Sie sind auf Seite 1von 2

(2 SPRW)

Zwei Komponenten der Sprache: Wortbestand (Wortschatz) und Grammatik

1. Wortbestand – Alle Wörter, die es in einer Sprache gibt, bilden ihren Wortbestand (Wortschatz).
Man darf ihn jedoch nicht einfach als die Ansammlung von Wörtern auffassen, die im Laufe der
geschichtlichen Entwicklung zufällig und systemlos entstanden ist. Unter den Wörtern bestehen viele,
oft sehr komplizierte Verwandtschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse, sowohl hinsichtlich ihrer
morphologischen Struktur als auch hinsichtlich ihrer Bedeutung.

Kernwörter, Stammwörter, Grundwortschatz – eine Anzahl von Wörtern, die als Grundlage für die
Bildung der übrigen Wörter dienten. Sie existieren meistens sehr lange in der Sprache und bezeichnen
Gegenstände und Erscheinungen, die für die gesamte Sprachgemeinschaft, für die Angehörigen aller
Klassen notwendig und bedeutungsvoll sind und deshalb auch allgemein gebraucht werden.

Wortfamilien sind Gruppen von Wörtern, die von einem Wort gebildet sind.

Der Grundwortschatz umfasst nur einen verhältnismäßig kleinen Teil des gesamten Wortbestandes und
setzt sich aus Primär- und Sekundärstammwörtern zusammen.

Primärstammwörter (Wurzelwörter) – bestehen aus einfachen (primären) Stämmen, d.h. sie sind
nicht zusammengesetzt oder abgeleitet, oder sie werden vom Standpunkt der Gegenwartssprache nicht
als zusammengesetzt oder abgeleitet angesehen. Sie bilden den Kern des Grundwortschatzes.

Sekundärstammwörter – sind selbst aus Wurzelwörtern durch Zusammensetzung, Ableitung usw.


entstanden, weisen jedoch die charakteristischen Merkmale des Grundwortschatzes auf, d.h. sie sind
allgemeingebräuchlich, unentbehrlich, historisch stabil und treten selbst als Grundlage weiterer
Wortbildung, d.h. als Basen von Wortfamilien auf.

Wörter, die nicht von allgemeiner Bedeutung sind und keine hohe Stabilität oder keine anderen
wichtigen Merkmale besitzen, die auf ihre Zugehörigkeit zum Grundwortschatz hinweisen könnten:
- die gesamte Spezialterminologie aus allen Gebieten der menschlichen Tätigkeit
- die meisten Fremdwörter, soweit sie sich der deutschen Sprache phonetisch und morphologisch
nicht angeglichen haben und daher noch als fremdes Wortgut empfunden werden;
- Ausdrücke aus dem Sonderwortschatz der verschiedenen Gesellschaftsklassen, Berufs-,
Interessen- und Altersgruppen;
- Dialektwörter
- Neologismen – Neubildungen, die die ständige Weiterentwicklung auf allen Gebieten des
gesellschaftlichen Lebens unmittelbar widerspiegeln;
- Archaismen – selten/ überhaupt nicht mehr benötigt o. durch andere Wörter ersetzt;
- Interjektionen und emotional gefärbte Ausdrücke, weil sie lautlichen und semantischen
Veränderungen sehr leicht unterliegen;
- bildhafte und idiomatische (mundartliche oder sondersprachliche) Ausdrücke.

2. Grammatik – Sprache liegt nie in isolierten Wörtern vor; von Sprache kann erst dann die Rede sein,
wenn Wörter nach bestimmten Regeln miteinander in Beziehung gesetzt und verbunden werden.

Entwicklungstempo der beiden Hauptkomponenten: Am leichtesten veränderlich ist der


Wortbestand, der Veränderungen im gesellschaftlichen Leben sofort und unmittelbar registriert und
widerspiegelt. Für neue Erscheinungen werden neue Wörter geprägt bzw. aus anderen Sprachen
übernommen oder alte Wörter erhalten eine neue Bedeutung. Die Wörter für überlebte Erscheinungen
treten zurück oder kommen ganz außer Gebrauch. Da der gesellschaftliche Fortschritt schnell alle
Lebensgebiete bereichert, ist die Zahl der zum Wortbestand neu hinzukommenden Wörter ständig
größer als die der absterbenden.
Dabei erfährt der Grundwortschatz nur verhältnismäßig geringe Veränderungen und bleibt in allem
Wesentlichen erhalten, denn bestimmte Grundbezeichnungen bleiben unverändert.
Noch stabiler als der Grundwortschatz der Sprache ist ihr grammatisches System. Die Regeln der
Grammatik sind das Ergebnis eines Jahrhunderte dauernden Prozesses der Abstraktion von den
konkreten Einzelfällen der Sprachwirklichkeit und sind allgemein gültig – unabhängig von dem
konkreten Inhalt der Wörter und Sätze. Auch die Faktoren der gesellschaftlichen Entwicklung bleiben
ohne direkten Einfluss auf die Entwicklung des grammatischen Systems der Sprache.
Selbstverständlich verändert und vervollkommnet sich auch die grammatische Struktur der Sprache im
Laufe ihrer Entwicklung. Das geschieht jedoch nicht in direkter Abhängigkeit von einzelnen
Fortschritten in der Produktion und in den übrigen Betätigungsgebieten des Menschen, sondern im
Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung der menschlichen Denkformen und auf Grund
innersprachlicher Entwicklungsgesetze.

Grundwortschatz und grammatisches System sind die Elemente der Sprache, auf denen ihre Stabilität
beruht. Man betrachtet sie als die Grundlagen der Sprache. Dank ihnen ist die Sprache (obwohl sie
von der gesellschaftlichen Entwicklung unmittelbar abhängig ist) doch geeignet, der Gesellschaft durch
mehrere historische Epochen zu dienen. Sie ist nicht nur jeweils für eine Generation verständlich.

Das könnte Ihnen auch gefallen