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Eine soziolinguistische Analyse des Gebrauchs von Abtönungspartikeln in

deutschen Serien am Beispiel von „Dark“

Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Rahmen und Forschungsstand
2.1 Abtönungspartikeln in der deutschen Umgangssprache
2.2 Illokutionstypen nach Searle
2.3 Soziodemografische Merkmale und Sprache
2.4 Forschungsstand
2.4.1 Studien über Abtönungspartikeln
2.4.2 Studien über soziodemografische Merkmale und Sprache
3 Das analysierte Korpus und das methodische Vorgehen
4 Ergebnisse der Analyse
4.1 Die vorkommenden Abtönungspartikeln in der ausgewählten Serie
4.2 Ausgedrückte Illokutionen durch die Abtönungspartikeln
4.3 Die soziodemografischen Faktoren beim Gebrauch der Abtönungspartikeln
4.3.1 Der Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren mit unterschiedlichen
Geschlechtern
4.3.2 Der Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren mit unterschiedlichem Alter
4.3.3 Der Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren aus unterschiedlichen
sozialen Schichten
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Bloß, doch, ja, mal, schon, usw.“ — solche Wörter sind zwangsläufig im deutschen
Alltagsgespräch zu hören. Obgleich sie wie nur kleine Wörtchen aussehen, spielen sie
eine wichtige Rolle in der deutschen Umgangssprache.
Die Bezeichnungen dieser Wörtchen sind vielfältig, z.B. „Färbewörter”,
„Füllwörter“, „Flickwörter”, „Würzwörter”, „Einstellungspartikeln“,
„Illokutionspartikeln”, „Modalpartikeln“ und „Abtönungspartikeln“ (Schoonjans 2018:
11). Allerdings werden die Begriffe „Modalpartikeln“ und „Abtönungspartikeln“ am
meisten anerkannt.
Abtönungspartikeln bzw. Modalpartikeln sind wie ein Gewürz für Dialoge.
Dialoge mit Abtönungspartikeln werden für erheblich „flüssiger“, „natürlicher“,
„freundlicher“, „echter“ und „wärmer“ gehalten. Im Gegensatz dazu werden die ohne
Abtönungspartikeln als „kontaktschwach“, „hölzern“ und „abweisend“ beurteilt (Weydt
1983: 11f.). Zudem wird diese Art der Partikeln nicht nur als Ausdrucksmittel für
Einstellung des Sprechers benutzt, sondern sie können auch seine Intention (Illokution)
bzw. Sprechhandlung indizieren oder modifizieren (Helbig/Buscha 2001: 428).
Abtönungspartikeln werden vorwiegend in der gesprochenen Sprache natürlich
und spontan von allen deutschen Muttersprachlern verwendet, d. h. von Frauen,
Männern, LSBTI*1 Menschen, Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder Älteren und
sie können auch unterschiedlichen sozialen Schichten angehören, beispielsweise der
Oberschicht, der Mittelschicht und der Unterschicht.
Es wird mit vorhandenen soziolinguistischen Studien und der Theorie bewiesen,
dass soziodemografische Variablen wie Geschlecht, Alter und soziale Schicht das
Sprachverhalten einer Person beeinflussen können, beispielsweise die von Muderlak
ausgeführte Untersuchung (2015) der Unterschiede zwischen Frauen- und
Männersprache, Elsens Studie (2007) über den Sprachgebrauch der Jugendlichen, der
sich offensichtlich von Erwachsenensprache bzw. Standardsprache unterscheidet, sowie
Bernsteins Codetheorie (1971) über den Zusammenhang zwischen Sprache und sozialer
Schicht. Interessant ist es, ob diese soziodemografischen Faktoren auch den Einfluss auf
den Gebrauch der Abtönungspartikeln haben.

1 Die Abkürzung „LSBTI*“ (auf Englisch „LGBTI*“) steht für verschiedene sexuelle Orientierungen
(lesbisch, schwul und bisexuell) sowie für verschiedene Geschlechtsidentitäten (trans- und inter-) (AK
Lesbenpolitik GEW Baden-Württemberg, 2017: 11).
Der Gegenstand dieser Arbeit ist die soziolinguistische Analyse des Gebrauchs
von Abtönungspartikeln in deutschen Serien. Zwar liegen zahlreiche linguistische
Studien über Abtönungspartikeln vor, die sich beispielsweise um ihre Bedeutungen,
Funktionen und Übersetzungen handeln, aber im soziolinguistischen Bereich werden
Abtönungspartikeln bislang kaum untersucht. Aus diesem Grund bin ich auf die Idee
gekommen, mich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Einfluss von soziodemografischen
Faktoren auf den Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren in deutschen Serien am
Beispiel von der Netflix-Serie „Dark“ zu untersuchen. Dabei sollen die folgenden
Fragen beantwortet werden:
1. Welche Abtönungspartikeln kommen in deutschen Netflix-Serie „Dark“ vor?
2. Welche Illokutionstypen signalisieren die Abtönungspartikeln?
3. Welche Rollen spielen Faktoren wie Geschlecht, Alter und soziale Schicht bei dem
Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren in der deutschen Netflix-Serie „Dark“?
In dieser Arbeit werden Abtönungspartikeln von der ausgewählten Serie als
Korpus zusammengestellt und danach analysiert. Für die Analyse des Gebrauchs der
Abtönungspartikeln sind deutsche Serien eine geeignete Quelle, denn in ihren Dialogen
mit natürlicher Sprache lassen sich so viele Abtönungspartikeln wie in wirklichen
alltäglichen Gesprächen finden. Die Netflix-Serie „Dark“ wird nicht nur infolgedessen
ausgewählt, sondern auch aus dem Grund, dass sie aus verschiedenen Figuren mit
unterschiedlichen soziodemografischen Merkmalen wie Geschlecht, Alter und soziale
Schicht besteht.

Die vorliegende Arbeit besteht aus fünf Teilen. Zuerst beginnt das Kapitel zwei mit dem
theoretischen Rahmen und Forschungsstand. Hier werden die wichtigen Punkte über
Abtönungspartikeln, Illokutionstypen und soziodemografische Merkmale und Sprache
erhellt sowie relevante Studien besprochen. Im folgenden Kapitel wird das analysierte
Korpus und das methodische Vorgehen erläutert. Kapitel vier widmet sich den
Ergebnissen der Analyse. Es wird hier in drei Unterkapitel unterteilt, entsprechend der
Forschungsfragen. Abschließend werden in Kapitel fünf das Fazit und der Ausblick
dargestellt.

2. Theoretischer Rahmen und Forschungsstand


Der Kern dieser Abschlussarbeit ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen
soziodemografischen Faktoren und dem Gebrauch der Abtönungspartikeln. Abgesehen
davon werden auch die durch Abtönungspartikeln signalisierten Illokutionen untersucht.
Wesentlich sind für die vorliegende Arbeit demzufolge Theorien und Forschungen über
Abtönungspartikeln und ihre illokutive Funktion sowie die Beziehung zwischen
soziodemografischen Merkmalen und Sprache.

2.1 Abtönungspartikeln in der deutschen Umgangssprache


In der partikelreichen Sprache wie die des Deutschen werden Abtönungspartikeln
immer in der spontanen alltäglichen Umgangssprache oder der natürlichen
Kommunikation verwendet, wobei ihre Verwendung von Faktoren wie der Vertrautheit
der Sprechenden miteinander, dem Informalitäts- sowie dem Öffentlichkeitsgrad und
anderem abhängt (vgl. Hentschel 1986; Hentschel/Keller 2006). Sie tauchen
dementsprechend häufiger in der gesprochenen als in der geschriebenen Sprache und
öfter im Dialog als im Monolog auf (Helbig/Buscha 1996: 580). Mit
Abtönungspartikeln lässt sich ein stilistischer Wert des Satzes ermitteln. „Ohne sie wirkt
der Satz abgehackt barsch, unfreundlich, seine Aussage apodiktisch, schroff, krass und
unverbindlich“ (Weydt 1969: 20, zit. nach Begmatova 2019: 42).
Duden 4 (2005) definiert Abtönungspartikeln wie folgt: „Abtönungsparikeln geben die
Auskunft über die subjektive Einstellung, über die Haltung des Sprechers zum
geäußerten Sachverhalt und stehen meist vor Rhema im Mittelfeld, manchmal betont
(mach ja bloß keinen Unfug!), oft unbetont (Er kann ja nicht alles wissen.)“. Hentschel
(2010: 5) zufolge sind Abtönungspartikeln Partikeln zur „Abtönung“ einer Äußerung,
mit deren Hilfe der Sprecher seine Einstellung zum Gesagten und den Zusammenhang
der Äußerung mit dem sprachlichen wie situativen Kontext ausdrückt. Zu
Abtönungspartikeln gehören die folgenden 18 Wörter: aber, auch, bloß, denn, doch,
eben, eigentlich, einfach, etwa, erst, halt, ja, mal, nur, ruhig, schon, vielleicht und wohl
(Weydt/Henschel 1983: 4ff., zit. nach Blumenthal 1987: 106).
Zur Funktionen haben Abtönungspartikeln nicht nur stilistische, sondern auch eine
kommunikative bzw. illokutive Funktion. Helbig/Buscha (1996: 479f.) behaupten, dass
mit der Äußerung eines Satzes grundlegend ein illokutiver Akt bzw. eine
Sprechhandlung oder ein Sprechakt zugleich vollzogen wird, beispielsweise eine
Warnung, eine Frage, eine Feststellung, eine Aufforderung, ein Ratschlag oder eine
Drohung. Abtönungspartikeln werden als illokutive Indikatoren für Sprechhandlungen
betrachtet, d. h. sie nehmen Bezug auf Sprechhandlungen, indizieren oder modifizieren
manche Sprechakte. Das lässt sich am folgenden Beispiel zeigen:
(1) Du kannst mal das Fenster schließen.
(2) Du kannst ja das Fenster schließen.
(3) Du kannst doch das Fenster schließen.
In (1) wird eine schwache Aufforderung ausgedrückt, in (2) ein Ratschlag, in (3) die
Zustimmung zu einem Wunsch des Sprechpartners. Die Vielzahl der sprachlichen
Handlungen wurde in verschiedenen Typen klassifiziert, was im folgenden Unterkapitel
erläutert wird.

2.2 Illokutionstypen nach Searle (1976)


In der pragmatischen Hinsicht steht die kommunikative bzw. illokutive Funktion der
Abtönungspartikeln insbesondere mit der sogenannten Sprechakttheorie im
Zusammenhang. Besonders häufig genannt ist die von John Rogers Searle
vorgeschlagene Sprechakttheorie (1976), die auch in der vorliegenden Studie eingesetzt
wird. Bei Searle werden die Sprechakte in fünf unterschiedliche Illokutionstypen
unterteilt:
1) Repräsentativa: Der Sprecher kennzeichnet, was er glaubt, dass in der Welt der Fall
ist oder dass etwas von der ausgedrückten Proposition wahr ist, z. B. Feststellungen,
Behauptungen, Vorhersagen, Explikationen, Klassifikationen, Diagnosen,
Beschreibungen.
2) Direktiva: Der Sprecher kennzeichnet, was er will oder versucht, den Hörer zu einer
bestimmten Handlung zu veranlassen, z. B. Anordnungen, Befehle, Bitten,
Weissagungen, Gebete, Anträge, Gesuche, Ratschläge, Fragen.
3) Kommissiva: Der Sprecher kennzeichnet seine zukünftige Handlung, z. B.
Versprechen, Gelübde, Gelöbnisse, Wetten, Anerbieten, Verträge, Garantien,
Drohungen.
4) Expressiva: Der Sprecher kennzeichnet seine psychische Einstellung zu einem
gegebenen Sachverhalt, z. B. Bedankungen, Entschuldigungen, Beileidsbezeigungen,
Klagen, Willkommensheissungen, Gratulationen, Emotionsausdrücke.
5) Deklarativa: Der Sprecher kennzeichnet, was in einem bestimmten institutionellen
Rahmen der Fall sein soll, z. B. Exkommunikationen, Taufen, Worterteilungen,
Entlassungen, Schenkungen, Trauungen, Abdankungen, Kriegserklärungen (Hindelang
1994: 46ff., Wagner 1997).

2.3 Soziodemografische Merkmale und Sprache


Aufgrund der Heterogenität der Gesellschaft werden soziodemografische Merkmale
genutzt, um Bevölkerungen in Gruppen zusammenzufassen. Dadurch haben
Einzelpersonen innerhalb dieser verschiedenen Gruppen mindestens eine gemeinsame
Eigenschaft. Soziodemografische Merkmale umfassen Geschlecht, Alter, Bildung,
Beruf, Einkommen, soziale Schicht, Familienstand, Haushalt- oder Betriebsgröße und
Wohnort oder Betriebsstandort (Spieß 2013: 55). Es gibt mehrere soziolinguistische
Studien, die belegen, dass sich soziodemografische Merkmale an dem sprachlichen
Verhalten beteiligen. Drei soziodemografische Merkmale, die häufig als
Einflussfaktoren auf den Sprachgebrauch untersucht werden, sind: Geschlecht, Alter
und soziale Schicht.
Geschlecht
Wegen der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt leben in einer Gesellschaft nicht nur
heterosexuelle Menschen wie Männer und Frauen, sondern auch LSBTI* Personen.
Alter
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (2021) sei die Verwendung der Begriffe
Kind, Jugendlicher und Erwachsener an nachfolgende Zeiträume gebunden: Kind (ab
Beginn des 4. bis zum vollendeten 12. Lebensjahr), Jugendlicher (ab Beginn des 13. bis
zum vollendeten 18. Lebensjahr) und Erwachsener (ab Beginn des 19. Lebensjahrs).
In Bezug auf die Kategorisierung Älterer werden von der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) vier Altersgruppen unterteilt (Specht-Tomann 2015: 6): Ältere Mensch (ab
Beginn des 60. bis zum vollendeten 70. Lebensjahr), Alte Mensch (ab Beginn des 70.
bis zum vollendeten 90. Lebensjahr), Hochbetagter (ab Beginn des 90. Lebensjahrs) und
Langlebiger (ab Beginn des 100. Lebensjahrs).
Soziale Schicht
Soziale Schicht ist eine Gruppierung der Gesellschaftsmitglieder nach bestimmten
Statusmerkmalen. Zu Indikatoren der sozialen Schichtung gehören die drei folgenden
Merkmale: Bildungsstand, Stellung im Beruf und Einkommen (Jöckeln u. a. 1998: 3).
Nach Kleining/Moore (1960) werden folgende sieben soziale Schichten unterschieden:
1) Oberschicht (Beispielberufe: Großunternehmer, Adlige, Prestige-Berufe in Politik,
Wirtschaft, Finanz- und Rechtswesen)
2) obere Mittelschicht (Beispielberufe: leitende Beamte und Richter, Professoren,
Ärzte, Rechtsanwälte, Abteilungsleiter und Manager)
3) mittlere Mittelschicht (Beispielberufe: mittlere Angestellte und Beamte, z. B.
Polizei- und Versicherungsinspektoren, Lehrer, Ingenieure und Apotheker,
Dentisten und Inhaber mittelgroßer Geschäfte)
4) untere Mittelschicht (Beispielberufe: einfache Angestellte und Beamte in der
öffentlichen Verwaltung, im Wirtschafts- und Finanzbereich, Facharbeiter mit
besonderer Ausbildung, Handwerksmeister mit kleineren eigenen
Handwerksbetrieben wie Malermeister, Frisörmeister und kleinere Selbständige wie
Lebensmittelhändler und Einzelhändler)
5) obere Unterschicht (Beispielberufe: Angestellte bei der Post und der Bahn,
Büroboten, Kellner, Krankenpfleger, Handwerks-, Bäcker-, Schneider-, Schreiner-,
Fleischergesellen, Inhaber von kleinsten Geschäften, Industriearbeiter,
Elektroschweißer, Eisengießer, Dreher, Maschinenschlosser und Stanzer)
6) untere Unterschicht (Beispielberufe: Bauarbeiter, Straßenarbeiter,
Eisenbahnbauarbeiter, Hafenarbeiter, Matrosen, Holzfäller, Landarbeiter,
Steinbrucharbeiter.)
7) sozial Verachtete (Beispielberufe: Handlanger, Saisonarbeiter und Tagelöhner)

2.4 Forschungsstand
Obwohl es anscheinend keine Studien gibt, die sich unmittelbar auf das Thema der
vorliegenden Arbeit beziehen, stehen relevante vorhergehende Studien darüber zur
Verfügung. Diese beschäftigen sich mit zwei Aspekten: Abtönungspartikeln sowie die
Beziehung zwischen soziodemografischen Merkmalen und Sprache.

2.4.1 Studien über Abtönungspartikeln


Im linguistischen Forschungsfeld liegt eine große Anzahl von Studien über
Abtönungspartikeln in verschiedenen Perspektiven vor. Die Schwerpunkte der meisten
Forschungsarbeiten liegen auf den folgenden Themen: Abtönungspartikeln im DaF-
Unterricht: Duch-Adamczyk (2012), Kostrzewa/Cheon-Kostrzewa (2012), Montag
(2014), Thurmair (2010) Bedeutungen: Müller (2018), Kwon (2005), Burkhardt (1994)
Funktionen: Oppenrieder/Thurmair (1989), Diewald/Fischer (2015) Kombinationen:
Müller (2018), Thurmair (1989) Entsprechungen: Weydt (1969), Bade (2013), Li
(2017) und Wiedergaben/Übersetzungen in anderen Sprachen: Beerbom (1992),
Blieberger (2011), Bogatsu (2003), Laurer (2020).
Die für diese Arbeit relevanteste Studie über Abtönungspartikeln thematisiert
ihre illokutive Funktion. Die illokutionsmodifizierende Funktion der
Abtönungspartikeln veranschaulicht Wesołowska (2010) durch die Analyse des Korpus
der meinungsbetont-persuasiven Pressetexten. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass
die vorkommenden Abtönungspartikeln illokutiven Status der sprachlichen Handlungen
kennzeichnen. Mit Abtönungspartikeln kann der Textproduzent beispielsweise sein
Staunen über den referierten Sachverhalt darstellen, Gültigkeitsanspruch bestätigen,
Übereinstimmung oder Widerspruch ausdrücken, auf seine Erwartung hinweisen oder
seine Annahme zum Ausdruck bringen.

2.4.2 Studien über soziodemografische Merkmale und Sprache


Geschlecht scheint das beliebteste Merkmal zu sein, das als ein Einflussfaktor auf das
Sprachverhalten erforscht wird. Zum Beispiel untersucht Muderlak (2015) die
Unterschiede zwischen Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern. Es wurde
herausgefunden, dass sich Frauen- und Männersprache in vielen Eigenschaften
unterscheiden. Die meisten Unterschiede lassen sich in Wortschatz, Satzbau,
Stimmklang, Stimmmelodie, Stimmlautstärker, Grammatik, Sprachverständnis und
Redeanteil bemerken.
Nach einigen soziolinguistischen Studien spielt das Alter auch eine Rolle als der
Einflussfaktor auf den Sprachgebrauch. Elsen (2007) behauptet, dass es Unterschiede
zwischen Jugend- und Erwachsenensprache gibt. Laut dem Forscher gelte
Erwachsenensprache als gleichbedeutend mit Standardsprache, während Jugendsprache
bestimmte besondere Charakteristika enthalte, z.B. die semantisch abweichende
Verwendung von standardsprachlichen Adjektiven, kurze Sätze sowie viele Partikeln
und Grüße.
Eine der Theorien, die häufig in vielen Studien verwendet wird, um die
Beziehung zwischen der sozialen Schicht und dem Sprachgebrauch zu verdeutlichen, ist
die bekannte Bernstein-Theorie von einem elaborierten und restringierten Code (1971).
Beide Codes unterscheiden sich in lexikalischen und syntaktischen Merkmalen. Ihm
zufolge sei der elaborierte Code für das Sprachverhalten der Mittelschicht und der
restringierte Code für das der Unterschicht.

3. Das analysierte Korpus und das methodische Vorgehen


In dieser vorliegenden Studie werden 47x Abtönungspartikeln zusammengestellt, die in
3 Staffeln mit insgesamt 26 Folgen der Serie „Dark“ vorkommen. Da diese deutsche
Serie verschiedene Figuren mit unterschiedlichen soziodemografischen Merkmalen wie
Geschlecht, Alter und soziale Schicht enthält, wird sie ausgewählt, um als Beispiel für
die Analyse herangezogen zu werden. Darüber hinaus dreht sich die „Dark“ Serie um
Zeitreisen, d. h. die Charaktere reisen durch verschiedene Zeiten, z. B. von 2019 ins
Jahr 1986 und 1953 usw. Dadurch dürfte es zu sehen sein, wie sich Abtönungspartikeln
im deutschen Sprachgebrauch im Laufe der Zeit ändern.
In Bezug auf die Untersuchung der von Abtönungspartikeln signalisierten
Illokutionen werden die gesammelten Abtönungspartikeln im Korpus in fünf
Illokutionstypen nach Searle (1976) eingeordnet, wie im theoretischen Teil in Kapitel
2.2 bereits erwähnt. In dieser Arbeit werden die untersuchten Illokutiontypen mit
Abkürzungen wie in der folgenden Tabelle gekennzeichnet:
Tabelle I: Die verwendeten Abkürzungen für Illokutionstypen

Illokutiontypen nach Searle (1976)

Abkürzungen Bedeutungen

RE Repräsentativa

DI Direktiva

KOM Kommissiva

EX Expressiva

DE Deklarativa

Hinzu kommt: Zur Analyse des Einfluss von soziodemografischen Faktoren auf den
Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren in der Serie „Dark“ werden drei
folgende soziodemografische Merkmale in der vorliegenden Arbeit untersucht:
1) Geschlecht: In dieser Arbeit werden Geschlechter von Figuren in drei Gruppen
eingeteilt: Frauen (F), Männer (M) und LSBTI* Personen (LP).
2) Alter: Trotz der Gruppierung des Alters im Kapitel 2.3 unterteilt die Autorin das
Alter der Figuren in nur folgende vier Gruppen: Kinder (K), Jugendliche (J),
Erwachsene (E) und ältere Menschen mit ab 60. Lebensjahr (A), da es in den
ausgewählten Serien kein angegebenes genaues Alter der Figuren gibt.
3) Soziale Schicht: Die vorliegende Studie orientiert sich an der Kategorisierung von
sieben sozialen Schichten nach Kleining/Moore (1960), wie in Kapitel 2.3 beschrieben
wird: Oberschicht (OB), obere Mittelschicht (OM), mittlere Mittelschicht (MM), untere
Mittelschicht (UM), obere Unterschicht (OU), untere Unterschicht (UU) und sozial
Verachtete (SV).

4. Ergebnisse der Analyse


4.1 Die vorkommenden Abtönungspartikeln in deutschen Netflix-Serie „Dark“
Im untersuchten Korpus enthalten die Abtönungspartikeln in den drei Sprachen
eins bis zwölf Wörter, wie in der folgenden Tabelle dargestellt wird:
4.2 Ausgedrückte Illokutionen durch die Abtönungspartikeln
xxxxxx

4.3 Die soziodemografischen Faktoren beim Gebrauch der Abtönungspartikeln


4.3.1 Der Gebrauch der Abtönungspartikeln von Männer-, Frauenfiguren
und LSBTI*-Figuren
xxxxxx
4.3.2 Der Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren mit
unterschiedlichen Altern
xxxxxx
4.3.3 Der Gebrauch der Abtönungspartikeln von Figuren mit
unterschiedlichen sozialen Schichten in deutschen Netflix-Serie „Dark“
xxxxxx

5. Fazit und Ausblick


xxxxxx

6. Literaturverzeichnis
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übersetzungsorientierte Analyse deutscher Abtönungspartikeln und ihrer
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