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Zwischen Familie und Karriere steckengeblieben(застрявший)

Junge, gut ausgebildete Frauen sollen(от молодых, образованных


женщин ждут) Kinder bekommen und in Top-Positionen aufsteigen. Doch
immer mehr zweifeln daran, dass beides möglich ist.
Die Anwältin(юрист) wollte immer beides: Kinder und Karriere. Nach
einem ausgezeichneten Examen(выпускной экзамен) und einer
Doktorarbeit(после получение степени доктора) fängt sie bei einer
Großkanzlei in Berlin an zu arbeiten, und ihr wird bald signalisiert, dass sie
gute Chancen hat, dort auch Partnerin(совладелец бизнеса) zu werden.
Drei Monate nach der Geburt des ersten Kindes sitzt sie wieder am
Schreibtisch, nicht selten bis spät in die Nacht, häufig am Wochenende. Ihr
Arbeitgeber unterstützt sie, übernimmt einen Großteil der Kosten (взять на
себя расходы)für die teure private Kita mit den extralangen
Öffnungszeiten(часы работы), finanziert auch die Suche nach einem
Kindermädchen. Doch nach der Geburt des zweiten Kindes
siegen(победить) ihre Zweifel: „Ist die Karriere es wert(стоит ли
карьера того, что), dass ich meine Familie so selten sehe?“ Sie
kündigt(уволиться), entscheidet sich für eine Laufbahn(карьера) als
Richterin(судья) – für weniger Geld, dafür aber geregelte
Arbeitszeiten(нормированный рабочий день) .
Auch der Managerin eines großen
Luftfahrtunternehmens(авиакомпания) sicherte der Arbeitgeber vor der
Geburt des ersten Kindes Unterstützung zu(пообещать поддержку). Doch
als sie mit einer 80-Prozent-Stelle(она возвращается на 0,8 ставки из
декрета) aus der Elternzeit(декретный отпуск) zurückkommt, findet sie
eine andere Realität vor. Wichtige Meetings werden auf ihren freien Tag
gelegt, die interessanten Projekte bekommen andere. Sie hat das Gefühl,
als sei sie(ощещение словно) für ihren Chef, der sie früher immer
gefördert hat, auf einmal (внезапно) unsichtbar(невидемый) geworden.
„Am Anfang habe ich noch gekämpft, aber dann hatte ich irgendwann keine
Kraft mehr“, sagt sie. Auf anstrengende Arbeitstage folgen durchwachte
Nächte(бессонная ночь) mit einem schlaflosen Kleinkind(неспящий
маленький ребёнок). Wenn man ihr eine vernünftige Abfindung(разумная
компенсация) anbietet, will sie gehen(уволиться).
Die Unternehmensberaterin(бизнес-консультант) hat gar nicht erst
versucht, Kind und beruflichen Aufstieg zu vereinbaren(согласовывать).
Als sie schwanger wird, kündigt sie und zieht(переехать) zu ihrem Mann,
mit dem sie bislang eine Distanzbeziehung(отношения на расстоянии)
geführt hat. „Ich habe meinen Job geliebt. Aber ich musste viel reisen(ездить
в командировки), und mit einem Kind hätte das nicht funktioniert.“ Ihr Mann
nimmt zwar zwei Monate Elternzeit, ist darüber hinaus(кроме этого) aber
nicht bereit, beruflich Abstriche zu machen. Nach einem Jahr macht sie sich
als Beraterin selbständig (открыть своё дело)und hofft, mit flexibleren
Arbeitszeiten Job und Kinder unter einen Hut zu bekommen(совместить).
Drei Frauen, drei persönliche Entscheidungen
Drei Frauen im Alter zwischen 30 und 40, drei Berufe, drei persönliche
Entscheidungen: die Frauen eint(объединить), dass sie es nicht mehr an die
Spitze schaffen werden. Trotz ausgezeichneter
Voraussetzungen(условия) werden sie niemals die Top-Positionen
besetzen, auf denen Politik und Wirtschaft sie gerne sähen. Trotz Ambitionen
ist ihre Karriere auf dem Weg zu Vorstandsposten(путь в число членов
правления перечёркнут) und Partnerrunde(круг партнёров, число
совладельцев) versandet.
Noch nie waren Frauen in Deutschland so gut ausgebildet wie die
Generation, die sich heute in der „Rushhour(час пик) des Lebens“ befindet,
dem Jahrzehnt vor dem 40. Geburtstag, wenn die großen Lebensziele
Kinder und beruflicher Aufstieg parallel verwirklicht werden sollen. Sie haben
bessere Abschlüsse gemacht(лучше закончить универ) als ihre
Kommilitonen, ebenso wie ihre Brüder im Ausland studiert, und in ihrem
Trainee-Programm(курсы переподготовки) fanden sich ebenso viele
Absolventinnen wie Absolventen.
Sie sind die erste Frauen-Generation, die mit der Idee aufgewachsen
ist, alles haben zu können. Im Gegensatz zu ihren Müttern haben sie nie den
Satz gehört, ein Studium lohne sich nicht, denn eines Tages würden sie
ohnehin heiraten. In den ersten Berufsjahren haben sie noch eifrig
genickt(усердно кивали), wenn sie gefragt wurden, ob sie die gleichen
Karrierechancen hätten wie die Männer ihres Jahrgangs. Doch spätestens
mit den Kindern kommen ihnen die Zweifel, ob die Gleichberechtigung(не
было ли это элюзией), von der sie all die Jahre selbstverständlich
ausgegangen waren, nicht nur eine Illusion war.
Es scheint, als würden heute weniger junge Frauen als noch vor
einigen Jahren daran glauben, dass sie beide Ziele parallel verwirklichen
können. Für die Langzeitstudie „Frauen auf dem Sprung“(женщина на
карьерном подъёме) des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
wurden Frauen zwischen 21 und 34 Jahren unter anderem gefragt, was sie
von folgender Aussage halten: „Wer Kinder hat, kann keine wirkliche
Karriere machen.“ 2007 hielt (считаться)etwa ein Drittel der jungen Frauen
diese Aussage für zutreffend. 2012 stimmte schon mehr als die Hälfte der
befragten Frauen diesem Satz zu.
Teilzeitarbeit gilt als Karrierekiller
Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als(тем удивительнее
что) die Familienpolitik in den fünf Jahren, die zwischen den Befragungen
lagen, viel dafür getan hat, jungen Frauen genau diesen Eindruck zu
nehmen. Das Elterngeld wurde eingeführt(было введено родительское
пособие). Die Betreuung für Kinder ab dem ersten Lebensjahr wurde
stark ausgebaut(была расширена система ухода за детьми). Kaum
eine Partei, kein Verband oder Wirtschaftsunternehmen, das sich
Frauenförderung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
nicht auf die Fahnen geschrieben hat. Doch vielleicht scheint die
Wirklichkeit den jungen Müttern gegen den hellen Glanz der Sonntagsreden
auch nur noch kontrastreicher.
Эта тенденция удивляет больше чем политика, проводимая в
отношении семьи за эти 5 лет, которые прошли между опросами,
сделала многое для того, чтобы молодые женщины получили это
впечатление. Уход за ребёнком с первого года жизни стал более
совершенным.
Dabei trauen sich junge Frauen eine Karriere durchaus zu, den
nötigen Glauben an ihre Fähigkeiten besitzen sie, auch das zeigen Studien.
Auch wüssten sie theoretisch Wege, trotz der Kinder aufzusteigen. Eine
Möglichkeit wäre die Umkehrung der tradierten Rollenbilder: Dann bliebe der
Mann zu Hause oder würde zumindest beruflich kürzertreten, um das Kind
nachmittags zu betreuen, den Kuchen für das Sommerfest im Kindergarten
zu backen und kurzfristig seinen Geschäftstermin abzusagen, um das
kranke Kind zu hüten. Doch dieser Weg scheitert meistens an den Vätern,
die zwar zunehmend bereit sind, ein paar Monate Elternzeit zu nehmen, die
Arbeitszeit mit Verweis auf ihre Karriereaussichten aber nicht reduzieren
wollen. Denn Teilzeitarbeit gilt als Karrierekiller. Während mehr als 70
Prozent der Mütter Teilzeit arbeiten, sind es nur 5 Prozent der Väter.
Die zweite Möglichkeit wäre, die Kinderbetreuung außerhalb der
Familie zu organisieren, denn eine regelmäßige Unterstützung durch
Großeltern haben viele junge Eltern nicht. Dann holt eine Nanny die Kinder
aus der Kita, die in vielen Kommunen bis höchstens 16 Uhr geöffnet hat,
also dann schließt, wenn für ehrgeizige Arbeitnehmer gerade das letzte
Drittel ihres Arbeitstags anbricht. Das Kindermädchen geht dann auch mit
zum Sommerfest im Kindergarten, wenn Vater und Mutter Geschäftstermine
haben, und macht dem fiebernden Kind zu Hause kalte Wickel.
Davon abgesehen, dass Vollzeit-Hausangestellte selbst für die
meisten Gutverdiener jenseits ihrer finanziellen Möglichkeiten liegen, können
sich deutsche Eltern mit dieser Vorstellung auch sehr viel schlechter
anfreunden als zum Beispiel französische oder britische Eltern. Das hat
etwas damit zu tun, dass in deutschen Besserverdiener-Kreisen nur als gute
Mutter gilt, wer den rohrgezuckerten Bio-Apfelkuchen auch selbst gebacken
hat, aber nicht nur. Es hat auch viel mit der eigenen Prägung der jungen
Mittelschichtsmütter zu tun – zumindest, wenn sie in Westdeutschland
aufgewachsen sind. Sie selbst sind erst mit drei Jahren in den Kindergarten
gegangen und dann auch nur bis mittags. Wenn sie um 13 Uhr aus der
Schule kamen, wartete zu Hause die Mutter mit dem Mittagessen und hat sie
danach bei den Hausaufgaben betreut und zum Musikunterricht begleitet.
Wer heute in Frankreich oder Schweden ein Kind bekommt, war als
Kind selbst in der Krippe, ist ganztags zur Schule gegangen und hatte mit
großer Wahrscheinlichkeit eine Mutter, die immer Vollzeit gearbeitet hat.
Eltern möchten, dass ihre Kinder es möglichst einmal besser haben als sie
selbst, zumindest aber nicht schlechter. Wer als Kind die Präsenz der Mutter
als positiv empfunden hat, tut sich schwer damit, sie dem eigenen Kind
vorzuenthalten.
Da Väter die Reduktion der Arbeitszeit zugunsten der Familie scheuen
und Mütter mit ganztägiger Fremdbetreuung hadern, sind sie es, die – teils
freiwillig, teils unfreiwillig – zugunsten der Kinder kürzer treten. Kinder und
Karriere werden subjektiv als unvereinbar wahrgenommen, weil die
Opportunitätskosten, um an die Spitze zu gelangen, zu hoch erscheinen. Die
Vorstellung, bei der Entwicklung des Kindes nicht die tragende Rolle zu
spielen, wird ebenso als hoher Preis empfunden wie 12-Stunden-Arbeitstage
nach durchwachten Nächten. Ein Gefühl der Zerrissenheit wird zum
ständigen Begleiter, die Partnerschaft zunehmend zum Mini-Kindergarten, in
dem sich beide Eltern nur noch um die Betreuung des Kindes herum
organisieren. Auch moderne Kommunikationsmittel haben nichts daran
geändert, dass in vielen Jobs derjenige gewinnt, der als Letzter das Licht
ausmacht. Da können die meisten Mütter nicht mithalten. Wenn dann auch
noch im Unternehmen Stolpersteine auf dem Weg nach oben auftauchen,
verlassen Mütter den Karriereweg – selten mit einem Paukenschlag, sondern
schleichend. Dazu kommt, dass die Kinder jetzt klein sind und es heute
riesigen Spaß macht, mit ihnen die Welt zu entdecken, während der
Spitzenposten bestenfalls eine ferne Verheißung ist.
Die hochqualifizierten Frauen zwischen 30 und 40 können jeden Tag
lesen, wie sehr das Land sie braucht. Als gut ausgebildete Arbeitskräfte in
einer alternden Gesellschaft. Als Mütter zukünftiger Rentenzahler. Warum,
fragen diese Frauen sich, bleiben unsere Karrieren dann stecken? Warum ist
der einzige Weg nach oben linear? Wenn Politik und Wirtschaft doch täglich
ihr Interesse daran bekunden, dass wir aufsteigen, muss es doch auch
Möglichkeiten geben, Karriere zu machen, ohne dass sie auf Kosten der
Kinder geht. Denn nur eine Mutter, die auch daran glaubt, dass beides
vereinbar ist, wird sich auf den Weg an die Spitze machen.

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