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P H I L I P P V O N Z.

ABERN MAINZ A M RHEIN


MARIE-LOUISE VOLLENWEIDER
DELICIAE LEONIS
MARIE-LOUISE VOLLENWEIDER
DELICIAE LEONIS
DELICIAE LEONIS
Antike geschnittene Steine und Ringe
aus einer Privatsammlung

MARIE-LOUISE VOLLENWEIDER

VERLAG PHILIPP VON ZABERN · MAINZ AM RHEIN


Χ, 322 Seiten, l Frontispiz, 5 Abbildungen, 8 Farbtafeln und 105 Schwarzweißtafeln
mit 886 Abbildungen

© 1984 by Philipp von Zabern, Mainz am Rhein


ISBN 3-8053-0749-7
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrück-
liche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf
photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen.
Printed in West Germany by Philipp von Zabern
INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort und Dank VII

Hinweise für die Benutzung des Katalogs IX

I.Teil

Petschafte, Siegel und Gemmen des Vorderen Orients


Neo-assyrisch und Neo-babylonisch 1—7 3
Phönizisch 8 6
Achämenidisch und Graeco-persisch 9—13 7
Sassanidisch 14-19 11

Minoisch-mykenische Gemmen 20—21 14

Archaische Skarabäen, Gemmen und Ringe


Inselstein 22 15
Ionisch und griechisch 23—31 15

Skarabäen, Gemmen und Ringe der griechischen Klassik 32—40 21

Großgriechische Ringe 41-51 29

Griechisch-thessaiischer Ring 52 37

Hellenistische und hellenistisch-italische Gemmen, Kameen und Ringe 53—128 38

Etruskische und italische Skarabäen, Gemmen und Ringe


bis zum augusteischen Klassizismus
Etruskische und italische Skarabäen und Ringe 129—138 83
Konvexe Gemmen im Rundperlstil 139—144 90
Flache und konvexe im manieristischen Rund- und Flachperlstil 145—175 92
geschnittene Gemmen
Expressiver Stil des 2.-1. Jh. v. Chr. 176-201 107
Gemmen und Ringe der ausgehenden römischen Republik 202—256 119
und Übergang zum augusteischen Klassizismus

V
2. Teil

Gemmen, Kameen und Ringe mit Porträts und mit Darstellungen


heroisierter und vergöttlichter Herrscher
Hellenistisch 257-285 148
Römische Republik und augusteischer Klassizismus 286—295 169
Kaiserzeitlich 296-316 175
Barbarisches Herrscherbildnis 317 196

Theatermasken und Grylloi 318-328 199

Politische und andere Symbole 329-359 204

3. Teil

Gemmen, Kameen und Ringe der römischen Kaiserzeit


Götter, Halbgötter und Dämonen 360^-60 221
Heroen, Krieger, Athleten, Landleute u.a. 461—478 267
Tiere und Fabeltiere 479-502 275
Massive Goldringe 503-506 286

Problematische Stücke 507-508 289

Anhang
Bibliographie mit Abkürzungen 297
Gesamtregister 306
Index der Materialien 314

LEO MERZ
Eine Porträtskizze des Sammlers 319

Abbildungen 1-508

VI
VORWORT UND DANK

Die in diesem Buch dargebotene Sammlung geschnittener Steine und Ringe ist nicht nur von
außergewöhnlichem Umfang, sondern auch von einem seltenen Reichtum an Bildern und
Aspekten des antiken Lebens und der antiken Kunst. Manche unter ihnen stammen aus der
Spätzeit des neo-assyrischen und neo-babylonischen Orients, andere aus dem minoisch-
mykenischen Kulturkreis, ansehnliche Gruppen von Ringen und Skarabäen aus der früh-
archaischen und archaischen Welt sowie der griechischen Klassik. Zahlreich sind die Exem-
plare aus den verschiedenen Epochen der hellenistischen, dann der etruskisch-italischen Zeit
und endlich der römischen Kaiserzeit.
Zu der Vielfalt der Epochen, in denen diese Werke der antiken Glyptik entstanden sind, ge-
sellt sich die Verschiedenartigkeit ihrer Zweckbestimmung und sozialen Zugehörigkeit.
Reichlich vertreten sind die Ringsteine oft bescheidenerer Herkunft, die von jedermann als
Sinnbild eigenen Strebens oder als Amulett am Finger getragen und auch zum Siegeln be-
nutzt werden konnten. Sie zeigen häufig Darstellungen von Göttern, Genien, Dämonen oder
Motive des täglichen Lebens. Andere dienten der Erinnerung an einen Menschen — so die
Porträts —, oder sie beziehen sich auf die Welt des Theaters — so die Masken; noch andere
geben mit politischen und religiösen Symbolen der Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Ausdruck.
Nicht selten sind aber auch die von Meisterhand geschaffenen Gemmen und Kameen, Zeug-
nisse einer hohen Verfeinerung der Kultur. Bei den meisten von ihnen darf man wohl eine
Herkunft von den hellenistischen Höfen oder später von einer kaiserlichen Werkstatt ver-
muten, so vor allem bei jenen, die hier in Farbaufnahmen wiedergegeben sind.
Eine solche Vielfalt verpflichtete uns zu einer Einteilung und Gruppierung der Objekte in
drei verschiedene Abschnitte, deren erster und dritter rein chronologisch geordnet sind,
der mittlere jedoch (2. Teil), dem Aufbau des zweiten Bandes des Genfer Katalogs folgend,
die Entwicklung gewisser Themen im Laufe der Zeit verfolgt. Vor allem bei den Porträts
begünstigt diese Anordnung eingehendes Schauen und Betrachten jener besonderen Kunst-
gattung, in der sich uns das Wesen antiker Menschen in zum Teil hervorragenden Interpreta-
tionen offenbart, hier etwa in der Gestalt einer der Selene angeglichenen ptolemäischen
Prinzessin (Nr. 265), im Bildnis des Augustus (Nr. 295), der Domitilla (Nr. 301), des Com-
modus (Nr. 308) oder des Caracalla (Nrn. 312-313).
Die Beschreibung und Beurteilung solcher Bildwerke setzt nicht nur eine auf gründlichem
Studium beruhende Kenntnis der dargestellten Persönlichkeiten voraus, sondern auch einen
besonderen Sinn für die künstlerische Konzeption und den jeweiligen Grad der Qualität, der
auch an den kleineren, handwerklich geschnittenen Steinen deutlich wird.

VII
Es ist das Verdienst von Eva Merz, den Gedanken zur Erstellung dieses Katalogs aufgegriffen
und seine Verwirklichung in beharrlicher Kleinarbeit und auch durch einzelne eigene Bei-
träge wie etwa den Text zu Nr. 496 gefördert zu haben. Ein glücklicher Einfall ist ihr auf der
Suche nach dem Titel zu Hilfe gekommen: Deliciae Leonis, ein verschlüsselter Hinweis auf
den Namen des Sammlers, an dessen Liebhaberei die Tochter schon zu seinen Lebzeiten
freudig Anteil genommen hatte, so daß sie später, in steter Beschäftigung mit dem Gegen-
stand zu gründlicherer Kenntnis der antiken Steinschneidekunst gelangt, dem Plan zur vor-
liegenden Publikation gerne beistimmte. Dafür wie für die jahrelange, wohl oft mühevolle
Mitarbeit sei ihr an erster Stelle gedankt. Gedankt sei auch all jenen, die uns mit Hinweisen
und kleineren Beiträgen dienten und deren Namen im Text erwähnt sind, sowie Suzanne
Widmer für ihre Mithilfe beim Lesen der Korrekturen. Dem Verleger, Herrn Franz Rutzen,
bezeugen wir unsere Anerkennung für die Mühe, die er sich genommen hat, auch diesem
Katalog eine würdige Form zu verleihen.

VIII
HINWEISE FÜR DIE BENUTZUNG DES KATALOGS

Die Beschreibung des Bildes erfolgt in der Regel nach dem Abguß; bezieht sie sich auf das
Original, so steht im Text vor der entsprechenden Nummer ein Asterisk.
,Links' und ,rechts' versteht sich aus der Sicht des Betrachters.
Die Maße werden in der Reihenfolge Höhe χ Breite χ Dicke angegeben, die Höhe in der
Vertikalachse, die Breite in der Horizontalachse des Bildes gemessen, wobei die Fassungen
nicht einbezogen sind.
a.D. = äußerer Durchmesser; i.D. = innerer Durchmesser.
Das Gewicht ist nur bei Ringen mit gravierter oder getriebener Metallplatte (nicht Stein) ver-
merkt.
,A jour gefaßt' bezeichnet Ringfassungen und Metallrahmen mit offener Rückseite.
Wo nichts anderes angegeben ist, handelt es sich um vertieft geschnittene Steine, sog. Intagli;
Kameen (erhabener Schnitt) werden ausdrücklich vermerkt, ebenso besondere Formen wie
Skarabäus, Lentoid, Konus u.a.

IX
KATALOG
I.TEIL

PETSCHAFTE, SIEGEL UND GEMMEN DES VORDEREN ORIENTS

Neo-assyrisch und Neo-babylonisch

l Sehr schöner heller, bläulich schimmernder Chalcedon.


Konus mit leicht konvexer, fast kreisrunder, gravierter Basis. Er ist oben von zwei umlaufenden Rillen be-
grenzt und geht in eine ausgearbeitete, dreifach geriffelte Öse über.
Höhe des Konus (mit Öse) 20,5 mm, Basis 14 χ 13,5 mm

Büste wohl des Gottes Assur in der Flügelsonne mit erhobener Hand nach rechts, darunter
wohl Lebensbaum in Form einer stilisierten Lotosblume. Unter den Flügeln rechts ein acht-
zackiger Stern, links zwei dolchartig gekreuzte Stäbe (ein Keilschriftzeichen?), der Querstab
beidseits und der Längsstab oben in einem Knauf endend.
Für das Motiv vgl. das neo-assyrische Siegel bei Delaporte, Louvre II, A.640, Taf. 91,12; für
die Darstellungen des Gottes Assur die Malerei im British Museum bei A. Parrot, Assur (Paris
1961), S. 227, fig. 282 (dort in Aura, den Bogen spannend und mit an derer Kopfbedeckung).
Für Varianten von Pflanzen und stilisiertem Lebensbaum unter geflügelter Sonnenscheibe
auf neo-assyrischen und neo-babylonischen Siegeln vgl. Eisen, Moore Collection, Nr. 86; De-
laporte, Louvre II, A.720-722, Taf. 90,3.4.12; Porada, Pierpont Morgan Library, Nrn. 697.
705.707.709.716.726-731.771-775; Von der Osten, Newell Collection, S. 109, fig. 4 und
S. 111, fig. 5.

Neo-assyrisch, Ende 8. oder Anfang 7. Jh. v. Chr.

2 Blau-grau schimmernder Chalcedon.


Konus, oben abgerundet und waagrecht durchbohrt, mit leicht konvexer, fast kreisrunder, gravierter Basis,
die ringsum, namentlich am untern Bildrand, bestoßen ist; Bohrkanal in Höhe von ca. 12 mm, in Richtung
der Längsachse des Bildes verlaufend.
Höhe des Konus 18,5 mm, Basis 14 χ 13,2 mm

Stehende nackte Lilith von vorn, Kopf im Profil nach rechts, mit zwei Paar Flügeln: das
obere Paar steil aufgerichtet, das untere leicht gespreizt seitlich gesenkt. Im Feld: links eine

3
liegende Mondsichel über zwei gekreuzten Hämmern oder Stäben mit Knauf, darunter Rau-
tensymbol; rechts zwischen den Flügeln ein achtzackiger Stern, unten Pflanze.
Vgl. die ähnliche Darstellung der Göttin auf Skarabäoiden in Berlin (Furtwängler, AG,
Taf. 11,12 = L. Jakob-Rost, Die Stempelsiegel, Nr. 206) und der Sammlung Southesk
(Southesk Collection I, 025, jetzt in Genf, Vollenweider, Genève III, Nr. 18, mit weitern
Hinweisen); auf assyrischen Zylindern (Eisen, Moore Collection, Nr. 88; Delaporte, Louvre
II, A.633, Taf. 91,5; id., Bibliothèque Nationale, Nr. 612; Von der Osten, Newell Collection,
Nr. 432; De Ridder, Collection De Clercq, Nrn. 334. 335).
Für Stil und Schnittechnik vgl. die Zylinder bei Moortgat, Vorderasiatische Rollsiegel (Ber-
lin 1940), Nrn. 743 und besonders 744, wo das Haar ebenfalls durch parallele, vom Scheitel
senkrecht herablaufende Striche wiedergegeben und der Flügel sehr ähnlich gezeichnet ist.
Vgl. auch Porada, Pierpont Morgan Library, Nr. 756.

Neo-assyrisch, 8. —Anfang 7. Jh. v. Chr.

3 Lapislazuli von intensiv tiefblauer Farbe, besonders an der Basis.


Konus, oben abgerundet und waagrecht durchbohrt, mit leicht konvexer, fast kreisrunder, gravierter Basis;
Bohrkanal in Höhe von 15 mm, in Richtung der Längsachse des Bildes verlaufend.
Höhe des Konus 25 mm, Basis 22,5 χ 23 mm

Ein bärtiger Priester, hinter dem der Hund der Gula sitzt, steht nach rechts, mit erhobener
Hand adorierend, vor einem niedrigen Altar, über dem eine liegende Mondsichel schwebt. Er
trägt ein langes, gegürtetes Gewand mit Fransensaum und hat das Haar im Nacken zum
Schöpf gebunden. Ihm gegenüber auf der ändern Seite des Altars steht ein geflügelter, bärti-
ger Skorpionmann; unter dessen Leib am Rand rechts außen das kassitisch-assyrische Rau-
tensymbol.
Variante eines auf neo-babylonischen Siegeln verbreiteten Motivs. Nah verwandt der Konus
aus Lapislazuli in der Pierpont Morgan Library, New York (Porada, Nr. 800), für das Motiv
vgl. dort auch Nrn. 783—784.801; für die Skorpionmänner den Konus aus Lapislazuli mit
zwei Skorpionmännern bei Von der Osten, Brett Collection, Nr. 143 und das Siegel aus dem
gleichen Material bei Delaporte, Louvre II, A.711, Taf. 91,16; auch Von der Osten, Newell
Collection, Nr. 438; Southesk Collection II, S. 88, Q γ3, Taf. 7, Qc 3 (Zylinder aus Lapis-
lazuli).

Alle diese neo-babylonischen Siegel gehören in dieselbe Zeit, wohl an das Ende des 7. oder
den Anfang des 6. Jh. v. Chr.

4 Hellgrauer Chalcedon.
Konus, oben abgerundet und waagrecht durchbohrt, mit leicht konvexer, kreisrunder, gravierter Basis;
Bohrkanal in Höhe von ca. 14 mm, im Verhältnis zur Längsachse des Bildes von rechts oben nach links un-
ten diagonal verlaufend.
Höhe des Konus 26,5 mm, Durchmesser der Basis 18 mm
Held oder König in Schrittstellung nach rechts, Kopf im Profil, Körper in Dreiviertelansicht;
schulterlanges, mit kurzen Parallelstrichen angegebenes Haar und Stirnbinde. Das lange, drei-
fach gegürtete Gewand ist vorne offen, so daß es das ausschreitende Bein unbedeckt läßt. Er
faßt mit der Linken einen an ihm aufstehenden Löwen am Ohr, um ihn mit dem hinter dem
Rücken gehaltenen Kurzschwert zu erstechen.
Der ein Ungeheuer oder Raubtier erlegende Held ist eines der häufigsten Motive der von der
höfischen Glyptik abgeleiteten neo-assyrischen, neo-babylonischen, wie auch der achämeni-
dischen Siegelbilder (für letztere vgl. E. F. Schmidt, Persepolis II, Taf. 11, P T 3 383 und P T
4 704). Die Haartracht und das lange Gewand deuten auf neo-assyrische oder neo-babyloni-
sche Herkunft, vgl. dafür den Helden mit Stier auf einem Konus aus Chalcedon bei Dela-
porte, Bibliothèque Nationale, Nr. 528; ferner L. Legrain, Ur Excavations, vol. X, New York
1951, Nrn. 751-754; Vollenweider, Genève III, Nrn. 37 ff.

7. —Anfang 6. Jh. v. Chr.

5 Blauer, wolkiger Chalcedon mit breiter, unregelmäßiger weißer Schicht an der Basis.
Konus, oben abgerundet und waagrecht durchbohrt, mit leicht konvexer, ovaler, gravierter Basis, deren
Rand unten links bestoßen ist; Bohrkanal in ca. 23 mm Höhe, in Richtung der Längsachse des Bildes ver-
laufend.
Höhe des Konus 35 mm, Basis 23,5 χ 14 mm

Bärtiger Priester in langem Gewand mit Gürtel und Längsbordüre steht, eine Hand adorie-
rend erhoben, nach links vor Altar mit den Symbolen des Marduk und Nebo, worüber eine
liegende Mondsichel schwebt.
Für die zahlreichen Varianten dieses Motivs auf neo-babylonischen Siegeln vgl. Porada, Pier-
pont Morgan Library, Nrn. 795—798 und 804—810; Von der Osten, Sammlung Von Aulock,
Nrn. 137-149; id., Newell Collection, Nrn. 481-497; id., Brett Collection, Nr. 132; Eisen,
Moore Collection, Nr. 93; Delaporte, Louvre I, D.88-96, Taf. 54 und II,A.737-767 (beson-
ders 746), Taf. 92; L. Jakob-Rost, Die Stempelsiegel, Nrn. 239 ff.
Unser Siegel ist kennzeichnend für eine Übergangsphase von den fein geschnittenen Exem-
plaren mit demselben Motiv zu den mehr handwerklich, meist in grober Rundperltechnik ge-
arbeiteten. Für die Manier, die in den Nacken fallenden Haare, den Bart und die Gewand-
borte mit kurzen Parallelstrichen wiederzugeben, vgl. vor allem Porada, op. cit., Nrn. 783 f.

Neo-babylonisch, 6. Jh. v. Chr.

6 Bräunlich-grauer Chalcedon
in Form einer schlafenden Ente, Kopf und Schnabel auf den Rücken gelegt. Im obern Drittel quer durch-
bohrt.
Höhe max. 15,5 mm, Länge 23 mm, Dicke knapp 13 mm; die leicht konvexe Bildfläche mißt 23 χ maximal
12 mm und ist am obern Bildrand bestoßen.
Bärtiger Schütze, nach rechts auf ein Knie niedergelassen, spannt einen großen Bogen mit
eingelegtem Pfeil. Das halblange Haar bedeckt den Nacken, vom kurzen Gewand ist nur der
dreifache Gürtel angedeutet.
Der Typus des knienden Bogenschützen ist besonders häufig auf neo-assyrischen Zylindern,
vgl. Porada, Pierpont Morgan Library, Nrn. 615.617. Im Gegensatz zu diesen spröd und derb
geschnittenen Siegeln weist das unsere durch seine subtile plastische Wiedergabe des Figür-
chens auf eine nähere Verwandtschaft mit einer Gruppe von neo-assyrischen und neo-
babylonischen Gravierungen, die sich durch eine feine Stilisierung auszeichnen (vgl. Porada,
op. cit., Nrn. 772.796.797; Delaporte, Louvre II, A.762.767, Taf. 92,30.35; hier Nr. 7).

7. Jh. v. Chr.

7 Graubrauner Chalcedon in massivem Silberring neuerer Zeit.


Hochoval, konvex mit leicht gewölbtem Rand, längsdurchbohrt; möglicherweise Abschnitt eines Skara-
bäoids oder Konus.
23 χ 20 mm

Held im Profil nach rechts stehend, mit Bart und in den Rücken fallendem Haar; Rumpf in
Dreiviertelansicht. Er trägt ein langes, vorn geschlitztes Gewand, welches das vorschreitende
Bein unbedeckt läßt, und hält mit jeder Hand einen Löwen an einer Hinterpranke hoch. Die
Löwen wenden ihre Köpfe rückwärts und stützen sich mit den Vorderpranken auf den Bo-
den, mit der freien Hinterpranke gegen den Helden. Im Feld oben rechts eine liegende
Mondsichel. Bodenlinie.
Das Motiv kommt in der neo-assyrischen, neo-babylonischen und achämenidischen Glyptik
häufig vor. Für neo-assyrische oder neo-babylonische Herkunft spricht die halbkugelförmige
Kopfbedeckung (vgl. Porada, Pierpont Morgan Library, Nrn. 781 f.). In der verfeinerten,
etwas manierierten Zeichnung äußert sich eine Verwandtschaft mit gewissen frühachämeni-
dischen Siegeln, vgl. ibid. Nrn. 812.815 f.
Für den zarten Stil vgl. Eisen, Moore Collection, Nrn. 91.99; Delaporte, Louvre II, A.705,
Taf. 91,18c; id., Musée Guimet, Nr. 142. Für die Haltung des Helden vgl. Von der Osten,
Brett Collection, Nr. 128; und das bereits achämenidische konische Siegel bei L. Jakob-Rost,
Die Stempelsiegel, Nr. 475.

Neo-babylonisch, 7.—6. Jh. v. Chr.

Phönizisch

8 Mittelblauer Chalcedon.
Skarabäoid, der Breite nach durchbohrt.
20 χ 25 χ 13 mm, Randhöhe 8 mm

Auf einer beidseits durch einen kurzen senkrechten Strich verbundenen doppelten Boden-
linie, die wie ein schmales Podest anmutet, lagert eine geflügelte Sphinx nach links. Vor ihr
eine stilisierte Lotosblume.
Sind Sphinx und Lotosblüte der ägyptischen Welt entnommen, so lassen sich auf unserer
Gemme stilistische Merkmale der neo-assyrischen und der neo-babylonischen Glyptik er-
kennen: die ballonförmige Wiedergabe des der Lotosblume angeglichenen Lebensbaumes
(vgl. Von der Osten, Newell Collection, Nr. 499; Delaporte, Bibliothèque Nationale, Nrn.
604-606; id., Louvre II, A.731, Taf. 91,19c ; Porada, Pierpont Morgan Library, Nr. 794),
die Zeichnung der Haare mit kurzen Parallelstrichen (vgl. hier Nrn. 3—5), die delikate, ma-
nieristische Modellierung des langgestreckten Körpers (vgl. Porada, op. cit., Nr. 754), der mit
doppelter Linie angedeutete Erdboden (ibid. Nr. 795 b; Delaporte, Louvre II, A.736, Taf.
91,25 b).
Gewiß handelt es sich um eine phönizische Arbeit aus der Zeit der neo-assyrischen Vorherr-
schaft. — Für ähnliche Verbindungen von assyrischen und phönizischen Stilelementen und
Symbolen vgl. Vollenweider, Genève III, Nr. 122 (Löwe), sowie die langgestreckte Sphinx
Nr. 120, ferner W. Culican, A Phoenician Seal from Khaldeh, Levant VI, 1974, S. 195 ff. und
Taf. 36e.

8.-7. Jh. v. Chr.

Achämenidisch und Graeco-persisch

9 Hellgrauer, bläulich schimmernder Chalcedon.


Sehr präzise geschnittener achtkantiger Konus mit leicht konvexer, gravierter Basis, die aber nicht seiten-
gleich ist, sondern aus einem Rechteck mit abgeschnittenen Ecken besteht. In Fortsetzung der Schmal-
seiten steigen nach oben sich verjüngende Bänder zur Kuppe des Konus auf; das mittlere, das über die Schei-
telhöhe führt, ist im obern Drittel beiderseits ca. 2 mm tief angebohrt. Bohrlöcher und eine Stelle der Kante
über dem untern Bildrand rechts etwas ausgebrochen.
Höhe des Konus 25 mm, Basis 18,5 χ 14 mm

Held oder König mit Kidaris auf dem Haupt, schwerem Haarschopf im Nacken und auf der
Brust spitz zulaufendem Bart steht nach rechts in enganliegendem, bis zu den Knöcheln
reichendem Gewand, das oben mit einer Längsborte, vom Gürtel abwärts mit vier im weiten
Winkel geschnittenen Streifen verziert ist. Er packt mit der Linken einen geflügelten Stein-
bock am Gehörn, während die hinter dem Rücken gehaltene Rechte den Dolch zückt. Das
Tier steht vom Manne abgewandt aufrecht, einen Vorderlauf emporgestreckt, den ändern
angewinkelt, den Kopf zurückgedreht. Bodenlinie.
Ein in der höfischen achämenidischen Glyptik beliebtes Motiv, das den König als Besieger
der dämonischen Mächte darstellt. Vgl. J. Boardman, Pyramidal Stamp Seals in the Persian
Empire, Iran VIII, 1970, Taf. 4,86, S. 30 ff., der den Hofstil dieser Gattung hervorhebt; id.,
GGFR, PL 824 und S. 305 ff. Vgl. auch Von der Osten, Brett Collection, Nr. 138; ibid.
Perser mit Greif Nr. 136; mit einem Löwen BMCG, Nr. 432; mit Steinbock im Cabinet des
Médailles, Paris (Babelon, Pauvert, Taf. 4,20); daselbst mit einem Löwen (Menant, Glyp-
tique II, Taf. 9,9).
Für das Motiv vgl. auch F. Lajard, Le culte de Mithra, Paris 1847, Taf. 15, fig. 2; Taf. 19,
fig. 2; Taf. 29, fig. 8; Taf. 46, fig. 7; Taf. 47, fig. 4; Taf. 51, fig. 3; Delaporte, Louvre II,
A.1243, Taf. 107,38; Vollenweider, Genève III, Nr. 30.

7
Unser Siegel gehört noch zu den frühen, feingeschnittenen Gemmen dieser Gattung und
dürfte wohl aus derselben Werkstatt stammen wie die achteckigen Stempelsiegel im Louvre
(vgl. Delaporte, Louvre II, A.783, Taf. 92,42 und Boardman, Iran, Taf. 5,113, dort S. 42
irrtümlicherweise der Bibliothèque Nationale zugewiesen) und in der Ermitage (Boardman,
GGFR, Pl. 824; id., Iran, Taf. 4,86).

Wohl Zeit des Darius, gegen 500 v. Chr.

Publ.: J. Boardman, Pyramidal Stamp Seals in the Persian Empire, Iran VIII, 1970, S. 42, Nr. 102.

10 Bläulicher Chalcedon, stellenweise wolkig gestreift, in der untern Hälfte und an der Ba-
sis von dunklerem Blau, in der obern Hälfte heller blaugrau.
Konus, oben der Breite nach vierkantig abgeflacht und waagrecht durchbohrt, mit breitovaler, leicht kon-
vexer, gravierter Basis, die ringsum etwas bestoßen ist. Bohrkanal in Höhe von 15 mm, in Richtung der
Querachse des Bildes verlaufend.
Höhe des Konus 24,5 mm, Basis 13,5 χ 19 mm

Unter der geflügelten Sonne schreitet ein Steinbock nach rechts. Bodenlinie.
Vgl. das Reitpferd unter der geflügelten Sonnenscheibe auf einem in Attika gefundenen
Zylinder in Berlin (Furtwängler, Beschreibung, Nr. 180 = Boardman, GGFR, Pl. 831). So
nahe dieser Stein dem unsrigen verwandt ist, so offenbar sind auch die Unterschiede: beim
Berliner Exemplar die äußerst sichere und gepflegte Formgebung, die wohl mit der Hof-
kunst zusammenhängt, hier aber die vereinfachte Zeichnung namentlich der Beine, die für
eine bestimmte Gruppe griechisch-persischer Steine charakteristisch ist. Vgl. auch den
springenden Steinbock auf einem Skarabäoid bei Furtwängler, AG, Taf. 11,21 (= Lippold,
Taf. 92,2 = Maximova, fig. 27 b = Boardman, GGFR, Pl. 916), wo Haltung und Zeichnung
des Kopfes mit den fast rechtwinkligen Linien von stilisierter Braue und Nasenrücken nahe-
zu gleich sind wie auf unserem Stein. Das Skarabäoid verrät aber eine größere Sicherheit und
Gewandtheit des Schnitts und stellt vielleicht ein Spätwerk desselben Künstlers dar, dem
unser Konus zu verdanken ist.
Verwandtschaft mit unserem Exemplar zeigen auch andere achämenidische Skarabäoide, wie
jenes in London, Boardman, GGFR, Pl. 927 (= Furtwängler, AG, Taf. 11,8); bei Boardman,
ibid. Pl. 962 sehr ähnlich die Stellung der schreitenden Beine und die starke Rundung des
Hinterteils; vgl. dazu auch den Hirsch auf einem Goldring bei O.M. Dalton, The Treasure of
the Oxus, British Museum 1964, Nr. 107; und vor allem den Siegelabdruck mit dem Ibex bei
E.F. Schmidt, Persepolis II, Taf. 11, P T 4 831, S. 33, Nr. 43. Die erwähnten Gemmen
dürften für die Zugehörigkeit der unsrigen in dieselbe Zeit und für die Herkunft aus einer
wohl achämenidischen Werkstatt zeugen. Zur geflügelten Sonne vgl. Delaporte, Biblio-
thèque Nationale, Nr. 633.

Mitte 5. Jh. v. Chr.


11 Wolkiger Chalcedon, blaugrau mit bräunlichen Flecken.
Großes Skarabäoid, der Breite nach durchbohrt, mit gewellter Bildfläche. Der sehr feine Bohrkanal ist an
beiden Enden etwas ausgebrochen, der Rand der Bildfläche bestoßen, mit größeren, ins Bild reichenden
Abschürfungen oben rechts, Mitte und unten links.
33 x40,5 χ 11 mm

Zwei Reiter galoppieren nach rechts, beide auf dem vorderen (gesattelten) Pferd sitzend,
während das andere nebenher läuft. Sie tragen eine flache Kopfbedeckung und eine nach
hinten flatternde Chlamys und holen mit erhobenem rechten Arm zum Speerwurf aus. Der
vordere Reiter zielt nach unten auf eine im Lauf sich duckende Gazelle, der andere nach
vorn auf einen fliehenden Hirsch, der den Kopf zurückwendet. Die Pferde sind gezäumt und
gezügelt und tragen einen hornartigen Stirnschmuck.
Eine der in der achämenidischen Glyptik oft vorkommenden Jagdszenen. Zu einem späten
oder lokalen Stil der im achämenidischen Reich sich entwickelnden Kunst gehören die
wulstigen Körper, hier besonders beim Hirsch (ähnlich bei der Sphinx unten Nr. 12 und bei
der sitzenden Frau, Boardman, GGFR, PL 966), ferner die grotesken Gesichter, in denen
Auge, Nasenspitze und Kinn mit kleinen Rundperlpunkten markiert sind, die Verzerrung der
Pferdeköpfe und die Art, die flatternde Bewegung von Mantel und Pferdeschweif mit feinen
Parallelstrichen anzudeuten. Die summarische Zeichnung des Hirschgeweihs findet sich in
vereinfachter Ableitung auf einem Skarabäoid in Leningrad (Boardman, op. cit., PL 967);
eine ähnliche Behandlung von Körperformen und flatterndem Gewand auf einem Skara-
bäoid des British Museum (ibid. PL 971), sehr verwandt sind dort auch die Zeichnung des
Pferdekopfes und die Raschheit der Bewegung auf Kosten einer realistischen Wiedergabe der
Körper. Vgl. auch den protoachämenidischen Zylinder bei Porada, Pierpont Morgan Library,
Nr. 812 (Reiter, einen Hirsch jagend): ähnliche Darstellung, aber mehr persisch, der Reiter
bärtig, ohne Kopfbedeckung noch Chlamys, Tierkörper weniger rund. — Für Pferdeköpfe
mit ,horns of power', wie sie auf unserem Bild angedeutet sind, vgl. Newell, Royal Greek
Portrait Coins (Originalausgabe Wayte Raymond, New York 1937), S. 21, eine Tetradrach-
me des Seleukos L; ferner Head, Principal Coins, Taf. 32,9 (baktrische Emission des Antio-
chos II. aus der Mitte des 3. Jh. v. Chr.).
Es ist möglich, daß sich hier eine Verbindung verschiedener Stile offenbart: in der wulstigen,
fast geometrischen Darstellung der Körper wirkt die aus dem neo-assyrischen Rundperlstil
hervorgegangene neo-babylonische Glyptik nach, während die heftige Bewegtheit der Szene
dem neuen Dynamismus der Alexanderzeit entspricht. Aus der Vermischung beider Stile
und Lebensformen wären, als griechischen Ursprungs, die Nacktheit der Reiter und die
flatternde Chlamys zu erklären, während die flache Kopfbedeckung wohl eher von der spät-
persischen Kürbasia als von der makedonischen Kausia abgeleitet sein dürfte (s. Bemerkung
Boardman, op. cit., S. 320).

4. Jh. v. Chr.

Aus dem Kunsthandel, Paris; angeblicher Fundort Bagdad.

Publ.: Boardman, GGFR, S. 320 und PL 965.


12 Dunkel honigfarbener Chalcedon.
Abgeschnittenes Skarabäoid, quer durchbohrt mit sehr feinem Bohrkanal, Bildseite leicht konvex, Rückseite
flach, Rand zur Rückseite zuerst auswärts, dann kurz einwärts geschrägt, an der obern Kante bestoßen.
1 5 x 1 8 x 5 mm

Sphinx mit tiaraähnlicher Kopfbedeckung und emporstehenden Sichelflügeln lagert nach


rechts, die Vorderbeine vorgestreckt, den Schwanz eingezogen. Je eine große kugelige Ver-
tiefung für Vorder- und Hinterleib, Rundperlpunkte für Auge, Nasenspitze, Mund und Kinn
sowie an Gelenken und Tatzen.
Das in der ägyptischen Welt beheimatete Fabeltier erscheint hier mit einer syrisch-phönizi-
schen Kopfbedeckung und in dem stark globularen Schnitt, der, aus der neo-assyrischen und
neo-babylonischen Glyptik übernommen, in der Zeit der achämenidischen Vorherrschaft in
Randgebieten weitergepflegt wurde. Zweifellos entstammt die Gemme derselben wohl nord-
syrischen Werkstatt wie die Exemplare bei Boardman, GGFR, PL 966.981-983.985.986.

4. Jh. v. Chr.

13 Bergkristall.
Großes Skarabäoid mit hochgewölbtem Rücken und flacher, gravierter Basis. Rand vom Rücken her ein-
wärts geschrägt, zuerst steil und ca. 5,5 mm breit, dann flach und 3,5 mm breit. Der Bohrkanal verläuft in
Richtung der Vertikalachse des Bildes leicht gekrümmt, die Bohrlöcher sind bestoßen und oben von einer
kurzen, waagrechten Kerbe begrenzt.
Ganzer Stein: 35,5 χ 27 χ 16,2 mm
Bildfläche: 29 χ 19,5 mm

Eine nackte männliche Figur (rechts) und eine junge Frau in langem, hoch gegürtetem
Peplos mit Überfall stehen einander gegenüber, Köpfe im Profil, Körper in Dreiviertel-
ansicht. Die Frau hält in der angewinkelt erhobenen Linken einen schmalen Gegenstand vor
sich, wohl einen Spiegel, in dem sie sich betrachtet. Mit der Rechten greift sie an das Hinter-
haupt. Das Haar ist eingerollt und über dem Nacken zu einem Knoten zusammengenommen.
Das Gewicht lastet auf dem linken Bein, der rechte Fuß ist locker zur Seite gestellt. Der
etwas kleinere Mann (Standbein links, der rechte Fuß mit gehobener Ferse zurückgesetzt)
hält die Linke mit nach innen gekehrter Handfläche vor den Mund; die Rechte ist nicht an-
gegeben. Fast kindlich wirken an ihm die kurzen, weichen Glieder, das vortretende Bäuch-
lein, die Pubes. Das Gesicht hingegen zeigt mit der ziemlich starken Nase und dem spitzen
Kinn keine kindlichen Züge. Die fliehende Stirn begrenzt oben ein dünner Wulst, der sowohl
eine schmale Haarrolle, wie eine Binde oder auch den Saum einer kappenartigen Kopfbe-
deckung andeuten kann; je nachdem wäre der vor dem Ohr senkrecht herablaufende kurze
Strich als Hängelocke oder als Bändel aufzufassen.
Ziemlich kunstloser, summarischer Schnitt ohne feine Modellierung, steife Darstellung.
Es ist unklar, was die Szene darstellen soll. Ein aus dem Schatz von Curium stammender, in
ganz anderem Stil gravierter Goldring bietet insofern eine Parallele, als er ebenfalls einen
nackten Mann und eine bekleidete Frau einander gegenüberstehend zeigt (vgl. L.P. di Ces-
nola, Cyprus, London 1877, Taf. 34,4 = Richter, MMA, Nr. 39). Doch erheben dort beide
ihre Rechte wie zum Schwur gegeneinander, während auf unserer Gemme die Frau einen

10
Spiegel hält und der Mann die nach innen gekehrte Hand vor den Mund hebt, in einer Ge-
bärde, die ihn vielleicht als Adoranten kennzeichnen soll, aber auch an den typischen
Gestus des Harpokrates erinnert. Zu diesem würden die kindlich-knabenhafte Gestalt und
die Hänge- oder Kinderlocke passen. Ist Harpokrates gemeint, so müßte in der Frau Isis ge-
sehen werden, dargestellt im Typus der Sich-im-Spiegel-betrachtenden, Haar-ordnenden
Aphrodite. Die zwei auf der Brust V-förmig zusammenlaufenden Striche würden den soge-
nannten Isisknoten des Gewandes markieren. Sollte diese Deutung — auf die Erika Zwier-
lein-Diehl brieflich hinweist — zutreffen, so wäre die Gemme ein Dokument früher Isis-
Harpokrates-Ikonographie im griechischen Raum. — Nicht auszuschließen ist aber auch eine
thematische Verwandtschaft mit einer Reihe getriebener Goldplaketten aus den Grabhügeln
von Chertomlyk (nahe dem Unterlauf des Dnjepr) und Kul Oba (Halbinsel Kertsch): Vor
einer sitzenden, einen Spiegel haltenden Göttin steht ein (bekleideter) Skythe, der ein
Rhyton zum Mund führt, vgl. Artamanow, Treasures from Scythian tombs in the Hermitage
Museum, London 1969, fig. 114 (Chertomlyk) und Taf. 235 (Kul Oba).
Ist man für die Deutung des Bildes nur auf Vermutungen angewiesen, so darf mit größerer
Sicherheit angenommen werden, daß die Gemme aus einem Randgebiet der griechischen
Kultur stammt. Namentlich die allzu weich geschnittene männliche Figur erinnert an gewisse
in Ur gefundene Siegelabdrücke (vgl. L. Legrain, Ur Excavations X, New York 1951, Taf.
40, vor allem den den Löwen erwürgenden Herakles Nr. 749). Deren Datierung in die
Mitte oder 2. Hälfte des 5. Jh. dürfte gesichert sein, während unser Skarabäoid wohl ins
frühe 4. Jh. gehört. Es darf trotz seiner etwas ungewöhnlichen Form mit der zweistufigen
Abschrägung und trotz der rätselhaften Darstellung wohl als antik betrachtet werden. Für
Kristall-Skarabäoide von ähnlicher Größe vgl. Furtwängler, AG, Taf. 14,20 (= BMCG, Nr.
529) und Taf. 12,41 (Cabinet des Médailles).

Beginn 4. Jh. v. Chr., vielleicht später.

Stammt angeblich aus Ausgrabung auf der Halbinsel Kertsch.

Sassanidisch

14 Hellbrauner, stellenweise wolkig grau durchzogener Chalcedon mit kleinen dunkeln


Einsprengseln, an modernem Metallbügel.
Kugelsegment, etwas oberhalb der Mitte abgeschnitten und in Richtung der Längsachse des Bildes durch-
bohrt (sehr dünner Bohrkanal). Kugel und Rand der Bildfläche bestoßen.
Höhe des Segments 11 mm, Durchmesser in Kugelmitte 15,5 mm, Durchmesser der Bildfläche 14 mm

Schlafender Löwe nach rechts, den auf den Vorderpranken ruhenden Kopf frontal zum Be-
schauer gewandt.
Betont plastischer Schnitt, der Körper in geometrische Volumina aufgeteilt, kurze und
kräftige parallele Kerben für Mähne und Tatzen, Rundperlvertiefungen für Augen, Nase und
Lefzen.
Für die Darstellung von Löwen in derselben Haltung vgl. Borisov/Lukonin Nrn. 309—311;
Delaporte, Louvre I, D.223-225, Taf. 55,70-72; Bivar, Taf. 9, DA 3-6; AGDS IV, Ham-

11
bürg, Nr. 108 (mit Hinweisen); R. Gobi, Der säsänidische Siegelkanon (1973), Nr. 43 a, Taf.
15; Chr. J. Brunner, Sasanian Stamp Seals in the Metropolitan Museum of Art, New York
1978, S. 97, Nr. 16.

4. Jh. n. Chr.

15 Heller Karneol, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, Bildseite flach, Rückseite konvex.
10,5 χ 12,5 mm

Gazelle oder Antilope nach rechts lagernd, in einem Kranz von Lotosblumen, deren Knos-
pen zwischen den Blättern sprießen.
Vgl. das Buckelrind auf einer Gemme der Ermitage, Borisov/Lukonin, Nr. 428; desgleichen
in einem Kranz ähnlicher, mit drei Strichen angedeuteter Blätter oder Blumen auf einem
Siegel der Southesk Collection II, P 25, Taf. l, das dem unseren in der plastischen Wieder-
gabe des Tierleibes und der gespaltenen Hufe so verwandt scheint, daß beide Stücke aus der-
selben Werkstatt stammen könnten. Hier wie dort ist der Kranz oben offen und läßt Raum
für die Hörner des Tieres. Die auf feiner Naturbeobachtung beruhende Darstellung zeugt
ebenso für eine engere Berührung mit der westlichen Welt wie mit der sassanidischen Hof-
kunst (vgl. das datierte Siegel von Bahräm aus den Jahren 388—399, Bivar, Taf. 4, BC l und
ebenso BC 3).

4. Jh. n. Chr.

16 Karneol.
Fast kreisrund breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach.
9,8 χ 10,3 χ 3 mm

Widder mit stark gewundenen Hörnern nach rechts, Kopf frontal, ist im Begriff, sich nieder-
zulassen, er hat den rechten Vorderlauf schon untergeschlagen, den linken noch aufgestützt.
Bänder vom Hals über den Rücken hin abstehend.
Grober Schnitt, eine große kugelige Vertiefung für den Hinterleib, derbe parallele Kerben für
Kopf, Brust- und Bauchpartie.
Vgl. den Steinbock mit Bändern bei Vollenweider, Genève I, Nr. 101. Für die summarische
Gravierung vgl. auch die kleinen sassanidischen Gemmen mit Vögeln bei Borisov/Lukonin,
Nrn. 546 ff. ; Delaporte, Louvre II, A.1286.1289ff., Taf. 108; Bivar, Taf. 21, HA 5 ff. Für
Darstellungen von Steinböcken und Widdern vgl. Delaporte, Louvre II, A.1304, Taf. 109,15;
Bivar, Taf. 16, EP und EQ.

6. Jh. n. Chr.

12
17 Karneol mit weißlichen Flecken.
Kugelsegment, stark abgeflacht, durchbohrt, weiche Mittelkante über den Rücken hin.
Ganzer Stein: Höhe 15 mm, Breite 18 mm, Dicke 11 mm
Bildfläche: 13,5 χ 10 mm, links unten bestoßen.

Pflanze: aus einem kolbenförmigen Schaft wachsen seitlich je zwei Blätter heraus. Boden-
linie.
Vgl. die Blume, die Delaporte, Louvre II, A.1268 2 ff., Taf. 108,24ff., als Lilie bezeichnet;
hier ist sie aber vereinfacht und grob dargestellt. Nach dem flachen Schnitt zu urteilen,
stammt die Gemme wohl aus der sassanidischen Spätzeit. Vgl. auch Bivar, Taf. 25, LB 8—13.

5. Jh. n. Chr.

18 Heller Karneol.
Beinah kreisrund, Bildseite halbkugelig, Rückseite stark konkav, Kante bestoßen.
9 χ 9,5 χ 5 mm

Vogel — eine Gans? — mit langem, starkem Schnabel und langen Füßen geht nach rechts.
Die Wiedergabe des Gefieders mit kurzen Parallelstrichen, die zwischen Brust und Rücken
schräg aufeinandertreffen, die steifen, weit voneinandergesetzten Beine, die harte Konturie-
rung des Körpers sind charakteristisch für eine Gruppe sassanidischer Vogeldarstellungen auf
solch konvex-konkaven, runden Gemmen (Granate oder Karneole). Vgl. Borisov/Lukonin,
Nrn. 546.556.566; Delaporte, Louvre II, A.1290, Taf. 108,44; Maaskant-Kleibrink, Cata-
logue, Nr. 1151; Bivar, Taf. 21, HA 5-8; AGDS IV, Hamburg, Nr. 123; Chr.J. Brunner,
Sasanian Stamp Seals in the Metropolitan Museum of Art, New York 1978, S. 110, Nr. 23.
Für die Datierung dieser Steine s. Borisov/Lukonin, S. 28.

6. Jh. n. Chr.

19 Bergkristall.
Breitoval, Bildseite halbkugelig, Rückseite flach, Rand zur Rückseite leicht gewölbt sehr kurz einwärts ge-
schrägt mit weicher Oberkante.
10,9 χ 13,9 χ 7 mm

Geflügelter Löwe schreitet mit aufgebogenem Schwanz nach rechts.


Summarischer Schnitt: der Körper eine flache, waagrechte Mulde, an der die Beine mit je
einem dünnen, geraden Strich angesetzt sind. Wiedergabe der Mähne durch grobe Schraffur;
die Pranken sind durch je drei kurze, senkrechte Strichlein angedeutet.
Vgl. Borisov/Lukonin, Nr. 320 (ähnlich); Bivar, Taf. 10, DE l ff., vor allem 5-6; AGDS IV,
Hamburg, Nr. 117 (mit Hinweisen).

7. Jh. n. Chr.

13
MINOISCH-MYKENISCHE GEMMEN

20 Hellgrauer, milchweiß gemaserter Chalcedon.


Lentoid, in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt.
Fast kreisrund, 16,5 χ 16 χ 5,5 mm

Weidendes Rind nach rechts quer vor Baum (wohl Palme).


Weicher, flüchtiger Schnitt, Rundperl nur für das Auge, breite Striche für die Beine, kurze
Querkerben an den Gelenken. Die Darstellung füllt den Raum wohl aus, verzichtet aber auf
die in der spätminoisch-mykenischen Glyptik so beliebten Verdrehungen des Körpers.
In Stil und Motiv sehr nahe dem Karneol-Lentoid bei Effenterre, CMS IX, Nr. 157; zum Stil
allein, besonders für die Querkerben an den Gelenken, vgl. AGDS II, Nr. 38; V.E.G. Kenna,
Cretan Seals (Oxford 1960), Taf. 18,7 P.

Spätminoisch/spätmykenisch, gegen 1400 v. Chr.

Publ.: John H. Betts, CMS X, Nr. 222, bezeichnet dieses wie das folgende Stück als Late Minoan / Late Hel-
ladic.

21 Roter Achat mit milchweißen und dunkel orangefarbenen Flecken.


Lentoid, in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt, das obere Bohrloch etwas ausgebrochen, da-
neben ein kleines grünes Einsprengsel. Rand rechts stark bestoßen.
Kreisrund, Durchmesser 15 mm, größte Dicke 8 mm

Hirsch läuft nach rechts, den Kopf weit zurückwendend.


Weicher, doch plastischer Schnitt, Rundperl für Schnauze, Gelenke und Hufe.
Zum Stil vgl. das Achat-Lentoid in New York, Kenna, CMS XII, Nr. 236; das Karneol-
Amygdaloid AGDS II, Nr. 49.
Von V. E. G. Kenna mündlich als gute spätminoische Arbeit bezeichnet.

Spätminoisch, gegen 1400 v. Chr.

Publ.: H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 355 (dort um 1500 datiert);
Betts, CMS X, Nr. 221.

14
ARCHAISCHE SKARABÄEN, GEMMEN UND RINGE

Inselstein

22 Weißlicher, leicht grau gefleckter Steatit.


Lentoid, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt, das ziemlich weite Bohrloch beidseitig, be-
sonders rechts, gegen die Bildfläche etwas ausgeschliffen, jedoch nicht ausgebrochen.
19 χ 18 χ 7,5 mm

Äsende Wildziege (oder Stier) nach links. Der gesenkte Kopf erscheint in Vorderansicht und
leicht rückwärts gewandt, der Körper im Profil. Über dem Rücken im Feld eine einfache und
darüber eine gezahnte Linie (,Sägemuster').
Die etwas steife Darstellung erreicht zwar nicht die elegante Gelöstheit der minoisch-myke-
nischen Vorbilder, zeichnet sich aber durch sichere Linienführung und das harmonische Ver-
hältnis der Figur zum Raum aus. Der Stein ist, wie alle ,Inselsteine', nicht mit dem Bohrer,
sondern von Hand geschnitten.

Melisch-kykladisch, um 600 v. Chr.

Ehemals in Sammlung Dawkins, Oxford.

Publ.: Boardman, Island Gems, Taf. l, 4 und S. 23 f.; s. auch ibid. S. 87.91.165.171; H. Bloesch, Das Tier in
der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 359.

Ionisch und griechisch

*23 Goldener Kartuschenring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 26 mm
waagrecht 25 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 19 mm
Ringschild 17,8 χ 7,8 mm
Gewicht: knapp 9 g

Ein vom ägyptischen Kartuschenring inspirierter ionischer Fingerring, der möglicherweise


von einem Goldschmied ionischer oder nordsyrischer Herkunft in Etrurien gefertigt worden
ist.
Der kräftige Reif mit stellenweise starken schwarzen Oxyd-Ausblühungen ist im Querschnitt
leicht oval. Er verjüngt sich nach oben hin und trägt einen wannenförmigen Ringkasten, des-
sen Längsachse quer zum Finger liegt und dessen flacher Schild ein langgestrecktes Oval
bildet.
Der Ringschild ist in drei Felder unterteilt:
Zuoberst ein kauernder Löwe nach links, mit zurückgewandtem Kopf und aufwärts ge-

15
schwungenem Schweif; in der Mitte eine liegende Gazelle nach links, den Kopf zurückge-
wandt, über ihrem Rücken ein Zweig; zuunterst ein laufender Hirsch nach links, vor ihm ein
Zweig. Ein Strichrand umschließt das Ganze, zwei querlaufende Strichbänder grenzen die
einzelnen Felder voneinander ab.
Zum auf ägyptische Vorbilder zurückgehenden Ringtypus mit dem Kartusche-ähnlichen
ovalen Kasten vgl. Furtwängler, AG III, S. 83; BMCR, Nrn. 15.20; Boardman, GGFR,
S. 154ff. und PL 424-425, sowie S. 156, Fig. 198 A; id., Archaic Finger Rings, in AK 10
(1967), Heft l, besonders Gruppe B, Taf. 1-4 ; id., BSR, Nrn. 3-5 ; id., Oxford I, Nrn. 89-91 ;
Richter, EGG, Nr. 708; Hoffmann/v. Ciaer, Antiker Gold- und Silberschmuck (Hamburg-
Mainz 1968), Nr. 11.

Anfang 6. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 134; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 45 (a), Taf. XXVII; Boardman, Archaic
Finger Rings, AK 1967, Heft l, S. 12, B I 30; Hansjörg Bloesch, Antike Kunst als kulturelles Zeugnis,
Schweizer Journal 8. Jg. Heft 11, Nov. 1942, S. 20.

*24 Ovaler Ringscbild aus Goldblech, in Reliefarbeit, stark zerdrückt, auf der Rückseite
Reste der Silberunterlage.
9 x 1 9 mm. Gewicht: l g

Löwe mit aufgebogenen Flügeln links und Hirsch mit langem Geweih rechts einander gegen-
über. Umrandung mit feinem Spuldraht, darunter zwei Rillen.
Für ähnliche Reliefarbeiten auf archaischen Goldringen vgl. Boardman, Archaic Finger
Rings, AK 10 (1967), Heft l, Taf. 4, namentlich B IV 8.14.15 (= id., GGFR, PL 428).19.24
mit Tierdarstellungen und Spuldrahtumrandung; auch BMCR, Nrn. 209—212; Furtwängler,
AG, Taf. 7,15 und ibid. III, S. 87 ff.

Wohl ionisch, um 600 v. Chr.

Publ.: Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 45 (b), im Katalog S. de Ricci nicht aufgeführt.

*25 Ring aus Elektron mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 17,5 mm
waagrecht 19,5 mm
i.D. senkrecht 14,5 mm
waagrecht 16,5 mm
Ringschild 8 χ 15,5 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 2 g

Eros schwebt mit weit ausgebreiteten Flügeln nach rechts, den Kopf zurückgewandt, in der
rückwärts ausgestreckten Rechten die Leier, in der Linken einen Kranz oder Zweig. Die Knie
sind rechtwinklig gebeugt, der Körper erscheint in Dreiviertelansicht. Punktrand, im Zwickel
links ein dreiblättriges Pflanzenmotiv.

16
Am ähnlichsten und wohl aus derselben Werkstatt stammend ist ein weiter unten zitierter
Ring in Oxford (Boardman, Oxford I, Nr. 130). Aus diesem Typus des Eros haben sich, be-
sonders in Cypern, später verschiedene Varianten entwickelt: vgl. Furtwängler, AG III,
S. 103, Fig. 71; ferner die Karneolgemme Boardman, lonides Collection, Nr. 4, sehr ähnlich
in der Haltung des fliegenden Eros, aber gründlicher ausgearbeitet als unser Ring; Boardman,
AGG, Nrn. 272 und 274 (beide in Boston, Beazley, LHG, Nrn. 33 und 32, der letztere
= Furtwängler, AG, Taf. 61,30); den grob geschnittenen Skarabäus mit fliegendem Eros in
München, AGDS 1-1, Nr. 168 (mit Hinweisen), ebendort auch Nr. 169; den Ring aus Elek-
tron bei Furtwängler, AG, Taf. 10,10. Zum Pflanzenmotiv im Zwickel vgl. Boardman, Ox-
ford I, Nr. 129.
Ringform: Der etwas verbogene Reif ist innen leicht, außen stark gerundet. Nach oben sich
verjüngend, geht er in den sanft gewölbten, spitzovalen Ringschild über, mit dem er ein abge-
plattetes Rund bildet, das sich dem Finger eng anschmiegt. Vgl. BMCR, Nrn. 36.39.43 (letz-
terer mit weniger runder Öffnung), auch ibid. Einleitung xl, fig. Cvii (= Nr. 39); Furtwäng-
ler, Beschreibung, Nr. 119 (dort jedoch mit dickerem Reif).
Nicht nur die Form des Reifs und des gewölbten, spitzovalen Ringschilds, sondern auch die
Art der Gravierung verbinden unser Exemplar aufs engste mit dem obenerwähnten, in Cy-
pern gefundenen Goldring Boardman, Oxford I, Nr. 130, Taf. 23 (= id., Archaic Finger
Rings, AK 10, 1967, Heft l, N 4, Taf. 7). Während unseren Ring eine höchst delikate, zier-
liche, beinah manieristische Ausdrucksweise charakterisiert, ist die Zeichnung auf dem Ex-
emplar in Oxford kräftiger, die Haltung des Eros mit vorwärts gerichtetem Kopf und länger
gestreckten Beinen etwas verschieden; doch reicht der eine Flügel ebenfalls bis in den spitzen
Winkel des Ringschilds, und im Ganzen sind die beiden Ringe einander so verwandt, daß sie
wohl derselben Werkstatt-Tradition angehören.

Anfang 6. Jh. v. Chr., vermutlich aus Cypern.

Wahrscheinlich ehemals in Sammlung Guilhou, Ricci, Nr. 308; Sotheby Säle 1937, Nr. 80 (a). Vermutlich
abgebildet bei M. Ohnefalsch-Richter, Kypros ... 1893, Taf. 32,31 (aus Grab 98, Nekropole II).

*26 Goldener Schmuckring mit ,böotischem Schild'.


a.D. senkrecht 24,5 mm
waagrecht 25,8 mm
i.D. senkrecht 17,5 mm
waagrecht 20,2 mm
Länge des Ringschildes 15 mm, Dicke des Reifs 3 mm
Gewicht: 12g

Der im Querschnitt runde, massive Reif endigt beidseitig in Schlangenköpfen, die eine aus
einem Stück geschnittene Platte in Form eines böotischen Schildes halten. Den Schild-
rändern entlang läuft ein Flechtband, an das innen ein einfacher Draht anschließt; von der
Verzierung der Außenseiten sind nur noch Spuren einer Schrägstrichumrandung erhalten,
und auch die sorgfältig gearbeiteten, zum Teil punzierten Schlangenköpfe sind stark abge-
wetzt. In der Mitte des Schildes sitzt als kleines, massives Relief ein Gorgoneion, über dessen
Scheitel querüber ein Kordeldraht gelegt ist. Rückseite des Schildes glatt.

17
Reine Schmuckringe dieser Art, mit der einen böotischen Schild nachahmenden Platte,
finden sich in der zweiten Hälfte des 6. und im ganzen 5. Jh. v. Chr. namentlich in Griechen-
land und, von da ausgehend, auch in Etrurien. Das Gorgoneion als erhöhtes Mittelstück des
Schildes scheint für eine spätarchaische griechische Variante typisch zu sein. Vgl. R. A. Hig-
gins, Greek and Roman Jewellery, London 1961, S. 130; Boardman, GGFR, S. 155 f., Fig.
198 J; ibid. den Ring mit gravierter Platte, PL 436 (= id., Archaic Finger Rings, AK 10,
1967, Heft l, S. 22 und Taf. 6, J 6 = BMCR, Nr. 32); für verwandte, aber viel reicher gear-
beitete Ringe vgl. Amandry, Collection Stathatos, S. 72 f., Nr. 214, sowie den in Thespiae
(Böotien) gefundenen, im Louvre befindlichen bei Coche de la Ferté, Les Bijoux antiques,
Paris 1956, Taf. 17,2.3.

Spätarchaisch, 6. Jh. v. Chr.

*2 7 G oldener Kinderring.
a.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 15,5 mm
i.D. senkrecht 13,2 mm
waagrecht 14,5 mm
Gewicht: knapp lg

Der aus einem Stück gefertigte Ring besteht aus einem knapp 2 mm breiten, dünnen Reif,
der innen flach, außen leicht gewölbt ist und ursprünglich ein Kreisrund gebildet haben muß;
nun ist er besonders in der linken Hälfte stark verbogen. Er trägt keinen Ringschild, sondern
verbreitert und verstärkt sich um ein geringes in der obern Mitte, wo in zierlicher Gravur ein
geflügelter Eros im Dreiviertelprofil nach links schwebend dargestellt ist; die Beine sind nur
leicht gebeugt, die nach vorn gestreckten Hände halten einen Kranz.
Obschon auf kleinsten Raum beschränkt, entzückt das Bild durch natürliche Formen und
Anmut der Bewegung. Es ist eine schon dem freien Stil nahe Variante eines in archaischer
Zeit beliebten und dort oft etwas starr behandelten Motivs.

5. Jh. v. Chr.

Vermutlich ehemals Sammlung Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 80 (c); im Katalog S. de Ricci nicht er-
wähnt.

28 Karneol.
Skarabäus, in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt.
Der Käferrücken ist hochgewölbt mit scharfer Spina, die Basis unverziert. Starke Absplitterung am Kopf,
auf die Bildfläche übergreifend.
Bildfläche 18,1 χ 12,5 mm, Höhe des Käfers 11,2 mm

Zur Form des Skarabäus vgl. Boardman, AGG, S. 13 ff., besonders S. 15, Fig. l, 3. Reihe
Abb. 2 (spine) und Taf. 40,84.
Bild: Silen ohne Schwanz, mit langem, in den Nacken fallendem Haar, im Knielauf nach

18
links, eine Nymphe in den Armen davontragend. Sie ist mit einem langen Chiton bekleidet,
der rechte Arm hängt herab. Ein zwischen den beiden Köpfen schräg aufwärts weisender, am
obern Ende zur Andeutung der Hand gegabelter Strich soll wohl den ändern, abwehrend er-
hobenen Arm darstellen. Stark bestoßener Strichrand.
Das Motiv kommt in archaischer Zeit auf Gemmen und Münzen oft vor, vgl. die durchwegs
feineren Varianten Boardman, AGG, Taf. 7,103.104.107.108 (hier ein Arm der Nymphe
ebenfalls erhoben); ähnliche Haltung, auch mit herabhangendem Arm des Mädchens, auf
dem Amethyst-Skarabäus in Leningrad, Boardman, GGFR, PL 303 (= id., AGG, Nr. 105
= Neverov, Intaglios, Nr. 10); vgl. ferner den Karneol-Skarabäus im Thermenmuseum zu
Rom, R. Righetti, in Rend. Pont. Ace. XXX-XXXI, 1957-59, S. 226, Abb. 12 (= Board-
man, AGG, Nr. 106).
Hier erscheint das Motiv in einer frühen, derb geschnittenen Darstellung: der Oberkörper
und die Oberschenkel des Silens sind als Dreiecke umrissen, die Arme unverhältnismäßig
dünn und kurz. Drei kurze Querstriche deuten Nase und Mund, längere, derbe Parallelstriche
die Haare beider Figuren und den Chiton des Mädchens an, der nur von den Knien abwärts
angegeben ist. Vgl. den in Stil und Haltung sehr ähnlichen Satyr, den Boardman, AGG, Taf.
4,55 unter die noch stark orientalisch beeinflußten Gemmen aufgenommen hat. Es ist wohl
möglich, daß auch unser Exemplar in die ostgriechisch-cypriotische Welt gehört und als Vor-
läufer der eingangs erwähnten, höher entwickelten griechischen Skarabäen gelten darf.

Wohl ostgriechisch, 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr.

29 Karneol (verschollen).
Skarabäus. Käferrücken eher flüchtig ausgearbeitet, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt.
Bildfläche 9,5 χ 13 mm, Höhe des Käfers 7 mm

Eros in Gestalt eines nackten, kräftigen Jünglings mit langem Haar schwebt mit ausgebreite-
ten Flügeln und gebogenen Knien nach rechts, den Kopf zurückgewandt, Körper in Drei-
viertelansicht von vorn, Kopf und Beine im Profil. In der Linken hält er die Leier, in der
rückwärts ausgestreckten Rechten ein Kränzchen. Kleine Flügel an den Fersen. Strichrand.
Absplitterungen links und rechts unten.
Klarer Schnitt im strengen Stil, die sichelförmig aufgebogenen Flügelenden sind mit strahlen-
artigen Strichen, die Bauchmuskeln mit parallelen Wülsten angegeben. Vgl. das glyptische
Meisterwerk im Metropolitan Museum New York, auf dem Eros in ähnlicher Haltung ein
Mädchen davonträgt, das eine Leier hält (Richter, MMA, Nr. 41 = Furtwängler, AG, Taf.
9,22 = Lippold, Taf. 28,2). Für ähnliche Darstellungen des fliegenden Eros vgl. Furtwängler,
AG, Taf. 10,10 und Taf. 61,30, sowie Band III, S. 103, Fig. 71; Beazley, LHG, Nrn. 32 f.; vgl.
ferner die archaische Nike mit Zweig auf einem Goldring des Museums in Lecce (M. Bernar-
dini, Gli scavi di Roccavecchia dal 1928 al 1944, Bari 1952, S. 18 ff., fig. 18); endlich den
Eros auf dem Ring aus Elektron hier Nr. 25, sowie die Tetradrachmen von Peparethos,
Regung, Die antike Münze als Kunstwerk, Berlin 1924, Taf. 7,190.

Ende 6. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Paul Arndt, München.

19
30 Weiß-braun gefleckter Sardonyx.
Skarabäoid, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt. Bildseite flach, Rücken sehr schwach
konvex, Rand zur Rückseite mit schwacher Wölbung leicht auswärts geschrägt und neben dem Bohrloch
links unten abgesplittert.
13 χ 20 χ 6 mm, Randhöhe 5,5 mm

Löwe nach links sich lagernd, Körper im Profil, Kopf schräg frontal, die Vorderbeine vorge-
streckt, die Hinterbeine, von denen nur eines sichtbar ist, untergeschlagen, Schwanz unter
den Bauch eingezogen. Die Augen sind durch zwei, Nase und Schnauze durch fünf (aneinan-
dergereihte) Rundperlpunkte wiedergegeben; auch für Pranken und Gelenke, sowie für die
Schwanzquaste sind Rundperlpunkte verwendet. Die Brauen erscheinen als zwei kräftige,
leicht gewölbte Striche, die sich über der Nasenwurzel treffen und dem Gesicht einen fast
menschlichen Ausdruck verleihen. Die Ohren sind fein gezeichnet, die nach beiden Seiten
geteilte Mähne ist mit zarten Strichen, nach Art eines Fischgratmusters stilisiert, wiedergege-
ben. Andeutung der Rippen durch drei schräge Parallelstriche.
Für ähnliche Darstellungen von Löwen oder Panthern vgl. Richter, MMA, Nr. 53; Boardman,
AGG, Nr. 433 (= AGDS 1-1, Nr. 192, dort auf Taf. 21 unter Nr. 191 abgebildet) und 442.
Vgl. ferner den Goldring im Katalog von M. Poetto und S. Salvatori, La Collezione anatolica
di E. Borowski, Studia Mediterranea 3, Pavia 1981, Nr. 46, Taf. XLVI.
Für die strichartige Zeichnung der Mähne und die teilweise Anwendung der Rundperltechnik
besonders an den Pranken vgl. auch Furtwängler, AG, Taf. 11,22; BMCG, Nrn. 535 (= Furt-
wängler, AG, Taf. 64,16) und 540; stilistisch sehr ähnlich die beiden Panther bei Boardman,
AGG, Nr. 423. Modellierung des Körpers und Andeutung der Rippen, sowie Wiedergabe und
Haltung der Beine sehr ähnlich bei dem Hund auf dem Skarabäoid der Southesk Collection
I, B 11, besser abgebildet und kommentiert von D.M. Robinson im AJA vol. 57,1, Jan.
1953, S. 18, Nr. 58 (dort ca. 450 v. Chr. datiert).
Der äußerst verfeinerte, etwas manierierte Stil unserer Gemme zeigt bereits ihre Nähe zu den
Arbeiten des Künstlers, der den mit Semon signierten Achat-Skarabäus in Berlin schuf (vgl.
AGDS II, Nr. 88 = Furtwängler, Beschreibung, Nr. 159); vgl. ferner den Herakles mit Löwen
im Museum of Fine Arts, Boston (Boardman, AGG, Nr. 254 = id., GGFR, PL 366 = Beazley,
LHG, Nr. 22 = Furtwängler, AG, Taf. 10,2). Andererseits ist sie, wie namentlich die Wieder-
gabe von Nase und Pranken durch Rundperlpunkte erkennen läßt, noch der archaischen
Glyptik verhaftet.

Ostgriechisch, Ende 6. Jh. v. Chr.

*31 Steatit, dunkelbraun mit helleren Flecken.


Unregelmäßig sechskantiger, ziemlich abgeschliffener Konus mit flacher, gravierter Basis, oben rundum ge-
rillt, darüber eine aus dem Stein geschnittene kleine Öse. Am Rand unten rechts bestoßen.
Höhe des Konus 18 mm, Basis 11,2 χ 10 mm

Behelmter Athenakopf nach rechts, davor Lanzenspitze (oder Ölblatt?). Rankenartige Ver-
zierung in Form eines liegenden S am attischen Helm mit Helmbusch und aufgeklapptem Vi-
sier. Feiner Spalt vom Auge quer über die Wange und den Nackenteil des Helms. Kleine Be-
stoßung am Nasenrücken.

20
Klarer Schnitt, der mandelförmige Umriß des Auges vorn offen, das obere Lid geschwungen,
das untere gerade gezeichnet, Braue und Nasenrücken mit einer einzigen, zusammenhängen-
den Linie schwungvoll wiedergegeben, die Wange sanft modelliert, das kleine Kinn betont.
Tief gekerbter Halsabschnitt.
Der Kopf gemahnt an archaisch-griechische Münzen des 6.15. Jh., vgl. z.B. BMC Greek
Coins, Mysia, Taf. 4,2; (ein späterer Typus findet sich auf Münzen des Eumenes II. von Per-
gamon, 197—159, ibid. Taf. 25,5 ff.) doch sind hier die Züge weicher, und es fehlt das starre
archaische Lächeln. Recht ähnlich der behelmte Athenakopf auf einer Silbermünze von As-
pendos aus dem 5. Jh. bei Babelon, Traité, Taf. 143,10; vgl. dort auch das durch zwei kräfti-
ge Linien wiedergegebene Visier.
Für kleinasiatische Herkunft spricht auch die Siegelform, die, wie Furtwängler bemerkt (AG
III, S. 134), noch in der Zeit des freien Stils vereinzelt im ionischen Kunstkreis vorkommt.
Unsere Gemme dürfte, ein Zeugnis des Übergangs vom spätarchaischen zum freien Stil, in
der 2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr. entstanden sein.

Griechisch-ionisch, 450—400 v. Chr.

SKARABÄEN, GEMMEN UND RINGE DER GRIECHISCHEN KLASSIK

32 Karneol in antikem Goldbügel.


Großer Skarabäus in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt.
Bildfläche 24,5 χ 18 mm, Höhe des Käfers 12,5 mm
Bügel: a.D. waagrecht (an den Haltetellern) 35,5 mm
größte Breite, unten Mitte 4 mm
größte Dicke, " " 2 mm

Käfer: Der Skarabäusrücken ist sorgfältig ausgearbeitet und hochpoliert. Clupeus fächerartig
dreigeteilt, vorn gekerbt, einfache Trennlinie zwischen Kopf und Prothorax, der reliefierte
Kopfschild kreuzweise schraffiert. Zwischen Prothorax und Rücken läuft ein schmales, fein-
gekerbtes Strichband, das sich seitlich zum Kopf hin in einer einfachen Linie fortsetzt, von
der senkrecht gegen unten eine feine Schraffur ausgeht. Die Elytren sind gerahmt, zwischen
ihnen als Naht eine einfache Trennlinie, die sich oben zum als Dreieck gezeichneten scutel-
lum gabelt. Auf den Elytren sind, gegenständig voneinander abgewandt, zwei sitzende, ge-
flügelte Sphingen graviert; die Haare sind mit kurzen, vom Scheitel herablaufenden Parallel-
strichen wiedergegeben, die aufgestellten Flügel (nur je einer sichtbar) in archaischer Manier
nach vorn gebogen, die Schwänze steil hochgeschwungen. Leicht eingebuchtete Bodenlinie.
Die Beine des Käfers sind summarisch in Relief angegeben, der Basisrand ist unverziert.
Bild: Bärtiger Zeus thront nach rechts auf einem lehnenlosen Stuhl (Diphros), den Blick ab-
wärts gerichtet. Mit der rückwärts erhobenen Rechten umfaßt er das lange Szepter, die auf
dem Knie ruhende Linke hält eine Schale, auf die von oben her mit gefalteten Flügeln der
Adler stößt. Die mit kurzen, kaum gewellten Linien gezeichneten Haare stehen radial vom
Kopf ab. Der Oberkörper ist nackt, der um Hüften und Beine geschlungene Mantel läßt die
Füße schon oberhalb der Knöchel frei. Doppelte Bodenlinie, die vielleicht ein Podest an-
deuten soll; der rechte Fuß ist vorgestellt und überschneidet die Linie, während der andere,

21
in Seitenansicht wiedergegeben, darauf ruht. Der Oberkörper ist fast frontal gesehen, der
Unterkörper stark abgedreht. Sorgfältig gekerbter Strichrand. Matte Politur.
Die noch vom strengen Stil beeinflußte Figur läßt in ihrer ganzen Haltung wie auch in der
Wiedergabe des tief zwischen den Schultern sitzenden Kopfes mit dem dichten Haarkranz
eine enge Verwandtschaft mit dem Baaltars auf Münzen des kilikischen Tarsus erkennen (vgl.
SNG, Kopenhagen, Lycaonia-Cilicia, Nr. 300, Taf. 11, geprägt unter Datâmes, 378—372;
Sammlung Niggeler, Auktionskatalog Münzen und Medaillen AG Basel, Dez. 1965, I. Teil,
Nr. 445; Babelon, Traité, Nr. 616, Taf. 109,10), jedoch die etwas geschmeidigere Sitzhaltung
und die den Gott als Zeus kennzeichnenden Attribute verraten seine Zugehörigkeit zur
griechischen Welt.*
Bügel: Der Reif ist innen flach, außen zu einem hohen, scharfen Mittelgrat gekantet. Er
endigt in zwei runden, schalenförmigen, unverzierten Haltetellern, die in der Mitte durch-
bohrt sind. Durch das Loch führt der Draht, an dem der Skarabäus sich dreht und der bei-
derseits um die Bügelschultern gewickelt ist.

5.-4. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 316 (Sammlung A. Ruesch, Zürich); K. Schefold,
Meisterwerke griechischer Kunst, Basel 1960, Nr. 580 (dort um 350 v. Chr. datiert).

* Der Zuschreibung dieses bedeutenden Stückes in die ostgriechische Welt widerspricht das Urteil zweier
vorzüglicher, leider heute nicht mehr lebender Kenner antiker Glyptik: Paul Arndt bezeichnete die Gem-
me in einem Brief an Leo Merz vom 5.1.1937 als charakteristische Tarentiner Arbeit und erwähnte auch,
daß Jacob Hirsch, von dem Arnold Ruesch den Skarabäus seinerzeit erworben hatte, als Herkunftsort
Tarent genannt habe. Giorgio Sangiorgi schloß sich Jahre später Arndt's Meinung an und erklärte die
Sphingen auf dem Skarabäusrücken als kennzeichnend für griechische und nicht etwa etruskische Her-
kunft.
Wenn auch, wie weiter oben dargelegt, im Gegensatz zu den eben zitierten Ansichten in dem Zeus das
Werk eines ostgriechischen Steinschneiders vermutet werden darf, so ist damit Tarent als Fundort nicht
ausgeschlossen, stand es doch als wichtiges Zentrum Großgriechenlands in regen Handelsbeziehungen zu
Ländern und Städten des östlichen Mittelmeerraums. Die Annahme Sangiorgis, daß Bild und Käfer von
zwei verschiedenen Künstlern geschnitten worden seien, leuchtet ein, wenn man sich den stilistischen
Unterschied zwischen der recht steifen Haltung, dem starren Ernst des Gottes und der eleganten Aus-
schmückung des Skarabäusrückens vor Augen hält.

33 Gelblicher Jaspis in antikem Goldbügel.


Skarabäus, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt. Stark berieben.
Bildfläche 9,8 χ 14 mm, Höhe des Käfers 8,1 mm
Bügel: a.D. waagrecht (an den Haltetellern) 21,5 mm
Querschnitt Mitte unten 4 mm

Käfer: Clupeus vorn gekerbt, durch eine sichelförmige Linie zweigeteilt, der hintere Teil
durch drei Striche fächerartig gegliedert, tiefe Trennlinie zwischen Clupeus und Prothorax,
eine dünnere zwischen diesem und den Elytren. Die Umrandung der Elytren und die Naht
zwischen ihnen dünn geritzt. Beine in Relief, Basisrand unverziert.
Bild: Weidende Antilope (oder Hirschkalb) mit leicht gesenktem Kopf nach links auf un-
regelmäßig gewölbter Bodenlinie. Lockerer Schrägstrichrand.

22
Weich modellierter Körper, Kopf und Gliedmaßen flach geschnitten, Rundperlvertiefungen
für Schnauze, Gelenke und Hufe.
Vgl. vor allem den schreitenden Hirsch auf einem Karneol-Skarabäus in Berlin, Furtwängler,
Beschreibung, Nr. 297 (= AGDS II, Nr. 173 = Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 17,24); ibid. auch
den Chalcedon-Skarabäus Nr. 296 (= AGDS II, Nr. 199 = Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 17,27),
beide von Furtwängler als griechische Arbeit des 5. Jh. v. Chr. bezeichnet. Ähnlich wie auf
unserem Exemplar sind dort die rundlich-ovalen Körper und die Rundperlvertiefungen an
Hufen und Gelenken; bei Nr. 297 ist der Skarabäus zwar mehr ausgearbeitet, doch dem un-
sern ähnlich und ebenfalls ziemlich flach. Vgl. auch Boardman, Oxford I, Nr. 197 und, be-
sonders hinsichtlich der Artikulation der Läufe, Nr. 85; ferner die Darstellungen von Dam-
wild und Gazellen mit rundlich-ovalen Formen und Rundperltechnik bei Richter, MMA,
Taf. 19; den Hirsch auf einem Skarabäoid in München, AGDS I-l, Nr. 282. Unserem Stück
ebenfalls verwandt, doch feiner gearbeitet und wohl etwas später entstanden, sind die zwei
Skarabäoide Boardman, GGFR, PL 564 und PL 565, sowie dasjenige bei Furtwängler, AG,
Taf. 11,28 (= BMCG, Nr. 548).
Bügel: In engen Spiralen zu einem Strickreif gedrehte Runddrähte bilden den kräftigen
Bügel, der sich gegen oben hin verjüngt und in zwei Haltetellern in Form von Löwenköpfen
endet. Durch das Maul der Löwen ist der Draht gezogen, der als Achse durch den Stein führt
und dessen Enden beidseits um den Bügelhals gewunden sind. Vgl. einen ähnlichen Bügel mit
Skarabäus, angeblich aus Makedonien, bei Pollak, Sammlung Nelidow, Nr. 413 (dort ins
6. Jh. datiert); für Beispiele aus dem 5. Jh. vgl. Boardman, Oxford I, Nr. 84; id., Harari Col-
lection, Nr. 20; BMCR, Nr. 350; wohl am häufigsten belegt ist die Form für das 4. Jh., vgl.
B. Segall, Zur griechischen Goldschmiedekunst des 4. Jh., Wiesbaden 1966, Taf. 37,1 und
l a, 4 und 4 a (= Boardman, GGFR, PL 819); ibid. Taf. 9 und Taf. 26/27, Taf. 30/31.

Stein: I.Hälfte 5. Jh. v. Chr.


Bügel: gleiches Datum, möglicherweise auch erst Anfang 4. Jh.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 61; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 61; Auktionskatalog 63 Fischer, Luzern
1938, Nr. 508.

*34 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 14,9mm
waagrecht 16,5 mm
i.D. senkrecht 13 mm
waagrecht 14,8 mm
Ringschild 8 x 1 2 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: knapp 2 g

Reiher nach links auf einem Bein stehend, das andere gravitätisch ausschreitend steil empor-
gestreckt. Die Brust ist mächtig vorgewölbt, der Kopf mit dem weitgeöffneten Auge und
dem kleinen Federschopf so stark zurückgelegt, daß der Schnabel waagrecht nach vorn
zielt.
Sehr schöne Gravierung, das Gefieder im obern Teil mit Punkten, dann mit langen Parallel-
strichen gegeben, das tiefliegende, große Auge mandelförmig umrissen, ein Punkt markiert
den kleinen Höcker auf der Schnabelwurzel.
Die Darstellung großer Vögel — Gans, Reiher, Kranich — war in der griechischen Glyptik in

23
der zweiten Hälfte des 5. Jh. v. Chr. beliebt; vgl. den von Dexamenos signierten fliegenden
Reiher der Ermitage bei Neverov, Intaglios, Nr. 20 (mit Hinweisen, u.a. Furtwängler, AG,
Taf. 14,4 = Boardman, GGFR, PL 468) und das von Beazley ebenfalls diesem Meister zuge-
schriebene Skarabäoid mit einem stehenden Reiher in Boston, LHG, Nr. 66 (= Boardman,
GGFR, PL 490 = Furtwängler, AG III, Fig. 228 = Lippold, Taf. 95,6); ferner Furtwängler,
AG, Taf. 9,29; ibid. Taf. 14,2 (= Boardman, GGFR, PL 489 = Lippold, Taf. 95,7); ibid.
Taf. 14,11 (= AGDS II, Nr. 181 - Lippold, Taf. 95,3); ibid. Taf. 14,17 (= AGDS II, Nr.
180). Siehe auch Neverov, Dexamenos of Chios and his Workshop, in ΠαΜΗΐΗΗκκ ammiHoro
npHKJiaAHoro HCKycciBa, Leningrad 1973, S. 51 ff. (in russischer Sprache mit kurzer Zusam-
menfassung in englisch, S. 152); M.-L. Vollenweider, Deux criquets de Dexamenos, Rev.
Numism. XVI, 1974, S. 142 ff., Taf. 15,2-4.
Das Bild ist eine feine Tierstudie in der Art der obenerwähnten; darüber hinaus aber könnte
der Künstler die Karikatur eines wichtigtuerisch einherschreitenden, sich aufplusternden
Zeitgenossen beabsichtigt haben. Man erinnere sich daran, daß 414 v. Chr. ,,Die Vögel" von
Aristophanes aufgeführt wurden, und wenn der Dichter mit der Komödie auch nur den
zweiten Preis errang, so mag sie doch Zeitgenossen mit höheren geistigen Ansprüchen, wie
Dexamenos und andere Künstler, beeindruckt und zu ähnlicher Satire angeregt haben.
Ringform: Der Ring ist aus einem Stück gefertigt. Der dünne Reif, innen flach, außen leicht
gewölbt, verbreitert sich etwas gegen oben und geht in den in schwacher Biegung dem Fin-
ger sich anschmiegenden spitzovalen Schild über, dessen Rand an der Rückseite geschrägt ist.
Vgl. BMCR, Nr. 39, doch ist im Unterschied zu diesem unser Ring innen flach, was auf eine
etwas spätere Entstehungszeit hindeutet. Noch ähnlicher, aber mit breiterem Ringschild, ist
ibid. Nr. 77; vgl. auch Boardman, GGFR, S. 212-214, Fig. 217, II.

2. Hälfte, wohl Ende 5. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern, 1.9.1936, Nr. 332 (Sammlung A. Ruesch, Zürich); K. Schefold,
Meisterwerke griechischer Kunst, Basel 1960, Nr. 565; Boardman, GGFR, S. 219, Fig. 219 (dort als Pelikan
bezeichnet).

35 Bläulich-hellgrauer Chalcedon.
Skarabäoid, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt, Bildseite flach und am Rand rechts
neben dem Bohrloch ausgebrochen, Rücken ziemlich stark konvex.
15,7 χ 21 χ 8,3 mm (ganzer Stein), Randhöhe 5 mm

Fuchs springt nach links, die Vorderläufe ausgestreckt, mit den Hinterläufen gleichsam vom
Bildrand sich abstoßend. Vgl. die griechisch-persischen Siegel, AGDS 1-1, Nr. 250 c; Richter,
MMA, Nr. 139 B 3; ferner den Fuchs vor Rebstock bei Boardman, Oxford I, Nr. 102 (= id.,
GGFR, PL 497 = Richter, EGG, Nr. 409 = Furtwängler, AG, Taf. 9,62 = Lippold, Taf. 87,5);
ähnlich laufend, nur weniger eilig, der Fuchs auf einem griechisch-persischen Prisma eben-
dort, Boardman, Oxford I, Nr. 185 (= id., GGFR, PL 934 = Lippold, Taf. 88,10 = Richter,
EGG, Nr. 410 = N.M. Nikoulina, La glyptique ,grecque-orientale' et ,gréco-perse', AK 1971,
Heft 2, S. 90ff., Nr. 34 und Taf. 34,20); vgl. auch Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 16,2, wo ein
Fuchs in ähnlicher Haltung über Rebgelände springend dargestellt ist.
Obwohl flüchtiger gearbeitet, zeigt unser Exemplar bedeutende stilistische Verwandtschaft
mit der erstgenannten Oxforder Gemme (Fuchs mit Traube). Beide Skarabäoide könnten

24
aus derselben Werkstatt stammen; sie zeugen für die feine und liebevolle Naturbeobachtung,
die Dexamenos und seinen Kreis auszeichnet.

2. Hälfte 5. Jh. v. Chr.

Publ.: H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 365.

36 Milchig hellblauer Chalcedon.


Skarabäoid, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt, Bildseite flach, berieben und am Rand
leicht bestoßen, Rücken mäßig konvex, enger Bohrkanal.
19,5 χ 25 χ 10 mm (ganzer Stein), Randhöhe 6 mm

Ziegenbock mit langen Hörnern geht auf leicht eingebuchteter Bodenlinie nach links.
Der walzenförmige Leib ist gut, wenn auch nicht sehr sorgfältig modelliert, weiche Parallel-
striche sind für den Bart und die Halsfalten sowie die Muskulatur an Bauch und Hinterteil
verwendet, während Rundperlpunkte das Auge, die Gelenke und die spitz zulaufenden Hufe
markieren.
Solche Tierbilder auf Chalcedon-Skarabäoiden wurden vermutlich in verschiedenen Werk-
stätten geschnitten und bis nach Großgriechenland hin verbreitet. Besonders bei jenen, die
in den griechischen Städten Kleinasiens entstanden, dürfte der ursprüngliche Zusammenhang
mit der persischen Hofkunst nicht zu leugnen sein, vgl. Vollenweider, Genève III, Nr. 36.
Stilverwandte Arbeiten unter den sog. griechisch-persischen und ionischen Steinen werden
von Furtwängler (AG, Taf. 11 und 12) und, ihm folgend, von G.M.A. Richter (s. unten),
Gerhard Kleiner (Gemmen der Sammlung Arndt, Müjb, 3. Folge, Bd II, 1951, S. 22 f.) und
Boardman (GGFR, S. 325 f.) ins 5. bis 4. Jh. v. Chr. datiert.
Unsere Gemme ist ein Beispiel für den Übergang von der subtilen klassischen Ausdrucks-
weise zu einer mehr in der Routine befangenen Rundperlmanier. Vgl. vor allem den Hirsch
auf einem Chalcedon-Skarabäoid der Ermitage (Furtwängler, AG Taf. 11,25 = Maximova,
Taf. 1,13 = Neverov, Intaglios, Nr. 48); er ist kaum feiner in der plastischen Wiedergabe des
Tierkörpers und so ähnlich in den Einzelheiten, daß für beide Gemmen dieselbe Werkstatt
angenommen werden könnte. Ebenfalls sehr nahe, auch im Motiv, ist der Ziegenbock auf
einem Chalcedon-Skarabäoid in München, AGDS 1-1, Nr. 277 (= Boardman, GGFR, PL 571).
Stilistisch ist unser Exemplar zwischen diese beiden Steine einzureihen.
Für ähnliche Darstellungen von Hirsch oder Ziegenbock vgl. Beazley, LHG, Nr. 72 (recht
nahe, aber gedrungener), Nrn. 74 und 75 (beide feiner); AGDS 1-1, Nrn. 280 und 282.
Stilverwandt ist auch ein heute verschollenes, von Furtwängler (AG, Taf. 63,9) als im Han-
del erwähntes Skarabäoid mit einem Ziegenbock, auf dem ein später hinzugefügter Eros
reitet. Vgl. ferner die beiden Skarabäen mit Hirsch in Berlin, die Furtwängler ins 5. Jh.
datiert (Beschreibung, Nrn. 296 und 297 = AGDS II, Nrn. 199 und 173). Wie unsere Gem-
me, zeigt auch dort der aus der Sammlung de Montigny stammende Skarabäus Nr. 296 eine
leichte Verschiebung des Bildes in der Bewegungsrichtung; vgl. dafür auch Richter, MMA,
Nrn. 60.116.120, sowie drei Skarabäoide in Paris: das persische im Louvre (Delaporte II,
Taf. 92,38) und jene im Cabinet des Médailles (Perrot et Chipiez, Band 9, Taf. 1,3.11).

2. Hälfte 5. Jh. oder Anfang 4. Jh. v. Chr.

Publ.: H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 371.
25
3 7 Hellgrauer, bräunlich gesprenkelter Chalcedon.
Skarabäoid, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt, Bohrlöcher bestoßen, rechts in die
Bildseite hinein ausgebrochen. Bildseite flach und am Rand bestoßen, Rücken maßig konvex.
23,5 χ 29 x 10 mm (ganzer Stein), Randhöhe 5,5 mm

Geflügeltes Rind sprengt im Galopp nach links.


Für die Häufigkeit des Motivs zeugen die Exemplare bei Boardman, GGFR, PL 835.918—
922. Wie jene stellt unser Stück eine Variante dar der geflügelten Fabeltiere auf den wohl
zum großen Teil in Ionien unter persischem Einfluß entstandenen Siegelbildern. Vgl. den
geflügelten Bock im Cabinet des Médailles, Paris (Babelon, Pauvert, Nr. 38, Taf. 4 = Board-
man, GGFR, PL 923), dessen mit etwas unsicheren Parallelstrichen gezeichnete, aufgeboge-
ne Flügel, schleifenartig über den Rücken geschwungener Schwanz und ähnliche Betonung
der Gelenke und Hufe in Rundperltechnik die Herkunft aus derselben Werkstatt vermuten
lassen. Auch die beiden Rinder auf einem Skarabäoid in Berlin (Furtwängler, Beschreibung,
Nr. 193 = id., AG, Taf. 11,16 = Boardman, GGFR, PL 913) zeigen ähnliche Merkmale, z.B.
in der Zeichnung der Köpfe und in der strichartigen Wiedergabe der Muskeln an Hals, Bauch
und Hinterteil. Verwandt ist auch das Skarabäoid der Bibliothèque Nationale in Paris, mit
einem geflügelten Stier (schreitend, nicht springend), zuletzt abgebildet bei N.M. Nikoulina,
La Glyptique .grecque-orientale' et ,gréco-perse', AK 1971, Heft 2, Taf. 34,18, S. 95, Nr.
32 (= Furtwängler, AG, Taf. 12,3 = Lippold, Taf. 7 = Boardman, GGFR, PL 835).
Dagegen ist die Zeichnung des Stierkalbs auf einem Skarabäoid in München (AGDS 1-1, Nr.
304 = Ohly und Kleiner, Müjb, II, 1951, Taf. 3,12 und S. 30) schon gelockerter. Unser
Exemplar dürfte eine bis zwei Generationen früher wohl in Griechenland entstanden sein.

2. Hälfte 5. Jh. v. Chr.

Publ.: H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 370.

38 Hellgrauer, stark weiß gesprenkelter Chalcedon mit zwei gelben Flecken.


Skarabäoid, in Richtung der Horizontalachse des Bildes durchbohrt, Bohrlöcher bestoßen, Bildseite flach
und am Rand, besonders Mitte unten, bestoßen, Rücken stark konvex. Zur Form vgl. Boardman, GGFR,
S. 191, Fig. 200 A.
26,5 χ 30 χ 13 mm (ganzer Stein), Randhöhe 6 mm

Geflügelter Greif mit Zackenkamm schreitet auf Bodenlinie nach links, die rechte Vorder-
tatze erhoben, den Kopf emporgereckt, im offenen Schnabel die Zunge vorschiebend.
Das auf griechisch-persischen Siegeln verbreitete Motiv kommt auch in der rein griechischen
Glyptik oft und in verschiedener stilistischer Abwandlung vor. Auf unserem Exemplar zeugt
die Wiedergabe der rückwärts gebreiteten Flügel durch langgezogene parallele Linien, die An-
deutung der Muskeln an Flanken und Hinterbacken mit kurzen, parallelen Strichen zwar
noch vom Einfluß des achämenidischen Hofstils, aber im Vergleich mit den rein achämenidi-
schen Gemmen erscheinen diese technischen Eigentümlichkeiten hier gemildert. Die Linien-
führung ist weich, aber kraftvoll, das Verhältnis zum Raum zeigt in seiner Ausgewogenheit
eine gewollte Distanzierung, die ganze Darstellung mutet bei aller Lebendigkeit des Aus-
drucks fast heraldisch an. Vgl. den Greif in Genf, Vollenweider, Genève I, Nr. 216 (= Board-

26
man, GGFR, PL 512), der wohl etwas früher entstanden ist und dem Stil der griechischen
Meister nähersteht. Unserem Exemplar enger verwandt sind die etwas späteren Gemmen bei
Boardman, op. cit., PL 495 ff., besonders das Chalcedon-Skarabäoid PL 511 (= Furtwängler,
AG, Taf. 31,4 = Lippold, Taf. 81,4), und dasjenige der Bibliothèque Nationale, Babelon,
Pauvert, Taf. 5,49; stilistisch ebenfalls sehr nahe das Skarabäoid der Southesk Collection I,
B 12. Für die Haltung vgl. die zwei feiner geschnittenen Exemplare Furtwängler, AG, Taf.
9,58 und Taf. 11,27 (= Boardman, op. cit., PL 616 und PL 464), sowie den Greif (mit hoch-
gestelltem, kompaktem Flügel) ibid. Taf. 12,51.
Für eine ähnliche Darstellung des Greifs auf Münzen vgl. das Tetradrachmon von Abdera,
Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 11,25 (auch Head, Principal Coins, Taf. 21,4); für andere Typen
ibid. Taf. 21,1-2 und Taf. 10,1.

2. Hälfte 5. Jh. - Anfang 4. Jh. v. Chr.

Angeblich aus Sammlung Sir Arthur Evans.

Publ..· H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 369.

39 Mondstein in antikem Silberbügel.


Skarabäoid in großem, als Anhänger gearbeitetem Silberbügel, der im obern Teil, ca. 7 mm neben der Öse,
eine geflickte Bruchstelle aufweist.
Auf dem halbmondförmigen, kräftigen Bügel (a.D. waagrecht 44,5 mm) ist an der stärksten Stelle, dem
Stein gegenüber, eine dreifach gerillte, 10,5 mm breite Öse angebracht. Er verjüngt sich gegen unten und
endet in zwei sehr kurzen, dünnen Stiften, an denen die Gemme sich dreht. Vgl. einen auch in den Dimen-
sionen ähnlichen Silberbügel mit Gemme (doch ohne Öse) bei Christine Alexander, Jewelry, The Art of
the Goldsmith in Classical Times, New York 1928, Nr. 108 (= Richter, MMA, Nr. 68), aus Cypern stam-
mend und ca. 450 v. Chr. datiert.
Der Stein ist in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt. Bildseite flach, Rücken mäßig konvex.
17 χ 20,9 χ 7,9 mm (ganzer Stein), Randhöhe 5,5 mm

Eine Taube mit Tänie im Schnabel fliegt nach links. Die Flügel sind ziemlich steil aufgerich-
tet, die Enden der obersten Schwungfedern leicht aufgebogen, die Füße nach hinten ge-
streckt. Der obere Rand des hinteren Flügels ist sichtbar. Die lange Tänie weht unter dem
ganzen Vogelleib hinweg nach hinten.
Sehr ähnlich ist das Karneol-Skarabäoid in Boston, Beazley, LHG, Nr. 81 (= Furtwängler,
AG, Taf. 9,28); vgl. auch eine andere Version desselben Typus bei Boardman, Intaglios and
Rings, Nr. 40. Bei unserem Exemplar sind jedoch die Flügel mehr aufgerichtet, mit elegan-
ter Biegung der großen Schwungfedern. Für eine fast gleiche Wiedergabe der Flügel vgl. den
einen Hirsch anfallenden Greif auf einem Chalcedon-Skarabäoid in Boston, Boardman,
GGFR, PL 511 (= Furtwängler, AG, Taf. 31,4 = Lippold, Taf. 81,4); ferner den Greif auf
einem Bergkristall-Skarabäoid bei Vollenweider, Genève I, Nr. 216, Taf. 83 (= Boardman,
GGFR, PL 512). Stilistisch verwandt, aber feiner, der Adler mit Schlange in London, BMCG,
Nr. 552 (= Boardman, GGFR, PL 494 = Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 20,48) und der von
Phrygillos signierte hockende Eros Boardman, GGFR, PL 529 (= Furtwängler, AG, Taf. 14,6
= Lippold, Taf. 26,16), dessen Flügel ähnlich, aber reicher gezeichnet sind. Für die Form
der Tänie vgl. den etruskischen Skarabäus bei Furtwängler, AG, Taf. 20,12 (= Lippold,
Taf. 26,1).

27
Für verwandte Darstellungen auf Münzen vgl. BMC Greek Coins, Cyprus, Taf. 8,8 eine Sil-
bermünze von Paphos, wo die Taube aber weniger fliegt, als sich flatternd niederläßt, wobei
der hintere Flügel mehr zu sehen ist als auf unserer Gemme (vgl. auch Babelon, Traité, Taf.
135,2); ferner die auffliegende Taube auf einer Silbermünze von Sikyon bei Babelon, Traité,
Taf. 221,24 (ähnlich Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 5,29, mit nach vorn gestreckten Füßchen);
endlich, ebenfalls auf einer Silbermünze von Sikyon, die Taube mit einem geknoteten Band
im Schnabel, Babelon, Traité, Taf. 222,3. Für eine ähnliche, wenn auch nicht genau gleiche
Wiedergabe der Flügel vgl. den Pegasos auf einer Silbermünze von Korinth, ibid. Taf. 210,3.
12.17.
Unsere Gemme ist mit den obenerwähnten Beispielen stilistisch eng verwandt. Daß Körper
und Füße des Vogels im Gegensatz zu den sorgfältig ausgearbeiteten Flügeln recht summa-
risch und ohne Andeutung des Gefieders wiedergegeben sind, läßt darauf schließen, daß hier
ein zwar sehr guter, aber nicht in Einzelheiten sich erschöpfender, sondern das Wesentliche
schwungvoll heraushebender Meister am Werk war.

Ende 5.-Mitte 4. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Marchese di Sarzana, angeblicher Fundort Tarent.

Publ.: H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 368; Boardman, Intaglios
and Rings, S. 16 und Fig. 8.

*40 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 17,8 mm
i.D. senkrecht 13,5 mm
waagrecht 15 mm
Ringschild leicht spitzoval, 8 x 1 2 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 3 g

Frauenkopf im Profil nach links, auf dem Scheitel eine liegende Silensmaske, knapp über
dem Halsabschnitt ein eng anliegendes Perlenhalsband.
Wie Boardman hervorhebt (GGFR, S. 222 und fig. 227), ist der Frauenkopf auf einem Gold-
ring in London dem unseren verwandt (vgl. BMCR, Nr. 53 = Boardman, op. cit., PL 714);
ähnlich sind das ebenmäßige Profil, der Brauenbogen, die Rundung der Wange, der schlanke,
gerade Hals, doch ist auf unserem Exemplar das Auge noch weiter geöffnet, der Mund hat
einen individuelleren Zug, auch ist das Bild enger in den Raum gefaßt. Trotzdem könnten
beide Gravierungen aus derselben Werkstatt stammen, doch war der Ring in London wohl
für eine Männerhand bestimmt, der unsere seiner Zierlichkeit wegen eher für eine Frau.
Die Silensmaske, die den Scheitel der Frau haubenartig bedeckt, ist sehr ausdrucksvoll cha-
rakterisiert durch Knollennase, spitzes, aufstehendes Ohr, fliehende, von tiefen rillenartigen
Furchen durchzogene Stirn; der Bart bildet zugleich das Stirnhaar der Frau, das zottige
Haupthaar fällt über ihren Hinterkopf herab. Ganz feine Riffelung der Braue sowohl beim
Frauenkopf wie bei der Silensmaske.
Für stilistische Ähnlichkeit vgl. die allerdings älteren Münzen bei Boehringer, Die Münzen
von Syrakus (1929/1978), Taf. 25,674.677; ferner Head, Principal Coins, Taf. 25,16, wo

28
der jugendliche Männerkopf auf einer Münze von Metapont denselben strengen Ausdruck
zeigt wie unser Bildnis.
Ringform: Der dünne Reif ist innen in der untern Hälfte flach, gegen die Schultern hin in
der Mitte gekantet, außen dagegen gerundet. Er verstärkt sich etwas gegen oben und stößt
im stumpfen Winkel an den Ringschild, dessen Rückseite geschrägt ist.

Gute griechische Arbeit, Ende 5. oder 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Boardman, GGFR, S. 222 f., Fig. 227.

GROSSGRIECHISCHE RINGE

*41 G oldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 17,5 mm
waagrecht 17,8 mm
i.D. senkrecht 15,2 mm
waagrecht 15,9 mm
Ringschild oval, 10,2 χ 13,5 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 4 g

Athenakopf von vorn, leicht nach links gewandt, der Helm mit Visier und dreifachem Helm-
busch in der Art der Athena Parthenos, die Haare beidseitig traubenförmig niederhangend;
Halskette mit kleinen Amphorenanhängern.
Individuell anmutende Züge prägen das Gesicht: der schiefe Mund mit vollen Lippen und
hangendem Mundwinkel, das starke Kinn, die breite Schläfenpartie, die weit auseinander-
liegenden, ungleich gezeichneten Augen unter stark gewölbten Brauen, der trotzig-mürrische
Ausdruck. Vgl. den verwandten, aber ganz frontal gesehenen Athenakopf auf zwei Glas-
pasten, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 321 und Vollenweider, Genève I, Nr. 217; auch
Genève III, Nr. 215; ebenfalls ähnlich, aber bewegter und unruhiger im Ausdruck als unser
Exemplar, die Athena BMCR, Nr. 68 (= Boardman, GGFR, PL 762 = Furtwängler, AG, Taf.
9,40) und der weibliche Kopf der Sammlung Nelidow, Pollak, Nr. 415, S. 142.
Der Idealtypus ist wohl in der berühmten, von Eukleides signierten Silbermünze von Syrakus
zu finden, vgl. Jenkins, Ancient Greek Coins, London 1972, Nr. 400, datiert412—400 v. Chr.;
vgl. die von ihr ausgehenden italischen Darstellungen auf Münzen von Herakleia und Hyele,
ibid. Nrn. 467.473; Giesecke, Italia Numismatica, Leipzig 1928, Taf. 7,5; SNG, Lloyd Col-
lection II, London 1933, Taf. 9,270.284; vor allem den von Kleidoros signierten frontalen
Athenakopf auf einem Stater des lukanischen Velia, Jenkins, op. cit., Nr. 473.
Ringform: Der zierliche Ring ist aus einem Stück gefertigt. Der dünne Reif ist innen flach,
außen schwach gewölbt und mit dem Ringschild einen stumpfen Winkel bildend, während
die innere Linie der Rundung des Fingers folgt. Der Ringschild ist an der Rückseite ge-
schrägt. Verwandt hier Nr. 40; vgl. auch Breglia, Catalogo delle Oreficerie, Nr. 95, Taf. 17,5.

Großgriechisch-süditalisch, 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 455; Guilhou, Sotheby Säle 1937, vermutlich Nr. 118 (a), nicht illustriert.

29
*42 Ring aus Elektron mit graviertem Schild.
a.D. senkrecht 21,5 mm
Ringschild spitzoval, 9,2 χ 17 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger. Weitere Maße nicht angege-
ben, da wegen Verbiegung des Reifes unzuverlässig.
Gewicht: 2,5 g

Bärtiger Männerkopf von vorn. Krauses, mit kurzen, sichelförmigen Linien graviertes Haar
umschließt halbmondartig die Stirn, während der in welligen Strähnen frisierte Bart sich bis
zu den breiten Backenknochen hinaufzieht, so daß der Kopf ein ebenmäßiges, längliches
Oval bildet. Kräftig gewölbte Brauen über tief gravierten (im Abdruck stark hervortreten-
den) Augen, Ober- und Unterlid angegeben, das linke Auge leicht einwärts schielend; die
Nase tief gekerbt, mit zwei Punkten für die Nasenflügel; Oberlippe vom Schnurrbart ver-
deckt, Unterlippe mit einem kräftigen horizontalen Strich wiedergegeben. Unten (puni-
sche?) Schriftzeichen oder Andeutung einer Schlange.
Dieser Kopf läßt sich am ehesten mit einer Gruppe frontaler Bildnisse in Beziehung bringen,
die in Karthago und dessen Kolonien wie Ibiza und Sardinien gefunden wurden. Für Kar-
thago vgl. Brigitte Quillard, Les Bijoux carthaginois, Bd. II und den ins 4. Jh. datierten Ska-
rabäus bei Jean Vercoutter, Les objets égyptiens et égyptisants du mobilier funéraire cartha-
ginois, Paris 1945, Nr. 594; für Ibiza den Skarabäus bei Antonio Vives y Escudero, Estudio
de Arqueologia cartaginesa, La Necropoli de Ibiza, Madrid 1917, Taf. 22,22. Für Stil und
Gesichtsausdruck vgl. die phönizischen Skarabäen Furtwängler, AG, Taf. 7,33 und Taf.
15,88 (s. auch ibid. Bd. III, S. 108 ff.). Eine ferne Verwandtschaft besteht auch zu dem frei-
lich sorgfältiger ausgearbeiteten frontalen Ammonskopf auf im 4. Jh. geprägten Silbermün-
zen von Barke (Cyrenaica), vgl. BMC Greek Coins, Cyrenaica, Taf. 36,9.
Ringform: Der sehr dünne, stark verbogene und unten zerbrochene Reif ist innen wenig,
außen stärker gerundet; er verstärkt sich etwas gegen oben hin und ist an der Innenseite der
Schultern zu einer Mittelkante geschrägt. Der Ringschild ist spitzoval, leicht gebogen, an der
Rückseite geschrägt.

Zweifellos gehört der Ring in den Rahmen der karthagisch-phönizischen Kultur des 4. Jh.
v. Chr., dürfte aber in Großgriechenland entstanden sein.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 445; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 118 (b).

*43 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 21 mm
waagrecht 23 mm
i.D. senkrecht 15,5 mm
waagrecht 18 mm
Ringschild leicht spitzoval, 15,1 χ 20,5 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 15g

Weiblicher Kopf von vorn, ganz leicht nach links gewandt, mit kleinen Amphoren-Ohrgehän-
gen und Perlenhalskette. Das Haar ist über ein Band eingerollt, das als Ampyx über der Stirn
sichtbar ist.

30
Einer der zahlreichen Frauenköpfe wohl süditalischen Ursprungs, wie sie auch auf karthagi-
schem Goldschmuck häufig vorkommen. Diese Bildnisse dürften nach dem Vorbild der en
face-Köpfe auf großgriechischen Münzen entstanden sein; ein berühmtes Beispiel dafür ist die
von Kimon signierte Arethusa mit ähnlichem Ausdruck, vgl. Schefold, Meisterwerke, Nr.
492; E.S.G. Robinson, Catalogue Gulbenkian Collection, Lissabon 1971, Nr. 292; Kurt
Regung, Die griechischen Münzen der Sammlung Warren, Berlin 1906, Nr. 368. Im Vergleich
mit diesen Münzen zeigen die Köpfe auf Goldringen einen mehr handwerklichen Stil und
bereits Ähnlichkeit mit mittelitalischen Bildnissen.
Unser Exemplar ist allerdings noch von klassischem Formsinn geprägt und recht fein gear-
beitet, auch wenn die Wiedergabe von Nase, Lippen und Kinn einer schematischen Ordnung
entspricht. Vgl. den verwandten Goldring in Leningrad (Boardman, GGFR, PL 678); den
Silberring in Hamburg (Hoffmann/v. Ciaer, Antiker Gold- und Silberschmuck, Hamburg-
Mainz 1968, Nr. 116); ähnliche, aber gröber gearbeitete Köpfe bei Boardman, op. cit., PL
729 und 773; Vollenweider, Genève I, Nr. 215, Taf. 82,10.11; Porträtgemmen, Taf. 2,6 und
als Vorstufen Taf. 2,1-5; AGDS II, Nr. 229, Taf. 47; für eine ähnliche Haartracht auch die
Köpfe an griechisch-italischen Ohrgehängen bei Becatti, Oreficerie antiche, Taf. 102, Nr.
388 a und b.
Ringform: Der Reif besteht aus strickartig züsammengewundenen kräftigen Drähten, in
deren Windungen ein sehr feiner Filigrandraht läuft, der wegen der starken Abnützung nur
noch stellenweise erkennbar ist. Spuren von Filigranverzierung ebenfalls an den stark abge-
schliffenen bandartigen Schulterstücken und am Rand des flachen Ringschildes, der an der
Rückseite geschrägt ist. Zum Strickreif vgl. den Skarabäus-Bügel hier Nr. 33 (mit Hinweisen);
zur Filigranverzierung den Strickreif bei Hoffmann/Davidson, Greek Gold, S. 247, Fig. 105;
zur Ringform den ähnlichen Bronzering in London, BMCR, Nr. 1229, Taf. 30, mit ebenfalls
spiralig gedrehtem, steigbügelförmigem Reif, der aber an den Schultern in Schlangenköpfen
endet, auch bildet der Schild ein spitzeres Oval als der unsrige.

Großgriechisch-süditalisch, 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 299 (Sammlung A. Ruesch, Zürich) mit Hinweis auf
Auktion Tchaoussoglu Nr. 116; Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst, Basel 1960, Nr. 584.

*44 Silberring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 21,1 mm
waagrecht 22,2 mm
i.D. senkrecht 17,1 mm
waagrecht 17,8 mm
Ringschild nahezu kreisrund, 15x17 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 8 g

Weiblicher Kopf im Profil nach links. Stilisiertes Bildnis einer schönen, doch nicht mehr
ganz jungen Frau mit langer Nase, von der eine Falte zu den Mundwinkeln läuft; das Kinn ist
voll gerundet, der Hals von drei Falten durchzogen. Das Haar ist ringsum eingerollt und
lockt sich über dem Scheitel in drei großen Wellen. Kleines Ohrgehänge (?).
Recht ähnlich ist der Frauenkopf mit gleicher Haartracht und langer, aber leicht gebogener
Nase auf Silberdrachmen von Chalkis um etwa 350 v. Chr. (vgl. S.W. Grose, Fitzwilliam Mu-

31
seum, Catalogue of thé MacClean Collection of Greek Coins, Cambridge 1926, Bd. II, Taf.
204,4.5; mit jüngerem Gesicht die Arethusa, ebenfalls auf Silbermünzen von Chalkis, bei Ba-
belon, Traité, Taf. 196,20 und Taf. 197,1-6); vgl. auch BMCR, Nrn. 67 und 93.
Ringform: Der Ring ist aus einem Stück gefertigt. Der kräftige, massive Reif ist innen flach,
außen zu einem Mittelgrat gekantet; er verbreitert sich gegen oben hin und stößt außen im
stumpfen Winkel an den Schild, während die Innenseite sich in sanfter Rundung dem Finger
anschmiegt. Vgl. Boardman, GGFR, S. 212: unser Exemplar ist eine Variante zwischen den
in Fig. 217 skizzierten Typen V und VII; vgl. auch Christine Alexander, Jewelry, The Art of
the Goldsmith in Classical Times, New York 1928, Nr. 120 mit ähnlichem gekantetem, kräf-
tigem Reif, doch etwas schmalerem Schild; ferner Becatti, Oreficerie antiche, Nrn. 327.328.
Ungewöhnlich ist bei unserem Exemplar, daß die Vertikalachse des Bildes in Richtung des
Fingers und nicht quer dazu liegt. Eine Parallele findet sich auf dem griechischen Goldring
des Victoria and Albert Museum, London, vgl. Boardman, op. cit., Nr. 661.

Mitte 4. Jh. v. Chr.

*45 Silberring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 22 mm
waagrecht 25 mm
i.D. senkrecht 15,5 mm
waagrecht 20 mm
Ringschild nahezu kreisrund, 26,3 χ 25,2 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 22 g

Aphrodite sitzt nach rechts auf einem thronartigen Stuhl mit hoher und breiter Rückenlehne
und stark auswärts geschweiften Beinen, eine Form, die (laut Furtwängler, AG, zu Taf.
14,19) im Athen des 5.—4. Jh. beliebt war. Sie hält die Rechte in die Hüfte gestützt; auf der
Handfläche der ausgestreckten Linken läßt sich eine Taube flatternd nieder. Die Göttin trägt
einen gegürteten, ärmellosen Chiton und einen Hüften und Beine umhüllenden, unten mit
Fransen verzierten Mantel, dessen oberes Ende, über die Brust drapiert, von der rechten
Schulter vorn niederhängt. Das von einem Band oder Diadem umschlossene Haar ist hoch
am Hinterhaupt in einen Lockenschopf zusammengefaßt. Doppelte Bodenlinie, wohl eine
Plinthe oder niedriges Podest andeutend.
Eine der häufigen Darstellungen der Göttin oder jungen Frau auf Gold- und Silberringen des
4. Jh. v. Chr., wohl zumeist großgriechischer Herkunft. Vorbild könnte die sitzende Aphro-
dite auf Tetradrachmen von Eryx in Sizilien sein (vgl. Segall, Zur griechischen Goldschmie-
dekunst des 4. Jh., Wiesbaden 1966, S. 35, fig. 3; Kraay/Hirmer, Greek Coins, New York—
München 1966, Nr. 192, S. 298, Taf. 69, datiert 400-390 v. Chr.).
Kennzeichnend für unsern Typus ist der runde Ringschild, auf dem die Einzelfigur in feiner
Gravur und glücklichem Verhältnis zur Bildfläche erscheint.
Zum Motiv vgl. BMCR, Nr. 1062, wo aber die Taube sich schon niedergelassen hat und zwar
nicht auf der Handfläche, wie auf unserem Bild, sondern auf dem Handrücken der Göttin.
Vgl. ferner, in gröberer Ausführung, Boardman, GGFR, PL 759 (= Becatti, Oreficerie anti-
che, Taf. 80, Nr. 325) und die Zeichnung GGFR, S. 229, Fig. 240; auch den Silberring im
Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Hoffmann/v. Ciaer, Antiker Gold- und Silber-
schmuck, Hamburg—Mainz 1968, S. 175, Nr. 111. — Im Stil und im Verhältnis der Figur zur

32
Bildfläche sehr verwandt sind die Athena bei Boardman, op. cit., PL 765 (= BMCR, Nr. 69)
und die Nike ebendort PL 754 (= BMCR, Nr. 86); sie dürften in derselben Zeit und vielleicht
sogar in derselben Werkstatt entstanden sein wie unser Exemplar.
Ringform: Der kräftige, massive Reif ist innen flach, außen gewölbt mit einer vom untern
Drittel bis zur Platte verlaufenden weichen Mittelkante. An seiner stärksten Stelle (Mitte
unten) 6,2 mm breit und 3 mm dick, steigt er, kaum merklich sich verjüngend, steil zum
Ringschild auf, der den Reif sehr leicht überkragt. Die Linie der schwungvoll ausladenden
Seitenränder des Reifs setzt sich in einer leichten Abschrägung auf der Rückseite des Ring-
schildes fort. Vgl. BMCR, Nr. 83; Boardman, op.cit., S. 229, Fig. 244 und 246, doch
füllt dort die Figur den Raum nicht aus, sondern beschränkt sich auf die Mitte der Bild-
flache.

Wohl großgriechisch, 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 769; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 107; Schefold, Meisterwerke griechischer
Kunst, Basel 1960, S. 312, Nr. 582; Katalog der Ausstellung .Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr. 403;
Catalogue d'une riche collection ... provenant de fouilles faites en Grèce, en Etrurie et dans l'Italie méridio-
nale, Vente Sambon, Florence 1887, Nr. 12.

*46 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 18,5 mm
waagrecht 20 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 18,7 mm
Ringschild fast kreisrund, 21 χ 20 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 8 g

Frau steht nach links in ärmellosem, langem, hochgegürtetem Chiton, den über die linke
Schulter drapierten Mantel um den Unterkörper von Hüfte bis Knie geschlungen, und streut
mit der ausgestreckten Rechten Weihrauchkörner in ein Thymiaterion, dessen Flamme steil
aufragt. Kopf und rechtes Standbein erscheinen im Profil, der Körper und das linke Bein mit
seitlich zurückgestelltem Fuß in Dreiviertel-Vorderansicht. Das Haar ist in langen Strähnen
von der Stirn zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem flachen Knoten gebunden, aus
dem eine Locke niederhängt. Bodenlinie aus feinen Zickzackstrichen (Tremolotechnik).
Für Motiv und Stil vgl. die Ringe BMCR, Nrn. 85.86.1058 (Nr. 86 = Boardman, GGFR, PL
754); Boardman, op.cit., PL 749; Richter, MMA, Nr. 90; Pollak, Sammlung Nelidow, Nr.
416; Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 11 (= Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr.
132).
Ringform: Der Ring ist aus einem Stück gefertigt. Der dünne, innen flache, außen leicht ge-
rundete, steigbügelförmige Reif ist zu einer fast kreisrunden, dünnen Platte flachgeschmie-
det. Vgl. BMCR, Nr. 83; auch ibid. Nr. 84, wo aber der Ringschild, anders als bei unserem
Exemplar, über den Reif hinausragt; Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nrn. 11 und
12 (= Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nrn. 132 und 133).

Feine, wohl großgriechische Arbeit des 4. Jh. v. Chr.

33
Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 111; Guilhou, Sotheby Sale 1937, Nr. 131; Auktionskatalog 63 Fischer, Luzern
1938, Nr. 465; Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst, Basel 1960, Nr. 583; Katalog der Ausstellung
.Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr. 404.

*4 7 G oldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 19,7 mm
waagrecht 20 mm
i.D. senkrecht 17,3 mm
waagrecht 17,2 mm
Ringschild hochoval, 19,5 χ 17 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 7 g

Aphrodite in langem, ärmellosem Chiton, den Mantel um die Hüften drapiert, sitzt nach
links auf einem nur flüchtig angedeuteten Diphros, die linke Hand rückwärts auf die Stuhl-
kante gestützt. In der angewinkelt erhobenen Rechten, von der ein Kränzchen niederhängt,
hält sie eine zum Abflug bereite Taube. Der linke Fuß ruht auf dem Boden, der andere auf
einem (unsichtbaren) Schemel, so daß das erhöhte rechte Bein den Ellenbogen des rechten
Armes stützt. Das Haar ist hoch am Hinterhaupt in einen Schöpf zusammengefaßt, von dem
ein paar Lockenenden abstehen. Bodenlinie.
Ist in der weihrauchopfernden Frau auf dem Ring Nr. 46 die Eleganz von Haltung und Ge-
bärde zu bewundern, so erfreut hier die bescheidene Anmut einer ländlichen Schönen mit
kräftigen Armen. Sie ist verwandt mit der ebenfalls etwas behäbigen sitzenden Frau mit
Thymiaterion auf einem Goldring in Oxford (Boardman, Oxford I, Nr. 144 = id., GGFR,
PL 753), der aus derselben Werkstatt stammen dürfte.
Vgl. auch die Aphrodite mit Taube und Eros auf einem Goldring in London, BMCR, Nr. 70
(- Furtwängler, AG, Taf. 9,43); ebenfalls ibid. Nr. 77, und die wohl etwas früheren Silber-
ringe bei Boardman, GGFR, PL 778 (= id., Oxford I, Nr. 146) und PL 779 (= BMCR, Nr.
1050); hier auch den Silberring Nr. 45. Unser Exemplar ist beispielhaft für einen zunehmen-
den feinen Realismus der Darstellung.
Ringform: Der Ring ist, wie Nr. 46, aus einem Stück gefertigt. Der etwas verbogene, dünne
Reif ist innen flach, außen schwach gerundet. Er steigt steil zu den Schultern auf, die in der
Mitte gekantet sind und mit geringer Einziehung an den leicht überkragenden Schild stoßen.
Dieser ist ziemlich stark verbogen und bestoßen, die Rückseite der Rundung des Fingers ent-
sprechend sanft gewölbt und am Rand geschrägt. Vgl. BMCR, S. xli, C xii, Taf. 2,54.

Wohl großgriechisch, 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 301 (Sammlung A. Ruesch, Zürich); Katalog der
Ausstellung ,Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr. 402; Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst,
Basel 1960, Nr. 581.

48 Silberring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 22,5 mm
waagrecht 23 mm
i.D. senkrecht 18,9mm
waagrecht 20,1 mm
Ringschild breit spitzoval, 14,8 χ 18 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 6 g

34
Ein Jüngling mit kurzem, gewelltem Haar sitzt nach rechts auf einem Felsbrocken, Kopf im
Profil, Körper in Dreiviertelansicht. Er hat den rechten Fuß vorgestellt, den ändern mit
leicht gehobener Ferse zurückgezogen. Die Linke umfaßt eine achtsaitige Leier, während die
Rechte frei herabhängt. Der Oberkörper ist nackt, ein Mantel umhüllt Hüften und Beine.
Vor dem Jüngling steht, ihm zugewandt, ein großer Vogel mit langem, gebogenem Hals und
krummem Schnabel (Ibis?).
Die gelöste Haltung, der plastisch durchmodellierte Körper des Leierspielers und die harmo-
nische Komposition des Bildes deuten darauf hin, daß der Ring in die Zeit des freien Stils
vor Alexander gehört, vermutlich in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts, wo Silberringe mit
graviertem Schild beliebt waren (s. BMCR, S. xxxiii). Für in Motiv und Stil verwandte
Darstellungen vgl. den Silberring des 4. Jh. aus Catania, BMCR, Nr. 1068, S. 171, Fig. 133
(= Boardman, GGFR, Nr. 781), auf dem ebenfalls ein Leierspieler, jedoch auf einem Stuhl
sitzend und mit dem Plektron in der Hand, dargestellt ist; ferner den harfespielenden Jüng-
ling auf einem Karneol-Zylinder in London, BMCG, Nr. 563 (= Boardman, op. cit., Nr. 517
= Furtwängler, AG, Taf. 14,14) und ähnlich auf einem Skarabäoid aus Südrußland, Neverov,
Intaglios, Nr. 24 (= Boardman, op. cit., PL 600 = Furtwängler, AG III, S. 144, Fig. 102).
Furtwängler vermutet, bei den beiden letztgenannten Darstellungen könnte eine mythische
Figur, vielleicht Orpheus, gemeint sein. Das gleiche gilt für unsern Ring, wobei zu überlegen
wäre, ob es mit dem Vogel nicht eine besondere Bewandtnis habe, z.B. als Hinweis auf den
aus Rhegion stammenden Sänger Ibykos. Zum Ibis vgl. Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 22,1
(= Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7065).
Ringform: Der korrodierte und an mehreren Stellen geflickte Reif ist innen flach, außen ge-
rundet und zuoberst, am Ansatz zum Ringschild, außen und innen geschrägt. Diese Schrä-
gung setzt sich an der Rückseite des Ringschildes fort, der sich in sanfter Wölbung dem Fin-
ger anschmiegt. Vgl. BMCR, Nr. 77, Taf. 3.

Wohl großgriechisch, 4. Jh. v. Chr.

Angeblich in der Gegend von Tarent gefunden.

*49 Bronzering mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 22,7 mm
waagrecht 24,5 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 19 mm
Ringschild spitzoval, 14 χ 20,5 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung. Rand Mitte links unten aus-
gebrochen.
Gewicht: 5 g

Zwei bärtige Silensköpfe einander gegenüber, zwischen ihnen in der Mitte oben ein Kränz-
chen.
Ausdrucksvolle, plastische Darstellung, von sicherer Hand, aber derb und summarisch gear-
beitet.
Ringform: Der massive, vierkantige Reif von rautenförmigem Querschnitt steigt, sich etwas
verjüngend und an den Schultern leicht einbiegend, zum flachen Ringschild an, dessen Rück-

35
seite flach abgeschrägt ist. Vgl. BMCR, Nr. 53; Boardman, GGFR, S. 213, Fig. 217, eine
Kombination von VI und VII.

Großgriechisch-italisch, 4. Jh. v. Chr.

*50 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 18 mm
waagrecht 20 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 17 mm
Ringschild spitzoval, 9 x 1 6 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 2,5 g

Nike in langem Gewand fliegt nach links, die großen Flügel weit nach hinten gebreitet, einen
Kranz in den ausgestreckten Händen. Umrahmung mit feinem Zickzackmuster (Tremolo-
rand).
Schnittechnisch läßt sich eine Beziehung erkennen zu dem bei Boardman, GGFR, PL 785
abgebildeten Goldring in Syrakus, dessen Schild ebenfalls von einem Tremolorand umsäumt
ist. Die Figur ist dort (wie auch bei PL 781 und PL 782) ähnlich verquollen und zerschnit-
ten, das Gesicht ebenso unsorgfältig skizziert. Zur Wiedergabe des Kranzes mit den schma-
len, voneinander abgesetzten Blättern vgl. BMCR, Nr. 78.
Ringform: Der dünne, innen etwas abgeflachte, außen gewölbte Reif biegt in der obern Hälf-
te leicht einwärts, mit dem spitzovalen, flachen Ringschild einen stumpfen Winkel bildend.
Vgl. Boardman, op. cit., S. 212 f., Fig. 217, II; ferner BMCR, S. xlf., fig. C χ (= Nr. 43) ein
von einem archaischen Typus abgeleiteter Ring mit auch innen gerundetem Reif; ähnlich
ibid. Nr. 78, jedoch Rückseite des Schildes geschrägt.

Großgriechisch — vielleicht Neapel — 4. Jh. v. Chr.

Publ.: A. Sambon, Sur la classification des intailles italiotes avec le secours de la numismatique, .Corolla
Numismatica', Oxford 1906, Taf. 14,20. Als Fundort wird die Umgebung von Neapel bezeichnet. Sambon
weist mit Recht auf die Ähnlichkeit unserer Nike mit derjenigen auf Didrachmen von Neapel hin (S. 278 ff.);
zum Typus vgl. Head, Historia Numorum, S. 38 f., Fig. 16—17; SNG, vol. IV, Fitzwilliam Museum, pl. IV. —
Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst, Basel 1960, Nr. 561; Guilhou, Ricci, Nr. 176; Guilhou, Sotheby
Säle 1937, Nr. 81.

*51 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 17,5 mm
i.D. senkrecht 12,8 mm
waagrecht 15 mm
Ringschild spitzoval, 7,5 χ 14,5 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 1,5 g

36
Ein geflügelter Löwengreif mit Adlerkopf und Zackenkamm, nach links sich zum Angriff
duckend.
An ältere Darstellungen des in der griechisch-persischen wie der rein griechischen Glyptik be-
liebten Motivs erinnert hier die Anwendung der Rundperltechnik an Pranken und Gelenken.
In der Feinheit des Schnitts, der aber in der Vergrößerung eine expressive, fast gewalttätige
Linienführung zeigt, erreicht unser Exemplar den Stil des ehemaligen Genfer Goldrings (Vol-
lenweider, Genève I, Nr. 220 = Boardman, GGFR, PL 763), den ich dem signierten Stein des
Kallippos in Boston genähert habe (Genava XII, 1964, S. 56 ff.). Der Ring dürfte deshalb,
trotz seiner vornehmlich in frühklassischer Zeit gebräuchlichen Form, in die Mitte des 4. Jh.
gehören als Beispiel für den Übergang von Greifendarstellungen auf Gemmen des 5. und des
beginnenden 4. Jh. zu den manieristischen Arbeiten der zweiten Hälfte des 4. Jh., in denen
oft eine unruhige, dynamische Gespanntheit zum Ausdruck kommt. Folgende Vergleiche
mögen diese Annahme weiter begründen: Der Greif auf Goldmünzen von Panticapaeum
(Kertsch) zeigt ähnlich knorpelige Gliedmaßen, Betonung der Beinsehnen mit einem Strich
und der Klauen mit Rundperlpunkten (vgl. vor allem Seltman, Greek Coins, Taf. 39,13); der
springende Greif auf einer im großgriechischen Alaesa (Sizilien) geprägten Bronzemünze
(Head, Principal Coins, Taf. 26,29, S. 46) hat dieselbe Kopfform wie der unsrige. Beide
Emissionen erfolgten in der Mitte des 4. Jh. und zwar außerhalb Griechenlands. Aus Groß-
griechenland, wie die oben erwähnte Bronzemünze, stammt wohl auch unser Ring, was die
Verwendung einer dort länger überlebenden früheren Ringform erklären würde.
Ringform: Der außen und innen gerundete, steilbügelförmige Reif verjüngt sich etwas nach
oben hin und stößt leicht einbiegend beinah rechtwinklig an den spitzovalen, flachen Schild.
Vgl. BMCR, Nrn. 43-47; Higgins, Greek and Roman Jewellery, London 1961, Taf. 24, C;
Boardman, GGFR, S. 213, Fig. 217 II (dort jedoch mit leicht konvexem Ringschild).

Wohl großgriechisch, Mitte 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 190; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 80 (b); H. Bloesch, Antiker Schmuck als
kulturelles Zeugnis, Schweizer Journal, 8. Jahrgang, Heft 11, Nov. 1942, S. 20 f.; Schefold, Meisterwerke
griechischer Kunst, Basel I960, Nr. 564 (dort ins späte 5. Jh. datiert).

GRIECHISCH-THESSALISCHER RING

*52 Eisenring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 22,2mm
waagrecht 23,2 mm
i.D. senkrecht 16,8 mm
waagrecht 19 mm
Ringschild breitoval, 19,5 χ 22,3 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 7,5 g

Reiter mit Kausia, Panzer und Chlamys sprengt auf sich bäumendem Pferd nach links, in der
erhobenen Hand eine Waffe oder Peitsche schwingend. Das Pferd ist von gedrungener Gestalt
mit breit gewölbter Brust und kräftigen Hinterbacken, schweren Hufen und langem Schweif.

37
Robuste Darstellung des namentlich von thessalischen Münzen her bekannten Reiters, der in
Varianten auch auf Gemmen und Pasten bis in die hellenistische Zeit erscheint. Für eine
frühe Datierung etwa in die Mitte des 4. Jh. spricht nicht nur die Ringform, sondern auch
das auf Münzserien vorkommende Motiv des Reiters mit Kausia. Vgl. die Münzen mit ähn-
lichen Reitern, jedoch ohne Panzer, BMC Greek Coins, Thessaly to Aetolia, Taf. 2,13—15;
Taf. 5,13 (ohne Lanze); Taf. 6,12 (mit eingelegter Lanze); Taf. 9,10 (mit Peitsche) und 18
(mit Helm). Vielleicht noch näher, wenn auch weniger dynamisch, der Reiter auf einer Sil-
bermünze von Pherae aus der Mitte des 4. Jh., mit Petasos, Panzer und eingelegter Lanze,
ibid. Taf. 10,11. Von diesen Beispielen unterscheidet sich unser Ring allerdings durch eine
eher handwerkliche Darstellung; besonders sind die Figuren sowohl des langbeinigen Reiters
wie des schwerfälligen Pferdes schlecht proportioniert und auch im Größenverhältnis zuein-
ander nicht eben glücklich wiedergegeben, was noch deutlicher wird im Vergleich mit späte-
ren hellenistischen, meist sehr eleganten Reiterbildern (z.B. AGDS 1-2, Nrn. 1662 f.; Vollen-
weider, Genève II, Nrn. 86 f.).
Ringform: Der kräftige, an den Schultern leicht eingebuchtete Reif ist innen von beiden
Rändern her geschrägt, jedoch nur so weit, daß in der Mitte nicht eine Kante, sondern ein
schmaler, flacher Streifen entsteht; an der Außenseite hingegen treffen sich die (leicht kon-
kaven) Schrägungen in einem Mittelgrat, der sich gegen oben hin abflacht und verliert. Der
breitovale Schild ist flach, an der Rückseite geschrägt. Ähnliche Ringformen bei Boardman,
GGFR, S. 213, Fig. 217, VI; BMCR, Nr. 58.

Wohl griechisch (thessalisch), Mitte 4. Jh. v. Chr.

HELLENISTISCHE UND HELLENISTISCH-ITALISCHE


GEMMEN, KAMEEN UND RINGE

*53 Indischer Karneol-Onyx, rötlich-weiß auf orangefarbener Schicht.


Fragment eines großen Kameos.
Hochoval, Bildseite samt Grundschicht hochpoliert, Rückseite matt, flach, mit feinen Haarrissen. Randzone
im oberen Viertel links, auf der ganzen Seite rechts und in der Mitte unten stark ausgebrochen; die äußerste
Hinterkopfpartie ist durch die Beschädigung verloren.
52 χ 40 χ 10,2 mm (ursprünglich ca. 57 χ 50 mm)

Kopf der Medusa im Profil nach links, mit kurzem, sanft konkav geschwungenem Hals-
abschnitt.
Klassische, über der Nasenwurzel kaum merklich gewölbte Profillinie, schmale Nase, die schön
geschwungenen Lippen leicht geöffnet, volles, delikat gerundetes Kinn, großes, weitoffe-
nes Auge, der Rand der Iris eingeritzt, die Pupille als stehendes Oval vertieft, die Lider band-
artig reliefiert und gegen die Schläfe hin von der Lidfalte etwas überschattet. Das am Ober-
haupt nur leicht gewellte Haar umrahmt das Gesicht in dicht gelockten Strähnen, die, das
Ohr fast ganz verdeckend, sich gegen den Nacken hin winden; eine kurze Locke hängt wie
ein Häkchen in die Mitte der Stirn. Über der Schläfe ein nach hinten dem Haar anliegendes,
fein modelliertes Flügelchen, vor dem eine dünne Schlange aufragt, deren Kopf über dem

38 Kat.-Nr.53(s.o.)>
Scheitel der Medusa nach vorn sticht, während der Leib über das Ohr und durch die Locken
abwärts sich windend den Hals säumt, vorn einen doppelt gewickelten Knoten bildet und,
den Halsabschnitt überschneidend, in der Bruchstelle des Nackens endet. Die Schuppen der
Schlange sind mit kurzen sich kreuzenden Diagonalstrichen angegeben. Es sind wohl zwei
Schlangen gedacht, deren Leiber sich unter dem Kinn verknüpfen.
Dieser Karneol-Onyx zeigt vermutlich eine der frühesten als Kameo geschnittenen Darstellun-
gen der Medusa. Hinsichtlich Material und Größe erinnert er an den Kameo mit der Medusa
wie an jenen mit dem Zeuskopf in der Ermitage (Neverov, Cameos, Nrn. 4 und 5 = Furt-
wängler, AG III, S. 158, Abb. 111 und 112), doch werden besonders im Vergleich mit dem
Medusenhaupt in Leningrad wesentliche Unterschiede offenbar. Während jenes dem Alexan-
dertypus angeglichen ist, läßt bei dem unseren die Silhouette von Stirn und Nase, die Wie-
dergabe der leicht geöffneten Lippen deutlich den Zusammenhang mit der Medusa Ronda-
nini in München erkennen (vgl. E. Buschor, Medusa Rondanini, Stuttgart 1958, Taf. 1.3.8;
Abguß der verschollenen Replik Taf. 2 und 4), als deren Urbild Buschor das goldene Schild-
zeichen der phidiasischen Athena Parthenos vermutete. Ebenso nah verwandt ist aber auch
die im Profil wiedergegebene Gorgo auf Silbermünzen des Seleukos I. (ibid. Taf. 18,2; vgl.
auch die Kupfermünze BMC Seleucid Kings, Taf. 2,14): ähnlich ist die Behandlung der Ge-
sichtspartien, die kleine Stirnlocke, die Position des auf der Münze allerdings schmaleren
Flügelchens, ebenso dünn die Schlange, die aber dort nicht wie auf dem Kameo gerade auf-
ragt, sondern sich über dem Scheitel nach vorn ringelt. Die stilistische Übereinstimmung mit
der Münze ist, besonders in bezug auf die klassische Struktur des Gesichts, so stark, daß man
sich fragen darf, ob dieses dem griechischen Schönheitsideal höchst entsprechende Bild nicht
in den Lebensbereich des Seleukos I. Nikator gehöre.
Dieser hatte zwei Jahre nach Alexanders des Großen Tod bei einer Neuverteilung des Rei-
ches die Satrapie Babylon erhalten, mußte aber im Jahr 316 vor Antigonos nach Ägypten zu
Ptolemaios I. flüchten. Mit dessen Hilfe eroberte er 312 sein Königreich wieder. Es ist nicht
ausgeschlossen, daß diesem Medusenhaupt im Rahmen der Diadochenkämpfe eine apotro-
päische Bedeutung zukam oder, noch eher, jene eines Siegeszeichens.
Für andere in die hellenistische Zeit gehörende, allerdings frontale Darstellungen des Medu-
senhauptes vgl. Furtwängler, AG, Taf. 59,1 (= Buschor, op. cit., Taf. 28,3 = Burlington Fine
Arts Club, M 110 auf Taf. 109, ehemals Sammlung Colonna); ibid. Taf. 59,2 (= Buschor,
Taf. 28,4 = BMCG, Nr. 3542 = Lippold, Taf. 77,1); J. Chittendon/Seltman, Greek Art
(Exhibition Burlington House 1946), Nr. 306, Taf. 76, vielleicht mit den Zügen eines
Diadochen. Vor allem jedoch vgl. das gewaltige Medusenhaupt der ehemaligen Sammlung
Marlborough (früher in Sammlung Bessborough) bei Furtwängler, AG III, S. 336, Fig. 182
(= Buschor, Taf. 23,4 = Burlington Fine Arts Club, 0 64 auf Taf. 112), das auf keinen Fall
später als in die Diadochenzeit zu datieren ist.
Gewiß stammt unser Kameo von einem Künstler vom Range des Atheners Bryaxis, der im
Auftrag des Seleukos das im Hain von Daphne aufgestellte Standbild des Apollon schuf.
Jedenfalls offenbart sich in ihm das phidiasische Vorbild und die unmittelbare, von einem
neuen Dynamismus belebte Beziehung zur klassischen Kunst.

Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr.

1957 in Paris erworben.

39
*54 Onyx elfenbeinfarben mit bräunlicher Tönung oben links, unterste Schicht (an der
Rückseite) dunkelbraun.
Kameo. Unregelmäßig hohes Oval, Rand zur Rückseite einwärts grob zugeschnitten, Bildseite hochpoliert.
20 χ 18 χ 8 mm

Haupt der Medusa in Dreiviertelansicht nach rechts, so daß die rechte Wange voller erscheint
und entsprechend-breiter der Kranz der rings abstehenden, in parallelen Haken endenden
Locken, deren eine über der Stirn einen schneckenförmigen Knäuel bildet. Unter dem Kinn
begegnen sich die Köpfe zweier Schlangen; zwei gegenständige Schlangenköpfe auch über
dem Scheitel, darunter seitlich gesenkt anliegende Flügel mit schraffiert gekerbtem Gefieder.
Schräg hochgezogene Brauen, die Pupillen der aufgesperrten Augen punktiert, sehr leicht ge-
öffneter Mund.
Für eine ähnliche Wiedergabe der verschnörkelt gewellten Haare vgl. verwandte hellenistische
Arbeiten im Cabinet des Médailles (Babelon, Camées, bei Nr. 227 den Backenbart eines als
Ares dargestellten hellenistischen Königs des 2. Jh.; Nr. 111 den als Hermes dargestellten
wohl ptolemäischen Prinzen) und die kleine Medusa im Ashmolean Museum, Boardman/
Vollenweider, Oxford I, Nr. 373. Alle diese Kameen gehören in die Wende vom 2. zum
1. Jh. v. Chr. — Für Augen und Gesichtsausdruck vgl. Cook Collection, Nr. 311; für Anord-
nung des Lockenkranzes und Stellung der Flügel BMCG, Nr. 3545.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

Angeblich in Südrußland gefunden.

*55 Sardonyx, elfenbeinweiß auf grauem Grund.


Kameo, in silbervergoldetem Rankenrahmen mit acht bunten Schmucksteinen (z.T. aus geschliffenem Glas)
als Anhänger montiert, angeblich englische Arbeit des 18. Jh.
29 χ 26 mm, Reliefhöhe ca. 8 mm

Medusenmaske in Dreiviertelansicht nach rechts. Großflächiges, volles Gesicht, der kleine


Mund mit gesenkten Mundwinkeln und geschürzten Lippen leicht geöffnet, so daß zwei win-
zige Schneidezähne sichtbar sind. Gerade Nase mit geblähten Nüstern, betont reliefierte
Lider, die leicht schielenden Pupillen gebohrt und vielleicht ursprünglich mit Rubinen oder
rotem Glas eingelegt. Beidseits vom Scheitel je ein flach anliegender Flügel, dazwischen eine
eng zusammengeringelte Schlange, deren Ende wie ein Lockenhäkchen in die Stirn hängt. Zu
beiden Seiten des Gesichts züngeln dicke Haarbüschel, deren eines in die rechte Wange vor-
strebt. Unter dem Kinn, stark abgeschliffen und kaum mehr erkennbar, vermutlich ein
Schlangenknoten.
Verglichen mit ändern hellenistischen Medusenköpfen (s. die Hinweise bei Nr. 54 und am
Schluß von Nr. 53) zeigt dieses Exemplar mit dem vollen, kompakten Antlitz eine nahezu
kubische Grundstruktur (vgl. dazu den weicher geschnittenen Amethyst-Intaglio BMCG,
Nr. 1831), die etwas gemildert wird durch die Abrundung der stark gedunsenen untern Ge-
sichtspartie und die sich stauenden Locken. Eine ähnliche Bewegung der Haarbüschel zeigen
verschiedene Münzen mit dem Bildnis Mithridates' VI., wo die Locken aber in wilder Aufge-
löstheit flattern (vgl. Price, Num. Chr. 1968, Taf. 1), während sie sich hier in bauschigen

40
Wellen gleichförmig nach hinten schlängeln. Der Gesichtstypus hingegen ist jenem der
ptolemäischen oder auch einiger spätseleukidischer Königsporträts verwandt.
Für die Annahme, daß unsere Gorgo aus hellenistischer Tradition hervorgegangen sei, spricht
auch der Vergleich mit zwei ändern, unter Nr. 53 schon erwähnten, ebenfalls nahezu fronta-
len Medusenköpfen: einmal mit dem Amethystkameo in London, BMCG, Nr. 3542 (= Furt-
wängler, AG, Taf. 59,2), sodann mit der sogenannten Medusa Colonna, einem Sardonyx-
kameo, Furtwängler, AG, Taf. 59,1 (dort irrtümlich als Amethyst bezeichnet, im Burlington
Fine Arts Club, M 110, Taf. 109 richtiggestellt); der erste stammt wohl aus der Diadochen-
zeit, der zweite aus dem 3. Jh. v. Chr. Bei beiden ist, wie auf unserem Exemplar, die in die
Wange züngelnde und bei der Londoner Medusa besonders weit vorstrebende Locke zu be-
achten, bei der Medusa Colonna auch die erhebliche Wölbung der Wange, die dem Gesichts-
typus der ptolemäischen Dynastie eigen ist. Im Gegensatz aber zu der äußerst sensiblen
Modellierung jenes Gesichts zeigt unsere Medusa eine puppenhafte Erstarrung und somit
Degeneration der Züge, wie sie dem Wesen jener Zeit entspricht. So stark gedunsene Formen
finden sich vor allem bei spätptolemäischen Bildnissen, vgl. die Kalkstein-Sphinx aus Medi-
net Mahdi (Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, Taf. 67,5, S. 75 und 177, H 16). Unsere Me-
dusa wird wohl in die späte Regierungszeit des Ptolemaios VIII. Euergetes II., genannt
Physkon, oder in jene des Ptolemaios IX., genannt Lathyros, zu datieren sein.

Gegen Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Marlborough, Story-Maskelyne, The Marlborough Gems, London 1870,


Nr. 104; später in Sammlung David Bromilow, Auktionskatalog Christie, Manson and
Woods, 26.6.1899 (Nr.?); zuletzt in Sammlung v. Gans/Bachstitz, Katalog Galerie Bach-
stitz, Bd III, Taf. 77.

*56 Sardonyx milchweiß und bläulichweiß auf graublauem Grund.


Kameo, in achteckigem Goldrähmchen auf einer Unterlage von rotem Samt als Anhänger montiert, rings um
den Medusenkopf zwei in Gold gefertigte, fein ziselierte Schlangen, deren Köpfe sich oben begegnen, wäh-
rend die Enden unter dem Kinn ineinander verschlungen sind. Fassung wohl 19. Jh.
Stein (ohne Fassung): 16,5 χ 17 χ 6,5 mm

Medusenmaske von vorn, sehr leicht nach links gewandt. Volles Gesicht, locker geschlosse-
ner Mund, Pupillen gebohrt, die Schläfenflügelchen nur halb gesenkt, dahinter zwei gegen-
einander züngelnde Schlangen. Dichte, in kräftigem Relief mit Binnenritzung wiedergegebe-
ne Lockenbüschel über der Stirn und der linken Wange entlang; eine dicke Haarsträhne ist
über der Stirnmitte zu einem kreisrunden Knoten eingedreht. Ein in flachem Relief gearbei-
teter Kranz von feineren Locken mit häkchenförmigen Enden umrahmt das ganze Gesicht,
ähnlich wie beim Medusenhaupt Nr. 54, doch nicht so wirr.
Besonders im Vergleich mit der späthellenistischen Medusa in Oxford (Boardman/Vollen-
weider, Oxford I, Nr. 373) mit den barock wirkenden, expressiven Zügen zeigt sich hier
schon der klassizistische Einfluß der nachsullanischen oder frühaugusteischen Zeit. Für den
weich geschlossenen Mund vgl. den Kameo von Pedescia, Furtwängler, AG, Taf. 52,4 (= id.,
Beschreibung, Nr. 11065 = Buschor, Medusa Rondanini, Stuttgart 1958, Taf. 28,1 = Greifen-
hagen, Schmuck der alten Welt, Berlin 1974, S. 50), als dessen bescheidener Vorläufer unser

41
Exemplar wohl gelten darf. Für die Zugehörigkeit in jene Zeit würde auch die feine plasti-
sche Formung der Locken sprechen, die das Gesicht umgeben. Für ihre zarte Unterteilung
durch Binnenritzung vgl. die von Aspasios signierte Athena Parthenos bei Vollenweider,
Steinschneidekunst, Taf. 22,4; für die Manier der minutiösen Bohrungen in den Locken-
windungen vgl. die Technik des Sostratos ibid. Taf. 24,1 und den ihm zugeschriebenen
Kameo Taf. 23,1. Zu beachten sind bei diesem Künstler auch die auffällige Breite der Ge-
sichter und seine Neigung zu dekorativen Elementen (Bäume, Blumen, überreiche Drapie-
rungen, bei unserer Medusa die ,Lockenblume' über der Stirn). Eine Zuschreibung unseres
Kameos in seine Werkstatt darf erwogen werden.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Aus Sammlung F. Neuburg, Leitmeritz.

57 Granat in antikem Goldring.


Hochoval, stark konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
16 χ 8,2 mm
Ring: a.D. senkrecht 26 mm (samt Stein)
waagrecht 24 mm
i.D. senkrecht 16,5 mm
waagrecht 19,3 mm

Hermes oder Heros, nur mit dem breitrandigen, kausia-ähnlichen Petasos und einer über den
Rücken zurückgeschlagenen Chlamys bekleidet, steht leicht vorgebeugt nach rechts, den lin-
ken Fuß auf einen Säulenstumpf gehoben, im Begriff, die Sandale zu binden. Bodenlinie.
Flüchtige und weiche, elegante Arbeit im alexandrinischen Hofstil. Für Schnittechnik und
Behandlung des Körpers vgl. die verwandten Granate bei Richter, EGG, Nrn. 522 (= BMCG,
Nr. 1162) und 533 (= Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nr. 342); noch aufschlußreicher
ist der Vergleich mit einem Granat der Sammlung Newton Robinson, Burlington Fine Arts
Club, M 160, Taf. 110 und S. 217 (= Furtwängler, AG, Taf. 65,8), der in einer allerdings fei-
neren, plastischeren Ausführung einen Hermes zeigt, welcher denselben Petasos ohne Flügel
trägt und in der einen Hand das Kerykeion, in der ändern das Füllhorn hält.
Auf unserer Gemme erscheint Hermes ohne diese Attribute, doch ist seine Haltung mit dem
aufgestützten Fuß dieselbe, wie sie auf Darstellungen Alexanders des Großen zu sehen ist:
vgl. die mit dem Künstlernamen Pheidias signierte Gemme in London, BMCG, Nr. 1179
(= Richter, EGG, Nr. 531 = Furtwängler, AG, Taf. 34,18); für die Skulpturen den dem
Leochares zugeschriebenen Alexander Rondanini (M. Bieber, Alexander the Great in Greek
and Roman Art, Chicago 1964, Nr. 8, Taf. 6—7, S. 25, mit umfangreicher Literatur). Es ist
deshalb wohl möglich, daß auf unserer Gemme wie auf dem zitierten Granat der Sammlung
Newton Robinson ein hellenistischer Prinz oder König als Hermes dargestellt ist.
Ringform: Der massive, in der untern Hälfte gleichmäßig 5 mm breite und l mm dicke Reif
ist innen flach, außen sehr schwach gerundet. Er steigt senkrecht zum hohen, dreifach abge-
treppten Ringkasten auf, der die Gemme umfaßt. Vgl. BMCR, Nrn. 365.717; Boardman/
Vollenweider, Oxford I, Nr. 342.

42
Hellenistisch-alexandrinisch, Wende 3./2. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 320 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

58 Karneol, orangefarben, trüb, stellenweise weiß gesprenkelt.


Langgestrecktes Oval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
28,5 χ 13 χ 5,7mm

Stehende weibliche Figur (wohl summarische Darstellung der Artemis) auf kurzer Boden-
linie nach links, Kopf mit Haarrolle im Profil, Körper in Dreiviertelansicht. Sie trägt einen
hochgegürteten, langen Chiton und ein über Schulter und Hüfte mit einer schrägen Linie an-
gedeutetes Himation; in der erhobenen Rechten wie in der rückwärts gesenkten Linken hält
sie je eine Fackel.
Obschon in dieser flüchtigen Arbeit die menschliche Gestalt in graphischer Abstraktion mit
nur wenigen steifen Linien dargestellt und in die Länge verzerrt wird, ist die Bewegung von
Hüfte und leicht rückwärts gestelltem Spielbein nicht ohne Eleganz.
Vgl. vor allem den möglicherweise der gleichen Werkstatt entstammenden Karneol mit
stehender Artemis in München, AGDS 1-1, Nr. 348, der sowohl in den Proportionen wie in
der Zeichnung, auch des Profils, unserem Exemplar sehr nahekommt; des weitern ibid.
Nr. 353 (= Furtwängler, AG, Taf. 63,12), wohl aus derselben Zeit wie Nr. 348; Boardman/
Vollenweider, Oxford I, Nrn. 302—305; ferner die vermutlich etwas späteren, weniger sum-
marisch geschnittenen Steine in Berlin (Furtwängler, AG, Taf. 39,10.11) und Aquileia (Sena
Chiesa, Nr. 92, Taf. 5), letzterer jedoch flach und nicht konvex wie die übrigen. Der Stil
dürfte östlichen Ursprungs und aus der neo-babylonischen Schnittmanier hervorgegangen
sein.

3.-2.Jh. v. Chr.

59 Granat in antikem Goldring.


Hochoval, stark konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
12,5 χ 9,5 mm
Der Reif ist etwas verbogen, weshalb nur die ungefähren Außenmaße angegeben werden:
senkrecht 25 mm (samt Stein)
waagrecht 22 mm

Geflügelte Büste der Nike nach rechts. Das Haar ist hoch am Hinterkopf zu einem Locken-
schopf gebunden; Nackenlocke, Gewanddrapierung. Flüchtige Strichtechnik.
Ähnliche, wenn auch sorgfältiger ausgearbeitete Darstellung auf einem ebenfalls konvexen
Granat des British Museum, BMCG, Nr. 1172 (= BMCR, Nr. 380), in einem Ring von glei-
cher Form wie der unsrige. Für verwandte Bildtypen vgl. die allerdings viel härter geschnitte-
nen Dianabüsten auf republikanischen Münzen der Jahre 75—74 v.Chr., Grueber Nr. 3238
und Sydenham, Nr. 785; etwas weicher das Exemplar bei Vollenweider, Porträtgemmen,
Taf. 13,12. Vgl. auch den Venuskopf auf Münzen des C. Norbanus aus den Jahren um

43
80 v. Chr., Sydenham, Nr. 739, mit ähnlicher Zeichnung der Haare. Unser von einer feinen
Plastizität gekennzeichnetes Gemmenbild ist aber wohl früher entstanden als die erwähnten
Münzen und gehört in eine Reihe manieristischer, flüchtig und linear gezeichneter Köpfe
vom Beginn des 2. Jh. v. Chr.
Ringform: Der hohle Reif ist im untersten Drittel dünn und von rundem Querschnitt; gegen
oben hin verbreitert und verstärkt er sich, ist innen flach, außen gewölbt und rings um den
erhöhten Ringkasten eingebuchtet, so daß sich der ovale, an der Oberseite flache Schild mit
einer scharfen Kante vom Reif abhebt. In knapp 2 mm Abstand von der Kante sitzt der
Stein, den ein erhöhter Rand wie ein Kragen umfaßt. Vgl. den oben zitierten Goldring
BMCR, Nr. 380; ferner ibid. Nr. 405 mit einem dem 2. Jh. angehörenden Granat (Bellero-
phon auf Pegasos); Segall, Katalog Museum Benaki, Nr. 95. Alle diese Parallelen sind als
späthellenistische Ringformen ins erste vorchristliche Jahrhundert datiert. Es ist wohl mög-
lich, daß unsere Gemme erst etwa hundert Jahre nach ihrer Entstehung in einen Ring gefaßt
wurde.

Gemme: 2. Jh. v. Chr.


Fassung: evtl. Anfang 1. Jh. v. Chr.

60 Granat in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger, Rand unten rechts stark ausgebrochen,
Schadstelle mit Siegellack überdeckt.
13,5 χ 10,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 23,8 mm
waagrecht 24,5 mm
i.D. senkrecht 18 mm
waagrecht 19 mm

Kopf des Apollon im Profil nach rechts, Lorbeerkranz im leicht gewellten Haar; strähnige,
kurze Locken umrahmen Stirn und Schläfen. Großes, weitoffenes Auge, lange, gerade Nase,
weiche Wange, leicht geöffnete Lippen. Vom Hinterhaupt über den Nacken bis zum Hals ver-
liert sich die Zeichnung in der starken Beschädigung des Steins.
Das Bild ist tief, aber leicht und weich geschnitten, die Zeichnung des Haares, der langen
Braue, des Profils skizzenhaft einfach und fein, wohl von seleukidischen Bildnissen beein-
flußt (vgl. die schräge, in einer geraden Linie nach unten ziehende Braue vor allem bei An-
tiochos L, Newell, Western Seleucid Mints, New York 1941, Taf. 1,12).
Ringform: Der hohle, an verschiedenen Stellen zerdrückte und an der Rückseite des Kopf-
stückes aufgerissene Reif aus Goldblech ist innen flach, außen leicht gewölbt, mit scharfer
Zwischenkante. Er verbreitert sich zu den Schultern hin, von wo er sanft einbiegend zum
flachen, ovalen Ringschild ansteigt, in den die Gemme, von einer Rille umrahmt, eingelassen
ist. Vgl. ähnliche, von hellenistischen Ringtypen des 3./2. Jh. abgeleitete Exemplare: BMCR,
Nr. 385 (mit steiler ansteigenden Schultern); Henkel, Nrn. 131.132 (dort Platte nicht ge-
rillt).

Späthellenistisch (seleukidisch?), Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

44
*61 Goldring mit graviertem Schild.
a.D. senkrecht 19,5 mm
waagrecht 20,5 mm
i.D. senkrecht 15,5 mm
waagrecht 16,5 mm
Ringschild 14,2 χ 19 mm, hochoval, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 3,5 g

Büste der Artemis im Profil nach links, im Rücken Bogen und Köcher. Kopf und Schulter
tief geschnitten, so daß sie sehr plastisch zur Geltung kommen; die Profillinie klassizistisch
linear. Eine über Stirn und Schläfe verlaufende Haarrolle ist über dem Ohr hochgezogen und
über dem Scheitel verknüpft. Gedrehte Nackenlocke. Eng anliegendes Halsband mit tropfen-
förmigen Anhängern, kaum angedeuteter Ohrschmuck mit kleinem Querbalken und Bom-
meln, das auf der Schulter geraffte Gewand mit ein paar dünnen Linien skizziert. Fein ge-
punzte kurze Striche im Feld über Kopf und Brust.
Vgl. das verwandte, jedoch noch feinere Exemplar im Museum Pforzheim, abgebildet im
Auktionskatalog Nachlaß Dr. Jacob Hirsch, Hess AG, Luzern, 7.12.1957, Nr. 89. Ebenfalls
ähnlich ist der Dianakopf auf einer Hyacinth-Gemme des Metropolitan Museum, Richter,
MMA, Nr. 282, dort als römische Arbeit, vom griechischen Typus des 4. Jh. beeinflußt, be-
zeichnet.
Für den Typus vgl. die allerdings gröberen Darstellungen auf Gemmen und Pasten AGDS
1-2, Nrn. 851.1311 (mit Hinweisen); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4903.4904. Für Paral-
lelen auf römischen Münzen der ersten Hälfte 1. Jh. v. Chr. vgl. Grueber, Taf. 40,15 und Taf.
43,14, beide von härterem Schnitt. Unser Artemisbild darf wohl als ein Vorläufer der römi-
schen Varianten dieses Typus gelten. Wie das folgende Ringbild (Nr. 62), gehört es stilistisch
zu einer Gruppe ptolemäischer Porträtköpfe vom Ende des 3. oder Anfang des 2. Jh. v. Chr.,
vgl. vor allem die Isisbildnisse im Cabinet des Médailles, De Ridder, Collection De Clercq,
Nrn. 2979—2983. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier Arsinoë III. als Artemis dargestellt
ist.
Ringform: Der hohle Reif ist innen flach, außen gerundet, mit scharfer Zwischenkante. Er
verbreitert sich stark gegen oben hin und bildet mit dem flachen Ringschild außen einen
ganz leicht stumpfen Winkel, während die innere Linie fast kreisrund verläuft. Vgl. Henkel,
Nr. 132, griechische und hellenistisch-römische Formen aus dem 1. Jh. v. Chr.; BMCR, Nr.
1130; Boardman, GGFR, S. 213, Fig. 217, XVII.

Ende 3. Jh. v. Chr.

*62 Granat in antikem Goldring.


Hochoval, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
16,1 χ 13 mm
Ring: a.D. senkrecht 24,5 mm
waagrecht 23 mm
i.D. senkrecht 16 mm
waagrecht 19 mm

45
Kopf des Apollon nach links. Das am Oberkopf leicht gewellte Haar wird von einem schma-
len Band umschlossen, darunter hangen vier Zapfenlocken nieder. Tiefer Schnitt, das Ge-
sicht weich und großflächig modelliert, feine lineare Zeichnung von Profil, Auge, Braue und
Haar. Matte Politur.
Ein ähnlicher Typus findet sich auf den Prägungen des C. Calpurnius Piso aus den 60er Jah-
ren und bei der frühen Serie der Piso Frugi-Denare aus den 80er Jahren v. Chr. (vgl. Syden-
ham, Nrn. 874 ff. und Grueber, Nrn. 3654 ff., Taf. 46,13 ff., auch Nrn. 3756 f., Taf. 47,3 ff.;
ferner Alföldi, Zeitfolge, S. 10; für die Piso Frugi-Denare vgl. Grueber, Nr. 2106, Taf. 34,11,
von ähnlich zarter Strichführung). Die Technik der Gravierung, namentlich die feine Strich-
zeichnung der Haare, legt auch den Vergleich nahe mit einer Gruppe von in Goldringen ge-
faßten Granaten, die durchwegs ptolemäischen Ursprungs sind, besonders mit den Isis-
darstellungen der Sammlung De Clercq (s. Hinweis Nr. 61). Es ist möglich, daß ein solcher
Ring in den Besitz der Calpurnii Pisones Frugi gelangte und der Typus deshalb auf Münzen
wiedergegeben wurde.
Ringform: Einfacher, hohler, innen flacher, außen gerundeter Reif mit scharfer Zwischen-
kante. Er ist in der untern Hälfte zu einem sehr sanften Mittelgrat geschrägt und steigt leicht
einwärts geneigt zum hohen Ringkasten auf, mit dem er außen einen stumpfen Winkel bil-
det. Vgl. BMCR, Nr. 725.

Anfang 2. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 197; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 186.

63 Bandachat, braun mit weißen Querstreifen, in modernem Goldring à jour gefaßt,


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach mit Spuren ehemaliger Vertikaldurchbohrung.
12,3 χ 11 mm

Kopf des jugendlichen Dionysos von vorn, mit in die Stirn hangender Tänie und Efeukranz,
beidseitig Weintrauben oder Corymben von den Schläfen niederhangend.
Die in die Stirn hangende Tänie, deren Enden sich zu beiden Seiten des Halses herabschlän-
geln, ist wohl als Diadem aufzufassen. Wie das Diadem, so haben gewiß auch das breite
Gesicht mit den vollen Wangen und der feiste Hals mit seinen dicken Falten ikonographische
Bedeutung. Die Gemme gehört zu einer Gruppe konvexer Steine und Pasten mit demselben
Dionysostypus, die vom Ende des 3. vorchristlichen Jahrhunderts an vorkommen. Es war die
Zeit, da Ptolemaios IV. als Neos Dionysos auftrat, als welcher er auch später noch auf Mün-
zen abgebildet wurde. Für die erwähnten Gemmen und Münzen vgl. Vollenweider, Genève
II, Nr. 47 mit Hinweisen; zum Typus auch das Goldmedaillon mit Eros-Dionysos im Cabinet
des Médailles, De Ridder, Collection De Clercq, Nr. 1376 (= Hoffmann/Davidson, Greek
Gold, Nr. 93).

Alexandrinische oder von einem alexandrinischen Modell inspirierte Arbeit vom Ende des
3. Jh., wahrscheinlich um 210 v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

46
64 Hyacinth, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach.
14,5 χ 8,5 mm

Papposilen von vorn, kahlköpfig und bärtig, nackt mit gekreuzten Beinen auf seinem Ge-
wand hockend, in beiden Händen, die er vor die Brust hebt, je eine Flöte. Am Boden zu sei-
ner Linken eine Schale.
Die weiche Körperfülle und die stark gerundeten Gliedmaßen des Silens sind in tief plasti-
schem Schnitt lebendig wiedergegeben (vgl. dazu die Figuren bei Vollenweider, Genève II,
Nrn. 273—279). Zum Motiv vgl. die sehr ähnlichen Darstellungen auf Karneolen der Samm-
lung Pauvert de la Chapelle, Babelon, Pauvert, Nr. 119 (= Richter, EGR, Nr. 176) und in
Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6833 (= AGDS II, Nr. 377); für eine Variante auch
den Silen mit großem Gefäß zwischen den Knien auf einem konvexen, dunkelroten Karneol
der Beverley Collection, Knight, The Beverley Gems, Nr. 141, Taf. 6. Unser Stein steht zwei-
fellos in Zusammenhang mit einer Gruppe konvexer Hyacinthe und Granate, auf denen die
Figuren mit Vorliebe frontal dargestellt sind; die ältesten von ihnen sind wohl alexandrini-
scher Herkunft (vgl. Furtwängler, AG, Taf. 34,11 ff.).

2. Jh. v. Chr.

65 Granat, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite stark konvex, berieben, feiner Riß in der obern Hälfte links außen, Rückseite gehöhlt
und dem Riß entlang zum Rand hin etwas abgesplittert.
14,1 x l l , 5 mm

Ein nackter Gefangener sitzt mit auf den Rücken gebundenen Händen und gekreuzten Bei-
nen in Dreiviertelansicht nach links auf einem Schild oder Panzer, den Kopf nach rechts ge-
wandt. Neben ihm der Helm, vor ihm das Schwert.
Für verwandte Darstellungen vgl. vor allem den Sard in Oxford, Richter, EGR, Nr. 50, mit
gleicher Haltung, der Schnitt aber in der italischen Kunst verankert; sodann den Achat in
New York, Richter, MMA, Nr. 235, und die Pasten in München (AGDS 1-2, Nrn. 1592-96),
in Wien (Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 750) und in Berlin (Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
1163 f. und 4443—45); ferner, in Rückenansicht, ibid. Nr. 1162 und Fossing, Nr. 452; end-
lich Vollenweider, Genève II, Nrn. 107 f. Nur zum Thema, nicht zum Stil, vgl. auch den
etruskischen Sard bei Furtwängler, op. cit., Nr. 598 (= AGDS II, Nr. 341).
Unsere Gemme überragt die erwähnten, wohl meist späteren Arbeiten durch kraftvolle
Eleganz des Schnitts und Schönheit des Materials.

3.-2. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 228; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 431 (b).

47
66 Leuchtend orangefarbener Karneol, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
14,5 χ 12 mm

Nackter jugendlicher Hermes mit Petasos, von dem zwei kleine Flügel abstehen, sitzt in Drei-
viertelansicht nach links auf einem Felsen, den Kopf leicht zurückgewandt. Der rechte Fuß
ist auf einen Felsabsatz gehoben, auf dem angewinkelten Knie ruht die rechte Hand, die das
abwärts gerichtete geflügelte Kerykeion hält, während die Linke sich hinten auf den Fels-
rand stützt. Über den Fersen sind kleine Flügel angedeutet. Unter der Figur rechts ein nach
außen gewandter Hahn.
Dieser in zarten Abstufungen und weichen Rundungen impressionistisch geschnittene Stein
gehört zu einer Gruppe statuarischer Darstellungen auf Gemmen des mittleren Hellenismus.
Die Haltung mit aufgestütztem Fuß und hochgezogenem Knie erinnert an den barberini-
schen Faun in München (Bieber, The Sculpture of thé Hellenistic Age, New York 1955, fig.
450—451), aber auch an den Herakles auf einem Karneol ebendort (AGDS I-l, Nr. 483). Der
Vergleich mit dem letzteren läßt jedoch gerade den Unterschied erkennen zwischen der nach
italischer Manier in den Raum gedrängten Figur dort und einer freieren, flotteren, mehr dem
griechischen Osten eigenen Gestaltung hier. Vgl. den tanzenden Satyr in München, AGDS
I-l, Nr. 412.

Mitte 2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

67 Dunkler Achat in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite sehr leicht konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
21,5 χ 12.5 mm
Ring: a.D. senkrecht 22,5 mm
waagrecht 27,9 mm
i.D. senkrecht 16,5 mm
waagrecht 20 mm

Apollon stehend von vorn, den Kopf in Dreiviertelansicht nach links gewandt, die Leier
stimmend, die er auf eine Säule zu seiner Rechten stützt. Mit der Linken greift er über den
Kopf hinweg an den Arm der Leier, mit der Rechten in die Saiten. Der Mantel, dessen eines
Ende um die Säule geschlungen ist und von dort niederhängt, verhüllt den nackten Körper
nur von den Schenkeln abwärts. Der rechte Fuß ist mit leicht gebeugtem Knie zur Seite ge-
setzt, die linke Standbeinhüfte stark ausgeschwungen und der Fuß auswärts ins Profil ge-
dreht. Vor der Säule eine kleine (weibliche?) nackte Statue nach außen gewandt, eine
Fruchtschale in den Händen. Bodenlinie.
Da das Motiv häufig vorkommt, vermutet Richter (MMA, Nr. 275), es könnte auf eine in
vielen Kopien verbreitete hellenistische Abwandlung des praxitelischen Apollon Lykeios
zurückgehen, was kaum anzunehmen ist. S. dazu Horster, Statuen auf Gemmen, Bonn 1970,
S. 49 ff., Taf. 9,1—4; auch Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 50 (mit Hinweisen). Im Gemmen-
schnitt erscheint das Motiv wohl am schönsten auf einem Hyacinth des British Museum (vgl.

48
Furtwängler, AG, Taf. 31,33 = Lippold, Taf. 8,3), welchen Dalton (Post-classical Gems, Nr.
605) und andere zu Unrecht ins 18. Jh. verlegten. Es handelt sich vielmehr um eine gute
hellenistische Arbeit, die ans Ende des 3. oder ins 2. Jh. v. Chr. gehört, ebenso wie ein her-
vorragend geschnittener Karneol der ehemaligen Sammlung Montigny, vgl. Collection de
M. de Montigny, Vente Drouot 1887, Nr. 241, Taf. 2. Andere Repliken, insbesondere der
quergestreifte Sardonyx in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 926, lassen im strafferen
Schnitt schon italisch-römischen Einfluß erkennen. Für weitere Repliken und Hinweise
s. Furtwängler, AG II, S. 155, den Kommentar zu Taf. 31,33.
Die hochgewachsene, geschmeidige Gestalt des Gottes auf unserer Gemme läßt sich am ehe-
sten mit ähnlichen Darstellungen Apollons auf neuerdings in Delos gefundenen Siegelabdrük-
ken vergleichen, die mir M.-F. Boussac vor der Publikation zu zeigen beliebte. Die meisten
von ihnen lassen sich durch die Fundumstände ins 2. oder an den Beginn des 1. Jh. v. Chr.
datieren, eine Entstehungszeit, die aus statuarischen Gründen auch für das Standbild auf
unserer Gemme zutreffen könnte.
Ring: Der Reif aus massivem Gold ist außen in der untern Partie schwach, seitlich stark ge-
rundet; die ursprünglich wohl flache Innenseite wurde später zu einer breiten Mittelrinne
gehöhlt. Er steigt senkrecht zur Platte auf, zu der er erst ganz oben mit sanfter Rundung ein-
biegt. Vgl. die Ringe BMCR, Nr. 385 und Henkel, Nr. 132, die sicher noch ins 1. Jh. v. Chr.
gehören. Unser Exemplar dürfte ein Zwischenglied darstellen in der Entwicklung vom ptole-
mäischen Ring zu den römischen Formen des ersten Jahrhunderts.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

Angeblich aus alter englischer Sammlung (erworben 1937 bei Spink, London).

68 Karneol in modernem Goldring.


Fast kreisrund, Bildseite flach, Rand im obern Viertel rechts etwas ausgebrochen.
12 χ 11 mm

Zeus-Serapis nach rechts thronend, der entblößte Oberkörper in Dreiviertelansicht von vorn,
Kopf und Beine im Profil; der linke Fuß ist mit gehobener Ferse zurückgestellt. Strahlen-
kranz und Modius schmücken das Haupt des Gottes, das Haar ist rings bis tief in den Nacken
eingerollt, das Gesicht von einem Kranzbart umrahmt. Im rechten Arm hält er ein Füllhorn,
aus dem eine (zu einem kleinen Teil in der Bruchstelle beschädigte) Lotosknospe aufragt,
auf der vorgestreckten Linken sitzt mit gespreizten Flügeln der Adler, der den Kopf nach
dem Gott zurückwendet. Ein Ende des im Rücken hangenden Mantels, der nur die Beine
verhüllt, fällt aus der rechten Armbeuge nieder, das andere ist zwischen den Stuhlbeinen
sichtbar. Der Sitz ist ein einfacher Schemel mit gedrechselten Beinen. Bodenlinie.
Kräftiger und teilweise summarischer, doch nicht grober Schnitt, das Gesicht mit breiter
Nase fast bäurisch wirkend, die Muskelpartien an Brust und Bauch gut modelliert, die Ge-
wandfalten fein gezeichnet.
Eine der späthellenistischen synkretistischen Gottheiten, wohl alexandrinischen Ursprungs.
Für ähnliche Varianten vgl. J. Leclant, Aspects du syncrétisme méroïtique, in ,Les syncré-
tismes dans les religions grecque et romaine' (Colloque de Strasbourg 1971), Paris 1973,
S. 135 ff., Taf. 8. Es ist nicht ausgeschlossen, daß unser Gemmenbild von den Darstellungen

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des von Alexandria aus verbreiteten ,Aion' inspiriert ist (s. A. Alföldi, From The Aion Pluto-
nios of the Ptolemies to the Saeculum Frugiferum of the Roman Emperors, Festschrift F.
Schachermeyr, Berlin/New York 1977, S. 1—30, wonach Aion ,ruler of the Universe, God of
limitless time, who was thought to bring the return of the Golden Age').
Füllhorn, Modius, Strahlenkranz und Adler sind zwar vornehmlich ptolemäische Symbole,
hier jedoch mit dem Begriff der jovischen Herrschaft verbunden. Für Zeus mit Füllhorn vgl.
eine Achatgemme in Aquileia, Sena Chiesa Nr. 5; für Haltung und Sitzstellung ähnliche Dar-
stellungen auf spätseleukidischen Münzen (BMC Seleucid Kings, Taf. 17,9; S. 59, Nr. 14, Prä-
gung des Demetrios II. Nikator, ca. 146—138 v. Chr.; vgl. dort auch die gleiche Haltung der
Tyche mit Füllhorn, Taf. 18,2). Eine Datierung der Gemme in jene Zeit ist umso eher anzu-
nehmen, als die durch Kleopatra Thea erfolgte Familienverbindung von Ptolemäern und
Seleukiden solch synkretistische Darstellungen mit ägyptischen und syrischen Symbolen nur
begünstigt haben kann.

2. Hälfte des 2. oder Anfang des 1. Jh. v. Chr.

*69 Schwarzer Onyx.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zuerst leicht auswärts, dann unsorgfältig einwärts geschrägt, in späterer
Zeit unter leichter Beeinträchtigung des Bildes zu knapp beschnitten.
13 χ 10,1 χ 2,2 mm

Poseidon steht nach rechts, den linken Fuß auf einen Felsbrocken gehoben. Auf der Linken
hält er einen Delphin, die rückwärts erhobene Rechte stützt ein langes Szepter auf. Kurze
Bodenlinie. — Die rechte Hand und der oberste Teil des Szepters, das wohl ursprünglich
einen Dreizack darstellte, verschwinden im Randabschnitt.
Viel häufiger ist die Darstellung des Gottes oder Helden in gleicher Haltung, doch mit Fuß
auf einer Prora und dem Aplustre in der Hand, vgl. die Pasten in Hannover, AGDS IV, Nrn.
242 f. (mit Hinweisen) und zwei noch unpublizierte Exemplare in der Villa Giulia, Rom;
auch den späteren Poseidon mit Delphin AGDS II, Nr. 361 (= Furtwängler, Beschreibung,
Nr. 8155). Sie stehen wohl alle in Zusammenhang mit den Bürgerkriegen der 40er—30er
Jahre v. Chr., während unser Exemplar früher zu datieren ist. Es handelt sich bei ihm wohl
um einen späten Nachfolger jenes Poseidon, der in gleicher Haltung, doch mit einer starken
Unterteilung des kräftig gebauten Körpers, auf Münzen des Demetrios Poliorketes erscheint
(vgl. E.T. Newell, The Coinage of Demetrios Poliorcetes, London 1927, Taf. 10, 11-14;
Taf. 11 ff.; schmächtiger auf Taf. 13,10.12, ebenso Taf. 16,8). Auf unserem Exemplar sind
Figur und Kopf schwächlicher und geziert, der Kopf namentlich in der Profillinie ähnlich
dem späthellenistischen Zeuskopf auf einer Achatgemme in Oxford (vgl. Boardman/Vollen-
weider, Oxford I, Nr. 329). Sowohl das an Pompeius erinnernde eingesenkte Profil mit der
hervortretenden Nasenspitze wie der Delphin lassen einen Zusammenhang mit der politi-
schen Symbolik des Pompeius aus der Zeit der Seeräuberkriege der 60er Jahre vermuten.

Um 60 v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

50
70 Karneol, in mit zwei grünen geschliffenen Steinen verziertem Ring des 18. Jh.
Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt, bestoßen.
11 x9,5 mm

Nike nach rechts schwebend, im Begriff, sich auf Zehenspitzen zur Erde niederzulassen. Sie
hält in der vorgestreckten Rechten einen bebänderten Kranz (nur halb sichtbar, Rest durch
Randabschnitt verloren), in der Linken den geschulterten Palmzweig. Langgezogene, schlan-
ke Gestalt, kleiner Haarknoten hoch am Hinterkopf. Die von der Schulter hoch aufragenden
Flügel sind noch vom Winde gebläht, ebenso das über den Füßen beidseits sich bauschende,
lange, anliegende Gewand. Keine Bodenlinie.
Eine ähnliche, aus Tortosa in Syrien stammende Nike der Sammlung De Clercq (De Ridder,
Nr. 2932) zeigt, wie die unsrige, stark aufragende, geblähte, lange Flügel, kleinen Kopf, beid-
seitig sich bauschendes Gewandende. Die Anschaulichkeit der sich dem Stillstand nähernden
schwebenden Bewegung, der flotte, summarische Schnitt sprechen für eine Datierung in die
späthellenistische Zeit. Vgl. die Nike auf spätseleukidischen Münzen bei Babelon, Rois de
Syrie, Paris 1890, Taf. 21,15; Taf. 22,17; Taf. 23,7; Taf. 24,8; Taf. 25,8 (alle Schwebende
Nike mit Kranz, doch schwerfälliger und ohne die Spannkraft unserer Figur; am nächsten
wohl die schlanke, sich bis in die Zehe zuspitzende Figur der Nike auf einer Drachme des
Seleukos VI. aus den Jahren 96-95, Taf. 27,3). Vgl. ferner BMC Seleucid Kings, Taf. 15,3
und Taf. 22,10; weniger bewegt auf kleinen Silbermünzen des Antiochos XL Philadelphos,
Taf. 26,5.

Wohl Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

71 Fleckiger Karneol in einfachem, modernem Goldrähmchen mit Doppelösen oben und


unten (wohl Glied eines Armbands).
Hochoval, beidseitig flach, Bildseite berieben, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12 χ 8 mm

Apollon sitzt in halber Rückansicht nach rechts, den Kopf leicht geneigt ins Profil gewandt,
in der (nicht sichtbaren) Linken die Kithara, die Rechte hinten aufgestützt. Das linke Bein
ist leicht erhöht, das rechte mit gehobener Ferse weit zurückgestellt, so daß die Figur vom
Knie bis zur Schulter in spiraliger Wendung erscheint. Das über Schulter und Rücken dra-
pierte Gewand läßt den Körper zum größten Teil frei; es ist auf dem Sitz polsterartig zusam-
mengerafft und hängt mit einem den linken Oberschenkel verhüllenden Ende zur Erde
nieder. Bodenlinie.
Vgl. den konvexen Hyacinth der Collection Luynes, Nr. 108, mit dem in hastig expressivem
Schnitt dargestellten Apollon in gleicher Sitzhaltung mit der zweisaitigen Kithara. Nur in
kleinen Einzelheiten weichen die beiden Gemmen voneinander ab, so daß hier wie dort eine
Statue als gemeinsames Vorbild denkbar wäre. Es könnte die Vergöttlichung eines Herr-
schers gemeint sein, wie in einer ändern Apollondarstellung im Cabinet des Médailles (vgl.
Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Nrn. 129—130). Für die Angleichung hellenistischer
Könige an Apollon s. auch Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nrn. 321 f.; für Mithridates
s. Price, Num. Chr. VIII, 1968, S. 5, Taf. 2,13. Möglich wäre auch eine Anspielung auf eine
Theateraufführung oder einen Schauspieler: von zwölf Stücken ist uns der Titel ,Kithar-

51
oidos' bekannt (s. C. Schneider, Kulturgeschichte des Hellenismus II, München 1969,
S. 250). Für diese Annahme spricht nicht nur die affektierte Haltung des Kitharöden auf
unserer Gemme, sondern auch — abgesehen von der Kithara — das Fehlen göttlicher oder
königlicher Attribute.
Für entfernt verwandte Darstellungen der früheren Kaiserzeit vgl. die Paste mit Apollon und
Marsyas im British Museum, Richter EGR, Nr. 254 (= BMCG, Nr. 2745, nicht illustriert), wo
aber der Gott in Dreiviertelansicht von vorn erscheint; ferner zwei viel gröbere Pasten in
München, AGDS 1-3, Nrn. 3233 f.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

72 Karneol in antikem, stark oxydiertem Silberring.


Breitoval, Bildseite konvex, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
13,5 χ 17 mm
Ring: a.D. senkrecht 22 mm
waagrecht 23 mm
i.D. senkrecht 15,5 mm
waagrecht 19 mm

Leda mit dem Schwan nach links lagernd, den Oberkörper halb aufgerichtet und auf den
Arm gestützt, um den ein Ende des Gewandes, auf dem sie ruht, geschlungen ist; der andere
Arm liegt am Körper. Das am Oberkopf glatte, mit feinen Parallelstrichen gezeichnete Haar
ist ringsum, im Nacken zweistufig, eingerollt. Das Gefieder des Schwans ist am Körper mit
leichten, flockigen, in der obern Flügelpartie mit breiteren Strichen wiedergegeben; lange
Parallelstriche zeichnen die kräftigen Schwungfedern (zur Zeichnung des Gefieders vgl.
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 189). Nicht überaus sorgfältiger, jedoch den schlanken Körper
der Liegenden fein modellierender Schnitt.
Leda ähnlich ruhend, nicht stehend, erscheint schon auf einem griechischen Goldring des
4. Jh. (vgl. Boardman, GGFR, PL 728); für spätere Darstellungen vgl. BMCG, Nr. 1284 (grö-
ber) und Zwierlein-Diehl, op. cit., Nr. 497. Im Vergleich mit jenen erscheint hier die Figur
der Leda zarter, in Haltung und Ausdruck kühler.
Ringform: Der unten sehr dünne, im Querschnitt runde Reif schwillt im obern Drittel, wo er
außen zu einer sanften Mittelkante geschrägt ist, plötzlich an, leicht zur 5 mm hohen Ring-
platte einbiegend, welche die Gemme sehr knapp umschließt. Vgl. Henkel, Nr. 121.

Späthellenistisch, 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

73 Karneol.
Hochoval, Bildseite sehr schwach, Rückseite stark konvex. Die scharfe Zwischenkante ist, namentlich links,
etwas bestoßen.
12,5 χ 9,2 χ 3,5 mm

52
Ein alter, bärtiger und kahlköpfiger Silen mit Pferdeschwanz und ein junger Satyr (oder
Dionysosknabe) stehen einander in Tanzstellung gegenüber. Der Alte trägt ein Lendentuch
und stützt die Hände in die Hüften, während er mit dem wippenden rechten Fuß den Takt
angibt. Sein noch fast kindlicher Spielgefährte ist nackt, ohne Schwanz; er hält im linken
Arm einen bebänderten Thyrsos und in der gesenkten Rechten eine Klapper (?). Boden-
linie.
Verwandt die Darstellungen auf hellenistisch-römischen Gemmen und Pasten, wo ein junger
Satyr ein Satyrknäblein auf dem Fuß tanzen läßt: vgl. Fossing, Nr. 835 (Bandachat); Furt-
wängler, Beschreibung, Nrn. 6830 (Sardonyx) und 4060 (Paste); ähnlich ein junger Satyr mit
Erosknäblein, Furtwängler, AG, Taf. 28,4 und Taf. 42,54. Vgl. auch den das Dionysosknäb-
lein auf dem Knie haltenden Silen BMCG, Nr. 1024. Die Wiedergabe einzelner Körperteile
durch Rundperlvertiefungen, die auf unserem Stein festzustellen ist, findet sich bei einer
großen Anzahl römischer Gemmen des 1. Jh. v. Chr., vgl. AGDS II, Nrn. 390.409.411 (bei
der letztgenannten bereits in manieristischer Art verfeinert).
Unser Exemplar, das zwar nicht sehr fein, aber plastisch und ausdrucksvoll geschnitten ist,
entzückt durch die lebendige Anschaulichkeit der rhythmisch bewegten kleinen Szene.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals in Sammlung Claudius Côte, Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 73.

74 Orangefarbener Karneol, in der Durchsicht leicht streifig, in Goldring des 18./19. Jh. à
jour gefaßt.
Rechteck-breitoval, beidseitig flach.
12 χ 15 mm

Zeus überrascht Antiope (?). Ein ältlicher, beleibter Silen nähert sich von links einer in
Rückansicht auf breiter Bodenlinie lagernden Frau, die den halb aufgerichteten Oberkörper
mit aufgestütztem Arm gegen einen runden Schild lehnt und das Gesicht dem Andringenden
zuwendet. Sie ist nackt bis auf ein Busenband und den nur die Beine umhüllenden Mantel,
auf dem sie ruht, und dessen eines Ende um den rechten Oberarm geschlungen ist. Der Silen,
dessen massiger Leib in Dreiviertelansicht von vorn erscheint, naht sich mit weit ausholen-
dem Schritt vornübergeneigt der Liegenden, mit einer Hand ihr Gewand wegziehend, die
andere triumphierend erhoben; sein um die Beine geschlungener Mantel ist über eine Schul-
ter gezogen und fällt mit flatternden, tatzenähnlichen Enden über den Rücken nieder. Der
dem Beschauer frontal zugewandte Kopf mit kahler Stirn, Bart und Pferdeohren ist der
Maske des Bordellwirts angeglichen. — Zeus, der nach der Sage in Satyrgestalt Antiope über-
rascht, ist hier wohl mit possenhafter Ironie als Komödiant charakterisiert.
Allerdings scheint der Steinschneider, ob mit Absicht oder aus Mißverständnis, zwei ver-
schiedene Sagen miteinander vermischt zu haben, nämlich die eben erwähnte von Zeus und
Antiope, Tochter des Flußgottes Asopos (in einer ändern Version des Königs Nycteus), und
die ganz andere, die von Theseus und der von ihm geraubten Amazone Antiope handelt.
Anders wäre kaum zu erklären, warum die Frau sich auf einen Schild statt auf ein Kissen
stützt.

53
Wie dem auch sei, das Motiv des Satyrs, der eine ruhende oder schlafende Frau überrascht,
findet sich in Varianten auf mehreren Gemmen (vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 382; Furt-
wängler, Beschreibung, Nr. 7417; Richter, MMA, Nr. 328; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn.
239 f.). Ob auf Pan und Ariadne, auf Zeus und Antiope oder auf den bacchantischen Kreis
im allgemeinen bezogen, gewiß handelt es sich um Steine, die im Auftrag von Privatpersonen
und nach deren Vorstellung geschnitten wurden. Für den Schild, an den die Frau auf unserer
Gemme sich lehnt, vgl. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 237 und Wien II, Nr. 1403; er erinnert
auch an das Motiv der Nereide (oder Thetis) mit dem für Achill bestimmten Schild (vgl.
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 256 mit Hinweisen); für das den Rücken schnürende Band vgl.
die Nereide auf einem Relief im Louvre (H. Kahler, Seethiasos und Census, Monumenta Ar-
tis Romanae VI, Berlin 1966, Taf. 7).
Stilistisch gehört die Gemme in denselben Rahmen wie die folgende Nr. 75 und der Karneol
in Wien (Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 238); in der satirischen Tendenz ist sie der grotesken
Darstellung von Leda mit dem Schwan auf einem Karneol in Den Haag verwandt (vgl. Maas-
kant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 351).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

75 Heller Karneol, in massivem Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig flach, Mitte oben und unten gegen den Rand hin, sowie Seite rechts ausgebrochen.
14 χ 12 mm

Bärtiger, bockbeiniger Pan umfängt von hinten eine nach rechts sitzende Nymphe oder
Mänade, die mit starker frontaler Drehung des Oberkörpers sich überrascht gegen ihn um-
wendet, die Linke mit gespreizten Fingern in einer Gebärde des Schreckens erhoben. Sie ist
nackt bis auf den die Beine verhüllenden Mantel; das von einem Band umwundene, am Ober-
kopf glatte Haar umrahmt leicht eingerollt Stirn und Schläfe und ist im Nacken locker auf-
gebunden. Vor ihr am Bildrand rechts ein schräg stehender bebänderter Thyrsos. Boden-
linie. — Der Hinterkopf des Pan, der untere Teil seiner Beine und ein Fuß der Nymphe sind
durch die Bruchstellen mehr oder minder unkenntlich.
Der Thyrsosstab kann entweder als Attribut der Mänade gelten oder auch andeuten, daß hier
die Nymphe Pitys gemeint sei, die dem Liebeswerben des Pan widerstand und in eine Pinie
verwandelt wurde, von welcher der den Thyrsos krönende Pinienzapfen stammt.
Der Stein gehört zu einer Gruppe expressiv geschnittener späthellenistischer, doch wohl aus
italischen Werkstätten stammender Gemmen mit oft stark bewegten Figuren. Anders kom-
poniert erscheint das Motiv auf einem Karneol in Wien (Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 238).
Stilistisch verwandt in der Wiedergabe von Haartracht und Drapierung ist die Hygieia auf
einem von Heius signierten Karneol ebendort (Nr. 205), der für eine barocke Tendenz dieses
vielseitigen und gewandten Künstlers zeugt. Unsere Gemme dürfte in derselben Zeit ent-
standen sein.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Angeblich in Sizilien gefunden.

54
76 Heller Karneol.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, leicht bestoßen.
17 χ 12,1 χ 2,8 mm

Büste des Serapis von vorn, das Haupt mit dem von Olivenblättern umkränzten Modius
leicht nach links gewandt. Auf der Brust ist der Chiton, auf der Schulter der Mantel ange-
deutet. Das Haar teilt sich über der Stirn in zwei Büschel und fällt in lockigen Strähnen bis
zum Hals herab, auf der einen Seite naturalistisch, auf der vom Betrachter weggewandten
Seite nur mit kurzen, derben, schrägen Parallelstrichen mit winklig angesetzten dünnen
Enden wiedergegeben. Zwei gedrehte Schnurrbartlocken umrahmen den leicht geöffneten
Mund, der kurze Bart ist dicht und lockig. Leichte Beschädigung über dem Modius rechts.
Diese eher expressive, lebendige Variante des nicht nur in Ägpyten, sondern auch im west-
lichen Mittelmeerraum verbreiteten Götterbildes dürfte in hellenistischer Spätzeit entstan-
den sein. Die kräftige Modellierung von Braue und Stirn, die wild bewegten Lockenbüschel
lassen eine Beziehung zur Schnittechnik eines Künstlers wie Hyllos erkennen.
Ähnlich, jedoch feiner und im Ausdruck milder, ist der Karneol in Berlin AGDS II, Nr. 213
(= Furtwängler, AG, Taf. 33,28), dort als Nachbildung des Serapis des Bryaxis bezeichnet
und ins 2. Viertel des 2. Jh. v. Chr. datiert. Vgl. auch Furtwängler, op. cit., Taf. 38, 43—44
und Taf. 41,2, wo auf die Ähnlichkeit des Kopfes mit dem Zeustypus des 4. Jh. hingewiesen
wird. Vgl. ferner den Karneol in München, AGDS 1-1, Nr. 345 (ins späte 4. Jh. datiert); den
Bergkristall in New York, Richter, MMA, Nr. 146, Taf. 25; den Karneol AGDS IV, Nr. 1025
(mit weitern Hinweisen).
Zum für Hyllos charakteristischen Schnitt vgl. vor allem den in Vergrößerung wiedergegebe-
nen Barbarenkopf bei Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 79,1.4.6, sowie den in Cypern
gefundenen Löwen, ibid. Taf. 77,6 (= Boardman, GGFR, PL 1014). Zu beachten sind dort
auch die gewalttätig hervorgetriebenen Brauen, der knollenartige Akzent unter dem Auge,
die Zeichnung der Mähnenhaare. Jedenfalls könnte unser Karneol aus der Zeit des Hyllos
stammen und vielleicht sogar in seiner Werkstatt entstanden sein.

Um 30 v. Chr.

Publ.: Wilhelm Hornbostel, Sarapis, Studien zur Überlieferungsgeschichte, den Erscheinungsformen und
Wandlungen der Gestalt eines Gottes. Leiden, E.J. Brill, 1973, S. 163 und Taf. 47,92 (Etudes préliminaires
aux religions orientales dans l'Empire romain, vol. 32).

77 Karneol, orangefarben, etwas wolkig, in Goldring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Kreisrund, beidseitig konvex.
14 χ 14 mm

Büste einer geflügelten Nike von vorn. Der Kopf, mit das Gesicht umrahmender enger Haar-
rolle, knapp angedeuteter Stephane und Ohrschmuck, ist leicht nach rechts gewandt. Das
ärmellose Gewand wird auf den Schultern von je einer runden Fibel gehalten. Die seitlich ab-
stehenden Flügelchen sind im obern Teil mit Punkten, an den Enden mit Parallelstrichen an-
gegeben. Kleine Absplitterung an beiden Schultern.
Eine der expressiven, manieristischen Arbeiten des 2. Jh. v. Chr., in flotter, hastiger Strich-

55
und Punkttechnik ausgeführt, wobei es dem Steinschneider trotzdem gelang, einige charakte-
ristische Züge hervorzuheben: die höhere linke Braue, den etwas verzogenen, trotzigen
Mund, die starke Nase, deren Linie sich in einer die Stirn senkrecht teilenden Furche fort-
setzt. Flüchtiges Bildnis einer römischen Matrone oder einer späthellenistischen Fürstin?
Sehr ähnlich ist der frührömische Karneol bei Furtwängler, Beschreibung, Nr. 1782. Eben-
falls ähnlich, doch der archaisierenden italischen Schnittechnik verhaftet, die Victoria bei
Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 28,4 (= BMCG, Nr. 1027); vgl. auch das ins Monumen-
tale gesteigerte, hart unterteilte Bildnis ibid. Taf. 30,7 und Taf. 31,1—2. Es ist kennzeich-
nend für den im 2. Jahrhundert sowohl im Osten wie in Italien sich durchsetzenden Impres-
sionismus, daß er wenig Gewicht mehr legt auf harmonische Darstellung, sondern aus dem
Moment seine Ausdruckskraft empfängt, woraus denn auch eine gewisse Flüchtigkeit re-
sultiert.

2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

78 Leuchtendroter Karneol, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite flach, Rückseite konvex.
18,5 χ 15,5 mm

Brustbild eines jungen Mädchens im Profil nach links.


Das Auge unter der sanft geschwungenen Braue ist fast geschlossen, der Mund leicht geöff-
net, die über das Ohr zurückgestrichenen Haare fallen in schlaffen, kaum gewellten Strähnen
auf die Schultern nieder. Ein vor dem langen, schlanken Hals aufstehender, züngelnder
Schlangenkopf bekräftigt die Vermutung, daß das von Trauer überschattete, klassizistisch
schöne Gesicht die schlafende oder tote Medusa darstelle.
Für Medusenköpfe mit geschlossenem Auge vgl. Furtwängler, AG, Taf. 40,19 (Haare kürzer,
mit Flügeln, Schlangenknoten am Hals); ibid. Taf. 38,29.33, auch Taf. 49,14 (alle drei das
Haar geordnet und mit Flügeln); das Fragment der Sammlung Southesk I, E 22. Vgl. auch E.
Langlotz, Ein Medusenhaupt, in Festschrift Eugen v. Mercklin, 1964, S. 76 ff., Taf. 37, eine
sterbende Medusa.
Von all diesen Exemplaren unterscheidet sich unsere Gemme durch die weichere Modellie-
rung der Züge, das bei aller Entrücktheit ausdrucksvolle Gesicht, die frei herabhangenden
Haare. Für die Wiedergabe der Strähnen vgl. u.a. den ,Kassandrakopf, Furtwängler, AG,
Taf. 40,10 (= Lippold, Taf. 43,5); die ,Galene' ibid. Taf. 35,13.14; Richter, MMA, Nr.
150 (= Richter, EGG, Nr. 582); die Selene Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 226; die Nereide auf
einem Saphir in Genf, Vollenweider, Steinschneidekunst, S. 26, Anm. 7, Taf. 15,6 und Taf.
16,1; die Mänade auf einem Karneol in Berlin, AGDS II, Nr. 382 (- Furtwängler, AG, Taf.
41,22), die unserem Exemplar nicht nur in der Wiedergabe der Haare, sondern auch in der
weichen Modellierung des Gesichts eng verwandt ist.

Schöne späthellenistische Arbeit des 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

56
79 Dunkelbrauner Sardonyx mit weißlichem Querstreifen.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
1 2 x 8 x 3 mm

Büste eines dem Apollon angeglichenen Jünglings im Profil nach rechts.


Das am Oberhaupt mit feinen Parallelstrichen wiedergegebene Haar wird von einer dünnen
Tänie zusammengehalten; darunter umrahmt es in breitem Lockenkranz Stirn und Schläfen
und fällt in wohlgeordneten Locken auf die von der Chlamys umhüllten Schultern nieder.
Vgl. den quergestreiften Sardonyx in Berlin, Furtwängler, AG, Taf. 40,41 (= id., Beschrei-
bung, Nr. 6934), der Kopf dort ähnlich, aber mit vollerem Gesicht, das Haar auch am Ober-
kopf gelockt, Fibel am Gewand; eine zierlichere, archaistische Variante bei Svoronos, Dorea
Konstantinou Karapanou, Nr. 36; ferner die verwandte, aber gröbere Darstellung auf einem
Chalcedon-Onyx in Wien, Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 173, wo heftige, kräftige Linien vor-
herrschen, während unsere Gemme weicher gearbeitet ist. Der Ausdruck ist hier persönli-
cher; das Untergesicht weicht unter der betonten Oberlippe etwas zurück, Kinn und Wange
sind gerundet, die Locken — wie bei ändern späthellenistischen Gemmen — zum Teil als
halbe Ringlein graviert.
Gerade wegen des zurückweichenden Untergesichts kann unsere Gemme mit zwei aus Sidon
stammenden Bronzestatuetten im Louvre in Beziehung gebracht werden: vgl. J. Charbon-
neaux, Les Bronzes grecs, Paris 1958, Taf. 26,2, S. 100, als Adonis bezeichnet (= H. Möbius,
Alexandria und Rom, München 1964, Taf. 10,6, S. 37 = De Ridder, Bronzes antiques du
Louvre Ι, 1913, Nrn. 410—411, Taf. 33). Auf diesen Jünglingsbildern sind die Haare zwar
ähnlich geordnet, aber sie fallen in Korkzieherlocken über Stirn, Wangen und Nacken nieder.
Es besteht kein Grund, in diesen Bronzestatuetten das Bild eines Gottes zu sehen; sie kön-
nen, wie der Apollon unserer Gemme, einen der spätseleukidischen, uns unbekannten Prin-
zen darstellen.

Ende 2. oder 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Paul Arndt, München.

80 Heller Karneol, in den Renaissancestil nachahmendem massivem Goldring.


Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, unten Mitte kleiner Querspalt.
16 χ 11,5 mm

Brustbild des bärtigen Serapis nach links, der Kopf mit Modius im Profil, die vom Mantel
umrahmte Büste in Dreiviertelansicht von vorn. Die am Oberkopf glatten, mit schrägen
Parallelstrichen wiedergegebenen Haare sind von einem schmalen Band gehalten, darunter
sind sie in leicht gewellten Strähnen, das Ohr verdeckend, von der Stirn über die Schläfe zum
Nacken gekämmt. Der Bart ist kurz und strähnig, nur über dem Kinn etwas gelockt.
Im Vergleich mit der Serapisbüste auf einem Karneol bei Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 202,
fällt hier die italisch beeinflußte Technik auf: harte Betonung von Nasenflügel, Lippen und
Lid, sowie der welligen Haarsträhnen und des kurzen Bartes. Vgl. den Quirinus auf Denaren
des C. Memmius (Grueber, Taf. 49,8); für den etwas struppigen Bart den Poseidon auf Mün-
zen des L. Lucretius Trio (ibid. Taf. 42,12). Für die Verbreitung des Serapiskultes in Italien,
vor allem in Campanien und im Latium, s. M. Malaise, Les conditions de pénétration et de

57
diffusion des cultes égyptiens en Italie, Leiden 1972, S. 159 ff. und 163; s. auch Wilhelm
Hornbostel, Sarapis, Leiden 1973 (ganzer Titel s. hier Nr. 76).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 355; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 431 (a).

81 Schieferblaue Glaspaste, leicht weiß gesprenkelt, die Stumpfe Oberfläche gleichmäßig


fein korrodiert.
Hochoval, Bildseite leicht, Rückseite stärker konvex, Rand 2,5 mm unregelmäßig senkrecht abfallend, leich-
te Bohrstelle Mitte oben und unten.
24 χ 16,9 χ 6,7 mm

Aphrodite sitzt nach rechts (auf Felsen?), Körper in Dreiviertelansicht von vorn, Kopf ins
Profil zurückgewandt, linker Fuß mit gehobener Ferse leicht zurückgestellt. Sie scheint mit
der halb erhobenen Linken einen Schleier zu halten, während die Rechte wohl einen Del-
phin zügelt, der zu ihr aufblickend (Kopf im Profil) nebenher schwimmt. Auf der ändern
Seite, Pendant bildend, ein mit ondulierendem Schwanz senkrecht abwärts gleitender zwei-
ter Delphin, dessen aufgerichteter Kopf in Vorderansicht von unten erscheint.
Sehr weicher, jedoch präziser Schnitt, der trotz dem stark korrodierten Material der Paste
die geschmeidige Gestalt der Göttin in feiner Modellierung wiedergibt.
Die Paste stellt wohl eine kleinere und vereinfachte, für billige Serienproduktion angefertigte
Variante der Aphrodite oder Nereide auf Seedrachen auf dem prachtvollen großen Amethyst
der Ermitage dar (vgl. Neverov, Intaglios, Nr. 112 = Furtwängler, AG, Taf. 41,42 = Vollen-
weider, Steinschneidekunst, Taf. 65,1). Zum weichen Schnitt des Körpers vgl. die Diana in
Berlin, AGDS II, Nr. 371. Ähnlich in der Sitzhaltung die Muse auf einem Karneol in Wien,
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 224; zwei Darstellungen der iulischen Venus bei Vollenweider,
op.cit., Taf. 96,3.6, allerdings vom Rücken gesehen; ein Sard in London, BMCG, Nr. 1453;
eine Kameo-Paste in München, AGDS 1-3, Nr. 3511. Motivisch entfernt verwandt, doch von
einer nüchternen und weniger großzügigen Auffassung, hier der Amethyst Nr. 84.

Wohl Arbeit eines griechischen Künstlers aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr.

82 Indischer Karneol in blau emailliertem, goldenem Petschaft des 18. Jh.


Langgestrecktes Oval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt. Hochpoliert.
29 χ 16 mm

Aphrodite Anadyomene von vorn, mit erhobenen Armen die in zwei dicke Strähnen geteil-
ten, nassen Haare auswindend. Das rechte Bein ist Standbein, das linke leicht zur Seite ge-
setzt. Links neben ihr steht in Seitenansicht ein kleiner geflügelter Eros, der mit beiden Hän-
den einen Spiegel mit langem Stiel emporhält. Bodenlinie.
Flotter und eleganter, doch in den Einzelheiten nicht sehr feiner Schnitt.
Ein auf später-hellenistischen und kaiserzeitlichen Gemmen oft vorkommendes Motiv, das
laut Furtwängler auf eine nur in Kopien erhaltene Statue zurückgeht, welche in der Haltung

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dem Diadumenos des Polyklet ähnlich ist (vgl. Furtwängler, AG, Taf. 43,46, mit Hinweis auf
die Statue im Museo Torlonia).
Für unsere Gemme vgl. vor allem Furtwängler, AG, Taf. 43,47 (= id., Beschreibung, Nr.
6762), wo Aphrodite in gleicher Haltung, doch ohne Eros, auf einem ebenfalls sehr schönen,
tiefroten Karneol dargestellt ist. Verwandt die kaiserzeitliche Kopie auf einem Karneol in
München, AGDS 1-3, Nr. 2175 (= Lippold, Taf. 23,10), weniger langgestrecktes Oval, Eros
mit Spiegel und Fackel; ferner die Exemplare in Berlin: Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
2387 (Praser, Aphrodite mit zwei Eroten). 3006 (Karneol, Aphrodite im Tempelchen = AGDS
II, Nr. 455). 3007-9 (drei violette Pasten). 3010 (Chalcedon, mit Priap statt Eros). 3011
(Karneol, mit Eros). 3677 (Paste, ebenso). Vgl. auch die bereits erwähnte Gemme Furtwäng-
ler, AG, Taf. 43,46 (= Lippold, Taf. 23,11) und Taf. 65,28 (ehemals SammlungMarlborough,
etwas derber); Henkel, Textband S. 108, Nr. 1177, Taf. 78,333 (späte provinzielle Kopie);
Richter, MMA, Nr. 611 (zerbrochene Paste); ein hellenistisches Silbermedaillon der Samm-
lung Nelidow (Pollak, Nr. 541).
Für die überlängerte Figur mit stark ausgewölbter Hüfte vgl. hier den Apollon Nr. 67; für die
Modellierung des geschmeidigen Körpers vgl. die dem mithridatischen Kreis zugeschriebenen
Nereiden und Flußgötter bei Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nrn. 317 f., dort auch die
mit gebrochenen Linien gezeichneten Haare; ebenso Vollenweider, Catalogue raisonné CdM,
Nrn. 196 f.

Hellenistisch, wohl Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Ein genauer Abguß der Gemme befindet sich in der Abguß-Sammlung Dactyliotheca Hess, I,
Nr. 80.

83 Hellblau-weißlicher Achat in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung. Oben links kleine Absplitterung am
Stein.
22 χ 15 mm
Ring (wegen starker Beschädigung des Reifs werden nur die Außenmaße angegeben):
a.D. senkrecht 25 mm
waagrecht 26 mm

Stehende nackte Aphrodite von vorn, Kopf im Profil nach rechts. Das linke Bein ist Stand-
bein mit auswärts gedrehtem Fuß, der andere Fuß ist in Vorderansicht leicht zur Seite ge-
stellt. In der halb erhobenen Linken hält die Göttin einen Klappspiegel, in dem sie sich be-
trachtet; die rückwärts gesenkte Rechte rafft einen mantelartigen Schleier, der hinter dem
Rücken durchgezogen ist und über die linke Armbeuge herabhängt. Das Haar ist über Stirn
und Schläfen eingerollt und straff zu einem am Oberhaupt sitzenden hohen, runden Knoten
aufgesteckt. Bodenlinie.
Eine Variante der in späthellenistischer Zeit beliebten Darstellung der nackten, frontal ste-
henden Aphrodite, wie sie in anderer Haltung auch der Karneol Nr. 82 zeigt. Zu den wei-
chen, etwas schwammigen Körperformen vgl. den Papposilen auf einem Karneol in Wien,
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 235; auch die Muse ibid. Nr. 224; zur Haltung mit dem im Rük-
ken durchgezogenen Mantel vgl. die Glaspaste Furtwängler, AG, Taf. 36,25 (= id., Beschrei-

59
bung, Nr. 6221 - Lippold, Taf. 23,8), dort mit etwas geneigtem Kopf; ferner den Herm-
aphroditen Furtwängler, AG, Taf. 43,54 (= id., Beschreibung, Nr. 6820 = Lippold, Taf.
31,1), dort beide Arme erhoben.
Nach der Haartracht zu schließen, wohl eine süditalische Arbeit.
Ringform: Der große, hohle (unten gebrochene und stark zerdrückte) Reif ist innen flach,
außen gewölbt, mit scharfer Zwischenkante. Er verbreitert sich stark nach oben hin und
steigt sanft einbiegend, aber mit mächtig ausladenden konkaven Seitenrändern, zur 6 mm
hohen, ovalen Platte an. Ihren oberen Rand säumt eine Rille, die um den flach eingelegten
Stein gleichsam einen Kragen bildet.
Für entfernt verwandte Formen, jedoch mit quer zum Finger eingelegtem Stein und deshalb
weniger ausladenden Seitenrändern, vgl. Heinz Battke, Geschichte des Ringes, Baden-Baden
1953, Nr. 24;BMCR, Nr. 385.1561; Segall, Katalog Museum Benaki, Nr. 228.

1. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 285 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

84 Heller Amethyst, unregelmäßig getönt, in Goldring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite leicht, Rückseite stärker konvex und in der Mitte der untern Hälfte etwas ausgebrochen.
20 χ 16 χ 6 mm

Unter einem baldachinartigen Schleier mit flatternden Enden, den zwei schwebende geflügel-
te Eroten locker ausgespannt halten, thront Aphrodite nach links auf einem Felsensitz,
Körper in Dreiviertelansicht von vorn, Kopf (mit Haarrolle, Nackenknoten, kleinem Ohr-
schmuck) im Profil, die linke Hand nach hinten aufgestützt, in der vorgestreckten Rechten
einen langen, bebänderten Thyrsos, dessen Spitze über dem Baldachin aufragt. Sie ist nackt
bis auf den Mantel, auf dem sie sitzt, und der, am Hals mit einer Fibel geheftet und im Rük-
ken niederhangend, nur die Beine und den rechten Arm verhüllt. Der linke Fuß ruht vorge-
streckt am Boden, das rechte Bein ist leicht erhöht zurückgestellt. Bodenlinie.
Anmutige Darstellung, der harmonische Körper weich modelliert, die Drapierung mit sanft
geschwungenen Linien wiedergegeben.
Vgl. den verwandten Karneol der Southesk Collection II, C 22 (ehemals Sammlung Montigny,
jetzt im Fitzwilliam Museum in Cambridge), wo Aphrodite in ähnlicher Haltung fischend
mit zwei Eroten dargestellt ist. Für den weichen.Schnitt vgl. den Apoll auf einem Karneol
bei Boardman, lonides Collection, Nr. 14 und die Nike in Leningrad, Neverov, Intaglios, Nr.
82; für den Schatten spendenden Baldachin die bacchantischen Szenen BMCG, Nr. 2952;
Furtwängler, Beschreibung, Nr. 3959; AGDS 1-3, Nr. 3065. Zur Wiedergabe des Kopfes mit
dem leicht eingebuchteten Profil vgl. AGDS IV, Nr. 853, ähnlich ist dort auch die Modellie-
rung des Körpers und die Haartracht der Psyche, die Eros im Schoß trägt. Es könnte sich
dort wie bei unserer Gemme um die Darstellung einer späthellenistischen Königin handeln,
die als Psyche und Aphrodite verehrt wurde.
Voraugusteischer, späthellenistischer Klassizismus.

1. Hälfte oder Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

60
55 Sardonyx, kreisförmig geschichtet braun — weiß—braun — weiß.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand senkrecht abfallend. Das Bild ist in die oberste, braune
Schicht geschnitten und wird von der weißen zweiten und anschließend von der braunen dritten Schicht
umrahmt; die vierte, weiße Schicht bildet die Rückseite. Der Rand ist oben Mitte stark ausgebrochen.
15 χ 13,7 χ 3,6mm

Eros als kleiner Knabe (ohne Flügel) steht in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil.
Mit der Rechten umfaßt er das am Boden aufgestützte Kerykeion, das unten in einer Lan-
zenspitze endet, im zurückgenommenen linken Arm hält er ein Füllhorn. Die um die Schul-
tern gelegte Chlamys hängt mit zwei sich schlangelnden Enden hinten herab. Kurze Boden-
linie.
Für Eros mit Füllhorn vgl. die noch ins 2. Jh. v. Chr. gehörenden Pasten in Berlin, Furtwäng-
ler, Beschreibung, Nrn. 1584 f.; auch die spätere, von Aulos signierte Gemme Boardman/
Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 62 (= Furtwängler, AG, Taf. 65,13). Das lange Kery-
keion findet sich auf im neuattischen Stil geschnittenen archaistischen Hermesdarstellungen,
vgl. Knight, The Beverley Gems, Nr. 137; Cabinet des Médailles, Les Pierres gravées, Guide
du Visiteur, Nr. 1597, Taf. 7. Unser Eros erinnert in der Haltung mit den auseinandergestell-
ten Füßchen und dem eingebuchteten Rücken ebenfalls an schreitende archaistische Figuren,
vgl. W. Fuchs, Die Vorbilder der neuattischen Reliefs, Berlin 1959, Taf. 8 a.
Auf unserer Gemme ist vielleicht einer der späthellenistischen Prinzen dargestellt.

1. Jh. v. Chr.

86 Dunkler Sard in schönem, schwarzemailliertem Goldring wohl der Renaissancezeit.


Bildseite konvex, hochpoliert; ursprünglich wohl kreisförmig und später, der Fassung angepaßt, unregel-
mäßig achteckig zugeschnitten.
11,5 χ 11,5 mm

Satyr nach rechts vor einem Felsenquell auf ein Knie niedergelassen, faßt Wasser in einer
runden Schale, um ein Gänslein zu tränken, das er auf dem aufgestützten linken Bein fest-
hält. Hinter ihm ein Baum. Bodenlinie.
Weicher, plastischer Schnitt, Körper und Beine sind großflächig modelliert, Einzelheiten —
wie das Haar, Gefieder und Füße des Vogels, der Wasserstrahl — recht sorgfältig wieder-
gegeben.
Für kniende oder kauernde Satyrn vgl. Lippold, Taf. 16,1 (= Cook Collection, Nr. 133);
ibid. Taf. 16,4.6 (= Furtwängler, AG, Taf. 42,58). Zu den ausladenden Körperformen vgl.
den Silen mit dem Dionysosknäblein BMCG, Nr. 1024; ebendort die beiden Eroten Nr.
1517 und den Sokrates-Silenus Nr. 1561; ferner Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 231 (Bacchus)
und Nr. 193 (Amor).

Ende2./l. Jh.v. Chr.

61
87 Nicolo bläulich-weiß auf dunkelbraun, in silbervergoldetem Ring des 19. Jh. à jour ge-
faßt·
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
11x15 mm

Poseidon reitet auf einem delphinähnlichen Seedrachen durch die Wellen nach rechts, Kör-
per in Dreiviertelansicht von vorn, der bärtige Kopf im Profil. Die vorgestreckte Linke hält
die Zügel, die rückwärts erhobene Rechte den Dreizack. Der vom Winde bewegte Mantel
flattert zu beiden Seiten vom Rücken weg. Vorn links ein sechszackiger Stern.
Weicher, plastischer Schnitt. Der nackte Körper des Gottes ist kräftig modelliert. Kopf und
Schwanzflosse des Tieres sind delphinähnlich, der Leib jedoch ist von Schuppen überzogen,
die durch schräg sich kreuzende Linien angegeben sind, und im Nacken stehen zwei kurze
Stachel ab. Das leicht bewegte Wasser ist mit ziemlich tief geschnittenen, kürzeren und län-
geren Wellenlinien angegeben.
Vgl. den verbrannten Karneol in Hannover, AGDS IV, Nr. 244 (mit Hinweisen), wo dem
eine Seepferdbiga lenkenden Poseidon ebenfalls ein sechszackiger Stern entgegenleuchtet.
Zum Motiv vgl. den sehr ähnlichen kleinen konvexen Praser in Berlin, Furtwängler, Be-
schreibung, Nr. 2361 (Poseidon auf Delphin reitend); zu weiteren Poseidondarstellungen
hier Nrn. 69 und 88.

Ende 1. Jh. v. Chr./l. Jh. n. Chr.

88 Karneol, in der Durchsicht leicht wolkig.


Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite breit einwärts geschrägt.
Kugelige Beschädigung zwischen Hinterkopf und Schulter der Figur.
13,8 χ 19,2 x 4 mm

Poseidon, bärtig, nackt, fährt in rascher Bewegung mit einem Zweigespann von Seepferden
über die Wellen nach links. Körper beinahe frontal, Kopf im Profil. Er hält mit beiden Hän-
den — die Linke rückwärts erhoben — den segelartig sich blähenden Mantel, dazu in der
Rechten die kurz gestrafften Zügel.
Variante der in Glaspasten erhaltenen Meisterwerke wohl des Solon, vgl. Vollenweider,
Steinschneidekunst, Taf. 10,1.2, S. 20, Anm. 25 (= Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6256.
6257 = id., AG, Taf. 37,3.4). Vgl. auch die Paste im British Museum, BMCG, Nr. 2729,
sowie die aus gleicher Zeit und wohl aus der gleichen Werkstatt stammenden Karneole in
Wien (mit Nereiden tragenden Seepferden), Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 255 f.
Obschon handwerklich gearbeitet, zeichnet sich die Gemme durch schwungvolle Lebendig-
keit aus, namentlich in der trotzigen Haltung Poseidons, in der vollen, plastischen Wieder-
gabe des vorderen Hippokampen und der mit kräftigen Kerben gezeichneten Wellen. Die
knollenförmige Modellierung des Torso erinnert an die Figuren auf gewissen italischen Ska-
rabäen früherer Zeit (vgl. AGDS 1-2, Nr. 635; AGDS IV, Hamburg, Nr. 24; Vollenweider,
Genève I, Nrn. 229 und 233); für die durch den Bart übermäßig betonte und verlängerte
Wangenpartie vgl. die Skarabäen bei Zazoff, Etruskische Skarabäen, Taf. 42, 217.220.

Anfang 1. Jh. v. Chr.

62
89 Leuchtendroter Karneol.
Breitoval, Bildseite leicht, Rückseite stark konvex.
11 χ 15,Ix 4,8 mm

Geflügelter Eros auf Seepferd nach rechts, die Doppelflöte blasend und mit dem linken Fuß
die Zügel haltend. Das Seepferd wirft den Kopf zurück und greift mit den Beinen kräftig aus.
Die Wellen sind mit kurzen, unzusammenhängenden Strichen angedeutet.
Lebendige Darstellung, eleganter, flüchtiger Schnitt.
Das Motiv des auf einem Seepferd durch die Wellen reitenden Eros ist auf Gemmen und
Pasten des 1. Jh. v. Chr. nicht selten: vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6259 (= id., AG,
Taf. 37,2). 6801 (= AG, Taf. 41,40 = Lippold, Taf. 28,8). 6802; AGDS 1-2, Nr. 1004 (mit
Hinweisen); BMCG, Nrn. 1495 f., augusteisch; AGDS IV, Nr. 825 (mit weiteren Hinweisen);
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 603.
Noch flüchtiger geschnitten als unser Exemplar sind Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3037.
7531; ebenso hier die zwar viel gröberen Nrn. 217 und 392.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

90 Heller Karneol.
Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, berieben, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
8 χ 15,2 χ 3 mm

Seepferd schwimmt nach rechts, den Kopf zurückgeworfen und das Ende des geringelten
Schwanzes steil emporgerichtet.
Hübsche, lebendige Darstellung, wenn auch eher flüchtig geschnitten, der Kopf mit Rund-
perlvertiefungen, die Schwanzwindungen mit eckig aneinandergesetzten Flachperllinien.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 239 mit Hinweisen. Zur Form des Kopfes und der geschwellten
Brust vgl. die Hirschlein auf Denaren des L. Axsius Naso aus dem Jahr ca. 71 v. Chr. (Craw-
ford, Nr. 400/1 a; Sydenham, Nrn. 794f.; Grueber, Taf. 43,3).

1. Jh. v. Chr.

*91 Sardonyx horizontal geschichtet, milchweiß auf mittelbraunem, durchscheinendem


Grund, in Goldring des 18./19. Jh.
Kameo. Breitoval, die braune Grundschicht an der Bildseite leicht gewellt, an der Rückseite abgeflacht kon-
vex. Hochpoliert, die Figuren durch Abnützung etwas verschliffen.
15,5 x 2 3 mm

In der Mitte auf halbhoher Säule ein von Zweigen umranktes Kultbild des Priap im Profil
nach links, davor ein niedriger, bekränzter Rundaltar mit seitlich überragender Platte, auf
welcher ein Pinienzapfen und ein kleines Weihrauchgefäß stehen. Links über den Altar ge-
neigt eine Frau, die mit der einen Hand Weihrauch streut, in der ändern eine Schale hält; sie

63
ist nackt bis auf den unter den Hüften locker drapierten Mantel, dessen Enden vorn herab-
hangen. Ihr gegenüber, auf der ändern Seite des Altars, steht ein bärtiger Alter in vorn ge-
schürzter, langärmeliger Tunica und Wadenbinden, eine Opferkanne gußbereit in der rech-
ten, einen Stab in der ändern Hand.
Eine Variante der besonders auf Karneolgemmen auch noch in der Kaiserzeit oft vorkom-
menden ländlichen Opferszenen (vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 810—826 mit Beispielen
von Stukkoreliefs und Reliefkeramik, sowie Hinweisen auf Gemmen: Fossing, Nrn. 1757.
1759; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7638; Svoronos, Dorea Konstantinou Karapanou, Nr.
287; De Ridder, Collection De Clercq, Nr. 3087; Henkel, Nrn. 115.188). Nah verwandt ist
die vielleicht derselben Werkstatt entstammende Opferszene auf einem Sardonyx-Kameo bei
Boardman, lonides Collection, Nr. 59, S. 38; zum Stil vgl. auch die Kameen BMCG, Nrn.
3522 f. Weitere Parallelen: Richter, MMA, Nr. 640; Neverov, Cameos, Nr. 14; Furtwängler,
AG, Taf. 46,13 (= Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 499); AGDS 1-1, Nr. 523.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*92 Onyx milchweiß auf durchscheinendem, lichtgrauem Chalcedongrund, in modernem


Goldring à jour gefaßt.
Fragment eines Kameos, unregelmäßig breitoval in Form einer Lunette. Bildseite samt Grund hochpoliert,
Rückseite matt.
9 χ 17 χ ca. 2 mm

Brustbild einer nach links tanzenden Mänade, in schwachem Relief geschnitten. Der Kopf ist
in ekstatischer Bewegung zurückgeworfen, die Haare wehen in schlangenartig sich winden-
den und ringelnden Lockensträhnen nach hinten und oben. Dem klassischen Ideal angegli-
chenes, gerades Profil mit vollen, leicht geöffneten Lippen, die Pupille hart am Oberlid mit
einem gebohrten Punkt angegeben. Der ärmellose Chiton ist auf der Schulter mit einer run-
den Fibel geheftet, während der vom Wind geblähte Mantel zu beiden Seiten wellenförmig
auffliegt.
Für das klassische Profil und die Kopfhaltung vgl. die große Intaglio-Glaspaste in Berlin,
Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6243 (= id., AG, Taf. 36,35 = Vollenweider, Steinschneide-
kunst, Taf. 10,3); auch AGDS II, Nr. 381 (mit Hinweisen). Zum Typus vgl. die Mänade auf
dem weniger sorgfältig gearbeiteten Kameofragment im Cabinet des Médailles, Vollenweider,
Catalogue raisonné CdM, Nr. 198 (Collection Froehner), mit der ebenfalls in schlangelnde
Lockensträhnen zerlegten Haarmasse. Gleich ist dort auch die Bewegung des nach hinten
ausgestreckten Arms, dessen Hand wohl den Thyrsos faßt.
In der feinen Schnittechnik, die sich besonders auch in der nuancierten Ausarbeitung des
Haares und des sich bauschenden Gewandes offenbart, zeigt sich die Verwandtschaft mit
den Sostratoskameen, vgl. Vollenweider, Steinschneidekunst, vor allem Taf. 26,4.7, doch
dürfte unsere Mänade etwas später als jene entstanden sein.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

64
*93 Onyx, milchweiß auf glasklar durchsichtigem Grund.
Kameo. Diagonal nach links verschobenes Oval, Rand bestoßen, Absplitterung oben links. Rückseite flach.
21 χ 1 7 x 2 mm (Grundschicht sehr dünn, ca. l mm)

Zwei Psychen mit Schmetterlingsflügeln eilen, in ziehender Bewegung leicht vorgebeugt,


nach links. Sie tragen lange, ärmellose, gegürtete Gewänder (mit Überfall), die nach hinten
flattern und das ausschreitende Bein bis weit über das Knie freilassen. Der durch eine dicke
Bodenlinie angedeutete, unebene Weg ist mit Blumen bestreut. Flaches Relief.
Ausschnitt (nicht Fragment) einer von zwei Kameen in Neapel bzw. Florenz her bekannten
Darstellung, wo zwei Psychen in ähnlicher Weise den Wagen des Dionysos ziehen (Neapel:
Furtwängler, AG, Taf. 57,15 = Lippold, Taf. 12,7 = Richter, EGR, Nr. 164; Florenz: Furt-
wängler, AG, Taf. 57,16). — Eine aus der Werkstatt des Donatello stammende Kopie des
Neapler Kameos, welcher ehemals der Sammlung Medici angehörte, findet sich auf einem
großen Marmormedaillon des Palazzo Medici-Riccardi in Florenz (s. Hinweis Furtwängler;
vgl. Ernst Kris, Renaissance-Kleinkunst in Italien, Nr. 19, Taf. 10; U. Wester/E. Simon, Die
Reliefmedaillons im Hofe des Palazzo Medici zu Florenz, Jahrb. der Berliner Museen VII,
1965, Heft l, Abb. 11, S. 30f.).
Daß es sich bei unserem Kameo um einen in sich geschlossenen Ausschnitt und nicht um ein
Bruchstück handelt, geht vor allem daraus hervor, daß die unter den Arm der einen Psyche
gepreßte Wagendeichsel schon 2 mm vor dem Bildrand endet, also absichtlich nur angedeu-
tet ist. Vermutlich ist das Oval des Bildes ebenfalls absichtlich verschoben, um die vorwärts-
drängende Bewegung der Figuren zu verstärken.
Den Kameo in Neapel habe ich mit den Werken des Sostratos in Verbindung gebracht (vgl.
Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 23,1 und S. 32, Anmerkung 38). Auch wenn im Ver-
gleich mit jenem unser Exemplar gewisse Verschiedenheiten aufweist — z.B. die etwas
trockenere Behandlung der wehenden Gewänder und die Wiedergabe der dort flatternden,
hier in einer Rolle das Gesicht umrahmenden Haare —, so ist ein Werkstattzusammenhang
der beiden Stücke nicht zu leugnen. Beide mögen auf dasselbe Vorbild zurückgehen und am
ptolemäischen Hof der Kleopatra und des Marcus Antonius entstanden sein.

Mitte 1. Jh. v. Chr., vielleicht 40 bis 30.

*94 Sardonyx, milchweiß auf hellbraunem, durchscheinendem Grund, in Goldring des


19. Jh. à jour gefaßt.
Kameo. Breitoval, Rückseite flach, matt.
12 χ 17 mm

Geflügelter kindlicher Eros, nach rechts auf breiter Bodenlinie sitzend, hält mit beiden Hän-
den ein von ihm fortstrebendes Zicklein an den Hinterbeinen gepackt.
Die sehr ausgeprägten, rundlichen Körperformen, der dicke, zwischen den Schultern ruhen-
de Kopf erinnern an Darstellungen des 3. Jh. v. Chr. Die ungleichmäßige Politur der Figuren,
die Einkerbungen an den Flügeln zeugen jedoch für eine spätere Entstehungszeit; vgl. für die
Einkerbungen, die wenig sorgfältige Ausführung der Gliedmaßen, die eingebohrten Augen
sowie die perspektivisch reliefierte Bodenlinie die Theaterszene auf einem Kameo in Genf

65
(Vollenweider, Genève II, Nr. 312); vgl. auch die Eroten auf Kameen der Ermitage (Neverov,
Cameos, Nrn. 22—24. 27 und besonders 28); auch Boardman, lonides Collection, Nr. 60.

2. Hälfte 2. oder Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*95 Sardonyx, milchweiß auf dunklem, in Durchsicht rotbraunem Grund, in modernem


Goldring à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, Rückseite flach und poliert.
14,5 χ 10 mm

Geflügelter kindlicher Eros eilt nach links, den lockigen Kopf zurückgewandt, in der Rech-
ten einen Schmetterling an den Flügeln haltend, mit dem Zeigefinger der vor die Brust er-
hobenen Linken nach vorn weisend. Breite Bodenlinie'.
Gute, etwas derbe Modellierung, lebendige Darstellung.
Das Motiv des Eros, der einen Schmetterling (Psyche) hascht oder hält, kommt sehr häufig
vor; oft sengt er den Schmetterling mit einer Fackel. Vgl. u.a. AGDS IV, Nr. 850 (mit Hin-
weisen); BMCG, Nrn. 2841.3453 (Kameo); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1666.3738.3741.
3882 ff.6775. Zum Stil vgl. die Eroten auf Kameen der Ermitage, Neverov, Cameos, Nrn.
46.50.51.

1. Jh. v. Chr.

*96 Sardonyx, milchweiß auf hellbräunlichem, durchsichtigem Grund (nach Furtwängler


JndischerSard'), in einfachem Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Kameo. Annähernd rechteckig mit gerundeten Ecken. Rückseite flach.
13 χ 11,5 mm

Büste eines silenähnlichen bärtigen Alten von vorn. Der kahle Kopf ist leicht nach links ge-
wandt, er trägt einen Kranz von abstehenden Efeu- oder Weinblättern. Schmerzlicher Aus-
druck, trunkener Blick mit aufwärts gedrehtem Augapfel, so daß die leicht gebohrte Pupille
unter dem oberen Lid fast verschwindet; Steilfalten über der Stulpnase, halbgeöffneter, kla-
gend verzogener Mund. Kurzer, zottiger Bart, Gewanddrapierung über Schultern und Brust-
ansatz. Flaches Relief.
Sehr feine Arbeit eines Künstlers, der es verstanden hat, nicht nur den melancholischen
Seelenzustand des Alten durch die leichte Neigung des Kopfes und die wehmütige Miene
zum Ausdruck zu bringen, sondern auch dem breiten Gesicht durch zarte Modellierung und
Politur einen besonderen Schmelz zu verleihen. Vgl. Babelon, Camées, Nr. 101, ein ebenfalls
flach geschnittener Kameo mit dem Bild eines ironisch einem Silen angeglichenen Philoso-
phen (das über den Schultern liegende Gewand ist dort als Philosophenmantel bezeichnet).

Späthellenistisch, Mitte 1. Jh. v. Chr.

66
97 Karneol, dunkelrot, klar durchscheinend.
Hochoval, Bildseite schwach konvex, berieben, Rückseite flach, Rand zur Rückseite zuerst kurz auswärts,
dann einwärts geschrägt, oben links etwas bestoßen.
14 χ 10,2 χ 2,5 mm

Geflügelter Eros steht mit gekreuzten Beinen in Dreiviertelansicht nach rechts, Kinn und
Wange in die linke Hand geschmiegt. Der Ellbogen ruht auf der rechten Hand, welche die
umgekehrte, auf einen niedrigen Rundaltar gestützte (brennende) Fackel hält. Schlanker,
aber kindlicher Körper, breites, schmerzlich verzogenes Gesicht, kurzes, großgelocktes Haar
(Scheitelzopf?); nur einer der ziemlich langen, hangenden Flügel ist sichtbar. Bodenlinie.
Für die Wiedergabe des geschmeidigen, weichen, überlangen Körpers und des Flügels vgl. den
Ganymed auf einem Karneol in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 124; für die
Zeichnung von Brauen und Nase mit kräftigen Strichen vgl. Vollenweider, Porträtgemmen,
Taf. 31,1-4.
Zu dem in der späthellenistischen und römischen Glyptik, wie auch in der Grabkunst ver-
breiteten Motiv vgl. hier Nr. 98 mit Hinweisen; Maaskant-Kleibrink, op.cit., Nr. 389 (mit
Hinweisen); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6773.8441.

Gute hellenistisch-römische Arbeit.

2. Jh. v. Chr.

98 Amethyst in antikem Goldring,


Hochoval, Bildseite konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
11x7 mm
Ring: a.D. senkrecht 18 mm
waagrecht 23 mm
i.D. senkrecht 12 mm
waagrecht 14,2 mm

Geflügelter kindlicher Eros steht in Dreiviertelansicht mit gekreuzten Beinen nach rechts, in
der Haltung ähnlich wie Nr. 97, doch das Köpfchen noch mehr zur Seite geneigt, die Flügel-
chen kurz und abstehend. Die erloschene, dreistufige Fackel ist umgekehrt auf den Boden
gestützt. Kurze Bodenlinie.
Vgl. hier Nr. 97. Diesem Exemplar nahe verwandt sind die Pasten Furtwängler, Beschrei-
bung, Nrn. 1635 (weniger kindlich, ein Arm über den Kopf gelegt). 1636 (= id., AG, Taf.
27,9); AGDS IV, Hannover, Nr. 138; AGDS 1-1, Nr. 548; Berry, Gems, Nr. 54 (gröber); Fos-
sing, Nr. 1889 (Kameo). Vgl. ferner Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3711 f.; Richter, MMA,
Nr. 304; für spätere Darstellungen Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 8441 f.; Eichler-Kris, Nrn.
89 f. (3.-4. Jh.); Henkel, Nr. 200, Taf. 76,156; Berry, Gems, Nr. 224 (Kameo, 4. Jh.).
Für die tief gebohrten, im Abguß aus den Augenhöhlen hervorstechenden, punktförmigen
Augäpfel vgl. den Apollo in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 101; noch mehr
im Rundperlstil ibid. Nr. 119; etwas gröber ibid. Nr. 120; vgl. auch den Kopf des Augurn auf
Denaren des Q. Cornificius aus den Jahren 43—42 v. Chr., Sydenham, Nr. 1353, und denjeni-
gen des Herakles, ibid. Nr. 1051, besser abgebildet bei Grueber, Taf. 121,6.
Ringform: Der massive Reif ist innen leicht, außen stark gewölbt, mit scharfer Zwischen-

67
kante und weichem Mittelgrat an der Außenseite. Unten dünn (2 mm), verbreitert er sich
nach oben hin bis zu einer Dicke von 5 mm an den Schultern, die in Zweidrittelhöhe stumpf-
winklig zur ovalen Platte einbiegen; ein ca. l mm breiter, flacher Rand umsäumt die Gem-
me. Vgl. besonders Henkel, Nr. 173; ferner BMCR, Nrn. 423 ff. und 430.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 328 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

*99 Kameoähnliches Miniaturreliefaus rotem Ton (Abdruck einer Gemme?).


Hochoval, 27 χ 21 mm

Geflügelter kindlicher Eros geht in leicht geduckter Haltung, den rechten Fuß wie im Tanz-
schritt gehoben, nach links, eine große tragische Maske, hinter der er sich halb verbirgt, vor
sich hertragend. Breit reliefierte Bodenlinie.
Das nicht allzu kindliche Gesicht ist von leicht gewelltem Haar umrahmt, das in die Stirn
gekämmt ist und die Ohren knapp bedeckt. Beide flockig modellierten Flügelchen sind
sichtbar.
Zum Motiv Eros (oder zwei Eroten) mit Maske auf Kameen vgl. Vollenweider, Steinschnei-
dekunst, Taf. 24,4 (Glas); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 11125 (Sardonyx) und 11169
(Paste); BMCG, Nr. 3751 (Paste); Neverov, Cameos, Nrn. 33 und 34 (Onyx). Auf Gemmen.·
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 437 (roter Jaspis, mit Hinweisen); Furtwängler, op. cit., Nrn.
3831.4814 (Pasten, bei letzterer die Maske auf der Rückseite); BMCG, Nr. 2882 (Paste);
AGDS 1-1, Nrn. 466 f. (Pasten).

Späthellenistisch, 1. Jh. v. Chr.

Aus Sammlung Dr. Philipp Lederer.

Publ.: Auktionskatalog 70 Fischer, Luzern 1941, Nr. 95.

100 Sardonyx, unregelmäßig kreisförmig geschichtet braun —weiß—braun.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach. Nur die oberste dunkle Schicht ist graviert, so daß die
darunter liegende weiße Schicht einen hellen Rahmen bildet.
16 χ 12 x4,7 mm

Geflügelter kindlicher Eros geht nach links, in der vorgestreckten Linken einen gefiederten
Pfeil senkrecht haltend, mit der Rechten den Bogen aufstützend. Er trägt einen tief am Hin-
terkopf sitzenden kappenartigen Helm und an einem Riemen über den Rücken niederhan-
gend einen Köcher. Bodenlinie.
Sehr weicher, großflächiger und flüchtiger Schnitt.
Für Varianten des Motivs vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6770; Neverov, Intaglios, Nr.

68
124 (= Furtwängler, AG, Taf. 43,60 = G. Horster, Statuen auf Gemmen, Bonn 1970, S. 37);
Henig, Corpus, Nr. 135 ; AGDS IV, Hannover, Nr. 134 (mit weiteren Hinweisen).

Späthellenistisch, 1. Jh. v. Chr.

101 Sardonyx, horizontal geschichtet braun —weißlich —braun.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, Rand 2 mm hoch senkrecht abfallend. Die weiße Mittel-
schicht umrahmt als schmaler Streifen das in die oberste Lage gravierte Bild.
10 χ 7,2 χ 3,5 mm

Horusknabe steht nach rechts, nackt, das Gewicht auf dem rechten Bein, das linke auf Fuß-
spitze darüber gekreuzt, die rechte Hand im Schweigegestus vor den Mund gehoben. Im lin-
ken (nicht sichtbaren) Arm hält er ein Füllhorn und die herabhangende Chlamys. Das Haar
ist von der Stirn bis zum Nacken eingerollt, auf dem Scheitel eine Lotosknospe angedeutet.
Bodenlinie.
Ziemlich flüchtiger, derber Schnitt.
Für verwandte, meist frontale Darstellungen vgl. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 455; AGDS III,
Göttingen, Nr. 605; AGDS 1-3, Nr. 2677; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6483 und 8718;
id., AG, Taf. 43,56 f.; Taf. 44,43; Taf. 62,3; BMCG, Nrn. 1799 f.; Henig, Lewis Collection,
Nr. 125. Zur Wiedergabe des Körpers und des nur mit einem Strich gezeichneten Standbeins
vgl. hier Nrn. 98 und 126 (dort Spielbein).

Ende 1. Jh. v. Chr.

102 Aventurin.
Hochoval, Bildseite schwach konvex, berieben, Rückseite stärker konvex.
13,1 χ 10 χ 4 mm

Isis steht nach rechts, Kopf mit Profil, Körper in Dreiviertelansicht von vorn. In der vorge-
streckten Linken hält sie eine gekrönte Uräusschlange, in der gesenkten Rechten eine Situla.
Sie trägt das enganliegende ,ägyptische' Gewand und den charakteristischen Kopfputz mit
zwei steil aufragenden Hörnern. Bodenlinie.
Flüchtiger, summarischer Schnitt, der aber gewisse Einzelheiten, besonders die Profillinie
und die Drapierung, gut zur Geltung bringt.
Vgl. die verwandte, aber feiner gearbeitete Darstellung auf einem ebenfalls beidseitig konve-
xen Chalcedon in Kopenhagen, Fossing, Nr. 656. Ähnliche Figürchen mit enganliegenden
Gewändern finden sich auf Denaren des Minutius Augurinus aus den Jahren um 110 v. Chr.
(vgl. Sydenham, Nr. 494). Münzbilder aus jener Jahrhundertwende zeigen, wie unsere Gem-
me, ein dünnes, steckenartiges Hälschen und die nur mit einer Linie gezeichneten Arme (vgl.
vor allem Crawford, Nr. 296 l a und l h). Es ist nicht ausgeschlossen, daß unsere Isis im hel-
lenisierten Mittelitalien graviert wurde, wo die ägyptischen Kulte sich großer Beliebtheit er-
freuten (s. M. Malaise, Les conditions de pénétration et de diffusion des cultes égyptiens en
Italie, Leiden 1972, S. 159 ff.).

Wohl Anfang 1. Jh. v. Chr.


69
*103 Granat in antikem (?) Goldring.
Breitoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
7,5 χ 10 mm
Ring: a.D. senkrecht 18,5 mm
waagrecht 18 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 14,5 mm

Schmetterling fliegt von rechts her auf eine brennende Fackel zu, vor deren nach ihm zün-
gelnden Flamme er im letzten Augenblick zurückzuschrecken scheint.
Eine der vielen Varianten des beliebten Motivs, das die sich im Feuer des Eros versengende
Psyche versinnbildlicht. Ein Gegenstück zu unserer Gemme ist der ähnlich fein geschnittene
konvexe Sard in Wien, Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 536, wo der Schmetterling von der nach
ihm züngelnden Flamme wegfliegt.
Im übrigen vgl. u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2145 (Karneol, Schmetterling über
Fackel); ibid. Nr. 6708 (Granat, auf Rose = Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 23,19); hier Nr. 104;
BMCG, Nrn. 2534-42, stilistisch am nächsten 2534.2537; AGDS 1-3, Nr. 2196 (Karneol,
Eros hält Schmetterling über Fackel, stilistisch nah).
Ringform: Der innen flache, außen gewölbte Reif (mit scharfer Zwischenkante) verbreitert
sich gegen oben hin und biegt steil zur etwas erhöhten Platte ein, die den ganz plan eingelas-
senen Stein mit einem schmalen Rand umschließt. Eine Zwischenform von Henkel, Nrn.
132—133; ähnlich Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 29.

Hellenistisch-römisch, 1. Jh. v. Chr.

104 Unreiner Granat.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite stark konkav, Rand zur Rückseite sehr kurz einwärts geschrägt.
Hochpoliert.
17,6 χ 14,8 χ 6 mm

Schmetterling mit hochaufgerichteten Flügeln auf Blume sitzend.


Weicher, zarter Schnitt. Für Motiv und Stil vgl. vor allem den konvexen Karneol in Berlin,
Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2144; des weitern ibid. Nrn. 2140 (konvexer Amethyst).
6606 (flacher Hyacinth). 6610 (flacher Sard). 6708 (flacher Granat = Imhoof-Blumer/Keller,
Taf. 23,19); AGDS 1-2, Nrn. 2068ff. (Pasten); BMCG, Nrn. 2534 (Hyacinth) und 2538 (fla-
cher Sard = Richter, EGR, Nr. 383).
Die Blume stellt wohl eine — zwar flüchtig gezeichnete — Rose dar, wie auch der Vergleich
mit den erwähnten Berliner Gemmen Nrn. 2144 und 6708 zeigt. Der Schmetterling, Symbol
der Seele, auf einer Blume bedeutete für die Alten ein sich glücklich entfaltendes Leben
(s. O. Keller, Die antike Tierwelt II, S. 440).

Schöne Arbeit des 2. Jh. v. Chr.

70
105 Hyacinth, klar durchscheinend.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach. Bildmitte (Hinterleib der Biene) und Rückseite etwas be-
stoßen.
9 χ 7,5 χ 3,8 mm

Biene von oben gesehen.


Plastischer, weicher, von der Rundperltechnik beeinflußter Schnitt ohne Betonung feiner
Einzelheiten, wie hier Nr. 104.
Die Biene war als Hieroglyphenzeichen Sinnbild des Königs und somit der Monarchie; sie
behielt diese Bedeutung im ptolemäischen Ägypten und wurde am Ende der Republik auch
in die politische Symbolik Roms aufgenommen.
Unser Stein gehört wohl, wie die meisten stark konvexen Gemmen mit dem Bild einer
Biene, in den alexandrinisch-ptolemäischen Bereich; vgl. Boardman/Vollenweider, Oxford I,
Nr. 338 (mit Hinweisen). Für römische Darstellungen vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nr.
2139 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 23,48, konvexer Amethyst); ibid. Nr. 6601 (flacher
Karneol).

2.-1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

106 Karneol in modernem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, berieben, Rand mit weicher Oberkante zur Rückseite auswärts geschrägt und
(wohl erst später) facettiert.
10,5 χ 9,5 mm

Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln von oben gesehen, darunter Raupe, darüber Puppe.

Hübsche Arbeit des 1. Jh. v. Chr.

107 Karneol-Onyx, orangerot mit horizontaler weißlicher Mittelschicht.


Breitoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach und bestoßen, Rand unterhalb der Mittelschicht sehr
leicht einwärts geschrägt.
9,1 χ 11,8 χ 6 mm

Kleine Heuschrecke (Grille) nach rechts. Die kurzen Fühler könnten das Tier als Nymphe
der Wanderheuschrecke charakterisieren, vgl. O. Keller, Antike Tierwelt II, S. 455 ff. und
Taf. 2,4 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 23,34 = Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2129).
Ein auf Gemmen häufig vorkommendes Motiv, vgl. u.a. Furtwängler, AG, Taf. 45,58.67.68
(vor allem die beiden letzteren von exquisiter Feinheit und Zartheit der Gravierung); id., Be-

71
Schreibung, Nr. 7075; Lippold, Taf. 97,10.12; Southesk Collection I, G 17; Richter, EGR,
Nr. 382.
Unserem Exemplar näher verwandt sind zwei Karneole in Kopenhagen, Fossing, Nrn. 1204
(unter jugendlichem Porträtkopf) und 1531; auch eine Paste in Berlin, Furtwängler, Be-
schreibung, Nr. 6187 (Zikade auf Syrinx) und eine weitere in Genf, Vollenweider, Genève
II, Nr. 549; ebenso Furtwängler, Beschreibung, Nr. 8038 (= Vollenweider, Porträtgemmen,
Taf. 147,2) unter einem jugendlichen Porträtkopf eine Zikade, die auf der Syrinx bläst.

1. Jh. v. Chr.

108 Granat.
Viereckig, Bildseite konvex, Rückseite flach. Hochpoliert.
8,8 χ 8,3 χ 3,2 mm

Wildbiene von oben gesehen. Die Flügel sind leicht gespreizt, so daß der gerippte Leib sicht-
bar ist. Das unterste Beinpaar biegt sich der äußeren Flügellinie entlang einwärts; von den
beiden ändern ist nur das mittlere zu sehen, das rechtwinklig geknickt ausgreift, während das
bei dieser Bienenart kurze oberste vom Leib verdeckt zu denken ist. Die Fühler stehen steil
aufwärts und dann zurückgewinkelt vom Kopf ab.
Breitflächiger, weicher Schnitt, ähnlich wie hier bei Nrn. 104 und 105.
Vgl. hier Nr. 105 mit Hinweisen und besonders den konvexen Sard Furtwängler, AG, Taf.
28,80, der die Biene jedoch in viel feinerer plastischer Durchdringung zeigt; auch sind dort
alle sechs Beine zu sehen und das unterste Beinpaar liegt der inneren Flügellinie entlang.

Wohl 2. oder Anfang 1. Jh. v. Chr.

*109 Goldener Schmuckring mit aufgelöteter Götterfigur.


a.D. senkrecht (mit Figur) 17 mm
waagrecht 18,5 mm
i.D. senkrecht 13 mm
waagrecht 16 mm
Länge der Figur 20,3 mm
Gewicht: 3 g

Der schmale, flach gehämmerte Reif verbreitert sich zu einer unregelmäßig ovalen Platte, die
eine quer zum Finger aufgelötete kleine Hohlfigur mit glatter Rückseite trägt:
Osiris als Totengott in Mumiengestalt mit hohem, konischem Kopfschmuck; in der vor der
Brust aus dem Gewand herausgreifenden Rechten hält er einen Krummstab oder ein Szepter.
Vgl. einen ähnlichen Goldring mit stehender, doch mehr in Relief gearbeiteter Isis im British
Museum, BMCR, Nr. 240; ferner Bronzeringe mit ägyptischen Götterbüsten, ibid. Nrn.
1298—1302; endlich zwei Miniaturringe mit Isis- und Serapisbüsten in Athen, Segall, Katalog
Museum Benaki, Nr. 147, Taf. 39.

Wohl ptolemäisch, 2.—1. Jh. v. Chr.

72
*110 Dreifacher Goldring mit gravierten Platten.
Kreisrund, a.D. 17,5 mm
i.D. 16 mm
Gewicht: 3,5 g

Der Ring besteht aus drei gehämmerten, innen flachen, außen sehr schwach gewölbten
schmalen Reifen, die im untersten Viertel auf 2,5 mm Breite zusammengeschweißt sind,
dann aber getrennt parallel verlaufen und einander erst mit den Ringschildern wieder be-
rühren.
Die drei Ringschilder sind als flache, schmale Ovale aus den Reifen ausgeschmiedet und
zeigen in flüchtiger Gravur je eine stehende Götterfigur mit hohem Szepter und Kopf-
schmuck: die mittlere Figur nackt, die beiden ändern in drapiertem Gewand. Die Figur
rechts hält in der gesenkten Rechten einen Zweig, die mittlere einen unbestimmbaren Ge-
genstand. Ob die Gruppe Isis, Horus und Serapis darstellen soll, läßt sich kaum feststellen;
jedenfalls dürfte es sich um ägyptische Gottheiten handeln, wie auf dem verwandten Gold-
ring des British Museum, BMCR, Nr. 167 und Introduction xlv, E vii, auf dem Anubis er-
kennbar ist. Zum Ringtypus vgl. auch ibid. Nrn. 168—176; zur Graviertechnik Nrn. 117 f.
Ein sehr ähnliches Exemplar befand sich in der Sammlung Guilhou, vgl. Guilhou, Sotheby
Säle 1937, Nr. 115 (wohl Guilhou, Ricci, Nr. 163). Für im Typus verwandte, z.T. spätere,
nicht oder anders gravierte Ringe vgl. Zahn, Sammlung Schiller, Nr. 12, Taf. 51; Breglia,
Catalogo delle Oreficerie, Nrn. 734-745 (nicht illustriert); Henkel, Nrn. 107.108.110; Cook
Collection, Nr. 9. Für einen frühen Typus vgl. Amandry, Collection Stathatos, Nrn. 238 f.,
Taf. 41 (Doppelreif mit Karneolen, hochhellenistisch); Hoffmann/v. Ciaer, Antiker Gold-
und Silberschmuck, Hamburg—Mainz 1968, Nr. 119.

Wohl alexandrinisch, 2.—1. Jh. v. Chr.

*111 Goldring in Form einer zusammengerollten Schlange.


a.D. im Rund 20 mm
Gewicht: 3 g

Ein 2 mm breites, innen flaches, außen sehr schwach gewölbtes Band ist zu einer Spirale von
zweieinviertel Windungen gebogen und endet oben in einem flachen Schlangenkopf. Die
Schuppen sind an Hals und Kopf mit unregelmäßig bogenförmiger Punzierung angegeben,
sonst ist der Reif glatt. Am Schwanzende eine gelötete Bruchstelle.
Spiralig schlangenförmige Fingerringe und Armreifen sind vom Ende des 4. Jh. v. Chr. bis ins
1. Jh. n. Chr. beliebt. Nach Berta Segall stehen Schlangenarmreife im Späthellenismus und in
der frühen Kaiserzeit vielleicht in Zusammenhang mit gewissen Mysterienkulten, besonders
des Dionysos, sicherlich mit dem Isiskult (Segall, Katalog Museum Benaki, S. 85 zu Nr. 97,
S. 115/6 zu Nr. 171, S. 118-125 zu Nr. 180). Wie Pierre Amandry bemerkt (Collection
Stathatos, S. 106 zu Nr. 240), sind hellenistische Ringe und Armreifen in Schlangenform
schwer genau zu datieren; sie gehören zum großen Teil in die Zeitspanne 1. Jh. v. Chr. bis
1. Jh. n. Chr. Für verschiedene Formen wohl kaiserzeitlicher Schlangenringe vgl. Henkel,
Taf. 2 und 17 und seine Bemerkungen S. 231 ff.

73
Zu unserem Exemplar vgl. vor allem den Ring im Metropolitan Museum New York bei
Christine Alexander, The Art of the Goldsmith in Classical Times (1928), Nr. 114, der aus
Madytos stammen soll und ins 4. Jh. v. Chr. datiert wird; er ist unserem schlichten Exemplar
sehr ähnlich, hat aber an beiden Enden einen Schlangenkopf. Verwandt ist auch der als rö-
mische Variante bezeichnete Schlangenring ibid. Nr. 124 (mit vierfacher Spirale). Vgl. ferner
die Schlangenringe in Neapel, Breglia, Catalogo delle Oreficerie, Nrn. 676—685 (der erst-
genannte Taf. 39,1), meist mit aufgerichtetem Kopf, die wohl alle in das erste vorchristliche
Jahrhundert oder in die frühe Kaiserzeit gehören.

Wahrscheinlich alexandrinisch, 1. Jh. v. Chr.

Angeblich in Mazedonien gefunden.

Publ.: Pompeji, Leben und Kunst in den Vesuvstädten, Ausstellung im Kunsthaus Zürich, 1974, Nr. 227.

*112 Goldring in Form einer sich aufrichtenden Schlange.


a.D. im Rund 18,5 mm, Höhe der Schlange von Schwanz bis Kopf 22 mm
Gewicht: 3 g

Ein 1,2 mm dicker Runddraht ist zu einer einfachen Spirale gebogen, die oben in zwei ge-
genläufigen Windungen als Schlangenkopf endet, unten im zweimal geringelten Schwanz
ausläuft. An Vorderteil und Schwanzende sind die Schuppen mit einer gekerbten, feinen
Kreuzmusterung angegeben, Mittelteil und Innenseite sind glatt. Ganz naturalistisch und
sehr fein gearbeitet der breite, rhombenförmige Kopf mit kräftig gekerbtem Schild, hervor-
quellenden Augen und spitzzahnigem Maul.
Vgl. vor allem BMCR, Nr. 934 (ebenfalls Runddraht, doch in dreifacher Spirale) und Nr.
933 (= Becatti, Oreficerie antiche, Nr. 511) mit ebenfalls kreuzweiser Kerbung, jedoch
flachem Reif, Vorderteil der Schlange nur einmal gewunden; ferner ibid. Nr. 936 (= Becatti,
op. cit., Nr. 512 = Higgins, Greek and Roman Jewellery, London 1961, Taf. 53,B); den ähn-
lichen Ring aus Pompeji im Nationalmuseum Neapel, Breglia, Catalogo delle Oreficerie, Nr.
676, Taf. 39,1); auch BMCR, Nr. 934 (= Becatti, op. cit., Nr. 510), ebenfalls aus Runddraht,
aber gröber; Segall, Katalog Museum Benaki, Nrn. 139.140, ähnlich, aber flach; Amandry,
Collection Stathatos, Nr. 240, Taf. 41, S. 106, dort der Schwanz nicht geringelt, die Schup-
pen nur punktförmig gepunzt; Hoffmann/Davidson, Greek Gold, Nr. 122, ähnlich geformt,
aber flach, gröbere und stilisierte Gravur, datiert 3. Jh. v. Chr.; Zahn, Sammlung Schiller,
Nr. 3, Taf. 51, ähnlich, aber flach; Christine Alexander (Titel s. Nr. 111), Nr. 129, in ähn-
lichen Windungen geformt, flache, zweifache Spirale, wohl römisch.

Wohl alexandrinisch, 2.—1. Jh. v. Chr.

Publ.: Pompeji, Leben und Kunst in den Vesuvstädten, Ausstellung im Kunsthaus Zürich, 1974, Nr. 226.

74
113 Mondstein, unten rechts rötlich getönt.
Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, beidseitig hochpoliert.
13,2 χ 15,5 χ 3,6 mm

Hirsch sprengt nach rechts, den Kopf mit steil aufragendem Geweih zurückgewandt. Lange
Bodenlinie.
Die Darstellung des flüchtenden Tiers ist nicht meisterhaft, jedoch schwungvoll und mit
sicherer Hand geschnitten. Kopf und Geweih sind sorgfältig ausgearbeitet, der langgestreckte
Körper aber ist nur wenig modelliert, und die Hinterläufe scheinen verhältnismäßig zu kurz.
Rundperlvertiefungen für Auge, Gelenke und Hufe. Vgl. den stilistisch verwandten schreiten-
den Hirsch auf einem Karneol in München, AGDS 1-3, Nr. 2252, und den Nicolo mit Arte-
mis und Hirsch im British Museum, BMCG, Nr. 1332, beide wohl etwas spätere griechisch-
römische Arbeiten des 1. Jh. v. Chr. Für die gespannte Bewegung des schlanken Tierleibs vgl.
den Greif auf Münzen des L. Papius, Grueber, Taf. 41,5—14, die Pferde auf Denaren des
L. Rutilius, ibid. Taf. 42,10, aber auch jene auf gewissen Münzbildern des 2. Jh. v. Chr., z.B.
ibid. Taf. 19,4 und Taf. 25,20.
Für den weichen, langgestreckten Körper vgl. den grasenden Hirsch auf Münzen des Mithri-
dates VI., Königs von Pontos, Price, Num. Chr. 1968, vor allem Taf. 2,11.

Anfang 1. Jh. v. Chr.

114 Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig leicht konvex.
14 χ 9,5 mm

Pferdeprotome nach rechts, Kopf im Dreiviertelprofil von vorn. Eleganter, plastischer


Schnitt, fein modelliert die zarten Nüstern und das leicht geöffnete Maul, die über den
lebhaft blickenden Augen sich wölbenden Brauenbogen, die kleinen Ohren. Das Stirnhaar
teilt sich in drei lockige Büschel, deren mittleres flammenartig nach oben strebt, während die
ändern seitlich der Stirn anliegen; die gestutzte Mähne ist als eine der Nackenlinie folgende
wohlgeordnete Reihe leicht geschwungener Kerben mit Binnenritzung angegeben. Hals-
abschnitt in sanftem Bogen spitz zulaufend.
Pferdeköpfe, oft von großer Ausdruckskraft, erscheinen auf Münzen der Karthager, der
Römer, wie der seleukidischen Dynastie (vgl. Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 2,12.13.17; Grue-
ber, Taf. 74,1.3.4—6.16—18), aber auch auf Gemmen und Pasten (vgl. u.a. Furtwängler, Be-
schreibung, Nrn. 5450-5460; AGDS 1-2, Nrn. 911.2088 ff.; BMCG, Nrn. 2411 f.).
Am nächsten kommt unser Exemplar dem schönen Karneol in Berlin, Furtwängler, Beschrei-
bung, Nr. 7051 (= id., AG, Taf. 45,56 und, vergrößert, Taf. 51,18 = Imhoof-Blumer/Keller,
Taf. 16,35), doch wirkt es bei aller Ähnlichkeit der Haltung und trotz der Übereinstimmung
von Einzelheiten nicht ebenso kraftvoll lebendig, sondern etwas manieristisch kühl, sich
schon dem römischen Klassizismus nähernd.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

75
115 Karneol, orangerot, klar durchscheinend.
Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, oben
rechts bestoßen.
10,1 χ 12,9 χ 2,1 mm

Löwe schreitet nach rechts, Maul offen, Zunge nicht sichtbar, Schwanz hangend mit schlau-
fenartig aufgebogenem Ende. Bodenlinie.
Typus wie hier Nr. 176 in Haltung und Beinstellung, doch in erheblich besserer, wenn auch
recht konventioneller Ausführung. Die reiche Mähne ist mit lockigen Büscheln angegeben,
zarte Strichlein für die Bauchhaare, kleine Rundperlpunkte an den Tatzen, ein größerer für
das Auge, Gesicht und Leib flach modelliert.
Zur Schnittechnik vgl. die Löwin in München, AGDS 1-2, Nr. 873, die aber kompakter und
mehr in die Tiefe geschnitten ist; sie wird, wie unser Löwe, wohl in dieselbe Gruppe gehören
wie der Karneol in Kopenhagen, Fossing Nr. 1277 und die Pasten in Berlin, Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 5346 ff., auf deren Zusammenhang mit Münzen des Marcus Antonius
Fossing mit Recht hinweist. Im Gegensatz zu dem oben erwähnten Löwen italischer Her-
kunft (hier Nr. 176) dürfte dieses Exemplar eine Version des griechischen Ostens darstellen,
wie man sie auf den Münzen des Amyntas, des von M. Antonius im Jahr 36 eingesetzten
Königs der Galater (36—25 v.Chr.), erkennt, vgl. Sammlung Von Aulock, Nr. 6106 (SNG,
14. Heft, Deutschland, Berlin 1967); BMC Greek Coins, Galatia, Taf. 1,7, S. 4.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

116 Trüber Granat.


Breitoval, Bildseite stärker und Rückseite schwach konvex.
7,5 χ 10,8 χ 3,8mm

Eber springt nach links, die Vorderbeine parallel ausgreifend, mit den Hinterfüßen sich von
Bodenlinie abstoßend. Rückenborsten fein schraffiert angegeben. Kugelige Beschädigung am
Rand der Brustpartie.
Der in die Tiefe des Steins geschnittene massige Tierleib zeigt noch deutlich den Einfluß des
Rundperlstils. Ein Beispiel für den Übergang von a globolo-Technik zu einer mehr naturali-
stischen, wenn auch sehr vereinfachenden Darstellungsweise.
Zum schon auf frührömischen konvexen Steinen erscheinenden Motiv vgl. verschiedene Va-
rianten bei Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2042 f. ; AGDS IV, Nr. 683; Sena Chiesa, Aqui-
leia, Nr. 1091; AGDS 1-2, Nrn. 879-882 und 1983 ff.

Anfang 1. Jh. v. Chr.

*117 Onyx, weiß auf durchscheinend hellgrauem Grund.


Kameo. Breitoval, Bildseite hochpoliert, die leicht konvexe Rückseite matt.
16x21,3 χ 3,9mm

76
Pegasos sprengt nach links, mit parallel gestreckten Hinterbeinen von der Bodenlinie ab-
stoßend, die Vorderbeine weit ausgreifend in der Luft. Flügel steil aufgerichtet und leicht
nach vorn gebogen, Mähne mit kurzen parallelen Strichen eingeritzt, großes, reliefiertes
Auge, kurzer Kopf mit abgeschliffenen Konturen, flach modellierter Leib, langer, buschiger
Schwanz. Bodenlinie mit kleinen senkrechten Kerben.
In der Haltung und der Behendigkeit der Bewegung vergleichbar dem springenden Greif auf
Münzen des L. Papius (Grueber, Taf. 41,5-14; Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 11,30).

I.Hälfte l.Jh. v. Chr.

118 Karneol, orangerot, von großer Schönheit und Klarheit der Farbe.
Hochoval, Bildseite schwach, Rückseite stark konvex.
Hochpoliert, aber beidseitig berieben.
13,2x9,9x4,2 mm

Adler steht in Dreiviertel-Vorderansicht nach rechts, den Kopf zurückgewandt, in den Fän-
gen das Blitzbündel des Zeus.
Vgl. die ähnliche Darstellung auf Denaren des M. Plaetorius Cestianus, um 68 v. Chr., Grue-
ber, Nr. 3596, Taf. 45,12; Alföldi, Zeitfolge, Taf. 21,4-12; auf Gemmen: Furtwängler, Be-
schreibung, Nrn. 5708-5713; Fossing, Nrn. 1448-1450; Musée Fol, Nrn. 3412 ff.
Die Technik der kurzen, kräftigen Striche, mit denen hier das Gefieder gezeichnet ist, cha-
rakterisiert auch andere Gemmen jener Zeit, z.B. den Adler in Berlin, AGDS II, Nr. 343; für
die Wiedergabe der Haare in gleicher Weise vgl. ibid. Nr. 415; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn.
246.274; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 320.

I.Hälfte Î . Th. v. Chr.

119 Hyacinth mit dunkler Einsprengelung oben links.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite leicht konvex auswärts geschrägt. Absplitterung unten links.
In der Mitte der Rückseite eine kleine ovale Aushöhlung, von der sich eine Haarspalte bis zum Rand hin-
zieht.
12 χ 10 x2,8 mm

Protome eines Ziegenbocks nach rechts.


Feiner, ausdrucksvoller Schnitt mit Betonung der Braue, Punktauge, kurze, kräftige Striche
für das zottige Fell.
Die Gemme gehört zu den zahlreichen griechisch-römischen Tierdarstellungen, von denen
BMCG, Taf. 28 Beispiele zeigt. Vgl. besonders den Sard mit Widder- und Ziegenbockproto-
men ibid. Nr. 2372; ferner den Karneol in Kopenhagen, Fossing,Nr. 1434 (= Imhoof-Blumer/
Keller, Taf. 18,4); den liegenden Bock Furtwängler, AG, Taf. 29,64. Vgl. auch den ähnlichen
Typus der Ziegenprotome auf Glaspasten in München, AGDS 1-2, Nrn. 1979—80; Furtwäng-
ler, Beschreibung, Nrn. 2003—05; die mit Protomen anderer Tiere vereinten Ziegenköpfe
AGDS 1-2, Nrn. 2089.2093 ff. ; Vollenweider, Genève II, Nrn. 396 f.

Hellenistisch-italisch, Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.


77
120 Hyacinth, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Breitoval, beidseitig flach. Schürfungen in der Bildmitte und unter dem Schwanz des Vogels.
10 χ 15 mm

Papagei geht nach links, eine Ähre in der erhobenen rechten Klaue. Über dem leicht ge-
schweiften, langen Schwanz eine Muschel.
Klarer Schnitt mit sauberen Konturen, der schlanke Vogelleib plastisch herausgearbeitet, die
langen Schwanzfedern, die Beine und die Ähre fein gezeichnet: subtile Eleganz und Bewegt-
heit, Merkmale des caesarischen Stils, kennzeichnen diese Gemme.
Zum Motiv vgl. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 533 (mit Hinweisen); auch die wohl schönste
Darstellung eines Papageis auf einer antiken Gemme bei Giorgio Sangiorgi, RM 48, 1933,
S. 288 f., Taf. 48,1.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

121 Quergestreifter, schwarzbrauner Sardonyx, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite flach, Rückseite konvex.
12,5 χ 10,5 mm

Kopf des jugendlichen Herakles nach rechts. Das Löwenfell ist um den stämmigen Hals ge-
legt und vorn geknüpft. Massiges, rundes Haupt, gewölbtes Profil, in dem die etwas fliehende
Stirn und die große Nase eine kaum gebrochene Linie bilden. Kurzes, mit kleinen, derben
Parallelstrichen wiedergegebenes Haar, leichter Bartflaum an der Wange. Ziemlich tiefer,
großflächiger Schnitt.
Auf die Zugehörigkeit der Gemme ins ausgehende zweite oder beginnende erste Jahrhundert
weist die Verwendung des quergestreiften Sardonyx, wie auch die stilistische Verwandt-
schaft mit dem Apollokopf auf einem Denar des Q. Fabius Maximus aus den 80er Jahren
(vgl. Sydenham, Nr. 718 und Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 7,3); vgl. auch die Athena-
büste auf Münzen des Sulla, Sydenham, Nr. 762, sowie den wohl lugurtha darstellenden
Herakleskopf ibid. Nr. 881 A. Für die ähnliche Zeichnung der Haare mit kurzen, derben Stri-
chen vgl. die noch ins 2. Jh. gehörenden Gemmenbildnisse bei Vollenweider, op. cit., Taf.
46,4.6.7; Taf. 48,3; Taf. 50,1.4.6 und die dort abgebildeten Penaten auf einem Denar des
C. Sulpicius, Taf. 50,3; vgl. auch ibid. Taf. 61,4.8.9 (= Furtwängler, AG, Taf. 47,26 = AGDS
II, Nr. 414); BMCG, Nr. 1015; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6534; Zwierlein-Diehl, Wien
I, Nr. 348. Unserer Gemme am nächsten verwandt, obwohl noch massiver im Ausdruck und
in der Struktur des Hauptes, ist der Herakles im Ashmolean Museum, Boardman/Vollenwei-
der, Oxford I, Nr. 331.

120-70 v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

78
122 Karneol, leuchtendrot mit kleiner dunkler Einsprengelung, in modernem Goldring à
jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig schwach konvex.
12 χ 9 mm

Büste der Athene nach rechts mit Helm und Ägis, von der zwei Schlänglein sich aufbäumen.
Der Helm trägt einen Helmbusch und ist vorn und im Nacken zu je einer Silensmaske ausge-
arbeitet. Unter dem Helm Lockenkranz, von dem drei gedrehte Locken in Hals und Nacken
hangen und zugleich die Bartlocken der hinteren Maske bilden.
Weicher, etwas flüchtiger Schnitt, das Fell der Ägis mit flockigen Strichen angegeben.
Für die Kombination von Athenakopf mit Masken vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
5332-34.7809f.; Richter, MMA, Nr. 273; BMCG, Nr. 1374; Southesk Collection I, C 18;
Henkel, Nr. 1482, Taf. 76, 226; Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 66 (mit weite-
ren Hinweisen).
Spricht die Betonung der Braue des Silens oder die Strichzeichnung an Ägis und Helmbusch
für eine Datierung an das Ende des zweiten oder den Anfang des ersten Jahrhunderts, so er-
innern die feine Modellierung des Gesichts, der sehr dünne Hals an klassizistische, griechi-
schen Meistern zuzuschreibende Münzbildnisse der Mitte des 1. Jh. v. Chr.
Vgl. die Athene auf Denaren des C. Considius, Sydenham, Nr. 994; den Kopf der Sibylle
ibid. Nr. 1000, der Venus ibid. Nr. 1010 (Crawford, Nrn. 474/3 a. 452/e).

1. Jh. v. Chr.

123 Heller, unreiner Amethyst, unregelmäßig getönt.


Breitoval, beidseitig stark konvex mit scharfer Zwischenkante, Rückseite etwas seitlich der Mitte abgeflacht.
6,3 χ 9 χ 4,1 mm

Schaf geht nach rechts, vor ihm zwei Kornähren. Rund gebogenes Hörn, breiter Schwanz,
das Fell mit reihenweise angeordneten senkrechten Strichlein angegeben. Bodenlinie.
Schaf und Widder, oft mit Ähren oder Mohnkolben, auch mit Kerykeion, Stern, Mond-
sichel dargestellt, stehen zu verschiedenen Göttern in Beziehung, z.B. zu Hermes und
Apollon, aber auch zu Demeter (s. O. Keller, Die antike Tierwelt I, S. 309 ff.). Auf diese
Göttin dürften die Kornähren auf unserer Gemme hinweisen, vielleicht aber auch auf politi-
sche Ereignisse, wie Korn- oder Landverteilungen.
Für verwandte Darstellungen vgl. u.a. den Widder mit ähnlich graviertem Fell auf einer Paste
in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 5605, abgebildet bei Imhoof-Blumer/Keller, Taf.
18,48; auch Furtwängler, op.cit., Nrn. 3258.5604ff.; recht nahe ein Karneol bei Sena
Chiesa, Aquileia, Nr. 1121 (schlechter geschnitten). Vgl. ferner Fossing, Nrn. 1368—76;
Furtwängler, AG, Taf. 45,14.21; Babelon, Pauvert, Nr. 146 (Fell punktiert); für die Gravie-
rung des Fells vgl. die Ägis hier Nr. 122.

Hübsche Arbeit des 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

79
124 Sehr heller, undurchsichtiger Achat, hellgrau—milchweiß horizontal geschichtet.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, Rand 1,5 mm breit senkrecht abfallend.
14,8 χ 11,9x5,1 mm

Geflügelte Büste der Victoria nach rechts. Haarrolle rings um den Kopf; eine gedrehte Sträh-
ne ist vom Ohr zum Wirbel hochgebunden und endet in einem Lockenschopf ; kleine Nak-
kenlocke. Kleiner, vom Nacken abstehender Flügel. Vor der Brust undeutlich angegebene
Gewanddrapierung (oder zweiter Flügel?).
Die Haartracht und deren schematische Wiedergabe mit kurzen, groben Parallelstrichen wei-
sen ins erste vorchristliche Jahrhundert. Für verwandte Darstellungen vgl. den konvexen
Granat BMCG, Nr. 1172 (gleiche Frisur, zwei Flügel, Gewanddrapierung); ferner die Diana-
bzw. Victoriabüsten auf Pasten in Berlin (Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4903.4905—08)
und München (AGDS 1-2, Nr. 1311); am nächsten verwandt, wenn auch weniger schematisch
geschnitten, der Karneol in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 282. Der Typus
findet sich in Varianten auch auf spätrepublikanischen Münzen, vgl. Grueber, Taf. 40,15
(Dianabüste, ca. 82 v. Chr.); Mattingly, Roman Coins, London 1928/1960, Taf. 18,18 (eben-
so, ca. 72 v. Chr.); Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 13 und 15.

1. Jh. v. Chr.

125 Amethyst in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
16,5 χ 10mm
Ring: a.D. senkrecht 21,8mm
waagrecht 25,2 mm
i.D. senkrecht 12,2 mm
waagrecht 20 mm

Athene in hochgegürtetem Chiton schreitet schwebenden Schritts auf Zehenspitzen nach


links. Sie trägt Helm und Schild und schultert mit der Rechten die Lanze. Das Gewand weht
unterhalb der Knie bauschig nach hinten.
Für ähnliche Darstellungen vgl. BMCG, Nrn. 1144 f.; näher ibid. Nr. 1363; De Ridder, Col-
lection De Clercq, Nr. 2916; Southesk Collection I, C 11 und C 15; Furtwängler, Beschrei-
bung, Nrn. 2297.2368; AGDS 1-1, Nrn. 610-612. Der Typus der schwebend schreitenden
Athene gleicht jenem auf den Triumphalassen des Caesar, geprägt von C. Clovius im Jahre
45 v. Chr. (vgl. Grueber, Taf. 53,17.18). Der flüchtige Schnitt der Gemme entspricht dem
Stil der damaligen Denarprägungen, vgl. Grueber, Taf. 54,5 ff.
Ringform: Der hohe Reif ist innen flach, außen gewölbt; er verbreitert sich nach oben und
ist durch eine Einziehung von dem unten geschlossenen, etwas zerdrückten Ringkasten abge-
setzt. Ein etwa 1,5 mm breiter Rand begrenzt horizontal die Platte, in die die von einem
schmalen Kragen aus Goldblech umrahmte Gemme eingelassen ist. Der Reif ist in der Mitte
unten wie von einer Zange vertikal flachgedrückt.
Für eine ähnliche Ringform vgl. BMCR, Nr. 405 und, etwas weiter entfernt, Nr. 715. Der die

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Platte säumende breite horizontale Rand ist nach Bärbel Pfeiler ein charakteristisches Merk-
mal späthellenistischer Ringe (s. Pfeiler, Goldschmuck, S. 46).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

126 Brauner Sardonyx mit breitem weißem Querstreifen in der Mitte.


Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
20,5 χ 10 χ 3 mm

Jugendlicher Dionysos oder Bacchus-Liber steht, den Ellbogen auf einen Pfeiler gestützt,
nach links, Körper beinahe frontal, Kopf im Profil, Gewicht auf dem rechten Bein, das linke
leicht zur Seite gestellt, mit der vorgestreckten Rechten einen Kantharos ausleerend. Vor
ihm zu seinen Füßen ein Panther, der mit erhobener Tatze und zurückgewandtem Kopf zum
Gott aufblickt. Dieser ist nackt bis auf einen um Hüften und Beine drapierten Mantel, dessen
Ende um den aufgestützten Arm geschlungen ist. Kurze, gerade Parallelstriche für das am
Kopf anliegende Haar, das in einer Rolle, über der ein Diadem oder Kranz angedeutet ist, das
Gesicht umrahmt und im Nacken zu einem Knoten gefaßt ist; eine Lockensträhne hängt
dem Hals entlang nieder. Über der linken Schulter ragt ein bebänderter Thyrsos auf, der am
Boden zwischen den Tatzen des Panthers schräg aufgestützt ist. Bodenlinie.
Weicher, aber ziemlich summarischer Schnitt ohne feine Einzelheiten.
Typus des späthellenistischen jugendlichen Dionysos, der in gleicher Haltung auf mehreren
Gemmen vorkommt: vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2937ff.; BMCG, Nr. 1539; Sena
Chiesa, Aquileia, Nrn. 359 f. Von ihm leiten sich verwandte Darstellungen der Kaiserzeit ab,
vgl. Sena Chiesa, op. cit., Nr. 357; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 666-, hier Nr. 437,
sowie der nackte Gott auf hadrianischen und severischen Münzen (BMC Emp. III, Taf. 72,5;
V, Taf. 6,20 und Taf. 7,4 — auf den beiden letzten mit der Inschrift ,Libero Patri')· Zum
Motiv vgl. auch hier den Kameo Nr. 436. — Zu der späthellenistischen überlängerten Figur
vgl. hier den Apollon Nr. 67; zu dem kümmerlich ausgeführten Spielbein hier Nrn. 98 und
101; für die mit geraden Strichen wiedergegebenen Haare und Gewandfalten vgl. die Mänade
im Cabinet des Médailles, Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Nr. 180 und ebendort die
stilistisch verwandten Exemplare Nrn. 183 und 186; die Isisbüste auf einer Gemme in Den
Haag, Maaskant-Kleibrink, op.cit., Nr. 199; für die schlampige Zeichnung der Pantherbeine
vgl. ebendort den Kentaur Nr. 242.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

127 Glaspaste, einen Bandachat nachahmend: Hauptfarbe opak grün, von einem weiß-
blau—weißen Streifen in der Mitte senkrecht durchzogen.
Breitoval, beidseitig flach, Bildseite leicht korrodiert, Rückseite geschliffen, Rand zur Rückseite einwärts ge-
schrägt, in der obern Hälfte links und unten rechts etwas ausgebrochen.
11,2 χ 15 χ 2,2 mm

81
Ein Löwe überfällt von hinten rechts einen Eber, der unter ihm zusammenbricht, und ver-
beißt sich in dessen Nacken. Breite, leicht geschweifte Bodenlinie.
Ausdrucksvolle naturalistische Darstellung. Die Tierleiber sind plastisch ausgearbeitet, die
rauhe Borstenhaut des Ebers mit mehreren Reihen gekrümmter Parallelstriche angegeben.
Vgl. das beinah gleiche Motiv auf einer blau-schwarzen Paste in Göttingen, AGDS III, Nr.
511 (mit Hinweisen); ferner die verwandten Darstellungen auf Pasten z.T. gleicher Färbung
bei Fossing, Nr. 1301 (Löwe auf Ziege); Furtwängler, Beschreibung, Nr. 5382 (Löwe auf
Stier); AGDS 1-3, Nr. 3397 (Bär auf Rind); auch auf Karneolgemmen: Furtwängler, op. cit.,
Nr. 7036; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 388 (beide Löwe auf Stier).
Das Original unserer Paste war gewiß das Werk eines bedeutenden Meisters des ersten Jahr-
hunderts. Für die den Leib des Ebers überziehenden Parallelstriche vgl. das ähnlich gezeich-
nete Gefieder des siegreichen Hahns auf dem einen Hahnenkampf darstellenden Amethyst
der Ermitage, Neverov, Intaglios, Nr. 107, der der Werkstatt des Aulos zugeschrieben ist.
Diese Ähnlichkeit und die betonten Volumina der Tierkörper, die die Figuren des Aulos
ebenfalls kennzeichnen, lassen vermuten, daß unsere Glaspaste derselben Werkstatt ent-
stammt.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

128 Nicolo.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10 χ 9 x 3,7 mm

Büste der nach rechts schwimmenden Galène, vom Rücken gesehen, eine Schulter vorge-
schoben. Oberhalb der Stirn ein Band, welches das seitlich eingerollte Haar im Nacken un-
sichtbar zusammenhält; von dort fällt es in lockigen Strähnen über den Rücken herab.
Eine handwerkliche, ziemlich summarische Interpretation des von verschiedenen hochwerti-
gen Gemmen her bekannten Motivs, vgl. Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nrn. 317 f. (mit
den Darlegungen über die Zusammenhänge dieser Serie mit der am Hofe des Mithridates VI.
gepflegten Glyptik); Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 226; Furtwängler, AG, Taf. 35,13-17;
Southesk Collection I, E 27; Richter, MMA, Nrn. 150f. ; Vollenweider, Steinschneidekunst,
Taf. 15,2.6 und Taf. 16,1 (dem Skopas zugeschrieben); Boardman, lonides Collection, Nr.
43; Berry, Gems, Nr. 36; Fossing, Nrn. 1100 ff.
Die Wiederholung des Motivs auf Denaren des Q. Crepereius Rocus läßt seine historische Be-
deutung erkennen (Sydenham, Nr. 796 A; Grueber, Taf. 43,1—2; Crawford, Nr. 399/la,
datiert 72 v. Chr.). Im hastigen Schnitt der mit Zickzacklinien gezeichneten Haarsträhnen
zeigt sich die Verwandtschaft mit handwerklich gearbeiteten Mithridatesbildnissen in Paris
und Leningrad, s. Neverov, CoBeTCKaaApxeojiorHH l, 1968, S. 236 ff., fig. 1—3; vgl. auch den
Romulus oder Alexander auf Denaren der 60er Jahre, Sydenham, Nr. 807.

Etwa 100-70 v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

82
ETRUSKISCHE UND ITALISCHE SKARABÄEN, GEMMEN UND RINGE BIS ZUM
AUGUSTEISCHEN KLASSIZISMUS

Etruskische und italische Skarabäen und Ringe

129 Bandachat, grau und schwarz diagonal gestreift, in antikem Goldbügel.


Skarabäus.
Bildfläche: 15 χ 11,5 mm, Höhe des Käfers 8,8 mm
Bügel: a.D. senkrecht 31 mm (bei hochgestelltem Rahmen)
waagrecht 30 mm (an den Haltetellern)

Summarisch, aber sauber gearbeiteter Skarabäus ohne Spina, mit einfacher Trennlinie zwi-
schen Prothorax und Rücken, die Beine gut reliefiert; die Elytren sind lediglich durch einen
kleinen Einschnitt beidseitig am Rand angedeutet. Ein schmaler Strichrand grenzt die Basis
oben gegen den Körper ab, ihr unterer Teil ist unverziert.
Bild: Athena im feingefältelten, langen Chiton schreitet mit zurückgewandtem Kopf nach
rechts. Sie ist unbehelmt, eine feine Punktreihe deutet die den Kopf umgebende Haarrolle
an. Den Schild hat die Göttin in Schutzstellung nach vorn über den linken Arm gestreift, die
Lanze hält sie schräg aufwärts in der Rechten. Ein mit den bekannten Troddeln besetztes
Ende der quer über die Brust gezogenen Agis hängt über den rechten Vorderarm hinten
herab; die darüber im Halbkreis angeordneten Punkte deuten wohl die Schlangenköpfe der
Agis an. Ein Schlangenkopf auch am obern Schildrand, eine züngelnde Schlange vorn zu
Füßen der Göttin. Ringsum ein feiner Strichrand, oben und unten abgewetzt. Strichartige
Wiedergabe der Agis und des durchsichtigen Chitons nach Art der etruskischen Skarabäen
des 3. Viertels des 6. Jh.
Vgl. die ähnliche, aber gröbere Darstellung auf einem Bandachat des Thorvaldsen Museum,
Fossing, Nr. 38 (= Furtwängler, AG, Taf. 16,8 = Zazoff, Etruskische Skarabäen, Nr. 29,
S. 27 ff., Taf. 11,29). Die geflügelte Athena Fossing, Nr. 39 (besser abgebildet bei Furtwäng-
ler, AG, Taf. 16,12 und Zazoff, Taf. 11,30) hat in der energischen Haltung, der kräftigen
Muskulatur und der feinen Wiedergabe des Gewands noch mehr Ähnlichkeit mit unserem
Stück. Zum Motiv vgl. auch Vollenweider, Genève I, Nr. 221, sowie Richter, MMA, Nr. 178;
zur Schnittechnik die Skarabäen der Southesk Collection I, A l und A 2 (A l = Genève III,
Nr. 224).
Bügel: Der durch das Bohrloch des Käfers geführte Stift endet in je einer schraubenartigen,
rings mit feinem Kordeldraht zweifach verzierten Kuppe, an welcher der aus festem, gegen
die Mitte sich verdickendem Golddraht gefertigte U-förmige Bügel sich dreht. Ein ebenfalls
drehbares, an vier Stellen spiralig mit Golddraht umwundenes Rahmenwerk, das seitlich am
unteren Teil der Kuppe befestigt ist, umgibt den Skarabäus.

Etwa 530 v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 71; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 48; erwähnt bei Zazoff, Etruskische Skara-
bäen, Nr. 360, S. 147.

83
130 Karneol in antikem Goldbügel.
Skarabäus.
Bildfläche: 15 χ 11 mm, Höhe des Käfers 7,3 mm
Bügel: größter a.D. des Reifs waagrecht 22,2 mm
Distanz zwischen den Endpunkten der Halteteller 23,2 mm

Sorgfältig ausgearbeiteter Skarabäusrücken, Clupeus dreifach gekerbt, Kopfschild kreuzweise


schraffiert, reliefiertes Strichband zwischen Prothorax und Elytren, diese durch eine ein-
fache, geritzte Linie voneinander getrennt und durch ein reliefiertes Band gegen die Beine
abgesetzt, drei Schrägstriche in den Zwickeln. Beine durch Schrägstriche angegeben, je zwei
kurze Striche in Gegenrichtung in den an die Elytrenrahmung anstoßenden Winkeln. Basis
glatt.
Bild: Silen mit langem Pferdeschwanz geht vornübergeneigt nach rechts, eine Hand rück-
wärts erhoben, in der ändern, die nach vorn gesenkt ist, ein henkelloses Gefäß tragend.
Strichrand. Rundperltechnik.
Der Silen, einer der am häufigsten vorkommenden wohltätigen Dämonen auf etruskischen
Skarabäen, wird oft als Quelldämon mit Amphora dargestellt. Für ähnliche Darstellungen
vgl. Fossing, Nr. 81; feiner ausgeführt Furtwängler, AG, Taf. 18,52; ferner den über eine
Amphora gebeugten Mann bei Vollenweider, Genève I, Nr. 238 und ibid. Herakles mit
Amphora, Nr. 246 ; auch den Mann mit Schwert und Amphora Furtwängler, AG, Taf. 19,22.
Auf unserem Exemplar ist das Gefäß sehr summarisch wie eine abgeflachte Kugel dargestellt,
ähnlich wie Furtwängler, AG, Taf. 19,36—40, wo aber noch Henkel erkennbar sind, die auf
unserem Bild fehlen. Ein ähnliches henkelloses Gefäß findet sich auf einem Skarabäus in
Berlin, AGDS II, Nr. 256; ebenso Boardman, Oxford I, Nr. 241.
Bügel: Der aus einem dünnen, 6 mm breiten Goldband gefertigte, innen flache, außen mit
zwei Längsrillen versehene Bügel verengt sich oben und endet in kreisrunden, konvexen
Haltetellern, die rings mit zweifachem Filigran draht verziert sind und in deren Mitte als End-
punkt des durch den Stein geführten Stiftes je ein Knopf sitzt. Vgl. Zazoff, Etruskische Ska-
rabäen, Taf. 20,84; BMCR, Nrn. 313 und 347.

Etruskisch oder mittelitalisch, Ende 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 77; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 58.

*131 Goldring mit getriebenem Schild.


a.D. senkrecht 27 mm
waagrecht 24 mm (Reif)
i.D. senkrecht 17,6 mm
waagrecht 18,9 mm
Ringschild breitoval, 17,5 χ 28,2 χ 7 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 8 g

Auf dem flachen, breitovalen Ringschild ist en repoussé eine in gelöster Haltung liegende
Frau dargestellt. Sie lehnt sich auf ein Kissen zurück, den linken Arm aufgestützt und die
Wange gegen den Handrücken geschmiegt; in der auf dem Oberschenkel ruhenden Rechten
hält sie eine Omphalos-Schale. Sie trägt eine dicke Halskette und ein langes, am Oberkörper

84
eng anliegendes, an den Hüften muschelförmig drapiertes Gewand, das die Füße verhüllt.
Fußkissen (?).
Dem Schildrand entlang laufen (von außen nach innen) ein flacher Kordelzopf, ein einfacher
Draht und, als innerste Umrahmung des Bildes, eine Granulationsreihe, auf der Granulations-
dreiecke angeordnet sind (zwei oben, drei unten, eines seitlich rechts), dazwischen einzelne
Granulationsperlen.
Die Frau erinnert mit dem vollen, etwas verfetteten Gesicht und den lässig hingestreckten
Gliedern an etruskische Sarkophagfiguren; vgl. den Sarkophag in Chiusi bei R. Herbig, Die
jüngeretruskischen Steinsarkophage, Berlin 1952, Nr. 12, Taf. 47 a und 104 c (= Bianchi)
Bandinelli/Giuliano, Les Etrusques et l'Italie avant Rome, 1973, S. 307, Nr. 356), wo der
Kopf aber gegen die Handfläche, nicht den Handrücken, gestützt ist; vgl. auch den Frauen-
sarkophag in Turin, wohl ebenfalls aus Chiusi, Herbig, op.cit., Nr. 161, Taf. 61 c (Kopf
gegen Handrücken).
Ringform: Der hohle, harmonisch gebogene Reif von annähernd rechteckigem Querschnitt
trägt auf seinen dreieckig zugeschnittenen und flachgeschlagenen Enden angelötet den eben-
falls hohlen, schalenförmigen Ringkasten, dessen Unterseite in Treibarbeit strahlenartig ge-
rillt ist.
Unser Exemplar schließt an die sog. etruskisch-ionischen Ringe mit ovalem Ringkasten an,
wie denjenigen in Neapel bei Breglia, Catalogo delle Oreficerie, S. 27, Nr. 28, Taf. 6,1 (= Be-
catti, Oreficerie antiche, Nr. 278) und einen ähnlichen bei Furtwängler, AG III, S. 87 und
ibid. II, Taf. 7,14; vgl. auch BMCR, Nrn. 209ff. und Introduction, S. xxxixf., Bvii (= Nr.
15) und Cii (= Nr. 20). Es stellt ein Verbindungsglied dar zwischen dieser frühen, gewiß aus
Ionien übernommenen Gattung und den späteren etruskisch-mittelitalischen Goldringen,
deren figürliche Darstellungen sich allmählich verfeinern (vgl. hier Nr. 132, Krieger von
vorn). Für die Verbindung von Kordelzopfund Granulation vgl. die ins 5. Jh. datierten Ohr-
gehänge bei Becatti, op. cit., Nr. 293 a und b (in Kertsch gefunden, wohl dorthin exportiert,
jetzt im Ashmolean Museum, Oxford).

Wohl etruskisch, 5. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 63; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 78; Katalog der Ausstellung .Kunst der An-
tike', Solothurn 1967, Nr. 405.

*132 Goldring mit reliefiertem Schild,


a.D. senkrecht 17,9 mm
waagrecht 20 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 18,5 mm
Ringschild spitzoval, 11 χ 19 χ 2 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 3 g

Ein bis auf ein über die Hüften gezogenes Gewandstück nackter Jüngling steht frontal, den
kurzgelockten Kopf kaum merklich zu seiner Rechten gewandt, Gewicht auf dem rechten
Bein, das linke Knie leicht gebeugt. Er hält mit der gesenkten Rechten einen über die Schul-
ter aufragenden Speer und stützt die Linke auf einen runden Schild. Kräftiger Körper mit

85
ausgeprägter Brustmuskulatur, rundes, fast kindliches Gesicht. Zarte Punzierung an der
Innenseite des Schildes, dem rechten Arm entlang und in den Gewandfalten.
Das Bild ist dreifach umrahmt: außen ein Zungenmuster, innen ein gekerbter Perlrand, da-
zwischen eine einfache, erhöhte Linie. Der Ringschild ist gegossen (nicht getrieben) und
nachziseliert; die Bildseite von verhältnismäßig hohem Relief, die Unterseite flach.
Zum Stil vgl. den mit unserem Exemplar eng verwandten Goldring mit dem sitzenden Hera-
kles in Oxford (Boardman, BSR, Taf. 3, Nr. 21 und S. 9). Ringschild und Umrandung, sowie
die plastische Modellierung des Körpers, die Betonung von Brust- und Bauchmuskulatur durch
ziemlich tiefe Kerben, die Wiedergabe der lockigen Haare sind so ähnlich, daß vermutet
werden darf, beide Arbeiten seien in derselben Werkstatt und zur selben Zeit entstanden.
Ringform: Der dünne, innen flache, außen zu einem weichen Mittelgrat gewölbte, steigbügel-
förmige Reif stößt sehr schwach einbiegend an den ihn um ein geringes überragenden Ring-
schild. — Für ähnliche Formen vgl. Boardman, op.cit., Taf. 2 und 3, Nrn. 17—22 und eben-
dort die Ringe der ,Fortrium Group', Taf. 4—6, zu welcher auch unser Exemplar gehört:
S. 12, XX (nicht abgebildet). Vgl. auch BMCR, Nrn. 213-217; Hoffmann/Davidson, Greek
Gold, Nr. 104; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 54.

Etruskisch-mittelitalisch, frühes 4. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 284; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 79; Boardman, BSR S. 12, XX; erwähnt
Boardman/Vollenweider, Oxford I, S. 49, XX.

*133 Goldring mit reliefiertem Schild.


a.D. senkrecht 15,5 mm
waagrecht 18 mm
i.D. senkrecht 12,9mm
waagrecht 15,9 mm
Ringschild spitzoval, 10,1 χ 17 χ 1,3 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 2,5 g

Ein brüllender Löwe duckt sich zum Sprung nach links, den Rachen, aus dem die Zunge her-
aushängt, weit aufgerissen. Die kragenartig den Hals umschließende Mähne ist mit parallelen
Strichen skizziert, ebenso die über den Rücken bis zur Schwanzwurzel hinlaufende kurze
Rückenmähne; zwei weiche Linien markieren die Muskeln der Oberschenkel, die Pranken
sind gekerbt. Schwanz eingezogen. Die Figur füllt den Raum fast aus, die freien Flächen sind
mit kleinen punzierten Punkten gefüllt.
Knappe Umrandung: außen Zungenmuster, innen eine einfache, erhöhte Linie. Der Ring-
schild ist, wie bei der vorangehenden Nr. 132, gegossen und nachziseliert, das Relief etwas
weniger hoch, die Unterseite flach.
Auf dieser Gattung von Ringen sind Tiere selten dargestellt; eine Ausnahme bildet der Ring
mit dem Pferd, das ein Reiter zu besteigen im Begriff ist, bei Boardman, BSR, Nr. 20, wie
der sitzende Herakles ibid. Nr. 21 in Praeneste gefunden. Gleich diesen beiden scheint auch
unser Ring mittelitalischer Herkunft zu sein — vielleicht wie die Cista Ficoroni von einem
Künstler Latiums in Rom geschaffen.
In der Haltung vergleichbar der Achat mit einem Löwen bei Boardman, AGG, Nr. 453. Vgl.
ferner das spätarchaische etruskische Bronzerelief der Villa Giulia, einen ruhenden Löwen

86
darstellend, bei W. L. Brown, The Etruscan Lion, Oxford 1960, Taf. 31 b und S. 86. Ähnlich
wie hier das offene Maul mit hangender Zunge, die zurückgelegten Ohren, die mit ein paar
Kerben wiedergegebenen Tatzen; dort ist die Mähne aber nur kappenartig angedeutet, keine
Rückenmähne.
Ringform: Der etwas verbogene, dünne, steigbügelförmige Reif ist innen flach, außen schwach
gewölbt und stößt rechtwinklig an die Ringplatte. Im übrigen vgl. hier Nr. 132 mit Hinwei-
sen; auch dieser Ring gehört in die von Boardman als ,Fortnum Group' bezeichnete Reihe,
s. Boardman/Vollenweider, Oxford I, S. 49, XXXV (nicht Guilhou, Ricci 284, wie dort an-
gegeben).

Wohl mittelitalisch, 5./4. Jh. v. Chr.

Erwähnt bei Boardman, Oxford I, S. 49, XXXV; id., GGFR, S. 427; id., Harari Collection, S. 23.

*/34 Ring aus einer Blei-Zink-Legierung mit aufgelötetem, getriebenem Gold-plättchen.


a.D. senkrecht 22 mm
waagrecht 21,8 mm
i.D. senkrecht 18 mm
waagrecht 18 mm
Goldplättchen mit Bild: 10,5 mm im Rund, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 4 g

Kopf des jugendlichen Herakles im Löwenfell nach rechts, als kleines Medaillon aus getriebe-
nem Goldblech gearbeitet. Gerade Stirn-Nasenlinie, langes, spitzes Kinn, hohle Wange, weit-
offenes, großes Auge, die Lider deutlich reliefiert. Die wie gekerbt wirkenden Haare des bis
dicht über die Stirn gezogenen Löwenfells stehen vom Hinterkopf waagrecht fast wie Federn
starr ab. Halsabschnitt kurz und schwach konkav, darüber eine dünne reliefierte Linie.
Obwohl das Medaillon den Vergleich mit Münzen nahelegt, sind genaue numismatische Paral-
lelen kaum nachweisbar. Eine gewisse Verwandtschaft mit unserem archaisch anmutenden
Relief, besonders in der Wiedergabe des Löwenfells mit den hinten abstehenden, federn-
ähnlichen Haaren, zeigt der bärtige Herakleskopf auf einer Silbermünze von Herakleia im
Pontus (Babelon, Traité, Taf. 182,14 ff.); vgl. auch die spätere Kupfermünze aus Theben
(ibid. Taf. 202,1), sowie Tetradrachmen von Aetolien aus den Jahren um 275 v. Chr. (Selt-
man, Greek Coins, Taf. 62,4), doch diese letzteren mit weicheren, mehr organisch erfaßten
Gesichtszügen.
Eben durch eine härtere Struktur unterscheidet sich das Heraklesbild auf unserem Ring von
den Darstellungen der griechischen Welt: durch die pralle, schalenartige Formung der über-
großen Kinnpartie, die den unteren Teil der Wange einbezieht, während deren oberer Teil
wie gehöhlt erscheint; durch die eckig vorstoßende Nase, das ungewöhnlich große, gewölbte,
weitoffene Auge — Merkmale, die auf italische Herkunft hinweisen. Vgl. die brutale Aus-
druckskraft der Köpfe von liegenden Männern auf Sarkophagdeckeln in Tarquinia: R. Her-
big, Die jüngeretruskischen Steinsarkophage, Berlin 1952, Nrn. 110.111, Taf. 84 und 96,
S. 58f.; vgl. auch die Roma-Athene auf einer Paste in Genf, Vollenweider, Porträtgemmen,
Taf. 6,5; die Köpfe des Hephaistos und des Mercur auf Bronzemünzen von Populonia, ibid.
Taf. 6,2—3; die Roma auf Denaren des M. Opeimius und des C. Serveilius, ibid. Taf. 7,5—6.
Es ist anzunehmen, daß auch unser Herakleskopf in den Bereich der italischen Kunst gehört,

87
daß er aber inspiriert ist von einem Heraklestypus, der auch auf Münzen Alexanders er-
scheint, vgl. Seltman, Greek Coins, Taf. 48, vor allem Nr. 5, geprägt in Pella, Nr. 13 in Sidon
aus dem Jahr ca. 330 v. Chr.
Ringform: Der Ring ist, bis auf das Goldplättchen, aus einem Stück gefertigt. Der gleichmä-
ßig 3,5 mm breite Reif ist innen leicht, außen etwas stärker gewölbt. Er verbreitert sich erst,
kurz ehe er mit konkaven Seitenrändern zum flach-runden Ringschild einbiegt, der das auf-
gelötete Goldplättchen nur schmal umrandet und dessen Rückseite nicht ebenfalls flach ist,
sondern, der inneren Reiflinie folgend, sich dem Finger in sanfter Rundung anschmiegt. —
Der Reif ist außen links etwas beschädigt, Mitte unten geflickt.
Zur Grundform des Rings vgl. hier den griechischen Silberring Nr. 44 (jedoch ohne Emblem,
sondern mit graviertem Schild).
Für Ringe mit aufgelöteter Platte vgl. Henkel, Nr. 82, Taf. 4 (Goldring mit Kopf des gealter-
ten Herakles); BMCR, Nr. 1469, Taf. 33 (Eisenring mit Caesarkopf auf gravierter, nicht ge-
triebener, Goldplatte); beide gehören jedoch in die frühe Kaiserzeit und haben das Emblem,
im Gegensatz zu unserem Exemplar, quer zum Finger aufgesetzt. Ein viel breiterer und grö-
berer Silberring mit Reliefplatte aus Elektron, auf der ein bärtiger Herakleskopf erscheint,
ist abgebildet im Auktionskatalog Kricheldorf, Stuttgart, vom 22.10.1958, Nr. 68, er wurde
von Reinhard Lullies ebenfalls in die frühe Kaiserzeit datiert; auf diesem Ring verläuft die
Vertikalachse des Bildes, wie bei dem unsrigen, in Fingerrichtung. Vgl. auch den massiven
spätrömischen Goldring mit vertieft eingesetztem, münzartigem Medaillon, angeblich aus
dem ,Fund von Abukir', Auktionskatalog Hess, Luzern, 7.12.1957, Nr. 92 (Nachlaß Dr. Ja-
cob Hirsch). Der dort dargestellte Herakleskopf beruft sich wohl auf das Vorbild der Alexan-
dermünzen des Lysimachos, ist aber völlig im spätseverischen Klassizismus verankert.

Reliefplättchen wohl Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr.


Ringfassung gleiches Datum, möglicherweise später.

*135 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 17,1 mm
waagrecht 18,8 mm
i.D. senkrecht 14,6mm
waagrecht 16 mm
Ringschild kreisrund, D. 16,5 mm, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
Gewicht: 8 g

Kopf der Minerva (oder Roma) im Profil nach links. Sie trägt den korinthischen, ölzweig-
verzierten Helm, unter dem zwei Zapfenlocken in den Nacken niederhangen. Der Hals ist
von zwei Falten durchzogen, darunter deuten wirr aneinandergesetzte, grobe Striche ein eng-
anliegendes Halsband an.
Eines der wenigen Zeugnisse frührömischer Glyptik; denn dieser Minervakopf mit der etwas
zu dicken, keck vorspringenden Nase, dem spitzen Kinn und dem über die Stirn leicht hin-
ausragenden Helmrand gehört in den italischen Bereich und kann am ehesten mit Darstellun-
gen der Minerva oder des Mars auf dem Schwergeld der frühen Republik verglichen werden.
Vgl. Haeberlin, Aes grave, Taf. 62,2—6 (vor allem 6, doch weicher geschnitten) und Taf.
52,2.3.20 (letzteres mit attischem Helm), auch Taf. 27,9; für andere Varianten vgl. Syden-
ham, Nr. 9, Taf. 4; Nr. 32, Taf. 6; Nr. 39, Taf. 7; für ein ähnliches Profil mit spitzer Nase

88
(aber nicht Zapfenlocken) vgl. Mattingly, Roman Coins, London 1928/1960, Taf. 2,7 (ca.
150 v. Chr.) und 12 (ca. 235 v.Chr.); ähnlich ,frech' auch Sydenham, Nrn. 468.478; s. auch
die italischen Köpfe mit ähnlich eckigem Profil bei Vollenweider, Porträtgemmen, Taf.
6,5.10.
Ringform: Der innen flache, außen zu einem sehr weichen Mittelgrat schwach gewölbte Reif
stößt mit sanfter Einbuchtung an den ganz leicht konvexen Schild, dessen Rückseite dem
Rand entlang etwas geschrägt ist. Vgl. BMCR, Nr. 73; Henkel, Nr. 49, Taf. 3. Die Ringform
geht auf großgriechische Vorbilder des 4. Jh. zurück, die sehr wohl von den Römern über-
nommen werden konnten, wie es ja auch mit ptolemäischen Ringformen geschah.

Römisch-i talisch, Ende 4.—3. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 184; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 127.

136 Fleckiger Karneol in (silbervergoldetem?) Ring des 19. Jh.


Hochoval, beidseitig flach, auf der Rückseite Spuren des alten Bohrkanals. Wohl von einem Skarabäus ab-
geschnitten, wobei auch der Rand grob zugeschnitten und der Ringfassung angepaßt wurde. Links unten
Absplitterung.
16 χ 12 mm

Silen mit langem Schwanz steht, über einen unbestimmbaren Gegenstand gebückt, nach
rechts, einen Stab oder Pfeil in den Händen. Grober Schrägstrichrand. Ob er an einem Am-
boß oder Dreifuß hantiert oder ob er mit einem langen, unten gekrümmten Stecken eine vor
ihm sich aufrichtende Schlange abwehrt und gleichzeitig niederzutreten sucht, ist schwer
festzustellen. Jedenfalls handelt es sich um eine der zahlreichen Darstellungen des beschäf-
tigten Silens, s. Liste bei Zazoff, Etruskische Skarabäen, S. 197 ff.
Zum Stil vgl. u.a. die Rundperlskarabäen Furtwängler, AG, Taf. 19, besonders Nrn. 15 und 34.

Italisch, 4.-3. Jh. v. Chr.

137 Karneol.
Skarabäus, in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt.
Bildfläche 10,5 χ 8 mm, Höhe des Käfers 6 mm

Käfer: Der Skarabäusrücken ist im Vergleich mit dem Bild recht sorgfältig ausgearbeitet:
Kopf reliefiert, gekerbter Clupeusrand, Doppellinie zwischen Prothorax und Elytren, letzte-
re einfach gerahmt, beidseitig je drei Schrägstriche in den Zwickeln, Doppellinie für die
Naht, Beine durch kräftige Schrägstriche angegeben. Basis unverziert.
Vgl. AGDSI-2,Nr. 651.
Bild: Ein bärtiger Silen mit Pferdeschwanz, halb kniend nach rechts, prüft einen Pfeil (oder
zieht ein Schwert aus der Scheide?). Einfache Randlinie ringsum. Kugelige Beschädigung
Mitte unten.

89
Derbe Rundperlarbeit, vgl. stilistisch ähnliche Exemplare bei Furtwängler, AG, Taf. 19,75.
76; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 74.

Italisch,4.-3. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

138 Wolkiger Karneol mit heller Äderung.


Von Skarabäus abgeschnitten. Beidseitig flach, Rand leicht konvex, die Käferbeine noch z.T. sichtbar.
Bohrkanal (in Richtung der Vertikalachse des Bildes) ganz erhalten bis auf eine starke Ausbruchstelle am
untern Bohrloch. Basis durch eine einfache Linie begrenzt.
14,2 χ 10,9x4,5 mm

Herakles geht nach links, die Keule in der Linken nach hinten aufgestützt, Kopf und Beine
im Profil, Körper in Dreiviertelansicht von vorn. Grobe Rundperltechnik, die Arme sind wie
mit mechanischen Kugelgelenken angesetzt. Einfache Randlinie ringsum.
Für ähnliche Darstellungen des Herakles auf Rundperlskarabäen vgl. Furtwängler, Beschrei-
bung, Nr. 215; Richter, MMA, Nr. 212; Zazoff, Etruskische Skarabäen, Nr. 287, Taf. 53
(= BMCG, Nr. 851 und S. 97, Abb. 42,9). Zum Stil vgl. u.a. Furtwängler, op.cit., Nrn.
245 ff. und AG, Taf. 19,75 ff.

4.-3. Jh. v. Chr.

Konvexe Gemmen im Rundperlstil

139 Dunkelbrauner Sard.


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante, etwas bestoßen.
14,9x13,5x3,1 mm

Vogel, wahrscheinlich Taube, auf runder Frucht oder Mohnkapsel nach rechts. Der Körper
ist in Dreiviertelansicht von vorn, der Kopf im Profil gesehen.
Eine sehr ausdrucksvolle und lebendige Arbeit im Rundperlstil, dessen kubistische Formung
im konvexen Stein besonders gut zur Geltung kommt. In Stil und Darstellung sehr nahe dem
Sard in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2048.
Für die Entwicklung dieser Gattung von Rundperlgernmen vgl. vor allem Sena Chiesa, Aqui-
leia, Nrn. 1051 f. 1082-1084. 1250; AGDS 1-2, Nrn. 759 ff. 777 ff., alles Vögel, davon 778
und 780 wohl Tauben; ferner Furtwängler, op. cit., Nrn. 2096 ff.; Fossing, Nr. 322; Zwier-
lein-Diehl, Wien I, Nrn. 146-149.

2. Jh. — Anfang 1. Jh. v. Chr.

90
140 Karneol, trüb, mit dunklen Flecken und Streifen.
Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
12,3 χ 14,1 x 4 mm

Wildziege mit langem Gehörn springt nach rechts, den (von einem Pfeil getroffenen?) Kopf
zurückgewandt, die Hinterbeine unter sich versammelt. Bodenlinie.
Zwei kugelförmige Vertiefungen für den Körper, Rundperlpunkte an Gelenken und Hufen.
Vgl. u.a. AGDS 1-2, Nrn. 765-770; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 1992; Fossing, Nr. 310
(nicht ill.); ferner Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1108; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 136.138-
140; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 87 (wohl ein Hund).

2. Jh. v. Chr.

141 Karneol, trüb mit dunklen Flecken.


Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
10 χ 12 χ 4 mm

Wildziege springt nach rechts, die Vorderbeine parallel ausgreifend, die Hinterbeine unter
sich versammelt auf kurzer Bodenlinie.
Vgl. hier Nr. 140; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 1996; zum Stil auch das Kalb bei Maas-
kant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 86.

2. Jh. v. Chr.

142 Karneol, hellrot, in der Durchsicht leicht gesprenkelt.


Kreisrund, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante. Bildseite Mitte oben rechts etwas aus-
gebrochen.
12 χ 12 χ 3,2 mm

Junger Hund (oder Zicklein?) nach rechts springend, in spielerischer Bewegung mit aufge-
worfenem Kopf und hochgerecktem Hinterteil, die Hinterbeine parallel senkrecht auf langer
Bodenlinie.
Besser proportionierter Körper als auf den unmittelbar vorangehenden Tierbildern. Der
Hund erscheint auf dieser Gattung konvexer Steine weniger oft als andere Tiere.
Vgl. Sena Chiesa, Luni, Nr. 16 (mit einigen Zitaten); Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 86.

Anfang 1. Jh. v. Chr.

143 Saphir.
Unregelmäßig breitoval, beidseitig konvex, die scharfe Zwischenkante rechts bestoßen. Rückseite Mitte un-
ten etwas ausgebrochen.
8,8 χ 11,2 x4,8 mm
91
Pegasos im Galopp nach links, Vorderbeine ausgreifend, Hinterbeine unter sich versammelt.
Eine vom Maul zum Hals gezogene Linie deutet die Zügel an. Die schräg nach hinten gerich-
teten Flügel sind mit diagonal aufeinandertreffenden kurzen Strichen wiedergegeben, Gelen-
ke und Hufe mit Rundperlpunkten markiert. Nüstern und Maul fein ausgearbeitet, das
übrige summarisch.
Zum Motiv und von der Rundperltechnik beeinflußten Stil vgl. AGDS 1-2, Nr. 797 (mit
Hinweisen), dort Kopf und Haltung ähnlich, Flügel mehr ausgearbeitet, Mähne in Rundperl-
technik. Auf unserer wohl etwas später entstandenen Gemme sind besonders Gelenke und
Vorderbeine feiner geschnitten.

1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

144 Karneol-Onyx, orangefarben mit weißgrauer horizontaler Zwischenlage,


Beinahe kreisrund, halbkugelig konvexe Bildseite, Rückseite flach.
7 χ 7,5 χ 5,9 mm

Häslein im Sprung nach rechts, die langen Hinterläufe auf Bodenlinie.


Frische und lebendige, wenn auch summarische Darstellung in Rundperltechnik, besonders
am kugeligen Kopf und Hinterleib.
Wohl nicht als Jagdszene, sondern als ländliches Genrebild gedacht. Für laufende Hasen, oft
von einem Hund verfolgt, doch meist anderen, z.T. späteren Stilrichtungen zugehörig, vgl.
Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2029; AGDS IV, Nr. 1225; BMCG, Nr. 2419 (= BMCR, Nr.
1169, S. 185, fig. 141); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1352 (sehr grob); Richter, MMA, Nr. 310;
Henig, Corpus, Nr. 624. Vgl. auch Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1151 f. und das an einer
Traube knabbernde Häslein in München, AGDS 1-2, Nr. 900 (mit Hinweisen).

Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Flache und konvexe im manieristischen Rund- und Flachperlstil


geschnittene Gemmen

145 Karneol.
Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand senkrecht abfallend.
16,2 χ 11,8 χ 2,7 mm

Opferszene. Ein bärtiger Krieger steht frontal neben einem girlandengeschmückten Rund-
altar, den Speer mit der erhobenen Linken am Boden aufstützend und den ovalen Schild am
Arm, in der über den Altar gesenkten Rechten eine Opferschale. Er ist gepanzert und trägt
eine helmähnliche Kappe aus Tierhaut mit aufstehenden Ohren. Hinter dem Krieger der
Opferstier im Profil nach links, Kopf frontal. Im Hintergrund links ein zweiter, unbärtiger

92
Krieger, von dem nur der nach der Bildmitte blickende behelmte Kopf (mit Helmbusch) im
Profil und der Schild mit großem Gorgoneion von vorn zu sehen sind. Bodenlinie.
Das Motiv kommt in der italischen Glyptik sowohl auf Steinen als auch auf Pasten ziemlich
oft vor. Das stilistisch am nächsten verwandte Exemplar, wovon unser Stein eine Kopie sein
könnte, bei Furtwängler, AG, Taf. 22,55; ähnlich ibid. 56 und 57. Vgl. auch die Pasten in
Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 751 ff.; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 884; ferner
AGDS 1-2, Nr. 1791 (mit Hinweisen). Ein Nicolo mit derselben Gruppe befand sich in der
Sammlung Dr. H. Remund, Zürich.
Italisch-römische Arbeit, noch starker Einfluß des Rundperlstils.

Wohl 3. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Paul Arndt, München.

146 Sard, dunkelbraun, schwach durchscheinend, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, beidseitig flach.
10 χ 13 mm

Gefährte des Kadmos kauert halb hintübergesunken nach links, ein Bein untergeschlagen, so
daß das Körpergewicht auf der Ferse lastet; das andere ist hochgestellt und wird von der
Schlange umstrickt, die gegen den Kopf des Helden züngelt. Er ist nackt, trägt einen korin-
thischen Helm und am nach hinten aufgestützten linken Arm einen Rundschild mit Schild-
zeichen. Zwischen Rücken und Schild ist das kurze Schwert sichtbar, vor den Knien links
außen ein Henkelkrug. Strichrand.
Das Motiv kommt auf frührömischen Gemmen häufig vor.
Vgl. vor allem Furtwängler, AG, Taf. 21,12 (= id., Beschreibung, Nr. 543 = AGDS II, Nr.
310, mit Hinweisen); ibid. Taf. 21,13.15.16; Babelon, Pauvert, Nrn. 95-96 (am ähnlich-
sten 95, wo der Held ebenfalls einen Helm trägt); AGDS IV, Nr. 324 (mit Hinweisen,
später). Vgl. auch die Pasten Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 544f.; BMCG, Nr. 729
(= Furtwängler, AG, Taf. 21,15); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 690. Zum Thema s. W. Mar-
tini, Die etruskische Ringsteinglyptik, Heidelberg 1971, S. 160; vgl. ebendort die Gemmen
Taf. 4,3—6; stilistisch näher Taf. 31,2—3; in der Schnittechnik am ehesten entsprechend die
Krieger Taf. 25,2.4.5.

Ende 3./Anfang 2. Jh. v. Chr.

147 Sardonyx, braun mit breitem weißem Querstreifen, in modernem Goldring à jour ge-
faßt.
Hochoval, beidseitig flach.
13,5 x 9 mm

Nackter Krieger steht nach links, Körper in Dreiviertelansicht mit stark nach vorn gedrehtem
Rumpf, Kopf im Profil. Der rechte Fuß ist leicht vorgesetzt, das Gewicht ruht auf dem lin-

93
ken Bein. Er blickt auf den Helm, den er in der Rechten vor sich hält; die rückwärts gesenkte
Linke umfaßt die Lanze, deren Spitze über die Schulter hinausragt. Ein Zipfel der um den
Unterarm gewickelten Chlamys hängt seitlich herab. Kurze Bodenlinie. Strichrand.
Die etwas unbeholfene, altertümelnde Wiedergabe des Körpers ist kennzeichnend für eine
ganze Reihe von quergestreiften Sarden, die vielleicht alle aus der gleichen italischen Werk-
statt stammen. Vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 851 ff.; id., AG, Taf. 22,22 ff. ; Babe-
lon, Pauvert, Nr. 103 (eleganter geschnitten und wohl später); AGDS III, Braunschweig, Nr.
7 (mit Hinweisen). — Für die knollenartige Verunstaltung des kompakten, nach oben sich
stark ausweitenden Oberkörpers, die Haltung der Beine vgl. den Herakles bei W. Martini, Die
etruskische Ringsteinglyptik, Heidelberg 1971, Nr. 38, Taf. 10,3 (= Zwierlein-Diehl, AGDS
II, Nr. 305 = Furtwängler, Beschreibung, Nr. 382).

Anfang 3. Jh. v. Chr.

148 Sard, honigbraun, in der Durchsicht ganz leicht streifig, in modernem Goldring à jour
gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, am Rand rechts etwas bestoßen.
13,5 χ 11,5 mm

Ein nackter, behelmter Krieger hat sich nach links auf ein Knie niedergelassen, Kopf und
Beine im Profil, Körper in Dreiviertelansicht von vorn. Den Schild trägt er rückwärts über
den linken Arm gestreift (zugleich Schwert in der Hand?). Es ist nicht zu erkennen, ob die
andere Hand einen Stein hält (Aias?) oder ob es sich um eine Verletzung der Gemme han-
delt. Kurze Bodenlinie.
Vgl. die im gleichen Stil geschnittenen italischen Arbeiten Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
439 ff., besonders die ähnliche Anwendung der Rundperltechnik bei Nrn. 446 und 460; vgl.
auch id., AG, Taf. 21,31.58. Für die Haltung des Kriegers vgl. id., Beschreibung, Nr. 6470
(mit zurückgewandtem Kopf) ; für die stark geschwellte Brust und den langen Hals den Krie-
ger auf einem Karneol in Berlin, AGDS II, Nr. 333 (= Furtwängler, Beschreibung, Nr. 471).

Italisch, 2. Jh. v. Chr.

*149 Quergestreifter Sardonyx, von oben nach unten hellbraun—grau—dunkelbraun, in


antikem Goldring.
Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
19,5 χ 12 mm
Ring: a.D. senkrecht 31 mm
waagrecht 30,5 mm
i.D. senkrecht 16 mm
waagrecht 18 mm
Ringkasten 22,1 χ 30,5 χ 10,3 mm

Ein nackter Mann (mit Helm?) steht nach rechts, Körper beinahe frontal, Kopf im Profil zu-
rückgewandt, Gewicht auf dem rechten Bein, das linke Knie angewinkelt, Füße im Profil. In

94
der rückwärts gesenkten Rechten hält er ein Schwert, der linke Unterarm ist mit nach innen
gekehrter Hand erhoben. Hagere, fast skelettartige Gestalt, die Rippen mit drei Querstrichen
gegeben, Schlüsselbeine, Bauch, Gelenke, Waden mit derben Rundperlpunkten. Summari-
sche, expressive Arbeit im späten, schon sich auflösenden Rundperlstil.
Zum Stil, namentlich für die starke Verwendung der Rundperlpunkte an den Gelenken, vgl.
u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 226.260 (= AGDS II, Nrn. 271.269 = Zazoff, Etruski-
sche Skarabäen, Nrn. 818.1073).
Ringform: Der 5 mm dicke, hohle, im Querschnitt ovale Reif, dessen Enden ein dreifach ge-
rillter Goldblechstreifen umschließt, ist U-förmig gebogen und stößt senkrecht an den ihn
um ein geringes überragenden, ebenfalls hohlen Ringkasten, in welchen die Gemme plan ein-
gelassen ist. Der ovale Kasten ist unten geschlossen und verengt sich konvex nach oben;
seine Seiten schmücken zuunterst ein 3 mm breiter, feiner Strichrand, in der Mitte ein stili-
siertes, wellenförmiges Blatt-Rankenornament auf leicht punziertem Grund, oben — als Um-
rahmung des Steins — ein Punktrand, alles in Reliefarbeit. Vgl. den sehr ähnlichen Ring
BMCR, Nr. 356 (= BMCG, Nr. 1014), der aus Chiusi stammen soll und ehemals in die Castel-
lani Collection gehörte. Beide Ringe sind zweifellos in derselben Werkstatt entstanden. Für
ihre Datierung fällt u.a. ins Gewicht, daß mit dem auf dem Londoner Stein abgebildeten
Hirten, einem auf republikanischen Gemmen beliebten Motiv, wohl Faustulus gemeint ist,
der als mythischer Stammvater des Sextus Pompeius Fostlus auf dessen Münzen der Jahre
150-125 erscheint (vgl. Grueber I, S. 131, und III, Taf. 26,6). Der Londoner Stein gehört in
die italisch-römische Gruppe und zeigt die Verbindung von Rundperl- und Strichtechnik,
welche besonders für das zweite vorchristliche Jahrhundert charakteristisch ist (zu diesem
Stil vgl. u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 854.913.930).

3.-Anfang 2. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 446; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 70 (für verwandte Ringfassungen vgl. eben-
dortNrn. 69 und 71).

150 Karneol, trüb, orangerot, weißlich gefleckt und geädert.


Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, oben
links ausgebrochen.
12 χ 10,1 x 4 m m

Herakles in Schrittstellung nach links, Körper in Dreiviertelansicht, Kopf zurückgewandt im


Profil. Das Gewicht ruht auf dem im Profil gesehenen rechten Bein, das linke wird mit leicht
gebeugtem Knie und nach außen gedrehtem Fuß in der Bewegung des Schreitens eben nach-
gezogen. Der Heros hält in der vorgestreckten Rechten einen Palmzweig, im linken Arm das
Löwenfell und ein Füllhorn (oder die Keule?). Kurze Bodenlinie.
Vgl. verwandte Darstellungen des Herakles auf mittelitalischen konvexen Gemmen des spä-
ten Hellenismus bei Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1293—1317 (1304 und 1305 ebenfalls
mit Palmzweig); ferner den Sieger mit Palmzweig auf einer italischen, aber stark von der hel-
lenistischen Kunst beeinflußten Paste in München, AGDS 1-2, Nr. 1518; für Herakles mit
Füllhorn vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 473 (,motivo assai antico')· Stilistisch und schnitt-

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technisch gehört die Gemme in dieselbe Werkstatt wie der den Antäus packende Herakles in
Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 119.

Ende 3./Anfang 2. Jh. v. Chr.

151 Granat in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
12 χ 10 mm
Ring: a.D. senkrecht 29 mm
waagrecht 21,2 mm
i.D. senkrecht 16,5 mm
waagrecht 18 mm

Bärtiger (?) Reiter auf sich bäumendem Pferd in dreiviertel Rückansicht. Er dreht den Kopf
nach links und holt mit der erhobenen Rechten, die einen Speer hält, zum Stoß aus. Boden-
linie.
Der Stein scheint am Rücken des Reiters etwas ausgebrochen zu sein, so daß nicht klar zu
erkennen ist, ob dieser, wie auf ändern Repliken, einen Schild trägt. Eine weitere Beschädi-
gung an der rechten Hinterbacke des Pferdes. Trotz diesen Mängeln zeichnet sich die Gemme
durch die kühne perspektivische Verkürzung der Figuren und den tiefen, weich gerundeten
Schnitt aus.
Vgl. Furtwängler, AG, Taf. 27,31.33; Lippold, Taf. 53,13; BMCG, Nr. 1049; AGDS 1-2, Nrn.
861.1666; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1146 f.; Musée Fol, vol. IV, Taf. 76,6; Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nr. 125; auch die Zusammenstellung der Gemmen aus der Zeit des
Zweiten Punischen Krieges bei Vollenweider, Genève II, Taf. 37 und 38, Nrn. 94 und 96 ff.
Ringform: Der massive, innen flache, außen gewölbte Reif verjüngt sich nach oben zu einem
8,5 mm hohen Ringkasten, in welchen der ihn überragende Stein, horizontal schmal um-
randet, eingelassen ist. Sehr ähnlich der Goldring, ebenfalls mit stark konvexer Granat-
gemme, bei Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 31; vgl. auch BMCR, Nr. 725, wo
die Form ins 2. Jh. v. Chr. datiert wird.

Anfang 2. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 289 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

152 Karneol.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, oben links und rechts und unten rechts
ausgebrochen.
11 x9,8 x2 mm

Mars oder Krieger, gepanzert und behelmt, in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil,
das gezückte Schwert senkrecht in der Rechten, im Rücken Schild und Lanze (wohl als an
der Schulter hangend gedacht, aber ohne entsprechende Verbindung gezeichnet); am untern
Schildrand ein herabhangendes Gewandstück (?). Kurze Bodenlinie.

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Eine durch die unbeholfene Mischung von Rundperl- und Strichtechnik entstellte Figur, die
in der Zerfahrenheit der Formen den Herakles Nr. 150 noch übertrifft. Für den rockähnli-
chen Panzer mit Pteryges vgl. u.a. AGDS 1-2, Nrn. 707.739; AGDS IV, Nr. 351; Furtwäng-
ler, Beschreibung, Nr. 739; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 284f.; hier Nr. 201. Zur Haltung
mit gezücktem Schwert, Schild und Lanze vgl. Furtwängler, op.cit., Nr. 828; zum groben,
expressiven Stil die Muse auf einem Bandachat in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue,
Nr. 164, und die stehende Roma auf Denaren des P. Cornelius Lentulus Marcelli f. aus den
Jahren ca. 89 v. Chr. (Grueber, Taf. 32,10; Crawford, Nr. 329/1 b), sowie die Krieger auf
Denaren des C. Papius C. f. Mutilus (Sydenham, Nr. 637).

2. Hälfte 2. Jh. oder Anfang 1. Jh. v. Chr.

153 Bergkristall, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig flach, auf der Rückseite eine griechische Inschrift wohl späterer Zeit (3. Jh. n. Chr.?)
im Original: Qvjye
11,5 χ 9,5 mm I

Mercur steht frontal, den Kopf mit stark vorgewölbter Stirn-Nasenlinie ins Profil nach links
gewandt. Das Gewicht ruht auf dem rechten Bein mit ausgeschwungener Hüfte, der linke
Fuß ist leicht zur Seite gesetzt. Der Gott ist nackt bis auf den um den Hals liegenden, im
Rücken herabfallenden Mantel. In der seitwärts vorgestreckten Rechten hält er den Beutel,
in der linken Armbeuge, von der ein Mantelende herabhängt, den Caduceus. Kurze Boden-
linie.
Zum Stil vgl. die statuarischen Motive auf römisch-italischen Prägungen um 100 v. Chr., wie
den Zeus auf Denaren des Cn. Blasio (Grueber, Taf. 94,16-17; Taf. 95,1-4); den Mars auf
jenen des Valerius Flaccus (ibid. Taf. 95,12); die Dioskuren auf jenen des L. Memmius
(ibid. Taf. 95,10); für den unruhig zerschnittenen Oberkörper den nackten Krieger oder
Mars auf Denaren des C. Malleolus (ibid. Taf. 96,5). Vgl. auch den wohl zeitgenössischen
Diomedes auf einem Karneol in München, AGDS I-l, Nr. 550; ferner Zwierlein-Diehl, Wien
I, Nr. 175 (tanzender Mars); Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2615 (Zeus?).

Um 100 v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

154 Quergestreifter Sardonyx, von oben nach unten dunkelbraun—milchweiß—hellbraun,


durchscheinend.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
19 χ 12,5 χ 2,8 mm

Muse steht halbnackt nach links vor einer Säule mit kugeligem Aufsatz, gegen die sie den auf
die Spitze gestellten linken Fuß stützt. Sie betrachtet eine Maske, die sie in der Linken vor
sich hält. Das Haar ist zu einer eng anliegenden Rolle und einem Nackenknoten, aus dem

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zwei Locken niederhangen, zusammengefaßt. Das unterhalb der Hüfte drapierte, vorn ge-
knüpfte Gewand ist mit parallel geschwungenen, dünnen Linien wiedergegeben. Bodenlinie.
Für Darstellungen von Musen und ändern weiblichen Figuren, die in ähnlicher Haltung vor
einer Säule stehen, vgl. die ebenfalls quergestreiften Steine und Pasten Furtwängler, Be-
schreibung, Nrn. 913 ff. und 3697. Zum Stil vgl. ibid. Nr. 859; den Eros BMCG, Nr. 1109;
auch die in der Wiedergabe des Körpers hellenistischer anmutende Muse Maaskant-Kleibrink,
Catalogue, Nr. 286; ibid. Nr. 436 (später). In der Schnittechnik besonders nahe die Band-
achate Fossing, Nr. 362; W. Martini, Die etruskische Ringsteinglyptik, Heidelberg 1971, Taf.
26,1—3, Nrn. 130—131, von präzisierendem Stil', die der Autor (S. 85 ff.) in die zweite
Hälfte des 2. Jh. verlegt (Nr. 130 = Fossing, Nr. 363; Nr. 131 = Maaskant-Kleibrink, op. cit.,
Nr. 74).

2. Jh. v. Chr.

155 Mehrschichtiger Kreisachat, abwechselnd schwarzbraun—grau in sechs horizontalen


Lagen.
Bildseite halbkugelig, Rückseite flach, weiche Zwischenkante, Mitte oben und unten angebohrt. Das Bild ist
in die oberste, dunkle Schicht geschnitten.
15,7 χ 15,8 χ 7,8 mm

Drei Eigen mit ihren die Pferde anfeuernden, geißelschwingenden Lenkern umkreisen die
Rennbahn in raschem Lauf, zwei unten nach rechts, eine oben nach links. In der obern Bild-
hälfte links die Spina, worauf die Spitzsäulen der Metae und ein Rundaltar mit drei Palm-
zweigen. Je eine kurze Bodenlinie unter den Pferdehufen und den Rädern.
Die schon von einem etruskischen Skarabäus her bekannte Zirkusszene (BMCG, Nr. 740
= Furtwängler, AG, Taf. 19,52 = Zazoff, Etruskische Skarabäen, Nr. 1580) wird vornehmlich
auf Gemmen der späteren Kaiserzeit wiederholt (für diese vgl. Vollenweider, Genève II,
Nrn. 407 und 410 mit Hinweisen; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 772.985).
Hier findet sie sich aber in einer seltenen Darstellung der späten Republik mit Anklängen
an die Rundperltechnik; verwandt der Karneol (Pferderennen) in Hannover, AGDS IV, Nr.
1018. Vgl. Haltung und Körper der Pferde mit den weit ausgreifenden Beinen auf republika-
nischen Münzen bei Grueber, Taf. 25,12.13.20; Taf. 30,10 ff.21; Taf. 36,8-15; Taf. 39,1-6.

Gute Arbeit wohl vom Beginn des 1. Jh. v. Chr.

156 Karneol, dunkelrot, trüb.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite sehr kurz einwärts geschrägt.
20,5 χ 15 x4,8 mm

Tropaion von vorn, links langer, ovaler Schild, rechts Speer, diesem entlang im Feld die
Buchstaben M. L (auf dem Original in Spiegelschrift von unten nach oben).
Wie aus den seitlich am Helm aufragenden Hörnern und dem langen Schild zu schließen ist,

98
dürfte es sich um das Zeichen eines Sieges über Gallier oder Germanen handeln. Vgl. andere
Trophäen auf konvexen Steinen, AGDS 1-2, Nrn. 810—812, mit Hinweisen auf ähnliche Dar-
stellungen in Berlin, New York, Aquileia und Kopenhagen. Eine stilistische Verwandtschaft
mit den Trophäen auf Münzen des Sulla ist nicht zu leugnen, vgl. Grueber, Taf. 110,1—3;
Crawford, Nrn. 359/1. 359/2, Taf. 47.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

157 Granat, trüb, schwach durchscheinend.


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
13 χ 9,8 χ 3 mm

Tropaion von vorn. Panzer, Rundschild, Speer und Schwert gekreuzt, der Helm mit Schweif
im Profil. Bodenlinie, beidseitig durch kurze senkrechte Striche begrenzt.
Für gekreuzte Waffen bei stilverwandten Tropaia vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
2204 ff. ; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1487.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

158 Karneol.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zuerst ganz kurz leicht auswärts, dann einwärts ge-
schrägt.
12 χ 9 χ 4,2 mm

Jagdhund mit Halsband steht auf Bodenlinie nach links, den erhobenen Kopf zurückge-
wandt. Hohe Beine, schlanker, nach hinten sich verengender Leib, langer, gesenkter Schwanz;
drei Rippen sind angegeben. Flachperltechnik, ovale Rundperlvertiefungen für die Pfoten.
Zum Typus vgl. die Wölfin auf Münzen des L. Papius Celsus, datiert ca. 46 v. Chr. (Syden-
ham, Nrn. 964 f.; Grueber, Taf. 51,1-2; Babelon, Papia II, S. 283 f., Nrn. 2-3; Alföldi,
Zeitfolge, Taf. 24,10-12); ferner die Gemmen Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1182-1186;
Furtwängler, AG, Taf. 45,34 (viel feiner gearbeitet); ähnlich, doch in anderer Haltung,
AGDS 1-2, Nrn. 2007 ff. ; für die Wiedergabe der Beine und Pfoten auch ibid. Nr. 910 (Pan-
therweibchen).
Auf diesem, wie auf dem folgenden Karneol Nr. 159 mit dem springenden Löwen, zeigt sich
der Übergang von der in rein globularer Technik befangenen Darstellung zu einer freieren
Bewegtheit.

1. Hälfte oder Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

99
159 Karneol, leicht fleckig.
Breitoval, Bildseite kugelig konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
10,5 χ 12,2x4,5 mm

Löwe springt mit steil erhobenem Schwanz nach rechts, die Vorderbeine hoch vorgestreckt,
mit den parallel gerichteten Hinterbeinen von einer kurzen Bodenlinie abstoßend.
Für verwandte Darstellungen vgl. AGDS 1-2, Nr. 1940; Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
5363 und 7033; Henig, Lewis Collection, Nr. 218. Zum Stil vgl. die kleine, gedrungene,
kompakte Erosfigur auf Münzen Sullas, die im Osten geprägt worden sind (Grueber, Taf.
110,1-4).
Die Anwendung einer kräftigen Rundperltechnik, namentlich für Auge und Tatzen, die hef-
tige Bewegung des emporschnellenden Tieres und nicht zuletzt die stark konvexe Form des
Steins sprechen für eine Datierung der Gemme in das erste Drittel des 1. Jh. v. Chr.

160 Karneol, hell orangerot.


Breitoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
8,2 χ 12 χ 3 mm

Löwe mit offenem Rachen und hangender Zunge nach rechts schreitend, den Schwanz (mit
Quaste) nach oben einwärts geschwungen. Leicht eingebuchtete Bodenlinie.
Langgestreckter Körper, die Mähne nur im Nacken und vorn am Hals mit einigen kurzen
Parallelstrichen skizziert, der Schwanz eine gebrochene Linie. Zum zerfahrenen Schnitt und
zur Wiedergabe des Kopfes vgl. die beiden den Wagen der Kybele ziehenden Löwen auf Mün-
zen des L. Cestius und des C. Norbanus (Grueber, Taf. 55,7; A. Alföldi, Der Einmarsch
Octavians in Rom August 43, Hermes 86,1958, S. 480ff.,Taf. 2,6-12;Crawford, Nr. 491/2).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

161 Karneol, orangerot.


Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante. Stein oben rechts ausgebrochen, Ab-
splitterungen oben links und in der untern Hälfte rechts.
11 χ 12 χ 3,2 mm

Panther schreitet rückwärts aufblickend nach rechts, in der erhobenen linken Vordertatze
eine geknickte Lanze. Bodenlinie.
Ziemlich flüchtiger Schnitt, Rundperlpunkte für Schnauze, Auge, Tatzen und das gefleckte
Fell.
Vgl. den Löwen mit geknickter Lanze auf zwei konvexen Pasten in Berlin, Furtwängler, Be-
schreibung, Nrn. 2038 f. Panther werden häufig mit bacchischen Symbolen dargestellt, vgl.
die feiner und plastischer geschnittenen Steine in München, AGDS 1-2, Nrn. 909.910 (mit
Hinweisen); Furtwängler, op. cit., Nr. 6558; zur Haltung mit rückwärts erhobenem Kopf vgl.
den Hund auf einem ebenfalls oval-konvexen Karneol bei Sena Chiesa, Luni, Nr. 126; zum

100
Thema vor allem das Pantherweibchen in gleicher Haltung auf Sesterzen des T. Carisius aus
dem Jahre 46 v. Chr., Crawford, Nr. 464/7 a.
Die Gemme ist ein Beispiel für den Übergang von der a globolo-Technik konvexer frührömi-
scher Steine zu schlankeren, preziösen Formen; stilverwandt der konvexe Karneol mit See-
pferd Furtwängler, op. cit., Nr. 2163; hier Nrn. 160 und 165.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

162 Sard, braun, wolkig, durchscheinend.


Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
10,1 χ 13 χ 3,1 mm

Vögelchen sitzt nach rechts auf einem Meerkrebs (Hummer?).


Hübsche, humorvolle Darstellung, Beispiel für eine bereits subtilere Ausdrucksweise in Rund-
perltechnik. Zum Stil vgl. die Vögel Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2116, auch 2187 (auf
Steuerruder); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1248 (auf Ähre); AGDS, 1-2, Nr. 778 (auf Sky-
phos); ebenfalls verwandt, aber weniger geistreich dargestellt, die Vögel bei Zwierlein-Diehl,
Wien I, Nrn. 146—148. Zum Krustentier vgl. den ebenfalls fein geschnittenen Praser in
Berlin, Furtwängler, op. cit., Nr. 2526 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 24,20).

1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

163 Amethyst.
Breitoval, Bildseite kugelig konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
6,1 χ 7 χ 3,5 mm

Widderkopf im Profil nach rechts, Maul geöffnet, Punktauge, eine Reihe von Rundperl-
punkten für das Gehörn.
Im Motiv ähnlich dem in einen Ring gefaßten Sardonyx hier Nr. 489 (mit Hinweisen), je-
doch früher entstanden und noch zu den Ausläufern der a globolo geschnittenen konvex-
ovalen Steine gehörend.

Ende 2. oder Anfang 1. Jh. v. Chr.

164 Granat in antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite stark konvex.
3,8x4,7 mm
Ring: a.D. senkrecht 19,8 mm
waagrecht 19,1 mm
i.D. senkrecht 15,8mm
waagrecht 16,8 mm

101
Vogel geht nach rechts.
Das Bild ist sehr summarisch mit kräftigen Strichen gezeichnet, in einer Mischung von Rund-
perl- und Schraffiertechnik. Vgl. AGDS 1-2, Nrn. 772-777.
Ringform: Der sehr dünne, verbogene Reif ist innen abgeflacht, außen gewölbt; er geht mit
konkaven Seitenrändern in ein 6,8 mm breites Kopfteil über, in das die kleine Gemme einge-
lassen ist. An der Innenseite des Reifs sind die Ränder oben gleichsam eingerollt, so daß er
dort wie gekehlt erscheint. Ähnliche Ringform Henkel, Nr. 165.

1. Jh. v. Chr.

165 Karneol, orangerot mit dunklen Flecken.


Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
10 χ 12,9 χ 3,5 mm

Hund mit Halsband in gestrecktem Lauf nach rechts, die Vorderbeine weit vorgestreckt, die
Hinterbeine parallel auf kurzer Bodenlinie. Rundperlpunkte für Schnauze, Gelenke und
Pfoten, drei Rippen angegeben.
Vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1079 und, vor allem für die Wiedergabe der Gelenke mit fei-
nen Rundperlpunkten, Nr. 1099; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 135; hier Nrn. 142.171.172.
Haltung und Bewegtheit sind ähnlich wie beim springenden Hund auf Denaren des C. Postu-
mius (Grueber, Taf. 42,8); für die punktierten vorgestreckten Beine vgl. die Denare des
L. Rutilius, ibid. Taf. 42,10.

Wohl 1. Viertel 1. Jh. v. Chr.

166 Sard, braungrau, durchscheinend.


Hochoval, Bildseite stark konvex und etwas berieben, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
17,5 χ 14 χ 6 mm

Eros steht mit geschlossenen Füßen auf Zehenspitzen hochaufgereckt im Profil nach rechts,
die Rechte mit nach innen gekehrter Handfläche zum Gruß erhoben, in der Linken Bogen
und Pfeil senkrecht vor sich haltend. Kurze Bodenlinie.
Das Haar ist am Oberkopf mit ein paar parallel herablaufenden Strichen angegeben, eine
Reihe von Rundperlpunkten bildet die das Gesicht umrahmende Haarrolle. Rundperlpunkte
auch an den Flügelchen, am vorgewölbten Bauch, für Gesäß und Ferse.
Für Haltung und Gebärde vgl. vor allem den Granat Furtwängler, Beschreibung, Nr. 1110;
ferner einen flachen Sard, ibid. Nr. 7474; den konvexen Karneol in München, AGDS 1-2,
Nr. 847. Für die Schnittechnik mit Rundperlpunkten vgl. Furtwängler, op. cit., Nr. 1649
(konvexer Sard). — Eros mit Bogen und Pfeil findet sich oft auf Gemmen, z.B. Sena Chiesa,
Aquileia, Nr. 306; AGDS III, Braunschweig, Nr. 59;Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 589;
hier Nr. 100.

Wohl Anfang 1. Jh. v. Chr.

102
167 Amethyst, in modernem Goldring à jour gefaßt.
12 χ 9,5 mm

Buckliger, nackter Zwerg, nach rechts gebückt stehend, eine Hand am Kinn, in der ändern
einen undefinierbaren Gegenstand vor sich her tragend (Gefäß? Laterne?). Hinter ihm am
Bildrand: CA_,VO (auf dem Original in Spiegelschrift von oben nach unten), vielleicht als
Widmung für den Empfänger des Steins mit Namen Calvus gemeint (Calvus ein Cognomen
der Gens Licinia).
Das Motiv des mit verschiedenen Hantierungen beschäftigten Zwergs findet sich vom 3./2.
vorchristlichen Jahrhundert bis in die Kaiserzeit. Für ähnliche Darstellungen auf frührömi-
schen, konvexen Steinen und Pasten vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1190—1210;
ferner id., AG, Taf. 25,19 und Taf. 29,28-32 (Zwerg bekleidet, Rundperltechnik); AGDS
1-1, Nr. 604; AGDS III, Göttingen, Nr. 47. Zur Gebärde als Ausdruck der Ratlosigkeit
s. Gerhard Neumann, Gesten und Gebärden in der griechischen Kunst, Berlin 1965, S. 109.

2. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 246; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 437 (a); Auktionskatalog 63 Fischer,
Luzern 1938, Nr. 518, Taf. 17.

168 Karneol, trüb gelbrot, am Rand der Bildseite verbrannt.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite weit einwärts geschrägt.
10,5 χ 12 χ 4,5 mm

Adler mit gespreizten Beinen nach rechts stehend, Flügel ausgebreitet, Kopf zurückgewandt,
eine Blüte oder kleinen Kranz im Schnabel, in den Fängen eine Schlange (?).
Gefieder an den Flügeln durch leicht geschwungene Linien gegeben, am Körper durch anein-
andergereihte Punkte markiert, die Schwanzfedern quergestrichelt. Stilistisch eine manieri-
stische Weiterführung von hier Nrn. 150 ff.
Zum derben Schnitt und den verquollenen Formen vgl. die Figuren auf Denaren des Publius
Cornelius Lentulus Marcelli filius (Grueber, Taf. 32,9—10). Die Stellung des Adlers ist nahe-
zu gleich wie auf den vermutlich in Spanien geprägten Aurei des Cn. Cornelius Lentulus Mar-
cellinus aus der Zeit ca. 72 v. Chr. (Grueber, Taf. 100,14); vgl. auch den Adler bei Zwierlein-
Diehl, Wien II, Nr. 1158 (weniger kraftvoll); AGDS IV, Nr. 1258. Für eine ähnliche Stilisie-
rung des Gefieders vgl. den Greif Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 389; ferner den Adler auf in
Griechenland geprägten Aurei des Brutus (Grueber, Taf. 111,8—9), wo aber sowohl Flügel-
wie Schwanzfedern mit Punkten angegeben sind, Haltung und Ausdruck weniger kraftvoll
als auf unserer wohl früher entstandenen Gemme.

I.Hälfte l. Jh. v. Chr.

103
169 Bandachat, schwarzbraun, mit einem breiten und zwei schmalen, senkrecht verlaufen-
den hellgrauen Streifen.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
6,3 x9,l χ 1,8 mm

Sphinx nach rechts lagernd, Schwanz auswärts aufgebogen, Vorderbeine vorgestreckt. Die
nach hinten gerichteten Flügel sind nahe dem Körper mit Punkten, die Schwungfedern mit
parallelen Strichen markiert und am obersten Ende sichelartig nach vorn gebogen. Rundperl-
vertiefungen an Gelenken und Tatzen. Unebene Bodenlinie.
Zum Stil, einer Mischung von Flach- und Rundperltechnik, vgl. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr.
264 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 26,39); AGDS 1-2, Nrn. 1009 und 1920 (mit Hinweisen);
Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 429-431; Richter, MMA, Nr. 391.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

170 Bandachat, schwarzbraun, mit durch die Bildmitte senkrecht verlaufendem weißli-
chem Streifen.
Breitoval, Bildseite sehr leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
9 x 11,9 χ 3,3 mm

Pegasos nach rechts sprengend, Hinterhufe unter sich versammelt, das linke Vorderbein aus-
greifend. Die kompakt gezeichneten Flügel sind diagonal nach hinten gerichtet. Massiger
Leib mit prallen Hinterbacken; Gelenke und Hufe mit Flachperlvertiefungen gegeben.
Einfluß des italischen Rundperlstils. Verwandt, jedoch feiner ausgearbeitet die Karneole
BMCG, Nr. 1847; Fossing, Nr. 1570; AGDS 1-3, Nr. 2410 (Pferd mit Palmzweig, in späterer,
etwas zerfahrener Gravur).

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

171 Heller Bandachat, lichtbraun—milchweiß senkrecht gemasert.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11,2 χ 1 5 x 2 , 1 mm

Ziege steht im Profil nach rechts vor einem niedrigen Baum, von welchem sie Blätter frißt.
Leicht eingebuchtete Bodenlinie.
Das aus dem Orient stammende Motiv von Ziege oder Bock mit dem Lebensbaum ist hier zu
einem idyllischen Genrebild abgewandelt. Vgl. den quergestreiften Sardonyx in Berlin, Furt-
wängler, Beschreibung, Nr. 6585, der noch mehr als unsere Gemme dem Rundperlstil ver-

104
haftet und wohl etwas früher, möglicherweise aber in derselben Werkstatt entstanden ist. Für
weitere stilverwandte Arbeiten vgl. ebendort Nrn. 6582—6584; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr.
384; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 264 (Seepferd); hier Nr. 172.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

172 Karneol.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite leicht konvex auswärts geschrägt mit weicher Oberkante.
13,2 χ 11,8 χ 3 mm

In der Bildmitte ein Baum, quer davor eine Ziege nach rechts, die mit zurückgewandtem
Kopf Blätter von den Zweigen rupft. Leicht eingebuchtete Bodenlinie.
Variante von Nr. 171; der Rundperlstil ist hier noch stärker ausgeprägt. Lebendige Dar-
stellung.

1. Jh. v. Chr.

173 Großer Sardonyx, horizontal geschichtet dunkelbraun auf milchweiß—hellgrau streifi-


gem Grund mit bräunlichen Einsprengelungen.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite stark auswärts geschrägt.
Knapp 26 χ 32,9 χ 7 mm

Seepferd mit steil aufragendem Flügel und einfach geringeltem Schwanz (mit breiter Schwanz-
flosse) nach links. Einfache, kräftige Randlinie.
Flachperlstil mit tiefem Schnitt des walzenförmigen Leibes, kurze, gerade Striche für die
Nackenmähne und am hinteren Rand des kompakten Flügels.
Das frei oder mit einer Nereide auf dem Rücken einherschwimmende Seepferd ist ein auf
Gemmen häufig wiederkehrendes Motiv (vgl. u.a. BMCG, Nrn. 1297 ff.; Richter, EGR, Nr.
232; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 361 ff.). Charakteristisch für unser Exemplar sind die
senkrecht abstehenden und erst von der Rückenlinie ausgehenden Flügel (nur einer sichtbar)
und die etwas verquollenen Körperformen (für letztere vgl. den Pegasos auf Münzen des
Q. Titius, Grueber, Taf. 36, vor allem Nrn. 1—2; auch Alföldi, Tempestas Mariana, Schweiz.
Münzblätter 24/1974, Taf. 3,9). Stilistisch verwandt und von ähnlichen Körperschwellungen
gekennzeichnet ist das langgestreckte Pferd auf einem ebenfalls horizontal geschichteten
Sardonyx in Wien, Zwierlein-Diehl, op. cit., Nr. 317.
Daß die Darstellung des Seepferdchens auch in die politische Glückssymbolik einbezogen
wurde, zeigt ein Jaspis in München, AGDS 1-3, Nr. 2735, wo das den Tridens tragende See-
pferd unter dem Capricornus mit Füllhorn abgebildet ist. Vgl. auch einen Achat ebendort
Nr. 2736, wo das ebenfalls einen Dreizack tragende Seepferd über einem Globus schwimmt.
Wie diese beiden Gemmen, gehört auch die unsrige, auf der das Seepferd dem Pegasos ange-
glichen ist, noch in die spätrepublikanische Zeit.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.


105
174 Karneol in modernem Metallring.
Breitoval, Bildseite flach, Stein von oben rechts bis Bildmitte gespalten und dort etwas ausgebrochen.
10 χ 12 mm

Löwe sitzt nach rechts, die linke Pranke auf einen in Dreiviertelansicht dem Betrachter zu-
gewandten Stierkopf gelegt, den Schwanz auswärts aufgebogen. Ein Vogel (Adler?) läßt sich
auf seinen Rücken nieder. — Großgelockte Mähne, Rundperlpunkte für Auge und Tatzen,
sowie am Stierkopf, gut modellierter Leib.
Der einen Stierkopf haltende Löwe ist ein auf Gemmen häufig vorkommendes Motiv, das in
der Spätzeit auch zu einem astrologischen Symbol wird. Unsere Gemme könnte jedoch eher
politische Bedeutung haben.
Die manieristische Verwendung der feinen Rundperlpunkte für die Stirnhaare des Stier-
kopfs, die ausdrucksvolle Physiognomie des Löwen, der heraldisch aufgebogene Schweif
zeugen für einen Stilzusammenhang mit der Glyptik des ersten vorchristlichen Jahrhunderts,
vgl. den Löwen auf einem Karneol in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7032 (= Im-
hoof-Blumer/Keller, Taf. 14,56), dessen Körper jedoch nicht von derselben kompakten Ge-
schlossenheit ist. Zum Motiv vgl. AGDS 1-3, Nr. 2416; BMCG, Nrn. 2311 f. und 2321; Fos-
sing, Nrn. 1797 ff. ; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1142 ff. ; Gramatopol, Nrn. 382.384.

1. Jh. v. Chr.

175 Karneol-Onyx, orangerot—weißlich mehrfach horizontal geschichtet.


Breitoval, Bildseite sehr stark konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante. Der Stein ist am Rand rechts
unten ausgebrochen, ein oberflächlicher Spalt zieht sich neben der Bruchstelle bis zur Bauchlinie des Lö-
wen. Das Bild ist in die oberste rote Lage geschnitten.
12,5 χ 16 χ 7,8 mm

Löwe schreitet mit erhobener Vordertatze leicht geduckt nach rechts. Bodenlinie. Ein Teil
des linken Hinterbeins und des gesenkten Schwanzes verschwindet in der Bruchstelle. — Die
Mähne ist mit kurzen, derben, aneinandergereihten Strichen gegeben, feinere Parallelstrich-
lein markieren das Fell an den Konturen von Nacken, Bauch und ziemlich abgeflachtem
Hinterteil.
Nahe verwandt der Löwe auf einem ebenfalls oval-konvexen Achat von horizontaler Schich-
tung in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 148. Für eine gewisse Ähnlichkeit vgl.
auch AGDS 1-1, Nr. 539 (datiert 1. Hälfte 2. Jh. v. Chr.); AGDS IV, Nr. 1154; Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 5346.7528 (letzterer wohl aus der gleichen Zeit wie unser Exemplar, mit
demselben humorvollen Einschlag).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

106
Expressiver Stil des 2.—1. Jh. v. Chr.

176 Bandachat, schwarzbraun—hellgrau — bräunlich senkrecht gestreift.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
9,1 χ 12 χ 3 mm

Alter Löwe schreitet bedächtig nach rechts, Schwanz gesenkt mit aufgebogenem Ende. Ge-
brochene Bodenlinie.
Ziemlich summarische Zeichnung, namentlich der Beine: das vordere Beinpaar mit je einem
geraden Strich, der beim zugewandten Bein schon an der Rückenlinie beginnt, die Hinter-
beine mit winklig aneinandergesetzten Strichen; kurze Querstriche für die großen Tatzen.
Grob gestrichelte, zottige Mähne, feine Bauchhaare.
Einer der seltenen Löwen auf quergestreiften, flachen Steinen, flaue Variante von hier
Nrn. 115 und 160. Nahe verwandt der Löwe auf Quinaren des Marcus Antonius (Grueber,
Taf. 103,13—14; Crawford, Nrn. 489/5—6), zwar mit gesenktem Kopf, doch gleiche Schwanz-
haltung und Beinstellung, vergrößerte Tatzen.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß unser Löwe mit der Symbolik des M. Antonius zusammen-
hängt, zumal die den quergestreiften Sard nachahmende Glaspaste auch für sein Bildnis ver-
wendet wurde (s. Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 134,2 und hier Bemerkung zu Nr. 115).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

177 Karneol.
Unebenmäßig breitoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, an
der Oberkante Mitte rechts ausgebrochen.
8,5 χ 10 x 4 m m

Eine nach links lagernde Antilope wird von hinten von einem Löwen angefallen, der seine
Zähne in ihren Rücken schlägt. Bodenlinie.
Mähne, Schweif und Tatzen des Löwen, Gehörn und Läufe der Antilope sind mit Flachperl-
strichen gegeben, die Körper wenig modelliert. Schnauze und Vorderteil der Antilope durch
die Beschädigung des Steins zum Teil unkenntlich.
Ähnlich dem Stein hier Nr. 178 und wohl aus derselben Werkstatt, doch etwas weicher ge-
schnitten. Zum Stil vgl. den Panther auf einem Karneol bei Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1181,
Taf. 60 und Taf. 86,2. Zum Motiv des in den Rücken der Beute sich verbeißenden Löwen
vgl. einen Denar des M. Durmius aus dem Jahr 14 v. Chr. (Grueber, Taf. 67,12—13); ferner
Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 226.640; Sena Chiesa, op.cit., Nrn. 1191—1196 (mit
Hinweisen), besonders Nrn. 1192 und 1196, Taf. 60.

1. Jh. v. Chr.

107
178 Sardonyx von nahezu schwarzer Farbe, mit schmalem, senkrecht verlaufendem wei-
ßem Mittelstreifen.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite steil einwärts geschrägt.
11 χ 13 χ 2,5 mm

Ein nach rechts auf kurzer Bodenlinie stehender Löwe packt von hinten eine aufspringende
Gazelle.
Großflächige, walzenförmige Volumina für die Körper, gebrochene Flachperllinien für die
Glieder; die Mähne des Löwen mit derben, nebeneinandergereihten senkrechten Strichen
gegeben, drei schräge Striche für die Bauchmuskeln. Vgl. hier Nr. 177.
Zur Schnittechnik vgl. außerdem das Pferd hier Nr. 220; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1188
(gleiche Haltung der Gazelle); die Gruppe bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 327 ff.,
auch Nr. 375.
Das Motiv des Löwen, der ein friedliches Tier von hinten anfällt, erscheint schon in der
Glyptik des 4. Jahrtausends (vgl. Vollenweider, Genève I, Nr. 1) und kehrt in der Folge
immer wieder. Unsere Gemme könnte eine Szene aus der römischen Arena darstellen, aber
vielleicht auch als Mémento mori gemeint sein: vgl. Henig, Corpus I, S. 152, Kommentar zu
Nrn. 636 und 638.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

179 Sard, honigbraun, klar durchsichtig.


Breitoval, Bildseite flach, Rückseite konvex, scharfe Zwischenkante. Hochpoliert.
12,1 χ 13,5 x 2 , 5 mm

Pferd im Galopp nach rechts, die Hinterhufe geschlossen nebeneinander auf kurzer Boden-
linie, auf dem Rücken eine in S-Form hoch aufgerichtete Schlange, die die Zügel im Maul
hält.
Für eine sehr ähnliche, aber etwas gröbere Darstellung vgl. den Karneol Sena Chiesa, Aqui-
leia, Nr. 1216. In der Haltung des schlanken, bewegten Körpers, der gespannten, parallel
vom Boden abstoßenden Hinterbeine zeigt sich ein Zusammenhang mit auf Münzen des
ersten vorchristlichen Jahrhunderts dargestellten Pferden. Vgl. die Denare des C. Considius
bei Crawford, Nr. 465/5; Grueber, Taf. 52,18 (46 v. Chr.). Auch die freie Bewegtheit des
Pferdes im Raum spricht für eine Datierung in die spätrepublikanische Zeit.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

180 Karneol.
Breitoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
7,8 χ 12,5 x 4 , l m m

Wolf auf Bodenlinie nach rechts lagernd, Vorderläufe flach vorgestreckt, Schwanz nach
vorn gezogen und über die Bodenlinie herabhangend.

108
Summarische, aber flotte, ausdrucksvolle Darstellung, der Körper recht plastisch modelliert
mit Andeutung der Bauchmuskeln, das Fell nur an Kopf und Nacken mit ein paar kurzen,
schrägen Strichen angegeben.
Zum Motiv vgl. die konvexen Pasten Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2011.2012 (2011
= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 15,23b); den ebenfalls konvexen, doch viel feiner gearbeite-
ten Sardonyx Furtwängler, AG, Taf. 45,40 (= Lippold, Taf. 88,1); für flache Steine und
Pasten Furtwängler, Beschreibung, Nr. 5665 (dort als Hund bezeichnet); ibid. Nr. 6569 (an
Knochen nagend, feiner); ferner die Serie Wolf gegen andere Tiere ibid. Nrn. 5437—5447;
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 890 (Wolf allein).
Im Gegensatz zum weitverbreiteten Motiv der die Zwillinge nährenden römischen Wölfin ist
eine so naturalistische Skizze, wie unsere Gemme sie zeigt, eher ungewöhnlich. Der Wolf
war dem Apollon Lykeios und dem Mars heilig, doch darf sein Bild hier kaum in diesem
Sinn interpretiert werden; es wird sich einfach um eine gelungene Tierstudie handeln.

1. Jh. v. Chr.

181 Karneol mit zwei dunklen Flecken rechts, in Goldring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite leicht auswärts geschrägt.
11 χ 15 mm

Reiter stürmt mit zwei Pferden nach rechts. Er trägt einen Helm mit lang herabhangendem
Helmbusch und einen langovalen (samnitischen) Schild, der den Körper verdeckt. Ein glei-
cher Schild hängt am Sattel des hinteren, reiterlosen Pferdes, das voransprengt.
Derber Schnitt, der Kopf des zweiten Pferdes verzeichnet und dem eines Widders ähnlich.
Rundperlvertiefungen für Gelenke, Hufe und Nüstern.
Vgl. die verwandte Darstellung des Reiters, dessen langer Hals und behelmter Kopf gerade in
Rückenhöhe des Pferdes über dem Schild aufragen, auf Denaren des C. Serveilius, Mattingly,
Roman Coins, London 1960, Taf. 18,1.2 (dort mit Rundschild); Grueber, Taf. 30,4.5;
Crawford, Nr. 264/1 (ebenfalls mit zwei Pferden, das vordere mit Reiter, der sein Schwert
nach hinten erhebt). Verwandt auch die Gemmen AGDS 1-3, Nr. 2378; Zwierlein-Diehl,
Wien I, Nr. 315; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6499; AGDS III, Braunschweig, Nr. 136;
BMCG, Nr. 2106; entfernter hier Nr. 188.
Die Zwillingspferde sind wohl von der Darstellung der Dioskuren auf Münzen des 3.—2. Jh.
abgeleitet (Grueber, Taf. 84,4—8, auch da läuft das hintere Pferd dem vorderen voraus).
Zum Reiter mit zwei Pferden vgl. eine Glaspaste des 3. Jh. v. Chr. in Genf, Vollenweider,
Genève II, Nr. 88 (mit Zitaten); Grueber, Taf. 94,8 (ca. 90 v. Chr.).
Das in derbem italischem Provinzstil geschnittene Bild stellt möglicherweise nicht eine
Kampfszene, sondern ein Reiterspiel dar.

2.-Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

109
182 Karneol, dunkelrot, klar, die Durchsichtigkeit durch eine Abschürfung auf der Rück-
seite und zwei feine Binnenrisse am Rand stellenweise leicht beeinträchtigt.
Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite unebenmäßig einwärts geschrägt.
11 χ 12,8 x4,2 mm

Pferd mit Halfter nach rechts schreitend, über dem Rücken ein großer Palmzweig, dessen
Stiel es im Maul hält. Bodenlinie.
Zum Motiv vgl. AGDS 1-3, Nr. 2410 (Karneol, später und gröber, Pferd mit Palmzweig, aber
nicht im Maul getragen); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1061 (grüner Jaspis, Pferd mit Palmzweig
im Maul); AGDS III, Kassel, Nr. 97 (Karneol, Rennpferd mit Siegespalme im Maul, viel fei-
ner und lebendiger als unser Exemplar, mit Hinweisen); Sena Chiesa, Luni, Nr. 124 (roter
Jaspis, 3. Jh. n. Chr.); E.M. Schmidt, Gemmen und Glaspasten in der Prähistorischen Staats-
sammlung München, Bayerische Vorgeschichtsblätter (36), 1971, S. 216 ff., Nr. 29; AGDS IV,
Nr. 1161 (Paste).
Im Unterschied zu dem Exemplar in Kassel zeigt unsere Gemme kein stolzes Rennpferd,
sondern einen zwar selbstbewußten, aber derben Bauerngaul mit gestutzter Mähne, plum-
pem Leib, kurzen Beinen und dichtem, langem Schweif. Rundperlpunkte für Maul, Auge,
Kniegelenke und Hufe, gute Modellierung des massigen Leibes, Bauchmuskeln mit zwei
kleinen Strichen angedeutet.

Hübsche Arbeit des 1. Jh. v. Chr.

183 Praser (Smaragdplasma).


Breitoval, Bildseite leicht, Rückseite stärker konvex, scharfe Zwischenkante.
7 χ 8,9 χ 2,2 mm

Lenker auf Zweigespann im Galopp nach rechts, die Peitsche über die Köpfe der Pferde hin
schwingend. Bodenlinie unter den Hinterhufen der Pferde.
Zum Motiv vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nr. 4609; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 859 ff.; in
der Schnittechnik nah verwandt dem Praser hier Nr. 184, möglicherweise aus derselben
Werkstatt.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

184 Praser (Smaragdplasma).


Breitoval, Bildseite leicht konvex, gegen den Rand rechts etwas abgeschürft, Rückseite stärker konvex,
scharfe Zwischenkante.
6,1 χ 10,1 χ 3,5 mm

Reiter im gestreckten Galopp nach rechts, auf der Schulter einen langen, nach hinten wehen-
den Palmzweig, dessen Stielende unter dem Pferdeleib sichtbar ist. Die Vorderbeine des

110
Pferdes weit ausgreifend, die Hinterbeine parallel vom Boden abstoßend, darunter kurze
Bodenlinie.
Ziemlich grober Schnitt, der klobige Kopf des Pferdes wie karikiert anmutend, eine Reihe
kleiner Querstriche für die kurzgeschorene Mähne, Hals und Leib undifferenziert walzen-
förmig, Gelenke und Hufe mit Flachperlvertiefungen angegeben. Der sich zurücklehnende
Reiter ist wohl rittlings zu denken, obschon von den Beinen nichts als ein Fuß unterhalb
des Pferdebauchs sichtbar ist. Für den Sitz des Reiters s. Henig, Corpus, Nr. 109.
Das Motiv findet sich oft auf Münzen der Pisones Frugi des früheren 1. Jh. v. Chr., vgl. Grue-
ber, Taf. 33 und 34, Taf. 46,17f., Taf. 47,5, doch lehnt sich der Reiter dort stets nach vorn.
Ähnlich, etwas feiner geschnitten, der galoppierende Reiter mit Palmzweig in Berlin, Furt-
wängler, Beschreibung, Nr. 3148 (dreischichtiger Sardonyx, Reiter nach vorn geneigt) und
ebendort ein Reiter mit Peitsche, Nr. 3149 (Chalcedon, mit Inschrift). Vgl. ferner AGDS 1-3,
Nr. 2379; AGDS III, Göttingen, Nr. 369. Für den langgestreckten, wenig modellierten Pfer-
deleib vgl. auch Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 371; Furtwängler, op. cit., Nrn. 4607.4609.
6500 (hier auch ähnliche Köpfe); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 863; BMCG, Nr. 2107 (Sard in
Ring des 3. Jh. n. Chr.).

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

185 Schwarzgrünerjaspis.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und Mitte links etwas ausgebrochen.
10 χ 12 χ 2,1 mm

Quadriga nach rechts sprengend in Dreiviertelansicht von vorn; der Lenker lehnt sich stark
zurück, der Wagen ist nicht sichtbar. Alle vier Pferde bäumen sich auf, die Köpfe paarweise
einander zugewandt. Bodenlinie.
Zahlreich sind die Gemmen, die Ausschnitte oder vereinfachte Ansichten von Wagenrennen
bieten. Für die republikanische und frühaugusteische Zeit s. oben Nr. 155 (mit Hinweisen);
Fossing, Nr. 448; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4591 ff.; Maaskant-Kleibrink, Catalogue,
Nrn. 258 und 268, letztere ähnlich Vollenweider, Genève II, Nr. 574; für die frühe und spä-
tere Kaiserzeit ibid. Nrn. 398-411.
Im Vergleich mit den im Profil wiedergegebenen Gespannen sind die in Vorderansicht darge-
stellten viel seltener. Ganz ungewöhnlich ist das frontal gesehene Gespann mit zehn Pferden
auf einem Karneol in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, op. cit., Nr. 257; doch hat es derglei-
chen tatsächlich gegeben, wie wir von Mithridates VI. von Pontos wissen. Unserer Gemme
nahe verwandt ist der Heliotrop Henig, Corpus, Nr. 34, wohl etwas später entstanden, doch
in ähnlich weicher Flachperltechnik geschnitten. Zum Stil vgl. auch Maaskant-Kleibrink,
op.cit., Nrn. 372, ferner 373-375.
Das Material unserer Gemme, der dunkelgrüne Jaspis, der in der späteren Kaiserzeit beson-
ders beliebt war, wurde schon in der zweiten Hälfte des 1. Jh. v. Chr. namentlich für Gem-
menbildnisse verwendet (s. Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 33,4).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

111
186 Karneol, unrein, durchsichtig, in einfachem modernem Metallring à jour gefaßt.
Hoch oval, Bildseite flach, berieben und am Rand bestoßen, Rückseite konvex.
1 3 x 1 1 x 3 mm

Behelmter Reiter auf nach rechts schreitendem Pferd, die linke Hand am Zügel, die Rechte,
die einen Speer hält, zum schräg nach unten zielenden Stoß erhoben; die Spitze des Speers
ist zwischen den Vorderbeinen des Pferdes zu erkennen. Das Pferd hat eine kurzgeschorene
Mähne, hornartigen Stirnschmuck, einen schweren, massigen Leib, feingliedrige, hohe Beine.
Die Haare des langen, dichten Schweifs sind mit winklig aneinandergesetzten feinen Strichen
angegeben. Bodenlinie.
Vgl. BMCG, Nr. 2114 (Achat, Reiter gegen Löwen); Richter, MMA, Nr. 418 (Karneol, Bel-
lerophon mit Speer auf Pegasos); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 857 (Karneol), am ähnlichsten
auch in der Gravierung. Zum Schnitt vgl. auch Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 285—
288 (,Thick Wheel Style').

Anfang oder Mitte 1. Jh. v. Chr.

187 Karneol.
Kreisrund, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und Mitte rechts ausgebrochen, oben
links und Mitte unten bestoßen.
11,5 χ 11,5 x 2 , 5 mm.

Ein behelmter Krieger richtet sich nach rechts aus halb kniender Stellung auf, das linke Bein
hochgestellt, das rechte rückwärts über die Bodenlinie hinausgestreckt. Er scheint Hosen zu
tragen und ein um die Hüften geschlungenes, vorn herabhangendes Tuch. In der Linken hält
er einen von innen sichtbaren runden Schild (und Lanze?), in der Rechten ein kurzes Schwert.
Er beschützt einen hinter ihm in die Knie gebrochenen Gefährten, der seinen Schild abweh-
rend hochhält; das Gesicht des frontal dargestellten zweiten Kriegers ist durch die Beschädi-
gung des Steins unkenntlich. Bodenlinie.
Grob geschnittene, handwerkliche Arbeit, bemerkenswert durch die wilde Bewegtheit der
den Raum gedrängt füllenden Szene. Für allerdings wesentlich besser geschnittene Kampf-
szenen auf Gemmen vgl. Vollenweider, Genève II, Nrn. 164—167 (mit Hinweisen); AGDS
IV, Nr. 390 (mit Hinweisen). Zum Thema des einen Kameraden beschützenden Kriegers vgl.
Grueber, Taf. 95,14 (Denar, ca. 90 v. Chr.); zur Schnittechnik oben Nr. 186.

1. Jh. v. Chr.

*188 Sard, braun, klar durchsichtig.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11,6 χ 14 χ 1,8 mm

Reiter im Galopp nach rechts, in der rückwärts erhobenen Hand einen Speer, mit dem er
nach unten zielt. Kurze Bodenlinie unter den Hinterhufen des Pferdes. Massige Formen in
Rund- und Flachperltechnik.

112
In Motiv und Stil verwandt dem Karneol oben Nr. 186, doch viel summarischer und gröber
geschnitten.
Vgl. auch die massigen, nur konturierten Figuren auf Münzen vom Beginn des 1. Jh. v. Chr.
bei Grueber, Taf. 94,10.16.17; für den kugelförmigen Kopf die Victoria ibid. Taf. 97,2.

1. Jh. v. Chr.

189 Karneol in modernem Goldring.


Breitoval, Bildseite stark konvex, Rand zur Rückseite leicht auswärts geschrägt.
12 χ 14 mm

Jugendlicher See-Kentaur schwimmt mit ausgreifenden Vorderbeinen nach rechts, im rech-


ten Arm ein nach hinten aufragendes Tropaion, in der erhobenen Linken einen unbestimm-
baren kleinen Gegenstand oder Fisch. Bauchflosse, zweifach geringelter Schwanz mit auf-
stehender, gezähnter Schwanzflosse. Flachperltechnik ohne feine Modellierung.
Vgl. Henig, Corpus, Nr. 658 (mit Hinweisen); Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 253. Recht nahe
ein Karneol aus der Sammlung Goethes, wo ein Triton einen kleinen Delphin in der Hand
hält (Furtwängler, AG, Taf. 62,28 = G. Heres/G. Femmel, Die Gemmen aus Goethes Samm-
lung, Leipzig 1977, S. 78, Nr. 20, Abb. 23).
Da der See-Kentaur ein Tropaion trägt, darf vermutet werden, die Darstellung beziehe sich
auf die Seeschlachten der dreißiger Jahre (Naulochos und Actium), nach denen Octavianus
als neptunischer Sieger eine Hippokampen-Quadriga lenkend abgebildet wurde (vgl. Beazley,
LHG, Nr. 105 = Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 49,2). Im Gegensatz aber zu dem
eben zitierten Achat in Boston mit seinem bewegten Pathos handelt es sich hier eher um ein
populäres Genrebild, eine handwerkliche Arbeit, inspiriert von meisterlich geschnittenen
Gemmen wie dem Aquamarin mit Tritonenfamilie in Florenz (Furtwängler, AG, Taf. 41,41)
und den nach glyptischen Kabinettstücken gefertigten Glaspasten in Berlin und London (vgl.
Vollenweider, op.cit., Taf. 10,1-2 und Taf. 11,1 = Furtwängler, AG, Taf. 37,3-4 = id.,
Beschreibung, Nrn. 6256f.; BMCG, Nr. 2729).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr., vermutlich ca. 35-30.

190 Sardonyx, horizontal mehrfach braun—hellgrau geschichtet.


Breitoval, Bildseite sehr leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt, rechts oben
etwas abgeschürft und an der untern Kante ausgebrochen.
11,8 χ 13 x4,3 mm

Pegasos sprengt nach rechts, die Vorderbeine parallel ausgreifend, mit den Hinterbeinen sich
vom Boden abstoßend. Mächtige Flügel mit schön gezeichneten Schwungfedern, nach oben
flatternde Mähne. Kurze Bodenlinie unter den Hinterhufen.
Hübsche Arbeit in einer Mischung von Flach- und Rundperltechnik.
In Motiv und Stil verwandt ein Sard in London, BMCG, Nr. 1847; vgl. ferner Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 2344 (Amethyst) und 2345 (Karneol), beide von ausgeglicheneren For-

113
men; Fossing, Nr. 1567 (Paste); AGDS 1-3, Nrn. 2955 (Karneol) und 3374 (Paste). Für den
langgestreckten, etwas eingebuchteten Pferdeleib und die Kopfform vgl. die von einer Victo-
ria gelenkte Quadriga auf Denaren des T. Carisius, Grueber, Taf. 52,7.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

191 Achat mehrschichtig rot—hellorange—weiß—graurosa.


Breitoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante (bestoßen).
9 χ 12,2 χ 5 mm

Flügelgreif nach rechts sprengend. Kurze Bodenlinie unter den Hintertatzen.


Zum Typus vgl. Sena Chiesa, Nrn. 1208 und 1209. Die stürmische Bewegung des wie zum
Flug vom Boden abstoßenden, mit den Vorderbeinen weit ausgreifenden Tieres deutet auf
eine ziemlich frühe Entstehungszeit und legt den Vergleich nahe mit den galoppierenden
Pferden auf Münzen, die kaum später zu datieren sind als in die caesarische Zeit. Vgl. die
Biga auf Denaren des L. Valerius Acisculus, Grueber, Taf. 53,8, dort ebenfalls die hageren,
etwas flüchtig gezeichneten Hinterbeine.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

192 Karneol-Onyx, horizontal mehrfach orangerot—weiß geschichtet.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante. Oben links stark ausgebrochen.
14,5 χ 10,2x4,5 mm
Das Bild ist in die oberste rote Lage geschnitten.

Satyr im Tanzschritt auf Zehenspitzen nach rechts, einen Arm vorgestreckt, den ändern an-
gewinkelt rückwärts erhoben. Kurze Bodenlinie.
Flüchtige Arbeit mit breitem Schneidezeiger, die Haare mit kurzen, senkrechten Parallel-
strichen gegeben und mit einer einfachen Linie gegen das Gesicht abgegrenzt, der Schwanz
viel zu hoch angesetzt. Vgl. den feiner geschnittenen Chalcedon in Hannover, AGDS IV, Nr.
863 (mit Hinweisen); ferner die Paste AGDS 1-2, Nr. 1083 (Amphora auf der Schulter);
Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1697 ff. Zur Schnittechnik vgl. Maaskant-Kleibrink, Cata-
logue, Nr. 278 (Bandachat, .Prometheus').

Mitte 1. Jh. v. Chr.

193 Karneol, durchsichtig, mit einem weißlichen Fleck am Rande links und einigen klei-
nen, dunklen Einschlüssen.
Fast kreisrund, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10 χ 10,5 χ 2 mm

114
Ein nach links auf einem Felsen stehender Adler remonstriert mit gespreizten Flügeln gegen
einen Hund, der ihn von unten her anbellt. Der Hund streckt in halb geduckter Haltung die
Vorderbeine weit vor, er trägt ein Halsband mit aufflatterndem Ende. Bodenlinie.
Das Gefieder des Vogels ist mit harten parallelen, reihenweise gegeneinander abgesetzten
Linien gegeben, das Hinterteil des Hundes mit einer tiefen, rundlichen Mulde, das Vorderteil
ist walzenförmig, drei senkrechte Striche markieren die Bauchmuskeln, winzige, von der
Bauchkontur ausgehende Strichlein deuten das Fell an.
Zur Stilisierung des Gefieders vgl. die Hähne AGDS 1-2, Nr. 788; AGDS IV, Nr. 1246. Zum
Motiv vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 5448.7059 ff.; id., AG, Taf. 45,50; Fossing,
Nr. 1407; BMCG, Nr. 2417 (mit Inschrift LUPERCI - wohl des Besitzers namens Lupercus
oder eines Priesters des Herdengottes Lupercus); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 871; ferner
Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 15,44 f. und Taf. 16,28. Auf den erwähnten Darstellungen
streiten sich immer ein Adler und Hunde (oft sind zwei Hunde abgebildet) um ein Häslein,
das aber auf unserer Gemme fehlt. Vgl. auch gewisse Tierbilder auf Münzen der römischen
Republik, besonders jene mit einer Wölfin und einem Adler auf den Denaren des L. Papius
Celsus (ca. 46 v. Chr.), welche sich auf die Frühgeschichte der Gens beziehen (Sydenham,
Nr. 964/5, Taf. 26; Grueber, Taf. 50,22; Alföldi, Zeitfolge, Taf. 24,10-12 und Taf. 32,11.
12). Unser Gemmenbild, eine humorvolle kleine Szene, mag aus derselben Zeit stammen.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

*194 Karneol mit dunklen Einsprengelungen.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12 χ 14 χ 2 mm

Geflügelter Eros zu Pferd nach links. Das Pferd trägt Zaum und Zügel, es greift mit der rech-
ten Vorderhand kräftig aus und hat die Hinterhufe parallel unter sich versammelt. Boden-
linie.
Vgl. hier Nr. 218 mit Hinweisen; zur Schnittechnik Nr. 186.

Flüchtige provinzielle Arbeit des 1. Jh. v. Chr.

195 Bandachat, hellbraun mit weißen, winklig verlaufenden Querstreifen.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und an der Bildseite Mitte unten etwas
ausgebrochen.
13 χ 10 χ 2,5 mm

Flügelschlagender Adler nach rechts, in den Fängen einen Hasen (?), den Kopf zum Schna-
belhieb vorgebeugt.
Vgl. den ähnlichen, im selben Stil geschnittenen Adler, der ein Zicklein zerreißt, bei Sena
Chiesa, Aquileia, Nr. 1286 (mit Hinweisen). Zum Thema vgl. überdies Vollenweider, Genève
II, Nrn. 446 f. (mit Literatur); AGDS IV, Nrn. 1263 ff.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.


115
196 Karneol.
Hochoval, beidseitig konvex, scharfe Zwischenkante.
11,2 χ 9,5 χ 3 mm

Zwei antithetisch aufgerichtete Ziegen an einem Palmbaum. Bodenlinie.


Summarische, doch ausdrucksvolle Arbeit in Flachperltechnik. Das langhaarige Fell der
Tiere ist mit kräftigen, reihenweise voneinander abgesetzten Parallelstrichen angegeben.
Die Darstellung erinnert an das altorientalische Motiv der am Lebensbaum in heraldischer
Gegenüberstellung sich aufrichtenden Tiere. In römischer Zeit wandelt sich die Szene zu
einem, teilweise von der bukolischen Dichtung beeinflußten, Genrebild, das oft nur e i n e
Ziege zeigt: vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1134—1136; Henig, Corpus, Nrn. 609 ff.;
BMCG, Nr. 2375; Henkel, Nr. 1440 (in Ring des 1. Jh. v. Chr.); hier Nrn. 171.172. Für Dar-
stellungen mit zwei Ziegen vgl. vor allem AGDS 1-3, Nr. 2426 (mit Hinweisen), in Stil und
Komposition unserem Exemplar sehr nahe; ferner Sena Chiesa, op. cit., Nr. 1472.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

197 Karneol, orangefarben, in der Durchsicht dicht dunkelrot gesprenkelt, in modernem


Goldnng à jour gefaßt.
Kreisrund, beidseitig flach.
11,5 χ 11,5 mm

Artemis sitzt nach rechts auf einem niedrigen Rundaltar, die Rechte hinten aufgestützt, in
der Linken einen Speer schräg aufwärts haltend. Sie trägt einen langen Chiton, der die rechte
Schulter freiläßt, darüber ragt der Köcher auf; der Mantel ist über Hüften und Knie drapiert.
Vor der Göttin nach außen stehend ein Hirsch, der den Kopf nach ihr umwendet. Boden-
linie.
Steife Darstellung in Flachperltechnik, die Gewandfalten mit streng aneinandergereihten, ge-
raden Strichen gegeben.
Für diesen nicht sehr verbreiteten Typus der Artemis-Diana vgl. die verwandten, aber weni-
ger stilisierten Exemplare Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 94 ff. Sena Chiesa vermutet als Proto-
typ eine malerische Darstellung hellenistischer Zeit und weist in diesem Zusammenhang auf
eine hellenistische Paste Furtwängler, AG, Taf. 36,27 hin, von der sich eine Replik in Berlin
findet (id., Beschreibung, Nr. 6220). Unserer Gemme verwandt in Komposition und Stil der
Sard Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7206. Zum Motiv allein vgl. auch AGDS 1-3, Nrn. 2171.
2274.

1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

198 Karneol, leuchtendrot, in Goldring des 18. Jh.


Hochoval, Bildseite leicht konvex.
20,5 χ 11,5 mm

116
Zwei opfernde Frauen in langem Gewand nach rechts vor einem bekränzten Rundaltar, auf
den sie einen Früchtekorb (?) gestellt haben. Auf der ändern Seite des Altars, ihnen zuge-
wandt, steht auf halbhoher Säule eine nackte Götterstatue, deren Kopf, mit Haarrolle und
Nackenknoten, im Profil gesehen ist, der Körper in Dreiviertelansicht von vorn. Das Spiel-
bein ist mit leicht gebeugtem Knie seitlich zurückgesetzt, der linke Arm auf eine kleine Säule
gestützt, der rechte mit ausgestreckter Hand gegen die Paiera gesenkt, welche die hintere der
beiden Frauen, von deren Haupt die Infula herabhängt, darbietet; es handelt sich wohl um
eine Priesterin. Sie erscheint en face, während ihre barhäuptige Gefährtin, welche eben eine
Frucht in den Korb legt, im Profil gesehen ist. Über den Opfernden schattet der Zweig eines
Baumes (Lorbeer?), der sich am Postament der Statue emporzuranken scheint und den Gott
wohl als Apollo Medicus kennzeichnet. Bodenlinie.
Vgl. Furtwängler, AG, Taf. 20,66 (= Southesk Collection I, F 2) und Taf. 22,25 (= id., Be-
schreibung, Nr. 862); Southesk Collection I, F 3; zur Schnittechnik vgl. Zwierlein-Diehl,
Wien I, Nrn. 280.284.285.321; AGDS 1-2, Nr. 863. Zum Altar mit Früchtekorb die opfernde
Victoria der Sammlung Montigny (Coll. de Montigny, Pierres gravées, Vente Drouot, Paris
1887, Nr. 394).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

199 Karneol, leuchtendrot, in der Durchsicht wolkig.


Hochoval, Bildseite leichter und Rückseite stark konvex, scharfe Zwischenkante.
12 χ 8 χ 5,5 mm

Victoria geht schwebenden Schritts auf Zehenspitzen nach rechts, in der vorgestreckten
Rechten einen Kranz mit herabhangenden Bändern haltend, während die Linke einen Palm-
zweig schultert. Das Haar ist mit einer Stephane geschmückt und auf dem Scheitel zu einem
Schöpf gebunden. Das lange, eine Schulter freilassende Gewand ist im oberen, gegürteten
Teil in zwei Reihen mit kurzen, senkrechten, den Beinen entlang mit diagonalen Parallel-
strichen angegeben; über den Füßen bläht es sich nach hinten. Über die Schultern aufragende
und bis zum Boden reichende Flügel mit langen Schwungfedern. Keine Bodenlinie.
Eine wenig bewegte, aber recht feine Darstellung, am ehesten vergleichbar dem Karneol
AGDS 1-2, Nr. 990 (= Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 34,3—4) mit den zwei Porträt-
büsten bekränzenden Victorien; ähnlich sind Haltung, Wiedergabe des Gewandes, entblößte
Schulter. Trotz abweichenden Einzelheiten — bei unserem Exemplar längere Flügel, andere
Haartracht — dürfte die Entstehungszeit beider Gemmen ungefähr dieselbe sein. Zum Motiv
vgl. auch Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 444 (mit Hinweisen).

I.Drittel 1. Jh. v. Chr.

200 Peridot, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig konvex (Rückseite stärker).
20 χ 10 χ 6 mm

117
Aias, bärtig, trägt nach links schreitend den toten Achilleus (unbärtig, Kopf nach vorn) über
der rechten Schulter, mit der Linken einen Arm des Toten festhaltend. Beide Helden tragen
Helm und Panzer, darunter eine doppelte Tunica, Aias dazu ein Kurzschwert und hochge-
schnürte Sandalen. Unten im Feld links ein runder Schild. Bodenlinie, darunter die kaum
leserlichen Reste einer Inschrift (EAEVK ?).
Ein namentlich in der italischen Glyptik nicht seltenes Motiv (für eine frühe Darstellung vgl.
den langgestreckten Skarabäus BMCG, Nr. 953), das wohl nicht nur auf den troianischen
Sagenkreis bezogen wurde, sondern in den kampfreichen Jahrhunderten der römischen Re-
publik eine ganz realistische Bedeutung hatte. Vgl. den Karneol AGDS II, Nr. 402 (- Furt-
wängler, Beschreibung, Nr. 647 = id., AG, Taf. 23,47) mit Zitaten, u.a. Furtwängler, AG,
Taf. 23,45 und Beschreibung, Nrn. 643—646; die Glaspaste in Genf, Musée Fol, Choix d'in-
tailles III, Taf. 68,3; jene in München, AGDS 1-2, Nrn. 1335-1343 (mit Zitaten), vor allem
1335 und 1338 für Panzer und Tunica; ebendort auch den Karneol Nr. 682 (mit Hinweisen);
AGDS IV, Nrn. 336—339. Stilistisch verwandt eine Variante des Motivs auf dem Lapislazuli
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 108 mit den die Tunicafalten wiedergebenden Strichreihen und
den noch in der kubistischen Struktur verankerten Körperformen. Wie diese, wird auch un-
sere Gemme einer italischen Werkstatt entstammen und in dieselbe Zeit zu datieren sein.

Ende 2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

201 Karneol, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Fast kreisrund, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach. Feiner Spalt links unten gegen die Mitte zu.
12 χ 11 mm

Drei Krieger betrachten eine vor ihnen am Boden stehende Urne, zu der sich der mittlere mit
ausgestrecktem Arm niederbeugt. Er ist nackt und behelmt, wie sein hinter ihm stehender
bärtiger Kamerad, der eine Lanze in der gesenkten Rechten hält. Der diesen beiden gegen-
überstehende Krieger ist mit Helm, Schwert und Lanze ausgerüstet und trägt am linken
Oberarm einen mit einem achtzackigen Stern verzierten Rundschild, der den (wohl gepan-
zerten) Oberkörper verdeckt; darunter sichtbar eine kurze Tunica (oder die Pteryges des
Panzers?).
Oft wiederholtes Motiv der drei Soldaten, die aus einer Urne das Los ziehen. Vgl. Furtwäng-
ler, AG, Taf. 22,47.49; id., Beschreibung, Nrn. 739-745; BMCG, Nrn. 1083 f.; AGDS IV,
Nr. 351; Musée Fol, Nrn. 2825-2827; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 172; ausführlich
und mit weiteren Hinweisen Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 284 ff.
Grober Flachperlstil, die einzelnen Körperteile muldenförmig und kaum modelliert, die Pro-
file mit kurzen, harten Strichlein wiedergegeben. Zum Schnitt vgl. den Krieger bei Maaskant-
Kleibrink, op. cit., Nr. 175; hier den Hirten Nr. 204.

Ende 2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Hg Kat.-Nr. 208 (s. S. 122) >


Gemmen und Ringe der ausgehenden römischen Republik
und Übergang zum augusteischen Klassizismus

202 Karneol in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, in der untern Hälfte am Rand links beschädigt, Rückseite konvex, Rand sehr
schwach einwärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung. (Der Stein ist nicht à jour, sondern
.geschlossen' gefaßt, konnte jedoch, da er nicht fest sitzt, für die Messung aus dem Ring gelöst werden.)
15 χ 13,5 χ 2,1 mm
Ring: a.D. senkrecht 23 mm
waagrecht 24 mm
i.D. senkrecht 18,2 mm, verbogen, ursprünglich ca. 21 mm
waagrecht 20,5 mm

Ein Landmann mit deckelartigem Hut und in sehr kurzer Tunica (oder Paenula? s. Fuß-
note) geht, von seinem Hündchen gefolgt, nach links. Er trägt in der linken Armbeuge einen
Henkelkorb, aus dem ein Zicklein schaut, die Hand umfaßt den Stiel einer neben der Schul-
ter aufragenden Hacke; hinter dem Korb hängt der Zipfel eines um die Schulter geschlunge-
nen Sackes herab. Bodenlinie.
Eine der frühesten idyllischen Darstellungen des Landmanns auf Gemmen, wohl eine noch
von der alexandrinischen Kunst beeinflußte individuelle Arbeit, mit Merkmalen der späten
etruskischen Rundperltechnik in der Wiedergabe der Figur. Ein Zusammenhang mit gewissen
römisch-republikanischen Seriendarstellungen, z.B. des Faustulus, ist nicht zu verkennen
(die kurze Tunica, die röhrenartig gerundeten Beine), doch zeichnet sich unsere Gemme
durch die ausgewogene Komposition, ein harmonisches Verhältnis der bewegten Figur zum
freien Raum aus. Vgl. den Sard Furtwängler, Beschreibung, Nr. 1173 (= Imhoof-Blumer/
Keller, Taf. 17,34, wohl etwas früher, Landmann ebenfalls mit flachem Hut, Korb am Arm);
ibid. die Paste Nr. 4677 (Korb in der Hand); verwandt, doch feiner, ein konvexer Stein Furt-
wängler, AG, Taf. 28,37.
Ringform: Der hohle, innen flache, außen gewölbte Reif mit scharfer Zwischenkante ver-
breitert sich stark zu den Schultern hin, die sanft zur 4 mm hohen Platte einbiegen, welche
den plan eingelassenen Stein knapp umrandet. Für verwandte hellenistische Ringformen vgl.
BMCR, Nr. 419; Henkel, Nrn. 118ff. ; AGDS 1-1, Nr. 393.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 174; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 269 (a).

Zur Paenula vgl. F. Kolb, Römische Mäntel, RM 80, 1973, S. 76 ff. und Taf. 26,2 (meistens ist die Paenula
länger).

203 Glaspaste, schwarzbraun mit senkrecht verlaufendem, weißem Mittelstreifen (einen


Bandachat nachahmend).
Breitoval, beidseitig flach, etwas zerkratzt, Rand leicht konvex einwärts geschrägt, an der Oberkante be-
st oßen.
8 χ 12,9 χ 2,8 mm

119
Ein nach rechts auf einem Steinhaufen sitzender Satyr krault den Hals eines Böckleins, das
sich mit den Vorderhufen auf sein Knie stützt. Hinter dem Satyr ein Gebüsch (oder Wand
einer Grotte?).
Frische, lebendige Darstellung eines auf Gemmen und Pasten oft vorkommenden Motivs. Vgl.
den Bandachat BMCG, Nr. 1583; die Glaspasten Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4043 ff.
und Fossing, Nrn. 817 f.; den Karneol in Hannover, AGDS IV, Nr. 873; einen ändern in
München, AGDS 1-2, Nr. 994 (mit weitern Hinweisen).
Es handelt sich wohl um eine von der bukolischen Dichtung inspirierte Szene, nach Stil und
Material in die spätrepublikanische Zeit zu datieren.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

204 Brauner Sard, an der Bildseite gelblich verfärbt, durchscheinend.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11,5 χ 15 χ 2,2 mm

Ein nach rechts mit angewinkelten Beinen auf dem Boden sitzender nackter Hirte melkt
eine Ziege, die den Kopf nach ihm umwendet. Hinter ihm ein Baum, dessen Äste, dem obern
Bildrand folgend, sich über der Szene wölben.
Rascher, summarischer Schnitt, der Körper des Hirten mit flachen, aneinandergesetzten Mul-
den angegeben, das Tierfell mit langen, schrägen Parallelstrichen.
Das Motiv findet sich häufig auf Gemmen der Republik wie der Kaiserzeit. Unserem Exem-
plar am nächsten Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 795; Richter, MMA, Nr. 452; vgl. ferner AGDS
1-3, Nr. 3279 (mit Hinweisen); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2959.7701 f.8491; Imhoof-
Blumer/Keller, Taf. 18,10-12; Berry, Gems, Nr. 166; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 243; Gon-
zenbach, Römische Gemmen aus Vindonissa, ΖΑΚ, Band 13, 1952, Heft 2, S. 73, Nr. 33,
Taf. 28,33.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

205 Sard, mittelbraun, in der Durchsicht leicht streifig.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite leicht einwärts geschrägt.
11,8 χ 13 χ 1,5 mm

Satyr sitzt nach rechts auf einem Ziegenfell, eine Hand am Mund, in der ändern eine Doppel-
flöte vor sich haltend. Im Haar trägt er einen Kranz, dessen Bänder im Nacken abstehen.
Für Varianten mit ähnlich sitzendem Satyr vgl. Gonzenbach, Römische Gemmen aus Vindo-
nissa, ΖΑΚ, Band 13, 1952, Heft 2, S. 70, Nr. 17, Taf. 27,17 und Taf. 29,17; Furtwängler,
Beschreibung, Nr. 7403; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 372.375.376.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch unsere Gemme, wie die zuletzt zitierten, einer aqui-
leiensischen Werkstatt entstammt (s. Sena Chiesa, op.cit., S. 77 über den Export von Gem-
men aus Aquileia).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

120
206 Achat, braungelb marmoriert, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt (dort
Stein 8).
Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und Mitte links
muldenförmig ausgebrochen.
12,5 χ 10 χ 3,8 mm

Dionysos-Bacchus sitzt nach links auf einem girlandengeschmückten Rundaltar, Kopf im


Profil, Oberkörper in Dreiviertelansicht von vorn. Er hält in der erhobenen Rechten einen
bebänderten Thyrsos, die Linke ist in die Hüfte gestützt (daneben herabhangendes Ende
eines Tierfells? wegen Beschädigung des Steins undeutlich). Das am Oberhaupt mit feinen
Parallelstrichen angegebene Haar ist eingerollt und im Nacken zu einem Knoten gefaßt, aus
dem eine Locke niederhängt. Dem Gott gegenüber und ihm den Kopf zuwendend steht in
Vorderansicht ein Satyr mit einem Weinschlauch in den Armen; aus seiner rechten Arm-
beuge hängt eine im Rücken durchgezogene Draperie (Tierfell?) herab. Bodenlinie.
Flüchtiger Schnitt in einer Mischung von Flach- und Rundperltechnik, die Brustmuskulatur
des Satyrs mit kleinen Querstrichen gegeben, die Knie mit Rundperlpunkten akzentuiert.
Vgl. dazu den wohl der gleichen Werkstatt entstammenden Karneol in Den Haag, Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nr. 353, sowie den Genius populi Romani, Sydenham, Nr. 791.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

207 Quergestreifter dunkelbrauner Sard, in einfachem Goldring des 18./19. Jh. à jourge-
faßt.
Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach.
12,5 χ 9,5 mm

Jugendlicher Satyr steht nach links, den rechten Fuß auf Zehenspitze zurückgesetzt, Kopf
im Profil, Oberkörper in Dreiviertelansicht von vorn. Mit der rückwärts gesenkten Linken
umfaßt er einen hohen bebänderten Thyrsos, mit der erhobenen Rechten hält er einen
waagrecht geschulterten, prallvollen Schlauch, aus dem er einen dünnen Strahl Wein gegen
ein an ihm aufhüpfendes Böcklein rinnen läßt.
Lebendiger, doch nicht sehr feiner Schnitt, die Muskelpartien an Brust und Leib als flächige
Vertiefungen nebeneinandergesetzt, die Haarrolle (oder Kranz?) mit kurzen, die Haare am
Oberkopf mit längeren, vom Scheitel schräg herablaufenden, groben Strichen gegeben, der-
be, unregelmäßige Striche für das Ziegenfell.
Zum Motiv vgl. vor allem den sehr ähnlichen, doch feiner gearbeiteten Karneol Fossing, Nr.
815. Auf ändern Varianten gießt der Satyr Wein aus dem Schlauch in eine Amphora, vgl.
u.a. Richter, MMA, Nr. 331; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1697—1700; Henig, Lewis
Collection, Nr. 63. — Zum Stil vgl. den Karneol Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 353
(Krieger vor Philosoph); ferner den Sard Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 243 (Satyr, Ziege
melkend).

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

121
208 Karneol in antikem Goldring. (Farbabb. s. S. 118)
Hochoval, Bildseite leicht konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
21,5 χ 17 mm
Ring: a.D. senkrecht 24,5 mm
waagrecht 29 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 21,2 mm

Kopf des Sol mit Strahlenkrone von vorn, sehr leicht nach rechts gewandt. Links vom Hals
ein achtzackiger Stern; darunter, waagrecht und die zwei letzten Buchstaben nach oben um-
biegend, von links nach rechts die Inschrift BAEDRO (auf dem Original in Spiegelschrift von
rechts nach links); ringsum, dem Oval des Steins folgend, der Zodiakos mit nur elf Tier-
zeichen, von oben Mitte im Uhrzeigersinn: Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Skor-
pion (Mitte unten), Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische, Widder. Die Waage fehlt, es sei
denn, sie werde durch den horizontalen Strich, der unter dem Halsabschnitt des Soi die
Buchstaben B und D verbindet, dargestellt und bezeichne so den Besitzer des Rings als einen
im Zeichen der Waage Geborenen. Vielleicht ist aber auch die Jungfrau als Waageträgerin ge-
meint, wie Gundel (s. unten) bemerkt. Der Stern zwischen Soi und Steinbock könnte auf
den Horoskop-Aszendenten hinweisen.
Der Zodiakos kommt auf römischen Gemmen nicht selten vor, vgl. BMCG, Nrn. 1668f.;
AGDS 1-3, Nr. 2664; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1501; H. G. Gundel und R. Böker, RE Band
X A, Sonderausgabe Zodiakos, 1972, S. 671 ff.; vgl. ferner den Karneol der Sammlung Ken-
na bei Vollenweider, Genève III, Nr. 228; einen weitern in der Walters Art Gallery, Balti-
more (Inv. Nr. 42.1107) mit einer Triumphalquadriga in der Mitte, wie sie auf Münzen des
Augustus erscheint (BMC Emp. I, Taf. 14,10-11); endlich AGDS 1-2, Nr. 1677 eine republi-
kanische Paste mit einer Quadriga und Teilen des Zodiakos.
Unser Exemplar ist älter als die erwähnten Gemmen und könnte schon zu Anfang des
1. Jh. v. Chr. entstanden sein. Der Kopf des Sol mit den weitoffenen Augen und den vortre-
tenden Augäpfeln gemahnt an die expressiv geschnittenen frontalen Bildnisse der italischen
Kunst (vgl. Vollenweider, Porträtgemmen, S. 3 3 ff., Taf. 27 ff.). Italischen Einfluß verrät
auch die reichliche Anwendung der Punkttechnik bei den Figuren; besonders der den Was-
sermann darstellende Homunculus Mitte links mit seinem von Pünktchen übersäten Körper
ist stilistisch dem Eros auf Aurei des Sulla verwandt (vgl. Grueber, Taf. 110, besonders
Nr. 1).
Ringform: Der ziemlich starke, innen durchgehende Reif, dessen schwache innere und starke
äußere Wölbung in einer scharfen Kante aufeinandertreffen, verdickt und verbreitert sich zu
kräftigen, doch nicht allzu weit ausladenden Schultern, die sanft einbiegend in den Kasten
übergehen, in den die nur leicht vorragende Gemme so eingelassen ist, daß nur ein schmaler
Rand sie umgibt. Für verwandte Ringformen vgl. Henkel, Nrn. 118.137.182 (hellenistisch-
römisch und frühe Kaiserzeit); Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 145,10.12.18.23.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 201; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 277; erwähnt RE Band XA, Sonder-
ausgabe Zodiakos, München, A. Druckenmüller 1972, S. 676.

122
209 Quergestreifter Sardonyx, von oben nach unten dunkelbraun—grauweiß—hellbraun/
weiß schmalstreifig—hellbraun.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13,1 x9,5 x2 mm

Behelmter, nackter Mars im Tanzschritt nach links, den rechten Fuß auf Zehenspitzen zu-
rückgesetzt, Kopf im Profil, Körper mit starker Drehung des Rumpfes in Dreiviertelansicht
von vorn. Die vorgestreckte Linke hält den Globus, die Rechte die geschulterte Lanze. Vor
ihm am Boden steht ein Schild. Die von der abgewandten rechten Schulter in den Rücken
fallende Chlamys ist mit freihangendem Ende um den Vorderarm gewickelt. Kurze Boden-
linie.
Ein Vorläufer des später auf Münzen und Gemmen oft erscheinenden Mars Gradivus (vgl.
Sena Chiesa, Aquileia, S. 150ff., Nrn. 221—233). Die Haltung des auf Zehenspitzen einher-
schreitenden Gottes erinnert an den Mars auf der Altarbasis von Civita Castellana, der von
Herbig um 40 v. Chr. datiert wurde (s. I. Scott Ryberg, Rites of the State Religion in Roman
Art, MAAR 1955, S. 27 ff., Taf. 7, fig. 16; Herbig, RM 42, 1927, S. 129 ff.); doch ist im
Unterschied zu jenem unser Mars in der italischen Kunst verankert und auch in der dort be-
liebten Kreuzschrittstellung dargestellt (s. T. Dohrn, Grundzüge etruskischer Kunst, Baden-
Baden 1958, S. 25 ff.). Der auf der ausgestreckten Hand ruhende Globus erinnert an das
nach der Schlacht bei Actium geprägte Münzbildnis des Octavian mit dem Globus auf der
Hand (vgl. Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 160,5 mit Zitaten). I. Scott Ryberg hebt die
nach der Ermordung Caesars erneute Bedeutung des Mars Ultor hervor (op. cit., S. 27). Die
Datierung unserer Gemme in jene Zeit leuchtet umso mehr ein, als der quergestreifte Sardo-
nyx damals sehr beliebt war.
Nach Stil und Schnittechnik dürfte die Gemme aus derselben Werkstatt stammen wie der
knabenhafte Bacchus in Wien, Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 231; vgl. dieselbe Rundung des
Körpers, die Wiedergabe der Muskulatur, die dicklichen Beine mit Punkten an Knie und
Rist, die Zeichnung der Drapierung, deren herabhangende Enden.

Mitte oder 2. Hälfte 1. Jh. v. Chr., vielleicht 40-30.

210 Karneol, orangerot, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, beidseitig flach.
11 χ 13,5 mm

Schleifung Hektors.
Achilleus auf Biga, den Schild im Rücken, schleift den Leichnam Hektors vor Troias Mauern.
Hohe Giebelbauten ragen zu beiden Seiten an den Mauerecken auf; im Hintergrund links ist
ein kleiner Rundtempel mit Kuppel sichtbar, rechts daneben deuten vier vertikale, zuoberst
durch kurze Querstriche begrenzte Linien, die durch eine Horizontale miteinander verbun-
den sind und auf einem runden Fundament stehen, wohl einen Befestigungsbau an (?).
Das Motiv ist nicht nur auf Gemmen, sondern auch auf Glaspasten ziemlich stark verbreitet.
Vgl. den Sard BMCG, Nr. 1938 (= Richter, EGR, Nr. 290) und ibid. die Pasten Nrn. 3201.
3202. Weitere Pasten in München, AGDS 1-2, Nrn. 1350f. (mit Hinweisen); in Wien, Zwier-
lein-Diehl, Wien II, Nr. 671; in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4272—4274; ibid.

123
ein Karneol, Nr. 2329, mit einer etwas ändern Version; ferner eine Paste des Musée d'art et
d'histoire Genf, Musée Fol, Nr. 2720, Taf. 71,11.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

211 Karneol.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und links unten ausgebrochen.
11,8 χ 1 0 x 2 , 2 mm

Zwei geflügelte kindliche Eroten (Eros, mit aufgebogenen Flügelenden, und Anteros) ringen
miteinander. Der eine steht mit gespreizten Beinen und zurückgeneigtem Oberkörper la-
chend da (Körper im Profil, Gesicht frontal) und hält den ändern kopfüber in die Luft.
Lebendige, doch nicht sehr fein geschnittene Darstellung der prallen, kräftigen Figuren. Zum
etwas zerfahrenen Stil vgl. hier den Reiter mit zwei Pferden, Nr. 181.
Variante der zahlreich auf Gemmen vorkommenden Eroten im Ringkampf. Zum Motiv vgl.
u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 7496 ff. (später); AGDS IV, Nr. 837 (mit Hinweisen).

Wende 2./1. Jh. v. Chr.

212 Praser (Smaragdplasma).


Hochoval, beidseitig konvex (Rückseite stärker), scharfe Zwischenkante, Mitte unten rechts und an der
Rückseite Absplitterungen.
10 χ 7,8 χ 2,8 mm

Geflügelter kindlicher Eros als Sieger im Wettkampf nach rechts schreitend: Kranz im Haar,
mit der Linken schultert er den Palmzweig, die vorgestreckte Rechte hält einen Kranz mit
Bändern oder eine Tänie. Bodenlinie.
Dieser kräftige Eros mit ausgeprägten Gesichtszügen nimmt eine Mittelstellung ein zwischen
den kompakten Figuren der kämpfenden Eroten hier Nr. 211 und dem dicklichen Flötenblä-
ser hier Nr. 214. Für Stil und Motiv vgl. AGDS III, Kassel, Nr. 35 (Sardonyx); zum Stil allein
die kleinen Praser in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2395 ff.; zum Motiv allein
ibid. Nr. 1626.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

213 Karneol.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach und in der Mitte von einer Längsrinne durchzogen, also ur-
sprünglich wohl konvex und durchbohrt und später abgeschnitten.
14 χ 10,8 χ 3,8 mm

124
Geflügelter kindlicher Eros geht nach rechts, die Doppelflöte blasend.
Flüchtiger, weicher Schnitt, der die molligen Rundungen des kindlichen Körpers, nament-
lich das vorstehende Bäuchlein, fast übertrieben betont.
Zu Stil und Motiv vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 286; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 3018;
AGDS IV, Nr. 835; zum Motiv allein die Kameen BMCG, Nr. 3468 (spätantik) und Neverov,
Cameos, Nr. 17. Varianten des flötenblasenden Eros bei Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 432.
433.443. Ähnlich, doch feiner geschnitten, hier Nr. 215.

Ende 2. oder 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

214 Praser in Goldring des 18./19. Jh.


(Die kleine Gemme ist sehr kunstvoll in die konvexe Oberseite eines ovalen, auf der
Rückseite flachen Heliotrops eingelassen, so daß dieser als dunkelgrüner, leicht erha-
bener Rahmen das in den helleren Praser geschnittene Bild umschließt. Auf ersten
Blick könnte man meinen, nicht zwei verschiedene Steine, sondern einen mehrschich-
tigen Achat vor sich zu haben.)
Hochoval, Bildseite konvex.
9,5 χ 7 mm (mit dem umrahmenden Heliotrop 12,5 χ 10 mm)

Geflügelter kindlicher Eros eilt nach links, die Doppelflöte blasend. Vor ihm schwebt ein
Schmetterling. Bodenlinie.
Das vom Scheitel glatt herabgekämmte Haar ist mit kurzen Parallelstrichen gegeben, über der
Stirn sitzt ein runder Wulst (Scheitelzopf?). Rumpfund Beine sind kräftig modelliert, Rund-
perlvertiefungen an Flügelchen, Bauch, Pubes, Knie-und Fußgelenken.
Vgl. hier Nrn. 213 und 215, doch lebendigere, kräftigere Darstellung als die letztgenannte
Gemme und etwas früher zu datieren, wohl in derselben Werkstatt entstanden wie der kna-
benhafte Bacchus Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 231.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

215 Karneol, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig konvex.
13,1 x9,l x4 mm

125
Geflügelter kindlicher Eros geht nach rechts, die Doppelflöte blasend. Bodenlinie.
Vgl. hier Nr. 213, aber in klassizistischem Stil feiner geschnitten; nahe verwandt der Eros
von ähnlicher Körperfülle auf einem ebenfalls konvex-ovalen Sard in Berlin, Furtwängler,
Beschreibung, Nr. 1627; für die weiche, glatte Modellierung vgl. den Herakles Zwierlein-
Diehl, Wien I, Nr. 271. Das Gesicht ist mit der massigen unteren Partie, der kurzen, kräftigen
Nase und der in die Stirn hangenden, als Kreis angegebenen Ringellocke fein charakterisiert.
Für die gerade gezeichnete Braue über dem zurückliegenden Punktauge vgl. die Köpfe des
1. Jh. v. Chr. in Den Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 200.201.

Wohl Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon; Fundort Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 54.

216 Granat (Almandin), in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig konvex (Rückseite stärker).
7,5 χ 6 mm

Geflügelter kindlicher Eros, nach links auf drei aufeinandergeschichteten Felsbrocken sit-
zend, zieht mit der Angel einen Fisch aus dem Wasser. In der linken Armbeuge hängt das
Fischerkörbchen.
Plastischer, weicher Schnitt, in dem auch die Einzelheiten gut zur Geltung kommen. Das
Wasser ist mit ein paar kurzen Wellenlinien angedeutet.
Das beliebte Motiv erscheint in feinster Ausführung auf einer Gemme, die wohl dem Aulos
zugeschrieben werden kann (Furtwängler, AG, Taf. 42,29 = Lippold, Taf. 26,6). Vgl. auch
die Varianten Henkel, Nr. 1601, Taf. 76,211 (später); Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
1629-1633.3047.3796ff.7539.8460f.8672. Für die Behandlung des Körpers und der Flü-
gelchen vgl. besonders den mit einem Reifen spielenden Eros ibid. Nr. 1625.
Bei unserem Exemplar handelt es sich nicht um eine Serienarbeit, sondern um ein hübsch
geschnittenes Einzelstück in der Art der kleinen konvexen Granate Furtwängler, Beschrei-
bung, Nrn. 1106 ff.

Ende 2.-l. Jh. v. Chr.

217 Mondstein.
Breitoval, Bildseite leicht konvex und berieben, Rückseite stark konvex, scharfe Zwischenkante.
10 χ 13,1 χ 5 mm

Knabe (wohl Eros, ohne Flügel) auf Seepferd nach rechts.


Zum Motiv vgl. hier Nrn. 89 und 392. Vornehmlich mit dem Flachperlzeiger gearbeitete

126
Skizze, Schwanz und Beine des Seepferds mit gebrochenen Linien gegeben. Für die flüchtige,
wenn auch sichere Zeichnung vgl. das Seepferd bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 264,
wo allerdings noch Reste der Rundperltechnik zu erkennen sind. Denselben hastigen Stil fin-
det man vor allem auf Münzen der Jahre 40 bis 30 v. Chr., vgl. Crawford, Nr. 511/3 a und die
Victoria auf Sesterzen des M. Antonius, ibid. Nr. 489/4, Taf. 58,10.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

218 Karneol.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, rechts außen und links oben stark abge-
splittert.
9 χ 10,5 χ 3,2 mm

Geflügelter Eros zu Pferd im Paradeschritt nach rechts als Sieger im Rennen, den Palmzweig
vor sich hinstreckend. Bodenlinie.
Handwerkliche Ausführung des von schönen augusteischen Gemmen her bekannten Motivs
(vgl. Furtwängler, AG, Taf. 35,27.28). Für weitere Varianten, z.T. feiner gearbeitet als unser
Exemplar, vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3034-3036.3843 f.6813.7511 f.; BMCG,
Nrn. 1488 ff.; Henig, Corpus, Nr. 109; AGDS IV, Nr. 818.
Hinsichtlich der Schnittechnik ist eine gewisse Verfeinerung festzustellen im Vergleich mit
Arbeiten derselben Werkstatt-Tradition, dem Reiter hier Nr. 186 und dem reitenden Eros
Nr. 194. Vgl. auch den reitenden Eros Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 330, der wohl der gleichen
Werkstatt entstammt wie unser Karneol.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

219 Sard, braun-violett, in wohl antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite flach, stellenweise weißlich schimmernd, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
5,5 χ 7 mm
Ring: a.D. senkrecht 22 mm
waagrecht 20 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 17,5 mm
Höhe des Ringkastens 5 mm

Geflügelter Eros, leicht gebückt nach rechts stehend, einen Spieß in der Linken, läßt einen
Jagdhund los. Bodenlinie.
Vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3044.7545 f.; AGDS IV, Nrn. 813 (feiner, mit Hinwei-
sen). 1454 (spät, gröber); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 332; Maaskant-Kleibrink, Catalogue,
Nrn. 384 f. (mit weiteren Hinweisen).
Ringform: Dünner Reif aus zwei spiralig gewundenen Drähten, in der Mitte oben zwischen
zwei kleineren, mit je einer Perle besetzten Kapseln eine größere Kapsel, in welche der Stein

127
eingelassen ist. An den seitlichen Kapseln als Abschluß des Reifs je drei im Dreieck angeord-
nete Goldkügelchen ; alle drei Kapseln oben und unten mit stark abgenütztem Filigrandraht
umrandet. - Vgl. Henkel, Nrn. 280-282 (für Kügelchen und Spiralreif). 332 (für Spiralreif).
1822 (für seitliche Kügelchen), alle ins 4. Jh. n. Chr. und später datiert; BMCR, Nr. 514 (Spi-
ralreif). 560 und 1652 (Kügelchen).

Gemme: 2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.


Fassung: vielleicht 3.—4. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 90 (dort als französischer Verlobungsring des
16. Jh. bezeichnet).

220 Karneol in antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite flach, etwas zerkratzt, am Rand abgesplittert. Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
7,5 χ 10,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 24,1 mm
waagrecht 26,9 mm
i.D. senkrecht 17,9 mm
waagrecht 20,5 mm

Weidendes Pferd nach rechts. Der unnatürlich lange Kopf mit kurz geschorener Mähne ist
beinah bis zum Boden gesenkt, die linke Vorderhand nach hinten hochgezogen. Bodenlinie.
Ziemlich grobe Variante eines beliebten Motivs. Besonders flüchtig die mit geknickten Flach-
perlstrichen gezeichneten Hinterbeine mit pantoffelartigen Hufen.
Ähnlich in Motiv und Stil Richter EGR, Nr. 375 (Karneol in Cambridge); Zwierlein-Diehl, Wien
I, Nrn. 376 (quergestreifter Sardonyx) und 377 (roter Jaspis, gröber), beide ins 1. Jh. v. Chr.
datiert; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1067 (roter Jaspis); AGDS 1-3, Nr. 2838 (Karneol); Furt-
wängler, Beschreibung, Nrn. 5482 ff. (Pasten); AGDS III, Göttingen, Nr. 525 (grüner Jaspis).
Dieser Pferdetypus geht nicht auf ein klassisches Vorbild zurück, sondern ist gewiß von der
Darstellung des Pegasos auf Münzen des Mithridates VI. von Pontos inspiriert (vgl. M.J.
Price, Mithradates VI Eupator, Dionysos, and the Coinage of the Black Sea, Num. Chr. VIII,
1968, S. l ff., Taf. 1,5). Man beobachtet dort den gleichen schlauchförmigen Körper, die in
gebrochenen Linien gezeichneten Beine, den hochgezogenen Vorderhuf, den üppigen und
langen, an der Schwanzwurzel abstehenden Schweif. Auch die Gemmen AGDS 1-1, Nrn. 262
und 263 gehören in den Bereich der mithridatischen Glyptik, ebenso der Pegasos Nr. 264.
Besonders zu beachten ist, daß auf der oben zitierten Karneolgemme in Cambridge (EGR
Nr. 375) über dem Rücken des Pferdes die charakteristischen Symbole des Mithridates VI.
schweben: der Stern über der Mondsichel.
Ringform: Der hohle Reif ist innen schwach, außen stärker gewölbt; er verbreitert sich zu
den Schultern hin, wo er sanft einbiegend in den abgeflachten, ovalen Ringschild übergeht,
in den der Stein plan eingelassen ist. Ein wie von einem Meißelschlag verursachtes Loch
neben dem Ringschild links läßt erkennen, daß der Reif hohl ist und wohl mit einer Schwe-
felmasse gefüllt war.

1. Jh. v. Chr.

128
221 Karneol, orangefarben, in der Durchsicht leicht wolkig, in Halsband mit 27 ändern
Steinen à jour gefaßt (dort Stein 7).
Unregelmäßig rechteckig, beidseitig flach.
9 χ 12 χ ca. 3 mm

Weidendes Pferd nach rechts, Kopf gesenkt, linke Vorderhand nach hinten hochgezogen. Ge-
schorene Mähne, langgestreckter Hals. Schräge Bodenlinie.
Ähnlich dem Pferd hier Nr. 220, jedoch sind Hals und Körper weniger plump und feiner
modelliert, der Schweif ist kürzer.

1. Jh. v. Chr.

222 Karneol, unrein, mit dunklen Flecken durchsetzt.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und an der Oberkante bestoßen.
12 χ 14,5 χ 3,2 mm

Weidendes Pferd nach rechts, Kopf gesenkt, linke Vorderhand nach hinten hochgezogen.
Steif abstehende, kurze Mähne, dichter, langer Schweif. Bodenlinie.
Ähnlich hier Nr. 220, doch etwas gröber geschnitten: der Pferdeleib ist nicht als Ganzes
durchmodelliert, sondern in einzelne voneinander abgesetzte Volumina unterteilt. Das ange-
winkelte linke Bein überschneidet das rechte, statt von diesem teilweise verdeckt zu werden.
Nur Mähne und Schweif sind etwas sorgfältiger ausgearbeitet.

1. Jh. v. Chr.

223 Karneol, leuchtend orangerot, bis auf eine streifige Trübung klar durchsichtig.
Breitoval, beidseitig leicht konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, links niedriger als rechts.
8,2 χ 12 χ 5 mm

Pferd geht nach rechts, den Kopf bis zum Boden gesenkt, das Maul berührt den vorgesetzten
rechten Huf. Kurzgeschorene Mähne, kurze Beine, plumper Leib, dichter, langer Schweif.
Bodenlinie.
Obwohl später entstanden, stilistisch dem Karneol hier Nr. 220 verwandt, namentlich in der
Wiedergabe der Beine und der ,Pantoffelhufe', der Leib hier jedoch plumper und schwerer.
Vgl. die dortigen Hinweise, ferner Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 408.413.

1. Jh. v. Chr.

129
224 Nicolo, hellblau auf schwarzblau, an Rand und Rückseite gelblich verfärbt (ver-
brannt?).
Breitoval, Bildseite flach, ringsum leicht abgeschrägt, so daß das in die helle obere Lage geschnittene Bild
dunkel umrahmt erscheint; Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11 χ 13,1 x4 mm

Weidendes Pferd nach rechts, Kopf gesenkt, linke Vorderhand hochgezogen. Bodenlinie.
Typus wie Nr. 220, doch Beine länger, Leib schlanker. Roher Schnitt.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

225 Onyx, schwarzgrau, in der Mitte der Bildseite und an deren Rand, sowie an der Rück-
seite gelbgrau verfärbt (verbrannt?), in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite flach auswärts-geschrägt.
8 x 1 0 mm

Weidendes Pferd nach rechts, Kopf halb gesenkt, Maul offen. Walzenförmiger, wenig model-
lierter Leib, dünne, stelzenartige Beine, Gelenke und Hufe kaum angedeutet. Kurzgeschore-
ne Mähne, langer, bis zum Boden reichender, an der Schwanzwurzel abstehender Schweif.
Bodenlinie.
Im Motiv Nrn. 220 ff. verwandt, aber alle vier Hufe am Boden, feiner und bestimmter ge-
schnitten, doch ziemlich flau wirkend und nur durch die hellere Tönung des Pferdeleibes
etwas nuanciert. Zum Stil vgl. Henig, Corpus, Nr. 558, auf grünem Jaspis zwei Pferde mit
ähnlich dünnen Beinen. Vgl. auch AGDS 1-2, Nr. 916; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 372.374
(alle drei ins 1. Jh. v. Chr. datiert).

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*226 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 19,5mm
waagrecht 20,2 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 17 mm
Ringschild breitoval, flach, 5,2 χ 8 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 3 g

Papagei auf einem Zweig stehend nach links. Die langen Schwanzfedern sind nach oben ge-
bogen, der Ring um den Hals charakterisiert den Vogel als Psittacus torquatus.
Sorgfältige, präzise Arbeit.

130
Zum Motiv auf Gemmen vgl. Fossing, Nrn. 1476ff.; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 3284
(nicht ill.); Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 21,3; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 533 (mit Hinwei-
sen); AGDS IV, Nr. 1286; Sena Chiesa, Aquileia, Taf. 65 f., Nrn. 1297 ff., hier Nr. 120.
Ringform: Der Ring ist aus einem Stück gefertigt. Der dünne, innen und außen zu einem
sehr weichen Mittelgrat gewölbte Reif verbreitert sich gegen oben und geht mit sanfter Bie-
gung in die Ringplatte über. Für ähnliche Ringformen vgl. BMCR, Nr. 128; Henkel, Nr. 59
(auch mit Papagei).

Ende 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 497. Im Auktionskatalog Guilhou, Sotheby Säle 1937 nicht erwähnt.

*22 7 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 17,1 mm
waagrecht 19 mm
i.D. senkrecht 12,9 mm
waagrecht 14,5 mm
Ringschild breitoval, flach, 6,2 χ 9 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 6,5 g

Löwe springt nach links, die Vordertatzen greifen kräftig aus, der Schwanz ist S-förmig auf-
gebogen.
Feine Gravur, lebendige Darstellung.
Zum Motiv vgl. den Goldring Henkel, Nr. 58, Taf. 74,34. Zur Ringform vgl. ibid. Nr. 59,
sowie den Goldring mit graviertem Lorbeerzweig bei Hoffmann/v. Ciaer, Antiker Gold- und
Silberschmuck (Hamburg-Mainz 1968), Nr. 124.
Ringform: Der massive Ring ist aus einem Stück gefertigt. Der Reif ist innen sehr schwach,
außen stark gewölbt mit scharfer Zwischenkante. Er verbreitert und verdickt sich gegen die
Schultern hin und geht mit sanftem Schwung in die Ringplatte über.

Ende 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 466; vermutlich Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 215 (a).

*228 Goldring mit graviertem Schild.


a.D. senkrecht 19,5 mm
waagrecht 23,2 mm
i.D. senkrecht 13,5 mm
waagrecht 16,2 mm
Ringschild breitoval, flach, 7,8 χ 11 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: knapp 15g

131
Capricornus nach links, über seinem Rücken eine liegende Mondsichel.
Präzise, kräftige Gravur mit sorgfältig ausgearbeiteten Einzelheiten — Hörner, Augen, Bart,
Gelenke —, die Schuppen des Fischleibes mit gepunzten Vertiefungen angegeben, Bauch-
flosse.
Das Nativitätssymbol des Augustus in Verbindung mit der Mondsichel findet sich auch auf
Gemmen, die sicherlich zeitgenössisch sind, vgl. Vollenweider, Genève II, Nrn. 580 f.; Rich-
ter, MMA, Nr. 402 (mit Mondsichel und Stern); Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 528 (mit Hin-
weisen); s. auch meine Bemerkung zum Motiv, Genève II, Nr. 577. Vgl. ferner den gravierten
Goldring mit Capricornus allein bei Richter, op. cit., Nr. 403.
Ringform: Der massive Reif ist innen in der oberen Hälfte und an der Rückseite des Ring-
schildes kaum, unten leicht gewölbt mit weichem Mittelgrat, außen kräftig gewölbt mit
Mittelgrat. Er verstärkt sich nach oben und biegt an den Schultern entschieden, doch ohne
einen Winkel zu bilden, zum Ringschild ein. Für verwandte, wenn auch nicht genau ent-
sprechende Ringtypen vgl. Henkel, Nr. 57 (mit weniger betonten Schultern); Batike, Ge-
schichte des Ringes, Baden-Baden 1955, Nr. 32, Taf. 6 (mit Gemme).

Ende 1. Jh. v. Chr./Anfang 1. Jh. n. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 303 (Sammlung A. Ruesch, Zürich); Pompeji, Leben
und Kunst in den Vesuvstädten, Ausstellung im Kunsthaus Zürich 1974, Nr. 228; H. Bloesch, Das Tier in
der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 387.

229 Sard, hellbraun, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach.
13,5 χ 16,5 mm

Kuh steht nach rechts, das unter ihr auf die Vorderbeine niedergelassene Kalb säugend.
Bodenlinie.
Zarter, präziser Schnitt, alle Einzelheiten naturalistisch fein ausgearbeitet, der Körper gut
modelliert, Nackenfalten und Rippen mit weichen Linien gegeben.
Beliebtes Motiv auf zahlreichen Gemmen und Pasten, die zu einem guten Teil in die augu-
steische Zeit gehören. Vgl. BMCG, Nr. 2362; Fossing, Nrn. 1362-1364; Imhoof-Blumer/
Keller, Taf. 19,30; Southesk Collection I, G 18; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 5537-
5541; Richter, MMA, Nr. 513; AGDS 1-3, Nr. 3394; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 383 (mit
Hinweisen); AGDS IV, Nrn. 1185 ff.; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 176 (mit weite-
ren Hinweisen). Vgl. auch den Typus der Kuh auf Münzen des Augustus aus der Zeit ca.
27 v. Chr. (Grueber, Taf. 118,3-5; Giard, Auguste, Taf. 40,a-c; 1007-1008), in jene Zeit
dürfte auch unsere Gemme gehören.

Letztes Drittel 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

132
230 Sardonyx, horizontal zweischichtig, braun auf weißlich.
Breitoval, beidseitig konvex, weiche Zwischenkante. Das Bild ist nur in die obere braune Lage geschnitten.
20 χ 23,9 χ 5 mm

Kuh geht nach rechts. Bodenlinie.


Ein junges, mageres Tier mit schmalem Kopf, dünnen Beinen, kleinem Euter. Sehr zarter,
flacher Schnitt, Halsfalten und Rippen mit feinen Strichen angegeben, Rundperl an Kopf
und Hufen. Die Rückenlinie ist durch Abnützung des Steins stellenweise unterbrochen.
Sehr ähnlich der hageren, mit feinen Linien gezeichneten Kuh bei Furtwängler, AG, Taf.
45,8. Furtwängler verweist mit Recht auf die stilistisch nahen, flach und zart geschnittenen
Arbeiten ibid. Taf. 35,27 ff., die alle augusteisch sein dürften.

Ende 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

231 Achat, schwarzbraun mit hellbraunen Flecken, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Breitoval, beidseitig flach.
11,5 χ 14 mm

Rind (Zebu?) geht nach rechts. Bodenlinie.


Feiner Schnitt, gute Modellierung, Halsfalten und Rippen mit weichen Linien gegeben,
Beine und Klauen sorgfältig gezeichnet.
Vgl. hier Nr. 229 mit Hinweisen.

Ende 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

232 Nicolo, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
8,5 χ 12 mm

Weidende Kuh nach rechts. Knappe Bodenlinie, rechts davor ist mit zwei groben Strichen
ein Grasbüschel angedeutet.
Weicher, ziemlich tiefer, nicht sehr sorgfältiger Schnitt. Stilistisch verwandt der ihr Kalb
säugenden Kuh AGDS IV, Nr. 1187.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

133
233 Zitrin.
Breitoval, beidseitig stark konvex, berieben, scharfe Zwischenkante.
11,2 χ 14,5x5,5 mm

Stier läuft im Galopp mit über den Rücken aufgebogenem Schwanz nach links, indem er sich
nach einem neben ihm her springenden Hund umsieht. Leicht eingebuchtete, in der Mitte
anschwellende Bodenlinie.
Tiefer und kräftiger, doch weicher Schnitt, der nicht nur den muskulösen Tierleib, sondern
auch Einzelheiten wie Stirnhaar, Schwanzquaste, Gelenke und Hufe sorgfältig wiedergibt.
Dieser Stier gehört in eine Gruppe ausgezeichneter Tierbilder, die im ersten vorschristlichen
Jahrhundert und besonders in augusteischer Zeit entstanden sind, vgl. Furtwängler, AG,
Taf. 45, vor allem 1—13. Zur Haltung mit dem zur Seite gedrehten Kopf vgl. den von Hyllos
signierten Chalcedon im Cabinet des Médailles, Furtwängler, AG, Taf. 45,11 (= Lippold,
Taf. 91,5 = Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 78,1.2.4). Bei allen diesen Steinen fällt
die volle, plastische Wiedergabe des Körpers auf. Vgl. auch den neben einer Schlange einher-
galoppierenden Stier BMCG, Nr. 2346; ebenso Henig, Lewis Collection, Nr. 214; AGDS III,
Göttingen, Nr. 530, in der Haltung gleich dem Stier auf Prägungen des L. Livineius Regulus
aus dem Jahr 42 v. Chr. (Grueber, Taf. 57,18). Häufig erscheint der Stier, ähnlich dargestellt,
auf Münzen des Augustus der Jahre 14-12 v.Chr. (Grueber, Taf. 107,13-18 und Taf.
108,6—12); in jener Zeit etwa dürfte auch unsere Gemme entstanden sein.

Letztes Viertel 1. Jh. v. Chr.

234 Honiggelbe Glaspaste, in Ring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.


Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
12 χ 14,5 mm.

Stoßender Stier nach links, den zum Angriff gesenkten Kopf leicht zum Betrachter ge-
wandt, den rechten Vorderhuf scharrend hochgezogen, den Schwanz über den Rücken auf-
gebogen. Bodenlinie.
Die Angriffsstellung mit gesenktem Kopf und scharrend erhobenem Huf entspricht jener des
Stiers auf Münzen des Augustus der Jahre um 14 v. Chr. (Grueber, Taf. 107,13—18; Taf.
108,6-9.12; BMC Emp. I, Taf. 11,2.3.5). Möglicherweise ist die Paste bei Gelegenheit dieser
Münzprägung entstanden.
Für ähnliche Darstellungen auf Gemmen vgl. Fossing, Nrn. 495.1337—1343; Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 5505-5512; ibid. Nr. 6576 (= AG, Taf. 29,54). 6577.6578 (= AG, Taf.
29,53). 7049; AGDS 1-3, Nrn. 3390f.; AGDS IV, Nm. 1172 ff.; Sena Chiesa, Aquileia,
Nrn. 1018-1022; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 877 (Paste); Southesk Collection I, G 8
(feiner, Kopf nach vorn); Richter, MMA, Nr. 508 (magerer, Huf am Boden).
Im Gegensatz zu den meisten zitierten Parallelen zeigt der Stier auf unserer Paste massig
schwerfällige, wenig modellierte Körperformen.

Ende 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

134
235 Chalcedon, milchweiß, durchscheinend.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst auswärts, dann einwärts geschrägt.
9,5 χ 12 χ 1,3 mm

Zwei Delphine in lebhafter Bewegung nach rechts schwimmend, der Schwanz des hinteren
Tieres ist durch den Leib des vorderen verdeckt. Rascher, summarischer Schnitt.
Der Delphin gehört zu den im höchsten Sinne glückbringenden Tieren und wurde deshalb in
der Zeit der römischen Bürgerkriege in die politische Symbolik einbezogen, wo er auch
die Herrschaft über die Meere versinnbildlichte (vgl. dazu Vollenweider, Porträtgemmen,
S. 212 f.).
Unsere Gemme ist aber wohl eher als ein Genrebild aufzufassen, graviert für einen Lieb-
haber dieser Tiere, die oft mit ändern Meeresbewohnern dargestellt wurden. Vgl. u.a. Furt-
wängler, Beschreibung, Nrn. 7940.7947; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1395.1403 f.; BMCG,
Nrn. 2498 ff. ; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 902.
Ist die Komposition des Bildes auch von schöner Ausgewogenheit, so hat der Künstler nur
wenig Sorgfalt an die Ausarbeitung von Einzelheiten gewandt. Wohl gerade darum wirkt die
kleine Szene im nuancierten Weiß des Chalcedons gewissermaßen impressionistisch. Zur Wie-
dergabe des Körpervolumens vgl. die in spätglobularer Technik geschnittenen Tiere auf oval-
konvexen Steinen, z.B. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 86; Zwierlein-Diehl, Wien I,
Nr. 151 (weißer Chalcedon, zwei Delphine), doch ist bei unserem Exemplar bereits eine
organischere Form angestrebt. Es zeigt sich darin eine Annäherung an den römischen Klassi-
zismus der Jahrhundertmitte.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

236 Sard oder Karneol, bräunlich, unregelmäßig heller und dunkler getönt, doch leuch-
tend klar durchsichtig.
Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, der sehr schmale Rand kaum merklich einwärts geschrägt.
Kleine Abschürfung links und rechts über dem Kopf des Delphins, unter seinem Maul ein dunkler Fleck und
ein schräger Binnenriß.
22,9 χ 19 x2 mm

Delphin schwimmt mit ein-auswärts hochgeschwungenem Schwanz nach rechts auf dem
Wasser, das mit weichen, kurzen, waagrechten Strichen auf flockig mattiertem Grund ange-
geben ist. Über ihm in doppelter Bogenreihe acht sechszackige Sterne. Mächtiger runder
Kopf mit großem Auge, lange Brustflosse, kleine Flossen auf dem Kopf, am Rücken und
dem Schwanz entlang, große gezähnte Schwanzflosse. Ziemlich flacher, weicher Schnitt.
Für ähnliche Delphine vgl. BMCG, Nr. 2500 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 20,15, Beryll);
Fossing, Nr. 1508 (Moosachat); Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 20,16 ff., besonders 17 (= Furt-
wängler, Beschreibung, Nr. 2346 = AGDS II, Nr. 502, mit weiteren Hinweisen).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

135
23 7 Karneol.
Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt. Ab-
splitterungen an der Oberkante des Steins Mitte links und Mitte unten, ebenso am Flügelansatz, von dort
senkrechter Kratzer zur Randlinie unten.
9,3 χ 13 χ 4 mm

Geflügeltes Seepferd nach rechts. Flügelenden sichelförmig aufgebogen, gezähnte Schwanz-


flosse; Zackenkamm und Bauchflosse angedeutet. Randlinie ringsum.
Grober Flachperlschnitt.
Vgl. Fossing, Nrn. 1559f. (feiner); Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7086 (zwei Hippokam-
pen); für die Flügel vgl. die Sphinx Fossing, Nrn. 1541 f.; Henig, Lewis Collection, Nr. 171.
Stilistisch verwandt der zwar feiner gearbeitete Pegasos Furtwängler, op. cit., Nr. 3322. Zum
Hippokampenmotiv s. hier Nr. 239.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

238 Unreiner Smaragd.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
8,8 χ 11 χ 2,2 mm

Geflügeltes Seepferd nach rechts.


Flüchtiger Schnitt, Beine und Schwanz skizzenhaft mit kurzen, aneinandergereihten Flach-
perlstrichen gezeichnet, das gebogene rechte Bein mit der Bauchflosse eine einzige Linie bil-
dend. Steil aufgerichtete Flügel, der vordere kompakt mit kurzer Schraffierung zur Andeu-
tung des Gefieders, der hintere nur mit einem Schrägstrich gegeben. Der walzenförmig ge-
rundete Leib, die feinen Strichlein an Flügel und Kopf, die summarische Zeichnung der
Beine lassen vermuten, daß die Gemme in einer Werkstatt spätrepublikanischer Zeit ent-
standen ist. Vgl. hier Nr. 239 mit Hinweisen.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

239 Praser (Smaragdplasma) in antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite schwach konvex, am Rand Mitte rechts etwas ausgebrochen, Vertikalachse des Bildes in
Fingerrichtung.
4,3 χ 6,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 16,5 mm
waagrecht 18,7 mm
i.D. senkrecht 11,5 mm
waagrecht 14 mm
Der Ringschild ist am Rand Mitte links wie von einem Meißelschlag beschädigt.

Seepferd schwimmt nach rechts. Zackenkamm am Nacken, zweimal geringelter Schwanz,


gezähnte Schwanzflosse, Bauchflosse. — Hübsche Arbeit.

136
Zum Hippokampenmotiv auf römischen Dutzendsteinen vgl. Furtwängler, Beschreibung,
Nrn. 2163-2166.6417 (spät). 6614.7984; Fossing, Nrn. 1555-1558; BMCG, Nr. 2504
(= BMCR, Nr. 511); hier Nrn. 237 f. Vorzüglich geschnittene Gemmen mit Hippokampen
dürften z.T. noch in der Zeit der ausgehenden Republik entstanden sein (vgl. Vollenweider,
Steinschneidekunst, Taf. 49,2), als das Motiv auch auf Münzen erschien (vgl. Willers, Kupfer-
prägung, Taf. 10,2.7.10 und Taf. 11,4; Grueber II, S. 510f.; Bahrfeldt, Numism. Zeitschr.
1905, Taf. 1,1).
Ringform: Der wohl massive, aber zierliche Reif ist innen und außen gewölbt, mit weichem
Mittelgrat bis etwa zwei Drittel der Höhe. Unten knapp 2 mm dick, schwillt er zu den Schul-
tern hin mäßig an und geht mit sanfter Rundung in den sehr leicht abgeflachten Ringschild
über. Zur Grundform vgl. Henkel, Nrn. 141 ff.; Battke, Geschichte des Ringes, Baden-Baden
1953, Nr. 34; hier den Goldring mit Capricornus Nr. 228.

Letztes Drittel 1. Jh. v. Chr.

240 Roter Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt.
10,5 χ 6,2 χ 3,5 mm

Storch steht nach rechts. Kurze Bodenlinie.


Summarischer Flachperlschnitt, das Gefieder mit derben, unregelmäßig nebeneinander ge-
setzten Strichen gegeben, je ein dünner Strich für Schnabel und Beine.
Für die zahlreichen, doch oft feiner geschnittenen Darstellungen des Storchs auf römischen
Gemmen vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2064f.3295.5609.5762.7066.8326 f.8538-
8544; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1320.1323 f.; stilistisch nahe der Kranich Fossing, Nr.
505. Vgl. auch die Gemmen, auf denen der Storch ein Signalhorn (lituus) bläst: Furtwäng-
ler, op.cit., Nrn. 3296.7909 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 22,7). 8328; BMCG, Nr. 2457;
Sena Chiesa, op. cit., Nr. 1321.
Oft erscheint der Storch in Verbindung mit ändern Symbolen oder mit Bildnissen (vgl. Furt-
wängler, op.cit., Nr. 8040 = Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 147,1). Auf römischen
Münzen findet er sich als Symbol und Attribut der Pietas (vgl. Grueber, Taf. 31,19—20 und
Taf. 100,10; ibid. Taf. 104,6—8, letztere Münzen des Lucius Antonius des Jahres 41 v.Chr.
Nach Dio Cassius 48,5,5 soll L. Antonius im perusinischen Krieg 41 v.Chr. als Zeichen der
Treue zu seinem Bruder Marcus Antonius das Cognomen Pietas angenommen haben (vgl.
CIL I, S. 542 und R. Syme, The Roman Revolution, Oxford 1952, S. 157). Es ist wohl
möglich, daß gerade L. Antonius Gemmen wie die unsrige zum Zweck politischer Propa-
ganda benützte; der derbe, summarische Schnitt entspricht jenem der zuletzt erwähnten,
ziemlich grob gearbeiteten Münzen und läßt jedenfalls auf eine Serienproduktion schließen.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

137
241 Karneol.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite etwas unregelmäßig einwärts geschrägt.
8,5 χ 6,2 χ 3,5 mm

Storch steht nach rechts, eine Schlange im Schnabel.


Summarischer Schnitt, das Körpergefieder mit schräg aufeinandertreffenden kurzen, die
Schwanzfedern mit längeren Parallelstrichen angegeben.
Recht ähnlich der Storch mit Schlange auf einem roten Jaspis bei Sena Chiesa, Aquileia, Nr.
1323; vgl. ferner Furtwängler, Beschreibung, Nr. 8327 (Nicolo, mit Eidechse); Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nr. 725 (Nicolo); Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 22,3 (= Furtwängler,
op.cit., Nr. 3295, Karneol, mit Schlange) und 5 (Karneol, mit Eidechse), alle feiner gearbei-
tet. Wie Sena Chiesa bemerkt (Aquileia, S. 389, zu Nr. 1322), kommt der Storch mit einer
Schlange im Schnabel oft auf späthellenistischen Darstellungen vor.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

242 Nicolo in antikem (?) Goldnng.


Kreisrund, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
7,5 mm im Rund.
Ring: a.D. senkrecht 19,5 mm
waagrecht 21 mm
i.D. senkrecht 14 mm
waagrecht 17 mm

Rabe geht nach rechts, den linken Fuß vorgestellt.


Vgl. die ähnlichen Darstellungen des Vogels neben Priestergeräten auf Münzen des Marcus
Antonius, Grueber, Taf. 103,6—9 (anders geschnitten auf Münzen des Domitian, BMC Emp.
II, Taf. 72,4). Der Rabe galt als ein Vogel der Weissagung. In Verbindung mit der Leier
Apollons findet er sich bei Lippold, Taf. 94,7. Andere Varianten ibid. Nrn. 4.6.16; Furt-
wängler, Beschreibung, Nrn. 2058-2061 (nicht ill.). 5826-5834 (Pasten). 6624 (nicht ill.).
7921 (spät). 8330-8333 (Nicolo); Fossing, Nrn. 1466-1473. Im Typus entspricht unser
Exemplar am ehesten den oben erwähnten, wohl spätrepublikanischen Pasten Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 5826 ff. und Fossing, Nr. 1469; vgl. auch AGDS 1-2, Nrn. 2045 f.
Ringform: Der schlichte Reif ist innen flach, außen leicht gewölbt; er verbreitert und ver-
stärkt sich zu einem Kopfstück, in das die Gemme ganz leicht erhaben eingelassen ist. Vgl.
BMCR, Nrn. 423 ff.; Henkel, Nr. 167 (ebenfalls Rabe auf Nicolo).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

243 Nicolo, bläulich auf hellbraun, in einfachem Goldnng des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
12 χ 10 mm

138
Kopf des Jupiter-Ammon im Profil nach rechts.
Klassizistisch schematische Darstellung, das Auge unter hochgewölbter Braue kugelig hervor-
tretend, der kurze Bart in zwei Reihen von Lockenbüscheln mit Binnenritzung geordnet,
Haupthaar und Widderhorn mit kurzen Parallelstrichen gegeben. Leicht geschwungener kon-
kaver Halsabschnitt mit betontem Nackenstück.
Eine Variante des in Kyrene beheimateten Jupiter-Ammon. Vgl. die Darstellungen im Profil
bei Fossing, Nrn. 1035—1038; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4825—4834 (besonders
4833); BMCG, Nrn. 1277.1281; AGDS 1-3, Nrn. 3031-3035; Richter, EGR, Nr. 63; Zwier-
lein-Diehl, Wien II, Nr. 575.
Unsere Gemme könnte mit der römischen Münzprägung in Afrika zusammenhängen, vgl. den
Jupiter-Ammon auf Denaren der Jahre 31—29, Grueber, Taf. 122,7—10; doch in Stil und
Wiedergabe des Profils ähnlicher dem Kopf der Africa auf Münzen des Metellus Scipio und
des Marcus Eppius, ibid. Taf. 121,5-6; Crawford, Nr. 461/1, Taf. 54,15-16 (47-46 v. Chr.).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

244 Karneol, dunkel orangefarben, klar durchsichtig, in Goldring des 18./19. Jh. à jour ge-
faßt.
Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach, am Rand oben Mitte ausgebrochen.
14 χ 11,5 mm

Kopf des Jupiter-Ammon im Profil nach rechts. Ähnlich wie hier Nr. 243, doch weicher ge-
schnitten und vielleicht etwas früher zu datieren. Das Haupthaar ist mit kurzen, vom Schei-
tel herablaufenden Parallelstrichen angegeben, das Widderhorn ist eng eingerollt und schlauch-
förmig, ein starker Stirnwulst über der Nasenwurzel setzt sich in der Brauenlinie fort. Der
dichte Bart ist in breite Büschel mit Binnenritzung gegliedert. Kaum geschwungener Hals-
abschnitt mit kräftigem Nackenstück.
Vgl. hier Nr. 243 ; weitere Varianten Musée Fol, Taf. 6,3-8, Nrn. 1542-1547.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

245 Karneol, hell orangefarben.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13,5 χ 10,5 χ 3,5 mm

Gryllos: Hahn im Profil nach rechts stehend, Kranz im Schnabel, auf der Brust eine bärtige
Silensmaske, darunter niederhangend ein Pfauenkopf mit langem Hals. Den Leib des Hahns
bildet ein nach links gerichteter Widderkopf, von dessen Stirn ein Palmzweig waagrecht nach
hinten absteht. Drei abwärts gebogene, kurze Parallelstriche vor der Nase des Widders deuten
wohl die Schwanzfedern des Hahns an, erinnern aber auch an die Ähren, die bei ähnlich
komponierten Grylloi oft aus dem Maul des Widders ragen.
Eine Variante der sehr häufigen Gryllosdarstellungen, vgl. Vollenweider, Genève II, Nrn.
384ff. und 388 mit Hinweisen. Hier handelt es sich um eine höchst manieristische Arbeit

139
mit effektvoller Verwendung von Rundperlpunkten besonders an Widderkopf und Silens-
maske (vgl. dazu Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 213 f.).

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

246 Karneol-Onyx, rot auf weiß horizontal geschichtet, in modernem Goldring à jour ge-
faßt.
Kreisrund, Bildseite konvex, Rückseite flach. Das in die rote Schicht gravierte Bild wird von der weißlichen
Schicht kreisförmig umrahmt. Ein wie eine Kratzspur aussehender Fehler im Stein am Rand der Bildseite in
der unteren Hälfte rechts.
11,5 im Rund χ 3 mm

Kopf des jugendlichen Dionysos nach rechts. Er trägt einen losen Kranz aus Wein- oder
Efeublättern; das über den Schläfen leicht eingerollte Haar fällt in lockigen Strähnen über
Hals und Nacken nieder. Weiches, vollwangiges Gesicht mit ungebrochener Stirn-Nasenlinie,
weitoffenes Auge mit plastisch ausgearbeitetem Ober- und Unterlid, rundes Kinn.
Für diesen späthellenistischen Typus des Dionysos vgl. die Gemme bei Segall, Katalog Mu-
seum Benaki, Nr. 96 (= Pfeiler, Goldschmuck, Taf. 16,3—4), wie auch die Münzen des C. Vi-
bius Varus aus dem Jahr 42 v. Chr. (Sydenham, Nr. 1138; Grueber, Taf. 58,8; Babelon,
Vibia, Nr. 24). Zur Datierung vgl. Th.V. Buttrey, The Triumviral Portrait Gold of the Quat-
tuorviri Monetales of 42 B.C., The American Numismatic Society, Numismatic Notes and
Monographs, Nr. 137).
Auch unser Stein dürfte in die Zeit des gegen Mitte des 1. Jh. v. Chr. aufkommenden wei-
chen Klassizismus gehören, der dem augusteischen voranging: vgl. die Sibylle auf Denaren
des L. Manlius Torquatus, Grueber, Taf. 44,15—17; den Herakles auf Denaren des Faustus
Cornelius Sulla, ibid. Taf. 47,19-20.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

247 Sardonyx, weiß mit dünner hellbrauner Oberschicht, in modernem Goldring à jour ge-
faßt.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt. Das Bild ist in die untere weiße Lage ge-
schnitten, so daß es sich von der sehr dünnen braunen oberen Schicht abhebt.
13,5 χ 11 mm

Kopf des jugendlichen Dionysos nach rechts. Loser Kranz aus Wein- oder Efeublättern im
Haar, das von Stirn bis Ohr leicht gelockt ist und in drei großen gedrehten Locken in den
Nacken niederhängt; über der dritten Locke sitzt ein kleiner, runder Nackenknoten. Gesicht
ähnlich wie hier Nr. 246, etwas weniger voll. Gewanddrapierung mit runder Fibel an der
Schulter.

140
Vgl. hier Nr. 246. Für die drei gedrehten Locken vgl. den Apollonkopf auf Münzen des
Publius Canidius Crassus, östliche Prägung, etwa 31 v. Chr. (Grueber, Taf. 116,19).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr. (vielleicht alexandrinisch).

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*248 Roter Jaspis in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
22 χ 12 mm
Ring: a.D. senkrecht 22,5 mm
waagrecht 26 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 20 mm
Der Reif ist unten zerdrückt, so daß die Vertikalmaße nur annähernd dem ursprünglichen Zustand ent-
sprechen.

Diomedes raubt das Palladion.


Der Held steigt nach links über den bekränzten Altar herab, in der Rechten das Palladion vor
sich tragend, in der gesenkten Linken ein kurzes Schwert. Der über die Schulter geworfene,
im Rücken schräg durchgezogene Mantel umhüllt den rechten Arm und hängt aus der das
Idol umklammernden Faust nieder. Bodenlinie.
Das in zahlreichen Varianten verbreitete und auch von Meistern wie Solon und Dioskurides
geschnittene Motiv (vgl. Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 49,1 und Taf. 62) erscheint
hier in einer mehr handwerklichen Interpretation, die sich zwischen den Karneol Furtwäng-
ler, AG, Taf. 43,19 (= id., Beschreibung, Nr. 6886 - AGDS II, Nr. 474) und den von Gnaios
signierten quergestreiften Sard der Sammlung Duke of Devonshire, Furtwängler, AG, Taf.
49,2 (= Lippold, Taf. 42,11 = Vollenweider, op. cit., Taf. 41,1-2) einreiht. Vgl. auch das
Fragment in Korinth, Vollenweider, op. cit., Taf. 41,3 (= Richter, EGR, Nr. 657).
Ringform: Der hohle Reif ist innen flach, außen stark gewölbt, mit scharfer Zwischenkante.
Er steigt senkrecht auf bis zur obersten Schulterpartie, wo er sich kaum merklich verengt, so
daß er in einem sehr schwach stumpfen Winkel an den 4 mm hohen Ringschild stößt, in den
der Stein ganz plan so eingelassen ist, daß nur ein schmaler Rand ihn umgibt. Für verwandte
Formen vgl. Boardman, GGFR, S. 213 f., Fig. 217, XVII; BMCR, Nrn. 381.385.
Die Ringform geht auf alexandrinische Vorbilder zurück; sie wurde zuerst für massive, später
auch für hohle Ringfassungen verwendet und war noch in der frühen Kaiserzeit beliebt. Für
eine Datierung in diese Zeit spricht auch das Material unserer Gemme, der rote Jaspis, der
von Steinschneidern der augusteischen Epoche, z.B. von Aspasios, bevorzugt wurde (s. Furt-
wängler, AG III, S. 310).

Ende 1. Jh. v. Chr.

141
249 Karneol in (nach antikem Vorbild gefertigtem) Goldring neuerer Zeit.
Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex. Starke Absplitterungen dem ganzen rechten Rand des Steins
entlang, besonders in der obern Hälfte, sowie am Rand links unterhalb der Mitte.
19 χ 16 mm

Brustbild der Nemesis nach rechts, Kopf im Profil, Oberkörper in Dreiviertelansicht von
vorn. Sie hält den Kopf leicht gesenkt und lüftet mit der Linken das Gewand vor der Brust;
die Rechte ist über das kleine achtspeichige Rad gelegt. Hinter ihr ein Füllhorn, dessen obe-
rer Teil wegen der Absplitterung des Steins, die auch Nacken und Hinterkopf betrifft, nicht
mehr erkennbar ist. Durchscheinender Chiton mit längsgeschlitzten, auf dem Oberarm zu-
sammengehefteten Ärmeln. Band im Haar, das in zwei breiten Wellen, das Ohr bedeckend,
nach hinten gekämmt ist.
Flotte, kursorische Arbeit. Der Schnitt ist tief und von guter plastischer Wirkung, in den
Einzelheiten aber derb und zum Teil ungeschickt: die Wellenlinien der Haare kantig gebro-
chen, Nasenflügel und Mund mit kurzen Rundperlstrichen angegeben, ebenso die grob skiz-
zierten Finger.
Für Brustbilder der mit der typischen übelabwehrenden Geste das Gewand lüftenden Neme-
sis vgl. den Karneol Furtwängler, AG, Taf. 40,9 (= Lippold, Taf. 32,2); die Paste Richter,
MMA, Nr. 372; die Paste Furtwängler, Beschreibung," Nr. 2909.
Vgl. ferner die verwandten Büsten der Fortuna-Tyche auf Pasten der augusteischen Zeit,
Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6274 f. (erstere = AG, Taf. 37,24 = Lippold, Taf. 31,9);
BMCG, Nr. 3074 (= Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 93,6-7), alle ebenfalls in Drei-
viertelansicht und mit dem am Oberarm gehefteten Chiton. Unsere Gemme könnte von der-
selben Hand geschnitten worden sein wie der Apollonkopf auf einem Aquamarin in Wien,
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 413 (vgl. dort die gebrochenen Linien der in den Nacken fallen-
den Haare, die Schwellungen der Gesichts- und Halspartien), doch ist sie weniger fein ge-
arbeitet.

Ende 1. Jh. v. Chr./Anfang 1. Jh. n. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 211; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 275.

250 Unreiner Smaragd.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante. In der unteren Hälfte Abschür-
fungen, die das Bild etwas beeinträchtigen.
9,1 χό,2 χ 3,5 mm

Nackter Athlet steht nach links — Gewicht auf dem rechten Bein, das andere auf Zehen-
spitze zurückgestellt —, wohl im Begriff, die Arme mit der Strigilis zu reinigen. Zu Füßen vor
ihm ein Tier ? Kurze Bodenlinie.
Eine hübsch geschnittene Variante en miniature des auf Gemmen oft erscheinenden Motivs
des mit der Strigilis das öl abschabenden oder die Strigilis reinigenden Athleten, als dessen
Vorbild Furtwängler eine Statue des Polyklet vermutet (s. Furtwängler, AG, Taf. 44,18.19;
auch ibid. 36 = Beschreibung, Nr. 2489). Vgl. AGDS 1-3, Nr. 2391 (mit vielen Hinweisen);

142
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 770, eine von Gnaios signierte Paste, gleich wie jene in Genf,
Musée Fol, Nr. 3071 ; hier Nr. 472.

Ende 1. Jh. v. Chr./Anfang 1. Jh. n. Chr.

251 Indischer Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig, in Goldring des 19. Jh. à jour ge-
faßt.
Hochoval-rund, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
12,5 χ 11,5 mm

Kopf der Athene im korinthischen Helm mit Helmbusch nach rechts. Weiches, mädchenhaf-
tes Gesicht mit breiter Wange, kurzer Nase, vollen Lippen, rundem Kinn, der dickliche Hals
ist von einer Falte durchzogen. Kurzer, konkaver Halsabschnitt.
Vgl. ähnliche Arbeiten bei Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6944 und vor allem den roten
Jaspis Nr. 6945; BMCG, Nr. 1376; De Ridder, Collection De Clercq, Nr. 2920 (in einem
späthellenistischen Ring).
Die Art, wie der kleine Kopf in beträchtlichem Abstand vom Rand die Mitte der Bildfläche
einnimmt, erinnert an gewisse Münzprägungen um 42 v.Chr., namentlich mit Porträts des
Livineius Regulus (Crawford, Nrn. 494/28 ff.), aber auch mit Caesarbildnissen (Vollenwei-
der, Porträtgemmen, Taf. 80,3 und Taf. 83,9).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*252 Sard, dunkelbraun, durchsichtig, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Breitoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach.
13 χ 15 mm

Diogenes, mit dem aufgerichteten, entblößten Oberkörper aus der liegenden Tonne ragend
und aufwärts blickend, hält in der vorgestreckten Rechten eine Lampe mit brennendem
Docht, in der gesenkten Linken einen kurzen Stab. Kräftige, leicht eingebuchtete Boden-
linie.
Zu dem auf Gemmen und Pasten nicht seltenen Motiv vgl. Fossing, Nr. 446 (= Furtwängler,
AG, Taf. 43,11 = Lippold, Taf. 67,2 = Richter, EGR, Nr. 437); Furtwängler, AG, Taf.
43,15; id., Beschreibung, Nrn. 4525 f.; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 948; AGDS 1-2, Nrn.
1007 f. und 1499. Fossing und Sena Chiesa erwähnen auch das Relief der Villa Albani mit
Diogenes und Alexander (vgl. Schreiber, Die hellenistischen Reliefbilder, Leipzig 1894, Taf.
94 = Richter, Portraits of the Greeks II, 1067 D) und Lampen im British Museum (vgl. D.M.
Bailey, BMC Lamps II, 1980, Q 797 und Q 837).
Meistens ist Diogenes in einer Buchrolle lesend oder im Gespräch mit einem ändern Philoso-
phen dargestellt, und oft ist ihm, dem Kyniker, ein Hündchen beigesellt. Unsere Variante

143
mit der Lampe bezieht sich wohl auf die Anekdote, wonach Diogenes am hellichten Tag mit
brennendem Licht ,nach einem Menschen' sucht.
Der gewandte Schnitt, der in der Modellierung der Brust und der weichen Rundung der
Schulter besonders schön zur Geltung kommt, die Charakterisierung des kahlen, bärtigen
Hauptes sprechen für eine Datierung der Gemme in die Zeit des beginnenden römischen
Klassizismus (vgl. hier Nr. 246).

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*253 Sardonyx, horizontal zweischichtig braun auf weiß.


Kameo. Hochoval. Der weiße Grund der Bildseite ist leicht gewellt und hochpoliert, das Bild aus der brau-
nen Schicht geschnitten. Rückseite flach, matt; Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, ebenfalls matt.
21 χ 15,5 χ 6,7 mm, größte Reliefhöhe ca. 3,5 mm

Fünfsaitige Schildkrötenlyra mit seitlich herabhangenden Bändern.


Äußerst sorgfältiger Schnitt, die als Schallkörper dienende Schildkrötenschale wirkungsvoll
aus der dunkelsten Partie der braunen Schicht herausgearbeitet, Saiten, Steg und die seitlich
niederhangenden Bänder aus der helleren Partie, so daß sie sich zart vom weißen Grund ab-
heben. Ob fünf oder mehr Saiten angegeben sind, ist kaum festzustellen.
Das auf Gemmen und Pasten oft vorkommende Motiv (vgl. Vollenweider, Genève II, Nr. 547
mit Hinweisen) erscheint auch auf verschiedenen Kameen (vgl. Furtwängler, Beschreibung,
Nr. 11135; Fossing, Nrn. 2007f.; Babelon, Camées, Nr. 218). Ein noch unpublizierter Ka-
meo befindet sich im Kestner-Museum Hannover, ein anderer in Neapel.
Die Schildkrötenlyra, die auch auf den ca. 14 v. Chr. geprägten Münzen des P. Petronius
Turpilianus erscheint (vgl. Grueber, Taf. 66,13), ist hier in besonders schöner Ausführung
der augusteischen Zeit zu sehen; für die zeitgenössischen Zusammenhänge s. meine Bemer-
kungen im Katalog Genève II, Nr. 546 f. Für ebenfalls aus dunkler Schicht auf weißem
Grund geschnittene Kameen derselben Zeit vgl. die Karneol-Onyxe aus Pedescia in Berlin,
Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 11067 f.

Augusteisch, letztes Drittel 1. Jh. v. Chr.

*254 Karneol-Onyx, horizontal geschichtet rot — weiß — rot.


Kameo. Hochoval, der weiße Grund der Bildseite ist leicht gewellt, das Bild aus der roten obersten Schicht
geschnitten. Rückseite flach, Rand mit gerundeter Oberkante zuerst sehr steil auswärts, dann mit scharfer
Zwischenkante weit einwärts geschrägt, so daß die rückseitige Grundfläche nur 13,5 χ 9 mm mißt. Hoch-
poliert bis auf die leicht unregelmäßig (später?) zugeschnittene untere Schrägung.
18,2 χ 13 x8 mm

Languste (Palinurus vulgaris oder Lucusta) von oben gesehen.


Eine fein empfundene, naturalistische Tierstudie, gleich sorgfältig gearbeitet wie der Kameo

144
mit der Leier hier Nr. 253, gleich harmonisch ausgewogen das Verhältnis des aus der dunk-
len Schicht geschnittenen Bildes zum weißen Grund.
Zum Thema vgl. eine winzige Sardonyxgemme bei Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 24,35 (eben-
falls von oben gesehen); AGDS 1-3, Nr. 2989; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1388-1392 (mit
weiteren Hinweisen); BMCG, Nr. 2515; ferner O. Keller, Die antike Tierwelt II, S. 491 f. und
Fig. 147 (Mosaik mit Languste und ändern Meerestieren im South Kensington Museum,
London).

Augusteischer Klassizismus. Ende 1. Jh. v. Chr./Anfang 1. Jh. n. Chr.

*255 Sardonyx, horizontal geschichtet blaugrau — braun — hell fleischfarben, in antikem


Goldring.
Kameo. Breitoval, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
7 χ 10,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 18,5 mm
waagrecht 21 mm
i.D. senkrecht 13 mm
waagrecht 14,8 mm

Zwei junge Vögelchen, wohl Rebhühner, auf Bodenlinie einander gegenüberstehend. Frische,
lebendige Darstellung. Die kurzen, plumpen Körper mit den aufgebogenen Flügeln sind aus
der obersten blaugrauen Schicht geschnitten, Beine, Klauen und Schnäbel, sowie die Boden-
linie aus der dünnen braunen Mittelschicht, so daß sich die Tierchen deutlich vom hellen
Grund abheben.
„Auf den ersten Blick scheinen sich die zwei mit etwas hochgestellten Flügeln wie freche
Spatzen anzuzetern; da solche Ringe aber häufig als Geschenk unter Liebenden dienten,
wird eher eine freundliche Begegnung gemeint sein" (Zitat Hansjörg Bloesch aus dem Kata-
log der Ausstellung ,Das Tier in der Antike', Zürich 1974, s. unten). Vgl. die Rebhühner bei
Babelon, Camées, Nr. 203 ; BMCG, Nr. 3685, Taf. 37.
Ringform: Der hohle Reif ist innen schwach, außen stark gewölbt, mit scharfer Zwischen-
kante und kaum merklichem Mittelgrat bis zur halben Höhe. Er verbreitert und verdickt sich
von der ziemlich schmalen unteren Mitte zu den Schultern hin, wo er in sanfter Rundung
zum leicht abgeflachten Kopfstück einbiegt, in das der Kameo eingelassen ist. Kleine Bruch-
stelle links oben neben dem Stein.
Zu der für die frühe Kaiserzeit typischen Ringform vgl. BMCR, Nrn. 419.420.430; Henkel,
Nrn. 173.178; ähnlich, doch weniger nah, Battke, Geschichte des Ringes (Baden-Baden
1953), Nrn. 32—34. Nach der kleinen Öffnung zu urteilen, dürfte der Ring einem Kind oder
sehr jungen Mädchen gehört haben.

Ende 1. Jh. v. Chr.

Publ.: H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskatalog Zürich 1974, Nr. 389.

145
*256 Indischer Sardonyx, dreischichtig hellbraun auf elfenbeinfarben auf grauschwarz, in
schlichter silbervergoldeter Medaillonfassung mit verzierter Öse. (Farbabb. s. S. 150)
Kameo. Annähernd kreisrund, die unterste Schicht auf der Bildseite etwas uneben, auf der Rückseite flach,
das hohe Relief stellenweise den inneren Kreis der Fassung überschneidend. Grundfläche vielleicht ursprüng-
lich etwas größer und später, als der Stein neu (?) gefaßt wurde, beschnitten; Rand Mitte unten links unter
dem Halsabschnitt und seitlich links zwischen Nase und Mund etwas ausgebrochen (s. Fußnote).
35 χ 36 χ 14 mm, Relieferhebung 10 mm

Kopf der Aphrodite nach links, aus der hellen Mittelschicht geschnitten, die braune Ober-
schicht stellenweise zur Hervorhebung des Haares benützt. Von klassischer Schönheit ist das
Profil mit der geraden Stirn-Nasenlinie, dem weich modellierten Mund, dem festen, „in ge-
brochener Kurve gerundeten Kinn" (Bloesch). Das im Schatten des hohen Brauenbogens
liegende Auge blickt unter schwerem Lid hervor, die Iris ist halbkreisförmig eingeritzt, die
Pupille gebohrt. Das freiliegende Ohr mit dem fleischigen Ohrläppchen ist sehr sorgfältig aus-
gearbeitet, die breite Wange zart modelliert, der Hals in leicht geschweifter, nach hinten sich
senkender Linie kurz abgeschnitten. Kleine bräunliche Einschlüsse an Oberlid, Schläfe und
Kinnlade.
Das Haar ist vom Scheitel in einer leichten Welle herabgekämmt, über Stirn und Schläfe
locker zur Seite und aufwärts gestrichen und am Hinterhaupt zu einem üppigen Bausch ge-
faßt. Eine dichte Lockensträhne fällt mit aufgebogenem Ende in den Nacken nieder, ein in
die Wange hangendes Löckchen ringelt sich gegen das Ohr, hinter dem ein zweites Löckchen
nach vorn strebt. Ein hoch über der Stirn die Locken stauendes schmales Band verliert sich
in der Haarmasse.
Bereits Hansjörg Bloesch hat den Kameo in die augusteische Zeit datiert. Der feine Klassizis-
mus, der sich in ihm offenbart, schien mir den Versuch, ihn der kaiserlichen Gemmenwerk-
statt zuzuschreiben, zu rechtfertigen (s. Vollenweider, Steinschneidekunst, S. 65 ff., beson-
ders S. 72). Der Vergleich mit dem Bild des Honos oder der Virtus auf einem Kameo des
Museum of Fine Arts in Boston (ibid. Taf. 82,3) erlaubt, unsern Aphroditekopf auf Um-
wegen mit dem von Hyllos signierten Apollon auf einer Karneolgemme der Ermitage in Ver-
bindung zu bringen (ibid. Taf. 81,1.3, S. 71), vgl. die Linienführung des Profils mit der
hangenden Nasenspitze und dem weichlippigen Mund. Auf einem Kameofragment der
Bibliothèque Nationale (Babelon, Camées, Nr. 244) zeigt sich bereits die Entwicklung zur
feierlichen Kunst der augusteischen Zeit. Es ist möglich, daß dort die Kaisertochter als Ceres
dargestellt ist. Auf unserem Kameo dürfte dagegen, wie auch Bloesch hervorhebt, die iuli-
sche Venus im Bild der hellenistischen Aphrodite gemeint sein — einem Bild, das in der
statischen Ruhe der Gesamtkomposition die volle Reife des augusteischen Klassizismus zum
Ausdruck bringt. Am ändern Ende dieser Entwicklung steht das Bild der als lustitia darge-
stellten Livia auf Sesterzen des Tiberius (Vollenweider, Taf. 83,2.3). Lange vor dieser Prä-
gung dürfte unser Kameo entstanden sein, wohl in der Zeitenwende um Christi Geburt.

Letztes Jahrzehnt des 1. Jh. v. Chr. — Anfang 1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Marlborough.

Publ.: Hansjörg Bloesch, Antike Kunst in der Schweiz, Rentsch, Erlenbach-Zürich 1943, Nr. 41, Taf. 69,
S. 120 ff. und S. 199. Siehe dort die Angaben über die früheren Publikationen und die Herkunft des Ka-
meos, wobei als Datum der Erstausgabe des Katalogs Marlborough die Jahrzahl 1870 in 1783 zu korrigieren
ist (laut Furtwängler 1780 und 1791, s. auch Reinach, Pierres gravées, S. 114, Taf. 110,30); Vollenweider,
Steinschneidekunst, Taf. 82,4, S. 72.

146
Im Katalog der Sammlung Marlborough ,Gemmarum antiquarum delectus ex praestantioribus desumptus
quae in dactyliothecis Ducis Marlburiensis conservantur' (Auswahl von 100 Gemmen und Kameen, in nur
100 Exemplaren gedruckt, Text Jacob Bryant, Zeichnungen G.B. Cipriani, Stiche F. Bartolozzi), Neudruck
1845 der Erstausgabe von 1783, Band I, Taf. 30, ist der Kameo mit größerer Grundfläche abgebildet, so daß
das Relief den Rahmen der Fassung nicht überschneidet, was vermuten läßt, daß der Stein später neu gefaßt
und bei diesem Anlaß beschnitten wurde. Die dort abgebildete Fassung ist der unseren zwar ähnlich, aber
ohne Öse. Auch ist dort die bräunliche Steinader an der Schläfe so angedeutet, daß sie als kleine Locke miß-
verstanden werden könnte. — Im Auktionskatalog Christie's vom 26.6.1899 (Sammlung Bromilow) wird die
Fassung als offenes Rahmenwerk mit Arabeskenmuster, besetzt mit Peridoten und Amethysten, beschrie-
ben; wenn das stimmte, so müßte der Kameo seither nochmals neu gefaßt worden sein, so wie er heute
erscheint (s. Taf. 53, kleine Aufnahme).

147
2. TEIL

GEMMEN, KAMEEN UND RINGE MIT PORTRÄTS UND MIT DARSTELLUNGEN


HEROISIERTER UND VERGÖTTLICHTER HERRSCHER

Hellenistisch

257 Hyacinth, klar durchsichtig.


Hochoval, Bildseite flach, Rückseite wohl ursprünglich ganz konvex, später in der Mitte abgeschnitten; bis
auf diese kleine ovale Basis hochpoliert. Leichte Beschädigung am Rand Mitte oben.
11,1 χ 8,9 χ 2,2 mm

Gestaffeltes Doppelbildnis, wohl eines ptolemäischen Königspaares, im Profil nach rechts.


Vorn der dem Zeus angeglichene männliche Kopf mit Lorbeerkranz und Lotosknospe, hin-
ter ihm der weibliche Kopf mit dem Kopfschmuck der Isis (Sonnenscheibe, Hörner und
Federn) und Gewanddrapierung am Hals.
Zum Typus der vereinten Köpfe vgl. den großen, in schwerem Goldring gefaßten Granat des
Oriental Institute in Chicago (Richter, EGG, Nr. 639), ferner den Goldring im British Mu-
seum (ibid. Nr. 638 = BMCR, Nr. 95). Auf unserer Gemme sind die Gesichtszüge des Got-
tes, wie auch sein wallendes Haar und der dichtgelockte Bart in einer vereinfachten Zeich-
nung, doch mit mehr Natürlichkeit und Frische als auf den erwähnten Beispielen, wieder-
gegeben. Die Profillinie der Isis erinnert an die konventionellen Bildnisse der Arsinoë II.; vgl.
die wohl etwas spätere Chalcedongemme in Boston (Beazley, LHG, Nr. 95), die das Bild
einer als Isis dargestellten ptolemäischen Königin mit ähnlich leicht zurückweichender Stirn
und vollem, zum Hals abfallendem Kinn zeigt. Vgl. auch die Achatgemme, ebenfalls in
Boston, bei Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 6,4.7.8.10; endlich das Doppelbildnis
auf einer Almandingemme in München, AGDS 1-1, Nr. 376.
Zur Konzeption des Doppelbildnisses vgl. H. Möbius, Alexandria und Rom, München 1964,
S. 16 ff., sowie den Kameo Gonzaga in der Ermitage (Furtwängler, AG, Taf. 53,2 = Maxi-
mova, Cameo Gonzaga, Jahresberichte der Ermitage, Leningrad 1924, S. 5 ff. = Neverov,
Cameos, Nr. l, S. 75 mit weiterer Literatur).
Nach der feinen Modellierung der Gesichter und der subtilen Eleganz der Linien zu schlie-
ßen, dürfte unsere Gemme im zweiten Drittel des 3. Jh. v. Chr. entstanden sein.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 131.

148
255 Opal, in verziertem Goldring des 18. Jh. à jour gefaßt.
Der Stein, ein sogenannter Edelopal, wie er in Ungarn vorkommt, ist von milchweißer,
im obersten Drittel braunrötlicher Schimmerung und zeigt, namentlich bei schräg ein-
fallendem Licht, ein lebendiges Spiel von aufflackernden feuerroten und blaugrünen
Farbflecken.
Hochoval, Bildseite sehr stark konvex, Rückseite flach. Haarriß vom Rand Mitte links bis zur Schulter des
Porträts.
18 χ 14 χ ca. 7 mm

Bildnis eines Ptolemäers als Apollon von vorn, leicht nach rechts gewandt, der nur angedeu-
tete Büstenansatz von Gewandfalten umrahmt.
Weiches, rundwangiges Gesicht mit schmaler, gerader Nase und vollen, locker geschlossenen
Lippen. Mandelförmige Augen unter leicht gewölbter Braue, der Augapfel schön gerundet
(Pupille nicht angegeben), Ober- und Unterlid tief eingezeichnet. Das kurze Haar liegt in
wellenförmig aneinandergereihten Lockenbüscheln ziemlich eng am Kopf, darüber stehen die
Blätter des Lorbeerkranzes spitz nach oben ab. Links in Nackenhöhe nach außen flatternde
Diadembänder.
Der Künstler hat die starke Wölbung des Steins wohl mit Absicht nicht beeinträchtigt, indem
er auf ihr mit flachem Schnitt nur Hals, Büste, Lorbeerkranz und Diadembänder einzeichne-
te und für den tiefgravierten Kopf bloß den obersten Umkreis, gleichsam die Kuppe der
Gemme, benützte. Der Vorteil dieses Kunstgriffs ist zwiefach: auf den beinah ungravierten
Seiten des Originals kann sich das Farbenspiel des Opals frei entfalten, während im Abguß
das plastisch modellierte Gesicht, aus der Tiefe des gehöhlten Ovals hervorblickend, beson-
ders schön zur Geltung kommt. Der Sprödigkeit des Materials ist es zuzuschreiben, daß die
Umrißlinie des Gesichts, die in der untern Hälfte eine Kante bildet, beidseitig in Wangen-
höhe etwas ausgebrochen ist.
Nicht nur die Diadembänder, sondern auch der ruhig überlegene Ausdruck und das bei aller
Idealisierung individuell geprägte Gesicht lassen in dem Bild einen dem Apoll angeglichenen
König vermuten. Für die weichen, glatten Züge und das volle Gesicht vgl. die Bronzebüste in
Neapel bei Richter, Portraits of the Greeks III, Fig. 1785 f., mit ähnlich weiter, von der
Braue überwölbter Öffnung des Auges; ebenso die Köpfe in Alexandria (ibid. Fig. 1792—94)
und Kopenhagen (ibid. Fig. 1818 f.; V. Poulsen, Les Portraits grecs, Kopenhagen 1954, Taf.
30,42); schließlich einen Kopf in Alexandria (Richter, op. cit., Fig. 1810 f.) mit allerdings
schmalerem, noch stärker mandelförmigem Schnitt der Augen. Zur Frisur mit den dicht
aneinandergereihten, plastisch herausgearbeiteten Lockenbüscheln vgl. die Münzserie der
,Adelphoi' BMC, Kings of Egypt, Taf. 7, vor allem 5.6; Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer,
Taf. 8,3 (Goldoktadrachmon in Glasgow) und Taf. 19,3.4. Im übrigen vgl. auch Kyrieleis,
op.cit., Taf. 13—15, S. 17 ff.; S. 167, B 8—10. Für stilverwandte Gemmenbüdnisse vgl. den
Helios im Strahlenkranz auf einem stark konvexen Granat in London, BMCG, Nr. 1168, und
auf einem späteren Karneol ibid. Nr. 1167 (= Furtwängler, AG, Taf. 33,30), dort das Haar
am Oberkopf ähnlich geordnet; ferner den Hyacinth mit Apollonkopf Furtwängler, AG,
Taf. 33,29 (= Lippold, Taf. 8,9), wahrscheinlich ein Bildnis desselben Königs, den unser
Opal zeigt.
Unsere Gemme dürfte, wie wohl auch die zitierten Beispiele, einen Ptolemäer des 3. Jh. v.Chr.
darstellen, am ehesten Ptolemaios II. Für diese Annahme spricht auch das edle, höchst selte-
ne und schwer zu bearbeitende Material, an das sich nur ein Künstler ersten Ranges, wie er
an Fürstenhöfen wohl anzutreffen war, wagen konnte. Für die Darstellung hellenistischer

149
Fürsten als Gottheiten s. Boardman/Vollenweider, Oxford I, besonders S. 67 ff.; für die An-
gleichung namentlich an Apollon vgl. Cerfaux et Tondriau, S. 152.163.207.

Mitte 3. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Philipp Henry Hope, dann A.J.B. Beresford Hope, 1886 versteigert bei
Christie's und später in die Sammlung des Earl of Southesk übergegangen.

Publ.: Southesk Collection I, Taf. 3, C 4, S. 32; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 134.

*259 Onyx, sehr dünn horizontal dreischichtig: milchweiß, dunkelviolett gesprenkelt —


durchscheinend hellviolett — milchweiße Rückseite.
Kameo. Hochoval, die Grundfläche, von der das Bild sich abhebt, sehr schwach konvex, die Rückseite flach,
der scharfe Rand schartig bestoßen. Hochpoliert.
22,7 χ 17,8 χ 3 mm

Bildnis des Ptolemaios III. mit Diadem, im Profil nach rechts.


Das Porträt ist aus der weißen Schicht geschnitten, die neben den verstreuten winzigen,
dunklen Punkten eine größere dunkle Einschließung über Ohr und Schläfe zeigt.
Kugelförmiger Kopf mit kurzgelocktem Haar, das leicht über Stirn und Nacken fällt, das
Ohr aber freiläßt. Schmale Diadembinde, zu einer Schleife geknüpft, deren eines Ende dem
Halsansatz entlang nach vorn liegt, während das andere in den Nacken hängt. Eher niedrige,
im untern Teil sehr leicht gewölbte Stirn, gerade Nase, weicher Mund, rundes, zum Hals ab-
fallendes Kinn, mächtiger Hals mit kurzem Halsabschnitt. Das zwischen schwach reliefierten
Lidern weit vorn liegende Auge ist eher schmal, die Pupille nicht angegeben.
Es handelt sich wahrscheinlich um ein Porträt des Ptolemaios III. Euergetes, das als Variante
an die schon bekannten Bildnisse dieses Königs angeschlossen werden kann. Zum Profil vgl.
vor allem ein Silbertetradrachmon in Athen, Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, Taf. 16,5,
sowie eine Reihe von Bronzemünzen (Svoronos, Nrn. 997 ff., Taf. 30,4—8; BMC Kings of
Egypt, Taf. 12,2), bei denen, ähnlich wie bei unserem Kameo, die kugelige Kopfform auf-
fällt; ferner die Bronzemünze Kyrieleis, op. cit., Taf. 17,5 und ebendort die Büsten in Alex-
andria (Taf. 18,1-3) und Kyrene (Taf. 18,4 und Taf. 19,1-2). Besonders aufschlußreich ist
bei der erstgenannten die Profilansicht (Taf. 18,2) mit dem kleinen Auge. Vgl. auch Furt-
wängler, AG, Taf. 61,48.
Unser Exemplar gehört somit wohl in die Reihe von Kameen kleinen Formats, die bei den
Ptolemäern schon seit dem 3. Jh. auch in Glas vorkommen (vgl. Vollenweider, Genève II,
Nrn. 37 ff., besonders Nr. 38, ein Fragment mit dem Bildnis Berenikes II.). Ptolemaios III.,
geboren zwischen 288 und 280 v. Chr., bestieg den Thron seines Vaters 246 und regierte bis
zu seinem Tod im Jahre 221. Der Kameo dürfte noch zu seinen Lebzeiten entstanden sein.

Etwa 240-220 v. Chr.

150 Kat.-Nr. 256 (s. S. 146) >


*260 Sardonyx, horizontal geschichtet: hellbraun — milchweiß — durchscheinend hell-
braun, auf der Rückseite weiß gesprenkelt, in einfachem Goldring des 18./19. Jh. à
jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt, Rand Mitte oben am Ende des
Bohrkanals etwas ausgebrochen und mit Gold ergänzt; Rückseite flach. Hochpoliert.
31 χ 22,5 χ ca. 4 mm

Brustbild einer Stadtgöttin mit Mauerkrone (Tyche). Kopf im Profil nach links, Büste bei-
nahe frontal.
Ärmelloser, an den Schultern eng geraffter Chiton. Das über den Schläfen eingerollte Haar
ist am Hinterhaupt in einen Knoten zusammengefaßt, aus dem zwei Lockensträhnen in
schlangelnder Bewegung auf die Schulter niederhangen; kleine Locke vor dem Ohr. Haar aus
der oberen hellbraunen, Gesicht, Krone und Büste aus der mittleren, weißen Schicht ge-
schnitten. Klassisch gerades Profil mit leicht hangender Nasenspitze, etwas wulstige Lippen,
rundes, zum Hals abfallendes Kinn, der Hals von zwei Falten durchzogen. Die langgezogene
Braue liegt dicht über dem weitoffenen Auge mit eingeritzter Iris, die Lider sind deutlich re-
liefiert, das obere das untere überschneidend.
Zum Thema auf Gemmen und Pasten vgl. De Ridder, Collection De Clercq, Nrn. 2971—
2974, sowie den Granat in München, AGDS 1-1, Nr. 379 (ähnlich in Stil und Haltung, doch
außer der Mauerkrone noch Ährenkranz, Bogen und Köcher). Im Auktionskatalog Adolph
Hess AG, Luzern, vom 7.12.1957 (Nachlaß Dr. Jacob Hirsch) ist unter Nr. 91 ein sehr ähn-
licher Kameo in antikem Ring abgebildet, welcher in einem Marmorsarkophag in Eleusis ge-
funden worden sein soll und früher Sir Arthur Evans gehörte. Zum Stil vgl. auch den Kameo
mit der Darstellung der Africa, Southesk Collection I, Taf. 12, M 9, angeblich aus Cypern.
Zur Durchbohrung s. hier Nrn. 261 und 266.
Wie bei der Africa, so ist auch bei unserer Tyche die Verwandtschaft mit ptolemäischen
Bildnissen nicht zu verkennen, weshalb es sich rechtfertigt, sie hier in das Kapitel der Por-
träts einzubeziehen. Namentlich die Profillinie legt den Vergleich mit Münzbildnissen der
Berenike II. nahe, ähnlich ist auch die Wiedergabe des Auges und der sanft geschwungenen,
zart reliefierten Braue, der breiten Wange und des fleischigen, von zwei deutlichen Falten
durchzogenen Halses (vgl. vor allem das Golddekadrachmon in Athen, Kyrieleis, Bildnisse
der Ptolemäer, Taf. 82,1). Die letztgenannte Eigentümlichkeit charakterisiert auch gewisse
Münzporträts des dritten Ptolemäers (vgl. ibid. Taf. 17,1.3), in dessen Zeit der Kameo sicher-
lich gehört; ob er aber die Frau dieses Königs, Berenike II., oder seine gleichnamige, mit
Antiochos II. von Syrien vermählte Schwester als Stadtgöttin darstellt, ist kaum zu ent-
scheiden. Immerhin sei daran erinnert, daß Berenike, Gemahlin des Antiochos II., in Antio-
chia residierte, so daß sie sehr wohl als die Stadtgöttin mit der charakteristischen turm-
bewehrten Mauerkrone dargestellt werden konnte. Vgl. dazu Tobias Dohrn, Die Tyche von
Antiochia, Berlin 1960, namentlich die Bronzestatuette in Florenz, Taf. 28,1 und Taf. 33,1.

Wohl drittes Viertel des 3. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Pourtalès, Paris.

151
*261 Sardonyx, horizontal dreischichtig: rötlichbraun — milchweiß — schwarzbraun, in
Silberring des 18./19.Jh. à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt (nur in der Durchsicht bei starker
Beleuchtung erkennbar), Rückseite flach und unpoliert, wohl ursprünglich konvex.
23,5 χ 18 χ ca. 5 mm, Reliefhöhe ca. 3 mm

Porträtbüste einer Frau im Profil nach links.


Das Gesicht samt Ohr- und Halsschmuck, sowie der vom Gewand nicht bedeckte Teil der
Schulter sind in der weißen Mittelschicht geschnitten, Haar und Gewand in der dunklen
Oberschicht. Großflächiges, wenig modelliertes Gesicht mit klassisch geradlinigem Profil,
mandelförmiges Auge (Iris und Pupille nicht angegeben), bandartig reliefierte Lider, schmale
Nase mit leicht geblähten Nasenflügeln, volle, etwas vorgeschobene Lippen, rundes Kinn mit
Ansatz zu Doppelkinn, Halsfalte. Der Ohrschmuck besteht aus einem Ring mit zapfenförmi-
gem, dreimal rundlich gestuft nach unten sich verjüngendem Anhänger, eine Perlenkette um-
schließt den Hals. Das am Oberkopf schlicht zurück- und herabgekämmte, mit feiner Striche-
lung wiedergegebene Haar umrahmt Stirn und Schläfen in einer lockeren, von einem schma-
len eingeflochtenen Band unterteilten Rolle und ist über dem Nacken zu einem stark ab-
stehenden Knoten gedreht, den ein breiteres Band gegen den Kopfansatz abgrenzt. Vier
schmale Bänder spannen sich diademartig vom Scheitel bis zum Nackenknoten, eine kurze,
gedrehte Locke hängt vor dem Ohr herab. Drapiertes, ärmelloses Gewand, an der Schulter
von einer runden Fibel gehalten.
Im Unterschied zu dem weich gearbeiteten Kopf der Stadtgöttin Nr. 260 sind hier die Kon-
turen scharf, die beinah unmodellierte Gesichtsfläche glatt und eben, der Ausdruck wirkt
bewußt kühl und distanziert. Man könnte versucht sein, eine Verwandtschaft mit römischen
Frauenporträts und Bildnissen von Göttinnen auf römischen Münzen des 1. Jh. v. Chr. her-
zustellen: für die harte Konturierung des Profils z.B. mit den Köpfen der Vesta und der
Liberias auf Denaren des Q. Cassius (Grueber, Taf. 48,11.12), für die vier Bänder im Haar
mit der Leukonoë auf Münzen des Publius Plautius Hypsaeus (ibid. Taf. 48,5), für den ab-
stehenden Haarknoten mit Bildnissen der spätrepublikanischen und augusteischen Zeit (vgl.
V. Poulsen, Les portraits romains I, Kopenhagen 1973, Taf. 52.68; Vollenweider, Porträt-
gemmen, Taf. 165-167, vor allem 165,1.2.4).
Doch auch in solchen Details kann man feststellen, daß Rom eine Erbin der hellenistischen
Dynastien war, in kultureller Hinsicht besonders Alexandrias. Eine so scharfe Konturierung
der Köpfe zeigen vor allem die ptolemäischen Münzporträts vom letzten Viertel des 3. Jh.,
eine Steigerung in die klassizistische Form, wie sie besonders bei den unter Ptolemaios IV.
Philopator geprägten Goldoktadrachmen mit dem Bildnis des Ptolemaios III. Euergetes auf-
fällt (vgl. Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, Taf. 17,3), dann eine Verflachung und Verhär-
tung der plastischen Form unter dem Nachfolger des ersteren, Ptolemaios V. (vgl. Kyrieleis,
Jdl 88, 1973, S. 231, Abb. 17). Unser Kameo darf in Zusammenhang mit diesen Prägungen
gebracht werden, wenigstens in Hinsicht auf den Stil und den hieratischen Charakter des
Porträts, bei dem der Steinschneider auf die Betonung individueller Gesichtszüge verzichtet
oder sie nur leise angedeutet hat, wie z.B. in der kaum merklichen Einbuchtung der Profil-
linie. In Betracht käme ein Porträt der Arsinoë III., von der einzelne Bildnisse, wie ein Kopf
in Dresden, ein anderer in Alexandria, ein ähnliches Profil, das dicht unter dem Brauenbogen
liegende Auge, volle Lippen, schwache Halsfalten aufweisen (Dresden: Kyrieleis, op. cit.,
Taf. 94,2-4, L 4, S. 105 ff. und 182; Alexandria: ibid. Taf. 95-96 und 97,1-2, L 5, S. 105
und 182 f.). Bei gewissen Porträtbüsten, die eine in Kopenhagen (Kyrieleis, ibid. Taf. 98,3.4,
L 8), die andere in Alexandria (Taf. 99,1—4, L 9) fällt auch der abstehende Haarknoten auf;

152
vgl. dazu auch zwei Musen in der zweitobersten Reihe des Reliefs mit der Apotheose des
Homer, dessen Datierung in die Regierungszeit Ptolemaios' IV. wohl am gesichertsten ist
(BMC Sculpture III, S. 244 f., Nr. 2191 = Schefold, Die Bildnisse der antiken Dichter, Red-
ner und Denker, Basel 1943, S. 148 f. und 213 = Richter, Portraits of thé Greeks I, S. 54 f.);
für ähnlichen Haarschmuck mit Bändern vgl. die Bildnisse wohl ptolemäischer Königinnen
des 3. Jh. auf Glaspasten in Berlin (Furtwängler, AG, Taf. 33,1) und London (BMCG, Nr.
1227, Taf. 16). Die vertikale Durchbohrung des Kameos darf als weiterer Hinweis für seine
Entstehung in hochhellenistischer Zeit gelten.
Läßt sich somit eine Identifizierung unseres Bildnisses mit Arsinoë III. erwägen, so ist nicht
auszuschließen, daß es erst zur Regierungszeit ihres Sohnes Ptolemaios V. Epiphanes (203—
181 v. Chr.) geschaffen wurde.

Wahrscheinlich Ende 3. — Anfang 2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Rothschild, Paris.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 162.

*262 Chalcedon, dunkelgrau, gelblich marmoriert, die gelbliche Färbung im obersten Teil
vorherrschend.
Kameo-Fragment in sehr hohem Relief, halbkugelig, Rückseite schwach konvex. Links über Haar, Schläfe
und Wange ein Stück glatt abgeschlagen, darunter bis zum Kinn ausgebrochen; rechts von Schläfe bis Kinn
ausgebrochen. Weitere Bruchstellen neben dem Scheitel rechts und am Rand der Rückseite Mitte oben.
Nasenspitze berieben. Ganzer Stein, ausgenommen die Bruchstellen, hochpoliert.
38 χ 38 x20,5 mm

Kopf eines zwei- bis dreijährigen Kindes von vorn, leicht nach rechts gewandt. Die in der
Mitte gescheitelten, strähnigen Haare sind beidseits in zwei Wellen nach vorn und dann zur
Seite gekämmt. Die im obern Teil fliehende Stirn ist breit und in der Mitte stark gewölbt,
das Naschen plattgedrückt, der Mund kindlich weich mit wulstiger Unterlippe und stark
hangenden Mundwinkeln. Die Augenpartie ist besonders sorgfältig ausgearbeitet, Lider und
Augenwinkel zart reliefiert, die Iris kreisförmig eingeritzt, die Pupille leicht gebohrt, der
Blick folgt der Kopfrichtung.
Solch große, runde, in Chalcedon gearbeitete Kinderköpfe sind recht häufig, vgl. u.a. BMCG,
Nrn. 3662—3665; Eichler-Kris, Nrn. 104—106; weitere sind auch in Aquileia zutage gekom-
men. Sie sind aber alle weniger schön gearbeitet als unser Exemplar. Die bereits früher ge-
äußerte Vermutung, daß es sich bei diesen in hohem Relief geschnittenen Köpfen um
Verzierungen der Phalerae handle, gilt vor allem für die Kaiserzeit, vgl. die großen runden
Pasten mit frontalen Köpfen von Angehörigen der iulisch-claudischen Familie (A. Alföldi in
Ur-Schweiz, XV, 1951, S. 66 ff. und id., Ur-Schweiz XXI, 1957, S. 80 ff.).
Gehören die meisten der ebenerwähnten Köpfe und Büstchen der Kaiserzeit an, so zeichnet
sich unser Exemplar, gleich wie jenes in Genf (Vollenweider, Genève II, Textband Farbtafel
II, Nr. 50 a, S. 53 ff.) und einige in Paris (besonders Vollenweider, Catalogue raisonné CdM,
Kapitel IV, Nr. 69; dieselbe, Portraits d'enfants en miniature de la dynastie des Ptolémées,
Hommage A. Adriani, Nr. 19) durch seinen hellenistischen Ursprung aus. Eine engere zeit-

153
liehe Begrenzung ist allerdings kaum möglich, doch dürfte es sich um das Kinderbildnis eines
Ptolemäers oder eines Seleukiden handeln, vielleicht um Ptolemaios VIII. oder dessen Sohn
Ptolemaios IX. (vgl. Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, S. 63 ff., Taf. 52-53; S. 64ff., Taf.
66,1—2, H 11 und den Kopf in Kopenhagen Taf. 67, H 13 — die beiden letzten nicht identi-
fiziert); bei ihnen finden sich besonders ausgeprägt die breite, gewölbte Stirn, das große
Auge und die geblähten Wangen, Merkmale, die zwar auch bei ändern Ptolemäern anzutref-
fen sind. Für die umrandete Iris vgl. den Kopf in Alexandria, Kyrieleis, op.cit., Taf. 67,4,
H 20, S. 75 und 177; E. Breccia, Le Musée gréco-romain 1925-1931 (1932), S. 17 f., Taf.
9,33.
Es ist, wie gesagt, kaum möglich, das Köpfchen genauer zu identifizieren und zu datieren.
Man kann nur feststellen, daß jene äußerst feine und ausgewogene Modellierung, welche die
Glyptik des dritten Jahrhunderts auszeichnet, hier nicht mehr ganz erreicht wird, so daß
unser Kameo wohl um einige Jahrzehnte später anzusetzen ist.

Anfang — Mitte 2. Jh. v. Chr.

*263 Sardonyx, weiß auf durchscheinend hellgrauem Grund in Goldring des 18./19. Jh. à
jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, Rückseite flach. Hochpoliert. Das Bild ist aus der weißen Schicht geschnitten, die in der
Stirnpartie eine leicht bräunliche Färbung aufweist.
19,5 χ 15 χ ca. 3 mm

Porträtkopf einer jungen Königin von vorn, leicht zu ihrer Rechten gewandt, mit Diadem-
binde und hinter der linken Schulter kurz aufragendem Köcher. Das durch einen kurzen
Mittelscheitel geteilte Haar schmiegt sich zuerst leicht in die Stirn und ist über Schläfe und
Ohr nach oben gekämmt und locker in die Diadembinde eingerollt; es umgibt in einer sanf-
ten Welle das volle Oval des noch kindlich anmutenden Gesichts mit den großen, mandel-
förmigen, zwischen deutlich reliefierten Lidern weit auseinanderliegenden Augen, deren
Pupillen vertieft angegeben sind. Der Nasenrücken ist ziemlich breit, der Mund klein mit
aufgeworfenen Lippen und leicht hangenden Mundwinkeln, das Ohr vom Haar nur halb
verdeckt.
Das dank meisterhafter Modellierung des weißen Onyx aufs feinste charakterisierte Bildnis
gewinnt seine besondere Bedeutung durch den Vergleich mit zwei ändern Kameen, die
zweifellos dieselbe Fürstin darstellen: das eine Exemplar in der Ermitage (Neverov, Cameos,
Nr. 10), das andere, in antiker Goldringfassung, im Ashmolean Museum (Boardman/Vollen-
weider, Oxford I, Nr. 324). Dort ist sie durch eine Mondsichel, auf unserem Stein durch den
Köcher der Artemis-Selene angeglichen. Da Kameen von so hoher Qualität nur in einem
Hofatelier entstehen konnten, ist die Deutung auf eine der Kleopatrae, die den Beinamen
Selene trugen, wahrscheinlich. Aus ikonographischen Gründen habe ich im Katalog Oxford
die Tochter von Kleopatra III. und Ptolemaios VIII. in Betracht gezogen (für ihr Schicksal
s. dort S. 94).

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

154
*264 Arabischer Sardonyx, milchweiß auf schwarzgrauem Grund, in Goldring des 19. Jh.
Kameo. Nierenförmig eingebuchtetes hohes Oval, starkes Relief, teilweise unterschnitten.
19,5 χ 13 mm (größte Breite), Reliefhöhe ca. 6 mm

Porträtbüste einer jungen Frau von vorn, der Kopf mit sanfter Gegendrehung des Halses
leicht zu ihrer Rechten gewandt. Das längliche, aber vollwangige Gesicht umrahmt eine
breite, in der Mitte geteilte und mit einem Stirnjuwel geschmückte Haarrolle, über der eine
Stephane (mit Schleier?) sitzt; hinter dem Ohr hängt zu beiden Seiten eine der Kontur des
Halses folgende gedrehte Locke herab. Kleiner, etwas wulstiger, ein kaum merkbares Lä-
cheln andeutender Mund, flache Nase mit breiten Nasenflügeln, mandelförmige Augen mit
dicht unter dem Oberlid gebohrten Pupillen, der Blick der Kopfrichtung folgend. Der
Büstenansatz ist unregelmäßig abgerundet mit einer kleinen Einbuchtung in der Mitte.
Nicht nur die oben erwähnten Selene-Darstellungen (Nr. 263 mit Hinweisen), sondern auch
im Fajum gefundene Siegelabdrücke zeugen für die Beliebtheit des frontalen Bildnisses in der
ptolemäischen Glyptik (vgl. Milne, Seal Impressions, Nr. 182, Taf. 5; Vollenweider, Cata-
logue raisonné CdM, Nrn. 87—88 und 146—149). Im Vergleich mit der Selenegruppe ist
jedoch hier der Schnitt herber, der Ausdruck willensstärker. Doch der Lebenskreis wird
wohl derselbe sein; darauf läßt auch eine Terrakotta schließen, die in Cypern mit einem
Archiv ptolemäischer Siegelabdrücke gefunden wurde. Sie stellt eine Omphale dar mit
gleicher Kopfhaltung, gleicher Haarrolle und ähnlichen Gesichtszügen (vgl. K. Nicolaou,
11,000 Seal Impressions in Cyprus, London News, May 1971, S. 51 ff., flg. 4).
Wir dürfen in unserem Kameo wohl das Bildnis einer ptolemäischen Fürstin sehen. Vgl. den
späthellenistischen Frauenkopf mit Diadem auf einem Kameoring in München, AGDS 1-3,
Nr. 2400; der unsrige, der von geschlossenerem Ausdruck ist, dürfte früher entstanden sein.

2. Hälfte 2. Jh. - Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*265 Sardonyx, mehrschichtig hellbraun — milchweiß — hellbraun, Rückseite grauweiß, in


einfacher Silberfassung neuerer Zeit als Brosche à jour gefaßt, Nadel abgebrochen.
(Farbabb. s. S. 158)
Kameo. Hochoval, unterhalb der Mitte (über dem Knie der Figur) ein quer durchgehender Spalt. Rückseite
flach. Die Figur ist aus der weißen Mittelschicht geschnitten, der obere Teil des Chitons samt Überfall,
sowie die Haarrolle, aus der hellbraunen obersten Lage.
40,5 χ 15,5 χ 6,5 mm

Artemis-Selene schreitet nach rechts, Körper beinahe frontal, Kopf im Profil zurückgewandt.
In der gegen die Schulter erhobenen Linken hält sie den Bogen, die Rechte ist rückwärts ge-
senkt. Mondsichel im Haar, das, über der Schläfe sehr locker eingerollt, in weichen Wellen
zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem flachen, länglichen Knoten geschlungen ist.
Der halblange, ärmellose, hochgegürtete Chiton mit Überfall ist vorn bis über das Knie ge-
schlitzt und läßt in wehender Bewegung das ausschreitende rechte Bein frei. Reliefierte
Bodenlinie.
Eine der fein geschnittenen Einzelfiguren auf Kameen und Gemmen späthellenistischer Zeit,

155
in der sorgfältigen Modellierung dem hüpfenden Satyr in Paris (Babelon, Camées, Nr. 94)
und dem Eros der Harari Collection (Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 43) ver-
gleichbar. In der Schrittstellung ist sie der Tänzerin auf einer quergestreiften Paste der Lewis
Collection (Henig, Lewis Collection, Nr. 74) und den dort zitierten Pasten Furtwängler, Be-
schreibung, Nr. 6248 und AGDS 1-3, Nr. 3306 verwandt, jedoch weniger beschwingt, in der
Haltung würdevoller, beinahe geziert. Der Kopf mit der kurzen Profillinie und der leicht auf-
gebogenen, kleinen Nase ist so fein charakterisiert, daß man sich fragen kann, ob nicht auch
hier, wie bei dem Porträtkameo Nr. 263, eine späthellenistische Fürstin als Artemis-Selene
dargestellt sei, vielleicht ebenfalls die dort erwähnte Kleopatra Selene. Weitere Forschungen
und glückliche Entdeckungen auf dem Gebiet der ptolemäischen Ikonographie werden viel-
leicht einmal eine genauere Identifizierung gestatten.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

*266 Sardonyx, horizontal dreischichtig: dunkelbraun — grauweiß — durchscheinend hell-


braun, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval,in Richtung der Vertikalachse des Bildes durchbohrt, der Bohrkanal liegt auf der Rück-
seite in der untern Hälfte offen. Rückseite wohl ursprünglich konvex und später flach abgeschnitten, links
oben ausgebrochen. Zur Durchbohrung s. Furtwängler, AG III, S. 152 und 154.
15 χ 10,5 χ ca. 3 mm

Porträtbüste einer ptolemäischen Königin im Profil nach links, mit Diadembinde, libyschen
Locken, das Gewand auf der Brust zum Isisknoten geknüpft. Die oberste der fünf gedrehten
Locken umrahmt die Stirn, ehe sie von der Schläfe niederhängt; die ändern vier fallen stu-
fenweise über Hals und Nacken. Die dunkle oberste Lage des Steins ist für das schon am
Oberhaupt eingerollte oder in tiefe Wellen gelegte Haar benützt, während Gesicht, Diadem,
Gewand und die hinterste Kopfpartie in die helle Schicht geschnitten sind. Ein winziges
Bohrloch in der Diadembinde über der Stirn läßt vermuten, daß dort ein Kopfschmuck aus
anderem Material, z.B. eine goldene Lotosblume, angebracht war.
Im Vergleich mit den nicht seltenen Darstellungen von Ptolemäerinnen, die der Isis angegli-
chen sind, ist unser Miniaturkameo am nächsten verwandt einem Kameo der Ermitage, in
dem Neverov (Cameos, Nr. 6) ein Porträt Berenikes II. vermutet; sehr ähnlich ist vor allem
die Wiedergabe des schon vom Scheitel an gerollten oder tief gewellten Haares und der stu-
fenweise angeordneten gedrehten Locken (vgl. auch die von A. Adriani, Testimonianze e
Monumenti di Scultura alessandrina, Rom 1958, zusammengestellte Gruppe von alexandri-
nischen Frauenbildnissen mit ähnlichen Haartrachten). Allerdings dürfte das Bildnis der
Ermitage kaum dieselbe Königin darstellen wie das unsrige, das durch eine lange Nase mit
etwas abgeplatteter, hangender Spitze, orientalisch mandelförmige Augen und ein zurück-
weichendes Untergesicht charakterisiert ist und eher eine Verwandtschaft mit Porträts von
Kleopatra I. oder Kleopatra II. vermuten läßt (vgl. Vollenweider, Catalogue raisonné CdM,
Nrn. 83—85 mit dem gleichen Profil, sowie die Isistypen im Katalog Genève II, Nrn. 61 ff.,
vor allem 63, mit weiteren Hinweisen).

2. Jh. v.Chr.

Angeblich in Ägypten gefunden.

156
267 Almandin.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite bis auf einen schmalen Rand gehöhlt. Hochpoliert.
16,2 χ 13,6 χ 5 mm

Drapierte Büste eines Jünglings nach rechts, die Chlamys über der Schulter mit einer runden
Fibel geheftet. Das am Oberkopf schlicht herabgekämmte Haar wird von einem schmalen
Band oder Diadem gehalten und fällt darunter in lockigen Strähnen über die Stirn und in
den Nacken nieder. Weiches, längliches Gesicht, gerade abfallende Nase, weitoffenes Auge
(ohne Angabe der Pupille), kleiner Mund mit spitz vortretenden Lippen, eckiges Kinn.
Wohl das Bildnis eines pontischen oder syrischen Prinzen. Ein sehr ähnlicher, als ,Hiacyn-
thus' bezeichneter Jünglingskopf findet sich auf einer Karneolgemme bei Gronovius, Taf. 14,
S. 7 (Gemmae et Sculpturae antiquae depictae ab Leonardo Augustino Senensi, 3. Ausgabe
des — italienischen — Textes des L. A. von 1657, ins Lateinische übersetzt und kommentiert
von Jacob Gronovius, 1699. Zu Gronovius und Agostini s. Furtwängler, AG III, S. 405).
Vgl. auch den Karneol in Genf bei Vollenweider, Genève II, Nr. 85 (mit Hinweisen) und die
zwei schon unter der verwandten Nr. 79 zitierten syrischen Bronzen aus Sidon im Louvre,
Adonis darstellend, bei J. Charbonneaux, Les bronzes grecs, Paris 1958, Taf. 26,2, S. 100f.
Dort ist nur eine der Statuetten abgebildet; beide bei H. Möbius, Alexandria und Rom, Mün-
chen 1964, Taf. 10,6, S. 37 (= De Ridder, Bronzes antiques du Louvre Ι, 1913, Nr. 410 f.,
Taf. 33). Zum Thema Adonis s. die Hinweise von D. Haynes, JHS 80, 1960, S. 235.

Ende 2. Jh./Anfang 1. Jh. v. Chr.

268 Karneol von kräftig roter Farbe, in der Durchsicht leicht streifig.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, in der obern Hälfte links ausgebrochen.
Hochpoliert.
14 χ 10,8 χ 2,2 mm

Kopf eines jungen Mannes als Herakles im Löwenfell nach links. Gerollte Lockenbüschel um-
rahmen Stirn und Schläfe, das eher kleine, zurückliegende Auge blickt unter kaum gewölb-
ter, leicht gerunzelter Braue geradeaus; kräftige, leicht gebogene Nase, breite Wange, volle
Lippen, energisches, rundes Kinn. Die Haare des Löwenfells fallen in Strähnen (nicht Lok-
ken) über Nacken und Halsansatz nieder.
Eine der auf Gemmen nicht seltenen Darstellungen, die den dem Alexanderbildnis ent-
liehenen Typus wiederholen. Hier könnte es sich um das Bildnis eines späthellenistischen
Fürsten handeln, das zwar demjenigen Alexanders angeglichen ist, aber in Augen- und
Wangenpartie persönliche Züge verrät und im Ganzen eine gewisse Weichheit des Epigonen
zum Ausdruck bringt.
Ähnlich, doch kraftvoller im Ausdruck, ist der Herakleskopf auf der Granatgemme der Berry
Collection Nr. 77. Zum Typus vgl. ferner Furtwängler, AG, Taf. 38,4 (= Lippold, Taf. 35,1);
ibid. Taf. 40,37 (= Beschreibung, Nr. 6966 = AGDS II, Nr. 393); ibid. Taf. 61,41; Furtwäng-
ler, Beschreibung, Nrn. 4963-4969; BMCG, Nrn. 1177.3169; Fossing, Nr. 1131; AGDS 1-2,
Nr. 1271; Southesk Collection I, E 8, Taf. 5; Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nr. 364;
Milne, Seal Impressions, Nr. 169 (= Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, Taf. 55,10). Weitere
Hinweise in meinem neuen Catalogue raisonné CdM, Nr. 35 (in Vorbereitung).

157
Vgl. auch das in Kyrene gefundene Bildnis eines späthellenistischen Fürsten mit lockigem
Haar, das besonders in der Augenpartie eine gewisse Verwandtschaft mit unserem Jünglings-
kopf erkennen läßt (E. Rosenbaum, Cyrenaican Portrait Sculpture, 1960, Nr. 11, Taf. 11,3—
4). Wenn man bedenkt, daß der Bruder und ein Neffe (zugleich Schwiegersohn) von Ptole-
maios IX. Lathyros den Beinamen Alexander trugen, scheint ihre Angleichung an die Por-
träts des Makedoniers wohl möglich. Vgl. dazu Klaus Parlasca, Probleme der späten Ptole-
mäerbildnisse, ,Das ptolemäische Ägypten' (Akten des Internat. Symposiums Berlin 1976,
Mainz 1978, S. 25 ff., Abb. 44), der den oben erwähnten Siegelabdruck von Edfu (Milne
Nr. 169) dem Ptolemaios X. Alexander zuschreibt. Diese Bestimmung könnte auch für unser
Gemmenbildnis zutreffen. Auch aus stilistischen Gründen kann es in das ausgehende zweite
oder das beginnende erste Jahrhundert datiert werden.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

Ehemals in Sammlung Claudius Côte, Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 65.

269 Sehr heller, bräunlicher Chalcedon, klar durchsichtig.


Hochoval, Bildseite flach, Rückseite konvex, Rand ganz kurz (l mm) zur Rückseite auswärts geschrägt.
Hochpoliert.
17,5 χ 14,1 x 4 m m

Kopf eines jungen Mannes, vermutlich eines hellenistischen Fürsten, im Profil nach rechts.
Über den Kopf gezogen eine vor dem Hals geknüpfte Tierhaut, wohl Löwenfell. Das oben
weichlockige Fell, von dem zwei Zotten in den Nacken hangen, ist gegen unten, den Hals-
ansatz deckend, mit feinen geraden Strichen angegeben; über dem Nacken scheint es mit
einer Blume geschmückt zu sein. Das Gesicht, von großer Weichheit, zeigt individuelle Eigen-
heiten: niedrige, gewölbt fliehende Stirn, spitze Nase, weitoffenes, in der Höhlung zurück-
liegendes Auge unter kurzer Braue, etwas vorgeschobener Mund mit vorstehender Oberlippe,
Ansatz eines Doppelkinns, runder und langer, etwas vorgeneigter Hals.
Für verwandte Herakles-Alexanderbildnisse mit z.T. porträthaften Zügen vgl. hier Nr. 268
mit Hinweisen; für das flockig behaarte Tierfell den Omphalekopf Zwierlein-Diehl, Wien I,
Nr. 276 und eine Statuette im British Museum, einen späthellenistischen Fürsten als Hera-
kles darstellend, Richter, Portraits of the Greeks III, Nrn. 1931 f.; H.B. Walters, Select
Bronzes, 1915, Taf. 51.
Es mag hier einer der letzten Vertreter der hellenistischen Dynastien in festlichem Schmuck
dargestellt sein (über die Vorliebe der Alexandriner, sich festlich zu bekränzen, s. E. Brescia,
Ghirlandomania alessandrina, ,Musée égyptien' III, 1915, S. 13 ff.). Der weiche Stil aller-
dings entspricht dem der sogenannten Galenetypen, und es ist deshalb nicht ausgeschlossen,
daß unser Gemmenbildnis, wie jene, aus dem Umkreis des Mithridates VI. von Pontos
stammt. Die angebliche Herkunft der Gemme aus der Nähe von Odessa würde eine solche
Vermutung bekräftigen.

Anfang 1. Jh. v. Chr.

158 Kat. -Nr. 265 (s. S. 155»


*270 Hyacinth.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite konkav mit 2 mm breiter ebener Umrandung. Der Rand ist auf der
Bildseite oben rechts und entsprechend auf der Rückseite etwas ausgebrochen. Binnenriß schräg über Hals
und Schulter des Bildes, nur in Durchsicht erkennbar.
13,5 χ 10,8x2,5 mm

Flüchtige Bildnisskizze wohl einer spätptolemäischen Königin. Flach gezeichnetes Profil mit
vorstechender Nase und zurückweichendem Kinn; eine lange, gerade, schräglaufende Linie
für die Braue, ein Winkel von zwei kurzen, harten Strichen für die Lider, die Winkelöffnung
durch einen sehr feinen Strich begrenzt, so daß das Auge, ohne Angabe der Pupille, als Drei-
eck erscheint. Um die Stirn ein schmales, am Hinterhaupt mit weit flatternden Enden ge-
knüpftes Diademband; darüber ein Haarwulst, der hinten von einer über dem Scheitel auf-
ragenden Stephane gehalten wird. Die von der Stephane zum Nacken schlicht herabgekämm-
ten Haare sind mit zwei Reihen zarter, kurzer Striche angegeben, ein kleiner Haarknoten
sitzt im Nacken. Eine kleine gedrehte Locke verdeckt das Ohr, eine größere hängt dicht da-
hinter in den Hals, eine lange über Nacken und Schulter nieder. Strahlenförmige, lange
Linien für das drapierte ärmellose Gewand, das auf der Schulter mit einer runden Fibel ge-
heftet ist.
Dieses etwas extravagante Bildnis läßt sich mit verwandten Darstellungen auf Siegelabdrük-
ken aus dem Fajum vergleichen (Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, Taf. 100, besonders
Nr. 9 für die langen gedrehten Locken, Nrn. 3.5.6 für die Haarrolle über der Stirn). Andere
Varianten bei Milne, Seal Impressions, S. 90, Nrn. 41—52. Für die flatternden Diadembänder
vgl. das Porträt eines jugendlichen Ptolemäers auf einem Karneol der Ermitage, Neverov, In-
taglios, Nr. 61 (= Furtwängler, AG, Taf. 32,1).

2. Hälfte 2. Jh. oder Anfang 1. Jh. v. Chr.

*271 Jaspis, dunkelgrün, beinahe schwarz, in einfachem Goldrähmchen mit zwei Ösen,
wohl des 19. Jh., à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, Rand konisch zugeschnitten mit weicher Oberkante zur Bildfläche, die nur
11x8 mm mißt.
17 χ 13 χ ca. 5 rnm

Drapierte Frauenbüste im Profil nach links.


Gerade, vorstechende Nase, weitoffenes Auge unter lang geschwungener Braue, der Mund
mit zwei kurzen Querstrichen gegeben, breite Wange. Eine wulstige Haarrolle über Stirn und
Schläfe, seitlich drei in gestufter Länge herabhangende gedrehte Locken; ein netzartiger
Schleier umschließt den Kopf. Ein von der Stirn schräg abstehender kurzer Strich könnte
eine Lotosknospe andeuten. Die an der Schulter mit einer Fibel geheftete Gewanddrapierung
ist mit langen radialen Strichen angegeben. Im Rücken abstehend ein Köcher mit Pfeilen (?).
Durch die libyschen Locken ist das Bild der Isis, durch den Köcher der Artemis angeglichen.
Für den flüchtigen Schnitt vgl. hier Nr. 270; auch Vollenweider, Catalogue raisonné CdM,
Nrn. 142.158.185.

Wohl Anfang 1. Jh. v. Chr.

159
*272 Sardonyx, horizontal geschichtet weißlich-grau auf braun, durchscheinend, in Gold-
ring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach.
13,5 χ 10,5 mm

Frauenkopf im Profil nach links, die Stephane der Hera über der Haarrolle, die das Gesicht
umrahmt. Das am Oberkopf glatt zurückgekämmte Haar ist mit parallelen, der Schädel-
rundung folgenden Strichen angegeben. Ein Schleier verhüllt Hinterhaupt und Schultern,
darunter zeichnet sich ein Nackenknoten ab. Kurzer, drapierter Büstenansatz.
Wahrscheinlich das Bildnis einer späthellenistischen, durch die Stephane der Gemahlin des
Zeus angeglichenen Fürstin. Für verwandte Darstellungen vgl. den zwar ausdrucksvolleren
Frauenkopf Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 228; zwei Terrakotten in Delos bei Marcadé, Au
Musée de Délos, 1969, Taf. 48, A 4215 und A 5764, S. 439 (letztere wohl eine Priesterin).
Ein als. Concordia bezeichneter ähnlicher Frauenkopf mit Stephane und Haarrolle, aber
mehr nach vorn gezogenem Schleier, findet sich auf den 42 v. Chr. geprägten Denaren des
L. Mussidius Longus (Grueber, Taf. 56,17; Sydenham, Nr. 1092, vgl. dort auch 1093). Zum
Gesichtsausdruck und der etwas eingesenkten Stirn-Nasen-Linie vgl. die spätptolemäischen
Köpfe bei Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer, Taf. 106,1-3, M 14 und 15.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

273 Sardonyx, horizontal geschichtet braun auf weißlich-grau, in Goldring des 19. Jh. à
jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, der hohe Rand konisch zugeschnitten mit weicher Oberkante
zur Bildfläche, die ca. 10 χ 7 mm mißt. Das Bild ist in die dunkle obere Lage geschnitten, so daß die darun-
ter liegende Schicht als heller Rahmen dient.
13 χ 10 χ ca. 4 mm

Porträtbüste einer jungen Königin oder Fürstin nach rechts, mit das Gesicht umrahmender
Haarrolle, kleinem Nackenknoten, Lorbeerkranz und Ohrgehänge. Kopf im Profil, die dra-
pierte Büste in Dreiviertelansicht.
Flüchtiger Schnitt, das glatt anliegende Haar am Oberkopf mit vom Scheitel zum Kranz
schräg herablaufenden Parallelen angegeben, die Haarrolle mit aneinandergereihten kurzen,
waagrechten Strichen; derbere Striche für Lorbeerblätter und Braue, die als verlängerter
Schenkel eines das Auge bildenden Dreiecks gezeichnet ist.
Der horizontal geschichtete Sardonyx diente schon als Material für ältere hellenistische Gem-
menporträts (vgl. Furtwängler, AG, Taf. 32,1.3.17.26), wurde aber auch später und bis in
die frühe Kaiserzeit besonders für Götter- und Herrscherbildnisse oft verwendet: vgl. hier
Nrn. 272.274.278.280; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 169.172 f. 326.450.485.486. Zum
Schnitt unserer Gemme vgl. ibid. Nr. 326; ferner AGDS 1-3, Nrn. 2330.2345; Vollenweider,
Catalogue raisonné CdM, Nrn. 181.185.188 mit Hinweisen.

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

160
274 Sardonyx, hellbraun auf milchweiß.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach.
14 χ 12,2x4,7 mm

Jugendlicher Kopf im Profil nach rechts, Lorbeerkranz im Haar, zwei gedrehte ,libysche'
Locken, kleiner Büstenansatz. Wohl skizzenhaftes Bildnis eines dem Apollon angeglichenen
jungen Ptolemäers, doch könnten die auffallend weichen Züge auch auf ein Mädchenporträt
schließen lassen. — Der Stein ist stark berieben, so daß die ohnehin flach gravierte Profil-
linie stellenweise fast verschwindet.
Flacher, linearer Schnitt, die Haare vom Scheitel bis zum Kranz mit langen, parallelen Stri-
chen angegeben, kurze Striche für die Haarrolle über Stirn und Schläfen und die in den
Nacken hangenden gedrehten Locken. Das Auge samt den Lidern ist als Dreieck gegeben,
dessen verlängerter oberer Schenkel zugleich die Braue bildet.
Nach Material und Form gehört die Gemme mit den Nrn. 273.278.280 zu den späthellenisti-
schen Bildnissen auf stark konvexen, mehrschichtigen Achaten, doch ist sie flüchtiger ge-
arbeitet. Zum Motiv vgl. den feiner geschnittenen konvexen Sardonyx in Kopenhagen (Fos-
sing, Nr. 1050), den viel gröberen Karneol in Berlin (AGDS II, Nr. 357) und die Apollon-
köpfe auf Denaren des L. Calpurnius Piso (Grueber, Taf. 33 und 34). Namentlich im Ver-
gleich mit letzteren fällt hier der zarte, flüchtige späthellenistische Stil besonders auf.

Wohl 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

275 Karneol, orangerot, klar durchsichtig.


Hochoval, Bildseite stärker und Rückseite sehr leicht konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, an der
Oberkante Mitte rechts in die Bildseite hinein eine rundliche Absplitterung.
12 x9,5 x4,3 mm

Brustbild eines Jünglings im Profil nach rechts, durch aus dem Haar über den Scheitel knapp
hinausragende spitze Flügelchen als Hermes charakterisiert. Die um den Büstenansatz dra-
pierte Chlamys ist auf der Schulter von einer runden Fibel zusammengehalten. Das Haar um-
schließt den Kopf in kurzen, lockigen Büscheln, welche Stirn und Schläfen in zwei Reihen
umrahmen und im Nacken gegen das Ohr hin gekämmt sind. Das große Auge liegt im Schat-
ten des starken Brauenbogens zwischen dem schweren Ober- und dem schmalen, bogenför-
migen Unterlid; die Nase, von der Stirn durch eine kleine Einbuchtung abgegrenzt, ist kurz
und kräftig, mit betonten Nüstern und einem kleinen Höcker in der Mitte des Nasenrückens;
geschlossener Mund mit vollen Lippen, gut ausgeprägtes, spitzes Kinn, langer Hals, etwas
steife Kopfhaltung. Im Feld vor dem Kinn ein achtstrahliger Stern, hinter dem Nacken eine
(nach außen offene) Mondsichel, nach der hellenistischen Königssymbolik Zeichen „für die
Ewigkeit und somit die Göttlichkeit des Souveräns" (Alföldi), demnach hier wohl den An-
spruch des Dargestellten auf göttliches Königtum bedeutend (vgl. A. Alföldi, Studien über
Caesars Monarchie, Lund 1953, S. 8 und S. 34 f.).
Diese Symbole, zusammen mit den porträthaften Zügen, weisen darauf hin, daß hier der
Sproß einer der ,göttlichen' Dynastien abgebildet sein könnte. Die Wiedergabe der Locken-
büschel durch kurze, mit leichter Binnenritzung in sich gegliederte Kerben liegt in der Tradi-
tion späthellenistischer Bildnisse (vgl. hier Nrn. 280 und 281; Vollenweider, Catalogue rai-

161
sonné CdM, Nr. 159; Porträtgemmen, Taf. 134,7, letzteres ein Münzporträt Marc Antons).
Der lange Hals legt den Vergleich mit Porträts der späten vierziger Jahre nahe. Auch wenn
wir die späthellenistischen Fürstenbildnisse kaum identifizieren können, ist es nicht ganz
abwegig zu vermuten, daß unser Gemmenporträt einen der Söhne Marc Antons darstellen
soll. Dessen ältester Sohn, aus der Ehe mit Fulvia, erscheint auf seltenen Münzen des Jahres
34, denen unser Porträt aber kaum ähnlich ist (vgl. Grueber, Taf. 115,11 f.; Sydenham, Nrn.
1206 f.; vor allem Banti-Simonetti II, S. 131). Wegen des Mond-und Sternsymbols würde
dagegen ein Zusammenhang mit dem jüngeren Sohn, Alexander Helios, aus der Ehe mit
Kleopatra, mehr einleuchten. Man weiß, daß dieser zum künftigen König des noch zu er-
obernden Partherreiches erklärt wurde (s. Drumann-Groebe I, S. 340) und daß Stern und
Mondsichel eine besondere Rolle spielten als parthische Hoheitszeichen.
Ohne besondere Forschungen lassen sich solche Hypothesen allerdings nicht beweisen, doch
kann unser Porträt mit Gewißheit in die späthellenistische Ikonographie des ersten Jahrhun-
derts v. Chr., möglicherweise der dreißiger Jahre, eingereiht werden.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 144.

276 Karneol, hell orangefarben, mit einem im untersten Viertel quer durchlaufenden, nur
in Durchsicht erkennbaren dunkleren Streifen.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst kurz auswärts, dann länger einwärts geschrägt, an der
obern Kante rechts unten etwas ausgebrochen.
9,5 χ 7,1 χ 2 mm

Jünglingskopf mit Lorbeerkranz im Profil nach rechts.


Die kurzlockigen Haare und der Kranz, dessen zwei oberste Blätter über dem Scheitel auf-
ragen, sind mit derben, kurzen Strichen angegeben. Langer, säulenförmiger Hals ohne feinere
Modellierung. Das unnatürlich tief angesetzte Ohr ist durch eine grobe, sichelförmige Kerbe
markiert, die Gewanddrapierung am Hals mit ein paar Strichen.
Ziemlich summarische Arbeit, namentlich in der Zeichnung der Haare gewissen späthelleni-
stischen Bildnissen verwandt, vgl. hier den zwar feiner geschnittenen Kopf Nr. 121 und die
Heraklesköpfe in Oxford (Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nrn. 331 f.) und Paris (Vol-
lenweider, Catalogue raisonné CdM, Nr. 145 mit Hinweisen).

I.Hälfte 1. Jh. v. Chr.

277 Schwarzer Achat in antikem Goldnng.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger. Oben Mitte querüber eine tiefe
Bruchstelle.
7,5 χ 6 mm
Ring: a.D. senkrecht 21 mm
waagrecht 22 mm
i.D. senkrecht 16,5 mm
waagrecht 18 mm

162
Brustbild eines dem Mercur angeglichenen jungen Mannes im Profil nach rechts, hinter dem
Nacken schräg aufragend der Caduceus. Die Chlamys ist auf der Schulter mit einer runden
Fibel geheftet, eine schmale Binde liegt im Haar, dessen Buckellöckchen am Oberkopf mit
runden und ovalen, über Stirn und Schläfe mit schwach gekrümmten Vertiefungen graviert
sind. Das kräftige Kinn, der energische Ausdruck lassen auf ein Porträt schließen.
Die oben erwähnte Bruchstelle geht über den ganzen Scheitel hin, kleine Beschädigung auch
an der obern Nasenpartie.
Verwandt, z.T. aber feiner geschnitten, sind die Gemmen mit Mercurkopf BMCG, Nrn.
1415.1416 (späthellenistisch), ibid. 1418.1419 (kaiserzeitlich), auch die Heraklesköpfe auf
Pasten in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4971.4973.4977 f. Ferner vgl. Fossing, Nr.
1061; Richter, MMA, Nr. 291; Furtwängler, op.cit., Nr. 6941; AGDS 1-3, Nr. 2297; AGDS
II, Nr. 364; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 188.272; endlich den Hesychos signierten Karneol
in London, BMCR, Nr. 503 (= Richter, EGR, Nr. 120).
Zum Schnitt vgl. die ähnliche, wenn auch mehr linear strichartige Behandlung der Haare bei
dem Jünglingskopf hier Nr. 276 und den zwei späthellenistischen Königsbildnissen in Paris,
Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Nrn. 133 a-b. In denselben Rahmen gehört wohl
auch unsere Gemme, die einen dem Hermes-Mercur angeglichenen jugendlichen Herrscher
darstellen dürfte.
Ringform: Der massive, aber dünne Reif ist innen sehr leicht, außen etwas stärker gewölbt;
er schwillt gegen oben hin mäßig an und geht mit schöner Rundung in die kaum abgeflachte
Ringplatte über, in die der Stein plan eingelassen ist. Vgl. BMCR, Nr. 475, Taf. 14; Henkel,
Nr. 140; sowie den Ring in der Ermitage mit dem Bildnis des Mithridates VI. Eupator: Neve-
rov, in CoBeicica« ApxeojioraH 1968, S. 235 ff., fig. 1.

Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.

275 Sardonyx, horizontal mehrschichtig: braun — weiß — gelblich braun,


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt. Das Bild ist in die ober-
ste braune Lage geschnitten, so daß die beiden untern Schichten als doppelter Rahmen wirken.
12,2 χ 9,1 χ 3 mm

Drapiertes Brustbild, wohl eines dem Apollon angeglichenen Fürsten. Kopf im Profil nach
rechts, Büste in Dreiviertelansicht. Der Dargestellte trägt einen Lorbeerkranz, dessen Schlei-
fenenden nach hinten flattern. Das vom Scheitel bis zum Kranz glatt herabgekämmte Haar
ist mit schrägen Parallelstrichen gegeben; über Stirn und Schläfen bildet es eine Lockenreihe
und wallt hinter dem Ohr frei auf die Schulter nieder. Großes Auge, stark absinkender
Brauenbogen, kräftige, gerade Nase, weiches Untergesicht mit leichtem Doppelkinn, etwas
theatralisch majestätischer Gesichtsausdruck. Die Gewanddrapierung ist auf den Schultern
mit je einer runden Fibel geschlossen. Vor der Brust ein Lorbeerzweig.
Die Gemme gehört zu einer Gruppe späthellenistischer Apollonköpfe, die wohl auf ältere,
als Apollon charakterisierte hellenistische Herrscherbildnisse, besonders von Ptolemäern und
Seleukiden, zurückgehen. Für die späten Beispiele vgl. u.a. den horizontal geschichteten
Achat in Oxford (Boardman/Vollenweider, Oxford I, Nr. 321); den konvexen Karneol in
Berlin (Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7752, wahrscheinlich Pharnakes darstellend, mit an-
derer Haartracht als auf den Münzen); einen Karneol in Wien (Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr.

163
168). Zur Technik vgl. besonders auch Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Nr. 153.
Diese Steine sind durch einen ziemlich hastigen Schnitt gekennzeichnet: vom Scheitel senk-
recht oder steil schräg herablaufende parallele Linien für das anliegende Haar am Oberkopf,
kurze Striche für Lorbeerblätter, Braue, Lider, Nase und Lippen.
Hier könnte das volle Gesicht über dem fleischigen Hals zwar an den dritten Ptolemäer er-
innern, doch ist wohl eher einer der späten Epigonen gemeint, etwa Antiochos IX. Kyzike-
nos, der 113—95 v.Chr. regierte; Münzen besonders aus dessen letzten Lebensjahren zeigen
eine gewisse Ähnlichkeit von Kopfhaltung, heruntergezogener Braue, fleischiger Nase und in
den Hals absinkendem Kinn (vgl. Newell, Royal Greek Portrait Coins, Ausgabe 1937, Taf.
8,31.33). Anderseits könnten die langen, in den Nacken fallenden Haare sich auf die Frisur
von Mithridates VI. von Pontos beziehen. In diesem Fall wäre das Bildnis als eine flüchtige
Skizze des alternden, beleibten Königs aufzufassen.

Anfang 1. Jh. v. Chr.

279 Roter Jaspis, in Goldring des 18. Jh. à jour gefaßt, doppelseitig graviert.
Hochoval, beidseitig flach, Rand rechts unten sehr leicht ausgebrochen und mit der dort sich etwas ver-
breiternden Goldfassung ergänzt.
18 χ 12 χ ca. 2 mm

Vorderseite: Brustbild des jugendlichen Herakles im Profil nach rechts.


Knapper Büstenansatz mit über der Brust geknotetem Löwenfell. Dichtes, kurzlockiges,
kappenartig anliegendes Haar, mit Schnecken- und sichelförmigen tiefen Kerben angegeben,
die zarteren Kraushaare, die sich der Stirn entläng bis in die Wange hinein ziehen und den
Nacken säumen, mit kleinen Punkten. Niedrige, über der Nasenwurzel wulstige Stirn, eher
kurze, gerade Nase mit betonten Nüstern, volle Lippen, rundes Kinn. Dicht unter der etwas
zusammengezogenen Braue liegt das kugelig geschnittene Auge, an dessen oberem Rand die
Pupille als winziges Pünktchen sitzt. Wenig elegante, eckige Zeichnung des Ohrs.
Man könnte versucht sein, diesen Jünglingskopf mit seiner dichten, lockigen Haarkappe ins
2. Jh. n. Chr. zu datieren, doch läßt vornehmlich die Wiedergabe des im Abguß kugelig her-
vortretenden Augapfels mit der gebohrten Pupille den Zusammenhang mit Heraklesbildnis-
sen des späten Hellenismus erkennen, besonders mit solchen, die mit dem mauretanischen
Hof in Verbindung gebracht werden können. Vgl. den Herakles (mit Chlamys statt Löwen-
fell) in Genf, Vollenweider, Genève II, Nr. 78, mit ähnlich dichter Haarkappe und die Stirn
umrahmenden Krauslöckchen (weitere Hinweise dort); ferner eine Paste in Wien, Zwierlein-
Diehl, Wien II, Nr. 661.
Unser Exemplar könnte eine Variante des von Gnaios signierten Herakleskopfes im British
Museum darstellen (BMCG, Nr. 1892 = Furtwängler, AG, Taf. 49,20 = Vollenweider, Stein-
schneidekunst, Taf. 42,1.2.4 = Richter, EGR, Nr. 656), dem es in der feinen Modellierung
des Gesichts und dem Schnitt des Auges entspricht; doch ist es in der Zeichnung der dichten
Locken mit Binnenritzung eher den von Aspasios geschaffenen Bildnissen nahe (vgl. Vollen-
weider, Steinschneidekunst, Taf. 21,1 ; ferner den wohl im selben Atelier entstandenen bärti-
gen Herakles AGDS II, Nr. 394). Auf jeden Fall gehört dieser Kopf in die Zeit der ausgehen-
den römischen Republik oder des frühen augusteischen Klassizismus. Er ist dem Karneol mit

164
Herakleskopf hier Nr. 281 nah verwandt (weitere Hinweise dort), wirkt aber kräftiger im
Ausdruck und dürfte etwas früher entstanden sein.

Mitte-Ende 1. Jh. v. Chr.

Rückseite: Drapierte Büste des Sol mit Strahlenkrone nach rechts, wohl 3. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

280 Sardonyx horizontal geschichtet: braun — weißlich mit sehr schmaler brauner Zwi-
schenlage — schwarzbraun, in modernem vergoldetem Ring à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach. Je eine kleine runde Abschürfung am Rand der Bildseite
Mitte oben rechts und in der untern Hälfte links.
11 χ 10 χ ca. 4,5 mm

Kopf eines Jünglings im Profil nach links, durch die Keule über der rechten Schulter als
Herakles charakterisiert. Kurzgelocktes Haar, durch voneinander abgesetzte, schneckenför-
mige Kerben angegeben, kleiner Backenbart, schön geschwungener Brauenbogen, etwas ein-
gebuchtete Stirn-Nasen-Linie, leicht vorstehende Nasenspitze'. Konkaver Halsabschnitt mit
schmalem Büstenansatz.
Zur Beliebtheit des horizontal geschichteten Sardonyx für hellenistische und frühkaiserzeit-
liche Gemmenbildnisse vgl. hier Nr. 273 (mit Hinweisen). — Ein rundkonvexer Achat der
Sammlung Luynes im Cabinet des Médailles zeigt einen ähnlichen, aber als Hermes charakte-
risierten Jünglingskopf, der sich in die spätptolemäische Ikonographie einreihen läßt (Vollen-
weider, Catalogue raisonné CdM, Nr. 126). In denselben Rahmen gehört wohl auch unser
Porträt; gerade seine Angleichung an Herakles spricht für diese Annahme. Welcher junge
Ptolemäer hier gemeint ist, dürfte allerdings einstweilen kaum festzustellen sein. Das Vorbild
ließe sich unter den Söhnen des Ptolemaios IX. und seiner Nachfolger bis hin zu den Brüdern
Kleopatras VII. vermuten. Auch die Nachkommen Kleopatras selber aus ihrer Ehe mit dem
Herakliden Marcus Antonius sind nicht auszuschließen. Es sei daran erinnert, daß sogar der
spätere Gatte ihrer Tochter Kleopatra Selene, König Juba II. von Mauretanien, auf Münzen
als Herakles mit der Keule auf der Schulter dargestellt ist (vgl. hier Nr. 281).

1. Jh. v. Chr.

281 Karneol, hell orangefarben, klar durchsichtig, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach.
17 χ 13 mm

Kopf eines jungen Mannes im Profil nach rechts, durch die Keule über der linken Schulter
dem Herakles angeglichen. Kurzgelocktes, über der Stirnmitte gesträubtes Haar, die Locken
sichelförmig gekerbt mit feiner Binnenritzung. Die untere Stirnpartie ist gewölbt, die kräfti-

165
ge Nase leicht gebogen und durch eine deutliche Einbuchtung von der Stirn abgegrenzt.
Konkaver Halsabschnitt mit langgezogenem Büstenansatz.
Diese Gemme dürfte mit ändern Repliken (Furtwängler, AG, Taf. 40,51; Berry, Gems, Nr.
78; auch solche in Glas, Vollenweider, Genève II, Nrn. 77 f. mit Beispielen) in denselben
Rahmen gehören wie der von Gnaios signierte Herakleskopf in London (BMCG, Nr. 1892
= Furtwängler, AG, Taf. 49,20 = Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 42,1.2.4 = Richter,
EGR, Nr. 656). Die ganze Gruppe steht offensichtlich dem von Juba II. geprägten Herakles-
bild sehr nahe (vgl. J. Mazard, Corpus Nummorum Numidiae Mauretaniaeque, Paris 1955,
Nrn. 193.195.199.201.202). Über die Beziehung des Meisters Gnaios zu Juba und dessen
Frau Kleopatra Selene, Tochter des Marcus Antonius und Kleopatras VII., s. Vollenweider,
Steinschneidekunst, S. 45 f. (auch Boardman, lonides Collection, S. 27, Bemerkung zum
Porträt Nr. 18). In der Spannungslosigkeit der Darstellung verrät unser Bildnis jedenfalls
einen engen Zusammenhang mit der frühaugusteischen Kunst. Vgl. hier Nr. 279.

Letztes Viertel 1. Jh. v. Chr. - 1. Viertel 1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*282 Chalcedon, bräunlich-gelb auf hellgrauem Grund, undurchsichtig, in vergoldetem


Ring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Kameo.
13,5 χ 12 mm, Reliefhöhe ca. 4 mm, rings unterschnitten.

Kinderköpfchen in Dreiviertelansicht nach links (vom Beschauer). Dicht aneinanderliegende


Buckellöckchen reichen im spitzen Winkel in die Stirn und ziehen sich, an den Schläfen zu-
rückweichend, bis zum kaum angedeuteten Ohr hin; die Binnenritzung der einzelnen Büschel
ist nur an der hinteren Reihe noch zu erkennen, vorn und seitlich verschliffen. Das Gesicht
ist fein ausgearbeitet und realistischer als bei dem folgenden Köpfchen Nr. 283, doch ebenso
pausbackig und mit fliehendem Untergesicht, in dem das Kinn als kleine Rundung hervor-
tritt. Hohe, gewölbte Stirn, Nasenspitze abgewetzt, die großen Augen mandelförmig mit als
stehendes Oval gebohrter Pupille, umrahmt vom plastisch herausgearbeiteten breiten Ober-
und schmalen Unterlid.
Wohl das Bildnis eines etwa zweijährigen kleinen Ptolemäers als Herakliskos.

2. Jh. v. Chr.

*283 Sardonyx, horizontal geschichtet, milchweiß auf hellgrauem Grund, in reichem


Goldring, vermutlich der Jahre 1829/30, auf der Rückseite der Kapsel ein rot unter-
legtes Wappen: Stehender Löwe vor Turm, darüber Papsttiara. Nach Auskunft von
Erzbischof B. Heim, Apostolic Delegation, London, das Wappen des Papstes Pius VIII.
(1829—1830), Francesco Saverio Castiglioni.
Kameo.
13 χ 11,5 mm, Reliefhöhe ca. 6 mm, rings unterschnitten.

166
Kinderköpfchen in Dreiviertelansicht schräg nach rechts geneigt (vom Beschauer).
Die derb gravierten Haare sind auf dem Scheitel in kurzen, sichelförmigen Strähnen gegen
die Stirn gekämmt, während sie seitlich in vier durch kleine Längskerben unterteilten, run-
den Lockenbüscheln dem Kopf anliegen. Das pausbackige Gesicht mit der hohen, gewölbten
Stirn, den etwas hangenden ,Hamsterbäcklein' und abwärts gezogenen Mundwinkeln, sowie
der zurückweichenden Kinnpartie bildet ein harmonisches Oval. Die Lider sind als schmale
Bänder reliefiert, die Augen ohne gebohrte Pupille. Eine kleine Stelle unmittelbar unter dem
Ohr ist ausgebrochen.
Ziemlich hastiger Schnitt ohne sorgfältige Modellierung.
Kleinformatige Kameen mit Kinderköpfen kommen nicht nur in der hellenistischen Glyptik,
sondern noch bis in die spätere Kaiserzeit recht häufig vor (vgl. BMCR, Nr. 531; Henkel, Nr.
242). Unser Exemplar ist aber wohl noch in die späthellenistische Zeit oder in die frühe
Kaiserzeit zu datieren und stellt vielleicht, wie die verschiedenen Kinderköpfchen in Paris
und in Genf (Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Nrn. 63—69.82; Genève II, Nrn. 50 a ff.,
Farbtafel II und Taf. 52, S. 53 ff.) einen der kindlichen Thronfolger dar, deren Bildnis bei
festlichen Gelegenheiten verschenkt und auch etwa auf Münzen geprägt wurde (vgl. die bei-
den Enkel des Tiberius, BMC Emp. I, Taf. 24,6; das frühverstorbene Knäblein der Domitia
und des Domitian, ibid. II, Taf. 61,6.7).

l.Jh.v. - l . J h . n . Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 1564; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 655.

*284 Sardonyx, horizontal geschichtet, milchweiß auf hellgrauem Grund, in knopfartiger


Metallfassung neuerer Zeit.
Kameo.
9 x 8 mm, Reliefhöhe ca. 3 mm, rings unterschnitten.

Kinderköpfchen in Dreiviertelansicht nach links (vom Beschauer), ähnlich wie hier Nrn. 282
und 283.
Die Locken sind als kreisrunde, von geritzten Linien umrahmte Buckelchen gegeben, eine
ziemlich verschliffene Locke hängt tief in die Mitte der hohen, gewölbten Stirn. Plastisch
ausgearbeitete Lider, als stehendes Oval gebohrte Pupillen, der Blick ist schräg leicht auf-
wärts gerichtet.
Hübsche, ausdrucksvolle Arbeit; nur der Mund ist dadurch etwas verunstaltet, daß die Mund-
winkel zwar gut modelliert, Ober- und Unterlippe aber zu wenig deutlich voneinander ge-
trennt sind.

Wohl I.Hälfte l.Jh.n. Chr.

167
*285 Sardonyx, horizontal geschichtet: braun — weiß — braun, in silbervergoldeter Fas-
sung des 18./19. Jh. als Anhänger à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, Rückseite flach mit kreisrunder Höhlung in der Mitte.
23 χ 18,5 χ 7 mm, Reliefhöhe ca. 5 mm

Kopf des Dionysos im Profil nach rechts, Efeukranz im Haar und Diadembinde um die Stirn.
Das lockige Haar ist tief am Hinterhaupt zu einem lockeren Bausch gefaßt, aus dem kleine
gedrehte Locken in den Nacken fallen; eine große gedrehte Locke hängt über das vom Kranz
verdeckte Ohr dem Hals entlang, das Ende der entsprechenden Locke auf der abgewandten
Kopfseite ist vor dem Halsansatz angedeutet. Das nach oben gewandte Gesicht ist weich
durchmodelliert, die von der Tänie begrenzte Stirn über dem Nasenansatz etwas gewölbt, die
Nase mäßig lang, doch kräftig und mit vollen Nüstern, der Mund geschlossen. Das Auge sitzt
zwischen weich reliefierten Lidern, die Pupille ist gebohrt. Den vollen Hals durchziehen drei
Querfalten. — Für den stellenweise leicht unterschnittenen Kopf wurde die weiße Mittel-
schicht benützt, so daß er sich deutlich vom dunkelbraun-rötlichen Grund abhebt; nur ein
Teil von Haar und Kranz reicht in die oberste, braune Schicht hinein.
Der Typus ist von mehreren Kameen her bekannt: vgl. das stilverwandte Exemplar (ehemals
in den Sammlungen Arundel und Marlborough) Burlington Fine Arts Club, Nr. M 175, Taf.
111, S. 221 (dort irrtümlich „to left") = Nevil Story-Maskelyne, The Marlborough Gems,
Privatdruck London 1870, Nr. 194 (dort richtig „to the right"); ferner einen Kameo in
Tiflis, M.I. Lordkipanidze, Gemmen der Staatlichen Museen von Georgien, Band II, 1958,
Nr. 3; zwei weitere in Paris, wovon der eine Babelon, Camées, Taf. 10,89 = Vollenweider,
Catalogue raisonné CdM, Nr. 205, ebendort auch Nr. 195, bisher unpubliziert.
Nicht nur auf Kameen, auch auf großen Gemmen und Pasten findet sich der Typus, vgl. u.a.
Furtwängler, AG, Taf. 41,19 (= Lippold, Taf. 16,5); ibid. Taf. 41,21 (= Lippold, Taf. 17,8)
und 22 (= AGDS II, Nr. 382); BMCG, Nrn. 2945-2947.3014.
Während bei gewissen Steinen (vor allem Furtwängler, AG, Taf. 41,21—23) die allgemeine
Bezeichnung .Bacchantin' oder ,Ariadne' zutrifft, mutet sie bei ändern, deren individuelle
Züge an ein Porträt denken lassen, willkürlich an. Porträtcharakter hat jedenfalls der Kopf
auf unserem Kameo: mit der gewölbten unteren Stirnpartie und der kräftigen Nase zeigt er
physiognomische Eigenheiten, die erlauben, ihn in Beziehung zum Bildnis Mithridates' VI.
von Pontos, der auch den Beinamen Neos Dionysos trug, zu setzen — dies um so mehr, als
der König auf seinen Prägungen von Amisos in ähnlicher Weise wie auf dem schon erwähn-
ten Kameo in Paris (Vollenweider, Catalogue CdM Nr. 195) als Dionysos dargestellt ist. Der
Kameo in Tiflis dagegen zeigt eine auffallende Verwandtschaft mit dem Dionysos-Mithrida-
tes auf den Münzen von Pantikapaion (vgl. M.J. Price, Mithradates VI Eupator, Dionysos,
and the Coinage of the Black Sea, Num. Chr. VIII 1968, S. 5 ff., Taf. 2,10.12.13). Der unsri-
ge endlich, mit dem leidenschaftlichen Ausdruck in den fein modellierten Gesichtszügen und
dem ekstatisch nach oben blickenden Auge, dürfte aus der Hand eines griechischen Künstlers
hervorgegangen und vielleicht pergamenischen Ursprungs sein.

Wahrscheinlich 1. Viertel 1. Jh., vielleicht etwa 80 v. Chr.

Ehemals Sammlung Marlborough.

Publ.: .Gemmarum antiquarum delectus ...' Neudruck 1845 der Erstausgabe Katalog Marlborough von
1783 (ganzer Titel s. unter Nr. 256), Band II, Nr. 15; S. Reinach, Pierres gravées, Paris 1895, Taf. 114,15,
S. 117; vermutlich auch Story-Maskelyne, The Marlborough Gems, Privatdruck London 1870, Nr. 199.

168
Römische Republik und augusteischer Klassizismus

286 Sardonyx, horizontal geschichtet dunkelbraun auf milchweiß, darunter noch mehrere
schmale weißliche und bräunliche Lagen.
Fast kreisrund, Bildseite stark konvex und hochpoliert. In die Mitte der flachen Rückseite ist eine finger-
beerengroße, runde Höhlung mit seitlichen Ausbuchtungen geschnitten, vielleicht als Befestigungspunkt für
eine Fassung.
31 χ 32 χ 10 mm

Jugendlicher Reiter in korinthischem Helm und Panzer mit Pteryges, das Parazonium an die
Seite gehängt, den Rundschild am linken Arm gegen den Körper gepreßt, sprengt mit einge-
legter Lanze auf einem sich bäumenden Pferd nach links. Der auf der Schulter mit einer run-
den Fibel geraffte Mantel flattert in heftiger Bewegung nach hinten. Kurze Bodenlinie unter
den Hinterhufen des Pferdes.
Lebendige, mit sicherer Hand geschnittene Darstellung, Kopf und Beine des Pferdes beson-
ders sorgfältig gearbeitet.
Wie bereits bemerkt (s. Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 40,4, Textband S. 57 ff., beson-
ders 63), gehört dieser Stein wohl zu den italischen Gemmen des ausgehenden 3. Jahrhun-
derts oder des beginnenden 2. Jahrhunderts v.Chr. Vgl. vor allem den Reiter auf der Rück-
seite von Münzen von Canusium (ibid. Taf. 40,8), deren Vorderseite ein auf Scipio Africa-
nus gedeutetes Bildnis trägt; vgl. auch die Reiter und die langgezogenen Pferdeleiber auf dem
Denkmal des Aemilius Paullus in Delphi (H. Kahler, Der Fries vom Reiterdenkmal des Aemi-
lius Paullus in Delphi, Monumenta Artis Romanae V); zum Motiv vgl. zwei weitere Reliefs in
Budapest bzw. Syrakus bei German Hafner, ,Sieg und Frieden', Zur Deutung des Reiter-
reliefs vom Forum Romanum, Jdl Band 93,1978, bes. S. 247, Abb. 19 und S. 249, Abb. 21.
Für stilverwandte Reiterszenen in der Glyptik vgl. die gelbe Paste des Museum of Fine Arts
in Boston, die wie unser Exemplar aus der Sammlung Marlborough stammt (Furtwängler,
AG, Taf. 25,53 = Lippold, Taf. 54,3); den Karneol in London, BMCG, Nr. 1009 (= BMCR,
Nr. 385); den Karneol der Ermitage, Neverov, Intaglios, Nr. 78 (= Furtwängler, AG, Taf.
27,42 = Lippold, Taf. 51,5).
Es ist anzunehmen, daß unser Reiter einen römischen Feldherrn darstellt, der — wie Scipio
Africanus auf den (späteren) Münzen des Cn. Cornelius Blasio — einen korinthischen Helm
trägt.

Italisch-hellenistisch, um 200 v. Chr., jedenfalls nicht später als 1. Hälfte 2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Marlborough.

Publ.: Story-Maskelyne, The Marlborough Gems, London 1870, Nr. 614; Furtwängler, AG, Taf. 25,54; Lip-
pold, Taf. 54,2 ; Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 40,4.

257 Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach und im obersten Viertel leicht abgeschrägt, wohl damit der
Stein besser gefaßt werden konnte; Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11 χ 7,5 mm

169
Kopf des Pompeius Magnus im Profil nach rechts, senkrecht davor aufstehend der Tridens,
unter dem Kinn ein achtzackiger Stern, hinter dem Nacken nach vorn herabgleitend ein Del-
phin. Fleischiges Gesicht mit Doppelkinn, breiter, von zwei Falten durchzogener Hals, kon-
kaver Halsabschnitt mit betontem Schulterstück, langer, schmaler Brustansatz.
Charakteristisch die selbstgefällig-sarkastische Miene mit der zu einem halben Lächeln verzo-
genen Mundpartie, der fast rechtwinklig abwärts verlaufende Brauenbogen, die doppelt ge-
furchte Stirn mit der darüber sich wölbenden, an Alexander den Großen erinnernden Lok-
kentolle. Die Haare sind in drei Stufen unterteilt und mit derben Parallelstrichen wiederge-
geben: eine Partie deckt kalottenartig den Scheitel, eine zweite zieht sich kranzförmig von
der Schläfe über das Ohr zum Hinterkopf, eine dritte ist tief im Nacken nach vorn ge-
kämmt.
Es ist das Porträt des alternden Pompeius, entweder in dessen letzten Lebensjahren oder
auch erst nach seinem Tod entstanden. Für die zweite Annahme spricht der Vergleich mit
dem Pompeiuskopf, ebenfalls mit Tridens und Delphin, auf Denaren des Q. Nasidius aus den
Jahren 38-36 v.Chr. (vgl. Grueber, Taf. 120,16 und II, S. 564, sowie S. 565 das Exemplar
in Kopenhagen; Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 73,7—12). Vgl. auch den roten Jaspis in
Berlin, AGDS II, Nr. 415 (= Furtwängler, AG, Taf. 47,38 = id., Beschreibung, Nr. 6536
= Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 71,5.7).

Um 50 bis 3 5 v. Chr.

Publ.: Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 71,6.8.10, Textband S. 116; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 140.

288 Sard, dunkelbraun mit goldbraunen Einschlüssen, in schwarzemailliertem Goldring


wohl des 17. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, Abschürfungen links und rechts vom Bild.
15,5 χ 13 mm

Kopf eines bartlosen jüngeren Mannes nach rechts.


Charakteristisch für dieses Porträt eines Römers in der Blüte seiner Jahre sind das runde,
feste Kinn mit der energischen Kinnlade, die von der quergefurchten Stirn deutlich abge-
grenzte, spitz vorstechende Nase mit den betonten Nasenflügeln, von denen eine Falte zur
Wange hin zieht, das weitoffene Auge unter gestrichelter Braue, die kurzen, wie mit dem
Stichel gravierten Haare. Der muskulöse, von einer tiefen Falte durchzogene Hals ist schräg
konkav abgeschnitten, das Nacken-Schulterstück kräftig hervortretend. Der Gesichtsaus-
druck ist ruhig-energisch, ernst, aber nicht unfreundlich.
Darstellung in der Art der römischen Münzbildnisse des 1. Jh. v. Chr., vermutlich ein Porträt
des Brutus. Vgl. die sehr vielfältige Ikonographie des Brutus bei Vollenweider, Porträtgem-
men, Taf. 93-100.
Das Bild ist so tief geschnitten, daß es von den starken Abschürfungen kaum beeinträchtigt
wird, obgleich Spuren davon an Oberlippe und Nasenspitze zu sehen sind.

Ende der vierziger Jahre des 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

170
Publ.: Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 97,5-6, Textband S. 143; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 141.

Zur Ringfassung vgl. den ähnlichen schwarzemaillierten Goldring vom Anfang des 17. Jh. bei H. Battke,
Ringe aus vier Jahrtausenden, Nr. 39 (Insel-Bücherei Nr. 780).

289 Nephrit, durchscheinend.


Hochoval, beidseitig flach, Bildseite stark berieben, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt und links unten
keilförmig etwas ausgebrochen.
10,2 χ 7,2 χ 1,9 mm

Kopf eines Jünglings nach links.


Wegen der Abnützung des Steins ist die Profillinie schwer zu erkennen; doch der Gesichts-
schnitt, der lange Hals mit dem steilen und schmalen Büstenansatz, die vom Wirbel nach
vorn gekämmten, mit einfachen Strichen wiedergegebenen Haare verraten den Stil der um
40 v. Chr. handwerklich gearbeiteten Münzporträts der Triumvirn und des L. Servius Rufus.
Vgl. den Karneol bei Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 102,2.4 und die Lepidus-Münzbild-
nisse ebendort 7.8.10—12.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

290 Karneol, orangefarben, durchsichtig. Ein dunkler Einschluß zieht sich als schmale
Linie von der Schläfe über Auge und Mund vor dem Kinn durch schräg abwärts.
Hochoval, Bildseite leicht konvex, berieben, Rückseite flach, Rand zur Rückseite steil auswärts geschrägt
mit weicher Oberkante.
11,2x10x2,5 mm

Frauenkopf im Profil nach rechts.


Das Haar ist am Oberkopf schlicht zurück- und im Nacken kurz hinaufgekämmt, über Stirn
und Ohr ziemlich hoch eingerollt und am Hinterhaupt in einen flachen Knoten zusammenge-
faßt; das weitoffene Auge ist als Dreieck gebildet, die Braue mit einem geraden, harten
Strich gegeben, Rundperlpunkte für Nasenspitze, Mund und Kinn. Der Halsabschnitt gabelt
sich in zwei längliche, durch einen keilförmigen Einschnitt getrennte Teile, die sehr summa-
risch Rücken- und Brustansatz andeuten. Die ganze Darstellung flüchtig und grob.
Zur Schnittechnik vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 297—301 (den Zeuskopf Nr.
300 besonders für die Zeichnung des überdimensionierten Auges). Der lange Hals ist kenn-
zeichnend für Bildnisse der 40er Jahre (vgl. hier Nr. 289). Zur Haartracht vgl. den Kopf der
Victoria auf Münzen Caesars (Grueber, Taf. 53,13—15; Vollenweider, Porträtgemmen, Taf.
163,5; Bahrfeldt, Die Goldmünzenprägung, Taf. 4, besonders Nr. 11, S. 30ff.; Crawford,
Nr. 475/1 a); es ist nicht ausgeschlossen, daß das Münzbildnis Iulia darstellt, Caesars Tochter,
zu deren Ehren er im Zusammenhang mit seinen Triumphen Spiele abhielt.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

171
291 Nicolo, milchweiß auf braunem Grund, in (antikem?) Goldring.
Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
8,2 χ 6,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 26,7 mm
waagrecht 25 mm
i.D. senkrecht 19 mm
waagrecht 19,5 mm

Frauenkopf nach rechts, mit Stephane im Haar, das über Stirn und Schläfen eingerollt und
in einen festen Nackenknoten, aus dem eine Locke oder ein Bandende niederhängt, zusam-
mengefaßt ist; Halslocke, kleiner Ohrschmuck, leicht konkaver Halsabschnitt.
Vgl. verwandte Darstellungen auf Münzen spätrepublikanischer und augusteischer Zeit, z.B.
der Fortuna populi Romani auf Prägungen des M. Arrius Secundus um43 v.Chr. (Grueber,
Taf. 55,17), der Venus oder Fax auf Münzen Octavians um 30 v. Chr. (Grueber, Taf. 59,6—7,
doch mit schlankerem Hals und schmalerem Kopf) und noch später der Fortuna von Antium
auf den Aurei des Q. Rustius etwa 12 v. Chr. (Grueber, Taf. 68,1; Giard, Auguste, Nr.
220, datiert ins Jahr 19 v. Chr.). Sehr ähnlich ist die Sardonyxgemme im Kestner-Museum zu
Hannover, Furtwängler, AG, Taf. 64,45 („wahrscheinlich Venus, sehr verwandt dem Typus
der Venus auf Münzen des lulius Caesar") = AGDS IV, Nr. 1766 und dort wohl zu Unrecht
als nachantik bezeichnet.
Es ist kaum zu entscheiden, ob hier eine Göttin, z.B. Venus oder Fortuna, gemeint ist oder
das Porträt einer Römerin, die einer Göttin angeglichen wurde — so wie später Livia auf
Münzen des Tiberius als Salus und lustitia erscheint (vgl. BMC Emp. I, Taf. 24,1.2). Gewiß
gehört die Gemme (und vielleicht auch die Ringfassung) in die Zeit von ca. 40 v. Chr. bis An-
fang des 1. Jh. n. Chr.
Ringform: Massiver, aus einem Stück gefertigter Ring. Der kräftige Reif ist innen flach,
außen gewölbt mit scharfer Zwischenkante; er verbreitert und verstärkt sich nach oben hin
und steigt, in halber Höhe einbiegend, ziemlich steil zur 4,5 mm hohen Ringplatte auf, die
der eingelassene Stein um ca. l mm überragt. Ein in die Ringplatte gravierter Kranz (Lor-
beer?) umrahmt die Gemme.
Zur Ringform vgl. BMCR, Nr. 470, S. 82, fig. 83 (weniger kräftig als unser Exemplar); Hen-
kel, Nr. 894 (Bronze). Es ist aber möglich, daß die Fassung in neuerer Zeit nach antikem
Vorbild gearbeitet wurde.

Ca. 40 v. Chr. - Anfang 1. Jh. n. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 146 (dort irrtümlich als Augustus bezeichnet); Guilhou, Sotheby Säle 1937,
Nr. 269 (b).

292 Sardonyx, dunkelbraun, mit nur in Durchsicht erkennbarem, feinem weißem Quer-
streifen.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13,7 χ 11 x2 mm

Herme mit Frauenkopf im Profil nach rechts.


Die mit feiner Strichelung angegebenen, vom Scheitel herabgekämmten Haare sind von

172
einem schmalen Band umschlossen, darunter eingerollt und im Nacken zu einem weichen
Knoten aufgebogen. Gute handwerkliche Arbeit.
Sehr ähnlich ist die Herme der Psyche mit Schmetterlingsflügeln auf einem quergestreiften
Sardonyx in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 944 (= AG, Taf. 30,27 = Lippold, Taf.
30,4). Die stilistische Verwandtschaft ist auffallend, auch die Wiedergabe der Haare mit der
am Kopf anliegenden Haarrolle. Vgl. ferner AGDS 1-2, Nr. 938, sowie den Kopf der Venus
oder Fax auf den nach Actium geprägten Denaren des Caesar Divi filius, Grueber, Taf. 59,6.7;
BMCEmp.I, Taf. 15,3.4.

Frühaugusteisch, Anfang der 20er Jahre v. Chr.

293 Mikroklin (?), türkisfarbener, stellenweise graugeäderter Stein in Goldring des 18. Jh.
Hochoval, Bildseite flach, Rand Mitte unten leicht beschädigt.
18 χ 15 mm

Herrscherpaar: Männlicher und weiblicher Kopf, wohl Augustus und Livia, als Doppelpor-
trät im Profil gestaffelt nebeneinander nach links. Der männliche Kopf vorn (ohne Büsten-
ansatz) ist durch die Attribute dem Dionysos angeglichen: sechs Efeublätter sind kranz-
artig — drei nach oben, drei nach unten — an einem schmalen Diademband befestigt, unter
dem leicht gekrümmte Haarbüschel in Stirn und Nacken fallen, das Ohr freilassend; im Feld
hinter dem Nacken eine Weintraube, über dem Scheitel ein fünfzackiger Stern. Vom weib-
lichen Kopf, mit drapiertem Büstenansatz, ist nur der vordere Teil sichtbar: in dem über der
Stirn locker eingedrehten Haar (Nodus?) liegt ein schwer zu bestimmender Kopfputz aus
kleinen Blättern oder Blüten; vor dem Profil ein schräg aufrechtstehendes Szepter mit run-
dem Knauf. Im Feld unten ein Krokodil nach rechts, die Schnauze gegen die Weintraube ge-
öffnet; der links vor der Frauenbüste aufgereckte Schwanz endet in einem dreiteiligen, blü-
tenähnlichen Gebilde, das vielleicht eine Lotosblume darstellen soll.
Wenig individualisierte Gesichter mit weitoffenem, geradeaus blickendem Auge, die Pupille
durch einen kleinen dreieckigen Einschnitt markiert, volle Wange, rundes Kinn mit leichtem
Ansatz zu Doppelkinn, das Haar mit engen Parallelstrichen angegeben, die Schuppen des
Krokodils mit sich kreuzenden Diagonallinien.
Wohl handwerkliche Variante eines in Serien verbreiteten Motivs, hier, wie das Krokodil an-
deutet, auf die Beziehung Octavians zu Ägypten als der ihm direkt unterstellten Provinz
hinweisend. Dieselbe Darstellung findet sich, ebenfalls auf einem grünen Stein, in der Samm-
lung Chandon de Briailles im Cabinet des Médailles (Vollenweider, Catalogue raisonné CdM,
Chap. Auguste, Nr. 22, wo die historischen Zusammenhänge erläutert werden und weitere
Exemplare zitiert sind: Sammlung Roger de Sivry, Vente Drouot, avril 1904, Nrn. 63 und
94; Vente Jules Sambon, Catalogue d'une riche collection de bijoux . . . provenant de
fouilles ..., Florence 1887, Nr. 110, ebenso die entsprechenden Münzen). Vgl. auch den
Glaskameo bei Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1034 (mit Hinweisen).

Ende 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 145.

173
294 Sard, mittelbraun, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite sehr schwach konkav.
17 χ 13 mm

Kopf einer Bacchantin oder Mänade im Profil nach rechts, Büstenansatz leicht nach vorn ge-
wandt. Sie trägt einen Efeukranz im Haar, das sich über der Stirn bauscht, in weichen Wellen
das Gesicht umrahmt und im Nacken zu einem Knoten gefaßt ist, während lockige Strähnen
zu beiden Seiten des Halses auf die Schultern fallen. Das vollwangige Gesicht ist weich mo-
delliert, die untere Stirnpartie etwas gewölbt, die Braue als feine, sanft geschwungene Linie
eingezeichnet, das weitoffene Auge ohne Angabe von Iris und Pupille ; Rundperlvertiefungen
an Nasenspitze und -flügel sowie an der vollen Unterlippe, der Mund locker geschlossen.
Eine zarte Linie begrenzt den flachen Büstenabschnitt und führt in leicht konvexer Rundung
zum kaum merklich gewölbten Nackenstück.
Verwandtschaft mit dem vorangehenden Doppelbildnis Nr. 293 zeigt sich in der konventio-
nellen Wiedergabe der Gesichtspartien (vgl. dazu auch Furtwängler, AG, Taf. 38,22 und die
von Hyllos signierten oder seiner Werkstatt zugeschriebenen Gemmen bei Vollenweider,
Steinschneidekunst, Taf. 81,1.3.4) und besonders im betonten Haarbausch über der Stirn,
der für gewisse weibliche Frisuren der zweiten Häl-fte des 1. Jh. v. Chr. kennzeichnend ist.
Für die Rundperlvertiefungen, welche Nasenspitze und -flügel, wie auch die wulstige Unter-
lippe markieren, vgl. die Porträtköpfe Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 312—313 (= Vol-
lenweider, Porträtgemmen, Taf. 120,3.5, bzw. Taf. 150,3.6), auch AGDS 1-3, Nr. 2228; für
die Zeichnung der glatt anliegenden Haare am Oberkopf mit weichen, kurzen Strichen vgl.
den männlichen Kopf Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 348. Zur konvexen Büstenlinie vgl. die
Variante beim Jünglingsporträt Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 120,1.6.
Zum Motiv vgl. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 232 (Junger Bacchus), auch AGDS 1-3, Nr.
2192 (Mänade), doch trägt unser Bildnis eher individuelle Züge und dürfte wohl als Porträt
zu verstehen sein.

Letztes Drittel 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*295 Indischer Sardonyx, horizontal vierschichtig: hellbraun — weiß — bräunlich — hell-


grau.
Kameo. Rückseite annähernd plan und glatt, mit einem die Mitte durchziehenden etwa 7 mm breiten, roh
gelassenen Längsstreifen.
Größte Maße ca. 35 χ 23 χ 10 mm, Reliefhöhe ca. 6,5 mm

Kopf des Augustus im Lorbeerkranz nach rechts.


Das Porträt ist aus der weißen, leicht konvex verlaufenden Schicht geschnitten, ein Teil der
Haare, sowie der Kranz mit den Bändern, aus der hellbraunen obersten Schicht. Die zwei
untersten Lagen bilden den Grund, über den die Profillinie von Stirn bis Kinn und ein Teil
des Hinterhauptes mit Kranzschleife und Bändern etwas hinausragen.
Zu diesem sehr schönen und vornehmen Bildnis des Augustus hat sich Hansjörg Bloesch
schon gebührer ' geäußert und das Wesentliche gesagt (s. unten). Er vermutet, daß der Stein

174 Kat.-Nr. 295 (s. o.) >


schon in der Antike als Anhänger benützt wurde, nachdem man die ursprüngliche größere
Unterschicht den Umrissen der Figur nach abgeschliffen hatte. In der Tat findet sich unter
dem obersten Blatt des Kranzes ein Loch, das als Öse hätte dienen können. Bloesch hat auch
erkannt, daß von den Münzprägungen am ehesten jene des Tiberius mit dem postumen Por-
trät des Augustus zum Vergleich herangezogen werden können. Unter den glyptischen Augu-
stusbildnissen ist der Kameo in Florenz (Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 69,7)
dem unsern am nächsten verwandt, besonders in der Verdichtung von Nase und Lippen, der
zarten Modellierung der Wange, der naturalistischen Wiedergabe des schön gerundeten Ohrs
mit seinem schmalen Randwulst und dem etwas fleischigen Ohrläppchen. Im ganzen jedoch
stellt unser Porträt, verglichen mit jenem in Florenz, die geschlossenere, feiner ausmodellier-
te Arbeit dar, wie etwa die Behandlung des dichten, eine einheitliche Kalotte bildenden
Haares mit seinen sorgfältig unterteilten Lockenbüscheln zeigt, oder die Art, wie die oberste,
goldbraune Sardonyxschicht samt ihren zarten Übergängen dazu benützt wurde, dem Haar
einen blonden Schimmer zu verleihen und den Kranz malerisch hervorzuheben. Mit großer
Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um ein späteres und fortgeschritteneres Werk dessel-
ben Künstlers, der den Florentiner Kameo schuf. Diesen habe ich dem von Herophilos
signierten Glaskameo in Wien angenähert (vgl. Steinschneidekunst, S. 65, Taf. 69,1 = Zwier-
lein-Diehl, Wien II, Nr. 1035, S. 105, dort als Drusus I bezeichnet). Es ist wohl möglich, daß
alle drei Kameen von derselben Hand geschnitten wurden, gewiß stammen sie aus derselben
Werkstatt. Der unsrige offenbart am klarsten die sich vollziehende Sublimierung des Augu-
stischen und gleichzeitige Distanzierung von unmittelbarer Lebensnähe, die für die Kunst-
auffassung in der Regierungszeit des Tiberius kennzeichnend sind. So stellt der Kameo nicht
nur ein ausgezeichnetes Bildnis des Augustus dar, er zeugt zugleich für den geistigen Stand-
ort des patrizischen Claudiers.

Etwa 25 n.Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ.: H. Bloesch, Antike Kunst in der Schweiz, Erlenbach-Zürich 1943, S. 119 f., Nr. 40, Taf. 68 und
S. 198; H. Möbius, Zweck und Typen der römischen Kaiserkameen, in .Aufstieg und Niedergang der römi-
schen Welt' (ANRW) II 12,3, im Vorabdruck S. 13 und Abb. 2; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 163. Erwähnt
bei Vollenweider, Steinschneidekunst, S. 65, Anm. 3; H. Möbius in der Rezension des Buches von Bloesch
in Gnomon, Band 22, 1950, S. 278; U. Hausmann, Zur Typologie und Ideologie des Augustusporträts, in
ANRW II 12,2 (1981), S. 593, Anm. 315.

Kaiserzeitlich

*296 Sardonyx, horizontal zweischichtig, weiß auf hellbräunlichem Grund, durchscheinend,


in einfacher Krawattennadel des 19. Jh. à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, Rückseite flach.
20 χ 16 χ ca. 4 mm

Kopf des Caligula im Lorbeerkranz nach rechts.


Längliches Gesicht mit den charakteristischen Merkmalen: steile, an den Schläfen etwas ein-

175
gebuchtete Stirn mit zwei kurzen Querfalten in der Mitte, lange Nase mit hangender Spitze,
schmaler Mund, die Unterlippe etwas eingezogen, ausgeprägtes spitzes Kinn. Tiefliegendes
Auge mit reliefierter Iris und gebohrter Pupille, Ober- und Unterlid plastisch ausgearbeitet,
der bis in die Schläfe verlängerte Brauenbogen mit feinen, kurzen Strichlein markiert, gleich
wie der leichte Stoppelbart, der Oberlippe, Wange und Kinn überzieht und vielleicht als
Trauerbart zu verstehen ist. Kräftiger, langer Hals mit leicht betontem Adamsapfel, kurzer,
unterschnittener Büstenansatz mit gewölbtem Schulterstück. Das Haar, dessen starke, sichel-
förmige Locken gemäß iulisch-claudischer Mode im Nacken nach vorn gekämmt sind, läßt
das gut modellierte Ohr frei. Der spitzblättrige Lorbeerkranz ragt über den Stirnlocken auf;
seine Bänder sind am Hinterhaupt zu einer Schleife geknüpft, deren Enden locker gedreht in
den Nacken hangen.
Eines der wenigen glyptischen Porträts des Galigula, die uns erhalten sind; vgl. den Kopf auf
einem Kameo der lonides Collection, Boardman, Nr. 66 (,possibly of Tiberius') und jenen
im Cabinet des Médailles, Babelon, Camées, Nr. 267, Taf. 27. Für Parallelen auf Münzen vgl.
am ehesten den Aureus BMC Emp. I, Taf. 27,24. Auch wenn keine genaue Übereinstimmung
besteht, so läßt sich unser Kameo doch vorzüglich in die Reihe zeitgenössischer Caligula-
Darstellungen einfügen. Sicherer Schnitt, zarte Modellierung von Gesicht und Hals, die feine
Politur des weißen Onyx und des durchscheinenden Chalcedongrundes zeichnen dieses
meisterliche Porträt aus, das wohl in der Regierungszeit des Kaisers, möglicherweise — nach
dem Trauerbart zu schließen — bald nach dem im Juni 38 erfolgten Tod seiner überaus ge-
liebten Schwester Drusilla entstanden ist.

Ende der 30er Jahre n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 166.

*297 Sardonyx, horizontal geschichtet in vier Lagen, abwechselnd bläulichweiß auf braun.
Kameo-Fragment. Ursprünglich wohl annähernd kreisrund, die untere Hälfte links diagonal abgeschnitten.
Grundfläche des Bildes und Rückseite flach, Rand sehr schwach konvex.
38 χ 41,5 χ 10,5 mm, größte Reliefhöhe 5 mm

Männlicher Porträtkopf mit Lorbeerkranz im Profil nach rechts, vermutlich den Kaiser Clau-
dius darstellend.
Das Gesicht ist in flachem Relief in die weiße Mittelschicht geschnitten, der stark reliefierte
Lorbeerkranz in die obere braune Schicht, wobei einzelne Blätter stellenweise von der
darüberliegenden weißen Lage schwach überzogen sind. Den Grund bildet eine gut 5 mm
dicke, hochpolierte braune Sardschicht.
Das großflächige Gesicht ist nur schwach modelliert, das Ohr dagegen gut ausgearbeitet, die
Stirn dicht über der Nasenwurzel gerunzelt, die Braue wulstig angedeutet, darunter die Lid-
falte mit einer gebogenen Linie hart eingezeichnet, Ober- und Unterlid deutlich reliefiert.
Eine tiefe Falte, die von dem flach modellierten Nasenflügel zum Kinn hinabläuft, der stark
heruntergezogene Mundwinkel, der nach oben gedrehte Augapfel mit oval gebohrter Pupille,

176
die hart an das Oberlid grenzt, verleihen der Physiognomie einen abweisend-bitteren Aus-
druck, wie er schon auf früheren Münzbildnissen des Kaisers, die allerdings einer ändern Stil-
richtung angehören, zu erkennen ist (vgl. BMC Emp. I, Taf. 31,2 und Taf. 35,6). Das leicht
gewellte, in gegenläufigen Reihen dem Kopf sich anschmiegende kurze Haar ist mit einwärts
gebogenen Spitzen in die Stirn gekämmt, vor dem Ohr krümmt sich ein Lockenbüschel in die
Wange, die Nackenhaare sind nach vorn gestrichen.
Das Material, der in seinen verschiedenen Nuancen benützte Sardonyx, entspricht ganz dem
Kanon der iulisch-claudischen Kaiserkameen. Der Schnitt der stark reliefierten, sich z.T.
überdeckenden Lorbeerblätter erinnert an den Messalina-Kameo im Cabinet des Médailles
(Babelon, Camées, Nr. 277) und an den Claudius-Kameo ebendort Nr. 270 (= Richter, EGR,
Nr. 518). Die feine Abstufung der Haarbüschel entspricht ebenfalls, wenn auch als Variante,
dem Kanon der iulisch-claudischen Porträts. Trotz diesen Übereinstimmungen ist es wahr-
scheinlich, daß der vielleicht schon während seiner Entstehung beschädigte oder aus ändern
Gründen unvollendet gelassene Kameo später überarbeitet und zurechtgeschliffen wurde. Es
stellt sich insbesondere die Frage, ob nicht in traianischer Zeit die ursprünglich höhere
Schädelkalotte etwas abgetragen und die oberste Haarpartie teilweise neu graviert worden
ist, wobei die einzelnen Büschel, namentlich am Scheitel, durch harte Inzisionen voneinan-
der getrennt wurden, entsprechend dem nüchternen Stil, der sich in der Ikonographie
Traians oft offenbart (vgl. BMC Emp. III, Taf. 28,3.7; Taf. 39,6; R. Calza, Scavi di Ostia V,
Ritratti I, Roma 1964, Taf. 51, Nr. 88).
Die Geschichte dieses Fragments wird im einzelnen kaum erhellt werden können. Es ist aber
zweifellos antik und dürfte in seiner ursprünglichen Form in der Regierungszeit des Claudius
entstanden sein.

Mitte 1. Jh. n. Chr.

Publ.: Cook Collection Nr. 291, Taf. 14; Katalog der Ausstellung .Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr.
444; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 167.

298 Praser (Smaragdplasma), trüb durchsichtig.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, berieben, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10,5 χ 8,2 χ 2 mm

Weiblicher Kopf, wohl der Poppaea, im Profil nach rechts. Eher mageres Gesicht mit schma-
ler, spitzer Nase und spitzem Kinn, die Lippen leicht geöffnet, Gewanddrapierung am Hals.
Dieses vornehmlich durch die über der Stirn aufgestaute Lockenmasse und das in den Nak-
ken wallende Haar charakterisierte Bildnis kann mit einer Reihe anderer Gemmenporträts in
Verbindung gebracht werden, die dieselben Merkmale aufweisen (vgl. Vollenweider, Genève
II, Nrn. 225 f. mit weiteren Beispielen; Nr. 226 zeigt ein ähnliches Profil mit spitzer Nase
wie unsere Gemme). Wie aus den im Genfer Katalog zitierten Vergleichen hervorgeht, dürfte
dieser Bildtypus mit großer Wahrscheinlichkeit Neros zweite Gattin Poppaea Sabina dar-
stellen. Vgl. auch die Karneolgemme Berry, Gems, Nr. 40; die Paste AGDS III, Göttingen,
Nr. 451; den sehr schönen Kameo in reich verzierter Kastenfassung, ehemals Sammlung
Jacob Hirsch, Auktionskatalog Hess/Schab, Luzern 7.12.1957, Nr. 102, Taf. 48.

Um 62-65 n. Chr.

177
299 Chalcedon, bläulichgrau, braun durchscheinend, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach.
13 χ 11 mm

Kopf des Kaisers Otho im Profil nach rechts.


Das volle Gesicht ist weich modelliert, die Nasenspitze etwas hangend, das feste Kinn sinkt
leicht zum Hals ab. Die sechs quer über dem Kopf aneinanderliegenden Lockenwülste der
Perücke (s. Sueton, Otho 12) reichen von der Stirn nur bis in die obere Hälfte des Hinter-
haupts; von dort bis in den Nacken sind die Haare glatt heruntergestrichen. Ziemlich kleines
Auge unter starkem Brauenbogen (ohne gestrichelte Braue), das Ohr wenig sorgfältig ausge-
arbeitet, in der Öffnung der Ohrmuschel ein knöpf artiger Punkt, wohl Fixpunkt für den
Steinschneider. Muskulöser Hals, kurzer, dreifach gewellter Büstenabschnitt mit betontem
Achselstück.
Neben dem Porträt des Otho auf einem Karneol in Wien (Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 519)
ist dies wohl das einzige uns erhaltene Gemmenbildnis dieses Kaisers, dessen Regierung nur
wenige Monate währte. Physiognomie und Schnitt sind auf beiden Gemmen gleich, nur be-
decken auf dem Wiener Exemplar die Lockenwülste das ganze Haupt. Beide Frisuren sind
auf Münzen belegt; für die Variante auf unserem Exemplar vgl. u.a. BMC Emp. I, Taf. 60,2;
C.H.V. Sutherland, Roman Coins (Fribourg 1974), Nr. 314; E.A. Stückelberg, Die Bildnisse
der römischen Kaiser und ihrer Angehörigen (Zürich 1916), Taf. 28. Allerdings zeigen diese
Münzporträts die Frisur zwar mit geraden Nackenhaaren, aber mit nur vier bis fünf Locken-
wülsten.
Es ist anzunehmen, daß beide Gemmenporträts — wenn nicht während der Statthalterschaft
des Otho in Lusitanien — in den Monaten seiner kurzen Regierungszeit von Mitte Januar bis
Mitte April 69 entstanden sind.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

300 Nicolo in modernem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, konischer Zuschnitt mit zur Rückseite stark auswärts geschrägtem Rand. Kleine
Beschädigung hart über dem Lorbeerkranz.
12,5 χ 10 mm

Kopf des Domitian im Lorbeerkranz nach rechts.


Das leicht gewellte, am Wirbel kreisförmig angeordnete Haar hängt in kurzen, weichen Lok-
ken über Stirn und Schläfe und ist im Nacken nach vorn gestrichen. Kleines Auge unter
niedrigem Brauenbogen; Rundperl an Nasenspitze, Nasenflügel und Oberlippe, das Kinn mit
einer großen, kugeligen Vertiefung besonders betont. Die Bänder des Lorbeerkranzes sind
über dem Nacken zu einer Schleife geknüpft, deren eines Ende dem Hals entlang nach vorn
liegt. Der massig muskulöse Hals ist in drei Bögen abgerundet. Ein Punkt vor der Ohr-
muschel ist wohl, wie beim Porträt Nr. 299, als Fixpunkt für den Steinschneider zu ver-
stehen.
Eine der konventionellen Nicologemmen der Kaiserzeit, die mehr danach gearbeitet sind, die
verschiedenen Steinlagen wirken zu lassen, als daß sie ein tieferes ikonographisches Ver-

178
ständnis offenbarten; vgl. ähnliche Arbeiten im Cabinet des Médailles mit Porträts von Nero
(Richter, EGR, Nr. 526), Vespasian, Antinous (die beiden letzteren noch nicht publiziert).
Immerhin sind hier gewisse charakteristische Merkmale erfaßt, wie der etwas verkniffene
Mund, das betont rund-kompakte Kinn, der massige Hals. Die Zeichnung der Haare ist ähn-
lich wie auf dem ebenfalls in Nicolo geschnittenen Bildnis der Iulia Titi in Aquileia (noch
unpubliziert), das ungefähr zur selben Zeit entstanden sein dürfte wie unsere Gemme.
Für weitere Domitianbildnisse auf geschnittenen Steinen und Pasten vgl. Vollenweider,
Genève II, Nrn. 227 und besonders 230 mit Hinweisen; auch Zwierlein-Diehl, Wien II,
Nr. 823.

80-90 n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ..· Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 148.

*301 Sardonyx, horizontal geschichtet: eine fleischfarbene, mit schrägen blaugrauen Strei-
fen durchsetzte Lage auf dunkler, blaugrauer Schicht, in antikem Goldring.
(Farbabb. s. S. 182)
Kameo. Hochoval, Rand stellenweise stark bestoßen, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
29 χ 22,5 mm, Reliefhöhe ca. 5 mm
Ring: a.D. senkrecht (mit Stein) 26,5mm
waagrecht 29,5 mm
i.D. senkrecht 15,5 mm
waagrecht 2 3 mm
Breite des Reifs 4,2 mm
Höhe des Ringkastens ca. 4 mm (unregelmäßig)

Porträtbüste einer Angehörigen des flavischen Kaiserhauses im Profil nach rechts.


Das Bild ist aus der hellen Schicht geschnitten, so daß sich das Gesicht klar vom dunklen
Grund abhebt. Ein blaugrauer Streifen läuft vom Scheitel schräg abwärts über die Stirn zur
Nasenwurzel, ein zweiter in gleicher Richtung über Nacken und Hals. Ein am Anfang sehr
feiner, gegen unten deutlicher Riß zieht sich vom Haaransatz vor dem Ohr über Wange und
Hals zum Rand rechts unten, ihn kreuzt zuunterst ein schräg über den Büstenansatz laufen-
der zweiter Riß. Der hintere Ohrrand bestoßen, Haar- und Wangenpartie berieben.
Unter der im unteren Teil gewölbten, etwas fliehenden Stirn ragt die in der oberen Hälfte
leicht höckrig gebogene, an der Spitze fleischige Nase mit deutlicher Einbuchtung an der
Nasenwurzel kräftig vor. Das geradeaus blickende Auge (ohne Binnenzeichnung) liegt zwi-
schen sehr zart reliefierten Lidern, deren oberes, von der schweren Lidfalte gegen den
äußern Augenwinkel hin fast verdeckt, das untere überschneidet. Das freiliegende Ohr ist
sorgfältig modelliert, die breite Wange bildet eine glatte Fläche, der Mund ist geschlossen mit
einem kaum angedeuteten Lächeln in den Mundwinkeln, die Oberlippe ragt etwas vor.
Mund- und Kinnpartie trennt eine tiefe Mulde, aus der das runde Kinn energisch vorspringt,
ehe es mit Ansatz zu einem Doppelkinn weich abfallend in den Hals übergeht. Das Haar ist
über der Stirn toupetähnlich in drei bis vier Reihen von geringelten Löckchen frisiert, da-

179
hinter laufen dicht aneinanderliegende, schmale Flechten über den Kopf bis zum Nacken;
die unterste Partie ist vom Ohr nach hinten eingerollt. Im Nacken ist die gesamte Haarmasse
zu einem kleinen lockeren Knoten geschlungen, aus dem sie als dicker, aus kleineren Strän-
gen seilartig gedrehter (nicht geflochtener!), von einer einzelnen Haarsträhne schräg umwun-
dener Knebelzopf niederhängt. Gewanddrapierung am Büstenansatz. Die vom Nacken nach
vorn abwärts verlaufende blaugraue Steinader wirkt wie ein den Hals leicht verhüllender
Schleier.
Dies ist eines der bedeutendsten glyptischen Porträts flavischer Zeit, wohl in der kaiserlichen
Werkstatt von einem griechischen Meister geschnitten. Seine hohe Qualität rechtfertigt den
Vergleich mit dem von Euodos signierten Bildnis der Iulia Titi auf einem Aquamarin des
Cabinet des Médailles (Furtwängler, AG, Taf. 48,8 = Wegner, Die Flavier, Taf. 47,a.b). Fällt
dort die meisterliche Ausarbeitung von Einzelheiten auf, besonders in der äußerst minutiö-
sen Zeichnung der komplizierten Haartracht und des reich gefältelten Mantels, so beein-
druckt hier die bewußte Schlichtheit der Darstellung, die eine Rückwendung zur griechi-
schen Kunst anzeigt und den Vergleich namentlich mit Werken des hohen Hellenismus er-
laubt. In der Modellierung des vom weich gerundeten Hals zur Wange sich wölbenden Inkar-
nats, im ausgeglichenen, von heftigen Akzenten freien Gesichtsausdruck erinnert unser Por-
trät an Bildnisse von Ptolemäerinnen der zweiten und dritten Generation.
Mag aber der Künstler, der den Kameo schuf, sich auch von solchen Vorbildern inspiriert
haben, so war er doch Realist genug, um in den Zügen der Flavierin, die einer ganz ändern
Welt entstammte als jene Fürstinnen, diese andere, verbürgerlichte und von Materialismus
geprägte Welt durchscheinen zu lassen.
Die gleiche klassisch-hellenistische Tendenz, die in dem Kameo zur Geltung kommt, zeigt
sich in gewissen Porträts Domitians und hebt sie ab von den aus kleinteiliger Auffassung ent-
standenen Bildnissen seiner Vorgänger Vespasian und Titus. Ähnlich sind sein Profil und das-
jenige des Kameobildes interpretiert, vgl. besonders die Münzporträts BMC Emp. II, Taf.
65,13 und Taf. 76,10 (hochfahrender im Ausdruck, schärferer Stirn-Nasen-Winkel). Die
physiognomische Annäherung kündigt sich bereits an in dem um das Jahr 81 entstandenen
Porträtkopf des Domitian im Museo del Palazzo dei Conservatori (Wegner, op. cit., Taf. 26,
a und b, S. 34 f. und 105 f.).
In jenem Jahr 81 hat Domitian den Kaiserthron bestiegen. Schon sein Bruder Titus hatte in
den vorangegangenen zwei Jahren seiner kurzen Regierungszeit Münzbildnisse seiner Tochter
Iulia und der Schwester Domitilla prägen lassen (vgl. BMC Emp. II, S. Ixxi, Taf. 53,5—8,
Iulia; Taf. 47,11—13, Domitilla), und Domitian führte diese Prägungen weiter (ibid. Taf.
61,11; Wegner, op.cit., S. 61, Taf. 50, i und k), neben noch umfangreicheren Emissionen,
die er seiner Gattin Domitia widmete. Ein Vergleich unseres Kameos mit den plastischen
und Münzporträts der Iulia Titi ergibt keine Übereinstimmung. Auch eine Annäherung an
die Bildnisse der Domitia vermag bei näherer Betrachtung kaum zu überzeugen. Ihre großen
Porträtskulpturen lassen durchwegs die längliche Form des Kopfes und ein entsprechend
harmonisches Gesichtsoval erkennen, auch ist der Winkel beim Nasenansatz meist stärker
betont als auf unserem Bild. Bei den Münzen — namentlich bei Prägungen hoher Qualität,
die ein besonderes physiognomisch-psychologisches Verständnis des Stempelschneiders ver-
raten — fällt im allgemeinen der etwas zurückgeneigte, vorn oft leicht geschwellte Hals auf,
ebenso die kräftiger gebogene Nase mit hangender Spitze (vgl. Wegner, op. cit., Taf. 58, i und
Taf. 59,cundd).
Der Sardonyx dagegen zeigt einen eher runden, in Stirnhöhe seitlich ausgeweiteten, auf
festem, geradem Hals ruhenden Kopf von der den Flaviern eigenen Grundstruktur, die sich
von Vespasian auf die beiden Söhne und die einzige Tochter vererbt hat. Schon diese Ähn-

180
lichkeit stützt die Annahme, daß auf dem Kameo die Schwester Domitians, Flavia Domitilla,
dargestellt sei.
Für Domitilla vgl. im übrigen den im rechten Profil sehr ähnlichen Kopf der Ny Carlsberg
Glyptothek in Kopenhagen (V. Poulsen, Les Portraits romains II, Nr. 9, Taf. 16 und 17
= Wegner, op.cit., Taf. 51, c und d, Taf. 52, a und b; H. Jucker, Auf den Schwingen des
Göttervogels, Jahrbuch des Bern. Hist. Museums 1959/60, Taf. 4); ferner die Münzbildnisse
bei Jucker, op. cit., Taf. 3,1—5; ebendort Taf. 5 einen Kopf in New York (= Richter, Roman
Portraits, New York 1948, Nr. 54), der, wie unser Kameo, die Frisur mit durchgehendem
Lockenbausch ohne Mittelscheitel und mit den schmalen, über den Hinterkopf gelegten
Zöpfchen zeigt, während bei den vorangehenden Beispielen das Haar in der Mitte gescheitelt
und am Hinterhaupt, soweit erkennbar, gewellt und nicht geflochten ist. Der New Yorker
Kopf könnte nach Jucker „trotz der fortschrittlicheren Frisur mit dem nun in einem ge-
schlossenen Bogen durchgeführten Lockenbausch" Domitilla darstellen, was Hausmann aber
wohl mit Recht bezweifelt (Wegner, op.cit., S. 62). Vgl. auch ein im Ausdruck stumpferes
Bildnis der Domitilla (?) in Bergama, offenbar eine Provinzarbeit (Inan/Rosenbaum, Roman
and Early Byzantine Portrait Sculpture in Asia Minor, London 1966, Nr. 117, Taf. 69,3 und
Taf. 70,2—3). Für Domitilla spricht sich Hausmann aus (Brief vom 22.4.1977), nachdem er
den Kameo in Augenschein genommen hatte. Er hält ihn für ein postumes Porträt der im
Alter von höchstens zwanzig Jahren Verstorbenen, dessen matronale Gesichtszüge er damit
erklärt, „daß es einer gewissen Idealisierung, aber außerdem auch einer betonten Anglei-
chung an das Bildnis des eben zur Herrschaft gekommenen Bruders Domitian unterworfen"
sei (Tod Domitillas im Jahr 69, Regierungsantritt Domitians zwölf Jahre später).
Wie sehr Domitian seiner Schwester auch nach deren Tod verbunden blieb, so daß er sie in
den engsten Kreis der kaiserlichen Familie einbezog, geht auch aus einem Gedicht des Sta-
tius hervor, in dem Vater, Bruder und Schwester, die vergöttlichten Dahingeschiedenen
(Divi), als die dem Kaiser Nächsten erscheinen (Silvae I, V. 96—98).
Eine ähnliche Bedeutung dürfte unserem Kameobildnis zukommen: es ist wohl aufzufassen
als eine Vergegenwärtigung zur stets lebendigen Erinnerung nicht nur für den Kaiser selbst,
sondern auch für die 69 geborene Tochter der Verstorbenen, Flavia Domitilla III, verheiratet
mit Flavius Clemens, Mutter von sieben Kindern, im Jahr 95 ihres christlichen Glaubens
wegen in die Verbannung geschickt (s. H. Bengtson, Die Flavier, München 1979, S. 236).
Domitian adoptierte ihre zwei Söhne, die er von Quintilian erziehen ließ.
So könnte das ansprechende Bildnis, wie schon Hausmann annimmt, als postumes Porträt
aufzufassen sein, dazu bestimmt, das Gedächtnis an eine in jungen Jahren verstorbene Mut-
ter und Großmutter wachzuhalten. Für die Zuschreibung an die Tochter Vespasians spricht
auch das sehr ähnliche, doch einfacher gearbeitete Gemmenbild auf einem noch unpublizier-
ten Nicolo des Nationalmuseums Kopenhagen (Inv. Nr. K 2,162), s. Abb. 301 A. Dieser Nicolo
stellt ein Bindeglied dar zwischen unserem Kameo und zwei Aurei mit dem Porträt der
Domitilla, der eine in Berlin (Wegner, op.cit., Taf. 51 a), der andere im Thermenmuseum
(vgl. M. Borda, Le famiglie imperiali da Galba a Commodo, Mostra della Romanita, Roma
1943, S. 37).
Daß der Kameo die Frisur mit den über den Hinterkopf gelegten Zöpfchen zeigt, die sich im
Münzbild der Domitilla nicht findet, wohl aber für Domitia bezeugt ist (vgl. Wegner, op. cit.,
Taf. 56 b, Kopf im Museo Capitolino, Imp. 25), dürfte der Absicht entsprechen, das Bild der
Verstorbenen durch Anpassung an die spätere Haartracht zu .modernisieren' und damit den
Lebenden näherzurücken.
Ringform: Der Ring besteht aus zwei Hauptteilen —
1. einem aus Goldblech gefertigten, ovalen Kasten mit glatter, doch nicht ganz ebenmäßig

181
ausgeschmiedeter Rückseite und einem den Stein senkrecht umschließenden längsgerillten
Rand; die oberste der vier Rillen ist stellenweise beschädigt und abgenützt. Kleine Risse am
Rand der Rückseite Mitte links und unten.
2. einem bandförmigen, flachen Reif mit halbrunder Öffnung, der seitlich gegen den Ring-
kasten gelötet ist und mit diesem einen annähernd rechten Winkel bildet. Der Reif ist innen
glatt, außen mit einem Flechtband zwischen zwei stark beriebenen Perldrähten verziert; das
Flechtband besteht aus zwei zopfartig verflochtenen Strängen von je drei Drähten, die bei-
den äußeren glatt, der mittlere gedreht. Zuoberst, an den beiden Verbindungsstellen von
Reif und Kasten, sitzt je ein unregelmäßig polygonal geschliffener Smaragd in einer drei-
eckigen, auf die Spitze gestellten Kapsel, deren Basis ein Perldraht umrandet; darunter bil-
den drei Kügelchen ein ebenfalls auf die Spitze gestelltes Dreieck. Zu beiden Seiten der Kap-
sel ist dem Ringkasten je eine große über einer kleinen Kugel aufgelötet, wodurch die Schul-
terpartie dekorativ betont und verbreitert erscheint.
Diese Ringform ist verwandt mit einem vornehmlich aus der Spätzeit bekannten Typus, den
Henkel in seinem Werk über die römischen Fingerringe der Rheinlande beschreibt und des-
sen Entwicklung er einleuchtend begründet. Kennzeichnend sind vor allem die deutliche
Trennung von Kasten und Reif und die Verwendung der ursprünglich als Verstärkung der
Lötstelle angebrachten Kügelchen, die schließlich nur noch als Ornament dienen. Vgl. Hen-
kel, S. 272-274 mit Hinweisen; BMCR, Nrn. 508-516; ibid. Nr. 872 mit ebenfalls band-
förmigem und steil ansteigendem Reif; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1285.1474, Taf. 166.
Der Typus kommt aber auch schon in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor, wie
zwei Ringe aus dem datierten Fund von Backworth beweisen, vgl. Henig, Corpus, Band I,
S. 47 und Band II, Nr. 675, Taf. 42 und Nr. 722, Taf. 44 (= BMCR, Nrn. 460 f.). Die Fas-
sung unseres Kameos könnte also auch nicht erst im 3./4. Jh. entstanden sein, sondern unge-
fähr zur gleichen Zeit wie das Porträt selber oder wenig später; zumindest der Ringkasten ist
wohl zeitgenössisch. Daß der Ring, verglichen mit den zitierten Beispielen, ungewöhnlich
reich gearbeitet ist, erklärt sich wohl aus der Absicht, einem so noblen Bildnis einen ebenso
noblen Rahmen zu geben.

Kameo: 80-90 n. Chr.


Fassung: Ende 1. -Mitte 2. Jh. oder 3.-4. Jh.n.Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 418; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 339; Katalog der Ausstellung .Kunst der
Antike', Solothurn 1967, Nr. 411; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 168.

302 Karneol, rot, durchsichtig.


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12 χ 9,3 χ 3 mm

Drapierte Büste der Plotina im Profil nach links.


Eines der seltenen Gemmenporträts der Plotina, aus denen das noch unpublizierte der Ermi-
tage hervorragt. Auf die Gemahlin Traians deutet nicht nur die Ähnlichkeit der feinen Ge-
sichtszüge mit dem zurückhaltend würdevollen Ausdruck, sondern auch die charakteristische
Frisur, die aus Münzbildnissen und verschiedenen Skulpturen bekannt ist: über einem die
Stirn umrahmenden, hier mit kleinen Querlinien, die vielleicht Edelsteine bedeuten, verzier-

182 Kat.-Nr. 301 (s. S. 179)>


ten Diademband sind die Haare zu einem Wulst hochgekämmt, der hinten von einer Stepha-
ne gehalten wird; am Hinterkopf reihen sich einzelne zierliche Flechten dicht aneinander
und enden im Nacken in einer herabfallenden Zopfschlaufe. Vgl. Wegner, Hadrian, S. 74;
BMC Emp. III, Taf. 18,13; ibid. Taf. 47,10. Im Vergleich mit den Münzen, auf denen die
Kaiserin als alternde Frau erscheint, zeigt unser Porträt noch volle, weiche Züge. Es dürfte
schon zu Beginn der Regierungszeit Traians entstanden sein, während die Münzbildnisse erst
vom Jahr 112 an geprägt wurden.

Etwa 100-110 n. Chr.

Angeblich in Neapel gefunden.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 70.

303 Amethyst, in einfachem Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite leicht und Rückseite stark konvex. Flache Absplitterung am Brustansatz des Porträts.
13 χ 10,5 mm

Drapierte Panzerbüste des Hadrian in Dreiviertelrückansicht, der Kopf mit Lorbeerkranz im


Profil nach rechts.
Kurzes, leicht gewelltes Haar, das am Oberhaupt in kreisförmigen Reihen anliegt und unter
dem Kranz als strähnige Lockenfranse mit leicht aufgebogenen Enden in die Stirn hängt,
während es im Nacken glatt herabgekämmt ist. Eher hageres Gesicht mit Bogennase, gerade-
aus gerichtetem Auge (Pupille nicht angegeben) unter kräftiger, wenig gewölbter Braue, gut
modelliertem Ohr, über die Mundwinkel herabhangendem Schnurrbart; ein zart gravierter
Kräuselbart überzieht Wange und Kinn. Die Bänder des Lorbeerkranzes, von dem drei Paar
Blätter mit Beeren zu sehen sind, sind am Hinterhaupt zu einer Schleife gebunden, deren
Enden in den Nacken fallen.
Das Bildnis gewinnt an Bedeutung durch das Auftauchen einer sehr seltenen Münze, eines
Cistophors aus Kleinasien mit dem Porträt des Hadrian, das ähnliche Merkmale aufweist:
die im Vergleich mit ändern Hadrianporträts auf Münzen länglichere Kopfform, die ziemlich
breiten Lorbeerblätter (auf der Münze vier Paar), die Anordnung der Haare, der leichte Bart
(Vente Hôtel Meurice, 15-16 juin 1976, G. Loudmer-H. Poulin, Nr. 169); vgl. auch BMC
Emp. III, Taf. 48,7.8.9.17.18. Etwas abgeartet vom Exemplar BMC Emp. III, Taf. 71,15 aus
den Jahren 134—138 (Haare über der Stirn dort weicher lockig, im Nacken nach vorn ge-
kämmt); vgl. auch Bernhart, Handbuch, Taf. 8,10, ein frontales Bildnis des Kaisers mit
ebenso feinen Zügen. Zum Gesichtsausdruck vgl. vor allem den überlebensgroßen Kopf in
Ostia, von Calza wohl richtig in die Jahre 119—120 datiert (R. Calza, Scavi di Ostia V,
Ritratti I, Rom 1964, Nr. 117; Wegner, Hadrian, S. 29, 103 f., Taf. 30a und b). Es ist
möglich, daß unsere Gemme ebenfalls während der ersten Regierungsjahre Hadrians ent-
standen ist, vielleicht in der Zeit seiner Reise nach Kleinasien und Griechenland 123—125,
und deshalb einen ändern Bildtypus darstellt als die späteren Bildnisse, für die, neben den

183
Münzen aus den dreißiger Jahren, auch ein Karneol in London, BMCG, Nr. 1998, als Beispiel
eines Porträts hoher Qualität dienen mag.

Um 125 n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 151.

304 Nicolo, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig flach, konischer Zuschnitt mit hohem, zur Rückseite auswärts geschrägtem Rand.
11,5 x9,5 mm

Brustbild eines Dichters nach links, Kopf im Profil, Büste in Dreiviertelvorderansicht. Das
vom Scheitel glatt herabgekämmte, mit feinen, schrägen Parallelstrichen angegebene Haar
wird von einer Tänie zusammengehalten, unter der es sich über Stirn und Schläfen lockt und
in den Nacken niederwallt. Der kurze Bart ist mit einer Reihe leicht gelockter, breiter Bü-
schel angegeben. Lange, gerade Nase mit kräftigen Nüstern und etwas hangender Spitze,
betonter Backenknochen, geradeaus blickendes Auge unter schwerem Oberlid. Über die
nackten Schultern ist ein Mantel gelegt.
Wohl eine späte, leicht variierte Wiederholung des Dichterbildnisses, das sich auf einem
blauen Fayencekameo des Musée d'art et d'histoire in Genf findet (Vollenweider, Genève
II, Nr. 28) und dessen Verwandtschaft mit dem Homer auf dem berühmten Relief des
Archelaos von Priene im British Museum nicht zu leugnen ist (vgl. Schefold, Die Bildnisse
der antiken Dichter, Redner und Denker, Basel 1943, S. 148f. und 213; BMC Sculpture III,
Nr. 2191, S. 244 f.; Richter, Portraits of the Greeks I, S. 54, Fig. 120).
Unsere Gemme ist wesentlich später, vermutlich in die antoninische Zeit, zu datieren.

2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*305 Goldring mit Aureus des Lucius Verus.


Ringplatte unregelmäßig kreisrund, Durchmesser ca. 19,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 20 mm
waagrecht 23,5 mm Maße wegen Verbiegung
i.D. senkrecht 16 mm des Reifes approximativ
waagrecht 21 mm
Gewicht: 13g

Die Münze zeigt den Kopf des Kaisers nach rechts, Umschrift IMP CAES L AVREL VERVS
AVG (Imperator Caesar Lucius Aurelius Verus Augustus). Haarpartie stark berieben.
Vgl. BMC Emp. IV, S. 389f., besonders S. 391, Nr. 32, Taf. 54,3 (Jahr 161).

184
Ringform: Der flach gehämmerte, dünne Reif bildet mit dem Boden der Platte ein Stück. Er
verbreitert sich zu den leicht ausladenden, kapitellartigen Schultern hin, deren Voluten zu-
oberst mit einer gegenläufig eingeritzten Linie verziert sind. Der auf die Platte aufgesetzte
Aureus wird von einer unregelmäßig über seinen Rand gestülpten Fassung gehalten, welche
die obern Enden der Lettern V und R (in Aurelius) der Umschrift leicht verdeckt. Für den
Reif mit den volutenförmigen Schultern vgl. BMCR, Nr. 271.
Münzen mit Kaiserbildnissen wurden nicht nur amulettartig als Medaillon, sondern häufig als
Ringe gefaßt getragen; vgl. die Goldringe BMCR, Nrn. 261—267.
Da Münzen des Lucius Verus mit ebendieser Legende in die Jahre 161/2 datiert werden kön-
nen, darf man für unsern Ring dieses Datum als früheste Entstehungszeit annehmen.

306 Karneol, unrein, in der Durchsicht trüb und mit winzigen dunklen Pünktchen durch-
setzt.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11 x9,5 x 2 , l mm

Büste Alexanders des Großen nach rechts, mit Ammonshorn, von dem sechs Strahlen aus-
gehen, und Stirnbinde. Gewanddrapierung am Hals. Am Rand bis zur Nasenwurzel eine ker-
benartige Beschädigung im Stein.
Derber, rascher Schnitt, grobe Rundperlvertiefungen an Nasenflügel und Mund. Die charak-
teristische Haartolle über der Stirn ist deutlich markiert.
Daß es sich hier um eine Darstellung Alexanders des Großen handelt, dürfte schon aus der
Verbindung von Ammonshorn und Strahlenkranz geschlossen werden, die beide als Attri-
bute Alexanders bezeugt sind: das Ammonshorn durch die Münzen des Lysimachos (vgl.
Seltman, Greek Coins, Taf. 49,9), die Strahlenkrone des Helios durch verschiedene Gem-
men, z.B. den Karneol BMCG, Nr. 1167 (= Furtwängler, AG, Taf. 33,30); den Amethyst
Furtwängler, AG, Taf. 32,13, der wohl ins 2. Jh. v. Chr. gehört; sowie zwei unpublizierte
Steine der Ermitage, die kaum später als ins 3. Jh. v. Chr. zu datieren sind.
Den gleichen Typus wie hier erkennt man auf einem Karneol in Genf (Vollenweider, Genève
II, Nr. 72, Taf. 29), der aus Ägypten stammen soll. Bei letzterem wie bei unserem Exemplar
handelt es sich wohl um kaiserzeitliche Wiederholungen eines früheren Alexanderbildnisses;
vgl. auch AGDS 1-3, Nr. 2307 (Karneol, 1. Jh. n. Chr.); AGDS III, Göttingen, Nr. 170 (gelbe
Paste, 2. Jh. n. Chr.).
Wie sehr das Alexanderbildnis noch in der Spätantike beliebt war, geht aus der Aussage von
Johannes Chrysostomos hervor, welcher gegen jene predigt, die Kupfermünzen mit dem Por-
trät des Makedoniers am Kopf und an den Beinen trügen (vgl. dazu Alföldi, Die Kontornia-
ten, Budapest 1943, S. 39; s. auch Kurt Gebauer, Ath. Mitt. 63/4, 1938/39, S. 81-84,
Taf. 4).

1.-2. Jh.n.Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

185
307 Sardonyx, trüb gelblichbraun auf dünner weißlicher Schicht, in zierlichem emaillier-
tem Goldring wohl des 18. Jh.
Hochoval, Bildseite flach, etwas bestoßen, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
8 x 6 mm

Kopf eines bärtigen Mannes im Profil nach rechts.


Längliches, hageres Gesicht mit kräftiger, leicht gebogener Nase und vorstehendem Backen-
knochen. Haupthaar und kurzer Bart dicht gelockt, mit ovalen Rundperlvertiefungen ohne
Binnenritzung angegeben. Ziemlich flacher Halsabschnitt mit sehr kurzem Büstenansatz.
Die strenge Haltung, der ernste Gesichtsausdruck, Haar- und Barttracht lassen vermuten, daß
es sich um das Porträt eines Zeitgenossen, vielleicht sogar Mitarbeiters des Marcus Aurelius
handelt. Zur Haar- und Barttracht vgl. BMC Emp. IV, Taf. 57,16-17 und Taf. 60,11; für die
knollenartigen, dichten, nicht unterteilten Locken vgl. das Porträt des L. Verus, ibid. Taf.
60,2; für verwandte bärtige Kopftypen den Vitrasius Pollio derMarcus-Säule (H. von Heintze,
Festschrift Marcel Renard III, S. 668, Taf. 248 vor S. 674). Da unser Bildnis eine nur hand-
werkliche Arbeit ist, kann es ohne das Vorliegen von Serien kaum identifiziert werden; es
handelt sich wohl um ein Privatporträt jener Zeit.

2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

308 Heliotrop (Blutjaspis), schwach durchscheinend, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig flach.
22 χ 18 mm

Kopf des Commodus als Hercules im Löwenfell, im Profil nach rechts.


Die Gemme zeigt zweifellos ein Porträt des Commodus, obwohl der Steinschneider nicht in
allen Einzelheiten dem gewöhnlich für diesen Kaiser geltenden Typus gefolgt ist (zur glypti-
schen Ikonographie des Commodus vgl. meine Bemerkungen im Catalogue raisonné CdM,
Kapitel Les Antonins). Doch handelt es sich um ein Bildnis, das sich nicht nur auf ändern
Gemmen findet (vgl. Furtwängler, AG, Taf. 48,20, ein Praser; AGDS 1-3, Nr. 2812, ein Kar-
neol von schwächlicher Arbeit), sondern als Typus ziemlich genau den späten Bronzeprägun-
gen entspricht, die Commodus als Hercules im Löwenfell darstellen (vgl. BMC Emp. IV, Taf.
111,2.6; A.S. Robertson, Roman Impérial Coins, Hunter Coin Cabinet II, Taf. 122, 183 f.,
S. 447; auch Gnecchi, Medaglioni romani, S. 54, besonders Nr. 24, Taf. 79,8; ibid. Nr. 29,
Taf. 80,2 und Nr. 30, Taf. 80,3). Der Schnitt des Gemmenporträts ist jedoch viel intensiver,
geschlossener, nuancierter. Es wurde von einem Meister geschaffen, der das Volumen des
Hauptes tief in das Oval des Steins einzubetten wußte und mit subtiler und zugleich kräfti-
ger Hand das Gekräusel des dichten Bartes und die lockigen Zotten des Löwenfells mit ihrer
feinen Binnenritzung plastisch zu modellieren verstand. Es ist ihm aber auch gelungen, die
leere Schönheit dieses Gesichts festzuhalten, das mit seinen regelmäßigen Zügen, dem pup-
penhaft kleinen Mund, dem lasziv verschatteten Blick, der aus der vom Oberlid halb ver-
deckten Pupille bricht, so kühl und seelenlos wirkt. Die unter der Löwenfellkappe Stirn und
Schläfe umrahmenden kurzen Locken sind sichelförmig geschnitten, ähnlich wie auf zwei
Porträtgemmen aus rotem Jaspis etwa derselben Zeit: die eine, etwas frühere (in Privat-
besitz), zeigt den Prinzen seinem Vater Marcus Aurelius gegenüber, die andere (Ermitage,

186
Leningrad, Nr. )K 4931), wahrscheinlich ein Privatporträt, dürfte aus der Regierungszeit des
Commodus stammen; beide sind von geringerer Qualität als unsere Gemme. Von welcher
Hand diese geschnitten worden ist, läßt sich kaum ermitteln, doch darf sie mit Gewißheit in
die letzten Lebensjahre des Kaisers datiert werden, nicht nur, weil sich der Bildtypus auf den
oben erwähnten Münzen findet, sondern wegen des engen stilistischen Zusammenhangs mit
den um 190 geschaffenen Büsten der Spätzeit, besonders mit jener im Konservatorenpalast
zu Rom (Stuart Jones, The Sculptures of the Palazzo dei Conservatori, Oxford 1926,
S. 139 f., Nr. 20, Taf. 48; Wegner, Die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit, S. 265 f.,
Taf. 53-54 a; Hekler, Bildniskunst, Taf. 270 a; H. von Heintze in Heibig, Führer II, Nr.
1486), die den Höhepunkt des späten antiken Barocks der Kaiserzeit darstellt. Wenn auch
unserem Porträt nicht dasselbe überspitzte, falsche Pathos eigen ist wie jener, so offenbart es
doch etwas von dem schamlos zynischen Wesen des entarteten Sohnes Marc Aureis.

Um 190 n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 157.

309 Amethyst.
Hochoval, beidseitig konvex, Bildseite berieben, am Rand leicht bestoßen.
16 χ 13,2 χ 3,7 mm

Porträtbüste des Septimius Severus im Profil nach rechts, im Haar ein Lorbeerkranz, dessen
dünne, zu einer Schleife geknüpfte Bänder in den Nacken niederhangen. Tiefliegendes, ge-
radeaus blickendes Auge, gut modelliertes Ohr, kräftige, vorstechende Nase, über die Mund-
winkel herabgezogener Schnurrbart und sorgfältig frisierter Bart, dessen lange, gedrehte
Locken nach vorn gestrichen sind. Das kurzlockige Haar ist mit schneckenförmigen Kerben
angegeben. Dreifach konvexer Büstenabschnitt.
Das Profil des Kaisers ist hier demjenigen des Lucius Verus angeglichen, jedoch etwas ins
Kleinliche verzerrt, so wie die gleichzeitige Skizze auf einem Karneol des Cabinet des Mé-
dailles (vgl. Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Kapitel Severer). Zu Haar- und Bart-
tracht, sowie zum Halsabschnitt vgl. vor allem Münzen von Emesa aus dem Jahr 194, BMC
Emp. V, Taf. 16,9.13 ; für die spitze Nase ibid. Nr. 2.
Zur Ikonographie des Septimius Severus im allgemeinen s. A.M. McCann, The Portraits of
Septimius Severus, MAAR 30, 1968 (besonders Taf. 5,3 und Taf. 8,3); J. Balty, Les premiers
portraits de Septime Sévère, Latomus 23, 1964, S. 56 ff.; D. Soechting, Die Porträts des Sep-
timius Severus, Bonn 1972 (mit weiterer Literatur betr. die verschiedenen Grundtypen des
Severus-B ildnisses).
Die Bildnisse dieses Kaisers verändern sich nach seinem Regierungsantritt bald sehr stark.
Das unsrige dürfte noch in die Jahre 193—194 gehören und im Osten entstanden sein, wo die
Erinnerung an Lucius Verus besonders lebendig geblieben war.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 69 (dort als Lucius Verus bezeichnet).

187
310 Dunkelroter Jaspis, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12 χ 14,5 χ 3 mm

Zwei Büsten, Frau (links) und Jüngling, im Profil einander gegenüber. Die Frau trägt über der
zu einem spitzen Ausschnitt gerafften, mit schräg aufeinandertreffenden Parallelstrichen an-
gegebenen Tunica einen hoch in den Nacken reichenden Mantel mit umgelegtem Saum. Das
vom Scheitel glatt herabgekämmte Haar ist an den Schläfen eingerollt und im Nacken zu
einem doppelten Knoten aufgesteckt. Schlanker Hals, schweres Untergesicht. — Der Jüngling
ist unbekleidet, das volle Gesicht ist von schweren, über Ohr und Nacken fallenden Haar-
büscheln umgeben.
Eines der zahlreichen, summarisch aus rotem Jaspis geschnittenen Familienbildnisse spät-
antoninischer oder frühseverischer Zeit (vgl. Vollenweider, Genève II, Nrn. 239 und 243,
mit Zitaten). Die Gesichtszüge sind für eine Identifizierung zu wenig charakteristisch. Die
Frauenfrisur kommt jener der jüngeren Faustina am nächsten, auch das betonte Kinn und
die breite Wangenpartie könnten an sie erinnern; vgl. die Münzbildnisse BMC Emp. IV, Taf.
55,17 f. und Taf. 67,14, sowie, als eher konventionelles Porträt, die Büste im Museo Capito-
lino, Wegner, Die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit, Taf. 37, c und d. Sollte das
Frauenporträt Faustina II. darstellen, so wäre· der Jüngling einer ihrer Söhne, vielleicht
Commodus.

Letztes Drittel 2. Jh. n. Chr., wahrscheinlich um 170.

311 Karneol, in Durchsicht leuchtendrot, in schmalem (antikem?) Goldrähmchen.


Breitoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt.
11 χ 16 χ 5,5 mm

Büste eines Knaben (links) und drapierte Serapisbüste, im Profil einander gegenüber. Am
Rand griechische Lettern, auf dem Abguß rechtslaufend von innen zu lesen: oben Mitte,
zwischen den Köpfen, N O / hinter dem Serapiskopf Δ O / unten zwischen den Büsten V Δ /
hinter dem Knabenkopf M V.
Knabenkopf: Kurzes, glattes, in die Stirn gestrichenes Haar, mit derben Parallelstrichen an-
gegeben, am Hinterkopf in zwei Stufen zum Nacken herabgekämmt; breite Wange, langer
Hals, konvex gewellter Büstenabschnitt mit spitz zulaufendem Brustansatz.
Serapiskopf: Feine, schräg nach vorn herablaufende Parallelstriche für das Haar am Ober-
kopf, einzelne aneinandergereihte, gestrichelte Partien für die das Gesicht umrahmende, die
Ohren verdeckende Haarrolle, in breite Lockenbüschel unterteilter Bart, hoher Modius.
Kräftiger, rascher Schnitt ohne feine Modellierung.
Philipp Lederer wollte in dem Knabenbildnis ein Porträt des Geta erkennen, mit Hinweis auf
Neugebauer, Die Familie des Septimius Severus, in Die Antike, Zeitschrift für Kunst und
Kultur des klassischen Altertums, Berlin—Leipzig, Band XII, 1936, S. 155 ff. Für diese Zu-
schreibung spricht ein Porträt eines der beiden Söhne des Septimius Severus auf einem roten
Jaspis der Sammlung Fröhner im Cabinet des Médailles (F 2714). — Die Serapisbüste könnte
auf die Gleichsetzung des Kaisers mit dem Gott anspielen (s. H. P. L'Orange, Apotheosis in
Ancient Portraiture, Oslo 1947, S. 77 ff.). Für die zahlreichen Familienbilder der Severer vgl.

188
Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Kapitel Severer, und A. M. McCann, The Portraits of
Septimius Severus, MAAR 30, 1968, Taf. 90ff.; Taf. 92 j, eine Gemme von barbarischem
Schnitt: Septimius Severus als Serapis zwischen seinen den Dioskuren angeglichenen Söhnen
(diese Deutung als .unzutreffend' bezeichnet von W. Hornbostel, Sarapis, Leiden 1973,
S. 307, Anm. 1).

Um 200 n. Chr.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon. Vorher angeblich in Sammlung Ludwig Pollak,
Rom.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 75.

Die Gemme war ursprünglich, wie vom früheren Besitzer C. Côte vermerkt, in einen (wohl antiken) Eisen-
ring gefaßt und zwar mitsamt dem Goldrähmchen, wie aus einer alten Photographie hervorgeht.

*312 Großer Nicolo. (Farbabb. s. S. 190)


Hochoval, Bildseite flach, Rückseite schwach konvex, Rand zur Rückseite flach auswärts geschrägt, das Bild
dunkel umrahmend.
35,3 x24,8 x4,3 mm

Auf steinigem Boden steht Caracalla als Hercules in heroischer Nacktheit nach links, das mit
dem Lorbeerkranz geschmückte Haupt im Profil, die breiten Schultern nach vorn gewandt.
Mit der Rechten schultert er die Keule, die rückwärts gesenkte Linke hält das schlaff herab-
hangende Löwenfell. Die Gestalt ist in der spiraligen Drehung leichten Ausschreitens erfaßt:
der jugendlich-athletische Körper mit kräftig modellierter Brust- und Bauchmuskulatur in
Dreiviertelansicht, die Beine im Profil, der linke Fuß etwas vorgestellt.
Hercules-Herakles, der mit Liber zu den Di auspices der Severer gehörte, wurde, wie schon
früher von Commodus, von Caracalla besonders verehrt, so daß dieser es wohl kaum ungern
sah, mit seiner Schutzgottheit verglichen zu werden. Schon als Kind war er in einer jetzt im
Museo Capitolino befindlichen Porträtplastik als kleiner Herakles, der die von Hera gegen
ihn ausgesandten Schlangen erwürgt, dargestellt worden (vgl. S.A. Nodelman, Severan
Impérial Portraiture A.D. 193-217, Diss. Yale University 1965, S. 394, Taf. 142-145,
University Microfilms 1982, Ann Arbor/London). Später soll er, einem Bericht der Historia
Augusta zufolge (Hist. Aug. Caracalla 5), nachdem er einen Löwen überwunden, sich gebrü-
stet haben, er sei an Tapferkeit dem Hercules gleichgekommen. Wie zuverlässig diese Anek-
dote ist und ob unser Gemmenbild mit ihr zusammenhange, bleibe dahingestellt; daß es sich
aber hier um Caracalla handelt, der dem Heros angeglichen ist, kann schon aus der Struktur
des Kopfes, der ebenso tief wie hoch ist und auf einem kurzen, breiten Hals ruht, geschlos-
sen werden. Als charakteristisches Merkmal ist dieser quadratische Umriß des Kopfes schon
auf den Münzporträts des jungen Caracalla der Jahre 206—208 zu erkennen (vgl. BMC Emp.
V, S. 347, Nr. 848, Taf. 51,5; S. 349, Nr. 853, Taf. 51,9; S. 351, Nr. 858, Taf. 52,4); in
brutaler Deutlichkeit zeigen ihn die späten Prägungen des Kaisers (ibid. S. 487, Nr. 287, Taf.
76,8, Jahr 215; S. 492, Nr. 306, Taf. 77,10, Jahr 217).
Das unbärtige Gesicht der Gemmenfigur ist jugendlich und kann mit gewissen kurz vor 209
entstandenen Porträtskulpturen verglichen werden, z.B. mit dem ebenfalls bartlosen Kopf

189
im Musée du Bardo in Tunis (Wiggers, Caracalla - Geta - Plautilla, Taf. 7 a und 8 d, S. 90);
vgl. auch die Büsten im Louvre und in der Villa Adriana in Tivoli (ibid. Taf. 11 c, S. 75 und
11 d, S. 87, beide mit Bart). Da Caracalla nicht vor 208/9 mit Bart abgebildet wird (laut
Nodelman, op. cit., S. 173 und 184 ,depositio barbae' etwa 205, kurzer Vollbart erst 209),
dürfte ihn die Gemme im Alter von 20 bis 22 Jahren zeigen (als Geburtsjahr nennt Nodel-
man 188, Rudolf Hanslik 186, in Der kleine Pauly 1979, Sp. 1049).
Zur gespreizt gezierten Haltung vgl. die Statuen des Septimius Severus in Nikosia (McCann,
The Portraits of Septimius Severus, MAAR 30, 1968, Taf. 30,11 a) und in Brüssel (ibid. Taf.
63, 62 b) mit ähnlich überbetonter Modellierung der Muskulatur. Der sorgfältige Schnitt, der
preziöse Stil der Gemme erinnern an den zwar härter wirkenden Kameo im Cabinet des
Médailles mit dem Familienporträt des Septimius Severus (vgl. Richter, EGR, Nr. 575 = Ba-
belon, Camées, Nr. 300 = Vollenweider, Catalogue raisonné CdM, Kapitel Severer, mit aus-
führlicher Literatur). Zarte manieristische Strichlein, wie sie hier das Löwenfell überziehen,
sind dort als feine Inzisionen am Haar der Iulia Domna und am Bart des Septimius Severus
verwendet. Der Pariser Stein ist zwar in Relief, doch sehr flach gearbeitet; es ist nicht ausge-
schlossen, daß er ein früheres Werk desselben Künstlers, dem unser Nicolo zu verdanken ist,
darstellt. Für die Beliebtheit so großer mehrschichtiger Achate in jener Zeit zeugt auch ein
Intaglio des Cabinet des Médailles mit den Bildnissen der Brüder Caracalla und Geta einander
gegenüber (vgl. Richter, EGR, Nr. 579 = Chabouillet Nr. 2100 = Vollenweider, Catalogue
CdM, Kapitel Severer). Auf einem etwa gleich großen Nicolo in Florenz erscheint ein ande-
rer jugendlicher Prinz des 3. Jh. als Hercules (s. hier Abb. 312 a).

312a

So offenbart sich schon in der Verwendung dieser Steinart das Weiterwirken einer Tradition
der kaiserlichen Gemmenwerkstatt; ihr entstammt ja auch der große Nicolo des Cabinet des
Médailles, der Commodus auf der Pantherjagd darstellt (vgl. Chabouillet, Nr. 2096 = Furt-
wängler, AG, Taf. 50,41 = Lippold, Taf. 73,2). Wie in jenem, so ist auch in unserem Nicolo
eine der bedeutendsten Gemmen der damaligen Zeit zu erkennen. Zwar mag das Bild durch
die heroische Pose und die allzu naturalistische Modellierung und Verdrehung der Figur
recht theatralisch anmuten, doch ist in ihm zweifellos ein klassisches Ideal angestrebt.

205-208 n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*313 Sardonyx, horizontal geschichtet braun — hellbräunlich — braun, durchscheinend, in


einfachem Goldrahmen neuerer Zeit als Anhänger à jour gefaßt.
(Farbabb. s. S. 198)
Hochoval, doppelseitig geschnitten: Vorderseite als Intaglio, 56 χ 40 mm; Rückseite in flachem Relief,
60 χ 42 mm; Dicke des Steins 4 mm

190 Kat.-Nr. 312 (s. S. 189) >


Vorderseite: flach mit zur Rückseite sehr schwach auswärts geschrägtem, 8 mm breitem Rand, dessen unte-
re Hälfte in die mittlere Steinschicht reicht und somit als heller Rahmen für das in die obere, dunkle Lage
geschnittene Bild dient.

Brustbild des Caracalla nach rechts, Kopf im Profil, Büste mit Panzer und Paludamentum
schräg dreiviertel von hinten gesehen. Der Kaiser trägt im krauslockigen Haar einen Lorbeer-
kranz, dessen Schleifenenden teils in den Nacken hangen, teils sich ein kurzes Stück weit
dem breiten Hals entlang schlängeln. Kurzer, krauser Bart, über die Mundwinkel herabgezo-
gener Schnurrbart; grimmiger Ausdruck, betont durch Querfalten auf der Stirn und eine
Steilfalte über der Nasenwurzel, wo die zusammengezogenen Brauen aufeinandertreffen.
Haupt- und Barthaar sind mit kleinen schneckenförmigen Kerben mit Binnenritzung ange-
geben, der Schnurrbart und die untersten Nackenhaare mit kurzen, feinen Strichen. Gesicht
und Hals sind großflächig modelliert, das Ohr ist mit zwei halbmondförmigen Linien eher
grob skizziert, die Pupille des starr geradeaus blickenden Auges gebohrt.
Ein Bruch im Stein geht vom Rand rechts über die Nasenwurzel quer durch den Kopf bis
zum Rand links; eine spätere Zutat hat ihn im Feld rechts, dicht vor dem Gesicht, zu einer
Art Wimpel ausgeschmückt, in den in Spiegelschrift die Lettern S · C graviert sind, während
im Feld links zwei wie flatternde Bandenden wirkende grobe Linien angefügt sind (s. Fuß-
note).
Für ein in Gesichtsausdruck und Wiedergabe der Haare sehr ähnliches Caracallabildnis vgl.
den kleinen Onyx BMCG, Nr. 2024 (= Richter, EGR, Nr. 581) ebenfalls mit Lorbeerkranz,
doch ohne Rüstung, und die Münze bei Richter, ibid. Nr. 581 a; auch Imhoof-Blumer, Por-
trätköpfe auf römischen Münzen der Republik und der Kaiserzeit, 2. Aufl., 1892, Taf. 2,54;
Bernoulli, Rom. Ikonographie 11,3, Münztafel I, 16—18, vor allem 17. Nah verwandt sind
auch die Porträts auf 213—217 geprägten Münzen, vgl. BMC Emp. V, Taf. 76,5, ferner Taf.
61,1.2; Taf. 68,20; Taf. 70,5; Taf. 72,9 (mit Strahlenkranz); Taf. 75,1.2. Vgl. auch den
Sardonyxkameo in Leningrad, Neverov, Cameos, Nr. 90, mit ähnlich schneckenförmig gra-
vierten Krauslocken, doch noch brutalerem Gesichtsausdruck. Trotz der feinen, manieristi-
schen Gravierung, die auch auf dem früher, um 210 geschnittenen Sard des Cabinet des
Médailles auffällt (Chabouillet, Nr. 2100 = Richter, EGR, Nr. 579), stammt unser Porträt
wohl aus der Zeit der Alleinherrschaft Caracallas und dürfte in den Jahren 212 bis 217 ent-
standen sein.

Rückseite: Sie ist ganz aus der zweiten dunklen Schicht gearbeitet mit einem aus dem Stein selber erhaben
geschnittenen Rahmen, der im rechten oberen Viertel beschädigt und durch ein holzähnliches Material
ersetzt ist. In der oberen Hälfte querüber der schon erwähnte durchgehende Spalt.

191
Anbetung der Hl. Drei Könige: links außen auf einem gemauerten Sitz Maria, auf ihren
Knien das Jesuskind, das sich den drei Königen zuwendet, deren einer vor ihm kniet und
ihm einen Doppelpokal darbietet, während die beiden ändern mit ihren Gaben wartend
stehen. Im Feld oben Mitte sechs Gesichter, wohl Gefolgsleute, links darüber in der erhabe-
nen Umrandung ein Stern.
Arbeit wohl eines deutschen, möglicherweise auch eines spanischen Steinschneiders um
1500.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

Publ.: Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 160.

Vielleicht wurde das Porträt schon in frühchristlicher Zeit durch die Beifügung des Monogramms S · C als
christlicher Heiliger charakterisiert, wie das in zahlreichen ändern Fällen nachgewiesen ist (vgl. H. Wentzel,
Mittelalterliche Gemmen, Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Band 8, Heft 1/2, Ber-
lin 1941, S. 41 ff. ; ferner H. Gebhart, Gemmen und Kameen, Berlin 1925, S. 129 f.). Der Stein brach wohl
erst bei der Bearbeitung der Rückseite oder noch später auseinander, wurde dann am Rande mit einer
bräunlichen Paste geflickt und neu gefaßt. Gleichzeitig wollte man den Spalt möglichst verdecken, indem
man in ungeschickter Weise vor und hinter dem Kopf des Caracalla eine Art von Schnörkel oder Wimpel gra-
vierte; möglicherweise wurden die Lettern S - C auch erst damals beigefügt, vielleicht als Hinweis auf den
Kaiser Konstantin d. Gr., der im Mittelalter zu Recht oder Unrecht als Sanctus Constantinus verehrt wurde.
Eine weitere Hypothese ist nicht auszuschließen: Die auf vielen römischen Münzen, auch des Caracalla (z.B.
BMC Emp. V, Taf. 61,1) gebräuchliche Abkürzung für ,Senatus consulte' wurde vom Flickschneider über-
nommen, entweder weil er ihre Bedeutung nicht kannte oder weil er nicht bedachte, daß ein solcher Hin-
weis auf einer Gemme keine Berechtigung haben kann.

314 Karneol in Goldring des 18. Jh.


Hochoval, Bildseite schwach konvex.
16 χ 12,5 mm

Brustbild des Macrinus nach rechts, der belorbeerte Kopf im Profil, die Büste mit Panzer und
Paludamentum in Dreiviertelrückansicht. Längliches, mageres Gesicht, die Stirn von zwei
tiefen Falten durchzogen, starke, höckrige Nase mit dicker, vorstehender Spitze. Haar und
Bart kurz geschoren, mit kleinen, kräftigen Strichen angegeben.
Diese wohl handwerkliche Arbeit stellt einen wichtigen Beitrag zur spärlichen Ikonographie
des Macrinus dar. Vgl. die Gemmenporträts dieses Kaisers in der Ermitage (Furtwängler, AG,
Taf. 48,21), im Cabinet des Médailles (De Ridder, Collection De Clercq, Nr. 3213), im
Musée d'art et d'histoire Genf (Vollenweider, Genève II, Nr. 268). So verschieden diese Por-
träts auch sind, können sie doch mit den untereinander ebenfalls stark variierenden Münz-
bildnissen in Verbindung gebracht werden. Unsere Gemme läßt sich mit stadtrömischen
Prägungen vergleichen (vgl. Wegner, Macrinus bis Balbinus, Taf. 30, a—b—c), auf denen
Macrinus Bart und Haupthaar ebenfalls kurzgeschoren trägt; charakteristisch hier wie dort
auch die von zwei Furchen durchquerte Stirn, die vortretende und etwas hangende Nasen-
spitze, bei 30 a auch die abgedrehte Haltung. Vgl. auch BMC Emp. V, Taf. 78,8.16 (ganz im
Profil); ferner L.M. Lanckoronski, Das römische Bildnis in Meisterwerken der Münzkunst
(1944), S. 69 ff., Taf. 41 (mit längerem Bart).
Da Marcus Opellius Severus Macrinus, der die Ermordung Caracallas veranlaßt hatte, nur

192
während vierzehn Monaten regierte (April 217 bis Juni 218) und nach seinem Tod der
Damnatio memoriae verfiel, können seine Gemmenbildnisse, sofern sie antik sind, in jene
Zeit datiert werden.

217-218 n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*315 Massiver achteckiger Goldring mit gravierter Platte.


a.D. senkrecht 27,1 mm
waagrecht 34,6 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 21 mm
Platte annähernd kreisrund, 12 χ 11,5 χ ca. 2 mm. Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Gewicht: 65 g

Drapiertes Brustbild wohl einer Kaiserin oder Prinzessin severischer Zeit, Kopf im Profil
nach links, Büste in Dreiviertelansicht von vorn.
Ein junges, ziemlich knochiges Gesicht auf schlankem Hals. Das Haar ist in vier senkrecht
aneinanderliegenden Rollen oder Wellen vom Scheitel bis knapp über das Ohr, dieses be-
deckend, herabgeführt, im Nacken zusammengenommen und zu einem flachen, ovalen Kno-
ten am Hinterhaupt aufgesteckt; feine Strähnen umsäumen die Stirn, ein kleiner Halbkreis
am Ende der vordersten Haarrolle könnte ein Löckchen oder einen Ohrschmuck andeuten.
Das unter stark abfallendem Brauenbogen liegende Auge ist weit offen, die Pupille ange-
geben, die vortretende Nasenspitze, Nasenflügel und Lippen sind mit kräftigen Vertiefungen
betont.
Das Bildnis stellt kaum Iulia Domna dar, als welche es im Auktionskatalog der Sammlung
Guilhou (s. unten) bezeichnet worden ist, sondern eher Iulia Cornelia Paula, die erste Ge-
mahlin des Elagabal. Zur Haartracht vgl. Wegner, Macrinus bis Balbinus, Taf. 42, a—b, d—f;
K. Buchholz, Die Bildnisse der Kaiserinnen der severischen Zeit nach ihren Frisuren, 193—
235 n.Chr., Diss. Frankfurt a.M. 1963, S. 166, Abb. 21; BMC Emp. V, Taf. 92,11-14, bes-
ser im Auktionskat. XI Sternberg Zürich 20./21. Nov. 1981, Nr. 715 (dort ebenfalls senk-
rechte Haarrollen). Auf unserem Porträt sind zwar die Ohren bedeckt, was nach Buchholz
(ibid. S. 10), stets nur bei den älteren Kaiserinnen der severischen Zeit der Fall sei, doch
spricht für unsere Deutung vor allem der stark expressionistische, nahezu futuristische Stil
in der Darstellung des erstarrten Gesichts, die harte, zerfahrene Zeichnung der Gewand-
falten. Darin offenbart sich eine Stiltendenz des dritten Jahrhunderts, die mit Caracalla ein-
setzte und unter Elagabal besonders deutlich zum Ausdruck kam.
Als Bildnis der Iulia Cornelia Paula kann auch jenes auf einem Kameo der Sammlung Ortiz
erwähnt werden, das ebenfalls irrtümlich auf Iulia Domna gedeutet worden ist (vgl. E. Nau,
Iulia Domna als Olympias, Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte XVIII, 1968,
S. 49 ff., Taf. 4,1). Vgl. auch das verwandte Frauenporträt auf einem Medaillon bei Coche
de la Ferté, Les Bijoux antiques, Paris 1956, Taf. 43,4 und S. 92 (dort als Plautilla bezeich-
net).
Ringform: Der wuchtige, massive Reif bildet außen ein in die Breite gezogenes Achteck, des-
sen Schwerpunkt etwas oberhalb der Mitte in den sehr breit ausgebauten Schultern liegt. Die

193
Außenseite ist der Länge nach in drei Schrägen facettiert, deren mittlere sich von unten nach
oben trapezförmig verbreitern; die seitlichen Schrägen fallen steil nach außen ab und sind
zuunterst zu einem schmalen senkrechten Rand abgekantet, der rechtwinklig zur Reiföff-
nung steht. Die Innenseite des Reifes ist flach und folgt in schwächerer Kontur dem acht-
eckigen Umriß. Auf dem flachen, sechseckigen Kopfstück sitzt die gravierte Platte mit dem
Porträt.
Für ähnlich eckige, z.T. ebenfalls facettierte Ringformen vgl. Henkel, Nr. 73 (mit verzierten
oberen Seitenflächen, Platte nur mit Inschrift graviert); ibid. Nrn. 225.226.229; entfernter
verwandt ibid. Nrn. 390.391.1299.1306.1811; BMCR, Nrn. 573 (S. 98, fig. 90 und Taf. 16).
1200.1439.

218-220 n. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 411; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 228; Katalog der Ausstellung ,Kunst der
Antike', Solothurn 1967, Nr. 412; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 158.

316 Turmalin, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, Rand Mitte rechts ausgebrochen, starke Absplitterungen
in der untern Hälfte links.
22 χ 15 mm

Thronender Serapis von vorn, einen niedrigen Modius auf dem leicht gesenkten Kopf, mit
der erhobenen Linken das aufgestützte Szepter umfassend, die Rechte seitlich nach unten
ausgestreckt. Er trägt einen gegürteten Chiton und einen über die rechte Schulter diagonal
zur linken Hüfte drapierten Mantel, der die Beine umhüllt und dessen eines Ende in langen
Falten vom waagrecht erhobenen linken Oberarm herabhängt. Lockiges, in die Stirn fallen-
des und auf den Schultern sich stauendes Haar, in wulstige Büschel gegliederter Bart. Die
Gewandfalten über dem linken Knie abwärts, sowie die Füße verschwinden in der Bruch-
stelle; schwach erkennbar eine Bodenlinie und darauf ein gefäßähnlicher Gegenstand. Recht-
eckig konturiertes, volles Gesicht mit ziemlich niedriger, quergefurchter Stirn, zusammenge-
zogenen Brauen, breiter Nase, wulstiger Unterlippe. Der Blick scheint abwärts gerichtet zu
sein, die Pupille ist nicht angegeben. Der Modius ist sehr niedrig, die Olivenblätter sind in
einer einzigen Reihe schematisch wie eine Eierstabverzierung graviert.
Vgl. Furtwängler, AG, Taf. 44,4; Richter, MMA, Nr. 254; auch, etwas später, BMCG, Nr.
1773; Fossing, Nr. 545; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 449 und Wien II, Nr. 1239. Von der
erstgenannten Gemme, dem Sardonyx in Berlin, sagt Hornbostel (Sarapis, Leiden 1973,
S. 89, ganzer Titel s. hier Nr. 76), die Manteldrapierung sei „aus der Luft gegriffen", was
auch für unsere Darstellung zutrifft. Zudem ist auf unserem Stein die gesenkte Rechte durch
die Beschädigung vermutlich teilweise verlorengegangen und bei einer späteren Überarbei-
tung ungeschickt ergänzt worden. Ebenso merkwürdig mutet der gefäßähnliche Gegenstand
an der Stelle an, wo eigentlich Cerberus sitzen sollte.
Dieser Serapis ist gewiß von einem Typus der hellenistischen Kunst abgeleitet (wohl von
einer nur aus Kopien bekannten Statue im Serapeion zu Alexandria), der sich bis in die spä-
tere Kaiserzeit erhalten hat.
Für die auch von Richard Brilliant befürwortete Datierung ins 3. Jh. spricht schon die starke
Raumfüllung; dadurch, daß der thronende Gott nicht nur fast die ganze Tiefendimension des

194
Steins, sondern auch die vertikale Achse in Anspruch nimmt, empfängt der Betrachter —
namentlich in der Durchsicht — den Eindruck gesteigerter numinoser Präsenz. Vgl. einen
ähnlich thronenden Jupiter auf Münzen des Licinius I., mit nahezu gleichen Proportionen
des mächtigen Hauptes und des breiten Oberkörpers (RIC VII, S. 681, Nrn. 31—33, Taf. 23).
Wenn aber dort die Götterfigur abgeflacht ist, ihr Oberkörper gepreßt und in schalenartiger
Härte sich vom flachen Hintergrund abhebt, bietet sie sich auf dem Turmalin in plastischer
Fülle dar. Hier offenbaren sich zwei gegensätzliche Kunstrichtungen: auf der Münze eine
römisch-italische, auf der Gemme eine griechisch-hellenistische, in die sich jedoch ein etwas
bizarrer Realismus eingeflochten hat. Dieser äußert sich nicht nur in der gedrungenen Ge-
stalt mit den stark vorragenden Knien, sondern vor allem in dem massigen, unmittelbar auf
den Schultern ruhenden Haupt, in dem verfinsterten Antlitz mit den zusammengezogenen
Brauen, den geblähten Nüstern, breiten Backenknochen und wulstigen Lippen.
Unser Götterbild entspricht in seiner Verbindung von Individuellem und Stimmungshaftem
einer Richtung der Porträtgestaltung des 3. Jh., die im Münzbild des Postumus ihren Höhe-
punkt findet, besonders in dem hier auf Taf. 75,316 A abgebildeten Aureus der Staatlichen
Münzsammlung München mit dem dem Beschauer nahezu frontal zugewandten Kopf des
Kaisers. Während aber der Serapis der Gemme majestätischen Ernst ausstrahlt, verrät das
Münzporträt mit dem schräg aufwärts gerichteten jammervollen Blick mehr wehleidiges
Pathos als herrscherliche Würde.
Gewisse Einzelheiten jedoch sind beiden gemeinsam: der Postumus der Münze zeigt mit den
in die Stirn hangenden leicht gedrehten Lockenbüscheln eine Annäherung an die für nach-
hellenistische Serapisbilder typische Lockenfranse, wie sie auf der Gemme deutlich erkenn-
bar ist. Hier wie dort ist die Braue stark betont und über der Nasenwurzel kugelig verdickt
(vgl. auch die Profilansicht auf einer Münze des Schweiz. Landesmuseums, hier Taf. 75,316 B).
Hier wie dort fällt eine knollenförmige Entstellung der Nasenspitze auf — eine individuelle
Besonderheit, die die Vermutung bestärkt, daß im Gott des Gemmenbildes eben der Kaiser
gesehen werden sollte. Zwar ist Postumus auf den Münzen, wie z.B. auf den hier abgebilde-
ten, durch die Strahlenkrone oft als Soi charakterisiert; für seine enge Beziehung zu Serapis
zeugen aber Prägungen, die auf der Rückseite den stehenden Gott und die Umschrift ,Serapi
(auch Sarapi oder Sarapidi) comiti äug' tragen (vgl. RIC V2, S. 360, Nr. 282 und S. 363,
Nr. 329; ferner Georg Eimer, Die Münzprägung der gallischen Kaiser, Bonner Jahrbücher
146, 1941, réimpression G. Genard, Liège 1974, S.48f., Nr. 377, Taf. 5,21, Aureus und
Nr. 382 f., Antoniniane).
Der Serapis unserer Gemme steht der Ikonographie des Postumus um so näher, als wir in
ihm ein Beispiel des von Gallienus erneuerten Klassizismus erkennen dürfen (vgl. Alföldi,
CAH XII, S. 188 und 266). Zwar entbehrt das Bild der Verfeinerung, die vom Einfluß jenes
hohe geistige Ziele verfolgenden Kaisers zu erwarten wäre, sondern offenbart einen harten
und etwas niedrigen Realismus; gerade diesem aber verdankt es, ungeachtet des kleinen
Formats, die eindrückliche Geschlossenheit einer monumentalen Skulptur. Wir nähern uns
hier dem Stil des durch die starke Breitlagerung des Bildes auffallenden Porträts des Postu-
mus auf dem Aureus, der zu den Quinquennalien im Jahr 263 geprägt wurde (vgl. Del-
brueck, Die Münzbildnisse von Maximinus bis Carinus, Berlin 1940, Taf. 19,10, in guter
Vergrößerung bei C.H.V. Sutherland, Roman Coins, Fribourg 1974, Nr. 463).
M. Cassianius Latinius Postumus, im Jahr 259 nach einem Sieg über die Franken vom Heer
zum Kaiser ausgerufen, behauptete die usurpierte Macht als Gegenkaiser des Gallienus bis
zu seiner Ermordung im Jahr 268. Er war nicht nur der erste gallo-römische Kaiser, sondern
hegte höhere, universale Ansprüche, wie Alföldi gezeigt hat (CAH XII, S. 187: "His aspira-
tions to world-rule are further illustrated by the legend on thé reverse RESTITUTOR OR-

195
BIS"). Wahrscheinlich wurde er auch auf ändern Gemmen als Serapis abgebildet, z.B. auf
einem im Historischen Museum Basel befindlichen Karneol. Er weist dort mit dem dicken,
runden Kopf, der stark eingebuchteten Profillinie, dem gewaltigen Nacken und der mächti-
gen Brust Merkmale auf, die sich durchaus in die Ikonographie des Postumus eingliedern
lassen.
Unsere Gemme jedenfalls darf wohl in die Zeit des Postumus datiert und mit großer Wahr-
scheinlichkeit als das dem Serapis angeglichene Bildnis des gallischen Gegenkaisers des
Gallienus betrachtet werden.

260-268 n. Chr.

Angeblich aus Sammlung Salignac-Fénelon, Paris.

Publ.: Age of Spirituality, Katalog der Ausstellung Late Antique and Early Christian Art, New York 1977/
78, S. 192, Nr. 171 (Richard Brilliant, Columbia University), dort als Amethyst bezeichnet.

Barbarisches Herrscherbildnis

*317 Amethyst von sehr heller Farbe, à jour gefaßt in kunstvoll gefertigtem Goldring
neuerer Zeit, dessen Schultern aus in Durchbrucharbeit ziselierten Lorbeerzweigen
bestehen.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite schwächer konvex und in der Mitte abgeflacht, gegen den
Rand Mitte unten eine muldenförmige Abschürfung.
21,5 χ 16,5 mm

Männliche Porträtbüste von vorn über einem lateinischen Monogramm, wohl Bildnis eines
gotischen Herrschers.
Der Dargestellte, ein noch ziemlich junger Mann, trägt halblanges, in der Mitte grob geschei-
teltes Haar, das in zottigen Strähnen, die Schläfen verdeckend, zu beiden Seiten bis knapp
über die Ohren hängt. Auf der Oberlippe sitzt ein spitz ausgezogener Schnurrbart. Die weit-
offenen Augen mit stark gewölbten Augäpfeln liegen zwischen derb gezeichneten Lidern, die
mäßig lange Nase hat betont breite Nüstern, das Kinn wirkt schmal im Vergleich mit der
breiten oberen Gesichtspartie, der Hals dünn, wie denn auch die Büste im Verhältnis zum
Kopf etwas zu kurz geraten ist. Die Kleidung besteht aus einer Tunica mit rundem Hals-
ausschnitt und einer auf der linken Schulter breit entfalteten und quer über die Brust gezo-
genen Toga. In der Mitte unter der Büste, positiv graviert, das Monogramm: j^E
Die Bildseite weist etliche Kratzspuren und leichte Abschürfungen auf. Neben dem rechten
Auge ist vom äußeren Augenwinkel über die Schläfe hin ein kleines Stück ausgebrochen; eine
weitere Beschädigung zieht sich muldenförmig über das Kinn, was im Abguß als .Fliege' miß-
verstanden werden könnte. Auch was wie leichter Bartflaum längs der Wange aussieht, ist
nichts anderes als die wegen der Sprödigkeit des Materials etwas schartige Kante des unteren
Gesichtsumrisses. — Das charaktervolle Bildnis ist tief und hart geschnitten und mutet mit den
derben, wie gekerbten Strichen für Haar und Nase und den im Abguß kugelig hervortretenden
Augen barbarisch an, ist aber bei aller scheinbaren Kunstlosigkeit von hoher Ausdruckskraft.
Schon mehrere Autoren haben sich mit der ehemals in der Sammlung Guilhou befindlichen

196
Gemme befaßt und zu ergründen versucht, wer auf ihr abgebildet sei (s. Literaturhinweise
unten). Das Material weist auf den hohen Rang des Dargestellten hin: Amethyst und Saphir
waren, wie Schramm bemerkt, den Herrschern vorbehalten. Haar- und Barttracht lassen auf
einen gotischen Fürsten schließen; für eine genauere Identifizierung muß das komplizierte
Monogramm entziffert werden. Der Deutung Richard Delbruecks auf TELA NOSTER konn-
te sich Percy E. Schramm in seiner Untersuchung ,Königsbilder auf Siegelringen der Völker-
wanderungszeit' (in .Herrschaftszeichen und Staatssymbolik') nicht anschließen; dank
Wilhelm Berges, der das Monogramm zu dem Namen THEODERICUS aufschlüsselte, gelang-
te er zur Überzeugung, es handle sich um ein Bildnis des Ostgotenkönigs Theoderich des
Großen (474—526, geb. 453, ab 497 kaiserlicher Regent in Italien). Zu einem etwas anderen
Schluß kommt James D. Breckenridge (vgl. Katalog ,Age of Spirituality', S. 58 f., Nr. 56;
ferner GESTA XVIII/1, 1979, S. 12-18): er stellt Berges' Deutung des Monogramms nicht
in Frage, wohl aber Schramms Identifizierung des Bildes. Breckenridge glaubt darin den
Westgotenkönig Theoderich II. zu erkennen, der 453—466 in Aquitanien herrschte und mit
Rom verbunden war; er datiert die Gemme denn auch in die Mitte des 5. Jh., also etwa
50 Jahre früher als Schramm.
Diesen Interpretationen möchte ich folgende Überlegungen anfügen.
An dem eindrücklichen und ikonographisch bedeutsamen Bildnis sind einige Besonderheiten
zu beachten, vor allem die ganz eigentümliche Form des Mundes, dessen Oberlippe eine An-
omalie aufweist: sie ist links (aus der Sicht des Betrachters) in einer spitzen Wellenlinie etwas
hochgezogen und wie zu einer leichten Grimasse verzerrt, und eben diese Anomalie findet sich
als charakteristisches Merkmal auch auf dem Goldmedaillon des Theoderich in Rom, das
Schramm und Breckenridge zum Vergleich heranziehen (Schramm, op. cit., Taf. 15, Abb. 19;
Breckenridge, GESTA, Fig. 12). Wie schon früher bemerkt (Vollenweider, Porträtgemmen,
S. 230 f.), sind solche physiognomischen Eigenheiten besonders von Steinmetzen und Graveu-
ren, denen es nicht gegeben war, im Porträt das innere Wesen des Dargestellten zu erfassen,
stets mit Eifer festgehalten worden. Freilich bestehen trotz dieser Übereinstimmung große
Unterschiede zwischen den beiden Bildnissen, doch muß in Betracht gezogen werden, daß der
Kopf des Medaillons in höfischer Stilisierung erscheint, während das Gemmenbild einer volks-
tümlichen Lokaltradition entspricht, die zweifellos italischen Ursprungs ist. Der von einer
kurzgeschnittenen Büste getragene frontale Kopf, die vorstehenden Augäpfel und der etwas
vorgeschobene, mit harten Linien gravierte Mund folgen einem Kanon alt-italischer Bild-
nisse, von dem ein Künstler der Spätantike sich sehr wohl inspirieren lassen konnte, wie auch
der selbstbewußte Einsatz einer heftigen Strichtechnik zeigt (vgl. Vollenweider, op. cit., Taf.
27,3 und 29,6 für die frontale drapierte Büste; Taf. 30,1 für die harte Akzentuierung von
Brauen und vorquellenden Augen; Taf. 29,1—5 für die Verzerrung des Mundes; Taf. 30,7.10
und 31,1.2 für die Verunstaltung der Nase).
Doch unser spät- und zugleich .neuzeitliches' Gemmenporträt offenbart im Vergleich mit
den bescheidenen Alltagsgesichtern der italischen Kunst ein ganz anderes Verhältnis zur pla-
stischen Form: der tief in den Raum vordrängende und den oberen Teil des Steins ausfüllen-
de Kopf verrät brutale suggestive Kraft, das wirr herabhangende Haar Wildheit, und diesen
Eindruck verstärkt die heftige Linienführung des schräg über die Tunica gerafften Mantels.
So mag man sich einen streitbaren Barbarenhäuptling vorstellen: ein von harten Kämpfen
ausgezehrtes, nach unten sich verengendes Gesicht mit verzogenem Mund und etwas wirrem,
aus großen, gewölbten Augen sich mitteilendem Blick. Nicht ein allgemein anerkannter, sou-
veräner Herrscher mit königlichen Attributen ist hier abgebildet, sondern ein barbarischer
Heerführer, den das Monogramm als Goten namens Theoderich ausweist. Ein solcher Heer-
führer ist im Jahr 488 im Auftrag des Kaisers von Byzanz, Zenon, mit einer gewaltigen

197
Streitmacht — es sollen an die hunderttausend Mann gewesen sein, namentlich Goten — zur
Bekämpfung des Germanenkönigs Odoacer in Italien eingebrochen. Erst gegen 500 wird
dieser Feldherr zum ,Flavius Theodericus Rex', zum vom Kaiser anerkannten König der
Goten, denen er freilich schon Jahrzehnte früher als König gegolten hatte (vgl. Lippold in
Der Kleine Pauly V, Sp. 684 ff., Nr. 3). Aus dieser Zeit der Jahrhundertwende stammt das
Goldmedaillon in Rom, ein im Vergleich mit der Gemme in höfischer Stilisierung verwan-
deltes Bildnis, schmalschultrig, mit in den Wangen immer noch breitem, aber ausgeglichene-
rem, unten abgerundetem Gesicht von gespanntem Ausdruck. Es ist das offizielle Porträt des
Souveräns, der Amethyst hingegen zeigt ein ,illegales' und inoffizielles, der Volkskunst ent-
stammendes Bild eines zur Legalität sich emporringenden Barbaren von 35 bis 40 Jahren.
Stellt es wirklich den Ostgoten Theoderich den Großen dar und darf als dessen Geburtsjahr
353 angenommen werden (s. oben Lippold; als ausführliche Biographie W. Ensslin, Theode-
rich der Große2, München 1959), so wäre es wohl in der historischen Zeitspanne der Kämpfe
in Italien vor der Einsetzung Theoderichs als kaiserlicher Regent, also vor 497, entstanden.
Der Einwand Breckenridges, daß der Amethyst als ein dem König vorbehaltener Stein von
einem bloßen Stammesfürsten nicht hätte für ein Bildnis verwendet werden dürfen, trägt der
Tatsache nicht Rechnung, daß Theoderich, wie schon erwähnt, bei seinen Ostgoten lange vor
der kaiserlichen Anerkennung als König galt. Und da er seit etwa 476 den Ehrentitel Patri-
cius und ,Freund des Kaisers' trug, konnte er sehr wohl in Tunica und Toga erscheinen, wie
unser Bild ihn zeigt.

Wohl in einem ehemaligen etruskischen Zentrum Norditaliens geschnitten, zwischen 488


und 497 n.Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 860; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 465 (b); Ernest Babelon, Le Tombeau du
roi Childéric et les origines de l'orfèvrerie cloisonnée (Mémoires de la Société nationale des Antiquaires de
France 76, 1923); Richard Delbrueck, Spätantike Germanenbildnisse, Bonner Jahrbücher, Heft 149, 1949,
S. 68 ff.; Percy E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Schriften der Monumenta Germaniae
Historica, Stuttgart 1954, S. 219-222 und 226-231; Wilhelm Berges, ebendort S. 222-226; S. Sande, Zur
Porträtplastik des sechsten nachchristlichen Jahrhunderts. Institutum Roman um Norvegiae: Acta ad ar-
chaeologiam et artium historiam pertinentia, 6, 1975, S. 82, Nr. 7; J.D. Breckenridge (Northwestern Uni-
versity, Evanston, USA) in ,Age of Spirituality, Late antique and early Christian art, third to seventh Cen-
tury', New York 1979 (Katalog der Ausstellung im Metropolitan Museum of Art, 19.11.1977 bis 12.2.1978),
S. 58 f., Nr. 56; id. in GESTA, International Center for Médiéval Art, vol. XVIII/1, 1979: Three Portrait
Gems, S. 7 ff., besonders S. 12-18; Jucker/Willers, Gesichter, Nr. 159; erwähnt und abgebildet in ,Die Ge-
burt Europas' (Reihe ,Kunst im Bild'), Holle-Verlag Baden-Baden, 1968.

Ein Irrtum bei Schramm, den auch Breckenridge übernommen hat, sei hier richtiggestellt: das Monogramm
ist auf dem Stein positiv eingeritzt, erscheint also nicht dort, sondern im Abdruck in Spiegelschrift. Da-
durch wird die Annahme der beiden Autoren, daß die Gemme als Siegel zu betrachten sei, eher zweifelhaft.
Breckenridge allerdings, auf das Versehen aufmerksam gemacht, äußerte sich brieflich dazu wie folgt
(16.4.1980): "I do not feel that this puts thé question of use of the gern for sealing into serious question,
however, given thé nature of the Society in which it was to be used. In a barbarian kingdom, either Visi-
gothic or Ostrogothic, the use of the whole image on a seal would indicate the assent of the king/chieftain
to whatever document or article was sealed. That is to say, this served as a signature for a ruler who could
not write, to be understood by his subjects who could not read. The only ones to whom the right-ness or
wrong-ness of the lettering could have mattered were the literate minions who had no power in the state
other than that of interpreting the ruler's wishes, and who were not involved in the political relationships
focussed on the seal-image." — Was Breckenridge im übrigen im Katalog ,Age of Spirituality' als „ear-ring
over the right shoulder" ansieht, ist sicherlich kein Ohrring, sondern ein dünner, kreisähnlicher Kratzer im
Stein.

198 Kat.-Nr. 313 (s. S. 190) >


THEATERMASKEN UND GRYLLOI

318 Sard, mittelbraun mit dunklen Einschlüssen, durchscheinend.


Hochoval, Bildseite halbkugelig konvex, Rückseite flach, Kante bestoßen.
15,5 χ 1 3 , 5 x 5 mm

Unbärtige Komödienmaske, wahrscheinlich des Figulus, des Töpfers (oder des .führenden
Sklaven').
Die Maske ist beinahe frontal, mit leichter Wendung nach links, gesehen; der Ausdruck ist
grimmig, wirkt aber mehr komisch als furchterregend. Zwischen den zu den Schläfen empor-
gezogenen, stark gewölbten Brauen legt sich die Stirn in steile, wulstige Zornesfalten; die
schräg blickenden Augen sind tief gebohrt, Ober- und Unterlid als Oval eingezeichnet; unter
der breiten Knollennase öffnet sich der zum tiefen Schalltrichter gehöhlte, breite Mund mit
wulstig hangender Unterlippe zur Schimpfrede; breite Falten ziehen sich von den Nasen-
flügeln zum Kinn hinab. Das Haar hängt in dichten Lockenbüscheln perückenartig in die
Stirn und von den Schläfen nieder, die einzelnen Büschel, sorgfältig mit Binnenritzung ange-
geben, enden in winzigen Häkchen. Die ganze Darstellung zeichnet sich durch hohe Präzision
und Ausdruckskraft aus und wirkt im Abguß, dank dem tiefen Schnitt, besonders lebendig.
Zum Typus vgl. Bieber, Greek and Roman Theater, S. 149, Abb. 551 (mit kurzgeschorenem
Haar); ferner Vollenweider, Genève II, Nr. 314.
Für stilistisch verwandte, in Einzelheiten abweichende Masken vgl. Zwierlein-Diehl, Wien II,
Nr. 844; AGDS 1-1, Nr. 453 (ebenso starke Unterteilung des Gesichts); Furtwängler, AG,
Taf. 41,8.13.14; BMCG, Nr. 1588. Für die in Häkchen endenden Haarbüschel vgl. auch Furt-
wängler, AG, Taf. 41,9.11; die Maske des Dionysos (nicht des Silens, wie sie meistens be-
zeichnet wird) auf Denaren des C. Vibius Pansa aus den Jahren 89/88 (Sydenham, Nr. 689;
Babelon, Vibia 8; Grueber, Taf. 36,17; Crawford, Nr. 342/1-2), aber auch Ptolemäerbild-
nisse auf Münzen vom Ende des 2. Jh. v. Chr. (Svoronos, z.B. Taf. 21,12; Taf. 25,8; Taf. 33).

2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 67; Vollenweider, Genève II, S. 297, Abb. 7 (zu
Nr. 314).

*319 Lapislazuli, in modernem Goldring à jour gefaßt,


Kameo. Hochoval, Rückseite flach.
16,5 χ 11 mm

Maske des bärtigen, kahlköpfigen Pornoboskos, des Bordellwirts, von vorn, leicht nach links
gewandt. Grimmiger· Ausdruck von großer Intensität und Lebendigkeit. Schön gewölbte
Stirn mit kräftigen Steilfalten über der stark eingesenkten Nasenwurzel, wulstige, schräg
hochgezogene Brauen, tief gebohrte, von schmal reliefierten Rändern umgebene Augen,
schief sitzende, breitgequetschte Nase. Der Mund ist als breiter, rechteckiger, stark unter-

199
schnittener Schalltrichter geformt und umsäumt von langen Schnurrbartsträhnen, die in den
kurzen, leicht gewellten Bart übergehen, der unten in gerader Linie abgeschnitten ist.
Vgl. die ebenfalls in Relief geschnittenen Masken des Pornoboskos bei Babelon, Camées,
Nr. 105 und hier Nr. 320; auch den (etwas späteren) Glaskameo Zwierlein-Diehl, Wien II,
Nr. 839; ferner hier die Gemme Nr. 322 (mit weiteren Zitaten).
Sehr lebendige, wahrscheinlich alexandrinische Arbeit.

l.Jh. v. Chr.

Angeblich bei Boscoreale gefunden.

*320 Karneol-Onyx, rot auf grauweißem Grund, in Goldring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, Rückseite flach. Unterhalb der Maske in der hellen Grundschicht querüber ein auf beiden
Seiten sichtbarer Spalt mit kleinen Absplitterungen.
12 x9,5 mm

Maske des bärtigen, kahlköpfigen Pornoboskos ganz von vorn.


Gewölbte, von zwei Querfalten durchfurchte Stirn, die Haarbüschel der schräg hochgezoge-
nen Brauen sind mit kurzen Kerben markiert, Augen und Mund kreisrund tief gehöhlt.
Breite Nase, hangender Schnurrbart, kurzer Bart mit gedrehten Locken, das Kinn in der
Mitte freilassend.
Im Typus ähnlich dem Kameo hier Nr. 319, doch nicht so fein geschnitten und auch weniger
ausdrucksvoll.

Wohl l.Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*321 Karneol-Onyx, hell orangefarben auf weißem Grund, in kleinem antikem Goldring.
Kameo. Hochoval, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
8,5 χ 6 mm
Ring: a.D. senkrecht 21 mm
waagrecht 19 mm
i.D. senkrecht 13,5 mm
waagrecht 15,5 mm

Maske des kahlköpfigen, unbärtigen Kochs von vorn, leicht nach rechts geneigt.
Die hohe, gewölbte Stirn wird knapp über den Brauen von einer langen Querfurche durch-
zogen, die Brauen selbst sind als ein einziges, erhaben geschnittenes und mit kurzen senk-
rechten Kerben markiertes Band angegeben. Aus den tiefen Augenhöhlen stechen die pyra-
midenförmig en relief geschnittenen Augen hervor. Knollennase; der Mund bildet mit waag-

200
rechter Oberlippe und fast halbkreisförmiger, nach links verzogener Unterlippe den Schall-
trichter. An der rechten Schläfe ein kleines Haarbüschel.
Zur Maske des Kochs vgl. die zwei Glaskameen in Genf, Vollenweider, Genève II, Nrn. 316
und 321 (mit Hinweisen); AGDS IV, Nrn. 627—629 (mit neuesten Zitaten); zum expressiven
Stil die Theaterszene auf einem Kameo aus Karneol-Onyx ebenfalls in Genf (Genève II, Nr.
312), wohl etwa zu gleicher Zeit entstanden wie unsere Maske. Auch die Ringform wider-
spricht einer solchen Datierung nicht.
Ringform: Der dünne, hohle Reif ist innen flach, außen gewölbt. Er steigt sanft einbiegend
zu einem 3,5 mm hohen, ovalen Kasten an, der den überragenden und von einem dünnen
Kragen aus Goldblech gehaltenen Stein flach umrandet. Vgl. BMCR, Nr. 470, S. 82, fig. 83,
und Introduction S. xlvi, E xv.

1. Hälfte, wahrscheinlich Anfang 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 312 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

322 Karneol, orangefarben, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig flach.
12 x8,5 mm

Maske des bärtigen, kahlköpfigen Pornoboskos in Dreiviertelansicht nach rechts.


Hochgewölbte Brauen über tiefgebohrten, schielenden Augen, Stulpnase, grinsend verzoge-
ner, breiter Mund als Schalltrichter, fünf parallel eng aneinanderliegende, gerade herabhan-
gende gedrehte Bartlocken (kein Schnurrbart). Über dem rechten Ohr drei durch winklig
aneinandergesetzte Striche markierte Haarbüschel, eine einzige wellenförmige Furche quer
über die Stirn.
Vgl. ähnliche Darstellungen des Pornoboskos bei Furtwängler, AG, Taf. 41,11 (= BMCG,
Nr. 1586); Lippold, Taf. 61,6; Vollenweider, Genève II, Nrn. 324.325.327 (mit Hinweisen).
Für andere, doch verwandte Masken vgl. Fossing, Nrn. 1244—1247; AGDS 1-2, Nrn. 1835.
1848; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 335 f.
Feine, zierliche Arbeit spätrepublikanischer oder augusteischer Zeit.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

323 Nicolo, bläulichweiß marmoriert auf dunkelbraun, in modernem Goldring à jour ge-
faßt.
Fast kreisrund, beidseitig flach.
11 χ 10mm.

Maske des Zornigen Vaters im Profil nach links, dahinter ein nach unten gekehrter Krumm-
stab. Nach hinten gestrichenes, leicht gewelltes, strähniges Haar, mehrfach gefurchte Stirn,

201
weitoffenes Auge, Hakennase mit kleinen Fältchen, über die Mundwinkel herabhangender
Schnurrbart, nach vorn spitz zulaufender Bart.
Der Kopf ist in die untere dunkle Lage graviert, das Pedum in die helle obere.
Unter den auf Gemmen geschnittenen Masken kommt diejenige des Zornigen Vaters beson-
ders häufig vor; das Vorbild des hier vorliegenden Typus geht wohl auf den Anfang des
1. Jh. v. Chr. zurück. Vgl. Vollenweider, Genève II, Nrn. 286-289.291 f.; AGDS IV, Nr. 630
(mit Hinweisen).

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

324 Karneol, tiefrot, trüb durchscheinend, in einfachem Metallring des 19. Jh. à jour ge-
faßt.
Breitoval, beidseitig flach, Bildseite berieben, Rückseite hochpoliert.
10 χ 15 mm

Zwei Masken im Profil einander gegenüber: links Silen, rechts jugendlicher Satyr. Der Silen
ist kahlköpfig bis auf ein Haarbüschel im Nacken; sein Bart besteht aus vier dicken, häkchen-
förmig endenden, vom Ohr bis zum Kinn aneinandergereihten Zotten. Der junge Satyr hat
ein volles, breitwangiges Gesicht mit etwas trotzigem Ausdruck; das in winklig aneinanderge-
setzten Strichgruppen angegebene Haar hängt in wirren Strähnenbüscheln über Ohr und
Nacken und sträubt sich hoch über der Stirn.
Einander gegenübergestellte Masken finden sich auf Gemmen seltener als miteinander ver-
bundene; vgl. Henig, Corpus, Nr. 526; BMCG, Nrn. 1624.1626. Zum Schnitt, besonders in
der Betonung von Braue, Nasenflügel und Lippen, vgl. hier Nr. 326; zur Strichelung der
Haare vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 142f.; zu den häkchenförmigen Bartenden
hier Nr. 318.

1. Jh. v. Chr.

325 Granat, in Kinderring aus Goldblech (der Ring vermutlich eine moderne Kopie nach
antikem Vorbild).
Hochoval, Bildseite konvex.
7,5 χ 5 mm

Maske wohl der Hetäre, von vorn. Sie trägt eine Tänie mit seitlich herabhangenden Bändern.
Je drei beidseits vom Kopf schräg nach oben abstehende Strichlein deuten wohl Efeu- oder
Weinblätter an.
Äußerst vereinfachte Darstellung, die vollen Wangen mit großen Rundperlvertiefungen ange-
geben. Vgl. AGDS 1-2, Nr. 1842; zum Thema auch Vollenweider, Genève II, Nrn. 300.303-
307.

Ende 2. oder 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

202
326 Karneol, hell orangefarben, trüb durchsichtig.
Breitoval, beidseitig flach, Rand an Oberkante gerundet, dann mit leichter Wölbung steil abfallend bis zur
scharfen Kante unten.
10,1 χ 12,1 x4,5 mm

Gryllos, bestehend aus einem bärtigen Silenskopf im Profil nach rechts, an dessen Hinter-
haupt der Kopf eines Ebers nach links angefügt ist.
Ein auf italischen Gemmen und Pasten verbreitetes Motiv, das wohl vom Münzbild der latini-
schen Stadt Signia abgeleitet ist (s. Sambon, Monnaies antiques de l'Italie Ι, 1903, S. 100,
Nr. 164). Für Darstellung auf Gemmen vgl. Vollenweider, Genève II, Nrn. 380—383 (mit
Hinweisen) und die kaiserzeitlichen Varianten bei Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 7815.
8524.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

327 Roter Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite flach einwärts geschrägt.
15 χ 11,5 x2,8 mm

Gryllos, bestehend aus zwei bärtigen Silensmasken mit gemeinsamer kahler, gewölbter Stirn
und zwei jugendlichen Satyrmasken mit gemeinsamem spitzem Kinn, je rechtwinklig anein-
andergefügt: die Silène nach links und oben, die Satyrn nach rechts und unten blickend. Im
Feld oben ein Thyrsos, unten ein Pedum. Diagonal von rechts oben nach links unten eine
wie eine Haarrolle gravierte Trennlinie.
Vgl. die ähnliche Anordnung von (nur drei) durch eine schräge Haarrolle getrennten Masken
auf einem auch stilistisch nahen Karneol bei Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1003. Für weitere
aneinandergefügte Masken vgl. u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7804; id. AG, Taf. 62,12
(- G. Femmel/G. Heres, Die Gemmen aus Goethes Sammlung, Leipzig 1977, Nr. 30, S. 80,
Abb. 27); AGDS III, Göttingen, Nr. 600; Southesk Collection I, I 4, S. 106, Taf. 9; Board-
man/Vollenweider, Oxford I, Nr. 328 (noch späthellenistische Arbeit von kräftigerem
Schnitt). Zur Zeichnung der Haare mit feinen Parallelstrichen und zur klassizistischen Ten-
denz vgl. den Kopf des Zeus bei Henig, Corpus (2. Aufl., 1978), Taf. 67, Appendix Nr. 90,
S. 297.

1. oder Anfang 2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

328 Roter Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, links unterhalb der Mitte bestoßen.
14,Ix 11,7x2 mm

203
Zwei aneinandergefügte Masken: links, in Vorderansicht, die Maske eines kahlköpfigen, bär-
tigen Silens, rechts anschließend jene des Pan im Profil, unter ihr dem Rand entlang ein in
gebrochener Linie angegebenes Pedum (teilweise in der Absplitterung verschwindend).
Silensmaske mit hochgewölbter, von zwei geraden Querfurchen durchzogener Stirn, eckigen
Brauen, tiefliegenden, aber nicht gebohrten, sondern mit der Wangenpartie eine ebene Flä-
che bildenden Augen; der über die Mundwinkel tief herabhangende, gedrehte Schnurrbart ist
mit kurzen schrägen, der Kinnbart mit längeren senkrechten Parallelstrichen gegeben. —
Maske des Pan mit niedriger Stirn, plastisch hervortretendem Auge (ohne Pupille) unter ge-
rader Braue, Nasenflügel und Mund mit kurzen Querstrichen gezeichnet; schraffierte Haar-
büschel umrahmen das Gesicht. Über der Stirn ein stilisiertes Panshorn.
Zu Stil und Komposition vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1511. Für das häufige Vorkommen
ähnlich zusammengefügter Masken vgl. die zwar früheren Exemplare Vollenweider, Genève
II, Nrn. 372 ff. (mit Hinweisen); AGDS 1-2, Nrn. 1857 ff. Unsere Gemme stammt zweifellos
aus späterer Zeit, wie auch die meisten Grylloi bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn.
1081-1096.

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

POLITISCHE UND ANDERE SYMBOLE

329 Sard, hell braunrot mit weißlichen Flecken, durchsichtig.


Beinah kreisrund, Bildseite konvex, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
14 χ 13 χ 3 mm

Füllhorn, in einem Ziegenkopf endend und mit einer lang herabhangenden, gefransten Tänie
geschmückt. Aus dem mit einer umlaufenden Rille verzierten Kelch ragen zwei kugelige
Früchte, dazwischen aufstehend eine Lotosknospe; seitlich hangen Trauben herab.
Weicher, plastischer Schnitt, Rundperlpunkte an Früchten und Tierkopf.
Für denselben Typus des Füllhorns, doch ohne Tierprotome, auf konvexen Steinen vgl. Furt-
wängler, Beschreibung Nr. 2247 (mit Ähre); ibid. Nrn. 2249-51; ibid. Nr. 2252 f. (mit Tier-
protome); AGDS 1-2, Nrn. 807-809; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 392 ff.; auf flachen Stei-
nen der ausgehenden Republik vgl. Furtwängler, op. cit., Nrn. 6639 und 6640, letztere mit
Weltkugel, oft erscheint das Füllhorn auch in Verbindung mit ändern politischen Symbolen.
Vgl. auch Vollenweider, Genève II, Nrn. 416 ff.
Das von den Ptolemäern übernommene Symbol von Reichtum und Glück erscheint auf römi-
schen Münzen, in ähnlicher Weise wie auf unserer Gemme frei in den Raum gestellt, zuerst
unter Sulla (vgl. Sydenham, Nr. 763), dann aber in Massenverbreitung auf den Goldprägun-
gen der Triumvirn des Jahres 42 v. Chr. (vgl. dazu Th.V. Buttrey, The Triumviral Portrait
Gold of the Quattuorviri Monetales of 42 B.C., Numismatic Notes and Monographs Nr. 137,
The American Numismatic Society, New York 1956, Taf. 1,41,1-4; Taf. II und III) und
wieder, in verkümmerter Ausführung, unter Augustus (Grueber, Taf. 67,18 und Taf. 69,11).
In der harmonischen Kurve seiner Silhouette, der delikaten Betonung des rundlichen Volu-

204
mens scheint unser Füllhorn jedoch eher in den Rahmen der hellenistischen Monarchien zu
gehören. Auf Bronzemünzen des Alexander Balas und der Kleopatra Thea erscheint auf der
Rückseite das gleiche Glückssymbol in ähnlichen Proportionen, unterhalb der Mündung
ebenfalls mit einer umlaufenden Rille verziert und auch, wie hier, mit dem königlichen
Diademband geschmückt und in einer Ziegenprotome endend (vgl. BMC Seleucid Kings,
Taf. 17,6; vgl. ebendort Taf. 14,4 das viel schlankere Füllhorn auf Prägungen des Demetrios L).
Auch die Form der Gemme mit dem nahezu kreisrunden Umriß und der konvexen Bildseite
spricht für eine Datierung in jene Zeit.

2. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

330 Karneol, dunkelrot, in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, kleine Beschädigung am Stein Mitte oben links und unten rechts. Vertikalachse
des Bildes in Fingerrichtung.
20 χ 16,5 mm
Ring: a.D. senkrecht 27,1 mm
waagrecht 27 mm
i.D. senkrecht 20 mm
waagrecht 21,5 mm
Ringschild 25 χ 20 mm

In der Mitte eine horizontal geriefelte Säule mit dickem Wulst an beiden Enden, darauf ein
mit kugeligen Früchten gefüllter Korb (oder Becken), von dem seitlich je eine Traube herab-
hängt. Hinter der Säule kreuzen sich zwei mit Früchten beladene, mit Bändern und Trauben
geschmückte Füllhörner mit kannelierter Bordüre und Ziegenkopfenden. Aus jedem Füll-
horn ragt zwischen Mohnkolben und Blättern eine Lotosknospe, auf welcher, der Mitte zu-
gewandt, ein Vogel steht.
Sicherer, etwas harter, scharf konturierender Schnitt, Rundperlpunkte für Früchte, Tier-
schnauzen und ein girlandenähnliches Gebilde zu Seiten des oberen Säulenschafts.
Der Karneol gehört zu einer Gruppe spätrepublikanischer Gemmen mit vorwiegend politi-
schen Symbolen, die alle dieselbe Werkstatt-Tradition verraten. Vgl. Furtwängler, Beschrei-
bung, Taf. 47,6625-6696, besonders Nr. 6652; id., AG, Taf. 29,10ff., namentlich Nr. 18.
An ihnen fallen die immer sehr scharf gezeichneten Konturen der Symbole auf, wie auch die
Anwendung der Rundperltechnik, z.B. hier bei den Früchten und bei Furtwängler, Beschrei-
bung, Nrn. 6630 und 6645 am Steuerruder. Der Kelch der Füllhörner ist stets mit einer kan-
nelierten Bordüre verziert (vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6627.6630.6644.6650ff.;
Vollenweider, Genève II, Nr. 418). Dieselbe Schnittechnik zeigt sich auch bei den Cisto-
phoren des Augustus aus dem Jahr 27 v.Chr., vgl. Grueber, Taf. 117,6.15—16, namentlich
15, wo die Riefelung des Füllhorns ähnlich mit parallelen Strichen gegeben ist (vgl. C.H.V.
Sutherland/N. Olcay/K.E. Merrington, The Cistophori of Augustus, London 1970, Group
VI, S. 101, Taf. 24, vor allem 253 a, Rev. 56, datiert 24-20 v.Chr.). Es ist wohl möglich,
daß unser Exemplar das Werk eines Steinschneiders ist, der vornehmlich für Octavian und
vielleicht schon für die Triumvirn gearbeitet hat (vgl. Vollenweider, Genève II, vor allem Nr.

205
427). In diesem Fall müßte die Gemme in den 30er oder noch eher — der etwas überladenen
Ausgestaltung nach zu schließen — in den 20er Jahren v. Chr. entstanden sein.
Für ähnlich komponierte Varianten mit gekreuzten Füllhörnern vgl. AGDS IV, Nr. 708;
Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6141 ff.; Fossing, Nrn. 1615 ff.
Ringform: Der massive, ca. 3 mm dicke Reif von rundlichem Querschnitt stößt leicht ein-
biegend an die Rückseite des aufgelöteten hoch ovalen Ringkastens; die Lötstelle ist mit fei-
nem Perldraht kaschiert, zu beiden Seiten des Reifs sitzt ein ca. 3,5 mm dickes Goldkügel-
chen. Die Rückseite des Ringkastens ist leicht konkav und dem Rand entlang geschrägt. Die
Gemme sitzt in einem unregelmäßig abgenützten, etwa 3 mm hohen, längsgerillten Kragen
aus Goldblech, dessen Basis ein separat gefertigter, ziemlich robuster Perldraht umrandet.
Vgl. BMCR, Nrn. 511 ff. (3. Jh. n. Chr. und später datiert), auch dort finden sich beim An-
satz des Reifs an den Ringkasten je zwei Goldkügelchen, und der Stein ist in gleicher Weise
mit Kragen und Perlrand gefaßt. Vgl. auch ibid. Nr. 460 (Mitte 2. Jh.); Berry, Jewelry,
S. 198, Nr. 159 C (nicht massiv, 5-7. Jh.); Henkel, Nrn. 288.1023.1823; Marvin C. Ross,
Catalogue of thé Byzantine and Early Mediaeval Antiquities in thé Dumbarton Oaks Collec-
tion II, Washington 1965, S. 11, 6 F, Taf. 14 und S. 138, 179 Q, Taf. 99 (6./7. Jh.).
Die späte Ringform spricht nicht gegen die Datierung der Gemme ins ausgehende 1. Jh. v. Chr.;
es geschah nicht selten, daß ein Stein erst lange Zeit nach seiner Entstehung, sei es zum
ersten Mal, sei es neu gefaßt wurde.

Gemme: Letztes Drittel 1. Jh. v. Chr.


Ringfassung: wohl 3. Jh. n. Chr. oder später.

Ehemals Sammlung Dr. Philipp Lederer, Berlin.

331 Nicolo.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst flach auswärts, dann steil einwärts geschrägt.
12,5 χ 10,1 χ 3,1 mm

Rechts ein mit Trauben behangenes Füllhorn, auf dem, der Mitte zugewandt, hochaufge-
reckt ein Hahn steht; ihm gegenüber richtet sich eine Ziege auf den Hinterbeinen auf und
berührt ihn mit dem linken Vorderhuf. Unter dem Füllhorn ein nach links herabtauchender
Delphin, zwischen Ziege und Füllhorn ein Dreizack oder ein Caduceus.
Eine hübsche Variante der in spätrepublikanischer Zeit beliebten idyllischen Gruppierungen
von Tieren und Symbolen; vgl. hier Nr. 332 und Vollenweider, Genève II, Nr. 568.

1. Jh. v. Chr.

332 Karneol, rot, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite leicht, Rückseite stärker konvex.
14,5 χ 10,5 χ 4,2 mm

206
Dreibeiniger Tisch, auf dem verschiedene Geräte und Symbole stehen: rechts außen ein Füll-
horn, zur Mitte anschließend eine Hydria, darüber ein Kranz (?), links außen hochaufgereckt
ein Hahn im Profil nach rechts, hinter ihm eine Pyxis. Rechts neben dem Tisch steht eine
schlanke Amphora, links ein Candelabrum mit brennender Lampe, daneben vom Boden auf-
stehend zwei Ähren. Die Tischbeine sind in Form von Löwenbeinen geschweift und unter-
einander verstrebt, über dem ,Knie' mit einem Knauf verziert. Am Boden zwischen dem
rechten und dem mittleren Tischbein ein liegendes Füllhorn oder eine Muschel. Bodenlinie.
Vgl. die ähnliche Darstellung auf einem gelben Jaspis in London, BMCG, Nr. 2634. Zum
Motiv vgl. auch Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6024f.; Gramatopol, Nr. 623; Delaporte,
Catalogue des cylindres orientaux II, A.1227, Taf. 107,23 (unter ,Intailles gréco-perses').
Die Anhäufung von Gegenständen auf und neben einem Tisch erinnert an die berühmte
Coupe des Ptolémées im Cabinet des Médailles (vgl. Furtwängler, AG III, Abb. 108, S. 157;
G. Bruns, Das mantuanische Onyxgefäß, Kunsthefte des Herzog Anton-Ulrich-Museums,
Heft 5, 1950, Abb. 8; Babelon, Camées, Nr. 368, Taf. 43).
Ein Tisch gleicher Form befindet sich in der Casa dei Cervi in Herculaneum (P. Grimai, Les
Jardins romains, 2. Aufl., Paris 1969, Taf. V gegenüber S. 104). Aus dem nicht sehr feinen,
doch sicheren und plastischen Schnitt, der humorvoll-lebendigen Darstellung des Hahns und
der naturalistischen Zeichnung der langgrannigen Ähren läßt sich schließen, daß die Gemme
als ein Sinnbild römischen Landlebens in spätrepublikanischer Zeit entstanden ist.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

333 Karneol, trüb durchsichtig, wolkig.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13 χ knapp 10 χ 3,7 mm

Zwei Ähren wachsen aus einem doppelstufigen Becken, das von zwei gekreuzten, schräg ge-
riefelten Füllhörnern gehalten wird. Die aus diesen ragenden Lotosknospen sind nur durch
je einen senkrechten Strich angegeben.
Vgl. die verwandte Darstellung auf einem Karneol in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr.
8076, wo deutlich in der Mitte das Becken zu erkennen ist. Zum Schnitt vgl. die Gemme mit
Glückssymbolen bei Vollenweider, Genève II, Nr. 487. Für weitere, meist etwas frühere
Varianten von gekreuzten Füllhörnern vgl. Furtwängler, op. cit., Nrn. 6110.6141—6152;
Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1433; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 393 (mit Hinweisen); AGDS
III, Göttingen, Nr. 581 ; Vollenweider, op. cit., Nrn. 424.428.432.434.459.

1. Jh. n. Chr., wohl flavisch.

334 Karneol, leuchtendrot, durchsichtig.


Kreisrund, Bildseite leicht und Rückseite stärker konvex.
9 χ 9 χ 3,2 mm

207
Zwei verschlungene Hände, jene links mit Perlenarmband, halten zwei nach außen sich nei-
gende Ähren. — Dem Motiv der dextrarum iunctio entspricht hier das Original; im Abguß er-
scheinen zwei linke Hände mit höchst unnatürlicher Zeichnung der Daumen, die wie eine
Klammer beide Handgelenke umfassen.
Das Motiv der sich fassenden Hände kommt einerseits auf römischen Verlobungsringen vor
(s. BMCR S. xxii), anderseits aber, als Symbol der Concordia und der Fides und oft zusam-
men mit Mohnkolben, Ähren, Füllhorn und Caduceus, auf spätrepublikanischen und kaiser-
zeitlichen Münzen und Gemmen. Für spätrepublikanische Münzen vgl. u.a. Grueber, Taf.
49,18; 50,8; 54,11 und 13; 56,17; für kaiserzeitliche BMC Emp. I, Taf. 51,10; II, Taf. 2,15;
III, Taf. 1,2-5; IV, Taf. 3,2.12.13. Für ähnliche Darstellungen auf Gemmen vgl. Richter,
MMA, Nr. 563; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6180.6654.8050ff.; BMCG, Nrn. 2661 f.;
Fossing, Nrn. 1632.1846 ff. (spät); Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1489 ff.; AGDS III, Kassel,
Nr. 92 (mit Hinweisen); Vollenweider, Genève II, Nrn. 466 ff. Für die ungeschickte Zeich-
nung der Daumen vgl. AGDS III, Göttingen, Nrn. 577 f.
Auf unserer Gemme soll die Hand mit dem Perlenarmband gewiß einer Frau gehören, so daß
die Darstellung wohl auf eine Eheschließung hindeutet und zwar eine solche mit politischem
Hintergrund, aus der eine Spende von Korn zu erwarten war, z.B. die Ehe des Octavian mit
Scribonia oder jene des Marcus Antonius mit Octavia.
Grueber II, S. 498, Anm. l, erwähnt Münzen des M. Antonius und des Octavian, auf denen
hinter dem Kopf der Concordia eine Ähre beigefügt ist. Es ist möglich, daß unser Karneol in
jene Zeit gehört, um so mehr, als er stilistisch den damals häufig vorkommenden Gemmen
mit politischen Symbolen entspricht.

Mögliches Datum: Ende der 40er Jahre v. Chr.

335 Nicolo.
Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst flach auswärts, dann steil einwärts geschrägt.
10,9 χ 12 χ 2,5 mm

Zwei verschlungene Hände halten zwei Ähren und dazwischen einen Mohnkolben.
Variante von Nr. 334; sehr ähnlich dem Karneol Richter, MMA, Nr. 563.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

336 Karneol, hell orangefarben mit dunkleren, wolkigen Streifen, klar durchsichtig, in mo-
dernem Metallring à jour gefaßt.
Breitoval, beidseitig schwach konvex, in der unteren Hälfte querüber ein Binnenriß.
12,5 χ 15 mm

Vereinigung von Symbolen: Von rechts nach links Gryllos, bestehend aus der Maske eines
bärtigen Parthers (?) mit eckig vorstechender, spitzer Nase, oben in einen Pferdekopf mit

208
Zügeln ausmündend. Vor der Maske am Rand rechts ein vierzackiger Stern. Hinter ihr, mit
gekreuzten Beinen auf einem Widderkopf stehend, ein geflügelter Eros, der die Hände vor-
streckt; zuletzt am Rande links ein herabtauchender Delphin.
Summarischer Schnitt, Pferdemähne und Bart der Maske mit kurzen, hart nebeneinander
gesetzten Strichen gegeben, je ein längerer Strich für die Augenbraue und den dünnen,
geraden Schnurrbart.
Das Motiv kommt in mannigfachen Varianten vor. Unserer Gemme am nächsten verwandt
sind die besser erhaltenen Exemplare BMCG, Nr. 2584f.; aus dem Vergleich mit ihnen zu
schließen, ist Eros wohl auch hier als Wagenlenker gedacht. Vgl. auch Gramatopol, Nr. 606.

1. Jh. v. Chr.

337 Karneol, dunkelrot, durchsichtig.


Hochoval, beidseitig sehr schwach konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12 χ 10x2,9 mm

Zwei abwärts ineinander verschlungene Delphine umwinden einen aufrecht stehenden Drei-
zack.
Vgl. den Delphin mit Dreizack auf einem Nicolo in Berlin, Furtwängler, Beschreibung Nr.
8343 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 20,20); ferner AGDS 1-2, Nr. 801 (mit Hinweisen);
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1172; auch den Delphin mit Steuerruder, Vollenweider, Ge-
nève II, Nr. 478; endlich hier Nr. 338.
Der Stil der Gravierung zeigt den Übergang von den konvexen Rundperlsteinen zu den le-
bendig flüchtigen Arbeiten spätrepublikanischer Zeit.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

338 Karneol, trüb mit dunklen Flecken.


Breitoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt, links oben
ausgebrochen.
12 χ 15,5 χ 3,8 mm

Ein steil von links herabtauchender Delphin hält einen aufrecht stehenden Dreizack im
Maul. Rechts daneben auf Bodenlinie ein hohes Wasserbecken, worauf ein Vogel (wohl
Rabe) nach rechts. Der Kopf des Vogels verschwindet in der Absplitterung, vermutlich hielt
er eine Beute im Schnabel, ein Stück davon liegt auf dem Beckenrand. Nicht feiner, doch
flotter, gekonnter Schnitt.
Eine der hübschen, lebendigen Arbeiten spätrepublikanischer Zeit, die sich z.T. auf private,
z.T. auf öffentliche Ereignisse beziehen. Für verwandte Darstellungen von Delphinen in Ver-
bindung mit Symbolen vgl. BMCG, Nrn. 2444 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 20,19). 2466.
2474. Der ersterwähnte schwarze Jaspis mit Delphin, Szepter und Adler (Nr. 2444) ent-
spricht genau einem Münzbild des als Parteigänger des Pompeius prägenden Terentius Varro,

209
vgl. Grueber, Taf. 100,16. Ob unsere Gemme eine ähnliche politische Bedeutung hat, bleibe
dahingestellt. Jedenfalls waren Delphin und Dreizack bevorzugte Symbole des Pompeius;
das Wasserbecken könnte an die Annehmlichkeit der Wasserversorgung erinnern, der Rabe
als prophetischer Vogel Gutes verheißen.

Mitte 1. Jh. v. Chr.

339 Karneol in modernem Goldring.


Hochoval, Bildseite schwach konvex. Der Stein ist am Rand oben Mitte und links ausgebrochen; von der
unteren Bruchstelle zieht sich ein feiner Spalt zum gegenüberliegenden, ebenfalls leicht ausgebrochenen
Rand.
11 χ 8,3 mm

Zusammenstellung von Glückssymbolen:


Rechts ein Stierkopf mit langem Halsansatz in Dreiviertelansicht von vorn; auf ihm steht ein
Adler (oder Hahn?) mit leicht gespreizten Flügeln, einen Stab (Caduceus?) haltend. Links
taucht dem Rand nach ein Delphin herab. — Kopf und Brust des Vogels und das Ende des
Stabes sind wegen der Beschädigung des Steins unkenntlich; der Querspalt liegt über dem
Körper des Delphins.
Lebendige Darstellung, plastischer, aber nicht feiner Schnitt.
Zum Adler auf dem Kopf eines Vierfüßers (Rind, Hirsch, Widder, Eber) vgl. AGDS 1-3, Nrn.
2436.3411-3413; Fossing, Nrn. 1437-1440; Gramatopol, Nr. 549; Richter, MMA, Nr. 521
(mit Hinweis auf in Kappadokien gefundene Bronzestatuetten, die eine Beziehung zu öst-
lichen Kulten, besonders des Jupiter Dolichenus, haben könnten).

2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

340 Nicolo, bläulich-weiß auf braun.


Breitoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite zuerst mit leichter Wölbung aus-
wärts, dann kurz einwärts geschrägt.
11,5 χ 13,1x4,7 mm

Maus nach links auf zweirädrigem Karren mit langer Deichsel, Peitsche in der rechten Vor-
derpfote, lenkt ein Gespann von zwei Ameisen. Maus und Karren im Profil, nur ein Rad
sichtbar, das Gespann samt Deichsel in Aufsicht dargestellt. Recht sorgfältiger, präziser
Schnitt.
Vgl. eine sehr ähnliche Darstellung, jedoch mit Kaninchen statt Maus, bei King, Handbook
of Engraved Gems, (1885), Taf. 80,5; mit Papagei statt Maus bei Imhoof-Blumer/Keller,
Taf. 23,46. Weitere Varianten, mit Maus als Lenker und zumeist Hahn engespann: Southesk
Collection I, I 8; Lippold, Taf. 96,12; Richter, MMA, Nr. 535; Furtwängler, Beschreibung,

210
Nrn. 7905 f.; Berry, Gems, Nrn.156 f.; AGDS IV, Nrn. 1231.1634 f.1637; Sena Chiesa,
Aquileia, Nr. 1358; Henig, Corpus, Nr. 388. Zum Stil vgl. die Ameisen AGDS IV, Nrn.
1292-1294.
Humoristische Szenen mit Tieren, die eine menschliche Tätigkeit ausüben, waren besonders
im ersten vorchristlichen Jahrhundert, aber auch später noch, als Gemmenmotiv beliebt.

1. Jh. v.Chr. - 1. Jh. n. Chr.

341 Karneol, orangefarben, klar durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, beidseitig flach. Oben rechts ausgebrochen, die Schadstelle mit einem Goldplättchen verdeckt.
9 χ 10,5 mm

Geflügelter Fuß des Mercur in Sandale nach rechts, dahinter geflügelter Caduceus, waag-
recht nach vorn weisend.
Eine der besten auf Gemmen zu findenden Darstellungen des geflügelten Mercurfußes, in
allen Einzelheiten sorgfältig geschnitten. Vgl. die ebenfalls feine Gravur auf einem Ame-
thyst in Kopenhagen, Fossing, Nr. 1608. Zum Motiv vgl. auch AGDS 1-2, Nr. 2166 (Paste);
AGDS IV, Nr. 1334 (Karneol, mit weiteren Hinweisen); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 929
(Paste). Meistens erscheint der Fuß vereint mit ändern Symbolen, vgl. dazu Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 6087-6090.8030; Richter, MMA, Nr. 562 (Fuß auf Schmetterling, noch
hellenistisch); Vollenweider, Genève II, Nrn. 569.572; Lippold, Taf. 98,16; BMCG, Nrn.
2610 f.

Wohl 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog 63 Fischer, Luzern 1938, Nr. 509 (dort als aus Sammlung Guilhou stammend be-
zeichnet, aber weder im Katalog Ricci, noch im Auktionskatalog Sotheby 1937 aufgeführt). Erwähnt bei
Vollenweider, Genève II, unter Nr. 572 (als Parallele).

342 Achat, horizontal geschichtet, orangerot mit weißlicher Mittelschicht.


Breitoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, die scharfe Zwischenkante bestoßen.
12,5 χ 16,5 χ 6 mm

Priestergeräte, von links nach rechts: Messer, Schöpfkelle, Patera über Stierkopf, Opferkanne
mit geriefeltem Bauch, Schnabelmündung und Volutenhenkel. Bodenlinie.
Hübsche Arbeit. Vgl. hier Nr. 344.

1. Jh. v. Chr.

343 Chalcedon, hell bläulich, durchsichtig (Saphirin).


Hochoval, beidseitig stark konvex, scharfe Zwischenkante.
12 χ 8 χ 5 mm

211
Opferkanne mit hohem Fuß, schlankem Hals und die runde Mündung überragendem Volu-
tenhenkel. Eine quer über die Mitte laufende Rille gliedert den Gefäßkörper in zwei Hälf-
ten.
Vgl. die Kanne (mit ändern Geräten) hier Nr. 344; AGDS II, Nr. 558; die verschiedenen Ge-
fäße auf konvexen Steinen Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2266 ff.; Richter, MMA, Nr. 247.

1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

344 Karneol, orangefarben, klar durchsichtig.


Kreisrund, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, in der untern Hälfte rechts ausgebrochen.
11,6 χ 11,6 χ 2 mm

Priestergeräte: In der Mitte Opferkanne mit Volutenhenkel über Beil, links oben Messer,
darunter Apex (Priestermütze), rechts oben Patera, darunter Schöpfkelle, rechts außen
Lituus. Ein weiteres Gerät (auf dem Abguß links außen) ist wegen der Beschädigung des
Steins unkenntlich.
Vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 8150 f. 8377 ff. ; BMCG, Nr. 2635.
Es ist wohl möglich, daß diese Gemme — vielleicht der Stein eines Augurs — noch ins
1. Jh. v. Chr. gehört, als Priestersymbole auch auf Münzen beliebt waren; vgl. die Prägungen
des P. Sulpicius Galba (Grueber, Taf. 44,18-19), jene Caesars (ibid. Taf. 51,20-24 und
Taf. 103,5), des Brutus (ibid. Taf. 112,1-5), des Octavius (ibid. Taf. 105,12.14.15) und des
Augustus (ibid. Taf. 71,12), sowie des M. Antonius (ibid. Taf. 103,6—9).

Wohl Ende 1. Jh. v. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

345 Karneol, unrein, mit dunklen Flecken.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
9,8 χ 12,7 x 2 mm

Liegende Mondsichel mit sieben achtzackigen Sternen, einer in der Rundung der Sichel, zwei
über deren Spitzen, die ändern symmetrisch an den Seiten.
Vgl. Fossing, Nr. 1597; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3354-3358.6428f. 7997-7999.
8616.8723 ; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1497.
Da dasselbe Motiv auf den ca. 74 v. Chr. geprägten Denaren des L. Lucretius Trio vorkommt
(Sydenham, Nr. 783; Grueber, Taf. 42,11; Babelon, Lucretia 2), ist es wohl möglich, daß wir
hier das Symbolum und Wappenzeichen einer römischen Gens, nämlich der Lucretii Triones,
vor uns haben. Mit den Sternen wäre dann das Sternbild des Großen Bären — septem triones —
gemeint (vgl. Grueber I, S. 396, Anm. 3).
Das Motiv erscheint etwas später, doch die Mondsichel von nur fünf Sternen umgeben, auf

212
den Münzen des P. Clodius aus dem Jahr 42 v. Chr. (Sydenham, Nr. 1114; Grueber, Taf.
58,2—4; Babelon, Claudia 16; Crawford, Nr. 494/20 a). Für noch spätere, kaiserzeitliche
Varianten auf Gemmen vgl. AGDS IV, Nr. 1655; Henig, Corpus,Nr. 409.

1. Jh. v. Chr.

346 Dunkelgrüner Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13 χ 10 x2,2 mm

Capricornus nach rechts über zwei verschlungenen Händen, die einen Mohnkolben zwischen
zwei Ähren halten.
Rascher, ziemlich summarischer Schnitt; trotzdem sind Einzelheiten wie Fell und Schuppen
des Fabeltiers, die Grannen der Ähren und die Finger der verschlungenen Hände mit feinen,
kurzen Strichen recht sorgfältig wiedergegeben.
Zum Motiv vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7988, sowie die Zusammenstellung von
Symbolen mit Steinbock bei Vollenweider, Genève II, Taf. 143 und 144, Nrn. 577—586
(dort auch Erklärung des Motivs, mit Zitaten). Der Steinbock erscheint als Nativitätszeichen
des Augustus auch auf dessen Münzen (vgl. Acta Divi Augusti, Regia Accademia Italica, Rom
1954, Taf. 12,113.114.118; zum Horoskop s. BMC Emp. I, S. ex, Anm. 3). Zu den ver-
schlungenen Händen mit Mohnkolben vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6101 f.; Fossing,
Nr. 1847. Unser Exemplar zeigt eine Variante der verschiedenen Kombinationen politischer
Symbole, die in den spannungsreichen Jahren der Begründung des Prinzipats häufig auf
Gemmen, Pasten und Münzen erscheinen (vgl. dazu Genève II, S. XX f. und Nrn. 466—468).
Hier könnten die verschlungenen Hände — Symbol der Concordia — auf das zweite Trium-
virat und die Ähren auf die Korn- und Ackerverteilung des Jahres 43 v. Chr. hindeuten.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.

347 Granat in antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite stark konvex, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
8,5 χ 10 mm
Ring: a.D. senkrecht 25,2 mm
waagrecht 24,9 mm
i.D. senkrecht 13 mm
waagrecht 14,2 mm

Capricornus nach rechts.


Stilisierte Darstellung, summarischer Schnitt ohne feinere Modellierung, Hals und Leib
rechtwinklig aneinandergesetzte Mulden.
Zum Motiv vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1230 (mit Hinweisen); zu Motiv und Stil ibid.
Nr. 1237 (konvexer Stein); Henig, Corpus, Nr. 663 (flacher Sard); Maaskant-Kleibrink,
Catalogue, Nr. 1078 (flacher Chalcedon).

213
Ringform: Der hohle Reif ist innen flach, außen hoch gewölbt mit scharfem Mittelgrat; er
verbreitert sich stark nach oben hin. Die ausladenden Schultern sind mit einem scharfen
Knick gegen den erhöhten Ringkasten abgesetzt. Marshall datiert diesen Ringtypus ins
3. Jh. n. Chr. (BMCR, Nrn. 526 ff.). Vgl. ebendort Nrn. 529 und 529* (= BMCG, Nrn. 1428
und 2495), wo ähnlich gearbeitete Goldringe ebenfalls kleine konvexe Granate tragen. Ver-
wandt ein Silberring bei Henkel, Nr. 432 (ebenfalls 3. Jh.).
Im Katalog der ehemaligen Sammlung Nelidow findet sich ein Ring, der dem unsrigen
äußerst ähnlich, vermutlich sogar mit ihm identisch ist: vgl. Pollak, S. 155, Nr. 453, Taf. 18;
als Fundort ist Amasia genannt. Erwähnt BMCR, Nr. 526.

3. Jh. n. Chr., wohl ein astrologisches Symbol.

348 Karneol, orangefarben, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour ge-
faßt (dort Stein 21).
Breitoval, beidseitig flach.
7,5 χ 10 mm

Capricornus nach rechts, auf dem Rücken ein mit kugeligen Früchten beladenes Füllhorn,
zwischen den Füßen den Globus tragend.
Mischung von Rund- und Flachperltechnik, der Fischleib zur Andeutung der Schuppen mit
sich kreuzenden schraffierten Linien überzogen, die Bauchflosse mit drei Strichen markiert.
Variante von hier Nr. 346, doch wohl viel später entstanden, wie die häßlichen Schwellun-
gen an Hals und Kopf, die vornehmlich severische Gemmen kennzeichnen, vermuten lassen.

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

349 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig.


Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite steil auswärts geschrägt und zu einem unregel-
mäßigen Achteck geschnitten.
8,8 χ 13,1 x4,5 mm

Adler steht zwischen zwei Feldzeichen in Dreiviertelansicht schräg nach links, Kopf zurück-
gewandt, Flügel leicht gespreizt, die Füße weit auseinandergesetzt. Bodenlinie.
Summarischer, doch expressiver und kräftiger Schnitt, das Gefieder mit kurzen, harten
Schraffierungen gegeben. Vgl. hier Nrn. 330 und 351.
Zu dem aus spätrepublikanischer Zeit stammenden Motiv des Adlers zwischen zwei Feld-
zeichen s. die Bemerkungen bei Vollenweider, Genève II, S. 404, zu Nr. 456.

Wohl 2.-3. Jh.n. Chr.

214
350 Karneol, dunkel orangerot, trüb durchscheinend.
Hochoval, Bildseite leicht konvex, stark berieben, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt,
schwach gewölbt.
20,2 χ 15,5 χ 3,5 mm

Drapierte Büste des Serapis nach rechts, hoher, unverzierter Modius auf dem Kopf, Binde im
Haar. Darunter, auf Bodenlinie stehend, Adler von vorn mit leichter Drehung nach links,
Kopf zurückgewandt, Flügel gespreizt, zwischen zwei Standarten, über deren jeder eine Vic-
toria schwebt, um mit ausgestreckter Hand den Gott zu bekränzen (Kränze nicht erkenn-
bar).
Ein stark verbreitetes, wohl besonders beim Heer beliebtes Motiv, das u. a. auch auf alexan-
drinischen Münzen des Lucius Verus erscheint (vgl. BMC Greek Coins, Alexandria, Taf. 25,
Nr. 1367). Für die Wiedergabe auf Gemmen vgl. AGDS 1-3, Nrn. 2667 f. (mit Zitaten);
Henig, Corpus, Nr. 357; Berry, Gems, Nrn. 87 f.; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1248 ff. Vgl.
ferner, für Adler allein zwischen Standarten, Henig, Lewis Collection, Nr. 232; hier Nrn.
349.351.

2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

351 Karneol, dunkel orangerot, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour ge-
faßt (dort Stein 11).
Breitoval, beidseitig konvex.
9 χ 13 χ 5,7 mm

Adler mit Kranz im Schnabel, Kopf nach rechts zurückgewandt, steht nahezu frontal mit
beiden Füßen auf einem Globus zwischen zwei Feldzeichen.
Variante von hier Nr. 349. Zur Komposition mit Globus vgl. die Paste Furtwängler, Be-
schreibung, Nr. 5996 (Schiff mit Adler auf Globus zwischen Standarten); ohne Globus vgl.
u.a. Fossing, Nr. 1819; Furtwängler, op. cit., Nrn. 3291 ff. 7878 ff.; Henig, Lewis Collection,
Nr. 232; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1281 ff.

2.-3.Jh.n.Chr.

352 Roter Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10,3 χ 8 χ 2 mm

Adler steht in Dreiviertelansicht auf einem Palmzweig nach links, den Kopf zurückgewandt,
einen Kranz im Schnabel.
Der kräftige Körper und die gesenkten Flügel sind ziemlich tief geschnitten, das Gefieder ist
an Hals und Beinen mit schräg aneinanderstoßenden, auf der Brust mit flockig verstreuten
Strichlein markiert, während die Schwanzfedern mit langen Parallelstrichen gegeben sind.

215
Der dem Rand entlang aufwärts gebogene Palmzweig und der kleine Kranz sind flüchtig
skizziert.
Vgl. denselben Typus des Adlers, z.T. ebenfalls mit Kranz und Palmzweig, oft auf einem
Altar stehend, bei Vollenweider, Genève II, Nrn. 437—443 (mit Hinweisen), besonders Nr.
440; auch Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 5705 ff. und 5729 f. — Hier erscheint das Motiv
in kaiserzeitlicher Wiederholung. Dafür zeugt die Art, wie Brust, Beine und Flügel des Adlers
als voneinander abgegrenzte, zusammenhanglose Teile gebildet sind; zu diesem inkohärenten
Stil vgl. die Arbeiten der ,Officina di Atena' bei Sena Chiesa, Aquileia, Taf. 89,6—15, be-
sonders Nr. 6 (= ibid. S. 131, Nr. 145, Taf. 8 und S. 59). Die Verwendung der die Volumina
füllenden feinen Strichlein spricht für eine verhältnismäßig frühe Datierung.

1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

353 Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite steil auswärts geschrägt, untere Kante links etwas bestoßen.
14,1 χ 11,6 χ 5,8 mm

Adler steht in Dreiviertelansicht nach links, den Kopf zurückgewandt, die Flügel gesenkt.
Kurze Bodenlinie.
Gute handwerkliche Arbeit, kräftig-rasch und ziemlich summarisch geschnitten, das Gefieder
an Leib und Flügeln mit unregelmäßig nebeneinandergesetzten, flüchtigen Strichlein nur an-
gedeutet, der Schwanz als starke, schräglaufende Schraffur gegeben, die Beine mit je einer
dicken Linie, an deren Ende zwei spitzwinklig angesetzte Striche die Krallen markieren.

Ende 1. -2. Jh. n. Chr.

354 Chalcedon, bläulich-weiß, durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig konvex, die Mitte der Rückseite zu einer kleinen Basis abgeschnitten.
1 1 x 9 x 5 mm

Adler steht in Dreiviertelansicht mit gesenkten Flügeln nach links, den Kopf zurückgewandt,
einen bebänderten Kranz im Schnabel. Senkrecht vor ihm ein Palmzweig. Bodenlinie.
Hübsche handwerkliche Arbeit. Zu Motiv und Darstellung vgl. den konvexen Karneol bei
Furtwängler, Beschreibung, Nr. 3288.

2.-3. Jh.n.Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

216
355 Glaspaste blau auf schwarz horizontal geschichtet, einen Nicolo nachahmend, in anti-
kem Goldring.
Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
11x9 mm
Ring: a.D. senkrecht 28,3 mm
waagrecht 32 mm
i.D. senkrecht 19 mm
waagrecht 24,9 mm

Adler steht mit gespreizten Flügeln nahezu frontal auf kleinem Postament (Altar?), den
Kopf zurückgewandt, einen Kranz im Schnabel.
Flüchtige und wegen der starken Abnützung der Paste schlecht erkennbare Gravierung. Zum
Motiv vgl. hier Nrn. 352 ff.
Ringform: Der aus getriebenem Goldblech gefertigte Reif ist innen leicht, außen stark ge-
wölbt und schwillt in mächtiger Rundung nach oben an. Fein gepunzte Punktlinien laufen
den Seitenrändern entlang, dazwischen ist der Raum bis beinah zur halben Höhe des Reifs
mit schrägen Linien ausgefüllt, dann folgt eine kleine querliegende, oben und unten von
Punktrand begrenzte Kehle, und darüber rundet sich die Schulter, die der Länge nach mit
drei palmettenförmigen Einkehlungen verziert ist. Eine zweite, größere, ebenfalls von Punkt-
rand umschlossene, querliegende Kehle hebt den breiten Ringschild von den Schultern ab,
ohne jedoch die Harmonie der Rundung zu stören. Von oben betrachtet bildet der Ring-
schild ein an den Längsseiten abgerundetes Rechteck, in das die Paste leicht erhaben einge-
lassen ist; quer über die vier Ecken laufen Punktlinien, die Winkelfelder sind etwas einge-
kerbt.
Zur Ringform vgl. vor allem BMCR, Nr. 464, zur Grundform auch ibid. Nr. 810 und Hen-
kel, Nr. 204. Der erstgenannte Ring soll in einem Grab zusammen mit Münzen Traians ge-
funden worden sein. Auch unser Exemplar dürfte nach Gravierung und Form in die spätere
Kaiserzeit gehören.

2.-3.Jh.n.Chr.

Publ.: Katalog der Ausstellung .Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr. 409.

356 Hellbrauner Chalcedon, durchsichtig.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst flach auswärts, dann steil einwärts geschrägt.
10,9x13,3 χ 2,8 mm

Nach rechts fahrendes vielrudriges Kriegsschiff mit aufgebogenem Bug und Heck, auf Deck
drei Bewaffnete.
Summarische Darstellung: drei größere kugelige Vertiefungen für die Rundschilde, drei klei-
nere für die Köpfe, darüber aufragend je zwei Senkrechte für die Lanzen. Längere, an der
Bordwand schräg nach links unten laufende Parallelstriche stellen die Ruder, kürzere in
Gegenrichtung darunter das Wasser dar. Am untern Ende des Hecks sind die zwei Steuer-
ruder angegeben, unter dem Bug der Rammsporn.
Diese Gemme dürfte mit einer Reihe von Steinen und Pasten zusammenhangen (vgl. Vollen-
weider, Genève II, Nrn. 503 f.; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 5993—5997), welche ihrer-

217
seits auf Münzen des Marcus Antonius und die Auseinandersetzungen zwischen ihm und
Octavian Bezug haben (vgl. Grueber, Taf. 116,1—15). Hier handelt es sich aber wohl um die
summarische Wiederholung desselben Motivs auf einem individuellen, für private Zwecke
geschnittenen Stein etwas späterer Zeit.
Für weitere, z.T. noch spätere Varianten vgl. AGDS IV, Nrn. 732 f. (früher); Sena Chiesa,
Aquileia, Nrn. 1477ff.; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 6696.8121-8123.8366f.; Henig,
Corpus, Nr. 534; BMCG, Nrn. 2144 f.; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 800.

Ende l. Jh. v. Chr. - Mitte l. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

357 Goldenes Emblem in massivem antikem Goldring.


Emblem: Breitoval, flach, steil abfallender Rand. Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
5,9 χ 7,1 mm
Ring: a.D. senkrecht 18 mm (mit Emblem)
waagrecht 21,3 mm
i.D. senkrecht 13 mm
waagrecht 16 mm
Gewicht: 8 g

Nach rechts fahrendes Schiff mit Aplustre, Steuerruder, vier Rudern, Mast mit halb gereff-
tem Segel. Beidseits des Masts undeutliche Aufbauten oder Figuren. Unter dem Bug schwimmt
ein Delphin in Fahrtrichtung. — Das Bild ist wohl als Glückssymbol zu verstehen.
Der massive, gegossene Reif mit elliptischer Öffnung ist innen flach, außen gewölbt mit star-
kem Mittelgrat in der untern Hälfte bis zu den in halber Höhe ausladenden Schultern. Von
dort steigt er, außen einen stumpfen Winkel bildend, sich mäßig verbreiternd zur ovalen,
abgeflachten Ringplatte auf, in die das in etwas hellerer Legierung gegossene, gravierte
Emblem erhöht eingefügt ist.
Zur Form des Reifs vgl. den zwar kräftigeren Goldring Henkel, Nr. 207; auch BMCR, Nr.
189; für die Weiterentwicklung dieses Ringtypus vgl. ibid. Nrn. 200ff. und vor allem den
achteckigen Silberring Nr. 1200, der ebenfalls ein Emblem mit Schiffsdarstellung trägt.

Ende 1. -2. Jh. n. Chr.

Publ.: Pompeji, Leben und Kunst in den Vesuvstädten, Ausstellung im Kunsthaus Zürich 1974, Nr. 229.

*358 Sardonyx, horizontal geschichtet, hellbraun mit sehr dünner weißlicher Oberschicht,
durchscheinend, in modernem Goldring à jour gefaßt.
Kameo. Hochoval, Rückseite konvex.
14,5 χ 11 mm

218
Rechte Hand, mit Daumen und Zeigefinger ein Ohr am Läppchen zupfend. Darüber, dem
Rand folgend, griechische Inschrift ΜΝΗΜΟΝΕΥΕ (Erinnere dich). Randlinie ringsum. —
Hand, Ohr, die Lettern und die Randlinie sind in sehr schwachem Relief aus der weißlichen
oberen Lage geschnitten.
Eine der späten Darstellungen des seit dem 2.—1. Jh. v. Chr. vorkommenden Motivs, dessen
affektive Bedeutung durch die oft beigefügte Inschrift betont wird. Vgl. frühere Glaspasten,
mit der lateinischen Mahnung MEMENTO, bei Vollenweider, Genève II, Nrn. 564 ff. (mit
Hinweisen); auch die Gemme mit griechischer Inschrift AGDS II, Nr. 562. Für gleich wie
unser Sardonyx in flachem Relief geschnittene Kameen vgl. das schöne Exemplar BMCG,
Nr. 3694 (= Richter, EGR, Nr. 396) mit der griechischen Inschrift „Erinnere dich meiner
Freundschaft, wo immer Du seist"; ferner Svoronos, Dorea Konstantinou Karapanou, Nr.
948; Boardman, lonides Collection, Nr. 79. Wie aus der Form der Buchstaben hervorgeht,
ist diese Gruppe von Kameen, zu der auch unser Exemplar gehört, ins 4.—5. Jh. n. Chr. zu
datieren.
Für weitere Parallelen auf Kameen vgl. u.a. Cook Collection, Nrn. 360, Taf. 19 und 361,
Taf. 18 (letztere sehr nahe, auch die Inschrift); AGDS 1-3, Nr. 2872 (mit zahlreichen Hin-
weisen); Babelon, Camées, Nr. 346; BMCG, Nrn. 3692 f.; Henkel, Nr. 246. Auf Gemmen:
AGDS IV, Nrn. 1652-1654 (mit weiteren Hinweisen); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 994.

4.-5.Jh.n.Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

359 Nicolo, horizontal geschichtet, hellblau — blauschwarz — hellgrau, in antikem Gold-


ring.
Breitoval, Bildseite flach, Rand konisch zugeschnitten.
9 χ 11,5 mm (Bildfläche 6,5 χ 9 mm)
Ring: a.D. senkrecht 19,8 mm
waagrecht 25 mm
i.D. senkrecht 13 mm
waagrecht 15,1 mm

Rechts Ameise, links Schnecke, in der Mitte oben liegende Mondsichel, unten achtzackiger
Stern.
Präziser, feiner Schnitt in der obersten, hellen Lage, bei Schnecke und Ameise stellenweise
in die darunter liegende dunkle Schicht hinabreichend.
Ringform: Der schwere, massive Reif mit breitovaler Öffnung ist innen flach, außen acht-
eckig und durch drei kräftige Einfeilungen der Länge nach kanneliert, am tiefsten in der
Mitte; in dem der Platte gegenüberliegenden Teil ist die Kannelierung durch Gebrauch stark
abgeschliffen. Dort mißt der Reif kaum 5 mm in der Breite, doch beim Übergang in die
Platte 13,5 mm. Diese wird von einer tiefen ovalen Rille begrenzt, die den um etwa 3 mm
überragenden Stein umschließt.
Für den vor allem im 3. Jh. n. Chr. gebräuchlichen Ringtypus vgl. die Varianten BMCR, Nrn.
550.1403; Henkel, Nrn. 443.1303.1388 und, entfernter, auch 1814; Zwierlein-Diehl, Wien
II, Nr. 978, Taf. 165.

219
Anders als die meisten der zitierten Exemplare, zeichnet sich unser Ring durch seine Ausge-
wogenheit und das Fehlen harter, brutaler Einschnitte aus, was, zusammen mit der zierli-
chen Gravur der Gemme, für eine etwas frühere Datierung spricht.

2. Half te 2. Jh. n. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 287 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

220
3. TEIL

GEMMEN, KAMEEN UND RINGE DER RÖMISCHEN KAISERZEIT

Götter, Halbgötter und Dämonen

360 Schwarzer Achat in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
11x9 mm
Ring: a.D. senkrecht 22,8 mm
waagrecht 25 mm
i.D. senkrecht 16,8 mm
waagrecht 19,8 mm

Büste des Zeus in Dreiviertelansicht von vorn, Kopf im Profil nach rechts, Gewanddrapie-
rung an der rechten Schulter. Der Gesichtsausdruck ist theatralisch erregt, der Mund halb ge-
öffnet. Das Haar ist vom Wirbel radial nach vorn und unten gestrichen, säumt in dichten
Wellen kranzartig das Gesicht und fällt lose über den Nacken nieder. Der gedrehte Schnurr-
bart umrahmt die Mundwinkel, der Bart besteht aus halblangen, aneinanderliegenden Lok-
kenbüscheln mit häkchenförmigen Enden.
Der Typus geht auf griechische Vorbilder des 4. Jh. zurück, wie schon Furtwängler hervor-
hebt (vgl. BMC Greek Coins, Peloponnesus, Taf. 32,10). Es handelt sich sehr wahrscheinlich
um den Stein, der bei Furtwängler, AG, Taf. 50,18 (= Lippold, Taf. 2,1) beschrieben ist und
ehemals der Sammlung Tyszkiewicz angehörte.
Ringform: Der Reif ist innen flach und außen gewölbt, mit scharfen Zwischenkanten. Er
verbreitert und verdickt sich in sanfter Rundung nach oben hin und geht von den mäßig aus-
ladenden Schultern rasch einbiegend in den abgeflachten Ringschild über, auf dem ein ovaler
Rahmen liegt, dessen erhöhter innerer Rand die Gemme kragenartig umschließt. Vgl. in der
Grundform ähnliche Ringe bei BMCR, Nrn. 187.1304 (Bronze). 391 (für den Rahmen);
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1357; Tony Hackens, Museum of Art, Rhode Island School of
Design, Classical Jewelry (1976), Nr. 66.

l.-2.Jh.n.Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 346; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 270 (b). Wohl auch Furtwängler, AG, Taf.
50,18; Lippold, Taf. 2,1.

221
*361 Nicolo, hellblau auf schwarzblau, in Goldring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite flach, Rückseite leicht konvex, Rand zur Rückseite flach auswärts geschrägt, so daß er
das Bild dunkel umrahmt.
24 χ 17,5 χ 3,8 mm

Thronender Serapis von vorn, auf dem Haupt den blättergeschmückten hohen Modius, die
Füße auf einen Schemel gestützt (rechter Fuß vorgeschoben, linker zurückgesetzt). Er trägt
Chiton und Mantel, der den Unterkörper umhüllt und über die linke Schulter drapiert vorn
herabhängt. In der erhobenen Linken hält er das aufgestützte lange Szepter, mit der seitlich
vorgestreckten Rechten berührt er das mittlere Haupt des dreiköpfigen Cerberus, der neben
dem Thron steht. An den Ecken der hohen Rückenlehne wie der Armlehnen sitzt je ein
Knauf. Bodenlinie. — Als Vorbild diente wahrscheinlich die von Bryaxis geschaffene Statue
des Serapis im Serapeion von Alexandria (zu dieser s. Hornbostel, Sarapis, Studien zur Über-
lieferungsgeschichte, den Erscheinungsformen und Wandlungen der Gestalt eines Gottes,
Leiden, 1973).
Für ähnliche, aber wohl frühere Darstellungen vgl. den großen braunen Sard der Berliner
Sammlung, Furtwängler, AG, Taf. 44,4 (= id., Beschreibung, Nr. 2307, Taf. 48); ferner die
Gemmen in London (BMCG, Nrn. 1773 ff.), Kopenhagen (Fossing, Nr. 545), New York
(Richter, MMA, Nrn. 254 f.) und Wien (Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1239); zum Motiv hier
Nr. 316.
Unser Exemplar gehört in eine Gruppe von in der späteren Kaiserzeit entstandenen Gemmen
mittelgroßen Formats, die durch einen oft flüchtigen Schnitt und zugleich eine gewisse pre-
ziöse Geziertheit der Figuren gekennzeichnet sind (vgl. die Athene auf einem Nicolo in Den
Haag, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 1011). Die von inkohärenten Linien durchsetzte,
hart akzentuierte Zeichnung der Gewandfalten betont die Starrheit der Darstellung, die den
Abstand erkennen läßt, der diese und verwandte Arbeiten von gewissen zwar zeitgenössi-
schen, doch aus kaiserlichen Ateliers stammenden und noch vom klassischen Ideal inspirier-
ten Gemmen (wie z.B. hier Nr. 312) trennt.
Vermutlich in die severische Zeit zu datieren, als Rom Mittelpunkt des Serapiskultes war.

Ende 2. / Anfang 3. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

362 Karneol, trüb, dunkelrot mit schwarzen Einschlüssen, durchsichtig.


Rundoval, Bildseite sehr schwach konvex, berieben, Rückseite flach, Rand zur Rückseite steil auswärts ge-
schrägt.
14x13,5 x 5 , 5 mm

Bärtiger Jupiter thront nach links auf Stuhl ohne Lehne, den linken Fuß vorgeschoben, den
ändern zurückgesetzt. In der vorgestreckten Rechten hält er das Blitzbündel, die rückwärts
erhobene Linke stützt das hohe Szepter auf. Der über die linke Schulter drapierte Mantel
fällt im Rücken herab und umhüllt die Beine, der Oberkörper ist nackt. Vor den Füßen des
Gottes der Adler, rückwärts aufblickend. Bodenlinie.
Zum groben Schnitt vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nr. 8381 (mit Globus statt Blitz);

222
AGDS 1-3, Nr. 2456; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 1009 (mit Patera). Zum Motiv vgl.
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1230; AGDS III, Kassel, Nr. 72; AGDS 1-3, Nr. 2449 (früher);
Maaskant-Kleibrink, op. cit., Nr. 441 (früher, stilistisch anders, mit Victoriola. Ebendort wei-
tere Hinweise).

3. Jh. n. Chr.

363 Chalcedon, milchweiß, durchscheinend, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour ge-
gefaßt (dort Stein 6).
Hochoval, beidseitig konvex.
14,5 χ 11,5x5,5 mm

Thronender bärtiger Jupiter nach links, Mantel um Hüften und Beine. Er umfaßt mit der
rückwärts erhobenen Linken das Szepter und hält in der vorgestreckten Rechten die Opfer-
schale oder Globus. Vor ihm zu Füßen der Adler, mit zurückgewandtem Kopf aufblickend.
Bodenlinie. Auf der Rückseite Hieroglyphen (?). Roher Schnitt.
Für ähnlich grobe Darstellungen des Gottes vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Taf. l und Furtwäng-
ler, Beschreibung, Nrn. 7132-7136; AGDS 1-3, Nrn. 2454ff. ; Dimitrova-Milieva, Sofia,
Nrn. 1—4. Verwandt, doch feiner geschnitten, Furtwängler, op. cit., Nr. 2593. Für die merk-
würdige Wiedergabe des Thrones in Vorderansicht, während die Figur im Profil erscheint,
vgl. die zwar frühere Gemme Fossing Nr. 530 mit Hinweisen auf kampanische Malereien und
kaiserzeitliche Münzen; auch AGDS 1-3, Nrn. 2450.2452.

3. Jh.n.Chr.

364 Chalcedon, milchweiß, durchscheinend, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour ge-
faßt (dort Stein 16).
Hoch oval, beidseitig flach.
17,5 χ 11,5 χ 3 mm

Vorderseite: Thronender bärtiger Jupiter nach links, Mantel um Hüften und Beine, das Szep-
ter mit der rückwärts erhobenen Linken umfassend, in der vorgestreckten Rechten die
Opferschale. Bodenlinie.
Ähnlich grobe Darstellung wie hier Nr. 363, der Thron aber richtig wiedergegeben.
Rückseite: Horus nach links auf Lotosblüte sitzend, die eine Hand vor dem Mund, die an-
dere, welche die Peitsche hält, hinten aufgestützt.
Nur zum Motiv vgl. die viel frühere Darstellung auf einem Skarabäus von Tharros, BMCG,
Nr. 359. Zu Stil und Motiv vgl. die gnostischen Gemmen mit Horus-Harpokrates bei Sena
Chiesa, Aquileia, Nr. 1557 und Fossing, Nr. 1868, beide wohl etwa zur selben Zeit entstan-
den wie unser Exemplar, ferner AGDS 1-3, Nrn. 2678 und 2906 mit weiteren Hinweisen.

3. Jh.n. Chr.

223
365 Karneol, gelblich mit orangeroten Flecken, durchsichtig, in silbervergoldetem Ring
des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite kaum merklich konvex, Rückseite flach, konischer Zuschnitt mit steil auswärts abfallen-
dem Rand.
14 χ 11,5 χ 6 mm

Jupiter thront auf Stuhl ohne Lehne nach rechts, Mantel um Schultern und Beine. Die rück-
wärts erhobene Rechte stützt das hohe Szepter auf, die vorgestreckte Linke hält eine Pate-
ra (?). Bodenlinie.
Roher Schnitt. Für ähnlich grob gearbeitete Varianten vgl. AGDS IV, Nrn. 1371 ff.

3. Jh.n.Chr.

366 Karneol in silbervergoldetem (?) Ring des 18./19. Jh.


Hochoval, Bildseite konvex, ziemlich stark berieben.
11 χ 8,5 mm

Jupiter, nackt, steht nahezu frontal, Kopf und Standbein im Profil nach links, das andere
Bein leicht zur Seite gestellt. Er hält in der vorgestreckten Rechten das Blitzbündel, die rück-
wärts erhobene Linke umfaßt das aufgestützte hohe Szepter. Bodenlinie.
Flüchtiger, summarischer, doch ziemlich tiefer Schnitt.
Vgl. den in Haltung und Stil ähnlichen Jupiter auf einem Chalcedon in Berlin, Furtwängler,
Beschreibung, Nr. 7148; ferner AGDS 1-3, Nrn. 3006f. (mit weiteren Hinweisen); Sena
Chiesa, Aquileia, Nrn. 20 ff.

3. Jh. n. Chr.

367 Nicolo, bläulich-hellgrau auf schwarzgrau, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite flach auswärts geschrägt und das Bild dunkel umrahmend.
16 χ 14 χ 3 mm

Jupiter, nackt, nach links stehend, Kopf und Standbein im Profil, Körper beinahe frontal.
Die rückwärts erhobene Linke umfaßt das aufgestützte lange Szepter, die vorgestreckte
Rechte das Blitzbündel. Zu Füßen des Gottes und zu ihm umblickend der Adler. Bodenlinie.
Ringsum Inschrift rechtsläufig (a. d. Abguß), beginnend unten links: AD CHL OPSX.
Grober, unproportionierter Schnitt mit aneinandergesetzten Mulden für den zu kurzen Kör-
per und die überlangen Beine.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 366. Zum Stil vgl. den Jupiter auf einem roten Jaspis bei Sena
Chiesa, Aquileia, Nr. 29 (mit Patera statt Blitz); den Mars auf einem Karneol bei Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nr. 982. Für ähnliche Darstellungen vgl. Münzen Gordians III., RIC IV
part III, Taf. 1,2; Taf. 2,7 (Mantel im Rücken, ohne Adler); dieser Jupitertypus findet sich

224
auch auf späteren Prägungen, namentlich Diocletians (RIC V, Taf. 11,7.9.16), immer mit
Blitzbündel und Szepter, gelegentlich mit Adler.

Mitte - Ende 3. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*368 Roter Jaspis.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite stark auswärts geschrägt, so daß die Bildfläche nur 6,5 χ
10 mm mißt, oberhalb der Mitte rechts ausgebrochen.
11,2 χ 14 χ 3,9 mm

Zwei Götterfiguren auf Bodenlinie einander gegenüberstehend.


Links zweifellos Jupiter, nackt, in der vorgestreckten Linken das Blitzbündel, mit der
rückwärts erhobenen Rechten das aufgestützte hohe Szepter umfassend; zu seinen Füßen
der Adler mit zurückgewandtem Kopf. Rechts vielleicht Hermes (bärtig? mit Hut?) in kur-
zem Chiton, ebenfalls ein hohes Szepter (nicht Caduceus) aufstützend, in der vorgestreckten
Rechten einen rundlichen Gegenstand (Schale? Schildkröte? Globus?); zu seinen Füßen der
Hahn (?). Diese zweite Figur könnte aber auch eine besonders im Gesicht verzeichnete weib-
liche Gottheit darstellen, z.B. Juno im Peplos mit Überfall; mit dem Vogel wäre dann der
Pfau gemeint (mit hochgestellten Schwanzfedern, im Begriff, das Rad zu schlagen).
Zur Gruppierung von zwei oder mehreren Götterfiguren vgl. Furtwängler, Beschreibung,
Nrn. 2536-2589; AGDS IV, Nrn. 755 f. (Kapitolinische Göttertrias); ibid. Nr. 1427 (Mars/
Saturn?); BMCG, Nr. 2722 (Trias); AGDS 1-3, Nr. 2271 (Zeus/Athene/Hephaistos?).
Nicht ganz auszuschließen ist aber auch, daß es sich um eine Investiturszene handelt, wie sie
auf spätrömischen Münzen vorkommt, in der Jupiter dem Kaiser die Herrschaftsinsignien
verleiht; vgl. Franke/Paar, Die antiken Münzen der Sammlung Heynen, Köln 1976, Taf.
60,28 (Probus), Taf. 65,15-16 (Galerius), Taf. 65,22 (Flavius Val. Severus), allerdings alle
ohne Vögel.
Jedenfalls eine rohe Arbeit der späteren Kaiserzeit.

3. Jh.n. Chr.

369 Nicolo, hellblau auf schwarzgrau, in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
18,5 χ 14,1 mm
Ring: a.D. senkrecht 23,9mm
waagrecht 35,9 mm
i.D. senkrecht 16,2 mm
waagrecht 20,2 mm

Athene steht fast frontal, mit leichter Drehung zu ihrer Rechten, den behelmten Kopf ins
Profil gewandt, Gewicht auf dem rechten Bein, das linke mit leicht gebeugtem Knie etwas

225
zur Seite gesetzt. Sie trägt einen kurzärmeligen Peplos mit Überfall und hält in der vorge-
streckten Rechten die Patera, während die rückwärts erhobene Linke die auf die Spitze ge-
stellte Lanze umfaßt, an die der am Boden stehende Schild gelehnt ist. Links zu Füßen der
Göttin die Eule. Bodenlinie.
Zum Typus der Athene vgl. De Ridder, Collection De Clercq, Nrn. 2913 ff.; Fossing, Nrn.
601 ff. ; auch die Varianten AGDS 1-3, Nrn. 2469 ff. (mit weiteren Hinweisen).
Ringform: Der Reif ist innen flach, außen zu einer hohen Mittelkante gewölbt; er verbreitert
sich rasch zu mächtig ausladenden Schultern, die fast rechtwinklig zur leicht gewölbten,
spitzovalen Platte stehen. Rings um den erhaben eingelassenen Stein ist die Platte zu einem
schmalen Streifen abgeflacht. Vgl. vor allem Henkel, Nr. 427, Taf. 22 ; auch BMCR, Nrn. 188
und 487; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1538, Taf. 164.

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 284 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

370 Achat, mehrschichtig: orange, dunkel gesprenkelt — hellorange — weißlich — weißrosa


gesprenkelt.
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach.
13,2 χ 11 x 7 , l mm

Athene, behelmt, in langem, nach hinten wehendem Gewand (und Agis?), auf Zehenspitzen
nach rechts schwebend, Lanze geschultert, Schild im Rücken. Keine Bodenlinie.
Für Schnitt und Stil vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 829; zum Typus Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 2368.7247; zur Haltung mit zurückgeneigtem Oberkörper vgl. die Athe-
ne Promachos auf flavischen Münzen, BMC Emp. II, Taf. 59,17; Taf. 60,9 und Taf. 61,19
ebenfalls auf Zehenspitzen schwebend; zur manieristischen Darstellung des kleinen Figür-
chens mit aufgeblähtem Gewand vgl. ibid. Taf. 8,17 und Taf. 9,19.

2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

371 Karneol, orangerot, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt
(dort Stein 20).
Hochoval, beidseitig flach.
10 χ 8,5 χ 3 mm

Athene steht in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil, Gewicht auf dem rechten Bein,
das linke mit gebeugtem Knie auf Zehenspitze zurückgestellt. Sie trägt einen Helm und einen
langen Chiton, der die linke Schulter freiläßt. Die nach vorn erhobene Rechte hält die Lan-
ze, die Linke mit herabhangendem Gewandstück ist in die Hüfte gestützt. Am Boden vor der
Göttin schräg stehend der Schild, darüber, grob angedeutet, eine sich aufwärts windende
Schlange. Kurze Bodenlinie.

226
Flüchtige Arbeit. Vgl. die Minerva auf dem Karneol in Goldring bei Henkel, Nr. 1805 (Taf.
75,111); zum Stil vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 109; zum Thema mit Varianten ibid.
Nrn. 106 ff.

3. Jh.n.Chr.

372 Achat, blaß hellgrün.


Hochoval, beidseitig konvex mit scharfer Zwischenkante.
8,9 χό,Ι x2,8 mm

Athene in Helm und gegürtetem Peplos steht in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil.
Die vorgestreckte Rechte hält eine Nike, die Linke ruht auf dem am Boden stehenden
Schild, hinter dem die Lanze aufragt. Bodenlinie.
Der Stein ist stark berieben, so daß gewisse Einzelheiten wie Helmbusch und Nike kaum zu
erkennen sind.
Zum Typus vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 7237.7243 ff.8171; De Ridder, Collection
De Clercq, Nr. 2910; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 106 ff.; AGDS 1-3, Nrn. 2469 f.; Henkel,
Taf. 75,107.108 (Nrn. 1446.118); stilverwandt Sena Chiesa, op. cit., Nr. 131.

2. Jh. n. Chr.

373 Karneol, orangefarben, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt
(dort Stein 26).
Hoch oval, beidseitig flach.
8,5 χ 6 mm

Athene in Dreiviertelansicht nach links stehend, Kopf im Profil. Sie trägt einen Helm mit
Helmbusch und einen langen, gegürteten Peplos. Die vorgestreckte Rechte hält eine Nike,
die rückwärts erhobene Linke stützt die Lanze auf, an die der am Boden stehende Schild ge-
lehnt ist. Vor der Göttin sich hinwindend die Schlange. Bodenlinie.
Variante von hier Nr. 372, doch gröber geschnitten.

3. Jh.n.Chr.

374 Karneol, unrein, mit dunklen Einschlüssen, durchsichtig


Hochoval, beidseitig leicht konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, oben links starke, unten Mitte
kleinere Absplitterungen.
14 χ H,5x5,l mm

Athene Promachos in langem, gegürtetem Peplos, Agis im Rücken, schreitet nach rechts,
den Schild am linken Arm, mit der Lanze in der rückwärts erhobenen Rechten zum Stoß
ausholend. Bodenlinie.
227
Zu Stil und Motiv vgl. den sehr ähnlichen Karneol AGDS 1-3, Nr. 2468; stilistisch nahe auch
die Variante bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 976 (Lanze geschultert); zum Typus
den etwas feiner gearbeiteten roten Jaspis Furtwängler, Beschreibung, Nr. 8395. Das Motiv
ist geläufig auf Münzen des 2. Jh., vgl. BMC Emp. IV, Taf. 41,6 (Antoninus Pius) und Taf.
63,3.14 (M. Aurelius), erscheint auch schon auf Prägungen Domitians, vgl. BMC Emp. II,
Taf. 61,13.14, doch dort von einer ändern statuarischen Konzeption. Der Zusammenhang
mit den erwähnten Münzen Marc Aureis ist hier eher überzeugend.

2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

375 Karneol, unrein, dunkel gefleckt.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
14,1x11,1x3 mm

Athene-Roma nach rechts stehend, behelmt und in langem Gewand, der vorn quer über die
Schultern gezogene Mantel fällt hinten herab. Die erhobene Linke hält die Lanze, die Rechte
ist in die Hüfte gestützt, ein Mantelende hängt aus der Armbeuge nieder. Vor der Göttin ein
Tropaion, an das ein Schild gelehnt ist. Kurze Bodenlinie unter der Lanze.
Eine äußerst grob geschnittene Variante der in der Spätantike oft vorkommenden Darstel-
lung der Athene-Roma. Zum flüchtig-rohen Schnitt vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr.
979; AGDS 1-3, Nrn. 2476 und 2484.

3. Jh. n. Chr.

376 Karneol, hellrosa, mit Spuren von Verbrennung, durchscheinend.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, links unten ausgebrochen; kleinere Ab-
splitterungen rechts, durchgehender, geklebter Bruch im obern Drittel.
16,8 χ 12,1 χ 3 mm

Roma nach links auf einem Panzer sitzend, an den hinten der Schild gelehnt ist. Sie trägt
einen Helm und einen kurzen Chiton und hält auf der vorgestreckten Rechten eine Nike, im
linken Arm das Parazonium. Bodenlinie. Äußerst rohe Arbeit.
Zum Motiv vgl. die z.T. stilistisch verschiedenen Darstellungen BMCG, Nr. 1809; Richter,
MMA, Nr. 271; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2372 und 8174; Fossing, Nrn. 610 und
1699; Henkel, Taf. 75,105 (Nr. 1193); Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 646-652; zur Schnitt-
technik Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 974.

2. Jh. n. Chr.

228
377 Grossular (Kalk-Ton-Granat), grün-braun durchscheinend, in Goldring des 19. Jh. à
jour gefaßt.
Breitoval, beidseitig sehr schwach konvex.
8 χ 10,5 χ 2,5 mm

Roma sitzt nach links auf einem Panzer, im Handschlag mit der auf sie zuschwebenden
Victoria das Palladion haltend. Sie trägt einen Helm mit Helmbusch, ein langes, die rechte
Schulter freilassendes Gewand, Mantel um die Hüften. Hinter ihr auf einem Rundaltar
Parazonium und Schild, auf den sie den linken Arm lehnt. Victoria mit langen Flügeln, ge-
gürtetem Gewand, das Haar hoch am Hinterhaupt nach Art der augusteischen Victorien zu
einem Knoten aufgesteckt. Bodenlinie.
Solch geziert wirkende, vom kraftvollen Schwung republikanischer Zeit weit entfernte Figür-
chen finden sich auf flavischen Münzen. Zur Victoria vgl. BMC Emp. II, Taf. 9,19; Taf.
46,20; auch die sitzende Victoria ibid. Taf. 61,18.

Wohl 2. Half te 1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

378 Karneol, dunkel orangefarben, durchsichtig.


Hochoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite stärker konvex und an der Basis abgeflacht, hochpoliert,
Rand zur Rückseite sehr kurz auswärts geschrägt.
13,9 χ 10 χ 3,2mm

Stehende nackte Venus von vorn, leicht zu ihrer Rechten gedreht, Kopf und Standbein im
Profil, das linke Bein zur Seite gesetzt. Das Haar ist mit einer Stephane geschmückt und im
Nacken zu einem Zopf gefaßt. Die linke Hand hat die Göttin vor den Schoß gelegt, in der
vorgestreckten Rechten hält sie einen Granatapfel (?). Kurze Bodenlinie.
Zum Motiv vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 856; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 246; sti-
listisch nah verwandt ein Karneol ibid. Nr. 268 (dort mit der Gebärde der Venus Medici
eine Hand vor dem Schoß, die andere vor der Brust). Für weitere Varianten vgl. den viel
eleganter geschnittenen Heliotrop in München, AGDS 1-3, Nr. 2488; ferner ibid. Nr. 2489;
BMCG, Nr. 2810; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2385.

I.Hälfte 2. Jh. n. Chr.

379 Grossular (grünlicher Kalk-Ton-Granat), durchscheinend.


Hochoval, beidseitig konvex mit scharfer Zwischenkante.
10 χ 7,5 χ 3 mm

Venus Victrix steht in Dreiviertelrückansicht nach rechts, Kopf (mit Haarknoten und Nak-
kenlocke) und Beine im Profil. Sie ist nackt bis auf einen um die Beine drapierten Mantel,
dessen Enden vorn herabhangen. Im linken Arm, den sie mit dem Ellbogen nach hinten auf

229
einen Pfeiler stützt, hält sie eine schräg abwärts gerichtete Lanze, in der vorgestreckten
Rechten einen Helm mit Helmbusch. Das Gewicht ruht auf dem linken Bein, das rechte ist
auf Zehenspitze zurückgestellt, so daß die Ferse den Pfeiler berührt. Vor ihren Füßen ein
schräg stehender Schild. Bodenlinie.
Die Venus Victrix war das Symbolum Caesars (s. dazu Vollenweider, Museum Helveticum
Vol. XII, 1955, S. 107 ff. und Vol. XV, 1958, S. 40). Ihr Name war sein Schlachtruf, seine
Münzen zeigen auf der Rückseite oft ihr Bild.
In fast gleicher Haltung wie auf unserer Gemme erscheint sie zum ersten Mal auf Münzen des
Augustus nach dem Sieg bei Actium (vgl. Grueber, Taf. 59,9), in zahlreichen Varianten auch
auf Münzen der Kaiserzeit. Das Motiv kommt, in Einzelheiten variierend, auch auf Gemmen
häufig vor; vgl. u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2388—2393 (letztere AG, Taf. 44,77).
2988-3005.6340.7439.8194ff.8439.8670; BMCG, Nrn. 1444-1448.4056; Fossing, Nrn.
695-709.710.712.1724; Richter, MMA, Nrn. 300-302; AGDS IV, Nr. 796 (mit Hinwei-
sen); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1460 (mit weiteren Hinweisen, besonders auch auf Mün-
zen); Dimitrova-Milöeva, Sofia, Nrn. 28—31.

1. Jh. n. Chr.

380 Nicolo, dunkelblau auf blauschwarz, in etwa achtkantigem Goldring wohl des
14./15.Jh.
Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
8 χ 6,5 mm

Venus Victrix nach rechts stehend, wie oben Nr. 379, doch noch flüchtiger gearbeitet und so
stark berieben, daß Einzelheiten nicht mehr zu erkennen sind.

1.-2. Jh. n. Chr.

(Für die spätgotische Ringform vgl. Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nr. 168)

381 Nicolo, hellblau auf blauschwarz, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite flach auswärts geschrägt.
14,5 χ 11 mm

Venux Victrix nach rechts stehend, wie oben Nr. 379, mit Haarknoten und Diadem oder
Kranz, dessen Bänder in den Nacken fallen.

2. Jh. n. Chr.

230
382 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig.
Hochoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, unten Mitte
ausgebrochen.
13,5 χ 11 χ 3,3 mm

Venus Victrix nach rechts stehend, wie oben Nr. 379, Haarknoten und Diadem mit herab-
hangenden Bändern (oder Nackenlocke?), Schild hinten an Pfeiler gelehnt. Bodenlinie.

2. Jh. n. Chr.

383 Karneol, dunkelrot, durchsichtig.


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, starke Absplitterung an
Rand und Bildseite oben links.
11,5 x8,8 χ 3,5 mm

Venus Victrix nach rechts stehend, wie oben Nr. 379, Kranz oder Diadem mit herabhangen-
den Bändern im Haar. Der Gegenstand, den sie in der vorgestreckten Rechten hält, vermut-
lich ein Helm, ist wegen der Absplitterung nicht zu erkennen. Schild aufrechtstehend vor
ihren Füßen. Bodenlinie.
Die Rückseite des Steins trägt die Inschrift Aß PA Ή1 Α (positiv), die wohl erst im 3. Jh. beige-
fügt wurde, während die Figur der Bildseite ins 2. Jh. n. Chr. zu datieren ist.

384 Nicolo, hellblau auf blauschwarz, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, Rand stark auswärts geschrägt.
13,5 χ 10,5 mm

Venus Victrix nach rechts stehend, wie oben, besonders nahe Nr. 381, doch gröberer Schnitt
und steife Darstellung. Schild strahlenförmig verziert, schräg vor den Füßen der Göttin. Die
Gewandfalten mit vier groben Parallelstrichen angegeben.

3. Jh.n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

385 Karneol, unrein, tiefrot, in der Durchsicht dunkel gesprenkelt.


Hochoval, beidseitig sehr schwach konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
14 χ 11,2 χ 3,8mm

231
Venus Victrix nach rechts stehend, wie oben Nr. 379, doch sehr grober, schlaffer Schnitt.
Der Gegenstand, den sie auf der Rechten trägt, sieht wie ein stumpfer Kegel mit Aufsatz aus
und könnte sowohl einen Helm wie eine Frucht darstellen. Zum Schnitt vgl. hier Nr. 384.

3. Jh.n.Chr.

386 Nicolo, dunkelblau auf blauschwarz, in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite flach auswärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes quer zum
Finger.
14,5 χ 11 mm
Ring: a.D. senkrecht 20,5 mm
waagrecht 32,2 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 18 mm

Venus steht in Dreiviertelrückansicht nach rechts, Kopf und Beine im Profil, einen Palm-
zweig schräg im linken Arm, dessen Ellbogen sie nach hinten auf einen Pfeiler stützt, den
Caduceus in der Rechten vor sich haltend. Gewicht auf dem linken Bein, das rechte auf
Zehenspitze zurückgestellt, so daß die Ferse den Pfeiler berührt. Die Göttin trägt ein Dia-
dem, Haarrolle und Knoten mit Nackenlocke; sie ist nackt bis auf einen um die Beine und
den aufgestützten Unterarm geschlungenen Mantel, dessen geknüpfte Enden vorn nieder-
hangen. Kurze Bodenlinie.
Die in der üblichen Haltung der Venus Victrix dargestellte Göttin (zum Typus vgl. hier Nrn.
379 ff.) trägt hier die Symbole der Pax und der Victoria: Caduceus und Palmzweig. Vgl.
eine ähnliche Variante auf Prägungen der Iulia Domna, BMC Emp. V, Taf. 6,12 ff., auf
denen aber Venus statt des Caduceus einen Apfel in der Hand hält; für Parallelen auf Gem-
men vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 262 ff.; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1478a (mit Hin-
weisen); zum Stil die Venus Victrix AGDS 1-3, Nr. 2492.
Ringform: Der massive Reif ist innen flach, die Öffnung breitoval. Die Außenseiten bilden
ein in den Schultern stark ausladendes Sechseck und sind mit tiefen Längsrillen verziert, die
oben in Voluten enden. Der ganz plan eingelassene Stein wird von einer gekehlten Randlinie
umrahmt. Für ähnliche Ringformen vgl. BMCR, Nrn. 263 f. und 1440; Henkel, Nrn. 206.
238.443 f. 1388f.; Boardman/Scarisbrick, Harari Collection, Nrn. 37 und 38.
Sowohl die grobe Gravur des Steins, wie die Ringform weisen in die spätere Kaiserzeit.

3. Jh.n.Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 227; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 319; Hansjörg Bloesch, Antiker Schmuck
als kulturelles Zeugnis, Schweizer Journal, 8. Jahrgang, Nov. 1942, S. 20; Katalog der Ausstellung .Kunst
der Antike', Solothurn 1967, Nr. 410 (dort irrtümlich als Mercur bezeichnet).

387 Karneol, orangefarben, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt
(dort Stein 12).
Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach.
13 x8,5 mm

232
Entartete nackte Venus Victrix in ausholender Schrittstellung nach rechts, Körper in Drei-
viertelansicht von vorn, Kopf im Profil. Mit der Linken schultert sie eine Keule (oder Tro-
phäe), die nach hinten gesenkte Rechte hält eine (hinter dem Rücken durchgehende) Lanze
schräg aufwärts. Beidseits der Hüften eine mit je zwei anschwellenden und spitz auslaufen-
den Strichen grob skizzierte Drapierung.
Pralle, unproportionierte Glieder, die Beine im Verhältnis zum gedrungenen Oberkörper viel
zu lang.
Zu Stil und Haltung der Figur vgl. einen Sard bei Henig, Lewis Collection, Nr. 209; einen
Karneol bei Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 996 (dort als vermutliches Datum 1. Jh. v. Chr.); vgl.
ferner den grob geschnittenen Silvanus bei Henig, Corpus, Nr. 98, mit dem wie auf unserer
Gemme radial gestrichelten Haar.
Mit der Darstellung könnte auch Omphale gemeint sein (Keule!), die Drapierung wäre dann
als Löwenfell aufzufassen.

3. Jh. n. Chr., barbarische Provinzarbeit.

388 Heliotrop (Blutjaspis), mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt (dort Stein 22).
Hochoval, Bildseite flach, Rückseite leicht konvex.
11 χ 7 χ 2,9 mm

Weibliche Figur in schwebendem Gleichgewicht auf Globus stehend, Körper beinahe frontal,
Kopf (mit Diadem oder Kranz?) im Profil nach rechts. Sie hält in der erhobenen Linken eine
kurze Stange, an der nach Art eines Segels ein Stück Tuch befestigt ist, das hinter dem Rük-
ken durchgezogen und am ändern Ende von der ausgestreckten Rechten gerafft und gehalten
wird.
Venus als Beherrscherin der Welt? Nur zum Motiv einer Figur auf Weltkugel (Fortuna, Vic-
toria oder Eros) vgl. BMCG, Nrn. 1712.1726; Fossing, Nr. 664; Southesk Collection I, D 6
(von feinem augusteischem Stil); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2447.7440; Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nr. 790; AGDS 1-3, Nr. 3190.
Hier handelt es sich um eine grobe Arbeit späterer Zeit, stilistisch verwandt etwa dem Her-
mes bei Henig, Corpus, Nr. 46.

2. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

389 Karneol, orangerot mit nur in Durchsicht erkennbaren hellen Flecken.


Kreisrund, beidseitig konvex mit scharfer Zwischenkante.
10 mm im Rund χ 4 mm

Geflügelter kindlicher Eros sitzt auf Bodenlinie nach links, das linke Bein ausgestreckt, das
rechte angezogen, einen kurzen Stab in der Hand, als ob er auf den Rand des vor ihm stehen-
den Buckelschildes schlagen wollte.
Eine der vielen Varianten des mit Waffen spielenden Eros, in der groben Schnittechnik und
den verquollenen Körperformen dem Eros hier Nr. 390 ähnlich, jedoch wohl früher ent-

233
standen und noch vom späten Rundperlstil beeinflußt. Ebenfalls stilverwandt, doch von
weniger zerfahrenem Schnitt, die der ,Officina di Ercole' zugewiesenen Gemmen (mit nicht
so unförmigen Figuren) Sena Chiesa, Aquileia, Taf. 90,15—18; ein noch gröber geschnittener
Karneol bei Henig, Corpus, Nr. 140, sowie die Paste AGDS IV, Nr. 832, alle jedoch ohne die
bei unserem Exemplar auffallenden knollenförmigen Volumina.

Wohl l.-2.Jh.n.Chr.

390 Karneol, hellgelb, durchsichtig.


Ursprünglich wohl hochoval, später oben und unten abgebrochen und annähernd rechteckig grob zuge-
schnitten. Bildseite konvex, Rückseite flach.
12,8 x8 χ 1,9 mm

Geflügelter kindlicher Eros geht nach links, einen unbestimmbaren rundlichen Gegenstand,
auf den er niederblickt, auf dem linken Unterarm vor sich hertragend. Bodenlinie.
Grober Schnitt, der die Rundungen des kindlichen Körpers durch mit breitem Schneide-
zeiger aneinandergesetzte Mulden übermäßig betont.
Vgl. den in Motiv und Stil verwandten, doch feiner geschnittenen Eros auf einem Karneol in
Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7441, zum Schnitt auch ibid. Nrn. 7445 und 7447;
hier Nr. 389.

2.-3.Jh.n.Chr.

391 Chalcedon, glasbell, durchscheinend, in modernem Goldrähmchen mit zwei Ösen à


jour gefaßt (wohl Teil einer Kette).
Hochoval, beidseitig flach.
11,5 χ 10,5 mm

Geflügelter kindlicher Eros steht in Dreiviertelansicht nach rechts, Kopf im Profil, die Füße
geschlossen nebeneinander. Er hält im linken Arm eine Leier und greift mit der Rechten in
die Saiten. Drei aneinandergereihte senkrechte Striche unterhalb des Flügels sollen wohl die
im Rücken niederhangende Chlamys andeuten.
Grober und flüchtiger Schnitt mit breitem Schneidezeiger. Vgl. den etwas feiner gearbeiteten
leierspielenden Eros Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7445; ferner Henig, Lewis Collection,
Nr. 49 (mit Schmetterling); AGDS 1-3, Nr. 2536 (mit Palmzweig); zum Schnitt vgl. Maas-
kant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 982 (Mars gradivus); zur steifen Haltung den in einer Buch-
rolle lesenden Eros BMCG, Nr. 1508 (auf Taf. 20 irrtümlich unter Nr. 1516 abgebildet).

Anfang 3. Jh. n. Chr.

234
392 Karneol, hell orangerot, durchsichtig.
Breitoval, beidseitig sehr schwach konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, unten Mitte links etwas
bestoßen.
9,1 χ 12,2 x2,9 mm

Geflügelter Eros auf Seepferd nach links.


Roher Schnitt mit breitem Schneidezeiger, der Schwanz des Hippokampen doppelt geringelt
und das aufgerichtete Ende mit gebrochenen kurzen Zickzackstrichen angegeben. Flüchtige
provinzielle Arbeit.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 89 mit Hinweisen. Zum Schnitt hier Nr. 393.

3. Jh. n. Chr.

393 Karneol, hell orangerot, in der Durchsicht streifig.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
8,8 χ 12 x 2 , l mm

Eros auf Delphin nach rechts, einen Kranz in der erhobenen Rechten.
Flüchtiger, zerfahrener Schnitt. Stilistisch verwandt AGDS 1-3, Nr. 2536 (Eros mit Palm-
zweig); Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 1125 (Harpokrates auf Lotosblume). Zum Motiv
vgl. die meist früheren und sorgfältiger ausgearbeiteten Gemmen bei Richter, MMA, Nr. 313 ;
Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3792ff. und 7532ff. ; Fossing, Nrn. 1728f.; AGDS 1-2,
Nrn. 1161 f. (mit Hinweisen); AGDS IV, Nrn. 830f. ; Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 198 (mit
Hinweisen); Wien II, Nr. 604; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 510.

3. Jh. n. Chr.

394 Roter Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt.
12,9 χ 10 χ 3 mm

Geflügelter Eros steht nach rechts, mit einer Stange an die Zweige eines Baumes schlagend,
wohl um Früchte oder einen (nicht sichtbaren) Schmetterling herunterzuschütteln. Die linke
Hand hält einen kurzen Stecken. Bodenlinie.
Zum flüchtig-groben Schnitt vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 937 und 940. Zum
Motiv vgl. ähnliche Darstellungen auf Karneolen bei Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 7477—
7480 und besonders 7481, sowie auf einem Nicolo bei De Ridder, Collection De Clercq, Nr.
3102. Weitere Varianten, ebenfalls auf rotem Jaspis, bei Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 301 ff.
(302 Plasma); Henig, Corpus, Nr. 136 (mit Hinweisen); Henig, Lewis Collection, Nr. 54
(= Richter, EGR, Nr. 150).

2.-3.Jh.n.Chr.

235
395 Nicolo, blaugrau auf bräunlicher Schicht, durchscheinend, in Silberring neuerer Zeit à
jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite flach, Rückseite schwach konvex.
9 x 7 mm

Mars, im Profil nach links stehend oder gemächlich schreitend, Oberkörper dreiviertel von
vorn gesehen, Gewicht auf dem linken Bein, rechter Fuß vorgesetzt. Der Gott ist nackt bis
auf einen attischen Helm mit Nackenschutz. Die nach vorn erhobene Rechte stützt die Lan-
ze auf, die in den Rücken gelegte Linke hält ein mit langem Griff versehenes Sichelschwert
(harpe) schräg abwärts, über dem Arm ist der von innen gesehene Schild gestreift. Boden-
linie.
Vgl. die bewegtere, geschmeidigere Darstellung des Mars auf Münzen des Vitellius, BMC
Emp. I, Taf. 62,1 (ebenfalls nackt, doch mit flatterndem Mantel, mit Lanze und Feldzei-
chen, ohne Schild, kräftiger ausschreitend). Verwandt auch die in der Kaiserzeit oft auf
Münzen erscheinende Virtus, ibid. Taf. 38,21.26.27 (Nero); Taf. 58,10 (Galba). Zum Stil
vgl. auch den Neptun auf Münzen des Vespasian, ibid. II, Taf. 12,19; zur Harpe vgl. Münzen
des lunius Bursio, A.S. Fava/F. Scafile, I simboli nelle monete . . . , Turin 1969, Taf. 19,646
und S. 113; Burlington Fine Arts Club, Nr. M 58, S. 191, ein Sard mit Kronoskopf und
Harpe mit zweigeteiltem Ende (Sichel und Spitze); auch Jacob Gronovius, Dactyliotheca
Gorlaei, Leyden 1695, Nr. 625, ein Tropaion mit ähnlicher Waffe.
Die kräftige Modellierung des gedrungenen Körpers legt die Datierung der Gemme in die
frühe Kaiserzeit nahe.

1. Jh. n. Chr.

396 Karneol, leuchtendrot, durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, beidseitig schwach konvex.
15 χ 11 mm

Bärtiger Mars (Mars Ultor) steht frontal, den linken Fuß leicht zur Seite gesetzt, Kopf im
Profil zu seiner Rechten gewandt. Er trägt einen Helm mit Helmbusch, Panzer und Stiefel.
Mit der erhobenen Rechten hält er die aufgestützte Lanze, mit der Linken den am Boden
stehenden, strahlenförmig verzierten Schild. Ein Ende des hinter dem Rücken durchgezoge-
nen Mantels ist um den rechten Oberarm geschlungen und hängt von dort herab, das andere
um den linken Unterarm. Bodenlinie.
Ziemlich summarischer, kräftiger Schnitt mit guter Modellierung des muskulösen Ober-
körpers.
Zum Typus vgl. die (viel gröberen) Exemplare bei Henig, Corpus, Nrn. 78 ff. mit Beispielen,
besonders BMCG, Nr. 1426 und Richter, MMA, Nr. 294 (feiner geschnitten); ähnlich der
Mars Ultor bei Furtwängler, AG, Taf. 64,63 und Taf. 65,35; Henkel, Nr. 439, Taf. 75,87
(in Silberring des 3. Jh.) und Nr. 1501, Taf. 75,86; Henig, Lewis Collection, Nr. 31 (gröber);
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1276 ff. (mit weiteren Hinweisen). Vgl. auch H. Guiraud, Quel-
ques divinités guerrières sur des pierres gravées trouvées en Gaule, Annales Université de
Toulouse IX, 1973, S. 122 f., Nrn. 5-7, mit ändern Varianten.

Ende 2./Anfang 3. Jh.n. Chr.

236
397 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig.
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11,5x9,1x3,7 mm

Bärtiger Mars, gepanzert und behelmt, steht nach links, Körper beinahe frontal, Kopf und
rechtes Bein im Profil, linker Fuß zur Seite gesetzt. Die erhobene Rechte hält die aufgestütz-
te Lanze, die nach hinten gesenkte Linke den am Boden stehenden, strahlenförmig verzier-
ten Schild. Flatternder Helmbusch, im Rücken ein Mantel, dessen Enden über die Arme
niederhangen. Bodenlinie. Links im Feld übereinander die Buchstaben C D (oder O ?), rechts
hinter dem Gott ein S (auf dem Original in Spiegelschrift).
Zum Typus vgl. Nr. 396, doch hier flüchtiger und gröber geschnitten. Zum Stil vgl. den ste-
henden Mars auf Münzen des Severus Alexander, beginnend mit dessen Regierungszeit
222 n.Chr. (BMC Emp. VI, Taf. 2,26f.; Taf. 4,91 ff.; Taf. 17,505; Taf. 20,601; am nächsten
Numismatica, Wien, Münzauktion VII Februar 1975, Nr. 453, geprägt 223 n. Chr.).

1. Hälfte 3. Jh. n. Chr., vielleicht ca. 222.

*398 Achat, horizontal geschichtet dunkelbraun — hellbraun mit dunklen Streifen — dun-
kelbraun; am Schrägrand feine Fissuren (Verbrennung?). In Goldring des 18./19. Jh.
Hochoval, Bildseite flach, konischer Zuschnitt mit hohem, zur Rückseite stark auswärts geschrägtem Rand.
11,5 χ 9 mm (Bildfläche 7 χ 4,5 mm)

Mercur, nackt, steht frontal, Kopf im Profil nach rechts, Gewicht auf dem linken Bein, rech-
ter Fuß leicht zur Seite gesetzt. Er hält in der vorgestreckten Linken den Beutel, im rechten
Arm, von dem ein Gewandzipfel herabhängt, den Caduceus. Kurze Bodenlinie.
Vgl. AGDS III, Kassel, Nrn. 60 ff., besonders Nr. 61 für Haltung und Schnitt; die graziöse
Überlängerung der Figur entspricht dem spätflavischen Manierismus. Zum Typus vgl. hier
Nr. 399 mit Hinweisen.

Wohl Ende 1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

399 Sardonyx, horizontal geschichtet, hellbraun auf marmoriert weißlich-grauem Grund,


durchscheinend, in modernem Goldrähmchen mit zwei seitlichen Ösen à jour gefaßt
(vermutlich Teil eines Halsbandes).
Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite mit weicher Oberkante auswärts ge-
schrägt. Bild in der braunen Oberschicht.
13 χ 11 mm

Mercur, nackt, steht in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil, in der vorgestreckten
Rechten den Beutel. Hinter dem eingestützten linken Arm, von dem ein Gewandzipfel her-
abhängt, ragt der Caduceus auf. Kurze Bodenlinie.

237
Weicher, flüchtiger Schnitt, der Körper als breite Mulde ohne Modellierung wiedergegeben.
Zum Typus vgl. die im allgemeinen spätere Serie bei Henig, Corpus, Nrn. 38 ff. (mit Hin-
weisen; 38 und 40 unserem Exemplar am nächsten); AGDS IV Nrn. 1429 ff. mit Hinweisen,
besonders den etwas härter geschnittenen Karneol Nr. 1430; Sena Chiesa, Luni, Nrn. 64 f.
mit Hinweisen. Zum Stil ibid. Nr. 63 (Mars); hier Nr. 428 (Apollon).

Ende 1. Jh. oder 2. Jh. n. Chr.

400 Hyacinth, dunkelgelb-violett, leuchtend durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Hals-


band à jour gefaßt (dort Stein 15).
Hochoval, Bildseite flach, Rückseite leicht konvex.
10,3 χ 8,5 χ 3 mm

Mercur, nackt, steht beinah frontal nach links, Kopf im Profil, in der vorgestreckten Rech-
ten den Beutel, im in die Hüfte gestützten linken Arm, von dem ein Gewandzipfel herab-
hängt, den Caduceus. Flügelhut und Flügelschuhe sind angedeutet. Kurze Bodenlinie.
Vgl. hier Nrn. 398 und 399 mit Hinweisen; in Stil und Darstellung besonders nahe Sena
Chiesa, Aquileia, Nr. 189.

2. Jh. n. Chr.

401 Karneol, hell orangefarben, trüb.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12,2 χ 10,7 x 2 , l mm

Mercur (links) und Fortuna stehen einander leicht zugewandt, Körper nahezu frontal, Köpfe
im Profil. Mercur mit Caduceus und Mantel im Arm, in der erhobenen Linken einen bebän-
derten Kranz; Fortuna im langen Gewand, Füllhorn im linken Arm, mit der nach vorn ge-
senkten Rechten das Steuerruder haltend. Bodenlinie.
Äußerst grobe Arbeit, in Motiv und Stil sehr ähnlich dem Karneol in Kopenhagen, Fossing,
Nr. 1663; ebenfalls nahe, doch expressiver geschnitten, AGDS III, Göttingen, Nr. 166; ibid.
Braunschweig, Nr. 112 (mit Hinweisen); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1208—1210 (mit
weiteren Hinweisen). Zum Schnitt vgl. auch Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 810.

Wohl 1.-2. Jh. n. Chr.

402 Karneol in antikem (?) Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, berieben und leicht korrodiert. Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
9 χ 6,5 mm

238
Ring: a.D. senkrecht 23 mm
waagrecht 21 mm
i.D. senkrecht 19 mm
waagrecht 18,5 mm

Nackter jugendlicher Mercur nach links auf einem Felsen sitzend, die linke Hand hinten auf-
gestützt, Körper in Dreiviertelansicht, Kopf und Beine im Profil. Der rechte Fuß ist auf
einen Stein gehoben, die auf dem Knie liegende Hand hält den abwärts gerichteten Cadu-
ceus. Linker Fuß am Boden, dahinter Schildkröte. Bodenlinie.
Hübsche Arbeit, der muskulöse Körper sorgfältig modelliert.
Das Motiv des sitzenden Hermes, das schon in der hellenistischen Glyptik erscheint, kommt
auf römisch-republikanischen und kaiserzeitlichen Gemmen und Pasten häufig vor, vgl. die
ins 2. Jh.v.Chr. datierten Gemmen in München, AGDS 1-1, Nrn. 480f.; ferner Furtwängler,
AG, Taf. 44,64; id., Beschreibung Nrn. 2718 ff.; Fossing, Nrn. 559 f.; BMCG, Nrn. 1401
(ebenfalls mit Schildkröte). 1402 (unserem Exemplar näher). 1403; Richter, MMA, Nr. 288;
AGDS 1-2, Nrn. 1204ff. ; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 194ff.; AGDS IV, Nrn. 790f. (mit
Hinweisen); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 587; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 496 und
668 (mit Hinweisen).
Der Typus ist dem in Herculaneum gefundenen Bronze-Hermes des Nationalmuseums Nea-
pel eng verwandt, obschon jener in gespannter Haltung, stärker vorgebeugt und beide Füße
am Boden, dargestellt ist. Die Bronze dürfte eine im 3. Jh. v. Chr. geschaffene Replik eines
griechischen Originals des 5.74. Jh. sein, vgl. dazu F.P. Johnson, Lysippos (1927), S. 177,
Taf. 35.
Ringform: Der aus einem Stück gefertigte, unten schmale und dünne Reif ist innen flach,
außen leicht gewölbt. Er verbreitert und verdickt sich in den steil ansteigenden Schultern,
auf denen je ein Steuerruder eingraviert ist, und geht in den ovalen, an der Unterseite leicht
abgeschrägten Ringschild über. Der Stein ist in die ihn knapp umschließende Platte plan ein-
gelassen. Vgl. BMCR, Nr. 475.

1.-2. Jh.n.Chr.

403 Karneol, dunkel orangerot, durchsichtig, in modernem Goldring à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach.
13,5 χ 11 mm

Nackter jugendlicher Mercur nach links auf einem Felsen sitzend, Körper in Dreiviertel-
ansicht, Kopf und Beine im Profil. Mit der auf dem angehobenen Knie liegenden Rechten
streckt er den Rhabdos nach vorn, während die den Beutel haltende Linke sich hinten auf-
stützt. Linker Fuß am Boden, davor nach außen gewandt der Hahn. Kein Petasos, aber Flü-
gel im Haar. Kurze Bodenlinie.
Vgl. oben Nr. 402 mit Hinweisen. Zum Stil vgl. auch Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7196
(sitzender Orpheus). Nach den verquollenen, häßlichen Formen zu urteilen, ist die Gemme
wohl in der späteren Kaiserzeit entstanden.

Anfang 3. Jh.n.Chr.

239
404 Achat, horizontal mehrschichtig: hellgelb — weißlich — honiggelb.
Hochoval, Bildseite stark konvex mit leicht abgeflachter Kuppe, Rückseite flach, scharfe Zwischenkante.
Das Bild ist in die oberste Lage graviert und ziemlich stark berieben, so daß Einzelheiten schwer zu erken-
nen sind.
10,9 x9 χ 3,1 mm

Fortuna steht nach links, Kopf (mit Stephane?) im Profil, Körper in Dreiviertelansicht von
vorn. Das rechte Bein ist Standbein, der linke Fuß leicht zur Seite gestellt. Mit der Rechten
faßt sie den Griff des schräg gegen den Fuß gestützten Steuerruders, im linken Arm hält sie
das Füllhorn. Sie trägt einen langen, gegürteten Chiton und einen tief um die Hüften drapier-
ten Mantel, dessen Ende aus der linken Armbeuge niederhängt. Kurze Bodenlinie.
Der Typus geht gewiß auf ein hellenistisches Vorbild zurück; er findet sich z.B. auf seleuki-
dischen Münzen, doch steht Tyche-Fortuna dort nicht neben, sondern auf dem Steuerruder
(vgl. BMC Seleucid Kings, Taf. 25,2.8). Auf römischen Münzen erscheint sie erstmals in spät-
republikanischer Zeit auf der Rückseite von Prägungen des P. Sepullius Macer und des Ti.
Sempronius Graccus (Sydenham, Nrn. 1078.1126. 44—42 v.Chr.).
Die zierliche Figur mit der geschmeidig ausschwingenden Hüftlinie zeigt noch späthellenisti-
schen Einfluß und ist insofern der früher und viel sorgfältiger geschnittenen Fortuna BMCR,
Nr. 387 verwandt. Für die Haltung vgl. auch hier Nr. 405; Fossing, Nrn. 658ff.; die wohl
späteren Gemmen Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 590 und BMCG, Nrn. 1730.1754.

Letztes Viertel 1. Jh. v. Chr. —Mitte 1. Jh. n. Chr.

405 Karneol, dunkelrot, klar durchsichtig.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite leicht konkav, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt. Hoch-
poliert.
15,2 χ 11,2 χ 2 mm

Fortuna mit Steuerruder in der Rechten und Füllhorn im linken Arm steht nach links, Kopf
im Profil, Körper in Dreiviertelansicht von vorn. Die das Gesicht umrahmende Haarrolle
endet in einem abstehenden Knoten, eine gedrehte Locke hängt in den Nacken herab. Die
Göttin trägt einen langen, gegürteten Chiton, dessen feine Längsfalten über dem Leib mit un-
regelmäßigen, dicht aneinandergereihten kurzen, von den Knien abwärts mit langen paralle-
len Strichen gegeben sind. Der über den Schultern liegende, im Rücken durchgezogene Man-
tel ist über Hüften und Knie drapiert, das Ende um den linken Unterarm geschlungen und
von dort herabfallend. Bodenlinie.
Typus wie oben Nr. 404, doch ist die Darstellung robuster. Das breitwangige Gesicht ist
ziemlich grob geschnitten, mit zwei rechtwinklig aneinandergesetzten Strichen für die Nase
und einem zu langen, den Nasenflügel fast berührenden senkrechten Strich für die Augen-
öffnung. Ebenso summarisch sind die Füße und der als breite Furche gravierte Arm mit dem
Steuerruder behandelt. Um so mehr fällt der sorgfältige Schnitt der Drapierung und beson-
ders der feinen Chitonfalten auf (vgl. dazu die Tyche-Fortuna bei Maaskant-Kleibrink, Cata-
logue, Nr. 813). Verwandt die Fortuna auf einem Sardonyx in Wien, Zwierlein-Diehl, Wien
I, Nr. 208 (in anmutigerer Haltung mit stärker ausgeschwungener Hüfte); BMCG, Nr. 1729;
Henig, Lewis Collection, Nr. 103 ; hier Nr. 404; Berry, Gems, Nr. 84 (gröber).

Wohl 1. Jh. n. Chr.

240
406 Gelber Jaspis, braun gesprenkelt, in antikem Goldring.
Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
9,6 χ 7 mm
Ring: a.D. senkrecht 20,5 mm
waagrecht 24 mm
i.D. senkrecht 14,2 mm
waagrecht 19 mm

Fortuna steht nach links, Kopf mit Modius, Haarrolle, Knoten, Nackenlocke im Profil, Kör-
per nahezu frontal. Steuerruder in der Rechten, Füllhorn im linken Arm. Langer, gegürteter
Chiton, Mantel um die Hüften. Bodenlinie.
Typus wie oben Nr. 404, aber mit Modius.
Nach der trotz summarischem Schnitt recht zierlichen Darstellung zu schließen, dürfte die
Gemme nicht später als in der zweiten Hälfte des 2. Jh. entstanden sein. Die Ringform, die
eher auf das 1. Jh. deutet, aber auch im 2. Jh. noch möglich ist, widerspricht dem nicht.
Ringform: Der außen gewölbte Reif ist innen im unteren Drittel gerundet und dann flach bis
auf die leicht konvexe Rückseite der Platte. Er bildet ein breites Oval mit etwas erhöhtem,
abgeflachtem Kopfstück, das den plan eingelassenen Stein knapp umschließt. Vgl. Henkel,
Nrn. 172, auch 207 (mächtiger).

Ende l. - Ende 2. Jh. n. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 291, Taf. 61 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

407 Karneol, dunkelrot, in der Durchsicht dunkel gesprenkelt.


Hochoval, beidseitig konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, oben bestoßen und unter der Mitte
rechts etwas ausgebrochen, so daß Modius und Griff des Steuerruders teilweise unkenntlich sind; Fehlstelle
auch hinter dem Kopf.
12 χ 9,1 χ 4 mm

Fortuna steht nach links, Kopf mit Modius und Nackenlocke im Profil, Körper nahezu fron-
tal. Bodenlinie.
Typus wie Nr. 406. Späte, grobe Serienarbeit. Zum Stil vgl. Henig, Corpus, Nr. 335 (mit Pa-
tera statt Steuerruder); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 624 f. (ebenso); AGDS 1-3, Nr. 2603.

3. Jh.n.Chr.

408 Heliotrop (Blutjaspis), mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt (dort Stein 14).
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11 x9 χ 2 mm

Tyche-Fortuna steht nach links, Kopf — mit Haarrolle, kleinem Knoten, Nackenlocke,
Modius — im Profil leicht vorgeneigt, Körper fast frontal. Die vorgestreckte Rechte hält

241
Ähre und Mohnkolben sowie das schräg gestellte Steuerruder, dessen unteres Ende am Bo-
den hinter der Göttin zu denken ist; im linken Arm das Füllhorn. Langer, gegürteter Chiton,
ein Zipfel des um die Hüfte geschlungenen Mantels hängt aus der Armbeuge nieder. Im Feld
hinter der Figur die Buchstaben C T (von innen zu lesen, auf dem Original in Spiegelschrift),
über dem Füllhorn ein roh geschnittener Stern (oder X ?). Bodenlinie.
Typus wie oben Nr. 404, doch neben den ändern Attributen noch mit den Früchten der
Ceres und dem Kopfschmuck der Isis. Vgl. Henig, Lewis Collection, Nrn. 103.105; AGDS
III, Braunschweig, Nr. 107; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 836; Zwierlein-Diehl, Wien
II, Nrn. 1545-1552.

Ende 2. Jh. n. Chr.

409 Karneol, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt (dort Stein 5).
Hochoval, beidseitig schwach konvex.
15 χ 11,5 χ 3 mm

Tyche-Fortuna steht nach links, Kopf — mit Haarrolle, Knoten, Nackenlocke, Modius — im
Profil, Körper nahezu frontal. In der vorgestreckten Rechten Ähre, Mohnkolben und den
Griff des schräg gestellten Steuerruders, im linken Arm das Füllhorn. Langer, gegürteter Chi-
ton, Mantel um die Hüften. Bodenlinie.
Typus wie oben Nr. 408. Vgl. ferner Henig, Corpus, Nr. 322 (mit Hinweisen).

Ende 2. Jh. n. Chr.

410 Rotbrauner Achat, undurchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, rechts unten ausgebrochen.
13,5 χ 10,2 χ 3 mm

Tyche-Fortuna steht nach links, Kopf im Profil, Körper frontal, in der Rechten Steuerruder,
Mohn und Ähre, in der Linken Füllhorn und herabhängende Draperie. Die Falten des hoch-
gegürteten Chitons sind mit durchlaufenden, langen Parallelstrichen gegeben, der Mantel um
die Hüften ist nur mit zwei Querstrichen angedeutet. Bodenlinie.
Typus wie oben Nr. 408, doch ohne Modius. Vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 602 ff.; Henig,
Corpus, Nr. 322; zur steifen Darstellung des geraden, säulenförmigen Körpers vgl. ibid. Nr.
247 (sitzende Athene).

Ende 3. Jh. n. Chr.

411 Praser (Smaragdplasma), schwach durchscheinend, in facettiertem Goldnng des 19. Jh.
à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig konvex (Rückseite stärker). Rand in der obern Hälfte rechts etwas ausgebrochen.
18,5 χ 13,5 mm

242
Pantheistische Fortuna-Roma steht nach links, Kopf im Profil, Körper beinahe frontal, den
linken Fuß leicht zur Seite gestellt. Sie trägt den Helm mit Helmbusch der Roma, die Flügel
der Victoria, in der linken Armbeuge hält sie das Füllhorn der Fortuna, in der vorgestreckten
Rechten deren Steuerruder, sowie Ähre und Mohnkolben der Ceres. Haltung und Gewand
wie hier Nrn. 405 und 409. Kurze Bodenlinie.
Roma, die Personifikation früher der Stadt Rom, dann des Imperium Romanum, wandelt
sich in der späteren Kaiserzeit zu einer pantheistischen Gottheit, die Glück, gutes Regiment
und die lebensnotwendigen Güter verleiht, worauf die verschiedenen Attribute hinweisen.
Für ähnliche Darstellungen, mit und ohne Flügel, vgl. AGDS IV, Nr. 1520—1525 (mit Hin-
weisen); Sena Chiesa, Luni, Nrn. 82 f. (mit Hinweisen); hier Nr. 412.

2. Jh. n. Chr.

412 Karneol, dunkelrot, unrein, trüb durchsichtig.


Hochoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
14,2 χ 11,5 χ 4,2 mm

Pantheistische, geflügelte Fortuna-Roma steht nach links, Kopf im Profil, Körper nahezu
frontal. Helm mit Helmbusch, in der vorgestreckten Rechten Steuerruder und zwei Ähren,
im linken Arm das Füllhorn. Bodenlinie.
Vgl. hier Nr. 411.

2. Jh. n. Chr.

413 Karneol, dunkelrot, trüb durchsichtig.


Hochoval, beidseitig konvex, Rückseite hochpoliert und an der Basis abgeflacht, Rand zur Rückseite ein-
wärts geschrägt.
13 χ 10,6 x 4 m m

Fortuna auf Schemel nach links thronend, Kopf mit breiter Haarrolle und Nackenlocke im
Profil, Körper in Dreiviertelansicht von vorn, in der vorgestreckten Rechten das schräg ge-
stellte Steuerruder, Mohnkolben und Ähre, im linken Arm das Füllhorn und herabhangende
Draperie. Hochgegürteter Chiton, dessen Längsfalten mit zarten Parallelstrichen gegeben
sind. Der um die Hüften drapierte Mantel wird durch einen langen, derben Querstrich und
eine Reihe kurzer Diagonalstriche über dem angehobenen rechten Knie angedeutet. Boden-
linie.
Zum Motiv vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 618 (ohne Ähre und Mohn) und 622 (auch stili-
stisch nahe); AGDS III, Braunschweig, Nr. 105 (ohne Ähre und Mohn); Gramatopol, Nrn.
287.288 a und 289 a (die beiden letzten ohne Ähre und Mohn); AGDS 1-3, Nr. 2620. Ähn-
liche Darstellung auf Münzen des Septimius Severus (BMC Emp. V, Nr. 354, Taf. 16,1; Nr.
364, Taf. 16,5, Ceres?). Für den zylinderförmigen Körper und die zarten Faltenlinien des
Chitons vgl. auch die sitzende Isis bei Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 512.

Wohl Ende 2. Jh. n. Chr.

243
414 Karneol, goldgelb mit Aufhellungen, klar durchsichtig.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, Binnen-Haarriß von Mitte oben rechts
schräg nach unten links.
1 4 , 2 x 1 1 , 5 x 3 mm

Spes und Fortuna stehen auf Bodenlinie einander gegenüber.


Fortuna rechts, im Typus wie Nr. 404, mit Füllhorn und Steuerruder, die Standbeinhüfte
stark ausgeschwungen. Langer Chiton, Mantel um Schultern und Hüften, auf dem Kopf
kleiner Modius. — Spes, mit geschlossenen Füßen auf Zehenspitzen stehend, rafft mit der
Rechten das lange Gewand hinter sich und hält in der erhobenen Linken eine Blumen-
knospe. Diadem oder Stephane im Haar, um die Schultern Drapierung mit über den linken
Arm herabfallendem Ende.
Schnitt mit breitem Schneidezeiger, die Längsfalten der Gewänder aber in zarter Binnen-
ritzung angegeben, die zwar schlecht proportionierten Figuren nicht ohne Zierlichkeit.
Zum Motiv der Spes allein — immer in archaistischer Gewandung, Blume in der einen Hand,
mit der ändern das Gewand raffend, meist in Schrittstellung — vgl. hier Nr. 426 mit Hin-
weisen. Zum walfischförmigen Körper der Fortuna vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 595, Taf.
30 (und Taf. 90,20); zur Fußhaltung der Spes die ebenfalls auf Zehenspitzen stehende oder
einherschwebende Athene ibid. Nrn. 142 und 145.
Auf hadrianischen Münzen erscheinen Spes und Fortuna in ähnlicher Gegenüberstellung, vgl.
BMC Emp. III, Nr. 643, Taf. 59,15; Nr. 1909, Taf. 100,1.

1.-Anfang 2. Jh. n. Chr.

415 Karneol, hell orangefarben, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt. Der Stein ist in der Mitte oben stark aus-
gebrochen, kleine Absplitterung am Rand Mitte unten.
12 χ 9,2 χ 2 mm

Nemesis mit langen Hängeflügeln steht im Profil nach rechts, mit der Rechten das Gewand
vor der Brust lüftend, in der Linken Zweige. Sie trägt einen hochgegürteten Peplos mit
Überfall. Vor ihren Füßen, halb verdeckt, das Rad, hinter ihr ein brennender Altar. Boden-
linie.
Steife, grob gearbeitete Darstellung, Körper und Flügel ziemlich tief geschnitten und dicht
überzogen mit senkrechten Parallelstrichlein für Gewandfalten und Gefieder.
Zum Typus der Nemesis mit Zweig und Rad vgl. De Ridder, Collection de Clercq, Nr. 2948;
BMCG, Nr. 1697; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1571.1572; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn.
634 ff. (mit einleitenden Bemerkungen); Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 875.

2. Jh. n. Chr.

416 Nephrit, in Metallring des 19. Jh. à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10,5 χ 8 mm

244
Zwei Nemeseis stehen einander gegenüber, beide im langen, gegürteten Peplos mit Überfall,
in typischer Gebärde mit der rechten Hand das Gewand vor der Brust lüftend. In der gesenk-
ten Linken hält die rechts stehende einen Zaum, die andere eine Elle. Bodenlinie.
Zum Motiv vgl. den Karneol mit den beiden Nemeseis von Smyrna bei Richter, MMA, Nr.
371; ferner Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 7336 und 8438; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr.
1217 (mit weiteren Hinweisen). Zur Darstellung auf Münzen vgl. B. Schweitzer, Dea Neme-
sis Regina, Jdl 46, 1931, Taf. 4,1-2; BMC Emp. III, Nr. 1074, Taf. 73,9. Zum Stil, nament-
lich in der Wiedergabe der Gewandfalten mit geraden, senkrechten Strichen, vgl. Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nr. 869.
Unsere Gemme dürfte ebenfalls die Nemeseis von Smyrna darstellen, jedoch früher entstan-
den sein als die oben erwähnten Beispiele.

I.Hälfte 1. Jh. n. Chr.

417 Roter Jaspis.


Hochoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt, oben
Mitte rechts bis weit in die Bildfläche ausgebrochen.
16 χ 12,7 x4,7 mm

Die Stadtgöttin von Antiochia auf ihrem buckligen Felsensitz von vorn, die Linke aufge-
stützt, die Rechte im Schoß, auf dem Kopf die Mauerkrone. Oberkörper und Arme sind vom
Mantel dicht umhüllt, die Füße ruhen auf der Schulter des unter der Göttin schwimmenden
Orontes. Von rechts schwebt eine kleine geflügelte Victoria mit erhobenem Kranz herbei.
Griechische Inschrift (auf dem Original in Spiegelschrift): seitlich links abwärts (der erste
Buchstabe durch Beschädigung verloren, wohl E) P M I O, Fortsetzung unter den Armen des
Orontes: N H = HERMIONE, wohl Name der Besitzerin der Gemme.
Ziemlich roher Schnitt, doch die feinen Querfalten des Mantels sind mit zarter Strichelung
angedeutet.
Eine der häufigen Darstellungen der Tyche von Antiochia, wohl nach dem Vorbild einer
Bronzestatue des Eutychides, Schülers des Lysippos, welche Seleukos Nikator bald nach der
Gründung von Antiochia, wahrscheinlich um 296 v. Chr., aufgestellt haben soll (s. T. Dohrn,
Die Tyche von Antiochia, Berlin 1960, S. 9). Auf Münzen findet sich das Motiv schon im
3. Jh. v. Chr., am meisten aber in der späteren Kaiserzeit, wo es auch auf Gemmen, die wohl
als Reiseandenken oder als Amulett dienten, oft erscheint, gelegentlich in Verbindung mit
Fortuna, Mars und Apollon. Aus der Fülle der in vielen Museen und privaten Sammlungen
befindlichen Exemplare vgl. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr. 460; AGDS III, Braunschweig, Nr.
104; AGDS 1-3, Nrn. 2597ff. ; Henig, Lewis Collection, Nrn. 128.129 (letztere Richter,
EGR, Nr. 220); Richter, MMA, Nrn. 380.381 (letztere Richter, EGR, Nr. 219); Furtwängler,
Beschreibung, Nrn. 2587.8434; BMCG, Nr. 1758, alle mit den jeweiligen Hinweisen.
Nach den Schriftzügen zu schließen, gehört die Gemme wohl noch in die frühere Kaiserzeit.

Ende 1. Jh. n. Chr.

245
418 Karneol, orangefarben, unrein, durchsichtig.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst ganz kurz auswärts, dann einwärts geschrägt, unten
Mitte links ausgebrochen, zwei diagonale Haarrisse auf der Rückseite.
12,2 χ 10,5 x 2 , l mm

Victoria auf Zehenspitzen in schwebendem Schritt nach rechts, die vorgestreckte Rechte
hält einen Kranz mit Bändern, die Linke schultert einen langen Palmzweig. Kranz im Haar.
Lange, mit groben Strichen angegebene Flügel. Kurze senkrechte Striche markieren den
Überfall des gegürteten Gewandes, das sich um die Beine nach hinten bläht. Kurze Boden-
linie.
Zum Motiv der Victoria mit Kranz, Palmzweig und Hängeflügeln vgl. Sena Chiesa, Aquileia,
Nr. 655 mit einleitenden Bemerkungen; Richter, MMA, Nr. 353; Maaskant-Kleibrink, Cata-
logue, Nrn. 444 und 597 (auf Globus); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1517, mit den jeweili-
gen Hinweisen.
Für ähnlich gedrungene, wie aufgeblasen wirkende Figuren vgl. die Victorien bei Sena
Chiesa, Aquileia, Nrn. 667 und 668; zum manieristischen und etwas zerfahrenen Stil eben-
dort die Gemmen mit ländlichen Idyllen Taf. 84,11—12 (Nrn. 762 und 813), sowie die
Minerva-Roma, Taf. 87,19-20 (Nrn. 143 und 142).
Hier handelt es sich wohl um eine provinzielle Arbeit der frühen Kaiserzeit.

Ende 1. Jh. v. Chr. oder Anfang 1. Jh. n. Chr.

419 Karneol, orangerot, durchsichtig.


Hochoval, beidseitig sehr schwach konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, bestoßen und unten aus-
gebrochen; in der Mitte eine senkrecht durchgehende feine, dunkle Ader; in der obern Bildhälfte eine tiefe,
muldenförmige Beschädigung.
12 x9,5 χ 3,2 mm

Victoria nach rechts schreitend oder schwebend, mit geschultertem Palmzweig und bebän-
dertem Kranz. Tiefsitzende Hängeflügel, die im oberen Teil mit feinen parallelen Querstri-
chen, im unteren mit Längsstrichen angegeben sind. Langes, nach hinten wehendes Gewand.
Füße (samt eventueller Bodenlinie), Arme und ein großer Teil von Oberkörper und Gesicht
sind durch Beschädigung unkenntlich.
Ähnliche Darstellung wie oben Nr. 418, möglicherweise aus derselben Werkstatt stammend,
jedoch noch gröber gearbeitet und wohl später entstanden.

1. Jh. n. Chr.

420 Karneol, orangerot, klar durchsichtig.


Hochoval, Bildseite schwach konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite steil auswärts geschrägt mit wei-
cher Oberkante.
11 x8,9 x2,9 mm

246
Victoria auf Zehenspitzen nach rechts schreitend, Kopf mit Nackenknoten und kleinem
Haarschopf auf dem Wirbel im Profil, Oberkörper in Dreiviertelansicht nach vorn gewandt.
Die Linke hält einen bebänderten Kranz empor, die rückwärts gesenkte Rechte faßt den über
der Schulter senkrecht aufragenden Palmzweig. Gegürteter, von den Knien nach hinten
wehender Peplos, lange Hängeflügel. Die Bodenlinie ist mit kurzen Strichen markiert, je
einer unter, der dritte zwischen den Füßen.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 418, jedoch nicht, wie dort, in reiner Profilstellung. Auch ist hier
der Palmzweig nicht geschultert, sondern senkrecht gehalten.
Bei dieser Victoria ist der Einfluß hellenistischer Vorbilder zwar unverkennbar, aber die
etwas künstliche Verdrehung der Figur und die unharmonische, z.T. wirre Linienführung,
besonders an Gewand und Flügel, lassen auf eine kaiserzeitliche Arbeit schließen. Es besteht
eine stilistische Verwandtschaft sowohl mit den oben beschriebenen Figürchen Nrn. 414.
415.418 f., wie mit den Athenebildern bei Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 145.146, auffal-
lend sind auch dort die dünnen, mit zarten Strichen wiedergegebenen Beine und Füßchen.
Zur von Sena Chiesa angenommenen ,Officina di Atena' s. ebendort S. 59.

Ende 1./Anfang 2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

421 Karneol, dunkelrot, unrein, trüb durchsichtig.


Hochoval, beidseitig leicht konvex, Bildseite stark berieben, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
14 χ 10,9x3,1 mm

Kultbild der Artemis von Ephesos von vorn, nach üblichem Schema: Enganliegendes Ge-
wand, unterteilter Kalathos und auf die Schultern hangender Schleier, die mit gespreizten
Fingern waagrecht abgestreckten Hände auf Stützen mit kurzen Querhölzern gelegt. Zu bei-
den Seiten unten je ein rudimentär gezeichneter Hirsch. Bodenlinie.
Sehr roher Schnitt, das Gesicht eine ovale Mulde mit drei über die ganze Breite gezogenen
Strichen für Kinn und Mund, zwei kurzen waagrechten und einem senkrechten für Augen
und Nase.
Zu dem in zahlreichen Exemplaren verbreiteten Motiv vgl. AGDS 1-3, Nrn. 3131 f. (mit Hin-
weisen); AGDS IV, Nrn. 1397ff. ; Henig, Lewis Collection, Nrn. 130f. ; AGDS III, Braun-
schweig, Nr. 43 (Schnitt).

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

422 Achat zweischichtig, rosa fleischfarben auf weißlich-grau gesprenkeltem Grund.


Hochoval, beidseitig flach, doch die Rückseite zu etwa einem Drittel bis zur oberen Schicht weggebrochen,
Rand zur Rückseite zuerst auswärts geschrägt, dann gerade abfallend.
16,2 χ 12 χ 5 mm

247
Isis steht nach links, Kopf im Profil, den hochschlanken Körper in Dreiviertelansicht nach
vorn gewandt. Die vorgestreckte Rechte hält Mohnkolben und Ähre, die rückwärts erhobene
Linke umfaßt ein aufgestütztes hohes Szepter (oder Fackel?). Langes Gewand, über die
rechte Schulter und den Leib eng drapierter Mantel, dessen Ende vom rechten Arm herab-
hängt. Kugeliger Kopfputz, über Schultern und Nacken fallende gedrehte (libysche) Locken.
Kurze Bodenlinie.

1. Jh. n. Chr.

423 Karneol, orangefarben, mit einem dunklen Einschluß in der untern Hälfte, durch-
sichtig.
Beidseitig graviert, hochoval. Seite I flach, Rand nach unten einwärts geschrägt und links wie rechts ausge-
brochen, wodurch das Bild der sitzenden Göttin etwas beeinträchtigt wird. — Seite II schwach konvex, klei-
ne Beschädigung in der Bildmitte neben der Fackel.
20,1 χ 13,2 χ 3 mm

Seite I: Isis in langem Gewand, Mantel um die Knie, sitzt nach links auf einem Stuhl mit
hoher Rückenlehne, mit der Rechten das die Arme nach ihr ausstreckende Horuskind hal-
tend, die Linke an der Brust, um es zu stillen. Hoher Kopfaufsatz (Lotosblume?), Haarrolle,
Nackenknoten, seitlich drei gedrehte ,libysche' Locken. Bodenlinie.
Das Motiv der den Horus stillenden Isis findet sich auf Gemmen, wie auf Bronzen, Terracot-
ten und Münzen; vgl. ein Terracotta-Siegel im Museum Cyrene (Richter, EGR, Nr. 205). Für
verwandte Darstellungen auf Gemmen vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 511 (mit Hinweisen)
und 512; AGDS III, Kassel, Nr. 154, Taf. 105 (mit Hinweisen). Stilistisch nahe auch die sit-
zende Fortuna AGDS 1-3, Nrn. 2617 und 2618; Henig, Corpus, Nr. 327.
Seite II: Isis steht nach links, Kopf mit Diadem (oder Haarrolle), Modius und langen, ge-
drehten Locken (oder Schleier) im Profil, Körper beinahe frontal, Gewicht auf dem rechten
Bein, das andere locker zur Seite gestellt. In der nach vorn gesenkten Rechten hält sie ein
Ährenbündel, während die rückwärts erhobene Linke ein hohes Szepter mit Horusfalken
(oder eine Fackel?) aufstützt. Langes Gewand, darüber ein von den Schultern bis zu den
Knien eng drapierter Mantel, dessen Ende über den rechten Arm niederhängt. Ähnlich wie
hier Nr. 422, doch gröber geschnitten.

Beide Seiten wohl Anfang 3. Jh. n. Chr.

424 Achat mehrschichtig, braun auf weißlich auf dunkelbraun.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst weit auswärts, dann steil einwärts geschrägt. Bild nur
in die oberste Schicht graviert, so daß die weiße, schon geschrägte Lage als Rahmen erscheint.
15,8 x9,9 χ 3,2 mm

Kanopusvase in Form einer drapierten Isisbüste mit hohem Kopfschmuck im Profil nach
rechts.

248
Rascher Schnitt mit derben Quer- und Diagonalstrichen für die Drapierung; die Isiskrone mit
Hörnern, Sonnenscheibe und Federn ist nur summarisch angegeben.
Kanopen, dazu bestimmt, die Eingeweide der Toten zu bewahren, finden sich als Motiv
recht oft auf alexandrinischen Münzen der Kaiserzeit, vgl. J.G. Milne, Catalogue of Alexan-
drian Coins, Oxford 1933, (reprint 1971), Taf. l, Nr. 505 (Domitian), Nr. 1591 (Antoninus
Pius); Taf. 2, Nr. 635 (Traian), Nr. 977 (Hadrian), Nr. 2566 (M. Aurelius). Für Parallelen auf
Gemmen vgl. das verwandte Exemplar in Berlin, AGDS II, Nr. 293 b (mit Hinweisen); Henig,
Lewis Collection, Nr. 123; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1503 (mit Hinweisen); Southesk
Collection I, K 15 (von vorn).

2. Jh. n. Chr.

425 Karneol, dunkelrot, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig konvex (Bildseite stärker), Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
12 χ 9 χ 3,7 mm

Der schakalköpfige Hermanubis steht frontal auf Bodenlinie, den Kopf nach links ins Profil
gewandt. Die vorgestreckte Rechte hält Palmzweig und Beutel, aus der linken Armbeuge ragt
der Caduceus auf. Zu Füßen links, mit zurückgewandtem Kopf aufblickend, der Hahn. Der
Gott trägt eine gegürtete Tunica, die die rechte Schulter freiläßt, und einen im Rücken nie-
derhangenden Mantel. Auf der Rückseite (im Original positiv, von links nach rechts) die In-
schrift l ÜJ Λ 2..
Über Anubis als Seelenbegleiter s. A. Delatte und Ph. Derchain, Les Intailles magiques gréco-
égyptiennes, Paris, Bibliothèque Nationale, S. 89 ff. 94 f. Für Stil und Darstellung vgl. den
Hermanubis, ebenfalls mit Palmzweig und Caduceus, AGDS III, Kassel, Nrn. 143 f. (mit Hin-
weisen); dort wird auf die Stelle bei Apuleius hingewiesen, die den Gott ,,laeva caduceum ge-
rens, dextera palmam virentem quatiens" schildert. Unsere Gemme, etwa gleich zu datieren
wie das Exemplar in Kassel, zeigt als weitere Attribute des Hermes Beutel und Hahn.

2. Jh. n. Chr., vielleicht noch Ende 1. Jh.

426 Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig, in Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite sehr schwach und Rückseite stärker konvex, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt und
(wohl später) facettiert.
14 χ 12 χ 3,8 mm

Göttin wie Spes, in Schrittstellung mit leicht gehobener Ferse nach links, Kopf mit Dia-
dem (?), Haarrolle, Knoten und zwei Nackenlocken im Profil, Körper in Dreiviertelansicht
von vorn. Weites, gegürtetes Gewand, darüber um die Schultern ein fein gefältelter, pelerine-
artiger Umhang, dessen Ende reich drapiert über den rechten Oberarm herabfällt. Die Göttin
hält in der vorgestreckten Rechten einen Ring mit gefaßtem Stein und rafft mit der Linken
das Gewand hinter sich. Bodenlinie.
Weicher, plastischer Schnitt, der Faltenwurf sorgfältig wiedergegeben.

249
Spes als Personifikation der Hoffnung — namentlich auch auf einen Erben und Nachfolger —
erscheint zum erstenmal auf Münzen des Claudius (BMC Emp. I, Taf. 34,11—12, Spes Au-
gusta), dann auf jenen des Vespasian (ibid. II, Taf. 30,5.10); das Motiv wird auf späteren
Prägungen bis ins 3. Jh. wiederholt (vgl. u.a. Gnecchi, Medaglioni romani II, Taf. 97,2; III,
Taf. 154,20).
Für die Darstellung auf Gemmen vgl. die z.T. späteren und stilistisch anderen Beispiele
AGDS II, Nrn. 462 (mit Hinweisen) und 463 (= Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2442);
Furtwängler, AG, Taf. 44,80-82; id., Beschreibung, Nrn. 2438ff.2914-2919.7340.8192;
Fossing, Nrn. 689—691 (mit Hinweis auf Münzen von Claudius bis Gallienus); Henig, Cor-
pus, Nrn. 340f.; id., Lewis Collection, Nr. 96; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 643 f.; Luni, Nr.
87 (mit Hinweisen); Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nrn. 628.656 (mit Hinweisen); Zwier-
lein-Diehl, Wien II, Nrn. 1577-1581 (mit Hinweisen).
Der Typus ist bei aller stilistischen Verschiedenheit immer derselbe und geht wohl auf eine
archaische Bronze zurück: das archaistische Gewand mit dem Schulterkragen, die stereotype
Gebärde der das Gewand raffenden Hand, während die andere eine Blüte oder Knospe
emporhält.
Hier dürfte die kraftvoll gedrungene Figur mit dem vom Oberarm wulstig herabfallenden
Mantelende am ehesten dem oben erwähnten flavischen Münzbild der Jahre 77 bis 79 ent-
sprechen. Für die Bedeutung von Spes für die flavische Dynastie vgl. BMC Emp. II, S. xlv
und Taf. 35,5, S. 190, Nr. 782; auch ibid. Taf. 49,5. ,Spes Augusta' bedeutet die Hoff-
nung, die der Senat und das Volk nach Beendigung des Bürgerkrieges in Vespasian und seine
zwei Söhne setzte. Bei unserer Gemme könnte der Ring in der Hand der Göttin sich auf die
Übernahme des augusteischen Staatssiegels beziehen.
Für die Datierung in die frühere Kaiserzeit würden auch die Wiedergabe von Haartracht und
Profil sprechen, vgl. dazu die Demeter bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 520.

2. Hälfte 1. Jh. n. Chr., möglicherweise 70-80.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

427 Achat, horizontal geschichtet, orangegelb mit weißlicher Zwischenlage, in modernem


Goldring.
Hochoval, Bildseite stark konvex.
17 χ 12 mm

Apollon, nackt, in Dreiviertelansicht nach links stehend, den linken Ellbogen auf einen
Pfeiler gestützt, der den Dreifuß trägt, in der halb gesenkten Rechten einen Zweig senkrecht
vor sich haltend. Kopf im Profil, Binde im Haar, das eingerollt und im Nacken zu einem
Knoten gefaßt ist, aus dem eine Locke niederhängt. Gewicht auf dem linken Bein, der Fuß
des leicht angewinkelten Spielbeins ist mit gehobener Ferse gegen den Pfeiler gelehnt. Kurze
Bodenlinie.
Weicher, flüchtiger Schnitt ohne feine Modellierung, die Brustmuskulatur mit zwei senkrech-
ten schmalen Mulden und einigen kurzen Diagonalstrichen angegeben; das Profil mit gerader
Nase, weichen Lippen und großem Auge ist sorgfältiger graviert.
Zum Motiv vgl. den gröber geschnittenen, flachen Karneol bei Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 54;

250
ferner Richter, MMA, Nr. 278 (konvexer Achat); Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2656f.
(Pasten); feiner geschnitten sind die Exemplare Fossing Nr. 555 (Karneol); Boardman,
lonides Collection, Nr. 14 (Karneol); Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 71 (= Furtwängler,
AG, Taf. 24,44, quergestreifter Sardonyx). Wie Fossing bemerkt, findet sich dieser Typus
des Apollon auf Tetradrachmen von Magnesia des 2. Jh. v. Chr. (vgl. Head, Historia numo-
rum2, S. 582, fig. 296) und zeigt große Ähnlichkeit mit dem Apollon auf seleukidischen
Münzen (Head, op. cit., S. 760, fig. 334). Auf letzteren lehnt sich Apollon nicht gegen eine
Säule, sondern gegen den auf dem Boden stehenden Dreifuß und hält einen Pfeil in der
Hand. Stilistisch gehört die Gemme in den Rahmen des frühkaiserzeitlichen, oft in hand-
werklicher Kunstübung sich auswirkenden Klassizismus (vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue,
Nr. 483, den stehenden Dionysos, besonders für die Wiedergabe des Kopfes; ibid. den Bonus
Even tus, Nr. 522).

Ende 1. Jh. v. Chr. oder 1. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

428 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, Mitte unten rechts und links etwas aus-
gebrochen.
11,2 χ 9,2 χ 2,2 mm

Apollon, nackt, in Dreiviertelansicht nach links stehend, Kopf mit Kranz oder Binde im Pro-
fil. Motiv wie hier Nr. 427, aber Standbein rechts, mit stark ausschwingender Hüfte; Fuß des
nur leicht gebeugten Spielbeins gegen den Pfeiler zurückgesetzt, durch Beschädigung teil-
weise unkenntlich. Kurze Bodenlinie.
Flüchtige, provinzielle Arbeit. Vgl. den in Motiv und Stil verwandten Apoll bei Sena Chiesa,
Aquileia, Nr. 61 (Taf. 4 und Taf. 88,14), zur Haltung auch den Dionysos ibid. Nr. 364 (Taf.
19 und Taf. 87,12); Gramatopol, Nr. 230 (Mercur).

Ende 1. Jh. v. Chr. oder I.Hälfte 1. Jh. n. Chr.

429 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig.


Hochoval, einem Rechteck angenähert, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
14,1 χ 11,1 χ 2,5 mm

Apollon, nackt, in Dreiviertelansicht nach links stehend, Kopf mit Kranz, Haarknoten,
Nackenlocke im Profil. Typus wie hier Nr. 427, aber Standbein rechts, Oberkörper mehr
frontal gesehen und etwas unförmig verdickt, Brust- und Bauchmuskeln mit kurzen, derben
Querstrichen markiert. Der Zweig (mit herabhangendem Band) ist etwas sorgfältiger graviert
als bei Nr. 428, der Dreifuß auf dem Pfeiler steht, seitlich verschoben, zur Hälfte im leeren
Raum. Kurze Bodenlinie.

1. Jh. n. Chr.

251
430 Chalcedon, glashell mit dunklen Einschlüssen, mit 27 ändern Steinen in Halsband à
jour gefaßt (dort Stein 18).
Hochoval, beidseitig flach, Rückseite stark abgeschiefert.
11,5 x9,5 χ 2,8 mm

Apollon, nackt, in Dreiviertelansicht nach links stehend. Motiv wie Nrn. 427 ff., doch in bar-
barischer Vergröberung und Entartung.
Zum verschwommenen Stil vgl. den Apoll (ohne Dreifuß) AGDS 1-3, Nr. 2628.

3. Jh. n. Chr.

431 Karneol, dunkelrot, in antikem, stark verkrustetem Bronzering.


Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite steil auswärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes quer zum
Finger.
11 χ 18 mm
Ring: a.D. senkrecht 22,5 mm
waagrecht 22 mm
i.D. senkrecht 16 mm
waagrecht 16,5 mm

Drapierte Büste des Apollon im Profil nach rechts. Senkrechte Parallelstriche geben das glatt
anliegende Oberkopfhaar wieder, derbere und kurze, waagrechte die Haarrolle, die im Nak-
ken zum Knoten gefaßt ist, aus dem eine Locke niederhängt. Vom Scheitel stehen zwei Lor-
beerblätter ab (Kranz sonst nicht sichtbar), von der Brust ein Zweig, der den Gott als Apollo
Medicus charakterisiert.
Zum Typus vgl. den zwar viel sorgfältiger gearbeiteten, klassizistischen Kopf BMCG, Nr.
1329; ferner Anit Hamburger, Gems from Caesarea Maritima, Atiqot vol. VIII (Jerusalem
1968), Taf. 1,16—17; zu Motiv und Stil die etwas gröber geschnittene Heliotropgemme
Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1271 (mit Hinweisen).
Ringform: Der innen flache, außen gewölbte Reif verstärkt und verbreitert sich harmonisch
gegen oben hin und trägt am Ende der Schultern eine knopfähnliche Verzierung (Glas-
perle?). Der Stein überragt den aufgesetzten, ovalen Ringkasten, der unten von einer Lippe
umrandet ist, um etwa 2,5 mm.

l.-2.Jh.n.Chr.

Angeblich gefunden in Babylon.

Ehemals Sammlung Dr. Philipp Lederer, Berlin.

Publ.: Auktionskatalog 70 Fischer, Luzern 21.5.1941, Nr. 128.

252
432 Karneol, leuchtendrot, in antikem Goldring.
Hochoval, Bildseite konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
15,5 χ 12 mm
Ring: a.D. senkrecht 26 mm
waagrecht 27,8 mm
i.D. senkrecht 16,5 mm
waagrecht 18,5 mm

Aesculap steht frontal, den Oberkörper sehr leicht nach links gedreht, den bärtigen Kopf —
mit Haarrolle und schmaler Binde — ins Profil nach rechts zurückgewandt, Gewicht auf dem
rechten Bein, das linke locker zur Seite gestellt. Die Rechte ist in die stark ausgeschwungene
Hüfte gestützt, die gesenkte Linke hält einen kurzen Stab, an dem sich die Schlange empor-
windet. Der Gott ist nackt bis auf einen um Hüften und Beine drapierten Mantel, dessen
über die linke Schulter geschlagenes, schmales Ende hinten herabhängt.
Klassizistischer Einfluß offenbart sich bei dieser recht sorgfältig gearbeiteten Gemme in der
geschmeidigen Haltung der Figur, dem naturalistisch weich modellierten Körper, der zarten
Faltenführung, im feinen Schnitt des Gesichts mit dem weitoffenen Auge und den betonten
Backenknochen.
Das Bild des Gottes der Heilkunst, Sohn Apollons, war als Motiv für Ringsteine sehr beliebt.
Hier diente als Vorbild wohl eine aus römischen Kopien bekannte griechische Asklepios-
statue (vgl. K.A. Neugebauer, Asklepios, 78. Winckelmannsprogramm 1921, Taf. I—III).
Für verwandte Darstellungen vgl. Fossing, Nr. 549; Richter, MMA, Nr. 340 und EGR, Nrn.
125.127; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2679 (mit Hygieia); Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr.
205 (ebenso); Wien II, Nr. 1256 (mit Hinweisen); De Ridder, Collection De Clercq, Nrn.
3071 f.; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 665; AGDS 1-3, Nr. 2993.
Für spätere, gröbere Arbeiten vgl. u.a. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 507 f.; AGDS 1-3, Nrn.
2595 f.; AGDS IV, Nrn. 1487 f.
Ringform: Der hohle, wohl mit einer Gipsmasse gefüllte Reif ist innen leicht, außen stark
gewölbt, mit scharfer Zwischenkante. Nahtstelle unten etwas offen, Riß an der Unterseite
des Kopfstücks. Er verbreitert und verdickt sich nach oben hin und biegt mit sanfter Run-
dung zur Platte ein, die rings um den sie überragenden Stein in l mm Breite abgeflacht ist.
Vgl. Henkel, Nr. 194 (ebenfalls hohler Goldring); BMCR, Nrn. 410 ff. und besonders 419.

Ende 1.- 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

433 Sardonyx, horizontal geschichtet: braun — hell blaugrau — schwarzbraun, in einfa-


chem Metallrähmchen neuerer Zeit.
Hochoval, beidseitig flach, konischer Zuschnitt mit breit auswärts geschrägtem Rand. Das Bild ist in die
oberste braune Schicht graviert (Bildfläche 6 x 4 mm), so daß die beiden unteren Lagen als Rahmen dienen.
13 χ 10,5 χ 5 mm

Aesculap steht beinahe frontal mit leichter Drehung zu seiner Rechten, Gewicht auf dem
rechten Bein, den bärtigen Kopf zur Standbeinseite gewandt. Die rechte Hand hält den
Stab, an dem sich die Schlange emporwindet, die linke ist unter dem von der Schulter nach
vorn herabhangenden, nur Unterkörper und Beine umhüllenden Mantel an den Leib gelegt.
Kurze Bodenlinie.

253
Sehr zierliche Arbeit der frühen Kaiserzeit. Zum Motiv vgl. hier Nr. 432 mit Hinweisen. Für
die Form der Gemme vgl. u.a. De Ridder, Collection De Clercq, Nr. 3002, einen ebenfalls
stark konischen Sardonyx mit winziger Schnittfläche, in die ein Kanopus graviert ist.

1. Jh. n. Chr.

434 Karneol, tiefrot mit schwarzen Einschlüssen.


Hochoval, Bildseite leicht, Rückseite stark konvex, scharfe Zwischenkante, Mitte oben und Mitte unten
links ausgebrochen.
13 x9,8 x4 mm

Aesculap steht beinahe frontal, Kopf mit Haarrolle oder wulstiger Binde im Profil nach
rechts, Gewicht auf dem rechten Bein, die Hand in die Hüfte gestützt. Zu seiner Linken
richtet sich die nur skizzenhaft angedeutete Schlange auf, der Stab ist nicht angegeben. Um
die Hüften ist ein Mantel geschlungen, dessen Ende um die gesenkte Linke gewickelt ist und
von dort herabhängt. Bodenlinie.
Motiv wie hier Nr. 432 (Kopf ebenfalls nach der Spielbeinseite). Zum rohen und flüchtigen
Schnitt vgl. den Aesculap auf zwei Karneolen bei Anit Hamburger, Gems from Caesarea Ma-
ritima, Atiqot vol. VIII (Jerusalem 1968) Taf. 4,83 f.; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 508;
AGDSI-3,Nr. 2595.

2.-3.Jh.n.Chr.

435 Karneol in antikem (?) Goldring.


Hochoval, Bildseite sehr schwach konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
15 χ 12 mm
Ring: a.D. senkrecht 25,5 mm
waagrecht 26 mm
i.D. senkrecht 19,5 mm
waagrecht 21,5 mm

Hygieia steht frontal mit leichter Drehung zu ihrer Rechten, den Kopf in Dreiviertelansicht
zur Seite geneigt, Gewicht auf dem rechten Bein mit stark ausschwingender Hüfte, den lin-
ken Fuß etwas vorgesetzt. Sie blickt auf eine gegen sie züngelnde Schlange, die sie in der
Rechten hält; der linke Arm ruht auf einem Pfeiler, es ist unklar, ob die Hand einen nach
rechts flatternden Gewandzipfel oder eine zweite, um den Pfeiler sich windende Schlange
hält. Die Göttin trägt einen hochgegürteten Chiton und einen um Hüften und Beine drapier-
ten, hinter der Schulter aufgeblähten Mantel, auf dem Kopf scheint ein turbanähnlich das
Haar locker bedeckendes Tuch zu liegen. Bodenlinie.
Plastischer, derber, stellenweise ungeschickter Schnitt, namentlich in der Zeichnung der
Schlange; der Körper ist kräftig modelliert, die diagonalen Mantelfalten sind kantig hart ge-
schnitten.
Fortuna, Aequitas, Concordia und andere Personifikationen erscheinen in Stil und Haltung
ähnlich auf vielen spätrepublikanischen und kaiserzeitlichen Gemmen und Pasten (vgl. u.a.

254
Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 458f.; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 572.574; Fossing, Nr. 667).
Entfernt verwandt, doch viel kunstvoller gearbeitet, die Aphrodite auf dem Protarchos
signierten Kameo in Boston, Vollenweider, Steinschneidekunst, Taf. 13,1.3 und S. 24,
Anm. 7 (= Furtwängler, AG III, S. 447, Abb. 230 = Beazley, LHG, Nr. 128).
Ringform: Der schmale, dünne Reif ist innen nahezu flach, außen gewölbt, mit weicher Zwi-
schenkante. Er verstärkt sich etwas gegen oben hin und biegt mit stark ausladenden Seiten-
rändern zum flachen Ringschild ein, in den die Gemme mit schmaler Umrandung plan einge-
lassen ist. Der Ringschild ist an der Rückseite weich abgeschrägt. Für eine ähnliche Ringform
vgl. Henkel, Nr. 137.
Wohl einer Provinzwerkstatt entstammende, noch hellenistisch beeinflußte Arbeit.

2. Hälfte 1. Jh. v. Chr. - 1. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

Angeblich in Paestum gefunden.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 326 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

*436 Sardonyx, horizontal geschichtet, bläulichweiß auf braunem Grund, durchscheinend.


Kameo. Hochoval, Grund der Bildseite und Rückseite flach, Rand zur Rückseite zuerst kurz auswärts, dann
sehr leicht einwärts geschrägt.
31 x22,5 χ 5 mm

Bacchus-Dionysos, nackt, steht in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil, den linken
Arm, in dem er den bebänderten Thyrsos und eine herabfallende Draperie hält, rückwärts
auf einen Pfeiler gestützt, mit der vorgestreckten, gesenkten Rechten einen Kantharos aus-
leerend. Gewicht auf dem rechten Bein, Hüfte stark ausgeschwungen, die Ferse des zurückge-
setzten linken Fußes gegen den Pfeiler gehoben. Vor ihm, mit zurückgewandtem Kopf auf-
blickend, ein Panther mit Halsband. Der Gott trägt eine Binde und Efeu im kurzen Haar, das
mit schräg vom Scheitel herablaufenden Parallelstrichen graviert ist; starke, leicht gebogene
Nase, großes, hervortretendes Auge, volle Lippen. Die gedrungene Gestalt ist nur flach rfe-
liefiert und trotzdem mit weichem Schnitt recht plastisch herausgearbeitet. Bodenlinie.
Stilverwandt der Sardonyx-Kameo bei Richter, MMA, Nr. 639 (= E. Kris, Catalogue of Post-
classical Cameos in the Milton Weil Collection, 1932, Fig. 3, Taf. IV); ferner die Nymphe
auf einem Sardonyx-Kameo der Ermitage, Neverov, Cameos, Nr. 99. Zum Motiv vgl. den
späthellenistischen Dionysos hier Nr. 126 und den Karneol hier Nr. 437 mit Hinweisen.

4.-5. Jh.n.Chr.

4-37 Karneol, hell orangefarben, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt. An der Rückseite rechts kleine, in der
Photographie des Originals durchscheinende Absplitterung.
12,2 χ 10 χ 2,3 mm

255
Jugendlicher Bacchus-Dionysos steht nach links, Kantharos in der Rechten, den linken Arm,
hinter dem der Thyrsos aufragt, auf einen Pfeiler gestützt, in der Haltung wie oben Nr. 436,
doch Körper mehr frontal, Kopf im Profil mit Kranz, Binde und Nackenknoten. Der Gott ist
nackt bis auf einen um die Hüften drapierten Mantel, dessen Ende um den aufgestützten
Unterarm geschlungen ist und von dort herabhängt. Zu Füßen der Panther, eine Tatze er-
hoben, mit zurückgewandtem Kopf aufblickend. Bodenlinie.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 436; auch den feiner geschnittenen, früher entstandenen Karneol
Richter, MMA, Nr. 318 (mit Hinweis auf ein statuarisches Vorbild des 4. Jh. v. Chr.); Furt-
wängler, Beschreibung, Nrn. 3916 ff.; Fossing, Nr. 369 (frührömisch-italisch); BMCG, Nr.
1539; AGDS 1-3, Nr. 2189 (mit Hinweisen); eine späthellenistische Variante bei Furtwäng-
ler.AG, Taf. 43,36.
Hier handelt es sich wohl um eine späte, handwerklich gearbeitete Kopie, wie aus den harten
Konturen des Körpers, den energisch geschabten Strichen, mit denen die Beine wiedergege-
ben sind, zu schließen ist.

3. Jh. n. Chr.

438 Nicolo, hell blaugrau auf schwarz.


Hochoval, beidseitig flach, Bildseite gegen den Rand sanft abfallend, so daß die dunkle untere Schicht als
Rahmen wirkt, Rand zur Rückseite leicht einwärts geschrägt.
14 χ 11 χ 3,6 mm

Methe, bis auf den im Rücken niederhangenden Mantel nackt, steht zwischen mit Trauben
beladenen Weinranken nach rechts, aus einer Schale trinkend, die sie mit beiden Händen an
den Mund hebt; Kopf mit Haarrolle und Nackenknoten im Profil, Körper dreiviertel von
vorn, Gewicht auf dem linken Bein, der rechte Fuß mit gehobener Ferse zurückgestellt. Vor
ihr ein Krug mit Palmzweig. Bodenlinie.
Das Motiv, das möglicherweise auf ein Wandbild des Pausias im Asklepieion zu Epidauros
zurückgeht (Pausanias 2,27,3), findet sich oft auf römischen Gemmen und Pasten und soll
auch den Siegelring einer der Kleopatrae geschmückt haben. Unserem Exemplar nah ver-
wandt eine Paste in Kopenhagen, Fossing, Nr. 844; vgl. ferner Furtwängler, Beschreibung,
Nrn. 8224-8226 (ebenfalls Nicolos, 8225 mit Weinstock); AGDS IV, Nrn. 886-888 (mit
Hinweisen); AGDS 1-2, Nr. 695 (mehr aufrecht, ohne Weinranken); AGDS 1-3, Nr. 3516
(Glaskameo, mit weiteren Hinweisen); Henig, Corpus, Nrn. 343—345; Henkel, Nrn. 152.
1457 (Taf. 76,173.174, in Ringen der frühen Kaiserzeit); hier Nr. 439.

Ende 1. Jh. v. Chr. / Anfang 1. Jh. n. Chr.

439 Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig, in Goldring des 18./19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach.
15x11 mm

256
Methe, nackt, Mantel im Rücken, steht auf Bodenlinie nach rechts und führt mit beiden
Händen eine Schale zum Mund (noch nicht trinkend). Kopf mit Haarrolle im Profil, Körper
dreiviertel von vorn gesehen. Vor ihr schräg aufstehend ein Palmzweig, im Feld Mitte links
Inschrift, von unten nach oben L E I (Buchstabenfüße nach innen).
Typus wie Nr. 438, leicht variiert, ohne Krug und Weinranken. Weicher, plastischer Schnitt,
der in der Durchsicht schön zur Geltung kommt.

1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

440 Nicolo, in zwei Schichten je hell bläulich auf mittelbraun, durchscheinend.


Hochoval, beidseitig flach, Bildseite gegen den Rand sanft abfallend, so daß die darunterliegende dunkle
Schicht als Rahmen wirkt, Rand senkrecht, zuunterst kurz einwärts geschrägt.
12 χ 10 χ 3,6 mm

Jugendlicher Satyr, im Tanz nach rechts hüpfend, Pedum in der Linken, zwei Trauben in der
vorgestreckten Rechten. Kurze Bodenlinie.
Summarische, doch hübsche Arbeit von lebendigem Ausdruck.
Für Schnitt und Motiv vgl. Henig, Corpus, Nrn. 172—177; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr.
1392; stilistisch verwandt die Gemmen der ,Officina del Guerriero', Sena Chiesa, Aquileia,
Taf. 88,10—16; vgl. auch andere Satyrdarstellungen auf kleinen Nicologemmen der Kaiser-
zeit, Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 8214ff.; H. Guiraud, Les Satyres sur les intailles
d'époque romaine, Revue des Etudes anciennes (R.E.A.), 1978, S. 114.131, fig. 9).

l.-2.Jh. n.Chr.

441 Karneol, trüb, mit dunklen Einschlüssen.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, berieben, Rückseite stark abgesplittert, Rand zur Rückseite sehr steil ein-
wärts geschrägt.
12,5 χ 11 χ 3 mm

Satyr kniet nach rechts, Gewicht auf der Ferse, das linke Knie hochgestellt. Er betrachtet
eine Maske, die er mit der Linken vor sich hält, während die schräg nach vorn gestreckte
Rechte ein Pedum faßt, dessen krummes Ende hinter dem Rücken schwach sichtbar ist.
Bodenlinie.
Weicher, flauer Schnitt, schlechtes Verhältnis der überlangen, als breite Furchen gravierten
Glieder zum Körper; der mit einer kleinen, ovalen Vertiefung markierte Schwanz zu hoch
und für sich neben den Rücken gesetzt.
Zu Stil und Haltung vgl. den Karneol AGDS III, Braunschweig, Nr. 134 mit Hinweisen (Krie-
ger, das Haupt eines Feindes betrachtend); die Karneole AGDS 1-3, Nrn. 2583 f. (Satyr);
zum Motiv auch AGDS 1-2, Nr. 1012; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 443 (mit Hinweis auf
T.B. L. Webster, Monuments illustrating Tragedy and Satyr Play, London 1962, Taf. III; Th.

257
Schreiber, Griechische Satyrreliefs, Abhandlungen der Sachs. Akademie der Wissensch., phil.
hist. Kl., Band 27, Nr. 22, S. 761 ff.).

3. Jh.n.Chr.

442 Karneol, hell orangefarben, klar durchsichtig, mit zwei dunklen Querstreifen (in der
Photographie des Originals unter den Pferdeleibern sichtbar).
Breitoval, beidseitig leicht konvex, Rand zur Rückseite zuerst kurz auswärts, dann einwärts geschrägt.
18 χ 25 χ 4 mm

Helios-Sol mit Strahlenkrone und flatternder Chlamys steht in verrenkter Haltung mit stark
zurückgeneigtem Oberkörper nach rechts auf dem Sonnenwagen, die Rechte ausgestreckt, in
der Linken die Peitsche. Das Viergespann ist von vorn gesehen gedacht, die perspektivische
Darstellung jedoch so, daß links und rechts der Bildmitte je zwei Pferde nach außen spren-
gend erscheinen, wobei die inneren den Kopf einwärts wenden. Die Zügel laufen hinter den
Beinen des Gottes zusammen, werden nicht von ihm gehalten. Neben den Pferdebeinen, von
diesen halb verdeckt, halbkreisförmig angedeutet die zwei Wagenräder, deren Rundung
direkt in die kurze Bodenlinie übergeht.
Summarisch und grob geschnittene, jedoch gewandt komponierte, bewegte Darstellung von
etwas theatralischer Allüre.
Zum Motiv vgl. AGDS 1-3, Nr. 2645 (mit Hinweisen); AGDS III, Kassel, Nr. 157 a (Soi fron-
tal); BMCG, Nrn. 1661.1663 (Sol mit Globus); Furtwängler, Beschreibung, Nr. 2666;
Southesk Collection I, D l (die beiden letzteren feiner geschnitten, Lenker frontal); C. Bon-
ner, Studies in Magical Amulets (Ann Arbor 1950), Nr. 227, Taf. 11; De Ridder, Collection
De Clercq, Nrn. 3060f.; Fossing, Nrn. 903 B. 1686; Münzen von Amasis, Babelon-Reinach,
Monnaies d'Asie mineure I, Taf. 4,22.

Anfang 3. Jh. n. Chr.

443 Glaspaste, dunkelrot, durchsichtig.


Achteckig zugeschnitten, beidseitig flach, Rand zur Rückseite leicht auswärts geschrägt. Am obern Rand
und auf der Rückseite ausgebrochen.
9,5 χ 12 χ 3 mm

Helios-Sol mit Strahlenkrone und hochflatternder Chlamys steht nach rechts auf Quadriga.
Motiv wie hier Nr. 442, Haltung mehr aufrecht, noch gröberer Schnitt.
Die fast gleiche, auch stilistisch verwandte Darstellung findet sich auf einem achteckigen
Karneol (in spätantikem Silberring) bei Fossing, Nr. 1686. Zum Schnitt vgl. auch den eben-
falls achteckigen roten Jaspis mit den Bildnissen von Septimius Severus, Geta und Iulia
Domna, Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 732; für die Pferde auch den Pegasos ibid.
Nr. 1076.
Grobe, doch ausdrucksvolle Arbeit wohl severischer Zeit.

Anfang 3. Jh. n. Chr.

258
*444 Metallplättchen, Zink-Kupfer-Legierung.
Breitoval, beidseitig flach, Rand leicht gewölbt.
14,8 χ 17,3 χ 1,2 mm

Helios-Sol mit Strahlenkrone steht nach rechts auf dem Sonnenwagen, Kopf im Profil, Kör-
per beinahe frontal. Er trägt einen kurzen Chiton und Mantel und hält in der nach vorn er-
hobenen Linken einen Zweig (?), in der Rechten die Peitsche, aus der rechten Armbeuge
hängt ein Mantelende herab. Die vier Pferde erscheinen in perspektivischer Staffelung vor-
wärtsstürmend, die Hinterhufe auf kurzer Bodenlinie, über ihren Köpfen Mondsichel und
Stern.
Zu Motiv und Stil vgl. vor allem AGDS 1-3, Nrn. 2650 f. (mit Hinweisen); verwandte Darstel-
lungen auch Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 1116; Fossing, Nr. 1687 (mit Hinweisen);
AGDS III, Kassel, Nr. 158; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1258 f. (mit Hinweisen); Henig,
Lewis Collection, Nr. 19. Zur Gewandung vgl. den Helios bei Furtwängler, Beschreibung, Nr.
8655; zur strichartigen Auflösung des Gesichts die Ceres bei Maaskant-Kleibrink, op. cit.,
Nr. 978.

Anfang 3. Jh. n. Chr.

445 Heliotrop (Blutjaspis), in modernem Goldring à jour gefaßt.


Breitoval, Bildseite flach, Rückseite leicht konvex. Kleine, rundliche Beschädigung ungefähr in der Mitte
des Steins, unter den Pferdeleibern.
12,5 χ 16 mm

Helios-Sol mit Strahlenkrone und flatternder Chlamys breitbeinig vorgebeugt nach rechts
auf Biga stehend, die Rechte schwingt die Peitsche, die Linke faßt die Zügel der mächtig aus-
greifenden Rosse. Leicht nach vorn abfallende Bodenlinie.
Kräftiger Schnitt mit hart aneinandergefügten Rund- und Flachperlvertiefungen, so daß die
Figuren wie zerstückelt erscheinen. Zur Darstellung vgl. den Soi auf Quadriga AGDS 1-3, Nr.
2649; zum Stil und der schrägen Haltung des Lenkers den (schreitenden) Soi auf Münzen
Elagabals, BMC Emp. V, Taf. 96,6 und 10 (Peitsche im Arm).

2.-3. Jh.n.Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*446 Heliotrop (Blutjaspis).


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13 χ 10x2,5 mm

Helios-Sol mit Strahlenkrone frontal stehend, Kopf und Standbein im Profil nach rechts, die
Linke adorierend erhoben, in der Rechten Peitsche und Chlamys. Kurze Bodenlinie.
Für verwandte Darstellungen in ähnlich rohem Stil vgl. Furtwängler, Beschreibung, Nrn.

259
8651—8654; Gramatopol, Nrn. 279f.; C. Bonner, Studies in Magical Amulets (Ann Arbor
1950), Nrn. 222 ff. ; BMCG, Nrn. 1657-1660; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 73 ff.; AGDS 1-3,
Nr. 2646; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1260 (mit Hinweisen). Ähnlich die Darstellung des
Soi auf Münzen des Septimius Severus, vgl. BMC Emp. V, Taf. 19,17. Zum Stil vgl. auch den
Mars bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 1028; hier den Bonus Eventus, Nr. 451.

3. Jh. n.Chr.

44 7 Helio trop (Blu tjaspis).


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite weit einwärts geschrägt.
10 χ 13 x2,8 mm

Helios-Sol mit Strahlenkrone, Chlamys im Rücken, auf Quadriga nach rechts, mit der Rech-
ten die Peitsche schwingend, Zügel in der Linken.
Vgl. AGDS 1-3, Nrn. 2649 ff., mit Hinweisen.

Anfang 3. Jh. n. Chr.

448 Nicolo, dunkelblau auf schwarz, in einfachem Goldring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, Bildseite hochpoliert, Rand zur Rückseite weit auswärts geschrägt, so daß die
schwarze Schicht als Rahmen erscheint.
14 χ 11,5 mm

Bonus Eventus steht im Profil nach rechts, Chlamys im Rücken, Gewicht auf dem rechten
Bein, das linke auf Fußspitze zurückgestellt. Er hält in der leicht erhobenen Linken zwei
Ähren senkrecht vor sich, in der Rechten eine herabhangende Girlande. Das Haar ist am
Oberkopf mit gerade herablaufenden Parallelstrichen angegeben, über Stirn und Schläfe ein-
gerollt. Kurze Bodenlinie.
Der Gott der guten Ernte und der glückhaften Unternehmungen findet sich auf römischen
Gemmen, von vorn oder im Profil gesehen, in mehreren Varianten, die z.T. auf statuarische
Vorbilder zurückgehen mögen (s. dazu Sena Chiesa, Aquileia, S. 225; Henig, Corpus, S. 32,
zu Nr. 203). Als Attribute sind ihm meist Ähren, dazu oft Trauben, Rebzweig, Fruchtschale,
Patera beigegeben.
Zum Motiv in Profilansicht vgl. u.a. Zwierlein-Diehl, Wien I, Nrn. 456 f. und II, Nrn. 1322—
1333 (mit Hinweisen); Richter, MMA, Nr. 374; Fossing, Nrn. 1684f. Für die Girlande vgl.
die Glaspaste mit girlandenflechtenden Eroten, AGDS 1-3, Nr. 3088 (mit Hinweisen); ferner
die Amorherme mit Girlande in der Hand auf einem Sard bei Zwierlein-Diehl, Wien I, Nr.
194. Zur Verwendung von Kranz und Girlande in den Kulten der heidnischen Antike s. Karl
Baus, Der Kranz in Antike und Christentum, Bonn 1940, besonders Kap. I. — Stilverwandt
der etwas feiner gearbeitete Bonus Eventus hier Nr. 449.

Mitte 1. — Anfang 2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

260
449 , Verbrannter' Nicolo, hellblau auf elfenbeinfarben, in einfachem Goldring des 19. Jh.
Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite weit auswärts geschrägt. Der Stein ist vom Rand Mitte links
und oben rechts bis Mitte unten über die Bildfläche hin gespalten und zuunterst etwas ausgebrochen. Die
blaue obere Schicht ist so dünn, daß das Bild in den tiefer geschnittenen Partien in die untere Lage, in die
der rahmenartige Rand geschrägt ist, hineinreicht.
13 χ 10,5 mm

Bonus Eventus steht breitbeinig nach links, Chlamys im Rücken, Kopf im Profil, Körper bei-
nahe frontal, Gewicht auf dem rechten Bein, das linke locker zur Seite gestellt. In der Rech-
ten hält er zwei Ähren und einen Mohnkolben senkrecht vor sich, im rückwärts auf einen
kannelierten Pfeiler gestützten linken Arm einen Zweig. Längliches Gesicht auf schlankem
Hals, das Haar über Stirn und Schläfe eingerollt, kräftig muskulöser Körper. Bodenlinie.
Im Gegensatz zu den oft rohen Darstellungen der späteren Kaiserzeit ist das Motiv hier recht
fein ausgearbeitet. Zum Stil vgl. BMCG, Nrn. 1765 f.; Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
8184 ff. ; AGDS IV, Nrn. 918 ff.; den etwas gröberen Bonus Eventus hier Nr. 448; zum
Motiv mit beinahe frontaler Haltung und ins Profil gewandtem Kopf, doch ohne Pfeiler, vgl.
Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 524-536; AGDS 1-3, Nr. 2680 (mit Hinweisen); Henig, Corpus,
Nrn. 203 ff. ; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1316-1321 (mit Hinweisen).

Mitte 1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

450 Nicolo, hellblau auf schwarz.


Hochoval, beidseitig flach, Bildseite gegen den Rand leicht abgeschrägt, so daß die dunkle Lage als Rahmen
wirkt, Rand steil einwärts geschrägt, Mitte oben ausgebrochen.
10,8 χ 8x 3,2 mm

Bonus Eventus steht im Profil nach rechts, wie oben Nr. 448. Chlamys im Rücken, in der
Rechten zwei Ähren, in der Linken waagrecht ein Pedum, in dessen Krümmung eine Traube
hängt. Bodenlinie.
Zum Typus in Profilansicht vgl. hier Nr. 448; Henig, Corpus, Nrn. 198 (mit Ähren und Trau-
be, ohne Pedum). 195 (Pedum waagrecht, mit Traube). 200—202 (Pedum über der Schul-
ter); Fossing, Nr. 1685; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 538.547; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn.
1329 f.

Wohl 2-3. Jh. n. Chr.

451 Karneol, dunkelrot, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig konvex (Bildseite stärker), Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10 χ 7,8 χ 2,9 mm

261
Bonus Eventus, nackt, steht frontal, Kopf im Profil nach links, Gewicht auf dem rechten
Bein, das linke leicht zurückgestellt. Die seitlich vorgestreckte Rechte hält eine Paiera, die
gesenkte Linke zwei Ähren. Bodenlinie.
Kurze Parallelstriche für das am Oberkopf anliegende Haar, breite, wulstige Haarrolle. Die
Muskulatur des kräftigen Körpers ist mit knollenförmigen, hart aneinandergesetzten Vertie-
fungen angegeben.
Zum Motiv des frontal stehenden, oft über einem Altar die Patera ausgießenden Bonus Even-
tus vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 524—536; Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1316—1321;
Henig, Corpus, Nrn. 203—219 und Appendix Nr. 21, Taf. 24; ferner den Bonus Eventus mit
Ähren und Füllhorn in einem Silberring des 3. Jh. bei E.M. Schmidt, Gemmen und Glaspasten
in der Prähistorischen Sammlung München, Bayerische Vorgeschichtsblätter (36), 1971,
S. 230 f., Nr. 25 (mit Hinweisen). Zum Schnitt vgl. den Mercur bei Zwierlein-Diehl, Wien II,
Nr. 1295.
Bonus Eventus erscheint häufig auf unter Hadrian und Antoninus Pius geprägten Münzen;
unsere Gemme dürfte jedoch in die severische Zeit gehören (vgl. einen Hercules von ähnlich
gedrungener Gestalt, doch etwas mehr zur Seite gewandt, auf einem Denar des Septimius
Severus, BMC Emp. V, Taf. 33,18; ebenso auf einem Aureus, Taf. 35,1).

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

452 Nicolo, blaß hellblau auf dunkelblau, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour ge-
faßt (dort Stein 2).
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt.
13 χ 10 mm

Bonus Eventus, nackt, steht in Dreiviertelansicht nach links, Kopf und rechter Fuß im Pro-
fil. Er hält in der vorgestreckten Rechten eine Patera, in der rückwärts gesenkten Linken
zwei Ähren. Bodenlinie.
Roher, flauer Schnitt.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 451 (dort mehr frontal); zu Typus und Schnitt vgl. Henkel, Taf.
75,130.132 (Nrn. 282.218); Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 527.

Provinzarbeit des 3. Jh. n. Chr.

453 Karneol, leuchtendrot, klar durchsichtig.


Hochoval, beidseitig schwach konvex, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt. Der Stein ist von Mitte unten
bis in die Bildhälfte stark ausgebrochen, so daß die Figur von den Hüften abwärts zum Teil unkenntlich ist.
12 x9,8 χ 3,2 mm

Wohl iulisch-claudische Prinzessin als Moneta stehend von vorn, die Unterarme seitlich ab-
gestreckt, in der Rechten eine Waage, in der Linken zwei Ähren und zwei Mohnkolben. Lan-

262
ger Chiton, über Schultern und Leib drapierter Mantel. Die in der Mitte gescheitelten Haare
sind über den Schläfen locker eingerollt, zu beiden Seiten fällt eine gedrehte Locke dem Hals
entlang nieder. Weicher Schnitt in klassizistischem Stil.
Ist es die iulische Venus, die als erste auf spätrepublikanischen Münzen des M. Cordius Rufus
mit der Waage in der Hand erscheint (vgl. Sydenham, Nr. 976, um 46 v. Chr.), so übernimmt
in der Kaiserzeit u.a. die Moneta als Verkörperung der Geldfülle und der Staatskasse dieses
Attribut. Die Göttin auf unserer Gemme darf um so eher als eine Angehörige des iulisch-
claudischen Kaiserhauses angesehen werden, als sie die Frisur trägt, die zu Beginn des
1. Jh. n. Chr. Mode war, und außer der Waage die Früchte der Ceres hält, mit denen auch
Livia auf dem Grand Camée de France und auf dem Kameo in Wien (als Kybele mit der
Büste des Augustus, s. Eichler-Kris, Nr. 9) abgebildet ist.
Für verwandte Darstellungen im selben Stil und mit gleicher Haartracht vgl. Furtwängler, Be-
schreibung, Nr. 2859 und AG, Taf. 44,65 (Ceres).

1. Drittel 1. Jh. n. Chr.

454 Heliotrop (Blutjaspis).


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, etwas bestoßen.
13,3 χ 10,9 x 2 mm

Aequitas steht nach rechts, Körper beinahe frontal, Kopf im Profil, Gewicht auf dem linken
Bein mit stark ausschwingender Hüfte, rechter Fuß leicht zur Seite gesetzt. Sie trägt einen
ärmellosen, hochgegürteten, langen Chiton, Mantel um die Hüften, und hält in der gesenkt
vorgestreckten Linken die Waage, während die Rechte das lang herabhangende Ende des
Mantels oder eines um den Kopf gewundenen Schleiers (?) über der Schulter rafft. Boden-
linie.
Zum Motiv vgl. die Varianten bei Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 1590ff. (mit Hinweisen)
und hier Nr. 455; ferner in Ticinum geprägte Münzen des Galerius Maximianus (P.R. Fran-
ke/I. Paar, Die antiken Münzen der Sammlung Heynen, Taf. 65,2, Nr. 1680) und des Dio-
cletian (Mattingly, Roman Coins from the earliest times to the fall of the Western Empire,
London 1928/60, Taf. 64,4), auf denen Moneta in sehr ähnlicher Stellung erscheint, eben-
falls in hochgegürtetem Chiton mit besonders hervortretenden Brüsten, aber mit Füllhorn im
Arm. Für die gleiche plastische Wiedergabe des eher gedrungenen Figürchens vgl. die Fides
auf einem Aureus des Constantius, P. Bastien/C. Metzger, Le Trésor de Beaurains, Wetteren
1977, Numismatique romaine X, S. 41, Nr. 28.
Nach Material und Stil wohl eine Arbeit der späteren Kaiserzeit.

Um 300 n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

455 Roter Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13 χ 10,1 x2,9 mm

263
Aequitas oder Moneta steht nach links, Körper beinahe frontal, Kopf im Profil, mit der
rückwärts erhobenen Linken ein Szepter aufstützend, in der nach vorn gesenkten Rechten
die Waage. Stephane im Haar, langer, hochgegürteter Chiton, Mantel um die Hüften, ein
Ende von der linken Schulter hinten herabfallend. Bodenlinie.
Für ähnliche Darstellungen vgl. Hamburger, Gems from Caesarea Maritima, Atiqot 1968,
Taf. 4, Nr. 91; Gramatopol, Nr. 313; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 570f. ; AGDS IV, Nr. 1529
(mit Hinweisen). Der gleiche Typus der Aequitas, jedoch in besserer Ausführung, erscheint
auf Bronzemünzen des Hadrian (BMC Emp. III, Taf. 90,5) und Denaren des Antoninus Pius
(ibid. IV, Taf. 5,1). Unser Exemplar mit seiner steif-trockenen Figur ist zweifellos eine ge-
ringe Provinzarbeit späteren Datums; vgl. die Aequitas auf Münzen des Severus Alexander
(ibid. VI, Taf. 32,1035), dort aber nicht mit Szepter, sondern Füllhorn.

Wohl Ende 2./Anfang 3. Jh.n. Chr.

456 Nephrit mit kleinen dunklen Einschlüssen, durchscheinend.


Hochoval, beidseitig konvex (Bildseite schwächer), Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13 χ 10 χ 3,5 mm

Leda steht in Dreiviertelrückansicht nach links, die Knie leicht gebeugt, die ausgestreckte
Rechte abwehrend gegen den Hals des Schwans, der sich mit ausgebreiteten Flügeln an ihr
emporrichtet, gestemmt. Sie ist nackt bis auf ein Gewandstück, das von den Knien herab-
hängt. Das Haar, am Oberkopf mit schrägen Parallelstrichen angegeben, ist über Stirn und
Schläfen eingerollt und im Nacken zu einem Knoten aufgebunden. Der Schwan hält sie mit
einem Flügel an der Schulter umfangen, seine Füße sind zwischen ihren Schenkeln sichtbar.
Hübsche, klassizistisch beeinflußte Darstellung von weichem, doch nicht sehr feinem
Schnitt.
Leda mit dem Schwan, lagernd oder stehend, auch kauernd und sitzend, ist ein in der helle-
nistischen Glyptik beliebtes Motiv, das auch auf frührömischen Gemmen erscheint und in
der Kaiserzeit immer wieder variiert wird; vgl. u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 1563.
2476-2480.4140-4144; AGDS 1-2, Nrn. 1425-1427 (mit Hinweisen); Sena Chiesa, Aqui-
leia, Nrn. 732-736 (mit Hinweisen); Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 22,23-28; Zwierlein-
Diehl, Wien I, Nr. 497; hier Nr. 457.
In Motiv und Stil unserer Gemme besonders nah verwandt die stehende Leda bei Zwierlein-
Diehl, Wien II, Nr. 1086; auch Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 22,28; Furtwängler, Beschrei-
bung, Nr. 2478.

2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

*457 Achat, dunkel elfenbeinfarben mit braunen Einschlüssen.


Kameo. Breitoval, Bildseite hochpoliert, Rückseite matt, flach. Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, un-
ten rechts ausgebrochen.
18,5x23,1x6,5 mm

264
Leda mit dem Schwan, auf Polster oder Gewand liegend, die Knie hochgestellt, den Ober-
körper mit aufgestütztem Ellbogen halb aufgerichtet, mit dem linken Arm den Schwan um-
fangend (Hand an dessen Halsansatz sichtbar). Dieser dringt mit hochgebogenem Hals und
mächtig ausgebreiteten Flügeln, die sich über die ganze Breite des Bildes spannen, auf die
Liegende ein, im Begriff, sie zu küssen.
Leda ist nackt bis auf Spangen an Handgelenk und Knöchel; das nach Art einer Melonen-
frisur gekämmte Haar ist hoch am Hinterhaupt zu einem von einem Band umschnürten Kno-
ten gefaßt. Das Gefieder des Schwans ist in der oberen Flügelpartie mit rechtwinklig sich
schneidenden Linien markiert, die kleine reliefierte Quadrate bilden, im untern Teil mit an
die Längslinien anstoßenden kurzen Strichlein. Kopf und Schnabel sind durch eine Beschädi-
gung des Steins fast unkenntlich, eine kleine Stelle innen am linken Flügel, gegen das Knie
der Leda hin, ist keilförmig ausgebrochen.
Vgl. die beinah gleiche, doch feiner geschnittene und etwas breiter komponierte Darstellung
(Leda mit derselben Frisur) auf einem hell-dunklen Onyx-Kameo in Neapel (Museo naziona-
le Nr. 134, inv. 25967 = Dacos/Giuliano/Pannuti, II Tesoro di Lorenzo il Magnifico, Le
Gemme, Catalogo della Mostra Palazzo Medici-Riccardi, Firenze 1972, Sansoni ed. 1973,
S. 75, Nr. 48, fig. 53, mit Zitaten, worunter die spätere und viel gröbere Replik bei Board-
man, lonides Collection, Nr. 74). Zum Motiv vgl. die hellenistische Karneolgemme in Silber-
ring hier Nr. 72 mit weiteren Hinweisen; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 8229; Berry, Gems,
Nr. 67.
Die zwar gewandte, aber glatte, kalte und etwas verkrampfte Darstellung könnte in severi-
scher Zeit entstanden sein.

Anfangs. Jh. n.Chr. (?).

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

*458 Sardonyx, elfenbeinfarben auf blaugrauem Grund, in einfachem Goldrähmchen des


19. Jh. als Brosche gefaßt.
Kameo. Annähernd quadratisch mit abgerundeten Ecken, die obere Kopfpartie abgebrochen und die Bruch-
stelle roh zurechtgeschnitten; eine weitere, kleine Bruchstelle unten Mitte ist mit der übergreifenden Gold-
fassung ergänzt.
26 χ 25,5 χ ca. 10 mm, Reliefhöhe ca. 7 mm

Medusenmaske von vorn, sehr leicht nach rechts gewandt.


Großflächig volles, schwammiges Gesicht, sehr niedrige Stirn, rhombenförmige, hervortre-
tende Augen dicht unter gestrichelten Brauen, die Pupillen als kurze, senkrechte Vertiefun-
gen angegeben; gerade Nase, an der Spitze bestoßen, im leicht geöffneten Mund mit stark
abwärts verzogenen Mundwinkeln sind die Schneidezähne sichtbar. Der Lockenkranz ist
ähnlich angeordnet wie bei dem Kameo hier Nr. 54, eine kleine, in die Stirn hangende Locke
nur eingeritzt, statt reliefiert (spätere Überarbeitung?); über den Schläfen flach nach hinten
anliegende Flügel.
Eine späte und grobe Variante des Medusenkopfes hier Nr. 55. Vgl. auch die Kameen im
Cabinet des Médailles, Babelon, Camées, Nrn. 165.166.168; Boardman, lonides Collection,
Nr. 73; Neverov, Cameos, Nr. 66.

I.Viertel 3. Jh. n. Chr.


265
*459 Zwei kleine Sardonyx-Kameen, milchweiß auf hellgrauem Grund, in antiker Gold-
fassung als Ohrschmuck montiert.
Ohne Fassung je ca. 10x9 mm, Reliefhöhe ca. 4 mm
Mit Fassung ca. 13,5 χ 12,5 mm
Die Steine sitzen in einer Kastenfassung mit abstehendem, schräg gerilltem Rand, auf deren Rückseite ein
S-förmiger Haken gelötet ist.

Zwei Medusenmasken von vorn, die eine leicht nach links, die andere nach rechts gewandt,
Flügelchen grob angedeutet, kräftig gekerbte Haare ringsum, keine Schlangen.
Ein Beispiel für die in der späteren Kaiserzeit häufig vorkommenden Kameen mit roh ge-
schnittenen Medusenmasken; vgl. BMCG, Nr. 3547 (= BMCR, Nr. 544); Furtwängler, Be-
schreibung, Nrn. 11113-11117; Henig, Corpus, Nrn. 725-731, Taf. 44-46. 750-754, Taf.
49. Appendix Nr. 53, Taf. 59; Gramatopol, Nrn. 687-689.691; Eichler-Kris, Nrn. 91 ff.;
Roland Jaeger, Auktionskatalog Ed. Gans, Cassirer/Helbling, Berlin Dez. 1928, Nr. 109; hier
Nr. 460.
Für die Fassung mit gewelltem Rand vgl. Eichler-Kris, Nrn. 84.92; BMC Jewellery, Nrn.
2997.2999; Berry, Jewelry, Nr. 191, S. 237; Münzen und Medaillen AG, Basel, Sonderliste
M, 1970, Nr. 48; Higgins, Greek and Roman Jewellery, London 1961, Taf. 63,G; Gramato-
pol, Nr. 688.

3. Jh. n. Chr.

*460 Sardonyx, horizontal geschichtet, milchweiß auf blauschwarzem Grund, in antikem


Goldring.
Kameo. Unregelmäßig hochoval, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
9,5 χ 8 mm, Reliefhöhe ca. 3 mm
Ring: a.D. senkrecht 24 mm (mit Stein)
waagrecht 20 mm
i.D. senkrecht 15,2 mm
waagrecht 16,5 mm

Medusenmaske von vorn, leicht nach rechts gewandt. Flügelchen im Haar, ringsum schlan-
genförmige Locken. Das Gesicht, besonders die Nase, etwas abgewetzt.
Roher Schnitt. Vgl. hier Nr. 459 mit Hinweisen.
Ringform: Der dünne, flach gehämmerte Reif verbreitert sich in nicht ganz halber Höhe zu
mit weicher Kante einbiegenden Schultern mit gitterartigem Blatt-Ranken-Ornament, das in
der Mitte, von oben gesehen, eine Lilie zeigt. Die steil ansteigenden Schultern stoßen an eine
kelchförmige, senkrecht zwölffach gekehlte Kapsel, deren nach innen gebogener Rand den
Stein umfaßt.
Zur Ringform mit durchbrochenem Ornament an den Schultern vgl. die nah verwandten
Exemplare Henkel, Nrn. 254 (ebenfalls mit Medusenmaske) und 255 (mit Widderträger).
Obwohl im allgemeinen Schmuckstücke in Durchbrucharbeit (opus interrasile) ins 4. Jh. da-
tiert werden, zeigt die Goldkette von Naix, daß sie schon unter den Severern aufkamen (Ba-
belon, Camées, Nr. 367 = P. Bastien/C. Metzger, Le trésor de Beaurains, Numismatique ro-
maine X, Wetteren 1977, Vergleichstafel B; s. auch P. La Baume, Römisches Kunstgewerbe,
Braunschweig 1964, Fig. 271, S. 287). Da der frontale, in weißem Onyx geschnittene Medu-

266
senkopf eben damals häufig auf Kameen vorkam, dürfte unser Ring frühestens in die severi-
sche Zeit gehören.

3.-4.Jh.n.Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 423; Guilhou, Sotheby Säle 1937, vermutlich Nr. 338 (b) (.Child's head'); Auk-
tionskatalog Fischer 63, Luzern 1938, Nr. 487.

Heroen, Krieger, Athleten, Landleute u. a.

461 Praser (Smaragdplasma) in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
13 χ 10 mm
Ring: a.D. senkrecht 25 mm
waagrecht 27 mm
i.D. senkrecht 17 mm
waagrecht 19,5 mm

Perseus steht in Dreiviertelansicht nach links. Er hält in der vorgestreckten Rechten das
Haupt der Medusa (in Vorderansicht), in der in die Hüfte gestützten Linken die waagrecht
nach hinten weisende Harpe; vor ihm am Boden steht der Schild, auf den er blickt, um nur
im Spiegelbild dem verderblichen Anblick der Gorgo zu begegnen. Er trägt die phrygische
Mütze und ist nackt bis auf die Chlamys, die, über Schulter und rechten Arm niederhangend,
hinter dem Rücken durchgezogen ist und von der linken Hand festgehalten wird, so daß sie
der Figur als Folie dient. Bodenlinie.
Nah verwandt dem Perseus auf einem ebenfalls als Ring gefaßten Sard der Southesk Collec-
tion I, E 34, dort ohne Helm, die Figur etwas mehr nach vorn gewandt, sonst gleiche Hal-
tung und Drapierung, jedoch feiner geschnitten und wohl etwas früher entstanden als unsere
Gemme. Vgl. ferner die Pasten Fossing Nr. 856 (ohne Helm und Schild, doch gleiche Hal-
tung und Drapierung) und Furtwängler, Beschreibung, Nr. 4243; für Motiv und Haltung
auch den früher datierten Bandachat bei Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 276; endlich
den Perseus (in halber Rückansicht) auf einem frührömischen Skarabäus bei Furtwängler,
AG, Taf. 63,42.
Ringform: Der massive Reif mit querovaler Öffnung ist innen und außen gewölbt und von
ziemlich gleichmäßiger Dicke (unten 3,5 mm, an den Schultern 4 mm). Er verbreitert sich
allmählich zu einem leicht abgeflachten Kopfstück, in das der Stein ohne Unterbrechung der
Wölbungslinie eingelassen ist. Vgl. Battke, Geschichte des Ringes, Baden-Baden 1953, Nrn.
32-34 (Nr. 33 ebenfalls mit Praser); Henkel, Nr. 149 (Praser); BMCR, Nr. 410 (Praser, Reif
innen flach). Konvexe Praser in ähnlichen Ringfassungen waren besonders in der früheren
Kaiserzeit beliebt, vgl. außer den schon zitierten Exemplaren Henkel, Nrn. 148 f. 151.153.

1. Jh.-Mitte 2. Jh.n.Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 273; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 101.

267
462 Nicolo, in silbervergoldetem Ring des 19. Jh. à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, der hohe Rand zur Rückseite steil auswärts geschrägt. Bildseite etwas verkratzt.
12,5 χ 9,5 χ ca. 3 mm

Achilleus steht im Profil nach rechts, Gewicht auf dem rechten Bein, das linke auf Zehen-
spitze zurückgestellt, und betrachtet einen Helm, den er auf der Rechten vor sich hält, wäh-
rend die Linke eine schräg abwärts gerichtete Lanze umfaßt. Der Held ist nackt bis auf die
im Rücken niederhangende Chlamys, das Haar ist ringsum eingerollt und am Oberhaupt mit
kurzen, gerade herablaufenden Strichen markiert. Sehr kurze Bodenlinie.
Das Motiv des stehend seine Waffen betrachtenden Achilleus (oft auch Theseus) ist in der
kaiserzeitlichen Glyptik sehr beliebt. Vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 236—240 (Nr. 237
ebenfalls ein Nicolo); BMCG, Nr. 1448; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 4407 ff.; AGDS
1-3, Nr. 2782; Henig, Corpus, Nrn. 457—460 (mit weiteren Hinweisen). Stilistisch verwandt
der Bonus Eventus hier Nr. 448.

1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

463 Roter Jaspis in antikem Goldring.


Hochoval, Bildseite flach, Vertikalachse des Bildes quer zum Finger.
11,8 χ 7,8 mm
Ring: a.D. senkrecht 20 mm
waagrecht 25,2 mm
i.D. senkrecht 14 mm
waagrecht 15,8 mm

Theseus, nackt, steht im Profil nach rechts, den linken Fuß auf Zehenspitze zurückgestellt,
und betrachtet das Schwert seines Vaters, das er in der Rechten vor sich hält. Kurze Boden-
linie. Zwei von der Waffe ausgehende und mit ihr ein Dreieck bildende Linien sollen wohl
das Schwertgehänge darstellen.
Grober, teilweise unbeholfener Schnitt, die Horizontale des angewinkelten Armes wird von
der Brustpartie überlagert und unterbrochen, Körper und Gliedmaßen sind kaum modelliert.
Skizzenhaft summarische Wiederholung eines von meisterlich geschnittenen früheren Gem-
men her bekannten Motivs, z.B. Beazley, LHG, Nr. 107, Taf. 7 (= Furtwängler, AG, Taf.
61,71); Babelon, Pauvert, Nr. 100, Taf. 7 (= Furtwängler, AG, Taf. 38,18).
Für handwerkliche Arbeiten der Kaiserzeit, denen die unsrige näherkommt, vgl. Henkel,
S. 114, Fig. 65 (= BMCR, Nr. 1415 = BMCG, Nr. 1909) und Fig. 66; Furtwängler, Beschrei-
bung, Nr. 8481; Beazley, LHG, Nr. 123, Taf. 7; BMCG, Nr. 1910; Henig, Corpus, Nrn. 455 f.
(mit Hinweisen); id., ,The Veneration of Heroes in the Roman Army', Britannia, vol. I,
1970, S. 249ff., Taf. 23; AGDS 1-3, Nr. 2710 (feiner gearbeitet, mit z.T. ändern Hin-
weisen).
Ringform: Der massive Reif ist innen kaum, außen stark gewölbt, mit scharfer Zwischen-
kante. Er schwillt bis zur Schulterpartie kräftig an und biegt dann zum abgeflachten Kopf-
stück ein, in das die Gemme ganz plan so eingelassen ist, daß ein ca. l mm breiter ebener
Rand sie umschließt.

268
Zur Ringform vgl. BMCR, Nrn. 487.488 (letzterer = Henkel, Nr. 194); Battke, Geschichte
des Ringes, Baden-Baden 1953, Nr. 36, mit gravierter Elektronplatte statt Gemme. Sie bestä-
tigt die Datierung der Gemme in die spätere Kaiserzeit.

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

Publ.: Guilhou, Ricci, Nr. 350; Guilhou, Sotheby Säle 1937, Nr. 168; Auktionskatalog Fischer 63, Luzern
1938, Nr. 494; Pompeji, Leben und Kunst in den Vesuvstädten, Ausstellung im Kunsthaus Zürich 1974, Nr.
230 (dort als Apoll bezeichnet und wohl zu früh datiert).

464 Karneol, dunkel gesprenkelt.


Breitoval, beidseitig konvex (Bildseite schwächer), Rand rechts leicht bestoßen.
9,2 χ 11 χ 2,1 mm

Die Dioskuren stehen einander zugewandt neben ihren Pferden, in der einen Hand die Zügel,
in der ändern eine kurze Lanze schräg aufwärts haltend; über ihren (behelmten?) Köpfen je
ein vierstrahliger Stern. Pferde im Profil zur Mitte, eine Vorderhand erhoben; die Körper der
Heroen beinahe frontal, ihre Köpfe im Profil, das Gesicht der Figur links beschädigt. Boden-
linie.
Die Darstellung des göttlichen Brüderpaares ist eines der beliebtesten frührepublikanischen
Münzmotive und dient im späten Hellenismus und in der frühen Kaiserzeit auch der Verherr-
lichung fürstlicher Brüder. Auf den frührömischen Münzen erscheinen die Zwillinge im An-
griff zu Pferd; später, auf Münzen, Gemmen, Reliefs usw. mit oder ohne Pferd, zu zweit oder
nur einer allein. Unsere Gemme ist ein eher seltenes spätes Beispiel für die Darstellung beider
Brüder neben ihren Pferden, ähnlich den Pasten AGDS 1-3, Nrn. 3293 f.; Fossing, Nr. 1690;
Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 494; BMCG, Nr. 3121; AGDS III, Göttingen, Nr. 109; Musée Fol
III, Taf. 50,7.
Für andere Varianten vgl. Sena Chiesa, op. cit., Nrn. 491-493.495-500; AGDS 1-3, Nr.
2726; Henig, Corpus, Nrn. 95f.; Furtwängler, Beschreibung, Nr. 7203. Siehe auch F. Cha-
pouthier, Les Dioscures au service d'une déesse, Paris 1935, S. 22 ff.

2.-3. Jh.n.Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

465 Nicolo, blaugrau auf schwarz, in Goldring neuerer Zeit (nach antikem Muster).
Hochoval, Bildseite flach, Rand zur Rückseite weit auswärts geschrägt.
14 χ 11 mm

Junger, unbärtiger Krieger in Laschenpanzer und Paludamentum, ohne Helm, steht nach
links vor seinem Pferd, Kopf im Profil, Körper beinahe frontal, Gewicht auf dem rechten
Bein, linker Fuß locker zur Seite gestellt. Mit der erhobenen Rechten stützt er eine Lanze
(oder Szepter?) am Boden auf, die Linke ist auf den Rand des frontal stehenden Schildes

269
gelegt. Vom Pferd ist nur der Vorderteil, in sehr verkleinertem Maßstab, zu sehen. Von
rechts hinten nähert sich die Dea Roma dem Krieger, um ihn zu bekränzen. Sie trägt einen
korinthischen Helm und ein langes, gegürtetes Gewand mit Überfall, in der Linken hält sie
eine Lanze und in der erhobenen Rechten den Siegeskranz. Bodenlinie.
Wohl junger Prinz oder Feldherr; vgl. die Darstellungen des jungen Philipp IL, RIC IV/3,
Taf. 8,5-9, S. 95, Nrn. 216 cff., dort allerdings mit Lanze und Globus, ohne Pferd. Phil-
ippus Arabs, der Gordian III. ermorden ließ, erhob sich selber zum Kaiser im Jahre 244 und
bald darauf seinen Sohn Philipp II. (geb. 237/8) zum Caesar und dann zum Augustus. Daß
hier der 10- bis 12jährige Knabe dargestellt ist, scheint nicht unmöglich.

3. Jh. n. Chr., vielleicht um 247-249.

466 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
11,1 χ 9,3 χ 3,6 mm

Reiter mit Strahlenkrone nach rechts, eine Hand grüßend erhoben, die andere am Zügel; ein
mit grobem Querstrich skizzierter Mantel weht nach hinten. Das Pferd mit dickem Schweif
im Paradeschritt auf Bodenlinie.
Eine der späten volkstümlichen Darstellungen einer .Profectio', des Auszugs des Kaisers,
der hier dem Soi angeglichen ist. Vgl. die Münzen mit der Profectio des Severus Alexander,
BMC Emp. VI, Taf. 25,747 und 751. Zum groben Schnitt vgl. ibid. Taf. 21,622 ff. ; Taf.
26,770; Taf. 29,863; Taf. 30,929ff.; Taf. 31,950ff. ; ferner Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 77,
Taf. 4 (= Taf. 93,18); zu Motiv und Stil ibid. Nr. 86, Taf. 5.

Wohl I.Hälfte 3. Jh. n. Chr.

467 Karneol, hell orangefarben, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour
gefaßt (dort Stein 25).
Hochoval, beidseitig kaum merklich konvex.
11 χ 8 x 2 , 5 mm

Bärtige Figur im Chiton, Mantel im Rücken und um die Beine, nach rechts auf Schemel (mit
Polster) sitzend; die rechte Hand ist hinten aufgestützt, die Linke liegt gerade vorgestreckt
auf einem senkrecht stehenden Stab, über dessen unterem Ende zwei kurze sich schneidende
Linien ein diagonales Kreuz bilden (Stern?). Bodenlinie.
Summarische, mit breitem Schneidezeiger gearbeitete, in der Durchsicht jedoch recht pla-
stisch wirkende Darstellung. Zum Stab mit sternförmiger Verzierung vgl. Furtwängler, Be-
schreibung, Nrn. 8765.8791 f.

3. Jh. n. Chr.

270
468 Rotbrauner Achat, hell- und dunkelgrau gemasert.
Hoch oval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt. Absplitterung links oben.
20,5 χ 13 χ 3 mm

Auf einer Bodenlinie schreitet eine weibliche Figur in hochgegürtetem, eine Schulter freilas-
sendem Chiton nach links, in der angewinkelt erhobenen Rechten einen undeutlichen Ge-
genstand (Blume, Spiegel, Vogel?), in der rückwärts gesenkten Linken eine Maske (?).
Später, summarischer Stil, die Gewandfalten mit wenigen flüchtigen Linien skizziert; typisch
der stabförmige, lange Hals, auf dem der Kopf wie aufgesteckt wirkt, und die mit breitem
Schneidezeiger gravierten Gliedmaßen. Zum Schnitt vgl. Gramatopol, Nrn. 263 f.269.308.
330.479.

Mitte 3. Jh. n. Chr.

469 Glaspaste, braun, durchscheinend, mit 2 7 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt
(dort Stein 3).
Hochoval, beidseitig flach.
16 χ 12 mm

Eine mit breitem Schneidezeiger hingeschmissene männliche Figur, wohl ein Satyr (Schwanz
angedeutet), geht nach links, in den vorgestreckt erhobenen Händen je einen flachen Gegen-
stand haltend (Zymbal schlagend?).
Zum Stil vgl. AGDS 1-3, Nr. 2961; Henig, Corpus, App. Nr. 73, Taf. 26; Sena Chiesa, Aqui-
leia, Nr. 255; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 8753.8758.8767.8792; H. Guiraud, Intailles
au Musée de Bourges, Rev. Archéol. du Centre 51—52, 1974, S. 222 ff., Nr. 4, in gleicher
Art geschnitten.

Barbarische Arbeit des 3.—4. Jh. n. Chr.

470 Karneol, orangefarben, klar durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour
gefaßt (dort Stein 17).
Hochoval, beidseitig flach. Absplitterung oben links (hinter dem Kopf).
11,5 x8,5 mm

Drapierte weibliche Büste in Dreiviertelansicht nach links, Kopf im Profil, das Haar am
Hinterkopf in einen kurzen Schöpf gebunden.
Großflächige, barbarische Arbeit, jedoch nicht ohne Schwung. Weitoffenes Auge, das Ober-
lid mit einem kräftigen, das Unterlid mit zwei feinen Strichen angegeben; zerfahrene, mit
breitem Schneidezeiger geführte Linien für die Haare, zwei flache, gekurvte Linien für die
Drapierung.
Für stilverwandte Arbeiten auf Gemmen, die vermutlich aus einer Werkstatt in Romula
(Rumänien) stammen, vgl. Gramatopol, Taf. 46,8—18, S. 34 f.

3.-4.Jh.n.Chr.

271
471 Nicolo, hellblau auf schwarz.
Hochoval, beidseitig flach, Bildseite flach abfallend, so daß die dunkle untere Lage als Rahmen wirkt, Rand
kurz einwärts geschrägt.
12,1 x9,9 x2 mm

Siegreicher Athlet steht nach rechts, Kopf im Profil, Körper in Dreiviertelansicht von vorn,
Gewicht auf dem linken Bein, das andere auf Zehenspitze zurückgesetzt. Er ist nackt bis auf
die im Rücken niederhangende Chlamys und hält in der vorgestreckten Linken einen Kranz,
an dem er mit der ändern Hand zu zupfen scheint. Vor ihm am Boden eine Oinochoe.
Bodenlinie.
Weicher, plastischer, doch nicht sehr feiner Schnitt, der Körper wulstig modelliert, das Haar
am Oberkopf mit längeren, die Haarrolle mit kurzen Parallelstrichen gegeben.
Zur häufigen Darstellung von Athleten vgl. u.a. Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 2489.
3137 ff. ; id., AG, Taf. 44,16 ff.; AGDS 1-3, Nrn. 2390ff. ; AGDS III, Braunschweig, Nr. 123;
AGDS IV, Nr. 1005 (mit Kranz); Vollenweider, Genève III, Nr. 236; Maaskant-Kleibrink,
Catalogue, Nr. 1057 (verwandtes Motiv, später). Seltener trägt der Athlet, wie hier, eine
Chlamys: vgl. dazu Furtwängler, AG, Taf. 44,21; id., Beschreibung, Nr. 4572.

Wohl flavisch, 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. - Anfang 2. Jh.

Angeblich gefunden in St. Just, Lyon.

Ehemals Sammlung Claudius Côte, Lyon, vorher in Sammlung Voganoy.

Publ.: Auktionskatalog Hôtel Drouot, Paris, 4.12.1936, Nr. 72.

472 Praser oder Grossular, durchscheinend, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour ge-
faßt (dort Stein 19).
Hochoval, beidseitig konvex.
10 χ 7,5 χ 4 mm

Nackter Athlet steht im Profil nach rechts, hinter ihm eine Herme, gegen die er den rechten
Fuß mit gehobener Ferse stützt. Er scheint im Begriff, sich mit der Strigilis das öl von den
Armen zu schaben. Zu seinen Füßen ein unbestimmbarer Gegenstand (oder Hund?). Boden-
linie.
Die Figur ist ziemlich tief geschnitten, aber kaum modelliert: der Leib eine breite Mulde, die
Glieder kräftige, gerade Kerben.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 250 mit Hinweisen; zum Athleten mit Herme vgl. Zwierlein-Diehl,
Wien II, Nr. 771; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 933. Zum stumpfen Schnitt vgl. Maaskant-
Kleibrink, Catalogue, Nrn. 477 und 683.

Ende l ./Anfang 2. Jh. n. Chr.

272
473 Karneol, tiefrot, durchsichtig.
Hochoval, beidseitig konvex (Bildseite stärker), Rand zur Rückseite weit einwärts geschrägt. Hochpoliert.
21 χ 16,8 χ 6,8 mm

Hirte in kurzer Tunica und Halbstiefeln steht auf Bodenlinie nach rechts, Kopf im Profil,
Körper frontal, Gewicht auf dem linken Bein, rechter Fuß zur Seite gesetzt. Er trägt, quer-
über auf die Schultern gelegt, einen Widder, den er mit beiden Händen an den Vorder- und
Hinterläufen festhält. Rechts und links, erhöht und in verkleinertem Maßstab (perspekti-
visch gemeint) je eine Ziege auf Bodenlinie. Im Feld oben links ein Hirtenstab.
Vgl. eine Reihe von Gemmen mit dem widdertragenden Christus in Oxford (noch unpubli-
ziert). Th. Klauser hat den Typus bis in den alten Orient zurückverfolgt (Studien zur Ent-
stehungsgeschichte der christlichen Kunst, Jahrbuch für Antike und Christentum I, 1958,
S. 24 ff.) und hebt eine Stelle aus Tertullians ,De Pudicitia' hervor, die sich auf Glas- und
Metallbecher mit der Darstellung des schaftragenden Hirten bezieht.
Es ist allerdings fraglich, ob auch unsere Gemme Christus als Guten Hirten darstellt; ein-
deutig christliche Symbole, wie sie sich auf verschiedenen Hirtendarstellungen in Oxford
finden (Anker, Taube, Christogramm) fehlen hier jedenfalls; auch müßte der im biblischen
Sinne aufzufassende Gute Hirte von Schafen und nicht von Ziegen umgeben sein (s. Joh.evg.
Kap. 10).
Zum Motiv vgl. AGDS 1-3, Nr. 3278; AGDS IV, Nrn. 1556 (mit Hinweisen) und 1557;
Southesk Collection I, F 14; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 800; Berry, Gems, Nr. 246 (mit
Christogramm). Zum Stil vgl. den zwar gröber geschnittenen Landmann hier Nr. 475; in
der Wiedergabe der langen Beine ist bereits die auf frühchristlichen Gemmen des 4. Jh. ge-
übte Schabtechnik zu erkennen (vgl. dazu AGDS 1-3, Nrn. 2888-2889 a).

2. Hälfte 3. Jh.n. Chr.

474 Glaspaste, dunkelviolett, schwach durchscheinend, mit 27 ändern Steinen in Halsband


à jour gefaßt (dort Stein 10).
Breitoval, beidseitig flach.
10,5 χ 13,5 mm

Hirt, nach rechts halb sitzend gegen einen Baum gestützt, dessen Äste sich über ihm wölben,
melkt eine Ziege, die den Kopf nach ihm zurückdreht. Bodenlinie.
In der Komposition ähnlich wie hier Nr. 204 (Hinweise dort), im Schnitt aber weicher und
plastischer; auch ist der Hirt hier nicht nackt, sondern trägt eine Tunica, die eine Schulter
frei läßt. Zum Stil vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 786 f.

2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

475 Nicolo, graublau auf schwarzbraun.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite zuerst flach auswärts, dann steil einwärts geschrägt.
14,2x11,7x3,6 mm

273
Jäger oder Landmann in kurzer, gefältelter Tunica und Wadenbinden nach rechts schreitend,
voran ein Hündchen, das mit zurückgewandtem Kopf zu seinem Herrn aufblickt. Dieser hält
in der gesenkten Rechten ein Lagobolon und schultert mit der Linken ein Pedum, an dessen
hinterem, gekrümmtem Ende ein erlegter Hase kopfüber hängt, während vorn die Leine be-
festigt ist, an der das Hündchen geht. Bodenlinie.
Ein auf kaiserzeitlichen Gemmen verbreitetes, meist gröber ausgeführtes Motiv, das hier als
hübsches Genrebild mit liebevoll ausgearbeiteten Einzelheiten erscheint. In Stil und Motiv
nahe Furtwängler, Beschreibung, Nr. 6375 (Nicolo nachahmende Paste); id., AG, Taf. 43,24
(Nicolo) und 25 (roter Jaspis); eine weniger feine Variante Southesk Collection I, F i l
(Sard); ferner Henkel, Taf. 78,358 (= Nr. 419), eine den Nicolo nachahmende Paste in einem
Silberring des 2. Jh. Zum Motiv allein vgl. die gröberen Varianten bei Sena Chiesa, Aquileia,
Nrn. 837ff. (Nr. 838 mit Kommentar); Zwierlein-Diehl, Wien II, Nrn. 754.755; verwandt
auch der Bonus Eventus bei Henig, Corpus, Nrn. 200—202 und ebendort die idyllischen
Bildchen Nrn. 184-189.

Ende 1./Anfang 2. Jh. n. Chr.

476 Karneol, dunkel, trüb, schwach durchscheinend, mit 27 ändern Steinen in Halsband à
jour gefaßt (dort Stein 13).
Hochoval, beidseitig sehr leicht konvex.
13 χ 10 χ 3,5 mm

Mann zwischen zwei Sträuchern stehend, Körper frontal, Kopf im Profil nach links. In der
ausgestreckten Rechten hält er einen Zweig, in der gesenkten Linken ein langes Messer. Kur-
ze Tunica, übermäßig lange Beine. Bodenlinie.
Schematische, steife Darstellung wohl des Landmannes, der Zweige an Reben oder Sträuchern
zurückschneidet. Für ähnlich schmächtige Figuren vgl. den Mars auf Münzen des Severus
Alexander (BMC Emp. VI, Taf. 32,1007) und den Maximus ibid. Taf. 37,124 (ca. 236 n. Chr.);
besonders auch den Jupiter auf Münzen des Aemilianus aus dem Jahre 253, RIC IV/3,
S. 194, Nr. 3, Taf. 15,7.

Wohl 2. Viertel 3. Jh. n. Chr.

477 Lapislazuli.
Hochoval, Bildseite flach, Rückseite leicht konvex.
28,6x22,2 χ 3,2 mm

Nackter Jüngling kniet nach links, das linke Knie am Boden, das andere aufgestellt, Körper
aufrecht in Dreiviertelvorderansicht, Kopf im Profil. Die rückwärts gesenkte Linke hält einen
über die Schulter aufragenden Zweig, die Rechte einen auf den Boden gestützten Stab, der
über dem untern Ende kugelig verdickt ist. Bodenlinie.
Weicher, großflächiger Schnitt, Brust- und Bauchmuskulatur mit voneinander abgesetzten
runden Vertiefungen angegeben, die Haare mit strahlenartigen parallelen Strichen.

274
Spätantike Arbeit, vergleichbar den zwar z.T. gröberen, aber stilverwandten und meist eben-
falls aus Lapislazuli geschnittenen Gemmen in Berlin, Furtwängler, Beschreibung, Nrn.
8725-8821, wovon stilistisch besonders nahe Nrn. 8769.8770 (= AGDS II, Nr. 515) und
8792. Obwohl Furtwängler die von ihm im Berliner Katalog unter Nrn. 8733 ff. beschriebe-
nen „elend schlechten Steine" später als nachantik bezeichnete (AG III, S. 362, Abs. l und
Fußnote), wird unser Exemplar, gleich wie der oben erwähnte Lapislazuli AGDS II, Nr. 515,
noch in die späte Kaiserzeit zu datieren sein.

4. Jh. n. Chr.

4 78 Fleckiger Karneol, gelbrot, durchscheinend, mit 2 7 ändern Steinen in Halsband à jour


gefaßt (dort Stein 9).
Hochoval, Bildseite konvex, Rückseite flach.
14 χ 10 mm

Helm mit Helmbusch und Maskenprofil nach rechts. Am Kessel ein Stern, Kesselrand mit
Strichband markiert, Wangenklappe und Nackenschutz unverziert.
Flüchtiger, aber sicherer Schnitt, der Helmbusch mit wenigen gebrochenen Linien skizziert.
Zum Motiv vgl. die sämtlich früher entstandenen Steine und Pasten AGDS 1-2, Nr. 925 (mit
Hinweisen); AGDS IV, Nrn. 739-744.

3. Jh. n. Chr.

Tiere und Fabeltiere

*479 Sardonyx, hellgrau-weiß gesprenkelt auf hellbraunem, durchscheinendem Grund.


Kameo. Breitoval, Grundfläche leicht gewellt, Rand gerade abfallend, Rückseite flach, matt.
1 7 x 2 5 x 3 mm, Reliefhöhe 1,5 mm

Panther steht auf Bodenlinie mit zurückgewandtem Kopf nach links, die rechte Vordertatze
auf einen Stierkopf gelegt, den Schwanz S-förmig aufgebogen.
Grober Schnitt in flachem Relief, die Falte zwischen Kopf und Hals, zwischen Brust und er-
hobenem Vorderbein scharf geritzt, tiefe Kerben für Auge, Schnauze und Krallen des Pan-
thers, sowie an dem Stierkopf, feinere für die Muskeln an Bauch und Hinterbeinen. Der
Schnitt ist kennzeichnend für eine Reihe von Kameen severischer und späterer Zeit.
In dieser Haltung mit zurückgewandtem Kopf, jedoch ohne Beute zwischen den Tatzen, er-
scheint der Panther oft als Begleittier des Dionysos-Bacchus, vgl. u.a. die Gemmen AGDS
1-3, Nrn. 2558 ff.; hier Nrn. 126.436.437. Derselbe Typus wie hier, von ähnlich kompaktem
Körperbau, mit zurückgewandtem, nahezu kugeligem Kopf, gleicher Beinstellung, noch
höher geschwungenem Schweif, findet sich noch auf iustinianischen Mosaiken, vgl. E.
Alföldi-Rosenbaum/J. Ward-Perkins, Justinianic Mosaic Pavements in Cyrenaican Churches,
Rom 1980, Taf. 36,1 und 79,4.

3. Jh.n.Chr.
275
480 Karneol, orangefarben, klar durchsichtig, in Goldring des 18. Jh. à jour gefaßt.
Breitoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach.
10.5 χ 12,5 mm

Löwe nach rechts, zwischen den Pranken ein Tier zu Boden drückend. Körper mit empor-
gerecktem Hinterleib im Profil, Kopf und Brust beinahe frontal herausgewandt, Schwanz
hangend mit aufgebogenem Ende. Eingebuchtete Bodenlinie.
Kräftig modellierter Leib mit leicht hervortretenden Rippen und fein gestrichelten Bauch-
haaren. Die zottige Mähne ist mit kleingestrichelten Büscheln angegeben, Rundperltechnik
an Kopf, Gelenken und Tatzen.
Vgl. den zwar kraftvolleren, von Hyperechios signierten Löwen bei Furtwängler, AG, Taf.
50.6 (= Lippold, Taf. 86,7 = Beazley, LHG, Nr. 115); ferner ibid. Taf. 45,25 (= Lippold,
Taf. 86,10); AGDS II, Nrn. 448.501 - klassizistische Arbeiten der Kaiserzeit, die letzt-
genannte wohl noch des 1. Jh. v. Chr. Daß unsere Gemme später entstanden ist als diese,
zeigt sich vor allem in der gezierten, ja affektierten Haltung des Tieres, sowie in der knollen-
förmigen Modellierung der stark herausgepreßten Muskulatur an Vorderschenkel und Brust
(vgl. dazu die Pferde auf Bronzemünzen des Commodus, BMC Emp. IV, Taf. 104,9). Stili-
stisch verwandt der Pan bei Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1406.

2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

481 Dunkelgrüner Jaspis.


Breitoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, unten rechts stark ausgebrochen.
10,5 χ 12 χ 1,9 mm

Löwe steht im Profil nach rechts, die rechte Vorderpranke auf einen Stierkopf gelegt. Vor
ihm im Feld der Buchstabe E (im Abguß verkehrt). Bodenlinie. Die Hintertatzen durch Be-
schädigung zum größten Teil unkenntlich.
Eine späte und gröbere Variante des hier unter Nr. 174 beschriebenen Motivs, der Leib weni-
ger modelliert, der Schwanz mit gebrochenen Linien, die Mähne mit kleinen Kerben, Auge
und Maul mit Rundperlvertiefungen angegeben. Zur massiven Schnittechnik vgl. SenaChiesa,
Aquileia, Nrn. 1158 und 1171, zur Haltung des Tieres (mit Stierkopf) ibid. Nrn. 1147 ff. und
1152 ff.

Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.

*482 Sardonyx, horizontal geschichtet: braun — weißlich — blaugrau auf breiter schwarzer
Lage.
Breitoval, beidseitig flach, konischer Zuschnitt mit auswärts geschrägtem Rand.
9,3 χ 11,8 x4,8 mm

276
Lagernde weibliche Sphinx nach rechts. Auf dem Kopf eine — wohl auf syrische Herkunft
deutende — Tiara, deren Bänder seitlich herabhangen; Flügel leicht sichelförmig nach vorn
gebogen, Schwanz (mit Quastenende) in Form eines verkehrten S aufgerichtet, Bauchmusku-
latur mit fünf senkrechten, kurzen Strichen markiert. Bodenlinie.
Hübsche Arbeit, nach Form und Material wohl in die spätere Kaiserzeit zu datieren.

2. Jh. n. Chr.

483 Unreiner Smaragd, wenig durchscheinend.


Breitoval, Bildseite stark konvex, Rückseite unregelmäßig leicht konkav.
10 χ 11,8 x 4 mm

Flügelgreif im Sprung nach links, mit den Hinterbeinen vom Boden abstoßend und mit bei-
den Vordertatzen parallel ausgreifend, den Kopf zur Brust gesenkt, den Schwanz S-förmig
hochgeschwungen. Fein gezeichnetes Flügelpaar mit aufgebogenen Schwungfedern. Boden-
linie.
Stilistisch nahe der Greif mit aufgefächertem Flügel BMCG, Nr. 1853; entfernt verwandt
auch die Gemmen bei Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1205.1208.1209.
Unsere Gemme zeigt noch hellenistischen Einfluß und gehört wohl in die frühe Kaiserzeit.

Ende 1. Jh. v. Chr. -Mitte 1. Jh.n.Chr.

484 Karneol, orangerot mit hellen Querstreifen, durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
13 χ 11 χ 2,5 mm

Flügelgreif nach rechts sitzend, das rechte Vorderbein auf den Boden gestützt, die linke
Tatze in Haltestellung erhoben, doch ohne Rad. Die schön geschwungenen, steil aufragen-
den Flügel sind beide sichtbar. Schwanz senkrecht aufgestellt mit auswärts gebogenem Ende.
Bodenlinie.
Heraldisch anmutende, leicht manieristische Darstellung. Am ähnlichsten, auch in den etwas
verquollenen Formen und der Haltung, dem Greif auf Münzen Hadrians (vgl. BMC Emp. III,
Taf. 83,5). Vgl. auch hier Nr. 485.

2. Jh. n. Chr.

485 Karneol, hell orangerot, durchsichtig.


Kreisrund, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, oben rechts und unten links in die Bild-
seite hineinreichend stark ausgebrochen.
13,5 im Rund χ 3 mm

277
Weiblicher Flügelgreif sitzt aufrecht in stolzer Haltung nach rechts, die rechte Vordertatze
auf das Rad der Nemesis gelegt. Der Schwanz ist in Form eines verkehrten S hochgeschwun-
gen, die Enden der steil aufragenden Flügel sind sichelartig nach vorn gebogen. Bodenlinie.
Dem Rand der oberen Bildhälfte entlang eine rechtsläufige Umschrift in griechischen Let-
tern (auf dem Original in Spiegelschrift): φ Η Λ Ι ι<Ί ^>Noc
Für verwandte Darstellungen vgl. Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1206, sowie AGDS 1-3, Nr. 2324
(früher datiert), beide mit weiteren Parallelen und Hinweisen; zum Motiv auch ibid. Nrn.
2729.3267; Berry, Gems, Nr. 141.
Nach Sena Chiesa (Aquileia, S. 372) erscheint der Greif mit Rad — er ist Attribut und Sym-
bol der Nemesis — als Gemmenmouv wahrscheinlich erst vom Ende des 2. Jh. n. Chr. an.
Für eine so späte Datierung könnte hier auch die Inschrift sprechen: ein Felicio war Präto-
rianerpräfekt unter Gordian (ca. 240 n. Chr.).

Wohl Ende 2 . - 3 . Jh.n. Chr.

486 Schwarzgrüner Achat mit sehr feinen hellen Streifen auf der Rückseite.
Breitoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
9,5 χ 11,8 χ 3 mm

Flügelgreif nach rechts lagernd, mit der linken Vordertatze das Rad der Nemesis haltend.
Bodenlinie.
Körper löwenhaft mit unter den Bauch eingezogenem Schwanz, Hals und Kopf pferdeähn-
lich, gehörnt, Flügel steil aufragend.
Weicher, plastischer Schnitt.
Zum Thema vgl. hier Nr. 485, doch stilistisch anders.

Wohl 2. Jh. n. Chr.

457 Karneol, orangerot, trüb, durchscheinend.


Nahezu kreisrund, beidseitig sehr schwach konvex, konischer Zuschnitt mit auswärts geschrägtem Rand, der
rechts etwas niedriger ist als links.
12,3 χ 12,1 x 5 , 3 mm

Gezäumter Pegasos nach rechts springend, die Hinterbeine unter sich versammelt, mit den
Vorderbeinen ausgreifend, den Schwanz aufgestellt. Kurze Bodenlinie unter den Hinter-
hufen.
Grobe Variante eines auf Münzen und Gemmen beliebten Motivs. Zwei rechtwinklig anein-
andergesetzte Mulden bilden den Leib des Fabeltiers, die Flügel sind mit zwei groben, sich
kreuzenden Linien gegeben, das Gefieder, Schwanz- und Mähnenhaare mit schräg ange-
setzten Strichlein. Zum zerfahrenen Schnitt vgl. hier den thronenden Jupiter Nr. 362.
Zum Motiv vgl. den Karneol AGDS 1-3, Nr. 2326 (alle dort erwähnten Parallelen sind viel
feiner geschnitten als unser Exemplar).

3. Jh. n. Chr.

278
488 Bandachat, unregelmäßig horizontal geschichtet in mehreren, miteinander abwech-
selnden, verschieden dicken Lagen: weißlich-orangerot — hellgelb — grau. Durch-
scheinend.
Breitoval, beidseitig flach, konisch zugeschnitten mit steil auswärts geschrägtem Rand.
11 χ 12,5 χ 6,5 mm (Bildfläche 8 χ 10 mm)

Mutterschwein nach links unter Baum lagernd. Bodenlinie, in der Mitte darunter ein acht-
zackiger Stern.
Zum Motiv vgl. vor allem den auch stilistisch nahen Karneol AGDS 1-3, Nr. 2850, mit halb
sich aufrichtender Wildsau, darüber Stern und Palmzweig; ferner Imhoof-Blumer/Keller, Taf.
20,4 (= BMCG, Nr. 2391). 5.6; viel feiner ibid. Taf. 20,3 (= BMCG, Nr. 2393); Sena Chiesa,
Aquileia, Nr. 1096. Münzen des Antoninus Pius der Jahre 140—143 zeigen die sagenhafte
Lavinische Sau, die Aeneas an der Stelle fand, wo er sein ,neues Troia' gründen sollte: vgl.
BMC Emp. IV, Taf. 30,10 und Taf. 39,4 (Frischlinge säugend); auch Bernhart, Handbuch,
Textband S. 70 und Tafelband Taf. 50,6.
Es ist wohl möglich, daß unsere Gemme zur selben Zeit und aus gleichem Anlaß wie die
Münzen, nämlich zur Feier des 900jährigen Bestehens der Stadt Rom, entstanden ist; der
Stern als Glücks- und Ewigkeitssymbol bestärkt diese Vermutung, und auch Form des Steins
und Stil der Gravierung widersprechen ihr nicht.

Mitte 2. Jh. n. Chr.

489 Sardonyx, horizontal geschichtet: hellbraun — bläulichweiß — schwarzbraun, in anti-


kem Goldring.
Breitoval, mit leichter Wölbung des Randes konisch zugeschnitten, Vertikalachse des Bildes in Fingerrich-
tung.
7,1 χ 10,1 mm, Randhöhe über der Ringplatte ca. 3 mm
Ring: a.D. senkrecht 24 mm (mit Stein)
waagrecht 24,9 mm
i.D. senkrecht 13,3 mm
waagrecht 15,5 mm

Widderkopf im Profil nach rechts, in die tiefliegende unterste, dunkle Lage geschnitten.
Rings um die innere Steilwand läuft in der weißen Zwischenlage eine punktierte Linie, die
zusammen mit der obersten, hellbraunen Lage das Bild wirkungsvoll umrahmt. An der leicht
gewölbten, hohen Außenseite kommt das verschiedenfarbige Material besonders gut zur
Geltung.
Eine hübsche, auch durch die kluge Benützung der Steinschichten sich auszeichnende Arbeit,
feiner als die meisten ähnlichen Darstellungen des auf römischen Gemmen nicht seltenen
Motivs; vgl. vor allem die schön geschnittene Sardonyxgemme in Cambridge bei Henig,
Lewis Collection, Nr. 216 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 18,45); ferner die weniger feinen
Exemplare Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 7054 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 18,44).
5582-5585; Sena Chiesa, Aquileia, Nr. 1141; Richter, MMA, Nr. 517; AGDS 1-2, Nr. 1970;
hier auch die früher entstandene kleine Amethystgemme Nr. 163.
Ringform: Der massive, unten 4 mm dicke Reif, der innen schwach, außen kräftig gewölbt
ist, verbreitert und verdickt sich leicht gegen oben hin, ohne aber stark ausgeprägte Schul-

279
tern zu bilden. Er geht sanft einbiegend in die etwas abgeflachte Ringplatte über, die der
Stein stark überragt. Vgl. Henkel, Nr. 159 (mit hohlem Reif) und noch mehr Nr. 162, beide
in die frühe Kaiserzeit datiert, in die auch unser Stück gehören dürfte.

1. Jh. n. Chr.

490 Karneol, orangerot, durchsichtig, in modernem Metallring à jour gefaßt.


Breitoval, beidseitig flach, Bildseite mit Kratzspuren, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt, Rückseite Mit-
te links ausgebrochen.
10 χ 13,5 mm

Papagei, ein Paar Beeren oder Kirschen am Stiel im Schnabel haltend, geht nach rechts.
Über seinem Rücken ein Stern. Kurze Bodenlinie.
Der Streifen um den Hals und die langen, aufgebogenen Schwanzfedern kennzeichnen den
Vogel als ,psittacus torquatus' oder Indischen Papagei (s.Imhoof-Blumer/Keller, S. 129 zu
Taf. 21,1.2). Für ähnliche Darstellungen vgl. Fossing, Nrn. 1479-1481; Richter, MMA, Nr.
523; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3282 (= Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 21,1).7913 f.
8056.8562.8707; Sena Chiesa, Aquileia, Nrn. 1297 ff.; Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr.
565; AGDS 1-3, Nrn. 2442 f. (mit weiteren Hinweisen).
Zur Annahme, daß der Papagei nicht — wie u.a. Furtwängler und Sena Chiesa meinen —
kleine Cymbeln, sondern Beeren oder andere Früchte im Schnabel hält, s. Fossing, Nr.
1479, mit Hinweis auf eine Gemme im Nationalmuseum Kopenhagen, wo Blätter am Stiel
zu erkennen sind.
Feine und lebendige Arbeit der frühen Kaiserzeit.

Ende l. Jh. v. Chr./Anfang l. Jh. n. Chr.

491 Karneol, orangerot, durchsichtig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt
(dort Stein 1).
Breitoval, Bildseite sehr schwach konvex, Rückseite flach.
9,5 χ 12 mm

Indischer Papagei, ein Paar Beeren oder Kirschen im Schnabel haltend, geht nach rechts. Bo-
denlinie.
Roher Schnitt, das charakteristische Halsband mit drei groben Strichen stark betont.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 490.

3. Jh. n. Chr.

492 Karneol, hell orangerot, klar durchsichtig.


Hochoval, Bildseite leicht konvex, Rückseite flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt, auf der
Rückseite ein oberflächlicher diagonaler Spalt.
9 χ 7,1 χ 3,3 mm

280
Ameise von oben gesehen, ein keimendes Getreidekorn im Maul vor sich hertragend.
Ein in der römischen Glyptik schon früh vorkommendes und namentlich vom ersten vor-
christlichen Jahrhundert an bis in die späte Kaiserzeit beliebtes Motiv als Symbol für Fleiß
und Reichtum, oftmals Attribut der Ceres (s. Keller, Antike Tierwelt II, S. 416—421; Furt-
wängler, AG III, S. 295). Für ähnliche Darstellungen vgl. Fossing, Nrn. 1532—1536, beson-
ders nahe Nr. 1533; BMCG, Nrn. 2553-2560; Richter, MMA, Nr. 539; Sena Chiesa, Aqui-
leia, Nrn. 1366—1370; Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 3312 und 7079; Imhoof-Blumer/
Keller, Taf. 23,45 (= Furtwängler, Beschreibung, Nr. 3312) und Taf. 24,1; AGDS II, Nr.
505; AGDS 1-2, Nrn. 789.893.894; endlich die Sardonyxgemme in einem Goldring bei
Henig, Corpus, Nr. 711.

1. Jh. v. Chr.-1. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

493 Karneol, orangerot, durchsichtig.


Hochoval, beidseitig flach, Rückseite schräg geschnitten, so daß der einwärts geschrägte Rand am unteren
Bildende höher ist als oben.
8 χ 7 x2,2 mm

Ameise von oben gesehen, ein Getreidekorn oder eine Puppe im Maul. Deutlich gegliederter
Leib.
Vgl. hier Nr. 492 mit Hinweisen.

l.Jh.v. Chr.-l.Jh.n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

494 Glaspaste, blau auf schwarz horizontal geschichtet, einen Nicolo nachahmend, in anti-
kem Goldring.
Breitoval, Bildseite flach, stark korrodiert, Rand zur Rückseite auswärts geschrägt, Vertikalachse des Bildes
in Fingerrichtung.
8 χ 10 mm
Ring: a.D. senkrecht 21,2 mm
waagrecht 18,2 mm
i.D. senkrecht 15 mm
waagrecht 15,5 mm
Höhe des Ringkastens 4 mm

Undeutliche Tierdarstellung, vielleicht Seepferdchen nach rechts.


Ringform: Der dünne, gehämmerte Reif ist innen und außen flach, etwas über der halben
Höhe beidseitig eingeschnitten; von da biegt er zu stumpfwinklig anschließenden Schultern
ein, die sich nach oben herzförmig verbreitern und den ein Sechseck ganz schwach andeu-
tenden ovalen Kasten tragen, den die Paste um 2 mm überragt. Die Schultern sind durch

281
zwei nach unten konvergierende Linien in drei Felder geteilt; die beiden seitlichen enden
oben in kleinen, auswärts gewundenen Voluten, eine sehr weiche Kante zieht sich senk-
recht durch das mittlere Feld. Der Reif ist unten etwas verbogen und durch einen schräg
durchgehenden Riß gespalten.
Zu der für das 3. Jahrhundert typischen Ringform vgl. die verwandten Varianten BMCR,
Nrn. 534.535.537.540 (letztere mit reicher verzierten Schultern); ferner Henkel, Nrn. 239.
244.245 (ebenfalls mit erhöhtem Kasten).

3. Jh.n.Chr.

495 Karneol in antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite flach, berieben, konischer Zuschnitt mit steil auswärts geschrägtem Rand, Vertikalachse
des Bildes in Fingerrichtung.
6 χ 7,2 mm
Ring: a.D. senkrecht 22,5 mm
waagrecht 23,2 mm
i.D. senkrecht 12,8 mm
waagrecht 15,1 mm

Fisch (Goldbrasse oder einer der beliebten Karpfen?) nach rechts. Kugeliges Maul, großes,
rundes Auge, dicker Kopf und Leib, Bauch- und Rückenflossen; die Schuppen sind mit sich
kreuzenden Diagonalstrichen angegeben.
Zur zoologischen Bestimmung vgl. Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 23,11 (Eros auf Fisch rei-
tend) und 12 (= Furtwängler, Beschreibung, Nrn. 8452.8341, dort nicht illustriert); zum
Motiv vgl. Maaskant-Kleibrink, Catalogue, Nr. 798 mit Hinweisen; für ähnliche Darstellun-
gen, jedoch zwei übereinander angeordnete Fische vgl. Zwierlein-Diehl, Wien II, Nr. 1048
und Berry, Gems, Nr. 250.
Ringform: Der wohl hohle Reif ist innen und außen gewölbt, mit scharfer Zwischenkante.
Er schwillt gegen oben an und biegt mit sanfter Rundung zur Platte ein, die nur am Fuß des
sie um 2 mm überragenden Steins schmal abgeflacht ist. Vgl. vor allem Henkel, Nr. 162, mit
ebenfalls überragendem Stein und leicht abgeflachter Platte; ferner ibid. Nr. 141 (mit kon-
vexem Stein). Unser Exemplar stellt eine Zwischenform dieser beiden Typen dar und dürfte
wie sie in die frühere Kaiserzeit gehören. Entfernter verwandt sind zwei (innen flache) Ringe
in London, BMCR, Nrn. 495 und 497 (letzterer = Pfeiler, Goldschmuck, Taf. 16,6, S. 53
= Henig, Corpus, Nr. 711, Taf. 44 - in der Ausgabe 1980 Taf. 50).

Wohl 1. Jh. n. Chr.

496 Amethyst in antikem Goldring.


Breitoval, Bildseite konvex, die durch die Fassung verdeckte Rückseite vermutlich ebenfalls konvex, auf die-
se graviert eine nur in Durchsicht und in Spiegelschrift von rechts nach links lesbare Inschrift in drei Zeilen:
3 2 Ve! »3SV"5! >l positiv: KRVBEKRVBE
V03HVDTOT τοτονθΕον
13 D A /Λ Ö H D ONOMAOCI

282
in einzelne Wörter gruppiert (V = Y): KRVBE KRVBE
TO TOV ΘΕΟΥ
ΟΝΟΜΑ OCI
Stein: 11,5 χ 14,5 mm, Vertikalachse des Bildes in Fingerrichtung.
Ring: a.D. senkrecht 22,8 mm
waagrecht 24 mm
i.D. senkrecht 12,5 mm
waagrecht 15,5 mm
Höhe des Ringkastens ca. 6 mm

Ein drachenähnliches, vierbeiniges Reptil steht oder geht nach rechts und trägt auf seinem
Rücken einen geflügelten Frosch. Wahrscheinlich soll das Reptil ein Krokodil vorstellen,
jedoch erscheint es hier eher als phantastisches Mischwesen mit schildkrötenähnlichem Kopf
und Hals, von stachligen Schuppen bedecktem, gedunsenem Leib, ebenfalls schuppigem,
derbem, langgestrecktem Schwanz, dessen zweigeteiltes Ende sich hakenförmig abwärts
krümmt. Es könnte demnach auch ein dämonisches Fabeltier gemeint sein.
Vgl. den Amethyst mit dem Krokodil, das einen Lotoskelch trägt, auf dem ein geflügelter
Frosch sitzt, Southesk Collection I, N 78, Taf. 15, S. 190 ff., und den dortigen Hinweis auf
den Frosch als Sinnbild der Auferstehung zu einem höheren Leben nach dem Tode. Ein ge-
flügelter Frosch findet sich auf zwei weiteren ,gnostischen' Gemmen der ehemaligen Samm-
lung Southesk, vgl. ibid. N 79 und N 80. Zum Frosch als Auferstehungssymbol s. auch Otto
Keller, Die antike Tierwelt II, S. 315 f.; Campbell Bonner, Studies in Magical Amulets, Ann
Arbor 1950, S. 205; Hans Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin
1952, S. 199 (dort: „Der Spätzeit ist die Gleichsetzung des Frosches mit dem Begriff Wie-
derbelebung vollends geläufig. In griechisch-römischer Zeit scheint man sogar den ,νοη
Neuem lebenden' Toten als Frosch N. N. bezeichnet zu haben. So konnte es geschehen, daß
der Frosch von den Christen als Auferstehungssymbol übernommen wurde.") — Was nun das
Drachentier auf unserer Gemme betrifft, so wäre es, falls nicht ein Krokodil gemeint ist, auf-
zufassen entweder als die Verkörperung des die Welt beherrschenden Bösen, von dem der
Gläubige durch den Aufstieg in ein höheres Dasein befreit wird, oder als ein bei solchem
Übergang hilfreicher Dämon. Da das Tier aber vermutlich doch ein Krokodil vorstellen soll,
so ist daran zu denken, daß dieses durch die Verschmelzung des Krokodilgottes Suchos
(oder Sobek) mit dem Licht- und Himmelsgott Horus letzterem zugeordnet ist (s. Bonnet,
op. cit., S. 756); somit würde es hier auf die höhere Region hinweisen, in die der zu neuem
Leben Auferstandene eingeht.
Zweifellos handelt es sich bei unserem Exemplar um den von Southesk in seinem Kommen-
tar zu N 78 erwähnten Amethyst, den ein Sig. Salvatore Pascali (oder Pascale) in der Nekro-
pole des antiken Capua gefunden habe und der Gegenstand eines in der englischen Wochen-
schrift ,Athenaeum' Nr. 3470 vom 28.4.1894 publizierten Briefes von Mr. Seymour Con-
way ist (zur Identität des Rings s. Fußnote). Als Inschrift ist dort angegeben, in drei Zeilen:
IJIM.AM] W O V03HVBTüT 33V1X32V^
positiv: PVBEKFVBE / TOTOV0EOV / ONOMAOCI
Im wesentlichen stimmt sie mit der Inschrift auf unserem Stein überein, doch wurde der
erste Buchstabe (K) übersehen und der siebente nicht als P erkannt; das verleitete denn auch
Southesk, der sich nur auf die Angaben Conways und nicht auf eigenen Augenschein stützen
konnte und zudem die Lettern willkürlich gruppierte, zu Mißdeutungen, auf die hier einzu-
gehen sich erübrigt.
Bei der Übersetzung ergeben sich zwei Möglichkeiten, je nachdem, wie die letzten drei Buch-

283
Stäben OCI (C = S) ergänzt werden: entweder zu OSION (selig, heilig) oder zu OSIRIS —
also ,Halte geheim, halte geheim den heiligen Namen Gottes' oder , ... den Namen des
Gottes Osiris' . Zur ersten Variante s. im Katalog Southesk die unseren Stein betreffende
Fußnote S. 191, wo als Hinweis von Cecil H. Smith (ehemals British Museum, Greek and
Roman Antiquities) eine unserer Inschrift sehr ähnliche „well-known Greek formula" zitiert
wird: ΕΥΣΕΒΕΙΤΕ ΤΟ ΤΟΥ ΘΕΟΥ ΟΝΟΜΑ ΟΣΙ (ON), d.h. Verehre den heiligen Namen
Gottes. Die Herausgeberin des Katalogs, Lady Helena Carnegie, folgerte daraus ohne weitere
Begründung, daß der Stein als „an ordinary Christian gern" anzusehen sei. Nun entspricht
aber das Gemmenbild mit den Symbolen von Krokodil und geflügeltem Frosch so stark
gewissen bis in die spätere Kaiserzeit wirksamen ägyptischen Glaubensvorstellungen, daß die
zweite Übersetzungsvariante mit der Deutung auf den Totengott Osiris viel mehr einleuch-
tet. Höchstens wäre zu erwägen, ob das letzte Wort der Inschrift nicht absichtlich fragmenta-
risch und somit zweideutig gehalten wurde, wie schon Southesk vermutete; so hatte ein
früher Anhänger der christlichen Lehre in Zeiten der Verfolgung die Möglichkeit, sich mit
dem Ring entweder zu Christus oder zu Osiris zu bekennen.
Ringform: Der massive Reif mit breitovaler Öffnung ist innen flach, außen zu einem stump-
fen Mittelgrat gewölbt. Unten kaum 2 mm dick, schwillt er zu kräftig ausladenden Schultern
an; dort biegt er waagrecht ein, wobei er, sich verschmälernd und etwas einsenkend, eine
kleine Kehle bildet, aus der der hohe, ovale Ringkasten aufsteigt, der den Stein knapp um-
schließt.
Zur für das 3. Jh. typischen Ringform vgl. BMCR, Nrn. 526—532 und Introduction S. xlviii,
E xxix.

3. Jh. n. Chr.

Publ.: -.Athenaeum' Nr. 3470, 28.4.1894, S. 547 (Brief Conway vom 11.4.); .Athenaeum' Nr. 3478,
23.6.1894, S. 811 (Brief Southesk vom 30.5.); Katalog Southesk Collection I, S. 190ff. ; Auktionskatalog
Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 296 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

Zur Identität des Rings: Conway beschreibt die Gemme als ovalen, in einen Goldring ,of rough workman-
ship' gefaßten Amethyst, darstellend ,a lizard (or crocodile) walking with a small lizard (or crocodile) on its
back'. Als Maße sind angegeben 7/8 inch Ringdurchmesser (wohl waagrecht), 1/2 inch Breite des Steins —
hier 24 mm und 14,5 mm, also je gut 1/16 inch = ca. 1,6 mm mehr. Die Differenz ist gering und dürfte um
so weniger ins Gewicht fallen, als sie das Verhältnis der Maße Ring/Stein nicht ändert. Für die Identität der
beiden Ringe spricht auch folgendes: Unser Exemplar stammt aus dem Besitz des Schweizer Industriellen
Dr. Arnold Ruesch, Zürich (1882—1929), der, in Neapel geboren und aufgewachsen, einen großen Teil sei-
nes Lebens dort verbrachte, ehe er 1920 mitsamt seiner bedeutenden Antikensammlung nach Zürich über-
siedelte. Ob der Ring aus dem Besitz des Finders Pascali direkt oder auf Zwischenstationen an Ruesch über-
gegangen ist, läßt sich nicht mehr feststellen; jedenfalls muß er dem in Neapel wohlbekannten Sammler an-
geboten oder von ihm entdeckt worden sein. Bei der Auktion der Sammlung Ruesch im Jahr 1936 gelangte
der Ring in den Besitz von Prof. Mirko Roä (Baden) und von dort ein Jahr später in die vorliegende Samm-
lung. Der Auktionskatalog nennt als Fundort nicht Capua, sondern das ebenfalls in der Umgebung Neapels
liegende Sorrent, was ebenso auf einem Irrtum beruhen mag wie die dort gegebene abwegige Interpretation
der Inschrift als magische „Anrufung eines gewissen Rubek", dessen Liebe man sich versichern wolle.

284
497 Sardonyx, horizontal geschichtet: rotbraun — weiß mit sehr feinen braunen Strei-
fen — graubraun; in modernem Metallring à jour gefaßt.
Hochoval, beidseitig flach, konisch zugeschnitten mit stark auswärts geschrägtem Rand. Das Bild ist nur in
die oberste Lage graviert. Dank der starken Schrägung des Randes erscheinen die helle Zwischen- und die
dunkle unterste Lage als dekorative Umrahmung.
1 3 x 1 1 x 6 mm (Bildfläche 7,5 χ 5 mm)

Krebs (wohl Palaemon squilla, eine Garnelenart) von oben, langgestreckt, acht Beine sicht-
bar.
Hübsche Arbeit, die sich durch zierlich feinen Schnitt und die wirkungsvolle Verwendung
des Materials auszeichnet.

1. Jh. n. Chr.

498 Moosachat.
Hochoval, beidseitig konvex (Bildseite stärker), scharfe Zwischenkante.
15,2 χ 13,2 χ 5 mm

Skorpion von oben, leicht diagonal sich fortbewegend, acht Beine, Schwanz nach rechts ge-
krümmt.
Eine Reihe großer, flacher Rundperlvertiefungen für den Schwanz, zwei große Rundperl-
punkte an den Scheren. Etwas skizzenhafte, lebendige Darstellung.
Zum besonders in der späteren Kaiserzeit beliebten Motiv, das oft astrologische Bedeutung
hat (Skorpion = Sternbild des Tiberius und des Domitian), vgl. Maaskant-Kleibrink, Cata-
logue, Nr. 692 mit Hinweisen. Stilverwandt AGDS 1-2, Nr. 787; BMCG, Nr. 2529.

Wohl 1. - Anfang 2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

499 Dunkelgelber Jaspis.


Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite einwärts geschrägt.
10,5 χ 7,8x2,8 mm

Skorpion von oben, mit den Scheren ein Tier packend. Acht Beine, Schwanz nach links ge-
krümmt.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 498. Stilverwandt AGDS III, Kassel, Nr. 191; ibid. Braunschweig,
Nr. 179 (mit Feldzeichen); Imhoof-Blumer/Keller, Taf. 24,12; Furtwängler, Beschreibung,
Nr. 8640; BMCG, Nr. 2525.

2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

285
500 Gelber Jaspis.
Hochoval, beidseitig flach, Rand zur Rückseite stark einwärts geschrägt.
9,8 χ 7,1 χ 2,1 mm

Skorpion von oben, Scheren nahezu geschlossen, sechs Beine, in der Biegung des nach links
gekrümmten Schwanzes ein Stern.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 498, zum Stil Nr. 499.

2. Jh. n. Chr.

Ehemals Sammlung Fürstenberg, Donaueschingen.

501 Karneol, wolkig-trüb, durchscheinend, in Silberring neuerer Zeit à jour gefaßt.


Hochoval, Bildseite stark konvex, Rückseite flach.
8,5 χ 7 mm

Skorpion von oben, sechs Beine, Schwanz nach links gekrümmt, unter der Beinreihe rechts
undefinierbares Tier oder Blume.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 498. Roher, flüchtiger Schnitt, stilverwandt Maaskant-Kleibrink,
Catalogue, Nr. 1071.

3. Jh.n.Chr.

502 Karneol, blaß orangerot, streifig, mit 27 ändern Steinen in Halsband à jour gefaßt
(dort Stein 27).
Hochoval, Bildseite flach, Rückseite konvex.
8 , 5 x 7 x 3 mm

Skorpion von oben, acht Beine, Schwanz nach links gekrümmt.


Roher, summarischer Schnitt, die Gliederung des Körpers und die Beine mit grob geschab-
ten, horizontalen Strichen gegeben.
Zum Motiv vgl. hier Nr. 498.

3. Jh.n.Chr.

Massive Goldringe

*503 Goldring in Form einer zusammengerollten Schlange.


a.D. senkrecht 24,9 mm
(senkrecht und waagrecht
waagrecht 27 mm
in bezug auf den nach rechts
i.D. senkrecht 15 mm
, ,_ gerichteten Schlangenkopf)
6 r
waagrecht 17 mm "
Gewicht: 28 g

286
Der massive Ring ist einem wellenförmig sich biegenden, in anderthalb Windungen zusam-
mengerollten Schlangenleib kunstvoll nachgebildet. An der Innenseite liegen als Bauch-
schuppen dicht übereinandergreifende, quer laufende wellige Unterschneidungen, die gegen
das Schwanzende hin durch eine Mittelrinne in zwei Reihen geteilt werden; außen und an
der Unterseite des Halses sind die Schuppen durch ein regelmäßiges, jedoch der Bewegung
des Körpers folgendes Muster unterschnittener Rhomben angegeben. Der dem Leib dicht an-
geschmiegte Kopf ist schmal und an Ober- und Unterseite durch kräftige Kerben gegliedert,
das Maul fest geschlossen. Die leeren Augenhöhlen waren ursprünglich wohl mit je einem
Steinchen oder mit Glasfluß gefüllt.
Für allgemeine Bemerkungen zu Ringen und auch Armreifen in Schlangenform s. hier Nr.
111; Henkel, S. 231 ff.; Pfeiler, Goldschmuck, S. 27 ff.
Zum Typus des massiven, naturalistisch gearbeiteten Rings vgl. unten Nr. 505; doch ist hier
die Modellierung viel sorgfältiger und lebendiger und gibt die gleitende Bewegung des sich
einrollenden Reptils aufs natürlichste wieder. Stilverwandt, namentlich in Kopfbildung und
Wiedergabe der Schuppen, sind die Armreife aus dem Fund von Pedescia (oder Petescia) im
Antiquarium Berlin, wohl aus augusteischer Zeit (vgl. besonders Ad. Greifenhagen, Schmuck-
arbeiten in Edelmetall, Band I, Berlin 1970, Taf. 57,3 = Gerda Bruns, Schatzkammer der
Antike, Berlin 1946, Nr. 38 = Bassermann-Jordan, Der Schmuck, Leipzig 1909, Abb. 42);
für die Zeichnung der Schuppen vgl. auch den flachen, zarter gearbeiteten Armreif aus
Thessalien der Sammlung Stathatos (P. Amandry, Collection Stathatos, Nrn. 260/1, Taf. 47
und S. 117, fig. 70). Entfernt verwandt, doch einfacher und viel gröber, ein Schlangenring
im British Museum, BMCR, Nr. 929.
Unser Exemplar ist ein Meisterwerk der aus späthellenistischer Tradition hervorgegangenen
frühkaiserzeitlichen Goldschmiedekunst und könnte derselben Werkstatt entstammen wie
die oben erwähnten Armreife aus dem Fund von Pedescia.

I.Hälfte 1. Jh. n. Chr.

PubL: Auktionskatalog Sotheby, London 11.712.7.1939, Nr. 306 (Sammlung W.R. Hearst); Katalog der
Ausstellung .Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr. 406.

*504 Goldring in Schlangenform mit zwei gegenständigen Köpfen.


a.D. senkrecht 26 mm
waagrecht 27 mm
i.D. senkrecht 14,8mm
waagrecht 16 mm
Gewicht: 37 g

Der massive, unten etwas verschliffene Reif ist innen flach und glatt, außen gewölbt und zur
Andeutung der Schuppen mit einem Netz kleiner, sichelförmiger Kerben überzogen. Die
Schlangenköpfe sind kräftig modelliert, der glatte Kopfschild ist durch einige Einschnitte
grob unterteilt, die seitliche Panzerung durch eine Reihe einander schräg überlappender,
leicht gewellter Unterschneidungen naturalistisch nachgebildet; die halb geöffneten Rachen
mit den spitzen Zähnen scheinen sich ineinander zu verbeißen. Die jetzt leeren Augenhöhlen
waren ursprünglich wohl mit Steinchen oder Glasfluß gefüllt.
Für allgemeine Bemerkungen s. hier Nrn. 111 und 503.

287
Vgl. vor allem den sehr feinen, naturalistisch gearbeiteten Schlangenring aus Gold im Natio-
nalmuseum zu Neapel, gefunden in Pompeji (Breglia, Nr. 669, Taf. 39,2 = Pfeiler, Gold-
schmuck, Taf. 4,4 = R. Siviero, Gli ori e le ambre del Museo Nazionale di Napoli, Florenz
1954, Nr. 215); ferner die Silberringe in London (BMCR, Nrn. 1135 f., ersterer = Higgins,
Greek and Roman Jewellery, London 1961, Taf. 62 D und S. 190); auch Henkel, Nrn. 337.
338.

1. Jh. n. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Sotheby, London 11./12.7.1939, Nr. 307 (Sammlung W.R. Hearst); Katalog der
Ausstellung .Kunst der Antike', Solothurn 1967, Nr. 407; Pompeji, Leben und Kunst in den Vesuvstädten,
Ausstellung im Kunsthaus Zürich 1974, Nr. 224.

*505 Goldring in Schlangenfarm mit zwei gegenständigen Köpfen und Mittelteil.


a.D. senkrecht 26,5 mm
waagrecht 28,5 mm
i.D. senkrecht 16,8 mm
waagrecht 19,8 mm
Gewicht: 3 5 g

Der massive Reif ist innen flach und glatt, außen beidseitig zu Schlangenhals und -köpf ge-
formt, mit Ausnahme des untersten Viertels, dessen glatte Fläche zwei sich kreuzende Dia-
gonalen vierfach unterteilen, wobei die seitlichen, schwach gerillten Felder wie spitze Blätter
anmuten. Die Schuppen an Hals und Kopf der Schlangen sind aufs feinste mit dachziegel-
artig angeordneten Unterschneidungen gegeben, der Kopfschild ist naturalistisch gegliedert,
an der Kehle sind einige schräg nach oben aufeinander zulaufende Linien eingeritzt. In den
Augenhöhlen sitzen kleine Rubine. Die aufgesperrten, mit spitzen Zähnen bewehrten
Rachen halten eine Kapsel, worauf eine in zwei Kügelchen endende Mondsichel liegt, die
eine größere Kugel umschließt.
Für allgemeine Bemerkungen s. hier Nrn. 111 und 503.
Vgl. den ähnlichen, aber aus Silber gefertigten Ring Guilhou, Ricci, Nr. 531. Für verwandte,
doch weniger massive und gröber gearbeitete Exemplare vgl. die Silberringe Henkel, Nrn.
342-345; ferner den Silberring aus Byblos, BMCR, Nr. 1143 (mit Solbüste als Mittelstück).
Zur Form der Mondsichel mit Kugelenden vgl. BMCR, Nr. 248 (Goldring aus Alexandria)
und die Bemerkung bei Higgins (Greek and Roman Jewellery, London 1961), S. 179, wo auf
die syrische Herkunft dieser Art Mondsichel hingewiesen wird.

Wohl 1.-2. Jh.n. Chr.

Angeblich Grabfund aus der Umgebung von Damaskus.

Publ.: Auktionskatalog Fischer 67, Luzern August 1939, Nr. 308 (Sammlung Roman Abt); Pompeji, Leben
und Kunst in den Vesuvstädten, Ausstellung im Kunsthaus Zürich 1974, Nr. 225.

288
*506 Goldring mit Inschrift in Niella.

a.D. senkrecht 21 mm
waagrecht 24,5 mm
i.D. senkrecht 18,2 mm
waagrecht 21 mm
Ringplatte: 13,1 χ 16 mm
Gewicht: 15g

Dünner, doch robuster, bandförmig gehämmerter Reif, innen flach, außen sehr leicht ge-
wölbt, unten Mitte 6 mm, am Schulteransatz 11 mm breit. Dort markiert eine in der Mitte
spitz eingezogene Bogenlinie den Übergang zu den sanft einbiegenden, noch etwas sich ver-
breiternden Schultern, an die eine schwach gewölbte rechteckige Platte anschließt, in wel-
cher die Buchstaben ΜΑΤ in Silber eingelegt sind. An den Längsseiten der Platte innen ein
durch Strichgravierung gebildeter Perlstab, nach außen anschließend eine dichte Reihe von
Schrägstrichen; an den Schmalseiten eine einfache gerade Rille. In die Schulterflächen sind
von oben nach unten diagonale Parallelstriche eingefeilt, die in der Mitte aufeinanderstoßen
und von zwei abwärts gebogenen Linien durchquert werden.
Die Inschrift ΜΑΤ — vermutlich als Abkürzung von MATRIBUS = ,den Muttergottheiten' zu
verstehen — findet sich auf einem Ring in Cleve, vgl. Henkel, Nr. 355; für Varianten der
Inschrift vgl. ibid. Nrn. 902, 1056 (MATB). 591 (MATRIBU); alle diese Ringe sind, wie der
unsrige, als Votivgaben für die Deae Matres zu betrachten.
Zur Ringform vgl. die Silberringe Henkel Nrn. 354.362—368, besonders nah 363 mit ähn-
licher Verzierung der Platte; entfernter verwandt der Goldring ibid. Nr. 71 und die Bronze-
ringe Nrn. 788—790; endlich auch BMCR, Nr. 614. Ein Silberring von ähnlicher Form und
mit Inschrift MER (Mercurio) wurde auch in Vindolanda (in der Nähe des Hadrianswalls im
Norden Englands) gefunden, vgl. Henig, Vindolanda Jewellery, Newcastle 1975, S. 20,
Taf. 8 und S. 19.

3.-4. Jh.n.Chr.

PROBLEMATISCHE STÜCKE

*507 Goldring mit drei gravierten Plättchen.


a.D. senkrecht 21 mm
waagrecht 21 mm . . „ „ , _ ... ,
approximative Maße, da Reif verbogen
6
i.D. senkrecht 17,5 mm *^
waagrecht 19,5 mm
Durchmesser (im Rund) des Mittelstückes 11,5 mm, der Seitenstücke 6,5 mm
Gewicht: 4,5 g

Bandförmig gehämmerter, durchgehender dünner Reif, innen flach, außen längs doppelt ge-
furcht, unten 2,2 mm, an den Schultern 4 mm breit, stark verbogen und zerdrückt. Er trägt
aufgelötet drei kreisrunde, gegossene und nachziselierte Goldplättchen: auf dem abgeflach-
ten Kopfstück ein größeres mit einem Frauenkopf von vorn zwischen zwei männlichen Pro-
filansichten, beidseitig unmittelbar anschließend auf den stumpfwinklig ausbiegenden Schul-
tern je ein kleineres mit einem frontalen Löwenkopf.

289
Der Frauenkopf mit abgerundetem Büstenansatz ist ziemlich tief graviert: das in der Mitte
gescheitelte Haar fällt, Gesicht und Hals eng umrahmend, in weichen Wellen auf die Schul-
tern nieder; Diadem oder Sphendone über der Stirn. Große, mandelförmige Augen mit stark
betontem Oberlid unter geraden Brauen, kleiner, geschlossen lächelnder Mund. Die beid-
seitig anschließenden männlichen Profilköpfe (ohne Hals) zeigen individuell anmutende
Züge, namentlich der Kopf rechts (auf dem Abguß links) mit dem in die Stirn gekämmten
Haar, zusammengezogenen Brauen, geschwungener Nase, leicht geöffneten Lippen und be-
tontem Kinn wirkt fast aggressiv energisch. An beiden Köpfen tritt das Kinn (mit kurzem
Bart?) besonders hervor, bei beiden könnte im Haar ein Diadem angedeutet sein — die Gra-
vur ist dort zu undeutlich, als daß sich dies mit Sicherheit bestimmen ließe.
Die Löwenköpfe mit der in kräftig eingekerbten Lockenbüschein das Haupt umgebenden,
mächtigen Mähne entsprechen im Typus etwa denjenigen hellenistischer Bügelohrringe und
Schließen (vgl. BMC Jewellery, Taf. 31, besonders Nrn. 1769 f.; Schefold, Meisterwerke grie-
chischer Kunst, Basel 1960, Nr. 575 = H. Bloesch, Das Tier in der Antike, Ausstellungskata-
log Zürich 1974, Nrn. 381/2 ; Higgins, Greek and Roman Jewellery, London 1961, Taf. 51 a).
Es ist nicht leicht, ja kaum möglich, dieses seltsame dreifache Bildnis zu deuten oder gar zu
identifizieren. Aber das Diademband in den Haaren der Frau läßt darauf schließen, daß es
sich um eine Königin handelt. Die eng am Hals herabwallenden Haare sind für eine Reihe
späthellenistischer Bildnisse bezeugt, vgl. die Terrakotten bei S. Mollard-Besques, Myrina II
(Paris 1963), Taf. 216e ebenfalls mit in der Mitte gescheiteltem Haar. 220b. 224 f. 225 d und f.
Vgl. auch die Hekate im Museum zu Delos, J. Marcadé, Au Musée de Délos (1969), Taf. 59,
A 6021, mit den ebenfalls stark betonten, unter geraden Brauen liegenden Oberlidern und
dem etwas stumpfsinnig lächelnden, kleinen Mund; für die Behandlung der Augen vgl. ibid.
Taf. 49, A 5745. Alle diese Bildwerke gehören ans Ende des zweiten oder an den Anfang des
ersten Jahrhunderts.
Ist die Dargestellte wirklich eine Königin jener Zeit, so können wir in den Jünglingsköpfen
links und rechts nur ihre Söhne vermuten. (Vgl. auch das in Paphos gefundene Tonmedail-
lon: Nicolaou, Archaeological News from Cyprus, AJA 74, 1970, Taf. 22,20, S. 75). Es
wäre auch hier an Kleopatra Selene zu denken (s. hier Nrn. 260 und 262), die in der Tat Statt 260
zwei Söhne hatte von Antiochos X. Eusebes Philopator, König von Syrien zwischen etwa lies 263 ;
95 und 92 v. Chr.; die Löwenköpfe auf den seitlichen Plättchen wären als dynastisches statt 262
Symbol aufzufassen. lies 265.
Die Ringform ist so ungewöhnlich, daß sich Parallelen dazu kaum finden lassen, wenn man
von gewissen etruskischen Bügelreifen, die ähnliche Längsfurchen aufweisen, absieht (vgl.
BMCR, Nr. 346 und Introduction D vii). Für den gefurchten Reif vgl. auch De Ridder, Col-
lection De Clercq, Nr. 3065.

I.Viertel 1. Jh. v. Chr.

Publ.: Auktionskatalog Fischer, Luzern 1.9.1936, Nr. 302 (Sammlung A. Ruesch, Zürich).

*508 Sardonyx, horizontal dreischichtig: opak milchweiß — schwach durchscheinend hell-


bläulich, weiß gesprenkelt — hellbraun.
Kameo. Hochoval. Hintergrund des Bildes flach und hochpoliert, Rückseite leicht konvex, Rand zur Rück-
seite breit einwärts geschrägt. Kleine ovale Absplitterung am Rand links unten.

290
Die Figur und die Buchstaben der Bildseite sind aus der obersten Schicht geschnitten, so daß sie sich weiß
von der bläulichen Mittelschicht abheben; die unterste, hellbraune Schicht bildet die Rückseite.
35,5 χ 28 χ 8 mm

Mercur von vorn, leicht zu seiner Rechten gewandt, auf Zehenspitzen schwebend. Er trägt
auf kurzgelocktem Haar den Flügelhut, der nicht flach, sondern topfähnlich und mit einer
schmalen, aufgebogenen Krempe versehen ist. Die Nase ist von der Stirnmitte bis knapp über
dem Mund stark ausgebrochen, so daß nur ein kleiner Teil der linken Nasenhälfte zu erken-
nen ist. Der Gott hält in der linken Armbeuge den Caduceus, dessen Stiel er mit der Hand
umfaßt, auf der ausgestreckten Rechten die Schildkröte. Die Fersenflügelchen sitzen unver-
hältnismäßig hoch am Wadenansatz. Eine von der rechten Schulter herabhangende Chlamys
verhüllt den Körper bis zu den Schenkeln, läßt aber die linke Schulter frei; ein Ende flattert
unter dem angewinkelten Arm nach rechts. Im Feld griechische Buchstaben en relief: links
Θ,rechts X.
Auf der Rückseite sorgfältig eingeschnitten in neun Linien die gnostische Inschrift:
l Αω
ABPACAC
ΑΔ03Ν AI A
ΓΙΟ NO NO M
Λ ΑΕ5! ΑΙΔΥ
N A M I C + ΥΛ
A2ATCOYE
B lΑΝΠΑΥ
Α Ε Ι Ν AN
Die Inschrift wurde von A.A. Barb (s. unten) nach Vornahme einiger Korrekturen wie folgt
übersetzt: lao Abrasax Adonai, heiliger Name Aexiai, Macht, beschütze Vebia (Vibia? Baebia?)
Paulina! ( Ίαω "Αβρασαξ Άδωναι άγιον όνομα Άεξιαι δύναμις φυλάξατε Ουέβιαν Παυλεϊναν)
Eine (nur handschriftliche) Übersetzung A. Alföldis lautet: lao Abrasas, Adonai heiliger Na-
me, beschirmende (göttliche) Potenzen, bewahrt die Vibia (oder Baebia) Paulina!
Nach Barb könnte der Stein einer zum Okkultismus neigenden vornehmen Römerin der frü-
hen Kaiserzeit als Amulett gedient haben. Ein jüdisch-gnostischer Magier aus Syrien oder
Palästina hätte es entworfen, indem er der üblichen Anrufungsformel den Namen und die
Gestalt Christi beifügte als Anspielung auf die bei gewissen aristokratischen Damen Roms
eben in Mode geratene allerneueste Mysterienreligion der Anhänger Jesu. Als unverfäng-
liche Entsprechung des neuen Erlösergottes wäre der vieldeutige Hermes gewählt und von
einem erfahrenen Steinschneider nach klassischem Muster gestaltet worden. Die begleiten-
den Lettern Θ und X sollten zwar eigentlich Theos Christos bedeuten, konnten aber in einer
Gesellschaft, in welcher ein solches Bekenntnis Verdacht und Anstoß erregen mußte, als
Theos Chthonios interpretiert und so ohne weiteres mit Hermes in Verbindung gebracht
werden.
Beim Versuch, die in der Inschrift genannte vermutliche Besitzerin des Steins zu identifizie-
ren, erwähnt Barb vorerst zwei von Tacitus und Flavius Josephus überlieferte Ereignisse aus
der frühen Kaiserzeit: wie ägyptische Priester des Isis-Heiligtums in Rom eine reiche und
tugendhafte Dame namens Paulina unter Vorspiegelung eines Hieros Gamos mit dem Gott
Anubis einem bisher erfolglosen Verehrer zuführten — und wie vier jüdische Betrüger, deren
einer sich als Lehrer jüdischer Mysterien ausgab, eine vornehme Römerin namens Fulvia um
ihr Geld beschwindelten, was dann den Kaiser Tiberius veranlaßte, alle Juden aus Rom zu
verbannen. Nach Flavius Josephus hätten sich beide Vorfälle im Jahr 30 zugetragen, nach
Tacitus schon 19 n. Chr., doch schließt Barb nicht aus, daß der erste Skandal in das Jahr 19

291
und der zweite elf Jahre später zu datieren sei. Jedenfalls waren, nach Josephus, sowohl
Paulina wie Fulvia mit einem Mann namens Saturninus verheiratet, was den von Barb zitier-
ten S. Rogers (American Journal of Philology, lii, 1932, S. 252 ff.) vermuten läßt, daß es
sich in beiden Fällen um dieselbe Dame handle, die identisch sein könnte mit der auf einem
prunkvollen römischen Grabstein erwähnten Baebia L(ucii) F(ilia) Fulvia Claudia Paulina
Grattia Maximilla (CIL vi, 1361). Barb läßt die Frage, wer nun eigentlich die in der Kameo-
Inschrift genannte Vibia (oder Baebia) Paulina gewesen sei, zwar offen, meint aber, als Be-
sitzerin eines Kameos von so stark jüdisch-synkretistischem Charakter könnte sowohl die
mystisch veranlagte Paulina des Isistempels wie die von jüdischen Schwindlern betrogene
Fulvia in Frage kommen.
Soweit, knapp zusammengefaßt, Barbs ausführlich begründete Erwägungen. Wenn, wie er
meint, die Buchstaben Θ und X auf der Bildseite wirklich für Theos Christos stehen, so wäre
die Inschrift eines der frühesten Zeugnisse für die Anerkennung der göttlichen Natur Christi,
ja für die Existenz Christi überhaupt und könnte nicht vor den dreißiger Jahren des l. Jh. n. Chr.
entstanden sein. Zwar scheint der Kameo eng mit der augusteischen Hofkunst zusammenzu-
hängen und auf den von Dioskurides signierten Mercur auf einer Karneolgemme in Cam-
bridge zurückzugehen (vgl. Vollenweider, Steinschneidekunst Taf. 66,1 mit weiterer Litera-
tur). Obwohl auf dem Cambridger Stein die Schildkröte fehlt und der Gott den flachen
Petasos trägt und nicht schwebt, sondern (auf einem Postament?) steht, sind beide Steine in
Stil und Komposition nahe verwandt. Aber unser Exemplar ist doch weniger fein gearbeitet,
so daß die Vermutung naheliegt, einer der Söhne oder Schüler des Dioskurides habe das vom
Vater signierte Vorbild einige Jahrzehnte später in Reliefschnitt nachzuahmen versucht.
Es ließe sich aber noch eine andere Möglichkeit erwägen. Barb weist darauf hin (S. 4), daß
die Schildkröte als .Symbol des Universums gelten, also dieselbe Bedeutung haben konnte
wie der Globus. Hermes würde damit zum Kosmokrator oder Pantokrator (vgl. Preisendanz,
P.G.M., Pap. v, 401 ff.; Pap. xvii b,I; Pap. vii, 668ff., wo er, wie auch in Pap. v, 402, ,Träger
der Chlamys und der geflügelten Sandalen' genannt wird und also der Darstellung auf unse-
rem Kameo entspricht). Erinnern wir daran, daß schon Octavian um 30 v. Chr. auf einer
Münze mit dem Globus auf der Hand erscheint (Vollenweider, Porträtgemmen, Taf. 160,5,
S. 214) und daß er als ,Novus Mercurius' dem Gott angeglichen wurde (ibid. S. 202 f.,
Anm. 76 mit weiterer Literatur). So könnte, trotz fehlender bzw. wegen Beschädigung des
Steins nicht feststellbarer physiognomischer Ähnlichkeit, mit dem Hermes auf unserem
Kameo Augustus oder einer seiner frühen Nachfolger — Tiberius, Caligula, Claudius — als
Kosmokrator gemeint sein. Da die Verbindung mit ägyptischen Symbolen und Vorstellun-
gen für Hermes nicht ungewöhnlich ist, würde der Buchstabe Θ für Thot stehen und X viel-
leicht doch, obschon Barb es ausschließt, für Chelone = Schildkröte. Die Anrufung des
jüdischen Gottes Jahwe schließlich ist angesichts der ausgezeichneten Beziehungen, die der
kaiserliche Hof schon unter Augustus, aber auch unter dessen Nachfolgern Tiberius, Caligula
und Claudius zur Dynastie der Herodier unterhielt, nicht unerklärlich.
Als dritte Möglichkeit ist folgendes zu überlegen: Sollten die Initialen Θ und X eben doch
Theos Chthonios bedeuten, so wäre damit Hermes als Seelenführer und Begleiter in die
Unterwelt bezeichnet und der Stein könnte eine Grabbeigabe, ein Totenamulett sein. Da-
gegen ist allerdings einzuwenden, daß zwar die Inschrift auf der Rückseite, nicht aber die
subtil geschnittene Figur auf der Bildseite in der kurzen Frist, die zwischen Tod und Begräb-
nis liegt, entstehen konnte. Es müßte also die Bildseite samt den Lettern Θ und X vorher
geschnitten und die Inschrift auf der Rückseite ad hoc später beigefügt worden sein. Es sei
denn, die Besitzerin des Kameos habe als mystisch veranlagte Frau den Stein samt Inschrift
schon zu Lebzeiten im Hinblick auf ihren Tod schneiden lassen. Diese Annahme ist um so

292
eher erlaubt, als auch das von Rogers erwähnte Grabmal der Baebia L(ucii) F(ilia) von dieser
selbst für sich und ihren Bruder errichtet, bzw. in Auftrag gegeben worden war (s. Barb, S. 9,
Fußnote 46). Ob es sich bei unserer Inschrift um die von Barb vorgeschlagene Baebia (oder
Vibia) Paulina handelt, ist auch so nicht zu entscheiden; er selbst weist übrigens daraufhin,
daß es unter den vornehmen Römerinnen der frühen Kaiserzeit wohl mehr als eine Trägerin
dieser Namen gegeben habe.

Wohl etwa 20-50 n. Chr.

Publ.: A.A. Barb, Three elusive Amulets, Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, vol. XXVII,
1964; Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC) I/l, Zürich 1981, S. 5, Nr. 63, 1/2, Taf. 14.

293
ANHANG
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AGDS Antike Gemmen in Deutschen Sammlungen.


AGDSI Staatliche Münzsammlung München.
Teil 1: Griechische Gemmen von minoischer Zeit
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E. Brandt.
Teil 2: Italische Gemmen, etruskisch bis römisch-
republikanisch, bearbeitet von E. Brandt. —
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beitet von E. Schmidt.
Teil 3: Gemmen und Glaspasten der römischen
Kaiserzeit sowie Nachträge, bearbeitet von
E. Brandt, A. Krug, W. Gercke, E. Schmidt.
München, Prestel-Verlag 1968-1972.
AGDS II Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Antiken-
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GESAMTREGISTER

ACHILLEUS 200, 210, 462 APOLLON 60, 62, 67, 71, 79, 427, 428, 429,
ADLER 32, 68, 118, 168, 174 (?), 193, 195, junger Ptolemäer als- 258,2 74 [430,431
339, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 355, 362, dem — angeglichener Fürst 278
367, 368 dem — angeglichener Jüngling 79
ÄGIS 122, 129, 370 (?), 374 ARMBAND
ÄHRE(N) 120, 123, 245, 332, 333, 334, 335, Perlen- 334
346, 408, 409, 410, 411, 412, 413, 422, 448, ARTEMIS 58, 197, 271
449,450,451,452,453 -büste 61
-bündel 423 -Selene 263,265
AEQUITAS 454,455 — von Ephesos 421
AESCULAP 432,433,434 ASSUR l, 10
AIAS 148 (?), 200 ATHENA oder ATHENE 122, 125, 129, 251,
ALEXANDER DER GROSSE 306 369, 370,371, 372, 373
ALTAR 3,5,248, 355 (?), 415 -köpf 31,41
Rund- 91, 97, 145, 155, 197, 198, 206, 377 -Promachos 374
ALTER 91 - Roma 375
silenähnlicher — 96 ATHLET 250,471,472
AMEISE(N) 340,359,492,493 AUGUSTUS 293 (?), 295
AMMON
Jupiter - 243, 244 BACCHANTIN (?) 294
Ammonshorn 306 BACCHUS
AMPHORA, AMPHOREN -Dionysos 436,437
-anhänger 41,43 -Liber 126 (?)
-Ohrgehänge 273 Dionysos — 206
ANADYOMENE, s. APHRODITE BAND 45 (?), 80, 128, 267 (?), 292
ANGEL 216 Hals- 135
ANHÄNGER BÄNDER 16, 261, 330, 381, 382, 418, 482
Amphoren- 41,43 BAUM 20, 86, 171, 172, 198, 204, 394, 474, 488
tropfenförmiger— 61 Lebens- l
ANTEROS 211 Palm- 196
ANTILOPE 15 (?), 33, 177 BECKEN 333,399
ANTIOCHIA BEUTEL 153,398,399,400,403,425
Stadtgöttin von — 417 BIENE 105
ANTIOPE (?) 74 Wild- 108
APEX 344 BIGA, BIGEN (s. auch Zweigespann) 88 (See-
APHRODITE 45,47,81,83,84 pferde), 155, 183,210,445
Anadyomene 82 BILDNIS, s. DOPPELBILDNIS
-köpf 256 BINDE 277, 350, 427, 428, 432, 434, 436, 437
APLUSTRE 357 Diadem- 263, 266, 285
APOLLO MEDICUS 198,431 Waden- 475

306
BLATT, BLÄTTER DOLCH 9
Efeu- 96, 246 (?), 247 (?), 293, 325 (?) DOMITIAN 300
Lorbeer- 431 DOMITILLA 301
Öl- 3 1 ( ? ) DOPPELBILDNIS, DOPPELPORTRÄT 257, 293
Oliven- 76,316 DOPPELFLÖTE (s. auch Flöte) 89, 205, 213,
Wein- 96, 246 (?), 247 (?), 325 (?) 214,215
BLITZBÜNDEL 118,362,366,367 DREIFUSS 427,429
BLUME(N) 93, 104 DREIZACK (s. auch Tridens) 69, 87, 331, 337,
-knospe 414 338
s. auch Lotosblume
BLÜTE (?) 168 EBER 116,127,336
Lotos- 364 EFEU 436
BÖCKLEIN 203,207 -blätter 96, 246 (?), 247 (?), 293, 325 (?)
BOGEN 6,61,100,166,265 -kränz 96 (?), 246 (?), 247 (?), 285, 294
BONUS EVENTUS 448,449,450,451,452 ELLE 416
BRUTUS 288 EROS 25, 27, 29, 82, 85, 89, 94, 95, 97, 98, 99,
100, 166, 194, 211, 212, 213, 214, 215, 216,
CADUCEUS (s. auch Kerykeion) 153, 277, 331, 217, 218, 219, 336, 389, 390, 391, 392, 393, 394
339 (?), 341, 386, 398, 399, 400, 401, 402, EROTEN 84,211
425,508 EULE 369
CALIGULA 296
CANDELABRUM 332 FACKEL 58, 97, 98, 103,422 (?)
CAPRICORNUS 228, 346, 347, 348 FEDERN (als Kopfschmuck) 257
CARACALLA 313 FELDZEICHEN (s. auch Standarten) 349, 351
— als Hercules 312 FIBEL 77, 84, 92, 247, 267, 270, 271, 275,
CHITON 28, 45, 46, 47, 58, 76, 92, 125, 129, 277,278,286
197, 198, 249, 260, 265, 361, 368, 371, 376, FIGULUS
404, 405, 406, 408, 409, 410, 413, 414, 415, -maske 318
416, 420, 435, 444, 454, 455, 467, 468 FIGUR (unbestimmte)
CHLAMYS 11, 52, 57, 79, 85, 101, 147, 209, bärtige — 467
267, 275, 277, 391, 443, 445, 446, 447, 448, Götter- 130
449, 450, 461, 462, 471, 508 männliche — 13, 469
CLAUDIUS 297 weibliche- 58,388,468
COMMODUS FISCH(E) 189(?), 208, 216,495
- als Hercules 308 Fischerkörbchen 216
CORYMBEN 63 (?) FLÖTE (s. auch Doppelflöte) 64
FLÜGEL 403,411,418
DELPHIN(E) 69, 81, 235, 236, 287, 331, 336, -chen 275
337, 338, 339, 357, 393 -greif 191,483,484,485,486
-ähnlicher Seedrache 87 -hut 400, 508
DIADEM 45 (?), 63, 126 (?), 259, 267 (?), 382, -schuhe 400
383 (?), 386, 388(?), 414 (?), 423 -sonne l
-band 270,293,302 Hänge- 415,418,419,420
-binde 263, 266, 285 FORTUNA 401, 404, 405, 406, 407, 413, 414
DICHTER 304 pantheistische — Roma 411,412
DIOGENES 252 Tyche - 408,409,410
DIOMEDES 248 FRAU(EN) 13,46,74,91,131
DIONYSOS 126 (?) -büste 261,264,266,271,278,310
Bacchus- 436,437 -köpf 4 0 , 4 3 , 4 4 , 2 7 2 , 2 9 0 , 2 9 1 , 2 9 2
-Bacchus 206 liegende — 131
-knabe 73 (?) opfernde - 198
-köpf 63 FROSCH 496
jugendlicher - 246, 247 FRUCHT, FRÜCHTE 139 (?), 198, 329, 330,
-Mithridates 285 348
DIOSKUREN 464 -schale 67
DIPHROS 32,47 FUCHS 35

307
FÜLLHORN, FÜLLHÖRNER 68, 85, 101, 249, HASE 195 (?), 475
328, 329, 330, 331, 332, 333, 348, 401, 404, Häslein 144
405, 406, 408, 409, 410, 411, 412, 413, 414 HEKTOR 210
FÜRST HELD 4(?), 7, 9 ( ? )
hellenistischer — 269 HELIOS
— dem Apollon angeglichen 278 -Soi 442,443,444,445,446,447
FÜRSTIN 273 (?) HELM 65, 100, 122, 125, 147, 157, 181, 200,
ptolemäische — 264 201, 286, 371, 372, 373, 376, 377, 379, 395,
FUSS 396, 397,411,412,462,478
geflügelter — des Mercur 341 korinthisch 135, 146, 251, 286, 465
-busch 397,411,412
GALENE 128 HENKELKORB 202
GANS 18 (?) HENKELKRUG 146
Gänslein 86 HERA 272
GAZELLE 11, 15 (?), 23, 178 HERAKLES (s. auch Hercules) 121, 134, 138,
GEBÜSCH 203 (?) 150,268,279,280,281
GEFÄHRTE (des Kadmos) 146 Commodus als — 308
GEFANGENER 65 junger Mann als — 268, 281
GEFÄSS (s. auch Becken, Krug, Schale) 130,167 (?) Jüngling als - 280
Weihrauch- 91 HERAKLISKOS 282
GESPANN (s. auch Biga, Quadriga) HERCULES
— von zwei Ameisen 340 Caracalla als - 312
Vier- 185,442,443,444,447 HERMANUBIS 425
Zwei- 88 (Seepferde), 183, 210, 445 HERME 292,472
GETREIDEKORN 492, 493 (?) HERMES (s. auch Mercur) 57 (?), 66, 275, 368 (?)
GIRLANDE 448 HEROS 57 (?)
GLOBUS 209, 348, 351, 368 (?), 388 HERRSCHER
GORGO 461 gotischer— 317
GORGONEION 26, 145 -paar 257,293
GÖTTER HETÄRE
-figur 110, 368 Maske der - 325
-statue 198 HEUSCHRECKE 107
GÖTTIN HIRSCH 11,21,23,24,113,197,421
Stadt- 260,417 -kalb 33
— wie Spes 426 HIRT 204,473,474
GRANATAPFEL 378 (?) Hirtenstab 473
GREIF HÖRNER (im Kopfschmuck der Isis) 102, 257
geflügelter - 38, 51, 191, 483, 484, 485, 486 HORUS
GRILLE 107 auf Lotosblüte 3 64
GRYLLOS 245, 326, 327, 336 -falke 423
GULA (Hund der) 3 -kind 423
-knabe 101
HADRIAN 303 HUMMER 162 (?)
HAHN 66,245,331,332, 339 (?), 368 (?), 403,425 HUND 3, 142 (?), 165, 193,233
HALSBAND 135, 165 (von Hund) Hündchen 202,475
— mit tropfenförmigen Anhängern 61 Jagd- 158,219
Perlen- 40 HUT
HALSKETTE 41, 131 deckelartig 202
Perlen- 43,261 Flügel- 400, 508
HÄMMER HYDRIA 332
gekreuzte — 2 HYGIEIA 435
HAND, HÄNDE
adorierend erhoben 3, 5 IBIS 48
verschlungene — 334, 335, 346 ISIS 102,257,271,422,423
-am Ohr 358 -büste 424
HARPE (s. auch Sichelschwert) 395, 461 -knoten 13(?),266

308
IULIA CORNELIA PAULA 315 (?) bebändert 70,212
Efeu- 63, 96 (?), 246 (?), 247 (?), 285, 294,
JÄGER 475 (?) 295,296
JUNGFRAU (Sternbild) 208 Lorbeer- 60, 257, 258, 273, 274, 276, 278,
JÜNGLING 48, 132, 267, 275, 276, 289, 310, 295, 296, 297, 300, 303, 309, 312, 313
477 Sieges- 465
— dem Apollon angeglichen 79 Strahlen- 68
- als Herakles 280 Weinblätter- 96 (?)
- als Hermes 275 KRÄNZCHEN 29, 47, 49
JUPITER 362, 363, 364, 365, 366, 367, 368 KREBS 208,497
-Ammon 243,244 KREUZ 467
KRIEGER 145, 147, 148, 152 (?), 187, 201,
KADMOS (Gefährte des) 146 356,465
KAISERIN KRIEGSSCHIFF 356
severischer Zeit 315 (?) KROKODIL 293,496
KALATHOS 421 KRONE
KALB 229 Mauer- 260,417
Hirsch- 33 Strahlen- 208, 442, 443, 444, 445, 446, 447,
KANOPUSVASE 424 466
KANTHAROS 126,436,437 KRUG 438
KARPFEN 495 (?) Henkel- 146
KARREN 340 KUH 229,230,232
KAUSIA 52
-ähnlicher Petasos 57 LAGOBOLON 475
KERBEROS 361 LAMPE 252, 332
KERYKEION 66, 85 LANDMANN 202, 475 (?), 476
KEULE 138, 150, 280, 281, 312, 387 (?) LANGUSTE 254
KIDARIS 9 LANZE 125, 129, 147, 152, 161, 201, 209, 286,
KIND 369, 370, 371, 372, 373, 374, 375, 379, 387,
Kopf 262 395, 396,397,462,464,465
Köpfchen 282,283,284 Lanzenspitze 31 (?)
KIRSCHEN 490,491 LATERNE 167 (?)
KITHARA 71 LEBENSBAUM l
KLAPPER 73 (?) LEDA 72,456,457
KLAPPSPIEGEL 83 LEIER 25,29,48,67,391
KNABE 217,311 LENDENTUCH 73
KOCH LIBER
Maske des - 321 Bacchus - 126
KÖCHER 61, 100, 197, 269, 271 LILITH 2
KÖNIG 4 (?), 9 (?) LITUUS 344
ptolemäisches Königspaar 257 LIVIA 293 (?)
KÖNIGIN 263, 273 (?) LOCKEN
ptolemäische — 266 libysche- 266,271,274
spätptolemäische — 270 LORBEER
KOPF -blätter 431
- einer Frau 272 -kränz 60, 257, 258, 273, 274, 276, 278, 295,
— eines Jünglings 276 296, 297, 300, 303, 309, 312, 313
— eines jungen Mannes 269, 288 LOTOS
-eines Kindes 262 -blume l, 8, 15, 293 (?), 423 (?)
Porträt- 263 -blute 364
jugendlicher — 274 -knospe(n) 15, 68, 101, 257, 329, 330, 333
-schmuck 110,257 LÖWE, LÖWEN 4, 7, 14, 19, 23, 24, 30, 115,
KORNÄHREN s. Ähren 127, 133, 159, 160, 174, 175, 176
KRANZ 25, 27, 50, 126 (?), 168, 199, 205, 245, Löwenfell 121, 134, 150, 268, 269, 279,
246, 332, 351, 352, 354, 355, 381 (?), 383 (?), 308, 312,313
388 (?), 393,401,417,418,419,420,429,437,471 Löwengreif 51

309
LUCIUS VERUS 305 -kolben 330, 335, 346, 408, 409, 411, 413,
LYRA (s. Leier) 422,449,453
Schildkröten- 253 MONDSICHEL 2, 3, 5, 7, 228, 265, 275, 345,
359,444
MACRINUS 314 MONETA 453,455
MÄDCHEN 78 MUSE 154
-porträt 274 (?) MUTTERSCHWEIN 488
MÄNADE 75 (?), 92, 294 (?) MÜTZE
MANN 149,476 phrygische — 461
alter - 91, 96
bärtiger — 307
NE BÖ
junger — als Herakles 268, 281 Symbol des - 5
junger — als Mercur 277 NEMESEIS 416
Kopf eines jungen Mannes 269, 288 NEMESIS 249,415,485,486
Männerkopf 42 NIKE 50, 59, 70, 77, 372, 373, 376
männliche Figur 13, 469 NYMPHE 28, 75 (?)
männlicher Kopf 257, 293
männliche Porträtbüste 317
Skorpion- 3 ÖL
MARDUK -blatt 31(?)
Symbol des — 5 -zweig 135
MARS 152,209,395,397 OHR 358
-Ultor 396 -gehänge 43,273
MASKE 154,441 -schmuck 61, 77, 84, 261, 291, 459
-desFigulus 318 OINOCHOE (s. auch Krug) 471
- der Hetäre 325 OLIVENBLÄTTER 76,316
- des Kochs 321 OMPHALOS
— des Pan 328 -Schale 131
— eines Parthers (?) 336 OPFER
- des Pornoboskos 319, 320, 322 -kanne 91, 342, 343, 344
- des Satyrs 324, 327 -schale 145, 363, 364
- des Silens 40, 245, 324, 327, 328 -stier 145
-des Töpfers 318 -szene 91, 145
— des Zornigen Vaters 323 ORONTES 417
Maskenprofil 478 OSIRIS 109,496
Medusen- 55, 56, 458, 459, 460 OTHO 299
tragische — 99
MAUERKRONE 260,417 PAENULA 202 (?)
MAUS 340 PALLADION 248, 377
MEDUSA, MEDUSEN 78 PALMBAUM 196
-köpf 53,54,461 PALME 20
-maske 55,56,458,459,460 PALMZWEIG(E) 70, 150, 155, 182, 184, 199,
MEERKREBS 162 212, 218, 245, 352, 354, 386, 418, 419, 420,
MERCUR (s. auch Hermes) 153, 277, 398, 400, 425,438,439
401,402,403, 508 PALUDAMENTUM 313,314
geflügelter Fuß des - 341 PAN 75
MESSER 342,476 Maske des - 328
METAE 155 PANTHER 126,161,436,437,479
METHE 438,439 PANZER 52, 65 (?), 157, 200, 201, 286, 313,
MINERVA 135 (?) 314, 376, 377, 396, 397
MITHRIDATES -büste 303
Dionysos - 285 Laschen- 465
MODIUS 68, 76, 80, 316, 350, 361, 406, 407, PAPAGEI 120
408,409,414,423 (Psittacus torquatus) 226, 490, 491
MOHN 410 PAPPOSILEN 64
-kapsei 139 (?) PARAZONIUM 286, 376, 377

310
PARTHER PTOLEMÄER
Maske eines bärtigen — 336(?) als Apollon 258, 274 (?)
PATERA (s. auch Opferschale) 198, 342, junger — als Herakliskos 282
365 (?), 369,451,452 PTOLEMAIOS III. 259
PEDUM 327,328,440,441,450,475 PTOLEMAIOS X. ALEXANDER (?) 268
PEGASOS, PEGASUS 117, 143, 170, 190, PTOLEMÄISCH(E) (-ES)
487 — Fürstin 264
PEITSCHE 52 (?), 183, 340, 364, 442, 444, — Königin 266
445,446,447 — Königspaar 257
PEPLOS 13, 369, 372, 373, 374 spät- Königin 270
PERLEN PUPPE (Insekten) 106, 493 (?)
-armband 324 PYXIS 332
-halsband 40
-halskette 43 QUADRIGA (s. auch Gespann) 185, 442, 443,
-kette 261 444, 447
PERSEUS 461
PETASOS 66 RABE 242,338
Kausia ähnlich 57 RAD 415,485,486
PFAUEN achtspeichig 249
-köpf 245 RAUPE 106
PFEIL 6, 100, 136(?), 137 (?), 166 RAUTENSYMBOL 2, 3
PFEILER 126, 379, 382, 386, 427, 428, 435, REBHÜHNER 255
436,437,449 REIHER 34
PFERD(E) 11, 52, 151, 155, 179, 181, 182, REITER 11, 52,151,181,184,186,188, 286, 466
183, 184, 185, 186, 188, 194, 218, 220, 221, RENNBAHN 155
222, 223, 224, 225, 286, 442, 444, 445, 464, REPTIL
465, 466 drachenähnlich 496
-köpf 336 RHABDOS 403
-protome 114 RIND 231
PFLANZE 2, 17 geflügelt 37
Pflanzenmotiv 25 weidend 20
PINIENZAPFEN 91 ROMA 135 (?), 376, 377
PLOTINA 302 Athena - 375
POMPEIUS MAGNUS 287 Dea - 465
POPPAEA Fortuna —
Kopf der - 298 pantheistische - 411,412
PORNOBOSKOS RUDER 357
Maske des- 319, 320, 322 RUNDALTAR, s. ALTAR
POSEIDON 69, 87, 88 RUNDSCHILD, s. SCHILD
POSTAMENT 355 RUNDTEMPEL 210
POSTUMUS(P) 316
PRIAP 91 SACK 202
PRIESTER 3, 5 SANDALE(N) 57, 200, 341
-gerate 342, 344 SATYR 73 (?), 86, 192, 203, 205, 206, 207,
-mutze 344 440,441,469
PRIESTERIN 198 -maske 324, 327
PRINZ SÄULE 67,91,154,198,330
pontischer (?) — 267 SÄULENSTUMPF 57
syrischer (?) - 267 SCHAF 123
PRINZESSIN SCHALE 32, 64, 86, 91, 368 (?), 438, 439
- severischer Zeit 315 (?) Frucht- 67
iulisch-claudische — 453 Omphalos- 131
PROTOME Opfer- 145, 363, 364
Pferde- 114 SCHEMEL 68, 361, 413, 467
— eines Ziegenbocks 119 SCHIFF 357
PSYCHE 93 Kriegs- 356

311
SCHILD 65 (?), 74, 125, 129, 132, 146, 148, SOL 208
152, 156, 200, 209, 210, 369, 370, 371, 372, Helios- 442,443,444,445,446,447
373, 374, 375, 376, 377, 379, 382, 383, 384, SONNE(N)
395,396,397,461,465 Flügel- l
Buckel- 389 geflügelt 10
Rund- 157,187,201,286 -Scheibe 257
samnitisch 181 (?) -wagen 442,444
SCHILDKRÖTE(N) 368 (?), 402, 508 SPEER 132, 145, 151, 156, 157, 186, 188, 197
-lyra 253 SPES 414,426
SCHLANGE(N) 53, 55, 56, 129, 146, 168 (?), SPHINX 8, 12, 169
179, 371, 373,432,433,434,435 weibliche - 482
-köpf 78,111,112 SPIEGEL 13,82
-köpfe 26, 54, 129 Klapp- 83
Goldring in Form einer - 112, 503, 504, 505 SPIESS 219
Uräus- 102 SPIN A 155
Schlänglein 122 STAB, STÄBE 91, 136 (?), 252, 339, 389, 432,
SCHLAUCH 433,467,477
Wein- 206, 207 gekreuzt l, 2
SCHLEIER 81, 83, 84, 264 (?), 271, 272, 421, Hirten- 473
454 Krumm- 109 (?)
SCHMETTERLING 95, 103, 104, 106, 214 STADTGÖTTIN
-sflügel 93 — mit Mauerkrone 260
SCHNECKE 359 — von Antiochia 417
SCHÖPFKELLE 342, 344 STANDARTEN (s. auch Feldzeichen) 350
SCHUHE STANGE 388, 394
Flügel- 400 STATUE 67
SCHÜTZE 208 STECKEN 394
bärtiger — 6 STEINBOCK 9, 10, 208 (Sternbild)
SCHWAN 72,456,457 STEPHANE 77, 199, 264, 270, 272, 291, 302,
SCHWERT 65, 137 (?), 146, 148 (?), 149, 152, 378, 414(?), 455
157,201,248,463 STERN 208, 444, 467 (?), 490, 500
Kurz- 4,200 achtstrahlig 275
Sichel- 395 (s. auch Harpe) achtzackig l, 2, 201, 287, 345, 359, 478,
SEEDRACHE 488
delphinähnlich 87 fünf zackig 293
SEE-KENTAUR 189 vierstrahlig 464
SEEPFERD(E) 88, 89, 90, 173, 217, 237, 238, vierzackig 336
239,392 STEUERRUDER 357, 401, 404, 405, 406, 407,
Seepferdchen (?) 494 408, 409, 410, 411, 412, 413, 414
SELENE STIEFEL 396
Artemis — 263, 265 Halb- 473
SEPTIMIUS SEVERUS 309 STIER 22 (?), 208,233,234
SERAPIS 76,80,316,361 -köpf 174,339,342,479,481
-büste 311,350 STIRN
Zeus - 68 -binde 306
SICHELSCHWERT 395 (s. auch Harpe) -juwel 264
SIEGESKRANZ 465 -schmuck 11
SILEN 28,73,74,130,136,137 STORCH 240,241
-Kopf 326 STRAHLEN 306
-Köpfe 49 -kränz 68
-Maske 40, 245, 324, 327, 328 -kröne 208, 442, 443, 444, 445, 446, 447,
Pappo- 64 STRÄUCHER 476 J466
-ähnlicher Alter 96 STRIGILIS 250,472
SITULA 102 STUHL 362,423
SKORPION 208,498,499,500,501,502 lehnenloser- 32,365
-mann 3 thronartig 45

312
SYMBOL VOGEL 18, 48, 139, 164, 174, 330, 338
— des Marduk und Nebo 5 Vögelchen 162, 255
Rauten- 2, 3
SZEPTER 32, 69, 84, 109, 110, 316, 361, 362, WAAGE 453,454,455
363, 364, 365, 366, 367, 368, 422, 423, 455, WASSERBECKEN 338
465 (?) WASSERMANN 208
WEIBLICH(E) (ER)
TÄNIE 39, 63, 79, 212 (?), 285, 304, 325, 329 - Büste 470
TAUBE 39,45,47,139 - Figur 58, 388, 468
TEMPEL - Flügelgreif 485
Rund- 210 -Kopf 43,44,257,293,298
THEODERICH DER GROSSE (?) 317 - Sphinx 482
THESEUS 463 WEIHRAUCHGEFÄSS 91
THRON 361 WEIN
-artiger Stuhl 45 -blätter 96, 246 (?), 247 (?), 325 (?)
THYMIATERION 46 -ranken 438
THYRSOS 73, 75, 84, 126, 206, 207, 327, 436, -schlauch 206, 207
TIARA 482 437 -trauben 63 (?), 293
TIERFELL (?) 206 WIDDER 16, 208, 473
TISCH 332 -köpf 163,245,336,489
TOGA 317, 319 WILDBIENE 108
TONNE 252 WILDZIEGE 22 (?), 140, 141
TÖPFER WOLF 180
-maske 318
TRAUBE(N) 329, 330, 331, 438, 440, 450 ZAUM 416
TRIDENS (s. auch Dreizack) 287 ZEBU(?) 231
TROIA 210 ZEUS (s. auch Jupiter) 32, 74, 257, 360
TROPAION 156, 157, 189, 375 -Serapis 68
TROPHÄE (?) 387 ZICKLEIN 94, 142 (?), 202
TUNICA 91, 200, 202 (?), 310, 317, 425, 473, ZIEGE(N) 171, 172, 196, 204, 331, 473, 474
475,476 -feil 205
TYCHE 260 -köpf 329,330
-Fortuna 408, 409, 410 Wild- 22 (?), 140, 141
ZIEGENBOCK 36
URÄUS Protome eines — 119
-schlänge 102 ZODIAKUS 208
ZWEIG(E) 23, 25 (?), 91, 110, 226, 415, 427,
VATER 429, 431, 444 (?), 449, 476, 477
Maske des Zornigen — 323 Öl- 135
VENUS 378,386 Palm- 70, 150, 155, 182, 184, 199, 212, 218,
-Victrix 379, 380, 381, 382, 383, 384, 385, 245, 352, 354, 386, 418, 419, 420, 438, 439
387 (entartete) ZWEIGESPANN (s. Biga)
VICTORIA 124, 199, 350, 377, 411, 417, 418, ZWERG 167
419,420 ZWILLINGE (Sternbild) 208
VIERGESPANN (s. Quadriga) ZYMBAL 469 (?)

313
INDEX DER MATERIALIEN*

ACHAT CHALCEDON
braungelb marmoriert 206 l, 2, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 20, 35, 36,
dunkel 67 37, 38, 235, 262, 269, 282, 299, 343, 354,
elfenbeinfarben 457 356,363,364,391,430
hellblau-weißlich 83
hellgrün 372 EISEN
horizontal geschichtet 124, 191, 278, 342, Ring 52
370, 398,404,422,424,427 ELEKTRON
rot mit Flecken 21 Ring 25,42
rotbraun 410,468
schwarz 277, 360 GLASPASTE
schwarzbraun mit Flecken 231 braun 469
schwarzgrün 486 dunkelrot 443
in Goldring 67, 83, 277, 360 dunkelviolett 474
ALMANDIN, s. GRANAT grün-blau-weiß 127
AMETHYST honiggelb 234
84, 98, 123, 125, 163, 167, 303, 309, 317, 496 Nicolo nachahmend 355,494
in Goldring 98, 125, 496 schieferblau 81
AVENTURIN schwarzbraun mit weißem Mittelstreifen 203
102 in Goldring 355,494
GOLD
BANDACHAT Bügel 32,33,129,130
braun mit weißen Querstreifen 63 Ohrschmuck 459
grau und schwarz gestreift 129 Plättchen 134
hellbraun mit weißen Querstreifen 195 Rähmchen 311 (?)
horizontal geschichtet 488 Ring 23, 26, 27, 34, 40, 41, 43, 46, 47, 50,
lichtbraun-milchweiß 171 51, 57, 59, 60, 61, 62, 67, 83, 98, 103 (?),
schwarzbraun-hellgrau-bräunlich 176 109, 110, 111, 112, 125, 131, 132, 133,
in Goldbügel 129 135, 149, 151, 164, 202, 208, 219, 220,
BERGKRISTALL 226, 227, 228, 239, 242 (?), 248, 255, 277,
13, 19, 153 291 (?), 301, 305, 315, 321, 330, 347, 355,
BLEI-ZINK-LEGIERUNG 357, 359, 360, 369, 386, 402 (?), 406, 432,
Ring 134 435 (?), 460, 461, 463, 489, 494, 495, 496,
BRONZE 503,504, 505,506, 507 (?)
Ring 49,431 Ringschild (einzeln) 24
GRANAT (und ALMANDIN)
57, 59,60,62,65,103,104,108,116,151,157,
158, 159, 160, 161, 164, 216, 267, 325, 347
in Goldring 57, 59, 60, 62, 103 (?), 151, 164,
Nur die antiken Ringe und Fassungen werden zitiert. 347

314
GROSSULAR (grünlicher Kalk-Ton-Granat) LAPISLAZULI
377,379,472 (Praser ?) 3, 319,477

METALL
HELIOTROP (BLUTJASPIS) Plättchen Zink-Kupfer-Legierung 444
308, 388, 408, 445, 446, 447, 454 MIKROKLIN (?)
HYACINTH 293
64, 105, 119, 120, 257, 270, 400 MONDSTEIN
39, 113, 217
MOOSACHAT
JASPIS 498
dunkelgelb 499
dunkelgrün 271, 346, 481
NEPHRIT
dunkelrot 310
289,416,456
gelb 406, 500
NICOLO
gelblich 3 3
87, 128, 224, 232, 242, 243, 291, 300, 304,
rot 240, 248, 279, 310, 327, 328, 352, 368,
312, 323, 331, 335, 340, 359, 361, 367, 369,
394,417,455,463
380, 381, 384, 386, 395, 438, 440, 448, 449,
schwarzgrün 185
450,452,462,465,471,475
in Goldring 248, 406, 463
verbrannt 449
in Goldring 242 (?), 291 (?), 359, 369

KARNEOL
15, 16, 17, 18, 28, 29, 32, 58, 66, 68, 70, 71, 72, ONYX
73, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 82, 88, 89, 90, 97, elfenbeinfarben 54
106, 114, 115, 118, 122, 130, 136, 137, 138, milchweiß 92, 93
140, 141, 142, 145, 150, 152, 156, 158, 159, milchweiß-violett 259
160, 161, 165, 168, 172, 174, 177, 180, 181, schwarz 69
182, 186, 187, 189, 193, 194, 196, 197, 198, schwarzgrau 225
199, 201, 202, 208, 210, 211, 213, 215, 218, weiß 117
220, 221, 222, 223, 236 (?), 237, 241, 244, OPAL
245, 249, 251, 268, 275, 276, 281, 287, 290, 258
302, 306, 311, 314, 322, 324, 326, 330, 332,
333, 334, 336, 337, 338, 339, 341, 344, 345, PERIDOT
348, 349, 350, 353, 362, 365, 366, 371, 373, 200
374, 375, 376, 378, 382, 383, 385, 387, 389, PRASER (SMARAGDPLASMA)
390, 392, 393, 396, 397, 401, 402, 403, 405, 183, 184, 212, 214, 239, 298, 411, 461,
407, 409, 412, 413, 414, 415, 418, 419, 420, 472 (oder Grossular)
421, 423, 425, 426, 428, 429, 431, 432, 434, in Goldring 461
435, 437, 439, 441, 442, 451, 453, 464, 467,
470, 473, 476, 478, 480, 484, 485, 487, 490,
491,492,493,495,501,502 SAPHIR
in Bronzering 431 143
in Goldbügel 130 SARD
in Goldrähmchen 311 86, 139, 146, 148, 162, 166, 179, 188, 204,
in Goldring 202, 208, 220, 330, 402 (?), 432, 205, 219, 229, 236 (oder Karneol), 252, 288,
435(?), 495 294,318,329
in Silberring 72 quergestreift 207
KARNEOL-ONYX in Goldring 219
horizontal geschichtet 53, 107, 144, 175, SARDONYX
192,246,254, 320, 321 horizontal geschichtet
KREISACHAT 2schichtig 55, 91, 94, 95, 96, 230, 247,
mehrschichtig 155 253, 263, 264, 272, 273, 274, 283, 284,
KUPFER 296, 301, 307, 358, 399, 436, 458, 459,
134, 444 460,479

315
3schichtig 56, 101, 255, 256, 260, 261, STEATIT
266,285,313,433,489,497,508 dunkelbraun 31
4schichtig 280, 295, 297, 482 weißlich, grau gefleckt 22
mehrschichtig 190, 265, 286
kreisförmig geschichtet 85, 100, 173
mit Mittelstreifen vertikal 178 TON
quergestreift 79, 121, 126, 147, 149, 154, 99
209,292 TURMALIN
weißbraun gefleckt 30 316
in Goldring 149,255,460,489
SILBER
Bügel 39 ZINK
Ring 44,45,48,72 134,444
SMARAGD ZITRIN
238,250,483 233

316
ZUR PERSON DES
SAMMLERS
LEO MERZ
1869-1952
Eine Porträtskizze des Sammlers

DELICIAE LEONIS — der Mann, dessen Andenken dies Buch gewidmet ist, der Löwe, von
dessen Ergötzungen es handelt, hieß Leo Merz. Er war Jurist, anfangs selbständiger Für-
sprech, dann bernischer Oberrichter, schließlich Mitglied der kantonalen Regierung, wo er
zuerst dem Justizdepartement, später dem Erziehungsdepartement vorstand, für die letzten
Jahre seiner Amtstätigkeit aber zur angestammten Justiz zurückkehrte. 1915, bei seiner
Wahl in den Regierungsrat, war er 46jährig, eine hochgewachsene, fast hagere Erscheinung,
das lockige Haar schon angegraut, scharf geschnitten das Gesicht mit der Adlernase, scharf
der Blick der dunklen Augen. Was oder wer war er noch? Politisch dem Freisinn verpflichtet,
doch kein Parteipolitiker, liberal und tolerant, doch unnachgiebig, wo es um Recht und
Gerechtigkeit ging, grundsatztreu, doch jeglichem Dogmatismus abhold — und bei alledem
liebevoll respektierter Vater von sechs Kindern, Goetheverehrer und -kenner, Freund der
schönen Künste, Freund vor allem der Musik, nicht nur in Konzert und Oper, sondern auch
zuhause am Klavier, wenn er abends in einem Beethoven'schen Adagio sich erging oder im
vierhändigen Wettlauf mit einer der halbwüchsigen Töchter den Walkürenritt über die Tasten
jagte, daß es wie fernes Gewittergrollen bis hin ins Kinderzimmer drang, wo die beiden
Jüngsten im ersten Schlummer lagen.
Von Gemmen war damals noch nicht die Rede, die Jahre in der Regierung ließen für enga-
gierte Liebhabereien wenig Raum·, der Justizdirektor hatte genug zu tun, neben der Verwal-
tungsarbeit und der Revision der Zivilprozeßordnung Gesetze zu entwerfen und vor dem
Volk zu vertreten — so ein neues Jugendstrafrecht —, der für das ganze Unterrichtswesen von
der Primarschule bis zur Universität verantwortliche Erziehungsdirektor erwirkte eine
wesentliche Besserstellung der Lehrer und gründete die als Hochschulfonds bekannte ,Stif-
tung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung an der bernischen Hochschule', wobei
er sich die Mühe nahm, durch ganz persönlichen, zeitraubenden Einsatz begüterte Männer
aus Handel und Industrie für sein Vorhaben zu gewinnen. Die Hochschule, die ihm zweimal
die Würde eines Ehrendoktors verlieh, lag ihm besonders am Herzen; das zeigt sich auch
daran, daß der Erziehungsdirektor bei der Besetzung eines vakanten Lehrstuhls gelegentlich
die manchmal unbequeme Reise in eine fremde Universitätsstadt unternahm, um unerkannt
der Vorlesung eines Bewerbers zu folgen und das sachlich-wissenschaftliche Urteil der
Fakultät durch seinen persönlichen Eindruck zu ergänzen.

320
Die Ära der Deliciae brach so recht eigentlich erst 1934 an, als Leo Merz seinen Rücktritt
nahm, altershalber — aber auch, wie er sagte, solang er „noch selber vom Gaul steigen"
konnte. Schon einige Jahre zuvor hatte er begonnen, sich nebenbei mit Gemmen zu beschäf-
tigen, von dem Augenblick an, da er in der Vitrine eines bernischen Antiquars eine Anzahl
geschnittener Steine bemerkt, an ihnen Gefallen gefunden und einige davon gekauft hatte.
Aus Lippolds ,Gemmen und Kameen' schöpfte er seine ersten Kenntnisse der Steinschneide-
kunst, weitere Literatur kam hinzu, namentlich ,Die antiken Gemmen', das noch heute
grundlegende große Werk von Adolf Furtwängler. Hinzu kamen aber vor allem im gemein-
samen Interesse begründete Beziehungen zu hervorragenden Kennern und Wissenschaftern,
von denen besonders Philipp Lederer und Robert Zahn in Berlin, sowie Paul Arndt in
München dankbar genannt seien. Mit ihnen und vielen ändern Sachverständigen unter
Gelehrten, Sammlern und Händlern stand Leo Merz seit Beginn der dreißiger Jahre in
brieflichem und persönlichem Verkehr·, sie alle hatten offenbar ihre Freude an dem nun
beinah alt zu nennenden, immer noch aufrecht einherschreitenden Herrn, dessen Charakter-
kopf mit den unverändert markanten Gesichtszügen unter dem jugendlich dichten, jetzt aber
silberweißen Haar an Toscanini oder Einstein (oder auch an den alten Stechlin) gemahnte.
Sie hatten ihre Freude an ihm, dem Dilettanten im wahren Sinne des Wortes, an seinem
Gespür für Qualität, seiner wachsenden Kenntnis, seiner Begeisterungsfähigkeit, sie halfen
ihm beim Aufbau der Sammlung mit ihrem Rat und gelegentlicher Vermittlung guter
Stücke.
Mit zunehmendem Sachverstand jedoch folgte Leo Merz im allgemeinen seinem eigenen
Ermessen; dabei kam ihm zugute, daß der Kunstmarkt der dreißiger Jahre dem Gemmen-
liebhaber reiche Gelegenheit zu glücklichen und günstigen Erwerbungen bot. An vielen
großen Auktionen jener Zeit (Juritzky, Schiller, Ruesch, Guilhou, Hearst u.a.) war der
Sammler aus Bern mit Lust und Beharrlichkeit dabei — so etwa damals, als im Eifer des
Gefechts mitten in der Steigerung der Sessel unter ihm zusammenbrach, Leo Merz aber, im
unentwegten Weiterbieten noch am Boden die Hand erhebend, sich als Sieger aus den
Trümmern emporraffte.
Er sammelte vornehmlich nach ästhetischen und thematischen Gesichtspunkten; so mußte
ein Stein ihm gefallen, nicht nur historisch-archäologisch interessant sein. Deshalb sagten
ihm orientalische Siegel mit ihren oft brutalen Darstellungen von Macht und Gewalt nur
wenig; seine Liebe galt der griechischen und römischen Antike. Sein geistiger Besitz, zu dem
die selbstverständliche Kenntnis von Griechisch und Latein und etwas Hebräisch gehörte,
war geprägt von den Bildungsidealen des neunzehnten Jahrhunderts. Davon zeugt auch die
vorliegende Sammlung. Aus ihr spricht der empfängliche und zugleich kritische Geist dessen,
der sie mit Sorgfalt aufgebaut, mit Liebe bewahrt und endlich jüngeren Händen anvertraut
hat mit dem Wunsche, die kleinen Kunstwerke möchten nicht nur der Wissenschaft dienen,
sondern dereinst auch ändern Liebhabern, wie vormals ihm selber, eine Quelle der Ergötzung
sein.

Eva Merz

321
Das auf dem Frontispiz abgebildete Bronzemedail-
lon ist eine Arbeit des Bildhauers und Medailleurs
Karl Haenny (Bern) und zeigt Leo Merz im Alter
von etwa fünfundvierzig Jahren.
ABBILDUNGEN 1-508
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508
Das bei den folgenden 24 Nummern erwähnte Halsband besteht aus einem - wohl erst in neuerer Zeit nach
vermeintlich antiker Manier gefertigten - Geflecht aus Golddraht mit 28 meist spätantiken Steinen (25 Gem-
men, 3 Kameen): 206, 221, 348, 351, 363, 364, 371, 373, 387, 388, 400, 408, 409, 430, 452, 467, 469,
470, 472, 474, 476, 478, 491, 502.

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