Sie sind auf Seite 1von 568

Baedeker WISSEN

Mount Washington Berg der Extreme


Ivy League Elite-Schmieden im Nordosten
Wale Kamera statt Harpune
Indian Summer Wenn die Blätter fallen

USA
Nordosten
Baedeker Wissen Baedeker Wissen

i Indianersommer
i 
Baedeker Wissen Besonders gern besucht wird der
Nordosten der USA zur Zeit der herbst-
...zeigt Wissenswertes über den Nordosten der USA, zum Beispiel: lichen Laubfärbung, die dort unter der
Surf’n’Turf ist keine spezifische Sportart Neuenglands, sondern Bezeichnung »Indian Summer« be-
etwas Gutes zum Essen. Und die Ivy League hat auch nichts mit kannt ist. Baedeker Wissen klärt über
Sport zu tun, sondern mit Bildung ... dieses Naturphänomen auf. Seite 120
Das erste Atom-U-Boot
o 
e der Welt o
The Winner Takes It All
e  Die »USS Nautilus«, das erste Atom-U-
Wie das politische System der USA Boot der Welt, unterquerte im Sommer
aufgebaut ist und wie dort Wahlen 1958 als erstes Unterseeboot der Welt
organisiert werden Seite 22 den Nordpol. Nach seiner Rückkehr
am 25. August 1958 wurde es in New
r York freudig begrüßt. Seite 160

p Ivy League
p 
Dass es in den USA viele Elite-Univer-
Sieben typische Gerichte
r  sitäten gibt, ist ja bekannt. Dass aber
Sieben typische Gerichte der Küche besonders viele solcher namhaften
Neuenglands sind im Kapitel »Essen Ausbildungsstätten im Nordosten der
und Trinken« beschrieben, darunter USA sitzen, wissen nur Insider.
auch das populäre »Surf’n’Turf«, ein Seite 230
Arrangement aus saftigem Steak und
gegartem Hummer. a
Seite 74

Mayflower
a 
t Der amerikanische Gründungsmythos
Die härteste Liga der Welt
t  hat einen Namen: »Mayflower«. Wer
Im Nordosten ist Eishockey höchst die 102 Passagiere und damit die
populär. Und so verwundert es Gründungsväter, -mütter und -kinder
nicht, dass einige bekannte hiesige waren, ist genau dokumentiert.
Mannschaften in der National Hockey Seite 266
League (NHL), der härtesten Liga der
Welt spielen. Seite 88
Ein geschäftstüchtiger
s 
Schwabe an den Niagarafällen
u u Dass Jakob Friedrich Schoellkopf aus
dem schwäbischen Städtchen Kirch-
Wie entsteht ein Quilt?
u  heim unter Teck die Gewinnung von
Wie man Dekoratives aus Stoffresten elektrischem Strom an den weltbe-
herstellt Seite 98 rühmten Wasserfällen vorangetrieben
hat, weiß kaum jemand. Seite 370
USA
NORDOSTEN

www.baedeker.com

Verlag Karl Baedeker


2 INHALT    Top-Reiseziele

Top-Reiseziele
Auch wenn sich im Nordosten der USA eher kleinere Bundesstaaten
versammeln, muss sich schon viel Zeit nehmen, wer alle Highlights
sehen und erleben will. Die wichtigsten sind hier zusammengestellt.
Noch etliche mehr sind in den Kapiteln zu den einzelnen Bundes­
staaten zu finden.

i M M  Middlebury Gaps (VT)


Wahrlich malerisch präsentiert sich
diese Landschaft im Indianer-
sommer. Seite  501

o M M  Woodstock (VT)


Eine der hübschesten Kleinstädte
Neuenglands Seite  510

p M M  Adirondacks (NY)


Ein Paradies für Bergwanderer,
Mountainbiker, Paddler und
Skiläufer Seite  307

a M M  Finger Lakes (NY)


Die größte und berühmteste Wein-
bauregion im Osten der USA
Seite  327
e M M  Baxter State Park (ME)
Herrliche Wildnis, in der noch Bären, sM M  Niagara Falls (NY/ON)
Biber und Elche leben Seite  176 Die berühmtesten und spek-
takulärsten Wasserfälle Nordamerikas
r M M  Acadia Nat.l Park (ME) Seite  369
Unumstrittene Perle in der Krone
Neuenglands Seite  167 d M M  Hudson Valley (NY)
Schönes Flusstal, noble Villen, edle
t M M  Camden (ME) Restaurants Seite  333
Idyllisches Hafenstädtchen in e
e
zauberhafter Landschaft
Seite  183

u M M  White Mountains (NH)


Herrliche Bergwelt, auch als Neu-
englands Outdoor-Paradies bekannt
Seite  293
Top-Reiseziele    INHALT 3

a ?  M M  Block Island (RI)


Und noch eine paradiesische
Insel Seite  475

{  M M  Mystic (CT)


Hafenstädtchen mit ruhmreicher
Seefahrer-Vergangenheit
Seite  153

s y  M M  New York City (NY)


Bis heute gibt die Ostküsten-
Metropole weltweit den Ton an.
Seite  344

z  M M  Philadelphia (PA)


Stadt der Bruderliebe mit viel
f M M  Berkshire Hills (MA) Historie Seite  428
Besonders reizvolles Teilstück der
Appalachen Seite  203 Y  M M  Pennsylvania
Dutch Country (PA)
g M M  Boston (MA) Hier lebt man noch wie vor
Die Wiege der Unabhängigkeit eineinhalb Jahrhunderten.
Seite 210 Seite  420

M M Plimoth Plantation
:  Z  M M  Gettysburg (PA)
(MA) Hier entschied sich das Schicksal
Hier landeten 1620 die Pilgerväter. der Südstaaten. Seite  400
Seite  264
(  M M  Pittsburgh (PA)
; M M Cape Cod (MA) Das einstige Zentrum der US-
Strandparadies des Nordostens Schwerindustrie präsentiert
Seite  236 sich heute als dynamische und
attraktive Großstadt.
< M M Nantucket Island (MA) Seite  449
Beliebte Urlauberinsel nicht weit
vor der Küste Seite  253

= M M Martha‘s Vineyard >


(MA)
Küstennahe Ferieninsel
Seite  248

>  M M  Newport (RI)


Wo die Reichen, Mächtigen und
Schönen urlaub(t)en Seite  480
4 INHALT    Lust auf...

Lust auf …
... den Nordosten der USA ganz nach Ihrer persönlichen
Interessenlage? Dann helfen vielleicht diese Anregungen.

alte schiffe
• Plymouth, MA “
Mayflower II, originaler Nachbau-
des berühmtesten Schiffes der
US-Geschichte
Seite 266
• Mystic, CT
C. W. Morgan, der letzte
Walfänger ganz aus Holz
Seite 153
• Groton
»USS Nautilus«, das erste
atombetriebene U-Boot der Welt
Seite 160

Moderne Kunst
◀◀ Hudson Valley
Im Dia:Beacon kann man
imposante Werke moderner
Künstler bestaunen.
Seite 338
• North Adams, MA
Gewagteste Installationen und
ungewöhnlichste visuelle
Erlebnisse im MassMoca
Seite 209
• New York City, NY
Im Museum of Modern Art
(MoMA) sind alle bedeutenden
Künstler der Moderne vertreten.
Seite 363
Lust auf...    INHALT 5

Hohe berge
• Baxter State Park, ME ▶
Herrliche Berge, Wälder und Seen,
dazu der Mount Katahdin als
Mekka für Bergfexe
Seite 176
• Mount Macy, NY
Der höchste Berg im Staat New
York bietet tolle Aussichten.
Seite 312
• White Mountains, ME
Die »Weißen Berge« gehören
zu den beliebtesten Landschaften
der USA. Seite 180

nass werden
◀◀ Kennebec River, ME
Im Norden des Bundesstaates
Maine kommen selbst hartgesotte-
ne Wildwasser-Enthusiasten auf
ihre Kosten. Seite 189
• Allegheny River, ME
Die vielen Wasserwege in seinem
Einzugsbereich gelten als Paradies
für Paddler. Seite 395

tiere
• Schwarzbären
Meister Petz ist vor allem in den
White Mountains zu sehen.
Seite 293
• Elche
Die hochbeinigen Könige der
Wälder trifft man u.a. im Baxter
State Park an. Seite 176
• Wale ▶
Aus nächster Nähe erlebt man die
»sanften Riesen« von Bar Harbor
und Provincetown aus.
Seiten 170, 238
66 INHALT    Inhaltsverzeichnis

Hintergrund Erleben &


12 Fakten
Geniessen
13 Natur und Umwelt
18 Pflanzen und Tiere 68 Essen und Trinken
22 Infografik: The Winner 69 Burger, Chowders und Co.
takes it all 74 Sieben typische Gerichte
24 Bevölkerung · Politik · 76 Special: Außen pfui,
Wirtschaft innen hui: Homarus
26 Infografik: USA Nord- americanus
osten im Überblick 78 Special: Boston Baked
30 Willkommen im Alltag Beans
80 Hier essen die Einheimi-
32 Geschichte schen am liebsten
33 Von den Indianern bis 9/11
82 Feiertage · Feste ·
44 Kunst und Kultur Events
45 Von der Architektur 83 Gemeinsam feiern
über die Malerei bis zur 88 Special: NHL: Die
Literatur härteste Liga der Welt

58 Berühmte 90 Kinder
Persönlichkeiten 91 Fremdwort Langeweile
Eine Delikatesse: Homarus americanus – amerikanischer Hummer
Inhaltsverzeichnis    INHALT 7

94 Shopping Reiseziele
95 Shopping bis zum
Umfallen
von A bis Z
98 Infografik: Wie entsteht
ein Quilt? 136 CONNECTICUT
139 Bridgeport
100 Übernachten 140 Special: The Greatest
101 Motels Lodges und Resorts Show on Earth
106 Special: Tipps für 141 Bristol
Pfennigfuchser 142 Connecticut Valley
145 Hartford
108 Urlaub aktiv 150 Litchfield Hills
109 Outdoor-Paradies 153 Mystic
112 Special: Wanderparadies 155 New Haven
der Neuen Welt 158 New London
160 3D: »USS Nautilus«

Touren 164 MAINE


167 Acadia National Park ·
116 Tourenübersicht Mount Desert Island
118 Unterwegs im Nordosten 171 Augusta
der USA 172 Bath
120 Infografik:Wenn die 176 Baxter State Park
Blätter fallen ... 177 Bethel · White Mountains
122 Tour 1: National Forest
Von New York City nach 178 Special: Pfeifenputzer für
Boston und zurück die Seele
124 Tour 2: 181 Blue Hill Peninsula ·
Von Boston durch Maine Deer Isle
und New Hampshire 183 Camden · Rockland
126 Tour 3: 187 Cobscook Bay
Von Montreal durch Ver- 188 Moosehead Lake
mont, New Hampshire und 190 Portland
New York 194 Searsport
128 Tour 4: 196 South Coast
Von New York City durch
die Staaten New York und 200 MASSACHUSETTS
Pennsylvania 203 Berkshire Hills
130 Tour 5: 208 Special: Sanfte
Unabhängigkeitskrieg im Fundamentalisten
Nordosten: Von Boston 210 Boston
nach Philadelphia 230 Infografik: Elite-
Schmieden – Ivy League
233 Cape Ann
8 INHALT    Inhaltsverzeichnis

236 Cape Cod 320 Catskills


243 Lexington · Concord 322 Special: By the time
246 Lowell I got to Woodstock ...
248 Martha‘s Vineyard 327 Finger Lakes
253 Nantucket 333 Hudson Valley
255 New Bedford 341 Mohawk Valley
258 Infografik: Kamera statt 344 New York City
Harpune 354 3D: Brooklyn Bridge
261 Pioneer Valley 369 Niagara Falls
264 Plymouth 372 Special: Nachahmung
266 3D: Mayflower nicht empfehlenswert!
269 Salem 374 3D: Niagara Falls
273 Springfield 379 Rochester
382 Saratoga Springs
276 NEW HAMPSHIRE 385 Syracuse
279 Concord 387 Thousand Islands ·
281 Hanover St. Lawrence Seaway
284 Lake Winnepesaukee
286 Manchester 390 PENNSYLVANIA
288 Mount Monadnock Region 394 Allegheny National Forest ·
289 Portsmouth Susquehannock State
293 White Mountains Forest
296 Infografik: Berg der 397 Erie
Extreme 400 Gettysburg
404 Special: Entscheidung in
304 NEW YORK Pennsylvania
307 Adirondacks 406 Harrisburg · York ·
313 Albany Hershey
316 Buffalo 413 Laurel Highlands
New York mit Brooklyn Bridge im nächtlichen Lichterglanz
Inhaltsverzeichnis    INHALT 9

416 Lehigh Valley 526 Post · Telekommunikation


420 Pennsylvania Dutch 528 Preise · Vergünstigungen
Country 529 Reisezeit
424 Special: Gottesfurcht und 531 Sicherheit
Ackerbau 532 Sprache
428 Philadelphia 538 Toiletten
449 Pittsburgh 539 Verkehr
457 Pocono Mountains · 543 Zeit
Scranton 544 Register
461 Reading 555 atmosfair
463 Southern Alleghenies 556 Verzeichnis der Karten und
468 State College Grafiken
556 Bildnachweis
470 RHODE ISLAND 557 Impressum
473 Block Island 562 Kurioser Nordosten
475 Bristol der USA
477 Narragansett Pier
478 Newport
485 Providence

490 VERMONT
493 Bennington
495 Burlington ·
Lake Champlain
498 Manchester
501 Middlebury
504 Montpelier
507 Northeast Kingdom
509 Stowe Preiskategorien
510 Woodstock Restaurants
(Preis für ein Hauptgericht)
AAAA = über 30 $
Praktische AAA = 20 – 30 $
Informationen AA = 12 – 20 $
A = unter 12 $
514 Anreise · Reiseplanung Hotels (Preis für ein DZ)
517 Auskunft AAAA = über 250 $
520 Elektrizität AAA = 180 – 250 $
520 Etikette AA = 100 – 180 $
521 Geld A = unter 100 $
522 Gesundheit
523 Literaturempfehlungen Hinweis
525 Maße und Gewichte Gebührenreduzierte Service­
526 Medien nummern sind mit einem Stern
526 Notrufe gekennzeichnet: *1 800....
Hintergrund
Wo Amerika geboren wurde: Im Nordosten der USA treffen sich
das »Alte« Europa und das »Neue« Amerika.
12 HINTERGRUND    

Fakten
Natur und Umwelt    HINTERGRUND 13
13

Natur und Umwelt


Im Nordosten der USA treffen sich das »alte« Europa und das
»neue« Amerika. Hier gibt es weltoffene Menschen sowie um-
weltbewusste Bundesstaaten, Städte und Gemeinden. Diese
Region will langsam bereist werden, denn ihre schönsten Sei-
ten serviert sie nicht auf dem Silbertablett, sondern in ver-
steckten Tälern und an stillen Landstraßen.

Das in diesem Reiseführer beschriebene Gebiet reicht von der Atlan- Gebiets­
tikküste im Osten der USA bis zu den Ufern von Erie- und Ontario- abgrenzung
see im Westen und von der kanadischen Grenze im Norden bis zur
Grenze von Maryland im Süden. Es umfasst die Bundesstaaten Con-
necticut, Rhode Island, Massachusetts, Vermont, New Hampshire
und Maine – die Neuenglandstaaten – sowie Pennsylvania und New
York State. Die Bezeichnung »Nordosten« sollte allerdings nicht in
die Irre leiten – noch der nördlichste Punkt des beschriebenen Ge-
biets in Maine liegt auf der geografischen Höhe der südwestfranzö-
sischen Atlantikküste, New York City auf der Höhe von Madrid.

Die dominierende Landschaftseinheit der nordöstlichen USA sind Land­


die vor 250 Mio. Jahren entstandenen Appalachen. Sie erstrecken schaftliche
sich über ca. 3 000 km auf einer Breite von 200 bis 300 km von Ala- Groß­­­räume
bama bis Neufundland fast parallel zur Atlantikküste, flankiert von
den Ebenen des mittleren Westens und der atlantischen Küstenebene
im Südosten. Die Hudson-Mohawk-Senke teilt die Appalachen in
einen nördlichen und einen südlichen Teil. Die nördlichen Appala-
chen, auf US-Gebiet großenteils die Neuenglandstaaten (New Eng-
land Uplands) und vereinzelt über die Baumgrenze reichend, ähneln
deutschen Mittelgebirgen. Dagegen präsentieren sich die felsigeren
südlichen Appalachen fast schon als »Taschenausgabe« der Rocky
Mountains. Nach Osten fallen die Appalachen als sanft geneigtes Pla-
teau zur Atlantikküste ab. Hier erstreckt sich von Washington, DC
über Baltimore bis Boston die dichtest besiedelte Region der Verei-
nigten Staaten von Amerika.

Die New England Uplands werden von weiten Hochflächen ge- Landschafts­
prägt, die ein Netz von Flusstälern tief zerschneidet und kleinräumig formen
gliedert. Überragt werden sie von einzelnen Gebirgszügen wie den
Green oder White Mountains, wobei letztere mit dem Mt. Washing-
ton (1 917 m ü. d. M.) die höchste Erhebung der nördlichen Appala-
chen aufweisen. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 150 m
Indian Summer im Bundesstaat Vermont: Explosion der Farben
14 HINTERGRUND    Natur und Umwelt

schließt sich im Osten das sanftwellige Hügelland der New England


Lowlands an und leitet zur felsigen und buchtenreichen Atlantik-
küste über. Westlich der Uplands erheben sich jenseits der Champ-
lain-Senke die Adirondack Mountains mit dem Mt. Mary (1 629 m),
im Süden durch die Mohawk-Senke gegen das Appalachenplateau
abgesetzt. Dieses erhebt sich, gegen die südlichen Appalachen sanft
ansteigend, in einer 200 m hohen Stufe aus dem südlichen Tiefland
der Großen Seen. Seine Flächen sind für große Teile der Bundesstaa-
ten New York und Pennsylvania landschaftsprägend.

Eiszeitlicher In der letzten Eiszeit (Wisconsin-Vereisung vor 75 000 bis 11 000 Jah-


Formenschatz ren) wurden die nördlichen Appalachen, der vorgelagerte Kontinen-
talschelf und Teile des Appalachenplateaus vom Inlandeis überfah-
ren. Ent­­sprechend entwickelte sich eine abwechslungsreiche
Seenlandschaft, die der Skandinaviens ähnelt. Von den New Eng-
land Uplands bis zur Atlantikküste dominieren sanfte Kuppen mit
vom Eis ausgeräumten Tälern. An ihren Rändern und in Küstennähe
werden sie von schmalen, vielfach fjordartigen Tälern abgelöst, in die
das Meer tief eindringen konnte. Demgegenüber sind das Tiefland
der Großen Seen, die Hudson- und Champlain-Senke sowie die süd-
liche Neuenglandküste ein eiszeitliches Aufschüttungsgebiet mit
überwiegend flachen Grundmoränenlandschaften. Im Bereich der
südlichen Neuenglandküste markieren girlandenartig angeordnete
Moränenzüge End- und Rückzugspositionen des letzten Inlandeises.
Diese heute vielfach im Meer versunkene Landschaft macht den gro-
ßen Reiz der Küste und der ihr vorgelagerten Inseln aus.

Küsten Die Landschaftsformen der rund 1 200 km langen und gezeitenstar-


ken Küste von New York und Neuengland (bis 8 m Tidenhub!) sind
eiszeitlichen Ursprungs. An ihr hat Maine mit 365 km Länge den
größten Anteil, gefolgt von Massachusetts (310 km), New York State
(200 km) inkl. Long Island, Connecticut (193 km), Rhode Island
(64 km) und New Hampshire (21 km).
Die Küste des Bundesstaates Maine ist mit ihren Sand- und Geröll-
stränden sowie mit ihren felsigen Buchten stark gegliedert. An expo-
nierten Außenküsten konnten sich 60 bis 100 m hohe Kliffreihen
entwickeln. Von der kanadischen Grenze bis zur Penobscot Bay be-
herrschen massive Granitformationen die Küstenzone, den mittleren
Abschnitt von der Penobscot Bay bis zum Cape Elizabeth charakte-
risieren fjordartige Buchten. Die Südküste wird unübersehbar von
Granit-Landmarken wie Cape Porpoise und Cape Neddick be-
herrscht. Zwischen ihnen erreichen einige ertrunkene Flusstäler den
Atlantik. Vor den kleineren Talmündungen entstanden sandige Neh-
rungen wie Wells Beach und Kennebunk Beach.
Typisch für die Küste von New Hampshire sind felsige Landzun-
gen mit dazwischen liegenden sichelförmigen Buchten. Besonders
Natur und Umwelt    HINTERGRUND 15

Typisch Maine – so auch die Granitküste bei Cape Neddick

markante Steilküsten fehlen. Recht auffällig sind die vielen schmalen


Flussmündungen. Den bedeutendsten Mündungstrichter hat der Pis-
cataqua River geschaffen, der die 15 km landeinwärts gelegene Great
Bay und den Hafen von Portsmouth mit dem Atlantik verbindet.
In den Bundesstaaten Massachusetts, Rhode Island und Connec-
ticut südlich von Boston dominieren Flachküsten mit sandigen bzw.
kiesigen Stränden. Als Ausflugsziele beliebt sind die weiten Sand-
strände der Halbinsel Cape Cod, aber auch die Inseln Nantucket,
Martha's Vineyard, Block und Long Island. Beeindruckend sind die
aus Lockersedimenten aufgebauten Steilküsten von Cape Cod Nati-
onal Sea­shore, deren bis zu 60 m aufragende Kliffreihen dem Atlantik
zugewandt sind. Meeresströmungen sorgen für die Verteilung des
vom Kliff abgespülten Materials entlang der Strände. Aus diesen San-
den werden die ausgedehnten Nehrungssysteme des »Provincetown
spit«, der Strandwall von Nauset sowie Monomoy Island im Süden
der Halbinsel Cape Cod aufgebaut. Ähnlich erosionsgefährdet sind
die Steilküsten von Martha's Vineyard, Nantucket und Block Island,
die bis zu einen Meter pro Jahr (Block Island) zurückweichen.

Die etwa parallel streichenden Gebirgszüge des Nordostens bestim- Flüsse


men den Verlauf der Flusstäler, die nur selten die vorgegebene Rich-
tung verlassen und die Höhenzüge durchbrechen.
Der Susquehanna River ist mit 750 km der mit Abstand längste
Fluss der Region. Er entspringt im zentralen New York State und
durchläuft dann Pennsylvania und Maryland, wo er nördlich von
Baltimore in die Chesapeake Bay mündet.
Der 493 km lange Hudson River ist der wirtschaftlich und verkehrs-
mäßig bedeutendste Fluss der Region. Seine Quelle wird im Hender-
16 HINTERGRUND    Natur und Umwelt

son Lake in den Adirondack Mountains im Bundesstaat New York


angenommen. Kurz bevor er in die Upper Bay von New York City
mündet, durchfließt er ein Durchbruchstal, das an das Rheintal zwi-
schen Mainz und Köln erinnert. Wichtigster Nebenfluss ist der von
Westen kommende Mohawk River, der bei Troy den Hudson er-
reicht. Bis Albany ist der Hudson für Seeschiffe befahrbar; durch den
New York State Barge Canal besteht Anschluss an die Großen Seen
und das St.-Lorenz-Stromsystem.
Der 481 km lange Delaware River entspringt in den Catskill Moun-
tains im Bundesstaat New York. Über weite Strecken bildet sein sehr
naturnaher und unregulierter Oberlauf als »National wild and scenic
river« die Grenze zwischen Pennsylvania und New York.
Der 631 km lange Connecticut River entspringt in Vermont an der
Grenze zur kanadischen Provinz Québec. Zunächst Grenzfluss zwi-
schen Vermont und New Hampshire, durchläuft er dann Massachu-
setts und Connecticut, wo er im Long Island Sound in den Atlantik
mündet. Landschaftlich besonders reizvoll ist sein Oberlauf, der über
weite Strecken durch ein enges Tal zwischen den White und Green
Mountains fließt. Bis Windsor ist der Connecticut schiffbar; die Ge-
zeiten machen sich bis Hartford bemerkbar.
Für den äußersten Westen Pennsylvanias sind der aus dem Allegheny
National Forest kommende Allegheny River und der in West Virgi-
nia entspringende Monongahela River bestimmend. Sie vereinigen
sich in Pittsburgh zum Ohio River, der dem Mississippi zufließt.

Seen Größter See der Region ist der Lake Champlain, der weite Teile der
gleichnamigen Senke zwischen den Green Mountains im Osten und
den Adirondack Mountains im Westen einnimmt. Der maximal
183 m tiefe, 200 km lange und zwischen 0,4 und 22 km breite See
entwässert nach Norden über den schiffbaren Richelieu River in den
St.-Lorenz-Strom. Lake Champlain ist mit 1 137 km² gut doppelt so
groß wie der Bodensee. An den Ufern verlaufen bedeutende Ver-
kehrswege, die die Ballungsräume New York und Montréal verbin-
den. Über den 97 km langen Champlain-Kanal und elf Schleusen ist
der See mit dem Hudson River verbunden.
Die Finger Lakes sind eine Gruppe von elf fingerförmig angeordne-
ten Seen – Conesus, Hemlock, Canadice, Honeoye, Canandaigua,
Keuka, Seneca, Cayuga, Owasco, Skaneateles, Otisco – am Nordrand
des Allegheny-Plateaus im Bundesstaat New York. Sie haben eine
Fläche zwischen 9 und 173 km² und eine maximale Tiefe von 9 bis
188 m. Die Häufung und Anordnung der rinnenartigen Seen wird
auf eine wiederholte Vereisung des Gebiets zurückgeführt.

Große Seen Die fünf Großen Seen (Great Lakes) Lake Superior, Lake Michigan,
Lake Huron, Lake Erie und Lake Ontario bilden mit einer Gesamt-
fläche von 246 286 km² das größte Süßwasser-Binnenseensystem
Natur und Umwelt    HINTERGRUND 17

Die berühmtesten Wasserfälle der Welt sind die Niagara Falls.

der Erde. Lake Superior ist mit einer Spiegelhöhe von 183 m ü.d.M.
der am höchsten, Lake Ontario, der östlichste und letzte in der Reihe,
mit 74 m ü.d.M. der am niedrigsten gelegene See. Über natürliche
Abflüsse stehen alle Seen miteinander in Verbindung. Mit Ausnahme
von Lake Superior und Lake Ontario, deren Wasserstände künstlich
angepasst werden, sind die Seen ein natürlich reguliertes System. Nur
Lake Erie und Lake Ontario haben Anteil an dem in diesem Reise-
führer beschriebenen Gebiet. Der Lake Erie (25 719 km²), viertgröß-
ter der Seen, ist 388 km lang und maximal 92 km breit. Sein Spiegel
liegt 174 m ü.d.M. Mit einer maximalen Tiefe von 64 m ist er der mit
Abstand flachste der Großen Seen. Der Lake Ontario (74 m ü.d.M.)
ist 311 km lang, bis zu 85 km breit und bis 237 m tief. Mit 19 477 km²
Fläche (Bodensee 539 km²) ist er der kleinste der fünf Seen.
Der Niagara River verbindet den Lake Erie mit dem 100 m tiefer
gelegenen Lake Ontario. Auf seinem gut 50 km langen Weg führt der
Fluss pro Sekunde durchschnittlich 57 000 m³ Wasser mit sich, die in
den Niagarafällen auf etwa 1 km Breite über den Rand des Niagara-
Kalksteinplateaus 50 m spektakulär in die Tiefe stürzen. Die verblei­
benden 50 m Höhendifferenz bewältigt der Niagara in einer engen
Schlucht tosend auf einer steilen Gefällstrecke von nur 10 km.

Der Nordosten der USA hat ein kühlgemäßigtes und ganzjährig Grundzüge
feuchtes Klima mit kalten Wintern und warmen Sommern. Nur un- des Klimas
mittelbar an der Küste wird der kontinentale Einfluss durch den At-
lantik gemildert. Allgemein nehmen die Niederschläge von 900 mm
in Pennsylvania auf knapp 1 100 mm an der Neuenglandküste zu.
Nirgendwo sonst in den Vereinigten Staaten sind die Jahreszeiten so
ausgeprägt und die Wetterstürze so dramatisch wie in den nordöst-
lichen Bundesstaaten (Reisezeit “Praktische Informationen, S. 529).
18 HINTERGRUND    Pflanzen und Tiere

Pflanzen und Tiere


Der Nordosten der USA ist sehr waldreich. Es dominieren ar-
tenreiche sommergrüne Laub-Mischwälder in einer Vielfalt,
die in Europa unbekannt ist.

An sonnenexponierten trockenen Standorten der Appalachen über-


Artenreiche
Wälderwiegen Ahorn- und Kastanienwälder, schattige Lagen werden von
Ahorn- und Buchenwäldern, feuchte Niederungen und Flussauen
von Gelbpappeln eingenommen. Die Wälder der südlichen Tiefland-
region der Großen Seen sind die bevorzugten Standorte von Buche,
Zuckerahorn, Birke und Hemlocktanne. Auf dem südlich anschlie-
ßenden Appalachenplateau erreicht die Vielfalt der Laubwälder mit
bis zu 24 Baumarten ihr Maximum. Bis zur Präriegrenze im Westen
folgt der Hickory-(Nussbaum)-Waldgürtel mit bis zu sechs Hickory-
Arten und Eichen, Ulmen, Eschen sowie dem forstwirtschaftlich
wertvollen Tulpenbaum. Einzigartig ist der Indian Summer (“Bae-
deker Wissen S. 120).
Der Zuckerahorn (Maple Sugar, Acer saccharum) wird durch-
schnittlich 40 m hoch, sein hartes und fein strukturiertes Holz wird
für Fußböden und Drechslerarbeiten verwendet. Darüber hinaus
liefert er den Blutungssaft für den beliebten Ahornsirup (Maple Si-
rup), wozu man im Frühjahr die
Zwischen 50 und 100 Liter Pflanzensaft tropfen Stämme anschneidet. Der austre-
aus einem Zuckerahorn. tende Saft, 50 bis 100 l pro Jahr und
Baum, wird durch Eindickung auf
34 % Wassergehalt zu Sirup, der als
Süßungsmittel verwendet wird und
vor allem zum Frühstück ein ty-
pisch amerikanischer Aufstrich für
Toast und Pfannkuchen ist.
Der Tulpenbaum (Yellow Poplar,
Liriodendron tulipifera) gehört mit
bis zu 60 m Höhe zu den größten
nordamerikanischen Laubbäumen.
Charakteristisch sind seine ziem-
lich geraden und weitgehend ast-
freien Stämme. Da der Tulpen-
baum schneller als die anderen der
mit ihm vergesellschafteten Baum-
arten wächst, können die Eichen-
Tulpenbaum-Mischwälder mehre-
re Baumstockwerke haben. Die bis
zu 45 m hohe weißrindige Eiche
Pflanzen und Tiere    HINTERGRUND 19

(Quercus alba) ist besonders im Hickory-Gürtel heimisch. Wegen


ihres scharlachroten Blattkleids, das sie im Herbst annimmt, wird sie
auch als »Königin der Laubbäume« bezeichnet.
Der Hickorybaum (Cyra) gehört zu den Walnussgewächsen. Seine
ca. 30 im Osten der USA heimischen Arten werden 20 bis sehr statt-
liche 60 m hoch. Der Name Hickory ist die Kurzform für Pokahicko-
ry, was wiederum vom indianischen »pawcohiccora« abgeleitet ist.
Damit wurde ein milchiges Getränk aus zerstoßenen Hickory-Nüs-
sen und Wasser bezeichnet. Alle Arten des Hickory liefern ein hartes,
recht elastisches Holz, das bei Sportartikelherstellern und auch im
Maschinenbau begehrt ist.
Einige Arten wie der Pekannussbaum (Cary illinoensis) haben we-
gen ihrer essbaren Früchte einen ganz besonderen Wert.

Reine Nadelwälder konnten sich nur in den Hochlagen der Appala- Nadelbäume
chen oder an nährstoffarmen bzw. trockenen Standorten entwickeln.
Die Pitch Pine (Pinus rigida) ist auf zumeist trockenen und sauren
Stand­orten in Mischwäldern der Appalachen und deren Vorland zu
Hause. Ihr Verbreitungsgebiet stimmt größtenteils mit dem der Ei-
chen-Tulpenbaum-Mischwälder überein. Je nach Höhenlage können
in diesen Mischwäldern auch Virginia Pine (Pinus virginiana) oder
Table Mountain Pine (Pinus pungens) dominieren.
Die bevorzugten Standorte der Weymouthkiefer (Eastern White
Pine, Pinus strobus) und Red Pine (Pinus resinosa) sind die ehema-
ligen Vereisungsgebiete Neuenglands.

Gehölzfreie Pflanzengesellschaften kommen an der Küste und an den Dünen,


Ufern der Großen Seen vor. Auffällig ist der hoch aufragende Meer- Strände,
senf (Sea Rocket, Cakile edentualai), der an vielen Stränden immer Salzmarschen
vor der Hauptdüne zu finden ist. Auf den Dünen selbst dominieren
hoch wachsende Gräser; landwärts trifft man dann auf verfestigten
Dünen auf Küstenheide mit eingestreuten Kleinsträuchern, durch-
setzt von einjährigen Pflanzen, Moosen und Flechten. Stellenweise
haben sich auf schlickhaltigen Böden oder Torf Salzmarschen mit
Salzgraswiesen (engl. Saltmeadows) entwickeln können.

Schon die Indianer griffen durch das Sammeln von Brennholz und Einfluss der
weitflächige Brandrodung massiv in den natürlichen Vegetationsbe- Menschen
stand ihres Lebensraums ein. Die Rodungsflächen waren teilweise
sogar so ausgedehnt, dass sie für die ersten europäischen Siedler als
landwirtschaftliche Nutzflächen für ihr mitgebrachtes Saatgut aus-
reichten. Mit diesem Saatgut wurden aber auch europäische Pflan-
zenkrankheiten und Schädlinge eingeschleppt. Die Bewirtschaftung
flachgründiger Böden und steiler Hänge führte in Teilen der Appa-
lachen zu schwerer Bodenerosion, weshalb viele Farmen aufgegeben
werden mussten.
20 HINTERGRUND    Pflanzen und Tiere

Der Anbau von Wirtschaftspflanzen wie Mais, Bohnen, Kürbis,


Sonnenblumen und Tabak spielte bei den Indianern eine bedeutende
Rolle. Die europäischen Siedler führten ihre Kulturpflanzen ein; als
nichteuropäische Kulturpflanze kam die Sojabohne später hinzu.

Tierwelt
Reduzierte Die Tierwelt im Nordosten der USA ähnelt jener der gemäßigten
Artenvielfalt Breiten Europas. Es gibt jedoch mehr Arten als in Europa, weil in
den Eiszeiten keine von West nach Ost verlaufenden Hochgebirgsrie-
gel den Rückzug von Pflanzen und Tieren in südlichere Gefilde bzw.
ihr Wiedervordringen nach Norden verhindert haben. Allerdings ist
die Tierwelt von den weißen Einwanderern in erheblichem Maß de-
zimiert worden. Dies gilt vor allem auch für solche Säugetiere, mit
deren Pelzen man noch bis vor wenigen Jahrzehnten viel Geld ver-
dienen konnte.

Säugetiere In den gebirgigeren und weniger leicht zugänglichen Gegenden kann


man heute noch Luchse, Füchse, Marder, Iltisse, Nerze und einige
andere Räuber beobachten, die Kleinsäugern wie Taschenmäusen,
Taschenratten, Eichhörnchen (Squirrels), Streifenhörnchen (Chip-
munks), Backenhörnchen, Murmeltieren, Hasen und Federvieh
nachstellen. Natürlich ist in den Wäldern Neuenglands auch der
Dachs (Badger) heimisch. Park Ranger berichten von einigen Berg-
löwen (Pumas) und Schwarzbären in den bergigeren Regionen; als
ausgerottet gelten hingegen Wölfe und Vielfraße. Nicht selten sieht
man die putzigen, aber mit Vorsicht zu genießenden Stinktiere
(Skunks), Baumstachler und Waschbären oder auch Stachelschweine
rasch über Straßen und Wege huschen. Vor allem in der Dämmerung
begegnet man in den Gebirgen dem Weißwedelhirsch (das Jungtier
hat als »Bambi« Weltruhm erlangt), dem Maultierhirsch (Mule Deer)
und – seltener – dem mächtigen Wapiti. Die Hirsche grasen oft in
Lichtungen oder machen sich mit Riesensätzen vor herannahenden
Autoscheinwerfern aus dem Staub. Mit ganz viel Glück kann man
sogar noch den einen oder anderen Elch vors Fernglas bekommen.
Dass sich inzwischen auch wieder Biber im Nordosten der USA hei-
misch fühlen, merkt man an den Biberwiesen bzw. an den Biberbur-
gen, die in einigen Waldgebieten mit feuchten Talzügen anzutreffen
sind. An Flüssen, Bächen, Teichen und Seen leben inzwischen wieder
viele Fischotter.

Amphibien Zu den hier lebenden Schildkröten zählen Sumpf-, Landkarten- und


und Reptilien Geierschildkröten sowie Moschus- und Schnappschildkröten. Ein
ziemlich eigentümlicher Feuchtgebietsbewohner ist der Gefleckte
Furchenmolch. Schlangen (Nattern und Ottern) gibt es in großer
Pflanzen und Tiere    HINTERGRUND 21

Ein Elchkalb unterwegs im Baxter State Park in Maine

Zahl. Unter den vielen Fröschen ist besonders imposant der Ochsen-
frosch, der fast einen Viertelmeter groß werden kann und vor allem
in lauen Sommernächten oft zu hören ist.

In den Flüssen und Seen leben in erster Linie verschiedene Forellen- Süßwasser-
arten, Lachse, Barsche, Hechte, Karpfen und Schlammfische. Im On- fische
tario- und im Eriesee gibt es noch Löffelstöre.

In der warmen Jahreszeit tummeln sich vor der Küste Neuenglands Meerestiere
Meeressäugetiere in großer Zahl. In erster Linie sind es verschiedene
Wal- und Tümmlerarten, die man am besten vom Boot aus beob-
achtet (»Whale Watching«). An der Küste tauchen mitunter Robben
und Meer­otter auf. Neuenglands Küste ist bekannt für ihre Hummer
(Lobster). Inzwischen wird an vielen Stellen entlang der Küste Aqua
Farming betrieben, das heute nicht nur Hummer, sondern auch
Krabben, Muscheln und vor allem Austern züchtet. Die wichtigsten
Seefische sind Hering, Kabeljau, Seelachs, Makrele und Scholle. Auch
Schwertfische, Thunfische und Haie verirren sich gelegentlich in die
Netze der Fischer.

Artenreich ist die Vogelwelt: Allein im Acadia National Park kennt Vögel
man über 300 verschiedene Arten. Außer dem amerikanischen Trut-
hahn sowie den allgegenwärtigen Schwänen, Gänsen (u. a. Kanada-
gänse) und Enten (u. a. Eiderenten) sind es Grau- und Silberreiher,
Eistaucher, Wildtauben sowie Waldhühner und Fasane, die man
ohne viel Mühe erspähen kann. Noch recht häufig vorkommende
Greifvögel sind Habicht, Falke und Eule, immer seltener bekommt
man einen Adler oder gar einen Kolkraben zu Gesicht.
WISSEN Politisches System der USA
23

©
24 HINTERGRUND    Bevölkerung · Politik · Wirtschaft

Bevölkerung · Politik · Wirtschaft


Der Nordosten ist das wirtschaftliche Kernland der USA. Die
ersten Einwanderer brachten ihre puritanische Arbeitshal-
tung; ihr Wissen und Können bildete ein riesiges Fachkräfte-
reservoir.

Bevölkerungs- Zwei der in diesem Reiseführer beschriebenen Staaten zählen zu den


verteilung bevölkerungsreichsten der USA: New York State nimmt den dritten
und Pennsylvania den sechsten Platz ein. Am dichtesten besiedelt ist
Rhode Island – hier tummeln sich 391 Menschen auf einem Qua­
dratkilometer. Die geringste Dichte mit 17 Einwohnern/km² findet
man in Maine. Mit 8,5 Mio. Einwohnern ist New York City nicht nur
die größte Stadt im Nordosten, sondern der ganzen USA; weitere
Großstädte der Region sind Philadelphia, PA (1,6 Mio. Einwohner),
Pittsburgh, PA (303 000 Einw.) und Boston, MA (655 000 Einw.).

Bevölke­rungs- In sieben der vorgestellten US-Bundesstaaten ist der Anteil der wei-
­gruppen ßen Bevölkerung weitaus größer als der Anteil der übrigen Gruppen;
die einzige Ausnahme bildet nur der Bundesstaat New York (16 %
Afro-Amerikaner, 18 % Hispano-Amerikaner, 7,5 % Asiaten). In Ver-
mont, New Hampshire und Maine liegt der Anteil der weißen Bevöl-
kerung über 94 %.

Politik und Die Kompetenzen der US-Bundesstaaten reichen erheblich weiter als
Verwaltung die der deutschen Bundesländer. So gibt es z. B. von Staat zu Staat
verschiedene Verkehrsvorschriften, Steuergesetzgebungen und Rege­
lungen zum Alkoholgenuss. Ähnlich wie auf Bundesebene gibt es
einen aus Senat und Abgeordnetenhaus bestehenden Kongress als
gesetzgebende Gewalt. An der Spitze eines jeden Bundesstaats steht
ein direkt von der Bevölkerung gewählter Gouverneur. Er ist den
Beschlüssen seines Kongresses verpflichtet. Untere Verwaltungsebe-
ne sind die den deutschen Landkreisen vergleichbaren Counties.

Wirtschaft
Wirtschaft- Die Gründung hervorragender Bildungseinrichtungen und For-
liches Kern- schungsstätten wie z. B. der Universitäten Harvard und Yale oder des
land der USA Massachusetts Institute of Technology (MIT) sind darauf zurückzu-
führen. Nicht von ungefähr sind die Namen von Wissenschaftlern
und Tüftlern wie Franklin, Morse, Colt, Deere, Goodyear, Bell oder
Edison und deren Erfindungen mit der Region verbunden. Vor allem
der Eisenbahnbau, verbunden mit den Namen Vanderbilt oder Pull-
Bevölkerung · Politik · Wirtschaft    HINTERGRUND 25

man, war ein wichtiger Impulsgeber der Wirtschaft im 19. Jahrhun-


dert. Auch die Lage am Atlantischen Ozean brachte unschätzbare
Vorzüge mit sich. Von den Hafenstädten ließen sich mannigfaltige
Handelsbeziehungen mit den Wirtschaftszentren der Alten Welt un-
terhalten.

Bereits Ende des 19. Jh.s begann die Abwanderung der Textilindus- Industrie
trie in die Piedmont-Region der Südstaaten, nachdem das Lohnni-
veau durch die Schwerindustrie zu hoch und die Gewerkschaften
mächtiger geworden waren. Die Abwanderung setzte sich nach dem
Ersten Weltkrieg fort. Trotzdem hielt die Attraktivität des Nordos-
tens durch das Verbleiben der gewinnträchtigen Industriezweige un-
gebrochen an. Doch als Folge der großen Depression in den 1930er-
Jahren mussten zahlreiche Betriebe schließen. Im Zuge des Zweiten
Weltkriegs erholte sich die Region zwar wieder, doch die weltweite
Strukturkrise in der Schwerindustrie führte ab 1970 zum Abbau von
Arbeitsplätzen in großem Stil und zu einer Umstrukturierung der
Industrielandschaft, die bis heute nachwirkt.
Industrielles Kernland ist der Manufacturing Belt, der sich von Chi-
cago über Detroit, Cleveland und Pittsburgh bis an die Ostküste nach
Boston, New York und Philadelphia erstreckt. Auf Basis der Schwer-
industrie entwickelten sich Maschinenbau, Elektrotechnik, Metall-
verarbeitung und Automobilindustrie. Als Zentrum der Stahlindus-
trie kristallisierte sich die Region Pittsburgh heraus.
Während der Manufacturing Belt 1870 zur industriellen Gesamtleis-
tung der USA 80 % beisteuerte, waren es 1970 noch 56 %. 1977 wur-
de schließlich die magische Grenze von 50 % unterschritten – kon-
kurrierende Industriegebiete im Süden und Westen der USA hatten
ihre Stellung ausbauen können. Die Stärken des Manufacturing Belts
lagen in der Stahlindustrie, doch alle damit verbundenen Branchen
verzeichneten einen dramatischen Rückgang, sodass innerhalb von
zehn Jahren in den Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio
Hunderttausende Arbeitsplätze verloren gingen. Die regionale Ar-
beitslosenquote stieg auf Rekordwerte, was dem Manufacturing Belt
sehr rasch den Beinamen Rust Belt (Rostgürtel) eintrug. Mono­
strukturierte Zentren wie Pittsburgh erholten sich nur langsam, wäh-
rend es Regionen mit einer breiten Palette an Branchen wie New
York City oder Boston leichter hatten, neue Arbeitsplätze zu schaffen.
So konnten die Neuenglandstaaten die Zahl der Industriearbeitsplät-
ze sogar ausbauen. Heute arbeiten weniger als 40 % aller US-Indus-
triebeschäftigten im Manufacturing Belt.
An der Ostküste erstreckt sich eine Megalopolis, d.h. eine Stadt-
landschaft mit mehreren Millionenstädten von Boston im Norden
über New York und Philadelphia südwärts bis Baltimore und Wa-
shington, DC. Auf nur 3 % der Staatsfläche der USA leben und arbei-
ten mit rund 40 Mio. Menschen etwa ein Fünftel der Gesamtbevöl-
WISSEN Zahlen und Fakten
27
28 HINTERGRUND    Bevölkerung · Politik · Wirtschaft

kerung in Veredelungs- und Wachstumsindustrien aus dem


Hightech-Bereich. In den Neuenglandstaaten ist Großindustrie, ab-
gesehen vom Raum Providence und Boston, selten anzutreffen;
Schwerpunkte bilden eher die mittelständischen Betriebe. Massachu-
setts war schon immer berühmt für seine Textilien und Lederwaren;
heute gilt der Großraum Boston als eine der attraktivsten Wachs-
tumsregionen der USA. Aufgrund der Häufung von Hightech-Be-
trieben am Highway 128 wird dieser gern als das »Silicon Valley« der
Neuenglandstaaten bezeichnet. Connecticut ist führend in der Pro-
duktion von Feuerwaffen und Präzisionsinstrumenten.

Land- und Der gesamte Nordosten gehört traditionell zum Dairy Belt (Milch-
Forstwirt- gürtel). Mehr als die Hälfte aller Betriebe erzielt ihr Einkommen mit
schaft, Frischmilch und Milchprodukten, 40 % des Milchviehbestands der
Fischerei USA konzentrieren sich hier. In Vermont, New Hampshire, Pennsyl-
vania und New York erreicht der Gesamtverkaufswert von Milchpro-
dukten über 50 % des Werts aller Agrarprodukte. Auf großen Teilen
der landwirtschaftlichen Fläche wird Futtermais angebaut. Zweites
Standbein der Landwirtschaft im Dairy Belt ist die Geflügelzucht,
v. a. in Connecticut, wo sich viele Landwirte auf die Produktion von
Eiern spezialisiert haben. Besonders die Neuenglandstaaten Maine,

Harte Arbeit, geringer Verdienst:


Hummerfang vor der Küste von Maine
Bevölkerung · Politik · Wirtschaft    HINTERGRUND 29

New Hampshire und Vermont werden landwirtschaftlich intensiv ge-


nutzt. Große Areale wurden inzwischen wieder der Forstwirtschaft
überlassen, nachdem viele Farmer in den Westen abgewandert sind.
Maine ist nach Wisconsin der zweitgrößte Holz- und Papierlieferant
der USA und zudem berühmt für seine hervorragenden Hummer;
ansonsten spielt die Fischerei keine große Rolle mehr. Neben der
Milchwirtschaft ist im Staat New York noch der Weinanbau von Be-
deutung: Die Finger Lakes Region ist nach dem kalifornischen Napa
Valley der zweitgrößte Weinproduzent der USA. In Pennsylvania ent-
stehen 70 % aller landwirtschaftlichen Einkommen durch die Milch-
wirtschaft, daneben ist die Pilzzucht bedeutend. In Massachusetts
und Rhode Island dominiert der Gemüseanbau in Gewächshäusern.

Wichtigster Rohstoff sind die bedeutenden Kohlevorkommen an Rohstoffe


der Westflanke der Appalachen. Die hochwertige Kohle liegt nahezu
an der Oberfläche und kann deshalb häufig im Tagebau abgebaut
werden. An weiteren mineralischen Rohstoffen ist der Nordosten
aber eher arm. Nennenswert sind eine der größten Granitminen der
Welt im Bundesstaat New York sowie die Granitgewinnung in Ver-
mont und New Hampshire.

Ende der 1960er-Jahre hatten noch 140 der 500 wichtigsten Unter- Sonderrolle
nehmen der USA ihren Sitz in NYC, heute sind es weniger als 60. New York
Ende des Zweiten Weltkriegs war die Stadt mit über 1 Mio. Indust- City
riearbeitern noch ein wichtiges industrielles Zentrum und bis heute
gilt sie als ein weltweit führender Hotspot in Sachen Fashion, Kultur
und Unterhaltung. Doch New York City ist die Medienhauptstadt
der USA. Mit der »New York Times«, dem »Wall Street Journal« und
der »Daily News« erscheinen drei der fünf größten Zeitungen des
Landes und dazu die Hälfte der wichtigsten Wochen- und Monats-
zeitschriften in der Stadt; darüber hinaus haben die drei größten
Fernsehanstalten – CBS, ABC und NBC – hier ihr Hauptquartier.
Und selbstverständlich hat New York in der Werbe- und IT-Branche
weltweit einen hervorragenden Ruf. Dazu gilt die Stadt seit Langem
nicht nur als das Finanzzentrum der USA, sondern der ganzen Welt.
Täglich werden hier Transaktionen im Gesamtwert von durch-
schnittlich einer Milliarde Dollar getätigt. Die Entwicklung des Dow-
Jones-Index an der NYSE (= New York Stock Exchange), die seit
Ausbruch der 2007 von den USA ausgehenden globalen Finanzkri-
se im internationalen Blickpunkt steht, beeinflusst die Investitions-
bereitschaft weltweit. Dank massiver Finanzspritzen und Stimulus-
pakete in bislang beispiellosem Ausmaß seitens der US-Regierung
konnten schlimme Auswirkungen in Grenzen gehalten werden. An-
fang 2016 residierten noch immer zahlreiche Fortune-500-Unter-
nehmen in der Stadt und weltweit operiende Anzeigenbüros fuhren
über 10 Milliarden Dollar Gewinn ein.
30 HINTERGRUND    Alltagsbegegnungen

Willkommen im Alltag
Wo lernt man »echte« Neuengländer kennen? Meist abseits
der Touristenpfade, mitunter aber gerade auch dort.
Nachstehend ein paar Tipps.

Ehrenamtliche Mitarbeit bei


Historic New England
Bei Renovierungsarbeiten mithelfen,
bei Veranstaltungen mithelfen, im
Archiv forschen oder einfach im Büro
mitarbeiten – die Aufgaben für
ehrenamtliche Helfer (Volunteers) bei
Historic New England sind recht viel-
fältig. Und ganz nebenbei lernt man
das Arbeitsleben in der Neuen Welt
kennen. Allerdings sollte man das
amerikanische Englisch zumindest
einigermaßen beherrschen.
Infos: Historic New England, 141
Cambridge St., Boston, MA, 02114,
www.historicnewengland.org

Freizeit-Ranger
im Acadia National
Park
Wanderwege anlegen und be-
schildern und Campingplätze
in Ordnung halten, sich um
Ausstellungsbestände und
Archivalien kümmern, Besucher
aller Altersklassen durchs Gelän-
de führen, Wild beobachten
und vieles mehr tun kann man
im einzigen Nationalpark des
US-Bundesstaates Maine unter
Anleitung erfahrener Park-
Ranger.
Infos: www.nps.gov/acad/
getinvolved/volunteer.htm
Alltagsbegegnungen    HINTERGRUND 31

Vom Saft zum Sirup


Von Ende Februar bis Anfang April
herrscht in den Wäldern Neu-
englands Betrieb. Dann werden
Ahornbäume angebohrt, deren
dünnflüssiger Pflanzensaft in Eimern
aufgefangen und anschließend in
»Sugarhouses« zu dickflüssigem
Sirup zusammengekocht wird. Die-
sen Produktionsprozess miterleben
kann man u.a. im »Zuckerhaus« der
Williams Farm am Fuß der Pocum-
tuck Range bei Deerfield, MA.
Infos: http://williamsfarmsugarhouse.com
oder www.massmaple.org

Kochkunst
vom Feinsten
Einheimische und Gäste, die
wissen möchten, wie man Fisch,
Fleisch, Wurzel- und sonstiges
Gemüse lecker zubereitet oder
wie man ein opulentes Thanks-
giving Menu mit obligatori-
schem Truthahn zaubert, treffen
sich bei Chef Matt Storch,
einem der besten Köche im
Nordosten der USA.
Infos: clarkeculinarycenter.com/

BierKunde
Dass man auch in Neuengland gutes
Bier zu brauen versteht, erfährt man
bei einer auch bei Einheimischen be-
liebten Tour durch die Samuel Adams
Brewery in Boston. Nach Belehrun-
gen über das hier verwendete Malz
und den Hallertau-Hopfen gibt es
auch Kostproben in geselliger Runde.
Infos: Samuel Adams Brewery Tours, 30
Germania St., Boston, MA 02130, www.
samueladams.com/boston-brewery/
brewery-tours
32 HINTERGRUND    Geschichte

Geschichte
Geschichte    HINTERGRUND 33
33

Von den Indianern bis 9/11


Ohne Hilfe der Indianer hätten die ersten Siedler bald aufge-
geben. Die nächste Siedlerwelle brachte puritanischen Eifer
ins Land. Der mit ihm erschaffene Wohlstand machte die Ko-
lonisten so selbstbewusst, dass sie sich vom Mutterland lös-
ten.

Vor der Ankunft der Europäer


ca. 12 000 v. Chr. Erste Jäger und Sammler
ca. 1000 – 1600 Späte Waldland-Periode der Algonquin-Völker
1524 Verrazano hat ersten Kontakt mit Indianern.
seit 1602 Planmäßige Besiedlung durch Europäer

Bis etwa 13 000 v. Chr. ist der Nordosten Amerikas von Eismassen Paläo-
bedeckt. Erst tausend Jahre später erreichen die ersten Jäger und Indianer
Sammler die Region. Die Paläo-Indianer jagen Karibus, Nadel- und
Birkenwälder prägen ihre Umwelt. Zwischen 8000 und 4000 v. Chr.,
der sog. mittelarchaischen Periode, verfeinert sich ihre Kultur: Speer-
schleudern vergrößern die Reichweite, steinerne Speerspitzen ma-
chen die Waffen effektiver. Für die spätarchaische Periode von
1700 bis 700 v. Chr. sind Vorratswirtschaft in Behältnissen aus Speck-
stein und ausgedehnte Handelsbeziehungen nachgewiesen.

Etwa bis 1000 n. Chr. dauert die mittlere Waldland-Periode: Kera- Waldland-
mikwaren setzen sich durch, der Gartenbau (bes. Mais, Bohnen) indianer
kommt auf. Auf dem Speiseplan stehen Hirsch und im Atlantik er-
beutete Schalentiere. Pfeife und Tabak ziehen in die Hütten ein. Die
späte Waldland-Periode endet mit der Ankunft der ersten Europäer.
Zu den größten Stämmen zählen die Wampanoag auf Cape Cod, die
Narragansett in Rhode Island, die Abenaki in New Hampshire und
die Passamaquoddy und Penobscot an der Küste Maines. Auf dem
Gebiet der heutigen Bundesstaaten New York und Pennsylvania le-
ben u. a. die Lenni Lenape (Delawaren), Susquehannocks und Shaw-
nee. Sie alle sind Angehörige der Algonquin sprechenden Völker. Im
16. und frühen 17. Jh. kommt es zu einer dramatischen Bevölke-
rungsverschiebung. Von Süden her verdrängen Iroquois sprechen-
de Stämme die Algonquin. Die Oneida, Seneca, Cayuga, Onondaga

Vor der Ankunft der ersten Europäer bevölkerten Waldland-


indianer den Nordosten der heutigen USA.
34 HINTERGRUND    Geschichte

Im September 1609 segelt Henry Hudson auf dem nach ihm be-
nannten Fluss aufwärts bis in die Gegend des heutigen Albany.

und Mohawk schließen sich im Gebiet der Finger Lakes zum mäch-
tigen Bund der Fünf Nationen der Irokesen zusammen.

Ära der Bereits 1524 segelt Giovanni di Verrazano in französischem Auftrag


europäischen in den Gewässern vor Amerika. Er fährt in die New York Bay ein und
Entdeckung bewirtet in der Narragansett Bay lndianer an Bord seines Schiffes.
Die Handelsbeziehungen der Narragansett zu den Franzosen und
später auch zu den Engländern provozieren bewaffnete Auseinander-
setzungen mit den Stämmen im Landesinnern. 1602 erkundet Bart-
holomew Gosnold den Vineyard Sound und die Buzzard Bay. 1603
erforscht Martin Pring Cape Cod, 1609 fährt Henry Hudson den
nach ihm benannten Fluss hinauf bis zum heutigen Albany und be-
ansprucht das Land für die Niederlande. Frankreich schickt Expedi-
tionen an die Küsten und dringt auch im Lande vor: Samuel de
Champlain erreicht von Québec aus den Nordosten des heutigen
Bundesstaates New York und nimmt ihn für Frankreich in Besitz.
1614 segelt der Holländer Adrian Block in die Narragansett Bay und
nennt eine der lnseln »Roodt Eyland« (Rhode Island?). Im gleichen
Jahr kartografiert John Smith die Küste zwischen Monhegan Island
und Cape Cod. Smith, durch das Gedicht »Pocahontas« unsterblich
geworden, schwärmt in England von den guten Böden und schönen
Stränden. Er gibt dem Land den Namen Neuengland. Im 17. Jh. de-
zimieren eingeschleppte Infektionskrankheiten die Küstenstämme
dramatisch. Das Verhältnis zwischen Indianern und weißen Seefah-
Geschichte    HINTERGRUND 35

rern ist kurz vor der Ankunft der ersten Siedler alles andere als
freundlich. Die Chroniken melden Scharmützel und Überfälle. Eine
besondere Rolle spielt der Indianer Squanto. Einst von Engländern
entführt und seitdem des Englischen mächtig, fungiert als Führer,
Übersetzer und Vermittler zwischen den Kulturen. Der durch ihn zu
Stande kommende Frieden zwischen den englischen Siedlern und
seinen Wampanoag hält immerhin ein halbes Jahrhundert lang.

Die Pilgerväter kommen


21. Dez. 1620 Landung der Mayflower am Plymouth Rock
1625 Peter Minnewitt erwirbt Manhattan.
1675/1676 King Philip‘s War
1683 Gründung von Philadelphia

John Smiths Bericht stößt in Europa bei den Puritanern auf Interes- Rigoroser
se. Im holländischen Exil sind sie angesichts des wachsenden spa- Glaube
nisch-katholischen Einflusses in den Niederlanden wieder auf der
Suche nach einem Ort, an dem sie ihren Glauben frei ausüben kön-
nen. Streng protestantisch hatten sie die von Heinrich VIII. gegrün-
dete Church of England von katholischen Traditionen wie Kirchen-
musik, Abendmahl und Kreuzzeichen »purifizieren« wollen. Dabei
waren sie mit dem Königshaus in Konflikt geraten. Als Calvinisten
glauben sie an Vorbestimmung und Auserwähltheit. Dies ist jedoch
nicht ohne Pflichten zu erreichen. Die Schlüsselbegriffe auf dem Weg
zu Gott heißen Disziplin, Sittsamkeit und harte Arbeit. Was die
Vorbestimmung für jeden bereithält, lässt sich letztlich an dessen
Wohlstand ablesen. Die Leidener wenden sich an die Virginia Com-
pany, die mit dem 1607 in Virginia gegründeten Jamestown handelt.
Ein Vertrag wird geschlossen. Am 15. August 1620 verlassen die Pu-
ritaner an Bord der »Mayflower« Southampton – als »Pil-grim Fa-
thers« gehen sie in die amerikanische Geschichte ein. Von den 102
Passagieren an Bord sind nur ein Drittel fromme Pilger, die übrigen
sind Kaufleute und einfache Siedler, die »strangers«. Von wilden
Herbststürmen weit vom Kurs abgetrieben landet die »Mayflower«
nach zwei Monaten Fahrt am 11. November 1620 an der Nordspitze
von Cape Cod. Der Streit beginnt: Weit entfernt von Jamestown füh-
len sich vor allem die »strangers« nicht mehr an den Vertrag mit der
Virginia Company gebunden. Alle erkennen jedoch, dass die Auflö-
sung der Gruppe in der Wildnis das Ende der Expedition bedeuten
würde. Nun setzen Puritaner und »strangers« ein Schriftstück auf,
das heute als erste geschriebene Verfassung Amerikas angesehen
wird: Der Mayflower Compact sah die Bildung einer Regierung auf
der Grundlage »gleicher« und »gerechter« Gesetze vor.
36 HINTERGRUND    Geschichte

Im Museumsdorf Plimoth Plantation wird den Besuchern


das Leben der Pilgerväter sehr eindrucksvoll nahegebracht.

Endlich Am 21. Dezember 1620 landen die Siedler am Plymouth Rock und
angekommen gründen Plimoth Plantation, die erste europäische Siedlung
Neuenglands. Die Indianer verhalten sich friedlich. Der erste Win-
ter in Amerika verläuft katastrophal: Fast die Hälfte der Siedler stirbt
an Skorbut, Lungenentzündung oder Kälte. Erst als die Siedler im
folgenden Frühjahr von ihren indianischen Nachbarn Nachhilfe-
unterricht im Pflanzen, Säen, Fischen und Jagen erhalten, tritt die
Wende ein. Im Herbst feiern Siedler und Indianer einträchtig das
erste Erntedankfest Amerikas: Thanksgiving. Die Kunde von der
erfolgreichen Kolonie dringt bis nach England. 1626 kommen
1 000 weitere Siedler mit Roger Conant an der Spitze und gründen
Salem, 1630 gründet John Winthrop die Massachusetts Bay Colony
und Boston. Entlang der Küste werden Handels­posten errichtet. 1635
gründet Thomas Hooker aus Boston die Hartford Colony.

Auch Weiter im Süden fassen die Holländer Fuß und gründen 1624 beim
das übrige heutigen Albany ihre erste Niederlassung, 1626 kauft Peter Minne-
Europa wit den Indianern Manhattan Island ab und ruft Neu-Amsterdam
mischt mit aus , aus dem New York wird, nachdem die Engländer 1664 die Stadt
und wenig später die ganze holländische Kolonie übernommen hat-
ten. 1641 landen Holländer beim heutigen Philadelphia, 1643 grün-
den Schweden eine erste Ansiedlung, die 1655 von den Holländern
übernommen und 1664 britisch wird. Mit der Abtretung von Lände-
reien der Krone an Sir William Penn entsteht 1681 Pennsylvania.
1683 wird Philadelphia, die »Stadt der Bruderliebe« gegründet.
Geschichte    HINTERGRUND 37

Bald zeigt sich, dass die in England wegen ihres Glaubens Verfolgten Herrschaft
in der neuen Heimat ebenso intolerant gegen Andersdenkende vor- der
gehen. Baptisten werden ausgepeitscht, Quäker gehängt. 1636 hat Intoleranz
Roger Williams genug, verlässt Boston und gründet in Rhode Island
mit Gleichgesinnten Providence. Die Stadt wird Zufluchtsort für Ju-
den, Hugenotten und andere religiös Verfolgte. Die Puritaner sehen
überall den Teufel am Werk. 1648 findet in Charlestown der erste
Hexenprozess statt, Boston folgt 1655. Salem erlebt 1692 die be-
rühmt-berüchtigte »Salem Witch Hunt«, in deren Verlauf 19 arme
Seelen »der Hexerei überführt« und hingerichtet werden.

Puritanischen Glaubenseifer bekommen auch die Indianer zu spü- Kämpfe


ren. Sie müssen Christen werden und ihre Kultur aufgeben. Je mehr mit den
Siedler ins Land strömen, desto mehr sind die Ureinwohner im Weg. Indianern
Der Anfang vom Ende der lndianer Neuenglands ist der King
Philip's War (1675 – 1676). Nach Missverständnissen und gebroche-
nen Verträgen verbünden sich die von Chief Philip Pokanokett ge-
führten Indianer und überziehen den Süden Neuenglands mit Krieg.
Nach schweren Verlusten wendet sich das Blatt zum Jahreswechsel
zu Gunsten der Weißen. Im »Great Swamp Fight« nahe dem heutigen
Narragansett Pier werden der Indianerführer Philip und 800 Krieger
im August 1676 massakriert. Anschließend töten weiße Siedler Hun-
derte von indianischen Frauen und Kindern. Danach verschwinden
die Indianer Neuenglands praktisch in der Bedeutungslosigkeit.

Der Weg zur Unabhängigkeit


1763 Mit dem Frieden von Paris endet der French and Indian War.
16. Nov. 1773 Boston Tea Party
4. Juli 1776 Unabhängigkeitserklärung
1776 – 1783 Unabhängigkeitskrieg

In der Zwischenzeit florieren die Kolonien. Da Ackerbau nur in Ma- Aufstieg der
ßen möglich ist, bringen es Siedler in Fischerei, Walfang und Schiffs- Kolonien
bau zu wahrer Meisterschaft. Fisch wird das Hauptabsatzprodukt der
Kolonien, aber im Mutterland herrscht keine Nachfrage. In Spanien
und vor allem auf den Plantageninseln der Karibik finden die Neu-
engländer hingegen dankbare Käufer. Dort wird Melasse produziert,
ein Nebenprodukt der Zuckerherstellung, das in Neuengland unent-
behrlich für die Rumproduktion ist. Es schießen so viele Rumfabri-
ken aus dem Boden, dass Zeitgenossen spotten, die Puritaner selbst
seien die besten Abnehmer. Die frommen Kolonisten werden tüchti-
ge See- und gewiefte Geschäftsleute, deren hochprozentige Produkte
im Mutterland gefragt ist. Und noch ein – weitaus lohnenderer –
Markt tut sich für die Bostoner, Salemer und New Yorker Kaufleute
38 HINTERGRUND    Geschichte

auf: Für Rum erwerben sie in Afrika Sklaven und tauschen sie in der
Karibik gegen Melasse. Der berüchtigte Dreieckshandel macht aus
den Kolonien eine frühkapitalistische Gesellschaft, die sich zuse-
hends vom agrarisch-aristokratisch geprägten Süden abhebt. New-
port und Bedford sind führende Rumdestillerien, die Werften von
Boston, Portsmouth und Kittery produzieren stolze Segelschiffe.
Universitäten werden gegründet, darunter Yale und Dartmouth.

Unter der Der Höhenflug dauert bis 1763, als in Europa der Siebenjährige Krieg
Knute des endet, der in Nordamerika als »French and Indian War« geführt
Mutterlands worden war. Im Frieden von Paris verabschiedet sich Frankreich
endgültig aus Nordamerika und London macht aus Neufrankreich
Britisch-Nordamerika. England hat zwar gesiegt, steht aber kurz vor
dem Bankrott. Um die Löcher zu stopfen, erlässt die Krone 1764 den
Sugar Act, eine saftige Steuer auf Melasse; ein Jahr später schiebt sie
den Stamp Act nach, der einen Steuerstempel für alle schriftlichen
Dokumente vorsieht. Die Kolonisten reagieren mit wütendem Pro-
test. So fordert der Kaufmann James Otis im Mai 1764 »No taxation
without representation« – keine Besteuerung ohne Vertretung im
Parlament. Mit dem Boykott englischer Güter erreichen die Kolonis-
ten 1766 die Aufhebung des Stamp Act. Boston entwickelt sich zum
Sprachrohr der 13 Kolonien. 1766 gründen Bürger der Stadt die Ge-
heimgesellschaft »Sons of Liberty« , zu der talentierte Redner wie
John Hancock und Samuel Adams (1722 – 1803) gehören. Letzterer,
Braumeister und Kaufmann, treibt die Solidarisierung der Kolonien
1768 mit dem Circular Letter voran, in dem er gegen erneute Steuern
auf Tee, Glas und Papier protestiert und zum Boykott aller besteuer-
ten Produkte aufruft. Als sich die Stimmung in Boston dem Siede-
punkt nähert, schickt England zwei Regimenter. Am 5. März 1770
endet eine Konfrontation vor dem Customs House (heute Old State
House) mit dem »Boston Massacre«, bei dem fünf Bostoner ster-
ben. Unter dem Eindruck des Widerstands nimmt London alle Steu-
ern wieder zurück – bis auf die Teesteuer auf das beliebteste Getränk
Neuenglands. Der Austausch zwischen den Kolonien ist dank der
1772 von Samuel Adams initiierten Korrespondenzkomitees hervor-
ragend. So verbreitet sich auch die Nachricht von der Boston Tea
Party wie ein Lauffeuer: Am 16. November 1773 entern als Indianer
verkleidete »Sons of Liberty« im Hafen drei englische Schiffe und
werfen die gesamte Tee-Ladung über Bord – ein unerhörter Akt des
Ungehorsams! Georg III. lässt an der aufmüpfigen Kolonie ein Exem-
pel statuieren und 1774 vom Parlament die fünf »Coercive Acts« ra-
tifizieren, die bei den Bostonern Intolerable Acts heißen. Der Hafen
wird geschlossen, Massachusetts verliert seinen Status als Kolonie.
Doch die übrigen Kolonien stellen sich hinter Massachusetts und
erklären noch im gleichen Jahr auf dem ersten Kontinentalkongress
in Philadelphia die Coercive Acts für ungesetzlich, rufen zu erneuten
Geschichte    HINTERGRUND 39

Boykotts auf und denken laut


über die Volksbewaffnung nach.

Die Kolonisten legen geheime Der Krieg


Waffenlager an. ln der Nacht zum beginnt
19. April 1775 wollen britische
Truppen in Lexington ein solches
ausheben. Die vorgewarnten Ko-
lonisten liefern den Soldaten ei-
nen ersten Schusswechsel. Stun-
den später werden die Truppen in
Concord von Siedlermilizen in die
Flucht geschlagen. Boston wird
noch am gleichen Tag von den
Briten besetzt. Die Amerikaner
ziehen einen Belagerungsring um
die Stadt. Am 17. Juni 1775
kommt es zur ersten Schlacht
des amerikanischen Unabhän-
gigkeitskriegs. Die als Befrei-
ungsschlag gedachte Schlacht auf Ikone der US-Geschichte:
dem Bunker Hill gewinnen zwar die Unabhängigkeitserklärung
die Briten, allerdings mit so hohen
Verlusten, dass sich die Amerikaner als moralische Sieger fühlen. Da-
nach ernennt der Kontinentalkongress George Washington zum
Oberbefehlshaber der in »Kontinentalarmee« umgetauften Milizen.
Während Georg III. den Handel mit der Ostküste verbietet, evaku-
ieren die Briten im März 1776 Boston. Am 4. Juli 1776 nimmt der
Kontinentalkongress in der heutigen Independence Hall in Philadel-
phia die von einem Kreis um Thomas Jefferson verfasste Unabhän-
gigkeitserklärung an. Damit war die Idee des kündbaren Staatsver-
trags, der Leitgedanke der Aufklärung des 18. Jh.s, erstmals politisch
umgesetzt worden.

England schickt nun über 30 000 Soldaten, darunter von ihrem Lan- Unabhängig-
desfürsten verkaufte Hessen. Im Sommer 1776 erobern sie New York keitskrieg
und Philadelphia. Der Kongress flieht nach nach York. Dann wenden
sich die Briten nach Norden. Erst in Saratoga können sie von Wa-
shington gestoppt werden, als am 17. Oktober 1777 eine englische
Söldnerarmee kapituliert. Diese Wendung ruft Frankreich auf den
Plan.
1778 verbündet sich Frankreich mit den jungen USA und bringt
Truppen nach Newport, RI, um Washingtons Armee zu unterstützen,
die den Winter in Valley Forge zu überstehen hat. Danach verlagert
sich das Kriegsgeschehen in den Süden, wo am 19. Oktober 1781 in
der entscheidenden Schlacht von Yorktown die Briten unter Ge-
40 HINTERGRUND    Geschichte

neral Cornwallis Amerikanern und Franzosen unterliegen. Im Frie-


den von Versailles (3. Sept. 1783) entlässt Großbritannien die ehema-
ligen Kolonien auch formell in die Unabhängigkeit. 1785 wird New
York zur ersten Hauptstadt des neuen Staats erhoben.

Der Weg in den Sezessionskrieg


17. Sept. 1787 Annahme der Verfassung.
1812 – 1814 Krieg gegen Großbritannien
1825 Eröffnung des Eriekanals
1861 – 1864 Sezessionskrieg

Konstituie- Der Unabhängigkeitskrieg hat den jungen Staat wirtschaftlich schwer


rung der getroffen, es herrscht Inflation. Erst am 17. September 1787 wird in
Union Philadelphia die Verfassung ratifiziert, am 6. Februar 1789 wählt der
in der New Yorker Federal Hall zusammengekommene Kongress
George Washington zum ersten Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Amerika. Noch einmal flackert im Krieg von 1812 der
Konflikt mit Großbritannien auf. Die Briten dringen von Kanada aus
ein und bringen die USA an den Rand der Niederlage, die dank der
gewonnenen Seegefechte auf dem Lake Erie 1813 und auf dem Lake
Champlain 1814 doch noch abgewendet werden kann.

Wirtschaft- Der junge Staat kommt nun wirtschaftlich gut voran. Fischfang bleibt
licher so wichtig, dass Massachusetts einen goldenen Kabeljau als Symbol
Aufstieg ins State House übernimmt. In den Häfen Neuenglands liegen die
größten Walfangflotten der damaligen Zeit. Die Unabhängigkeit
öffnet dem Handel den Weg nach Westen: Salem, Boston, Provi-
dence, Portsmouth und New York schicken Schiffe um das Kap der
Guten Hoffnung nach China, beladen mit Pelzen aus Nordamerika
und Sandelholz aus der Südsee. In Kanton tauschen sie Luxusartikel
wie Tee, Seide und Porzellan ein. Dies wiederum treibt den Schiffs-
bau voran. Auf dem Höhepunkt des Chinahandels zwischen 1840
und 1860 laufen in Boston und Wiscasset die schnellen »Clipper«
vom Stapel, elegante, auf Geschwindigkeit getrimmte Dreimaster, die
den bei der Society so begehrten Chinatee in der verlangten Frische
herbeischaffen. Die Fertigstellung des Eriekanals 1825 verkürzt den
Transportweg von den Ostküstenhäfen an die Großen Seen radikal.
New York wird zum größten Hafen der Vereinigten Staaten.

Industrielle Die industrielle Revolution verlässt mit der erfolgreichen Einführung


Revolution der mechanischen Baumwollspinnerei in Pawtucket ihr Experi­
mentierstadium. Samuel Morse entwickelt den Telegrafen, Ely
Whitney, der bereits 1793 die Baumwollentkörnungsmaschine er-
funden hat, setzt Waffen aus austauschbaren Teilen zusammen, Elias
Geschichte    HINTERGRUND 41

Eines der ersten von Robert Fulton gebauten Dampfschiffe verkehrt


auf dem Hudson River.

Howe konstruiert die erste Nähmaschine, Francis Pratt und Amos


Whitney stellen Maschinen- und Ersatzteile, Robert Fulton kons-
truiert das erste diensttaugliche Dampfschiff. Während in den Neu-
englandstaaten die verarbeitende Industrie zu Hause ist, entwickelt
sich in Pennsylvania dank seiner riesigen Kohlevorkommen die
Schwerindustrie. Das Land wird durch die Eisenbahn erschlossen.

Die Industrialisierung führt zur Masseneinwanderung aus Europa. Einwande-


Schon um 1850 ist jeder zehnte Neuengländer Immigrant, 10 Jahre rung
später sind fast zwei Drittel der Bostoner in Europa geboren. Zeit-
gleich gibt es eine massive Binnenwanderungen. Die menschenarme
Wildnis im Hinterland der Küste wird erschlossen. Doch schon um
1850 sind die meisten Farmen wieder verlassen, denn die Bauern
folgen dem Ruf »Go West«. Der Nordosten der USA wird industria-
lisiert. Es ist die Zeit, in der die Astors, Vanderbilts, Carnegies,
Fricks und Rockefellers den Grundstein für ihre Vermögen legen.
Nicht alle heißen die Einwanderer willkommen. Besonders irisch-
katholische Immigranten diskriminiert man. In den Kohlerevieren
Pennsylvanias wird der Keim für die amerikanische Arbeiterbe-
wegung gelegt. Eine andere Gruppe erfährt bemerkenswerte Unter-
stützung: Die Abolitionisten protestieren gegen die Sklaverei in den
Südstaaten, unterstützt vom Welterfolg des Anti-Sklaverei-Romans
»Onkel Tom's Hütte« von Harriet Beecher-Stowe, der 1852 er-
scheint. ln Massachusetts bringt William Lloyd Garrison den »Libe-
rator« heraus, eine Kampfschrift gegen die Sklaverei im Süden.
42 HINTERGRUND    Geschichte

Re-Enactment der besonderen Art: 1993 verfilmte Turner Pictures mit


großem Aufwand die Schlacht von Gettysburg.

Sezessions- Der Norden und der Süden der USA entfremden sich immer mehr.
krieg So setzen die Unternehmer des Nordens in Washington gegen den
Widerstand des Südens die Einführung von Schutzzöllen durch. Im
Süden erklingt der Ruf nach Sezession. Abraham Lincoln, Republi-
kaner und Befürworter der Union, gewinnt die Wahlen von 1860
ohne eine einzige Stimme aus dem Süden. Wenig später verlassen elf
Südstaaten die Union und gründen die Confederate States of
America. Am 12. April 1861 beginnt mit der Beschießung von Fort
Sumter in South Carolina durch die Konföderierten der Sezessions-
krieg. Während Neuengland und New York nicht Kriegsgebiet sind,
erlebt Pennsylvania die größte Schlacht des Krieges: Vom 1. bis zum
4. Juli 1863 tobt die Schlacht bei Gettysburg, die 51 000 Tote fordert
und mit der Niederlage der Konföderierten endet. Damit ist der Ver-
such des Südens, den Krieg im Norden zu entscheiden, gescheitert.
1865 endet der Bürgerkrieg mit der Niederlage der Südstaaten.

20. und 21. Jahrhundert


24. Okt. 1929 Beginn der Great Depression.
1955 – 1975 Vietnamkrieg
11. Sept. 2001 Anschlag aufs World Trade Center
20. Jan. 2009 Barack Obama wird der erste US-Präsident afro-amerikani-
scher Herkunft.
Niedergang
der traditio- Um 1900 werden die städtischen Bastionen der »White Anglo Saxon
nellen Protestants« (WASPs) allmählich römisch-katholisch. Jahrzehnte-
Industrie lang erschüttern Korruptionswellen den Nordosten. Pennsylvania
Geschichte    HINTERGRUND 43

erlebt harte Streiks. Nach dem Ersten Weltkrieg ist der wirtschaftli-
che Höhenflug erst einmal jäh zu Ende. Die einst blühende Textilin-
dustrie zieht in den billigeren Süden. Es beginnt die »great migrati-
on«. In den 1930er-Jahren kommt es zur Depression. Über 100 000
Textilarbeiter verlieren ihre Jobs, in den Kohle- und Stahlrevieren
Pennsylvanias stehen bis zu 80 % der Arbeiter auf der Straße. Hun-
derttausende verlieren Haus und Hof. Der Niedergang – vorüberge-
hend aufgehalten durch die Rüstungskonjunktur im Zweiten Welt-
krieg, im Korea- und im ­Vietnamkrieg – dauert bis in die frühen
1970er-Jahre.

Dann das Comeback: Das dank hervorragender Universitäten hohe Struktur-


Ausbildungsniveau lockt Hightech-Branchen wie Luft- und Raum- wandel
fahrt, IT-Entwicklung und Biotechnik an. In Boston und Hartford,
im Süden New Hampshires und in Rhode Island sowie in Süd-Con-
necticut werden Millionen mit der Zukunft gemacht. Massachusetts
und Connecticut verfügen über die größten Rücklagen der Nation.
In Boston und Hartford, der »Insurance Capital« der USA, haben fast
alle Banken und Versicherungsgesellschaften des Landes ihr Haupt-
quartier. Für den Wandel im Kohle- und Stahlgürtel steht Pittsburgh,
an dessen Vergangenheit noch ein paar alte Hochöfen erinnern und
das sich heute als moderne Dienstleistungsmetropole präsentiert.

Am 11. September 2001 erlebt der Nordosten Terroranschläge 9/11 und


von unfassbarem Ausmaß. Terroristen steuern zwei von ihnen ent- die Folgen
führte Passagiermaschinen in das World Trade Center, dessen beide
Türme einstürzen. Ein drittes Flugzeug schlägt in das Pentagon in
Washington, DC ein, ein viertes stürzt auf freiem Feld in Pennsylva-
nia ab. Insgesamt kommen etwa 3 500 Menschen ums Leben. »9/11«
(amerikanische Schreibweise für 11. September) wird zum Synonym
der nationalen Trauer. Präsident George W. Bush ruft den weltweiten
Kampf gegen den Terrorismus aus. Die über die Methoden des
Antiterrorkampfs und den Irak-Krieg ausgebrochene Debatte verän-
dert das innenpolitische Klima und ist im Januar 2009 einer der
Gründe für die Wahl des Demokraten Barack Obama zum ersten
US-Präsidenten afroamerikanischer Herkunft. Er wird während sei-
ner gesamten Amtstzeit von seinen politischen Gegnern erbittert
und ohne Willen zu jeglichem Komptomiss bekämpft. In seinem
letzten Amtsjahr 2016 zeigt sich die amerikanische Gesellschaft ge-
spalten wie selten zuvor..
44 HINTERGRUND    Kunst und Kultur

Kunst und Kultur


Kunst und Kultur    HINTERGRUND 45

Von der Architektur über die


Malerei bis zur Literatur

Wie verlief der Weg von der »salt box« zum Hightech-Wolken-
kratzer? Wovon ließen sich die Maler in der Region inspirie-
ren? Weshalb kann man den Nordosten der USA als Geburts-
ort der amerikanischen Literatur betrachten?

Architektur
Die Visitenkarte der nordöstlichen US-Bundesstaaten sind die Häu-
ser. Zuallererst das typisch neuenglische Postkartenidyll: der makel-
los weiße Kirchturm, der sich elegant über das Village Green erhebt
und von niedlichen Holzhäuschen umgeben wird, oder die gepflegte
rote Scheune mit weißem Lattenzaun im Vorder- und dem runden
Maissilo im Hintergrund. Weil der Nordosten der Vereinigten Staa-
ten fast 250 Jahre lang so gut wie identisch mit Amerika gewesen ist,
lässt sich hier die Entwicklung von der einräumigen »salt box« der
ersten Siedler bis zum postmodernen Glaspalast in Boston auf engs-
tem Raum studieren.

Allein schon ideologisch hatten die ersten puritanischen Siedler Colonial Style
nichts mit dem in Europa gerade modernen üppigen Barock der Ge-
genreformation im Sinn. Aber selbst wenn sie Luxus gewollt hätten
– das Überleben in der Neuen Welt verlangte andere Prioritäten. Ihre
Behausungen sind am besten im Museumsdorf Plimoth Plantation
(“S. 264) zu besichtigen: Typisch waren kleine, ein- bis zweiräumige
Holzhäuser mit strohgedecktem Steildach, einem großen gemauerten
Kamin an der Querseite und winzigen Fenstern. Schon bald wurden
die Außenwände mit den bis heute gebräuchlichen Zederschindeln
verkleidet und das vorkragende Obergeschoss entwickelt. Das am
leichtesten zugängliche Beispiel dieser »saltbox« genannten Häuser
des »Early Colonial Style« ist das Paul ­Revere House in Boston, MA.
Gemäß einer königlichen Verfügung wurden alle Siedlungen des
17. Jh.s nach einem einheitlichen Muster angelegt. Um das »mee-
tinghouse lot«, auf dem das »meetinghouse« stand, wo man sich zu
An­dachten und Versammlungen traf, wurde die Stadt organisiert,
was zudem Schutz vor lndianern bot. Später wurde der Platz »com-
mon« genannt, weil er der Öffentlichkeit gehörte und diese auf ihm

Norman Rockwell war lange Jahre künstlerischer Chronist von


»smalltown America«: »The Gossip – Klatsch und Tratsch«.
Kühe und Schweine hielt. Um den
Platz herum, aber nicht weiter als
eine Meile von ihm entfernt, bau-
ten die Siedler ihre Häuser und
später auch die typische spitztür-
mige Kirche. Dahinter begann
meist das Farmland. Erst Anfang
des 19. Jh.s wurde der vom Vieh
zertrampelte »common« mit Ra-
sen verschönt und zum »Green«.

Der Georgian Style zwischen


1720 und 1780 war Ausdruck der
immens verbesserten wirtschaftli-
chen Situation der Kolonisten. Da
er in die Regierungszeit gleich
dreier Georgs im Mutterland fiel,
Georgianischer Stil: das Longfellow House
hatte er seinen Namen schnell
in Portland
weg und zeigte auch sonst, dass
die Kolonien noch immer in vie-
len Belangen nach England blickten. Dort ausgebildete Architekten
bauten in Amerika nach, was sie in London oder aber in der dama-
ligen Baumeisterbibel, dem »Book of Architecture« von James
Gibb, gesehen hatten. Inspiriert von der Formensprache der gerade
aktuellen italienischen Renaissance, entlehnte der georgianische Stil
sowohl klassische Elemente wie dorische, ionische und korinthische
Säulen wie auch das strenge Diktat der Symmetrie. Ein Portikus über
dem Eingang und ein palladianisches Fenster zogen zunächst den
Blick auf sich, um ihn von der Mitte des Hauses hinübergleiten zu
lassen zu den Ecksäulen und den beiden Kaminen. Verbaut wurde
nicht mehr nur Holz, sondern auch Naturstein und Backstein. Die
außen gezeigte Eleganz setzte sich innen fort: Massive Holzvertäfe-
lungen, weitläufige Entrees, breite, elegant gewundene Treppen zu
den Obergeschossen demonstrierten Wohlstand und Weltläufigkeit.
Ein besonders schönes Beispiel georgianischer Architektur ist das
Longfellow House in Portland, ME. Der wohl profilierteste Archi-
tekt des georgianischen Stils war Peter Harrison (1716 – 1775). Er
entwarf u. a. die Touro Synagogue in Newport, RI, und die King's
Chapel in Boston. Die bescheidenere Variante des Georgian Style
kann man in Philadelphia in Elfreth's Alley begutachten.

Federal Style Der Federal Style war von 1780 bis 1820 gängig und trotz seines
selbstbewusst ästhetische Eigenständigkeit verkündenden Namens
noch immer stark vom ehemaligen Mutterland inspiriert. In Neu-
england nahm ihn zunächst die wohlhabende Kaufmannschaft auf.
Ein typisches Federal-Style-Haus war ebenso symmetrisch angelegt
Kunst und Kultur    HINTERGRUND 47

und wies die gleichen Elemente wie ein georgianisches, wirkte jedoch
ungleich leichter und nüchterner. In der Regel aus Backstein, hatte es
meist drei Stockwerke, ein flaches Dach und eine schlichte, fast kon-
servative Fassade. lm Gegensatz dazu stand das opulente, formgebe-
risch innovative Interieur. Der Grundriss sah ovale und runde Räu-
me vor, elegante freistehende Treppen und verschwenderisch
gestaltete Kamine, deren Formgebung ebenso von den im soeben in
Italien ausgegrabenen Pompeji gefundenen Dekors beeinflusst war
wie die Holzvertäfelungen.
Besonders viele schöne Beispiele für den Federal Style finden sich vor
allem in Salem, MA, und jeder Besucher wird zumindest ein diesem
Stil verpflichtetes Gebäude sehen: das State House in Boston. Sein
Schöpfer gilt zu Recht als »Vater aller amerikanischen Architekten«:
Charles Bulfinch (1763 – 1844) ist auch für viele Stadthäuser in Bos-
ton verantwortlich, für die gelungene Erweiterung von Faneuil Hall
und das State Capitol in Washington.

Durch Ausgrabungen in Süditalien und die Begeisterung für den Greek Revival
griechischen Befreiungskampf kam zwischen 1820 und 1845 die Style
griechische Klassik in Mode. Die im 5. Jh. v. Chr. in Athen formulier-
ten demokratischen und philosophischen ldeen entsprachen ganz
dem aufgeklärten Weltgefühl der vornehmen Ostküstengesellschaft,
deren Enthusiasmus für alles Griechische sich bald in massiven, tem-
pelartigen Wohnhäusern mit oft überdimensionalen Säulenfronten
und schattigen Arkaden manifestierte, wie man sie heute z. B. noch
in den Villen im Hudson Valley im Bundesstaat New York findet. Vor
allem aber wurden öffentliche Gebäude, Bibliotheken, Universi-
täten und Banken im Greek Revival Style erbaut, um so auf die
geistige Verbindung zwischen der Wiege der Demokratie und der
jungen demokratischen Nation hinzuweisen. Zu den augenfälligsten
Beispielen für diesen Stil gehören die Federal Hall in New York City
und Quincy Market in Boston, dessen Architekt Alexander Parris
zu den bedeutendsten Vertretern dieser Richtung zählt.

Das viktorianische Zeitalter brachte dem Nordosten der USA von Stilvielfalt
Amerika eine Unmenge verschiedenster Stilformen. Besonders auf- der viktoria-
fällig für diese Zeit ist der Gothic Revival Style, der mit steilen Dä- nischen Ära
chern und teils extrem ornamentierten Giebeln Häuser und Cottages
in wahre Lebkuchenhäuschen verwandelte. Der Queen Anne Style
entfernte sich am weitesten von der bis dahin herrschenden Symme-
trie und hält mit Türmchen, Erkern und Balkonen bis heute das Auge
gefangen. Gegen Ende des 19. Jh.s distanzierten sich an der Pariser
Ecole des Beaux-Arts ausgebildete Architekten von diesem Eklekti-
zismus. Die stilistische Reinheit, die sie an europäischen Baustilen
wie dem französischen Barock oder der italienischen Renaissance
bewunderten, setzten sie vor allem an öffentlichen Repräsentativbau-
48 HINTERGRUND    Kunst und Kultur

ten und Häusern der Ostküstenelite um. Tolle Beispiele für diesen
Beaux Arts Style sind die herrschaftlichen Sommersitze in New-
port, RI. Richard Morris Hunt und andere Society-Architekten lehn-
ten sich hier besonders stark an französische und italienische Vorbil-
der an und schufen Schlösser aus Marmor und Granit mit
monumentalen Säulenfassaden und überdimensionalen Fenstern.

20. Jahr- Bis dahin hatten sich Amerikas Architekten nicht unbedingt durch
hundert eigene Ideen ausgezeichnet. Besonders im eher konservativen Neu-
england blickte man in Sachen Form und Gestaltung zur Inspiration
lieber zurück statt nach vorn. In der Metropole New York City hin-
gegen entstand der Wolkenkratzer, der zum typischen Merkmal der
amerikanischen Großstadt geworden ist. Besondere Voraussetzungen
für die Errichtung solcher Hochhäuser waren technische Neuerun-
gen wie z. B. die Verwendung von Stahl und Beton, die Stahlskelett-
Bauweise sowie die Erfindung des Personenaufzugs durch Elisha
Otis. Der erste Lift wurde 1857 in einem Geschäftshaus am New Yor-
ker Broadway eingebaut.
Die frühesten wirklichen Hochhausbauten entstanden in den 1870er-
Jahren in New York und waren 75 bis 90 m hoch, also noch relativ
niedrig. Zu diesen ältesten Hochhäusern gehörten das Tribune Buil-
ding und das Western Union Building, die jedoch nicht mehr erhalten
sind. In Buffalo, NY , entstand 1896 mit Louis Sullivans Guaranty
Building einer der ersten Stahlskelettbauten der Welt. Bostons erstes
Hochhaus, das 1915 errichtete Customs House, maß stolze 16 Stock-
werke und stammte von dem Architektenbüro Young, Peabody and
Sturns. In den 1920er- und 1930er-Jahren folgten in New York die
Klassiker Chrysler Building und Empire State Building. Bewegung in
die Architektenszene brachten die Bostoner Universitäten. Sie verga-
ben in den 1930er-Jahren Lehrstühle an innovative Architekten aus
Europa, allen voran Walter Gropius (1883 – 1969), den Gründer des
deutschen Bauhauses, der als Direktor der Harvard School of Ar-
chitecture Neuengland den International Style brachte. Dieser be-
nutzte jenseits aller Ornamentik und historischer Referenzen neue
Materialien wie Glasbausteine und Chrom und zelebrierte das lndus-
triezeitalter mit glatten, schmucklosen Flächen und riesigen Fens-
tern. Von Gropius selbst stammen das Graduate Center und Harvard
Harkness Common. Nicht weit davon, auf dem Gelände des MIT,
wirkten Eero Saarinen und Alvar Aalto, zwei ebenso kompromiss-
lose Modernisten. Saarinens aus den 1950ern stammende zylinder-
förmige MIT Chapel schockierte als radikale Abkehr von der weißen
Holzkirche Neuenglands sogar die Campus-Kollegen und mit dem
Baker House beschritt auch sein MIT-Kollege Aalto neue Wege. Mies
van der Rohe (1886 – 1969) beeinflusste nachhaltig Philip Johnson,
der mit dem »Glashaus« in New Canaan, CT, sein Gesellenstück ab-
lieferte und mit dem Wolkenkratzer PPG Place der Pittsburgh Plate
Kunst und Kultur    HINTERGRUND 49

Pittsburgh, PA: PPG Place – »Gotik« in Stahl und Glas

Glass Company einen Ausflug in die Stahl- und Glasgotik unter-


nahm. Bleibenden Eindruck jedoch haben die Modernisten bei den
Neuengländern nicht hinterlassen. Selbst die Bauten des Reiß-
brettstars I. M. Pei, der u. a. in Boston für den Hancock Tower und
die John F. Kennedy Library verantwortlich zeichnet, wirkten nicht
als Initialzündung für neue Ideen. Erst die Rückkehr zur Ornamentik
der Postmoderne der 1980er-Jahre zeigte Breitenwirkung. Ein Come-
back erlebte das palladianische Fenster, auch klassische Säulen, wenn
auch oft nur angedeutet, erfuhren neue Wertschätzung – in Vollen-
dung zu studieren in New York am A T & T Building, heute Sony
Building, von Philip Johnson und John Burgee. In stärkstem Kontrast
zur Postmoderne stehen die »New York Five«, eine Gruppe von fünf
Architekten um Richard Meier, die sich wieder am Rationalismus und
Funktionalismus der Architektur der 1920er und im Besonderen an
Le Corbusier orientierten. Für ihre eleganten, ausschließlich in weiß
gehaltenen Gebäude verwendeten sie vorzugsweise Glas, Stahl und
Beton. Auch Frank Lloyd Wright (1867 – 1959) hat natürlich seine
Spuren im Nordosten hinterlassen. Seine Wohnhäuser bilden eine
Einheit zwischen Natur und Architektur, wofür Fallingwater in Bear
Run, PA, beredtes Beispiel ist. Im Wohnbereich werden energiespa-
rende Passiv-Häuser und immer größere, als Hub dienende Küchen
sowie die Nutzung ökologischer Materialien immer beliebter.
50 HINTERGRUND    Kunst und Kultur

Malerei
Anfänge Im 17. Jh. gab es keine professionellen Maler in den Kolonien, denn
man war vollauf mit Überleben beschäftigt. Erst gegen Ende des Jahr-
hunderts erfährt die Porträtmalerei zeitgleich mit dem wirtschaftli-
chen Höhenflug einen Aufschwung. Elaboriert und weltbürgerlich ist
die Arbeit der ersten neuenglischen Malergeneration jedoch noch
nicht: In der Regel wurden nur Kopf und Gesicht dem Modell nach-
empfunden, der Körper darunter war eine stilisierte, mehrfach ange-
wandte und variierte Schablone.

18. Jahr- Erst die Ankunft des schottischen Malers John Smibert (1688 – 1751)
hundert hievte die koloniale Szene auf ein höheres künstlerisches Niveau. Er
eröffnete in Boston ein Studio und hatte bald eifrige Schüler. Viele
seiner Werke dienten der neuen Malergeneration als Vorlage, darun-
ter »Bishop Berkeley and his Entourage«, das heute in der Yale Uni-
versity Art Gallery in New Haven, CT, hängt. Smiberts berühmtester
Anhänger wurde John Singleton Copley (1738 – 1815). Mit seinen
Porträts der Bostoner Elite, darunter »Paul Revere«, und dramati-
schen Themen wie »Watson and the Shark«, einer düsteren Darstel-
lung des Kampfes zwischen Mensch und Natur, eroberte er sich einen
Stammplatz in der amerikanischen Kunstgeschichte (beide Gemälde
im Museum of Fine Arts in Boston). Bemerkenswert sind vor allem
sein fast fotografischer Naturalismus und seine ausgeprägte Freude
am noch so kleinen Detail. Ein anderer herausragender Maler war
Gilbert Stuart (1755 – 1828). Der Nachwelt blieb er dank seiner Por-
träts von George Washington in Erinnerung – eines davon ziert heu-
te die Ein-Dollar-Note. Der aus Springfield in Massa­chusetts stam-
mende Benjamin West (1738 – 1820) hingegen, der in London
studiert hatte, widmete sich der Historienmalerei. Viele dramatische
Schlüsselszenen aus dem Unabhängigkeitskrieg stammen von seiner
Palette.
In Wests Fußstapfen trat John Trumbull (1756 – 1843). Sein »Sig-
ning of the Declaration of Independence« (Yale University Art Gal-
lery) verschaffte ihm einen Platz neben Copley. Die Ikone der US-
Historienmalerei schlechthin schuf aber Emmanuel Gottlieb
Leutze (1816 – 1868) mit »Washington Crossing the Delaware«. In
Deutschland geboren, mit seinen Eltern nach Amerika ausgewan-
dert, kehrte er für 20 Jahre nach Europa zurück und malte in seiner
Heimat dieses Bild.

19. Jahr- Der Ruf »Go West« erreichte auch die neuenglischen Maler. Sie rück-
hundert ten nun die Schönheit der unberührten Landschaften in den Mittel-
punkt. Besonders gepflegt wurde die Landschaftsmalerei von der
Hudson River School, die ihr künstlerisches Zentrum in New York
hatte. Sie setzte sich ab 1825 durch und erreichte ihren Höhepunkt
Kunst und Kultur    HINTERGRUND 51

Das berühmte Historienbild entstand 1851 in Deutschland: Emmanuel


Gottlieb Leutzes »Washington Crossing the Delaware«.

Mitte des 19. Jahrhunderts. Als ihr Begründer und »Vater der Land-
schaftsmalerei« gilt der gebürtige Engländer Thomas Cole (1801 bis
1848). 1825 zog er nach New York, wo er mit seinen Szenerien am
Hudson bald Aufsehen erregte. Er bereiste wiederholt den Nordost-
teil Neuenglands und baute 1828 seine Staffelei in New Hampshires
White Mountains auf. Cole war befreundet mit zwei weiteren wich-
tigen Vertretern der Hudson River School: Asher B. Durand (1796
bis 1886) und Frederic Edwin Church (1826 – 1900). Eines der
bekann­testen Gemälde Durands, »Kindred Spirits« (1849), zeigt den
Maler Cole und den Dichter W. C. Bryant vor einer grandiosen Land-
schaft. »Mount Katahdin« und »Niagara Falls« (1857) zählen zu den
bekannteren Gemälden von F. E. Church. Ebenfalls grandiose Szene-
rien stammen von Albert Bierstadt (1830 – 1902), der sich später
mit Wildwest- und Indianerstücken hervortat. Neben den White
Mountains fanden viele Maler ihre Inspiration an der rauen Küste
Maines. Zahlreiche Künstlerkolonien schossen zwischen Cape Cod
und Bar Harbor aus dem Boden. Der Berühmteste der dort arbeiten-
den Künstler, Winslow Homer (1836 – 1910), verbrachte in Proul
Neck in Maine den größten Teil seines Lebens und schuf kraftvolle
Küsten- und Hafenszenen. Der andere in allen Museen präsente
»Salzwasser-Maler« ist Fitz Hugh Lane (1804 – 1865). Von Glou-
cester aus brachte er Meer, Licht und das Leben der Fischer und
Kaufleute mit zartem Pinselstrich auf die Leinwand. In New Bedford
widmete William Bradford (1823 – 1892) sich vor allem dem harten
Alltag der Walfänger. Nach dem Bürgerkrieg kam die Studienreise
nach Europa in Mode. William Morris Hunt (1824 – 1879) ließ sich
in Frankreich inspirieren und schuf Landschaften nach dem Vorbild
52 HINTERGRUND    Kunst und Kultur

der Barbizon-Schule. Der in Florenz geborene John Singer Sargent


(1865 – 1925) brachte es mit Bildern prominenter Bostonians zu
Ruhm und Wohlstand.

20. und 21. Die Bilder, die Andrew Wyeth (1917 – 2009) während seiner Zeit in
Jahrhundert Cushing, ME, in realistischem Stil schuf, konzentrieren sich vor al-
lem auf das Spannungsfeld Mensch/Natur. Auch Edward Hopper
(1882 – 1967), einer der populärsten amerikanischen Maler des
20. Jh.s und wie Wyeth Mitglied der Painters of the American Scene,
arbeitete hier sowie in Cape Cod, wo er sich vom Licht des Meers
verzaubern ließ. Überhaupt keiner Schule oder Richtung gehörte
Anna »Grandma« Moses (1860 – 1961) an. Als einfache Farmers-
frau begann sie erst mit 70 Jahren zu malen, aber ihre naiv-kindli-
chen Szenen vom Alltag auf dem Lande erfreuten sich rasch interna-
tionaler Nachfrage. Ebenfalls jenseits aller Stilrichtungen steht
Norman Rockwell (1894 – 1978). Der bis heute als »Maler Ameri-
kas« hoch angesehene Illustrator der »Saturday Evening Post« brach-
te mit seinen wertkonservativen Titelbildern, die den amerikani-
schen Familienalltag humorvoll und detailliert wiedergaben, die
Nation fast fünf Jahrzehnte lang zum Schmunzeln. Die zeitgenössi-
sche Kunstszene hat ihr überragendes Zentrum in New York City.
Um diese Stadt mit ihrem geballten Angebot an Museen, Galerien
und Events kam und kommt kaum ein Künstler herum, will er sich
einen Platz in der Szene erobern. Einer, der schon in frühen Jahren
hierher kam, verband in seiner Person zwei große Städte des Nord-
ostens – Andy Warhol, den in Pittsburgh, PA, geborenen Guru der
Pop Art, zog es schon mit 21 Jahren an den Hudson.
Die jüngste Entwicklung studiert man am besten im Massachusetts
Museum of Contemporary Arts in North Adams und im Hudson
Valley, NY, im Dia:Beacon. Einen guten Eindruck von den »lokalen«
Kreativen erhält man bei den inzwischen überall im Nordosten orga-

Dia:Beacon zeigt moderne Klassiker und informiert über neue Trends.


Kunst und Kultur    HINTERGRUND 53

nisierten »Art Walks«. Dabei handelt es sich um regelmäßige, meist


an bestimmten Wochenenden stattfindende Straßenfeste, im Rah-
men derer Galeristen Werke ihrer Künstler auf den Bürgersteigen
präsentieren und die Passanten zum Dialog mit anwesenden Kunst-
schaffenden einladen.

Literatur
Die zumeist englischsprachigen Siedler setzten zunächst die briti- Frühe
schen Literaturformen fort. So pries Captain John Smith im Jahr Kolonialzeit
1616 in seiner »A description of New England« die wirtschaftli-
chen Möglichkeiten und Freiheiten in den Kolonien. Die sinnen-
feindlichen Puritaner konzentrierten sich auf das religiöse Schrift-
tum. John Winthrop vertrat in »The History of New England«
(1630 – 1649) ebenso wie William Bradford in »Of Plymouth Plan-
tation« (1630 – 1649) die Auffassung, die Pilgerväter seien für die
Verwirklichung des wahren Glaubens in der Neuen Welt auserwählt.
Die puritanische Denk- und Glaubensweise förderte auch die Selbst-
erforschung und die Meditation, was sich etwa in den Gedichten von
Anne Bradstreet (»Several Poems«, 1678) und in der Predigt- und
Erbauungsliteratur äußert.

Durch die verlegerische Tätigkeit von Matthew Carey (1760 – 1839) Aufklärung


wurde Philadelphia nach Boston zum neuen literarischen Zentrum, und Unab-
in dem die »American Philosophical Society« als älteste Gelehrten- hängigkeits-
gesellschaft des Landes ihren Sitz hatte. Dort wirkte Benjamin bewegung
Franklin (“S. 430), dessen Schriften »Poor Richard's Almanac«
(1732 – 1757), »The Way to Wealth« (1758) und seine unvollendete,
1771 begonnene »Autobiography« Schlüsselwerke für das amerika-
nische Selbstverständnis sind, in denen der Geist der puritanischen
Ethik in Maximen für das Erwerbsleben umgemünzt wurde. Der
Quäker John Woolman (1720 – 1772) setzte sich für soziale Gerech-
tigkeit ein und verfasste die Schrift »Some Considerations on the
Keeping of Negroes« (1754 – 1762) gegen die Sklaverei. Thomas Pai-
ne (1737 – 1806) war mit seinen patriotisch-radikalen Werken wie
»Common Sense« (1776) einer der geistigen Wegbereiter der Unab-
hängigkeit, die Thomas Jefferson, John Adams, Alexander Hamilton
und James Madison unterstützten.

Der amerikanische Roman begann kontrapunktisch mit dem Quä- Frühes


kerschriftsteller Charles Brockden Brown (1771 – 1810) aus Phila- 19. Jahr-
delphia und dem Großgrundbesitzer James Fenimore Cooper hundert
(1789 – 1851) aus New York. Alpträume und Schrecken herrschten
in den Schauerromanen Browns vor, während Cooper in seinen Le-
derstrumpfgeschichten die edle Haltung seiner indianischen Helden
54 HINTERGRUND    Kunst und Kultur

und Trapper proklamierte. Washington Irving (1783 – 1859) ver-


folgte eine romantisch-historische Erzähltradition wie in »Rip Van
Winkle« (1820) oder in der burlesken »History of New York ... by
Diedrich Knickerbocker«. Von großem Einfluss war die europäische
Romantik auf Edgar Allan Poe (1809 – 1849) mit seinen Schauer-
und Detektivgeschichten. Er gilt auch als Begründer der »short sto-
ry«, die dank des hoch entwickelten Zeitungswesens schnell zu einer
der beliebtesten literarischen Gattungen in den Vereinigten Staaten
wurde

In den 1830er-Jahren formierte sich die New England Renaissance,


als literarische Bewegung, die das wachsende Selbstbewusstsein und
die kritische Reflexion über die eigene Geschichte verarbeitete und
sich auch den intellektuellen Strömungen des Transzendentalismus
zuwandte. Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882), dessen Reden und
Gedichte, vor allem sein Essay »The American Scholar« (1837), als
literarische Unabhängigkeitserklärung der USA apostrophiert wur-
den, suchte das Göttliche im Menschen und in der Natur. Seine Ide-
en griff Henry David Thoreau (1817 – 1862) auf und entwickelte
daraus seine Vision eines auf eigener Kraft beruhenden Lebens im
Einklang mit der Natur bei gleichzeitiger Kritik am kapitalistischen
Materialismus und an gesellschaftlichen Institutionen (»Walden«,
1854; »Civil Disobedience«). In seinen historischen Romanen und
Erzählungen wie »The Scarlet Letter« (1850) und »The House of the
Seven Gables« (1851) setzte sich Nathaniel Hawthorne (1804 – 1864)
mit großer psychologischer Schärfe mit puritanischen Themen aus-
einander. Herman Melville (1819 – 1891) schrieb zunächst Abenteu-
erromane und widmete sich dann philosophisch komplexen Roma-
nen wie »The Confidence Man« und v. a. »Moby Dick« (1851).

Cambridge Die Lyrik erreichte mit Philip Freneaus (1752 – 1832) See- und Na-
Poets turhymnen einen ersten Höhepunkt. Seit Mitte des 19. Jh.s waren
Henry Wadsworth Longfellow (1807 – 1882), Oliver Wendell Hol-
mes (1809 – 1894) und James Russell Lowell (1819 – 1891) populär.

Realismus Nach dem Bürgerkrieg reagierten die amerikanischen Schriftsteller


und auf die rasante Industrialisierung mit zunehmender Skepsis. William
Naturalismus Dean Howells (1837 – 1920), Herausgeber des einflussreichen »At-
lantic Monthly« und Kritiker für »Harper's Magazine«, lieferte in
seinen Romanen wie »A Modern Instance« (1882) und »The Rise of
Silas Lapham« (1885) eine ungeschönte Beschreibung der morali-
schen Probleme in einer sich kommerzialisierenden Gesellschaft.
Henry James (1843 bis 1916) sezierte die Irrungen und Wirrungen
seiner Protagonisten in Romanen wie »The Ambassadors« und »The
Golden Bowl« und machte den seiner Heimat entfremdeten Ameri-
kaner zum zentralen Thema. Edith Wharton (1862 – 1937), erste
Kunst und Kultur    HINTERGRUND 55

Pulitzerpreisträgerin, lebte ab 1907 in Europa und analysierte in ih-


ren Gesellschaftsromanen ironisch-kritisch die bürgerliche Kultur,
während sich Willa Cather (1876 – 1947) mit dem Schicksal skandi-
navischer und böhmischer Einwanderer beschäftigte. Stephen Cra-
ne (1871 – 1900) lieferte sein Meisterwerk mit »Maggie. A Girl of the
Streets« (1892), in dem er ein düsteres Bild der Elendsviertel von
New York entwarf. Theodore Dreiser (1871 – 1945) schilderte den
erbitterten Kampf um individuellen Erfolg. Der überzeugte und
kämpferische Sozialist Upton B. Sinclair (1878 – 1968) aus Baltimore
griff mit drastischem Realismus soziale Missstände an und wurde so
zum Chronisten seiner Zeit, vor allem in »The Jungle« (1905).

Walt Whitman (1819 – 1892) formulierte seine mystisch-pantheis- Lyrik


tische Weltauffassung und feierte in Hymnen die Kameradschaft und
den freien Durchschnittsmenschen. Als volkstümlicher Lyriker mit
klarer Sprache in einfacher Form machte sich der in Vermont als Far-
mer lebende Robert Lee Frost (1875 – 1963) einen Namen.

Tendenzen im 20. und 21. Jahrhundert


Nach dem Ersten Weltkrieg wurde New York fast ausschließlich zum Prosa
literarisch-kulturellen Zentrum. John R. Dos Passos (1896 – 1970)
entwarf in »Manhattan Transfer« (1925) eine Form des Kollektivro-
mans, in dem typisierte Figuren lediglich gesellschaftliche Zustände
widerspiegelten. Francis Scott Fitzgerald (1896 – 1940) war der
Hauptvertreter der »Lost Generation«, der in seinen Romanen die
Hoffnungen des »American Dream« zerplatzen ließ und im Zeitgeist
der 1920er, z. B. in »The Great Gatsby« (1925), nur ein Ablenkungs-
manöver vom inhaltsleeren Leben sah. Der gescheiterte Held lieferte
auch den Stoff nach dem Zweiten Weltkrieg. Als literarische Figuren
sind Dean in Jack Kerouacs (1922 – 1968) »On the Road« (1957)
oder McMurphy und Chief Bromden in Ken Keseys (geb. 1935) »One
Flew Over the Cuckoo's Nest« (1962) Repräsentanten jenes amerika-
nischen Individualismus mit der Neigung zur Selbstüberschätzung.
Ähnliches galt auch für William S. Borroughs (1914 – 1997), der in
»The Naked Lunch« (1959) Drogenrauscherlebnisse verarbeitete.
J. D.  Salinger (1919 – 2010) dagegen charakte­risierte in »The Catcher
in the Rye« (1959) Jugendliche im Konflikt mit gesellschaftlichen Wer-
ten und Normen. In einer Durchmischung von Fakt und Fiktion,
angereichert mit einer starken Dosis Subjektivität, arbeiteten die Ver-
treter des sog. New Journalism: Norman Mailer (»The Presidential
Papers«, 1963; »Why are we in Vietnam« 1967), Truman Capote
(1924 – 1984; »In Cold Blood«, 1966) und Tom Wolfe (»The Bonfire
of the Vanities«, 1988). Edgar Lawrence Doctorow erwies sich in
»The Book of Daniel« (1971) ebenfalls als Meister der Montage von
historischer Wirklichkeit und Fik-
tion. Joseph Heller legte in seinen
teils sehr komischen Werken wie
»Catch 22« (1961) die Absurdität
moderner Bürokratien bloß. In
den komisch-grotesken Romanen
wie »The World According to
Garp« (1978) von John Irving
wurde die äußerlich harmonische
Familie plötzlich bedroht durch
Exzentrik, Sexualität und Gewalt.
Vladimir Nabokov (1899 – 1977),
1948 bis 1959 Professor für russi-
In dieser Hütte am Walden Pond widmete sich sche und europäische Literatur an
Thoreau seinen Naturbetrachtungen.
der Cornell University, durch-
leuchtete in Werken wie »Lolita«
(1955) sexuelle Normen und Verhaltensweisen in der US-Gesell-
schaft; auf diese warf Erica Jong mit ihrem Roman »Fear of Flying«
(1973) einen spezifisch weiblichen Blick. Kaum unter »gehobener«
Literatur zu verzeichnen, dafür aber am Markt umso erfolgreicher
sind die zahlreichen Horrorromane des in Maine lebenden Stephen
King. New York City erlebte in den 1990er-Jahren einen literarischen
Skandal erster Güte mit Brad Easton Ellis' »American Psycho«, einem
Roman über einen Börsenbroker im Drogen- und Gewaltexzess. Der
in New York lebende Jonathan Franzen erhielt für seinen 2001 er-
schienenen Roman »Corrections« den National Book Award. Im Üb-
rigen wird die zeitgenössische amerikanische Literatur von einem
stärker werdenden Regionalismus geprägt: Schriftsteller aus Neu-
england untersuchen den puritanischen Hintergrund ihrer Geschich-
ten oder den Überlebenskampf kleiner Farmer in der globalen Welt-
wirtschaft. New York City bleibt das Gateway für Einwanderer. Junge,
mehrsprachige Schriftsteller schreiben – oft satirisch – über das Leben
auf der Überholspur, und auch im Raum Philadelphia beschäftigen
sich der literarische Nachwuchs besonders mit fragmentierten Fami-
lien, Isolation und anderen Realitäten des Alltags im urbanen Brei.

Drama Erst um 1900 entwickelte sich in New York ein eigenes amerikanisches
Sprechtheater. Eugene O'Neill (1888 – 1953) erhielt 1936 den Nobel-
preis: »The Hairy Ape« (1921), »Mourning Becomes Electra« (1931),
»Long Day's Journey into Night« (1941) sind Dramen mit einer fast
zeitlosen Konfliktsituation des zum Scheitern bestimmten Menschen.
Arthur Miller prangerte in seinen sozial- und zeitkritischen Dramen
(»All my Sons«, 1947; »Death of a Salesman«, 1949) das hemmungs-
lose Erfolgsstreben des Bürgertums an. Edward Albee übte ebenfalls
scharfe Kritik am moralischen Verfall der US-Gesellschaft (»Who is
Afraid of Virginia Woolf«; 1962).
Kunst und Kultur    HINTERGRUND 57

Die jüdischen Einwanderer haben eine eigenständige, zugleich ame- Jüdische


rikanisch geprägte Literatur hervorgebracht. Isaac Bashevis Singer Einwanderer
(1904 bis 1991) arbeitete für die New Yorker »Jewish Daily Forward«
und verfasste in jiddischer Sprache Romane und Erzählungen, die ins
Englische übersetzt wurden. Der Literaturnobelpreisträger von 1978
kontrastierte das realistisch geschilderte Milieu des osteuropäischen
Stetl mit fantastischen Einbrüchen des Mystischen. Saul Bellow er-
hielt 1976 den Literaturnobelpreis für sein Schreiben über jüdisch-
amerikanische Lebenskrisen. Philip Roth setzte sich anfänglich recht
ironisch-satirisch mit der jüdisch-amerikanischen Mittelschicht aus-
einander, um später die selbstreflexive Beschäftigung mit der Schrift-
stellerexistenz durch das fiktive Alter ego Nathan Zuckerman in den
Vordergrund zu rücken (»Zuckerman Unbound«, 1981).

Zu den ältesten literarischen Äußerungen der schwarzen Bevölke- Afro-ameri-


rung der USA zählen die religiösen Verse der Sklavin Phyllis Wheat- kanische
ley (um 1753 – 1784). Populäre Erzählungen über das Sklavendasein Literatur
(»slave narrative«) hatten ihren Ursprung in der 1789 veröffentlich-
ten Schrift »The Interesting Narrative of the Life of Olaudah Equiano,
or Gustavus Vassa, the African« und fanden ihre Fortsetzung in dem
Bestseller »Narrative of the Life of Frederick Douglass, an American
Slave« von 1845. Erst gegen Ende des 19. Jh.s entstand der afro-ame-
rikanische Roman durch Schriftsteller wie William Wells Brown
(1815 – 1884) und Paul Laurence Dunbar (1872 – 1906), was auf die
jungen Autoren weiterwirkte, die sich als Gruppe in der Harlem Re-
naissance nach dem Ersten Weltkrieg zusammenfanden. Chester
Bomar Himes (1909 – 1984) übte in seinen frühen naturalistischen
Romanen scharfe Kritik an Rassismus und Gewalt und schrieb später
erfolgreiche Kriminalromane im Milieu von Harlem. Die Helden von
Richard N. Wright (1908 – 1960) scheiterten in der Regel an der Ras-
sendiskriminierung (»Uncle Tom's Children«, 1938). Ralph Waldo
Ellison gelang mit »Invisible Man« (1952) der literarische Durch-
bruch mit einem Romanhelden, der seine rassische Identität zwi-
schen Anpassung und Protest zu definieren versucht. James Bald-
win (1924 – 1987) aus New York war in den 1960er-Jahren einer der
prominentesten Intellektuellen der Bürgerrechtsbewegung. Seine
Werke wie »Go, tell it on the mountain« oder »Blues for Mister Char-
lie« problematisierten die Rassendiskriminierung ebenso wie die
Widersprüche zwischen afro-amerikanischem Künstlertum, Homo-
sexualität und gesellschaftlicher Veränderung. LeRoi Jones, seit 1966
Imamu Amiri Baraka, gehörte dem Beat Movement in New York an
und entwickelte eine schwarze Ästhetik der Literatur. Alex Hailey
dagegen erforschte in seiner Familiensaga »Roots« (1976) die afro-
amerikanische Geschichte. Unter afro-amerikanischen Schriftstelle-
rinnen ragen die Nobelpreisträgerinnen Toni Morrison und Alice
Walker hervor.
58 HINTERGRUND    Berühmte Persönlichkeiten

Berühmte
Persönlichkeiten
Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND 59

Humphrey Bogart (1899 – 1957)


James Stewart, Burt Lancaster, Kirk Douglas, Gary Cooper – alle ge- Schauspieler
hörten zu den ganz Großen ihres Geschäfts, aber zur Legende wurde
ein anderer: Humphrey Bogart, geboren am 25. Dezember 1899 in
New York City. Dabei war er schon über 40, als ihm der Durchbruch
gelang. Als Barbesitzer Rick in »Casablanca«, 1942 unter der Regie
von Michael Curtiz gedreht, agierte Bogart als zynisch-schnoddriger
Einzelgänger, der aber doch zur rechten Zeit das Richtige tut. Diesen
Typ Mensch kultivierte er vor allem als Detektiv Philip Marlowe in
»The Big Sleep« und »To Have and Have Not« und stieg zur Kultfigur
auf. Dass er auch ein hervorragender Komödiant und Charakterdar-
steller war, zeigte er u. a. in »African Queen« mit Katharine Hepburn
oder als psychisch kranker Kapitän in »Die Caine war ihr Schicksal«.
Bogart, als Detektiv nie ohne Zigarette im Mund unterwegs (damit
sprachbildend: »to bogart« = auf einer Kippe herumkauen), starb in
Beverly Hills an Lungenkrebs.

Samuel Colt (1814 – 1862)


Jeder gestandene Westmann wäre ohne seinen Geschäftssinn nackt Waffen-
geblieben: Samuel Colt, geboren in Hartford (Connecticut), brachte fabrikant
1836 den ersten funktionsfähigen Trommelrevolver auf den Markt,
den »Colt Single Action«. Die Feuerwaffentechnik war damit revolu-
tioniert, denn mit jedem Spannen des Hahns drehte sich bei diesem
Revolver die Trommel und lieferte eine neue Patrone: Man konnte
schneller schießen. 1872 brachte die Colt's Patent Fire Arms Manu-
facturing Co. mit Sitz in Hartford, heute Hauptlieferant des US-Mi-
litärs für Handfeuerwaffen, mit dem »Single Action Army«, genannt
»Peacemaker«, die legendäre Waffe des Wilden Westens auf den
Markt.

Benjamin Franklin (1706 – 1790)


Benjamin Franklin, als Staatsmann, Wissenschaftler und Publizist Universal-
wahrlich ein Universalgelehrter, kam am 17. Januar 1706 als 17. Kind genie
eines aus dem englischen Oxfordshire eingewanderten Seifen- und
Kerzenmachers in Boston zur Welt. 1732 gründete er die einflussrei-
che »Pennsylvania Gazette«, 1732 bis 1757 gab er die geistreiche Jah-
resschrift »Poor Richard« heraus. Auch im praktischen Leben küm-
merte er sich um seine Mitmenschen, war er doch an der Gründung

Katharine Hepburn – keine verkörperte die kapriziöse


und schlagfertige Ostküsten-Lady besser als sie.
60 HINTERGRUND    Berühmte Persönlichkeiten

der ersten pennsylvanischen Universität, des ersten Krankenhauses


in Nordamerika und eines wissenschaftlichen Vereins beteiligt, aus
dem die »American Philosophical Society« hervorging. Als Erfinder
des Blitzableiters (1752) ging er in die Wissenschaftsgeschichte ein;
das Doppelfernglas ist ihm ebenso zu verdanken wie eine große Zahl
von Erkenntnissen und Veröffentlichungen in Bildung und Natur-
wissenschaften, internationalen Beziehungen, Ingenieurwesen, Mu-
sik, Medizin und Gesundheitswesen, Druck, Werbung und Grafik,
Finanz- und Versicherungsfragen, Religion und Freimaurerei, Land-
wirtschaft und Botanik. Trotz dieser Produktivität weigerte er sich
aber, Patente anzumelden, denn er vertrat den Standpunkt, Erfin-
dungen sollten dem Allgemeinwohl dienen. Benjamin Franklin un-
terstützte frühzeitig die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien,
als deren Gesandter er 1776 bis 1785 in Frankreich so einflussreich
wirkte, dass die französische Unterstützung der Amerikaner als sein
Verdienst anzusehen ist. Folgerichtig war er Mitunterzeichner der
Unabhängigkeitserklärung, der Allianz mit Frankreich gegen Eng-
land, des Friedensvertrags mit Großbritannien und der Verfassung
von 1787. 1788 wurde er zum Präsidenten der ersten Gesellschaft zur
Abschaffung der Sklaverei gewählt.

In Philadelphia ist Benjamin Franklin in Marmor gemeißelt.


Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND 61

Robert Fulton (1765 – 1815)


Robert Fulton, geboren am 14. November 1765, begann als Maler, Erfinder
wurde aber später Ingenieur und machte während seines 20-jährigen
Aufenthalts in London und Paris (1786 – 1805) eine Reihe von Erfin-
dungen, darunter ein Unterseeboot und Torpedos. In New York bau-
te er dann die »Clermont«, das erste brauchbare Schiff mit Dampfan-
trieb. Am 17. August 1807 machte sie ihre Jungfernfahrt auf dem
Hudson und benötigte für die 480 km lange Strecke von New York
nach Albany und zurück 62 Stunden. Kurz vor seinem Tod erbaute
er das erste dampfbetriebene Kriegsschiff, »Fulton the First«, das
aber nie erprobt wurde. Sein Geburtsort Little Britain in Pennsylva-
nia heißt heute ihm zu Ehren Fulton.

Katharine Hepburn (1907 – 2003)


Keine andere US-Schauspielerin hat sie so meisterhaft verkörpern Filmdiva
können – die nie um eine schlagfertige Antwort verlegene, selbstbe-
wusst-emanzipierte Frau der »screwball comedies« der 1930er- und
1940er-Jahre. Das verwundert auch kaum, bedenkt man, dass Katha-
rine Hepburn (Bild “ S. 58) in Hartford (Connecticut) in eben jene
begüterten Ostküsten­kreise hineingeboren wurde, in der einer ihrer
erfolgreichsten Filme spielt: »The Philadelphia Story« (»Die Nacht
vor der Hochzeit«, 1940), in der sie die sie umschwärmenden Män-
ner an der Nase herumführt und am Schluss doch ihren Cary Grant
nimmt (mit dem sie 1936 schon den kaum weniger erfolgreichen
»Bringing Up Baby – Leoparden küsst man nicht« – gedreht hatte).
Im Weltkriegsjahr 1941 arbeitete Katharine Hepburn in »Woman of
the Year« (»Die Frau, von der man spricht«) zum ersten Mal mit ih-
rem langjährigen Lebens-, aber nie Ehepartner Spencer Tracy zu-
sammen. Ein weiterer Höhepunkt ihrer Karriere war 1951 ihre Rolle
als zickig-altjüngferliche Missionsschwester in »The African Queen«
an der Seite von Humphrey Bogart. Oft genug hatte sie bewiesen,
dass sie auch das ernste Fach beherrschte, zuletzt 1981 in »On Gol-
den Pond« zusammen mit Henry Fonda, für den sie den letzten ihrer
insgesamt vier Oscars erhielt.

Die Kennedy-Brüder
Die Familie Kennedy, irischen Ursprungs und im Bostoner Vorort
Brookline zu Hause, gehört bis heute zu den »ersten« Familien des
Ostküstenadels. Schon der Vater besaß zumindest in Massachusetts
viel Einfluss. Seine Söhne John, Robert und Edward haben es zu gro-
ßen Namen in der US-Politik gebracht. John Fitzgerald Kennedy,
geboren am 29. Mai 1917, war der
erste katholische US-Präsident. Er
studierte an den besten Universi-
täten des Landes – Princeton,
Harvard und Stanford –, bevor er
im Zweiten Weltkrieg als Schnell-
bootkommandant im Pazifik ein-
gesetzt war. 1946 zog er für die
Demokraten ins Repräsentanten-
haus, 1952 in den Senat ein. Acht
Jahre später setzte er sich mit
knapper Mehrheit gegen Richard
M. Nixon durch und wurde zum
35. Präsidenten der USA gewählt;
seine Antrittsrede – »Frage nicht,
was dein Land für dich tun kann,
sondern was du für dein Land tun
kannst« – ließ die Menschen gro-
ße Hoffnungen in ihn setzen. Um
US-Präsident John F. Kennedy
so härter traf die Nation das At-
tentat, dem John F. Kennedy am
22. November 1963 in Dallas, TX,
zum Opfer fiel. Bis heute wird immer wieder über die Hintergründe
des Attentats spekuliert. In der Rückschau erstaunt es, wie sehr sich
ein Mythos um den jungen Präsidenten gebildet hat. So war seine
Außenpolitik eher von falschen Einschätzungen gekennzeichnet: Er
schickte 16 000 Soldaten nach Vietnam, die Invasion in der Schwei-
nebucht misslang und auch sein Hartbleiben in der Kubakrise war
um den Preis des Abzugs von US-Raketen aus der Türkei und des
Verzichts auf ein Eingreifen in Kuba erkauft; die innenpolitisch trei-
benden Kräfte in Sachen Reformen und Bürgerrechte waren eher
sein Bruder Robert und Vizepräsident Johnson. Sein acht Jahre jün-
gerer Bruder und engster Berater, Robert Kennedy, Justizminister
während seiner Amtszeit, fiel am 8. Juni 1968 während des Präsident­
schaftswahlkampfs ebenfalls einem Attentat zum Opfer. Der jüngste
der Kennedy-Brüder, Edward (»Ted«) Kennedy (1932 – 2009), ver-
baute sich die ganz große politische Karriere durch Skandale und
Skandälchen. Dennoch zählte er, insgesamt neun Mal wiedergewählt,
zu den einflussreichsten demokratischen Senatoren in Washington.

William Penn (1644 – 1718)


Gründer Nur vier Jahre seines Lebens verbrachte William Penn in Nordame-
Philadelphias rika und doch hat er dem Land seinen Stempel aufgedrückt. Er wur-
de am 24. Oktober 1644 in Ruscombe in der englischen Grafschaft
Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND 63

Berkshire als Sohn von Admiral William Penn geboren. Sein Vater
schickte ihn nach Oxford, ins französische Saumur und nach Lon-
don, doch einen akademischen Grad hat er nie erworben. Stattdessen
veranlassten ihn 1668 die Predigten des Quäkers Thomas Loe, die er
im irischen Cork als Verwalter der väterlichen Güter hörte, zum
Übertritt zum Quäkertum. Bald wurde er zu einem der heftigsten
Streiter für Toleranz, Glaubens- und Gewissensfreiheit, was ihm eine
Haft im Londoner Tower einbrachte. Dennoch waren ihm König
Charles II. und dessen Bruder, der spätere König James II., freund-
schaftlich zugetan. Charles überließ ihm, zur Tilgung einer alten
Schuld an Penns Vater, Ländereien in den Kolonien. William Penn
sah nun die Chance, sein »heiliges Experiment« einer freien Gesell-
schaft in Amerika zu verwirklichen. Noch in England verfasste er
eine Art Grundgesetz (»Frame of Government«) und eine Reihe von
Gesetzen, bevor er 1682 an Bord der »Welcome« in Amerika eintraf.
Er übernahm die Leitung seiner Kolonie, die er nach seinem Vater
»Pennsylvania« nannte, gründete Philadelphia und holte Glaubens-
brüder ins Land. 1684 kehrte er gezwungenermaßen nach England
zurück; erst 1699 sah er Pennsylvania wieder. Doch bereits 1701
musste er erneut nach England zurücksegeln. Die letzten Jahre seines
­Lebens verbrachte er in Ruscombe, bedrängt von Schulden und vom
Konflikt mit den Siedlern in Pennsylvania, von denen er Zahlungen
zur Tilgung dieser Schulden eintreiben wollte.

Rockefeller-Dynastie
Wohl kaum eine andere Familie steht so archetypisch für das »Land Öl-Magnaten
der unbegrenzten Möglichkeiten«, in dem man vom Tellerwäscher
zum Millionär werden kann, wie die Rockefellers. Ahnherr der rei-
chen Rockefellers war der in Rochford, NY, geborene John Davison
Rockefeller (1839 – 1937), der sein Vermögen in der Öl- und Stahl-
industrie machte. Er gründete 1870 die Standard Oil Company und
kontrollierte bereits 1882 praktisch das gesamte US-Mineralölge-
schäft; nachdem er sich 1896 aus dem Geschäftsleben zurückgezogen
hatte, widmete er sich der »Rockefeller Foundation«, die vornehm-
lich zur Förderung der Medizin tätig ist. Sein einziger Sohn, John
Davison Rockefeller, Jr. (1874 – 1960), vermachte 1947 den Verein-
ten Nationen das Gelände am New Yorker East River für ihr Haupt-
quartier, gründete u. a. 1957 das Museum of Primitive Art in New
York und ließ Williamsburg, die einstige Hauptstadt der Kolonie
Virginia, rekonstruieren.
Zwei Söhne des jüngeren John Davison brachten es – für die repub-
likanische Partei – zu Gouverneuren: Nelson Aldrich Rockefeller
(1908 – 1979) im Staat New York und Winthrop Rockefeller
(1912 – 1973) in Arkansas; Nelson Aldrich war von 1974 bis 1977 gar
64 HINTERGRUND    Berühmte Persönlichkeiten

Vizepräsident unter Gerald Ford. Winthrops Enkel John Davison


Rockefeller IV war zwischen 1977 und 1985 Gouverneur von West
Virginia, allerdings für die Demokraten.

Franklin Delano Roosevelt (1882 – 1945)


32. Präsident Der bedeutendste US-Präsident des 20. Jahrhunderts, Franklin De-
der USA lano Roosevelt, wurde in Hyde Park im Staat New York geboren.
Nach seinem juristischen Studium in Harvard und an der C ­ olumbia
Law School arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt. Trotz einer schwe-
ren, 1921 durch Kinderlähmung ausgelösten Gehbehinderung war er
politisch aktiv und wurde 1932 zum 32. Präsidenten gewählt. Wäh-
rend seiner bis zu seinem Tode ununterbrochenen vier Amtsperio-
den trug er durch die Reformpolitik des »New Deal« zur Überwin-
dung der Wirtschaftskrise bei und führte die USA gut vorbereitet in
den Zweiten Weltkrieg, in dem er die Achsenmächte mit großer Ent-
schlossenheit bekämpfte. Maßgeblich beeinflusste er die Atlantik-
Charta, die zur Gründung der Vereinten Nationen führte. Sein plötz-
licher Tod am 12. April 1945 traf die USA wie ein Schock. Seine Frau
Eleanor (1884 – 1962), Nichte des Präsidenten Theodore Roosevelt,
verstand ihre Position als First Lady nicht als Figur im Hintergrund,
sondern mischte sich aktiv in die Politik ein.

Cornelius Vanderbilt (1794 – 1877)


Eisenbahn- Schon als Zwölfjähriger half der in Port Richmond geborene Corne-
Magnat lius Vanderbilt seinem Vater, Passagiere und Gepäck von Staten Is-
land nach New York überzusetzen. Vier Jahre später besaß er sein
eigenes Boot, nach acht Jahren war er Geschäftsführer einer Damp-
ferlinie und noch einmal zehn Jahre später gründete er seine eigene
Schifffahrtsgesellschaft, mit der er 1849 Goldgräber via Nicaragua
nach San Francisco brachte. Schließlich stieg er in den Transatlantik-
verkehr ein, als dort jedoch die Konkurrenz zu groß wurde, sattelte
er um auf Eisenbahnlinien. 1863 erwarb er die New-York-und-Har-
lem-Eisenbahn, weitere kamen hinzu. Als der »Commodore«, wie er
genannt wurde, starb, hinterließ er ein Vermögen von 105 Millionen
Dollar, eine für damalige Verhältnisse unvorstellbar große Summe.
Sein Sohn William Henry baute das Imperium innerhalb von acht
Jahren auf fünfzig Eisenbahnlinien mit einem Streckennetz von
25 000 km aus. Die Vanderbilts waren die reichste Familie der USA.
Cornelius Vanderbilt ist für die einen der Inbegriff des amerikani-
schen Selfmademan, für die anderen eine Ausgeburt des Kapitalis-
mus, die ihr Vermögen durch Betrug, Ausbeutung und Bestechung
erwarb – ganz wie seine Konkurrenten.
Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND 65

Vanderbilts Luxusvilla »The Breakers« in Newport, Rhode Island

Andy Warhol (1928 – 1987)


Der bekannteste Vertreter der Pop Art wurde als Andrew Warhola in Legendärer
Pittsburgh geboren und war ursprünglich Werbegrafiker. 1949 zog er Künstler
nach New York City. Zu Beginn der 1960er-Jahre malte er seine ers-
ten Bilder, um sich dann der Siebdrucktechnik zuzuwenden, mit der
er verfremdete Fotografien aus Massenmedien in Serie reproduzier-
te. Als Motive wählte er meist Alltagsgegenstände wie Dollar-Noten
oder Suppendosen (»200 Campbell's Soup«) und Massenidole wie
Elvis Presley, Elizabeth Taylor oder Marilyn Monroe (»Marilyn Dip-
tych«). Ziel seiner künstlerischen Tätigkeit war die radikale Integra-
tion der Kunst in den mechanischen Arbeitsprozess. Ab 1963 wand-
te er sich dem Film zu (u. a. »Sleep«, »Blue Movie«, »Flesh«). Erst in
den 1970er-Jahren produzierte er wieder Drucke. Seine Werke ent-
standen im Kollektiv mit seiner New Yorker Wohn- und Arbeitsge-
meinschaft, der »Factory«. Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad
wurde Warhol selbst zum Idol und Gegenstand seiner eigenen Kunst.
Neben seinen unbestrittenen künstlerischen Gaben besaß Warhol
auch ein großes Talent zur Vermarktung seiner Person; sein Begriff
von Kunst ging soweit, dass er die von ihm in großer Zahl erworbe-
nen Gegenstände und Antiquitäten durch den Kaufakt zum Teil sei-
ner eigenen Existenz und somit zur Kunst erklärte.
Erleben und
geniessen
Was isst man im Nordosten? Wann und wo wird gefeiert? Was
kann man mit Kindern unternehmen? Wo geht man einkaufen?
Wo übernachtet man? Wo gibt es Möglichkeiten für einen
Aktivurlaub? Antworten findet man auf den folgenden Seiten.
Essen und Trinken
Essen und Trinken    ERLEBEN UND GENIESSEN 69

Burgers, Chowders und Co.


Es hat sich etwas getan in der amerikanischen Küche. Und ja,
man bekommt sie immer noch überall, die fettigen Brathühn-
chen und Kalorienbomben aus Hackfleisch, die Berge von Speck
und Röstis mit dem Alibi-Salatblättchen zum Frühstück und die
übergroßen »All U Can Drink«-Pappbecher, die man für ein
paar Cent endlos mit Cola und anderem Zuckerwasser füllt.
Und ja, schwergewichtige Mitmenschen sieht man im Mutter-
land von Hot Dog und Hamburger noch immer häufiger als in
jedem anderen Land der Welt.

Indessen, die Zeiten haben sich geändert – vor allem hier im Nord-
osten der USA, vor allem während der letzten zehn, fünfzehn Jahre.
Bis dahin hatten die so hart arbeitenden wie vergnügungsfernen Pu-
ritaner den Akt des Essen mehr als zeitraubendes Übel behandelt
denn als sinnliches Erlebnis. Und bis heute wird in den Vereinigten
Staaten die Güte eines Restaurants eher über die Schnelligkeit des
Service definiert. Ein anderes zu beobachtendes Phänomen ist, dass
viele Amerikaner noch immer sehr auf Äußerlichkeiten bedacht sind
und deshalb gut aussehendes Essen bevorzugen, weil dieses sie gut
aussehen lässt.

Eine Verschiebung der Wertmaßstäbe ist jedoch in vollem Gange. Gesund und
Stark angekurbelt wurde dieser Vorgang von besorgten Ärzten und nachhaltig
Gesundheitsaposteln. Inzwischen haben sich auch die US-Medien
dieses Themas bemächtigt. Sie alle legten den Finger auf eine offene
Wunde der US-amerikanischen Gesellschaft: das in weiten Bevölke-
rungskreisen verbreitete Übergewicht. Als Reaktion darauf entstand
eine neue Ethik, was die richtige Ernährung betrifft. Sichtbarste Zei-
chen dieses kulinarischen Kurswechsels ist die seit Jahren rapide
wachsende Nachfrage nach »Organic Food«, d. h. insbesondere
nach organisch angebautem Obst und Gemüse sowie nach ohne che-
mische Hilfsmittel erzeugten Lebensmitteln. Dies zeigt sich unter
anderem in der immer größer werdenden Beliebtheit von Wochen-
märkten und so genannten Farmers Markets. Dahinter steht nicht
nur ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein, sondern auch die Neu-
entdeckung von Genüssen aus der Region. Auch verbreitet sich die
Erkenntnis, dass Lebensqualität und wirtschaftlicher Wohlstand ge-
sichert und sogar erhöht werden können, wenn sie von einer ökolo-
gisch nachhaltigen Wirtschaftsweise begleitet werden.
Genüsse aus der Region finden auf immer mehr Farmermärkten
Neuenglands reißenden Absatz.
70
70 ERLEBEN UND GENIESSEN    Essen und Trinken

Grün Im Nordosten haben die Farmers Markets, Coops und unabhängigen


auf dem Obst- und Gemüseläden inzwischen einen festen Platz neben den
Vormarsch großen Supermarktketten erobert. Auch diese schalten nach und nach
auf »grün« um. Der Reisende wird von dieser schönen Entwicklung
nicht zuletzt auch abends beim Essengehen profitieren. Vor allem in
den Städten, aber auch auf dem Land haben Cafés, Bistros und Res-
taurants eröffnet, deren Besitzer oft weltoffene Chefs sind, die an ei-
nem der zahlreichen kulinarischen Institute der Region gelernt haben.

Die drei Für die mobilste Gesellschaft der Welt ist das Auswärtsessen Kult.
Mahlzeiten Schnellrestaurants, Fastfood-Ketten, Cafés, Bistros und Delis, Kanti-
des Tages nen und Restaurants bieten rund um die Uhr Speis und Trank. Der
typisch amerikanische Alltag zerfällt dabei in drei Abschnitte:
Das Breakfast (Frühstück) ist reichlich, besonders in den sog. Fami-
ly Restaurants. Dort besteht ein gewöhnliches Frühstück zumeist aus
Ei (gekocht/»poached«, gebraten als Spiegelei/»sunny side up«,
Rührei/»scrambled« oder auch auf der Oberseite kurz gebraten), ge-
bratenen Speckscheiben (»bacon«) oder kleinen Würstchen (»sausa-
ges«), Bratkartoffeln (»hash browns«), Grießbrei (»grits«), Pfannku-
chen mit Ahornsirup (»pancake with maple sirup«) und natürlich
auch aus etlichen Scheiben Toastbrot mit Butter und diversen Konfi-
türen (»jam«). Längst geht es jedoch auch gesünder: Cornflakes,
Müsli, fettarmer Joghurt und Obst sind inzwischen fester Bestandteil
jeder Speisekarte.
Kein Wunder, dass danach der Lunch (Mittagessen) bescheidener

Zu einem richtigen amerikanischen Frühstück gehören


ein Spiegelei, gebratener Speck und Pfannkuchen mit Ahornsirup.
Essen und Trinken    ERLEBEN UND GENIESSEN 71
71

ausfällt. Suppen, Salate, Pasta und Kurzgebratenes sind am beliebtes-


ten, viele bescheiden sich auch mit einem Sandwich. Generell reflek-
tieren die Speisekarten zunehmend die globale Ausrichtung der
Männer und Frauen an den Kochtöpfen.
Die Hauptmahlzeit des Tages ist das Dinner (Abendessen). Fleisch-
und Fischgerichte sind nach wie vor beliebt, doch gleichauf liegen
Pasta- und andere internationale, weniger kalorienreiche Gerichte.
In einigen Restaurants werden die Gäste mit sogenannten »Dinner
Shows« unterhalten.

Wer Fisch und Meeresfrüchte mag, liegt im Nordosten goldrichtig. Fisch und
Gegrillt, gebacken, geräuchert oder gekocht kommt der kräftige Meeres-
Bluefish, in Butter geschwenkt der Monkfish und als Steaks Heilbutt früchte
(»halibut«) oder Schwertfisch auf den Tisch. Wo »Boston scrod« auf
der Speisekarte steht, handelt es sich meist um Schellfisch oder Ka-
beljau (»cod« bzw. »haddock«); »Fish chowder« ist ein Fischeintopf
mit Kartoffeln und Sahne. Die besten Austern (»oysters«) gibt es auf
Cape Cod – natürlich roh mit Zitronensaft geschlürft. Muscheln
(»clams«) werden entweder ebenfalls roh verzehrt (z. B. die »little-
necks« oder »cherry-stones«), meistens aber gedämpft oder auch
gebacken. »Quahogs« oder »Kohogs« sind handtellergroße Mu-
scheln, deren Fleisch in Streifen gegrillt oder gebraten wird. Ihr
Fleisch und das vieler anderer Muscheln kommt zusammen mit Kar-
toffeln, Mais und Sahne in den Muscheleintopf namens »Clam
chowder« (s. S. 74).
Noch berühmter aber ist der Hummer (»lobster«) nicht nur aus dem
dafür weltbekannten Bundesstaat Maine, sondern von der gesamten
Atlantikküste. Er wird auf verschiedene Weise zubereitet – klassisch
= »boiled«, »stuffed« (mit Fisch und Meeresfrüchten gefüllt und im
Ofen überbacken), als Cocktail oder einfach auf einem Brötchen –
und kostet auch in den Restaurants in der Regel verhältnismäßig
wenig.

T-Bone Steak, Porterhouse Steak und Sirloin Steak sind neben dem Fleisch-
allgegenwärtigen Hamburger die wichtigsten Fleischgerichte. Beliebt gerichte
sind aber auch Hühnchenfleisch (u. a. »Chicken Fingers« = gebacke-
ne Hühnerbruststücke oder »Chicken Wings« = Hühnerflügel) und
Schweinefleisch (»pork). Dazu gibt es fast immer wahlweise eine
»baked potato« (Pellkartoffel mit Crème fraîche) oder Pommes frites
(»French Fries«). Ein Festtagsessen – vor allem am Thanksgiving Day
– ist Truthahn (»turkey«).

Der Nordosten ist ein Beerenparadies. Sie werden vor allem in Ku- Obst
chen und Torten verarbeitet – Erdbeeren (»strawberries«) zusammen
mit Rhabarber, Blaubeeren (»blueberries/huckleberries«) oder auch
Moos- bzw. Preiselbeeren (»cranberries«).
72 ERLEBEN UND GENIESSEN    Essen und Trinken

Weitere Im so genannten Dairy Belt sind natürlich Käse, Milch und Milch-
Spezialitäten produkte von großer Qualität. Ansonsten begegnen auf der Speise-
karte oft »Bread pudding« aus Brot, Milch, Eiern, Nüssen und Tro-
ckenfrüchten, »Indian pudding« aus Milch, Maismehl, Melasse,
Ingwer und Rosinen sowie »grinder« (große Sandwiches mit allerlei
Belag). Schließlich und keinesfalls zu vergessen – der Ahornsirup
(»maple sirup«).

Süßspeisen Wirklich allgegenwärtig sind der Cheese Cake (Käsekuchen; “ Bae-


deker-Tipp S. 73), die Doughnuts (Schmalzkringel), die Muffins
(Hefeküchlein) und allerlei Pies (Mürbteigkuchen). Unbedingt pro-
bieren: Blaubeerkuchen.

Ethnische Neben Steaks, Chicken und Chef 's Salad kann man auch Köstlich-
Küchen keiten aller in den USA lebenden Völker probieren. Die Palette reicht
von der italienischen über die griechische und die spanisch-kubani-
sche bis zur mexikanischen, karibischen und fernöstlichen Küche
mit ihren länderspezifischen Varianten.

Kaffee US-Kaffee ist in der Regel schwach geröstet, oft sehr dünn gebrüht
und steht meist auch lange auf der Elektroplatte. Man bekommt ihn
überall und reichlich angeboten, einmal bestellt, wird er immer
nachgeschenkt. Mittlerweile allerdings setzt sich – zumindest in
Großstädten und touristischen Zentren – mehr und mehr der Ruf
nach einem kräftigen Espresso durch.

Bier Bier wird in den USA immer eisgekühlt serviert und enthält deutlich
weniger Alkohol (3 – 3,5 Vol.%) als vergleichbare deutsche Biere.
Bars halten in der Regel mehrere Flaschen- und Fassbiere (»draft«)
bereit. Weit verbreitete einheimische Marken sind Budweiser, An-
heuser-Busch, Miller, Coors, Michelob und Schlitz. In Neuengland
gibt es eine ganze Reihe für ihre Erzeugnisse bekannte kleine Braue-
reien (»local oder micro breweries«), deren Bier allemal besser ist
als das der großen Braustätten. Importiertes europäisches Bier ist
ungleich teurer als US-Bier.

Wein Die USA gehören zu den führenden Weinproduzenten der Erde.


Etwa vier Fünftel der Rebfläche liegen in Kalifornien. Im Nordosten
ist die Region um die Finger Lakes das bedeutendste Weinanbauge-
biet, in dem auch qualitätvolle Weine erzeugt werden. Im Osten von
Massachusetts werden ebenfalls vereinzelt Rebflächen bewirtschaftet,
doch können hier allenfalls Tafelweine gekeltert werden.

Fruchtsäfte, Überall erhält man Fruchtsäfte und Soft Drinks (Cola-Getränke, aro-
Soft Drinks matisierte und mit Kohlensäure versehene Getränke). Auch Root
Beer, ein aus Wasser, Zucker, Farbstoff und verschiedenen Gewürzen
Essen und Trinken    ERLEBEN UND GENIESSEN 73

zubereitetes Getränk, ist ein beliebter Durstlöscher; desgleichen ge-


eister Tee (iced tea).

Zu jeder Mahlzeit bekommt man Eiswasser, doch Vorsicht: Es ist Lei- Wasser
tungswasser mit gestoßenem Eis. Wer ein Mineralwasser möchte,
bestellt ein »spring water«.

Bevorzugte Spirituosen, die jedoch nur in bestimmten Geschäften Spirituosen


(»liquor store«) erhältlich sind und in Bars nur zu bestimmten Zeiten (Liquor)
genossen werden dürfen, sind Whisky (»whiskey«; Bourbon, Scotch,
Canadian, Rye, Irish, Blended), Gin, Wodka, Brandy, Rum, Wermut
und Liköre (»cordial«).

Restaurants
Eine leckere Mahlzeit kostet keine New York Cheesecake Preise
Unsummen. In vielen Bars werden
schmackhafte Snacks serviert wie
TIPP

In ganz Nordamerika in den


Chili con Carne, Chicken Fingers, Vitrinen der Delis, Diner und
Sandwiches und – gute! – Hambur- Family-Restaurants quasi Teil
ger. Um seinen Geldbeutel zu scho- des Inventars, gehört der New
nen, muss man nicht unbedingt in York Cheesecake unzweifelhaft
eine der Restaurantketten (z. B. Pizza zu den Höhepunkten der tradi-
Hut, McDonald‘s, Burger King, Ken- tionellen amerikanischen Küche.
tucky Fried Chicken) einkehren, wo Der schrecklich leckere Kuchen
man sich zwar relativ billig, aber besteht aus selbstgebackenem
Kuchenboden, einer Käsemasse
nicht unbedingt gut ernährt – zu den
aus Frischkäse mit Zucker, saurer
annehmbaren Ausnahmen zählen Sahne, Mehl, Eigelb sowie Zitro-
Denny‘s und Friday‘s. Bessere, zwar nen- und Orangenschalen. Das
nicht zwangsläufig, aber mitunter Ganze wird in einer mit Back-
sehr teure Restaurants findet man papier ausgelegten Springform
überall dort, wo viele Touristen auf- für Stunden in den Ofen gescho-
treten: in den herausgeputzten histo- ben. Serviert wird dieser Kuchen
rischen Stadtzentren, an den Mari- traditionell mit Erdbeeren und
nas sowie in oder in der Nähe einer Früchte-Mousse.
größerer Ferienanlagen bzw. Groß-
hotels. In Neuengland kommt man
in den Genuss von Hummer-Imbissständen, den Lobster Shacks. In
den allermeisten Lokalen werden außer Bargeld Kreditkarten und
Dollar-Reiseschecks akzeptiert.

In den meisten guten und sehr guten Restaurants wartet man auf eine Wait to be
Platzzuweisung durch das Personal. Sehr oft wird man gefragt, ob seated
man Raucher oder Nichtraucher ist, und bekommt dann einen ent-
sprechenden Platz zugewiesen.
WISSEN Typische Gerichte
Special-Titel

Sieben typische Gerichte


Vorsicht Suchtgefahr! Dass sich die kulinarischen Kreationen aus dem
Nordosten zum Abnehmen eignen, kann man beim besten Willen nicht
behaupten. Dafür schmecken sie einfach zu gut!

Clam Chowder (Neuengland): Die-


se chremige Suppe wird mit Venus-
muscheln (auch Fisch), Schinken-
speck, Zwiebeln, Sellerie,
Kartoffeln, Lorbeerblatt, Kräutern,
Petersilie, Wasser, Milch und etwas
süßer Sahne zubereitet und kann
eine ganze Mahlzeit ersetzen. Im
Restaurant wird sie mit Crackern
und in zwei verschiedenen Portio-
nen – »small bowl« oder »large
bowl« – serviert.

Lobster Roll (Maine, Massachu-


setts): Dieses leckere, in Neueng-
land in zahllosen Varianten ge-
reichte Hummer-Sandwich gilt als
Delikatesse. Die Standardversion:
Ein mit Avocadoscheiben ausgeleg-
tes Mini-Baguette, in das mundge-
rechte Hummerstückchen gemischt
mit Eisbergsalat, Paprika und Cor-
nichons gelegt werden. Darüber
wird eine leckere Sauce aus Ma-
yonnaise, Limettensaft und etwas
Worcestersauce gegeben.

Pastrami Sandwich (New York


City): Pastrami Sandwiches gehö-
ren zu den Grundnahrungsmitteln
der New Yorker und haben eine bis
zu den osteuropäischen Einwande-
rern in Lower Manhattan zurück-
reichende Geschichte. Sie bestehen
aus geräucherten, scharf gewürz-
ten, dünnen Rindfleischscheib-
chen, die als Brotbelag zwischen
zwei mit Senf bestrichenen Weiß-
brotschnitten serviert werden.
75
75

Surf´n´Turf (Atlantiküste): Zu den


Hauptgerichten an der Atlantik-
küste des Nordostens gehört
»Surf'n'Turf«, ein Arrangement
aus saftigem Steak und fein gegar-
tem Hummer bzw. Hummer-
schwanz und gegrillten Garnelen
– angerichtet mit Steakpfeffer,
Kräuterbutter und ein paar Rauke-
blättern. Als Beilagen werden
meist Pommes frites und diverse
Salatkreationen gereicht.

Philly Cheese Steak (Pennsylva-


nia): Im ersten der »Rocky«-Filme
bestellt Sylvester Stallone bei Pat‘s
(www.patskingofsteaks.com) ein Chicken Pot Pie (Pennsylvania):
unförmiges Etwas aus zwei längli- Diese Hühnchenpastete gibt es in
chen Brötchenhälften, belegt mit zahlreichen Variationen. Ursprüng-
dünnen Steakscheiben und mit lich ein Leib- und Magengericht
Cheez Whiz, einer dickflüssigen der »Pennsylvania Dutch« in Lan-
Käsesauce, übergossen. Die ersten caster County, mauserte sich das
dieser Cheese Steaks tauchten in von Teig umhüllte, aus enthäute-
den 1930er Jahren in den italieni- ten Hühnchenstückchen und mit
schen Arbeitervierteln Philadelphi- angebratenen Champignons, Sah-
as auf. Seitdem gehören sie zu ne, Weißwein und Gemüse zube-
»Philly« wie der Eiffelturm zu Pa- reitete Gericht zu einem der be-
ris! liebtesten in den USA.

Boston Cream Pie (Boston): Ob die


Bostoner Cremetorte tatsächlich
1856 vom französischen Küchen-
chef des Parker House Hotel erfun-
den wurde, ist letztlich unwichtig.
Die gelbe Vanilletorte mit der cre-
migen Füllung und dem dunkeln
Schokoüberzug schmeckt einfach
traumhaft. Vor allem in Massachu-
setts populär, gibt es auch in den
übrigen Staaten im Nordosten
zahlreiche Varianten. Die populärs-
te: der Boston Cream Donut. Beide
gelten schon seit 1996 als offizielle
»Massachusetts State Deserts«.
WISSEN Hummer
Special-Titel

Außen pfui, innen hui:


Homarus americanus
60 Zentimeter Länge, Scheren wie Folterwerkzeuge und Mordlust in
den Stielaugen (zumindest der Betrachter will das so sehen). Das ist
kein Hummer, das ist ein Monster aus »Aliens«! »Der beisst einem glatt
den Kopf ab«, flüstert jemand. Ein Teenager macht ein paar Fotos und
stellt sie flugs online. Den gepanzerten Rambo lassen die Gaffer im
Seafoodgeschäft in Rockland, Maine kalt. Die Scheren zusammenge-
bunden, damit er niemanden zwacken kann, liegt er auf der Waage
und harrt seines Schicksals. Dann geht ein Raunen durch die Menge.
»20 Pfund«, ruft der Verkäufer, »größere Hummer gibt´s kaum!«

In der Tat: Größere sind selten. ins Netz gegangenen Giganten


Doch werden sie gefangen, schaf- von sage und schreibe mehr als ei-
fen sie es ins Guinessbuch der Re- nem Meter Länge und gut 20 kg
korde oder per Youtube-Video ins Gewicht!
Netz. Wie verlässlich die Angaben Kaum zu glauben. Normal ist eher
sind, lässt sich jedoch nur schwer eine Körperlänge von 25 bis 55
ermitteln. Schnell schießen die An- Zentimetern, bei einem Gewicht
gaben ins Kraut, wird der Hummer von einem bis sechs Kilogramm.
100, 120 oder gar 150 Jahre alt. Im- Ebenso schwer nachvollziehbar ist
merhin, National Geographic, eine die Tatsache, dass »homarus ame-
der seriöseren Quellen, nennt ei- ricanus«, heute eine teure Delika-
nen 1977 vor der Küste Kanadas tesse, früher als Arme-Leute-Essen
galt. Zu Zeiten der ersten weißen
Fangfrische blauschwarze Hummer Pioniere an Amerikas Gestaden
mit zusammengebundenen Zangen war der zu den Zehnfußkrebsen
gehörende Hummer so häufig,
dass er in halbmeter hohen Haufen
an die Strände gespült wurde. Fi-
scher benutzten sein Fleisch als Kö-
der, Bauern düngten mit ihm die
Felder. Noch bis zum Zweiten Welt-
krieg bekamen die Kinder armer
Eltern das Hühnchen des armen
Mannes auf ihr Pausenbrot, und in
einem der ersten Streiks in den
Vereinigten Staaten sollen die
Hausbediensteten an der Ostküste
durchgesetzt haben, nicht häufi-
ger als dreimal wöchentlich Hum-
mer vorgesetzt zu bekommen.
77
77

Fangmengen, Quoten
Der Aufstieg des Hummers zur be-
gehrten Delikatesse war zu dieser
Zeit allerdings längst im Gange.
Bereits in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts erreichten erste
Hummerladungen die feinen Res-
taurants der Ostküste und von dort
aus mit der Eisenbahn den Mittle-
ren Westen. Um 1900 blühte der
Hummerfang an der Atlantikküste.
130 Millionen Pfund jährlich wur-
den aus den kalten Fluten gehievt,
ein gutes Geschäft für die Fischer,
die an jedem Hummer – zu jener Nach dem Garen leuchtet der
Zeit sagenhafte – zehn Cent ver- Hummer fast zinnoberrot.
dienten. Schon bald jedoch zollten
die Hummerbestände dem Bären- über in einen Topf mit sprudelnd
hunger der Eliten hohen Tribut. Sie kochendem Wasser zu stecken. Der
gingen dramatisch zurück, selbst Tod tritt innerhalb von Sekunden
vom Aussterben des Krustentieres ein und soll angeblich schmerzlos
war die Rede. Erst die Einführung sein. Die Farbe der Schale wechselt
von Fangquoten verschaffte dem dabei von schwarzblau zu rot, die
Hummer eine Atempause. Heute Garzeit hängt von der Größe des
werden vor den Küsten der USA Tieres ab.
nahezu 100 Millionen Pfund pro Genießbar ist nur das Fleisch in den
Jahr gefangen, vor allem vor der Scheren, den Beinen und im
Küste von Maine. Die Küste Süd- Schwanz. Hummerfleisch ist reich
Neuenglands hingegen gilt mitt- an Eiweiß und fettarm, aber dafür
lerweile als überfischt. reich an Cholesterin. Weiß und
fest, ist es aromatisch und schmeckt
Begehrte Delikatesse etwas süßlich. Hummerfleisch erin-
Im Rest des Landes bis heute eine nert eher an Geflügel als als an
teure, leicht verderbliche Delika- Krustentiere wie Garnelen oder
tesse, ist Hummer im Nordosten er- Shrimps. Reisende in Maine kön-
schwinglich geblieben. Gefangen nen es in den sogenannten Lobster
mit Hummerkörben, aus denen er Shacks am Straßenrand genießen.
nicht mehr heraus findet, wird er Dies sind einfache Kantinen, in de-
deshalb erst unmittelbar vor dem nen man sein Hummergericht an
Verzehr getötet. der Theke bestellt und draußen an
Obwohl sie umstritten ist und von einem Picknicktisch verzehrt.
Tierschutzorganisationen heftig Denkbar einfach zubereitet, wird
kritisiert wird, besteht die am häu- Hummer dort mit Kartoffeln,
figsten praktizierte Methode noch Crème fraîche und frischem Salat
immer darin, den Hummer kopf- gereicht.
WISSEN Boston Baked Beans
Special-Titel

Boston Baked Beans


Süß schmecken sie, ein wenig auch nach Speck, und sie gehen
runter wie nichts. Und sie machen satt. Vor allem satt. Dies war
schon immer ihre heiligste Mission. Hart arbeitenden Menschen
zuverlässig den Bauch zu füllen, und zwar schnell, gründlich
und vor allem preiswert.

Sie sind traditioneller Bestandteil fleisch, Bärenfett und Ahornsirup


jedes amerikanischen Frühstücks, in Hirschhaut wickelten und in ge-
eine beliebte Beilage bei Grillge- schlossenen, mit glühenden Stei-
richten und aus den Frühstücksbuf- nen gefüllten Erdgruben buken.
fets der Hotels nicht wegzuden- Für die frommen Puritaner in Mas-
ken. Ihre Zubereitung variiert von sachusetts, deren Glauben ihnen
Region zu Region und manchmal das Arbeiten und Kochen heißer
sogar von Dorf zu Dorf, und längst Speisen am Sabbath (Sonntag) ver-
kann man sie auch im Supermarkt bot, waren die auf diese Art geba-
in der Dose kaufen. Eingefleischte ckenen Bohnen ein hochwillkom-
Fans der gebackenen Bohnen mö- menes Gericht, dass sie bereits
gen deshalb Nachsicht üben, wenn samstagabends in einem Topf zu-
an dieser Stelle etwas prosaisch bereiten und im Laufe des Sonn-
und sehr vereinfacht die am häu- tags zusammen mit Roggenbrot
figsten praktizierte Zubereitungs- noch immer warm genießen konn-
weise vorgestellt wird. Danach ten. »Baked Beans and Brown
werden getrocknete weiße Boh- Bread« wurden so zum traditionel-
nen entwässert, mit Tomatensauce len Sonntagsmahl im puritani-
und Zwiebelstückchen gemischt schen Neuengland und blieben es
und anschließend achtsam mit bis zum frühen 20. Jahrhundert.
Salz, Pfeffer, Senf und Zucker ge-
würzt. Dann geht es in einem ge- »Beantown«
schlossenen Gefäß für drei bis vier Während des Dreieckshandels im
Stunden zum Backen in den Ofen. 18. Jh. entwickelte sich Boston zu
Voilà! einem wichtigen Hersteller und Ex-
porteur von Rum. Ein Nebenpro-
Puritanermahl dukt bei der Rumherstellung aus
Warum nun das »Boston« vor den Zuckerrohr war Melasse. Es dauer-
»Baked Beans«? Lange bevor sie im te nicht lange, bis dieser braune
16. Jahrhundert Europa erreichte, Zuckersirup – und mit ihm gepö-
war die in zahlreichen Unterarten keltes Schweinefleisch – dem Re-
vorkommende Bohne (lat. »Pha- zept hinzu gefügt wurde. Aus
seolus vulgaris«) in Amerika ein »Baked Beans« wurden so »Boston
Grundnahrungsmittel der Indianer. Baked Beans«, und zu Beginn des
Stämme wie die Narragansett und 20. Jh.s nutzten ein paar kreative
Penobscot bereiteten Bohnen zu, Geister Bostons Bohnen-Connec-
indem sie sie zusammen mit Wild- tion für eine damals hochmoderne
79
79

Das schmeckt! Weiße Bohnen mit Tomatensauce und Zwiebeln, gewürzt


mit Salz, Pfeffer, Senf und Zucker, dann im geschlossenen »Pot« gebacken.

Werbekampagne, die der Stadt Vorfahren bis zur Mayflower zu-


den Beinamen »Bean Town« ein- rückverfolgen konnten, alles ande-
brachte. Zur Ankündigung einer re als entzückt. Anstelle eines der
Veranstaltung namens »Old Home zahllosen patriotischen Symbole
Week« verteilten sie eine Million der »Wiege der Unabhängigkeit«
Sticker, die zwei einander zur Be- als Logo zu benutzen, hatte man
grüßung schüttelnde Hände über einen schlichten, die armen Mas-
einem typischen »Boston Bean sen repräsentierenden Bohnentopf
Pot« zeigten. Die Kampagne war gewählt ... welch ein Affront! Trotz
erfolgreich, trotz oder gerade we- leidenschafticher Proteste blieb es
gen der geteilten Reaktionen. jedoch beim »Boston Baked Bean
Während der griffige neue Beina- Pot« und bei »Beantown«. Heute
me auf Poststempeln und Ansichts- trägt die Stadt den Namen mit
karten erschien und man auswärti- Stolz.
ge Besucher mit Slogans wie »You Und beim Bostoner Versandhandel
don‘t know beans until you come namens »Pot Shop of Boston«
to Boston« in die Stadt lockte, war kann man die Original-Töpfe sogar
die alteingesessene Oberschicht online erwerben. Die Adresse lau-
der »Boston Brahmins«, die ihre tet: www.potshopofboston.com
80 ERLEBEN UND GENIESSEN    Essen und Trinken

Hier essen die Einheimischen am liebsten


Sushi und Sashimi in den Uni-Städten der Ivy League, »Summer
Sausage« und Knödel bei den Amischen in Pennsylvania, Rund-
um-die-Welt-Essen in New York City, Fisch und Seafood in
Maine: Die folgende Auswahl beliebter Restaurants vermitttelt
einen Eindruck davon, wer was wo am liebsten isst. Und jede
Menge Lokalkolorit!

Preiskategorien Ostküste, und Angelo‘s ist seit


AAAA über 30 $ 1924 der beliebteste Nachbar-
AAA 20 – 30 $ schaftstreff. Geboten werden alte
AA 12 – 20 $ Bekannte, aber wie! Fettucini Al­
A unter 12 $ fredo, Ravioli und Cavati Rosalie
(für ein Hauptgericht)
sind einfach ein Genuss (“S. 486).

LITCHFIELDE, CT
The Village Restaurant AAAA
Hier kehrt ein, was in diesem klas-
sischen Neuenglandstädtchen
Rang, Namen, Durst und Hunger
hat: Kalamari und Filet Mignon
sind schöne Höhepunkte am Ende
des Tages. Das Tagesgeschehen
wird an der Theke im »Tap
NEW HAVEN, CT Room« gern auch einmal kontro-
Miya Japanese vers diskutiert (“S. 152).
Restaurant AAA
Das kleine Sushi-Restaurant nahe CAMDEN, ME: Cappy‘s
der Yale University hat zwar das Chowder House AA
Flair einer Studentenkneipe, wird Dem erfahrenen Neuengland-Fah-
aber auch von edel gekleideten rer sagt diese Adresse eigentlich
Yuppies besucht. Sushi-Kenner schon alles. Cappy´s war schon
aus ganz Neuengland schwören,
dass es hier das beste Sushi und
die größte Auswahl weit und
breit gibt. Immer voll, dazu ver-
nünftige Preise (“S. 156).

PROVIDENCE, RI
Angelo‘s Restaurant AAA
Auf dem Federal Hill jenseits der
I-95 schlagen die Uhren langsa-
mer, man begrüßt sich per Hand-
schlag. Dies ist eines der lebhaf-
testen italienischen Viertel der
Essen und Trinken    ERLEBEN UND GENIESSEN 81

immer da und genießt daher BOSTON, MA


nicht nur die beste Lage, sondern Charlie‘s Sandwich Shoppe A
auch eine große Stammkund- Klassischer alter Diner im South
schaft. Die Einrichtung ist einfach, End mit Geschichte: Zu Zeiten der
das Essen – Clam Chowder, Segregation war Charlie‘s eines
Shrimps, Fisch und Hummer – so der wenigen Restaurants in Bos-
herzhafte wie bezahlbare Maine ton, das schwarzen Jazzmusikern
Cuisine. Wer nach Cappy fragt, nach ihren Gigs Frühstück servier-
dem hält der Barkeeper gern ei- te. Bilder dieser Zeit pflastern die
nen Vortrag über den Namensge- Wände des winzigen Lokals. Ein-
ber, ein knorriges Original und heimische »Southies« bilden mor-
beliebter Mitbürger (“S. 185). gens noch inmer die Mehrheit,
geboten wird typische Diner-Kost
GREENVILLE, ME (“S. 214).
Stress-Free Moose Pub &
Café AAA BOSTON, MA
Wo der Name Programm ist: ein- Summer Shack AAA
fache Salate, riesige Burger, große Laut, jovial und auch sonst alles
Bierauswahl. Die Gesprächsthe- andere als fein und zurückhal-
men: Angeln, Elchjagd und die tend: Jasper White‘s Summer
abgerissenen, in Greenville durch- Shack ist eine weitläufige, 300
kommenden »Thru-Hiker«. So Gäste fassende Hummer-und-
Seafood-Kantine, wie es sie frü-
her überall an den Küsten Neu-
englands gab. Den Hummer kann
man sich selbst aus einem der Be-
hälter wählen, dazu gibt traditio-
nelle Neuenglandgerichte wie
»baked beans« und »cod cake«
(Fischkuchen aus Kabeljau). Be-
liebt v.a. bei Bostoner Familien
(“S. 214).

werden die Hiker genannt, die


auf dem Appalachian Trail bis
zum Mount Katahdin ganz in der
Nähe wandern. Im »Stress-Free«
bestellen sie Bier und Burger –
und erzählen tolle Geschichten
(“S. 189).
Feiertage · Feste · Events
Feiertage · Feste · Events    ERLEBEN UND GENIESSEN 83
83

Gemeinsam feiern
Nationale, landesweit geltende Feiertage, Feiertage der einzel-
nen Bundesstaaten, regionale Feiertage: Wer sich den amerika-
nischen Feiertagskalender anschaut, glaubt, es mit einer feier-
wütigen Nation zu tun zu haben. Das Gegenteil ist der Fall. Der
Durchschnittsamerikaner hat i. d. R. nur zwei Wochen Urlaub.
Somit ist jeder arbeitsfreie Feiertag ein kostbares Gut, mit dem
langfristig geplant wird. Wenn er dann auch noch in die Nähe
des Wochenendes fällt und sich zu einem drei- bis viertägigen
Kurzurlaub kombinieren lässt, umso besser.

Unterwegs im Nordosten stellt man fest, dass Feiertage (Holidays)


nicht nur restlos mit Veranstaltungen jeder Art gefüllt, sondern die-
se auch so gut besucht sind, dass deutsche Veranstalter neidisch wer-
den können. Denn einen Feiertag einfach verstreichen zu lassen,
kommt für den Durchschnittsamerikaner nicht in Frage. Ganz oben
auf der Prioritätenliste steht der Familienbesuch. Grandma und
Grandpa, die Schwester im Nachbarstaat, die Tochter in Florida: An
Feiertagen gibt es viel zu tun, es werden mitunter enorme Entfernun-
gen zurückgelegt. Kaum weniger beliebt sind die Barbecue-Abende
auf der Terrasse, vorzugsweise mit den Nachbarn.
Dabei sind feiertägliche Events nicht nur gesellige Ereignisse. Sie
spiegeln auch den Sinn der Amerikaner für ihre Community wider.
Wer einmal nachfragt, was unter »community« verstanden wird, hört
immer wieder die gleichen Antworten. Danach ist Community das
nie aufhörende Bemühen, die eigene Gemeinde noch lebenswerter,
noch besser zu machen. Die ideale Community ähnelt einer Oase.
Man kennt seine Nachbarn, hat Zugang zu allen Annehmlichkeiten
der Großstadt und lebt jedoch zugleich weit genug von ihr entfernt,
um seine Ruhe zu haben. Für den Durchreisenden wird dieser un-
sichtbare, von uramerikanischen Werten getragene soziale Pakt beim
Besuch einer Veranstaltung am besten deutlich.

Auch an offiziellen Feiertagen (public / legal holidays) sind mit Feiertags-


Ausnahme von Thanksgiving Day, Ostersonntag, Weihnachten und regelungen
Neujahr viele Geschäfte geöffnet; Banken, Behörden und Schulen
bleiben allerdings geschlossen. Zu den großen christlichen Festen
Ostern, Pfingsten und Weihnachten gibt es auch keinen zweiten Fei-
ertag. Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, so ist der darauffolgende
Montag frei. Die meisten offiziellen Feiertage werden alljährlich neu

Geister und Kürbisse im Garten zeigen an:


Halloween, das beliebteste Fest im Herbst, steht bevor.
84 ERLEBEN UND GENIESSEN    Feiertage, Feste, Events

datiert und zur Verlängerung der Wochenenden auf einen Montag


davor oder danach verlegt.

Zuschauer- Die beliebtesten – und fernsehträchtigsten – Zuschauersportarten


sport sind Football, Baseball, Basketball und Eishockey. Der mit Abstand
größte Publikumsrenner ist American Football. Gespielt wird in
der National Football League (NFL) in zwei »Conferences« (Ameri-
can Football Conference und National Football Conference), die
wiederum in je drei Divisionen (East, Central, West) antreten. Höhe-
punkt der Saison ist das Spiel der beiden Spitzenreiter der Conferen-
ces um die Super Bowl, die »Krone des Football« (Ende Januar/
Anfang Februar). Zu den stärksten Teams der letzten Jahre zählten
einige aus dem Nordosten: die New York Giants, die Pittsburgh Stee-
lers, die New England Patriots aus Boston und die Buffalo Bills;
schwächer sind die Philadelphia Eagles. Im Februar 2015 besiegten
die New England Patriots die Seattle Seahawks.
Auf Platz zwei der Beliebtheitsskala rangiert Baseball. Hier gibt es
die in der Major League Baseball (MLB) zusammengefassten Natio-
nal League und American League (mit jeweils zwei Divisionen), in
denen auch kanadische Teams mitmischen. Spitzenteams im Nord-
osten sind die Pittsburgh Pirates und die New York Yankees; als wei-
teres Nordostteam sind noch die Philadelphia Phillies, die New York
Mets und die Boston Red Sox im Oberhaus vertreten.
Basketball: Die National Basketball Association (NBA) spielt in zwei
»Conferences« zu je zwei Divisionen. In der NBA mit Teams wie den
Chicago Bulls, den Los Angeles Lakers oder den Dallas Mavericks zu
spielen ist das Ziel aller Basketballprofis der Welt. Gegen solche
Mannschaften haben die Boston Celtics, die Philadelphia 76ers und
die New York Knicks wenig auszurichten. Die Teams der High
Schools und Universitäten spielen in der NCAA und wie beim Foot-
ball schauen sich die Profiklubs hier nach Nachwuchs um.
Auch das als Amateursport äußerst beliebte Eishockey (»hockey«; “
S. 88) wird in zwei »Conferences« zu je zwei Divisionen gespielt. Die
National Hockey League (NHL) wird von US- und kanadischen
Teams gebildet, die sich u. a. mit
Auf einem zugefrorenen See liefern sich tschechischen und russischen
jugendliche Eishockeyspieler packende Duelle. Spielern verstärken. Die in Play-
offs ermittelten beiden besten
Teams spielen um den Stanley
Cup, die höchste Trophäe des Eis-
hockey-Sports. Im Nordosten
sind viele Erstliga-Teams zu se-
hen: Boston Bruins, Buffalo Sab-
res, New York Islanders und Ran-
gers, Philadelphia Flyers und
Pittsburgh Penguins.
Feiertage, Feste, Events    ERLEBEN UND GENIESSEN 85

Veranstaltungskalender
LANDESWEITE FEIERTAGE JANUAR
1. Januar: New Year Philadelphia (PA)
3. Mo. im Januar: Martin Luther Mummers Parade: prächtige
King Day Neujahrsparade
3. Mo. im Februar: President's
Day Stowe (VT)
Letzter Mo. im Mai: Memorial Winter Carnival mit einem
Day (Gefallenengedenktag) Schlittenhundrennen als
4. Juli: Independence Day Höhepunkt (Monatsmitte)
(Unabhängigkeitstag)
1. Mo. im September: Labor Day MÄRZ
(Tag der Arbeit) Boston (MA)
2. Mo. im Oktober: Columbus New England Spring Flower
Day Show
11. November: Veteran's Day St. Patrick's Day (17. März)
(Veteranentag)
4. Do. im November: Thanks- APRIL
giving (Friedens- und Erntedank- Boston (MA)
fest) Boston Marathon
25. Dezember: Christmas Day (3. Mo. im Monat)
(Weihnachten)
Concord (NH)
REGIONALE FEIERTAGE Patriot's Day Parade and Paul
2. Mo. im Februar: Abraham Revere Reenactment: Erinnerung
Lincoln's Birthday (Maine, New an die Schlacht von Concord
York, Vermont) (19. April)
1. Di. im März: Town Meeting
Day (Vermont) MAI
Letzter Montag im April: Fast Day Boston (MA)
(Fastentag in Maine und New Beacon Hill Garden Tour:
Hampshire) Führungen durch Parks und
Montag nächst dem 19. April: Gärten (3. Do. im Monat)
Patriot's Day (Maine, Massachu-
setts) Albany (NY)
20. Mai: Lafayette Day Tulip Festival (am Muttertags­
(Massachusetts) wochenende)
2. Mo. im August: Victory Day
(Rhode Island) JUNI
16. August: Bennington Battle Hartford (CT)
Day (Vermont) Taste of Hartford Food:
2. Mo. im November: Election Spezialitäten aus CT
Day (New York) (Monatsmitte)
86 ERLEBEN UND GENIESSEN    Feiertage, Feste, Events

Boothbay Harbor (ME) JULI


Windjammer Day New York City (NY)
(Monatsende) New York begeht den Indepen-
dence Day (Unabhängigkeitstag,
Gettysburg (PA) 4. Juli) besonders festlich mit ei-
Civil War Heritage: Erinnerung an nem Riesenfeuerwerk auf dem
die Schlacht von Gettysburg East River.
(Ende Juni)
Boston (MA)
Pittsburgh (PA) Harborfest: großes Fest mit mehr
Three Rivers Art Festival als 200 Programmpunkten; Ende
(Monatsanfang) Juni/Anfang Juli)

4. Juli in New York: Riesenfeuerwerk am East River


Feiertag, Feste, Events    ERLEBEN UND GENIESSEN 87

Lenox (MA) Rutland (VT)


Tanglewood Music Festival: Vermont State Fair: wunderbares
schönste Klassik unter freiem ländliches Fest (Monatsanfang)
Himmel, u. a. mit dem Boston
Symphony Orchestra (Ende OKTOBER
Juni – Anfang August) Boston und Cambridge (MA)
Head of the Charles Regatta: über
Northfield (VT) 3 000 Ruderer am Start (vorletztes
Vermont Quilt Festival: Es geht Wochenende im Monat)
rund um die Patchwork-Decken
(Monats­ende). Salem (MA)
Haunted Happenings: Halloween,
AUGUST besonders gruselig in der Stadt
Milford (CT) der Hexenprozesse
Milford Oyster Festival
(3. Sa. im Monat) Keene (NH)
Pumpkin Festival: Das ganze
Rockland (ME) Städtchen wird mit geschnitzten
Maine Lobster Festival: Kürbissen beleuchtet – der Re-
3 Tage lang Hummer satt kord steht bei über 28 000
(Monatsanfang) (Wochen­ende vor Halloween).

Allentown (PA) NOVEMBER


Awkscht Festival der Pennsyl- Plymouth (MA)
vaniendeutschen: Antiquitäten- Öffentliches Thanksgiving Day
und Oldtimershow, diverse Hand- Dinner (4. Do. im Monat)
werksvorführungen (Monats-
anfang) New York (NY)
New York Marathon: Es ist der
Newport (RI) größte seiner Art weltweit
Newport Jazz Festival, Newport (1. So. im Monat).
Folk Festival: zwei Topereignisse,
die internationale Stars und viel DEZEMBER
Publikum anlocken. Boston (MA)
Boston Tea Party Reenactment:
SEPTEMBER Nachspielen der Boston Tea Party
New York City (NY) (16. Dez.)
Steuben Parade auf der Fifth Ave.
(letzter Sa. im Monat) Washington Crossing
Historical Park (PA)
Saranac Lake (NY) The Crossing Reenactment:
Adirondack Canoe Classic: Hier wird die Überquerung
berühmtes Kanurennen über des Delaware durch George
90 Meilen (1. oder 2. Wochen­ Washington nachgespielt
ende im Monat) (24. Dezember).
WISSEN Eishockey
Special-Titel

NHL: Die härteste Liga der Welt


Das Heimspiel der Boston Bruins gegen die Montréal Canadiens ist
gerade mal 5 Minuten alt, da gibt es schon die erste Keilerei. Brad
Marchand von den Bruins nimmt mit der Linken einen Canadien in
den Schwitzkasten und probiert mit der Rechten einen Trommelwirbel
auf dessen Helm. Die Lautsprecher im TD-Garden, einer 18 000-Sitze-
Arena am Nordrand von Downtown Boston, begleiten die »liebevolle«
Umarmung mit dem unverwüstlichen »Only You«. Es riecht nach
Popcorn und Hotdogs. Die Fans gehen in ohrenbetäubender Weise
mit. Auftakt zu einer ganz normalen Eishockeynacht in den USA.

Die National Hockey League gilt gekämpft. Ein anderer, weitaus


als härteste, beste Eishockey-Profi- einfacherer Indikator der Bedeu-
liga der Welt. Wo für die Amerika- tung des Spiels für die Volksseele:
ner der Nabel der Eishockeywelt In Nordamerika heisst Eishockey
sitzt, spürt man in Europa wenigs- schlicht Hockey. Oder »the
ten einmal im Jahr zur Weltmeis- game«. Die NHL wurde 1917 von
terschaft, wenn ein hastig zusam- kanadischen Teams gegründet.
mengewürfeltes Team aus NHL-, Chicago, Detroit und New York
Nachwuchs- und Collegespielern folgten wenig später. Heute spie-
die nationale Ehre verteidigt, und len 30 Teams in der NHL, davon
das nicht einmal schlecht. sieben aus Kanada. Nach etlichen
Daheim konzentriert man sich lie- Erweiterungen und Umstrukturie-
ber auf den Gewinn des Stanley rungen ist die NHL heute in eine
Cups. Der Pokal wurde 1893 von Eastern und eine Western Confe-
Lord Stanley, dem Governor Gene- rence geteilt. Jede Conference zer-
ral von Kanada, gestiftet und kos- fällt in regionale Divisions, in de-
tete damals ganze 48 kanadische nen jeweils fünf Teams spielen. Die
Dollar. Inzwischen ist der Wert die- reguläre Saison geht von Oktober
ses Wanderpokals aus Silber und bis April, erst danach treten die
Nickel in irrationale Höhen gestie- ersten acht Teams jeder Confe-
gen, nicht zuletzt auch, weil er die rence in den Playoffs (Ausschei-
Namen aller Sieger-Teams, hervor- dungsspielen) um den Stanley Cup
ragender Spieler und Trainer seit gegeneinander an.
der Gründung der Liga trägt. Den
Stanley Cup zu gewinnen, gilt als Hohe Summen
größter Lohn, den diese härteste Die NHL ist ein Unternehmen der
Liga der Welt zu bieten hat. Superlative. Im Durchschnitt besu-
In keiner anderen Liga müssen die chen 17 000 Zuschauer ein NHL-
Spieler so oft ran. NHL-Teams spie- Spiel. Nur das Stadion der New
len mindestens 82 Mal pro Saison, York Islanders hat weniger als
die Teams der deutschen Eisho- 17 000 Plätze. Die meisten Zuschau-
ckeyliga dagegegen »nur« rund 50 er hatten während der Saison
Mal – nirgends sonst wird so hart 2014/2015 die Chicago Blackhawks
89
89

Brenzlige Szene vor dem Tor

mit knapp 22 000 pro Spiel. Über Eishockey-Götter nicht fern. Natür-
21 Mio. Fans zahlten in dieser Sai- lich hat die National Hockey
son im Schnitt 62 US-Dollar für ein League ihren eigenen Pantheon.
Ticket und brachten zusammen Nahezu jedem Kind ein Begriff
3,7 Mrd. US-Dollar in die NHL-Kas- sind Bobby Orr von den Bruins, der
se. Der laut Forbes Magazin wert- beste Verteidiger der NHL, Martin
vollste Klub sind die New York Ran- Brodeur von den New Jersey De-
gers: Während der Saison 2014/ vils, einer der effektivsten Torhüter
2015 erwirtschafteten sie einen der Liga, und Sidney Crosby von
Gewinn von 229 Mio. Dollar. 18 der den Pittsburgh Penguins. Crosby
30 Klubs machten allerdings Ver- wurde 2007 jüngster Mannschafts-
luste, was u.  a. an den hohen kapitän und gewann schon zwei
Spielergehältern liegt. Vorschläge, Jahre später den Stanley Cup. Kei-
die bisher geltende Gehaltsober- ne Besten-Liste wäre jedoch voll-
grenze von 64,3 Mio. US-Dollar pro ständig ohne »The Great One«. So
Team zu senken, wurden bisher nennt man Wayne Gretzky bis heu-
nicht realisiert. 2014/2015 gehör- te. Der von 1979 bis 1999 für die
ten Sidney Crosby (Pittsburgh Pen- Edmonton Oilers, Los Angeles
guins) mit 16,5, Shea Weber (Nash- Kings, St. Louis Blues und New
ville Predators) mit 14, 1 und York Rangers spielende Center
Alexander Ovechkin (Washington schoss 894 Tore, gewann vier Mal
Capitals) mit 14 Mio. US-Dollar zu den Stanley Cup und besaß eine
den Bestverdienern. überragende spielerische Intelli-
genz und technische Fähigkeiten.
Götter auf dem Eis Seine Rückennummer, die 99, ist
Wo so viel Geld im Spiel ist und so seit seinem Rücktritt ligaweit ge-
viel Begeisterung aufkommt, sind sperrt.
Mit Kindern unterwegs
Mit Kindern unterwegs    ERLEBEN UND GENIESSEN 91

Fremdwort Langeweile
Viele Eltern träumen von einem Roadtrip durch Nordamerika.
Mit den lieben Kleinen an Bord wird dieser jedoch oft zum Alb-
traum. Zu groß sind die Entfernungen in den USA, zu lang die
Zeit, die der Nachwuchs still sitzend auf der Rückbank des Miet-
wagen verbringen muss. Die im gefürchteten Quengelton her-
aus gequetschte und monoton wiederholte »Wann sind wir
endlich da?«-Frage hat deshalb schon in so manchem USA-Ur-
laub für Stress gesorgt. Eltern können davon ein Lied singen.

Die gute Neuigkeit: Der Nordosten ist mit etwas über 430 000 Qua- Übersicht-
dratkilometern für amerikanische Verhältnisse sehr übersichtlich. licher Nord-
Die Entfernungen müssen deshalb bei der Routenplanung aufgrund osten
der geografischen Kleinräumigkeit kein Thema sein. Wer eine be-
stimmte Region erkunden möchte, berechnet die Entfernungen eher
in Stunden als in Tagen. Für die Eltern auf den Vordersitzen bedeutet
dies: Keine Etappe braucht länger als drei, vier Stunden zu sein.

Auch die Amerikaner kommen reisenden Familien entgegen. Die Familen-


»family« ist eine der Grundfesten der amerikanischen Gesellschaft freundliche
und deshalb ein in hohen Ehren stehendes Konzept, seit die Purita- Amerikaner
ner vor über 400 Jahren an diesen Gestaden an Land gingen. Die
touristische Infrastruktur trägt dem gewissenhaft Rechnung. So gut
wie überall – sei es bei Sehenswürdigkeiten, sei es in Hotels und Re-
staurants – gibt es Kinder- und Familienermäßigungen bzw. entspre-
chende Arrangements. Dabei pflegt es keine Standard-Altersgrenze
zu geben: Als »Kind« können sowohl Kleinkinder als auch Teenager
gelten. Deshalb heißt es, die aushängenden Informationstafeln genau
zu studieren!

Weil Amerikaner nicht nur die Familie ehren, sondern auch Welt- Essen gehen
meister der Unterhaltung sind, ist Entertainment als fester Bestand-
teil der Gesellschaft akzeptiert und durchdringt als solcher alle öf-
fentlichen Bereiche. Essen gehen mit Kindern ist deshalb keine
Expedition mit ungewissem Ausgang, sondern ein echtes Vergnügen.
Dies gilt nicht nur für die einschlägig bekannten preiswerten Fast-
food-Ketten mit ihren bunten Animationsprogrammen, sondern vor
allem auch für die noch immer existierenden altmodischen Diner
mit ihren Musikautomaten an den Tischen und die sog. Family Res-
taurants wie Denny‘s, Friendly‘s und Friday‘s mit ihren Mal-Ange-
boten für die Kleinsten und unwiderstehlichen Desserts. Weniger
unterhaltend, dafür aber bezahlbar sind auch die bekannten Steak-
house-Ketten und vielen ethnische Küche anbietenden Restaurants.
Als Alternative dazu bieten sich zumindest in den größeren Städten
92 ERLEBEN UND GENIESSEN    Mit Kindern unterwegs

die meist in den Shopping Malls zu findenden »All You Can Eat«-
Buffets an. Dort kann der Teller für einen Fixpreis so oft aufgefüllt
werden, wie es die Mägen der Sprösslinge aushalten. Und wenn diese
nicht aufessen können, bekommt man den Rest fein säuberlich ein-
gepackt mit auf den Weg. »Doggy Bags« sind nicht umsonst eine
uramerikanische Erfindung.

Was tun? Auch wenn es im Nordosten kein Disneyland gibt und keine Cow-
boys in den Sonnenuntergang reiten: Eltern werden Mühe haben,
ihre Kinder loszueisen. Wie der Rest der USA ist auch der Nordosten
mit Kinderunterhaltung übersät. Das beginnt bei den fantasievollen,
mit den Minigolfanlagen daheim nicht vergleichbaren »Mini Putts«
in den meisten Resortstädtchen und hört bei den dort ebenfalls zum
Inventar zählenden Märchen- und Wasserparks noch lange nicht auf.
An den Küsten Neuenglands sind Walbeobachtungstouren der Ren-
ner, viele Großstädte haben hervorragende Aquarien, in New York
City faszinieren die coolen Aufzüge des Empire State Buildings, und
in vielen Museen gibt es interaktive »Hands-on«-Abteilungen für
Kinder, wo Ausstellungsstücke angefasst und bewegt werden dürfen.
Dazu gibt es in vielen größeren Städten ein sog. Children Museum.
In diesen ausschließlich für Kinder konzipierten Museen werden Na-
turwissenschaft, Geografie und Technik kindgerecht aufbereitet und
unterhaltsam präsentiert.

Die tollsten Attraktionen


Six Flags New England Großer Vergnügungspark mit di-
1623 Main St., Agawam, MA versen Fahrgeschäften, Themen-
Ende Mai – Ende Aug. tgl. ab bereichen für Kleinkinder und
10.00 bis längstens 22.00 Uhr, Wasserpark
Mitte Aug. – Ende Mai u. Ende
Aug. – Ende Okt. nur an Wochen- Hersheypark
enden; Tagesticket: 61,99 $ 100 W. Hersheypark Dr., Hershey,
Vergnügungspark mit etlichen PA; Mai – Sept. tgl. 10.00 – 22.00
»Thrill Rides« und Kinderkarus- Uhr, Tagesticket: 62,95 $
sels, Themenpark für Kleinkin- Der Vergnügungspark des be-
der, Wasserpark »Hurricane Har- rühmten Schokoladeherstellers
bor« bietet mit Achterbahnen, Wasser-
rutschen, Konzerten, Restaurants
The Great Escape & Splash- und Shopping Spaß für die ganze
water Kingdom Familie.
Rte. 9, Lake George, NY
Juni – Aug. tgl.10.00 bis längstens Sesame Place
21.00 Uhr, Ende Mai, Sept., Okt. 100 Sesame Rd., Langhorne, PA
nur an Wochenenden; Tagesticket: Mai – Okt. u. 26. Dez. – 31. Dez.
57,99 $ tgl. 10.00 bis längstens 21.00 Uhr,
Mit Kindern unterwegs    ERLEBEN UND GENIESSEN 93

Ende Nov. – 23. Dez. nur an Wo- erfährt man hier alles über den
chenenden; Tagesticket: 44 $ Schiffbau und den Walfang.
Bei Kindern aller Altersgruppen
außerordentlich beliebter The- New Bedford Whaling
menpark mit den TV-bekannten Museum
Figuren Bert & Ernie, Elmo, Mur- 18 Johnny Cake Hill, New Bed-
ray etc. sowie diversen trockenen ford, MA; Mai – Sept. tgl.
und feuchten Fahrgeschäften 9.00 – 17.00, Okt. – April Di. – Sa.
9.00 – 16.00, So. 11.00 –
16.00 Uhr; Tagesticket: 14 $
In dem weltberühmten Museum
lassen sich Kinder besonders von
den fünf gewaltigen Wal-Skelet-
ten beeindrucken. Außerdem ist
»Moby Dick« ein großes Thema.

Boston Whale Watch


1 Long Wharf, Boston, MA, Bos-
ton Harbour Cruises; Juni – Aug
bis zu 4 Abfahrten tgl., April – Mai
2x tgl.; Ticket: 49 $
»Da bläst er!« Die Begegnung
Plimoth Plantation mit den sanften Riesen auf offe-
137 Warren Ave., Plymouth, MA ner See ist ein Höhepunkt jedes
Mitte März – Ende Nov. tgl. 9.30 Familienurlaubs.
bis 17.00 Uhr; Tagesticket: 25,95$
Das palisadenbewehrte Muse-
umsdorf vor den Toren des heuti-
gen Städtchen Plymouth ist eine
detailgetreue Rekonstruktion der
ersten Siedlung. Kostümierte, Alt-
englisch sprechende Schauspieler
verkörpern historisch verbürgte
Siedler der ersten Stunde und be-
antworten geduldig alle Fragen –
ein Heidenspaß!

Mystic Seaport
75 Greenmanville Ave., Mystic, CT;
Ende März – Okt. tgl. 9.00 bis
17.00, sonst Do.–So. tgl. 10.00 bis
16.00 Uhr; Tagesticket: 25 $
Das »amphibische« Freilicht-
museum im berühmten Hafen der
Long Island Bay beeindruckt mit
historischen Schiffen. Außerdem
Kapitel-/
Shopping
Regioneneinstieg
Shopping    ERLEBEN UND GENIESSEN 95
95

Einkaufen bis zum Umfallen


»Shop ´til you drop!« Dieser typisch amerikanische Ausdruck
gehört schon längst zum Wortschatz von Besuchern aus dem
deutschsprachigen Raum. Und kein anderer ist ähnlich gleich-
bedeutend mit Verfügbarkeit von allem – und das zu jeder
Tageszeit.

Dies gilt auch im Nordosten der USA vor allem für die Großstädte.
New York City (NY), Boston (MA), Philadelphia (PA) und Pitts-
burgh (PA) sind Einkaufsparadiese, die keinen Wunsch unerfüllt
lassen. Kleinere Städte wie Portland (ME), Providence (RI), New Ha-
ven (CT) und Wilmington (PA) stehen hinsichtlich der Breite des
Angebots kaum nach. Und in kleineren Touristenzentren wie Pro-
vincetown (MA) auf Cape Cod, Bar Harbor (ME) und Newport (RI)
ist Shopping aufgrund eines historisch gewachsenen Stadtbildes auch
noch ein ästhetisches Vergnügen.

Die höchste Konzentration von Shopping Malls gibt es in den gro- Malls,
ßen Ballungsgebieten. Sie können mehrere hundert Geschäftslokale Gallerias
umfassen, darunter auch Supermärkte, Food Courts und Restau- und Outlets
rants. Oft an Ausfallstraßen gelegen, sind sie von riesigen Parkplät-
zen umgeben. Manchmal heißen sie auch Galleria oder Market-
place. Auch Factory Outlets findet man häufig an den Stadträndern.
Diese meist gesichtslosen Malls bieten Markenware direkt ab Fabrik,
was Preisnächlässe von bis zu 70 Prozent ermöglicht. Es gibt jedoch
auch Factory Outlets »mit Charakter«, d. h. mit einer ansprechenden
Architektur, so beispielsweise in Grove City (PA), Manchester (VT),
Central Valley (NY), Clinton (CT), Fall River (MA) und Kittery
(ME). Und die Hafenstadt Freeport im Bundesstaat Maine besteht
fast ganz aus Factory Outlets.

Eine interessante Entwicklung der letzten Dekade ist die Wiederbe- Wiederbele-
lebung einst verlassener Innenstädte und Stadtquartiere. Boston, bung der
Philadelphia und vor allem Pittsburgh erleben dieser Tage eine viel- Innenstädte
versprechende Renaissaance, in deren Verlauf nicht nur junge Fami-
lien aus den Vorstädten zuziehen, sondern auch topaktuelle Bouti-
quen, Galerien und Geschäfte aller Art eröffnen. Zusammen mit
Coffeeshops und Bistros schaffen sie eine anregende Atmosphäre, die
den Malls oft abgeht.

Die meisten Geschäfte haben in der Regel Mo. bis Sa. von 9.00 bis Öffnungs-
17.00 Uhr geöffnet, die Shopping Malls meistens sieben Tage in der zeiten

Einkaufen in der Shopping-Metropole New York City


96 ERLEBEN UND GENIESSEN    Shopping

Woche bis ca. 21.00 Uhr (außer sonntags). Viele Geschäfte, insbeson-
dere entlang der Highways und in Großstädten, stehen auch sonntags
(längstens bis 18.00 Uhr) oder 24 Stunden lang offen.

Souvenirs Als Mitbringsel bieten sich Ahornsirup, -pralinen und -bonbons so-
wie Quilts und Patchwork-Decken aus dem Pennsylvania Dutch
Country an. Nicht billig, aber ihr Geld wert sind die schlichten, sehr
funktionalen Möbel aus den Werkstätten der Shaker. Allgemein sehr
beliebt sind Souvenirs wie Sweatshirts und Mützen aus den National-
parks und Museen. Relativ preiswert: Elektronikartikel; sehr preis-
günstig auch Kleidung (Jeans), Wäsche, Lederwaren (bes. Schuhe),
Kosmetik und Sport- und Fanartikel, wobei man für sehr geschätzte
Marken weit weniger ausgeben muss als hierzulande.

Die schönsten Farmers Markets


Produkte aus Salat, Kartoffeln, Mais und Paprika, Äpfel, Orangen, Blau- und Erd-
der Region beeren: Die Stände biegen sich unter der Last von frischem Obst und
Gemüse. Die es angebaut haben, stehen seit Sonnenaufgang dahinter
und preisen ihre Ware an. Nirgend sonst fällt der Kontakt zu Einhei-
mischen leichter, macht das Feilschen um Dollar und Cent und das
Aufsaugen von Lokalkolorit so viel Spaß. Mehr und mehr geht es auf
diesen Märkten um das Thema Gesundheit. Seit dem Siegeszug der
»Local Food«-Bewegung durch Amerika stammen die Köstlichkeiten
zunehmend aus organischem Anbau. Regionale Spezialitäten wie
»summer sausages« von den Amischen in Pennsylvania oder Ahorn-
sirup-Produkte aus Vermont erwirbt man am besten auf einem Far-
mers Market – ebenso lokales Kunsthandwerk. Nachfolgend einige
der schönsten Farmers Markets im Nordosten:

NEW YORK CITY (NY)


Union Square Monday
Greenmarket
Mo. 8.00 – 18.00 Uhr
http://www.grownyc.org/greenmar-
ket/manhattan-union-square-m
Der Grünzeugmarkt auf dem Union
Square begann vor rund vier Jahr-
zehnten mit einer Handvoll Ständen
auf einem Parkplatz an der Kreuzung
59th Street und 2nd Avenue. Das
Konzept, allen New Yorkern Zugang
zu frischem Obst und Gemüse aus
regionalem Anbau zu verschaffen, ist
bis heute höchst erfolgreich.
Shopping    ERLEBEN UND GENIESSEN 97

BIRD-IN-HAND (PA)
Bird-in-Hand Farmers Market
2710 Old Philadelphia Pike
tgl. 8.30 – 17.30 Uhr
www.birdinhandfarmersmarket.com
Über 30 Farmer, Bäcker, Metzger und
Künstler bieten hier im Land der Ami-
schen ihre Erzeugnisse feil.

MONTPELIER (VT)
Capital City Farmers Market
State St.
Mai – Okt Sa 9.00 – 13.00 Uhr
www.montpelierfarmersmarket.com
Über 100 Bauern, Gärtner, Bäcker,
Metzger und Künstler aus dem PORTSMOUTH (NH)
grünsten Staat der USA, dazu Live- Portsmouth Farmers Market
Musik und allerlei Events 1 Junkins Ave., City Hall,
Mai – Nov. Sa 8.00 – 13.00 Uhr
NANTUCKET (MA) www.seacoastgrowers.org
Sustainable Nantucket‘s Far- Spielt seine Stärke vor allem bei
mers & Artisans Market organischem Obst und Gemüse
113 Pleasant St. sowie Blumen aus dem Hinter-
Mitte Juli/Aug. 15.30 – 18.30 Uhr land aus. Dieser Markt liegt mit-
N. Union & Cambridge Sts. ten in einem der schönsten
Mitte Juni – Mitte Okt. Sa. 9.00  bis Städtchen der Atlantikküste.
13.00 Uhr
www.sustainablenantucket.org
Bunter Blumen- und Gemüsemarkt,
Stände von Kunsthandwerkern und
Künstlern sowie Mal- und Bastel-
Tische für Kinder

PORTLAND (ME)
Portland Farmers Market
Deering Oaks Park, Park Ave.
Sa. 7.00 – 12.00 Uhr
Monument Square, Congress St.
Mi. 7.00 – 14.00 Uhr,
www.portlandmainefarmers
market.org
Fast 250 Jahre gibt es diesen Markt
bereits! Heute sind hier drei Dutzend
Bauern und Gärtner aus dem Hinter-
land Portlands vertreten, dazu gibt es
viel schönes Kunsthandwerk.
WISSEN Dekoratives aus Stoffresten
Special-Titel
99
99

©
Übernachten
Übernachten    ERLEBEN UND GENIESSEN 101

Motels, Lodges und Resorts


Die USA sind noch immer die mobilste Nation der Welt. Ame-
rikaner ziehen häufig um und legen täglich größere Entfer-
nungen zurück, um zur Arbeit zu gelangen, Freunde zu besu-
chen oder auswärts zu essen. Das Auto ist ein unverzichtbares
Verkehrsmittel. In vielen US-Großstädten ist trotz Verbesse-
rungen im öffentlichen Verkehrssystem gewissermaßen am-
putiert, wer kein Auto hat. Doch das Auto ist noch mehr als
das: Es hilft auch beim Ausbrechen aus dem bürgerlichen All-
tag – ein oft praktiziertes Ritual, dessen Ursprünge, wie man-
che glauben, bei den meist aus Europa stammenden Vorfah-
ren zu suchen sind. Sie ließen die als einengend empfundene
europäische Zivilisation zurück und erlebten etwas völlig
Neues, indem sie als Abenteurer und Pioniere in ein damals
noch unbekanntes Amerika aufbrachen.

Die Autofahrt, der »Roadtrip« und das Autofahren auf legendären Schlafen »on
Straßen oder in den Sonnenuntergang ist deshalb eine uramerikani- the road«
sche Erfahrung. Natürlich hat die Autofahrer-Nation ihren rastlosen
Bürgern deshalb auch die entsprechende Infrastruktur geschenkt.
Zehntausende Unterkünfte jeder Art säumen die »roads«, highways«
und »freeways«, regelrecht archetypisch: das Motor-Hotel, oder kurz
Motel, das man in Europa vor allem aus klassischen Road-Movies
wie »Convoy« (1978), »Thelma & Louise« (1991) und »Duel« (1971)
kennt. Bezahlbar und von der Straße aus leicht erreichbar, ist es von
A – Z auf die Bedürfnisse der Autofahrer eingestellt. Diese fahren bis
zur Rezeption vor, nehmen dort die Schlüssel in Besitz und rollen
anschließend, mit dem Kofferraum zuerst, bis unmittelbar vor ihr
Zimmer. Viele bieten ein im Übernachtungspreis enthaltenes Früh-
stück und einen Swimmingpool. Bei Roadtrip-Fans besonders be-
liebt ist der Retro-Charme der aus den 1950er-Jahren stammenden
Motels – Neonreklame und klappernde Klimaanlage inbegriffen.

Von der Bezeichnung darf man sich nicht täuschen lassen: Mit dem Vom B&B bis
traditionellen, Familienanschluss und Dinner am Küchentisch mit zur Lodge
einschließenden Bed & Breakfast haben die heutigen B&Bs nur
noch selten etwas gemein. Zudem pflegen sie erheblich teurer zu
sein. Heutzutage sind amerikanische B&Bs deshalb als luxuriöse Un-
terkünfte in zumeist historischen Gemäuern zu verstehen. Deren
Besitzer sind meist wohlhabende Geschäftsleute im Vorruhestand,
Im Trenton Isle View Motel fühlt man sich im Indian Summer
besonders wohl.
102 ERLEBEN UND GENIESSEN    Übernachten

die sich aus der Tretmühle des Alltags zurückgezogen haben und mit
viel Liebe dem Lieblingsprojekt ihrer zweiten Lebenshälfte widmen.
Mit Handschlag begrüßt zu werden, gehört deshalb zur amerikani-
schen B&B-Erfahrung ebenso dazu wie das morgendliche Frühstück
mit den übrigen Gästen im Salon, Tipps von Einheimischen und an-
deren Reisenden sowie viele nette Überraschungen bei Einrichtung
und Dekor.
Auch Country Inns zeichnen sich durch ihren unverwechselbaren
Charakter aus. Sie pflegen in schönen alten Häusern in bester ländli-
cher Lage untergebracht zu sein, verfügen dabei jedoch über einen
Dining Room oder ein Restaurant, wo zwei oder drei Mahlzeiten pro
Tag serviert werden. Der Service ist aufmerksam, das Personal grüßt
den Gast mit Namen. Oft schließen sich die schönsten oder feinsten
Country Inns einer Region zu einer
Hotelgutscheine Assoziation zusammen, um ge-
meinsam um Gäste zu werben und
für ein gleichbleibend hohes Niveau
TIPP

Wer eine Rundreise durch den


Nordosten der Vereinigten garantieren zu können. Allerdings
Staaten plant und nie länger als gibt es auch Country Inn Bed &
zwei oder drei Mal am selben Ort Breakfasts. Dies sind in der Regel
übernachten will, dem seien die Country Inns, die nur Frühstück
im Internet abrufbaren und servieren, ansonsten aber zu groß
manchmal ziemlich stark verbillig- sind, um als B&B zu gelten.
ten Hotelgutscheine empfohlen. Auch Resorts gibt es in vielerlei Va-
Weitere Hinweise findet man rianten: Resort-Hotels, Resort-Lod-
unter folgender Adresse: ges und Cottage-Resorts. Ihnen al-
www.hotelcoupons.com len ist gemeinsam, dass sie in einer
Landschaft mit Erholungswert lie-
gen, an einem Fluss oder einem See
etwa, und über ein großes Freizeitangbot verfügen. Die Aufenthalts-
dauer in einem Resort pflegt ein paar Tage zu sein, ein Resort ist ein
Reiseziel an sich.
Unter Lodges und Camps wiederum werden abgelegene Unterkünf-
te unterschiedlichsten Niveaus verstanden. Lodges pflegen komfor-
tabler zu sein als Camps und v. a. zahlungskräftigere Gäste anzuzie-
hen. Angeboten werden geführte Angeltouren, Flightseeing im
lodgeeigenen Wasserflugzeug usw. Camps hingegen sind rustikaler
und wenden sich fast ausschließlich an Angler und Jäger. Beide Ka-
tegorien bieten ihren Gästen drei Mahltzeiten am Tag.

Kategorien, Amerikanische Beherbergungsbetriebe lassen sich grob in die Kate-


Ausstattung gorien »einfach/günstig«, »komfortabel« und »luxuriös« mit entspre-
und Preise chenden Zwischenstufen einteilen. Einfache Hotels und Motels sind
zweckmäßig, aber ohne großen Komfort eingerichtet. Guten Kom-
fort und guten Service bieten Häuser der Mittelklasse. Viele Häuser,
darunter auch die meisten B&B-Unterkünfte, können gehobene An-
Übernachten    ERLEBEN UND GENIESSEN 103

sprüche an Service und Ausstattung durchaus befriedigen. First-


Class- und Luxus-Hotels bzw. Resorts bieten ein Höchstmaß an Aus-
stattung, Komfort und Service. Selbst in sehr einfachen Unterkünften
sind Doppelbett, Dusche, Klimaanlage, Radio, Farbfernseher und
Telefon Standard. Zimmergröße und Ausstattung sind von der Un-
terkunftskategorie abhängig.

In den meisten Hotels und Motels ist im Gegensatz zu den B&Bs kein Frühstück
Frühstück im Zimmerpreis enthalten. Wenn ein »complementary
breakfast« angeboten wird, ist dies meist recht spartanisch. Opulent
hingegen ist das Frühstück in einer B&B-Unterkunft.

Es ist ratsam, Zimmerreservierungen besonders während der Haupt- Zimmer-


reisezeiten im Voraus telefonisch oder per E-Mail vorzunehmen. reservierung
Unterkunftsverzeichnisse (Accomodation Guides) sind bei den ört-
lichen Touristenbüros erhältlich und auch im Internet zu finden.

Der US-Jugendherbergsverband Hostelling International – Ameri- Jugendher-


can Youth Hostels (HI-AYH) ist dem Internationalen Jugendher- bergen
bergsverband angeschlossen und stattet seine Häuser nach dessen (Youth
Normen aus. Die Preise bewegen sich zwischen 15 und 40 $ pro Hostels)
Nacht.
Achtung! Auch unter den Jugendherbergen gibt es »schwarze Scha-
fe«, die in keiner Weise den HI-AYH-Normen entsprechen und die-
sem Verband auch nicht angehören. Die echten Jugendherbergen
erkennt man am dreieckigen HI-Logo mit dem üblichen Haus- und
Baum-Symbol.

In größeren Städten können junge Menschen in Herbergen der YMCA, YWCA


christlichen Verbände YMCA (Young Men's Christian Association)
und YWCA (Young Women's Christian Association) übernachten.

Während der Hochschulferien kann man recht preisgünstig in Stu- Studenten-


denten- und auch Dozentenwohnheimen logieren. Detaillierte Infor- wohnheime
mationen halten die Fremdenverkehrsstellen bzw. die Hochschulver- (dorms)
waltungen bereit.

Standard auf US-Campingplätzen ist eine Parzelle mit Stellplatz Camping


(Campsite), Tisch, Bank und Feuerstelle. Oft sind Lebensmittelmärk-
te, Snack Bars und Swimming Pools vorhanden. Die staatlichen
Campingplätze in National Parks und State Parks liegen oft sehr
schön, dafür müssen allerdings Abstriche bezüglich Ausstattung und
Komfort hingenommen werden. Vor allem in den Hauptferienzeiten
sowie an verlängerten Wochenenden ist eine rechtzeitige Buchung
von Stellplätzen angeraten. Wildes Kampieren ist in den Vereinigten
Staaten verboten.
104 ERLEBEN UND GENIESSEN    Übernachten

Nützliche Adressen

Preiskategorien Loews
AAAA über 250 $ Tel. *1 800 2 35 63 97
AAA 180 – 249 $ www.loewshotels.com
AA 100 – 179 $
A unter 100 $ Marriott
Für ein Doppelzimmer; zzgl. Tel. *1 888 2 36 24 27
Steuern (bis 15 % des Nettobe- www.marriott.com
trags), ggf. auch Hotel-, Park-
und Safegebühren Motel 6
Tel. *1 800 4 66 83 56
HOTEL- UND www.motel6.com
MOTELKETTEN
Best Western Quality Inn
Tel. *1 800 7 80 72 34 Tel. *1 877 4 24 64 23
www.bestwestern.com www.choicehotels.com

Choice Hotels Radisson


Tel. *1 877 4 24 64 23 Tel. 1 800 9 67 90 33
www.choicehotels.com www.radisson.com

Days Inn Ramada


Tel. *1 800 2 25 32 97 Tel. *1 800 8 54 95 17
www.daysinn.com www.ramada.com

Hilton Red Roof Inn


Tel. *1 800 4 45 86 67 Tel. *1 800 7 33 76 63
www.hilton.com www.redroof.com

Holiday Inn Sheraton


Tel. *1 800 4 65 43 29 Tel. *1 800 3 25 35 35
www.holidayinn.com www.starwoodhotels.com

Howard Johnson Sleep Inn


Tel. *1 800 2 21 58 01 Tel. *1 877 4 24 64 23
www.hojo.com www.choicehotels.com

Hyatt Super 8
Tel. *1 800 2 33 12 34 Tel. *1 888 2 88 50 81
www.hyatt.com www.super8.com

Inter-Continental Travelodge
Tel. *1 800 4 24 68 35 Tel. *1 800 5 25 40 55
www.ichotelsgroup.com www.travelodge.com
Übernachten    ERLEBEN UND GENIESSEN 105

Westin JUGENDUNTERKÜNFTE
Tel. *1 888 6 27 71 15 Hostelling International USA
www.starwoodhotels.com Tel. 1 240 6 50 21 00
www.hiusa.org
BED & BREAKFAST
American Historic Inns YMCA/YWCA
Tel. * 1 800 6 78 89 46 Tel. *1 888 4 77 96 22
www.iloveinns.com www.ymcainternational.org

New England Inns and CAMPING


Resorts Association Kampground of America
Tel. 1 603 9 64 66 89 (KOA)
www.newenglandinns Tel. *1 888 5 62 00 00
andresorts.com www.koakampgrounds.com
Die schönsten und gar nicht mal Diese Organisation verwaltet weit
teuersten Inns im Nordosten. über 400 Plätze in den USA.

Sehr gemütlich: die Stowe Mountain Lodge in Vermont


WISSEN Preiswert übernachten
Special-Titel

Tipps für Pfennigfuchser


Auch wenn man sich sonst auf nichts mehr verlassen zu können
glaubt, auf eines ist stets Verlass: Alles wird immer teurer!
Natürlich bleibt auch die Reisebranche davon nicht verschont.
Treibstoffkosten, Flughafengebühren, Hotel- und Service-
Steuern, Reiseversicherungen – von den Lebenshaltungskosten
am Zielort ganz zu schweigen. Das Reisen ist bis heute ein nicht
gerade billiges Vergnügen.

Die gute Nachricht voran: Es gibt botenen Preis zufriedengibt, wird


zahlreiche Möglichkeiten, seine in vier von fünf Fällen zumindest
Reisekasse zu schonen – besonders mit einem niedrigeren Zimmer-
in den nicht gerade als Billigreise- preis oder aber einem Upgrade be-
ziel bekannten Vereinigten Staa- lohnt.
ten von Amerika, wo der Kampf
um zahlende Kunden schon immer Cheapest Rate
mit ziemlich harten Bandagen aus- Kennen Sie sich aus im Reservie-
getragen wurde. Dabei werden rungs-Chinesisch? Verlassen Sie
leere Hotelbetten, halbleere Flug- sich nicht darauf, dass die als »cor-
zeuge und schwach besetzte Res- porate rates« ausgewiesenen Son-
taurants inzwischen nicht mehr so derkonditionen für Firmen die
vergleichsweise problemlos ver- niedrigsten Preise sind. Es lohnt
kraftet wie noch vor ein paar Jah- sich in den allermeisten Fällen,
ren. Vor allem in der amerikani- nach der »cheapest non-refundab-
schen Hotelbranche gilt deshalb le rate« zu fragen. Einige Hotelket-
der Satz: Lieber die Preise senken ten, so zum Beispiel Best Western,
und etwas kassieren als gar keine bieten auch »low rate programs«.
Kasse zu machen. Vom preisbe- Die genauen Bedingungen findet
wussten Touristen erfordert dies man auf den jeweiligen Home-
eine erhöhte Flexibiliät und vor al- pages der Unternehmen.
lem auch die Bereitschaft, Markt
und Internt nach Last-Minute- Sonderpreise
Deals zu durchforsten. Nach­ Vergessen Sie die gebührenfreien
stehend nun ein paar Tipps, wie 800-Reservierungsnummer, wenn
man sich als Reisender im Dschun- Sie auf der Suche nach Sonderprei-
gel der unterschiedlichsten Ver- sen sind. Rufen Sie stattdessen das
günstigungen der US-Tourismus­ Hotel direkt an und fragen Sie
industrie zurechtfindet. nach »discounts« und aktuellen
»package deals«!
Verhandeln lohnt sich
Verhandeln Sie – und zwar auch Gepostete Angebote
im Fünf-Sterne-Hotel! Untersu- Regelmäßig die Facebook- und
chungen haben Folgendes erge- Twitter-Seiten der Hotels, Hotel-
ben: Wer sich nicht mit dem ange- ketten und -vereinigungen zu stu-
107
107

Auch ein Zimmer mit Aussicht auf die Niagarafälle kann man des Öfteren
günstig bekommen, z. B. wie hier im Marriott Falls View Hotel.

dieren, kann ebenfalls sehr lohnen. Prospekte sind nicht nur schön
Dort werden nicht selten und zu- bunt, sondern enthalten nicht sel-
meist ziemlich kurzfristig sehr ten auch Coupons zum Ausschnei-
preisgünstige Sonderangebote ge- den. Diese Coupons ermöglichen
postet. beim Einschecken im jeweiligen
Motel, Hotel, Resort etc. einen
Deals und $-Zeichen Preisnachlass zwischen 10 und
Es lohnt sich, die offiziellen Touris- 25  Prozent – und manchmal auch
mus-Pages der einzelnen US-Bun- mehr.
desstaaten zu konsultieren. Unter
»Deals« oder ganz schlicht unter Internet-Coupons
dem $-Zeichen findet man in der Wer eine Rundreise durch den
Regel die aktuellen Preisnachlässe Nordosten der Vereinigten Staaten
von Hotels, Resorts und B&Bs gelis- von Amerika plant und nie länger
tet. als zwei oder drei Mal im selben
Hotel übernachten will, dem seien
Coupons schneiden die im Internet abrufbaren und
Besuchen Sie die offiziellen Besu- manchmal stark verbilligten Hotel-
cherzentren der einzelnen US-Bun- gutscheine empfohlen. Weitere
desstaaten bzw. der in Frage kom- und ausführliche Hinweise findet
menden Tourismusregionen! Die man unter folgender Adresse:
dort ausliegenden Broschüren und www.hotelcoupons.com
Kapitel-/
Urlaub aktiv
Regioneneinstieg
Urlaub aktiv    ERLEBEN UND GENIESSEN 109

Outdoor-Paradies
Als Outdoor-Destination scheint der Nordosten der USA im
Schatten anderer Landesteile zu stehen. Zu Unrecht: Hiking,
Trekking und Mountainbiking, Segeln, Rafting und Kanuwan-
dern geht zwischen Maine und Lancaster County ebenso gut
wie anderswo in den Vereinigten Staaten. Dabei teilen sich
die Neuenglandstaaten und Upstate New York den Löwenan-
teil an »Outdoor-Spielplätzen«.

Es gilt die Faustregel: Je näher die kanadische Grenze, desto wilder


und leerer das Terrain. Die schönsten Wildnisgebiete stehen als Sta-
te Parks und National Forests unter dem Schutz des Bundes und
dürfen nur unter Auflagen kommerziell genutzt werden. Wenige
Stunden von den Metropolen der Ostküste entfernt, erfreuen sie sich
im Sommer, Herbst und Winter großer Beliebtheit. Dennoch nötigen
einige von ihnen selbst eingefleischten Outdoor-Fans größten Res-
pekt ab. Die Hiking Trails beispielsweise durch die steilen White
Mountains gelten als die härtesten im Osten.
Was für Neuengland gilt, ist für New York State billig. Doch weil alle
Welt New York City im Süden ansteuert, ist der Rest dieses schönen
sowie überraschend bergigen und seenreichen Bundesstaates zumin-
dest in Europa kaum bekannt. Allein im Staat New York gibt es über
zwei Dutzend National Parks und Forests sowie fast 200 State Parks.
Hier bieten sich dem aktiven Besucher zahllose Freizeitmöglichkei-
ten an der frischen Luft. Bekannt für ihr Outdoor-Angebot sind vor
allem die Catskills etwa drei Autostunden nördlich von New York
City. Noch weiter nördlich erheben sich die rauen, an die White
Mountains erinnernden Adirondack Mountains mit mehreren Dut-
zend Gipfeln über der Baumgrenze. Das hübsche Städtchen Lake
Placid ist ihr Mittelpunkt. 1932 und 1980 fanden hier die Olympi-
schen Winterspiele statt.
Auch Pennsylvania kann diesbezüglich in einigen Regionen mithal-
ten. Mit dem Mittelgebirge der Allegheny Mountains und den
niedrigeren Poconos im Nordosten verfügt der Bundesstaat über
gleich zwei schöne Outdoor-Spielplätze für Naturfreunde und An-
hänger eines aktiven Lifestyle.

Die Küsten der Neuenglandstaaten, vor allem von Maine und um Segeln
Cape Cod, sind ein herrliches Segelrevier mit zahlreichen Marinas,
in denen man Boote mit oder ohne Crew für Segelausflüge mieten
kann. Nähere Informationen erhält man bei den Fremdenverkehrs-
Neuenglands Küste bzw. die zahllosen wunderschönen Buchten
bieten geradezu ideale Möglichkeiten für Segler.
110 ERLEBEN UND GENIESSEN    Urlaub aktiv

stellen. Wer einmal auf einem Windjammer mitfahren (und es sich


leisten) will, findet in der Gegend um das wunderschön gelegene
Hafenstädtchen Camden (Maine) einige Veranstalter bzw. Schiffseig-
ner, die mehrtägige Törns auf Großseglern anbieten.

Kanu und Für Kanu- und Kajakfahren bietet der Nordosten der USA beste Be-
Kajak dingungen. Die Fremdenverkehrsstellen der Bundesstaaten, der
Touristenorte sowie die Nationalverwaltungen informieren über die
Befahrbarkeit einzelner Gewässer und halten aktuelle Listen seriöser
Bootsverleiher bereit. Auf einigen Gewässern können auch Hausboo-
te angemietet werden. Schöne Kanu- und Kajaktouren (canoeing,
kayaking) ermöglichen die Küsten von Ontario- und Eriesee oder die
Adirondacks in New York und die Flüsse in allen Neuenglandstaaten;
eine fantastische Kajakstrecke, die Erfahrung voraussetzt, führt an
der felsigen Küste von Maine entlang. Auf solche Unternehmungen
sollte man sich jedoch gut vorbereiten. Es ist ratsam, dem Bootsver-
leiher oder der Nationalparkverwaltung die Route bzw. das Ziel mit-
zuteilen.

Rafting Rafting-Reviere findet man vor allem im Norden der Neuengland-


(Wildwasser- staaten, so am Saco River in New Hampshire und an den Dead Rivers
fahren) in Maine. Veranstalter bieten Touren mit unterschiedlichen Schwie-
rigkeitsgraden vom familienfreundlichen Paddelausflug (floating
trip) bis zur abenteuerlichen Wildwasserfahrt (whitewater trip) und
stellen in der Regel die gesamte Ausrüstung mitsamt Verpflegung.

Badeurlaub Wem kühlere Wassertemperaturen nichts ausmachen, der kann an


der Atlantikküste von Massachusetts (Cape Cod, Nantucket Island,
Martha‘s Vineyard), Rhode Island (u.  a. Block Island), New
Hampshire, Long Island bei New York City und an verschiedenen
Stellen der südlichen Küste von Maine, etwa um Bar Harbor, baden.
Viele Strände sind mit Parkplätzen, Duschen und Wachstationen
ausgestattet. Wer sich lieber im Süßwasser vergnügen will, findet sein
Glück an den Stränden von Ontario- und Eriesee, am Lake Champ-
lain oder am Lake Winnepesaukee. Nacktbaden ist in den prüden
USA verpönt. Wer von der Polizei erwischt wird, hat mit einer be-
achtlichen Geldstrafe zu rechnen.

Angeln Angeln ist eine der populärsten Freizeitbeschäftigungen der Ameri-


kaner – kein Wunder bei den vielen herrlichen Angelgründen, mit
denen auch die Staaten des Nordostens gesegnet sind. Die lokalen
Fremdenverkehrsämter halten z. T. sehr umfangreiche Broschüren
bereit; zudem wird jedes Geschäft für Anglerbedarf gerne behilflich
sein. In den Bundesstaaten des Nordostens muss, wer in Flüssen,
Bächen und Seen angeln will, eine Lizenz (meist gebührenpflichtig)
besitzen. Man erhält sie in Geschäften für Anglerbedarf.
Urlaub aktiv    ERLEBEN UND GENIESSEN 111

Hochseeangeln (big game fishing) ist von vielen Häfen am Atlantik


aus möglich. Dort können Boote mit Besatzung gechartert werden;
Angelgerät und Köder werden gestellt.

Die USA sind ein Mekka für Golfer. Viele Golfplätze sind öffentlich Golf
zugänglich. Darüber hinaus lassen viele Golfklubs auch Mitglieder
ausländischer Klubs auf ihren Plätzen spielen. Verschiedene Hotels
und Ferienanlagen, die über eigene Golfplätze verfügen oder ihren
Gästen Spielmöglichkeiten in einem der benachbarten Golf & Coun-
try Clubs vermitteln, bieten Pauschalarrangements an.

In den als schneereich gerühmten nördlichen Appalachen findet man Wintersport


einige tolle Skigebiete, die jedoch wegen ihrer Nähe zu den Groß-
städten stark überlaufen sind. Nicht selten werden dann die Zufahr-
ten bereits am Vormittag gesperrt. Besonders beliebt als Skigebiet
sind die Adirondack Mountains im Nordosten des Bundesstaats
New York. Ein Zentrum des dortigen Skibetriebs ist Lake Placid, wo
bereits zweimal – 1932 und 1980 – olympische Wettbewerbe ausge-
tragen worden sind. Auch in den Appalachen von Pennsylvania sind
Skigebiete ausgewiesen. In Vermont locken vor allem die Skigebiete
von Killington, Mount Snow, Stowe und Sugarbrush passionierte
Wintersportler an. In New Hampshire erstrecken sich die White
Mountains mit dem gut erschlossenen Mount Washington. Auch im
äußersten Nordosten der USA, in Maine, gibt es Wintersportreviere
wie z. B. Sugarloaf. Vor allem im Bereich von National und State
Parks bzw. Recreation Areas werden Loipen für den Skilanglauf ge-
spurt. Sehr beliebt, aber nicht unbedingt naturnah und schonend für
die Umwelt, sind Ausflüge mit dem Snow Mobil.

Ski Heil in den Adirondack Mountains bei Lake Placid


WISSEN Anspruchsvolle Bergtouren
Special-Titel

Wanderparadies der Neuen Welt


»Noch nie hatte ich solche Herbstfarben gesehen«, schwärmte
Carl Zuckmayer einstmals über die herrlich bunten Bergwälder
Vermonts. Vielen Amerikanern gelten Neuenglands Berge als
Mekka für Hiker und Bergsteiger bereiten sich hier auf ihre
Mount-Everest-Expedtionen vor.

In den National Parks, National Fo- Hardcore-Hiker schwören auf den


rests, State Parks und Recreational Baxter State Park mit seinem an-
Areas des Nordostens gibt es groß- spruchsvollen Wegenetz in den
artige und miteinander verbunde- Wäldern im Norden von Maine.
ne Wege- bzw. Trailsysteme. Über Der zwar kleine, aber feine Acadia
den Zustand der Wanderpfade, ak- National Park an der Küste von
tuelle Wettervorhersagen etc. Maine und die Berkshire Hills ge-
kann man sich online auf deren nannten südlichen Ausläufer der
Websites und auch vor Ort in den Green Mountains im Bundesstaat
Besucherzentren informieren. In Massachusetts sind ebenfalls be-
den Visitor Centers gibt es auch ak- liebte Wandergebiete.
tuelle Wanderkarten. Zudem bie-
ten in vielen Schutzgebieten ge- Appalachian Trail
schulte Park Ranger ihre Dienste Aus dem Hiking-Angebot im Nord-
an, so auch sachkundig geführte osten der USA ragen einige Trails
Wanderungen. besonders heraus. Wer einen Wan-
derweg unter die Stiefel nehmen
Anstrengend ist eine Bergtour möchte, der alles in allem über
auf dem Appalachian Trail. 3 500  Kilometer lang ist und sich
vom Springer Mountain im Bun-
desstaat Georgia bis hinauf zum
Mount Katahdin im Bundesstaat
Maine schlängelt, kann sich auf
ein- oder mehrtägigen Wanderun-
gen an einer beliebigen Etappe
des berühmten Appalachian Trail
versuchen. Seine schönsten und
steilsten Teilstrecken winden sich
durch die White Mountains in den
Bundesstaaten New Hampshire
und Maine. Dort »mäandert« er
unter und über der Baumgrenze
und erklimmt in der Presidential
Range die höchsten, spektakuläre
Ausblicke bietenden Gipfel im
Nordosten der Vereinigten Staa-
ten. Wetterwendisch und mit einer
113

Baumgrenze bei nur rund 1 200 m liche Berge wie z. B. den über
ü. d.M., gilt die bis knapp 2 000 m
    1 300  Meter hohen Mount Mans-
ü. d. M. reichende Presidential field bei Stowe.
Range als idealer Gebirgszug, um
seine Kondition und Ausrüstung Sonstige Wandergebiete
zu testen. Im Bundesstaat New York locken
Viele durchtrainierte »Bergfexe« Wanderfreunde vor allem die so-
arbeiten sich alljährlich im Som- genannten 4 000 footer: Allein die
mer am Mount Katahdin ab, dem Adirondack Mountains haben
am Ende des Appalachian Trail he- mehrere Dutzend Gipfel mit über
rausragenden Inselberg. Wegen 1 000 Metern Höhe. Baxter Moun-
seiner dramatischen und schwin- tain, Mount Marcy, Algonquin
delerregenden Wegstrecken wie Peak, Mount Golden sowie die
dem über den Gipfelfirst verlau- Whiteface Mountains sind nur eini-
fenden Knife Edge Trail ist der ge der beliebten, auf Trails aller
Mount Katahdin im waldreichen Schwierigkeitsgrade besteigbaren
und dünn besiedelten Nordostzip- Berge dieser Gegend. Die Stärke
fel des Landes das Mekka von Hi- der Adirondacks sind Tageswande-
kern aus ganz Nordamerika. rungen: Gut ausgezeichnet und oft
über die Baumgrenze zu fantasti-
Long Trail schen Fernblicken führend, bieten
Ein anderer legendärer Fernwan- Trails wie der Van Hoevenberg Trail
derweg ist der rund 430 Kilometer auf den Mount Marcy, der East
lange Long Trail in Vermont. Zwi- Side Trail auf den Saddleback
schen den Jahren 1910 und 1930 Mountain und der Roaring Brook
angelegt, begleitet er die längs Trail auf den Giant Mountain un-
durch den Bundesstaat verlaufen- vergessliche Wandererlebnisse.
den Green Mountains und er- Weitere gute Trails gibt es auch in
klimmt dabei nicht minder ansehn- den Allegheny Mountains.

Acadia National Park Appalachian Trail


Tel 1 207 2 88 33 38 New England Regional Office
www.nps.gov/acad Tel. 1 413 5 28 80 02
www.appalachiantrail.org
Baxter State Park
Tel 1 207 7 23 51 40 Long Trail
www.baxterstateparkauthority.com Tel. 1 802 2 44 70 37
www.greenmountainclub.org
Appalachian Mountain Club
(AMC) Adirondack Mountain
Tel. 1 617 5 23 06 55 Hiking
www.outdoors.org Tel. 1 518 8 91 37 45
http://adirondackmountain
4 000 footer hiking.com
www.amc4000footer.org
Touren

Acht Bundesstaaten auf 450 000 Quadratkilometern.


Berge und Täler, Wälder und Seen; Weltstädte und Weiler:
Der Nordosten legt den Touristen eine der vielfältigsten
Regionen der USA zu Füßen.
116 TOUREN    Tourenübersicht

Touren durch den Nordosten


der USA

Acht Bundesstaaten auf insgesamt rund 450 000 Quadratkilo-


metern: Herrliche Berge und wildromantische Täler, im India-
nersommer in allen Farben leuchtende Wälder und im Sonnen-
licht glitzernde Seen, einsame Weiler und heftig pulsierende
Weltstädte. Der Nordosten der Vereinigten Staaten von Ame-
rika legt dem Entdecker eine große Vielfalt von touristischen
Regionen und eine außerordentlich breite Palette von Erleb-
nissen zu Füßen.

Tour 1 Von New York City an der Küste entlang nach


Boston und durchs Hinterland zurück
Alles, was den Nordosten der Vereinigten Staaten aus-
macht, bietet diese Tour: wechselvolle Geschichte, High
Society, hübsche Stadtbilder, schöne Landschaften und
tolle Strände.
““Seite 122

Tour 2 Von Boston durch die Bundesstaaten Maine und


New Hampshire
Nach ein paar grundlegenden Kapiteln der US-Ge-
schichte wird es hier ziemlich wild und ungestüm – an
der Küste des Bundesstaates Maine ebenso wie in den
im Hinterland aufragenden White Mountains.
““Seite 124

Tour 3 Von Montréal durch Vermont, New Hampshire


und New York
Die ostkanadische Metropole Montréal bietet sich als
Ausgangspunkt für eine Fahrt an – besonders dann,
wenn man die Naturschönheiten im Norden der Region
rasch erreichen will.
““Seite 126

Tour 4 Von New York City durch die Bundesstaaten


New York und Pennsylvania
Touristischer Trubel in New York City, an den Niagara-
fällen und in Philadelphia, viel Ruhe dagegen an den
Finger Lakes und bei den Amish im Pennsylvania Dutch
Country.
““Seite 128
Tourenübersicht    TOUREN 117

Tour 5 Der Unabhängigkeitskrieg im Nordosten: von


Boston nach Philadelphia
Boston war Brutstätte revolutionären Gedankenguts, in
Philadelphia mündete die Unzufriedenheit mit der Kro-
ne in die Unabhängigkeitserklärung. Hier wurde erbit-
tert um die Zukunft des Kontinents gekämpft.
““Seite 130
118 TOUREN    Unterwegs im Nordosten

Unterwegs im
Nordosten der USA

USA, Land der Highways und Interstates, Autofahrerland.


Kaum ein Ziel, das nicht mit dem Auto erreichbar wäre. Doch
während die Roadtrip-Klischees von vieltägigen Reisen auf
legendären Traumstraßen vor allem im Westen angesiedelt
sind, ist der eher kleinräumige Nordosten nichts für Kilome-
terfresser. Hier laden kurvenreiche Landstraßen zur Entde-
ckung der Langsamkeit ein.

Europäisch Das hat, je nach individueller Vorliebe, Vor- und Nachteile. Diejeni-
bescheidene gen, die davon träumen, einmal auf einer Straße in den Sonnenun-
Entfernungen tergang zu fahren, werden eher im Westen auf ihre Kosten kommen.
Diejenigen hingegen, denen lange Autofahrten ein Graus sind, dür-
fen aufatmen: Sie werden nie länger als wenige Stunden am Stück am
Steuer verbringen. Die Entfernungen sind europäisch bescheiden.
Schon die Geografie lässt nur wenige jener vielspurigen Interstates
zu, auf denen man in den USA sonst schnell und bequem unterwegs
ist. Vor allem Neuengland, aber auch Upstate New York, zwingen
dazu, den Fuß vom Gas zu nehmen. Die von Norden nach Süden
verlaufenden Appalachen mit ihren engen Tälern sind für den Ver-
kehr veritable Blockaden und wer die wenigen Interstates verlässt,
sollte sich auf kurvenreiche Landpartien gefasst machen, wo es kaum
über 50 mi/80 km in der Stunde hinausgeht. In Pennsylvania kommt
dazu, dass das Straßennetz oft noch aus der Postkutschenzeit stammt:
Während die Straßen im Rest des Landes an den Peripherien der
Städte verlegt wurden, führen Pennsylvanias Überlandstrecken oft
noch mitten durch sie hindurch. Staus auf historischen Main Streets
gehören daher zu jeder Pennsylvania-Tour. Auch wenn all dies den
gängigen Erwartungen an einen Amerika-Urlaub widerspricht: Der
Besucher entdeckt so – mitunter zwangsläufig – das leisere Amerika
abseits der großen, aber letztlich langweiligen Interstates.

Mit dem Im bereits daheim gebuchten Mietwagen bleibt man flexibel und un-
Auto abhängig und gelangt auch in National und State Parks. Außerhalb
Bostons, New Yorks und Philadelphias ist das Navigieren denkbar
einfach, auf dem Autofahrer-Kontinent sind die Straßen gemeinhin
in gutem Zustand und alle Destinationen allgemein verständlich aus-
geschildert. Vor dem Besuch der drei größten Ballungsräume sollte
man jedoch die Karten studieren und sich eine Route zurechtlegen.
Vor allem auf den nach Boston und New York City führenden Inter-
states und Highways sind die Ausfahrten so dicht gesät, dass eine
Unterwegs im Nordosten der USA    TOUREN 119

falsche Abfahrt leicht der Beginn einer unerquicklichen Odyssee


durch Industriegebiete sein kann.

Die eigenen vier Wände auf Rädern stehen von jeher für die große Mit dem
Freiheit, besonders, wenn man in den USA unterwegs ist. In Zeiten Wohnmobil
hoher Benzinpreise sollte man sich jedoch ernsthaft fragen, ob man
einem solchen durstigen Camper den Zuschlag gibt. Hinzu kommen
die oft engen Straßen, vor allem in den White Mountains, in den Adi-
rondacks und in den Alleghenies. Auch wildes Campen ist im Nord-
osten nicht ohne Weiteres möglich, sodass man auf kostenpflichtige
Campingplätze angewiesen bleibt.

Bei Rundreisen bis Mitte Juni (z. B. ab Boston oder New York) sollte Tourenpla-
man einen Besuch der Atlantikküste vorziehen, denn nördlich von nung mit
Cape Cod gibt es dann nur wenige Nebeltage, und erst später in das dem Wetter
noch relativ kühle Bergland fahren. Nach Mitte Juni verfährt man
genau andersherum: zunächst in die Berge oder an die Großen Seen,
dann an die Küste. Hitzeperioden lassen sich auch gut auf den deut-
lich kühleren Inseln vor der Küste überstehen.

Beschaulich: die als Schauplatz olympischer Winterspiele


bekannt gewordene Gegend um den idyllischen Lake Placid
WISSEN Indianersommer
Special-Titel
121
121

©
122 TOUREN    Tour 1

Tour 1 Von New York City nach Boston


und zurück
Start und Ziel: New York City
Länge: 620 mi/990 km

Die eleganten Treffpunkte des alten und neuen Geldes, die


verschachtelten Walfängerstädtchen, faule Tage an tollen
Stränden und liebliche Landschaften im Hinterland: Diese Tour
legt Ihnen die Schokoladenseite des Nordostens zu Füßen.
Und jede Menge Geschichte. Denn hier wird der Gründungs-
mythos der USA aufgeführt.

In Auf dem Interstate I-95, dem »New England Thruway«, lässt man
Connecticut eMM New York City problemlos und schnell hinter sich. Im Bundes-
staat Connecticut befindet man sich zwar immer noch im urbanen
Siedlungsbrei des »Big Apple«, doch nun wechselt man auf den US-1.
Falls Interesse am ersten Super-Zirkus der Welt besteht, lohnt sich
ein Aufenthalt in rBridgeport, um dort das Amerikas größtem
Zirkus-Mann P. T. Barnum gewidmete Museum zu besuchen. Obli-
gatorisch hingegen ist die nächste Station. Links vom Highway und
mitten in tM New Haven liegt der Campus der altehrwürdigen
Yale University, einer der traditionsreichen Elite-Universitäten der
USA. Eine halbe Autostunde weiter östlich mündet der »Rhine of
America«, der Connecticut River, breit und langsam in den Long
Island Sound. Stromaufwärts, im dicht bewaldeten Connecticut Ri-
ver Valley, verstecken sich einige der ältesten Dörfer des Landes.
Wenn man nicht das gesamte Tal aufwärts fahren will, sollte man sich
zumindest das malerische Essex und das verträumte Old Saybrook
ansehen, zwei verträumte Städtchen aus den Kindertagen Neueng-
lands. Zurück am Atlantik setzt man die Reise über New London mit
seinen Kunstgalerien und der Marinebasis Groton nach uMM Mystic
fort. Der Museumshafen Mystic Seaport gilt als die Attraktion des
Bundesstaats schlechthin. Wenig später fährt man bereits nach »Litt-
le Rhody« hinein. Falls man rasch nach Massachusetts will, durch-
quert man das winzige Rhode Island auf der I-95 in Richtung Bos-
ton. Allerdings verpasst man dann auch eine Menge, so zum Beispiel
einen Abstecher in die Welt der Reichen und Schönen in iMM New-
port, der »Party-Town« der College Kids Neuenglands und Yachtha-
fen der New Yorker Society, die sich hier schon vor mehr als einhun-
dert Jahren märchenhafte Schlösser errichtete. Zudem lockt das
wohlhabende »Little Rhody« auch mit Badeurlaub: Die Strände der
tief in den Bundesstaat reichenden Narragansett Bay sind lang,
breit und gelb. Was will man mehr?
Tour 1    TOUREN 123

Dann kommt Massachusetts. Ab der Hafenstadt Fall River folgt man In Massa-
dem stark befahrenen US-6 entlang der Küste bis oM New Bedford. chusetts
Die Hafen- und Arbeiterstadt war einst der wichtigste Walfänger­
hafen der Welt und inspirierte den Schriftsteller Herman Melville zu
seinem berühmten Walfänger-Klassiker »Moby Dick« . Die aufregen-
de Geschichte der Stadt erzählt das höchst imposante New Bedford
Whaling Museum. Zu viel Historie, zu wenig Urlaub? Kein Problem,
die kleinräumige Geographie im Nordosten ermöglicht schnelle
Wechsel. Die hakenförmig in den Atlantik ragende, vor allem aus
Wald und Sand bestehende Halbinsel pMM Cape Cod ist als das »Sylt
der Ostküste« berühmt für ihre Strände und Freizeitmöglichkeiten.
Und wer schon einmal hier ist: Die Ferieninseln Martha‘s Vineyard
und Nantucket zu besuchen ist fast schon obligatorisch ...
Mit frischen Kräften – aber im Grunde sind auch die nächsten Ziele
nicht wirklich anstrengend – erreichen Sie nun den vielleicht ge-
schichtsträchtigsten Abschnitt Ihrer Reise. Wie die ersten Siedler, die
berühmten Pilgerväter, sich in der Neuen Welt einrichteten, erfahren
Sie in dem detailgetreu nachgebauten und palisadenbewehren Mu-
seumsdorf Plimoth Plantation unweit des heutigen aMM Plymouth.
Und dann sMM Boston! Fast jeder Pflasterstein, jedes Gemäuer, jeder
124 TOUREN    Tour 2

Platz kündet von den Anfängen der USA und den wichtigsten Etap-
pen auf dem Weg zur heutigen Supermacht. Wer noch tiefer in die
amerikanische Geschichte – in ihrer grausigeren Version – eindrin-
gen will, kann einen Ausflug durch Bostons Vorstädte nach dM Sa-
lem machen, eine halbe Autostunde nördlich von Boston. Als altes
Zentrum des China-Handels hat diese schöne Stadt jedoch mehr zu
bieten als den von vielen amerikanischen Autoren literarisch ver-
ewigten Hexenwahn im 17. Jahrhundert! Spannende Geschichte(n)
erfährt man auch in fM Lexington und Concord, den eine halbe
Autostunde westlich von Boston in dichtem Wald versteckten Städt-
chen. Dann aber übernimmt endgültig das ländliche Massachusetts,
das nun rechts und links der US-2 Richtung Westen vorbeigleitet. Ab
Millers Falls folgt die Straße dem alten Mohawk Trail, der sich kur-
venreich in die lieblichen gMM Berkshire Hills schraubt, bis nach
dem von der Industrieansiedlung zur Künstlerkolonie mutierten
North Adams. Mehr von dieser idyllischen Berglandschaft erschließt
Ihnen die US-7, auf der Sie von Norden nach Süden typische Neu-
englandstädtchen wie Williamstown, Pittsfield mit der Hancock Sha-
ker Village, Stockbridge und Great Barrington streifen.

Zum Ab- Im grünen Connecticut werden die Berkshire Hills vom engeren,
schluss New aber kaum weniger fotogenen Housatonic Valley abgelöst. Bei Dan-
York City bury verlässt man die langsame US-7 und nimmt den I-84/684, über
den man zügig nach eMM New York City zurückkommt. Alternativ
zur Rückfahrt durch die Berkshire Hills kann man auch über Wil-
liamstown hinaus auf dem US-2 bleiben und weiter in die Hauptstadt
des Bundesstaates New York, Albany, fahren. Von dort aus folgt man
dem US-9 durch das landschaftlich reizvolle :MM Hudson Valley am
Hudson River entlang zurück nach eMM New York City.

Tour 2 Von Boston durch Maine und


New Hampshire
Start und Ziel: Boston
Länge: 640 mi/1 025 km

Amerikanische Geschichte und wahrhafte Wildnis, Neueng-


land könnte nicht vielfältiger sein! Diese abwechslungsreiche
Route führt an der zerlappten Küste von Maine entlang bis
fast hinauf nach Kanada und dann durch die schroffen, bis
weit in den Sommer schneebedeckten White Mountains von
New Hampshire. Neuengland vom Feinsten: kultiviert, rau
und bestürzend schön!
Tour 2    TOUREN 125

Man startet in eMM Boston und folgt der alten Küstenstraße US-1A In Massa-
(später MA-129) Richtung Nordost. Erster Halt ist rM Salem, die chusetts
deutschen Gymnasiasten aus dem Englischunterricht (»The Crucib-
le« von Arthur Miller) bekannte Stadt der Hexenprozesse von 1692.
Nach Besichtigung der »hexigen« Sehenswürdigkeiten und des her-
vorragenden, dem China-Handel gewidmeten Peabody Essex Muse-
um kann man sich an den Stränden von tM Cape Ann entspannen.
Durch New
Bei Newburyport gelangt man auf den landeinwärts verlaufenden Hampshire
US-1 und erreicht New Hampshire. Dieser Bundesstaat findet eigent- nach Maine
126 TOUREN    Tour 3

lich im Landesinnern statt und verfügt nur über wenige, zudem noch
arg verbaute Küstenkilometer. Die große Ausnahme bildet das ver-
winkelte uM Portsmouth: In der Altstadt steigt man aus und schlen-
dert durch Daniel, State und Court Street. Maine beginnt gleich jen-
seits der Stadtgrenze. Kennebunkport, als Ferienresidenz der
Präsidentenfamilie Bush bekannt, ist das berühmteste der schönen
Resort-Städtchen der Südküste Maines. Hinter iM Portland, der
größten – und für viele schönsten –Stadt des Bundesstaates, zweigt
der US-1 nach Osten ab und begleitet die herb-schöne Schärenküste.
Hier wird man zum Entdecker und folgt den immer wieder zum
Wasser abzweigenden, zu den schönsten Orten und Plätzen führen-
den Stichstraßen: in die Schiffsbauerstadt Bath zum Beispiel, nach
dem wunderbaren Popham Beach, nach dem einzigartig gelegenen
Yacht- und Fischerhafen oMM Camden oder aber auf die romanti-
sche Halbinsel Blue Hill Peninsula. Der landschaftliche Höhepunkt
und zugleich Wendepunkt dieser Rundfahrt ist der fotogene pMM A-
cadia National Park, der einzige Nationalpark Neuenglands.

Durch Maine Der Weg zu den nächsten Natur-Highlights führt über den US-1 in
wieder nach die Stephen-King-Stadt Bangor. Dort wechselt man auf den I-95/495,
New auf dem man zunächst Augusta, die Hauptstadt von Maine, streift
Hampshire und später von Auburn aus auf der ME-26 landeinwärts in Richtung
der allmählich aufragenden sMMWhite Mountains reist. Im schläf-
rigen aBethel, das heute als Basis für erlebnisreiche Trips in die
Bergwelt geschätzt wird, erhält man einen ersten Eindruck von die-
sen steil aufragenden Giganten mit den nackten Felsenkuppen.
Gleich ein paar Tage lassen sich hier und im benachbarten New
Hampshire, wo sich der größere Teil der White Mountains erstreckt,
verbringen. Danach reist man auf der NH-16 nach Süden zum insel-
übersäten dM Lake Winnipesaukee. Auf dieser Straße erreicht man
bald wieder uM Portsmouth an der Küste. Noch am gleichen Abend
kann man zurück in eMM Boston sein.

Tour 3 Von Montréal durch Vermont,


New Hampshire und New York
Start und Ziel: Montréal
Länge: 940 mi/1 500 km

Achtung Naturfreunde! Entfernungen sind hier kein Thema:


Die ostkanadische Metropole Montréal ist der ideale Aus-
gangspunkt für die Erkundung der Naturschönheiten im Nor-
den des Nordostens.
Tour 3    TOUREN 127

Auf zu großartigen Naturschauspielen! Von e Montréal aus nimmt In Vermont


man zunächst die Autoroutes 10 und 55 bis zur amerikanischen Gren- und New
ze. Bei Stanstead (Québec) reist man in die USA ein. Die raue und Hampshire
dünn besiedelte Landschaft des rM Northeast Kingdom liegt vor
dem Reisenden. Via US-5 streift man den ins Hügelland eingebetteten
Lake Willoughby. Vom altmodisch wirkenden Hauptort St. Johnsbury
gelangt man via I-93 schnell nach Littleton. Von dort geht es auf der
US-302 zu den tMMWhite Mountains. Die NH-302 führt ins Herz
der »Whites«, den Crawford Notch State Park, zum historischen,
zu Füßen des Mt. Washington wie ein Ozeandampfer ankernden
Mt. Washington Hotel und zum Verkehrsknotenpunkt North Con-
way. Von hier lohnt ein Abstecher auf der NH-16 Richtung Gorham.
Kurz hinter North Conway klettert die Straße in engen Serpentinen
bergan. Auf halber Strecke erreicht die atemberaubende Mt. Wa-
shington Autoroute den höchsten Berg im Nordosten der USA.
Weiter südlich, in Conway, setzt man die Reise auf dem aussichtsrei-
chen Kancamagus Highway (NH-112) nach Westen fort. In Lincoln
kreuzt man den I-93. Nicht entgehenlassen sollte man sich den weiter
128 TOUREN    Tour 4

nördlich gelegenen Franconia Notch State Park. So eng wie sonst


selten in den »Whites« stehen hier die Berge beieinander. Danach
setzt man seine Reise auf dem US-302 ins lieblichere Vermont fort.
Das kantige Barre mit seinen Marmorbrüchen und natürlich das feine
uMMontpelier, die kleinste Hauptstadt eines US-Bundesstaates,
sind die nächsten Ziele. In Montpelier lässt sich ein wenig Lifestyle
tanken, denn hier gibt es die meisten Coffeeshops und Bistros der Ge-
gend! So gestärkt reist man auf dem US-7 weiter an die »Westcoast«
von Neuengland: So nennen überzeugte Yankees das Ufer des langge-
streckten Lake Champlain an der Grenze zum Bundesstaat New
York. Hier liegt auch die Uni-Stadt iM Burlington. Sie ist auch die
größte Stadt von Vermont. Danach wartet Vermont pur auf den Rei-
senden. Der Landstrich, den man auf der US-7 von Burlington aus in
südlicher Richtung durchquert, präsentiert Städtchen und Dörfer wie
aus dem Bilderbuch – vor allem bei einem Abstecher durch die Midd-
lebury Gaps. In Bennington endet diese Straße, dort biegt man Rich-
tung Albany im Nachbarstaat New York ab.

In New York Wo und wie die Ostküstenelite seit mehr als hundert Jahren kurt und
sich die Zeit mit Pferderennen vertreibt, erfährt man im altmodisch-
mondänen oM Saratoga Springs nördlich der überraschend ge-
sichtslosen Hauptstadt Albany. Mutter Natur folgt auf dem Fuße:
Der US-9 und später die NY-73 führen über Glens Falls und am
schönen Lake George vorbei nach Lake Placid, das bereits zweimal
die Olympischen Winterspiele ausgerichtet hat und Hauptferienort
der pMM Adirondacks ist. Vorbei an Seen, Bergen und durch endlo-
se Wälder geht es dann nach Watertown am Südufer des Lake Onta-
rio. Watertown ist das Tor zu den aMThousand Islands, einer mär-
chenhaften Inselwelt im St.-Lorenz-Strom. Die Rückfahrt folgt dem
Strom auf US-Seite, bis man bei Cornwall wieder die Grenze über-
quert und auf kanadischer Seite zurück nach eMontréal kommt.

Tour 4 Von New York City durch New


York und Pennsylvania
Start und Ziel: New York City
Länge: 1 065 mi/1 700 km

So viele Gesichter hat der Nordosten! Mögen Sie Trubel und


Action? Dann sind New York City, Philadelphia und die Niaga-
rafälle für Sie! Oder haben Sie es lieber etwas beschaulicher?
Können Sie haben: bei den Amischen in Lancaster County und
im Gebiet der idyllischen Finger Lakes.
Tour 4    TOUREN 129

Man verlässt eMM New York City via Yonkers und fährt im grünen In New York
rMM Hudson Valley auf dem US-9 bis nach Albany. Nach einer kur-
zen Stippvisite in der Hauptstadt des Bundesstaates New York wen-
dent man sich nach Westen. Auf dem Boden des Mohawk Valley
reist man auf dem NY-5 durch Utica nach Syracuse, das als Tor zu
den tMM Finger Lakes gilt. Diese herrlich romantische Seenland-
schaft ist ein Erholungsraum »par excellence« – Lifestyle und über
100 Weingüter, deren Chardonnays, Pinot Noirs und Vidal Blancs
schon viele renommierte Preise gewonnen haben. Auf diesen land-
schaftlichen wie kulinarischen Genuss folgen weitere Höhepunkte.
Via Rochester erreicht man das Südufer des Lake Ontario, an dem
es immer wieder schöne Badeplätze gibt. Schließlich erreicht man
uMM Niagara Falls. Das Städtchen an der Grenze zu Kanada besitzt
mit den Niagarafällen vor der Haustür eine der meistbesuchten Tou-
rismusattraktionen der Welt. Der Verkehr ist dementsprechend, den-
noch sollte man dieses Naturschauspiel gesehen haben.

Man verschwende nicht zuviel Zeit in Buffalo und Erie, den nächs- In
ten beiden Städten entlang dieser Route. Besondere Aufmerksamkeit Pennsylvania
130 TOUREN    Tour 5

verdient das faszinierende iMM Pittsburgh. Die einstige Stahlhoch-


burg des Landes hat einen bemerkenswandel Wandel zur Kunst- und
Kulturmetropole vollzogen und ist heute mit erstklassigen Museen
wie dem Andy Warhol Museum eine weltweit anerkannte Kunstdes-
tination. Wer sich für alte Eisenbahnen begeistern kann, sollte von
hier aus via US-22 nach Osten durch die oM Southern Alleghenies
fahren, um sich die Horseshoe Curve anzuschauen. Schneller nach
pM Harrisburg geht es auf dem »Pennsylvania Turnpike« (I-70/76).
Schon bald hinter der Hauptstadt Pennsylvanias beginnen die Uhren
langsamer zu ticken, denn jetzt erreicht man das aMM Pennsylvania
Dutch Country mit seinem Hauptort Lancaster. Hier nimmt man
sich am besten zwei oder gar drei Tage Zeit und fährt vor allem vor-
sichtig: Auf den Landstraßen sind die Amish mit ihren Pferdefuhr-
werken unterwegs! Von Lancaster aus ist es dann nicht mehr weit bis
nach sMM Philadelphia, das man am besten via US-30 erreicht. Nach
zwei, drei Tagen in der »Wiege der Nation« tritt man den Rückweg
nach eMM New York City an.

Tour 5 Der Unabhängigkeitskrieg im


Nordosten: Von Boston nach
Philadelphia
Start und Ziel: Boston
Länge: 620 mi/998 km

Boston war die »Brutstätte« revolutionären Gedankenguts, in


Philadelphia mündete die brodelnde Unzufriedenheit mit der
Krone in die Unabhängigkeitserklärung. Bis sich der Krieg in
den Süden verlagerte, wurde in dieser Region erbittert um die
Zukunft des Kontinents gefochten.

Boston und Philadelphia verbindet jeder Amerikaner mit dem Un-


abhängigkeitskrieg (1775–1783). Dazwischen liegen gut 500 Kilome-
ter, auf denen Briten und Amerikaner während der ersten Phase des
Krieges so viele Schlachten und Scharmützel austrugen, dass die
nachstehend beschriebene Tour zu den wohl spannendsten Kapiteln
aus den Kindertagen der Supermacht führt. Der erste Schuss, die
blutigste Belagerung, geschickte Umgehungsmanöver und gemeine
Hinterhalte, aber auch schlimme Niederlagen der Amerikaner, die
den Krieg mehr als einmal fast zugunsten der Briten entschieden
hätten: Diese Tour vermittelt einen lebendigen Eindruck von den
dramatischen Ereignissen jener Zeit.
Tour 5    TOUREN 131

Man beginnt in eMM Boston und schaut sich dort die Stätten des
vorrevolutionären, von königlichen Knebelsteuern geplagten Ame-
rika an. Dann verlässt man die Stadt auf dem vierspurigen I-93 Rich-
tung Norden nach rLexington. Dort fiel am 17. April 1775 auf dem
Village Green der berühmte erste Schuss des »american revolutiona-
ry war«, hier gab es die ersten Opfer dieses acht Jahre währenden
Waffengangs. Anschließend folgt man den amerikanischen »minute-
132 TOUREN    Tour 5

men« und ihren Widersachern, den königlichen Rotröcken, auf der


alten Lexington Road (Rte. 2A) durch dicht bewaldetes Hügelland
nach tConcord. Dort wurden die Soldaten von den amerikani-
schen Milizen im ersten richtigen Gefecht des Krieges zurückgewor-
fen und erlitten auf dem Rückzug nach Boston weitere schwere Ver-
luste. Nach der Schlacht von Bunker Hill am 17. Juni 1775 und der
fortwährenden Belagerung Bostons durch General Washington bis
zum 17. März 1776 verlagerte sich der Krieg von Neuengland in den
Süden. Die Kanonen und weiteres schweres Material für die Belage-
rung stammten übrigens aus dem Überfall der »Green Mountain
Boys« unter Ethan Allen auf das britische uFort Ticonderoga am
Lake Champlain. Von Concord aus erreicht man Fort Ticonderoga
auf den Straßen MA-2 und -140. Letztere geht in New Hampshire in
die Straßen NH-12, -133, - 103, -7 und - 4 über. Diese überqueren die
Green Mountains und hinter Fair Haven die Grenze nach Vermont.
Von hier aus geht es via US-7 und US-4 nach dem bereits im Nach-
barstaat gelegenen Fort am Westufer des Lake Champlain.
Zurück geht es per Fähre ans Westufer des Lake Champlain. Nun
folgt man der NY-22 durch die landschaftlich reizvollen Adirondacks
im Staate New York nach iBennington (VT), das zwischen die
Green Mountains und die Taconic Range eingebettet ist. Hier erin-
nert das monumentale Bennington Battle Monument (“ S. 494) an
eine besonders brutal geführte Schlacht zwischen amerikanischen
Milizen und aus englischen Soldaten und hessischen Söldnern beste-
henden königlichen Truppen am 16. August 1777. Der Sieg der Ame-
rikaner führte zum massenhaften Absprung der indianischen Ver-
bündeten der Briten und stärkte die nach mehrere Niederlagen
lädierte Kampfmoral der Kolonisten. 71 km nordwestlich von Ben-
nington mussten die Engländer schließlich im Herbst dieses Jahres
zwei weitere Niederlagen hinnehmen, die als Wendepunkte dieses
Krieges gelten.
Von Bennington aus fährt man quer durch die Adirondacks, und
zwar auf den kurvenreichen Straßen NY-7, -22, -67, -22 und -29.
Nächstes Ziel ist der feine Kurort oSaratoga Springs (“ S. 382).
Dort erinnert der Saratoga National Historic Park an die beiden
Schlachten im Herbst 1777. Mit den Siegen über die Rotröcke drehte
sich nicht nur das Kriegsglück zugunsten der Amerikaner. Wenig
später trat auch Frankreich auf Seiten der Kolonisten in das Kriegs-
geschehen ein.
Während der Kriegsausgang oft genug auf Messers Schneide stand,
unterzeichneten die Väter der Verfassung bereits am 4. Juli 1776 im
400 km weiter südlich gelegenen aMM Philadelphia die Unabhän-
gigkeitserklärung. Bevor man auf den I-87 und -78 in die Stadt »der
brüderlichen Liebe« einrollt und dort die »Independence«-Stätten
abhakt, sollte man auf der Höhe von Trenton auf die PA-29 nach
pNew Hope abbiegen. Kurz vor dem Städtchen lohnt der Wa-
Die US-amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde
am 4. Juli 1776 in Philadelphia unterzeichnet.

shington Crossing State Park einen Besuch. Dort gab General Wa-
shington der Sache der Kolonisten den gerade wieder einmal drin-
gend benötigten Moralschub, als er in der Nacht zum 26. Dezember
1776 unbemerkt an der Spitze seiner Truppen den Delaware River
überquerte und so den Gegner in Trenton überraschte.
Reiseziele von
A bis Z
Acht Bundesstaaten stellen sich vor: Von der Stadt der Städte New
York City ins Idyll des Pennsylvania Dutch Country, von den
grünen Hügeln Vermonts zur rauen Küste von Maine.
Connecticut
Connecticut     ZIELE 137
137

CONNECTICUT
Fläche: 12 550 km²
Einwohner: 3,6 Mio:
Hauptstadt: Hartford
Beiname: The Constitution State

Der drittkleinste und mit am dichtes-


ten besiedelte Bundesstaat der USA
hat erstaunlich viele Facetten. Wäh-
rend er für Pendler nach dem nahen
New York City nur ein großer Schlafraum ist, schätzen ihn an-
dere als Juwel, das ländliche Idylle und historische Städte auf
engstem Raum verbindet.

Hier gesichtslose Suburbs im Sog des »Big Apple«, dort verschlafene Schlafstadt
Neuengland-Idylle mit Kirche, Green und einer blühenden Kunst- mit
szene: Weil bereits im 19. Jh. das schrumpfende Farmland weniger in Vorgarten
Industrieparks als in Naturschutzgebiete verwandelt wurde, erfreut
sich Connecticut heute eines besonders hohen, Arbeit und Freizeit
gekonnt verbindenden Lebensstandards. Selbst die quirlige Haupt-
stadt Hartford liegt keine halbe Autostunde von grünen Weiden mit
glücklichen Holsteiner Kühen entfernt. Als Rechteck mit Kantenlän-
gen von 88 bzw. 144 km Länge wird Connecticut von den Ausläufern
der nördlichen Appalachen geprägt, die hier fast bis an den Atlantik
heranreichen. Die Küstenlinie ist durch viele fjordartige Buchten ge-
gliedert, in die relativ kurze, aber wasserreiche Flüsse münden.
Der Staat trägt den Namen des Flusses, der ihn von Nord nach Süd
halbiert und der bis Hartford schiffbar ist: »Quinnehktuhqut«
stammt aus einer Algonquinsprache und bedeutet »am Ufer des gro-
ßen Flusses, der sich hebt und senkt«. Am stärksten urbanisiert ist
der Küstenabschnitt westlich des Connecticut River; östlich davon
blieb die Küste meist von Städteplanern verschont, hier liegen schöne
Strände und makellos ­gepflegte, touristisch interessante Städtchen.
Landeinwärts sind der Housa­tonic River, das Connecticut River Val-
ley und die Litchfield Hills weitere Anziehungspunkte.

1638 schlossen sich die seit 1623 am Connecticut River gegründeten Geschichte
Siedlungen zur Hartford Colony zusammen und nahmen die »Fun-
damental Orders of Connecticut« an, die erste geschriebene Ver-
fassung der Neuen Welt. Patriotisch blieben die Einwohner Con-
necticuts auch danach. 1687 versteckten sie ihre Verfassung vor den
königlichen Beamten in einer Eiche und im Unabhängigkeitskrieg

Die Stadtgarde von Hartford in historischen Uniformen


138 ZIELE    Connecticut

Highlights in Connecticut
▶▶ Mystic ▶▶ Submarine Force Museum
Die ruhmreiche Seefahrer- Hauptattraktion dieses Museums ist
Vergangenheit Neuenglands im das erste Atom-U-Boot der Welt.
beschaulichen Küstenstädtchen ent- ““Seite 160
decken
““Seite 153 ▶▶ Mashantucket Pequot
Museum
▶▶ Museen in Yale Eines der besten Museen zur Kultur
Die Schätze der Elite-Uni der amerikanischen Ureinwohner im
““Seite 156 Nordosten
““Seite 161

stellten sie mit über 30 000 Mann die Hälfte der Rebellenarmee Geor-
ge Washingtons. Zu Beginn des 19. Jh.s lieferten sie beste Kostproben
der berühmten »Yankee Ingenuity«, des Erfindergeists: So entwickel-
ten sie das erste Dampfschiff der Welt, das erste Fließband, den Colt-
Revolver, die Baumwollentkörnungsmaschine und das Winchester-
Gewehr. Dem Staat brachte die rastlose Suche nach neuen Produkten
und geeigneten Absatzmärkten bald den zweitenBeinamen »Gadget
State« ein (»der Staat, der den Dreh raus hat«). Von der durch die
Depression in den 1930ern ausgelösten Wirtschaftskrise erholte sich
der von der verarbeitenden Industrie abhängige Staat erst 20 Jahre
später. Die seit den 1990ern stattfindende Sanierung der Innenstädte
gilt landesweit als vorbildlich. Die Finanzkrise 2008–12 und das Mas-
saker an der Schule von Sandy Hook (2012) versetzten ihm zwar
schwere Schläge, doch seit 2013 gehört er mit 70 000 $ zumindest zu
den Bundesstaaten mit dem höchsten Einkommen pro Haushalt.

Bevölkerung Mit einer Bevölkerungsdichte von 280 Einw./km² steht Connecticut


an vierter Stelle in den USA. Von den rund 3,6 Mio. Einwohnern sind
gut 10 % Afro-Amerikaner. Dies ist der höchste Anteil in den Neu-
englandstaaten. Die größten Städte sind Bridgeport mit 144 600 Ein-
wohnern, New Haven mit 130 000 und Hartford mit 125 000.

Wirtschaft Heute ist Connecticut, dessen ausgezeichnete Hochschulen die Elite


des Landes produzieren helfen, ein Zentrum der verarbeitenden In-
dustrie. Elektrotechnische und elektronische Artikel, Mikrochips,
Chemikalien, Düsentriebwerke und Hubschrauber sind die bekann-
testen Produkte des Constitution State. Hartford gilt als Versiche-
rungshauptstadt der USA, Groton als Zentrum des U-Boot­baus.
Hingegen nimmt die Bedeutung der Landwirtschaft ab.
Bridgeport    ZIELE 139

Bridgeport
Region: Fairfield/Southwest
aJ7
Höhe: 0 – 5 m ü. d. M.

Einwohner: 148 000

Die Industriestadt am Long Island Sound liegt bereits im Sog


New Yorks. Während die meisten Touristen an Bridgeport vor-
beifahren, führen Zirkusfans die Stadt in ihrer Routenplanung
ganz oben.

1639 an der Mündung des Pequonnock River gegründet, lebte Die Stadt des
Bridgeport bis zum 19. Jh. vom Walfang und seitdem von der verar- P. T. Barnum
beitenden Industrie. Berühmtheit erlangte Bridgeport jedoch durch
Phineas T. Barnum (1810 – 1891), den genial-gerissenen Promoter
der »Greatest Show on Earth«, der hier lebte und sogar eine Zeit lang
Bürgermeister war.

Sehenswertes in Bridgeport
und Umgebung
Hereinspaziert, hereinspaziert! Das Barnum Museum beschäftigt Barnum
sich mit Barnums schillernder Persönlichkeit und zeigt zahlreiche Museum
Raritäten, darunter u. a. handgearbeitete Zirkusmodelle und Kostü-
me einstiger Zirkusstars. Mehrere Jahre war das Museum aufgrund
von Tornadoschäden geschlossen. Im Sommer 2015 eröffnete aber
ein Flügel mit Ausstellungen historischer Artefakte
i 820 Main St., Info-Tel. 1 203 3 31 11 04, www.barnum-museum.org

Bridgeport erleben
AUSKUNFT ESSEN/ÜBERNACHTEN
Bridgeport Regional Hotel Zero Degrees Norwalk AAA
Business Council 353 Main Ave., Norwalk, CT 06851,
10 Middle Street Tel. 1 203 7 50 98 00,
Bridgeport, CT 06604 www.hotelzerodegrees.com
Tel. 1 203 3 35 38 00 Das moderne, urban anmutende Hotel
www.brbc.org direkt an der Main Street beeindruckt
mit seinen durchdesignten, lichten Zim-
mern und dem Gourmetrestaurant Me-
diterraneo, wo mediterrane Spezialitäten
serviert werden.
WISSEN Phineas Taylor Barnum und der Barnum-Zirkus
Special-Titel

The Greatest Show on Earth


Phineas Taylor Barnum wurde am 5. Juli 1810 in Bethel, CT, geboren.
Mit 24 ging er nach New York, wo er die ehemalige Sklavin Joice Heth
kennenlernte. Sie behauptete, 161 Jahre alt und außerdem George
Washingtons Amme gewesen zu sein. Das war natürlich glatt gelogen.

Barnum heuerte sie trotzdem an, Bridgeport einen orientalischen


hängte seinen Händler-Job an den Palast und konnte Jenny Lind, »die
Nagel und tingelte mit ihr und an- schwedische Nachtigall«, verpflich-
deren »Kuriositäten« – u. a. einer ten. Dann investierte er in marode
»Meerjungfrau« aus einem ausge- Firmen und war 1855 bankrott. Mit
stopften Affentorso mit großem Unterstützung von Tom Thumb,
ausgestopften Fischschwanz – über mit dem er abermals Europa durch-
die Dörfer. Bald vergrößerte er sei- reiste, berappelte er sich wieder.
ne menschliche Menagerie um die
Siamesischen Zwillinge Chiang Zirkus
und Eng, die er in seinem 1841 am Sein Hauptgeschäft blieben »Freak
Broadway in New York eröffneten Shows«, d. h. die Zurschaustellung
»American Museum« ausstellte. bärtiger Damen, ganzkörpertäto-
1842 entdeckte er in Bridgeport ei- wierter Männer, Liliputaner und
nen fünf Jahre alten Liliputaner, Riesen. 1870 organisierte er mit
brachte ihm Singen und Tanzen William C. Coup einen Wanderzir-
bei, nannte ihn »Tom Thumb« kus mit insgesamt 500 Menschen
(nach einer englischen Märchen- und 200 Pferden. Ein Erfolg stellte
figur) und ließ ihn auftreten. sich aber erst ein, als er 1881 mit
James A. Bailey »The Barnum and
Große Erfolge in Europa Bailey Greatest Show on Earth«
Mit ihm als Zugnummer reiste er zusammenstellte. Zugnummer war
1844 nach Europa. Sie durften so- »Jumbo«, der angeblich größte
gar vor Queen Victoria auftreten, Elefant der Welt. In den 1870er-
die sich über Tom Thumbs Napo- Jahren wurde Barnum zweimal
leon-Parodie besonders amüsiert zum Bürgermeister von Bridgeport
haben soll. Barnum, auch »Prinz gewählt. Heute ist »Barnum and
Schwindel« genannt, kehrte als Bailey Ringling Brothers« der größ-
gemachter Mann zurück, baute in te Zirkus der Erde.
Bristol     ZIELE 141
141

Das freundliche Hafenstädtchen 13 mi/21 km südöstlich von Bridge- Norwalk


port erlebte in den 1990er-Jahren den Facelift seiner Waterkant mit
Restaurants, Galerien, trendigen Boutiquen und der Washington
Street. Hier wurden Hollywood-Filme mit Neuengland-Hintergrund
gedreht, so auch »The Stepford Wives« (2004) mit Nicole Kidman
und »Confessions of a Shopaholic« (2009) mit Isla Fisher und John
Goodman.
Hauptattraktion ist das MMaritime Aquarium, wo sich exotische
ebenso wie draußen im Long Island Sound heimische Meeresbewoh-
ner in ihren gekonnt rekonstruierten Lebensräumen beobachten las-
sen. Im angeschlossenen IMAX-Kino werden spektakuläre Natur­
filme gezeigt. Für Freunde viktorianischer Architektur: Die 1864
errichtete 50-Zimmer-Residenz MLockwood-Mathews Mansion
gilt als schönstes Beispiel des Second Empire in den USA und be-
sticht mit prachtvollem Dekor und einer achteckigen, lichtdurchflu-
teten Rotunde.
Maritime Aquarium: 10 N Water St., tgl. 10.00 – 17.00, Juli/Aug. bis 18.00
Uhr, Eintritt: ab $ 19,95, www.maritimeaquarium.org
Lockwood Mathews Mansion: 295 West Ave., März – Jan. Mi. – So.
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.lockwoodmathewsmansion.com

Bristol
Region: Litchfield Hills/Northwest
aK7
Höhe: 88 m ü. d. M.
Einwohner: 62 000

Knapp 300 Uhrmacher machten hier einst »Zeit«: Das Städt-


chen war im 19. Jahrhundert das Zentrum der amerikanischen
Uhrenindustrie.

Zeitmesser jeglicher Größe, am Fließband hergestellt, verließen die Hier tickten


Fabriken Richtung Westen, um Siedlern und Indianern zu melden, Amerikas
was die Uhr geschlagen hatte. So bedeutend war die Uhrenindustrie, Uhren
dass zwei Nachbarorte – Terryville und Thomaston – nach besonders
erfolgreichen Uhrmachern benannt wurden. Heute ist Bristol be-
kannt als Sitz von ESPN, des größten Sportfernsehsenders im Land.

Sehenswertes in Bristol und Umgebung


M American
Die schönsten Uhren aus hiesiger Produktion und der Werdegang Clock &
des Zeitmessers von der klobigen Standuhr zur hochmodernen und Watch
flachen Designer­uhr: Eine sehr gut gemachte Ausstellung im 1801 Museum
142 ZIELE    Connecticut Valley

Bristol erleben
AUSKUNFT ESSEN/ÜBERNACHTEN
Central CT Chambers of Chimney Crest Manor AAA
Commerce 5 Founders Dr., Bristol, CT 06010-5209
200 Main Street Tel. 1 860 5 82 42 19
Bristol, CT 06010 www.chimneycrest.com
Tel. 1 860 5 84 47 18 Denkmalgeschütztes B&B im Tudor-Stil
www.centralctchambers.org mit 32 komfortablen Zimmern; das Früh-
stück ist ausgesprochen üppig.

erbauten Lewis House präsentiert rund 3 000 Chronometer aller


Preis- und Größenklassen.
i 100 Maple St., Ende März – Anf. Dez. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.clockmuseum.org

New England Dieses Museum zeigt herrlich nostalgische alte Kirmes­karussells.


Carousel Außerdem beherbergt es eine Kunstsammlung sowie das Museum of
Museum Fire History.
i 95 Riverside Ave., April – Nov. Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab 12.00 Uhr;
Dez. – März Do. – So. 10.00 – 17.00, So. ab 12.00 Uhr, Eintritt: 12 $,
www.thecarouselmuseum.org

Lake Com- Der älteste Vergnügungspark der USA wurde 1846 am gleichna-
pounce migen See eröffnet und bietet neben modernen, magenumdrehenden
Theme Park »Thrill Rides« auch hübsch altmodische Attraktionen, darunter eine
hölzerne Achterbahn und einen Badestrand mit Kiosken aus der gu-
ten alten Zeit.
i I-84, Exit 31, Memorial Day – Ende Sept. Mi. – Mo. 9.00 – 20.00 Uhr,
Eintritt: ab 43 $, www.lakecompounce.com

M Connecticut Valley
Regionen: River Valley/Central
aK7
Höhe: 0 – 667 m ü. d. M.

In Neuengland nennt man ihn stolz den »Rhein Amerikas«.


Das mag zwar weit hergeholt sein, doch immerhin: Der Con-
necticut River fließt wie sein deutscher Vetter breit und majes-
tätisch durch ein grünes, von sanft gewellten Hügelländern
flankiertes Tal dem Long Island Sound entgegen. Unaufge-
regte, malerische Städtchen begleiten ihn auf seinem Weg.
Connecticut Valley    ZIELE 143

Orte und Plätze im Connecticut Valley


Eine Fahrt durch das Tal beginnt man am besten in East Haddam M East
etwa 20 mi/32 km landeinwärts. Das zauberhafte Uferstädtchen ist Haddam
berühmt für sein Goodspeed Opera House, ein viktorianisches
Schmuckstück von 1876, einst Ziel der kunstbeflissenen, per Rad-
dampfer anreisenden New Yorker. Heute führt das mit filigranen
Türmchen verzierte Haus von April bis Dezember vor allem Musicals
auf, von denen es manches auch bis an den Broadway schafft.
Etwas südlich von East Haddam thront hoch über dem Fluss das ein-
zige Schloss des Tals: MGillette Castle wurde 1919 vom damals als
»Sherlock Holmes« berühmt gewordenen Schauspieler William Gil-
lette gebaut und erinnert bizarr an transsylvanische Vampirschlösser.
Schöner als die mit Originalmöbeln Gillettes eingerichteten 24 Zim-
mer (manche Möbel auf Gleitschienen, eine Marotte des »Schloss-
herrn«) ist jedoch der Blick von der Terrasse auf den Connecticut
River. Übrigens ist das gesamte Areal samt »Schloss« heute als State
Park ausgewiesen.
Goodspeed Opera House: Spielplan, Karten Tel. 1 860 8 73 86 68,
www.goodspeed.org
Gilette Castle: 67 River Rd., Memorial Day – Columbus Day tgl.
10.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 6 $, www.friendsofgillettecastle.org

Bis Mitte des 19. Jh.s ein blühendes Schiffsbau- und Handelszent- M Essex
rum, träumt das Städtchen südlich von East Haddam am Westufer

Was beeindruckt mehr? Die Brücke über den Connecticut River


oder das Goodspeed Opera House gleich nebenan?
144 ZIELE    Connecticut Valley

Das Connecticut Valley erleben


Auskunft Übernachten / Essen
Connecticut River Valley & The Bee & Thistle Inn AA
Shoreline Visitors Council 100 Lyme St., Old Lyme, CT 06371
393 Main Street Tel. 1 860 4 34 16 67
Middletown, CT 06457 www.beeandthistleinn.com
Tel. 1 860 3 47 00 28 11 Zimmer. Der altehrwürdige, noch
www.cttourism.org aus der Kolonialzeit stammende Gast-
hof ist von schönen Gärten umgeben.
In seinen Himmelbetten schläft man
Eiscreme wie zu Omas Zeiten
bestens. Und das gemütliche Restaurant
mit seiner guten Küche heimst Jahr um
TIPP

Katharine Hepburn traf sich hier


mit Nach­barinnen zu Klatsch und Jahr höchstes Lob ein.
Tratsch. Im anno 1790 als General
Store an der Pennywise Lane 2 The Griswold Inn AA
eröffneten und inzwischen an die 36 Main St., Essex, CT 06426
325 Main Street in Old Saybrook Tel. 1 860 7 67 17 76
verlegten James Gallery & Soda www.griswoldinn.com
Fountain gibt es außer Sprudel 30 Zimmer. Seit 1776 als Hotel in Be-
aus einer altbekannten Quelle vor trieb, ist diese im Kolonialstil eingerich-
allem hausgemachte Eiscreme wie tete Herberge bereits selbst eine Attrak-
zu Omas Zeiten. tion. Die Speisekarte bietet einen
Übrigens: Eine Tafel erinnert an traditionell-innovativen Mix.
den Marquis de Lafayette. Der
Held des Unabhängigkeitskriegs ESSEN
kaufte 1824 hier Seife ... oder ein Fresh Salt AAA
Paar Socken, so genau weiß das 2 Bridge St., Old Saybrook,
niemand mehr. Tel. 1 860 3 88 11 11
Dem General Store ist auch ein Serviert werden traditionelle Seafood-
B&B angegliedert (www.pratt- Gerichte mit globalem Twist. Hervorra-
house.net/jamesgallery.htm).
gende Weinkarte, toller Ausblick.

heute von vergangener Größe. Wo früher tätowierte Seebären das


Bild bestimmten, flanieren nun sonnengebräunte Yachtbesitzer, die
ihre Boote in den Marinas vertäut haben, über die gepflegte Main
Street. Charmant ist v. a. die im Erscheinungsbild um 1880 eingefro-
rene Hauptstraße, die von eleganten Bekleidungsläden, teuren Bou-
tiquen und guten Restaurants gesäumt ist. Kein Wunder hat Essex
den Ruf als eine der lebenswertesten Kleinstädte des Landes.
Das Connecticut River Museum erzählt in einem alten Lagerhaus
die Geschichte der Schifffahrt auf dem Connecticut River und die
Rolle der Schiffsbauer der Stadt, die 1775 das erste Kriegsschiff der
Kolonien, die »Oliver Cromwell«, gebaut hatten.
Hartford    ZIELE 145

Die schönsten Uferabschnitte erkunden und den Fluss von einem


alten Dampfer aus erleben kann man mit dem Essex Steam Train
and Riverboat.
Connecticut River Museum: (Steamboat Dock, 67 Main St., tgl. 10.00 bis
17.00 Uhr; Eintritt: 9 $, www.ctrivermuseum.org
Essex Steam Train & Riverboat: 1 Railrd. Ave., Exit 3, Fahrplan u. Tickets
Tel. 1 860 7 67 01 03, www.essexsteamtrain.com

Die von verlandeten Buchten und Landzungen zerfransten Sandbän- Mündungs­


ke in der Mündung des Connecticut River verbieten größeren Schif- bereich
fen inzwischen die Fahrt flussaufwärts, sodass die hiesigen Orte von
der Zeit vergessen wurden.
Ein verschlafenes »Dornröschen« ist Old Saybrook, das englische
Siedler 1635 holländischen Kolonisten abnahmen. Im Zentrum des
langjährigen Wohnorts der Hollywood-Legende Katherine Hepburn
nehmen gut bestückte Antiquitätenläden und gemütliche Restau-
rants und Straßencafés das Tempo aus dem Schritt. Bis heute ist Old
Saybrook mit seinem innerörtlichen Golfplatz so exklusiv, dass seine
gut betuchten Bewohner selbst darüber bestimmen, wer zuziehen
darf und wer nicht.
Auf der anderen Seite der Mündung liegt Old Lyme. Unbedingt an-
sehen sollte man sich das Florence Griswold Museum. Das vor we-
nigen Jahren um einen modernen Anbau erweiterte frühere Zent-
rum der amerikanischen Impressionisten beherbergt die Werke
prominenter Mitglieder der hier einst angesiedelten Künstlerkolonie,
darunter Childe Hassam und Willard Metcalf.
Florence Griswold Museum: 96 Lyme St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab
13.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www. flogris.org

M Hartford
Region: River Valley/Central
aK7
Höhe: 30 m ü. d. M.
Einwohner: 125 000

Die Hauptstadt von Connecticut liegt im Herzen des Bundes-


staates am gleichnamigen Fluss. Sie gilt bis heute als Versiche-
rungsmetropole der Vereinigten Staaten und präsentiert sich
als dynamische Mischung aus Tradition und Moderne – glit-
zernde Bürotürme, viktorianische Kirchtürme und internatio-
nale Luxushotels inklusive.

Im Jahre 1636 am Ort eines aufgegebenen holländischen Handels- Versicherungs-


postens von Thomas Hooker gegründet, erlebte Hartford schon 1687 metropole
146 ZIELE    Hartford

den ersten Akt zivilen Ungehorsams, als seine Einwohner die libera-
le Verfassung der Kolonie vor dem englischen Statthalter drei Tage
lang in einer hohlen Eiche versteckten.
Bereits im 19. Jahrhundert entwickelte sich Hartford zu Amerikas
Versicherungsmetropole, nachdem die Hartford Fire Insurance nach
dem New Yorker Großbrand von 1831 als einzige auszahlen konnte.
Weitere Erfolge ließen das Versicherungsgeschäft boomen. Heute
sitzen über drei Dutzend Versicherungen in Hartford. So erfolgreich
war die Branche, dass die Hartforder in den 1870er-Jahren das
höchste Pro-Kopf-Einkommen der USA aufwiesen und sich mit Pro-
minenten aus Kunst und Kultur, darunter Mark Twain und Harriet
Beecher-Stowe, umgeben konnten. Heute residieren neben Versiche-
rungen auch bedeutende Firmen der verarbeitenden Industrie, allen
voran der Triebwerkhersteller Pratt & Whitney und die Colt Factory
in Hartford.
Die Folgen der dramatischen wirtschaftlichen Abkühlung in der jün-
geren Vergangenheit haben in Hartford viele Firmen zum Wegzug
veranlasst und zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit

Hartford erleben
AUSKUNFT Elegante italienische Trattoria mitten
MetroHartford Alliance in Hartford.
31 Pratt St., Hartford, CT 06103
Tel. 1 860 5 25 44 51 ÜBERNACHTEN
www.metrohartford.com eHomewood Suites
Downtown AA
MARKT 338 Asylum St.,Hartford, CT 06103
Von Juni bis November bieten die Tel. 1 860 5 24 02 23
Bauern der Umgebung auf dem www.homewoodsuites.com
bunten Farmers Market im Stadt- 116 Zimmer. Ansprechende Unter-
zentrum (855 Main St., Mo., Mi., Fr.) kunft mitten in der City mit zwar
ihre Produkte feil. relativ kleinen, dafür umso gemüt-
licheren Zimmern.
ESSEN
eMax Downtown AAA rResidence Inn Downtown
185 Asylum St., Tel. 1 860 5 22 25 30 Marriott AAA
Schicker Yuppie-Hangout. Spezialität: 942 Main St., Hartford, CT 06103
Schwertfisch mit Paprikasauce und Tel. 1 860 5 24 55 50
elegant angemachte Salate. www.marriott.com
120 modern eingerichtete Suiten mit
rPeppercorn‘s Grill AAA Küche in guter Lage nicht weit vom
357 Main St., Tel. 1 860 5 47 17 14 Old State House.
Hartford    ZIELE 147

geführt. Mit aufwendigen Konjunktur- und Kulturprogrammen ver-


sucht man seitens der Stadt gegenzusteuern.

Sehenswertes in Hartford
1792 von Charles Bulfinch im Federal Style erschaffen, beherbergte Old State
der elegante Repräsentativbau erst die Regierung Connecticuts und House
bis 1915 das Rathaus. 1839 fand hier der berühmte Prozess um die
von der »Amistad« geflohenen Sklaven statt, den die 30-minüti-
ge Präsentation »Setting the record straight« beschreibt. Sehenswert
sind auch die einst begehrte Royal Charter von 1662 und die »Fun-
damental Orders« von 1638. Hinter dem Old State House erhebt sich
schiffsförmig die Kulisse des Phoenix Mutual Life Insurance Building.
i 800 Main St., Okt. – Juli Mo. – Fr. 10.00 – 17.00, sonst Di. – Sa. 10.00 –
17.00 Uhr, Eintritt: 6 $, www.ctosh.org
148 ZIELE    Hartford

Center Wenige Schritte weiter südlich steht die Center Church (675 Main
Church St.), ein Gotteshaus, das 1807 an Stelle eines ersten, 1636 aus rohen
Holzbalken gezimmerten Versammlungshauses errichtet worden ist.
An sie grenzt der älteste Friedhof der Stadt, auf dem einige Stadt-
gründer beigesetzt sind.

M Wadsworth Die bereits im Jahre 1842 eröffnete Ausstellung gilt als das älteste
Atheneum Kunstmuseum der Vereinigten Staaten und besitzt als größten
Schatz eine Gemäldesammlung von
Künstlern der besonders in den
Hartford von oben
USA berühmten Hudson River
School. Hinzu kommen Alte Meis-
TIPP

Neben dem Wadsworth Athe-


ter des 16. und 17. Jahrhunderts so-
neum kann man im Travelers
Tower 100 Stufen hinauf zur
wie Arbeiten zeitgenössischer Ame-
Beobachtungsplattform klettern. rikaner und Europäer. Die Amistad
Die Mühe wird mit einem tollen Collection dokumentiert die Kultur
Blick über die Stadt belohnt der Afro-Amerikaner von der Skla-
(Mai – Okt. Mo. – Fr. 10.00  bis verei bis zur Gegenwart.
15.00 Uhr, Eintritt frei). i 600 Main St., Mi. – Fr. 11.00 – 17.00,
Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $,
www.thewadsworth.org

M Capitol Weithin sichtbar auf dem Capitol Hill und mächtig über dem weit-
läufigen, vom bekannten Landschaftsarchitekten Frederick Law
Olmsted konzipierten Bushnell Park thronend, verstörte Connecti-
cuts Regierungssitz bei seiner Einweihung im Jahre 1879 so manch
aufrechtes Yankee-Gemüt: Denn nicht alle waren begeistert von den
vielen Türmen und Türmchen und von der mit Skulpturen reich ver-
zierten Fassade aus Connecticut-Marmor, über der sich eine gewal-
tige, mit Goldplättchen belegte Kuppel aufwölbt. Und drinnen erin-
nern zahlreiche Reliefs und Bronzetafeln an bedeutende
Persönlichkeiten des Staates.
i 210 Capitol Ave.; Mo. – Fr. 8.00 – 15.00 Uhr, Eintritt frei,
www.cga.ct.gov/capitoltours

M Mark Twain »The House that Mark built« – das Haus an der Farmington Avenue
House & trägt bis zum letzten Stein die Handschrift des weltberühmten Schrift-
Museum stellers und Vaters von Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Twain,
der anno 1874 nach Hartford kam und die Bauarbeiten persönlich
überwachte, ließ selbst die Ziegelsteine als Deko-Material verwenden,
indem er sie in Ausrichtung und Winkel zu geometrischen Mustern
verschieben ließ. Heraus kam ein heimeliges, blutrotes Haus mit Gie-
beln, Türmchen und Balkonen, das stilistisch irgendwo zwischen ent-
spannter Neugotik und Skihütte angesiedelt ist. Die 19 Räume neh-
men den Besucher mit viel Walnussholz und schweren Polstermöbeln
gefangen. In der Bibliothek möchte man gleich mit einem Buch in
Hartford    ZIELE 149

einem der Ohrensessel versinken. Charter Oak


Mark Twains Reich war ein kleines
Arbeitszimmer unterm Dach – der

WISSEN
Ein Sturm fällte anno 1856 die
einzige Ort, an dem ihm seine Frau sog. Charter Oak, also jene Eiche,
das Rauchen und Fluchen gestattete. in der die Verfassung versteckt
Viele der Originalmöbel stehen noch worden war. Schnell erkannten
an ihrem Platz, u. a. der Billardtisch geschäftstüchtige Hart­forder den
und der kleine Schreibtisch, an dem Wert des umgefallenen Symbols
Klassiker wie »The Adventures of und machten es so schamlos zu
Tom Sawyer« (1876) und »Life on the Geld, dass Mark Twain spottete,
Mississippi« (1883) entstanden. die Charter Oak gebe neben
i 351 Farmington Ave., April – Dez. Zahnstochern und Spazierstöcken
Mo. – Sa. 9.30 – 17.00, So.12.00 bis selbst für einen Plankenweg nach
17.30 Uhr, Eintritt: 19 $, Salt Lake City genug Holz her.
www.marktwainhouse.org

Twains Nachbarin war die Schriftstellerin und Abolitionistin Harriet Harriet


Beecher-Stowe (1811 – 1896). Die weithin geschätzte Autorin von Beecher-
»Onkel Tom‘s Hütte« setzte sich vehement für die Abschaffung der Stowe Center
Sklaverei ein. Sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre in dem einfa-
chen viktorianischen Cottage, in dem eine kleine Ausstellung ihr
Leben und den Einfluss ihres Buches auf die Antisklaverei-Bewegung
beschreibt.
i 77 Forest St., Memorial Day – Columbus Day Mo. – Sa. 9.30 – 16.30,
So. ab 12.00 Uhr, sonst Mo. geschlossen, Eintritt inkl. Tour: 14 $,
www.harrietbeecherstowecenter.org

Umgebung von Hartford


Im Wettstreit darüber, wer den britischen Kolonialherren zuerst eine Wethersfield
Nase drehte, kann das 5 mi/8 km südlich von Hartford gelegene
Wethersfield mit einem Trumpf aufwarten: 1640 verurteilte der bri-
tische Hof die Altvorderen wegen einer unerlaubten Versammlung
zu einer Geldstrafe von 5 Pfund, die sie nicht bezahlten! Heute prä-
sentiert sich Old Wethersby mit seinen restaurierten Bauten aus dem
17. und 18. Jh. vor allem in der Main Street als wahres Schaufenster
amerikanischer Kolonialromantik.

Etwa 10 mi/16 km südlich von Hartford erstreckt sich der »Jurassic Dinosaur
Park« des Bundesstaates Connecticut. Wo heute das Städtchen Rocky State Park
Hill liegt, stapften im Zeitalter der Trias Eubrontes-Saurier durchs
Gelände und hinterließen etliche Fußabdrücke. Im Diorama kann
man die Echsen bestaunen.
i 400 West St.; tgl. außer Mo. 9.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.dinosaurstatepark.org
150 ZIELE    Litchfield Hills

Farmington Stolz und souverän, als hätten ihnen selbst die Einführung der Ein-
kommenssteuer und die Anti-Trust-Gesetze nichts anhaben können,
säumen in dem feinen Vorort im Südwesten Hartfords prächtige Vil-
len aus dem 19. Jh. die Main Street.
Sehenswert ist v. a. das Hill-Stead Museum, ein 1900 im Colonial
Revival Style erbautes Haus, das von Theodate Pope Riddle, einer der
ersten Architektinnen der USA und Tochter des Bauherrn, entwor-
fen wurde und heute eine hochwertige Sammlung europäischer Im-
pressionisten beherbergt.
i 35 Mountain Rd.; Mai – Okt. Di. – So. 10.00 – 16.00, sonst 11.00 – 15.00
Uhr, Eintritt: 15 $, www.hillstead.org

New Britain New Britain, 15 mi/24 km südwestlich von Hartford, kam im 19. Jh.
mit der Produktion von Eisenwaren zu Wohlstand, was ihr den Na-
men »Hardware City« und schöne Art-Deco-Häuser in der Innen-
stadt eintrug, wo eine Broschüre des Besucherzentrums (1 Grove St.)
zur »Architectural Walking Tour« einlädt.
Die Einnahmen aus der Eisenindustrie flossen auch in das kleine,
aber feine und im April 2006 um einen Flügel erweiterte New Bri-
tain Museum of American Art. Es gibt einen Überblick über ame-
rikanische Malerei von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart und zeigt
schöne Werke der Hudson River School und der Porträtmaler des
18. Jahrhunderts.
i 56 Lexington St.; Di., Mi., Fr. 11.00 – 17.00, Do. bis 20.00, Sa. ab 10.00,
So. ab 12.00 Uhr, Eintritt: 15 $, www.nbmaa.org

M Litchfield Hills
Region: Litchfield Hills/Western
aJ7
Höhe: 150 – 706 m ü.d.M.

In der Nordwestecke von Connecticut liegt ein Stück Neueng-


land wie aus dem Bilderbuch: Klare Flüsse fließen durch eine
dicht bewaldete Hügellandschaft, hin und wieder spannen
sich romantische »covered bridges« darüber. Die friedvolle
Idylle scheint Lichtjahre vom Großstadtlärm entfernt – was
eben die New Yorker anlockte.

Orte und Plätze in den Litchfield Hills


M Housatonic Durch die Litchfield Hills fließt der Housatonic River durch eine von
Valley Fastfood-Ketten und Neonreklame nahezu verschont gebliebene
Landschaft. Der schönste Weg am Fluss entlang ist die CT 7, die alte
Litchfield Hills    ZIELE 151

Auch die Kirche von Litchfield zeugt von Wohlstand.

Straße von New York nach dem kanadischen Montréal. Von der
überdachten Brücke bei Bulls Bridge nach West Cornwall folgt sie
zweispurig seinen Windungen und gibt dabei hin und wieder den
Blick auf die hübschen Wochenendhäuser betuchter New Yorker frei.
Eine Handvoll Kanu- und Kayakverleihe haben den Fluss so großzü-
gig untereinander aufgeteilt, dass Paddler das klare Wasser meist
ganz für sich alleine haben. Mehrere Ortschaften verdienen den Tritt
auf die Bremse. Das sich an die Foothills der Litchfield Hills schmie-
gende Kent ist ein Künstler-Refugium, wo Maler und Bildhauer ihre
Werke in kleinen Läden am Straßenrand ausstellen. Im urigen Gene-
ral Store von Cornwall Bridge kann man seinen Reiseproviant auf-
frischen. West Cornwall schließlich wirkt wie gemalt und bietet mit
seiner überdachten Brücke und einer renommierten Schreinerei un-
mittelbar am Fluss, die hochwertige Möbel im Shaker­design herstellt,
unwiderstehliche Fotomotive.

Die größte Siedlung der Litchfield Hills liegt etwa eine halbe Auto- Litchfield
stunde westlich von “Hartford, CT in einer reizvollen Hügelland-
schaft. Sie wird als eine der schönsten Neuenglands gerühmt. Breite
152 ZIELE    Litchfield Hills

Die Litchfield Hills erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Western Connecticut CVB Litchfield Inn AA
PO Box 968, Litchfield, CT 06759-0968 432 Bantam Rd.
Tel. 1 860 5 67 45 06 Litchfield, CT 06759
www.litchfieldhills.com Tel. 1 860 5 67 45 03
www.litchfieldinnct.com
ESSEN Historisches Boutique-Hotel in schönem
The Village Restaurant AA Park am Rand von Litchfield, mit 12 vik-
25 W. St. Litchfield, Tel. 1 860 5 67 83 07 torianisch eingerichteten Zimmern und
Der Treffpunkt mit guter amerikanischer urigem Restaurant »Tavern Off The
Küche und legendärem »Tap Room« Green«..

Alleen und gepflegte Rasenflächen mit prachtvollen alten Residenzen


zeugen vom gediegenen Wohlstand und Bildungsniveau ihrer Ein-
wohner. Anfang des 18. Jh.s gegründet, ließen sich hier nicht nur
Schreiner, Uhrmacher und Tischler nieder, sondern auch Lehrer und
Ärzte.
Noch im 18. Jh. wurde hier nicht nur die erste Hochschule für Mäd-
chen, sondern auch die Litchfield Law School gegründet. Das atem-
lose 19. Jh. mit seiner Industrialisierung raste jedoch an Litchfield
vorbei. Man darf sich daher auf eine nahezu unverbaute Stadt mit
einem nostalgischen Green aus der guten alten Zeit freuen – und vor
der Erkundung in einem der Bistros am Green einen kräftigen Cap-
puccino genießen.
Das am Green liegende Museum der Litchfield Historical Society
(7 South St.) führt mit Möbeln, Haushaltsgegenständen und Gemäl-
den durch die Geschichte des Ortes. Der Eintrittpreis berechtigt auch
zum Besuch der Tapping Reeve House and Litchfield Law School.
Im Tapping Reeve House (82 South St.), einem recht einfachen
Holzhaus von 1774 empfing der Jurist Tapping Reeve 1784 die ersten
Studenten der noch jungen USA. Eine kleine Ausstellung erinnert an
die Wiege der amerikanischen Juristerei, die auch Gouverneure, Se-
natoren und Bundesrichter durchliefen.
Litchfield Historical Society: April – Nov. Di. – Sa. 11.00 – 17.00, So.
13.00. – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.litchfieldhistoricalsociety.org

White Etwas westlich von Litchfield liegt dieses besonders schöne Natur-
Memorial schutzgebiet der White Memorial Foundation. Mehr als 50 Wander-
Foundation wege führen durch Feuchtgebiete, nie gefällte Wälder und über herr-
liche Naturwiesen. Ein kleines Museum informiert über die Arbeit
der Stiftung, die sich dem Schutz gefährdeter Biotope verschrieben
hat (CT 8, Exit 42, dann CT 202).
Mystic    ZIELE 153

MM Mystic
Region: Mystic Country/Eastern
aK7
Höhe: 0 – 3 m ü. d. M.
Einwohner: 4 100

Seebären und Walfänger, Schaluppen und Windjammer: Mys-


tic fand seine Daseinsberechtigung schon immer durch das
Meer, heute beeindruckend dokumentiert durch das beste
Seefahrts- und Schiffsmuseum der USA.

Früher liefen hier einige der schnellsten Clipper vom Stapel, heute Schiffsbau
schlägt der Ort aus seiner Glanzzeit Kapital: Mystic, Schiffsbauzent- und Walfang
rum und Walfängerhafen, steht seit 400 Jahren im Zeichen der See-
fahrt. An den durch den Walfang erzielten Wohlstand erinnern die
schmucken Kapitänshäuser entlang der Gravel Street und der High
Street. Nach dem Ende des Walfangs sattelten die Werften auf den
Bau von Segelyachten für die Ostküstenelite um. Bis heute genießen
Mystics Schiffskonstrukteure einen Ruf als beste Bootsbauer der
Ostküste.

Seefahrerromantik erlebt man heute noch in Mystic Seaport.


Das Freilichtmuseum ist eines der schönsten in den USA.
154 ZIELE    Mystic

Sehenswertes in Mystic und Umgebung


MM Mystic Das Hafenstädtchen Mystic Seaport ist das größte der Seefahrt ge-
Seaport widmete Freilichtmuseum seiner Art. Am Ufer des Mystic River wur-
de ein Hafenstädtchen des 19. Jahrhunderts aufgebaut mit Werften,
Seilereien, Kapitänshäuser, einer Kerzenzieherwerkstatt und natür-
lich auch einer richtigen Hafenspelunke, die in längst vergangene
Walfängerzeiten entführt. Im sog.
Mystic Pizza Preservation Shipyard, wo im Jahre
2000 der Nachbau des berühmt-be-
WISSEN

Weit bekannt wurde Mystic im rüchtigten Sklavenschiffs »Amistad«


Jahr 1988 durch den Film »Mystic für den Steven-Spielberg-Film vom
Pizza«. Die Pizzeria im Stadt- Stapel gelaufen ist, kann man Boots-
zentrum (56 W Main St.) inspi- bauern über die Schultern schauen.
rierte Drehbuchautorin Amy Und in den Ausstellungsräumen
Jones zu der Geschichte dreier sieht man allerlei maritime Ausstel-
junger Damen, die nach ihrem lungsgegenstände wie Galionsfigu-
Schulabschluss in einer Pizzeria ren und Schiffsmodelle.
jobben und derweil allerlei ro- Wahre Prunkstücke sind 14 Muse-
mantische Abenteuer erleben. umsschiffe. Sie liegen an der Pier, al-
Der Film, der Julia Roberts be- len voran die gewaltige, 1841 gebau-
rühmt machte, wurde zwar in
te »Charles W. Morgan«, das
Stonington gedreht, doch die Piz-
letzte amerikanische Walfänger-
zeria »Mystic Pizza« ist bis heute
schiff. Der Zweimaster hat mehr-
auch wegen ihrer »A Slice of
mals die Erde umrundet und wurde
Heaven«-T-Shirts, die auch im Film
getragen werden, eine Attraktion
erst 1913 ausgemustert. Die »Joseph
für Filmfans. Conrad« wurde 1882 in Dänemark
gebaut und dient heute noch als
Schulschiff, der Dampfer »Sabino«
(Baujahr 1908) schippert noch heute von Mai bis Oktober auf dem
Mystic River umher.
i 75 Greenmanville Ave., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 25 $,
www.mysticseaport.org

M Mystic Das Aquarium zieht mit über 3 500 verschiedenen Meeresbewohnern


Marinelife Besucher aus aller Welt in seinen Bann. Täglich stattfindende Delfin-
Aquarium shows, Seehunde und Seelöwen sowie Inuk, der Belugawal, entfüh-
ren in eine geheimnisvolle Unterwasserwelt, die in jüngster Zeit er-
gänzt wurde durch eine Regenwald-Abteilung, ein »XD Motion Ride
Theater« und einen »Rochen-Streichelzoo«.
Das angeschlossene Institute for Exploration des Tiefseeforschers Dr.
Robert Ballard informiert über die jüngsten Ergebnisse der Tiefsee-
forschung.
i 55 Coogan Blvd.; April – Okt. tgl. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. u. März
tgl. 9.00 – 16.00, Dez. – Feb. tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: ab 35 $,
www.mysticaquarium.org
New Haven    ZIELE 155

Mystic erleben
AUSKUNFT ESSEN
Mystic Chamber of Commerce S & P Oyster Company AA
12 Roosevelt Ave., Mystic, CT 06355 1 Holmes St., Mystic
Tel. 1 860 5 72 95 78 Tel. 1 860 5 36 26 74
www.mysticchamber.org Hier gibt es bestes Seafood und
auch leckere Lobster Rolls.

Wenige Kilometer östlich von Mystic erreicht man ein weiteres schö- M Stonington
nes Küstenstädtchen. Früher ein wohlhabender Walfängerhafen, er-
innern heute schöne alte Häuser rund um das Green an Stoningtons
goldene Ära. Auch Polarforscher Nat Palmer, der 1821 tief in die
Antarktis vorstieß, brach von hier auf.
Erbauliche Anekdoten aus seinem Leben hört man im Nathaniel B.
Palmer House, einer viktorianischen Villa hoch über Stonington.
Über gleich drei Bundesstaaten reicht der Blick vom 1823 eingeweih-
ten Leuchtturm des Old Lighthouse Museum, das u. a. eine kom-
plette Walfängerausrüstung und als Reminiszenz an die große Zeit
des Chinahandels chinesische Handelsware zeigt.
Nathaniel B. Palmer House: N Water & Palmer Sts.; Mai – Okt. Di. – So.
13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 9 $, www.stoningtonhistory.org/palmer
Old Lighthouse Mueum: 7 Water St.; Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 9 $, www.stoningtonhistory.org/light

M New Haven
Region: Greater New Haven/South Central
aK7
Einwohner: 130 000
Höhe: 0 – 112 m ü. d. M.

»Studierte in Yale«: Diese drei Worte öffnen Absolventen


noch immer den Weg in die Chefetage. Die 1716 eröffnete
Elite-Uni prägt mit ihrer würdevollen Neogotik das von
12 500 Studenten verjüngte Zentrum der Hafenstadt.

New Haven wurde 1638 von Puritanern unter der Führung von John Berühmte
Davenport gegründet und kam 1662 zur Connecticut Colony. Im Universitäts-
19. Jh. machte die berühmte »Yankee Ingenuity« die Stadt zur Krea- stadt
tiv-Werkstatt, die neben Waffen, Uhren und Fahrgestellen auch im-
mer neue Erfindungen für den Alltag ausspuckte, darunter den Kor-
kenzieher, den stählernen Angelhaken und den Hamburger, jenen
156 ZIELE    New Haven

New Haven erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Greater New Haven CVB eStudy at Yale AA
1545 Long Wharf Drive, 1157 Chapel St., New Haven, CT 06511
North Haven, CT 06511 Tel. 1 203 5 03 39 00
Tel. 1 230 7 77 85 50, www.studyatyale.com
www.visitnewhaven.com Europäisch anmutendes Hotel im
Zentrum mit 124 Zimmern
ESSEN
eMiya‘s Sushi AA rNew Haven Hotel AA
68 Howe St., Tel. 1 203 7 77 97 60 229 George St., New Haven, CT 06510
Hier entstehen wahrhaft fantastisch Tel. 1 203 4 98 31 00
Sushi, Dim Sum und Sashimi. www.newhavenhotel.com
92 Zimmer. Freundliches Stadthotel in
Hamburger Heaven der Nähe der Yale University.

SHOPPING / AUSGEHEN
TIPP

Anno 1903 packte Louis Lassen


angeblich als Erster eine gegrill- Die meisten Cafés und Gale­rien findet
te Hackfleischscheibe zwischen man an der Chapel Street. Am Abend
zwei Weißbrotschnitten. Seit- sorgen rund um Yale einige irische Pubs
dem gilt der Imbiss »Louis' für Unterhaltung. Wer Klassik mag: Shu-
Lunch« in 261 Crown Street als bert Performing Arts Center (247 Col-
die Wiege des Hamburgers. lege St., Tel. 1 800 2 28 66 22).

Fleischklops, der heute eher mit der weltgrößten Fastfoodkette in


Verbindung gebracht wird. Im 20. Jh. verödete die Innenstadt, als
Industrie und Bevölkerung in die Vororte abwanderten, und erst ein
groß angelegtes Restaurierungsprogramm rettete die City vor dem
Verfall. Heute lockt New Haven mit seiner jugendlichen Studenten-
szene, Museen und schattigen Alleen als ebenso interessanter wie
angenehmer Stopover auf dem Weg nach New York.

M Yale University

Hier lernt Die mitten in der Stadt liegende, 1701 als Priesterseminar in Bran-
Amerikas ford gegründete und 1716 nach New Haven verlegte Campus-Uni-
Elite versität ist eine der besten Hochschulen des Landes und gehört zur
renommierten Gruppe der Ivy-League-Universitäten. Die sie umge­
benden Restaurants, Cafés und Theater nehmen ihrer vornehme
Würde verbreitenden, neogotischen Architektur ein wenig die Spitze.
1718 nach ihrem Gönner Elihu Yale benannt, kamen 1810 die me-
dizinische und 1824 die juristische Fakultät hinzu. Auf der Liste der
New Haven    ZIELE 157

Yale-Absolventen stehen neben Bill Clinton u. a. auch Jodie Foster


und John F. Kennedy. Die hochwertige Ausbildung der amerikani-
schen Elite hat übrigens ihren Preis: Durchschnittlich 35 000 Dollar
kostet die Eltern das Studium ihrer Kinder pro Jahr. Amüsante, von
Studenten geführte Touren durch die aus einem Dutzend Colleges
bestehende Traditionsuni beginnen am Yale Visitor Center und in-
formieren nicht nur über Wichtiges, sondern auch Erbauliches – wie
die Frage, ob Bill Clinton einst wirklich inhalierte. Die Vielfalt der
Stile New Havens studiert man am besten an The Green. Wo einst
die Kühe friedlich grasten, recken heute drei zwischen 1812 und 1815
errichtete Kirchen ihre markanten Türme in den Himmel: die neu-
gotische Trinity Church, die georgianische Center Church und die
im Federal Style erbaute United Church. Die höchste Spitze gehört
jedoch dem 66 m hohen neugotischen Harkness Tower von 1920.
Yale Visitor Center: 149 Elm St., Mo. – Fr. 9.00 – 16.30, Sa., So. 11.00 bis
16.00 Uhr, auch Führungen, www.yale.edu/visitor/
158 ZIELE    New London

MM Museen Yale ist auch für seine großartigen Museen berühmt. Die Beinecke
und Rare Book & Manuscript Library beherbergt zahlreiche höchst
Sammlungen wertvolle Dokumente, darunter auch eine Gutenberg-Bibel.
Das 1876 eröffnete Peabody Museum of Natural History, eines der
größten naturwissenschaftlichen Museen der USA, zeigt umfangrei-
che paläontologische Sammlungen.
Wertvolle antike Keramik und berühmte Namen wie Picasso, Van
Gogh und Homer Winslow sind in der 1832 eröffneten Yale Univer-
sity Art Gallery zu sehen.
Das Yale Center for British Art wiederum beherbergt in einem lich-
ten Gebäude mit über 1 300 Gemälden, 10 000 Zeichnungen und
20 000 Schriften und Drucken die größte Sammlung britischen
Kunstschaffens außerhalb Großbritanniens.
Auf dem Friedhof an der Grove Street findet man die Gräber be-
rühmter Persönlichkeiten wie Eli Whitney (Erfinder der Baumwoll­
entkörnungsmaschine) und Charles Good­year (Gummi-Magnat.
Beinecke Library: 121 Wall St., Mo. – Fr. 8.30 – 17.00, Sa.
10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.library.yale.edu/beinecke
Peabody Museum: 170 Whitney Ave., Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
12.00  – 17.00 Uhr, Eintritt: 13 $, http://peabody.yale.edu
Yale University Art Gallery: 1111 Chapel St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt frei, http://artgallery.yale.edu
Yale Center for British Art: 1080 Chapel St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, http://britishart.yale.edu

New London
Region: Mystic Country/Eastern
aK7
Höhe: 0 – 8 m ü. d. M.
Einwohner: 28 000

Die Stadt am Thames River hat von Piraten über US-Navy-Of-


fiziere bis hin zu Freizeit-Skippern jede Menge Seefahrervolk
gesehen und ist zudem ein Zentrum für eine blühende, unab-
hängige Kunstszene.

Heimathafen 1646 gegründet, machte ein natürlicher Tiefseehafen den Ort im


der Privateers 18.  Jh. zu einem Stützpunkt der »Privateers«: Die amerikanischen
Freibeuter kaperten mit Billigung der abtrünnigen Kolonien engli-
sche Handelsschiffe, weshalb eine britische Flotte New London 1781
niederbrannte. Bis 1850 erlebte die Stadt dank des Walfangs eine
zweite Blütezeit, deren einstiger Glanz sich bis heute in den herrli-
chen Greek-Revival-Häusern der Walfänger-Kapitäne an der Whale
Oil Row widerspiegelt. Wichtigste Arbeitgeber heute sind die Werf-
New London    ZIELE 159

Dieses Wandgemälde erinnert an New Londons Vergangenheit


als Walfanghafen.
ten und die US Coast Guard Academy. Ein Dutzend hervorragender
Galerien, die vor allem aufstrebende junge Künstler aus der Region
ausstellen, machen die zwei Blocks vom Flussufer liegende Green
Street zur Galeriemeile der Stadt.

Sehenswertes in New London und


Umgebung
Der historische Kern der Stadt liegt am Flussufer und zeigt sich mit Downtown,
den alten Häusern an der Starr Street von seiner besten Seite. Näher Hempsted
anschauen sollte man sich die aus der Kolonialzeit stammenden Houses
Hempsted Houses – so sind z. B. die Außenwände des 1678 errich-
teten Joshua Hempsted House mit Seetang isoliert und die niedrigen
Räume mit Möbeln der zweiten Siedlergeneration ausgestattet.
i Hempsted u. Jay Sts.; Mai – Mitte Okt. Do. – So. 12.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 7 $, www.ctlandmarks.org

Ein Denkmal am Hafen ehrt – auch wenn man ihn in New ­London Monte Cristo
lange für einen nichtsnutzigen Trunkenbold hielt – ­Eugene O'Neill Cottage
(1888 – 1953), den berühmtesten Bürger der Stadt. Der große Dra-
matiker und Nobelpreisträger verbrachte viele Sommer im Monte
Cristo Cottage, wo man seinem Lebenswerk bekannt gemacht wird;
zu sehen gibt es überdies vielerlei persönliche Gegenstände.
i 325 Pequot Ave., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr;
Eintritt: 7 $, www.oneilltheatercenter.org

Der weitläufige auffallend rotziegelige Gebäudekomplex am Thames US Coast


River beherbergt diese renommierte Militärakademie und dazu auch Guard
noch ein Museum, das u. a. Galionsfiguren und herrliche Schiffsmo- Academy
WISSEN Das erste Atom-U-Boot der Welt
Special-Titel

MM USS Nautilus
Die »USS Nautilus«, das sechste Schiff dieses Namens, war das erste
atomar betriebene U-Boot der Welt. Im August 1958 unterquerte sie
als erstes U-Boot den Nordpol.

»Operation Sunshine« sowjetische Atom-U-Boot einsatzbe-


Am 23. Juli 1958 verließ die »Nauti- reit. Sie unterquerte jedoch erst im
lus« unter Commander William R. Juni 1962 den Nordpol.
Anderson Pearl Harbor auf Hawaii,
tauchte am 1. August bei Point e Angriffszentrale
Barrow vor Alaska ab und erreich- Von hier wurden Torpedoangriffe
te am 3. August um 23:15 Uhr den gesteuert und die beiden Periskope
geografischen Nordpol. bedient.
In der Nähe von Grönland tauchte sie
am 5. August nach 96-stündiger r Kontrollraum
Unterwasserfahrt wieder auf, nahm Von hier aus wurde das Schiff ge­
Kurs auf den britischen Hafen Port- steuert. Die »Nautilus« konnte über
land. Von dort steuerte sie New York 200 Meter tief abtauchen.
an, wo sie am 25. August eintraf.
Die unter dem Codewort »Sunshine« t Mannschaftsmesse
durchgeführte Operation war nicht Größter Raum im Boot. Alle sechs
nur seefahrererischem Ehrgeiz zuzu- Stunden wurden Mahlzeiten aus­
schreiben: Man hatte gezeigt, dass gegeben.
atomgetriebene U-Boote dank ihrer
überragenden Tauchfähigkeit unent- u Torpedoraum
deckt bis vor die Tore der damaligen Die »Nautilus« war mit 6 Torpedo-
Sowjetunion kommen konnten. Die rohren ausgerüstet und führte 24
Antwort hatte die Rote Flotte schon Torpedos mit. Unmittelbar hinter dem
parat: Bereits seit dem 3. Juli 1958 war Torpedoraum schloss sich eine Mann-
die »Leninski Komsomol«, das erste schaftsunterkunft an.

Nach ihrer Nordpol-Unterquerung wurde die »Nautilus«


am 25. August 1958 mit einer Schiffsparade in New York begrüßt.
161
161

iReaktorraum DATEN DER NAUTILUS ATOM-U-BOOTE WELTWEIT


Die »Nautilus« wurde von einem
Druckwasserreaktor angetrieben. Da- Kiellegung: 14. Juni 1952 auf der Werft USA FRANKREICH
mit konnte das Boot theoretisch ohne von General Dynamics in Groton 71 in Dienst 10 in Dienst
Wartung 90 000 km zurücklegen und Stapellauf: 21. Januar 1954 Größte: Ohio-Klasse (171 m lang) Triomphant-Klasse (138 m lang)
erreichte eine Geschwindigkeit von Außerdienststellung: 3. März 1980
max. 20 kn (41 km/h). Wasserverdrängung: 3 520 t (voll beladen) RUSSLAND CHINA
Länge: 97,5 m 21 (offiziell), 31 (geschätzt) in Dienst unter 10 in Dienst
oHeckräume Breite: 8,5 m Typhoon-Klasse (173 m lang) Jin-Klasse (> 120 m lang)
Das Heck war in 5 Abteilungen geglie- Höhe: 7,9 m
dert: Notausstieg, Kontrollraum für Besatzung: 105 Mann GROSSBRITANNIEN INDIEN
Luftversorgung und Hydraulik, Mann- 11 in Dienst 1 in Dienst
schaftsraum und Krankenstation, Stau- Astute-Klasse (97 m lang)
raum und Kontrollraum für Propeller-
welle und Ruderblätter.

e
o
i t u
r

Ein Offizier erteilt


Anweisungen für Kurs
und Tiefe des U-Boots.

Privatsphäre gibt es auf einem


U-Boot nicht: Blick in den
hinteren Maschinenraum.
162 ZIELE    New London

delle zeigt. Wenn sie im Hafen liegt, lohnt sich auch die Begehung
der »USS Eagle«, des Schulschiffs der amerikanischen Küstenwa-
che. Ironischerweise wurde der herrliche Dreimaster 1936 in
Deutschland als Schulschiff »Horst Wessel« gebaut und von den Al-
liierten beschlagnahmt.
Coast Guard Academy: 15 Mohegan Ave., Mo. – Fr. 9.00 – 16.30 Uhr,
Eintritt frei, Anmeldung in der Waesche Hall erforderlich, www.uscga.edu
»USS Eagle«: i.d.R. Fr. – So. 13.00 – 17.00 Uhr

Lyman Allyn Die der Coast Guard Academy gegenüberliegende und nach einem
Art Museum Walfänger-Kapitän benannte Kunstausstellung beherbergt mit der
»American Collection« einen hochinteressanten Querschnitt durch
das Kunstschaffen in den Vereinigten Staaten und beeindruckende
Exponate zeitgenössischer Kunst.
i 625 Williams St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 10 $, www.lymanallyn.org

Mohegan Der größte Rivale des wenige Meilen weiter nördlich bei Uncasville
Sun Resort & gelegenen Foxwoods Casino (“ S. 163) gehört ebenfalls den indiani-
Casino schen Ureinwohnern dieser Gegend. Die Mohegan-Indianer bieten
ihren Gästen nach einer vor wenigen Jahren erfolgten milliardenteu-
ren Erweiterung neben Hunderten Spieltischen auch einige Tausend
Slot Machines, eine 10 000-Plätze-Arena sowie über drei Dutzend
Geschäfte und Restaurants. Die neueste Attraktion dieses Vergnü-
gungskomplexes ist eines der größten Planetarien der Welt.

Groton
U-Boot- Die gegenüber von New London gelegene städtische Siedlung Gro-
Hauptstadt ton ist keine Schönheit, doch der größte Arbeitgeber lässt allzuviel
der Welt Ästhetik auch gar nicht erst zu: Die Ansiedlung an der Mündung des
Thames River in den Long Island Sound nennt sich nicht unbeschei-
den »U-Boot-Hauptstadt der Welt«. Denn hier residiert der Rüs-
tungskonzern General Dynamics, der größte U-Boot-Hersteller der
Vereinigten Staaten. Ferner ist Groton auch Heimathafen der ame-
rikanischen U-Boot-Flotte. Der nicht zugängliche Marinestützpunkt
umfasst riesige Werftanlagen.

MM Submarine Das Unternehmen General Dynamics baute im Jahr 1954 die legen-
Force däre »USS Nautilus« (“Baedeker Wissen S. 161). Das 1980 ausge-
Museum musterte Boot ist Hauptattraktion dieses Museums gleich neben
dem U-Boot-Stützpunkt, das noch vier U-Boote sowie Filme und
Fotos zur Geschichte der amerikanischen U-Boot-Waffe zeigt.
i Crystal Lake Rd., Mai – Okt. tgl. außer Di. 9.00 – 17.00, Nov. – April tgl.
außer Di. 9.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei, www.ussnautilus.org
New London    ZIELE 163

New London erleben


AUSKUNFT lei Pastas, Wraps und Paninis
New London City Hall serviert. Sehr empfehlenswert:
181 State St. Cod Mediterranean.
New London, CT 06320
Tel. 1 860 4 47 52 01 ÜBERNACHTEN
www.ci.new-london.ct.us Red Roof Inn AA
707 Colman St.
ESSEN New London, CT 06320
On the Waterfront AA Tel. 1 860 4 44 00 01
250 Pequot Ave. www.redroof.com
Tel. 1 860 4 44 28 00 Das verkehrsgünstig am I-95 gelegene
Hier an der Wasserseite der Stadt fühlen Motel ist vor Kurzem aufwendig renoviert
sich besonders Familien mit Kindern worden. Hier können vor allem Familien
wohl, denn außer schmackhaften mit Kindern preisgünstig übernachten,
Fischgerichten werden hier auch aller- denn bis 16 Jahre logiert man umsonst.

Der aus Überresten einer befestigten Anlage des Amerikanischen Fort Griswold
Unabhängigkeitskrieges bestehende Park erinnert mit seinen Aus- Battlefield
stellungen an ein Massaker an amerikanischen Patrioten durch bri- State Park
tische Truppen.
i Monument St. / Park Ave.; tgl. 8.00 Uhr  – Sonnenuntergang; Eintritt frei,
www.revwar.com/ftgriswold/

Die Indianer Neuenglands waren bereits 50 Jahre nach der Ankunft Mashan-
der Weißen so gut wie von der Bildfläche verschwunden. Zumindest tucket
die Mashantucket-Pequot haben ihr Schicksal korrigieren können – Pequot Tribal
so gut, dass plötzlich Hunderte ihrer weißen Nachbarn Indianerblut Nation
in ihren Adern entdeckten, um ein Stück vom großen Kuchen zu er-
gattern.
Der besteht aus dem Foxwoods Resort Casino in Ledyard, 20 Au-
tominuten nördlich von Groton, mit 6 400 Slot Machines, 350 Spiel-
tischen, drei Luxushotels und über zwei Dutzend Restaurants. Das
Casino ist das größte seiner Art der Welt, zieht täglich 40 000 Men-
schen an und wirft über eine Million Dollar ab.
Die Einnahmen finanzierten auch das hervorragende M Mashan-­
tucket Pequot Museum & Research Center. Mit Multimedia und
Riesenaufwand wird hier die 11 000 Jahre alte Kulturgeschichte des
Stammes aufbereitet. Highlights sind die Darstellung einer Karibu-
Jagd vor 11 000 Jahren, ein Pequot-Dorf aus dem 16. Jahrhundert
und ein Wehrdorf aus dem 17. Jahrhundert.
i 110 Pequot Trail, Mi. – Sa. 10.00 – 16.00, letzter Einlass 15.00 Uhr,
Eintritt: 20 $, www.pequotmuseum.org
Kapitel-/
Maine
Regioneneinstieg
Maine    ZIELE 165

MAINE
Fläche: 79 939 km²
Einwohner: 1,33 Mio.
Hauptstadt: Augusta
Beiname: Pine Tree State

Hummer. Fernblick. Brandung. Der


Staat in der äußersten Nordostecke
der USA bietet vor allem rauen Nord-
atlantik, garniert mit Leuchttürmen, kleinen Hafenstädtchen
und bald 5600 km meist felsiger Küstenlinie. Hier lässt sich auf
langen, auch einsamen Strandspaziergängen erahnen, wie
das Leben eigentlich sein sollte.

Größer als die übrigen Neuenglandstaaten zusammen, ist der Pine


Tree State so etwas wie der ungeschliffene Kontrapunkt zur manikür-
ten Neuenglandidylle der Nachbarn. Menschenleere Wälder bede- Raue Natur
cken das Binnenland des Staats, die als »unorganized territories« die
unbestrittene Domäne von Bibern, Wölfen und Elchen sind. Die
höchsten Erhebungen sind der Mount Katahdin (1 605 m ü.d.M.)
im Baxter State Park und die noch immer beeindruckenden Ausläu-
fer der White Mountains nahe New Hampshire. Die wind- und wet-
tergegerbte, extrem zergliederte Felsenküste bringt fast 5 600 km
Küstenlinie zustande, der rund 5 000 Inseln und Schären vorgelagert
sind. Für den Besucher bedeutet dies: Maine findet hauptsächlich an
der Küste statt. Vor allem zwischen Kittery und Portland gibt es schö-
ne Sandstrände, doch Vorsicht: Die kalte Maine-Strömung macht
den Badespaß auch im Hochsommer zu einem nicht sonderlich war-
men Vergnügen!

Im Jahre 1604 ankerte der Franzose Samuel de Champlain in den Geschichte


Gewässern um Mount Desert Island, doch waren es Engländer, die
anno 1607 die kurzlebige Popham Colony gründeten. Die nächsten
hundert Jahre rangen beide um die Vorherrschaft. Während des Un-
abhängigkeitskrieges hielten die Engländer die Küste, im Krieg von
1812 brandschatzten sie die inzwischen amerikanischen Hafenstädte
Maines.
Erst 1820 wurde Maine Bundesstaat, doch fortan blühte die Wirt-
schaft. Holzwirtschaft und Fischfang spülten Geld in die Kassen,
heute verschlafene Städtchen wie Wiscasset, Searsport und Bath wur-
den bedeutende Schiffsbauzentren. Amerikas Expansion nach Wes-

Der beste Hummer kommt aus Maine.


Die Reusen für den Fang sind vorbereitet.
166 ZIELE    Maine

Highlights in Maine
▶▶ Acadia National Park ▶▶ Baxter State Park
Die Perle in der Krone Neuenglands Abgelegene Wildnis
““Seite 167 ““Seite 176

▶▶ Pemaquid Point ▶▶ Camden


Wo die Kräfte der Eiszeit fast Hafenstädtchen in traumhafter
greifbar sind Lage
““Seite 175 ““Seite 183

ten und die Industrialisierung trafen den jungen US-Bundesstaat


Maine umso härter. Sie lösten einen dramatischen Bevölkerungs-
schwund aus und bewirkten eine lange wirtschaftliche Talfahrt, die
während der Depression ihren Tiefpunkt erreichte. Die nach dem
Zweiten Weltkrieg begonnene Diversifizierung zeigte während der
1980er-Jahren erste Früchte. Auch in der Folgezeit verlief die Ent-
wicklung einigermaßen erfreulich. Doch seit dem Ausbruch der
jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 hat sich das Bild
wieder eingetrübt.

Bevölkerung Von Maines 1,33 Mio. Einwohnern sind 95,2 % Weiße. Nur noch der
weiter westlich gelegene Bundesstaat Vermont übertrifft diesen Wert
ziemlich knapp. Ansonsten gibt sich der Staat sehr bescheiden – die
größte Stadt, Portland, hat gerade mal 66 200 Einwohner, gefolgt von
Lewiston mit 37 000.

Wirtschaft Nach wie vor bedeutend sind die Holz- und die Papierindustrie. Rei-
che Kartoffelernten machen Maine zu einem der fünf produktivsten
Erdäpfellieferanten der Vereinigten Staaten. Ebenfalls rekordver-
dächtig: 98 % der in den USA verzehrten Blaubeeren werden in
Maine geerntet. Wichtig auch der Hummerfang: Über die Hälfte
dieser in Amerika verspeisten oder aus dem Land exportierten und
in Reusen gefangenen Schalentiere werden vor den Küsten von
Maine aus dem Atlantik gehievt. Der Schiffbau, einst ein prestige-
trächtiges Aushängeschild, konzentriert sich heute in Bath; ein Teil
der US-Atom-U-Boote wird in Kittery gewartet. Sicherstellen sollen
Maines Zukunft jedoch Dienstleistungsindustrien, darunter auch der
Tourismus. Das Geschäft mit den Fremden konzentriert sich auf die
Küste. Geboten werden von Segeltörns mit historischen Windjam-
mern bis hin zu Walbeobachtungstouren und Angelexkursionen; im
Binnenland werden Flüsse wie der Kennebec und der Penobscot als
Paddel- und Rafting-Reviere vermarktet.
Acadia National Park · Mount Desert Island    ZIELE 167

MM Acadia National Park ·


Mount Desert Island
aO4
Region: Down & East Acadia
Fläche: 142 km²

Zwar ist dieses Gebiet der einzige Nationalpark Neuenglands,


doch einer der meistbesuchten der USA. »Wo die Berge das
Meer treffen«, schwärmen die Broschüren und haben damit
ausnahmsweise einmal Recht.

Das größtenteils auf Mt. Desert Island eingerichtete Naturschutzge- Die Perle in
biet ist die unumstrittene »Perle in Neuenglands Krone«: Bis zu Neuenglands
500 Meter hohe und steil aus dem Meer ragende Granitbuckel, tiefe Krone
Fjorde und idyllische Seen sind seine Markenzeichen. Er kann mit
einer artenreichen Flora und Fauna aufwarten. Experten haben in-
nerhalb der Parkgrenzen über 500 Baum- und Pflanzenarten so-
wie rund 300 Vogelarten gezählt. Den wenig gastfreundlichen
Namen erhielt die Insel 1604 von Samuel de Champlain: Der Seefah-
rer aus Frankreich fand ihre felsigen Gipfel »bar aller Bäume« vor.
Das konnte aber die Ostküsten-Elite des 19. Jh.s nicht schrecken,
denn sie machte hier Urlaub, allen voran die Familien Rockefeller,
Ford und Astor. Den Umweltbewussten unter ihnen ist der National-
park zu verdanken: Eine engagierte Gruppe um John D. Rockefeller
vermachte ihr Land zu Beginn des 20. Jh.s der Regierung mit der
Auflage, die Natur für alle Zeit durch einen Nationalpark zu schüt-
zen. Ganzjährig geöffnet, liegt die beste Zeit für einen Besuch außer-
halb der US-Schulferien im Juli und August. Parkinfos halten das
Thompson Island Information Center direkt an der ME 3 und das
Hulls Cove Visitor Center am Parkeingang nordwestlich von Bar
Harbor bereit. Im Park selbst gibt es außer Campingplätzen keine
Unterkünfte. Übernachtet wird in Bar Harbor und anderen Orten auf
Mt. Desert Island sowie dem Festland, etwa in Ellsworth.

Im Acadia National Park


Ein hervorragender Ausgangspunkt für Erkundungen dieses Natio- Ellsworth
nalparks ist das Städtchen Ellsworth im Nordwesten des gern be-
suchten Schutzgebietes.

Die knapp 80 mi/50 km lange Aussichtsroute beginnt am Hulls Cove M Park Loop
Visitors Center und folgt als Einbahnstraße im Uhrzeigersinn zu- Road
nächst der Ostküste, um zuletzt Richtung Jordan Pond landeinwärts
168 ZIELE    Acadia National Park · Mount Desert Island

Den Acadia National Park erleben


AUSKUNFT/ANFAHRT rAcadia Hotel A
Acadia National Park 98 Eden Street,
Information Center Bar Harbor, ME 04609
PO Box 177, Bar Harbor, ME 04609 Tel. 1 207 2 88 57 21
Tel. 1 207 2 88 33 38 www.acadiahotel.com
www.nps.gov/acad 10 Zimmer. Viel Hotel für wenig
Eintritt: Mai – Okt. 25 $ pro Auto inkl. Geld direkt am Green.
Passagiere
WANDERN
ESSEN Man sollte einen der 15 von der letzten
rGalyn's Restaurant AA Eiszeit rund geschliffenen Granitbuckel
17 Main St., Bar Harbor erklommen haben. Beliebtestes Ziel ist
Tel. 1 207 2 88 97 06 der Mt. Cadillac, mit 466 m die höchs-
Leckere Kreationen – vor allem frisches te Erhebung im Nationalpark (auch Fahr-
Seafood, Ribs und Steaks – genießt man straße). Oben bietet sich ein toller Rund-
in schnörkellosem Ambiente. blick, doch ist der Genuss zumindest
während der Sommermonate ein ziem-
eHavana‘s AA lich zweifelhaftes Vergnügen.
318 Main St. Bar Harbor Ruhiger geht es zu auf dem ca. 5 km
Tel. 1 207 2 88 28 22 langen Jordan Pond Shore Trail
Seafood und organische Gerichte nach rund um den Jordan Pond.
Latino-Rezepten gibt es in diesem ge- Richtig ins Schwitzen kommt man auf
schmackvolle eingerichteten Lokal. dem Dorr Ladder Trail, der sich über
gewaltige Granitbrocken arbeitet und
tJasper‘s Restaurant & Motel A besonders schwere Stellen nur mit
High Street, Ellsworth Hilfe von Leitern überwindet.
Tel. 1 207 6 67 53 18
Günstiges und qualitativ hochwertiges RADFAHREN
Steak- und Seafood-Haus, Lobster in vie- Die einst von John D. Rockefeller als
len Variationen. Auch eine sehr günstige Privatstraßen angelegten sogenannten
Übernachtungs­möglichkeit. Carriage Roads sind heute recht be-
schauliche Radwege. Fahrräder (auch
ÜBERNACHTEN Mountainbikes) können in Bar Harbor
eBalance Rock Inn AAA gemietet werden.
21 Albert Meadow,
Bar Harbor, ME 04609 KLETTERN
Tel. 1 207 2 88 2610 Atlantic Climbing School
www.balancerockinn.com 67 Main St., Bar Harbor
14 Zimmer, 3 Suiten. Schöner schlafen Tel. 1 207 2 88 25 21
und mit dem Blick auf die Frenchman Klettern lernen kann man in den aus
Bay aufwachen. Die meisten Zimmer dem Atlantik ragenden Wänden des
verfügen über Whirlpool und Kamin. Nationalparks.
Acadia National Park · Mount Desert Island    ZIELE 169

KAJAK-TOUREN WALE BEOBACHTEN


Coastal Kayaking Tours Bar Harbor Whale Watch Co.
48 Cottage St., Bar Harbor 1 West St., Bar Harbor
Tel. 1 207 2 88 96 05 Tel. 1 207 2 88 23 86
Paddeltouren rund um die French- Walbeobachtungstouren
man Bay von Juni bis Oktober
170 ZIELE    Acadia National Park · Mount Desert Island

zu schwenken. Unterwegs passiert sie mächtige Granitbrocken und


herrliche Aussichtspunkte hoch über der Frenchman Bay. Man sollte
zwei Tage für diese Panoramastrecke einplanen: einen für die Erkun-
dung von Mt. Desert Island, einen weiteren für einen der vielen am
Straßenrand beginnenden Hiking Trails. Der Frenchman Bay Over-
look bietet eine grandiose Aussicht über die Bay hinüber zur Schoo-
dic Peninsula. Ein hübscher, von Felsen umschlossener Sandstrand
ist – wie der Name schon sagt – der Sand Beach. Als »natürliche
Wasserkanone« bekannt ist die Unterwasserhöhle namens Thunder
Hole, und steil aus dem Meer ragen die Otter Cliffs.

Schoodic Eine Autostunde östlich von Mt. Desert Island ragt auf der anderen
Peninsula Seite der Frenchman Bay diese felsige Halbinsel in den Atlantik. Alte
Kiefernbestände klammern sich hier an uralten Granit, eindrucks-
volles Memento der Zeit vor dem systematischen Holzschlag. Eine
herrliche Aussicht auf die bucklige Silhouette von Mt. Desert Island
bietet sich von Schoodic Point am Ende der Halbinsel.

Weitere Orte auf Mount Desert Island


Bar Harbor Als größter Ort auf Mt. Desert Island ist der frühere Fischerhafen
heute das Tor zum Nationalpark. Seine bezaubernde Lage zwischen
Meer und Bergen lockte bereits die Bostoner Oberschicht des 19. Jh.s
an und um 1900 war Bar Harbor die beliebteste Sommerfrische der
Superreichen nach “ Newport, RI. Heerscharen dienstbarer Geister
kümmerten sich damals in herrschaftlichen Residenzen um das
Wohlergehen von Rockefeller & Co. Weltwirtschaftskrise und die
Einführung der Einkommenssteuer machten dem Treiben jedoch ein
Ende und das Feuer von 1947, das fast alle der protzigen Heime in
Schutt und Asche legte, zog auch optisch den Schlussstrich unter die-
se Ära.
Heute ist Bar Harbor ein allen Einkommensklassen offen stehendes
Resortstädtchen – mit allen Vor- und Nachteilen, die Popularität und
Platzmangel mit sich bringen. Hotels und Motels säumen bereits die
einzige Zufahrtsstraße, weitere Unterkünfte, Restaurants und Souve-
nirläden konzentrieren sich rund um die Main Street und im Bereich
der Mount Desert Street. Wie das im Sommer überlaufene Städtchen
früher ausgesehen hat, zeigen die alten Fotos im Bar Harbor Histo-
rical Society Museum. Ein kurzer Spaziergang auf dem Shore Path
beginnt am Fährterminal und führt in etwas mehr als einer Viertel-
stunde amOstufer entlang bis zur Wayman Lane, vorbei an einigen
hübschen Villen, einem alten Inn und mit Blick auf die Porcupine
Islands, Balance Rock, Egg Rock Light die Shoodic-Halbinsel.
Historical Society Museum: 33 Ledgelawn Ave.; Juni – Okt. Mo. – Sa.
13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei, www.barharborhistorical.org
Augusta    ZIELE 171

Wer in Bar Harbor leben wollte, baute einst im ruhigeren Northeast Northeast
Harbor an der Südspitze von Mount Desert Island. Die verschlafene Harbor
Atmosphäre hat sich der hübsche Ort bewahrt. Ebenfalls still geht es
in den 1928 angelegten Asticou Terraces südlich außerhalb zu, die
besonders zur Azaleenblüte eine Augenweide sind.
Im nahen Southwest Harbor kann man den Hummerfischern zu-
sehen, wie sie ihren Fang anlanden. Noch einmal Hummer und an-
deres Meeresgetier werden im Mount Desert Oceanarium gehalten.

Auf hohem Felsen über dem wogenden Atlantik thront südlich von M Bass Harbor
Southwest Harbor das schwarzweiße Bass Harbor Lighthouse, eines Head
der beliebtesten Fotomotive von Maine.

“Deer Isle Isle au Haut

Augusta
Region: Kennebec & Moose River Valleys
aN4
Höhe: 15 m ü. d. M.
Einwohner: 19 000

Nett, sauber und ansonsten ziemlich unauffällig, ist das 1827


als Hauptstadt Maines eingesetzte Augusta das, was man in
den Vereinigten Staaten gemeinhin mit dem Begriff »low key«
umschreibt.

Das 1628 am Ende des schiffbaren Teils des Kennebec River gegrün- Maines
dete Städtchen begann als Handelsposten der Pilgerväter der Ply- Hauptstadt
mouth Colony und wurde 1797 nach einer Generalstochter benannt.
Einen kurzen Stopover wert ist der ansehnliche Capital District mit
dem State House, dem Maine State Museum und diversen Regie-
rungsgebäuden auf dem Westufer des Flusses.

Sehenswertes in Augusta
Der von einer ansehnlichen Kuppel gekrönte Regierungssitz wurde State House
zwischen 1829 und 1832 nach Plänen des berühmten Bostoner Ar-
chitekten Charles Bulfinch errichtet. Seitdem hat man zwar viele Ver-
änderungen vorgenommen, doch vor allem der Portikus und die
Säulenfassade tragen noch immer die unverkennbare Handschrift
des Baumeisters.
i State u. Capitol Sts.; Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Führungen Mo. – Do. 9.00 bis
13.00, Fr. 9.00 – 12.00 Uhr, www.maine.gov/legis/
172 ZIELE    Bath

Augusta erleben
AUSKUNFT ESSEN
Kennebec Valley Riverfront Barbeque &
Chamber of Commerce Grille AA
269 Western Ave 300 Water St., Augusta
Augusta, ME 04330 Tel. 1 207 6 22 88 99
Tel. 1 207 6 23 45 59 »Seafood & Sausage Jambalaya«, »Veg-
www.kennebecvalleychamber.com gie Risotto« und vieles mehr bekommt
man in netter Atmosphäre angeboten.

Maine State Das größte Museum Maines gehört zum modernen Statehouse Com-
Museum plex und zeigt einen ansprechend inszeniertenQuerschnitt durch die
Natur- und Kulturgeschichte des Bundesstaats.
i 83 State House St.; Di.. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt
2 $, www.mainestatemuseum.org

Old Fort Das älteste noch existierende hölzerne Fort der USA wurde 1754
Western von den Engländern zum Schutz gegen Indianer und Franzosen ge-
baut, doch nie ernsthaft geprüft. Als Versorgungsstation erlebte es
jedoch während des Unabhängigkeitskrieg den Aufmarsch amerika-
nischer, für Québec bestimmter Invasionstruppen. Noch immer
wuchtig und trutzig, vermittelt es bis heute einen guten Eindruck
vom ersten Kalten Krieg auf amerikanischem Boden.
i tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3,50 $, www.oldfortwestern.org

Bath
Region: Mid Coast
aN5
Höhe: 1 m ü. d. M.
Einwohner: 8 000

Die Arbeiterstadt 60 km nordöstlich von Portland am Kenne-


bec River lebt vom Schiffsbau, seit die ersten Kolonisten vor
fast 400 Jahren hier das erste hochseetüchtige Segelschiff
Nordamerikas, die »Virginia«, zimmerten.

Schiffbauer- Seine Blütezeit erlebte Bath im 18. und 19. Jh. als Heimathafen einer
stadt bis nach China reisenden Handelsflotte. Während der beiden Welt-
kriege und im Kalten Krieg liefen in Bath Kriegsschiffe vom Stapel.
Die Abrüstung brachte Bath an den Rand des Ruins, doch die Um-
stellung auf Frachtschiffe (und weitere Aufträge des Pentagons) ha-
Bath    ZIELE 173

ben die Talfahrt vorerst gestoppt und so sind die zu General Dyna-
mics gehörenden Bath Iron Works nicht nur größter Arbeitgeber der
Stadt, sondern des ganzen Bundesstaates.

Sehenswertes in Bath und Umgebung


Auf dem Gelände und in Gebäuden der Percy und Small Ship­yards, M Maine
die einst einige der größten Segelschiffe der Welt bauten (darun- Maritime
ter 1909 mit der »Wyoming« den größten hölzernen Schoner der Museum

Bath und Umgebung erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Bath/Brunswick Harbor Region Topside AAA
Chamber of Commerce McKown Hill
2 Main St., Topsham, ME 04086 Boothbay Harbor, ME 04538
Tel. 1 207 7 25 87 87 Tel. 1 207 6 33 54 04
www.midcoastmaine.com www.topsideinn.com
21 Zimmer. Altes Kapitänshaus
Boothbay Region Info Center auf einem Hügel, herrliche Aus-
Rte. 27 & 323 Adams Pond Rd sicht aufs Meer, gemütliche
Boothbay, ME 04537 Zimmer.
Tel. 1 207 6 33 47 43
www.boothbay.org Holiday Inn Bath AA
139 Richardson St., Bath, ME 04530
ESSEN Tel. 1 207 4 43 97 41
Le Garage AAA www.ichotelsgroup.com
Water St., Wisscaset 141 Zimmer. Modernes Mitglied
Tel. 1 207 8 82 54 09 der Mittelklasse-Hotelkette in
Hausmannskost mit Blick auf den Fluss; der Nähe des Maine Maritime
sehr gut: Lamm und Seafood. Museums.

Lobster Dock AA BOOTSAUSFLÜGE


49 Atlantic Ave., Boothbay Harbor Balmy Day Cruises
Tel. 1 207 6 33 71 20 Pier 8, 42 Commercial St.
Handfeste Fischerrezepte mit Lobster, Boothbay Harbor, Tel. 1 207 6 33 22 84
Fisch, Lamm und Rind. www.balmydayscruises.com
u. a. Touren nach Monhegan Island
Beale Street Barbecue A
215 Water St., Bath Boothbay Whale Watch
Tel. 1 207 4 42 95 14 Pier 6, Boothbay, Tel. 1 207 6 33 35 00
Spezialität des Hauses sind Ribs, die Walbeobachteng, aber auch
Grill-Spezialität aus Tennessee. romantische Sunset-Touren
174 ZIELE    Bath

Welt), widmet sich dieses Museum mit informativen Ausstellungen


der glanzvollen Geschichte des Schiffbaus in Bath. Im »Apprentice
Shop« kann man Schiffbauern über die Schulter schauen und erfährt
viel über den Hummerfang; an der Pier liegen historische Schiffe ver-
täut, darunter der 1942 gebaute und fast 50 m lange Schoner »Sher-
man Zwicker«, der einst vor den Grand Banks fischte.
i 243 Washington St.; tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 15,50 $,
www.bathmaine.com

M Popham Südlich von Bath erreicht man auf der kurvenreichen ME-209 nach
Beach 17 mi/26 km durch den lichten Wald Popham Beach. Im Jahr 1607
errichteten englische Siedler am Ende der Landzunge die kurzlebige
Popham Colony, eine der ersten britischen Kolonien in Nordamerika.
Diese scheiterte jedoch schon nach kurzer Zeit – bereits im Jahr darauf
segelten die Überlebenden an Bord der »Virginia« nach England zu-
rück. Das Interesse gilt heute dem Unions-Fort Popham und dem als
State Park geschützten Popham Beach: Der weiße Sandstrand mit den
vorgelagerten, bei Ebbe zu Fuß erreichbaren Felseninseln ist einer der
fotogensten im Nordosten.

Brunswick Das vornehme Städtchen – hier ist übrigens auch das renommierte
Bowdoin College zu Hause – liegt westlich von Bath und erlaubt mit
seinen viktorianischen Bauten an Federal Street und Park Row einen
Blick zurück in die gute alte Zeit. Das Bowdoin College Museum
of Art zeigt amerikanische Malerei, u. a. von Winslow Homer und
Gilbert Stuart. Auf dem College-Campus widmet sich das Peary-
MacMillan Arctic Museum den Verdiensten seiner beiden berühm-
testen Absolventen, der Polarforscher Robert E. Peary und Donald B.
MacMillan.
Bowdoin Museum of Art: Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab 14.00 Uhr,
Eintritt frei, www.bowdoin.edu/art-museum
Peary-MacMillan Arctic Museum: Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab 14.00
Uhr, Eintritt frei, www.bowdoin.edu/arctic-museum

Wiscasset Kaum zu glauben, aber wahr: Um 1800 war das 10 mi/16 km nörd-
lich von Bath gelegene Wiscasset am Sheepscot River der geschäftigs-
te Hafen nördlich von Boston. Auch liefen hier einige der schnellsten
Klipper des Landes vom Stapel. Der Embargo Act von 1807 versetzte
der blühenden Hafenstadt jedoch den Todesstoß. Seither liegt Wis-
casset im Dornröschenschlaf. Elegante Kapitänshäuser und unver-
hältnismäßig große Kirchen erinnern an jene Zeit. Ein paar hübsche
Restaurants mit Blick auf den träge fließenden Sheepscot laden zu
einem erholsamen Zwischenstopp ein. Das Musical Wonder House,
das Anfang der 1960er gegründet wurde und mit über 500 Musikau-
tomaten aus zwei Jahrhunderten eine der größten Attraktionen der
Stadt war, hat 2014 leider geschlossen.
Bath    ZIELE 175

Die nostalgische Suche nach dem wahren Maine hat den einst idylli- Boothbay
schen Fischerhafen 11m /18 km südlich von Wiscasset am Ende der Harbor
felsigen Boothbay Peninsula zu einem lauten Touristen- und
Segler­treff gemacht. Das Bild des verschachtelten, eng an den Granit
geschmiegten Hafenstädtchens prägen Reklametafeln und Souvenir-
läden. Ende Juni wird es noch enger im Hafenbecken, denn während
der dreitägigen Windjammer Days geben sich prächtige Zwei- und
Dreimastschoner hier ein Stelldichein. Am charmantesten ist Booth­
bay Harbor während eines Segeltörns an Bord eines Schoners. Zahl-
reiche Chartergesellschaften bieten ein- und mehrtägige Törns vor
der tief zerlappten Küste an, Walbeobachtung inklusive.

»Umgebung« ist an der zerklüfteten Küste von Maine ein relativer MM Pemaquid
Begriff: Pemaquid Point erreicht man von Wiscasset auf der US 1 via Point
Damariscotta und dort auf der ME 130 nach Süden. Selten hat die
Eiszeit in Neuengland so fotogene Formen im Fels hinterlassen wie
auf dieser Landspitze am Ende einer schmalen, weit in den Atlantik
reichenden Halbinsel. Der von hellen Längsstreifen durchzogene
dunkle Fels hebt sich eindrucks-
voll vom tief blauen, gegen die Pemaquid Point Lighthouse, einer der meist-
Klippen anrollenden Meer ab. Ein fotografierten Leuchttürme Neuenglands
weißer Leuchtturm mit schwarzer
Kappe, 1827 von John Quincy
Adams in Auftrag gegeben, ver-
vollständigt das Bild, das von Ma-
lern wie Fotografen gern festge-
halten wird.
Das Pemaquid Point Light-
house beherbergt ein kleines
Museum über den Alltag der Fi-
scher und Leuchtturmwärter.
Hinter dem nahen Pemaquid
Beach vermittelt das Museum der
Colonial Pemaquid State Histo-
ric Site einen Eindruck von der
ersten dauerhaften, 1625 von
Engländern hier gegründeten
Siedlung in Maine.
Lighthouse: Memorial Day – Colum-
bus Day, tgl. 10.30 – 17.00 Uhr,
Eintritt frei, Spende erwünscht,
www.lighthouse.cc/pemaquid
Colonial Pemaquid Historic Site:
Memorial Day – Labor Day, tgl.
9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt 1,50 $,
www.maine.gov/cgi-bin/doc
176 ZIELE    Baxter State Park

MM Baxter State Park


Region: The Maine Highlands
a N / O 2 / 3
Fläche: 810 km²
Höhe: 1 200 –1 605 m ü.d.M.

Im Jahre 1931 durch eine Schenkung des früheren Gouver-


neurs Percival Proctor Baxter (1876 – 1969) entstanden, schützt
der Park im Norden von Maine ein kaum erschlossenes Out-
door-Paradies.

Den Baxter State Park erleben


AUSKUNFT Von mehreren Eingängen sind der
Baxter State Park Nordosteingang (von Bangor aus via
Park Manager I-95 und ME 159 über Patten) und
64 Balsam Dr., Millinocket 04462 der Südeingang (I-95 und ME 157 via
Tel. 1 207 7 23 5140, Millinocket) die populärsten.
www.baxterstateparkauthority.com Motorräder und übergroße Mobil
Homes sind in diesem State Park nicht
ZUGANG zugelassen.
Die Zufahrten sind von Mitte Mai bis Wanderer und Camper müssen sich
Mitte Oktober täglich von 8.00 bis 16.00 vor Beginn ihrer Touren unbedingt
Uhr geöffnet. vom Parkranger am Eingang registrieren
lassen.
Abenteuerlich ist ein Kanu-Ausflug
auf dem Allagash Waterway.
ÜBERNACHTEN
In dem Schutzgebiet gibt es keine
Hotels und nur zehn sehr einfache
Campingplätze, die vier Monate im
Voraus direkt im Parkhauptquartier
gebucht werden müssen.

AKTIVITÄTEN
Katahdin Outfitters
PO Box 34, Millinocket, ME 04462,
Tel. 1 207 7 23 57 00
www.katahdinoutfitters.com
Bei diesem als sehr erfahrenen gelten-
den Anbieter kann man begleitete Kanu-
und Kajak-Touren auf dem Allagash
Waterway buchen.
Bethel · White Mountains National Forest    ZIELE 177

Bären, Biber und Elche hausen unbehelligt in den dichten Wäldern, Paradiesische
die nur durch Wanderwege und wenige unbefestigte, kaum noch ge- Wildnis
nutzte Holzfällerstraßen erschlossen sind.

Sehenswerte Plätze im baxter state park


Von den Haupteingängen aus führen alle Straßen irgendwann auf die Park Road
Park Road, die als einzige den Park durchquert. Sie ist wie die übri-
gen Straßen schmal und unbefestigt und öffnet nur selten den Blick
auf das Hinterland.

Der Mount Katahdin (1 605 m ü.d.M.) ragt mit seinem mehrere Fuß- MM Mount
ballfelder großen Gipfelblock aus Granit unübersehbar aus dem wel- Katahdin
ligen Wäldermeer heraus. Der Hunt Trail (16,8 km) führt in einer
anstrengenden Tageswanderung auf seinen Gipfel. Lohnend ist auch
der Sandy Stream Pond Trail (2,5 km), von dem aus man schöne
Aussichten auf den Berg hat.

Für Kanuten und Rafter ist der Allagash Waterway nordwestlich vom M Allagash
Baxter State Park eine rund 160 km lange Strecke durch eine wald- Waterway
reiche Flusslandschaft. Mit seinen Stromschnellen und Kanu-Trage-
strecken erfordert er ein Zeitbudget von acht Tagen und gute Kondi-
tion. Bester Einstieg in den Allagash Waterway ist der Chamberlain
Lake westlich vom Baxter State Park. Unerfahrene Naturfreunde
sollten sich unbedingt einem der zahlreichen Ausrüster anvertrauen.

Bethel · White Mountains


National Forest
aM4
Region: Maine Lakes & Mountains
Höhe: 212 m ü.d.M.
Einwohner: 2 500

Mit seiner idyllischen Versammlung historischer Häuser und


dem hübschen Bethel Inn rund um einen parkähnlichen Green
ist das Städtchen zu Füßen der Mahoosuc Mountains im äu-
ßersten Westen von Maine eine ideale Basis für Tagestouren
in die nahen White Mountains.

Erst Mitte der 1980er-Jahre von unternehmerisch gesinnten Hote­


liers aus dem Dornröschenschlaf gerissen, hat sich Bethel seine typi-
sche Neuengland-Atmosphäre trotz der Entwicklung des riesigen
WISSEN In den Wäldern von Maine
Special-Titel

Pfeifenputzer für die Seele


»Gute Nacht, ihr Prinzen von Maine, ihr Könige von Neuengland ...«
Was für ein herrlicher Satz. Unwillkürlich lehnt man sich zurück
und beginnt zu träumen.

Wo liegt dieses Maine? Wer lebt »Gute Nacht« sagt, der pflegt dem
dort? Der Schriftsteller John Irving, Klischeebild des kultivierten Neu-
der den Arzt Wilbur Larch (in der engländers so ganz und gar nicht
Verfilmung gespielt vom wunder- zu entsprechen. Wer hier wohnt,
baren Sir Michael Caine) diesen wurde hier geboren und will hier
Satz in seinem Bestseller »Gottes auch sterben. Trägt Jeans, Wollja-
Werk und Teufels Beitrag« sagen cke und Baseballmütze und be-
lässt, ummauerte Larch's Waisen- treibt, wenn er – oder sie – nicht
haus mit dichtem, tiefgrünem mit einem der riesigen Holztrans-
Wald und ließ als einzige Verbin- porter über die unbefestigten
dung zur Außenwelt nur eine »logging roads« brettert, einen Ge-
holprige Landstraße zu, die dazu neral Store, einen Outfitter für Jä-
noch in eine einzige Richtung führ- ger, Angler und/oder Paddler, oder
te: zur Küste. ein kleines B&B. Die Nachbarn nen-
nen diesen Waldbewohner dann
Unter Maine-iacs auch schon mal »Maine-iac«, seiner
»Gottes Werk und Teufels Beitrag« Ecken und Kanten und Unabhän-
spielt in den 1930er- und 1940er- gigkeit wegen. Und das ist durch-
Jahren, doch geändert hat sich an aus nicht negativ gemeint.
der Dichotomie Maines seitdem
nichts. Die Wälder im Innern sind, Jeder wie er will
auch wenn die Holzindustrie noch Tatsächlich lebt jeder hier nach sei-
so wütet, noch immer groß, grün ner Façon. Dabei gedeiht aber
und undurchdringlich, und der As- manch seltsames Gewächs. Die
phalt, wenn es ihn denn gibt, breite Palette reicht von der letz-
strebt nach wie vor dem Meer ent- ten praktizierenden Shaker-Ge-
gegen. Dort liegen auch heute die meinde (“ S. 194) der Welt, einer
meisten Städte, leben die meisten kleinen Schar sanfter christlicher
Menschen, findet das moderne Fundamentalisten, die vierzig Au-
Maine statt. Die Wälder hingegen, tominuten nördlich von Portland
die hier nur »the Maine Woods« das Himmelreich auf Erden lebt, bis
genannt werden, sind so leer ge- zu Künstlern und Schreinern wie
blieben, dass Gegenden wie das Chris Becksvoort (www.chbecks-
Piscataquis County, wo nur drei voort.com), der bei New Glouces-
Menschen auf dem Quadratkilo- ter viele Monate mit dem Bau ei-
meter leben, bereits als »voll« gel- nes Schranks zubringt, weil ihm
ten. Wer unter dieser tiefgrünen Qualität über alles geht (und seine
Decke aus Nadel- und Laubbäu- Kunden bereit sind, die bis zu fünf-
men lebt und Elch, Bär und Biber stelligen Beträge zu zahlen, ohne
179
-179

In den Wäldern von Maine begegnet man allerlei einsamen Gesellen.

mit der Wimper zu zucken). Weni- weigerer unternahm mehrere


ger sichtbar, doch allgegenwärtig, Wander- und Paddeltouren rund
sind die vielen Unzufriedenen, die um den Moosehead Lake und be-
hier hausen: Demokraten, Republi- stieg auch den Mt. Katahdin. Ihm
kaner, Hippies, linke Gewerkschaf- folgten Kanufahrer und Hiker, da-
ter, rechte Abtreibungsgegner, runter abenteuerliche Gestalten,
Fair-Trade-Aktivisten und militante die auf dem Appalachian Trail aus
Befürworter des zweiten Zusatzar- Georgia heraufkommen und am
tikels zur US-amerikanischen Ver- Ende ihrer dreimonatigen Wande-
fassung, der das Tragen von Waf- rung die härteste aller Prüfungen
fen erlaubt. Zuletzt traf sich dieser zu bestehen haben. Nein, nicht die
skurrile, aber friedliche Haufen im Besteigung des Mt. Katahdin
Jahr 2009 am Rand der Ortschaft (1 605 m ü.d.M.), der sich majestä-
Parsonsfield im Süden von Maine, tisch über die Wälder erhebt. Und
um als »2nd Maine Militia« die auch nicht den 2007 eröffneten
Lage und Moral der Nation zu dis- Thoreau-Wabanaki-Trail, der Tho-
kutieren und – als ritualisierten reaus Spuren folgt. Südlich vom
Ausdruck der Kritik an der ameri- »Berg der Berge«, zwischen dem
kanischen Konsumgesellschaft – Nest Monson und Abol Bridge am
ausrangierte Fernseher mit echten Südrand des Baxter State Park
Gewehren zu »erschießen«. (“  S. 176), verdichtet sich die Wild-
nis zu einem eng verknoteten Inei-
Seelenreinigung nander aus Bäumen, Büschen, Fel-
Die Wälder von Maine reinigen die sen und Sümpfen. Schon die
Seele. Einer der ersten, der das er- hartgesottensten Wanderer haben
kannte, war Henry David Thoreau in diesem »100-Mile-Wilderness«
(1817 –  1862). Der große Philo- genannten Korridor aufgegeben.
soph, Wehrdienst- und Steuerver- Und sich selbst dabei gefunden.
180 ZIELE    Bethel · White Mountains National Forest

Bethel erleben
AUSKUNFT ESSEN / ÜBERNACHTEN
Bethel Area The Bethel Inn AAAA
Chamber of Commerce On the Common, Tel. 1 207 8 24 21 75
8 Station Place, PO Box 1247 www.bethelinn.com
Bethel, ME 04217, Tel. 1 207 8 24 22 82, Traditionsreiche Herberge mit 62 Zim-
www.bethelmaine.com mern, feinem Dining Room und eige-
nem Golfplatz

Sunday River Ski Resort im nahen Newry bewahrt. Über die Ge-
schichte der Region informiert im Robinson House des Regional
History Center eine aus historischen Fotos und volkskundlichen Ar-
tefakten zusammengestellte Ausstellung.
i 14 Broad St., Di. – Fr. 10.00 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei,
Spende erbeten, www.bethelhistorical.org

In die White Mountains


M Evans Notch Westlich von Bethel kommt man in eines der schönsten unbewohn-
ten Täler der White Mountains: Evans Notch. Von der ME 2 biegt
man nach 14 mi/25 km links auf die ME 113 nach North Chatham
ab. Eng an die Hänge geschmiegt, begleitet die Straße hoch über dem
Fluss das Cold River Valley und gibt herrliche Blicke auf die bis in
den Frühsommer schneebedeckten White Mountains frei.

M Grafton Schon der Weg zum Grafton Notch State Park ist das Ziel. Von Bethel
Notch State folgt man der ME 26 für 25 mi/40 km nordwestwärts durch das Bear
Park River Valley, dann ansteigend durch Mischwald und Fels. Stärker
befahren ist die Straße im Juli und August, wenn die Frankokanadier
aus Québec sich auf die Fahrt zur Küste machen. An der Straße be-
ginnende Trails enden an schönen
Orgonon Fotomotiven: den Screw Auger
Falls und den Mother Walker
TIPP

Wirklich nur für Spezialisten: Im Falls, von denen aus der Old Speck
60 mi/96 km nördlich von Bethel Mountain (1 274 m ü.d.M.), Mai-
gelegenen Rangeley ließ sich 1942 nes dritthöchster Berg, zu sehen ist.
der Wiener Psychoanalytiker Wil- Wo die ME 26 den Appalachian
helm Reich nieder. Sein Haus »Or- Trail kreuzt, kann man auf dem
gonon« in der Dodge Pond Road Eyebrow Trail zur über 240 m ho-
ist heute Museum (Juli und Aug. hen Eyebrow-Felswand marschie-
Mi. – So. 13.00 bis 17.00 Uhr, Sept. ren und schöne Blicke auf das Bear
nur So., Eintritt 6 $).
Valley genießen.
Blue Hill Peninsula · Deer Isle    ZIELE 181

M Blue Hill Peninsula ·


Deer Isle
aO4
Region: Down East & Acadia Region

Nur wenige Touristen verirren sich hierher: Ein Ausflug an die


Ostseite der Penobscot Bay führt in ein Stück USA aus der Zeit
vor Fastfood und Interstates.

Dichte Wälder, fette Weiden und verschlafene Nester, winzige Fi- Der Zeit
scherhäfen, deren Einwohner den köstlichen Hummer aus der Tiefe entronnen
hieven, prägen die Blue Hill Peninsula und die vorgelagerte Insel
Deer Isle, die per Dammstraße mit dem Festland verbunden ist.

Rundfahrt
Für die knapp 100 mi/60 km lange Rundfahrt sollte man einen gan-
zen Tag veranschlagen. Dazu verlässt man Bucksport auf der US 1

Blue Hill Peninsula · Deer Isle erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Blue Hill Peninsula The Blue Hill Inn AA
Chamber of Commerce 40 Union St. Blue Hill, ME 04614
107 Main St., PO Box 520 Tel. 1 207 3 74 28 44
Blue Hill, ME 04614, Tel. 1 207 3 74 32 www.bluehillinn.com
42 www.bluehillpeninsula.org 11 Zimmer. Historische, im
eleganten Federal Style mitten
ESSEN im Ort erbaute Herberge mit
Arborvine AAA geschmackvoll eingerichteten
Main St. / Tenney Hill, Blue Hill Zimmern.
Tel. 1 207 3 74 21 19
Raffinierte Spezialitäten wie Tournedos Inn on the Harbor A
Bordelaise mit Ziegenkäse in gediegener 45 Main St. Stonington, ME 04681
Neuengland-Atmosphäre. Tel. 1 207 3 67 24 20
www.innontheharbor.com
Fisherman's Friend Restaurant A Aus vier viktorianischen Häusern
5 Atlantic Ave., Stonington, ME bestehende Unterkunft direkt am
Tel. 1 207 3 67 24 42 Hafen; Terrasse mit schönem Hafen-
Frische Fische und Hummer satt; hüb- blick, 10 der 14 Zimmer haben Blick
scher Blick auf den kleinen Hafen aufs Wasser.
182 ZIELE    Blue Hill · Peninsula Deer Isle

nach Norden und biegt wenig später bei Orland auf die ME 175 nach
Süden ab.

MM Castine Mächtige alte Ulmen säumen die Straßen, große, alte Häuser träu-
men behaglich von vergangenen Zeiten: Castine gilt als einer der
schönsten Orte Maines. Die Vergangenheit war allerdings weniger
friedlich. Im 17. Jh. stritten sich Holländer, Franzosen und Engländer
um den Ort, der erst 1760 unter den Engländern permanent besiedelt
wurde. 1783 ging Castine in amerikanische Hände über. 1941 wurde
die renommierte Maine Maritime Academy hier angesiedelt. Ihr
Schulschiff, die 165 m lange »State of Maine«, überragt den Ort
und kann, wenn es da ist, besichtigt werden. Das aus vier Häusern
bestehende Wilson Museum wartet mit einem liebenswerten Sam-
melsurium prähistorischer Funde aus aller Welt auf. Gleich daneben:
das John Perkins House, das älteste Haus des Orts und britische
Offiziersunterkunft im Krieg von 1812.
Wilson Museum: Perkins St.; Memorial Day – Sept. Di. – So.
14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei.

M Deer Isle Um nach Deer Isle zu gelangen, fährt man von Castine wieder ein
Stück zurück und dann auf der ME 175 nach Süden. Die Insel ist tat-
sächlich das, was gern mit »off the beaten tracks« (»abseits der Tou-
ristenpfade«) beschrieben wird. Brücken und Dämme verbinden
Auch auf den sandigen und moorigen Böden auf Deer Isle findet
man Cranberries (amerikanische Moosbeeren) in Hülle und Fülle.
Camden · Rockland    ZIELE 183

Inseln und verkürzen Wege um tief eingeschnittene Buchten, Künst-


ler machen mit formlosen Schildern auf ihre Ateliers aufmerksam.
Zwischen Deer Isle Village, einem unprätentiösen Ensemble aus
Schindelhäusern und Hummerkäfigen, und Stonington liegt die re-
nommierte Haystack Mountain School of Crafts, an der Kunst-
freunde aus aller Welt Workshops buchen.
Der lange isolierte kleine Fischerhafen Stonington an der Südspitze
der Halbinsel nähert sich dieser Tage mit neuen Cafés und Galerien
an der Main Street zaghaft dem Tourismus – auch wenn Fischkutter
laut Stadtverordnung bei der Vergabe von Ankerplätzen noch immer
Vorrang haben. Dennoch können Urlauber hier noch ein Stück altes
Maine genießen, das kleine Deer Isle Granite Museum besuchen
und zu einer der schönsten Tagestouren Neuenglands durch die In-
selwelt der Penobscot Bay hinüber zur M Isle au Haut ablegen. Die
Verbindung besorgen mehrmals täglich die Fähren. Das winzige Fel-
seneiland 10 km südlich von Deer Isle wird hälftig vom “Acadia Na-
tional Park verwaltet. Von Duck Harbor aus führen schöne, insge-
samt knapp 30 km lange Trails kreuz und quer über die Insel, die
ihren Namen 1604 von Samuel de Champlain erhielt. Ein Muss ist
die Besteigung des 180 m hohen Duck Harbor Mountain.
Haystack Mountain School of Crafts: 89 Haystack School Dr., Führungen
Mi. 13.00 Uhr, www.haystack-mtn.org
Deer Isle Granite Museum: Main St.; Memorial Day – Labor Day Mo. – Sa.
10.00 – 17.00, So. ab 13.00 Uhr
Isle au Haut: Isle au Haut Boat Services, Stonington, ME, Sea Breeze Ave.,
Tel. 1 207 3 67 51 93, www.isleauhaut.com

Im Namensgeber der Halbinsel ist nicht viel los. Muss es auch nicht: Blue Hill
Gerade die gemächliche Atmosphäre in dem viktorianischen Städt-
chen zwischen dem 300 m hohen Blue Hill und der Blue Hill Bay ist
es, die Stadtneurotiker anlockt. Buch- und Möbelläden, Kunsthand-
werksläden sowie schöne Cafés und Restaurants sorgen dafür, dass
auch verwöhnte New Yorker auf nichts zu verzichten brauchen.

MM Camden · Rockland
Region: Greater Portland & Casco Bay
aN4
Höhe: 10 – 60 m ü.d.M.
Einwohner: Camden 5 200, Rockland 7 300

Zwei Städtchen, dicht beieinander, verkörpern zwei Facetten


von Neuengland: Camden, »eine der schönsten Lagen Neu-
englands«, und Rockland mit gleich zwei Titeln: »Schooner
Capital of the World« und »Lobster Capital of the World«.
184 ZIELE    CAMDEN · ROCKLAND

Als einer der schönsten Naturhäfen der Welt präsentiert sich Camden
im Indianersommer.

Tatsächlich: »Eine der schönsten Lagen Neuenglands«, denn alle üb-


rigen Adjektive erübrigen sich schlichtweg. Zudem ist das zu Füßen
der steil aufragenden Camden Hills liegende Hafenstädtchen seit
über 100 Jahren das Ziel der segelsportbegeisterten Ostküsten-Elite.
Ihre Häuser, in allen einst fashionablen Stilen oszillierend, prägen die
stillen Seitenstraßen noch immer, mit Blumengärten und alten Bäu-
men als dazu passendem Rahmen. Blumen über Blumen auch im
kompakten Zentrum, wo an der Main Street gute Restaurants und
Bistros liegen und Boutiquen hochwertige Freizeitkleidung für Frei-
zeitskipper verkaufen. Der Yachthafen ist hier immer und überall zu
sehen, die Masten prächtiger Segler pflegen das Städtchen zu überra-
gen: Gemeinsam mit dem benachbarten Rockland gilt Camden als
Mekka für Windjammer-Kreuzfahrten. Den besten Blick über die-
ses Juwel hat man vom Gipfel des 264 m hohen Mount Beattie. Auf
dem US 1 und via Camden Hills State Park 2 mi/3 km nördlich von
Camden erreichbar, bietet er schöne Aussichtspunkte über das Städt-
chen und die Inselwelt der Penobscot Bay.
Camden · Rockland    ZIELE 185

Camden · Rockland erleben


AUSKUNFT Captain Lindsey House
Penobscot Bay Inn AA
Regional Chamber of Commerce 5 Lindsey St., Rockland, ME 04841
2 Public Landing, PO Box 919, Tel. 1 207 5 96 79 50
Camden, ME 04843 www.lindseyhouse.com
Tel. 1 207 2 36 44 04 9 Zimmer. Hübsches Haus von 1837. Die
www.mainedreamvacation.com Betten haben weiche Federkissen (in der
amerikanischen Hotellerie keine Selbst-
ESSEN verständlichkeit).
Café Miranda AAA
15 Oak St., Rockland SEGELTÖRNS
Tel. 1 207 5 94 20 34 »Boating« und »Windjammer-
Gemütliches Bistro-Restaurant mit Thai-, Trips« versprechen unvergessliche
Tex-Mex- und amerikanischer Küche. Urlaubs­erlebnisse: an Bord alter
Hummerfänger hinausfahren
Cappy's Chowder House AA oder auf Zweimastern vor dem
Main St., Camden, ME Wind die Felsenküste entlang
Tel. 1 207 2 36 22 54 kreuzen.
Frisches Seafood wird in heimeligem
Seebären-Ambiente serviert. Lively Lady Too
Camden, ME, Public Landing
The Monhegan House Café AA Tel. 1 207 2 36 66 72
Monhegan Island, Tel. 1 207 5 94 79 83 www.camdenharborcruises.com
Pizza, Pasta, Seafood und Salate in üppi-
gen Portionen Schooner American Eagle
Rockland, ME, Tel. 1 207 5 94 80 07
ÜBERNACHTEN www.schooneramericaneagle.com
Island Inn AAA
1 Ocean Avenue NACH MONHEGAN ISLAND
Monhegan Island, ME 04852 Von Mai bis Ende Oktober mit
Tel. 1 207 5 96 03 71 »Elizabeth Ann« und »Laura B.«
www.islandinnmonhegan.com von Port Clyde aus. Fährverbindun-
32 Zimmer. 1807 über dem Hafen er- gen nach Monhegan Island be-
richtet; schöne Zimmer mit Meerblick. stehen auch von New Harbor und
Boothbay Harbor aus. Wegen der
The Blue Harbor House AA begrenzten Kapazitäten sollten
67 Elm St. Camden, ME 04843 Fähre wie Hotel so früh wie mög-
Tel. 1 207 2 36 31 96 lich gebucht werden.
www.blueharborhouse.com
14 Zimmer mit Himmelbetten; tolles Monhegan Boat Line
Frühstück mit Hummer-Quiche und Blau- Tel. 1 207 3 72 88 48
beerpfannkuchen www.monheganboat.com
186 ZIELE    Camden · Rockland

Rockland Rauer als Camden, aber deshalb kaum weniger interessant, wirbt der
nur wenige Meilen bzw. Kilometer südlich von Camden am Südaus-
gang der Penobscot Bay gelegene Fischerhafen als »Schooner Capital
of the World« und »Lobster Capital of the World« um Besucher. Tat-
sächlich liefen in Rockland mehr Windjammer vom Stapel als an-
derswo an der Ostküste der USA, bieten heute über ein Dutzend
Veranstalter ein- und mehrtägige Windjammer-Kreuzfahrten vor
der Küste an und dreht sich während des Maine Lobster Festival
Anfang August alles um die Delikatesse aus den Fluten. Zahllose Im-
bissbuden locken dann am Hafen mit frischem Hummer direkt aus
dem Kessel.
Klein, aber fein präsentiert sich das M Farnsworth Art Museum and
Wyeth Center. Dieses hervorragende Kunstmuseum konzentriert
sich auf die Werke von Künstlern mit Bezug zu Maine. Zu sehen sind
u. a. Bilder und Skulpturen von Homer Winslow, Andrew und Jamie
Wyeth und Louise Nevelson.
i 16 Museum St.; Mitte Mai – 1. Nov. tgl. 10.00 – 17.00, Mi. bis 20.00, Dez.
bis Mitte Mai Mi. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 12 $,
www.farnsworth museum.org

M Monhegan Bester Ausgangspunkt für die Fahrt nach Monhegan Island ist Port
Island Clyde 15 mi/24 km südlich von Rockland. Nach etwa eineinhalb-
stündiger Überfahrt taucht der einen Kilometer breite und zweiein-
halb Kilometer lange Felsenrücken wie ein riesiger Wal aus den Flu-
ten auf.
Dieses kleine Eiland ist beliebt bei allen, die Ruhe suchen und
dem Stress auf dem Festland für eine Weile den Rücken kehren wol-
len. Rund 16 mi/25 km Wanderwege führen zu den höchsten Klip-
pen Neuenglands – den zirka 50
Linsen, Wächter, Kringelmuster Meter hohen Felsen White Head
und Burnt Head – sowie zu Seevo-
gelkolonien und einem historischen
TIPP

Leuchtturm-Fans, aufgepasst! In
Rockland findet man die größte Leuchtturm. Gemütliche Hotels,
Sammlung von Leuchtturm-Arte- nette Restaurants und ein kleines
fakten der Welt. Das Maine Light- Kunstmuseum garantieren ebenso
house Museum zeigt Fresnellinsen erholsame wie unvergessliche Insel-
und Gegenstände aus dem einsa- tage.
men Leben der Leuchtturmwärter, Berühmte Maler wie Edward Hop-
dazu Fotos, Dokumente und per und Rockwell Kent, die einst die
Tagebücher aus jener Zeit, als Insel als Quelle der Inspiration ent-
Leuchttürme dicht gestaffelt die deckten, haben zudem eine kleine
Schiffer vor Riffen und Untiefen Künstlerkolonie entstehen lassen.
warnten (1 Park Dr., Juni bis Okt. In den Galerien kann man in der
Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa. u. So. sommerlichen Hauptsaison zauber-
10.00 – 16.00, Nov. – Mai Mi. – Sa. hafte Inselmotive bestaunen und
9.00 – 17.00 Uhr) auch erwerben.
Cobscook Bay    ZIELE 187

M Cobscook Bay
Region: Down East & Acadia
aP4
Im äußersten Nordostzipfel der Vereinigten Staaten läuft Mai-
nes Küste ein letztes Mal zu Hochform auf.

Von der Passamaquoddy Bay durch einen knapp 5 km breiten Zerlappte


Durchlass getrennt, liegen an der Cobscook Bay winzige, untouristi- Küste
sche Fischerdörfer. Wie tief die Bay ins Landesinnere dringt, verdeut-
lichen zwei Zahlen: Die Fischerhäfen Eastport und Lubec liegen nur
5 km Luftlinie auseinander, zu Land aber sind es 64 km.

Sehenswertes an der Cobscook Bay


In Lubec sieht Amerika die Sonne zuerst aufgehen. Die östlichste
Siedlung der USA wurde 1780 gegründet. Heute ist der auf einer fel-
sigen Halbinsel liegende Ort beliebt als Ausgangspunkt für Boots-
exkursionen nach Machias Seal Island, wo Robben- und Papageien-
taucherkolonien aus nächster Nähe beobachtet werden können.

Auf hoher Klippe thront das 1808 erbaute Quoddy Head Lighthouse, M Quoddy
der östlichste Punkt der USA. Diese 10 km südöstlich von Lubec Head State
liegende Stelle bietet herrliche Blicke auf die bereits zu Kanada ge­ Park
hörende Insel Grand Manan und die wildromantische Felsenküste.

Cobscook Bay erleben


AUSKUNFT Ferienhäuschen bieten allen Komfort.
Cobscook Bay Area Und wer sportlich aktiv sein möchte,
Chamber of Commerce kommt hier auch auf seine Kosten:
PO Box 42, Whiting, ME 04691 Räder und Kanus stehen zur Verfügung.
Tel. 1 207 7 33 88 00
www.cobscookbay.com The Eastland Motel A
1Rte. 189, 385 Country Rd.,
übernachtEN Lubec, ME 04652, Tel. 1 207 7 33 55 01
Cobscook Bay Cottages AAA www.eastlandmotel.com
373 Birch Point Rd. Sympathisches Motel in top Zustand mit
Perry, ME 04667 gemütlichen Zimmer und aufmerksamen
Tel. 1 207 9 44 40 49 Gastgebern. Gute und preiswerte Basis
Hier kann man bestens ausspannen. Die zum Erkunden der Umgebung!
188 ZIELE    Moosehead Lake

Moosehead Lake
Region: The Maine Highlands
aN3
Ein alter Elchbulle pflügt mit seinen mächtigen
Schaufeln das klare Wasser, fleißige Biber schieben Äste über
das Wasser zu ihren Burgen, am Himmel kreisen Weißkopfsee-
adler.

Wildnis mit Die Region um den Moosehead Lake im Norden Maines ist eines der
Schönheits­ wenigen Gebiete im Nordosten, das dem europäischen Wildniskli-
fehlern schee nahe kommt. Straßen und Städte gibt es kaum, dafür umso
mehr Wald und tausende, oft namenlose Seen, die insgesamt ein
Viertel Neuenglands ausmachen. »Unberührt« ist diese Wildnis je-
doch längst nicht mehr. Die Wälder bestehen fast durchweg aus Bäu-
men der dritten oder gar vierten Generation, die prachtvollen, jahr-
hundertealten Kiefern endeten schon vor 150 Jahren als Masten von
Segelschiffen. Dennoch gibt es hier auch noch relativ naturbelassene
Enklaven. Brennpunkt des Geschehens ist der eigentliche 187 km²
große Moosehead Lake. Der See ist mit seinen Inseln und ungezähl-
ten Buchten ein wahres Angler- und Kanuparadies. Als Ausgangs-

Indian Summer am Moosehead Lake


Moosehead Lake    ZIELE 189

Moosehead Lake erleben


AUSKUNFT letzter Abschnitt des Appalachian
Moosehead Lake Region Trail. Diese 160 km zum Mount
Chamber of Commerce Katahdin stellen auch erfahrene
Indian Hill Plaza, PO Box 581 Bergwanderer vor besondere
156 Moosehead Lake Rd. (Rte. 15) Herausforderungen. Für jeder-
Greenville, ME 04441 mann machbar ist hingegen der
Tel. 1 207 6 95 27 02 Trail auf den Mount Kineo.
www.mooseheadlake.org
PaDdeln, Rafting
ESSEN Northern Outdoors
Stress-Free Moose Pub & Cafe AAA 1771 US 201, The Forks
65 Pritham Ave., Greenville Tel. 1 207 6 63 44 66
Tel. 1 207 6 95 31 00 www.northernoutdoors. com
Hier erzählen sich Abenteurer aus nah Südwestlich von Greenville rauscht
und fern tolle Geschichten in Jägerlatein der Kennebec River durch die engen
bei riesigen Burgern und viel Bier. Schluchten der Kennebec Gorge.
Veranstalter bieten von Mai bis
ÜBERNACHTEN Oktober unterschiedliche Touren-
Lodge at Moosehead Lake AAAA pakete an.
Lily Bay Rd., Greenville, ME 04441
Tel. 1 207 6 95 44 00, Dampferfahrt
www.lodgeatmooseheadlake.com Katahdin Cruises
5 Zimmer und 3 Suiten. Luxuriöses 12 Lily Bay Rd., P.O. Box 1151
Versteck bei Greenville, mit ausge- Greenville, ME 04441-1151
dehnten Rasenflächen bis hinunter Tel. 1 207 6 95 27 16
zum See. www.katahdincruises.com
Mit dem 1914 gebauten Dampfer
Wandern »Katahdin« kann man vom
In Monson (südwestlich von Greenville) Memorial Day bis in den Herbst
beginnt die »100-Mile-Wilderness« als hinein Ausflüge unternehmen.

punkt für eine Erkundung dieses Gewässers bietet sich die


156 mi/250 km nördlich von “ Portland gelegene Ortschaft Green-
ville am Südufer des Sees an. Dort gibt es außer einem Museum zur
Geschichte der Region auch »Outfitter«, die Angel- und Kanutrips
auf dem See organisieren.

Von Rockwood etwas nördlich von Greenville aus kann man sich Mount Kineo
mehrmals täglich mit dem Kineo Shuttle zum Mount Kineo am ge-
genüberliegenden Ufer bringen lassen. Seine über 200 m hohen, stei-
len Klippen bieten einen herrlichen Rundumblick über weite Teile
des Moosehead Lake.
190 ZIELE    Portland

M Portland
Region: Greater Portland & Casco Bay
aM5
Höhe: 0 – 18 m ü.d.M.
Einwohner: 68 000

Die größte Stadt Maines liegt 110 mi/170 km nordöstlich von


Boston am Ende der inselübersäten Casco Bay. Museen, Colle-
ges und Straßencafés geben der Stadt ein weltoffenes Flair,
das man gern ein paar Tage länger genießt.

Das Zentrum Portland ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Nord-Neu-
von Neu- englands und Sitz von rund 180 Unternehmen der verarbeitenden
englands Industrie. Von Mai bis Oktober verbinden Autofähren die Stadt mit
Norden der kanadischen Atlantikprovinz Nova Scotia. 1632 als Falmouth ge-

Portland erleben
AUSKUNFT und Suiten liegt am Alten Hafen (Old
Greater Portland CVB Port). Von vielen Zimmern hat man
94 Commercial St., Suite 300 einen tollen Blick auf die Bay.
Portland, ME 04101
Tel. 1 207 7 72 58 00 rHoliday Inn by the Bay AA
www.visitportland.com 88 Spring St., Portland, ME 04101
Tel. 1 207 7 75 23 11
ESSEN www.innbythebay.com
eHugo's AAA 239 Zimmer. Von außen eher nüchtern,
88 Middle St., Tel. 1 207 7 74 85 38 innen dafür umso schöner; von vielen
Kreative Spielereien in elegantem Zimmern bietet sich ein schöner Aus-
Ambiente, sehr gut: alles von der Ente. blick über die Casco Bay.

rBack Bay Grill AA SHOPPING


65 Portland St., Tel. 1 207 7 72 88 33 Portland überrascht mit einem unge-
Eleganter Amerikaner in historischer wöhnlich umfangreichen Shopping-
Apotheke. Alles vom Grill, aber auch angebot. Die beste Adresse für Gale-
exotische Pastagerichte. rien, Kunst- und Antiquitätenläden ist
der Old Port Exchange. An der etwas
ÜBERNACHTEN weiter landeinwärts parallel zur Ufer-
ePortland Harbor Hotel AAA linie verlaufenden Congress Street
468 Fore St. Portland, ME 04101 reihen sich moderne Geschäfte an-
Tel. 1 207 7 75 90 90 einander, darunter Trend-Boutiquen mit
www.portlandharborhotel.com Espresso-Ausschank und mutigen Gale-
Das neue Luxushotel mit 100 Zimmern risten.
Portland    ZIELE 191

gründet, stand Portland dreimal kurz vor dem Aus: 1676, als India-
ner es niederbrannten, 1775, als die Briten die aufmüpfige Stadt in
Schutt und Asche legten, und 1866, als der größte Teil einem Stadt-
brand zum Opfer fiel. Jedes Mal kam Portland jedoch umso schöner
wieder und präsentiert sich heute vor allem im Old Port mit sorgfäl-
tig restaurierter, viktorianischer Eleganz. Commercial, Union und
Pearl Streets bieten hier kopfsteingepflasterte Altstadtromantik mit
etlichen Pubs, Restaurants und schönen Geschäften.
192 ZIELE    Portland

Sehenswertes in Portland
M Old Port Einen geruhsamen Stadtbummel mit anschließendem Cappuccino
verspricht das landesweit als gelungenes Beispiel menschenfreundli-
cher Stadtsanierung geltende Hafenviertel. Restaurants, Kneipen,
Antiquitäten- und Möbelläden lohnen besonders in Fore, Exchange
und Middle Street einen zweiten Blick.

M Portland Selbst ein Kunstwerk – im Jahr 1983 fügte Stararchitekt I. M. Pei dem
Museum of Museum das mit Bullaugen und Dreiecken versehene Shipman Pay-
Art son Building hinzu –, beherbergt das größte Museum des Staats herr-
liche, Natur und Menschen Maines thematisierende Gemälde. Aus-
gestellt sind prominente Künstler wie Edward Hopper und Andrew
Wyeth. In der europäischen Sammlung sollte man sich die Monets,
Picassos und Renoirs nicht entgehen lassen. Gleich mehrfach präsen-
tiert werden Glaswaren und historische Möbel.
i 7 Congress St., Memorial Day – Columbus Day tgl. 10.00 – 17.00, Fr. bis
21.00 Uhr, Eintritt: 15 $, www.portlandmuseum.org

Portland Beim Nachbarn des Kunstmuseums können Kinder bis zu zwölf Jah-
Children's ren u. a. Hummerfischer spielen, in einem »echten« Fluss angeln und
Museum dabei alles Wichtige über ökologische Zusammenhänge erfahren.
i 142 Free St., Memorial Day – Labor Day Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab
12.00 Uhr, sonst Mo. geschlossen, Eintritt: 10,75 $, www.portlandcm.org

Victoria Was beim Feuer von 1866 noch alles verloren ging, ahnt man indieser
Mansion herrlichen Residenz von 1860. Italienische Marmorkamine, schotti-
sche Teppiche, Mobiliar aus Rosenholz: Das im toskanischen Renais-
sancestil errichtete Haus gilt als eines
Inselhüpfen à la Maine der schönsten der Ostküste.
i 109 Danforth St., Mai – Okt. Mo. – Sa.
TIPP

359 der 365 Inseln in der Casco 10.00 – 16.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr,
Bay sind unbewohnt – welch Eintritt: 15 $, www.victoriamansion.org
ein Revier für passionierte Insel-
hüpfer! Mit dem täglich an der Das heute ziemlich schmucklos wi-
Waterfront des Old Port Exchange kende Wadsworth – Longfellow
ablegenden Postboot können Sie House wurde anno 1785 erbaut im
sich von Mitte Juni bis Labor Day Auftrag von General Peleg Wads-
von einer Insel zur anderen brin- worth, dem Großvater von Henry
gen lassen, anregend mit den In- Wadsworth-Longfellow. Der US-
sulanern plauschen und dabei die amerikanische Dichterfürst ver-
Skyline Portlands vom Wasser aus brachte in dem auch heute noch mit
genießen (Casco Bay Lines Ferry bestechend schönem originalem
Terminal, 184 Commercial St., Mobiliar eingerichteten ersten
Tel. 1 207 7 74 78 71, Backsteinhaus der Stadt Portland
www.cascobaylines.com). seine Jugend. Das Maine Historical
PORTLAND    ZIELE 193

Feierabend im Hafen von Portland

Society Museum gleich nebenan zeigt Wechselausstellungen zu den


unterschiedlichsten Facetten der Geschichte des Bundesstaates. Und
noch ein Museum: Im Narrow Gauge Railroad Museum geht es
um die einst in nur Maine zuckelnden Eisenbahnen mit gerade zwei
Fuß (60 cm) Spurbreite. Stündlich wird gefahren!
Wadsworth – Longfellow House: 489 Congress St.; Mai – Okt. Mo. – Sa.
10.00 – 17.00, So. ab 12.00 Uhr, Eintritt: 15 $, www.hwlongfellow.org
Historical Society Museum: 489 Congress St.; Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 8 $, www mainehistory.org
Narrow Gauge Railroad Museum: 58 Fore St.; Mai – Okt. Sa. – Do.
9.30 – 16.00, Fr. ab 11.30 Uhr, Eintritt: 3 $, www.mainenarrowgauge.org

Ein Leckerbissen für Fotografen: Der 1794 errichtete Leuchtturm MM Portland


Portland Head Light ist nicht nur der ä­ l­teste in Maine, er gilt auch als Head Light &
einer der foto­gensten der USA. Bis 1989 trat der Leuchtturmwärter Museum
noch zum Dienst an; seither ist das Leuchtfeuer automatisiert und
das Wärterhaus in ein Museum zum Thema Navigation verwandelt.
i 1000 Shore Rd. (via Cottage Rd. u. Shore Rd.), April – Okt. tgl. 10.00 –
16.00 Uhr, sonst nur Sa. u. So., Eintritt: 2 $, www.portlandheadlight.com

Umgebung von Portland


Ein bisschen Arenal, ein bisschen Fuerteventura: Old Orchard Beach Old Orchard
7 mi/11 km südlich von Portland ist das Mallorca amerikanischer Beach
und frankokanadischer Sonnenanbeter. Wer Sand und Sonne über
Kitsch und Rummel zu setzen vermag, wird hier schöne Strandferien
verbringen.
194 ZIELE    Searsport

M Sabbathday Eine der letzten praktizierenden Shaker-Gemeinden der USA ist


Lake Shaker 25 mi/40 km nördlich von Portland bei New Gloucester zu Hause
Community ­(I-45 und ME-26 Richtung Norway). Ein halbes Dutzend Brüder und
Schwestern dieser Glaubensgemeinschaft, die sich im 18. Jh. in Eng-
land von den Quäkern abspaltete, lebt und arbeitet noch in der 1794
gegründeten Gemeinde (“ Baedeker Wissen S. 178). Auf einer Füh-
rung besucht man das schöne Gemeinschaftshaus, ein kleines Muse-
um, die Baumschule und einen Kräutergarten sowie das schlichte
Gebetshaus. Beim Sonntagsgebet um zehn Uhr sind Besucher will-
kommen. Ansonsten halten sich die Shaker, die keine Touristenat-
traktion sein wollen, weitgehend im Hintergrund.
i Memorial Day – Labor Day Mo. – Sa. 10.00 – 16.30 Uhr; Führungen 10.30
bis 15.15 Uhr, Eintritt: 10 $, http://maineshakers.com

Freeport Das Städtchen 17 mi / 27 km nordöstlich von Portland ist die Wiege
von Maine: Hier wurde noch während der Kolonialzeit die Tren-
nung von Massachusetts beschlossen. Die allermeisten interessiert
das allerdings nur am Rande. Neun von zehn Besuchern kommen
der »Outlet Capital of the World« wegen, in die sich Freeport seit den
1960er-Jahren verwandelt hat. Dutzende Textilienhersteller verkau-
fen hier ab Fabrik, mit bis zu 70 % Ermäßigung! Freeport ist eine
einzige Shopping Mall, vertreten sind u. a. Nike, Gap, Anne Klein
und Patagonia. Ein Muss für jeden Besucher ist das unternehmeri-
sche Herz der Stadt, der Outdoor-Ausstatter L. L. Bean (Main & Bow
Sts., www.llbean.com, 24 Stunden geöffnet), dessen Gründer Leon
Leonwood Bean 1905 mit einem selbst konstruierten, wasser- und
reißfesten Stiefel für Jäger und Angler den Grundstein für einen der
erfolgreichsten amerikanischen Ausrüster legte.

M Searsport
Region: Mid Coast
aO4
Höhe: 0 – 70 m ü.d.M.
Einwohner: 2 600

Das Herz Maines war im 19. Jh. die Schifffahrt und sein Schritt-
macher hieß Searsport: Die 17 hiesigen Werften bauten rund
250 Segler – oder 10 Prozent der damaligen amerikanischen
Handelsflotte.

Seefahrerort Zwangsläufig war der Ort am Ende der tief landeinwärts reichenden
mit Tradition Penobscot Bay Wohnsitz von etwa 300 Kapitänsfamilien. Deren an-
sehnliche Häuser stehen noch immer Spalier an den schattigen Alle-
en am Hafen, vielfach noch geschmückt mit Wetterfahnen in Form
Searsport    ZIELE 195

Searsport erleben
AUSKUNFT übernachten
Belfast Area Bait's Motel A – AA
Chamber of Commerce 215 East Main St., Searsport, ME 04974
14 Main St., Belfast, ME 04915 Tel. 1 207 5 48 72 99
Tel. 1 207 3 38 59 00 14 funktionale, saubere Zimmer; Restau-
www.belfastmaine.org rant. Gute Basis zum Erkunden von Bar
Harbor, Belfast und Camden!

eines Wals oder Segelschiffs und der traditionellen Ananas, dem al-
ten Symbol für Gastfreundschaft, über dem Hauseingang. Ein bedeu-
tender Hafen ist Searsport noch immer. Von hier wird u. a. der Groß-
teil der Kartoffelernte Maines verschifft.

Sehenswertes in Searsport und


Umgebung
Das in sieben historischen Gebäuden, darunter zwei Kapitänshäuser, M Penobscot
untergebrachte Museum gilt als eines der besten der Ostküste. Zu Marine
sehen sind einzigartige Sammlungen von Handelsware aus China, Museum
vergilbende Fotos hiesiger Kapitäne und herrliche Gemälde mit ma-
ritimen Motiven.
i US 1 & Church St., Memorial Day – Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab
12.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.penobscotmarinemuseum.org

Das 3 000-Einwohner-Städtchen Bucksport liegt 8 mi/13 km nord- Bucksport


östlich von Searsport an der Mündung des Penobscot River in die
Bay und ist mit seinen freundlichen Coffeeshops an der Main Street
ein angenehmer Zwischenstopp auf dem Weg zum Fort Knox State
Park. Während der Grenzstreitigkeiten zwischen den USA und Ka-
nada in den 1840er-Jahren setzte man das wuchtige Fort Knox neben
die Flussmündung. Die Feuertaufe blieb ihm Gottseidank erspart.
Heute ist es als Fort Knox State Park ein außerordentlich eindrucks-
volles Beispiel amerikanischer Festungsarchitektur.
i ME 174, Mai – Okt. tgl. 9.00 bis Sonnenuntergang, Eintritt: 3 $,
http://fortknox.maineguide.com

Eine halbe Autostunde landeinwärts, wo der Penobscot River zu Bangor


flach wird für die Schifffahrt und die endlosen Wälder im Binnen-
land allmählich ins Blickfeld rücken, liegt Bangor, die zweitgrößte
Stadt des Bundesstaats und wirtschaftliches und kulturelles Zentrum
von Nord-Maine. Als Holzfällercamp entstanden, war Bangor in den
196 ZIELE    South Coast

1830er-Jahren als »Lumber Capital of the World« der größte Holz-


umschlaghafen der Welt – und das Hafenviertel berüchtigt für seine
wilden Gelage und Massenschlägereien. Heute inspirieren die dunk-
len Wälder den berühmtesten Sohn der Stadt. Stephen King, König
des Horrorgenres, lebt trotz seines Mega-Erfolgs noch immer in der
Umgebung. Eine Stephen-King-Tour wird angeboten.
Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen. Zum Fototermin mit Paul
Bunyan an der unteren Main Street sollte man jedoch kurz ausstei-
gen. In der 10 m hohen Statue des mythischen Holzfällers, der Berge
versetzen konnte und angeblich auch den Grand Canyon schuf, ver-
einigen sich die hier beliebten Legenden und »tall tales« von über-
menschlich starken und trinkfesten Baumfällern, bei denen es mit
der Wahrheit nicht allzu ernst genommen wird.
Stephen King Tours Of Maine: 25 Thomas Hill Road, Bangor, ME 04401,
Tel. 1 207 9 47 71 93, www.sk-tours.com

South Coast
Region: The Maine Highlands
aM5
Maines Südküste – der Abschnitt zwischen Kittery an der
Grenze zu New Hampshire und dem fast 100 km entfernten
Portland – hat alles, was einen guten Badestrand ausmacht:
lange Sandstrände, schöne Dünenlandschaften, Ruhe und
auch Trubel.

Kühler Nur mit den Wassertemperaturen hapert es: Auch im Hochsommer


Badespaß wird das Wasser selten wärmer als 18 Grad. Doch wer sich davon
nicht entmutigen lässt, kommt auf seine Kosten, denn die hiesigen
Hafenstädtchen sind historische Kleinodien.

Sehenswerte Orte an der South Coast


Kittery An der Mündung des Piscataqua River gegenüber von Portsmouth
(New Hampshire) gelegen, gilt das quirlige Städtchen als »Gateway
to Maine«. Heute am bekanntesten für seine Factory Outlets, die
sogenannten Kittery Outlets (US 1 Richtung York), begann Kittery
1623 als Schiffsbauzentrum und Holzumschlagplatz. Historiker ken-
nen es als Schauplatz dreier wichtiger Premieren: 1647 lief hier das
erste in Nordamerika gebaute britische Kriegsschiff vom Stapel, 1777
folge das erste Kriegsschiff unter amerikanischer Flagge und 1917
stach von hier aus das erste amerikanische U-Boot in See.
Das Kittery Historical and Naval Museum erinnert mit histori-
South Coast    ZIELE 197

Die South Coast erleben


AUSKUNFT Tel. 1 207 9 67 26 21
Kennebunkport CoC www.kennebunkportinn.com
16 Water St. 49 Zimmer. Die Fassade ist ein
Kennebunk, ME 04043 stilistisches Chaos, doch die
Tel. 1 207 9 67 08 57 schönen Zimmer sind das Geld
www.gokennebunks.com/ wert.

Ogunquit Chamber Captain Lord AAA


of Commerce Pleasant & Green Sts.
PO Box 2289, Ogunquit, ME 03907 Kennebunkport, ME 04046
Tel. 1 207 6 46 12 79 Tel. 1 207 9 67 31 41
www.ogunquit.org www.captainlord.com
20 Zimmer. Schöner schlafen in
ESSEN der Nr. 1: Chippendale-Möbel,
Tavern at Clay Federal-Style-Architektur und
Hill Farm AAA englischer Rasen.
220 Clay Hill Rd., Ogunquit
Tel. 1 207 3 61 22 72 Dockside Guest
Verträumtes Gourmetplätzchen am Quarters AA
Cape Neddick. Spezialität: marinierter Harris Island Rd. York, ME 03909
Lachs in Cajun-Sauce. Tel. 1 207 3 63 28 68
www.docksidegq.com
Federal Jack´s Restaurant & 25 Zimmer. Die teureren und mit
Brew Pub AAA stilvollen Antiquitäten eingerich-
Lower Village, 8 Western Ave. teten Zimmer befinden sich im
Tel. 1 207 9 67 43 22 Haupthaus, die preis­werteren
Gehobener, zwischen Bootswerften ein- orientieren sich zur Wasserseitehin .
geklemmter Pub mit schönem Blick auf
den Kennebunk River. Neben Hambur- The Anchorage by the Sea AA
ger und Steaks kreative Fischgerichte, 125 Shore Rd.
z. B. mit Krabbenfleisch gefüllter Schell- Ogunquit, ME 03907
fisch. Tel. 1 207 6 46 93 84
www.anchoragebythesea.com
ÜBERNACHTEN 220 Zimmer. Weitläufige Ferien-
Kennebunkport Inn AAAA anlage direkt am Strand. Die hellen
Dock Square Zimmer verfügen meist über
Kennebunkport, ME 04046 Meerblick.

schen Fotografien, alten Navigationsinstrumenten und kostbaren


Schiffsmodellen an die goldene Ära der Stadt.
i Rogers Rd., Ext.; Juni – Columbus Day Di. – Sa. 10.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt 4 $, www.kitterymuseum.com
198 ZIELE    South Coast

York Auf Kittery folgt nach wenigen Kilometern – die man im Übrigen
angenehmer auf der ME 103 als auf dem US 1 verbringt – das Städt-
chen York. 1624 von den Pilgervätern als Handelsposten gegründet,
wuchs es trotz gelegentlicher Indianer- und Franzosenüberfälle zu
einem florierenden Hafen und Schiffsbauzentrum heran. Von den
Einheimischen »The Yorks« genannt, besteht das heutige York in
Wirklichkeit aus vier Strandgemeinden: York Village, bei Touristen
besser bekannt als Colonial York, York Harbor, ein elegantes Strand-
resort, York Beach, ein lauter Amüsierbetrieb, und Cape Neddick.
Im MYork Village Historic District, der Hauptattraktion des Städt-
chens, betreibt die Old York Historical Society sieben repräsentative
Häuser aus dem 18. Jh.; Beachtung verdient v. a. das 1719 erbaute
Gefängnis Old Gaol mit seinen düsteren Zellen und Verliesen. Ti-
ckets werden in der Jefferds Tavern gegenüber vom Old Burying
Ground verkauft.
i US-1 & Lindsay Rd., Juni – Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 12 $,
www.oldyork.org

Ogunquit Die Abenaki-Indianer nannten das 10 mi/16 km weiter nördlich lie-


gende Städtchen »schöner Ort am Meer«. Der gleichen Ansicht wa-
ren Ende des 19. Jh.s zahlreiche Maler und Schriftsteller, die sich in
Ogunquit von dem breiten und 5 km langen Sandstrand und der
pittoresken Felsenküste an ihrem Südende inspirieren ließen. Heute
platzt Ogunquit aus allen Nähten – vor allem im Sommer, wenn in
Hotels, Motels und Hummerbuden nichts mehr geht.
An die Zeit als Künstlerkolonie erinnert das schöne, unmittelbar am
Strand lie­gende M Ogunquit Museum of American Art mit Werken
so prominenter Künstler wie Rockwell Kent und Marsden Hartley.
Hummerfischer beim Kontrollieren der Käfige begleiten kann man
in Perkins Cove, einem zauberhaften, auf der Shore Road zu errei-
chenden Yacht- und Fischerhafen. Zu Fuß kommt man über den
hübschen Marginal Way dorthin. Zum Baden geht man an den Main
Beach auf einer vorgelagerten Sandbank – dort ist es oft voll und das
Parken teuer – oder zum etwas nördlich gelegenen und ruhigeren
Footbridge Beach.
Ogunquit Museum of American Art: 543 Shore Rd.; Mai – Okt. tgl. 10.00
bis 17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.ogunquitmuseum.org

M Kennebunk- Kennebunkport ist der interessanteste Teil der drei »Kennebunks«,


port zu denen außerdem noch die Stadt Kennebunk und das Strandbad
Kennebunk Beach gehören: Die Souvenirtasse mit dem Namenszug
des 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gehört zu
den beliebtesten Mitbringseln, doch Kennebunkport ist nicht erst ein
nobles Ferienresort, seit Familie Bush hier Urlaub macht. Schon früh
im 19. Jh. kauften sich Schiffsbauer, Reeder und Kapitäne in dem um
1650 gegründeten Städtchen ein. Der Schiffsbau blühte damals: Zwi-
SOUTH COAST    ZIELE 199

Ogunquit heißt dieser schöne Platz am Meer in der Sprache


der Indianer.

schen 1800 und 1850 produzierten die rund 50 Werften des Städt-
chens mehr als 1 000 Clipper und Schoner. Seitdem pflegt Kenne-
bunkport jene souveräne Noblesse, die auf große Gesten verzichten
kann.
Die schönsten Häuser stehen im Umkreis des quirlig kommerziellen
Dock Square, darunter das Nott House, eine Greek-Revival-Resi-
denz mit dorischen Säulen von 1853.
Weitere schöne Häuser finden sich am Ocean Drive Spalier, darunter
auch das Sommerhaus von Ex-Präsident George Bush sen. am Cape
Arundel. Am Nordrand von Kennebunkport zeigt das Seashore
Trolley Museum über 200 Straßenbahnwagen aus aller Welt.
Nott House: 8 Maine St.; Juni – Okt. Di., Mi., Fr. 13.00 – 16.00, Do. 10.00
bis 16.00, Sa. 10.00 – 13.00 Uhr
Seashore Trolley Museum: 195 Log Cabin Rd.; Mai – Okt. tgl. 10.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 10 $
Kapitel-/
Massachusetts
Regioneneinstieg
Massachusetts    ZIELE 201
201

MASSACHUSETTS
Fläche: 20 305 km²
Einwohner: 6,8 Mio.
Hauptstadt: Boston
Beiname: Bay State, Old Colony

Es wird behauptet, dass es die USA


ohne Massachusetts nicht geben
würde. Ja, hier wurde laut gegen
Großbritannien protestiert, hier be-
gann der Unabhängigkeitskrieg. Dröger Geschichtsunterricht
ist indes nicht zu erwarten. Massachusetts ist vielfältig genug,
um auch anspruchsvolle Naturfreunde zu entzücken.

Die Pilgerväter von der »Mayflower«, John F. Kennedy und andere Amerikas
Schlüsselfiguren der amerikanischen Geschichte kamen ebenso aus Kernland
Massachusetts wie einige der größten amerikanischen Schriftsteller
und Philosophen. Dabei ist dieser Bundesstaat ein für amerikanische
Verhältnisse winziges Rechteck zwischen Atlantik und den zu den
Appalachen gehörenden Berkshire Hills, die die traditionelle Grenze
zwischen Neuengland und dem Rest Amerikas bilden. Von dort
senkt sich die Landschaft langsam nach Osten zum Meer ab. Mitten
hindurch fließt von Norden nach Süden der Connecticut River. Die
auffälligste topografische Erscheinung ist eine südlich von Boston
hakenförmig in den Atlantik ragende Halbinsel: Cape Cod beschert
Massachusetts mehrere hundert Strandkilometer.

Die Formel ist so einfach wie endgültig: Die USA begannen in Mas- Die
sachusetts. Die im Dezember 1620 im heutigen Plymouth gelande- Pilgerväter
ten Pilgerväter, orthodoxe Protestanten, die die Church of England
von »katholischem Pomp« hatten reinigen wollen, drückten ihrer
neuen Heimat ihren Stempel auf. Diese »Puritaner« genannten Sied-
ler schufen Verhältnisse, die denen zu Hause kaum nachstanden: Wer
vom Dogma abwich, das Vorbestimmung und göttliche Vorsehung
zum Leitfaden des öffentlichen Lebens erhob, wurde als Ketzer be-
straft. Doch anders als in England war hier Platz genug für Abtrün-
nige. Wer mit den gottesstaatähnlichen Verhältnissen in Boston und
Salem über Kreuz geriet, machte anderswo seine eigene Kirche auf.
Das anfängliche Einvernehmen mit den Indianern verwandelte sich
in Feindseligkeit: Nach blutigen Auseinandersetzungen und dem
King Philip's War in Rhode Island und Connecticut (1670/1671)
spielten die Ureinwohner in Neuengland keine Rolle mehr.
Besonders fotogen: die Acorn Street in Boston
202 ZIELE    Massachusetts

Aus China- und Dreieckshandel, Holzwirtschaft, Walfang: Wirtschaftlich


Wohlstand ging es steil aufwärts. Massachusetts wurde wohlhabend – und
erwächst selbstbewusst. Die Unzufriedenheit über die Bevormundung durch
Selbst- das Mutterland und über die restriktiven Steuergesetze, die vor allem
bewusstsein den Kaufleuten die Hände banden, machte sich in Protestaktionen
und dem heute berühmten Schlagwort »No Taxation without Re-
presentation« (»keine Besteuerung ohne Volksvertretung«) Luft.
London suchte u. a. mit den drakonischen »Intolerable Acts« die auf-
müpfigen Kolonisten in die Knie zu zwingen, doch auf die Schlie-
ßung des Bostoner Hafens und das Verbot von Volksversammlungen
reagierten die Kolonisten 1774 mit der Veranstaltung des Ersten
Kontinentalkongresses in Philadelphia, wo sie erstmals auch die Un-
abhängigkeit von England anmeldeten. Schließlich fielen in Lexing-
ton bei Boston jene Schüsse, die den amerikanischen Unabhängig-
keitskrieg auslösten. Am 4. Juli 1776 erklärten die 13 Kolonien ihre
Unabhängigkeit von England. Nach einem siebenjährigen Krieg wur-
de am 3. September 1783 im Frieden von Paris die Unabhängigkeit
der USA besiegelt. Im Februar 1788 unterzeichnete Massachusetts als
sechste Kolonie die amerikanische Verfassung.

Die Waffen- Im 19. Jh. übersäte die Industrialisierung Massachusetts mit Fabri-
schmiede der ken. Der wirtschaftliche Höhenflug begünstigte die Entstehung der
Nordstaaten modernen amerikanischen Literatur, die in Concord eine Handvoll
Intellektueller um Ralph Waldo Emerson aus der Taufe hob. Die In-
tellektuellen waren nur die Spitze einer Bildungsbewegung, die sich
für ein öffentliches Schulwesen einsetzte und 1837 unter ihrem
Wortführer Horace Mann die Bildung einer Erziehungsbehörde
durchsetzte. Während des Bürgerkriegs war Massachusetts die Waf-
fenschmiede der Nordstaaten, danach erlangte es die Führung in der
Textilproduktion. Mit der Abwanderung der Betriebe in den billige-
ren Süden und der Weltwirtschaftskrise begann für Massachusetts
jedoch eine lange Talfahrt, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg
durch energische Diversifizierung gestoppt wurde. Dabei profitierte
Massachusetts vor allem vom hohen Ausbildungsniveau seiner Ar-
beitskräfte.

Bevölkerung Mit seinen 6,8 Mio. Einwohnern ist Massachusetts der bevölkerungs-
reichste der Neuenglandstaaten. Statistisch gesehen leben hier 313
Menschen auf dem Quadratkilometer, was Massachusetts auf den
dritten Rang in den USA bringt. Die mit Abstand größte Stadt ist
Boston mit 660 000 Einwohnern, gefolgt von Worcester (184 000)
und Springfield (154 000).

Wirtschaft Das wichtigste Kapital des Bundesstaats ist »brain power«. Über 120
Hochschulen pflegen engste Beziehungen zur Industrie. Der Groß-
raum Boston gilt als Silicon Valley des Ostens: Zahlreiche Soft- und
Berkshire Hills    ZIELE 203

Highlights in Massachusetts
▶▶ Berkshire Hills ▶▶ Martha‘s Vineyard,
Sanft-welliges Mittelgebirge Nantucket Island
““Seite 203 Zwei herrliche Ferieninseln
nicht weit vor der Küste
▶▶ Hancock Shaker Village ““Seite 248, 253
Das am besten erhaltene Shaker-
dorf Neuenglands ▶▶ Plimoth Plantation
““Seite 207 Hier fing alles an.
““Seite 264
▶▶ Boston
Die Wiege der Unabhängigkeit ▶▶ Salem
““Seite 210 Deutlich mehr als nur die
Stadt des Hexenwahns
▶▶ Cape Cod ““Seite 269
Strandleben satt
““Seite 236

Hardwarefirmen sind hier angesiedelt. Daneben sind Maschinenbau,


Metallwaren, Druck- und Papierindustrie wichtig. Die Landwirt-
schaft bringt v. a. Kartoffeln, Obst und Getreide hervor; fast die Hälf-
te aller amerikanischen Preiselbeeren kommt aus den Sumpfgebieten
Cape Cods und der Region um Plymouth.

MM Berkshire Hills
Region: The Berkshires
aJ6
Höhe: 300 – 866 m ü. d. M.

In Massachusetts heißen die von Alabama her-


aufziehenden Appalachen Berkshire Hills – ein passender
Name für dieses größtenteils sanft wellige Mittelgebirge im
Westen des Staats.

Hier liegen viele der schönsten Orte von Massachusetts. Die meisten, Schönstes
am Housatonic River gegründet, begannen im frühen 19. Jh. als Massachu-
»Mill Towns« mit Textilindustrie und wurden später von der Ostküs- setts
tenelite als Sommerfrischen entdeckt. Zahllose prachtvolle Residen-
zen, vor allem um Great Barrington und Stockbridge, erinnern an die
Zeiten, als Urlaub das Privileg einiger Weniger war. Aber nicht nur
die Reichen fühlten sich hier wohl: Auch namhafte Literaten, Theo-
204 ZIELE    Berkshire Hills

Die Berkshire Hills erleben


AUSKUNFT 20 Railroad Street Pub AA
Berkshire Visitors Bureau 20 Railroad St., Great Barrington
66 Allen St., Pittsfields, MA 01201 Tel. 1 413 5 28 93 45
Tel. 1 413 4 99 16 00 Solides »pub grub«: Hamburger, Sand-
www.berkshires.org wiches & Steaks in geselligem Ambiente.

ESSEN ÜBERNACHTEN
Once Upon a Tablen AAA The Red Lion Inn AAA
36 Main St., Stockbridge 30 Main St., Stockbridge, MA 01262
Tel. 1 413 2 98 38 70 Tel. 1 413 2 98 55 45
Gemütliches, europäisches Bistro mit www.redlioninn.com
Delikatessen von der Ostküste 111 Zimmer. Seit 1773 ununterbrochen
geöffnet; kleine Zimmer, etwas abge-
Church Street Café AAA stoßenes Mobiliar, aber urgemütlich.
65 Church St., Lenox
Tel. 1 413 6 37 27 45 Gateways Inn AAA
Ein Wärme ausstrahlendes, angenehm 51 Walker St., Lenox, MA 01240
einfaches Ambiente. Dazu passt die Tel. 1 413 6 37 25 32
gelungene Fusion Cuisine. www.gatewaysinn.com
11 Zimmer. Viktorianische Gemütlich-
Mezze Bistro & Bar AAAA keit mit Himmelbetten und Kaminen.
777 Cold Spring Rd., Williamstown Gutes Restaurant, gemütliche Bar.
Tel. 1 413 4 58 01 23
Hier ist die Speisenkarte so weltoffen The Orchards Hotel AAA
wie die von Studenten und Künstlern 222 Adams Rd.
geprägte Atmosphäre. Williamsburg, MA 01262
Tel. 1 413 4 58 96 11,
www.orchardshotel.com
Abkühlung zwischendurch 47 Zimmer. Angenehmes Hotel am
Ostausgang nach North Adams. Zimmer
TIPP

Dies sind zwar nicht die Niagara- im »Good ol‘ England«-Dekor.


fälle, doch an einem heißen
Sommertag gibt es keinen Wainwright Inn AAA
schöneren Ort zum Baden als 518 Main St. Great Barrington, MA
die fotogenen Bash Bish Falls. 01230, Tel. 1 413 5 28 20 62
Die 15 m hohen, südlich von www.wainwrightinn.com
Great Barrington im Mount
Neuenglische Gastfreundschaft in
Washington State Forest liegen-
schönem alten Haus.
den Fälle haben herrliche Pools
aus dem felsigen Bett des Bash
SHOPPING
Bish Brook geschliffen, in denen
Great Barrington, Sheffield und Egre-
es sich ausgezeichnet unter-
tauchen lässt. mont sind bekannt für ihre gut sortier-
ten Antiquitätenläden.
Berkshire Hills    ZIELE 205

logen und spirituell Suchende fanden hier Muße zur Meditation.


Heute bietet diese waldreiche Landschaft mit ihren schmucken, wie
Inseln darin schwimmenden Städtchen dem Besucher das klassische
Neuengland-Erlebnis – »High Tea« inklusive anschließendem Kon-
zert- oder Theaterbesuch.

Sehenswerte Orte und Plätze in den


Berkshires
Die hübsche Kleinstadt ist das Einkaufszentrum der südlichen Berk- Great
shires. 1726 gegründet, führte sie 1886 als eine der ersten Städte der Barrington
Welt die elektrische Straßenbeleuchtung ein. 1868 wurde Dr. W. E. B.
DuBois hier geboren, Amerikas erster Harvard-Absolvent afro-ame-
rikanischer Abstammung und bedeutender Schriftsteller. Nennens-
werte Attraktionen gibt es nicht, dafür machen viele schöne Inns,
gute Restaurants und hochwertige Antiquitätenläden Great Barring-
ton zu einer angenehmen Basis für Tagestrips durch die Berkshires.
4 mi/7 km nördlich von Great Barrington fand im 19. Jh. ein folgen-
reiches Gipfeltreffen statt: Unterwegs zum Gipfel des Monument
Mountain (570 m ü. d. M.), begegnete Herman Melville (»Moby
Dick«) seinem Dichterkollegen Nathaniel Hawthorne (»Der schar-
lachrote Buchstabe«) und fortan trafen sich die beiden hier zu Wan-
derungen. Heute führen zwei anstrengende, direkt an der MA 7 be-
ginnende Trails hinauf zu herrlichen Aussichtsplätzen.

Zauberhaft und wie gemalt: Das 1734 als Missionsstation für India- M Stockbridge
ner gegründete Städtchen 8 mi/13 km nördlich von Great Barrington
gilt gemeinhin als Neuengland wie aus dem Bilderbuch. Die Main
Street ist nach wie vor die Hauptverkehrsader, an ihr liegt eine pitto-
reske Häuserzeile mit kleinen Läden, die noch immer so aussieht, wie
Norman Rockwell sie einst malte. Ortsmittelpunkt ist der Red Lion
Inn, ein Gasthof aus Kolonialzeiten. Drinnen, zwischen alten Buch-
regalen und schweren Plüschsesseln, ticken die Uhren noch langsa-
mer als draußen. Seine mit Schaukelstühlen versehene Veranda ist
der beste Ort zum Kaffeetrinken in den Berkshires. Sehenswert ist
auch das mit Originalmöbeln eingerichtete erste Haus des Orts, Mis-
sion House, das der Missionar John Sergeant 1739 hier für 50 Mo-
hikaner aufbaute.
Das zirka 4 mi/7 km westlich von Stockbridge in einem schönen Park
mit Blick auf den Housatonic River gelegen MNorman Rockwell Mu-
seum widmet sich dem Lebenswerk des beliebtesten Zeichners Ame-
rikas. Norman Rockwell (1894 – 1978), der seine letzten 25 Lebens-
jahre in Stockbridge verbrachte, war 47 Jahre lang Illustrator der
»Saturday Evening Post« und produzierte in dieser Zeit 321 Titelbil-
der, meist positive, wertkonservative Heim-und-Herd-Motive, denen
206 ZIELE    Berkshire Hills

Typisch Berkshires: ein repräsentatives Anwesen inmitten von


sattem Grün und herbstbunten Laubbäumen

er mit fotografisch genauem Pinselstrich und Augenzwinkern Leben


einhauchte. Dass er aber auch anders konnte, bewies er in den
1960ern, als er für das kritischere Magazin »Look« Bilder von der
Bürgerrechtsbewegung und der Armut in den Städten anfertigte.
Die berühmteste Skulptur dieses Bildhauers kennt die ganze Welt:
Den sit­zenden Abraham Lincoln im Lincoln Memorial in Washing-
ton, DC. Daniel Chester French (1850 – 1931), Amerikas produk-
tivster Bildhauer, fertigte das berühmte Denkmal in seiner Sommer-
residenz Chesterwood westlich von Stockbridge. Ausgestellt sind
hier zahlreiche seiner Werke darunter auch Modelle weiterer be-
kannter Statuen wie den »Minute Man« in “Concord.
Mission House: 19 Main St.; Memorial Day – Columbus Day tgl. 10.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 8 $, www.berkshireweb.com/trustees/mission
Norman Rockwell Museum: 9 Glendale Rd., Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00,
Nov. – April Mo. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $,
www.nrm.org
Chesterwood: 4 Williamsville Rd.; Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 18 $, http://chesterwood.org

Lenox 5 mi / 8 km nördlich von Stockbridge räkelt sich, umgeben von alten
Sommerresidenzen in üppig grüner Parklandschaft, Lenox in behag-
licher Kleinstadtatmosphäre. Das kulturelle Angebot hingegen ist
alles andere als provinziell: Neben der Shakespeare & Company,
die von Mai bis Oktober auf vier Bühnen Werke des großen Meisters
gibt und schon Schauspieler wie Richard Dreyfuss und Sigourny
Weaver zu ihren Reihen zählte, ist es v. a. das international berühm-
te Tanglewood Music Festival (Ende Juni – Anfang Sept.), das Len-
ox seinen Stempel aufgedrückt hat. Das fünf Minuten außerhalb lie-
gende, 1937 an die Berkshire Festival Society übergegangene
Berkshire Hills    ZIELE 207

Anwesen hat eine herrliche Parklandschaft mit diversen Konzerthal-


len und ist zudem der Sommersitz der Bostoner Philharmoniker.
Am Südrand von Lenox lohnt The Mount, die 1902 erbaute Som-
merresidenz der Schriftstellerin Edith Wharton (1862 – 1937). So
formenreich ist das von ihr selbst entworfene Innere, dass The Mount
vielen als stilistischer Trendsetter des 20. Jh.s gilt.
Auch Becket (10 mi/16 km östlich) hat sein Kulturereignis: Von Mit-
te Juni bis Ende August treffen sich hier die angesehensten Tanzthe-
atertruppen der USA. Kein Geringe-
rer als Michail Baryschnikov nannte
das Jacob's Pillow Festival eines Klassik mit Picknick-Korb
der besten des Landes.

TIPP
Das beste Feeling für das renom-
The Mount: 2 Plunkett St., Mai – Okt.
mierte Tanglewood Music Festival
tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $,
kriegt man, indem man für wenig
www.edithwharton.org
Geld ein »lawn ticket« ersteht
Shakespeare & Company: 70 Kemble
und mit Decke und Picknick-
St., Mai – Okt, Tel. 1 413 6 37 33 53, Korb anmarschiert. Nichts ist
www.shakespeare.org erholsamer, als lang ausgestreckt
Tanglewood Music Festival: Ende auf duftendem Rasen und bei
Juni – Anf. Sept., Tel. 1 413 6 37 51 65, fein belegten Sandwiches Klassik-
www.tanglewood.org Interpreten von Weltformat zu
Jacob‘s Pillow Festival: 358 George lauschen!
Carter Rd., Tel. 1 413 2 43 07 45,
www.jacobspillow.org

Mit 45 000 Einwohnern ist Pittsfield größter Ort der Berkshires. Die Pittsfield
einstige Arbeitersiedlung, in der früher holzverarbeitende Betriebe
den Ton angaben, präsentiert sich heute als aufgeschlossene kunst-
freundliche Kleinstadt mit zahlreichen kleinen Galerien und netten
Bed & Breakfast-Unterkünften. Das M Berkshire Museum lohnt ei-
nen Besuch: Zwischen europäischen und amerikanischen Meistern
hängen schöne Werke der Hudson River School.
Im unscheinbaren Haus Arrowhead am Westrand von Pittsfield
wurde Weltliteratur geschrieben. Anno 1851 vollendete der Hausherr
Herman Melville hier seinen »Moby Dick«. Der Roman um den
weißen Wal und den finsteren Kapitän Ahab wurde ein Klassiker. Die
Räumlichkeiten atmen noch immer Melvilles Anwesenheit  –  vor
allem in seiner kleinen Schreibstube im Obergeschoss.
Berkshire Museum: 39 South St., Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, Do. bis 20.00,
So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 13 $, www.berkshiremuseum.org
Arrowhead: 780 Holmes Rd.; über MA 720, Memorial Day  –  Columbus
Day, tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 13 $, www.mobydick.org/

5 mi/8 km westlich von Pittsfield liegt eines der interessantesten MM Hancock


Museumsdörfer der Ostküste. Von 1790 bis 1960 lebte hier eine Shaker
Shaker-Gemeinde, die auf ihrem Höhepunkt Mitte des 19. Jahrhun- Village
WISSEN Die Shaker
Special-Titel

Sanfte Fundamentalisten
Die Glaubensgemeinschaft der Shaker wurde im 18. Jahrhundert im
englischen Manchester von der Textilarbeiterin Ann Lee gegründet.
Sie führte ihre Anhänger 1774 nach Amerika.

Grundlage des Shaker-Glaubens Oberhirten, dass man durchaus das


war das Streben nach Vollkom- Recht habe, die Erfindungen der
menheit durch größere Nähe zu Menschen zu verbessern, solange
Gott. Der Weg ins Paradies auf Er- diese nicht eitlem Ruhm oder et-
den führte über harte Arbeit, Dis- was Überflüssigem dienten.
ziplin und Ehelosigkeit. Um 1840
erlebte die »United Society of Be- Das Aus ist nahe
lievers in Christ‘s Second Appea- Zu Beginn des dritten Jahrtausends
ring« genannte Gemeinschaft ihre steht diese interessante Glaubens-
Blütezeit: 6 000 Mitglieder lebten gemeinschaft jedoch kurz vor dem
und arbeiteten in 19 Gemeinden, Aus. Die letzte ihrer Gemeinden
die meisten davon in Neuengland. befindet sich in Sabbathday Lake
Zulauf erhielten die zölibatär und in Maine (“ S. 194) und wird von
völlig gleichberechtigt le­benden nur noch wenigen Shakern ge-
»Brüder« und »Schwestern« durch führt. Ihrem populärsten Ver-
Waisenkinder, die ihnen anver- mächtnis begegnet man indes
traut wurden und später ganz bei überall in Neuengland: Für ihre
ihnen blieben. Der landläufige einfachen, aber wie es scheint für
Name »Shaker« bezieht sich auf die Ewigkeit gemachten Möbel
eine Erscheinung der Anfangsjah- (Shaker-Leitspruch: »Do it once &
re: Manche »Believer« wurden do it right!«), bei denen allein die
während der Gottesdienste von Funktion die Form vorgibt und so
wilden Zuckungen befallen, wenn bestechend klare Linien ohne sinn-
sie sich vom Heiligen Geist ergrif- und nutz-lose Schnörkel zaubert,
fen fühlten. Alle Shaker-Gemein- werden in diversen Möbelgeschäf-
den waren autark. Als glänzende ten und auf Auktionen horrende
Farmer und Handwerker bekannt, Preise gezahlt. Günstiger: Gut
waren sie allen Neuerungen und nachgebaute Shakermöbel kann
Verbesserungen gegenüber offen, man in vielen Schreinereien und
gemäß dem Leitspruch eines ihrer Designer-Work­shops erstehen.
Ordnung und Symmetrie: Einrichtung der Shaker
Berkshire Hills    ZIELE 209

derts Männer und Frauen umfasste. Zu besichtigen sind über 20 zum


Teil noch mit Original-Shakermöbeln eingerichtete Gebäude. High-
lights: das Brick Dwelling, in dem alle »Believer« der zölibatär leben-
den Gemeinschaft unter einem Dach wohnten, und die große Rund-
scheune, die so funktional konstruiert wurde, dass ein »Bruder«
allein das gesamte Vieh der Gemeinde füttern konnte.
i Mitte April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 20 $, www.hancock
shakervillage.org

Im Jahr 1793 trat Colonel Ephraim Williams einen Teil seiner Län- Williamstown
dereien zum Bau einer Schule ab mit der Auflage, den Ort nach ihm
zu benennen. Heute prägt das Williams College, zu dem 50 würde-
volle Gebäude gehören, die zu Füßen der hier 1 000 m hohen Berk-
shire Hills liegenden Stadt in der Nordwestecke von Massachusetts:
Georgian und Federal Style auf penibel gestutzten Rasenflächen, in
konservative Schuluniformen gekleidete Kollegiaten und viel Kul-
tur – Williamstown vereint alle Klischees einer neuenglischen Stadt.
Robert Sterling Clark und seine Frau Francine, Erben des Singer-
Nähmaschinen-Imperiums, trugen zwischen 1918 und 1956 Bilder
aus 400 Jahren Kunstschaffen in Europa und Amerika zusammen.
Heute enthält der weiße Marmorbau MMThe Clark eine der besten
Kunstsammlungen des Landes. Zu den Kostbarkeiten des »Clark«
zählen die italienischen und flämischen Meister der Renaissance und
die Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, unter anderem Goya,
Gainsborough und Fragonard. Unbezahlbar sind die 30 Renoirs,
hinzu kommen einige der schönsten Werke Degas' und Monets so-
wie Bilder von Toulouse-Lautrec. Ein ganzer Saal ist den Amerika-
nern gewidmet, darunter Winslow Homer, Frederic Remington und
John Singer Sargent.
Das kleinere Williams College Museum of Art widmet sich vor al-
lem der amerikanischen Kunst, darunter u. a. Maurice und Charles
Prendergast, Edward Hopper, Andy Warhol und Fernand Léger.
The Clark: 225 South St, Di. – So. 10.00 bis 17.00 Uhr, Juli , Aug. tgl.,
Eintritt :20 $, iwww.clarkart.edu
Williams College Museum of Art: 15 Lawrence Hall Dr., Di. – Sa. 10.00 bis
17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, http://wcma.williams.edu

Die alte Textilstadt fünf Minuten nördlich von Williamsburg erlebte North Adams
wie die übrigen »mill towns« nach dem Zweiten Weltkrieg eine lange
Talfahrt. Erst in den letzten Jahren hat sich die nüchterne Stadt zu
Füßen des Mt. Greylock zum Touristenziel gemausert. Zu verdanken
ist das auch dem 1999 eröffneten M Massachusetts Museum of Con-
temporary Art. Es ist das größte Museum für Gegenwartskunst
der USA und stellt in sechs alten Fabrikgebäuden etablierten Künst-
lern und jungen Unbekannten Platz für Performances, Workshops
und Ausstellungen zur Verfügung.
210 ZIELE    Boston

Von North Adams aus geht es kurvenreich auf den M Mount Grey-
lock (1 064 m ü. d. M.), den höchsten Berg des Bundesstaates. Vom
War Memorial Tower auf der felsigen Gipfelkuppe bietet sich der
schönste Fernblick in Massachusetts.
Massachusetts Museum of Contemporary Art: 87 Marshall St.; Juli ,
Aug. tgl. 10.00 – 18.00, sonst tgl. außer Di. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $,
www.massmoca.org.

MM Boston
Region: Boston & Cambridge
aM6
Höhe: 0 – 42 m ü.d.M.
Einwohner: 660 000 (Greater Boston Area: 4,5 Mio.)

Die an der Mündung des Charles River in den Atlantik lie-


gende Hauptstadt von Massachusetts ist zugleich die inoffizi-
elle Hauptstadt Neuenglands: Als größte Stadt im Nordosten
ist sie wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt einer Re-
gion mit weit über vier Millionen Menschen und derzeit mit
gleich vier Spitzenteams Sporthauptstadt der USA.

Wiege der Von seinen Einwohnern oft »the hub« genannt, wartet Boston zudem
Unabhängig- mit Harvard, einer der berühmtesten Universitäten der Welt, und mit
keit dem nicht minder berühmten Massachusetts Institute of Technology
(MIT) auf. Und als wäre das alles nicht genug, gilt Boston auch noch
als eine der schönsten Städte des Landes: Historische Viertel wie
Beacon Hill, North End und Back Bay blieben von sanierungswüti-
gen Städteplanern verschont, Kopfsteinpflaster, alte Häuser und viel
Grün prägen das menschliche, überaus europäische Antlitz der Stadt.
Die Entfernungen sind im Übrigen kurz, das ist nicht nur für die An-
lieger vorteilhaft, sondern auch für die Touristen, die in Boston auf
engstem Raum so viele historische Sehenswürdigkeiten besuchen
können wie sonst nur selten in den USA.

Bevölkerung, Die Bostoner sind ein bunt gemischtes Völkchen aus aller Herren
Wirtschaft Länder. North End ist fest in italienischer Hand, Roxbury und Dor-
chester sind afro-amerikanische Wohngebiete. Hinzu kommen über
200 000 in knapp 70 Hochschulen im Großraum Boston eingeschrie-
bene Schüler und Studenten. Bis weit ins 19. Jh. war das anders. Da-
mals saßen die wegen ihres Kastendenkens »Boston Brahmins« ge-
nannten WASPs an den Hebeln der Macht. Weiß (White), anglofon
(AngloSaxon), protestantisch (Protestant) und erzkonservativ, führ-
ten sie sich gern auf die Passagiere der »Mayflower« zurück und be-
saßen Cottages auf Cape Cod oder in Maine. Mit der Zuwanderung
Boston    ZIELE 211

irisch-katholischer Immigranten
ab 1840 zerbröckelte die WASP-
Bastion, doch es dauerte noch
über 100 Jahre, bis sie endlich mit
John F. Kennedy einen Irisch-
stämmigen in ihren Kreisen ak-
zeptierte. Die »Brahmins« hatten
ihr Geld im Schiffsbau, Seehandel
und Fischfang gemacht. Zu Be-
ginn des 20. Jh.s wurde der Hafen
ausgebaut, doch zu den größten
zwanzig Hafenstädten des Landes
konnte Boston nicht aufschlie-
ßen. John Hancock Tower und
Prudential Tower signalisieren
den Finanz- und Versicherungs-
sektor. Ab den 1980er-Jahren
setzte die Ostküstenmetropole er-
folgreich auf die Zukunft und
lockte Hightech-Firmen in die
Region, die vom »brain power«-
Potenzial von Harvard und MIT
profitieren. Vor allem in der me-
dizinischen Forschung hat Bos- Bostons Schauseite: das Custom House in der
ton international einen Namen. Kulisse der Waterfront

In Boston ist Europa nah und doch so fern: Nirgends sonst an der Geschichte
Ostküste lassen sich die Anfänge der USA besser begreifen als in der
»Cradle of Independence«, der »Wiege der Unabhängigkeit«. 1630
von John Winthrop an der Spitze von rund 1 000 Puritanern im Auf-
trag der Massachusetts Bay Company gegründet, wuchs das theokra-
tisch geführte Gemeinwesen schnell zur größten Stadt der 13 Kolo-
nien heran. Der Ruf der Kolonisten nach einer Stimme im britischen
Parlament verhallte jedoch ungehört. Stattdessen ersann London für
die amerikanischen Besitzungen immer neue Steuergesetze. Auf
Volksversammlungen und bei Aktionen wie der berühmten Boston
Tea Party am 16. Dezember 1773, bei der als Indianer verkleidete
Bostoner aus Protest gegen die Teesteuer die Teeladung eines briti-
schen Schiffes über Bord warfen, machten die Kolonisten ihrem Un-
mut Luft. London blieb unversöhnlich. Auf die Tea Party reagierte
die Krone mit der Schließung des Bostoner Hafens, was die Kolonis-
ten ihrerseits mit der Gründung bewaffneter Milizen beantworteten.
Die folgenden Ereignisse kennt in den USA jedes Kind. Im April 1775
wurden 700 Soldaten entsandt, um geheime Waffenlager der Kolo-
nisten in Lexington und Concord auszuheben und die Anführer John
Hancock und Samuel Adams zu verhaften. Rechtzeitig vom Bosto-
212 ZIELE    Boston

Highlights in Boston
▶▶ Old State House ▶▶ Beacon Hill
Bostons ältestes öffentliches Ein begehrtes Viertel zum Wohnen,
Gebäude hübsch zum Flanieren
““Seite 219 ““Seite 224

▶▶ Faneuil Hall ▶▶ Museum of Fine Arts


Hier trafen sich die »Sons of Liberty«. Die größte Impressionisten-
““Seite 219 Sammlung außerhalb Frank-
reichs
▶▶ »USS Constitution« ““Seite 226
Das älteste Kriegsschiff der USA
ist zugleich ein herrliches Segelschiff. ▶▶ Cambridge,
““Seite 222 Harvard University
Wo seit langer Zeit Amerikas
▶▶ New England Aquarium Elite geformt wird, herrscht ein
Das beste Aquarium der Ostküste liberaler Geist.
““Seite 223 ““Seite 229

ner Silberschmied Paul Revere gewarnt – angeblich, Reveres nächt-


licher Ritt ist eine amerikanische Legende – waren die Milizen vor-
bereitet: Auf dem Green von Lexington fielen die ersten Schüsse des
Unabhängigkeitskriegs, in Concord schlugen die Rebellen die Solda-
ten in die Flucht und verfolgten sie bis nach Boston. Die folgende
Belagerung endete in der Schlacht von Bunker Hill am 17. Juni 1775
mit einem so verlustreichen Sieg der Briten, dass er heute als mora-
lischer Sieg der Amerikaner gewertet wird. Denn diese setzten schnell
nach. Aufgerüstet mit Kriegsmaterial aus dem kurz zuvor eroberten
Fort Ticonderoga am Lake Champlain, begannen sie am 2. März 1776
erneut die Beschießung Bostons. Wenig später ergaben sich die Briten
und erhielten freies Geleit. An der Spitze seiner Rebellenarmee ritt
General George Washington im Triumphzug in die Stadt. Danach
verlagerte sich das Kriegsgeschehen nach Süden. Für Boston war der
Krieg so gut wie zu Ende. Diese Ereignisse werden heute als Start-
schuss zur Unabhängigkeit angesehen.
Bis 1825 stieg die Einwohnerzahl auf 54 000, bis 1890 auf eine knap-
pe halbe Million. Um Bauland zu gewinnen, wurden Bostons Hügel
(außer Beacon Hill) abgetragen, die Erde wurde in die Buchten ge-
kippt. Back Bay, das eleganteste Wohnviertel, entstand komplett auf
Neuland, ebenso wie 100 Jahre später der Logan Airport. Verschönt
wurde Boston vom berühmtesten Landschaftsarchitekten seiner Zeit,
Frederick Law Olmsted, der einen Ring aus Parks und Allen anlegte.
Boston    ZIELE 213

Die »Boston Brahmins« investierten in prachtvolle Häuser und brach-


ten von ihren Einkaufstouren durch Europa jene Kunstobjekte mit,
die bis heute Highlights der hiesigen Museen sind. So glanzvoll war
das kulturelle Leben der Oberschicht, dass der Chronist Oliver Wen-
dell Holmes Boston widerspruchslos als »Mittelpunkt des Univer-
sums« bezeichnen konnte. In den 1930er-Jahren ließ die Depression
die Innenstadt veröden. Zwanzig Jahre danach begann die Revitali-
sierung, die trotz dem Einstampfen ganzer Stadtviertel erfolgreich
war. North End, Beacon Hill und South End blieben erhalten, char-
mante Zeugnisse der bewahrenden Grundhaltung der Bostoner. Die
legendär schlechte Verkehrssituation in der Innenstadt hat sich durch
die Fertigstellung der »Central Artery«, lange als »Big Dig« die teu-
erste Baustelle der amerikanischen Geschichte, erheblich verbessert.

MM Freedom Trail

Der Freedom Trail (“ S. 214) ist eine Top-Attraktion der Stadt. Vom
Boston Common quer durch die Downtown bis zum Bunker Hill
Monument im benachbarten Charlestown reichend, verbindet er
Bostons wichtigste historische Sehenswürdigkeiten miteinander.

Boston Common im Herzen der Stadt ist der älteste öffentliche Park M Boston
des Landes: Schon 1634 bestimmten die Puritaner, dass er ein für Common
allemal der Öffentlichkeit vorbehalten bleiben sollte. Seitdem war er
Kuhweide, Exerzierplatz, Richtstätte, Versammlungsort und Zuflucht
für Obdachlose. Das beeindruckendste der im Park verteilten
16  Denkmäler und Gedenktafeln ist das Shaw Civil War Monu-
ment gegenüber vom State House. Das Bronzerelief von Augustus
Saint-Gaudens erinnert an das 54th Massachusetts Colored Regi-
ment, die erste schwarze Infanterietruppe, die 1863 beim Angriff auf
Fort Wagner bei Charleston aufgerieben wurde und der Hollywood
1989 mit dem Film »Glory« ein eigenes Denkmal setzte.

Der prächtige Regierungssitz von Massachusetts thront unüberseh- M Massachu-


bar über der Nordostecke des Common, gekrönt von einer 46 m ho- setts State
hen, dennoch schwerelos wirkenden Kuppel, die 1874 zudem mit House
einer Schicht aus Blattgold überzogen wurde. Klassizistisch im Stil,
mit schönem Portikus und großzügiger Freitreppe, wurde das State
House von Charles Bulfinch entworfen und 1798 nach dreijähriger
Bauzeit fertig gestellt. Den Rasen zur Straßenseite zieren vier Statuen,
zwei davon ehren mutige Frauen: Anne Hutchinson, die im 17. Jh.
gegen die männlich dominierte Theokratie Bostons aufbegehrte und
dafür aus der Stadt vertrieben wurde, und die Quäkerin Mary Dyer,
die für ihre religiöse Überzeugung auf dem Common am puritani-
schen Galgen endete. Das State House beherbergt neben heroischen
214 ZIELE    Boston

Boston erleben
AUSKUNFT mani & Co. In Back Bay führt kein Weg
Greater Boston CVB an den Designerläden der eleganten
2 Copley Place, Suite 105 Newbury Street vorbei.
Boston, MA 02116
Tel. 1 617 5 36 41 00 ESSEN
www.bostonusa.com eTerramia AAAA
98 Salem St., Tel. 1 617 5 23 31 12
VERKEHR Eines der besten italienischen Restau-
Der öffentliche Nahverkehr obliegt der rants in Neuengland. Süditalienische
MBTA mit der mit »T« gekennzeichne- Küche im North End.
ten Subway und Bussen. Die wichtigsten
Umsteigestationen sind Park Street, rThe Boathouse A – AA
Downtown Crossing und State. Es gibt 49 Mount Auburn St., Cambridge
1- und 7-Tagespässe. Tel. 1 617 3 49 16 50
Parken ist in Boston ausgesprochen Klassisches Pub-Food, zeitgemäß zube-
teuer. Daher ist man gut beraten, die reitet, zwischen alten, maritim dekorier-
Angebote der MBTA (s. oben) wahr- ten Ziegelmauern. Gute Wein-/Bierkarte.
zunehmen.
tLegal Sea Foods AA
SIGHTSEEING 100 Huntington Ave., Copley Place
Das historische Zentrum kann man zu Tel. 1 617 2 66 77 75
Fuß erkunden. Zu vielen historisch be- Absolute Frische der Zutaten hat man
deutsamen Stätten führt der Freedom sich aufs Panier geschrieben – und das
Trail, ein roter Strich auf dem Bürger- so erfolgreich, dass es mittlerweile einige
steig (ca. 1 Tag; Führungen ab Boston Filialen gibt.
NHP Visitor Center, 15 State St., tgl.
9.00 – 17.00 Uhr). Für die Besichtigung uJasper White´s Summer
von Beacon Hill und Back Bay ist ein Shack AAA
weiterer Tag einzuplanen. Nach Har- 50 Dalton St., Tel. 1 617 8 67 99 55
vard fährt man mit der Red Line der Laut und jovial geht es hier zu. Hier gibt
Subway. Mit dem Boston City Pass es beste Neuengland-Küche mit Baked
(www.citypass.com/Boston) spart man Beans, Cod Cake, Lobster u.v.m.
50 % Eintritt (u.a. Museum of Fine Arts
und New England Aquarium). iUnion Oyster House AAA
41 Union St., Tel. 1 617 2 27 27 50
SHOPPING 1826 eröffnet, damit das älteste Restau-
Es lohnt sich ein Besuch von Marshalls rant Bostons. Prima Austern.
(126 Brookline Ave.). Die Kette mit über
975 Filialen gehört zu den bekanntesten oLes Zygomates AAA
Discountern der USA. Feiner geht es in 129 South St., Tel. 1 617 5 42 51 08
den Copley Place Shopping Gale- Sehr schönes französisches Bistro. Jeden
ries (2 Copley Place) zu mit Tiffany, Ar- Abend Live-Jazz.
Boston    ZIELE 215

pCosí Sandwich Bar A mer, 15 Minuten zum Boston Common.


53 State St., Tel. 1 617 7 23 44 47 Es gibt auch einige Zimmer unter 100 $.
Wunderbare italienisch angehauchte
Sandwiches iDays Hotel Boston AA
1234 Soldiers Field Rd.
aCharlie‘s Sandwich Shoppe A Boston, MA 02135
429 Columbus Ave. Tel. 1 617 2 54 12 34,
Tel. 1 617 5 36 76 69 www.dayshotelboston.com
Klassischer alter Diner im South End mit 117 Zimmer. Modernes Haus am
typischer Diner-Kost. Hier sieht man ge- Charles River und nicht weit vom
legentlich noch afroamerikanische Jazz- Harvard Campus entfernt
musiker.
AUSGEHEN
ÜBERNACHTEN Das vielseitigste Programm der Bos­toner
eCourtyard Boston Tremont AAA Theater führt das Citi Center for the
275 Tremont St., Boston, MA 02116 Performing Arts (270 Tremont St., Tel.
Tel. 1 617 4 26 14 00 *1 800 9 82 27 87, www.citicenter.org).
www.marriott.com Das weltberühmte Boston Symphony
322 Zimmer und Suiten. Marmor in der Orchestra und sein Ableger, das Boston
Lobby, helle Räumlichkeiten, mitten im Pops Orchestra, geben in der Sympho-
Theaterdistrikt gelegen. ny Hall Konzerte (301 Massachusetts
Ave., Tel. 1 888 2 66 12 00).
rBoston Harbor Hotel AAAA Das Bostoner Nachtleben lässt sich kaum
70 Rowes Wharf, Boston, MA 02110 mit dem von New York vergleichen. Um
Tel. 1 617 4 39 70 00, www.bhh.com 22.00 Uhr ist meist noch nicht viel los
230 Zimmer und Suiten. Viel exklusiver und um 2.00 Uhr morgens ist schon
geht es kaum in Boston: ausgesprochen wieder Schluss. Den aktuellen Veran-
stilvoll eingerichtete Zimmer, etliche mit staltungskalender bringen u. a. die
Hafenblick. Donnerstagsausgabe des »Boston
Globe« und die Freitagsausgabe des
tA Cambridge House Inn AAA »Boston Herald«.
2218 Massachusetts Ave., Cambridge, Die meisten Klubs mit Live-Musik findet
MA 02140-1836, man um den Kenmore Square und an
Tel. 1 617 4 91 63 00 der Lansdowne Street, in Cambridge
www.acambridgehouse.com rund um den Central Square. Abtanzen
Gekonnt modernisierte viktorianische kann man im Tanzpalast Avalon
Herberge mit zwei Häusern in Subway- (15 Lansdowne St.) oder – etwas gedie-
Nähe.. gener – im Roxy (279 Tremont St.),
wo oft auch Salsa und Swing aufgelegt
uBeacon Inn AA werden. Eine gute Adresse für Jazz  – 
1087 Beacon St., Brookline, MA 02446 Branford Marsalis spielt hier hin und
Tel. 1 617 5 66 00 88 wieder auf  –  ist Wally‘s, eine klassi-
www.beaconinn.com sche Jazzkneipe (427 Massachusetts
25 Zimmer. Viel Holz; geräumige Zim- Ave., Tel. 1 617 4 24 14 08).
216 ZIELE    Boston
Boston    ZIELE 217
218 ZIELE    Boston

Bildern von Paul Revere und der Boston Tea Party die Hall of Flags,
die über 400 Fahnen bewahrt, die Soldaten aus Massachusetts vom
Unabhängigkeitskrieg bis zum Vietnamkrieg getragen haben.
i Beacon St., Mo. – Fr. 10.00 – 15.30 Uhr, Eintritt frei, www.mass.gov

M Park Street Die 71 m hohe Kirche überblickt den Common und gehört zu den
Church beliebtesten Fotomotiven der Stadt. 1809 geweiht, erlebte sie zwei
Jahrzehnte später die Auftritte des Abolutionisten William Lloyd
Garrison, der hier seine berühmten Reden gegen die Sklaverei hielt.
i Park & Tremont Sts., Juni – Aug. Di. – Sa. 9.30 – 15.30, So. Messe 8.30,
11.00, 16.00, 18.00 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten

M Old Granary Auf dem kleinen, 1660 angelegten Friedhof gegenüber der Park
Burying Street Church liegen die Wortführer des Unabhängigkeitskriegs, da-
Ground runter John Hancock, Samuel Adams und Paul Revere. Die einfachen
Grabsteinplatten sind oft noch verziert mit dem aus Puritanertagen
typischen Totenschädel, Stundenglas und gekreuzten Knochen.
i Tremont St., Mitte Juni – Aug. Di. – Sa. 9.30 – 15.30 Uhr, Eintritt frei

King's Chapel Neuenglands erste anglikanische Kirche duckt sich an der beleb-
ten Ecke Tremont und School Sts. zwischen Stadthäuser jüngeren
Datums. Im Jahr 1754 wurde sie den
Wussten Sie schon Kolonisten, die sich doch eigentlich
von der Church of England losge-
WISSEN

Am 24. März 1815 wurde in sagt hatten, von der britischen Kolo-
Boston »The Handel & Haydn nialmacht vor die Nase gesetzt. Ihr
Society« gegründet. Am Weih- düsteres Äußeres kontrastiert mit
nachtstag 1818 wurde erstmals dem hellen, georgianischen Innern.
in Amerika Georg Friedrich Zu sehen sind noch die brusthohen
Händels »Messias« in voller
Boxen, die die Gläubigen im Winter
Länge dargeboten. Im Februar
vor kalter Zugluft schützten. Auf
1819 hat man Haydns »Schöp-
dem Friedhof ist Stadtgründer John
fung« aufgeführt.
Winthrop begraben.

Old City Hall Die 1865 eingeweihte Old City Hall stammt von Arthur Gilman, der
auch für die schönen Second-Empire-Stadthäuser in Back Bay ver-
antwortlich zeichnet. Im Erdgeschoss ist ein Steak-Restaurant einge-
richtet, im linken Vorgarten blickt der in Boston geborene Benjamin
Franklin gedankenvoll in die Ferne (45 School St.).

Old Corner Das schöne alte Ziegelhaus war zwischen 1845 und 1865 unter der
Bookstore Ägide der Verleger Ticknor & Fields Amerikas bedeutendster Li-
teratentreff. Schwergewichte wie Henry David Thoreau, Nathaniel
Hawthorne, Henry Wadsworth Longfellow und Ralph Waldo Emer-
son trafen sich hier zum Gedankenaustausch. Heute beherbergt das
1718 erbaute Haus ein Juweliergeschäft (School u. Washington Sts.).
Boston    ZIELE 219

Ein Stück Revolutionsgeschichte spielte sich gegenüber vom Old M Old South
Corner Bookstore ab: Das schlichte, 1729 als puritanische Versamm- Meeting
lungsstätte erbaute Ziegelhaus mit dem spitzen weißen Kirchturm House
sah am Vorabend der Revolution viele turbulente Volksversammlun-
gen. So beendete am 16. Dezember 1773 Samuel Adams eine der
Kundgebungen mit den Worten: »Gentlemen, diese Versammlung
kann nichts mehr tun, um das Land zu retten.« Anschließend zog er
an der Spitze von 5 000 aufgebrachten Bürgern auf der Milk Street
hinab zur Griffith Wharf und »feierte« die Boston Tea Party. Heute
erklären Schautafeln die Ereignisse im Vorfeld.
i 310 Washington St.; April – Okt. tgl. 9.30 – 17.00, sonst tgl. 10.00 – 16.00
Uhr, Eintritt: 6 $, http://oldsouthmeetinghouse.org

Das 1713 errichtete Gebäude mit dem goldverzierten Türmchen MM Old State
duckt sich tief im Schatten moderner Bürotürme. Dass es die Abriss- House
birnen überlebte, verdankt es den dramatischen Ereignissen, die sich
einst vor seiner Haustüre abspiel-
ten. So rottete sich am 5. März Vom Balkon des Old State House wurde
1770 unterhalb des Balkons eine die Unabhängigkeitserklärung verkündet.
Menge zusammen, nachdem ein
englischer Soldat einen Jungen
mit seiner Muskete geschlagen
hatte. Als die Situation außer
Kontrolle zu geraten drohte,
schossen die Soldaten scharf – ein
in die Verkehrsinsel an der Rück-
seite des Old State House einge-
lassener Stein markiert die Stelle,
wo bei diesem »Boston Massacre«
fünf Bostoner ihr Leben ließen.
Am 18. Juli 1776 wurde der Text
der Unabhängigkeitserklärung
vom Balkon herab der jubelnden
Menge verlesen. Heute befasst
sich eine Ausstellung im Innern
mit dem »Boston Massacre«.
i Washington & State Sts., tgl.
9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $,
www.bostonhistory.org

Im Jahr 1742 schenkte Peter


Faneuil (ausgesprochen: »Fen-
nel«), ein wohlhabender Kauf-
mann hugenottischer Abstam-
mung, MM Faneuil Hall als
Markthalle der Stadt. 1806 von
220 ZIELE    Boston

Charles Bulfinch um das Doppelte vergrößert, dient das schöne Zie-


gelgebäude bis heute als Forum engagierter Redner. Am Vorabend
der Revolution wetterten in der weitläufigen »Meeting Hall« im zwei-
ten Stockwerk die »Sons of Liberty«, unter ihnen Samuel Adams
und James Otis, gegen die britische Steuerpolitik. Im 19. Jh. hielt
William Lloyd Garrison hier seine Reden gegen die Sklaverei; die
Frauenrechtlerin Susan B. Anthony machte sich hier für die Gleich-
berechtigung stark. 1960 hielt John F. Kennedy hier seine letzte
Wahlkampfrede, 2004 gab sich John Kerry hier George W. Bush ge-
schlagen. Drinnen stimmt das riesige Historiengemälde »Daniel
Webster's Second Reply to Haynes« auf die Besichtigung ein.
i Faneuil Hall Sq., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr (außer bei besonderen Veranstaltun-
gen), Eintritt frei, www.nps.gov/bost/historyculture/fh

Marketplace Der kopfsteingepflasterte Marktplatz vor Faneuil Hall, wo sich Blu-


menhändler und vor allem viele Kleinkünstler tummeln, ist ein be-
liebter Treffpunkt. Zum Markt gehören auch die drei 1825 erbauten
Granitgebäude. Das mittlere ist einem griechischen Tempel nach-
empfunden und wird Quincy Market genannt. Mit seinen Coffee­
shops und Feinkostbistros ist es ein beliebter Anziehungspunkt zu
jeder Tageszeit geworden.
i Mo. – Sa. 10.00 – 21.00, So. 12.00 – 18.00 Uhr

Auf dem Freedom Trail durch das


North End
Italienisches Der Expressway, der Downtown vom Stadtteil North End trennt, ver-
Viertel läuft inzwischen unter der Erde. Dort, wo noch vor wenigen Jahren
der Autoverkehr 15 m über der Erde durch das Herz Bostons rollte,
erstreckt sich heute über 1,5 km der Rose Fitzgerald Kennedy Green-
way, mit Bänken, Blumenbeeten und Wasserspielen. Gleich dahinter
beginnt das älteste Viertel der Stadt.
Bocconotto, Parigini und viel mehr Seit den 1630er-Jahren ununterbro-
chen bewohnt, wandelte sich das
verwinkelte North End im 19. Jh.
TIPP

... gibt es in Mike‘s Pastry (300 Ha-


nover St.). Hier beherrscht man zum Auffangbecken armer irischer
die Herstellung traditioneller und jüdischer und später italieni-
italienischer Süßspeisen und scher Einwanderer. Die italienisch-
Konditoreiwaren noch wie zu stämmigen Bostonians prägen das
Omas Zeiten. Köstlich sind auch Erscheinungsbild des Viertels bis
die Pasticciotti, die Cannoli, die heute. Hanover Street und Salem
Taralli und die Rumkuchen. Heiß Street mit ihren zahlreichen Tratto-
begehrt ist auch »La Sfogliatella« rias sind die Hauptverkehrsadern
(Hummerschwanz). des ansonsten von engen Gassen ge-
prägten Viertels.
Boston    ZIELE 221

Das fast mittelalterlich wirkende Holzhaus mit den winzigen Fens­ M Paul Revere
tern, dem nach vorne ragenden Obergeschoss und dem schindelge- House
deckten Dach wurde um 1680 erbaut und ist das älteste Gebäude der
Innenstadt. Da von 1770 bis 1800 der Revolutionsheld und Silber-
schmied Paul Revere hier wohnte, blieb es vom Abriss verschont.
Heute beherbergen die niedrigen Räume eine kleine Sammlung mit
Originalmöbeln der Reveres und schönen, vom Hausherrn höchst-
selbst angefertigten Silberarbeiten.
i 19 North Square, April – Okt. tgl. Hört zu, meine Kinder ...
9.30 – 17.15, sonst 9.30 – 16.15 Uhr,

WISSEN
Eintritt: 3,50 $, www.nps.gov/bost/ Paul Revere reitet über Bostoner
historyculture/prh Gedenkmünzen und Poster, dabei
kam er in der Nacht zum 19. April
Die stille, gepflasterte Paul Revere 1775 nie in Lexington an: Er
Mall zwischen der katholischen wurde unterwegs von Soldaten
St.  Stephen Church und der M Old unrühmlich verhaftet. Von den
North Church gehört zu den schöns- anrückenden Briten erfuhren
ten öffentlichen Plätzen der Stadt. die Rebellen stattdessen durch
»One if by land, two if by sea« – die William Dawes und andere, die
schöne, 1723 im georgianischen Stil in jener Nacht nach Lexington
errichtete Kirche spielte am Vor- und Concord ritten. Dass allein
abend der Revolution eine entschei- Revere die Ehre des Nachruhms
dende Rolle. In der Nacht vom 18. zuteil wurde, ist die »Schuld« des
Dichterfürsten Longfellow. Dieser
zum 19. April 1775 signalisierte der
schuf 1861 das Heldenepos von
Küster Robert Newman mit zwei La-
»Paul Revere‘s Ride« und reimte:
ternen vom Kirchturm aus den Re-
»Listen my children and you shall
bellen im benachbarten Charles-
hear, of the midnight ride of Paul
town, dass die Briten den Charles Revere ... «
River nach Lexington genommen
hatten. »Old North« ist die älteste
existierende Kirche Bostons. Innen stehen noch die hohen Sitzboxen
(19. Jh.), jede ausgestattet mit Fußwärmern, die glühende Holzkohle
enthielten. Ein kleiner Souvenirshop verkauft revolutionsrelevante
Memorabilia.
i 193 Salem St., tgl. 9.00 – 17.00, Sonntagsmessen 9.00, 11.00, 16.00 Uhr,
Eintritt frei, Spende erbeten

Der auf der Kuppe von Copp's Hill 1660 angelegte Friedhof ist der Copp's Hill
zweitälteste Bostons. Zahlreiche prominente Bürger wurden hier be-
stattet, darunter der Priester und Hexenverfolger Cotton Mather
(1663 – 1728). Der Charles River, die neue Leonard P. Zakim Bridge
und das benachbarte Charlestown mit dem schlanken Bunker Hill
Monument sind von hier aus gut zu sehen.

66 m hoch und im Jahr 1843 eingeweiht, erinnert die Granitsäule in M Bunker Hill
Form eines ägyptischen Obelisken an die Schlacht von Bunker Hill Monument
222 ZIELE    Boston

am 17. Juni 1775. Die erste Schlacht des Unabhängigkeitskriegs kos­


tete nach offizieller Lesart über 1 000 britischen Soldaten das Leben.
Zwar gewann die Krone, doch mit nur 500 Toten auf Rebellenseite
trugen die Kolonisten einen moralischen Sieg davon. Eine enge Trep-
pe mit 294 Stufen führt zu einer Plattform mit schönem Blick auf
Bostons Skyline. Auf der anderen Straßenseite beschreibt das vor ein
paar Jahren eröffnete Bunker Hill Museum alles Wissenswerte zur
Schlacht.
Bunker Hill Monument: tgl. 9.00 – 16.30 Uhr, Eintritt frei, www.nps.gov/
bost/historyculture/bhm
Bunker Hill Museum: 43 Monument Square; tgl. 9.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt frei, www.nps.gov/bost/historyculture/bhmuseum

MM Unterhalb der Leonard P. Zakim Bridge und gegenüber von North


»USS End liegt im Charlestown Navy Yard das älteste noch in Dienst be-
Constitution« findliche Kriegsschiff der US-Marine vor Anker. Die »USS Constitu-
tion« wurde 1797 in Dienst gestellt und ging, mit 54 Kanonen be-
stückt, zunächst gegen amerikanische Schiffe aufbringende Piraten

Auch auf der USS Constitution wird Living History geboten.


Boston    ZIELE 223

im Mittelmeer vor. Im Krieg von 1812 besiegte sie zahlreiche feind-


liche Schiffe, darunter die britische »HMS Guerièrre«, deren Kano-
nenkugeln an ihrem aus Eichenbohlen aus Georgia und South Caro-
lina gefertigten Rumpf so wirkungslos abprallten, dass sie fortan den
Spitznamen »Old Ironsides« trug. Insgesamt hat die Constitution
42 Seesiege errungen.
Das USS Constitution Museum dokumentiert die glorreiche Ge-
schichte des Dreimasters.
»USS Constitution«: April – Okt. Di. – So. 10.00 – 18.00, sonst nur bis 16.00
Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten, www.history.navy.mil/ussconstitution
USS Constitution Museum: April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, sonst nur bis
16.00 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten, www.ussconstitutionmuseum.org

Boston Waterfront
Nach 1900 fiel der einst führende Hafen Amerikas hinter die übrigen Vom Hafen-
Ostküstenhäfen zurück. Der in den 1950ern gebaute Expressway zum
schnitt ihn endgültig von der Stadt ab und erst mit der Revitalisie- Trendviertel
rung der Innenstadt kam wieder viel Leben in die Hafengegend: Alte
Lagerhäuser wichen schicken Apartmenthäusern, internationale Lu-
xushotels entdeckten die Waterfront als ziemlich zeitgeistigen Stand-
ort mit Meerblick.

Wo sich heute das elegante, mit seinem Hangarlook die umliegenden Long Wharf
Hafengebäude zitierende Marriott Long Wharf im Wasser spiegelt,
reichte die Long Wharf einst 600 m weit ins Hafenbecken. Heute be-
ginnen hier Hafenrundfahrten und Walbeobachtungstouren.

Herzstück dieses herrlichen Aquariums ist ein über 700 000 l Salz- MM New
wasser fassender, vier Stockwerke hoher Zylindertank. Von einer den England
Zylinder spiralförmig begleitenden Rampe aus kann man seine Be- Aquarium
wohner beobachten, darunter Haie, Muränen und Stachelrochen.
Insgesamt beherbergt das Aquarium rund 8 000 Tiere in 2 000 Spe-
zies. Von April bis Oktober führt es Walbeobachtungstouren durch.
i Central Wharf; So. – Do. 9.00 – 18.00, Fr., Sa. 9.00 – 19.00 Uhr,
Eintritt: 26,95 $, www.neaq.org

Die Congress Street Bridge führt hinüber zur Museum Wharf mit Children's
dem Children's Museum. »Hands-On« heißt hier das Zauberwort, Museum
»Anfassen erlaubt«. Kinder können hier auf vier Etagen den Geset-
zen von Flieh- und Schwerkraft spielerisch auf die Spur kommen und
in Ausstellungen wie »What if you couldn't« als Rollstuhlfahrer ver-
suchen, mit den Tücken des Alltags zurechtzukommen.
i 300 Congress St., Sa. – Do. 10.00 – 17.00, Fr. 10.00 – 21.00 Uhr,
Eintritt: 16 $, www.bostonkids.org
224 ZIELE    Boston

MM Beacon Hill

Ein nobles Nirgendwo sonst in Amerika werden so viele Rassehunde Gassi ge-
Viertel führt und so viele Luxuskarossen vorgeführt wie auf der Beacon
Street. Die Straße zu Füßen des Beacon Hill ist der Catwalk der Rei-
chen und Schönen Bostons, Beacon Hill ist ihr Biotop. Das alte No-
belviertel, einst eine Enklave der »Boston Brahmins«, ist noch immer
exklusiv und sündhaft teuer, auch wenn sich die Alteingesessenen die
schönen Backsteinhäuser mit den bauchigen Erkern heute mit Neu-
reichen von auswärts teilen müssen. Die Bebauung des Hügels neben
dem Massachusetts State House begann um 1800. Bis Mitte des
19. Jh.s entstanden unter der Federführung des in Boston so aktiven
Charles Bulfinch herrschaftliche, drei- bis vierstöckige, von schwar-
zen Gaslaternen und Bäumen gesäumte Häuserzeilen im Federal und
Greek Revival Style. Auch ans Personal, das das elegante Viertel in
Gang halten musste, wurde selbstverständlich gedacht: Einfachere
Behausungen in engen Seitenstraßen wie z. B. der Chestnut Street
weisen den Weg zu den Unterkünften der Dienerschaft.

Boston Das ehrwürdige Sandsteingebäude östlich vom State House beher-


Athenaeum bergt seit 1849 das Boston Athenaeum, eine der ersten öffentlichen
Bibliotheken Amerikas. In den Lesesälen hat gebüffelt, was in Boston
Rang und Namen hat, angefangen bei Ralph Waldo Emerson bis hin
zu zeitgenössischen Autoren wie David McCullough.

Mount Ver- Von Henry James als »only respectable street in America« bezeich-
non Street net, reihen sich an der Mount Vernon Street einige der schönsten
Residenzen von Beacon Hill aneinander. Beachtung verdient Haus-
nummer 85: Das frei stehende Haus mit den schlanken Säulen wurde
1802 von Charles Bulfinch für seinen Freund, den Investor Harrison
Gray Otis, gebaut. Das damals mit schmuckloser Fassade geübte Un-
derstatement stand deutlich im Gegensatz zum eleganten Lebensstil
dahinter: Erst drinnen zeigte man, was man hatte. Wie die »Boston
Brahmins« lebten, erfährt man allerdings nicht hier, sondern in dem
mit Originalmöbeln eingerichteten, 1804 ebenfalls von Bulfinch ent-
worfenen Nichols House Museum, dem einzigen öffentlich zugäng-
lichen Wohnhaus »on the hill«.
i 55 Mount Vernon St., April – Okt. Di. – Sa. 11.00 – 16.00, sonst Do. – Sa.
11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.nicholshousemuseum.org

M Louisbourg Westlich öffnen sich die roten Häuserzeilen zum Louisbourg Square.
Square Der kleine Platz verkörpert seit seiner Schaffung in den 1830er-Jah-
ren wie kein anderer Ort den kultivierten Lebensstil von Beacon Hill.
Etliche Schriftsteller lebten hier, u. a. Pulitzerpreisträger Archibald
MacLeish und – von 1885 bis 1888 – Louisa May Alcott (Nr. 10), de-
ren Bestseller »Little Women« die Familie vor dem Bankrott rettete.
Boston    ZIELE 225

Die meistfotografierte Straße auf Beacon Hill ist Acorn Street, eine Weitere
enge Gasse mit Kopfsteinpflaster, deren Mietwohnungen ursprüng- Straßen
lich die Dienerschaft aufnahmen. Charles Street markiert die West-
seite des Viertels, Immobilienbüros informieren hier in Aushängen
darüber, was Beacon Hill pro Quadratmeter kostet. Pinckney Street
ist die Nordgrenze von Beacon Hill. Ihr Charakter als Demarkations-
linie zwischen den wohlhabenden »Brahmins« und dem Rest der
Welt ist daran erkennbar, dass die Planer auf verbindende Querstra-
ßen verzichteten.
Die nach Norden führende Joy Street war im 19. Jahrhundert die
Lebensader der schwarzen Gemeinde Bostons, mit der kurzen Sack-
gasse Smith Court als Zentrum und 46 Joy Street als besonders wich-
tiger Adresse: Die in den 1830er-Jahren erbaute Abiel Smith School
ist die älteste schwarze Schule der Stadt, das im Jahre 1806 von der
schwarzen Baptistengemeinde errichtete African Meeting House
wurde vor dem Bürgerkrieg ein Treffpunkt schwarzer und weißer
Abolitionisten. Heute zeigen beide Gebäude als Museum of Afri-
can-American History packende Ausstellungen zur Geschichte der
schwarzen Bostoner
i 46 Joy St., Mo. – Sa. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt 5 $,
www.afroammuseum.org

Back Bay
1857 begann Bostons Metamorphose von der verwinkelten und aus Vom Hinter-
allen Nähten platzenden Stadt in eine zeitgemäße, Fortschritt, Kultur hof zum
und Optimismus angemessen reflektierende Metropole. Durch das Shopping-
Aufschütten der Back Bay wurden 180 ha Bauland hinzugewonnen. und Kultur-
Bei der Gestaltung des neuen Stadtgebiets ließ man sich von Paris viertel
inspirieren. Fünf schnurgerade Ost-West-Achsen, die größte davon
die 80 m breite Commonwealth Avenue, wurden gezogen und mit
schönen, vier- bis fünfstöckigen Häuserzeilen im damals modischen
Second-Empire-Style gesäumt. Bis heute ist Back Bay exklusiv geblie-
ben. Der Stadtteil zwischen den Public Gardens und dem Christian
Science Center bietet außer sündhaft teuren Apartments v. a. Kunst,
Kultur und Savoir Vivre vom Feinsten.
Das East End westlich der Arlington Street ist mit seinen schicken
Boutiquen, Bars und Restaurants quasi der »Hangout« der Bostoner
Yuppies. Die vornehme Newbury Street Bostons versteht sich als
Antwort auf den Rodeo Drive im kalifornischen Beverly Hills. Ken-
more Square mit seinen Kneipen und Secondhandbuchläden ist das
Gravitationszentrum der Studenten und südlich der Boylston Ave-
nue liegen die meisten der Luxushotels der Stadt. Die Charles River
Esplanade am Fluss erlebt im Sommer zahllose Konzerte im Hatch
Memorial Shell.
226 ZIELE    Boston

M Copley Der wichtigste Platz Bostons präsentiert sich, aufgelockert mit


Square Grün und Springbrunnen, als sympathisches Bindeglied zwischen
einigen der schönsten Gebäude der Stadt. Schwer und dunkel, gleich-
wohl in sich harmonisch, liegt an der Ostseite die neoromanische,
1877 von Henry H. Richardson entworfene Trinity Church. Ihr
wuchtiger Hauptturm zitiert die Kathedrale von Salamanca, das reich
dekorierte Westportal lehnt sich an die Kirche St. Triomphe in Arles
an. Gleich daneben schießt der 241 m hohe Wolkenkratzer Hancock
Place in die Höhe. Er wurde 1968 – 1976 nach Entwürfen der Starar-
chitekten I. M. Pei und Henry N. Cobb errichtet. Die Fassade besteht
aus über 10 000 großflächigen Fensterscheiben, die auf dem Grund-
riss eines verzogenen Parallelogramms zusammengestellt wurden.
Der Effekt ist grandios: Je nach Ansicht präsentiert sich der Hauptsitz
der Hancock-Versicherungsgesellschaft deshalb mal als schmales,
sonderbarerweise aufrecht stehendes Handtuch, mal als breite Zünd-
holzschachtel. Das Observatory Deck im obersten Stockwerk ist seit
dem 11. September 2001 bis auf Weiteres geschlossen.
Ein weiterer Kontrapunkt nimmt die gesamte Westseite des Platzes
ein. Die Boston Public Library wurde 1895 nach siebenjähriger Bau-
zeit als »Palast fürs Volk« eröffnet. Komplett in italienische Renais-
sance getaucht, schmücken Friese von Augustus Saint-Gaudens die
Fassaden, zwei Löwen bewachen den herrschaftlichen Treppenauf-
gang aus gelbem Siena-Marmor. Der friedvolle Innenhof ist ein guter
Ort zum Ausruhen, nachdem man in den oberen Etagen ausladende
Wandgemälde von John Singer Sargent bewundert hat.
In der Südwestecke des Platzes steht, halb verdeckt vom Westin Ho-
tel, das schicke Einkaufszentrum Copley Place. Über 100 Geschäf-
te, Restaurants und Kinos sorgen hier für gepflegten Zeitvertreib.
Boston Public Library: 700 Boylston St.; Mo. – Do. 9.00 – 21.00, Fr. – Sa. bis
17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, www.bpl.org

Prudential Vom Copley Place führt ein gläserner Gang über dem Straßenver-
Center kehr zum Prudential Center hinüber. Das »Pru« war vor fast 40 Jah-
ren Bostons erster Vielzweckkomplex und beherbergt heute Kauf-
häuser, Läden, Restaurants und Hotels. Die Fahrstuhlfahrt wert ist
der 52 Stockwerke hohe Prudential Tower. Im 50. Stock befindet
sich ein Skywalk Observatory mit einer kleinen Ausstellung. Von
hier oben bietet sich eine tolle Rundumsicht auf die Stadt.
i April – Okt. tgl. 10.00 – 22.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 20.00 Uhr,
Eintritt: 17 $, www.prudentialcenter.com

MM Museum of 1876 gegründet und seit 1909 an seiner heutigen Adresse, gehört das
Fine Arts Museum of Fine Arts mit einer Million Objekten zu den besten und
umfassendsten Kunstmuseen der Welt. Seit 1913 schmückt das von
Cyrus Dallin geschaffene Standbild eines Indianers zu Pferd »Appeal
to the Great Spirit« die Frontseite. 1981 steuerte I. M. Pei den licht-
Boston    ZIELE 227

Studierende in der Antikensammling des Museum of Fine Arts

durchfluteten, dreistöckigen Westflügel bei, doch inzwischen ist das


MFA schon wieder zu klein. Die 2006 begonnenen, 500 Mio. Dollar
teuren Erweiterungsarbeiten wurden vier Jahre später beendet. Nun
hat das Museum knapp ein Drittel mehr Ausstellungsfläche.
Die Präsentationen reichen von prähistorischen Tonscherben über
indische Fruchtbarkeitsgöttinnen und Silberarbeiten von Paul Reve-
re bis zu Mobiliar aus den verschiedensten europäischen und ameri-
kanischen Epochen. Höhepunkte sind die größte Sammlung fran-
zösischer Impressionisten außerhalb Frankreichs und die – fast
schon obligatorischen – Werke von Picasso, van Gogh und El Greco.
Besonders stolz ist man aber auch auf die Abteilung amerkanischer
Malerei mit Porträts der bedeutendsten Revolutionäre wie Samuel
Adams, John Hancock, Paul Revere und Joseph Warren, gemalt von
John Singleton Copley. Am bekanntesten ist Gilbert Stuarts nicht
vollendetes Porträt von George Washington – es ist auf der Ein-
Dollar-Note in aller Hände.
i 465 Huntington Ave., tgl. 10.00 – 16.45, Mi. – Fr. bis 21.45 Uhr,
Eintritt: 25 $, www.mfa.org

Diese Kunstsammlung, eine der besten privaten der Ostküste, prä- M Isabella
sentiert sich so unkonventionell wie die Frau, die sie einst zusam- Stewart
mengetragen hat. Isabella Stewart Gardner (1840 – 1926), reiche Gardner
Witwe und »Enfant terrible« der Bostoner Gesellschaft, empfing ihre Museum
Gäste mitunter auf eine Stange im Mimosenbaum sitzend und
trank – skandalös – lieber Bier als Wein. Gemälde in langweiligen
228 ZIELE    Boston

Museen zu zeigen war ihr ein Graus: Kunst, sagte sie, müsse Spaß
machen, eine Haltung, die ihr Heim Fenway House, einen Steinwurf
vom MFA, reflektiert. Was sie von ihren Reisen durch Europa mit-
brachte – Gemälde von Botticelli, Tizian, Dürer, Degas – hängt noch
immer dort, wo sie es vor rund 100 Jahren persönlich aufhängte. Hö-
hepunkte des Besuchs sind das Atrium mit seiner Blumenpracht, die
auf den Innenhof blickenden venezianischen Fenster und Balkone
und die immer wieder wie Pünktchen auf dem i wirkenden Gemälde.
i 25 Evans Way, tgl. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 15 $,
www.gardnermuseum.org

Weitere Sehenswürdigkeiten in Boston


M John F. Der schneeweiße Bau aus Glas und Beton auf dem Gelände der Uni-
Kennedy versity of Massachusetts, entworfen von I. M. Pei, blickt auf den Ha-
Presidential fen und die Skyline Bostons. Im von der Kennedy-Familie gestifteten
Library & Museum werden die 1 000 Tage der Kennedy-Ära mit Schautafeln,
Museum Filmen, Interviews und Fernsehauftritten des bis heute populären
US-Präsidenten dokumentiert. Er wurde ganz in der entgegengesetz-
ten Richtung in der Vorstadt Brookline östlich von Back Bay in 83
Beals Street geboren (John F. Kennedy National Historic Site).
John F. Kennedy Presidential Library & Museum: Columbia Point, via
I-93; tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 14 $, www.jfklibrary.org
John F. Kennedy National Historic Site: 83 Beals St., Führungen Ende
Mai – Okt. Mi. – So. Mi. – Fr. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.nps.gov/jofi

M Museum of Eines der größten Museen seiner Art, zu finden auf einer künstlichen
Science Insel am Charles River Dam, verwandelt selbst die kompliziertesten
wissenschaftlichen Probleme in verständliche und nachvollziehbare
Gesellschaftsspiele. Von der Erklärung der Newton'schen Gesetze
mit Skateboards bis zum Spaziergang durch einen Computer – das
Computer Museum ist inzwischen zugezogen – bietet dieses Mu-
seum jede Menge Spaß mit Tiefgang für die ganze Familie.
i Science Park; 5. Juli – Labor Day tgl. 9.00 – 19.00, Fr. bis 21.00, sonst bis
17.00 bzw. 21.00 Uhr, im Winter kürzer, Eintritt: 23 $, www.mos.org

MM Cambridge

Universitäts- Die Hochschulstadt liegt gegenüber von Boston am Ufer des Charles
stadt River. Sie ist Heimat zweier der berühmtesten Lehranstalten der
USA, der Harvard University und des Massachusetts Institute of
Technology (MIT). Sozialer Mittelpunkt der typischen Studenten-
stadt ist der im Sommer belebte Harvard Square, Hauptgeschäftsstra-
ße ist die Massachusetts Avenue.
Boston    ZIELE 229

Cambridge begann 1630 unter dem Namen Newtowne als Haupt-


stadt der Massachusetts Bay Colony. Schon 1636 gründeten die Pu-
ritaner ein Priesterseminar für den geistlichen Nachwuchs und be-
nannten es nach John Harvard, der seine Bibliothek und die Hälfte
seines Grundbesitzes stiftete – die Keimzelle der späteren Universi-
tät. 1640 traf hier die erste Druckerpresse in den Kolonien ein. Wäh-
rend der Revolution war die Stadt Hauptquartier der Rebellen unter
dem Kommando von George Washington. 1779 wurde im Cam-
bridge Meetinghouse die Verfassung von Massachusetts, später Vor-
lage der amerikanischen Verfassung, entworfen.

Einen Spaziergang wert ist die Brattle Street, eine schattige Allee, Historischer
die wegen der hier wohnenden Royalisten einst auch »Tory Row« Stadtkern
hieß. Vom Haus Nr. 105, einer prachtvollen georgianischen Residenz
mit säulenbewehrtem Portiko, übersah George Washington die Be-
lagerung von Boston. Von 1837 bis 1882 wohnte hier Henry Wads-
worth Longfellow, Amerikas beliebtester Dichter. Er schrieb die
längst zum amerikanischen Kulturgut gehörenden Gedichte »Hiawa-
tha« und »Evangeline«. Das Haus 105 Brattle Street ist heute als
Longfellow National Historic Site ausgewiesen.
i 105 Brattle St., Führungen Juni – Okt. Mi. – So. 10.30 – 16.00 Uhr,
Eintritt frei, www.nps.gov/long

1636 begann das Harvard College mit zwölf für Ethik und Religion MM Harvard
eingeschriebenen Studenten, heute studieren hier knapp 20 000 jun- University
ge Menschen und seit 1879 sind auch Frauen zugelassen. Dank eines
überragenden wissenschaftlichen Niveaus und glänzender Lehrer und
Dozenten erwarb sich Harvard einen Ruf als eine der prestigeträch-
tigsten Hochschulen der Welt. Bis heute hat sie sechs US-Präsiden-
ten, darunter John F. Kennedy, und zahlreiche Nobelpreisträger her-
vorgebracht. Als Campus-Uni ist Harvard eine Stadt in der Stadt. Am
besten schließt man sich im Harvard Information Center einem
Rundgang unter der Leitung anekdotenfester Studenten an – der bes-
te Weg, außer trockener Statistik auch witzige, mitunter saftige Details
aus dem Hochschulalltag zu erfahren.
Im November 2014 hat die Einrichtung Harvard Art Museums an
der 32 Quincy Street eröffnet. In dem neuen Bau sind nun mit dem
Fogg Art Museum, dem Busch-Reisinger Museum und dem Arthur
M. Sackler Museum die drei großen Kunsthallen Harvards unter ei-
nem Dach vereint, die gemeinsame Sammlung umfasst über 250 000
Werke, meist Gemälde, Fotos und Skulpturen. Als Lehreinrichtung
ist das Institut eng mit dem unversitären Curriculum verbunden, im
Zuge der Renovierung sind nicht nur zusätzliche Galerien, sondern
auch Seminarräume und ein Wintergarten entstanden. Am neuen
Museumskomplex mit seiner eigenwilligen Glasdachkonstruktion ist
die Handschrift des Stararchitekten Renzo Piano unverkennbar.
WISSEN Ivy League
Special-Titel

©
231
232 ZIELE    Boston

Das Fogg Art Museum konzentriert sich v. a. auf Impressionisten


und italienische Renaissance, das Busch-Reisinger Museum ist auf
mittel- und osteuropäische Expressionisten, u. a. Klee, Beckmann und
Kandinsky, spezialisiert. Das Arthur M. Sackler Museum schließlich
enthält asiatische Kunst.
Cape Ann    ZIELE 233

Im Jahre 1866 von George Peabody gegründet, zeigt das Peabody


Museum of Archeology and Ethnology u. a. völkerkundliche
Schätze, die Harvard-Forscher von ihren Reisen nach Ozeanien und
Südamerika mitbrachten.
Harvard Museum of Natural History Drei Abteilungen gibt es im
Naturkundemuseum: Mineralogie und Geologie, Zoologie (u. a. ein
fast 13 m langer Kronosaurus) sowie Botanik, wo ein einzigartiger
Schatz zu bewundern ist: die berühmten Blashka Glass Flowers, von
Leopold und Rudolf Blaschka zwischen 1877 und 1936 in Dresden
mundgeblasene Nachbildungen von über 700 Blumenarten.
Harvard Information Center: Holyoke Center, 1350 Massachusetts Ave.,
Mo. – Sa. 9.00 – 17.00 Uhr, Führungen, Eintritt frei, www.harvard.edu/visitors
Harvard Art Museums: tgl. 10.00 – 17.00 Uhr (an Feiertagen geschlossen),
Eintritt: 15 $, www.harvardartmuseums.org
Peabody Museum of Archeology and Ethnology: 11 Divinity Ave., tgl.
9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 12 $, www.peabody.harvard.edu
Harvard Museum of Natural History: 26 Oxford St. u. 11 Divinity Ave.,
tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.hmnh.harvard.edu

An der Harvard Bridge liegt zu beiden Seiten der Massa­chusetts Ave- Massa-
nue das Massachusetts Institute of Technology (MIT), die 1861 ge- chusetts
gründete, aber erst 1916 hier eingerichtete Technische Hochschule Institute of
von Massa­chusetts, eine der bedeutendsten der USA. Vom finni- Technology
schen Architekten Eero Saarinen stammen die MIT Chapel und das
Kresge Auditorium.

M Cape Ann
Region: North of Boston
aM6
Felsenufer und alte Leuchttürme, Küstennebel
und knackiges Meeresklima: Das nur eine halbe Autostunde
nördlich von “Boston liegende Cape Ann vermittelt bereits
einen guten Eindruck von dem, was einen noch weiter nörd-
lich in Maine erwartet.

Anno 1604 von Samuel de Champlain entdeckt und 1614 von John Refugium der
Smith nach Queen Anne benannt, gründeten englische Fischer hier Reichen und
1623 den Fischerhafen Gloucester. Während der nächsten mehr als Kreativen
350 Jahre blieb Kabeljau (engl. »cod«) die Haupteinnahmequelle der
Menschen hier, doch dann zwang der Schwund der Fische zum Um-
satteln auf Hummer. Cape Ann hat jedoch noch eine andere, weniger
raue Seite. Im 19. Jahrhundert entdeckten reiche Bostoner das Kap
als Sommerfrische. Ihre in allen damals fashionablen Stilen erbauten
234 ZIELE    Cape Ann

Häuser reihen sich wie Perlen einer Schnur an der MA 127 und MA
127 A auf. In ihrem Kielwasser kamen die Künstler und begründeten
den Ruf von Cape Ann als Künstlerkolonie.

Sehenswerte Orte auf Cape Ann


M Gloucester Weder niedlich noch malerisch, lebt Gloucester auch fast 400 Jahre
nach seiner Gründung hauptsächlich vom Meer. Seine Fischereiflot-
te, einst eine der größten der Welt, ist inzwischen auf unter 200 Kut-
ter geschrumpft. Das harte Brot der Gloucester-Fischer beschrieb
u. a. der Kinofilm »Der Sturm« mit George Clooney (2000). Se-
henswert in dem Städtchen, das sich nur in zweiter Linie um Touris-
ten kümmert, sind die von Leonard Craske stam­mende Statue des
M Gloucester Fisherman am nördlichen Ende des Stage Fort Park,
die an die über 10 000 auf See gebliebenen Fischer aus Gloucester
erinnert, und das hervorragende M Cape Ann Museum. Es widmet
sich den mit Cape Ann verbundenen Künstlern, allen voran Fitz
Hugh Lane (1804 – 1865), der das zarte Küstenlicht auf die Lein-
wand zu bringen vermochte wie kaum ein anderer.
Kunst zum Kaufen gibt es in der Rocky Neck Art Colony in East
Gloucester. Wenngleich stark kommerzialisiert, versprechen die
zahlreichen kleinen Galerien an der East Main Street Kunstinteres-
sierten einen interessanten Nachmittag. Einen Überblick über die
hiesige Künstlerszene verschafft man sich am besten bei der North
Shore Arts Association.
Cape Ann Museum: 27 Pleasant St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 13.00 bis
16.00 Uhr, Feb. geschl., Eintritt: 10 $, www.capeannhistoricalmuseum.org
North Shore Arts Association: 11 Pirates Lane, Mai – Okt Mo. – Sa. 10.00
bis 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, http://nsarts.org

»Motif No. 1« heißt der alte rote Schuppen auf der Kaimauer von Rockport.
Cape Ann    ZIELE 235

Cape Ann erleben


AUSKUNFT im Sommer der legendäre Hollywood-
Cape Ann Chamber of Commerce Star Bette Davis.
33 Commercial St., Gloucester, MA
01930, Tel. 1 978 2 83 16 01 WHALE WATCHING
www.capeannchamber.com Cape Ann Whale Watch
415 Main St., Gloucester, Rose‘s Wharf
ESSEN Tel. 1 978  2 83 51 10
The Rudder AA www.seethewhales.com
73 Rocky Neck Ave., Gloucester Die von Gloucester aus durchgeführten
Tel. 1 978 2 83 79 67 Walbeobachtungstouren zählen zu den
Traditionelles neuenglisches Seafood, besten an der ganzen Ostküste. Von Mai
besonders lecker: Schwertfisch. bis Oktober finden täglich mehrstündige
Touren in Begleitung von Biologen des
ÜBERNACHTEN Whale Conservation Institute statt.
Samarkand Guesthouse AA
1 Harbor Rd., Gloucester, MA 01930 STRÄNDE
Tel. 1 978 2 83 37 57 Abgehärtete Naturen können sogar ba-
www.samarkandinn.com den: Der Singing Beach in Manchester-
Hübsches B&B am Endes des Good Har- by-the-Sea und der Crane Beach in Ips-
bor Beach. Früher einmal residierte hier wich sind die schönsten Strände.

Die einen lieben den Fischerhafen am Ende von Cape Ann, den an- Rockport
deren ist er zu touristisch. Im 19. Jh. auch Umschlagplatz für den auf
dem Kap abgebauten Granit, zogen in den 1920-Jahren Maler aus
Boston zu und verwandelten Rockport in eine Künstlerkolonie. Heu-
te bieten an der Main Street Galerien und Souvenirshops Bilder von
Leuchttürmen und Fischkuttern an. Die Qualitätsunterschiede sind
immens, ebenso wie die Massen, die sich von Mai bis September
durch die engen Straßen wälzen. Wer trotz allem eigene Erfahrungen
machen möchte, sollte es nicht versäumen, den ironischerweise
»Motif No. 1« genannten, roten alten Schuppen auf der Kaimauer am
Hafenausgang zu fotografieren. Nördlich von Rockford erstreckt sich
rund um den nördlichsten Punkt von Cape Ann der Halibut Point
State Park. Baden kann man hier nicht, aber dafür durch die Dünen
wandern und den Blick auf den Atlantik genießen.

Umgebung von Cape Ann


Das 22 mi/35 km nördlich von Gloucester auf Cape Ann an der M Newbury-
Mündung des Merrimack River gelegene Städtchen war einst ein blü- port
hendes Schiffsbauzentrum und Handelshafen. Vom Wohlstand der
236 ZIELE    Cape Cod

geschäftstüchtigen Einwohner zeugen die heute zu den schönsten


Federal-Style-Häusern Neuenglands gerechneten Residenzen an der
High Street und die rotziegelige Kleinstadtatmosphäre rund um den
Market Square nahe der Waterfront. Das historische Zentrum, ein
gutes Pflaster für Spaziergänger, ist heute vollgepackt mit hochwerti-
gen Antiquitätenläden, Boutiquen und Restaurants. Auch die ange-
nehmen Spazierwege entlang der Waterfront – hier legen im Sommer
täglich Walbeobachtungsboote ab – machen Newburyport zu einem
charmanten Stopp auf dem Weg nach Maine.
Über einen Damm gelangt man auf die wenige Meilen südöstlich von
Newburyport gelegene, aus Dünen und Salzwassermarschen beste-
hende Plum Island. Ihr Südteil ist als M Parker River National Wild-
life Refuge ausgewiesen. Im Frühjahr und Herbst zählen »Bird Wat-
cher« hier in 48 Stunden bis zu 300 Zugvogelarten. Schöne Trails,
meist hölzerne Plankenwege, ziehen kreuz und quer durch die Dü-
nen, Beobachtungstürme bieten Rundumblicke.

MM Cape Cod
Region: Cape Cod
a M / N 6 / 7
Höhe: 0 – 93 m ü.d.M.

Endlose Sandstrände, puppenstubenhafte Kolonialdörfer und


eine erstklassige Hotellerie und Gastronomie: Die 110 km
lange Halbinsel südlich von Boston ist seit vielen Generatio-
nen der Bostoner liebstes Feriengebiet.

Zweimal Cape Cod Bartholomew Gosnold, der im Jahr


1602 hier als erster Europäer lande-
te, benannte das wie ein Angelhaken
TIPP

Cape Cod wird vor allem im


Hochsommer (Juli, August) von geformte Kap nach den kabeljaurei-
Touristen überschwemmt. Daher chen Gewässern ringsum. 1620
ist es gut zu wissen, dass die setzten auf Cape Cod die Passagiere
Nordküste tendenziell ruhiger der »Mayflower« zum ersten Mal
ist als die Südküste. Während den Fuß auf amerikanischen Boden,
sich die alte Küstenstraße 6 A bevor sie nach “Plymouth weiter­
zweispurig durch die Kolonial- segelten. Den Fischereiflotten und
städtchen der Nordküste bis nach einer blühenden Walfangindustrie
Provincetown schlängelt, machen im 18. und 19. Jahrhundert verdan-
sich im kompromissloser er- ken vor allem solche Orte wie Barn-
schlossenen Süden, vor allem stable, Yarmouth und Provincetown
in Hyannis und Dennis Port, ihre schönen Kapitänshäuser.
Anzeichen von Massentourismus Der Niedergang des Walfangs um
breit. 1850 wurde vom Tourismus aufge-
Cape Cod    ZIELE 237

Noch herrscht morgendliche Ruhe am Strand von Hyannis.

fangen, als wohlhabende Bostoner die Vorzüge des sichelförmigen


Kaps entdeckten. Heute verbindet Cape Cod erholsamen Strandur-
laub mit einer wohldosierten Portion Kultur: Neben Schwimmen,
Wassersport und Sonnenbaden laden Museen, Galerien und Theater
zu vielerlei Aktivitäten ein.

Nordküste (Bayside)
Das Städtchen am Shawme Pond wurde 1637 gegründet, ist damit M Sandwich
das älteste und vor allem eines der schönsten auf dem Cape. Besu-
cher empfängt es, typisch neuenglisch, mit hübscher Kirche, penibel
gestutztem Village Green und makellos restaurierten alten Holzhäu-
sern aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Einen Besuch lohnen die M Heritage Museum and Gardens, die sich
auf amerikanische Volkskunst, Militaria und auf Autos konzentrie-
ren. Ein besonderes Highlight ist der 1931er-Duesenberg von Gary
Cooper.
Unbedingt vorbeischauen sollte man auch im Sandwich Glass Mu-
seum. Diese kleine, aber feine Sammlung schönster Glasprodukte
erinnert an Sandwichs große Zeit als Zentrum der Glasmacherkunst
im 19. Jahrhundert.
Die nötige Bettschwere bekommt man beim Spaziergang auf dem
herrlichen Sandwich Boardwalk, einem Plankenweg über die
Marsch zum schönen Town Neck Beach.
Heritage Museum and Gardens : 67 Grove St., Mai – Okt. tgl. 10.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt 15 $, www.heritagemuseumsandgardens.org
Sandwich Glass Museum: 129 Main St., April – Dez. tgl. 9.30 – 17.00,
sonst Mi. – So. 9.30 – 16.00 Uhr, www.sandwichglassmuseum.org
238 ZIELE    Cape Cod

Cape Cod erleben


AUSKUNFT 21 Zimmer. Urgemütliches Ruhen in drei
Cape Cod Chamber of Commerce viktorianischen Gebäuden, u. a. einer
5 Patti Page Way umgebauten Kirche.
Centerville, MA 02632
Tel. 1 506 3 62 32 25 rSnug Cottage AAA
www.capecodchamber.org 178 Bradford St.
Provincetown, MA 02657
Provincetown Chamber of Tel. 1 508 4 87 16 16
Commerce www.snugcottage.com
307 Commercial St., PO Box 1017 Zederschindeln, Fensterläden, schwere
Provincetown, MA 02657 Blumenkästen: herrlich uriges Guest-
Tel. 1 508 4 87 34 24 house, die meisten Zimmer mit Kamin.
www.ptownchamber.com
tEben House AAA
ESSEN 90 Bradford St.
eCiro & Sal's AAA Provincetown, MA 02657
4 Kiley Court, Provincetown Tel. 1 508 4 87 03 86
Tel. 1 508 4 87 25 80 www.ebenhouse.com
Begann 1951 als Kaffeehaus der Künst- Das 2015 restaurierte und modernisierte
lerkolonie und bietet heute raffinierte Hotel ist eines der letzten Bauten der
italienische Küche. Kolonialzeit und über 200 Jahre alt.

rPilot House Restaurant AA AKTIVITÄTEN


14 Gallo Rd., Sandwich Radtouren: Verleiher an der Commercial
Tel. 1 508 8 88 88 89 Street in Provincetown geben zum Zwei-
Frische Küche im Yachthafen mit breiter rad ausführliche Karten. Walbeobach-
Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. tungstouren mit der »Portuguese
Princess« von Mai bis Oktober.
tPortuguese Bakery A
299 Commercial St., Provincetown STRÄNDE
Tel. 1 508 4 87 18 03 Der nach Norden ausgerichtete Race
Brotpudding heißt hier »pudim de pao«: Point Beach am Ende der Route 6 bei
Seit Jahrzehnten ist diese kombinierte Provincetown ist Tummelplatz der libera-
Bäckerei/Kantine der beste Tipp für por- len Zugezogenen – oben ohne ist hier
tugiesisch-neuenglisches Frühstück und kein Thema. Allerdings ist dieser Strand
Mittagessen. oft überlaufen und es werden hohe
Parkgebühren verlangt. Auf dem noch
ÜBERNACHTEN zum Cape Cod National Seashore ge-
eBelfry Inne & Bistro AAA–AAAA hörenden Herrings Cove Beach auf der
8 Jarves St., Sandwich, MA 02563 Atlantikseite ist es etwas ruhiger. Schöne
Tel. 1 508 8 88 85 50 Strände gibt es auch bei Evanston im
www.belfryinn.com Süden des Schutzgebietes.
Cape Cod    ZIELE 239

In dem im Jahre 1639 gegründeten Barnstable erinnern wunderschö- Barnstable


ne Walfänger- und Kapitänshäuser an der Hauptstraße an die Blüte-
zeit im 18. und frühen 19. Jahrhundert. In italienischer Renaissance
prunkt das U.S. Custom House, in dem das Coast Guard Heritage
Museum untergebracht ist Es erinnert an die maritime Vergangen-
heit des Ortes.
i 3353 Rte. 6 A; JuniOkt. Di. – So. 10.00 – 15.00 Uhr, www.nps.gov/nr/travel/
maritime
240 ZIELE    Cape Cod

Cape Cod Von Wäldern, Marschen und Süßwasserteichen umgeben, gibt dieses
Museum of sehenswerte Cape Cod Museum of Natural History in Brewster mit
Natural seinen schönen Lehrpfaden die beste Einführung in die Landschaft
History des berühmtenKaps.
i 869 Main St., Juni – Sept. tgl. 9.30 – 16.00, Okt. – Dez. 11.00 – 15.00, Jan.
geschl., Feb. – Mai Mi. – So. 11.00 – 15.00 Uhr, Eintritt 10 $, www.ccmnh.org

MM Cape Cod Unterwegs nach Provincetown passiert man dieses bemerkenswerte


National Schutzgebiet. 1961 gegründet, bewahrt es 64 km unberührter Küs­
Seashore tenlinie mitsamt Hinterland vor der Erschließung. Die schönsten
der bis nach Provincetown reichenden Strände – Coast Guard Beach,
Nauset Light Beach, Marconi Beach – sind öffentlich und ausgeschil-
dert. In Eastham liegt an der Rte. 6 das Salt Pond Visitor Center,
gleich dahinter beginnt der durch jungfräuliche Marschgebiete füh-
rende Nauset Marsh Trail (1,6 km). Weiter nördlich führt der Mar-
coni Trail (2 km) zu den Resten der Marconi Station. 1903 gelang
hier dem Italiener Guglielmo Marconi die Vermittlung des ersten
drahtlosen Transatlantik-Gesprächs: US-Präsident Theodore Roose-
velt parlierte mit Eduard VII. von England.
Salt Pond Visitor Center: Nauset Rd./Rte. 6, Eastham, tgl. 9.00 – 16.30 Uhr,
Eintritt frei, www.nps.gov/caco

MM Provincetown

Der alte Walfängerhafen liegt am Nordzipfel von Cape Cod. Enge


Straßen, Gassen, Häuschen dicht an dicht: der beste Ort, um sich
in die Zeit von Moby Dick & Co. zurückzuversetzen! Schon von
Weitem sichtbar: das 1910 zu Ehren der Pilgerväter errichtete, 70 m
hohe Pilgrim Monument & Provincetown Museum, das mit sei-
nem dem Campanile von Siena entlehnten Äußeren ebenso deplat-
ziert wie faszinierend wirkt. 116 Stufen belohnen mit einem Rund-
blick, der bei gutem Wetter über das gesamte Cape und bis Boston
reicht. Das Provincetown Museum zur Stadtgeschichte liegt zu sei-
nen Füßen und stimmt auf das Städtchen ein.
Provincetown empfing Menschen jeglicher Couleur, eine Tradition,
die bis heute gepflegt wird. 1620 betraten die Pilgerväter hier erst-
mals amerikanischen Boden und entwarfen mit dem »Mayflower
Compact« die erste von Freien formulierte Verfassung Amerikas. Bis
um 1850 war die Stadt nach Nantucket und Bedford der größte Wal-
fängerhafen Neuenglands. Die Harpuniere stammten meist von den
Azoren – Grund für das noch heute sichtbare portugiesische
Erbe. Dann erkoren Maler, Schriftsteller und Schauspieler Province-
town zu ihrem Feriendomizil: Eugene O'Neill, Marlon Brando, Al
Pacino, Richard Gere, John dos Passos, Tennessee Williams ... Die
Liste illustrer Namen, die hier nicht nur auftraten, sondern auch
Cape Cod    ZIELE 241

Beschaulicher Urlaub auf Cape Cod: ein Ferienhaus in den Dünen

kräftig feierten, ist lang, und mit ihnen kamen weitere Künstler und
Lebenskünstler aus der ganzen Bandbreite politischer und sexueller
Orientierungen in das nunmehr im Szenejargon »P-Town« genann-
te Städtchen. Heute gilt Provincetown als die liberalste Gemeinde
nördlich von Key West und, durch den Zuzug gleichgeschlechtlicher
Paare, als heißester Immobilienmarkt der Ostküste.
Pilgrim Monument & Provincetown Museum: April – Ende Mai tgl. 9.00
bis 17.00, Ende Mai – Mitte Sept. 9.00 – 19.00, Mitte Sept. – Nov. 9.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.pilgrim-monument.org

Die parallel zum Wasser verlaufende Straße ist vollgestopft mit Lä- Commercial
den, Menschen, Restaurants sowie Autos und gilt als alte Lebensader Street
der Stadt. Hier kann man die Einwohner, ein buntes Völkchen aus
Fischern, gleichgeschlechtlichen Pärchen und Lebenskünstlern aus
allen Teilen der USA beobachten. In Nr. 463 zeigt das hervorragende
Provincetown Art Association and Museum seit 1914 die Werke
der mit der Stadt verbundenen Künstler.
i 460 Commercial St., Juni – Sept. Mo. – Fr. 11.00 – 20.00, Sa., So. 11.00 bis
17.00, Okt. – Mai Do. – So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.paam.org

An der noch immer belebten Pier entladen frühmorgens die Fisch- MacMillan
kutter und stechen täglich die Walbeobachtungsschiffe in See. Am Wharf
Ende der Pier widmet sich das M Expedition Whydah Sea-Lab &
Learning Center bzw. das Whydah Pirate Museum einer spannen-
den Fußnote der Geschichte: Es dokumentiert die Hebung des Pira-
tenschiffs »Whydah«, das 1717 unter dem Kommando von »Black
Sam« Bellamy vor Provincetown sank.
i Mitte Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Mitte Juni – Labor Day längere
Öffnungszeiten, Eintritt: 10 $, http://whydah.com

Südküste
Die Südküste ist das urbanisierte Alter Ego von Cape Cod. In den
Einkaufszentren von Hyannis und Dennis Port ist der Menschenan-
242 ZIELE    Cape Cod

drang in der sommerlichen Hauptreisezeit entsprechend groß. Be-


sinnlichkeit gibt es jedoch auch hier und die Abstecher nach
“Martha‘s Vineyard und “Nantucket sind ohnehin nur über die
Fährhäfen in Hyannis und Falmouth möglich.

Chatham Beachtung verdient zunächst das hübsche Städtchen Chatham.


Durch die Sandbänke von Nauset Beach vor den Unbilden des Atlan-
tiks geschützt, zeigt sich das Städtchen im äußersten Südosten des
Cape schmuck und für einen Fischerhafen ungewöhnlich lieblich.
Am historischen Chatham Lighthouse hoch über dem Wasser be-
ginnen erholsame Strandspaziergänge mit wunderbarem Blick über
die oft windstille Pleasant Bay. Bester Ort für gepflegtes Kaffeetrin-
ken ist das alte Strandhotel Chatham Bars Inn.
Einen Besuch lohnt auch das Atwood House Museum, das neben
maritimen Artefakten eine interessante Porträtsammlung der See-
fahrerfamilie Atwood zeigt
i 347 Stage Harbor Rd., 2. Junihälfte u. 1. Sept.-hälfte Di. – Sa. 13.00 bis
16.00, Juli, Aug. Di. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa. 12.00 – 16.00, 2. Sept.-hälfte  u.
1. Okt.-woche Do., Fr., Sa. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.chathamhistoricalsociety.org

Harwich Eigentlich aus sieben zusammengewachsenen Dörfern bestehend,


lockt Harwich alljährlich in der dritten Septemberwoche mit dem
Cranberry Festival. Über die Bedeutung der roten Beere informiert
auch das Brooks Academy Museum.
i 80 Parallel St., Ende Juni – Anf. Okt. tgl. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 $,
www.harwichhistoricalsociety.org

Hyannis Hyannis ist für Neuengländer untrennbar mit der Kennedy-Familie


verbunden, denn in Hyannis Port erholten sich John F. und Jackie
vom Regieren in Washington. Das M John F. Kennedy Hyannis Mu-
seum widmet sich dieser Ära mit Filmen, Fotos und Berichten von
Freunden.
Von Mai bis Oktober verkehren Fähren zwischen Hyannis Port,
Martha's Vineyard und Nantucket; vom Ocean Street Dock starten
Hafenrundfahrten, die auch einen seeseitigen Blick auf die Anwesen
der betuchten Sommerfrischler erlauben.
John F. Kennedy Hyannis Museum: 397 Main St., Mitte April – Memorial
Day Mo. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 12.00 – 16.00, Memorial Day – Okt. Mo. bis
Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00, Nov. Mo. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 12.00
bis 16.00 , Eintritt: 10 $, http://jfkhyannismuseum.org

Falmouth Im Jahre 1661 von Quäkern als »Safe Haven« für religiös Verfolgte
Woods Hole gegründet, brachte Falmouth es bis zum 19. Jh. mit Landwirtschaft,
Walfang und Schiffsbau zu beträchtlichem Wohlstand. Ein gepflegtes
Village Green und fotogene alte Neuengland-Häuser reflektieren die-
Lexington · Concord    ZIELE 243

se Vergangenheit. Heute profitiert der Ort von seinen schönen Strän-


den und seinem »Vorort« Woods Hole, wo die Fähren nach Martha's
Vineyard und Nantucket ablegen.
Als Haupthafen des Cape und Standort ozeanografischer For-
schungseinrichtungen ist das enge, an steiler Felsküste klebende
Woods Hole ebenfalls von Interesse. So informiert das Woods Hole
Oceanographic Center über seine Arbeit zum Schutz der Unter-
wasserwelt vor dem Kap. Das von der Regierung betriebene Woods
Hole Science Aquarium zeigt die hiesigen Meeresbewohner in rie-
sigen Wassertanks.
Woods Hole Oceanographic Center: 15 School St.; Mai – Okt. Mo. – Sa.
10.00 – 16.30, Nov., Dez. Di. – Fr. 10.00 – 16.30 Uhr, Eintritt frei, Spende
erbeten, www.whoi.edu
Woods Hole Science Aquarium: Water u. Albatross Sts.; Juni – Aug. Di. bis
Sa. 11.00 – 16.00, sonst Mo. – Fr. 11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei,
http://aquarium.nefsc.noaa.gov

Lexington · Concord
Region: Merrimack Valley
aM6
Höhe: 62 m bzw. 42 m ü.d.M.
Einwohnerzahl: 32 000 bzw. 17 000

Für die Amerikaner sind die beiden Städte, meist in einem


Atemzug genannt, ein Symbol: Hier begann im Frühjahr 1775
der Unabhängigkeitskrieg, hier »begannen« die USA. Die Stät-
ten der dramatischen Ereignisse jener Tage wurden im Minute
Man National Historical Park zusammengefasst.

Lexington
Das Städtchen vor den Toren Bostons lebt vom Geschäft mit dem Die Stadt der
»shot that was heard around the world«: Es wird geflaggt und be- »Minute
schildert, Eiscreme verkauft und tagtäglich werden die dramatischen Men«
Ereignisse des 19. April 1775 ins Gedächtnis gerufen: Da standen
morgens um fünf 77 »Minute Men« – so wurden die Kolonisten we-
gen ihrer raschen Einsatzbereitschaft genannt – knapp 700 britischen
Soldaten gegenüber. Die Rotröcke unter dem Befehl von General
Gage waren nach Concord unterwegs, um dort ein Waffenlager der
Milizen auszuheben. Bei dem folgenden Schusswechsel wurden acht
Kolonisten getötet – die ersten Toten des Unabhängigkeitskriegs. Die
Soldaten setzten danach ihren Weg nach Concord auf der »Batt­le
Road«, der heutigen MA 2A, fort.
244 ZIELE    Lexington · Concord

Am Ostende von Lexington er-


streckt sich das dreieckigen Villa-
ge Green (Battle Green), auf dem
das erste Gefecht um die Unab-
hängigkeit der USA stattfand. Die
Statue des Minute-Men-Führers
Captain John Parker, die heute
das Areal bewacht, hat Henry Kit-
son geschaffen. Zwar war seiner-
zeit alles nach wenigen Minuten
vorbei, doch amerikanischer Ge-
schichts- und Geschäftssinn hat
den Ablauf der Ereignisse detail-
liert und minutiös im Lexington
Visitor Center mit Dioramen
und einem Landschaftsmodell re-
konstruiert.
i 1875 Massachusetts Ave.;
April – Nov. tgl. 9.00 – 17.00, sonst
10.00 bis 16.00 Uhr, Eintritt frei,
www.lexingtonchamber.org/visitor

Durch die im Jahre 1709 erbaute


John Parker, Captain der Minute Men, blickt Buckman Tavern, in der alles
über das Village Green von Lexington. noch so aussieht wie an jenem
Morgen, an dem sich die Minute
Men hier auf das bevorstehende Gefecht vorbereiteten, gibt es täglich
halbstündige Führungen.
i 1 Bedford St., Mitte April – Okt. tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt 6 $,
www.lexingtonhistory.org

Hancock- Die Rebellenführer Samuel Adams und John Hancock erhielten im


Clarke House Haus von Hancocks Großvater Reverend Clarke am Vorabend des
Gefechts die Nachricht von anrückenden Briten und flohen darauf-
hin Richtung Concord. In dem restaurierten Gebäude von 1698 sind
noch diverse Gegenstände aus unruhigen Zeiten zu sehen.
i 36 Hancock St., April – Juni Sa. u. So. 10.00 – 16.00, Juli – Okt. tgl. 10.00
bis 16.00 Uhr, Eintritt 6 $, www.lexingtonhistory.org

Minute Man Ein schmaler und hügeliger Waldstreifen beiderseits der von Lexing-
National ton nach Concord führenden MA 2A ist denkmalgeschützt. An be-
Historical sagtem Frühjahrstag fanden hier die Schießereien zwischen den nach
Park Boston flüchtenden Rotröcken und den nachsetzenden Kolonisten
statt. Im Visitor Center sind die Ereignisse multimedial aufbereitet.
i MA 2A; Mitte April  – Okt. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 5 $,
www.nps.gov/mima
Lexington · Concord    ZIELE 245

Concord
6 mi/10 km westlich von Lexington empfangen den Besucher schöne Das amerika-
Häuser aus dem 18. und 19. Jh., Ententeiche und alte Bäume mit nische
mächtigen Kronen. Fast scheint hier die Zeit um 1900 stehengeblie- Weimar
ben zu sein. Im amerikanischen Kollektivbewusstsein kommt Con-
cord fast mythische Bedeutung zu: Hier wurden die britischen Kolo-
nialherren zum ersten Mal von ihren amerikanischen Untertanen
militärisch geschlagen. Im frühen 19. Jh. war Concord eine Weile das
amerikanische Weimar: Ralph Waldo Emerson und Nathaniel Haw-
thorne lebten hier, Bronson Alcott und Tochter Louisa May ver-
brachten hier einige Jahre, und am nahen Walden Pond schrieb Hen-
ry David Thoreau in einer Hütte ein Stück Weltliteratur.

In Sichtweite der Old North Bridge steht The Old Manse, das 1770 Literaten-
erbaute Jugendheim von Ralph Waldo Emerson. Von 1842 bis 1845 häuser
wohnte auch Nathaniel Hawthorne hier. 1852 bezog er The Way-
side, wo zuvor drei Jahre lang Bronson Alcott und seine Töchter ge-
lebt hatten. Hawthornes Schreibkammer blieb unverändert. 1858
kaufte Bronson Alcott Orchard House. Louisa May schrieb dort ih-
ren autobiografisch gefärbten Bestseller »Little Women«.
The Old Manse: 269 Monument St., Mitte April – Okt. Mo. – Sa. 10.00 bis
17.00, So. ab 12.00 Uhr, Eintritt inkl. Tour: 10 $, http://thetrustees.org/
places-to-visit/greater-boston/old-manse
The Wayside: 455 Lexington Rd., Mai – Okt., Eintritt: 6 $, www.nps.gov/
mima/wayside
Orchard House: 399 Lexington Rd., Führungen April – Okt. Mo. – Sa. 10.00
bis 16.30, So. 13.00 – 16.30, Nov. – März Mo. – Fr. 11.00 – 15.00, Sa. 10.00
bis 16.30, So. 13.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 9 $, www.louisamayalcott.org

Lexington und Concord erleben


AUSKUNFT Übernachten
Lexington Visitor Center Concord's Colonial Inn AA
1875 Massachusetts Ave. 48 Monument Sq.
Lexington, MA 02421 Concord, MA 01742
Tel. 1 781 8 62 14 50 Tel. 1 978 3 69 92 00
www.lexingtonma.gov/visitors-center www.concordscolonialinn.com
In der traditionsreichen und sehr
Concord Chamber of Commerce gemütlichen Herberge kann man
15 Walden St., Suite 7 sich wohl fühlen. Die Zimmer
Concord, MA 01742-2504 und Suiten im Haupthaus und in
Tel. 1 978 3 69 31 20 den Dependancen sind geschmack-
www.concordchamberofcommerce.org voll eingerichtet.
246 ZIELE    Lowell

Old North Die Holzbrücke an der Monument Street ist ein Nachbau jener, an
Bridge der die Kolonisten den Vormarsch der Briten mit schweren Salven
aufhielten. Am Fußweg dorthin ehrt die von Daniel Chester French
geschaffene Statue des Minute Man die gefallenen Patrioten.

Concord Das hübsche, in einem Greek-Revival-Haus von 1930 untergebrach-


Museum te Museum zeigt außer der Dokumentation der Stadtgeschichte auch
Thoreaus persönliche Habseligkeiten aus seiner Hütte am Walden
Pond und Ralph Waldo Emersons Schreibstube.
i 200 Lexington Rd.; April – Dez. Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00,
Juni – Aug. So. auch 9.00 – 12.00, Jan. – März Mo. – Sa. 11.00 – 16.00, So.
13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.concordmuseum.org

M Walden Der in den 1960er-Jahren von Hippies und Umweltschützern wieder


Pond State entdeckte Henry David Thoreau schrieb in der Einsamkeit des Wal-
Reservation den Pond etwas südlich von Concord seinen 1854 erschienenen Klas-
siker »Walden Pond – Leben in den Wäldern« und »Von der Pflicht
zum Ungehorsam gegen den Staat« (1849). Damals wie heute im
Sommer ein beliebtes Badeziel, ist der See auch ein »Wallfahrtsort«
für Thoreau-Jünger aus aller Welt. Sie inspizieren die Replik seiner
schlichten Hütte am Parkeingang und pilgern zu der von einer Tafel
gekennzeichneten Stelle, wo der radikale Nonkonformist von 1845
bis 1857 über den Sinn des Lebens nachdachte.
i 95 Walden St., tgl. 8.00 – Sonnenuntergang, Eintritt: 8 $ pro Fahrzeug,
www.mass.gov/dcr/parks/walden

M Sleepy Als stimmungsvoller Abschluss der Concord-Visite bietet sich ein


Hollow Spaziergang über den schönen Sleepy Hollow Cemetery an der Bed-
Cemetery ford Street an, wo Emerson, French, Hawthorne, Thoreau und die
Alcotts begraben sind.

Lowell
Region: North of Boston & Merrimack Valley
aL6
Höhe: 31 m ü. d. M.
Einwohner: 110 000

Die nüchterne Industriestadt am Merrimack River verdankt


ihre Entstehung der Vision eines einzelnen Mannes.

Am Reißbrett 1813 entwickelte der Bostoner Kaufmann Francis Cabot Lowell ei-
geplant nen neuartigen Webstuhl, der zum Rückgrat der ersten am Reißbrett
geplanten Industriesiedlung Amerikas werden sollte. 1822 begann
dann am Zusammenfluss von Concord und Merrimack River der
Lowell    ZIELE 247

Lowell erleben
AUSKUNFT Übernachten
Greater Merrimack Valley Courtyard Marriott Lowell
Convention & Visitors Bureau 30 Industrial Ave. East
40 French St. Lowell, MA 01852 Lowell, MA 01852
Tel. 1 978 4 59 61 50 Tel. 1 978-458-7575, www.marriott.de
www.merrimackvalley.org Moderne Gästezimmer in verkehrs-
günstiger Lage

Bau von Textilmühlen, Kanälen und Arbeitersiedlungen. Schon 1826


erhielt die »Lowell« genannte Stadt das Stadtrecht und bald entwi-
ckelte sie sich zum größten Baumwollproduzenten des Landes –
allerdings nicht ohne die Entstehung des ersten Arbeiterproletariats
der USA und der ersten Arbeitskämpfe. Die Weltwirtschaftskrise
brachte das Aus für die Textilproduktion. Die bedeutendsten Indus-
triedenkmäler stehen seitdem unter Denkmalschutz.

Sehenswertes in Lowell
Die Pionierrolle Lowells in der industriellen Revolution würdigt die- M Lowell
ser Park, der mehrere alte Textilfabriken, ein 9 km langes Kanalsys- National
tem und Arbeiterquartiere umfasst. Im Visitor Center werden Ein- Historic Park
führungsfilme gezeigt und Führungen angeboten; im Sommer kann
man auch an Trolley- und Bootstouren teilnehmen. Ein Höhepunkt
ist das Boott Cotton Mills Museum. Es stellt u. a. mit 88 noch be-
triebsfähigen Webstühlen die Arbeitsbedingungen im 19. Jh. nach
und beschäftigt sich in einer erfreulich kritischen Ausstellung auch
mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der industriellen Revoluti-
on. Die Erzeugnisse von Lowells Fabriken sind im American Textile
History Museum zu sehen.
Visitor Center: 246 Market St., Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So. ab 10.00 Uhr,
Eintritt frei, www.nps.gov/lowe
Boott Cotton Mills Museum: 67 Kirk St., Mo. – Sa. 9.30 – 17.00, So. ab
11.00 Uhr, Eintritt: 6 $, www.nps.gov./lowe
American Textile History Museum: 491 Dutton St., Mi. – So. 10.00 bis
17.00 Uhr, Fei. geschl., Eintritt: 8 $, www.athm.org

Der berühmteste Sohn der Stadt ist frankokanadischer Abstam- Jack Kerouac
mung. An Jack Kerouac (1922 – 1969), den Schriftsteller und Wort- Monument
führer der Beat Generation, die in den 1950er-Jahren der amerikani-
schen Literatur neues Leben einhauchte, erinnert im Kerouac Park
an der Bridge Street ein Denkmal aus glatten Marmorquadern.
248 ZIELE    Martha's Vineyard

MM Martha's Vineyard
Region: Martha's Vineyard
aM7
Fläche: 226,6 km².
Höhe: 0 – 94 m ü.d.M.
Bewohner: 16 000

Die Taxifahrer hier haben viel zu erzählen. Von Holly-


woodstars, die sie zu ihren Anwesen auf der anderen Insel-
seite kutschieren, und davon, dass sie sich zu Saisonbeginn
von ihren Familien verabschieden und bis zum Herbst tagtäg-
lich Touristen fahren, um in vier Monaten Geld genug für den
Rest des Jahres zu machen.

Ferien- Anno 1602 von Bartholomew Gosnold entdeckt und nach seiner
insel der Tochter Martha und dem hiesigen wilden Wein benannt, wuchsen
Prominenz die Siedlungen alsbald zu Walfängerhäfen und -versorgungsstatio-
nen der Ostküstenschifffahrt heran. Heute ist Martha's Vineyard tra-
ditioneller Fluchtpunkt von Prominenten, Neureichen und im Som-
mer Ziel von Tagesausflüglern vom Festland. Alle kommen wegen
der herrlichen Strände und weil es hier das wärmste Badewasser
der Ostküste hat. Die gelassene Atmosphäre, die friedvolle Hügel-
landschaft und sechs hübsche Städtchen machen die 8 km vor Cape
Cods Südküste gelegene Insel zum Paradies für Stadtneurotiker.
Während Edgartown, Oak Bluffs und Vineyard Heaven die Ge-
schäftszentren sind, lässt sich auf Auto- oder Radtouren entlang der
Küste bis zum Fischerhafen Menemsha und zu den Gay Head Cliffs
leicht das besinnliche Martha's Vineyard entdecken.

Sehenswerte Orte auf Martha's Vineyard


Vineyard Das kommerzielle Zentrum der Insel ist nicht unbedingt eine Schön-
Haven heit, aber doch ein umtriebiger Fährhafen. Außerdem lohnt das Old
Schoolhouse Museum, das von der Geschichte der Insel erzählt,
einen Besuch. Und Wein wird immer noch angebaut: Die Chicama
Vineyards ein paar Autominuten südwestlich von Vineyard Haven
produzieren interessante Rot- und Weißweine. Richtung Oak Bluffs
kommt man an der Martha‘s Vineyard Marine Fisheries Field Sta-
tion vorbei, einer der ältesten Hummerzuchten der Welt.
Old Schoolhouse Museum: 110 Main St., Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So.
10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten, www.mvy.com
Chicama Vineyards: Stoney Hill Rd., Jan. – Mai Sa. 13.00 – 16.00, Juni – Okt.
Mo. – Sa. 11.00 – 17.00, So. ab 13.00, Nov. – Dez. Mo. – Sa. 13.00 – 16.00
Uhr, Eintritt frei, http://chicamavineyards.com
Martha's Vineyard    ZIELE 249

Martha's Vineyard erleben


AUSKUNFT Beste französisch-amerikanische Küche
Martha's Vineyard CoC mit frischem Fisch und Produkten aus
PO Box 1698 der Region; freundliches Ambiente in
Vineyard Haven, MA 02568 altehrwürdigem viktorianischem Haus
Tel. 1 508 6 93 00 85, www.mvy.com
rPark Corner Bistro AAA
ANREISE 20 Kennebec Rd., Oak Bluffs
Steamship Authority Tel. 1 508 6 96 99 22
Tel. 1 508 4 77 86 00 Zu empfehlen: Black Angus Steak
www.steamshipauthority.com mit Aragula-Salat und Fritten.
Ganzjährig tgl. Autofähren von Woods
Hole (Cape Cod) nach Vineyard Haven ÜBERNACHTEN
(im Sommer Reservie­rung erforderlich) eShiverick Inn AAAA
5 Pease's Point Way
Falmouth Ferry Edgartown, MA 02539
Tel. 1 508 5 48 94 00 Tel. 1 508 6 27 47 84
www.falmouthferry.com www.thevic.com
Personenfähren: Mai – Mitte Okt. Greek-Revival-Luxus. Alle acht Zimmer
5 x tgl. von Falmouth (Cape Cod) mit Kamin, opulentes Frühstück.
nach Edgartown; Mai – Mitte Okt.
7 x tgl. von Falmouth nach Oak Bluffs rThe Christopher AAA
24 South Water St., Egartown,
MV Express Ferry MA 02539, Tel. 1 508 6 93 68 25,
Tel. 1 866 6 83 37 79 www.admiral-benbow-inn.com
www.mvexpressferry.com Komplett renoviert zur Wiedereröffnung
Juni – Sept. 3 x tgl. von Hyannis (Cape im Mai 2016, bietet das Boutiquehotel
Cod) nach Oak Bluffs; 15 Zimmer im modern nautischen Stil.
Mitte Mai – Mitte Sept. von New Bedford
(Festland) nach Oak Bluffs STRÄNDE
Familien bevorzugen den Joseph Sylvia
ESSEN State Beach. Am Katama Beach tum-
eSweet Life Café AAAA meln sich Jugendliche, Surfer mögen
63 Circuit Ave., Oak Bluffs, den Moshup Beach unterhalb der Gay
Tel. 1 508 6 96 02 00 Head Cliffs.

Das reizende Städtchen mit der altmodischen Sonnenschirmatmo- M Oak Bluffs


sphäre umgibt sich mit den längsten Stränden der Insel – nicht um-
sonst drehte Steven Spielberg hier seinen ersten großen Kassenerfolg
»Der Weiße Hai«. Die Circuit Avenue bietet Läden und Restaurants,
die Cottage City hingegen umgarnt mit Besinnlichkeit: Das Dorf
besteht aus rund 300 mit filigran gefertigten Dachgiebeln, Erkern
und Türmchen geschmückten »Lebkuchenhäuschen« (Gingerbread
250 ZIELE    Martha's Vineyard

Cottages) und entstand im 19. Jh. als Weiterentwicklung einer Zelt-


stadt für bis zu 12 000 Menschen, die jeden Sommer zu Freiluftgot-
tesdiensten der Methodisten auf die Insel kamen.
Liebhaber historischer Karussells sollten das Flying Horses Ca-
rousel nicht versäumen: 1876 gebaut, ist es das älteste noch in Be-
trieb befindliche Karussell der USA.
Leuchtturm-»Sammler« wird es zum East Chop Lighthouse ziehen.
Der weiße Leuchtturm mit der schwarzen Kappe überwacht von ei-
ner knapp 30 m hohen Klippe aus seit 1878 die Schifffahrt auf dem
Nantucket Sound.
Martha's Vineyard    ZIELE 251

Flying Horses Carousel: 15 Lake Ave., Oak Bluffs, Ende Mai – Sept. tgl.
10.00 – 22.00, April – Mai Sa. – So. 10.00 – 17.00, Sept. – Okt. Mo. – Fr. 11.00
bis 16.30, Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Ticket für eine Fahrt: 2 $,
www.mvpreservation.org/p.php/preservation/community/flying-horses
East Chop Lighthouse: E. Chop Dr., Mitte Juni – Mitte Sept. So. Führungen
bei Sonnenuntergang, Tel. 1 508 6 27 44 41, Eintritt: 5 $
www.lighthouse.cc/eastchop

Das 1642 gegründete Städtchen ist das älteste der Insel und eines der M Edgartown
elegantesten Neuenglands. Wo früher die Galionsfiguren der Walfän-
252 ZIELE    Martha's Vineyard

Hummer satt gibt es in vielen Lokalen auf der Insel.

gerschiffe über die Molen ragten, dümpeln heute sündhaft teure


Yachten. Vor allem an der North Water Street erinnern prachtvolle
georgianische Kapitänshäuser an die lukrativen Zeiten des Wal-
fangs – viele mit dem »Widow Walk«, dem Balkon auf dem Dach,
von wo aus die daheimgebliebenen Ehefrauen Ausschau nach den
Schiffen ihrer Gatten hielten. Besonders beachtenswert bei einem
Bummel durch Edgartown ist das 1672 erbaute Vincent House, das
älteste Haus auf Martha's Vineyard.
Spannend inszeniert das Vineyard Museum die Inselgeschichte im
einfachen Thomas Cooke House. Unter den Walfänger-Artefakten:
das Foto von Kapitän Valentine Pease, der Herman Melville als Vor-
bild für den Kapitän Ahab diente.
Chappaquiddick Island ist ein dicht bewaldetes Prominenten-Refu-
gium. In den 1960er-Jahren gelangte das Inselchen in die Schlagzei-
len durch einen vom Kennedy-Spross Edward fabrizierten Unfall, bei
dem sein Wagen von einer inzwischen abgerissenen Brücke ins Meer
stürzte und seine Sekretärin unter nie ganz geklärten Umständen
ums Leben kam.
Vincent House: Main St.; Ende Mai – Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 15.00 Uhr,
Eintritt frei, Spende erbeten, www.mvpreservation.org
Vineyard Museum: 59 School St.; Mitte Juni – Anf. Okt. Mo. – Sa. 10.00 bis
17.00, sonst Mo. – Sa. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 10$, http://mvmuseum.org

M Aquinnah Etwa 20 m hoch und wegen ihres Lehmgehalts grau, rötlich und
Cliffs orange schimmernd, ragen diese bis 1999 Gay Head Cliffs genannten
Klippen im äußersten Westen der Insel auf und geben ein sehr be-
liebtes Fotomotiv ab. Tourismus wird trotzdem klein geschrieben:
Zwischen den Hügeln lugen schöne Anwesen hervor und der fotoge-
ne Fischerhafen Menemsha kümmert sich nach wie vor zuallererst
um sein Tagesgeschäft, den Hummerfang. Im Dorf Aquinnah (frü-
her: Gay Head) lebt noch eine Gruppe auf Martha's Vineyard verblie-
bener Wampanoag-Indianer.
Nantucket    ZIELE 253

MM Nantucket
Region: Nantucket Island
a M / N 7
Fläche: 124 km²
Höhe: 0 – 9 m ü. d. M.
Bewohner: 7 400

»Little Gray Lady in the Sea« nannten die von Nantucket stam-
menden Seeleute liebevoll ihre Insel, waren sie doch stolz auf
ihre kleinen, von pinkfarbenen Kletterrosen umrankten »salt
boxes« mit den grauen Zedernschindeln und den weißen
Fensterrahmen. Herman Melville war prosaischer: In »Moby
Dick« beschrieb er das knapp 42 km vor der Südküste von
Cape Cod liegende Eiland als einen »Haufen Sand«.

Nantucket erleben
AUSKUNFT EVENT
Natucket Island Daffodil Festival
Chamber of Commerce Alljährlich Ende April/Anfang
Zero Main St., Nantucket, MA 02554 Mai, wenn die Narzissen blühen,
Tel. 1 508 2 28 17 00 wird auf Nantucket das schönste
www.nantucketchamber.org Frühlingsfest Neuenglands mit
breit gefächertem Veranstaltungs-
ANREISE programm begangen.
Steamship Authority
Tel. 1 508 4 77 86 00 ESSEN
www.steamshipauthority.com Sconset Café AA
Autofährverbindung ganzjährig tgl. Post Office Square, Sconset
mit Hyannis, Cape Cod Tel. 1 508 2 57 40 08
Hier wird nach ideenreichen
Hy-Line Cruises Rezepten gekocht; herrlich
Tel. 1 800 4 92 80 82 entspannte Inselatmosphäre.
http://hylinecruises.com
Personenfähren ganzjährig tgl. von ÜBERNACHTEN
Hyannis; Juni – Mitte Sept. von Oak Jared Coffin House AAA
Bluffs (Martha's Vineyard) 29 Broad St.
Nantucket, MA 02554
Freedom Cruise Line Tel. 1 508 2 28 24 00
Tel. 1 508 4 32 89 99 www.jaredcoffinhouse.com
www.nantucketislandferry.com 60 Zimmer. Repräsentatives
Personenfähren Mitte Mai – Mitte Okt. Backsteinhaus von 1845.
von Harwich Port (Cape Cod) Reichhaltiges Frühstück.
254 ZIELE    Nantucket

»Little Gray Richtig ist beides. Die knapp 23 km lange und nur 6 km breite Insel
Lady in the ist sandig und von hartem Buschwerk bedeckt. Sie verfügt allerdings
Sea« über einen ausgezeichneten Naturhafen, an dessen Ende Nantucket
liegt, die einzige Gemeinde. Die rund 10 000 Insulaner stammen
meist von den Pionierfamilien ab, die 1659 hier an Land gingen und
das »ferne Land«, wie Nantucket in der Sprache der indianischen
Besitzer hieß, für 30 englische Pfund erwarben. Im 18. und 19. Jh.
galten ihre Nachfahren als besonders verwegene Walfänger, Nantu-
cket wurde Walfangzentrum Neuenglands und hatte mit London
seinen Hauptabnehmer für das Walöl, das seine Straßen, Häuser und
Paläste damit erleuchtete.
Nach 100 Jahren Höhenflug versandete die Hafeneinfahrt jedoch
und die Konkurrenz aus “New Bedford überholte die Insel. Der Er-
satz von Walöl durch Petroleum und die industrielle Revolution auf
dem Festland machten dem lukrativen Gewerbe endgültig den Gar-
aus und nachgekommen ist nur wenig. Nantucket präsentiert sich
daher so wie vor 150 Jahren – mit Kopfsteinpflaster und viel Neueng-
land-Nostalgie.

Sehenswertes auf Nantucket


M Nantucket Die kopfsteingepflasterte, von uralten Ulmen gesäumte Main Street
Town ist quasi das Aushängeschild des Städtchens. Hier spielt sich der All-
tag ab, laden Cafés, Läden und Restaurants zum Bummeln und Ver-
weilen ein. Das 1845 im repräsentativen Greek Revival Style für den
Walölhändler William Hadwen gebaute Hadwen House reflektiert
auch mit seinem luxuriösen Innenleben den Lebensstil der wohlha-
benden Nantucketer Kaufleute um 1850.
Das M Nantucket Whaling Museum ist – neben jenem in New Bed-
ford – das spannendste Museum zum Walfang in Neuengland. Wo
einst das Walöl zu Kerzen verarbeitet wurde, werden heute die Por­
träts berühmter Kapitäne präsentiert und die Beiboote, von denen
aus die Harpuniere dem Wal nachstellten. Zu sehen ist natürlich auch
das Logbuch der »Essex«, deren Schicksal Melville zu »Moby Dick«
inspirierte: Das Schiff wurde im Pa-
zifik tatsächlich von einem Wal ge-
So früh wie möglich rammt und versank mit Mann und
Maus. Das Peter Folger Research
TIPP

Eigentlich kein richtiger Tipp,


Center im gleichen Haus befasst
sondern eher eine pure Not-
sich in einem kleinen Museum mit
wendigkeit: Wer im Sommer
mit dem Auto nach Nantucket
der traditionell starken Rolle der
reisen will, muss den Platz auf
Nantucketer Frauen, die während
der Fähre schon Monate im der langen Abwesenheit ihrer Män-
Voraus buchen! ner öffentliche Verantwortung über-
nahmen.
New Bedford    ZIELE 255

Wie im 17. Jh. auf Nantucket ge-


baut wurde, sieht man am besten
auf dem Sunset Hill an The Ol-
dest House, dem ältesten noch
erhaltenen Haus auf der Insel.
Das Jethro Coffin House
stammt aus dem Jahr 1686 und ist
ein typisches Beispiel für die ko-
loniale »Saltbox«-Bauweise. Am
Schornstein erkennt man ein ge-
mauertes Hufeisen – es sollte He-
xen fernhalten.
Hadwen House: 96 Main St.,
Führungen Ende Mai – Anf. Sept. tgl.
10.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt: 17 $,
www.nha.org/sites/hadwen Dämmerung im Hafen von Nantucket
Nantucket Whaling Museum:
Mitte Mai – Mitte Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, sonst kürzer, Nov. geschl.,
Eintritt: 20 $, www.nha.org

Eine 7 mi/11 km lange Auto-, besser noch Radtour – Verleihstatio- Quer über die
nen gibt es an der Main Street von Nantucket – führt quer durch die Insel
Insel zur Südwestseite. Dort haben Künstler und frühe Sommer-
frischler aus der Versammlung windschiefer Fischerhütten mit dem
indianischen Namen Siasconset im Laufe der Zeit eine hübsche Fe-
riensiedlung geschaffen, heute Sconset. Von hier aus lassen sich schö-
ne Strandspaziergänge unternehmen.

M New Bedford
Region: Bristol County
aM7
Höhe: 0 – 16 m ü. d. M.
Einwohner: 95 000

Die traditionsreiche, etwa eine Autostunde südlich von “Bos-


ton gelegene Hafenstadt verlegte sich in der zweiten Hälfte
des 19. Jh.s vom immer weniger Gewinn bringenden Walfang
auf das verarbeitende Gewerbe. Dennoch spielt der Fischfang
bis heute eine nicht unbeträchtliche Rolle im Leben der Stadt.
Unten am bis heute quirligen Hafen, aber auch im alten Stadt-
zentrum mit seinen kopfsteingepflasterten Straßen und statt-
lichen historischen Bauten umweht den Besucher immer noch
ein Hauch Walfänger-Atmosphäre. Schon deshalb lohnt sich
ein Abstecher hierher.
256 ZIELE    New Bedford

Ein Stück aus dem New Bedford Whaling Museum: In den Logbüchern
verzeichneten die Steuermänner Walsichtungen mit einem Stempel.

»Whaling Denn von 1830 bis 1860 war New Bedford »Whaling Capital of the
Capital of the World«: 80 Prozent der amerikanischen Walfangflotte stachen von
World« hier in See. Ihren berühmtesten Biografen fand die Stadt in Herman
Melville, der in »Moby Dick« die schönen Häuser der reichen Fa­
brikbesitzer beschrieb und dem tätowierten Schiffsvolk in den ver-
qualmten Hafenspelunken ein literarisches Denkmal setzte. Der An-
fang vom Ende des Walölgeschäfts kam mit dem Petroleum aus
Pennsylvania und den immer seltener werdenden Walen. Ende des
19. Jh.s war »Whaling« Geschichte.

Sehenswertes in New Bedford


MM New Die Partie unten am Hafen mit der Pier 3, der State Pier und der
Bedford Steamship Pier sowie die westlich anschließende historische Altstadt
Whaling von der Front Street über die Water Street bis zur Second Street ste-
National hen seit einigen Jahren als National Historic Park unter Denkmal-
Historic Park schutz. Im Wharfinger Building am Pier 3 ist das Waterfront Visitor
Center eingerichtet, das über die gegenwärtige Bedeutung des Fisch-
fangs für die Stadt informiert. Und draußen gibt es noch ein paar
Erinnerungen an die ruhmreiche Vergangenheit, so etwa den Scho-
ner »Ernestine« am State Pier. Stadteinwärts ist das M National Park
Visitor Center in der »Old Bank« an der North Second Street einge-
richtet. Hier erfährt man, welche Bedeutung der Walfang einmal für
New Bedford und die gesamte Ökonomie der Region hatte.
Wie schwer war eine Walharpune? Warum desertierten so viele See-
leute von Walfängerschiffen? Diese und viele andere Fragen beant-
New Bedford    ZIELE 257

wortet ein paar Schritte weiter südlich das hervorragende MM New


Bedford Whaling Museum, dessen einschlägige Sammlungen zu
den schönsten der Welt gehören. Beiboote, dramatische Jagdszenen
in Öl, historische Filme über traditionelle Fangtechniken, Logbücher
zum Schmökern und eine Herman Melville gewidmete Dauerausstel-
lung: Langeweile kommt hier nicht auf. Glanzstück ist der um die
Hälfte verkleinerte Walfänger »Lagoda«, mit 24 m Länge immerhin
das größte Schiffsmodell der Welt.
Wer »Moby Dick« gelesen hat, wird sich an Pater Mapple erinnern.
Der wortgewaltige Priester bläute den Seebären von einer schiffsför-
migen Kanzel noch einmal den Propheten Jona ein, bevor sie in See
stachen: »Aber der Herr verschaffte einen großen Fisch, Jona zu ver-
schlingen! – Dies Buch, Fahrensleute, zählt nur vier Kapitel; das
Garn, das der Prophet uns spinnt, ist nur Kabelgarn in der gewaltigen
Trosse der Heiligen Schrift. Und dennoch: in was für Tiefen lotet er
damit! Was ist an der Geschichte dieses Propheten nicht alles zu be-
herzigen!« Herman Melville beschrieb keine andere Kanzel als diese
im M Seamen's Bethel schräg gegenüber vom Whaling Museum.
Nahezu alles in dem 1832 errichteten weißen Kirchlein ist noch an
seinem damaligen Platz. Die Gedenktafeln an den Wänden mit den
Namen der auf allen sieben Weltmeeren vermissten Schiffe und Be-
satzungen sind eindrucksvolle Zeugnisse vom oft lebensgefährlichen
Alltag an Bord der Walfänger.
Südwestlich des historischen Stadtzentrums, an der Ecke Madison
Street/7th Street, lädt das M Rotch-Jones-Duff House and Garden
Museum zum Besuch ein. Diese alte Walfänger-Villa mit ihrem

New Bedford erleben


AUSKUNFT In der 1845/1846 im Georgian Revival
Destination New Bedford Style errichteten dreistöckigen Villa des
133 William St. Walfänger- Kapitäns Benjamin Clark sind
Room 119, heute fünf hübsche Gästesuiten einge-
New Bedford, MA 02740, richtet, teilweise mit offenem Kamin.
Tel. 1 508 9 79 17 45 Übernachten kann man hier ab 125 $
www.destinationnewbedford.org pro Nacht.

ÜBERNACHTEN WHALE WATCHING


The Orchard Street Manor Von New Bedford aus gibt es derzeit
B & B AAA keine Walbeobachtungstouren mehr.
139 Orchard St., Wer sich dafür interessiert: Touren wer-
New Bedford, MA 02740-3625 den ab Hyannis (“Cape Cod), Province-
Tel. 1 508 9 84 34 75, town (“Cape Cod), Nantucket Island so-
www.the-orchard-street-manor.com wie ab “Plymouth (MA) angeboten.
WISSEN Wale
Special-Titel
259
259

©
260 ZIELE    New Bedford

AHA! Night herrlichen Garten steht noch auf ih-


rem ursprünglichen Grund und Bo-
den. Hier bekommt man einen Ein-
TIPP

Jeden 2. Donnerstag im Monat


gibt es eine AHA! Night, im Rah- druck vom Leben in der Glanzzeit
men derer man mit Kunst, Ge- des Walfangs im 19. Jahrhundert.
schichte und Architektur (Art, Waterfront Visitor Center:
History, Architecture = AHA) des Wharfinger Bldg., Pier 3, 52 Fishermans
denkmalgeschützten Bereichs der Wharf, Mo. – Fr. 8.00 – 16.00, Mitte
Stadt vertraut gemacht wird. Von Juni – Labor Day auch Sa./So 9.00 bis
17.00 bis 21.00 Uhr gibt es Aus- 16.00, Eintritt frei, http://www.nps.gov/
stellungen, musikalische Darbie- nebe/planyourvisit/visitorcenters.htm
tungen und vieles mehr. AHA!- New Bedford National Park Visitor
Programme liegen im National Center: N. Second St., tgl. 9.00 bis
Park Visitor Center aus. 17.00 Uhr, Jan. – März Mo./Di. geschl.,
Eintritt frei, www.nps.gov./nebe/
New Bedford Whaling Museum: 18 Johnny Cake Hill, April – Dez. tgl.
9.00 bis 17.00, Jan. – März Di. – Sa. 9.00 – 16.00, So. 11.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 16 $, www.whalingmuseum.org
Seamen‘s Bethel: 15 Johnny Cake Hill, Memorial Day (Ende Mai) –  Colum-
bus Day (Anfang/Mitte Oktober) tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei, Spende
erbeten, http://seamensbethel.org/
Rotch-Jones-Duff House & Garden Museum: 396 County St., Mo. bis Sa.
10.00 – 16.00, So. 12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 6 $, http://rjdmuseum.org/

Umgebung von New Bedford


Fall River Der Hauptgrund für einen Stopover in dieser gesichtslosen Indus­
trie- und Hafenstadt kurz vor Rhode Island (15 mi/24 km nordwest-
lich von New Bedford) ist das größte Freiluft-Marinemuseum der
Welt. In der Mount Hope Bay liegen Kriegsschiffe aus dem Zweiten
Weltkrieg und dem Kalten Krieg an der Pier des Museums M Battle-
ship Cove. Stars der Ausstellung sind das 206 m lange Schlachtschiff
»USS Massachusetts«, das im Zweiten Welkrieg 35 Schlachten im
Atlantik und Pazifik erlebte, und die »Hiddensee«, vormals »Rudolf
Egelhofer« der DDR-Marine, ein in der Sowjetunion gebauter Lenk-
waffenzerstörer. Hinzu kommen Torpedoboote, U-Boote, Minensu-
cher und anderes Kriegsmaterial. Ein kurzer Spaziergang führt von
den Schiffen zum Marine Museum, das sich mit der Geschichte der
einst zwischen Fall River und Newport verkehrenden Fall River Line
ebenso befasst wie mit der »Titanic« (über 8 m langes Schiffsmodell)
und der 1956 vor Nantucket verunglückten »Andrea Doria«.
Battleship Cove: 5 Water St., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $,
www.battleshipcove.com
Marine Museum: 70 Water St., Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. ab 12.00
Uhr, Eintritt frei, ww.marinemuseum.org)
Pioneer Valley    ZIELE 261

M Pioneer Valley
Region: Franklin County / Mohawk Trail
aK6
Höhe: 20 – 90 m ü. d. M..

Ein bunter Quilt aus Wiesen und Wäldern, gezogen über eine
sanft gerundete Hügellandschaft: Über das obere, in Nord-
Süd-Richtung verlaufende Connecticut River Valley erschlos-
sen die weißen Siedler im 17. Jh. das Innere Neuenglands.

Bis weit ins 18. Jh. war das folgerichtig nach ihnen benannte Pioneer Ein Tal voll
Valley Amerikas Wilder Westen. Durch die unbekannte Wildnis da- Bildung
hinter streiften nur noch Indianer und mit ihnen verbündete Fran-
zosen. Den Siedlern folgten im frühen 19. Jh. Techniker und Ingeni-
eure, die den Connecticut River bändigten und ihm Papier- und
Textilfabriken auf die Ufer stellten. Die Industriellen der ersten Stun-
de bauten mit dem Gewinn aber nicht nur märchenhafte Residenzen
für ihre Familien, sondern auch eine Reihe höherer Schulen. Heute
büffeln im Pioneer Valley über 60 000 Studenten an Dutzenden Pri-

Pioneer Valley erleben


AUSKUNFT Gehört zur Universitätsstadt
Greater Northampton CoC Amherst wie die Trinkhallen zu
99 Pleasant St. Northampton, MA Dortmund: »Ravioli & Chicken
01060, Tel. 1 413 5 84 19 00 with Walnuts« ist der Renner!
www.explorenorthampton.com
ÜBERNACHTEN
Amherst Chamber of Commerce Lord Jeffery Inn AA – AAA
28 Amity St., Amherst, MA 01002 30 Boltwood Ave., Amherst, MA 01002
Tel. 1 413 2 53 07 00 Tel. 1 413 2 56 82 00
www.amherstarea.com www.lordjefferyinn.com
48 Zimmer. Hübsches Gasthaus
ESSEN mit neu­englischem Giebel und
Spoleto AA einfach möblierten Zimmern.
50 Main St., Northampton
Tel. 1 413 5 86 63 13 Hotel Northampton AAA
Moderner Italiener im Zentrum; kreative 36 King St., Northampton, MA 01060
und zugleich bo­denständige Küche. Tel. 1 413 5 84 31 00,
www.hotelnorthampton.com
Judie's Restaurant A 107 Zimmer. Charmantes, 1927
51 North Pleasant St., Amherst im Colonial Revival Style erbautes
Tel. 1 413 2 53 34 91 Stadthotel.
262 ZIELE    Pioneer Valley

vatschulen, Colleges und der University of Massachusetts in Am-


herst, was dem Tal ein jugendliches Antlitz verleiht. Die renommier-
testen Lehranstalten heißen Amherst College, Hampshire College
und University of Massachusetts (alle in Amherst), außerdem gibt es
die Frauen vorbehaltenen Smith und Mount Holyoke Colleges in
Northhampton und South Hadley. Die beste Art, das Pioneer Valley
zu »erfahren«, ist die beschauliche MA 5 von “Springfield aus.

Sehenswerte Orte im Pioneer Valley


South Hadley Den Alltag in diesem gepflegten Städtchen 15 mi/24 km nördlich von
Springfield bestimmt das Mount Holyoke College an der MA 116. Als
erstes Frauencollege der USA wurde es 1836 von der Lehrerin
Mary Lyon gegründet und ist heute eine der prestigeträchtigsten
Lehranstalten für Jura, Medizin und Kunst. Sehenswert ist das
Mount Holyoke College Art Museum mit sehr guten Asien- und
Antikenabteilungen und Werken europäischer und amerikanischer
Meister. Das Museum liegt auf dem von Frederic Law Olmsted, dem
damals berühmtesten Landschaftsarchitekten seiner Zeit, gestalteten
Campus.
i Lower Lake Rd., Di. – Fr. 11.00 – 17.00, Sa. , So. 13.0017.00 Uhr,
Eintritt frei, www.mtholyoke.edu/artmuseum

Joseph Allen Das Waldgebiet auf dem Rücken des Mt. Holyoke 5 km nördlich von
Skinner State South Hadley bietet schöne Wanderwege zu reizvollen Zielen wie
Park den Felsformationen wie Titan's Piazza, einem beeindruckenden
Felsüberhang, und Devil's Football, einem angeblich magnetischen
Felsbrocken. Vom 1821 auf einer Basaltklippe errichteten Summit
House aus schaut man hinab auf das Connecticut Valley.

Northampton Die ersten 150 Jahre nach seiner Gründung 1654 verbrachte North-
ampton als raue Frontiersiedlung. Kultur kam erst 1875 in Gestalt des
von Sophia Smith gegründeten Smith College, das in der Folgezeit
so prominente Absolventinnen wie die »Vom Winde verweht«-Au-
torin Margaret Mitchell und die Feministin Gloria Steinem hervor-
brachte. Heute prägen die im eklektischen Stilmix entlang der Main
Street stehenden College-Gebäude den Stadtkern. An den berühm-
testen Sohn der Stadt, Präsident Calvin Coolidge (1871 bis 1933), ob
seiner Wortkargheit auch »Silent Cal« genannt, erinnern Calvin
Coolidge Presidential Library & Museum. Hauptattraktion des
Städtchens ist jedoch das Smith College Museum of Art, das weni-
ger bekannte Werke von Degas, Monet und Picasso besitzt.
Calvin Coolidge Presidential Library & Museum: 20 West St., Mo., Mi.
15.00 – 20.00, Di., Do. 13.00 – 17.00, Sa. 9.00 – 12.00 Uhr, Eintritt frei,
www.forbeslibrary.org/coolidge
Pioneer Valley    ZIELE 263

Smith College Art Museum: Brown Fine Arts Center, Elm St.; Di. – Sa.
10.00 – 16.00, So. 12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt 5 $, www.smith.edu/
artmuseum

Drei Hochschulen verpassen dem nach einem englischen General Amherst


aus dem French and Indian War benannten Städtchen ein kräftige
Vitaminspritze. Der Kreuzungsbereich von Pleasant, Amity und
Main Street ist mit seinen Cafés im Sommer der quirlige Treffpunkt
von Bürgern und Studenten. Die attraktivsten der alten Stadthäuser
stehen im Stadtzentrum, wie auch das Amherst College (S. Pleasant
St. & College St.). Zu ihm gehören das ausgezeichnete Beneski Am-
herst College Museum of Natural History und das Mead Art Mu-
seum mit seinen exzellenten Sammlungen aus Europa, Amerika,
Afrika und Asien. Liebhaber der Verse Emily Dickinsons werden
dem Emily Dickinson Museum zustreben: Die ebenso exzentrische
wie feinsinnige Lyrikerin wurde hier geboren und verbrachte hier
auch den Großteil ihres Lebens in völliger Zurückgezogenheit.
Beneski Amherst College Museum of Natural History: Di. – So. 11.00
bis 16.00, Do. auch 18.00 – 22.00 Uhr, Eintritt frei,
www.amherst.edu/museums/naturalhistory
Mead Art Museum: Di. – So. 11.00 – 16.00, Do. auch 18.00 – 22.00 Uhr,
Eintritt frei, www.amherst.edu/museums/mead
Emily Dickinson Museum: 80 Main St., Juni – Aug. Mi. – Sa. 10.00 – 17.00,
So. 13.00 – 17.00, Sept. – Nov. u. März – Mai Mi. – Sa. 13.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt 10 $, www.emilydickinsonmuseum.org

In dem von Wiesen und Feldern umgebenen Städtchen ging es nicht Deerfield
immer so ruhig zu wie heute: In den 1660er-Jahren war der lange
Arm der Krone weit weg und die
Indianer und Franzosen waren Dwight House in Historic Deerfield
nah. 1675 löschten diese nahezu
das ganze Dorf im Bloody Brook
Massacre aus, 1704 töteten oder
entführten sie die meisten Deer-
fielder nach Montréal. Erst 1735
kehrten die Siedler zurück und
machten aus dem Ort in den
nächsten 100 Jahren eine blühen-
de Ackerbaugemeinde mit gro-
ßen Holzhäusern an der Main
Street.
Die Einwohner von Deerfield de-
monstrierten die bewahrende
Grundhaltung in Neuengland üb-
rigens am frühesten: Schon 1848
begannen sie, die schönsten ihrer
264 ZIELE    Plymouth

Häuser unter Schutz zu stellen. Heute säumen mehr als 80 herrliche


Bauten aus dem 17. und 18. Jh. die Main Street – M Historic Deerfield
ist ein lebendes Museum! In 14 von der »Historic Deerfield Associa-
tion« unterhaltenen Häusern kann man noch originale Wohnungs-
einrichtungen, Wohntextilien, Porzellan aus China und altes ameri-
kanisches Silber bewundern.
Das im alten Schulgebäude von 1798 untergebrachte hervorragende
Memorial Hall Museum erweckt die dramatische Vergangenheit
von Deerfield zum Leben: Hauptstück einer dem »Deerfield Raid«
von 1704 gewidmeten Ausstellung ist die von Axt- und Säbelhieben
gezeichnete, schwere Haustür des Stebbins House.
Historic Deerfield: Mitte April – Nov. tgl. 9.30 – 16.30 Uhr, Eintritt: 14 $,
Tickets im Flynt Center of Early New England Life, 37 D Main St.,
www.historic-deerfield.org
Memorial Hall Museum: 8 Memorial St.; Mai – Anf. Nov. Di. – So. 11.30 bis
16.30 Uhr, Eintritt: 6 $, www.deerfield-ma.org

MM Plymouth
Region: Plymouth County
aM7
Höhe: 11 m ü. d. M.
Einwohner: 57 000

1620 setzten die Pilgerväter, in England wegen ihres Glaubens


verfolgt, auf der  »Mayflower« nach Amerika über und gingen
am 21. Dezember schließlich nach gefährlicher Überfahrt am
Plymouth Rock südlich von Boston an Land.

Geplant war So steht es in allen Geschichts- und Englischbüchern. Die Leistungen


alles anders dieser frommen Pioniere lernt man jedoch erst bei einem Besuch der

Plymouth erleben
AUSKUNFT Übernachten
Destination Plymouth County John Carver Inn & Spa AAA
130 Water Street 25 Summer St., Plymouth, MA 02360
Plymouth, MA 02360 Tel. *1 888 9 06 61 81
Tel. 1 508 7 47 75 25 www.johncarverinn.com
www.seeplymouth.com Die moderne Herberge bietet 80 ge-
räumige Suiten und Gästezimmer. Gern
aufgesucht werden die Einrichtungen
»Beach Plum Spa« und »Med Spa«.
Plymouth    ZIELE 265

Originalschauplätze zu würdigen: Die »Mayflower« war winzig, die


Häuser windschief und zugig und überhaupt waren die Siedler nur
zufällig hier gelandet. Vertraglich an die Londoner Virginia Compa-
ny gebunden, hatten sie sich verpflichtet, Land in der Virginia Co­
lony urbar zu machen – als Gegenleistung für eine freie Überfahrt.
Heftige Stürme trieben die »Mayflower« jedoch vom Kurs ab. Statt
der Mündung des Hudson River sich­tete man Cape Cod, wo man
zunächst beim heutigen Provincetown an Land ging. Das heutige
Plymouth lebt vom Geschäft mit den »pilgrim fathers«. Der Rummel,
insbesonders im Juli und August, ist beträchtlich.

Sehenswertes in Plymouth
Ein 1920 errichteter griechischer Portikus an der Water Street mar- M Plymouth
kiert den geschichtsträchtigsten Stein Amerikas. Er ist zwar eher Rock
unscheinbar, doch – zumindest der Legende nach – jener Stein, den
die Pilgerväter bei ihrer Ankunft zuerst unter die Stiefel nahmen.
Allerdings, soviel räumt eine Texttafel ein, wurde er einige Male hin-
und hergeräumt. So wollten ihn die Patrioten 1774 auf den »Altar der
Freiheit« hieven – allein, er zersprang ...

Das fest im Kollektivbewusstsein der Amerikaner – und in Sichtwei- M May-


te des Plymouth Rock – ankernde Schiff wurde 1955 bis 1956 im flower II
englischen Brixham detailgetreu nachgebaut und kann heute an der
State Pier besichtigt werden. Der kaum 32 Meter lange Dreimaster
beförderte in jenem denkwürdigen Jahr 102 im Unterdeck zusam-
mengepferchte Passagiere. Kostümierte Schauspieler in den Rollen
historisch verbürgter Mayflower-Passagiere erzählen im alten mittel-
englischen Dialekt von der entbehrungsreichen Überfahrt.
i State Pier, tgl. 9.00 – 17.00, im Sommer bis 19.00 Uhr, Eintritt: 12 $,
www.plimoth.org/

Was die Passagiere der Mayflower im Gepäck mitführten und wie sie M Pilgrim Hall
sich in Plymouth einrichteten, erfährt man in diesen wahrlich heili- Museum
gen, 1824 errichteten Hallen: Ausgestellt sind tatsächlich bemerkens-
werte Originalstücke wie die Schwerter von Myles Standish, ein Stuhl
von William Brewster und die Wiege von Peregrin White, der auf der
Mayflower geboren wurde.
i 75 Court St., Feb. – Dez. tgl. 9.30 – 16.30 Uhr, Eintritt: 8 $,
www.pilgrimhall.org

An der Water Street und in den Straßen dahinter stehen einige his- Historische
torische Häuser. Das älteste, Sparrow House von 1640, beherbergt Bauten
heute neben einem kleinen Museum mit zwei im Stil der Puritaner
spartanisch eingerichteten Zimmern eine Töpferei. Im 1666 gebauten
WISSEN Die Reise der Mayflower
Special-Titel

MM Mayflower
Der amerikanische Gründungsmythos hat einen Namen: »Mayflower«.
Ganz genau weiß man nicht, wie das Schiff ausgesehen hat, aber wer
die 102 Passagiere und damit die Gründungsväter, -mütter und -kinder
der USA waren, ist genau dokumentiert.

Reiseverlauf ließen sich die Überlebenden beim


Die Reise der Pilgerväter begann im Juli heutigen Plymouth nieder. Die »May-
1620 im niederländischen Delft, von flower« segelte am 5. April 1621 ohne
wo sie mit der »Speedwell« ins eng- Ladung nach zurück nach England.
lische Southampton übersetzten. Dort
lag die »Mayflower«. Beide Schiffe e Schiffstyp
sollten die Trans-Atlantik-Fahrt antre- Schiffe vom Typ der Galeone »May-
ten, doch musste man wegen Lecks in flower« waren im 16.und 17. Jh. ge-
der »Speedwell« zwei Mal umkehren. bräuchlich. Charakteristisch: schlanker
Am 6. September 1620 legte die über- Rumpf, »Galion« (vorderer Aufbau)
füllte, von Captain Christopher Jones und Achterkastell (hinterer Aufbau).
geführte »Mayflower« in Plymouth ab Ungefähre Daten der »Mayflower«:
mit 102 Passagieren und 31 Mann Be- Länge: 28 m; Breite: 9 m; Tiefgang: ca.
satzung. Ein Besatzungsmitglied und 4 m; Wasserverdrängung: 180 t
ein Passagier starben unterwegs. Eli-
zabeth Hopkins gebar ihren Sohn Oce- r Schaluppe
anus. Am Morgen des 9. November Mit dieser wurden nach dem 11. No-
1620 wurde Land gesichtet – jedoch vember 1620 die Küsten um Cape
Cape Cod und nicht das angesteuer- Cod erkundet.
te Virginia. Nach einem vergeblichen
Versuch, nach Süden zur Hudsonmün- t Oberdeck
dung zu kommen, kehrte man um und Bei gutem Wetter kampierten und
ging am 11. November 1620 an Land. kochten die Passagiere hier oben.
Den Winter verbrachten die Pilgervä-
ter an Bord der »Mayflower«, wo fast u Zwischendeck
die Hälfte an Lungenentzündung und Wo Erwachsene nicht aufrecht stehen
Tuberkulose starb. Am 21. März 1621 konnten, drangvolle Enge und »dicke
Luft« herrschte, verbrachten die Passa-
giere die meiste Zeit.

i Laderaum
Hier waren die Habseligkeiten, Werk-
zeuge sowie Proviant für ein Jahr ver-
staut.
Am 11. November 1620 betraten die
Pilgerväter auf Cape Cod den Boden
der Neuen Welt (Stich nach einem
Gemälde von A. Gisbert, 1864).
267

Berühmte Nachfahren von »Mayflower«-Passagieren

Sarah Palin (*1964; Republikanische Politikerin)


Richard Gere (*1949; Schauspieler)
George W. Bush jun. (*1946; US-Präsident)
Clint Eastwood (*1930; Schauspieler)
Marilyn Monroe (1926 – 1962; Schauspielerin)
Orson Welles (1915 – 1985; Schauspieler und Filmregisseur)
Bing Crosby (1903 – 1977; Sänger)
Humphrey Bogart (1899  – 1957; Schauspieler)
Franklin D. Roosevelt (1882 – 1945; US-Präsident) William Brewster (1566? – 1644)
George Eastman (1854 – 1932; Foto-Pionier) aus Yorkshire war Kirchenältes-
ter der Gemeinde. Seine Frau
und seine beiden jüngsten Söhne
begleiteten ihn in die Neue Welt.

e
©

r
t
e

Das erste Dokument der


amerikanischen Geschichte: i
Am 11. November 1620 unter-
zeichneten die 41 männlichen
Passagiere den »Mayflower
Compact« (Stahlstich, um 1850).
268 ZIELE    Plymouth

Howland House (33 Sandwich St.) lebten die Mayflowerpassagiere


Eliza­beth Tilley und John Howland; Old Farlow House (119 Sand-
wich St.) wurde 1677 gebaut. Das Mayflower Society House (1754)
ist Beispiel für den wohlhabenden Lebensstil im 18. Jh. (4 Winslow
St). In der sehr elitären Mayflower Society finden sich die direkten
Nachfahren der Mayflowerpassagiere zusammen.
Sparrow House: 42 Summer St., April – Nov. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 2 $, www.sparrowhouse.com

MM Plimoth Die palisadenumgebene Plimoth Plantation – die Schreibweise ist


Plantation alten Dokumenten entnommen – ist die penible Rekonstruktion des
Dorfes der Mayflowerpassagiere, wie es sieben Jahre nach ihrer An-
kunft ausgesehen hat. Der Eintritt ins frühe 17. Jahrhundert ge-
schieht durch eine kanonenbewehrte hölzerne Bastion, über der ein
Schild mit der Aufschrift »You are now entering 1627« hängt. Da-
nach tritt man auf eine zum Meer abfallende Staubstraße mit klei-
nen, strohgedeckten Häusern und Gärten dahinter. Die geschäftigen
Bewohner, gekleidet in grobe Arbeitskleidung und historisch beleg-
Salem    ZIELE 269

te Personen spielend, spleißen Holz und füttern Schweine, Enten und


Hühner. Nie von ihrer Rolle abweichend, lassen sie sich gern in Ge-
spräche verwickeln, wobei sie gekonnt den alten englischen Dialekt
der Pilgerväter verwenden. Jenseits der Palisaden führt ein schöner
Spaziergang zur Hobamock's Wampanoag Indian Homesite, wo
Nachfahren der Wampanoag-Indianer ihre Kultur erläutern. Mehr
über »Plimoth« und den historischen Kontext erfährt man im erfreu-
lich kritischen Museum im Dorf.
i 137 Warren Ave., Mitte März – Ende Nov. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, im
Hoch- sommer länger, Eintritt: 25,95 $, www.plimoth.org

M Salem
Region: North of Boston
aM6
Höhe: 3 m ü.d.M.
Einwohner: 43 000

Das Wort »Hexenjagd« ist in den USA regelmäßig in aller


Munde. Die uramerikanische Vorliebe, die moralischen Verfeh-
lungen prominenter Personen an den Pranger der TV-Öffent-
lichkeit zu stellen, hat konkrete historische Ursachen, deren
Hinterfragung in das 16 mi/26 km nördlich von Boston lie-
gende Salem führen.

Die 1626 von Puritanerführer Roger Conant gegründete Stadt, de- Salem
ren Name eigentlich »Frieden« bedeutet, entwickelte sich zu einem und der
theokratischen, religiös äußerst intoleranten Gemeinwesen. 1692 Hexenwahn
gipfelten Heuchelei und Doppelmoral in der berühmt-berüchtigten
»Salem Witch Hunt«, der Hexenjagd von Salem. Anlass: Die Töch-
ter des Reverend Samuel Parrish begannen in der Öffentlichkeit zu
tanzen und zu fluchen, in der vergnügungsfeindlichen Welt der Pu-
ritaner ein Skandal. Ein Arzt erklärte sie für verhext. Bald darauf
nannten die Mädchen, eingeschüchtert von dem Wirbel um sie her-
um, die Namen derjenigen, die sie angeblich verhext hatten. In den
folgenden sieben Monaten wurden 200 Menschen der Hexerei be-
schuldigt, 150 wurden verhaftet, 19 Frauen und ein Mann schließlich
»überführt« und gehängt. Erst als der Hexenhammer auch nach der
Frau des Gouverneurs von Massachusetts ausholte, war die Jagd
plötzlich zu Ende. Salem hatte seinen Ruf weg. Im Jahre 1850 rech-
nete Nathaniel Hawthorne mit seinem Klassiker »Der scharlach-
rote Buchstabe« mit der Doppelmoral in seiner Heimatstadt ab,
und in den 1950er-Jahren benutzte der Dramatiker Arthur Miller in
seinem Bestseller »Hexenjagd« die Hexenhysterie von Salem als
Allegorie auf den berüchtigten Kommunistenjäger McCarthy, der in
270 ZIELE    Salem

dieser Zeit zahlreiche Künstler und Schauspieler »unamerikanischer


Umtriebe« beschuldigte. Salems »verhexte« Vergangenheit wird na-
türlich touristisch vermarktet – wobei der Hexenrummel die ande-
ren, eigentlich weitaus interessanteren Attraktionen ungebührlich
überschattet. Als Schiffsbauzentrum und Handelshafen reichten Sa-
lems Kontakte im späten 18. Jh. bis nach China: So viele Segler und
Klipper aus Salem handelten mit Fernost, dass die Chinesen es für
ein märchenhaft reiches Land hielten. Mit der Versandung des Ha-
fens nach 1810 begann der langsame Niedergang; heute lebt Salem
vom Tourismus.

Sehenswertes in Salem
Hexenhaftes Nicht imstande, das Hexenimage ihrer Stadt loszuwerden, machten
die Stadtväter von Salem aus der Not eine Tugend: Sie ließen zu, dass
fortan die Zeit der Hexenjagd unter dem einprägsamen Motto »Sa-
lem bewitched« vermarktet werden konnte. So stellt man beispiels-
weise im Salem Witch Museum die Hexenprozesse mitsamt Folte-
rungen mit Wachsfiguren, Kunstblut und viel Geschrei und Gestöhn
vom Band nach. Im Witch Dungeon Museum spielt man die Pro-

Salem erleben
AUSKUNFT
Destination Salem
81 Washington St., Suite 204, Salem,
MA 01970 , Tel. 1 978 7 44 36 63,
www.salem.org

ESSEN
eTrattoria Bella Verona AA
107 Essex St., Tel. 1 978 8 25 99 11
Kleines Familienrestaurant gegenüber
vom Hawthorne Hotel. Immer voll, aber
auch immer freundlich. Angeboten wer-
den traditionelle Speisen aus Norditalien Stadtgründer Roger Conant blickt grimmig
und hauseigene Rezepte.. zum Hexenmuseum hinüber.

ÜBERNACHTEN http://thedanielshouse.com
eThe Stephen Daniels 5 Zimmer. Nettes B & B in einem Kapi-
House AA – AAA tänshaus von 1687. Riesige Kamine
1 Daniels St. Salem, MA 01970 und niedrige Decken vermitteln urige
Tel. 1 978 7 44 57 09 Pionieratmosphäre.
Salem    ZIELE 271

zesse nach alten Akten nach und auch das düstere Witch House, das
Wohnhaus des Hexenrichters Jonathan Corwin, lässt sich besichti-
gen. Hier wurden die Angeklagten verhört.
Salem Witch Museum: 19 1/2 Washington Sq. N., Sept. – Juni tgl. 10.00
bis 17.00, Juli – Aug bis 19.00 Uhr, Eintritt: 11 $, www.salemwitchmuseum.
com
Witch Dungeon Museum: 16 Lynde St., tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt:
9 $, www.witchdungeon.com
Witch House: 310 Essex St., Führungen Mai – Anf. Nov. tgl.
10.00 – 17.00 Uhr, Ticket inkl. Tour: 10,25 $, www.witchhouse.info

Das alte Hafenviertel ist in den letzten Jahren mit großem Aufwand Maritime
restauriert worden und steht heute unter Denkmalschutz. Hauptan- National
ziehungspunkt ist ein Nachbau des 1797 vom Stapel gelaufenen Han- Historic Site
delsschiffs »Friendship«.
272 ZIELE    Salem

M House of Die Geschichte des im Jahre 1668 gebauten und ziemlich düsteren
the Seven Hauses mit den steilen Dächern und sieben Giebeln und seiner Be-
Gables Histo- wohner inspirierte Nathaniel Hawthorne (1804 – 1864) zu »Der
ric Site scharlachrote Buchstabe«. Viele Szenen aus dem berühmten Buch
spielen in den mit zeitgenössischen Möbeln eingerichteten Räumen,
von denen heute sechs zu besichtigen sind. Hawthornes Geburtshaus
steht im Garten.
i 54 Turner St., Nov. – Dez., Mitte Jan. – Juni tgl. 10.00 – 17.00, Juli – Okt.
tgl. bis 19.00 Uhr, Eintritt: 12,50 $, www.7gables.org

MM Peabody Das beste Museum zur maritimen Geschichte Neuenglands im All-


Essex gemeinen und zum Chinahandel im Besonderen! Nicht weniger als
Museum dreißig Galerien, eine Forschungsbibliothek, elf historische Häuser
und weit über 400 000 Arte­fakte in spannend inszenierten Ausstel-
lungen machen einen ganzen Tag zur Besichtigung nötig. Vor allem
Salems Bedeutung im Chinahandel wird auf faszinierende Weise do-
kumentiert: Das Handelsgut aus den Laderäumen der Klipper aus
Salem, die auf den sieben Weltmeeren zu Hause waren, füllt heute die
Vitrinen des Museums. Sehenswert ist die »Asian Export Art«, um
1800 in China für England und die USA hergestellte Haushaltswaren.
Hinzu kommen noch Masken aus Melanesien, rituelle Meji-Kostüme
aus Japan, Textilien aus Indonesien und herrlich geschnitzte Stoß-
zähne aus China. Nicht verpassen: die maritimen Themen in der
Gemäldesammlung, darunter Bilder von Fitz Hugh Lane und John
Singleton Copley.
i East India Sq., Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $, www.pem.org

Umgebung von Salem


Marblehead Die südlich der Stadt in den Salem Sound hinausragende Halbinsel
schützt den Hafen von Salem vor Wind, Wetter und hohem Wellen-
gang. Der gleichnamige Fischerhafen wurde im Jahre 1629 gegründet
und ist mit seinen gewundenen Straßen und alten Holzhäusern ein
fotogenes Fragment des alten Neuengland. Besuchenswert ist vor al-
lem die viktorianische Gemeinde­halle Abbott Hall. Sie beherbergt
das in allen amerikanischen Geschichtsbüchern präsente Gemälde
»The Spirit of '76« von Archibald McNeal Willard (1836 – 1918).
Das Bild der drei Patrioten, die, Dramatik im Blick und die Fahne im
Rücken, zum Klang der Trommeln und Pfeifen Richtung Unabhän-
gigkeit marschieren, ist künstlerisch zwar nicht sonderlich wertvoll,
konnte sich jedoch im Herzen vieler Amerikaner einen festen Platz
erobern.
i 188 Washington St.; Mo., Di., Do. 8.00 – 17.00, Mi. 7.30 – 19.30, Fr. 8.00
bis 13.00, Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten,
www.marblehead.org
Springfield    ZIELE 273

Springfield
Region: Greater Springfield
aK6
Höhe: 22 m ü. d. M.
Einwohner: 154 000

Die am Südende des “Pioneer Valley gelegene Großstadt


Springfield präsentiert sich als – wenn auch nicht gerade be-
sonders schöne, so doch recht interessante – Stadt mit thema-
tisch ungewöhnlichen Museen.

1636 als Handelsposten am Connecticut River gegründet, wurde Die Waffen-


1795 hier das erste Gewehr »Made in USA« zusammengesetzt. Im schmiede der
Bürgerkrieg versorgten Springfields Waffenfabriken die Union mit Union
Kanonen und Handfeuerwaffen. Heute ist die drittgrößte Stadt von
Massachusetts Gastgeber der alljährlich im September stattfindenden
Industriemesse Eastern States Exposition, der größten Schau im
Nordosten.

Sehenswertes in Springfield
Unter dem Namen »Springfield Museums at the Quadrangle« wer- Springfield
ben vier beeindruckende Museen am Merrick Park um Besucher. Museums
Das George Walter Vincent Smith Art Museum enthält europäi- at the
sche und v. a. amerikanische Kunst, u. a. Gemälde von Frederic Quadrangle
Church und Albert Bierstadt; das Museum of Fine Arts präsentiert
Werke von Gauguin, Renoir, Degas, Homer und George Bellows. Das
Springfield Science Museum beherbergt Schätze wie das erste in

Springfield erleben
AUSKUNFT Tel. 1 413 7 81 71 11
Greater Springfield CVB www.marriott.com
1441 Main St. 265 Zimmer und Suiten. Das
Springfield, MA 01103 moderne und zeitgemäß aus-
Tel. 1 413 7 87 15 48 gestattete Hotel liegt sehr ver-
www.valleyvisitor.com kehrsgünstig. Es bietet allen
Komfort, so auch Pool und
ÜBERNACHTEN Fitness Center. Das gut geführte
Springfield Marriott AAA Haus wird von Touristen und
2 Boland Way Geschäftsleuten gleichermaßen
Springfield, MA 01105 geschätzt.
274 ZIELE    Springfield

Landwirtschaft wie annodazumal im Sturbridge Valley

den USA gebaute Planetarium. Last but not least, der Dr. Seuss Na-
tional Memorial Sculpture Garden: Fünf über das Gelände verteil-
te Bronzestatuen aus den in den USA beliebten Dr.-Seuss-Kinderbü-
chern erinnern an deren Schöpfer Theodore Geisel, der in Springfield
geboren wurde.
Springfield Museums at the Quadrangle: Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
11.00 – 17.00, Eintritt: 18,00 $, www.springfieldmuseums.org

M Springfield Die einstige Waffenfabrik nördlich vom Merrick Park beherbergt in


Armory ihrem Hauptgebäude eine der größten öffentlich zugänglichen
National Waffensammlungen. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählt
Historic Site Henry Wadsworth Longfellows Sammlung von Gewehren aus dem
Bürgerkrieg.
i 1 Armory Sq., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.nps.gov/spar

M National Anno 1891 erfand ein gewisser Dr. James Naismith aus Springfield
Basketball das Ballspiel mit den Körben, um seine Studenten den langen Winter
Hall of Fame über in Form zu halten. Heute ist dem Spiel, der von den US-ameri-
kanischen Fernsehbildschirmen
Wussten Sie schon nicht mehr wegzudenken ist, diese
moderne Ruhmeshalle gewidmet.
Vom High-School- bis zum NBA-
WISSEN

In den ersten Jahre wurde Basket-


ball mit einem ganz normalen Level zeichnet sie die Entwicklung
Ball und einem hoch aufgehäng- des schnellen Sports nach. In einer
ten Obstkorb gespielt. Jedes Mal, Virtual-Reality-Ausstellung kann
wenn der Ball im Korb gelandet man selbst gegen die NBA-Profis
war, musste eine Leiter erklom- antreten.
men werden, um den Ball wieder i 1150 W Columbus Ave., tgl. 9.30 bis
aus dem Korb herauszuholen. 17.30 Uhr, Eintritt: 22 $, www.hoophall.
com
Springfield    ZIELE 275

Umgebung von Springfield


Das Städtchen Sturbridge 34 mi/54 km östlich von Springfield ist be- M Old
rühmt für sein Museumsdorf am südlichen Stadtrand. Vor rund 60 Sturbridge
Jahren begannen Albert und Joel Cheney, hier historische Häuser aus Village
ganz Neuengland zu einem Dorf aus dem Jahr 1830 zusammenzu-
stellen. Heute ist Old Sturbridge Village eine der meistbesuchten
Attraktionen von Massachusetts. Mehr als 40 Gebäude – Wohn-
häuser, ein Versammlungshaus der Quäker, eine Bank, ein General
Store und eine Schule – zaubern Gute-Alte-Zeit-Atmosphäre, kostü-
miertes Personal pflügt, spinnt und bäckt wie zu Uromas Zeiten.
Hervorhebenswert sind die den Common säumenden, verschiedene
Baustile repräsentierenden Häuser, allesamt geschmackvoll mit zeit-
genössischem Mobiliar eingerichtet.
i 1 Old Sturbridge Village Rd.; April – Okt. tgl. 9.30 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 28 $, www.osv.org
Kapitel-/
New Hampshire
Regioneneinstieg
New Hampshire    ZIELE 277
277

NEW HAMPSHIRE
Fläche: 23 231 km²
Einwohner: 1,3 Mio.
Hauptstadt: Concord
Beiname: Granite State

Nicht manikürt wie Vermont, weni-


ger vornehm als Massachusetts und
schon gar nicht so wohlhabend wie
Connecticut und Rhode Island: New
Hampshire ist Neuenglands Alter Ego. Die White Mountains,
rau, wild, schwer zugänglich, haben auf die Bewohner abge-
färbt. Die sind oft knorrig und wortkarg und fahren auf ihren
Nummernschildern das martialische Motto ihres Staats spazie-
ren: »Live free or die«.

Bis in den Sommer schneebedeckte Berge, enge Schluchten, tiefe Tä- Neuenglands
ler: Im dicht bewaldeten New Hampshire wechselt das sonst so kul- Alter Ego
tivierte Neuengland die Garderobe. Überall sind schöne, oft drama-
tische Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit zu sehen. Im Süden des
sich wie ein spitzes Dreieck zwischen Maine und Vermont schieben-
den Bundesstaats sind dies hunderte schöner, in den Granit gebette-
ter Seen, darunter der 186 km² große Lake Winnipesaukee bei La-
conia. Im Norden schwingen sich die Appalachen in den White
Mountains zum Dach Neuenglands auf. Der höchste ihrer insgesamt
86 Gipfel ist der Mount Washington (1 917 m ü. d. M.) in der Presi-
dential Range, zugleich der höchste Berg im Nordosten. Charakteris-
tisch für diese grandiose Bergwelt sind die dramatischen »Notches«
(Pässe) und die tiefen, V-förmigen Täler, Resultate der Hobelarbeit
der Gletscher während der letzten Eiszeit. So wild und unzugänglich
sind die White Mountains, dass manches Tal erst zu Beginn des
19. Jh.s entdeckt wurde und bis heute Wanderer in den undurchdring-
lichen Wäldern verloren gehen. Weiter südlich beruhigt sich die Land-
schaft zu bewaldeten Höhenzügen, die vom nach Süden fließenden
Connecticut River und dem Merrimack River voneinander getrennt
werden. Im Südosten fällt das Land allmählich zum Atlantik hin ab.

»Hier belästigen uns keine Landbesitzer mit unverschämten Pacht- Geschichte


forderungen. Hier kann jeder Mann in kurzer Zeit Herr über sein
eigenes Stück Land sein.« Kapitän John Smiths Sätze wurden pro-
grammatisch für die Natur der Bewohner: Stolz und Freiheitsliebe
sind bis heute so leitmotivisch in New Hampshire, dass der Bundes-
Herrlich anzuschauen: Indianersommer in den White Mountains
278 ZIELE    New Hampshire

Highlights in New Hampshire


▶▶ Lake Winnepesaukee ▶▶ White Mountains
New Hampshires größter See Neuenglands Outdoor-Paradies
““Seite 284 ist nicht nur ein Top-Ziel für Natur-
freunde.
▶▶ Portsmouth ““Seite 293
Angenehme Überraschung
am Atlantik
““Seite 289

staat auf Einkommens- und Verkaufssteuer verzichtet, Sicherheits-


gurte nicht vorschreibt und Autoversicherungen erst jüngst einge-
führt hat. Als John Smith 1614 diese Sätze schrieb, waren die
Ureinwohner, die Penacooks und Abenakis, schon weit gehend durch
Kriege und Krankheiten ausgelöscht. 1623 entstanden mit Odiorne's
Point und Dover die ersten Siedlungen. Bereits sieben Monate vor
der offiziellen Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien am 4. Juli
1776 erklärte New Hampshire seine Unabhängigkeit von England.
Im 19. Jh. brachten Landwirtschaft und – im stärker besiedelten Sü-
den – verarbeitende Industrien den Staat nach vorn: Die industrielle
Revolution fand hier vor allem in den Textilfabriken am Merrimack
River statt. Im 20. Jh. mischte das kleine New Hampshire sogar zwei
Mal in der großen Politik mit: 1905, als im Schiffsbauzentrum Ports-
mouth der russisch-japanische Friedensvertrag unterzeichnet wurde,
und 1944, als die Alliierten in Bretton Woods in den White Moun-
tains den Internationalen Währungsfond aus der Taufe hoben. Nach
dem Zweiten Weltkrieg gesellte sich zur verarbeitenden Industrie der
Tourismus: In den USA ist New Hampshire vor allem als Outdoor-
Ziel bekannt und – darauf sind die Bewohner des Granite State be-
sonders stolz – als Austragungsort der ersten, als richtungsweisend
geltenden »primaries« vor den Präsidentschaftswahlen.

Bevölkerung Die rund 1,3 Mio. Einwohner New Hampshires bringen den Staat auf
einen hinteren Rang in der Liste der US-Bundesstaaten. Nur gut 1 %
der Menschen sind Afro-Amerikaner. Von der Nähe zu Boston pro-
fitierend, ist der Süden erheblich dichter bevölkert und stärker indus-
trialisiert als der stellenweise fast leere Norden.

Wirtschaft Zentren der verarbeitenden Industrie sind Städte wie Manchester,


Nashua, Claremont, Keene, Lebanon und Rochester. Da der Staat
keine Einkommens- und Verkaufssteuer erhebt, haben bis heute über
300 Firmen aus dem benachbarten Massachusetts Ableger in New
Concord    ZIELE 279

Hampshire eröffnet. Trotzdem ist New Hampshire keine Steueroase.


Das Staatssäckel wird mit Steuern auf Alkohol und Zigaretten,
Glücksspiel und mit Einnahmen aus dem Tourismus gefüllt. Die
Landwirtschaft konzentriert sich auf Milchprodukte, Viehzucht,
Obst- und Gemüseanbau sowie Ahornprodukte, vor allem Sirup.

Concord
Region: Merrimack Valley
aL5
Höhe: 79 m ü. d. M.
Einwohner: 43 000

Seit 1808 ist Concord Hauptstadt von New Hampshire. Hier


kreuzen sich die Interstates 89 und 93, und von hier aus füh-
ren Eisenbahnlinien in alle Ecken New Hampshires.

Alles begann 1669 mit einem Handelsposten am Merrimack River. Ein ruhiges
1697 ereignete sich eine kinoreife Szene, als die von Indianern gefan- »Haupt-
gene Siedlerfrau Hannah Dustin ihre schlafenden Entführer tötete städtchen«

Schlemmen à la Shaker
Concord erleben
TIPP

Ein Geheimnis verbirgt sich im


AUSKUNFT Canterbury Shaker Village in der
Greater Concord alten Schmiede. Dort stieben
Chamber of Commerce längst nicht mehr die Funken,
49 South Main St., Suite 104 sondern Koch Sebastian Carosi
Concord, NH 03301 zaubert von Mai bis Oktober von
Tel. 1 603 2 24 25 08, den Shakern inspirierte Köstlich-
www.concordnhchamber.com keiten. Sie sind eine schöne Ab-
wechslung zur sonst in Neueng-
KANUTOUREN land gebotenen Kost.
Quickwater Canoe & Kayak Empfehlenswert: Hackbraten mit
15 Hannah Dustin Drive. Kartoffelbrei, grünen Bohnen und
Concord, NH 03301 hausgemachtem Ketchup, dazu
Tel. 1 603 7 53 00 25 den einst von den Shakern bevor-
http://quickwatercanoe.com zugten leicht gewürzten Trauben-
Hier kann man Kanus und Kajaks saft, als Nachtisch Schokolade-
ausleihen für eine Paddeltour auf Käsekuchen.
dem Merrimack River. Dieser Fluss The Shaker Table, tgl. Lunch,
schlängelt sich mitten durch Concord Candlelight Dinner Do. – So.,
und weiter durch dessen landschaftlich nur mit Reservierung,
recht reizvolle Umgebung. Tel. 1 603 7 08 11 92
280 ZIELE    Concord

und skalpierte. Im 19. Jh. lieferten die Steinbrüche der Umgebung


den Granit für Repräsentativbauten in ganz Neuengland. Lewis
Downing und J. Stephens Abbot wirkten von hier aus an der Er-
schließung des Wilden Westens mit: Zwischen 1813 und 1900 verlie-
ßen zahllose gefederte Pferdekutschen, die berühmten »Concord
Coaches«, ihre Fabrikhallen. Dem heutigen Besucher präsentiert sich
Concord als ruhiges Verwaltungs­städtchen. Die schönsten der alten
Häuser liegen an der breiten, baumbestandenen Main Street.

Sehenswertes in Concord
State House Im 1819 im neoklassizistschen Stil erbauten New Hampshire State
House tritt die gesetzgebende Versammlung des Staates noch in den
Originalräumen zusammen – ein landesweiter Rekord! Innen hän-
gen über 180 Porträts bedeutender Persönlichkeiten aus New
Hampshire. Sehenswert sind auch die Hall of Flags und die von Bar-
ry Faulkner stammenden Wandmalereien im Senate Chamber.
i 107 N. Main St., Mo. – Fr. 8.00 – 16.30 Uhr, www.visitnh.gov

Museum of Diese überraschend reichhaltige Ausstellung widmet sich der Ge-


New Hamp- schichte des Bundesstaates New Hampshires. Besonders sehenswert
shire History ist eine Originalpostkutsche von Downing & Abbot.
i 6 Eagle Sq.; Mo. – Sa. 9.30 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7,00 $,
www.nhhistory.org/museum.html

Pierce Manse Franklin Pierce (1804 – 1869) war der 14. Präsident der USA, ob-
gleich er das Amt gar nicht angestrebt hatte: Seine demokratische
Partei schubste ihn als Kompromisskandidat ins Amt. In Pierce
Manse praktizierte er von 1842 bis 1848 als Rechtsanwalt.
i 14 Penacook St.; Mitte Juni – Labor Day Di. – Sa. 11.00 – 15.00 Uhr,
Eintritt: 7 €, www. www.piercemanse.org www.starhop.com

Christa Das Planetarium am nordöstlichen Stadtrand wurde nach der aus


McAuliffe Concord stammenden Lehrerin benannt, die 1986 bei der Explosion
Planetarium der Raumfähre »Challenger« ums Leben kam. Kindern werden die
vielen »Hands-On«-Ausstellungen gefallen.
i 2 Institute Dr., tgl. 10.00 – 17.00, Fr. bis 21.00 Uhr, Eintritt: 10 $,
www.starhop.com

Umgebung von Concord


M Canterbury 1792 gründeten die Shaker (“Baedeker Special S. 208) im Hügelland
Shaker 13 mi/20 km nördlich von Concord eine ihrer bedeutendsten Ge-
Village meinden in Neuengland. Nach dem Tod des letzten Shaker 1992
Hanover    ZIELE 281

Das Gemeinschaftshaus im Canterbury Shaker Village

wurde Canterbury Shaker Village aufgegeben und in ein Freilichtmu-


seum verwandelt. 25 Scheunen, Workshops, Wohnhäuser und Ver-
sammlungsräume, dazu Felder und Kräutergärten zeigen, dass die
Gemeinschaft weitgehend autark war. Was sie nicht selbst herstellen
konnte, erwarb sie – im 19. Jh. galten die Gemeindemitglieder lan-
desweit als Heilkräuterexperten – vom Erlös ihrer Gärten. Auch die
später so berühmten, zeitlos schönen Shaker-Möbel wurden hier
hergestellt. Man sollte sich einer der mehrmals täglich stattfindenden
Führungen anschließen, um einen umfassenden Eindruck von der
Glaubens- und Arbeitswelt der frommen Brüder und Schwestern zu
gewinnen. Die Touren führen zu den Highlights, u. a. zum Meeting
House mit den schönsten ihrer Möbel und zur Schule, wo sie die ih-
nen anvertrauten Waisenkinder unterrichteten.
i 288 Shaker Rd., I-93, Exit 18; Mitte Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, April,
Nov. – Dez. nur Sa. u. So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 17 $, www.shakers.org

Hanover
Region: Dartmouth & Lake Sunapee
aK5
Höhe: 181 m ü. d. M.
Einwohner: 11 800

Das berühmte, zur prestigeträchtigen Ivy League gehörende


Dartmouth College prägt Hanover: Breite Alleen mit alten
Bäumen und typische Neuenglandarchitektur mit viel Back-
stein verlangsamen den Schritt, hübsche Cafés und Kunst-
handwerksläden verführen zum stressfreien Bummel.
282 ZIELE    Hanover

Hanover erleben
AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Hanover Area Chamber of Dowds' Country Inn AA – AAA
Commerce On the Common, Lyme, NH 03768
216 Nugget Bldg., PO Box 5105 (10 mi / 16 km nördlich von Hanover)
Hanover, NH 03755 Tel. 1 603 7 95 47 12
Tel. 1 603 6 43 31 15 www.dowdscountryinn.com
www.hanoverchamber.org Hübsches Landhaus von 1780 mit
21 gemütlichen Zimmern im Dekor
ESSEN der Kolonialzeit
Murphy's on the Green AA – AAA
11 S. Main St., Tel. 1 603 6 43 40 75 SHOPPING
Beliebtestes Pub-Restaurant in Hanover. Südlich von Hanover liegt in West
Sehr empfehlenswert sind die Black Lebanon die Powerhouse Mall (Rte.
Angus Steaks! 12A), ein umgebautes Kraftwerk mit
Boutiquen und diversen Lokalen.

Trotz des Als Reverend Eleazar Wheelock 1769 seine Schule für »junge India-
Namens nicht ner, Engländer und andere« gründete, wohnten in dieser Gegend nur
deutsch 20 Familien. Fortan wuchsen Schule und Gemeinde zum hübschen
Städtchen Hanover heran, benannt nach dem aus dem Hause Han-
nover stammenden englischen König Georg III.

Sehenswertes in Hanover und Umgebung


M Dartmouth Die nach dem Earl of Dartmouth benannte Hochschule zählt viele
College Prominente zu ihren Absolventen, darunter auch Nelson Rockefeller
(1908 – 1979). Berühmt für ihre exzellenten Fakultäten – u. a. wurde
hier die Programmiersprache »Basic« entwickelt –, darf sich Dart-
mouth auch eines ausgezeichneten kulturellen Angebots rühmen.
Das Hopkins Center for the Performing Arts an der Südseite des
Green war Wallace Harrisons Vorentwurf für das Metropolitan Ope-
ra House in New York City und beherbergt hinter seinen mehrge-
schossigen Fenstern u. a. das Dartmouth Symphony Orchestra.
Verbunden mit dem Hopkins Center ist das Hood Museum of Art.
Neben seinen Sammlungen indianischer, europäischer und asiati-
scher Kunst enthält es viele Moderne, darunter Mark Rothko, Joan
Miró und John Sloan
Dartmouth Symphony Orchestra: 6041 Lower Level Wilson Hall,
Kartenverkauf Tel. 1 603 6 46 24 22
Hood Museum of Art: (2 E Wheelock St.; Di., Do. – Sa. 10.00 – 17.00, Mi.
bis 21.00, So. ab 12.00 Uhr, Eintritt frei, http://hoodmuseum.dartmouth.edu
Hanover    ZIELE 283

Das interaktive Technikmuseum Montshire Museum of Science Norwich


wenig westlich in Norwich sollte niemand auslassen, der mit Kindern
unterwegs ist – u. a. werden die jugendlichen Besucher aufgefordert,
Behälter zu bauen, in denen ein rohes Ei den Sturz vom Museums-
dach übersteht.
i tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 16 $, www.montshire.org.

Diese Postkartenidylle 25 Autominuten südlich von Hanover ist seit Cornish


Ende des 19. Jh.s ein Refugium für kreative Geister aus dem ganzen
Land – allein der 2010 verstorbene J. D. Salinger verbrachte hier
über 50 Jahre seines Lebens. Als Begründer der »Cornish Colony«
gilt der Bildhauer Augustus St. Gaudens (1848 – 1907). Sein zur
nationalen Gedenkstätte erklärtes Heim und Atelier »Aspet« wurde
unverändert gelassen, in den Gärten kann man Repliken der schöns-
ten seiner Statuen und Skulpturen bewundern.
Saint-Gaudens National Historic Site: 139 St. Gaudens Rd.; Juni – Okt.
tgl. 9.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 7 $, www.nps.gov/saga

1793 gründeten die Shaker 9 mi/14 km südöstlich von Hanover am Enfield


Lake Mascoma eine Gemeinde, die bis 1927 bestand und in ihrer Shaker
Blütezeit 300 Mitglieder zählte. Die dreizehn historischen Bauten Village
haben zwar mittlerweile die Besitzer gewechselt, doch vermitteln ein
Spaziergang sowie die Besichtigung des »Great Stone Dwelling«, die-
es großen Wohnhauses, in dem die zölibatären Brüder und Schwes-
tern unter einem Dach lebten, einen sehr guten Eindruck von ihrem
Alltag.
i Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00 –17.00 Uhr, Eintritt: 12,00 $,
www.shakermuseum.org

26 mi/41 km südöstlich von Hanover blickt New London über be- M New
waldete Höhenzüge, die am Horizont im blauen Dunst verschwin- London
den – besonders während des Indian Summer ein spektakulärer An-
blick. Mit hübschen kleinen Hotels und Country Inns und einer
Reihe guter Restaurants und Cafés an der gepflegten Main Street
bietet das Städtchen, mit seinem spitzen Kirchturm die Quintessenz
von Neuengland-Idyll, eine angenehme Basis für Tagesausflüge. Mit
dem 1837 gegründeten Colby Sawyer College verfügt es sogar über
das in Neuengland so geschätzte Niveau.
Die meisten Touristen zieht es in den südlich liegenden M Mount Su-
napee State Park rund um den gleichnamigen 822 Meter hohen
Berg und den buchtenreichen Lake Sunapee. Für einen Überblick
über die Wälder eignet sich der Sessellift von der North Peak Lodge
auf den Gipfel.
Wasserratten können sich am 2 km langen State Beach tummeln. Im
Ort Sunapee am Nordufer legt die »MV Mount Sunapee II« zu
Dampferfahrten ab.
284 ZIELE    Lake Winnepesaukee

MM Lake Winnepesaukee
Region: Lakesay
aL5
Höhe: 153 m ü. d. M.
Fläche: 186 km²

New Hampshires größter See misst zwar stolze 186 km², doch
wirkt er alles andere als groß, sind seine Ränder doch stark
zerfranst. 274 Inseln, zahllose Buchten, Halbinseln und natür-
liche Kanäle erwecken den Eindruck, dass man von einem See
zum anderen fährt.

Wo der Die schönste Deutung des indianischen Namens lautet »Lächeln des
Große Geist Großen Geistes« und bezieht sich auf eine Legende, wonach ein in
lächelt Seenot geratener Krieger mithilfe eines vom Himmel gesandten
Lichtstrahls heil zum Ufer zurückfand. Viele hundert Jahre später hat
der Tourismus den See in zwei grundverschiedene Welten geteilt:
Das Westufer ist durch und durch kommerziell und hat sein lautes
Zentrum in Weirs Beach, einer Neuengland-Version von Coney Is-
land; das exklusivere Ostufer ist ein unübersichtliches Labyrinth aus
Buchten und Inseln und überwiegend in Privatbesitz, sodass der Weg
zum Wasser meist verbaut oder versperrt ist. Schöne Ausnahme:
Wolfeboro, ein schönes altes Resortstädtchen mit Sandstrand.

Lake Winnipesaukee erleben

Picknick mit Aussicht AUSKUNFT


Lakes Region Association
PO Box 737, Rte. 3, Tilton, NH 03276
TIPP

Wirklich den schönsten Blick


auf das zerlappte Ostufer des Tel. 1 603 2 86 80 08
Lake Winnipesaukee hat man www.lakesregion.org
vom 18 m hohen Abenaki Tower.
Der mittlerweile über hundert ESSEN/ÜBERNACHTEN
Jahre alte Feuerwachturm erhebt The Wolfeboro Inn AA – AAA
sich 11 km nördlich von Wolfe- 90 N. Main St., Wolfeboro, NH 03894
boro an der NH 109. Von hier aus Tel. 1 603 5 69 30 16
lässt sich das eindrucksvolle, am www.wolfeboroinn.com
Horizont von den Ossipee Moun- 44 Zimmer. Freundliches Haus am See,
tains begrenzte Panorama beson- typische USA-Küche in Wolfe's Tavern.
ders gut genießen. Und mit einem
gut gefüllten Picknickkorb – beim BADEN
Turm gibt es rustikale Holzbänke Schöner Ellacoya State Beach am Süd-
und -tische – macht das Ganze westufer des Sees
noch mehr Spaß!
Lake Winnepesaukee    ZIELE 285

Imposant: Sonnenuntergang am Lake Winnipesaukee

Sehenswerte Orte am See


Nur noch die viktorianischen Häuschen hoch über der Bucht erin- Weirs Beach
nern an die Blüte von Weirs Beach als elegantes Ferienresort. Unten
am Wasser herrscht Rummelplatzatmosphäre: Souvenirshops, Auto-
matenspiel und Fastfoodläden, Entertainment für die ganze Familie.
Ruhiger geht es nur weit draußen auf dem See zu: Die alten Aus-
flugsdampfer der Mount Washington Cruises schippern zu des-
sen schönsten Stellen. Besonders schön sind Schiffsausflüge zur Zeit
der herbstlichen Laubfärbung.
Erfrischung an heißen Sommertagen garantiert mit tollen Wasser-
rutschen der Fun Park The WaterSlide vor der Stadt.
Nur wem Motorräder und alles, was dazugehört, nichts ausmachen,
sollte Mitte Juni in Weirs Beach bleiben – denn dann strömen alljähr-
lich 150 000 Motorradfahrer zur Laconia Motorcycle Week herbei.
Die Veranstaltung findet seit 1939 statt und erlebte 1965 einen trau-
rigen Höhepunkt, als die Hells Angels mit brutaler Gewalt das Fest
sprengten. Mittlerweile allerdings geht es wesentlich friedlicher, aber
nicht leiser zu.
Mount Washington Cruises: Weirs Beach Docks, Ende Mai – Ende Okt. tgl.
ab 10.00 Uhr, Fahrten ab 30 $, www.cruisenh.com
The WaterSlide: 74 Endicotte St., Weis Beach, Juni – Sept. tgl.
9.00 – 17.30 Uhr, Eintritt: 25 $, www.weirsbeach.net/waterslide

Wolfeboro gilt als ältestes Ferienresort der USA. Trendsetter war M Wolfeboro
John Wentworth, Gouverneur der Kolonie Massachusetts, der 1762
hier seine Sommerresidenz baute. Die feine Ostküstengesellschaft
286 ZIELE    Manchester

folgte ihm. Ihre Villen sind oft noch in Familienbesitz oder wurden
in Country Inns verwandelt, die auf Hügeln über dem Zentrum den
Besucher mit dem Hauch des alten Neuenglands verzaubern.
Neben einem Stadtbummel lohnen zwei Museen: Der Clark House
Museum Complex erinnert an den Alltag im 19. Jh.; das Libby Mu-
seum zeigt eine gute Sammlung in der Umgebung gefundener indi-
anischer Artefakte. Wer baden möchte: Der schöne Wentworth
State Beach liegt 8 km außerhalb an der NH 109.
Clark House Museum Complex: Main St., Juli, Aug. Mo. – Fr 10.00 bis
16.00, Sa. 10.00 – 14.00 Uhr, Eintritt: 4 $, www.wolfeborohistoricalsociety.
org/clarkhouse
Libby Museum: NH 109, 5 km außerhalb; Memorial Day – Labor Day, Di. bis
Sa. 10.00 – 16.00, So. 12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2 $, http://wolfeboronh.us

Manchester
Region: Merrimack Valley
aL6
Höhe: 63 m ü. d. M.
Einwohner: 110 000

Die größte Stadt New Hampshires liegt im Südosten am Mer-


rimack River. Sie ist das Bankenzentrum des Bundesstaats und
Sitz zweier Colleges sowie der New Hampshire University.

Der Name Lange sah es so aus, als werde Manchester am Merrimack River das
kommt nicht amerikanische Gegenstück seines Namensgebers in England. 1831
von ungefähr schufen Bostoner Finanziers aus mehreren Fabriken die Amoskeag
Manufacturing Co. Amoskeag Mills, die damals größte Textilfabrik
der Welt. Sie produzierte in ihren über 8 km langen Fabrikhallen
jährlich 450 000 km Stoffe und Tücher und war größter Arbeitgeber

Manchester erleben
AUSKUNFT Übernachten
Greater Manchester Ash Street Inn AA
Chamber of Commerce 18 Ash St., Manchester, NH 03104
54 Hanover Street Tel. 1 603 6 68 99 08
Manchester, NH 03101 www.ashstreetinn.com
Tel. 1 603 6 66 66 00, Wunderhübsches Bed & Breakfast mit
www.manchester-chamber.org fünf geschmackvoll eingerichteten
Zimmern. Und morgens gibt es ein
opulentes Frühstück.
Manchester    ZIELE 287

der Region. Dann kam der Niedergang, 1935 wurde Konkurs ange-
meldet. Findige Geschäftsleute retteten Manchester, indem sie die
leer stehenden Fabrikhallen an der Commercial Street kauften und
an Unternehmen vermieteten. Die größte Stadt New Hampshires
wurde zu einem der besten Standorte für Business-Start-ups.

Sehenswertes in Manchester
und Umgebung
Diese bedeutendste Kunstsammlung des Staats ist in einem schönen M Currier
Beaux-Arts-Gebäude von 1929 untergebracht und zeigt Werke euro- Gallery of Art
päischer (darunter Tiepolo und Jan Gossaert) und amerikanischer
Maler wie Edward Hopper und Andrew Wyeth. Im Obergeschoss
hängen Landschaftsbilder der Maler der Hudson River School.
i 150 Ash St.; tgl. außer Di. 11.00 – 17.00, Sa. ab 10.00 Uhr, Eintritt: 12 $,
www.currier.org

Das vom Currier aus per Shuttle zu erreichende Zimmerman House Zimmerman
war die Antwort Frank Lloyd Wrights auf die von der Wirtschaftskri- House
se verursachte Wohnungsknappheit. 1950 entworfen, hielt der Star­
architekt das Häuschen klein, funktional und trotzdem zeitlos ele-
gant und rüstete es mit praktischen Einbauschränken aus.
i Führungen April – Dez. Mo., Do. – Fr. 14.00, Sa. 12.30, So. 13.00 Uhr,
Eintritt: 10 $, www.currier.org/collections/zimmerman)

Neben Dokumenten und Fotografien über die Amoskeag Manufac- Manchester


turing Co. zeigt das Museum auch eindrucksvolle Artefakte der in- Historic
dianischen Urbevölkerung. Association
i 129 Amherst St., Di. – Sa. 10.00 – 16.00, So. ab 12.00 Uhr, Eintritt: 8 $,
www.manchesterhistoric.org

Mit den Megalithbauten in Südengland hat die Anlage 14 mi/22 km America's


südlich von Manchester eine Frage gemein: Wer hat sie wann und Stonehenge
warum gebaut? Beim Rundgang durch das Labyrinth aus Gängen,
Räumen und Granitblöcken stößt man u. a. auf einen Stein, den die
aufgehende Sonne am längsten Tag des Jahres (Sommersonnenwen-
de) beleuchtet. Eine mächtige, mit Rillen versehene Platte wird als
Opfertisch interpretiert. Auch Platten mit Schriftzeichen, die man
bislang nur aus dem westeuropäischen bzw. iberischen Raum kannte,
wurden hier gefunden. Nach neueren Erkenntnissen sollen die ältes-
ten Teile der Anlage im zweiten vorchristlichen Jahrtausend entstan-
den sein. Damit wäre sie eines der ältesten Kulturzeugnisse der USA.
i NH 111; Jan. – Juni u. Sept. – Okt. tgl. 9.00 – 17.00, Juli, Aug. tgl. 9.00 bis
18.00, Nov. – Dez. tgl. 9.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 12 $, www.stonehengeusa.
com
288 ZIELE    Mount Monadnock Region

Mount Monadnock
Region
a K 5 / 6
Region: Monadnock

Monadnock, »der Berg, der allein steht«,


nannten ihn die Algonquin sprechenden Ureinwohner dieser
Gegend. So passend war der Name, dass ihn die Geologen
später für die Bezeichnung isolierter Berge auf der ganzen
Welt übernahmen.

Der Berg, der Der »Vater aller Monadnocks« erhebt sich in der südwestlichen Ecke
allein steht von New Hampshire knapp 1 000 m über eine landwirtschaftlich ge-
prägte Region, wo in kleinen Kolonialstädtchen das Green noch im-
mer der Nabel der Welt ist. Mit über 120 000 Besuchern jährlich ist
er einer der am häufigsten bestiegenen Berge der USA.

Orte und Plätze am Mount Monadnock


M Mount Seine schönsten Plätze sind am besten von Jaffrey Center aus erreich-
Monadnock bar. Die besten der rund 30 auf den Gipfel führenden Trails sind der
State Park White Dot Trail, ein vierstündiger, mitunter recht steiler Rundwan-
derweg, und der ebenso lange White Cross Trail, der allerdings nur
konditionsstarken Hikern zuzumuten ist. Der steilste – und auch
kürzeste – Trail ist der Spellman
Kissing Bridges Trail. Einen Besuch wert ist auch
der nahe Rhododendron State
Park, wo wilder Rhododendron im
WISSEN

Seit dem Kinohit »Bridges of


Madison County« mit Clint East- Juni und im Juli eine spektakuläre
wood und Meryl Streep (der aller- Blüte hinlegt.
dings in Iowa spielte) sind »Co-
vered Bridges« auch in Europa Die lebhafte Industriestadt Keene
bekannt. Es gibt sie überall in ist Hauptort der Region. Sie hat au-
Neuengland, die meisten in stillen ßer einer breiten, mit hübschen Lä-
Tälern New Hampshires. Im 19. Jh. den und guten Restaurants auf Be-
von den Gemeinden als Versamm- sucher vorbereiteten Main Street
lungsorte genutzt, schützte das nicht viel zu bieten. Liebhaber his-
Dach die hölzerne Struktur vor torischer Glaswaren werden sich je-
Regen und Schnee. Teenager doch das Historical Society of
nutzten sie für profanere Zwecke: Cheshire County Museum nicht
Im Dunkel der »Kissing Bridges« entgehen lassen wollen. Mit seinen
trafen sie sich zu romantischen Ausstellungen gläserner Gehstock-
Stelldicheins. knäufe, Parfümfläschlein und an-
Portsmouth    ZIELE 289

Den Mount Monadnock erleben


AUSKUNFT Elm City Brewing
Monadnock Travel Council Company A
PO Box 358, Keene, NH 03431 Colony Mill Marketplace
Tel. 1 603 4 32 78 64 222 West St. Unit 46, Keene, NH 03431
www.monadnocktravel.com Im Ausschank: süffiges »Keene Kolsch«
sowie Pale Ale und Porter. Dazu gibt es
essen Deftiges aus der Küche.
Luca's Mediterranean Café AAA
10 Central Square übernachten
Keene, NH 03431 Carriage Barn B & B AA
Tel. 1 603 3 58 33 35 358 Main St., Keene, NH 03431
In dem gut geführten Restaurant wird Tel. 1 603 3 57 38 12
fantasievoll zubereitete Mittelmeer- www.carriagebarn.com
Küche serviert. Die vier hübsch möblierten Zimmer
ermöglichen den Gästen einen
behaglichen Aufenthalt.

derer seltener Glaswaren erinnert es an Keenes Glas- und Keramik-


industrie, die im 19. Jh. blühte.
i 246 Main St., Di. – Fr. 9.00 – 16.00, Mi. bis 21.00 Uhr, Eintritt frei,
www.hsccnh.org,

Von der NH 10 südlich von Keene zweigen Nebenstraßen zu vier al-


ten M Covered Bridges ab. Drei dieser fotogenen überdachten Brü-
cken wurden bei Ashuelot, West Swanzey und Swanzey Village über
den Ashuelot River geschlagen. Eine weitere führt südlich von Swan-
zey Village über den Südarm des Ashuelot.

M Portsmouth
Region: Seacoast
aM5
Höhe: 4 m ü. d. M.
Einwohner: 22 000

Der einzige Seehafen New Hampshires ist eine angenehme


Überraschung, gibt er sich doch als skandinavisch wirkende,
aus roten Ziegeln gebaute Kleinstadt mit krummen Straßen
und rostig-romantischen Hebebrücken. Möwen sitzen auf Mo-
len und Dächern, altmodische Barbierläden halten aus neben
trendigen Funky Wear Shops.
290 ZIELE    Portsmouth

Romantische Im historischen Zentrum von Portsmouth wird noch immer gelebt


Hafenstadt und gearbeitet, eingekauft und der Feierabend verbracht. 1623 gegrün-
det und nach den hier gefundenen wilden Erdbeeren zunächst Straw-
berry Banke genannt, machte ein guter Naturhafen aus der »Erdbee-
rensiedlung« alsbald einen geschäftigen Hafen und Holzumschlagplatz.
Zeitweise auch Hauptstadt New Hampshires, nahm Portsmouth im
19. Jh. am Chinahandel teil, dessen Umsätze noch heute von pracht-
vollen Häusern im Federal und Georgian Style reflektiert werden.
Die 1800 an der Mündung des Piscataqua River gegründete Ports-
mouth Naval Shipyard entwickelte sich im 20. Jh. zu einem bedeuten-
den U-Boot-Stützpunkt und erlebte 1905 die Unterzeichnung des
russisch-japanischen Friedensvertrags. Bis heute sind die Werft und
die im Jahr 2009 erweiterte Pease Air Force Base die größten Arbeitge-
ber der Stadt.

Sehenswertes in Portsmouth
M Strawbery Das zu den größten Neuenglands zählende Museumsdorf steht an
Banke der Stelle der ersten Siedlung Strawbery Banke unweit der Water-
Museum front und versammelt über 45 Häuser aus drei Jahrhunderten in ver-
schiedenen Phasen der Restaurierung. Ein Dutzend sind komplett
renoviert und eingerichtet, darunter das Drisco House, das den All-
Portsmouth    ZIELE 291

Portsmouth erleben
AUSKUNFT SHOPPING
Greater Portsmouth Wunderbar einkaufen kann man
Chamber of Commerce rund um den Market Square im
500 Market St., PO Box 239 alten Stadtzentrum.
Portsmouth, NH 03801
Tel. 1 603 6 10 55 10 AKTIVITÄTEN
www.portsmouthchamber.org Isles of Shoals Steamship
Company
ESSEN 315 Market St., Tel. 1 603 4 31 55 00
eTwo-Fifty Market AAA Mitte Juni – Labor Day tgl. 10.55 Uhr
250 Market St., Tel.1 603 5 59 26 26, und 14.25 Uhr, www.islesofshoals.com
www.250market.com Schiffs­ausflüge zu den in der
Im obersten Stock des noblen »Sheraton Mündung des Piscataqua gele-
Portsmouth Harborside Hotel« bereiten genen Isles of Shoals, die so
Spitzenköche aus Neuengland kreativ raue wie herzliche Namen wie
verfeinertes Seafood zu. Smuttynose und Appledore tragen.
Endpunkt ist der Leuchtturm von
rBlue Mermaid World Grill AA White Island.
116 High St., Tel. 1 603 427 25 83
In dem beliebten Restaurant gibt es Portsmouth
leckeren Fisch vom Holzkohlegrill, Kayak Adventure
zubereitet mit exotischen Früchten 185 Wentworth Rd.
und Gewürzen. Tel. 1 603 5 59 10 00
Geführte Kajak-Ausflüge zu den
ÜBERNACHTEN Seevogelkolonien im Piscataqua
eHotel Portsmouth AAA – AAAA Delta
40 Court St., Portsmouth, NH 03801
Tel. 1 603 4 33 12 00, Water Country
www.thehotelportsmouth.com US 1, Mitte Juni – Labor Day
Das 1831 im verspielten Queen Anne tgl. 10.00 – 18.00 Uhr
Style erbaute Haus bietet 34 geräumige In New Hampshires größtem
und modern ausgestattete Gästezimmer. Wasser-Vergnügungspark geht
es immer recht fröhlich zu.
rInn at Strawbery Banke AA
314 Court St., Portsmouth, NH 03801 BADEN
Tel. 1 603 4 36 72 42, Der Strandtourismus konzentriert
www.innatstrawberybanke.com sich in und um Hampton Beach
Das Haus des Segelmachers Holbrook (ca. 15 mi/23 km südlich; über
wurde um 1825 erbaut. Hier herrscht 5 km Sandstrand). Zum Baden
eine ausgesprochen familiäre Atmo- eignet sich auch der rund 400 m
sphäre. Die sieben Gästezimmer sind lange Sandstrand des Wallis
hübsch eingerichtet. Sands State Park.
292 ZIELE    Portsmouth

tag um 1790 jenem von 1950 ge-


genüberstellt, und das Shapiro
House, dessen Einrichtung den
Alltag einer 1919 aus Russland
eingewanderten jüdischen Fami-
lie widerspiegelt.
i zwischen Marcy, Court,
Washington u. Hancock Sts.,
Mai  – Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 17.00,
So. ab 12.00, übrige Monate Do. – Sa.
10.00 – 14.00, So. ab 12.00 Uhr,
Eintritt: 20 $, www.strawberybanke.
org

Das 1760 erbaute, sich im Wasser


des Piscataqua River spiegelnde
In Strawberry Banke taucht man in die MWentworth – Gardner House
Stadtgeschichte von Plymouth ein. gehört zu den schönsten Beispie-
len des Georgian Style in den
USA. Seine Stilelemente, darunter die kunstvollen Voluten und der
Portikus mit seinen korinthischen Säulen, werden von Kennern mit
dem Adjektiv »perfekt« gewürdigt. Drinnen, nicht minder spektaku-
lär, sind vor allem die Holzarbeiten ein Genuss.
i Mechanic / Gardner Sts., Mitte Juni – Mitte Okt. Do. – So. 12.00 – 16.00
Uhr, Eintritt: 5 $, www.wentworthgardnerandlear.org

M Warner Elegante Fassade im Georgian Style, geschmackvolles zeitgenössi-


House sches Interieur: In dem 1716 für Kapitän Archibald McPheadris ge-
bauten Backsteinhaus ließ es sich leben. Die beiden 1716 entstande-
nen, Mohawk-Häuptlinge darstellenden Wandgemälde gelten als die
ältesten »Murals« der USA. Den Blitzableiter hat angeblich Benja-
min Franklin angebracht.
i 150 Daniel St.; Mitte Juni – Mitte Okt. Mi. – Mo. 12.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 6 $, www.warnerhouse.org

John Paul Berühmtester Mieter dieses 1758 erbauten Kapitänshauses war der
Jones House Seeheld John Paul Jones (1747 – 1792), als er während des Unabhän-
gigkeitskriegs von hier aus den Bau seiner Fregatte »Ranger« über-
wachte. Kostümiertes, anekdotensicheres Personal führt durch die
mit Originalmobiliar bestückten Räume.
i 43 Middle St.; Memorial Day – Okt. tgl. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.portsmouthhistory.org/john_paul_jones_house

M Moffatt- Auch in diesem in einem weitläufigen Garten liegenden Haus wohn-


Ladd House te ein berühmter Mann: William Whipple, ein Unterzeichner der
Unabhängigkeitserklärung. Sein Schwiegervater, der reiche Kauf-
White Mountains    ZIELE 293

mann John Moffatt, ließ das Haus 1763 bauen, bis 1913 blieb es im
Besitz der Familie. Liebhaber früher amerikanischer Tischler- und
Designerkunst erwartet deshalb ein kaum veränderter Leckerbissen.
Porträts von Familienmitgliedern und die elegante Eingangshalle, wo
noch die Originaltapete hängt, vermitteln einen Eindruck vom Alltag
der neuenglischen Oberschicht.
i 154 Market St.; Mitte Juni – Mitte Okt. Mo. bis Sa. 11.00 – 17.00, So. ab
13.00 Uhr, Eintritt: 7 $, www.moffattladd.org

Die Albacore lief 1953 in Portsmouth vom Stapel. Sie war ein Expe- USS
rimental-Boot zur Erprobung der Tropfenform für den U-Boot- »Albacore«
Rumpf. 1972 wurde sie ausgemustert..
i Albacore Park, 600 Market St.; Memorial Day – Columbus Day tgl. 9.30 bis
17.00, sonst bis 16.30 Uhr, Eintritt: 7 $, www.ussalbacore.org

MM White Mountains
Region: White Mountains
a L 4 / 5
Höher: bis 1  917 m ü. d. M.

Im Norden New Hampshires laufen die von Alabama herauf-


ziehenden Appalachen zu Höchstform auf: Die White Moun-
tains, rau, wild und oft bestürzend schön, sind das beste Out-
door-Revier im Nordosten der USA und können mit allen
Wildnisgebieten im Westen des Landes mithalten.

Ihre bis in den Hochsommer schneebedeckten Gipfel hat der kalte Neuenglands
Wind aus Kanada zu kahlen Felsenkuppen geschliffen. Ihre engen Outdoor-
Täler und Pässe, hier »Notches« genannt, sind die einzigen Verkehrs- Paradies
wege durch die unzugängliche Wildnis, die ihre letzten Geheimnisse
erst zu Beginn des 19. Jh.s preisgegeben hat: Flume Gorge beispiels-
weise (“ S. 302) wurde erst 1808 von einer Anglerin entdeckt, die sich
verlaufen hatte. Die Baumgrenze liegt mit 1 200 m ungewöhnlich
niedrig. Schuld daran ist das subarktische Klima, das im Gipfelbe-
reich eine Flora erzeugt, die sonst erst 2 500 km weiter nördlich auf-
tritt. Vor allem der Gipfelbereich des Mt. Washington, mit 1 917 m
der höchste Berg der White Mountains, ist eine unwirkliche Mond-
landschaft. Über 2 500 km Wanderwege durchziehen die Wildnis,
darunter Amerikas berühmtester Fernwanderweg, der Appala-
chian Trail. Zahllose idyllische Picknickplätze und von der Straße
aus leicht erreichbare Naturschauspiele bringen die wilde Schönheit
der White Mountains auch weniger konditionsstarken Besuchern
näher. Im Winter ein Dorado für Skiläufer, sind die Berge während
des Indian Summer ein beliebtes Ziel der »Leaf Peeper«.
294 ZIELE    White Mountains

Wildromantische Szenerie in den White Mountains

Eine Der erste Weiße stand 1642 auf dem Gipfel des Mt. Washington,
mondäne doch erst im 19. Jh. wurde die herbe Schönheit der White Mountains
Vergangen- von amerikanischen Malern entdeckt. Angeregt von ihren Bildern,
heit kamen die Investoren: Wo die Künstler ihre Staffeleien aufgestellt
hatten, bauten sie luxuriöse Herbergen. Um 1900 waren die White
Mountains ein populäres Urlaubsziel der Ostküstenelite, mit rund
20 Grandhotels und sogar einer eigenen Eisenbahnlinie zur Küste.
Leider sind fast alle diese herrlichen Hotels inzwischen abgebrannt.
Nur das Mount Washington Hotel zu Füßen des Mount Washington
und das Balsams weiter nördlich in Dixville Notch erinnern noch an
diese elegante Ära. Stattdessen kann der Besucher auf eine breite
Übernachtungspalette zurückgreifen, die vom preiswerten Motel bis
zum Fünf-Sterne-Country-Inn reicht.

MM Mount Washington

Berg der Mit 1 916 m nicht einmal sonderlich hoch, hat der höchste Berg im
Superlative Nordosten andere Superlative zu bieten. Beispielsweise darf er sich
des launischsten Wetters außerhalb der Polarregionen rühmen: Je-
derzeit kann es schneien, seine jähen Wetterstürze sind berüchtigt.
Die Wetterstation auf seinem Gipfel registriert jährlich über 100 Stür-
me und 1934 maß sie hier die höchste je außerhalb eines Wirbel-
sturms festgestellte Windgeschwindigkeit: 372 Kilometer pro
Stunde! Verantwortlich für diese Turbulenzen ist Kaltluft aus Kana-
da, die sich am Mount Washington und den übrigen Gipfeln der Pre-
sidential Range staut und mit warmer Luft aus dem Süden und Wes-
ten zusammenstößt.
White Mountains    ZIELE 295

Die White Mountains erleben


AUSKUNFT rOmni Mount Washington
Mount Washington Valley Resort AAA
Chamber of Commerce Rte. 302, Bretton Woods, NH 03575
PO Box 2300 Tel. 1 603 2 78 10 00
North Conway, NH 03860 www.omnihotels.com
Tel. 1 603 3 56 57 01, 200 Zimmer. Letztes der herr-
www.mtwashingtonvalley.org lichen Grand Hotels in den White
Mountains
ESSEN
eRed Fox Bar & Grille A – AA tStonehurst Manor AA
49 Rte. 16, Jackson, NH 03846 NH 16, PO Box 1937
Tel. 1 603 3 83 49 49 North Conway, NH 03860
Der beste Ort für saftige Burger und kal- Tel. 1 603 3 56 31 13
tes Bier in Jackson. Genau richtig nach www.stonehurstmanor.com
langen Wanderungen! 24 Zimmer. Schönes Haus 2 km
nördlich von North Conway. Gutes
tBellini's AAA Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mountain High Marketplace /1692 White
Mountains Hwy., North Conway, NH, AKTIVITÄTEN
Tel. 1 603 3 56 70 00 Saco Bound Cano & Kayak
Eine populäre Pizzeria, die sich seit drei 2561 E. Main St., North Conway, NH
Generationen in Familienbesitz befindet. Tel. 1 603 4 47 21 77
Mit verlässlicher Speisekarte und ge- www.sacobound.com
pflegten Weinen. Kanu- und Kayaktouren für Anfänger

rMuddy Moose AA Appalachian Mountain Club


2344 White Mountain Hwy. (NH 16) 5 Joy St., Boston, MA 02108
North Conway, NH Tel. 1 617 5 23 06 36
Tel. 1 603 3 56 76 96 www.outdoors.org
Recht zünftige Essstube im Outdoor- Der AMC bewirtschaftet in der Presiden-
Ambiente: Elch-Burger, Pasta und tial Ridge entlang des Appalachian Trail
üppige Salatplatten. einige Bergwanderhütten. Eine Wande-
rung von Hütte zu Hütte gehört zum
ÜBERNACHTEN Besten, was Neuengland zu bieten hat.
eInn at Thorn Hill AAA
Thorn Hill Rd., Jackson Village, NH Pinkham Notch Visitors Center
03846, Tel. 1 603 3 83 42 42 NH 16 (18 mi/29 km nördlich von
www.innatthornhill.com North Conway)
19 Zimmer, 3 Cottages. Eleganter, 1895 Tel. 1 603 4 66 27 25
auf einer Anhöhe außerhalb von Jackson Wander-Infos für das Durchgangstal
gebauter Inn mit guter Fusion Cuisine. der östlichen White Mountains
WISSEN Mount Washington
Special-Titel

©
297
297
298 ZIELE    White Mountains

Auf dem Gipfelstürmer können den Berg zu Fuß, im Auto und sogar per Ei-
Gipfel senbahn bezwingen. Doch Vorsicht: 40 Grad Temperaturunterschied
zwischen Tal und Gipfel sind nicht ungewöhnlich. Oben stehen ein
halbes Dutzend Gebäude in einer lebensfeindlichen Mondlandschaft,
darunter das 1853 errichtete Tip Top House, das älteste Berghaus
Amerikas, eine Sendeanlage und das bunkerartige Sherman Adams
Summit Building Sherman Adams Summit Building, das die Wet-
terstation, eine Cafeteria und ein kleines Museum beherbergt.
Unterhalb endet die Auto Road (“ S. 300) in einem Parkplatz und
auch die Mount Washington Cog Railway (“ S. 302). 300 Tage im
White Mountains    ZIELE 299

Jahr liegt der Berg in den Wolken, doch bei klarem Wetter reicht der
Blick bis ins kanadische Montréal.
Sherman Adams Summit Building: Öffnung witterungsabhängig,
Memorial Day – Labor Day tgl. 8.00 – 20.00 Uhr, Eintritt: 3 $, www.mount
washington.org

Pinkham Notch
Pinkham Notch ist ein Durchgangstal der östlichen White Moun- Von North
tains. Flankiert von den steil aufragenden Bergen der Presidential Conway nach
Range im Westen sowie Carter Mountain und Carter Dome im Os- Glen House
ten, folgt die Panoramaroute NH 16 einem 1790 vom Siedler Joseph
Pinkham angelegten Ochsenkarrenweg. Man kommt durch hübsche
Weiler, und Wanderwege schlagen sich von hier aus in die Wildnis.

Das wirtschaftliche Zentrum der White Mountains am Südende der North


Pinkham Notch steht ganz im Zeichen von Shopping Malls und Fac- Conway
tory Outlets. Besonders im Sommer kann der Durchgangsverkehr
deshalb äußerst zähflüssig sein. North Conways Motels und Hotels
machen den Ort aber zur kostengünstigen Übernachtungsalternative
zu den stilvolleren Country Inns der übrigen Orte. Die größte At-
traktion führt wieder aus North Conway heraus: Die M Conway
Scenic Railroad, eine historische Eisenbahn aus dem 19. Jh., bricht
täglich vom Bahnhof am Green aus zu Tagestouren durch das Saco
Valley und die wildromantische Crawford Notch auf.
Conway Scenic Railroad: 4. Juli – Weihnachten, tgl. ab 10.30 Uhr,
Tickets ab 17,00 $, www.conwayscenic.com

Der eine Viertelautostunde westlich von North Conway gelegene Echo Lake
State Park besteht im Wesentlichen aus der imposanten Granitwand State Park
Cathedral Ledge, die sich 213 m über das Saco Valley erhebt und
besonders bei Freeclimbern beliebt ist. An der Rückseite führt eine
Straße bis fast hinauf zur Kante, von wo aus man einen herrlichen
Blick über das Saco Valley zu den White Mountains hat. Der zu Fuß
erreichbare Echo Lake bietet gute Bademöglichkeiten.

Der Ort nördlich von North Conway ist das Drehkreuz zwischen Glen
Pinkham und Franconia Notch. Familien legen gern einen Zwischen-
stopp ein: Im Heritage New Hampshire Museum bestaunen die
lieben Kleinen zu Szenen aus der Geschichte New Hampshires zu-
sammengestellte Wachsfiguren, in Story Land gleich daneben kön-
nen sie durch ein liebevoll gestaltetes Märchenland wandern.
Heritage New Hampshire Museum: Di. – Sa. 9.30 – 17.00, So.
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 5,50 $, /www.nhhistory.org
Story Land: Mitte Juni – Labor Day, tgl. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 32,99 $,
www.storylandnh.com
300 ZIELE    White Mountains

M Jackson Die 15 Autominuten nördlich von North Conway liegende Dorfidyl-


le von Jackson lässt sich stilgerecht nur über die Honeymoon
Bridge, eine der schönsten überdachten Brücken Neuenglands, er-
reichen. Das alte Ferienresort der Ostküstenprominenz wurde in den
1980er-Jahren wiederbelebt und um einen Golfplatz erweitert. Heu-
te ist es ein angenehmes Ganz-Jahres-Resort, das im Winter mit herr-
lichen Langlauf-Loipen lockt.

Pinkham 18 mi/29 km nördlich von North Conway liegt an der NH 16 – und


Notch Visitor bereits zu Füßen des Mount Washington – der populärste Ausgangs-
Center & Joe punkt für Wandertouren durch die White Mountains. Das vom Ap-
Dodge Lodge palachian Mountain Club (AMC) betriebene Besucherzentrum be-
herbergt einen Outfitter-Shop und einen Trading Post, in dem man
Kartenmaterial und Bücher über die White Mountains erhält. Das
Zentrum ist auch ein bedeutender Trailhead: Hier beginnen zahlrei-
che herrliche Wanderwege, u. a. der sehr anstrengende, doch zu
grandiosen Aussichten führende MTuckerman Ravine Trail, auf dem
konditionsstarke Hiker in fünf Stunden den Gipfel des Mount Wa-
shington erreichen. Zum Zentrum gehört die rustikale Joe Dodge
Lodge mit ca. 100 einfachen Schlafstellen. Einen Kilometer südlich
vom Zentrum liegen die fotogenen Glen Ellis Falls.
AMC Visitor Center: tgl. 8.00 – 20.00 Uhr, www.outdoors.org

MM Mount Die Straße auf den Gipfel des Mount Washington gehört zu den
Washington spektakulärsten Panoramastraßen im Osten der USA. Sie be-
Auto Road ginnt am Besucherzentrum Glen House 8 mi/13 km nördlich vom
Pinkham Notch Visitor Center und arbeitet sich in atemberaubenden
Serpentinen durch alle Klima- und Vegetationszonen der Ostküste
zu ebenso atemberaubenden Aussichten empor. Die ca. 45-minütige
Fahrt kann entweder im eigenen Pkw oder aber im mehrmals täglich
von Glen House startenden Shuttlebus absolviert werden; Wohnmo-
bile sind nicht erlaubt. Übrigens: Alljährlich im Juni trifft man sich
hier zum Mount Washington Climb to the Clouds. Dies ist das
älteste Motorsport-Event Amerikas und wird seit 1904 abgehalten.
Mt. Washington Auto Road: witterungsabhängig, Mai – Okt.tgl. 9.00 bis
18.00 Uhr, Auto und Fahrer: 29 $, jeder weitere Erwachsene: 9 $, geführte
Tour: 36 $, Tel. 1 603 4 66 39 88, http://mtwashingtonautoroad.com?

Evans Notch “ Maine, S. 180

Crawford Notch
Von Glen Das breite Tal der Crawford Notch wurde von den Gletschern der
nach Fabyan letzten Eiszeit ausgehobelt. Auf seinem Boden folgen ihm Saco River
und US-302 von Glen im Osten nach Fabyan im Nordwesten. Flan-
White Mountains    ZIELE 301

kiert von den Webster Mountains und den Wiley Mountains, hinter
denen die südlichen Gipfel der Presidential Range aufragen, bereite-
te die Erschließung des Tales Ende des 18. Jh.s die weitere Besiedlung
des Nordens von New Hampshire vor. Entdeckt worden war das Tal
1771 von Timothy Nash, der sich auf der Jagd in diese Gegend ver-
irrte. Crawford Notch führt mitten durch das Herz der White Moun-
tains, vorbei an riesigen Geröllfeldern.

3,5 mi/5,5 km hinter dem verschlafenen Resortstädtchen Bartlett Bear Notch


zweigt eine 8 mi/13 km lange Straße zum Kancamagus Highway wei-
ter südlich ab. Sie windet sich durch die enge, dicht bewaldete Bear
Notch, die besonders während des Indian Summer ein farbenpräch-
tiges Schauspiel bietet.

Kurz vor der engsten Stelle des Tals rauscht der Saco River über M Crawford
mächtige Granitblöcke die Arethusa Falls talwärts. Die mit über Notch State
60 m höchsten Wasserfälle New Hampshires sind vom Parkplatz aus Park
auf einem zweistündigen Rundwanderweg erreichbar. Auf der ande-
ren Seite des Passes steht das vom Mt. Webster überragte Willey
House. Ein Schild erzählt die tragische Geschichte der Willeys: In
einer Herbstnacht 1826 stürzte die gesamte Familie ins Freie, um sich
vor einer Gerölllawine in Sicherheit zu bringen, doch kurz oberhalb
des Hauses teilte sich die Lawine und tötete alle. Nur der Hund über-
lebte – er war als Einziger im Haus geblieben. Nördlich davon liegt
neben der Straße der schöne Wasserfall Silver Cascade, wo der Saco
River zum Baden hervorragend geeignete Becken in den Fels ge-
schliffen hat.
Das wie ein Kreuzfahrtschiff zu Füßen des Namensgebers ankernde
Mount Washington Hotel (Omni Mount Washington Resort) ist
das letzte der herrlichen Grandhotels der White Mountains. 1902
eröffnet und als Bretton Woods sogar mit eigener Postleitzahl, ka-
men in den 1920ern bis zu 20 Züge
täglich mit neuen Gästen an. 1944 Kaffee mit Aussicht
tagte hier die Bretton-Woods-Konfe-
TIPP

renz, im Rahmen derer die Alli­ierten Die 300 Meter lange umlaufende
die Gründung der Weltbank be- Veranda des Mount Washington
schlossen. In der Folgezeit bedenk- Hotel ist der beste Ort für Kaffee
lich heruntergekommen, erlebte das und Kuchen in den White Moun-
Anwesen ab 1991 eine Revitalisie- tains, denn sie bietet einen herrli-
rung. Selbst wer nicht hier absteigt, chen Blick auf den berühmten Ge-
sollte sich das von Golfplätzen um- birgsstock.
gebene Hotel nicht entgehen lassen
um beispielsweise die knapp 100 m lange Lobby zu bewundern. Auch
der oktagonale Speisesaal – die hauseigene Bigband spielt
­allabendlich auf – steht Tagesbesuchern offen. Allerdings besteht
Jackett­zwang.
302 ZIELE    White Mountains

Die Cog Railway ist auf dem Gipfel des Mount Washington angelangt.

MM Mount Seit 1869 keucht die kleine Lokomotive den Mount Washington hi-
Washington nauf – stur, unverdrossen, verlässlich. Einen fast ebenso alten Wag-
Cog Railway gon vor sich herschiebend, wiederholt sie dabei täglich ihren Weltre-
kord: Sie meistert Steigungen bis zu 37 Prozent, wobei sie pro Tour
eine Tonne Kohle frisst und bis zu 4 000 l Wasser säuft. Während der
dreistündigen Hin- und Rückfahrt – auf dem Gipfel sind 20 Minuten
Aufenthalt eingeplant – erklären Zugbegleiter die einfache, aber
wirksame Brems- und Kühltechnik. Man ist gut beraten, warme Klei-
dung an und viel Geld dabei zu haben.
Mt. Washington Cog Railway: Marshfield Base Station 10 km östl. von
Fabyan, Base Rd.; Ende April – Anfang Dez. Abfahrten mehrmals tgl. ab
10.30, im Sommer bereits ab 8.30 Uhr, Ticket: 69 $, Fahrpläne und Tickets
Tel. 1 603 2 78 54 04, http://thecog.com

MM Franconia Notch

Von Lincoln Das enge, in Nord-Süd-Richtung verlaufende, V-förmige Tal trennt


nach die Höhenzüge der Kinsman und Franconia Ranges und ist mit sei-
Franconia ner Konzentration beeindruckender Naturschauspiele die schönste
Notch der White Mountains. Am Talboden folgen, einander hin
und wieder überschneidend, die I 93 und die ältere US 3 dem Pemi-
gewasset River. Besonders spektakulär ist der Abschnitt zwischen
Lincoln und Franconia im Norden. 7 mi/11 km westlich des Resort-
städtchens liegt an der NH 112 zunächst die enge Lost River Gorge,
wo man zwischen mächtigen Felsblöcken auf Treppen und Planken-
wegen zum tief unten rauschenden Wasser hinabsteigt.
Weiter nördlich erreicht man im Franconia Notch State Park die
M Flume Gorge, eine 30 m tiefe und stellenweise nur 3 m breite
White Mountains    ZIELE 303

Schlucht. Das eindrucksvolle Naturschauspiel kann man auf einem


Plankenweg dicht über dem rauschenden Flume Brook bis zu einem
über mehrere Stufen stürzenden Wasserfall verfolgen.
Bis Mai 2003 konnte man weiter nördlich an der Südflanke des Can-
non Mountain noch eine Attraktion bestaunen, doch dann brachen
Nase und Kinn der Old Man of the Mountain genannten Felsfor-
mation hoch über dem Interstate 93 ab und rauschten unwiderruflich
zu Tal.
Wenige Autominuten weiter verkehren die Gondeln der M Cannon
Mountain Aerial Tramway zwischen Tal und Cafeteria auf dem
Gipfel. Von hier aus reicht der Rundumblick über die White Moun-
tains und bis nach Kanada.
Lost River Gorge: Mai – Okt. tgl. 9.00 – 16.00, Juli – Aug. bis 18.00 Uhr,
Eintritt: 19 $, www.findlostriver.com
Flume Gorge: Anf. Mai – Mitte Okt. tgl. 9.00 – 17.00, Juli – Aug. bis 17.30
Uhr, Eintritt: 16 $, www.nhstateparks.org/explore/state-parks/flume-gorge
Cannon Mountain Aerial Tramway: I-93, Exit 34B; Ende Mai – Mitte Okt.
tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Ticket: 17 $, http://cannonmt.com/aerial-tramway.html

M Kancamagus Highway

Die nach einem Indianerhäuptling aus der Kolonialzeit benannte Pa- Von Lincoln
noramastrecke (NH 112) verbindet Lincoln mit dem 50 km entfern- nach Conway
ten Conway. Gesäumt von dichten Ahorn- und Birkenwäldern, bietet
sie vor allem im Indian Summer einen der schönsten Roadtrips Neu-
englands. Neben der Straße fließen munter der Swift und der Pemi-
gewasset River. Beide rauschen glasklar über mehrere Stufen nach
Osten. Aussteigenswert sind unterwegs die fotogenen, zum Baden
geeigneten Sabbaday Falls und der wegen seines Blicks auf die
White Mountains beliebte Mount Chocorua (1 061 m ü. d. M.), des-
sen Besteigung man vom Parkplatz am Champney Falls Trailhead aus
in – schweißtreibenden – fünf Stunden bewerkstelligen kann.

Polar Caves Park


5 mi/8 km westlich von Plymouth am Südrand der White Mountains
erreicht man auf der NH 25 den Polar Caves Park. Plankenwege füh-
ren zu spektakulären Höhlen und Passagen, darunter in die kühle Ice
Cave und zu einer besonders engen Passage namens Lemon Squee-
ze. In der (fast) pechschwarzen Cave of Total Darkness leuchten ab
und an fluoreszierende Mineralien wie Quarz und Beryll auf. Festes
Schuhwerk ist empfehlenswert!
Polar Caves Park: 705 New Hampshire 25, Rumney, NH 03266; Mitte
Mai – Okt. tgl. 9.00  – 17.00 Uhr, Eintritt: 17,50 $, www.polarcaves.com
Kapitel-/
New York
Regioneneinstieg
New York    ZIELE 305
305

NEW YORK
Fläche: 122 310 km²
Einwohner: 20 Mio.
Hauptstadt: Albany
Beiname: Empire State

Wer denkt bei »New York« – und das


zu Recht – nicht sofort an die Stadt
der Städte? Doch hieße es dem Bun-
desstaat Unrecht tun, wollte man
ihn nur auf die Metropole reduzieren, denn landschaftlich zu
abwechslungsreich zeigt sich der Empire State: New York
State ist deutlich mehr als einzig New York City.

New York State erstreckt sich zwischen der Atlantikküste und den Landschaft-
Großen Seen und ist der größte Flächenstaat im Nordosten der USA. liche
Im Südosten hat New York Anteil an der großen Atlantischen Küs- Schönheit
tenebene, nördlich davon und östlich des Hudson River erstreckt
sich das New England Upland als sanft gewelltes Hügelland. Ent-
lang der beiden größten Flüsse des Bundesstaats zieht sich das Hud-
son-Mohawk-Tiefland, eine fruchtbare, 15 bis 50 km breite Talland-
schaft. Westlich des Hudson River erheben sich die Catskill
Mountains als nördliche Ausläufer der Appalachen. Den Westen des
Bundesstaats dominiert das Appalachian Plateau, eine abwechs-
lungsreiche, von ausgedehnten bewaldeten Hochflächen geprägte
Mittelgebirgslandschaft, zu der auch die besonders markanten Finger
Lakes gehören.
Seine nördliche Fortsetzung findet das Appalachian Plateau jenseits
des Mohawk Valley im Tug Hill Plateau, dank seines Schneereich-
tums bei Wintersportlern sehr beliebt. Östlich davon trifft man auf
die Adirondack Uplands mit den höchs­ten Erhebungen des Bundes-
staats, darunter den 1 629 m hohen Mount Marcy. In den Adirond-
acks entspringt der Hudson River, der ab Albany ganzjährig schiff-
bar ist. Ganz im Norden des Empire State breitet sich das fruchtbare
St.-Lorenz-Tiefland aus und im Nordwesten erstreckt sich das eben-
falls stark landwirtschaftlich genutzte Erie-Ontario Lowland entlang
der beiden gleichnamigen Großen Seen.

Als einer der ersten Europäer hat der Italiener Giovanni da Verraza- Geschichte
no 1524 jenen Küstenabschnitt erkundet, an dem sich heute New
York City ausdehnt. Damals lebten hier Stämme der östlichen Wald-
Zwar ist New York State nicht mit New York gleichzusetzen – aber
was wäre der Bundesstaat ohne diese Megastadt?
306 ZIELE    New York

Highlights in New York


▶▶ Adirondacks
Erlebnis pur: Trekking, Paddeln,
Ski ...
““Seite 307

▶▶ Finger Lakes ▶▶ New York City


Das zweitgrößte Weinanbau­- Die Stadt der Städte ist wahrlich
gebiet der USA ein Erlebnis.
““Seite 327 ““Seite 344

▶▶ Hudson Valley ▶▶ Niagara Falls


Schöne Flusslandschaft, noble Villen, Die berühmtesten Wasserfälle
tolle Gastronomie der Welt
““Seite 333 ““Seite 369

landindianer. Im Jahr 1609 segelte Henry Hudson im Auftrag der


holländischen Kolonisten den heute nach ihm benannten Fluss hin-
auf bis nach Albany und im gleichen Jahr erkundete der Franzose
Samuel de Champlain von Québec kommend das Gebiet um den See,
der heute seinen Namen trägt. Peter Minnewitt kaufte 1626 den In-
dianern die Insel Manhattan ab und gründete die Kolonie Nieuw
Amsterdam, die 1664 an die Engländer abgetreten wurde, die sie in
New York umbenannten. In der Folgezeit waren Auseinandersetzun-
gen zwischen Briten und Franzosen an der Tagesordnung. Erst der
im 1763 ausgehandelte Vertrag von Paris klärte die Eigentumsver-
hältnisse in Nordamerika.
Am 4. Juli 1776 erklärten die Kolonien ihre Unabhängigkeit und
1777 gab sich New York eine Verfassung; elf Jahre später trat es als
elfter Gründungsstaat der Union bei, deren Hauptstadt für kurze
Zeit New York City war. Von 1812 bis 1814, als die Amerikaner Krieg
gegen die Briten führten, war der Bundesstaat Schauplatz heftiger
Kämpfe, in deren Verlauf die Briten Buffalo niederbrannten. Vom
Sezessionskrieg blieb die Region allerdings weitgehend verschont,
obwohl Truppen aus New York auf Seiten der Union kämpften. Dank
seiner Bevölkerungsstärke und Wirtschaftskraft hat sich der junge
»Empire State« bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s eine herausra-
gende Stellung erarbeiten können; erst Mitte der 1960er-Jahre wurde
ihm von Kalifornien der Rang abgelaufen. Bis heute herrscht ein
enormer Gegensatz zwischen der Großstadt New York als einem der
größten Ballungsgebiete der Erde und ihrem sehr ländlich geprägten
Hinterland.
Adirondacks    ZIELE 307

Mit 19, 4 Mio. Einwohnern steht New York State an dritter Stelle un- Bevölkerung
ter den US-Bundesstaaten. Eine Sonderstellung nimmt der Ballungs-
raum von New York City ein, wo ca. 40 % der Gesamtbevölkerung
leben, wovon wiederum die Afro-Amerikaner ca. ein Viertel und
Hispanos ca. ein Fünftel der Einwohner stellen. Dagegen spielen die-
se Minderheiten in Upstate New York eine weniger bedeutende Rol-
le. Weitere größere Städte sind Buffalo mit 261 000 Einwohnern, Ro-
chester (210 000) und Syracuse (145 000). Hauptstadt ist das am
Hudson-River gelegene Albany mit 95 000 Einwohnern. Im Empire
State leben noch einige tausend Nachkommen von Indianern, die
ursprünglich den Iroqouis und Algonquin sprechenden Stämmen
angehörten. 1570 haben sich die Cayuga, Mohawk, Oneida, Onon-
daga und Seneca zum Irokesenbund zusammengeschlossen, die
nicht nur gegen die weißen Einwanderer zu Felde zogen, sondern
auch die feindlichen Algonquin-Stämme vertrieben.

Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind Fleisch (bes. Wirtschaft


Geflügel), Milch, Eier, Gemüse und Obst. Bedeutung hat auch der
Weinbau in der Finger Lakes Region, dem zweitgrößten Anbauge-
biet in den USA. Industrielles Zentrum ist der Ballungsraum um
New York City, wo die Hälfte aller industriellen Erzeugnisse des ge-
samten Bundesstaats erzeugt wird (chemische und pharmazeutische
Produkte, Maschinen und Elektrogeräte, Textilien, Nahrungs- und
Genussmittel, Druckerzeugnisse). Neben New York City haben sich
auch die Regionen Buffalo (Metallindustrie), Rochester und Albany
profilieren können. Der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftszweig
ist die Dienstleistungsbranche, die heute etwa vier Fünftel des Brut-
tosozialprodukts erwirtschaftet. Mehr als dominant ist die Stellung
von New York City, dem bedeutendsten Handels- und Finanz-
platz der westlichen Hemisphäre. Auf den drei großen New Yorker
Flughäfen werden jährlich weit über 70 Mio. Passagiere abgefertigt.
Damit ist New York City das mit Abstand wichtigste Ziel des natio-
nalen und internationalen Luftverkehrs.

MM Adirondacks
Region: The Adirondacks
a G – J 4 / 5
Höhe: 560 – 1 629 m ü.d.M..

In den Adirondacks leben nur rund 100 000 Menschen, aber


jährlich zählt man über zehn Millionen Besucher – kein Wun-
der, denn das dicht bewaldete und seenreiche Gebirge mit
dem 1 629 m hohen Mount Marcy ist ein Outdoor-Paradies par
excellence.
308 ZIELE    Adirondacks

Die Adirondacks erleben


AUSKUNFT se Unterkunft vom Beginn des 20. Jh.s;
Adirondack Regional Tourism herrlicher großer Patio, Seeterrasse.
Council Zimmer mit Möbeln örtlicher Handwer-
PO Box 911, Lake Placid, NY 12946 ker und meistens mit offenem Kamin;
Tel. 1 518 8 46 80 16 neues Haupthaus.
www.visitadirondacks.com
The Lake Champlain Inn AA
ESSEN 428 County Rte.3
Great Adirondack Steak & Putnam Station, NY 12861
Seafood Company AAA Tel. 1 518 5 47 99 42, www.tlcinn.com
2442 Main St. Lake Placid 6 Zimmer. Viktorianisches Haus von
Tel. 1 518 5 23 16 29 1870. Dass die Zimmer nicht allzu groß
Der Name des Lokals sagt genau, was sind, wird wettgemacht durch die tolle
hier am Mirror Lake in guter Qualität auf Aussicht hinaus auf den See, die Berge
den Tisch kommt. Was er nicht sagt: und den schönen Park.
Auch eine sehr gute Hausbrauerei ist
vorhanden. WANDERN
Adirondack Mountain Club
ÜBERNACHTEN Tel. 1 518 6 68 44 47, http://adk.org
Lake Placid Lodge AAAA Gute Wanderführer und -karten gibt
144 Lodge Way, Lake Placid, NY 12946 der Adirondack Mountain Club (AMC)
Tel. 1 518 5 23 27 00 heraus. Es gibt sie in allen gut sortier-
www.lakeplacidlodge.com ten Buchhandlungen und Outdoor-
34 Zimmer und Cabins. Rustikal-luxuriö- geschäften.

Natur- Dementsprechend gibt es ganzjährig ein überreiches Angebot an


erlebnis Freizeit- und Sportmöglichkeiten sowie eine stattliche Zahl von Un-
terkünften. Zahlreiche Seen und Flussläufe machen das Waldgebirge
zu einem Eldorado für Kanuten und Angler, die ihre Zentren in
North Creek, Old Forge, Lake Luzerne und Indian Lake haben. Wan-
derer und Mountainbiker finden über 3 000 km markierte Wege;
Reitställe bieten Ausritte in die faszinierende Natur an und im Win-
ter herrschen ideale Bedingungen für Skiläufer aller Gattungen. Be-
vor europäische Einwanderer in dieses Waldgebirge vordrangen, war
es das Jagd- und Siedlungsgebiet der Mohawk. Die weißen Ankömm-
linge versuchten zwar, das Land urbar zu machen. Doch sie scheiter-
ten an den ungünstigen Böden und zu kurzen Vegetationsperioden,
sodass heute über 40 % der Fläche in Staatsbesitz sind. Seit 1885 ste-
hen die Adirondacks unter Naturschutz. Bereits 1892 wurde der Adi-
rondack Park ausgewiesen, mit mehr als 24 000 km² ist er heute noch
das größte Naturschutzgebiet im Osten der USA. Hier konnte
sich glücklicherweise ein Großteil der ursprünglichen Pflanzen- und
Tierwelt halten.
Adirondacks    ZIELE 309

Südöstliche Adirondacks · Lake George


Größte Siedlung im Südosten der Adirondacks ist die am Hudson Glen Falls
River gelegene 15 000-Einwohner-Stadt Glen Falls, guter Ausgangs-
punkt für Ausflüge an den Lake George, den südlichen Lake Cham-
plain und den Great Sacandaga Lake. Kunstfreunde besuchen hier
die Hyde Collection mit Werken von El Greco, Rubens, Rembrandt,
Cézanne, Renoir, Degas, Van Gogh und Picasso. In einem hübschen
viktorianischen Haus befasst sich das Chapman Historical Museum
mit der Regionalgeschichte. Wasserratten und Vergnügungssüchtige
kommen im Great Escape & Splashwater Kingdom nördlich von
Glen Falls voll auf ihre Kosten: Wasserrutschen, Wellenbecken, ra-
sante Fahrgeschäfte, bunte Shows.
Hyde Collection: 161 Warren St., Di. – Fr. 11.00 – 16.00, Sa., So.
12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 15 $, www.hydecollection.org
Chapman Historical Museum: 348 Glen St., Di. – Fr. 11.00 – 16.00, Sa., So.
12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.chapmanmuseum.org
Great Escape & Splashwater Kingdom: 1172 State Route 9, Queensbury,
NY 12804, Eintritt 57,99 $, Parkgebühr 20 $, www.sixflags.com/greatescape

Der Lake George, ca. 12 mi/20 km nördlich von Glen Falls, wurde M Lake George
1646 von einem französischen Jesuitenpater entdeckt und bietet
dank einer Unzahl von Inselchen geradezu ideale Voraussetzungen
für Angler und Wassersportler.
An seiner Südspitze liegt Lake George Village, das hektisch-betrieb-
same Zentrum für die gesamte Ferienlandschaft um den See, den
man von hier per Schaufelraddampfer erkunden kann. Am südlichen
Ortsrand errinnert ein Nachbau des historischen Fort William Hen-
ry an die unruhigen Zeiten im 18. Jh., als sich Engländer, Franzosen
und Indianer bekriegten.
i Canada St., Ecke US 9 / NY 9 N, Mai – Ende Okt. tgl. 9.00 – 18.00 Uhr,
Eintritt: 16,75 $, www.fwhmuseum.com

Westlich des Lake George verstecken sich einige wesentlich beschau- Westlich des
lichere kleinere Seen wie Brant Lake, Paradox Lake oder Schroon Lake George
Lake. In der Ortschaft Brant Lake verschafft das Horicon Museum in
einem um 1800 entstandenen Bauernhaus Einblicke in das beschwer-
liche Leben jener Zeit.

Lake Champlain und Umgebung


Der Lake Champlain, der die Grenze zu Vermont markiert, wird we- M Lake
gen seiner Länge (rund 200 km) oft als »Sechster Großer See« be- Champlain
zeichnet. Bereits 1609 wurde er vom französischen Voyageur Samu-
el de Champlain erforscht. Große wirtschaftliche Bedeutung hatte
310 ZIELE    Adirondacks

Die Franzosen legten 1755 das mächtige Fort Ticonderoga an.

einst der Holzreichtum der Gegend, sodass bis Mitte des 19. Jh.s
weite Flächen abgeholzt wurden, um Bauholz und Holzkohle für die
Eisenverhüttung zu gewinnen. Danach begannen Farmer auf den
abgeholzten Flächen Landwirtschaft zu betreiben.

M Fort Auf der Landenge, die den Lake Champlain von der Nordspitze des
Ticonderoga Lake George trennt, liegt Fort Ticonderoga, 1755 von den Franzosen
erbaut. Vier Jahre später fiel es an die Engländer. Diese wiederum
mussten es 1775 an die um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Ame-
rikaner abgeben. 1777 wurde es von den Briten zwar zurückerobert,
verlor aber bald seine strategische Bedeutung und zerfiel. Noch heu-
te beeindrucken die kolossalen Sandstein-Bastionen und tiefen Grä-
ben. Historisch Uniformierte lassen das 18. Jh. wieder aufleben.
i Anf. Mai – Mitte Okt. tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 22 $, Mitte – Ende Okt.
10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.fortticonderoga.org

Crown Point 16 mi/26 km nördlich von Ticonderoga kann man die Reste einer
Historic Site bereits 1737 errichteten französischen Wehranlage inspizieren. Sie
wurde 1759 von den Briten eingenommen. Diese erbauten weiter
südwestlich noch das wesentlich größere Fort Crown Point. Von hier
bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den See und hinüber nach Ver-
mont.

Essex Von Crown Point führt die NY 22 weiter nach Norden über das hüb-
sche, 1765 gegründete Städtchen Essex mit mehr als 150 von 1790 bis
1860 errichteten Gebäuden. Einige Meilen weiter nördlich lohnt ein
Stopp am Ausable Chasm, wo sich der Ausable River durch eine
spektakuläre, stellenweise bis zu 60 m tiefe Klamm zwängt.
Adirondacks    ZIELE 311

Am nordwestlichen Ufer des Lake Champlain, wo sich der Saranac Plattsburgh


River in den See ergießt, liegt Plattsburgh, Standort der State Univer-
sity of New York (SUNY). Einen Besuch verdient das 1797 erbaute
und mit kostbarem Mobiliar ausgestattete Kent-Delord House. Vom
Pier an der Dock Street legt die »Juniper« in den Sommermonaten
zu Ausflugsfahrten auf dem Lake Champlain ab.

Lake Placid · Nördliche Adirondacks


Der bekannteste Ort in den Adirondacks ist Lake Placid (574 m M Lake Placid
ü. d. M.) zu Füßen der höchsten Berge der Adirondacks, 1932 und
1980 Austragungsort der Olympischen Winterspiele. Er bietet sich
das ganze Jahr über als quirlige Touristenhochburg dar: klotzige
Olympiabauten, großzügige Hotel- und Motelkomplexe, überquel-
lende Sport- und Souvenirgeschäfte, edle Boutiquen und schreiend-
bunte Fast-Food-Lokale prägen das Bild.
An der Main Street dominiert das Olympic Center mit der Arena, in
der die Eröffnungs- und Schlussfeier der Winterolympiade 1932
stattgefunden hat und die heute als Eisstadion dient. 1980 wurden
hier die Entscheidungen im Eisschnelllauf, Eiskunstlauf und Eisho-
ckey ausgetragen. Die Geschichte der Spiele in Lake Placid stellt das
Olympic Museum vor.
Südlich außerhalb liegt John Brown Farm. 1855 hat sich der wohl
radikalste Gegner der Sklaverei hier niedergelassen. John Brown
überfiel 1859 mit Gesinnungsgenossen ein Waffenarsenal in West
Virginia und wollte damit zum bewaffneten Widerstand gegen die
Sklavenhalter aufrufen und gleichzeitig die Sklaven mit den erbeute-
ten Waffen ausrüsten. General Robert E. Lee zwang ihn jedoch zur
Aufgabe. Brown wurde Dezember 1859 gehenkt und auf seiner Farm
begraben.
Ganz in der Nähe der Farm fanden 1980 die olympischen Wettbe-
werbe im Skispringen statt. Vom Turm der 120-Meter-Olympia-
Sprungschanze bietet sich ein phänomenaler Rundblick.
Olympic Museum: 2634 Main St.; tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.whiteface.com/activities/museum
John Browns Farm: Führungen Mai – Okt. Mi. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
12.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt 2$, http://nysparks.state.ny.us/historic-sites
Olympic Jumping Complex: Führungen Mi. – So, 9.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 11 $, www.whiteface.com/activities/jumptour

14 mi/22 km südöstlich oberhalb von Lake Placid kommt man via Mount Van
NY 73 in die zauberhafte Bergwelt am Mount Van Hoevenberg. Dort Hoevenberg
oben wurden 1980 die Bob- und Rodel- sowie die Skilanglauf- und
Biathlon-Wettbewerbe ausgetragen. Wer Nervenkitzel sucht, kann
eine rasante Fahrt auf der Sommerbobbahn hinlegen.
312 ZIELE    Adirondacks

Eine lohnende, aber nur für geübte Bergwanderer empfehlenswerte


Tour führt von der Mount Hoevenberg State Recreation Area süd-
wärts zum 1 629 m hohen Mount Marcy.

High Falls Von Lake Placid auf der NY 86 nordostwärts erreicht man nach
Gorge 8 mi/13 km die High Falls Gorge, eine Schlucht mit spektakulären
Wasserfällen des Ausable River. Die alpinen Wettbewerbe von 1980
fanden am Whiteface Mountain ganz in der Nähe der High Falls
Gorge statt. Hier gibt es die längsten und steilsten Abfahrten öst-
lich der Rocky Mountains.
Von Wilmington führt der Whiteface Mountain Veterans' Memo-
rial Highway auf den 1483 m hohen Whiteface Mountain durch eine
atemberaubende Landschaft. Unterwegs passiert man den Ort North
Pole. Seit 1949 gibt es hier den Themenpark »Santa's Home Work-
shop«, denn Santa Claus wohnt im
Adirondack Scenic Railroad Glauben amerikanischer Kinder am
Nordpol. Vor der Kulisse eines ro-
mantischen Alpendorfs wird bereits
TIPP

Ein besonderes Landschaftserleb-


nis verspricht eine Fahrt mit der ab Ende Juni Weihnachten gespielt,
Adirondack Scenic Railroad ab mit Weihachtsmann und echten
Thendara Station oder Utica. Die Rentieren.
(modernen) Züge verkehren von Whiteface Mountain Veterans‘
Mai bis Mitte Oktober. Weitere Memorial Highway: NY 431, Ende
Infos: Tel. *1 800 8 19 22 91, Mai bis Anf. Okt. tgl. 9.00 – 16.00 Uhr,
www.adirondackrr.com Maut: 10 $ pro Fahrzeug, www.
whiteface.com

Saranac Lake Der größte Ort in den nördlichen Adirondacks, Saranac Lake, liegt
knapp 10 mi/16 km nordwestlich von Lake Placid am unteren Ende
einer landschaftlich herrlichen Treppe aus drei Seen. Hier eröffnete
in den 1880er-Jahren Dr. Edward Livingston Trudeau ein Sanatori-
um für Lungenkranke, in dem er auch den schottischen Schriftsteller
Robert Louis Stevenson (1850 – 1894) als Patienten begrüßen
konnte, den Verfasser der »Schatzinsel« und des »Dr. Jekyll und Mr.
Hyde«. Das Robert Louis Stevenson Memorial Cottage hält Erin-
nerungen an den weltberühmten Autor, darunter Erstausgaben, No-
tizen, Fotos und von ihm geschaffene Holzschnitte.
i 44 Stevenson Lane, Juli – Columbus Day Di. – Sa. 9.30 – 12.00 u. 13.00 bis
16.30 Uhr, Eintritt: 8 $, www.robertlouisstevensonmemorialcottage.org

Südwestliche Adirondacks
M Adirondack Schön liegt das Adirondack Museum über dem Blue Mountain Lake.
Museum Hierher hat man einige für die Adirondacks typische Bauten versetzt,
darunter das »Log Hotel« von 1876, das »Adirondack Cottage«, in
Albany    ZIELE 313

dem der Landschaftsmaler Gustav Wiegand zwischen 1900 und


1920 lebtte, und ein Schulhaus von 1907. Selbstverständlich erfährt
man Interessantes über traditionelles Handwerk und in der interak-
tiven Ausstellung »The Great Outdoors« lässt sich gefahrlos und
doch mit Nervenkitzel die Bergwelt erkunden.
i 9097 State Route 30, Blue Mountain Lake, Ende Mai – Mitte Okt. tgl.
10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $, www.adkmuseum.org

Wer die unberührte Natur um Great Camp Sagamore 4 mi/6 km süd- M Great Camp
lich von Raquette Lake in Augenschein nimmt, versteht, warum sich Sagamore
1897 der Ostküsten-Industrielle William West Duran eine rustikale,
aber luxuriös ausgestattete Sommerresidenz bauen ließ, die er schon
1901 an Alfred G. Vanderbilt verkaufen musste. 50 Jahre war Saga-
more dann Sommersitz der Vanderbilts. Bei einer Führung lernt
man, wie die Millionäre in der Wildnis gelebt haben – u. a. mit bis zu
200 Bediensteten und Dutzenden von Gästen. Besonders malerisch:
das Lower Camp auf einer Halbinsel im Raquette Lake. Kurios: ein
Extra-Gebäude für Spiele und eine Bowling-Anlage im Freien.

i Führungen Ende Mai –  Mitte Juni Sa., So. 13.30, Mitte Juni – Sept. tgl.
10.00 u. 13.30, Sept. –  Mitte Okt. tgl. 13.30 Uhr, Ticket inkl. Tour: 16 $,
http://greatcampsagamore.org

Die NY 28 durchquert südwärts die Fulton Chain of Lakes. Von Old Fulton Chain
Forge lohnen eine Dampferfahrt auf den miteinander verbundenen of Lakes
Seen und die Fahrt mit dem Sessellift auf den McCauley Mountain.
Oder man besucht mit Kindern den Vergnügungspark Enchanted
Forest mit dem größten Wasserpark im Staat.

Albany
Region: Capital - Saratoga
aJ6
Höhe: 46 m ü. d. M.
Einwohner: 100 000

Albany hat es nicht leicht, zieht es als Bundeshauptstadt doch


eher Geschäftsleute und Politiker denn Touristen an. Wer aber
kommt, findet eine geschichtsträchtige Stadt mit zwei kolos-
salen Bauten.

Henry Hudson beendete 1609 hier seine Fahrt mit der »Half Moon« Hauptstadt
flussaufwärts von Manhattan aus. 1614 richtete die holländische des Bundes-
Westindische Compagnie einen Pelzhandelsplatz namens Beverwyck staates New
ein, der 1624 die ersten Siedler, hauptsächlich Holländer, Norweger, York
Dänen, Deutsche und Schotten, unter dem Schutz von Kiliaen Van
314 ZIELE    Albany

Rensselaer anzog. Vier Jahrzehnte später übernahmen die Briten den


Stützpunkt, von dem aus sie in den noch unerschlossenen Westen
vordrangen. 1797 wurde Albany zur Hauptstadt des Bundesstaats
New York erhoben. Der 1825 eröffnete Erie-Kanal machte Albany zu
einem enorm wichtigen Warenumschlagplatz, bis 1918 der größere
New York State Barge Canal in Betrieb genommen wurde.

Sehenswertes in Albany
State Capitol Das markanteste Gebäude der Stadt, das State Capitol, thront auf der
Anhöhe über dem Hudson. Sein Bau zog sich von 1867 bis 1899 hin
und verschlang die für damalige Verhältnisse schwindelerregende
Summe von 25 Mio. Dollar. Im Gegensatz zu vielen anderen Bundes-
staaten orientierten sich die hiesigen Baumeister nicht am Kapitol in
Washington, DC, sondern ließen sich von französischen Schlössern
inspirieren. Schon die Treppenhäuser spiegeln die Pracht wider, die
in den einzelnen Sälen zu unbeschreiblicher Opulenz gesteigert wird.
i State Street, Führungen n. V. Mo. – Fr. Tel. 1 518 4 74 24 18, Eintritt frei,
http://nyassembly.gov.

Empire State An Gigantismus kaum zu überbieten ist das Verwaltungs- und Kul-
Plaza turzentrum »Empire State Plaza«, zwischen 1962 und 1978 auf Initi-
ative von Gouverneur Nelson A. Rockefeller errichtet. Im Zentrum
steht das »Ei«, in dem das Performing Arts Center untergebracht ist;
alles überragt der 42 Stockwerke hohe Corning Tower, das höchste
Gebäude zwischen New York City und Chicago. Ganz oben be-
findet sich eine Aussichtsplattform.

Albany erleben
AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Albany Heritage Visitors Center The Morgan State House AAA
25 Quackenbush Sq.,Albany, NY 12207 393 State St., Albany, NY 12210,
Tel. 1 518 4 34 12 17, www.albany.org Tel. 1 518 4 27 60 63
www.statehouse.com
ESSEN 16 Zimmer. Geschmackvoll möbliertes
Albany Pump Station AA Inn im Stadtzentrum, guter Service.
19 Quackenbush Sqare
Tel. 1 518 4 47 90 00 SHOPPING
Der in einer alten Pumpstation einge- Crossgates Mall
richtete Brauerei-Pub bietet abwechs- I-87 Exit 24, www.shopcrossgates.com
lungsreiche und handfeste amerikani- Ca. 125 Geschäfte bieten Kleider,
sche Küche. Elektronik, Schmuck etc.
Albany    ZIELE 315

Das State Capitol wird vom Empire State Plaza fast erdrückt.

Im Riesenbau des Cultural Education Center stellt das New York Sta- M New York
te Museum den »Empire State« vor. Dazu gehören u. a. eine Abtei- State
lung über die Mohawk-Indianer und auch eine Ausstellung über Museum
die Zerstörung des World Trade Center in New York City am
11. September 2001.
i Eagle & Swan Sts., tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.nysm.nysed.gov

Die Stadt und ihr Umland aus dem Blickwinkel von Künstlern zeigt Albany
das Albany Institute of History & Art u. a. anhand von Gemälden der Institute of
Hudson River School. Weitere Abteilungen befassen sich mit Kunst- History & Art
handwerk und Altägyptischem.
i 125 Washington Ave.; Mi. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 10 $, www.albanyinstitute.org

Die Shaker Heritage Society im Nordwesten der Stadt erinnert an die Shaker
erste, 1776 gegründete Siedlung der Shaker in Amerika; allerdings ist Heritage
nur das 1848 erbaute Gemeindehaus erhalten. Auf dem Friedhof fin- Society
det man das Grab von Mother Ann Lee, der Begründerin der Ge-
meinschaft.
Wer sich stärker für dieses Thema interessiert: Das M Shaker Re-
search Center Old Chatham (15 mi/24 km südöstlich von Albany)
stellt meisterliche Handwerksarbeiten der Shaker aus.
Von Old Chatham ist es nicht weit zu zwei weiteren alten Shaker-
Siedlungen: Mount Lebanon Shaker Village bei New Lebanon an der
US 20 und das viel größere und bekanntere Hancock Shaker Village
unmittelbar jenseits der Grenze in Massachusetts (“ S. 207).
Friedhof: 875 Watervliet Shaker Rd., Di. – Sa. 9.30 – 16.00 Uhr
Shaker Research Center Old Chatham: 88 Shaker Museum Rd. (für GPS:
202 Shaker Rd.), MItte Juni – Mitte Okt. Fr.–Mo. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt:
Spende; Führungen tgl. 10.30, 12.30 u. 14.30 Uhr, 10$, www.shakerml.org/
316 ZIELE    Buffalo

Umgebung von Albany


Rensselaer Gegenüber von Albany, am Ostufer des Hudson, liegt Rensselaer.
Hier, in der Crailo State Historic Site, kann man gut nachvollziehen,
welchen Einfluss die holländischen Einwanderer bei der Besiedlung
des Empire State hatten.
i Riverside Ave., Mitte April – Okt. Mi. – So. 11.00 – 16.00 Uhr, Juni – Aug.
auch Di., Eintritt: 5 $, www.nysparks.com/historic-sites

Watervliet Ca. 6 mi/10 km nördlich von Albany kann man das Museum der
Arsenal 1813 gegründeten Waffenfabrik von Watervliet besuchen, in der heu-
Museum te noch Kanonen hergestellt werden
i NY 32 / Broadway, So. – Do. 10.00 – 15.00 Uhr, Eintritt frei,
www.wva.army.mil/museum.

Buffalo
Region: Greater Niagara
aD6
Höhe: 46 m ü. d. M.
Einwohner: 261 000

An der Nordwestspitze des Lake Erie und nicht weit von den
weltberühmten “Niagarafällen liegt die Industriestadt Buf-
falo. Ihre große Zeit, die namhafte Architekten anzog, liegt
eine Weile zurück.

Vom Handels- Die erste feste Siedlung in dieser Gegend legte im Jahr 1803 die Hol-
platz zur land Land Company an. Sie wurde bereits neun Jahre später während
Industrie- des Britisch-Amerikanischen Krieges fast völlig zerstört. Doch we-
stadt gen ihrer strategischen Bedeutung hat man sie rasch wieder aufge-
baut.
Als Endpunkt des Eriekanals avancierte die Stadt rasch zum wich-
tigsten Warenumschlagplatz zwischen New York City und dem Mitt-
leren Westen und war Mitte des 19. Jh.s dank ihrer unzähligen Ge-
treidemühlen zum größten Mehlproduzenten der USA geworden.
Nach dem Bedeutungsverlust des Eriekanals behielt Buffalo seine
führende Rolle, da es inzwischen an das Eisenbahnnetz angeschlos-
sen war. Als ab 1896 billiger Strom in den Kraftwerken am Niagara
gewonnen werden konnte, kam es zu einem weiteren wirtschaftli-
chen Aufschwung, der bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
andauerte. Doch dann ging es mit Buffalo stetig bergab; erst ab den
1990er-Jahren begannen die Umstrukturierungsmaßnahmen zu
greifen.
Buffalo    ZIELE 317

Buffalo erleben
AUSKUNFT schank sind weit über 200 offene
Buffalo-Niagara Convention & Weine.
Visitors Bureau
403 Main St., Buffalo, NY 14203-1496 ÜBERNACHTEN
Tel. *1 800 2 83 32 56 eHampton Inn Downtown AA
www.visitbuffaloniagara.com 220 Delaware Ave., Buffalo, NY 14202
Tel. 1 716 8 55 22 23
ESSEN http://hamptoninn.hilton.com
eBacchus AAA 137 Zimmer und Suiten. Ein ausge-
54 W. Chippewa St, sprochen schönes Haus dieser Hotel-
Tel. 1 716 8 54 WI NE kette, u. a. mit Pool und gelobtem
Angesagter Treff mit tollem Angebot an üppigen Früh­stücksbuffet. Und hervor-
Tapas, die nicht nur spanisch, sondern ragend speist man im angegliederten
international inspiriert sind. Im Aus- Restaurant »Papaya«.
318 ZIELE    Buffalo

Buffalo Wings
TIPP

Überall in den USA sind die


»Buffalo Wings« beliebt und
begehrt. Tatsächlich sind die
frittier­ten Hähnchenschlegel
mit würzigem Dip hier erfunden
worden, und zwar 1964 in der
Anchor Bar in 1047 Main Street.
Die gibt es heute noch, aber
dort gewesen sein muss man
nicht unbedingt. Wer Hühner-
beine nicht mag: »Beef on Weck«
in Charlie‘s Butcher Kitchen im
Historic Ellicott Square Building
(Ellicott Sq. Bldg. / 295 Main
Street) probieren.

Sehenswertes in Buffalo
Architektur in Die 30-stöckige City Hall am Niagara Square wurde 1931 im Art-
Downtown Deco-Stil erbaut. Vor ihr erinnert ein Marmordenkmal an den 1901
in Buffalo ermordeten US-Präsidenten William McKinley. An der
östlich des Niagara Square verlaufenden Franklin Street stehen u. a.
die neugotische Old County & City Hall (Nr. 92) von 1876 und das
1833 im Greek Revival Style erbaute Title Guarantee Building. In der
Church Street trifft man zunächst auf das von Sullivan und Adler
entworfene und 1896 fertig gestellte Guaranty Building (Ecke Pearl
St.), das mit seinen heute bescheidenen 13 Stockwerken dennoch zu
den ersten Wolkenkratzern der Welt zählt. Gegenüber erhebt
sich die neugotische St. Paul's Episcopal Cathedral mit ihrem immer-
hin auch 84 m hohen Turm.

Main Street Die Main Street ist die Haupteinkaufsmeile. Architektonisch beach-
tenswert: das 1895 im Stil der Neorenaissance errichtete Ellicott
Square Building, das lange das größte Bürohaus der Welt war, sowie
das Liberty Bank Building von 1925, auf dessen Dach zwei 10 m hohe
Nachbildungen der Freiheitsstatue ins Auge fallen. Die Market Arca-
de von 1922 ist ein guter Platz zum Shoppen und Ausspannen.

Buffalo & Erie Im Buffalo & Erie County Naval & Military Park am Eriesee kann
County Naval man das U-Boot »USS Croaker«, den Zerstörer »USS The Sullivans«
& Military aus dem Zweiten Weltkrieg, den Lenkwaffenkreuzer »USS Little
Park Rock«, einige Flugzeuge und Panzer besichtigen.
i April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Nov. nur Sa., So., Eintritt: 10 $,
www.buffalonavalpark.org
Buffalo    ZIELE 319

Als Nobelmarke genossen die in Buffalo gebauten Autos von Pierce- Buffalo
Arrow einen guten Ruf. Im Buffalo Transportation Museum sind Transportati-
diese und andere Karossen, dazu der Nachbau der einzigen von on/Pierce
Frank Lloyd Wright entworfenen Tankstelle zu bewundern. Arrow
i 263 Michigan Ave., Sa./So. 11.00 – 16.00 Uhr, Öffnungszeiten werden Museum
nach Wetterlage angepasst (s. Website), Eintritt 10$, www.pierce-arrow.com

Im nördlichen Vorort Allentown steht die mondäne, 1837 im Greek MTheodore


Revival Style errichtete Villa von Rechtsanwalt Ansley Wilscox. Hier Roosevelt
legte Theodore Roosevelt, der Stellvertreter des in Buffalo ermorde- Inaugural
ten Präsidenten William McKinley, am 14. September 1901 seinen National
Amtseid ab. Dieses Ereignis, die Hintergründe der Tat und die Regie- Historic Site
rungszeit Roosevelts würdigt diese Einrichtung.
i 641 Delaware Ave., April – Dez. Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. 12.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.nps.gov/thri

Kunstsinnige treffen sich in der am Delaware Park gelegenen Al- M Albrigth-


brigth-Knox Art Gallery, einer der besten Sammlungen im Nordos- Knox Art
ten. Stark vertreten sind Impressionisten und vor allem Klassiker der Gallery
Moderne wie Picasso, Dalí, Mirò und Chagall.
i 1285 Elmwood Ave.; Di. – So. 12.00 – 17.00, Fr. bis 22.00 Uhr,
Eintritt: 15 $, www.albrightknox.org

Unweit nördlich fällt das geradezu majestätische Gebäude ins Auge, The Buffalo
in dem sich New York zur Panamerika-Ausstellung 1901 präsentier- History
te. Hier wird heute vor allem die wirtschaftshistorische und architek- Museum
tonische Entwicklung der Stadt und ihres Umlands beschrieben.
i 25 Nottingham Ct.; Di. u. Do. – Sa. 10.00 – 17.00, Mi. 10 .00 – .20.00,
So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7 $, www.buffalohistory.org

Umgebung von Buffalo


Wie das Leben am Eriesee zu Pionierzeiten war, zeigt das Freilicht- Amherst
museum im nordöstlichen Vorort Amherst mit viel »Living History«. Museum
i 3755 Tonawanda Creek Rd., Di. – Fr. 9.30 – 16.30, April – Okt. auch Sa., So.
12.30 – 16.30 Uhr, Eintritt: 5 $, www.amherstmuseum.org

East Aurora, ca. 20 mi/32 km südöstlich von Buffalo gelegen, ist be- East Aurora
kannt als Zentrum der Roycroft-Bewegung, die Elbert Hubbard ab
1895 aufbaute. Es ging ihm um die Aufwertung alter Handwerks-
künste und so kann man heute noch auf dem Campus von M East
Aurora Roycroft Arts & Craft bestes Kunsthandwerk erstehen und
im Museum die Geschichte der Bewegung studieren.
i 31 S. Grove St., Führungen Juni – Okt. Mi., Sa., So. 12.30 u. 13.30 Uhr,
Eintritt: 15 $, www.roycroftcampuscorporation.com/visit
320 ZIELE    Catskills

M Graycliff Ein Ausflug südwestwärts am Eriesee Richtung “Erie, PA, führt nach
Graycliff, zumindest für jeden Anhänger von Frank Lloyd Wright die
Anfahrt wert (I-90 Exit 57 nach 6472 Old Lake Shore Rd.). Der große
Architekt hat auf einer Anhöhe über dem See 1927 ein großes Som-
merhaus für den Industriellen Darwin D. Martin gebaut.

Chautauqua Bei Dunkirk, wo ein alter Leuchtturm von 1875 mit einer Militäraus-
Lake stellung steht, biegt man ab zum von Wäldern umgebenen Chautau-
qua Lake (70 mi/110 km von Buffalo). Man sollte meinen, dass dieser
415 m ü.d.M. gelegene See einen Abfluss zu dem nur 16 km entfern-
ten, 241 m tiefer gelegenen Eriesee hat. Doch weit gefehlt: Sein Was-
ser fließt über Allegheny, Ohio und
Mississippi Tausende von Kilometer
Wein vom Eriesee
nach Süden bis in den Golf von Me-
xiko.
TIPP

Am Südufer des Eriesees reihen


sich renommierte Weingüter an-
Die Chautauqua Institution am
einander, z. B. Schloss Doepken Westufer des Sees wurde 1874 als
Winery in Ripley, Johnson Estate Fortbildungstätte für Religionsleh-
Winery und Vetter Vineyards in rer gegründet. Heute bekommt man
Westfield, Woodbury Vineyards in hier neben Religiösem ein weit gefä-
Fredonia und Roberian Vineyards chertes Fortbildungsprogramm ge-
in Sheridan. Die meisten bieten boten, das Literatur, Kunst, Musik,
Weinproben an. Weitere Infos: Theater und Tanz umfasst und je-
www.chautauqua-wine-trail.org den Sommer über 100  000 Bil-
dungshungrige anlockt.

M Catskills
Region: The Catskills
a G / H 6 – 7
Höhe: 20 – 1 274 m ü.d.M.

Wo vor hundert Jahren noch Züge aus New York City mit ele-
ganten Sommerfrischlern ankamen, herrscht heute Outdoor-
Fieber: Die Catskills, »America's First Wilderness«, bieten die
ganze Palette an Aktivitäten, die in Bergen, Tälern und Flüssen
möglich sind. Und: »Fly fishing« ist hier sehr angesagt.

»America's Die westlich des Hudson-Tals aufsteigenden und noch im 19. Jh. von
First dichten Hemlocktannenwäldern bestandenen Catskills sind neben
Wilderness« den Adirondacks die zweite Bergregion des Bundesstaats New York.
Höchste Erhebung ist der 1 274 m hohe Slide Mountain im Ulster
County. Der Kern des Gebirges ist als Catskill Forest Preserve Park
geschützt. Viele Catskills-Touristen kommen zum Wandern, aber
auch zum Mountainbiking, Geländereiten und Kanu-Sport. Im Win-
Catskills    ZIELE 321

Die Catskills erleben


AUSKUNFT WEIN
Catskill Association Adair Vineyards
for Tourism Services 52 Allhusen Rd., New Paltz, NY 12561
P.O. Box 449, Catskill, NY 12414 Tel. 1 845 2 55 13 77
Tel. *1 800 N YS CA TS www.adairwine.com
www.visitthecatskills.com Fr., Sa., So. 11.00 – 17.00 Uhr
New Paltz ist einer der bekann-
ÜBERNACHTEN testen Weinorte im Nordosten.
Scribner‘s Catskill Lodge AA – AAA Adair Vineyards bietet u.a. einen
13 Scribner Hollow Rd., Hunter, NY hervorragenden Vidal Blanc.
12442, Tel. 1 518 2 18 52 11
www.scribnerslodge.com Whitecliff Vineyards
Angenehmes Berghotel mit 38 Zimmern, 331 McKinstry Rd.
teilweise mit Terrasse. Restaurant gerade Gardiner, NY 12525
wg. Renovierung geschlossen. Tel. 1 845 2 55 46 13
www.whitecliffwine.com
Redcoat‘s Return AA Juni – Okt. tgl. 11.00 – 18.00, Nov., Dez.
Dale Lane, Elka Park, NY 12427 u. Feb. – Mai Do. – Mo. 11.30 – 17.30 Uhr
Tel. 1 518 5 89 98 58 Hier gibt es köstliche Tropfen,
12 Zimmer. Britische Landhausatmo- darunter Riesling, Chardonnay,
sphäre, Bibliothek, English Breakfast – Merlot und sogar einen Hudson
die Besitzer sind Briten. Valley Port.

ter werden Langlaufloipen und Abfahrtsstrecken präpariert. Die be-


kanntesten Skigebiete sind die Hunter Mountain Ski Bowl, die
Windham Ski Area, das Belleayre Mountain Ski Center, die Bobcat
Ski Area und die Scotch Valley Ski Area.

Schon die Indianer glaubten, dass hier himmlische Mächte wohnen, Eine unheim-
und selbst die im 17. Jh. im Hudsontal siedelnden Holländer fürch- liche Gegend
teten sich vor hiesigen Geistern und Kobolden. Von ihnen stammt
auch der Name »Kaaterskill«, heute »Catskills«. Ende des 19. Jh.s
brach man hier gut zu bearbeitenden Sandstein, der vor allem in der
stürmisch wachsenden Metropole New York City gefragt war. Schon
zu Beginn des 19. Jh.s. hatten Ausflügler von der Ostküste die Cats-
kills entdeckt und zu Beginn des 20. Jh.s gehörte es in New York und
Baltimore zum guten Ton, seine Ferien in den Catskills zu verbringen
oder dort einen Zweitwohnsitz zu haben. Vor allem jüdische Immi-
granten aus Osteuropa eröffneten hier zahlreiche Pensionen, was
dem Waldgebirge bald den Beinamen »Borscht Belt« einbrachte.
Inzwischen haben sich die Reiseströme verlagert. Neue Chancen ver-
spricht man sich durch umweltverträglichen Tourismus.
WISSEN Woodstock Festival
Special-Titel

By the time I got to Woodstock ...


Joan Baez – Blood, Sweat & Tears – The Paul Butterfield Blues Band –
Canned Heat – Joe Cocker – Crosby, Stills & Nash – The Grateful Dead
– Arlo Guthrie – Richie Havens – Jimi Hendrix – Jefferson Airplane –
Janis Joplin – Santana – Ten Years After – The Who – Neil Young ...
Unentschuldigt fehlte The Jeff Beck Group, kurzfristig ausgebootet
wurde Iron Butterfly. Dass Bob Dylan auftreten würde, war so
selbstverständlich, dass man vergaß, ihn einzuladen.

Wie heißt es so schön: Woodstock


= Peace + Love + Music. Liest man Ein ungeplanter Mythos
die Protokolle der Zeitzeugen, Geplant war all dies so jedoch
mag man diese Gleichung nach Sex nicht. Woodstock verdankt seinen
+ Drugs + Rock’n’Roll auflösen, legendären Ruf zum Großteil der
denn speziell die zum Mythos er- Tatsache, dass es zunehmend aus
hobene Friedfertigkeit der halben dem Ruder lief. Initiiert wurde das
Million Hippies war offenbar der Festival von John Roberts, Joel Ro-
reibungslosen Versorgung mit be- senman, Artie Kornfeld und Mi-
wusstseinsvernebelnden Substan- chael Lang. Roberts, steinreicher
zen zu verdanken. Bevor Wood- Erbe einer Zahnpasta­dynastie, gab
stock das Gegenteil bewies, galt mit Rosenman im März 1968 eine
schon die Vorstellung eines Events Anzeige in der »New York Times«
dieser Größenordnung als völlig auf: »Junge Männer mit unbe-
absurd. Das Rock Festival in Monte- grenztem Kapital suchen interes-
rey hatte bereits im Juni 1967 statt- sante, legale Investitionsmöglich-
gefunden, Watkins Glen zog im keiten und Geschäftsvorschläge.«
Sommer noch mehr Besucher an, Unter den Zuschriften fand sich
doch »The Woodstock Music and auch die Idee von Kornfeld und
Arts Fair« vom 15. bis 17. August Lang, in der ländlichen Idylle von
1969 war und bleibt das mit Ab- Woodstock ein Aufnahmestudio
stand berühmteste Ereignis dieser einzurichten. Außerdem sei der
Art. Austragungsort war die Farm Ort wunderbar geeignet für ein
von Max Yasgur bei Bethel in den Festival. Zwei Hippies und zwei
Catskill Mountains, 50 mi/80 km Yuppies taten sich also zusammen
entfernt von Woodstock. Das Festi- und gründeten die Firma Wood-
val war der Höhepunkt der Hippie- stock Ventures. Im Industriegebiet
Ära und galt einen kurzen Sommer von Walkill, NY, mieteten sie ein
lang als Beweis dafür, dass die Gelände mit Platz für 50 000 Besu-
»Woodstock Generation« mit frei- cher. Plakate wurden gedruckt,
er Liebe, psychedelischen Drogen prominente Bands mit fürstlichen
und Rock eine friedfertig-soziale Gagen gelockt. Die braven Bürger
»Woodstock Nation« im Zeichen von Walkill bekamen allmählich
des Wassermanns hervorbringen eine genauere Vorstellung dessen,
könnte. was auf sie zukam und gerieten in
323

15 August 1969: Love & Peace beim Woodstock Festival

Panik. Im Eilverfahren untersagte 15 Meilen Stau, denn die Nach-


die Gemeinde das Festival. Drei drängenden hatten die Straße zum
Wochen vor dem Termin wurde Parkplatz umfunktioniert. Die Zau-
dann doch noch die Farm von berlehrlinge von Woodstock Ven-
Milchfarmer Max Yasgur gefun- tures hatten nun ein Problem:
den. Bis die Bewohner von Bethel Nicht nur 800  000 Sandwiches,
Wind bekamen von Art und Di- auch fast alle Musiker saßen in der
mension des Festivals, war es schon Blechlawine fest.
zu spät. Auch Schilder mit der Auf- Der Freitag sollte ganz im Zeichen
schrift: »Kauft keine Milch! Stoppt des Folk Rock stehen. Tim Hardin
Max Yasgurs Hippie-Festival!« war zwar bereits anwesend, aber
konnten nichts verhindern. noch bis in die Haarwurzeln be-
kifft. So schickte man gegen fünf
Kompletter Fehlstart Uhr nachmittags Richie Havens auf
Als Michael Lang freitags aufwach- die Bühne, der drei Stunden lang
te, fiel ihm ein, dass er vergessen improvisierte – sein verzweifelter
hatte, Kartenhäuschen aufzustel- Schrei nach »Freedom« klang nie
len. Von den geplanten 25 konn- wieder so authentisch. Gerettet
ten noch ganze zwei durch die in- wurde er ausgerechnet von einem
zwischen entstandene Zeltstadt Helikopter der U.S. Army, der Mu-
transportiert werden. Da der Ge- siknachschub einflog. Nun wurde
ländezaun von mehr als 200 000 jeder greifbare Hubschrauber ge-
Musikliebhabern ohne Ticket mitt- bucht, um die Massen aus der Luft
lerweile aber platt gewalzt wor- zu versorgen. Die Musiker traten
den war, machten die Veranstalter entgegen jeglicher Dramaturgie in
gute Miene zum bösen Spiel und der Reihenfolge ihres Auftauchens
deklarierten Woodstock zum Free vor Ort auf. Country Joe McDonald
Festival. Die Polizei kapitulierte vor war schon da, seine Band The Fish
WISSEN Woodstock Festival
Special-Titel

nicht. Nach ihm wurde John Sebas- ze und Wolkenbruch: Die Bühne
tian auf die Bühne komplimen- stand unter Wasser und The Grate-
tiert, der eigentlich nur als Besu- ful Dead buchstäblich unter Strom,
cher gekommen war, doch aus als die berühmteste Live-Band
dem Publikum zwangsrekrutiert Amerikas ihren lausigsten Auftritt
wurde. Nach und nach verlief die ablieferte – schlechte Kabelisolie-
Veranstaltung dann in geordnete- rung führte zu gelegentlichen
ren Bahnen, Tim Hardin kam wie- Stromstößen, so dass Jerry Garcia
der zu sich und auch der mit Polit- und Kollegen verständlicherweise
parolen durchsetzte Funk von Sly nur sehr zögerlich in die Saiten
& The Family Stone löste nicht die griffen. Abbie Hoffman, als Mitbe-
befürchteten Massenkrawalle aus. gründer der radikal-anarchisti-
Gegen Mitternacht, als Ravi Shan- schen Yippie Party einer der promi-
kar seiner Sitar exotische Klänge nentesten amerikanischen Freaks,
entlockte, begann es zu tröpfeln, enterte die Bühne, um eine flam-
als Joan Baez »We shall overcome« mende Rede zur Unterstützung ei-
sang, öffneten sich die Schleusen nes gewissen John Sinclair zu hal-
des Himmels und verwandelten ten, der wegen des Besitzes zweier
das Tal in ein einziges Schlamm- Joints zu zehn Jahren Zuchthaus
bad. Nach Melanies Auftritt legten verdonnert worden war. Pete
sich geschätzte 350 000 Menschen Townshend, Gitarrist von The Who
in einer gigantischen Fangopa- und unerschrockener Brite, hielt
ckung zur verdienten Ruhe. ihn für einen weiteren halluzinie-
renden Irren und zog ihm sein Ins-
Elektrisierende Songs trument über den Schädel – make
Raymond Mizak wurde am Sams- love, not war.
tagmorgen Woodstocks erstes To-
desopfer: Er hatte sich den Frühstück im Bett ...
schlammverkrusteten Schlafsack Den sonntäglichen Sonnenauf-
über Kopf und Körper gezogen gang begrüßte Jefferson Airplane
und wurde von einem Traktor mit »White Rabbit«: »One pill ma-
überrollt. Musikalisch war der Tag kes you larger, one pill makes you
dem harten, treibenden Rock ge- small. The ones that mother gives
widmet mit The Who, Jefferson you don‘t do anything at all ...«
Airplane, Creedence Clearwater Dann bereiteten die Kommunar-
Revival, Grateful Dead, Canned den von der Hog Farm »Frühstück
Heat, Santana, Mountain und Janis im Bett für 400 000« nach folgen-
Joplin. Da man den Eindruck hatte, dem Rezept: Alle verfügbaren
die immer noch anwachsende Brötchen zu Mus verkochen, Erd-
Menge durch permanente Action nüsse zugeben, bis eine gulaschar-
auf der Bühne besser kontrollieren tige Masse entsteht. Gemüse jegli-
zu können, schaffte man die cher Sorte zerhacken, anbraten
Nachtruhe ab und bat die Bands, und untermischen. Auf Papptellern
ihre Sets auszudehnen. Das Wetter servieren ... Für die musikalischen
schlug Kapriolen zwischen Gluthit- Höhepunkte sorgten Crosby, Stills
325
325

Bilanz
Nebst einem augenfälligen Müll-
problem hatte es dem Veranstalter
Woodstock Ventures Schulden in
Höhe von 1,3 Mio. $ eingebracht.
Dennoch: Lang und Kornfeld
machten ein schlechtes Geschäft,
als sie sich bald danach von Rosen-
man und Roberts für je 31 240 $
ihre Anteile abkaufen ließen. Der
von Dokumentarfilmer Michael
Wadleigh gedrehte Film über das
Festival spielte allein an den US-
amerikanischen Kinokassen über
50 Mio. $ ein. Die beiden aufwän-
dig gestalteten Plattenalben gehö-
ren zu den Dauerbrennern unter
den Bestsellern und finden, mitt-
lerweile als CD und DVD, auch heu-
te noch begeisterte Abnehmer. Die
schöne Illusion vom Aufbruch in
eine bessere Welt endete aber im
& Nash, zu denen Neil Young stieß, selben Jahr in den Gewaltexzessen
The Band, Joe Cocker, Johnny Win- beim Altamont Speedway Festival
ter und Ten Years After, deren Gi- und mit den Ritualmorden der
tarrist Alvin Lee beim Solo in »I‘m Manson Family. Möglicherweise ist
going home« demonstrierte, dass es aber gerade die Gewissheit um
er schneller spielte als sein Schat- die Unmöglichkeit einer Wieder-
ten. Die Schwermetaller von Iron holung, die Woodstock zu einem
Butterfly warteten in New York ewig jungen Blütentraum und zum
auf einen Hubschrauber, der nie wehmütigen Mythos einer ganzen
erscheinen sollte: Die nervösen Generation gemacht hat. Man
Veranstalter hatten inzwischen die muss nicht dort gewesen sein, um
Befürchtung, dass die hypnoti- davon zu schwärmen. Bezeichnen-
schen Klänge von »In-A-Gadda-Da- derweise ist der Song »Wood-
Vida« zu Massentumulten führen stock« mit der Zeile »By the time I
könnten. got to Woodstock, they were half
Schließlich war es neun Uhr früh a million strong«, der für Crosby,
am Montag, als Jimi Hendrix, der Stills, Nash & Young zum Hit geriet
darauf bestanden hatte, als Letzter und heute als Hymne des Festivals
aufzutreten, mit kreischenden gilt, von Joni Mitchell geschrieben
Rückkopplungseffekten die ameri- worden. Sie war eine der vielen,
kanische Nationalhymne zerpflück- die die Aquarian Exposition der
te und das Festival in fulminanter Woodstock Music & Art Fair nur
Weise beendete. vom Hörensagen kannten.
326 ZIELE    Catskills

Orte und Plätze in den Catskills


Ulster County Der bekannte Weinort New Paltz (»Neue Pfalz«) ist im Jahre 1678
von Hugenotten am Südrand der Catskills gegründet worden. Sie
kamen seinerzeit aus Mannheim, wo sie sich vorübergehend aufge-
halten hatten. Aus der Gründerzeit stammen noch die sechs »Hugue-
not Street Stone Houses« in der Broadhead Avenue. Die Kirche von
1717 ist ein Nachbau.
Etwa 10 mi/16 km nördlich von New Paltz, in High Falls, kann man
die alten Schleusen des Delaware & Hudson Canal auf dem »Five
Locks Walk« inspizieren. Ein kleines Museum gehört auch dazu.
Quer durch die Kernregion der Catskills führt von Kingston im
“Hudson Valley die landschaftlich besonders schöne M Scenic NY 28.
Sie berührt zunächst das für US-Verhältnisse schon sehr alte, vor
über 300 Jahren gegründete Hurley. Bemerkenswert ist der »Hurley
Patentee Manor«, der aus einem 1696 erbauten holländischen Bau-
ernhaus hervorgegangen ist. Dann folgt Mount Tremper, dessen
Attraktion das weltgrößte Kaleidoskop (»Kaatskill Kaleidoscope«)
ist. Im kurz danach folgenden, geradezu malerischen, von bewalde-
ten Gipfeln ein­geschlossenen Phoenicia startet vom 1910 errichteten
Bahnhof (dort auch ein altes Eisenbahndepot) die Catskill Moun-
tain Railroad zu Fahrten am Esopus Creek entlang.
Von Mt. Tremper führt die NY 212 zum 12 mi/19 km weiter östlich
gelegenen Woodstock, dem Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Who
und andere Rockgrößen 1969 mit dem legendären Woodstock-Fes-
tival zu Weltruhm verholfen haben – auch wenn es bei Bethel
Woodsl stattfand, 50 mi/80 km wei-
ter westlich (“ Baedeker Special S.
Rasende Schläuche 322). Dessen ungeachtet lebt das
Städtchen gut von der Legende: Es
TIPP

Ein Heidenspaß: In großen auf- quillt über von Geschäften, in denen


geblasenen Rei­fenschläuchen über
neben Woodstock-Devotionalien
4 km den Esopus Creek hinunter-
auch Skurriles und fürchterlicher
rauschen! Schläuche, Anleitung
Kitsch feilgeboten werden.
und Rückfahrt bietet: The Town
Wer dabei war, wird schwärmen,
Tinker Tube Rental, Phoenicia, NY,
10 Bridge St., Tel. 1 845 6 88 55 53
wer nicht dabei war, kann das Fee-
ling interaktiv nachholen: Das
Woodstock Museum auf dem Fes-
tival-Gelände bei Bethel Woods zeigt die Geschichte des Festivals,
seinen Verlauf und seine Nachwirkungen – mit viel Nostalgie, tollem
Original-Sound und einen Film im Rundum-Kino, dass man sich
mittem im Geschehen wähnt.
Catskills Mountain Railroad: Fahrten ab Mount Tremper Station, Mai bis
Okt. Sa., So., Fei. ab 10.15 Uhr, Ticket: 18 $, http://catskillmtrailroad.com
Woodstock Museum: Sommer tgl. 10.00 – 19.00, Winter Do. – So. 10.00
bis 17.00 Uhr, Eintritt: 15 $, www.bethelwoodscenter.org/museum
Finger Lakes    ZIELE 327

Der nördliche Teil der Catskills gehört zu Greene County und ist das Greene
beste Skigebiet. Auch diese Region erschließt sich auf einer land- County
schaftlich schönen Strecke, der M Scenic NY 23 A. Sie beginnt in Cat-
skill, wo sich die Thomas Cole National Historic Site mit dem
Heim des Begründers der Hudson River School befindet. Sodann
führt die Straße weiter nach Westen.
Westlich von Palenville streift die Straße die knapp 80 m hohen Kaa-
terskill Falls. Von Haines Falls aus lohnt ein Abstecher zur Catskill
Mountain House Site. Dort wurde 1823 ein Hotel eröffnet, das über
hundert Jahre lang beliebter Treffpunkt des New Yorker Jetsets war
und nach der Schließung 1963 schließlich einem Brand zum Opfer
fiel. Nach wie vor bestechend ist die Lage, die nicht nur Thomas Cole,
sondern auch James Fenimore Cooper inspirierte.

Folgt man der NY 23 weiter nach Westen, gelangt man via Prattsvil- Delaware
le und Stamford zu den aus insgesamt 16 Gebäuden bestehenden County
Hanford Mills bei East Meredith, die 1846 als Sägemühle in Betrieb
genommen wurden und zwischen 1880 und 1915 sogar Strom für
den Ort lieferten – heute gibt es hier eine lehrreiche Ausstellung über
die Mühlentechnik.

Den Süden der Catskills nimmt das Sullivan County ein, bekannt für Sullivan
einige hübsche »covered bridges« und als Zentrum für das Fliegen­ County
fischen. Wer darüber mehr wissen möchte, gehe ins Catskill Fly
Fishing Center & Museum in Roscoe. In Narrowsburg kann man
im Sommer das Fort Delaware Museum of Colonial History besich-
tigen. Weiter flussabwärts erinnert der Minisink Battleground Park
an eine blutige Schlacht des Unabhängigkeitskriegs.

MM Finger Lakes
Region: Finger Lakes
a E / F 6
Höhe: 116 – 334 m ü.d.M.

Wie die Finger zweier Hände greifen die Finger Lakes vom Sü-
den des Ontariosees her hinein in eine der schönsten Land-
schaften des Nordostens: Wälder, Milchbauernhöfe, hübsche
Städtchen am Seeufer und – Weingärten, denn die Region ist
nach Kalifornien das zweitgrößte Weinanbaugebiet der Ver-
einigten Staaten.

Der längste der zwischen “Rochester und “Syracuse liegenden elf Von der
Seen ist der 64 Kilometer lange Cayuga Lake, der tiefste der knapp Eiszeit
200 Meter tiefe Seneca Lake, der kleinste der gerade mal fünf Kilo- geformt
328 ZIELE    Finger Lakes

meter lange Canadice Lake und als den hübschesten empfinden vie-
le den Keuka Lake.
Die Finger Lakes gelten als Musterbeispiele von Gletscherzungenbe-
cken, die in der Wisconsin-Kaltzeit vor ungefähr 10 000 Jahren von
den Eismassen ausgehobelt worden sind.
Hier lebten einstmals Waldlandindianer, teils Algonquin und teils
Irokesen. Im 16. Jahrhundert gewannen letztere die Oberhand und
machten die Region zu ihrem Siedlungsschwerpunkt. Bereits in den
1820er-Jahren begann am Keuka Lake der Weinbau. Heute produzie-
ren über 70 Kellereien Weine, vor allem an den sonnenbeschienenen
Hängen von Seneca Lake, Cayuga Lake, Keuka Lake und Canandai-
gua Lake. In der Region sind zwei Dutzend State Parks ausgewiesen,
die reichlich Gelegenheit zum Wassersport, Mountainbiken, Wan-
dern und Reiten bieten.
Finger Lakes    ZIELE 329

Östliche Finger Lakes Region


Auburn (28 000 Einw.), die größte Siedlung der östlichen Finger La- Auburn
kes Region, war im 19. Jh. Station der »Underground Railroad«, einer
Kette von Verstecken, durch die befreite Sklaven nach Kanada ge-
schleust wurden. Eines davon ist das Harriet Tubman Home. Har-
riet Tubman, 1849 selbst der Sklaverei entkommen, schleuste allein
300 Menschen durch. Weiterhin sehenswert: in der Nelson St. die
Willard Memorial Chapel, die einzige erhaltene Innengestaltung
von Louis Comfort Tiffany, sowie das Haus von William H. Seward,
Abraham Lincolns Außenminister, der den Kauf Alaskas einfädelte.
Harriet Tubman Home: 180 South St., Di. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa. 10.00 bis
15.00 Uhr, Eintritt: 4 $, www.harriethouse.org
Willard Memorial Chapel: 17 Nelson St., Di. – Fr. 10.00 bis 16.00 Uhr,
Führungen zu jeder vollen Stunde, Eintritt: 8 $,
www.willard-chapel.org

Die Finger Lakes erleben


AUSKUNFT Historisches Inn von 1873 und drei
Finger Lakes Tourism Alliance Gästehäuser; wunderschöne Aus-
309 Lake St., Penn Yan, NY 14527 blicke auf den Lake Cayuga. Das Inn
Tel. 1 315 5 36 74 88 ist auch sehr beliebt wegen seiner
www.fingerlakes.org üppigen (und teuren) Mahlzeiten.

ESSEN / ÜBERNACHTEN tInn at Glenora


eVillage Tavern Wine Cellars AA – AAA
Restaurant & Inn AAA 5435 Rte. 14, Dundee, NY 14837
30 Mechanic St. Tel. *1 800 2 43 55 13 bzw.
Hammondsport, NY 14840 1 607 2 43 95 00, www.glenora.com
Tel. 1 607 5 69 25 28 30 Zimmer. Freundliches Hotel am West-
www.villagetaverninn.com ufer des Seneca Lake inmitten von Wein-
Familienbetrieb am Südufer des Lake bergen, deren Tropfen im vorzüglichen
Keuka mit schmackhafter amerikani- Restaurant ausgeschenkt werden. Zu ei-
scher Küche und vielen Fischspeziali- ner frühzeitigen Reservierung wird gera-
täten. Riesige Auswahl an Weinen der ten, da das Haus oft ausgebucht ist.
Finger Lake Region (und riesige Bier-
auswahl). Vier kuschelige Zimmer uSeneca Lodge AA
zum Übernachten. Walnut Rd., Watkins Glen, NY 14891
Tel. 1 607 5 35 20 14
rTaughannock Farms Inn AAA www.senecalodge.com
2030 Gorge Rd. 80 rustikale Zimmer und Cabins. Gemüt-
Trumansburg, NY 14886 liche Unterkunft auf einem Hügel mit
Tel. 1 607 3 87 77 11, www.t-farms.com empfehlenswertem Restaurant.
330 ZIELE    Finger Lakes

Seneca Falls Der 15 mi/24 km westlich von Auburn gelegene Ort ist bekannt ge-
worden durch das U.S. Women's Suffrage Movement. Ihre erste
Versammlung hielten die um das Frauenwahlrecht kämpfenden Da-
men im Juli 1848 in der Wesleyan Methodist Chapel ab, heute das
Herzstück des Women's Rights National Historical Park.
Das Montezuma National Wildlife Refuge, ein Marschengebiet
am Nordufer des Cayuga Lake, steuern Zugvögel im Frühling und
Herbst an – ein idealer Ort zum Beobachten. Alles Wichtige erfährt
man im Visitor Center, auch über den Nistplatz eines Weißkopfsee-
adlers.
Women‘s Rights National Historical Park: 136 Fall St., tgl. 9.00 – 17.00
Uhr, Eintritt frei, www.nps.gov/wori
Montezuma National Wildlife Refuge Visitor Center: April – Nov. tgl.
10.00 – 15.00, Sa., So. bis 16.00 Uhr, Eintritt frei, www.fws.gov/r5mnwr

M Ithaca Am Südzipfel des Cayuga Lake zeigt sich die Landschaft wildroman-
tisch. Berühmt wurde Ithaca durch die 1865 gegründete Cornell Uni-
versity. Der Campus liegt hoch über der Stadt und der Cascadilla
Gorge. Beachtung verdient die Kol-
Wine Trails lektion asiatischer Kunst des Her-
bert F. Johnson Museum of Art.
Die Cornell Plantations präsentie-
TIPP

Die Weine der Finger Lakes


Region können sich durchaus mit ren sich als gepflegter botanischer
der Konkurrenz aus Kalifornien Garten, hervorgegangen aus einem
messen. Auf eigene Faust lassen 1875 angelegten Arboretum. Kin-
sie sich auf dem Cayuga, Seneca, dern wird ein Besuch im Museum
Keuka oder Canandaigua Wine of the Earth bestimmt gefallen,
Trail erkunden. Broschüren mit denn dort können sie Dino-Skelette
dem jeweiligen Verlauf und bestaunen und im Sommer sogar
Adressen von Weingütern erhält »echte« Fossilien ausgraben.
man vor Ort. 8 mi/13 km nördlich stürzt der
Taughannock Creek 65 Meter in die
Tiefe. Der Canyon ist Kern des Na-
turschutzgebietes Taughannock
Falls State Park, das bis zum schö-
nen Badestrand am Cayuga Lake hi-
nunter reicht.
Herbert F. Johnson Museum of Art:
114 Central, Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt frei, Spende erbeten,
http://museum.cornell.edu
Museum of the Earth: 1259
Trumansburg Rd., Ende Mai –  Anf. Sept.
tgl. 10.00 – 17.00, im Winterhalbjahr Di.
u. Mi. geschl., Eintritt: 8 $, www.
priweb.org
Finger Lakes    ZIELE 331

Westliche Finger Lakes Region


Am Nordufer des Seneca Lake liegt das noble Geneva. Nicht von un- M Geneva
gefähr hat man den Namen der berühmten Stadt am Genfer See ge-
wählt. Denn Ende des 18. Jh.s zog die Stadt mit dem hübschen Pul-
teney Park viele Reiche aus den Süd- und den Neuenglandstaaten
an, die sich Sommervillen errichten ließen, z. B. an der South Main
Street. Ja sogar ein Opernhaus konnte man sich 1894 leisten, das
prächtige Smith Opera House, heute Kino und Konzertsaal.
Noch einiges von seiner früheren Noblesse strahlt auch das 1829 im
Federal Style erbaute Prouty-Chew House an der Main Street aus.
i 543 S. Main St., Di. – Fr. 9.30 – 16.30, Sa. 13.30 – 16.30, Juli, Aug. auch
So. 13.30 – 16.30 Uhr, Eintritt frei, www.genevahistoricalsociety.com/
PC_ House

Von Geneva aus lohnt eine Rundfahrt um Seneca Lake, vor allem M Seneca Lake
auch zu den Weinkellereien an der Südspitze. Einen tollen Blick auf
den See genießt man von der Rose Hill Mansion 3 mi/5 km östlich
von Geneva an der Rte. 96a, einem sehr eleganten, 1839 im Greek
Revival Style errichteten Herrenhaus.
i Führungen Mai – Okt. Di. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 7 $, http://www.genevahistoricalsociety.com/Rose_Hill

Einen »guten Platz zum Wohnen« findet man 17 mi/27 km westlich Canandaigua
von Geneva, denn so heißt Canandaigua in der Sprache der Seneca-
Indianer. Wichtigste Sehenswürdigkeit sind die wunderschönen
Sonnenberg Gardens & Mansion, wo rund um einen 1887 fertig
gestellten noblen Herrensitz neun ganz unterschiedliche Themengär-
ten gestaltet wurden; auch Weine kann man probieren. Im Granger
Homestead & Carriage Museum, dem Hof von Gideon Granger,
Postminister unter den Präsidenten Jefferson und Madison, sind et-
liche alte Pferdefuhrwerke zu bewundern. Wer sich für die indiani-
sche Urbevölkerung interessiert: In der Ganondagan State Historic
Site ist ein Langhaus der Seneca nachgebaut
Sonnenberg Gardens & Mansion: 151 Charlotte St.; Mitte Mo. – Fr.
9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.sonnenberg.org
Granger Homestead & Carriage Museum: 295 N. Main St., Führungen
Di., Mi., So. 13.00 – 17.00, Do., So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 6 $,
www.grangerhomestead.org
Ganondagan State Historic Site: 1488 SR 444, Mai – Sept. Di. – So. 9.00
bis 17.00, Okt. Di. – Sa. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 $, www.ganondagan.org

Das am Chemung River südlich der Seen gelegene Elmira ist als Se- Elmira
gelflughauptstadt der USA bekannt. Ihre Blüte erlebte die Stadt im
19. Jh., wie die schmucken viktorianischen Bauten im Westside His-
toric District zeigen. Weltruhm erlangte Elmira durch Mark Twain,
332 ZIELE    Finger Lakes

der hier seine spätere Frau traf und lange Zeit hier verbrachte. Dabei
schrieb er Teile der »Abenteuer des Huckleberry Finn«. Im Elmira
College kann man sein Arbeitszimmer besichtigen. Das Ehepaar
Twain ist auf dem Woodlawn Cemetery bestattet.
Flugzeugenthusiasten kommen in der näheren Umgebung auf ihre
Kosten: Das Wings of Eagle Discovery Center stellt über 30 Mili-
tärmaschinen aus; nordwestlich außerhalb der Stadt findet man im
National Soaring Museum eine der größten Sammlungen von Se-
gelflugzeugen, darunter als ältestes den Chanute Herring Glider aus
dem Jahr 1896.
Elmira College: 1 Park Pl., Mitte
Berühmtheiten aus Elmira
Juni – Labor Day tgl. 9.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt frei, www.elmira.edu
WISSEN

In Elmira ist man nicht nur auf


Wings of Eagles Discovery Center:
den berühmten Schriftsteller
Mark Twain stolz: Auch der 339 Daniel Zenker Dr., Horseheads,
Modedesigner Tommy Hilfiger Di. – Sa. 11.00 – 15.00 Uhr, Eintritt: 7 $,
(geb. 24. 3. 1951) und die Space- www.wingsofeagles.com
Shuttle-Astronautin Eileen Collins National Soaring Museum: 51
(geb. 19. 11. 1956) stammen Soaring Hill Dr., März – Dez. tgl. 10.00
von hier. bis 17.00 Uhr, Eintritt: 7,50 $,
www.soaringmuseum.org

Corning Ohne Corning gäbe es Corning nicht – das Städtchen westlich von
Elmira lebt mit und arbeitet für die Corning Inc., einen der führen-
den Hersteller für Glas und optische Werkstoffe. Die »Glashauptstadt
der Welt« zieht Jahr für Jahr Hunderttausende Besucher an, die das
MM Corning Museum of Glass sehen wollen, das wohl beste Museum
dieser Art weltweit. Es informiert über die gut 3 500 Jahre alte Kunst
der Glasmacher und Glasbläser. Highlights der Ausstellung sind u. a.
Stücke aus dem alten Ägypten sowie aus dem Römischen Reich; ge-
nauso schön aber auch die weltgrößte Sammlung gläserner Brief-
beschwerer. Selbstverständlich kann man beim Glasblasen zusehen
und sich auch selbst daran versuchen.
In der an der Cedar Street gelegenen City Hall von 1893 zeigt das
M Rockwell Museum seine großartige Western-Art-Sammlung, u. a.
Werke von Remington und Russell.
Corning Museum of Glass: 1 Museum Way, tgl. 9.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 18 $, www.cmog.org
Rockwell Museum: 111 Cedar St.; tgl. 9.00 – 17.00, im Sommer bis 18.00
Uhr, Eintritt: 6,50 $, www.rockwellmuseum.org

M Watkins An der Südspitze des Seneca Lake liegt der wildromantische Watkins
Glen State Glen State Park. Hier tost der Glen Creek durch eine tiefe Schlucht
Park und stürzt sich dabei recht spektakulär über eine Treppe von 19 Was-
serfällen. In zirka einer Stunde hat man die Schlucht auf den ausge-
wiesenen Pfaden erkundet.
Hudson Valley    ZIELE 333

MM Hudson Valley
Region: Hudson Valley
a J 6 – 8
Höhe: 0 – 1 309 m ü.d.M.

507 km legt der Hudson River von seiner Quelle in den Adi-
rondacks bis zur Mündung in den Atlantik bei New York City
zurück. An seinem Mittellauf fühlt man sich ein wenig an den
Rhein erinnert, denn der Fluss bahnt sich seinen Weg durch
eine anmutige Landschaft, in der viel Wein angebaut wird und
von deren Höhen schlossähnliche Herrensitze grüßen.

Die Weine des Hudsontals, etwa aus Marlboro, Brimstone Hill, Ame- Weinbau und
nia, New Paltz “(Catskills) und Millbrook, werden sehr geschätzt. Gastronomie
Und wo Wein angebaut wird, ist auch gute Gastronomie nicht weit –
hoch gelobt, örtlich aber auch exorbitant teuer, denn viele Restau-
rants setzen auf zahlungskräftige Gäste aus New York City.

Vor der Ankunft der Europäer lebten hier Algonquin-Indianer. 1609 Kernregion
erkundete Henry Hudson den Flusslauf im Auftrag der Holländer bis des
hinauf nach “Albany und schrieb euphorische Berichte über das Unabhängig-
fruchtbare Land, was bald holländische Siedler gleich zu Tausenden keitskriegs

Nein, das ist nicht das Rheintal, sondern das Hudson Valley in Höhe
der Bear Mountain Bridge.
334 ZIELE    Hudson Valley

anlockte, woran noch heute viele Ortsnamen erinnern; mächtige Fa-


miliendynastien wie die Vanderbilts oder die Roosevelts besitzen
ebenfalls niederländische Wurzeln. Das relativ schmale holländische
Siedlungsband war jedoch beiderseits von den Briten eingeschlossen,
die es 1664 übernahmen. Während des Unabhängigkeitskriegs hatte
das Hudsontal eine enorme strategische Bedeutung, stellte es doch
eine natürliche Barriere zwischen den aufsässigen und der übrigen
britischen Einflusssphäre dar. Die rege Handelsschifffahrt auf dem
Hudson war im 19. Jh. einer der Gründe für den rasanten Auf-
schwung von New York City. Im Zeitalter der Industrialisierung hat-
te das so reizvolle Tal jedoch manche Blessuren hinzunehmen.

Lower Hudson Valley


Am Ostufer Das Hudson River Museum in New York Citys nördlicher Vorstadt
Yonkers stimmt auf den Ausflug ein, stellt es doch das Tal unter ver-
schiedensten Aspekten dar: Kunst (auch Warhol), Siedlungsge-
schichte, das 1876 erbaute Glenview Mansion und ein Planetarium.
10 mi/16 km nördlich trifft man kurz vor Tarrytown auf die ersten
noblen Herrensitze, darunter Washington Irving's Sunnyside. Hier
lebte der Begründer der amerikanischen Kurzgeschichte, von 1835
bis zu seinem Tod 1859. Die wunderschön am Fluss gelegene Villa ist
nach seinen Vorstellungen erbaut worden.
Das benachbarte M Lyndhurst wurde 1838 nach Plänen des damals
renommierten Architekten Alexander Jackson Davis für den New
Yor­ker Bürgermeister William Paulding errichtet und ging 1880 in
den Besitz des Eisenbahnmagnaten Jay Gould über. So üppig wie das
Äußere ist auch die Innenausstattung; das Gewächshaus gehört zu
den größten in den USA.
Mit M Philipsburg Manor folgt bald ein weiterer Höhepunkt. Es wur-
de 1685 von Frederick Philips gebaut, der sein Geld mit einer eigenen
Flotte im Westindienhandel machte. Auf seiner 21 000 ha großen
Farm arbeiteten auch 23 Sklaven. Diese Zeit lassen viele kostümierte
Akteure lebendig werden.
Von Philipsburg Manor fahren Pendelbusse zum Prachtschloss M Kyk
uit (dt. = Schau ins Land), das zwischen 1906 und 1913 für John D.
Rockefeller jr. erbaut worden ist. Hier lebten drei Generationen der
Unternehmerdynastie, zuletzt Nelson A. Rockefeller, der einstige US-
Vizepräsident. Er trug eine hervorragende Sammlung moderner
Kunst zusammen, die im Erdgeschoss des sechsstöckigen klassizisti-
schen Prachtbaus zu sehen ist. Über 70 Skulpturen von Künstlern der
Moderne wie Calder und Moore ließ er im Park aufstellen.
Die 1685 erbaute Sleepy Hollow Old Dutch Church nahe Philips-
burg Manor ist der älteste Sakralbau im Bundesstaat New York, in
dem noch Gottesdienste stattfinden. Auf dem Kirchhof sind etliche
Hudson Valley    ZIELE 335

Das Hudson Valley erleben


AUSKUNFT Schon George Washington hat
Hudson Valley Tourism Inc. hier genächtigt. Die Räumlich-
124 Main St., Goshen, NY 10924 keiten verteilen sich auf verschie-
Tel. *1 800 2 32 47 82 dene Gebäude.
www.travelhudsonvalley.org
Hotel Thayer AAAA
ESSEN 674 Thayer Rd.
Culinary Institute of America West Point, NY 10996
(CIA) A – AAAA Tel. 1 845 4 46 47 31
1946 Campus Dr., Hyde Park www.thethayerhotel.com
Tel. 1 845 4 52 96 00, www.ciachef.edu 127 gepflegte Zimmer und Suiten.
Essen, wo die Profis das Kochen lernen: Ruhmreiche Militärtradition:
Das Culinary Institute of America ist eine Das etwas trutzige alte Luxus-
der angesehensten Schulen ihrer Art im hotel steht auf dem Gelände der
Land. Was die angehenden Köche kön- berühmten Militärakademie West
nen, zeigen sie im »Escoffier« (franzö- Point.
sisch), im »Caterina de Medici« (italie-
nisch), im »American Bounty« Bear Mountain Inn AA
(US-Küche), im St. Andrew‘s Café (Pizza, im Bear Mountain State Park
vegetarisch) und im Apple Pie Bakery 3020 Seven Lakes Drive Bear Mountain
Café. Unbedingt reservieren und für die NY 10911, Tel. 1 845 7 86 27 31,
drei erstgenannten Restaurants auf die www.visitbearmountain.com
Garderobe achten. 63 Zimmer. Das für derartige
Häuser typisch rustikale Hotel
Cold Spring Depot AA bietet recht einfache Zimmer,
1 Depot Sq., Cold Spring ist aber für diese Gegend sehr
Tel. 1 845 2 65 50 00 günstig.
Der gemütliche Pub ist in der 1893 er-
bauten Bahnstation eingerichtet. Hier FLUSSKREUZFAHRTEN
wird deftige amerikanische Kost serviert. American Cruise Lines
Und auch einen Hausgeist gibt es hier. Tel. 1 800 4 60 45 18
www.amreicancruiselines.com
ÜBERNACHTEN Einen »trip of a lifetime« kann
Beekman Arms Delamater man vor allem zur Zeit der herbst-
Inn AAAA lichen Laubfärbung auf dem
6387 Mill St., Rhinebeck, NY 12572 Hudson River unternehmen.
Tel. 1 845 8 76 70 77, American Cruise Lines bietet
http://beekmandelamaterinn.com einwöchige Schiffsreisen im
73 nobel ausgestattete Zimmer und Sui- Hudson River Valley an. Stationen
ten. Die älteste ohne Unterbrechung be- sind u.a. Sleepy Hollow, Pough-
triebene Herberge ihrer Art in den Verei- keepsie, Kingston, Catskill und
nigten Staaten wurde 1761 gegründet. Albany.
336 ZIELE    Hudson Valley

Berühmtheiten beigesetzt, darunter Walter Chrysler, Andrew Carne-


gie und Washington Irving, der Sleepy Hollow in seiner Geschichte
vom kopflosen Reiter literarisch verewigte.
Weiter nördlich folgt diese 1921 erbaute M Union Church of Pocan-
tico Hills. Sie besitzt neun großartige Fenster von Marc Chagall , die
die Geschichte des barmherzigen Samariters darstellen (1965); die
Fensterrose schuf Henri Matisse 1954.
Nach weiteren 10 mi/16 km folgt bei Croton-on-Hudson der pracht-
volle, im 18. Jh. gebaute Herrensitz Van Cortlandt Manor der aus
den Niederlanden stammenden Familie. Auch hier wird Living His-
tory geboten.
MM Boscobel, die von der Lage her wohl schönste Villa im Hud-
sontal befindet sich gegenüber von Westpoint. Sie wurde ursprüng-
lich 1804 etwa 25 km abseits vom
heutigen Standort errichtet. Als in
Hudson by train den 1950er-Jahren der Abriss droh-
te, versetzte man das außerordent-
TIPP

Mal etwas anderes: das Hudsontal


lich elegante Gebäude kurzerhand
per Zug erkunden. Von New Yorks
an das Ufer des Hudson. Das nur
Grand Central Station fährt die
Metro-North Railroad am Ostufer
noch in Teilen erhaltene Mobiliar
entlang bis Poughkeepsie. Im An- der Anfangszeit ist durch passende
gebot sind auch Tagesausflüge Antiquitäten stilgerecht ergänzt
mit Eintritt z. B. in Kykuit oder worden. Berühmt sind die wunder-
Dia:Beacon (www.mta.info/mnr/). schönen Gärten und die Orangerie.
Cold Spring, der letzte Ort am
Ostufer des unteren Hudsontales,
liegt so anmutig, dass man sich fast am Rhein wähnt. Hier bummelt
man über die Main Street und stöbert in Antiquitätenläden.
Hudson River Museum: 511 Warburton Ave., Yonkers, Mi. – So.
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $, www.hrm.org
Washington Irving‘s Sunnyside: W. Sunnyside Lane, April – Okt. Mi. – Mo.
10.00 – 17.00, sonst nur Fr. – So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt 12 $,
www.hudsonvalley.org/historic-sites/washington-irvings-sunnyside
Lyndhurst: 635 S. Broadway, Mitte April – Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr,
sonst nur an Wochenenden, Eintritt: 12 $, http://lyndhurst.wordpress.com
Philipsburg Manor: NY 9, Sleepy Hollow, Führungen April – Okt. Mi. – Mo.
10.00 – 16.00 Uhr, Nov., Dez. nur Fr., Sa., So., Eintritt: 12 $, www.
hudsonvalley.org/historic-sites/philipsburg-manor
Kykuit: Pocantino Hills, Sleepy Hollow, Führungen Anf. Mai – Anf. Nov. Mi.
bis Mo. 10.00 – 16.00 Uhr, Tickets ab 25 $, www.hudsonvalley.org/
historic-sites/kykuit
Sleepy Hollow Old Dutch Church & Cemetery: 540 N. Broadway,
Führungen tgl. 8.00 – 16.30 Uhr außerhalb von Gottesdiensten
Union Church of Pocantico Hills: April – Okt. Mo., Mi. – Fr. 11.00 – 17.00,
Sa. 10.00 – 17.00, So. 14.00 – 17.00, Nov., Dez. jeweils bis 16.00 Uhr, Eintritt
7 $, www.hudsonvalley.org/historic-sites/union-church-pocantico-hills
Hudson Valley    ZIELE 337

Van Cordtland Manor: (S. Riverside Ave.; Führungen Memorial Day – Labor


Day Mi. – Mo. 10.00 – 17.00 Uhr, Okt. – Dez. nur Sa., So., Ticket: 12 $,
www.hudsonvalley.org/historic-sites/van-cortlandt-manor
Boscobel: 1601 NY 9, Garrison, April – Okt. Mi. – Mo. 9.30 – 17.00 Uhr,
übrige Zeit bis 16.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.boscobel.org

Über das sehr hübsche Nyack erreicht man das im Unabhängigkeits-


krieg heftig umkämpfte Stony Point (Stony Point Battlefield Park).
Im Juli 1779 behielten schließlich die Amerikaner unter General
Wayne die Oberhand. All das wird im Museum erzählt.
Am knapp 400 m hohen Bear Mountain State Park zwängt sich der
Hudson durch eine Engstelle, die den Flussschiffern – ähnlich wie die
Lorelei am Rhein – in der Vergangenheit manche Probleme bereitete.
Der State Park bietet außer schöner Natur einen Zoo, Schwimmbad
und ein fantastisches Karussell.
Danach kommt man nach MWest Point, der berühmtesten und äl-
testen Militärakademie der USA. Bereits 1778 wurde hier Fort

Kadettenparade in West Point


338 ZIELE    Hudson Valley

Putnam angelegt. 1802 beschloss der Kongress die Einrichtung der


Militärakademie, in der pro Jahr über 4 000 Kadetten ausgebildet
werden. Den Campus und damit die 1910 erbaute Cadet Chapel, den
Kadettenfriedhof und Trophy Point bekommt man nur während ei-
ner Bustour zu Gesicht, doch im Visitor Center, wo die Busse starten,
kann man sich über die Geschichte der Akademie informieren und
im Museum dahinter militärische Memorabilien betrachten.
Vom kleinen Storm King State Park hat man einen schönen Blick auf
die über dem Ostufer gelegene Villa Boscobel (“ S. 336). Unweit
westlich, in Mountainville, glänzt das M Storm King Art Center. Über
die sanften Hügel erstreckt sich der größte Skulpturenpark der
USA mit Plastiken u. a. von Richard Serra, Henry Moore und ande-
ren Größen der zeitgenössischen Bildhauerei.
Stony Point Battlefield Park: Schlachtfeld Mitte April – Okt Mo. – Sa. 10.00
bis 17.00, So. 12.00 – 17.00, Museum Mi. – Sa. 10.00 – 16.30, So. 12.00 bis
16.30 Uhr, im Winter eingeschränkte Öffnungszeiten, Eintritt: 5 $ pro
Fahrzeug, www.nysparks.com/historic-sites
West Point: Visitor Center tgl. 9.00 – 16.45, Museum tgl. 10.30 – 16.15 Uhr,
Bustouren tgl. ab Visitor Center, www.usma.edu/museum
Storm King Art Center: 1 Museum Road, New Windsor, April – Anf. Nov.
Mi. – So. 10.00 – 17.30, Nov. Mi.  – So. 10.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 15 $,
www.stormking.org

Mid Hudson Valley


Am Ostufer Das Hudsontal scheint ein guter Platz für moderne Kunst zu sein.
Das zeigte sich zuletzt im Jahre 2003 mit der Eröffnung des Museums
der MM Dia Art Foundation in Beacon (Dia:Beacon), wozu die ehe-
malige Nabisco-Keksfabrik zu einem fantastischen Ausstellungsort
umgebaut wurde, der fast nur mit Tageslicht ausgeleuchtet wird. Da-
runter präsentieren sich die klangvollsten Namen der zeitgenössi-
schen Kunst: Andy Warhol (»Shadows«), Richard Serra (»Torqued
Ellipse«), Walter de Maria, Donald Judd, Joseph Beuys ... ein Muss
für Kunstliebhaber!
Im 1687 gegründeten Poughkeepsie unterzeichneten 1788 Abge-
ordnete des Staats New York den Beitritt zur Union. Berühmtester
Einwohner war von 1847 bis zu seinem Tod 1872 Samuel F. B. Mor-
se. Der Erfinder der Telegrafie war auch ein begnadeter Maler,
nachzu­prüfen in Locust Grove, seinem Wohnsitz.
Der US 9 erreicht dann den Ort MM Hyde Park mit seinen berühmten
historischen Stätten, allen voran die Franklin D. Roosevelt Library
& Home. Der 32. Präsident der USA wurde hier 1882 geboren und
blieb bis zu seinem Tode 1945 dem Anwesen treu, auf dem er und
seine Frau Eleanor im Rose Garden beigesetzt sind. Zahlreiche Ex-
ponate und Dokumente erhellen sein Leben und Wirken.
Hudson Valley    ZIELE 339

Etwas abseits liegt Val-Kill, wo Franklin D. Roosevelt einen Wohnsitz


für seine Frau Eleanor erbauen ließ. Hier empfing die politisch aktive
Präsidentengattin manche Größe ihre Zeit. Nicht weit entfernt ist
MVanderbilt Mansion, der feudale Wohnsitz des Magnaten Fre-
derick Vanderbilt und seiner Gemahlin Louise. Der Ende des 19. Jh.s
erbaute 54-Zimmer-Palast, der vor lauter Prunk fast überquillt, steht
in deutlichem Kontrast zu dem doch bescheidenen Anwesen Roose-
velts. Wie alle anderen großen Villen am Hudson liegt auch Vander-
bilt Mansion inmitten gepflegter Gartenanlagen, von denen man ei-
nen herrlichen Blick auf den Fluss genießen kann.
Noch elf Räume mehr leistete sich die Familie Livingston-Mills für
ihre prachtvolle Villa M Mills Mansion bei Staatsburgh; insbesondere
der Prunk im Louis-XVI-Speisesaal sucht im gesamten Hudsontal
seinesgleichen.
An den alten Vater Rhein dachten wohl im frühen 18. Jh. die deut-
schen Einwanderer, die M Rhinebeck gegründet haben. Viele wohlha-
bende Amerikaner lernten dann im 19. Jh. diesen romantischen Platz
schätzen und bauten sich etliche großartige Villen. Besonders schön
ist der Blick vom Rhinecliff, von wo aus man nach Kingston hinüber-
sehen kann. Für Flugzeugenthusiasten: Im Old Rhinebeck Aerodro-
me sind über 30 (meist nachgebaute) Veteranen der Lüfte versam-
melt, darunter auch viele Flugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg, die zu
Airshows aufsteigen.
Im Jahre 1805 entstand M Montgomery Place in Annandale wenige
Meilen nördlich von Rhinebeck als Château Montgomery für die
Witwe von General Montgomery, der 1775 in der Schlacht von Qué-
bec gefallen war. Die mit kostbarem Mobiliar ausgestattete Villa ist
mit viel Liebe zum Detail restauriert worden und beherbergt u. a. das
umfangreiche Archiv der im Hudsontal wohlbekannten Familien Li-
vingston und Montgomery.
Dia:Beacon: 3 Beekman St., Mitte April – Mitte Okt. Do. – Mo. 11.00 – 18.00
Uhr, Eintritt: 12 $, www.diaart.org
Poughkeepsie, Locust Grove: 2683 South Rd., Mai – Nov. tgl. 10.00 bis
15.00 Uhr, Eintritt: 11 $, www.lgny.org
Hyde Park, Franklin D. Roosevelt Library & Home: 4079 Albany Post
Rd., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18 $, www.nps.gov/HOFR
Vanderbilt Mansion: Führungen tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $,
www.nps.gov/vama
Mills Mansion: Old Post Rd., April – Okt. Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
12.00 – 17.00, sonst nur Sa., So. 11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 8 $,
http://nyspar ks.state.ny.us/historic-sites
Old Rhinebeck Aerodrome: Norton Rd., tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt
werktags 10 $, Sa., So. 20 $, www.oldrhinebeck.org
Montgomery Place: Annandale Rd., tgl. 9.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei,
Führungen Mitte Mai – Okt. Do. – So. 11.00 – 16.00 Uhr, Ticket: 10 $,
www.hudsonvalley.org/historic-sites/montgomery-place
340 ZIELE    Hudson Valley

Bei Vails Gate überwinterten 1782/1783 die 7 500 Soldaten General


Washingtons, der im nahen Newburgh in der Liberty Street sein
Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Sowohl das Haus als auch der
Lagerplatz (New Windsor Cantonment) können als Washington's
Headquarter State Historic Site besichtigt werden.
Kingston wurde 1614 an der Einmündung des Rondout Creek in
den Hudson River als holländischer Handelsposten gegründet und
1777 zur ersten Hauptstadt des Bundesstaats erklärt. Mehr darüber
erfährt man im Senate House. Es liegt an der Fair Street in der Nord-
ostecke des Stockade District, dem historischen Zentrum. Am Rond-
out Landing – hübsch mit Bars und Restaurants – erläutert das reich-
haltige Hudson River Maritime Museum die Schifffahrt auf diesem
Fluss.
Washington‘s Headquarter State Historic Site: 84 Liberty St., Mitte
April – Okt. Mi. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 $,
www.nysparks.com/historic-sites
Hudson River Maritime Museum: Mai – Okt. tgl. 11.00 – 17.00 Uhr, Juli,
Aug. Mi. bis 20.00 Uhr, Eintritt: 7 $, www.hrmm.org

Upper Hudson Valley


Am Ostufer Erste Station im oberen Hudsontal ist Clermont State Historic Site,
die 1730 erbaute Villa Clermont in Germantown. Sie ist der älteste
Herrensitz im Tal. Das verglichen mit den späteren Prachtbauten
noch recht bescheidene Gebäude bewahrt Erinnerungen an sieben
Generationen der Familie Livingston.
Kurz vor dem Städtchen Hudson verweilen Kunstbeflissene gern in
der Olana State Historic Site. Frederic Edwin Church (1826 – 1900)
hat sich die Villa Olana 1870 auf einer Anhöhe errichten lassen, wo-
bei er seine Vorliebe für Orientalisches auslebte. Hier oben kann man
Werke des berühmten Landschaftsmalers bewundern.
Das Städtchen Hudson hat bei Antiquitätenliebhabern einen guten
Ruf. Vor allem in der Warren Street reiht sich ein Geschäft ans ande-
re. Auch altertümlich, aber nicht käuflich: die Gegenstände im Mu-
seum of Firefighting, denn Hudson ist stolz auf die älteste freiwil-
lige Feuerwehr in den USA.
Clermont Historic Site: 1 Clermont Ave., Führungen Anf. April – Okt. Mi.
bis So. 11.00 – 16.00 Uhr, sonst nur Sa., So., Eintritt: 5 $, www.nysparks.
com/historic-sites
Villa Olana: Führungen Juni – Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00, sonst nur Fr., Sa.,
So. , Ticket: 9 $, www.olana.org
Hudson, Museum of Firefighting: 117 Harry Howard Ave., tgl. 10.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 7 $, www.fasnyfiremuseum.com

Am Westufer “Catskills
Mohawk Valley    ZIELE 341

Mohawk Valley
a G / H 5 / 6
Region: Capital-Saratoga, Central-Leatherstocking
Höhe: 3 – 280 m ü.d.M.

Der Mohawk, begleitet vom Erie-Kanal, durchmisst auf sei-


nem Weg vom Oneida County zur Mündung in den Hudson
ein Hügelland, das Stammesgebiet der zu den Irokesen zäh-
lenden Mohawk war. James Fenimore Cooper liefert im »Le-
derstrumpf« schöne Beschreibungen dieser Flusslandschaft.

Von Schenectady nach Utica


Die Reise am Mohawk entlang beginnt in der 1661 von holländi- Schenectady
schen Kolonisten nordwestlich von “Albany gegründeten Siedlung
Schenectady. Thomas Alva Edison eröffnete hier 1886 einen Betrieb
zur Herstellung von Elektroartikeln, sechs Jahre später baute die Ge-
neral Electric ihr Hauptquartier auf und binnen Kurzem avancierte
Schenectady zur amerikanischen Elektroindustrie-Metropole.

18 mi/29 km flussaufwärts treffen sich bei Amsterdam Mohawk Ri- Amsterdam


ver und New York Barge Canal. In der Main Street steht das 1766
erbaute Haus des Indianerbeauftragten von König Georg III., Guy

Das Mohawk Valley erleben


AUSKUNFT ESSEN
Greater Utica Danny‘s Market AA
Chamber of Commerce 92 Main St., Cooperstown
200 Genesee St., Utica, NY 13502 Tel. 1 607 5 47 40 53
Tel. 1 315 7 24 31 51 Dieses Lokal ist bekannt für seine
www.greateruticachamber.org fantasievoll belegten Sandwiches.

Cooperstown ÜBERNACHTEN
Chamber of Commerce Inn at Cooperstown AAA
31 Chestnut St. 16 Chestnut St., Cooperstown, NY
Cooperstown, NY 13326 13326, Tel. 1 607 5 47 57 56,
Tel. 1 607 5 47 99 83, www.innatcooperstown.com
www.cooperstownchamber.org Viktorianisches Inn mit 17 Zimmern
und Veranda für Schaukelstuhl-
abende in Ruhe, denn TV und Telefon
gibt es nicht auf den Zimmern.
342 ZIELE    Mohawk Valley

Johnson. Hier erfährt man alles über die Geschichte der indianischen
Ureinwohner und die Bedeutung des Erie-Kanals für die Erschlie-
ßung des Mittleren Westens. Im 6 mi/10 km westlich von Amster-
dam gelegenen Fort Hunter sieht man an der NY 5 South die ältesten
noch erhaltenen Teile des Erie-Kanals, die um 1821 gebaut worden
sind. Ganz in der Nähe liegt Scho­harie Crossing State Historic Site,
ein knapp 5 km langer Kanalabschnitt mit einem 1842 erbauten sie-
benbögigen Aquädukt über den Schoharie Creek.

Herkimer Die nächste Etappe am Fluss hat ihren Namen von General Nicholas
Herkimer, der im August 1777 amerikanische Truppen in die
Schlacht von Oriskany führte. Sein außerhalb gelegener Wohnsitz
von 1752 steht unter Denkmalschutz. Beachtung verdient auch die
Fort Herkimer Church, die bereits 1730 errichtet worden ist. Weiter
nördlich präsentieren die Herkimer Diamond Mines ihre Edelstein-
und Mineralienausstellung. Südwestlich von Herkimer, bei Ilion,
finden Liebhaber alter Gewehre das Remington Arms Museum.

Utica Das »Tor zu den Adirondacks« ist aus einem Handelsposten bei
einem 1758 von den Briten gebauten Fort hervorgegangen. In Utica
wurde 1879 der Grundstein für das Warenhaus-Imperium Wool-
worth gelegt. Für einen Ausflug in die Bergwelt der Adirondacks
ideal: die Fahrt mit der Adirondack Scenic Railroad von der Union
Station aus (“ S. 312). Alle, die Kunst des 18. bis 20. Jh.s mögen, soll-
ten das Munson-Williams-Proctor Arts Institute besuchen: Gemäl-
de u. a. von Paul Klee, Picasso und Dalí, amerikanische Künstler des
19. Jh.s, Möbel. Die F. X. Matt Brewing Company war nach dem
Ende der Prohibition die erste im Nordosten, die ihre Lizenz zurück-
bekam. Nach einer Besichtigung kann man in der 1888 eingerichte-
ten Gaststube z. B. ein »Three Stooges Ale« probieren.
Munson-Williams-Proctor Arts Institute: 310 Genesee St.; Di. – Sa. 10.00
bis 17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.mwpai.org

Rome Auf dem Weg nach Rome, 16 mi/26 km nordwestlich von Utica, pas-
siert man Oriskany Battlefield State Historic Site, wo eine der blu-
tigsten Schlachten des Unabhängigkeitskrieges stattgefunden hat.
800 Amerikaner, die ihren um Fort Stanwix kämpfenden Kameraden
zu Hilfe eilen sollten, gerieten hier in einen Hinterhalt der mit den
Briten verbündeten Indianer. Rome selbst geht auf besagtes Fort
Stanwix zurück, das 1758 angelegt und bereits fünf Jahre später von
den Briten wieder verlassen worden ist. Die Amerikaner bauten es
1776 wieder auf und schlossen 1784 hier Frieden mit dem Irokesen-
bund. 1830 wurde das Fort geschleift, sodass die heutige Anlage ein
Nachbau ist, in dem »Living History« geboten wird.
In Rome tat man 1817 den ersten Spatenstich für den neuen Erie-
Kanal. Das M Erie Canal Village am Westrand der Stadt erinnert an
Mohawk Valley    ZIELE 343

jene Zeit, als auf dem Kanal Lastkahnverkehr herrschte. Auf einem
restaurierten Teilstück des Kanals kann man einen Ausflug mit ei-
nem Kahn unternehmen, den Mulis auf dem Treidelpfad ziehen.
Oriskany Battlefield State Historic Park: Mitte Mai – Mitte Okt. Mi. – Sa.
9.00 – 17.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, http://nysparks.state.ny.us/
historic-sites
Fort Stanwix: 112 E. Park St.; April – Dez. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei,
www. nps.gov/fost
Erie Canal Village: 5789 New London Rd.; Memorial Day – Labor Day Mi.
bis Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.eriecanalvillage.net

Cooperstown und Umgebung


Cooperstown an der Südspitze des Otsego Lake ist der interessantes- Cooperstown
te Ort der Region zwischen dem Mohawktal im Norden und dem Tal
des Susquehanna im Süden. Es wurde 1786 vom Vater des »Leder-
strumpf«-Autors inmitten einer Landschaft gegründet, die auch heu-
te noch die Kulisse für Indianergeschichten abgeben könnte. Dane-
ben hat Abner Doubleday den Ort berühmt gemacht, denn 1839 soll
er sich hier die Regeln für das Baseball ausgedacht haben. Am See,
wo einst Coopers Haus stand, stellt das Fenimore House Museum
das Lebenswerk des weltberühmten Autors vor und zeigt indiani-
sches Kunsthandwerk. Im nahen Farmers' Museum sind 25 für die
Gegend typische Bauernhöfe und Werkstätten der Pionierzeit aufge-
baut. Akteure in historischen Gewändern zeigen, wie sich das Leben
im 19. Jh. abspielte. Die National Baseball Hall of Fame & Museum
in der Main St. erzählt die Geschichte dieser in den USA, Kanada
und Kuba außerordentlich populären Sportart. Natürlich werden
auch die großen Baseball-Heroen gewürdigt.
Farmers‘ Museum: 5775 State Highway 80, Mitte Mai – Mitte Okt. tgl.
10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.farmersmuseum.org
Fenimore House Museum: Lake Rd.; Mitte Mai – Mitte Okt. tgl. 10.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.fenimoreartmuseum.org
National Baseball Hall of Fame & Museum: 25 Main St.; tgl. 9.00 bis
17.00, im Sommer bis 21.00 Uhr, Eintritt: 23 $, http://baseballhall.org

Im östlichen Nachbarort Howes Cave lädt das Iroquois Indian Mu- Howes Cave
seum zum Besuch ein. In der Nähe entdeckte der Farmer Lester
Howe 1842 ein Höhlensystem. Die Howe Caverns sind heute als
größte Schauhöhle im Nordosten der USA erschlossen. Höhe-
punkt jeder Tour ist die Bootsfahrt auf einem unterirdischen See.
Iroquois Indian Museum: 324 Caverns Rd., April – Dez. Di. – Sa. 10.00 bis
17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 8 $, www.iroquoismuseum.org
Howe Caverns: tgl. 9.00 – 18.00, Juli, Aug. 8.00 – 20.00 Uhr, Touren-Tickets
ab 25 $, www.howecaverns.com
344 ZIELE    New York City

MM New York City


Bundesstaat: New York
a H / J 8
Einwohner: 8,5 Mio. (Metropolitan Area: 18,1 Mio.)
Höhe: 0 – 125 m ü. d. M.

New York City ist weder Hauptstadt des gleichnamigen Bun-


desstaates noch der USA. Wozu auch? Sie ist ganz einfach die
»Stadt der Städte«.

Ausführlich Wo Hudson River und East River in die Long Island Bay münden,
beschrieben liegt die größte Stadt der USA, New York City – »The Big Apple«, die
im Baedeker- Welthauptstadt der Finanzen und des Kapitals, Sitz der Vereinten
Reiseführer Nationen, ein Mekka der Kultur, ein Mosaik der Nationen und eine
»New York« Stadt härtester sozialer Gegensätze, in der verschwenderischer Luxus
und bitterste Armut mitunter nur der Mittelstreifen einer Avenue
trennt. Das seit 1898 offiziell so bezeichnete Greater New York setzt
sich aus fünf Stadtbezirken (»boroughs«) zusammen, von denen je-
der für sich allein schon eine Millionenstadt ist: Manhattan als wirt-
schaftliches und kulturelles Zentrum und dazu Bronx, Brooklyn,
Queens und Staten Island. An der Spitze der Stadt steht der Bürger-
meister (Mayor), Herr über ein Heer von Bediensteten und Polizis-
ten, seit 2014 Bill de Blasio. 120 Sprachen sind in New York zu hören,
doch von einem »Schmelztiegel« zu sprechen trifft die Realität nicht
genau, denn viele Gruppen bewohnen teils noch ihre eigenen Viertel:
Afro-Amerikaner in Harlem, Chinesen in Chinatown, Italiener in
Little Italy, Polen und Ukrainer im East Village, Ungarn, Tschechen
und Deutsche auf der East Side, Hispanos im Barrio ...

Geballte Obwohl New York City schon einige Male wirtschaftlich totgesagt
Wirtschafts- wurde, hat die Stadt es immer wieder geschafft. Nach wie vor ist sie
kraft das Finanzzentrum der Welt sowie die Medienhauptstadt der
USA. Dabei war New York 1949 noch eines der größten Industrie-
zentren des Landes, doch bis Ende der 1970er-Jahre gingen 60 % der
Jobs in diesem Bereich verloren. Nur die Textilbranche hielt sich. Sie
siedelt in dem nach ihr benannten Garment District in Chelsea und
beschäftigt rund 200 000 Menschen. Heute entfallen 85 % der Ar-
beitsplätze auf den Dienstleistungsbereich. So haben mit Chase
Manhattan und Citibank zwei der größten Banken der USA ihren
Sitz in der Stadt, dazu kommen sechs große Versicherungsunterneh-
men und drei der größten US-Zeitungen, die »New York Times«, das
»Wall Street Journal« und die »Daily News«. Die Hauptquartiere der
drei größten Fernsehanstalten CBS, ABC und NBC sind in New York
Die Brooklyn Bridge ist eines der vielen Wahrzeichen von New York.
New York City    ZIELE 345
346 ZIELE    New York City

beheimatet und schließlich gibt es hier die meisten Hotels, Theater,


Museen, Verlage und Werbeagenturen. Eine besondere Bedeutung
hat der Fremdenverkehr, der rund 700 000 Menschen beschäftigt.
2015 empfing die Stadt 56,4 Mio. Gäste. Davon kamen 12,2 Mio. aus
dem Ausland, darunter gut 630 000 aus Deutschland.

Kultur New York ist die größte Theaterstadt des Landes mit rund 35 Broad-
way-Bühnen und vielleicht 200 Kleintheatern, hinzu kommen zwei
Opernhäuser, darunter die Weltruf genießende Metropolitan Opera,
mehrere hervorragende Orchester wie die 1842 gegründeten New
Yorker Philharmoniker und über ein Dutzend Ballett- und Tanzen-
sembles. New York City ist dank einiger der bedeutendsten Museen
der Erde, allen voran das Metropolitan Museum, das MoMa und das
Guggenheim, und über 400 Galerien und Kulturinstituten ein Welt-
kunstzentrum; Wissenschaft und
Bildung wird in mehr als 50 Univer-
Vorbestellen!
sitäten und Colleges betrieben. All
das ist noch lange nicht genug, denn
TIPP

Es lohnt sich, für die großen New


Yorker Attraktionen Tickets on- was wäre New York City ohne seine
line vorzubestellen. Freiheits- Restaurants, Bars, Jazzklubs, schril-
statue: www.statuecruises.com; len Diskotheken und seine Nacht-
Empire State Building: www. schwärmer, die Frank Sinatra nur
esbnyc.com; Top of the Rock: zustimmen können, wenn er von
www.topoftherocknyc.com New York City sang: »I wanna wake
up in a city that never sleeps!«

Geschichte Holländer und Briten: Als erster Europäer fuhr 1524 der in franzö-
sischen Diensten stehende Italiener Giovanni da Verrazzano in die
Bay ein und sah die Halbinsel Manhattan, betrat sie aber nicht. Dies
tat 1609 Henry Hudson, der für die Holländische Ostindien-Kompa-
gnie die Nordwest-Passage finden sollte; vier Jahre später ließen sich
die ersten holländischen Siedler nieder. Die Stadtgründung wird auf
1626 datiert, als Gouverneur Peter Minnewit den Manna-Hatta-In-
dianern ihre Halbinsel abkaufte und die Siedlung Nieuw Amsterdam
anlegte. Unter seinem Nachfolger Peter Stuyvesant wuchs die Stadt
heran, sah sich aber zunehmend von den Briten bedroht, die sie 1664
eroberten, ab 1674 endgültig besaßen und New York tauften.
Aufstieg zur Großstadt: Zu Beginn des Revolutionskriegs verloren
die Amerikaner die Schlacht auf Long Island und mussten New York
bis 1783 den Briten überlassen. George Washington legte 1789 in der
Federal Hall seinen Eid als Präsident ab und New York wurde für
kurze Zeit erste Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Schon 1820
war sie mit 150 000 Einwohnern größte Stadt des Landes. Das 19. Jh.
brachte eine Vervielfachung der Einwohnerzahl durch Einwanderer
aus Europa und, nach dem Sezessionskrieg, durch ehemalige Sklaven
aus dem Süden, sodass 1898 etwa 3,5 Mio. Menschen in der Stadt
New York City    ZIELE 347

Toller Blick auf das Empire State Building vom Top of the Rock

lebten und 1913 schon 5 Mio. Im selben Jahr wurde das Woolworth
Building vollendet, mit dem die Ära der Wolkenkratzer eingeläutet
wurde, die 1931 mit dem Empire State Building, dem Chrysler Buil-
ding und dem RCA Building einen vorläufigen Höhepunkt fand. Zwei
Jahre zuvor allerdings erlebte die New Yorker Börse den »Schwarzen
Freitag«, der die Weltwirtschaftskrise auslöste.
Vom Kriegsende zum 21. Jahrhundert: Nach dem Zweiten Welt-
krieg wurde die Stadt Sitz der Vereinten Nationen. Wichtige Nach-
kriegsdaten waren: 1954 die Schließung von Ellis Island; 1975, als die
Stadt vor dem finanziellen Aus stand; 1987, als die Börse vom
»Schwarzen Montag«, schlimmer als der Crash von 1929, heimge-
sucht wurde, und 1990, als mit David Dinkins erstmals ein Schwarzer
zum Bürgermeister gewählt wurde. Von 1994 bis 2001 regierte Ru-
dolph Giuliani, der mit seiner »zero tolerance«-Politik einen enormen
Rückgang der Kriminalität bewerkstelligte.
9/11: Der schwärzeste Tag in der Stadtgeschichte war der 11. Sep-
tember 2001, als Terroristen zwei Flugzeuge ins World Trade Center
steuerten und die mächtigen Twin Towers zum Einsturz brachten.
Über 3 000 Menschen starben.
Finanz- und Wirtschaftskrise: Im Sommer 2007 kam das amerika-
nische Finanzsystem ins Wanken. Auslöser war ein drastischer An-
stieg von Zahlungsausfällen bei Hypothekenkrediten mit geringer
Bonität (»Subprime«), die Folge war eine globale Finanz- und Wirt-
schaftskrise. Erst seit 2012 nimmt die Wirtschaft der Metropole wie-
der Fahrt auf. NYC ist nun einmal mehr als internationaler Knoten-
punkt von Handel und Wirtschaft der Standort für Banken,
Versicherungen, Medien und HighTech-Industrien. Und die Stadt ist
eines der beliebtesten Reiseziele der Welt.
348 ZIELE    New York City

New York erleben ee  etc. s. Karten S. 352 bzw. S. 358/359


AUSKUNFT Punkte rund um die Uhr verbindet. Ex-
New York City & Company press-Züge halten nur an wichtigen, Lo-
810 7th Ave. New York, NY 10019 cals an allen Stationen. Eine einfache
Tel. 1 212 4 84 12 00, www.nycgo.com Fahrt kostet 2,50 $. Es lohnt sich der
Mo. – Fr. 8.30 – 18.00, Sa., So. Kauf einer MetroCard, die mit bestimm-
9.00 – 17.00 Uhr ten Beträgen aufgeladen wird und auch
für Busse gültig ist (erhältlich in U-Bahn-
Times Square Visitor Center höfen, Kiosken u. in vielen Hotels).
1560 Broadway (zw. 46th / 47th St.)
tgl. 8.00 – 20.00 Uhr SHOPPING
Hier erhält man u. a. den »NYC Travel Das Angebot ist riesig – von exklusiven
Planner« mit allen wichtigen Infos.. Mode- und Schmuckgeschäften in der
Fifth Avenue über Exotisches aus Asien
SIGHTSEEING bis zu Ramsch in der 42nd Street. Eine
Einen ersten Überblick verschafft man Liste aller Kaufhäuser und Läden ver-
sich von den Aussichtsplattformen auf öffentlicht Gerry Frank in seinem jährlich
dem Empire State Building oder auf dem überarbeiteten Buch »Where to Find It,
GE Building im Rockefeller Center. Die Buy It, Eat It«. Aktuelle Schlussverkäufe
Skyline vom Wasser aus erlebt man bei und Schnäppchen (»bargains«) werden
einer organisierten Schiffsrundfahrt. in der Zeitschrift »Sales and Bargains«
Origineller, min­destens genauso schön, aufgelistet, die monatlich erscheint.
aber viel billiger ist eine Fahrt mit der
Staten Island Ferry von der Südspitze AUSGEHEN
Manhattans nach Staten Island und wie- New York ist die unangefochtene »Capi-
der zurück. Zahlreiche Unternehmen tal of Nightlife«. Welche Clubs oder Dis-
bieten Bustouren (Auskunft beim Times kos gerade angesagt sind, lässt sich
Square Visitor Center). kaum voraussagen. Das Magazin »Villa-
ge Voice« (www.villagevoice.com) hat
New York City Pass das Ohr am Trend, vor allem wenn es
1 Tag 109 $, 2 Tage 189 $, 3 Tage 203 $, um moderne Musik geht; gut informiert
5 Tage 254 $, 7 Tage 289 $ (gültig 9 Tage auch das wöchentlich erscheinende
ab der ersten Benutzung) »Time Out New York« (www.newyork.
www.newyorkpass.com timeout.com.
Dieser Pass beinhaltet Zutritt u.a. zum
Empire State Building, American ESSEN
Museum of Natural His­tory, Guggen- eNobu AAAA
heim, Museum of Modern Art und eine 105 Hudson St., Tribeca
Rundfahrt mit der Circle Line. Tel. 1 212 2 19 05 00
U-Bahn: Franklin St.
VERKEHR Muss man noch ein Wort über Robert
Das beste Fortbewegungsmittel ist die de Niros legendäres Restaurant verlie-
U-Bahn (Subway), die alle wichtigen ren? Chef Nobuyuki Matsuhisa darf sich
New York City    ZIELE 349

rühmen, schon seit Jahren die besten oSylvia’s AA


Sushi und Sashimi der Stadt zu kreden- 328 Lenox Ave. (zw. 126th und 127th
zen oder leckere Entrées wie Thunfischt- St.), Tel. 1 212 9 96 06 60
artar an Beluga-Kaviar, beträufelt mit U-Bahn: 125th St.
Sake. Sehr trendiges, schickes Publikum, Restaurant in Harlem, in dem zu durch-
viel Prominenz. schnittlichen Preisen »Soul food« serviert
wird, die scharf gewürzten Gerichte
rRiver Café AAAA der Südstaaten. Zum Sonntagsbrunch
1 Water St., Dumbo (Brooklyn) Gospel live.
Tel. 1 718 5 22 52 00
U-Bahn: High St. pLa Bonne Soupe A
Nicht in einem Wolkenkratzer, sondern 48 W 55th St., Tel. 1 212 5 86 76 50
auf einem ausgedienten Frachtschiff: U-Bahn: Rockefeller Center
ein Nobelrestaurant mit exorbitanten Hier gibt es die besten Suppen von
Preisen, vom dem aus man einen herr- Manhattan. Gemütliches Lokal, vor
lichen Panoramablick auf die Skyline dem die Leute allerdings mittags
von Manhattan hat. Schlange stehen.

tThe Boathouse AAAA aJesus’ Taco A


Central Park, E. 72nd St. & Park Drive N. 501 W 145th St. / Amsterdam Ave.
Tel. 1 212 5 17 22 33 U-Bahn: 145th St.
U-Bahn: 72nd St. Jeffry Chen und seine Crew bieten rund
Sehr schön im Central Park am See- um die Uhr allerbestes Tex-Mex-Food.
ufer gelegenes Nobelrestaurant mit
einer Terrasse, auf der es sich wunder- sTom’s Restaurant A
bar speisen lässt. Fisch und amerikani- 2880 Broadway / Höhe 112th St.
sche Küche. Tel. 1 212 8 64 61 37,
U-Bahn: 110th St. /  Cathedral Pwy.
uHatsuhana Tom‘s ist ein Stück New York, eine
Sushi Restaurant AAAA Institution. Legendär sind die gegrillten
17 E 48th St. (zw. 5th u. Madison Ave.) Käse­sandwiches – nicht nur nach
Tel. 1 212 3 55 33 45, Meinung der vielen Studenten der
U-Bahn: 5th Ave. / 53rd St. Columbia University, die täglich hier
Sehr stilvolles Lokal, das japanische vorbeischauen.
Tradition und Moderne sehr gelungen
verbindet. dAngelica Kitchen A
300 E 12th St. (zwischen 1st und 2nd
i Grand Central Oyster Ave.) Tel. 1 212 2 28 29 09
Bar & Restaurant AAA U-Bahn: 14th St./Union Sq. u. 1st Ave.
Grand Central Terminal, 89 East 42nd St. Ein Klassiker der vegetarisch-veganen
Tel. 1 212 4 90 66 50, Küche: Leckereien wie Walnuss-Linsen-
U-Bahn: Grand Central / 42nd St. Paté, Couscous-Gemüse-Salat oder ein-
Edelrestaurant im Untergeschoss des gelegtes Gemüse der Saison klingen
Bahnhofs. Spezialitäten: Fisch, Austern. nicht nur gesund – sie sind es auch.
350 ZIELE    New York City

ÜBERNACHTEN uMetro AAA – AAAA


eHotel Gansevoort AAAA 45 W 35th St. (zw. 5th u. 6th Ave.)
18 9th Ave., Höhe 13th St. Tel. 1 212 9 47 25 00,
Tel. 1 212 2 06 67 00 www.hotelmetronyc.com
www.hotelgansevoort.com U-Bahn: 34th St./Herald Sq.
U-Bahn 8th Ave./14th St. 179 Zimmer und Suiten. Das Hotel be-
187 Zimmer und Suiten. Ultra-hippes sitzt geschmackvoll eingerichtete Zim-
Hotel im trendigen Meatpacking District. mer und eine Dachterrasse, von der man
Dachbereich mit einem verglasten Pool aufs Empire State Building schaut.
(mit Unterwassermusik!) und traum-
haften Ausblicken; originell designte iChelsea Hotel AAA
Zimmer und erlesenes Interieur. 222 W 23rd St. (zw. 7th u. 8th Ave.)
Tel. 1 212 2 43 37 00
rThe Franklin AAAA www.chelseahotels.com
164 E 87th St. (zw. Lexington und 3rd U-Bahn: 23rd St.
Ave.), Tel. 1 212 3 69 10 00 Legendäres Künstlerhotel, in dem viel
www.franklinhotel.com Prominenz abstieg: Heming­way, Jimi
U-Bahn: 86th St. Hendrix, Bob Dylan, John Lennon. Seit
92 Zimmer mit ge­schmackvoller Ein- 2011 ist der Hotelbetrieb wegen Reno-
richtung, wo man Luxus zu einem er- vierungen geschlossen, 2017 soll er un-
schwinglichen Preis genießen kann. ter neuen Eigentümern wieder aufge-
Frühstück und Parkplatz sind kostenlos. nommen werden.

tThe Pierre AAAA oLeo House AA


2 E. 61st St. (an der 5th Ave.) 332 W 23rd St. (zw. 8th u. 9th Ave.)
Tel. 1 212 8 38 80 00 Tel. 1 212 9 29 10 10
www.tajhotels.com www.leohousenyc.com, U-Bahn 23rd St.
U-Bahn: n, R, W at 5th Ave. Sehr günstig für New Yorker Verhältnis-
189 Zimmer und Suiten.Das Flaggschiff se, sauber und ordentlich. Kein Wunder:
der Hotelkette Taj am Central Park ist Das Hotel war ursprünglich ein Gäste-
nach seiner teuren Renovierung noch haus für katholische Geistliche, aber nun
schöner und noch luxuriöser. ist hier jeder willkommen.

Lower Manhattan (südl. 14th St.)


MM Statue of 2,5 mi/4 km südwestlich der Südspitze von Manhattan reckt die welt-
Liberty berühmte Freiheitsstatue ihre Fackel in die Höhe, für Millionen von
Einwanderer das Erste, was sie von Amerika sahen. Die 93 Meter
hohe Figur der Freiheitsgöttin wurde von dem Elsässer Frédéric Au-
guste Bartholdi geschaffen und ist ein Geschenk Frankreichs zum
hundertjährigen Bestehen der USA.
Von der Aussichtsplattform im Sockel, wo sich ein kleines Museum
mit der Geschichte der Einwanderung befasst, blickt man auf die
Stadt und in entgegengesetzter Richtung auf die über 4 km lange Ver-
New York City    ZIELE 351

Highlights New York City


▶▶ Statue of Liberty ▶▶ Museum of Modern Art
Für Heerscharen von Einwanderern Picasso, Gauguin, Pollock ... das
der erste Blick auf die »Neue Welt« »MoMA« hat sie alle.
““Seite 350 ““Seite 363

▶▶ Fifth Avenue ▶▶ Central Park


Der »Boulevard of Golden Credit New Yorks »Grüne Lunge« taugt
Cards« lockt die Shopping-Wütigen. nicht nur zum Relaxen.
““Seite 360 ““Seite 363

▶▶ Empire State Building ▶▶ Metropolitan Museum


Seit über 75 Jahren das dominierende of Art
Bauwerk in Midtown Manhattan Nicht nur der Tempel von Dendur
““Seite 360 und die Dachterrasse locken die Be-
sucher ins »MET«.
▶▶ Times Square ““Seite 364
Erst seit den 1990er-Jahren ein
Touristenmagnet ▶▶ Guggenheim Museum
““Seite 361 Kandinsky, Picasso, Léger, Cézanne,
van Gogh, Chagall & Co. – präsen-
▶▶ Chrysler Building tiert in einmaliger Architektur von
Für viele der schönste Wolkenkratzer Frank Lloyd Wright.
der Welt ““Seite 366
““Seite 361
▶▶ American Museum of
▶▶ Top of the Rocks Natural History
New Yorks neueste Aussichtsplatt- Von Dinosauriern über die Tierwelt
form lockt mit atemberaubenden Afrikas bis in den Weltall reichen die
Ausblicken. Exponate im »Nat«.
““Seite 362 ““Seite 366

razzano Narrows Bridge zwischen Staten Island und Brooklyn. Vor


dem Betreten der neuen Heimat wurden alle Einwanderer auf Ellis
Island überprüft. Manches Schicksal entschied sich in Minuten, so-
dass Ellis Island seinerzeit auch als »Insel der Tränen« galt. Heute
ist die Anlage als Museum zugänglich. Hier kann man die Geschich-
te der Einwanderung studieren; u. a. gibt ein Computer Auskunft,
wann die Verwandten des Fragestellers die Vereinigten Staaten von
Amerika betreten haben.
Fähren zur Freiheitsstatue und nach Ellis Island: tgl. ab 8.30 Uhr jede
halbe Stunde (im Sommer öfter) ab Battery Park, Tickets ab 18 $,
www.statuecruises.com
352 ZIELE    New York City

Battery Die Südspitze Manhattans – die Battery mit der South Ferry Plaza –
beherrschen die Wolkenkratzer der New York Plaza. In deren Schat-
ten duckt sich Fraunces‘ Tavern, das älteste Haus auf Manhattan,
1719 erbaut, später zweimal abgebrannt und heute Manhattans ein-
ziges Museum zur Revolution beherbergend. In diesem Gasthof ver-
brachte George Washington seine letzten Tage als Oberbefehlshaber
der Revolutionstruppen, bevor er sich am 4. Dezember 1783 nach
Mount Vernon zurückzog. Wenig nordwestlich der Taverne liegt das
Bowling Green mit dem alten Zollhaus (U.S. Custom House). 1811
wurde Castle Clinton im Battery Park fertiggestellt und diente von
1824 bis 1855 als Konzertstätte, war dann Einwanderungsstation und
schließlich bis 1941 Aquarium. Heute zeigen hier Dioramen die Ge-
New York City    ZIELE 353

schichte New Yorks und es werden die Tickets für die Fähre zur Frei-
heitsstatue verkauft.
Am Weg zur Battery Park City liegt das Museum of Jewish Herita-
ge, dessen zentrales Thema der Holocaust ist. Nördlich schließt
M Battery Park City an, das ehrgeizigste Bauprojekt der 1980er-Jahre,
mit dem das Südwestufer am Hudson neu gestaltet wurde.
Die architektonischen Akzente setzen das von César Pelli entworfene
World Financial Center mit den Zentralen von Dow Jones, Ameri-
can Express und Bank of America Merrill Lynch und der dazwischen
gespannte riesige Wintergarten. Die 2 km lange Esplanade ist ein
herrlicher Platz zum Schauen, Spazierengehen und Picknicken.

Östlich von Battery Park City ragten bis zum 11. September 2001 die M One World
420 m hohen Zwillingstürme des World Trade Center in den Him- Trade Center
mel. Terroristen steuerten zwei Flugzeuge in die bis dahin höchsten (Freedom
Gebäude der Stadt und brachten sie zum Einsturz. Heute erinnert die Tower,
»Wall of Heroes« an der Church Street an alle Opfer des Anschlags Ground Zero)
und den Bau des WTC. Nach langen Diskussionen wurde 2004 der
Grundstein für einen Neubau gelegt mit dem 541,30 m hohen Free-
dom Tower in Anlehnung an einen Entwurf von Daniel Libeskind
und der Gedenkstätte »Reflecting Absence« (National September
11 Memorial) von Michael Arad und Peter Walker, bestehend aus
zwei Höfen mit Wasserbecken, welche die Grundrisse der 2001 ein-
gestürzten Türme nachzeichnen. Seit 2014 ist auch der in One World
Trade Center umbenannte neue Wolkenkratzer fertig. Die Aussicht-
setage und das Restaurant im obersten Stockwer eröffneten 2015.

Östlich des One World Trade Centers erreicht man den Broadway. Financial
Nach Süden, vorbei am Old A T & T Building und One Liberty Plaza District
(226 m hoch), kommt man am Beginn der Wall Street zur Trinity
Church, erstmals 1698 erbaut, heutiges Gebäude von 1846. Auf dem
Friedhof, dem ältesten der Stadt, ruhen u. a. Alexander Hamilton
(1755  – 1804), erster US-Finanzminister, und Robert Fulton
(1765 – 1815), Konstrukteur des ersten brauchbaren Dampfschiffs.
Die MWall Street, Inbegriff der Finanzwelt, verdankt ihren Namen
einer von den Holländern gegen die Briten errichteten Schutzmauer.
An ihr folgt auf den 195 m hohen Turm des Irving Trust der 1792
gegründete New York Stock Exchange, das Herz der Finanzwelt,
untergebracht in einem an einen römischen Tempel erinnernden
Gebäude von 1903. Nachbar ist an der Ecke Broad Street das fes-
tungsartige Bankhaus Morgan Guaranty Trust. An der Kreuzung mit
der Nassau Street steht das Federal Hall National Memorial, 1842
als Zollhaus errichtet und heute Gedenkstätte, denn hier befand sich
die Federal Hall, in der Washington seinen Eid ablegte und wo der
Kongress tagte. Etwas weiter nördlich ragt an der Nassau Street der
247 m hohe Chase Manhattan Bank Tower auf. Nur 20 m niedri-
WISSEN Imposantes Brückenbauwerk
Special-Titel

MM Brooklyn Bridge
Die Brooklyn Bridge eröffnet grandiose Ausblicke auf die Skyline von
Manhattan. Mit ihrem 487 m langen frei schwebenden Mittelteil und
den beiden Pfeilertürmen ist sie selbst ein Blickfang. Entworfen hat sie
der Thüringer Johann August Röbling.

e Am Anfang war eine Idee gehalten, um die herum ein Granitge-


Die Idee, eine Brücke über den East wölbe errichtet wurde.
River zu spannen, kam Röbling, als er
mit der Fähre im vereisten Fluss ste- u Schrägkabel-Technik
cken geblieben war. 1886 wurde er Röbling hatte auch die Schrägkabel-
mit der Bauplanung beauftragt. Technik ersonnen. Diagonale Haltesei-
le sorgen für zusätzliche Stabilität. Sie
r Bau der Brückenpfeiler verbinden die Brückenträger direkt mit
Die Fundamente für die Pfeiler wur- den Pylonen.
den im Caisson-Verfahren hergestellt,
d. h. man versenkte zwei unten offe- i Fahrbahnen
ne Holzkisten im East River. Pressluft Die Brücke, deren Konstruktion ins-
verdrängte das Wasser aus ihrem In- gesamt 20  Men­schenleben gefordert
nern. In der Luftblase schaufelten und hatte, wurde am 24. Mai 1883 er-
sprengten Arbeiter ihren Weg durch öffnet. Mit 15 Mio. Dollar Baukos-
das Schlamm- und Kiesbett 20 m in ten war sie doppelt so teuer wie ge-
die Tiefe. Hier wurden die Senkkästen plant. Am Premierentag spazierten
fixiert und mit Zement ausgegossen. 150 000 Schaulustige über die Brook-
Auf ihnen stehen die steinernen Brü- lyn Bridge. Aber erst, als 21 Elefanten
ckenpfeiler mit jeweils zwei 40 m ho- des Zirkus Barnum ihre Tragfähigkeit
hen gotischen Spitzbögen. »bewiesen« hatten, wurde sie für
den Verkehr freigegeben. Heute zählt
t Drahtseile man auf den sechs Fahrspuren täglich
Je 278 Einzeldrähte wurden zu einem über 130 000 Fahrzeuge. Einige Meter
Strang zusammengefasst, 19  Stränge über den Fahrbahnen verläuft eine für
zu einem Kabel. Jedes der vier 38,5 cm Fußgänger und Radfahrer reservierte
dicken Hauptseile besteht aus insge- Trasse, von der aus man die Brücken-
samt 5 659 km verdrilltem Draht. Die konstruktion betrachten und einen
Seilenden werden von Ankerplatten grandiosen Ausblick genießen kann.
355
Johann August Röbling Ursprünglich führten vier Fahrbahnen,
(1806–1869) stammte aus zwei Bahngleise und die heute noch
Mühlhausen in Thüringen existierende Fußgängerpromenade über
und hatte in Berlin die Brücke. 1950 begann eine Sanierung,
Architektur und Ingenieur- bei der Schienen entfernt und zwei
wesen studiert. 1831 weitere Fahrspuren geschaffen wurden.
wanderte er nach Amerika
aus, wo er eine Drahtfabrik
gründete und sich auf den
Brückenbau spezialisierte.
e
t

DIE LÄNGSTEN HÄNGEBRÜCKEN VON NEW YORK CITY

Brückenname Gesamtlänge Spannweite Pfeilerhöhe Fertigstellung

Brooklyn Bridge 1 053 m 487 m 84 m 1883

Williamsburg Bridge 2 225 m 488 m 102 m 1903

George Washington Bridge 1 450 m 1 066 m 184 m 1931 u


Gotische Doppelbögen – einer in
Robert F. Kennedy Bridge 847 m 421 m 96 m 1936
Brooklyn, einer in Manhattan –
erheben sich wie Stadttore zu
Bronx Whitestone Bridge 701 m 2 174 m 115 m 1939
beiden Seiten der Brücke.
r
Verrazano Bridge 4 180 m 1 298 m 211 m 1965
356 ZIELE    New York City

ger ist das Gebäude 60 Wall Street. Die Wall Street weiter hinabge-
hend kommt man zur South Street am East River.

M South Street An der South Street erstreckt sich unterhalb der Brooklyn Bridge
Seaport South Street Seaport, einst das Kernstück des New Yorker Hafens
und nun Museumshafen mit vielen Läden und Restaurants zwischen
Water und Front Street und natürlich mit historischen Schiffen, da-
runter die zu den legendären »Flying P-Linern« gehörende Vier-
mastbark »Peking« (1911).

MM Brooklyn Vom Museumshafen blickt man auf die 1 052 m lange Brook­lyn
Bridge Bridge, die älteste Brücke über den East River, 1867 bis 1883 als ers-
te mit Stahlseilen gespannte Brückenkonstruktion erbaut (“ 3D-
Darstellung S. 355).

City Hall und Die City Hall nahe der Rampe zur Brooklyn Bridge wurde 1803 bis
Umgebung 1812 im Stil der französischen Renaissance als Amtssitz von Bürger-
meister und Stadtrat erbaut. Im Governor's Room sind u. a. der Ses-
sel, auf dem George Washington bei seiner Vereidigung saß, und die
Stühle des ersten Kongresses zu sehen.
Südwestlich des City Hall Parks erhebt sich am Broadway das von
Cass Gilbert entworfene, 1913 fertig gestellte Woolworth Building.
Der 241 m hohe Wolkenkratzer war bis zur Vollendung des Chrysler
Building 1931 das höchste Gebäude der Welt. Das Areal nördlich der
City Hall und östlich des Broadway ist mit dem Civic Center bebaut,
darunter das 177 m hohe Municipal Building, das Federal Building,
das Polizeihauptquartier, das U.S. Courthouse, das Stadtgericht und
das Stadtgefängnis.

M Chinatown Östlich vom Civic Center beginnt Chinatown, mit geschätzten


150 000 Einwohnern die größte von Chinesen bewohnte Stadt
außerhalb Chinas. In den engen Gassen dieses vom restlichen New
York so verschiedenen Viertels trifft man auf allerlei Geschäfte mit
typisch chinesischen Waren, eine Unzahl von Restaurants und eini-
ge buddhistische Tempel. Besonders lohnend: die farbenprächtigen
Umzüge zum chinesischen Neujahrsfest Ende Januar/Mitte Februar.
Nördlich an Chinatown schließt sich Little Italy an, wo Pasta und
Grappa zu Hause sind, allerdings mehr und mehr verdrängt vom
sich ausbreitenden Chinesenviertel.

M SoHo Der Name dieses Viertels nennt seine Lage: »South of Houston
Street« (sprich »hausten«!) und hat nichts mit Londons Soho zu tun.
Das ehemalige Fabrik- und Lagerhausviertel, in dem noch viele
guss­eiserne »Cast Iron«-Häuser stehen, wurde in den 1970ern von
Künstlern und Galeristen entdeckt und stellt heute in seinen Galeri-
en die Trends der US-Kunst aus.
New York City    ZIELE 357

Der prunkvolle Marmorbogen am Washington Square erinnert an die


Amtseinführung des ersten US-Präsidenten.

»The Village« ist ein ausgesprochen schönes (und daher teures) M Greenwich
Wohnviertel nördlich von SoHo zwischen 14th Street und Broadway. Village
Bis in die 1960er wohnten hier gerne Schriftsteller und Künstler, von
deren Ruf das Viertel heute noch ein wenig zehrt. Seinen lebendigen
Hauptplatz Washington Square mit einem Triumphbogen zur
Hundertjahrfeier der Einsetzung Washingtons zum Präsidenten um-
rahmen die Gebäude der New York City University; in der Bleecker
Street reihen sich Antiquitätenläden, Restaurants, Kinos, Bars und
Theater aneinander; Commerce Street und Christopher Street sind
Fixpunkte der New Yorker Schwulenszene.

Östlich jenseits des Broadway liegt East Village, einst ausschließlich East Village
das Viertel der Ukrainer und Polen, in den 1960er-Jahren von den
Blumenkindern entdeckt und heute Zufluchtsort all derer, die sich
eine Wohnung in Greenwich Village nicht mehr leisten können. Um
den St. Mark's Place gibt es viele und vor allem originelle Second-
Hand-Läden. St. Mark's-in-the-Bowerie, Ecke 2nd Ave./10th St., ist
mit dem Gründungsjahr 1799 die zweitälteste Kirche der Stadt.

Midtown Manhattan (zw. 14th u. 57th St.)


Dieser Stadtteil erstreckt sich zwischen 14th und 34th St. und zwi- Chelsea
schen Fifth Avenue und Hudson River. Im historischen Chelsea zwi-
schen 9th und 10th Avenue sowie 19th und 23rd Street ist noch viel
Bausubstanz aus dem 19. Jh. erhalten. Die Gegend westlich der 9th
Avenue, zwischen 21. und 24. Straße, ist ein Magnet für junge Kunst-
358 ZIELE    New York City
New York City    ZIELE 359
360 ZIELE    New York City

schaffende, die Piers am Hudson sind das Mekka für Sportfans und
die 8th Avenue ein Zentrum der Homosexuellen. Neues Trendviertel:
der Gansevoort Market genannte alte Meatpacking District rund
um Gansevoort/14th Street. Mittlerweile ein weltbekanntes Aus-
flugsziel ist der High Line Park, der sich von der Gansevoort Street
bis zur 30. Straße erstreckt. Er ist auf den Stelzen einer alten Bahn-
trasse angelegt und lockt mit bunter Bepflanzung, ungewöhnlichen
Ausblicken sowie mit Freiluftgastronomie und Verkaufsständen.
Ein Stück Heimat kann man in der 22. Straße zwischen der 8. und 9.
Ave. finden. Hier unterhält die letzte deutsche Kirchengemeinde
in New York ein Gotteshaus (dt. ev. Gottesdienst So. 10.30 Uhr).

MM Fifth Hauptachse von Midtown ist die Fifth Avenue, die am Washington
Avenue Square beginnt und an der Ostseite des Central Park weit hinauf nach
Norden zieht. Sie teilt Manhattan in eine östliche und eine westliche
Hälfte; ihr Midtown-Abschnitt ist das eigentliche Zentrum New
Yorks, auf dem die berühmten Paraden stattfinden. An ihr und ihren
Seitenstraßen ballen sich zwischen 34th und 57th Street die Wolken-
kratzer, hier findet man exklusivste Geschäfte wie die Juweliere Tif-
fany, Van Cleef und Cartier, das Modehaus Bergdorf Goodman und
sündhaft teuere Luxusherbergen.

MM Empire Obwohl es schönere und höhere gibt, ist das Empire State Building
State seit der Kletterpartie des Filmaffen »King Kong« 1933 der berühm-
Building teste Wolkenkratzer New Yorks. Jahrzehntelang war der 1931 aus
Kalkstein und Granit gebaute, 381 m hohe Turm (mit Antenne
449 m) das höchste Gebäude der Erde. Von der 86. und der 102. Eta-
ge genießt man unvergleichliche Ausblicke auf die Mega-Stadt
i Ecke 34th St./Fifth Ave., tgl. 8.00 – 2.00 Uhr, Tickets Main Deck: 32 $,.mit
102. Etage/Top Deck: 52 $, http://www.esbnyc.com

Morgan Zwei Blocks nordöstlich vom Empire State Building vereint diese be-
Library & rühmte Kultureinrichtung bibliophile Kostbarkeiten mit hervorra-
Museum genden Kunstwerken, die der Bankier John Pierpont Morgan
(1837 – 1913) zusammengetragen hat: Inkunabeln, Manuskripte, Au-
tografen und Gemälde, darunter die berühmten Hochzeitsporträts
von Martin Luther und Katharina Bora von Lucas Cranach d. Ä.
i 225 Madison Ave. 36th St., Di. – Do. 10.30 – 17.00, Fr. bis 21.00, Sa
10.00 – 18.00, So. 11.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 18 $, www.themorgan.org

Madison Unweit westlich des Empire State Building jenseits des Herald Square
Square wartet das riesige Kaufhaus Macy's auf Kundschaft. Noch weiter
Garden westlich markiert der 233 m hohe Turm One Penn Plaza das als
Center Sportarena berühmte Madison Square Garden Center zwischen Sixth
und Eighth Avenues. Im Untergrund verborgen ist der Großbahnhof
Pennsylvania Station.
New York City    ZIELE 361

Vom Kaufhaus Macy's aus führt der Broadway auf den lang gestreck- MMTimes
ten Times Square, das Herz des Theater District. Der Glanz ver- Square
blasste zwischenzeitlich, denn viele Theater waren durch Porno-
schuppen und Nachtbars ersetzt worden, die das Viertel zu einem
nicht ungefährlichen Platz machten. Anfang der 1990er-Jahre sorg-
ten Investoren aus Manhattan für Straßenreinigung, unterstützten
Programme für Drogenabhängige und Obdachlose und bauten na-
türlich kräftig. Heute herrscht am Times Square Stimmung und an-
stelle von Rotlicht-Etablissements residieren hier heute Disney, Vir-
gin, Marriott Marquis, Bertelsmann, Kinopaläste, das Nobelkaufhaus
Gap und Madame Tussaud's Wachsfiguren­kabinett.

Vom Times Square auf der 42nd Street sechs Blocks in östlicher Rich- 42nd Street
tung, vorbei an der New York Public Library (zweitgrößte Bibliothek
der USA), kommt man zum MM Chrysler Building. Mag das Empire
State Building das berühmteste sein, so ist dieser Art-Deco-Turm,
1930 fertiggestellt und 319 m hoch, unbestritten das schönste
Hochhaus New Yorks.
An der Kreuzung mit der Park Avenue ragt das 246 m hohe MetLife
Building (ehem. PanAm Building) auf, 1963 nach Plänen von Emery
Roth, Pietro Belluschi und Walter Gropius vollendet. Es steht über
der gewaltigen Grand Central Station.
Am Ende der 42nd Street liegen die M United Nations Headquar-
ters, das Hauptquartier der Vereinten Nationen. Das Gelände am

Das UN-Hauptquartier am East River,


dahinter ragt die Spitze des Chrysler Building auf.
362 ZIELE    New York City

East River konnte dank einer Spende von John D. Rockefeller erwor-
ben werden und wird beherrscht vom 134 m hohen, nach Plänen von
Le Corbusier und Niemeyer errichteten Secretariat Building (1953)
mit dem Büro des Generalsekretärs im 38. Stock. Es schließt das fla-
che General Assembly Building mit dem Saal der Vollversammlung
an; dort befinden sich auch ein Souvenirladen und das UN-Postamt.
i Führungen ab Visitors Lobby Mo. – Fr. 9.45 – 16.45 Uhr, Ticket: 16 $,
http://visit.un.org

Park, Madi- An den parallel laufenden Park, Lexington und Madison Avenues
son & Lexing- reihen sich Wolkenkratzer und andere Bauten auf: Union Carbide
ton Avenues Building (270 Park Ave.; 215 m), Chemical Bank (277 Park Ave.;
210 m), American Brands (245 Park Ave; 198 m), Seagram Building
(375 Park Ave.; 160 m) von Mies van der Rohe und Philip Johnson
(1958), Citibank (399 Park Ave.; 226 m), Lever House von 1952 mit
der ersten Glasfassade der Park Avenue sowie das traditionsreiche
Waldorf Astoria Hotel (301 Park Ave.). Blickfänge in der Lexington
Avenue: das General Electric Building (570 Lexington Ave.; 195 m),
das Citcorp Center (575 Lexington Ave; 279 m) von Hugh Stubbins
(1978) mit angeschrägtem Dach sowie, bereits in der 3rd Ave., das
»Lipstick Building« (1986) von Philip Johnson und John Burgee. In
der Madison Avenue unter anderem bemerkenswert: der IBM Tower
(590 Madison Ave.; 183 m) von E. L. Barnes (1984) mit einer wun-
derbaren überdachten Plaza und der IBM Gallery of Science and Art
sowie das Sony Building (ehemals A T & T Building, 550 Madison
Ave.; 197 m), die Ikone der Postmoderne von Philip Johnson (1983).

M St. Patrick's Im von Madison und Fifth Avenue sowie E. 50th und E. 51st Sts. be-
Cathedral grenzten Block behauptet sich die St. Patrick's Cathedral mit ihren
101 m hohen Türmen im Schatten der Hochhausriesen. Die Kathe­
drale, Sitz des Erzbischofs, wurde 1858 bis 1888 errichtet und be-
wahrt u. a. eine Figur von Elizabeth Ann Seton (1774 – 1821), der
1975 als erster US-Amerikanerin heilig gesprochenen Gründerin der
Sisters of Charity.

M Rockefeller Zwischen Fifth und Avenue of the Americas sowie 47th und 52nd Sts.
Center und taucht man ein in die größte zusammenhängend geplante Wol-
Umgebung kenkratzerstadt der Erde, das Rockefeller Center, voller Geschäfte
und Büros und verschönert mit moderner Kunst. Die Sunken Plaza
mit der vergoldeten Prometheus-Figur verwandelt sich im Winter in
eine Eislaufbahn, über der ein riesiger Weihnachtsbaum leuchtet.
Über allem ragt das 259 m hohe General Electric Building (früher
RCA Building) mit den Studios von NBC auf. Fast ein Muss für jeden
New-York-Besucher ist die im 70. Stock gelegene Aussichtsplattform
MMTop of the Rocks. Jenseits an der W. 50th St. liegt die Radio City
Music Hall, 1930 im Art Deco erbaut, mit 6 200 Plätzen größter Büh-
New York City    ZIELE 363

nensaal der Welt. Weitere beeindruckende Wolkenkratzer in der Um-


gebung: Exxon Building (1251 Ave. of the Americas; 229 m), McGraw
Hill Building (1221 Ave. of the Americas; 205 m), Equitable Center
Tower West (787 Seventh Ave.; 229 m), Olympic Tower (645 Fifth
Ave.; 189 m) von Skidmore, Owings und Merrill (1976) und, weiter
nördlich, der MTrump Tower (725 Fifth Ave.; 202 m) von Der Scott
mit terrassenförmiger Fassade und fantastischem Atrium.
Top of the Rocks: tgl 8.00 – 24.00 Uhr, Ticket: 25 $,
www.topoftherocknyc.com

Nördlich vom Rockefeller Center steigt der 198 m hohe Wohnturm MM Museum of
Museum Tower Apartments über dem Museum of Modern Art Modern Art
(MoMA) auf. Diese in der Welt bedeutendste Sammlung von MoMA
Kunst vom späten 19. bis ins 21. Jh. präsentiert sich in einem lich-
ten Museumsbau von César Pelli und wurde 2004 von Yoshio Tani-
guchi umgebaut (11 W. 53rd St.). Einige Highlights: im Skulpturen-
garten Plastiken von Max Ernst, Alexander Calder, Picasso (»Ziege«),
Henry Moore u. v. a.; im 4. Stock u. a. Nachimpressionisten (Degas,
Gauguin, Toulouse-Lautrec, Modigliani), Kubisten (Braque, Cha-
gall), Expressionisten, Futuristen, Blauer Reiter, Mondrian, Henri
Matisse (größte Sammlung überhaupt), Picasso (»Les demoiselles
d'Avignon«, »Harléquin«), Dada (Max Ernst, Schwitters), Joan Miró
und Surrealisten; im 3. Stock euro-
päische Nachkriegskunst und US- MoMA Design
Künstler wie Pollock, Johns, auch
Beuys; im 2. Stock Architektur und
TIPP

Fast schon eine Sehenswürdigkeit


Design mit Originalentwürfen der für sich, auf jeden Fall aber ein
bedeutendsten Architekten und im toller Ort für den Souvenirkauf:
1. Stock zeitgenössische Kunst seit der Museumsshop im MoMA. Es
den 1970er-Jahren. gibt noch zwei weitere MoMA
i 11 W. 53rd St., So. – Mi. 10.30 bis Design Stores: in 44 W 53rd St.
17.30, Do. – Sa. 10.30 – 20.30 Uhr, und in SoHo, 81 Spring Street.
Eintritt: 25 $. www.moma.org

In unmittelbarer Nachbarschaft zum MoMA liegen zwei weitere in- Museen in


teressante Museen, zum einen das American Folk Art Museum und der Nach-
zum anderen das Museum of Arts & Design. barschaft

Uptown Manhattan (nördlich 57th St.)


Im 340 ha großen Central Park erholen und entspannen sich die New MM Central
Yorker beim Sonnenbaden, Rollschuhfahren oder Rudern. Per Pfer- Park
dedroschke oder zu Fuß kann man sich einige der sehenswerten
Fleckchen anschauen. Dazu gehören u. a. der Zoo in der Südostecke,
das Haus The Dairy mit dem Sitz der Parkverwaltung, die weitläufige
364 ZIELE    New York City

Allee The Mall mit Skulpturen von Dichtern und Komponisten, die
zum Brunnen Bethesda Fountain und zum See mit Loeb's Boathouse
führt; nördlich davon Belvedere Castle, höchster Punkt des Parks,
und Cleopatra's Needle, ein ägyptischer Obelisk (um 1500 v. Chr.)
aus Heliopolis, dessen Pendant in London an der Themse steht; west-
lich vom Bethesda-Brunnen die nach dem Beatles-Song benannten
Strawberry Fields, genau gegenüber vom Dakota Building an der
72nd Street, vor dem 1980 John Lennon ermordet wurde.

MM Metropoli- Das Metropolitan Museum of Art an der Osteite des Parks ist nach
tan Museum dem British Museum in London und der Eremitage in St. Petersburg
of Art das drittgrößte Kunstmuseum der Welt. Es wurde 1870 durch
private Initiative gegründet und besitzt mittlerweile über drei Milli-
onen Kunstgegenstände. Das Hauptgebäude entstand 1879 bis 1898;
der mittlere Teil stammt von den Architekten Hunt Vater und Sohn,
die Seitentrakte von McKim, Meade und White.
Im Untergeschoss werden Männer- und Frauenkleidung sowie
Trachten aus dem 17. bis 20. Jh. gezeigt.
Im Erdgeschoss zu sehen sind Kunst des alten Ägypten (u. a. der
beim Bau des Assuan-Staudamms abgetragene Tempel von Dendur,
14 Statuen der Königin Hatschepsut); griechische und römische
Kunst (u. a. aus dem Palast von Knossos); Mittelalter (u. a. byzantini-
sche Kunst, große Gobelingalerie); europäische Skulpturen und Stil-
zimmer (u. a. Marmorpatio aus dem spanischen Vélez Blanco, Por-
zellan); Waffen (Wikinger­ schwerter, Ritterrüstungen); Robert
Lehman Collection (Gemälde und Zeichnungen, u. a. Dürer, Mem-
ling, Cranach d. Ä., El Greco, Goya); American Wing (US-Kunst und
Kunstgewerbe); Michael C. Rockefeller Wing (Kunst aus dem pazifi-
schen Raum); Lila Acheson Wallace Wing (Kunst des 20. Jh.s, darun-
ter Picassos »Porträt Gertrude Stein«, Paul-Klee-Sammlung, Edward
Hopper, Skulpturengarten).
Das Obergeschoss versammelt europäische Malerei (u. a. Raffael,
Tizian, Frans Hals, Vermeer, van Eyck, Memling, Cranach d. Ä., Hol-
bein d. J., Dürer, Rembrandt, Rubens, van Dyck, Poussin, Hogarth,
Reynolds, Turner), Kunst des 19. Jh.s; Kunst des Islam, altorientali-
sche Kunst (u. a. Persien, Anatolien, Babylon); Kunst des Fernen Os-
tens (u. a. Lack-, Jade- und Bronzearbeiten, Porzellan); Zeichnungen
und Druckgrafik (u. a. Leonardo da Vinci, Michelangelo, Dürer,
Holzschnitte von Goya) sowie Musikinstrumente.
i 1000 Fifth Avenue, Di.So. Mo. 9.30 – 17.30, Fr., Sa. bis 21.00 Uhr,
Eintritt: 25 $, www.metmuseum.org

Östlich vom Deutlich anders, weil im intimen Rahmen eines im Empire ausgestat-
Central Park teten Stadthauses, gibt sich die M Frick Collection. Die feine Samm-
lung des Pittsburgher Stahlmagnaten Henry Clay Frick (1849 – 1919)
konzentriert sich auf Malerei des 14. – 18. Jh.s (Tizian, Bellini, El
New York City    ZIELE 365
366 ZIELE    New York City

Greco, Ingres, Vermeer, van Eyck u. a.), Bronzen der italienischen


Renaissance und Email.
Das ausgezeichnete MWhitney Museum of American Art befasst
sich mit US-Kunst des 20. Jh.s, darunter Pop-Art und der Nachlass
von Edward Hopper.
Der Name Neue Galerie deutet es an: Dieses Museum schräg gegen-
über vom Me­tropolitan präsentiert österreichische und deutsche
Kunst aus der ersten Hälfte des 20. Jh.s – und im »Sabarsky« Wiener
Kaffeehaus­charme.
Das weltberühmte MM Guggenheim Museum nördlich vom Metro-
politan Museum beeindruckt nicht allein mit einer bestechenden
Gemäldesammlung, sondern auch durch das faszinierende Gebäude.
Frank Lloyd Wright konzipierte einen kreisrunden, sich nach oben
erweiternden Bau, in dem die Besucher auf einer umlaufenden Spi-
rale den einzigen großen Ausstellungsraum durchwandern und dabei
Werke von Kandinsky (größte Sammlung der Welt), Rousseau,
Braque, Picasso, Léger, Cézanne, van Gogh, Chagall u.v.a. mehr be-
trachten können.
Nur wenig nördlich vom Guggenheim Museum stellt das Cooper-
Hewitt Museum (2. E. 91st St.) US-amerikanisches Design vor. Wie-
derum wenig nördlich liegt das Jewish Museum (Fifth Ave. und
92nd St.), eine der größten Judaica-Sammlungen der Erde und noch
weiter nördlich an der Fifth Avenue (103rd St.) widmet sich das Mu-
seum of the City of New York der Stadtgeschichte.
Frick Collection: 1 E. 70th St., Di. – Sa. 10.00 – 18.00, So. 11.00 – 17.00
Uhr, Eintritt: 20 $, www.frick.org
Whitney Museum of American Art: 945 Madison Ave., Mi. – So. 11.00
bis 18.00, Fr. 13.00 – 21.00 Uhr, Eintritt 22 $, http://whitney.org
Neue Galerie: Ecke 86th St. E., Do.Mo. 11.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 15 $,
www.neuegalerie.org
Guggenheim Museum: 1071 Fifth Ave., tgl. außer Do. 10.00 – 17.45, Sa.
bis 19.45 Uhr, Eintritt: 25 $, www.guggenheim.org

Westlich vom An der Südwestecke des Central Park führt der Broadway über den
Central Park verkehrsumtosten Columbus Circle, in dessen Mitte sich eine 1892
aufgestellte Säule mit einer Kolumbusstatue erhebt. Höchste Gebäu-
de am Platz sind das 207 m hohe Gulf and Western Building (Trump
International Hotel & Tower) und die 229 m hohen, schräg ange-
schnittenen Türme des 2004 fertig gestellten Time Warner Building.
Im M Lincoln Center schlägt das kulturelle Herz der Stadt: In der Ave-
ry Fisher Hall spielen die New Yorker Philharmoniker, im New York
State Theater die New York City Opera und das New York City Ballet.
Vor allem aber ist hier das Metropolitan Opera House zu finden,
die legendäre »Met«, eines der führenden Opernhäuser der Welt.
Das MM American Museum of Natural History ist nach dem Met-
ropolitan Museum zwar nur das zweitgrößte Museum der Stadt, aber
New York City    ZIELE 367

doch das größte Naturkundemuseum der Welt. Es vermittelt sein


Thema mit sehr beeindruckenden Stücken, darunter ein Walmodell
in der Hall of Ocean Life, das größte aufgerichtete Dinosaurierskelett
der Welt oder den größten geschliffenen Edelstein der Erde, die »Bra-
silianische Prinzessin«, ein 21 327 Karat (= 4,3 kg) schwerer Topas.
Im Rose Center for Earth and Space reist man durch das Weltall.
American Museum of Natural History: 79th St. & Central Park West, tgl.
10.00 – 17.45, Fr., Sa. bis 20.45 Uhr, Eintritt: 22 $, www.amnh.org

An die Nordseite des Central Park schließt direkt das Schwarzenvier- Nördlich vom
tel Harlem an, lange Zeit ein vernachlässigtes Ghetto voller Armut Central Park
und Gewalt. Das gibt es immer noch, doch herrscht heute hier
Aufbruch­stimmung, es wird gebaut und renoviert wie seit der Grün-
derzeit nicht mehr. Es ist hier lange nicht mehr so gefährlich wie einst
und wer die üblichen, für alle Großstädte geltenden Regeln beherzigt,
der ist so sicher wie in Downtown. Abends sollte man Harlem aber
nur mit einem festen Ziel besuchen, etwa ein Jazz- oder Tanzlokal
oder ein Theater. Mittlerweile bieten u. a. Harlem Heritage Tours
oder Harlem Spirituals Rundfahrten und Spaziergänge an (Tel. 1 212
3 91 09 00, www.harlemspirituals.com) zu markanten Punkten wie
Abyssinian Baptist Church, All Saints Church, Strivers' Row, Studio
Museum und Schomburg Center for Research in Black Culture. Im-
mer noch nicht fertig ist die bereits 1891 begonnene Cathedral Chur-
ch of M St. John the Divine nahe der Nordwestecke des Central Park,
doch ist sie schon heute mit ihren 10 000 Sitzplätzen und 8 000 Steh-
plätzen eines der größten Gotteshäuser der Erde. Wer den Weg ganz
in den Norden Manhattans in den Fort Tryon Park nicht scheut, wird
eine handfeste Überraschung erleben: Die malerisch über dem Hud-
son River gelegene Museumsanlage The Cloisters versetzt in die
klösterliche Welt des europäischen Mittelalters zurück. Hier hat das
Metropolitan Museum seine Sammlung kirchlicher Kunst und Ar-
chitektur, darunter ganze Kreuzgänge, Kapitelsäle und Chorräume
v. a. aus französischen, spanischen und deutschen Klöstern des
12. – 15. Jh.s, auf sehr harmonische Weise in einer neu gebauten
Klosteranlage vereint.
The Cloisters: 99 Margaret Corbin Dr., März – Okt. Di. – So. 9.30 – 17.15,
sonst nur bis 16.45 Uhr, Eintritt: 25 $, www.metmuseum.org

Brooklyn · Queens · Bronx · Staten Island


Zwischen Brooklyn Bridge und Atlantic Avenue dehnt sich das char- Brooklyn
mante Stadtviertel Brooklyn Heights aus. Von der Brooklyn Prome-
nade am East River hat man einen ebenso fantastischen wie oft foto-
grafierten Blick auf das gegenüberliegende Manhattan. Auf der Old
Fulton und weiter auf der Front Street kommt man ins ehemalige
368 ZIELE    New York City

Hafenviertel DUMBO, »Down under the Manhattan Bridge Over-


pass« genannt. Das »neue Village« ist zur Zeit »up-and-coming«.
Viele der riesigen Lagerhäuser werden nach und nach zu Apart-
ments, Ateliers und Läden umgebaut.
Die Sammlungen ägyptischer, nahöstlicher und orientalischer Kunst
des MM Brooklyn Museum gehören zu den bedeutendsten ihrer Art.
Hinzu kommen amerikanische und europäische Malerei und Kunst-
handwerk. Beim Museum liegt der Botanic Garden, in dem
12 000 verschiedene Pflanzen gedeihen, darunter 900 Rosensorten.
Besonders zur Kirschblüte tummeln sich hier die New Yorker.
Das 1899 gegründete M Brooklyn Children's Museum (145 Brook-
lyn Ave.) war seinerzeit das erste Kindermuseum überhaupt. Es legt
sein Hauptaugenmerk auf die praktische Erfahrbarkeit von Technik
und Natur, Kinder können alles anfassen und experimentieren.
Auf dem 1840 auf den Gowanus Heights angelegten Greenwood
Cemetery (Haupteingang 5th Ave. & 25th St.) liegen einige bekann-
te Persönlichkeiten begraben, u. a. Samuel Morse (1792 – 1872), Er-
finder des Telegrafen, Elias P. Howe (1819 – 1867), Erfinder der ers-
ten brauchbaren Nähmaschine, und auch Lola Montez (1818 – 1861),
Tänzerin und Geliebte des Bayernkönigs Ludwig I.
Ganz im Süden Brooklyns liegt Coney Island, in der Vorkriegszeit
berühmter Vergnügungspark und Badestrand am Atlantik mit
23 neuen Fahrgeschäften, darunter zwei Achterbahnen und eine Go-
Kart-Bahn. An Wochenenden ist es völlig überlaufen. Im New York
Aquarium kann man sich die Meerestiere dieser Erde anschauen.
Brooklyn Museum: 200 Eastern Parkway; Mi. – So. 11.00 – 18.00, Do. bis
22.00 Uhr, Eintritt: 16 $, www.brooklynmuseum.org

Queens Flushing Meadows in Queens, Veranstaltungsort der Weltausstel-


lungen 1939/1940 und 1964/1965, ist den Tennisfans als Austra-
gungsort der US Open bekannt. Das berühmte Shea Stadium, lang-
jährige Heimat des Baseballteams der New York Mets und 1965 Ort
des legendären Beatles-Konzerts, fiel 2008 der Abrissbirne zum Op-
fer. Eine echte Bereicherung der New Yorker Museumsszene sind das
American Museum of the Moving Image (34-12 36th St.) zur Ge-
schichte des amerikanischen Films und das P.S.1, das die junge
Kunstszene vorstellt.

Bronx Die Bronx ist zum Synonym für eine hoch kriminelle, völlig herun-
tergekommene Stadtgegend geworden, doch wurde in den vergange-
nen Jahren ein großes Wiederaufbauprojekt angekurbelt und die
nördliche Bronx hat sich gar zum Touristenziel entwickelt. Zu ver-
danken ist dies dem hervorragenden M Bronx Zoo & Botanical Gar-
den (Bronx Zoo), in dem die Tiere fast ausschließlich in Freigehegen
leben. Der Botanische Garten wurde 1891 nach dem Vorbild der
Londoner Kew Gardens angelegt. Gleich östlich des Harlem River
Niagara Falls    ZIELE 369

liegt das Yankee Stadium, Heimat des berühmten Baseballteams


New York Yankees, die aufgrund ihrer »Herkunft« auch die »Bronx
Bombers« genannt werden.

Eine Fahrt mit der Fähre nach Staten Island lohnt nicht nur wegen Staten Island
der wunderbaren Aussicht auf Manhattan, sondern auch wegen His-
toric Richmond Town, einem das Leben der Kolonisten nachemp-
findenden Museumsdorf mit 27 Häusern vom 17. bis zum 19. Jh.,
und dem Mausoleum der Eisenbahnkönige Vanderbilt.

Umgebung von New York City


Die 180 km lange Insel im Atlantik ist der beliebteste Ausflugsort im MM Long
Großraum New York. Hier findet man herrliche Badestrände (Jones Island
Beach und im Robert Moses State Park); weiter im Osten beginnen
die eleganten und ruhigen Hamptons, wo es mondänere Strände gibt
und sich die Intelligenzia ihre Häuschen baut und wo manch wirk-
lich hübscher alter Straßenzug wie die Main Street von East Hamp-
ton zum Bummel einlädt. Auch der ruhige Norden der Insel, etwa
um Oyster Bay, war und ist bevorzugter Wohnort der Betuchten.

MM Niagara Falls
Region: Greater Niagara
a C / D 5
Höhe: 174 m ü. d. M.

Die Niagara-Fälle im Nordwesten New Yorks sind wohl die be-


rühmtesten Wasserfälle der Welt. Hier stürzen gewaltige, aus
dem Eriesee fließende Wassermassen höchst spektakulär über
eine knapp 60 m hohe Abbruchkante und zwängen sich an-
schließend als Niagara River durch eine tiefe Schlucht zum
Ontariosee – ein Schauspiel, das jährlich über 13 Mio. Besu-
cher bestaunen.

Die Entstehung der Fälle reicht in die letzte Eiszeit zurück, als sich Die berühm-
der Fluss auf höherem Niveau seinen Weg über ein zum lang ge- testen Was-
streckten Niagara Escarpment gehörenden Kalksteinplateau bahnte. serfälle der
In der Nähe des heutigen Lewiston stürzte sich der Niagara River auf Welt
das Niveau des Ontariosees hinunter. Durch rückschreitende Ero-
sion, d. h. durch die Unterschneidung und damit verbundene Rück-
verlegung der Abbruchkante, wanderte der Wasserfall relativ schnell
flussaufwärts; gegenwärtig zwischen 6 und 30 cm pro Jahr zurück.
Da man heute einen beträchtlichen Teil des Wassers in Wasserkraft-
370 ZIELE    Niagara Falls

werke leitet und das Tempo der Erosion sehr stark vom Volumen der
Wassermassen abhängt, kann es aber noch einige hunderttausend
Jahre dauern, bis “Buffalo an den
Wussten Sie schon Niagarafällen liegen wird.
WISSEN

Die Gewinnung von elektrischem Die Wasserkraft im Bereich der


Strom an den Niagarafällen hat Niagarafälle wird seit vielen Jahr-
der aus dem schwäbischen Städt- zehnten zur Stromerzeugung ge-
chen Kirchheim/Teck stammende nutzt, sodass lediglich die Hälfte der
Unternehmer Jakob Friedrich
durchschnittlichen Wassermenge
Schoellkopf (1819 – 1899) in
von 6 Mio. l/sec über die Fälle stürzt,
entscheidendem Maße voran-
während die andere Hälfte durch
getrieben.
die Druckrohre von Turbinenkraft-
werken geleitet wird. Bei Nacht und
im Winter lässt man gar nur 1,4 Mio. l/sec in die Tiefe stürzen. Die
Kraftwerkskapazität liegt derzeit bei 3 Mio. Kilowattstunden. Weite-
re, allerdings noch heftig umstrittene Kraftwerksausbaupläne sind im
Gespräch.

Geschichte Die Wasserfälle waren den Indianern längst bekannt, als 1678 der
Priester Louis Hennepin sie erstmals dokumentierte. Der indianische
Name »Niagara« bedeutet so viel wie »Engstelle, Flaschenhals«. Das
Gebiet war zwischen Engländern und Franzosen lange umstritten;
erst der Vertrag von Gent zur Beendigung des Amerikanisch-Briti-
schen Kriegs 1814 legte endgültig den Grenzverlauf zwischen Kana-
da und den Vereinigten Staaten in der Mitte des Flusses fest. Die
Entwicklung zur Touristenattraktion begann ziemlich zögerlich:
1795 beschloss die kanadische Regierung, einen Fußweg anzulegen,
ging allerdings davon aus, dass diesen nur »kleine Jungs« benutzen
würden. Einen deutlichen Auftrieb brachte in den 1830er-Jahren die
Eröffnung einer Eisenbahnlinie. Immer mehr Menschen wollten nun
die gigantischen Wasserfälle besuchen. Und bereits 1885 erließ die
Regierung von Ontario ein Gesetz, das die planlose Bebauung des
Uferstreifens verhindern sollte.

Besichtigung der Wasserfälle


American Goat Island teilt die Fälle in die American Falls, von denen sich der
Falls · kleine, nur 12 m breite Bridal Veil Fall abgespaltet hat, und die kana-
Horseshoe dischen Horseshoe Falls. 90 % der Wassermassen fließen über den
Falls hufeisenförmigen kanadischen Fall, der an der Kante etwa 750 m
lang und 52 m hoch ist; die American Falls sind ca. 330 m breit, dafür
aber 55 m hoch. Am Fuß der Fälle beträgt die Wassertiefe rund 50 m;
von dort durchfließt der Fluss eine bis zu 100 m tiefe und zwischen
80 und 300 m breite Schlucht. Nach Nordwesten verengt sich der
Niagara Falls    ZIELE 371

Niagara Falls erleben


AUSKUNFT Liegt in unmittelbarer Nähe der Fälle und
Niagara Tourism & Convention gegenüber vom Seneca Niagara Resort
Corporation & Casino. Fitnessstudio, Swimming Pool,
10 Rainbow Blvd. Restaurant und Starbucks direkt vor Ort.
Niagara Falls, NY 14303
Tel. 1 716 2 82 89 92 rRed Coach Inn AAAA
www.niagara-usa.com 2 Buffalo Ave., Niagara Falls
NY 14303
ESSEN / ÜBERNACHTEN Tel. 1 716 2 82 14 59,
eSheraton at the Falls AA – AAA www.redcoach.com
3rd St., Niagara Falls 19 Zimmer. Kolonialenglische
NY 14303 Atmosphäre; man hat einen Blick
Tel. 1 716 2 85 33 61 auf die Upper Falls, allerdings nur
www.sheratonatthefalls.com von den noblen teueren Suiten aus.
392 modern eingerichtete Zimmer, dar- Im Restaurant wird ausgezeichnete
unter auch Suiten für die ganze Familie. Ost­küstenküche serviert.

Canyon in den Whirlpool Rapids, eine Folge von strudeldurchsetzten


Stromschnellen, und bildet dann im Kessel des Whirlpools gewaltige
Strudel, bevor er dem Ontario-See zuströmt.

Den besten Blick hat man auf die Fälle, die abends eindrucksvoll il- Niagara-
luminiert werden, von den Terrassen und Aussichtstürmen auf der Perspektiven
kanadischen Seite. Noch eindrucksvoller ist eine ziemlich feuchte
Fahrt mit der M Maid of the Mist, die von der US-Seite ablegt. Von
Kanada zurück geht es mit den mo-
dernen Katamaranen der Hornblo-
wer-Gruppe. Die Boote steuern zu- USA oder Kanada?
nächst an den American Falls
WISSEN

Die schöneren Aussichten auf die


vorbei und bewegen sich dann in
Fälle hat man von der kanadischen
die Gischt der kanadischen Hor-
Seite aus; dort findet man auch
seshoe Falls. Alle Passagiere erhal- die besseren Hotels und Restau-
ten Regenmäntel und -hüte. Auf rants. Vor Grenzübertritt auf jeden
beiden Seiten der Schlucht fahren Fall bei den US-Behörden nach
Aufzüge zur Talsohle hinab. Von den Wiedereinreiseformalitäten
dort folgt ein atemberaubender erkundigen!
Gorge Trail der von grünlich
schimmernden und heftig brausen-
den Fluten erfüllten Schlucht. Sowohl von der US- als auch von der
kanadischen Seite werden Hubschrauberrundflüge angeboten. Auf
der kanadischen Seite fährt der Whirlpool Aero Car, eine Seilbahn,
langsam über die röhrenden Strudel des Whirlpool hinweg.
WISSEN Niagara Daredevils
Special-Titel

Nachahmung nicht empfehlenswert!


Immer wieder versuchen Todesmutige, sich in aberwitzigster Form
mit den tosenden Wassermassen der Niagarafälle zu messen.
Viele »Daredevils« haben ihren Mut mit dem Leben bezahlt.

Fälle trug und mehrmals beinahe


Tödliche Faszination die Balance verlor. 73-jährig segne-
Seit der ersten Hälfte des 19. Jh.s te er das Zeitliche – im Bett.
üben die Niagarafälle eine magi- William Leonard Hunt hatte Blon-
sche Faszination auf Menschen dins Gänge aufmerksam beobach-
aus, für die Todesgefahr ein beson- tet und wollte diesen überbieten.
derer Reiz ist. Lang ist die Liste von Als »Der große Farini« trat er am
Waghalsigen, die an den Wasser- 15. August 1860 erstmals an. Dabei
fällen spektakuläre Aktionen un- ließ er sich auf halber Strecke an
ternommen – und teils mit dem Le- einem Seil hinab zur »Maid of the
ben bezahlt haben. Mist«, trank ein Glas Wein, zog sich
wieder hinauf und balancierte wei-
Blondin gegen Farini ter. Bald vollführte er immer wag-
Am 30. Juni 1859 spannte der Fran- halsigere Darbietungen – einmal
zose Jean-François Gravelet, besser hängte er sich an den Zehen kopf-
bekannt als »Der große Blondin«, über ans Seil, ein andermal wusch
ein 335 m langes Drahtseil über die er unterwegs Taschentücher. Doch
Niagarafälle. 20 Minuten lang ba- die Popularität des eleganten Ar-
lancierte er in schwindelnder Höhe tisten Blondin erreichte er nie – er
über tosenden Fluten. Als Blondin war eben nur ein Abenteurer ...
wohlbehalten das andere Ufer er-
reichte, tobte die Zuschauermenge Furchtlose Frauen
vor Begeisterung. Der tollkühne 1876 trat eine Frau in die Fußstap-
Artist überquerte die Fälle noch öf- fen von Blondin und Farini: Maria
ter – mit immer gewagteren Kunst- Spelterina, die »in weit unter elf
stücken: mit verbundenen Augen, Minuten über das 305 m lange Seil
mit Stelzen, mit einem Fahrrad, mit hüpfte und tanzte«. Ein anderes
den Füßen in einem Sack. Einmal Mal absolvierte sie den Balanceakt
schob er einen Schubkarren mit ei- mit Pfirsichkörben an den Fü­ßen.
nem Kocher vor sich her. Auf hal- Am 24. Oktober 1901 erlebten Zu-
bem Weg buk er sich ein Omelett, schauer eine Sensation, als Annie
das er zur Hälfte genüsslich ver- Edson Taylor als erster Mensch ver-
speiste; die andere Hälfte warf er suchte, sich in einem Holzfass die
Leuten in einem Boot zu, die das Horseshoe Falls hinunterzustürzen.
Spektakel von unten beobachte- In letzter Minute wollte die 43-jäh-
ten. Am meisten Aufsehen erregte rige Lehrerin aus Michigan ihre Ak-
Blondin, als er im September 1860 tion abblasen, doch ihre Helfer
seinen vor Angst schlotternden hatten die Halteseile schon gelöst.
Manager auf dem Rücken über die Binnen kurzer Zeit trieb das Fass
373
373

über die Kante des Wasserfalls und


verschwand in der Gischt. Wenig
später tauchte es im ruhigeren
Wasser wieder auf. Das Holzfass
hatte den Aufprall heil überstan-
den, Annie Taylor, im Fass ange-
bunden und abgepolstert, hatte
nur eine Kopfwunde erlitten, ei-
nen Schock und Verstauchungen.
Mit ihrer Höllenfahrt gelangte sie
kurzzeitig zu Ruhm, doch der er-
sehnte Reichtum stellte sich nicht
ein. 1921 verstarb sie mittellos und Zeitungstitel von 1913
wurde bei den Fällen bestattet.
Doch einen echten »Daredevil«
Sieger und Verlierer konnten solche Schreckensmeldun-
Bobby Leach riskierte 1911 den auf gen nicht beeindrucken, auch nicht
Celluloid gebannten Höllentrip in die drakonischen Geldstrafen
einem Stahlfass. Er überlebte den (110 000 Dollar!), mit denen die Ni-
Sturz, war jedoch so schwer ver- agara Parks Commission drohte:
letzt, dass er viele Wochen im 1989 wollte ein US-Amerikaner aus
Krankenhaus verbringen musste. Tennessee die Niagarafälle mit ei-
Danach reiste er in der Welt umher, nem Kajak bezwingen – es war sei-
um von seiner Tat zu berichten. ne letzte Paddelfahrt. 1995 ver-
1926 rutschte er in Neuseeland auf suchte es ein anderer mit Wasserski
einer Apfelsinenschale aus, brach und Fallschirm, doch leider öffnete
sich ein Bein, holte sich eine Infek- sich der Fallschirm nicht.
tion und verstarb. Vom englischen
Friseur Charles Stephens, der sich Jüngste Abenteuer
in einem Fass festgebunden hatte, Viele haben das Abenteuer aber
fand man nur noch den rechten auch überlebt: In den 1980er-Jah-
Arm. 1912 wurde das Fassfahren ren sprangen fünf Stuntmen er-
verboten – also besann man sich folgreich über die Kante; einer von
anders: 1928 schaffte Jean Lussier ihnen gab an, er habe Teenagern
den Ritt in einem Gummiball. 1930 zeigen wollen, dass auch ohne
versuchte es der 46-jährige Koch Drogen Abenteuer zu erleben sind.
George Strathakis wieder mit ei- Im Juni 2012 überquerte Nik Wal-
nem Fass. Er überstand den Sturz, lenda die Horseshoe Falls an ihrer
doch sein Gefährt blieb in einem schönsten und gefährlichsten Stel-
Strudel hinter dem Wasservorhang le auf einem Drahtseil. Für seinen
stecken und drehte sich 14 Stun- tollkühnen Akt brauchte er nur
den auf der Stelle. Als man es öff- 25  Minuten. Rund 100 000 Zu-
nete, war der arme Koch erstickt, schauer vor Ort und mehr als 10
seine Begleiterin, eine Schildkröte, Mio. TV-Konsumenten verfolgten
hatte überlebt. das Geschehen live.
WISSEN Eindrucksvolles Naturwunder
Special-Titel

MM Niagara Falls
Zweifellos gehören die Niagarafälle an der Grenze des
US-Bundesstaates New York zur kanadischen Provinz Ontario
zu den eindrucksvollsten Naturwundern der Erde.
Über 13 Mio. Besucher im Jahr bestätigen dies.

e Canadian Horseshoe Falls (Aufzug) legen die beiden Katamarane


Die hufeisenförmigen 57 Meter hohen der Hornblower-Gruppe zu Touren zu
Hauptwasserfälle auf der kanadischen den Horseshoe-Fällen ab.
Seite haben eine Kantenlänge von ca.
670 Metern. p Table Rock
Diese widerständige Gesteinsschicht
r American Falls (Dolomit) bildet die Abbruchkante der
Die US-amerikanischen Fälle haben Wasserfälle.
eine ziemlich gerade 260 Meter lange
Kante. Aufgrund vorhandener Fels- a Visitor Information Center,
schuttmassen fällt das Wasser hier nur Journey behind the Falls
21 bis 34 Meter tief. Hier kann man sich multimedial über
die weltberühmten Wasserfälle infor-
t Goat Island mieren. Außerdem befindet sich hier
Die Insel diente bereits vor der Entste- der Zugang zu einem Felspfad, der
hung der Stadt Niagara Falls (NY) als hinter Wasserschleiern entlangführt.
Ziegenweide.
s Rainbow Bridge
u Bridal Vail Falls, Diese Brücke überspannt die Niaga-
Cave of the Winds raschlucht und verbindet die beiden
Zwischen Goat Island und Luna Island Schwesterstädte. An beiden Brücken-
stürzen die »Brautschleierfälle« etwa köpfen sind Grenzwachen und Zollsta-
15 Meter in die Tiefe. Von hier aus tionen eingerichtet.
geht es auch zur von Wind und Wet-
ter geschaffenen »Höhle der Winde«. d Queen Victoria Park
Der schönste Park der kanadischen
i Observation Tower, Stadt Niagara Falls
»Maid of the Mist«
Vom Aussichtsturm an der Nordkante f Skylon Tower
der American Falls geht es per Aufzug Vom 160 Meter hohen Aussichtsturm
hinunter zur Anlegestelle der US-ame- mit Drehrestaurant hat man einen tol-
rikanischen »Maid of the Mist«. len Blick auf die Wasserfälle.

o Niagara Parkway, g Niagara River


»Hornblower Cruises« Der von den Wasserfällen in einer tie-
Auf der kanadischen Seite verläuft der fen Schlucht nordwärts abfließende
Niagara Parkway als Panoramastra- Niagara River ist im Kessel der Hufei-
ße parallel zum Fluss. Am Table Rock senfälle fast 57 Meter tief.
375

Die Niagarafälle im Vergleich

Wasserfall Höhe Breite durchschnittlicher


Abfluss
Niagara Falls (USA/Kanada) 21 – 53 m 938 m gesamt, davon 2800 – 5700 m³/sec
671 m Horseshoe Falls
250 m American Falls
17 m Bridal Vail Falls
Iguaçu (Brasilien/Argentinien) 60 – 82 m ca. 2 700 m 1500 – 7000 m³/sec
Victoria Falls (Sambia/Simbabwe) 108 m 1 708 m bis 10 000 m³/sec
Rheinfall (Schweiz) 23 m ca. 150 m bis 1250 m³/sec
Blick in die Tiefe von der Abbruchkante

Niagara Falls (USA)


©

Niagara Falls s
(Canada)

i USA
r
o u t
CANADA
d

f p
e
GEOLOGISCHES
PROFIL

a p
376 ZIELE    Niagara Falls

US-Seite der Fälle


Niagara Falls Die Stadt Niagara Falls zeigt sich abseits der Parks bei den Fällen als
(Stadt) eher düster wirkende Industriestadt mit beträchtlichem Verkehr.
Am meisten fällt das neue Casino der Seneca an der Fourth St. auf,
das höchste Gebäude im nördlichen Teil des Bundesstaats. Alle
wichtigen Sehenswürdigkeiten auf der US-Seite versammeln sich in
einer von Frederick Law Olmsted gestalteten Parkanlage, demheuti-
gen M Niagara Reservation State Park, der sich von den Wasserfäl-
len flussabwärts erstreckt. Im Orin Lehman Visitor Center erfährt
man alles Wissenswerte über das Naturwunder. Vom Prospect
Point hat man einen guten Blick auf die American Falls und Bridal
Veil Fall. Noch eindrucksvoller ist die Szenerie vom 86 m hohen Ob-
servation Tower. Vom Prospect Point gelangt man über eine Brü-
cke zunächst nach Green Island und dann nach Goat Island. Eine
Fußgängerbrücke überspannt den Bridal Veil Fall und führt auf die
Luna Island direkt über die American Falls. Unten erkennt man
Menschen in gelbem Ölzeug. Es sind Teilnehmer der Cave of the
Winds Tour, die durch einen Tunnel und über Stege bzw. Treppen
zum Hurrican Deck unter dem tosenden Bridal Veil Fall führt.
Auf der Westseite von Goat Island erreicht man den Terrapin Point,
von dem aus man die Horseshoe Falls überblickt. Die Three Sisters
Islands sind über Brücken mit Goat Island verbunden. Hier steht
man inmitten der Upper Rapids, also kurz vor der Kammlinie der
Horse­shoe Falls.

M Whirlpool Vom Whirlpool State Park nördlich der Statdt bietet sich ein herrli-
State Park cher Blick auf den riesigen Kessel, den die Strudel ausgeräumt ha-
ben. Vom nördlich gelegenen Lewiston aus kann, wer gute Nerven
hat, im Sommer mit dem Jet Boat in den Whirlpool hineinfahren.
Vom Devil‘s Hole State Park bietet sich ein guter Blick auf die Lower
Rapids. Ganz in der Nähe unterrichtet das Niagara Power Project
über die Stromgewinnung durch Wasserkraft und über die Ge-
schichte der Kraftwerkstechnik.
i 5777 Lewiston Rd / NY 104, tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei,
www.nypa.gov

Fort Niagara Nördlich von Youngstown, wo der Niagara River in den Ontariosee
State Park mündet, liegt Old Fort Niagara. An Stelle eines 1679 errichteten Vor-
postens der Franzosen wurde 1726 diese heute noch erhaltene Fes-
tung angelegt, die in allen Auseinandersetzungen zwischen Franzo-
sen und Engländern bzw. Engländern und Amerikanern eine
herausragende strategische Bedeutung innehatte. Fast das ganze Jahr
über wird hier »Living History« geboten.
i Sommer tgl. 9.00 – 19.30, Winter bis 16.30 Uhr, Eintritt: 12 $,
www.nysparks.com/parks.
Niagara Falls    ZIELE 377
378 ZIELE    Niagara Falls

Lockport Das Städtchen Lockport 22 mi/35 km östlich von Niagara Falls hat
seine Entstehung dem Eriekanal zu verdanken, denn hier musste eine
Schleusentreppe errichtet werden, die den Niagara Escarpment über-
winden half. Im M Lockport Districts im Stadtzentrum kann man die
noch betriebenen Schleusen Nr. 34 und Nr. 35 sowie die alten, 1847
fertig gestellten Five-Flight Locks besichtigen. Im Canal Museum
wird die Geschichte des Kanalbaus erzählt; im Sommer fahren Boo-
te durch die Schleusen und durch die 750 m lange Lockport Cave,
einen 1858/1859 aus dem Gestein herausgesprengten Kanaltunnel.

Kanadische Seite der Fälle


Niagara Falls Die kanadische Stadt liegt am landschaftlich reizvolleren Westufer
(Stadt) des Niagara River in der Provinz Ontario. Dank der tollen Ausblicke
auf die Wasserfälle ist sie in erster Linie ein Touristenzentrum, wo-
von allerlei Vergnügungseinrichtungen auf dem Clifton Hill nahe der
Rainbow Bridge bzw. rund um den Skylon Tower profitieren. Am
besten beginnt man beim Visitor Centre am Table Rock, direkt bei
den Wasserfällen. Ein Blick von der gischtbesprühten Terrasse ist
beinahe obligatorisch. Wer noch näher heran möchte, begibt sich auf
die »Journey behind the Falls«: per Fahrstuhl vom Besucherzent-
rum hinunter zu einem gut gesicherten Pfad, der zu den Scenic Tun-
nels führt, die hinter der Wasserwand und 38 m unterhalb der Ab-
bruchkante durch das Gestein gegraben sind. Bei gutem Wetter
sollte man es keinesfalls versäumen, dem Verlauf des Niagara River
zu Fuß im Queen Victoria Park zu folgen, von wo sich immer wie-
der fantastische Perspektiven ergeben.
Zwei Aussichtspunkte bieten ebenfalls phänomenale Blicke: der 99 m
hohe Konica Minolta Tower und die in 158 m Höhe befindliche
Plattform des Skylon Tower. Beide Türme haben Restaurants, von
denen aus man bei einem Abendessen den Blick auf die illuminierten
Fälle genießen kann.
Dass die Fälle schon immer eine besondere Herausforderung dar-
stellten, lernt man in der Niagara-Daredevil-Ausstellung im Niaga-
ra IMAX Theatre untergebrachten. Viele Abenteurer versuchten in
der Vergangenheit, die Fälle zu überqueren (z. B. auf einem Hochseil)
oder mit diversen Fahrzeugen hinabzurauschen. Mit historischen
Fotos, Filmen und sogar Originalholzfässern wird hier dokumen-
tiert, was diese Fall-Süchtigen für einen Augenblick im Rampenlicht
so anstellten. Übrigens darf man alle Ausstellungsstücke anfassen –
denn das Motto ist: Was den Trip die Niagarafälle hinunter überstan-
den hat, übersteht alles. Im IMAX Theatre werden dazu grandios
gefilmte Impressionen auf einer Riesenleinwand gezeigt.
Niagara IMAX Theatre: 6170 Fallsview Blvd., Niagara Daredevil Exhibit,
wechselnde Zeiten, Eintritt: 8 $, www.imaxniagara.com,
Rochester    ZIELE 379

Der Niagara Parkway zieht flussabwärts am Whirlpool vorbei zur Sir Niagara
Adam Beck Generating Plant, dem kanadischen Gegenstück zum Parkway
Robert-Moses-Kraftwerk. Gern besucht wird die Gartenschau der
School of Horticulture mit ihrer Blumenuhr. Nach den Queenston
Heights erreicht man das schmucke, um 1800 errichtete McFarland
House, ein nettes Plätzchen für Tee mit Gebäck. Bald darauf kommt
man zum Ende des 18. Jahrhunderts angelegten Fort George. Es
sollte die Niagara-Region vor Übergriffen der Amerikaner schützen,
in deren Hände es 1813 aber fiel. Auch hier: »Living History«.

Fort George liegt am südöstlichen Rand von Niagara-on-the-Lake, M Niagara-on-


einem Bilderbuchstädtchen, das im 19. Jh. zu verharren scheint. Die the-Lake
erste Hauptstadt von Britisch-Oberkanada wurde 1813 von den
Amerikanern niedergebrannt, danach aber rasch wieder aufgebaut
mit hübschen viktorianischen Häuschen, umgeben von gepflegten
Gärten. Flaniermeile ist die Queen Street und deren größte Attrakti-
on wiederum die Museumsapotheke Niagara Apothecary.

Westlich gegenüber von “Buffalo, nahe am Ausfluss des Niagara Ri- Fort Erie
ver aus dem Eriesee, liegt die 1748 von den Briten gegründete Stadt
Fort Erie. Das 1764 angelegte Fort unweit südlich der nach Buffalo
hinüberführenden Peace Bridge Brücke ist als militärisches Freilicht-
museum hergerichtet.

Rochester
Region: Finger Lakes
aE5
Höhe: 157 m ü. d. M.
Einwohner: 210 000

Wer gern fotografiert, kennt zumindest dem Namen nach die


drittgrößte Stadt des Empire State. Denn hier legte George
Eastman den Grundstock für die Eastman Kodak Company, die
jahrzehntelang tonangebend in Sachen Fototechnik war.

1788 kauften Spekulanten den Seneca-Indianern viele tausend Hek- »You press
tar Land an der Mündung des Genesee River in den Ontariosee ab the button,
und veräußerten es kurz darauf mit enormem Gewinn an weiße we do the
Siedler. So entstand bereits 1789 um eine Mühle eine erste Ansied- rest«
lung. 1810 kaufte Colonel Rochester das Gebiet und 1834 wurde Ro-
chesterville zur Stadt erhoben.
Ab 1880 stellte George Eastman (1854 – 1932) in Rochester die von
ihm entwickelten fotografischen Trockenplatten her. 1888 führte er
die erste Kamera für jedermann unter dem Namen Kodak vor und
380 ZIELE    Rochester

schon ein Jahr später brachte er den Zelluloid-Film auf den Markt,
getreu seinem Motto: »Sie drücken auf den Knopf, wir machen den
Rest.« Ab 1891 wurden in Rochester Filme und Fotopapiere herge-
stellt, ab 1893 auch Kameras. Seine Blütezeit erreichte das Unterneh-
men in den 1980er-Jahren, als allein in Rochester rund 60 000 Men-
schen bei Kodak arbeiteten und der
Susan B. Anthony Jahresumsatz des Unternehmens die
10 Mrd.-US-Dollar-Marke über-
WISSEN

In Rochester lebte auch die Weg- sprang. Rochester nannte sich stolz
bereiterin des Frauenwahlrechts »The image capital of the world«.
Susan B. Anthony. Sie wurde 1872 Doch mit dem Wechsel von der
sogar verhaftet und mit einer analogen zur digitalen Fotografie
Geldstrafe belegt, weil sie unbe- hatte die Eastman Kodak Company
rechtigterweise ihre Stimme bei erhebliche Probleme. Der Umsatz
den Präsidentschaftswahlen abge- schrumpfte 2010 auf 7,19 Mrd. US-
geben hatte. Das Stimmrecht für
Dollar, der Konzern musste einen
Frauen wurde im Bundesstaat
Verlust von 687 Mio. US-Dollar aus-
New York allerdings erst 1920
weisen. Im Januar 2012 zog man
eingeführt!
beim US-Foto-Pionier die Reißleine
und meldete die Insolvenz an.

Sehenswertes in und um Rochester


High Falls Wo der Genesee River fast dreißig Meter in die Tiefe stürzt, erstreckt
District sich das historische Quartier namens High Falls. Das Visitor Center
(60 Brown's Race) erzählt deren Geschichte, u. a. mit einer Laser-
show.

M Strong Ein Eldorado für Kinder: das interaktive Strong National Museum of
Museum Play am Manhattan Square lässt dem Forscherdrang freien Lauf, be-
sitzt u. a. eine der größten Puppensammlungen der Welt und einen
originalgetreuen Nachbau der Sesamstraße.
i 1 Manhattan Sq., Mo. – Do. 9.00 – 17.00, Fr., Sa. 9.00 – 20.00, So. 12.00
bis 17.00 Uhr, Eintritt: 14 $, www.museumofplay.org

Memorial Art Wen es zur Kunst zieht, sollte in den Osten der Stadt auf den Univer-
Gallery sitätscampus. Dort zeigt die Memorial Art Gallery ihre anschauliche
Sammlung, darunter Werke von Matisse, Monet, Cézanne, Rodin.
i 500 University Avenue, Mi. – So. 11.00 – 17.00, Do. bis 21.00 Uhr,
Eintritt: 14 $, http://mag.rochester.edu

M Eastman Ebenfalls im Osten der Stadt ließ sich George Eastman (1854  –  1932)
Museum im Jahr 1905 in einer sehr luxuriös mit Marmorfußböden, Seidenta-
peten und teurem Mobiliar ausgestatteten Villa nieder. Der Mitbe-
gründer von Kodak gehört zu den Pionieren der Populärfotografie.
Rochester    ZIELE 381

Rochster erleben
AUSKUNFT tischt in ­einem alten Kohlebunker für die
Greater Rochester Visitors Lastkähne auf dem Eriekanal.
Association
45 East Ave., Suite 400 ÜBERNACHTEN
Rochester, NY 14604-2294 The Strathallan – A DoubleTree by
Tel. *1 800 6 77 72 82 Hilton AAA
www.visitrochester.com 550 East Ave., Rochester, NY 14607
Tel. 1 585 4 61 50 10
ESSEN www.strathallan.com
Village Coal Tower A Zentral gelegenes, elegantes Boutique-
9 Schoen Place, Pittsford (10 mi / 16 km Hotel mit zahlreichen Suiten und Gäste-
nördlich an der NY 96), zimmern, manche davon mit Balkon.
Tel. 1 585 3 81 78 66 Von der Bar im obersten Stockwerk aus
Typisch amerikanisch: Hamburger, Chi- hat man einen guten Rundum-Blick über
cken Salad, Caesar‘s Salad etc., aufge- Rochester.

Passend dazu zeigt das hier eingerichtete Eastman Museum die tech-
nische Entwicklung von Kameras und Zubehör und präsentiert Ar-
beiten der berühmtesten Fotografen der Welt.
i 900 East Ave., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt:
14 $, www.eastman.org

Sage und schreibe über 370 000 Gräber reihen sich auf dem viktori- Mount Hope
anischen Mount Hope Cemetery südwestlich des Zentrums aneinan- Cemetry
der. Zu den Beerdigten gehören Susan B. Anthony und der Sklaverei-
gegner Frederick Douglass (791 Mt. Hope Ave.; tgl. geöffnet).

Ca. 20 mi / 32 km südwestlich der Stadt bei Caledonia entstand um Genesee


das 1795 von Colonel Rochester erbaute Blockhaus, in dem viele Jah- Country
re später George Eastman seine Kindheit verbringen sollte, ein länd- Village
liches Freilichtmuseum. Wie so oft auch hier »Lebendige Geschich-
te«: Handwerker führen u. a. vor, wie man Brot gebacken, Hufe
beschlagen oder Kutschen und Karren gebaut hat.
i Flint Hill Rd., Juli – Sept. Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Mai u. Okt. nur Sa. u.
So., Eintritt: 15 $, www.gcv.org

Einen der landschaftlichen Höhepunkte des Empire State findet man MM Letch-
35 mi / 56 km südlich von Rochester: Das mit nur 5800 ha relativ worth
kleine Naturschutzgebiet Letchworth State Park umfasst den vom State Park
Genesee River geschaffenen »Grand Canyon of the East« – der Fluss
hat hier eine spektakuläre, bis zu 200 m tiefe Schlucht gegraben und
stürzt sich zudem über drei hohe Wasserfälle. Von Norden nach Sü-
382 ZIELE    Saratoga Springs

Die 33 Meter hohen Middle Falls sind die höchsten Wasserfälle


im Letchworth State Park.

den sind dies die Lower Falls, dann die 33 m hohen Middle Falls, die
höchsten im Naturschutzpark, und schließlich die 21 m hohen Upper
Falls. In der Nähe der Middle Falls baute sich William Pryor Letch-
worth in den 1850er-Jahren inmitten seiner Ländereien am Genesee
River ein nobles Herrenhaus im Greek Revival Style und nannte es
Glen Iris. Seit 1914 ist es Gasthof, noch ausgestattet mit allerlei Ge-
genständen, die Letchworth gesammelt hat.

M Saratoga Springs
Region: Capital - Saratoga
aJ5
Höhe: 96 m ü. d. M.
Einwohner: 27 400

Schon die Mohawk schätzten die heilende Kraft der Wasser


von »Sarachtogue«. Seine glanzvollsten Zeiten als »Königin
der Quellen« hat Saratoga Springs zwar hinter sich, aber ein
wenig Charme ist noch geblieben und dazu eine der schöns-
ten Galopprennbahnen im Land.
Saratoga Springs    ZIELE 383

Mitte des 18. Jahrhunderts wurden auch die weißen Ankömmlinge »Queen of
aus Europa auf diese Quellen aufmerksam. Nachdem so berühmte the Spas«
Männer wie General Philip Schuyler und George Washington hier
ihre Leiden recht erfolgreich kurierten, setzte im 19. Jahrhundert ein
immer lebhafter werdender Kurtourismus ein und machte Saratoga
Springs bald zum Treffpunkt der New Yorker Society – ab 1865 er-
öffnete ein Grand Hotel nach dem anderen, das Canfield Casino zog
die Spieler an und auf dem Saratoga Racetrack wurden hoch dotierte
Pferderennen ausgetragen.

Sehenswertes in Saratoga Springs


Die belebte Hauptachse der Kurstadt ist der Broadway mit noch M Congress
manchem Prachtbau aus viktorianischer Zeit. An ihm breitet sich, im Park
Herzen der Stadt, der Congress Park aus, 1870 vom berühmten Fre-
derick Law Olmstedt gestaltet. Hier sprudeln in zwei Pavillons die
heilkräftigen Brunnen namens Congress Spring und Columbian
Spring und steht das ehemalige Canfield Casino, ein Prachtbau aus
Ziegelstein aus dem Jahre 1870. Hier ist das reichhaltige Saratoga
Springs History Museum untergebracht.
i Broadway, Juni – Sept. Mi. – So. 10.00 – 16.00, Uhr, Eintritt: 5 $,
www.saratogahistory.org

Mit dem Eröffnungsjahr 1864 ist die Galopprennbahn von Saratoga M Saratoga
Springs die älteste der Vereinigten Staaten. Als Höhepunkt der Race Course
Rennsaison findet das Saratoga Meeting von der dritten Juliwoche
bis Anfang September statt; Rennbeginn 13.00 Uhr. Wetten muss
man natürlich nicht!

Saratoga Springs erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Saratoga Springs Visitor Center The Springwater Bed &
297 Broadway, Saragota Springs, NY Breakfast AA – AAA
12866, Tel. 1 518 5 87 32 41 94 George St., Saratoga Springs
www.saratogaspringsvisitorcenter.org NY 12866, Tel. 1 518 5 83 36 61
www.thespringwaterbandb.com
ESSEN Freundliches, zentrales B&B mit ge-
Wheatfields AA – AAA schmackvoller Einrichtung zwischen An-
440 Broadway, Tel. 1 518 5 87 05 34 tiquitäten und Moderne sowie positiver
Zwei Dutzend Pastasorten, Salate, Steaks Umweltbilanz. Beim Buchen beachten:
und passende Weine, in jazziger Atmo- Hier wie überall verdoppeln sich die Prei-
sphäre. Oft Live-Musik. se während der Rennsaison (Juli–Aug.).
384 ZIELE    Saratoga Springs

National Die berühmtesten Pferderennen, die schnellsten Pferde und natür-


Museum of lich auch die erfolg­reichsten Jockeys stellt dieses gleich in der Nähe
Racing & Hall gelegene Museum vor, das schon fast den Charakter einer Heldenge-
of Fame denkstätte besitzt
i 191 Union Ave., Mo. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 12.00 – 16.00, während des
Meetings tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 7 $, www.racingmuseum.org

M Saratoga Der Saratoga Spa State Park wurde im Jahr 1909 ausgewiesen, um die
Spa State Mineralwasservorkommen vor dem weiteren Zugriff der Tafelwas-
Park serindustrie zu schützen, die sich bis dato bereits über 200 unter-
schiedlich schüttende Quellen in
Early Morning Breakfast der näheren Umgebung gesichert
hatte. Ab 1927 entstand ein Kurbe-
trieb mit mehreren Badehäusern.
WISSEN

Wenn man schon mal im berühm-


ten Kurort Saratoga Springs weilt, Noch heute werden in den nach den
sollte man einmal das traditio- Präsidenten Lincoln und Roosevelt
nelle Frühstück beim Saratoga benannten Badehäusern medizini-
Meeting miterlebt haben. Es sche Bäder, Packungen und Massa-
beginnt um 7.00 Uhr früh. Auch gen verabreicht.
Touren durch die Stallungen Im National Museum of Dance,
werden dann angeboten. das im Washington Bath Pavilion
am Nordrand des Parks eingerichtet
ist, dreht sich alles um das Kul-
turphänomen Tanz – und zwar um dessen Ausprägung in der Neuen
Welt. Berühmte Tänzerinnen und Tänzer werden hier ebenso vorge-
stellt wie Choreografien und Requisiten. Wer dafür nichts übrig hat,
dem gefallen vielleicht die Oldtimer im ebenfalls im Park gelegenen
Saratoga Automobile Museum, das für seine tollen Porsche-
Events bekannt ist.
National Museum of Dance: 99 S. Broadway, Di. – So. 10.00 – 16.30 Uhr,
Eintritt: 6,50 $, www.dancemuseum.org
Saratoga Automobile Museum: 110 Ave. of the Pines, Juni – Okt. tgl.,
sonst Mi. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 8,50 $, http://saratogaautomuse-
um.org

Saratoga Vorbei am Saratoga Lake gelangt man über die NY 423 zu dem
National 10 mi/16 km östlich am US 4 gelegenen Schlachtfeld von Saratoga.
Historic Park Im Sommer 1777 war der englische General John Burgoyne mit 9 000
Mann ins Hudsontal vorgestoßen. Im Oktober darauf brachten ihm
die von General Horatio Gates angeführten Amerikaner hier eine
vernichtende Niederlage bei, die den Wendepunkt im Unabhängig-
keitskrieg markieren sollte, denn danach erkannte Frankreich die
jungen USA an. Im Visitor Center in Stillwater sowie bei einer Rund-
fahrt kann man sich genauer über die Ereignisse informieren.
i 648 Route 32, Stillwater, NY 12170 April – Sept. tgl. 9.00 – 19.00, sonst
tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $ pro Fahrzeug, www.nps.gov/SARA
Syracuse    ZIELE 385

Syracuse
Region: Finger Lakes
aF5
Höhe: 124 m ü. d. M.
Einwohner: 145 000

Am Nordostrand der “Finger Lakes Region, am kleinen Onon-


dagasee, liegt die Industriestadt Syracuse, nicht schön, nicht
hässlich. Sie ist das östliche Einfallstor zum Seengebiet.

Dieses Gebiet war seit dem 16. Jh. Siedlungsschwerpunkt der dem »Salt City«
Irokesenbund angehörenden Onondaga-Indianer. Die Salzprodukti-
on sorgte nach dem Anschluss an den Eriekanal 1825 für eine wirt-
schaftliche Blüte und erreichte während des Bürgerkriegs ihren Hö-
hepunkt. Von der Industriekrise der 1970er-Jahre hat sich Syracuse
erholt. Hauptarbeitgeber sind heute u. a. die Syracuse University und
die Dienstleistungsindustrie.

Sehenswertes in Syracuse und Umgebung


Um Clinton St., Hanover Square und Armory Square stehen noch Downtown
einige interessante Bauten aus dem 19. und frühen 20. Jh.; das riesige
Landmark Theatre Building an der Salina Street wurde 1928 als eines
der größten Lichtspielhäuser der USA eröffnet.

Im Jahre 1920 wurde der Eriekanal im Stadtgebiet zugeschüttet und Erie Canal
der Erie Boulevard angelegt. Heute werden hier ein wenig die alten Museum

Syracuse erleben
AUSKUNFT Tel. 1 315 6 37 80 00
Syracuse Convention & www.craftsmaninn.com
Visitors Bureau 90 Zimmer und Suiten. In Gestalt
115 W. Fayette St., Syracuse, NY 13202 der Inneneinrichtung hält man
Tel. *1 800 2 34 47 97 noch die traditionelle Hand-
www.visitsyracuse.org werkskunst aus Upstate New
York hoch. Besonders gelungen
ESSEN / ÜBERNACHTEN ist das von den Brüdern Stickley
The Craftsman Inn & um 1900 entworfenen Mobiliar.
Conference Center AAA Das beliebte Restaurant des
7300 E. Genesee St. Hauses bietet solide amerikani-
Fayetteville, NY 13066 sche Küche.
386 ZIELE    Syracuse

Zeiten am Kanal wiederbelebt; im Weighlock Building von 1850 be-


fasst sich das Erie Canal Museum mit Geschichte und wirtschaftli-
cher Bedeutung der Wasserstraße.
i 318 E. Erie Blvd., Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 10.00 – 15.00, Eintritt frei,
Spende erbeten, www.eriecanalmuseum.org

Everson Vielleicht weniger die ausgestellten Kunstwerke (immerhin: Jackson


Museum of Pollock, Andrew Wyeth, Gilbert Johnson), auf jeden Fall aber die
Art Architektur locken zu diesem Kunstmuseum, ist es doch der erste
Bau des bereits in den 1960er-Jahren zum Star der Szene aufgestiege-
nen I. M. Pei.
i 401 Harrison St., tgl. 12.00 – 17.00, Sa. ab 10.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
www.everson.org

Skä•noñh Das Kulturzentrum ist dem »Great Law of Peace« gewidmet, einer
Great Law of alten, einst von den Irokesen ins Leben gerufenen Institution, die den
Peace Center Krieg zwischen den fünf irokesisch sprechenden Stämmen beendete
und die vereinigte Irokesen-Liga begründete. Die Geschichte der
Liga wird aus Sicht der Ureinwohner erzählt. Ska-nonh ist übrigens
eine Begrüßung und bedeutet übersetzt Friede und Wohlbefinden.
i 6680 Onondaga Lake Pkwy, Liverpool, Mi. –  Fr. 10.00 –  16.00, Sa./So.
11.00 –  16.00 Uhr, Eintritt: Spende, http://www.skanonhcenter.org/

Canastota In Canastota, 22 mi/35 km östlich von Syracuse am Eriekanal, dreht


sich alles um den Boxsport. Das macht die hiesige International
Boxing Hall of Fame glauben. Außerhalb des Städtchens ist noch
ein Stück der alten Wasserstraße mit Treidelpfaden erhalten.
Boxing Hall of Fame: 1 Hall of Fame Drive, Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa./So.
10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 9,50 $, ibhof.com

Oswego In einer knappen Stunde auf der NY 481 ist man von Syracuse in der
Hafenstadt Oswego am Ontariosee. Hier errichteten die Briten 1722
ein Fort, um das 50 Jahre später die Stadt heranwuchs. Die Geschich-
te der Schifffahrt auf dem See erzählt das Lee White Marine Museum
am Ende des Piers. Am nordöstlichen Stadtrand steht das 1755 von
den Engländern angelegte und 1796
von den Amerikanern übernomme-
Ein Bad im Ontariosee
ne Fort Ontario. Von 1944 bis 1946
diente es als Aufnahmelager für aus
TIPP

Zwei besonders schöne Erholungs-


parks mit Stränden erstrecken sich
deutschen KZs befreite Juden – das
an den Gestaden des Ontariosees: einzige Lager dieser Art in den
Fair Haven Beach State Park süd- USA. Danach wurde das Fort im Stil
westlich von Oswego und Selkirk des 19. Jh.s restauriert.
Shores State Park nordöstlich i Anfang Mai – Okt. Di. – So.
des Ortes. 10.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 4 $,
www.fortontario.com
Thousand Islands · St. Lawrence Seaway    ZIELE 387

M Thousand Islands ·
St. Lawrence Seaway
a F – H 4
Region: Thousand Islands
Höhe: 70 – 120 m ü.d.M.

Direkt an der Grenze zu Kanada, wo der Sankt-Lorenz-Strom


den Ontariosee verlässt, sprenkelt eine Unzahl an Inseln, In-
selchen und manchmal nur größeren Felsen die Wasserober-
fläche – ein Paradies für Bootsfahrer und Angler.

Die nördlichste Fremdenverkehrsregion des Empire State umfasst Ferien am


einen ca. 300 km langen Tieflandstreifen, der sich von Cape Vincent und mit dem
am Ostufer des Ontariosees am Sankt-Lorenz-Strom bis Massena Wasser
entlangzieht. Im Ausfluss des Stroms zählt man mehr als 1500 Inseln,
von denen ein Drittel auf dem Ge-
biet der USA liegt. Die meisten In- Weltberühmte Salatsoße
selchen sind allerdings in Privatbe-
WISSEN

sitz. Das Freizeitangebot ist natür- Im Bereich der Thousand Islands


lich auf Wassersport ausgerichtet. waren einst Angelpartien mit
Es gibt etliche Marinas für Segler, anschließendem »Shore Dinner«
gemütliche Fischerhäfen und zahl- an einer schönen Uferpartie
reiche sehr gut ausgestattete State beliebt. Bei einem solchen Pick-
Parks für Picknicks. In mehreren nick für die Schauspielerin May
Häfen kann man von Mitte April Irwin servierte der Bootsführer
bis  Mitte Oktober Hausboote mie- George LaLonde eine von seiner
ten. Und natürlich: Angeln! Größe- Frau kreierte Salatsoße aus
re Lachse und Muskies (Flusshecht- Mayonnaise, roter und grüner
Paprika und Chilisoße. Miss Irwin
art) wird man schwerlich anderswo
sorgte für die Verbreitung des
aus dem Wasser ziehen können.
Rezepts. Bald trat das »Thousand
Island Dressing« seinen Sieges-
Jacques Cartier kämpfte sich 1535
zug um die Erde an.
als erster Europäer den Sankt-Lo-
renz stromaufwärts. Die Franzosen
freundeten sich mit den Indianern an und kontrollierten das Land Geschichte
bis 1763, als die Briten gegen sie zogen. Während der Auseinander-
setzungen zwischen Briten und Amerikanern, vor allem im Krieg
von 1812, spielten der Strom, der Ontario- und der Eriesee einerseits
als Grenzlinie und andererseits als Wasserstraße eine besondere Rol-
le. Ende des 19. Jh.s kamen die Sommerfrischler, oft reiche bis
schwerreiche Unternehmer aus den Großstädten. Bis heute ist das
Land am Sankt-Lorenz-Strom ein attraktives Fremdenverkehrsge-
biet, auch wenn die großen Zeiten vorbei sind. Daran hat sich auch
nichts geändert, als 1959 der 3680 km lange Sankt-Lorenz-Seeweg
388 ZIELE    Thousand Islands · St. Lawrence Seaway

Thousand Islands erleben


AUSKUNFT BOOTSAUSFLÜGE
Thousand Islands Welcome Center Uncle Sam Boat Tours
43373 Collins Landing Tel. 1 315 4 82 26 11
Alexandria Bay, NY 13607 www.usboattours.com
Tel. 1 800 8 47 52 63 Mai –  Okt. ab Alexandria Bay tgl.
www.visit1000islands.com Fahrten durch das Insellabyrinth
Ferienhaus auf Mini-Insel
ESSEN / ÜBERNACHTEN
Thousand Islands Inn AA
335 Riverside Dr., Clayton
Tel. 1 315 6 86 30 30
www.1000-islands.com/inn
Daran kommt man kaum vorbei: Im
1897 gebauten Inn wurde die berühmte
Salatsauce (s. S. 387) erfunden und wird
natürlich bis heute gepflegt. Innen ein
wenig düster, aber sehr gelobte Küche.
Gästezimmer im zweiten und dritten
Stock; nur Mitte Mai – Mitte Sept.
geöffnet.

(St. Lawrence Seaway) als Großschifffahrtsstraße eröffnet wurde, die


industriellen Ballungsräumen wie Detroit und Chicago einen Zu-
gang zum Meer verschaffte.

Vom Ontariosee den Seaway entlang


M Sackets Das hübsch herausgeputzte, 1802 gegründete Städtchen Sackets Har-
Harbor bor freut sich über seinen perfekten Naturhafen am Ontariosee. Am
Seeufer kam es im Mai 1813 zu einer Schlacht zwischen Briten und
Amerikanern, die jeden Sommer nachgestellt wird. Danach gönnt
man sich ein hausgebrautes Bier in der Sackets Harbor Brewing
Company.

Clayton Clayton liegt bereits am St.-Lorenz-Strom. Hier gibt es einen großen


Yachthafen. Das Thousand Islands Museum befasst sich ausgiebig
mit der Geschichte der Region. Hauptsehenswürdigkeit von Clayton
ist jedoch das Antique Boat Museum, das über 200 Wasserfahrzeu-
ge vom Indianerkanu bis zur High-Tech-Yacht ausstellt.
i 750 Mary St., Mitte Mai – Mitte Okt. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 14 $,
www.abm.org
Thousand Islands · St. Lawrence Seaway     ZIELE 389

Die nächste Station, Alexandria Bay, liegt in einem besonders schö- Alexandria
nen Teil der Thousand Islands Region, weshalb es zum unbestritte- Bay
nen Mittelpunkt des touristischen Treibens geworden ist. Am besten
erlebt man den Reiz dieser Urlaubslandschaft bei einem Bootsaus-
flug. Per Bootsshuttle geht es auch nach Heart Island, wo der schwer-
reiche Hotelbesitzer George C. Boldt, dem außer der Insel u. a. auch
das »Waldorf Astoria« in New York City gehörte, von 1900 an für
seine Frau das M Boldt Castle errichten ließ. Doch nach deren Tod
1904 ließ er die Bauarbeiten einstellen. Bis 1977 verfiel das Schloss,
dann begannen Restaurierungsarbeiten, die noch lange kein Ende
finden werden – aber beeindruckend ist Boldt Castle auch so. Etwas
bescheidener baute Frederick G. Bourne, Präsident der Singer-Näh-
maschinenwerke, zur selben Zeit wie Boldt auf Dark Island das Sin-
ger Castle. Im Gegensatz zu Boldt lebte Bourne auch in seinem
Schloss. Deshalb kann man auf der Besichtigungstour die teils origi-
nal eingerichteten Räume bewundern.

Nicht weniger als drei State Parks sind auf der wahrhaft paradiesi- M Wellesley
schen Wellesley Island ausgewiesen, zu erreichen über die im Jahre Island
1938 eröffnete und knapp 9 mi/14 km lange Thousand Islands In-
ternational Bridge. Im Sommer betreibt man hier Wassersport,
spielt Golf und besucht das Naturzentrum, im Winter fährt man
Langlauf.
Auf der benachbarten kanadischen Hill Island lockt das MThousand
Islands Skydeck Besucher an. Von dem 107 m hohen Turm kann
man einen überwältigenden Rundblick über die einmalige Strom-
landschaft genießen.

Wo der Oswegatchie River in den Sankt-Lorenz-Strom mündet, wur- Ogdensburg


de im 18. Jh. Ogdensburg gegründet, dessen heutige, weithin sicht-
bare Landmarke die über vier Kilometer lange und 38 Meter hohe
Hängebrücke über den Strom ist. Weshalb man hier anhalten sollte:
Das M Frederic Remington Art Museum ist die weltweit größte
Sammlung von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen des Wes-
tern-Art-Künstlers Frederic Remington (1861 – 1909), der seine
Kindheit und einige Sommer als Erwachsener in Ogdensburg ver-
bracht hat.
i 303 Washington St., Mitte Mai – Mitte Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
13.00 – 17.00, Mitte Okt. – Mitte Mai Mi. – Sa. 11.00 – 17.00, So.13.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt: 9 $, www.fredericremington.org

Nördlich von Massena entstand in den 1950er-Jahren der Moses- Massena


Saunders-Staudamm mit dem größten Wasserkraftwerk am St.-
Lorenz-Strom. An den Eisenhower Locks nordöstlich von Masse-
na kann man zusehen, wie große Seeschiffe durch die riesigen
Kammern geschleust werden.
Kapitel-/
Pennsylvania
Regioneneinstieg
Pennsylvania    ZIELE 391
391

PENNSYLVANIA
Fläche: 116 083 km²
Einwohner: 13 Mio.
Hauptstadt: Harrisburg
Beiname: Keystone State

Philadelphia im Osten und Pitts-


burgh im Westen – so heißen die bei-
den urbanen Pole Pennsylvanias, das
seinen Namen dem Quäkerführer Sir
William Penn verdankt und »Penn's Wälder« bedeutet. Dazwi-
schen breitet sich eine geschichtsträchtige Kulturlandschaft
aus, die erstaunlich viel Wildnis zu bieten hat.

Pennsylvania reicht von der Atlantischen Küstenebene am Delaware Land der


River im Osten bis zum Ohio im Westen und vom Eriesee im Norden Wälder
bis zu den Grenzen von West Virginia und Maryland im Süden. An
die Küstenebene schließt das Piedmont-Plateau an als Nebeneinan-
der aus Hügeln und kleineren fruchtbaren Ebenen. Darauf folgt das
Great Appalachian Valley, dessen Bergketten und enge Täler den
ganzen Bundesstaat von Nordosten nach Südwesten durchziehen.
Die Allegheny Mountains setzen das Great Appalachian Valley vom
Appalachian Plateau ab, das mehr als die Hälfte der Fläche Penn-
sylvanias einnimmt und durch hügelige, bewaldete Hochflächen ge-
kennzeichnet ist. Mit dem Mount Davis (979 m ü.d.M.) findet sich
hier die höchste Erhebung des Bundesstaats. Schließlich hat Pennsyl-
vania mit dem 64 km langen Uferabschnitt des Eriesees Anteil an der
Great Lakes Plain. 58 % Pennsylvanias bestehen noch heute aus un-
berührten Waldlandschaften, größtenteils Laubwald. Drei große
Flusssysteme entwässern 90 % des Bundesstaats: im Osten der Dela-
ware, im Zentrum der Susquehanna und im Westen der Ohio River.
Schiffbar sind nur der Delaware und der Ohio.

Auf dem Boden Pennsylvanias spielten sich bedeutende Ereignisse Schlüssel-


der US-Geschichte ab, was den Beinamen »Keystone State« erklärt. staat der US-
Die ersten Europäer trafen auf Mais anbauende Indianer: die Lenni- Geschichte
Lenape am Delaware, die Susquehannocks in der Nähe von Harris-
burg und die Eries am Ufer des Eriesees. Bereits im 17. Jh. geriet das
gesamte Gebiet unter den Einfluss der Irokesen-Föderation. Von den
15 000 – 20 000 Indianern, die ursprünglich in Pennsylvania lebten,
waren 1790 nur noch ganze 1 000 übrig, hingegen siedelten bereits

Pennsylvanias Wohlstand kam aus der Tiefe: Edwin Drake (rechts)


erbohrte am 27. August 1859 bei Titusville Amerikas erste Ölquelle.
392 ZIELE    Pennsylvania

400 000 Weiße auf ehemaligem Indianerland. Ein »heiliges Experi-


ment«: 1641 landete der Holländer Cornelius Mey beim heutigen
Philadelphia, aber erst 1643 gründeten Schweden eine erste Ansied-
lung nahe Wilmington im heutigen Delaware. Diese Kolonie über-
nahmen 1655 die Holländer und neun Jahre später die Briten. 1681
übertrug König Charles II. Ländereien am Delaware River an den
Quäker Sir William Penn. Er sollte die Kolonisierung vorantreiben.
In England durch weltfremde Ideen aufgefallen, hatte Penn nun Ge-
legenheit, sein »heiliges Experiment« – einen Staat mit Glaubensfrei-
heit und weit reichenden bürgerlichen Rechten – zu wagen. 1683
gründete er die »Stadt der Bruderliebe« – Philadelphia. In der Folge
zog es englische Quäker, aber auch andere Glaubensverfolgte aus Eu-
ropa her. So trafen am 6. Oktober 1683 dreizehn Mennoniten-Fami-
lien aus Krefeld ein und gründeten die erste deutsche Siedlung: Ger-
mantown. Wiege der Unabhängigkeit: Nachdem mit dem Frieden
von Paris 1763 die Besitzverhältnisse in Nordamerika zwischen
Großbritannien und Frankreich geregelt waren, schlugen die Kolo-
nisten den Weg zur Unabhängigkeit ein. Ein Meilenstein dorthin war
der 4. Juli 1776. An diesem Tag unterzeichneten die Vertreter der
Kolonien in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung. Im Unab-
hängigkeitskrieg besetzten die Briten 1777 Philadelphia und zwan-
gen den Kongress zur Flucht nach New York. Nach dem Pariser Frie-
den von 1783 dauerte es noch vier Jahre, bis Pennsylvania am
12. Dezember 1787 die Verfassung der Vereinigten Staaten ratifizier-
te und damit fünf Tage nach Delaware als zweiter Bundesstaat der
Union beitrat. Der Bürgerkrieg: Zwischen Pennsylvania, das für die
Abschaffung der Sklaverei votierte, und Maryland verlief die »Ma-
son-Dixon-Line«, die De-facto-
Wussten Sie schon Grenzlinie zwischen Anhängern
und Gegnern der Sklaverei. Im Bür-
gerkrieg besetzten die Konföderier-
WISSEN

Vom ersten Zoo der Nation über


die erste Tankstelle bis hin zum ten unter General Lee 1863 Pennsyl-
ersten Banana Split, von der Un- vania, mussten aber in der Schlacht
terzeichnung der Unabhängig­ von Gettysburg vom 1. bis 3. Juli
keitserklärung in Philadelphia bis desselben Jahres die entscheidende
zur Inbetriebnahme des ersten Niederlage einstecken, damit war
Computers im Jahr 1946: In Penn- ihr Plan, den Krieg im Norden aus-
sylvania fing vieles an. zutragen, gescheitert. Industrie-
land: Im späten 19. und frühen 20.
Jh. stieg Pennsylvania zu einem in-
dustriellen Kernland der USA auf und hatte in den 1970ern beson-
ders unter der Krise der Schwerindustrie zu leiden.
1979 geriet der Bundesstaat in die Schlagzeilen, als sich im Atom-
kraftwerk auf Three Mile Island bei Harrisburg ein ernster Reak-
tor-Unfall ereignete. Hierbei kam es zu einer teilweisen Kernschmel-
ze. Ein weiterer Störfall wurde 2009 registriert.
Pennsylvania    ZIELE 393

Highlights in Pennsylvania
▶▶ Gettysburg Pittsburgh
Hier entschied sich das Schicksal Moderne Großstadt an zwei
der Südstaaten. Flüssen – das rußige Image
““Seite 400 ist Vergangenheit.
““Seite 449
▶▶ Pennsylvania
Dutch Country ▶▶ Horseshoe Curve
Hier lebt man noch wie vor National Historic
150 Jahren. Landmark
““Seite 420 Zumindest für Eisenbahn-
romantiker ein Muss!
▶▶ Philadelphia ““Seite 465
Die Stadt der Bruderliebe
““Seite 428

Von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 hat sich Pennsylvania


mittlerweile weitgehend erholt. Die Wirtschaft des Staats ist heute die
sechststärkste der USA, die Arbeitslosenquote sank von zuletzt 8 auf
knapp 5 % im Jahr 2015.

Mit seinen 13 Mio. Einwohnern – davon 1,3 Mio. Afro-Amerikaner Bevölkerung


und rund 20 000 Nachfahren der indianischen Urbevölkerung –
nimmt Pennsylvania den fünften Rang innerhalb der USA ein. Die
Bevölkerung konzentriert sich im Wesentlichen auf Pittsburgh
(Großraum: 2,3 Mio.) und Philadelphia, das nach New York, Los An-
geles, Chicago und Houston mit 1,56 Mio. Einwohnern (Metropoli-
tan Area: rund 6 Mio.) die fünftgrößte Stadt der USA ist. Weitere
größere Städte sind Allentown (120  000 Einw.) und Erie
(100 000 Einw.) In der Hauptstadt Harrisburg leben nur 50 000 Men-
schen. Zwei Einwanderergruppen haben Pennsylvania besonders
geprägt. Zunächst kamen englische Quäker, deren Zahl 1776 bereits
auf 100 000 angewachsen war. Sie predigten die Gleichheit aller Men-
schen und lehnten u. a. kirchliche Hierarchien und vor allem den
Kriegsdienst ab. Die zweitstärkste Bevölkerungsgruppe waren die
Deutschen. Noch heute wird in der Umgebung von Lancaster ein
deutscher Dialekt gesprochen, das »Pennsylvania Dutch«. Die Rolle
der Quäker spielen bei den Deutschen die Mennoniten, die ein ganz
einfaches Landleben unter dem strikten Diktat der Bibel führen. Im
Lancaster County leben ungefähr 15 000 Amish People, eine beson-
ders konservative Gruppe der Mennoniten, die noch heute auf jegli-
chen Komfort der Technik verzichtet.
394 ZIELE    Allegheny National Forest

Wirtschaft Die Landwirtschaft Pennsylvanias prägen bis heute vor allem zahl-
reiche Milchwirtschaftsbetriebe. Das Zentrum landwirtschaftli-
cher Tätigkeit liegt vor allem im Südosten, wobei Lancaster County
eine dominierende Stellung einnimmt. Neben der Milchwirtschaft
gibt es auch Flächen für Tabak, Obst und Pilze; Weinbau spielt im
Eriesee-Gebiet eine Rolle.
Weit größere Bedeutung hat die Industrie. Die traditionelle Eisen-
und Stahlindustrie, vor allem im Raum Pittsburgh, erlebte nach der
weltweiten Stahlkrise einen raschen Niedergang. Durch Ansiedlung
sauberer Wachstumsindustrien und die Einrichtung von Wissen-
schafts- und Forschungszentren ist diese Krise mittlerweile gemeis-
tert worden und speziell Pittsburgh hat sich deutlich wegentwickelt
vom Stahl- und Ruß-Image. Das zweite große Wirtschaftszentrum
des Bundesstaates ist East Central Pennsylvania im Ballungsraum
Philadelphia. Bedeutende Bildungseinrichtungen sind hier die
Grundlage für eine seit kurzem wieder etwas zuversichtlichere Wirt-
schaft mit Erdölraffinerien, Werften, Elektroindustrie, Metallverar-
beitung und Papierherstellung als wichtigen Standbeinen.

M Allegheny National Forest · 


Susquehannock
State Forest
a C – E 7
Region: Pennsylvanias Wilds
Höhe: 400 –  1300 m ü.d.M.

Der Allegheny National Forest im Nordwesten ist der einzige


National Forest des Bundesstaats. Vor allem im etwas hinter-
wäldlerisch anmutenden Forest County um Marienville domi-
nieren einsame, ausgedehnte Wälder: ein Paradies für Angler
und Flusswanderer. Ähnliches gilt für den östlich davon lie-
genden Susquehannock State Forest, die zweite riesige Wald-
region im Norden.

Orte und Plätze um den Allegheny N. F.


Bradford Bradford nahe der Grenze zum Bundesstaat New York bietet als wohl
bedeutendste Attraktion das Zippo/Case Visitor Center, wo man
u. a. eine stattliche Sammlung von Zippo-Feuerzeugen und seltene,
wertvolle Case-Messer bewundern (und kaufen) kann Auf der Crook
Allegheny National Forest     ZIELE 395

Allegheny National Forest erleben


AUSKUNFT Für sonstigen Wassersport bietet
Allegheny National Forest sich der 43 km lange Stausee
4 Farm Colony Dr., Warren, PA 16365 Allegheny Reservoir an. Allegheny
Tel. 1 814 7 28 61 00 River, Allegheny Reservoir und
www.fs.usda.gov/allegheny Tionesta Lake sind auch hervor-
Büro Bradford: Tel. 1 814 3 63 60 00 ragende Reviere zum Forellen-
Büro Marienville: Tel. 1 814 9 27 57 00) angeln. Lizenzen erhält man
u. a. in Outfitter-Geschäften.
Susquehannock State Forest Bureau
PO Box 673, Coudersport, PA 16915 WANDERN
Tel. 1 814 2 74 36 00 North County National
Scenic Trail
ÜBERNACHTEN Länge: 145 km
Quo Vadis Bed & Breakfast AA www.northcountrytrail.com
1501 Liberty St., Franklin, PA 16323 Ein Teil dieses Fernwanderweges
Tel. 1 814 4 37 76 99 durchzieht den Allegheny Forest
In einem Queen-Anne-Haus von 1867; von Norden nach Süden. Daneben
nur für Nichtraucher! sind noch 22 kürzere Trails ausge-
wiesen.
Camping
25 ausgewiesene Campingplätze im AUTOTOUR
National Forest mit unterschiedlichem Longhouse National
Komfort, davon sechs für Flusswanderer. Scenic Drive
29 mi / 47 km
WASSERSPORT UND ANGELN www.theallegheny.com/KinzuaView
Kanufahrern ist eine Tour von 135 km Diese herrliche Panoramastraße
auf dem Allegheny River ab dem Kinzua führt um den Kinzua-Arm des
Dam zu empfehlen; Kanus und Ausrüs- Allegheny Reservoir und bietet
tung können vor Ort gemietet werden. spektakuläre Ausblicke.

Farm von 1847 wird Farmleben inkl. Schulhaus von 1880 und
Schreinerwerkstatt vorgeführt (Juni – September).
i 1932 Zippo Dr., Bradford, Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 11.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt frei, www.zippo.com/ZippoCaseMuseum

In Custer City, 3 mi / 5 km südlich von Bradford, verschafft das Penn- Custer City
Brad Oil Museum einen Eindruck von der Ölförderung in dieser
Region – schließlich wurden in den 1880er-Jahren in Pennsylvania
drei Viertel des gesamten Ölbedarfs der USA gewonnen.
i 901 South Ave., Custer, April – Okt. Mo. – Fr. 9.00 – 16.00, Sa.
09.00 – 14.00 Uhr, Eintritt: 5 $, http://pennbradoilmuseum.org
396 ZIELE    Allegheny National Forest

Franklin Auch südwestlich vom National Forest lebte man gut vom Öl, vor
allem beiderseits des Oil Creek zwischen Titusville und Franklin, wo
mancher Ölmillionär sich eine Villa baute, die meisten davon in Li-
berty und 15th St. zu begutachten. In 1261 Liberty St. kann man in
der DeBence Antique Music World die vom Ehepaar DeBence zu-
sammengetragene Sammlung von über 100 Musik­automaten von der
Mitte des 19. Jh.s bis ca. 1940 bewundern.
Ein typisches Schicksal im Ölboom erlebte Pithole City südlich von
Titusville: Es wuchs 1865 binnes eines halben Jahres vom einsamen
Farmhaus zu einer Stadt mit 15 000 Einwohnern und 57 Hotels her-
an. Bereits zwei Jahre später zog die Meute weiter und hinterließ ihre
kellerartigen Wohnhöhlen – heute ist Pithole City eine Geisterstadt.
Südlich außerhalb von Titusville erbohrte Edwin Drake am 27. Au-
gust 1859 in 20 m Tiefe am Oil Creek eine Ölquelle. Er begründete
damit die moderne Erdölförde-
rung und machte Titusville über
Oil Creek & Titusville Railroad
Nacht berühmt. Sein Bohrturm ist
rekonstruiert. Das M Drake Well
TIPP

Mit der nostalgischen Oil Creek &


Titusville Railroad lässt sich »the Museum zeigt eine umfangreiche
valley that changed the world« Sammlung von Gegenständen aus
auf unterhaltsame Weise erkun- den ersten Tagen der Ölindustrie.
den. Sie verkehrt von Juni bis Ok- DeBence Antique Music World:
tober zwischen Titusville und Oil April – Okt. Di. – Sa. 11.00 – 16.00, So.
City und hält u. a. am Drake Well ab 12.30 Uhr, Eintritt: 8 $, www.
Museum. An der Perry Street Sta- debencemusicworld.com
tion in Titusville betreibt die Ge- Pithole City: Do. – So. 10.00 – 17.00
sellschaft das aus 21 alten Wag- Uhr, Eintritt frei
gons bestehende Caboose Motel. Drake Well Museum: 205 Museum
Weitere Infos: www.octrr.org Lane, Mai – Okt. Di. – Sa. 9.00 – 17.00,
Tel. 1 814 6 76 17 33 So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $,
www.drakewell.org13.0016.00

Susquehan- Der Wald verdankt seinen Namen den Susquehannock-Indianern,


nock State die im 17. Jh. von den Irokesen vollkommen ausgelöscht wurden. In
Forest mehreren State Parks kann man wandern, radfahren, angeln, raften
und schwimmen. Östlich von Coudersport ist im M Pennsylvania
Lumber Museum ein komplettes Holzfällerlager aufgebaut, das das
Leben der Holzfäller um 1910 lebendig werden lässt. Alljährlich An-
fang Juli demonstrieren Holzfäller bei der Bark Peeler's Convention
ihre Geschicklichkeit.Im äußersten Nordosten des State Forest
durchfließt der Pine Creek den knapp 80 km langen und bis zu 450 m
tiefen M Grand Canyon of Pennsylvania. Einmalige Ausblicke bie-
ten sich vom Colton Point State Park südlich von Ansonia und vom
Leonard Harrison State Park westlich von Wellsboro.
Pennsylvania Lumber Museum: 5660 US 6 W, Juni – 1. Nov. Mi. – So. 9.00
bis 17.00 Uhr, Eintritt: 8 $, Spende erbeten, www.lumbermuseum.org
Erie    ZIELE 397

Erie
Region: Pennsylvanias's Great Lakes
aB6
Höhe: 227 m ü.d.M.
Einwohner: 100 000

Erie ist die drittgrößte Stadt und einziger Hafen des Bundes-
staats an den Großen Seen, zugleich deren bester Naturhafen,
wird er doch hervorragend geschützt durch die Presque Isle.

Stadt und See verdanken ihren Namen dem Stamm der Erie, den im Seekrieg im
17. Jh. die Seneca ausrotteten. Die Stadt entstand um das 1753 von Binnenland
den Franzosen erbaute Fort Presque Isle, das die Briten sechs Jahre
später übernahmen. 1813 baute Commodore Oliver Hazard Perry
auf der Presque Isle Bay eine neun Schiffe große Flotte, mit der er
auf dem See gegen die Briten vorging. Der Großraum Erie ist heute
ein florierendes Industriezentrum.

Erie erleben
AUSKUNFT ESSEN
Erie Area Convention & e1201 Kitchen AA – AAA
Visitors Bureau 1201 State St., Tel. 1 814 4 64 89 89
208 E. Bayfront Pwy., Suite 103 www.1201restaurant.com
Erie, PA 16507, Tel. 1 814 4 54 10 00, Experimentierfreudige, organische Kü-
www.visiteriepa.com che mit lateinamerikanischem Einschlag.

WEINGÜTER rCloud 9 Wine Bar &


Penn Shore Winery Restaurant AA – AAA
10225 E. Lake Rd. / PA 5 25 East 10th St., Tel. 1 814 8 70 90 07
Lifestyle trifft Gourmet-Erfahrung:
Heritage Wineries gemütliches, zugleich stilsicheres Bistro-
2162 E. Main Rd. / US 20 Restaurant mit der besten Weinkarte
diesseits des Lake Erie.
Presque Isle Wine Cellars
9440 Buffalo Rd. ÜBERNACHTEN
eGrape Arbor Bed &
Mazza Wineyards Breakfast AAA
11815 E. Lake Rd. / PA 5 51 East Main St. NE, Erie, PA 16428
Tel. 1 814 7 25 00 48
Arrowhead Wine Cellars www.grapearborbandb.com
12073 E. Main Rd. Die Gästezimmer befinden sich in histo-
rischen Bauten von 1832 und 1835.
398 ZIELE    Erie

Sehenswertes in Erie und Umgebung


Perry Square Die Vergangenheit als reiche Hafenstadt spiegelt sich entlang der Sta-
te und der 6th Street rund um den Perry Square wider, vor allem in
dem mit dorischen Säulen versehenen Custom House und dem be-
nachbarten Cashier's House, beide von 1839. Im Custom House aus
Vermont-Marmor, früher Bank, veranstaltet das Erie Art Museum
seine Ausstellungen. Im Cashier's House zeigt das Erie County His-
tory Center eine historische Sammlung und bietet Führungen durch
opulent eingerichtete Räume, die der Bankdirektor bewohnte.
Eindrücke vom Wohlstand der Oberschicht dieser Stadt vermitteln
die 24 Zimmer der 1889 gebauten, etwas düsteren Watson-Curtze
Mansion des Industriel­len Harrison F. Watson. Im alten Kutschen-
haus ist ein Planetarium eingerichtet
Erie Art Museum: 411 State St., Di. – Sa. 11.00 – 17.00, Fr. bis 21.00, So.
13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 9 $, http://erieartmuseum.org
Erie County History Center: 417 State St., Di. – Sa. 11.00 – 16.00, Eintritt:
5 $, www.eriecountyhistory.org/museums-exhibits
Watson-Curtze Mansion: 356 W 6th St., Di. – Sa. 11.00 – 16.00, So. 13.00
bis 16.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.eriecountyhistory.org/museums-exhibits

M Maritime Alles Wissenswerte über die Schifffahrt auf den Großen Seen und
Museum dem Lake Erie in Besonderem erfährt man im Maritime Museum am
Ufer der Presque Isle Bay. Dazu gehört auch die »USS Wolverine«,
die im Jahre 1844 als erstes US-Kriegsschiff mit Stahlrumpf vom Sta-
pel lief. Höhepunkt der Sammlung ist jedoch die »Niagara«, das
Flaggschiff von Perrys Flotte, mit der er am 10. September 1813 sechs
große britische Kriegsschiffe zur
Commander Perrys Flaggschiff Kapitulation zwang. Die 1820 in
war die Brigg »Niagara«. der Misery Bay versenkte Brigg
wurde 1913 gehoben und restau-
riert, zerfiel aber wieder. Deshalb
wurde sie 1988 als seetüchtiges
Segelschulschiff erneut gebaut
und ist heute häufig auf See.
i 150 E. Front St., April – Okt. Mo. bis
Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00,
Nov. – 25. Dez. u. Jan. – März Do. – Sa.
9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.
eriemaritimemuseum.org

Im Presque Isle State Park erho-


len sich die Bürger von Erie. Die
Halbinsel streckt sich 11 km weit
in den See hinein, umschließt wie
eine schützende Hand die Presque
Erie    ZIELE 399

Isle Bay und bildet so den Naturhafen von Erie. Ihre kilometerlangen
breiten Sandstrände brauchen einen Vergleich mit Meeresstränden
nicht zu scheuen und Romantiker werden ihre helle Freude an den
Sonnenuntergängen über dem See haben. Das Presque Ile Light-
house von 1866 steht an Stelle des ersten, 1813 gebauten Leuchtfeu-
ers an den Großen Seen. An der Misery Bay erinnert ein Denkmal
an Oliver Hazard Perry.
400 ZIELE    Gettysburg

An der Zufahrt zur Halbinsel bietet der Waldameer Park & Water
World ein typisches und breites Spektrum an US-Freizeitvergnügen.
Mit über 65 Wasserrutschen und sonstigen Attraktionen zählt der
Park zu den größten dieser Art in den USA
i Memorial Day – Labor Day, Di.So. ab 12.00 bis längstens 22.00 Uhr,
Tagespass: ab 25 $, www.waldameer.com

North East Der hübsche kleine Ort North East 15 mi/24 km östlich der Stadt ist
Zentrum des größten Weinanbaugebiets von Erie County und Hei-
mat der bekanntesten Winzereien von Pennsylvania. Neben der ro-
busten und deshalb sehr verbreiteten Concord-Rebe baut man auch
Chardonnay, Pinot Noir und Riesling an.

MM Gettysburg
Region: Central Mountains & Valleys
aE9
Höhe: 71 m ü.d.M.
Einwohner: 7500

Die 1798 im Süden des Bundesstaates Pennsylvania gegrün-


dete Universitätsstadt Gettysburg ist eine heute nationale
Wallfahrtsstätte ersten Ranges: Hier entschied sich im Juli
1863 der Bürgerkrieg. Bald danach beschwor Abraham Lincoln
hier in seiner berühmten »Gettysburg Address« die Einheit
der Nation.

Sehenswertes in Gettysburg
MM Gettysburg Gettysburg bietet eine Fülle an Museen und Schauplätzen, die mit
National der Schlacht zu tun haben. Erste Anlaufstelle für einen Überblick
Military Park sollte das Visitor Center des Gettysburg National Military Park sein.
Hier wird u. a. alle 30 Minuten ein einführender Film gezeigt; das
ebenfalls neu und mit modernsten Mitteln gestaltete Gettysburg
Museum of the Civil War präsentiert in 12 Abteilungen über
4 000 Ausstellungsstücke zum Bürgerkrieg. Zu sehen ist auch wieder
das restaurierte Rundgemälde »Pickett's Charge«, das der Franzose
Paul Philippoteaux 1884 gemalt hat. Der nahezu 2 400 ha große Get-
tysburg National Military Park umschließt das Schlachtfeld inkl. der
ganzen Stadt. Er wurde bereits im April 1864 durch die Gettysburg
Battlefield Memorial Association gegründet. Das Gelände ist übersät
mit mehr als 1300 Denkmälern und Gedenksteinen sowie ca. 400 Ka-
nonen. Mehrere Bundesstaaten ehren ihre Soldaten mit imposanten
Denkmälern, darunter das Pennsylvania State Monument mit den
Gettysburg    ZIELE 401

GETTYSBURG
AUSKUNFT Termin nicht kann: Von April
Gettysburg Convention & bis Oktober gibt es praktisch an
Visitors Bureau jedem Wochenende »Living History«
571 W Middle St. mit Lagerleben und Exerzieren.
Gettysburg, PA 17325,
Tel. 1 717 3 34 62 74 ESSEN/ÜBERNACHTEN
www.destinationgettysburg.com eFarnsworth House Inn AAA
401 Baltimore St.,
Gettysburg Tour Center Gettysburg, PA 17325
778 Baltimore St. Tel. 1 717 3 34 88 38,
Gettysburg, PA 17325 www.farnsworthhouseinn.com
Tel. 1 717 3 34 62 96, 10 üppig bis leicht überladen
www.gettysburgbattlefieldtours.coml vikto­rianisch eingerichtete Zimmer.
Im Dining Room serviert man als
SIGHTSEEING Spezialität Game Pie (aus Truthahn,
Im Visitor Center erhält man Landkarten Fasan, Ente). In der Taverne geht
für eine Auto­rundtour und für Spazier- es rustikaler zu. Hier hatten sich
gänge auf eigene Faust. Auch Führer konföde­rierte Scharfschützen ein-
stehen bereit. Busse starten vom Gettys- genistet – einer soll heute noch
burg Tour Center (s.o.). herumspuken ...

REENACTMENT rBaladerry Inn AAA


Die Schlacht wird jedes Jahr am ersten 40 Hospital Rd., Gettysburg, PA 17325
Juliwochenende mit großem Aufwand Tel. 1 717 3 37 13 42
nachgestellt, allerdings nicht auf dem www.baladerryinn.com
historischen Schlachtfeld, sondern auf 8 Zimmer und 1 Suite. Das 1812
der Redding Farm nördlich des Städt- gebaute Haus diente während der
chens (Informationen unter www.gettys- Schlacht als Lazarett. Gutes Frühstück,
burgreenactment.com). Wer zu diesem Tennisplatz.

Namen aller Soldaten Pennsylvanias oder das Virginia State Memo-


rial in Gestalt einer Reiterstatue von General Lee an der Stelle, von
wo aus er »Pickett's Charge« verfolgte. Rund hundert Gebäude aus
der Bürgerkriegszeit sind erhalten, so das Hauptquartier von General
Meade. Der M Gettysburg National Cemetery wurde bald nach der
Schlacht für die Toten der Nordstaaten nahe dem Zentrum der Uni-
onslinien angelegt. Hier hielt Abraham Lincoln seine berühmte
Rede. Auch heute werden gefallene US-Soldaten aller Kriegsschau-
plätze bestattet.
Gettysburg Museum of Civil War: 1195 Baltimore Pike, April – Okt. tgl.
8.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 8.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 12,50 $,
www.gettysburgfoundation.org
402 ZIELE    Gettysburg

Museen an Mehrere private, mehr oder weniger lehrreiche Museen findet man
Steinwehr an der Steinwehr Avenue und an der Baltimore Street. Das American
Avenue und Civil War Museum lässt mit Dioramen, sprechenden Puppen und
Baltimore einer elektronischen Schlacht von Gettysburg die Zeit des Bürger-
Street kriegs aufleben. Ähnliches unternimmt auch das Gettysburg Battle
Theatre.
Eine ganz andere Klientel zieht das Lincoln Train Museum an: Hob-
byeisenbahner können sich an über 1000 Modelleisenbahnen erfreu-
en. Die zwanzigjährige Jennie Wade war das einzige zivile Opfer der
Schlacht: Am 3. Juli traf sie im heutigen Jennie Wade Home ein
Querschläger. Das Soldiers National Museum hat nicht nur den
Gettysburg    ZIELE 403

Bürgerkrieg, sondern die Kriege der USA überhaupt zum Thema. In


der Hall of Presidents and First Ladies sind die US-Präsidenten
lebensgroß in Wachs nachgebildet. Dagegen hat es für die First La-
dies nur zum kleineren Format gereicht. Sie sind dafür jedoch in jene
Gewänder gekleidet, die sie bei der Amtseinführung ihrer Gatten
trugen.
American Civil War Museum: 297 Steinwehr Ave., März – Nov. tgl. 9.00
bis 16.00 Uhr, Eintritt: 8,85 $, www.gettysburgmuseum.com
Gettysburg Battle Theatre: 571 Steinwehr Ave., März – Nov. tgl. 9.00 bis
16.00 Uhr, Eintritt: 7,50 $
Lincoln Train Museum: 425 Steinwehr Ave., März – Nov. tgl. 9.00 – 16.00
Uhr, Eintritt: 7,50 $, www.gettysburgbattlefieldtours.com/lincoln-train-muse
um.php
Jennie Wade Home: 547 Baltimore St., März – Nov. tgl. 9.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 8 $, www.gettysburgbattlefieldtours.com/jennie-wade-house.php
Soldiers National Museum: 777 Baltimore St., März – Nov. tgl. 9.00 bis
16.00 Uhr, Eintritt: 7,50 $, www.gettysburgbattlefieldtours.com/soldiers-nati
onal-museum.php
Hall of Presidents and First Ladies: 789 Baltimore St., März – Nov. tgl.
9.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 7,50 $, www.gettysburgbattlefieldtours.com/
hall-of-presidents.php

Richter Davis Wills machte sich wirklich verdient um den Wieder- David Wills
aufbau Gettysburgs – davon handelt das neue Museum in seinem House
Haus. Hier verbrachte Präsident Lincoln die Nacht vor der Einwei-
hung des Soldatenfriedhofs und schrieb im Schlafzimmer die be-
rühmte Rede.
i 8 Lincoln Square, März Do. – Mo. 9.00 – 17.00, April, Sept., Okt., Nov
Mi. – Mo. 9.00 – 17.00, Mai – Aug. tgl. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 6,50 $,
http://davidwillshouse.org.

Im Nordwesten der Stadt, am Kamm der Seminary Ridge, schlug General Lee's
General Lee im Haus von Thaddeus Stevens sein Hauptquartier auf. Head-
Die Ausstellung zeigt Ausrüstung, Fotografien und Dokumente. quarters
i 401 Buford Ave., Mitte März – Nov. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 $,
www.civilwarheadquarters.com

Am Rand des Schlachtfeldes wohnten seit dem Jahre 1950 Dwight D. Eisenhower
Eisenhower, 34. Präsident der USA (1953 – 1961), und seine Frau National
Mamie, wo sie u. a. Chruschtschow, Churchill und de Gaulle empfin- Historic Site
gen. Die Räume sind im Zustand wie zu Lebzeiten der Eisenhowers
belassen. Neben vom Präsidenten selbst gemalten Ölgemälden sind
vor allem viele Staatsgeschenke zu bewundern.
i nur per Shuttle Bus ab Visitor Center erreichbar, limitierte Besucherzahl pro
Tag, April – Ende Okt. 9.00 – 16.00 stündlich, in der Hochsaison halbstünd-
lich, übrige Zeit mehrmals tgl., Ticket: 7,50 $, www.nps.gov/eise/
WISSEN Die Schlacht von Gettysburg
Special-Titel

Entscheidung in Pennsylvania
Bei Gettysburg kämpften in einer vom 1. bis zum 3. Juli 1863 dauern-
den Schlacht Unionstruppen unter General Meade die weit in den
Norden vorgedrungenen Konföderierten unter General Lee nieder.
Diese ersten Julitage gelten als Wendepunkt im Bürgerkrieg zugunsten
der Union, denn nur einen Tag nach der Schlacht von Gettysburg
mussten die Konföde­rierten eine weitere Niederlage hinnehmen.

Denn am 4. Juli 1863 ging das heiß am 2. Juli, als Lee es versäumte,
umkämpfte Vicksburg im Bundes- strategisch wichtige Positionen
staat Mississippi für die Konfödera- einzunehmen.
tion verloren und somit die letzte
Bastion am Mississippi, die das Vor- Über 50 000 Tote
dringen der Unionstruppen in den Am 3. Juli hielt die Armee der Uni-
Süden verhindern konnte. Damit on die geschützten Hügellagen der
war General Lees Absicht, in den Cemetery Ridge und konnte die
Norden einzufallen, um eventuell über eine nahezu einen Kilometer
Harrisburg, die Hauptstadt von breite, ungeschützte Ebene anren-
Pennsylvania, zu besetzen und den nenden konföderierten Soldaten
Krieg auf dem Territorium der unter General Pickett mühelos nie-
Nordstaaten zu entscheiden, end- dermähen. Dieser von Lee befohle-
gültig gescheitert. Er wollte an die ne und von Pickett ausgeführte
Siege von Chancellorsville und Fre- Angriff, »Pickett's Charge« ge-
dericksburg vom Mai 1863 anknüp- nannt, der innerhalb von fünfzig
fen und zudem den demoralisier- Minuten 10 000 der 12 000 Süd-
ten Zustand der Unionstruppen staatler das Leben kostete, besie-
ausnutzen, die sich unter General gelte die Niederlage der Konföde­
Hooker nordwärts zurückzogen. rierten. Am Ende der blutigen
Schlacht waren insgesamt ca.
Ungeplante Schlacht 51 000 Opfer zu beklagen, 27 000
Am Morgen des 1. Juli 1863 trafen auf Seiten des Südens und 24 000
im Raum Gettysburg eher unbeab- auf Seiten der Union. Schon am
sichtigt rund 75 000 Soldaten der 19. November 1863 legte man auf
konföde­rierten Armee auf das La- dem Schlachtfeld einen Soldaten-
ger von rund 93 000 Unionssolda- friedhof an.
ten. Der erfolglose General Hooker
war drei Tage zuvor durch General »Gettysburg Address«
Meade ersetzt worden, der die Zur Einweihung hielt Präsident
Unionstruppen neu motivieren Lincoln eine rund dreiminütige
konnte. Es entwickelten sich sofort Rede, in der er die Einheit der Ver-
immer heftiger werdende Gefech- einigten Staaten beschwor und die
te. Nachdem die Konföderierten als »Gettysburg Address« in die Ge-
am ersten Tag noch die Oberhand schichte der USA einging: »Vor
behielten, wendete sich das Blatt 87 Jahren haben unsere Väter eine
405
405

Schon bald nach der Schlacht wurde der National Cemetery angelegt.

neue Nation vorangebracht, die Welt wird von dem, was wir hier
sich als frei versteht und der Vor- sagen, nur wenig Kenntnis neh-
stellung verpflichtet ist, dass alle men oder sich gar lange daran er-
Menschen gleich geschaffen sind. innern, aber sie kann nie verges-
Heute führen wir einen großen sen, was diese Männer hier getan
Bürgerkrieg, der zeigen wird, wie haben. Es liegt vielmehr an uns,
lange diese Nation oder jede ande- den Lebenden, uns dem unvollen-
re mit diesem Verständnis etwas deten Werk zu widmen, das dieje-
Derartiges ertragen kann. Wir sind nigen, die hier gekämpft haben, so
hierher gekommen, um einen Teil edel vorangebracht haben. Es ist
dieses Schlachtfeldes jenen Män- an uns, dass wir uns hier der gro-
nern als letzte Ruhestätte zu wid- ßen, bevorstehenden Aufgabe ver-
men, die ihr Leben gaben, damit pflichten; dass wir uns angesichts
die Nation lebe. Es ist richtig und dieser ehrenvollen Toten zuneh-
angemessen, dass wir dies tun. mend der Sache hingeben, für die
Aber in einem übergeordneten sie sich bis zuletzt hingegeben ha-
Sinn ist es nicht an uns, diesen Bo- ben; dass wir hier fest entschlossen
den jemandem zu widmen, noch bekennen, dass diese Toten nicht
zu weihen, noch zu heiligen. Die vergeblich gestorben sind, und
mutigen Männer, die hier ge- dass diese Nation, in Gott, in Frei-
kämpft haben, ob tot oder leben- heit wiedergeboren werden soll,
dig, haben diesen Boden bereits und dass die Regierung des Volkes,
geweiht, so dass unsere Macht durch das Volk und für das Volk
nicht ausreicht, etwas hinzuzufü- nicht von dieser Erde getilgt wer-
gen oder gar zu schmälern. Die den wird.«
406 ZIELE    Harrisburg · York · Hershey

Harrisburg · York ·
Hershey
a F 8 / 9
Region: Pennsylvania Dutch Country
Höhe: 110 m ü.d.M.
Einwohner: 49 000

Mit Harrisburg am Susquehanna River hat sich Pennsylvania


eine recht bescheidene Hauptstadt gegeben, was aber durch
das imposante und von vielen als schönstes im ganzen Land
bezeichnete State Capitol mehr als ausgeglichen wird.

Bescheidene Ansonsten zeigt sich Harrisburg als beschauliche Mittelstadt mit ei-
Hauptstadt nigen hübschen Straßenzügen und einer Flusspromenade zum Aus-
spannen. Das nahe Hershey, die Schokoladenhauptstadt der USA, ist
für Freunde von Vergnügungsparks eine Top-Adresse. Und wer weiß
schon, dass York sich die erste Hauptstadt der USA nennt?

Harrisburg · York · Hershey erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Hershey Harrisburg Regional eHilton Harrisburg AAA
Visitors Bureau 1 North 2nd St., Harrisburg, PA 17101
3211 North Front Street Tel. 1 717 2 33 60 00
Suite 301-A www3.hilton.com
Harrisburg, PA 17110 Gutes Großhotel drei Blocks vom State
Tel. 1 717 2 31 77 88 Capitol, direkt mit der Shopping Mall
www.visithersheyharrisburg.org verbunden. Das Hotel bietet seinen
Gästen auch einen Pool und die Mög-
ESSEN lichkeit, im Internet zu surfen.
eAppalachian Brewing
Company AA rHotel Hershey AAA – AAAA
50 N. Cameron St. 100 Hotel Rd., Hershey, PA 17033
Tel. 1 717 2 21 10 80 Tel. 1 717 5 33 21 71
http://abcbrew.com/ www.thehotelhershey.com
Hausbrauerei mit großem, rustikal 234 Z. Ein echtes Grandhotel im Stil
eingerichteten Gastraum, der »Abbey der großen und berühmten Häuser
Bar« mit Live-Musik im ersten Stock Europas. Sehr elegant, mit allem erdenk-
und Dachgarten. Zum süffigen Bier lichen Komfort inkl. Golfplatz, Wellness,
gibt es die Klassiker: Steak, Wings, Juwelier und mehreren Restaurants und
Salate und Pizza. Bars.
Harrisburg · York · Hershey    ZIELE 407

Es war der Franzose Etienne Brulé, der im Jahre 1615 diese Gegend Geschichte
erstmals erkundete. Über hundert Jahre später eröffnete John Harris
hier einen Handelsposten mit eigenem Fährbetrieb namens »Harris
Ferry«. 1785 gründete John Harris junior zusammen mit seinem
Schwager Senator William Maclay eine Stadt am Ostufer des Susque-
hanna und nannte sie nach dem französischen König Ludwig XVI.
Louisburg. Als Pennsylvania das Gelände kaufen wollte, stimmte
Harris unter der Bedingung zu, dass die Stadt nach ihm umbenannt
werde. Bereits 1812 wurde Harrisburg Hauptstadt von Pennsylvania.
1979 machte es weltweit Schlagzeilen, als sich im Kernkraftwerk auf
Three Mile Island das bis dahin schwerste zivile Reaktorunglück er-
eignete.
408 ZIELE    Harrisburg · York · Hershey

Eine vielbogige Eisenbahnbrücke überspannt den Susquehanna bei Harrisburg.

Harrisburg und Umgebung


M State Markantestes Gebäude der Stadt ist das monumentale, 1906 von Prä-
Capitol sident Theodore Roosevelt eingeweihte State Capitol – das zweite an
dieser Stelle, denn das erste von 1819 brannte 1897 ab. Architekt Jo-
seph M. Huston konzipierte es mit über 600 Räumen und einer 83 m
hohen Kuppel. Von der Rotunda führt eine Marmortreppe hinauf
zu den Sitzungssälen von Repräsentantenhaus und Senat. Im Reprä-
sentantenhaus zeigt das riesige Wandgemälde »The Apotheosis of
Pennsylvania« Persönlichkeiten aus der Gründungszeit des Bundes-
staats. Vom Welcome Center im Ostflügel starten die Führungen.
Führungen: Mo. – Fr. 8.30 – 16.00, Sa., So. 9.00, 11.00, 13.00, 15.00 Uhr,
Eintritt frei, www.pacapitol.com

M State Der direkte Nachbar des Kapitols, das State Museum of Pennsylvania,
Museum of lädt zu einer Reise durch die Geschichte und Natur des Bundesstaats
Pennsylvania ein. So spaziert man in der Hall of Geology durch einen Wald aus
dem Karbon (vor 350 Mio. Jahren) und kann das 12 000 Jahre alte
Skelett eines 1968 im Monroe County gefundenen Mastodons be-
wundern. Militärgeschichte, insbesondere der Bürgerkrieg, wird
ebenso behandelt wie das Industriezeitalter, indianische Kulturen
und die Alltagskultur, wo es u. a. auch um Football geht.
i 300 North St., Mi. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7 $,
www.statemuseumpa.org

Broad Street Nördlich vom Capitol Hill sollte man auf jeden Fall durch den seit
Market seit dem Jahre 1860 existierenden Broad Street Market bummeln.
Harrisburg · York · Hershey    ZIELE 409

Dieser älteste Lebensmittelmarkt des Bundesstaats Pennsylvania


wird in einem riesigen Ziegelgebäude abgehalten, das sich über drei
Blocks erstreckt.
i 3rd & Verbeke Sts.; Mi. 7.00 – 14.00, Do., Fr. 7.00 – 17.00, Sa.
7.00 – 16.00 Uhr.

Dieses große und mit moderner Museumstechnik ausgestattete Mu- M National


seum ist das einzige in den USA, das den Bürgerkrieg von den ersten Civil War
Sezessionsbestrebungen bis zu seinen Folgen darstellt. Auf zwei Museum
Stockwerken werden die wichtigen Personen, Schlachten, Waffen
und Gerät erläutert, aber auch die Sklaverei thematisiert.
i Reservoir Park, Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, Mi. bis 20.00, So. 12.00 – 17.00
Uhr, Eintritt: 11 $, www.nationalcivilwarmuseum.org

Die Front Street zieht sich am Ufer des Susquehanna entlang. Aus der Front Street
Gründerzeit der Stadt sind im Abschnitt nördlich der Market Street
Bridge einige Wohnhäuser von Gouverneuren erhalten geblieben,
weshalb dieser als Governor's Row bezeichnet wird.
An der South Front Street steht die 1766 von Stadtgründer John Har-
ris junior erbaute und kurz vor dem Bürgerkrieg an Kriegsminister
Simon Cameron verkaufte John Harris Mansion.
Die Front Street weiter nach Norden erreicht man nach 3 mi / 5 km
den Fort Hunter Park. Hier hatten die Briten im Jahr 1754 ein Fort
errichtet. Heute spaziert man hier unter alten Bäumen, besucht eine
historische Taverne, eine Schmiede und Ställe und vor allem Fort
Hunter Mansion, ein 1786 begonnenes, elegantes Steinhaus im Fede-
ral Style.
410 ZIELE    Harrisburg · York · Hershey

Pennsylvania Im Norden von Harrisburg ist ein Feuerwehrmuseum beheimatet, in


National Fire dem allerlei Gerätschaften und Feuerwehrfahrzeuge zu sehen sind.
Museum i 1820 N. 4th St., Di. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.pnfm.org

York und Umgebung


Die erste Das 1741 gegründete York war die erste Stadt in Pennsylvania west-
Hauptstadt lich des Susquehanna. Auf der Flucht vor den Briten zogen sich die
der Verei­ Führer der 13 abtrünnigen Kolonien im September 1777 hierher zu-
nigten rück. So war York bis Juni 1778 Sitz des Continental Congress, der
Staaten im November 1777 die Articles of Confederation ausarbeitete und
verabschiedete, die Vorläufer der Verfassung. York nimmt seither für
sich in Anspruch, die erste Hauptstadt der USA gewesen zu sein.

York County Der York County Heritage Trust betreut mehrere historische Gebäu-
Heritage de und das Historical Society Museum, ein sehr gut sortiertesHei-
Trust matmuseum. Bonham House ist ein Beispiel für den Wohnstil der
zweiten Hälfte des 19. Jh.s (152 E. Market St.). Besonders sehenswert
sind die Gebäude des sog. Colonial Complex in der W. Market
Street, allen voran das MYork County Colonial Courthouse, wo am
15. November 1777 die USA ins Leben gerufen wurden, als in den an
diesem Tag verabschiedeten Articles of Confederation die Bezeich-
nung »United States of America«
York Shopping zum ersten Mal niedergeschrieben
wurde. Das heutige Gebäude ist eine
detailgetreue Rekonstruktion des
TIPP

Zum Einkaufen geht man in den


Central Market in einem fast an Originals von 1754. Das älteste Ge-
eine romanische Kirche erinnern- bäude der Stadt, die M Golden
den Backsteinbau (34 W. Philadel- Plough Tavern in 157 W. Market St.,
phia St., tgl. 6.00 – 14.00 Uhr) oder ist 1741 erbaut worden. Unten eine
in den ältesten öffentlichen Art Blockhütte, oben ein Fachwerk-
Markt Yorks, den seit 1866 abge- bau, spiegelt die Taverne mit offe-
haltenen Farmer's Market (380 W. nem Herd und Schlafsaal die An-
Market St., tgl. 6.00 – 15.00 Uhr). fangszeit der Stadt wider. Im
benachbarten General Gates House
von 1751 versuchte General Horatio
Gates, Widersacher von George Washington, den Marquis de Lafay-
ette zu überreden, Washington seine Unterstützung zu entziehen.
Historical Society Museum: 250 E. Market St., Di. – Sa. 9.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 15 $, http://yorkheritage.org
Colonial Complex: 157 W. Market St., Führungen April – Mai Di. – Fr. 13.00,
14.00, 15.00, Sa. 10.00, 11.00, 13.00, 14.00, 15.00 Uhr; Juni – Nov.
Di. – Do. 11.00, 13.00, 15.00, Fr./Sa. 10.00, 11.00, 13.00, 14.00, 15.00 Uhr,
Eintritt inkl. Führung: 15 $, http://yorkheritage.org
Harrisburg · York · Hershey    ZIELE 411

In York ist das größte Produktionswerk des legendären Motorradher- M Harley


stellers Harley Davidson zu Hause – und kann kostenlos besichtigt Davidson
werden. Zuvor geht es ins Visitor Center. Kinder unter 12 Jahren
dürfen an der Fabriktour leider nicht teilnehmen, für sie ist aber ein
eigener Bereich namens »The Kid's Rally« eingerichtet.
i 1425 Eden Rd., Führungen Mo. – Fr. 9.00 – 14.00 Uhr, Eintritt frei,
www.harley-davidson.com

Hershey und Umgebung


Den Namen Hershey kennt in den USA jedes Kind und jeder Er-
wachsene – er ist ein Synonym für Schokolade geworden. Milton S.
Hershey (1847 – 1945) gründete 1903 seine Schokoladenfabrik und
wurde mit seinem Kakao, Schokoladenbarren und vor allem den
»Hershey Kisses« bald berühmt. Hershey ist heute der führende Her-
steller von Süß- und Teigwaren im Land. Schon 1907 stellte Milton
Hershey neben seine Fabrik einen Erholungspark für seine Arbeiter
hin, der sich zum Vergnügungspark auswuchs; die Hershey Founda-
tion gründete 1970 die Milton Hershey School, in der über 1200
Kinder aus armen Familien kostenfreie Ausbildung und Unterkunft
erhalten. Im Schatten von Fabrik und Park wuchs das Städtchen auf
heute über 12 000 Einwohner heran und ist ganz von Schokolade ge-
prägt – man schnuppere einmal andächtig und studiere die Stra-
ßennamen! Doch die 10 mi / 16 km östlich von Harrisburg liegende
Stadt genießt dank ihrer vielen öffentlichen Golfplätze auch den Ruf
des »Golf Capital of Pennsylvania«.

Im Visitor Center der Hershey Food Co. lernt man in einer fünfzehn- M Hershey's
minütigen Simulation die einzelne Schritte der Schokoladenproduk- Chocolate
tion kennen. Eine Kostprobe beendet die Vorführung und natürlich World
darf man sämtliche Hershey-Pro-
dukte anschließend in adrett auf- Die Hauptattraktion von Hershey
gemachten Läden erwerben.
i 251 Park Blvd.; tgl. ab 9.00, im
Sommer teilweise bis 23.00 Uhr,
Eintritt frei, www.hersheys.com/
chocolateworld/

Seit 1907 ist der M Hershey Park


zu einem riesigen Rummelplatz
mit über 60 Fahrgeschäften ange-
wachsen – allein acht »Water Ri-
des« und zehn Achterbahnen gibt
es, darunter »Comet« (eine der
größten hölzernen Achterbahnen
412 ZIELE    Harrisburg · York · Hershey

der USA) oder den »Storm Runner«, der in zwei Sekunden von Null
auf 110 km / h beschleunigt. Im Eintrittspreis ist ein Besuch des Zoo
America enthalten, den man aber auch separat besuchen kann.
i 100 W. Hersheypark Drive; Mitte Mai – Anf. Sept., Tagesticket ab 62,95 $,
www.hersheypark.com

M Hershey Das Hershey Museum zeigt neben der Firmengeschichte und der
Museum davon nicht zu trennenden Stadtgeschichte auch eine Fülle von Re-
miniszenzen deutscher Einwanderer. Im Zentrum von Hershey, am
Chocolate Square, lädt »The Hershey Story« zum Besuch ein, das
über die Schokolade und ihre Macher informiert.
i 63 W Chocolate Ave, tgl. 9.00 – 17.00, im Sommer bis 19.00, im Jan.
10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.hersheystory.org

M Hershey Die 1937 eröffneten Hershey Gardens gingen aus dem Rosengarten
Gardens von Milton Hershey hervor und heute noch sind Rosen, die in 450
Arten blühen, ein Schwerpunkt des Gartens.
i 170 Hotel Rd., Ende März – Ende Mai tgl. 9. – 17.00, Ende Mai – Sept.. tgl.
9.00 – 19.00 Uhr, Eintritt: 10,50 $, www.hersheygardens.org

Lebanon, 10 mi / 16 km östlich von


Deftig Hershey, wurde 1740 von hessi-
schen Auswanderern gegründet.
TIPP

Lebanon County ist berühmt für


Von ihnen erzählt das Stoy Museum
seine leckeren Wurst- und Fleisch-
in einem 1773 erbauten Gebäude,
spezialitäten. Gute Adressen: Da-
das ab 1813 Sitz des County Court
niel Weaver Co. (15th Ave. &
war. Hier arbeitete James Buchanan,
Weavertown Rd., gute geräucher-
te Ware) und das Familienunter-
15. US-Präsident, als Anwalt. Corn-
nehmen Original Seltzer's Leba-
wall Iron Furnace in Cornwall süd-
non Bologna Corp. in Palmyra, lich von Lebanon war von 1742 bis
10 mi/16 km westlich von Leba- 1883 in Betrieb und ist ein hervor-
non (230 N. College St.). ragendes Beispiel für die Eisenver-
hüttung zu Beginn des industriellen
Zeitalters.
In der gern besuchten Historic
Schaefferstown (6 mi/10 km süd-
östlich von Lebanon), einer beson-
ders malerischen, von Deutsch-
Schweizern im 18. Jahrhundert
gegründeten Dörfchen, sind viele
Gebäude noch im Originalzustand
geblieben.
Cornwall Iron Furnace: Do. – Sa.
9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 8 $, www.cornwallironfurnace.
org
Laurel Highlands    ZIELE 413

M Laurel Highlands
Region: Southwestern Pennsylvania
a C 8 / 9
Höhe: 300 – 979 m ü.d.M.

Zwischen Pittsburgh im Westen, Johnstown im Osten und


Union­town im Süden erstreckt sich die herrliche, bewaldete
Mittelgebirgslandschaft der Laurel Highlands – nicht spekta-
kulär, aber Garant für ruhige Ferien.

Wer wandern will, tut es auf dem 113 km langen und sehr beliebten Wandern und
Laurel Highlands Trail vom Laurel Ridge State Park in den Süden bis skilaufen
zum Ohiopyle State Park. Entlang der Strecke kann man auf wild-
romantischen Plätzen zelten oder in Hütten übernachten. Einer der
schönsten Teile des Gebiets ist das Conemaugh Gap, eine 11 km
lange Schlucht zwischen der Laurel Hill Ridge und der Chestnut
Ridge. Beste Bedingungen zum Skifahren bietet die Hidden Valley
Ski Area 12 mi/19 km westlich von Somerset.

Orte und Plätze in den Laurel Highlands


In Ligonier am Nordrand der Region kann man das maßstabsgetreu Ligonier
rekonstruierte M Fort Ligonier besuchen, eines der imposantesten
Festungswerke aus dem French and Indian War. Die Briten hatten es
1758 erbaut, um den Weg nach Fort Duquesne, dem heutigen Pitts-
burgh, zu schützen. Auch das hübsche Ortszentrum von Ligonier ist
einen Blick wert. Wer eine alte Postkutschenstation sehen will – nicht
aus dem Wilden Westen, sondern von 1799 –, findet sie im nahen
Laughlintown mit dem Compass Inn Museum; wem nach Vergnü-
gungspark ist, der gehe in den Idlewild Amusement Park nordwest-
lich von Ligonier, der sehr auf Kinder ausgerichtet ist.
Fort Ligonier: April – Nov. Mo. – Sa. 10.00 – 16.30, So. 12.00 – 16.30 Uhr,
Eintritt: 10 $, www.fortligonier.org

Rund um die im Südteil gelegene Bezirkshauptstadt Somerset gibt es Somerset


einige lohnende Ausflugsziele: An der Grenze zu Maryland kann
man den 979 m hohen Mount Davis, den höchsten Berg von Penn-
sylvania, mühelos erwandern. Unmittelbar nördlich von Somerset
liegt das M Somerset Historical Center. Dieses Freilichtmuseum in-
formiert über das Leben auf dem Lande in früheren Tagen im Bun-
desstaat Pennsylvania.
i 10649 Somerset Pike (an der Kreuzung PA 601/PA 985 , Di. – Sa.
9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.somersethistoricalcenter.org.
414 ZIELE    Laurel Highlands

M Ohiopyle Der Ohiopyle State Park zwischen Somerset und Uniontown ist ein
State Park Paradies für Wildwasserfahrer, denn der Youghiogheny River, der
ein herrliches Tal durchrauscht, bietet Schwierigkeitsgrade für jeden
Geschmack. Im Frühjahr stellt der wilde Fluss, v. a. der »Upper
Yough« und der »Lower Yough«, selbst für geübte Rafter eine Her-
ausforderung dar, im Sommer ist der »Middle Yough« auch für An-
fänger zu bezwingen und kann sogar Familien empfohlen werden.
Wem eine Rafting-Tour zu nervenaufreibend ist, kann auf dem
Youghiogheny River Trail am Fluss entlang durch den State Park
von Confluence nach South Connellsville (24 mi/39 km) wandern.

MM Falling- Eher unerwartet in dieser Landschaft: eine Begegnung mit der Archi-
water tektur von Frank Lloyd Wright (1867 – 1959). Vor allem das Wohn-
haus Fallingwater bei Bear Run am Nordostrand des Ohiopyle State
Park (PA 381) gilt als einer seiner bedeutendsten Entwürfe, demons-
trierte er damit doch seine Idee von der Verschmelzung von Bau-
kunst und Natur perfekt. Das Haus, 1935 bis 1937 für den Pittsburg-
her Warenhausbesitzer Edgar J. Kaufmann von Wright erbaut,
überdeckt einen Wasserfall. Das fast 75 m² große Wohnzimmer mit
seinen riesigen Glasfenstern, die einen freien Blick auf den umliegen-
den Wald gewährleisten, ist der beeindruckendste Raum.
Führungen: Mitte März – Nov. tgl. außer Mi. 10.00 – 16.00; Dez. Fr. – So.
11.30 – 15.00 Uhr, Eintritt ab 25 $, Tickets müssen online oder telefonisch
(1 724 3 29 85 01) vorbestellt/gekauft werden, www.fallingwater.org

Laurel Highlands erleben


AUSKUNFT RAFTING
Laurel Highlands Visitors Einige Unternehmen in Ohiopyle bieten
Bureau Touren in professioneller Begleitung
120 E. Main St., Ligonier, PA 15658 durch das Tal des Youghiogheny an.
Tel. 1 724 2 38 56 61 Auch Ausrüstung wird verliehen.
www.laurelhighlands.org
Laurel Highlands River Tours
ESSEN / ÜBERNACHTEN Tel. 1 724 3 29 85 31
Robertshaw Country House Bed & www.laurelhighlands.com
Breakfast AA – AAA
1001 Harvey Ave.,Greensburg, PA 15601 Wilderness Voyageurs
Tel. 1 724 6 72 18 38, www.stemma.org/ Tel. *1 800 2 72 41 41
robertshaw-country-house www.wilderness-voyageurs.com
Charmantes Colonial-Revival-Haus auf
parkähnlichem Klostergelände. Vier hüb- White Water Adventurers
sche Zimmer, Sehenswürdigkeiten wie Tel. *1 800 9 92 72 38
Ft. Ligonier (s.o.) in der Nähe. www.wwaraft.com
Laurel Highlands    ZIELE 415

Fallingwater präsentiert sich als Frank Lloyd Wrights vollendete


Synthese von Natur und Architektur.

Das 2,5 mi/4 km südwestlich von Ohiopyle gelegene Haus Kentuck M Kentuck
Knob entwarf der 86-jährige Frank Lloyd Wright im Jahr 1953 für die Knob
Familie Hagan aus Union­town. Das Gebäude besticht durch die kon-
sequente Wiederholung des sechseckigen Grundrissmotivs. Gerade-
zu fantastisch ist der Blick auf die Schlucht des Youghiogheny River.
Führungen: März – Okt. tgl. 9 – 18.00, Mi ab 12.00, Nov. 9.00 – 15.00, Mi.
ab 12.00, Dez. Fr., Sa. u. So. 10.00 – 15.00 Uhr, Eintritt: 23 $, Haus nur inkl.
Tour, Touren müssen vorab online gebucht werden, www.kentuckknob.com

Bei Fort Necessity südöstlich von Uniontown fand 1754 die erste grö- Fort Necessi-
ßere Schlacht des French and Indian War statt. Der damals 22-jähri- ty National
ge Major George Washington musste seinerzeit eine Niederlage Battlefield
einstecken – übrigens die einzige seiner gesamten Laufbahn! Das erst
kurz zuvor notdürftig errichtete Fort – daher der Name – wurde von
den Franzosen niedergebrannt. Heute findet man hier eine Nachbil-
dung der originalen Wehranlage vor. Mitten im Wald steht ein wider-
ständiges Blockhaus, das von einem Zaun aus grob behauenen und
angespitzten Pfählen geschützt wird.
i US 40 E (bei Uniontown), tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
www.nps.gov/fone

Auf der Chestnut Ridge wenige Meilen südlich von Uniontown kann Laurel
man die Laurel Caverns besichtigen. Das längste bislang bekannte Caverns
Höhlensystem Pennsylvanias ist ein Ergebnis der fortschreitenden
Verkarstung des hier anstehenden Kalksteins.
i Mai – Sept. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, sonst nur an Wochenenden, Touren ab
12 $, www.laurelcaverns.com
416 ZIELE    Lehigh Valley

Lehigh Valley
Region: Southwestern Pennsylvania
aG8
Höhe: 64 – 663 m ü.d.M

Nördlich von Philadelphia schlängelt sich der in den Pococono


Mountains entspringende Lehigh River zum Delaware. Sein
Unterlauf war dank der hier gewonnenen Anthrazitkohle ein
industriel­les Kernland der USA. Hier haben sich auch viele
deutsche Einwanderer niedergelassen, deren kulturelles Erbe
weiterlebt.

Ein Die Hauptorte, das 1762 von Richter William Allen als Northamp-
»deutsches« tontown gegründete Allentown und dessen Schwesterstadt Bethle-
Tal hem, sind mittlerweile fast zusammengewachsen. Bethlehem wurde
am Weihnachtsabend 1741 von Mitgliedern der Herrnhuter Brüder-
gemeine (»Moravians«) gegründet und wurde Hauptort dieser Re-
ligionsgemeinschaft in Nordamerika.
Ab 1857 wuchs mit Bethlehem Steel einer der bedeutendsten Stahl-
produzenten der USA heran. 1995 wurde das Werk stillgelegt. Auf

Lehigh Valley erleben


AUSKUNFT ESSEN
Discover Lehigh Valley Henry's Salt Of The Sea AAA
840 Hamilton St., Suite 200 1926 Allen St., Allentown, PA
Allentown, PA 18101 Tel. 1 610 4 34 26 28
Tel. 1 610 8 82 92 00 Durchweg gelobtes Restaurant mit
www.discoverlehighvalley.com Seafood-Spezialitäten. Ein bisschen
Mo. – Fr.8.30 –17.00 Uhr eng geht es allerdings zu.

ÜBERNACHTEN
The Inn at Jim Thorpe AAA RAFTING
24 Broadway Jim Thorpe, PA 18229 Populär – vor allem im Frühjahr – ist das
Tel. *1 800 3 29 25 99 Rafting in den Schluchten des Lehigh
www.innjt.com River. Touren und Ausrüstung bei:
32 Zimmer. Sie wollten schon immer mal
dort übernachten, wo auch Buffalo Bill Jim Thorpe River Adventures
sein Haupt bettete? Dann ist dieses seit Tel. 1 570 3 25 25 70, www.jtraft.com
1840 betriebene viktorianische Hotel mit
seinen an New Orleans erinnernden Pocono Whitewater Rafting
langen schmiedeeisernen Balkonen ge- Tel. 1 570 3 25 36 55
nau das Richtige! www.whitewaterrafting.com
Lehigh Valley    ZIELE 417

dem Gelände richtete sich der Spielkasinobetrieb Sands Casino Re-


sort häuslich ein. Ob das Bethlehems Gründervätern gefallen hätte?

Sehenswertes im Lehigh Valley


Das älteste Haus der knapp 120 000 Einwohner zählenden Stadt bau- Allentown
te sich 1770 der Sohn des Stadtgründers als Sommerhaus: Trout Hall
ist größtenteils mit Einrichtungsgegenständen aus dem 18. Jh. be-
stückt (414 Walnut St.). Im Keller der Zion's Church befindet sich der
M Liberty Bell Shrine . Hier versteckten die amerikanischen Patrioten
1777 vorübergehend die berühmte Freiheitsglocke (“Philadelphia)
vor den Briten, die alle erreichbaren
Glocken zur Munitionsherstellung
einschmelzen ließen. Zu sehen sind Clover Hill Vineyards and Winery
eine Kopie der Glocke – das Original
TIPP

Dass man in Pennsylvania auch


befindet sich heute wieder in “Phil-
recht guten Wein produzieren
adelphia – sowie Waffen, Landkar-
kann, erfährt man in den
ten, Dokumente, Uniformen und
Clover Hill Vineyards and
Flaggen aus dem Unabhängigkeits- Winery an der US 222 in
krieg. Das Allentown Art Museum Breinigsville (Mo. – Sa. 10.00 bis
schenkt neben Werken bekannter 17.00, So. ab 12.00 Uhr).
Künstler aus Europa und den USA
vor allem Objekten von Zeitgenos-
sen aus der Umgebung seine Aufmerksamkeit. Das Museum of In-
dian Culture geht vor allem auf die Geschichte der Lenni Lenape ein,
die in dieser Region zu Hause waren.
Liberty Bell Shrine: 622 Hamilton Mall, April – Nov. Mo. – Sa. 12.00 – 16.00,
sonst Mi. – Sa. 12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2 $, http://libertybellmuseum.org
Allentown Art Museum: 31 N 5th St., Mi, Fr. u. Sa. 11.00 – 16.00, Do.
11.00 – 20.00, So. 12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt:12 $
www.allentownartmuseum.org
Museum of Indian Culture: 2825 Fish Hatchery Rd., März – Dez. Fr. – So.
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.lenape.org

Westlich von Allentown grüßt das moderne Amerika – Dorney Park Dorney Park
and Wildwater Kingdom bieten Familienspaß mit einer Menge Fahr- & Wildwater
geschäften und Camp Snoopy, wo sich alles um die Peanuts dreht. Kingdom
i 3830 Dorney Park Rd., Mai – Aug. tgl. ab 10.00 Uhr, Tagestickets online ab
37,99 $, www.dorneypark.com

Ein Spaziergang entlang der Church Street mit einer der größten Bethlehem
Ansammlungen von Gebäuden früher deutscher Architektur in den
USA erschließt die Wurzeln der Stadt; auch im Christkindlmarkt
und im Bach-Festival im Mai lebt die deutsche Tradition weiter. Der-
zeit sind noch etwa fünf Prozent der Bevölkerung »Moravians«. Ihr
418 ZIELE    Lehigh Valley

fünfstöckiges, hölzernes sog. Gemeinhaus stammt aus dem Jahr


1741 und ist damit das älteste Gebäude der Stadt. Es beherbergt das
reichhaltige M Moravian Museum, dessen ganzer Stolz eine Nürn-
berger Bibel von 1652 ist. Auf dem Gelände befinden sich noch das
Witwenhaus von 1768 und das Schwesternhaus von 1744. Das Mu-
seum bietet auch einen Stadtrundgang an, der eine Besichtigung des
Friedhofs der Mährischen Brüder an der Market Street mit seinen
über 2700 Grabstellen einschließt. Weiterhin begegnen in der Chur-
ch Street das 1748 erbaute Brethren's House (Ecke Main St.) und
gegenüber die kolossale Moravian Church von 1806. Im 1758 erbau-
ten Sun Inn (564 Main St.) übernachteten auf dem Weg von New
York nach Philadelphia schon George Washington und Benjamin
Franklin.
Einen anderen Aspekt der Stadtgeschichte vermittelt das Colonial
Industrial Quarter, das Handwerks- und Industrieviertel am Mono-
cacy Creek. Besonders interessant sind das Wasserwerk von 1762 mit
einem knapp 6 m großen Wasserrad, eine Gerberei von 1761 und die
1869 erbaute Luckenbach Mill.
Im Kemerer Museum of Decorative Arts wird das Leben in dieser
Region in den letzten 250 Jahren dokumentiert, u. a. anhand von
böhmischem Glas und Spielsachen).
Nach seiner Fertigstellung im Sommer 2016 wird das von der Smith-
sonian Institution betreute National Museum of Industrial History
sicher eine der interessantesten Ausstellungen ihrer Art in den Ver-
einigten Staaten sein. Das Museum, das auf dem Gelände von Beth-
lehem Steel entsteht, wird die facettenreiche Industrie- und Sozialge-
schichte der USA dokumentieren.
Moravian Museum: 66 W Church St., Do. – So.12.00 – 16.00, Eintritt: 12 $
(Ticket gilt für 2 Museen), www.historicbethlehem.org
Colonial Industrial Quarter: Main & Church Sts., tgl. 8.00 – Sonnenunter-
gang, Eintritt: 12 $ (gilt für 2 Museen), www.historicbethlehem.org
Kemerer Museum of Decorative Arts: 427 N. New St., Fr. – So. 12.00 bis
16.00 Uhr, Eintr.: 12 $ (gilt für 2 Museen), www.historicbethlehem.org
National Museum of Industrial History: 511 E. 3rd St., www.nmih.org

Easton An der Mündung des Lehigh River in den Delaware River liegt
10 mi / 17 km östlich von Bethlehem das Städtchen Easton, das seine
Bedeutung der exponierten Lage im Eisenbahn- und Kanalnetz ver-
dankt. In Two Rivers Landing am Fluss erfährt man darüber mehr
– zum einen im National Canal Museum, zum anderen auf einem
Canal Boat Ride vom Hugh Moore Park aus. Zum Kanalmuseum
gehört die Crayola Factory, wo vor allem Kinder zuschauen können,
wie Buntstifte und Filzschreiber gemacht werden.
National Canal Museum: 30 Centre Square, Di. – Fr. 9.30 – 15.00, Sa., So.
9.30 – 17.00 Uhr, Memorial Day – Labor Day auch Mo, Eintritt: 12 $,
www.canals.org
Lehigh Valley    ZIELE 419

Anno 1848 ließ Kohlenbaron Asa Packer in Jim Thorpe die »Stone
Row« bauen.

Kohle stand auch am Beginn des viktorianischen Städtchens Jim M Jim Thorpe
Thorpe (25 mi / 40 km nördlich von Allentown), denn was in der
Umgebung gefördert wurde, verlud
man hier auf den Lehigh River. So Wer war Jim Thorpe?
entstand 1818 der Ort Mauch Chunk
(indian. »Berg des schlafenden Bä-
WISSEN

Einer der populärsten Sportler


ren«), der sich 1954 mit East Mauch der USA! Jim Thorpe (1888 – 1953)
Chunk unter dem Namen »Jim hieß eigentlich »Leuchtender
Thorpe« zusammentat. Schon seit Pfad«. Als erster Indianer gewann
über hundert Jahren aber zieht »The er bei den Olympischen Spielen
Switzerland of America« mit guter von 1912 in Stockholm die Gold-
Luft und herrlicher Landschaft Tou- medaillen im Fünf- und im Zehn-
risten an. kampf. Diese wurden ihm aller-
Am Broadway verläuft die Millio- dings aberkannt, da er zuvor als
naires Row mit viktorianischen Häu- Profi Baseball gespielt und so den
sern wohlhabender Bürger. Der Amateurstatus verletzt hatte.
reichste war der Eisenbahnmagnat Nach der Olympiade war er Foot-
Asa Packer (1805 –1879), der sich ball- und Baseballspieler, doch
1860 etwas oberhalb des Zentrums konnte er nach dem Ende seiner
die Asa Packer Mansion erbauen Karriere nicht mehr Fuß fassen.
ließ, eine mondäne und kostbarst Seine sterblichen Überreste befin-
ausgestattete Villa in italienischem den sich in einem Mausoleum
Stil. Das benachbarte viktorianische nordöstlich der Stadt an der PA
Harry Packer Mansion schenkte er 903. Im Jahre 1983 erhielten zwei
seinem Sohn Harry 1872 zur Hoch- von Thorpes Kindern Gedenkme-
daillen für ihren rehabilitierten
zeit. Heute kann man hier stilvoll
Vater.
nächtigen.
420 ZIELE    Pennsylvania Dutch Country

Das Mauch Chunck Museum geht auf die Geschichte der Stadt und
ihrer Umgebung ein, vor allem auf die Kohleindustrie und Jim Thor-
pe, den Namensgeber. Besonders interessant sind Modelle einer Ka-
nalschleuse und der 1827 von Josiah White konstruierten Switch-
back Gravity Railroad, mit der Kohle direkt von den Flözen zu den
Frachtkähnen und bis 1933 auch Touristen befördert wurden.
Von 1871 bis 1995 war das Gefängnis von Carbon County in Betrieb.
Der festungsartige Bau verfügt über meterdicke Steinwände und an-
geblich auch über den nicht zu entfernenden Handabdruck eines
unschuldig Hingerichteten. Heute ist er der Öffentlichkeit als Old
Jail Museum zugänglich.
Die aus 16 Häusern bestehende Stone Row, eine Zeile entlang der
Race Streeet, ließ der fürsorgliche Asa Packer 1848 für seine Ingeni-
eure und Vorarbeiter bauen. Heute lebt man hier überwiegend vom
Souvenirverkauf.
Asa Packer Mansion: Packer Hill, Führungen Memorial Day – Okt. tgl.
11.00 – 16.00 Uhr, April, Mai nur Wochenenden, Eintritt: 10 $,
www.asapackermansion.com
Mauch Chunck Museum: 41 W. Broadway, Di. – So. 10.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 5 $, www.mauchchunkmuseum.com
Old Jail Museum: 128 W. Broadway, Führungen Memorial Day – Okt. tgl.
außer Mi. 12.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 7 $, http://theoldjailmuseum.com

MM Pennsylvania
Dutch Country
a F 8 / 9
Region: Pennsylvania Dutch Country

Neben “Philadelphia ist das Pennsylvania Dutch Country mit


seinem Hauptort Lancaster die größte touristische Attraktion
Pennsylvanias. Und es ist ja auch gar nicht so weit von der
Metropole in die ländliche Heimat der ursprünglich aus
Deutschland stammenden Amischen und Mennoniten – ge-
rade mal 74 mi/118 km streng nach Westen, aber knapp
150 Jahre zurück in die Vergangenheit.

Land der Allerdings – so beschaulich wie erhofft ist es hier nicht immer, denn
Amischen besonders an Wochenenden im Sommer stauen sich die Autos auf
und den Hauptstraßen von Lancaster County. Die meisten der 25 000
Mennoniten Amischen und Mennoniten (von 450 000 Einwohnern im County
insgesamt) schicken sich in das Unvermeidliche und versuchen, den
Touristen Verständnis für ihre Lebensweise abzuringen. Denn im-
merhin sind diese zahlende Kundschaft für ihre bäuerlichen und
Pennsylvania Dutch Country     ZIELE 421

Zwei Amish-Jungs bewachen den elterlichen Buggy.

kunsthandwerklichen Produkte. Trotzdem sollte man sich zurück-


haltend benehmen, was das Fotografieren angeht und langsam fah-
ren, wo Pferdebuggys unterwegs sind.

Lancaster und Lancaster County


Mit seinen etwas mehr als 55 000 Einwohnern ist Lancaster das Ver- Hauptort im
waltungszentrum des Countys, des Kernlands von Pennsylvania County
Dutch Country. Die Stadt geht auf George Gibsons Gasthof zurück,
den dieser seit 1721 nahe dem Penn Square betrieb. Der zunächst
»Gibson's Pasture« genannte Ort war am 27. September 1777 sogar
einen Tag lang Hauptstadt der Vereinigten Staaten, als der Kongress
auf der Flucht aus Philadelphia nach York war.

Lancasters Zentrum liegt rund um den Penn Square. Im M Central Penn Square
Market von 1889 bieten Händler und Farmer selbst erzeugte Pro-
dukte an. Der Markt besteht seit den 1830er-Jahren und gilt als ältes-
ter seiner Art in den USA. Das hervorragend bestückte Museum der
Lancaster Mennonite Historical Society zeigt wunderbares, von
den Glaubensbrüdern der Amischen gefertigtes Mobiliar und Patch-
workdecken, die sogenannten Quilts. Die Trinity Lutheran Church
von 1761, die älteste Kirche Lancasters, erkennt man an ihrem wei-
ßen, knapp 60 m hohen Kirchturm. Gleich um die Ecke befindet sich
das Demuth Museum, gewidmet dem in Lancaster geborenen Maler
Charles Demuth (1883 – 1935), einem bedeutenden Vertreter des
amerikanischen Präzisionismus.
Central Market: Di., Fr. 6.00 – 16.00, Sa. 6.00 – 14.00 Uhr
Lancaster Mennonite Historical Society: 2215 Millstream Rd., Lancaster,
Di. – Sa. 8.30 – 16.30 Uhr, Eintritt frei, www.lmhs.org
Demuth Museum: 120 E King St., Di. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 13.00 – 16.00
Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten, www.demuth.org
422 ZIELE    Pennsylvania Dutch Country

Pennsylvania Dutch Country erleben


AUSKUNFT Miller's Smorgasbord A
Discover Lancaster 2811 Lincoln Hwy. / US 30, Ronks
501 Greenfield Rd., Lancaster, PA 17601 (5 mi/8 km östl. Lancaster),
Tel. *1 800 7 23 88 24 Tel. *1 800 6 69 35 68
www.discoverlancaster.com Seit 1929 der Inbegriff des Smørgas-
board.
Mennonite Information Center
2208 Millstream Rd. Citronelle AA – AAA
Lancaster, PA 17602-1494 110 W Orange St., Lancaster
Tel. 1 717 2 99 09 54 Tel. 1 717 2 08 66 97
www.mennoniteinfoctr.com Hübsches Bistro-Restaurant mit franzö-
Mo. – Sa. 8.00 – 17.00 Uhr sisch inspirierter Küche und organischen
Gute Anlaufstelle für Informationen Produkten aus der Region.
über die Amischen und Mennoniten.
ÜBERNACHTEN
ESSEN Hilton Garden Inn Lancaster AA
Die Küche im Pennsylvania Dutch 101 Granite Run Dr., Lancaster, PA
Country kann ihre deutschen Wurzeln 17601, Tel. 1 717 5 60 08 80
nicht verleugnen – es geht sehr deftig www.lancaster.hgi.com
zu mit Schnitzel, Braten, Schinken, 156 Z. Ganz solide Unterkunft der
Würsten, Pfannkuchen, Nudeln und Hotelkette in ländlichem Stil, ruhig.
(aus der Neuen Welt) Mais und Kar-
toffeln. Probieren sollte man mal ein Churchtown Inn A – AA
Smorgasboard (von schwed. »smörgås- 2100 Main St., Churchtown / Narvon
bord«). Dahinter verbirgt sich ein kalt- Tel. 1 717 4 45 77 94
warmes Buffet, von dem man sich für www.churchtowninn.com
einen Fixpreis so oft bedient, wie man 8 geschmackvoll eingerichtete Zimmer in
will. In vielen Restaurants wird man an einem Feldsteinhaus von 1753 bei einer
großen Tischen platziert, auf die die Amish-Farm. Hervorragendes Frühstück.
dampfenden Schüsseln und Platten
gestellt werden. Wohnen bei den Amish
Bei den o.g. Auskunftsstellen bekommt
Bube's Brewery AA man Adressen von Amischen- und Men-
102 North Market St., Mount Joy, PA noniten-Familien, die Zimmer vermieten
Tel. 1 717 6 53 20 56 und Besucher am Farmleben teilnehmen
Von solider Brauhauskost bis zu Feine- lassen.
rem, im »Catacombs«-Restaurant gibt
es für jeden etwas. Die Bubes's Brewery TOUREN
ist Pennsylvanias älteste Brauerei – und Amish Experience
wurde 1876 von Alois Bube aus Bayern Intercourse, Rte. 340, www.amishexperi-
gegründet. Brauereiführungen werden ence.com, Tel. 1 717 7 68 84 00
angeboten. Busausflüge
Pennsylvania Dutch Country     ZIELE 423

Mennonite Information Center Lancaster, dem Bird-in-Hands Farmers


2208 Millstream Rd., Lancaster, PA Market sowie auf dem Green Dragon
17602-1494, Tel. 1 717 2 99 09 54 Market in Ephrata. Gute Adressen für
www.mennoniteinfoctr.com Kunst­handwerk – also für Quilts, Kalei-
Busausflüge doskope, Drucke in Fraktur oder Töpfe-
rei – sind unter anderem: Eldreth Potte-
Abe's Buggy Rides ry, Zooks Quilts & Furniture, J & B Quilts
in Bird-in-Hand oder Lapp's Quilts in Strasburg und
Ausfahrten mit dem Pferdebuggy Country Market, außerdem der Old
Country Store W. L. Zimmerman in Inter-
Ed's Buggy Rides course. Wer auf der Suche nach schönen
in Ephrata Antiquitäten ist, wird vor allem in
Ausfahrten mit dem Pferdebuggy Adamstown fündig. Und wem nach
etwas ganz anderem der Sinn steht: Die
SHOPPING Rockvale Square Outlets sollten mit
Nach alter Vätter Sitte erzeugte land- mehr als 120 Geschäften etwas für fast
wirtschaftliche Produkte aus der Region jeden Geschmack bieten. Sie findet man
findet man auf dem Central Market in an der Route 30 East.

Der Anwalt und Bankier William Jenkins ließ sich 1828 das hoch- Buchanan's
herrschaftliche Anwesen Wheatland bauen. Von 1848 bis zu seinem Wheatland
Tod zwanzig Jahre später wohnte hier James Buchanan, von 1856 bis
1861 fünfzehnter Präsident der USA und bislang der einzige Präsi-
dent aus Pennsylvania.
i 1120 Marietta Ave., Mo. – Sa. 10.00 – 16.00 Uhr, stündliche Touren, letzte
Tour um 15.00 Uhr, Mitte Nov. u. Anf. Jan. geschl., Eintritt: 12 $,
www.lancasterhistory.orgl

Die Historic Rock Ford Plantation wurde 1794 für den Adjutanten Historic Rock
von George Washington, General Edward Hand (1744  – 1802), ge- Ford
baut, der das Anwesen sehr wertvoll ausstatten ließ. Plantation
i 881 Rock Ford Rd., Führungen April – Okt. Mi. – So. 11.00 – 15.00 Uhr,
Ticket: 8 $, www.rockfordplantation.org

Hautnah zurück in die Welt der deutschen Einwanderer geht es im M Landis


Landis Valley Museum, dem größten Freilichtmuseum in den USA, Valley
das sich mit den deutschen Wurzeln der Besiedlung befasst. Es ist Museum
den Brüdern Landis zu verdanken, die in den 1920er-Jahren bäuer-
liches Gerät zu sammeln begannen. Herausragend sind vor allem ein
Farmhaus von 1815 und das 1856 erbaute Landis Valley House Hotel;
eine Taverne, eine Druckerei, eine Schmiede, ein Schulhaus und ein
Tante-Emma-Laden bringen Farbe ins Museumsleben.
i 2451 Kissel Hill Rd., März – Dez. Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00
Uhr, Eintritt: 12 $, www.landisvalleymuseum.org
WISSEN Amische und Mennoniten
Special-Titel

Gottesfurcht und Ackerbau


Die Amischen (engl. Amish) und Mennoniten wanderten haupt-
sächlich seit Beginn des 18. Jh.s aus der Schweiz und Südwest-
deutschland aus, wo sie wegen ihres strengen protestantischen
Glaubens verfolgt worden waren.

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts der Schweiz und entlang des
waren 40 Prozent der Einwohner Rheins, aber auch in Oberöster-
von Lancaster County deutschspra- reich, Mähren und Ungarn bilde-
chig und noch heute sprechen die ten. Doch ziemlich schnell waren
Amischen einen »Pennsylvania sie der Verfolgung durch die gro-
Dutch« genannten Dialekt, der ßen Kirchen ausgesetzt und oft
eine Mischung aus altertümlichem blieb nur die Auswanderung, um
Deutsch und Englischen darstellt. mit ihrem Glauben ungestört le-
Der Begriff »Dutch« hat in diesem ben zu können.
Zusammenhang im übrigen nichts
mit dem englischen Wort für »hol- Flucht in die neue Welt
ländisch« zu tun, sondern ist eine Die Amischen suchen ihr Heil allein
englische Verballhornung des Wor- aus dem Wort und dem Geist der
tes »deutsch«. Heiligen Schrift, sie leben absolut
gewaltfrei und bilden ihre Ge-
Strenge Regeln meinden ganz bewusst nur aus
Die Amischen spalteten sich 1693, freiwilligen Mitgliedern. Deshalb
geführt vom elsässischen Bischof ist bei ihnen auch die Kindertaufe
Jakob Ammann, von der von Men- verpönt, da sich nur ein Erwachse-
no Simons begründeten Wieder- ner frei für eine Zugehörigkeit zu
täufersekte der Mennoniten ab. dieser tief religiösen Gemeinschaft
Amann und seinen Anhängern war entscheiden kann.
der Umgang mit mennonitischen Den jugendlichen, noch ungetauf-
Gemeindemitgliedern, die die Re- ten Mennoniten ist es deswegen
geln verletzten, zu lax. Wer bei auch freigestellt, andere Lebens-
den Amischen die Regeln missach- weisen auszuprobieren. Entschei-
tet, wird gänzlich aus der Gemein- den sie sich zur Taufe, werden sie
de ausgeschlossen. So sind die Ami- ohne Bedingungen in die Gemein-
schen bis heute eine äußerst de aufgenommen. Im Lancaster
konservative Gruppe, die ihre Tra- County wohnen heute die meisten
ditionen in besonderem Maß be- Mennoniten der ganzen Welt,
wahrt, was in der gesamten Region Haus an Haus mit den Amischen,
deutlich zum Ausdruck kommt. die hier nach Holmes County in
Alle Wiedertäufersekten sind pro- Ohio ihr zweites Standbein haben.
testantische Gruppen, die sich be- Insgesamt sind es im County rund
wusst von der Reformation eines 30 000 Menschen, die sich als An-
Luther, Zwingli oder Calvin absetz- gehörige dieser Religionsgemein-
ten und sich ab 1523 vor allem in schaften ausweisen.
425
425

Die Amischen und Mennoniten ackern heute noch


wie ihre Altvorderen.

Einfaches Leben Das einfache Leben drückt sich


Der jeweilige Lebensstil unter- auch in der Kleidung der Men-
scheidet sich oft nur in Details von- schen aus. Den Amischen sind bei-
einander, je nachdem, zu welcher spielsweise Knöpfe an der Klei-
Richtung der Religionsgemein- dung verboten, so dass sie
schaft sie gehören. Die Farmen gezwungen sind, mit Haken und
werden als Familienbetrieb be- Ösen zu arbeiten. Für die Männer
wirtschaftet, wobei alle zum Hel- mit ihren Vollbärten – Schnurrbär-
fen verpflichtet sind. Die strengste te sind als unhygienisch verpönt –
Gruppe verzichtet auf alle neuen sind weißes Hemd, schwarze Hose,
Techniken, so dass die Menschen schwarze Schuhe und Strohhut ob-
auf diesen Farmen ohne Strom und ligatorisch, Frauen tragen als mar-
Maschinen auskommen müssen. kantestes Kleidungsstück altmodi-
Selbstverständlich sind auch Autos sche Häubchen.
verboten, weshalb die vielen Pfer-
debuggies den Straßen der Region Der Film »Der einzige Zeuge« von
einen besonderen Reiz verleihen. Peter Weir (1985), mit Harrison
Diskussionen können sich beispiels- Ford in der Hauptrolle, der in Lan-
weise daran entzünden, ob Tele- caster County spielt, zeichnet – ver-
fon erlaubt ist oder nicht. Die we- packt in einen Kriminalfall – ein
niger Strengen betreiben aber sehr anschauliches Bild dieser Ge-
Maschinen mit Biogasmotoren. sellschaft.
426 ZIELE    Pennsylvania Dutch Country

Östliches Lancaster County


M Hans Herr Erste Station einer Fahrt durch das östliche County ist das Hans Herr
House House, das älteste Gebäude der gesamten Region (5 mi / 8 km süd-
östlich der Innenstadt von Lancaster). Hans Herr führte die erste, 27
Köpfe zählende Mennonitengruppe hierher und sein Sohn Christian
baute 1719 dieses einfache Wohn- und Gemeindehaus inmitten von
fruchtbaren Feldern. Einrichtung, Obst- und Gemüsegarten spiegeln
das rustikale Leben der Siedler wider.
i 1849 Hans Herr Dr., April – Nov. Mo. – Sa. 9.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 7 $,
www.hansherr.org

Strasburg In Strasburg, einer Hochburg der Amish, kann man schönes Kunst-
handwerk einkaufen, vor allem handgefertigte Quilts. Ansonsten
geht es hier vor allem um Eisenbahngeschichte. Ein rekonstruierter
Bahnhof von 1915 bildet den stimmungsvollen Eingang zum M Rail-
road Museum of Pennsylvania, wo historische Lokomotiven und
Waggons ausgestellt sind. Gegenüber vom Museum startet die Stras-
burg Railroad täglich von April bis Oktober (übriges Jahr einge-
schränkt) zu 45-minütigen Dampfzugfahrten durch die ländliche
Idylle des Amish Country. Wer damit immer noch nicht genug von
Eisenbahnen hat, kann in der Choo Choo Barn beim Eisenbahnmu-
seum Modellzüge auf einer dem Lancaster County nachempfunde-
nen Anlage und im Toy Train Museum (330 Paradies Lane) noch
mehr Modelleisenbahnen bewundern.
Railroad Museum of Pennsylvania: PA Rte. 741, April – Okt. Mo. – Sa.
9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00, Nov. – März Di. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00
bis 17.00, Eintritt: 10 $, www.rrmuseumpa.org

Freilicht- Zwischen Strasburg und Bird-in-Hand gibt es gleich drei sich äh­
museen nelnde Freilichtmuseen. Als authentisch erweist sich das 2 mi / 3 km
nördlich von Strasburg gelegene Amish Village, ein Bauernhof mit
typischen Nebengebäuden einschließlich einer kleinen Schule, wie er
wohl Mitte des 19. Jh.s bestanden haben mag. Praktisch um die Ecke
liegt das um ein Quäkerhaus von 1805 aufgebaute und vom nahen
Dutch Wonderland Amusement Park betriebene Amish Farm &
House. Kommerziell ausgerichtet ist dagegen Mill Bridge Village,
dessen Kernstück die vierstöckige Getreidemühle von 1738 am Pe-
quea Creek ist. Besenmacher, Kerzendreher und Quiltnäherinnen
führen ihr Handwerk vor, eine Covered Bridge rundet das ländliche
Bild ab.

Bird-in-Hand Der Ort, dessen merkwürdiger Name von einer alten Taverne
kommt, besucht man wegen des überdachten Bauernmarkts. Zwi-
schen Bird-in-Hand und Intercourse gelegen, beschreibt das Amish
Experience Theater mit der Multimedia-Show »Jacob's Choice« die
Pennsylvania Dutch Country     ZIELE 427

Im Ephrata Cloister versuchte der deutsche Pietist Konrad Beissel mit


seinen Anhängern ein fromm-enthaltsames Leben zu verwirklichen.

Konflikte eines Jugendlichen, der sich zwischen den Amischen und


der »weltlichen« Gesellschaft entscheiden
Bauernmarkt: ganzjährig Fr. u. Sa. – So. 8.30 – 17.30, April – Nov. auch Mi.,
Juli – Okt. auch Do.

Das im Jahr 1754 als Cross Keys gegründete Intercourse wartet mit Intercourse
der größten Ansammlung von Geschäften mit typischen Waren aus
dem Amish Country auf. Seinen seltsamen Namen, der wohl auf die
Kreuzung der Straße Philadelphia – Pittsburgh (heute PA 340) mit
der Straße Wilmington – Erie (heute PA 772) zurückgeht, erhielt der
Ort 1814. Auch People's Place informiert bestens über die Amish
und Mennoniten. Hier gibt es auch ein Quilt Museum.
i 3513 Old Philadelphia Pike / US 30, Mo. – Sa. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei,
Spende erbeten, www.800padutch.com/museums

1732 zog sich der deutsche Pietist Konrad Beissel an das Ufer des MM Ephrata
Cocalico Creek zurück (12 mi/19 km nordöstlich von Lancaster). Cloister
Bald folgten ihm weitere Gläubige und es entstand ein Kloster, in
dem sich in kurzer Zeit 300 Anhänger versammelten. Die nach dem
Gelübde der Keuschheit lebenden Brüder und Schwestern schliefen
auf Holzpritschen von neun Uhr abends bis Mitternacht, standen
dann auf, um zu beten, und schliefen danach wieder von zwei bis
fünf Uhr. Einen Namen machten sie sich als Buchdrucker und Kalli-
grafen, besonders in Frakturschrift. Nach Beissels Tod 1768 verfiel
das Kloster, so dass man heute einen etwas düsteren Eindruck von
den Gebäuden bekommt. Auf dem Friedhof ist Konrad Beissel bei-
gesetzt. Das Kloster hatte zwar keinen Bestand, doch entstand nahe-
bei der Ort Ephrata. Jeden Freitag findet hier seit 1932 der sehr se-
henswerte Green Dragon Market statt.
i 632 W Main St., Führungen Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 10 $, www.ephratacloister.org
428 ZIELE    Philadelphia

Nördliches und westliches


Lancaster County
Lititz Lititz, 11 mi / 18 km nördlich von Lancaster, wurde 1757 von Mitglie-
dern der Herrnhuter Brüdergemeine aus Bethlehem (“S. 417) ge-
gründet und bis Mitte des 19. Jh.s durften solche auch nur hier woh-
nen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die 1787 errichtete
Moravian Church mit Friedhof und das Johannes-Müller-Haus von
1792. Auch das M Sturgis Pretzel House (219 E. Main St.) kann von
sich behaupten, einmalig zu sein: Julius Sturgis eröffnete seine Bre-
zelbäckerei 1861 und damit ist sie die älteste in den USA. Dagegen
hat die Wilbur Chocolate Co. mächtige Konkurrenz in Hershey, was
aber von einem Besuch im Süßigkeitenmuseum nicht abhalten sollte.

Columbia Im westlichen County geht es deutlich ruhiger zu, so auch in Colum-


bia, 10 mi / 16 km von Lancaster, das mit dem M National Watch and
Clock Museum eine hervorragende Sammlung von über 12 000 Uh-
ren aller Formen und Größen zu bieten hat.
i 514 Poplar St., 1. April – Memorial Day Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00
bis 16.00, Memorial Day – Labor Day Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00 bis
16.00, Labor Day – 30. Nov. Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 9 $, www.nawcc.org

MM Philadelphia
Region: Philadelphia and its Countryside
a G 8 / 9
Höhe: 14 m ü.d.M.
Einwohner: 1,6 Mio.

Philadelphia verbindet das geschäftige Treiben einer Welt-


stadt mit dem Charme seiner historischen Bauwerke – denn
das große Erbe als Geburtsort der amerikanischen Unabhän-
gigkeit begegnet auf Schritt und Tritt und ist das größte tou-
ristische Kapital der »Stadt der Bruderliebe«.

Zweitgrößte Die zweitgrößte Stadt der Ostküste liegt an der Grenze zu New Jersey
Stadt der am Delaware River, in den hier der Schuylkill River mündet. Außer
Ostküste von seinem historischen Erbe ist Philadelphia schon seit den Zeiten
Benjamin Franklins von Einwanderern aus der ganzen Welt geprägt.
Diese Vielfalt ist die Grundlage für das überbordende kulturelle An-
gebot (und ein tolles Nachtleben), mit dem die Stadt einen der vor-

Von der Spitze der City Hall blickt Stadtgründer William Penn
ins Stadtzentrum.
Philadelphia    ZIELE 429
430 ZIELE    Philadelphia

Highlights Philadelphia ▶▶ Franklin Institute Science


Museum
▶▶ Independence National Wer einem Genie nacheifern
Historical Park möchte ...
Folgen Sie den Spuren der amerikani- ““Seite 442
schen Unabhängigkeit.
““Seite 431 ▶▶ Philadelphia Museum
of Art
▶▶ Society Hill Eines der bedeutendsten Kunst-
Das stimmungsvollste koloniale Vier- museen der USA
tel der Stadt ““Seite 443
““Seite 439
▶▶ Barnes Foundation
▶▶ Adventure Aquarium Sie beherbergt eine der größten
Einfach fantastisch Sammlungen von Impressionisten
““Seite 440 ““Seite 443

dersten Ränge in den USA belegt. Dazu ist Philadelphia auch eine
Sporthochburg mit den beiden großen neuen Stadien Lincoln Finan-
cial Field und Citizens Bank Park, in denen Spitzenmannschaften
antreten: die Phillies im Baseball, die Eagles im Football, die 76ers im
Basketball und die Flyers im Eishockey. All das basiert auf einer star-
ken Wirtschaft, die u. a. führend in der chemisch-pharmazeutischen
Industrie, im Schiffs- und Lokomotivenbau sowie in der Erdölverar-
beitung ist. Der Hafen zählt zu den größten der USA.

Die Wiege Die ersten Europäer kamen 1638 aus Schweden und Finnland und
der Nation trafen auf den Stamm der Lenni Lenape, mit dem sie sich friedlich
arrangierten. 1655 wurden sie von Holländern verdrängt, die ihrer-
seits 1664 das Feld den Engländern überließen. Der Quäkerführer
William Penn (1644 – 1718) gründete 1682 die Stadt und benannte
sie nach dem kleinasiatischen Phildelphia, das in der Offenbarung
des Johannes als einzige christliche Gemeinde vom auferstandenen
Christus nicht getadelt wird. Bald stieg die Siedlung zum wichtigsten
Hafen der englischen Kolonien auf und erhielt 1701 die Stadtrechte.
Benjamin Franklin, der sich 1723 hier niederließ, gab Philadelphia
wichtige kulturelle und politische Impulse, indem er 1731 die erste
amerikanische Leihbücherei einrichtete, ab 1732 die »Pennsylvania
Gazette« herausgab und 1740 die Gründung einer Universität miti-
nitiierte. In der zweiten Hälfte des 18. Jh.s fiel Philadelphia eine ent-
scheidende Rolle in der Geschichte der USA zu. Der Erste Kontinen-
talkongress tagte 1774 in der Carpenter's Hall. Am 4. Juli 1776
erklärte Thomas Jefferson während des Zweiten Kontinentalkongres-
ses in der Independence Hall die Unabhängigkeit der Vereinigten
Philadelphia    ZIELE 431

Staaten von Amerika vom Mutterland Großbritannien, eingeläutet


von der Freiheitsglocke. Im Unabhängigkeitskrieg besetzten die Eng-
länder 1777 die Stadt und räumten sie erst im Juni 1778 wieder. 1787
entstand die erste eigenständige Verfassung auf dem Verfassungs-
konvent in Philadelphia, von 1790 bis 1800 Hauptstadt der Vereinig-
ten Staaten und bis 1799 auch des Bundesstaats Pennsylvania war. Im
19. Jh. zogen die Manufakturen Scharen von Einwanderern vor allem
aus Deutschland, Irland und Schottland an. Während des Bürger-
kriegs blieb Philadelphia von kriegerischen Handlungen verschont,
nahm aber viele geflohene Sklaven auf. Ende des 19. Jh.s kamen vor
allem Einwanderer aus Osteuropa und Italien, bis 1930 der Höchst-
stand von zwei Millionen Einwohnern erreicht war. Bereits nach
Ende des Ersten Weltkriegs begann der industrielle Niedergang, der
nur durch die Nachfrage nach Rüstungsgütern während des Zweiten
Weltkriegs kurzzeitig gestoppt wurde. Erst seit den 1970er-Jahren
griffen Sanierungsprogramme, die die Wirtschaftsstruktur erfolg-
reich auf die Zukunft einstellten und heruntergekommene Gegenden
wie um den Independence National Historical Park und Society Hill
zu den besten Wohngebieten der Stadt machten.

MM Independence Nat. Hist. Park · Old City

Am Anfang steht der Rundgang durch den Independence National


Historical Park, der sich von der 2nd bis zur 6th Street zwischen Mar-
ket und Walnut Street erstreckt. Startpunkt ist das neue Visitor Cen-
ter an der Ecke 6th & Market Sts., wo man sich zur Einstimmung den
von John Huston gedrehten Film »Independence« anschauen kann.
Die Häuser und Museen sind i.d.R. tgl. ab 9.00 Uhr geöffnet.

Gegenüber symbolisiert die Freiheitsglocke im neuen Liberty Bell MM Liberty Bell


Pavilion den Gedanken der Unabhängigkeitsbewegung. Die Glocke Pavilion
wurde 1751 in der Londoner Whitechapel-
Gießerei zum 50. Jubiläum der Stadterhe-
bung gegossen und trägt die Inschrift »Pro-
claim Liberty throughout all the Land
unto all the inhabitants thereof« (aus
dem 3. Buch Mose, Kapitel 25,10). Wie bei
vielen Anlässen zuvor, erklang sie auch zur
ersten öffentlichen Verlesung der Unabhän-
gigkeitserklärung am 8. Juli 1776 vom Glo-
ckenturm des State House. Wegen eines
Sprungs schlug sie 1846 zur Feier zu Wa-
shingtons Geburtstag das letzte Mal.
i tgl. 9.00 – 17.00, Sa., So. bis 18.00 Uhr, Eintritt
frei
432
432 ZIELE    Philadelphia

MM Indepen- Dahinter sieht man schon den Mittelpunkt des historischen Dis­
dence Hall trikts: die Independence Hall an der Chestnut Street. Als Pennsylva-
nia State House zwischen 1732 und 1756 errichtet, tagte hier seit dem
10. Mai 1775 der Zweite Kontinentalkongress und beriet über die
Loslösung von Großbritannien, die am 4. Juli 1776 in der Unter-
zeichnung der Unabhängigkeitserklärung in der Assembly Hall voll-
zogen wurde. Auch die Annahme der Verfassung 1787 erfolgte in
diesen Räumen. Heute gehört die Independence Hall zum Weltkul-
Philadelphia    ZIELE 433
433

turerbe der UNESCO. Zu sehen sind u. a. der Sessel von George Wa-
shington, der erste Druck der Unabhängigkeitserklärung, der Tisch,
auf dem sie unterschrieben wurde, und auch das Tintenfass, in das
die Väter der Unabhängigkeit ihre Federn tauchten.
Auf dem Independence Square hinter der Independence Hall wur-
de am 8. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung öffentlich verlesen.
Hier stehen die Congress Hall, wo zwischen 1790 und 1800 der ers-
te Kongress der USA tagte, der George Washington zum ersten Prä-
434 ZIELE    Philadelphia

Philadelphia erleben
AUSKUNFT Liberty Place (Chestnut St. zw. 16th und
Philadelphia Convention & 17th Sts.) beherbergen die elegantesten
Visitors Bureau Malls der Stadt. Pine Street zwischen 9th
1601 Market St., Suite 200 und 12th Sts. gilt als »Antique Row«:
Philadelphia, PA 19103 Die dort angesiedelten Antiquitätenlä-
Tel. 1 215 6 36 33 00 den gehören zu den besten des Landes.
www.discoverphl.com Im Gebiet zwischen Walnut, Chestnut,
7th und 8th Street findet man die nach
Independence Visitor Center New York höchste Konzentration von Ju-
One North Independence Mall West welieren in den Vereinigten Staaten.
6th & Market Sts. Rund 300 Diamanten-, Gold- und Uh-
www.independencevisitorcenter.com renhändler bieten hier ihre edle Ware
tgl. 8.30 – 17.00, Sommer bis 19.00 Uhr, feil. In der South Street gibt es hübsche
und eher ausgefallenere Läden. Die King
VERKEHR of Prussia Mall ist mit über 400 Geschäf-
Den öffentlichen Nahverkehr orga­nisiert ten die zweitgrößte der USA (westlich
die Southeastern Pennsylvanian Trans- außerhalb an US 202 / PA 422); Outlet
portation Authority (SEPTA). Die wich- Center: Franklin Mills (15 mi nordöstl.;
tigsten Umsteigestationen im Zentrum I-95 Exit Woodhaven).
sind City Hall und 13th St. (Convention
Center). Es gibt Tages-, Wochenend- AUSGEHEN
und Wochenpässe. Das beste Pflaster für nächtliche Trebe-
gänge sind die Avenue of the Arts, die
SIGHTSEEING historische Altstadt, der Stadtteil Nor-
Old City, Society Hill und die Gegend thern Liberties und die Gegend rund
um die City Hall kann man gut zu Fuß um den Rittenhouse Square. Weitere
erkunden. Für Rundfahrten nimmt man Informationen findet man unter: www.
am besten einen der PLASH-Busse, der gophila.com
18 strategisch günstig liegende Attrakti- Wem nach Klassik steht: das hoch re-
onen, Stadtviertel und Hotels verbindet. nommierte Philadelphia Orchestra oder
Mit dem Philadelphia City Pass (www. das Pennsylvania Ballet spielen im Kim-
citypass.com/philadelphia) spart man ca. mel Center for the Performing Arts.
50 % Eintritt in sechs der wichtigsten Tickets erhältlich im: Kimmel Center
Attraktionen, u. a. ins Museum of Art. Box Office, Broad & Spruce Sts.,
Tel. 1 215 8 93 19 99).
SHOPPING
In Downtown liegen die meisten Ge- ESSEN
schäfte an Walnut, Chestnut und Mar- eBistro St. Tropez AAAA
ket Sts zwischen 8th und 18th Sts. 2400 Market St., Tel. 1 215 5 69 92 69
Macy’s im ehemaligen Wanamaker Store Elegante Cuisine aus dem franzöischen
(1300 Market St.) hält die Tradition des Süden. Besonders zu empfehlen: Ente
Konsumpalasts am Leben. The Shops at und Muscheln.
Philadelphia    ZIELE 435

rCity Tavern AAA und mit der Auswahl unter meh-


138 S. 2nd St., Tel. 1 215 4 13 14 43 reren Dutzend Ständen (Chine-
Im Nachbau der Taverne, in der sich sisch, Seafood, Pennsylvania Dutch,
schon die Verfassungsväter erholten, Sushi, Italienisch ...) in dieser
wird heute beste Kolonialküche nach Institution.
alten Rezepten geboten.
sVietnam Palace A
tFork AAA 221 N. 11th St., Tel. 1 215 5 92 95 96
306 Market St., Tel. 1 215 6 25 94 25 Fast überschwänglich gelobtes Restau-
Die beste Gelegenheit in Philadelphia, rant mit reichhaltiger Karte und un-
um gute zeitgenössische US-Küche zu schlagbaren Preisen.
erleben.
ÜBERNACHTEN
u10 Arts AAAA eThe Rittenhouse AAAA
10 Avenue of the Arts 210 W. Rittenhouse Sq.
Tel. 1 215 5 23 82 73 Philadelphia, PA 19103
Nach französischen und amerikanischen Tel. 1 215 5 46 90 00,
Rezepten aus regionalen Zutaten zusam- www.rittenhousehotel.com
mengestellte Gerichte in hohen, herr- 87 Zimmer und 11 Suiten. Eines
schaftlichen Räumen. der elegantesten Hotels der Stadt,
dazu noch in wunderbarer städti-
iDiNardo´s Famous Crabs AA scher Lage, die schöne Blicke auf
312 Race St., Tel. 1 215 9 25 51 15 die Stadt verspricht.
Seit vielen Jahren bei Seafood-Fans
beliebt: Hier kommen Krabben und rLoew's Hotel Philadelphia AAAA
Muscheln ohne zeitgeistigen Schnick- 1200 Market St.
schnack auf den Tisch. Philadelphia, PA 19107
Tel. 1 215 6 27 12 00,
oWarmdaddy's AA www.loewshotels.com
1400 S. Columbus Blvd. 583 Zimmer. Zum trendigen Nobel-
Tel. 1 215 4 62 20 00 hotel umgebautes Bankgebäude,
Bekannter Blues-Club mit sehr guter nur ein Block von City Hall entfernt.
Südstaatenküche.
tOmni Hotel at Independence
pContinental Restaurant AA Park AAAA
138 Market St., Tel. 1 215 9 23 60 69 4th & Chestnut Sts.
Trendiges Szenerestaurant mit Tapas – Philadelphia, PA 19107
aber aus der ganzen Welt. Tel. 1 215 9 25 00 00
­www.omnihotels.com
aReading Terminal Market AA 150 Zimmer und Suiten. Sehr guter
12th & Arch Sts., Center City Standort (direkt am Independence
Tel. 1 215 9 22 23 17 Park) für die Erkundung des histori-
In »Junk Food City« muss man dasselbe schen Philadelphia. Zuvorkommendes
auch probieren – aber in bester Qualität Personal.
436 ZIELE    Philadelphia

iPenn's View AAA uAlexander Inn A – AA


River.Front & Market Sts. 301 S. 12th St.
Philadelphia, PA 19106 Philadelphia, PA 19107
Tel. 1 215 9 22 76 00 Tel. 1 215 9 23 35 35
www.pennsviewhotel.com www.alexanderinn.com
51 Zimmer. Eine sehr gemütliche Her- 48 Zimmer. Ausgesprochen ange-
berge in zwei ehemaligen Lagerhäusern nehmes Haus mit günstigem Preis-
mit wunderschönem Blick über den Leistungs-verhältnis. Es ist ein guter
Delaware. Ausgangspunkt für Stadterkundungen
zu Fuß.
pThomas Bond House AA
129 S. 2nd St. oTen Eleven Clinton A
Philadelphia, PA 19107 1011 Clinton St.
Tel. 1 215 9 23 85 23 Philadelphia, PA 19107
www.thomasbondhousebandb.com Tel. 1 215 9 23 81 44
12 Zimmer. Schlafen wie die Verfas- 7 Zimmer. Elegantes und sehr ruhig
sungsväter – das Inn wurde 1769 ge- gelegenes B & B in einem Haus aus
baut; Zimmer mit Marmorkaminen dem Jahr 1836.

sidenten wählte. Die Old City Hall diente trotz ihres Namens niemals
als Rathaus, sondern seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1791 als Obers-
ter Gerichtshof.
Independence Hall: Sept. – Mai tgl. 9.00 – 17.00, Ende Mai – Aug. tgl.
9.00 – 19.00 Uhr, Besichtigung nur inkl. Tour, Eintritt frei, aber Ticket mit
Zeitfenster erforderlich, Tel. 1 8 77 4 44 67 77, www.nps.gov/inde/

Abstecher zur Im Declaration House an der 7th Street südlich der Market St. be-
7th Street reitete Thomas Jefferson im Frühsommer 1776 die Unabhängigkeits-
erklärung vor. Zu sehen sind sein rekonstruiertes Schlaf- und Wohn-
zimmer und u. a. seine Urfassung der Erklärung. Schräg gegenüber
erzählt das Philadelphia History Museum die Geschichte der Stadt.
Es besitzt auch eine große Sammlung von Werken des Malers Nor-
man Rockwell (1894 – 1978).
Auf dem Washington Square brennt eine Ewige Flamme auf dem
Grabmal des Unbekannten Soldaten der Revolution. Der Platz ist ei-
ner von fünf, die auf die Stadtplanung William Penns zurückzufüh-
ren sind.
Philadelphia History Museum: 15 S. 7th St., Di  – Sa. 10.30 – 16.30 Uhr,
Eintritt: 10 $, www.philadelphiahistory.org

Walnut Street Man folgt vom Washington Square der Walnut Street Richtung Fluss
bis zur Kreuzung mit der 3rd St., wo links das Bishop White House
von 1786 steht und gegenüber die Philadelphia Merchant's Ex-
change von 1832 im Greek Revival Style.
Philadelphia    ZIELE 437

Die 3rd St. hinauf liegt links die 1797 eröffneten First Bank of the First Bank of
United States, das älteste Bankgebäude der USA, das allerdings the United
nicht zugänglich ist. States

Links biegt man ab in die Chestnut Street, wo rechts zunächst das Chestnut
National Liberty Museum liegt, das nicht mit historischen Artefak- Street
ten arbeitet, sondern auf die interaktive und moderne Darstellung
der Freiheitstradition in den USA setzt. Das New Hall Military Mu-
seum schräg gegenüber schildert vor allem die ersten Jahrzehnte der
US-Armee. Hier hatte das erste Kriegsministerium seinen Sitz. Dar-
auf folgt Carpenter's Hall, um 1770 von der Schreinergilde erbaut.
Hier tagte 1774 der Erste Kontinentalkongress; heute sind hier sehr
schöne Möbel aus der Kolonialzeit und Schreinerwerkzeug ausge-
stellt. Die Second Bank of the United States jenseits der 4th Street
hatte diese Funktion von 1824 bis 1841 inne. Heute kann man hinter
der klassischen Säulenfront eine Porträtsammlung von Personen der
Unabhängigkeitsbewegung bewundern.

Ein kleiner Durchgang führt von der Souvenir von Benjamin Franklin
Chestnut St. nach dem National Li-
berty Museum zum Franklin Court,
TIPP

Das kleine Postamt in 316 Market


wo sich Benjamin Franklins Wohn- Street ist das einzige im Land,
haus befand, das als Stahl­ gerüst auf das kein Sternenbanner auf-
nachempfunden ist. Ein kleines un- merksam macht. Denn anno 1775
terirdisches Museum erinnert an gab es noch keines. Zudem wer-
ihn. In den beiden westlichsten der den hier Briefe mit dem Sonder-
zur Market Street zeigenden Rei- stempel »B. Free Franklin« ver-
henhäuser (Nr. 320, 322) an der sehen. Denn Benjamin Franklin
Nordseite sind Druckerei und Buch- war seinerzeit Postmeister der
binderei eines Enkels von Franklin Kolonien.
rekonstruiert.

Es geht es weiter zur 5th Street und diese nach rechts. Das lange rote 5th Street
Gebäude hier ist das Börsengebäude von 1895. Bereits 1790 war in
Philadelphia die erste Börse Nordamerikas im London Coffee House
eröffnet worden – zwei Jahre vor der New Yorker! Heute verlockt hier
der Food Court zur Pause. Jenseits der Market St. passiert man das
National Museum of American Jewish History zur Geschichte der
amerikanischen Juden seit 1654 und erreicht den Christ Church Bu-
rial Ground (5th & Arch Sts.), wo Benjamin Franklin und seine
Frau Deborah begraben sind. Auf dem Grab liegen Pennys – Re-
miniszenz an Franklins Spruch »Ein gesparter Penny ist ein verdien-
ter Penny«. Im Free Quaker Meeting House gegenüber versammel-
ten sich seit 1783 die Quäker.
Alles, was man auf dem Rundgang gesehen hat, wird noch einmal
lebendig National Constitution Center, in dem die Entstehungs-
438 ZIELE    Philadelphia

geschichte der Verfassung und ihre Wirkung bis heute interaktiv


nachbereitet ist, inklusive der in Bronze gegossenen Verfassungsväter
– die meistgeschüttelte Hand ist die von Benjamin Franklin.
National Constitution Center: 525 Arch St., Mo. – Sa. 9.30 – 17.00,
So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 14,50 $,
http://constitutioncenter.org

African Dieses Museum widmet sich dem Leben und der Kultur der Afro-
American Amerikaner, die über 40 % der Bevölkerung von Philadelphia stellen.
Museum Zu den Ausstellungsstücken gehören u. a. Alltagsgegenstände, Bilder,
Kleidungsstücke und archäologische Artefakte.
i 701 Arch St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 14 $,
http://aampmuseum.org

Arch Street Östlicher Nachbar des National Constitution Center an der Arch
Street ist die U.S. Mint, die größte Münzprägeanstalt der Welt.
Sie geht auf die erste, unweit vom heutigen Standort 1792 gegründe-
te Münze der USA zurück. Richtung Fluss passiert man ein weiteres
Versammlungsgebäude der Quäker, das Arch Street Meeting House
von 1803. Ein Stück weiter auf der anderen Straßenseite lebte in ei-
nem schlichten Backsteinhaus die
Zu Hause bei Edgar Allan Poe Näherin Betsy Ross. Ob sie tatsäch-
lich die ersten »Stars and Stripes«
TIPP

Wer die Geschichten von Edgar genäht hat, ist nicht sicher – jeden-
Allan Poe mag, geht vom Afro- falls weht ein Exemplar aus dem
American Museum fünf Blocks die Fenster und lockt die Amerikaner in
7th St. hinauf: In Nr. 532 wohnte Scharen zur Besichtigung.
der Gruseldichter 1843 und 1844 U.S. Mint: 151 Independence Mall E,
und soll zu seiner Erzählung »The Führungen: Mo. – Sa. 9.00 – 16.30 Uhr,
Tell-Tale Heart« inspiriert worden Eintritt frei, www.usmint.gov
sein (Edgar Allen Poe NHS, SEPTA Betsy Ross House: 239 Arch St.,
Bus 7 bis Spring Garden St., April – Sept. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr,
Mi. – So. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt übrige Zeit Mo. geschl., Eintritt: 7 $,
frei).
www.ushistory.org/betsy/.

M Christ Betsy Ross war Mitglied der Gemeinde der Christ Church (Ecke
Church 2nd / Church Sts.), die auf eine lange Geschichte zurückblickt. Bereits
1697 wurde hier eine anglikanische Kapelle errichtet; der gegenwär-
tige Backsteinbau geht auf 1727 zurück. Auch das Ehepaar Washing-
ton und John Adams mit Gattin hörten hier die Messe.

M Elfreth's Abschließend sollte man noch über die knapp fünf Meter breite und
Alley mit Kopfsteinen gepflasterte Elfreth's Alley schlendern, die als eine
der ältesten bewohnten Straßen der USA gilt – 1702 wurden die
ersten der 30 Häuschen gebaut. No. 126 und No. 124 können besich-
tigt werden.
Philadelphia    ZIELE 439

Society Hill und Riverfront


Das Viertel zwischen Washington Square, Walnut Street im Norden, MM Society
dem Delaware und der Lombard Street im Süden verdankt seinen Hill: zurück
Namen der Free Society of Traders, der von William Penn gegründe- in die
ten Siedlungsgesellschaft. Hier wohnten schon um 1750 die »fei­ Kolonialzeit
neren« Leute und daran hat sich im Grund bis heute nichts geän-
dert  – Society Hill ist das stimmungsvollste koloniale Viertel der
Stadt. Los geht es an der Ecke Walnut & 3rd Streets.

In 244 3rd St. besticht Powel House (1765) mit seinem edlen Interi- Powel House
eur. Hier empfing Samuel Powel, letzter Bürgermeister Philadelphias
von britischen Gnaden und erster der Unabhängigkeit, seine Gäste.
Führungen: Do. – Sa. 12.00 – 16.00, So. ab 13.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
www.philalandmarks.org/powel.aspx

Dann rechts die Spruce St. entlang kommt man zur Old St. Mary's Old St.
Church von 1763, der ersten katholischen Kirche Philadel­phias. Auf Mary's
ihrem Friedhof ist John Barry begraben, der Gründer der U.S. Navy. Church

Prunkvoll gibt sich auch Physick House, 1786 von dem Weinhändler M Physick
Henry Hill erbaut. Das Haus ging 1815 in den Besitz von Dr. Philip House
Syng Physick über, dem amerikanischen »Vater der Chirurgie«. Ein
Kleinod hier: ein Tintenfass mit den Fingerabdrücken von Benjamin
Franklin.
i 321 S. 4th St., Do. – Sa. 12.00 – 16.00, So. ab 13.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
www.philalandmarks.org/phys.aspx.

Das Thaddeus Kosciuszko National Memorial ehrt den polnischen Thaddeus


Offizier und Helden des Unabhängigkeitskriegs. Koscziusko verließ Kosciuszko
1776 seine Heimat, um für die amerikanische Unabhängigkeit zu National
kämpfen. Später spielte er eine wichtige Rolle im polnischen Frei- ­Memorial
heitskampf, musste aber fliehen und lebte dann in Philadelphia.
i Pine & S. 3rd Sts., Mi. – So. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei,
www.nps.gov/thko .

Auf dem Head House Square an der 2nd zwischen Pine und Lom- Head House
bard Sts. herrschte reges Treiben auf dem bereits 1745 abgehaltenen Square
Bauernmarkt. Davon ist nur noch ein Kunsthandwerkermarkt an
Sommerwochenenden geblieben.

Das Viertel südlich vom Platz an der South St. ist die älteste besiedel- M South Street
te Ecke von Philadelphia, wo sich die ersten schwedischen Einwan-
derer niederließen. Heute ist das Viertel bis hinaus zur 10th St. »very
trendy«: voll mit Designer- und Zeitgeistläden, Kneipen und Restau-
rants aller Couleur und Preisklassen.
440 ZIELE    Philadelphia

Hier soll William Penn an Land gegangen sein.

Penn's Wo William Penn im Herbst 1682 das Ufer des Delaware zum ersten
Landing Mal betreten haben soll, Penn's Landing genannt, breitet sich heute
im Schatten der 1926 erbauten Benjamin Franklin Bridge ein schöner
Park aus.
Für einen Ausflug hinüber nach New Jersey nimmt man von hier die
Fähre und ist in zehn Minuten drüben in Camden beim fantastischen
neuen MM Adventure Aquarium, eine Unterwasser-Erlebniswelt mit
wissenschaftlichem Anspruch, dessen Hauptattraktion das riesige
Haibecken ist.
i 1 Aquarium Drive, tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 26,95 $,
www.adventureaquarium.com.

M Indepen- Die größte Attraktion auf der Pennsylvania-Seite, das Independence


dence Seaport Museum, erläutert die Rolle des Hafens bei der Entwicklung
Seaport von Philadelphia. Am Kai festgemacht haben die »USS Olympia«,
Museum Flagschiff im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898, und »USS Becu-
na«, ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. Beide stellt aber die
mächtige »USS New Jersey« weit in den Schatten, 1942 in den Phi-
ladelphia Shipyards vom Stapel gelaufen und 2001 unübersehbar am
New-Jersey-Ufer vor Anker gegangen.
i tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 15 $, www.phillyseaport.org

Center City
M City Hall Die Market Street führt von der Liberty Bell nach Westen zur beein-
druckend großen City Hall und damit in das moderne Zentrum Phi-
ladelphias. Das von John McArthur in französischem Renaissance-
Philadelphia    ZIELE 441

Stil zwischen 1871 und 1901 erbaute Rathaus besitzt 642 Räume. Den
167 m hohen Turm durfte bis 1988 nach einem ungeschriebenen
Gesetz kein anderes Gebäude überragen, denn die 11 m hohe Sta-
tue William Penns auf der Spitze sollte der höchste Punkt der Stadt
bleiben. Vom Observation Deck hat man einen tollen Rundblick.
i Führungen Mo. – Fr. 12.30 Uhr, Turmbesteigung Mo. – Fr. 9.30 bzw. 12.00
bis 16.15 Uhr, Ticket mit Zeitfenster im Information Center (Ostportal, Raum
121) erhältlich, www.phila.gov

Nun stellen mehrere Wolkenkratzer das Rathaus in den Schatten. Die Wolken-
höchsten: One Liberty Place Building von Helmut Jahn (1650 Mar- kratzer und
ket St., 288 m), Two Liberty Place (1601 Chestnut St., 258 m) und Kunst
Mellon Bank Center (1735 Market St., 268 m). Dazwischen versteckt
sich, an der Westseite der City Hall, die Skulptur »Clothespin« von
Claes Oldenburg und Jacques Lipchitz, eine 14 m hohe Wäscheklam-
mer. Das höchste Gebäude der Stadt steht seit Herbst 2007 an der
17th St. bzw. dem JFK Boulevard: das 297 m hohe Comcast Center.

Der Freimaurertempel nördlich der City Hall wurde 1873 eröffnet. M Masonic
Von den sieben Versammlungsräumen sind der ägyptische und der Temple
gotische Saal besonders hervorzuheben (1 N. Broad St.).

Die 1805 gegründete Kunstakademie widmet sich der amerikani- M Pennsylva-


schen Kunst der letzten drei Jahrhunderte und zeigt neben Gemälden nia Academy
von Eakins, West, Stuart, Sully und Peale auch Highlights aus Bild- of the
hauerei und Fotografie. Sie ist das älteste Kunstmuseum der USA. Fine Arts
i Broad & Cherry Sts., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 11.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 15 $, www.pafa.org

Mit der Eröffnung des Convention Centers 1993 erlebte die Innen- M Pennsylva-
stadt einen gewaltigen Schub. Als architektonisches Glanzstück wur- nia Conven-
de die viktorianische Reading Station integriert. Im Center stellen tion ­Center
ständig zeitgenössische Künstler aus. Vielleicht ist da aber doch der
MM Reading Terminal Market interessanter: ein überbordendes An-
gebot an Lebensmitteln aus aller Welt und dazu eine Unzahl von Im-
bissständen, wo man die Köstlichkeiten auch gleich probieren kann.
Nach umfangreichen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen – neu-
es Herzstück ist das Atrium an der North Broad Street – wurde das
Convention Center 2011 wiedereröffnet. Hinter dem Convention
Center markiert ein chinesischer Torbogen über der N. 10th Street
auf Höhe der Arch Street den Eingang zum Chinesenviertel.

Ganz anders sieht das Sortiment bei Macy's aus. Der historische Ein- M Macy's
kaufstempel (1300 Market St.) ist aus einem 1866 gegründeten Laden
von John Wannamaker hervorgegangen, dem Begründer der Depart-
ment Stores. 1911 musste er dem gigantischen, von Daniel Burnham
442 ZIELE    Philadelphia

im italienischen Renaissancestil entworfenen Gebäude weichen.


Auch die neuen Besitzer haben die gewaltige Orgel mit 28 500 Pfeifen
in der Lobby nicht angetastet und es werden noch immer zweimal
täglich Konzerte darauf gespielt.

M Rittenhouse Ganz anders als das übrige Zentrum präsentiert sich die noble Gegend
Square um den Rittenhouse Square, einen der fünf historischen Plätze der
Stadt. Das Rosenbach Museum & Library ist bekannt für literarische
Raritäten, zur Sammlung gehören das handgeschriebene Manuskript
von James Joyce's »Ulysses« und ein Teil der Canterbury Tales.
i 2010 Delancey St., Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Mi., Do. bis 20.00, Sa., So.
12.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.rosenbach.org

B. Franklin Parkway · Fairmount Park


Benjamin Der Benjamin Franklin Parkway beginnt an der JFK Plaza und führt
­Franklin nach Nordwesten über den Logan Circle zum Philadelphia Museum
Parkway of Arts. Der Brunnen inmitten des Logan Circle – auch er einer von
Penns fünf historischen Plätzen – symbolisiert die drei Flüsse Phila-
delphias: Delaware, Schuylkill River und Wissahickon Creek.
Die Academy of Natural Sciences am Logan Circle wurde schon
1812 gegründet. Ihre Hauptattraktion und Favorit bei den Kindern
sind die Skelette in der Dinosaurier-Abteilung, darunter eines des
Gigantosaurus; außerdem können die Jungforscher selbst nach »Fos-
silien« buddeln. Besonders gelungen ist die Präsentation von Schmet-
terlingen in einem künstlichen Regenwald.
i 1900 Benjamin Franklin Pkwy., Mo. – Fr. 10.00 – 16.30, Sa., So., Fei. 10.00
bis 17.00 Uhr, Eintritt: 17,95 $, www.ansp.org.

MM Franklin Mit Physik und Technik befasst sich das Franklin Institute. Sein Mu-
Institute seum erinnert an die Experimente des großen Physikers und Erfin-
Science ders, der am Eingang des Benjamin Franklin National Memorial in
Museum Gestalt einer 122 Tonnen schweren Skulptur grüßt. Ganz im Sinne
des Allround-Genies Franklin beschäftigt sich das Museum mit
Drucktechnik, Schiffbau, Schienenverkehr, Astronomie, Raumfahrt,
Anatomie. Immer noch ein Höhepunkt: der Gang durch ein über-
dimensionales menschliches Herz. Im Mandell Center lernt man
die Welt der Computer auf faszinierende Art und Weise kennen.
i 220 N 20th St., tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 19,95 $, www.fi.edu

M Rodin Die größte Sammlung von Werken Auguste Rodins außerhalb


Museum Frankreichs präsentiert dieses Museum. Der Kinobesitzer Jules
Mastbaum hat sie in den 1920er-Jahren der Stadt gestiftet.
i N. 22th St / Franklin Pkwy., Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $,
www.rodinmuseum.org.
Philadelphia    ZIELE 443

Tempel der Kunst: das Philadelphia Museum of Arts

Am nordwestlichen Ende des Parkway thront das 1919 bis 1924 er- MM Phila-
baute, von Griechenland inspirierte Gebäude des 1870 gegründeten delphia
Philadelphia Museum of Art. Es gehört zu den bedeutendsten Kunst- Museum
sammlungen der Welt und präsentiert in mehreren Gebäuden Ge- of Art
mälde und Grafik, Keramik, Waffen, Möbel und Textilien. Einige
Highlights: in der asiatischen Abteilung ein japanisches Teehaus von
Ogi Rodo, bei den Textilien Kleider und Entwürfe von Elsa Schiapa-
relli und das Hochzeitskleid von Grace Kelly resp. Gracia Patricia,
unter den Gemälden »Christus und Jungfrau« des »Meisters von Flé-
malle«, »Hl. Franziskus« von Jan van Eyck, »Gefesselter Prometheus«
von Rubens, Impressionisten wie Monet und Cézanne, »Vorahnung
des Bürgerkriegs« von Dalí und »Drei Musiker« von Picasso. Von
Marcel Duchamp besitzt das Muse-
um die weltweit größte Sammlung. Hunger im Museum
In der amerikanischen Abteilung
findet man Gemälde u. a. von Eakins
TIPP

Sehr gut isst man im Restaurant


und Peale, aber auch Möbel der Sha- des Museum of Art. Und sehr
ker und Amish. Noch mehr Schätze leckere Snacks gibt es auch im
kann das Museum im 2007 eröffne- Museumscafé und im Balkon-
ten Perelman Building zeigen. café, von dem aus man einen
i 26th St. & Benjamin Franklin Parkway, tollen Blick auf die Stadt hat
Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 20 $, (Tel. 1 215 6 84 79 90).
www.philamuseum.org

Eine der größten Sammlungen von Impressionisten und Postim- MM Barnes


pressionisten bietet die Barnes Foundation in einem von den Archi- Foundation
tekten Tod Williams und Billie Tsien konzipierten Neubau. Der Arzt
und Apotheker Albert C. Barnes hatte eine besondere Vorliebe für
444 ZIELE    Philadelphia

Renoir, Cézanne und Matisse, fand aber auch Manet, Monet, van
Gogh, Modigliani und Picasso seiner Sammlung würdig.
i 2025 Benjamin Franklin Parkway, Mi. – Mo. 9.30 – 18.00, Fr. bis 22.00 Uhr,
Eintritt: 22 $, www.barnesfoundation.org

M Fairmount Ist den Philadelphians nach Grün, fahren sie in den 1812 angelegten
Park Fairmount Park hinter dem Museum of Art und freuen sich an der
Boathouse Row, hübschen viktorianischen oder Neorenaissance-
Bootshäuschen der Ruderklubs.
Die Fairmount Waterworks hinter dem Museum of Art versorgten
von 1812 bis 1909 die Stadt mit Wasser und waren das erste Wasser-
werk der USA.
Auch der erste Zoo des Landes ist nicht weit: Die Attraktion des 1859
gegründeten Philadelphia Zoo am Westufer des Schuylkill River
sind weiße Löwen, die sich über ihr neues Raubtierhaus freuen.
Wohlhabende Philadelphians bauten sich ein Domizile in diesem
hübschen Landstrich. Die schönsten: Lemon Hill Mansion am Ostu-
fer, um 1800 vom Kaufmann Henry Pratt erbaut (Kelly Dr.); Wood-
ford Mansion, ebenfalls am Ostufer, 1756 von dem engen Freund
Benjamin Franklins, William Coleman, gebaut und heute Heimat der
Naomi Wood Collection mit Möbeln und Haushaltsgegenständen
der Kolonialzeit; unmittelbarer Nachbar ist Strawberry Mansion
(1797) und etwa 1 km westlich davon liegt Laurel Hill (1767). Das
älteste Gebäude im Park, Cedar Grove von 1746, liegt auf dem We-
stufer und war das Farmhaus eines Quäkers (Landsdowne Dr.)
Fairmount Waterworks: Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt frei
Philadelphia Zoo: 3400 W. Girard Ave., März – Okt. tgl. 9.30 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 16 $, www.philadelphiazoo.org
Naomi Wood Collection: Dauphin St., Führungen Di. – So. 10.00 – 16.00
Uhr, Ticket: 5 $, www.woodfordmansion.org/collection

University Am Westufer des Schuylkill River südlich vom Fairmount Park er-
City streckt sich University City, bestehend aus Drexel University und der
im Jahr 1740 von Benjamin Franklin mitbegründeten University of
Pennsylvania. Zu ihr gehört dasM Museum of Archaeology and An-
thropology, das besonders stolz ist auf seine herausragenden Stücke
aus dem alten Ägypten und Funde aus den Königsgräbern von Ur.
i 3260 South Street, Di. – So. 10.00 – 17.00, Mi. bis 20.00 Uhr, Eintritt: 15 $,
www.penn.museum

M German- Nördlich vom Fairmount Park, ca. 6 mi / 11 km nördlich von Center
town City, ist man im einst selbstständigen Germantown. William Penn
überließ hier dreizehn deutschen Mennoniten-Familien 1683 ein
Stück Land und es wuchs eine große Handwerkersiedlung heran.
1688 ging von Germantown der erste Widerstand gegen die Einfuhr
Philadelphia    ZIELE 445

von Sklaven aus, 1702 wurde hier die erste deutsche Schule in Nord-
amerika eröffnet und 1739 gründete Christoph Saur die »German­
towner Zeitung«. Heute ist Germantown Stadtteil von Philadelphia
und wird überwiegend von Afro-
Amerikanern bewohnt. Manayunk
Von den über fünfhundert histori-

TIPP
schen Gebäuden stehen die meisten Genug von Historie, Wolken-
entlang der Germantown Avenue. kratzern und Museen? Dann ist
Als kleine Sommerresidenz war das vielleicht der fast heimelige Stadt-
Deshler-Morris House von 1772 ge- teil Lower Manayunk bei German-
plant. Es wurde bekannt als Aufent- town der richtige Ort:
haltsort des englischen Generals Vor allem an der Main Street war-
William Howe (1777) und von Geor- ten genügend Restaurants und
ge Washingtons, der hier 1793/1794 hübsche, teils ausgefallene Läden.
vor dem in der nahen Stadt Philadel- Weitere Informationen:
www.mnayunk.com
phia grassierenden Gelbfieber Zu-
flucht nahm (Nr. 5442).
In Wyck wohnten neun Generationen einer Qäkerfamilie (Nr. 6026).
Im 1768 gebauten Johnson House fanden Sklaven, die auf der »Un-
derground Railroad« flohen, Unterschlupf, was ein Museum doku-
mentiert (Nr. 6306). Das um 1760 für Richter Benjamin Chew erbau-
te Anwesen Cliveden war am 4. Oktober 1777 Ziel einer massiven
Attacke der von General Washington geführten Amerikaner gegen
sich hier verschanzende britische Einheiten, wie auch noch Ein-
schusslöcher zeigen (Nr. 6401). In Stenton im südlichen German-
town wohnte James Logan, Sekretär von William Penn, in einem von
ihm entworfenen georgianischen Haus (4601 N. 18th St.)
Germantown Historical Society: 5501 Germantown Ave., Di. 9.00 bis
13.00, Do. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 $, www.germantownhistory.org

Umgebung von Philadelphia


Vom südlichen Stadtrand bis ins benachbarte Delaware erstreckt sich M Brandywine
ein idyllisches Tal, dem der Brandywine Creek seinen Namen gab. Valley
Andrew Wyeth hat es oft gemalt und die du Ponts, die Gründer des
Chemiekonzerns, haben hier gelebt.
In der Nähe von Chadds Ford liegt der Brandywine Battlefield Park,
wo am 11. Sept. 1777 die Amerikaner unter Washington den von Ge-
neral Howe geführten Briten unterlagen. Zu besichtigen sind die
Quartiere von Lafayette und Washington. In der Chaddsford Winery
gibt es Wein zu probieren und das M Brandywine River Museum zu
besuchen, das in einer renovierten Mühle Werke der Brandy­wine
School of Painting – Moran, Durand und Wyeth – zeigt. Dann mar-
schiert man am Brandywine Creek zum malerischen John Chads
House, das der Gründer des Orts 1725 baute.
446 ZIELE    Philadelphia

Westlich via US 1 erreicht man die M Longwood Gardens, die extra-


vaganten Gartenanlagen von Pierre S. du Pont. Sie begeistern mit
prachtvollen Magnolienbäumen, Azaleen, dem hübschen Italian Wa-
ter Garden und dem gigantischen Conservatory. Kinder können sich
im Irrgarten vergnügen. Höhepunkt an Sommerabenden (Di., Do.,
Sa.): das Festival of Fountain, wenn Hunderte Springbrunnen be-
leuchtet sind. Auch das Peirce-du Pont House (1730), das Wohn-
haus des Schöpfers von Longwood, kann besichtigt werden.
Brandywine River Museum: tgl. 9.30 – 16.30 Uhr, Eintritt: 15 $,
www.bran dywinemuseum.org
Longwood Gardens: tgl. 9.00 – 17.00, im Sommer und in der Weihnachts-
zeit länger, Eintritt: 20 $, www.longwoodgardens.org

Ausflug nach Wenn man schon in dieser Gegend ist, sollte man auch einen Ausflug
Delaware nach Delaware unternehmen. Denn nur wenige Meilen hinter der
Grenze wartet im MMWinterthur Museum eine Sammlung von Mö-
beln und Einrichtungsgegenständen aus den USA vom Ende des 17.
bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie ist von Henry Francis du Pont be-
gründet worden und gilt als die beste ihrer Art in den USA.
Wer mit historischen Industrieanlagen mehr anfangen kann, geht ins
nahe Hagley Museum, bestehend aus einer Pulvermühle von 1814,
einem Maschinenhaus und dem Anwesen der Familie Eleuthère du
Pont.
Winterthur Museum: 5105 Kennett Pike, Wilmington, DE 19807,
Führungen Di. – So. 10.00 – 17.00, letzter Einlass 15.15 Uhr, Ticket: 20 $,
www.winterthur.org
Hagley Museum: 200 Hagley Rd, Wilmington, DE, 19807, tgl. 9.30 – 16.30
Uhr, Eintritt: 14 $, www.hagley.org

Montgomery In Merion steht die 1922 erbaute prachtvolle Villa von Albert C.
County Barnes, die bis 2010 seine weltberühmte Kunstsammlung beherbergt
hat. Diese befindet sich heute in einem schönen Neubau in Philadel-
phia (“ S. 443). Ein Spaziergang lohnt durch das herrliche M Arbore-
tum des Anwesens und das hochinteressante Herbarium.
Eine ihrer schwersten Stunden erlebte die Armee Washingtons im
Winter 1777 / 1778 im heutigen MValley Forge National Park am
Schuylkill River. Über 2000 der 12 000 Soldaten starben hier im Win-
terquartier, unzureichend versorgt und eisiger Kälte ausgesetzt. An
ihr Leiden erinnert der 1917 erbaute National Memorial Arch. Der
Nationalpark lässt sich mit dem Auto oder per Führung im Bus be-
sichtigen, wobei das Hauptquartier Washingtons einer der Höhe-
punkte ist. Mehrmals im Jahr gibt es auch »Living History«.
Barnes Foundation: 300 N Latch's Lane, Merion, Neueröffnung
Spätsommer 2012, www.barnesfoundation.org
Valley Forge National Park: PA 23 / N. Gulph St., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt frei, www.nps.gov/vafo
Philadelphia    ZIELE 447

Valley Forge NP: In solch einfachen Blockhütten und Steinbauten


verbrachte George Washingtons Armee den Winter 1777/1778.

Viele Städter haben sich im oft malerischen Bucks County nordöst- Bucks County
lich von Philadelphia ihre Zweitwohnung gebaut. Auf einer Halbinsel
im Delaware River in der Nähe von Tullytown ließ sich Staatsgrün-
der William Penn sein Haus errichten.
Der Bau von M Pennsbury Manor begann 1683 und wurde auch fort-
gesetzt, als Penn 1684 nach England zurückkehren musste. Nach
seiner Rückkehr 1699 nutzte er das Haus als Sommerresidenz, bevor
er endgültig nach England zurückging. Das Haus verfiel, bis die Fa-
milie Crozier 1835 auf den Grundmauern ein eigenes Haus errichten
ließ. Die Historische Kommission Pennsylvanias versetzte in den
1930er-Jahren Crozier House und rekonstruierte Pennsbury Mansi-
on nach Originalplänen.
Die Ereignisse im heutigen Washington Crossing Historical Park
etwas nördlich von Fallsington sind in einem der berühmtesten Wer-
ke der amerikanischen Kunst verewigt: Emanuel Gottlieb Leutze hielt
1851 in seinem Gemälde »Washington Crossing the Delaware« fest,
wie George Washington am Weihnachtstag 1776 an der Spitze von
2400 Soldaten den Delaware River überquerte, um in englischen
Diensten stehende hessische Truppen in Trenton / New Jersey anzu-
greifen. Sein Sieg gab der Revolution neuen Auftrieb. Das Gelände ist
als Freilichtmuseum hergerichtet, auf dem u. a. der alte Gasthof
McConkey's Ferry Inn und das 1702 errichtete Thompson-Neely
House angeschaut werden können. Vom Bowman's Hill Tower im
oberen Teil des Parks überblickt man das Tal des Delaware River.
M New Hope nördlich von Washington Crossing kann behaupten,
448 ZIELE    Philadelphia

einer der malerischsten Orte in der Region zu sein, der heutzutage


an Wochen­enden die Ausflügler anzieht, bevorzugt auch aus der
Schwulen- und Lesbenszene. Von den heute über 200 denkmalge-
schützten Gebäuden (viele mit netten Läden und Kneipen), die meis-
ten entlang der Main Street, lohnen Logan Inn am Ort des alten Fer-
ry Inn von 1720, Mansion Inn und vor allem Parry Mansion
Museum, 1784 vom Quäker Benjamin Parry erbaut, einen Blick. Die
nostalgische New Hope & Ivyland Railroad dampft oder dieselt bis
nach Lahaska und zurück.
Auch einen Aufenthalt in der Bezirkshauptstadt M Doylestown soll-
te man nicht versäumen. Dort ist im ehemaligen Stadtgefängnis das
James A. Michener Art Museum eingerichtet. Es zeigt Werke von
Künstlern aus Bucks County und Erinnerungen an den weltberühm-
ten, in Doylestown geborenen Schriftsteller James A. Michener
(1907 – 1997).
Gleich drei Gebäude brauchte der Historiker und Archäologe Dr.
Henry Chapman Mercer für seine Sammlungen: Die als »Mercer
Mile« bekannten Museen umfassen das Mercer Museum (Werkzeu-
ge aus vorindustrieller Zeit), die Moravian Pottery (Fliesen und
Ofenkacheln mit Mustern der Mährischen Brüder nach Mercers Ent-
würfen) und Mercers fantastisch-verrückte Villa Fonthill mit Mit-
bringseln von seinen Reisen.
Die Missionarstochter und Literaturnobelpreisträgerin Pearl S. Buck
lebte in Perkasie bei Dublin ca. 8 mi / 13 km nördlich von Doyles-
town auf Green Hills Farm, wo sie auch begraben ist. An ihrem
Schreibtisch im heutigen Pearl S. Buck House entstand u. a. »The
Good Earth«.
Pennsbury Manor: 400 Pennsbury Memorial Rd., Gelände Di. – Sa. 9.00 bis
17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr (Haus nur mit Führung), Eintritt: 9 $,
www.pennsburymanor.org
Washington Crossing Historical Park: Di. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 bis
17.00 Uhr, Eintritt, www.ushistory.org/washingtoncrossing/
New Hope & Ivyland Railroad: Bahnfahrten Mitte Juni – Okt. tgl., sonst
an Wochenenden und Feiertagen, Tel. 1 215 8 62 23 32,
www.newhoperail road.com
James A. Michener Art Museum: 138 S. Pine St.,Di. – Fr. 10.00 – 16.30, Sa.
10.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 18,00 $,
www.michenerartmuseum.org
Mercer Museum: 84 S Pine St., Doylestown, Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So.
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 14 $, www.mercermuseum.org
Fonthill: E Court St. & Rte 313, Doylestown, Führungen Mo. – Sa. 10.00 bis
17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Reservierung erforderlich,Ticket: 12 $,
www.mercermuseum.org
Pearl S. Buck House: 520 Dublin Rd., Führungen: Mitte März – Mitte Dez.
Di. – Sa. 11.00, 13.00, 14.00, So. 13.00 u. 14.00 Uhr, Ticket: 15 $,
www.psbi.org
Pittsburgh    ZIELE 449

MM Pittsburgh
Region: Pittsburgh & its Countryside
aC8
Höhe: 232 m ü.d.M.
Einwohner: 306 000

Pittsburgh, wo sich die Flüsse Allegheny und Monongahela


zum Ohio River vereinigen, hat den Ruf der verrußten Indus-
triestadt inzwischen abgelegt und wird heute wegen seiner
hohen Lebensqualität geschätzt.

Aus dem »Kohlenpott« der 1950er-Jahre ist dank eines ehrgeizigen One city,
und kostspieligen Sanierungsprogramms eine Stadt der Dienstleis- three rivers
tungen und Hochtechnologie geworden. Der Strukturwandel seit der
Krise der Stahlindustrie gilt in Pittsburgh als gelungen, denn weniger
als zehn Prozent der arbeitenden Bevölkerung arbeiten derzeit noch
in der Schwerindustrie. Ein vielfältiges Kulturangebot macht die
Stadt unter dem Motto »One city, three rivers« lebenswert, was für
Touristen bedeutet: großstädtisches Flair, gute Shoppingmöglichkei-
ten, ein großes Angebot an Restaurants und einige hervorragende
Museen.

Höcht imposant ist der abendliche Blick auf das von Allegheny und
Monongahela River gebildete »Golden Triangle« von Pittsburg.
450 ZIELE    Pittsburgh

Schmiede der Bereits die Franzosen erkannten die militärisch günstige Lage der
Nation von Allegheny und Monongahela River gebildeten Landspitze und
erbauten 1753 am heutigen »Golden Triangle« Fort Duquesne, das
sie 1758 beim Rückzug vor den Briten zerstörten. Diese errichteten
dafür das nach dem britischen Premierminister William Pitt
(1708 – 1778) benannte Fort Pitt, die damals größte militärische An-
lage der Neuen Welt. Die Siedlung entwickelte sich zu einem wichti-
gen Handelsposten, die 1816 das Stadtrecht erhielt. 1845 vernichtete
eine Feuersbrunst zahlreiche Gebäude. Im 19. Jh. wurde Pittsburgh
dank der Kohle- und Erzvorkommen in den umliegenden Hügeln
zur Schmiede der Nation. Während des Sezessionkriegs statteten
Pittsburgh    ZIELE 451

Pittsburg erleben
AUSKUNFT iPenn Brewery AA
Greater Pittsburgh Convention & 800 Vinial St., Tel. 1 412 2 37 94 00
Visitors Bureau Schweinshaxe, Schnitzel, Brat-
120 5th Ave., Suite 2800 wurst, Sauerkraut, Kartoffelsalat
Pittsburgh, PA 15222 und dazu nach dem bayerischen
Tel. 1 412 2 81 77 11 Reinheitsgebot gebrautes Bier –
www.visitpittsburgh.com deutscher geht's nimmer.

SHOPPING / NACHTLEBEN oPrimanti Bros. AA


Viele Geschäfte und Waren-­häuser, 2 S. Market Pl., Tel. 1 412 2 61 15 99
darunter Saks Fifth Ave. und Kaufman's, Das Deli ist seit 1933 berühmt für
liegen an Market Square, 5th, 6th und seine Sandwiches, vor allem den
Smithfield Sts.; hübsch zum Bummeln ist Klassiker »Cheese Steak«. Diese
der Strip District; gute Bars und Musik- Institution in Pittsburgh hat mittler-
kneipen an der E. Carson Street. weile mehreren Filialen.

ESSEN ÜBERNACHTEN
eBravo Franco AAA eOmni William Penn AAA
613 Penn Ave., Tel. 1 412 6 42 66 77 530 William Penn Place, Mellon Sq.
Sehr gelobtes und beliebtes italienisches Pittsburgh, PA 15219
Restaurant. Tel. 1 412 2 81 71 00
www.omniwilliampenn.com
rBill´s Bar & Burger A – AA 596 Zimmer und Suiten. Grand-
1001 Liberty Ave. hotel in Downtown mit allem
Tel. 1 412 2 27 36 57 zu dieser Klasse gehörenden
Bill´s steht in Pittsburgh für monströse Komfort: opulente Lobby, groß-
Burger und hier typische Pubgerichte zügig dimensionierte Gäste-
wie polnische Kielbasa Dogs und Kartof- zimmer. Es gibt auch einige
fel-Pierogies! Zimmer unter 200 $.

tGrand Concourse AAA rThe Priory AAA


Station Square, South Side 614 Pressley St., Pittsburgh, PA 15212
Tel: 1 412 2 61 17 17 Tel. 1 412 2 31 33 38
Eisenbahnnostalgie: Größtes Restaurant www.thepriory.com
der Stadt. Fine Dining im früheren War- 25 Zimmer. Viktorianische Eleganz
tesaal des alten Bahnhofs. mit vielen Antiquitäten schafft in
diesem herrschaftlichen Backstein-
uLidia's AAA gebäude auf der North Side euro-
1400 Smallman St. päische Atmosphäre. Auch ein
Tel. 1 412 5 52 01 50 hübscher Innenhof ist vorhanden.
Hausgemachte Pasta und norditalie- Sehr gutes Frühstück, Shuttle-
nische Spezialitäten im Strip District. Service nach Downtown.
452 ZIELE    Pittsburgh

Highlights Pittsburgh ▶▶ Mit der Bergbahn auf den


Mount Washington
▶▶ Andy Warhol Museum Fantastische Ausblicke auf das
Das größte einem einzelnen Künstler Golden Triangle und Downtown
gewidmete Museum weltweit ““Seite 456
““Seite 456
▶▶ The Carnegie Museums
in Oakland
Kunst und Natur in zwei Museen
““Seite 457

Pittsburgher Unternehmen die Unionstruppen mit Waffen aus und


lieferten bereits die Hälfte des Stahls des ganzen Landes. Persönlich-
keiten wie der Bankier Thomas Mellon, Industrielle wie Andrew
Carnegie und Henry Clay Frick und nicht zuletzt Henry J. Heinz
sorgten für weiteren Aufschwung. Den nächsten Boom erlebte die
Stahlindustrie zur Zeit der Weltkriege, doch danach war die Stadt
durch die Krise der Stahlindustrie zur Umorientierung gezwungen.

Golden Triangle · Downtown Pittsburgh


M Point State Das Dreieck zwischen den beiden Quellflüssen des Ohio trägt den
Park Namen »Golden Triangle«. An der Spitze liegt der Point State Park,
ein guter Ausgangspunkt für die Besichtigung von Downtown. Das
Fort Pitt Museum erzählt die Geschichte der Festung von 1758. De-
tailgetreue Dioramen und originale Gegenstände veranschaulichen
den Kampf, den sich Briten, Franzosen und Indianer um die Vor-
machtstellung in der Region geliefert haben. Das einzige erhaltene
Gebäude aus jener Zeit ist das Fort Pitt Blockhouse von 1764.
i Mi. – So. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei

Market Stadteinwärts geht es zum Market Square zwischen Forbes Ave. und
Square Market St., wo man noch einen Eindruck vom Pittsburgh des 19. Jh.s
erhält. Die Wolkenkratzer von Downtown sind die Hauptattraktio-
nen, allen voran M PPG Place (»Pittsburgh Plate Glass«). Dieser von
Philip Johnson und John Burgee entworfene und bis 193 m hohe
Komplex aus sechs Gebäuden mit schwarzen Glasfassaden und goti-
sche Elementen erinnert ein wenig an die Houses of Parliament in
London; insbesondere fallen die zierlichen Ecktürmchen auf. Nörd-
lich beherrschen Fifth Avenue Place (188 m, Stanwix St. zw. Liberty
& Penn Sts.) mit seiner pyramidenförmigen Spitze sowie die drei
Gebäude von PNC Plaza (Skidmore, Owings & Merrill) die Skyline
dieses Teils von Downtown.
Pittsburgh    ZIELE 453

Auf der Liberty Street oder Penn Street gelangt man zur Heinz Hall Heinz Hall
Ecke 6th Ave. / Penn Ave., einem ehemaligen Kino und heute Kon- und Benedum
zert- und Theatersaal. Auch das Benedum Center for the Performing Center
Arts Ecke 7th Ave. / Penn Ave. war einst ein Kino und ist heute – mit
einer der größten Bühnen der USA – Spielort der Pittsburgh Opera
und des Pittsburgh Ballet Theatre.

Auf der Sixth Avenue fallen zunächst zwei Kirchen ins Auge: rechts Sixth Avenue
die First Presbyterian Church von 1905 mit bemerkenswerten
Tiffany-Buntglasfens­tern, links die mächtige 1872 fertiggestellte Tri-
nity Episcopal Cathedral. Anschließend passiert man den M Alcoa
Tower (425 6th Ave., jetzt ­Regional Enterprise Tower), eine Pionier-
tat des Hochhausbaus von Harrison & Abamovitz, denn seine Alu-
miniumfassade wurde ohne Gerüst aus dem Inneren des Gebäudes
hochgezogen. Schräg gegenüber Ecke Grant Street verleiht das be-
reits 1916 von Henry Frick erbaute William Penn Hotel dem Stadt-
bild eine besondere Note.

Ein bautechnisches Unikum ist auch der rostige US Steel Tower Grant Street
(Grant St./7th Ave.), denn die Fassade des mit 256 m höchsten Ge-
bäudes der Stadt rostet mit voller Absicht – sie besteht aus nichtrost-
freiem Stahl. Weiter südlich in der Grant Street reiht sich mit 221 m
Höhe das One Mellon Bank Center (Grant St./5th Ave.) in die Sky-
line ein. Das auf der anderen Straßenseite liegende, zwei ganze Stra-
ßenzüge umfassende M Allegheny County Courthouse and Jail
wurde 1888 erbaut und erinnert an
ein mittelalterliches Schloss. Die Heinz Story

Die Penn Street führt von Down-


WISSEN

Henry J. Heinz (1844 – 1919), in


town direkt in den M Strip District, Kallstadt in der Pfalz geboren,
das ehemalige Lagerhaus- und jetzi- gründete schon mit 16 Jahren in
ge Marktviertel. Hier reiht sich ein Sharpsburgh, PA, eine Firma. Ihr
Obst-, Gemüse-, Fisch- und Fleisch- Produkt: Meerrettich von Mama
stand an den anderen, dazwischen Heinz, abgefüllt in klaren Glas-
laden Cafés und Bars zur Pause ein. flaschen, die Henry vor allem in
Auf dem Weg in den Strip District Pittsburgh verkaufte, dazu Essig,
kommt man am Senator John Sauerkraut und Gurken. Er expe-
Heinz History Center vorbei. Hier rimentierte auch mit der chinesi-
bekommt man auf sechs Stockwer- schen Fischsauce »ketsiap« und
ken die Geschichte von West-Penn- heraus kam 1876 der Tomaten-
sylvania erläutert. Zwei Stockwerke ketchup – damit war der Grund-
nimmt das Western Pennsylvania stein gelegt für das heute welt-
Sports Museum ein. umspannende Unternehmen mit
Sitz in Pittsburgh, das die Würz-
i 1212 Smallman St., tgl. 10.00 – 17.00
sauce in berühmten »57 varieties«
Uhr, Eintritt: 15 $, www.heinzhistory
anbietet.
center.org/sportsmuseum
454 ZIELE    Pittsburgh

Mellon Arena Südlich, jenseits der Bahnlinie, liegt die Mellon Arena, deren Dach
sich in kaum drei Minuten komplett öffnen lässt. Es war Heimat des
NHL-Spitzenteams Pittsburgh Penguins, die in das nagelneue, 18 000
Plätze bietende Consol Energy Center umzogen.

North Side · South Side


MM North Side Der Pop-Künstler schlechthin, Andy Warhol, stammt aus Pittsburgh
(und ist im Vorort Castle Shannon begraben). So ist es nur folgerich-
tig, dass das beste ihm gewidmete Museum hier am Nordufer des
Allegheny River steht. Das MM Andy Warhol Museum stellt um die
500 Werke dieses Epoche machenden Genies vor, darunter natürlich
eine große Zahl seiner bekanntesten – »Marilyn«, »Elvis«, »Camp-
bell's Soup« –, und besitzt über 270 seiner Filme sowie sämtliche Vi-
deos, die regelmäßig gezeigt werden.
Einige Zehntausend Besucher mehr pro Jahr als das Andy Warhol
Museum verzeichnen möglicherweise die beiden neuen Stadien
Heinz Field und PNC Park, wo die Pittsburgh Steelers im Football
bzw. die Pirates im Baseball antreten.
Das M Carnegie Science Center, Nachbar von Heinz Field, bietet ne-
ben technischen und naturwissenschaftlichen Abteilungen mit vielen
»Hands-on«-Installationen u. a. ein künstliches Korallenriff, ein Om-
nimax-Filmtheater, das Henry Buhl Jr. Planetarium, das U-Boot
»USS Requin« und Lasershows.
Mit Kindern kann man ins Children's Museum hinter dem großen
Allegheny Center gehen; Hobby-Ornithologen sollten keinesfalls das
National Aviary im West Park auslassen, denn hier flattern in einer
riesigen Volière 250 Vogelarten umher; und wem Andy Warhol
schon zu konservativ ist, dem gefällt vielleicht, was die Installations-
und Performance-Künstler in der Mattress Factory auf die Beine
stellen (500 Sampsonia Way).
Warhol Museum: 117 Sandusky St., Di. – So. 10.00 – 17.00, Fr. bis 22.00
Uhr, Eintritt: 20 $, www.warhol.org
Carnegie Science Center: 1 Allegheny Ave., tgl. 10.00 – 17.00, Sa. bis
19.00 Uhr, Eintritt: ab 19,95 $, www.carnegiesciencecenter.org

South Side Zur South Side, dem Südufer des Monongahela River, kommt man
über die Smithfield Street Bridge. Das ehemalige Eisenbahngelände
vom Ende des 19. Jahrhunderts gleich unterhalb von ihr als Shop-
ping- und Vergnügungszentrum mit der Bezeichnung Station
Square hergerichtet. Dessen Wahrzeichen ist ein bunter Fontänen-
brunnen.
Vom Station Square bringt die altehrwürdige MM Monongahela In-
cline ihre Passagiere auf den gegenüber Downtown aufragenden
Mount Washington, von dessen Gipfel sich ein herrlicher Blick über
Pittsburgh    ZIELE 455

das Golden Triangle bietet. Die Standseilbahn von 1870 ist eine von
einst 17, die Kohle und Erz ins Tal transportierten.
Die zweite noch aktive Bahn in Pittsburgh ist die von dem ungari-
schen Einwanderer Samuel Diescher (“Southern Alleghenies, Johns-
town) 1877 konstruierte Duquesne Incline. Beide Bahnen sind täg-
lich von früh morgens bis nach Mitternacht in Betrieb.

Oakland
Oakland östlich vom Golden Triangle entstand, als sich ab ca. 1830 Nobler
reiche Familien niederließen. Sie wohnen immer noch hier, aber nun Statteil
mit der Universität und The Carnegie, dem wichtigsten Museums-
komplex der Stadt, als Nachbarn

Auf dem Campus der University of Pittsburgh verteilen sich zirka 70 University of
Gebäude und es tummeln sich – wären sie alle da – 30 000 Studenten. Pittsburgh
Unübersehbar: die 163 m hohe M Cathedral of L­ earning. Dieses 1937
fertig gestellte »höchste Schulhaus der Welt« beherbergt neben
Hörsälen auch 26 Nationality
Rooms, die jeweils im Stil einer Nicht Kirche, sondern Universität:
bestimmten Nation eingerichtet die »Cathedral of Learning«
wurden, so der chinesische Raum
nach einer Empfangshalle der
Verbotenen Stadt in Peking oder
der irische Raum wie ein Oratori-
um des 12. Jahrhunderts.
i Führungen Mo. – Sa. 9.00 – 14.30,
So. ab 11.00 Uhr, www.tour.pitt.edu

Pittsburghs berühmte Sammlun-


gen sind in den MM Carnegie Mu-
seums, kurz »The Carnegie«, ver-
eint: das Museum of Natural
History und das Museum of Art
(sowie das Warhol Museum und
das Science Center). Stifter war
der Industriekönig Andrew Car-
negie (1835 bis 1919), der nach
dem Verkauf seiner Stahlwerke
im Jahre 1901 als der reichste
Mann der Vereinigten Staaten
galt. Die Sammlungen gehen auf
das Jahr 1895 zurück, als sie als
»Carnegie Institute« erstmals öf-
fentlich präsentiert wurden.
456 ZIELE    Pittsburgh

Das Museum of Natural History ist vor allem wegen seiner großen
Dinosaurierabteilung beliebt, in der u. a. fast vollständig originale
Skelette eines Stegosaurus, eines 6 m hohen Tyrannosaurus, eines
Triceratops und eines 25 m langen Diplodocus zu sehen sind. Dazu
kommen elf weitere große Abteilungen, etwa über die afrikanische
und nordamerikanische Tierwelt, über das alte Ägypten, die nord-
amerikanischen Indianer und die Arktis.
Für Kunstliebhaber ist das Museum of Art Pflicht. Sein Schwer-
punkt liegt auf der europäischen und amerikanischen Kunst ab dem
19. Jahrhundert. Besonders faszinierend sind die Hall of Sculptures,
die dem Inneren des Parthenontempels in Athen nachempfunden ist,
sowie die Hall of Architecture. Die Gemäldesammlung (van Gogh,
Degas, Edward Hopper) braucht einen Vergleich mit großen Häu-
sern in Europa nicht zu scheuen; die Abteilung für Kunsthandwerk
besitzt sehr qualitätvolle Stücke, u. a. von Robert Adam.
Carnegie Museums of Pittsburgh: Mo., Mi., Fr. u. Sa. 10.00 – 17.00, Do.
bis 20.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Kombiticket: 19,95 $,
www.carnegiemuseums.org

M Clayton Ein Stück weiter östlich liegt Clayton, Landsitz des Multimillionärs
Henry Clay Frick (1849 – 1919), der zunächst Partner und später der
große Rivale von Carnegie war. Frick bewohnte die zwei Dutzend
Räume umfassende Villa von Architekt Frederick Osterling zwischen
1882 und 1905. Bei der Besichtigung gewinnt man einen hervorra-
genden Eindruck vom Lebensstil einer Multimillionärsfamilie, nicht
zuletzt, wenn man ihren Fuhrpark im Cars & Carriage Museum
bestaunt. Das M Frick Art & Historical Center auf dem Anwesen zeigt
die Kunstsammlung von Tochter Helen Clay Frick, die sich v. a. ita-
lienischen und französischen Meistern des 17. und 18. Jh.s widmete.
Frick Art & Historical Center: 7227 Reynolds St., Di. – So. 10.00 – 17.00
Uhr, Eintritt frei, www.thefrickpittsburgh.org

Umgebung von Pittsburgh


Butler County Deutsche Touristen sollten Butler County nordwestlich von Pitts-
burgh nicht verpassen, denn hier starteten die so genannten Harmo-
nisten unter dem später »Vater« genannten, aus dem württembergi-
schen Dorf Iptingen stammenden Pietisten Johann Georg Rapp
(1757 – 1847) drei Versuche, um in christlicher Eintracht zu leben:
1805 bei Harmony, 1814 bei New Harmony und 1824 bei Ambridge.
Hier produzierten sie vor allem Stoffe und Wollsachen, doch nach
Rapps Tod 1847 verzeichnete man kaum noch Zulauf und löste sich
1905 auf. Im heutigen Old Economy Village stehen noch siebzehn
Gebäude, darunter das Wohnhaus von Vater Rapp und die große
Festhalle.
Pocono Mountains · Scranton    ZIELE 457

Der in eine idyllische Hügellandschaft eingebettete Ort Washington Washington


(25 mi / 40 km südwestlich) war Schauplatz der Whiskey Rebellion.
Ihr Anführer David Bradford musste 1794 als einer der meistgesuch-
ten Männer Pennsylvanias für einige Jahre nach New Orleans fliehen.
Er wohnte im Bradford House (175 S. Main St.) von 1788, dem ersten
Steinhaus am Ort. Eine Arztpraxis des 19. Jh.s sieht man im LeMoy-
ne House (49 E. Maiden St.), 1812 von Dr. John LeMoyne errichtet
und später von seinem Sohn Francis bewohnt, einem prominenten
Gegner der Sklaverei. Im Dachgeschoss konnte er bis zu 25 flüchtige
Sklaven verstecken.

Pocono Mountains ·
Scranton
a G / H 7
Region: Northeast Pennsylvania ­Mountain Region
Höhe: 200 – 821 m ü.d.M.

Wo einst das ergiebigste Kohlevorkommen der gesamten Ver-


einigten Staaten ausgebeutet wurde, tummeln sich heute
Ausflügler aus den Ostküstenmetropolen an Seen, Bächen
und Flüssen in waldiger Gegend und bestaunen die Hinterlas-
senschaften aus der Zeit des Bergbaus.

Das bewaldete, bis 600 m aufsteigende Tafelland der Pocono Moun- Nah­
tains reicht vom Delaware Water Gap im Osten bis zu den Städten erholungs­
Scranton und Wilkes-Barre an seinen westlichen Ausläufern. Im gebiet
19.  Jh. entdeckte man große Anthrazitkohlevorkommen; als diese
erschöpft waren, entwickelten sich die Poconos rasch zu einem sehr
beliebten Naherholungsziel.

Die Poconos waren das Land der Lenni Lenape, denen Agenten der Geschichte
Susquehannah Company mit dubiosen Machenschaften Landrechte
im Wyoming Valley abkauften. Die ersten Siedler sahen sich dann
Attacken der betrogenen Indianer ausgesetzt. Diese sog. Wyoming
Massacres von 1763 und 1778 bewogen manche Einwanderer zum
Rückzug, doch viele Siedler rächten sich blutig, indem sie vierzig
Ortschaften der Irokesen-Föderation und Tausende von Hektar Land
zerstörten. Erst 1795 fanden die Auseinandersetzungen ein Ende.

Besonders lohnende State Parks in den Poconos sind Promised Land Sport und
am Lake Paupack sowie Gouldsboro und Tobyhanna mit Gelegen- Freizeit
heiten zum Wassersport im Sommer und Eislaufen auf den zugefro-
renen Seen sowie Skilanglauf im Winter. Alpinskiläufer finden im
458 ZIELE    Pocono Mountains · Scranton

Pocono Mountains erleben


AUSKUNFT tablen Zimmern; im Restaurant wird
Pocono Mountains Vacation französische Küche serviert.
Bureau
1004 Main St., Stroudsburg, PA 18360 Stroudsmoor Country Inn AAA
Tel. 1 570 4 21 57 91 RD 4 Stroudsmoor Rd.
www.poconomountains.com Stroudsburg, PA 18360
Tel. 1 570 4 21 64 31,
ESSEN / ÜBERNACHTEN www.stroudsmoor.com
The French Manor Inn & Spa AAA 21 Zimmer und Suiten, 14 Cottages.
50 Huntingdon Drive Kern dieser beschaulichen Ferienanlage
South Sterling, PA 18445 ist ein Ende des 19. Jh.s entstandenes
Tel. 1 570 6 76 32 44 Gasthaus. Im Restaurant gibt es italie-
www.thefrenchmanor.com nisch-amerikanische Küche. In der Nähe
Eine der besten Übernachtungsmöglich- liegt der Glen Brook Golf Course und
keiten in den Poconos mit neun komfor- im Winter kann man Ski laufen.

Tanglewood Skiing südlich von Hawley, in der Montage Ski Area


südlich von Scranton und in dem am höchsten Berg Ost-Pennsylva-
nias gelegenen Elk Mount Ski Center nördlich von Carbondale gute
Pisten. Wer lieber Golf spielt, dem bietet die Umgebung von Scran-
ton eine Fülle von gepflegten öffentlichen 9- und 18-Loch-Plätzen.
Wassersport steht auch an erster Stelle am Lake Wallenpaupack
östlich von Scranton, einem der größten Stauseen des Bundesstaats.
Nördlich davon stellt in White Mills ein Museum wertvolle Gläser
des Elsässers Christian Dorflinger aus (Mi. – Sa. 10.00 – 16.00, So.
ab 13.00 Uhr).
Dorflinger Glass Museum: Mai – Okt. Mi. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 13.00
bis 16.00, Nov. nur Sa., So., Eintritt: 5 $, www.dorflinger.org

Scranton
Stahl und Die Anfänge von Scranton gehen auf die Zeit nach dem French and
Eisenbahn Indian War zurück. Bereits 1797 begann im Raum Scranton der Ab-
bau von Eisenerz. 1840 gründeten George und Seldon Scranton die
Lackawanna Iron & Coal Company, auf die der heutige Stadtname
zurückzuführen ist. In der Blütezeit Scrantons wurden hauptsächlich
Schienen für den Ausbau des Eisenbahnnetzes gefertigt.

Scranton Iron Das Eisen für die Schienen wurde in vier gemauerten Hochöfen (Iron
Furnaces Furnaces) gewonnen, die zwischen 1848 und 1857 gebaut wurden
und bis 1902 in Betrieb waren. Sie stehen bis heute im Stadtzentrum.
Pocono Mountains · Scranton    ZIELE 459

Auf dem Gelände eines Reparaturwerks der Delaware, Lackawanna M Steamtown


& Western Railroad sind über zwei Dutzend alte Dampfloks (u. a. National
eine »Big Boy«, die stärks­te je gebaute Dampflokomotive) sowie Historic Site
eine stattliche Anzahl Güter- und Passagierwagons zu sehen. Regel-
mäßig finden Dampflok-Fahrten und Dampfzug-Ausflüge statt.
Von hier hat man auch Zutritt zum Electric City Trolley Museum
mit seinen historischen, teils noch fahrtüchtigen Straßenbahnen
i 300 Cliff St. (Eingang), April – Dez. 9.00 – 17.00, Jan.– März 10.00  bis
16.00 Uhr, Eintritt: 7 $, Dampfzug-Ausflüge ab 5 $, Dampflok-Fahrt: 35 $,
www.nps.gov/stea

Um Kohle dreht sich alles im Westen der Stadt. Das Anthracite He- Erlebnis
ritage Museum beschäftigt sich umfassend mit der Geschichte des Kohle
Steinkohlereviers und misst vor allem der Lebensweise der Kumpel
große Bedeutung bei. Und wer miterleben will, wie es in einer Koh-
lengrube zugeht, kann hier, begleitet von ehemaligen Bergleuten,
91 m tief in einen 1966 geschlossenen Stollen der Lackawanna Coal
Mine einfahren.
Anthracite Heritage Museum: McDade Park, Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So.
9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7 $, www.anthracitemuseum.org
Lackawanna Coal Mine Tour: April – Nov. tgl. ab 10.00, letzte Tour 15.00
Uhr, Ticket: 10 $, www.lackawannacounty.org

Scranton, Steamtown NHS: Diese mächtige Dampflok


der New York, Chicago & St. Louis Railroad wurde 1944 gebaut.
460 ZIELE    Pocono Mountains · Scranton

Everhart Nichts mit Technik zu tun hat das Everhart Museum im Osten Scran-
Museum tons. Sein Sspektrum reicht von (US-)Malerei des 19. und 20. Jh.s
über eine große Kollektion von Kristallglas Christian Dorflingers bis
zur Naturkundea.
i Arthur Ave. / Mulberry St., Mo., Do. – Fr. 12.00 – 16.00, Sa. 10.00 – 17.00,
So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7 $, http://everhart-museum.org

M Delaware Water Gap

Ein Werk von Über Jahrmillionen hinweg grub sich der Delaware River in die öst-
Jahrmillionen lich an die Pocono Mountains anschließenden Kittatinny Mountains
an der Grenze zum Bundesstaat New Jersey und schuf damit einen
bis zu 400 Meter tiefes Durchbruchstal, das Delaware Water Gap.
Über zwanzig Seen, zahlreiche Wasserfälle, 40 Kilometer des Appa-
lachian Trail und 64 Kilometer Flusslauf des Delaware bieten zahlrei-
che Freizeitaktivitäten.

Pennsylvania- Die besten Ausblicke auf den Durchbruch hat man vom Resort Point
Seite Overlook, vom Point of Gap Overlook und vom Arrow Island Over-
look. Die meisten landschaftlichen Höhepunkte liegen auf dem
Pennsylvania-Ufer des Delaware, darunter acht Wasserfälle wie die
Dingmans Falls (kurze Wanderung vom Visitor Center an der den
Park durchziehenden US 209) und, im Norden, die Raymondskill
Falls in der Nähe von Indian Point, wo der Raymondskill Creek kas-
kadenartig über 50 Meter abfällt. Besonders spektakulär präsentieren
sich die in der Südhälfte des Gebietes zu findenden, bis zu 30 Meter
hohen M Bushkill Falls, die auch als »Niagara of Pennsylvania« be-
zeichnet werden.
Im kleinen Ort Bushkill zeigt das Pocono Indian Museum die Ge-
schichte der Indianer des Delaware-Tals. Milford am Nordeingang
zum Delaware Water Gap besitzt mit der Grey Towers National
Historic Landmark ein repräsentatives Beispiel für einen Landsitz
des 19. Jahrhunderts. Hier wohnte Gifford Pinchot, Gouverneur von
Pennsylvania und Gründer des National Forest Services. Im Süden
liegt das 1769 gegründete Stroudsburg. Auch hier gibt es ein Frei-
lichtmuseum: Die Quiet Valley Living Historical Farm besteht aus
vierzehn Gebäuden und wurde 1765 vom deutschen Einwanderer
Johann Zepper aufgebaut.

New Das Kittatinny Point Visitor Center liegt in der Nähe der Durch-
Jersey-Seite bruchstelle des Delaware River im Süden des Parks. Kanuten können
an dieser Stelle relativ leicht zum Delaware River gelangen. Wie man
früher in dieser Gegend gelebt hat, zeigt das hübsch restaurierte Mill-
brook Village aus dem 19. Jahrhundert mit Mühle, General Store
und Farmhäusern.
Reading    ZIELE 461

Reading
Region: Philadelphia & its Countryside
aF8
Höhe: 79 m ü.d.M.
Einwohner: 88 000

Reading, Hauptort des Berks County, war einst florierende


Waffenschmiede der Union. Der Industriekrise seit den 1970er-
Jahren begegnete man, indem man verlassene Industrieflä-
chen in Factory Outlet Malls umwandelte. Sonst hat Reading
wenig zu bieten, aber in der Umgebung gibt es interessante
Ausflugsziele.

Anno 1748 gründeten William Penns Söhne Thomas und Richard


die Stadt am Ufer des Schuylkill River nordwestlich von Philadelphia.
Lange war Reading als »Outlet Capital of the World« bekannt, doch
inzwischen ist davon nicht mehr viel übrig.

Sehenswertes in Reading und Umgebung


Der Penn Square ist das historische Zentrum der Stadt. Hier stehen Reading
vor allem am nördlichen Abschnitt der Fifth Street schmucke vikto-
rianische Häuser. Auf dem Mount Penn erhebt sich als Wahrzeichen
der Stadt, die 1908 errichtete siebenstöckige Reading Pagoda, von
der man einen herrlichen Blick genießt. Eine Meile davon entfernt
steht ein weiterer Blickfang: der Firetower von 1939. Das große Pub-
lic Museum & Art Gallery zeigt Kunst aus aller Welt, dazu Naturge-
schichte, wobei die Sammlung chinesischer Seidenmalerei etwas
wirklich Besonderes darstellt.

Reading erleben
AUSKUNFT übernachten
Greater Reading Convention & The Abraham Lincoln AA – AAA
Visitors Bureau 100 N. 5th St.
2525 N. 12th St., Reading, PA 19601
Reading, PA 19605 Tel. 1 610 3 72 37 00
Tel. *1 800 4 43 66 10 www.wyndham.com
www.gogreaterreading.com Altehrwürdiges Stadthotel mit
104 Zimmern, Spa, Health Club
und Pool. In den beiden Restaurants
speist man sehr gut.
462 ZIELE    Reading

Das Mid-Atlantic Air Museum auf dem Reading Regional Airport


besitzt über vier Dutzend Flugzeuge von den Anfängen der Fliegerei
bis zur Gegenwart, von denen auch ein paar recht eindrucksvolle Ra-
ritäten ausgestellt sind.
Public Museum & Art Gallery: 500 Museum Rd., Di. – Sa. 11.00 – 17.00,
So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.readingpublicmuseum.org
Mid-Atlantic Air Museum: 11 Museum Dr., tgl. 9.30 – 16.00 Uhr, Eintritt:
8 $, www.maam.org

Berks County Zurück in die Vergangenheit geht es im Berks County Heritage Cen-
Heritage ter nordwestlich außerhalb an der PA 183. Zunächst gibt es hier die
Center Gruber Wagon Works, die von 1882 bis 1972 in Mount Pleasant Wa-
gen, Kutschen und Schlitten herstellten. 1976 ist die gesamte Anlage
hierher transportiert worden. Im Hiester Canal Center sieht man
u. a. ein Zollhaus und eine Lotsen-
Hex Signs station vom Schuylkill River; be-
merkenswert ist auch Wertz's Red
WISSEN

Recht oft sieht man an Farm- Bridge, eine 1867 errichtete einbogi-
häusern und Scheunen im nörd- ge Covered Bridge, mit 62 m Länge
lichen Berks County – etwa die längste derartige Brücke des
zwischen Virginville, Shoemakers- Bundesstaat.
ville und Lenhartsville an der i Mai – Okt. Di. – Sa. 10.00 – 16.00, So.
PA 662 und PA 143 – farbenfrohe
12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
geometrische Zeichen. Diese
www. co.berks.pa.us
»Hex Signs« haben deutsche
Protestanten im 18. Jh. einge-
Wer sich für Modelleisenbahnen
führt, doch ist die Bedeutung
letztlich nicht geklärt: Schutz
und Landschaften en miniature in-
gegen das Böse? Glückssymbol teressiert, muss einen Abstecher
oder doch nur reine Zierde? Im nach Shartlesville machen, wo mit
benachbarten Lancaster County Roadside America eine riesige Mi-
findet man sie kaum, obwohl sie niaturwelt aufgebaut ist, die als die
oft für eine Erfindung der Amish größte derartige Anlage in den USA
gehalten werden – doch gerade gilt.
diese lehnen sie als heidnisch ab. i 109 Roadside Dr., tgl. geöffnet,
www.roadsideamerica.com

M Daniel Daniel Boone (1734 – 1820), einer der großen Scouts und National-
Boone held der USA, kam auf einer Farm südöstlich von Reading bei Birds-
Homestead boro zur Welt. Seine ersten fünfzehn Jahre verbrachte er in dem
Haus, das seine Eltern – Quäker – 1730 erbauten, dann zog die Fa-
milie nach North Carolina. Boone erkundete große Gebiete westlich
der Appalachen. Die malerische Daniel Boone Homestead um-
schließt außer dem Boone House noch typische Farmgebäude.
i 400 Daniel Boone Rd., ganzjährig Sa. 10.00 – 16.00, So. 12.00 – 16.00,
März – Dez. auch Fr., Mitte Jun. – Aug. auch Di., Mi., Do., Eintritt inkl. Tour:
7 $, www.danielboonehomestead.org
Southern Alleghenies    ZIELE 463

Lebendige Geschichte: Köhler in Hopewell Furnace

Wohl der Höhepunkt eines Ausflugs in den Südosten Readings ist ein MM Hopewell
Besuch der Hopewell Furnace National Historic Site im Tal des Furnace
Schuylkill River. Das 1771 gegründete und heute unter Denkmal- National
schutz stehende Hüttenwerk liegt 6 mi / 10 km südöstlich von Birds- Historic Site
boro im French Creek State Park. Hier wurde einstmals Roheisen
gewonnen und gegossen. Es war lange Zeit eines der größten in
Pennsylvania. Zunächst produzierte man vor allem Kanonenrohre
und Munition, in der Blütezeit der 1820er- und 1830er-Jahren auch
kunstvolle gusseiserne Öfen. Hunderte von Menschen wohnten und
arbeiteten hier, bis das Werk 1883 schloss. Sein Herzstück ist ein Wei-
ler, in dem im Sommer die harte Arbeit in der Vergangenheit lebens-
nah vorgeführt wird. Das herrschaftliche Haus des Besitzers und
weitere Gebäude vermitteln beste Einblicke ins wirtschaftliche und
soziale Leben des 19. Jahrhunderts.
i PA 345; Anf. Juni – Ende Aug. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, sonst nur Mi. – So.,
Eintritt frei, www.nps.gov/hofu

M Southern Alleghenies
Region: Central Mountains & Valleys
a D / E 8 / 9
Höhe: 360 – 979 m ü.d.M.

Sechs Counties im Süden Pennsylvanias bilden die Southern


Alleghenies, eine Landschaft zwischen lieblich und wildro-
mantisch: Dichte Wälder wechseln sich ab mit Farmland, die
höchsten Erhebungen des Bundesstaats gehen über in sanfte
Hügel, über die Bäche spannen sich Covered Bridges. Dazwi-
schen stampft die Eisenbahn, denn hier wurde Eisenbahnge-
schichte geschrieben. Die Hauptorte sind Altoona, Bedford
und Johnstown.
464 ZIELE    Southern Alleghenies

Southern Alleghenies erleben


AUSKUNFT 5 Zimmer in einem 1920 im Kolonialstil
Explore Altoona Blair County erbauten und von Wald umgebenem
Pennsylvania Haus nördlich von Altoona; die Katzen
1216 11th Ave., Suite 216 Hobo und Max freuen sich auf nichtrau-
Altoona, PA 16601 chende Gäste.
Tel. 1 814 9 43 41 83
www.explorealtoona.com Iron Corbel Inn A
703 Allegheny St.
ÜBERNACHTEN Hollidaysburg, PA 16648
Stony Point Bed & Breakfast AA Tel. 1 814 6 96 03 24
1400 North Ave., Tyrone, PA 16686 http://ironcorbelinn.com
Tel. 1 814 3 27 50 90 Gasthaus im viktorianischen Stil mit fünf
www.stonypointbnb.com elegant eingerichteten Zimmern.

Altoona und Umgebung


Altoona Das von den Alleghenies umgebene Altoona verdankt seine Exis-
tenz der Pennsylvania Railroad Company, die den Ort 1849 als Etap-
pe an der Trasse Philadelphia – Pittsburgh gründete, die 1854 in
Betrieb genommen wurde. Auch wenn die Bahn heute keine große
Bedeutung mehr hat – in Altoona lebt die Eisenbahn weiter. Vor
allem tut sie das im Railroa­der's
Wussten Sie schon Memorial Museum in einer frü-
heren Instandsetzungshalle, wo
WISSEN

Die Reighard's Service Station, Waggons und – auch in Altoona


3205 Sixth Avenue (= PA 764) gebaute – Lokomotiven präsen-
gilt als die älteste Tankstelle der tiert werden. Am Dead End der
Vereinigten Staaten. Sie wurde 2nd Street überblickt man von
bereits 1909 eröffnet. Inzwischen der Conrail Viewing Platform
hat man sie zu einer modernen das verwirrende Schienennetz
Tank- und Service-Station aus- des Rangier- und Ausbesserungs-
gebaut. werks der Amtrak. Für Nicht-Ei-
senbahner: Die Baker Mansion,
Altoonas ältestes Haus ließ sich
der Eisenhüttenbesitzer Elias Baker 1848 im Greek Revival Style er-
richten und mit kostbarem Mobiliar ausstatten.
Railroa­der's Memorial Museum: 1300 9th Ave., Anfang Mai – Ende Okt.
Mo. – Sa. 10.00 – 17.00, So. 11.00 – 17.00, Ende Okt. – Mitte Dez. Fr., Sa.
11.00 – 16.00, So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 10 $, www.railroadcity.com
Baker Mansion: 3419 Oak Lane; Mitte Juni – Anf. Sept. Di. – Fr. 11.00 bis
15.00, Sa. 13.00 – 15.00, So. 12.30 – 15.15 Uhr, Eintritt 6 $,
www.blairhistory.org
Southern Alleghenies    ZIELE 465

Das rekonstruierte Fort aus der Zeit des Unabhängigkeitskriegs soll- Fort
te die umliegenden Bleigruben sichern. Es liegt 8 mi / 13 km nord- Roberdeau
östlich von Altoona nahe Bellwood in einer hauptsächlich von Far-
men der Mennoniten und Amish geprägten Landschaft.

Indianer nutzten diese Höhlen bei Spruce Creek nordöstlich von Al- Indian
toona über 400 Jahre lang als Winterlager, Versammlungsplatz und Caverns
Friedhof. Neben den einzigartigen Formationen in den Höhlen sind
auch über 500 Ausstellungsstücke zur Indianergeschichte zu sehen.
i Juni – Aug. tgl.10.00 – 17.00, Mai, Sept., Okt. nur Sa., So. 10.00 – 17.00
Uhr, Eintritt: 15 $, www.indiancaverns.com

Eisenbahnromantik zwischen Altoona


und Johnstown
Bevor die heutige Schienentrasse zwischen Philadelphia und Pitts- Eisenbahn-
burgh gebaut war, stellten die Alleghenies ein nahezu unüberwindli- technische
ches Hindernis auf der Strecke dar. Wie man sie bewältigte, lässt sich Herausforde-
zwischen Altoona und Johnstown studieren. rung

Die Horseshoe Curve (Hufeisenkurve) 6 mi / 10 km nordwestlich MM Horseshoe


von Altoona wurde 1854 eröffnet und war das letzte fehlende Verbin- Curve
dungsstück der Bahnlinie. Sie ist eine bahntechnische Meisterleis-
tung: Die Schienen beschreiben ei-
nen 724 Meter langen Bogen von 220 Mit dem Zug durch die Kurve
Grad, um einen Höhenunterschied
TIPP

von 31 Metern zu überwinden. Von Für »Selbstfahrer«: Der Amtrak-


einem Aussichtspunkt (Fußweg, zug »Pennsylvanian« fährt zwei-
Zahnradbahn) überblickt man die mal täglich durch die Horsehoe
Curve: morgens 8.54 Uhr ab John-
Schleife und kann sehr gut die
stown, nachmittags 16.06 Uhr ab
schwer arbeitenden Züge beobach-
Altoona (ca. 55 Min). Abfahrten
ten (Visitor Center “ Railroader's
siehe: www.amtrak.com
Memorial Museum; Kombikarten).

Der 1100 Meter lange Gallitzin Tunnel war ein weiteres wichtiges Gallitzin
Element der Bahnlinie und wurde ab 1851 durch den Gallitzin Tunnel
Mountain gesprengt, ein weiterer Tunnel kam 1905 hinzu. Der Zug-
verkehr kann vom Gallitzin Tunnels Park (Jackson & Convent Sts. in
Gallitzin) aus beobachtet werden.

Die 1834 angelegte Portage Railroad war der erste Versuch, die Al- M Allegheny
leghenies zu überwinden. Schwere Dampfzüge beförderten Passagie- Portage
re und Frachten auf einer Länge von 58 km zwischen Hollidaysburg Railroad
und Johnstown über die 730 m hohen Berge. Dadurch reduzierte sich National
die Fahrzeit von Philadelphia nach Pittsburgh von 20 auf nur noch Historic Site
466 ZIELE    Southern Alleghenies

fünf Tage. 20 Jahre später wurde die Portage Rail­road überflüssig,


denn nach Inbetriebnahme der Horseshoe Curve brauchten die Züge
nur noch zehn bis zwölf Stunden. Im Visitor Center werden Details
erklärt; zu sehen sind der Staple Bend Tunnel, ein Maschinenhaus
und eine alte Taverne (zwischen Gallitzin und Cresson).
i tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.nps.gov/alpo

Johnstown und Umgebung


Johnstown Johnstown wurde 1794 von dem Mennoniten Joseph Johns in einem
engen Tal gegründet und war seit dem 19. Jh. einer der wichtigsten
pennsylvanischen Standorte der Eisen- und Stahlindustrie, die noch
heute eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt spielt. Über
die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Johnstown aber durch eine
der schlimmsten Flutkatastrophen der USA, die »The Johnstown
Flood: Am 31. Mai 1889 brach nach elftägigen Regenfällen der
Damm des 16 km nordöstlich gele-
Flight 93 Memorial genen Lake Conemaugh. Eine bis zu
12 m hohe und bis zu 70 km / h
WISSEN

United Airlines Flug 93 sollte am schnelle Flutwelle erreichte gegen


11. September 2001 in das Kapitol vier Uhr nachmittags die Stadt, zer-
in Washington gesteuert werden, störte fast alle Gebäude und kos­tete
stürzte aber – nachdem sich die
2209 Menschen das Leben. Das
Passagiere zur Wehr gesetzt hat-
Johnstown Flood Museum be-
ten – vorher in Pennsylvania ab.
leuchtet alle Aspekte der Katastro-
An der Absturzstelle am Stony
phe, u. a. anhand eines Film von
Creek bei Shanksville nahe Johns-
town wurde das Flight 93 Natio-
knapp einer halben Stunde Länge.
nal Memorial errichtet. Viele Bürger Johnstowns waren
nach der Flut in höhere Wohnlagen
gezogen. Um schneller dorthin zu
gelangen, wurde 1891 die M Inclined Plane eröffnet, konstruiert von
dem ungarischen Emigranten Samuel Diescher, der für die meisten
Standseilbahnen dieser Zeit in den USA verantwortlich zeichnete.
Die Johnstown Inclined Plane gilt mit einer Steigung von 72 % Pro-
zent als steilste Standseilbahn der Welt
Johnstown Flood Museum: 304 Washington St., tgl. 10.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 9 $,www.jaha.org/FloodMuseum
Inclined Plane: Juni – Sept. 9.00 – 22.00, Fr., Sa. bis 23.00, sonst ab 11.00
bis längstens 21.00, Jan. Fr., Sa. bis 18.00 Uhr, 4 $, www.inclinedplane.org

Johnstown Das Johnstown Flood National Memorial bei Saint Michael (US 219
Flood Natio- und PA 869 10 mi / 16 km nordöstlich) markiert die Stelle, an der die
nal Memorial Katastrophe begann. Zu sehen sind die Überreste des South Fork
Dam; im Museum wird der dramatische Tag rekapituliert.
i tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 $, www.nps.gov/jofl
Southern Alleghenies    ZIELE 467

Bedford und Umgebung


Das Landstädtchen Bedford ist aus einem Mitte des 18. Jh.s gegrün- Bedford
deten Handelsposten hervorgegangen, der zusammen mit dem 1758
errichteten Fort wichtiger Vorposten der Briten vor dem Unabhän-
gigkeitskrieg war. Wer in Bedford Halt macht, erlebt eine hübsche
Kleinstadt und kann im reizvollen Umland manche »Covered
Bridge« besuchen.
Viele Gebäude aus der Kolonialzeit sind erhalten, darunter in der Pitt
Street das 1766 erbaute Espy House, in dem 1794 Präsident Wa-
shington sein Hauptquartier während der »Whiskey Rebellion«
nahm: An der Spitze von 13 000 Soldaten schlug er einen Aufstand
der Farmer gegen die Einführung einer Whiskeysteuer nieder.
Am Public Square steht das im Jahre 1829 eröffnete County Court
House, das älteste Gerichtsgebäude in Pennsylvania, in dem noch
Recht gesprochen wird. Nördlich der Innenstadt kommt man zum
Fort Bedford Museum, das Gebrauchsgegenstände der ersten Sied-
ler und der Indianer ausstellt.
Interessanter ist sicher das Freilichtmuseum M Old Bedford Village.
Schon bei der Anfahrt wird man beim Überfahren der Claycomb
Covered Bridge von 1884 in die Vergangenheit entführt. Mit über
vierzig aus dem County zusammengetragenen Gebäuden hat man
ein Dorf aus dem 18. / 19. Jh. mit Kirche, Taverne, Gefängnis, Apo-
theke, Bäckerei und Tante-Emma-Laden rekonstruiert, in denen
Handwerker ihre Arbeit vorführen.
i BUS 220; Memorial Day – Labor Day tgl. außer Mi. 9.00 – 17.00 Uhr, 10 $,
www.oldbedfordvillage.com

Das Bedford County ist stolz auf seine vielen gedeckten Brücken. M Covered
Meist sind sie noch heute Teil des Landstraßennetzes, manchmal lie- Bridges
gen sie aber auch an Feldwegen inmitten einer idyllischen Landschaft
und sind etwas schwer zu finden.
Zumindest drei davon sieht man auf der Southern Bridge Tour (24
mi / 39 km). Sie beginnt an der 1780 eröffneten und heute noch be-
triebenen Jean Bonnet Tavern an der Kreuzung US 30 / PA 31 im
Westen von Bedford. Folgt man der PA 31 Richtung Manns Choice,
erreicht man nach ca. 3,5 km rechter Hand via Watson Street die
1906 erbaute Herline Bridge über den Raystown River, mit 41 m die
längste Covered Bridge im County. Weiter geht es auf der PA 31
Richtung West End. Kurz nach der Abzweigung der PA 96 entdeckt
man rechts an einem Feldweg die 27 m lange Turner's Bridge über
den Raystown River. Zurück auf der PA 96, folgt man dieser in Rich-
tung Schellsburg, an dessen westlichem Ortsrand Schilder auf die
1894 erbaute Colvin Bridge über den Shawnee Creek hinweisen.
Nun die Northern Bridge Tour: Fährt man von Schellsburg zu-
nächst auf der PA 96 in Richtung Norden weiter, trifft man nördlich
468 ZIELE    State College

von New Paris auf die 1882 erbaute Cuppett's Bridge über den Dun-
nings Creek. Östlich von Ryot liegt die 25 m lange Ryot Bridge, die
wie die nordöstlich davon linker Hand an der PA 56 zwischen Fisher-
town und Pleasantville gelegene Dr. Knisley Bridge in den 1880er-
Jahren gebaut worden ist. Rechts der PA 56 sieht man die auch an den
Seiten geschlossene Snook's Bridge von 1883. Die fünfte Brücke auf
dieser Tour ist die Bowser bzw. Osterburg Bridge nördlich von Os-
terburg am Bobb's Creek.

State College
Region: Valleys of the Susquehanna
aE8
Höhe: 352 m ü.d.M.
Einwohner: 42 000

Zu den 42 000 Bürgern von State College gesellen sich wäh-


rend der Trimester ziemlich genauso viele Studenten. Und
State College hat seinen Namen auch nicht von ungefähr,
denn hier ist die Pennsylvania State University, kurz »Penn
State«, zu Hause.

Wo College Die Universität, die diesen Titel seit 1953 trägt, ging aus der bereits
ist, ist auch 1855 gegründeten Farmer's High School hervor. Kult-Charakter hat
Football die Football-Mannschaft namens »Penn State Nittany Lions«, verhal-
fen sie doch State College zu überregionaler Bekanntheit. Sie treten
in der Regel im Beaver Stadium an, das weit über 90 000 Zuschauern
Platz bietet.

Sehenswertes in State College und


Umgebung
Penn State Über die Hälfte der Stadtfläche belegt der University Park. Auf dem
University historischen Campus um College Ave. und N. Atherton St. sticht das
mit acht Säulen geschmückte Hauptverwaltungsgebäude Old Main
heraus, 1929 im Stil des Federal Revival erbaut. M Palmer Museum
of Art Von den Universitätsmuseen lohnt sich auf alle Fälle das Pal-
mer Museum of Art in einem imposanten Gebäude von Charles W.
Moore. Als größtes Kunstmuseum zwischen Philadelphia und
Pittsburgh zeigt es Gemälde (v. a. US-Künstler), Kunstdrucke und
Schriften, Skulpturen, Keramik und Münzen.
Das Earth & Mineral Sciences Museum (Steidle Building) besitzt
u. a. eine wertvolle Edelsteinsammlung, im Matson Museum of An-
thropology (Carpenter Building) wird eine zwar kleine, aber feine
State College    ZIELE 469

State College erleben


AUSKUNFT italienisch angehaucht, sind die Plus-
Central Pennsylvania Convention punkte in diesem Restaurant
& Visitors Bureau im Kolonialstil. Auch Weine aus
800 East Park Avenue dem Nittany Valley.
State College, PA 16803
Tel. *1 800 3 58 54 66 ÜBERNACHTEN
www.visitpennstate.org Toftrees Resort & Golf Club AAA
1 Country Club Lane
ESSEN State College, PA 16803
Tavern Restaurant AAA Tel. *1 877 3 18 78 88
220 East College Avenue http://toftreesgolf.com
Tel. 1 814 2 38 61 16 104 Zimmer und 11 Suiten. Wahrlich
Fisch, Kalb und Spare Ribs, ein wenig luxuriöse Ferienanlage mit Golfplatz.

Kollektion archäologischer Funde und völkerkundlicher Objekte


präsentiert. Für Liebhaber des American Football ist das Penn State
All-Sports Museum Pflicht.
Palmer Museum: Curtin Rd., Di. – Sa. 10.00 – 16.30, So. 12.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt frei, www.palmermuseum.psu.edu

Auf der US 322 erreicht man rasch das verträumte Boalsburg, Boalsburg
3 mi/5 km östlich von State College. Hier besucht man außer dem
Pennsylvania Military Museum das M Boal Mansion Museum. Die
Villa aus dem 19. Jh. wartet mit einem Kleinod auf: der Columbus
Chapel, einer Renaissancekapelle des 16. Jh.s mit barocker Ausstat-
tung aus Nordspanien. Dort hatte Theodore D. Boals aus Frankreich
stam­mende Ehefrau ein Anwesen mitsamt Kapelle von einer Tante
geerbt, die mit einem direkten Nachfahren von Kolumbus verheiratet
war. 1909 ließ Boal die Kapelle abtragen und hier wieder errichten.
Zu sehen sind u. a. ein Schreibtisch und zwei angebliche Splitter vom
Kreuz aus dem Besitz Kolumbus'.
Pennsylvania Military Museum: 51 Boal Ave., Mitte März – Nov. Mi. – Sa.
10.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $,http://pamilmuseum.org
Boal Mansion Museum: Di. – So. 13.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 8 $,
www.boalmuseum.com
Kapitel-/
Rhode Island
Regioneneinstieg
Rhode Island    ZIELE 471
471

RHODE ISLAND
Fläche: 2706 km²
Einwohner: 1,06 Mio.
Hauptstadt: Providence
Beinamen: Ocean State, Little Rhody

»Little Rhody« hat rund 40 Städte


und eine Stunde reicht, um im kleins-
ten Bundesstaat der USA von einem
Ende zum anderen zu gelangen. Viele Besucher lassen ihn auf
dem Weg von Boston nach New York links liegen. Zu Unrecht:
Das geschichtsträchtige Ländchen verfügt über 20 Prozent al-
ler nationalen Gedenkstätten – und einige der schönsten
Strände Neuenglands.

60 km breit und 77 km lang, aber 550 km Küstenlinie: Maßgeblich Kleinster


beteiligt an diesem Paradoxon ist die 45 km tief in den Staat reichen- Bundesstaat
de Narragansett Bay. Den Beinamen »Ocean State« verdient sich der USA
Rhode Island damit zu Recht, ist der Atlantik doch (fast) immer und
(fast) überall zu sehen! Die Küste ist erstaunlich abwechslungsreich:
Westlich von Point Judith ist sie flach und von Nehrungen und Mar-
schen gekennzeichnet, östlich davon sorgt sie mit ihrer extremen
Zerlappung für den obigen Rekordwert. Schöne, waldbestandene
Felseninseln liegen in der Narragan-
sett Bay: Rhode Island ist die größte, Staatsname
gefolgt von Conanicut und Pru-
WISSEN

dence; Block Island liegt bereits Die Schönheit der Inselwelt


19 km vor der Küste. Landeinwärts in der Narragansett Bay riss
fällt Rhode Island von der rauen Hü- die ersten Entdeckungsreisenden
gellandschaft im Nordwesten diago- zu enthusiastischen Vergleichen
nal zum sanften Südosten ab. Die mit den Griechischen Inseln hin.
beiden schiffbaren Flüsse Rhode Is- So sollen die hiesigen Inseln
lands, der Seekonk und der Provi- ihren Namen angeblich von
der Insel Rhodos haben.
dence River, münden in die obere
Narrangansett Bay.

Little Rhodys Gründerväter würden über die Erfolgsstory ihrer Dör- Geschichte
fer staunen. »Safe Haven« für religiös Verfolgte, Wiege der amerika-
nischen Textilindustrie, Sommerresort der Superreichen: Rhode Is-
land hat viel erlebt. Anfang des 17. Jh.s kreuzten holländische
Seefahrer in hiesigen Gewässern. Einer von ihnen, Adriaen Block,
hinterließ hier seinen Namen in Gestalt von Block Island. 1636 grün-
An der Narragansett Bay bestimmt das Meer den Lebensrhythmus.
472 ZIELE    Rhode Island

Highlights Rhode Island


▶▶ Block Island ▶▶ Newport
Ein Inselparadies Wo Reiche und Mächtige urlaub(t)en
““Seite 473 ““Seite 478

dete Roger Williams, von puritanischen Eiferern wegen seiner »ge-


fährlichen Ansichten« aus Massachusetts verbannt, mit Providence
ein Refugium für Andersdenkende, darunter Quäker und Juden.
1638 entstand Portsmouth, danach Newport (1639) und Warwick
(1643). 1663 erhielten die Siedlungen als »Rhode Island & Provi-
dence Plantations« ihre bis ins 19. Jh. geltende Verfassung. Im Pe-
quot War (1634 – 1637) und im King Philip's War (1675 – 1676)
wurden die Indianer Rhode Islands, ja des gesamten Südens Neueng-
lands vernichtet. Im frühen 18. Jh. begann Rhode Islands Blütezeit.
Im China- und Dreieckshandel verdienten die Kaufleute von New-
port ein Vermögen. Trotz astronomischer Profite verbot Rhode Is-
land 1774 den Sklavenimport – als erste der britischen Kolonien.
Zwei Monate vor der offiziellen Unabhängigkeitserklärung erklärte
es bereits seine Unabhängigkeit vom Mutterland. 1793 läutete die
Slater Mill in Pawtucket, die erste wasserkraftbetriebene Spin-
nerei, die Industrialisierung Neuenglands und der USA ein. Das
Kapital aus dem Überseehandel schob die Textilindustrie an, zu-
gleich blühten in Newport und Providence Schiffsbau und Walfang.
Quäker und Juden machten Rhode Island zum größten Juwelenpro-
duzenten der Nation. Um 1900 entdeckten die Astors, Belmonts und
Vanderbilts Rhode Islands frische Meeresluft und bauten sich in Ne-
wport ihre Schlösser, die sie bescheiden »summer cottages« nannten.
Nach 1945 erlebte Rhode Island mit der Abwanderung seiner Textil-
industrie eine Baisse, die jedoch durch eine auf Zukunftsindustrien
basierende Diversifizierung aufgefangen werden konnte.

Bevölkerung Rhode Island ist zwar der flächenmäßig kleinste, mit seinen etwas
mehr als 1 Mio. Menschen aber nicht der bevölkerungsärmste Staat
der USA. Hinter dem District of Columbia und New Jersey belegt
Rhode Island sogar den dritten Rang in der Statistik der Bevölke-
rungsdichte. Größte Stadt ist Providence mit 178 000 Einwohnern.

Wirtschaft Präzisionsinstrumente, Elektronikartikel, Textilien und Gummipro-


dukte sind die bedeutendsten Industriewaren. Zweites Standbein ist
der Tourismus. Die Landwirtschaft ist angesichts der begrenzten Flä-
che schwach vertreten; die Fischerei, einst eine Säule der Wirtschaft,
konzentriert sich heute auf Hummer, Krabben und Muscheln.
Block Island    ZIELE 473

MM Block Island
Region: Block Island
aL7
Einwohner: 1000

Braune Milchkühe auf fetten Weiden, hübsche Häuschen zwi-


schen alten Bäumen, jede Menge schöner Segelschiffe im Ha-
fen und vor der Küste, mit Zedernschindeln verschalte Bau-
ernhäuser, ein paar Klippen und zwei alte Leuchttürme: Auf
der 20 km² großen Insel vor dem Eingang zur Narragansett
Bay gehen die Uhren langsamer.

Im Jahr 1661 kauften 16 weiße Familien die Inseln den Indianern ab, Schöne
um hier ein religiös freizügiges Gemeinwesen zu errichten. Im 18. Jh. Strände und
fanden Piraten Gefallen am Eiland und nutzten es als Unterschlupf. verträumte
Gegen Ende des 19. Jh.s lernten reiche Erholungsuchende die ent- Buchten
spannte Inselatmosphäre und das pastellfarbene Abendlicht schätzen
und ließen in Old Harbor Strandhotels und sogar ein Grand Hotel
bauen, das jedoch 1966 abbrannte. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wandte sich die Ostküstenelite “Martha's Vineyard und “Nantucket
zu, so dass auf Block Island die meisten Hotels schließen mussten.
Frischer Wind in den Inseltouris-
mus kam erst wieder in den Toller Blick auf die Mohegan Bluffs
1990er-Jahren, als Block – unter
Respektierung des viktoriani-
schen Charakters seiner Häuser
– gründlich herausgeputzt wurde.
Die Verantwortlichen im Haupt-
ort Old Harbor wollen jedoch
keinen Rummel wie auf Martha's
Vineyard, sondern werben vor al-
lem mit ihren sehr schönen,
kreuz und quer über die Insel
ziehenden Rad- und Wander-
wegen (Verleihe in Old und New
Harbor). Die andere angenehme
Fortbewegungsart ist ein Inseltaxi
– besonders die älteren Taxifahrer
können amüsante Geschichten
und Anekdoten erzählen. Her-
ausragende Sehenswürdigkeiten
aber gibt es auf der Insel kaum –
Block Islands Stärke sind die
schönen Strände und verträum-
ten Buchten.
474 ZIELE    Block Island

Block Island erleben


AUSKUNFT liegt der Ballard‘s Beach. Stiller ist West
Block Island Tourism Council Beach im Nordwesten der Insel.
PO Box 356, Block Island, RI 02807
Tel. 1 401 4 66 52 00 ESSEN
www.blockislandinfo.com Atlantic Inn AAA
High St., Tel. 1 401 4 66 58 83
ANREISE Der Dining Room des viktorianischen
Block Island Ferry Hotels ist berühmt für sein opulentes
Reservierungen: Tel. 1 866 7 83 79 96 Vier-Gänge-Dinner. Seafood, Lamm,
www.blockislandferry.com. Pasta, kreative Rezepte.
Von Point Judith (RI): tgl. (ca. 1 St.)
Von Newport (RI), New London (CT) und The Oar A – AA
Montauk (NY): Ende Juni – Labor Day Great Salt Pond, West Side Rd.
New Harbor
Island Hi-Speed Ferry Tel. 1 401 4 66 88 20
Reservierungen: Tel. 1 401 7 83 79 96 Bekannt wegen seiner an der Decke
Von Galilee (RI): Mitte Mai – Mitte Okt. hängenden Ruder, bietet dieses Restau-
mehrmals tgl. Katamaran (ca. 30 Min.) rant mit Blick auf die Lagune vor allem
köstliches Seafood.
Block Island Express
Tel 1 401 4 66 22 12 ÜBERNACHTEN
www.goblockisland.com 1661 Inn AAA
Von New London (CT): Juni – Sept. mehr- 1 Spring St., Old Harbor
mals tgl. (knapp 1 Std. Block Island, RI 02807
Tel. 1 401 4 66 24 21
STRÄNDE http://blockislandresorts.com
Der Fred Benson Town Beach ist bei Fa- 9 Zimmer. Romantisches Hotel aus der
milien beliebt. Südlich von Old Harbor viktorianischen Ära; gutes Restaurant

Sehenswertes auf Block Island


M Mohegan Im Südosten der Insel steigen die Mohegan Bluffs 66 Meter über den
Bluffs Meeresspiegel auf, ein spektakuläres Schauspiel vor allem bei Son-
nenuntergang, wenn das Abendlicht die von Kupferadern durchzo-
genen Felsen in vielen Farben schimmern lässt. Der 1874 erbaute
Leuchtturm South East Light South East Light wurde 1993 ein Stück
landeinwärts verlegt, da die erodierende Felskante ihm bedrohlich
nahe gekommen war. Er beherbergt ein kleines Museum.

Sandy Point Der einsame Nordzipfel der Insel ist ein Vogel- und Naturschutzge-
biet. Von hier aus kann man den 1867 in Betrieb genommenen, ganz
aus Granit erbauten, z. Zt. unzugänglichen Leuchtturm North Light
Bristol    ZIELE 475

besuchen; auch hier gibt es ein kleines Museum zur Geschichte des
Leuchtturms und der gefährlichen Gewässer rund um die Insel.

Mörser und Stössel, Pfeilspitzen und Axtköpfe: Was von den ersten Indian
Besitzern der Insel übrig geblieben ist, wird hier ausgestellt. Exhibit

Bristol
Region: East Bay
aL7
Höhe: 13 m ü.d.M.
Einwohner: 23 000

Die schönsten Häuser blicken zum Wasser: Bristol ist ein ruhi-
ges Städtchen am Ende eines Seitenarms der östlichen Narra-
gansett Bay, das sich der ältesten »Fourth of July Parade« der
Nation rühmt.

Am Anfang hing Pulverqualm über der Gegend, denn 1675 fand hier Hafenstädt-
die erste Schlacht des blutigen King Philip's War statt. Im 18. Jh. chen mit
machte der Dreieckshandel aus Bristol eine wohlhabende Gemeinde Tradition
mit viel eleganter Architektur. Als Schiffsbauzentrum verdiente der
Ort sich ebenfalls einen Namen: Mehr als 80 Jahre lang baute die
Herreshoff Manufacturing Co. die besten Segler der Nation, darunter
sieben »America's Cup«-Gewinner.

Bristol erleben
AUSKUNFT Übernachten
East Bay Chamber of Commerce Bristol House B & B AAA
16 Cutler St., Warren, RI 02885 14 Aaron Ave., Bristol, RI 02809
Tel. 1 401 2 45 07 50 Tel. 1 401 3 96 90 66
www.eastbaychamberri.org www.bristolhousebedandbreakfast.com
Drei hübsch und komfortabel
ESsen eingerichtete Gästezimmer,
DeWolf Tavern AAA exzellentes Frühstück
251 Thames St., Bristol
Tel. 1 401 2 54 20 05 Bristol Harbor Inn AAA
www.eastbayritourism.com 259 Thames St., Bristol, RI 02809
Beliebtes Restaurant am Hafen; die Tel. 1 401 2 54 14 44
ideenreiche American Cuisine des www.bristolharborinn.com
Hauses ist bereits mehrfach ausge- Boutique-Hotel am Hafen mit
zeichnet worden. 40 Zimmern und Suiten
476 ZIELE    Bristol

Sehenswertes in Bristol
M Audubon Hinter dem ziemlich sperrigen Namen »Audubon Society of Rhode
Society Island‘s Environmental Education Center« verbirgt sich ein hochin-
Center teressantes naturhistorisches Museum mit Aquarium, in dem neben
vielen anderen Meeresbewohnern auch ein ganz selten vorkommen-
der blauer Hummer beobachtet werden kann. Zu besichtigen gibt es
auch das Skelett eines Wales. Ein Lehrpfad führt durch das McIntosh
Wildlife Refuge (Wildschutzgebiet). Es werden auch Führungen an
die Narrangsett Bay mit ihrer vielgestaltigen Meeresflora und -fauna
angeboten.
i 1401 Hope St., Memorial Day – Sept. tgl. 9.00 – 17.00, Okt. – Memorial
Day Mo. – Sa. 9.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 $,
www.asri.org

M Linden Place Das Kronjuwel Bristols, das schönste Haus an der historischen Wa-
terfront, wurde im Jahre 1810 im Federal Style für den Sklavenhänd-
ler George deWolf gebaut und danach von der Colt-Familie und der
berühmten Schauspielerfamilie Barrymore (Ethel, Samuel und John
Drew) bewohnt. 1973 diente die elegante Residenz als Kulisse für den
Hollywoodfilm »Der große Gatsby« mit Robert Redford und Mia
Farrow. Im Haus ist noch Mobiliar der deWolfs im Originalzustand
zu sehen.
i 500 Hope St., Führungen Mai – Sept. Do. – Sa. 10.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt: 8 $, www.lindenplace.org.

M Herreshoff Ein Leckerbissen für »Yachties« und unbefangene Ästheten: Das Mu-
Marine seum stellt nicht weniger als 40 herrliche alte Yachten aus, darunter
Museum die »America's Cup«-Gewinner »Sprite« von 1859 und »Aria«
von 1914. Entworfen und gebaut wurden diese wunder­baren Hoch-
leistungssegler von der hiesigen Bootsbauer­familie Herreshoff, die
von 1859 bis 1947 im Segelschiffbau die Maßstäbe setzte. Fotos und
Filme sowie die America's Cup Hall of Fame runden die sehr gefäl-
lige Ausstellung ab.
i 1 Burnside St., Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 12 $,
www.herreshoff.org

Blithewold Man braucht nicht unbedingt nach Kalifornien zu reisen, um einen


Mansion & leibhaftigen Mammutbaum zu sehen – im Park des Kohlemagnaten
Gardens Augustus van Winckle steht eine 27 Meter hohe Sequoia, umgeben
von zahlreichen weiteren exotischen Pflanzen. 1908 ließ der in Phil-
adelphia residierende van Winckle für seine Frau Bessie die weitläu-
fige 45-Zimmer-Residenz errichten. Herrliche Aussichten auf die
Narragansett Bay!
i 101 Ferry Rd., Mansion, April – Okt. Di. – Sa. 10.00 – 16.00,
So. 10.00 – 15.00 Uhr, Mo. geschl., Eintritt: 12 $, www.blithewold.org
Narragansett Pier    ZIELE 477

Narragansett Pier
Region: South County
aL7
Höhe: 2 m ü.d.M.
Einwohner: 4000

Der viktorianische Geldadel wurde auf das Städtchen in der


weitläufigen Bucht am westlichen Ausgang der Narragansett
Pier aufmerksam, nachdem William Sprague, der damalige
Gouverneur von Rhode Island, hier seine Sommerresidenz ge-
baut hatte.

Doch 1900 fiel die Pracht der Strandhotels und Sommerfrischen – Für Familien
sogar ein Kasino gab es, von dem nur die steinernen »Towers« übrig und Surfer
sind – einem Feuer zum Opfer und 1938 zerstörte ein Sturm die Pier.
Heute ist Narragansett Pier, das die Einheimischen schlicht »the
Pier« nennen, ein Familienziel – und an Wochenenden ein Hangout
der hiesigen Surfergemeinde. Südlich von Narragansett Pier erstre-
cken sich bis Point Judith (Fähre nach “Block Island) – zehn Kilo-
meter der schönsten Strände Neuenglands.

Eine kleine Farm, ein Friedhof aus dem Jahr 1700 und das South Canonchet
County Museum: Canonchet Farm erlaubt einen nostalgischen Aus- Farm
flug ins 19. Jahrhundert.
i Mai, Juni, Sept. Fr., Sa. 10.00 – 16.00, Juli, Aug.  Mi. – Sa. 10.00 – 16.00
Uhr, Eintritt: 5 $, www.southcountymuseum.org

Narragansett Pier erleben


AUSKUNFT EVENT
South County Tourism Council Der kleine Fischerhafen Galilee
4808 Tower Hill Rd. Wakefield, RI 02879 richtet im September das Rhode
Tel. 1 401 7 89 44 22 Island Tuna Tournament aus, ein
www.southcountyri.com Wettfischen auf Tunfisch.

STRÄNDE AUSKUNFT
Scarborough ist lauter Treffpunkt junger Tower House B & B AAA
Rhode Islander und East Matunuck State 46 Earles Court Narragansett, RI 02882
Beach wegen seiner gleichmäßigen Tel. 1 401 7 83 37 87
Wellen bei Surfern sehr beliebt, während www.towerhousebandb.com
das flache und stille Wasser am Galilee Im noblen, 1885 erbauten Earle-Cald-
Beach diesen Sandstrand ideal für well House kann man heute geradezu
Familienausflüge macht. fürstlich nächtigen.
478 ZIELE    Newport

MM Newport
Region: Newport
aL7
Höhe: 2 m ü.d.M.
Einwohner: 25 000

Ein schöneres Eingangsportal kann eine Stadt gar nicht haben:


In hohem Bogen schwingt sich die Newport Bridge vom Fest-
land über die blaue Bay zur Insel Rhode Island hinüber. Mitten
in Newport setzt sie den Besucher ab, in einer verschachtel-
ten, europäisch anmutenden Altstadt mit alten Häusern und
krummen Straßen.

Newport erleben
AUSKUNFT bei schönem Wetter Frühstück mit Ha-
Discover Newport fenblick auf der Dachterrasse.
23 America‘s Cup Avenue
Newport, RI 02840 rAdmiral Fitzroy Inn AAAA
Tel. *1 800 3 26 60 30 398 Thames St., Newport, RI 02840
www.discovernewport.org Tel. *1 866 8 48 87 80
www.admiralfitzroy.com
ESSEN Hübscher viktorianischer Inn nahe am
eRestaurant Bouchard AAAA Wasser mit 17 freundlichen Zimmern.
505 Thames St., Tel. 1 401 8 46 01 23
Klassische französische Küche mit regio- SHOPPING
nalen Produkte aus organischem Anbau. Bowen‘s Wharf und Bannister‘s Wharf
Tägl. fangfrischer Fisch, Meeresfrüchte. bieten vom teuren Kunst­handwerk über
Eine der besten Adressen in Newport! Fashion Design bis hin zu billigem Trö-
del. Teuer sind die Geschäfte und Galeri-
r22 Bowen‘s Wine Bar & en an Spring und Thames Street.
Grille AA
Bowen‘s Wharf, Tel. 1 401 8 41 88 84 STRÄNDE
Steaks und Seafood mit schöner Aus- Zum Baden geht man vor allem auf die
sicht auf den Hafen. Ostseite der Halbinsel an First, Second
oder Third Beach oder in den Süden
ÜBERNACHTEN nach Gooseberry Beach.
eMill Street Inn AAAA
75 Mill St., Newport, RI 02840 MUSIK-EventS
Tel. 1 401 8 49 95 00 Das »Newport Music Festival« (Juli) und
www.millstreetinn.com das »JVC Jazz Festival« (Aug.) haben
23 elegante Zimmer und Suiten in einer Newport wegen der Klasse der Künstler
ehemaligen Sägemühle aus dem 19. Jh.; international bekannt gemacht.
Newport    ZIELE 479

1639 von William Coddington als Refugium für religiös Verfolgte Kriegs- und
gegründet, konnte Newport schon bald mit den Häfen Bostons und Freizeithafen
New Yorks rivalisieren, profitierte es doch ebenfalls vom berüchtig-
ten Dreieckshandel. Die auf jeden importierten Sklaven erhobene
Einfuhrsteuer wurde in Straßen und Brücken reinvestiert. Um 1770
480 ZIELE    Newport

Der Treff in Newport: Bowen‘s Wharf

war Newport nach Boston die größte Hafenstadt Neuenglands, doch


nach dem Unabhängigkeitskrieg lag es in Trümmern und erlangte
nie mehr die alte Bedeutung. Dem Meer blieb es dennoch verbun-
den. In den 1880er-Jahren wurde hier das Naval War College ge-
gründet, um 1900 war Newport Heimathafen der amerikanischen
Atlantikflotte, dazu aber auch Sommerfrische der Superreichen aus
New York. Südlich der Stadt bauten die Astors und Vanderbilts jene
Paläste nach, die sie in Europa gesehen hatten, feierten rauschende
Partys und betätigten sich nebenbei als Trendsetter: 1881 erlebte Ne-
wport die ersten amerikanischen Tennis Open, 1894 die ersten Golf
Open. Bis 1983 war Newport Gastgeberin des America's Cup. Heute
steht es ganz im Zeichen des Geschäfts mit den Freizeitkapitänen,
doch gibt es auch noch eine Fischereiwirtschaft, die sich auf den
Hummerfang konzentriert.

Sehenswertes in Newport
Rund 200 Gebäude aus der Kolonialzeit – die höchste derartige Kon-
zentration in den USA – machen aus der rund um die Spring Street
gruppierten Altstadt ein architektonisches Kleinod. Liebevoll restau-
riert, sehen die Häuser heute wieder so aus wie vor 1776. Dabei zei-
gen sie viele interessante Details, darunter die typischen Ananas-
Motive. Die Tropenfrucht war im 18. und 19. Jh. ein Symbol der
Gastfreundschaft: Seeleute verkündeten mit einer Ananas im Fenster
ihre glückliche Heimkehr und luden damit die Nachbarn zu diesem
seltenen Festschmaus ein.
Newport    ZIELE 481

Die strahlend weiße Trinity Church thront über Newport am Queen Trinity Church
Anne Square. 1726 von Richard Munday fertig gestellt, wird sie von
einem schönen Glockenturm gekrönt und punktet innen mit sehens-
werten Tiffany-Fenstern und einer Orgel, die in London von Georg
Friedrich Händel persönlich eingespielt wurde.

Die beiden ins Hafenbecken zeigenden alten Piers sind seit einer sehr Bowen's
gelungenen Generalüberholung in den 1980er-Jahren ein Treffpunkt Wharf, Ban-
von Newportern wie Touristen. In den Cafés, Bars und Restaurants nister Wharf
mit schönem Blick aufs Wasser lässt sich die Zeit recht angenehm
vertreiben.

Die 1763 eingeweihte Synagoge ist das älteste jüdische Gotteshaus MTouro
in Amerika. Ihr strenges georgianisches Äußeres kontrastiert scharf Synagogue
mit ihrem nach sephardischen Traditionen reich geschmückten In-
nern aus handgeschnitzten Täfelungen, Balustraden und schlanken
Säulen. Zu sehen ist hier auch ein Brief George Washingtons, der
der 1650 von spanischen und holländischen Juden gegründeten Ge-
meinde die Glaubensfreiheit garantiert.
i 85 Touro St., Führungen Mai, Juni So. – Fr. 12.00 – 14.00, Juli – Labor Day
So. – Fr. 10.00 – 16.00, Labor Day – Okt. So. – Fr. 10.30 – 14.00 Uhr, Eintritt:
12 $, www.tourosynagogue.org

In dem dreigeschossigen, 1762 im georgianischen Stil erstellten Brick Museum of


Market befindet sich heute das Stadtmuseum. Es enthält hunderte Newport
historischer Fotos, Modellschiffe und Gemälde – und eine fast kul- History
tisch verehrte Flinte aus der Schlacht von Lexington.
i 127 Thames St., tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten,
www.newporthistorical.org.

In dem 1739 fertig gestellten Gebäude gegenüber vom Brick Market Old Colony
residierte bis ins 19. Jh. die Regierung Rhode Islands. Die würdevol- House
len Räume durchweht der Hauch der Geschichte: Im Jahre 1781 tra-
fen sich hier George Washington und sein französischer Verbündeter
Comte Rochambeau zur Planung der Schlacht von Yorktown. Zu
sehen sind Originalmöbel aus jener Zeit und ein heroisches Porträt
Washingtons.
i Washington Square, Führungen n. V., Tel. 1 401 8 46 08 13,
www.newporthistorical.org

Dieses dunkelrote, 1675 erbaute Haus ist das älteste existierende Wanton-
Gebäude Newports. 1765 protestierten die Kolonisten hier gegen Lyman-
die Briefmarkensteuer, indem sie das von einem Loyalisten bewohn- Hazard
te Haus verwüsteten. House
i 17 Broadway, Führungen n. V., Tel. 1 401 8 46 08 13,
www.newporthistorical.org
482 ZIELE    Newport

Hunter House William Hunter, Präsident Jacksons Botschafter in Brasilien, war ei-
ner von mehreren illustren Besitzern dieses 1748 im Georgian Style
erbauten Hauses. Die Räume sind mit herrlichen Originalmöbeln
der Tischler Goddard & Townsend aus Newport ausgestattet.
i 54 Washington St., tgl. 10.00 – 17.00, Juli – Aug. tgl. 10.00 – 18.00 Uhr,
Tickets ab 29,49 $, www.newportmansions.org/explore/hunter-house

International Die »Ruhmeshalle« des weißen Sports dokumentiert dessen Ge-


Tennis Hall of schichte seit seinen Anfängen und porträtiert einige der größten
Fame Tennis-Asse. Untergebracht ist das Tennismuseum im Newport Ca-
sino, 1880 im englischen Landhausstil erbaut und rasch zum Treff-
punkt des Newporter Geldadels geworden, dessen Damen und Her-
ren auf mehreren Grasplätzen aufschlugen. Von 1881 bis 1914 fanden
hier die amerikanischen Tennismeisterschaften statt. Heute kann auf
den nun 17 Plätzen jeder spielen.
i 194 Bellevue, tgl. 10.00 – 17.00, Juli – Aug. tgl. 10.00 – 18.00 Uhr Eintritt:
15 $, www.tennisfame.com

Museum of Das einst wirklich sehenswerte Museum of Yachting gibt es in dieser


Yachting Form leider nicht mehr. Nur noch wenige kleinere Stücke sind in der
Bibliothek im vierten Stock der International Yacht Restoration
School (IYRS) ausgestellt. Aber vielleicht entschädigt ein Blick in die
große Werkshalle, wo die Boote restauriert werden?
i IYRS Campus, 449 Thames St., Mi. – Fr. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei,
http://iyrs.edu

Fort Adams Schon wegen des herrlichen Panoramablicks auf Hafen, Newport
State Park Bridge und Goat Island lohnt der Weg. Die 1824 begonnene und drei
Jahrzehnte später vollendete Festung bewachte den Eingang zur Nar-
ragansett Bay. Zu besichtigen sind die Offiziersquartiere und die in
den Kasematten untergebrachte Ausstellung zur Entwicklung der
Verteidigungstechnik. Das JVC Jazz Festival findet hier statt.
Fort Adams State Park: Ocean Dr.; Mitte Mai – Okt. tgl. 10.00 – 16.00 Uhr,
Eintritt frei, www.riparks.com/fortadams

MM Die Newport Mansions

Wer noch nie in Versailles gewesen ist, kann hier Versäumtes nach-
holen: Kristalllüster und Marmortreppen, Gold, Silber, Diamanten –
manche der aufs Meer blickenden »Cottages« scheinen verschwen-
derischer ausgestattet zu sein als ihre Vorbilder in Europa. Dabei
hielten die reichsten Familien Amerikas nur für zwei, drei Wochen
im Sommer hier Hof. Den Rest des Jahres standen diese Schreine des
Frühkapitalismus leer, in Schuss gehalten von Armeen dienstbarer
Geister. War die Society jedoch in Newport, ging es hoch her. Ton
angebend beim Tanz der Eitelkeiten waren die Vanderbilt-Damen
Newport    ZIELE 483

und Caroline Astor, »The Mrs.


Astor«, wie sie sich nennen ließ,
die Hohepriesterin der Newpor-
ter Gesellschaft. Wer auf ihrer 400
Namen umfassenden Liste stand,
»gehörte dazu«. Heute werden die
prachtvollsten – oder geschmack-
losesten(?) – der »Summer Cotta-
ges« von der Preservation Society
of Newport County instand ge-
halten. Die beschriebenen Paläste
liegen fast alle an der Newport
nach Süden verlassenden Belle-
vue Avenue und können mit Ti-
ckets der Preservation Society be-
sucht werden.
Preservation Society of Newport
County: 424 Bellevue Ave., Newport,
RI 02840, Tel. 1 401 8 47 10 00,
www.newportmansions.org

Der Stadt am nächsten liegt das


1841 für einen Pflanzer aus Sa- Wer Vanderbilt oder Astor hieß, konnte sich
vannah im Gothic Revival Style ein Grundstück am Orchre Point leisten.
erbaute Kingscote. Es ist ver-
schwenderisch mit antiken Möbeln eingerichtet und glänzt im Spei-
sesaal mit Fenstern aus Tiffany-Glas.
i 253 Bellevue Ave, Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 15,99 $,
www.newportmansions.org

Mit dieser grandiosen, dem Château d'Asnières bei Paris nachemp- MThe Elms
fundenen Renaissanceresidenz löste der als Aufsteiger belächelte
Kohlemagnat Edward Julius Berwind 1901 seine Eintrittskarte zur
Elite von Newport. Von Architekt Horace Trumbauer mit einer eher
zurückhaltenden Fassade umgeben, läuft die Residenz innen zu wah-
rer Hochform auf: nicht Zimmer, sondern Säle, die die elegante fran-
zösische Klassik vor dem Absturz in die Geschmacklosigkeit be-
wahrt. Der 12 auf 24 m große Ballsaal ist herrlich lichtdurchflutet,
der »Drawing Room« echtes Louis XVI.
i 367 Bellevue Ave., April – Dez. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 15,99 $,
www.newportmansions.org

Dieses Schloss ließ sich der im Chinahandel zu Reichtum gekomme- Château-sur-


ne William S. Wetmore 1852 errichten Zwei Jahrzehnte später hat es Mer
sein Sohn von dem in Newport beliebten Architekten Richard Morris
Hunt umbauen lassen. An Papa erinnert das chinesische Tor.
484 ZIELE    Newport

i 474 Bellevue Ave., April – Mitte Nov. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr,


Eintritt: 15,99 $, www.newportmansions.org

MMThe 1885 beauftragte Cornelius Vanderbilt II. Richard Morris Hunt mit
Breakers dem Bau eines »Cottage«, das alle anderen in den Schatten stellen
sollte. 1895 war The Breakers bezugsfertig, ein italienischer Renais-
sancepalast mit 70 Zimmern, Säulen und Arkaden und innen mit
importiertem Marmor und Alabaster, Statuen und goldverzierten
Edelhölzern. Besonders eindrucksvoll zeigt sich der Speisesaal, eine
Orgie aus Blattgold, Bronze und rotem Alabaster. Auch der weitläu-
fige Garten lohnt die Besichtigung.
i Ochre Point Ave.; April – Dez. tgl. ab 9.00 Uhr, Eintritt: 20,99 $,
www.new portmansions.org

MM Rosecliff Herrin dieser romantischen Mansion war Tessie Hermann Oelrichs,


Tochter eines irischen Prospektors, der in Nevada die Comstock-
Mine, die ergiebigste Silbermine der Welt, gefunden hatte. Mrs. Oel-
richs war Mrs. Astors ärgste Widersacherin: Ihr Ballsaal war der
größte, ihre Empfänge die Höhepunkte der Festsaison. 1974 bzw.
1994 gab der dem Grand Trianon in Versailles nachempfundene Pa-
last die Kulisse für Szenen von »Der große Gatsby« und »True Lies«.
i 548 Bellevue Ave., April – Mitte Nov. tgl 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt:
15,99 $, www.newportmansions.org

MM Beech- Der zu den ältesten »Cottages« Newports zählende Sommersitz wur-


wood de 1856 für den Kaufmann Daniel Parish im mediterranen Stil erbaut
und 1880 von William Astor, dem Enkel des New Yorker Pelz- und
Immobilien-Tycoons John Jacob Astor, erworben. Wenig später ließ
seine Frau Caroline den legendären, auf 400 Personen angeleg­
ten Ballsaal hinzufügen. Goldver-
ziert, lichterfüllt und mit zahllosen
Cliff Walk Spiegeln dekoriert, entwickelte er
sich bald zum Treffpunkt der New-
TIPP

Einen herrlichen Spaziergang un-


porter Elite. Auf informativen, oft
ternimmt man auf dem am Easton
amüsanten Führungen inszenieren
Beach beginnenden, ca. 3 mi/5 km
langen Cliff Walk. Dieser einst-
als dienstbare Geister kostümierte
mals von Fischern in den Fels Schauspieler den Alltag auf Beech-
getretene Fußweg balanciert wood.
zwischen dem Steilufer und den i 580 Bellevue Ave., Mitte Mai – Dez.
gepflegten Gärten einiger der tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Feb. – Mitte Mai
prachtvollsten Residenzen. An nur Sa. u. So., Eintritt: 15,99 $,
einigen Stellen bieten sich tolle www.newportmansions.org
Blicke auf prachtvolle Residenzen
wie Rosecliff, Marble House und Kleiner zwar als The Breakers, aber
The Breakers. noch viel üppiger eingerichtet ist
M Marble House. 1892 für William
Providence    ZIELE 485

K. Vanderbilt von Richard Morris Ocean Drive


Hunt gebaut, lehnt es sich stilistisch
vor allem an das Petit Trianon in

TIPP
Jenseits der Paläste bietet der
Versailles an. Im Inneren dominie- 11 mi/18 km lange Ocean Drive
ren Gold und gelber Marmor aus Si- eine schöne, per Rad besonders
ena. Am beeindruckendsten ist der reizvolle Spazierfahrt an den
Ballsaal, ein maßloses Ensemble aus Atlantik, der an der Südspitze
vergoldeten Vertäfelungen, Bogen- gegen eine schroffe Felsküste
gängen aus Alabaster und zahllosen brandet. Fahrradverleih:
Spiegeln. Hier wurden schon viele Ten Speed Spokes, 18 Elm St.,
Empfänge gegeben, darunter denje- Tel. 1 401 8 47 56 09,
nigen zu Ehren Consuelo Vander- www.tenspeedspokes.com
bilts, die hier vor ihrer bevorstehen-
den Heirat mit dem Duke of
Marlborough in die Gesellschaft eingeführt wurde.
i Bellevue Ave./Ruggels St., April – Dez. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 15,99
$, www.newportmansions.org

Vorlage dieser 1896 erbauten Residenz am Ende der Bellevue Avenue Belcourt
war ein Jagdschlösschen Ludwigs XIII. Hausherr Oliver Hazard Per- Castle
ry Belmont sorgte für Aufregung in der Society, indem er Alva, die
geschiedene Mrs. William Vanderbilt, heiratete.
i 657 Bellevue Ave., Mi. – So. 12.00 – 17.00 Uhr), Eintritt: 15,99 $,
www.newportmansions.org

M Providence
Region: Providence
aL7
Höhe: 24 m ü.d.M.
Einwohner: 180 000

Die zweitgrößte Stadt Neuenglands liegt am Ende der Narra-


gansett Bay. Als Hauptstadt von Rhode Island ist sie das wirt-
schaftliche und kulturelle Zentrum des Bundesstaats.

Mit der zur renommierten Ivy League zählenden Brown University Bildung
sowie dem Providence College und der Rhode Island School of De- wird groß
sign verfügt die kompakte, auf mehreren Hügeln gebaute Stadt über geschrieben
einige der berühmtesten Bildungseinrichtungen des Landes. Mit ih-
ren herrlichen alten Häuserzeilen auf College Hill, dem Waterplace
Park und dem fotogenen State Capitol garantiert Providence einen
angenehmen Aufenthalt. Wichtige wirtschaftliche Standbeine sind
u. a. die Herstellung von Elektrozubehör und Maschinenteilen.
486 ZIELE    Providence

Providence erleben
AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Providence Warwick Convention & eProvidence Biltmore AAAA
Visitors Bureau 11 Dorrance St., Providence, RI 02903
10 Memorial Blvd., Providence, RI 02903 Tel. 1 401 4 21 07 00
Tel. 1 401 4 56 02 00, www.providencebiltmore.com
www.goprovidence.com 291 Zimmer und Suiten. Traditions-
hotel mit Art-Deco-Fassade, zentral
ESSEN in Downtown gelegen.
eAl Forno AA
577 S. Main St., Tel. 1 401 2 73 97 60 rState House Inn AA
Die besten Spaghetti weit und breit. 43 Jewett St., Providence, RI 02908
Tel. 1 401 3 51 61 11
rAngelo´s Restaurant AAA www.providence-inn.com
141 Atwells Ave., Tel. 1 401 6 21 81 71 10 Zimmer. Sehr gut geführtes und
Seit vielen Jahren bekannt für leckere familiäres altes Gasthaus in Sichtweite
Fettucini, Ravioli und Cavati des State House.

Geschichte 1636 gründete Roger Williams, der sich vom rigorosen Führungs-
anspruch der Theokraten “Salems abgewandt hatte, Providence als
Refugium für alle Andersdenkenden. Bis heute sichtbarstes Zeichen
seines Postulats der Trennung von Kirche und Staat ist das Fehlen des
sonst in Neuengland üblichen Ensembles aus Common und Kirche.
Bald wandte sich Providence Handel und Seefahrt zu. Um 1750 wa-
ren Schiffe aus Providence am Dreieckshandel beteiligt, während des
Unabhängigkeitskriegs überließen die Stadtväter den Hafen ameri-
kanischen Freibeutern als Unterschlupf. Nach dem Krieg brachen
von hier aus die ersten Handelsschiffe nach China auf – allen voran
die Segler des Patrioten, China- und Sklavenhändlers John Brown,
der sich später als Wohltäter in die Annalen der Stadt eintrug. An-
fang des 19. Jh.s sattelte Providence auf verarbeitende Industrie um
und zog Einwanderer an, die das Make-up der Stadt für immer ver-
änderten. Zu Beginn des dritten Jahrtausends zeigt sich Providence
von der durch die Abwanderung wichtiger Industrien ausgelösten
und bis Anfang der 1990er-Jahre anhaltenden Krise erholt: Parks
wurden gebaut, Flüsse umgeleitet und das öffentliche Transportsys-
tem entscheidend verbessert.

Sehenswertes in Providence
M Rhode
Island State Groß, weiß und eine Menge Respekt einflößend thront das State
House House auf dem Smith Hill über der Stadt. Im Jahr 1901 eingeweiht,
Providence    ZIELE 487

wurde der aus Georgia-Marmor errichtet. Der Sitz der Regierung


von Rhode Islands ist dem Capitol in Washington, DC, nachempfun-
den. Eine gewaltige, weiß leuchtende Kuppel – die zweitgrößte
selbst tragende Kuppel der Welt – krönt das Gebäude. Auf ihrer
Spitze wacht der »Independent Man«, eine Freiheit und Toleranz
symbolisierende Bronzestatue, über das Treiben der Volksvertreter.
Neben dem Eingang zum Senat ist das 1663 von Charles III ausge-
stellte Toleranzedikt zu sehen. Im »Executive Chamber« hängt Gil-
bert Stuarts berühmtes Porträt von George Washington – davon ist
das Konterfei des ersten Präsidenten ausgeliehen, das die Ein-Dollar-
Note ziert.
i 82 Smith St., Führungen tgl. nur nach telefonischer Vereinbarung,
Tel. 1 401 2 22 23 57, www.rilin.state.ri.us/statehousetour

Providences Wiedergeburt in den 1990-Jahren ging vom Waterplace Waterplace


Park aus. Der ziemlich weitläufige Park unterhalb des State House Park and
erstreckt sich um einen einen See mit künstlichen Gezeiten und ein Riverwalk
Amphitheater. Mehrmals jährlich findet WaterFire statt, ein beein-
druckendes Multimedia-Spektakel, bei dem zu passender Musik Fa-
ckeln im See und in den drei durch Providence fließenden Flüssen
angezündet werden.
488 ZIELE    Providence

Providence Dieses moderne Einkaufszentrum gehört zu den neueren Attraktio-


Place nen der Stadt. Es beherbergt rund 200 Geschäfte und Boutiquen mit
den unterschiedlichsten Warenangeboten sowie etliche andere Loka-
litäten unter einem Dach.
i 1 Providence Place, Mo. – Sa. 10.00 – 21.00, So. 12.00 – 18.00 Uhr

M College Hill Von den Stufen des State House aus liegt einem die moderne Down-
town zu Füßen. Linker Hand blickt man über den schmalen Provi-
dence River auf den dicht begrünten College Hill. Im 19. Jh. war er
das Nobelviertel der Stadt, veredelt durch die 1770 auf seinem Rü-
cken eröffnete Brown University. Die teils recht steilen Straßen mit
ihren alten Villen in fast allen amerikanischen Baustilen machen den
Bummel zu einem besonderen Vergnügen. Die schönsten Häuser
stehen an der Benefit Street, einst die Straße der im Dreieckshandel
reich gewordenen Kaufleute. Längs über den Bergrücken verläuft die
Thayer Street, dank ihrer Cafés, Buchläden und Second-Hand-Läden
die Straße der bei Brown eingeschriebenen Studenten.
Roger Williams bestimmte 1638 diese Stelle für das erste von Baptis-
ten in Nordamerika gebaute Versammlungshaus. Die heutige M First
Baptist Church (75 North Main St. / Waterman St.) wurde 1775 im
Georgian Style errichtet und gilt mit
Federal Hill ihrer feinen Täfelung und dem ein-
fachen, grün-weißen Dekor als eine
der schönsten Kirchen dieses Stils
WISSEN

Im frühen 19. Jh. das irisch ge-


prägte Arbeiterviertel, erlebte Fe- im Land.
deral Hill um 1900 ein zweite Ein- Das abweisende Äußere täuscht:
wandererwelle, dieses Mal aus Drinnen beherbergt das Rhode Is-
Italien. Bis heute hört man auf land School of Design Museum
den schmalen Straßen ebensoviel des renommierten Lehrinstituts für
Italienisch wie Englisch. Die Trat- Designer und Architekten auf meh-
torias und Pizzerien an der At- reren Etagen äußerst sehenswerte
wells Avenue, der Hauptverkehrs- Sammlungen ägyptischer, europäi-
ader, gelten als die besten von scher und amerikanischer Kunst. Zu
Rhode Island. den Highlights gehören die franzö-
sischen Impressionisten, kunstvolle
japanische Drucke und eine hölzer-
ne Buddha-Statue aus dem 10. Jahrhundert.
Unterwegs zur Brown University passiert man eine der ältesten Bib-
liotheken der Welt. Das Providence Athenaeum wurde 1753 ge-
gründet und residiert seit 1836 im jetzigen Gebäude. Während des
19. Jh.s war es Treffpunkt der geistigen Elite von Rhode Island; u. a.
ging auch Edgar Allan Poe hier ein und aus. Mit ihren mächtigen
Lese­tischen und riesigen Bücherschränken ist die Bücherei ein nos-
talgisch anmutendes Refugium für Leseratten (251 Benefit St.).
Das M John Brown House , 1788 von Joseph Brown für seinen Bru-
der John im Georgian Style gebaut, ist das schönste der zur Besichti-
Providence    ZIELE 489

gung freigegebenen Häuser auf College Hill. Das Originalmöbel


zählt zum Besten, was die Werkstätten neuenglischer Schreiner ver-
lassen hat.
Den Browns begegnet man überall in Providence. Ende des 18. Jh.s
hatte die Familie gleich vier erfolgreiche Brüder hervorgebracht:
John hatte den China-Handel eröffnet, Joseph als Architekt viele der
schönsten Häuser entworfen, Moses gemeinsam mit Sam Slater die
Industrialisierung Neuenglands angeworfen und Nicholas war zum
Herr über ein internationales Handelsimperium aufgestiegen. Die
1764 in Warren als Rhode Island College gegründete Brown Univer-
sity wurde 1804 nach ihrem größten Wohltäter, Nicholas Brown II,
benannt. Seit 1770 in Providence zu Hause, studieren heute über
7000 Studenten an dieser mitten im Wohngebiet liegenden Campus-
Uni. Der schnellste Weg von Downtown hier herauf ist die College
Street. An ihrem Ende liegen die trutzigen Van Winckle Gates, der
Haupteingang zum Campus mit rund 250 Gebäuden, dessen älteste
die 1770 erbaute University Hall, die neoklassische Manning Hall
von 1835 und Hope College von 1822 sind. Die John Carter Brown
Library besitzt eine der schönsten Sammlungen amerikanischer Bü-
cher vor 1825.
Rhode Island School of Design Museum: 224 Benefit St., Di. – So. 10.00
bis 17.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.risdmuseum.org
John Brown House: 52 Power St., Führungen April – Nov. Di. – Fr. 13.30 u.
15.00, Sa. 10.30, 12.00, 13.30, 15.00, übrige Zeit Fr., Sa. 10.30, 12.00,
13.30, 15.00 Uhr, Eintritt: 10 $, www.rihs.org/museums_jbh

Umgebung von Providence


Gegen Ende des 18. Jh.s wurden die reißenden Pawtucket Falls Pawtucket
5 mi/8 km nördlich von Providence zum Treibsatz der industriellen
Revolution in den USA: 1793 nutzte Samuel Slater ihre Kraft, um
Amerikas erste mit Wasserkraft betriebene Baumwollmanufak-
tur zu errichten. 1810 baute man nahebei die Wilkinson Mill, wo
Maschinenteile hergestellt wurden. Heute liegt Pawtucket im ge-
sichtslosen Einzugsbereich von Providence und lebt nach wie vor
von verarbeitender Industrie.
Die M Slater Mill Historic Site besteht aus Slater Mill, Wilkinson Mill
und Sylvanus Brown House und rekonstruiert die Kindertage des
Maschinenzeitalters. So demonstrieren Guides in der Slater Mill an
Originalmaschinen den Weg der Baumwolle zum fertigen Produkt.
i 67 Roosevelt Ave., März – April Sa., So. 11.00 – 15.00, Mai – Okt. Di. – So.
10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 12 $, www.slatermill.org
Vermont
Vermont    ZIELE 491

VERMONT
Fläche: 24 887 km²
Einwohner: 630 000
Hauptstadt: Montpelier
Beiname: Green Mountain State

Ein ehemaliger Gouverneur be-


schrieb Vermont als einen Staat, in
dem man genau erkenne, wo eine
Stadt beginnt und wo sie aufhört.
Tatsächlich: Anders als oft in den Vereinigten Staaten, wo
ganze Städte in Shopping Malls verschwinden, blieb in Ver-
mont die Kirche meist im Dorf und das Ortsschild vor der Orts-
einfahrt. Das Resultat: Wohl nirgendwo sonst ist Amerika so
idyllisch.

Die Vermonter haben einen nicht geringen Anteil daran. Als erste Ein geschütz-
landesweit stimmten sie für die strengsten Umweltschutzgesetze der tes Idyll
USA, denen sich Industriebetriebe beugen müssen. Große Werbeflä-
chen in pastoralen Landschaften sind verboten; Gemeinden zwingen
Bauherren, neue Strukturen den Gegebenheiten anzupassen. 1993
erhielten die grünen Gesetzesmacher sogar vom National Trust for
Historic Preservation Schützenhilfe: Die einflussreiche Organisation
setzte ganz Vermont an die Spitze ihrer jährlichen Liste bedrohter
historischer Orte und Plätze. Denn die Bedrohung durch den urba-
nen Siedlungsbrei ist selbst in Vermont allgegenwärtig. Die Nord-
Süd-Ausdehnung Vermonts beträgt von der kanadischen Grenze im
Norden bis nach Massachusetts im Süden gerade 240 Kilometer die
breiteste Stelle misst 144 Kilometer im Norden, die schmalste 65 Ki-
lometer im Süden. Im Osten markiert der Connecticut River die
Grenze mit New Hampshire, im Westen trennen der Poultney River
und der lange Lake Champlain Vermont von New York State. Die in
Nord-Süd-Richtung verlaufenden Green Mountains sind das geo-
grafische Rückgrat des Staats. Aus hartem Granit aufgebaut, sind ihre
Täler von Laubwald bedeckt, der sich in den Höhen mit Nadelbäu-
men mischt. Parallel zu den Green Mountains verläuft im Südwesten
der Höhenzug der Taconic Range. Charakteristisch für den entlege-
nen, dünn besiedelten Nordosten sind raue Inselberge in weitläufigen
Hügellandschaften mit Seen, Teichen und Sümpfen. Der 200 Kilome-
ter lange und an seiner breitesten Stelle nur 20 Kilometer messende
Lake Champlain ist der größte Süßwassersee des Kontinents östlich
der Großen Seen.
Vermont - wohl nirgendwo sonst ist Amerika so idyllisch.
492 ZIELE    Vermont

Highlights Vermont
▶▶ Shelburne Museum
300 Jahre US-Geschichte am Ufer
des Lake Champlain
““Seite 497

▶▶ Vermont State Crafts


Center
Wunderschönes Kunsthandwerk ▶▶ Woodstock
““Seite 502 Eine der hübschesten Kleinstädte
Neu­englands – nicht zu verwech-
▶▶ Middlebury Gaps seln mit dem vermeintlichen Ort
Idyllisches Vermont at its best des legendären Festivals!
““Seite 503 ““Seite 510

Geschichte Der Franzose Samuel de Champlain war 1609 der erste Europäer, der
seinen Fuß in das Land Algonquin und IroKesen Sein Ausruf »Ah,
les verts monts!« beim Anblick der grünen Höhenzüge soll dem
Staat später den Namen gegeben haben. Während der Rest Neueng-
lands zügig von englischen Siedlern erschlossen wurde, blieb Ver-
mont als Niemandsland zwischen britischen und französischen Inte-
ressen weit gehend unbesiedelt. Im Laufe des 18. Jh.s wurde das
Champlain Valley zum Aufmarschgebiet indianischer, britischer und
französischer Truppen und Verbände. Man lieferte sich Gefechte, die
als in Guerillamanier betriebener »petite guerre« schließlich in den
siebenjährigen French and Indian War mündeten. 1759 endete dieser
mit dem Sieg Großbritanniens und der Öffnung Vermonts für die
systematische Besiedlung. Angesichts kollidierender Landinteressen
mit den Großgrundbesitzern im benachbarten New York gründeten
die Vermonter die Selbstschutztruppe der Green Mountain Boys.
Im Unabhängigkeitskrieg formte Ethan Allen aus ihnen eine schlag-
kräftige Armee, mit der er 1775 die britische Festung Ticonderoga
am Lake Champlain eroberte. Das gewonnene Kriegsmaterial stellte
er zwar George Washington für die Belagerung Bostons zur Verfü-
gung, doch zwei Jahre später gründeten die Vermonter lieber ihren
eigenen Staat. Die unabhängige Republik Vermont bestand 14 Jahre
und erklärte als erste die Sklaverei für Unrecht. Erst am 4. März 1791,
nachdem das Landproblem mit den »Yorkers« endgültig gelöst war,
trat man als 14. Staat der Union bei.
Im 19. Jh. wurde Vermont landwirtschaftlich und industriell er-
schlossen. In den Green Mountains gewann man Marmor und Gra-
nit und holzte Wälder ab. Die Milchwirtschaft blühte auf und von
hier wurde ganz Amerika mit Ahornsirup versorgte. Im 20. Jh. ent-
Bennington    ZIELE 493

wickelte sich auch der Tourismus. Die Green Mountains und der
Lake Champlain sind heute Vermonts beliebtestes Freizeitparadies.
Seit den 1960ern erlebt Vermont eine verstärkte Zuwanderung groß-
stadtmüder Menschen von der Ostküste.

Nur ein US-Bundesstaat hat weniger Einwohner als die etwas über Bevölkerung
630 000 von Vermont: Wyoming (564 000). In anderer Hinsicht hält
der Green Mountain State aber Spitzenplätze: 95,3 % aller Vermonter
sind Weiße; zwei Drittel leben in Städtchen unter 2500 Einwohnern.
Vermonts größte Siedlung ist Burlington (42 500 Einw.) und selbst
die Hauptstadt Montpelier ist mit 7700 Einwohnern für Vermonter
Verhältnisse immer noch »großstädtisch«.

Landwirtschaft, Tourismus und verarbeitende Industrien sind Ver- Wirtschaft


monts wirtschaftliche Säulen, wobei die Milchwirtschaft die Vor-
zeigeindustrie ist, versorgt sie doch Boston und den Süden Neueng-
lands mit ihren Produkten. Die tief in den Green Mountains
verborgenen »sugar shacks« stehen in Neuengland für erstklassigen
Ahornsirup, dessen bekannteste Produzenten in St. Albans und St.
Johnsbury zuhause sind. Viele Kleinstädte beherbergen z. T. hoch
spezialisierte kleine Industriefirmen. Die Steinbrüche an der West-
flanke der Green Mountains produzieren über hundert Arten be-
gehrten Marmors und auch der graue Granit aus Barre wird weltweit
nachgefragt. Rapide steigen die Einnahmen aus dem Tourismus, der
hier vor allem Outdoor-Aktivitäten bedeutet.

Bennington
Region: Green Mountains
aK6
Höhe: 218 m ü.d.M.
Einwohner: 16 500

Das Städtchen liegt in einem von den Green Mountains und


der Taconic Range umgebenen Tal ganz in der Südwestecke
Vermonts. Es ist bekannt für sein liberales, prestigeträchtiges
College und seine Keramikindustrie. Deren Produkte warten
in hübschen kleinen Läden in Old Bennington auf Käufer.

Bennington erlebte aber auch eine Sternstunde der US-Geschichte, Eine Stern-
worauf das überdimensionale Bennington Battle Monument unmiss- stunde der
verständlich hinweist: Am 16. August 1777 besiegten die Amerikaner Geschichte
hier in einem kleinen, den Unabhängigkeitskrieg letztlich aber vor-
entscheidenden Gefecht einen Trupp hessischer Söldner in briti-
schen Diensten.
494 ZIELE    Bennington

Bennington erleben
AUSKUNFT Bei Moonburger, Shrimp Parmigiana
Bennington Area Chamber of und jeder Menge Bier treffen sich hier
Commerce Einheimische und Touristen.
100 Veterans Memorial Dr.
Bennington, VT 05201 ÜBERNACHTEN
Tel. 1 802 4 47 33 11 South Shire Inn AA – AAA
www.bennington.com 124 Elm St., Bennington, VT 05201
Tel. 1 802 4 47 38 39
ESSEN www.southshireinn.com
Kevin´s Sports Pub & Restaurant A Romantische Unterkunft mit Himmel-
27 Main St., Tel. 1 802 4 42 01 22 betten in fünf hohen Gästezimmern

Sehenswertes in Bennington
Bennington Der Sieg der Amerikaner machte der von den Briten befolgten Stra-
Battle tegie, die Kolonien vom Hudson River bis zum Lake Champlain zu
Monument trennen und dann nacheinander zu befrieden, einen Strich durch die
Rechnung und übertrug den Rebellen die Kontrolle über das Hinter-
land Neuenglands. Die Schlacht fand zwar knapp zehn Kilometer
von hier entfernt statt, aber den Hügel über dem Tal befanden Ben-
ningtons Stadtväter zur Errichtung eines Denkmals für geeigneter.
Das 1891 eingeweihte und 92 Meter hohe Bennington Battle Monu-
ment bietet von einer Aussichtsplattform einen Blick über drei Neu-
englandstaaten.
i 15 Monument Circle; April – Okt. tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
www.historicvermont.org/bennington/

M Old First Das nur einen Steinwurf vom Bennington Battle Monument entfern-
Church te. im Jahr 1805 erbaute Gotteshaus gehört mit seinem formvollen-
deten, dreigeschossigen Glockenturm über einem makellos weißen
Schiff zu den schönsten Kirchen Neuenglands.
Auf dem Friedhof liegt – neben Rebellen aus dem Unabhängigkeits-
krieg und auch hessischen Soldaten – Robert Frost (1874 – 1963),
Neuenglands beliebtester Dichter, begraben. Er besang in seinen Ver-
sen die Schönheit dieser Landschaft.

Bennington Highlight des Bennington Museums ist das Grandma Moses


Museum Schoolhouse, in dem Amerikas berühmteste naive Malerin die
Schulbank drückte. Heute werden hier die schönsten Bilder von
Anna Mary Moses (1860 – 1961) gezeigt. Die als »Grandma Moses«
berühmt gewordene Künstlerin fand erst im Alter von 70 Jahren zur
Malerei, feierte dann aber mit ihren naiven Genrebildern internatio-
Burlington · Lake Champlain    ZIELE 495

nale Erfolge. Sehenswert ist auch die der Keramikindustrie von Ben-
nington gewidmete Abteilung.
i W. Main St.; Juni – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, Feb. – Mai tgl. außer Mi.
10.00 – 17.00 Uhr, Jan. geschl., Eintritt: 10 $, www.benningtonmuseum.org

Umgebung von Bennington


Auf einem Ausflug in das Windham County kann man versuchen, Windham
alle hier stehenden 30 »covered bridges« zu finden. Mit Newfane und County
Grafton (s. S. 476) besitzt das County zwei außerordentlich hübsche
Neuengland-Städtchen. Auf einer Farm beim Dorf Whitingham in
Windham County kam der Mormonenführer Brigham Young (1801
bis 1877) zur Welt.

M Burlington ·
Lake Champlain
aJ4
Region: Lake Champlain Valley
Höhe: 34 m ü.d.M.
Einwohner: 42 500

Straßencafés, Studenten, eine schöne Lage mit Blick über den


Lake Champlain zu den Adirondack Mountains im benachbar-
ten New York und eine alternative Szene, die in den 1980ern
sogar einen »roten« Bürgermeister hervorbrachte: Die größte
Stadt Vermonts hat alles, was europäische Städte auch haben
– allerdings ohne die negativen Nebenwirkungen.

Die Besiedlung des heutigen Stadtgebiets begann erst nach dem Un- Hort der
abhängigkeitskrieg. 1791 wurde die University of Vermont gegrün- Liberalität
det, die bis heute liberaler Tradition verpflichtete älteste Hochschule
des Staats.

Sehenswertes in Burlington
Besonders fotogen auf dem Campus zwischen University Place und University of
S. Prospect Street gibt sich die vom Architektenbüro McKim, Mead Vermont
& White im neogeorgianischen Stil entworfene Ira Allen Chapel von
1925.
Das vom selben Architekten konzipierte M Robert Hull Fleming Mu-
seum öffnete 1930 seine Pforten und zeigt neben feinen Sammlun-
496 ZIELE    Burlington · Lake Champlain

Burlington und Lake Champlain erleben


AUSKUNFT Anchorage Inn A
Lake Champlain Regional Cham- 108 Dorset St., Burlington, VT 05403
ber of Commerce Tel. 1 802 8 63 70 00
60 Main St., Burlington, VT 05401 www.anchorageinnvt.com
Tel. 1 802 8 63 34 89, www.vermont.org 89 Zimmer. Einfaches, nettes Motel mit
Pool, Sauna und Whirlpool, etwas west-
ESSEN lich von Downtown.
Leunig‘s Bistro AAA
115 Church St., Tel. 1 802 8 63 37 59 SCHIFFSAUSFLUG
Marmorbar u. Kristallleuchter erinnern an »The Spirit of Ethan Allen II«
Paris; im Sommer zur Straße hin offen. 348 Flynn Avenue
Burlington, VT 05401
American Flatbread Tel. 1 802 8 62 83 00, www.soea.com
Burlington Heath AA Schiffsabfahrten vom Burlington Boat-
115 St. Paul St., Tel. 1 802 8 61 29 99 house, 1 College St., Mai – Okt. tgl.
Amerikanische Pizza-Variante aus dem 10.00, 12.00, 14.00, 16.00 Uhr
Holzofen mit regionalen Zutaten Auf dem Lake Champlain, am besten
mit »The Spirit of Ethan Allen II«, bietet
ÜBERNACHTEN sie doch auch Brunch- und Dinner-
The Essex AAA Cruises sowie interessante historische
70 Essex Way (von Rte. 289) Vorträge des Kapitäns an
Essex, VT 05452, Tel. 1 802 8 78 11 00
www.essexresortspa.com SHOPPING
120 Z. Hotel im Landgasthausstil zehn In der Fußgängerzone Church Street/
Minuten außerhalb. In den beiden Res- Marketplace im Stadtzentrum findet
taurants kochen die Studenten des New man Trendmarken ebenso wie Outfitter-
England Culinary Institute. Läden.

gen ägyptischer und asiatischer Kunst die ausgezeichnete American


Gallery mit Gemälden aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
i 61 Colchester Ave.; Mai – Labor Day Di. – Fr..12.00 – 16.00, Sa., So.13.00
bis 17.00, Labor Day – Apr. Di. – Fr. 9.00 – 16.00, Mi. bis 20.00, Sa., So.
13.00  – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.uvm.edu/~fleming/

Ethan Allen Ethan Allen ist ein Volksheld in Vermont – sein Name prangt auf
Homestead Fähren, Straßenschildern und Souvenirtassen. Seine Farm, die Ethan
Allen Homestead, ist stimmungsvoll rekonstruiert und zeichnet in
einer anregenden Multimediashow das ereignisreiche Leben dieses
Mannes nach.
i 2 mi/3,2 km nördlich auf der VT 127, Exit North Ave. Beaches, Mitte Mai
bis Mitte Okt. Do. – Mo. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 8 $,
www.ethanallenhomestead.org
Burlington · Lake Champlain    ZIELE 497

Umgebung von Burlington


Shelburne Village, Shelburne Harbour und Shelburne Falls, wenige MM Shelburne
Meilen südlich von Burlington, sind ruhige Gemeinden mit herrli- Museum
chem Blick auf die Adirondacks und die Green Mountains. Hier wur-
den Passagier- und Frachtschiffe für den See gebaut; das letzte, die
»SS Ticonderoga«, ist heute eines der vielen Highlights im Shelbur-
ne Museum, einem der  besten Museen Neuenglands: Auf einem
weitläufigen Gelände am Ufer des Lake Champlain bietet es mit rund
40 historischen, themenspezifisch eingerichteten Häusern, einer drei
Stockwerke hohen Rundscheune von 1901 und einem kompletten
viktorianischen Bahnhof einen sehenswerten Querschnitt durch 300
Jahre amerikanischer Alltagsgeschichte. Ein weiterer Höhepunkt ist
die Webb Gallery im Electra Havemeyer Webb Memorial, einem
Musentempel im Greek Revival Style. Die Kunstsammlung der Mu-
seumsgründerin und Vanderbilt-Verwandten enthält seltene Rem-
brandts, Degas', Manets und Corots.
i 6000 Shelburne Road, tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Mai – Okt. alle Gebäude
geöffnet, sonst nur ausgewählte, Eintritt: 10 $, http://shelburnemuseum.org

Die 2 km östlich von Shelburne Village liegende Parklandschaft lie- M Shelburne


ßen sich Eisenbahn-Tycoon William Seward Webb und seine Gattin Farms
Lila Vanderbilt Webb vor über hundert Jahren als höchst­eigenes Pa-

Abendstimmung im Hafen von Burlington


498 ZIELE    Manchester

radies erschaffen. Hügel wurden eingeebnet und Teiche, Wiesen und


Wälder angelegt, zwischen denen schön anzusehende Wirtschaftsge-
bäude hervorlugen. Denn Shelburne Farms war nicht nur der Land-
sitz der Webbs, sondern auch eine moderne Versuchsfarm, die nach
neuen Wegen in der Viehzucht und beim Getreideanbau suchte.
Heute werden hier Umweltseminare veranstaltet. Shelburne House,
das pompöse Landhaus der Webbs, wurde in einen Luxus-Inn ver-
wandelt. Allein der Blick über den Lake Champlain lohnt den Besuch
– auch wenn man nicht hier übernachtet.

Jay Peak Eine halbe Autostunde nordöstlich von Burlington erhebt sich kurz
vor der kanadischen Grenze der Jay Peak (1158 m ü.d.M.). Das als
schneesicher geschätzte Massiv ist von Ende November bis Anfang
April mit mehr als fünf Dutzend rasanten Abfahrten ein Winter-
sportparadies. Im Sommer bringt eine Seilbahn Touristen zu wun-
derbaren Aussichten über den Lake Champlain, nach Montréal und
den White Mountains.

Grand Isles Burlington ist der geradezu ideale Ausgangspunkt für einen Ausflug
zu den etwa 15 mi / 24 km nordwestlich liegenden, durch Brücken
und Dämme miteinander verbundenen Inseln South Hero, North
Hero und Isle La Motte. Zusammen mit der Alburg Peninsula bilden
diese einen vom Mikroklima sehr begünstigten Archipel, in dem
zwischen Apfelplantagen schläfrige kleine Dörfer mit beschaulichen
Marinas liegen.

Manchester
Region: Green Mountains
aJ5
Höhe: 208 m ü.d.M.
Einwohner: 3600

Autos wirken fehl am Platz in diesem altehrwürdigen Städt-


chen zu Füßen der hier rund 1000 Meter hohen Taconic Range.
Alt-Manchester präsentiert sich im herrschaftlichen Federal
Style, die Bürgersteige sind mit Marmor aus den nahen Brü-
chen ausgelegt.

Alt und Neu Dominiert wird die kleine Stadt vom historischen, 1853 eröffneten
The Equinox Resort & Spa, einer säulengeschmückten Nobelher-
berge, in der bereits vier US-Präsidenten abgestiegen sind. Die ge-
schäftigere Gegenwart wurde ins Manchester Center verbannt:
Dort kann man tanken und in einem der zahlreichen Factory Outlets
einkaufen.
Manchester    ZIELE 499

Manchester erleben
AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Manchester-and-the-Mountains The Equinox
Chamber of Commerce Resort & Spa AAA
5046 Main St., Manchester, VT 05255 3567 Main Street
Tel. 1 802 3 62 63 13 Manchester, VT 05254
www.visitmanchestervt.com Tel. 1 802 3 62 47 00
www.equinoxresort.com
ESSEN 183 Zimmer und Suiten. Echt
Mistral‘s at Toll Gate AAA Vermont: eines der ältesten
Toll Gate Rd., Tel. 1 802 3 62 17 79 und elegantesten Resorts
Französisch speisen mit Aussicht: Zu ge- Neuenglands.
füllter Forelle gibt‘s den Blick auf den
(nachts angestrahlten) Bromley Brook. The Aspen Mote A – AA
5669 Main St., Manchester, VT 05254
Bistro Henry AA – AAA Tel. 1 802 3 62 24 50
1942 Rte. 11 / 30, Tel. 1 802 3 62 49 82 24 Zimmer. Ruhiges, zu Füßen
Französisch angehauchte Fusion Cuisine, des Mount Equinox im Grünen
Spezialitäten: Lamm- und Lachsgerichte. gelegenes Motel.

Sehenswertes in Manchester
Nicht Sport, sondern Zen: Dieses hübsche kleine Museum widmet American
sich der hohen Kunst des Angelns mit der Fliege. Ganzer Stolz der Museum of
Betreiber sind die Angelausrüstungen von Ernest Hemingway und Fly Fishing
Andrew Carnegie.
i 4104 Main St., Di. – So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 5 $, www.amff.com.

Dieses herrliche, 1905 im Georgian Revival Style gebaute Anwesen Hildene


gehörte Robert T. Lincoln (1843 – 1926), dem ältesten der vier Kin-
der von Präsident Abraham Lincoln. Die zwei Dutzend Räume des
Hauses, das, so die Broschüre, die »Liebesgeschichte zwischen den
Lincolns und Vermont« verkörpert, enthalten kostbares Originalmo-
biliar, darunter eine äolische Orgel mit über 1000 Pfeifen. Die Besich-
tigungstouren führen auch durch die in sattem Grün schwelgenden
Gärten.
i 1005 Hildene Rd.;tgl. 9.30 – 16.30 Uhr, Eintritt: 20 $, www.hildene.org

Die Straße auf den Mount Equinox, mit 1145 Metern der höchste M Equinox
Gipfel der Taconic Range, beginnt auf der VT 7 A etwa 5 mi / 8 km Skyline Drive
südlich von Manchester. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis zum
Hudsontal.
500 ZIELE    Manchester

Ausflug in die Green Mountains


Vermont Noch mehr Bilderbuch-Vermont findet in den weit gehend untouris-
aus dem tisch gebliebenen Tälern der Green Mountains statt. Dazu fährt man
Bilderbuch von Manchester Center aus auf der VT 30 Richtung Osten. 3,5 km
hinter dem Skigebiet Bromley Mountain quert die Straße den Long
Trail. Zuletzt recht steil, führt der Fernwanderweg auf den Gipfel des
knapp 1000 m hohen Mt. Bromley. Der Blick vom Aussichtsturm
schweift über ein grünes Meer aus Bergen und Tälern.

M Weston Eine halbe Stunde später erreicht man Weston. Mit seinem Village
Green, liebevoll restaurierten Häuschen aus der »guten alten Zeit«
und seinem viktorianischen Musikpavillon, dem »Bandstand«,
kommt der verträumte Ort dem oft beschworenen Neuengland-Kli-
schee wohl am nächsten.
Einen Besuch wert ist das dem Green zugewandte, im Federal Style
gebaute Farrar-Mansur House, einst Dorfkneipe und heute Stadt-
museum. Im 1946 für die Farmer und Holzfäller der Umgebung er-
öffneten Vermont Country Store gibt es alles – vom frischen Ver-
monter Käse bis zu handgestrickten Pulswärmern.
Farrar-Mansur House: nur Touren: 29. Juni – 13. Okt. Sa u. So 14.00 Uhr,
Preis: 5$
Vermont Country Store: Rte. 100, tgl. 9.00 – 17.30 Uhr

Höchst elegant: das »Equinox« in Manchester


Middlebury    ZIELE 501

Apropos Käse: Für den Käse aus diesem Teil Vermonts zeichnet die Grafton
über eine schlichte überdachte Brücke erreichbare Grafton Village
Cheese Co. (533 Townshend Rd.) im nahen Grafton verantwortlich.
Seit den 1960er-Jahren liebevoll restauriert, präsentiert auch dieser
Ort eine Mischung aus Freilichtmuseum und lebendigem Postkar­
tenidyll. Sehenswert sind vor allem die Red Barns, in denen eine
Ausstellung an die Schafzucht vor 120 Jahren erinnert, und die herr-
liche Old Tavern (Rte. 121) von 1801, mit ihrer doppelgeschossigen,
umlaufenden Veranda. Hier übernachtete schon der Bürgerkriegs­
general und spätere US-Präsident Ulysses S. Grant.

Middlebury
Region: Mid Vermont
aJ4
Höhe: 110 m ü.d.M.
Einwohner: 8300

Das 1761 im sanft hügeligen Champlain Valley gegründete


Städtchen ist bis heute dessen kultureller und wirtschaftlicher
Mittelpunkt. 300 Häuser stehen im National Register of Histo-
ric Places.

Mitten durch den Ort rauscht, über mehrere Stufen stürzend, der Eine
Otter Creek. Die schönsten der viktorianischen Häuser gruppieren friedliche
sich um das Green mit dem historischen Middlebury Inn als Blick- Kleinstadt
fang. Einen Steinwurf entfernt liegt das renommierte, 1800 gegrün-
dete Middlebury College.

Middlebury erleben
AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Addison County Chamber of Swift House Inn AAA
Commerce 25 Stewart Lane
93 Court St., Middlebury, VT 05753 Middlebury, VT 05763
Tel. 1 802 3 88 79 51 Tel. 1 802 3 88 99 25
www.addisoncounty.com www.swifthouseinn.com
20 stilvoll eingerichtete Zimmer
ESSEN mit Kaminen und alten hohen
The Storm Café AA Betten sowohl im Federal-Style-
3 Mill St., Tel. 1 802 3 88 10 63 Haupthaus von 1814 als auch
Bestens gekocht wird in dieser alten im viktorianischen Carriage House
Mühle am Otter Creek. von 1876.
502 ZIELE    Middlebury

Sehenswertes in
Middlebury
Im Sommer herrschen auf dem
Green des Middlebury College
babylonische Zustände. Die Teil-
nehmer der Sprachprogramme
des College parlieren auch in den
Pausen in den Unterrichtsspra-
chen. Von den zahlreichen se-
henswerten Gebäuden lohnen vor
allem die 1815 errichtete Painters
Hall, das älteste College-Gebäude
der USA, Le Château, ein 1925
dem Schloss Fontainebleau nach-
Studenten des Middlebury College empfundener Pavillon, und das
gönnen sich eine Pause. Middlebury College Mahaney
Center for the Arts: Es zeigt eine
kleine, aber sehr feine Sammlung europäischer und amerikanischer
Meister, darunter Picasso, Miró, Dalí, Warhol und Rauschenberg
Mahaney Center for the Arts: 72 Porter Field Rd., Memorial Day. – Labor
Day tgl. 8.00. – 18.00 Uhr, Eintritt frei

M Vermont Die Häuser an den steilen Sträßchen im historischen, beiderseits des


State Crafts Otter Creek liegenden Viertels Frog Hollow wurden in Ateliers und
Center at Workshops verwandelt und beherbergen heute u. a. auch das hübsch
Frog Hollow über dem Fluss gelegene Vermont State Crafts Center. Über 300
Künstler und Handwerker aus Vermont stellen hier aus; sehens- und
kaufenswert sind vor allem die handgearbeiteten Möbel, Keramik
und Glas.
i 85 Church St., Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Mitte April – Mitte Nov. Mo. bis
Mi. 10.00 – 18.00, Do. – Sa. 10.00 – 20.00, So. 11.00 – 18.00, sonst Mo. – Sa.
10.00 – 18.00, So. 12.00 – 17.00, Eintritt frei, www.froghollow.org

Sheldon In dem 1829 für einen Marmorhändler gebauten Haus hat der Kir-
Museum of chenorganist Henry Sheldon Kunsthandwerk sowie Möbel aus Ver-
Vermont mont zusammengetragen.
History i 1 Park St., Di. – Sa. 10.00 – 17.00, So. ab 13.00 Uhr, Eintritt: 5 $,
www.henrysheldonmuseum.org.

Umgebung von Middlebury


M UVM Mor- 2 mi / 3 km westlich von Middlebury liegt im Weiler Weybridge die
gan Horse für ihre Zuchtpferde berühmte, von der University of Vermont be-
Farm triebene Morgan Horse Farm. Die Morgan-Pferde, bekannt für ihre
Middlebury    ZIELE 503

Ausdauer und Schnelligkeit, sind das »Staatstier« Vermonts. Wohl


informierte und anekdotenfeste Guides führen über die Anlage.
i 74 Battell Dr., Mai – Okt. tgl. 9.00 – 16.00 Uhr, www.uvm.edu/morgan/

Ein Ausflug von 17 mi / 27 km auf der VT 30 und später VT 74 führt Larrabbe‘s
nach Larrabbe's Point am Ostufer des Lake Champlain. Von hier aus Point
setzt eine winzige Autofähre in sieben Minuten nach dem bereits
zum Bundesstaat New York gehörenden Westufer zum Fort Ticon-
deroga (“Adirondacks, Lake Champlain) über. Es wurde am 10. Mai
1775 von Ethan Allen und seinen Green Mountain Boys in einem
Überraschungsangriff erobert; die erbeuteten Kanonen setzte George
Washington im Jahr darauf bei der Belagerung von Boston ein.

Auf kurvenreichen Straßen quer durch die Green Mountains zu MM Fahrt über
wunderbaren Aussichtspunkten auf das fruchtbare, mit Dörfern ge- die Middle-
fleckte Lake Champlain Valley – die vorgeschlagene Rundfahrt ver- bury Gaps
bindet die beiden schönsten und relativ untouristisch gebliebe-
nen Facetten Vermonts. Sie beginnt in Middlebury und führt
zunächst auf der VT 30 und VT 74 durch eine ruhige Farmlandschaft
nach Larrabee's Point am Lake Champlain (s. oben). Zurück in Ver-
mont, geht es auf der VT 73 auf die im Osten aufragenden Green
Mountains zu. Hinter dem Weiler Brandon arbeitet sich die Straße in
Serpentinen die Berge des Green Mountain National Forest hinauf.
Vom Brandon Gap (661 m ü.d.M.) lohnt sich der Blick zurück auf
das weite Lake Champlain Valley. Danach schlängelt sich die Straße
durch enge Täler bis Rochester. Hier folgt man bis zum winzigen
Hancock der VT 100 nach Norden und biegt dort auf die VT 125
nach Westen ab und zurück in den Green Mountain National Forest.
Der Pass Middlebury Gap (665 m ü.d.M.) bildet den Scheitelpunkt.
Voraus eröffnen sich herrliche Blicke auf das Lake Champlain Valley
und den See, dessen Ufer die Vermonter zärtlich »New Englands
Westcoast« nennen.

Die mit etwas über 17 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Vermonts, Rutland
32 mi / 51 km südich von Middlebury Richtung “Manchester gele-
gen, ist die Ausnahme von der (Vermonter) Regel: Beiderseits der
durch den Ort strebenden US 7 scharen sich hässliche Shopping
Malls, Gebrauchtwagenhandlungen und Fastfood-Läden. Sehens-
wert ist das Norman Rockwell Museum. Es beschäftigt sich mit
Rockwells Zeit in Vermont und bewahrt ca. 2500 Zeichnungen, Dru-
cke und Bilder des beliebtesten amerikanischen Illustrators auf.
Das Vermont Marble Museum im 4 mi / 6 km km weiter nördlich
gelegenen Proctor zeigt, wie schön Marmor aus Vermont sein kann:
Der hiesige Stein wurde u. a. beim Bau der New York Public Library
verwendet und für viele weitere Denkmäler in den gesamten Verei-
nigten Staaten.
504 ZIELE    Montpelier

Das New England Maple Museum in Pittsford, 7 mi /11 km nörd-


lich von Rutland, beschreibt detailliert den Weg des Sirups von der
Gewinnung des Safts im Frühjahr über den Herstellungsprozess bis
zum Marketing. Vorgestellt wird auch die ganze Bandbreite der
Ahornsirupprodukte, angefangen bei Bonbons bis hin zu Ahornsi-
rupzucker und -brotaufstrich.
Norman Rockwell Museum: Nov. – April Mo. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa., So.,
Fei. 10.00 – 17.00, Mai – Okt.tgl. 10.00 – 17.00, Juli/Aug. Do. bis 19.00,
Eintritt: 16 $, www.nrm.org
Vermont Marble Museum: 52 Main St., Mitte Mai – Okt. tgl.
10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt 7 $, http://vermontmarblemuseum.org
New England Maple Museum: US 7, Mitte März – Ende Mai tgl. 10.00 bis
16.00, Ende Mai – Okt. tgl. 8.30 – 17.30 Uhr, Eintritt: 2 $,
www.maplemuseum.com

M Montpelier
Region: Central Vermont
aK4
Höhe: 145 m ü.d.M.
Einwohner: 7 700

Montpelier ist Amerikas kleinste Hauptstadt. Gäbe es ihn, ge-


wänne Montpelier leicht auch den Titel als »beiläufigste
Hauptstadt eines amerikanischen Bundesstaats«.

1857 eingeweiht: Denn dafür steht das Kapitol,


das State House in Montpelier ganz »Vermontness«. Das bedeu-
tet: Wo anderswo schimmernde
Bürotürme im Hintergrund Big
Business signalisieren, bildet in
Montpelier ein dicht bewaldeter
Hügel die verträumte Kulisse für
den zierlich wirkenden Regie-
rungssitz ab. Seit 1805 ist das
Städtchen auf den Hügeln über
dem Winooski River Hauptstadt.
Verwaltung und der Granitabbau
in der Umgebung sind seitdem
die Haupteinnahmequellen ge-
blieben. Das öffentliche Leben
konzentriert sich auf die von Re-
gierungsgebäuden gesäumte State
Street und die Main Street, Mont-
peliers Hauptgeschäftsstraße.
Montpelier    ZIELE 505

Montpelier erleben
AUSKUNFT ten Lokal sind kulinarische
Central Vermont Chamber of Genüsse garantiert.
Commerce
33 Stewart Rd., PO Box 336, ÜBERNACHTEN
Barre, VT 05641, Tel. 1 802 2 29 57 11 Capitol Plaza Hotel AA–AAA
geöffnet Di. – Sa. 12.00 – 16.00 Uhr 100 State Street
www.central-vt.com Montpelier, VT 05602
Tel. 1 802 2 23 52 52,
ESSEN www.capitolplaza.com
Chef ‘s Table AA 58 Zimmer. Das traditionsreiche
118 Main St., Tel. 1 802 2 23 31 88 und sehr beliebte Stadthotel steht
In dem vom New renommierten Eng- nur einen Steinwurf vom State
land Culinary Institute bestens geführ- House entfernt

Sehenswertes in Montpelier
Der aus Barre-Granit erbaute Regierungssitz wurde im Jahre 1857 M State House
eingeweiht. Den Eingang unter dem Portikus bewachen eine Statue
von Ethan Allen und eine in der Schlacht von “Bennington von den
hessischen Söldnern erbeutete Kanone. Die goldene Kuppel krönt
eine über vier Meter hohe Statue der Cees, der griechischen Göttin
der Landwirtschaft. Innen lohnt ein Bummel durch die ehrwürdigen
Hallen, wo patriotische Gemälde Vermonts Beitrag zum Bürgerkrieg
bejubeln.
i Führungen Juli – Okt. Mo. – Fr. 10.00 – 15.30, Sa. 11.00 – 14.30 Uhr, sonst
n.V., Tel. 1 802 8 28 22 28, Eintritt frei, www.leg.state.vt.us/sthouse/

Das nebenan im Pavillon Building untergebrachte Museum der Ver- Vermont


mont Historical Society zeigt »all things Vermont«, wie das Gewehr Historical
und die Schuhschnallen von Ethan Allen, Gemälde bedeutender Ver- Society
monter Bürger und ein von einem Vermonter im Unabhängigkeits- Museum
krieg benutztes Pulverhorn.
i Mai – Okt. Di. – Sa. 10.00 – 16.00, So. ab 12.00 Uhr, Eintritt: 7 $,
www.ver monthistory.org

Wie der Name schon sagt, ist das Werk des aus Montpelier stammen- Thomas
den Malers Thomas Waterman Wood (1823 – 1903) der Schwer- Waterman
punkt dieser Kunstgalerie. Der Künstler hat den Alltag der Vermon- Wood Art
ter während des Amerikanischen Bürgerkriegs sehr eindrucksvoll Gallery
auf der Leinwand festgehalten.
i 46 Barre St., Di. – Sa. 12.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei,
www.twwoodgallery.org
506 ZIELE    Montpelier

Umgebung von Montpelier


M Ben & Wahrlich eine amerikanische Erfolgsstory kann man in Waterbury
Jerry's Ice 13 mi / 21 km nordwestlich von Montpelier besichtigen: Ben & Jerry's
Cream Ice Cream Factory. Sie ist längst eine Institution in den Vereinigten
Factory Staaten. 1978 besorgten sich Ben Cohen und Jerry Greenfield per
Post ein paar Eiscreme-Rezepte, experimentierten und verkauften
die Ergebnisse zunächst in einer alten Garage in Burlington. Ihr Eis
war sehr beliebt, vor allem, weil sie viel Sahne darunter mischten,
zahlreiche Festivals freigiebig versorgten und sich bald auch sozial
und umweltpolitisch engagierten. 22 Jahre später ging Ben & Jerry's
für 326 Millionen Dollar an den Unilever-Konzern – wobei die Inte-
grität der beliebten Marke vertraglich gewahrt blieb. Der Rundgang
durch die blitzsauberen Herstellungshallen lässt vom Ben & Jerry's-
Mythos zwar nur noch zimelich wenig erahnen; die anschließend
ausgeteilte Eiscreme versöhnt jedoch auch die kritischsten Nörgler.
Die derzeit populärsten Geschmacksrichtungen: Cherry Garcia,
Chunkey Monkey, Phish Food, Half Baked Ice Cream und Peanut
Butter Cup.
i Ende Juli. – Mitte Aug. tgl. 9.00 – 21.00, Ende Aug. – Ende Okt. bis 19.00,
übrige Zeit 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 4 $, www.benjerry.com

Barre Das auf der hügeligen Ostflanke der Green Mountains wenige Meilen
östlich von Montpelier liegende Barre (gesprochen: Barrie) ist seit
über 150 Jahren Nordamerikas bedeutendster Granitlieferant. Zu
Beginn des 19. Jahrhunderts kamen Steinmetze aus Italien und
Schottland, um den hier anstehenden und wegen seiner makellosen
Struktur berühmten Fels zu bearbeiten. Bis heute wird der weißlich
bis blaugraue Granit im ganzen
So schön kann Granit sein Land für Gedenkstätten und Indus-
triezubehör verwendet. Von den
mehreren Dutzend Steinbrüchen
TIPP

Säulen mit korinthischen Kapitel-


len und handgemeißelten Mus- rund um das Gelsenkirchener
tern, eine Replik der Pietà Miche- Charme versprühende Städtchen
langelos, Lilien und Rosen, der sind noch zwei in Betrieb.
Lieblingsstuhl des Verstorbenen, Bei der Siedlung Graniteville – sie
betende Hände: Was die italieni- liegt wenige Autominuten südlich
schen Steinmetze für die verstor- von Barre an der VT 14 – trifft man
benen Verwandten aus dem Gra- auf den Rock of Ages Quarry, ei-
nit gestaltet haben und welch un- nen der größten Steinbrüche des
kompliziertes Verhältnis sie zu Landes. Hier transportiert ein al-
Gevatter Tod hatten, vermitteln tersschwacher Bus interessierte Be-
die kunstvoll gehauenen Grab- sucher zunächst zur Aussichtskan-
steine auf dem Hope Cemetery an zel hinauf, von wo aus der Blick gut
der Merchant Street in Barre. 150 Meter tief auf den Boden des
Steinbruches reicht. Bis zu 100 Ton-
Northeast Kingdom    ZIELE 507

nen schwere Granitblöcke werden von Spezialbohrern aus dem Fels


gestemmt. Ein sehr informatives Besucherzentrum zeigt, auf welche
Art und Weise der hier anstehende Granit verarbeitet wird.
Visitor Center: 558 Graniteville Rd., Mitte Mai – Aug. Mo. – Sa. 9.00 bis
17.00, Sept./Okt. tgl. 9,00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.rockofages.com
Steinbruch-Führungen: Ende Mai – Aug. Mo. – Sa. 9.15 – 15.35, Sept. bis
Mitte Okt. tgl. 9.15 – 15.35 Uhr, Ticket: 6 $
Sandstrahl-Aktivitäten: Mitte Juni – Mitte Okt. Mo. – Fr. 10.30 – 16.30, Sa.
11.00 – 15.00 Uhr, Tickets ab 11 $

Ortstermin für Fotografen: Im 15 mi / 24 km südlich von Barre an Brookfield


der VT 14 liegenden Brookfield spannt sich eine auf 380 Pontons Floating
schwimmende Brücke über den Sunset Lake – er war für herkömm- Bridge
liche Brücken zu tief.

M Northeast Kingdom
Region: Northeast Kingdom
a K / L 4
Vermont, normalerweise grün und idyllisch, kann auch an-
ders: In seiner an Kanada grenzenden Nordostecke ist der
Green Mountain State rau und wild.

Hier vermittelt eine weitläufige Landschaft, in der Vermonts fette Raue


Weiden mehr oder weniger unvermittelt nordischen Nadelwäldern Landschaft
und felsigen, einsam aufragenden Inselbergen weichen, kanadisches
Pionierfeeling – oder eben den Eindruck eines fernen, unwirklichen
Königreichs. Auch die Ortschaften haben kaum noch etwas von der
verträumten Puppenstubenatmosphäre im Süden, sondern wirken
eher wie Versammlungen zweckdienlicher Behausungen. Einen Tag
sollte man für eine Tour durch diese Region übrig haben.

Das Northeast Kingdom erleben


AUSKUNFT ÜBERNACHTEN
Northeast Kingdom Chamber of Comfort Inn & Suites AA
Commerce 703 Rte. 5 S., St. Johnsbury, VT 05819
51 Depot Square St. Tel. 1 802 7 48 15 00
St. Johnsbury, VT 05819 www.comfortinn.com
Tel. 1 802 7 48 36 78 100 Zimmer. Großes Motel mit rusti-
www.nekchamber.com kalem Touch südlich außerhalb von
St. Johnsbury.
508 ZIELE    Northeast Kingdom

Sehenswertes im Northeast Kingdom


St. Johnsbury St. Johnsbury, das Tor zum Northeast Kingdom, liegt am Zusammen-
fluss von Moose, Sleeper's und Passumpsic River. Zwar schon 1786
als Holzfällercamp gegründet, war es erst der Kaufmann Thaddeus
Fairbanks, der die Stadt in den 1830ern auf die Landkarte setzte. Die
von Fairbanks entwickelte »platform scale«, eine neue genauere
Waage, machte ihn zum Milliardär und er als Mäzen seine Heimat-
stadt zum kulturellen Mittelpunkt. Heute ist das verarbeitende Ge-
werbe Industrien – die famose Waage wird immer noch hier produ-
ziert – wirtschaftliche Basis des Städtchens. Auch die Herstellung von
Ahornsirup spielt eine Rolle. Schöne viktorianische Architektur fin-
det sich am Ende der Main Street auf dem Hügel.
Das MM Fairbanks Museum & Planetarium enthält die Sammlungen
des Fairbanks-Enkels Franklin. Der reiche Erbe und zwanghafte
Sammler hinterließ der Stadt einen Haufen kunterbunter Exotika,
darunter ausgestopfte Bären und Kunst aus Fernost. Besonders ex-
zentrisch: die Szenen aus der amerikanischen Geschichte von einem
gewissen John Hampson, die dieser nicht einfach malte, sondern aus
hunderttausenden präparierter Insekten zusammensetzte.
Die M Athenaeum Art Gallery ist eines der ältesten Kunstmuseen
des Landes. Es wurde 1871 von Horace Fairbanks gebaut. Highlight
der rund 100 Bilder der Hudson River School ist Albert Bierstadts
monumentales »Domes of Yosemite«. Angeblich wurde das
Kunstmuseum um das 3 x 5 m große Gemälde herum gebaut.
Fairbanks Museum & Planetarium: 1302 Main St., tgl. 9.00 – 17.00 Uhr,
Eintritt: 9 $, www.fairbanksmuseum.org
Athenaeum Art Gallery: 1171 Main St., Mo., Mi., Fr. 10.00 – 17.30, Di.,
Do. 14.00 – 19.00, Sa. 10.00 – 15.00 Uhr, Eintritt frei, www.stjathenaeum.org

M Lake Der See liegt keine halbe Autostunde nördlich von St. Johnsbury an
Willoughby der US 5, signalisiert von zwei Inselbergen: Die biblische Namen tra-
genden Mt. Hor (794 m) und Mt. Pisgah (825 m) bieten wunderschö-
ne Aussichtspunkte, die über am Straßenrand beginnende Trails er-
reicht werden können. Die Lage des Sees zwischen den beiden steil
aufragenden Felsen erinnert an einen norwegischen Fjord.

Derby Line Liebhaber skurriler Attraktionen sollten noch bis zur kanadischen
Grenze bei Derby Line fahren. Der vor allem aus Schnellrestaurants
und Wechselstuben bestehende Ort bietet mit dem Haskell Free Li-
brary & Opera House die einzige Bücherei mit Oper, die auch noch
in zwei verschiedenen Ländern liegt. Die Grenze läuft als schwarzer
Strich durch den 400 Besucher fassenden Opernsaal: Die Gäste sitzen
in den USA, die Akteure auf der Bühne spielen in Kanada.
i 96 Caswell Ave., Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Do. bis 18.00, Sa. 10.00 – 14.00
Uhr, Eintritt frei, www.haskellopera.org
Stowe    ZIELE 509

Stowe
Region: Stowe / Smugglers' Notch
aK4
Höhe: 354 m ü.d.M.
Einwohner: 5200

Als einer der beliebtesten Wintersportorte Neuenglands ver-


vielfacht der zu Füßen des 1318 m hohen Mt. Mansfield lie-
gende Ort während der Skisaison seine Einwohnerzahl.

Über 50 Hotels, rund 70 sonstige Übernachtungsbetriebe für jeden Wintersport


Geldbeutel und eine Ferienarchitektur, die irgendwo zwischen Neu-
england und Bayern angesiedelt ist, erträgt der Ort jedoch gelassen:
Seine herrliche Lage federt den Tourismusbetrieb elegant ab und die
Restaurants an der Mountain Road lassen keine Wünsche offen.

Sehenswertes in Stowe
Diese knapp 5 mi/8 km lange Schotterstrecke arbeitet sich in teilwei- M Mount
se sehr engen Serpentinen durch alle Vegetationszonen Vermonts bis Mansfield
knapp über die Baumgrenze hinauf. Vom Parkplatz führen schöne Auto Road
Wanderwege auf den Gipfel des 1340 m hohen Mount Mansfield.
i Anf. Juni – Mitte Okt. tgl. 9.00 – 16.00, Maut: 26 $,
http://summer.stowe.com

Die singende Familie Trapp, deren Geschichte in Deutschland mit Trapp Family
Hans Holt und Ruth Leuwerik und von Hollywood im Musical Lodge
»Sound of Music« mit Julie Andrews und Christopher Plummer ver-

Stowe erleben
AUSKUNFT Seafood und Burgern, kreativ zubereitet
Stowe Area Association und gewürzt.
PO Box 1320, Stowe, VT 05672
Tel. 1 802 2 53 73 21 ÜBERNACHTEN
www.gostowe.com Grey Fox Inn AAA
990 Mountain Rd., VT 05672
ESSEN Tel. 1 802 2 53 89 21
The Bistro at Ten Acres AAA www.greyfoxinn.com
14 Barrows Rd., Tel. 1 802 2 53 68 38 38 hübsch eingerichtete Zimmer
Angeboten wird hier zeitgemäße ameri- und Suiten, teils mit tollem Blick
kanische Bistro-Küche mit Steaks, auf die Berge
510 ZIELE    Woodstock

filmt wurde, ließ sich nach ihrer Flucht vor den Nazis 1938 hier nie-
der, weil die Landschaft sie an das heimatliche Österreich erinnerte.
Heute führen Nachkommen im Tiroler Stil erbaute Lodge. Fotos und
Dokumente in der Lobby erinnern an die musikalische Familie.

MM Woodstock
Region: Eastern Vermont Gateways
aK5
Höhe: 210 m ü.d.M.
Einwohner: 3400

Den Rockefellers verdankt dieses Städtchen zwischen Green


und White Mountains den letzten Schliff: Sie bezahlten die
Verlegung der Stromkabel unter die Erde und machte aus dem
an sich schon hübschen Woodstock eine elegante, wie gemalt
wirkende Puppenstube mit weltoffenem Flair.

»The prettiest Bald nach der Gründung 1761 wurde Woodstock Verwaltungssitz.
small town in Dies zog Geschäftsleute, Ärzte und Rechtsanwälte an und zeigte sich
America« alsbald in repräsentativen Häusern entlang der Central, Elm und Ple-
asant Streets. Ein ausgeprägter Sinn der Bewohner für die Erhaltung
des architektonischen Erbes führte dazu, dass Woodstock heute zu
den schönsten Orten Neuenglands gerechnet wird.

Sehenswertes in Woodstock
M Village Rund um das ovale Green laden architektonisch ansprechende Häu-
Green ser zur kleinen Stilkunde ein. Zwischen den meist im Federal Style
erbauten Residenzen fallen vor allem das im Greek Revival Style er-
baute Windsor County House und die romanisch inspirierte Nor-
man Williams Library (10 The Green) auf.

Woodstock Das im Dana House untergebrachte Stadtmuseum zeigt herrliche


Historical Federal- und Empiremöbel, dazu schöne Silber- und Glaswaren der
Society alteingesessenen Woodstocker Bürgerschaft.
i 26 Elm St., Mi. – Fr. 9.30 – 16.00 Uhr, Eintritt frei,
http://woodstockhistori cal.org

M Billings Die Farm am Nordrand von Woodstock wurde 1871 vom Philantro-
Farm and pen Frederick Billings gegründet. Hier wird reinrassiges Jersey-Vieh
Museum gezüchtet. Später von seiner Enkelin Mary French und deren Gatten
Laurence Rockefeller weitergeführt, wird sie heute von einer Stiftung
unterhalten. Der Museumsbereich thematisiert alles, was einst den
Woodstock    ZIELE 511

Farmalltag ausmachte, v. a. die Butter- und Käseherstellung. Sehens-


wert ist auch das 1890 errichtete viktorianische Farmhouse. Jüngste
Ergänzung der Marsh-Billings-Rockefeller National Historical Park,
der das Land rund um die Farm umfasst und sich den Naturschutz-
bemühungen Billings' und Rockefellers widmet.
i VT 12, Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 14 $,
www.billingsfarm.org

Umgebung von Woodstock


Knapp 8 mi / 12 km östlich von Woodstock erreicht man auf der US 4 M Quechee
die Quechee Gorge, eine vom Ottauquechee River über 50 m tief in Gorge
den Fels gesägte Schlucht. Eine Brücke schwingt sich in gewagtem
Bogen über sie hinweg. Ein netter, aber teils beschwerlicher Spazier-
gang führt vom Parkplatz zum Fluss hinunter.
Am Parkplatz befindet sich auch Simon Pearce, die Galerie des
gleichnamigen Glasdesigners, dessen Arbeiten in ganz Neuengland
für ihre außerordentliche Zartheit berühmt sind.
i tgl. 9.00 – 21.00 Uhr), Eintritt frei, www.simonpearce.com

Das 400-Seelen-Nest 14 mi / 21 km westlich von Woodstock ist Ge- Plymouth


burtsort des US-Präsidenten Calvin Coolidge (1872 – 1933). Um Notch
den notorischen Schweiger ranken sich viele Anekdoten. So fragte
die Schriftstellerin Dorothy Parker, als sie von seinem Tod hörte,
nach: »Sind Sie da ganz sicher?« Coolidges als M President Calvin
Coolidge State Historic Site geschütztes Geburtshaus bringt dem
Besucher die andere, in der protestantischen Ethik verankerte Seite
des Präsidenten nahe, der Amerika durch die 1920er-Jahre steuerte.
Auf dem Gelände liegt auch die Plymouth Cheese Factory, wo die
Käserei Frog City Cheese den Vermont Cheddar herstellt.
President Calvin Coolidge SHS: 3780 Rte. 100 A; Ende Mai – Mitte Okt.
tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7,50$, www.historicvermont.org/coolidge

Woodstock erleben
AUSKUNFT Übernachten
Woodstock Chamber of The Woodstock Inn AAA
Commerce 14 The Green, Woodstock, VT
18 Central St., Tel. 1 802 2 32 68 53
Woodstock, VT 05091 wwwwoodstockinn.com
Tel. 1 802 4 57 35 55 Frisch renovierte und komfortable
www.woodstockvt.com Zimmer, guter Service
Praktische
Informationen
Welche Dokumente braucht man zur Einreise in die USA? Womit
wird bezahlt? Bargeld, Kreditkarte oder Reisescheck? Was muss
man als Autfahrer beachten? Informieren Sie sich – am besten
schon vor der Reise!
514 PRAKTISCHE INFOS    Anreise · Reiseplanung

Anreise · Reiseplanung
Mit dem Von Flughäfen im deutschsprachigen Raum werden Boston, New
Flugzeug York und Philadelphia direkt angeflogen. Via Kanada erreicht man
gut den Norden der Region, wobei dann Montréal oder Toronto als
Ziele in Frage kommen. Von den genannten Zielflughäfen aus beste-
hen gute Anschlüsse nach anderen
Air Pass Zielen, etwa nach Pittsburgh, Har-
risburg oder Buffalo.
TIPP

Wer den Transatlantikflug mit


einer US-Fluggesellschaft (Ame- Etliche zwischen Europa und Ame-
rican, Delta etc.) unternimmt, be- rika operierende Kreuzfahrtschiffe
kommt den Genuss von preis- laufen regelmäßig NYC und Boston
günstigen Rundreise- und Aus- an. Aufregend: mit Frachtschiffen
flugstarife zugestanden. Mit von Europa nach Nordamerika und
einem »Air Pass« bzw. Coupons zurück. Hier bieten sich Container-
kann man auch andere Ziele in schiffe an, die in einem bestimmten
den USA besuchen. Turnus US-Häfen anlaufen.

Ein- und Ausreisebestimmungen


Vorab- Wer eine Reise in die USA plant, sollte vorab unbedingt die tages-
information aktuellen Informationen von der US-Botschaft im jeweiligen Hei-
matland (“Auskunft, Botschaften) einholen.

Reise- Deutsche, österreichische und schweizerische Staatsangehörige neh-


dokumente men am Visa Waiver Program (VWP) teil und können als Touristen
bzw. Geschäftsreisende bis zu einer Dauer von 90 Tagen ohne
Visum einreisen, sofern sie mit einer regulären Flug­linie oder Schiff-
fahrtsgesellschaft ankommen und ein Rückflugticket (für max.
90 Tage nach Ankunft) vorweisen können.
Bei der Einreise werden digitale Abdrücke sämtlicher Finger sowie
ein digitales Porträtfoto angefertigt. Auch bei der Ausreise werden
Fingerabdrücke genommen. Die erlaubte Aufenthaltsdauer wird
individuell festgelegt und soll dem Reisezweck entsprechen. Eine
spätere Verlängerung ist nur für Personen möglich, die mit gültigem
Visum eingereist sind. Der Tag, an dem man spätestens die USA wie-
der verlassen muss, wird bei der Einreise in den Pass eingestempelt
Die US-Behörden akzeptieren nur noch maschinenlesbare Pässe
für die visumfreie Einreise. Auch Kinder benötigen einen eigenen
Pass; Kinderausweise oder Einträge in den Dokumenten der Eltern
werden nicht anerkannt. Staatsangehörige von Ländern, die am Visa
Waiver Programm teilnehmen, müssen eine elektronische Einreise­
erlaubnis (ESTA) vorweisen. Diese ist vor der Einreise gebühren-
Anreise · Reiseplanung    PRAKTISCHE INFOS 515

EUROPÄISCHE Delta Air Lines


FLUGGESELLSCHAFTEN Tel. *0 18 05 80 58 72 (D)
Deutsche Lufthansa Tel. *1 800 2 41 41 41 (USA)
Tel. *0 18 05 80 58 05 (D) www.delta.com
Tel. 1 800 6 45 38 80 (USA)
www.lufthansa.com United
Tel. 0 69 50 07 03 87 (D)
British Airways Tel. *1 800 5 38 29 29 (USA)
Tel. *0 18 05 26 65 22 (D) www.united.com
Tel. *1 800 2 47 92 97 (USA) Air Canada
www.britishairways.com Tel. 0 69 27 11 51 11 (D)
Tel. *1 888 2 47 22 62 (CAN / USA)
Swiss www.aircanada.com
Tel. *08 48 70 07 00 (CH)
Tel. *1 877 3 59 79 47 (USA SCHIFFSREISEN
www.swiss.com Hapag Lloyd Kreuzfahrten
Tel. *0 18 03 41 21 41 (D)
Austrian Airlines Tel. *08 10 95 52 44 (A)
Tel. 05 17 66 10 00 (A) Tel. *08 48 44 88 11 (CH)
Tel. *1 800 8 43 00 02 (USA) www.hlkf.de
www.austrian.com
Carnival Cruise Lines
NORDAMERIKANISCHE Tel. *1 800 7 64 74 19 (USA)
FLUGGESELLSCHAFTEN www.carnival.com
American Airlines
Tel. *0 18 05 11 37 09 (D) Frachtschiff-Touristik
Tel. *1 800 4 33 73 00 (USA) Kapitän Zylmann GmbH
www.aa.com Tel. 0 46 42 9 65 50
www.zylmann.de

pflichtig (derzeit 14 $ pro Antrag) im Internet unter https://esta.


cbp.dhs.gov einzuholen und gilt für beliebig viele Einreisen inner-
halb eines Zeitraums von zwei Jahren.
In folgenden Fällen ist ein Visum erforderlich: Personen, die nicht
mit einem regelmäßigen Verkehrsmittel einreisen; Personen, die eine
Ausbildungsstätte besuchen wollen, Teilnehmer an Austauschpro-
grammen, Personen, die eine (auch nur vor-übergehende) Tätigkeit
ausüben wollen (auch Journalisten und Au-Pair-Mädchen!); Perso-
nen, die eine Forschungsarbeit durchführen; Personen, die in den
USA heiraten und anschließend dort wohnen wollen.

Wer von Kanada in die USA einreisen will, benötigt bislang kein Vi- Einreise
sum. Die aktuellen Bestimmungen erfährt man bei den Visa-Diens- von Kanada
ten der US-Botschaften (www.usembassy.gov). in die USA
516 PRAKTISCHE INFOS    Anreise · Reiseplanung

Ausreichende Bei der Grenzkontrolle müssen gegebenenfalls genügend finanzielle


Finanzmittel Mittel nachgewiesen werden können, um den Aufenthalt in den Ver-
einigten Staaten bestreiten bzw. ein Weiter- oder Rückreiseticket be-
sorgen zu können.

Impfbestim- Ein Impfzeugnis wird in der Regel nur dann verlangt, wenn man aus
mungen gefährdeten Gebieten einreist. Es ist daher ratsam, sich vor Reisean-
tritt beim zuständigen Konsulat über die neuesten Vorschriften zu
erkundigen.

Haustiere Wer seinen Hund mitnehmen will, hat ein tierärztliches Gesund-
heits- und Tollwutimpfzeugnis vorzulegen, das mindestens einen
Monat bzw. maximal 12 Monate vor der Abreise ausgestellt sein muss
und nicht länger als ein Jahr gilt. Für alle anderen Haustiere wird nur
ein tierärztliches Gesundheitszeugnis verlangt.

Nationaler Wer selbst ein Motorfahrzeug steuern will, muss einen gültigen na-
Führerschein tionalen Führerschein vorweisen können. Der internationale Führer-
schein wird nur zusammen mit dem nationalen Führerschein aner-
kannt.

Sicherheits- Im Luft- und Seereiseverkehr werden äußerst penible Sicherheits-


kontrollen kontrollen durchgeführt. Deshalb sollte man unbedingt genügend
Zeit einplanen, um die Kontrollen rechtzeitig vor der Abreise passie-
ren zu können.

Zollbestimmungen
Einreise in Bei der Einreise in die Vereinigten Staaten sind eine Immigration
die USA Card (Einreiseerlaubnis) sowie eine Customs Declaration (Zoller-
klärung) auszufüllen.
Zollfrei eingeführt werden dürfen Gegenstände des persönlichen Be-
darfs (u. a. Kleidungsstücke, Toilettenartikel), Foto- und Videokame-
ras, Filme, Fernglas, Sportausrüstung; für über 21-Jährige 1 Quart
(ca. 1 l) alkoholische Getränke, 200 Zigaretten oder 50 Zigarren oder
3 US-Pfund (lbs; ca. 1 350 g) Tabak.
Zusätzlich können pro Person Geschenke bis zum Gegenwert von
100 US-Dollar (Alkohol und Zigaretten sind davon ausgenommen)
eingeführt werden.
Strengstens verboten ist die Einfuhr von Lebensmitteln, Pflanzen,
Süßigkeiten und Obst.

Wieder- Zollfrei sind alle bereits in die Vereinigten Staaten von Amerika mit-
einreise in genommenen persönlichen Gebrauchsgegenstände. Ferner dürfen
EU-Staaten auch Reiseandenken mitgebracht werden bis zu einem Gesamtwert
Auskunft    PRAKTISCHE INFOS 517

von 430 Euro (Erwachsene) bzw. 175 Euro (Kinder und Jugendliche
unter 15 Jahren).
Darüber hinaus sind zollfrei: für Personen über 15 Jahre 500 g Kaffee
oder 200 g Pulverkaffee und 100 g Tee oder 40 g Teeauszüge, 50 g
Parfüm und 0,25 l Eau de Toilette sowie für Personen über 17 Jahre
1 l Spirituosen mit mehr als 22 Vol.-% Alkohol oder 2 l Spirituosen
mit weniger als 22 Vol.-% Alkohol oder 2 l Schaumwein und 2 l Wein
sowie 200 Zigaretten oder 100 Zigarillos oder 50 Zigarren oder 250
Gramm Rauchtabak.

Für die Wiedereinreise in die Schweiz gelten folgende Freimengen- Wieder-


grenzen: 250 g Kaffee, 100 g Tee, 200 Zigaretten oder 50 Zigarren einreise in die
oder 250 g Rauchtabak, 2 l alkoholische Getränke bis 15 Vol.-% und Schweiz
1 l alkoholische Getränke über 15 Vol.-%. Souvenirs dürfen nur bis
zu einem Höchstwert von 300 CHF zollfrei eingeführt werden. Zu-
widerhandlungen werden streng geahndet.

Reiseversicherungen
Problematisch für Touristen aus Europa können die Kosten für eine Kranken- und
medizinische Behandlung werden. Vor allem ein Krankenhausauf- Unfall-
enthalt kann teuer werden. Behandlungen erfolgen gegen Vorkasse versicherung
oder direkte Bezahlung. Eine Krankenversicherung unter Einschluss
der USA wird ebenso dringend empfohlen wie eine belastbare Kre-
ditkarte. In vielen Fällen ist es günstiger, nach Hause zurückzufliegen
und sich dort behandeln zu lassen.Vor einer Reise in die Vereinigten
Staaten von Amerika sollte man unbedingt mit seiner Kranken- und
Unfallversicherung Rücksprache halten, wie weit sich deren Schutz
erstreckt. In den allermeisten Fällen empfiehlt sich der Abschluss ei-
ner Reisekranken- und einer Reiseunfallversicherung.

Da die deutsche Kfz-Haftpflichtversicherung nicht gilt, muss dort für Kfz-


das eventuell mitgebrachte eigene Fahrzeug und für einen Mietwa- Haftpflicht-
gen eine Kfz-Haftpflichtversicherung bei einem US-Versicherungs- versicherung
unternehmen (3rd party liability) abgeschlossen werden. Wer bereits
in Deutschland einen Mietwagen für die USA bucht, erhält u. a. bei
ADAC, AvD, ACE etc. und in Reisebüros entsprechende Angebote.

Auskunft
Die USA betreiben kein zentrales Fremdenverkehrsbüro in Deutsch- Keine
land, doch gibt es einige Marketingbüros, die über die in diesem Zentrale
Band beschriebenen Bundesstaaten informieren.
518 PRAKTISCHE INFOS    Auskunft

AUSKUNFT IN DEUTSCHLAND Massachusettssetts


Neuenglandstaaten Massachusetts Office of
Discover New England Travel & Tourism
Tel. +49 2 21 47 67 12 11 State Transportation Bldg.
www.neuenglandusa.de 10 Park Plaza, Boston, MA 02116
Tel. *1 800 2 27 62 77
New York City www.massvacation.com
c/o Aviareps Tourism Public Relations
Josephspitalstr. 15 New Hampshire
80331 München New Hampshire Division of
Tel. +49 89 55 25 33-806 Travel & Tourism
www.aviarepstourism.com 172 Pembroke Rd., PO Box 1856
Concord, NH 03301
Pennsylvania Tel. 1 603 2 71 26 65
c/o Wiechmann Tourism Service www.visitnh.gov
Scheidswaldstr. 73
60385 Frankfurt am Main New York State
Tel. 06 92 55  38 State of New York Tourist Office
www.wiechmann.de PO Box 2603, Albany, NY 12220
Tel. *1 800 CALL NYS
AUSKUNFT IN DEN USA www.iloveny.com
Welcome Centers
Jeder Bundesstaat unterhält an Pennsylvania
seinen Grenzen an den wichtigsten Zu- Pennsylvania Tourism Office
fahrtstraßen Informationszentren, Commonwealth Keystone Bldg.
die gerne Kartenmaterial und Broschü- 400 North St., Harrisburg,
ren ausgeben und in jeglicher Weise PA 17120-0225
weiterhelfen. Tel. *1 800 8 47 48 72
www.visitpa.com
Connecticut
Connecticut Commission Rhode Island
on Culture & Tourism Rhode Island Tourism Division
1 Constitution Plaza, 2nd Floor 315 Iron Horse Way, Suite 101
Hartford, CT 06103 Providence, RI 02908
Tel. 1 860 2 56 28 00 Tel. *1 800 5 56 24 84
www.ctvisit.com www.visitrhodeisland.com

Maine Vermont
Maine Office of Tourism Vermont Dept. of Tourism & Marketing
PO Box 59, State House Station National Life Bldg., 6th Floor
Augusta, ME 04333 Montpelier, VT 05620-0501
Tel. *1 888 6 24 63 45 Tel. *1 800 8 37 66 68
www.visitmaine.com www.vermontvacation.com
Auskunft    PRAKTISCHE INFOS 519

DIPLOMATISCHE Botschaft der Republik Österreich


VERTRETUNGEN 3524 International Court N.W.
US-Botschaft in Deutschland Washington, DC 20008
Pariser Platz 2 Tel. 1 202 8 95 67 00
10117 Berlin www.bmeia.gv.at
Postadresse: Clayallee 170
14191 Berlin, Tel. 03 08 30 50 Generalkonsulat:
Visamodalitäten: Tel. 0 90 01 85 00 55 31 E. 96th St., New York, NY 10021
http://german.germany.usembassy.gov Tel. 1 212 7 37 64 00

US-Botschaft in Österreich Konsulate:


Boltzmanngasse 16 Boston, MA: Tel. 1 617 2 27 31 31
A-1090 Wien Philadelphia, PA: Tel. 1 215 2 22 02 35
Tel. 01 31 33 90 Pittsburgh, PA: Tel. 1 724 7 46 94 20
http://austria.usembassy.gov
Vertretungen der Schweiz
US-Botschaft in der Schweiz in den USA
Sulgeneckstr. 19 Botschaft der Schweizerischen Eidge-
CH-3007 Bern nossenschaft (Embassy of Switzerland)
Tel. 0 3 13 57 70 11 2900 Cathedral Ave. N.W.
http://bern.usembassy.gov Washington, DC 20008
Tel. 1 202 7 45 79 00
Botschaft der Bundesrepublik www.eda.admin.ch/eda/de
Deutschland in den USA
Reservoir Rd. NW, Generalkonsulat:
Washington, DC 20007 Rolex Bldg., 633 Third Ave.
Tel. 1 202 2 98 40 00 New York, NY 10017-6706
www.germany.info Tel. 1 212 5 99 57 00
Allgemein: Tel. 1 202 2 98 40 00
Visa- /Passfragen: Tel. 1 202 2 98 42 24 Konsulate:
Boston, MA: Tel. 1 617 8 76 30 76
Generalkonsulate: Philadelphia PA: Tel. 1 215 3 80 67 09
3 Copley Place, Suite 500
Boston, MA 02116 INTERNET
Tel. 1 617 3 69 49 00 www.usa.de
871 United Nations Plaza Internet-Reiseportal für die gesamten
New York, NY 10017 USA
Tel. 1 212 6 10 97 00
www.usacitylink.com
Konsulate: Zugang zu vielen Städten in den USA
Buffalo, NY: Tel. 1 716 5 66 91 40 mit Links, z. B. Sehenswürdigkeiten,
Philadelphia und Pittsburgh, PA: Unterkunft, Veranstaltungen etc.
Tel. 1 412 2 97 49 00
520 PRAKTISCHE INFOS    Elektrizität

Elektrizität
110 Volt In den USA werden 110 Volt Wechselstrom in die Leitungen einge-
speist. Mitgebrachte elektrische Geräte nach europäischer Norm
(220 Volt Wechselstrom) müssen auf 110 Volt umschaltbar sein. Für
die Steckdosen braucht man einen Adapter. In den USA sind diese
Zwischenstecker in einschlägigen Geschäften (Abteilung »Applian-
ces«) erhältlich. Weiterhin ist zu beachten, dass die Frequenz im Ge-
gensatz zu Deutschland (50 Hz) bei 60 Hertz liegt.

Etikette
Alkohol Die Gesetze zum Alkoholkonsum sind Sache der Bundesstaaten, in
manchen von ihnen gar der Counties, und variieren entsprechend.
Generell wird kein Alkohol an Personen unter 21 Jahren verkauft.
Wein, Bier und sonstige Getränke mit niedri­gem Alkoholgehalt sind
in vielen Supermärkten und Lebensmittelgeschäften erhältlich, hoch-
prozentige Spirituosen dagegen bekommt man in der Regel nur in
Spezialgeschäften (Liquor Stores). Sonntags ist der Verkauf von alko-
holischen Getränken je nach Staat stark eingeschränkt bzw. verboten.
In öffentlichen Erholungsanlagen (z. B. Badestrände, State Parks)
darf kein Alkohol konsumiert werden; offener Alkoholkonsum auf
der Straße ist ebenfalls verboten. Autofahren unter Alkoholeinfluss
wird streng bestraft: Die Grenze liegt je nach Staat und County zwi-
schen 0,0 und 1 Promille! Es ist auch untersagt, angebrochene oder
leere Flaschen bzw. Dosen mit Alkohol im Innenraum des Autos
mitzuführen – sie müssen im Kofferraum verstaut werden.

Rauchen Raucher haben es nicht leicht. Alle Fluggesellschaften haben Rauch-


verpönt verbote verfügt, in öffentlichen Gebäuden darf ebenfalls nicht mehr
geraucht werden. In den Restaurants sind nur noch kleine Bereiche
für Raucher ausgewiesen. Inzwischen riskiert sogar eine Konfronta-
tion, wer in Gegenwart von Kindern qualmt.

Begrüßung In den USA ist die Begrüßung weniger förmlich. Man pflegt sich mit
dem Vornamen anzureden, wobei jedoch Ältere registrieren, wenn
man das höfliche »Mister« bzw. »Miss/Mrs.« benutzt. Die Nennung
des Vornamens bedeutet keinesfalls den sofortigen vertraulichen
Umgang. Amerikaner bleiben Fremden gegenüber zunächst ebenso
auf Distanz wie etwa Deutsche, nur sind sie meist höflicher.

Smalltalk »It’s a fine day, isn’t it?« Egal, ob im Aufzug oder in einer Warte-
schlange: Wo man unversehens längere Zeit mit Amerikanern zu-
Geld     PRAKTISCHE INFOS 521

sammen ist, äußern diese sich bald zu belanglosen Themen. Damit


soll aber niemand in ein Gespräch verwickelt werden, sondern man
empfindet dies einfach als höflich. Gar nichts zu sagen oder gar sich
abzuwenden gilt als rüde und unhöflich – übrigens eine Eigenschaft,
die in Amerika besonders den Deutschen nachgesagt wird.

»Come and see us some time!« Man trifft viele nette Amerikaner und Einladungen
verbringt auch eine nette Zeit in angeregter Unterhaltung. Zum
Schluss wird man oftmals mit eingangs erwähnter Aufforderung zu
einem neuen Treffen verabschiedet. Eine solche Einladung sollte
man jedoch nicht allzu wörtlich nehmen, denn sie ist nur eine Höf-
lichkeitsfloskel. In Wahrheit würden die amerikanischen Gesprächs-
partner nicht schlecht staunen, käme man irgendwann tatsächlich
einmal vorbei, ohne sich vorher rückversichert (»reconfirmed«) zu
haben.

Dass Amerikaner naive, unbelesene Zeitgenossen sind, ist ein Ge- Diskussionen
rücht, das sich dank immer wieder öffentlich auftretender Klischee-
Amerikaner hält. Die meisten US-Bürger kennen den Unterschied
zwischen »Austria« und »Australia« durchaus und wissen auch, dass
sie nicht im Paradies leben. Die Kritik von Besuchern aus »Old Eu-
rope« an amerikanischen Dauerproblemen wie Rassenfragen, Ein-
wanderungspolitik, Schulsystem, Waffenbesitz usw. kann als Unhöf-
lichkeit aufgefasst werden. Man wartet besser, bis man nach seiner
Meinung gefragt wird. Dann merkt man, dass Amerikaner ebenfalls
neugierige und diskutierfreudige Gesprächspartner sind.

Geld
Währungseinheit der USA ist der US-Dollar (US-$). Außer Geld- Währung
scheinen im Nennwert von 1, 5, 10, 20, 50, 100 US-Dollar sind Mün-
zen im Wert zu 1 (»Penny«), 5 (»Nickel«), 10 (»Dime«), 25 (»Quar-
ter«), 50 Cents (half-dollar) und
1 Dollar im Umlauf. Man sollte vor Wechselkurse
dem Abflug Geld tauschen und sich
mit Kleingeld eindecken, denn der
WISSEN

1 US-$  =  0,88 €
Wechselkurs ist in Europa günstiger 1 €  =  1,12 $
als in den USA. Im Übrigen ist in 1 US-$  =  0,97 sfr
den USA ausländisches Bargeld we- 1 sfr =  1,03 $
nig willkommen, sodass man seine
Reisekasse möglichst aus Kredit- Aktuelle Wechselkurse:
karte, Dollar-Reiseschecks und ei- www.oanda.com
nigen Dollars in bar für den Anfang
zusammenstellen sollte.
522 PRAKTISCHE INFOS    Gesundheit

Devisen­be­ Die Ein- und Ausfuhr ausländischer und amerikanischer Zahlungs-


stimmungen mittel unterliegt keinen Beschränkungen. Die Einfuhr von mehr als
10 000 US-$ muss deklariert werden.

Geldwechsel Auf den internationalen Flughäfen kann man in Bankfilialen Devisen


gegen US-Dollar eintauschen. Auch in Touristenzentren akzeptieren
manche Banken ausländisches Bargeld. In Hotels sollte man aller-
dings kein Geld tauschen, da der Wechselkurs dort viel schlechter ist.

Reiseschecks Vor dem Abflug sollte man Dollar-Reiseschecks (Traveller Checks)


kaufen, die wie Bargeld gehandhabt werden, in Hotels, Restaurants
und Geschäften oft gegen Vorlage des Reisepasses oder des Führer-
scheins. Bei Diebstahl oder Verlust kann man bei den Filialen der
ausstellenden Firmen unter Vorlage des Kontrollblatts sofort Ersatz
für die verloren gegangenen Schecks erhalten.

Kreditkarten Sehr häufig benutzt werden Kreditkarten; beim Mieten von Autos
(Credit cards) sind sie zur Kautionsleistung sogar unerlässlich. Man sollte sich auf
jeden Fall eine der gängigen Karten anschaffen (Mastercard, Visa,
American Express). Wer eine Kreditkarte mit PIN besitzt, kann an
Geldautomaten (ATM = Automated Teller Machine) problemlos
Geld abheben. Inhaber einer BankCard mit blau-rotem Maestro-
Zeichen können diese an Maestro-
Karten-Notfall-Service Kassen bzw. Maestro-Geldautoma-
ten einsetzen.
Bitte beachten: Bankkarten mit
WISSEN

American Express:
Tel. *1 800 8 69 30 16 dem blau-gelben V PAY-Zeichen
Mastercard: (z. B. von der Postbank) können in
Tel. *1 800 6 27 83 72 den USA bislang nicht an Geldauto-
Visa: Tel. *1 800 8 47 29 11 maten eingesetzt werden.
Fast in jedem großen Einkaufszent-
Viele in Deutschland ausge- rum und an Flughäfen findet man
gebene Bank- und Kreditkarten: zumindest eine Bankfiliale bzw.
Tel. 0 11 49 11 61 16 Geldautomaten. Banken sind im
Allgemeinen Mo. – Fr. 10.00 – 15.00,
Do. oder Fr. bis 18.00 Uhr geöffnet. An Wochenenden und Feierta-
gen sind nur die Bankschalter in den internationalen Flughäfen ge-
öffnet.

Gesundheit
Apotheken Amerikanische Drugstores und Pharmacies ähneln deutschen Dro-
(Drugstore, geriemärkten oder sind richtige Kaufhäuser. Frei zugänglich in Rega-
Pharmacy) len findet man ein großes Sortiment an Medikamenten, die beispiels-
Literaturempfehlungen    PRAKTISCHE INFOS 523

weise in Deutschland und anderswo verschreibungspflichtig sind.


Öffnungszeiten: Drugstores bzw. Pharmacies sind von 9.00 bis
18.00, einige bis 21.00 Uhr oder länger geöffnet, z. B. in den durchge-
hend geöffneten Supermärkten.
Notdienste: Außerhalb der normalen Ladenöffnungszeiten gibt es
keine speziellen Not- oder Nachtdienste. Notfalls muss man sich an
die nächste Notaufnahme (Emergency Room, ER) wenden. Auch
Krankenhäuser sind durchgehend geöffnet.

Ein Krankenhausaufenthalt oder auch nur der Besuch in der Notauf- Ärztliche
nahme kann das Reisebudget kippen. Man sollte vor Antritt einer Hilfe ist teuer
USA-Reise eine Reisekrankenversicherung abschließen.
Ärztlicher Notdienst: Niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser
findet man auf den »Yellow Pages« (Gelbe Seiten) der örtlichen Tele-
fonbücher.
In akuten Notfällen wählt man die Notrufnummer 911 oder die
Nummer 0 des Operators, der einen mit dem nächsten Emergency
Room (Notaufnahme) verbindet.

Literaturempfehlungen
James Fenimore Cooper: Lederstrumpf (Bände 1 und 2, Ueber- Prosa und
reutter 2010) Lyrik
Alles andere als ein Jugendbuch, gibt diese vierteilige Saga – darunter
natürlich der berühmte »Letzte Mohikaner« – Zeugnis von der frü-
hen Kolonialgeschichte im amerikanischen Nordosten.

Brad Easton Ellis: American Psycho (Kiepenheuer & Witch, 2006).


Der Roman voller Gewalt und Pornografie handelt von dem sinnent-
leerten Dasein eines New Yorker Börsenbrokers und verursachte bei
seiner Veröffentlichung einen Skandal.

Robert Frost: Poems (Gedichte; St. Martin’s Paperbacks 2002).


Niemand hat die jahreszeitlichen Stimmungen in schönere lyrische
Bilder umgesetzt als Robert Frost.

John Irving: Garp, und wie er die Welt sah (Rowohlt, 1982).
Eine Neuenglandfamilie gerät durcheinander.

Nathaniel Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe


(Manesse, 2005).
Das Haus mit den sieben Giebeln (Manesse, 2004).
Das Thema in den beiden Hawthorne-Romanen ist die gnadenlose
Intoleranz der Puritaner.
524 PRAKTISCHE INFOS    Literaturempfehlungen

Der Nordosten im Film Herman Melville: Moby Dick


(Aufbau Taschenbuch, 2010).
Kapitän Ahabs Jagd auf den weißen
WISSEN

The Deer Hunter: Vietnam-


Veteranen aus Pennsylvania ver- Wal ist ein Klassiker der amerikani-
suchen, ins Leben zurückzufinden schen Literatur und schildert – ne-
Mystic River: dramatische Ge- ben dem eigentlichen Abenteuer –
schichte um einen Mordfall im das Leben der Walfänger von
irisch geprägten Bostoner Stadt- Nantucket im 19. Jh.
teil South Boston
Sleepy Hollow: die Geschichte Arthur Miller: Hexenjagd
des kopflosen Reiters im Hudson- (Fischer Taschenbuch, 1956).
tal als spannender Histo­rienkrimi Der Autor zieht eindrückliche Pa­
mit Johnny Depp rallelen zwischen der Hexenjagd in
On Golden Pond: Henry Fonda Salem und der Kommunistenverfol-
und Katharine Hepburn in Al- gung der McCarthy-Ära.
tersliebe am Squam Lake, NH
Sex and the City: Aus der be- Henry David Thoureau: Walden
kannten TV-Serie um vier muntere oder Leben in den Wäldern
New Yorkerinnen auf der Suche (Anaconda, 2009).
nach dem richtigen Mann ent-
Bericht über das Leben in den Wäl-
standen zwei Kinofilme.
dern bei Concord im Bundesstaat
Der einzige Zeuge: Harrison Ford
von Massachusetts.
ermittelt bei den Amish
in Pennsylvania.
Thomas Wolfe: Fegefeuer der Eitel-
Gone Baby Gone: Zwei Privat-
detektive suchen im verarmten
keiten (Rowohlt 2007).
Bostoner Stadtbezirk Dorchester Der Autor nimmt die New Yorker
unter Hochspannung nach einem Society aufs Korn.
entführten Mädchen.
Don DeLillo: Falling Man (Schö-
ningh im Westerrmann, 2011).
Der Beschreiber des amerikanischen Traums beschäftigt sich mit den
Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001.

Brunonia Barry: Die Mondschwimmerin (btb Taschenbuch, 2011)


Die Autorin hat einen spannenden und schön zu lesenden Roman
über starke Frauen in Neuengland vorgelegt.

Historisches Therese Albertine Louise, 1797–1870: Geschichte der Colonisati-


on von Neuengland, von den ersten Niederlassungen daselbst im
Jahre 1607 bis zur Einführung der Provinzialverfassung von Massa-
chusetts im Jahre 1692 (Robinson von Nabu-Press, 2010)

Hörbücher Hans P. Trötscher, Olaf Pessler, Markus Kästle: Neuengland. Von


Cape Cod bis zu den White Mountains (Frankfurter Allgemeine Ar-
chiv). Kenntnisreich berichten die Autoren, dass Amerika nirgendwo
amerikanischer ist als in Neuengland.
Maße und Gewichte    PRAKTISCHE INFOS 525

Maße und Gewichte

Längenmaße Gewichte
1 inch (in; Zoll) = 2,54 cm 1 ounce (oz; Unze) = 28,35 g
1 cm = 0,39 in 100 g = 3,527 oz
1 foot (ft; Fuß) = 30,48 cm 1 pound (lb; Pfund) = 453,59 g
10 cm = 0,33 ft 1 kg = 2,205 lb
1 yard (yd; Elle) = 91,44 cm 1 stone = 6,35 kg
1 m = 1,09 yd 10 kg = 1,57 stone
1 mile (mi; Meile) = 1,61 km
1 km = 0,62 mi Temperaturen
Umrechnung:
Flächenmaße Fahrenheit = 1,8 x Celsius + 32 Celsi-
1 square inch (in²) = 6,45 cm² us = 5/9 (Fahrenheit - 32
1 cm² = 0,155 in²
1 square foot (ft²) = 9,288 dm²
1 dm² = 0,108 ft²
1 square yard (yd²) = 0,836 m²
1 m² = 1,196 yd²
1 square mile (mi²) = 2,589 km²
1 km² = 0,386 mi²
1 acre = 0,405 ha
1 ha = 2,471 acres

Raummaße
1 cubic inch (in³) = 16,386 cm³
1 cm³ = 0,061 in³
1 cubic foot (ft³) = 28,32 dm³
1 dm³ = 0,035 ft³
1 cubic yard (yd³) = 0,765 m³
1 m³ = 1,308 yd³

Flüssigkeitsmaße
1 gill = 0,118 l
1 l = 8,474 gills
1 pint (pt) = 0,473 l
1 l = 2,114 pt
1 quart (qt) = 0,946 l
1 l = 1,057 qt
1 gallon (gal) = 3,787 l
1 l = 0,264 gal
526 PRAKTISCHE INFOS    Notrufe

Medien
Fernsehen In jedem Hotelzimmer steht ein Fernsehapparat zum Empfang von
und Radio NBC, ABC und CBS und vielen kleineren TV-Sendern. Die ameri-
kanischen Radiosender sind über Mittelwelle (AM) zu empfangen.
Sie sind die aktuellsten Informationsquellen über Wetter, Verkehr,
Veranstaltungen etc. Auf UKW (FM) hört man Sender, die über die
Region, einzelne Städte, Nationalparks etc. berichten.

Zeitungen In den einschlägigen Verkaufsstellen liegt eine breite Palette von Ta-
und geszeitungen und sonstigen Periodika aus. Einige der wichtigsten
Zeitschriften Tageszeitungen der USA, so beispielsweise die »New York Times«
(www.nytimes.com), »The Philadelphia Inquirer« (www.philly.com)
und »The Boston Globe« (www.boston.com/bostonglobe) erscheinen
im Nordosten. DeutschsprachigeTageszeitungen und Illustrierte
sind in gut sortierten Kiosken auf den internationalen Flughäfen er-
hältlich, kommen aber mit erheblicher Verspätung auf den Markt.

Notrufe
IN DEN USA NACH DEUTSCHLAND
Polizei, Ambulanz, Feuerwehr ADAC-Notruf München
Tel. 911 (alternativ: »0« für den Opera- Tel. 0 11 49 89 22 22 22
tor der Telefonzentrale)
ACE-Notrufzentrale Stuttgart
US-Automobilklub AAA Tel. *0 11 49 18 02 34 35 36
Tel. *1 800 AAA HELP
Tel. *1 800 2 22 43 57 Deutsche Rettungsflugwacht
Stuttgart
Notrufsäulen Tel. 0 11 49 7 11 70 10 70
Entlang viel befahrener Fernverkehrs-
straßen (Interstates) sind Notrufsäulen DRK-Flugdienst Bonn
aufgestellt. Tel. 0 11 49 2 28 23 00 23

Post · Telekommunikation
USPS Der United States Postal Service (USPS) ist nur für die Brief- und
Paketbeförderung (und gelegentlich auch Geldüberweisungen) zu-
ständig. Der Telefon- und Telegrammdienst ist privaten Gesellschaf-
ten übertragen.
Post · Telekommunikation    PRAKTISCHE INFOS 527

PORTO telefonAUSKUNFT
innerhalb USA national
Postkarte: 35 Cents Tel. 411
Standardbrief (1 oz): 49 Cents
international
nach Europa Tel. 1 555 12 12
Postkarte oder Standardbrief bis 1 oz:
1,20 $ TELEFONGEBÜHREN
Ortsgespräch
telefonVORWAHLEN am Münztelefon
von Deutschland, Österreich und 50 Cents
der Schweiz
– in die USA: 001 nach Mitteleuropa
3 Minuten: je nach Tageszeit
von den USA bis zu 15 $ (leicht ermäßigt:
– nach Deutschland: 0 11 49 17.00 – 23.00; stark ermäßigt:
– nach Österreich: 0 11 43 23.00 – 8.00 Uhr und
– in die Schweiz: 0 11 41 an Wochenenden)

Briefmarken erhält man in Postämtern sowie an Automaten in Flug-


häfen, Bahnhöfen, Busstationen, Hotel-Lobbys und Drogerien.
Postämter sind zu folgenden Zeiten geöffnet: Mo. – Fr. 9.00 – 17.00
bzw. 18.00, Sa. 8.00 – 12.00 Uhr. Kleinere Postämter halten eine Mit-
tagspause ein.
Briefkästen sind an ihrer blauen Farbe mit weißer Aufschrift »Uni-
ted States Postal Service« und einem stilisierten Adler zu erkennen.

Telefon
Die Telefonwähltasten sind auch mit Buchstaben belegt, sodass vie- Besonder-
le Nummern als leicht zu merkendes Kennwort angegeben sind (z. B. heiten
landesweite Pannenhilfe: Tel. *1 800 AAA HELP).

Die meisten öffentlichen Telefone funktionieren nur noch bargeldlos Öffentliche


mit Telefonkarte (phone card) oder Kreditkarte (credit card). Wenige Telefone
Münzfernsprecher gibt es noch für Ortsgespräche (local calls). Ge-
spräche von Hoteltelefonen sollte man tunlichst vermeiden, da hier
deftige Gebühren (surcharges) anfallen.

»toll free-Nummern« (800- oder 888-Nummern) können gebühren- Gebühren-


frei nur aus dem US-Festnetz geführt werden. Bei Mobiltelefonen freie
fallen die üblichen Gebühren an. Hinter 900-Nummern verbergen Nummern
sich oftmals recht teure kommerzielle Dienste.
528 PRAKTISCHE INFOS    Preise · Vergünstigungen

So geht’s Bei Gesprächen innerhalb eines Telefonbezirks wählt man die »1«
und nur die Teilnehmernummer. Innerhalb der USA wählt man zu-
nächst die »1«, dann die Ortsvorwahl (Area Code) und schließlich
die Teilnehmernummer. Für internationale Gespräche (internati-
onal calls) gilt: Von Privatanschlüssen aus wählt man »011«, dann die
Länder- und Ortsnetzkennzahl unter Weglassung der »0« und
schließlich die Teilnehmernummer. In öffentlichen Telefonen wählt
man die »0«. Es meldet sich der Operator, der alle weiteren Instruk-
tionen erteilt. Für ein R-Gespräch wird ebenfalls die »0« gewählt,
dann folgt die Rufnummer und es meldet sich der Operator.

Telefonkarten Für internationale Telefongespräche empfehlen sich im Voraus be-


zahlte Telefonkarten (Prepaid Phone Cards), die in Einkaufszentren,
an Flughäfen, an Tankstellen usw. erhältlich sind.
Die UniversalCard kann sowohl von einem Cellion-Mobilfunkan-
schluss (s. unten) als auch von jedem US-Festnetztelefon und jeder
US-Telefonzelle genutzt werden.

Mobiltelefon Mobiltelefone sind in den USA als »cell phone« oder »mobile phone«
bekannt. Es wird die Nutzung von Quadband-Geräten empfohlen,
die sowohl in Europa als auch in den USA einsetzbar sind. Hohe
Roaming-Gebühren lassen sich durch die Nutzung einer Cellion
USA-Handykarte umgehen (Infos: www.cellion.de).

Preise · Vergünstigungen
Verkaufs- Auf Preisschildern sind nur die Nettopreise vor Steuern angegeben.
steuern Die meisten Waren unterliegen der staatlichen Sales Tax (Verkaufs-
steuer) von derzeit 6 %. Einzelne Städte, Gemeinden und Counties
erheben darüber hinaus noch eine General Sales Tax (zumeist 1 %),
einzelne Orte verlangen zusätzlich auch eine Tourism Development
Tax, in etwa der deutschen Kurtaxe vergleichbar.

Was kostet wieviel? Kinder, Schüler, Studenten und


Rentner bekommen Vergünstigun-
gen beim Kauf von Flug- und Bahn-
WISSEN

Tasse Kaffee: ab 2,50 $


Pint Bier: ab 6 $ tickets, Hoteltarifen und Eintritten in
Einfache Mahlzeit: ab 10 $ Vergnügungsparks, National- und
3-Gang-Dinner: ab 30 $ Staatsparks. Es lohnt sich, schon bei
Einfache Unterkunft: ab 60 $ der Reiseplanung alle Anbieter tou-
Gehobene Unterkunft: ab 90 $ ristischer Leistungen nach Sonder-
1 Gallone (3,8 l) Benzin bzw. Die- angeboten abzuklopfen. Den in
sel: siehe gasbuddy.com Fremdenverkehrsbüros, Besucher-
zentren, Hotels, Tankstellen und Su-
Reisezeit    PRAKTISCHE INFOS 529

permärkten ausliegenden Touristenbroschüren sind meist Coupons


mit Vergünstigungen beigeheftet, die von besonders günstigen Hotel-
übernachtungen bis zum Schnäppchen im nächsten Factory Outlet
reichen. Das lohnt hin und wieder durchaus.

Trinkgeld ist in der Regel nicht im Endpreis enthalten und wird ge- Trinkgeld
sondert gegeben. Dies ist zwar keine ausgesprochene Pflicht, doch (Tip)
das Personal in Restaurants und Hotels, das nur bescheidene Löhne
erhält, ist auf Trinkgeld angewiesen. Üblich sind 15 % des Rech-
nungsbetrags vor Steuern. Der »tip« wird im Restaurant auf dem
Tisch liegen gelassen. Hotelpagen erwarten 1 $ pro Koffer; Zimmer-
mädchen bekommen 2 $ pro Tag. Man kann den Endbetrag beim
Auschecken in einem Umschlag im Zimmer hinterlassen. Bietet ein
Hotel oder Restaurant »valet parking« (Angestellte parken das Auto),
so erhalten diese 1 $.

Reisezeit
Der Frühling ist in Neuengland in der Regel ziemlich kurz und hef- Frühling
tig. Bis Ende April kann es viel Schnee und strenge Nachtfröste ge-
ben. Ende April bzw. im Mai wird es im allgemeinen schlagartig
warm, sodass die Vegetation förmlich explodiert. Anfang Juni be-
ginnt die Sommerhitze.

Juli und August sind die heißesten und sonnigsten Monate des Jah- Sommer
res. Die küstennahen Inseln sind gegenüber dem Festland im Hoch-
sommer durch angenehmere Temperaturen, weniger Regen und –
trotz einiger Nebeltage – auch mehr Sonnenschein wetterbegünstigt.
Vor Neuengland hält der von Norden kommende kalte Neufund-
landstrom die Wassertemperaturen auch im August mit maximal
20 – 21 °C bei Cape Cod und 17 – 18 °C vor Maine recht niedrig. Die
Wassertemperaturen im Juli und September sind allgemein noch
bzw. schon um 2 – 3 °C kälter.
Unglücklicherweise sorgt die kalte Meeresströmung im Atlantik aus-
gerechnet im Haupturlaubsmonat Juli für die meisten Nebeltage.
Dann werden vor Maine durchschnittlich 7 bis 12 Tage, vor Massa-
chusetts und Rhode Island sowie auf den Inseln Nantucket und Block
Island bis zu 14 Tage mit Küsten- oder Seenebel beobachtet. Über
Land lösen sich die Nebelfelder im Tagesverlauf durch Sonnenein-
strahlung vielfach auf.

Im Spätsommer und Herbst besteht in ganz Neuengland die Gefahr Hurrikan-


von Hurrikan-Durchzügen. Diese tropischen Wirbelstürme, die saison
manchmal an der Ostküste nordostwärts wandern, sorgen nicht nur
530 PRAKTISCHE INFOS    Reisezeit

Klimastationen

für heftige Gewitterstürme, sondern vor allem auch für sintflutartige


Regenfälle mit großflächigen Überschwemmungen und Erdrutschen
im Hinterland. Noch bestens in Erinnerung ist der Durchzug von
Hurrikan Irene Ende August 2011. Schlimme Schäden hat der be-
rüchtigte New England Hurricane 1938 vor allem in der Metropole
New York angerichtet.
Sicherheit    PRAKTISCHE INFOS 531

Während der September mitunter noch recht sommerlich mit hohen Herbst
Temperaturen und gewittrigen Schauern bleibt, ist für den Oktober
stabiles Hochdruckwetter mit milden Tagen und frostigen Nächten
typisch. Anfang Oktober erreicht der “ Indian Summer (Indianer-
sommer) seinen Höhepunkt. Dann hüllen Fröste die Laubwälder in
ein farbenprächtiges Kleid und klare Luft beschert ein erholsames
Intermezzo zwischen der drückenden Hitze des Sommers und der
bitteren Kälte des nahenden Winters, der oft schon Ende Oktober
Einzug hält.
Winter
Die Winter sind zumeist kalt, schneereich und windig; gelegentlich
wird die Kälte durch Warmluftvorstöße abgeschwächt. In den Niede-
rungen des südlichen Neuengland fallen die Niederschläge häufig als
Regen. Massive Wetterstürze werden nicht selten von schweren
Schnee-(Blizzards) und Eisstürmen eingeleitet oder begleitet. Da-
nach kann es zu erheblichen Abweichungen von den für die Jahres-
zeit üblichen Temperaturen kommen. So wurden beispielsweise in
einem Februar in Portland, ME, schon -39 °C, aber auch +18 °C ge-
messen.

Sicherheit
Spätestens seit Al Capone ist bekannt, dass manche Städte und Ge- Kriminalität
genden der Vereinigten Staaten Tummelplätze für dunkle Gestalten
sind. Dies gilt insbesondere für die dicht besiedelten Großräume, wo
die sozialen Gegensätze besonders scharf ausgeprägt sind. New York
City – zumindest da, wo Touristen hinkommen – hat es durch äu-
ßerst rigide Maßnahmen geschafft, wieder als sicher zu gelten. Die
ländlichen Gegenden im Nordosten der USA kann man als sicher
betrachten; in den Großstädten sollte man einige Verhaltensregeln
beherzigen.

Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man Parkanlagen, dunkle Vier- Einige
tel, unübersichtliche Straßen etc. meiden und nicht allein unterwegs Verhaltens-
sein. Falls man in einen Unfall verwickelt wird, der sich unter merk- tipps
würdigen Umständen ereignet hat, sollte man zunächst im Auto sit-
zen bleiben und mit dem Aussteigen warten, bis man die ganze Situ-
ation überblickt.
Wertgegenstände und größere Geldbeträge deponiert man im Hotel-
safe. Im Kofferraum des Fahrzeugs verschwindet alles, was Begehr-
lichkeiten wecken könnte. Tritt der Fall der Fälle doch ein, sollte man
sich dem Gangster keinesfalls entgegenstellen. Heldenmut musste
schon oft teuer bezahlt werden. In Notsituationen wendet man sich
unbedingt an die nächste Polizeidienststelle: Tel. 911.
532 PRAKTISCHE INFOS    Sprache

Sprache
Das amerikanische Englisch unterscheidet sich vom britischen Eng-
lisch und vom deutschen Schulenglisch in Aussprache, Betonung,
und Wortschatz.

Amerikanisches Englisch
Auf einen Blick
Ja./Nein. Yes./No.
Vielleicht. Perhaps./Maybe.
Bitte. Please.
Danke./Vielen Dank! Thank you./Thank you very much.
Gern geschehen. You're welcome.
Entschuldigung! Excuse me!
Wie bitte? Pardon?
Ich verstehe Sie/dich nicht. I don't understand.
Ich spreche nur wenig ... I only speak a bit of ...
Können Sie mir bitte helfen? Can you help me, please?
Ich möchte ... I'd like ...
Das gefällt mir (nicht). I (don't) like this.
Haben Sie ...? Do you have ...?
Wieviel kostet es? How much is this?
Wieviel Uhr ist es? What time is it?
Wie heißt dies hier? What is this called?

Kennenlernen
Guten Morgen! Good morning!
Guten Tag! Good afternoon!
Guten Abend! Good evening!
Hallo! Grüß dich! Hello!/Hi!
Mein Name ist ... My name is ...
Wie ist Ihr/dein Name? What's your name?
Wie geht es Ihnen/dir? How are you?
Danke. Und Ihnen/dir? Fine thanks. And you?
Auf Wiedersehen! Goodbye!/Bye-bye!
Gute Nacht! Good night!
Tschüss! See you!/Bye!

Auskunft/Unterwegs
links/rechts left/right
geradeaus straight ahead
nah/weit near/far
Sprache    PRAKTISCHE INFOS 533

Bitte, wo ist ...? Excuse me, where's ..., please?


... der Bahnhof ... the train station
... die Bushaltestelle ... the bus stop
... der Hafen ... the harbour
... der Flughafen ... the airport
Wie weit ist das? How far is it?
Ich möchte ein Auto mieten. I'd like to rent a car.
Wie lange? How long?

Straßenverkehr
Ich habe eine Panne. My car's broken down.
Gibt es hier in der Nähe eine Is there a service station nearby?
Werkstatt?
Wo ist die nächste Tankstelle? Where's the nearest gas station?
Ich möchte ... I want
... Liter/Gallonen (3,8 l) ... ... liters/gallons of ...
... Normalbenzin. ... regular.
... Super. ... premium.
... Diesel. ... diesel.
... bleifrei. ... unleaded.
Volltanken, bitte. Full, please.
Hilfe! Help!
Achtung! Attention!
Vorsicht! Look out!
Rufen Sie bitte ... Please call ...
... einen Krankenwagen./die Polizei. ... an ambulance./the police.
Es war meine Schuld. It was my fault.
Es war Ihre Schuld. It was your fault.
Geben Sie mir bitte Namen und Please give me your name and address.
Anschrift.
Vorsicht vor ... Beware of ...
Ortsumgehung (mit Straßennummer) Business (mit Straßennummer)
Umgehungsstraße Bypass (Byp)
Brücke, Pontonbrücke Causeway
Achtung! Vorsicht! Caution!
Bauarbeiten Construction
Kreuzung, Überweg Crossing (Xing)
Sackgasse Dead End
Umleitung Detour
Straße mit Mittelstreifen Divided Highway
Einfahrt verboten Do not enter
Ausfahrt Exit
Steigung/Gefälle/unübersichtlich Hill (Überholverbot)
Behindertenparkplatz Handicapped Parking
534 PRAKTISCHE INFOS    Sprache

Kreuzung, Abzweigung, Einmündung Junction (Jct)


Abstand halten ... Keep off ...
Ladezone Loading Zone
Einmündender Verkehr Merge (Merging Traffic)
Schmale Brücke Narrow Bridge
Parken verboten No Parking
Überholen verboten No Passing
Rechtsabbiegen bei Rot verboten No Turn on Red
Wenden erlaubt U Turn
Wenden verboten No U Turn
Einbahnstraße One Way
Ein- und Aussteigen erlaubt Passenger Loading Zone
Fußgängerüberweg Ped Xing
Zeitlich begrenztes Parken erlaubt Restricted Parking Zone
Vorfahrt Right of Way
Straßenbauarbeiten Road Construction
Schleudergefahr bei Nässe Slippery when wet
Langsam fahren Slow
Straßenbankette nicht befestigt Soft Shoulders
Geschwindigkeitsbegrenzung Speed Limit
Benutzungsgebühr, Maut Toll
Absolutes Parkverbot, Abschleppzone Tow away Zone
Kreuzung, Überweg Xing (Crossing)
Vorfahrt beachten Yield

Einkaufen
Wo finde ich ... eine/ein ...? Where can I find a ...?
Apotheke pharmacy
Bäckerei bakery
Kaufhaus department store
Lebensmittelgeschäft food store
Supermarkt supermarket

Übernachtung
Können Sie mir ... empfehlen? Could you recommend ... ?
... ein Hotel/Motel ... a hotel/motel
... eine Frühstückspension ... a bed & breakfast
Haben Sie noch ...? Do you have ...?
... ein Einzelzimmer /Doppelzimmer ... a room for one/two
... mit Dusche/Bad ... with a shower/bath
... für eine Nacht/Woche ... for one night/week
Ich habe ein Zimmer reserviert. I've reserved a room.
Was kostet das Zimmer How much is the room
... mit Frühstück? ... with breakfast?
Sprache    PRAKTISCHE INFOS 535

Arzt
Können Sie mir einen guten Arzt Can you recommend
empfehlen? a good doctor?
Ich brauche einen Zahnarzt. I need a dentist.
Ich habe hier Schmerzen. I feel some pain here.
Ich habe Fieber. I've got a temperature.
Rezept prescription

Bank/Post/Kommunikation
Wo ist hier bitte eine Bank? Where's the nearest bank?
Geldautomat ATM (Automated Teller Machine)
Was kostet ... How much is ...
... ein Brief ... / ... eine Postkarte ... ... a letter ... / ... a postcard ...
nach Europa? to Europe?
Handy, Mobiltelefon cell phone
Wo ist das nächste Internetcafé? Where's the nearest internet café?
Ich brauche eine Prepaid-Karte für I need a prepaid card for my mobile
mein Handy. phone.
Ich brauche eine Speicherkarte für I need a memory card for my camera.
meine Kamera.

Zahlen
1 one 2 two
3 three 4 four
5 five 6 six
7 seven 8 eight
9 nine 10 ten
11 eleven 12 twelve
13 thirteen 14 fourteen
15 fifteen 16 sixteen
17 seventeen 18 eighteen
19 nineteen 20 twenty
21 twenty-one 30 thirty
40 forty 50 fifty
60 sixty 70 seventy
80 eighty 90 ninety
100 hundred 1000 one thousand
1/2 a half 1/3 a third
1/4 a quarter

Restaurant
Wo gibt es hier ein gutes Restaurant? Is there a good restaurant here?
Reservieren Sie uns bitte Would you reserve us
für heute Abend einen Tisch! a table for this evening, please?
536 PRAKTISCHE INFOS    Sprache

Die Speisekarte bitte! The menu please!


Auf Ihr Wohl! Cheers!
Bezahlen, bitte. Could I have the check, please?
Wo ist bitte die Toilette? Where is the restroom, please?

Frühstück/Breakfast
Kaffee (mit Sahne/Milch) coffee (with cream/milk)
koffeinfreier Kaffee decaffeinated coffee
heiße Schokolade hot chocolate
Tee (mit Milch/Zitrone) tea (with milk/lemon)
Rühreier scrambled eggs
Eier mit Speck bacon and eggs
Spiegeleier eggs sunny side up
harte/weiche Eier hard-boiled/soft-boiled eggs
(Käse-/Champignon-)Omelett (cheese/mushroom) omelette
Pfannkuchen pancake
Brot/Brötchen/Toast bread/rolls/toast
Butter butter
Zucker sugar
Honig honey
Marmelade/Orangenmarmelade jam/marmelade
Joghurt yoghurt
Obst fruit

Vorspeisen und Suppen/Starters and Soups


Fleischbrühe broth/consommé
Hühnercremesuppe cream of chicken soup
Tomatensuppe cream of tomato soup
gemischter/grüner Salat mixed/green salad
frittierte Zwiebelringe onion rings
Meeresfrüchtesalat seafood salad
Garnelen-/Krabbencocktail shrimp/prawn cocktail
Räucherlachs smoked salmon
Gemüsesuppe vegetable soup

Fisch und Meeresfrüchte/Fish and Seafood


Kabeljau cod
Krebs crab
Aal eel
Schellfisch haddock
Hering herring
Hummer lobster
Muscheln mussels
Austern oysters
Sprache    PRAKTISCHE INFOS 537

Scholle plaice
Lachs salmon
Jakobsmuscheln scallops
Seezunge sole
Tintenfisch squid
Forelle trout
Tunfisch tuna

Fleisch und Geflügel/Meat and Poultry


gegrillte Schweinerippchen barbecued spare ribs
Rindfleisch beef
Hähnchen chicken
Geflügel poultry
Kotelett chop/cutlet
Filetsteak fillet
(junge) Ente duck(ling)
Schinkensteak gammon
Fleischsoße gravy
Hackfleisch vom Rind ground beef
gekochter Schinken ham
Nieren kidneys
Lamm lamb
Leber liver
Schweinefleisch pork
Würstchen sausages
Lendenstück vom Rind, Steak sirloin steak
Truthahn turkey
Kalbfleisch veal
Reh oder Hirsch venison

Nachspeise und Käse/Dessert and Cheese


gedeckter Apfelkuchen apple pie
Schokoladenplätzchen brownies
Hüttenkäse cottage cheese
Sahne cream
Vanillesoße custard
Obstsalat fruit salad
Ziegenkäse goat's cheese
Eiscreme icecream
Gebäck pastries

Gemüse und Salat/Vegetables and Salad


gebackene Kartoffeln in der Schale baked potatoes
Pommes frites french fries
538 PRAKTISCHE INFOS    Sprache

Bratkartoffeln hash browns


Kartoffelpüree mashed potatoes
gebackene Bohnen in Tomatensoße baked beans
Kohl cabbage
Karotten carrots
Blumenkohl cauliflower
Tomaten tomatoes
Gurke cucumber
Knoblauch garlic
Lauch leek
Kopfsalat lettuce
Pilze mushrooms
Zwiebeln onions
Erbsen peas
Paprika peppers
Kürbis pumpkin
Spinat spinach
Mais sweet corn
Maiskolben corn-on-the-cob

Obst/Fruit
Äpfel apples Birnen pears
Aprikosen apricots Orange orange
Brombeeren blackberries Pfirsiche peaches
Kirschen cherries Ananas pineapple
Weintrauben grapes Pflaumen plums
Grapefruit grapefruit Himbeeren raspberries
Zitrone lemon Erdbeeren strawberries
Preiselbeeren cranberries

Getränke/Beverages
Bier (vom Fass) beer (on tap)
Rotwein/Weißwein red wine/white wine
trocken/lieblich dry/sweet
Sekt, Schaumwein sparkling wine
alkoholfreie Getränke soft drinks
Fruchtsaft fruit juice
Mineralwasser mineral water/spring water

Toiletten
Im Vergleich zum Farben- und Formenreichtum europäischer Be-
dürfnisanstalten pflegen amerikanische Toiletten nüchterne Ange-
Verkehr    PRAKTISCHE INFOS 539

legenheiten zu sein. Rigoros auf Funktionalität getrimmt, sind sie


keine Orte, die man in Erinnerung behält. Die Terminologie zudem
redet – man darf sagen: einzigartig in den businessorientierten
USA – umständlich ums Geschäft herum. Wer muss, fragt nach
dem »bathroom«, »restroom«, »washroom« oder, ist die Scham-
grenze fast unüberwindlich, nach dem »powderroom«. Obwohl er/
sie nie im Leben auf die Idee kommen würde, dort zu baden, sich
auszuruhen oder zu waschen. Beruhigend dagegen ist für den USA-
Besucher die Omnipräsenz von Toiletten. Dem Ruf der Natur kann
man in fast allen öffentlichen Gebäuden folgen, vor allem in Ein-
kaufszentren, Bibliotheken, Verwaltungsgebäuden und Besucher-
zentren. Universal verständliche Männlein- bzw. Weiblein-Logos
weisen den Weg. Kreativ werden die Amerikaner nur bei der Ge-
staltung ihrer Toiletten-Logos in Restaurants und Kneipen. Da
reicht die Palette von handgemalten Cowboys und -girls über digi-
tal modifizierte Stinktiere mit und ohne Augenaufschlag bis zum
schlichten »Ma« und »Pa«.

Verkehr
Flugverkehr
Die wichtigsten Flughäfen im Nordosten sind Boston, Philadelphia
und die drei New Yorker Airports (JFK, LaGuardia und Newark/NJ).
Von ihnen kann man täglich viele kleinere Flughäfen im Nordosten
und auch andere Ziele in den USA erreichen. Alle größeren Flughä-
fen sind bestens in die Straßennetze eingebunden und haben gute
Nahverkehrsanschlüsse in die Stadtzentren bzw. in wichtige Orte des
Hinterlands. Viele Hotels, Mietwagenfirmen usw. unterhalten einen
Airport Shuttle Service. An den größeren Flughäfen sind alle nam-
haften Autovermieter vertreten.

Bahnverkehr
Den Reisezugverkehr organisiert das Service-Unternehmen Amtrak.
Es ist für die Fahrgastbetreuung und die Fahrplangestaltung zustän-
dig. Für das Streckennetz und das rollende Material sind mehrere
Eisenbahngesellschaften verantwortlich. Amtrak bietet verschiedene
Rundreisepässe an, die aber nur außerhalb der USA günstig gekauft
werden können. Diese Bahnpässe haben 15 oder 30 Tage Gültigkeit.
Der National Rail Pass gilt für das gesamte Streckennetz in den
USA; für den Nordosten gibt es den Pass »Northeast«.
540 PRAKTISCHE INFOS    Verkehr

Busreisen
Greyhound- Omnibusse der Greyhound Inc. pendeln zwischen allen wichtigen
Busse Städten und Touristenzentren des Nordostens. Der Greyhound
AmeriPass, gültig für 4, 7, 15 oder 30 Tage, sowie der Greyhound
DiscoveryPass eignen sich für Rundreisen im Nordosten. Diese Päs-
se können nur außerhalb der USA in Reisebüros erworben werden.

Mit dem Auto unterwegs


Wichtige Jeder US-Bundesstaat hat neben bundesweiten auch eigene Ver-
Regeln kehrsgesetze. Gegenüber den Bestimmungen in Europa bestehen ein
paar Unterschiede. Nachstehend einige zu beherzigende Regelungen:
Trotz Rechtsverkehr hat an ungeregelten Kreuzungen derjenige Vor-
fahrt, der zuerst da war. Nötigenfalls muss man sich verständigen.
4-Way Stop: An vielen Kreuzungen sind alle Einmündungen mit
Stoppschildern versehen. Jeder Verkehrsteilnehmer muss hier anhal-
ten. Wer zuerst an der Kreuzung war, darf als Erster weiterfahren.
Gurtpflicht: In den meisten Bundesstaaten ist das Anschnallen zu-
mindest auf den Vordersitzen Pflicht. Kinder unter vier Jahren dür-
fen in allen Staaten nur in einem speziellen Kindersitz mitfahren.
In verkehrsberuhigten Innenstädten und Wohngebieten liegen die
zulässigen Höchstgeschwindigkeiten zwischen 20 mph / 32 km/h
und 35 mph / 56 km/h; in der Nähe von Schulen, Altenheimen oder
Krankenhäusern in Straßennähe kann die Höchstgeschwindigkeit
nur 15 mph / 24 km/h betragen! Auf Ausfallstraßen und Überland­
straßen mit Gegenverkehr darf man bis zu 45 mph / 72 km/h schnell
sein. Führt die Straße durch Gebiete mit Wildwechsel, sind bei Nacht
nur noch 35 mph / 56 km/h erlaubt. Auf mehrspurigen Straßen und
Autobahnen (Highways) darf man bis zu 55 mph / 88 km/h schnell
sein, auf verkehrsarmen Abschnitten auch bis 70 mph / 112 km/h.

Die Promillegrenze liegt je nach Staat und County zwischen 0,0 und
1 Promille! »Driving under influence« wird hart geahndet. Angebro-
chene alkoholische Getränke dürfen
Geschwindigkeiten Umrechnung nur im Kofferraum transportiert wer-
den, in Wohnmobilen außerhalb der
Reichweite des Fahrers. Unter 21-Jäh-
rige dürfen keine alkoholischen Ge-
tränke mit sich führen.
Schulbusse: Auf einer Straße mit Ge-
genverkehr muss man anhalten, wenn
ein signalgelber Schulbus ein- und aus-
steigen lässt. Hält ein Schulbus auf ei-
ner durch einen breiten Grünstreifen
Verkehr    PRAKTISCHE INFOS 541

bzw. durch eine Barriere vom Gegenverkehr getrennten Fahrbahn,


so gilt diese Regelung nur für den in derselben Richtung fließenden
Verkehr.
In den USA hängen Verkehrsampeln hinter (!) der Kreuzung.
Rechtsabbiegen trotz roter Ampel ist nach vollständigem Anhalten
und bei Beachtung der Vorfahrt erlaubt. Verboten ist das Rechts-
abbiegen bei Rot durch das Verkehrsschild »No turn on red«.
Abblendlicht: Bei tief stehender Sonne und auch bei Sichtweiten
unter 300 Metern, bei Regen und Schnee sowie auf schnurgeraden
Straßen mit Gegenverkehr muss mit eingeschaltetem Abblendlicht
gefahren werden.
Parken: An Fernstraßen außerhalb von Siedlungen und an vielen
Straßen innerorts darf nicht geparkt werden. Auch vor Hydranten
und an Bushaltestellen ist Parken verboten.
Wenden: ist auf den meisten Straßen verboten und durch das Ver-
kehrszeichen mit der Aufschrift »No U Turns« markiert.
Rechts überholen: Auf mehrspurigen Straßen (Interstates, manche
Highways) ist rechts überholen gestattet.
Durchgezogene Linien: dürfen nicht überfahren werden, ebenso
einfache durchgezogene Linien auf der Fahrerseite. Auf vielen Stra-
ßen sind Abbiegekorridore markiert.
Rush-Hour-Spuren: Auf mehrspurigen Straßen in Ballungsräumen
sind Fahrspuren markiert, die im morgendlichen und abendlichen
Stoßverkehr nur von Fahrzeugen mit zwei und mehr Insassen be-
nutzt werden dürfen.
Xing (Crossing): Das englische »Crossing« (dt. = überqueren) wird
sehr oft mit »Xing« abgekürzt. Ein Verkehrsschild mit der merkwür-
digen Aufschrift »Ped Xing« (»Pedestrian Crossing«) kündigt also
einen Fußgängerüberweg an.
Anhalter: Autostopp ist zwar erlaubt, aber auf Interstates und deren
Zufahrten ist Anhalten per Handzeichen streng untersagt.

Interstates entsprechen deutschen Autobahnen und unterscheiden Interstates,


sich durch blau-weiß-rote Beschilderung von normalen Highways. Highways
Interstates mit geraden zweistelligen Nummern verlaufen in Ost-
West-Richtung, solche mit ungeraden zweistelligen Nummern in
Nord-Süd-Richtung. Dreistellige Nummern bezeichnen Schnellstra-
ßen-Ringe und Stadtumfahrungen.
Die Highways sind das Pendant zu den deutschen Bundesstraßen,
im Gegensatz zu diesen jedoch in den meisten Fällen mehrspurig
ausgebaut. Weiße Schilder kennzeichnen sie als Bundes- (z. B. US 6)
oder Staatsstraßen (State Roads; z. B. SR 28 bzw. MA 28). Auch bei
ihnen definiert die Nummer die grobe Himmelsrichtung. Mit »ALT«
(alternative) oder »BUS« (business) werden Umgehungsstraßen be-
zeichnet. Der wichtigste Unterschied zwischen Highways und Inter-
states besteht darin, dass erstere – als mehrspurige Straßen – in den
542 PRAKTISCHE INFOS    Verkehr

BAHNREISEN Tel. *1 877 2 22 90 75


Amtrak www.alamo.com
Tel. *1 800 USA RAIL
www.amtrak.com Avis
Tel. *1 800 3 31 12 12
BUSREISEN www.avis.com
Greyhound
Tel. *1 800 2 31 22 22 Budget
www.greyhound.com Tel. *1 800 5 27 07 00
www.budget.com
INLANDFLÜGE
American Airlines Dollar
Tel. *1 800 4 33 73 00 Tel. *1 800 8 00 36 65
www.aa.com www.dollar.com

Delta Air Lines Hertz


Tel. *1 800 2 21 12 12 Tel. *1 800 6 54 31 31
www.delta.com www.hertz.com

United PANNENDIENST
Tel. *1 800 8 64 83 31 AAA
www.united.com Tel. *1 800 AAA HELP

MIETWAGEN ADAC
Alamo Tel. *1 888 2 22 13 73

meisten Fällen nicht kreuzungsfrei sind. Bei Einmündungen und


beim Linksabbiegen ist daher besondere Vorsicht geboten.
Toll steht für Straßenbenutzungsgebühr, die auf einigen Interstates
und Highways sowie für die Benutzung von Brücken, Dammstraßen
und Tunnels bzw. Unterführungen erhoben werden kann.
Ausfahrten: Auf Straßen mit baulich getrennten Fahrstreifen liegen
die Ausfahrten normalerweise auf der rechten Seite. Bei beengten
Verhältnissen kann sie sich aber durchaus auch auf der linken Seite
befinden.

Kraftstoffe Angeboten werden Diesel (»Gasoil«) und bleifreies Benzin (»gas


unleaded«) in den Sorten »Regular« (Normal) und »Premium«
(Super). Um die Zapfsäule betriebsbereit zu machen, muss ein Hebel
umgelegt oder eine Halterung nach oben gezogen werden. An den
allermeisten Tankstellen wird neuerdings abends und nachts Voraus-
kasse verlangt.
Zeit    PRAKTISCHE INFOS 543

Mietwagen
Den Nordosten erkundet man am besten mit einem Mietwagen. Ei- Verkehrs-
nige Vermieter bieten ihre Fahrzeuge zu interessanten Preisen an, mittel der
wobei die Wochenpauschalen besonders günstig sind. Man lasse sich Wahl
jedoch nicht von den extrem niedrigen Grundmieten blenden. Viel-
mehr sollte man auf ausreichenden Versicherungsschutz (Haft-
pflicht, Kasko, Selbstbeteiligung) und Freimeilen achten. Versiche-
rungspakete können recht teuer sein. Zudem fallen noch die Steuern
des jeweiligen Staates und eventuell sogar Flughafensteuern (Airport
Taxes) an, letztere jedoch nur bei Benutzung eines Airport Shuttle
(Autobusdienst) vom Flughafen zum Autohof des Vermieters. Am
besten: von zu Hause aus mieten!

Wer ein Fahrzeug anmieten will, muss einen nationalen oder inter- Führerschein,
national anerkannten Führerschein (driver's licence) vorlegen kön- Mindestalter
nen und in der Regel mindestens 21 Jahre alt sein.

Zwar hat jede Mietwagenfirma ihren Schalter am Flughafen, das Übergabe


Auto selbst erhält man aber woanders. Vom Flughafen zur Mietsta-
tion geht es per Shuttle Bus. Ist das bestellte Auto nicht verfügbar, hat
man Anrecht auf ein Fahrzeug der nächsthöheren Klasse. Die Fahr-
zeuge werden nur gegen eine Kaution abgegeben, die bei den meis-
ten Vermietern durch Vorlage einer Kreditkarte als geleistet gilt.

Die Autovermieter bieten einen Wirrwarr unterschiedlicher Versi- Autover-


cherungen an, die alle abzuschließen nicht unbedingt nötig ist: CDW sicherungen
(Collision Damage Waiver): Haftungsbefreiung für Unfallschäden
am Fahrzeug (dringend empfohlen); LDW (Loss Damage Waiver):
Haftungsbefreiung bei Verlust des Fahrzeugs; PAI (Personal Accident
Insurance): Insassenunfallversicherung; PEC (Personal Effect Co-
verage): Reisegepäckversicherung; LIS bzw. SLI: Haftpflicht-Zusatz-
versicherung, mit der die Haftpflichtsumme der ohnehin bestehen-
den gesetzlichen Haftpflichtversicherung erhöht wird.

Zeit
Für die in diesem Reiseführer behandelten Staaten des Nordostens Eastern Time
gilt ohne Ausnahme die Eastern Time. Die Sommerzeit (Daylight
Saving Time), während der die Uhren um eine Stunde vorgerückt
sind, gilt in der Regel vom letzten Aprilsonntag bis zum letzten Ok-
tobersonntag. Die Stunden von Mitternacht bis 12.00 Uhr mittags
werden mit a.m. (ante meridiem) bezeichnet, die übrigen mit p.m.
(post meridiem).
544 ANHANG    Register

Register
A Amphibien 20 Baxter State Park (ME)
Aalto, Alvar 48 Amsterdam (NY) 341 176
Abenaki-Indianer 198 Amtrak 539 Beacon Hill (MA) 224
Abgeordnetenhaus 24 Angeln 110 Bear Mountain State
Acadia National Park Annandale 339 Park (NY) 337
(ME) 167 Anreise 514 Bear Notch (NH) 301
Adams, Samuel 38, 211, Apotheken 522 Bear River Valley (ME)
244 Appalachen 13 180
Adirondack Mountains Appalachian Plateau Bear Run (PA) 414
14, 111 391 Beaux Arts Style 48
Adirondack Park (NY) 308 Appalachian Trail 293 Becket (MA) 207
Adirondacks (NY) 307 Aquinnah Cliffs (MA) Bed & Breakfast 101
Ahorn 18 252 Bedford (PA) 467
Ahornsirup 18, 72, 493, Architektur 45 Beecher-Stowe, Harriet
508 Arethusa Falls (NH) 301 149
Albany (NY) 313 Ärzte 523 Beissel, Konrad 427
Albee, Edward 56 Astor 41, 482 Bellow, Saul 57
Alexandria Bay (NY) 389 ATM 522 Ben & Jerry’s Ice Cream
Algonquin 33 Auburn (NY) 329 Factory (VT) 506
Algonquin-Indianer 333 Aufenthaltsdauer 514 Bennington (VT) 493
Alkohol 520 Augusta (ME) 171 Berkshire Hills (MA) 203
Alkohol 520 Ausable Chasm (NY) 310 Bethel (ME) 177
Allagash Waterway (ME) Auskunft 517 Bethlehem (PA) 417
177 Austern 21 Bevölkerung 24
Allegheny National Autoverkehr 540 Biber 20
Forest (PA) 394 Bier 72
Allegheny Portage B Bierstadt, Albert 51
Railroad National Bahnverkehr 539 big game fishing 111
Historic Site (PA) 465 Baldwin, James 57 Bird-in-Hand (PA) 426
Allegheny River 16, 449 Bangor (ME) 195 Blizzards 531
Allentown (PA) 417 Banken 522 Block, Adrian 34
Altoona (PA) 463, 464 Bar Harbor (ME) 170 Block Island (RI) 473
Ambridge (PA) 456 Barnstable (MA) 239 Blue Hill (ME) 183
American Falls 370 Barnum, Phineas T. 139 Blue Hill Peninsula (ME)
American Falls (NY) 370 Barre (VT) 506 181
American Footbal 84 Bartlett (NH) 301 Blue Mountain Lake
American Philosophical Baseball 84 (NY) 312
Society 53 Bash Bish Falls (MA) 204 Boalsburg (PA) 469
America’s Stonehenge Basketball 84 Bogart, Humphrey 59
(NH) 287 Bass Harbor Head (ME) Boone, Daniel 462
Amherst (MA) 262, 263 171 Boothbay (ME) 175
Amherst (NY) 319 Bass Harbor (ME) 171 Boothbay Harbor (ME)
Amische 393, 420 Bath (ME) 172 175
Register    ANHANG 545

Borroughs, William S. 55 Camden (ME) 183 Cold Spring (NY) 336


Borscht Belt (NY) 321 Camping 103 Cole, Thomas 51
Boscobel (NY) 336 Canandaigua (NY) 331 Colonial Style 45
Boston (MA) 210 Canastota (NY) 386 Colt, Samuel 59
Boston Massacre 38 Cannon Mountain Aerial Columbia (PA) 428
Boston Tea Party 38, 211 Tramway (NH) 303 Conant, Roger 269
Botschaften 519 Canterbury Shaker Concord (MA) 243, 245
Bradford (PA) 394 Village (NH) 280 Concord (NH) 279
Bradford, William 51, 53 Cape Ann (MA) 233 Connecticut 137
Bradstreet, Anne 53 Cape Cod (MA) 35, 236 Connecticut River 16
Brandon Gap (VT) 503 Cape Cod National Connecticut River Valley
Brandywine Valley (PA) Seashore (MA) 240 (MA) 261
445 Capote, Truman 55 Connecticut Valley (CT)
Brant Lake (NY) 309 Carey, Matthew 53 142
Bretton Woods (NH) Carnegie, Andrew 452 Conway Scenic Railroad
278, 301 Cartier, Jacques 387 (NH) 299
Brewster (MA) 240 Castine (ME) 182 Coolidge, Calvin 511
Bridal Veil Fall (NY) 370 Cather, Willa 55 Cooper, James Fenimore
Bridgeport (CT) 139 Catskill Mountain 53, 341
Briefmarken 527 Railroad (NY) 326 Cooperstown (NY) 343
Bristol (CT) 141, 142 Catskills (NY) 320 Copley, John Singleton
Bristol (RI) 475 Cayuga Lake (NY) 327 50
Bronx 368 Chadds Ford (PA) 445 Corning (NY) 332
Brookfield (VT) 507 Champlain-Kanal 16 Cornish (NH) 283
Brown, Charles Champlain, Samuel de Cornwall Bridge (CT)
Brockden 53 34, 165, 233, 306 151
Brown, John 311, 486, Champlain-Senke 14 Cornwall Iron Furnace
488 Champlain Valley (VT) (PA) 412
Brulé, Etienne 407 501 Country Inns 102
Brunswick (ME) 174 Chappaquiddick Island Coupons 529
Buck, Pearl S. 448 (MA) 252 Crane, Stephen 55
Bucks County (PA) 447 Chatham (MA) 242 Crawford Notch (NH)
Bucksport (ME) 195 Chautauqua Lake (NY) 300
Buffalo (NY) 316 320 Crawford Notch State
Buffalo Wings 318 Cheese Cake 72 Park (NH) 301
Bulfinch,Charles 47 Chesterwood (MA) 206 Croton-on-Hudson (NY)
Bunker Hil (MA) 39, 212 Chestnut Ridge (PA) 415 336
Burlington (VT) 495 Church, Frederic Edwin Crown Point Historic Site
Bush, George W. 43 51 (NY) 310
Bushkill Falls (PA) 460 Clayton (NY) 388 Custer City (NY) 395
Busreisen 540 Clayton (PA) 456 Custer City (PA) 395
Butler County (PA) 456 Cobscook Bay (ME) 187
Coddington, William D
C 479 Dairy Belt 28
Cambridge (MA) 228, Cold River Valley (ME) Daniel Boone
229 180 Homestead (PA) 462
546 ANHANG    Register

Daylight Saving Time Elch 20 Flughäfen 514, 539


543 Elektrizität 520 Flugverkehr 539
Deerfield (MA) 263 Ellis, Brad Easton 56 Flume Gorge (NH) 302
Deer Isle (ME) 181, 182 Ellsworth (ME) 167 Flusstäler 15
Delaware & Hudson Elmira (NY) 331 Football 84
Canal (NY) 326 Emerson, Ralph Waldo Forstwirtschaft 29
Delaware River 16, 418 54 Fort Erie (Kanada) 379
Delaware Water Gap Enfield Shaker Village Fort George (Kanada)
(PA) 460 (NH) 283 379
Depression 43 Ephrata (PA) 427 Fort Knox State Park
Derby Line (VT) 508 Ephrata Cloister (PA) (ME) 195
Devisenbestimmungen 427 Fort Necessity National
522 Erie (PA) 397 Battlefield (PA) 415
Dia:Beacon (NY) 338 Erie Canal Village (NY) Fort Niagara State Park
Dinosaur State Park (CT) 342 (NY) 376
149 Erie-Kanal 314, 341 Fort Ticonderoga (NY)
Doctorow, Edgar Law- Erleben 67 310
rence 55 Essex (CT) 143 Foxwoods Resort &
Dos Passos, John R. 55 Essex (NY) 310 Casino (CT) 163
Doylestown (PA) 448 Etikette 520 Franconia Notch (NH)
Dreieckshandel 38 Evans Notch (ME) 180 302
Dreiser, Theodore 55 Events 82 Franklin, Benjamin 53,
Drugstores 522 59, 430
Dunkirk (NY) 320 F Franklin (PA) 396
Durand, Asher B. 51 Factory Outlets 95 Franzen, Jonathan 56
Dyer, Mary 213 Fairbanks, Thaddeus 508 Freeport (ME) 194
Fair Haven Beach State Freiheitsglocke 431
E Park (NY) 386 French and Indian War
East Aurora (NY) 319 Fallingwater (PA) 414 38
Eastern Time 543 Fall River (MA) 260 Frick, Henry Clay 452,
East Haddam (CT) 143 Falmouth Woods Hole 456
Eastman, George 379 (MA) 242 Frieden von Paris 38
Eastman Kodak Farmers‘ Markets 70, 96 Frog Hollow (VT) 502
Company 379 Farmington (CT) 150 Frost, Robert Lee 55
Easton (PA) 418 Fauna 20 Führerschein 516
Echo Lake State Park Federal Style 46 Fulton Chain of Lakes
(NH) 299 Feiertage 83 (NY) 313
Edgar Allan Poe 54 Fernsehen 526 Fulton, Robert 41, 61
Edgartown (MA) 251 Feste 82
Einkaufen 95 Finger Lakes (NY) 16, 327 G
Einwanderung 41 Fischerei 29 Galilee (RI) 477
Eisenbahn 539 Fischotter 20 Gallitzin Tunnel (PA) 465
Eisenhower Locks (NY) Fitzgerald, Francis Scott Ganondagan State His-
389 55 toric Site (NY) 331
Eishockey 84 Flight 93 Memorial (PA) Geflügelzucht 28
Eiszeit 14 466 Geld 521
Register    ANHANG 547

Geldautomaten 522 Greenville (ME) 189 Hochseeangeln 111


General Electric 341 Greyhound 540 Höchstgeschwindig-
Genesee River (NY) 380 Gropius, Walter 48 keiten 540
Geneva (NY) 331 Große Seen 16 Homer, Winslow, 51
Georgian Style 46 Groton (CT) 162 Hooker, Thomas 36
Germantown (NY) 340 Hopewell Furnace Na-
Germantown (PA) 444 H tional Historic Site
Geschichte 32, 33 Haftpflichtversicherung (PA) 463
Gesundheit 522 517 Hopper, Edward 52
Gettysburg (PA) 42, 400 Hailey, Alex 57 Horseshoe Curve Nation-
Gewichte 525 Halibut Point State Park al Historic Landmark
Gillette Castle (CT) 143 (MA) 235 (PA) 465
Glen (NH) 299 Hancock, John 38, 211, Horseshoe Curve (PA)
Glen Ellis Falls (NH) 300 244 466
Glen Falls (NY) 309 Hancock Shaker Village Horseshoe Falls (NY) 370
Gloucester (MA) 234 (MA) 207 Housatonic River (MA)
Golden Triangle (PA) Hanford Mills (NY) 327 203
452 Hanover (NH) 281 Housatonic Valley (CT)
Golf 111 Harlem 367 150
Gosnold, Bartholomew Harlem Renaissance 57 Howe Caverns (NY) 343
34 Harrisburg (PA) 406 Howells, William Dean
Gothic Revival Style, 47 Harrison, Peter 46 54
Gouverneur 24 Hartford (CT) 145 Howes Cave (NY) 343
Grafton (VT) 501 Harvard University (MA) Hudson, Henry 34, 306,
Grafton Notch State Park 229 313
(ME) 180 Harwich (MA) 242 Hudson (NY) 340
Grand Canyon of Penn- Haustiere 516 Hudson River 15, 357
sylvania (PA) 396 Hawthorne, Hudson River (NY) 333
Grand Isles (VT) 498 Nathaniel 54 Hudson River School 50
Grandma Moses 52 Heinz, Henry J. 452, 453 Hudson Valley (NY) 333
Graycliff (NY) 320 Heller, Joseph 56 Hummer 21, 71
Great Appalachian Hepburn, Katharine 61 Hunt, William Morris 51
Valley 391 Herkimer, Nicholas 342 Hurley (NY) 326
Great Barrington (MA) Herkimer (NY) 342 Hurrikan 529
205 Herrnhuter Brüderge- Hutchinson, Anne 213
Great Camp Sagamore meine 416 Hyannis (MA) 242
(NY) 313 Hershey, Milton S. 411 Hyde Park (NY) 338
Great Lakes 16 Hershey (PA) 411
Greek Revival Style 47 Hessen 39 I
Greene County (NY) 327 Hexenjagd 269 Impfbestimmungen 516
Green Mountain Boys Hickorybaum 19 Indian Caverns (PA) 465
492 High Falls Gorge (NY) Indianer 33
Green Mountain Nation- 312 Indianersommer 531
al Forest (VT) 503 Highways 541 Indian Summer 18
Green Mountains (VT) Historic Schaefferstown Industrialisierung 41
491, 500 (PA) 412 Industrie 25
548 ANHANG    Register

Intercourse (PA) 427 Kerouac, Jack 55, 247 Lake Winnepesaukee


International Style 48 Kesey, Ken 55 (NH) 277, 284
Internet 519 Keuka Lake (NY) 328 Lancaster (PA) 420, 421
Interstates 541 Kinder 91 Lancaster County (PA)
Intolerable Acts 38 King Philip’s War 37 421
Irokesen 34, 341 King, Stephen 56, 196 Landschaftsformen 13
Irokesenbund 34, 307 Kingston (NY) 340 Landwirtschaft 28
Irving, Washington 54 Kittatinny Mountains Lane, Fitz Hugh 51
Irving, Winslow 56 (PA) 460 Laurel Caverns (PA) 415
Isle au Haut (ME) 183 Kittery (ME) 196 Laurel Highlands (PA)
Ithaca (NY) 330 Klima 17, 529 413
Kohle 29 Lebanon (PA) 412
J Kolonien 37 Lehigh River (PA) 416
Jackson (NH) 300 Kosciuszko, Thaddeus Lehigh Valley (PA) 416
James, Henry 54 439 Lenox (MA) 206
Jay Peak (VT) 498 Krankenhaus 523 Letchworth State Park
Jefferson, Thomas 39 Krankenversicherung (NY) 381
Jim Thorpe (PA) 419 517 Leutze, Emmanuel
John Brown Farm (NY) Kreditkarte 522 Gottlieb 50
311 Kriminalität 531 Lewiston (NY) 376
Johns, Joseph 466 Küsten 14 Lexington (MA) 39, 243
Johnson, Philip 48 Kykuit (NY) 334 Liberty Bell 431
Johnstown (PA) 466 Ligonier (PA) 413
Johnstown Flood (PA) L Lincoln, Abraham 42
466 Lake Champlain (NY) Litchfield (CT) 151
Johnstown Flood Nation- 16, 309 Litchfield Hills (CT) 150
al Memorial (PA) 466 Lake Champlain (VT) Literatur 53
Jong, Erica 56 491, 495, 497 Literaturempfehlungen
Jugendherberge 103 Lake Champlain Valley 523
(VT) 503 Lititz (PA) 428
K Lake Compounce (CT) Lobster 71
Kaaterskill Falls (NY) 327 142 Lobster Shacks 73
Kabeljau 21, 40, 233 Lake Compounce Theme Local Food 96
Kajak 110 Park (CT) 142 Lockport (NY) 378
Kanadagänse 21 Lake Erie (NY) 17, 316, Lodges 101
Kancamagus Highway 397 Longfellow, Henry
(NH) 303 Lake George (NY) 309 Wadsworth 54, 229
Kanu 110 Lake George Village Long Island (NY) 369
Keene (NH) 288 (NY) 309 Longwood Gardens (PA)
Kennebunkport (ME) Lake Ontario 17, 387 446
198 Lake Placid (NY) 111, 311 lost generation 55
Kennedy, Edward 62 Lake Sunapee (NH) 283 Lost River Gorge (NH)
Kennedy, John F. 61, 242 Lake Wallenpaupack 302
Kennedy, Robert 62 (PA) 458 Lowell (MA) 246
Kent (CT) 151 Lake Willoughby (VT) Lowell NHP (MA) 247
Kentuck Knob (PA) 415 508 Lubec (ME) 187
Register    ANHANG 549

Lyndhurst (NY) 334 Milford (PA) 460 Mount Desert Island


Miller, Arthur 56 (ME) 165, 167
M Mill Towns (MA) 203 Mount Equinox (VT) 499
Machias Seal Island (ME) Minnewit, Peter 36, 306 Mount Greylock (MA)
187 Minute Man NHP (MA) 210
MacMillan, Donald B. 244 Mount Holyoke College
174 Minute Men 243 (MA) 262
Mailer, Norman 55 Mischwälder 18 Mount Hope Bay (MA)
Maine 165 Mobiltelefon 528 260
Malerei 50 Mohawk 34, 382 Mount Katahdin (ME)
Manchester (NH) 286 Mohawk River (NY) 341 165, 177
Manchester (VT) 498 Mohawk-Senke 14 Mount Kineo (ME) 189
Manhattan 350, 352 Mohawk Valley (NY) 341 Mount Lebanon Shaker
Mann, Horace 202 Mohegan Bluffs (RI) 474 Village (NY) 315
Manufacturing Belt 25 Mohegan-Indianer 162 Mount Mansfield (VT)
Maple Sirup 18, 72 Mohegan Sun Resort & 509
Maple Sugar 18 Casini (CT) 162 Mount Marcy (NY) 307,
Marblehead (MA) 272 Monhegan Island (ME) 312
Marmor 493 186 Mount Monadnock (NH)
Martha’s Vineyard (MA) Monongahela River 16, 288
248 449 Mount Sunapee State
Mashantucket Pequot Montezuma National Park (NH) 283
Tribal Nation (CT) 163 Wildlife Refuge (NY) Mount Tremper (NY)
Mason-Dixon-Line 392 330 326
Massachusetts 201 Montgomery County Mount Van Hoevenberg
Massachusetts Institute (PA) 443 (NY) 311
of Technology (MA) Montgomery, General Mount Washington (NH)
233 339 277, 294
Maße 525 Montpelier (VT) 504 Mount Washington Auto
Massena (NY) 389 Monument Mountain Road (NH) 300
Maultierhirsch 20 (MA) 205 Mount Washington Cog
Mayflower 35, 265 Moosehead Lake (ME) Railway (NH) 298, 302
Mayflower II (MA) 265 188 Mount Washington
Medien 526 Moravians 416 Hotel (NH) 301
Medikamente 522 Morgan Horse Farm Mule Deer 20
Meerestiere 21 (VT) 502 Mystic (CT) 153
Melville, Herman 54, Morgan-Pferde 502
207, 253 Morrison, Toni 57 N
Menemsha (MA) 252 Morse, Samuel F. B. 40, Nabokov, Vladimir 56
Mennoniten 393, 420 338 Nantucket (MA) 253
Merrimack River (MA) Motels 101 Nantucket Town (MA)
235, 246 Mount Bromley (VT) 500 254
Michener, James A. 448 Mount Chocorua (NH) Narragansett Bay (RI)
Middlebury (VT) 501 303 471
Mietwagen 543 Mount Davis (PA) 391, Narragansett Pier (RI)
Milchwirtschaft 28 413 477
550 ANHANG    Register

Narrowsburg (NY) 327 North Conway (NH) 299 Pawtucket 489


Neu-Amsterdam 36, 346 Northeast Harbor (ME) Pawtucket (RI) 489
Neuengland 34 171 Pearl S. Buck House (PA)
New Bedford (MA) 255 Northeast Kingdom (VT) 448
New Bedford Whaling 507 Peary, Robert F. 174
NHP (MA) 256 North East (PA) 400 Pekannussbaum 19
New Britain (CT) 150 Norwich (NH) 283 Pemaquid Point (ME) 175
Newburgh (NY) 340 Notrufe 526 Penn’s Landing (PA) 440
Newburyport (MA) 235 Nyack (NY) 337 Pennsylvania 391
New England Lowlands Pennsylvania Dutch 393
14 O Pennsylvania Dutch
New England Oak Bluffs (MA) 249 Country (PA) 420
Renaissance 54 Oakland (PA) 455 Pennsylvania Railroad
New England Uplands Obama, Barack 43 Company 464
13 Ochsenfrosch 21 Penn, William 36, 62,
New Hampshire 196, Ogdensburg (NY) 389 392, 430
277 Ogunquit (ME) 198 Penobscot Bay (ME) 183
New Haven (CT) 155 Ohiopyle State Park (PA) Pequot War 472
New Hope & Ivyland 414 Perkins Cove (ME) 198
Railroad (PA) 448 Ohio River 449 Pflanzen 18
New Hope (PA) 447 Oil Creek (PA) 396 Philadelphia (PA) 36,
New London (CT) 158 Oil Creek State Park 396 428
New London (NH) 283 Oil Creek & Titusville Philip Pokanokett 37
New Paltz (NY) 326 Railroad (PA) 396 Philipsburg Manor (NY)
Newport (RI) 478 Old Chatham (NY) 315 334
Newport Mansions (RI) Old Lyme (CT) 145 Piedmont-Plateau 391
482 Old Orchard Beach (ME) Pilgerväter 35, 201
New York 40 193 Pinkham Notch (NH)
New York City (NY) 29, Old Saybrook (CT) 145 299, 300
307, 344 Old Speck Mountain Pioneer Valley (MA) 261
New York Five 49 (ME) 180 Piscataqua River (ME)
New York State 305 Olmsted, Frederick L. 212 196
New York State Barge O’Neill, Eugene 56, 159 Pitch Pine 19
Canal (NY) 314, 341 Organic Food 69 Pithole City (PA) 396
Niagara Falls (Kanada) Oswego (NY) 386 Pittsburgh (PA) 449
378 Ottauquechee River Pittsfield (MA) 207
Niagara Falls (NY) 369, (VT) 511 Pitt, William 450
376 Plattsburgh (NY) 311
Niagara-on-the-Lake P PlimothPlantation (MA)
(Kanada) 379 Paine, Thomas 53 36, 268
Niagara Parkway Paläo-Indianer 33 Plymouth (MA) 264
(Kanada) 379 Pannendienst 542 Plymouth Notch (VT)
Niagara River 17 Paradox Lake (NY) 309 511
Niederschläge 17 Parker River National Pococono Mountains
North Adams (MA) 209 Wildlife Refuge (MA) (PA) 416, 457
Northampton (MA) 262 236 Poe, Edgar Allan 438
Register    ANHANG 551

Polar Caves Park (NH) Reiseversicherungen 517 Sagamore (NY) 313


303 Reisezeit 529 Salem (MA) 269
Politik 24 Remington, Frederic 389 Salem Witch Hunt 37,
Pop Art 52 Rensselaer (NY) 316 269
Popham Beach (ME) 174 Reptilien 20 Salinger, Jerome D. 55
Popham Beach State Resorts 101 Saltbox 45
Park (ME) 174 Restaurants 73 Salzmarschen 19
Portage Railroad (PA) Revere, Paul 212, 221 Sandwich (MA) 237
465 Revolutionskrieg 346 Sankt-Lorenz-Strom 387
Port Clyde (ME) 186 Rhinebeck (NY) 339 Santa’s Home Workshop
Portland (ME) 190 Rhode Island 471 (NY) 312
Portsmouth (NH) 289, Rhododendron State Saranac Lake (NY) 312
290 Park (NH) 288 Saratoga National His-
Post 526, 527 Richelieu River 16 toric Park (NY) 384
Poughkeepsie (NY) 338 Robben 21 Saratoga Springs (NY)
Preise 528 Rochester (NY) 379 382
Proctor (VT) 503 Rockefeller, John D. 63 Sargent, John Singer 52
Promillegrenze 540 Rockefeller, John D. Säugetiere 20
Providence (RI) 485 IV 64 Schenectady (NY) 341
Provincetown (MA) 240 Rockefeller, John D. Schildkröten 20
Puritaner 35 Jr. 63 Schoellkopf, Jakob Frie-
Rockefeller, Nelson drich 370
Q A. 63 Schoodic Peninsula (ME)
Quahogs 71 Rockland (ME) 182, 183, 170
Quäker 392 186 Schroon Lake (NY) 309
Quechee Gorge (VT) 511 Rockport (MA) 235 Schwarzer Freitag 347
Queen Anne Style 47 Rockwell, Norman 52, Schwerindustrie 25
Quoddy Head (ME) 187 205 Sconset (MA) 255
Quoddy Head Statepark Rohe, Mies van der 48 Scranton (PA) 457
(ME) 187 Rome (NY) 342 Searsport (ME) 194
Roosevelt, Franklin D. Segeln 109
R 64, 338 Selkirk Shores State Park
Radio 526 Roscoe, (NY) 327 (NY) 386
Rafting 110 Ross, Betsy 438 Senat 24
Rangeley (ME) 180 Roth, Philip 57 Seneca 33
Rapp, Johann Georg 456 Rust Belt 25 Seneca Falls (NY) 330
Rauchen 520 Rutland (VT) 503 Seneca-Indianer 379
Reading (PA) 461 Seneca Lake (NY) 328,
Red Pine 19 S 331
Regionale Produkte 96 Saarinen, Eero 48 Sezession 42
Reisedokumente 514 Sabbaday Falls (NH) 303 Sezessionskrieg 42
Reisekranken­ Sabbathday Lake Shaker Shanksville (PA) 467
versicherung 523 Community (ME) 194 Shartlesville (PA) 462
Reisepass 514 Sackets Harbor (NY) 388 Shawme Pond (MA) 237
Reiseplanung 514 Saco River (NH) 301 Shelburne (VT) 497
Reiseschecks 521, 522 Saco Valley (NH) 299 Shopping 95
552 ANHANG    Register

Sicherheit 531 Stonington (ME) 183 Trinken 69


Sinclair, Upton B. 55 Stony Point (NY) 337 Trinkgeld 529
Singer, Isaac Bashevis 57 Storm King State Park Trumbull, John 50
Singer-Nähmaschinen (NY) 338 Truthahn 21
209 Stowe (VT) 509 Tulpenbaum 18
Skigebiete 111 Strasburg (PA) 426 Tümmler 21
slave narrative 57 Straßenverkehr 540 Twain, Mark 331
Slide Mountain (NY) 320 Stroudsburg (PA) 460
Smibert, John 50 Stuart, Gilbert 50 U
Smith, John 34, 53 Studentenwohnheime Übernachten 101
Soft Drinks 72 103 Uhrenindustrie 141
Somerset (PA) 413 Sturbridge (MA) 275 Umwelt 13
Somerset Historical Stuyvesant, Peter 346 Unabhängigkeitserk-
Center (PA) 413 Sugar Act 38 lärung 39
Sons of Liberty 38 Super Bowl 84 Unabhängigkeitskrieg
South Coast (ME) 196 Susquehanna River 15 39
Southern Alleghenies Susquehannock State United States Postal
(PA) 463 Forest (PA) 396 Service 526
South Hadley (MA) 262 Süßwasserfische 21 Urlaub aktiv 109
Southwest Harbor (ME) Syracuse (NY) 385 USPS 526
171 USS Albacore 293
Souvenirs 96 T USS Constitution 222
Spirituosen 73 Taconic Range (VT) 491 USS Eagle 162
Sport 109 Tanglewood Music USS Massachusetts 260
Sprache 532 Festival 206 USS Nautilus 162
Springfield (MA) 273 Taughannock Falls State USS Wolverine 398
Squanto (Indianer) 35 Park (NY) 330 Utica (NY) 342
Staatsburgh (NY) 339 Telefon 527
Stahlskelett-Bauweise Telekommunikation 526 V
48 Thanksgiving 36 Vails Gate (NY) 340
Stamp Act 38 Thoreau, Henry David, Val-Kill (NY) 339
State College (PA) 468 54 Valley Forge National
Staten Island 369 Thousand Islands (NY) Historical Park (PA)
Steuern 528 387 446
Stevenson, Robert Louis Thousand Islands Skydec Vanderbilt, Cornelius 64
312 (NY) 389 Vanderbilt Mansion (NY)
Stewart Gardner, Isabella Three Mile Island (PA) 339
227 392 Vanderbilt, William
St. Johnsbury (VT) 508 Tiere 18 H. 64
St. Lawrence Seaway Titusville (PA) 396 Veranstaltungen 83
387 Toiletten 538 Vergünstigungen 528
St. Lawrence Seaway Toll Roads 542 Verkehr 539
(NY) 387 Touren 116 Vermont 491
St.-Lorenz-Strom 16 Trapp Family Lodge (VT) Vermont Cheddar 511
Stockbridge (MA) 205 509 Verrazano, Giovanni
Stonington (CT) 155 Traveller Checks 522 di 34
Register    ANHANG 553

Verwaltung 24 Welcome Centers 518 Wirtschaft 24


Vineyard Haven (MA) Wellesley Island (NY) Wirtschaftspflanzen 20
248 389 Wiscasset (ME) 174
Visa Waiver Program Wentworth State Beach Wisconsin-Vereisung 14
514 (NH) 286 Wolfeboro (NH) 285
Visum 514 West, Benjamin 50 Wolfe, Tom 55
Vögel 21 Weston (VT) 500 Wolkenkratzer 48
Vorwahlen 527 West Point (NY) 337 Women’s Rights National
Wethersfield (CT) 149 Historical Park (NY) 330
W Weybridge (VT) 502 Woods Hole (MA) 243
Währung 521 Weymouthkiefer 19 Woodstock Music and
Waldameer Park & Wharton, Edith 54 Arts Fair 322
Water World (PA) 400 Wheatley, Phyllis 57 Woodstock (NY) 326
Walden Pond (MA) 246 White Anglo Saxon Prot- Woodstock (VT) 510
Waldland-Indianer 33, estants 42 Woolman, John 53
328 Whiteface Mountain Wright, Frank Lloyd 49,
Wale 21 (NY) 312 414
Walfang 40, 158, 236 White Memorial Founda- Wyeth, Andrew 52
Walker, Alice 57 tion (CT) 152
Wallis Sands State Park White Mountains (ME) Y
(NH) 291 180 Yale, Elihu 156
Wall Street 353 White Mountains Yale University (CT) 156
Warhol Andy 454 National Forest (ME) YMCA 103
Warhol, Andy 52, 65, 177 Yonkers (NY) 334
454 White Mountains (NH) York (ME) 198
Washington, George 39, 111, 277, 293 York (PA) 410
40, 340, 346, 415 Whitman, Walt 55 Yorktown 39
Washington (PA) 457 Whitney, Ely 40 Youghiogheny River
Washington Crossing Wiegand, Gustav 313 (PA) 414
Historical Park (PA) Wildwasserfahren 110 Young,Brigham 495
447 Williams, Roger 37, 472 Youth Hostels 103
Waterman Wood, Williamstown (MA) 209
Thomas 505 Windham County (VT) Z
Watervliet (NY) 316 495 Zeit 543
Watkins Glen State Park Winooski River (VT) 504 Zeitungen 526
(NY) 332 Wintersport 111 Zielflughäfen 514
Wechselkurse 521 Winterthur Museum Zippo-Feuerzeuge 394
Wein 72 (DE) 446 Zollbestimmungen 516
Weirs Beach (NH) 285 Winthrop, John 36, 53, Zuckerahorn 18
Weißwedelhirsch 20 211 Zuschauersportarten 84
554 ANHANG    Notizen
atmosfair    ANHANG 555

WISSEN atmosfair
Reisen verbindet Men-
schen und Kulturen. Doch
wer reist, erzeugt auch
CO2. Der Flugverkehr trägt
mit bis zu 10% zur globalen Erwärmung bei. Wer das Kli-
ma schützen will, sollte sich nach Möglichkeit für die
schonendere Reiseform entscheiden (wie z.B. die Bahn).
Gibt es keine Alternative zum Fliegen, kann man mit at-
mosfair klimafördernde Projekte unterstützen.
atmosfair ist eine gemeinnützige Klimaschutzorganisati-
on unter der Schirmherrschaft von Klaus Töpfer. Flugpas-
sagiere spenden einen kilometerabhängigen Betrag und
finanzieren damit Projekte in Entwicklungsländern, die
den Ausstoß von Klimagasen verringern helfen. Dazu be-
rechnet man mit dem Emissionsrechner auf www.atmos-
fair.de wieviel CO2 der Flug produziert und was es kostet,
eine vergleichbare Menge Klimagase einzusparen (z.B.
Berlin – London – Berlin 13 €).
atmosfair garantiert die sorgfältige Verwendung Ihres
Beitrags. Alle Informationen dazu auf www.atmosfair.de.
Auch der Karl Baedeker Verlag fliegt mit atmosfair.
556 ANHANG    Verzeichnis der Karten und Grafiken

Verzeichnis der Karten und Grafiken


Top-Reiseziele 2 New Hampshire, Lage 277
USA Nordosten (Infografik) 24/25 New Hamshire, Flagge 277
Politisches System der USA Portmouth (NH) 290
(Infografik) 22/23 Mount Washington (Infografik) 296/297
Wie entsteht ein Quilt? Mount Washington Valley (NH) 298
(Infografik) 98/99 New York (Bundesstaat), Lage 305
Touren im Nordosten 117 New York (Bundesstaat), Flagge 305
Indianersommer Buffalo (NY) 317
(Infografik) 120/121 Finger Lakes (NY) 328
Tour 1 123 New York City, Lower Manhattan 352
Tour 2 125 New York City, Brooklyn Bridge (3D) 354
Tour 3 127 New York City, Midtown Manhattan
Tour 4 129 358/359
Tour 5 131 New York City, Metropolitan Museum
Connecticut, Lage 137 of Art 365
Connecticut, Flagge 137 Niagara Falls (3D) 374
Hartford (CT) 147 Niagara Falls (Profil) 375
New Haven (CT), Yale University 157 Niagara Falls (NY) 377
New London, Groton (CT), Pennsylvania, Lage 391
USS Nautilus (3D) 160 Pennsylvania, Flagge 391
Maine, Lage 165 Erie (PA) 399
Maine, Flagge 165 Gettysburg (PA) 402
Acadia National Park (ME) 169 Harrisburg (PA) 407
Portland (ME) 191 Philadelphia (PA) 432/433
Massachusetts, Lage 201 Pittsburgh (PA) 450
Massachusetts, Flagge 201 Rhode Island, Lage 471
Boston (MA) 216/217 Rhode Island, Flagge 471
Ivy-League (Infografik) 230/231 Newport (RI) 479
Boston (MA), Cambridge, Providence (RI) 487
Harvard University 232 Vermont, Lage 491
Cape Cod (MA) 239 Vermont, Flagge 491
Martha´s Vineyard 250/251 Temperaturen 527
Wale (Infografik) 258/259) Klimastationen 530
Plymouth (MA), Mayflower (3D) 266 Geschwindigkeiten 540
Salem (MA) 271 Übersicht Umschlagklappe hinten
Bildnachweis    ANHANG 557

Bildnachweis
akg-images: S. 30, 39, 40, 44, 51, 62, 160, iStockphoto.com/Marie Claude
267 (2x), 268, 373, 390 LaPointe: S. 81 (li.)
Associated Press: S. 323 iStockphoto.com/mphillips007: S. 66
Aurora/laif: S. 26, 112 iStockphoto.com/Paul Tessier: S. 2, 179
Baedeker-Archiv: S. 29 (u.), 140, 325, 412 iStockphoto.com/Ralph125: S. 28 (li.)
Braunger: S. 1, 12, 34, 46, 49, 143, 195, iStockphoto.com/sdominick: S. 411
234, 270, 292, 419, 427, 431, 447, 455, iStockphoto.com/Smith: S. 80 (u.)
459, 463, 480, 492 iStockphotocom/technotr: Vordere
Burger: S. 3 (o.), 382, 398 Umschlaginnenseite, S. 89
David McLain/Aurora/laif: S. 84, 97 (u.) iStockphoto.com/Zabelin: S. 5 (Mi.)
D. Woodfall/picture-alliance: S. 28 (re.), iStockphoto.com/Zargon Design: S. 111
DuMont Bildarchiv: S. 17, 151, 244, 281, Janicke: S. 136, 310, 506
285, 302, 497 Jose Azel/Aurora/laif: S. 90
Falke/laif: S. 4 (u.), 52 Kelly Shimoda/Redux/laif: S. 68, 97 (o.)
Fautre/Le Figaro Magazine/laif: S. 105 Laif/Back: S. 256
fotolia.com/Gary: S. 86 mauritius-images: S. 9, 10, 164, 421
Franz Marc Frei: Titelbild u. S. 193 mauritius-images/Cultura: S. 94
Getty Images: S. 3 (u.), 21, 60, 114, 119, mauritius-images/Rafael Macia: S. 96
134, 153, 176, 199, 208, 211, 222, 237, mauritius-images/SuperStock: S. 76, 333
255, 315, 405, 408/409, 425, 429, 440, Modrow/DMBA: U7, S. 200, 227, 330
449, 470, 483, 500, 502, 512 Modrow/laif: S. 108
Gunda Amberg: S. 263, 388 picture-alliance: S. 32, 37, 58, 132, 161,
Heeb/laif: S. 82, 100, 443 162, 266, 318, 355 (re. U.)
Helmhausen: S. 65, 219 picture-alliance/Arco Images: S. 29 (o.)
Hicker: S. 376 Pierre Gleizes/REA/laif: Umschlagklappe
IFA: S. 15, 175, 184, 206, 241, 276, 337, hinten, S. 4 (u.), 93 (u.)
490 Sasse: S. 7, 356, 361
Interfoto: S. 355 (li. o. u. re. o.) Sasse/DMBA: S. 304, 345, 354, 357
iStockphoto.com/adlifemarketing: Schapowalow: S. 415
Vordere Umschlaginnenseite, S. 75 (o.) Shutterstock.com/Otokimus:
iStockphoto.com/alle12: S. 6 (re.), 77, S. 81 (re.)
252, hintere Umschlagaußenseite Shutterstock/Suchan: S. 93 (o.)
iStockphoto.com/BatCountry: S. 294 StockFood/Fred Hansen: S. 75 (u.)
iStockphoto.com/Burwell: S. 79 Szerelmy: S. 4 (o.), 56, 274
iStockphoto.com/dasilvafa: S. 80 (o.) Tourism Niagara: Vordere Umschlag-
iStockphoto.com/D. Smirnoff: S. 74 (o.) innenseite
iStockphoto.com/Dierick: S. 70 Transglobe: S. 473
iStockphoto.com/gerenme: S. 29 (Mi.) Wassermann: S. 107, 347
iStockphoto.com/gmnicholas: Widmann/DuMont Bildarchiv: S. 375
S. 74 (Mi.) Wiedmann: S. 3 (Mi.)
iStockphoto.com/launpatterson: Wrba: S. 18, 182
S. 74 (u.) ZEFA: S. 5 (o.), 188
Titelbild: Franz Marc Frei
558 ANHANG    Impressum

Impressum
MAIRDUMONT GmbH & Co KG – 8. Auflage 2016
VERLAG KARL BAEDEKER
© MAIRDUMONT GmbH & Co KG;
Ausstattung: Ostfildern
185 Abbildungen, 67 Karten und Der Name Baedeker ist als Waren-
grafische Darstellungen, eine große zeichen geschützt. Alle Rechte im In-
Reisekarte und Ausland sind vorbehalten. Jegliche
Text: – auch auszugsweise – Verwertung,
Ole Helmhausen, Heinz Burger, Wolf- Wiedergabe, Vervielfältigung, Über-
gang Rotzinger; Beiträge von Rainer setzung, Adaption, Mikroverfilmung,
Eisenschmid, Helmut Linde, Reinhard Einspeicherung oder Verarbeitung in
Strüber, Werner Voran und Reinhard EDV-Systemen ausnahmslos aller Teile
Zakrzewski des Werkes bedarf der ausdrücklichen
Überarbeitung: Genehmigung durch den Verlag.
Ole Helmhausen
Bearbeitung: Anzeigenvermarktung:
Baedeker-Redaktion MAIRDUMONT MEDIA
(Cornelia Thoellden) Tel. 0049 711 4502 333
Kartografie: Fax 0049 711 4502 1012
Christoph Gallus, Hohberg; media@mairdumont.com
MAIRDUMONT Ostfildern (Reisekarte) http://media.mairdumont.com
3D-Illustrationen:
jangled nerves, Stuttgart
Infografiken:
Golden Section, Berlin
Gestalterisches Konzept:
independent Medien-Design, München
Chefredaktion:
Rainer Eisenschmid, Baedeker Ostfildern Printed in China

Trotz aller Sorgfalt von Redaktion und Autoren zeigt die Erfahrung, dass Fehler und
Änderungen nach Drucklegung nicht ausgeschlossen werden können. Dafür kann
der Verlag leider keine Haftung übernehmen.
Kritik, Berichtigungen und Verbesserungsvorschläge sind jederzeit willkommen.
Schreiben Sie uns, mailen Sie oder rufen Sie an:

Verlag Karl Baedeker / Redaktion


Postfach 3162
D-73751 Ostfildern
Tel. 0711 4502-262
info@baedeker.com
www.baedeker.com
Verlagsgeschichte    ANHANG 559

Die Erfindung des Reiseführers


Als Karl Baedeker (1801 –  1859) am 1. Juli 1827 in Kob-
lenz seine Verlags­buchhandlung gründete, hatte er sich
kaum träumen lassen, dass sein Name und seine roten
Bücher einmal weltweit zum Synonym für Reiseführer
werden sollten.

Das erste von ihm verlegte Reisebuch, die 1832 er-


schienene Rhein­reise, hatte er noch nicht einmal selbst
geschrieben. Aber er entwi­ckelte es von Auflage zu
Auflage weiter. Mit der Einteilung in die Kapitel »Allge-
mein Wissenswertes«, »Praktisches« und »Beschreibung
der Merk-(Sehens-)würdigkeiten« fand er die klassische
Gliederung des modernen Reiseführers, die bis heute
ihre Gültigkeit hat. Der Erfolg war überwältigend: Bis zu
seinem Tod erreichten die zwölf von ihm verfassten Titel 74 Auflagen!
Seine Söhne und Enkel setzten bis zum Zweiten Weltkrieg sein Werk
mit insgesamt 70 Titeln in 500 Auflagen fort.

Bis heute versteht der Karl Baedeker


Verlag seine große Tradition vor al-
lem als eine Kette von Innovationen:
Waren es in der frühen Zeit u. a.
die Einführung von Stadtplänen in
Lexikonqualität und die Verpflich-
tung namhafter Wissenschaftler als
Autoren, folgte in den 1970ern der
erste vierfarbige Reiseführer mit
professioneller Extrakarte. Seit 2005
stattet Baedeker seine Bücher mit
ausklappbaren 3D-Darstellungen aus.
Die neue Generation enthält als erster
Reiseführer Infografiken, die (Reise-)
Wissen intelligent aufbereiten und
Lust auf Entdeckungen machen.

In seiner Zeit, in der es an verlässli-


chem Wissen für unterwegs fehlte, war Karl Baedeker der Erste, der
solche Informationen überhaupt lieferte. In der heutigen Zeit filtern
unsere Reise­führer aus dem Überfluss an Informationen heraus, was
man für eine Reise wissen muss, auf der man etwas erleben und an
die man gerne zurückdenken will. Und ­damals wie heute gilt für
­Baedeker: Wissen öffnet Welten.
560 ANHANG    Verlagsprogramm

Baedeker Verlagsprogramm
·· Algarve ·· Florenz ·· Kroatische
·· Allgäu ·· Florida Adriaküste •
·· Amsterdam ·· Franken Dalmatien
·· Andalusien ·· Frankfurt am Main ·· Kuba
·· Argentinien ·· Frankreich ·· La Gomera
·· Australien ·· Frankreich • ·· La Palma
·· Australien • Osten Norden ·· Lanzarote
·· Bali ·· Fuerteventura ·· Leipzig • Halle
·· Barcelona ·· Gardasee ·· Lissabon
·· Bayerischer Wald ·· Golf von Neapel ·· London
·· Belgien ·· Gran Canaria ·· Madeira
·· Berlin • Potsdam ·· Griechenland ·· Madrid
·· Bodensee ·· Großbritannien ·· Malediven
·· Brasilien ·· Hamburg ·· Mallorca
·· Bretagne ·· Harz ·· Malta • Gozo •
·· Hongkong • Comino
Macao
·· Indien
·· Irland
N
SSE

JOHA
NNITE

·· Island
R WI

POSE R Vo
IDON n Pa
lästin
EKE

ORTH IOS Ein a na m


ODOX echt ch Rh REISit groS
BaED

es Un odos
GIGA E CH
RISTE iversa EK A Ser
NTEN N Di lgenie R TE

·· Israel
Der e Re
Kolos chtg
s und läubig NSSE
JOHA
seine en NNITE
Verw
R WI

andt POSE R Vo
en IDON n Pa
lästin

BRETA
EKE

ORTH IOS Ein a na m

·· Istanbul
ODOX echt ch Rh Reisit groS
BaED

es Un odos
E CH ek a Ser

MALT
GIGA RISTE iversa
NTEN
Der N Di lgenie Rte
Kolos e Re
chtg
s und läubig

GNE
seine en

·· Istrien •
Verw
andt

A
en


Kvarner Bucht Gozo
· coM
·· Italien ino
·· Italien • Norden
NEU ·· Italienische Adria
·· Italienische Riviera
·· Japan NEU

·· Brüssel ·· Jordanien
·· Budapest ·· Kalifornien
·· Burgund ·· Kanada • Osten ·· Marokko
·· China ·· Kanada • Westen ·· Mecklenburg-
·· Dänemark ·· Kanalinseln Vorpommern
·· Deutsche ·· Kapstadt • ·· Menorca
Nordseeküste Garden Route ·· Mexiko
·· Deutschland ·· Kenia ·· Moskau
·· Deutschland • ·· Köln ·· München
Osten ·· Kopenhagen ·· Namibia
·· Dresden ·· Korfu • ·· Neuseeland
·· Dubai • VAE Ionische Inseln ·· New York
·· Elba ·· Korsika ·· Niederlande
·· Elsass • Vogesen ·· Kos ·· Norwegen
·· Finnland ·· Kreta ·· Oberbayern
Verlagsprogramm    ANHANG 561

·· Oberital. Seen • ·· Sri Lanka ·· USA • Südwesten


Lombardei • ·· Stuttgart ·· Usedom
Mailand ·· Südafrika ·· Venedig
·· Österreich ·· Südengland ·· Vietnam
·· Paris ·· Südschweden • ·· Weimar
·· Peking Stockholm ·· Wien
·· Polen ·· Südtirol ·· Zürich
·· Polnische ·· Zypern
Ostseeküste •
Danzig • Masuren
·· Portugal
·· Prag
·· Provence •
Côte d‘Azur Viele Baedeker-­Titel
·· Rhodos sind als E-Book
·· Rom erhältlich:
shop.baedeker.com

·· Sylt
·· Teneriffa
·· Tessin
·· Thailand
·· Thüringen
·· Toskana
·· Tschechien
·· Türkische
Mittelmeerküste
·· Rügen • Hiddensee ·· USA
·· Rumänien ·· USA • Nordosten
·· Sachsen ·· USA • Nordwesten
·· Salzburger Land
·· St. Petersburg
·· Sardinien
·· Schottland
SEN

JOHA
NNITE
ER WIS

·· Schwarzwald
POSE R Vo
IDONIO n Pa
lästin
ORTH S Ein a na m
DEK

ODOX echtes ch Rh
odos Rei it groS

USA
Unive sek Ser
BaE

GIGAN E CH
TEN RISTE
N Die
rsalge
nie
aR te

·· Schweden
Der Recht
Kolos
s und gläub
seine igen
Verw
andte
n

·· Schweiz
·· Sizilien
·· Skandinavien
·· Slowenien
·· Spanien
·· Spanien • Norden •
NEU

Jakobsweg
WISSeN Kurioses

Kurioser Nordosten der USA


Amerikas erster Verkehrssünder, ein Bier-Epizentrum und das Staats-
getränk von Vermont – der Nordosten bietet noch mehr Kuriositäten.

▶Kein Klops! ▶Amerikas erster Verkehrssünder


Montpelier (Vermont) ist – bis An einem heißen tag im August
jetzt – die einzige Hauptstadt 1904 überschritt richter darius
eines us-Bundesstaates Baker in newport (rhode island)
ohne ein Mcdonald‘s- das tempolimit und kassierte da-
Fastfood-restaurant. für die erste gefängnisstrafe der
usA wegen rasens. seine ge-
schwindigkeit: 24 km/h.

▶Bunte objekte der Begierde ▶China and the City


Hinter den Bonbon-spendern mit Manhattan‘s Chinatown gilt mit
den originellen Köpfen sind über 100 000 einwohnern als die
sammler aus aller Welt her. größte chinesische enklave der
PeZ usA in Orange (Connecticut) westlichen Hemisphere.
lässt jährlich drei Milliarden der
winzigen PeZ-Pfefferminz-Briketts
allein für die amerikanischen
Verbraucher produzieren.
▶Kraft von der Kuh
Jeder Bundesstaat hat einen »sta-
▶Let it fl ow!
te beverage«. der von Pennsylva-
eigentlich vermutet man das
nia, Vermont und new York ist
amerikanische Bier-epizentrum
Milch. der von rhode island ist
im Mittleren Westen. dabei ist
»coffee milk«, ein Milchgetränk
Vermont führend in der
auf der Basis von Kaffeesirup.
Bierproduktion. im green
Mountain state gibt es
20 Brauereien. Oder jeweils
eine für 33 000 Menschen.

▶Alles blau oder was?


Aus Maine kommen über vier
Fünftel aller wilden Blaubeeren
für den rest des landes. deshalb
feiert man im August in Machias
das Wild Blueberry Festival.
USA NORDOSTEN
Baedeker WISSEN

■■ Über 200 Empfehlungen und Baedeker-Tipps


■■ Anschauliche Infografiken erklären Hintergründe und Zusammenhänge
■■ Großartige 3D-Darstellungen eröffnen neue Perspektiven
■■ 67 detaillierte Karten und Pläne zeigen den Weg

www.baedeker.com

Das könnte Ihnen auch gefallen