Sie sind auf Seite 1von 500

VO

Einführung in die
Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021
Veronika Mattes (veronika.mattes@uni-graz.at)
Die Facetten der Sprache
• Laute
• Wörter
• Sätze
• Bedeutungen
• Texte
• Interaktionen
• Spracherwerb und -entwicklung
• Kognitive Verarbeitung
• Entstehungsgeschichte
• Variation und Wandel
• etc.
Sprachwissenschaftliche Grundlagen

• Laute (Phonetik, Phonologie)


• Wörter (Morphologie)
• Sätze (Syntax)
• Bedeutungen (Semantik)
• Sprachliches Handeln, Kontext (Pragmatik)
Sprachwissenschaftliche Disziplinen
- Typologie und Universalienforschung
- Soziolinguistik
- Pragmalinguistik
- Psycholinguistik
- Kognitive Linguistik
- Neurolinguistik
- Kontrastive Linguistik
- Anthropologische Linguistik
- Historische Linguistik
- etc.
Sprachwissenschaft …
= Linguistik beschäftigt sich mit der systematischen Erforschung und
Beschreibung der Sprache unter den Gesichtspunkten ihrer Entstehung,
ihrer Funktion und ihrer inneren Struktur.

→ Variation und Wandel gehört zum Wesen der Sprache


→ Sprache als Teil der Kognition
→ Sprache als Teil der Kultur
Grundannahmen der Sprachwissenschaft
• Sprache ist, trotz ihrer hohen Komplexität, sehr systematisch,
und kann daher wissenschaftlich untersucht werden.
• Sprache ist auf vielen Ebenen systematisch (von der
lautlichen – Phonetik - bis hin zur Gesprächsebene -
Diskursanalyse).
• Die systematischen Regeln der Sprache ermöglichen es uns,
unendlich viele Ideen, Gedanken, Konzepte auf unendlich
viele Arten auszudrücken. D.h. Sprache ist kreativ!
• Trotzdem gibt es Beschränkungen und es gibt Strukturen, die
selten oder gar nicht in Sprachen zu finden sind.
Grundannahmen der Sprachwissenschaft

• Sprache variiert systematisch, auf jeder Ebene, von Person zu


Person, von Region zu Region, von Situation zu Situation.
• Sprachen unterscheiden sich voneinander, zum Teil
beträchtlich!
• Trotzdem gibt es viele universelle Eigenschaften von
Sprache, d.h. Merkmale, die in allen Sprachen vorkommen
(z.B. Vokale, Konsonanten, Prädikate, …).
• Beim Sprechen und Hören sind uns all die komplexen
Vorgänge, die im Gehirn und in den Sprech- und Hörorganen
ablaufen nicht bewusst.
Grundannahmen der Sprachwissenschaft

• Kinder lernen Sprache, ohne unterrichtet zu werden.


Fähigkeit zum Spracherwerb ist angeboren, aber nicht die
Sprache an sich! (Input ist notwendig.)
• Alle Sprachen verändern sich ständig - von den
Sprecher/innen beabsichtigt oder unbeabsichtigt (und
unbewusst).
• Mündliche Sprache und Schreiben sind zwei unterschiedliche
Modalitäten und müssen als solche betrachtet werden.
• Sprachbeschreibung ist nicht präskriptiv. D.h. Linguist/innen
entscheiden nicht, was richtiges bzw. „gutes“
Deutsch/Englisch/Tagalog ist.
Ablauf des Semesters
• Die Vorlesung wird vorläufig digital stattfinden, d.h. auf Moodle
(https://moodle.uni-graz.at) werden wöchentlich besprochene Folien zur
Verfügung gestellt, die in die einzelnen Themen einführen (“asynchrone”
Teilnahme möglich).

• Die Themen sind anhand der Pflichtlektüre zu vertiefen.

• Zur Vertiefung, Übung, Anwendung können Sie das Tutorium bei Frau
Höllebauer besuchen (donnerstags 15:15 bis 16:45). Weitere Informationen s.
Moodle.

• Sprechstunde (vorläufig nur per Video-Konferenz): Di, 10-11 Uhr


(Voranmeldung per Email) oder nach Vereinbarung.

• Email: veronika.mattes@uni-graz.at

• Klausur: Präsenzprüfung und/oder online


1. Prüfungstermin: 23.6.21
Pflichtlektüre
Kapitel 5, 6, 7, 9, 10, 11

Auer, Peter (Hrsg.). 2013. Sprachwissenschaft. Grammatik –


Interaktion – Kognition. Stuttgart, Weimar: Metzler.
Themenabfolge
(Änderungen möglich)

1. Variationslinguistik / Soziolinguistik (Kapitel 7)


2. Psycholinguistik (Kapitel 5, 9)
3. Textlinguistik (Kapitel 5)
4. Sozio- u. Pragmalinguistik (Kapitel 6)
5. Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt (Kapitel 11)
6. Anthropologische Linguistik (Kapitel 10)
Variationslinguistik

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 261-269


Variationslinguistik
Varianten:
zwei oder mehr funktional äquivalente Ausdrucksformen
• in einer Sprachgemeinschaft
• eines Sprechers/einer Sprecherin
• in einem Text

Sprache ist inhärent variabel.


Sprache ist kein homogenes System, sondern komplex und dynamisch.
Ebenen der Variation
• Lexikon
• Lautebene
• Morphologie
• Syntax

Gesamtheit der Varianten: sprachliche Variable


Variationslinguistik
Begründer der Variationslinguistik:
William Labov (*1927)

Führte in den 1960er Jahren Untersuchungen zu


Dialekten und Slangs in New York durch,
insbesondere zu sprachlichen Unterschieden zwischen
ethnischen Gruppen
Faktoren der Variation
• Sprachinterne Faktoren
• Sprachexterne Faktoren (> Varietäten)

Varietät: eine sprachliche Gebrauchsform, die sich von anderen


Gebrauchsformen systematisch unterscheidet, auf Grund von
außersprachlichen Faktoren (Raum, Zeit, Sprecher/innengruppe,
Situation)

- räumlich = diatopisch (Dialekte, z.B.Wienerisch vs. Steirisch)


- zeitlich = diachron (Sprachstadien, z.B. MHD vs. NHD)
- sozial = diastratisch (Gruppe/Schicht z.B. Studierende vs.
Handwerker)
- situativ = diaphasisch(z.B. wiss. Vortrag vs. Unterhaltung mit
Freund/innen)
Soziale Bedeutung der Variation
Prestige

- offenes (Normierung, Bildungssprache)


- verdecktes (Abgrenzung, Identitätsstiftung)
Variation durch Wandel
Sprachwandel führt (vorübergehend) zu Variation
( = Koexistenz von alten und neuen Sprachstrukturen)

Beispiel: - New York City car /ka:/ > /ka:r/


- Lexikon: z.B. Fahrstuhl – Aufzug – Lift
Methodik
Quantitative Auswertung natürlicher Sprachaufnahmen und
schriftlicher Texte (= Korpora)

- Transkription
- Annotation
- Analyse (inkl. Statistischer Auswertung, Berechnung von
Signifikanzen, Korrelationen, etc.)

https://varieng.helsinki.fi/CoRD/corpora/index.html

http://www.eurac.edu/de/research/autonomies/commul/projects/Pages/projectdet
ails.aspx?pid=11204#DiDi-Korpus

https://www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/korporahttps://www1.ids-
mannheim.de/kl/projekte/korpora
Sprachinterne Einflussfaktoren
- lautliche
- grammatische
- lexikalisch-semantische
- pragmatische
- Prozessierungsfaktoren
Lautliche Einflussfaktoren
Auswahl einer von mehreren möglichen Variante
aufgrund von Vermeidung artikulatorischer / perzeptorischer
Schwierigkeiten:

Beispiel: Genitiv ‘s nach Sibilanten


Dt: Klaus(-s) Buch vs. das Buch vom Klaus
Engl. Bush’s speech vs. the speech of Bush

Haplologie / “Horror aequi”


Grammatische Einflussfaktoren
Auswahl einer von mehreren möglichen Varianten
aufgrund der grammatischen Struktur, z.B. zur Vermeidung von
Rekursion:

Beispiel: Vermeidung des s-Genitiv von s-Genitivkonstruktion:

Engl. the bride’s father’s recent death vs.


the recent death of the bride’s father

Dt. das Auto der Schwester der Nachbarin vs. das Auto von der
Schwester der Nachbarin /
das Auto von der Nachbarin ihrer Schwester
Lexikalisch-semantische
Einflussfaktoren
Semantische Eigenschaften, die Variation auslösen:
z.B. Belebtheit beim s-Genitiv (im Engl., auch im Deutschen?)

Peter’s head, the student’s book vs.


the top of the mountain (vs. the mountain’s top)
Lexikalisch-semantische
Einflussfaktoren
z.B. Aktionsart von Verben bei der Auswahl der Auxiliare

Zustandsändernde Verben & Bewegungsverben:


Dt. er ist gewachsen - sie ist weggefahren – es ist geschmolzen
Ital. è arrivato – siamo andati – è caduto

Interpretationsspielraum > Variation (z.B. ich bin / habe gelegen,


gestanden, gesessen)
Pragmatische Einflussfaktoren
Pragmatische Eigenschaften, die Variation auslösen:
z.B. Informationsstruktur ( = Anordnung von neuer und alter
Information) – Einfluss auf s-Genitiv
signifikant häufiger als of-Genitiv, wenn der Possessor bereits
bekannt ist

Thematizität: wenn in einem Text ein unbelebtes Nomen


Hauptthema ist, kann es als Possessor einer s-Genitiv-
Konstruktion vorkommen:

z.B. the inflation’s consequences, the democracy’s afterlife


Prozessierungsfaktoren
Funktionsweise der Sprachverarbeitung, die Variation auslöst

z.B. Wortstellung und Konstituentenlänge


In VO-Sprachen (z.B. Deutsch), tendenziell kürzere Konstituenten
vor längeren

z.B. Er bäckt * jeden Samstag * den Kuchen nach Omas Rezept.

Einfluss auf s-Genitiv im Englischen?


Länge des Possessors beeinflusst die Genitiv-Wahl:

z.B. ?Rudolf the Red-Nosed Reindeer’s history vs.


the history of Rudolf the Red-Nosed Reindeer
Rolle der Einflussfaktoren
Die Einflussfaktoren führen nicht zwangsläufig zur Verwendung
einer Variante, sie ermöglichen bzw. begünstigen jedoch die
Auswahl einer von mehreren Varianten.

D.h. es handelt sich um TENDENZEN.

Verschiedene Faktoren können auch gegenläufig sein.

z.B. Verarbeitungsfaktoren (wie Wörtlänge) und semantische


Faktoren (wie Belebtheit) oder pragmatische Faktoren (wie
Informationsstruktur)
Variationslinguistik II

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 270-282


Außersprachliche Faktoren
- räumlich = diatopisch (Dialekte, z.B.Wienerisch vs. Steirisch)
- zeitlich = diachron (Sprachstadien, z.B. MHD vs. NHD)
- sozial = diastratisch (Gruppe/Schicht z.B. Studierende vs.
Handwerker)
- situativ = diaphasisch(z.B. wiss. Vortrag vs. Unterhaltung mit
Freund/innen)
Außersprachliche Faktoren
Varietät: eine sprachliche Gebrauchsform, die sich von anderen
Gebrauchsformen systematisch unterscheidet, auf Grund von
außersprachlichen Faktoren (Raum, Zeit, Sprecher/innengruppe,
Situation)
Diatopische Variation

Räumliche Variation:
- Zuordnung zur geographischen Herkunft aufgrund
sprachlicher Variation

> Sprachen
> Dialekte
Diatopische Variation
Sprachen vs. Dialekte:
Dialekte sind Varietäten innerhalb einer Sprache
- Trennung zwischen Sprache und Dialekt ist linguistisch nicht
eindeutig
- Bsp. Schwedisch – Norwegisch
- Bsp. Serbisch - Kroatisch
- Bsp. Niederländisch – Deutsch – Rheinisch
- Bsp. Bairisch (umfasst deutsche und Dialekte österreichische
Dialekte)
Kriterium: gegenseitige Verständlichkeit (?)
Diatopische Variation
Dialektologie:
Zusammenhang Sprache und Raum

- Kartierungen > Sprachatlanten


- auf Basis von Feldforschung (Fragebögen, Sprachaufnahmen)

https://www.dialektkarte.de/

https://www.sprachatlas.at/drentherent/

https://www.sprachatlas.at/

https://dioe.at/aktuelles/
Diatopische Variation
Dialektometrie:
Nicht nur einzelne Phänomene, sondern Bündel an Merkmalen
werden untersucht.

➢ Variationsmuster

• solidere Basis für dialektale Gruppierungen


• “typologische” Herangehensweise
Diaphasische Variation
Situative Variation:

Verwendung unterschiedlicher sprachlicher Merkmale /


Strukturen, je nach Kommunikationssituation

Verwendung unterschiedlicher Register

Register: Sprechweise, deren typische Merkmale durch


den situativen Kontext erklärt werden können.

z.B. Passivkonstruktionen, eingebettete Nebensätze,


lexikalische Auswahl, …
Diachrone Variation
Zeitbezogene Variation:

Sprachstadien, die sich systematisch voneinander unterscheiden

• lexikalisch, morphologisch, syntaktisch, phonologisch


Diachrone Variation

https://www.dwds.de/d/ressources
Diachrone Variation

Schneider-Wiejowski, Karina. 2009. Sprachwandel anhand von Produktivitätsverschiebungen in der


schweizerdeutschen Derivationsmorphologie. Linguistik online 38,2
Diastratische Variation
Variation zwischen sozialen Klassen / Schichten, Berufs-
/Bildungsgruppen etc.:

• Soziolekte

• Klassifizierung nach sozio-ökonomischem Status (SES)

SES-Index:
basiert auf Angaben zum Bildungsniveau, der beruflichen Stellung und der
Einkommenssituation
Diastratische Variation
• Wortschatz
Diastratische Variation
• “Genderlekt” (als Soziolekt)

Labov (2001): bei Frauen zeigt sich eine stärkere Orientierung


an Prestigevarianten als bei Männern
➢ Bezug zum Sprachwandel

• Genderstile in der Konversation


“Frauensprache” - “Männersprache”
➢ Tannen 2001: rapport talk – report talk
Variationslinguistik II

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 270-282


Sprachwandel und Variation
Dynamische und stabile Variation

“quantitative Soziolinguistik”
“Variationist Sociolinguistics”
“Language Variation and Change”

• Variation als Bedingung für Sprachwandel


• rein sprachinterne Gründe für Sprachwandel
• soziale Gründe für Sprachwandel
• Sprachwandel aus Prestigegründen
• synchrone Variation spiegelt den diachronen Sprachwandel
Sprachwandel und Variation
Martha’s Vineyard Study (Labov 1963)
• Detaillierte quantitative Untersuchung zu zentralisierten
Diphtongen
(phonetisch, phonologisch, lexikalisch, sprecherInnenbezogen)
• Vergleich mit älteren Sprachdaten (1930er)
Echtzeit
➢ Verstärkung der Zentralisierung
zwischen 1930er- und 1960er-
Jahren
• Bestätigung der
Sprachwandelannahme durch
Überprüfung von Alterskohorten
scheinbare Zeit
Sprachwandel und Variation

„Kohorteneffekte“: Vergleich altersbezogener Entwicklung


mehrerer Geburtenjahrgänge
Sprachwandel und Variation
Martha’s Vineyard Study (Labov 1963)
• diatopische Variation: unterschiedliche Zentralisierungsgrade
in ländlichen und städtischen Gegenden
• diastratische Variation: unterschiedliche
Zentralisierungsgrade in verschiedenen
Berufsgruppen

• Variation im Zusammenhang mit Einstellung:


unterschiedliche Zentralisierungsgrade je nach traditioneller
oder “moderner” Einstellung (Grad der Identifizierung mit
dem Inselleben) - Identitätsbildung

• Sozialer Druck - Hyperkorrekturen


Sprachwandel und Variation
Sprachentwicklung:
sowohl ontogenetisch als auch historisch (diachrone Perspektive)
ONTOGENESE: Entwicklung eines Einzelwesens
DIACHRONIE: Betrachtung der sprachlichen Veränderungen
zwischen verschiedenen Zeitstufen

William Labov (1994/2006/2010). Principles of Linguistic Change. I. Internal


Factors. II. Social Factors. III. Cognitive and Cultural Factors
Sprachwandel und Variation
Historische Einbindung von Entwicklung:
Verhältnis zwischen individueller und kultureller / gesellschaftlicher Entwicklung:

wichtige Einflussfaktoren (die zu Kohorteneffekten führen):


❖ Ausbildung
❖ Gesundheit
❖ Arbeit
(< historische Veränderungen)
Sprachentstehung und
Sprachentwicklung

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 319-332


Sprachentstehung/-entwicklung
Perspektiven:
• Phylogenese (phýlon Stamm, génesis Ursprung, Entstehung)
• Ontogenese (on-tos das Seiende, gen., génesis Ursprung, Entstehung)

• Kreolgenese

Gemeinsamkeit:
➢ menschliche Fähigkeit der Kommunikation und des Lernens
von Mustern & Strukturen
Phylogenese der Sprache
• keine Belege
• Rekonstruktion (interdisziplinär)

Sprachfähigkeit als zentrales menschliches Merkmal

− Genetik (evolutionärer Vorteil)


− Kultur (sozialer Vorteil)
Phylogenese der Sprache
• Out-of-africa-Theorie
• Wanderungsbewegungen
• Hat der Mensch ein Sprachgen?
• Sprache: physiologische, kognitive, soziale Voraussetzungen
Prä-Adaptionen
Warum hat sich nur beim Mensch Sprache entwickelt?
➢ Biologische Veränderungen, die Entwicklung von Sprache
möglich gemacht haben (u.a. Gen Fox-P2):

• Vokaltrakt
• Motorik
• Kognition (z.B. Gedächtnis, Symbolnutzung)
Prä-Adaptionen
Warum hat sich nur beim Mensch Sprache entwickelt?

➢ Selektionsvorteil

• Wissensaustausch
• soziale Beziehungspflege (“verbale Fellpflege”)

Menschen leben in einer sozial viel komplexeren Welt als Tiere


und sind (daher) stark angewiesen auf Kooperation.

“The species-specific anatomy that enables humans to produce the full range of quantal
vowels, enhancing the robustness of speech, accounts for choking on food, which
remains the fourth leading cause of accidental death in the United States”.
Liebermann (2017): “Comment on ‘Monkey vocal tracts are speech-ready’”, Sci. Adv. 3
Ist Sprache angeboren oder erlernt?
Annahme A:
• Sprache beruht auf einer rein menschlichen genetischen
Besonderheit
• Gewisse sprachliche Grundstrukturen sind angeboren
= Universalgrammatik
➢ Erklärung für schnellen und nahezu mühelosen Erwerb des
komplexen Systems Sprache
➢ “poverty-of-the-stimulus”-Argument

Noam Chomsky
Ist Sprache angeboren oder erlernt?
Annahme B:
• Sprache beruht auf allgemeinen menschlichen (und teilw.
tierischen) kognitiven Fähigkeiten, z.B. Mustererkennung,
Regelabstraktion
• Sprache beruht auf spezifisch menschlichen sozialen
Fähigkeiten

➢ Emergentismus der Sprache

Michael Tomasello
Ontogenese der Sprache
Ebenen des Erwerbs:

• Lautebene
• Lexikon (Wortschatz)
• Morphologie
• Syntax
• Text und Diskurs
• Semantik & Pragmatik

Fragen der Spracherwerbsforschung:

❖ Lernvoraussetzungen
❖ Lernmechanismen
Die Rolle der Umwelt

Sprache kann nur in einem sprachlichen Umfeld erworben


werden (d.h. Sprache ist kein Instinkt)

Aber:
Wieviel INPUT ist nötig?
Welcher INPUT ist nötig?
Kindgerichtete Sprache
Andere Bezeichnungen: Infant-directed speech, Baby Talk, Motherese,
Ammensprache

Varietät, die von Erwachsenen bei der Kommunikation mit Babys und
Kleinkindern verwendet wird

Kennzeichen:
+ höhere Tonlage
+ Hyperartikulation
+ größerer Tonhöhenumfang bei der Satzmelodie
+ mehr Pausen
+ langsameres Sprechtempo
+ einfache syntaktische Strukturen
+ viele Wiederholungen

• Angenommen wird eine kommunikative und sprachlehrende Funktion,


die den Spracherwerb unterstützt.
Kindgerichtete Sprache
Motherese / Parenthese:

https://www.youtube.com/watch?v=x0pPSgi3KW4
https://www.youtube.com/watch?v=Vx3WxwNPlbA
https://www.youtube.com/watch?v=_PosduyO5ww

https://www.princeton.edu/news/2017/10/12/uncovering-sound-motherese-baby-talk-
across-languages
Kindgerichtete Sprache
Voraussetzung für den Spracherwerb?
• Vermutlich nicht
• aber Hilfestellung (“scaffolding”)

• “Fine tuning” – d.h. Anpassung der KGS an den


Entwicklungsstand des Kindes

Kindgerichtete Sprache (KGS), Child-Directed speech (CDS):


allgemeiner Begriff, bezieht sich auf die gesamte Sprachentwicklung

vs. Adult Directed Speech (ADS)


Sozialisation und Input
• Input: v.a. im frühesten und frühen Stadium findet Lernen nur in direkter
Interaktion statt

• Effekt von nicht-kontextualisiertem Input (TV, Radio, Liedtexte, Gespräche)


ist in der frühen Kindheit marginal
Kinder verarbeiten nur das, wofür sie kognitiv bereit sind
Lew Wygotski: “Zone der proximalen Entwicklung” =
Distanz zwischen dem, was ein Kind alleine erreichen kann und dem,
was es mit Hilfestellung erreichen kann (scaffolding)

Beispiel: Passivkonstruktion:
Ein 18 Monate altes Kind kann die Konstruktion auch nicht mit
massivem Input lernen,
3-jährigen Kindern, die GL der Verbflexion u. Perferkt können,
reichen wenige Beispiele um Passivkonstruktion zu erlernen.
Quantität und Qualität des Inputs
▪ großer Langzeiteffekt von Qualität und Quantität des Inputs auf die
Sprachentwicklung
▪ starke “Schichtabhängigkeit”; SES – sozioökonomischer Status
▪ Ausgleich durch intensive außerfamiliäre Sprachförderung möglich

SES-Index:
basiert auf Angaben zum Bildungsniveau, der beruflichen Stellung und der
Einkommenssituation der Eltern
Quantität und Qualität des Inputs
• Kleine Kinder können Wortbedeutungen bereits nach einer Begegnung lernen

• Trotzdem: Je mehr Input, desto schneller und desto mehr lernen sie

• Korrelation zwischen Menge des Inputs und Größe des Vokabulars des Kindes

• Unterschiede im Input: Durchschnitt variiert zw. 200 bis 3000 Wörter / Stunde

• sozio-ökonomische Unterschiede

• Mit 3 Jahren: Unterschied von 30 Mio. Wörtern (Input)


Quantität und Qualität des Inputs

• sozio-ökonomische Unterschiede
• Wortschatzumfang: reliabler
Prädiktor für schulischen Erfolg
Verlauf des Erstspracherwerbs

Vorsprachliches Stadium:

• Perzeption: Erlernen prosodischer und phonetischer Muster, Phoneme der


Muttersprache

• Produktion: Brabbel-/Lallphase (perzeptuo-motorische Fähigkeit, die


kognitive Fähigkeiten initiiert, Sprechwerkzeuge werden eingesetzt,
ausprobiert), liefert das „Rohmaterial“ für den phonologischen Erwerb.
Entwicklung der Perzeption
▪ Silbe als zentrale Einheit – Abhängigkeit vom Sprachtyp:
“akzentzählende Sprachen”: komplexe Silben, Vokalreduktion /ʃpra:.xə/
“silbenzählende Sprachen”: einfache Silben, Vollvokale /liŋ.gua/

• Neugeborene: können zwischen Sprachen verschiedener Rhythmustypen unterscheiden


(z.B. Englisch vs. Japanisch oder Italienisch), aber nicht Sprachen mit dem gleichen
Rhythmustyp (z.B. Englisch vs. Deutsch, oder Spanisch vs. Italienisch).

• Babys bis zu 6-9 Monaten können minimale phonetischen Unterschiede hören, zwischen
9 und 12 Monaten erlernen sie die Phoneme der Muttersprache.

https://www.youtube.com/watch?v=Ew5-xbc1HMk
Entwicklung der Perzeption

aus: Kauschke (2012: 28)


Entwicklung der Lautproduktion
Ab (!) ca. 12 Monaten:
Beginn der eigentlichen phonologischen Entwicklung gemeinsam mit der
lexikalischen Entwicklung
anfangs: starke Vereinfachung, CV, CVC, CVV (z.B. Bie = Brille, Hau = Haube)
Konsonantencluster, Trochäus, ...

> viele Homonyme


Entwicklung der Lautproduktion
Konsonantenverbindungen:
- Zunächst entweder getilgt oder auf einen Konsonanten reduziert, meist auf den
ersten: daussen, hin (statt drin), Batt (statt Blatt), …
- wortfinale Cluster vor initialen (Flexionen!), z.B. schmeißt /maist/
- phonologische Entwicklung ca. mit 4 Jahren entsprechend der Zielsprache
(wenige Ausnahmen: s-sch / ch, r), z.B. Sule (Schule), Tasche (Tasse)

Prosodie:
- frühe Reduktion auf Ein- und Zweisilbler entsprechend der
Betonungsstruktur der Zielsprache:
Be „Baby“, Mel „Kamel“, Wun.zən “Wohnzimmer“, Frz.: son „maison“

- prosodische Entwicklung mit ca. 2;6 auf der Wortebene (!) entsprechend der
Zielsprache
Phonologische Entwicklung

aus: Kauschke (2012: 36)


Phonologische Entwicklung

aus: Kauschke (2012: 37)


Voraussetzungen für
Wortschatzerwerb
• Lautformen aus dem Schallstrom segmentieren
• Lautformen mit Inhalt assoziieren
• Erkennen der Intention / Funktion einer Äußerung (Referenz)
Sprachentstehung und
Sprachentwicklung III

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 332-345


Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Pidgin: entsteht, wenn Menschengruppen mit zwei
unterschiedlichen Sprachen daraus eine Form der
Kommunikation entwickeln und diese konventionalisieren
• reduziertes Vokabular und stark reduzierte Grammatik

Kreol: entsteht, wenn eine Pidginsprache als Erstsprache


erworben wird
• umfangreiches Vokabular (v.a. aus der Lexifier-Sprache) und
vollständige Grammatik (z.T. völlig neu entstanden)

https://apics-online.info/
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
• Neuentstehung von Sprachen in spezifischen Kontaktsituationen
• SprecherInnen entwickeln ein neues Kommunikationssytem
• v.a. durch Kolonialisierung
• gewisse Parallelen zum Erstspracherwerb
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Pidgin:
• Pre-pidgin
• stabilisiertes Pidgin (konventionalisiert, erste gramm. Strukturen)

Beispiele:
• Tok Pisin (Papua Neuguinea: Lexifier: Englisch +
Melanesisch) https://apics-online.info/surveys/22
• Nigerianisches Pidgin (Lexifier: Englisch + nigerianische
Sprachen) https://apics-online.info/surveys/17
• Fanakalo (Südafrika: Lexifier Bantu + Englisch, Afrikaans,
Portugiesisch) https://apics-online.info/surveys/61
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Pidgin:
• Handelsszenario
• Kolonialszenario (v.a. Sklaven)
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Kreol:
• Pidgin wird von den Kindern der Gemeinschaft als Erstsprache
erworben
➢ Herausbildung einer vollständigen Grammatik
➢ Entstehung einer neuen Sprache (Kreolsprache)
• Lexikon vorwiegend aus der Lexifier Sprache (die Sprache der
sozial dominanteren Gruppe der zugrunde liegenden Pidgin-
Sprache – veralt. Superstrat)
• Grammatische Merkmale entweder völlig neu oder aus
verschiedenen Kontaktsprachen
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Kreolsprachen - Beispiele:
• Chabacano (Philippinen: Lexifier Spanisch + Tagalog)
https://apics-online.info/surveys/45
• Afrikaans (Südafrika: Lexifier Niederländisch + versch.
Sprachen, u.a. Khoekhoe) https://apics-
online.info/contributions/29
• Haitian Creole (Haiti: Lexifier Französisch + versch.
Sprachen, u.a. Bantu-Sprachenhttps://apics-
online.info/surveys/49
• Papiamentu (NL Antillen: Lexifier Portugiesisch, Spanisch,
NL + Englisch, Französisch)https://apics-
online.info/surveys/47
“Roots of Language”
Bickerton, Derek (1981):

Kreolsprachen, die in einer Generation aus dem “unvollständigen”


Pidgin-Input entstehen
➢ Beleg für ein menschliches “Bioprogramm” für Sprache
= Language Bioprogram Hypothesis:

- sprachliche Merkmale der Kreolsprache stammt nicht aus dem


Input (“Bruch in der Weitergabe”)
- völlig verschiedene Kreolsprachen haben sehr ähnliche Syntax
- daher entspringt Grammatik der Kreolsprache dem Bioprogramm
(“genetische Kodierung”)
Gegenargumente zum
Bioprogramm
Neuere Untersuchungen zu Pidgin- und Kreolsprachen:
➢ Input ist deutlich reichhaltiger als von Bickerton angenommen
(gemeinsame Herkunftssprachen der PidginsprecherInnen)

➢ Vorstufen: Kontinuum zwischen Pidgin- und Kreolsprachen

➢ die meisten typische grammatische Merkmale der Kreolsprachen


sind auch in den gesprochenen Varietäten der Lexifier-Sprachen
anzutreffen
Syntax der Kreolsprachen
Ähnlichkeitsannahme: in den ca. 30 Kreolsprachen große
Ähnlichkeiten trotz sehr unterschiedlicher Lexifier-Sprachen

Beispiel:
- Jamaikakreol (Lexifier: Englisch)
- Papiamentu (Lexifier: Spanisch)
- Guyanais (Lexifier: Französisch)

Syntaktische Parallelen: bzgl.


Artikel, Verben, Negation, Pronomina, Präpositionen
Syntax der Kreolsprachen
• Artikel: nicht obligatorisch, nachgestellt (Postposition)

• Verben: unflektiert, präverbale Aspektmarker

• Negation: häufig doppelte Markierung

• Pronomina: Pluralformen oft nicht aus Lexifiersprache


übernommen, oft keine Verwendung von Relativpronomen

• Präposition: polyfunktional auch als Konjunktionen verwendet


Gründe für die Ähnlichkeiten
• Biologisch-genetisch?
• Kognitiv-interaktional?
➢ Typische Merkmale der Kreolsprachen finden sich auch in den
mündlichen, Nicht-Standard-Varietäten von Sprachen (und damit
auch der Lexifier-Sprachen, vgl. z.B. Französische Orthographie
vs. Aussprache)
➢ Vereinfachungen und Regularisierungen, die auch im kindlichen
Spracherwerb vorkommen
➢ Grammatikalisierungspfade, wie sie auch aus anderen Sprachen
bekannt sind
Kreolisierung: Sprachentwicklung “in Zeitraffer”
✓ Zur Erklärung der Ähnlichkeiten ist kein angeborenes
Bioprogramm nötig.
Quantitative Analysen
Neue statstische Methodik: phylogenetisches Netzwerk
Stellt strukturelle “Nähe” zwischen Sprachen grafisch dar.

➢ Ergebnisse deuten dennoch auf eine eigene Sprachgruppe der


Pidgin- und Kreolsprachen hin, die sich, trotz zahlreicher
Gemeinsamkeiten, in der Summe der Merkmale von anderen
Sprachen abheben.

➢ Erklärbar durch allgemeine kognitive und interaktionale Faktoren,


die auch in der ontogenetischen Sprachentwicklung eine
entscheidende Rolle spielen.
Hugo Schuchardt
Romanist (1842-1927), Universität Graz;
einer der Begründer der “Kreolistik”

“Kreolische Studien” (1882-1891)

http://schuchardt.uni-graz.at/
Kognitive
Sprachverarbeitung

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 205-215


Wo wird Sprache im Gehirn verarbeitet?
• „klassische“ Sprachzentren: Broca-Areal und Wernicke-Areal

B W

• Allerdings deutet Vieles darauf hin, dass Sprache im ganzen Gehirn über ein
komplexes Netzwerk verteilt ist und verarbeitet wird.
Wo wird Sprache im Gehirn verarbeitet?
• Dorsaler Pfad („wie“): Artikulation, Lautverarbeitung, Wortwiederholung
• Ventraler Pfad („was“): Bedeutungen
Wie ist Sprache im Gehirn gespeichert?
1. Die gesamte im zentralen Nervensystem enthaltene
Information ist großenteils nach der Art eines
Hologramms abgespeichert.

d.h.
- nicht jede einzelne Information an einem bestimmten
Ort abgelegt, sondern in Form von Mustern von
Synapsen und durchfließenden elektrochemischen
Strömen.
- kein Ökonomieprinzip: Information ist hochgradig
redundant abgelegt.
Wie ist Sprache im Gehirn gespeichert?
2. Plastizität des Gehirns (Ontogenese)

3. Ganzheitlicher sowie analytischer


Zugang zu Subsystemen der Sprache.

4. Lateralisation: Sprachliche Aktivitäten vorwiegend in der


dominanten (meist linken) Gehirnhälfte, aber beide
Hemisphären sind involviert.

5. Sprachsystem ist kein abgeschlossenes Modul.


(Verbindungen zu nicht-sprachlichem Wissen)
Wie werden sprachliche Strukturen
verarbeitet?
Beispiel:
• Verstehen syntaktische Strukturen

PARSING: Gruppieren von Wörtern eines Satzes


(Segmentierung und hierarchische Gliederung)

Die Schwimmwesten | befinden sich | unter Ihrem Sitz.

➢ inkrementeller Prozess
(Beginn der Interpretation der Satzstruktur bereits vom ersten Wort an)
Satzstruktur und Bedeutung
ABER: vorläufige Interpretation muss ggf. verworfen werden

temporäre / lokale Ambiguität


einen verstellbaren Hüftgurt
Die Schwimmwesten haben
wir leider nicht mehr auf Lager.

➢ Reanalyse

wir: Desambiguierungspunkt
Satzstruktur und Bedeutung
Bsp. reduzierte Relativsätze im Englischen

GARDEN-PATH Sätze
1 [raced] [past the barn]
The horse raced past the barn fell. 2 [raced past the barn]

• The horse that was raced past the barn fell.

• The horse driven past the barn fell.

• The horse raced past the barn and fell.

fell: Desambiguierungspunkt
Satzstruktur und Bedeutung
• Lexikalische und syntaktische Ambiguität

• Globale Ambiguität

Der Fußballer traf den Gegenspieler mit dem Ball.


Der Fußballer traf [den Gegenspieler][mit dem Ball].

Der Fußballer traf [den Gegenspieler mit dem Ball].


Messung von
Verarbeitungsschwierigkeiten
Messung und Vergleich von Lesegeschwindigkeiten:
z.B. self-paced reading task (selbstbestimmtes Lesen)

1. The general presented copies of the report was aware of the problems.

2. The general who was presented copies of the report was aware of the problems.

Wenn die Dauer des Lesens für was aware


in 1. signifikant länger ist als in 2. geht man von einem Garden-Path-Effekt aus.
Modelle zur Auflösung von Ambiguität

WARUM halten wir eine Lesart für so viel wahrscheinlicher als andere mögliche?
WARUM bleiben nicht alle möglichen Lesarten gleich aktiv bis wir alle
Informationen zur Interpretation haben?
• Serielle Parsingmodelle

• Parallele Parsingmodelle
Serielles Modell: Garden-Path Theorie
Frazier & Fodor (1978) u.a.

Starke Präferenz für einfachere Struktur, z.B. Hauptsatz statt Relativsatzstrukur:

The horse raced past the barn.

Annahme, dass nur EINE Struktur aktiviert wird, nicht mehrere mögliche.
Nur wenn diese sich als falsch herausstellt, findet eine Reanalyse statt.

Plausibilität? Kontext?
➢ spielen keine Rolle im Garden-Path Modell
Serielles Modell: Garden-Path Theorie
Garden-path Theorie ist ein rein modulares Bottom-up Modell.

a) The dog walked to the park wagged its tail happily.

b) The treasure buried in the sand was never found.

a) und b) müssten gleiche Verarbeitungsherausforderungen stellen

ABER: a) ist schwieriger.

➢ Wichtiges Gegenargument gegen die Garden-Path Theorie.


Paralleles Modell:
Constraint-basierter Ansatz
„beschränkungsbasiert“ Verarbeitung
➢ gleichzeitige Aktivierung mehrerer Strukturen
➢ Einfluss von Informationsquellen und Einschränkungen angenommen (semantisch,
kontextuell, …), die schnell zu einer Desambiguierung führen
➢ Wichtiger Faktor: Wahrscheinlichkeiten (Häufigkeiten)

Bei Interpretationsschwierigkeiten wird aufgrund von diesen Faktoren die richtige


Interpretation zu stark unterdrückt.
Starke Unterdrückung der Relativsatzinterpretation in
The horse raced past the barn fell.

vs. beide Interpretationen sind aktiv bis zur Desambiguierung in


The treasure buried in the sand was never found.

D.h. Verarbeitungsschwierigkeiten können groß sein oder gar nicht auftreten, je


nach Kontext, Semantik, Vorannahmen, etc.
Parsing: Einflussfaktoren
1. Argumentstruktur / thematische Rollen des Verbs
beißen:
➢ zwei Teilnehmer (Beißer – AGENS und Gebissener/s - PATIENS)
➢ AGENS: belebt, hat Zähne
➢ PATIENS: belebt oder unbelebt
bury
➢ zwei Teilnehmer (AGENS und PATIENS)
➢ AGENS: belebt (oder unbelebt: z.B. Trümmer)
➢ PATIENS: belebt oder unbelebt

Schatz ist sehr unwahrscheinlich als AGENS und sehr wahrscheinlich als
PATIENS von be-/ver-graben

Informationen über thematische Relationen können Interpretationsschwierigkeiten


abschwächen oder ganz eliminieren.

s. z.B. Trueswell et al. (1994)


Parsing: Einflussfaktoren
2. Syntactic frames / Valenz

*Der Mann vergrub.


*Lily fiel der Ball.
*Paul schnarchte die Geschichte.
*Mutter stellte den Kuchen.
*Der Lehrer behauptete.
etc.

- intransitive Verben (schlafen, seufzen, verschwinden, platzen, niesen, etc.)


- transitive Verben (tragen, werfen, hören, sehen, vergraben, bauen, etc,)
- ditransitive Verben (stellen, bringen, schenken, geben, schicken, etc.)
- [nebensatzeinleitende Verben (sagen, fragen, behaupten, glauben, etc.)]

Beim Parsen werden diese Informationen sehr früh berücksichtigt.


> Relativsatz-Lesart wird bei The treasure buried … aktiviert.
Parsing: Einflussfaktoren
3. Frequenzbasierte Information

Häufigere syntaktische Strukturen die mit einem Verb verbunden sind, werden als
wahrscheinlicher angenommen.

4. Kontext
- vorausgehender Text
- situativer Kontext
- visueller Kontext
Anaphernzuordnung
Wiederholte Nennung,
d.h. eine zweite oder weitere Nennung eines Objekts, einer Person oder eines
Ereignisses in einem Diskurs
Häufig durch Pronomen oder definite NPs:
z.B.
• Ein Mann sprach Hanna auf der Straße an. Sie erklärte ihm den Weg
zum Stadtzentrum.
• Ein Mann sprach Hanna auf der Straße an. Sie erklärte dem Mann
den Weg zum Stadtzentrum.

Potentiell ambig:
• Britta lobte Katrin, weil sie die Katzen gut versorgt hatte.

Beim Hören / Lesen muss Anapher dem richtigen Antezedens zugeordnet


werden.
➢ inkrementeller Prozess
Ambiguität in der Kommunikation
Ambiguität stellt in der Regel kein Problem für die Sprachbenutzung dar.

- Erfahrung mit sprachlichen Mustern


- Einbeziehung des Weltwissen
- Berücksichtigung des Kontexts

➢ wahrscheinlichste Interpretation wird unterstützt

inkrementelle und schnelle Sprachverarbeitung


Verknüpfungen zwischen
Äußerungen: Textverstehen
➢ Textverständnis wird nur zum Teil durch sprachliche Abfolge
gewährleistet:
➢ Weiterer wichtiger Bestandteil: Verbindungen, die die Hörer/innen
oder Leser/innen zwischen den Sätzen herstellen (ohne dass diese
explizit gemacht sind)
➢ Sprecher/innen oder Schreiber/innen bauen auf dem Wissen auf

Integrationen von einzelnen Äußerungen in eine gesamte mentale


Repräsentation:
Aufbau eines „mentalen Modells“
„mentales Modell“: konzeptuelle Vorstellung, die Sprecher/innen oder
Schreiber/innen vermitteln wollen bzw. abstrakte Repräsentation dessen, was
Hörer/innen oder Leser/innen verstehen.
Verknüpfungen zwischen
Äußerungen: Textverstehen
➢ Mentale Modelle involvieren mehr als sprachliche Strukturen, sie
variieren auch auf Grund individueller Erfahrungen.

Diskursverständnis erfordert die Konstruktion einer


abstrakten mentalen Repräsentation mit Hilfe von
➢ Inferenzen
➢ Semantischen Rahmen / Weltwissen

Diese nicht-sprachlichen Informationsquellen interagieren mit sprachlicher Form


und Bedeutung.
Nur so können wir Sprache zur erfolgreichen Kommunikation einsetzen.
Inferenzen
„Schlüsse ziehen“, Anreicherung des Gesagten mit zusätzlicher Bedeutung:
- ist nötig, um “mehr“ zu verstehen, als den propositionalen Gehalt

Beispiel:
A: „Auf welchem Bahnsteig fährt der nächste Zug nach Leoben?“
B: „Auf Bahnsteig 4. Aber in 20 Minuten geht ein direkter Zug von
Bahnsteig 2, damit sind Sie früher am Ziel.“

Inferenz: Der Reisende möchte so schnell wie möglich in Leoben sein.

➢ „Danke, dann nehme ich den Schnellzug.“


Inferenzen
Experimentelle Bestätigung von Inferenzbildungen (Gedächtnis und
Wiedergabe):

Black & Bern (1981):


▪ The cat leapt up on the kitchen table. Mike picked up the cat an put it
outside.
▪ The cat walked past the kitchen table. Mike picked up the cat and put
it outside.

➢ Wenn kausaler Zusammenhang, dann bessere Erinnerung.


➢ Wenn kausaler Zusammenhang, dann Wiedergabe häufiger als 1 Satz (HS
+ NS)
Mentale Modelle
Welche Informationen werden dabei integriert?

✓ Nicht alles, was genannt wird, gehört zur Etablierung des mentalen
Modells / aktivierten Situationen bzw. Bilder:
• Simon hat Kekse und Brot gebacken.
backen (s, Kekse) & backen (s, Brot)
• Simon hat Kekse aber kein Brot gebacken.
backen (s, Kekse) & - [backen (s, Brot)]
Mentale Modelle:
Kurzzeitgedächtnis
Inkludieren mentale Modelle alles, was in der Proposition vorkommt?
Experiment (MacDonald & Just 1989): Gedächtnistest
Entscheidung darüber, ob Test-Wort im vorangehenden Satz genannt war oder
nicht:
Response time (msec)
Mentale Modelle:
Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis
Experiment (Glenberg et al. 1987): Gedächtnistest

Fast identische Texte, Unterschied nur darin, ob ein Objekt mit dem
Protagonisten verknüpft wurde oder nicht, z.B. Pulli an- vs. aus-ziehen

A B

Ergebnis: Unmittelbar nach dem Text: Test-Wort wurde in beiden Varianten


wiedererkannt.
Aber: schnelle Deaktivierung in Variante B

➢ Konstruktion einer mentalen Repräsentation über den Protagonisten


Mentale Modelle:
Langzeitgedächtnis
Welche Informationen der mentalen Repräsentation bleiben im (Langzeit-)
Gedächtnis gespeichert?

Experiment (Bransford et al. 1972): Gedächtnistest


• Verschiedene Sätze präsentiert
• Wiedererkennung von Sätzen getestet

1a) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath them.
1b) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath it.

2a) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath them.
2b) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath it.
Mentale Modelle
Mentale Modelle:
Langzeitgedächtnis
1a) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath them.
1b) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath it.

2a) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath them.
2b) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath it.

❖ Unterschiede in der Struktur und Proposition sind gleich groß in Set 1 und Set 2.

➢ ABER: Set 1 ist besser zu merken.

o Warum?
✓ Set 1 erzeugt sehr unterschiedliche mentale Modelle, Set 2 sehr ähnliche /
identische.

Folgerung:
Im LZG sind mentale Modelle, nicht sprachliche Repräsentationen gespeichert.
Sprachliche
Interaktion I

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 217-246


Sprachliches Handeln
Sprechen = eine Form der Handlung, der Inter-Aktion

• Verschiedene Arten der Interaktion


• abhängig von den teilnehmenden Personen, dem Inhalt, dem Zweck, etc.

✓ Gegenstand der Pragmalinguistik

➢ Regeln und Prinzipien der Interaktion

• verbale und non-verbale Strukturen

• Zusammenhänge von grammatischen Strukturen und Interaktion


Vorläufer der Pragmalinguistik

Michail Bachtin Valentin Vološinov


(1895-1975) (1895-1936)
Karl Bühler
(1879-1963) Dialogische Sprachtheorie

Organon-Modell

Auffassung von Sprache als eine auf einen Hörer / eine Hörerin ausgerichtete Handlung
Organon-Modell (nach Bühler)
Modell des sprachlichen Zeichens und der sprachlichen Kommunikation
➢ Sprache hat verschiedene Funktionen (Organon = Werkzeug)
• Ausdruck
• Appell
• Darstellung
Sprechakttheorie
John Austin, John Searle (“pragmatische Wende” in der Linguistik, 1960er Jahre)

✓ etwas sagen = etwas tun: „Sprechakt“

Ursprüngliche Unterscheidung in

konstative Äußerungen: performative Äußerungen:


• treffen eine Aussage (wahr/falsch) • vollziehen eine Handlung

„Heute ist der 1. Mai.“ „Ich bestätige hiermit die Richtigkeit der
Angaben.“
„Er liebt Linguistik.“
„Herzlichen Glückwunsch zum
Geburtstag!“
Sprechakttheorie
Sprechaktverben:

taufen, ernennen, versprechen, bitten, 1.Pers.Sg.Präs.Ind.Akt.


grüßen, etc.

Bedingungen / Voraussetzungen müssen


erfüllt sein, damit Sprechakt „gelingt“

explizite vs. implizite Performative:


- Konventionalisierung
- Verwendung von explizit-performativen Verben

• „Ich ernenne Sie zur Schriftführerin.“ • „Ich bitte dich um deinen Rat.“
vs. vs.
• „Ich bin um 15 Uhr bei dir.“ • „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
(konstative Äußerung)
Sprechakttheorie
Unterscheidung in konstative und performative Sprechakte nicht haltbar

➢ Grad der Explizitheit

➢ Jeder Sprechakt ist eine Handlung.

• lokutionärer Akt • „Komm mit!“


• illokutionärer Akt • Sprecher/in äußert Wunsch / Bitte
• perlokutionärer Akt • Angesprochene/r reagiert (kommt mit, lehnt ab,
freut sich, fühlt sich unter Druck gesetzt, etc.)

Sprechakttypen (nach Searle):


− Repräsentativa
− Direktiva
− Kommissiva
− Expressiva
− Deklarativa
Ethnomethodologie
Empirische Analyse der verbalen Interaktion als soziale Alltagshandlung
(Harold Garfinkel)

Sinn jeder Handlung / Äußerung: nur aus dem Kontext heraus interpretierbar

Zentral:
• in einer Gemeinschaft geteiltes, entstandenes, gelerntes Wissen / Kennen des
Kontexts bzw. der Konventionen von sprachlichen Handlungen
• Erkennen / Verstehen der Situation

„making accountable“:
Gegenseitiges Verständlich-Machen der Alltagsaktivitäten

➢ Reflexivität von Äußerung und Kontext


➢ Indexikalität sprachlicher Zeichen
Konversationsanalyse
Empirische Analyse von Alltagsgesprächen
➢ Ermittlung verbaler Praktiken
• Kontextsensitive Prozesse
• Kontextunabhängig Mechanismen

Methode: Transkription, Sequenzanalyse


z.B. Gesprächseröffung, SprecherInnenwechsel, Unterbrechung, Beendigung, ...
Beispielsammlungen (Kollektionen) > systematische Analyse

Daten: möglichst authentische Gesprächssituationen


➢ Beobachterparadoxon (Labov 1970)

Wissenschaftliches Ethos:
Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Studienteilnehmer/innen
Anonymisierung der Daten
Transkriptionskonventionen.
möglichst genau, Berücksichtigung aller Details
unterschiedliche Notationskonventionen (s. Beispiel GAT2, S. 433-435)
Konversationsanalyse
GAT = Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem

Zwiebelprinzip:
1 Minimaltranskript
2 Basistranskript
3 Feintranskript
Kriterien:
• Lesbarkeit
• Eindeutigkeit
• Ikonizität
• Relevanz
• Formbezogene Parametrisierung
❖ Anstreben von Objektivität
dennoch:
Transkript enthält immer bereits eine Interpretation;
Transkripte sind wissenschaftliche Konstrukte
Transkripte
Transkripte, Korpora
https://exmaralda.org/de/exmaralda-demokorpus/

https://exmaralda.org/de/

http://agd.ids-mannheim.de/index.shtml
Sequentielle Organisation
Gespräch:
Turn (Redebeitrag / Sequenz / Gesprächsabschnitt)
Turn-taking (SprecherInnenwechsel)

➢ Wechsel zwischen Rollen (Reden – Zuhören)


➢ Herstellen von Intersubjektivität

− Rückmeldesignale („Mhm“, Nicken, Stirnrunzeln, etc.)


− Verstehensdokumentation (Synonyme, Ergänzungen, etc.)
− Sinnüberprüfung

Konversationsanalyse:
• Sequenzanalyse
• next turn proof procedure
Sequentielle Organisation
Paarsequenzen: z.B. Gruß – Gegengruß, Frage – Antwort,
Fokussierungsaufforderung – -bestätigung, Angebot – Annahme/Ablehnung, etc.

o Prä-Sequenzen (Vorlauf), Einschübe, Post-Sequenzen (Nachlauf)

Konditionelle Relevanz: unterschiedlich stark ausgeprägt


> „Verletzungen“ unterschiedlich stark
Präferenzorganisation
Bei Paarsequenzen gibt es eine präferierten (unmarkierten) und einen dispräferierten
(markierten) zweiten Teil.

präferiert: Übereinstimmung – dispräferiert: Abweichung

➢ dispräferierter Teil: mehr Aufwand; Verzögerungen, Pausen, Dispräferenzmarker


(naja, hm, also, ...)
Turn Taking

Mechanismus zum „reibungslosen“ Wechsel zwischen turns

➢ interaktive Koordinationsleistung aller Beteiligten

• repetitives Turn Taking


• Meist spricht eine Person.
• kurze Überlappungen / gleichzeitiges Sprechen
• meist keine oder nur geringe Überlappungen bzw. Pausen
• variable Turns (Dauer)
• variable Turnkonstruktionen (Struktur)
• Turns können Pausen, Abbrüche etc. beinhalten
• Verfahren der Rederechtsverteilung
• Reparaturmechanismen für Fehler beim Turn Taking
• etc.
Turn Taking
Regeln des Turn Taking-Systems (Sacks, Schlegloff & Jefferson, 1974):

a) Turnkonstruktionskomponente: syntaktische und/oder prosodische


Abgeschlossenheit, semantische Interpretierbarkeit, nonverbale Aspekte, Kontext
➢ übergaberelevante Stellen

➢ Überlappungen
➢ Simultanstarts

b) Turnzuweisungskomponente:

1. Fremdwahl
2. Selbstwahl (des Rederechts) an möglichen „übergaberelevanten Stellen“,
3. SprecherIn behält Rederecht
Reparaturen
Selbstregulative Mechanismen bei Störungen des reibungslosen Ablaufs:
• Verletzung der Turn-Taking-Regeln
• Versprecher
• Akustische Störungen
• Missverständnisse
• Ablenkungen
• etc.

Fremd- vs. Selbstreparaturen


Fremd- vs. Selbstinitiierung der Reparatur

(Selbstreparaturen kommen am häufigsten vor.)


Sprachliche
Interaktion II

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 246-257


Interaktionale Linguistik
Linguistische / sprachstrukturelle Ebene der Interaktion

• grammatische Strukturen im Diskurs


• phonetisch-phonologische Strukturen im Diskurs
• Rolle der Gesprächsorganisation
• Entsprechen den Bedürfnissen der GesprächsteilnehmerInnen

• Essentiell: Sprache als Handlung (Performanz steht im Vordergrund)


• Sprachliche Strukturen als interaktionale Produkte (flexibel)
• Wechselbeziehung zwischen Sprachstruktur und Interaktionsstruktur
• sprachvergleichend
Interaktionale Linguistik
Beispiele:

• weil- und obwohl-Nebensätze mit V2-Stellung

➢ Funktionaler Unterschied zu Verbletzt-Stellung

kausale vs. epistemische Verknüpfung

konzessive vs. revidierende Verknüpfung

• Rechtsexpansionen

➢ Modifikation, Präzisierung
➢ durch Rechtsversetzung, Ausklammerungen (Einfügung), Nachtrag
- Position, Prosodie, Intonation
Multimodalität
Zusammenspiel der verbalen und non-verbalen Ausdrucksressourcen

• Mimik, Gestik, Blickverhalten, Körperorientierung

körperlich, visuell, kinesisch

➢ Abhängigkeit von Partizipationsrahmen und -rolle / -status

➢ Sequenzialität und Simultanität

• intrapersonell und interpersonell

Beispiel: Deixis
Deixis
griech. deíknymi „zeigen / hinweisen“

Äußerungen / Ausdrücke, deren Bedeutung nur im Kontext erschlossen werden


kann
Beispiele:

• „Ich nehme das. Nein, das da drüben.“

• „Kommst du mit ins Kino?“ – „Ich hab keinen Babysitter.“

• „Philip kommt nach Hause und macht sich eine Pizza.“

Kontext:
✓ situativ
✓ sprachlich
✓ Weltwissen
Deixis
Interpretation: relativ zum „deiktischen“ Zentrum (ich-jetzt-hier, Bühler 1934)

ich, du, hier, dort, dann, jetzt, dieses, etc.

• Personaldeixis
• Lokaldeixis

• Temporaldeixis

• Sozialdeixis

• Text- und Diskursdeixis


Anapher
Griech. anaphoreo „zurückführen, beziehen auf“

Bezugnahme auf Referenten, die bereits im Text eigeführt wurden (Antezedent)

• Anapher und Antezedent sind koreferent

Beispiel:
Anna hat einen neuen Song geschrieben. Er ist ihr richtig gut gelungen.

Variante: Katapher (weist voraus)

Sie ist wieder zurück auf der Bühne. Anna hat einen neuen Song geliefert.

v.a. pronominale Anaphern (v.a. Personalpronomen 3. Person, er, sie, es, SG & PL)
Anapher
Pragmatische Schlüsse zur Interpretation der Anaphern:

a) Die Polizisten gingen gegen die Demonstranten vor, da sie Gewalt


propagierten.
b) Die Polizisten gingen gegen die Demonstranten vor, da sie Gewalt
befürchteten.

Indirekte Anaphern:

Keine Koreferenzbeziehung – „Brückeninferenz“

Lisa hat Maria und Hanna zum Geburtstag eingeladen. Der Sekt steht im
Kühlschrank.

< konzeptuelles Schema / Frame / Skript


Implikatur
Paul Grice (1975, 1989):
Bedeutung einer Äußerung besteht aus
• dem Gesagten („what is said“) – Semantik
• dem Implikatierten („what is implicated“) – Pragmatik

Beispiel:

„Die meisten Anwesenden beteiligten sich an der Diskussion.“


+> Nicht alle Anwesenden ...
„Ich glaube, er isst kein Fleisch.“
+> Ich weiß es nicht ...
„Kann ich das Stück Kuchen haben?“ „Mir ist es zu süß.“
+> Ja, du kannst es haben.
Präsupposition
Sinnvoraussetzungen, ohne die bestimmte Äußerungen nicht interpretierbar
sind:

Beispiel (aus Finkbeiner 2015: 31):


a) Pippi wohnt in der Villa Kunterbunt.
b) Es gibt eine Villa Kunterbunt.
c) Pippi wohnt nicht in der Villa Kunterbunt.

• Präsupposition bleibt erhalten auch wenn Negation vorliegt


(„Negationskonstanz“).

• „Präsuppositionstrigger“:
- Definite Kennzeichnung
- Faktive Verben / Prädikate
- Aspektverben
- Implikative Verben
- Temporalsätze
- Kontrafaktische Konditionale
Satz und Text

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 187-205


Satz und Text
Zusammenhänge zwischen sprachlichen Äußerungen
(unterhalb und oberhalb der Satzebene)

✓ Gegenstand der Textlinguistik


Satz
Ich studiere Linguistik in Graz.

- kohärente Aussage über die externe Wirklichkeit


- inhaltlich vollständige Proposition (Wahrheitswert)
- Sprachliche Handlung (deklarativer Sprechakt)
- vollständige Intonationskurve
- Konstituentenstruktur: S + Prädikat (+ Argumente)
Satz
? Hoffentlich hört es zu regnen auf.
? Nichts da!
? Tja.
? Mir schon.
Satz und Text
Sätze kommen üblicherweise in einem sprachlichen (oder
zumindest situativen) Kontext vor.

➢Text
Textlinguistik
• Satzverknüpfungen („transphrastische Textbetrachtung“)
• Texte als Grundeinheit sprachlicher Kommunikation.

Sätze sind innerhalb eines Textes strukturell und inhaltlich


eingebettet.

Ein Text ist eine über den Satz hinausgehende,


abgeschlossene, thematisch gebundene, sinnvolle sprachliche
Einheit.
• schriftlich
• mündlich
Textlinguistik
Verschiedene Textsorten:
➢ Selbstreferenzialität (strukturelle Merkmale des Texts)
➢ spezifische Funktionen (Erkennen der Textsorte trägt zum
Verständnis bei)
Textsorten
kommunikative Muster;
Handlungsroutinen, basierend auf kulturellen Übereinkünften

Orientierung an Inhalt und Absicht des/der Produzierenden


(Aufforderung, Mitteilung, Belehrung, Unterhaltung, etc.)

❖ z.B. Werbetext, Einladung, Bericht, Rezept, Erzählung,


Gespräch, ...

➢ Strukturelle Merkmale (Grammatik, Satzbau, etc.),


Wortschatz, ...

Selbstreferenzialität
Textualität
Beaugrande & Dressler (1981):

• Kohäsion
• Kohärenz
• Intentionalität
• Informativität
• Akzeptabilität
• Situationalität
• Intertextualität
Textualität

• Kohäsion:
Text als Verbindung von Sätzen, Markierung von
Zusammenhängen im Text durch grammatische Formen und
Konventionen

• Kohärenz:
Sinnherstellung, auf Basis von Konzepten und Relationen der
Konzepte (Referenzen, Inferenzen, Reihenfolge, Weltwissen,
etc.), > Thema / Inhaltlicher Zusammenhang des Textes

➢ Text und Syntax, Semantik, Thema


Textualität
• Intentionalität
Absicht des/der Produzierenden, einen kohärenten und
kohäsiven Text herzustellen
• Situationalität
Bezug zur Situation, in der Texthandlung stattfindet
• Informativität
Grad der Bekanntheit, Neuheit, Wahrscheinlichkeit der
Informationen
• Akzeptabilität
Herstellung eines Sinns (durch die/den Rezipierende/n)
➢ Text im Handlungszusammenhang
Textualität
• Intertextualität

Verbindung zwischen Texten


(z.B. mit allen Texten der gleichen Textsorte)
Text und Kognition
• Semantische Felder
➢ Gruppe von Lexemen, die durch ihre Bedeutung / Konzepte
miteinander in Beziehung stehen, z.B. Berufe, Farben,
Lebensmittel etc.
• Frames, Schemata, Scripts
➢ Hintergrundwissen zu Lexemen durch Erfahrung,
Weltwissen, mentale Repräsentation, z.B. kaufen =
„Transaktion“

• Inferenzen, mentale Modelle


Kohäsion und Kohärenz
Verknüpfung von Sätzen:

• Parataxe („Koordination“)
• Hypotaxe („Subordination“)

Alle sind da. Wir fangen jetzt an.


Alle sind da und wir fangen an.
Wenn alle da sind, fangen wir an.
Wir fangen an, obwohl noch nicht alle da sind.
Alle sind da, bevor wir anfangen.
Koordination
• Ikonische Reihenfolge
• Kontrast
• Kausalität
• Koordinationsellipse
Kohäsion und Kohärenz
Subordination:

• unselbständige Struktur der Nebensätze (Abhängigkeit)


• keine eigene sprachliche Handlung
• Ergänzung

Ich bewundere, wie du das immer hinkriegst.


Matrixsatz

Als ob du das wüsstest!


Insubordination
Koreferenz
• zwei sprachliche Formen referieren auf denselben
Referenten
• zwischen Matrixsatz und Nebensatz
• zwischen Sätzen

➢ nominale und pronominale Formen


➢ Synonyme
➢ Adverben (dort, dann, da, ...)

Anaphorische Referenz:
Antezedens - Anapher
Joseph kaufte sich das Auto, obwohl er es sich eigentlich nicht
leisten konnte.
Anapher
Joseph kaufte sich das Auto, obwohl er es sich eigentlich nicht
leisten konnte.

Frank hat seinen Schirm verloren und mir ist er geklaut


worden.
„lazy anaphora“

Katapher
Warum er die Firma verkaufte, hat unser Vater uns nie erklärt.
Subordination
• Adverbialsätze
• Relativsätze
• Komplementsätze
• Infinitiv- und Partizipialsätze
• Verbserialisierung
• Satzverkettung
• Konverb-Konstruktionen
Sprache und Kultur

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 347-360


Sprache als kulturelle Praktik
Sprechen = eine Form der sozialen Handlung

➢ soziale Handlungen sind stark kulturell geprägt

➢ Sprache = kulturelles Phänomen


➢ Kultur = Bestandteil sprachlicher Interaktion

• sprachliche Prozesse der Herstellung von Kultur – in konkreten Interaktionen


Beispiele:
• Anrede
• Höflichkeitsformen
• Rituale
• Genres
• etc.

Gegenstand der Anthropologischen Linguistik & Soziolinguistik


Fragestellungen
• Zusammenhang von Sprache, Denken und Wirklichkeit
• Kulturspezifische kommunikative Praktiken
• Kulturelle Aspekte sprachlicher Verschiedenheit und Kontakte
• Standardisierung von Sprache, Nationalsprachen
• Schrift, Schriftlichkeit, Schriftsysteme
• Sprachwandel und –tod in Zusammenhang mit kulturellem Wandel
Sprache und Denken
Sprache und Denken / Sprache und Wahrnehmung

Sapir-Whorf-Hypothese
„Sprachlicher Relativismus“
Whorf:
keine Tempusflexion, keine Wörter, die auf
Zeit referieren > kein Konzept für Zeit
> entkräftet!!

Annahme: Kategorien einer Sprache spiegeln die Wahrnehmung wider und


umgekehrt beeinflussen sie die Wahrnehmung.

Boroditsky:
https://www.ted.com/talks/lera_boroditsky_how_language_shapes_the_way_we_think?lan
guage=de
Sprache als kulturelle Praktik
Anredeformen:

• Distanz – Nähe
• Hierarchie
Deutsch: du (2SG) – Sie (3PL); früher: Ihr (2PL), er / sie (3SG)
Niederländisch: je (2SG) - U
Französisch: tu (2SG) – vous (2PL)
Italienisch: tu (2SG) - lei (3SG) und loro (3PL)
Ungarisch: te (Nähe) – maga (Distanz) – ön (Förmlichkeit)
Hindi: tū (Intimität) – tum (Nähe) – āp (Distanz)

Anredepronomen nur in der 2SG, z.B. Hebräisch, Tagalog, Englisch, …


➢ Andere Konstruktionen (morphologisch, syntaktisch, lexikalisch)
• Titelverwendung
• Konjunktiv
• spezifische Lexemauswahl (z.B. Sinhala)
• spezifische Flexionsformen (z.B. Japanisch, Koreanisch)
• Vermeidungssprache (australische und afrikanische Sprachen)
„Kultur“
 Kultur als Wissen (gemeinsames Wissenssystem einer Gemeinschaft; Goodenough)
➢ Sprache ermöglicht Einblicke in das Denken

 Kultur als Text („Lesbarkeit“ der Bedeutungen von Praktiken, Symbolen; Geertz)
➢ Sprache als wichtigstes Zeichensystem einer Kultur

 Kultur als Verhaltenspraxis (verfestigte, durch Sozialisierung erworbene


Handlungsformen; Bourdieu)
➢ Sprachliche Fundierung alltäglicher Praktiken

 Kultur als emergenter Prozess zwischenmenschlicher Interaktionen (Gumperz)

➢ Sprache zentrales Mittel der Wirklichkeitskonstitution

❖ Zentrale Rolle von Sprache und Kommunikation


Sprache und Kultur -
wissenschaftsgeschichtlich
18. Jahrhundert:
Philosophie, Sprachwissenschaft, Kulturanthropologie
Johann Gottfried Herder: In der Sprache „charakterisiert sich der erfindende
menschliche Geist.“
19. Jahrhundert:
Wilhelm von Humboldt: Sprache als „äußerliche Erscheinung des Geistes der
Völker“

Hermann Paul: Sprechen als zentrale kulturelle Tätigkeit.

20. Jahrhundert:
Strukturalistische und generative Linguistik – keine Berücksichtigung des kulturellen
Kontexts
➢ Hymes & Gumperz: „Ethnographie der Kommunikation“ (Erforschung von Sprache
/ Sprechen im situativen Kontext ihres Gebrauchs)
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Verwendung von Sprache im Alltag
Beispiel Begrüßungsrituale

Universelle Merkmale:
 Am Beginn von Begegnungen
 Etablierung eines geteilten Wahrnehmungsfeldes
 Paarweise Organisation
 Form und Inhalt relativ vorhersagbar
 Räumlich-zeitliche Interaktionseinheit
 Funktion der Signalisierung von Kenntnisnahme

Kulturelle Unterschiede:
❖ Standardfragen (Befinden, Gesundheit, Weg, Essen, ...)
❖ Form
❖ Gestik
Markierung sozialer Beziehungen und Hierarchien
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Verwendung von Sprache im Alltag
Markierung sozialer Beziehungen und Hierarchien
z.B. Wolof:
• Sozial niedriger Rang: verbale Aktivität, Initiative bei der Begrüßung, ritualisierte
Fragen
• Sozial höherer Rang: verbale Passivität

z.B. Im Deutschen:
das „Du-Anbieten“: ältere oder ranghöhere Person

z.B. Bikol:
Ja / Zustimmung: iyo (gleichrangig, familiär) – opo (formeller, höflicher)
Danke: salamat! vs. salamat po!

z.B. Chinesisch:
Verwandtschaftsbezeichnungen zur Anrede auch nicht-verwandter Personen:
bóbo „Onkel“ (höherrangig) vs. shūshu „Onkel“ (niedrigerer Rang)
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Schlüsselkonzepte
• Kommunikative Praktiken
• Indexikalität und Kontextualisierung
• Sprachliche Ideologie
• Partizipationsstruktur
• Sprechgemeinschaft
• Soziale Identität
• Performanz
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Kommunikative Praktiken
• Sprachlich-kommunikative Formen und Funktionen im lebensweltlich verankerten
Gebrauch; Verwendung von sprachlichen Formen und Funktionen zum Ausführen
sozialer Handlungen
• Prozesscharakter der Konstitution sozialer Wirklichkeit durch sprachliches
Handeln
(Beispiel: „Ritual des zerstampften Reises“)

Indexikalität und Kontextualisierung


• Umfassende Kontextbezogenheit sprachlicher Äußerungen:
Stimme, Sprechtempo, Akzent, Dialekt, Höflichkeitsformen, Lexikalische
Auswahl, Code-Switching, etc. sind Indizes (keine kontextfreie
referentielle Bedeutung)
• Interagierende konstruieren dadurch den Handlungskontext > Kontext als soziales
und interaktives und reflexives Konstrukt
• Kontextualisierungshinweise
(Beispiel: Code-Switching zur Kontextualisierung eines autoritäten Rahmens)
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Sprachliche Ideologien
• Konzeptionen über Sprache und sprachliche Praktiken
• Einstellungen, Meinungen, „Theorien“ über Sprache, die sprachliche Interaktion
beeinflussen
(Z.B. Urteile wie „schöne“ Sprachen, „schwierige“ Sprachen, „falsche“ Grammatik,
„Frauen- vs. Männersprache“, „Sprachverfall“)

Partizipation
• Beziehungen, Positionierungen, interaktive Rollen der GesprächsteilnehmerInnen
• Orientierung an kommunikativen Ereignissen
• Zusammenspiel mit kommunikativen Gattungen
Kommunikative Gattungen
Historisch und kulturell spezifische, gesellschaftlich verfestigte Lösungen
kommunikativer Probleme.
(mehr oder weniger flexible) Muster, an die sich die Interagierenden orientieren
z.B. Vortrag, Vorlesung, Witz, Streitgespräch, Kurzgeschichte, Klatschgeschichte,
Vorstellungsgespräch, Lamento, etc.
• schriftliche und mündliche Genres

 Gattungswissen > Gattungserwartungen, auf Seiten der SprecherInnen und der


RezipientInnen (bzgl. Form und Inhalt)

 Kulturell spezifische Repertoires und Konventionen

 Gattungswandel
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Sprechgemeinschaft
Identifikation nach Gumperz (1968/2001):
• Mitglieder interagieren häufig miteinander
• Mitglieder verfügen über gemeinsames „verbales Repertoire“
• Mitglieder teilen soziale Normen bzgl. des angemessenen Sprachgebrauchs
(sprachliche Ideologien)
Trifft auf pluralistische Gesellschaften nur noch eingeschränkt zu

Neuerer Ansätze:
„Communities of practice“
„Soziale Netzwerke“
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Soziale Identität
• Kommunikative Markierung der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen oder
Kategorien (Multiple soziale Identitäten eines Individuums)
• Identitätsbezogenes Handeln

Performanz

• im Zentrum der Sprachbeschreibung (vs. Kompetenz)


• Weiter Performanzbegriff: sprachlich-kommunikativer Prozess der Herstellung
von sozialen Wirklichkeiten („doing culture“, „doing gender“, etc.)
• Enger Performanzbegriff: Performance als Darbietung verbaler Kunstfertigkeit
(„guter Erzähler“, „gute Rednerin“, etc.)
Mehrsprachigkeit
und Sprachkontakt I

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 377-390


Mehrsprachigkeit
- individuell
- gesellschaftlich
- institutionell

✓ psycho- und soziolinguistische Eigenschaften / Verhaltensweisen

Sprachkontakt
wechselseitiger Einfluss der Sprachen aufeinander die miteinander im Kontakt
stehen (Sprachstruktur)
Mehrsprachigkeit
... ist der „Normalfall“ – Einsprachigkeit ein „Sonderfall“

Individuelle Mehrsprachigkeit:
- funktionale Definition:
• je nach Situation wird eine der verfügbaren Sprachen verwendet
• diese müssen nicht „gleich gut“ beherrscht werden
• ggf. verschiedene Modalitäten
• ggf. verschiedener Wortschatz
• etc.

- dynamisches Konzept (veränderlich)

Diskursive Mehrsprachigkeit:
- mehrsprachige Praxis:
• Code-Switching
• Kommunikation zw. L1- und L2-Sprecher/innen
• Lingua Franca
• Ethnolekt
https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/professuren/multilinguale-kontexte/kiezdeutsch-1?
Mehrsprachigkeit
... ist der „Normalfall“ – Einsprachigkeit ein „Sonderfall“

Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit:

- mehrere Sprachen auf einem Territorium


• Gebieten mit Sprachminderheiten (primär und sekundär Mehrsprachige)
• territoriale Mehrsprachigkeit (Bsp. Schweiz, Kanada)
• autochtone und allochtone Minderheiten

Institutionelle Mehrsprachigkeit:

- mehrere Sprachen auf Verwaltungsebene


• UNO, Europa-Parlament, mehrsprachige Staaten, etc.
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Individuelle Mehrsprachigkeit:

- Erwerb mehrerer Sprachen im Laufe des Lebens


- Veränderung in der funktionalen Verteilung
- Veränderung in der Kompetenz
- Veränderung in der Dominanz (bis hin zur Spracherosion)

• L1-Erwerb: zwei oder mehr Sprachen werden mehr oder weniger gleichzeitig
während der Kindheit erworben

• L2-Erwerb: Erwerb einer oder mehrerer Sprachen NACHDEM die


Erstsprache(n) etabliert wurden (spätere Kindheit, Jugendalter,
Erwachsenenalter).
➢ Kindheit: bilingualer Erwerb und Zweitspracherwerb können überlappen

Erwerbstypen:
- ungesteuert (mündlich)
- gesteuert (mündlich & schriftlich)
(meistens kombiniert)
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb

- bis ca. 3 Jahre


- verschiedene Settings:
• 2 Familiensprachen („Vater“sprache & „Mutter“sprache)
• Familiensprache & Umgebungssprache
• 1 Familiensprache = Umgebungssprache
• 2 Familiensprachen & andere Umgebungssprache
• etc.

- zahlreiche Einflüsse:
Universelle, individuelle, soziale Faktoren beeinflussen, was, wie schnell, wie gut
Sprachen von unterschiedlichen Personen unter unterschiedlichen Lernbedingungen
erworben wird.
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb

Forschungsfragen:
• Wie sind die beiden Sprachen im Gehirn repräsentiert?
• Eine gemeinsame oder zwei getrennte Repräsentationen?
➢ Eher zwei Systeme angenommen, aber mit Verbindungen.

Evidenz:
• 6 Monate alte bilinguale Babys unterscheiden bereits die Sprachlaute entsprechend der
beiden Systeme
• Kinder verwenden von Anfang an unterschiedliche Sprachen je nach Gesprächspartner
(abhängig vom Input)
• Bei Aphasie kann eine Sprache erhalten sein und eine gestört
• Bilinguale nutzen die rechte HS stärker als Monolinguale

o Getrenntheit der Systeme abhängig vom Professionalitätsgrad – je „besser“, desto eher


zusammen gespeichert
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb

Bilinguales Lexikon:
• Zu Beginn 1 Objekt / Konzept : 1 Wort
• Später: Übersetzungsäquivalente (> 2 Lexika)
• Sprachbewusstsein

Transfer:
• Struktur einer Sprache wird nicht direkt auf die andere Sprache übertragen
• Grammatische Entwicklungsstadien kommen alle auch beim monolingualen Erwerb vor
• Zweite Sprache beeinflusst die Geschwindigkeit des Erwerbs einzelner grammatischer
Strukturen (Beschleunigung oder Verzögerung), stark abhängig von den jeweiligen
Sprachen
• Transfer auch von L2 auf L3 möglich etc.

Beispiel:
▪ V2-Stellung in Nebensätzen
▪ Übergeneralisierung von Flexion
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb

Unterschiede zwischen Monolingualismus und Bilingualismus:

• Linguistisch: gleiche Fertigkeiten, gleiche Erwerbsstadien wie Monolinguale


• Metalinguistisch und kognitiv: bei gewissen Aufgabenstellungen Bilinguale im Vorteil

Unterricht: im Idealfall in beiden Sprachen, aber auch Unterricht in der L2-


Mehrheitssprache führt normalerweise nicht zum Verlust der Erstsprache.
Wenn allerdings Herkunftssprache nicht gefördert wird, stagniert deren Entwicklung.

Sprachstörung: wird nicht durch Bilingualismus erschwert oder erleichtert.


Erwerb der Mehrsprachigkeit
Zweitspracherwerb / sukzessiver bilingualer Erwerb
• frühkindlicher vs. späterer Zweitspracherwerb

• Kritische Periode / Sensitive Periode

➢ Alterseffekte können ab 2 Jahren beobachtet werden

➢ Kritisches Alter ca. mit 6 Jahren für Phonologie und mit ca. 15 Jahren für
Morphosyntax

Erklärungsansätze:
• neuro-biologische Veränderungen im Gehirn (Lateralisation, Plastizität,
Myelinisierung, etc.)
• sozio-edukative und motivationale Faktoren
• Persönlichkeitsausbildung
L2-Phonetik/Phonologie
Fremdsprachlicher Akzent und Erwerbsalter:

Zahlreiche Studien: Nicht-L1-Sprachbeispiele wurden konsequent durch L1-


SprecherInnen identifiziert

• phonetische Kategorien oder mentale Repräsentationen von Phonemen der L1


werden mit 5 bis 7 Jahren stabilisiert.
• danach: neue phonetische Kontraste werden durch einen L1-Filter verarbeitet

Fremdsprach-Akzent entsteht “… because one has learned to pronounce the L1 so


well” (Fledge 1999: 125).

➢ Je älter man bei Beginn des L2-Erwerbs ist, desto gefestigter sind die L1-
Kategorien.

Jedoch auch Ausnahmen, “near native level” auch im Erwachsenenalter erreichbar.


L2-Grammatik
“Endzustand” der L2?

Ergebnisse zahlreicher Studien:


• Erwerbsbeginn vor der Pubertät: Erreichen von fast muttersprachlichen
grammatischen Intuitionen

• Intuitionen späterer LernerInnen: signifikante Unterschiede zu


MuttersprachlerInnen, unabhängig von der Dauer des L2-Erwerbs

ABER: auch hier Gegenbeispiele

➢ Zweifel an der “Critical Period”

Tendenziell gilt: früherer Beginn ist erfolgreicher ist als späterer.


Interlanguage
“Lerner/innenvarietät” (Selinker 1972):

• eigenes System (Repräsentation) auf dem Weg zur Zielsprache


• nicht direkt ableitbar aus der Zielsprache; Zusammenspiel von 2 (oder mehr)
Sprachsystemen
• (systematische) Übergänge zwischen Stadien
• große Variationsbreite
Mentale Repräsentation
Mehrsprachiges Lexikon:

Lexikalisches Netzwerk / Distributed Feature Model


➢ Subset-Hypothese:
• ein konzeptueller Erfahrungsspeicher
• unterschiedliche Verknüpfung der verschiedensprachlichen Einträge
• verschieden große Überlappungen bei Übersetzungsäquivalenten

Sprachmarkierungsmodell:
• Einträge im mentalen Lexikon sind mit sprachspezifischen Tags versehen
➢ Auswahl der richtigen Merkmale und Unterdrückung der nicht “benötigten”
➢ Je mehr Merkmale übereinstimmen, umso favorisierter die Auswahl (>
Verwechslungen)
Mentale Repräsentation
Grammatik (Morphosyntax):

Unterschiedliche Lokalisation der syntaktische Verarbeitung in bilingualen Gehirnen:


• L2–Erwerb Beginn nach 8 Jahren vs. frühe Bilinguale oder Monolinguale

“computational learning mechanism” – beschränkt durch biologisches Zeitfenster?

Nicht beobachtbar für semantische Verarbeitung – “associative learning mechanisms”


– frei von Altersbeschränkungen??

➢ Erlernen syntaktischer Funktionen (in L1 und L2): fundamental anders als das Erlernen
semantischer Merkmale

Wichtiger Faktor für die neuronale Verarbeitung:


Je mehr Praxis, desto geringer die neuronale Aktivität
Code-Switching
Wechsel zwischen zwei (oder mehr) Sprachen oder Varietäten innerhalb eines Gesprächs /
einer Äußerung.

❖ Code-Switching vs. Code-Mixing vs. Entlehnung

• Länge der Äußerungskomponente


• Anpassung an die “Matrixsprache” (phonetisch/phonologisch,
morphologisch)

3 verschiedene Prozesse /Typen (nach Muysken 2000):


− Insertion
− Alternation
− kongruente Lexikalisierung

 grammatische Aspekte
 kognitive Aspekte
 diskursstrategische Aspekte
Code-Switching
Wechsel zwischen zwei (oder mehr) Sprachen oder Varietäten innerhalb eines Gesprächs /
einer Äußerung.

• pragmatisch motiviertes / funktionales Code-Switching


➢ situatives CS (Thema, Gesprächsteilnehmer/innen, Ort, Kontext)
➢ konversationelles CS (Kontextualisierungshinweise, expressive Funktion)
➢ Referentielle Funktion
➢ Poetische Funktion
➢ CS als Identitätscodes

• psycholinguistisch motiviertes / nicht-funktionales Code-Switching (“unbeabsichtiges”


CS)
➢ Trigger-Effekte (Überlappungen zwischen den Sprachen, lexikalisch, grammatisch,
phonetisch/phonologisch)
Code-Switching
Wechsel zwischen zwei (oder mehr) Sprachen oder Varietäten innerhalb eines Gesprächs /
einer Äußerung.

❖ Grammatische Struktur

• Beispiel: Matrix Language Frame Model


(Myers-Scotton 2002, 2006)

− Matrixsprache (gibt den morphosyntaktischen Rahmen vor)


− eingebettete Sprache
Mehrsprachigkeit
und Sprachkontakt II

VO Einführung in die Sprachwissenschaft II

Sommersemester 2021

Veronika Mattes

vgl. Auer 2013: 390-402


Sprachkontakt
• Wechselseitige Beeinflussung von zwei oder mehr Sprachen oder Varietäten.
• Sprachen/Varietäten stehen durch mehrsprachige Sprecher/innen in Kontakt
miteinander und/oder
• Sprachen/Varietäten stehen durch Sprecher/innen der verschiedenen Sprachen
in einer Gruppe in Kontakt.

„Ort“ des Sprachkontakts:


- Psycholinguistische Perspektive: Gehirn des mehrsprachigen Sprechers / der
mehrsprachigen Sprecherin
- Soziolinguistische Perspektive: soziale Gemeinschaften

• Sprachen nähern sich aneinander an > Konvergenz


- Kontaktbedingte Form des Sprachwandels
- Psycholinguistische Beeinflussung: Transfer
Sprachkontakt
Transfer:
Übertragung eines sprachlichen Elements oder einer sprachlichen Struktur wird von
von einer Sprache in die andere.

• L1 > L2 (v.a. Phonologie, Grammatik, Semantik)


• L2 > L1 (v.a. Lexikon)
- abhängig von der Dominanz
- kann auf die Sprachgemeinschaft übergehen

Dominanz:
- Individuell
- Gesellschaftlich (Mehrheitssprache vs. Minderheitssprache)
Sprachkontakt
Stufen:
1: geringer Kontakt (nur lexikalische Entlehnungen, meist für Konzepte, die aus der
L2 übernommen werden)

2: mehr Kontakt (lexikalische und strukturelle Beeinflussung, im Zuge von


Funktionen, die übernommen werden)

3: intensiver Kontakt (auch Funktionswörter und Morpheme werden übernommen,


Phoneme ins System integriert)

4 & 5: umfassende Entlehnungen bis hin zu typologischem Wandel der Sprache(n)


oder sogar Sprachwechsel
Sprachkontakt
Entlehnbarkeit:
Inhaltswörter > (freie) Funktionswörter > (gebundene) Morpheme

Was wird entlehnt?


• Konkretes Sprachmaterial
• Abstrakte Strukturen
• Konzepte
• Kontexte

Beeinflussende Faktoren:
- Alter der Sprecher/innen
- Register
- Verwendungshäufigkeit
Tagalog:
“may stock ng rice.
Sprachkontakt 2x11kg per customer
lang daw.”

Gründe für Entlehnungen:


- cultural borrowing
- sprachinterne Gründe (Einfachheit, Einheitlichkeit, etc.)
- kommunikative Routinen

Integration:
• Verschiedene Grade der phonologische Anpassung
• Morphologische Integration

Bikol: fruit salad


ma-ispid „schnell“ (engl. speed)
pirme „immer“ (sp. firme)
hoben „jung“ (sp. joven) Mga cuties!
harvest Ang cu-cute
Thank you ate
besbol “baseball“ naman!
Rosa, happy new
year po!
Sprachkontakt
Semantische Übernahmen:
Übertragung von Bedeutungen (v.a. bei verwandten oder semantisch ähnlichen
Wörtern)
> „wörtliche Übersetzungen“

Syntaktische Übernahmen:
Satzstruktur (Wortstellung), v.a. Anwendungsausweitungen von vorhandenen
Strukturen

Grammatischer Ausbau:
Grammatikalisierung von Kategorien, parallel zur Kontaktsprache
(„Replikakonstruktion“)

Morphologische Entlehnungen:
Entlehnung von Morphemen (v.a. Wortbildungsmorpheme)

Phonologische und prosodische Entlehnungen:


Entlehnung Phonemen, phonologischen Regeln, Intonationsverläufen
Sprachkontakt
Entwicklungstendenzen:

• Beschleunigung von bereits vorhandenen Entwicklungen


• Kognitive Prinzipien, d.h. die Struktur, die kognitive Vorteile in der Verarbeitung
hat, wird übernommen
• Ausbau latenter Kategorien, wenn diese Kategorie in der Kontaktsprache
grammatikalisiert ist

➢ Prinzip der kognitiven Ökonomie


Mischsprachen
Entstehung neuer Sprachen durch intensiven Sprachkontakt
➢ Pidgin- und Kreolsprachen (keine gemeinsame Sprache in einer Gemeinschaft)
➢ bilinguale Mischsprachen (bilingualen Gemeinschaften)

Pidginsprachen
Definitionskriterien:
• Unverständlichkeit aus Sicht der Quellsprachen
• Konventionalisierung
• nicht die L1 der Sprecher/innen

Merkmale:
• Paraphrasen
• Vereinfachte Grammatik
• Reduzierte Phonologie

https://apics-online.info/
Mischsprachen
Pidginsprachen

Entstehungsprozesse:
• Vereinfachung der Lexifiersprache(n) durch die Sprecher/innen
• Relexifizierung der Matrixsprache(n)
• Universale Tendenzen
Mischsprachen
Bilinguale Mischsprachen

Entsteht in bilingualen Gemeinschaften

Beispiele:
Media Lengua (Ecuador): Quechua & Spanisch (vorwiegend grammatische und
phonologische Struktur des Quechua & Lexikon des Spanischen)

Michif (Kanada): Cree & Französisch (Vermischung der grammatischen Strukturen


beider Sprachen: Nominalstrukturen des Französischen & Verbalstrukturen des Cree)
Tutorium 04.03.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Bis nach Ostern online:
• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09

• Dann evtl. am Wall: 1. Obergeschoss, UR 33.1.010

• Bei Fragen: l.hoellebauer@edu.uni-graz.at oder auch im Studo-Chat

• Alle Unterlagen, Neuigkeiten: moodle!


Tutorium
• freiwillig
• Keine Anwesenheit nötig
• Keine Anmeldung möglich

• ABER! Wir ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN!


FRAGEN?
Wer hat die Prüfung zur Einführung in die
Sprachwissenschaft 1 schon gemacht?
Was haben wir eigentlich im letzten Semester
gelernt?
• Phonetik/Phonologie
• Prosodie
• Morphologie Allgemeine Sprachwissenschaft

• Semantik
• Syntax

• Geschichte der Sprachwissenschaft


• Typologie, Sprachbund, Universalien…
Okay und jetzt?
• Typologie und Universalienforschung
• Soziolinguistik
• Pragmalinguistik Angewandte
Sprachwissenschaft
• Psycholinguistik
• Kognitive Linguistik
• Neurolinguistik
• Kontrastive Linguistik
• Anthropologische Linguistik
• Historische Linguistik
…das ist ja schon ziemlich viel…
• Variationslinguistik / Soziolinguistik (Kapitel 7)
• Psycholinguistik (Kapitel 5, 9)
• Textlinguistik (Kapitel 5)
• Sozio- u. Pragmalinguistik (Kapitel 6)
• Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt (Kapitel 11)
• Anthropologische Linguistik (Kapitel 10)
Fragen?
Ich mag Eis.
Allophone Vokale/Konsonanten Auslautverhärtung

Phonetik/Phonologie
[i .mak.ais]

Phonologische Prozesse
Diphthong
Auslautverhärtung
Prosodie
• Ich mag Eis → CV. CVC VC
• Ambisillabische Silben
• Sonoritätshierachie
• Kopf, Nukleus, Koda → Reim

• Suprasegmentalia
• US zwischen Ich mag Eis. Und Ich mag Eis?
Morphologie: Ich mag Eis.
• Welche Morpheme hat der Satz.
• Wie viele Token/Types?
• Welche Kategorien werden beim Pronomen angezeigt?
• Welche Kategorien beim Verb?
• Was wäre Erdbeereis?
Semantik
• Welche Bedeutung hat das Wort Eis?
• Welche Bedeutung hat das Wort mögen?
• Welche Bedeutung hat das Wort ich? Wer ist ich?
• mögen vs. hassen
• Was ist der Unterschied zwischen Wortbedeutung und
Satzbedeutung?
Syntax
• Ich mag Eis.

• S → NP, VP
• NP→ N
• VP → V NP

• Mögen → ditransitiv
• Welche semantischen Rollen gibt es?
• Was sind fakultative Argumente, obligatorische Argumente, freie Angaben?
• Welche Mitspieler werden vom Verb gefordert?
Und jetzt?
Variationslinguistik / Soziolinguistik (Kapitel 7)
• Varietäten einer Sprache:
• Diatopische Variation: räumliche Variation
• Diaphasiche Variation: situationsbezogene Variation
• Diachrone Variation: zeitliche Variation (Sprachwandel)
Und jetzt?
• Psycholinguistik
• Wie wird Sprache erworben?
• Wie funktioniert das mentale Lexikon etc.

• Sozio- und Pragmalinguistik


• das sprachliche Handeln

• Mehrsprachigkeit, Sprachkontakt

• Anthropologische Linguistik
• Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur
Ich mag Eis.
• Eis DT. vs. ice ENG
• I mog Eis → Dialekt
• Historisch betrachtet: ›mögen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) |
DWDS

• Ich mag ein Eis. Vs. Ich möchte bitte eine Kugel Eis.
Welche Begriffe MÜSSEN wir uns unbedingt
merken?
• Phon/Phonem/Allophon
• Silbe, Sonoritätshierarchie
• Graphem
• ALLE Aritkulationsarten und Orte
• Phonologische Prozesse: Assimilation, Dissimilation, Tilgung,
Metathese, Neutralisierung, Auslautverhärtung,
• Morpheme,
• Flexion, Derivation, Komposition
• Affixe: Präfix, Suffix, Zirkumfix, Infix,
Welche Begriffe müssen wir uns unbedingt
merken?
• Metapher, Metonymie,
• Grammatikalisierung,
• Konstituenten
• VP, NP, PP
• Rektion, Kongruenz
• Valenz
• Semantische Rollen
• Fakultative Argumente, obligatorische Argumente, freie Angaben
Tutorium 11.03.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche 18.03. ONLINE
• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09

• ACHTUNG! Start 15:30 Uhr


• Beispiele werden wsl vorab hochgeladen, wenn möglich schon vorab
anschauen!
FRAGEN?
Variationslinguistik
• Sprachliche Variation
• Vorkommen von mehreren funktional äquivalenten sprachlichen Ausdrücken
= Varianten
• Alle Varianten haben die selbe sprachliche Funktion
• Sprachgemeinschaft → Text

• Variationslinguistik will nicht nur sprachliche Variation beschreiben


sondern auch SYSTEM/REGEL dahinter erkennen!
Wo kommen solche Varianten vor?
Ah deswegen
• Lexikon mussten wir das im
letzten Semester
• Lautung lernen, jetzt können
wir anwenden!!!
• Morphologie
• Syntax

• Alle Varianten zusammen → sprachliche Variable


Welche Varianten unterscheiden wir
• sprachINTERNE
• sprachEXTERNE → Varietäten
• Diatopisch (räumlich)
• Diaphasisch (informell/formell → Register)
• Diachron (zeitlich)
• Diastrisch (sozial)

• Unterschied Soziolinguistik/Variationslinguistik:
• Soziolinguistik NUR sozial bedingte Varianten
Prestige
• Offen: völlig klar, weil es durch die gesellschaftlichen Normen so
vorgegeben wird

• Verdecktes Prestige: Identitätsstiftend, mit dieser Variante grenzt man


sich von anderen ab
SprachINTERNE Einflussfaktoren
• Lautliche Faktoren
• die lautliche Umgebung beeinflusst Wahl der Variante

• Lexikalisch-semantische Faktoren
• Z.B. Belebtheit, Aktionsart der Verben etc.

• Pragmatische Faktoren
• Informationsstruktur → welche Information soll hervorgehoben werden?
• Thematizität

• Prozessierungsfaktoren
• Kognitive Faktoren beeinflussen Auswahl der Variante
Methodik
• Sammlung von Sprachdaten: FELDFORSCHUNG

• Transkription: phonetische Transkription möglich

• Annotation: Sprache wird getaggt

• Analyse → statistische Auswertung


Projekt „Wien Graz – Städte und ihre
sprachlichen Strahlkräfte“
Schritt Anmerkung Forschungsgruppe
ling. Merkmalen Sollen Varianz aufweisen Die Sprache in Graz wird
untersucht, interessant ist, dass es
im Dialog Personen gibt, die mit
„Voll“ auf Fragen antworten.
Datensammlung Die Informantengruppe muss
ausgewählt werden, alle
notwendigen sozialen Parameter
müssen berücksichtigt werden
Interviews mit TeilnehmerInnen Formell und informell Es werden Interviews geführt,
einerseits Interviews mit einem
Mitglied des Forschungsteams
(formell), andererseits sollen sich
die TeilnehmerInnen mit
FreundInnen unteralten
(informell)
Schritt Anmerkung Forschungsgruppe
Datenanalyse Wie oft/Wann wird untersuchtes Nach der Transkription wird
Merkmal verwendet? untersucht WANN der Partikel
„Voll“ verwendet wird.

Auswahl relevanter sozialer z.B. Altersgruppe, Klasse etc. Altersgruppe und informelle
Parameter Gespräche relevante sozialer
Parameter
Aufzeigen von Zusammenhang von Da keine andere Gruppe, Außer
sozialen Parametern und Jugendliche, den Partikel „voll“ als
sprachlichen Merkmalen Antwortpartikel verwenden, ist
davon auszugehen, dass anhand
der vorliegenden Daten ein
Zusammenhang zwischen
Gesprächssituation, Alter der
TeilnehmerInnen und Verwendung
des Partikels besteht.
William Labov
• Differenzhypothese vs. Defizithypothese
• Department Store Study
• Martha‘s Vineyard Studie
Fragen?
Sprachintern oder externer Einfluss?
• Lautlicher Faktor
• Räumlicher Faktor
• Pragmatischer Faktor
• Lexikalisch-semantischer Faktor
• Grammatischer Faktor
• Sozialer Faktor
• Historischer Faktor
Entscheide offenes / verdecktes Prestige
• Daniel ist Kärntner, er kommt genauer gesagt aus Völkermarkt, einem
Ort der auch zum Teil aus der slowenischen Bevölkerungsgruppe
besteht. Auch er ist Teil der slowenischen Bevölkerungsgruppe und
hat zwei Muttersprachen: Slowenisch und Deutsch.

• Eines Tages muss er in die Gemeinde, weil er seinen Hauptwohnsitz


ummelden will. Hier spricht er deutsch, auch in der Schule lernt er
deutsch und verwendet die Sprache auch, wenn er sich mit allen
seinen Mitschülern unterhält.
Entscheide offenes / verdecktes Prestige
• Daniel ist Kärntner, er kommt genauer gesagt aus Völkermarkt, einem
Ort der auch zum Teil aus der slowenischen Bevölkerungsgruppe
besteht. Auch er ist Teil der slowenischen Bevölkerungsgruppe und
hat zwei Muttersprachen: Slowenisch und Deutsch.

• Daniel gründet gemeinsam mit einer Freundesgruppe, die auch alle


der slowenischen Bevölkerungsgruppe angehören, einen Verein.
Wenn sie sich unterhalten, sprechen sie Slowenisch.
Wie heißt der Fachbegriff
1 Diatopischer Faktor A Zeitlicher Faktor

2 Diaphasischer Faktor B Räumlicher Faktor

3 Diachroner Faktor C Sozialer Faktor

4 Diastratischer Faktor D US informell/formell → Register


Wahr oder falsch, wenn falsch stelle richtig
• Die Haplologie besagt, dass Gleiches an Gleichem angefügt werden
soll, damit alle Sprachstrukturen ähnlich sind.
• Es ist nicht möglich, dass zwei Varianten nebeneinander bestehen.
• Variationslinguistik ist nur ein anderes Wort für Soziolinguistik.
• Sprache ist ein homogenes System, es ist starr und verändert sich nie.
• Wer sprachliche Variation analysieren möchte, muss ein einziges
Gespräch aufnehmen und kann damit arbeiten.
• Backte/buck ist ein Beispiel für einen sprachinternen, nämlich
lautlichen Einfluss.
Wahr oder falsch, wenn falsch stelle richtig
• Die Haplologie besagt, dass Gleiches an Gleichem angefügt werden
soll, damit alle Sprachstrukturen ähnlich sind.
• Es ist nicht möglich, dass zwei Varianten nebeneinander bestehen.
• Variationslinguistik ist nur ein anderes Wort für Soziolinguistik.
• Sprache ist ein homogenes System, es ist starr und verändert sich nie.
• Wer sprachliche Variation analysieren möchte, muss ein einziges
Gespräch aufnehmen und kann damit arbeiten.
• Backte/buck ist ein Beispiel für einen sprachinternen, nämlich
lautlichen Einfluss.
Wahr oder falsch, wenn falsch stelle richtig
• In der Variationslinguistik interessiert man sich nur für geschriebene
Sprache.
• Die Variationslinguistik beschreibt nur die Unterschiede, es ist
komplett irrelevant, ob es ein darunterliegendes System gibt.
• Das Merkmal der Belebtheit kann eine lexikal-semantische
Einflussgröße darstellen.
• Das Aufwendigste an der Forschung ist die Analyse der Merkmale.
• Pragmatische Eigenschaften spielen keine Rolle in der
Variationslinguistik.
Interessante Links
• Projekt - Wien und Graz – Städte und ihre sprachlichen Strahlkräfte
(uni-graz.at)
• exmaralda.org – Werkzeuge für mündliche Korpora
• Praat: doing Phonetics by Computer (uva.nl)
Fragen, Fragen, Fragen
• Worin unterscheiden sich Soziolinguistik und Variationslinguistik?
• Was ist eine sprachliche Variante?
• Was ist eine sprachliche Variable?
• Was sind Varietäten?
• Welche außersprachlichen Einflussfaktoren gibt es?
• Gibt es nur sprachexterne Einflussfaktoren?
• Was ist Prestige?
• Was ist der Unterschied zwischen offenem und verdecktem Prestige?
Fragen, Fragen, Fragen
• Wie ist die Methodik der Variationslinguistik?
• Welche Frage steht im Zentrum der sprachinternen Einflussfaktoren?
• Welche sprachinternen Einflussfaktoren gibt es?
• Ist es möglich, dass verschiedene Varianten nebeneinander
existieren?
Tutorium 18.03.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche 25.03. ONLINE
• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09

• ACHTUNG! Start 15:30 Uhr → wenn nötig wird das Tutorium dafür
um 15 Minuten verlängert
FRAGEN?
Variationslinguistik
• Sprachliche Variation
• Vorkommen von mehreren funktional äquivalenten sprachlichen Ausdrücken
= Varianten
• Alle Varianten haben die selbe sprachliche Funktion
• Sprachgemeinschaft → Text

• Variationslinguistik will nicht nur sprachliche Variation beschreiben


sondern auch SYSTEM/REGEL dahinter erkennen!
Wo kommen solche Varianten vor?
Ah deswegen
• Lexikon mussten wir das im
letzten Semester
• Lautung lernen, jetzt können
wir anwenden!!!
• Morphologie
• Syntax

• Alle Varianten zusammen → sprachliche Variable


Welche Varianten unterscheiden wir
• sprachINTERNE
• sprachEXTERNE → Varietäten
• Diatopisch (räumlich)
• Diaphasisch (informell/formell → Register)
• Diachron (zeitlich)
• Diastrisch (sozial)

• Unterschied Soziolinguistik/Variationslinguistik:
• Soziolinguistik NUR sozial bedingte Varianten
SprachINTERNE Einflussfaktoren
• Lautliche Faktoren
• die lautliche Umgebung beeinflusst Wahl der Variante

• Lexikalisch-semantische Faktoren
• Z.B. Belebtheit, Aktionsart der Verben etc.

• Pragmatische Faktoren
• Informationsstruktur → welche Information soll hervorgehoben werden?
• Thematizität

• Prozessierungsfaktoren
• Kognitive Faktoren beeinflussen Auswahl der Variante
Prestige
• Offen: völlig klar, weil es durch die gesellschaftlichen Normen so
vorgegeben wird

• Verdecktes Prestige: Identitätsstiftend, mit dieser Variante grenzt man


sich von anderen ab
SprachEXTERNE Einflussfaktoren
Diatopische Variation: Dialekt Räumliche Variation z.B. US zwischen Regiolekt in
Deutschlandsberg und Voitsberg

Diaphasische Variation: Register Situationsbezogen z.B. US zwischen Gespräch mit


Freunden und Uni-ProfessorInnen

Diachrone Variation Zeitlich z.B. althochdeutsch vs.


frühneuhochdeutsch

Diastratische Variation: Soziolekt Soziale Merkmale Gender, Altersgruppe, Zugehörigkeit


einer Gruppe etc.
Diatopische Variation
• Geolinguistik: Verschiedenheit in der Dimension Raum
• Räumliche Verortung:
• Bei verschiedenen Sprachen
• Innersprachlich

• Problem: Wann ist eine Sprache eine Sprache und wann ein Dialekt!
• Gegenseitige Verständlichkeit/mutual intelligebility: Aber Serbisch/Kroatisch
vs. Schwäbisch/Bairisch
• Zitat: Max Weinreich: a shprakh iz a dialekt mit an armey un flot
Dialektologie
• Traditionell: ländliche, weniger mobile, ältere Sprache
• Lexik und Lautung
• Social dialectology: soziolinguistische Fragestellungen werden
einbezogen,
• eher Interesse an städtischen Dialekten → Stadtsprachenprojekt Graz
• Morphologie
• Syntax
Wie arbeitet die (traditionelle) Dialektologie?
• Kadierungstechniken und methoden
• Fragebögen
• Dialektkarten

• Problem bei Fragebögen; eher geschriebene Sprache → sind das


natürliche Sprachdaten?
Exkurs: Georg Wenker / Wenkersätze
Welche Probleme
ergeben sich
• 1876-1887 daraus?
• 44.251 Fragebogen aus 40.736 Schulorten
• Sätze mussten in örtlichen Dialekt übersetzt werden

• Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum.


• Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.
• Tu Kohlen in den Ofen, damit die Milch bald zu kochen anfängt.
• Der gute alte Mann ist mit dem Pferd(e) auf dem Eis eingebrochen und in
das kalte Wasser gefallen.
• Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.
Sprachatlas
• Isoglossen: Linie in einem Sprachatlas, die die Grenze zwischen zwei
Ausprägungen eines sprachlichen Merkmals markiert
• Wo mehrere Isoglossen auf einer Linie verlaufen, spricht man von
einem Isoglossenbündel. → z.b: Benrather Linie maken/machen
(ik/ich, dat/das, Dorp/Dorf)
Diaphasische Variation
• Situationsbezogene Variation
• 1 SprecherIn verwendet unterschiedliche Register, je nachdem in
welcher Schreib- oder Sprechsituation er sich befindet

• Sorry, komme später!

• Es tut mir leid, ich werde mich etwas verspäten.


Diachrone Variation
• Zeit als Dimension → Sprachwandel
• Synchrone vs. diachrone Sprachbetrachtung
• Synchron: wie haben die Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt
gesprochen
• Diachron: wie hat sich die Sprache im Laufe der Zeit verändert
Diastratische Variation - Soziolekte
• Soziale Klasse/Schicht/Berufsgruppe etc.

• Grundsätzlich us. zwischen Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht

• Gender: Sprechen Frauen/Männer unterschiedlich?


• Labov: rapport talk der Frauen vs. report talk der Männer
Bernstein vs. Labov
Defizit- vs. Differenzhypothese
• Defizithypothese: Die Sprache der Unterschicht hat ein Defizit
gegenüber der Sprache der Oberschicht.

• Differenzhypothese: Die Sprache der Unterschicht hat kein Defizit


sondern ist einfach ANDERS als die Sprache der Oberschicht.
Quantitative Soziolinguistik
• Variation ist eine notwendige Bedingung für Wandel.
• Sprachwandel kann auch sprachinterne Gründe haben → Analogie
• Paradigmatischer Ausgleich: unregelmäßige Formen werden von Kindern
nicht mehr gelernt und ausgeglichen z.B. backen, backte
• Dynamische Variation auch oft soziale Bedeutung → Prestige
• Neue (prestigeträchtigere) Variation kann ältere Variante verdrängen.
• Synchrone Variation! Also: Unterschiede zwischen Altersgruppen
Berufsgruppen etc.
Martha‘s Vineyard Stude
• SprachEXTERN:
• Geografische Variation: Zentralisierung eher ländlich up-island vs. down-
island
• Berufsgruppe/soziale Variation: Fischerei vs. Landwirtschaft vs Andere
• Einstellung zum Inselleben: Covert-Prestige
Martha‘s Vineyard Studie
• Sprachwandel in Echtzeit
• Durch sprachinterne und sprachexterne Facetten

• SprachINTERN:
• Prosodie
• Phonetischer Kontext
• Lexeme
Hyperkorrektur
• Übermäßigen Bemühen um Korrektheit
• Sprecher*Innen wollen ihre Kompetenz in einer weniger
prestigeträchtigen Varietät verschleiern, bewirken dabei aber genau
das Gegenteil. Durch das Einsetzen einer richtigen Regel an falscher
Stelle wird mehr gemacht, als von dem/der Sprecher*In intendiert.
• Eine ansonsten korrekte Regel wird dabei an falscher Stelle
eingesetzt.

• Z.B. die MitgliederInnenversammlung


Fragen?
Interessante Links
• Projekt - Wien und Graz – Städte und ihre sprachlichen Strahlkräfte
(uni-graz.at)
• exmaralda.org – Werkzeuge für mündliche Korpora
• Praat: doing Phonetics by Computer (uva.nl)
Fragen, Fragen, Fragen
• Welche sprachexternen Einflussfaktoren kennt man?
• Wie grenzt sich ein Dialekt von einer Sprache ab?
• Was ist ein Isoglossenbündel?
• Worauf bezieht sich die Geolinguistik?
• Was ist eine Isoglosse?
• Worauf bezieht sich der Begriff Register?
• Wie kann Sprache betrachtet werden?
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist der Unterschied zwischen der Defizit- und
Differenzhypothese?
• Wieso ist Martha‘s Vineyard Studie so interessant?
• Was ist eine Hyperkorrektur?
• Mit welchen Annahmen arbeitet die quantitative Soziolinguistik?
Tutorium 25.03.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche FERIEN!

• 08. April 2021: Online? Offline?

• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09
FRAGEN?
Lösung ÜBUNG Variationslinguistik

• Wird auch auf moodle hochgeladen!


Sprachentstehung und Entwicklung
• 3 Fragestellungen

• Phylogenese:
• Wie kam der Mensch zur Sprache?
• Was ist die menschliche Sprachfähigkeit?
• Ontogenese:
• Wie erwerben Kinder Sprache?
• Kreolgenese
• Wie sind die jüngsten Sprachen entstanden?
Was haben die drei Fragen gemeinsam?
• Sie beruhen alle auf der menschlichen Fähigkeit zur Kommunikation
und der Fähigkeit zum Lernen von grammatischen, semantisch-
pragmatischen und sozialen Strukturen.
Phylogenese
• Wie haben unsere Vorfahren ein Sprachsystem entwickelt?
• Wie war die Evolution der Sprache?
• Wie wurden Symbole (konventionalisierte Form-Funktionseinheiten)
ausgebildet?
• Wie werden diese Symbole verknüpft?
• Wie entstehen daraus Aussagen, Mitteilungen?
Phylogenese
• Keine materielle Evidenz

• Menschliche Sprachfähigkeit:
• Genetisch-biologische Evolution: ermöglicht Sprech- und Sprachfähigkeit
• Kulturelle Evolution: Übermittlung von Symbolsystemen

• Out-oft Africa Theore


Welche Veränderungen führten zur
Sprachfähigkeit der Menschen?
• Kein Sprachgen
• Zusammenspiel vs. Faktoren: Prä-Adaptionen

• Wichtiges Gen: Fox –P2

• Rachen/Pharynx verlängert → Siehe auch Ontogenese


Warum wollten Menschen sprechen?
• Sozialer Aspekt scheinbar wichtiger als biologischer Nachteil

• Tiefsitzender Kehlkopf
Ist Sprache angeboren oder erlernt?
• Noam Chomsky
• UG: Universalgrammatik angeboren
• Müheloser Erwerb des komplexen Systems Sprache
• Poverty of the stimulus

• Michael Tomasello
• Keine sprachlichen Strukturen angeboren sondern kognitive Fähigkeit
• Sprache eng verbunden mit sozialen Fähigkeiten
• Unterschiedlichkeit der Sprachen
Ontogenese
• Erwerb des Sprachsystems
• Wortschatz
• Phonologie
• Morphologie
• Syntax
• Text- und Diskursstruktur
• Funktionen sprachlicher Formen → Semantik und Pragmatik

• Auch: Lernvoraussetzugne und Lernmechanismen: Spracherwerb als


Sozialisationsprozess, Sprachgemeinschaft,
Ontogenese
• Sprache ist kein Instinkt

• Sprachliche Sozialisation ist kulturspezifisch.


• Distale Sozialisation: Fernsinne wie Sehen, Hören
• Proximale Sozialisation: Nahsinne wie Fühlen

• Kindgerechte Sprache /Child-Directed Speech

• Zone der proximalen Entwicklung: Kinder lernen nur das, was sie auch
wirklich verarbeiten können.
Ontogenese
• Vorsprachliche Phase:
• Laute
• Konsonant-Vokal-Silbenreduplikation
• Prosodische und phonetische Muster

• Voraussetzung für
• Segmentieren von Lautformen
• Assoziation von Lautform und Inhalt
• Erkennen der Intention
Ontogenese
• Joint Attention: Kind kann Aufmerksamkeit gezielt auf Dinge lenken
• Intention: Kind weiß, dass hinter Sprechakt Intention liegt
• Theorie of Mind: Kind weiß, dass andere Menschen eigene
Bewusstseinszustände haben
• False belief test
Fragen?
Phylogenese, Ontogenese oder Kreolgenese
• Wie entstehen neue Sprachen?
• Gibt es ein Sprachgen?
• Welche Voraussetzungen braucht es, um sprechen zu können?
• Wann werden erste Laute gelernt?
• Ist Child directed Speech wirklich hilfreich für das Erlernen von
Sprache?
• Was unterscheidet die Sprache der Bienen von der Sprache der
Menschen?
• Wie entsteht eine Verkehrssprache?
Verbinde die Begriffe!
1 Child directed speech A Kinder verarbeiten, das wofür sie
kognitiv bereit sind
2 Zone d. proximalen Entwicklung
B Kinder können ihre
Aufmerksamkeit lenken
3 Joint attention
C Kinder wissen, dass andere
4 Theory of mind Menschen ein eigenes Bewusstsein
haben

D Vereinfachte Sprache
Verbinde die Begriffe!
1 Noam Chomsky A Sprache ist eine allgem. Kogn.
Fähigkeit
B sprachliche Strukturen sind
angeboren
C Universal Grammar
D poerty of the stimulus
2 Michael Tomasello
E Sprache als soziale Fähigkeit
F keine gemeinsame Grammatik
aller Sprachen
Wichtige Fragen
• Warum kann nicht gesagt werden, dass es ein Sprachgen gibt?

• Was sind die zwei wichtigsten Sichtweisen bzgl. der Frage von
Angeborenheit?

• Wieso kann man sagen, dass es nicht gut oder schlecht ist ein
Kleinkind mit Input aus dem Radio/Fernseher zu füllen?
Interessante Links
• Hockett‘s Design Featuers of Language: Charles Hockett's 16 design
features of human language (versus Animal) - English Language – YouTube
• Do animals have language? - Michele Bishop - YouTube

• Universal Grammar: Language Acquisition and Universal Grammar –


YouTube

• Noam Chomsky on Language Aquisition – YouTube

• Theory of Mind: Theory of mind - Smarties task and Sally-Anne Task –


YouTube
Fragen, Fragen, Fragen
• Mit welchen drei Fragestellungen kann man sich hinsichtlich der
Sprachentstehung/entwicklung beschäftigen?
• Was ist Übergeneralisierung/Untergeneralisierung?
• Was ist mit „common sense“ gemeint?
• Was ist „child directed speech“?
• Was ist joint attention?
• Was ist theory of mind?
• Welche zwei Evolutionen können unterschieden werden?
• Ist Sprache ein Instinkt?
Fragen, Fragen, Fragen
• Was sind die Annahmen der Universal-Grammar?
• Was steht dem gegenüber?
• Mit welchen Ebenen beschäftigt sich die Spracherwerbsforschung?
• Was ist die out-of-Afrika-Theorie?
• Gibt es ein Sprachgen?
• Was spricht für die Annahme einer Universal-Grammar?
• Was ist die Zone der proximalen Entwicklung?
1. Hlonipha

1. Welche Einflussgrößen betrifft das Hlonipha?


1) Diatopischer Faktor: Geografische Zugehörigkeit in südafrikanischem, ländlichem Gebiet
2) Diaphasischer Faktor: Schwiegertöchter vermeiden die Silben aus Respekt und weil es von
ihnen, in der Gesellschaft, in der sie sich befinden, erwartet wird.
3) Diachroner Faktor: In moderneren Gesellschaften bildet sich die Variation zurück.
4) Diastratischer Faktor: Die Schwiegertöchter sind ihren Schwiegereltern nicht ebenbürtig und
nehmen deshalb diesen Soziolekt an. Auch müssen dies nur weibliche Personen tun – Gender
ist ein soziales Konstrukt.

2. Welche Ebenen (also Phonetik, Syntax) etc. sind in den Beispielen


betroffen?
Phonetik: Bestimmte Silben werden nicht mehr ausgesprochen.

Morphologie: Worte werden umgewandelt, um bestimmte Silben nicht mehr zu beinhalten,


Wortneuschöpfungen entstehen

Syntax: Satzbau/Grammatik könnten variieren

Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
2. Kiezdeutsch:
Kiezdeutsch = eine Varietät des Deutschen, die vornehmlich unter Jugendlichen in urbanen
Räumen mit einem hohen Bevölkerungsanteil an mehrsprachigen Sprechern gesprochen
wird. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Kiezdeutsch als multiethnische Jugendsprache in den
Blick der Öffentlichkeit getreten.

1. Für welche Einflussgröße ist Kiezdeutsch ein Beispiel?


Kiezdeutsch ist ein Beispiel für diastratische Variation – es wird Zugehörigkeit ausgedrückt.

2. Welche Ebenen (also Phonetik, Syntax) etc. sind in den Beispielen


betroffen?
Phonetik, Syntax, Morphologie, Lexikologie

Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
3. Koasati

1. Für welche Einflussgröße ist Koasati ein Beispiel?


Diastratische Variation, da Genderlekt?

2. Welche Ebenen (also Phonetik, Syntax) etc. sind in den Beispielen


betroffen?
Syntax, Phonetik, Morphologie

Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
4. Englisch

SMS: Hey! How u doin? Coming late! XOXO Maria

E-Mail:

Dear Mr. Big,

first of all I apologize to you, the Commission and all my colleagues for being late, but I have come
from another meeting and could not get here any earlier….

1. Für welche Einflussgröße ist Englisch ein Beispiel?


Hier sieht man die diaphasische Variation – in unterschiedlichem Kontext wird unterschiedlich
kommuniziert (angemessen).

Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
Tutorium 15.04.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Im April sicher weiterhin online…

• Also nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr über Zoom!

• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09
STV
• Es werden noch Mitglieder für unsere StV, die bei der kommenden
ÖH-Wahl im Mai kandidieren möchten, gesucht! Kandidaturen sind
noch bis 22. April möglich!

• Mehr Infos: https://tinyurl.com/stv-mitmachen

• Bei Interesse oder Fragen - wende dich an:


sprachwissenschaft@oehunigraz.at
FRAGEN?
Sprachentstehung und Entwicklung
• 3 Fragestellungen

• Phylogenese:
• Wie kam der Mensch zur Sprache?
• Was ist die menschliche Sprachfähigkeit?
• Ontogenese:
• Wie erwerben Kinder Sprache?
• Kreolgenese
• Wie sind die jüngsten Sprachen entstanden?
Was haben die drei Fragen gemeinsam?
• Sie beruhen alle auf der menschlichen Fähigkeit zur Kommunikation
und der Fähigkeit zum Lernen von grammatischen, semantisch-
pragmatischen und sozialen Strukturen.
Ontogenese
• Erwerb des Sprachsystems
• Wortschatz
• Phonologie
• Morphologie
• Syntax
• Text- und Diskursstruktur
• Funktionen sprachlicher Formen → Semantik und Pragmatik

• Auch: Lernvoraussetzungen und Lernmechanismen: Spracherwerb als


Sozialisationsprozess, Sprachgemeinschaft,
Ontogenese
• Sprache ist kein Instinkt

• Sprachliche Sozialisation ist kulturspezifisch.


• Distale Sozialisation: Fernsinne wie Sehen, Hören
• Proximale Sozialisation: Nahsinne wie Fühlen

• Kindgerechte Sprache /Child-Directed Speech

• Zone der proximalen Entwicklung: Kinder lernen nur das, was sie auch
wirklich verarbeiten können.
Ontogenese
• Vorsprachliche Phase:
• Laute
• Konsonant-Vokal-Silbenreduplikation
• Prosodische und phonetische Muster

• Voraussetzung für
• Segmentieren von Lautformen
• Assoziation von Lautform und Inhalt
• Erkennen der Intention
Ontogenese
• Joint Attention: Kind kann Aufmerksamkeit gezielt auf Dinge lenken
• Intention: Kind weiß, dass hinter Sprechakt Intention liegt
• Theorie of Mind: Kind weiß, dass andere Menschen eigene
Bewusstseinszustände haben
• False belief test
Wortschatzerwerb
• Whole Object Bias: Man nimmt zunächst immer den Begriff für das
ganze Objekt an.

• Prinzip des Kontrasts: Jeder Unterschied in der Form ist ein


Unterschied in der Bedeutung

• Prinzip der Konventionalität: Gibt es für eine bestimmte Bedeutung


einen konventionalisierten Ausdruck, kann man davon ausgehen, dass
er benutzt wird.
Protowörter vs. „echte Wörter“
• Protowörter:
• 1. Wörter, die Kind produziert
• Nicht losgelöst vom Kontext

• Echte Wörter
• Situationsunabhängig
• autonom
• Semantisch kohärent
• Phonetisch konsistent
Über- vs. Untergeneralisierung
• Alle Männer Papa.

• Nur der Nachbarhund wird wauwau genannt.


Weitere Fähigkeiten
• Morphologische Fähigkeiten
• Wortbildung
• Flexion

• Syntaktische Fähigkeiten
• Zunächst Wort-Kombinationen
• 2-Wortkombinationen etc…

• Natürlich hat die Muttersprache einen Einfluss darauf, welche


Kategorien zuerst/schneller gelernt werden…
Erklärungsansätze
• Nativismus, Universalgrammar, UG
• Spezifische Intuition

• Gebrauchsbasierte Theorien, usage-based theories


• Kein Vorwissen sondern
• Zunächst Imitationen aus dem Input
• Daraus erkennt man Muster und Ableitungen von Regeln
Wie wird jetzt eigentlich Spracherwerb
erforscht?
• Analyse von Korpora → z.B. durch Tagebücher
• Experimentell → dh. im Labor

• Longitudinal Studien/Langschnittstudien:
• Tagebuchaufzeichnungen, Ton- und Videoaufnahmen,
• Einzelne oder wenige Kinder dafür über einen langen Zeitraum
• Cross-sectional/Querschnittstudien:
• Größere Anzahl
• Aber nur zu einem bestimmten Zeitpunkt
Fragen?
Richtig/falsch
• Joint Attention heißt, dass Kinder auf Fragen von Erwachsenen antworten können.
• Intention ist kein wichtiges Merkmal für die Sprachentwicklung.
• Theory of Mind heißt, dass Kinder aus einem Wort neue Wörter bilden können.
• Whole Object Bias heißt, dass immer nur ein Merkmal eines Objektes mit einem neuen
Wort benannt wird.
• Prinzip des Kontast hat nichts mit dem Wortschatzerwerb zu tun.
• Protowörter sind ein synonym für echte Wörter.
• Die Muttersprache hat überhaupt keinen Einfluss, wann welche Strukturen gelernt
werden sollen.
• Der Nativismus und die gebrauchsbasierten Ansätze beziehen sich auf die gleiche
Grundlage, nämlich, dass Kinder aus dem Input sprechen lernen.
• Wenn man den Spracherwerb erforschen kann, geht das nur im Labor mit Experimenten.
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist „child directed speech“?
• Was ist joint attention?
• Was ist theory of mind?
• Was ist mit dem Begriff der Intention gemeint?
• Ist Sprache ein Instinkt?
• Welche Prinzipien sind wichtig für den Wortschatzerwerb?
• Was ist der Unterschied zwischen Protowörter und echte Wörter?
• Nenne ein Beispiel für Über- und Untergeneralisierung?
Fragen, Fragen, Fragen
• Hat die Muttersprache einen Einfluss darauf, welche Strukturen zuerst
bzw. schneller gelernt werden?
• Welche Erklärungsansätze stehen einander gegenüber?
• Wie kann die sprachliche Entwicklung erforscht werden?
• Was ist der Unterschied zwischen Längsschnitt- und
Querschnittstudien?
Tutorium 22.04.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr über Zoom!

• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09
STV
• Es werden noch Mitglieder für unsere StV, die bei der kommenden
ÖH-Wahl im Mai kandidieren möchten, gesucht! Kandidaturen sind
noch bis 22. April möglich!

• Mehr Infos: https://tinyurl.com/stv-mitmachen

• Bei Interesse oder Fragen - wende dich an:


sprachwissenschaft@oehunigraz.at
FRAGEN?
Sprachentstehung und Entwicklung
• 3 Fragestellungen

• Phylogenese:
• Wie kam der Mensch zur Sprache?
• Was ist die menschliche Sprachfähigkeit?
• Ontogenese:
• Wie erwerben Kinder Sprache?
• Kreolgenese
• Wie sind die jüngsten Sprachen entstanden?
Kreolistik
• Interessant weil Phänomene aus dem Erstpracherwerb auch hier
wiedergefunden werden.

• Voraussetzung: Sprachkontaktsituation, Notwendigkeit zur


Kommunikation zwischen Menschen, die keine gemeinsame Sprache
sprechen
Pidgins
• Menschen suchen individuelle Wege des Kommunizierens
• Kombination dieser Wege → pre-pidgin
• Pidgin, Hilfssprache, die für gruppenübergreifende Kommunikation
verwendet wird und nur dann benutzt wird
• Dadurch reduziertes Vokabular
• Wenig, wenn überhaupt grammatische Morphologie → stabilisiertes Pidgin
Stabilisiertes Pidgin
• Handelsszenario: Pidgin, um Handel zu meistern, hier entstehen
keinerlei neue Sprachen → Kinder sprechen weitrhin mit Eltern in der
„normalen“ Sprache

• Kolonialszenario: Sklavenhandel

• Pre-Pidgin → stabilisiertes Pidgin, d.h. nicht nur lexikalische


Fragmente sondern auch erste grammatische Strukturen → Kreol
Kreol
• Pidgin wird im Alltag und auch mit den Kindern verwendet
• Erweitertes Pidgin wird also L1 Sprache

• Verfügen über
• Volle Lexik → aus Lexifier language
• Vollständige Grammatik → neu
• Keine Einschränkung im Gebrauch
Kreol
• Lexifizierersprache/Superstrat: dominante Sprache, von hier kommen
die meisten Ausdrücke

• Substratsprache: Dialekte der Kolonialsprache


Roots of language (1981)
• Derek Bickerton
• Qualitativer Unterschied zwischen kaum strukturierten Pidgins der
Eltern und systeamtische Kreolsprache der Kinder

• Voraussetzung: Bioprogramm
• Grundannahmen
• Bruch in der Wiedergabe, Kinder erfinden Kreolsprache in nur einer
Generation
• Verschiedene Lexik aber dieselbe Syntax
• Grammatik entspringt der genetischen Kodierung, dem Bioprogramm für
Sprache
Was spricht dagegen?
• Input ist reichhaltiger als von Bickerton angenommen

• Es gibt ein Kontinuum: Pre-Pidgins > stabilisiertes Pidgin > Kreol

• Die Ähnlichkeitsannahme trifft vielleicht auf Standardsprachen aber


nicht auf gesprochene Sprachen zu!
Ähnlichkeitsannahme
• 30 Kreolsprachen große Ähnlichkeit obwohl vs Lexifier-Sprachen

• Artikel: definite Artikel nicht obligatorisch


• Verben: unveränderlich
• Statische Verben: nicht aspektmarkiert
• Negation: doppelt markeirt
• Bestimmter Artikel: im Plural durch Anhängen des PPN….
Quantitative Analysen
• Quantitative Ergebnisse:
• Kreolsprachen nicht so identisch wie bei Brickerton, bilden aber dennoch eine
Gruppe
• Kreolsprachen ähneln sich untereinander
• Kreolsprachen sind von anderen Sprachen der Welt verschieden
Fragen?
Pidgin oder Kreol – was trifft zu
• Hilfssprache für z.B. Handel, wird nur in dieser konkreten Situation
verwendet
• Vokabular reduziert
• Keine Einschränkung im Gebrauch, wird auch im Alltag verwendet
• Wird von Kinder als L1 Sprache gelernt
• Vollständige Lexik
• Wenig grammatische Morphologie
• Vollständige Grammatik
• Eventuell grammatische Strukturen, aber noch nicht voll ausgebaut
Roots of language
• Grundannahme: Kreolsprachen, die in einer Generation aus dem
“unvollständigen” Pidgin-Input entstehen
➢ Beleg für ein menschliches “Bioprogramm” für Sprache

• Welche Gegenargumente gibt es?


• Wieso bzw. Ist diese Annahme mit Chomskys Unviersal Grammatik zu
verbinden?
Interessante Links
• http://schuchardt.uni-graz.at/
• Sprachwandel (christianlehmann.eu)
• Bislang umfangreichster Atlas der Pidgin- und Kreolsprachen
veröffentlicht - Welt - derStandard.at › Wissenschaft
• APiCS Online - (apics-online.info)
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist eine Pidginsprache?
• Was ist der Unterschied zwischen Pidgin- und Kreolsprachen?
• Wie verläuft die Entwicklung vom Pidgin zum Kreol?
• Was ist Roots of Language und was hat Derek Bickerton damit
gemeint?
• Wieso hängen die Annahmen von Derek Bickerton eng mit der
Universal Grammatik von Noam Chomsky zusammen?
• Welche Kritik an Bickertons Annahmen gibt es?
Fragen, Fragen, Fragen
• Nenne syntaktische Merkmale, die bei allen Kreolsprachen ähnlich
sind?
• Was sind aktuelle Ergebnisse zum Unterschied/Zusammenhang
zwischen den verschiedenen Kreolsprachen?
• Was ist Voraussetzung für eine Pidgin-Sprache?
• Welche zwei Arten können hinsichtlich der Entstehung unterschieden
werden?
Tutorium 29.04.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr über Zoom!

• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09

• Nächstes Thema: Kapitel 6 sprachliche Interaktionen


FRAGEN?
Kognitive Sprachentwicklung
• Wie wird eigentlich Sprache im Gehirn entwickelt?
• Wo geschieht das?
• Wie werden komplexe Sätze verstanden?
• Nach welchen Prinzipien sind Modelle des Satz- und Textverstehens
aufgebaut?
• Was sind die konkreten Probleme, die beim Satz- und Textverstehen
auftreten und welche Mechanismen können zu ihrer Lösung
beitragen?
Welche Aufgaben hat man beim Verständnis
eines einfachen Satzes?
• Mein Kanarienvogel isst gerne italienische Pizza.

• Lesen und verstehen.


• Lexikalische Elemente verstehen.
• Was gehört zusammen?
• Was gehört noch mehr zusammen?

• PARSING: ein Satz wird in Bestandteile zerlegt, die Bestandteile werden


hierarchisch gruppiert. Jedes einzelne Wort wird auf seine grammatischen
Eigenschaften hin analysiert.
Serielle und parallele Modelle
• Serielle Modelle: syntaktische Strukturen werden zunächst
ganzheitlich erfasst, in einem zweiten Schritt erfolgt die semantische
Analyse

• Parallele Modelle: syntaktische, semantische und pragmatische


Informationen werden gleichzeitig ausgewertet
Parsing-Ambiguitäten
• Einig sind sich beide: Parsing ist ein inkrementeller Prozess → Stück
für Stück voranschreitend, mit dem Hören des ersten Wortes wird ein
provisorisches Modell der laufenden Satzstruktur entwickelt

• Manchmal „überraschen“ Sätze aber auch und das provisorische


Modell stimmt nicht mit der Realität überein.

• Das sind vor allem Sätze mit syntaktischer Ambiguität, we


Arten von Ambiguität
• Lokale Ambiguität: Mehrdeutigkeiten, die im zeitlichen Verlauf der
Satzanalyse am Disambiguierungspunkt aufgeklärt werden

• Globale Ambiguität: Mehrdeutigkeit, die auch nach Abschluss des


Satzes erhalten bleiben

• Reanalyse
Gartenpfad Sätze – garden path sentences
• Spektakuläre Fälle lokaler Ambiguität

• Disambiguierungspunkt: die Stelle an der sich Hypothese zweifelsfrei


als Irrtum herausstellt.

• Syntaktische Ambiguität kommt va. auch durch lexikalische


Ambiguität zusammen also ein Wort kann verschieden interpretiert
werden…
Wieso sind Gartenpfad-Sätze interessant?
• In welchem Verhältnis stehen grammatische, semantische und
pragmatische Information zueinander?

• Wann wird welche Art von Information für die Strukturanalyse


herangezogen?

• Welche Faktoren beeinflussen die Analyse?


Parsingmodelle
• Serielle Parsingmodelle: nur eine einzige Strukturanalyse wird erstellt,
falls nötig, wird diese revidiert
• Problem: es gibt Gartenpfadsätze, die keinen Effekt bewirken

• Parallele Parsingmodelle: mehrere Strukturanalysen werden


gleichzeitig erstellt, dadurch kann man flexibel reagieren

• Frequenzeffekte: Häufige Satzstrukturen, häufige Kombinationen


werden gemerkt
Parsingstrategien
• Minimale Anbindung/minimal Attachement: beim Parsing wird jedes
neue Wort möglichst sparsam in den bisherigen Satz integriert.

• Später Abschluss/late colsure: neues Wort soll möglichst in die


aktuelle Phrase eingebettet werden, lokale Abindung!

• Active filler strategy: va. für Satzmuster, die von deklarativen Sätzen
abweichen → Fragen, Spaltsätze, Topikalisieurungen
Textverstehen
• Bei Texten gibt es noch mehr als die einzelnen Wörter, Stäze sagen.
• Auffüllen des Bedeutungsskeletts
• Überbrücken und Vernetzen einzelner Informationsteile

• Oft steht das Wesentliche der Handlung zwischen den Zeilen!


• Inferenz: Anreicherung des Gesagten mit zusätzlicher Bedeutung
• → PRAGMATIK
• Verbalisieren von Bedeutungen kostet Zeit, Implizieren ist
ökonomischer
Propositionen
• Teile des laufenden Textes werden zu Bedeutungseinheiten
verarbeitet
• Bedeutungseinheiten = Propositionen
• Zentrales Element: Prädikat und Mitspieler (= Argumente)
• Prädikat = verbale oder adjektivische Struktur
• Argumente: Nominalphrasen
• Propositionen haben Wahrheitswerte → können entweder wahr oder
falsch sein!
Propositionen
• Komplexe Propositionen: ineinander eingebette Propositionen
• Meine Schwester mag dunkle Schokolade.

• Mikrostruktur: Netzwerk von miteinander verbundenen


Propositionen

• Alle Mikrostrukturen zusammen MAKROstruktur


• Makrostruktur = Quintessenz
Mentale Modelle
• Kognitionswissenschaft: verkörperliches Denken
• Kritik an Theorie, dass Bedeutung miteinander verbundene
Propositionen sind

• Textverstehen muss immer in einer bestimmten Situation stattfinden


• Interpretation reichhaltiger als bei Propositionen
Semantische Rahmen
• Mentale Repräsentation eines Ereignisses, eines Objekts oder einer
Situation

• Kommen durch Erfahrung in außersprachlichen Welt

• Bedeutung ergibt sich durch Rückgriff auf semantische Rahmen


Fragen?
Ich habe das Geld gestern überwiesen.
• Parsing
• Serielles Parsing
• Paralleles Parsing
• Disambiguierungspunkt
• Minimale Anbindung
• Später Abschluss
• Inferenz
• Proposition
• Mentale Modelle
• Semantische Rollen
Wir sahen die Katze die Maus fressen.
• Parsing
• Serielles Parsing
• Paralleles Parsing
• Disambiguierungspunkt
• Minimale Anbindung
• Später Abschluss
• Inferenz
• Proposition
• Mentale Modelle
• Semantische Rollen
Ich ging mit einem Regenschirm spazieren.
• Parsing
• Serielles Parsing
• Paralleles Parsing
• Disambiguierungspunkt
• Minimale Anbindung
• Später Abschluss
• Inferenz
• Proposition
• Mentale Modelle
• Semantische Rollen
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist Parsing?
• Warum und wann kommt es zu Parsing-Ambiguitäten?
• Welche Art von Ambiguitäten kennt man?
• Was sind Garden path Sentences?
• Was ist der Disambiguierungspunkt?
• Was ist der Unterschied zwischen globaler und lokaler Ambiguität?
• Welche zwei Parsingmodelle gibt es?
• Nenne die drei Parsing-Strategien und erkläre sie!
Fragen, Fragen, Fragen
• Wie funktioniert Textverstehen? Was ist dabei wichtig?
• Was ist die Inferenz?
• Was ist eine Proposition?
• Woraus besteht eine Proposition?
• Was ist die Mikro- bzw. die Makrostruktur von Texten?
• Wie funktionieren mentale Modelle?
• Was ist verkörperlichtes Denken?
• Was sind sog. semantische Rahmen?
Tutorium 20.05.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr

• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
a1pTdz09

• Zoom oder Präsenz?


• Für Präsenz: Negatives Testergebnis
• Negatives Testergebnis per What‘s-App an 0699/15056012
Einheiten
• 27.05.: 15:15 bis 16:45 Uhr
• 03.06. → Feiertag
• 10.06.: 15:15 bis 16:45 Uhr
• 17.06.: 15:15 bis 16:45 Uhr → evtl. Doppeleinheit
• 24.06.: 15:15 bis 16:45 Uhr
• 30.06.: → Prüfung
• 01.07.: 15:15 bis 16:45 Uhr
Organisatorisches
• Heute: Kapitel 6 → Sprachliche Interaktion

• Nächstes Mal:
• Multimodalität, Deixis
• Kapitel 5 → Satz und Text
FRAGEN?
Sprachliche Interaktion – Sprache als Handeln
• Hintergrund: Wenn wir miteinander sprechen, handeln wir auch.
• Wir handeln aber nicht als einzelne, sondern miteinander →
Interaktion
• Wir reagieren aufeinander, Handlungen sind aufeinander bezogen.
Linguistische PRAGMATIK – sprachliches
Handeln
• Griechisches Wort pragma → Handlung
• Wie läuft verbale Interaktion ab?
• Wie ist sie lokal organisiert und strukturiert?
• Was sind ihre Regel?
• Welchen übergreifenden Ordnungsprinzipien folgt sie?

• Pragmatik als weitentwickeltes Forschungsfeld mit unterschiedlichen


Traditionen, neue Ansätze: Miteinbeziehung von Gestik, Mimik etc.
Grundlage
• Sprache ist ein grammatisches System.
• Sprache ist eine Interaktionsressource.
• Wird oft gegensätzlich betrachtet ABER komplexer Zusammenhang

• Ob und wie funktioniert Handeln mit Hilfe von Sprache (Grammatik)?


Sprache und Handeln -Theorien
• Sprechakttheorie
• Ethnomethodologie
• Konversationsanalyse
• Interaktionale Linguistik
• Multimodialität
Sprechakttheorie
• John L. Austin (1911-1960)
• John Searle (*1932)
• Zentraler Gedanke: mit jeder sprachlichen Äußerung wird auch
HANDLUNG durchgeführt → How to Do Things With Words.

• Pragmatische Wende: Sprache nicht nur abstraktes System sondern
Instrument des Handelns.
• Schlüsselfragen: Inwieweit ist „etwas sagen“ „etwas tun“.
• Sprechakt: sprachliche Äußerung, in der SprecherIn nicht nur redet
sondern faktisch eine Handlung (einen AKT!) vollzieht
Sprechakttheorie - Gedankenschritte
• 1. Us zwischen konstative und performative Äußerungen
• Konstative Äußerung:
• wahr/falsch
• Aussage über die Welt
• z.B. Peter tanzt.
• Performative Äußerung:
• keine Zuweisung, ob wahr/falsch
• Machen keine deskriptive Aussage über die Welt → TUN etwas
• Ich taufe dich auf den Namen Franz.
Performative Verben - Sprechaktverben
• Taufen, ernennen, versprechen, verurteilen, gratulieren, bitten, raten,
grüßen etc.
• Bezeichnen Handlungen, die durch entsprechende Äußerungen
vollzogen werden.
• Funktioniert in der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv
Performative Verben - Sprechaktverben
• Vollziehen Handlungen
• Können nicht wahr oder falsch sein ABER misslingen, verunglücken
• Hängen mit Gelingensbedingungen zusammen: z.B. Priester sein
• Fehlzündungen → Fehlerhaft
• Missbräuche → Unehrlichkeit
• Schlüsselvoraussetzung: Aufrichtigkeit
Explizite und implizite Performative
• Grad der Konventionalisierung: nicht alle Performative sind so stark
konventionalisiert und können mit Riten verbunden werden

• Gebrauch von explizit bzw. impliziten performativen VERBEN: nicht


immer Verben nötig.
• Es ist kalt. VS. Hiermit bitte ich dich, das Fenster zu schließen.
➢Unterschied zwischen performativer Äußerung und konstativer Äußerung
nicht erkennbar
• US zwischen performativ und konstativ eher in Explizitheit
• Handlung durch performatives Verb vs. indirekte Aufforderung zur Handlung
Arten von Sprechakte
• Lokutionärer Akt: Äußerung von Lauten, Wörtern, Sätzen → reine
Äußerungsebene
• Illokutionärer Akt: Warnung, Bitte, Versprechen etc. → vollzogene
Handlung → THEORETISCHER KERN DER SPRECHAKTTHEORIE
• Perlokutionärer Akt: Konsequenzen und Auswirkungen

• Austin & Searle: Zusammenstellung von illokutionären


• Austin: Listen von einzelsprachspezifischen Sprechaktverben
• Searle: Einzelsprachunabhängiges, universales Inventar
Sprachakt nach Searle
• 5 Grundtypen:
• Repräsentativa: als wahr behauptete Aussagen über Welt
• Behaupten, feststellen, aussagen
• Dirketiva: Handlungsforderungern an Adressat
• Auffordern, befehlen, bitten
• Kommissiva: Sprecher geht eine Selbstverpflichtung ein
• Versprechen, anbieten
• Expressiva: psychischer Zustand im sozialen Kontakt wird ausgedrückt
• Gratulieren, grüßen, sich entschuldigen
• Deklarativa: stark ritualisierte, offizielle Handlungen
• Taufen, verurteilen etc.
ACHTUNG
• Von SprecherInnen intendierte Wirkung und tatsächliche Wirkung auf
AdressatInnen müssen nicht deckungsgleich sein.

• Ich hau dich!

• Daraus folgt: sprachliches Handeln wird immer im Bezug auf ein


Gegenüber vollzogen und von diesem Gegenüber mitgestaltet.
Probleme bei Sprechakttheorie
• Nicht empirisch fundiert SONDERN gründet auf Introspektion
• Dadurch spekulativ
• Erfundene Beispiele
• Richtigkeit nicht durch Daten SONDERN Intuition der ForscherInnen
Ethnomethodologie
• Geht auf Soziologen Harold Garfinkel zurück
• Forschungsfrage: Wie ist soziale Ordnung überhaupt möglich?
• Antwort in situierten Alltagspraktiken
Ethnomethodologie
• Kontextabhängigkeit: Sinn einer Handlung erschließt sich aus Kontext.
• Wie geht es dir?
• Reflexivität: Äußerung und Kontext bringen sich wechselseitig hervor,
Handlungen erzeugen den Kontext mit
• Indexikalität: Kontextabhängigket und Kontextbezogenheit
sprachlicher Ausdrücke
• Wir waren ja lange nicht mehr hier!
• Herstellung: soziale Wirklichkeit als fortwährende Hervorbringung
Ethnomethodologie
• Krisenexperiment
• Wie reagieren TeilnehmerInnen, wenn man Alltagsregeln nicht
befolgt.
• Störung des Normalablaufes

• Wie geht’s?
Konversationsanalyse
• 1960er Jahre
• aus Ethnomethodologie entwickelt
• Beschäftigt sich mit ALLEN Formen mündlicher Kommunikation

• Gegenstand: Geordnetheit des Gesprächs


• Ziel: Beschreibung der Mittel für die Herstellung konversationeller
Ordnung und des Entstehensprozesses
• Methode: Sequenzanalyse
• Beschreibung: kontextsensitiv und abstrakt
Konversationsanalyse - Grundannahmen
• Oder at all points:
• ALLES ist geordnet
• NICHTS ist zufällig
• Gilt auch für Verzögerungssignale, Abbrüche, Pausen etc.
• Dh. auch diese Phänomene müssen berücksichtigt werden → Transkription!
• Einzelfallanalyse und Bildung von Kollektionen:
• Untersuchungsfragen aus Daten selbst → induktiv
• Analyse:
1. minutiöse Einzelfallbeschreibung
2. Ähnliche Fälle → Erstellung von Sammlungen → Kollektionen
3. Systematische Analyse und Beschreibung
4. Dadurch kontextsensitiv und kontextunabhängig
Konversationsanalyse - Grundannahmen
• Authentisches Datenmaterial:
• Keine absichtlich bestimmten Situationen
• Keine Daten aus künstlich generierten Settings
• Beobachterparadoxon
• Real ablaufende Gespräche ABER durch Beobachtung beeinflusst
• Datenschutz und Ethos
• Datenaufzeichnung:
• Flüchtigkeit des Gesprächs
• Körperliches-visuelles Verhalten?
• Transkription
Transkription
• Transkriptionskonventionen → GAT
• Detaillierungsstufen: Minimaltr. > Basistr. > Feintranskript
• Lesbarkeit: literarische Umschrift ABER mit Abweichungen
• Interpunktionszeichen für spezifische lautliche/prosodische Merkmale
• Eindeutigkeit: jedes auditives Phänomen muss erfasst werden
• Ikonizität: Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Zeichen und Phänomen
• Formbezogene Parametrisierung: nicht AGRESSIV sondern
prosodische Parameter wie Lautstärke, Geschwindigkeit etc.
Transkription
• Aufbau eines GAT-Transkripts:
• Anonym mit Sprechersigle
• Untereinander, um Gleichzeitigkeit abzubilden
• Äquidistante Schriftart – Abstände müssen gleich bleiben
• Status von Transkripten
• ACHTUNG! Immer Filter!
Sequenzielle Organisation
• Eigenschaft von Gesprächen: vollziehen sich Schritt für Schritt in der
Zeit,
• Abwechselndes Sprechen → Sprecherwechsel → turn taking
• Redebeitrag turn
• Sprecherwechsel turn taking

• Sprecherwechsel als zentrale Voraussetzung für das Versteh im


Gespräch
• Wird das Gespräch erwidert, gibt es eine Folgehandlung → Wo
befinden wir uns im gemeinsamen Verstehensprozess?
Sequenzielle Organisation
• Sequenzialität: zwei oder mehr Ereignisse stehen in einem zeitlichen
Nacheinander zueinander ABER beziehen sich auch zugleich
aufeinander

• Paarsequenzen:
• Äußerungen, die sehr eng miteinander verbunden sind
• treten als Paar auf
• 1. Position strukturiert 2. Position → Gruß/Gegengruß, Wie geht‘s?
Sequenzielle Organisation
• Konditionelle Relevanz:
• Durch 1. Paarteil aufgebaute Erwartbarkeit oder Projektion

• Expansionen:
• Paarsequenzen bilden Grundeinheit von Sequenzen
• Sequenzen sind erweiterbar
• Prä-Expansionen
• Post-Expansionen
• Einschübe
Sequenzielle Organisation - Expansionen
• Prä-Expansionen: Erweiterung vor 1. Paarteil
• Hi! Hast du Stress?

• Einschübe: zwischen 1. und 2. Paarteil


• Kommst du heute? Wann? Um 19:00 Uhr

• Post-Expansion: Nachlaufsequenz
• Hast du heute Zeit? Gehen wir auf ein Eis?
Sequenzielle Organisation - Sprecherwechsel
• Sprecherwechsel – turn taking
• Regeln des Sprecherwechsels Sacks, Schegloff Jefferson 1974

• 2 Komponenten:
• Turnkonstruktionskomponente:
• innerer Aufbau z.B. Prosodie
• Übergaberelevante Stelle
• Overlap
• Gestik
• Turnzuweisungskomponente
Sequenzielle Organisation -
Turnzuweisungskomponente
• Wieso ist Sprecherwechsel meist reibungslos und geordnet?
• Kontextfrei: Sprecherwechsel in beliebigen Alltagsgespräch
• Kontextsensitiv: inwiefern beeinflusst Kontext das Turn-Taking?
Sprecherwechsel – Turn taking
• Beobachtungen:
• Sprecherwechsel findet immer statt.
• Meist spricht nur einer.
• Gelichzeitiges Sprechen ist üblich, aber nur für kurze Zeit.
• Die Reihenfolge der turns ist nicht festgelegt.
• Die Länge der turns ist nicht festgelegt.
• Die Länge des Gesprächs ist nicht festgelegt.
• Die Redeinhalte sind nicht festgelegt.
• Die Verteilung ist nicht festgelegt.
• Die Zahl der Beteiligten ist variabel.
• Pausen, Schweigephasen etc. sind möglich.
• Es gibt Verfahren der Rederechtsverteilung.
• Es gibt Reparaturmechansimus bei Fehlern.
Der Regelapparat – Regel 1
• Regel 1: a) Wählt der Sprecher einen nächsten Sprecher aus, so muss
dieser als Nächstes sprechen → Sprecherwechsel durch Fremdwahl.

• Regel 1: b) Wählt der Sprecher keinen Sprecher aus, kann sich jeder
Gesprächspartner zum nächsten Sprecher machen. → first-starter-
Prinzip → Selbstwahl.

• Regel 1: c) Wählt der Sprecher keinen Sprecher aus und auch kein
Gesprächspartner will der nächste Sprecher werden, kann der
Sprecher weiterhin Sprecher bleiben.
Der Regelapparat – Regel 2
• Kommt es zu keinem Sprecherwechsel fährt Sprecher 1 solange fort,
bis Regel 1a-b zur Anwendung kommt.

• Die Regeln sind hierarchisch geordnet. 1a > 1b > 1c


Reparaturen
• Arten von „Fehlern“: Verletzung von Turntaking-Regeln, falsche
Wortwahl, Versprecher, Wortsuche, akustische Schwierigkeiten,
ungenaue Formulierungen, Missverständnisse etc.

• Selbstreparatur: Sprecher A führt Reparatur selbst aus.


• Fremdreparatur: Sprecher B verbessert Sprecher A.

• Selbstinitiierung vs. Fremdinitiieriung


Reparaturen
• Selbstinitiierte Selbstreparatur: Sprecher initiiert Reparatur und führt sie
selbst durch

• Selbstinitiierte Fremdreparatur: Sprecher A initiiert Reparatur, Sprecher B


führt sie durch

• Fremdinitiierte Selbstreparatur: Sprecher B initiiert Reparatur, Sprecher A


führt sie durch

• Fremdinitiierte Fremdreparatur: Sprecher B initiiert Reparatur, führt sie


auch durch
Interaktionale Linguistik
• Zentrales Forschungsinteresse: linguistische Einheiten, die
interaktiven Praktiken zugrundeliegen und diese strukturieren.

• Entstehung. Hinwendung zu gesprochener Sprache als


Untersuchungsgegenstand → Einsicht Prosodie hat Schlüsselrolle
• Diskursfunktion weiterer Einfluss
• Fokus: phonologisch-phonetisch & grammatisch-syntaktische
Funktion
• aus Konversationsanalyse hervorgegangen
• Greift auch auf die Methoden der KA zurück .
Interaktionale Linguistik
• Fragestellung: In welcher Weise werden sprachliche Strukturen durch
Interaktionsstrukturen geprägt?
• Gegenstand: Perspektive der Gesprächsteilnehmer
• Konzept:
• Sprache und Handeln sind untrennbar miteinander verbunden
• Performanz im Vordergrund.
• Sprachliche Strukturen als interaktionale Produkte → werden in Interaktion
hergestellt.
• Sprachstrukturen werden durch Interaktionsstruktur geprägt.
• Methodologische Prinzipien: Audio- bzw. Videodaten auf
konversationsanalytische Methoden
Multimodalität
• Durch Videoaufnahmen Möglichkeit auch Gestik, Mimik,
Blickverhalten zu analysieren.
• Erkenntnis: hilfreich bei der Organisation von turn-taking und
Reparaturen
• Gestenforschung: multi-channel communication system
• Sprecherrollen: Animator, Autor, Auftraggeber,
• Hörerrollen: Adressat, Randperson, Mithörende, Lauschende
• Sequenzialität und Simultaneität: Nacheinander und gleichzeitig
Fragen, Fragen, Fragen
• Womit beschäftigt sich die Pragmatik?
• Was sind die neuersten Forschungsansätze in der Pragmatik?
• Was bedeutet, dass wir beim Sprechen auch etwas tun?
• Hängen Sprache als grammatisches System und Sprache als
Interaktionsressource miteinander zusammen?
• Wer sind die Begründer der Sprechakttheorie?
• Was ist die pragmatische Wende?
• Was ist ein Sprechakt?
• Welche Äußerungen werden von Austin und Searle unterschieden?
Fragen, Fragen, Fragen
• Nenne Beispiele für Sprechaktverben!
• Gehen die Sprechaktverben in jeder Person?
• Was sind sogenannte Gelingensbedingungen?
• Was ist eine Schlüsselvoraussetzung für performative Verben?
• Was ist der Unterschied zwischen explizite und implizite
Performative?
• Wie kann die Struktur eines Sprechaktes aufgebaut sein?
• Was ist der Unterschied zwischen dem Interesse von Austin und
Searle hinsichtlich von Sprechakten?
Fragen, Fragen, Fragen
• In welche 5 Grundtypen unterscheidet Searle die Sprechakte?
• Welche „Kritik“ gibt es an der Sprechakttheorie?
• Was ist die Ethnomethodologie?
• Was heißt Kontextabhängigkeit?
• Inwiefern muss Kontext indexikal sein?
• Erkläre das Krisenexperiment!
• Was ist die Konversationsanalyse?
• Was ist das Gegenstand und Ziel?
• Wie funktioniert die Analyse?
Fragen, Fragen, Fragen
• Welche Probleme gibt es bei der Datengewinnung?
• Wie sieht die „perfekte“ Transkription aus?
• Was ist ein Sprecherwechsel?
• Wie erfolgt der Sprecherwechsel?
• Was sind Paarsequenzen?
• Welche Expansionen von Paarsequenzen gibt es?
• Wie können Reparaturen erfolgen?
• Womit beschäftigt sich die Interaktionale Lingusitik?
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist das besondere an der Multimodalität?
• Welche Sprecherrollen werden unterschieden?
• Welche Hörerrollen werden unterschieden?
Links
• Linguistik in 60 Sekunden - #032 Sprechakttheorie – YouTube
• Speech acts: Constative and performative - Colleen Glenney Boggs –
YouTube
• How Can Words Change the World? Performative Language –
YouTube
• The science of analyzing conversations, second by second | Elizabeth
Stokoe | TEDxBermuda – YouTube
Tutorium 27.05.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche: Feiertag

• 10.06.2021: 15:15 bis 16:45 Uhr


• FFP2 Maske, getestet, geimpft oder genesen
• Nachweis an 0699/15056012

• Einschub 17.06.2021
• Freitag? Dienstag Vormittag?
FRAGEN?
Satz und Text
• Gegenstand der Textlinguistik

• ABER: Wann ist ein Text, ein Text?


• Bzw. Wann ist ein Satz, ein Satz?
Was ist ein Satz?
• Mein Kanarienvogel isst gerne italienische Pizza.
• Morgen regnet es.
• Mmmh Pizza!

• Muss ein Satz eine vollständige Einheit bilden?


• Ist das Prädikat, Subjekt obligatorisch?
• Muss ein Satz eine kohärente Aussage über die außersprachliche
Wirklichkeit machen?
• Muss jeder Satz eine Handlung repräsentieren, dh. die außersprachliche
Welt beeinflussen?
• Muss ein Satz über eine vollständige Intonationskurve verfügen?
Das haben wir ja schon gehört, oder?
• Vollständige Einheit → Konstituentenstruktur (VP, NP, PP etc.)
• Inhaltliche Vollständigkeit → Proposition (wahr/falsch)
• Sprachliche Handlungen → Sprechakte

• Neben formale und funktionale Kriterien → Bestimmung in


Abhängigkeit einer bestimmten Grammatiktheorie
• GG → Satz als höchste sprachliche Ebene
Und was ist jetzt ein Text?
• Satz → weiteres sprachliches Material eingebettet → inhaltliche und
strukturelle Bezüge

• Liebes Tagebuch!

• Morgen ist endlich wieder Tutorium!


• Ich freue mich schon sehr!
Wichtige Merkmale
• Selbstreferenzialität: Anhand von strukturellen Merkmalen lässt sich
die Textsorte erkennen.
• Wissen um Textsorte → konkrete Erwartungen
• Durch strukturelle Orientierung & metatextuelle Verweise

• Kohärenz: Text referiert nicht nur auf eigene Struktur sondern auch
Thema als Inhalt, Thema inhaltlicher Angelpunkt
• Z.B. Wetterbericht: Wetter, Grad etc.
Wichtige Merkmale
• Koreferenz: zwei sprachliche Formen referieren auf denselben
außersprachlichen Referenten
• Z.B. Martin hat Geburtstag. Britta kauft ihm ein Geschenk.

• Inhaltliche Bezüge auch


• temporaler Natur: zeitliches nacheinander
• Kausaler Natur
Wichtige Merkmale
• Kohäsion: Bedeutungsbeziehungen zwischen Teilen des Textes,
strukturelle Mittel für Herstellung inhaltlicher Zusammenhänge
KLEBER
• Anaphorische Referenz: Es war einmal ein Junge. Er lebte im Wald.
• Kataphorische Referenz: Er lachte laut, obwohl Johannes leise sein sollte.
• Paraphrase: Julian liebt Fußball. Der Junge möchte Profispieler werden.
Kohäsionsmittel - Oberflächenkleber
• Rekurrenz: Wiederaufnahme, Wortwiederholungen, die sich auf selbes Referenzobjekt
beziehen
• Substituion: verschiedene Wörter, die sich auf selbes Referenzobjekt beziehen,
• Pro-Formen: Pronomen, Adverbien, Pronominaladverbien beziehen auf selbes
Bezugselement
• Bestimmter/unbestimmter Artikel (Textdeixis & Wissensdeixis)
• Situationsdeixis: Bezug zu einer Situation, die bereits im Text erweähnt wurde. Durch
Artikel & Pro-Formen
• Ellipse: Auslassen von Wörtern → Textverknüpfung entsteht
• Expliziete (metakommunikative) Textverknüpfung: Verweis auf
vorangegangene/kommende Textstellen
• Tempus
• Konnektive: Konjunktionen, Subjunktionen & Pronominaladverben
Kriterien nach Beaugrande & Dressler
• a) Kohäsion
• b) Kohärenz
• c) Intentionalität
• d) Akzeptabilität
• e) Informativität
• f) Situationalität
• e) Intertextualität
Parataxe und Hypotaxe
• Parataxe: zwei eigenständige Sätze werden verknüpft
• Mit Konjunktion: Syndese
• Ohne Konjunktion: Asyndese

• Hypotaxe: Teilsätze hierarchisch geordnet

• Haupt- und Nebensätze: US strukturelle & funktionale Kriterien


• NS keine eigene sprachliche Handlung
• Unselbstständige Struktur
Besonderheiten
• Matrixsatz: Teilsatz, dem Teilsatz untergeordnet ist
• Ich weiß, dass du weißt, wovon ich rede.

• Alleinstehende Nebensätze: zu syntaktisch eigenständigen


Konstruktionen verselbstständigt
Teilsätze
• Koordination: Parataxe von 2 oder mehreren Sätzen
• Asyndese: ohne KONJ
• Syndese: mit koordinierender KONJ

• Subordination: Unterordnung, Hypotaxe


• Hierachische Ordnung
• Subordinierende Konjunktionen

• Integration: v.a. Relativsätze oder Konditionalkonstruktionen


• Der Mann, der gestern nicht gekommen ist, trägt einen roten Schirm.
Koreferenz
• Zwei sprachliche Formen beziehen sich auf denselben
außersprachlichen Referenten
• üblicherweise nominal oder pronominal
• 1. nominale Form > pronominal

• Katrin trifft ihren Freund. Er hat ihr ein Geschenk mitgebracht.

• Anaphorische Referenz: Lexikalische Form (Antezedens) &


pronominale Form (Anapher) vs. Kataphorische Referenz
Typen integrierter Sätze
• Koordinierte Sätze
• Ikonische Reihenfolge
• Kontrast: aber, sondern
• Kausalität: denn
• Koordinationsellipse: Er trinkt Wein, sie Schnaps.

• Adverbialsätze
• Temporalität
• Kausalität: Zusammenhang von Ursache und Wirkung
• Konsekutivität: Ursache und Effekt im untergeordneten Satz
• Konzessivität: Ursache/nicht erwartete Wirkung
• Finalität: Absicht/Zweck
Typen integrierter Sätze
• Relativsätze:
• Untergeordneter Teilsatz
• Von nominaler Struktur abhängig
• Modifiziert diese
• Verschränktes Element
• Restriktive RS: Referent aus größerer Menge wird identifiziert
• Nimm die Jacke, die du gestern gesehen, hast.
• Appositive RS: zusätzliche Information
• Die Jacke, die Maria genäht hat, ist bei 40 Grad waschbar.
• Freie Relativsätze: nominale Struktur fehlt
• Er macht nur, was er will
Typen integrierter Sätze
• Komplementsätze
• Grammatisches Subjekt/Objekt wird durch satzwertige Struktur ausgedrückt
• Struktur in Matrixsatz integriert
• Verben
• der Perzeption (sehen, hören)
• Kognition (glauben, vergessen)
• Kommunikation (sagen, meinen)

• Infinitiv- und Partizipialsätze


• Kein finites Verb
Fragen?
Ist das ein Text?
• a) Kohäsion
• b) Kohärenz
• c) Intentionalität
• d) Akzeptabilität
• e) Informativität
• f) Situationalität
• e) Intertextualität
Ist das ein Text?
• a) Kohäsion
• b) Kohärenz
• c) Intentionalität
• d) Akzeptabilität
• e) Informativität
• f) Situationalität
• e) Intertextualität
Hypotaxe oder Parataxe?
• Günther geht gerne Essen und Maria liebt das Klavierspielen.
• Manchmal verkleidet sie sich als Clown, weil sie im Zirkus arbeitet.
• Miriam hat ein neues Auto, Erwin hat es ihr verkauft.
• Julian, der gerne schwimmen geht, macht die Ausbildung zum
Bademeister.
• Ich hoffe, dass das Wetter morgen schön ist, weil ich gerne
schwimmen gehen würde.
Welche Merkmale findet man?
• Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn
vom Himmel herab. Da saß eine Königin an einem Fenster, das einen
Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte
und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger,
und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen
Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: Hätt' ich ein Kind, so weiß wie
Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen! Bald
darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, so rot wie
Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz und ward darum Schneewittchen
(Schneeweißchen) genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die
Königin. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war
eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht
leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie
hatte einen wunderbaren Spiegel wenn sie vor den trat und sich darin
beschaute, sprach sie:
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist ein Satz?
• Was ist ein Text?
• Was ist Kohäsion?
• Was ist eine Proposition?
• Was bedeutet Selbstreferenzialität?
• Was bedeutet Kohärenz?
• Wie zeigt sich Kohäsion?
• Was ist der Unterschied zwischen Parataxe und Hypotaxe?
• Was ist ein Matrixsatz?
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist Koordination bzw. Subordination bzw. Integration?
• Was ist anaphorische Koreferenz?
• Was ist kataphorische Koreferenz?
• Wie sind koordinierte Sätze ikonisch?
• Welche Typen integrierter Sätze gibt es?
• Was sind Merkmale von Relativsätzen?
Tutorium 10.06.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches

• 17.06.2021: 15:15 bis 16:45 Uhr


• 18.06.2021: 11:45 bis 13:15
• FFP2 Maske, getestet, geimpft oder genesen
• Nachweis an 0699/15056012
FRAGEN?
Sprache und Kultur
• Sprache als Mittel zum Ausdruck von Gedanken &
• Kulturelle Praxis, um soziale Handlung durchzuführen.

• Kulturspezifische Konventionen als Gebrauchskontext

• Kultur und Sprache nicht unabhängig voneinander


• Sprache als kulturelles Phänomen
• Kultur als integraler Bestandteil sprachlicher Interaktion
Anthropologische Linguistik
• Zusammenhang von Sprache und Kultur
• Untersuchungsgegenstand: Sprache als Ressource und sprachliche
Handlungen als kulturelle Praktiken

• Schnittstelle zwischen Sprachwissenschaft und Antrophologie


Zentrale Fragestellungen
• Entwicklung menschlicher Sprachfähigkeit
• Zusammenhang von Sprache, Denken und Wirklichkeit
• Universalen menschlicher Sprachen und Kommunikation
• Kulturspezifische kommunikative Praktiken
• Kulturelle Aspekte sprachlicher Verschiedenheit
• Standardisierung von Sprache
• Schrift
• Sprachwandel
Was ist eigentlich Kultur?
• Kultur als Wissen: Ward Goodenough, Mitglieder einer Kultur greifen auf
gemeinsames Wissen zurück

• Kultur als Text: Clifford Geertz, Kultur als System an Bedeutungen, die
miteinander verwoben sind

• Kultur als Praxis: Pierre Bourdieu, Kultur als alltäglich Praxi, als Pool
verfestigter Handlungsformen

• Kultur als Prozess zwischenmenschlicher Interaktionen: Kultur als Wissen


und als Form sozialen Verhaltens
Was haben die gemeinsam?

• Sprache und Kommunikation spielen eine zentrale Rolle

• Symbolische Auffassung: Sprache als Zeichensystem, das Kultur


ausdrücken kann

• Dynamisches Kulturkonzept: Sprache mit kognitiven Prozessen


vernetzt und zentrales Mittel alltäglicher Wirklichkeitskonstitution
Erforschung sprachlicher Handlung im
kulturellen Kontext
• Ethnographie der Kommunikation: Dell Hymes & John Gumberz
• Erforschung von Sprache und Sprechen im situativen Kontext ihres Gebrauchs
• Welche Sprache wird als Mitglied kultureller Gemeinschaften erlernt?
• Wie und wann wird die Sprache verwendet?
• Untersuchungsgegenstand: Sprache im Alltag
• Begrüßungsrituale
• Markierung sozialer Kategorien
• Methode: ethnografische Methodik & Methoden der Gesprächs- und
Konversationsanlayse
Schlüsselkonzepte
• Kommunikative Praxis: Sprache und Kultur beeinflusst sich
gegenseitig und wird gegenseitig erweitert und geformt
• Indexikalität und Kontextualisierung: alle sprachliche Äußerungen
beziehen sich auf Kontext,
• Code-Switching
• Sprachliche Ideologie: Einstellungen zu einer Sprache, Varietät
• Partizipation: Beziehung, Position und interaktive Rolle der
GesprächspartnerInnen, Erzähler = Protagonist
Schlüsselkonzepte
• Sprechergemeinschaft: Mitglieder einer Sprachgemeinschaft
interagieren miteinander, gemeinsames Repertoire, gemeinsame
soziale Normen.

• Soziale Identität: Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen

• Performanz: vs. Kompetenz, defizitäre fehlerhafte Sprache


Kommunikative Gattungen
• Gattung als Orientierungsmuster
• Schriftliche und mündliche Gattungen
• Gattungswissen Und Erwartungen
• Kulturell divergierend
• Soziokulturell abgeleitet
• Gattungswandel → Telegramm zu E-Mail
Sprache und Geschlecht
• Gender wird erlernt → Doing gender
• Gender ist etwas was wir tun.
• Gender kann auf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen indiziert
werden.
• Gender impliziert Asymmetrie: m vs. w
• Stimme und Prosodie!
• Gender Markierung
• Geschlechtsspezifische Gesprächsstile
• Sprachliche Varietäten
Sprache, Denken Wirklichkeit
• Sprachliches Relativitätsprinzip: mit dem Erwerb einer Sprache
werden Kategorien erworben, die Wahrnehmung der Welt
beeinflussen. Sprache als Raster, der die Wahrnehmung der Welt
vorstrukturiert.

• Räumliches Denken und Sprache


• Relatives Raumkonzept vs. absolutes Raumkonzept
Fragen?
Fragen, Fragen, Fragen
• Womit beschäftigt sich die anthropologische Linguistik?
• Welche Ziele verfolgt die anthropologische Linguistik?
• Warum ist eine Definition von Kultur schwierig?
• Welche Definitionen und Ansätze von Kultur gibt es?
• Womit beschäftigt sich die Ethnographie der Kommunikation?
• Welche Methode wird in der Ethnographie der Kommunikation
herangezogen?
• Was sind Kommunikative Gattungen?
• Bleiben kommunikative Gattungen gleich oder verändern sie sich?
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist das sprachliche Relativitätsprinzip?
• Was ist der Unterschied zwischen absolute und relative
Raumkonzepte?
Tutorium 17.06.2021
Lisa Höllebauer

l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches

• 18.06.2021: 11:45 bis 13:15


• FFP2 Maske, getestet, geimpft oder genesen
• Nachweis an 0699/15056012
FRAGEN?
Mehrsprachigkeit & Sprachkontakt
• Bedingen sich wechselseitig
• Sprachkontakt, dort wo mehrere Sprachen gesprochen werden

• Mehrsprachigkeit: psycho- und soziolinguistische Eigenschaften, der


Menschen, die diese Sprache sprechen → Fähigkeit im Zentrum

• Sprachkontakt: wechselseitige Beeinfluss von zwei oder mehreren


Sprachen → Struktur im Zentrum
Mehrsprachigkeit - Typen
• Mehr mehrsprachige als einsprachige Menschen
• Mehrsprachigkeit ist die Regel, Einsprachigkeit die Ausnahme

• Arten:
• Individuelle Mehrsprachigkeit: bezieht sich auf einzelne SprecherInnen
• Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit: Sprachgebrauch in Regionen
• Institutionelle Mehrsprachigkeit: Verwendung von mehreren Arbeitssprachen
Diskursive Mehrsprachigkeit
• Franceschini (2011)
• Mehrsprachige Praxis
• Herstellung von Sinn im Dialog durch
• Praktiken des Code-Switchings
• Gebrauch von Lingua-Franca
• Gebrauch von Ehtnolekten
Erwerb von Mehrsprachigkeit
• Spracherosion: wenn Sprache (auch dominante Sprache möglich)
vergessen wird

• Typen:
• Ungesteuerten Zweitspracherwerb: second language acquistion
• Gesteuerten Zweitspracherwerb: second language learning

• Beide Typen auch gekoppelt möglich.


• Achtung! Schriftspracherwerb nur institutionelle Vermittlung.
Bilingualer Erstpracherwerb
• Kind lernt 2 Sprachen als L1

• Sprachen us Status:
• Familien- vs. Umgebungssprache

• Frage?
• Lernen Kinder nur ein gemischtes System?
• Lernen Kinder von Anfang an zwei Systeme?
Grammatischer Transfer
• Dominante Sprache stärkeren Einfluss als schwächere Starken
• Deshalb eher FRAGE: Wie stark ist Kontakt zwischen den Spracen?

• Zuerst werden Strukturen erworben, die in beiden Sprachen gleich sind.

• Auswirkungen:
• Beschleunigung: weniger häufige Konstruktionen können durch Einfluss der anderen
Sprache schneller erworben werden
• Verzögerung: besonders komplexe Strukturen werden langsam gelernt.
• Transfer: Abweichungen, die monolinguale Kinder nicht machen
Zweitspracherwerb
• Frühkindlicher Zweitspracherwerb → bis 6 Jahre
• Akzentfreies Beherrschen
• Ab 10 Jahre: kritische Periode
• Prozess der Lateralisation
• Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Akzent
• Verminderte Wahrnehmung phonetischer Kontraste

• Interlanguage: Das eigene System filtert zunächst beim Lernen.


Mentale Repräsentation
• Organisation des mehrsprachigen Lexikons zentrales
Forschungsthema
• Wo sind die Sprachen lokalisiert?
• Wie sind sie untereinander vernetzt?
• Wie werden jeweilige Sprachen aktiviert?

• Subset-Hypothese: Alle Wörter finden sich in einem mentalen Lexikon


und werden durch gemeinsame Verwendung miteinander verbunden.
Wörter, die häufig auftreten, besonders stark verknüpft.
Mentale Repräsentation
• Model der Sprachmarkierung: Green (1998)
• Gemeinsamer Speicher, Lemmata haben Sprachmarkierung (language tags),
wie konnotative Markierung

• Interaktives Aktivierungsmodell
• Von Bedeutungskomponenten eines Wortes gehen Impulse auf die
dazugehörige Wortmarke, semantisch benachbarte Wortmarken werden
aktiviert, Laumarken und benachbarte Lautmarken werden aufgerufen usw.
→ Impuls breitet sich also aus, aktiviert immer mehr Wörter, die semantisch,
lautlich ähnlich sind, schwache Kandidaten ausgeblendet, wahrscheinlichster
Kandidat wird am Ende artikuliert → egal welche Sprache → Verwechslung
von ähnlich lautenden Wörtern
Code-Switching
• Wechseln von Sprache innerhalb von Gespräch, Satz etc.

• Ad-hoc-Entlehnungen: Entlehnung von einer ganzen Phrase bzw.


Teilsatz

• Gastwörter: phonetisch-phonologische Einpassung, nur wenn Wörter


an Basissprache angepasst werden → Code-Switching
Code-Mixing
• übergreifendes Phänomen in bilingualer Rede,
• lexikalische Einheiten und grammatische Strukturen aus 2 verschiedenen
Sprachen

• Prozesse:
• Insertion: Einheiten aus einer Sprache in eine Basissprache eingebettet
• Alternation: Satz beginnt in einer Sprache, endet in anderer Sprache
• Kongruente Lexikalisierung: gemischter Satz mit selber grammatischen
Struktur aber Material aus us. mentalen Lexikon
Code-Mixing
• Pragmatisch motiviertes/funktionales Code-Switching:
• Kontextualisierungsfunktion
• Teil des sprachlichen Handelns
• Situatives Code-Switching: Sprache ändert sich als Folge einer Situation z.B.
Gesprächspartnerwechsel → direktive Funktion
• Konversationelles Code-Switching: gleich-bleibende Situation, diskursstrategische
Gründe z.B. Markierung wörtliches Zitat

• Psycholinguistisch motiviertes/nicht-funktionales Code-Switching


Code-Mixing
• Psycholinguistisch motiviertes/nicht-funktionales Code-Switching
• Soziale Identität: we-code vs. they-code
• Trigger-Effekte: Auslösewörter → in beide Sprachen idente Wörter:
• Eigennamen
• Lexikalische Entlehnungen
• Bilinguale Homophone

• Matrix Language Frame Model → Matrixsprache gibt


morphosyntaktischen Rahmen vor, andere Sprache wird in
Matrixsprache eingebettet
Sprachkontakt
• Sprachen, die sich wechselseitig beeinflussen
• 1 Teil der SprecherInnen bilingaul
• Ort des Sprachkontakts: Gehirn der SpercherInnen
• Psycholinguistische Begriffsbestimmung: 2 oder mehr Sprachen
stehen miteinander im Kontakt, wenn sie von 1 und demselben
Individuum abwechselnd gebraucht werden
• Soziolinguistische Begriffsbestimmung: Ort des Sprachkontaktes
soziale Gruppen
• Sprachkontakt vs. Varietätenkontakt
Formen des Sprachkontakts
• Entlehnung: Vorgang des durch Systemkontakt bedingten Wandels
• Transfer: Sprecher, bei dem eine Sprache durch andere beeinflusst
wird
• Interferenz: älterer Begriff für Transfer

• Transferrichtung:
• L1 > L2 → strukturell, Phonologie, Morphosyntax, Semantik
• L2 > L1 → Lexik, va. Inhaltswörter
Stufen des Sprachkontakts
• Stufe 1: Kontakt gering, nur lexikalische Entlehnungen →
Inhaltswörter,
• Stufe 2: etwas intensiverer Kontakt → neben lexikalischen auch
strukturelle Einflüsse
• Stufe 3: intensiver Kontakt → stärkere sturkuturelle Enlehnung,
Adpositionen, Wortbildungsaffixe etc.
• Stufe 4 und 5: Mehrheitssprache sehr dominant, umfassende
strukturelle Entlehnung
Sprachkontakt
• Informelle Register vor formelle Register
• Jüngere SprecherInnen vor älteren SprecherInnen

• Übertragung:
• Konkretes Sprachmaterial (matter borrowing)
• Abstrakte Strukturmuster (pattern borrowing)
• Bedeutungen bzw. Gebrauchskontexte
• Wörter als auch Bedeutungen
• Morphosyntax: struktureller Transfer, syntaktische Muster
• Phonologie und Phonetik: materielle Entlehnungen
• Inhaltswörter, Lexeme ohne direkte Entsprechung in Sprache
• Diskursmarker
• Semantische Übernahmen: Bedeutungen von Wörtern
• Ausbau grammatischer Kategorien
Mischsprachen
• Pidgin- und Kreolsprachen
• Bilinguale Mischsprachen:
• Media Lengua
• Michif

• Umfassender und massiver Sprachkontakt → regelrechte


Sprachmischung
Pidgin- und Kreolsprachen
• Allgemein Sprache der Verständigung wird benötigt
• Eingeschränkter Gebrauch
• Einfache Strukturen
• Keine L1-SprecherInnen
• Va. bei Handlungsbeziehungen
• Komplexer → Kreol
Bilinguale Mischsprachen
• Media Lengua: Mischsprache in bilingualer Gemeinschaft entstanden
• Grammatik aus einer Sprache, Lexikon aus anderer Sprache
• Hochland von Ecuador

• Michif: Westen Kanada, North Dakota


Fragen?
Fragen, Fragen, Fragen
• Wie stehen Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt zueinander?
• Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Mehrsprachigkeit und
Sprachkontakt?
• Welche Typen von Mehrsprachigkeit gibt es?
• Was ist Diskursive Mehrsprachigkeit?
• Wie wird Mehrsprachigkeit erworben?
• Können Erstsprachen vergessen werden? Wie lautet der Fachbegriff?
• Zählt Schriftspracherwerb zur second language acquisition?
• Wie kann bilingualer Erstspracherwerb aussehen?
Fragen, Fragen, Fragen
• Haben bilinguale SprecherInnen ein oder zwei Sprachsysteme?
• Beeinflussen sich die zwei/mehr Sprachen gegenseitig, wenn ja
welche Sprache hat den stärksten Einfluss?
• Welche Auswirkungen gibt es beim bilingualen Spracherwerb?
• Welche Arten von Zweitspracherwerb gibt es?
• Was ist die kritische Periode, wie lässt sie sich erklären?
• Wird der Zweitspracherwerb auch durch das eigene Sprachsystem
beeinflusst, wie heißt dieses Phänomen?
• Was ist ein zentrales Forschungsthema beim bilingualen
Spracherwerb?
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist die Subset-Hypothese?
• Wie funktioniert das Modell der Sprachmarkeirugn?
• Wie wird die richtige Sprache aktiviert?
• Was ist Code-Switching?
• Welche Abgrenzungen zu Code-Switching gibt es?
• Welche Funktionen von Code-Switchings gibt es?
• Wie sieht die grammatische Struktur von Code-Switching aus?
• Was ist Sprachkontakt, wie und wo kann er erfolgen?
Fragen, Fragen, Fragen
• Kann Sprachkontakt nur Sprachen betreffen oder auch Dialekte?
• Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Entlehnung und
Transfer?
• Wie unterscheiden sich die Begriffe Transfer und Interferenz?
• Welche Stufen des Kontakts gibt es?
• Gibt es sprachliche Strukturen, die sich eher entlehnen lassen als
andere?
• Welche Entwicklungstendenzen gibt es im Sprachkontakt?
• Was sind Mischsprachen, nenne Beispiele!
Fragen, Fragen, Fragen
• Welche Merkmale haben Pidginsprachen?
• Wann wird eine Pidginsprache zu einer Kreolsprache?
• Welche sprachlichen Charakteristika haben Pidgins?
• Wie Entstehen Pidgin Sprachen?
• Was ist eine bilinguale Mischsprache, welche zwei Beispiele sind im
Buch genannt?
Wichtige Begriffe
Variationslinguistik
• Sprachliche Variable
• Varietät
• Prestige
• Diatopische Variation
• Diaphasische Sprechweisen
• Register
• Diachrone Sprachstufen
• Soziolekt
• Hyperkorrektur
Wichtige Begriffe
Entstehung von Sprache
• Phylogenese
• Ontogenese
• Kreolgenese
• Universalgrammatik
• Prä-Adaptionen
• Child-directed speech
• Joint attention
• Theory of mind
• Pidgin vs. Kreolsprachen
Wichtige Begriffe
Kognitive Sprachverarbeitung
• Parsing
• Gartenpfad-Sätze
• Lokale vs. globale Ambiguitäten
• Minimal attachment
• Active filler strategy
• Propostion
• Frames/semantische Rahmen
Wichtige Begriffe
Sprachliche Interaktion
• Linguistische Pragmatik
• Sprechakttheorie
• Performative Verben
• Ethnomethodologie
• Indexikalität
• Konversationsanalyse
• Turn/turn taking
• Reparatur und Reparaturtypen
• Interaktionale Linguistik
• Mulitmodialität
Wichtige Begriffe

Satz und Text


• Proposition • Matrixsatz
• Argumente • Koreferenz
• Satz • Anapher
• Text • Ikonizität
• Kohärenz • Grammatikalisierung
• Kohäsion • Subordination
• Parataxe • Koordination
• Hypotaxe
Wichtige Begriffe
Sprache und Kultur
• Anthropologische Linguistik
• Kultur
• Ethnographie der Kommunikation
• Kommunikative Gattungen
• Sprache und Geschlect
• Sprachliches Relativitätsprinzip
Wichtige Begriffe
Mehrsprachigkeit Sprachkontakt

• Mehrsprachigkeit • Entlehnung
• Second language acquisition • Transfer
• Second language learning • Interferenz
• Kritische Peridoe • Mischsprachen
• Interlanguage • Pidgin- und Kreolsprachen
• Subset-Hypothese • Bilinguale Mischsprachen
• Code-Switching
• Ad-hoc-Entlehnungen
• Gastwörter
• Code-Mixing
Variationslinguistik
• Was ist das Ziel der Variationslinguistik?
• Auf welcher sprachlichen Ebene kommen Varianten vor?
• Was können sprachINTERNE Einflussfaktoren sein?
• Erkläre die Studien von William Labov:
• Departmentstore Studie
• Martha‘s Vineyard Studie

• Was ist der Unterschied zwischen Defizit- und Differenzhypothese?


• Wann ist eine Sprache eine Sprache, wann ein Dialekt?
Sprachentstehung
• Mit welchen Fragen beschäftigen sich die unterschiedlichen Sparten der
Sprachentstehung?
• Was haben alle drei Sparten gemeinsam?
• Ist Sprache angeboren oder erlernt? Was spricht dafür, was dagegen?
• Ab wann läuft die sprachliche Entwicklung ab?
• Wie funktioniert Wortschatzerwerb? Welchen Prinzipien folgt dieser?
• Was ist Über- bzw. Untergeneralisierung?
• Wieso sind Pidgin- und Kreolsprachen so interessant?
• Was ist der wichtigste Unterschied zwischen Pidgin- und Kreolsprachen?
Kognitive Sprachverarbeitung
• Warum ist es interessant, zu wissen, wie die Sprachverarbeitung im
Gehirn entsteht?
• Was ist der Unterscheid zwischen lokalen und globalen Ambiguitäten?
• Wie erfolgt Parsing?
• Welche Strategien werden beim Parsing verfolgt?
• Wie erfolgt Satzverstehen?
• Wie erfolgt Textverstehen?
• Wieso sind Garden-Pfadsätze interessant?
Sprachliche Interaktion
• Welcher Bereich der Linguistik beschäftigt sich mit dem sprachlichen
Handeln?
• Was heißt überhaupt sprachliches Handeln?
• Spielt Grammatik überhaupt eine Rolle in der Interaktion?
• Wer hat die Sprechakttheorie begründet und was ist der zentrale
Gedanken?
• Welche Äußerungen werden unterschieden?
• Mit welchen Bedingungen hängen performative Verben zusamemn?
• Wie können Sprechakte klassifiziert werden?
• Welche Grundtypen von Sprechakte gibt es?
Sprachliche Interaktion
• Womit beschäftigt sich die Ethnomethodologie?
• Wie wird eine Konversationsanalyse gemacht?
• Wie kann ein Sprecherwechsel von statten gehen?
• Was sind Reparaturen? Wie können sie gemacht werden?
• Welche Reparaturen können unterschieden werden?
• Mit welchen Fragestellungen beschäftigt sich die interaktionale
Linguistik?
• Was ist Multimodialität? Welche Rollen können SprecherInnen
übernehmen?
Satz und Text
• Wieso ist es so schwer, einen Satz bzw. Textbegriff einzuführen?
• Was ist der Unterschied zwischen Kohärenz und Kohäsion?
• Welche Kriterien für Texte gibt es?
• Welche Satzarten gibt es?
• Welche Kriterien nach Beaugrande und Dressler gibt es?
Sprache und Kultur
• Sind Sprache und Kultur separat von einander überhaupt möglich?
Warum nicht?
• Mit welcher Fragestellung wird sich beschäftigt?
• Warum ist Kultur so schwierig zu definieren?
• Was sind Kommunikative Gattungen, wo haben wir schon etwas von
Gattungsbewusstsein gehört?
• Inwiefern ist das sprachliche Relativitätsprinzip interessant?
• Was ist die konträre Annahme dazu`?
Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt
• Wie kann Mehrsprachigkeit aussehen?
• Wie kann die zweite… Sprache erlernt werden?
• Was ist der Unterschied zwischen L1 und L2 SprecherInnen?
• Mit welchen Fragen beschäftigt man sich bzgl. des bilingualen
Erstspracherwerbs?
• Was ist die kritische Phase?
• Was ist Code-Switching, wann und wie kann es erfolgen?
• Welche Begriffsabgrenzungen müssen unterschieden werden?
• Welche sprachlichen Strukturen werden ausgetauscht?
• Was sind Mischsprachen bzw. Pidgin und Kreol?

Das könnte Ihnen auch gefallen