Sie sind auf Seite 1von 5

5/30/2017 Transduktor (Elektrotechnik) – Wikipedia

Transduktor (Elektrotechnik)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Transduktor oder Magnetverstärker ist ein elektromagnetisches Bauteil zur Steuerung von
Wechselströmen durch Gleichströme mittels Vormagnetisierung des Magnetkernes einer Drossel.

Inhaltsverzeichnis
1 Prinzip und Aufbau
2 Betriebsarten
2.1 Geringe Aussteuerung (Kleinsignalbetrieb)
2.2 Hohe Aussteuerung (Großsignalbetrieb)
3 Gegentaktschaltung
4 Anwendung
5 Literatur
6 Einzelnachweise

Prinzip und Aufbau


Der meist luftspaltfreie Magnetkern besteht aus einem Werkstoff mit stark nichtlinearer, hysteresearmer
Magnetisierungskennlinie. Für niedrige Frequenzen ist das ein Eisenkern, bei hohen Frequenzen werden Ferrite
oder nanokristalline Legierungen [1] verwendet. Die Magnetisierung erfolgt durch zwei Spulen, von denen eine
den zu steuernden Wechselstrom führt. Diese Spule ist die steuerbare Drossel. Die zweite Wicklung führt den
Steuergleichstrom, zumindest jedoch einen Strom mit großem Gleichanteil.

Das Kernvolumen im Wechselstromkreis wird durch den Gleichstrom


vormagnetisiert, wodurch seine relative Permeabilität variiert wird.
Das kann bis zur Sättigung eines Teiles des Volumens oder des
gesamten Volumens gehen. Dementsprechend „verliert“ die Drossel
ihren (hochpermeablen) Kern teilweise oder ganz und damit einen
Großteil ihrer Induktivität.

Gleich- und Wechselstromwicklung werden oft so angeordnet, dass


keine Wechselspannung in die Steuerwicklung transformiert wird. Das
kann durch zwei gleichartige, entsprechend verschaltete
Bild 1: Prinzipschaltung eines
Transduktoren oder einen dreischenkligen Kern geschehen, dessen
Transduktors: rechts ist der
Wicklungen entsprechend verschaltet sind (siehe Abschnitt
Gleichstrom-Steuerkreis
Gegentaktschaltung).

Wird Wechselspannung in die Steuerwicklung induziert, kann diese direkt zur Steuerung verwendet werden,
indem man sie so gleichrichtet, dass ein Gleichstrom in der Wicklung entsteht. Solche Transduktorschaltungen
können mit lediglich einem veränderlichen Widerstand gesteuert werden - eine Gleichspannungsquelle ist nicht
erforderlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik) 1/5
5/30/2017 Transduktor (Elektrotechnik) – Wikipedia

Betriebsarten
Es sind zwei Betriebsarten möglich. Im Bereich kleiner Wechselströme (kleine Aussteuerung) kann die
magnetischen Kennlinie im Arbeitspunkt als linear angesehen werden. Der Steuergleichstrom dient in diesem Fall
zur Verschiebung des Arbeitspunktes. In dieser Betriebsart stellt der Transduktor wechselstromseitig eine Spule
mit elektrisch veränderbarer Induktivität dar und dient z.B. der Amplitudenregelung. Der Wechselstrom ist
sinusförmig.

Die zweite Betriebsart (große Aussteuerung) treibt den Kern weit in die Sättigung und dient der
Leistungssteuerung. Der Wechselstrom kann in diesem Fall stark von der Sinusform abweichen.

Geringe Aussteuerung (Kleinsignalbetrieb)

Die rechts dargestellte Schaltung ist dafür ein typisches Beispiel. Die auf der Wechselstromseite der Drossel
wirksame Induktivität (L= u1/di1) wird durch Verändern der Vormagnetisierung des zugehörigen nichtlinearen
magnetischen Kerns verändert. Hierzu wird die zweite Wicklung durch einen in seiner Größe veränderlichen
Steuergleichstrom i2 durchflossen. Im Bereich kleiner Steuerströme ergibt sich die größte Induktivität, die
abnimmt, je stärker der Steuerstrom den Arbeitspunkt des magnetischen Kreises in Richtung Sättigung
verschiebt. Durch die Änderung der Induktivität ändert sich im Wechselstromkreis der Scheinwiderstand der
Drossel. Auf diese Weise wird auch die Leistung im Wirkwiderstand R verändert. Ohne Steuerstrom ist die
Leistung klein, für maximalen Steuerstrom strebt die Leistung im Widerstand gegen uw/R. Wegen der
Voraussetzung der Linearität ist die Leistungsverstärkung eines solchen Transduktors P(gesteuert)/
P(Steuerung) in der Regel unter 1.

Hohe Aussteuerung (Großsignalbetrieb)

Um größere Spannungen und Leistungen steuern zu können, muss der


Großsignalbetrieb vorgesehen werden. Um in diesem Fall die
Funktion der Schaltung zu erklären, soll die einfachste Schaltung
benutzt und die Randbedingungen stark vereinfacht werden. So sollen
die Wechselstromanteile von i2, die auf Grund der transformierten
Spannungen auftreten und Verluste erzeugen, durch eine sehr große
Induktivität auf vernachlässigbare Werte verringert und damit i2
nahezu ein Gleichstrom werden. Zur Vereinfachung soll weiter die
abgebildete abstrakte Magnetisierungskennlinie in Bild 2 gelten. Auch
sollen außer dem eingezeichneten Lastwiderstand keine parasitären
Bild 2: Magnetisierungskennlinie
ohmschen Komponenten vorhanden sein.
(stark vereinfacht)
Um den periodischen Betrieb sofort zu erreichen, beginnt man die
Betrachtung nach der höchsten Sättigung bzw. dem höchsten Strom. Im Kennlinienpunkt 1 ist der Laststrom i1
gleich null. Die Magnetisierung erfolgt nur durch i2. Im Punkt 2 kommt der Kern aus der Sättigung und der
Strom i1 ist negativ und fast so groß wie -i2. Wegen der beginnenden Entsättigung tritt Spannung an den
Wicklungen auf. Sie ergibt sich zu u1 = uw − R·i1. Wegen der anliegenden Spannung fällt der Strom leicht weiter
ins Negative. Er erreicht seinen negativsten Wert bei Punkt 3, an dem wegen des Nulldurchgangs der Spannung
u1 sich auch die Richtung der Flussänderung umkehrt. Durch die positive Spannung wird der Kern wieder bis
zur Sättigung (Punkt 2) magnetisiert. Wegen der Sättigung wird die volle Generatorspannung an die Last
geschaltet. Daraus ergibt sich der fließende Strom i1 = uw/R. Dabei wird Punkt 1 überlaufen und wird im
nächsten Stromnulldurchgang wieder erreicht. Der Vorgang wiederholt sich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik) 2/5
5/30/2017 Transduktor (Elektrotechnik) – Wikipedia

Gegentaktschaltung
Schaltet man zwei
Anordnungen gemäß Bild 1
wechselstromseitig parallel
und lässt den Steuerstrom
durch die zwei
Sekundärwicklungen in
unterschiedlicher Richtung
fließen, so wirkt der
Bild 4: Gegentaktschaltung Steuerstrom in den
Teiltransduktoren
phasenversetzt. Die in den
Gleichstromkreis induzierten Spannungen kompensieren sich. Für
kleine Aussteuerung bleiben die Ströme und Spannungen nahezu
sinusförmig. Wegen der Parallelschaltung verdoppelt sich der
mögliche Laststrom und wegen der Kompensation der induzierten
Wechselspannung verringern sich die Verluste im Gleichstromkreis
deutlich.

Für den Großsignalbetrieb muss eine erneute Betrachtung der


Vorgänge angestellt werden, da der Überlagerungssatz wegen der Bild 3: Zeitliche Verläufe der
ausgenutzten (magnetischen) Nichtlinearitäten nicht gilt. Dazu wird von Spannungen in der Schaltung Bild 1
der in Bild 4 dargestellten Schaltung und der zugehörigen Bepfeilung
ausgegangen. Für die Bilder wurde der Punkt 4 der
Magnetisierungskennlinie in Bild 5 als Wirkung des Steuerstromes i2
= ⅔IS und das Windungszahlverhältnis gleich 1 gewählt.

Im Ursprung der Magnetisierungkennlinie ist der Laststrom gleich null


und die Ströme ia und ib müssen gerade so groß wie die
Steuergleichströme sein, aber diesen entgegenwirken. Bei gleichem
Wickelsinn und der Bepfeilung nach Bild 4 ist also ia = −i2 und ib =
i2. Für den Gesamtstrom gilt i1 = ia + ib = 0. Im Punkt 4 ist ia = 0
und ib = 2·i2 = i1. Mit dem Einsetzen der Sättigung für die Wicklung a
wird an beiden Wicklungen die Wechselspannung null und der Strom
i1 wird von der Last, an der die Netzspannung anliegt, begrenzt. Die Bild 5: Magnetisierungkennlinie
Wicklungsströme sind ia = i1 + IS − i2 und ib = −IS + i2. Wird der
Lastrom (rein ohmisch) im Nulldurchgang der Spannung zu null, kommt der betreffende Kern aus der Sättigung.
Während der negativen Spannungshalbschwingung werden die Kerne rückmagnetisiert. In dieser Zeit ist der
Laststrom null und die Ströme ia und ib gehen auf die Werte im Ursprung der Magnetisierungskennlinie zurück.
Anschließend wird in der gleichen Weise ihr negative Ast durchlaufen. Die wesentlichen zeitlichen Verläufe sind
in Bild 6 dargestellt.

Bezüglich der Verluste ist die Gegentaktschaltung deutlich günstiger als Schaltung nach Bild 1, weil sich die in
den Gleichstromkreis induzierten Wechselspannungen kompensieren und weil, wie aus den Bildern 2 und 5
hervorgeht, ein relativ kleinerer Steuerstrom benötigt wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik) 3/5
5/30/2017 Transduktor (Elektrotechnik) – Wikipedia

Man kann auch noch einen weiteren Vorteil nutzen, wenn man die
Leistungswicklungen antiparallel schaltet und den Steuerstrom im
gleichen Sinn durch die Wicklungen fließen lässt. In diesem Fall lassen
sich die Steuerwicklungen zu einer zusammenfassen. Der Aufbau einer
solchen Anordnung ist in Bild 7 schematisch dargestellt. Der
Eisenkörper hat in diesem Fall drei Schenkel. Es ergibt sich in der
vereinfachten Theorie keine nennenswerte Materialersparnis, da die
Steuerwicklung in diesem Fall den doppelten Eisenquerschnitt
umschließen muss. Bei Berücksichtigung der in der Praxis
auftretenden Eisen- und Kupferverluste wird die Materialersparnis
größer.

Die Strom- und Spannungsverläufe und die Steuerfunktion der


Gegentaktschaltung entsprechen denen eines Wechselstromstellers
(Leistungselektronik) mit Phasenanschnittsteuerung. Da dieser billiger,
im Wirkungsgrad besser und auch leichter und kleiner ist, hat er den
Transduktor, als Steuergerät für Wechselströme abgelöst.

Anwendung
Bild 6: Zeitliche Verläufe von Strömen
Transduktoren sind fast vollständig durch die Halbleitertechnik und Spannungen der Schaltung in Bild
verdrängt worden, es gibt jedoch noch einzelne Anwendungen, wo es 4
auf hohe Robustheit und Zuverlässigkeit ankommt. Transduktoren
sind langlebig und bei Überspannungen und Kurzschluss im Gegensatz
zu Halbleiterschaltungen kaum gefährdet.

In der Vergangenheit (1930er bis 1960er Jahre) war der


netzfrequente Transduktor eine gebräuchliche Lösung zur Steuerung,
beispielsweise von Kinobeleuchtungen. Er benötigte keine bewegten
Teile wie ein Stelltransformator und ist verschleißfrei.

Röhrenmonitore und -fernseher besaßen zur Kissenentzerrung


teilweise Transduktoren, die die Zeilenamplitude regelten[2]. Bild 7: Schematische Darstellung für
die Wicklungsanordnung eines
Schaltnetzteile enthielten besonders in den 1990er Jahren teilweise Transduktors
Transduktorregelungen auf der Sekundärseite.[3]

Auch Audioverstärker wurden mit Transduktoren realisiert[4].

Aus drei Gegentaktschaltungen lässt sich ein Transduktor für Drehstromlasten aufbauen.

Eine Besonderheit ist die Pungs-Drossel ([5] nach Leo Pungs benannt), die zur Amplitudenmodulation diente. Sie
war entsprechend Bild 7 aufgebaut und arbeitet bei der Sendefrequenz. Sie arbeitete direkt am Senderausgang
auf den abgestimmten Antennen-Schwingkreis. Die oben dargestellten zeitlichen Verläufe der
Ausgangsspannung können daher nicht auf diese Anwendung übertragen werden.

Literatur
Walter Schilling: Transduktortechnik. Theorie und Anwendung steuerbarer Drosseln. Verlag R.
Oldenbourg, München 1960
https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik) 4/5
5/30/2017 Transduktor (Elektrotechnik) – Wikipedia

Fritz Kümmel: Regel-Transduktoren: Theorie und Anwendungen in der Regelungstechnik. Springer-


Verlag; 456 Seiten; Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961

Einzelnachweise
1. http://www.google.com/patents/DE10045705A1?cl=en
2. http://www.patent-de.com/19900301/DE3005901C2.html
3. http://focus.ti.com/lit/ml/slup129/slup129.pdf Applikationsschrift der Fa. Unitrode (heute Texas
Instruments)
4. http://www.auditorium23.de/MagAmp/MagAmp.pdf
5. http://www.seefunknetz.de/libo.htm Pungs-Drossel

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transduktor_(Elektrotechnik)&oldid=160910485“

Kategorien: Induktanz Elektrische Schaltung

Diese Seite wurde zuletzt am 23. Dezember 2016 um 05:56 Uhr bearbeitet.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; Informationen zu
den Urhebern und zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im
Regelfall durch Anklicken dieser abgerufen werden. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils
zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit den
Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.

https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik) 5/5

Das könnte Ihnen auch gefallen