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Einführung in die
Sprachwissenschaft II
Sommersemester 2021
Veronika Mattes (veronika.mattes@uni-graz.at)
Die Facetten der Sprache
• Laute
• Wörter
• Sätze
• Bedeutungen
• Texte
• Interaktionen
• Spracherwerb und -entwicklung
• Kognitive Verarbeitung
• Entstehungsgeschichte
• Variation und Wandel
• etc.
Sprachwissenschaftliche Grundlagen
• Zur Vertiefung, Übung, Anwendung können Sie das Tutorium bei Frau
Höllebauer besuchen (donnerstags 15:15 bis 16:45). Weitere Informationen s.
Moodle.
• Email: veronika.mattes@uni-graz.at
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
- Transkription
- Annotation
- Analyse (inkl. Statistischer Auswertung, Berechnung von
Signifikanzen, Korrelationen, etc.)
https://varieng.helsinki.fi/CoRD/corpora/index.html
http://www.eurac.edu/de/research/autonomies/commul/projects/Pages/projectdet
ails.aspx?pid=11204#DiDi-Korpus
https://www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/korporahttps://www1.ids-
mannheim.de/kl/projekte/korpora
Sprachinterne Einflussfaktoren
- lautliche
- grammatische
- lexikalisch-semantische
- pragmatische
- Prozessierungsfaktoren
Lautliche Einflussfaktoren
Auswahl einer von mehreren möglichen Variante
aufgrund von Vermeidung artikulatorischer / perzeptorischer
Schwierigkeiten:
Dt. das Auto der Schwester der Nachbarin vs. das Auto von der
Schwester der Nachbarin /
das Auto von der Nachbarin ihrer Schwester
Lexikalisch-semantische
Einflussfaktoren
Semantische Eigenschaften, die Variation auslösen:
z.B. Belebtheit beim s-Genitiv (im Engl., auch im Deutschen?)
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
Räumliche Variation:
- Zuordnung zur geographischen Herkunft aufgrund
sprachlicher Variation
> Sprachen
> Dialekte
Diatopische Variation
Sprachen vs. Dialekte:
Dialekte sind Varietäten innerhalb einer Sprache
- Trennung zwischen Sprache und Dialekt ist linguistisch nicht
eindeutig
- Bsp. Schwedisch – Norwegisch
- Bsp. Serbisch - Kroatisch
- Bsp. Niederländisch – Deutsch – Rheinisch
- Bsp. Bairisch (umfasst deutsche und Dialekte österreichische
Dialekte)
Kriterium: gegenseitige Verständlichkeit (?)
Diatopische Variation
Dialektologie:
Zusammenhang Sprache und Raum
https://www.dialektkarte.de/
https://www.sprachatlas.at/drentherent/
https://www.sprachatlas.at/
https://dioe.at/aktuelles/
Diatopische Variation
Dialektometrie:
Nicht nur einzelne Phänomene, sondern Bündel an Merkmalen
werden untersucht.
➢ Variationsmuster
https://www.dwds.de/d/ressources
Diachrone Variation
• Soziolekte
SES-Index:
basiert auf Angaben zum Bildungsniveau, der beruflichen Stellung und der
Einkommenssituation
Diastratische Variation
• Wortschatz
Diastratische Variation
• “Genderlekt” (als Soziolekt)
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
“quantitative Soziolinguistik”
“Variationist Sociolinguistics”
“Language Variation and Change”
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
• Kreolgenese
Gemeinsamkeit:
➢ menschliche Fähigkeit der Kommunikation und des Lernens
von Mustern & Strukturen
Phylogenese der Sprache
• keine Belege
• Rekonstruktion (interdisziplinär)
• Vokaltrakt
• Motorik
• Kognition (z.B. Gedächtnis, Symbolnutzung)
Prä-Adaptionen
Warum hat sich nur beim Mensch Sprache entwickelt?
➢ Selektionsvorteil
• Wissensaustausch
• soziale Beziehungspflege (“verbale Fellpflege”)
“The species-specific anatomy that enables humans to produce the full range of quantal
vowels, enhancing the robustness of speech, accounts for choking on food, which
remains the fourth leading cause of accidental death in the United States”.
Liebermann (2017): “Comment on ‘Monkey vocal tracts are speech-ready’”, Sci. Adv. 3
Ist Sprache angeboren oder erlernt?
Annahme A:
• Sprache beruht auf einer rein menschlichen genetischen
Besonderheit
• Gewisse sprachliche Grundstrukturen sind angeboren
= Universalgrammatik
➢ Erklärung für schnellen und nahezu mühelosen Erwerb des
komplexen Systems Sprache
➢ “poverty-of-the-stimulus”-Argument
Noam Chomsky
Ist Sprache angeboren oder erlernt?
Annahme B:
• Sprache beruht auf allgemeinen menschlichen (und teilw.
tierischen) kognitiven Fähigkeiten, z.B. Mustererkennung,
Regelabstraktion
• Sprache beruht auf spezifisch menschlichen sozialen
Fähigkeiten
Michael Tomasello
Ontogenese der Sprache
Ebenen des Erwerbs:
• Lautebene
• Lexikon (Wortschatz)
• Morphologie
• Syntax
• Text und Diskurs
• Semantik & Pragmatik
❖ Lernvoraussetzungen
❖ Lernmechanismen
Die Rolle der Umwelt
Aber:
Wieviel INPUT ist nötig?
Welcher INPUT ist nötig?
Kindgerichtete Sprache
Andere Bezeichnungen: Infant-directed speech, Baby Talk, Motherese,
Ammensprache
Varietät, die von Erwachsenen bei der Kommunikation mit Babys und
Kleinkindern verwendet wird
Kennzeichen:
+ höhere Tonlage
+ Hyperartikulation
+ größerer Tonhöhenumfang bei der Satzmelodie
+ mehr Pausen
+ langsameres Sprechtempo
+ einfache syntaktische Strukturen
+ viele Wiederholungen
https://www.youtube.com/watch?v=x0pPSgi3KW4
https://www.youtube.com/watch?v=Vx3WxwNPlbA
https://www.youtube.com/watch?v=_PosduyO5ww
https://www.princeton.edu/news/2017/10/12/uncovering-sound-motherese-baby-talk-
across-languages
Kindgerichtete Sprache
Voraussetzung für den Spracherwerb?
• Vermutlich nicht
• aber Hilfestellung (“scaffolding”)
Beispiel: Passivkonstruktion:
Ein 18 Monate altes Kind kann die Konstruktion auch nicht mit
massivem Input lernen,
3-jährigen Kindern, die GL der Verbflexion u. Perferkt können,
reichen wenige Beispiele um Passivkonstruktion zu erlernen.
Quantität und Qualität des Inputs
▪ großer Langzeiteffekt von Qualität und Quantität des Inputs auf die
Sprachentwicklung
▪ starke “Schichtabhängigkeit”; SES – sozioökonomischer Status
▪ Ausgleich durch intensive außerfamiliäre Sprachförderung möglich
SES-Index:
basiert auf Angaben zum Bildungsniveau, der beruflichen Stellung und der
Einkommenssituation der Eltern
Quantität und Qualität des Inputs
• Kleine Kinder können Wortbedeutungen bereits nach einer Begegnung lernen
• Trotzdem: Je mehr Input, desto schneller und desto mehr lernen sie
• Korrelation zwischen Menge des Inputs und Größe des Vokabulars des Kindes
• Unterschiede im Input: Durchschnitt variiert zw. 200 bis 3000 Wörter / Stunde
• sozio-ökonomische Unterschiede
• sozio-ökonomische Unterschiede
• Wortschatzumfang: reliabler
Prädiktor für schulischen Erfolg
Verlauf des Erstspracherwerbs
Vorsprachliches Stadium:
• Babys bis zu 6-9 Monaten können minimale phonetischen Unterschiede hören, zwischen
9 und 12 Monaten erlernen sie die Phoneme der Muttersprache.
https://www.youtube.com/watch?v=Ew5-xbc1HMk
Entwicklung der Perzeption
Prosodie:
- frühe Reduktion auf Ein- und Zweisilbler entsprechend der
Betonungsstruktur der Zielsprache:
Be „Baby“, Mel „Kamel“, Wun.zən “Wohnzimmer“, Frz.: son „maison“
- prosodische Entwicklung mit ca. 2;6 auf der Wortebene (!) entsprechend der
Zielsprache
Phonologische Entwicklung
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
https://apics-online.info/
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
• Neuentstehung von Sprachen in spezifischen Kontaktsituationen
• SprecherInnen entwickeln ein neues Kommunikationssytem
• v.a. durch Kolonialisierung
• gewisse Parallelen zum Erstspracherwerb
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Pidgin:
• Pre-pidgin
• stabilisiertes Pidgin (konventionalisiert, erste gramm. Strukturen)
Beispiele:
• Tok Pisin (Papua Neuguinea: Lexifier: Englisch +
Melanesisch) https://apics-online.info/surveys/22
• Nigerianisches Pidgin (Lexifier: Englisch + nigerianische
Sprachen) https://apics-online.info/surveys/17
• Fanakalo (Südafrika: Lexifier Bantu + Englisch, Afrikaans,
Portugiesisch) https://apics-online.info/surveys/61
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Pidgin:
• Handelsszenario
• Kolonialszenario (v.a. Sklaven)
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Kreol:
• Pidgin wird von den Kindern der Gemeinschaft als Erstsprache
erworben
➢ Herausbildung einer vollständigen Grammatik
➢ Entstehung einer neuen Sprache (Kreolsprache)
• Lexikon vorwiegend aus der Lexifier Sprache (die Sprache der
sozial dominanteren Gruppe der zugrunde liegenden Pidgin-
Sprache – veralt. Superstrat)
• Grammatische Merkmale entweder völlig neu oder aus
verschiedenen Kontaktsprachen
Die Entstehung von Pidgin und
Kreolsprachen
Kreolsprachen - Beispiele:
• Chabacano (Philippinen: Lexifier Spanisch + Tagalog)
https://apics-online.info/surveys/45
• Afrikaans (Südafrika: Lexifier Niederländisch + versch.
Sprachen, u.a. Khoekhoe) https://apics-
online.info/contributions/29
• Haitian Creole (Haiti: Lexifier Französisch + versch.
Sprachen, u.a. Bantu-Sprachenhttps://apics-
online.info/surveys/49
• Papiamentu (NL Antillen: Lexifier Portugiesisch, Spanisch,
NL + Englisch, Französisch)https://apics-
online.info/surveys/47
“Roots of Language”
Bickerton, Derek (1981):
Beispiel:
- Jamaikakreol (Lexifier: Englisch)
- Papiamentu (Lexifier: Spanisch)
- Guyanais (Lexifier: Französisch)
http://schuchardt.uni-graz.at/
Kognitive
Sprachverarbeitung
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
B W
• Allerdings deutet Vieles darauf hin, dass Sprache im ganzen Gehirn über ein
komplexes Netzwerk verteilt ist und verarbeitet wird.
Wo wird Sprache im Gehirn verarbeitet?
• Dorsaler Pfad („wie“): Artikulation, Lautverarbeitung, Wortwiederholung
• Ventraler Pfad („was“): Bedeutungen
Wie ist Sprache im Gehirn gespeichert?
1. Die gesamte im zentralen Nervensystem enthaltene
Information ist großenteils nach der Art eines
Hologramms abgespeichert.
d.h.
- nicht jede einzelne Information an einem bestimmten
Ort abgelegt, sondern in Form von Mustern von
Synapsen und durchfließenden elektrochemischen
Strömen.
- kein Ökonomieprinzip: Information ist hochgradig
redundant abgelegt.
Wie ist Sprache im Gehirn gespeichert?
2. Plastizität des Gehirns (Ontogenese)
➢ inkrementeller Prozess
(Beginn der Interpretation der Satzstruktur bereits vom ersten Wort an)
Satzstruktur und Bedeutung
ABER: vorläufige Interpretation muss ggf. verworfen werden
➢ Reanalyse
wir: Desambiguierungspunkt
Satzstruktur und Bedeutung
Bsp. reduzierte Relativsätze im Englischen
GARDEN-PATH Sätze
1 [raced] [past the barn]
The horse raced past the barn fell. 2 [raced past the barn]
fell: Desambiguierungspunkt
Satzstruktur und Bedeutung
• Lexikalische und syntaktische Ambiguität
• Globale Ambiguität
1. The general presented copies of the report was aware of the problems.
2. The general who was presented copies of the report was aware of the problems.
WARUM halten wir eine Lesart für so viel wahrscheinlicher als andere mögliche?
WARUM bleiben nicht alle möglichen Lesarten gleich aktiv bis wir alle
Informationen zur Interpretation haben?
• Serielle Parsingmodelle
• Parallele Parsingmodelle
Serielles Modell: Garden-Path Theorie
Frazier & Fodor (1978) u.a.
Annahme, dass nur EINE Struktur aktiviert wird, nicht mehrere mögliche.
Nur wenn diese sich als falsch herausstellt, findet eine Reanalyse statt.
Plausibilität? Kontext?
➢ spielen keine Rolle im Garden-Path Modell
Serielles Modell: Garden-Path Theorie
Garden-path Theorie ist ein rein modulares Bottom-up Modell.
Schatz ist sehr unwahrscheinlich als AGENS und sehr wahrscheinlich als
PATIENS von be-/ver-graben
Häufigere syntaktische Strukturen die mit einem Verb verbunden sind, werden als
wahrscheinlicher angenommen.
4. Kontext
- vorausgehender Text
- situativer Kontext
- visueller Kontext
Anaphernzuordnung
Wiederholte Nennung,
d.h. eine zweite oder weitere Nennung eines Objekts, einer Person oder eines
Ereignisses in einem Diskurs
Häufig durch Pronomen oder definite NPs:
z.B.
• Ein Mann sprach Hanna auf der Straße an. Sie erklärte ihm den Weg
zum Stadtzentrum.
• Ein Mann sprach Hanna auf der Straße an. Sie erklärte dem Mann
den Weg zum Stadtzentrum.
Potentiell ambig:
• Britta lobte Katrin, weil sie die Katzen gut versorgt hatte.
Beispiel:
A: „Auf welchem Bahnsteig fährt der nächste Zug nach Leoben?“
B: „Auf Bahnsteig 4. Aber in 20 Minuten geht ein direkter Zug von
Bahnsteig 2, damit sind Sie früher am Ziel.“
✓ Nicht alles, was genannt wird, gehört zur Etablierung des mentalen
Modells / aktivierten Situationen bzw. Bilder:
• Simon hat Kekse und Brot gebacken.
backen (s, Kekse) & backen (s, Brot)
• Simon hat Kekse aber kein Brot gebacken.
backen (s, Kekse) & - [backen (s, Brot)]
Mentale Modelle:
Kurzzeitgedächtnis
Inkludieren mentale Modelle alles, was in der Proposition vorkommt?
Experiment (MacDonald & Just 1989): Gedächtnistest
Entscheidung darüber, ob Test-Wort im vorangehenden Satz genannt war oder
nicht:
Response time (msec)
Mentale Modelle:
Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis
Experiment (Glenberg et al. 1987): Gedächtnistest
Fast identische Texte, Unterschied nur darin, ob ein Objekt mit dem
Protagonisten verknüpft wurde oder nicht, z.B. Pulli an- vs. aus-ziehen
A B
1a) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath them.
1b) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath it.
2a) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath them.
2b) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath it.
Mentale Modelle
Mentale Modelle:
Langzeitgedächtnis
1a) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath them.
1b) Three turtles rested beside a floating log, and a fish swam beneath it.
2a) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath them.
2b) Three turtles rested on a floating log, and a fish swam beneath it.
❖ Unterschiede in der Struktur und Proposition sind gleich groß in Set 1 und Set 2.
o Warum?
✓ Set 1 erzeugt sehr unterschiedliche mentale Modelle, Set 2 sehr ähnliche /
identische.
Folgerung:
Im LZG sind mentale Modelle, nicht sprachliche Repräsentationen gespeichert.
Sprachliche
Interaktion I
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
Organon-Modell
Auffassung von Sprache als eine auf einen Hörer / eine Hörerin ausgerichtete Handlung
Organon-Modell (nach Bühler)
Modell des sprachlichen Zeichens und der sprachlichen Kommunikation
➢ Sprache hat verschiedene Funktionen (Organon = Werkzeug)
• Ausdruck
• Appell
• Darstellung
Sprechakttheorie
John Austin, John Searle (“pragmatische Wende” in der Linguistik, 1960er Jahre)
Ursprüngliche Unterscheidung in
„Heute ist der 1. Mai.“ „Ich bestätige hiermit die Richtigkeit der
Angaben.“
„Er liebt Linguistik.“
„Herzlichen Glückwunsch zum
Geburtstag!“
Sprechakttheorie
Sprechaktverben:
• „Ich ernenne Sie zur Schriftführerin.“ • „Ich bitte dich um deinen Rat.“
vs. vs.
• „Ich bin um 15 Uhr bei dir.“ • „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
(konstative Äußerung)
Sprechakttheorie
Unterscheidung in konstative und performative Sprechakte nicht haltbar
Sinn jeder Handlung / Äußerung: nur aus dem Kontext heraus interpretierbar
Zentral:
• in einer Gemeinschaft geteiltes, entstandenes, gelerntes Wissen / Kennen des
Kontexts bzw. der Konventionen von sprachlichen Handlungen
• Erkennen / Verstehen der Situation
„making accountable“:
Gegenseitiges Verständlich-Machen der Alltagsaktivitäten
Wissenschaftliches Ethos:
Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Studienteilnehmer/innen
Anonymisierung der Daten
Transkriptionskonventionen.
möglichst genau, Berücksichtigung aller Details
unterschiedliche Notationskonventionen (s. Beispiel GAT2, S. 433-435)
Konversationsanalyse
GAT = Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem
Zwiebelprinzip:
1 Minimaltranskript
2 Basistranskript
3 Feintranskript
Kriterien:
• Lesbarkeit
• Eindeutigkeit
• Ikonizität
• Relevanz
• Formbezogene Parametrisierung
❖ Anstreben von Objektivität
dennoch:
Transkript enthält immer bereits eine Interpretation;
Transkripte sind wissenschaftliche Konstrukte
Transkripte
Transkripte, Korpora
https://exmaralda.org/de/exmaralda-demokorpus/
https://exmaralda.org/de/
http://agd.ids-mannheim.de/index.shtml
Sequentielle Organisation
Gespräch:
Turn (Redebeitrag / Sequenz / Gesprächsabschnitt)
Turn-taking (SprecherInnenwechsel)
Konversationsanalyse:
• Sequenzanalyse
• next turn proof procedure
Sequentielle Organisation
Paarsequenzen: z.B. Gruß – Gegengruß, Frage – Antwort,
Fokussierungsaufforderung – -bestätigung, Angebot – Annahme/Ablehnung, etc.
➢ Überlappungen
➢ Simultanstarts
b) Turnzuweisungskomponente:
1. Fremdwahl
2. Selbstwahl (des Rederechts) an möglichen „übergaberelevanten Stellen“,
3. SprecherIn behält Rederecht
Reparaturen
Selbstregulative Mechanismen bei Störungen des reibungslosen Ablaufs:
• Verletzung der Turn-Taking-Regeln
• Versprecher
• Akustische Störungen
• Missverständnisse
• Ablenkungen
• etc.
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
• Rechtsexpansionen
➢ Modifikation, Präzisierung
➢ durch Rechtsversetzung, Ausklammerungen (Einfügung), Nachtrag
- Position, Prosodie, Intonation
Multimodalität
Zusammenspiel der verbalen und non-verbalen Ausdrucksressourcen
Beispiel: Deixis
Deixis
griech. deíknymi „zeigen / hinweisen“
Kontext:
✓ situativ
✓ sprachlich
✓ Weltwissen
Deixis
Interpretation: relativ zum „deiktischen“ Zentrum (ich-jetzt-hier, Bühler 1934)
• Personaldeixis
• Lokaldeixis
• Temporaldeixis
• Sozialdeixis
Beispiel:
Anna hat einen neuen Song geschrieben. Er ist ihr richtig gut gelungen.
Sie ist wieder zurück auf der Bühne. Anna hat einen neuen Song geliefert.
v.a. pronominale Anaphern (v.a. Personalpronomen 3. Person, er, sie, es, SG & PL)
Anapher
Pragmatische Schlüsse zur Interpretation der Anaphern:
Indirekte Anaphern:
Lisa hat Maria und Hanna zum Geburtstag eingeladen. Der Sekt steht im
Kühlschrank.
Beispiel:
• „Präsuppositionstrigger“:
- Definite Kennzeichnung
- Faktive Verben / Prädikate
- Aspektverben
- Implikative Verben
- Temporalsätze
- Kontrafaktische Konditionale
Satz und Text
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
➢Text
Textlinguistik
• Satzverknüpfungen („transphrastische Textbetrachtung“)
• Texte als Grundeinheit sprachlicher Kommunikation.
Selbstreferenzialität
Textualität
Beaugrande & Dressler (1981):
• Kohäsion
• Kohärenz
• Intentionalität
• Informativität
• Akzeptabilität
• Situationalität
• Intertextualität
Textualität
• Kohäsion:
Text als Verbindung von Sätzen, Markierung von
Zusammenhängen im Text durch grammatische Formen und
Konventionen
• Kohärenz:
Sinnherstellung, auf Basis von Konzepten und Relationen der
Konzepte (Referenzen, Inferenzen, Reihenfolge, Weltwissen,
etc.), > Thema / Inhaltlicher Zusammenhang des Textes
• Parataxe („Koordination“)
• Hypotaxe („Subordination“)
Anaphorische Referenz:
Antezedens - Anapher
Joseph kaufte sich das Auto, obwohl er es sich eigentlich nicht
leisten konnte.
Anapher
Joseph kaufte sich das Auto, obwohl er es sich eigentlich nicht
leisten konnte.
Katapher
Warum er die Firma verkaufte, hat unser Vater uns nie erklärt.
Subordination
• Adverbialsätze
• Relativsätze
• Komplementsätze
• Infinitiv- und Partizipialsätze
• Verbserialisierung
• Satzverkettung
• Konverb-Konstruktionen
Sprache und Kultur
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
Sapir-Whorf-Hypothese
„Sprachlicher Relativismus“
Whorf:
keine Tempusflexion, keine Wörter, die auf
Zeit referieren > kein Konzept für Zeit
> entkräftet!!
Boroditsky:
https://www.ted.com/talks/lera_boroditsky_how_language_shapes_the_way_we_think?lan
guage=de
Sprache als kulturelle Praktik
Anredeformen:
• Distanz – Nähe
• Hierarchie
Deutsch: du (2SG) – Sie (3PL); früher: Ihr (2PL), er / sie (3SG)
Niederländisch: je (2SG) - U
Französisch: tu (2SG) – vous (2PL)
Italienisch: tu (2SG) - lei (3SG) und loro (3PL)
Ungarisch: te (Nähe) – maga (Distanz) – ön (Förmlichkeit)
Hindi: tū (Intimität) – tum (Nähe) – āp (Distanz)
Kultur als Text („Lesbarkeit“ der Bedeutungen von Praktiken, Symbolen; Geertz)
➢ Sprache als wichtigstes Zeichensystem einer Kultur
20. Jahrhundert:
Strukturalistische und generative Linguistik – keine Berücksichtigung des kulturellen
Kontexts
➢ Hymes & Gumperz: „Ethnographie der Kommunikation“ (Erforschung von Sprache
/ Sprechen im situativen Kontext ihres Gebrauchs)
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Verwendung von Sprache im Alltag
Beispiel Begrüßungsrituale
Universelle Merkmale:
Am Beginn von Begegnungen
Etablierung eines geteilten Wahrnehmungsfeldes
Paarweise Organisation
Form und Inhalt relativ vorhersagbar
Räumlich-zeitliche Interaktionseinheit
Funktion der Signalisierung von Kenntnisnahme
Kulturelle Unterschiede:
❖ Standardfragen (Befinden, Gesundheit, Weg, Essen, ...)
❖ Form
❖ Gestik
Markierung sozialer Beziehungen und Hierarchien
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Verwendung von Sprache im Alltag
Markierung sozialer Beziehungen und Hierarchien
z.B. Wolof:
• Sozial niedriger Rang: verbale Aktivität, Initiative bei der Begrüßung, ritualisierte
Fragen
• Sozial höherer Rang: verbale Passivität
z.B. Im Deutschen:
das „Du-Anbieten“: ältere oder ranghöhere Person
z.B. Bikol:
Ja / Zustimmung: iyo (gleichrangig, familiär) – opo (formeller, höflicher)
Danke: salamat! vs. salamat po!
z.B. Chinesisch:
Verwandtschaftsbezeichnungen zur Anrede auch nicht-verwandter Personen:
bóbo „Onkel“ (höherrangig) vs. shūshu „Onkel“ (niedrigerer Rang)
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Schlüsselkonzepte
• Kommunikative Praktiken
• Indexikalität und Kontextualisierung
• Sprachliche Ideologie
• Partizipationsstruktur
• Sprechgemeinschaft
• Soziale Identität
• Performanz
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Kommunikative Praktiken
• Sprachlich-kommunikative Formen und Funktionen im lebensweltlich verankerten
Gebrauch; Verwendung von sprachlichen Formen und Funktionen zum Ausführen
sozialer Handlungen
• Prozesscharakter der Konstitution sozialer Wirklichkeit durch sprachliches
Handeln
(Beispiel: „Ritual des zerstampften Reises“)
Partizipation
• Beziehungen, Positionierungen, interaktive Rollen der GesprächsteilnehmerInnen
• Orientierung an kommunikativen Ereignissen
• Zusammenspiel mit kommunikativen Gattungen
Kommunikative Gattungen
Historisch und kulturell spezifische, gesellschaftlich verfestigte Lösungen
kommunikativer Probleme.
(mehr oder weniger flexible) Muster, an die sich die Interagierenden orientieren
z.B. Vortrag, Vorlesung, Witz, Streitgespräch, Kurzgeschichte, Klatschgeschichte,
Vorstellungsgespräch, Lamento, etc.
• schriftliche und mündliche Genres
Gattungswandel
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Sprechgemeinschaft
Identifikation nach Gumperz (1968/2001):
• Mitglieder interagieren häufig miteinander
• Mitglieder verfügen über gemeinsames „verbales Repertoire“
• Mitglieder teilen soziale Normen bzgl. des angemessenen Sprachgebrauchs
(sprachliche Ideologien)
Trifft auf pluralistische Gesellschaften nur noch eingeschränkt zu
Neuerer Ansätze:
„Communities of practice“
„Soziale Netzwerke“
Sprachliche Handlungen
im kulturellen Kontext
Soziale Identität
• Kommunikative Markierung der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen oder
Kategorien (Multiple soziale Identitäten eines Individuums)
• Identitätsbezogenes Handeln
Performanz
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
Sprachkontakt
wechselseitiger Einfluss der Sprachen aufeinander die miteinander im Kontakt
stehen (Sprachstruktur)
Mehrsprachigkeit
... ist der „Normalfall“ – Einsprachigkeit ein „Sonderfall“
Individuelle Mehrsprachigkeit:
- funktionale Definition:
• je nach Situation wird eine der verfügbaren Sprachen verwendet
• diese müssen nicht „gleich gut“ beherrscht werden
• ggf. verschiedene Modalitäten
• ggf. verschiedener Wortschatz
• etc.
Diskursive Mehrsprachigkeit:
- mehrsprachige Praxis:
• Code-Switching
• Kommunikation zw. L1- und L2-Sprecher/innen
• Lingua Franca
• Ethnolekt
https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/professuren/multilinguale-kontexte/kiezdeutsch-1?
Mehrsprachigkeit
... ist der „Normalfall“ – Einsprachigkeit ein „Sonderfall“
Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit:
Institutionelle Mehrsprachigkeit:
• L1-Erwerb: zwei oder mehr Sprachen werden mehr oder weniger gleichzeitig
während der Kindheit erworben
Erwerbstypen:
- ungesteuert (mündlich)
- gesteuert (mündlich & schriftlich)
(meistens kombiniert)
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb
- zahlreiche Einflüsse:
Universelle, individuelle, soziale Faktoren beeinflussen, was, wie schnell, wie gut
Sprachen von unterschiedlichen Personen unter unterschiedlichen Lernbedingungen
erworben wird.
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb
Forschungsfragen:
• Wie sind die beiden Sprachen im Gehirn repräsentiert?
• Eine gemeinsame oder zwei getrennte Repräsentationen?
➢ Eher zwei Systeme angenommen, aber mit Verbindungen.
Evidenz:
• 6 Monate alte bilinguale Babys unterscheiden bereits die Sprachlaute entsprechend der
beiden Systeme
• Kinder verwenden von Anfang an unterschiedliche Sprachen je nach Gesprächspartner
(abhängig vom Input)
• Bei Aphasie kann eine Sprache erhalten sein und eine gestört
• Bilinguale nutzen die rechte HS stärker als Monolinguale
Bilinguales Lexikon:
• Zu Beginn 1 Objekt / Konzept : 1 Wort
• Später: Übersetzungsäquivalente (> 2 Lexika)
• Sprachbewusstsein
Transfer:
• Struktur einer Sprache wird nicht direkt auf die andere Sprache übertragen
• Grammatische Entwicklungsstadien kommen alle auch beim monolingualen Erwerb vor
• Zweite Sprache beeinflusst die Geschwindigkeit des Erwerbs einzelner grammatischer
Strukturen (Beschleunigung oder Verzögerung), stark abhängig von den jeweiligen
Sprachen
• Transfer auch von L2 auf L3 möglich etc.
Beispiel:
▪ V2-Stellung in Nebensätzen
▪ Übergeneralisierung von Flexion
Erwerb der Mehrsprachigkeit
Bilingualer Erstspracherwerb / simultaner bilingualer Erwerb
➢ Kritisches Alter ca. mit 6 Jahren für Phonologie und mit ca. 15 Jahren für
Morphosyntax
Erklärungsansätze:
• neuro-biologische Veränderungen im Gehirn (Lateralisation, Plastizität,
Myelinisierung, etc.)
• sozio-edukative und motivationale Faktoren
• Persönlichkeitsausbildung
L2-Phonetik/Phonologie
Fremdsprachlicher Akzent und Erwerbsalter:
➢ Je älter man bei Beginn des L2-Erwerbs ist, desto gefestigter sind die L1-
Kategorien.
Sprachmarkierungsmodell:
• Einträge im mentalen Lexikon sind mit sprachspezifischen Tags versehen
➢ Auswahl der richtigen Merkmale und Unterdrückung der nicht “benötigten”
➢ Je mehr Merkmale übereinstimmen, umso favorisierter die Auswahl (>
Verwechslungen)
Mentale Repräsentation
Grammatik (Morphosyntax):
➢ Erlernen syntaktischer Funktionen (in L1 und L2): fundamental anders als das Erlernen
semantischer Merkmale
grammatische Aspekte
kognitive Aspekte
diskursstrategische Aspekte
Code-Switching
Wechsel zwischen zwei (oder mehr) Sprachen oder Varietäten innerhalb eines Gesprächs /
einer Äußerung.
❖ Grammatische Struktur
Sommersemester 2021
Veronika Mattes
Dominanz:
- Individuell
- Gesellschaftlich (Mehrheitssprache vs. Minderheitssprache)
Sprachkontakt
Stufen:
1: geringer Kontakt (nur lexikalische Entlehnungen, meist für Konzepte, die aus der
L2 übernommen werden)
Beeinflussende Faktoren:
- Alter der Sprecher/innen
- Register
- Verwendungshäufigkeit
Tagalog:
“may stock ng rice.
Sprachkontakt 2x11kg per customer
lang daw.”
Integration:
• Verschiedene Grade der phonologische Anpassung
• Morphologische Integration
Syntaktische Übernahmen:
Satzstruktur (Wortstellung), v.a. Anwendungsausweitungen von vorhandenen
Strukturen
Grammatischer Ausbau:
Grammatikalisierung von Kategorien, parallel zur Kontaktsprache
(„Replikakonstruktion“)
Morphologische Entlehnungen:
Entlehnung von Morphemen (v.a. Wortbildungsmorpheme)
Pidginsprachen
Definitionskriterien:
• Unverständlichkeit aus Sicht der Quellsprachen
• Konventionalisierung
• nicht die L1 der Sprecher/innen
Merkmale:
• Paraphrasen
• Vereinfachte Grammatik
• Reduzierte Phonologie
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Mischsprachen
Pidginsprachen
Entstehungsprozesse:
• Vereinfachung der Lexifiersprache(n) durch die Sprecher/innen
• Relexifizierung der Matrixsprache(n)
• Universale Tendenzen
Mischsprachen
Bilinguale Mischsprachen
Beispiele:
Media Lengua (Ecuador): Quechua & Spanisch (vorwiegend grammatische und
phonologische Struktur des Quechua & Lexikon des Spanischen)
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Organisatorisches
• Bis nach Ostern online:
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• Semantik
• Syntax
Phonetik/Phonologie
[i .mak.ais]
Phonologische Prozesse
Diphthong
Auslautverhärtung
Prosodie
• Ich mag Eis → CV. CVC VC
• Ambisillabische Silben
• Sonoritätshierachie
• Kopf, Nukleus, Koda → Reim
• Suprasegmentalia
• US zwischen Ich mag Eis. Und Ich mag Eis?
Morphologie: Ich mag Eis.
• Welche Morpheme hat der Satz.
• Wie viele Token/Types?
• Welche Kategorien werden beim Pronomen angezeigt?
• Welche Kategorien beim Verb?
• Was wäre Erdbeereis?
Semantik
• Welche Bedeutung hat das Wort Eis?
• Welche Bedeutung hat das Wort mögen?
• Welche Bedeutung hat das Wort ich? Wer ist ich?
• mögen vs. hassen
• Was ist der Unterschied zwischen Wortbedeutung und
Satzbedeutung?
Syntax
• Ich mag Eis.
• S → NP, VP
• NP→ N
• VP → V NP
• Mögen → ditransitiv
• Welche semantischen Rollen gibt es?
• Was sind fakultative Argumente, obligatorische Argumente, freie Angaben?
• Welche Mitspieler werden vom Verb gefordert?
Und jetzt?
Variationslinguistik / Soziolinguistik (Kapitel 7)
• Varietäten einer Sprache:
• Diatopische Variation: räumliche Variation
• Diaphasiche Variation: situationsbezogene Variation
• Diachrone Variation: zeitliche Variation (Sprachwandel)
Und jetzt?
• Psycholinguistik
• Wie wird Sprache erworben?
• Wie funktioniert das mentale Lexikon etc.
• Mehrsprachigkeit, Sprachkontakt
• Anthropologische Linguistik
• Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur
Ich mag Eis.
• Eis DT. vs. ice ENG
• I mog Eis → Dialekt
• Historisch betrachtet: ›mögen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) |
DWDS
• Ich mag ein Eis. Vs. Ich möchte bitte eine Kugel Eis.
Welche Begriffe MÜSSEN wir uns unbedingt
merken?
• Phon/Phonem/Allophon
• Silbe, Sonoritätshierarchie
• Graphem
• ALLE Aritkulationsarten und Orte
• Phonologische Prozesse: Assimilation, Dissimilation, Tilgung,
Metathese, Neutralisierung, Auslautverhärtung,
• Morpheme,
• Flexion, Derivation, Komposition
• Affixe: Präfix, Suffix, Zirkumfix, Infix,
Welche Begriffe müssen wir uns unbedingt
merken?
• Metapher, Metonymie,
• Grammatikalisierung,
• Konstituenten
• VP, NP, PP
• Rektion, Kongruenz
• Valenz
• Semantische Rollen
• Fakultative Argumente, obligatorische Argumente, freie Angaben
Tutorium 11.03.2021
Lisa Höllebauer
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Organisatorisches
• Nächste Woche 18.03. ONLINE
• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
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• Unterschied Soziolinguistik/Variationslinguistik:
• Soziolinguistik NUR sozial bedingte Varianten
Prestige
• Offen: völlig klar, weil es durch die gesellschaftlichen Normen so
vorgegeben wird
• Lexikalisch-semantische Faktoren
• Z.B. Belebtheit, Aktionsart der Verben etc.
• Pragmatische Faktoren
• Informationsstruktur → welche Information soll hervorgehoben werden?
• Thematizität
• Prozessierungsfaktoren
• Kognitive Faktoren beeinflussen Auswahl der Variante
Methodik
• Sammlung von Sprachdaten: FELDFORSCHUNG
Auswahl relevanter sozialer z.B. Altersgruppe, Klasse etc. Altersgruppe und informelle
Parameter Gespräche relevante sozialer
Parameter
Aufzeigen von Zusammenhang von Da keine andere Gruppe, Außer
sozialen Parametern und Jugendliche, den Partikel „voll“ als
sprachlichen Merkmalen Antwortpartikel verwenden, ist
davon auszugehen, dass anhand
der vorliegenden Daten ein
Zusammenhang zwischen
Gesprächssituation, Alter der
TeilnehmerInnen und Verwendung
des Partikels besteht.
William Labov
• Differenzhypothese vs. Defizithypothese
• Department Store Study
• Martha‘s Vineyard Studie
Fragen?
Sprachintern oder externer Einfluss?
• Lautlicher Faktor
• Räumlicher Faktor
• Pragmatischer Faktor
• Lexikalisch-semantischer Faktor
• Grammatischer Faktor
• Sozialer Faktor
• Historischer Faktor
Entscheide offenes / verdecktes Prestige
• Daniel ist Kärntner, er kommt genauer gesagt aus Völkermarkt, einem
Ort der auch zum Teil aus der slowenischen Bevölkerungsgruppe
besteht. Auch er ist Teil der slowenischen Bevölkerungsgruppe und
hat zwei Muttersprachen: Slowenisch und Deutsch.
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Organisatorisches
• Nächste Woche 25.03. ONLINE
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• ACHTUNG! Start 15:30 Uhr → wenn nötig wird das Tutorium dafür
um 15 Minuten verlängert
FRAGEN?
Variationslinguistik
• Sprachliche Variation
• Vorkommen von mehreren funktional äquivalenten sprachlichen Ausdrücken
= Varianten
• Alle Varianten haben die selbe sprachliche Funktion
• Sprachgemeinschaft → Text
• Unterschied Soziolinguistik/Variationslinguistik:
• Soziolinguistik NUR sozial bedingte Varianten
SprachINTERNE Einflussfaktoren
• Lautliche Faktoren
• die lautliche Umgebung beeinflusst Wahl der Variante
• Lexikalisch-semantische Faktoren
• Z.B. Belebtheit, Aktionsart der Verben etc.
• Pragmatische Faktoren
• Informationsstruktur → welche Information soll hervorgehoben werden?
• Thematizität
• Prozessierungsfaktoren
• Kognitive Faktoren beeinflussen Auswahl der Variante
Prestige
• Offen: völlig klar, weil es durch die gesellschaftlichen Normen so
vorgegeben wird
• Problem: Wann ist eine Sprache eine Sprache und wann ein Dialekt!
• Gegenseitige Verständlichkeit/mutual intelligebility: Aber Serbisch/Kroatisch
vs. Schwäbisch/Bairisch
• Zitat: Max Weinreich: a shprakh iz a dialekt mit an armey un flot
Dialektologie
• Traditionell: ländliche, weniger mobile, ältere Sprache
• Lexik und Lautung
• Social dialectology: soziolinguistische Fragestellungen werden
einbezogen,
• eher Interesse an städtischen Dialekten → Stadtsprachenprojekt Graz
• Morphologie
• Syntax
Wie arbeitet die (traditionelle) Dialektologie?
• Kadierungstechniken und methoden
• Fragebögen
• Dialektkarten
• SprachINTERN:
• Prosodie
• Phonetischer Kontext
• Lexeme
Hyperkorrektur
• Übermäßigen Bemühen um Korrektheit
• Sprecher*Innen wollen ihre Kompetenz in einer weniger
prestigeträchtigen Varietät verschleiern, bewirken dabei aber genau
das Gegenteil. Durch das Einsetzen einer richtigen Regel an falscher
Stelle wird mehr gemacht, als von dem/der Sprecher*In intendiert.
• Eine ansonsten korrekte Regel wird dabei an falscher Stelle
eingesetzt.
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• Nächste Woche FERIEN!
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FRAGEN?
Lösung ÜBUNG Variationslinguistik
• Phylogenese:
• Wie kam der Mensch zur Sprache?
• Was ist die menschliche Sprachfähigkeit?
• Ontogenese:
• Wie erwerben Kinder Sprache?
• Kreolgenese
• Wie sind die jüngsten Sprachen entstanden?
Was haben die drei Fragen gemeinsam?
• Sie beruhen alle auf der menschlichen Fähigkeit zur Kommunikation
und der Fähigkeit zum Lernen von grammatischen, semantisch-
pragmatischen und sozialen Strukturen.
Phylogenese
• Wie haben unsere Vorfahren ein Sprachsystem entwickelt?
• Wie war die Evolution der Sprache?
• Wie wurden Symbole (konventionalisierte Form-Funktionseinheiten)
ausgebildet?
• Wie werden diese Symbole verknüpft?
• Wie entstehen daraus Aussagen, Mitteilungen?
Phylogenese
• Keine materielle Evidenz
• Menschliche Sprachfähigkeit:
• Genetisch-biologische Evolution: ermöglicht Sprech- und Sprachfähigkeit
• Kulturelle Evolution: Übermittlung von Symbolsystemen
• Tiefsitzender Kehlkopf
Ist Sprache angeboren oder erlernt?
• Noam Chomsky
• UG: Universalgrammatik angeboren
• Müheloser Erwerb des komplexen Systems Sprache
• Poverty of the stimulus
• Michael Tomasello
• Keine sprachlichen Strukturen angeboren sondern kognitive Fähigkeit
• Sprache eng verbunden mit sozialen Fähigkeiten
• Unterschiedlichkeit der Sprachen
Ontogenese
• Erwerb des Sprachsystems
• Wortschatz
• Phonologie
• Morphologie
• Syntax
• Text- und Diskursstruktur
• Funktionen sprachlicher Formen → Semantik und Pragmatik
• Zone der proximalen Entwicklung: Kinder lernen nur das, was sie auch
wirklich verarbeiten können.
Ontogenese
• Vorsprachliche Phase:
• Laute
• Konsonant-Vokal-Silbenreduplikation
• Prosodische und phonetische Muster
• Voraussetzung für
• Segmentieren von Lautformen
• Assoziation von Lautform und Inhalt
• Erkennen der Intention
Ontogenese
• Joint Attention: Kind kann Aufmerksamkeit gezielt auf Dinge lenken
• Intention: Kind weiß, dass hinter Sprechakt Intention liegt
• Theorie of Mind: Kind weiß, dass andere Menschen eigene
Bewusstseinszustände haben
• False belief test
Fragen?
Phylogenese, Ontogenese oder Kreolgenese
• Wie entstehen neue Sprachen?
• Gibt es ein Sprachgen?
• Welche Voraussetzungen braucht es, um sprechen zu können?
• Wann werden erste Laute gelernt?
• Ist Child directed Speech wirklich hilfreich für das Erlernen von
Sprache?
• Was unterscheidet die Sprache der Bienen von der Sprache der
Menschen?
• Wie entsteht eine Verkehrssprache?
Verbinde die Begriffe!
1 Child directed speech A Kinder verarbeiten, das wofür sie
kognitiv bereit sind
2 Zone d. proximalen Entwicklung
B Kinder können ihre
Aufmerksamkeit lenken
3 Joint attention
C Kinder wissen, dass andere
4 Theory of mind Menschen ein eigenes Bewusstsein
haben
D Vereinfachte Sprache
Verbinde die Begriffe!
1 Noam Chomsky A Sprache ist eine allgem. Kogn.
Fähigkeit
B sprachliche Strukturen sind
angeboren
C Universal Grammar
D poerty of the stimulus
2 Michael Tomasello
E Sprache als soziale Fähigkeit
F keine gemeinsame Grammatik
aller Sprachen
Wichtige Fragen
• Warum kann nicht gesagt werden, dass es ein Sprachgen gibt?
• Was sind die zwei wichtigsten Sichtweisen bzgl. der Frage von
Angeborenheit?
• Wieso kann man sagen, dass es nicht gut oder schlecht ist ein
Kleinkind mit Input aus dem Radio/Fernseher zu füllen?
Interessante Links
• Hockett‘s Design Featuers of Language: Charles Hockett's 16 design
features of human language (versus Animal) - English Language – YouTube
• Do animals have language? - Michele Bishop - YouTube
Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
2. Kiezdeutsch:
Kiezdeutsch = eine Varietät des Deutschen, die vornehmlich unter Jugendlichen in urbanen
Räumen mit einem hohen Bevölkerungsanteil an mehrsprachigen Sprechern gesprochen
wird. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Kiezdeutsch als multiethnische Jugendsprache in den
Blick der Öffentlichkeit getreten.
Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
3. Koasati
Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
4. Englisch
E-Mail:
first of all I apologize to you, the Commission and all my colleagues for being late, but I have come
from another meeting and could not get here any earlier….
Die Beispiele 1-3 sind dem Skript Soziolinguistik von Prof. Halwachs entnommen.
Tutorium 15.04.2021
Lisa Höllebauer
l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Im April sicher weiterhin online…
• Also nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr über Zoom!
• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
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STV
• Es werden noch Mitglieder für unsere StV, die bei der kommenden
ÖH-Wahl im Mai kandidieren möchten, gesucht! Kandidaturen sind
noch bis 22. April möglich!
• Phylogenese:
• Wie kam der Mensch zur Sprache?
• Was ist die menschliche Sprachfähigkeit?
• Ontogenese:
• Wie erwerben Kinder Sprache?
• Kreolgenese
• Wie sind die jüngsten Sprachen entstanden?
Was haben die drei Fragen gemeinsam?
• Sie beruhen alle auf der menschlichen Fähigkeit zur Kommunikation
und der Fähigkeit zum Lernen von grammatischen, semantisch-
pragmatischen und sozialen Strukturen.
Ontogenese
• Erwerb des Sprachsystems
• Wortschatz
• Phonologie
• Morphologie
• Syntax
• Text- und Diskursstruktur
• Funktionen sprachlicher Formen → Semantik und Pragmatik
• Zone der proximalen Entwicklung: Kinder lernen nur das, was sie auch
wirklich verarbeiten können.
Ontogenese
• Vorsprachliche Phase:
• Laute
• Konsonant-Vokal-Silbenreduplikation
• Prosodische und phonetische Muster
• Voraussetzung für
• Segmentieren von Lautformen
• Assoziation von Lautform und Inhalt
• Erkennen der Intention
Ontogenese
• Joint Attention: Kind kann Aufmerksamkeit gezielt auf Dinge lenken
• Intention: Kind weiß, dass hinter Sprechakt Intention liegt
• Theorie of Mind: Kind weiß, dass andere Menschen eigene
Bewusstseinszustände haben
• False belief test
Wortschatzerwerb
• Whole Object Bias: Man nimmt zunächst immer den Begriff für das
ganze Objekt an.
• Echte Wörter
• Situationsunabhängig
• autonom
• Semantisch kohärent
• Phonetisch konsistent
Über- vs. Untergeneralisierung
• Alle Männer Papa.
• Syntaktische Fähigkeiten
• Zunächst Wort-Kombinationen
• 2-Wortkombinationen etc…
• Longitudinal Studien/Langschnittstudien:
• Tagebuchaufzeichnungen, Ton- und Videoaufnahmen,
• Einzelne oder wenige Kinder dafür über einen langen Zeitraum
• Cross-sectional/Querschnittstudien:
• Größere Anzahl
• Aber nur zu einem bestimmten Zeitpunkt
Fragen?
Richtig/falsch
• Joint Attention heißt, dass Kinder auf Fragen von Erwachsenen antworten können.
• Intention ist kein wichtiges Merkmal für die Sprachentwicklung.
• Theory of Mind heißt, dass Kinder aus einem Wort neue Wörter bilden können.
• Whole Object Bias heißt, dass immer nur ein Merkmal eines Objektes mit einem neuen
Wort benannt wird.
• Prinzip des Kontast hat nichts mit dem Wortschatzerwerb zu tun.
• Protowörter sind ein synonym für echte Wörter.
• Die Muttersprache hat überhaupt keinen Einfluss, wann welche Strukturen gelernt
werden sollen.
• Der Nativismus und die gebrauchsbasierten Ansätze beziehen sich auf die gleiche
Grundlage, nämlich, dass Kinder aus dem Input sprechen lernen.
• Wenn man den Spracherwerb erforschen kann, geht das nur im Labor mit Experimenten.
Fragen, Fragen, Fragen
• Was ist „child directed speech“?
• Was ist joint attention?
• Was ist theory of mind?
• Was ist mit dem Begriff der Intention gemeint?
• Ist Sprache ein Instinkt?
• Welche Prinzipien sind wichtig für den Wortschatzerwerb?
• Was ist der Unterschied zwischen Protowörter und echte Wörter?
• Nenne ein Beispiel für Über- und Untergeneralisierung?
Fragen, Fragen, Fragen
• Hat die Muttersprache einen Einfluss darauf, welche Strukturen zuerst
bzw. schneller gelernt werden?
• Welche Erklärungsansätze stehen einander gegenüber?
• Wie kann die sprachliche Entwicklung erforscht werden?
• Was ist der Unterschied zwischen Längsschnitt- und
Querschnittstudien?
Tutorium 22.04.2021
Lisa Höllebauer
l.hoellebauer@edu.uni-graz.at
Organisatorisches
• Nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr über Zoom!
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STV
• Es werden noch Mitglieder für unsere StV, die bei der kommenden
ÖH-Wahl im Mai kandidieren möchten, gesucht! Kandidaturen sind
noch bis 22. April möglich!
• Phylogenese:
• Wie kam der Mensch zur Sprache?
• Was ist die menschliche Sprachfähigkeit?
• Ontogenese:
• Wie erwerben Kinder Sprache?
• Kreolgenese
• Wie sind die jüngsten Sprachen entstanden?
Kreolistik
• Interessant weil Phänomene aus dem Erstpracherwerb auch hier
wiedergefunden werden.
• Kolonialszenario: Sklavenhandel
• Verfügen über
• Volle Lexik → aus Lexifier language
• Vollständige Grammatik → neu
• Keine Einschränkung im Gebrauch
Kreol
• Lexifizierersprache/Superstrat: dominante Sprache, von hier kommen
die meisten Ausdrücke
• Voraussetzung: Bioprogramm
• Grundannahmen
• Bruch in der Wiedergabe, Kinder erfinden Kreolsprache in nur einer
Generation
• Verschiedene Lexik aber dieselbe Syntax
• Grammatik entspringt der genetischen Kodierung, dem Bioprogramm für
Sprache
Was spricht dagegen?
• Input ist reichhaltiger als von Bickerton angenommen
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Organisatorisches
• Nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr über Zoom!
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• Reanalyse
Gartenpfad Sätze – garden path sentences
• Spektakuläre Fälle lokaler Ambiguität
• Active filler strategy: va. für Satzmuster, die von deklarativen Sätzen
abweichen → Fragen, Spaltsätze, Topikalisieurungen
Textverstehen
• Bei Texten gibt es noch mehr als die einzelnen Wörter, Stäze sagen.
• Auffüllen des Bedeutungsskeletts
• Überbrücken und Vernetzen einzelner Informationsteile
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Organisatorisches
• Nächste Woche auch wieder von 15:15 bis 16:45 Uhr
• https://zoom.us/j/96175868033?pwd=a0ZvLzB0bmUzYWxtc05LeUFu
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• Nächstes Mal:
• Multimodalität, Deixis
• Kapitel 5 → Satz und Text
FRAGEN?
Sprachliche Interaktion – Sprache als Handeln
• Hintergrund: Wenn wir miteinander sprechen, handeln wir auch.
• Wir handeln aber nicht als einzelne, sondern miteinander →
Interaktion
• Wir reagieren aufeinander, Handlungen sind aufeinander bezogen.
Linguistische PRAGMATIK – sprachliches
Handeln
• Griechisches Wort pragma → Handlung
• Wie läuft verbale Interaktion ab?
• Wie ist sie lokal organisiert und strukturiert?
• Was sind ihre Regel?
• Welchen übergreifenden Ordnungsprinzipien folgt sie?
• Wie geht’s?
Konversationsanalyse
• 1960er Jahre
• aus Ethnomethodologie entwickelt
• Beschäftigt sich mit ALLEN Formen mündlicher Kommunikation
• Paarsequenzen:
• Äußerungen, die sehr eng miteinander verbunden sind
• treten als Paar auf
• 1. Position strukturiert 2. Position → Gruß/Gegengruß, Wie geht‘s?
Sequenzielle Organisation
• Konditionelle Relevanz:
• Durch 1. Paarteil aufgebaute Erwartbarkeit oder Projektion
• Expansionen:
• Paarsequenzen bilden Grundeinheit von Sequenzen
• Sequenzen sind erweiterbar
• Prä-Expansionen
• Post-Expansionen
• Einschübe
Sequenzielle Organisation - Expansionen
• Prä-Expansionen: Erweiterung vor 1. Paarteil
• Hi! Hast du Stress?
• Post-Expansion: Nachlaufsequenz
• Hast du heute Zeit? Gehen wir auf ein Eis?
Sequenzielle Organisation - Sprecherwechsel
• Sprecherwechsel – turn taking
• Regeln des Sprecherwechsels Sacks, Schegloff Jefferson 1974
• 2 Komponenten:
• Turnkonstruktionskomponente:
• innerer Aufbau z.B. Prosodie
• Übergaberelevante Stelle
• Overlap
• Gestik
• Turnzuweisungskomponente
Sequenzielle Organisation -
Turnzuweisungskomponente
• Wieso ist Sprecherwechsel meist reibungslos und geordnet?
• Kontextfrei: Sprecherwechsel in beliebigen Alltagsgespräch
• Kontextsensitiv: inwiefern beeinflusst Kontext das Turn-Taking?
Sprecherwechsel – Turn taking
• Beobachtungen:
• Sprecherwechsel findet immer statt.
• Meist spricht nur einer.
• Gelichzeitiges Sprechen ist üblich, aber nur für kurze Zeit.
• Die Reihenfolge der turns ist nicht festgelegt.
• Die Länge der turns ist nicht festgelegt.
• Die Länge des Gesprächs ist nicht festgelegt.
• Die Redeinhalte sind nicht festgelegt.
• Die Verteilung ist nicht festgelegt.
• Die Zahl der Beteiligten ist variabel.
• Pausen, Schweigephasen etc. sind möglich.
• Es gibt Verfahren der Rederechtsverteilung.
• Es gibt Reparaturmechansimus bei Fehlern.
Der Regelapparat – Regel 1
• Regel 1: a) Wählt der Sprecher einen nächsten Sprecher aus, so muss
dieser als Nächstes sprechen → Sprecherwechsel durch Fremdwahl.
• Regel 1: b) Wählt der Sprecher keinen Sprecher aus, kann sich jeder
Gesprächspartner zum nächsten Sprecher machen. → first-starter-
Prinzip → Selbstwahl.
• Regel 1: c) Wählt der Sprecher keinen Sprecher aus und auch kein
Gesprächspartner will der nächste Sprecher werden, kann der
Sprecher weiterhin Sprecher bleiben.
Der Regelapparat – Regel 2
• Kommt es zu keinem Sprecherwechsel fährt Sprecher 1 solange fort,
bis Regel 1a-b zur Anwendung kommt.
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Organisatorisches
• Nächste Woche: Feiertag
• Einschub 17.06.2021
• Freitag? Dienstag Vormittag?
FRAGEN?
Satz und Text
• Gegenstand der Textlinguistik
• Liebes Tagebuch!
• Kohärenz: Text referiert nicht nur auf eigene Struktur sondern auch
Thema als Inhalt, Thema inhaltlicher Angelpunkt
• Z.B. Wetterbericht: Wetter, Grad etc.
Wichtige Merkmale
• Koreferenz: zwei sprachliche Formen referieren auf denselben
außersprachlichen Referenten
• Z.B. Martin hat Geburtstag. Britta kauft ihm ein Geschenk.
• Adverbialsätze
• Temporalität
• Kausalität: Zusammenhang von Ursache und Wirkung
• Konsekutivität: Ursache und Effekt im untergeordneten Satz
• Konzessivität: Ursache/nicht erwartete Wirkung
• Finalität: Absicht/Zweck
Typen integrierter Sätze
• Relativsätze:
• Untergeordneter Teilsatz
• Von nominaler Struktur abhängig
• Modifiziert diese
• Verschränktes Element
• Restriktive RS: Referent aus größerer Menge wird identifiziert
• Nimm die Jacke, die du gestern gesehen, hast.
• Appositive RS: zusätzliche Information
• Die Jacke, die Maria genäht hat, ist bei 40 Grad waschbar.
• Freie Relativsätze: nominale Struktur fehlt
• Er macht nur, was er will
Typen integrierter Sätze
• Komplementsätze
• Grammatisches Subjekt/Objekt wird durch satzwertige Struktur ausgedrückt
• Struktur in Matrixsatz integriert
• Verben
• der Perzeption (sehen, hören)
• Kognition (glauben, vergessen)
• Kommunikation (sagen, meinen)
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Organisatorisches
• Kultur als Text: Clifford Geertz, Kultur als System an Bedeutungen, die
miteinander verwoben sind
• Kultur als Praxis: Pierre Bourdieu, Kultur als alltäglich Praxi, als Pool
verfestigter Handlungsformen
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Organisatorisches
• Arten:
• Individuelle Mehrsprachigkeit: bezieht sich auf einzelne SprecherInnen
• Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit: Sprachgebrauch in Regionen
• Institutionelle Mehrsprachigkeit: Verwendung von mehreren Arbeitssprachen
Diskursive Mehrsprachigkeit
• Franceschini (2011)
• Mehrsprachige Praxis
• Herstellung von Sinn im Dialog durch
• Praktiken des Code-Switchings
• Gebrauch von Lingua-Franca
• Gebrauch von Ehtnolekten
Erwerb von Mehrsprachigkeit
• Spracherosion: wenn Sprache (auch dominante Sprache möglich)
vergessen wird
• Typen:
• Ungesteuerten Zweitspracherwerb: second language acquistion
• Gesteuerten Zweitspracherwerb: second language learning
• Sprachen us Status:
• Familien- vs. Umgebungssprache
• Frage?
• Lernen Kinder nur ein gemischtes System?
• Lernen Kinder von Anfang an zwei Systeme?
Grammatischer Transfer
• Dominante Sprache stärkeren Einfluss als schwächere Starken
• Deshalb eher FRAGE: Wie stark ist Kontakt zwischen den Spracen?
• Auswirkungen:
• Beschleunigung: weniger häufige Konstruktionen können durch Einfluss der anderen
Sprache schneller erworben werden
• Verzögerung: besonders komplexe Strukturen werden langsam gelernt.
• Transfer: Abweichungen, die monolinguale Kinder nicht machen
Zweitspracherwerb
• Frühkindlicher Zweitspracherwerb → bis 6 Jahre
• Akzentfreies Beherrschen
• Ab 10 Jahre: kritische Periode
• Prozess der Lateralisation
• Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Akzent
• Verminderte Wahrnehmung phonetischer Kontraste
• Interaktives Aktivierungsmodell
• Von Bedeutungskomponenten eines Wortes gehen Impulse auf die
dazugehörige Wortmarke, semantisch benachbarte Wortmarken werden
aktiviert, Laumarken und benachbarte Lautmarken werden aufgerufen usw.
→ Impuls breitet sich also aus, aktiviert immer mehr Wörter, die semantisch,
lautlich ähnlich sind, schwache Kandidaten ausgeblendet, wahrscheinlichster
Kandidat wird am Ende artikuliert → egal welche Sprache → Verwechslung
von ähnlich lautenden Wörtern
Code-Switching
• Wechseln von Sprache innerhalb von Gespräch, Satz etc.
• Prozesse:
• Insertion: Einheiten aus einer Sprache in eine Basissprache eingebettet
• Alternation: Satz beginnt in einer Sprache, endet in anderer Sprache
• Kongruente Lexikalisierung: gemischter Satz mit selber grammatischen
Struktur aber Material aus us. mentalen Lexikon
Code-Mixing
• Pragmatisch motiviertes/funktionales Code-Switching:
• Kontextualisierungsfunktion
• Teil des sprachlichen Handelns
• Situatives Code-Switching: Sprache ändert sich als Folge einer Situation z.B.
Gesprächspartnerwechsel → direktive Funktion
• Konversationelles Code-Switching: gleich-bleibende Situation, diskursstrategische
Gründe z.B. Markierung wörtliches Zitat
• Transferrichtung:
• L1 > L2 → strukturell, Phonologie, Morphosyntax, Semantik
• L2 > L1 → Lexik, va. Inhaltswörter
Stufen des Sprachkontakts
• Stufe 1: Kontakt gering, nur lexikalische Entlehnungen →
Inhaltswörter,
• Stufe 2: etwas intensiverer Kontakt → neben lexikalischen auch
strukturelle Einflüsse
• Stufe 3: intensiver Kontakt → stärkere sturkuturelle Enlehnung,
Adpositionen, Wortbildungsaffixe etc.
• Stufe 4 und 5: Mehrheitssprache sehr dominant, umfassende
strukturelle Entlehnung
Sprachkontakt
• Informelle Register vor formelle Register
• Jüngere SprecherInnen vor älteren SprecherInnen
• Übertragung:
• Konkretes Sprachmaterial (matter borrowing)
• Abstrakte Strukturmuster (pattern borrowing)
• Bedeutungen bzw. Gebrauchskontexte
• Wörter als auch Bedeutungen
• Morphosyntax: struktureller Transfer, syntaktische Muster
• Phonologie und Phonetik: materielle Entlehnungen
• Inhaltswörter, Lexeme ohne direkte Entsprechung in Sprache
• Diskursmarker
• Semantische Übernahmen: Bedeutungen von Wörtern
• Ausbau grammatischer Kategorien
Mischsprachen
• Pidgin- und Kreolsprachen
• Bilinguale Mischsprachen:
• Media Lengua
• Michif
• Mehrsprachigkeit • Entlehnung
• Second language acquisition • Transfer
• Second language learning • Interferenz
• Kritische Peridoe • Mischsprachen
• Interlanguage • Pidgin- und Kreolsprachen
• Subset-Hypothese • Bilinguale Mischsprachen
• Code-Switching
• Ad-hoc-Entlehnungen
• Gastwörter
• Code-Mixing
Variationslinguistik
• Was ist das Ziel der Variationslinguistik?
• Auf welcher sprachlichen Ebene kommen Varianten vor?
• Was können sprachINTERNE Einflussfaktoren sein?
• Erkläre die Studien von William Labov:
• Departmentstore Studie
• Martha‘s Vineyard Studie