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Signalstärke (cue strength) setzt sich aus Salienz, Frequenz, Signalvalidität, Ikonizität zusammen
o Signalstärke von einsilbigen Substantiven mit finalem Plosiv und Artikel der oder das sehr hoch für
Singular (z. B. das Brett) -> prototypischer Singular
o Signalstärke von mehrsilbigen Substantiven mit finalem -(e)n und Artikel die sehr hoch für Plural (z.
B. die Blumen) -> prototypischer Plural
Anwendung auf Pluralerwerb in der L2 Deutsch
Beschreibe die Sprachdynamiktheorie!
Sprachdynamik = „Wissenschaft von den Einflüssen auf die sich ständig wandelnde komplexe Sprache und
von den sich daraus ergebenden stabilisierenden und modifizierenden Prozessen“
„Sprachliche Veränderungsprozesse entstehen, weil Sprecher(-Gruppen) in Interaktion mit anderen Sprechern
bzw. Sprechergruppen, die über andere linguale System- und Register-Kompetenzen verfügen, entsprechend
ihren Zielen kognitive, in der Regel unbewusste Optimierungsstrategien anwenden“
Dichotomie Synchronie/Diachronie ist obsolet; zentral hingegen ist der Begriff der Synchronisierung:
o Mikrosynchronisierung: Abgleich der individuellen Kompetenzen in der Einzelinteraktion
Modifizierung und Stabilisierung individuellen sprachlichen Wissens
o Mesosynchronisierung: Folge von gleichgerichteten Synchronisierungsakten, die Individuen in
Situationen personellen Kontaktes vornehmen Ausbildung von gemeinsamem
situationsspezifischem sprachlichen Wissen
o Makrosynchronisierung: Synchronisierungsakte, mit denen Mitglieder einer Sprachgemeinschaft sich
an einer gemeinsamen Norm ausrichten -> die Grenzen gemeinsamer Makrosynchronisierungen
definieren die Grenzen des dynamischen Systems Einzelsprache
Besonders wichtig ist dabei das Prestige der jeweiligen Sprache oder Varietät.
Diese Synchronisierungen sind auch Basis für den Sprachwandel.
Was versteht man unter kommunikativer Kompetenz?
wichtigster Vertreter: Dell Hymes
U.a. von Sprechakttheorie und Generativismus beeinflusst
Wichtiges Lernziel im Fremdsprachenunterricht: LernerInnen sollten nicht nur grammatikalisch korrekte
Sätze, sondern auch kommunikativ angemessene Sätze (abhängig von Faktoren wie Hörer, Kontext, Register,
Diskursthema etc.) bilden können.
Kommunikative Kompetenz (kommunikative Fähigkeiten, individuell verschieden) ≠ Kommunikative
Performanz (Strategien, mit denen Kompetenz umgesetzt wird)
Sprachliche Kompetenz ein Teil der kommunikativen Kompetenz (außerdem sind noch strategische,
soziokulturelle Kompetenz, Handlungskompetenz und Diskurskompetenz wichtig)
Was ist die (Complex) Dynamic Systems Theory?
Baut auf Dynamic Systems Theory aus der Mathematik auf und arbeitet mit komplexen statistischen
Modellen, die auch kleine Veränderungen/Anpassungen geeignet abbilden können
Wichtige Vertreter: Larsen-Freeman, Bot, van Geert, van Dijk
Führt häufig Einzelfallstudien zum L1- oder L2-Erwerb durch, diese aber über lange Zeiträume mit vielen
Messzeitpunkten
Festgestellt wurden u.a.
o Abhängigkeit von den Bedingungen am Anfang der Studie (unterschiedliche Motivation,
unterschiedliche Sprachbegabung etc.)
o Abhängigkeit von internen (z.B. Motivation) und externen (z.B. LehrerIn, Umwelt) Ressourcen
o Nonlinearität der Entwicklung (manchmal wird viel gelernt, manchmal wenig)
o Veränderung durch interne Reorganisation (Selbstorganisation) und Interaktion mit der Umwelt
Erkläre das Competition Modell!
Lernen = Interaktion zwischen allen Subkomponenten während der Prozesse der Competition und der
Resonance
Resonanz: Durch inneres Sprechen bzw. Denken in der L1/L2 üben Kinder/LernerInnen die jeweilige Sprache
Cues: Signale/Zeichen, die einer Form eine Bedeutung zuordnen. Bei der Sprachproduktion stehen
verschiedene Formen miteinander in Wettbewerb, die eine bestimmte Funktion ausdrücken können; beim
Sprachverständnis einer bestimmten Form konkurrieren verschiedene Funktionen/Interpretationen
miteinander. Je nach Signalstärke ("cue strength") wird dann die Auswahl getroffen (s. a. Köpcke 1993: hohe
Signalstärke für deutschen -(e)n-Plural: ist hochfrequent, (e)n drückt sehr häufig Plural aus und selten etwas
anderes -> wird im L1- und L2- Erwerb häufig früh erworben)
Arenen betreffen die sprachlichen Ebenen, die beim Formulieren bzw. Aufnehmen einer sprachlichen
Nachricht betroffen sind
Speicher ("storage") im Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis für Wörter, morphosyntaktische Strukturen etc.
Chunking: Chunk = Block sprachlicher Information
Codes: unterschiedliche Sprachen/Varietäten
Was ist typisch für den Konstruktivismus?
durch Piaget beeinflusst
Lernerautonomie
Radikaler Konstruktivismus: Kognitiver Prozess des Spracherwerbs ist hermetisch abgeschlossen und liegt
jenseits jeder äußeren (auch didaktischen) Einflussnahme
Kritik (Wolff 2002, Edmondson 2002): kognitive Isolation entspricht nicht der Realität, didaktische
Bemühungen und Verantwortlichkeiten werden in der radikalen Version des Ansatzes ad absurdum geführt
Beschreibe den soziokulturellen Ansatz!
Durch Wygotskis Lerntheorie beeinflusst
zwei Prozesse besonders wichtig
o Mediation: Wie vermitteln kulturelle Faktoren zwischen Menschen, ihrer physischmateriellen
Umgebung und ihrer mentalen Welt? Interaktion mit soziokulturellen Faktoren ist unabdingbar
o Internalisierung: Aneignung von Inhalten über die Interaktion mit anderen Menschen und über den
Umgang mit kulturellen Werkzeugen (Artefakten, wie z.B. Sprache) -> zuerst vermittelt, dann von
den LernerInnen verinnerlicht (internalisiert) -> Imitation ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel
Einheit von Theorie und Praxis (Lehren/Lernen im Unterricht kann durch theoretische Konzepte gesteuert und
bereichert werden): explizite oder implizite Hilfestellungen der Lehrenden oder anderer LernerInnen; wenn
LernerIn damit nichts anfangen kann, ist er/sie noch nicht in der Phase der nächsten Entwicklung -> wichtig:
nicht demotivieren.
Was versteht man unter language socialization?
mit dem soziokulturellen Ansatz verwandt
durch sprachbezogene anthropologische Forschungen beeinflusst
Betonung von sprachlich-kulturellen Verhaltensnormen, die LernerInnen als "Novizen" internalisieren sollen
Zentrale Frage: Wie werden Lernende durch die Fremd- oder Zweitsprache in neue Gruppen (z. B. im Beruf,
im Sprachkurs, in einer Gastfamilie) hineinsozialisiert?
Fokus auf Probleme von Macht und Ungleichheit sowie auf Identitätskonstruktionen in mehrsprachigen und
multikulturellen Arbeitsplätzen und institutionellen Umgebungen
Was sind die Fakten zur Complexity Theory?
Von (Complex) Dynamic Systems Theory beeinflusst
Variation zwischen LernerInnen ist wichtiges Charakteristikum der individuellen Entwicklung in der L2
„Entwicklung“ ist wichtiger als „Erwerb“
Zentrale Forschungsfrage: Wie ist das Verhältnis zwischen überindividuell gültigen Regularitäten und rein
individuellen Mustern in der L2-Entwicklung?
Gestützt durch Migrationsforschung und Mehrsprachigkeitsforschung (individuelle Sprachprofile von
LernerInnen)
Was bietet der Ansatz der Identitätskonstruktion?
Geprägt durch Ansätze aus den Erziehungswissenschaften
Erwerb der Zweit- oder Fremdsprache ist ein Prozess der Identitätskonstruktion
LernerInnen aktivieren gleichzeitig verschiedene Identitäten, die sich mit der Zeit verändern
"Imagined Communities": LernerInnen stellen sich vor, mit ihren "Imagined Identities" dazuzugehören.
Was versteht man unter Sprachlernen als Entwicklung interaktionaler Kompetenz?
Integration konversationsanalytischer Ansätze in Erklärungen, wie LernerInnen Fremdsprachen lernen
Lernen einer Fremdsprache erfolgt in der sozialen Interaktion: LernerInnen suchen und finden in alltäglichen
unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Interaktionen Sinn.
Wichtig sind dabei Partner- und Gruppenarbeiten, - interaktionen, -diskussionen zwischen LernerInnen.
Auch Nutzung anderer Sprachen, die LernerInnen beherrschen, wird empfohlen, z.B. für positiven Transfer
Beschreibe den soziokognitiven Ansatz!
Von der kognitiven Linguistik beeinflusst, mit starker Betonung der Interaktion und des "Embodiment"
(Zusammenarbeit von Geist, Körper und Welt, auch körperliche/nonverbale Anpassung an
GesprächspartnerInnen, gegenseitiges Anlächeln etc., s. Atkinson 2011, 2014)
L2-Erwerb: ökologischer Prozess der kontinuierlichen Anpassung an die Umgebung (Bedingungen der
Umgebung müssen mitberücksichtigt werden)
Wie unterscheiden sich die linke und die rechte Gehirnhälfte?
linke Gehirnhälfte:
o analytisches Denken
o viele Sprachfunktionen
o verbales Gedächtnis
o intellektuelles Denken
o logische Zusammenhänge
o abstraktes Denken
rechte Gehirnhälfte:
o synthetisches Denken
o Interpretation von Metaphern
o visuelles Gedächtnis
o intuitives Denken
o affektive Zusammenhänge
o konkretes Denken