethos' I. vom tell esch-schihab ab, Amonre das Denkmal Ramses' II. von ad-
lun.
Hier zeigt sich also ein klarer Unterschied zwischen der Praxis der Pri-
vatleute und des Königs, der vielleicht damit zu verbinden ist, daß den Pha-
rao die ägyptischen Götter in ihren heiligen Standarten mit begleiteten. Al-
lerdings war man einer Verbindung zwischen ägyptischem König und fremdem
Gott nicht grundsätzlich abgeneigt: So zeigt z. B. der Siegelzylinder ANEP
338, wie dem auf eine Scheibe schießenden Ramses II. von einem syrischen
Gott das Schwert des Sieges überreicht wird.
1) Urk. IV 1443,19. Ein Rest dieses Tempels ist wohl das Relieffragment
einer religiösen Tempeldarstellung Thutmosis' III. aus Byblos, Woolley,
JEA 7,200.
2) Ugaritica I 39.
3) Rowe, Topography, pl. 50,2.
4) Rowe, Topography, pl. 48,2.
5) ANEP 487.
6) Die Lesung des Namens ist unsicher, vgl. Albright, AASOR 6,45 n. 104.
31
482
von Prw-nfr den Ba'al von Memphis sehen, den ein Denkmal der 25. Dynastie
nennt 4 ), auf welchem ein "Hoherpriester des Ba'altempels in Memphis",Km',
und ein "Prophet des Ptah, imj-is.t-', der 3. Phyle, Prophet des Onuris,
Prophet des Osiris im Westen von Memphis, Prophet vom Haus des Apis und
Prophet des Ba'al in Memphis", ~rj, aufgeführt wird, der vielleicht mit
dem Vezir gleichen Namens am Ende der 19. Dynastie identisch gewesen ist
- 5 )-, da dessen Vater wiederum der "Prophet im Tempel des Ba'al zu Mem-
6
.
phis", P5-hm-ntr,
- war ). Pap. Sallier IV vso 1,6 erscheint dieser Ba'al
unter memphitischen Göttern: es werden da angerufen:
Ptah der Große, südlich seiner Mauer, Herr von 'ng-t~.wj;
Sachmet die Große, die Geliebte des Ptah;
Sachmet, die [des Sahure (?)];
Nb.t-~tp.t vom Oberen Tor;
auf es bei dem Vergleich ankommt. Das ergibt sich dann erst bei Angaben
wie "groß an Kraft wie Ba'al übe; den Fremdländern" 13 ); daß "das Herz S.
M. rast wie Ba'al im Himmel 1114 ); daß sein "Gebrüll wie das des Ba'al im
Himmel" ist 15 ); der "Schrecken" vor ihm "wie der vor Ba'al 1116 ), denn sein
"Name" ist "wie der des Ba'al" 17 ), und er "kann tun, was er will wie Ba-
'al, der die Macht hat über seine Feinde 1118 ). Es ist die dahinstürmende,
alles niederwerfende Kraft des Ba'al, die in den Gleichsetzungen dem Kö-
nig beigelegt wird. Wenn es aber dann heißt, daß "der Schrecken vor ihm
ist wie vor Ba'al auf den Bergen" 1 9) oder daß er ist "wie Ba'al, wenn er
über die Berge geht" 20 ), so erkennt man hierin das Bild des über die.
Berggipfel heranziehenden Gewitters, das sich ja, wie sich gleich auch
aus den Darstellungen ergeben wird, in der Gestalt des Ba<al verbirgt.
Daher konnte auch ein Gespann Ramses' III. "Ba'al in seiner Kraft" ge-
nannt werden 21 ).
Dieses Bild des Gewitters zeigt Ba'al auch in den Zaubertexten: Im
Leidenar Pap. 343 + 345 wird damit gedroht, "daß dich Ba'al mit seinem
Tannenstamm erschlage 1122 ). Auf einer Stele aus Ras Schamra 23 ) hält Ba<al
einen unten geflammten Stamm in der Hand, der den Blitz verkörpert. In
dem genannten magischen Papyrus werden so auch Ba'al, der Sturm und Seth
miteinander gleichgesetzt und die Wurfspieße (~nj.t) aus Tannenholz als
Waffen des Ba'al genannt, neben einer Waffe (rto II 2), die ka-t-pa
heißt; dieser Name wird mit '"') !,1 ~ "Schulter" zusammenhängen und wie
ägypt. hps "Vorderarm" zur Bezeichnung einer Waffe geworden sein 24 ).
V
Darstellungen
Als die bereits vor dem Hyksoseinbruch ins Ostdelta eingedrungenen
semitischen Nomaden den mitgebrachten Ba<al auf ägyptische Weise zu ver-
ehren begannen, glichen sie ihn an Seth an, behielten aber dabei oft die
alte äußere Gestalt ihres Gottes bei. Das zeigt die bekannte sog. "400-
Jahr"-Stele, die Ramses II. in Tanis errichtet hatte zur Erinnerung dar-
an, daß sein Großvater dort als Priester des lokalen "Seth" dieses Jubi-
läum gefeiert hatte. Die chronologische Bedeutung die.ser Tatsache ist
oben bereits behandelt worden - hier ist wichtig, daß dieser "Seth" von
Tanis auf der genannten Stele in der Form eines asiatischen Ba'al er-
scheint mit konischer Mütze, an der vorn zwei Stierhörner angebracht sind
und hinten ein langes Band herabhängt. Außerdem trägt er einen mit Qua-
sten verzierten Schurz, wie er uns bei Abbildungen von Asiaten begegnet
(s.o.). Als Zugeständnis an die ägyptische Umgebung müssen das über dem
Schurz getragene durchsichtige Oberkleid, der Götterbart, ferner Lebens-
zeichen und Szepter in den Händen gelten26 ). Auch eine Darstellung auf
dem Sinai 2 7) aus dieser Zeit zeigt Seth "groß an Kraft" mit diesem Müt-
Semitische Gottheiten in Ägypten 485
zenband und macht ihn damit als ursprünglichen Ba'al erkennbar, d.h. als
den Seth der Dynastie. Ebenfalls in der "asiatischen" Form erscheint Seth
auf der Stele Sethos' I. in Kadesch 28 ) - es handelt sich dort nicht um
einen asiatischen, lokalen Wettergott, sondern um den Seth der Dynastie,
der in Tanis immer seine fremde, äußere Gestalt beibehalten hatte.
Diese äußere Form ist die, die auch in Syrien/ Palästina selbst für
Ba'al gebraucht wurde. Das zeigt u. a. auch die Stele des ma-mi aus Uga-
rit, eines ägyptischen Schreibers und Domänenverwalters des Schatzhauses,
der den Ba'al ~a-pa-na auf seinem Denkmal verehrt 29 ). Der Grund dürfte
vielleicht weniger darin liegen, daß Ba'al ~a-pa-na in Ugarit besonders
verehrt wurde, sondern darin, daß ma-mi ihm als dem Gott der Schiffer
nach glücklicher Ankunft in Ugarit seinen Dank abstatten wollte. Ver-
ständlicherweise wendet er sich - so wie auch andere Ägypter in der Frem-
de - an die dort "zuständigen" ausländischen Gottheiten.
Trotz des Tempels des Ba'al in Memphis gibt es keine Stelen aus Ägyp-
ten selbst, die diesen Gott nennen. Diese Tatsache wird uns am Ende die-
ses Kapitels noch beschäftigen müssen.
Für die spätere Zeit muß auf den Tempel des BaCal ~a-pa-na in Tepeh-
nes (Daphne) hingewiesen werden, falls wir die Angabe von Ex. 14,2 nach
Wright 30 ) deuten.
Nennungen:
Unter Amenophis II. wird der Gott Reschef zum ersten Mal genannt, da-
bei aber auch gleich sehr betont. Königliche Stelen sprechen vom Pharao,
daß er "wie Reschef durch die Furt des Orontes hindurchstürmt" 3 l); eben-
so "jubeln Astarte und Reschef" über Amenophis II., weil er die Pferde
abzurichten versteht 32 ). Nach ihm schweigen die literarischen Texte über
Reschef eine Zeitlang, und auch, als dieser Gott in der Harnesaidenzeit
wieder in der Literatur erscheint, ist das selten und nicht in Verbindung
mit dem König: die Soldaten Ramses' III. werden als Reschefs bezeichnet
_33)-.
Magische Sprüche erwähnen den Reschef ab und zu, etwa im Papyrus Lei-
den 343 + 345, wo u. a. das "Gift des Reschef" erscheint 34 ). An anderer
Stelle35) ist Reschef als Herr eines 5st genannten Körperteils genannt,
de~ nach dem Hinterteil und dem Phallus aufgezählt, in gleicher Gegend
Darstellungen:
Beginnend mit Amenophis II., gibt es mehrere Reliefs, die Reschef als
Gott der Pferde verkünden: So befand sich ein Relief im Tempel Amenophis'
31•
486 Semitische Gottheiten in Ägypten
II. in Karnak 37 ), das ihn als (M]n~w-Rsp auf einem Streitwagen stehend
zeigte - von der Figur ist gerade noch der Schild zu erkennen. Ein glei-
ches Stück dürfte in dem Fragment Berlin 19808 aus Abusir vorgelegen ha-
ben, das Leclant, Syria 37 p. 28 fig. 8 veröffentlicht hat, wobei er es
allerdings für eine reitende "Astarte" hält. Die Zügelhaltung scheint
aber eher auf einen fahrenden Gott hinzuweisen; leider lassen die Ge-
sichtszüge nicht erkennen,· ob es ein Gott oder eine Göttin ist. Aber
nicht nur fahrend, sondern auch reitend war Reschef dargestellt, wie das
Fragment aus Sai in Nubien zeigt3 8 ): hier ist die Figur selbst leider
verloren und nur der von dem Reiter gehaltene Schild noch sichtbar. Dabei
meinte Leclant - in Vergleich besonders mit der reitenden Gottheit von
"Redesijeh" -,eine 11 Astarte" erkennen zu können, doch nennt die Bei-
schrift eindeutig R-s-pw! Damit wird es möglich, auch die reitende,
Schild und Speer wie auf dem Fragment von Abusir haltende Gottheit, die
Thutmosis IV. auf einem Stelenfragment aus seinem Totentempel verehrt,
als Reschef anzusprechen, wenn auch kein Name dabeisteht. Reschef er-
scheint also genau so wie in den literarischen Belegen der 18. Dynastie:
als Herr der Pferde und Streitwagen. Es sind offizielle Denkmäler, die
ihn so abbilden, keine Privatweihungen, wenn wir von der letztgenannten
Stele absehen. Dies und besonders die Beischriften in Karnak und Sai, die
Leclant unberücksichtigt gelassen hat, machen es sicher, daß wir hier Re-
schef und nicht die manchmal ähnlich dargestellte "reitende Göttin" der
Ramessidenzeit vor uns haben.
Die zahlreichen Stelen der Ramessidenzeit, die uns Reschef abbilden,
sind aus einer anderen Vorstellung entstanden, die nichts mehr mit den
Streitwagen zu tun hat. Die Stelen zeigen Reschef entweder allein oder
zusammen mit Qadschu und Min. Da die Gestalt des Reschef auf den Relief-
darstellungen der 18. Dynastie durchgehend verloren ist, wissen wir nicht,
wie er damals dargestellt wurde; jetzt in der Ramessidenzeit ähnelt er
dem Ba'al, nur trägt er an der Krone statt der Stierhörner einen Stein-
bockkopf. Meist steht er, in der vorderen Hand Schild und Speer, in der
erhobenen hinteren Hand in der Regel eine Axt. Gewisse Veränderungen in
der Haltung bzw. das Weglassen der Waffen dürften auf eine fortschreiten-
de Ägyptisierung schließen lassen.
Folgende Darstellungen des Reschef sind bekannt:
1) Cambridge39): vom Nekropolenarbeiter P5-sd, sitzend "großer Gott r-8-
pa"
2) BM 2464°): vom Nekropolenarbeiter P~-sd, sitzend r-8-pa
3) ASAE 39 pl. 15,1: aus Theben-West, schreitend
4) ASAE 39 pl. 15,2 41 ): schreitend, "der die Gebete erhört"
5) Kairo 70222 42 ): vom s~m Imn-m-ip.t, schreitend, "großer Gott"
6) Kairo 71816 43 ): aus Zagazig, schreitend
7) Kairo 71815 44 ): aus Zagazig, vom Felderschreiber Ib, schreitend
Semitische Gottheiten in Ägypten 487
8) Felsbild aus Wadi es-Sabua 4 5): von ~m~-Bcl, schreitend, hintere Hand
mit Axt gesenkt
9) Felsbild aus Toschke 46 ): von Nb-sj (Sohn Polizist ~wmj), sitzend,
"großer Gott, Herr des Himmels r-sap
10) Kopenhagen 47 ): Triade einer Frau; Vordere Hand Blume, hintere gesenkt
mit cnh, schreitend
11) aus Me;phis 48 ): von ••• -htp, schreitend, Keule im Gürtel, "großer Gott"
12) BM 646 49 ): aus Theben vo~ Oberhandwerker ~~·Triade, keine Mütze, hin-
terer Arm gesenkt mit cnß, "großer Gott, Herrscher der Götter"
13) Wien5°): Triade, schreitend
14) Louvre C 68 51 ): Triade des Nekropolenarbeiters ~wj, schreitend, hinte-
rer Arm gesenkt mit 'nß, "großer Gott, Herr der Ewigkeit, Herrscher
der Unendlichkeit, Herr von Kraft und Macht in der Götterneunheit"
15) Orient. Inst. 52 ): vom Web des Horchenticheti Mrr-R', schreitend, Keule
am Arm, "der vermehrt, der große Gott"
16) ASAE 44, 163: aus Qantir des Polizisten !1- ... , Triade mit Hauron und
Amun, schreitend, vordere Hand w~s-Szepter, hintere gesenkt mit Cnh
17) Straßburg53): aus Zambalawin, zusammen mit Ptah, schreitend ~
18) ANEP 470 54 ): Triade einer Frau, schreitend, hintere Hand gesenkt, leer
19) BM 263 55 ): sitzend, "r-8-pa, großer Gott"
20) ASAE 40, 489: des Nekropolenschreibers R'-msj, schreitend, Keule am
Arm
21) Bildesheim 11005 6 ): aus Horbeit, schreitend, Keule am Gürtel, "großer
Gott, der die Bitten erhört"
22) Theben-West5 7 ): vom Arbeiter ~sj-sw-nb-f, schreitend, Köcher über
Schulter, "großer Gott, Herr des Himmels"
23) Ostrakon aus Grab Ramses' vr. 58 ): schreitend, mit Köcher
24) Fragment Leiden59): schreitend, mit Köcher
25) Aberdeen 60 ): eines I'h-msw, schreitend, "r-s-pa sa-la-ma-na"
26) Abydos 1310 61 ): schreitend
27) Berlin 19808: aus Abusir, schreitend, "··· alle Länder unter deine
Sohlen"
28) Turin 1601 (Syria 38 pl. 2): von einem R'-msw und Gattin, der Sängerin
der Mut Wj~, schreit-end, "Großer Gott, Herr des Himmels, Herrscher der
Neunheit, Herr der Ewigkeit"
29) Musee Valvet 16 (Syria 37 fig. 7): von einem Nekropolenarbeiter ~~j,
sitzend, "r-s-pa".
488 Semitische Gottheiten in Ägypten
Aus diesen Stelen 63 ) ergeben sich zwei bzw. drei Grundformen der Dar-
stellung des Reschef: einmal eine stehende (schreitende) und dann eine
sitzende. Ein Unterschied im Gebrauch läßt sich nicht erkennen. Auf den
sog. "Triaden" zusammen mit Qadschu und Min erscheint nur der stehende
Reschef, aber nicht mit erhobener Waffenhand, sondern mit gesenkter, in
der er dann auch meist keine Waffe, sondern das 'na-Zeichen hält. Mögli-
cherweise ist dieser Unterschied nicht zufällig.
Die Stifter der genannten Stelen sind meist Leute niederer sozialer
Stellung, das Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf ganz Ägypten. Beson-
dere Hinweise auf fremde Herkunft der Stifter sind nur schwer zu finden:
Wenn auf Louvre C 68 die Gattin des Stifters T5-au-ru heißt oder der Va-
ter des Stifters der Chicago-Stele den vielleicht ausländischen Namen su-
ra trägt, so besagt das nicht viel; sicher Syrer war der Km~-B'l in Wadi
es-Sabua.
Wahrscheinlich hat die Verehrung des Reschef in Ägypten auch nichts
mit den zahlreichen Asiaten im Lande zu tun in der Art, daß nur diese Re-
schaf verehrten und wir also den Stifter einer Reschef-Stele deshalb als
Fremden anzusehen hätten. Im Gegenteil scheint es so zu sein, daß Reschef
besonders tief in die ägyptische Volksreligion eingedrungen ist. Dafür
sprechen die zahlreichen Amulette mit dem Bild des Reschef 64 ) und die in
der Spätzeit immer häufigeren Bronzen des Reschef. 65 ) Daraus können wir
schließen, daß Reschef als besonders wirksamer, Übel abwehrender Gott ge-
golten haben muß, wie er ja auch in den magischen Papyri erscheint. Ande-
rerseits spricht sein Auftreten zusammen mit Qadschu und Min für seine
Macht auch auf erotischem Gebiet. Da es hier aber nicht so sehr auf die
Abwehr ankommt, senkt er auf den Triadenstelen seine Waffe.
Reschef wird auch späterhin noch in Tempeldarstellungen angetroffen,
wie im Muttempel zu Karnak unter Taharqa 66 ), in der 27. Dynastie in Dah-
le67); unter Nektanebos besteht ein Reschef-Tempel in Athribis 68 ) und
noch Ptolemäus III. erwähnt ihn im Monthtempel zu Karnak 6 9).
Sogar ein Tal südlich Memphis auf dem Ostufer wurde in der 20. Dyna-
stie als "Tal des Reschef" bezeichnet, wohl weil man den Gott dort wohnen
glaubte 70 ) •
Der Reschef der 18. Dynastie war ein ganz anderer als der der rames-
sidischen Stelen, und er wird auch auf einem anderen Weg n~ch Ägypten ge-
kommen sein. Der Reschef der 18. Dynastie ist ein Königsgott, Herr des
Streitwagens und der Pferde, und wird als solcher in königlichen Tempeln
dargestellt. Der Reschef der Ramessidenzeit jedoch ist - abgesehen von
der Bezeichnung der Soldaten als Reschefs unter Ramses III. - ein Volks-
gott, der für einen bestimmten Bezirk im Leben des Volkes zuständig ist,
welcher mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem erotischen Gebiet lag. Hier
wird der Einfluß der zahlreichen syrischen Einwanderer.nach Ägypten zu
suchen sein, die ja auch für das Auftreten der mit Reschef verbundenen
Semitische Gottheiten in Ägypten 489
c) Hauron
Wenn wir zunächst von dem Namen eines Vorstehers einer Mühle in der
Verwaltung des Haushaltes der Königin Amenophis' II. in Prw-nfr namens
h(u)-ru-na absehen 71 ), scheint sich die Verehrung dieses auch in Syrien
~icht häufigen Gottes 72 ) Hauron 73 ) in Ägypten an der großen Sphinx von
Giza ankristallisiert zu haben. Der Grund dafür ist die Namensähnlichkeit
~wrw "Sphinx" zu ~u-ru-na. Wann und in welcher Weise das geschehen ist,
bleibt jedoch unbekannt. Es ist möglich, daß auch hier syrische Fremde
diese Umbenennung in der gleichen Zeit der beginnenden 18. Dynastie vor-
genommen haben, in der sie in Memphis den Kult des Ba'al ~a-pa-na und der
Astarte heimisch werden ließen; diesen Vorgang weiter zurück etwa in der
Zeit der Hyksos anzusetzen, scheitert an dem Fehlen aller Hinweise. Auf
alle Fälle verband sich nun die alte Vorstellung von der Sphinx als Hr-
m- ~h. t, "Horus im Horizont", mit Hauron, wodurch diesem auch die Falken-
gestalt des Sonnengottes zufallen konnte. Hier gründete Amenophis II.
eine Kapelle, die Rarmachis und Hauron als zwei Namen eines göttlichen
Wesens umfaßte7 4 ), und bald kamen die Stelen der Gläubigen hinzu, die sie
in die Felswände um die Sphinx einließen75 ). Steineschleppen für "Hauron"
erwähnt ein ramessidischer Papyrus 76 ), und noch in der äthiopischen Stele
der Tochter des Cheops 77 ) wird die Sphinx als Hauron bezeichnet. Als
weibliches Gegenstück scheint die Rnnwt.t vom Urhügel !~-mwt aufgefaßt
worden zu sein78 ). Wenn Hauron auch als "Hauron-Atum, Vater der Götter"
bezeichnet werden kann, so weist das auf die alte Vorstellung von der
Sphinx als Sonnengott und zwar als abendlicher (da im Westen gelegen).
Ist so die Verbindung zwischen dem Hauron syrischer Fremder in der
Gegend von Memphis und der Sphinx von Giza zunächst als mehr oder minder
zufällig anzusehen, - vielleicht hat eine Siedlung von Syrern in der Nä-
he gelegen, da sich dort bei Giza die kgl. Güter befanden79 ) - so waren
die Folgen bedeutsamer, als mindestens seit Beginn der 18. Dynastie die
Sphinx als Sender des Berufungstraumes der Königs 80 ) eine Rolle spielte.
Damit wurde Hauron für den ägyptischen Königsmythos zum Königsgott. Des-
halb erhält er auch in der Harnsesstadt Tanis eine eigene Kapelle 81 ), aus
der die bekannte Statue des Hauron in Falkengestalt stammt der den fi-
gürlich dargestellten Namen des Königs Ramses II. schützt 82 ). Trotzdem
war man sich klar, daß der Gott eigentlich aus dem Libanon kam8 3).
In die Volksreligion ist Hauron wenig gedrungen. Wir finden ihn ein-
mal auf einer Stele zusammen mit Reschef und dem Horusfalken84 ).
Aus Deir el-Medineh stammen zwei Amulette 85 ), die auf der einen Sei-
te Hauron, auf der anderen ~d, den als königlichen Prinzen dargestellten
"Retter", zeigen. Diese Schutztätigkeit verbindet sich mit der Nennung
490 Semitische Gottheiten in Ägypten
d) Astarte
Auch Astarte erscheint zuerst unter Amenophis II. in Prw-nfr, seiner
Lieblingsdomäne, dem Hafen von Memphis: eine Inschrift in den Steinbrü-
chen von Tura erwähnt die '-s-ta-r-ta 2 von Prw-nfr93). Aus dem Ende der
18. Dynastie stammt der Hohepriester des Ba'al und der Astarte ('a-s-ta-
r-tu) von.Prw-nfr9 4 ) und zeigt damit an, daß hier ein Kult bestand. Wir
hatten schon oben bei Ba'al darauf hingewiesen, daß es sich wohl um den
der "fremden Aphrodite" handelt, den Herodot im tyrischen Stadtviertel
(das dürften eben der Hafen und das alte Prw-nfr sein) im Tempel des
"Proteus" (d. h. Ba'al _!!a-pa-na) erwähnt. Daß gerade dieser Astartetempel
durchgehend bestanden hat, läßt sich am Auftreten etwa eines Priesters
der Astarte in der 20. Dynastie ablesen, der gleichzeitig Prophet des
Mondes im Re-Tempel wie im Tempel des Sahure (in Abusir) war 95 ), oder an
der Erwähnung eines Priesters der Astarte Psmtk in der Saitenzeit 96 ). In
Memphis wurde Astarte dann wegen ihres dem Ptah-Tempel benachbarten Kult-
ortes als Tochter des Ptah systematisiert9 7 ), während sie sonst auch als
Tochter des Re erscheinen kann9 8 ).
Sehen wir hier also als Ausgangspunkt eines lokalen Kultes den Hafen
von Memphis, wo eine größere Anzahl von Asiaten zusammengezogen war - z.
B. als Schiffszimmerleute, s.o. -, die ihren eigenen Kult einrichteten,
so zeigt sich ein anderer Weg des Eindringens der Astarte in die ägypti-
sche Theologie wie bei Ba'al im Königsdogma. Astarte gilt seit Amenophis
II. nachweisbar als Schützerin des königlichen Gespanns, zusammen mit
Anat oder auch mit Reschef. So "jubeln Reschef und Astarte ('-s-ta-r-tu)"
über Amenophis I I. als Kronprinz, "als er die Pferde einfährt"99); "tap-
fer wie Astarte zu Pferde" heißt Thutmosis IV. 100 ); Anat und Astarte sind
die Schutzgötter der Pferde Ramses' III. 101 ), und auch im Lied auf den
Semitische Gottheiten in Ägypten 491
kgl. Wagen 102 ) werden diese beiden Göttinnen in einem doppelt vorhandenen
Wagenteil verkörpert gesehen.
Dadurch wird Astarte zum Schutzgott des Königs überhaupt: "Astarte im
Osten und W1.Qj.t im Westen" schützen die Residenz des Königs 10 3). Sie
kann auch als Mutter des Königs bezeichnet werden 104 ). In einem magischen
Papyrus 10 5) wird sie als Helferingegen Vergiftung angerufen.
Damit ist eine Ägyptisierung der Astarte durchgeführt, deren ur-
sprünglicher Zug eigentlich gerade auf ihrer Gestalt als Jungfrau beruht.
In magischen Sprüchen haben sich, wie gern, auch in Ägypten diese fremden
Züge gehalten, so wenn es heißt 106 ), daß Horus den Leib der C-s-ta-r-ta-
(t) verschlossen habe. Daß sie Gattin des Seth wird, dürfte wohl an ihrer
engen Verbindung mit Anat liegen 10 7).
In dem leider sehr bruchstückhaften Papyrus aus der Zeit Haremhebs,
den Gardiner zum ersten Mal eingehend veröffentlicht hat 108 ), erscheint
als einziger fremder Göttername der der Astarte, nach der man den Inhalt
des Fragments auch meist als Astarte-Mythos bezeichnet. Es handelt sich
dabei aber wohl eher um eine sehr getreue Nacherzählung - vielleicht so-
gar tlbersetzung - einer syrischen Mythe von dem Kampf des Bacal mit dem
Meer 10 9), wie sie aus Ugarit belegt ist. Schon die bedeutsame Rolle, die
das Meer (p~-ja-m) hier spielt, schließt aus, daß es sich um eine echt
ägyptische Mythe handelt, in der das Meer nie von Bedeutung hätte sein
können. Der Text scheint mit einer Schilderung der Weltschöpfung zu be-
ginnen, in der vielleicht das Meer die Herrscherrolle einnimmt; wenig-
stens bringen ihm die Götter Tribut. Wohl wegen der sich immer steigern-
den Forderungen von seiten des Meeres (Auslieferung Ba'als?) schicken die
Götter Astarte zum Meer, um es umzustimmen. Dieser verkündet das Meer,
was es als Tribut verlangt: die Perlen der Nut und den Ring des Geb, also
wohl die Herrscherinsignien. Aus den kläglichen Resten ergeben die Worte
"Erde und Berge zu bedecken" und "mit ihm kämpfen" sowie die Nennung des
Namens des Seth, wie wir uns die Fortsetzung zu denken haben: auf die
Drohungen des Meeres kommt es zum Kampf zwischen dem Meer und Ba'al
(= Seth), der siegreich für Ba'al ausgeht, wie es bereits Gardiner 110 )
aus Pap. Hearst 11, 12/4 geschlossen hat, wo steht: "wie Seth mit dem
Meer gekämpft hat". Zu verbinden ist auch die Stelle eines anderen medi-
zinischen Papyrus damit, nämlich Berl. 3038, 21 3, wo ein Heilmittel als
so nützlich bezeichnet wird, "wie wenn das Meer auf die Stimme des Seth
.. t 11111) •
h or
Welche Stellung allerdings dieser Papyrus innerhalb der ägyptischen
Religionsgeschichte einnimmt, bleibt offen. Vielleicht handelt es sich
nur um eine tlbersetzungsarbeit eines ägyptischen Dolmetschers, der an
Hand der syrischen Mythen die Sprache lernte; vielleicht aber ist diese
Mythe die Kultmythe des Ba'altempels von Memphis - zwar aus Syrien über-
nommen, aber im ägyptischen Geist umgedeutet. Die starke Zerstörung des
492 Semitische Gottheiten in Ägypten
Darstellungen
Astarte wird auffallend wenig abgebildet: einmal als Königsgottheit
im Tempel von Abu Simbel 113 ) auf einer Felsstele des Königs Siptah, der
Amonre, Nut, Re-Harachte, Sethund Astarte (Ca-s-()r-ta 2-t) "Herrin des
Himmels" verehrt, wobei sie mit Atefkrone dargestellt ist ohne kriegeri-
sche Attribute und, wie sonst eine Göttin, mit Papyrusszepter und Cng-
Zeichen.
Das andere Denkmal stammt aus Memphis, also aus dem Kultort der
Astarte: es ist eine Privatstele aus der Zeit Mernephtahs, die Astarte
als Tochter des Ptah zeigt (C-s-ta-()r-t), "Herrin des Himmels, Herrin
aller Götter", einen großen Schild und Bogen vor sich haltend, auf dem
Kopf eine leider zerstörte besondere Krone, eine Haarlocke nach hinten
herunterfallend 113 b). Dies mag das Kultbild der Astarte in Memphis gewe-
sen sein. Ähnlich wird sie ja dann auch noch im Tempel von Hibis als he-
rakleopolitanische Gottheit dargestellt: entweder mit u. ä. Krone, ste-
hend, Pfeile, Köcher und Bogen haltend, oder mit u. ä. Krone, stehend,
den Bogen spannend. Daß sie dort noch in einer dritten Form erscheint,
wird gleich noch aufzuführen sein 11 4).
Aus dem zuletzt genannten Beispiel ist ersichtlich, daß Astarte auch
späterhin noch ihren Platz in der ägyptischen Theologie behalten hat: Be-
kannt ist das Bild der Astarte (C-s-ta 2 -r-d-t) als Streitwagen fahrende,
löwenköpfige Göttin in Edfu 115 ); sie ist hier also mit Sachmet verbunden
worden 116 ). Diese Verbindung hat wohl auch bewirkt, daß man in der Spät-
zeit, wie uns Strabo 17, 807 überliefert, Astarte als Mond gedeutet und
Selene genannt habe.
e) I~tar
Trotz Leclants eingehendem Artikel in Syria 37,1 ·ff. möchte ich von
dieser Astarte die "reitende Göttin" trennen, und zwar deshalb, weil sie
einmal in anderer Weise (eben reitend) dargestellt wird, dann weil der
Name anders zu schreiben ist, und endlich, weil sie eine andere Aufgabe
zu haben scheint. Daß ich von dieser reitenden Göttin auch noch die von
Leclant aufgeführten Fragmente aus der 18. Dynastie abtrenne und einem
reitenden bzw. auf dem Wagen fahrenden Reschef zuschreibe, wurde bereits
erwähnt.
Diese Darstellungen reitender Göttinnen finden sich einmal auf Stele~
Semitische Gottheiten in Ägypten 493
z.B. eine in Turin 117 ), bei der sie nackt auf einem Pferd sitzt, die Zü-
gel um den Leib geschlungen hat und auf Nubier schießt. Auf dem Kopf
trägt sie eine Art "Osiris"-Krone. Die gleiche Krone trägt eine reitende
Göttin auf einem Relief östlich des Tempels Sethos' I. bei Redesije (Wadi
Mia) .118 ), die dabei Schild und Beil schwingt. Hier ist ihr der Name
'a-s{ -ta beigeschrieben, der also für diesen Göttinnentyp zu gelten hat.
5
Daher dürfen wir auch die zahlreichen Ostraka aus Deir. el-Medineh, die
eine nackte oder bekleidete Göttin reitend darstellen, mit diesem Namen
belegen 11 9). Auf den Ostraka trägt die Göttin im Gegensatz zu den Reliefs
keine Krone 120 ), einmal hält sie einen Bogen, sonst nur einen Stab in der
Hand. Noch im Tempel von Hibis finden wir unsere Göttinnengestalt zwi-
schen solchen der Astarte und mit ihrem Namen bezeichnet dargestellt: im
Damensitz(! im Gegensatz zu den Ostraka!) auf dem Pferd, mit unterägyp-
tischer Krone, Pfeil und Bogen haltend.
Wie Leclant in einem Vortrag auf dem 8. Assyriologenkongreß in Hei-
delberg zeigte, ist der Typ der reitenden Göttin bereits altbabylonisch
auf Siegeln belegt; wir können ihn also letztlich von dort herleiten. An-
dererseits müssen wir aber die eigenartige Namensform erklären. Schwie-
rigkeiten bereitet dabei die Schreibung des 'Ajjin, das ja im Fall einer
Übernahme aus dem Akkadischen nicht mehr zu hören gewesen wäre.Jedoch
zeigt die Mouillierung des r am Ende des Wortes im Ägyptischen, daß es am
Wortauslaut gestanden hat. \Wahrscheinlich müssen wir diese 'a-8 (f ) -ta
der Redesijeh-Beischrift in Verbindung bringen mit der 'a-(8)-ta-ra ...,
h(u)-
r.U, die auf einem Denkstein von einem verkrüppelten Türhüter angerufen
wird 121 ). Ein weiteres Denkmal aus Memphis von einem Diener des Hohen-
priesters des Ptah Pth-m8w unter Amenophis III., namens 'nh-Pth 121 ),
nennt die Göttin '-8-ta-ja hu-ru.
..., V •
Wer damit gemeint ist, zeigen die Amarnabriefe, besonders EA 23, nach
dem Tusratta von Mitanni zweimal das Bild der Istar von Ninive als Heil-
göttin nach Ägypten gesandt hatte. Die Istar von Ninive dürfte die "hur-
ritische IStar" sein, die man in Ägypten 'a-8-ta-r bzw. 'a-s-ta-ja oder
Ca-8-ta nannte. Die reitende, nackte Göttin ist die Istar von Ninive; ihr
Kultbild könnte so ausgesehen haben. In dieser Form reitet sie gegen die
Krankheitsdämonen an, wie sie auch gegen die Feinde des Landes angeht.
Die Verehrung dieser Gottheit in Ägypten ist durch ihr persönliches
Erscheinen in Ägypten ausgelöst worden, wie die überlieferten Stelen, die
sicher in die Zeit Amenophis' III. gehören, erkennen lassen 12 3).
Es ergibt sich also folgende Entwicklung: Einmal kommt die syrische
Astarte nach Ägypten, und zwar sowohl durch die Schiffszimmerleute von
Prw-nfr als auch durch die Königsmythe; ihr Bild ist die stehende, be-
waffnete Göttin. Dann aber dringt aus einer anderen Gegen, in der man die
Gottheit Istar nannte, aber in der Aussprache das 'Ajjin erhalten hatte,
das Bild der gegen Feinde und Dämonen anreitenden nackten Kriegsgöttin
494 Semitische Gottheiten in Ägypten
als Heilgöttin des Königs ein, deren Kenntnis durch die offiziellen Sen-
dungen des Bildes von den Mitanni nach Ägypten gelangt; ihr Beiname "hur-
ritische" Istar weist ausdrücklich auf das Mitanni-;;..Reich als Herkunfts-
land. ~stoß zur Verehrung mag ihre Übersendung aus Mitanni nach Ägypten
unter Amenophis III. gewesen sein.
Daß in el-Hibe dann diese Istar mit Astarte zusamm~ngeworfen worden
ist, darf nicht als Beweis darauf genommen werden, daß in Ägypten beide
auch ursprünglich identisch gewesen sind.
f) Anat
Nennungen:
Die Göttin Anat erscheint in Ägypten zuerst im Beginn der 19. Dyna-
stie, wo sie Schwester und Gegenstück der Astarte ist. Diese beiden ver-
körpern im Lied auf den kgl. Streitwagen dessen "Hände" 124 ); ein Gespann
SethoB' I. wird auf der Nordwand der Hypostylen Halle in Karnak "Anat ist
zufrieden" genannt. Als Göttin des Kampfes gibt sie einem Schwert Ramses'
II. den Namen "Anat ist siegreich" oder einem Jagdhund des gleichen Kö-
nigs den Namen "Anat ist in Stärke" 125 ). Wie Astarte gilt sie als Schüt-
zerindes Königs 126 ) und damit auch als seine Mutter 127 ), die ihn säugt
- 128 )-. Hier liegt wieder die gleiche Ägyptisierung der Vorstellung vor
wie bei Astarte, die die ursprüngliche Jungfräulichkeit dieser beiden
Kriegsgöttinnen als unwesentlich vernachläßigt.
Im "Streit des Horus und Seth" wird Anat wie Astarte als Tochter des
Re und Gattin des Seth eingeführt, was allerdings zu ihr nach den ugari-
tischen Mythen besser als zu Astarte paßt. Teile der mit ihr im syrischen
Bereich verbundenen Mythen haben sich besonders in magischen Texten er-
halten. So wird Anat einmal "Kuh" ('a-m()-la-ja) des Seth genannt 129 ),
was darauf anspielen wird, daß sich nach einem ugaritischen Mythos 130)
Ba'al und Anat in Stier- und Kuhgestalt vereinen. Daher kann auch der Kö-
nig als Sohn der Anat als Stierkalb angesprochen werden 131 ). Ein weiterer
magischer Papyrus hat uns sogar einen ganzen Teil des Mythos im Zusammen-
hang bewahrt 132 ); es heißt dort: "Anat wusch sich am Ufer (!}a-pa) und ba-
dete sich im ßa-m()-ka-ta. Da ging der große Gott (=Re, hier wohl an-
stelle des El) spazieren und [sah Seth, wie er] auf ihren Rücken [stieg],
indem er sie besprang, wie ein Widder bespringt, und wie er sie begatte-
te, wie ein[ •••••.•] begattet 1 33).[Da flog etwas von seinem Samen] an
seine Stirn an die Augenbrauen. Da legte er sich zu Haus ins Bett und war
[krank.] Anat aber, die Siegreiche, eine Frau als Mann, wie ein Mann ge-
kleidet und [gegürtet wie eine Frau], ging zu Pre, ihrem Vater. Er aber
sprach zu ihr: 'Was fehlt dir, Anat, du Siegreiche, Frau, die wie ein
Mann ist, gekleidet wie ein Mann und gegürtet wie eine Frau? Ich bin am
Abend gekommen und weiß, daß du gekommen bist, um Seth von dem Samen los-
Semitische Gottheiten in Ägypten 495
J.
zubi tten [ .••••••• Es ist die Strafe für die Torheit, da der Samen auf
die Gattin des obersten Gottes gelegt wurde, indem er sich mit ihr begat-
tete im Feuer und sie mit einem Meißel deflorierte". Hier bricht die Er-
zählung ab, und es folgt ein echt ägyptischer Teil. Das erhaltene Stück
aber ist bezeichnend in seiner Art, indem es gerade in der Betonung der
erotischen Züge, aber auch der Mannweiblichkeit der Anat ganz unägyptisch
ist und das Vorbild beibehalten hat, so daß man wieder an eine unmittel-
bare Übersetzung denken möchte.
Zu der Mannweiblichkeit soll auf eine auffallend enge Parallele in
KUB XXXI 69,5 ff. hingewiesen werden, wo es von der Sauaga (Iatar) von
Lawazantija in Kizzuwatna heißt: tu-el-za wa-as-pa-an LU-aa i-wa-ar wa-
as-si-j(a-si](6) (SAL-as-s]a-za i-wa-ar wa-as-si-ja-si "Du ziehst das
Kleid wie ein Mann an, du ziehst das Kleid wie eine Frau an".
Eine andere kanaanitische Mythe von Anat überliefert der magische
Pap. Leiden 343 + 345 bei der Beschwörung der Krankheit sa-ma-na 1 34):
"Du gehörst doch zu den Wildeseln, die in der Wüste sind. Der Sonnengott,
als er seinen Rücken der Wüste und seine Schulter dem Hügel des ha.m-ra-
qa (Var.: vso VI 4 ~a-m-[q]a-ra) zugekehrt hatte, nachdem er mit.seiner
Linken eingefangen und mit seiner Rechten ausgeweidet hatte, da fiel sein
Blut von seinem Fuß. Es fiel in den Mund des Erdbodens. Der Erdboden aber
erschrak und sagte: Kommt zu mir! Wer kann einen warnen? [Das hörte] die
Anat von 'a-di-ta-qi-na. Sie brachte 7 Silbergefäße und 8 Bronzegefäße,
und sie nahm das Blut von der Erde weg. Sie ließ es die Räucherer für die
Sonne benutzen, da es bitterer ist als Mandragora ( tu-tu-m: '"'"'] f":f). So
werfen sie es auch an die Nase des 'hw-Krankheitsdämons und auf seine
"
Mitkämpfer". Es handelt sich wohl um eine aitiologische Sage zur Erklä-
rung der Herkunft des Weihrauchs, mit dem man die Krankheit bekämpfte.
Die Form des Textes ist recht unägyptisch und zeigt uns seine unmittelba-
re asiatische Herkunft, wie etwa auch die Ausdrücke "Mund des Erdbodens"
oder die Zahlenfolge 7 - 8. Die Anat von 'a-di-ta-qi-na ist aber ebenso
unbekannt wie der Höhenzug des ~a-m-ra-qa, bei dem es sich nach rto 23
um eine Gottheit handelt. Die Verbindung der Anat mit dem Blut verweist
außerdem auf die blutdürstige Wesensart der Anat in den ugaritischen My-
then.
Endlich wird auch die Bemerkung des magischen Papyrus Harris III 13,
daß "der Mund der Gebärmutter der Anat und der Astarte verschlossen wur-
de, der beiden großen Göttinnen, die schwanger werden, aber nicht gebären
können; sie wurden verschlossen durch Horus, aber geöffnet durch Seth",
auf die kanaanitische Vorstellung von den beiden jungfräulichen Göttin-
nen, aber auch auf ihre Beziehungen zu Seth (Ba'al) hinweisen. Der im
Pap. Leiden 343 + 345 vso V 6 genannte Meiße~ der Anat wiederum darf wohl
mit der oben erwähnten Stelle verbunden werden, daß Seth-Ba'al die Anat
mit einem Meißel defloriert. Es zeigt sich also aus diesen Mythenbruch-
496 Semitische Gottheiten in Ägypten
Darstellungen:
Einen Tempel der Anat kennen wir aus Tanis, wo sie als "Anat, Herrin
des Himmels, Herrseherin der Götter, des R'-ms-sw-mrj-Imn", also als Göt-
tin, die mit dem König in seinem Totentempel zusammen verehrt wurde,
wohnte 136 ). Zwei dort gefundene Statuengruppen 1 3 7 ) zeigen Anat neben Ram-
ses II. mit der "Osiris"-Krone und in einem enganliegenden Gewand, das
einmal mit einem Schal um die Taille zusammengehalten wird, dessen Enden
lang herabhängen; das ist eine unägyptische Kleidung.
Privatstelen mit Darstellung der Anat sind sehr selten. Dabei müssen
wir die Stele eines Sängers Nßt aus Besan, die Anat mit Szepter und Le-
benszeiche~, al~o ohne Waffen zeigt, ausschließen, da es sich hier um die
Darstellung der Ortsgöttin handelt 138 ), die den allgemeinen Typ der "un-
ägyptischen" Göttin zeigt, wie ihn auch die Astarte auf dem erwähnten
Siegel aus Besan darstellt. In Ägypten selbst findet sich nur eine Abbil-
dung der Anat auf einer Stele des thebanischen Oberhandwerkers ~3-~~ 1 39),
die oben die Triade Qadschu-Reschef-Min zeigt, im unteren Abschnitt aber
die Verehrung der Anat, sitzend dargestellt, mit "Osiris"-Krone, Schild
und Speer vor sich haltend und mit der anderen Hand ein Beil schwingend.
Sie heißt wieder "Herrin des Himmels, Herrseherin der Götter".
Daß Anat auch sonst nicht unbekannt war, zeigt das Ostrakon DeM 429,
wohl aus der Zeit Ramses' Iv. 140 ), in dem ein Schreiber dem anderen
wünscht, daß "Anat deine Erinnerung in die Gegenwart des Namens (ri-na!)
des Herrn der beiden Länder nehme"; Anat gilt hier also als Königsgott-
heit.
Späterhin läßt sich eine Angleichung an Hathor feststellen, die
vielleicht schon vorbereitet wird durch eine Stele der Qadschu, auf der
diese mit Astarte und Anat zu einer Gestalt verbunden ·ist 141 ). Im Tempel
von Dendera ist später dann Anat eine Form der Hathor geworden. Einige
Denkmäler der Spätzeit zeigen, daß Anat auch in Ägypten nicht ganz ver-
gessen war 142 ).
Man bildet mit ihrem Namen auch Personennamen 143 ).
Allgemein hat man bei Anat den Eindruck, daß ihre Übernahme in das
ägyptische Pantheon vom Königsmythos ausgegangen ist, wobei es noch zu
fragen wäre, ob ihr massiertes Auftreten zu Beginn der 19. Dynastie etwa
mit der Herkunft der Dynastie aus Tanis zusammenhängt. Tieferen Einfluß
auf die Volksreligion hat Anat nicht gehabt, da wir die Benutzung von My-
Semitische Gottheiten in Ägypten 497
g) g~~~~Q~
In Syrien-Palästina finden sich seit ältester Zeit Idole, aber auch
Da.rs~llungen auf Amuletten 144 ), die eine nackte Göttin stehend zeigen,
in den Händen Blumen haltend, zu ihren Füßen oft ein Löwe. Stelen mit
einer gleichen Darstellung fanden sich nun auch in Ägypten, wobei sie als
einzigen Unterschied zu den syrischen Darstellungen manchmal eine Kopfbe-
deckung trägt, entweder ein sistrumähnliches Gebilde oder ein Blumendia-
dem, Mondsichel oder Sonnenscheibe. Die Blumen in ihren Händen verwandeln
sich manchmal in Schlangen. Ihr Name ist qad-su geschrieben. Eine Göttin
dieses Namens ist im syrischen Bereich nicht bekannt, so daß es eine Er-
scheinungsform der Astarte sein kann. Sie wird aber sowohl in Syrien als
dann auch in Ägypten als eine eigene Gottheit behandelt 14 5). Schon die
Darstellung als nackte Göttin wird auf einenJbestimmten Fruchtbarkeits-
aspekt hinweisen, und wir gehen wohl nicht fehl, sie mit den n
tp1R des
AT zu verbinden, also den heiligen Tempel-Prostituierten 146 ). Damit ~eht
zusammen, daß wir sie nicht nur allein auf Stelen antreffen, sondern
mehrmals auch in einer Triade mit Reschef und Min; besonders letzterer
betont den Fruchtbarkeitsaspekt dieser Triade. Wieder soll uns eine Auf-
stellung der einzelnen Stelen die Angaben über Darstellung, Stifter und
Beischriften klären. Zunächst die Stelen, auf denen Qadschu abgebildet
ist; in der Triade:
Gesicht Kopfschmuck Hände Beischrift Stifter
von:
BM 646 147 ) vorn ohne Lotos Zwiebeln Knt,Herrin Oberhandwer-
des Himmels ker K~h~
Kairo 148 ) vorn ohne Zwiebel Lotos
Louvre 14 9) vorn Hörner mit Lotos Schlange Herrin des Nekropolen-
Sonnenschei- Himmels, arbeiter ~wj
be Herrseherin
d. Götter
Turin 1601 vorn dto. Schlange Blumen Herrin usw,
Aug~ des Re,
dessenglei-
chen es nicht
gibt
Kopenhagen
150) vorn Sistrum Lotos Knospe Frau
Wien 151 ) vorn Hörner mit nichts nichts
Sonne
32
498 Semitische Gottheiten in Ägypten
Die Schreibung Knt auf der sonst sehr sorgfältig gearbeiteten Stele
BM 646 bleibt mir unerklärlich 157 ). Bezeichnend ist wohl, daß wir bei den
Qadschu-Stelen, sowohl wenn sie allein, wie wenn sie in der Triade er-
scheint, mehrmals Frauen als Stifterinnen haben; aber auch wenn der Stif-
ter ein Mann ist, scheinen sich die mit dargestellten Frauen besonders an
Qadschu zu wenden, wie es auf der Rückseite von Louvre C 86 der Fall ist.
Die dabei gesprochenen Gebete sind stereotype Wendungen, die den Zweck
der Stiftung und der Gebete nicht erkennen lassen; wir können also aus
diesen Bitten um "schönes Leben mit Gesundheit zusammen", "Leben, Heil,
Gesundheit", "daß mein Name dauert", "schönes Begräbnis nach dem Alter"
nicht schließen, warum gerade Qadschu angerufen wurde. Trotzdem muß sich
ein spezieller Grund dahinter verbergen, und ich möchte annehmen, - da
sich ja die Vorstellung sexueller Mächtigkeit bei einer Kombination einer
nackten Göttin mit dem ithyphallischen Min urld dem "dahinstürmenden" Re-
schef als naheliegend einstellt - hierin den Grund für die Stiftungen der
Qadschu-Stelen zu suchen; eine Vorstellung, die sich sicher auch hinter
den syrischen Figurinen der nackten Göttin und hinter den Amuletten mit
ihrem Bild verbirgt.
Es handelt sich hierbei eindeutig um eine Göttin des Volksglaubens,
die anscheinend eine Funktion erfüllt, die bisher im ägyptischen Glauben
nicht mit einbezogen war: Min fehlte das weibliche Gegenstück. Daher ist
Semitische Gottheiten in Ägypten 499
ihre Übernahme in die ägyptische Glaubenswelt zu verstehen. Es handelt
sich sicherlich nicht allein um Syrer, die in Ägypten diese Göttin anbe-
ten, wenigstens läßt sich das aus den Namen der Stifter nicht erschlies-
sen. Auch der geäußerte Gedanke, in den weihenden Frauen Tempelprostitu-
ierte zu sehen, entbehrt jedes Beweises und wird geradezu durch Louvre
C 86 widerlegt 158 ).
Von einer Verbindung der Qadschu mit dem Königsmythos haben wir kein
Anzeichen. Daß sie in Memphis eine Kapelle besaß, zeigt die Aufzählung
Pap. Sallier 4 vso 1,6 zusammen mit Ba'alat und der Barke des Ba'al-~a
pa-na; aus dieser Kapelle stammt wohl auch die Stele Berlin 21621 der T~
k~r.t.
In magischem Zusammenhang erwähnt sie der Leidenar mag. Pap. 343 +
345 rto 23,2 als Vertreiberin von Gift. Als Namensbestandteil erscheint
der Name der Göttin nicht.
Nach der Harnesaidenzeit verschwindet Qadschu weitgehend aus den sicht-
baren Manifestationen des religiösen Lebens, wohl wegen der zunehmenden
Prüderie des ägyptischen Lebens. Daß aber die Vorstellung weiterbestand,
zeigt die Darstellung eines Amulettanhängers mit der Triade durchMonthem-
het im Schatz des Muttempels; Qadschu ist jetzt aber bekleidet (und das
Gesicht von der Seite gesehen) dargestelltt 159 ) Ein ähnliches Amulett mit
der üblichen Qadschu-Abbildung innerhalb der Triade ist schon aus der 19.
Dynastie bekannt 160 ) und zeigt an, daß Qadschu (und ihre Triade) wie in
Syrien als Amulett auch in Ägypten getragen wurde 161 ).
h) g=~=E=!!
Eine Stele des Graveurs Wsr-Sth 162 ) zeigt einen Gott mit einer hohen
Mütze, Bändern und Gazellengehörn, sitzend, in einer Hand ein Beil, in
der anderen Keule und Lanze haltend. Nach seinem Aussehen würde man ihn
für Reschef halten, nach der Beischrift wollte man aber den aus Ugarit
bekannten Handwerkergott ~usar darstellen. Die Weihung durch einen Hand-
werker ist dabei besonders passend.
Leibovitch will a.a.O. auch eine Nennung in den Rechnungen aus der
Zeit Sethos' r. 16 3) damit verbinden, wo ein ~nw (eine Art Magazin) des
ksr an der Straße des ksr erwähnt wird. Man könnte danach also auch an-
nehmen, daß es in Memphis - und dort wohl am ehesten wieder im "tyri-
schen Viertel" - eine Kapelle dieses syrischen Gottes gegeben hat. Dar-
' /
aus ~rklärte sich auch die Weihung durch Wsr-St~, bei dem es sich dann
kaum um einen Syrer zu handeln brauchte.
i) El
Dieser höchste syrische Gott erscheint in Ägypten sehr selten. Sehen
wir von einigen syrischen Eigennamen ab, die mit seinem Namen gebildet
500 Semitische Gottheiten in Ägypten
und in Äe;ypten überliefert sind, nennt nur das "Märchen von Wahrheit und
Lüge 11164 ) ihn, indem ein Teil eines Fabelmessers als "Berg des El" be-
zeichnet wird.
j ) ~!:.:!:;!;!:!
Der Pap. Sallier IV vso 1,6 führt neben Qadschu und Anat auch Ba'alat
(b-'-al-ta) in Memphis auf, ein Zeichen dafür, daß hier eine Göttin die-
ses Namens verehrt wurde 165 ) .Der Papyrus Wilbour 166 ) nennt im Fajjumge-
biet Tempel und Weinberg der Ba'alat (b-'-al-ja-t), wobei ersterer viel-
leicht identisch ist mit dem Heiligtum der Astarte im arsinoitischen Gau,
den uns späte Papyri überliefern 1 ~l). Daraus kann wohl abgeleitet werden,
daß es sich bei der "Herrin" nicht mit Caminos 168 ) um die Herrin von Byb-
los handelt oder überhaupt um eine syrische Lokalgöttin, sondern um die
Astarte im allgemeinen. Ist es ja doch auch auffällig, daß im Pap. Sal-
lier 4 vso 1,1 ff. neb~ den dort genannten syrischen Gottheiten die
Astarte fehlt, wofür also wohl die Ba'alat eintritt. Astarte konnte also
auch unter dem Namen der "Herrin," in Memphis und im Fajjum angerufJn wer-
den. Ob der Tempel im'Fajjum aut eine syrische Ansiedlung zurückgeht, wä-
re möglich, ist a2'~r nicht zu beweisen. Immerhin läßt sich feststellen,
daß damals das Ge~iet um und südlich Herakleopolis weitgehend semitisiert
war, da eine Anzahl von topographischen Bezeichnungen im Pap. Wilbour un-
verkennbar semitisch ist.
k) Mikal
Auf einer in Besan gefundenen Stele 169 ) verehren die Maurer Imn-m-
ip.t und sein Sohn den zuständigen Ortsgott m()-ka-1, der wie ein Ba'al
dargestellt ist mit konischer Kopfbedeckung, Bändern daran,und zwei Hör-
nern. Er ist thronend abgebildet. Es ist verständlich, daß sich ägypti-
sche Handwerker im Ausland an den zuständigen Ortsgott wenden, wie wir ja
auch aus Besan die Stele einer Ägypterin kennen, die sie der Anat geweiht
hat. Für eine Verehrung des Mikal in Ägypten ergibt sich daraus nichts.
Immerhin würde aber für eine Kenntnis wenigstens dieses Gottes in Ägypten
die Tatsache sprechen, daß anscheinend in einer späteren kryptagraphi-
schen Inschrift in Medinet Habu ein Gott mit hoher Mütze, mit Bändern und
Hörnern, als m zu lesen ist, was auf Mikal als zugrunde liegendem Wort
hinweisen würde 170 ). Doch auch in diesem Fall wäre das kein Hinweis auf
eine Verehrung des Gottes in Ägypten, sondern nur darauf, daß er in Ge-
lehrtenkreisen bekannt war.
.
1) ~=~:E:~~:~!:_und ~!::~!::~
-
Pap. Leiden 343 vso IV 4 (rto II 8 die Var. n(.t)-pa-q-sux-na) er-
wähnt in einer Drohung an eine fremde Krankheit samana, daß der dafür
Semitische Gottheiten in Ägypten 501
m) ha-tu-m
Leiden Pap. 343 rto III 3 wird die samana-Krankheit als "Sklave der
ha-tu-m" apostrophiert (vso V 9 ha-d-m). Sonst unbekannter, unägyptischer
Dämon.
n) ~!:!!!!!:!!:~:!!!!
Pap. Leiden 343 rto III 4 ebenfalls als Dämon genannt, "der das Herz
schlägt"; Var. vso V 10 su-m-qa-na.
o) )-ba-su-na
Pap. Leiden 343 rto III 5 genannt als Dämon, "der auf den Leib
schlägt". (Var. vso V 10 'ab-su- •• ). Massart, Leiden mag. Pap. 60, führt
eine Bemerkung Gordons an, daß hier der Name Ibi-Sin vorläge, der eine
Mondgottheit bezeichne (nach der der bekannte König der III. Dyn. von Ur
benannt sei).
p) ~~!-~~~~!!_E~f!!!~!!~~~-Q2!!~--~D~~~--~~~----
Pap. Leiden 343 + 345 rto V 6 wird dieser Gott genannt, zusammen mit
der Göttin Ningal, dessen Gift gegen die Krankheit wirksam sein soll. rto
II 11 wird diese Bezeichnung neben der des Sonnengottes Pre und der Göt-
tin sp-ns-t~ genannt, die Pap. Chester Beatty VII rto 4,2 der "Erste Kör-
per des Re" heißt. Daraus ergibt sich, daß auch der "oben befindliche
Gott" der Sonnengott ist, wie etwa auch Pap. Chester Beatty VII vso 2,2.
Drioton, Bibl. orient. 12, 163, und Massart, Leiden mag. Pap. 67/8, möch-
ten in ihm aber eher einen Mondgott sehen.
q) sa-1
Mag. Pap. Leiden 343 + 345 vso XVII 1 wird eine Göttin sa-1 zusammen
mit einem anderen Gott erwähnt, in dem Massart, Leiden mag. Pap. p. 84,
Ba~l sehen will, die den "Berg zerbrachen und den Nil (hierzu vgl. Drio-
ton, Bibl. Orient, 12, 165/6) hervorkommen lassen". Es handelt sich wohl
um die hurritische Gottheit Sala, Gattin des Bel-Adad. Hier ist deutlich,
wie Drioton hinweist, auf eine kanaanitische Vorstellung angespielt, nach
der der Wettergott die Berge mit seinem Donner spaltet, so daß die Flüsse
hervorbrechen.
502 Semitische Gottheiten in Ägypten
r) !!~=~~=!.~
Als Gattirl'des "obersten Gottes" treffen wir im Pap. Leiden I 343
eine Göttin nu-ka-la an, bei der es sich wahrscheinlich um Ningal, die
Gattin des Sin handelt, die dort rto V 6 in magischem Zusammenhang er-
wähnt wird, indem ihr Gift gegen Krankheit helfen soll. Der Name selbst
wird vso VIII 3 nu-ka-la geschriel:len. rto IX 12 soll die Krankheit "ge-
worfen werden gegen den Topf des Gatten der nu- [ka] -la".
s) 'a-tu-m
Ebenfalls im Pap. Leiden I 343 rto 5,6 findet sich als Gattin des
Reschef die Göttin 'a-tu-m, die sonst nicht bekannt ist. Grdseloff, De-
buts du culte de Rechef p. 25, will den Namen mit dem des Ortes sa-m-sa-
'-ta-m verbinden, den er als "rote Sonne" erklärt. Massart, Leiden mag.
Pap. p. 68, verweist dabei darauf, daß im Ugaritischen auch Sps, die Son-
ne, weiblich ist und danach auch vielleicht 'a-tu-m weiblich sein könnte.
Der von Grdseloff, a.a.O., noch herangezogene Fürstenname aus den Pose-
nerachen Ächtungstexten F 1 (s.o.) kann aber nicht benutzt werden, da von
Grdseloff falsch gelesen (nicht ,Itm'-ibi "Edom ist mein Vater", sondern
'a-ta-mar-'ab-i zu lesen!).
t) ~!!!!U!~!!!!!
S. Hassan hat Sphinx fig. 195 eine Stele eines Kornmessers P~j ver-
öffentlicht, auf der neben Horus und Sd eine Göttin in syrischem Frauen-
kleid ausschreitend dargestellt ist. Nach S. Hassan hieße sie Mtrjw, je-
doch scheint sie eher m(?)-ra-ja-na, die "Gottesmutter", zu heißen.
u) ~!!!-~~~~!~!~~~~~-~~!!
Ein Gott "vom Hurriterland" wird auf dem Fragment Petrie, Heliopolis
pl. 7, angerufen- leider ist der Name bis auf das männliche(!) Gottes-
determinativ verloren. Dadurch scheidet Istar aus, die als einzige sonst
den Beinamen "die vom Hurriterland" trägt. Es ist danach nicht möglich,
diesen Gott zu identifizieren, besonders da auch seine Abbildung wegge-
brochen ist.
.
v) ~~=!!!~=~~=9.~
Leiden mag. Pap. 343 + 345 rto XXIII 3 wird dieser Gott als Vertrei-
ber von Gift erwähnt (die letzte Silbe nicht erhalten). Im gleichen Pa-
pyrus rto III 9 wird ein Berg des ~a-ma-ra-qa (Var. ~a-ma-qa-ra) genannt.
Er ist nicht zu identifizieren.
Semitische Gottheiten in Ägypten 503
w) !~h~E§:
Im Leiden mag. Pap. 343 + 345 vso II 2 wird im zerstörten Zusammen-
hang eine Gottheit 'a-~a-&a-rU genannt, in der Massart, a.a.O. p. 103,
die babylonische Gottheit I~ijara erkennen will. Burchardt Nr. 152 sieht
darin einen Dämonen- bzw. Krankheitsnamen.
x) ~~E:~.!
Drioton, Bibl. Orient. 12, 163, möchte in der im mag. Pap. Leiden
343 + 345 rto XVI 1 neben Amun, Spr.t-Sth und Renenutet genannten Gott-
heit eine syrische Baumgottheit sehen, weil in der Inschrift der 2. Ste-
le des Kamase aus Karnak ein ebenso geschriebenes Holz erscheint. Dabei
stellt er eine Verbindung mit ..... ]) "!)":] "nördlich" zur Diskussion. Al-
. '
lerdings ist es bedenklich, daß diese Gottheit hier zwischen rein ägypti-
schen Namen steht.
Aus dieser Aufstellung können wir mit einiger Sicherheit folgendes ab-
lesen:
Wir müssen zwei Wege annehmen, auf denen syrische Gottheiten nach Ägyp-
ten gekommen sind: einmal über das Königsbild und zum anderen über syrische
Einwohner, die nach Ägypten gekommen bzw. gebracht worden sind. Schon bei
Ba'al zeigt sich das darin, daß es sich bei dem in Memphis verehrten Ba'al,
der durch die syrischen Handwerker von Prw-nfr nach Ägypten gebracht worden
ist, um den Ba'al ~a-pa-na, den Schutzgott der Seefahrer, handelt, während
der Ba'al der ramessidischen Könige ein anderer Ba'al ist, nämlich der große
Gott des Himmels. Hier sind also schon durch den Unterschied in der besonde-
ren Form des übernommenen Gottes die beiden Wege der Übernahme unterscheid-
bar. Ähnlich ist es wohl bei Astarte der Fall gewesen, wo wir neben der Ver-
bindung mit dem König auch den Tempel in Prw-nfr - Memphis - nachweisen kön-
nen. Dabei ist die Wirkung dieser beiden Gottheiten im ägyptischen Volk
selbst recht gering gewesen und nicht weit über den Umkreis von Memphis hin-
ausgegangen.
Ganz anders ist es bei Reschef und Qadschu: Hier ist die Verbindung zum
König bei Reschef nur in der 18. Dynastie belegt, bei Qadschu aber überhaupt
nicht vorhanden; einen Tempel besaß Reschef anscheine~d in Memphis nicht,
und auch der Beleg für einen Qadschu-Tempel in Memphis ist nicht eindeutig.
Semitische Gottheiten in Ägypten 505
Demgegenüber stehen aber die zahlreichen Hinweise auf eine starke Verehrung
dieser beiden syrischen Gottheiten in Ägypten, wobei es nicht allein Syrer,
sondern in der Hauptsache Ägypter sind, die sich an diese Gottheiten wenden.
Das gleiche gilt bei dem Sonderfall des Hauron, dessen Verbindung mit der
Sphinx von Giza wohl sicher von Syrern vorgenommen worden ist, wo aber auch,
und dann hauptsächlich, Ägypter den fremden Namen bei der Verehrung benutzt
haben und endlich auch die Ramessiden ihn ins Königsdogma übernahmen.
Bei der Einbeziehung von syrischen Gottheiten ins Königsdogma können wir
ferner einen auffallenden zeitlichen Unterschied feststellen:
Reschef erscheint dort nur in der 18. Dynastie, zusammen mit Astarte;
ihn löst dann die Anat ab, die in der 18. Dynastie wieder nicht vorhanden
ist. Auch Ba'al erscheint hier erst in der 19. Dynastie. Es ist daher viel-
leicht nicht zu weit hergeholt, wenn man dieses Auftreten von Ba'al und Anat
in der Ramessidenzeit mit der Herkunft dieser Dynastie aus Tanis zusammen-
bringt - man vergleiche die 400-Jahrstele!
Neben dieser Übernahme syrischer Götter in das Königsdogma (Reschef -
Astarte; Astarte - Anat; Ba'al; Hauron) stehen also die in Memphis von den
syrischen Einwohnern dieser Stadt verehrten syrischen Götter (Ba'al - ~apu
na, Astarte, Qadschu?,Hauron bei Giza) und die rein dem ägyptischen Volks-
glauben zugehörigen (Qadschu, Reschef) -wenn der gleiche Gott hier an ver-
schiedenen Stellen erscheint, so zeigt das an, daß er auf verschiedenen We-
gen nach Ägypten gekommen ist. Eine Ausnahmestellung hat wahrscheinlich die
"Istar" inne, da hier ein wiederholtes politisches Ereignis die besondere
Wirksamkeit der Gottheit auch im Volksglauben hervorgerufen haben mag.
Die Frage ist nun: warum sind diese Gottheiten einmal ins Königsdogma
übernommen worden, warum aber sind andere in das Volk gedrungen? Im Grunde
wird beiden Vorgängen die gleiche Ursache zugrunde liegen: diese Gottheiten
vertreten einen Sektor im Leben des damaligen Ägypters, der - weil neu ent-
standen - nicht durch die alten Götter beschützt werden konnte. Das ist
deutlich gerade beim König: Der neu eingeführte Streitwagen mit den mit ihm
verbundenen neuen Erlebnissen, etwa der bisher nicht gekannten Schnellig-
keit oder den neuen Formen des Kampfes, aber auch den daraus resultierenden
neuen Vorstellungen gesellschaftlicher und auch moralischer Art erfordern
als Verkörperung und Schutzmacht neue Gottheiten, die in Astarte gefunden
werden, welche ja auch bereits in Syrien die Herrin der Pferde ist, und in
Reschef als dem Gott des Dahinstürmens; hierin wird er dann in der Ramessi-
denzeit - vielleicht aus dynastisch-lokalen Gründen- durch Ba'al abgelöst,
während Anat zu ihrer Schwester Astarte hinzutritt.
Qadschu aber wie Reschef werden in den Stelen des Volkes mit Min verbun-
den und zeigen uns damit, daß hier ein Bereich angesprochen werden soll, der
ebenfalls bisher nicht offiziell ans Tageslicht getreten war, nämlich der
der rein physischen, elementaren Erotik, wie sie verfeinert in der gleichen
Zeit in den Liebesliedern öffentlich wird. Auch hierfür gibt es - besonders
506 Semitische Gottheiten in Ägypten
für die Frauen - keine echt ägyptische Gottheit, da Hather bereits zu sehr
zur Verkörperung der geordneten Liebesbeziehungen geworden war. Es liegt
hier also auch im Leben des Volkes ein neuer, göttlich unbeschützter Bereich
vor, für den die passenden syrischen Gottheiten sich in Ägypten durchsetzen.
Das mag selbst für die reitende, nackte "I~tar" (von Niniveh) gelten,
die ebenfalls als große Heilgöttin eine aufgebrochene Lücke ausfüllt, wozu
Sachmet - als gleichzeitige Bringerin des Unheils - nicht in der Lage war.
Die Wirkung der in Memphis von Syrern verehrten Gottheiten, am eindeu-
tigsten zu erkennen beim Ba'al-~apuna, erstreckte sich aber kaum über ihren
lokalen Bereich hinaus. Das gleiche gilt von den Königsgottheiten, wie etwa
Anat, die höchstens Handwerker, welche vielleicht an ihren Statuen mitgear-
beitet hatten, einmal auch in ihre Verehrung einfügten. Ein Hinweis auf sy-
rische Herkunft dieser Arbeiter ist es jedoch nicht 17 1 ).
Eine Frage ist noch zu stellen: Wann haben wir das Eindringen der syri-
schen Götter anzusetzen? Wir konnten erkennen, daß etwa die Betonung des Ba-
'al und der Anat im Bereich der Königsmythe erst in der 19. Dynastie auf-
tritt, was vielleicht mit der Herkunft der Ramessiden zusammenhängt. Ande-
rerseits beginnt die Heranziehung des Reschef und der Astarte an den König
nach unseren Quellen unter Amenophis II. Es bleibt dabei die Frage, ob wir
diese Verbindung schon früher anzusetzen haben, aber es ist unter Umständen
nicht zufällig, daß die zahlreichen Inschriften Thutmosis' III. diese Ver-
bindung nicht anzeigen. Sie wäre also in die Mitte der 18. Dynastie zu set-
zen und damit eine Auswirkung der großen syrischen Auseinandersetzungen. Da-
gegen können wir annehmen, daß die syrischen Götter im Hafen von Memphis
Prw-nfr doch schon älteren Datums sind, wenn auch hier die Quellen nichts
angeben.
Man würde nun ebenfalls für die "Volksgottheiten" Qadschu und Reschef
vermuten, daß ihre Verehrung während der ausgehenden 18. Dynastie nach Ägyp-
ten eingedrungen ist, da die Denkmäler erst aus der Ramessidenzeit vorlie-
gen. Jedoch gibt es aus der 2. Zwischenzeit Skarabäen, die uns die nackte
Göttin- wenn auch nicht in Verbindung mit dem Löwen- zeige~ 72 >. Hieraus
könnte die Möglichkeit abgeleitet werden, daß bereits in der Hyksoszeit die
Vorstellung von der nackten Göttin als Glücks- und Liebesbringerin in Ägyp-
ten Einlaß gefunden hatte, um dann während der 18. Dynastie zurückzutreten,
in der Ramessidenzeit aber wieder an die Oberfläche zu kommen.
Semitische Gottheiten in Ägypten 507
28) Syria 3 pl. 22; ANEP 317. -Fraglich ist die Darstellung auf dem sog.
"Hiob-Stein" bei Scheich Sa'ad in Jordanien (Erman, ÄZ 31,100; Schuhma-
cher, ZDPV 14, 142 ff.; 15, 193 ff.), da die Lesung der Beischrift eines
"asiatischen" Gottes dort unsicher ist (vgl. Albright, BASOR 6,45; Fest-
sehr. Bertholet 1 ff.). Stadelmann, Syrisch-pal. Götter 66,möchte b-'-1
'a-1 [i]- (ja) -n [1;-rj-tp] ~a-pa-n les~n.
29) Ugaritica I 39.
30) Wright, Biblische Archäologie 55; Eißfeldt (Baal Zaphon, Zeus Kasios und
der Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer) und Noth (Eißfeldt-
Festschr. 181 ff.) verlegen den Tempel an den Sirbonischen See, 15 km
ostw. Pelusium. Damit ist vielleicht die Nennung eines Gewässers des
Ba'al Pap. Anast. III 2,8 zu verbinden, das in dieser Gegend angesetzt
werden könnte.
31) Urk. IV 1302,7.
32) Urk. IV 1282,15.
33) Med. Habu Hiat. Rec. Text 24.
34) Massart, Leiden mag. Pap. XI 13, "die, die Reschef tötet"; das "Gift"
V 6. Das mag eine sonst im ägyptischen Bereich nicht erkennbare Anspie-
lung auf den "Pestgott" sein, vgl. Nougayrol, CRAIBL 1957, 83.
35) Pap. Chester Beatty VII 4,8.
36) Rspw als Name Pap. Wilbour A 41,5; 68, 36; Kminek-Szedlo, Cat. Bologna
Nr. 1821.
37) Simpson, Orientalia 29, 63 ff.
38) Kush 6, 155; Petrie, Six Temples at Thebes pl. 8,1. Auch in dem Reiter
auf der Axt aus Brit. Mus. JNES 16 pl. 39 möchte ich Reschef sehen.
39) Janssen, Chronique d'Egypte 50, 209, fig. 18/9.
40) Hierogl. Texts VII 41, 246.
41) Berlin 14462: Grdseloff, Debuts des cultes 7; Spiegelberg, OLZ 1908,529.
42) ASAE 39, pl. 16.
43) ASAE 39 pl. 17.
44) ASAE 39 pl. 18.
45) ASAE 39 pl. 19,1; Kush 8,50.
46) ASAE 39 pl. 19,2; Weigall, Report on Lower Nubia pl. 66.
47) Koefoed-Petersen, Steles pl. 49.
48) Petrie, Memphis III pl. 39,5.
49) ANEP 473; Leibovitch, Syria 38 pl. 1.
50) Rec. Trav. 7, 190.
51) ANEP 474; Boreaux, Melanges Dussaud 673 ff.
52) ANEP 476; Simpson, BMM 10, 185.
53) Spiegelberg; OLZ 1908, 530 (Skarabäus).
54) Müller, Researches I pl. 41,2.
55) Exh. Nr. 647: Guide (1909) p. 180.
56) Roeder, Denkmäler p. 93; Habachi, ASAE 52, 541.
Semitische Gottheiten in Ägypten 509
Thutmosis' IV. auf den Thron gekommen sein.-Ich möchte hier betonen, daß
ich also nicht dem Gedanken Leclants in seinem grundlegenden und er-
schöpfenden Artikel in Syria 37,1 ff. folgen kann, der die reitende Göt-
tin als Astarte bezeichnet und mit der stehenden identifiziert.
124) JEA 19, 167. - Anat und Astarte werden zusammen auch in unklarem Zusam-
menhang genannt im Leiden mag. Pap. 343 + 345 rto XVIII 1.
125) Champollion, Monuments 63.
126) Edgerton-Wilson, Med. Habu Rist. Rec. 75.
127) Montet, Drame pl. 13: Nouvelles Fouilles pl. 54. Als "Zögling der Anat"
ASAE 25, 37.177 (Hochzeitsstele Ramses' II.); Goyon, K~mi 7, 115 (Stele
in Ismeilia) •
128) Obelisk I in Tanis. In mag. Pap. Leiden 343 + 345 rto VI 10/1 hat auch
der Zauberer "an den Brüsten der Anat gesaugt".
129) Mag. Pap. Leiden 343 + 345 rto 6, 11; Montet, Fouilles pl. 29; Gardiner-
Cerny, Ostraca XIV 5 rto 1.
130} Syria 17, 150 ff.; ANET 142; Massart, Leiden mag. Pap. p. 73.
131} Goyon, Kemi 7, 115 ff.
132) Chester-Beatty VII 1, 5 ff.
133) Spiegelberg, Hieratic Ostraca I 1/2 gibt eine Parallele, die hier noch
einschiebt:"Er beugt nieder ihren Kopf , ihr Auge, der Schwar-
ze schläft auf ihren II
134) Massart, Leiden mag• Pap. 59 ff.; Drioton, Bibl. orient. 12, 164.
135) Vgl. Gardiner, JEA 24, 157 ff.
136) Vgl. Five Years Collecting, Brooklyn Mus. pl. 51 Nr. 31.
137) Montet, Nouvel"les Fouilles pl. 47, 54/5.
138) Rowe, Beth-shan pl. 50 Nr. 2.
139} Brit. Mus. 646 = ANEP 473.
140) Cerny, Ostraca non-litteraires, Deir el Medineh V pl. 23.
141) JNES 14, 49 ff.
142) Situla des Prinzen Psmtk (Grdseloff, Debuts pl. 5); Bronzestatuette
(pl. 4); Ostrakon aus Gaza (ebenda). Augustus weihte ihr als Isis in
Philae zwei Spiegel (Erman, Religion 2 p. 150); vielleicht auch genannt
auf Metallgefäß aus Bubastis (Montet, Reliques fig. 179; 19. Dyn.).
143) Anat-m-nnw Ranke, PN 69,15; Anat-b'.tj Pap. Wilbour A 65, 27; bl-ta-'-n-
ta (bl-n-t-'-n-ta, bl-ti-'-n-ta) Tochter Ramses' II.
144) Pritchard, Palestine Figurines (AOS 24); Syria 35, 32 ff.; ANEP 469 (die
beiden Figuren oben links).
145) Stadelmann, Syrisch-palästinensische Gottheiten (Dias. Heidelberg), Ma-
nuskript p. 54, verweist auf II Krt 198 lqds atrt
- .
srm "Die Heiligkeit
der tyrischen Astarte" und möchte daraus schließen, daß qad-su nichts
anderes ist als eine Erscheinungsform der Astarte. Das mag sein, nur
halte ich es aber für nicht möglich, die Aufschrift von JNES 14, 49 ff.,
qds-'nt-Astarte, als Beweis dafür zu nehmen, daß man sich dieser Tatsa-
Semitische Gottheiten in Ägypten 513
ehe auch in Ägypten noch bewußt war. Dort ist Qadschu eine wirkliche
eigene Gottheit, deren vielleicht früher in Syrien vorhanden gewesene
herkunftsmäßige Verbindung mit Astarte völlig gelöst worden ist.
146) 5. Mos.• 23, 18; 1. Kön. 14,24; Amos. 2,7; Hos. 4,14.
147) Exh. Nr. 191: ANEP 473: Syria 38 pl. 1,
148) ANEP 470.
149) C 86, Boreux, Melanges Dussaud 673 ff.
150) Koefoed-Petersen, Steles 49.
1 51) Rec. Trav. 7, 190.
152) Nr. 21621: ANEP 474.
153) Nr. 60308: JNES 14 pl. 4 (Handwerkermodell)
154) ANEP 472.
155) BIE 19 fig. 7.
156) BIE 19, 81.
157) Vielleicht ist auch die Lesung Kst möglich, was Stadelmann als "die Ku-
schitin" erklärt wegen des Beinamens der Qadschu: "Auge des Re", das ja
aus Nubien zurückgeholt wird. Leibovitch, Syria 38, 32, verweist dagegen
auf Fremdvölkerliste ASAE 37, 49, wo ein Ort Kntw erscheint. Die Bezeich-
nungen "Auge des Re, dergleichen es nicht gibt" bzw. "Geliebte des Re,
Auge des Atum" setzen Qadschu mit Hathor gleich, der sie ja als Liebes-
göttin ähnlich ist.
158) So Stadelmann, a.a.O., Manuskr. S. 116.
159) Mariette, Karnak 43; Leclant, Montouemhat pl. 70.
160) Capart, CdE 34, 232 fig. 18.
161) Qadschu ist zuletzt besprochen worden von Leibovitch, Syria 38, 1 ff.,
der noch einige zusätzliche Denkmäler anführt (BM 650; Sargfragment in
Roanne: ASAE 42, 77).
162) Leibovitch, ASAE 48, 435.
163) Spiegelberg, Rechnungen pl. 13.
164) Leibovitch zieht noch den Eigennamen k()-6()-r in Pap. Leiden 348 vso
6,1 mit heran, doch dürfte das mit Caminos, LEM 489 an dem unterschied-
lichen k-Laut scheitern.
165) Zur Lesung vgl. Albright, Festschr. Bartholet 6 n. 4.
166) Pap. Wilbour A 2,4; 16,5; 18,8; 20,31; "Weinberg" A 62,41.
167) W. Otto, Priester II Nachtrag zu I p. 171 A 3 (nach Stadelmann, a.a.O.,
Anm. p.) 24).
168) Caminos, LEM 337.
169) ANEP 487.
170) Drioton, ASAE 40, 337. Die von Labib Habachi, JEA 37, 19, vorgeschlage-
ne Lesung eines Namens von einem Graffito auf Sehel als M-ka-1-pa-f-ri
halte ich nach dem Photo,a.a.O. pl. 5,2, für sehr unsicher. Da der Name
pa-f-ri auch sonst belegt ist, wie L. Habachi a.a.O. teigt, so wird die
davor vorhandene unlesbare Lücke von 2 Gruppen (so , die von Habachi ge-
33
514 Semitische Gottheiten in Ägypten
a) ~~!:~!!:!!:!.
Die Herrscher der Stadtstaaten wie der Großreiche werden in den ägyp-
tischen Texten des Neuen Reiches durchgehend als wr bezeichnet; in der
Ramessidenzeit tritt auch wr '3 "Großfürst" auf. Damit werden sie alle
eine Stufe unter dem ägyptischen König eingeordnet, der als nsw-bjtj al-
lein wirklicher "König" ist. Diese altertümliche Haltung konnte natür-
lich nicht beibehalten werden, als der Ägypter sich mit unabhängigen
Großreichen auseinandersetzen mußte. Daher zeigen bereits die Amarna-
brie~eine unterschiedliche Behandlung der Großkönige und der-Fürsten
von Stadtstaaten: Großkönige nennen sich in Briefen nach Ägypten sarru
oder ~arru rabü 1 ), Stadtfürsten jedoch "Diener" des ägyptischen Königs.
Zu den gleichberechtigten Staaten gehörten damals Babylon, Mitanni, As-,
sur, Hatti und Zypern, aber auch Arzawa, da dessen König von Amenophis
III. als sarru angeredet wird, wie z. B. auch Kadasman-Ellil von Babylon.
Wenn allerdings Stadtfürsten einen ihnen gleichrangigen Herrscher be-
zeichnen wollen, benutzen sie auch den Ausdruck sarru.
Das Verhältnis der ausländischen Großkönige gegenüber dem ägyptischen
König wird in den ägyptischen Texten immer durch das festgefügte tradi-
tionelle Geschichtsbild bestimmt, daß der ägyptische König der Weltherr-
scher sei und alle anderen ihm untergeben seien. Daraus ergeben sich
Schilderungen wie Urk. IV 1309: "Als der Große von Nahrina, der Große
von Hatti und der Große von Babylon die großen Siege härten, die ich
(Amenophis II.) errungen hatte, da wetteiferten sie miteinander mit al-
lerlei Geschenken jedes Fremdlandes, indem sie im Herzen zum Vater ihrer
Väter sprachen, um Frieden von Seiner Majestät zu erbitten, damit ihnen
Lebenshauch gegeben werde". Ebenso wird die Verheiratung der hethitischen
Prinzessin mit Ramses II. von ägyptischer Seite her als Unterwerfung des
Hethiters geschildert. Andererseits halten die Ägypter immer darin an
ihrem Überlegenheitsgefühl fest, daß "seit alters keine Prinzessin Ägyp-
tens an einen Fremden gegeben worden sei" 2 ). Doch ist dieser Brauch ein
Relikt der alten Weltanschauung; in der "Arbeitswelt" der gegenseitigen
politischen Beziehungen wurde unter den Großstaaten streng auf Gleichran-
gigkeit geachtet, wobei weitgehend das hethitische Recht maßgebend gewe-
sen ist, in dem bei Verträgen zwischen gleichberechtigten und nicht
gleichberechtigten Staaten unterschieden wird. So können wir aus ägypti-
schen Quellen nichts Eindeutiges über die tatsächlichen Beziehungen zu
den anderen Großstaaten erfahren, da sie für Ägypten "unter den Sohlen
Seiner Majestät" liegen und Geschenke des diplomatischen Verkehrs als
"Tribut" bezeichnet werden. Immerhin war bereits unter~"Thutmosis III.der
diplomatische Verkehr zwischen Ägypten und den Großmächten rege, wobei
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
516 nach den ägyptischen Angaben
sich f~e~· ormen entwickelt hatten. Abgesehen von bestimmten Höflich-
keitsr~geln
- daß z.B. der Name des Schreibenden nicht vor dem des
Adress~ten stehen darf3) oder daß sich die gegenseitigen Geschenke unge-
fähr im Wert entsprechen müssen - wird auch streng darauf geachtet, daß
untergeb~e Kleinkönige nicht mit ausländischen Mächten selbständig kor-
respondieren. Dieser Passus, der in hethitischen Verträgen ausdrUcklieh
betont wird, spielt gerade im Hinblick auf das Assyrer-Reich eine Rolle,
als dieses nach dem Zusammenbruch des Mitannireiches wieder selbständig
geworden war, der Babylonier aber eine Oberherrschaft beanspruchte. Ande-
rerseits korrespondierten die syrischen Gebiete Ägyptens mit Babylon und
versuchten, den babylonischen König zur Hilfeleistung gegen Ägypten zu
bewegen, was dieser aber unter Hinweis auf deren Stellung als Untergebe-
ne und Vasallenstaaten des Ägypters ablehnte 4 ). Im hethitisch-ägyptischen
Vertrag, der nach hethitischem Recht abgeschlossen ist, wurde die Gleich-
rangigkeit beider Partner eindeutig gewahrt, was für den, der die gewöhn-
lichen ägyptischen "historischen" Texte kennt, eine überraschende Lektü-
re bildet.
Die syrischen KleinfUrsten, soweit sie auf den ägyptischen König den
Eid s~f5 trj.t geschworen haben (s.o.), sind damit an die Person des re-
gierenden ägyptischen Königs gebunden und bezeichnen sich als seine Die-
ner, vor dem sie sich "siebenmal auf Bauch und RUcken werfen", wie es
augenfällig im Grab des Haremheb in Memphis abgebildet war 5 ). Sie haben
die Befehle des Königs unter Aufsicht der ägyptischen Provinzverwalter
(rabi~u) auszuführen, wie das Stellen von Lebensmitteln für die ägypti-
schen Truppen, das Melden besonderer Ereignisse, die Ablieferung des
jährlichen Tributs, waren aber anscheinend in ihren Beziehungen zu den
anderen Stadtfürsten des ägyptischen Herrschaftsgebietes ziemlich frei;
ihre ununterbrochenen Fehden dUrften dem Ägypter nicht gefährlich er-
schienen sein, solange sie ihren Verpflichtungen gegenüber Ägypten nach-
kamen. Daher ist es auch üblich, daß die Stadtfürsten sich gegenseitig
bei ihren Denunziationen Hochverrat, d.h. AbfallsgelUste, vorwerfen.
Über die Bewohner ihrer Städte hatten die Fürsten unumschränkte
Macht: so konnte Rib-Addi von Byblos seine Untertanen gegen Getreide
verkaufen, Daß dieser Zustand als überholt empfunden wurde, ergibt sich
nicht nur daraus, daß in verschiedenen Städten das Königtum durch eine
Oligarchie abgelöst wurde, sondern auch aus den starken Spannungen zwi-
schen Fürst und Volk. Häufig wird davon gesprochen, daß das Volk den
Fürsten vertreibt oder ermordet. So erhebt sich während des Zuges Ame-
nophis' II. im 7. Jahr das Volk von Ugarit gegen seinen Herrn. In der
Amarnazeit wurdender König von Ir~ata (EA 75,26) und der von Tyrus vom
Volk erschlagen (EA 89), der Fürst von Taanek vertrieben (EA 248).
Eine Gefahr bildeten für die Stadtherren auch häufig die eigenen
BrUder: Rib-Addi von Byblos (EA 137); der König von Tubißi (EA 179) und
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
nach den ägyptischen Angaben 517
der Herr von Gezer (EA 298) werden von ihren Brüdern vertrieben. Ein
Sturz durch die Söhne tritt merkwürdigerweise nur einmal in der außerge-
wöhnlichen Situation unter dem alten Aitakama von ~adesch auf, den sein
Sohn umbringt, um Schonung für die Stadt zu erwirken. Allerdings finden
sich auch Fälle, in denen die Brüder zunächst zusammenhalten und gemein-
sam regieren, wie bei den "Söhnen Abdi-Asirtas" in Amurru oder den "Söh-
nen Labajas" in Sichern.
Bei allen diesen Umsturzversuchen spielen natürlich häufig Kräfte
von außen mit hinein, indem man sich etwa der Hilfe des Nachbarn versi-
chert, wie der Bruder des Rib-Addi bei Aziru von Amurru, oder der auf-
ständische Teil wurde von einem äußeren Feind des Fürsten auf seine Sei-
te gezogen. So wird der Aufstand in Ugarit in der Zeit Amenophis' II.si-
cher durch die Mitanni hervorgerufen worden sein. Überhaupt werden in
den einzelnen Städten die verschiedensten Parteien bestanden haben, die
Verbindungen mit den benachbarten Staaten hatten; der von Amenophis II.
in Südpalästina aufgegriffene Bote aus Mitanni sollte sicherlich die Ver-
bindungen mit mitannifreundlichen Zellen in dieser Gegend aufrechterhal-
ten.
In manchen Fällen finden wir unter den Amarnabriefen solche, die
nicht der Fürst dieser Stadt, sondern "die Stadt" geschrieben hat. Alt
hat hierin eine Entwicklung zum oligarchischen System sehen wollen 6 ),
doch lassen sich die meisten dieser Hinweise auch anders erklären. So
schreiben die Leute von Ir~ata den Brief EA 100, wobei sie ihre Zugehö-
rigkeit zu Ägypten gegenüber den Vorwürfen Pharaos betonen.
Sicherlich geschah das kurz nach der Ermordung des Fürsten von Ir~a
ta, als die Stadt ohne Oberhaupt war, das ja meist vomägyptischen König
eingesetzt und oft sogar aus Ägypten hingesandt wurde. Das zeigt der
Brief EA 59 der Bewohner von Tunip an, die sich darüber beklagen, daß
sie seit 20 Jahren auf den erbetenen Herrscher, einen Sohn des früheren
Königs der Stadt, warten. Wenn bei Sethos I. neben dem feindlichen Für-
sten von Hammath bei Besan und dem von Rehob "die von Pella" aufgezählt
werden, so möchte ich das eher für ein Stilmittel halten, besonders da
Fürsten von Pella kurz vorher noch in den Amarnabriefen bekannt sind.
Edel hat ebenfalls nur sehr fragend darauf hingewiesen, daß, wenn in der
Inschrift Amenophis' II. die beiden Städte ja-n-qa und Aphek handelnd
auftreten, man das als erste Zeichen einer oligarchischen Verfassung deu-
ten könnte, obwohl auch hier die Erklärung als Stilmittel der Schilderung
möglich ist. So halte ich es für nicht sicher bewiesen, daß damals be-
reits in einigen Städten die Herrschaft durch einen König von einer Oli-
garchie abgelöst worden ist; die einzige Ausnahme scheint Arwad zu ma-
chen, da bereits in den Amarnabriefen immer nur von den Leuten von Arwad
gesprochen wird, auch da, wo sie neben Fürsten anderer Stadtstaaten auf-
gezählt sind.
33•
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
518 nach den ägyptischen Angaben
Die Zersplitterung des syrisch-palästinensischen Raumes ist sehr groß
gewesen, wenn wir der Angabe Thutmosis' III. vertrauen dürfen, daß sich
330 Fürsten gegen ihn bei Megiddo versammelt hätten7 ). Immerhin sind auch
aus den Amarnabriefen etwa 70 Fürstensitze ·erkennbar. Leider gibt es
sonst keine weiteren Hinweise aus ägyptischen Quellen über die Zahl der
Fürsten; auch in Beuteaufzählungen kommen sie nur selten vor. So werden
3 Fürsten in den Kämpfen am Euphrat von Thutmosis III. in seinem 8. Feld-
zug gefangen genommen8 ). Recht verdächtig, weil auch sonst in der In-
schrift mißverstandene Restaurationen vorhanden sind, ist die Behauptung
Amenophis' II., er habe in den beiden kleinen Orten )-tu-ri-n und m-k-
ta-r-ja-n 34 "ihrer Großen" gefangen genommen. Kurz vorher hatte er den
Fürsten von q-b-'a-su-mi-n namens qa-qa abgeführt. Noch schwieriger zu
deuten ist die Angabe der sog. 2. Beuteliste der Inschriften Amenophis'
II. 10 ), in der 127 Fürsten von R!nw als Beute aufgezählt werden. Viel-
leicht handelt es sich hier um eine zusammenfassende Beuteliste Thutmo-
sis' III., die fälschlicherweise von Amenophis II. übernommen worden ist.
Häufiger werden die Frauen und Kinder der Fürsten erwähnt. Aller-
dings dürften solche Angabenwie die, daß der König "die Frauen des Fein-
des (des Fürsten von ~adesch) und die Kinder und Frauen der Großen, die
bei ihm waren) weggeführt und in das Arbeitshaus des Amun von Karnak ge-
geben" habe 11 , ebenso wenig für wahr gehalten werden wie die zahlrei-
chen ähnlichen Bemerkungen; dies wird durch das ägyptische Geschichts-
bild gefordert, während wir hingegen wissen, daß die Fürstenkinder als
Geiseln bzw. zur Erziehung nach Ägypten gebracht worden sind (s.o.).
Zahlenmäßig ist vielleicht interessant, daß Urk. IV 1308, 12/3 bei
der Wegführung des Fürsten von q-b-'a-su-mi-n "seine Frau" mit wegge-
führt wird, er also nur eine Gattin besaß. Hingegen meldet Thutmosis III.
bei der Euphratschlacht Urk. IV 698,4 ff. die Gefangennahme von 3 Für-
sten und 30 Fürstenfrauen, wobei es möglich wäre, daß diese 30 zu den 3
Fürsten gehörten. Urk. IV 665 in der Aufzählung der Beute aus den drei
Orten Januammu, n~-g-sa und ~a-1 2 ku-ru fehlen in der Aufzählung 474 Per-
sonen, unter denen eine größere Anzahl Fürstenfrauen gewesen sein müssen,
jedoch wissen wir nicht, ob nicht noch eine andere Gruppe mit eingeschlo~
sen war. In der gleichen Aufzählung erscheinen 84 Fürstenkinder, in einer
anderen (Urk. IV 1257,20) möglicherweise 40; hingegen führt Amenophis II.
in seiner "1. Beuteliste" (Urk. IV 1305,7) 232 Fürstensöhne und 323 Für-
stentöchter auf 12 ). Uber die wichtigen Fürstenbrüder, die ja immer ein
Gegengewicht und eine Drohung für den regierenden Fürsten bildeten, liegt
nur in der erwähnten "2. Beuteliste" Amenophis' II. die Zahl 179 (neben
127. Fürsten) vor.
Die verschiedenen Quellen zeigen, daß die Fürsten in Syrien und Palä-
stina ursprünglich nicht alle gleichberechtigt nebeneinander standen;
einige sind von ihnen hervorgehoben und beherrschen andere Stadtstaaten
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
nach den ägyptischen Angaben 519
mit ihren Fürsten. So gehört nach den EA Ambia zu Byblos, hat aber einen
eigenen König. Kumidi wird von Aragattu beherrscht, aber von Birjawaza
von Damaskus geschützt. Ullaza wird z. z. Thutmosis' III. von Tunip aus
verteidigt; der Fürst von ~adesch hat anscheinend Besitzungen in der Ge-
gend des Tiberiassees. Aus den Texten von Ugarit ergibt sich, daß der
Stadtstaat Sijannu (j. siano 8 km ostw. djebele) zu Ugarit gehörte und
erst von Mursilis II. von diesem abgetrennt wurde. Die Art, wie Aziru von
Amurru die byblitischen Städte und Tunip besetzt hat, oder die Versuche
de·s Labaja in Palästina zeigen an, wie solche Oberherrschaften entstehen
konnten.
Wir müssen noch die Namen der syrischen Fürsten untersuchen, soweit
sie uns bekannt sind, da sie die Grundlage bilden für die oben angenom-
mene Ausbreitung der Hurriter und ihrer indischen Oberschicht bis an die
Grenzen Ägyptens; daraus war dann die enge Zusammengehörigkeit der Hyk-
sos mit dieser Oberschicht in Syrien und Palästina gefolgert worden. Lei-
der kennen wir die Namen syrischer Kleinfürsten nicht aus der Zeit Thut-
mosis' III. Auch der Name des Fürsten qa-qa von Giboa-saman, den uns Ame-
nophis II. überliefert, ist wenig aufschlußreich 13 ). Die Namen der Dyna-
stie von Alalaß sind damals amorritisch, genau so wie die der nur aus
etwas älterer Zeit bekannten Namen der Dynastie von Aleppo. Demgegenüber
tragen die Könige von Kizzuwatna Namen, die auf die indische Oberschicht
hinweisen, wie Sunasura, dessen Name als suna-süra "Held des Reichtums"
erklärt wird 14 ). Daneben trägt noch in späterer Zeit die hethitische Kö-
nigin Pudu-gepa, die ebenfalls aus Kizzuwatna stammt, einen hurritischen
Namen, wodurch das zweite Element der hurritisch-indischen Herrenschicht
auch für Kizzuwatna belegt ist.
Wichtiger ist eine Aufstellung der Namen im palästinensischen Raum,
bekannt durch die Amarnabriefe. Zunächst sei bemerkt, daß ägyptische Na-
men sehr selten sind; wahrscheinlich handelt es sich dabei um Fürsten-
söhne, die in Ägypten aufgezogen worden waren. Aus der Zeit Thutmosis'
III. kennen wir keine palästinensischen Fürstennamen. Immerhin überlie-
fern die in die Mitte der 18. Dynastie anzusetzenden Briefe aus Taanek
einen Fürsten dieser Stadt mit dem ägyptischen Namen Riawasa (RC-wsr).
In den Amarnabriefen treffen wir nur beim Fürsten von Tusulti in der Be-
.
qa' den ägyptischen Namen Amanhatpi (Imn-htpw) an. Die Zahl der semiti-
~
sehen Namen ist viel größer: Wenn wir uns nur auf die sicheren Namen be-
schränken, verteilen sie sich wie folgt:
in Amurru: Abdi-Asirta, Ba'aluja
in Byblos: Rib-Addi, Ili-rabiß
in Enisazi: Abi -risa
in Berytos: Jappag-Addi, Ammunira
in Sidon: Zimrida
in Tyrus: Abi-milki
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
520 nach den ägyptischen Angaben
in Astaroth: Ajjabu
in Hazor: Ba'alu-UR.SAG, Abdi-tirsi
V
in Sam.Suna: Sum-Adda
in Sasßimi: Abdi-milki
in Pella: Mut-ba'lu
in "Sapuna: Ba'lat-UR.MAU.MES
in Sichern: Labaja
in Jursa: Pu-ba'lu
in Gezer: Milk-ilu, Ba'lu-sipti, Japaßu
in Lachisch: Zimrida, Jabni-ilu
in einem unbekannten Ort: Ba'lu-mahir ...,
Rein hurritische Namen sind in bedeutend geringerer Zahl festzustel-
len. Dabei wechselt die Dynastie von Amurru von den semitischen Namen
der älteren Herrscher zu hurritischen Namen über: Aziru, DU-Tesup 1 5),
Duppi-Tellup ("Te~up ist stark"), Bentesina 16 ), Sabili, Sausga-muwa.
Ferner tragen hurritische Namen die Fürsten von
Nija: Takuja, Aki-Tesup 17)
Katna: Akizzi
Lapana: Teuwatti
Kumidi: Arabat tu
und wahrscheinlich auch Jerusalem: 'IR-gepa.
Demgegenüber sind aber diejenigen Namen häufig, für die eine indi-
sche Erklärung gegeben worden ist 18 ). So finden wir
in Kadesch: Sutatara, erklärt suta-dhära, "seine Söhne unterstützend"
Aitakama, als eta-gama, "wie eine Gazelle laufend"
in gazi: Majarzana, mäyärjana, "übernatürliche Macht hervorbringend"
in Rubizzi: Arzawia, arjavya, "Ehrlichkeit" oder ärja-vija, "ehrlich"
in Damaskus: Birjawaza, virya-väja, "Beute der Tapferkeit"
in Guddasuna: Jamiuta, yamy-uta "geliebt von Yamin"
in Januammu: Biridaswa, v:ddhäsva "große Pferde besitzend"
in Musihuna:
... Sutarna, su-tara:t;i "gut helfend" oder su-dhara:t;a "gut un-
terstützend"
in Saruna: Ru~manja, ruci-manya "sich des Lichtes erinnernd"
Als besondere Schicht erwähnen die ägyptischen Texte über Syrien die
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
nach den ägyptischen Angaben 523
Sowohl der Anklang dieses Wortes an den Namen der Hebräer als auch
ihr Auftreten, das an das der Hebräer bei ihrer Landnahme erinnert, hat
diesen Begriff in der Diskussion stark in den Vordergrund geschoben. Auf
dem 4. internationalen Assyriologenkongreß ist diese Frage behandelt wor-
den, worüber die Publikation von Bottero, Le Probleme des ßabiru a la 4e
reneentre assyriologique internationale (1954) vorliegt, die das gesamte
Material ausbreitet. Hier soll deshalb nur das ägyptologische Material
kurz aufgeführt werden. Als älteste Nennungen weist man auf die Erwähnun-
gen von Cprw in den Szenen der Weinpresse im Grab 39 des 2. Propheten des
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
nach den ägyptischen Angaben 527
Amun Ipw-m-R' und Nr. 155 des Herold Intf unter Thutmosis III. hin39),
die Säve-Söderbergh 40 ) behandelt hat. Er sieht in diesen Cprw hapiru, wo-
"'
bei er darauf hinweist, daß auch sonst gern Gefangene aus Asien als Win-
zer eingesetzt worden sind (s.o.). Allerdings ist hierbei Poseners Ein-
wand zu berücksichtigen 41 ), daß mindestens bei Ipw-m-R' die Schreibung
mit der Hieroglyphe t die weinpressenden Leute auch einfach ägyptisch
als "Abteilung" bezeichnen könnte, während die Lesung der Beischrift im
Grab 155 überhaupt nur auf alten Abschriften beruht. Wir haben also viel-
leicht diese Beleggruppe auszuscheiden.
Sicher ist allerdings dann die Nennung der <prw in der 2. Beuteliste
Amenophis' II., die aber nicht von ihm, sondern eher von seinem Vorgänger
stammt. Sie führt als erbeutet auf:
Große von Rtnw 127
Brüder von Großen 179
Cpr 3600
lebende s~sw 15200
Hurriter 36300
lebende Nunasseleute
15070
ihre Angehörigen 30652
Summe 89600
In Wirklichkeit ist die Summe 101128, doch sind solche Rechenfehler
in ägyptischen Aufstellungen keine Seltenheit, und es ist kaum je ein
Grund dafür zu finden. Es ist dabei zu beachten, daß sowohl die Zahl für
die Hurriter wie für die Nunaaseleute auf Rasur steht und restauriert
worden ist.
In der Geschichte von der Einnahme von Joppe 42 ) wird erzählt, daß man
Pferde versorgt, "damit sie nicht ein 'prw (stiehlt] ", wenn die Ergän-
zung der zerstörten Stelle durch Grdseloff 43 ) richtig ist. Eine gleiche
Erzählung44) erwähnt ebenfalls Cprw in fragmentarischem Zusammenhang.
Die eine Stele Sethos' I. aus Besan 45 ) berichtet von Kämpfen gegen
die <prw vom Berg ru-m-tu und ta-ja-ru.
Im Pap. Leiden 348 46 ) und 349 47 ) werden Rationen an Soldaten und <prw
ausgegeben, die Steine schleppen.
Im Pap. Harris I 31,8 werden in einer Domäne für den Re-Tempel von
Heliopolis 2093 ägyptische Wagenkämpfer, Fürstenkinder, mariannu, <prw
und Hörige angesiedelt.
Endlich sind auf der großen Expedition Ramses' IV. ins Wadi Hammamat
_4 8 )_ u.a. 800 <prw von der Truppe der <nt beteiligt.
In den Fällen, wo sich die Cprw in ganz ägyptischer Umgebung befin-
den, also etwa in den beiden fraglichen Stellen der Gräber Nr. 39 und
155, Pap. Leiden 348/9 und in der Hammamat-Inschrift, erscheinen sie wie
Die soziologische Struktur Syriens ·und Palästinas
528
nach den ägyptischen Angaben
eine Arbeitertruppe, die vielleicht - wie Posener meint - durch ihren Na-
men als eine ausländische bezeichnet ist. Hier dürfte ein ägyptischer Ge-
brauch für diese Bezeichnung vorliegen, wobei ich mir nicht sicher bin,
ob dabei nicht das Wort Cprw "Abteilung" eine Rolle mitgespielt hat.
Anders ist es allerdings in den Fällen, in denen die Cprw unter syri-
schen Verhältnissen erwähnt werden. Dafür ist zunächst auf die zahlrei-
chen keilschriftliehen Denkmäler zu sehen, die die hapiru erwähnen, die
sprachlich nicht von den 'prw zu trennen sind49). D~e Zusammenstellungen
bei Bottero lassen dabei folgendes deutlich werden: das Wort hapiru
selbst ist akkadisch nicht zu deuten 50 ); es wird häufig durchvdas Sumero-
gramm SA.GAZ ersetzt, für das Landsberger 51 ) die Bedeutung "Räuber" klar-
gestel,l t hat. Die Gleichsetzung zwischen SA.GAZ und gapiru findet sich
bereits in den Mari-Texten, in denen als ßapiru bezeichnete Leute oft
noch eine Herkunftsbezeichnung tragen und vom Staat unterstützt werden
können. Landsherger hat dabei festgestellt5 2 ), daß die noch bei Bottero
benutzte Vorstellung, sie seien als Soldaten eingesetzt worden, aus
sprachlichen Gründen unrichtig ist: das häufig mit den gapiru zusammen
benutzte Wort ~abe bedeutet hier nicht "Soldaten", sondern gibt den Plu-
ral von awelu "Person" wieder. In den Texten aus Nuzi sind die habiru
...,
Flüchtlinge, die sich freiwillig als Diener verdingen. In Alalag wiederum
bilden die SA.GAZ eine soziale Schicht, indem si~ zu militärischen Ein-
heiten zusammengefaßt und kaserniert sind (bit LUSA.GAZ); als bel kakke
(auch manchmal bel narkabti!) sind sie deutlich Soldaten, stehen aber so-
ziologisch nach den Aufzählungen an unterster Stelle, noch hinter den Bau-
ern. Sie führen manchmal in Listen den Namen ihres Heimatortes und auch
die Bezeichnung ihres früheren Berufes, so daß man erkennt, wie diese
Gruppe der gapiru aus sowohl lokal als auch sozial verschiedensten Berei-
chen zusammengesetzt ist. Jedoch wird auch von Banden von SA.GAZ gespro-
chen, die Dörfer überfallen53). Bedeutsam ist auch die Erwähnung des SA.
GAZ auf der Statue des Idrimi, der nach ihr beim Sturz seines Vaters zu-
erst zu den Sutu, also den Beduinen flieht und von da zu den SA.GAZ, bei
denen er sich nun 7 Jahre aufhält. Aus Ugarit hören wir endlich davon,
daß nach einem Staatsvertrag Hattusilis'III. mit dem König von Ugarit er-
sterer Leute aus Ugarit, die in das auf hethitischem Gebiet liegende Ge-
biet der SA.GAZ fliehen, ausliefern wird.
Alle diese Erwähnungen zeigen, wie es auch Bottero betont, daß die
Idee, die der Vorstellung vom ßapiru zugrunde liegt, die des Flüchtlings
ist, der seinen bisherigen Lebenskreis verläßt, Banden bildet, aber sich
auch verdingen kann. Dabei mag Landshergers Definition54 ), "Fremdling,
der die Grenze überschritten hat", die Bedeutung wieder zu sehr einengen,
während Alts Annahme 55 ), daß aus dem Auftreten der ßapiru auf schwere so-
ziale Störungen im inneren Gefüge Syriens und Palästinas geschlossen wer-
den müsse, zu weit geht. Es gehörte zu den Möglichkeiten der damaligen
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
nach den ägyptischen Angaben 529
chen Bindungen und bildete Räuberbanden. Ausgehend von der primären Be-
deutung "Flüchtling", entwickeln sich die Sekundärbedeutungen "Räuber"
bzw. "Söldner". In den Amarnabriefen erscheinen sie als die natürlichen
Feinde der Städter und besonders der Stadtfürsten, da unzufriedene Ele-
mente - unter die auch die Brüder des Fürsten gerechnet werden können -
immer die Unterstützung der Räuberbanden erhalten. Andererseits bezieht
sich aber nicht jede Nennung der SA.GAZ bzw. bapiru in den Amarnabriefen
auf diese Räuberqanden, sondern es wird üblich, jeden Gegner zunächst
erst einmal dadurch zu diskreditieren, daß man ihn als "Räuber" bezeich-
net. Dabei liegt darin immerhin der Wahrheitskern, daß die hauptsächlich-
sten Truppen auch der Stadtfürsten aus angeworbenen Räuberbanden bestan-
den haben. Das spricht nicht nur Birjawaza von Damaskus EA 195 ausdrück-
lich aus, sondern solche Vorfälle wie die EA 185/6 ausführlich geschil-
derten Kämpfe zwischen gazi und Tusulti zeigen uns ßapiru-Söldner als
Kern der Truppen des Amanbatpe von Tusulti.
Diese Banden lassen sich auch im AT noch klar erkennen: Wenn Ri. 11,1
ff. Jephtah, als er von seinen Brüdern vertrieben worden war, "vor ihnen
floh und im Lande Tob wohnte; da sammelten sich zu ihm lose Leute und zo-
gen aus mit ihm", so ist das derselbe Vorgang, der zur Bildung eines ga-
piru-Trupps geführt haben wird. Daß eine Stadt dann den Führer dieses
Trupps in der Not herbeiruft und sogar zum Stadtherren macht, wie es bei
Jephtah der Fall ist, dürfte auch früher vorgekommen sein. Ebenso sind
die "losen, leichtfertigen Leute", die Ri. 9,4 Abimelech dingt, um damit
seine Brüder in Sichern umzubringen, solche gapiru; ähnlich sprechen ja
auch mehrere Amarnabriefe davon, daß die Brüder des Stadtherrschers sich
mit den gapiru verbünden, um den Bruder zu stürzen. Endlich ist die Ge-
schichte Davids 1. Sam. 22 ganz die eines solchen gapiru, der "allerlei
Männer, die in Not und Schulden und Bedrängnis waren, 400 Mann" um sich
versammelt und vom Walde Hereth oder von der Wüste Maon aus operiert.
Auch die Tatsache, daß sich David endlich an Achis von Gath, den Phili-
ste~verdingt, ist parallel zu setzen den gapiru-Söldnern, sowohl in Uga-
den 'Ibrim gegebenenfalls herzustellen; sicher ist aber, daß die gapiru
der Amarnabriefe noch nicht mit den Israeliten zu identifizieren sind.
d) tu-hi-r
Eine weitere Gruppe der syrischen Bevölkerung, die uns in ägyptischen
Texten entgegentritt, sind die tu-hi-r. Sie erscheinen zum ersten Male
unter Thutmosis III. in seinem 29. Jahr bei der Eroberung von Ullaza, wo
eine Besatzung von 329 tu-h-r lag 58 ) • Dann erscheinen sie aber erst wie-
der in den Darstellungen der ~adesch-Schlacht, in der zwei Gruppen von
Infanterie mit diesem Ausdruck belegt werden. So steht ihnen in Luxor am
Ostturm des 1. Pylons beigeschrieben: "Die tu-hi-r- Schildträger (krjw),
die den Feind von Hatti begleiten" 59 ). Am 2. Pylon im Ramesseum 60 ) heißen
sie "die tu-hi-r, die vor ihm sind, 18 000 Mann"; in Abu Simbel 61 ) "die-
se tu-hi-r des Kampfes des Feindes von Hatti ••••• , die vor ihm sind,
18 000 Mann". Danach ist auch in Abydos zu ergänzen62 ) " (18] 000 [tu-hi-
r] - Schildträger des Feindes von Hatti". Die Gruppe, die hinter dem Kö-
nig steht, heißt durchgehend "die tu-hi-r, die hinter ihm sind, 19 000
Mann" 63 ). Ein "Großer der tu-hi-r, ta-da-1" wird am 2. Pylon des Ramesse-
ums namentlich genannt. Als eine besondere Abteilung erscheint im Tempel
Ramses' II. in Abydos bei der hethitischen Infanterie "tu-hi-r der su-pi-
ra-t2a (Det. "Streitwagen") vom Stall des Feindes von Hatti". Möglicher-
weise handelt es sich da um eine "motorisierte" Gardeabteilung, doch ist
das Wort su-pi-ra-ta nicht zu deuten 64 ). Sicher waren aber die tu-hi-r
nicht durchgehend Streitwagenkämpfer 65 ), da sie ja überall als Infanterie
dargestellt sind. Doch ist die Bezeichnung von I ~·r, "Reiner" abzuleiten
und hebt sie über die gewöhnliche Infanterie (etwa der 'prw) hinaus. Es
zeigt sich aus der Heiratsstele Ramses' Ir. 66 ), daß es sich um eine "Gar-
de" handeln muß mit einer besonders hohen "Berufs"-Auffassung, da es dort
heißt: "So zog die Tochter des Großfürsten von Hatti nach Ägypten, be-
gleitet von der Infanterie, der Streitwagentruppe und den Beamten Seiner
Majestät, die sich vermischt hatten mit der Infanterie und der Streitwa-
gentruppe von Hatti, denn sie waren tu-hi-r wie die Truppen Ramses' I I.".
Es treffen sich also die beiden bisher feindlichen Heere auf dem Boden
gleicher Auffassungen und Ideale - trotz nationaler Unterschiede sind
beide tu-hi-r, "Helden". Später bezeichnet dann auch Ramses!II. die ge-
gen seine Grenzen anrückenden Seevölker als tu-hi-r, womit er wohl ihr
besonderes Kriegerturn herausheben will 67 ). Damals gab es auch eine ägyp-
tische tu-hi-r-Truppe, deren Führer nach ihren Namen anscheinend Auslän-
der waren 68 ); sie unterstanden einem "General und Großen der tu-hi-r" 6 9),
von denen wir 4 im Pap. Wilbour unter Ramses V. antreffen 70) und sogar
noch in der 22. Dynastie 71 ). Bezeichnend ist endlich die Bemerkung aus
einem ramessidischen Liebeslied, wo der Geliebte mit einem Pferd vergli-
Die soziologische Struktur Syriens und Palästinas
532 nach den ägyptischen Angaben
chen wird, mit dem selbst der Erste der tu-hi-r nicht Schritt halten kön-
ne ?2).
Zu all dem dürfte wohl die Ubersetzung "Garde", "Held" am besten pas-
sen.
57) Die betont scharfe Ablehnung der Gleichsetzung durch Landaberger bei
Bottero, a.a.O. 161, der von einem "Phantom des Gleichklangs" spricht,
zeigt doch im Grunde nur, daß eindeutige Gegenbeweise fehlen. Man vgl.
Albright, BASOR 77, 32 ff.; Noth, Geschichte Israels 29 und die zahl-
reiche, bei Bottero zusammengestellte Literatur. Zuletzt hat sich hier-
zu Borger, ZDPV 74, 121 ff., geäußert, der aapiru unter der Lesung 'api-
ru von 'aparu "Staub" !Jbleiten will und eine Verbindung mit der Bezeich-
nung 'ibrim scharf ablehnt. Vgl. auch Mary Gray, RUCA 29, 135 ff.
58) Urk. IV 686,5.
59) Kuentz, Bataille 112.
60) Kuentz, a.a.O. 179.
61) Kuentz, p. 194.
62) Kuentz, p. 18.
63) Kuentz, a.a.O., p. 64, aus Karnak; die Zahl am 2. Pylon des Ramesseums
ist beschädigt, vgl. dessen Abb. bei Wreszinski, Atlas II pl. 105 (ANEP
337); Abb. der DarstellungbeimPylon in Luxor, Wreszinski, Atlas II 84.
64) Sturm, Ramseskrieg, will 44/5 in su-pi-ra-ta den Troß sehen.
65) So ANET 258 n. 23; 239 n. 3.
66) ASAE 25, 181 ff. Z. 40.
67) Later Rist. Rec. Med. Rabu pl. 27/8 Z. 52; Edgerton-Wilson, Rist. Rec.
30.
68) Rec. Trav. 31, 34 Z. 13.
69) Pap. Brit. Mus. 10068 rto 4,4: Peet, Tombrobberies pl. 11.
70) Pap. Wilbour ~ 91,20 u.a. R'-ms-sw-m-pr-R'; 22,14 u.a. R'-ms-sw-nb-nfr;
48,9 u.a. Wsr-m~'.t-R'-nht; B 8,9 u.a. Kn-hr-hps.f. Namen, die mit dem
...., • • V
Trotz des engen Kontaktes zwischen Ägypten und den syrischen Gebieten
berichten die Ägypter wenig über die kulturellen Verhältnisse in Syrien. Die
offiziellen Dars'teB.ungen geben nur Schlacht- und Belagerungsbilder, aus de-
nen nichts Kulturgeschichtliches entnommen werden kann - was daraus über
Landschaft, Kleidung und Tiere zu sagen ist, ist oben bereits zusammenge-
stellt worden. Aber auch die Erzählungen, die z. T. in Syrien spielen, las-
sen kein Lokalkolorit erkennen: im "verwunschenen Prinzen" fehlt es völlig,
in der "Zweibrüdergeschichte" spielen nur mythologische Dinge hinein, auf
die schon aufmerksam gemacht wurde, auch die "Eroberung von Joppe" ergibt
für unser Anliegen nichts. Der Papyrus Anastasi I sieht Syrien mit den Augen
eines Offiziers und kgl. Boten, für den die räuberischen Beduinen mit ihrer
Kampftaktik wichtiger sind als die Städter und ihre Kultur; jene Geschichte
von der Gärtnerin von Joppe ist bereits als Niederschlag einer Erzählung er-
wähnt worden. So bleibt eigentlich nur der Bericht des Wn-Imn vom Ende der
20. Dynastie als Quelle über einige kulturgeschichtliche Bemerkungen übrig,
die Ägypter über Syrien gemacht haben.
Einiges erfahren wir über die Stellung des selbständigen syrischen
Stadtfürsten, wie er damals am Ende des 2. Jahrt. in Syrien regierte. So
entscheidet er einen Rechtsstreit nicht allein, sondern ihn unterstützt da-
bei eine Versammlunp; I .Y,iD ) , deren Rechte und Pflichten allerdings
nicht angegeben werden. Juristisch bedeutsam ist auch, daß es als Recht
galt, daß ein Fürst aus eigener Tasche einem Fremden Gestohlenes ersetzte,
wenn der Dieb sein Untertan war. Da aber Wn-Imn in Dor von einem Ägypter be-
stohlen wurde, brauchte der Fürst von Dor keinen Ersatz zu leisten, versuch-
te aber immerhin, des Diebes habhaft zu werden.
Von kgl. Beamten lernen wir nur den Briefschreiber des Fürsten von Byb-
los und den Hafenvorsteher kennen; zur persönlichen Bedienung des Fürsten
gehören ein Truchseß und eine Sängerin, beide Ägypter. Beim feierlichen Er-
scheinen des Fürsten wird über ihm - wie bei den Assyrern - ein Sonnenschirm
("Lotosblüte" genannt) getragen. Der von ihm ausgehende Schatten galt als
besonders heilig, wie aus der Bemerkung des Truchseß hervorgeht, der Wn-Imn
aus ihm herausdrängen will. Das dabei von jenem Gesagte ("Der Schatten Pha-
raos ist auf dich gefallen"), auf das der Fürst ärgerlich reagiert, ist lei-
der nicht sicher in seiner Bedeutung zu erkennen; vielleicht liegt ein etwas
obszöner Witz des Truchseß vor mit einer Anspielung auf die Vorstellung des
1
"Gottesschattens", also der sexuellen Kraft eines Gottes ).
Über den Palast des Stadtfürsten berichtet Wn-Imn die für ihn auffällige
Tatsache, daß man vom Audienzsaal einen Blick auf das Meer hatte: Stand der
Fürst am Fenster, so wogte hinter ihm das Meer. Man mag dabei erinnert sein
an die Darstellungen nordsyrischer Städte, bei denen die "Burg" als Palast
Kulturgeschichtliche Bemerkungen über Syrien
in der ägyptischen Überlieferung 537
1) H. Bauer, OLZ 28, 571/2, spricht in diesem Zusammenhang von einem Wort-
witz zwischen "Pharao" und Y 19- ·: "Zweig", "Wedel"; aber worin liegt
bei diesem Wortspiel der Witz?
2) v. Soden, WO I, 397 ff.; vgl. Literatur bei Lanczkowski, Prophetismus 21.
3) So Wilson, bei ANET 26 n. 13.
4) Scharff, ÄZ 74, 147, der dem.hl-'3, kopt. zHovergleicht.
5 ) JNES 1 4 , 1 6 1 •
6) Rogers, Haverford College Studies 2, 65 ff., vgl. ANET 292.
539
b) !~!~~!~~~~-~~~!~-!~_!g~E~~~
Die Untersuchungen von Hickmann 1 ) haben gezeigt, daß einzelne Musik-
instrumente, die wir besonders im N.R. in Ägypten antreffen, aus Vorder-
asien entlehnt worden sind. So bezeichnet er die Langhalslaute, die Leie~
die Winkelharfe und die Doppeloboe als vorderasiatischen Import. Die
Langhalslaute wird von ihm als ein ursprüngliches Männerinstrument ange-
sehen, das zu Beginn des N.R. nach Ägypten eingedrungen sei - inwieweit
seine Annahme, die Hyksos wären dafür verantwortlich gewesen, zutreffend
ist, bleibt dabei offen. Aus ihr habe sich die kleinere Tänzerinnenlaute
entwickelt, die häufig in Darstellungen der Gräber 2 ) wie in den Abbildun-
gen des kgl. Harims von Amarna3) erscheint. Ob die fremde Bezeichnung na-
si-hi in Pap. Anast. IV 12,3 mit diesem Instrument zu verbinden ist,
bleibt unsicher, da die Laute in griechischer Zeit anscheinend gngn.t
heißt 4 ).
Die fremde Herkunft der Leier ist einmal dadurch bezeugt, daß im M.R.
Syrer mit ihr in Ägypten dargestellt sind5), sodann trägt sie den fremden
Namen k() -nu-ru (: I i 3~ ) ; sie ist bis nach Sumer zurückzuverfolgen
und sicher von da aus nach Ägypten gebracht worden über die semitischen
Stämme Palästinas.
Von den Blasinstrumenten führt Hickmann die Doppeloboe auf asiatische
Vorbilder zurück, wohl weil sie im Grab des Imn-m-hS.t unter Thutmosis
Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten 541
III. von einer Auslände~in geblasen wird 6 ).
Auch die Rahmentrommeln, Becken und Krotalon sind nach Hickmann vor-
derasiatischer Herkunft, wobei letztere überhaupt erst in der Spätzeit
nach Ägypten gekommen sind in Begleitung kleinasiatischer Kulte. Die Rah-
mentrommel hingegen ist typisches Tänzerinneninstrument gewesen.
Es ist anzunehmen, daß mit den fremden Instrumenten auch asiatische
Melodien nach Ägypten gebracht worden sind. Hickmann verneint das nach-
drücklich?), doch sind nach Ägypten nicht nur fremde Instrumente, sondern
auch die fremden Musiker und Musikantinnen gekommen. Dann aber scheint es
mir ganz natürlich, daß diese auf ihren Instrumenten auch ihre Melodien
gespielt h~ben. Überhaupt gehören damals im gesamten Alten Orient Musi-
kanten zu den bevorrechteten Gruppen von Gefangenen neben den Handwer-
kern: immer wieder erwähnen assyrische, aber auch ägyptische Quellen (wie
etwa Urk. IV 1305,8) den Abtransport von Musikanten und Musikantinnen mit
ihren Instrumenten.
Hinweise auf ausländische Musikanten in Ägypten gibt es zahlreich:
Hickmann selbst hat auf asiatische Namen von Musikantinnen hingewiesen8 );
ausländische Kapellen sind auf den Blöcken der Amarnazeit aus Karnak dar-
gestellt9): Dort sind im kgl. Harim nicht nur nubische Sänger abgebildet,
die mit verbundenen Augen(!) mit Händeklatschen und Faßtrommelbegleitung
musizieren, oder Ägypterinnen, die mit Harfe, Lyra und Laute spielen,
sondern auch Syrerinnen - erkennbar an ihrem Stufenrock -, die anschei-
nend zur Harfenbegleitung von Ägypterinnen singen. Es ist zu erwarten,
daß sie syrische Lieder nach syrischer Melodie gesungen haben. Anzunehmen
aber, wie es Hickmann tut, daß diese ausländische Musik sich nur auf die
abgeschirmten Gemächer des kgl. Harims beschränkt hätte, halte ich für
nicht wahrscheinlich. In diesem Zusammenhang ist wieder auf Pap. Anast.
IV 12,2/3 hinzuweisen, wo das fröhliche Leben des Studenten verurteilt
wird: "Du singst zur Oboe (hsj - wdn), du gurgelst (g3) zur Flöte (wsr),
du näselst (~d m 'a-ni-n <i) ) zur Kl thara und singst zur na-si-!J(i)". Im
zweiten und dritten Fall weisen die Verba darauf hin, daß mit den frem-
den Instrumenten auch ein fremder Gesang intoniert wurde.
Umgekehrt finden wir auch in Syrien ägyptische Sängerinnen. Wenn der
Fürst von Byblos in dem Bericht des Wn-Imn dem betrübten ägyptischen Bo-
ten eine ägyptische Sängerin zur Aufmunterung schickt, so impliziert das,
daß diese ihm ägyptische Lieder vorsingt; diese Lieder wird sie aber auch
dem Fürsten von Byblos vorgetragen haben. Danach dürfte im N.R. sowohl in
Syrien wie in Ägypten eine große Aufnahmebereitschaft für Melodien frem-
der Länder bestanden haben.
Ähnlich wird es sich auf dem Gebiet des Tanzes verhalten haben, ob-
wohl wir darüber noch weniger erkennen können. Aber es werden mit Sicher-
heit mit den syrischen Mädchen auch syrische Tänze nach Ägypten gekommen
sein - Hickmanns Skepsis halte ich auch auf diesem Gebiet für übertrie-
542 Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten
ben. Daß die Syrerinnen als Tänzerinnen eingesetzt wurden, ist belegt
durch die oben angeführten Darstellungen in Amarna - und auch hier werden
diese Mädchen nicht auf ägyptische Tänze umgeschult worden sein, sondern
man hat sie gerade wegen ihrer exotischen Tanzkunst gehalten, wie eben
auch die ausländischen Sänger und Sängerinnen nicht ägyptische, sondern
syrische und nubische Musik machen sollten. Eine gegenseitige Beeinflus-
sung wird sich dabei aber nicht haben umgehen lassen.
'Da in Syrien die ägyptische Medizin für vorbildlich galt, wird man
kaum von dorther eine Beeinflussung erwarten. Immerhin finden sich im Pa-
pyrus Ebers zwei Hinweise auf Byblos, beide bei Augenerkrankungen. So
wird das Augenrezept Pap. Ebers 63,8 eingeleitet als "ein anderes Auge;n-
rezept, das ein Asiat (C~mw) von Byblos gesagt hat"; im Rezept selbst er-
scheinen aber keine speziell asiatischen Ingredienzien. In 58,16 wieder
sind in einem Augenrezept als Teil des vorgeschriebenen Mittels Früchte
eines ~nj-Baumes aus Byblos angegeben.
Daneben finden sich einige Beschwörungen, die in fremder Sprache ver-
faßt sind und sich z. T. auch gegen fremde Krankheiten wenden. Es handelt
sich London. Pap. Med. 10,6 um Sprüche in der Sprache der Wüstenbewohner
gegen eine ~a-m-ka-t genannte Krankheit und gegen den fn!-Wurm, sowie um
zwei kretische Sprüche. Der Wortlaut wird später anzuführen sein, hier
ist nur von Bedeutung, daß fremde Zaubersprüche auftreten, wenn auch in
geringem Maße.
Schwieriger ist es, den asiatischen Einfluß auf die ägyptische Kunst
festzulegen. Das Eindringen nördlicher Motive ist sicher: Wir sehen be-
reits zu Beginn der 18. Dynastie das Motiv des kretischen Greifen auf dem
Beil des Ahmase oder die liegende weibliche Sphinx, die ebenfalls aus
Kreta gekommen zu sein scheint, wenn auch wohl über Syrien. Auch ein
Stück wie das Stelenfragment BMM 1912 pt. II p. 184 (vgl. ASAE 48, 246)
mit zwei Ziegen am Lebensbaum aus dem Palast Amenophis' III. zeigt star-
ken syrischen Einfluß, ohne ein Originalstück aus Syrien zu sein. Dieses
Motiv ist dann später noch öfters in Ägypten benutzt worden 10 ), zusammen
mit den Motiven der beiden gegen den "Lebensbaum" gelagerten weiblichen
Sphingen 11 ) oder dem mit einem Löwen um die geschlagene Beute kämpfenden
Greifen, wie wir sie bereits im Zusammenhang mit der Tunika Tutenchamuns
besprochen haben. Wie diese Motive dort am Saum erscheinen, so trägt der
Saum des Kleides einer Elfenbeinfigur aus Helmijeh am Suezkana1 12 ) geflü-
gelte Figuren von Böcken mit Menschengesichtern (lamassu) -doch scheint
es sich bei dieser Figur um syrischen Import zu handeln; der Stil ist
Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten 543
ganz dem des bekannten Bettes aus Ugarit ähnlich, in dem sich der hochge-
züchtete Stil der Zeit Amenophis' III. in der Ausführung syrischer Künst-
ler spiegelt 13 ). Ist also dieses Stück nicht für die Frage des syrischen
Einflusses auf die ägyptische Kunst heranzuziehen, soaber die von Hayes,
Scepter II fig. 142~ veröffentlichte Statuette Amenophis' III., die die-
sen König nicht nur in einem langen syrischen, unten mit Fransen besetz-
ten Hemd zeigt, sondern in der für einen König singulären Handhaltung mit
vor dem Leib zusammengelegten Händen. Man braucht dafür nicht mit Hayes
bis zu den Beterstatuen der Sumerer oder Gudeas zurückzugehen; auch in
der Zeit Amenophis' III. selbst finden sich in Babylonien und Elam Sta-
tuen, die den Betreffenden in dem gleichen Gestus zeigen 14 ); in beiden
Fällen liegt die Rechte über der Linken. Hier wurde also bewußt vorder-
asiatische Darstellungsweise übernommen, wobei der Grund dafür offen
bleibt. Damit fällt aber diese Statue schon wieder aus dem Begriff der
Beeinflussung heraus, die ja meist mehr oder minder unbewußt wirkt für
den, der beeinflußt wird.
So muß auch die Frage unbeantwortet bleiben, ob etwa in der Form, die
die neue Kunst unter Echnaton annimmt, syrischer Einfluß zu spüren ist.
Nachweisbar ist davon nichts. Man hat den Eindruck, daß der Einfluß von
Syrien her kaum über das Eindringen von Motiven hinausgeht, wobei aller-
dings die übernommenen Motive ein inneres Gewicht haben, das uns in sei-
ner Bedeutung noch entgeht. Immerhin läßt sich der Grund zur fibernahme
bei einem Motiv noch erkennen, das sicher aus Vorderasien stammt, nämlich
das der "verkehrten Welt", in der Tiere wie Menschen handeln, aber im Ge-
gensatz zu ihrem wirklichen Wesen. Was auch immer dieses Bild in Vorder-
asien bedeutet haben mag 15 ), so glaube ich nicht, daß es in Ägypten "Mär-
chen" oder "Fabeln" bezeugt 16 ), sondern das Auftreten gerade in der Ra-
messidenzeit17) muß auf einen Zustand hinweisen, der diese tlbernahme mög-
lich machte. Deshalb halte ich die Deutung dieser Darstellungen als Sati-
re auf die Zustände der Gegenwart für die richtige. Ist doch gerade in
der Ramessidenzeit die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Staat
immer größer geworden und wird die Betroffenen dazu geführt haben, ihre
Verachtung für die Zustände in diesem Bild der "verkehrten Welt" auszu-
drücken, in der jedermann an der falschen Stelle steht. Hier scheint also
ein Motiv übernommen und aus der ägyptischen Situation mit neuem Sinn ge-
füllt worden zu sein.
e) ~~!~~!~~~~E-~!~f~~~-~~f-~!~!~-~~~-~~~~!~E~
An der eben erwähnten Statuette Amenophis' III. und an der sog. "Tu-
nika" des Tutenchamun konnten wir ablesen, daß man im Ägypten des Neuen
Reiches auch syrische Kleidung trug. Natürlich stellt man sich etwa in
den Grabbildern nicht in diesen Kleidern dar, da das der Vorstellung von
Würde und Sitte widersprochen hätte. Auch sonst dürften moderne Sitten
544 Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten
gen, ergibt sich aus der schon mehrfach angeführten Sitte, daß Fremde so-
fort mit einem ägyptischen Namen belegt werden. Die Syrer sind also hoch-
qualifizierte Fachkräfte und keine Sklaven, die nur zum gewöhnlichen Holz·
sägen benutzt werden können 26 ). Es finden sich in Prw-nfr auch noch Ange-
stellte mit syrischen Namen, wie ta-s-ba-b-'-1 2 7) und 'a-ra-sa-wi 28 ).
Ferner konnten wir schon oben bei der Zusammenstellung der Fremden in
Ägypten mehrere Schiffszimmerleute mit syrischen Namen aufführen, darun-
ter den '-al-i 2a, der in ganz Ägypten die Götterschiffe gebaut hat; Damit
dürfte ein Einfluß asiatischer Schiffszimmerleute auf den ägyptischen
Schiffsbau recht wahrscheinlich sein. Zudem müssen wir noch bedenken,
daß auch zahlreiche Kapitäne in Ägypten asiatischer Herkunft gewesen
sind, wie ebenfalls die eben erwähnte Zusammenstellung erkennen ließ.
Leider läßt sich dieser Einfluß nicht durch Vergleich von Abbildungen er-
härten, da wir zwar Bilder syrischer Handelsschiffe besitzen, aber nicht
solche von ägyptischen Handelsfahrern; die Schiffe der Puntexpedition
Hatschepsuts sind keine solchen, sondern schnellfahrende Galeeren.
f) !~!~!!~~~~-~!~f!~~~~-~~f_!~ff~~!~~~~!~~~~~-~~~!~!
Zahlreiche Anregungen auf waffentechnischem Gebiet vom Norden her
sind in Ägypten fruchtbar geworden. Das dürfte darauf zurückzuführen sein,
daß Ägypten nicht gezwungen war, von sich aus die Waffentechnik zu ver-
bessern, um gesichert zu bleiben. Es genügte, Erfindungen fremder Völker
zu übernehmen und auszubauen. Das scheint schon in der Frühzeit üblich
gewesen zu sein, wenn sich auch solche Beziehungen häufig nicht sicher
belegen lassen. Wolf weist aber 29 ) darauf hin, daß die echt ägyptische
Waffe die Keule verschiedener Form gewesen ist, daß aber der Bogen als
etwas Fremd~s gegolten hat, weshalb man ja auch die Feinde als die "Bo-
genvölker" bezeichnete und als "Bogen" symbolisierte. Auch will er in den
ältesten Bogendarstellungen30 ) einen Bogen sehen, der aus dem Horn des
syrischen Steinbocks gebildet und deshalb aus Asien importiert worden
sei. Von diesem Hornbogen trennt Wolf einen zusammengesetzten Bogen (iwn.t
genannt gegenüber Pi•t), der in den Darstellungen von Deshasheh in den
Händen von Asiaten ist und deshalb auch vorderasiatisch sein kann. Immer-
hin scheint sich die Einfuhr von Doppelbogen in der späteren Zeit dadurch
zu bestätigen, daß sowohl Wolf 31 ) als auch Hayes 32 ) einen solchen Bogen
schildern, der aus einem Holzkern besteht, auf dem kleine Hornstückehen
aufgeklebt sind, die dann mit Bast umwickelt wurden. Da es sich dabei um
Birkenbast handelt, der nur in frischem Zustand verwendet werden kann,
dürfte feststehen, daß diese Bogen in Vorderasien hergestellt und dann
nach Ägypten ausgeführt worden sind. Daneben tritt im N.R. noch ein ~rei
ecksbogen auf, vielleicht ~mr genannt, der gern als Königswaffe darge-
stellt wird; dieser Bogen findet sich ebenfalls bei Asiaten33) und kommt
35
546 Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten
daher wohl aus Syrien. Es ist evtl. der BAN abisamusse, da v.Soden, AH
58, das letztgenannte hurritische Wort mit dem sumerischen Lehnwort ap-
samikum "Trapez" (im mathematischen Sinn) vergleicht. Daß mit dem Bogen
auch der Köcher aus Vorderasien gekommen sein kann, ist wahrscheinlich,
wenn auch die von Ehelolf 34 ) vorgeschlagene Ableitung des ägyptischen
isp.t von sum. es und ban als "Haus des Bogens" wenig überzeugend ist.
Bei den Beilen weist Wolf 35 ) darauf hin, daß in den Gräbern von Beni
Rassan in den Händen von ausländischen Soldaten3 6 ) Beile auftauchen, die
mit "Augen" am Schaft befestigt sind und nicht, wie die bisherigen ägyp-
tischen Beile, an den Schaft angebunden waren. Er möchte diese Art von
Beilen37 >auf die "semitische Uberlegenheit im Bronzeguß" (lies Kupferguß)
zurückführen.
Größere Veränderungen treten aber dann in der Hyksoszeit auf, wobei
die Hyksos selbst dafür verantwortlich sind. Daß sie den Streitwagen in
der von den Hurritern gebrauchten Form nach Ägypten gebracht hatten, war
bereits bemerkt worden. Äußerlich unterscheidet sich ein ägyptischer
Streitwagen nicht von einem hurritischen; erst unter Thutmosis IV. erhält
das Rad 8 Speichen gegenüber älteren 4, doch bereits auf der Truhe Tut-
enchamuns sind sowohl die ägyptischen wie die asiatischen Wagen 6speichig.
Die sonstige Ausrüstung der Wagen und das Pferdegeschirr stimmen überein.
Auch die Ausrüstung der Wagenkämpfer mit Panzer und Helm wird - wie die
Darstellungen in der Waffenkammer Ramses III. in seinem Grab zeigen- enr
fach aus Vorderasien übernommen.
Man nimmt an, daß auch die neue Art der Dolche, die aus einem Stück
gegossen waren, aus Syrien übernommen worden ist. Ausgangspunkt der Ent-
wicklung waren wohl Dolche wie die der Hyksoszeit, etwa der des Nb-tps-R'
Apophis3S), Diese Dolche sind z. T. mit Motiven geschmückt, die unbedingt
unägyptisch sind und deren letzte Herkunft auf Kreta zu suchen ist. Das
gilt etwa für den Dolche des Ahmose39), dessen Mittelstreifen mit Löwe
und Bulle sowie mit 4 Grashüpfern ziseliert ist. Den Abschluß des Knaufs
bilden vier Menschenköpfe,. und an der Befestigungsstelle der Klinge sind
die beiden Vorsprünge als Stierhörner gebildet. Trotz der aufgeschriebe-
nen Hieroglyphen dürfte es sich hier um die Arbeit fre~der Handwerker
handeln - ja, Edgerton 40 ) meint bei diesem Stück, daß "selbst die Hiero-
glyphen ein unägyptisches Aussehen haben". Da dieses Stück ja nicht das
einzige seiner Art ist, sondern etwa das Beil des Ahmose aus dem gleichen
Fund neben dem echt ägyptischen Motiv des den Feind erdolchenden Königs
auch das unägyptische eines "kretischen" Greifen zeigt, müssen wir anneh-
men, daß gerade zu Beginn der 18, Dynastie Künstler, die diesen Motiv-
schatz besaßen, in Theben arbeiteten. Es ist daher vielleicht nicht zu
kühn, in ihnen Gefangene aus den Kämpfen gegen die Hyksos zu sehen, die
verpflanzt worden sind.
Aus den zusammengegossenen Dolchen entwickeln sich dann in Kleinasien
Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten 547
zinski I 121); Nr. 38 (Hickmann pl. 32: Wreszinski I 144); Nr. 53 (Hick-
mann pl. 35: Wreszinski I 43); Nr. 79 (Hickmann pl. 43 A); Grab Nr. 80
(Hickmann pl. 44 A); Nr. 82 (Hickmann pl. 45 D); Nr. 85 (Hickmann pl.46
C); Nr. 101 (Hickmann pl. 49 A); BM 37981 (Hickmann pl. 85 B).
Die Oboenspielerin im Grab des Amenemhet (Nr. 82) trägt den Namen Rwjw-
rstj.
7) Im in Anm. 1 zitierten Aufsatz sowie in Musica 13 (1959), 689 ff.
8) Hickmann, Le Metier de Musicien 273; ·jedoch scheint mir nicht sicher, ob
der Name wirklich fremd ist: rwjw-rs.tj.
9) Syrische und nubische Kapelle (erstere weiblich, zweite männlich) unpub1;
Syrerkapelle bei St. Smith, Art and Architecture fig. 124 B. Syrische
Musikantinnen in den Amarnadarstellungen des kgl. Harims: im Grab des
Eje (Davies, Amarna VI pl. 28): ein durch seinen Stufenrock sicher als
syrisch charakterisiertes Mädchen; die benutzten Instrumente sind Win-
kelharfe, Laute, Kithara, stehende Kithara, Bogenharfe. Im Grab des Tutu
(VI 17): 2 Mädchen mit Stufenrock und Zöpfen. Im Grab des Ahmes (III 33)
keine syrische Kleidung erkennbar; Instrumente sind Kithara, Laute, Bo-
genharfe.
Außerhalb des Harims an fremden Musikern dargestellt:
III 5,7 eine von Syrern mit verbundenen Augen gespielte stehende Kithara;
Stufenrock;
VI 6 das gleiche, aber Augen nicht verbunden; daneben weibliche ägypti-
sche Kapelle mit Winkelharfe, Kithara, großer Harfe, Laute. Die große,
stehende Kithara (vgl. auch St. Smith, a.a.O.!) wurde nur in der Amar-
nazeit von Syrern gespielt. Dabei sind diese Männer durch eigenartige
Spitzköpfe charakterisiert (Kopfbedeckungen?).
10) Vgl. das Siegel "aufgerichtete Gazelle am Lebensbaum", Hayes, JNES 10
fig. 29 CCC, von Hayes, a.a.O. p. 160/1 als Siegel für syrischen Wein
gedeutet. Dazu vgl. ferner Keimer, BIE 28, 126 ff.; Leibovitch, ASAE 48,
245; Danthine, Palmier-dattier et les arbres sacres. Weitere Siegelbei-
spiele Quibell, Arehaie Objects pl. 17/8; Winlock, BMM 7, 184 und 188
fig. 1; Petrie, Tell el-Amarna pl. 16 Nr. 181; pl. 21 Nr. 58/9; Pendle-
burry, City of Akhenaten II pl. 42,5.
11) Elfenbeinschale syrischer Herkunft mit Knopfhenkeln in der Form von
Frauenköpfen mit Hathorlocken, dabei Darstellung von Sphingen um "Le-
bensbaum" Keimer, BIE 28, 128 und pl. 4 (nach Chassinat, BIFAO 1 p. 231
pl. 3), aus der Zeit Amenophis'III./IV.- Fayenceschale Petrie, Illahun
pl. 20,4.
12) ASAE 48, 246.
13) !LN ~ 27.3. 1954.
14) Vgl. etwa die Statue der Napirasu von Elam bei Speiser, Vorderasiatische
Kunst 72.
15) Hierüber vgl. Moortgat, Tammuz pass.
Asiatischer Kultureinfluß in Ägypten 549
16) Vgl. jetzt die ausführliche Behandlung bei E. Brunner-Traut, Saeculum
10, 124 ff., die jedoch von "Märchen", "Fabeln" und "Eulenspiegeleien"
spricht und ihnen damit jede Aktualität nimmt.
17) Brunner-Traute Annahme, daß diese Bilder in Ägypten älter seien, stützt
sich auf die Palette Quibell, Hierakonpolis II pl. 28 mit dem Flöte bla-
senden Schakal, in dem ich aber unbedingt einen verkleideten Menschen
sehen möchte und kein menschlich handelndes Tier. Diese Darstellung
stammt aus einer ganz anderen Vorstellungswelt und hat mit den Bildern
der "verkehrten Welt" - soweit es ihr Auftreten in Ägypten angeht -
nicht das geringste zu tun.
18) ANEP 679; 675.
19) ÄZ 38 pl. 17 .
20) Brunner-Traut, Scherbenbilder p. 95 ff.
21) Griffith, JEA 12, 22 aus Amarna.
22) Davies, Two Ramesside Tombs pl. 30; BIE 20, 234 pl. 1.
23) Säve-Söderbergh, Egyptian Navy 43 ff.
24) Säve-Söderbergh, a.a.O. 50/1.
25) Pap. Petersbourg 1116 B.
26) So faßte sie Säve--Söderbergh auf, der als Parallele die syrischen Mau-
rer im Grab des Rg-mj-R'anführt.
27) Der Name ist so zu lesen, wodurch Säve-Söderberghs Einwand, der Name be-
weise keine syrische Herkunft, weil Baal in Prw-nfr verehrt worden sei,
seine Grundlage verliert, denn einen rein asiatischen Namen hat sich ja
sicher kein Ägypter zugelegt.
28) Auch diesen Namen wollt~ ~ave-Söderbergh nicht als asiatisch gelten las-
sen, da es ein Ortsname sei (allerdings ist er nicht von Arados, sondern
von Arzawa abzuleiten!), und Ortsnamen seien trügerisch, wie der Name
P3-~sj zeige. Jedoch ist einmal 'a-ra-sa-wi kein in ägyptischer Art mit
p~ oder pn gebildeter Name und außerdem 3Chon in seiner Seltenheit nicht
-.
38) Daressy, ASAE 7, 115; weitere Dolche dieser Art: Dolch des Dhwtj (Wolf,
Bewaffnung pl. 13 Nr. 9); Dolch im Brit. Mus. (ebenda pl. 5 Nr. 4,5); in
Turin (Möller, Goldschmiedearbeiten p. 23); Leiden (Leemans Monumens
II 1 pl. 82 Nr. 70); Griffschalen von einem solchen Dolch, dem Pn-hw.t
gehörig, BMM II 1921/2 p. 20; ein weiterer Archaeologia 53 pl. 4,4.
39) v. Bissing, Thebanischer Gräberfund.
40) JAOS 56, 188.
41) Schaeffer, Ugaritica III 173; Enkomi-Alasia 337 ff.; Stratigraphie com-
paree 289 ff.
42) Aus Bubastis in Berlin (Wolf, Bewaffnung pl. 15,2); Griff Berlin 13211;
Schwert Sethos' II. Berlin (Wolf, a.a.O. pl. 15,1;)weiteres in Berlin
(Wolf, a.a.O. pl. 15,3); im Brit. Mus. (Wolf, a.a.O. 15,4); aus Kantara
(Wolf, a.a.O. pl. 15,5), in Sammlung Tigrane Pascha (Collection d'Anti-
quites egyptiennes Tigrane Pacha pl. 25); im Metrop. Museum (Hayes,
Scepter II fig. 36). Dargestellt in der Waffenkammer Ramses' III.
43) Davies, Tomb of Kenamun pl. 15/8, vgl. Urk. IV 1393,7; der Name ist
ägyptisch hps, eig. "Rindervorderschenkel", wegen der Form.
44) Ältestes Beispiel nach Wolf, a.a.O. 67, aus Byblos z. Z. Amenemhets III.;
andere aus Tello und Gezer (Eros, Nouvelles Fouilles de Tello p. 128
ff.); vgl. ANEP 176.; Galling. Bibl. Reallexikon 133/4.
551
Har.
7) 'i -r-'i 4-l; nFührern Pap. Anast. I 23,9; vgl.
4
Ol~~~ "Heldenn, Jes. 33,7.
(B.92) Sch
'a-r-ja; An. IV 14,5 nach Gänsen und vor Früchten
genannt, weshalb Oaminos, LEM 206 nach Wb I 106,5
es mit l" ~ nBockn zusammenbringt. Vgl. aber
Gardiner-Cer~~, Ostraca 35,1 rto 8 4.t~.44,~. in
g~j-Krügen, wo es sich wohl um nBohnen" (s. Nr. 6)
handelt. Pap. Wilbour B 4, 26 wird ein'~ügel des
'8.-r-jan genannt; hier könnte ..., I S! "Löwen zugrun-
de liegen. ASAE 8,216 nach Rindern, Schafen, Stein-
böcken, Gazellen.
(0.206) 19;Sch;sp
~a.-ra-n; ein Edelstein, vgl. Harris, Studies •••
Minerals p. 99 (zu B. 81: Pleyte-Rossi, Pap. Tur.
67,11; Ostr. Toronto 4), vgl. akk. jaranu 'cocotha~
red vitrioln (nach Harris).
36) ~ . . wz-~-
CIIMI6.<=>1 E 111
0
'a-r-s()-na, "Linsen"; An. IV 8,11; 15,11; Tur.
Liebeslieder vso 1,12.18; Wenamun 2, 41; vgl. Kei-
mer, BIFAO 28,81; vgl. akk. arsanu "Gerstengrütze"
und 0' ltil Y "Linsen", doch müssen alle drei von
• T -:
"erschrecken".
(B.282) Sch
39) C-a-ba in einem Ortsnamen im Pap. Wilbour B 10,12
u.a., vielleicht mit :::1 iv·: Y
•:
"Gemüse 11 zu verbinden
und als "bewässerter Gemüsegarten" zu erklären.
!!.E
40) '"a-sa-q, "bedrücken", Pap. Harris I 3,9; vgl. ~lliY
"bedrücken"; ~ •
(B.287) Har
41) '-ga-ja-na (Var. ~~'3:.~ c-ga-na), "Ringstän-
der", An. IV .13,11; Lans. 4,7; Harr. I 34b,3;Kairo
34001,29; Ostr. IFAO Inv. 1309,7; Kawa Inscr. III
6; VI 4; vgl. Jequier, BIFAO 19,64; Keimer, AJSL
41 , 1 58; vgl. c"""~Y
"'!
T "Ring".
(B.292 C.203) Sch;Har;20;sp
42) 'a-ga-la-ta, "Wagen", Couyat-Montet, Inscr. Harnma-
mat 12; vgl. ll TJT~Y -:
"Wagen", c.6oA.Tt: •
(B.295) 20
43) c-ga-sa, ein Gebäck, An. IV 14,3; vielleicht mit
"Zopf" zu verbinden.
(B.296 C.205) Sch
44) 'a-ga-eiU, "Riemen" o.ä.; Urk. IV 1122 ( c_g-su); An.
VII 1 1 2; Sall. I 6,4; II 4,2; 5,8; wohl ebenfalls
zu 'lJi~y "gedreht werden".
( B.297) 1B;Sch
45) 'a-di-na, eine Frucht An. IV 8,11, ohne Ableitung.
Jequier, BIFAO 19,11.
(B.299 C.166) Sch
46) 'a-du-ta, "Verschwörung", Pap. jud. Tur. 4, 5; vgl.
iTT Y
T "
"Versammlung".
(B.300) 20
47) Cu-'di-d <i) , "bedrängen , Pap. Boulaq 16, ohne Ab-
11
leitung.
20
48) 'a-_!!()-mi-m(i), ein Öl, Pap. Turin 2,8; ohne Ablei-
tung.
(B.301)
~ 0:t ,, !..& ..",._.
Cu-_!!()-r, ein Streitwagenteil, Ostr.Edinb. 4; ob
49) e_ ..., :1':-<>1 ~ I I I
zum folgenden?
( B. 302)
50) 'u-_!! () -r, "Helfer", An. I 16,2; Gardiner-e erny,
Ostraca 7,3,3: '-_!!()-r (auch noch spät in Karnak
und Edfu, vgl. Burchardt, ad verb.); vgl. I JfY
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 557
"Helfer".
(B.303) Sch;sp
51) ~!'~--~~.~. c~~u~rl.l~n,als Ingredienz in einem byblitischen
Rezept, Pap. Ebers 63,9; ohne Ableitung.
(B.304) 18
52) J?~~~~ wa~s() in unklarem Kontext (Verb), Gardiner~~erny,
Ostraca 63,3 vso 8.
20
53) ~~~~'At-. wa~s (.) in unklarem Kontext, Gardiner-eerny, Os tra-
ca 38,2 vso 13; ohne Ableitung.
iS~
(B.361) Sch;Har;sp
558 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
97) •0...
~~~
ft " Jhr.:.4 2~v;lt-
I
C> , ) a,
ma-r-ru- '
s. bei bi-ra-ja.
98) ~~~~C( ma-r-ha, ;'Lanze", An. IV 17,1; Koll. 1, 5; vgl. npl
"Lanz~", MEPl
(B.477 C.215) Sch
99) ~~<;:> M,<: ;1.~#, mu-la-h, da vor hsmnjw stehend, ·sicher zu nlo--
S•c
"Salz..; also "Saizarbeiter"; Gardiner-Cerny, -O~tra
ca 81,9.
20
100) 4,a~...,~:;J4~A ma-la-qa-~a-ta, Var. ~~~ =., J4 .S.A (ma-la-qi-
~a-ta), "Beute", ~adesch 43; vgl. Qf~?P "Beu-
te".
(B.480)
101) .0.... ''
~<:::>oltlle
'LI- ma-1-ku, "Geschenk", Chester Beatty I vso B 31;
Wilbour A 35, 23; Wenamun 2,11; zu l]/
'!;} als "Kö-
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 561
"krachen".
20
110) Au ~J4 ~ ma-gi-ta, ein Wagenteil, An. I 26,7; V 4,1; ohne
Ableitung.
(B.495 C,215) Sch
111 ) ma-sa-ßi-ta, ein Gefäß, Pap.Turin 68,2,10; 7,9;
34,3; Harris I 15a,15; Wenamun 1,9; 2,68; ob mit
n IJiD "salben" zusammenzubringen?
(B.499 0.215) 20;Har;sp
112) ma-sa-qa, Tätigkeit der Metallwaffenbearbeitung
Koll. 1,7; Ableitung unsicher.
(B.501 C.434)
113) mas-ta-r "Büro", Pap. Petersbourg 1116 B vso 70;
75; 78, von I b 'Iu' "schreiben".
36 18
562 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
ohne Ableitung.
!!1?.
mak-ru-'u, "Kaufmann", OnomasticaA 212; von "l:J'O
"verkaufen".
(B.525) Sch
ma-k-ta-l(a), "Befestigung", seit 18. Dyn. häufig,
vgl. Onomastica A 450; vgl. ~·-:rJD
:.
"Turm"; ME6ro>.. •
(B.528 0.258) ~
ma-ga-r (a)-ta, "Höhle"; Ohampollion Not. II 99 = Wb
II 164, 14 Belegst., vgl. il"){'P, "Höhle", ~~ •
(B.535) 12
ma-ta-~u-41, "Peitschenschnur", An. I 26,8; ob
Pa,rt. Hitpacel von il'9J "zerzaust werden"?
(B.545) Sch
ma-si-ta~(t), ein Wagenteil JEA 19 pl. 19 z. 1
ohne Ableitung.
Sch
ma-di-d (i) , "Gefäß II, Harris I 64a' 5; vgl. 'ID
"messen".
(B.548) Har
ma-~a-ra-ja, als Ortsbezeichnung Pn-ma-~a-ra-ja
vgl. ~ J "leer".
(B.644) Sch
154) Cf>~'~ ra-s(a), im Ortsnamen "Migdol des ra-s(a)" Pap. Wil-
bour B 7,14; wegen des Determinativs möchte man an
ilY I "wohlgefällig betrachten" als Entspre-
chung denken, nur tritt hier dann wieder die Ent-
sprechung "'h = ::3 auf ( vgl. 141 , 143).
sein";
.
Atlas II 74 (ha-fa-s-n);
- vgl. • TDn "erschreckt
7'T'!JD "Flucht".
(B.675) Sch;MH
ha-m-()r, in fragmentarischem Zusammenhang Gardi-
~er-Cerny, Ostraca 3,3 rto 1, vielleicht liDn-:
"Esel".
Saqije".
~
205) tf~~~'f: sa-ka-sa-ka, eine Lederart, Gardiner-~erny, Ostra-
ca 65, 2 vso 3. Ohne Ableitung.
20
206) ~-=-,
I Q sa-k-t, ein Offiziersrang, Onomastica A 198; Pap.
Wilbour A 80, 30; 96,17; ohne Ableitung.
(B.812) Sch;sp
207) +ZAl~~/.) sa-ga, "ausschreiten", An. I 23,2;-vgl. ~~C> "wei-
chen 11 , CL" "hin und her gehen 11 •
(B.818) Sch
208) 9ZOJ~o~ sa-ga, "Schonung", im Ortsnamen P~-6a-ga Pap. Wil-
bour B 8, 25; vgl. entweder ..\' Xiv "wachsen" oder
:H iv "umhegen".
~
209) n!;l~!:.~nt:"""J s-ga-r, "Kastell", An. V 19,7; vgl. l·ll(f "Verschluß"
(B.821) 12 ) Sch
210) 91J~"T~·~ sa-ga-ra-sa, ein Gerät An. IV 17,3; ohne Ableitung.
(B,822 0.216) Sch
211) ~"'=44
I fh .,-,.L-
II sa-tl-ja, Tur, Pap. Wb. 510, Bedeutung und Ablei-
tung unbekannt.
(B.823)
212) ~~.J4t:"""J sa-d-ra-ta, "Saal", Ohampolli·on, Not. I 904; vgl.
illliv
T •• :
"Reihe".
(B,827) ' 12
213) ~O'h."
I c:::> I c::3
1.:.1
sa-~a-r, Herkunft eines Steines Gardiner-Öerny,
570 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
218) m3-:-...J~4L! .~. sa-ba-ja, ein Stein, vgl. akk. subü nach Harris,
Studies •.. Minerals 183 nach Campbell Thompson,
Dictionary 91.
287) "'lL
"' I -,,, <::::> lo:..
, ..... -x·
.!:&
8a-la 2-:t;a, "verzeihen", An. I 9, 7; vgl.
"Verzeihung".
(B.1155) Sch
288) ~ 1 -=j>44~ tr 8i-ra-ja-na, "Panzer"' häufig genannt; vgl. Ti''l9
"Panzer", hurr. sarijani (v. Brandenstein, ZA NF
1 2' 104 ff.) •
(B.1162).
8i-ra-ba, ein Gefäß, IHC 16, 5633,8 GC 86,1 rto
8; Kairo 25695; ohne Ableitung.
(B.1163)
8i-r-()r, dn giftiges Tier, aber auch Bezeichnung
eines Brotes, Gardiner-~erny, 91, 1 vso 1; ohne Ab-
leitung.
20
291) 88.-ra-ha, ''spotten", Gardiner-~erny, Ostraca 1 rto
2i vgl. nle> "verwerfen".
(B.1167) 20
8i-ra-sa-ta-<t), ein Teil des Ochsen, Onomastica
A 606; ohne Ableitung.
(B.1170) Sch
293) 8i-r-ta, "Boot", Harris I 12b,11; 69,13; Temple of
Ramses III I 23,25; Pap. Bibl. nat. 203,2; ohne Ab-
leitung.
(B.1171 C.128) Har;20
294) 8u-l!l-ta, "Mehl", An. IV 13,12; 17,4; vgl. .)lrC>
...
"Mehl".
(B.1172)
8()-:t;a-ba, "Pferdestall", Koll. 2,3; ohne Ableitung.
(B.1174 C.133) Sch
296) ~~l~lf ~ 88.-~-ar, "mißachten", Sethe-Gardiner, Letters to
the dead VIII, dort mit 88.-la-:t;a gleichgesetzt.
(B.1175)
si-ka-r, "Tor mit Verschluß", (Albright, Vocalisa-
tion 65), Pap. Harris I 4,2; 37,~3; 58,10; 59,3;
vgl. I:JC> "verschließen", akk. sigaru.
(B.1172) Har
298) 8a-ga im Ortsnamen P~-sa-ga, Pap. Wilbour B 12,28,
wohl Variante zu sa-ga "Schonung", wie neben J-Jitl
auch ein /Ho "umhegen" steht.
..!!.E
299) 8u-8u, "Schwalbe", An. V 16,2; Onomastica II 231:E;
vgl. C> .... '9 "Schwalbe". Ob ~~· ~ im
Eigennamen P~-su-88. hierzu gehört, ist fraglich.
(B.1181) Sch
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 577
(B.1226) .J..2.
312) !:!_a-n-!:!_a-r-<t), Hölzerart, häufig in Ostraka er-
wähnt; ohne Ausdeutung.
20
313) !:!_a-r, "Helfer", An. I 23,9, da wohl von akk. eziru
37
578 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
Fraglich sind noch einige Angaben im Pap.Wilbour, die wohl als auslän-
dische Bezeichnungen anzunehmen sind, semitisch jedoch schwer erklärt werden
können:
a) 4- Lj ~ f~Lj~ ) nu-~a-ja, B 14,22.
~i -n()-s()-n(), A 62,1 u.a. mit Var. ~i -
b) ~~m~~c-:> 4 4
6a-n( ) , Det. "Haus".
c) ~~~44 'i 4-r-ja, B 19,19.
d) ~"'TA~ 'i 4 -ra-q(), B 12,25.
e) 1rl"<:>I ~ c:-::J b{-r-n(), Det. "Haus", A 13,50 u.a. An
hett. parna "Häuser" ist wohl kaum zu
denken.
f) J~~~ ba-~(), Det. "anbetender Mann" (A 30) im
Namen Pap. Wilbour A 54, 21 eines Or-
. .
tes P~-ba-h().
g) ru'>.-?~ l# h()-1-w(), Det. "Weg" (N 31) im Ortsnamen
Pap. Wilbour A 58,35, T~-h()-1-w().
h) 1L'~Ll~;w~ ~(a)-j()-m()-6(), im Ortsnamen Pap.Wilbour
A 56,8, Pn-~()-j()-m()-6().
i) ~Jt_~ 8a-pa, Pap. Wilbour A 45, 27 als Ortsnamen.
j) ~~<:::><:::>~ 8a-8( )-ri-r<i), Det. "Baum" (M 1) im Orts-
I I '' "
Neben den Fremdworten innerhalb eines ägyptischen Textes sind auch noch
ganze Textstücke in nördlichen Sprachen überliefert, die in magiscnen und
medizinischen Abhandlungen als fremde und deshalb besonders wirksame Sprüche
erscheinen. Die Sprache ist in einigen Fällen sogar ausdrücklich angegeben.
So enthält der Londoner medizinische Papyrus 10,6 einen "Spruch gegen ~a-m
ka-t in der Sprache der Wüstenbewohner", womit sicher die semitischen Noma-
den des Gebietes zwischen Ägypten und Palästina gemeint sind:
" •.•••] -pa (Det. "Gott") Imnjj ("Gott"), deinen Ka verehren, ka-[ •••
••••••• ] ra-q() ra-bu-na ("Gott") ra-q() [ •••••• ] ("Gott")
•••••• ra-] q() bu-na ("Gott") ) -8-t-'u-m ("Gott") ) a- [••• II
Leider ist der Spruch nicht gut erhalten; es werden wohl verschiedene
Gottheiten aufgezählt. Das vor jedem Namen erscheinende ra-q() könnte mit
pPI "spucken", ~~l "Spucke" zusammengebracht werden und die betref-
fende Medizin als Spucke der genannten Götter identifizieren. ra-bu-na ist
wohl "unser Herr" (Joh. 20, 16), '-8-t-'U.-m ist möglicherweise als Istar-
ummi "Meine Mutter Istar" anzusehen, da das schließende -r von Istar in
Ägypten gern verschwindet (s.o.). Der Gottbu-na bleibt mir unerklärlich.
Es folgt darauf ein zweiter Spruch:
11 8a-q () ( II ZWeimal II) ) a- [. o • • o
•••• ] -ja(?) 6(}-m(}-n() 'a-bu- [ •••
•••••] '-8-t-ta-r ("Gott") wa-'8.-[••••
Man spricht diesen Spruch über roten Ocker und Harn-darangeben."
Auch bei diesem Spruch hindert die Zerstörung das Verständnis. Bossert,
Asia 114, will in der zweiten Zeile ,-~()-m()-na: Eschmun lesen, der viel-
leicht als "(unser} Vater" bezeichnet wird. In =>-s-t-ta-r Istar zu erkennen,
ist mir wenig wahrscheinlich.
Anschließend folgt der Spruch:
" ••••••] -ta-m-[ ] 'a-8a-ja-m [ •••••
. . . . . . ] -8-ra
ka-sas-ta-ta-m '8.-sa-ta-m
Man sagt es über j~dwedem Sekret".
Bei diesem Spruch ist es sogar fraglich, ob er semitisch sein soll.
Der folgende Spruch wendet sich gegen den fn!-Wurm:
11
8a-b-ka-na '8.-m-ra 8a-ka-na ("zweimal") '8.-m-ra-nu !Ja-ra-8a-na
Es werde dieser Spruch viermal gesagt."
Dieser Spruch kann wohl kanaanäisch erklärt werden, und zwar vielleicht in
folgender Weise: ·lHi: -}i1
T
~Jl'bS
":-
·lJ.:Jlv
:-
IDS
·:·:
~J.:J.::l<::>
:-T
"Wir haben einen Spruch geflochten, wir haben unseren (?) Spruch ver-
flochten und haben gesiegt". Die Entsprechung 8a- : Cl ist möglich ( s. u.).
Schwierigkeiten ergeben sich nur daraus, daß hier die 1. Pl. des Perf. als
-na angesetzt ist, die 1. Pers. Pl. des Possessivpronomens aber schon als
-nu (wie in EA belegt: 264,18 rusunu: ·D W:X'I ) • Im allerersten Spruch hat-
ten wir dabei in rabuna auch noch im Possessivpronomen -na angenommen; aber
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 581
dort ist es ja ausdrücklich ein Spruch der "Wüstenbewohner" und nicht der
Kanaaniter. Diese Wüstenbewohner sprachen also wohl wie die Israeliten einen
aramäischen Dialekt. Die 1. Pers. Pl. des Perfekts ist in den Amarnabriefen
leider nicht belegt.
Endlich führt der Londoner Pap. noch einen letzten fremden Spruch an:
"Es ist nicht der Sohn irgendeines, sondern ich bin die Tochter einer,
die man bittet: bi?-ra-b{-ja ra-bi-6-ta (Det. "Schlange").
Eine sichere Deutung kann nicht gegeben werden.
Der Vollständigkeit halber sollen auch die beiden Kftjw-Sprüche ange-
führt werden, deren Lesung bisher noch nicht geglückt ist:
sa-n-ta-ka-pa-pi X -wa-ja 'a-ja-m()-n-ta-ra-ku-ka-ra
Spruch gegen sa-mu-na:
w-b-qi (-Det. "Krankheit") 8a-tl 8a-bu-'a-ja~()-ha-m()-ka-tu r-si-ja
(Det. "Gott") pa-'ux 'a-ma-'a (Det. "Gott").
Ein Spruch in fremder Sprache find-et sich noch im mag. Pap. Harris XII 1/5,
der vielleicht asiatisch sein könnte:
'a-di-ra a-di-81-na
'a-di-ra-ga-ha a-di-si-na
8am2-ma-t-mu 'a-di-81-na
L .,
~am - -mu- a
j J' d • ' I
a- 1-s1-na
2
sam2-d-g()-bi-na 'a-di-81-na
~ • k'
~am -~1- u-ru-s1
L ' · ) a-
' d 1-~1-na
· LI
2
m(?)u-wa-ra-ha-sa qi-na ha-sa
(Singen:) 8un-ta b{-()8(2 sa-n-ta
'()1-la-ha-ka-ta sa-n-ta
ha-b-'-1 (Det. "Seth"+"schlagender Mann")-lu ha-'ar-ja
Aus der Schreibung "Ba'al" in der letzten Zeile darf aber nicht geschlossen
werden, daß es sich um einen semitischen Spruch handelt, da hier nur eine
ägyptische Eigenart vorliegt, bekannt klingende Worte oder Wortteile so zu
schreiben wie die Worte, an die sie anklingen; das ist ja auch bei sam 2
(nach sm5 : s~m "vereinigen") der Fall. Allgemein macht aber der Spruch gar
keinen semitischen Eindruck.
Unverständlich bleibt mir auch der unägyptische Text Ostrakon Kairo
25759= r::-
~ ~~An~&f!- ~
j~-;--;-;~, 0'&
je_';"7: ~I...~~~ ~~44~-44~1 ~
~ ~~~<::::>O~..J~) ?::;~~
~w3<--"
Ci! <:>I 0
111 'u-sa-r B.154;
jf.~~
~
~ -=-
'= !7 = pa-'a-si-ha B.401; Onom. A 541;
~~~
I •= m()-ru-ru B.475; Onom. A 538;
ka-la-sa-ta Setboarechnungen
(kv,AA']att{ ) ; Ana.st. IV
1 4, 1 ; VIII 3, 6;
G.-c. 66,1 rto 8;
hi-wa.-wa.
V
Pa.p.Anast. Ili 3,6;
Onom. II 233'1E; Ca.mi-
nos LEM 81;
"Skorpion", B.1224;
Chester Beatty pl. 33
rto 1,1 (~a-ru-ja);
'a-r-ta-sa-r B.124; Anast. IV 1b,6;
Pap.Anast.IV 8,12;12,4
Pap.Lans.11,6 (-'i 4-sa-
ta-p-nu);
Pap.Harris 19b,9 (Kaum
lt~!S "Tamariske");
~~J4w n-k-pa-ta Pap.Harris 16a, 4;
.
ha-b::C-ta Chester Beatty VI vso
2,1; ~a-ba-ta DeM 222
I 8;
dlgla-ga Ostr.Deir el-Medineh
non-litt. 331 rto 7;
.
-sa-ha-r-ta DeM 318 vso 8;
Allgemeines:
'u-sa-mi-na Pap.Leiden 345 rto
VIII,1; vgl.Massart,
a.a.O. p. 75;
'u-r-ja Var. 'a-r-wi-ja, eine
Farbe DeM 31,5; 121
rto 2;
'a-ra-sa-na DeM 318 rto 4;
.
ra-ha-sa-ta
- DeM 318 vso 9;
Betrachten wir zunächst die Worte, die aus dem asiatischen Bereich kom-
men, so stehen im Vordergrund militärische Ausdrücke, dazu dann topographi-
sch~ Bezeichnungen, architektonische Ausdrücke, Tier- und Pflanzennamen,
einige Lebensmittel, Materialien, Worte für Hölzer, Möbel und Geräte sowie
Worte, die die Beziehungen zu den Unterworfenen umreißen; daneben finden
sich aber auch eine Anzahl semitischer Verba. Sehen wir zunächst von der
letzten Gruppe ab, so bezeichnen diese Worte in der Hauptsache Dinge, die
aus dem asiatischen Ausland stammen.
DaPei gibt aber eine einfache Aufstellung der vorkommenden Worte eine
falsche Perspektive, da noch zu berücksichtigen ist, in welchen Texten und
in welcher Häufigkeit die einzelnen Worte genannt werden und welche von
ihnen im Koptischen weiterleben. Für die erste Frage ist bereits oben eine
588 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
.::1 b b b b
); k,q g q g
f
t d t d
il h h h h
1 w w w
) d d d
n h h h
hV !; !;
t d t,d
j j j j
:J k k k
? r r r r
D m m m m
J n n n n
() 6,_1 t t
y ( ( ( (
q g g q
{!) p
;$
p,f p,f p,f
:3 d d d d
r
I
q,g
r
q,g
r
q,g
r
q
r
iiJ s s
IJi s s
...:::.; s s,s
/1 t t t t
Für die Lesung der einzelnen Gruppenzeichen, besonders der Vokale, wäre
es eigentlich notwendig, eine schematische Aufstellung der sicheren und un-
sicheren Lesungen zu geben, aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Epochen
und den Textgruppen, in denen sie vorkommen, dabei unter Berücksichtigung
der Schreibung der Endsilbe. Diese Liste wurde angelegt, soll aber hier aus
technischen Gründen nicht veröffentlicht werden, sondern es sollen nur die
sich aus dieser Aufstellung ergebenden Folgerungen aufgeführt werden. Die
Reihenfolge ist die in der beigefügten "Liste der gebrauchten Umschreibungen
von Zeichengruppen" eingehaltene.
592 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
~~~~!~~~~~~-~~-~~~-~!~~~!~~~-~~!~~~~-~~E-~!~EE~~~~~E!f~-~~~-~~g~~
4 Soweit nachprüfbar, ist die Lesung ~a allein sicher; die im M.R.
erkennbare Lesung ~i wäre möglich bei Fremdw. Nr. 12, da dem
'-8-wa-ta ein ~~1, entspricht; hebr. allerdings il~'lli,\' (al-
/ ~ T: 'T"
tes kurzes u); vielleicht ist überhaupt die Gruppe 4r als 'as
gesondert zu betrachten, indem hier die alte Partikel is(.t) be-
nutzt wird.
4~ Die Lesung ~a ist die überwiegende; 'l findet sich oben nur ein-
gesetzt bei Namen, die mit } ~ bzw. 0 ~~' gebildet sind; auch
innerhalb des Wortes ist bei diesem Zeichen ,~ sicher mitzule-
sen.
4~~ 'e nur einmal belegt (Thutm. Nr. 74) bei Taja'e; Var. schreibt
nur 4~ .
4~ Die Umschreibung 'a ist nur ein Notbehelf: ein Vergleich gerade
der hurritischen Personennamen zeigt an, daß kein Aleph vorhan-
den ist, sondern ein halbkonsonantischer Übergang zwischen zwei
Vokalen: Beispiel Namen VII 12 ägypt. sa-ru-)a, in Nuzi Saruja,
in Alalaa Saruwa; daher scheint das Zeichen auch zur Längung be-
nutzt worden zu sein; vgl. Namen IV 2 'ar-ra-'a-ja: Araja (auch
XI 23); die oben mit angenommene Lesung'{ ist sehr unsicher,
da eigentlich nur Namen XI 2 'a-bi-n-'{ : Al. Abbenni dafür
sprechen könnte; so ein einzelner Fall ist aber schwerlich voll
beweiskräftig, wie auch Namen XIII 33 b{-ra-:>a gleichgesetzt Nu-
zi Piru kaum für 4 ~ : u spricht; auffallenderweise wird diese
Zeichengruppe in der Liste des Mitannifeldzuges Thutmosis)III.
nicht gebraucht.
=
$.1 Lesung 'i ist eindeutig, vgl. hebr. "";;.; "Insel".
4
4~ Lesung 'u, wobei das Aleph fest ist, auch innerhalb des Wortes.
~ Findet sich nur im Wortanlaut, häufiger nur in der Mitanniliste,
sonst sehr selten (Fremdw. 3; Namen XI 9, XIII 12). Ein Unter-
schied gegenüber dem auch in der Mitanni1iste gebrauchten :>u
ist nicht festzustellen, da in Keilschrift ebenfalls u benutzt.
Schreibung 'u.
~4 Nur in der Mitanniliste; Lesung 'aj ist fraglich, da ~aj-ma-r:
Emar (Idrimi-Inschrift), Imar (Maritexte); 'aj-b-ra: Ibra (Ala-
lah). Vielleicht ist eher 'e zu umschreiben.
44 Die häufigste Lesung ist ja. Jl dürfte dort zu sehen sein, wo
ein Dual erkennbar ist, wie Thutm. 89 ha-j()-ka-la-ji-m; Am. II.
ma-k-ta-la-ji-n; oder Thutm. Nr. 46 und 95 beim Worte Ca-ji-n
"Quelle". Eindeutig ist auch die Lesung ju in Thutm. Nr. 60 ju-
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 593
r-sa (vgl. auch 199); der Name V 4, bei dem oben die Lesung ju
angenommen ist, ist dagegen unsicher. - Auf alle Fälle ist hier
aber erkennbar, daß alle drei Vokale mit dem Konsonanten gelesen
werden können.
~4~ Eine verdeutlichende Schreibung ju.
~ Sicher ist die Lesung wa, da durch zahlreiche Beispiele belegbar.
Eine mögliche Lesung w{ ist vielleicht, Fremdworte 271, anzuneh-
men, wo ga-w()-sa einem ~,; entsprechen dürfte. Etwas bes-
ser steht es mit der Lesung wu," vgl. die Schreibung der Stadt
Ullaza Urk. IV 685,8 wu(!)-la-8() bzw. den Namen IX 8 w()-l 2 ,in
Nuzi Wullu.
~ Häufige Schreibung für wi; deshalb scheint man ll nicht für wi
benutzt zu haben.
~ Lesung 'a.
Y Lesung Cu.
1~ Die auffallende Lesung ba ist deutlich etwa durch Fremdw. 102,
ma-r-ka-ba-ta, und Namen XII 25, ~a-ba-1-~i-1 2 -ta. Ob daneben
die Lesung bu auch anzunehmen ist, bleibt unsicher, da dafür nur
Thutm. 55 ga-sa-bu(!) gleich EA gasabuherangezogen werden könn-
te; jedoch ergibt sich allgemein, daß auf die offenen Schlußsil-
ben nicht viel Wert gelegt werden kann •
..J" Lesung bi.
..JLJ Diese Gruppe erscheint nur einmal (Name IV 15) mit wahrscheinli-
cher Lesung ba. Dabei ist zu beachten, daß in diesem Fall auch
sonst noch eine ungewöhnliche Gruppe erscheint!
1,1 (..Jj(~) SeitAlbright, Vocalisation, wird für dieses Zeichen nur die Le-
sung b{ angesetzt. Daß daneben aber auch ba gelesen werden muß,
zeigen eindeutige Parallelen, wie Thutm. 10 la-ba-na: EA Lapana;
23 ba-~a-na: EA (Ziri)-basani; 151 )u-ba-la-li-na: Alalag Upala-
li.
~ Seltenes Zeichen (auf 19. Dynastie beschränkt?) mit Lesung bl,
wenn die Gleichsetzung von Namen III 8 bl-ja mit Alalah B!ja
V
""""'
~ Die gewöhnliche Lesung ist ~a, doch kann auch ~u gelesen werden
nach Namen XI 23 ~u-ja-'a: Nuzi guja. Jedoch tritt diese Mög-
lichkeit gegenüber ~a sehr zurück. Ein unsicheres Beispiel ist
für ~i 4 bei Ramses II. r()-~()-~(), falls gleich EA Ruaizzi. Für
die Lesung ~i 4 vgl. ~3---:.=.~.l- p'-- :t:-i 4-l, Pap. Anast. IV 16,
11 •
zu lesen ist.
~~
~~ Schreibung, die außer im Namen 8-ti 4 = Hatti, woher die Lesung
genommen ist, nur noch einmal vorkommt. Ob sie abgekürzt auch
in Namen XI 34/5 vorliegt, läßt sich nicht sagen.
~ Für diese Gruppe ist oben provisorisch die Lesung ti 5 angesetzt
worden, wenn auch die einzige sichere Entsprechung (Namen XIII
27) für tax sprechen würde: 'a-ti ~ta: Al. Atata; vgl. aber auch
5
Namen I 1 'al-lu-ti : Nuzi Allut-eja, III 1 'a-b-ti 5 : Al. Abbite.
5
0 ')-- Lesung ta 4 nach ta 4 -'a-na-k: ~~,Y.1).
0~ Lesung tu nach Thutm. III. Ann. tu-n-p: EA Tunip; Namen I 7 tu-
tu: EA Dudu.
~. Lesung nicht sicher (Urk. IV 2109,14), sonst nicht belegt; oben
provisorisch mit tu umschrieben.
A4~ Sehr seltene Gruppe, meist nur im Namen k-f-tu; provisorisch mit
tu umschrieben. Im gleichen Namen Variante ~ : tu 5 • Da ~
aber auch in dem Wort ta-min-ta bei Ramses II. belegt ist, muß
vielleicht eher ta 6 als tu gelesen werden.
5
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 599
~~ Wenn auch im Wortan- und -inlaut die Lesung si häufig ist, so
liegen doch genügend sichere Angaben dazu vor, daß wir auch das
Zeichen sa und su zu lesen haben, vgl. sa-1-ga: EA, Al.Zalgi;
Ramses II. ~adesch 'a-rU-sa-wi (wie Namen III 2 'a-ra-sa-wa):
Arzawa; ferner das Verb Fremdw. 291 sa-la-ha oder heth. Namen
s()-wa-8()-sa, der doch mit Zuwanza zu verbinden ist und nicht
nur zeigt, daß unser Zeichen auch sa, sondern auch su zu lesen
ist. Für letzteren Fall sind noch aufzuführen etwa Thutm. Nr.
137 su-lu-ta: Al. Zuluti, oder der Name I 8 su-si-wi "Schwalbe",
welches Wort wir Fremdw. 299 su-su geschrieben finden.
::::::;,~ Lesung su; vgl. Thutm. Nr. 173 su-n-~u-ra: Al. Zuzzura, Bogh.
Zunzura; sa nach Fremdwort Nr. 291.
~ Lesung ti 6 , vgl. Thutm. Nr. 322 ti 6 -n-nu-ra, jetzt tennarije;
diese Lesung dürfte damit zusammenhängen, daß man auch sonst~
für 44 , also für ta, t{ benutzen kann!
~>- Nicht häufige Gruppe, meist für da benutzt, vgl. ~adesch Nr. 2
p\-da-sa: Pidasa. In den hethitischen Namen der Kadeschschlacht
scheint es aber auch für d{ benutzt zu sein, vgl: ta-?a-d()-1
mit Tadilis.
Lesung di, vgl. Namen VI 7 ga-lu-di-ja: Nuzi galuti.
Selten, Lesung du nur angenommen.
Lesung ~a, vgl. Ann. Nr. 1 ga-~a-tu: Gaza; si falls Thutm. Nr.
79 ru-gi-~i: EA Rußizzi und Nr. 152 ~i-1-wi-su: Al. Zilaja; su 4
ist besser belegt durch Thutm. III. Annalen; ~u-mu 4 -ra: ~umura,
Nr. 130 ~u-la-b: Zulabi; Sethos I. ~u-r Tyros. ~~ = ~)..
Verdeutlichende Schreibung für ~u, vgl. Sethos I., ha-su-ra:
Hazor.
~ Lesung ~{, vgl. qa-ra-~{-na: TJl ~
Besondere Zeichen:
Qjl Lesung aim wohl an der einzigen Stelle, an der das Zeichen vor-
kommt (Thutm. III. Liste Nr. 85), sicher, da dort ma-ra-m-aim
"die beiden Höhen" zu lesen ist.
Lesung 'ab wegen ma-äa-'ab: .:JSüi'D sicher.
T : -
Findet sich nur einmal bei Thutm. III. Nr. 11 als nas in qar-
ta~na!!_-la: Nazala, jetzt el-karjaten.
.
Nach Thutm. III. Nr. 16 ham-tu: Hamath als ham zu lesen •
Bei Amenophis II. im Ortsnamen 'a-nu-ßar-ta belegt.
Lesung 'es unsicher •
..-44--
oo Lesung sap nach Thutm. III. Nr. 40 'a-k-sap: Akschaf.
Nur einmal Namen X 10 belegt, Vokalisierung nicht möglich: s()m.
/
Durch Schreibung der Stadt Sangar mit diesem Zeichen als san
zu lesen.
r~ Lesung wohl se.
dH
c Einmal bei der Schreibung des ~ottesnamens Reschef und dann bei
Thutm. III. Nr. 131 belegt; wahrscheinliche Lesung sap •
.n~
~ w Im Namen der Stadt ~atna gebraucht, also qad.
~J....fl ::3chreibung nach dem Wort k~ "denken", Lesung wegen Namen XI 31
kax-ra-w: Nuzi Qariu als kax gegeben.
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 601
-
Wegen Fremdwort 316 se-t: ;1"'1. als se zu lesen.
ja 44 pi4
ji 44 pu
ju 44 fa
ju 44~
wa fl~ ma
't.~
I
wi ma
~ (~) {l').,. ma
4.:t\\ wu {l~ 5"
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602 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
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=' '' du ~2_,
hu su ~~ ta 4 sa ~~
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5
si Q)..
ha 9~ ta 6 s{ ~
hi sa m~ ti '
Sl !~'
~i W~' t{ su ~~
Ae
su w~ ti =I I I su (M.R.: C:Q
su XJJ~ su ~~~
Ehe aus der gegebenen Liste ein System der Gruppenschreibung im Neuen
Reich ~ntwickelt werden soll, ist zunächst darauf hinzuweisen, daß eine eng
begrenzte Gruppe von Namen aus dem System herausfällt. Es sind die Namen für
Hethiter, soweit sie unter Ramses II. genannt werden. Während wir von Suppi-
luliuma die ältere Umschrift su-bel besitzen, schreibt diesen Namen der He-
thitervertrag sa-pa-lu-lu, wenn wir die gebräuchlichste Vokalisierung der
betreffenden Zeichen benutzen: es ist also dp
für su, l'
für pi benutzt, was
sich sonst nicht findet. Daneben besteht eine Vorliebe für das ganz seltene
Zeichen 'Y s\; eine ausgefallene Schreibung i ~' ~ für si, oder -;-;--;- 3-.
für la; ~ wird für ßa benutzt, dcl~ für di, ?OJ).: findet slch einmal für ßu.
Es ist schwer zu sagen, worauf diese Unterschiede zurückzuführen sind.
Natürlich ist es möglich, daß der Ägypter die Vokale in diesen Namen anders
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 603
gesprochen hat, als sie uns überliefert sind, wie er ja - wie oben gezeigt -
überhaupt die hethitischen Namen verstümmelt hat. Andererseits kann bereits
eine gewisse Auflösung der Gruppenschrift hier vorliegen. Auf alle Fälle
sind aber die Hethiternamen zunächst aus der Betrachtung des Systems der
Gruppenschrift herauszunehmen, das damit weder durch die an Hand der Hethi-
ternamen geäußerten Zweifel Edels (JNES 8, 46) noch durch die Versuche Lamb-
dins und Albrights (JSSt 2, 124/5), diese Sonderbarkeiten wegzuinterpretie-
ren, beeinträchtigt werden kann.
Dieses System läßt sich unter folgenden Punkten präzisieren:
1) Man benutzt Zusammensetzungen zwischen Einkonsonantenzeichen mit ~
für a, 4 (~) für i und ~ (~) für u. Das geht zurück auf den Gebrauch
des Mittleren Reiches mit Zusammensetzung mit 4 für a und i bzw. ~
für u. Für diese Gruppen ist vielleicht die von Edel, JNES 8, 46, vorge-
schlagene Schreibung b-i- statt bi- methodisch besser.
2) Benutzung von Zweikonsonantenzeichen, deren zweites Zeichen ein Aleph
ist. In diesem Fall wird der Vokal nicht ausdrücklich in seiner Farbe ge-
geben, sondern nur sein Vorhandensein angezeigt. Beispiele sind ba, b{;
ra, r{; ha, hu; ~a, ~i 4 , ~u ; ßa, gu; sa, su; qa, q{, qu (hier Einkon-
sonantenzeichen plus Aleph); auch sa, si, su, entgegen Albright, der nur
si gelten läßt; ~a, ~i, ~u • In einigen Fällen kann der u-Vokal durch Zu-
setzen von ~ gekennzeichnet werden. Dieser Gebrauch ist neu, da im M.R.
Zweikonsonantenzeichen, die als zweiten Konsonanten Aleph enthalten, für
Silben, die auf r/1 endeten, gebraucht wurden.
3) Verwendung kurzer Worte, wodurch der Vokal eindeutig gegeben ist: der 2.
Konsonant ist dabei schwach: ~i 4 , 'a, mu, ma, ru, ku, ta, tl.
4) Verwendung von Wörtern, die aus einer geschlossenen Silbe bestehen und
deren Endkonsonant stark ist; auch hierdurch ist der Vokal meist eindeu-
tig. Dieser Gebrauch ist im M. R. nicht selten, beschränkt sich aber im
N.R. auf wenige Zeichen, die nicht häufig erscheinen, wie etwa mas (Fremd-
worte 119).
Eine gewisse Schwierigkeit bildet die Schreibung des Wortauslautes, für
den meist ein Silbenzeichen benutzt wird. Albright hat daraus und aus der
Tatsache, daß Lehnworte, die bis ins Koptische erhalten geblieben sind, auch
im Wortinnern noch einen langen Vokal besitzen können, gefolgert (Vocalisa-
tion 18/9), daß bei der Entlehnung die semitischen Kasusendungen noch ge-
sprochen worden sind. Das stimmt in manchen Fällen. Nun ist von vornherein
zu erwarten, daß die semitischen Lehnworte in verschiedener Form, mit und
ohne Kasusendungen, übernommen worden sind, je nach Zeitpunkt der Entleh-
nung, da im Verlauf der 18./19. Dynastie in den kanaanitischen Dialekten
der Schwund der Kasusendungen eingetreten ist. Möglicherweise sind gerade
die Worte, die sich im ägyptischen Sprachschatz gehalten haben, ältere Ent-
604 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
lehnungen und daher mit Kasusendung entlehnt. Die Gründe, die darauf hinwei-
sen, daß in zahlreichen Fällen die Kasusendungen beim Substantiv wie irgend-
welche vokalische Endungen beim Verb nicht mehr vorhanden gewesen sind, sind
folgende:
1) in einigen Fällen wird das Wort mit einem Einkonsonantenzeichen beendet;
2) in anderen Fällen steht zwar ein Gruppenzeichen, aber die zu erwartende
Media ist zur Tenuis geworden, was doch sicher darauf hinweist, daß der
betreffende Konsonant am Wortende stand, ohne daß noch ein Vokal folgte
(vgl. etwa die Schreibung von gbcbc bei erstem ghajjin mit g, das zweite
als q; Variante ga-r-p gegenüber ga-r-b, o~ bzw. Je, geschrieben;
die Benutzung von 9 als -s in den hethitischen Namen);
3) bei den Zeichen, die für den Auslaut benutzt werden, finden sich bei der
Wahl des Vokals auffallende Gesetzmäßigkeiten, die nicht von der tatsäch-
lichen Vokalisierung des Endkonsonanten, sondern von einer Übereinkunft
abzuhängen scheinen. Eine Besonderheit bildet dabei die Schreibung bei
auslautendem -r, wo die Schreibung mit den beiden Zeichen~• und '"T (also
nach Albright -ar bzw. ra/-r) sich die Waage hält und nur ein Fünftel
eine Schreibung -rU. hat. Sonst finden wir bei den Fremdworten:
'a und ~u ßu (Nr. 75, ßi Nr. 147)
j() sa (häufig, su Nr. 44, su Nr. 89)
'a s()
ba sa
p() !!0
fa q() (qu Nr. 199)
m() (mu Nr. 164, ma Nr. 201,243) ku
na (häufig) g()
ha . di (Nr. 32, 104)
Die Feminina enden .fast durchgehend auf -ta, ganz selten auf -tl. Ein
eigenartiges Schreibgesetz läßt sich dann erkennen, wenn die beiden letz-
ten Konsonanten eines Wortes gleich sind; dann wird häufig für beide das-
selbe Gruppenzeichen geschrieben, wodurch Wortendungen auf -mi, -ni, -di,
-si .zustande kommen, die sonst nicht erscheinen.
Fügen wir nun noch hinzu, daß ebenfalls das Koptische dadurch, daß in
Fremdworten femininen Geschlec.htes das -t erhalten bleibt, angibt, daß
das -t nicht am Wortausgang gestanden haben kann (die bab. Umschreibung
su-ib-da ist nicht beweisend, da das Babylonische eine Doppelkonsonanz
nicht schreiben kann!), so kommt man wohl zu dem Ergebnis, das oben be-
reits angedeutet wurde:
Die meisten semitischen Lehnworte werden ins Ägyptische ohne ausgepräg-
ten Kasusvokal (-u für Nom., -i für Gen., Dat.; -a für Akk.) übernommen.
Doch endete ein Wort meist noch auf einen indifferenten Vokal, den die
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 605
Ägypter in verschiedener Weise angaben und der seinen Einfluß bei der
weiteren Geschichte des Wortes im Ägyptischen geltend machte.
Bei den Verben dürfte das Beispiel rrQÄ& andeuten, daß hier kein Vokal
am Ende des Wortes stand; hier ist also die häufige Schreibung mit Grup-
penzeichen eindeutig eine überschüssige Schreibung.
Neben kanaanitischen Worten erscheinen auch solche, die wir aus der ba-
bylonischen Literatur kennen, wobei z. T. eine Übernahme aus einer anderen
Sprache ins Babylonische vorliegt. Das ist z.B. bei amad.t der Fall, das wir
als amatu in Nuzi antreffen; v. Soden hält es aber im Akkad. Handwörterbuch
fragend für ein hurritisches Fremdwort, das dann also auch in Ägypten als
ein terminus technicus bekannt gewesen ist. Bei 'r~n "Linsen 11 dürfte jedoch
keine Ableitung aus dem Akkadischen möglich sein, da das Wort im Ägyptischen
mit c geschrieben wird, das bei akk. arsanu 11 Gerstenbrei" nicht mehr vorhan-
den ist. Hier liegt sowohl beim Ägyptischen als auch beim Akkadischen eine
Entlehnung aus einer anderen Sprache vor, die wegen des c wohl semitisch
war. Denn bei der Übernahme von akkadischen Worten werden die dort weggefal-
lenen Laryngale nicht mehr geschrieben: sr.t : e~irtu "Gefangene"; zir :
eziru "Helfer 11 • Sonst lassen sich aber akkadische Lehnworte kaum mit Sicher-
heit feststellen: vielleicht mndt "Ausrüstung" von mandattu.
Noch schwieriger ist es, einwandfrei hurritische Worte festzustellen.
Diese treten im Bereich der Worte für Streitwagenkämpfer auf: marjannu und
LUkusi erscheinen auch in Ägypten. Da die zahlreichen, syllabisch geschrie-
benen Worte für Streitwagenteile semitisch nicht sicher erklärt werden kön-
nen, dürften auch sie aus dem hurritischen Bereich stammen, weshalb sie
oben mit in die Tabelle eingefügt sind. Auch manches der oben als nicht
deutbar bezeichneten Worte mag hurritisch sein, doch läßt sich das nicht
feststellen.
606 Asiatische Fremdworte im Ägyptischen
.
hmtt "Salz": V")
'Oll
• T
tp~
-
"Apfel": D·).!:l/':1
:
.-
hdr "Wildschwein": l.,rtl
-· .
(OLZ 1926,4)
nms.t ein Krug: namzitu "Gärbottich", vgl. auch mn!~.t
h~dr.t "Halskragen" : ill I .il
-~T. T
.
hsmn "Amethyst", vgl. akk. gasmanu (Bottero, ARM VII 296 f.; vgl. Har-
ris, St~dies in ••• Minerals 121 n. 14)
ismr "Quarzsand" (Harris, a.a.o. 163 ff.), vonl'"'l?o/: sum.AS.MUR.
(Urk. IV 641 ,8) "Amazonit", vgl. akk. ßusigu (nach Harris, Stu-
dies ••• Minerals 89 nach Campbell Thompson, Dictionary 178).
s-pi (anscheinend nicht Gruppenschreibung!) Med.Habu, Opferliste Nr.
47 Z. 1092), vgl. all. sipu "Arsenik".
5) So Brunner, in Handbuch der Orientalistik, Ägyptologie, Ägypt. Sprache
37/9.
6) v. Deines, MIO 1,3 ff.; Donner, ÄZ 80,97 ff.
7) !LN 12.9.1959 p. 251 fig. 8.
8) Gunn hatte AASOR 13,49,119 wrr.t mit dem hurritischen waratushu ver-
~
glichen.
9) Erman, Literatur 241.
10) MIO I 3.
11) Die zahlreichen mit sg gebildeten Ortsnamen im Pap. Wilbour trennt Gar-
diner, Comm. 35, von sgr.
~2) Caminos verweist noch auf Chester Beatty I vso G 2,2 mit p. 36 n. 11,
wo es sich aber wohl um ein anderes Wort "Hitze" handelt.
13) Als Beispiele hierfür sollen gelten:
B.484 m()-h()-n vgl. mhr "Topf" (mit Bedeutungsveränderung zu "Sarg")
Asiatische Fremdworte im Ägyptischen 607
gemacht worden sind. Sethe hat a.a.O. 50 seine Stellung klar mit den Worten
umschrieben: tt!m Gegensatz zur Keilschrift lassen auch die semitischen Buch-
stabenzeichen vielfach noch deutlich erkennen, daß sie aus Bildern entstan-
den sind, und zwar aus Bildern eben der Gegenstände, welche die Namen dieser
Buchstaben nennen." p. 54 heißt es dann: "Die Buchstaben haben ihren Laut-
wert nach dem akrophonischen Prinzip erhalten. Sie bezeichnen also denjeni-
gen Laut, mit dem das betreffende Wort, ihr Name, begann." Zur Abhängigkeit
von der Sinai-Schrift stellt dann Sethe p. 57 fest, daß "in acht völlig kla-
ren Fällen gerade die Gegenstände wiedergefunden werden, die auch in phöni-
zischen Buchstaben nach dem Ausweis ihrer Namen und ihrer Gestalt darge-
stellt gewesen sind." Nach p. 59 sind aber diese Zeichen "nicht etwa nur aus
dem Kreis der ägyptischen Einkonsonantenzeichen gewählt, sondern als belie-
bige Zeichen ohne Rücksicht auf ihren ägyptischen Wert lediglich im Hinblick
auf den ihnen aus der semitischen Sprache zu gebenden Wert genommen worden".
Danach läge also die entscheidende Erkenntnis bei dem Erfinder der Sinai-
Schrift, der zunächst das Prinzip der reinen Buchstabenschrift erkannt haben
müßte, dann sich über das Prinzip der Akrophonie klar wurde und nur für die
äußere Form die ägyptischer Hieroglyphen gewählt habe; daß er dies tat, wür-
die die Verbindung zwischen ägyptischen Hieroglyphen und Sinai-Schrift recht
unbedeutend werden lassen.
Bauer hat nun, und das - wie ich meine - mit Recht, gegen diese Auffas-
sungen Widerspruch angemeldet. Zunächst weist er nach, daß in den phönizi-
schen Zeicl,en die Setbesehen ursprünglichen Bilder gerade nicht deutlich er-
kennbar SJ;ml: p. 22 "Eine befriedigende Ubereinstimmung der Zeichen mit dem
angeblich dargestellten Gegenstand findet sich in nur so wenigen Fällen, daß
die Verfechter der Bildtheorie immer wieder versuchen, an die Stelle der
überlieferten Namen andere zu setzen, die nach ihrer Meinung besser zum Zei-
chen passen." Deshalb dreht er das chronologische Verhältnis zwischen Zei-
chen und Namen um: Die Namen bezeichnen nicht das Bild, aus dem sich das
Zeichen entwickelt hat, sondern das Zeichen ist primär und erhält einen
Merknamen: "Es liegt ja auf der Hand, daß die Buchstaben, nachdem sie einmal
vorhanden waren und man sich über sie verständigen mußte, irgendwelche be-
sonderen Namen brauchten, ••••• Daß man dabei die Namen alltäglicher Gegen-
stände als Merkwörter und Gedächtnisstützen wählte, ist_ganz natürlich".
s. 23: "Aus der Tatsache, daß die Buchstaben nach Gegenständen benannt sind,
schließen zu wollen, daß sie ursprünglich diese Gegenstände bildlich dar-
stellen müssen, ist ein •••• offenbarer Trugschluß"; dabei weist er auf die
angelsächsischen Runen mit ihren Namen hin, die mit Sicherheit nicht die
Bilder bezeichnen sollen, aus denen die Zeichen entstanden sind - da ihre
Herkunft aus einem etruskischen Alphabet feststeht.
Ist damit die Bildtheorie und somit das akrophonische Prinzip ausge-
schaltet, so zeigt Bauer im Folgenden eindeutig, daß auch die Kerntheorie,
nämlich die Ableitung der phönizischen Schriftformen aus der Sinai-Schrift,
Ägyptischer Einfluß auf die syrische Kultur im Neuen Reich 611
auf schwachem Boden steht. Abgesehen davon, daß diese Schrift noch nicht
entziffert ist - und das gilt in der Gegenwart trotz mancher Versuche noch
ebenso wie zur Zeit Bauers9) -, so haben auch (p. 27) "die äußerlich ver-
wandten Zeichen einen so anderen Duktus, daß sie unmöglich als die nächste
Vorstufe der phönizischen angesehen werden könnten. Dazu kommt, daß eine
ganze Anzahl phönizischer Zeichen in der Sinaischrift überhaupt keine Ent-
sprechungen hat". Sicher dürfte sein, daß die Sinaischrift, die ja nach den
Funden von Tell el-Duweir 10 ) nicht nur auf den Sinai beschränkt, sondern
auch in Südpalästina gebraucht worden war, auf ägyptische hieroglyphische
Vorbilder zurückgehen wird. Die Verbindung mit der phönizischen Schrift ist
abzulehnen.
Wenn aber nun Bauer (p. 43) behauptet, daß ein Erfinder die äußere Ge-
stalt der phönizischen Zeichen willkürlich geschaffen habe, so widersprechen
dieser Theorie die eigenartig uncharakteristischen Formen der phönizischen
Zeichen, die in einigen Fällen ja gerade das, worauf es einem Schrifterfin-
der ankommt, nämlich die eindeutige Möglichkeit der Unterscheidung, vernach-
lässigen. Während die Keilschrift von Ugarit ganz den Eindruck macht, von
einem "Erfinder" konzipiert worden zu sein, halte ich das bei der phönizi-
schen ~}hrift aus dem angegebenen Grunde für unwahrscheinlich. Wir haben
deshalr nach einem Vorbild zu suchen, aus dem die phönizische Schrift abge-
leitet rerden kann. Hier aber liegt die Schwierigkeit, die z. T. chronologi-
sche G; inde hat. Denn als ältestes Schriftdenkmal ~il t bisher der Sarg des
Ahiram. der jetzt in das 10. Jahrh. gesetzt wird 11 ). Älter sind jedoch Auf-
schrif· en aus Lachisch 12 ), die wohl bereits Schriftzeichen der "phönizischen"
Schrift enthalten und etwa ins 12. Jahrh. gehören. Das System der ugariti-
schen konsonantischen Keilschrift wiederum ist deutlich nach dem der phöni-
zischen Schrift geordnet - dort vorhandene Buchstabenzufügungen zeigen an,
daß das ugaritische System jünger sein muß. Damit rückt aber der Beginn der
phönizischen Schrift bereits in das 15. Jahrh~3).
Wahrscheinlich ist es nur die Ungunst der archäologischen Situation, die
uns längere Texte in dieser Schrift aus den letzten Jahrhunderten des 2.Jah~
tausends vorenthält; wir werden sie in Tyrus und Sidon zu erwarten haben.
In der Zeitspanne aber, in der uns keine oder nur ganz geringe Rest der
phönizischen Schrift erhalten sind, wird sie sich in den Zeichenformen weit-
gehend gewandelt haben können; besonder die Stellung der Zeichen hat ge-
wechselt. Das wird nicht nur durch die Parallele des Vorganges bei der Über-
nahme der phönizischen Schrift nach Griechenland nahegelegt, sondern zeigt
sich auch schon in den wenigen ältesten Beispielen der phönizischen Schrift
selbst: Sowohl auf den Bronzespeerspitzen von El-Khadr, wie auf der Schale
von Lachisch oder der Henkelaufschrift von Tell el-Ajjul liegen die Zeichen
gegenüber den späteren Normalformen auf Rücken oder Bauch. Die Vergleichs-
möglichkeit mit möglichen Vorbildern wird dadurch naturgemäß sehr erschwert.
Somit bleibt bisher die Frage nach der Herkunft der phönizischen Schrift
612 Ägyptischer Einfluß auf die syrische Kultur im Neuen Reich
ungelöst. Für unsere Fragestellung ist dabei von Bedeutung zu wissen, ob ein
Einfluß von Ägypten her festzustellen ist. Falls trotz der Gegenargumente
B~uers sich doch herausstellen sollte, daß die sog. Sinai-Schrift, d.h. die
Stadtfürsten von Gerar Abimelech spielt; eine Übertragung auf den berühmte-
ren "Pharao" ist sicher sekundär. Diese Erzählung als historische Quelle für
das Ägypten im 2. Jahrt. zu nehmen, wie es Montet, L'Egypte et la Bible 11
ff., macht, ist methodisch falsch. Das gleiche gilt für die Versuche, die
Josephsgeschichte als echte Quelle zu nehmen, wie es zuletzt Vergote, Joseph
en Egypte, getan hat. Der Kern ist die Erinnerung an einen Palästinenser,
der in Ägypten Macht erlangte. Das "Haus Joseph" nannte ihn aber später Jo-
seph, indem es ihn mit seinem Ahnherrn identifizierte. Alles ägyptische Lo-
kalkolorit entspricht den Kenntnissen, die man in der Spätzeit in Israel
von Ägypten hatte, enthält aber - trotz der scharfsinnigen Versuche von Ver-
gote - keine echte Überlieferung. Besonders ist es verfehlt, chronologische
Überlegungen an Joseph anzuknüpfen, da die chronologische Einordnung erst
bei der Systematisierung der einzelnen Überlieferungen erfolgte.
Zur Moseserzählung endlich hat Noth, Geschichte des Volkes Israel p.97
ff., alles Entscheidende gesagt: Alles, von der Geburt des Moses bis zum
Auszugsweg, ist spätere Dichtung um das einzige wirklich überlieferte Ereig-
nis, nämlich die Flucht aus Ägypten, wobei Noth sicher recht hat, wenn er im
Gegensatz zu Alt betont, daß hier nicht ein israelitischer Stamm entfloh,
sondern eine Gruppe kanaanäischer Arbeitssklaven, die die Erschütterung die-
ses wider Erwarten geglückten Versuchs dann dem Nomadenstamm mitteilten, dem
sie sich anschlossen. Daß der Führer dieser Abteilung - nach ägyptischer
Sitte ein "Vorarbeiter" aus der Gruppe der Sklaven selbst - in den ägypti-
schen Akten Msw geheißen hat, ist sehr wahrscheinlich; doch damit ist der
Ansatzpunkt der Mose-Erzählung, soweit er für Ägypten in Frage kommt, er-
schöpft. Aber auch hier möchte ich betonen, daß wir die spätere chronologi-
sche Anordnung, die die Bearbeiter vorgenommen haben, in keinem Fall als
richtig ansehen dürfen. Rein theoretisch könnte ich mir denken, daß die Ge-
stalt, die dann "Joseph" genannt wurde, später war als die Flucht der Arbei-
terabteilung, bei der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit der Zeitpunkt
deshalb festliegt, weil die Nachricht, daß sie bei Pithom und Ramses mitge-
baut hätten, vielleicht ein Rest alter Kenntnis ist.
Die Erzählungen selbst aber, wie sie uns jetzt erhalten sind, sind auf
keinen Fall für das Bild Ägyptens etwa in der Ramessidenzeit zu benutzen-
höchstens für die Betrachtung der Vorstellungen, die man etwa um 700 in Is-
rael von Ägypten hatte. Diese zu untersuchen, liegt aber außerhalb unseres
Themas.
614 Ägyptischer Einfluß auf die syrische Kultur im Neuen Reich
38) Schlußwort
Wie am Ende des Mittleren Reiches, so müssen wir auch beim Ende des Neu-
en Reiches die Frage stellen, ob wir Hinweise darauf erkennen können, daß in
irgendeiner Weise Einflüsse aus dem vorderasiatischen Raum die innere Struk-
tur Ägyptens gewandelt haben könnten. Es liegt in der Fragestellung selbst,
daß wir uns hier mehr als bei anderen Problemen auf die Interpretation von
überlieferten Tatsachen stützen müssen. Wer nur das als gesichert annehmen
zu dürfen glaubt, was von den Ägyptern ausdrücklich selbst offen ausgespro-
chen wird, wird jeden Einfluß von außen her leugnen müssen. Denn nirgends
spricht ein Text expressis verbis davon, daß dieser oder jener Gegenstand,
diese oder jene Vorstellung aus Vorderasien übernommen worden ist. Selbst
wenn also mit unserer Fragestellung der Boden der "soliden" Beweisführung
verlassen wird, muß dieses Problem aufgeworfen werden, da es im Grunde ja
die Frage ist, die der bisher durchgeführten Sammlung und Ordnung greifba-
rer Tatsachen ihren Sinn gibt.
Auszugehen ist dabei von der Betrachtung, wie sich das Mittlere Reich
vom Neuen Reich in seinem Wesen unterschied. Wir hatten bereits oben darauf
hingewiesen, daß das Mittlere Reich in den Banden der Tradition immer mehr
erstickt wurde. Ein diffizil ausgebauter Beamtenapparat verwaltete das Land,
dessen geistige Grundlagen in den Lehren der Vorfahrenbegründet waren; der
Ruf nach neuen Ideen, wie er in der Lehre des g'-gpr-R'-snb erhoben wird,
blieb ohne Wirkung. Das Verhältnis des einzelnen Ägypters zum Staat war das
des in allem von oben herab reglementierten Staatsklaven, dessen Wunschtraum
die Flucht ins Ausland war. Ein Nationalbewußtsein ist nicht feststellbar.
Die Göttlichkeit des Königs ist der Mittelpunkt der Vorstellungswelt; die
Spekulationen über sein Verhältnis zum Weltgott durchziehen die geistigen
Darlegungen. Von späteren Zeit aus gesehen ist das Mittlere Reich dem Ägyp-
ter selbst als klassisch erschienen in seiner Geschlossenheit, inneren Ruhe
und äußeren Harmonie. Es war diesen Nachkommen nicht mehr bewußt, daß die
Geschlossenheit auf Kosten jeder äußeren wie inneren Freiheit geschaffen
wurde, die Ruhe die der Resignation war, und daß die äußere Harmonie des
Staatsaufbaues nichts anderes darstellte, als das Bild einer weitverästelten
Bürokratie, die jede Lebensregung verwaltete.
Wie zeigt sich aber nun die 18. Dynastie zu ihrem Beginn? Da finden wir
weder "Ruhe" noch "Traditionsgebundenheit". Bereits das Bild des Königs un-
terscheidet sich eindeutig von dem des Herrschers des Mittleren Reiches. Er
ist ein Mensch, dessen Wesen extrovert nach außen hin wirkt, gekennzeichnet
durch Eigenschaften, die bisher keine Rolle gespielt haben: An die Stelle
des magisch wirksamen Wortes des Gottkönigs tritt seine menschliche physi-
sche Kraft, die sich bezeichnenderweise in seinen Spitzenleistungen beim Bo-
genschießen, Pferdeeinfahren, Rudern und Kämpfen manifestiert. Das Kämpfen
des Königs ist ein anderes dabei geworden als bisher: dem in überlegener Ru-
616 Schlußwort
he den Feind niederschlagenden oder als Greif zertretenden König des Alten
und Mittleren Reiches steht jetzt der sich mit leidenschaftlicher Anteilnah-
me in den Kampf stUrzende Vorkämpfer gegenüber - ein Königsbild, das der
Ägypter nur durch Vergleiche mit asiatischen Göttern schildern kann; Ameno-
phis II. "durchstürmt den Orontes wie Reschef". Parallel mit dieser Beto-
nqng des leidenschaftlich kämpfenden Königs geht eine deutliche Vermenschli-
chung des Königs: es ist nicht mehr allein das Bild der feierlichen Thron-
sitzung, in der sich die Uberlegenheit des Königs Uber seine menschlichen
Ratgeber anzeigt, sondern wir sehen den König im intimen Gespräch mit der
Königin, wie Ahmose mit Ahmesnofretere Uber den Totenkult 1 ), oder Thutmosis
III. als stolzen Vater 2 ), und auch die Sphinxstele Thutmosis' IV. 3 ) zeigt
uns den Prinzen und späteren König als Menschen. Die Inschriften der Offi-
ziere und Beamten der 18. Dynastie heben ihre Taten hervor, als sie "ihren
Herrn begleiteten in jedem Fremdland". Dabei wird es gerade unter Amenophis
II. deutlich, wie der persönliche Kontakt zwischen Herrscher und seinen Be-
amten betont wird: das Bild des Gefolgsmannes löst das des Beamten ab, der
viel unpersönlicher an den König gebunden war. Gemeinsame Jugend, gemeinsa-
me FeldzUge sind die Grundlage des Treueverhältnisses, wie es aus dem Brief
des Amenophis an Whr-Stt 4 ) hervorgeht. Und selbst der Herrscher, der sein
Regierungsjubiläum durch ein Trinkgelage feiert und davon auch spricht, paßt
in dieses Bild des Königs als Menschen.
Mit dieser Wandlung der Königsbilder der 18. Dynastie in seiner Hinwen-
dung zur physischen Kraft und zum Menschsein ist der Ausgangspunkt fUr die
gesamte Entwicklung der 18. Dynastie bis zur Amarnazeit gegeben. Denn auch
Amarna wird charakterisiert durch das Primat des Physischen gegenüber dem
Geistigen, des Sichtbaren gegenüber dem Unsichtbaren, des Greifbaren und Be-
greifbaren gegenüber dem Mysterium: die sichtbare Sonnenscheibe tritt an die
Stelle des unsichtbaren und unbegreifbaren Gottes, die gesprochene Sprache
an die der Literatursprache, das tatsächliche Aussehen des Königs - wenn
auch sofort zum Stil geworden - an die Stelle des durch Uberlegung geschaf-
fenen Bildes.
Mit dem Beginn der 18. Dynastie setzt eine Entmagisierung ein, die eben
auf der Hinwendung zum physischen Sein beruht. Eine bezeichnende Einzelheit
in dieser Entwicklung ist die Tatsache, daß man in dieser·Zeit beginnt, Be-
sucherinschriften an den Wänden berühmter Bauwerke anzubringen, die zeigen,
daß man sie nicht aus frommem Glauben besuchte, sondern aus Interesse, Neu-
gierde, Kunstliebe. Die religiösen Gefühle werden durch säkulare abgelöst.
Diese plötzliche innere Freiheit gegenüber den Traditionen der Vergangenheit
zeigt sich auch auf einem ganz anderen Gebiet, nämlich dem der Verwaltung:
Mit dem Beginn der 18. Dynastie kann man mit einem Strich jahrhundarte alte
Ressorts beseitigen und die Verwaltung vereinfachen. Uberhaupt wendet sich
der Blick des Ägypters damals nach vorn: anstelle jener Sehnsucht nach den
Zeiten des Re, als noch das goldene Zeitalter auf Erden herrschte, spricht
Schlußwort 617
man plötzlich davon, daß ein Fortschritt möglich ist: "Nicht wurden mir Vor-
schriften durch Ältere gegeben. Ich werde wegen meines Wissens noch nach
Jahren gelobt werden selbst durch die, die das, was ich getan habe, noch
übertreffen werden" 5 ). Damit ist es aber auch möglich, neue Erfahrungsberei-
che im Leben zu entdecken: wir können sie aus der Aufnahme der fremden Gott-
heiten erschließen, die diese neuen Bezirke verkörpern sollen: das Erlebnis
des leidenschaftlichen Kampfes haben wir bereits erwähnt; hinzu tritt -wie
die Ubernahme des Kadsu und ihre Verbindung mit Reschef und Min zu einer
Triade ergibt - das Erlebnis der leidenschaftlichen Liebe, für die ja bis-
her in Ägyptens Weltbild, wie es seine Götter erkennen lassen, kein Raum
war. Nicht zufällig beginnen jetzt, wenn auch literarisch gebändigt, die
ägyptischen Liebeslieder zu erscheinen.
Endlich bahnt sich auch ein Nachlassen der alten Vorstellung an, die
Ägypten und den Ägypter in den Mittelpunkt der Welt stellte. Daß Gott auch
für die fremden Völker sorgt, steht als überraschende Erkenntnis im großen
Atonhymnus. Die Verbrüderung der hethitischen und ägyptischen Soldaten bei
der Einholung der hethitischen Braut Ramses' II. gipfelt im gemeinsamen Es-
sen und Trinken - überraschend, wenn man an die späteren Tabus in dieser
Hinsicht denkt - und findet seine Erklärung darin, daß sich beide auf einer
Ebene treffen, die nationale Schranken und Vorurteile überwindet: sind sie
doch beide tu-hi-r, d.h. tapfere Kämpfer, "Ritter".
Wie hier auf dem Gebiet der Vorstellungen die alte Tradition beiseite-
geschoben wird, so auch in manchem Bereich der materiellen Kultur. Selbst
wenn wir von den tiefgreifenden Veränderungen der Kriegstechnik absehen,
die die Einführung von Pferd und Streitwagen hervorgerufen hat, so dringen
von außen neue Kunstmotive, fremde Gefäße, syrische Kleidung und Musikin-
strumente ein; wahrscheinlich sang man syrische Lieder und Melodien, sicher
las man syrische Mythen. Syrische Künstler sind nachzuweisen. Wenn sich in
dieser Zeit auch die Formen der Beamtengräber wandeln und - wie Sattgast
nachweisen konnte 6 ) - ebenfalls die Begräbnisriten, so mag das letzten En-
des damit zusammenhängen, daß all die neuen Gedanken die Bindungen zu den
alten Traditionen lösten und den Weg zu neuen Entwicklungen freimachten,
auch ohne da- ___ er unmittelbarer Einfluß von außen vorliegt.
Sicherlich ist die Veränderung, die sich auf allen Gebieten während der
18. Dynastie entwickelte, tiefgreifender gewesen als wir erkennen können,
denn nach außen hin sind, besonders auf dem Sektor der Religion, die tradi-
tionellen Formen festgehalten worden. So läßt wohl Amenophis III. in Luxor
das alte Dogma seiner göttlichen Geburt niederschreiben, aber er selbst hat
es ja dadurch beiseitegeschoben, daß er das Harimsmädchen Teje zur Großen
königlichen Gemahlin erhob, das nicht "Gottesgemahlin" gewesen war. Hier
stehen traditionelles Dogma und neue geistige Entwicklung scharf nebenein-
ander. Wie weit manches schon gediehen war,.sieht man auch daraus, daß im
Totentempel Amenophis' III. Amun als "der seines Lichtes, in seiner Sonnen-
618 Schlußwort
scheibe" verehrt wurde 7 >; hier ist also die Materialisierung und das Sieht-
barwerden Gottes im Physischen bereits bis nahe an Echnatons Radikalismus
getrieben. Echnaton erst versucht, durch kompromißlose Beseitigung der aus
Tradition beibehaltenen Dogmen und Formen das Neue allein weiterleben zu
lassen; daß es aber unter der Decke der uns allein sichtbaren Tradition be-
reits seine nun sichtbar werdende Form gefunden hatte, läßt sich ab und zu
schon ahnen.
Es scheint also, daß eine kaum schwankende Entwicklung vom Beginn der
18. Dynastie bis zur Amarnazeit reicht - ja, sie reicht trotz des Zusammen-
bruchs beim Tode Echnatons noch weiter, nämlich bis Ramses II. Jene Stelle
über die Verbrüderung der ägyptischen und hethitischen Truppen wurde schon
angeführt; unter Ramses II. lebt auch der große "Archäologe" und Restaura-
tor der alten Denkmäler, der Prinz und Hohepriester von Theben, g'-m-w~s.t;
unter Ramses II. finden sich die letzten Besucherinschriften; er ist es,
der das Bild des wütend kämpfenden Königs noch einmal, wenn auch überstei-
gert, verkündet. Zwischen ihm und dem Ende Echnatons aber entsteht eine neue
Vorstellungswelt, die die der 18. Dynastie ablösen sollte, nachdem deren
"Richtigkeit" durch Amarna und die mit diesem Namen verbundene Gewaltanwen-
dung diskreditiert und ihre Lebenskraft gebrochen war.
Für uns aber erhebt sich die Frage: Ist der Anstoß zu dieser Entwicklung
auf einen Einfluß von außen zurückzuführen, wofür aus chronologischen Grün-
den nur die Hyksos in Frage kommen? Wenn wir nach unseren obigen Untersu-
chungen als wahrscheinlich annehmen, daß das Pferd und der.Streitwagen von
den Hyksos nach Ägypten gebracht worden sind, und ferner, daß zwischen den
Hurritern in Syrien-Palästina und den Hyksos enge Zusammenhänge bestehen,
so ergibt sich daraus, daß mindestens eine wichtige materielle VoraussetzUng
für den neuen Geist auf die Hyksos und vielleicht damit auf die Hurriter zu-
rückzuführen ist. Daß diese Voraussetzung, eben Pferd und Wagen, aber gerade
entscheidend gewesen sein kann, läßt sich wahrscheinlich machen: persönli-
cher Mut und persönlicher Eins~tz werden vom Wagenkämpfer gefordert; das
neue Erlebnis der über menschliches Maß hinausgehenden Geschwindigkeit stei-
gert das persönliche Selbstgefühl; die Sonderstellung der Wagenkämpfer er-
fordert neue Formen des Zusammenlebens und Betragens; die physische Kraft
ist die Voraussetzung für die Kunst des Wagenkampfes und damit zur Zugehö-
rigkeit zur Elite; daß aber in der Hinwendung zur physischen Kraft als Wert-
messer der Ausgangspunkt für die Hinwendung zum Diesseits und zum Sichtba-
ren liegt, ist ebenso folgerichtig, wie sich eine Schicht, die die Welt spe-
kulativ durchdenkt, eher der Tradition verbunden fühlt; bei dieser Schicht
handelt es sich aber viel eher um eine Beamtenschaft, die schon erziehungs-
mäßig in der Tradition aufwächst.
So haben die hurritischen Hyksos durch die Einführung von Pferd und
Streitwagen, damit verbunden aber durch Verbreitung ihrer Art der Weltbe-
trachtung, den Anstoß zu der geistigen Entwicklung der 18. Dynastie gegeben.
Schlußwort 619
Wenn Hatschepsut als diejenige, die diese Entwicklung umkehren und zur Tra-
dition des Mittleren Reiches zurückkehren will (Kopie offizieller M.R.-In-
schriften!; Aufgabe Syriens), den Hyksos vorwirft, daß sie "ohne Re", d.h.
gegen den Willen Gottes, regiert hätten, so mögen wir daraus folgern, daß
sie wußte, daß der von ihr bekämpfte neue Geist eben bei den Hyksos seinen
Ursprung gehabt hatte.
Stimmt diese unsere Folgerung, so ist· der Einfluß also von einer herr-
schenden Schicht ausgegangen. Blicken wir nun auf die Ramessidenzeit. Auch
hier sehen wir unter Ramses II. beginnend und sich dann immer verstärkend
einen tiefgreifenden Wandel im Wesen des ägyptischen Geistes. Es soll nur
hingewiesen w~rden auf das Umsichgreifen des religiösen Schuldgefühls; an
die wachsende Betonung ritueller Forderungen (Ramses IV.); an das Auftreten
puritanischer Züge (Übermalung unbekleideter Tänzerinnendarstellungen); an
das Verschwinden der Darstellungen aus dem Leben in den Gräbern; an das Her-
vortreten der "persönlichen Frömmigkeit'~ an die Vorstellung vom Gott als Kö-
nig Ägyptens und damit an das Entstehen des thebanischen Gottesstaates mit
der Verlagerung der Macht vom König auf den Hohenpriester von Theben. Aber
auch zu Anfang dieser Epoche können wir eine neue bedeutsame Einflußnahme
vonseiten ausländischer Leute in Ägypten erkennen. Haremheb selbst sagt, daß
er die Lücken, die der zweimalige Umsturz zu Beginn und am Ende der Regie-
rung Echnatons in der tragenden Schicht der Beamten und Priester gerissen
hatte, durch die "Besten des Heeres" ausfüllte, eine Tatsache, die wir in
den Familien der hohen Beamten, ja, beim neuen Königshaus der Ramessiden
selbst, nachweisen können. Doch diese "Besten des Heeres" sind weitgehend
Ausländer, in der Hauptsache Syrer. Überhaupt ist damals sicherlich Ägypten
- schon in der 18. Dynastie - durch Syrer unterwandert gewesen: angesiedel-
te Kriegsgefangene, freigelassene syrische Sklaven, fremde Handwerker, Händ-
ler, Hofangestellte und sicher besonders wichtig die vielen syrischen Frau-
en, die von den Ägyptern so begehrt waren, haben zwischen den "echten" Ägyp-
tern gewohnt. Wenn sie auch äußerlich die ägyptische Kultur angenommen,
ägyptische Götter verehrt und ägyptischen Sitten gefolgt sind, so haben sie
doch Teile ihrer eigenen Mentalität behalten und unbewußt bei sich und viel-
leicht auch in ihrer Umgebung die ägyptische Art der Weltbetrachtung verän-
dert. Für die geistige Entwicklung der 18. Dynastie, wie wir sie oben skiz-
ziert haben, dürfte d)ese jüngere Schicht von syrischen "Einwanderern" noch
nicht von Bedeutung gewesen sein (abgesehen allerdings wohl von den syri-
schen Künstlern), da sie zunächst als Bauern, Handwerker und Soldaten nicht
zu den Trägern der geistigen Entwicklung gehörten. Das ändert sich durch
Haremhebe Notlösung, die Angehörige dieser Schicht an die Regierung bringt
und damit in die Lage versetzt, das geistige Leben Ägyptens zu beeinflussen.
Das Einströmen syrischer Elemente in diese regierende Schicht scheint aber
nicht ein einmaliger Vorgang gewesen zu sein, sondern die syrischen Truch-
sesse in wichtigen Staatsstellungen sind in der Folgezeit eine Dauererschei-
620 Schlußwort
nung. Die starke Uberfremdung der ägyptischen Sprache unter Ramses III.durch
syrische Vokabeln könnte sogar als wirkliche Beeinflussung und nicht nur als
Fremdtümelei angesehen werden; und selbst wenn es nur eine Modeerscheinung
gewesen wäre, bezeugt sie den starken Einfluß Syriens und der Syrer in Ägyp-
ten.
So müssen wir auch hier die Frage stellen: sind jene Entwicklungen, die
wir oben in ihren Symptomen zusammengestellt haben und die vielleicht zusam-
mengeraßt werden könnten unter dem Bild des Klerikers (wie das M.R. unter
dem des Beamten, die 18. Dynastie unter dem des "Ritters"), etwa auf diese
Uberfremdung durch Syrer (und,wenn auch in viel geringerem Maße, ebenso an-
dere Ausländer) zurückzuführen? Wir können nur die Vermutung aussprechen,
denn erklärlicherweise fehlt dafür ein schlüssiger Beweis. Wenn dem aber so
wäre, so erklärte sich die ganz andere Richtung, in die dieser Einfluß ziel-
te, einmal wohl damit, daß das semitische Element nun viel stärker in Er-
scheinung treten mußte, nachdem schon in der Amarnazeit das hurritische Ele-
ment in Palästina vom semitischen aufgesogen worden war; dann aber mag auch
von Bedeutung gewesen sein, daß der Einfluß nicht von Angehörigen einer von
Beginn herrschenden Schicht ausging, sondern von einer zunächst und längere
Zeit hindurch niederen sozialen Schicht, die keinen Anteil an dem geistigen
Leben ihrer Zeit gehabt hatte und die nun, als sie zur Herrschaft gerufen
wurde, nicht in eine lebende, sondern eine zerstörte Tradition eintrat und
dadurch eher ihre eigenen Vorstellungen hinzubringen konnte, die sicher noch
zum Teil von Gedanken ihrer einstigen Herkunftsländer bestimmt waren. Schuld,
Reue und Vergebung, Unterwerfung unter Gottes Willen und die Vorschriften
ritueller Art bestimmen nun das Bild.
Wenn wir also abschließend die Summe unserer zahlreichen Einzeluntersu-
chungen ziehen, so können wir sagen: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorder-
asien, die im Alten und Mittleren Reich kaum über den Handelsaustausch zwi-
schen benachbarten Gebieten hinausgegangen sind, sind durch den Einbruch
der Hyksos und die daraus resultierende enge Verflechtung der ägyptischen
Geschichte mit der Vorderasiens so intensiviert worden, daß sie an den Kern
des ägyptischen Geisteslebens gerührt haben. Sind unsere Untersuchungen
richtig, so wäre weder die Entwicklung der 18. Dynastie bis Amarna und aus-
laufend bis Ramses II., wie die dieser entgegengesetzte Entwicklung der Ra-
messidenzeit möglich gewesen ohne die Impulse, die von den Hyksos und Hur-
ritern einerseits, von den mehr vom semitischen Element her bestimmten Sol-
daten andererseits ausgegangen sind.
Die entgegengesetzte Strömung, nämlich der Einfluß Ägyptens auf die sy-
rischen Gebiete, der in der dortigen Kunst eindeutig zu fassen ist, bleibt
uns in seiner Stärke und Weite durch das Fehlen der Quellen fast ganz ver-
borgen. Wie sehr wir aber damit rechnen müssen, daß nicht nur die materielle
ägyptische Kultur, sondern auch das geistige Bild Syriens damals von der
ägyptischen Kultur geprägt worden ist, bezeugt jenes Wort des sikarba'al,
Schlußwort 621
des Fürsten von Byblos, daß Technik und Wissenschaft von Ägypten zu ihm ge-
kommen seien.
1) Urk. IV 26 ff.
2) Urk. IV 1281, 15.
3) Urk. IV 1540 ff,
4) Urk. IV 1343·
5) Baumeister Ihnj, Urk. IV 58, 1/3.
6) noch ungedruckte Disseratation, Heidelberg.
7) Gardiner-~erny, Ostraca 90.
atna 0 --Akizzi
V--
t;,adesc.h a --5ufltfarra
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R.ußizzi c -Arz.awtj'a
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1/irabib - - - - 0 8yblos Lapana x --Teuwafti
x Tusulfi ---Amabafpe
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. . Marjazana
Japa!J-addu - - x Emsaz'-Abdirisa
Ammunira c (ju dasuna Jamiufa
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Damaskus c - ßir,jaw~J~za
Zimrida - - - - -
Abimi/ki - - - - t ! l
Gamhuna !amuadda
Ba'lu-UR.8A6 (?) "' x ---Ru~manja
Abditir5i '::?aruna ll .?<
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Zafafna--- A
Zurada 0 kko c Ziriba5ani --Arfamanja
c Aifarofh Ajjab
lndrofa c Ak5chaf X ,..
D Mu5i&una ---Sufarna
5iridRjOI - - - + - - c Meqiddo
Jasdaffa o Ta'anek
ZurRiar c Oinl-iasna o Pe/101 - - - - - - - M u f - ßaCfu
Pu-Ba'lu
Mikilu
8a'lu-5ipti
JapatJu
Widiia
Zimrida
Jabni -ilu
~uwarclalfa
INDICES
REGISTER
40
626 Götter
Ramses IV. 382, 496, 527, 530, Skorpion 13, 41 350, 357, 360, 406, 410, 421,
619 Smendes 462 439, 444/6, 471, 474/5, 510,
Ramses V. 241, 362/3, 370, 373, Snofru s. Snfrw 543
375, 571 Sobk-nofru 66 Thutmosis I. 99, 101, 103, 116/8,
Ramses VI. 248/9, 487 :E-rocow 167 141, 150, 164, 167, 248, 252,
Ramses IX. 249 S~-Ht-hr 166 278, 292, 300/1, 307, 336, 359,
Ramses XI. 249, 369 s~-riht ·14 405,412,453,510
Rc-l;ttp (Sbm-Rc-w~J:t-bcw) llO Swkf-n-Rc 111 Thutmosisll. 99,100,118/9,167
Sbk.:-m-s~. f. (Sbm-Rc-w~g-bcw) Thutmosis III. 97, 99, 100/1,
Sahure 14, 16, 19, 26, 38, 490 llO ll7 /22, 125/7, 134, 137/9,
Salitis 92/3, 101/2, 522 Sbk-l;ttp 71 (s. auch Sebekhotep) 150/4, 161/2, 164/5, 169, 173,
Scheschonq 509, 535 Smqn 93/4, 101/2 180, 193, 201, 203, 215, 225,
Sebekhotep IV. (J;Jc-nfr-Rc) 69, Snfrw 18, 23, 28 252,256/7,259,260,262,267,
95, 106, 166, 452 Sl;ttp-ib-Rc 66 300/1, 303/12, 314/6, 323, 328,
Semeuchkare 99/100, 184/5, 192 S:O.m-U..t, 14/5 330, 334/6, 342, 351, 354, 360/
Sesostris I. 70/1 Sbm-Rc-bw-t~.wj Sbk-l;ttp 106 3, 365/6, 372/3, 375, 379, 380,
Sesostris II. 44, 46, 69, 71, 75, 84 Shm-k~-Rc Imn-m-h~.t-snb.f 385, 389, 391/8, 400, 402/3,
Sesostris III. 4 7, 71 -106 . 405/7, 409/14, 416/8, 421, 424,
Sethnacht 247 Sbm-k~-Rc Mr-mnfjtjw s. Mr- 430, 441, 443, 445, 453, 455/6,
:Ee&co~ 167 mnfjtjw 458, 461, 480/2, 506/7, 515,
Sethos I. 19, 99, 100, 200, 203/4, S~nn-Rc 98, 103, 109/ll, 113/4 518/9, 522, 527, 531, 540, 616
222, 235, 236, 244, 246, 267/8, ~alaku s. Salitis Thutmosis IV. 161/2, 165, 174,
273, 277/8, 294, 297' 303, 310, 181, 192, 195, 275, 278, 311,
313, 315/6, 318, 323/5, 330/1, ta-'a 103 344, 346/7, 351/2, 362, 366,
333, 336/8, 340, 342, 348, 350, Taharka 459, 488 372, 381, 453, 460, 473, 486,
352, 354,370/1,375,388,396/7' Tausret (f.) 101, 472 490, 510/2, 546, 616
425/7, 430, 455, 458, 473, 481, Teje (f.) 401,417, 617
485, 493/4, 499, 517, 527, 529 Teti 26 W~l;l-ib-Rc 166
Sethos II. 101, 247, 365 Toutimaios 92, 102
Siamu 71 Tutenchamun 99, 100, 164, 174, Dl:twtj (Sbm-Rc-smn-g.wj) 111
Siptah 101,247/8, 371,385,459, 185/6, 192, 196, 200, 225, 283, Dd-... 94
473/4, 492 286, 300/1, 310, 344, 346/7, Dr 29
GÖTTER
m(? )-ra-ja-na 502 Re 117, 230, 391, 453, 455, 463/4, sp-ns-t~ 501
Mut 405, 481, 488, 509 490, 494, 498, 501, 513, 527 Spr.t-Stb- 503
Reharachte 109, 481, 492 ss~.t 12
Nb.t-l).tp.t 483 P-Rc (heth.) 226 Suchos 464/5
Nergal187 Renenutet 489, 503 Swtb (heth.) 226
Neunheit 482/3 Reschef 105, 382, 485/90, 492, §lahar 500/1
Nin-egal (J):atna) 307 496/9, 502/6, 508/9, 588,617 simikuna 501
Ningal 501/2 sala 501
NIN .PISAN .PISAN (J):adesch) Sachmet 482/3, 506 Sd 489,502
321 Sapni 503 Sps (ugar.) 502
n-q-p-l).u-na 500/1 Sausga 495 Sw482
Nukala 502 Selene 492
Nut 491/2 Seth 17, 337, 453, 481, 484/5,
491/2,494/5,507 Tammuz 6, 22, 482
(Aleppo) 302 Telepinus (heth.) 229
Onuris 453, 483 (Auaris) 94/5, 102, 109/10 Tesup 109
Osiris 6, 22, 453, 482/3, 493, 496, (d-~l)..t) 94 Thot 106, 364, 453
511 (Seth!oe) 106 (Sinai) 15, 17, 70
c-n-ta 2 -ra-ta 227 Simiqe 102
Sin 502 W~gj.t 491
Proteus 483, 490 Smc.t 483
Ptah 70, 230, 362, 391, 396, 453, Smsrw 24 Zeus Kasios 483
455, 464, 480/1, 483, 490, 492 Sopd 6, 16,17,24,483 Zit:tJ.arijas (heth.) 228
Biridaswa (Januammu) 183 Ituraddu (Alalal].) 180, 195, 293, Niqmadu II. (Ugarit) 180, 183,
Biridija (Megiddo) 189, 393, 520 303 200, 257, 293/4, 304, 309, 319,
Birjawaza (Damaskus) 183/4, 356,467
188, 190, 198, 261, 279, 309, Jabni-ilu (Lakisch) 189, 260, 528 Niqmadu III. 233, 239, 304
312, 461, 519/20, 529 J abzibida 190 Niqmepa (Alalab) 118/9, 161,
Burnaburias 184, 192, 197, 287, Jabtiri198,313,366 168,289,303
394, 398, 401/2, 404, 407/8, Jama 190 Niqmepa (Amurru) 178, 294
412/3, 441, 446, 449, 461, 469, Jamibanda (Taanek) 520 Niqmepub (Niqmepa) (Aleppo)
471, 474, 532 Jamiuta (Gudasuna) 188, 520 301
Jantinbammu (Byblos) 98 Niqmepa II. (Ugarit) 199, 200,
Dagantakala 190, 279 Japa:tJ.-Addi (Beirut) 178/9, 182, 239, 295, 304
Dasru 190 193,259,266,311,519 *Nizma-Adda 235
David 529 Japabi(Gezer)189,260,279,520 Nukurtuwa 190
Dijate 190 Japtib-Adda 189
di-d (Libyen) 240 Jarimlim I. (Aleppo) 301 Paddatisu (Kizzuwatna) 289
DU-Tesup (Amurru) 199, 294, Jarimlim Il. (Aleppo) 111, 301 Paratarna (Mitanni) 111, 118/9,
520 Jarimlim III. (Aleppo) 301, 308 168, 175,288,301,303
Duppi-Tesup (Amurru) 172, 181, J arimlim (Alalab) 302, 345 Parijawatri 288
183/4, 199, 225, 235, 321, 520 Jasdatta (Taanek) 189, 520 Parsasatar (Mitanni ) 172
Durusa (l):atna) 309 Jatarammi (Karkemisch) 300 Patuzana 521
Jephtah (A. T.) 529 Pellija (Kizzuwatna) 119, 168,
Ellil-nadin-sumi 224 288,318
Enurta (Barga) 235, 302 Kadasman-Ellil (Babylon) 192, Pijasili (s. Sarru-kusub) 300
Eriba-Addad 287 223/4, 353, 364, 367, 394, 398, Piceja 264
401,404,413,444/5,455,469, Pu-baclu (Jur;;;a) 190, 260, 412,
GilU\).epa (f.) 174/5, 192, 367, 471, 474, 515, 532 461, 520
401, 417 Kadasman-:ijarbe (Bab.) 224 Pubabla (Amurru) 179
Kadasman-Turgu (Bab.) 223/4 Pudubepa (f.) (Hatti) 225, 321,
:ijajani 102 Katul].utisupa 196 233, 239, 304, 307, 367, 519
:ijamunira (Beirut) s. Amunira Kilamuwa (Jacudi) 254 Purdaja (Taanek) 520
311 Kili-Tesup ( = Mattiwaza) 196
:ijammurabi (Babylon) 109, 112, Kirta (Mitanni) 116/7, 167 qa-§a-r-di 297, 336, 539
275,302,304 Kurigalzu (Babylon) 165, 174, qa-qa 161, 518/9
:ijammurapi (Aleppo) I. 301/2 192, 279
:ijammurapi (Aleppo) II. 301 Kurtiwaza s. Mattiwaza 196
:ijantilis I. 116, 300 Kuruntas 467 Riawasa (Taanek) 260, 519
:ijantilis II. 168 Kusan Risathaim (A. T.) 247 *Riassur 265
:ijarapsilis (f.) 116 Rib-Addi (Byblos) 177/9, 182/3,
:ijattusilis I. 111/2, 301/2, 539 Labaja (Sichern) 188/90, 197, 187, 193/5, 258/9, 262/6, 279,
:ijattusilis II. 162, 174/5, 288, 259,263,461,517,519/20,522 310/2, 321, 363, 365, 392, 394,
301, 308 Labcu (Tunip) 303, 306 397, 402, 404, 453, 475, 516/7,
:tiattusilis III. 214, 217, 223/4, 519, 524, 533
225, 295, 231/3, 239, 319, 410, Madduwattas 243, 290 Rimi-Sarma (Aleppo) 199, 217,
433, 471/2, 528, 534 Majarzana (:ijazi) 188, 520 301,306
:ijibija 196 m()-r-i 4 -ja-wi (Libyen) 240, 242 Ru~manja (Saruna) 188, 520
:tiismisarma (heth. Prinz) 392 Mattiwaza (Mitanni) 168, 175/6,
:tliziri 190 179,181,184/5,187,194,225, Sabili (Amurru) 217, 294/5, 520
:ijuzzias II. 168 285/6, 292/3, 308, 318/9, 321, Sal].urunuwa (Karkemisch) 300
524, 533 Salmanassar I. 318
Ibiranu (Ugarit )239, 304 Milkili (Gezer) 188/9, 190, 364, Salmanassar III. 318
Idadda (J>:atna) 307 471, 520 Samu-Addu (Sambuna) 188,
Idrimi (Alalal].) 111, 118/9, 161, Miza (Arasni) 178 520
168, 279/80, 285, 278, 301/3 Mursilis I. 111/2, 115/6, 168, Saratum (Akko) 462
Ildija (:tlazi) 182, 188 300/2, 308, 534 Sargon I. 266/7
Ilirabil]. (Byblos) 183/4, 311, 519 Mursilis II. 164, 181, 196, 199, Sarra-AN (Aleppo) 301
Ililimma I. (Aleppo) 119, 301/3 200, 225, 235, 292/4, 301/2, Sarrukusub (Karkemisch) 199,
Ililimma II. (Alalal].) 161, 303, 304,310,519 293, 300
306 Mut-baclu (Pella) 188, 259, 461, Sarupsi (Nu:tJ.asse) 180, 293
Initesup (Karkemisch) 300 520 Satija (Enisazi) 195, 367
Indrota (: Indaruta) (Akschaf) Muwatallis 200, 204, 209, 212, Sattiwaza ( =Mattiwaza) 196
188/9, 263, 520 217,224/5,289,294,306 Sattuara (Mitanni) 205
Ipte-( ... )196 Sausgamuwa (Amurru) 204,
Ir-Addu (Tunip) 119, 303/4 Napirasu (f.) (Elam) 548 233/4, 295, 520
Irkabtum (Alalal].) 302, 534 Naplimma (l):atna) 105, 307 Saustatar (Mitanni) 119, 161,
Isbi-Addad (J>:atna) 308 NIG. BA-ctU-as (J>:adesch) 199, 165, 167/9, 172, 176, 287, 288,
ISpudabsu (Kizzuwatna) 288 310 303, 305
Ortsname:J;~. 629
Sinadu (~atna) 307 Tagi 189, 200, 265, 461, 472 416/7, 434, 436, 441, 444,
Sipturi 190, 461 Takibsar (Nu"\).asse) 293 449, 469/71, 474/5, 493, 511'
Subandu 190, 364, 393, 471, 521 Taku (Nu"\).asse) 152, 292, 421 532
Sum-Adda (~aml;mna) 391, 462 Takuja (Takuwa) (Nija) 180,
~um-( ... ) 190 195,307,520 UD-b.i 175/6
Sumitti 405 Talmitesup (Karkemisch) 300 Ulasuda (~atna) 307
Sumunepub. (Aleppo) 301 Talzu 289 Ur"\).i-Tesup 224, 295
Sunasura I. (Kizzuwatna) 289 Tar"\).undaradu (Arzawa) 288,
Sunasura II. 172,216,288/9,519 402, 438, 445, 532
Suppiluliuma I. 164, 168, 172, Tawagalawas 243 Widia (Askalon) 190, 260, 313,
175/6,178/9,180/7,192,195/6, Telepinus (Hatti) 119, 199, 288 412, 423, 421
199, 200, 225, 257/8, 276, 282, Telepinus (Aleppo) 301 Wiktazu 190
285/6,288,292/4,297/8,300/1, Tette (Nu"\).asse) 179/80, 199,
303/8, 310, 402, 404, 439, 471, 225, 235, 292/3 Zajaluti 102
475/6, 524/5, 532 Teuwatti (Lapana) 188, 520 Zkr 292
Suppiluliuma II. 234, 243 Tiglathpileser I. 249, 283, 314, Zakarbaal 249, 620
Sutarna I. (Mitanni) 117, 367 320 Zatatna (Akko) (: Sutatna) 189,
Sutarna II. (: Sutatara) 165, Tiglathpileser III. 329, 333 190, (197, 462), 520
174/6, 184/5, 192, 511, 524 Tisari (Urkis )166 Zidantas II. (Hatti) 119, 168
Sutarna (Musi"\).una) 188, 520 Tudhalijas II. 161, 301, 303 Zikar (heth. Prinz) 402
Sutatara (Mitanni) s. Sutarnaii. Tudhalijas III. 174 Zimrida (Lakisch) 189, 520
Sutatara (~adesch) 181, 310, Tudhalijas IV. 204, 233/4, 295, Zimrida (Sidon) 178, 181/2, 193
520, 524 304 311, 519
Sutatna (Zatatna) (Akko) 197, *Tudhalijas V. 239 Zimrilim (Mari) 98
462 Tukultininurta I. 224, 239 Zisamimi 190
Suwardatta (Hebron) 189, 259, Turbasu 189/90 Zitrijara 190, 521
263, 521 Tusratta (Mitanni) 162, 175/6, Zizaruwa 309, 311
180,184/5,187,276,285,287, Zurasar (Gintiasna) 197, 520
Tadu"\).epa (f.) 176, 367, 401/2, 292, 302, 364, 367, 394, 398, Zurata (Akko) 189, 263, 520
404, 417, 436, 448/9, 471, 474 401/2, 404, 407/8, 410, 412/3, (... )-Sarma (Aleppo) 199
ORTSNAMEN
40*
630 Ortsnamen
"Antilopennase" 18 364, 400, 407/8, 412/3, 416, chirbet sitt leila 169
Anziqub 145 421, 461, 471, 515/6, 524 Crak des Chevaliers 221
Apamäa 307 Bahrije 114 Curium 433
Apratik 145 Bambyke 303, 315/6 Cypern 73, 165, 174, 187, 206,
Aphek 54, 122, 159, 517 Barga 227, 235, 292/3, 302, 316, 289, 290, 298, 322, 394, 398,
Apina s. U P.e 318, 320, 367, 390 404/10, 412, 415/6, 418, 467'
A. PU. MES s. Beirut barkum 302 469, 515
ära 143 Batruna (batrun) 178, 219,
Arados (Arwad) 169, 176, 178/9, 221/2, 263 Dabir 49
181,249,264,266,310,314/5, "Befestigung" Sethos' I. 324 Dachle 488
365, 389, 517 Beirut 69, 178/9, 182, 193, 208, Damaskus 128/9, 130, 134, 137/8,
Arabti 180, 524 259, 266, 311, 321, 329, 332 174, 179, 181, 183/4, 188,
Arasni 178 Belutschistan 12 190, 197/8,217, 231,258,261,
Arawanna 206, 208 Beni Rassan 64, 72, 81 276, 279, 309, 312, 320/1, 328,
Arazik 143 Beqa' 56, 130, 138, 152, 158, 461, 519/21, 529,
Ardata 140, 177/9,274, 313, 315, 208, 221/2, 261, 276, 283, 522 ed-damije 130
391 berut 129, 197 dana 146
ardat 192 Berytos 519 Danuna (da-nu-na) 243/5, 254
arde 221 Besan (Beth-sean) 35, 71, 128, (dnnm), 279
ardil322 129, 132, 200/3, 247/8, 262, Dapara 76
Ardulis 322 271,273,331/2,425,427,480/ Dardanoi (da-r-d-an-ja) 205
Arinna 226 1, 496,500, 511,517,527 Datassas 204
arne 152 bescherre 221/2 Deir el-Bahari 118
Arpad 152 beth jerah 35 Deir el-Medineh 365, 392, 414,
Arqatum (arqa, vgl. Irqata) 51, *Bethanab 331 458, 489, 493, 514
60/1, 90, 153, 177,314 Bethanat 203, 219 Dendera 166
Arrapba 171, 173, 300, 316, 413 Beth-el-Wali 348, 355 Der'a 132
Aruru 197 Beth Horon 509 Delos 509
Arwad s. Arados Bethlehem 189 Derr 262
Arzawa ()a-ru-sa-wi) 165, 174, Beth Mirsim 421 Deshasheh 18/9, 74/5, 106, 366,
204/6, 208, 243/4, 248, 255, Beth Shems 77, 198 545
271,287/9, 297,300, 338, 342, Beth-sean s. Besan Djemdet Nasr 6, 8/9, 12
367, 372, 402, 415, 438, 460, Betijariq 226 dnebe 142, 304
469, 471, 515, 532 Bit-arqa 177 Dor 244/5, 249, 267, 363, 536
Arzija 185 Bit-NINURTA 189 dschennin 133, 189, 197/8, 331
Ascher 297, 336, 539 Boghazköi 224/5, 343, 418, 446 dscherablus 146, 300
Asdod 244, 312 Bosra 183 dscherabta 219
Askalon 52/3, 77, 90, 189/90, "Brunnen des Mernephtah" 326 dschett 122/3
223, 240, 244/5, 254, 260, 271, bschemsin 219, 221 dschisr esch-schugr 148
274, 338, 380, 391, 412, 423, b"j;abtura 219 dschusije 195
480, 521/3 Bubastis 105, 109, 240, 260, 512 duban 331
Assiut 453 Buhen 104, 166 Dubu 129, 188, 196/7
Assur 139, 161, 165, 169, 173, Burkana(burkin) 133,189,197 dunibe 309
184/5, 205, 271, 279, 287, 297, Buto 5, 29, 40
307, 515/6 Byblos 21/2, 28, 30, 35, 38, 43,
Assyrien 407/8, 410, 412/3, 423 45/6, 53, 61, 72/3, 77, 90, 138, Edfu 492
Assuwa 290, 298 151, 168, 170/1, 174, 176/9, Edom 278/9, 323, 348
Ashani 122 181, 183/4, 193, 204, 219, 222, Ekron 244
Astaroth 57, 129, 130, 134, 188, 241,249,25~ 258/9,265,271,
Elam 7, 548
197, 312, 520 277,279,289,295,310/2,314/ Elephantine 464
5, 329, 332, 363, 367, 391, Eleutheropolis 189
Atfih 114/5 Eleutheros (Fluß) 127, 138/40,
athareb 144 394/7,399,404,453,462,467,
475, 480, 482, 500, 516, 519, 151, 208, 215, 221/2, 314/5,
Athribis 488
524,536/7,541/2,608,612,621 328/9, 332, 334, 336
Atinni 146
Auaris 92, 94/5, 101, 106, 110, Elkab 110,117,453
113/5,117,359,522 Chagar Bazar 166 Emar 249/50, 252
chaldije 221 Elkab 110,117,453
azer 221/2 enfe (s. auchAmbia) 193,177,221
azze 195 cham scheschun 122
chirbet bel'ame 133 Enisazi 182, 188, 195, 367, 519
chirbet kefr tä 130 Enkomi 77,420, 433
Baalbek 69, 128, 158, 195, 221/2 chirbet el-medjal 172 erin 152
bab 147 chirbet nina 130 Euphrat 116/7, 140, 148, 150/2,
Babyion 105, 109, 112, 115/6, chirbet qaisun 160 156, 162, 165, 170, 180, 206,
165, 171, 173/4, 185, 187, 223, chirbet qila 189 249/50, 252, 272, 275, 286,
233, 271, 275, 280, 286/7, chirbet saruna 129, 197 300,309,320,359,395
295/6, 300, 302, 308, 346, 353, chirbet schabtin 130 Ezbet Rushdi 75
Ortsnamen 631
Fajjum 464/5, 500 339, 340, 356, 364, 392, 394, Jarmuk 152, 202/3
Frangissa 290 403, 411, 413, 416, 421, 456, Jarmuti 266/7
464, 470, 472/4, 515, 531, 534, J aruwatas 235, 293, 302
gabbul345 547 jasuf 131
Gadara 132202/3, 331, Hat,tusa 112, 186, 204, 217, 226 Jatani 196
Gasgäer (Kaska, Ksks) 204, 206, Hethitien 111, 118 Jat]Japa 143
208,231,288/9,364 Hauron 204 Jacudi 254
Gath 244, 529 :tfazi 128, 182, 188, 195/6, 309, J azilikaja 232
Gaza 69, 77, 121/2, 190, 201, 520, 529 jebna 130
244/5, 246/7, 258/9, 260/1, :tfazilu]Je 144 jemma 112/4, 134, 159
273/5, 278, 280, 313, 338, 340, Hazor 55, 129, 188, 197/8, 203, Jericho 35, 71, 73, 77, 223, 429
363, 512 274, 312, 330/2, 520, 523 Jerusalem 52, 59, 189, 247/8,
Gebel el-Araq 7/8, 11 Hebron 49, 189, 521/2 259, 313, 326, 364, 422, 461,
Gebel Barkai 395 Heliopolis 13, 69, 97, 455, 524, 509, 520, 522
Gebel ed-drus 129, 134, 197 527 Jesrecel 134, 158, 161, 188/9,
Gehelen 105, 109, 113 Helmije 542 190,198,248,331,522
"Gebiet des P-Rc" 323 Heluan 12, 363 Joppe 120, 122, 139, 158, 190,
"Gebiet des W~g.j.t" 324 Heraldeopolis 500, 535 197, 260, 262, 264, 312/3,
Gerar 71, 612 hermil 131, 210, 212, 220, 237, 331/2, 335, 356, 523, 527, 536,
Gezer 69/71, 174, 188/9, 197, 251, 331 539, 540
240,248/9,260,264,313,338, Hermon 221, 283 Jordan 134, 331, 522
340,363,471,517,520,614 Herrnouthis 453 junim 221
ghalbun 221 Hermupolis 112/3, 453 Jursa 120, 122, 190, 260, 412,
Giluni 196 Hibis 492/4 520
Gina 133, 189/90, 198, 331 Hierakonpolis 5, 7, 14, 28, 105
Gintiasna 133, 197, 520 Hierapolis 300 kabula 250
Ginti 200 Hinianabu 197 kafr äna 122
Gintikirmil197, 200 Hinatuni 197, 462 Kahun 74/5, 77, 81, 83/4
Gitipedalla 190 el-hirbe 130 Kalasma 208
Gitirimunima 197 lj:isas]Jape 2 2 6 kamid el-loz s. Kumidi
Giza 21, 38, 77, 489, 490, 505 Horns 212, 219, 307, 331 Kanaan (Kina]Jni) 188/9, 190,
Gudasuna 128, 188, 520 Horbeit 487 231, 240, 244/5, 258, 262, 271,
gul219 Horusweg 43, 323, 326, 332, 338 278/9, 280, 314, 442, 474,
Gurob 231, 388 Hule-See 130, 197 Kanu 188, 196
Hurma 227, 316 Kaphtor s. Kreta
Habur 194, 320 :ijutamme 144 Karahana 228
hadschit 221 Karafa 264
haferha 148, 151 Ibra 147 Karatepe 244
Hagia Triada 428 Ijalanda 206, 208 Kar(an)dunias 286, 367
{,fajanu 197 Imar 144 Karkemisch 112, 115/7, 141, 146,
haluban 144 imtan 129 148, 150/1, 170, 185/7' 196,
:tfalpa ({,falman) s. Aleppo Inämta 193 199, 206, 244, 248, 250, 252,
:tfalulase 143 Indus 10, 12 272, 280, 293, 300, 302, 360,
Halunni 129, 183, 196 Iran 5 521
el-l:tamadije 322 Irrite 187, 301/2 Karkisa 205
Hamath (hama) 35, 148, 200/2, Irqata (s. Arqatum) 153, 177, Karmel 18, 121, 124, 134, 158,
292, 302, 308/9, 318, 517 17~ 193,314,452,516/7
189/90, 197/8, 330
{,fani 116 Irta 145 Karnak 201/3, 222, 235, 240,
:tfanigalbat 286/7, 461 Israel 240, 588 251, 277/8, 313, 335, 337/8,
]Japiru 177, 189/90, 203, 279, Isuwa 180, 290 340, 342, 348/9, 350/1, 354,
313, 391, 419, 423, 526 ff. Is]Jupite 227 360, 388/9, 395/6, 399, 403/7'
Jj:arabu 189, 197 izal 221 424/6,430,452,455,458,486,
Rarageh 77 488,494,509,518,535
Harran 166, 187 Jabbok 189
Harput 194 Jablima 197
:tfareta 223 jalo 198 Kasi 263
Rasabu 128, 158, 182, 188, 195, Jaluna 461 Kassiten 356
~ 276, 309, 39'!, 523, 526 Jam]Jad (s. auch Aleppo) 300/2, katwa 129
Hatenzuwa 228 308 keft qatra 203
hatituma ll23 jammune 221 kefr meschke 221
Hatti 153, 164, 172/3, 174, 179, Januammu 134, 137/8, 183, kezz 220
18lf:l, 187, 204/5, 214, 216/8, 197, 201/2, 240, 262, 273, 291, el-khadr 611, 614
223, 225/7, 230, 232/4, 240, 312, 337/8, 340, 350, 359, 391, Khetana 44
244, 248, 255, 271, 276, 280, 400, 403, 406, 518, 520, 523 Kilti 189
282, 286, 288/9. 293/4, 296, Japu (jaJa) 197 s. Joppe Kinnereth 129, 274, 523
300/1, 305/6, 310, 328, 332, Jarimuta 53, 62, 262, 266, 391 Kizzuwatna 119/20, 162, 175,.
632 Ortsnamen
180, 199, 206, 216, 223, 227, macaret en-nocman 143/4, 249, 141, 150, 162, 170, 205, 223,
230, 257, 288/9, 316, 318, 345, 328 264, 271, 280, 285/6, 289, 296,
.410, 519, 521 Mari 109, 276, 300/1, 308, 528, 331, 344, 359, 370, 415, 440,
Knossos 105 537 451, 515, 523
kokab el-hawa 235 Marmaru 146 nah1e 221
Korn el-ahmar 240, 253 masuf252 nahr e1-abrasch 315, 321
Koptos 399 Masa 205, 208, 218 nahr e1-barid 140, 315
krak 220 Medinet Habu 41, 242/3, 248, nahr ed-damur 203
Kreta 43, 69, 109, 153, 165, 242, 252, 338, 340, 342, 350, 388, nahr ibrim 21, 30, 283
244/6, 254, 271, 290/1, 305, 406, 408/9, 411, 424, 426/7, nahr iskardji 214
310, 403, 410, 423/9, 542, 546 440, 452, 500, nahr e1-kebir 153, 177, 314
KrokodUopolis 464 el-medschel 123 nahr e1-ke1b 204, 208, 222, 481
Kuasbat 193 Megiddo 35, 69, 71, 77, 97, 120, nahr 'allan 129
Kulante 143 123/8, 130, 132, 134, 137/8, nahr el;l-l;labt 220
Kumanni 199, 316 154, 161, 187, 189, 197, 216, nahr el;l-l;lih 214
Kumidi (kamid el-loz) 128, 188, 248, 256, 268, 273/4, 331/2, Nanap 145
195, 208, 220, 258/9, 261/2, 334, 340, 345, 354, 359, en-na'ura 127, 161
276, 312, 328, 519, 520, 391/4, 397, 399, 422, 425, 436, Napata 155
el-kurah 389 442/3, 445, 455, 467' 474, 518, Naukratis 29
Kurustama 164, 181, 186 520,523, 608 näwa 130
Kusae 113 Meir 73 Nazareth 127, 161
Kusch s. Nubien 166, 273, 275, Melu.\}.\}a 263, 364 Naziba 188
300, 392, 451 Memphis 92, 113/5, 121, 155, Negade 5/11
Kutmar 180 164, 171, 186, 297, 342, 354, Negeb 122, 141, 197, 360, 387
Kynopolis 114 360, 362, 365, 405, 453, 464, Neriq 227
474, 480, 482/3, 485/6, 489, Nija 117 JS, 141/2, 148/9, 151/2,
Lachisch (Lakis) 164, 189/90, 490/2, 499, 500, 503/6 156/7, 162, 180/1, 183, 193,
247, 260, 313, 458, 520, 608, meqa bere 220 195, 251/2, 292/5, 301/9, 336,
merdsch eijun 133 412,520,524
611, 614
medschluna 222 Nikaiopolis 198
Lajisch 61, 129 Niniveh 165, 176, 287, 297, 493,
Lapana 128, 188, 520 merke 133
meskeneh 144/5 506,511
Larsam 295 Nirabu (nirab) 69, 144
lebwe 58, 131, 158, 212, 310 Mesqu 197
Milawanda (Milet) 243 Nosairiergebirge 329
ledscha 129 Nubien 15, 73, 76, 111, 114/6,
Lernnos 242 Minieh 43
Mira 231 267, 361, 364, 389, 399, 411/2,
Lesbos 205
Letopolis 240 Miiha155, 133, 164, 274, 523 464
Mitanni 112, 116/20, 139/40, Nu.\}asse 137, 152, 154, 162, 179,
Libanon 21/2, 26, 28/30, 140, 180/4, 199, 206, 227, 235, 275,
201/2, 208, 221/2, 249, 260, 151/3, 156, 158, 161/2, 164/5,
167' 169, 172, 174/5, 178, 291/3, 302/4, 306/9, 359/61,
262, 267, 271/4, 277/9, 283, 393/4, 398, 400, 403, 413, 421,
180/1, 183/5, 187, 204/5, 248,
310/1,328/9, 334/5,353,395/6, 268, 271, 273, 282, 285/8, 291, 440,527,530
489,522,539
295/6, 300/2, 304/5, 308, 321, Numanase 131
Libyen 14, 19/20, 23, 25, 240/1, Nupanni 144
342/3, 345, 360, 364, 366,
243,348,362,394 Nuribda 197
Lihzina 226 387' 399, 402, 404, 406, 408,
410, 416, 421, 461, 469, 470/2, Nuzi 161, 169, 528/9
Lischt 77, 95
Litani 134, 195, 208, 231, 328/9, 478, 493/4, 499, 515/7, 524,
526,539 Oasen 114
521/2 Moab 46 Oman 10
Lukka 205/6, 208, 243, 245, 290 Orontes 30, 134, 138/40, 148,
Mo1gata 351, 416
Lupanni144 Mons Cassius 18 151/3, 156/7, 171, 204, 206,
Luxor 222,235,298, 334/5, 338/9, 208/9, 214/7, 231, 237, 251/2,
Mossu1300
340, 342, 354, 531, 535, 539 Mu.\}azzi 122, 197 272, 295, 302, 308/9, 328, 485,
Lydda 122, 190, 272
mukes 202 521/3
Lykaonien 206 Orthosia 139, 202, 314/5
Mukis s. A1a1a.\} 118/9, 180,
Lydien 206 'ain ed-djarr 220
292/3, 295, 301/4
murad dagh 290 'ain sems 190
Mäander 205 Murar 144 'anaqim 49
Mabog 303 muriqa 150 'anüt 202
Magdali 196 Murmuriga 146, 185, 350
Magdalim 193 Musi.\}una 129, 188, 520 Pahmi 196
Magdalu 197 mutarije 222/3 Paphlagonien 206
Ma.\}zibti 196 Mutkinu 147 Pella 54, 129, 188, 197, 200/2,
manbedach 303 259,271,398,517,520
Man.\}ate 190, 197 nab1us 131 Pelusium 18
mantar 314, 322 Nahrina (s. Mitanni) 117, 119, Persien 413
Ortsnamen 633
Phaistos 244 samanen 129, 197 seheich ibraq (abrek) 133, 161
Philae 512 Samos 509 Scheich Said 481, 508
Philister 243/5, 249, 363 Sar'a 189, 198 Sigata 145, 315
Pidasa 205, 208 saramutel 249 Sikiwete 146
Pitru 147/8, 151, 252 Sardinia 242 Schimron 274, 523
Punt 20/1, 30, 83, 118, 271, 277, Sarepta 329, 332 schuweke 122, 159
482 Se'ir 272, 278
Purattu 147 Sapuma 189, 520 Ta'anek 124, 133/4, 164, 174,
Saqqara 18, 31, 35, 38, 440 189, 197, 258, 260, 274, 516,
l)::adesch 119/20, 123/8, 131, 134, Sedment 74/5, 106 519/20, 523
137/42, 148, 151/4, 157/8, 179, Seevölker 234, 240 ff., 274, 287, Taggata 290
181/6, 199, 203/4, 206, 209, 289, 295, 300, 304, 306, 310, TaQ.aja 227
212, 214/6, 220, 222/4, 230, 362, 531 TaQ.si 141, 151/2, 154/5, 158, 170,
241,243,248,251/2,255,25~ Sehel106 223, 271, 275/6, 282, 330, 332,
262, 271/4, 276, 279, 282, semunijeh 130, 133, 161, 197 360,416
287/8, 292/5, 300/2, 304, 306, Sendjar 141, 144, 148, 150/2,183 Taite 185
320/1, 328/30, 332, 335/8, 340, serrin 146 Tajae 130
342, 344/5, 349/50, 352, 359/ Sichern 47, 54, 188, 266, 272, Tamassos 290
60, 362, 388, 397, 399, 414, 461, 520, 522, 529, 533, 612, Taminta 214, 220, 236, 276, 330
435,440,443,481,485,517/20, 614 Tanis 95, 102, 453, 484, 489/90,
523/4, 531, 588 Sidon 174, 178, 181/2, 193, 208, 496,504/5
el-qalamun 202/3, 221/2, 251 249,310/1,321,329,332,462, Tanunije 308
el-qamar 203 519, 611 Tapqanni 144
qani 129, 196 Sijannu 519 tarbul221
Qantir 487 Sile 121, 189, 201/2, 246/7, 260, tarhin 147
l)::atna 69, 105, 127, 137, 139, 275/6, 278, 323, 327, 337, 469, Tarhuntas 467
151, 156, 161/2, 170, 181, 183, 472 Tarmanase 142
272, 276, 292, 301, 304/5, 309, Simyra 139/40, 176/9, 181/3,187, Tarsus 35
310, 313, 320, 345, 422, 440, 193/5, 231, 249, 255, 258/9, Taurus 116
451, 461, 520/1 261/6, 274, 293/4, 302, 313/5, Tawinija 229
qatija 324 328/9, 332, 391, 521 Tenni189
Qau 106 sin el-fil 77 Tepehnes 485
el-qall;tat 221 Sinai 13/8, 46, 82, 85, 261, 326, Theben 97, llO, 112, 117, 392,
qalcat el-hösn 221 404, 411, 457, 464, 482, 609, 462
qalcat el-mudiq 142, 307 612 Thinis 453
qalcat sejar 141, 309 Sippar 76 et-tell (bei äna) 131
el-qire 133 Siut 73 tell abu schusche 125, 133
qurn l;taWn 127 Sizilien 242 teil abu sefe 323
Soleb 342 tell abu zureq 133
er-rafa 129 solem s. Sunem 130 teil el-ahmar 237
er-ramle 130 Speos Artemidos 92, 117/8 tell el-aj.jul 71, 127, 611, 614
Raphia 202/3, 238, 247, 325/6, Subartu 291 teil amurin 148
332, 337 Sue 329, 332, 334 tell ar 143
ras el-en 122 Suez 18, 44, 278 teil ara 124
ras el-loze 321 :;;umra 314, 322 tell arresch 145
ras en-naqura 127 Sunem 130, 189, 197 teil aschtera 129
ras schamra s. Ugarit Suri 146 tell battih 122
ras esch-schaqqa 127, 220 Suta 180, 279 ten dilibin 132/3
rascheja 221 schahar 249 teil dschamid 35, 129
Redesije 486, 493 SamQ.una 130, 188, 391, 520 teil duweir 71
Rehob 50, 55, 131, 134, 200/1, Sam'al102, 147 tell ehdab 129
331/2, 399, 517 Samuha 227 teil fal;til 129
retwa su 194 SanQ.al:a s. sa-n-ga-r 286, 296 tell far'ah 167
rible 130, 195, 210, 237, 251/2 scha'ar ha-'amaqim 161 tell ful 122, 190
Rubute 132, 189 Sapina 227 telll;tabwe 323
RuQ.izzi 128, 131, 183, 188, schaqqa 193 teill;tamme 128, 308, 330
220/1, 520 Sarakuhe 143 tell hana 142, 304
ruschkune 219 Saresa 226 tell harbatsch 133
Ruweisat 514 Scharon 150, 274, 523 teil el-her 324
Scharuhen 101, 114/5, 120, 122, telll;ta~be 128, 158, 195
sahl el-al;tma 129/30, 197 267, 359 tellhe~?i 77,174
~al;tm ed-dscholan 129, 196 Saruna 129, 188, 520 telll;tizzin 69, 195
Sai 486 SasQ.imi 188, 520 tell jehudijeh 77, 106, 439
Sais 5, 29 schatin 222 tell el-judeideh 35
fi!alaba 142, 306 Satuna 29 tell kazel 321
Samachonitis 197 SeQ.lal148, 177, 193, 314 tell kelach 221
634 Ortsnamen
FREMDE NAMEN
41
642 Namen von Ägyptern
MDIK Mitteilungen des deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo (ab
Nr. 14 Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts, Abt. Kairo)
MDOG Mitteilungen der deutschen Orient-Gesellschaft
MIO Mitteilungen des Instituts für Orientforschung
MMIFAO Memoires publies par les membres de l'Institut franc;ais au Caire
MVAG Mitteilungen der Vorderasiatisch-ägyptischen Gesellschaft
NPN Gelb-Purves-MacRae, Nuzi Personal Names (1943)
OLZ Orientalistische Literaturzeitung
PEFGS Palestine Exploration Fund Quarterly Statement
PJB Palästinajahrbuch
PN Ranke, Die ägyptischen Personennamen (1935 ff.)
PRU Nougayrol u. a., Le Palais royal d'Ugarit (1955 ff.)
RA Revue d' Assyriologie et d'archeologie orientale
RAD Gardiner, Ramasside administrative Documents (1948)
RB Revue biblique
RdE Revue d'Egyptologie
RE Paulys Rea1-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
Rec. Trav. Recueil de travaux relatifs a la philologie et a l'archeologie egyptiennes et assyriennes
RHR Revue de l'histoire des religions
SAOC Studies in Ancient Oriental Civilisation
SPAW Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften, Wien
TSBA Transactions of the Society of Biblical Archaeology
UPM University Museum, University of Pennsylvania, Publications of the Babylonian
Beetion
Urk. Urkunden des ägyptischen Altertums
VESO Albright, Vocalisation ofthe Egyptian Syllabic Orthography (1934)
Wb Erman-Grapow, Wörterbuch der ägyptischen Sprache
W(d)O Welt des Orients
WZKM Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes
ZA Zeitschrift für Assyriologie
ZAW Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft
ZDMG Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft
ZDPV Zeitschrift des deutschen Palaestina-Vereins
VERBESSERUNGEN UND ZUSÄTZE
Zu S. 38: Yeivin hat jetzt Israel Expl. Journ. 10, 193 ff. eine Gefäßscherbe aus tell gath veröffent-
licht, die den Namen des letzten "vorgeschichtlichen" Königs Narmer trägt. Daraus darf
man allerdings nicht, wie Yeivin will, die Eroberung Südpalästinas durch Narmer ab-
leiten, aber sie ist ein Hinweis auf den ägyptischen Außenhandel in dieses Gebiet.
ZuS. 49unten: lies Jos. 11,21 (statt 9,21).
Zu S. 50 oben: lies Num. 24,17 (statt 24,37).
Zu S. 64: Albright hat BASOR 155, 31 ff. auf einen in Byblos gefundenen kleinen Obelisken hinge-
wiesen, den ein ku-ku-n, Sohn eines lu-q-q seinem Herrn, dem l).~tj-' von Byblos Abisemu,
"geliebt von Harsaphes" geweiht hatte. Wegen der Erwähnung des Harsaphes, aber auch
nach der Fundschicht setzt Albright dieses Stück in die Herakleopolitenzeit und nimmt
deshalb einen älteren Abi-semu als den aus dem Ende des M.R. belegten an. Diese Datie-
rung erscheint mir jedoch recht fraglich, und ich möchte das Denkmal zunächst lieber dem
Abi-semu zur Zeit Amenemhets III. zurechnen, denn die Nennung des Harsaphes ist nicht
auf die Herakleopolitenzeit beschränkt. Ob außerdem der lu-q-q wirklich ein "Lykier" ist,
wie auch Mellaart, CAH I, XVIII 48 annimmt, ist doch recht fraglich, schon wegen der
weitreichenden Konsequenzen historischer Art, die bei Mellaart, a. a. 0. nachzulesen sind.
Zu S. 88: Abschnitt 4lies '()q und '()pr.
Zu S. 133: bei Nr. 43lies bel'ame.
Bei Nr. 114 Zusatz: Der von Alt seheich abreq genannte Ort ist identisch mit dem seheich
ibraq von Nr. 41.
Zu S. 141: 9. Zeile von unten, sowie S. 142 bei Nr. 132 und S. 157, 1. Zeile lies kal'at (statt ka'lat).
Zu S. 151, Zeile 11: lies teil muriq (statt mudiq).
Zu S. 167, Anm. 21 füge hinzu: Text jetzt KBo 10 Nr. 1/3.
Zu S. 172, Anm. 129: Lies: FA 29,16ff.; 24 III 52
Zu S. 185: Der Name des mitannischen Flüchtlings ist sicher richtiger Aki-Tesup (statt Akit-Tesup)
zu lesen.
Zu S. 189 u. S. 472: lies Tagi (statt Tegi).
Zu S. 195, Anm. 70 ist zu ändern in: Text KBo 10 Nr. 12/3, bearbeitet von Freydank, MIO VII 356 ff.
Zu S. 218: Die letzte Zeile ist ausgefallen, ergänze: "Laroche 869: KUB V 11 IV 39".
Zu S. 219, 6. Zeile von oben: lies Sippazitis (statt Zippazitis).
Zu S. 233 unten: Bei dem geflohenen Gegner Hattusilis' III. dürfte es sich doch um den gestürzten
Ur}Ji-Tesup handeln: KUB XXI 38 wird Ur}Ji-Tesub als bei dem Empfänger des dort ver-
öffentlichten Briefes befindlich bezeichnet; dieser Brief ist wohl ein Konzept, das Pudu}Jepa
diktiert hat. Der Empfänger dürfte nach dem Inhalt mit großer Wahrscheinlichkeit Ram-
ses II. sein und nicht der König von Alasia, wie bisher angenommen wurde. Eine gerrauere
Behandlung dieses Textes hoffe ich an anderer Stelle geben zu können.
Zu S. 264, Anm. 19: Thukydides IV 109 lokalisierte die Tyrrhener auf Lemnos.
Verbesserungen und Zusätze 647
Zu S. 254, Anm. 22 füge hinzu: Hierzu kürzlich Mertens, Chronique d'Egypte 35 (Nr. 69-70), 65 ff.
Zu S. 285, 14. Zeile von unten: KUR ij:ur-wu-u-lJ.e e-we-er-ni nennt sich Tusratta in IV 127; in III
103 heißt er hingegen KUR Mi-it-ta-a-an-ni-e-wa ip-ri-i-wa.
Zu S. 381 Nr. 51: 'a-lJ.-m ist als Fremdname zu streichen; es handelt sich um einen Kurznamen, da die
Frau mit vollem Namen T]Jj-m-~lJ..t heißt.
Persönliche Bemerkung:
Dieses Buch wurde, um die Kosten niedriger zu halten, im Offset-Verfahren hergestellt, für das eine
Reinschrift mit der Schreibmaschine als Vorlage geschrieben werden muß. Diese mühevolle Arbeit
wurde mit großem Einfühlungsvermögen und nie erlahmendem Eifer von Frl. Ingelind Otto, Hamburg,
durchgeführt; dafür möchte der Verfasser an dieser Stelle seinen herzlichsten Dank sagen.