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Teildisziplinen der Sprachwissenschaft

Das Gesamtgebiet der Sprachwissenschaft kann nach verschiedenen Gesichtspunkten (wie Umfang
ihres Gegenstandes, Auffassungen über Wesen und Funktion der Sprache, verwendete Methoden
der Sprachbeschreibung u. a.) in verschiedene Teildisziplinen gegliedert werden, die eng
miteinander verflochten sind, z.B.:

- allgemeine Sprachwissenschaft – erklärt das Allgemeingültige in allen natürlichen Sprachen und


versucht zu klären, was eine natürliche Sprache ist und wie sie funktioniert. Sie erforscht des
Weiteren die allgemeinen historisch-genetischen Zusammenhänge und Entwicklungstendenzen
von Sprachen und den Einfluss der Gesellschaft auf die Sprache. Zu ihrem Gegenstand gehört
auch die Geschichte der Sprachwissenschaft;

- angewandte Sprachwissenschaft – befasst sich mit der Anwendung der linguistischen Theorien
für außerlinguistische Zwecke. Dazu gehören automatische Übersetzung, Sprachpädagogik,
Sprechwissenschaft, linguistische Stilistik;

- historisch-vergleichende Sprachwissenschaft – eine Spezialdisziplin, die sich das Ziel stellt,


Herkunft, historische Entwicklung und Verwandtschaftsbeziehungen von Einzelsprachen durch
historisch-vergleichendes Studium der Einzelsprachen zu erforschen;

- äußere Sprachwissenschaft – (externe Linguistik) sprachwissenschaftliche Forschung, die nicht


die Sprache als geschlossenes System, sondern die sich auf das System beziehenden äußeren
Faktoren zum Gegenstand hat: Einflüsse der Gesellschaftsordnungen und ihrer Institutionen auf
die Sprache und die historische Entwicklung der Sprache, Probleme der Entstehung von
Nationalsprachen, Einfluss von Schule, Kirche, Wissenschaft, Literatur, Beziehungen zwischen
gesprochener und geschriebener Sprache, Sprachgeographie und Dialektologie;

- innere Sprachwissenschaft – (interne Linguistik, Systemlinguistik, auch Mikrolinguistik) – Es


ist die Sprachwissenschaft im engeren Sinne, d.h. derjenige Bereich der Sprachwissenschaft, der
die innere Organisation der Sprache (im Sinne von langue) als geschlossenes System von
Beziehungen erforscht.
Äußere und innere Sprachwissenschaft dürfen einander nicht als sich gegenseitig ausschließende
Aspekte gegenübergestellt werden. Nicht zu akzeptieren ist auch die bei de Saussure vorhandene
Tendenz, die Fragen der äußeren Sprachwissenschaft aus dem Gegenstand der Sprachwissenschaft
auszuschließen. Beide sind Bestandteil der Makrolinguistik, d.h. der Sprachwissenschaft im
weitesten Sinne, welche die Gesamtproblematik der inneren Sprachwissenschaft (Mikrolinguistik)
als auch der äußeren Sprachwissenschaft im Sinne de Saussures umfasst.
- diachronische Linguistik (dynamische L.) – Sprachbetrachtung, welche sprachliche
Erscheinungen auf der Achse des zeitlichen Nacheinanders beschreibt. Das geschieht entweder
durch den Vergleich der historischen Entwicklung von Einzelelementen oder durch den
Vergleich von Systemen bzw. Teilsystemen. Voraussetzung ist die systematische Beschreibung
auf der Achse des zeitlichen Nacheinanders.

- synchronische Linguistik (statische Linguistik) – Sprachbetrachtung, die die Relationen


zwischen den Elementen des sprachlichen Systems in einem Zustand, d.h. im Zeitraum der
relativen Beständigkeit des Systems beschreibt.

- Soziolinguistik – Bereich der Sprachwissenschaft, der sich die Beschreibung und Erklärung der
gesellschaftlichen Bedingtheit der Sprache zum Ziel setzt. In den Mittelpunkt rückt hier also die
wechselseitige Abhängigkeit von sprachlichen und sozialen Strukturen, also ein Wechsel der
Orientierung vom sprachlichen System zur realen Kommunikation, von der langue zur parole;

- Psycholinguistik – Teildisziplin der Sprachwissenschaft mit übergreifendem Charakter zur


Psychologie. Sie beschäftigt sich mit den psychologischen Grundlagen der Sprache und des
Sprechens, erforscht die Rolle psychologischer Faktoren bei der Aneignung und Verwendung
von Sprache. Sie strebt danach, die Sprache in den Gesamtzusammenhang der menschlichen
Kommunikationstätigkeit als eines komplexen Vorganges zu integrieren.

- Sprachpsychologie – erforscht die psychologischen Prozesse, die mit der Existenz der Sprache
und mit ihrer Verwendung im Kommunikationsprozess verbunden sind (z. B.: psychologische
Faktoren der Beziehungen zwischen Sprache und Denken, der Spracherlernung usw.)

- Sprachphilosophie – zum Teil veraltete Bezeichnung, der Inhalt der Sprachphilosophie wird
heute durch die exaktere Bezeichnung Sprachtheorie abgedeckt.

- Sprachtheorie – der wichtigste Teilbereich der allgemeinen Sprachwissenschaft, das in


allgemeingültiger Form Aussagen über grundlegende Eigenschaften der Sprache und damit
verbundene Fragestellungen macht, wie Ursprung, Wesen und Funktion der Sprache,
Gesetzmäßigkeiten ihrer Entwicklung, innere Organisation und Struktur der Sprache, die
Zusammenhänge zwischen Sprache und Denken, Sprache und Gesellschaft u. a.

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