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STAHLBAU

Grundlagen
der Berechnung und baulichen Ausbildung
von Stahlbauten

3., überarbeitete und erweiterte Auflage

Dr.-Ing. Christian Petersen


Professor an der
Universität der Bundeswehr München

IJ
vleweg
- V-

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Petersen, Christian:
Stahlbau: Grundlagen der Berechnung und
baulichen Ausbildung von Stahlbauten I Vorwort
Christian Petersen. - 3., überarb. und
erw. Auf!. - Braunschweig; Wiesbaden: Das Bauen einer Behausung zählt seit den fernsten Urzeiten zu d~n Grundbedürfnissen des
Vieweg,1993 Menschen; zunächst wurden die Hütten aus Holz und Schilf gefügt, später aus Stein und
ISBN 3-528-28837-X Lehm. Unter den Römern entwickelte sich erstmals eine gehobene Bautechnik, u.a. mit der
Vollendung der Gewölbebauweise; die Baukultur stand in hoher Blüte: Neben Zweckbauten wie
Häuser, Villen, Straßen, Brücken, AqUädukte und Bastionen traten Tempel, Paläste, Arenen,
Stadien und Museen; so ist es über alle Kulturepochen hinweg bis zum heutigen Tage ge-
blieben. Es war der römische Baumeister und Architektur-Theoretiker VITRUVIUS POLLIO,
der um 25 v.Chr. mit seinem zehnteiligen Buch 'Oe architectura' das erste umfassende Werk
über die Baukunst und Bautechnik, unter Einbindung der von den Griechen überlieferten
Traditionen, verfaßte.
firmitatis, utilitatis, venustatis

waren die von VITRUV postulierten Prinzipien*. Sie gelten bis heute: firmitatis ist die Halt-
barkeit und Standfestigkeit, wir sprechen von Tragfähigkeit; utilitatis steht für Nützlich-
keit und Zweckentsprechung, im heutigen Verständnis handelt es sich um Gebrauchstauglich-
keit; mit venustatis schließlich ist die Schönheit gemeint, der erfreuliche Anblick, Ästhe-
tik und humane Proportion. In unserer Zeit haben neben den genannten, die Prinzipien der
1. Auflage 1988
Wirtschaftlichkeit und des schonenden Umgangs mit Baugrund, Umwelt und Rohstoffen, also
Nachdruck 1988
2., verbesserte Auflage 1990 angemessene ökonomie und ökologie, gleichrangige Bedeutung.
Nachdruck 1992 Setzt man den Beginn der Bautechnik mit der römischen gleich, ist die Eisenbautechnik,
3., überarbeitete und erweiterte Auflage 1993 deren Beginn auf das Jahr 1778 datiert wird (vgl. S. 6/7), im Vergleich zur seither ver-
korrigierter Nachdruck 1994 strichenen 2000jährigen Spanne eine junge Bauweise. Der Eisenbau zwang die Bautechniker
zu einer gänzlich neuen Orientierung: Das Bauen auf der Grundlage von Empirie und Intui-
tion alleine genügte nicht mehr. Der neue Werkstoff Eisen (Stahl, wie wir heute sagen)
Alle Rechte vorbehalten
© Friedr. Vieweg & Sohn Verlags gesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 1993 erforderte einen rationelleren und rationaleren Umgang als es ehedem üblich war: Es be-
durfte vor allem einer wissenschaftlichen Abklärung der Materialeigenschaften. Für jedes
Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Bauwerk 'aus Eisen war ein statischer Tragsicherheitsnachweis zu führen und die Konstruk-
tion funktions- und montagegerecht einschließlich der Verbindungen exakt durchzubilden.
Diese Entwicklung ging mit dem Entstehen des Ingenieurwesens und der Ingenieurwissen-
schaft einher. Letztere erarbeitet mit experimentellen und analytischen Methoden aus den
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Bedürfnissen der Praxis heraus jene Grundlagen und Verfahren, die in der Technik bei den
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Planungen, Entwürfen und Berechnungen der technischen Werke benötigt werden. Hiermit war
Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und ist eine Mathematisierung in allen technischen Bereichen verbunden; sie ist keines-
und Verarbeitung in elektronischen Systemen. falls abgeschlossen und findet in unseren Tagen in den computerorientierten Entwurf-, Be-
rechnungs- und Fertigungsmethoden ihre Fortsetzung. - Für den Studierenden des Bauingeni-
eurwesens, speziell bei Vertiefung im Konstruktiven Ingenieurbau, bietet die Aneignung
fundierter baustoffkundlicher, baumechanischer und konstruktiver Kenntnisse und Fertig-
keiten nach aller Erfahrung die beste Gewähr für künftig erfolgreiches Tun; der theoreti-
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Lengericher Handelsdruckerei, Lengerich schen Ausrichtung während des Studiums kommt dabei große Bedeutung zu, nicht nur wegen
Gedruckt auf säurefreiem Papier
der intellektuellen Schulung ('Nicht viel Wissen, viel Denken muß man üben', DEMOKRITUS,
Printed in Germany
um 460 v. Chr.), sondern auch, weil die Theorie das Ergebnis wissenschaftlichen Denkens
in einer verallgemeinerungs- und abruffähigen Form bündelt. Theorie ist daher etwas über-
aus Nützliches und Praktisches, gleichwohl für den Ingenieur immer nur Hilfsmittel. Für
ISBN 3-528-28837-X einen an einer Hochschule mit technischer Ausrichtung Lehrenden ist es eine Herausforde-
rung, sowohl die wissenschaftlichen Grundlagen als auch die praxisbezogenen Sachverhalte,
jeweils gleichzeitig in der gebotenen Breite und Tiefe und dennoch bei Beschränkung auf
das Wesentliche, zur Erziehung einer für den Ingenieurberuf befähigenden Qualifikation
*) Erstes Buch, 111. Kapitel
- VI - - VII -
vermitteln zu dürfen. Wie der Verf. dieses an der Universität der Bundeswehr München im
Fach Stahlbau versucht, möge das vorliegende Skriptum belegen. Es versteht sich, daß nicht
der gesamte Inhalt des Buches in den Lehrveranstaltungen b"ehandelt wird. Eine derartige
Oberfrachtung wäre unsinnig und schädlich zugleich. Bei der großen Fülle des heutigen Inhaltsverzeichnis
Wissens einerseits und der vergleichsweise geringen Zahl von Verfügungs stunden innerhalb
des Bauingenieurstudiums andererseits, können in den Fachvorlesungen nur die wirklich 1 ALLGEMEINE TECHNISCHE, WIRTSCHAFTLICHE UND HISTORISCHE ASPEKTE 1
1.1 Stahlbau als Industriezweig
wichtigen und verständnisschwierigen Grundlagen behandelt werden. Um dem Studierenden die 1.2 Produktbereiche 1
1.3 Geschichtlicher Abriß 3
Möglichkeit zu geben, diese (eher exemplarisch behandelten) Inhalte in den Gesamtzusammen- 1.3.1 überblick 6
hang des Faches einordnen zu können, benötigt er eine das Fachgebiet umspannende Monogra- 1.3.2 Praxis und Theorie 6
1.3.3 Rückschläge 12
phie. In dieser kann er sich zudem über die Vorlesungen und übungen hinaus, z.B. bei der 14
1.4 Forschung und Entwicklung
Vorbereitung seiner Seminarvorträge, informieren; umfassende Literaturhinweise sollen sein 1.4.1 Schwerpunkte 14
1.4.2 EDV-Einsatz 14
Selbststudium dabei unterstützen. Nach W.v.HUMBOLDT (1767-1835) setzt der Erwerb wissen- 15
1.4.2.1 Computertechnologie
schaftlicher Einsicht "notwendig Freiheit und hülfreiche Einsamkeit" voraus, "und aus 1.4.2.2 Entwurfsberechnung 15
1.4.2.3 CAD / CAM 16
diesen beiden Punkten fließt zugleich die ganze äußere Organisation der Universität". In 1.4.3 Betrieb und Montage 17
diesem Sinne versteht sich das Buch in erster Linie als Lehrbuch. 18
Darüberhinaus dürfte sich das Buch auch für die in der Praxis tätigen Konstrukteure und 2 STAHLHERSTELLUNG - ERZEUGNISSE AUS STAHL 19
2.1 Geschichtlicher Abriß des Eisenhüttenwesens 19
Statiker zur allgemeinen Information und zwecks Verwertung der aufbereiteten Berechnungs- 2.2 Eisenerz
2.3 Verhüttung 22
verfahren und Konstruktionsvorschläge als nützlich erweisen. Die Ausführungen berücksich- 2.3.1 Aufbereitung 22
tigen mit Blick auf künftige Entwicklungen die geltenden Regelwerke. 2.3.2 Hochofenprozeß 22
2.3.3 Direktreduktionsprozeß 23
Das Buch gliedert sich in zwei Teile, entsprechend der Gliederung des Studiums in Grund- 2.4 Erschmelzung und Vergießung 24
fach- und Vertiefungsstudium: Als erstes werden nach kurzer Abhandlung historischer und 24
2.4.1 Zur technologischen Entwicklung der Erschmelzungsverfahren 24
wirtschaftlicher Aspekte, die mechanischen Eigenschaften der Baustählebehandelt. Es folgt 2.4.2 Verfahren der Erschmelzung
2.4.3 Verfahren der Vergießung 25
eine Einführung in die Sicherheitstheorie und in die elasto- und plasto-statischen Be- 2.4.4 Legierung 27
2.5 Fertigerzeugnisse 28
rechnungsverfahren einschließlich Stabilitätstheorie. Anschließend werden die Schweiß-, 2.5.1 Warmwalzung 28
Schrauben- und Bolzenverbindungen behandelt, gefolgt von den Konstruktions- und Berech- 2.5.2 Warmwalzerzeugnisse 28
2.5.3 Stahl guß 31
nungsanweisungen für Stützen, Vollwand- und Fachwerkträger, Seilwerke, Trapezprofil- und 2.5.4 Strangpreßerzeugnisse 32
Verbundkonstruktionen, ferner Korrosions- und Brandschutz. Es schließen sich die Bauformen: 2.5.5 Seile 32
2.5.6 Kaltprofile 32
Hallen, Kranbahnen, Behälter, Stahl schornsteine, Türme und Maste sowie Brücken an. Im zwei- 32
2.6 Grundlagen der Metallkunde
ten Teil steht nochmals die Theorie im Vordergrund, hier werden die elasto-statischen Me- 2.6.1 Kristalle, Mischkristalle, Phasen 33
2.6.2 Aufbau der Legierungen - Zustandsschaubilder 33
thoden der allgemeinen Biege- und Torsionstheorie abgehandelt und schließlich die Anstren- 35
2.6.3 Eisen-Kohlenstoff-Schaubild
gungs- und Bruchtheorie in ihren Grundlagen dargestellt. 2.6.4 Technologische Einstellung der Stahl eigenschaften 38
40
In dem Buch sind an mehreren Stellen Ergebnisse aus Bauteilversuchen eingearbeitet, die 2.6.4.1 Verhalten der Kristalle in Abhängigkeit vom Kristalltyp 40
2.6.4.2 Verhalten der Kristalle und des kristallinen Haufwerks 41
im Laboratorium für Stahlbau der UniBwMünchen in den zurückliegenden Jahren gewonnen wurden. 2.6.4;3 Begleit- und Legierungselemente
2.6.4.4 Beruhigung 42
Gerne benutzt der Verfasser die Gelegenheit, dem Vieweg-Verlag, vertreten durch Herrn 2.6.4.5 Legierung 43
2.6.4.6 Kaltverformung 44
Dipl.-Ing. P. Neitzke, für die Obernahme des Buches und die gute Ausstattung zu danken. 45
2.6.4.7 Wärmebehandlung Vergütung
Dank schuldet der Verfasser auch ehemaligen und jetzigen Mitarbeitern, die ihn durch Zu- 2.6.5 Werkstoffprüfung 46
2.6.5.1 Härte 46
arbeit bei verschiedenen Fragen tatkräftig unterstützt haben: Dr.-Ing. K. Reppermund, 47
2.6.5.2 Festigkeit und Zähigkeit
Dr.-Ing. N. Lazaridis, Dipl.-Ing. H. Harbauer, Dipl.-Ing. D. Tonis, Dipl.-Ing. D. Fleischer, 2.6.5.3 Zugversuch - Druckversuch - Biegeversuch 47
2.6.5.4 Kerbschlagversuch 49
Dipl.-Ing. (FH) R. Nothaft und cand.ing. F. Reif. Dank sagt er auch Frau H. Standke, 50
2.6.5.5 Experimente und Ergänzungen
Frau cand.arch. C. Schreiber und cand.arch. K. Riemer für die Unterstützung bei den müh- 2.6.5.5.1 Härtemessungen 52
2.6.5.5.2 Zugversuche an Flachproben 52
samen Zeichen- und Montagearbeiten. Ganz besonderer Dank gebührt seiner Sekretärin, Frau 54
2.6.5.5.3 Zugversuche an Proben mit Stumpfnaht 57
D. Krug, die das druckreife Manuskript mit großer Sorgfalt und nimmermüdem Engagement 2.6.5.5.4 Zugversuche an Proben mit Außenkerben 58
geschrieben hat. Ohne die Mitarbeit der Genannten wäre dem Autor die Abfassung des Buches 2.6.5.5.5 Zugversuche an Lochstäben ohne und mit Paßbolzen 59
2.6.5.5.6 Zugversuche an Flachproben mit versetzten Schraubenlöchern 60
neben seinen vielfältigen beruflichen Aufgaben nicht möglich gewesen. - Langmut und Ge- 2.6.5.5.7 Druckversuche zur Bestimmung der Stauchgrenze 63
duld seiner Frau Renate hat der Verf. während der Fertigstellung des Manuskriptes arg 2.6.5.5.8 .. Druckversuche an Flachproben mit Schraubenlöchern 64
2.6.5.6 Ermudungsfestigkeit (Dauerfestigkeit) 65
strapaziert; daß sie ihn dennoch durch viel Verständnis unterstützt hat, sei ihr mit der 2.6.5.6.1 Phänomenologie und Ursachen der Werkstoffermüdung
2.6.5.6.2 WöHLER-Linie (Einstufenversuche) 65
Widmung dieses Buches dankbar vergolten. 67
2.6.5.6.3 Dauerfestigkeitsschaubi 1der 70
2.6.5.6.4 Beispiel: Du~chf~hrung eines Dauerfestigkeitsversuches 71
Neubiberg bei München im November 1987 Christian Petersen 2~6.5.6~5 Kurzzeltfestlgkelts-Versuche an Kerbstäben der Stahlgüte St37-2 73
2.7 Stahle fur den Stahlbau
2.7.1 Allgemeines - Bezeichnungssystem 78
2.7.2 Allgemfe~ne Baustähle 78
2.7.3 Hochfeste Feinkornbaustähle 79
In die vorliegende 3. Auflage wurde die neue Grundnorm des Stahlbaus, DIN 18800 T1-T3
2.7.4 Wetterfeste Baustähle 80
(11.90), eingearbeitet. Dazu war es notwendig, die Abschnitte 4, 6, 9 und 10 vollständig 2.7.5 Nichtrostende Stähle 81
und die Abschnitte 2, 7, 8 und 16 in Teilen neu abzufassen. 81

Neubiberg bei München im Oktober 1992 Christian Petersen


- VI I I -
- IX
2.7.6 Stähle für geschweißte und nahtlose Rohre {Hohl profile) 82 3.7.5.6 Betriebsfestigkeitsnachweis im Regelwerk des Stahlbaues 177
2.7.7 Warmfeste Stähle 82 3.7.5.7 Beispiele und Ergänzungen 180
2.7.8 Kaltzähe Stäle 83 3.8 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit 183
2.7.9 Vergütungsstähle 83 3.8.1 Einführung 183
2.7.10 Einsatzstähle 83 3.8.2 Verformungskriterien 184
2.7.11 Stahlguß 83 3.8.3 Schwingungskriterien 186
2.7.12 Stähle für Schweißwerkstoffe, Schrauben und Niete 84
2.7.13 Gusseisen 84 4 ELASTO-STATISCHE FESTIGKEITSNACHWEISE 189
4.1 Vorbemerkungen 189
3 NACHWEIS DER TRAGSICHERHEIT UND GEBRAUCHSTAUGLICHKEIT 85 4.2 Normalspannungen infolge Zug/Druck und Biegung 190
3.1 Aspekte des Bauordnungsrechts 85 4.2.1 Berechnungsformel 190
3.2 Bautechnische Regelwerke - Normung 86 4.2.2 Nachweis der Zug- und Druckspannungen 191
3.3 "Allgemein anerkannte Regeln der Baukunst" 88 4.2.3 Beispiele 193
3.4 Regelwerke des Stahlbaues 90 4.2.4 Nachweis der Biegespannungen 195
3.4.1 Zur geschichtlichen Entwicklung der Sicherheitsfrage im Stahlbau 90 4.2.5 Beispiele 197
3.4.2 Derzeitige Entwicklung 92 4.2.6 Zur Berechnung der Trägheitsmomente 198
3.4.3 Elementare sicherheitstheoretische Aspekte 93 4.2.7 Auf teilung eines Biegemomentes auf die Teile eines Querschnittes 199
3.5 Einführung in die Sicherheitstheorie 95 4.3 Schubspannungen infolge Querkraft 200
3.5.1 Vorbemerkungen 95 4 3.1 Berechnungsformel 200
3.5.2 Eindimensionale Zufallsgrößen 96 4.3.2 Nachweis der Schubspannungen 203
3.5.2.1 Häufigkeitsverteilung 96 4.4 Herleitung einiger Berechnungsformeln - Beispiele/Ergänzungen 205
3.5.2.2 Parameter empirischer Verteilungen 97 4.5 Mitwirkende Breite 211
3.5.2.3 Beispiel 99 4.6 Experimenteller Befund 213
3.5.2.4 Dichtefunktion und Verteilungsfunktion 99 4.7 Schubmittelpunkt 214
3.5.2.5 Normal-Verteilung 101 4.7.1 Problemstellung - Biegung von [-Profilen 214
3.5.2.6 Lognormal Verteilung (zweiparametrig) 102 4.7.2 Beispiele 216
3.5.2.7 Beispiele 104 4.7.3 Alternative Berechnungsform 217
3.5.2.8 Wiederkehrperiode seltener (extremer) Ereignisse 107 4.8 Schubspannungen infolge Torsion 218
3.5.2.9 Extremwertverteilung (Typ I) 109 4.8.1 Gegenüberstellung: Primärtorsion - Sekundärtorsion 218
3.5.2.10 Beispiel 111 4.8.2 Primärtorsion (ST VENANTsche Torsion) 219
3.5.2.11 Extremwertverteilung für den Wiederkehrzeitraum N·T{Typ I) 112 4.8.2.1 Stäbe mit offenem, dünnwandigen Querschnitt 219
3.5.3 Zweidimensionale Zufallsgrößen 115 4.8.2.2 Stäbe mit geschlossenem, dünnwandigen Querschnitt 222
3.5.3.1 Häufigkeitsverteilung Parameter 115 4.8.3 Einführung in die Sekundärtorsion 224
3.5.3.2 Dichte- und Verteilungsfunktion 117 4.9 Nachweis kombinierter Normal- und Schubspannungszustände 226
3.5.4 Elementare Grundlagen der Sicherheitstheorie 118 4.9.1 Vergleichsspannung bei statischer Beanspruchung 226
3.5.4.1 Bauteilfestigkeit - Beanspruchbarkeit R 118 4.9.2 Beispiele 227
3.5.4.2 Lasten (Einwirkungen) Beanspruchung S 119 4.9.3 Vergleichsspannung bei dynamischer Beanspruchung 231
3.5.4.3 Sicherheitszone - Sicherheitsfaktor 121
3.5.4.4 Wiederholung und Folge äußerer Einwirkungen 122
3.5.4.5 Versagenswahrscheinlichkeit P - R-S-Problem 123 5 ELASTO-STATISCHE BERECHNUNG DER STABTRAGWERKE (GRUNDZOGE) 233
3.5.4.6 Konzept von BASLER v 5.1 Einführung 233
124
3.5.5 Verallgemeinerung der "Methode der zweiten Momente" durch HASOFER und LIND 127 5.2 Kräfte und Momente 236
3.5.5.1 Versagensbereich und Bemessungspunkt - Lineare R-S-Probleme 127 5.3 Grad der statischen Bestimmtheit 236
3.5.5.2 Beispiel 130 5.3.1 Ebene Stabtragwerke 236
3.5.5.3 Erweiterung auf nichtlineare und mehrdimensionale R-S-Probleme 132 5.3.2 Räumliche Stabtragwerke 240
3.5.5.4 Beispiele 133 5.4 Berechn~ng der Stabtragwerke 240
3.5.5.5 Beispiele für Grenzzustandsfunktionen 135 5.4.1 Statisch bestimmte Stabtragwerke 240
3.5.5.6 Erweiterungen und Ergänzungen 138 5.4.2 Statisch unbestimmte Stabtragwerke 241
3.5.6 Einwirkungen 140 5.4.3 Berechnung der Verformungen (Verschiebungen und Verdrehungen) 242
3.5.6.1 Einwirkungsarten 140 5.4.3.1 Arbeitssatz 242
3.5.6.2 Stoßfaktor 144 5.4 3.2 Integraltafeln 243
3.5.7 Imperfektionen 144 5.4.3.3 Einfluß von Anschlußexzentrizitäten und Anschlußnachgiebigkeiten 245
3.5.8 Mechanische Eigenschaften 146 5.4.3.4 Reduktionssatz 246
3.6 Grenzzustand der Tragfähigkeit bei vorwiegend statischer Einwirkung 148 5.4.3.5 Grundaufgaben 246
3.6.1 Grenzzustand der Festigkeit 148 5.4.3.6 Vertauschungssatz 247
3.6.2 Grenzzustand des Stabilitätsverlustes durch Knicken, Kippen, Beulen 149 5.4.4 Einflußlinien für Stütz-, Schnitt- und Verformungsgrößen 248
3.6.3 Grenzzustand des Stabilitätsverlustes durch Gleiten, Abheben oder Umkippen 149 5.5 Allgemeine Hinweise zu den Berechnungsverfahren der Stabstatik 250
3.6.4 Vorspannung 149
3.7 Grenzzustand der Tragfähigkeit bei vorwiegend dynamischer Einwirkung 151 6 PLASTO-STATISCHE BERECHNUNG DER STABTRAGWERKE 253
3.7.1 Einführung 151 6.1 Querschnittstragfähigkeit eines Zug- und Druckstabes 253
3.7.2 Dauerfestigkeitsnachweis nach dem Konzept der Gestaltfestigkeit 6.1.1 Eigenspannungsfreier Querschnitt 253
(Maschinenbau) 153 6.1.2 Eigenspannungsbehafteter Querschnitt 253
3.7.2.1 Nachweisform 153 6.1.3 Berücksichtigung der Verfestigung 254
3.7.2.2 Einflußfaktoren 155 6.2 Fließzonentheorie 257
3.7.3 Dauerfestigkeitsnachweis nach dem Konzept der kerbfallabhängigen zulässi- 6.2.1 Exemplarische Darstellung am Einfeldbalken mit Rechteckquerschnitt 257
gen Spannungen (Stahlbau) 158 6.2.2 Verallgemeinerung 261
3.7.3.1 Zulässige Dauerfestigkeitsspannungen 158 6.3 Fließgelenktheorie 261
3.7.3.2 Ertragbare Dauerfestigkeitsspannungen 161 6.3.1 Querschnittstragfähigkeit eines Biegestabes 261
3.7.4 Klassiermethoden 164 6.3.2 Fließgelenkhypothese 264
3.7.4.1 Allgemeines 164 6.3.3 Be- und Entlastung 266
3.7.4.2 Klassierung der Dberschreitungen 166 6.3.4 Einfeldträger - Durchlauf träger 263
3.7.4.3 Klassierung der Spitzen 167 6.3.4.1 Beidseitig eingespannte Träger 268
3.7.4.4 Klassierung der Breiten (Spannen) 167 6.3.4.2 Einseitig eingespannte Träger 269
3.7.5 Betriebsfestigkeitsnachweis 169 6.3.4.3 Träger mit veränderlicher Tragfähigkeit 271
3.7.5.1 Beanspruchungskollektiv 169 6.3.4.4 Durchlauf träger 273
3.7.5.2 Lebensdauerlinie aus Mehrstufenversuchen 171 6.3.5 Tragkraftsätze 274
3.7.5.3 Lineare Schädigungs hypothese von PALMGREN-MINER 172 6.3.6 Rahmentragwerk 275
3.7.5.4 Beispiele zur linearen Schädigungshypothese 174 6.3.6.1 Elementarketten / Probierverfahren - Kombinationsverfahren 275
3.7.5.5 Modifizierung der linearen Schädigungshypothese 176 6.3.6.2 Einfeldrahmen 276
6.3.6.3 Pultdachrahmen/Giebelrahmen/Trapezrahmen-Zweifeldrahmen 278
6.3.6.4 Verschiebungspläne 280
6.3.7 Normalkraft- und Querkraftinteraktion 283
- XI -
- x- 361
283 7.3.3.6.1 Kinematische Verschiebungsgleichungen 363
6.3.7.1 Interaktionsbegriff 7.3.3.6,2 Knoten- und Netzgleichungen .
6.3.7.2 M/N-Interaktion bei I-Querschnitten 284 366
6.3.7.3 M/N/Q-Interaktion bei I-Querschnitten 284 7.3.3.6.3 Knicklösung ohne Berücksichtigung der ~legeldruckkraft 367
286 7.3.3.6 4 Knicklösung mit Berücksichtlgung der Rlegeldruckkraft 370
6.3.7.4 Beispiel 7.3.3.6.5 Numerisches Beispiel: Lastfälle: Eigengewlcht, Schnee und Wind
6.3.8 Doppelte Biegung 287 372
6.3.8.1 Doppelte Biegung bei I-Querschnitten 287 7.3.3.6.6 Abschätzung des Verformungseinflusses Theorie 11. Ordnung
6.4 Sicherheitsaspekte 289 7.3.3.6.7 Fortsetzung des numerischen Beispiels: Vorverformungen 37·1
6.4.1 Zur Entwicklung der Fließgelenktheorie (Traglastverfahren) 289 ( Imperfektionen)
7.3.3.6.8 "Symmetrieknicken" 375
6.4.2 Zur Frage des nominellen Sicherheitsfaktors 290 376
6.4.3 DIN 18800 T1 u. T2 (11.90) 291 7.4 Mehrteilige Druckstäbe 376
291 7.4.1 Ausführungsformen - Rahmenstäbe I Gitterstäb~
6.4.3.1 Sicherheitskonzept 7.4.2 Knickkraft, Knicklänge und ideelle Schlankhelt des scbubweichen Stabes 378
6.4.3.2 Beispiele 293 7.4.3 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 4114 380
6.4.4 Zur Materialfrage 294 380
295 7.4.3.1 Nachweisform
6.4.5 Einrechnung der Verfestigung 7 4.3.2 Beispiele 382
6.4.6 Rotationskapazität 297 7.4.4 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T2 385
6.4.7 Grenzwerte grenz(b/t) 302 385
302 7.4.4.1 Nachweisform
6.4.8 Zur Kippstabilität biegebeanspruchter Träger in Fließgelenken 7.4.4.2 Beispiel: Rahmenstütze 387
6.4.9 Verformungseinfluß Theorie 11. Ordnung 302 7.5 Tragsicherheitsnachweis gegen Biegedrillknicken 389
6.4.10 Zur Frage der Systemeignung 303 3e9
304 7.5.1 Einführung ..
6.4.11 Nachweis der Verbindungsmittel 7.5.2 Grundgleichungen des Biegedrillknickproblems außermlttlg gedrückter Stäbe
6.4.12 Proportionale und nichtproportionale Belastung - Zyklische Belastung 304 mit doppelt-symmetrischem Querschnitt 389
7.5.3 Elasto-statische Lösungen des Biegedrillknickproblems 391
7 STABILITÄTSNACHWEISE (KNICKEN - KIPPEN - BEULEN) 307 7.5.4 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 4114 394
7.1 Einführung in die Grundlagen der Stabilitätstheorie 307 7.5.4.1 Nachweisform 394
7.1.1 Statisches und energetisches Stabilitätskriterium 307 7.5.4.2 Beispiele 395
7.1.2 System A (Zweistabsystem mit Drehfeder) 309 7.5.5 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T2 397
7.1.2.1 Statische Herleitung 309 7.6 Tragsicherheitsnachweis biegebeanspruchter Stäbe (Träger) gegen Kippen 398
7.1.2.2 Energetische Herleitung 311 7.6.1 Einführung - Näherungsnachweis 398
7.1.3 System B (Dreistabsystem mit Drehfedern) 311 7.6.2 Elasto-statische Lösung des Kipproblems 399
7.1.3.1 Statische Herleitung 311 7.6.3 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 4114 401
7.1.3.2 Energetische Herleitung 313 7.6.4 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T2 402
7.1.4 System C (Zweistabsystem mit Verschiebungsfeder) 314 7.6.5 Beispiele und Ergänzungen 403
7.1.4.1 Statische Herleitung 314 7.6.6 Elastische Drehbettung 407
7.1.4.2 Energetische Herleitung 315 7 6.6.1 Problemstellung 407
7.1.5 System D (Dreistabsystem mit Verschiebungsfedern) 316 7.6.6.2 Beispiel 409
7.1.5.1 Statische Herleitung 316 7.8 Beulung und Beulbiegung Theorie 11. Ordnung ebener Rechteckplatten 410
7.1.5.2 Energetische Herleitung 317 7.8.1 Lineare Beultheorie 410
7.2 Tragsicherheitsnachweis gedrückter Stäbe und Stabwerke (Stabilitätsnachweis) 318 7.8.1.1 Statische Herleitung der Grundgleichungen 410
7.2.1 Gegenüberstellung: Biegetheorie 11. Drdnung - Verzweigungstheorie 318 7.8.1.1.1 Definitionen - Schnittgrößen 410
7.2.2 Knickkräfte und Knicklängen der EULER-Fälle I bis VI 320 7.8.1.1.2 Gleichgewichtsgleichungen 411
7.2.3 Planmäßig mittig gedrückte Stäbe 320 7.8.1.1.3 Elastizitätsgesetz 412
7.2.3.1 Knickspannung nach EULER und ENGESSER/KARMAN 320 7.8.1.1.4 Grundgleichung Theorie 11. Ordnung und Randbedingungen 413
7.2.3.2 Tragsicherheitsnachweis planmäßig mittig gedrückter Stäbe nach 7.8.1.1.5 Scheibenspannungszustand 415
DI N 4114 322 8.1.2 Energetische Herleitung der Grundgleichungen 416
7.2.3.3 Tragsicherheitsnachweis planmäßig mittig gedrückter Stäbe nach 7.8.1. 2.1 Energi ekri teri um 416
DIN 18800 T2 323 7.8.1.2.2 Potential der inneren Kräfte 416
7.2.3.4 Beispiel 324 7.8.1.2.3 Potential der äußeren Kräfte 417
7.2.4 Planmäßig außermittig gedrückte Stäbe - Druck und Biegung 325 7.8.1.2.4 Gesamtpotential - Variation 5n=0 418
7.2.4.1 Gegenüberstellung: Planmäßig mittig und planmäßig außermittig 7.8.1.2.5 Randbedingungen 419
gedrückte Stäbe 325 7.8.2 Lösungen der linearen Beultheorie .. 419
7.2.4.2 Tragsicherheitsnachweis planmäßig außermittig gedrückter Stäbe 7.8.2.1 Lösungen auf der Grundlage der Beulgleic~ung fur Rechteckplatten
nach DIN 4114 326 mit gegengleichen konstanten Randdruckkraften 419
7.2.4.3 Tragsicherheitsnachweis planmäßig außermittig gedrückter Stäbe 7.8.2.1.1 Einzelfeld mit freien Längsrändern .. .... 419
nach DIN 188DD T2 328 7.8.2.1.2 Einzelfeld mit frei drehbaren, unverschlebllchen Langsrandern 420
7.2.4.4 Zur Abschätzung des Verformungseinflusses bei elasto-statischen Be- 7.8.2.1.3 Einzelfeld mit eingespannten Längsrändern .. 421
rechnungen nach Theorie 11. Ordnung 330 7.8.2.2 Lösungen auf der Grundlage des Energiepotentials fur Rechteckplatten
7.2.4.5 Exemplarische Einführung in die plasto-statische Berechnug nach mit NAVIERschen Randbedingungen (RAYLEIGH/RITZ-Verfahren) . 423
Theori eIl. Ordnung 333 7.8.3 Baupraktische Nachweisformen auf der Basis der linearen Beultheorle 425
7.2.4.6 Grenzzustände 336 7.8.3.1 Allgemeine Hinweise 425
7.2.4.7 Absicherung gegen den Grenzzustand: Lokales Beulen dünnwandiger 7.8.3.2 Beulnachweis unausgesteifter Platten nach DIN 4114 (1952) 427
Querschnittsteile 338 7.8.3.3 Beulnachweis unausgesteifter Platten nach DASt-Ri 012 (1978) 428
7.3 Stabbiegetheorie 11. Ordnung - Verzweigungstheorie (Knicktheorie) 339 7.8.3.4 Beulnachweis unausgesteifter Platten nach DIN 18800 T3 (1990) 428
7.3.1 Differentialgleichungsverfahren 1. Art 339 7.8.3.5 Ausgesteifte Rechteckplatten . . 430
7.3.1.1 Grundlagen 339 7.8.3.6 Grenzverhältnis bit dünnwandiger Teile von Druck- und Blegeglledern 431
7.3.1.2 Erstes Beispiel: EULER-Stab I 339 7.8.4 Nichtlineare Beultheorie 432
7.3.1.3 Zweites Beispiel: Einhüftiger Rahmen mit eingespanntem Stiel 342 7.8.4.1 Grundgleichungen für große Verformungen 432
7.3.2 Differentialgleichungsverfahren 2. Art 345 7.8.4.2 Quadratplatte unter konstanten Randdruckspannungen 432
7.3.2.1 Grundgleichung und Lösungssystem 345 7.8.4.3 Konzept der wirksamen Breite 435
7.3.2.2 Beispiel zur Knicktheorie 346 7.8.4.4 Beispiel: Kastenträger 437
7.3.2.3 Ergänzende Hinweise 348
7.3.3 Verformungsgrößenverfahren Theorie 11. Ordnung 350 8 VERBINDUNGSTECHNIK I: SCHWEISSVERBINDUNGEN 441
7.3.3.1 Grundformeln 350 8.1 Großer und kleiner Eignungsnachweis 441
7.3.3.2 Einspannungsmomente 351 8.2 Schweißverfahren 442
7.3.3.3 Gelenkfigur 353 8.2.1 Schmelzschweißen 443
7.3.3.4 Bestimmungsgleichungen auf der Grundlage des Gleichgewichtsprinzips 353 8.2.1.1 Gasschweißen (Autogenschweißen) 443
7.3.3.4.1 Knoten- und Stockwerksgleichungen 353 8.2.1.2 Lichtbogenschweißen 443
7.3.3.4.2 Beispiel: Rechteckrahmen 354 8.2.2 Preßschweißen 447
7.3.3.4.3 Beispiel: Einstieliger Rahmen mit Pendel stützen 355 8.3 Konstruktive Ausbildung der Schweißnähte 447
7.3.3.4.4 Beispiel: Einhüftiger Rahmen mit Kragstiel 358 8.3.1 Brennschneiden 447
7.3.3.4.5 Beispiel: Knickstab mit sprunghaft veränderlicher Biegesteifig- 8.3.2 Nahtformen 448
keit und mittiger Stützfeder 358
7.3.3.6 Giebelrahmen mit Zugband als exemplarisches Beispi2l 361
- XI I - - XI I I -
8.3.3 Schwei&eigenspannungen (Schrumpfspannungen) 449
8.4 Sicherheit geschweißter Bauteile 450 10.2.1 Vorbemerkungen 557
8.4.1 Sicherheitsaspekte 450 10.2.2 Ehemalige Bemessungsansätze für Augenbleche 557
8.4 .2 Wä r me ein f 1 ußz 0 ne (W EZ) 450 10.2.3 Bemessungsansatz für Bolzen 558
8.4.3 Das Sprödbruchproblem 450 10.2.4 Statische Tragversuche 559
8.4.4 Werkstoffabhängige Einflüsse auf die Sicherheit geschweißter Bauteile 451 10.2.5 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T1 (11.90) 561
8.4.4.1 Rißarten beim Abkühlen der Schweißnaht 451 10.2.6 Beispiel zum Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T1 (11.90) 562
8.4.4.2 Zähigkeit schweißgeeigneter Stähle 452 10.2.7 Ergänzende Hinweise zur konstruktiven und rechnerischen Auslegung 563
8.4.4.3 Desoxidations- und Vergießungsart (Seigerungen) 452 10.3 Ermüdungsfestigkeitsnachweis 564
8.4.4.4 Terrassenbruch 453 10.3.1 Experientelle Ermittlung der Kerbfaktoren 5'64
8.4.4.5 Abschreckhärtung (Aufhärtung) 453 10.3.2 Analytische Ermittlung der Kerbfaktoren 566
8.4.4.6 Alterung - Reckalterung 459 10.3.3 Nachweisformat 567
8.4.4.7 Grobkornbildung 460
8.4.5 Beanspruchungsabhängige Einflüsse auf die Sicherheit geschweißter Bauteile 460 11 VERBINDUNGSTECHNIK IV: Sondertechniken 569
8.4.6 Konstuktions- und herstellungsabhängige Einflüsse auf die Sicherheit 11.1 Vorbemerkungen 569
geschweißter Bauteile 462 11.2 Punktschweißen 569
8.5 Schweißeignung der Stähle 463 11.3 Bolzenschweißen 570
8.5.1 Allgemeine Hinweise 463 11.4 Schweißen von Kranschienenstößen 57;
8.5.2 Wahl der Stahlgütegruppe 464 11.5 Scheißringbolzen 571
8.6 Prüfung der Schweißnähte 465 11.6 Blindniete 572
8.7 Tragsicherheitsnachweis der Schweißverbindungen 466 11.7 Selbstschneidende Blechschrauben 572
8.7.1 Real- und Nennbeanspruchung - Rechnerischer Nachweis 466 11.8 Dübel 573
8.7.1.1 Stumpfnähte 466 11.9 Trägerklemmen 574
8.7.1.2 Kehlnähte 467 11.10 Metallkleben 574
8.7.1.3 Kombination von Stumpf- und Kehlnähten 469
8.7.1.4 Zusammengesetzte (mehrachsige) Beanspruchung 470 12 STOTZEN 577
8.7.1.5 Kennzeichnung und Sinnbilder 471 12.1 Einführung 577
8.7.1.6 Berechnungsbeispiele 471 12.2 Querschnittsformen 577
8.8 Zur Theorie der Kehlnähte 483 12.3 Stützenstöße 578
8.8.1 Verteilung der Schubkraft in Kehlnähten 483 12.4 Stützenfußkonstruktionen 580
8.8.2 Experimenteller Befund 485 12.4.1 Konstruktive Ausbildung 580
12.4.2 Berechnung der Fußkonstruktion 584
9 VERBINDUNGSTECHNIK 11: SCHRAUB- UND NIETVERBINOUNGEN 489 12.4.2.1 Pressung - Druck- und Ankerkräfte 584
9.1 SL- und GV-Verbindungen - Grundsätzliche Unterscheidungsmerkmale 489 12.4.2.2 Fußplatten 587
9.2 Werkstoffe - Normung 490 12.4.2.3 Aussteifungen Rippen 590
9.2.1 Niete 490 12.4.2.4 Beispiele und Ergänzungen 590
9.2.2 Schrauben 490 12.4.2.5 Montageanker 596
9.3 SL- und SLP-Verbindungen 493 12.4.2.6 Zuganker 597
9.3.1 Fertigung der Nietverbihdungen 493 12.4.2.7 Beispiel 599
9.3.2 Fertigung der SL- und SLP-Schraubenverbindungen 494 12.4.3 Stützenverankerungen ohne und mit Vorspannung der Anker 602
9.3.3 Durchmesser und Anordnung der Niete und Schrauben 497 12.4.3.1 Nicht vorgespannte Verankerungen 602
9.3.4 Tragverhalten bei Scher- und Lochleibungs- und Zugbeanspruchung 499 12.4.3.2 Vorgespannte Verankerungen 604
9.3.5 Tragsicherheitsnachweis der SL- und SLP-Verbindungen 501 12.4.3.3 Beispiele und Ergänzungen 605
9.3.5.1 Versagensformen bei Scher- und Lochleibungsbeanspruchung 501 12.4.4 Köcherfundamente 609
9.3.5.2 Nachweisform bei vorwiegend ruhender Belastung 504 12.4.4.1 Allgemeines 609
9.3.5.3 Beispiele zum Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T1 (11.90) 504 12.4.4.2 Berechnungshinweise 609
9.4 GV- und GVP-Verbindungen 513 12.4.4.3 Beispiel 612
9.4.1 Fertigung der GV- und GVP-Verbindungen 513 12.4.4.4 Berechnungsmodell : Elastisch gebetteter Balken 613
9.4.2 Tragverhalten und Versagensformen bei Scher- und Lochleibungsbeanspruchung 516 12.4.4.5 Tragversuche und Folgerungen 615
9.4.3 Tragverhalten und Versagensform bei Zugbeanspruchung 517
9.4.4 Tragsicherheitsnachweis der GV- und GVP-Verbindungen 519 13 VOLLWANOTRÄGER 619
9.4.4.1 Nachweis bei vorwiegend ruhender Belastung 519 13.1 Walzträger 619
9.4.4.2 Nachweis bei nicht vorwiegend ruhender Belastung 521 13.2 Geschweißte Vollwandträger (Querschnittsformen - Steifen) 621
9.4.4.3 Beispiele zum Tragsicherheitsnachweis 521 13.3 Auslegung und Berechnung von Vollwandträgern 624
9.5 Versuche zum Tragverhalten von Schraubenverbindungen 523 13.3.1 Nachweis der Tragsicherheit - Bemessung 624
9.5.1 Vorbemerkungen 523 13.3.2 Formänderungsnachweis 627
9.5.2 Projekt 1: Zug- und Scherversuche am Schraubenbolzen. Teil I 524 13.3.2.1 Beschränkung der Durchbiegung 627
9.5.3 Projekt 2: Zug- und Scherversuche am Schraubenbolzen. Teil II 525 13.3.2.2 Verfahren der W-Gewichte 627
9.5.4 Projekt 3: Tragversuche an SL- und VSL-Verbindungen 526 13.3.2.3 Träger mit konstanter Biegesteifigkeit 629
9.5.5 Projekt 4: Vergleichende Tragversuche an SL-, SLP,GV- und GVP-Verbindungen 529 13.3.2.4 Träger mit variabler Biegesteifigkeit 632
9.5.6 Projekt 5: Abschertragfähigkeit mehrerer hintereinander liegender 13.4 Trägerstöße 634
Schrauben 533 13.4.1 Allgemeines 634
9.5.7 Schraubenverbindungen als diskontinuierliche Scherverbindung 535 13.4.2 Geschweißte Trägerstöße 634
9.5.7.1 Elasto-statische Theorie 535 13.4.3 Geschraubte Trägerstöße 638
9.5.7.2 Experimenteller Befund 536 13.4.3.1 Gurtplattenstöße 638
9.6 Vorgespannte Schraubenverbindungen bei zentrischer und exzentrischer 13.4.3.2 Stegblechstöße 639
Zugbeanspruchung 537 13.4.3.3 Beispiel: Geschraubter Vollstoß eines Hochbauträgers 641
9.6.1 Vorbemerkung 537 13.5 Geschraubte (genietete) Vollwandträger 643
9.6.2 Vorspannungsdreieck 537 13.6 Sonderfragen 645
9.6.3 Federmodell bei vorgespannten Stoß- und Verankerungskonstruktionen 540 13.6.1 Steifenlose Walzträger 645
9.6.4 Stirnplatten und Flanschverbindung 541 13.6.2 Träger mit dünnen Stegen 645
9.6.4.1 Allgemeines 541 13.6.3 Träger mit Stegdurchbrüchen 646
9.6.4.2 Elasto-statische Theorie des L-Modells 541 13.6.4 Wabenträger 647
9.6.4.3 PI asta-statische Theorie des L-Modells 543 13.6.5 Rahmenträger 648
9.6.4.4 Beispiele 544 13.6.6 Näherungsweise Abschätzung der VIERENDEEL-Rahmentragwirkung 648
9.6.4.5 Experimenteller Befund 546 13.6.7 Tragversuche an Trägern mit Stegausnehmungen und BerechnungsvorschTag 651
9.6.4.6 Ergänzende Anmerkungen 549 13.6.7.1 Experimenteller Befund 651
9.7 Ermüdungsfestigkeit achsial beanspruchter Schrauben 550 13.6.7.2 Berechnungsanweisung und Beispiel 652

10 VERBINDUNGSTECHNIK 111: BOLZENVERBINDUNGEN MIT AUGENLASCHEN 555


10.1 Einsatzbereiche - Allgemeine Hinweise 555
10.2 Grenztragfähigkeit von Augenstab und Bolzen 557
- XIV - - XV -
14 GELENKIGE UND BIEGESTElFE ANSCHLUSSKONSTRUKTIONEN 657 17 TRAPEZPROFIL-BAUWEISE 759
14.1 Allgemeine Konstruktionshinweise 657 17.1 Einführung 759
14.2 Querkraftbeanspruchte Trägeranschlüsse 661 17.2 Zum Tragverhalten dünnwandiger Bauteile im überktitischen Bereich 759
14.2.1 AnschI uß mittel s Doppelwi nkel 661 17.3 Herstellung der Trapezbleche - Profiltypen 762
14.2.2 Anschluß mittels Stirnplatte 662 17.4 Statische Funktion der Stahltrapezprofile 766
14.2.3 Ausklinkungen 663 17.5 Verwendung der Trapezprofile als lastabtragende Biegeglieder 766
14.2.4 Beispiele und Ergänzungen 664 17.5.1 Zur Optimierung der Profilform 766
14.3 Biegesteife Anschlüsse und Rahmenecken 665 17.5.2 Bestimmung der Tragfähigkeit mittels Versuchen 767
14.3.1 Konstruktive Ausbildung von Rahmenecken Geschweißte Ausführung 665 17.5.3 Ergänzende Angaben zum Tragsicherheitsnachweis und zur baulichen Aus-
14.3.2 Aussteifungsrippen 668 bildung 768
14.3.3 Anschlußschnittgrößen 670 17.5.4 Durchbiegungsnachweis 770
14.3.4 Geschraubter Stirnplattenanschluß mit Zuglasche 670 17.5.5 Beispiel: Hallenflachdach als Warmdach 770
14.3.5 Geschraubter Stirnplattenanschluß ohne Zuglasche 671 17.6 Verwendung der Trapezprofile als Schubfelder 772
14.3 5.1 Vorgabe des Druckpunktes 671 17.6.1 Tragwirkung und konstruktive Ausbildung der Schubfelder 772
14.3.5.2 Bestimmung des Druckzentrums nach dem Verfahren von SCHINEIS 672 17.6.2 Einführung in die Schubfeldtheorie 773
14.3.5.3 Beispiele 674 17.6.3 Anwendung der SChubfeldtheorie auf Stahltrapezprofile 776
14.3.5.4 Anmerkungen zu den Nachweisverfahren 676 17.6.4 Beispiele 778
14.3.6 Spannungs- und Beulnachweis der Rahmeneckbleche 679 17.7 Kaltprofile 785
14.3.7 Biegesteife Stirnplattenanschlüsse mit vorgespannten hochfesten Schrauben 682
14.3.7.1 Regelausführungen nach dem DStV-DASt-Typenkataloa 682 18 STAHLVERBUNDBAUWEISE 787
14.3.7.2 Beanspruchung und Ausbildung der Stützenflansche'der Rahmenstiele 683 18.1 Allgemeine Hinweise 787
14.3.7.3 Berechnungsanweisungen 685 18.2 Elasto-statische Berechnung (Nachweis der Gebrauchsfähigkeit) 791
14.3.7.4 Beispiele 687 18.2.1 Berechnungsgrundlagen 791
14.4 Steifenlose AUflager- und Anschlußkonstruktionen 690 18.2.2 Verteilungsgrößen (ohne Einfluß aus Kriechen und Schwinden) 791
18.2.2.1 Äußerlich statisch bestimmte Systeme 791
15 FACHWERKTRÄGER 693 18.2.2.2 Äußerlich statisch unbestimmte Systeme 793
15.1 Allgemeine Gestaltungs- und Berechnungsgrundsätze 693 18.2.3 Kriechen und Schwinden des Betons 794
15.2 Geschweißte Fachwerke des Stahl hochbaues 697 18.2.3.1 Einführung 794
15.2.1 Querschnittsformen 697 18.2.3.2 Neuere Kriech- und Schwindansätze 795
15.2.2 Fachwerke aus Rundrohren 700 18.2.4 Umlagerungsgrößen infolge Kriechens und Schwindens 797
15.2.3 Fachwerke aus Rechteckrohren 703 18.2.4.1 Äußerlich statisch-bestimmte Systeme 797
15.3 Geschraubte (genietete) Fachwerke - Geschraubte Anschlüsse 705 18.2.4.2 Äußerljch statisch-unbestimmte Systeme 800
15.3.1 Querschnittsformen 705 18.2.5 8erechnungsbeispiele 802
15.3.2 Knotenbleche und Anschlüsse 705 18.2.5.1 Ansatz der mitwirkenden Breite 802
15.4 Ergänzungen und Beispiele 708 18.2.5.2 Statisch-bestimmt gelagerter Einfeldträger 802
15.4.1 Fachwerke mit Kopfplattenanschluß der Füllstäbe 708 18.2.5.3 Statisch-unbestimmt gelagerter Zweifeldträger 805
15.4.2 Spannungen im Anschlußbereich geschraubter JL-Stäbe 708 18.2.6 Schlaff~ Bewehrung und Vorspannung der Betonplatte durch Spannglieder 809
15.4.3 Zusatzmomente bei JL-Füllstäben in Fachwerken 709 18.3 Plasto-statlsche Berechnung (Nachweis der Tragsicherheit) 810
15.4.4 Ausmittigkeitsbeanspruchung bei exzentrisch liegenden Zugstreben 710 18.3.1 Sicherheitsfragen 810
18.3.2 Berechnungsgrundlagen für den Nachweis der plastischen Grenztragfähigkeit 813
16 SEILE UND SEILWERKE 713 18.3.3 Plastisches Tragmoment Mpl 813
16.1 Seile, Bündel und Kabel 713 18.3.4 Plastlsches Tragmoment doppelt-symmetrischer Walzprofile 816
16.1.1 Seildraht 713 18.3.5 M/Q-Interaktion 817
16.1.2 Seilarten - Seilendausbildung 713 18.3.6 Beispiele 818
16.1.3 Querschnittsfläche, Gewicht und Bruchkraft von Seilen 717 18.3.7 Verbundsicherung 819
16.1.4 Tragsicherheitsnachweis bei vorwiegend ruhender Belastung 718 18.3.7.1 Erforderliche Anzahl der Verbundmittel 819
16.1.5 Tragsicherheitsnachweis bei nicht vorwiegend ruhender Belastung 718 18.3.7.2 Kopfbolzendübel 820
16.1.5.1 Allgemeine Hinweise 718 18.3.7.3 Blockdübel und Dübel aus ausgesteiften Profilstählen 820
16.1.5.2 Versuchsbefund 719 18.3.7.4 Hakenanker 821
16.1.5.3 Nachweisform nach DIN 1073/DIN 18809 720 18.3.7.5 Ergänzungen 821
16.1.6 Dehnverhalten der Seile - Verformungsmodul 721 18.3.8 Schubbewehrung im Betongurt 822
16.2 Stangen (Spannstahlstangen als Zug9lieder) 723 18.4 Stahlverbunddecken 822
16.2.1 Allgemeines 723 18.4.1 Konstruktive Ausbildung 822
16.2.2 Vorwiegend ruhende Beanspruchung 723 18.4.2 Bemessung 823
16.2.3 Nicht vorwiegend ruhende Beanspruchung 724 18.4.3 Beispiel 823
16.3 Seilstatik 725 18.5 Stahlverbundstützen 824
16.3.1 Herleitung der Seil gleichung für das ebene Seil 725 18.5.1 Konstruktive Ausbildung 824
16.3.2 Parabel 727 18.5.2 Berechnungsgrundlagen (DIN 18806 Tl) 826
16.3.2.1 AII~emeine Lösung der Grundgleichung 727 18.5.3 Berechnung der Tragfähigkeit nach strengen Verfahren (mittels EDV) 827
16.3.2.2 Glelchhohe Aufhängepunkte 727 18.5.4 Berechnung der Tragfähigkeit nach einem vereinfachten Verfahren 827
16.3.2.3 Ungleichhohe Aufhängepunkte 728 18.5.4.1 Planmäßig mittiger Druck 828
16.3.3 Katenoide (Kettenlinie) 731 18.5.4.2 Beispiel: Mittig gedrückte Hohlprofilstütze 829
16.3.3.1 AII~emeine Lösung der Grundgleichung 731 18.5.4.3 Planmäßig aUßermittiger Druck 829
16.3.3.2 Glelchhohe Aufhängepunkte 732 18.5.4.4 Beispiel: Außermittig gedrückte Stütze mit einbetoniertem Walzprofil 830
16.3.3.3 Zur Annäherung der Katenoide durch eine Parabel 734 18.5.4.5 Querkraftschub 833
16.3.3.4 Ungleichohe Aufhängepunkte 735 18.5.4.6 Krafteinleitungsbereiche 833
16.3.4 Beispiele und Ergänzungen 737
16.3.4.1 Polygonalseile unter Einzellasten 737 19 KORROSIONSSCHUTZ - BRANDSCHUTZ 835
16.3.4.2 Flach gespannte Seile unter symmetrischer Belastung 740 19.1 Vorbemerkungen 835
16.3.4.3 Flach gespa~nte Selle unter unsymmetrischer Belastung 743 19.2 Korrosionsschutz 836
16.3.4.4 Zustandsglelchung des straff gespannten Seiles mit gleichhohen 19.2.1 Korrosion 836
Aufhängepunkten 743 19.2.1.1 Flächenkorrosion, insbesondere in der Atmosphäre 836
16.3.4.5 Zustandsgleichung des straff gespannten Seiles mit ungleichhohen 19.2.1.2 Kontaktkorrosion 838
AUfhängepunkten 745 19.2.2 Fertigungsbeschichtungen (FB) - Walzstahlkonservierung 838
16.3.4.6 Hinwe~se zur Berechnung von Freileitungen 745 19.2.3 Korrosionsschutz durch Beschichtungen 839
16.3 4.7 Hlnwelse zur Berechnung von Fahrleitungen 748 19.2.3.1 Vorbereitung der Stahloberfläche 839
16.3.4.8 Halt~- u~d Ab~pannseile von Kranen (Fördertechnik) 749 19.2.3.2 Wirkung und Zusammensetzung der Beschichtung 840
16.3.4.9 Schragselle mlt Einzellasten 750 19.2.3.3 Applikation und Prüfung der Beschichtung 840
16.3.4.10 Hinweise zur Berechnung von Seilbahnen 751
- xVI - - XV I I -

19.2.4 Korrosionsschutz durch überzüge - Stückverzinkung 841 21.5.4.2 Einfeldkranbahnen 920


19.2.4.1 Verfahrenstechnik beim Stückverzinken (Feuerverzinken) 841 21.5.4.3 Zwei- und Mehrfeldkranbahnen 924
19.2.4.2 Korrosionsschutzwirkung 842 21.5.4.4 Durchbiegungsberechnung 925
19.2.4.3 Der Einfluß der Feuerverzinkung' auf die mechanischen Eigenschaften 842 21 .5.4.5 Beanspruchung der Kranbahnträger-Obergurte und -Stegbleche infolge
19.2.4.4 überschweißen von Zinküberzügen 843 örtlichen Raddrucks 929
19.2.4.5 Feuerverzinkte Schrauben 843 21.5.4.5.1 Spannungen aus der Radlasteinleitung 930
19.2.5 Korrosionsschutz von Seilen 843 21.5.4.5.2 Radlastverteilungsbiegung des Obergurtes 931
19.2.6 Weitere Korrosionsschutzmaßnahmen 844 21.5.4.5.3 Torsionsbeanspruchung des Obergurtes und Querbiegung des an-
19.2.7 Spannungsrißkorrosion (SRK) und Schwingungsrißkorrosion (SWRK) 845 grenzenden Stegbleches infolge exzentrischer RadlaststeIlung 932
19.3 Brandschutz 845 21.5.4.5.4 Beulsicherheitsnachweis des Stegbleches unter Ra~lasten 933
19.3.1 Allgemeine Hinweise 845 21.5.4.5.5 Beispiele 934
19.3.2 Brandverlauf und Brandbelastung - DIN 18230 847 21.5.4.6 Pufferkräfte 940
19.3.3 Verhalten ungeschützter und geschützter Bauteile und Systeme bei 21.5.4.6.1 Harte Auffahrt 940
Brandeinwirkung 849 21.5.4.6.2 Auffahrt auf Puffer 940
19.3.4 DIN 4102 852 21.5.4.7 Trägerflanschbiegung bei Unterflanschlaufkatzen 943
19.3.5 Bauaufsichtliche Brandschutzforderungen 854 21.5.4.7.1 Allgemeines 943
19.3.6 Maßnahmen des baulichen Brandschutzes 855 21.5.4.7.2 Berechnungsansätze 944
19.3.6.1 Schutzmaßnahmen (Obersicht) 855 21.5.4.7.3 Beispiele 946
19.3.6.2 Stahl verbundbauweise mit brandschutztechnischer Auslegung 857
22 BEHI\L TERBAU 949
20 STAHLHOCHBAU 861 22.1 Einführung 949
20.1 Toleranz- und Modulordnung 861 22.2 Lager- und Fördergüter 951
20.1.1 Toleranzordnung im Maschinenbau 861 22.3 Behälter Tanke (Beispiele) 955
20.1.2 Toleranzordnung im Hochbau 862 22.3.1 Wasserbehälter - Wassertürme 955
20.1.3 Modulordnung 863 22.3.2 Abwasserbehälter 956
20.2 Bewegungsfugen 864 22.3.3 Oberirdische zylindrische Tankbauwerke (DIN 4119) - Tropfenbehälter 956
20.3 Belastungs- und Berechnungsgrundlagen 864 22.3.4 Niederdruckgasbehälter (DIN 3397) 957
20.3.1 Allgemeines 864 22.3.5 Kugelgasbehälter 958
20.3.2 Windbelastung 865 22.4 Silos 959
20.3.2.1 Orkanwind 865 22.5 Dampfkessel- und Reaktoranlagen 960
20.3.2.2 Atmosphärische Grenzschicht 866 22.6 Rohrleitungsbau 961
20.3.2.3 Berechnungswind - Lastannahmen 867 22.7 Belastungs- und Berechnungsgrundlagen 964
20.3.2.4 Staudruck und Druckverteilung 867 22.7.1 Allgemeine Hinweise 964
20.3.2.5 Aerodynamische Druck- und Kraftbeiwerte 269 22.7.2 Anmerkungen zur Behälterschalentheorie 965
20.3.2.6 Beispiel: Windlast auf ein turmartiges Bauwerk 871 22.8 Ergänzende Hinweise zur Ausführung 970
20 3.2.7 Beispiel: Windlast auf Satteldächer 873
20.4 Tragwerke des Stahl hochbaues (Grundformen) 874 23 STAHLSCHORNSTEINE 971
20.4.1 Stabil isierung der Tragwerke 874 23.1 Allgemeine Hinweise zur konstruktiven Auslegung 971
20.4.2 Grundformen des Hallenbaues 875 23.1.1 Tragrohr und Rauchrohr 971
20.4.3 Grundformen des Geschoßbaues 879 23.1.2 Immissions- und rauchgastechnische Auslegung 972
20.4.4 Stabilisierungskräfte infolge Tragwerksimperfektionen 880 23.1.3 Korrosionsschutz 973
20.4.4.1 Stabilisierung eines Stützenstranges 880 23.1.4 Ergänzende Hinweise 974
20.4.4.2 Stabilisierung des Druckgurtes eines Fachwerkbinders 881 23.2 Statische Auslegung 974
20.5 Ausbau 882 23.2.1 Allgemeines 974
20.6 Treppen 882 23.2.2 Windlastannahmen 975
20.6.1 Allgemeine Entwurfs- und Berechnungshinweise 882 23.2.3 Aerodynamische Beiwerte 975
20.6.2 Berechnung gewendelter Einholmtreppen 884 23.3.4 Verformungseinfluß Theorie II. Ordnung 977
23.2.5 Nachweis des Mantelrohres 981
21 KRANBAHNEN 887 23.2.5.1 Nennspannungsnachweis 981
21.1 Kranhallen 887 23.2 5.2 Zylindrisch-konische Obergangsbereiche 981
21.1.1 Hallen für leichten Kranbetrieb 887 23.2.5.3 Fuchs- und Einstiegöffnungen 982
21.1.2 Hallen für schweren Kranbetrieb 888 23.2.5.4 Zum Beulnachweis des Mantelrohres 984
21.2 Brückenkrane 892 23.2.6 Ringsteifen - Einflußlinien 985
21.3 Kranschienen 894 23.2.7 Mantel- und Ringsteifenbeanspruchung infolge örtlichen Winddrucks 986
21.4 Kranbahnträger Konstruktive Gestaltung 897 23.2.8 Beispiele und Ergänzungen 991
21.4.1 Kranbahnträger für leichten Betrieb 897 23.2.9 Montagestöße 992
21.4.2 Kranbahnträger für schweren Betrieb 899 23.2.9.1 Laschenstöße - Flanschstöße 992
21.4.3 Auflagerung von Kranbahnträgern 900 23.2.9.2 Beispiel: Montagestoß 994
21.5 Berechnungsgrundlagen für Kranbahnträger 901 23.2.10 Schornstein-Verankerung 996
21.5.1 Lotrechte Lasten 901 23.2.10.1 Konstruktionsformen 996
21.5.2 Waagerechte Lasten 902 23.2.10.2 Ankerkräfte 997
21.5.2.1 KraftschI uß SchI upf-Funktion 902 23.2.10.3 Nicht vorgespannte Verankerung 998
21.5.2.2 Zur Herkunft der w~agerechten Kräfte 903 23.1.103.1 Allgemeine Hinweise 998
21.5.2.3 Massenkräfte aus Kranfahren 903 23.1.10.3.2 Berechnungsformeln 999
21.5.2.4 Führungskräfte aus Schräglauf 906 23.1.10.3.3 Beispiel 1002
21.5.2.4.1 Berechnungsanweisung 906 23.2.10.4 Vorgespannte Verankerung 1003
21.5.2.4.2 Einführung in die Spurführungsmechanik 909 23.2.10.4.1 Berechnungsmodell 1003
21.5.2.4.3 Beispiel 912 23.2.10.4.2 Beispiel 1004
21.5.3 Betriebsfestigkeitsnachweis 913 23.3 Dynamische Auslegung 1006
21.5.3.1 Nachweisform 913 23.3.1 Vorbemerkungen 1006
21.5.3.2 Betriebsfestigkeitsnachweis 915 23.3.2 Hinweise zur Frequenzberechnung 1007
21.5.3.2.1 Rückblick 915 23.3.3 Böeninduzierte Schwingungen 1010
21.5.3.2.2 Grundlagen des Betriebsfestigkeitsnachweises 23.3.3.1 Windböigkeit 1010
nach DIN 15018/DIN 4132 915 23.3.3.2 Modell nach RAUSCH 1011
21.5.3.3 Betriebsfestigkeitsnachweis nach DIN 4132 917 23.3.3.3 Modell nach SCHLAICH 1011
21.5.4 Spezielle Berechnungsverfahren 919 23.3.2.4 Modell nach PETERSEN 1012
21.5.4.1 Auswertung von Einfl ußI inien 919 23.3.3.5 Modell nach DAVENPORT 1012
- XVIII - - XIX -

23.3.4 Wirbel induzierte Schwingungen 1014 25.4 Fuß9ängerbrücken (Geh- und Radwegbrücken) 1141
23.3.4.1 Strömungsphänomen 1014 25.4.1 Allgemeine Entwurfshinweise 1141
23.3 4.2 Querschwingungsnachweis - Näherungsverfahren 1016 25.4.2 Tragsicherheitsnachweis 1143
23.3.4.3 Querschwingungsnachweis Strenge Verfahren' 1016 25.4.3 Schwingungsnachweis 1144
23.3.4.4 Beispiele 1017 25.5 Ausgewählte Kapitel aus dem Brückenbau 1147
23.3.4.5 Zum Problem der Selbststeuerung der Wirbel straße 1021 25.5.1 Allgemeine Hinweise zum Tragsicherheitsnachweis 1147
23.3.4.6 Querschwingungsnachweis nach RUSCHEWEYH 1022 25.5.2 Verfahren der Obertragungsmatrizen 1148
23.3.4.7 Ergänzende Hinweise zum Querschwingungsnachweis 1024 25.5.2.1 Vorbemerkungen 1148
23.3 4.8 Aerodynamische Störmaßnahmen 1026 25.5.2.2 Der gerade Stab unter Zug/Druck- und Biegebeanspruchung 1148
23.3.4.9 Schwingungsdämpfer 1026 25.5.2.2.1 Definition der Verformungs- und Schnittgrößen 1148
23.3.4.9.1 Allgemeine Hinweise 1026 25.5.2.2.2 Elastizitätsgesetz für die Verschiebung u in .Stablängsrichtung 1149
23.3.4.9.2 Kinetisch äquivalentes Ersatzsystem 1029 25.5.2.2.3 Elastizitätsgesetz für die Durchbiegung w in Stabquerrichtung 1149
23.3.4.9.3 Stationäre Bewegung eines Systems mit viskosem Schwingungs- 25.5.2.2.4 Gleichgewichtsgleichungen 1150
dämpfer 1030 25.5.2.2.5 Grundgleichungen (Th.I.Ordnung) für u und w 1150
23.3.4.9.4 Optimierungskriterium nach DEN HARTOG 1032 25.5.2.2.6 Temperatureinwirkung 1150
23.3.4.9.5 Parametervariation 1032 25.5.2.2.7 Senk- und drehfederelastische Bettung 1151
25.5.2.2.8 Massenkräfte (Balkenschwingungen) 1151
24 TORME UND MASTE 1035 25.5.2 2.9 Anmerkungen zur Lösung der Grundgleichungen 1151
24.1 Einsatzgebiete der Türme und Maste - Begriffe 1035 25.5.2.2.10 Obertragungsmatrix für den zug- und drucksteifen Stab 1152
24.1.1 Allgemeines 1035 25.5.2.2.11 Obertragungsmatrix für den biegesteifen Stab 1152
24.1.2 Turmartige Bauwerke für funktechnische Zwecke (Antennenträger) 1038 25.5.2.2.12 Obertragungsmatrix für den biegesteifen Stab auf elastischer
24.1.3 Turmartige Bauwerke für andere als funktechnische Zwecke 1039 Bettung 1154
24.2 Lastannahmen für Antennentragwerke 1044 25.5.2.3 Der gerade ~tab unter Torsion (Primärtorsion) 1154
24.2.1 Allgemeine Hinweise 1044 25.5.2.3.1 Grundgleichung und Lösungssystem 1154
24.2.2 Ungleichförmigkeit des Staudruckes 1044 25.5.2.3.2 Erweiterung auf drehelastische Bettung 1154
24.2.3 Aerodynamischer Beiwert für Fachwerktürme und -maste 1045 25.5.2.4 Der im Grundriß kreisförmig gekrümmte Stab 1155
24.2.4 Aerodynamischer Beiwert für Einbauten und Antennenausrüstungen 1047 25.5.2.4.1 Gekoppelte Formänderungsbeziehungen 1155
24.2.5 Aerodynamischer Beiwert für Antennen 1048 25.5.2.4.2 Gleichgewichtsgleichungen 1156
24.2.6 Windbelastung bei Montagezuständen 1049 25.5.2.4.3 Grundgleichung 1156
24.2.7 Lastannahmen bei Vereisung 1050 25.5.2.5 Hinweise zur Ableitung der Obertragungsmatrizen und zur
24.3 Turm- und Mastausfachung 1051 Berechnungsmethodik 1158
24.4 Statische Berechnung der Türme und Maste 1052 25.5.2.6 Ergänzende Hinweise 1163
24.4.1 Allgemeine Berechnungshinweise 1052 25.5.3 Mitwirkende Breite - Mitwirkender Gurtquerschnitt 1164
24.4.2 Zur Frage der kinematischen Stabilität der Turmfachwerke 1056 25.5.3.1 Vorbemerkungen 1164
24.4.3 Ergänzende Hinweise 1058 25.5.3.2 Einführung in die elasto-statische Theorie der mitwirkenden Breite 1164
24.5 Berechnung abgespannter Maste 1058 25.5.3.3 Beispiel 1166
24.5.1 Vorbemerkungen 1058 25.5.4 Orthotrope Fahrbahnplatten 1168
24.5.2 Unmittelbare Belastung der Seile 1061 25.5.4.1 Einleitung 1168
24.5.3 Seilgleichung 1062 25.5.4.2 Grundzüge der Theorie der orthotropen Fahrbahnplatte 1169
24.5.4 Federcharakteristik des dreiseiligen Abspannbündels 1063 25.5.4.3 Berechnung orthotroper Fahrbahnplatten nach PELIKAN/ESSLINGER 1172
24.5.5 Hinweise zur Mastberechnung 1065 25.5.4.3.1 Berechnungsprinzip 1172
24.5.6 Federcharakteristik von Abspannungen geringer Höhe 1068 25.5.4.3.2 Orthotrope Platte mit geschlossenen Rippen 1173
24.6 Dynamische Auslegung 1070 25.5.4.4 Ergänzungen 1176
24.6.1 Vorbemerkungen 1070 25.5.5 Scheinbarer Elastizitätsmodul von Schrägseilen 1176
24.6.2 Hinweise zur Eigenfrequenzberechnung einfacher Mast- und 25.5.5.1 Problemstellung 1176
Turmstrukturen 1070 25.5.5.2 Herleitung des scheinbaren Elastizitätsmoduls für das unter
24.6.3 Eigenfrequenzen und Eigenformen abgespannter Maste 1074 Eigengewicht stehende Schrägseil 1176
24.6.4 Böenreaktionsfaktor bei abgespannten Masten 1076 25.5.5.3 Wind- und Vereisungseinfluß 1179
24.7 Zur konstruktiven Ausbildung 1079 25.5.6 Grundlagen der Hängebrückenberechnung 1179
24.8 Blitzschutz 1079 25.5.6.1 Vorbemerkungen 1179
25.5.6.2 Berechnungstheorie 1180
25 BROCKENBAU 1083 25.5.6.3 Berechnungsbeipsiel: Hängebrücke mittlerer Spannweite 1182
25.1 Vorbemerkungen 1083 25.5.6.2 Ergänzende Hinweise 1184
25.2 Eisenbahnbrücken 1085 25.5.7 Bogenbrücken 1185
25.2.1 Allgemeine Entwurfshinweise 1085 25.5.8 Verbänoe 1186
25.2.2 Belastungs- und Berechnungsgrundlagen 1088 25.5.9 Nebenspannungen in Fachwerkbrücken 1186
25.2.3 Lastbild UIC71 1091 25.6 Brückenlager 1189
25.2.4 Mitwirkender Gurtquerschnitt 1093 25.6.1 Vorbemerkungen 1189
25.2.4.1 Berechnungsansätze 1093 25.6.2 Lageranordnung 1190
25.2.4.2 Beispiel 1096 25.6.3 HERTZsche Pressung 1192
25.2.5 Betriebsfestigkeitsnachweis 1099 25.6.4 Lagerformen 1193
25.2.5.1 Nachweisform {DS804) 1099 25.6.4.1 Stählerne Punktkipplager 11 93
25.2.5.2 Grundlagen des Betriebsfestigkeitsnachweises 1101 25.6.4.2 Stählerne Linienkipplager 11 95
25.2.5.2.1 Rückblick 1101 25.6.4.3 Stählerne Rollenlager 1195
25.2.5.2.2 Betriebsfestigkeitsnachweis der DS804 1103 25.6.4.4 Kunststoffe für Brückenlager 1197
25.2.6 Entwicklung des Eisenbahnbrückenbaues in den zurückliegenden Jahrzehntenl110 25.6.4.4.1 PTFE (Polytetrafluoräthylen) 1197
25 2.6.1 Vorbemerkungen 1110 25.6.4.4.2 Elastomer 1198
25.2.6.2 Fahrbahn 1110 25.6.4.5 Topflager 1199
25.2.6.3 Vollwandbrücken 1113 25.6.4.6 Kalottenlager 11 99
25.2.6.4 Fachwerkbrücken 1114 25.6.4.7 Elastomer-Lager 1200
25.2.7 Neuzeitlicher Eisenbahnbrückenbau 1117 25.6.5 Lagerung der Lager 1200
25.3 Straßenbrücken 1126 25.6.6 Berechnungsbeispiele und Ergänzungen 1201
25.3 1 Allgemeine Entwurfshinweise 1126 25.6.6.1 Berechnungsansätze 1201
25.3.2 Belastungs- und Berechnungsgrundlagen 1128 25.6.6.2 Behelfe für die Berechnung von Kreisplatten 1201
25.3.3 Fahrbahn und Fahrbahnbelag 1131 25.6.6.3 Beispiel: Punktkipplager 1205
25 3.4 Deckbrücken in Vollwandbauweise 1133 25.6.6.4 Ergänzungen zum Beispiel: Punktkipplager 1208
25.3.5 Großbrückenbau 1136 25.6.6.5 Pressungsverteilung in Zapfen und Dollen 1208
25.6.6.6 Abwälzkinematik 1209
25.6.6.7 Gleitkinematik der Kalottenlager 1210
- xx - - XX I -

25.6.7 Lagerplatten auf elastischem Halbraum 1210 27.2.1.4 Grundgleichung für~ - Randbedingungen 1305
25.7 Brückenschwingungen 1213 27.2.1.5 Torsionsträgheitsmoment I dickwandiger Querschnitte 1306
25.7.1 Eigenfrequenzen und Eigenformen 1213 27.2.1.6 Anmerkungen zur Lösung derT Grundgleichung 1309
25.7.2 Brückenschwingungen unter rollendem Verkehr 1213 27.2.1.7 Schubspannungslinien 1310
25.7.3 Brückenschwingungen infolge aeroelastischer Anregung 1213 27.2.1.8 Seifenhautgleichnis 1310
25.7.3.1 Einleitung 1213 27.2.1.9 Lösungen für verschiedene Querschnittsformen 1311
25.7.3.2 Galopping-Biegeschwingungen 1214 27.2.1.9.1 Elliptischer Voll- und Hohlquerschnitt 1311
25.7.3.3 Flatterschwingungen 1217 27.2.1.9.2 Kreis- und Kreisringquerschnitt 1313
25.7.3.3.1 Berechnung der kritischen Windgeschwindigkeit 1217 27.2.1.9.3 Querschnitt in Form eines gleichseitigen Dreiecks 1313
25.7.3.3.2 Beispiele 1219 27.2.1.9.4 Rechteck- und Trapezquerschnitt 1315
27.2.1.9.5 Dünnwandige offene Querschnitte (Stahlbau-Profile) 1317
26 ELASTO-STATISCHE BIEGETHEORIE, INSBESONDERE FüR DüNNWANDIGE ST~BE 1221 27.2.1.9.6 Dünnwandige einzellige Querschnitte 1318
26.1 Vorbemerkungen 1221 27.2.1.9.7 Geschweißte und geschraubte Lamellenquerschnitte 1319
26.2 Flächenmomente 1221 27.2.1.9.8 Vergitterte Querschnittswandungen 1319
26.3 Stäbe mit dünnwandigem offenen Querschnitt 1222 27.2.1.9.9 Stahlverbundquerschnitte 1321
26.3.1 Berechnung der Biege- und Schubspannungen ohne Kenntnis der Hauptachsen 1222 27.2.1.10 Beispiele und Ergänzungen 1321
26.3.2 Berechnung der Biege- und Schubspannungen bei Kenntnis der Hauptachsen 1226 27.2.1.11 Grundgleichung der ST-VENANTschen Torsion und Lösungssystem 1326
26 3.2.1 Rechnerische Ermittlung der Hauptachsen und Hauptträgheitsmomente 1226 27.2.2 Torsion mit Behinderu~g der Querschnittsverwölbung 1329
26.3.2.2 Zeichnerische Bestimmung der Hauptachsen und Hauptträgheitsmomente 1227 27.3 Torsion gerader Stäbe mit dünnwandigem, offenen Querschnitt 1330
26.3.3 Schubmittelpunkt 1228 27.3.1 Torsion ohne Behinderung der Querschnittsverwölbung (Primärtorsion) 1330
26.3.4 Beispiel 1229 27.3.1.1 Primäre Schubspannungen 1330
26.4 Stäbe mit dünnwandigem, geschlossenen Querschnitt 1234 27.3.1.2 Verdrehung, Verdrillung (Verwindung) und Verwölbung -
26.4.1 Stäbe mit einzelligem Querschnitt 1235 Einheitsverwölbung 1330
26.4.2 Stäbe mit mehrzelligem Querschnitt 1236 27.3.1.3 Transformation der Einheitsverwölbung bei Verlagerung der Drehachse 1332
26.4.3 Beispiele 1237 27.3.1.4 Berechnungsbeispiel 1333
26.4.3.1 Erstes Beispiel: Symmetrischer, gemischt offen-geschlossener 27.3.2 Torsion mit Behinderung der Querschnittsverwölbung (Sekundärtorsion) 1335
Querschnitt 1237 27.3.2.1 Grundgleichung der Wölbkraftforsion 1335
26.4.3.2 Zweites Beispiel: Unsymmetrischer, gemischt offen-geschlossener 27.3.2.2 Lösungssystem - Rand- und übergangsbedingungen 1337
Querschnitt 1242 27.3.2.3 Wölbkrafttorsion bei Stäben mit I-Querschnitt 1339
26.5 Grundgleichung der Stabbiegung Theorie I. Ordnung 1247 27.3.2.4 Schubmittelpunkt 1341
26.6 Zur numerischen Berechnung der Flächenmomente 1248 27.3.2.5 Beispiele 1342
26.7 Vollwandige Träger veränderlicher Höhe 1259 27.3.2.5.1 Zusammengesetzter offener Querschnitt; Berechnung des Schub-
26.8 Berücksichtigung der Schubverzerrung bei der Stabbiegung 1261 mittelDunktes 1342
26.8.1 Schubsteifigkeit S=GA G Schubkorrekturfaktor 1262 27.3.2.5.2 Kragträger mit [-Querschnitt: Wölbspannungsberechnung 1346
26.8.2 Trägerdurchbiegung infolge Querkraft 1264 27.3.2.6 Ergänzende Hinweise 1349
26.8.3 8eispiele und Ergänzungen 1266 27.4 Torsion gerader Stäbe mit dünnwandigem, geschlossenen Querschnitt 1349
26.8.4 Grundgleichung der Stabbiegung Theorie I. Ordnung einschließlich 27.4.1 Stäbe mit einzelligem Querschnitt 1349
Schubverzerrung 1267 27.4.2 Beispiel: Einzelliger Kastenquerschnitt 1351
26.9 Stäbe mit starker Krümmung bei einachsiger Biegung und Normalkraft 1267 27.4.3 Stäbe mit mehrzelligem Querschnitt 1353
26.9.1 Biegespannungen 1267 27.4.4 Stäbe mit gemischt offen-geschlossenem Querschnitt 1354
26.9.2 Radialspannungen 1270 27.4.5 Beispiele und Ergänzungen 1356
26.9.3 Formänderungen 1271 27.4.5.1 Kreisrohrquerschnitt (dünn- und dickwandig) 1356
26.9.4 Beispiele und Ergänzungen 1271 27.4.5.2 Unsymmetrischer, zweizelliger Querschnitt 1357
26.9.5 Mitwirkende Breite und Gurtspannungen bei unausgesteiften 27.5 Gebundene Biegung - Gebundene Torsion 1360
I-Querschnitten 1274 27.6 Ergänzende Hinweise 1361
26.9.6 Mitwirkende Breite und Gurtspannungen bei unausgesteiften
Kastenquerschnitten 1276 28 BRUCHTHEORIE 1363
26.9.7 Experimenteller Befund 1277 28.1 Vorbemerkungen 1363
26.9.8 Hinweise zur praktischen Ausführung 1279 28.2 Ebener Spannungsrustand 1364
26.9.9 Rohrkrümmer 1279 28.2.1 Hauptspannungen 1364
26.10 Berechnung der Randspannungen mit Hilfe des Querschnittskerns 1280 28.2.2 Verzerrungen des ebenen Spannungszustandes 1367
26.10.1 Bestimmung des Querschnittskerns 1280 28.2.3 Vergleichsspannungen bei statischer Beanspruchung 136 (j
26.10.2 Beispiele und Ergänzungen 1281 28.2.4 Vergleichsspannungen bei dynamischer Beanspruchung 1370
26.10.3 Maßgebende Wirkungsrichtung bei umlaufender Belastung 1283 28.3 Räumlicher Spannungszustand 1371
26.11 Berechnung der Spannungen bei versagender Zugzone 1284 28.3.1 Formale Vereinbarungen 1371
26.11.1 Bestimmung der klaffenden Fuge 1284 28.3.2 Verschiebungstensor 1371
26.11.2 Beispiele 1285 28.3.3 Verzerrungstensor 1372
26.12 Zugbiegung Theorie II. Ordnung 1289 28.3.4 Spannungstensor 1375
26.13 Nichtlineare Zugbiegung schlanker Stäbe mit größerem Durchhang 1292 28.3.5 HOOKEsches Gesetz 1376
26.13.1 Einführung 1292 28.3.6 Kugeltensor und Deviator 1377
26.13.2 Dehnsteife Hängestäbe 1292 28.3.7 Festigkeitshypothese von HUBER-MISES-HENCKY für zähe Metalle 1378
26.13.3 Dehn- und biegesteife Hängestäbe: Näherungslösungen 1294 28.3.7.1 Vorbemerkungen 1378
26.13.4 Dehn- und biegesteife Hängestäbe: Exakte Lösung für p=konst 1295 28.3.7.2 Invariantentheorie nach v.MISES 1379
26.13.5 Dehn- und biegesteife Hängestäbe: Exakte Lösung für beliebige 28.3.7.3 Oktaederschubspannung 1379
Belastung p(x) 1296 28.3.7.4 Hypothese der konstanten Gestaltänderungsarbeit 1380
28.3.7.5 Ergänzungen 1381
27 ELASTO-STATISCHE TORSIONSTHEORIE, INSBESONDEREFOR DONNWANDIGE ST~BE 13ü 1 28.3.8 Zahlenbeispiel 1382
27.1 Vorbemerkungen 1301 28.4 Experimente zur Problematik des Streckgrenzenansatzes 1383
27.2 Torsion gerader Stäbe mit dickwandigem Querschnitt 1301 28.4.1 "Statische" Streckgrenze 1383
27.2.1 Torsion ohne Behinderung der Querschnittsverwölbung (ST-VENANTsche 28.4.2 Elastisch-plastische Hysterese BAUSCHINGER-Effekt 1386
Torsion) 1301 28.4.3 Bruchbilder statischer Versuche 1387
27.2.1.1 Torsionsmoment 1301 28.5 Bruchmechanik (Einführung) 1388
27.2.1.2 Gleichgewichtsgleichungen - Spannungsfunktion~ 1302 28.5.1 Vorbemerkungen 1388
27.2.1.3 Formänderungsgleichungen 1303 28.5.2 Rißöffnungsarten - Spannungsintensitätsfaktor K 1389
27.2.1.3.1 Verdrillung (Verwindung), Verwölbung 1303 28.5.3 Rißtheorie bei statischer Beanspruchung 1390
27.2.1.3.2 Kinematische Beziehungen zwischen Verzerrungen und Verformungen 1304 28.5.3.1 GRIFFlTH-Riß (1921) 1390
27.2.1.3.3 HOOKEsches Gesetz 1304 28.5.3.2 IRWIN-Riß (1952) - K-Konzept 1393
27.2.1.3.4 Elasto-statische Beziehungen zwischen Spannungen und
Verformungen 1305
- XX I I - - 1 -

28.5.3.3 DUGDALE-Riß (1960) - eOD-Konzept 1395


28.5.4 Spannun9srißkorrosion 1395
28.5.5 Rißtheorie bei dynamischer Beanspruchung 1396

Anhang 1399 1 Allgemeine technische, wirtschaftliche und historische Aspekte


1407 1.1 Stahlbau als Industriezweig*
Literaturverzeichnis
1445 Der Stahlbau gehört zum Konstruktiven Ingenieurbau und damit zum Bauingenieurwesen. Auf-
Sachregi6ter
gabe des Stahlbaues ist das "8auen in Stahl", d.h. die Errichtung baulicher Anlagen in
Stahl. Konkurrierende 8auweisen sind der Massivbau und Holzbau. 'Für eine Reihe spezieller
Aufgaben hat das Bauen mit Aluminium und hochfesten (faserverstärkten) Kunststoffen große
Bedeutung erlangt, insbesondere überall dort, wo es auf eine Minimierung des Eigengewich-
tes ankommt.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Stahlbaues in der Bundesrepublik Deutschland spiegelt
sich in der in Bild 1 dargestellten Statistik (für den Zeitraum von 1950 bis 1984) wider.

Einheit 1950 1960 1970 1980 1982 1984


Betriebe Anzahl 380 547 795 988 1012 986
Beschäftigte Anzahl 50400 66980 78850 87983 85069 78714
Arbeitsvolumen Mio. Std 99 126 118 118 109 111
Umsatz insaesamt Mio.OM 390 1619 4064 9943 10337 9909
Inland Mio. DM 390 1504 3802 8936 8859 8614
Ausland Mio. DM - 115 262 1007 1478 1295
Bruttolohn - und Gehaltssumme Mio. DM 178 468 1256 3057 3143 3085
Produktions - Wert Mio. DM 370 1438 3633 8133 8508 7623
- Volumen 1000 t 421 938 1638 1857 1674 1455
DM / Beschäftiaten 7738 24171 51541 92438 100013 91i 771
Produktivität 20,8 21,1 19,7 18,5
t /Beschäftigten 8,4 14,0
Bi ld 1
In dieser, vom statistischen Bundesamt erstell-
ten übersicht ist zu berücksichtigen, daß ab 1977
Anzahl der Beschäftigten in Tsd.
94 f - - - - - - - - - - - v I l 7 7 r - - - - - - - - j ein geändertes Erfassungskonzept gilt: Bis 1976
90 +---------+7'S+.r------I wurden nur Betriebe mit 10 Beschäftigten und mehr
86 -I-----=------i;:;~~".... ....."_I erfaßt, ab 1977 alle Betriebe mit 20 Beschäftig-
82 +---:;_~-"""""--~
78 +--"'------~c--_6 ten und mehr sowie alle einschlägig produzieren-
74+--------""II:~i--------I den Hawdwerksbetriebe. Dieser Umstand erschwert
70 +---------G9.>Gt-------I die Wertung der Statistik. Um diese zu erleich-
66 +--------~~ __=__------1
tern, ist die wirtschaftliche Entwicklung des
62 -!=;;;+-;;,.,-+-;;;;-+=-'f-;;;-+-.:-+-;!~:':;+_;;:;_i~~
Stahlbaues für das Jahrzehnt der siebziger Jahre
in Bild 2 nochmals gesondert dargestellt, in
a) Teilbild c bezogen auf 197ü. Seit 1980 stagniert
die Entwicklung, sie zeigt, wie in der Bauwirt-
schaft ingesamt, fallende Tendenz. Bild 3 ver-
mittelt für den Zeitraum von 1950 bis 1980 einen
Grobüberblick über den prozentualen Anteil der
verschiedenen Produktbereiche. Wie erkennbar,
sind der Industrie- und Hallenbau und der Bau
von Handels- und Lagergebäuden die Schwerpunkte
des Stahlbaues; auf sie entfallen 80% aller Stahl-
b)
18 0 'f-::-----ccc=--OC:---7---,-~:-;---___;>""-i hochbauaufträge; mit ca. 10% Anteil folgen die
.....
16 0 t'-"'~=-=:::....:.c:..:...:.c=-==~ ;::7'~___j landwirtschaftlichen Betriebsgebäude. Einen diffe-
14D +--=~:=---=_=--------I renzierteren überblick über die Produktbereiche
120 +----:,....""":---:-;:-;:-;-;---;:-------1
vermittelt Bild 4. (Diese übersicht gilt seit
11 D+--h...----=..:'="~.>..:.:...--=""?"----_::r''''---I
100 -lH'''l'''''-=-''''-.-.,=-''''''''''=------'~::.----I 1980 etwa unverändert, mit einem leichten Plus
90 ++------"'-..=~~-----I bei Skelett-, Stütz- und Trägerkonstruktionen.)
80 1970 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 cl Auch diese Statistik leidet darunter, daß die
Bild 2 Produktion des stahlbaulichen Handwerks und
jenes Industriezweiges, der Türen, Tore, Fenster
*Die folgende Darstellung erfaßt im wesentlichen die Verhältnisse in der Bundesrepublik
Deutschland (unter Verwertung von Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes und des
Deutschen Stahlbauverbandes (OStV)).
- 2 - - 3 -
zulande hoch entwickelten Massivbau, der den Stahlbau aus vielen ehemals angestammten
1950 1970 1980
(umsatzstarken) Bereichen verdrängt hat, z.B. im Brückenbau kürzerer und mittlerer Spann-
Stahlbauoroduktion in 1000 t 421 1638 1857
Hallen. Skelett - und Stützkonstruktionen . Maste. Türme 10,7 59,3 54,9 weite. Auch konnte der Ingenieurholzbau, in Sonderheit mit dem Holzleimbau, bedeutende
~
Komolette Häuser Bauelemente aus Stahl und leichtm etall 13,6 31,1 40,1 co Fortschritte erzielen. Dem wirtschaftlichen Druck wurde seitens der Stahlbauindustrie
co
8rücken 10,8 4,0 2,2 durch zwei Strategien begegnet:
Behälter für feste Stoffe, Stahlwasserbauten 4,9 5,6 2,5 ~ - Rationalisierung in den Unternehmen, insbesondere durch eine noch bessere Drdnung der
Bild 3 betrieblichen Abläufe und durch den Einsatz leistungsfähiger Strahl-, Konservierungs-,
Säge- und Bohranlagen zur Kompensation der gestiegenen PersonaJkosten,
Produktionsbereiche (1980) 1000 t Mio. OM DMIt
1 Skelett-, Stütz- und Träoerkonstruktionen 521,6 1469 2816 - Hinwendung zur Spezialisierung einerseits und Erweiterung des leistungsangebotes, bis
2 Hallen mit und ohne Einbauten 295,6 777 2629 hin zum schlüsselfertigen Bauen, andererseits.
3 Moste, Türme und Gerüstkonstruktionen 150.5 422 2804 Seit Beginn der 80iger Jahre beruben die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Stahlbaues
4 Fertighäuser und sonst. fertigteilboulen 42,7 198 4637
zudem auf der allgemeinen Nachfrageschwäche auf dem inländischen Bausektor, auf dem schwie-
5 Einzel- und Ersatzteile für Stahl- und leichtmetallkonstruktionen 75.6 298 3942
6 Brücken aus Stahl- und leichtmetall 42,3 195 4610 riger gewordenen Auslandsgeschäft undz.T. auch auf Niedrigpreisimporten (z.B. aus den
7 Stahlwasserbauten 12,0 70 5833 Staatshandelsländern). Der Anteil der Bauinvestitionen am Bruttosozialprodukt ging in
8 Konstruktianen für Tunnel- und Schachtausbau Z5 16 2133 der Bundesrepublik Deutschland von 18% in der ersten Hälfte der sechsziger Jahre auf
9 Behälter 34,1 131 3842
ca. 13% Anfang der achtziger Jahre zurück. Bis Ende der achtziger Jahre dürfte er auf 10%
10 Bauelemente aus Stahl- und leichtmetallbau 11 675,5 3443 5097
11 Montagen. Um- und Wiederaufbau 1m - sinken. - Bild 6 vermittelt einen überblick über den Umsatz des Bauhauptgewerbes im Jahre
L Summe: 18574 8133 1980. Der Anteil des Stahlbaues ist am Umsatz mit 8,4% und bei den Beschäftigten mit 6,7%
11 Türen. Tore, fenster, Dachstühle enthalten. Die vom Bau-
Umsatz im Bauhauptgewerbe in Mio. DM; 1980
Bild 4 u.a. aus Stahl und Leichtmetall erzeugt, mit erfaßt
hauptgewerbe im Wohnungs-
Bau insgesamt
112484 bau, Straßenbau und in
1980 ist. Bei diesen Produkten handelt es sich im klassi-
1000 t 'I, 'I,
Mio. DMDM It schen Stahlbauverständnis nicht um Ingenieurkonstruk- großen Teilen des Tief-
1 521. 6 51 1469
50 2816 baues erbrachten lei-
tionen. Zieht man aus der übersicht des Bildes 4 die
2 295,6 29 117
21 2629 stungen sind nicht stahl-
14
422 Produktbereiche 1, 2, 3, 6 und 7 heraus, erhält man
3 15o.s 15 2BD4 bautypisch; insofern
6 42,3 4 1
1954610 die in Bild 5 angegebenen Zahlen. Die prozentuale Be-
7 12,0 1 2
105833 deutung der zum Konstruktiven Ingenieurbau zählenden sind die Vergleichszah-
L 1022,0 100 2933
100 - Stahlbausparten wird hieraus erkennbar. Auch läßt 22'1, 38'1, len nur bedingt aussage-
Bild 5 sich der Tonnagepreis daraus ableiten, der, abhängig fähig. Am öffentlichen
Sonstig. Tiefbau Stra8enbau
vom Schwierigkeitsgrad des Produktes, zwischen 2800 DM/t bis 5800 DM/t liegt. Oie wirt- Hochbau erreicht der
schaftlichen Anteile des Brücken- und Stahlwasserbaues sind offensichtlich gering, die 19'1, Stahlbau einen Anteil
Bedeutung dieser Sparten für die technische Entwicklung des Stahlbaues kann gleichwohl von ca. 10%, am gewerb-
Bild 6 Öftent!. Hochbau Wirtschaflsbau
lichen und industriel-
gar nicht hoch genug eingestuft werden.
Die Beschäftigungsrelation Angestellte zu Arbeiter hat sich im Stahlbau im Laufe der Jahr- len Hochbau von ca. 32%. Oen ca. 1000 Stahlbaufirmen (mit 20 Beschäftigten und mehr) ste-
zehnte erheblich verschoben (1950 1 :4,5; 1960 1:3,5; 1970 1:3,0; 1980 1:2,5); diese Ent- hen ca. 14300 Firmen des Bauhauptgewerbes (mit ebenfalls 20 Beschäftigten und mehr) gegen-
wicklung ist typisch für die Gesamtindustrie und beruht einerseits auf der weiter fortge- über; deren Gesamtanzahl beträgt ca. 60 000. Eine Steigerung der Nachfrage an Stahl bauten
schrittenen Mechanisierung und Automatisierung in der Fertigung und der damit einhergehen- ist in erster linie an eine Steigerung der Investitionen des verarbeitenden Gewerbes, des
den Freisetzung von Handarbeit und andererseits auf der EntWicklung immer verfeinerter Handels, der Energieerzeuger und der öffentlichen Auftraggeber gebunden; zudem, wenn es
und hochwertigerer Produkte und dem dadurch von den Technikern, Konstrukteuren und Ingeni- gelingt, den Export zu steigern, alte Marktanteile zurückzugewinnen, z.B. über eine neue
euren zu leistenden relativ höheren Aufwand. Auch ist durch die vielfältigen gesetzlichen Bewertung des Bauens insgesamt und zusätzliche Marktanteile zu erschließen, z.B. im Be-
Auflagen mit der Folge komplizierterer Verträge, Genehmigungsverfahren und Bauabwicklun- reich der Energie- und Umweltschutztechnik.
gen der betriebswirtschaftliche und juristische Aufwand gestiegen: Im Alltagsgeschäft do- Die den Stahlbau im wesentlichen tragenden Firmen sind im "Deutschen Stahlbau-
minieren vielfach nicht die technischen sondern die wirtschaftlichen und rechtlichen Fra- DSTV Verband" (D St V, geg ründet 1904 als "Vere i n Deutsc her Brüc ken- und Ei senba ufa-
gen und Probleme. briken") vertreten. Im DStV bestehen derzeit (1986) die Fachgemeinschaften Brücken-
Die Produktion im Stahl- und leichtbau ist sehr arbeitsintensiv, d.h. sie ist mit hohen bau, Geschoßbau, Hallenbau, Glasdachbau, Beleuchtungsmaste und der Fachverband
lohnkosten verbunden, da es sich bei jedem Bauwerk i.a. um ein individuelles Einzelpro- Metallfenster und -türen und darüber hinaus verschiedene Arbeitsgemeinschaften,
dukt handelt; der Anteil an Serienprodukten, z.B. Normhallen, ist im konstruktiven Be- Arbeitskreise und Arbeitsausschüsse.
reich immer noch relativ gering. Innerhalb der deutschen Industrie liegt der Lohnanteil 1.2 Produktbereiche
im Stahlbau (löhne und Gehälter) mit 0,36DM (von jeder im Umsatz erwirtschafteten DM) am In den Stahlbauanstalten werden die Konstruktionen aus den von der Stahl industrie ge-
höchsten! Einen Lohnanteil von mehr als 30% haben außerdem noch die Bereiche Gießereien, lieferten Profilen, Breitflachstählen, Blechen usw. nach Werkstattplänen vorgefertigt,
Feinmechanik/Optik und Druckereigewerbe. Der Mittelwert liegt bei 0,21DM, im Ernährungs- d.h. aufgerissen, geschnitten, geschweißt oder geschraubt und nach Strahlung mit einer
gewerbe bei 0,10DM. (Die Zahlen gelten für 1982, nennenswerte Verschiebungen dürfte es Beschichtung versehen. Auf der Baustelle werden die Teile zusammenmontiert. - Die Kon-
diesbezüglich in Zukunft nicht geben.) struktionen werden nach den einschlägigen Regelwerken (insbesondere DIN-Normen und DASt-
Die Stahlbauindustrie befindet sich seit Jahrzehnten in einem Zustand außerordentlicher Richtlinien [1}) ausgelegt. Diese sind in Verbindung mit den bauaufsichtlichen Erlassen
wirtschaftlicher Anstrengung. Das beruht vorrangig auf dem harten Wettbewerb mit dem hier- [2-4] anzuwenden.
- 4 - - 5 -
Nach Produktbereichen werden unterschieden:
- Stahl hochbau: Geschoßbauten (Verwaltungs-, Hotel- und Wohnbauten, Schulen, Kaufhäuser,
Parkhäuser); Hallenbauten (Lager- und Fertigangshallen, .Ausstellungs- und Messehallen;
Sporthallen und Hallenbäder, Stadienüberdachungen; Bahnhofshallen und -überdachungen;
Flugzeughallen; Stallungen, Gewächshäuser; als Systeme kommen Rahmenwerke, Fachwerke
(auch Raumfachwerke) und Seil netzwerke zum Einsatz).
- Maste und Türme: Freileitungsmaste; Sendetürme; abgespannte Funkmaste; Antennenanlagen,
Radioteleskope; Flutlichtmaste.
- Industriebauten: Hallen für die Hütten- und Stahl industrie mit Bühnen, Kranbahnen usf.;
Hochöfen und Cowper; Kesselhäuser für Kraftwerke; Kühltürme; Bauwerke und Gerüste für
alle Industriebereiche, z.B. für die chemische Industrie zur Aufnahme von Apparaten, Be- Stahlbau· auf Briefmarken der DP
hältern, Rohrleitungen u.a.; Fördergerüste und -türme; Maschinenfundamente. 20: Leuchtturm IGroßerVogelsandl
- Schornsteine, Rohrleitungen und Behälter: Stahl schornsteine, Abgasfackeln; Druckrohr- 50: Satelliten antenne IRaisting I
leitungen; Pipelines; Behälter aller Art, Tankbauwerke, Kugelgasbeh~lter; Silos; Sicher- 70 : Schiffbau
heitsbehälter im Reaktorbau; Apparate für die chemische Industrie; Wassertürme. 80: Gronschaufelradbagger
- Stahl wasserbau: Schützen und Walzen, Tiefschütze, Sicherheitstore, Schleusentore; Dock- 120: Rohrleitungs- und Anlagen bau
160: Hochofen und Cowper
tore; Schiffshebewerke, Kanalbrücken; Hubinseln, Bohrplattformen (Offshore-Meerestech-
200 :Bohrinsel (Halbtaucher I
nik), Leuchttürme. 500: Radioteleskop (Effelsberg I
- Stahlbrückenbau: Eisenbahnbrücken; Straßenbrücken; Fußgängerbrücken; umsetzbare Stahl- • und angrenzende Bereiche
hochstraßen; Pionierbrücken; Rohrleitungs- und Energiebrücken. Neben den festen werden
Bi ld 7
bewegliche Brücken unterschieden: Klappbrücken, Drehbrücken, Hubbrücken. Nach dem Sy-
stem werden Balken-, Rahmen-, Bogen-, Stabbogen-, Schrägseil- und Hängebrücken, voll- Das Gros der mittelständischen Stahlbaufirmen betätigt sich im Stahl hochbau (Geschoß- und
wandig oder fachwerkartig, unterschieden. Dazu treten Brückenzubehörteile (auch für Hallenbau). Das stählerne Traggerüst (Primärkonstruktion) ist im Hochbau nur eines von
Massivbauten): Obergangskonstruktionen, Brückenlager. vielen Gewerken, es treten insbesondere die Gewerke: Raumabschließende Elemente (Sekundär-
- Tiefbau: Ausrüstungen für den Gruben- und Schachtbau, Tunnel- und Stollenbau, z.B. konstruktion) und Installation bzw. Haustechnik (Tertiärkonstruktion) hinzu. Letztere spie-
len hinsichtlich Gebrauchswert und Gesamtkosten eher eine größere Rolle. Neben die gewerke-
Stollenpanzerungen.
- Gerüste und Schalungen: Arbeits- und Schutzgerüste, Traggerüste (Lehrgerüste); Brücken- weise tritt die schlüsselfertige Vergabe, bei welcher die Errichtung des Bauwerkes durch
vorbaugerüste und -vorbauschnäbel (für den Massivbrückenbau); Stahlschalungen für den den Generalunternehmer als Komplettbau erfolgt. Hierbei sind neben den technischen weitere
Hoch- und Tiefbau. (über die stahlbautechniscnen Belange hinausgehende) Aufgaben, solche der Auftragsabwick-
- Krane, Förderanlagen und Lagertechnik: Laufkrane aller Art; Verladebrücken; Hafenkrane; lung und -abrechnung zu lösen. Auch ist der firmenseitige Kapitaleinsatz beim schlüsselfer-
Werftkrane; Schwimmkrane; Turmdrehkrane; Kabelkrane; Hochregallager. tigen Bauen höher und damit auch Kapital und Terminrisiko. Neben der vorgenannten Unter-
Der Stahl wasserbau und der Bau beweglicher Brücken beinhalten wesentliche Elemente des nehmensstrategie wird versucht, durch Standardisierung hinsichtlich einzelner Elemente,
Maschinenbaues, das gilt ebenso für den Bau beweglicher Radioteleskope, Radar- und Großan- Bauteile bis hin zu ganzen Bauwerken, im Wettbewerb zu bestehen. Die wirtschaftlichen Vor-
tennen. Alle diese Konstruktionen gelten gleichwohl als bauliche Anlagen. Für die Krane teile des Stahl hochbaues werden seitens der Bauherren, Architekten und Industrieplaner wie-
und Krananlagen trifft das nicht mehr zu; für sie gilt die Bauordnung nicht, sie unter- der stärker erkannt:
liegen, wie der Bau- und Betrieb von Fliegenden Bauten (Achterbahnen und Karuselle) und _ Große gestalterische und konstruktive Freiheit und Vielfalt, auch bezüglich Integration
Seilbahnen, der Prüfung und Abnahme durch den TOV (Techn. Oberwachungsverein). Das gilt der Sekundär- und Tertiärkonstruktion, Reichtum an Formen und Farben, Leichtigkeit und
auch für Kraftwerkskomponenten, Druckbehälter und -rohrleitungen und andere Konstruktionen Eleganz; wegen der hohen Festigkeit von Stahl raumsparende Bebauung, hohe Raumausnutzung
aus dem Bereich der Energietechnik. Zu erwähnen sind in dem Zusammenhang auch die Groß- mit großen (stützenfreien) Spannweiten, geringen Stützenabmessungen und niedrigen Decken-
schaufelradbagger für den Braunkohletagebau, sie werden zwar nach stahlbaulichen Grund- höhen, Unterbringung der Installation in den offenen Profilen, Durchdringung der Träger;
sätzen konstruiert, zählen aber zu den Maschinen. geringes Eigengewicht der Tragstruktur.
Erweiterungs, Aufstockungs- und Umbaumöglichkeit bei vergleichsweise geringem Auf-
Aus alledem wird erkennbar, daß der Stahlbau seinen Erzeugnissen nach zwar zur Bauwirt- wand mit dem Vorteil höherer Flexibilität in der Nutzung, z.B. bei Produktionsänderun-
schaft zählt, hinsichtlich der Produktionsverfahren und mancher spezieller Produkte eher gen; anpassungsfähige und raumsparende Erneuerung innerstädtischer Bereiche; Sicherung
mit dem Maschinenbau verwandt ist. Die Stahlbaufirmen steuern zur Industrieproduktion historischer Bauten [5].
wichtige und wesentliche Produkte für das Inlands- und Auslandsgeschäft bei. Auf den wech- Kurze Bauzeiten, relativ unabhängig von Jahreszeit und Witterung (weil Vorfertigung in
selseitigen Bezug zum Schiffbau, Waggon- und Fahrzeugbau, bis hin zum Flugzeugbau (hier der Stahlbauanstalt), vergleichsweise saubere ("trockene") Baustellen mit relativ ge-
u.a. im Hinblick auf Festigkeitstheorie und höhere Statik) wird verwiesen. - Wenn viele ringem Platzbedarf und kurzen Verkehrsstörungen, hohe Maßgenauigkeit, enge Toleranzen,
der genannten Sparten im Vergleich zum allgemeinen Massengeschäft des Bauwesens einen nur auch Montage großformatiger Elemente.
vergleichsweise geringen Umsatz haben, sind sie doch für den Stand der Technik in der Bun- Geringe Kosten für Wartung und Werterhaltung, schadhafte Oberflächenanrostungen sind un-
desrepublik Deutschland von großer Bedeutung (Bild 7). mittelbar sichtbar, keine versteckten, sanierungsanfälligen Schadstellen.
Viele der "gehobenen" Produkte, wie z.B. im Großindustriebau, Stahlwasserbau, Stahlbrücken- Geringe Demontagekosten, ggf. Wiederverwendung; Erlös aus Schrottverkauf deckt die Ab-
bau, Kranbau werden nur von wenigen Firmen, meist Großfirmen, die den hiermit verbundenen bruchkosten. (Stahl und Aluminium sind die einzigen Recycling-Baustoffe: Ein bedeuten-
Entwicklungs- und Kapitalaufwand tragen können, gefertigt; das ist in allen Industrie-
ländern ähnlich.
- 6 - - 7 -
der Aspekt im Hinblick auf die Rohstofflage in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhun- werk war die Koksofenverhüttung entwickelt
derten. Stahl durchläuft quasi eine die Generationen begleitende Metamorphose: Gestern und eingeführt worden, Abschnitt 2). Ursprüng-
ein Heizkessel , morgen eine PKW-Karosserie, ubermorgen ein I-Träger .... Es stellt sich lich diente die Brücke dem Eisenbahnverkehr,
in dem Zusammenhang die Frage, ob es vertretbar ist, weiterhin jene nur schwierig ab- sie existiert noch heute als Fußgängerbrücke.
zubauende, eines fernen Tages wertlose Bausubstanz zu erstellen und damit kommenden Für den seinerzeit einsetzenden Eisenbahnver-
Generationen zu überlassen, wie sie in den zurückliegenden Jahrzehnten in großem Umfang kehr folgten dem Bau der Severnbrücke unzähli-
entstanden ist und weiterhin entsteht; städtebauliche und verkehrstechnische Regenera- ge weitere. 1796 wurde die erste gußeiserne
tion sowie haustechnische Umrüstung werden sich als schwierig und aufwendig erweisen). Bogenbrücke in Deutscpland errichtet (Brücke
Zu den genannten Vorteilen des Stahlbaues treten weitere hinzu: Gleichmäßige und gleich- Bild B über die Striegau bei Laasan, Schlesien,
bleibende Eigenschaften des Baustoffes Stahl, hohe Fertigungs- und Gütesicherung durch 1=11,5m). Der zeitlichen Entwicklung nach folgten auf die gußeisernen Bogenbrücken die
Werksfertigung, hohe Festigkeit und Steifigkeit mit idealelastischem-idealplastischem Ketten- und Kabelhängebrücken. Die ersten Kettenbrücken wurden in Nordamerika von
Verhalten, mit der Konsequenz, die statische Beanspruchung zutreffend und zuverlässig J. FINLEY (1762-1828) für geringe Spannweiten gebaut (erste Kettenbrücke 1796, 1=21m),
berechnen zu können. - Der Bauweise haften gleichwohl Nachteile an, sie betreffen in später in England, gebaut von S. BROWN (1776-1852; z.B. Union Brücke bei Berwick, 1820,
erster Linie die Beständigkeit von Stahl bei Bewitterung im Freien und bei Brandeinwir- 1=98m), T. TELFORD (1757-1834, z.B. Brücke über die Menaistraße, 1826, 1=176m) und
kung. I.K. BRUNEL (1767-1849, z.B. Clifton Brücke über den Avon bei Bristol, 1853, 1=214m). In
Für den Stahl hochbau ist die mangelhafte Korrosionsbeständigkeit von Stahl, die umso der Folgezeit wurden auch auf dem Kontinent diverse Hängebrücken erstellt, als Ketten-
nachteiliger ist, je dünnwandiger und filigraner die Bauteile sind, weniger bedeutsam, brücken, wie in England, und als
weil das Tragwerk durch die raumabschließende Sekundärkonstruktion geschützt wird. Durch Drahtseilbrücken. Diese Technik
Strahlung und anschließende Beschichtung mittels Anstrichen oder Feuerverzinkung (oder wurde von den USA übernommen;
beides: Duplex-System) läßt sich ein jahrzehntelanger Schutz sicherstellen. Gleichwohl dort war 1816 die erste weitge-
ist bei Stahl konstruktionen im Freien eine Unterhaltung erforderlich, in aggressiver At- spannte Drahtseilbrücke (1 124m)
mospähre (Industrie- und Seeklima) in häufigerer Folge. gebaut worden. In Frankreich und
Da Festigkeit und Steifigkeit von Stahl bei hohen Temperaturen (kritische Temperatur et- in der Schweiz wurden verschiede-
wa bei 400 bis 500°C, vgl. Abschnitt 19) stark abfallen, sind tragende Konstruktionen des ne Hängebrücken mit Drahtseilen
Stahl hochbaues bei Brand gefährdet. Durch bauliche Gestaltung und brandschutztechnische errichtet, die bedeutendste 1834
Maßnahmen läßt sich eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer sicherstellen. Die mit diesem von J. CHALEY (1800-1870) über
Aspekt verbundenen Vorbehalte und behördlichen Einengungen waren in der Vergangenheit er- die Saane bei Fribourg (1=273m).
heblich und haben den Geschoßbau in Stahl sehr belastet. Nach jahrelanger Forschung und Das Hängebrückensystem erwies
Entwicklung besteht heute die Möglichkeit, die brandschutztechnischen Maßnahmen auf die sich für die Ingenieure jener
Gefährdung des Einzelfalles hin zu dimensionieren. Die Stahl verbundbauweise (Decken, Trä- Zeit als ein nur schwer zu be-
ger und Stützen in Stahlverbund) ist eine der möglichen Gegenmaßnahmen. herrschendes Tragwerk: Unzählige
Die technischen Antworten auf die erwähnten Nachteile heißen heute: "Korrosionsschutz nach Brücken stürzten ein, vielfach
Maß" und "Brandschutz nach Maß". nach kurzer Standzeit, sowohl unter Verkehr als auch bei Orkanwind; gegen antimetrische
Schließlich sei erwähnt, daß als Folge des hohen Ausnutzungsgrades, der bei der Dimen- Belastung ist das System bekanntlich sehr biegeweich. Bild 9 zeigt, welche (verzweifelten)
sionierung der Stahl konstruktionen angestrebt wird, vielfach recht schlanke Bauteile und Versuche bis Ende des 19. Jahrhunderts gelegentlich unternommen wurden, um dem System zu
Tragwerke entstehen. Der Stabilitätstheorie (Knicken, Kippen, Beulen) kommt daher eine ausreichender Steifigkeit zu verhelfen.
relativ große Bedeutung zu. Die Nachweise gegen Stabilitätsversagen werden heute be- Brooklyn -B rücke
herrscht, sie erfordern gleichwohl ein tieferes Eindringen in die Theorie. Auch sind (New York.1883) Ansicht
seitens der Konstrukteure und Statiker gründliche (vielfach vertiefte) Kenntnisse in der
Werkstoffkunde (im Hinblick auf die schweißtechnischen Belange), in der Detailausbildung
einschließlich ihrer Verknüpfung mit der Sekundär- und Tertiärkonstruktion und damit in
der Bauphysik, in der Theorie der Betriebsfestigkeit (bei Konstruktionen mit nicht vor-
_ ...... ~-

wiegend ruhender Belastung, wie Krane und Brücken), in der Baudynamik und in vielen ande- Grundrin
ren Bereichen der höheren Festigkeitstheorie erforderlich. Das gilt vorrangig für die Z; g~;;P :s 3 ~ f §:::
"gehobenen" Produkte. Bei der technischen Bearbeitung allgemeiner Stahlhochbauten ist
~r-.-- 283 - - - - -..+1-.- - - - - 4 8 6 , - - - - - - . ...41--·- - - 283 - _.. ~
kein größerer und anspruchsvollerer Aufwand notwendig als im Massiv- und Holzbau auch.
Bild 10
1.3 Geschichtlicher Abriß
*Eisen wird bekanntlich seit der Eisenzeit eingesetzt, nicht nur für Geräte, Werkzeuge,
1.3.10berblick Waffen usw., sondern seit Jahrhunderten zunehmend auch in der Bautechnik für Mauer-, Zug-
Die Stahlbauweise ist etwa 200 Jahre alt; bis in die 20iger Jahre dieses Jahrhunderts und Ringanker sowie Beschläge aller Art. Kettenbrücken waren im alten China bereits um
die Zeitenwende bekannt [6], auch wurden vor mehr als 200 Jahren in Einzelfällen gußeiser-
sprach man vom Eisenbau. Der Beginn der Bauweise wird mit dem Bau der Severnbrücke bei ne Säulen verwendet DJ. Von einem ingenieurmäßigen Einsatz kann gleichwohl nicht die Re-
Coalbrookdale in England gleichgesetzt, Bild 8*. Die Brücke wurde von A.DARBY 111 de sein, so daß der Bau der Severnbrücke bei Coalbrookdale tatsächlich als der Beginn des
konstruktiven Eisen- bzw. Stahlbaues angesehen werden kann [6b].
(1750-1791) und J. WILKINSON (1728-1808) in Form einer gußeisernen Bogenbrücke, 400t
schwer, mit 31m Spannweite in den Jahren 1777-1778 erbaut. (In dem benachbarten Hütten-
*Vgl. fol gende Sei te
- 8 - - 9 -
Der aus Thüringen stammende J.A.ROEBLING (1806-1869) baute in Nordamerika die ersten
großen Kabelbrücken nach dem Luftspinnverfahren mit kräftigem Versteifungsträger, u.a. Kilt van Kult-Brücke
die Eisenbahnbrücke über die Niagaraschlucht \1855, 1=250m), die Ohiobrücke in Cincinatti
1931~
JF~~
(1867, 1=322m) und schließlich die Brooklyn-Brücke in New York (1=486m; Bild 10 zeigt An-
sicht und Grundriß und Bild 11 den Querschnitt); der Bau der Brücke wurde 1883 von seinem
Sohn W.A. Roebling (1837-1926) und seiner
503 .
Schwiegertochter E.W.ROEBLING (1843-1903) Bild 14
voll endet [ 8].
Mit dem Bau der G. Washington-Brücke in George Bridge in West Virginia (1977, 1=518m). - In Deutschland wurden in den letzten
New York im Jahre 1931 wurde der entschei- Jahren eine Reihe bedeutender Stabbogenbrücken erstellt, z.B. die Schwabelweis-Brücke
dende Schritt zum modernen Hängebrückenbau bei Regensburg (1981, 1=210m).
großer Spannweite getan, 1=1067m, gefolgt Neben den Bogen- und Hängebrücken wurden frühzeitig Balkenbrücken, sowohl als Fachwerk-
von der Golden Gate Brücke über die Meeresstraße des Goldenen Tores am S.-F.-Bai na- wie als Vollwandbrücken errichtet. Bei den ersten Gitterbrücken wurden die Druckstäbe aus
he San Francisco (1937, 1=1280m), Verrazano Narrows Brücke in New York (1964, 1 1298m [9)); Gußeisen eingebaut, allerdings nur bis Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem diverse Brücken
in Europa: Forth-Road Brücke in Queensferry, Schottland (1964, 1=1004m UO]), Salazar- dieses Typs eingestürzt waren. Für die Zugstäbe wurde Schweißeisen (dann auch für die Oruck-
Brücke in Lissabon (1966, 1=1011m), Severnbrücke in Beachley, England (1966, 1=986m), stäb'e) und später Flußeisen verwandt (vgl. Abschnitt 2). Zunächst wurden die Gitterbrücken
Bosporus-Brücke in Istanbul (1973, 1 1074m) und Humber-Brücke bei Hull (1981, 1 1410m); mit sich kreuzenden Wandstäben gebaut, z.B. Royal-Kanal-Brücke (1845, 1=42m), Weichsel-
vgl. Bild 12*. Die bedeutendsten amerikanischen Brückenbauer waren O.H.AMMANN (1879-1965) brücke bei Dirschau mit 6 öff-
und D. STEINMAN
GroOhesseloher Brücke (München. 1B57 -1984) nungen (1850/57, je 1=121m).

~
George Washington-Brücke (New York, 1931) (1886-1960); von Nach Klärung der Fachwerksta-

~"'0"~
letztgenanntem stammt tik wurden Fachwerkbrücken
der ausgereifte Ent- als Ständerfachwerke, bei

Golden Gate-Brücke (San Francisco, 1937)


wurf für die über-
~ 28 54 .. I.. 54 =J-- J
2B
größeren Spannweiten mit Ne-
benfachwerken und unter An-

~~,,~.
querung der Meeres-
Bi Id 15 (von lB57 - 1907 mit PAUlI - Fischbauch-Trtiger)
straße von Messina, passung an den Momentenver-

=r.. -1-343 12BO .. I.. 343-1


die technischen Pro-
bleme sind hier indes
lauf errichtet (Parabe1- und Halbpara-
belträger in diversen Sonderformen,

~F=:B'J"'=?:B~
verraza~no-Narrows- Brücke(New york.!~1964) wegen der Wassertie- z.B. PAULI-(1857), SCHWEDLER-(1864)

.$ .. ~"~ ~:t~Q:-<
fe von 122m und der oder LOHSE-(1868)Träger). 1866 wurde

210.~-"5"2f' ~
seismisch instabilen die Auslegerbrücke von H. GERBER
1--370-1- 129B -1-370
Brücke über die MeeresstraOe von Messina (Entwurf I Region sehr groß [11] (1832-1912) zum Patent aAgemeldet und
__ ...

w:;~~ ~
Bild 13 zei9t das -----1631 - - - - - - - 1867 nach diesem System die erste

O"'~
System der Bosporus- Brücke gebaut (Mainbrücke Hassfurt).
k4_'r.
~762
I. ... I.. 1524 .. 76 2 ---l Brücke mit Zick-Zack- In den Jahren 1883-1890 wurde nach
Hängern. - Die bei- diesem System die Firth of Forth-
Bild 12
den größten in Deutsch- Brücke mit zwei Hauptstützweiten von
Bosporus - Brücke (Istanbul, 1973) je 521m errichtet (J. FOWLER (1817-
863

~4C~~-==:I:ll~
1898) und B. BAKER (1840-1907). Wei-
New Howrah- Brücke (Kalkutta. Indienl.1943 tere weitgespannte Fachwerkbrücken

~
sind: Quebec-Brücke über den St. Lo-
renz-Strom (1918, 1=549m), New Howrah-
Brücke in Kalkutta (1943, 1=457m),
.t-231--J1-
..- - - - - - - 1 0 7 4 - - - - - - -
........
- .. 1 - 2 5 5 - J
655 Mississippi-Brücke bei New Orleans
Bild 13 (1958, 1=480m). Alle diese Brücken
Mississippi- Brücke (New Orleans. USA l,1958

~~ -=.,_;==_~_,=~ __
land gebauten Hängebrücken nehmen sich vergleichsweise bescheiden aus, es sind dieses die sind Auslegerbrücken, vgl. Bild 16. -
Rheinbrücken Köln-Rodenkirchen (1941,1954, 1=378m) und Kleve-Emmerich (1966, 1=500m).- Die in den zurückliegenden Jahrzehn-
Mit Beginn der 50er Jahre wurde eine große Zahl immer weiter gespannter Schrägseilbrücken i_ ten gebauten Fachwerkbrücken wurden
gebaut, u.a. Köhlbrandbrücke in Hamburg (1974, 1=325m), Loirebrücke bei Saint-Nazaire .__
.:::.-=..~::;;oo--
überwiegend als parallelgurtige Stre-
260 48
(1975, 1=404m), Hooghley River-Brücke bei Kalkutta (1983, 1=457m). 920 - - - - - - - - benfachwerke erbaut; sie werden wegen
Von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an wurden für große Spannweiten auch Bogenbrücken Bild 16 der klaren einheitlichen Gliederung
in Fachwerkbauweise errichtet, z.B. in Deutschland die Müngstener Eisenbahnbrücke über die Fachwerkbrücken mit veränderl icher
Wupper (1897, 1=170m, h=107m), die Bogenbrücken über den Rhein in Düsseldorf und Bonn und Höhe und dadurch bedingtem unruhigen Gitterwerkaufbau aus ästhetischen Gründen vor-
die Bogenbrücke bei Grünenthal über den Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal). - Die gezogen.
größten Bogenbrücken sind: Kill van Kull-Brücke in New York (1931, 1=503m, erbaut von
O.H. AMMANN) und Hafenbrücke Sidney (1932, 1=503m), vgl. Bild 14, sowie die New River als die Humber- und Hongkong-Brücke. Sie ist erdbebensicher bis zur Stärke 8 der RICHTER-
Skala. Voraussichtlicher Fertigstellungstermin 1996.
*Die im Bau befindliche Hongkong-Brücke hat eine Mittelspannweite von 1413m. - Mit 1=
-' J.!_ 1\1- _ _ 1..": I... _':I,,,~ n .... :;"l~ .... ..; .... 1",,,,",, ... r.';nr. !Im f'::let &=:.nnm nY'()Rj';)Y'~ <:;nrlnnwp;lp hnhpn
- 10 - - 11 -
Die ersten Balkenbrücken in Vollwandbauweise wurden ebenfalls in England errichtet und Das höchste Bauwerk der Welt ist der abgespannte Sendernast von Konstantynow bei Ploch in
zwar zunächst als sogen. Röhrenbrücken (Conway-Brücke (1847, 1=122m) und Britannia-Brücke Polen (640m), an zweiter Stelle folgt der Fernsehmast in Fargo (Norddakota, USA, 629m).
über den Menaikanal (1850, 1=70m bzw. 140m), beide erba4t von W. FAIRBAIRN (1789-1874) Insgesamt kann man feststellen, daß alle wesentlichen Bauformen des Eisenbaues (Stahlbaues)
und R. STEPHENSON (1803-1859), Viktoria-Brücke bei Montreal (24 öffnungen a 73m und eine im Brücken- und Hochbau zunächst in Großbritannien entwickelt wurden. In den Ländern des
öffnung mit 100m). Die Röhrenbrücken können als Vorläufer der vollwandigen Steg- und Ka- europäischen Kontinents wurden vergleichbare Bauten um Jahre (teilweise um Jahrzehnte)
stenträgerbrücken angesehen werden. Von diesen wurden in den zurückliegenden Jahrzehnten verzögert errichtet. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zog Frankreich gleichauf, dann die
unzählige gebaut; die beiden weitestgespannten sind: Savebrücke in Belgrad (1957, 1=261m), USA, Deutschland eigentlich erst mit der Reichsgründung. Mit der zunehmenden Technisierung
Rio-Niterio-Brücke in Rio de Janeiro (1971, 1=300m). Bild 17 zeigt als Beispiel die Euro- des Bauwesens zerfiel die ehemals
pa-Brücke in Tirol; zur Geschichte des Brückenbaues vgl. u.a. [12-22J. Mainbrücke bei Hassfurt (1872) im Baumeister verkörperte Einheit,
die Berufsstände des Architekten

~N
Europn-Brücke IBrennernutobnhn, Tirol).1961
und Ingenieurs entwickelten sich mit
:'g i:;;L23,9 eigenständiger Ausprägung; zu komplex
und vielfältig war die Bautechnik ge-
Bild 19
worden, als daß sie von einem einzel-
nen noch beherrscht werden konnte. Dem Architekten fiel der Hochbau zu, der für die Trag-

~
konstruktion zuständige "Statiker" wurde zu einem von vielen Sonderfachleuten. Dort, wo
I eine Zusammenarbeit schon im Planungsstadium zustandekam, gelangen die überzeugendsten Bau-

I--Jl
10000 b)
ten. Eine Domäne des Ingenieurs blieb der Brücken- und Industriebau einschließlich des
Verkehrswege- und Wasserbaues. Nicht immer führten seine, allein auf Ratio und ökonomie
Bild 17 0)
basierenden Entwürfe zu einem ästhetisch befriedigenden Ergebnis; eine große Zahl reiner
"Ingenieurkonstruktionen", z.B. im Brückenbau, sind dafür ein Beleg (Bild 19). Lange wurde
Im Hoch- und Industriebau setzten sich die Eisenkonstruktionen mit Beginn des 19. Jahr-
versucht, die in der klassischen Bau~unst entwickelten Stilformen auf Eisenkonstruktionen
hunderts zunächst nur zögernd durch. Es kamen gußeiserne Säulen und guß-, später schmiede-
zu übertragen, z.B. durch kunstvolle Kapitelle bei gußeisernen Säulen und mannigfachem
eiserne Träger bei Werks- und Lagergebäuden sowie Warenhäusern zum Einsatz. In den dreißi-
Zierart. Alle Bauformen, die sich an die seit Jahrhunderten bekannten Bogen- und
ger Jahren wurde der Fachwerkbinder entwickelt (wobei sich der sogen. POLONCEAU- oder
Kuppelbauten anlehnten, gelangen (z.B. als Eisen-Glas-Architektur) ästhetisch überzeu-
WIEGMANNbinder durchsetzte). Aus der seit ca. 1830 gewalzten Eisenbahnschiene entstand
gend. Eine wirklich eigenständige Stahlarchitektur, die neben dem Bogen, das Rahmen-,
ab 1854 der erstmals in Frankreich gewalzte I-Träger aus SChweißeisen. Hier entstand 1872
Fach- und Seilwerk beherrschte, entwickelte sich erst mit Beginn dieses Jahrhunderts.
auch der erste Stahlskelettbau mit einem Rautenfachwerk als Windverband; das war der Be-
Groß ist die Zahl jener Architekten, die in Stahl bauten und bauen und Fortschrittliches
ginn des Geschoßhochbaues [7,23,241. Vorläufer der ersten Stahlhochbauten waren die Ge-
und Originäres vollbrachten*. Als bedeutendster ist stellvertretend L.MIES VAN DER ROHE
wächs- und Palmenhäuser als Langschiff- und Kuppelbauten, z.B. Palm House in Belfast
(1886-1969) zu nennen (Nationalgalerie Berlin); vgl. zu diesem Themenkreis [24, 25-27J
(1839) und weitere, von R. TURNER (1798-1881) gebaut, Botanischer Garten in Glasgow (nach
sowie die vom DStV edierte Dokumentation STAHL und FORM über herausragende Stahlbauarchi-
dem Erbauer: KIBBLE-Palace [22,25,26]), sowie der Londoner Kristallpalast (lB51) und der
tektur der jüngeren Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland. - Beachtung fand
Münchener Glaspalast (1854) ~~. - Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden eine Reihe
in den fünfziger und sechsziger Jahren E. EIERMANN (1904-1970 ~~) mit seinen Bauten und
bedeutender Bahnsteighallen mit Bogenbindern, z.B. St. Pancrus-Station in London (1866,
seinem Bekenntnis für das Bauen mit Stahl (er lobte seine "Grazie, Ehrlichkeit und Prä-
1=78m), Frankfurter Hauptbahnhof (1888, 1=56m). Schließlich wurden immer größere
zision", dem "Stahl fehle der freche Anspruch der Dauerhaftigkeit", er sei "wegnehmbar").
Ausstellungs- und Markthallen sowie Werkshallen mit Kranbahnen für die Industrie errich-
Gleichwohl, trotz solcher Bewertungen wurden und werden nur ca. 10% aller Hochbauten
tet. - Der von A.G. EIFFEL (1832-1923) gebaute, 300m hohe gleichnamige Turm in Paris, in
in Stahl errichtet, zudem dann i.a. als Mischkonstruktion. Neben den unbestreitbaren Vor-
h den Jahren 1887-89 mit
zügen des Massivbaues sind hierfür sicher auch Konvention und Trägheit der an der Bauent-
500 7300t tragender Eisen-
1: Cheops-Pyrnmide; 2: Turm Montpnrnnsse. Pnris; 3: Dominion Centre, Toronto scheidung Beteiligten mit verantwortlich. "In dem heutigen Bauablauf - Finanzierung, Pla-
konstruktion errichtet,
400 4:United States Steel Pittsburnh· 5: Eiltel-Turm Pnris ..--
war das bedeutendste
nungsauftrag, Kostenvoranschlag, Vergabe, Bauausführung - bleibt dem Architekten bei der
6:John Hnncock Centre, Chicngo:
7: Emoire Stnte Buildino New York A
,c::::>, stählerne Turmtrag-
zunehmenden Erschwerung der betrieblichen Anforderungen, der behördlichen Auflagen und
der Baudurchführung kaum die Kraft und Zeit, mehrere strukturelle Lösungen wirklich durch-
300
8:World Trnde Centre. New York - werk des letzten Jahr-
zudenken und gegeneinander abzuwägen", F. HART ~4J; "Warum aber liebäugeln 90 Prozent
200
9: Senrs Tower.- - hunderts und ist es
der Architekten mit Stahlbeton, wenn doch Sachzwänge vorrangig zur Auswahl führen sollten?
Ch~O bis heute gebl ieben [ 281.
~ Der Architekt ist in seiner ureigensten Natur als Künstler angelegt und als solcher jeden
100 In den USA entstanden
7 ~.1'"" /. J~
Zwängen abhold. Beschränkungen durch genormte Stahl-Profilformen, statisch-konstruktiv be-
ab Ende des vorigen
o "~/. ,. , ~~=)/. ,,~I;:>, ?,~ /. "! /.
Jahrhunderts die er-
dingte Verbindungen, eckige Formen erzeugen im Planungsstadium Unsicherheit beim Zeichnen,
5 6 7 B 9 Unbehagen durch Kompetenzverschiebung zum Statiker hin, Zwang zur fehlerfreien Vorauspla-
sten Wolkenkratzer
Bild 18 300m 337m 3Blm 411m 422m nung wegen der Werkstattfertigung", G. KIEFERLE D~. Allgemeingültige und objektive Kri-
(Skycrapers), u.a.
terien für das Pro und Contra der bei den Bauweisen (Stahl-Stahlbeton) lassen sich nicht
Park-Row-Gebäude in New York (1889, h=130m), Empire State Building (1931, h=381m) bis hin
angeben, im Einzelfall sollte die bessere Alternative bezüglich Ästhetik, Funktion und
zum Sears Tower in Chicago (1974, h=422m), vgl. Bild 18*. - Seit der Jahrhundertwende
Wirtschaftlichkeit in fairem Wettbewerb den Ausschlag geben, wobei nachfolgende Gedanken
entwickelte sich ein neuer Bautyp in Form der Seil- und Seilnetzkonstruktionen; diese
von F. HART über den Tag hinaus bedenkenswert bleiben [24l: "Wenn es überhaupt einen
Bauweise fand mit dem Dach des Münchner Olympiastadions einen vorläufigen Höhepunkt. -
*Moderne Stahlhochbauten in avantgardistischem Stil wurden in jüngerer Zeit von zwei
* Dieses Bauwerk wurde 1988 durch eine neue Offshore-Plattform der Shell-AG mit 492m britischen Architekten entworfen; R.ROGERS: Centre Pompidou in Paris, Lloyds-Gebäude
Höhe übertroffen. Oie bis dahin höchste Förderanlage der Welt mißt 385m (Plattform in London, N.FOSTER: Shanghai-Bankgebäude in Hongkong.
"Cognac", 1978) und wird ebenfalls von der Shell-AG betrieben.
- 12 - - 13 -
übergeordneten Gesichtspunkt gibt, der den Architekten und Ingenieur berechtigt, dem beitet war, dauerte es fast zwei Jahrhunderte! Als Gründer der Baustatik gilt L.M.H.
Stahl im allgemeinen oder im durchdachten Zweifelsfall den Vorzug zu geben, so ist es ein NAVIER (1785-1836); er entwickelte die Statik 'zur ersten Anwendungsreife (bis hin zur
geschärftes Bewußtsein und Verantwortungsgefü~l für die Lebensdauer der Bauten. Die durch- Theorie statisch unbestimmter Systeme, Theorie 11. Ordnung und Theorie der Bogen- und
schnittliche Lebenserwartung eines großstädtischen Gebäudes liegt auch in Europa heute Hängebrücken [36]), er gab mannigfache Bemessungsanweisungen, basierend auf Theorie und
schon wesentlich unter der normalen Dauer eines Menschenlebens; die amerikanischen Groß- Versuch. A.L. CAUCHY (1789-1857) führte den Spannungstensor ein und bereitete damit die
bauten sind auf etwa 25 Jahre berechnet. Die Anpassungsfähigkeit, die Flexibilität, die Lösung der Plattentheorie über S.G. GERMAIN (1776-1831) bis C.R. KIRCHHOFF (1824-1887)
ein so wichtiges Moment in der Entwicklung des Stahlbaues und in seiner Anwendung darstellt, vor. Weiter verdienen Erwähnung: G. LAME (1795-1870; weiterer Ausbau der Elastizitäts-
sie gipfelt eigentlich in der Tatsache, daß man einen Stahlgerippebau ohne erhebliche Ko- theorie), B. de SAINT-VENANT (1797-1886; Torsionstheorie), B.P.~. CLAPEYRON (1799-1864;
sten, ohne Lärmbelästigung, ohne Staubentwicklung und Verschmutzung demontieren, die Tei- Elastizitätstheorie, Durchlaufträgerberechnung). Wichtige Beiträge zur Statik lieferten
le wieder verwenden oder wieder einschmelzen kann. Bis heute deckt der Schrottwert in der außerdem: C. CULMANN (1821-1881), L. CREMONA (1830-1903), O. MOHR (1835-1919), K.W. RITTER
Regel die Abbruchkosten. Schon aus dieser Sicht betrachtet ist der Stahlgerippebau eine (1847-1906), die "graphische Statik" wurde zu einer hohen Kunst entwickelt. C.A. CASTIG-
volkswirtschaftlich günstige und umweltfreundliche Bauweise. LIANO (1847-1884) führte das Prinzip vom Minimum der Formänderungsarbeit ein (1873), ein
Die Architekten wie die Bauherren müssen und werden es allmählich begreifen und lernen, bedeutender Schritt, weil hiermit neben der statischen die energetische Betrachungsweise
daß sie sich mit ihren Bauwerken keine Denkmäler oder Grabmäler setzen, sondern daß sie in der Statik verankert wurde. Durch H. MOLLER-BRESLAU (1851-1925) und schließlich A. FöPPL
mit vertretbarem Awfwand für das rasch sich wandelnde fluktuierende Leben eine anpassungs- (1854-1924) fanden die graphischen und analytischen Methoden der Statik und Festigkeits-
fähige, leichte, unaufdringliche Hülle und Behausung schaffen, so wie das die besten Stahl- lehre einen gewissen Abschluß. Weiter seien verwähnt: H. HERTZ (1857-1894; Theorie der
bauten schon im 19. Jahrhundert geleistet haben. Der Ewigkeitsanspruch ist heute kein Kri- HERTZsehen Pressung), S.P. TIMOSHENKO (1878-1972; Stabilitätstheorie, Flächentragwerke),
terium mehr für echte Architektur; ihr Kennzeichen ist vielmehr die Einheit von Funktion, Th.v. KARMAN (1881-1963); Traglast des imperfekten Druckstabes, Plattentragwirkung im
Konstruktion und Form, in Einklang gebracht mit einer klaren Zeitvorstellung. So gesehen überkritischen Bereich, Schalenbeulen, Strömungslehre: "KARMANsehe Wirbelstraße", Tur-
ist der Stahl ein hervorragend "zeitgerechtes" Material; so gesehen ist es auch nicht ohne bulenztheorie u.v.a.); für die Theorie des Stahl hoch- und Stahlbrückenbaues: F.BLEICH
tiefere Bedeutung, daß hervorragende, wirklich zeitgerechte Bauten wie der Kristallpalast (1878-1950), E. MELAN (1.390-1963), F. STOSSI (1901-1981); Statik und Stabilitätstheorie:
oder die große Pariser Maschinenhalle nicht mehr existieren." H. ZIMMERMANN (1845-1935), F. ENGESSER (1848-1931), L. MANN (1871-1959), K. GIRKMANN
1.3.2 Praxis und Theorie (1880-1959), F. SCHLEICHER (1900-1957), E. CHWALLA (1901-1960) u.v.a., Vgl. [37]. Bedeu-
Neben den im vorangegangenen Oberblick aufgereihten Großbauten, die als Marksteine in der tende Versuchsforscher waren: L.v. TETMAYER (1850-1905; Knicken von Druckstützen), A.
200jährigen Geschichte des Stahlbaues zu begreifen sind, wurden unzählige Stahlkonstruk- WöHLER (1819-1914); Dauerfestigkeit), C.J.v. BACH (1847-1931; Umsetzung der Versuchsergeb-
tionen für die verschiedenen Zwecke erstellt, zunächst in Schweißeisen, dann in Flußeisen nisse für die Praxis, Gründer der Materialprüfungsanstalten, 1883), O. GRAF (1881-1956),
und schl ießl ich in Flußstahl. Als Verbindungsmittel wurden Bolzen verwendet, dann wurde M.G. RaS (1879-1962). Zu den bedeutendsten Forschern im Stahlbau zählte K.KLöPPEL (1901-1985).
die Niettechnik zu hoher Meisterschaft entwickelt, um ab Mitte des 20. Jahrhunderts von Um das technische Wissen zu vermitteln, entstanden verschiedene Formen technischer Schu-
der Schweißtechnik und (vorrangig für die Montage) von der Technik der (vorgespannten) len; jene der höchsten Stufe waren stets Stätten ingenieurwissenschaftlicher Forschung. -
hochfesten Schraube abgelöst zu werden. Das Wort Ingenieur hat seine Wurzel im Lateinischen: ingenium: Geist, natürlicher Verstand,
Den Fortschritten in der Praxis - bei Entwurf und Berechnung, bei Fertigung und Montage - Mann von Geist; spätere Bedeutung: Kriegsmaschine. Im Altfranzösischen gab es das Wort
gingen stets technologische und theoretische Forschungen voraus. Dabei darf nicht über- engin: Maschine, hieraus leiten sich die Wörter ingenieur (franz.) und engineer (engl.)
sehen werden, daß die Geschichte des Stahlbaues nicht nur eine Geschichte der Erfolge, unmittelbar ab.
sondern - wie in allen anderen technischen Bereichen auch - eine Geschichte der Rück- Aus den Bauhütten entwickelten sich die ersten Bauschulen und Bauakademien (die erste in
schläge war. Diese Rückschläge waren stets der Anstoß für intensive Forschungen. Groß war Paris 1660). Als bedeutender erwiesen sich die Schul gründungen im militärischen Bereich:
die Zahl der Rückschläge im 19. Jahrhundert: Die Kenntnisse über den Werkstoff Eisen, über Nach Schaffung des "Corps des ingenieurs des g~nie militaire" (1675) und des "Corps des
seine mechanischen Eigenschaften bei statischer und zyklischer Beanspruchung, über Größe ingenieurs des ponts et causs~es" (1720), dem die Bildung entsprechender Ingenieurtruppen
und Verteilung der Kräfte und Spannungen, über die verschiedenen Stabilitäts- und Schwin- (Ingenieur- oder Geniekorps) in allen anderen Ländern folgten, wurde im Jahre 1747 die
gungsphänomene, waren zunächst nicht oder nur unscharf vorhanden. Man konstruierte auf der "Ecole des ponts et causs~es" und schließlich 1789190 die "Ecole Polytechnique" gegründet.
Grundlage von Empirie, vielfach wurde überdimensioniert, andererseits wurden die Gefähr- Sie gilt als die erste ingenieurwissenschaftliche Schule. Hier lehrte auch NAVIER. 1829
dungen durch strukturelle und geometrische Imperfektionen nicht erkannt; erst langsam wur- folgte die Gründung der "Ecole centrale des arts et manufactures" mit ziviler Ausrichtung.
de die Statik entwickelt. Ende des 19. Jahrhunderts war die Stabstatik in ihren Grundzü- In den deutschen Staaten entwickelten sich parallel zu den Schulen der Ingenieurkorps aus
gen erarbeitet, mit Beginn den 20. Jahrhunderts wurde die Statik der Flächentragwerke, den Bau- und Gewerbeschulen das Technikum, eine Fachschule auf niederer und mittlerer
die Stabilitätstheorie und ab Mitte des Jahrhunderts die Theorie der Wölbkrafttorsion, Stufe, die polytechnische Schule und schließlich aus dieser die Polytechnika (zu den heu-
die Theorie des Stahl verbunds bis hin zur Theorie der Finiten Elemente entwickelt. Vieles tigen Fachhochschulen) und die Technischen Hochschulen auf höherer und höchster Stufe;
war zwar schon seit Jahrzehnten bekannt, gleichwohl für die ingenieurmäßige Anwendung letztere seit ca. der siebziger Jahre dieses Jahrhunderts auch als Technische Universi-
noch nicht aufbereitet und abgesichert. täten benannt; die älteste ist die TU Braunschweig, die sich auf das Collegium Carolinum
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Grundlagen der Mechanik erforscht DI-3~, diverse (1745) zurück führen läßt, gefolgt von der TU Berlin (1799). Die meisten Gründungen gehen
Grundprinzipien der Mechanik waren schon im Altertum und im Mittelalter bekannt D~. auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, die jüngeren auf die letzten Jahrzehnte. -
Bis die elasto-statische Balkentheorie beginnend mit LEONARDO DA VINCI (1452-1519) [35], Durch einen Erlaß im Jahre 1899 wurde den preußischen Technischen Hochschulen das Recht
über G. GALILEI (1564-1642), R. HOOKE (1635-1703; Out tensio sie vis", 1678), E. MARIOTTE beigelegt, die Würde eines Doktor-Ingenieurs zu verleihen (zur Abhebung von den übrigen
(1620-1684), G.W. LEIBNIZ (1646-1716), J. (JAKOB) BERNOULLI (1654-1705), L.EULER (1707- Doktores nur in Deutscher Schri ft zu verwenden: S)r,.,3ug.); dem Vorgang Preußens schlossen
1783; Bestimmung der Knickkraft, 1776) und schließlich C.A. COULOMB (1736-1806) ausgear- sich Sachsen, Baden und Hessen als nächste an. - Die Bezeichnung Civilingenieur wurde
ursprünglich als Gegensatz zum Militäringenieur verwendet. In diesem Sinne hatte sich
- 14 - 15 -
z.B. diese Bezeichnung in Sachsen als ein durch Bestehen der technischen Staatsprüfung er- Nachdem in den ersten Jahrzehnten der Forschungstätigkeit des DASt die Nietverbindungen,
worbener Titel bis 1888 erhalten. Um die Jahrhundertwende wurden in Deutschland i.a. jen~ dann die Schweißtechnik, die Dauerfestigkeit der Stähle und Knickversuche im Vordergrund
Techniker Civilingenieure genannt, die nicht -im Staatsdißnst standen und Aufgaben aus dem standen, waren Forschung und Entwicklung im Stahlbau seit Mitte dieses Jahrhunderts durch
Ingenieurwesen als selbständiges Gewerbe betrieben. In diesem Sinne existiert der Begriff folgende Schwerpunkte gekennzeichnet:
noch heute im gesamten angelsächsischen Raum. Werkstoff Stahl: IPE-Reihe - Rechteck- und Quadrathohlprofile - DIN 17100, Allgem. Bau-
1. 3. 3 RückschI äg~ stähle - Wetterfeste Stähle (DASt-Ri 007) - Hochfeste, schweißgeeignete Feinkornbaustähle
Wie bereits in Abschnitt 1.3.2 erwähnt, gab es in der Geschichte der Bautechnik und da- (DASt-Ri 011) - Wahl der Stahlgütegruppen (DASt-Ri 009) - Vermeidung von Terrassenbrüchen
mit auch im Stahlbau diverse Rückschläge, vielfach weil die Projekte ohne ausreichende (DASt-Ri 014) im Zusammenhang mit der zunehmenden Verwendung vun stranggegossenem Stahl -
Durchdringung und Abklärung der werkstoffkundlichen und Tragfähigkeitsprobleme über den Oberschweißung von Walzstahlkonservierungsbeschichtungen (DASt-Ri 006) - Korrosionsschutz
jeweiligen Erfahrungsstand zu weit hinausgingen. Es wa}'en vorrangig Brückenbauten; hierzu (DIN 55928 TI bis T9) - Brandschutz (DIN 18830).
einige Beispiele [38-40J: Verbindungstechnik: Neue Schweißverfahren: UP-Schweißen, Schutzgasschweißen - Einsatz
Wie in Abschnitt 1.3.1 angedeutet, bereitete das Hängebrückensystem wegen seiner Weich- hochfester Schrauben in SL-, SLP- und GV-, GVP-Verbindungen (mehrere sogen. "HV-Richtlinien"
heit den Ingenieuren große Probleme: Diverse dieser Brücken stürzten bei Sturm ein, die in den Jahren 1956, 1963, 1967 u. 1974).
erste 1818, viele aber auch unter Verkehr, z.B.: Schrägkettenbrücke über die Saale bei Stahl hochbau: DStV-DASt-Ringbuch "Typisierte Verbindungen im Stahl hochbau" zur Rationali-
Nienburg (1825, 1=78m, 50 Tote), Kettenbrücke Broughton über den Irwall (1831); diese sierung im TB und in der Werkstatt - Kaltprofile - Trapezblech für Außenwände, Dächer und
Brücke stürzte unter einem maschierenden Trupp ein, bei gleichem Anlaß stürzte die Draht- Decken, auch in Betonverbundbauweise sowie als Schub-Wand- und Sandwich-Verbundkonstruk-
seilbrücke zu Angers unter einem Regiment Soldaten ein (1850, 1=104m, 200 Tote) und die tion, z.T. mit bauphysikalischer Zweckbestimmun9 - Stahl verbund im Hochbau: Decken, Träger,
Kettenbrücke über die Fontanka ·in Petersburg unter einer Kavallerieschwadron (1905). Wei- Stützen.
ter sei erwähnt die Kabelhängebrücke über den Elk-River zu Charleston, USA (1904, 1=146m) Stahlbrückenbau: Vollwandige Kastenträgerbrvcken - Stahlverbundbrücken - Leichtfahrbahnen
und als letzte die Silver-Bridge, eine im Jahre 1928 über den Ohio erbaute Kettenbrücke (Orthotrope Fahrbahnplatten) - Schrägseilbrücken - Neue Lagerformen und Obergangskonstruk-
(1967, 1=213m, 46 Tote), Spektakulär war der Einsturz der ersten Tacoma-Brücke in den USA tionen unter Verwendung von Kunststoffen (Neoprene, PTFE).
im Jahre 1940 infolge Flatterschwingungen bei einer Windgeschwindigkeit von 70km/h. Die Neue Bauweisen: Seil netz-Konstruktionen - Raumfachwerke - Hochregallager, Lagertechnik -
Brücke hatte eine Länge von 853m, eine Breite von 12m und einen i====i -Querschnitt mit Sicherheitshüllen, Reaktorkomponenten, Pipelinebau - Off-shore- und Meerestechnik - Radio-
2,4m Höhe. Als Folge dieses Einsturzes wurden umfangreiche, jahrzehntelange Forschungen teleskope u.v.a. - Im Zuge des Wiederaufbaues nach dem 11. Weltkrieg war eine große Bau-
zur aeroelastischen Stabilität des Hängebrückensystems durchgeführt; hierbei wurde er- leistung zu erbringen. Ca. 5000 Brücken waren zerstört worden, u.a. sämtliche Rheinbrücken.
kannt, daß der windschnittige ~ -Querschnitt aeroelastisch am stabilsten ist. - Zunächst stand die Wiedererrichtung zerstörter Anlagen und Brücken und die Wiederverwen-
Auch mit den Balken- und Fachwerkbrücken hatte man Probleme, hierzu einige Beispiele: dung von Altstahl im Vordergrund [44J. Es folgte die Zeit der Stahl knappheit, in welcher
1879 Einsturz der Eisenbahnbrücke über den Firth of Tay bei Sturm während einer Zugüber- nach dem Grundsatz Minimierung des Stahleinsatzes konstruiert werden mußte; dieser Grund-
fahrt (75 Tote [41]; es fehl ten Windverbände) .1892 Einsturz der Birsbrücke in Münchenstein satz wurde inzwischen durch die Leitlinien: Typisierung, Entfeinerung, steifenlose
bei Basel; die Ursache war Knickversagen; die gleiche Ursache hatte der Einsturz der Brücke Verbindungen abgelöst.
über den St. Lorenz-Strom in Quebec (vgl. Bild 16) (1904, 75 Arbeiter verloren ihr Leben); Die bisherige Fertigung in der Stahlbauanstalt mit häufig weit auseinander liegenden La-
auch beim Neubau kam es zu einem Unglück (1917), als das Mittelstück beim Anheben abstürz- ger- und Fertigungsbereichen, Maschinensteuerung von Hand, allenfalls mittels NC (Numeri-
te (11 Tote). Diese Rückschläge lösten intensive Forschungen zum Knick- und Traglastpro- cal Control = Numerische Steuerung), wird zunehmend durch Fließfertigung abgelöst. Hierbei
blem gedrückter Stäbe aus, ebenso wie der Einsturz des Gasbehälters am Großen Grasbrock in laufen die Walzträger-, Blech- und Kleinbearbeitung über unterschiedliche Fertigungslinien,
Hamburg im Jahre 1909. Unfälle infolge Stabilitätsversagen gab es auch in der Folgezeit; wobei die Verkettung der Bearbeitungsmaschinen und die Fertigung selbst durch einen Fer-
infolge Beulung stürzten mehrere Kastenträgerbrücken jüngeren Datums ein; auch sie lösten tigungsleitrechner gesteuert wird (DNC = Direct numerical control). Anstelle Kraneinsatz
umfangreiche Forschungen aus: Wiener Donaubrücke (österreich) (1969), Milford Havenbrücke verläuft die Fertigung über Rollgänge zu kombinierten Brennschneid-, Bohr- und Signieran-
(1970), West Gate-Hochbrücke in Australien (1970) und Rheinbrücke Koblenz in Deutsch- lagen, Zusammenbauzentren, Schweißzentren, Entzunderungs-, Konservierungs- und Farbspritz-
land (1971). anlagen bis zur VersandsteIle. Das letztlich angestrebte Ziel ist eine auftragsübergreifen-
Im Zuge der Einführung der Schweißtechnik traten mehrere Sprödbruchfälle auf, 1938 de Fertigung mit Termin- und Kapazitätsoptimierung (vgl. Abschnitt 1.4.2.3). Diese Ent-
bis 1940 Einsturz von vier Vierendeel-Kanalbrücken in Belgien und von zwei Stahl brücken wicklung wird im Stahlbau indes dadurch behindert, daß es bei den Produkten kaum Wiederho-
in Deutschland (vgl. Abschnitt 3.4.1). (In der Zeit von 1942 bis 1952 gingen allein 250 lungen gibt. Stahl konstruktionen sind i.a. ein Gemisch aus Walzprofil- und Blechkonstruk-
vollgeschweißte amerik. Liberty-Schiffe zu Bruch.) Als Folge wurden schweißsichere Stähle tionen. Schweiß- und Fertigungsroboter haben daher keine nennenswerte Chance. Die Voraus-
und die Vorwärmtechnologie beim Schweißen entwickelt. Ergänzend seien die Sprödbruchein- setzungen für voll mechanisierte Arbeitsabläufe sind ungünstig und die erforderlichen In-
stürze der Duplessis-Bridge in Quebec (1951, 1=55m bei -34°C), zweier Spannweiten der Se- vestitionen von der i.a. mittelständischen Stahlbauindustrie nur schwer aufzubringen. Die
cond Narrows-Bridge in Vancouver (1959) und der Kings-Bridge in Melbourne (1962) erwähnt. angedeutete DNC-Fertigung in Verbindung mit CAD/CAM wird sich daher nur langsam durch-
1.4 Forschung und Entwicklung_ setzen, es gibt indes inzwischen die ersten Realisierungen. Der Einsatz von CAD setzt die
1• 4 . 1 Sc h.!:LllR unk t e Erarbeitung einer Konstruktionsdatei voraus, das Ringbuch des DStV/DASt (Typisierte Ver-
bindungen im Stahl hochbau) stellt hierzu einen Vorläufer dar.
Die Lenkung der Forschung und Entwicklung im Stahlbau ist in der Bundesrepublik Deutsch-
land Aufgabe des "Deutschen Ausschusses für Stahlbau" (DASt) und seiner Unterausschüsse. 1.4.2 EDV-Einsatz 145_J_ _
Der OASt wurde 1908 als "Ausschuß für Versuche im Eisenbau" gegründet. Ober die tech- ~.1 ComputertechnolQ.g~
nisch-wissenschaftliche Forschung und technologische Weiterentwicklung der Stahlbautech- Große Anstrengungen wurden seit Beginn der sechziger Jahre unternommen -wie in der ge-
nik wurde 1958 [42] und 1983 [43] ausführlich berichtet. Seit 1935 ist der DASt das Len- samten Technik und Wirtschaft- , um die Vorteile der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV)
kungsgremium des Fachbereiches VTTT (Stahlbau) im Normenausschuß Bauwesen (NABau) und da
mit für DIN-Normung und ergänzende Vorschriftenbearbeitungen (DASt-Richtlinien; EUROCODE 3)
zuständig.
- 16 - - 17 -
zu nutzen. Es gibt keine Bereiche, die von dieser Entwicklung unberührt geblieben wären, ter Berechnungen, Verwertung der Ergebnisse im Hinblick auf das angestrebte Sicherheits-
die Entwicklung ist wahrlich revolutionär und keineswegs abgeschlossen.
niveau und damit im Zusammenhang stehend: Konzipierung in puncto Aufwand und Wirklich-
Basis der EDV ist der Computer; er besteht au~ dem Prozessor mit Rechenwerk, Hauptspeicher keitsnähe vernünftiger Ingenieurmodelle bei der Abbildung der realen Konstruktion [49].
und Datenbank. Datenträger sind Lochstreifen oder Lochkarten, Magnetband oder -kasette,
Magnetplatte oder Diskette. Zu einem Computerarbeitsplatz gehören unterschiedliche Termi- -.L.i.1..,l CAD I ~
nals (Datenendstationen) für Ein- und Ausgabe, Drucker, Plotter, Datensichtgerät u.a. Man Unter CAD/CAM versteht man den direkten elektronischen Datenweg von Entwurf, Berechnung,
Konstruktion, Zeichnung zur Fertigung [50,511.
faßt diese mechanischen und elektronischen Teile der Rechenanlage unter dem Begriff Hard-
ware zusammen. Zum Einsatz kommen alle Rechnergrößen, vom Personal-Computer (Mikrocompu- CAD: Computer aided design: Rechnerunterstützte Berechnung und Erstellung aller für An-
ter oder Tischrechner) bis zum Großcomputer. gebot und Fertigung benötigten Unterlagen wie Zeichnungen und Stücklisten.
Von der Hardware zu unterscheiden ist die Software, unterteilt in System- und Anwendungs- CAM: Computer aided manufacturing: Rechnerunterstützte Fertigung, mit den Einzelaufgaben
software. Hierunter versteht man alle Arten von Programmen mittels derer die Rechenalgo- Planung, Steuerung und Oberwachung. Im einzelnen werden erledigt: Materiallisten, Stück-
rithmen dem Computer in Form von Befehlslisten mitgeteilt werden. In der Anfangszeit wur- listen, Zusammenbau-
den die Programme in Maschinensprache geschrieben, bestehend aus einer Abfolge von Kenn- listen, Kleinteile-
Ulo30U ziffern für die Opera- und Materialkosten-
9' 4' 5' 5' 6' I' .1' tionen und Speicher- listen, Erstellung
Ulo4oU
; ERMITTLUNG DER SCHNITTGROESSEM NACH PROGRAMM ZUSE FREI8 FEBRYXI 8AUSTUIK IHMUE I ;0 adressen. Das Program- der Steuerlochstrei-
Ul055U mieren mit diesen fen für die NC- und
PHI ; 0
U6000U 'Assemblers' war müh- CNC-Maschinen, Ver-
.1 .2 .3 sam. Bi 1d 20 z e i gtal s sandübersichten,
829.1095 Ck830.2149 CK831+2199 CKB32t2:!49 CKB33+2299 CKB34+3299 CkB35+4299 CK836+1349
CKB37.1949 CK8~ Beispiel einen Pro- Lieferscheine usf.
CG836+2 1159 CKII65+o CK866to Ck867+O CKIl68+O CG830+t U60 CGlI3hl U61 CGB32tt U62 g ra mmau s s c hn it tim Für Lohn- und Ge-
CkS60.t 860 QQE60n CG833+1 U63 CG833+t U64 863 U6 864 k ll71 " 864 X 859 :
8600t ~ 1170 " 864 X 86002 : U6I1 B65 U6 869 • U65 866 U6 ll70 • lJ66 • Frei bu rger Code' für haltsabrechnungen,
867 U6 871 .067 ll68 U6 863. ll68 E6025 CKS6hl 861 QQE61'" CG83&.1 U63 C683&+1 die Rechenanlage Materialbewirtschaf-
U64 863 U6 864 X • 859 : 1170 • 116& X 86001 ~ UlI] ll65 U6 869 • U65 866 U6 tung, Kostenträger-
ll70 • lJ66 867 U6 863 • U67 E6ci72 CkS62.1 862 QQE6163 CGB35+1 U63 CGB35.1 U64 863
ZU SE Z23 (B e gin n ein e s
Bild 20 Programmes des Verfah- rechnungen, Vor- und
Bi ld 21 (nach PEGELS [53])
rens der Obertragungsmatrizen). Inzwischen stehen höhere, problemorientierte Programmier- Nachkalkulation,
sprachen zur Verfügung. Die in diesen Sprachen geschriebenen Programme werden im Computer Fertigung der Lei-
in die anlagenspezifische Maschinensprache übersetzt; diese Sprachübersetzer nennt man stungsverzeichnisse ist die EDV heutzutage nicht mehr wegzudenken. Die zentralen und zu-
Compiler. Innerhalb der Programmiersprachen gibt es maschinentypische Varianten, was den kunftsträchtigen Mögl ichkeiten des CAD in Form aktiver Konstruktionsarbeit am Computer
Programmaustausch erschwert. Durch Normung wird versucht, ordnend in die Entwicklung ein- mit graphischer Unterstützung unter Einschluß von Statik, Optimierung, Anfertigung von
zugreifen. Obersichts-, Werkstatt- und Zusammenbauzeichnungen und Stücklisten finden derzeit im Bau-
Wichtige Programmiersprachen und deren Haupteinsatzgebiete sind: wesen und speziell im Stahlbau breiten Eingang [52-59); Bild 21 zeigt eine vom Computer
- ADA (1981; Ada): Militärischer Bereich gefertigte Perspektivzeichnung für Angebotszwecke. - Die Einführung von CAD/CAM bedarf
- ALGOL (1960; Algorithme language): Wissenschaft erheblicher Investitionen und wird zu völlig anderen Arbeitstechniken und -plätzen bei
- APL (1962; A programming language): Wissenschaft der Konstruktion und technischen Bearbeitung (auch im Stahlbau) führen.
- BASIC (1965; Beginners all-purpose symbolic instruction code): Ausbildung Ein CAD-Arbeitsplatz besteht aus folgenden Einheiten (Bild 22):
- COBOL (1959; Common business-oriented language): Wirtschaft - Rechner. Die erforderl iche Rechnergröße ist von der angestrebten Graphik-Leistung ab-
- FORTRAN (1954; Formula translator): Wissenschaft Bildschirm hängig: Eine 30-Graphik erfordert eine wesentl ich


Drucker höhere Leistung als eine 2D-Graphik. (2D=zweidimen-
- LISP (1956; List processor): Künstl. Intelligenz
- PASCAL (1971; Blaise Pascal): Ausbildung, Systeme sional, hier genügt eine schwarz-weiß-Darstellung,
- PL/I (1964; Programming language I): Wirtschaft, Wissenschaft 30=dreidimensional, hier bedarf es einer farbigen
Darstellung). Bei 2D-CAD sollte die Rechnerlei-
L..L..2....L...ID twu rf s be rec hnun 9- pe stung 16 bit und 1MB und die Speicherleistung 20MB
~
Mit Einführung der EDV in die Bautechnik ging die Entwicklung von Anwendungssoftware mit
betragen; diese Leistung wird von PCs erbracht und
immer höherer Vervollkommnung einher; zunächst wurden die Rechnungen überwiegend über EDV-
Rechenzentren abgewickelt, zunehmend erfolgt der Rechnereinsatz über firmen- oder büro- )-~h reicht für die meisten Standardaufgaben. Die Lö-
sung ist relativ kostengünstig, auch für kleine
eigene Computer mittels selbstgefertigter oder angekaufter Programme [46, 47]. Neben dem Digit alisierbrett I oan ~~J----
T""

und mittelgroße Betriebe und Ing.-Büros, zumal lei-


Konzept abgeschlossener, zur Lösung spezieller Probleme erstellter Programmsysteme gibt
11 i
es das flexiblere Konzept der modularen Programmsysteme [48].
Mittels der Programme lassen sich die Entwurfsleistung vereinfachen und verkürzen und
[(Zj CJ CJ CJ
I,
I
I
I
Plotter
/Ic': Jt \
stungsfähige Software auf dem Markt angeboten wird.
Bei 3D-CAD sollte die Rechnerleistung 32 bit und
2MB und die Speicherleistung 120MB betragen. Eine
mehrere Entwürfe schneller prüfen und optimieren; ehemals nicht lösbare Probleme wurden
Darstellung in 'Volumenelementen' ist aufwendiger
einer Untersuchung zugänglich, gänzlich neue Verfahren fanden Eingang in die Entwurfsar-
beit: Methode der finiten Elemente (FEM), Methode der finiten Differenzen (FDM). Es ent-
~ Maus (alternativ) als in Drahtmodellen', letztere ist für Stahlbaube-
lange i.a. ausreichend.
standen damit auch neue Probleme: Beurteilung der Zuverlässigkeit und Prüfung EDV-erstell- Bild 22 - Digital isierbrett (graph. Tablett) mit Menü und
Lesestift zum Aufrufen der sogen. Makros. Das sind
- 1B - - 19 -
die abgespeicherten stahlbautypischen Konstruktionsdetails (Profil- und Schraubentabel-
len, Anschlußkonstruktionen, z.B. nach DASt/DASt-Typenkatalog, ggf. einschl. firmen-
seitiger Erweiterung).
- Graphischer Bildschirm (Mindestauflösung 1000xBOO Punkte), Plotter, Drucker, Geräte 2 Stahlherstellung - Erzeugnisse aus Stahl
zur Datensicherung.
Unter Stahl versteht man eine Legierung aus Eisen (Fe) und Kohlenstoff (C), die ohne Nach-
Inzwischen werden mehrere CAD-Software-Programmsysteme für den Stahlbau, unterschiedlich
behandlung schmiedbar ist. Dazu darf der C-Gehalt nicht größer als 2,0% sein. Der C-Ge-
in Leistung und Benutzerfreundlichkeit, angeboten. Für Hard- und Software sind als Mindest-
halt der meisten technisch eingesetzten Stähle beträgt nur 0,1 bis 0,2%. Zusätzlich sind
kosten für den Einstieg DM 100 000,-- bis DM 150 000,-- zu veranschlagen (1986). Für die
im Stahl nichtmetall ische Beimengungen, wie Silicium (Si) und ~etallische, wie Mangan
Ein- und Umstellungsphase ist etwa ein Jahr anzusetzen. - Für Sonderproduktbereiche, für
(Mn), Chrom (Cr), Nickel (Ni) u.a. eingeschmolzen. Die Legierungsbestandteile, insbeson-
die keine Makros vorhanden sind, bleibt es bei der herkömmlichen Konstruktionsbearbeitung
dere der Kohlenstoffgehalt, beeinflussen die Höhe der Schmelz- und Umwandlungstemperaturen,
am Reißbrett. - Ein vollständiger Umstieg auf CAD und der hiermit verbundene Verlust an
den Aufbau der Metallkristalle und damit die chemischen, physikalischen und mechanischen
firmeneigenem 'knowhow' ist ein eher bedenklicher Weg (das gilt auch für den sich allent-
Eigenschaften der Stähle in entscheidender Weise.
halben vollziehenden drastischen Abbau der Technischen Büros). Der Aufbau von CAD-'Exper-
tensystemen' vermag gewachsene Firmenerfahrung wohl zu ergänzen nicht aber völlig zu er- 2.1 Geschichtl ieher Abriß des Eisenhüttenwesens [1-7]
setzen. Die Ursprünge der Metallurgie liegen im vorderen Orient. Von hier aus wurden die Kennt-
nisse der Metallgewinnung nach Afrika, Asien und Europa verbreitet, wobei die Gewinnung
1.4.3 Betrieb und Montage [60]
von Gold und Silber, später von Kupfer, Zinn, Blei, Quecksilber und Eisen im Vordergrund
Jede in Stahl erstellte bauliche Anlage entsteht in zwei Phasen:
stand; die Erze wurden zunächst im Tagebau, zunehmend auch im Bergbau gewonnen. Durch Ver-
- Weitgehende Vorfertigung in der Werkstatt (Stahlbauanstalt)
schmelzen von Zinn und Kupfer wurde das Mischmetall Bronze entdeckt; dieses prägte für
- Transport der Teile zur Baustelle und Montage.
ein Jahrtausend (ca. 1800 bis BOO v.Chr.) die Bronzezeit, ihr folgte die Eisenzeit.
Alle Maßnahmen werden im Technischen Büro (TB) also im Konstruktions- und Montagebüro (in
Eisenerz wurde im Altertum mit Hilfe von Holzkohle in bis zu mannshohen Rennöfen zur
vielen Fällen unter Mitarbeit beratender Ingenieure) mit dem Ziel einer Minimierung der
Luppe verhüttet. Aus diesen ca. 10 bis 20cm dicken, stark mit Schlacke durchsetzten Klum-
Durchlaufzeiten und Herstellungskosten geplant.
pen wurde durch wiederholtes Schmieden und Erhitzen die Schlacke ausgetrieben und so
Die zu verarbeitenden Stahlbauteile haben meist erhebliche Abmessungen und Gewichte, auch
bildsames Eisen gewonnen. (Alle mit dem Handwerk und der Technik verbundenen Arbeiten wur-
wird gelegentlich
den, insbesondere bei den Römern, von Sklaven verrichtet. Bei den Germanen waren es selb-

f:tftdjjm
E CJ
eine probeweise
Vormontage ver-
langt, was große
Hallen erfordert.
ständig Wirtschaftende, die, wie die Bauern, abgabepflichtig waren und aus diesen hervor-
gingen; die Handwerker waren überwiegend Freie.)
Die Fortschritte in der Berg- und Hüttenwerkstechnik waren über einen langen Zeitraum, über

lLJllU~':l
die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg relativ gering. Es gab zunächst keine grundsätz-
Ehemals dominier-
lichen Neuerungen. Wie im Altertum wurde das Eisen bis ins Mittelalter durch Reduktion
te der Material-
mittels Holzkohle in Gruben oder in niedrigen, aus Lehm und Bruchsteinen gefertigten Schacht
fluß mittels Lauf-
öfen (Rennöfen; zerrennen = zerrinnen), später in größeren Stücköfen, ab 1200 n.Chr. mit
0-----------110 m
-1-01
..
kranen, dieser wird
künstlichem Zug, als Luppe gewonnen (Bild 1a); HolzkOhle wurde durch Meilerverkohlung er-
1 o.uertransport 6 o.uertransport 11 Rollbahn heute in modernen
2 Rollbahn, breit 7 Ro llbahn 12 Bohranlage Werkstätten über-
3 Vortrockner 8 Siigeanlage 13 Rollbahn wiegend auf Roll-
4 Strahlanlage 9 Rollbahn 14 o.uertransport
und Quertransport-
5 Konservierungsanlage 10o.uertransport

~
bahnen bewerkstel-
Bit d 23 (nach Fa. PEODlN6HAUS)
ligt, vgl. Bild 23.
Die aus dem Lager kommenden Teile werden La. zuerst gestrahlt und vorkonserviert. Sofern
Röm. Schachtofen
vorhanden, durchlaufen sie im weiteren NC-gesteuerte Bohr- und Brennschneideeinheiten. (Rennofen) a)
Die weitere Verarbeitung erfordert Zusammenbauvorrichtungen in Form horizontaler und ver-
tikaler Anschläge, Spannelemente zum Verspannen der Teile zu Gruppen, die dann verschweißt
werden. Diese sollten möglichst schwenk- und drehbar sein, um ein Schweißen in 'Wannenlage'
zu ermögl ichen [61l. Im Konstruktionsbüro kann durch Vereinheitl ichung und Typisierung der
Bauteile und Verbindungen Entscheidendes zur Wirtschaftlichkeit beigetragen werden. Bei CAD
Einsatz stellt sich von selbst eine Typisierung ein (s.o.).
Im Maschinenbau hat der Automatisierungsgrad durch Entwicklung und Einsatz rechnergestütz"
ter Handhabungs- und Fertigungstechniken (Stichwort 'Roboter') in vielen Betrieben inzwi-
schen ein hohes Niveau erreicht. Für die im Stahlbau vorhandenen, i.a. recht großen Werk-
stücke bei gleichzeitig kleinen Losgrößen wurden in jüngerer Zeit Pilotanlagen zum automa-
tischen Fertigen und Fügen solcher Großbauteile entwickelt [62].
Auch die Montagearten von einst haben sich gewandelt. Ehemals wurden am Montageplatz auf-
wendige Hebegeräte errichtet, mittels derer die Konstruktion aufgerichtet wurde [63). Heute Ho lz koh le hochofen Kokshochofen mit Heißwind. Ger üst - Kokshochofen
wird vorrangig der Autokran eingesetzt, das gilt auch für den Bau von Brücken geringer Spann- mit Kaltwind, 16.Jhd. bl um1838 cl um 1900 d1
weite [64,651. Im Großbrückenbau wird überwiegend im Freivorbau mit Hilfe von Derricks oder Bild 1
auch im Taktschiebeverfahren montiert [66].
- 20 - - 21 -
zeugt. Im 15.Jhd. wurde aus dem Schachtofen der Hochofen entwickelt, der durch Luftzufuhr bläseofen (BESSEMER-Birne, vgl. Bild 3) erfunden. Durch basische Ausfutterung des Konver-
mittels wassergetriebener Blasebälge heißer gefahren werden konnte. Es ließ sich nunmehr ters (Ausmauerung mit Ziegeln aus stark geglühtem Dolomit oder Magnesit) wurde dieses
flüssiges Roheisen erschmelzen und abstechen (leilbild b). Dieses war, im Gegensatz zur Blasfrischverfahren 1878 von G. THOMAS (1850-1885) verbessert, so daß auch phosphorhalti-
Luppe, frei von Schlacke aber dafür stark kohlenstoffhaltig und somit unmittelbar nicht ges Roheisen zu Stahl verarbeitet werden konnte. Beim BESSEMER-THOMAS-Verfahren erfolgte
schmiedbar; es mußte anschließend in Frischherden vom Kohlenstoff gereinigt werden. Die die Oxidation des Kohlenstoffs und der anderen Verunreinigungen in der Weise, daß durch
Fertigerzeugnisse entstanden durch Ausschmieden mit wassergetriebenen Schmiedehämmern oder eine Siebplatte am Boden Luft durch das flüssige Roheisen geblasen wurde; die Stahl her-
durch Eisenguß; die Technik des Kaltziehens von Draht wurde ebenfalls entwickelt. Zentren stellung konnte dadurch im Vergleich zum Puddelverfahren um den Faktor 50:1 beschleunigt
der Eisenherstellung in Mitteleuropa waren im Mittelalter das Siegerland, die österreichi- werden. Die beim Flammofenfrischen des Puddelverfahrens gewonne~e teigige Luppe "schweißte"
schen Alpenländer und der Raum Böhmen. Im späteren Mittelalter entwickelte sich das Berg- beim Schmieden zusammen, das Erzeugnis nannte man daher Schweißeisen. Bei dem Windfrisch-
werks- und Hüttenwesen immer stärker zu einer kapitalintensiven, vom Merkantilismus der verfahren mittels Blaskonverter wurde die Schmelztemperatur überschritten, es fiel flüssi-
Fürsten- und Königsregime geförderten Wirtschaftsform; die Arbeit selbst wurde von weit- ges Eisen an, das abgegossen werden konnte, man sprach daher von Flußeisen (bzw. Fluß-
gehend recht- und mittellosen Arbeitern (Knappen) und Technikern verrichtet. stahl). Das galt auch für das später aus dem Puddelverfahren von F. u. W. SIEMENS und
Zu einer durchgreifenden Verbesserung der Technik kam es wegen der unzureichenden, nur als E. u. P. MARTIN entwickelte Herdfrischverfahren im SIEMENS-MARTIN-Ofen (1864). Der
Wasserkraft zur Verfügung stehenden Energie nicht; das galt insbesondere für die Erzför- "THOMAS-Stahl" und "SIEMENS-MARTIN-Stahl" bildeten für fast 100 Jahre die Grundlage der
derung und Wasserhaltung in den Bergwerken. Zudem wurde ein Mangel an Holz bzw. Holzkohle Massenstahlherstellung. Sie wurden erst in jüngerer Zeit durch ~ie im Sauerstoff-Aufblas-
und Erzen spürbar. - Der entscheidende Fortschritt im Eisenhüttenwesen setzte ein, als die und Elektro-Lichtbogen-Verfahren erschmolzenen Stähle abgelöst. Beim Sauerstoff-Aufblas-
Verhüttung des Eisenerzes durch Steinkohle gelang und die Dampfmaschine erfunden und tech- Verfahren (u.a. LD-Verfahren; LD;Linz-Donawitz) wird durch eine wassergekühlte Lanze tech-
nisch ausgereift war (doppeltwirkende Dampfmaschine von J. WATT, 1736-1BI9). Diese Ent- nisch reiner Sauerstoff auf das flüssige Roheisen im Konverter geblasen. Die Verunreini-
wicklung vollzog sich zunächst allein in England, das aufgrund seiner bürgerlich-demokra- gungen verbrennen vollständiger und in kürzerer Zeit; der Stahl ist wesentlich reiner als
tischen Verfassung günstige Voraussetzungen für intensive privatwirtschaftliche Entfaltun- der THOMAS-Stahl und genügt damit den von der Schweißtechnik geforderten höheren Qualitäts-
gen bot und das zudem als beherrschende Kolonialmacht über große Reichtümer verfügte. ansprüchen. Die bezüglich Reinheit und exakter Legierungseinhaltung hochwertigsten Stähle
(Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter in den Berg- und Hüttenwerken waren von werden im Elektroofen erschmolzen; die Elektrostahl-
800
Ausbeutung, Rechtlosigkeit, Fehlen jeglicher sozialer Sicherheit, d.h. allgemeiner Ver- ------~ erzeugung nimmt relativ stärker zu als die Gesamt-
elendung gekennzeichnet. Dieser Zustand besserte sich entscheidend erst mit Beginn des ~ .... rohstahlerzeugung (Bild 4). Im Elektroofen wird
Gesamtstah lerzeu 9un9
20. Jhds.) Mit der zunehmend massenhaften Verfügbarkeit von Eisen und der sich hieraus ent- 1969 .. 1979 Anstieg: 1,8 0/0 durch Kohleelektroden ein Lichtbogen zur Schmelze
wickelnden Schwerindustrie und praktisch aller von ihr abhängigen Techniken und Wirtschafts- <= gezündet, wodurch sehr hohe Badtemperaturen ent-
formen, sowie aufgrund weiterer Erfindungen (Elektrotechnik, Großchemie) , änderte sich das ;;'200
<=
EIe ktrostah lerzeugung stehen. Durch das Fehlen einer oxidierenden Flamme
::>

-~
Leben in den Industriestaaten auf allen Ebenen grundlegend und führte zu neuen gesellschaft- ""
..,N
::> kann der Abbrandverlust bei den Legierungsmetallen
lichen und politischen Strukturen ("Industrielle Revolution"); das galt auch für alle Be- :;; 100 gering gehalten werden.
reiche der Wissenschaften: Die Technik erhielt eine wissenschaftliche Fundierung, es ent- ~ 80 - Die Tabelle in Bild 5 vermittelt einen Dberbl ick
standen die Ingenieurwissenschaften und das technische Schul- und Hochschulwesen. - Der L
t; 60 l 9+69-71--7....
1---f72-7....
3--+H-7....
S-76---f77-7....
8-::':"79 über die Roheisen- bzw. Rohstahlerzeugung der
0
erste mit Koks betriebene Hochofen wurde 1735 in Betrieb genommen, A. DARBY II (1711-1763), letzten 120 Jahre. Die Zahlen sind ein Spiegelbild
in Deutschland sehr viel später, 1796 in
Bild 4 der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung
Gleiwitz. Diese Technik verdrängte den Holz- in den einzel-
kohleofen bis Anfang des 19. Jhds. voll- Roheisen-/Rohstahlerzeugung in Mill t nen Ländern. -
ständig. Durch dampfgetriebene Gebläsema- 1866 1876 1900 19S6 1981 Die Unterschie-
schinen, Vorschaltung von Winderhitzern Gronbritannien 4.6 6.6 9,1 13,4 9,6 lS,S de in der Roh-
Oeutschland 1,0 1,6 7,S 23,0 31,9 41.6
(1828) und Nutzung der Gichtgase zu deren 21,1
eisenerzeugung
Frankreich 1.3 1.4 1.7 11.S 17.3
Heizung wurde die Hochofentechnik stetig 2,4 1l,Jl 6~9 66.S 111.4 (mittel s Hoch-
USA 1.2
effizienter (Bild 1). - Die Stahlherstellung Runland (UdSSR) Q3 0,4 2,9 3S,8 107,4 lSQO ofen) und der
wurde gleichfalls verbessert, zunächst durch Japan - - - 6,3 8QO 101.7 Rohstahlerzeu-
sonst. 1,1 1,9 48 32,S 188,3 269,1.
die Herstellung von Tiegelstahl (1740) und S01,O 71fi7 gung des Jah-
Summe ~S 143 41,0 191,4
dann durch die Erfindung des Puddelofens Roheisen Rohstahl res 1981 lassen
Bild 2 Puddelofen durch H. CORT (1740-1800). Im Puddelofen Bild 5 Rohstahlabsatz 1989: 786Mlll.t. erkennen, welch
wurde das im Hochofen gewonnene Roheisen durch bedeutender
Zufuhr hoch erhitzter Luft unter ständigem Um- Schrottanteil (gemeinsam mit dem Roheisen) inzwischen beim Sauerstoff-Aufblas- und Elek-
rühren mit langen Hakenstangen von Silicium, troofen-Verfahren erschmolzen wird. Bei der Schrottversorgung wird bis Anfang der neunzi-
Mangan und Kohlenstoff befreit: Nur die Flamme ger Jahre mit erheblichen Engpässen und mit einem hohen Ankaufbedarf außerhalb der EG ge-
des Brennstoffs, nicht der Brennstoff selbst, rechnet *.
hatte Kontakt mit dem.Eisen (Bild 2). In In der Bundesrepublik Deutschland betrug der Umsatz 1983 z.B. 42 Mrd. DM, erwirtschaftet
Deutschland wurde der erste Puddelofen im Jah- von ca. 230 000 Beschäftigten in 164 Betrieben und 57 Hochofenanlagen (davon allerdings
re 1824 in Betrieb genommen. Das gezielte Le- nur 36 in Betrieb); Rohstahlerzeugung ca. 36 Mill. t.
gieren des Stahls wurde zunehmend beherrscht. i
* Die Welt-Stahlproduktion wird heute (1988) zu 50% aus Schrott erschmolzen.
1856 wurde von H. BESSEMER (1813-1899) der Ge- BESSEMER-Birne um 1900
Bild 3
- 22 - - 23 -
2.2 Eisenerz .2...J....1.-Ho c ho f en Rroz e ß_
Eisen ist mit einem Anteil von ca. 4,5% an den Elementen der Erdrinde reichlich vorhan- Im Hochofen wird Roheisen aus Eisenerz durch Zufuhr von Reduktionswärmeenergie unter Ver-
den, es tritt praktisch nur in gebundener Form ~ls Eisensulfid (Pyrit), Eisenkarbonat brennung von Koks hergestellt. Im Laufe der Zeit ist es durch verbesserte Mölleraufberei-
(Siderit) und am häufigsten als Eisenoxid in unterschiedlichen Verbindungen, gemeinsam tung gelungen, den Bedarf 'an Kokskohle je Tonne Roheisen von 1000kg (um 1900) auf 500kg
mit der Gangart (Kieselsäure, Tonerde, Kalk u.a.) auf. Die technisch wichtigsten, abbau- herunterzudrücken. Bei einer jährlichen Roheisenproduktion von beispielsweise 40 Mill.
würdigen oxidischen Eisenerze sind: Tonnen werden demnach ca. 20 Mill. t Koks im Jahr benötigt, dazu müssen 27 Mill. t Stein-
Spateisenstein (Siderit) FeC0 3 Eisengeha1t: 30 - 50 % kohle aufbereitet werden (außerdem sind dazu 80 Mill. t Erz und 20 Mill t Zuschläge er-
Brauneisenstein (Limonit) 2Fe 20 3 · 3H 20 30 60 % forderlich).
Roteisenstein (Hämatit) Fe 2 0 3 30 - 70 % Nutzinhalt und Leistung der Hochöfen wurden ständig gesteigert von max ca. 900m 3 (1930)
Magneteisenstein (Magnetit) Fe 2 0 4 45 75 % über 1800m 3 (1960) auf 3600m 3 (1970); im letztgenannten Fall mit einer Leistung von ca.
9200 t/Tag. Die größten öfen haben eine Höhe von ca. 35m; sie wurden ehemals als Gerüst-,
Küste Die über die Erde verteilten Erzlager haben jeweils
typische Eigenschaften. - Die überwiegende Menge der I ,----"'-U @
in den Hütten der Bundesrepublik Deutschland verarbei-
teten Erze kommt über See; im Jahre 1980: 40 Mill. t
(16), davon 31 (12)% aus Afrika, 57 (44)% aus Amerika
und der Rest sonstige (Klammerwerte 1960). - Bild 6
zeigt die regionale Verteilung der Stahl industrie in
der Bundesrepublik Deutschland. 1960 entfiel ein An-
teil von 85% der Rohstahlerzeugung auf 22 rechtl ich
selbständige Unternehmen. Seitdem wurden diverse Werke
zu Unternehmensgruppen zusammengelegt, um Investitions-
schwerpunkte zu bilden und eine hohe Auslastung der
Großanlagen zu erreichen. Im Jahre 1980 erzeugten sie-
Bild 6 ben Unternehmensgruppen 80% des Rohstahls. Infolge
weltweiter Oberkapazitäten steckt die Stahl industrie seit Jahren in der Krise. Infolge
Produktionsrückgangs und verstärkter Rationalisierung sind in der EG in den zurückliegen-
den 10 Jahren (zwischen 1973 bis 1983) 300 000 Stahl arbeiter entlassen worden, in der
Bundesrepublik Deutschland ca. 90 000. Diese Entwicklung ist noch keineswegs abgeschlossen,
gleichwohl hat sich die Wirtschaftslage der Stahl industrie seit 1984/85 etwas entspannt.
Auch wurde erkannt, daß die in der Hochkonjunktur entstandenen Größtaggregate in Zeiten
schwankender Stahl nachfrage wegen ihrer Unflexibilität nicht das Optimum darstellen. Man
geht daher wieder stärker zu kleineren Einheiten finanzierbarer Größenordnung über und Bild 7 heute als selbsttragende gerüstlose öfen gebaut •
betreibt den Umbau vorhandener Anlagen mit integrierter Teilerneuerung [8]. Dabei steht ..h. 200· C
Die Ausmauerung besteht aus hochfeuerfesten Stei-
die Automatisierung der Prozeßführung der Anlagen mittels Computer weiter im Vordergrund [9]. Gicht nen, auch deren Standdauer konnte bedeutend ge-
Trocknen,
2.3. Verhüttung_ Vorwärmen, steigert werden [10].
2.3.1 Aufbereitung_ Auflockern Bild 7 zeigt einen schematischen Schnitt durch
Vor der Erschmelzung der Erze bedarf es ihrer Aufbereitung, hierbei sind zwei Aufgaben *-400·C _ J-- eine Hochofenanlage: Aus den Vorratsbunkern
zu lösen: Anreicherung des Eisenanteils und Stückigmachung: Das Erz wird gebrochen, ge- Indirekte wird der Hochofen mit Erz, Zuschlägen und Koks
siebt und durch waschende oder magnetische Aufbereitung möglichst weitgehend von der Gang- Schacht Reduktion Ci)
CI)~C2) über die Gichtglocke schichtweise
art getrennt, anschließend wird es geröstet (H 2 0 und CO 2 entweichen). Die nach Vermahlen *-900·L "- durch CO beschickt. In der Gicht ~ und im oberen Teil
entstandenen Fein- bis Feinsterze werden entweder pelletriert (d.h. zu 10-15mm dicken Kü-
gelchen getrocknet) oder gesintert (zu Brocken zusammengebacken). Das Ergebnis dieser Auf-
~ Kohlensack 1-sk1200·C
I-
Kohlungszone
Oirekte Re-
des Schachtes ~ tritt eine Erwärmung des Gu-
Rast ~1400·C _l- duktion durchC tes auf ca. 400°C und damit dessen vollständige
bereitung ist ein stückiges, poröses, eisenreiches Erz; aus diesem wird, gemeinsam mit den r Schmelzzone Trocknung ein, vgl. auch Bild 8. Beim weiteren
Zuschlägen, als sogen. Möller, Eisen erschmolzen. Die Zuschläge dienen dazu, die im Erz ~~1600.C Absacken des Gutes wird das Eisenoxid durch das
enthaltenen Verunreinigungen (aus der Gangart) in eine leichter schmelzende Schlacke zu aufsteigende Kohlenmonoxid (CO) infolge der im
überführen. Ist die Gangart sauer (z.B. Quarz), werden Kalk oder Dolomit, ist die Gang- Bild B Vergleich zum Eisen höheren Affinität des Koh-
art basisch (z.B. Kalk), werden Tonschiefer, Granit oder andere kieselsäurehaltige Mine- lenstoffs zum Sauerstoff reduziert. Im Kohlensack CZ) und in der Rast ~ wirkt der Koh-
ralien zugeschlagen. Derartige Zuschläge werden ggf. später auch noch im Stahlwerk beige- lenstoff bei 900 bis 1400°C direkt als Reduktionsmittel .
geben. - Der im Hochofen benötigte Hüttenkoks wird in Kokereien durch Erhitzen von nassem Die erste, indirekte Reduktion durch CO umfaßt bereits etwa 80 bis 85% des gesamten Ver-
Kohlenklein auf 850 bis 1000°C erzeugt; dabei werden wertvolle Nebenprodukte wie Gase, hüttungsprozesses: 3Fe 0 +CO - 2Fe 3 0 4 +C0 2
Teer, Benzol gewonnen. 2 3
Fe 3 0 4 +CO - 3FeO+C0 2
FeO+CD - Fe+C0 2
- 24 - - 25 -
Die anschließende direkte Reduktion durch C läuft nach folgenden Reduktionsgleichungen Nach der chemischen Zusammensetzung werden die
ab: 3Fe 2 0 3 +C - 2Fe 3 04 +CO Stähle in
Fe 3 D4 +C 3FeO+CO unlegierte und legierte
c:
FeO+C - Fe+CO
Durch die Aufnahme von Kohlenstoff sinkt der Schmelzpunkt des Eisens. Im Gestell (2) sam-
Eisenerz
.z und nach den Verwendungseigenschaften in
'" Grundstähle, Qualitätsstähle und Edelstähle
. .
"'CI
c: ";:C
meln sich flüssiges Roheisen und die darauf schwimmende, ebenfalls flüssige Schlacke. ~ o

Die Schlacke fließt kontinuierlich ab @ und bildet die Grundlage für Stückschlacke,
'0 c: ... ei ngetei lt .
"'"c=~ "~
d = Nach der Erschmelzungsart im Stahlwerk werden
Hüttensand, Hüttenbims und Hüttenwolle. Das flüssige Roheisen wird alle 2 bis 4 Stunden "'"'CI c:
Überschun ~ ~ Rohstahl ~ unterschieden:
abgestochen (jJ). Der Hochofen wird kontinuierl ich ohne Unterbrechung (5 bis 10 Jahre)
betrieben. Die Heißgase durchdringen die Feststoffe im Hochofen von unten nach oben nach _s_au_~_~_st_o_ff_+:>_;;;
__ l+ '":>_~ _ _St_a_h_l_
1) Blasstahlverfahren (Blasfrischen) :
a) Windfrischverfahren (THOMAS-Verfahren:
dem Gegenstromprinzip und werden als stark staubhaltige Gichtgase abgesaugt, gereinigt
Überschun ~ Thomasstahl (Th)
und einem der bei den Winderhitzer zugeführt @, @; hier verbrennen sie @ und hei- an b) Sauerstoff-Aufblasverfahren:
zen dadurch die Speichersteine des Winderhitzers auf, anschließend gelangen sie als Ab- Kohlenstoff Roheisen
--,-..,...,...--;----, Oxygenstahl
gase in den Schornstein @. Gleichzeitig wird Luft @ durch den anderen (aufgeheiz- I
Hochofen I Stahlwerk 2) Herdofenverfahren (Herdfrischen):
ten) Winderhitzer geblasen ~, hier aufgeheizt und als Heißwind in Höhe der Rast über Bild 9 a) SIEMENS-MARTIN-Verfahren:
die Heißwind-Ringleitung GJV mit ca. 1000 bis llDO°C und ca. 3,5 bar in den Hochofen ge- Siemens-Martin-Stahl (SM)
drückt. Die den hohen Temperaturen ausgesetzten Teile des Ofens werden durch Wasser ge- b) Elektroverfahren:
kühlt.
Elektrostahl (ERO)
Das Hochofenroheisen hat einen C-Gehalt von 3 bis 4% und weitere Beimengungen wie Si,
In der Bundesrepublik Deutschland betrug der Anteil der verschiedenen Erzeugungsverfahren
Mn, S, P.
in Prozent:
2.3.3 Direktreduktion~rozeß Aus dieser Statistik geht hervor, daß bis
Die Direktreduktionstechnik, die ohne Koks auskommt, wurde nach jahrzehntelanger Ent- Thomasstahl 43,7 7,0 zum Jahre 1960 das THOMAS- und SIEMENS-
wicklung inzwischen großtechnisch eingeführt; Hauptenergieträger sind Kohle, Erdöl und Siemens-Marti n-Stahl 47,2 21 ,2 9,9 MARTIN-Verfahren bestimmend waren. Wegen
Erdgas. Die Direktreduktionsanlagen bestehen im wesentlichen aus dem Gasumformer, dem EI ektrostahl 6,4 10,0 14,0 des hohen P- und N-Gehaltes konnte Thomas-
Reduktionsofen und diversen Transportsystemen. Im Gasumformer wird das Synthesegas aus Oxygenstahl 2,5 61 ,8 76,1 Stahl die steigenden Anforderungen einer
der Reaktion von Kohle, Erdöl oder Erdgas mit Wasserdampf bei hohen Temperaturen in Form Tiegelstahl u.a. 0,2 ausreichenden Schweißbarkeit nicht erfüllen
eines Gasgemisches aus Wasserstoff und CO hergestellt (CH 4 +1/2.0 2 -2H +CO). Dieses Gas 100 100 100 und wurde daher überwiegend durch den im
2
wird in den mit Erz aufgefüllten Schachtofen geführt, wobei es den Sauerstoff aus dem Sauerstoff-Aufblasverfahren erschmolzenen Oxygenstahl ersetzt. Die P- und N-Gehalte be-
Erz aufnimmt. Diese Direktreduktion läuft bei relativ geringen Temperaturen ab (1000- tragen:
1100°C); es fällt kein flüssiges sondern festes, poriges Roheisen an, das als Eisenschwamm Thomasstahl 0,050-0,080% 0,010-0,025%
bezeichnet wird und einen Eisengehalt bis 95% aufweist; der Eisenschwamm verläßt den Ofen Oxygenstahl 0,050% 0,010%
nach Kühlung mit 35°C und wird in Silos zwischengespeichert. Es existieren verschiedene
2.4.2 Verfahren der Erschmelzung_
Verfahrensvarianten (Hyl-, Midrex-, Armco-, Purofer-Verfahren u.a. (11-13]). Wie in Abschnitt 2.1 erläutert, haben sich im Laufe der Jahrzehnte unterschiedliche
Auf der Basis des Direktreduktionsprozesses werden heute sogen. Ministahlwerke betrieben, Frischverfahren herausgebildet. Deren Technologie befindet sich auch heute noch in stän-
da sie bereits bei geringer Betriebsgröße wirtschaftlich sind (ca. 1000 t und darüber). diger Entwicklung; dabei kommt der Einführung computergesteuerter und überwachter Leit-
Deshalb ist die Technik insbesondere für Entwicklungsländer mit hohem Erdöl- und Erdgas- systeme der einzelnen Verfahrensschritte die größte Bedeutung zu. Das gilt für die Hoch-
aufkommen interessant; der Anteil an der Weltproduktion ist gleichwohl noch sehr gering. ofen-, Stahl- und Walzwerktechnik insgesamt. Ziel hierbei ist eine genaue Einhaltung
Ein Vorteil des Verfahrens ist auch, daß das Eisen keinen Kohlenstoff und Schwefel (wie der vorgegebenen Rezepturen, Minimierung des Rohstoff- und Energieeinsatzes und genaue
beim Hochofenprozeß) aufnimmt, dafür enthält der Eisenschwamm vergleichsweise hohe andere Einstellung der Produkte bezüglich Menge, Abmessungen und Qualität.
Verunreinigungen.
a) THOMAS-Verfahren (Bild 10a)
2.4 Erschmelzung und VergJJUUulg_ I;;-;;~;bi;-n~förmi;;n-:--;u~g-;futterten,kippbaren Konverter (max Leistung ca. 90t) wird
2.4.1 Zur technologischen Entwickl~ der Erschmelzung~verfahren vom Boden her Luft oder mit Sauerstoff angereicherte Luft (zur Minderung des N-Gehaltes)
Das durch Verhüttung im Hochofen gewonnene Roheisen ist wegen des hohen 3 bis 4%igen C- durch das flüssig eingebrachte und durch Kalkzuschläge ergänzte Roheisen hindurchgeblasen.
Gehaltes und der anderen Beimengungen weder schmiedbar noch schweißbar; Roheisen bildet Durch Oxidation (von C) und Verschlackung (von Si ,P) wird Wärme frei, d.h. es entsteht
nur das Ausgangsprodukt für die Gewinnung von Stahl. Dasselbe gilt für den Eisenschwamm. Stahl ohne zusätzliche Wärmezufuhr. (Reines Sauerstoffblasen scheiterte beim THOMAS-Ver-
Schrott wird direkt in den Stahlwerken (ohne erneut im Hochofen erschmolzen zu werden) fahren wegen der zu hohen Temperaturen.) Das THOMAS-Verfahren setzt als erforderlichen
verarbeitet. Rohstahl wird durch Frischen von Roheisen, d.h. durch die teilweise oder Wärmeträger ein relativ phosphorhaltiges Roheisen voraus (1,8 bis 2,5%P). Während des
vollständige Oxidation von Kohlenstoff einerseits und der Begleitelemente wie Si- Blasens steigt mit abnehmendem Gehalt der Begleitelemente der Schmelzpunkt des Roheisens;
licium, Schwefel, Phosphor u.a. Begleiter andererseits, gewonnen. Wie Bild 9 zeigt, die entstehende Wärme ist erforderlich, um das Schmelzbad flüssig zu halten. Durch Zu-
wird das Roheisen im Hochofen durch Reduktion, der Rohstahl hingegen im Stahlwerk durch gabe von Kalk wird über die basische Schlacke Phosphor und ein Teil des Schwefels ge-
Oxidation erhalten. An die Rohstahlgewinnung schließt sich die Desoxidationsphase (kon- bunden. Der Abstich erfolgt nach ca. 30 Minuten Blaszeit.
tinuierlich) an, um den sich beim Frischen im Stahl angereicherten Sauerstoffüberschuß
abzubauen: Da Stahl bei einem Sauerstoffüberschuß von 0,03 Gewichtsprozent versprödet
und bei mehr als 0,07% sogar rotbrüchig wird, muß der gefrischte Stahl desoxidiert wer-
den.
- 26 - - 27 -
Füllen .s!..2...!.l~~::..!J.<J:I.!l?Q.gen-krfa~~ W!..i. J..9<!.2
Entleeren
Der Ofen wird mit vorgefrischtem Stahl und Schrott, Schrott allein oder Eisenschwamm und

dJO
Roheisen Zutritt
der
Druckluft
Schrott sowie Zuschlägen beschickt und dieser Einsatz in elektrischen Lichtbögen erschmol-
zen (3500°C). Der Ofen hat drei Graphitelektroden und eine feuerfeste Ausmauerung, die
in jüngster Zeit oberhalb der Schmelze und im Deckelbereich durch wassergekühlte Elemente
ersetzt wird, wodurch die Anzahl der Schmelzen erhöht werden konnte. Der Ofen ist kippbar,
die Ofengröße beträgt bis zu 200t Einsatz, die Abstichzeit konnte von 3 bis auf 1,5 Stun-
den verkürzt werden. Die "kalten" Zonen innerhalb des Ofens we,den mit Erdgas oder öl-
a) THOMAS-Verfahren Sauerstoffbrennern befeuert. Durch Schrottvorwärmanlagen konnte die Ausbringung weiter
gesteigert werden. Neben der Erschmelzung von hochlegiertem Qualitätsstahl wird mittels
Frischen des Elektroverfahrens zunehmend auch Massenbaustahl erzeugt, insbesondere im Zusammenhang
c) SIEMENS - MARTlN-Verfahren
1\:1 Ü' mit der Eisenschwammtechnologie (Abschnitt 2.3.3) [15].
2.4.3 Verfahren der V~g~g__
Es werden Block- und Strangguß unterschieden.
~tJ3J.~c...!:]JJJ~JBi 1d 12)
Der flüssige Rohstahl wird in Formen von
Schlackenentladung
quadratischem, rundem oder ähnlichem

~:~
Querschnitt (gußeiserne Kokillen) zu Roh-
stahlblöcken oder -brammen vergossen, da-
bei wird fallender Guß (Teilbild a) und
steigender Guß, auch Gespannguß genannt,
(Teilbild b) unterschieden. Vom frischen-
d) Elektro - Lichtbogen - Verfahren
b} Sauerstoff-Aufblas-Verfahren b} den Oxidationsprozeß her ist im Rohstahl
_____L-- 1--_ Sauerstoff in gelöster Form vorhanden,
Bild 10 Bild 12
~0~e~t~f-Au~ asverfahren JJl!..!j JJlbl dessen Löslichkeit beim Abkühlen sinkt.
Durch eine wassergekühlte Lanze aus Kupfer wird von Der sich dadurch ausscheidende Sauerstoff reagiert
oben technisch reiner Sauerstoff mit hohem Druck mit dem im Stahl vorhandenen Restkohlenstoff zu CO.
Am Blockrand erstarrt zunächst reines Eisen. Im Zuge

~
von 5 bis 10 bar auf das Schmelzbad aus Roheisen,
Schrott und Zuschlägen im ausgefutterten Konverter der weiteren Abkühlung werden die Verunreinigungen mit
(max Leistung bis 420t) aufgeblasen. Während beim dem "auskochenden" Gas ins noch flüssige Blockinnere
THOMAS-Verfahren der Stahl beim Luftverblasen mit getrieben. Es tritt eine Entmischung innerhalb des
Anreicherungen
Stickstoff angereichert wird, kann der Stickstoff- von S,P und C; Blockes ein, man spricht von unberuhigtem Vergießen.
gehalt beim Sauerstoff-Aufblas-Verfahren gering ge- gg f. Sch lacken- Der Querschnitt des Blockes weist nach dem Abkühlen
halten werden (s.o.). Das ist der entscheidende einschlüsse und unterschiedliche Gehalte an Begleitelementen auf:
Blasen Blockseigerung.
Vorteil! Es tritt im Schmelzbad bei bis zu 1600°C
eine heftige Oxidation ein, wodurch die Abstichzeit Durch Zugabe von Desoxidationsmitteln wie Si, Mn und
im Vergleich zum THOMAS-Verfahren auf bis zu 10 bis r - -" Al wird der Sauerstoff gebunden und die Seigerung un-
20 Minuten gesenkt werden konnte. In diesem Umstand Bild 13 a) b} terdrückt, man spricht von beruhigtem Vergießen. Die
und in den gesteigerten Konvertergrößen liegt ein Schweißbarkeit eines Stahles wird von Art und Verlauf
weiterer entscheidender Vorteil gegenüber dem THOMAS-
Verfahren (bei gleichzeitig höherer Stahlqualität).
Bild 11 zeigt einen Konverter mittlerer Größe [14].
Die jährliche Erzeugungsleistung je Konverter konnte
von 200 OODt im Jahre 1961 über 750 OOOt (1970) auf 1 200 OOOt im Jahre 1980 gesteigert Gießbühne
werden, wobei die Bundesrepublik Deutschland eine Spitzenstellung einnimmt.
_~.L.?!.i.MQlS-MART~::.!erfah~~.J~!..i.J....0~)_
In den muldenförmigen, aus feuerfester Ausmauerung bestehenden Herd wird flüssiges Roh- d~';=-~ ...-- Brennschneidemaschine
eisen oder (auch ggf. gemischt) kalter Einsatz (kaltes Roheisen, Schrott) und Zuschläge
(Kalk) eingebracht; Gas und Luft werden nach getrennter Vorwärmung bei hohen Flammtempe-
raturen (1700°C) verbrannt und der Einsatz über die Schlacke durch die oxidierende Wir-
_ _ _ _ _ _ --r_
kung der Flammgase gefrischt. Die Stickstoffaufnahme ist gering, es lassen sich Stähle
hoher Qualität erzeugen. Fallweise wird Eisenerz als Sauerstofflieferant zugegeben. Die
Bild 14
Abgase heizen die jeweils andere Luft- bzw. Gaskammer auf. Brennstoffbedarf und Abstich-
zeiten liegen relativ hoch; das ist der Grund, warum das SIEMENS-MARTIN-Verfahren vom
Sauerstoff-Aufblas-Verfahren und Elektroverfahren zunehmend verdrängt worden ist.
- 28 - - 29 -
der Beruhigung entscheidend beeinflußt, und zwar hinsichtlich Grundgefüge des Stahles, Walzkraft Glatte Walzen Kaliberwalzen vgl. Bild 18; In den Fällen a und b
Verteilung von S, P, C und Mn innerhalb des Blockes und damit innerhalb des Walzproduk- spricht man von Quadrogerüsten. Durch

i
berwalze Walz ballen
tes (Bild 13), Menge und Verteilung der Schlac~en, Ausbildung von Blasen (Poren) und Lun-
kern. Lunker sind im oberen Teil des Blockes sich bildende Hohlräume, bedingt durch die
beim Abkühlen eintretende Schrumpfung; der Kopf des Blockes muß bis zur Tiefe des Lunkers
vor dem Auswalzen abgetrennt werden; vgl. wegen weiterer Einzelheiten Abschnitt 2.6.4.4.
Walz-
gut.
- ~
~
Unterwalze
a) b)
:litt c)
Mehrfachwalzen läßt sich die Blech-
dickentoleranz gering halten, was
insbesondere für Feinbleche wichtig
ist (Trapezbleche). Es werden glatte
!.L.?tra...'1.gJl.u~ (Bild 14) Bild 17 und kalibrierte Walzen unterschie-
Der flüssige Rohstahl wird in eine Verteilerpfanne gegossen, aus der er dann in eine oder den, vgl. Bild 17b/c. Bei den Kali-

Wa.
mehrere wassergekühlte Kupferkokillen fließt. Bild 14 zeigt eine Bogengießanlage (älterer brierwalzen durchläuft das Walzgut die ein-
Bauart). Die Querschnittsform der Kokillen ist von der beabsichtigten Gestalt des Strang- zelnen Kaliber in mehrere~ aufeinander fol-
gußhalbzeuges abhängig. Der außen durch Kühlung erstarrende ("endlose") Strang wird nach genden Stichen, bis zum fertigen Profil. Es
Verlahrenswege: unten abgezogen und kontinuierl ich nachgegossen. Es lassen werden offene und kontinuierliche Walzstraßen

.~-+-=
I Ha Hb sich nur beruhigte Stähle strangvergießen. Das Halbzeug betrieben; bei den zweitgenannten sind die
Blockgie"en wird in Form von Blöcken, Brammen, Knüppeln oder Rohprofi- . . Walzgerüste hintereinander angeordnet, in
Stranggie"en,

I
len in Anlehnung an das künftige Fertigprofil gewonnen, da-
a)
b) jedem Gerüst wird nur ein Stich gewalzt.
- _.•. M durch läßt sich die Zahl der Walzstiche für das Walzprofil
merklich senken (Bild 15 [16]). In der hiermit verbundenen
Bild 19 zeigt das Schema eines Walzgerüstes
(älterer Bauart) für offene Walzung. Univer-
RohprofIl RohprofIl Kosteneinsparung 1iegt der wesentl iche Vorteil des Verfah- salstraßen verfügen über Universal gerüste
Rohplolil rens, auch entfällt die Lunkerbildung des Blockgusses und mit Horizontal- und Vertikalwalzen; hiermit
29 Stiche l6S\iche 5 Stiche der hierdurch bedingte "Kopfschrott". Die Verringerung des werden l.B. parallelflanschige I-Träger und
H- -H ~ Abfalls beträgt ca. 10%. Auch erhält man Produkte mit gleich- Breitflachstahl gewalzt (Bild 20).
Vorprolil Vorprolil Vorprofil mäßigerer Vertei 1 ung der chemi schen Bestandtei 1e über die Die Walztemperatur liegt zwischen 1250 und
7Stiche 7Stiche 7Stiche Breite, Dicke und Länge. Allerdings sind die Produkte nicht 900°C. Die im Blockguß entstandenen ROhblöcke
-H-- 8- . H-.
Fertigprolil Ferli9profil Fertigprolil
völl i g se i gerun gs frei, vi e 1mehr ist ei ne gewi s se Mitten se i-
gerung innerhalb des Querschnitts typisch, z.B. in Form von
werden zunächst im Tiefofen abgesetzt, wo
d) sie sich temperaturmäßig ausgleichen können.
Bild 15 Mangansulfidanreicherungen. Der Seigerungsgrad der nach mo- Hier werden sie auf Walztemperatur gehalten
derner Technologie stranggegossenen Produkte ist indes sehr Bild 18 bzw. gebracht. Dann werden si~ auf Block-,
gering. 1980 wurden in der EG ca. 45% des Stahles stranggegossen; die Umstellung auf Brammen-, Knüppel- oder Platinenwalzen zu
Strangguß ist in vollem Gange [17,18J. In der Bundesrepublik Deutschland betrug der Strang-
gußanteil im Jahre 1984 65%, im Jahre 1990 wird mit 75% gerechnet.
2.4.4 Legierung_
Die Legierung der Stähle mit Legierungsmetal-
100 Sonstiges len geschieht im Zuge der Erschmelzung bzw.
0/0 nach deren Abschluß oder bei gewissen Stählen
Feuerfeste Stoffe
während separater Erzeugungsphasen vor dem
Chemie Verguß. Bild 16 zeigt den Anteil der Legierungs-
50 Galvan. Indust. elemente in Abhängigkeit von der Verbrauchs- /

Bild 19 unterschiedlichem Halbzeug ausge-


Hartmetall struktur [19J; das nicht mit aufgenommene Man-
gan sowie Molybdän, Vanadium, Niob werden mit walzt. Das unmittelbar sich da-
Legierungen
ei nem Antei 1 von 80% und mehr von der Stahl i n- rauf anschl ießende Auswal zen be-
Metall u. Legier.
o Mo Ni Cr W Co V Nb dustrie verarbeitet. Aus der Sicht des Stahl- zeichnet man als einhitziges Wal-
Metall zen. La. wird zweihitzig gewalzt,
baues kommen legierte Stähle vorrangig in Form
Bild 16 Stahl u. Eisen hochfester Feinkornbaustähle vor, vgl. Ab- d.h. das Vormaterial wird in einem
schnitt 2.7.3. Legierte Stähle sind solche, Warmlager zur Abkühlung ausgelegt.
deren Gehalt an einem oder mehreren Legierungselementen bestimmte Werte übersteigt, z.B. Das geschieht in jedem Falle bei
Al 0,20%, Cr 0,30%, Mn 1,65%, Si 0,60% (Schmelzanalyse). dem mittels Strangguß erzeugten
Hauptgerüst Nebengerüste Vo rm a t e r i al. 0a s Ma t er i al wir dan-
a) b)
2.5 Fertigerzeug~
Bild 20 schließend wieder aufgeheizt und
2.5.1 Warmwalzung_
in dieser Hitze zum Endquerschnitt (Flach- oder Formprofil ) ausgewalzt. Beim zweihitzigen
Von dem erschmolzenen Rohstahl werden z.Zt. etwa 90% ausgewalzt. Beim Walzen wird das Walzen können Güte und Maße besser und strenger eingehalten werden, auch ist eine gere-
Material beim Durchgang (Stich)durch die Walzen gestaucht. Dünnere Walzen strecken das gelte Temperaturführung möglich (mit einer angestrebten Walzendtemperatur von 900 bis
Walzgut besser als dicke, auch ist die Walzkraft geringer (Bild 17a). Dafür treten in 960°C) [20,21].
dünnen Walzen größere Durchbiegungen auf, deshalb werden breite Walzen (insbesondere
Für das Walzen nahtloser Rohre wurden spezielle Verfahren entwickelt [22,23J; sie nehmen
Breitbandwalzen für das Auswalzen von Blech und Band) durch Stützwalzen ausgesteift; von einer dickwandigen Rohrluppe ihren Ausgang. Im wesentlichen werden das Loch- und das
- 30 - - 31 -
strecken. Sie entstehen i.a. als Folge ausgewalzter Lunker oder
Blasen und lassen sich nur mittels Ultrabeschallung ausloten.
Tonnenwalze
(Dasselbe gilt, wenn das Walzgut beim Walzen zu stark abgekühlt
war; auch dadurch können ausgedehnte, nicht voll verschweißte
Bereiche entstehen. Diese Gefahr besteht insbesondere an den Rän-
(' dern von Breitflachstählen. Wie bei den Dopplunge~, handelt es
sich um mangelhaftes Materiall.
Großflächige nichtmetall ische Einschlüss~ in Form von Oxiden und
a) Bild 23 Sulfiden haben ebenfalls eine Werkstoffschwächung in Dickenrich-
tung zur Folge (Abschnitt 8.4.4.4). In allen diesen Fällen sind Kon-
Bild 21
struktionen dann besonders gefährdet, wenn Teile in Dickenrichtung auf Zug beansprucht
Streckverfahren unterschieden.
werden (Bild 23) .
Bild 21 zeigt das Auswalzen mittels

.fl-=·: : :; ,I~'.-Iiiiiiiiiiiii...P
Neben dem Warmwalzen gibt es die Technik des Ziehens, insbesondere von Draht zur Her-
Tonnen-, Scheiben- und Kegelwalzen.
stellung von Seilen (Abschnitt 16). - Schließlich werden Warmumformungen mittels Freiform-
Die so entstehenden Rohre werden
schmieden (Schmiedehämmer und -pressen) oder Gesenkschmieden (komplizierte Werkstücke,
..
· a) i .a. noch einer Streckwalzung unter-
z.B. Kurbelwellen) durchgeführt. Beim Walzen wird der Werkstoff geknetet und erhält eine
zogen. Am bekanntesten ist das Pil-
zeil ige Struktur, beim Schmieden wird er geschlagen.
gerschrittwalzen; hierbei handelt
«.' Rohr
Pilgerwnlze
Hülse
es sich um einen diskontinuierli-
chen Walzvorgang: Der Kaliberteil
2.5.2 Warmwalzerzeug~
Es werden im wesentlichen Unterschieden: Flach-, Profil- und Hohlprofilerzeugnisse
2 kneift eine bestimmte Menge ab Flach~~~~e: Bleche und Band. Blech wird in ebenen Tafeln in meist quadratischer

(Bild 22a), dann wird die Hülse oder rechteckiger Form geliefert; die Kanten sind roh oder beschnitten. Blech wird i.a.
b)
auf Fertigteildicke zum Rohr aus- in Längs- und Querrichtung ausgewalzt. Nach der Blechdicke s werden unterschieden:

' gewalzt und geglättet (Teilbild b/c). - Feinblech s bis 3mm nach DIN 1541 Tl, Stahlsorte nach DIN 1623 T2,

f~' ~)
Durch den abgeflachten Teil der - Mittelblech s>3 bis 4,75mm Dicke nach DIN 1542, Stahlsorte nach DIN 17100,
I - Grobblech s größer 4,75mm nach DIN 1543, Stahlsorte nach DIN 17100.
Walze werden Hülse/Rohr und Dorn
Arbeitskaliber Neben warmgewalztem wird kaltgewalztes Blech geliefert. Als kaltgewalzt gilt Blech, wenn
freigegeben, sie werden bei gleich-
e) es ohne vorangegangene Erwärmung eine Querschnittsminderung um mindestens 25% erfahren
zeitiger Drehung erneut in Walz-
position geschoben, so daß der hat (DIN 1623). Feinstblech (s<O,5mm) läßt sich nur durch Kaltwalzen fertigen. Das Blech

----.~ -2\13-
nächste Arbeitstakt beginnen kann. (insbesondere das Feinblech) wird auch mit überzug geliefert, der entweder aus Metall
Der Wechsel wiederholt sich in (Zink, Zinn: Weißblech) oder Kunststoff besteht.
4
schneller Folge, bis die Hülse auf Neben Flachblech werden Wellbleche und Pfannenbleche nach DIN 59231 und profilierte Ble-
+1""':'I'·E::....
.
d) che, wie Riffel-, Warzen- und Raupenbleche, hergestellt (DIN 1543). Band wird unmittel-
gesamter Länge ausgestreckt ist.
Bild 22 Es können Rohre bis 35m Länge und bar von der Fertigwalze zu einer Rolle aufgewickelt. Man unterscheidet auch hier Warm-
600mm lichter Weite hergestellt und Kaltband.
werden. Prof~~e!!..9.n..0~ Stabstahl und Formstahl. Zum ~~~l zählen alle warmgewalzten

Rohre mit kleinem Durchmesser werden im Reduzierwerk gestreckt. Hierbei wird das Rohr Erzeugnisse mit folgenden Querschnittsabmessungen: rund, quadratisch, sechs- und acht-
über hintereinander liegende profilierte Rollenpaare, die um 900 oder 120° gegeneinander eckig, halbrund und Querschnitte der Buchstabenformen L, T und Z. Auch 1-, H- und U-Pro-
versetzt sind, geführt und dadurch der Rohrdurchmesser bei Beibehaltung der Wanddicke file unter 80mm Profil höhe gehören zum Stabstahl sowie Wulstflachstahl und Wulstwinkel-
verringert. - Daneben gibt es die Technik der Aufweitung, zum Beispiel zur Herstellung stahl . Als ~msta~ werden alle warmgewalzten Erzeugnisse bezeichnet, deren Querschnitts-
von konischen Rohren (für Maste). (Neben den nahtlosen gibt es die geschweißten Rohre, formen den Buchstaben I, H, U und Omega entsprechen und deren Höhe mindestens 80mm beträgt.
die durch Umwalzung aus Band und vollmechanisiertes Schweißen entstehen, entweder mit Seitens der Stahlwerke werden in jüngster Zeit auch ausgearbeitete Formstähle, z.B. Träger
Längs- oder Spi ral struktur bzw. -naht [24J.) mit exakter Ablängung, mit Bohrungen und Schweißfugen sowie kreisförmiger Vorkrümmungen
Nach dem Walzen werden die Erzeugnisse in der Zurichterei weiter verarbeitet (Schneiden, angeboten.
Richten, Prüfen, Sortieren, Bündeln) und versandfertig gemacht, sofern nicht vorher noch ~i!!la~t~l gehört zum Stabstahl . Dieses Flacherzeugnis wird auf allen vier Seiten

Kaltumformungen oder Wärmebehandlungen (Vergütungen) vorgenommen werden. gewalzt und wird mit definierten Abmessungen in ebenen Tafeln geliefert. Die Breite liegt
Beim Walzen entsteht auf den Außenflächen eine Walzhaut (auch Zunder oder Glühschicht zwischen 15ü bis 1250mm, die Dicke beträgt mindestens 4,76mm, maximal 60mm (DIN 59200).
genannt). Diese Walzhaut aus Eisenoxiden ist hart und spröde und wird entweder vor der Breitflachstahl dient vorrangig zur Fertigung der Gurte geschweißter I-Träger.
Verarbeitung in der Stahlbauanstalt entfernt oder bereits im Stahlwerk mechanisch oder ~~.t:..Cl!.ilerz~n.!..2~(Rohre):Nach der Herstellungsart werden nahtlose und geschweiß-
chemisch abgearbeitet. Im letztgenannten Falle wird das Walzprodukt mit einer Grundierung te Rohre unterschieden. Durch warmes und kaltes Umformen runder Rohre werden Quadrat- und
(Primer) als zeitlich begrenztem Schutz gegen atmosphärische Korrosion versehen (Walz- Rechteckhohlprofile hergestellt (Abschnitt 15.2.2/3).
stahlkonservierung; vgl. Abschnitt 19.2.2). Für den Stahlbau sind weiter Kranschienen, Spundwandprofile, Stahlfensterprofile u.a. von
Die gefährlichsten Walzfehler sind Dopplungen. Hierunter versteht man Werkstoff trennungen Bedeutung.
in Blechen und Profilen, die sich mehr oder weniger weit im Werkstoff, meist mittig, er- Maße (Abmessungen), Gewichte, statische Werte, Toleranzen (Maß- und Gewichtsabweichungen),
Güte und technische Lieferbedingungen sind in einem umfangreichen Normenwerk geregelt
- 32 - - 33 -
(DIN- und EURO-Normen), das ständig fortgeschrieben wird [25-27]. - Für nicht genormte profilstaffel . Im Stahlbau kommen Kaltprofile ins-
Profile gibt der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VdEH, Düsseldorf) STAHL-EISEN-Werk- Profile für den Hochbau: besondere im Hochbau zum Einsatz, z.B. für Dach-

T
stoffblätter und Lieferbedingungen heraus, um deren Einfü~rung und Anwendung zu erleich- (Tektul-Dach) pfetten. Bild 27 zeigt Trägerprofile fün ein spe-
tern, das gilt auch für neue Stahlsorten [28). ziell entwickeltes Dach. - Neben diesen Sonder-
Die Bezeichnung der Stähle ist in DIN 17006 geregelt; daneben gibt es eine Klassifizie-
rung durch Werkstoffnummern nach DIN 17007. - Zur eindeutigen Kennzeichnung der Walzer-
zeugnisse in Konstruktionszeichnungen, statischen Berechnungen und Schriftstücken werden
1=
=
oder Spezial profilen (offen, geschlossen, kombi-
~ niert) gibt es Standardprofile in [-, L-, [-, fl-
Form.
Kurzzeichen nach DIN 1353 verwendet. '"" Bei größeren Wanddicken w~rden Kaltprofile durch
2.5.3 Sta~uß (GS) Abkanten (Bild 28), bei geringeren durch Kaltwal-
Beim Stahl guß wird Stahl in Formen gegossen; der Werkstoff ist in DIN 1681 genormt. Die zen hergestellt (Bild 29). Als Ausgangsmaterial
Abkühlung sollte bei geregelter Temperaturführung geschehen, anderenfalls entstehen Son- L 7S J kommen Blech, Breitflachstahl , Warm- oder Kalt-
band zum Einsatz, überwiegend aus kaltumformbaren
dergefüge (WIDMANNSTÄTTEN-Gefüge) und hohe Eigenspannungen; beides läßt sich durch eine Bi ld 27
Wärmenachbehandlung beseitigen. Es werden unlegierte und legierte Stähle vergossen; da- Stählen nach DIN 17100 [34,35]
bei werden hohe Zugfestigkeit und gute Verformbarkeit erreicht. Für den Stahlbau kommt 1
Stahl guß nur in Sonderfällen zur Anwendung, z.B. zur Fertigung komplizierter Elemente 2 ---------...,
für Seilknotenpunkte (Seilnetzkonstruktion des Münchner Olympia-Stadions [29]), Knoten-
3 ---------"""'1\
punkte von Offshore-Konstruktionen [30,31], Lagerkonstruktionen u.a.
4"...---------..
2.5.4 StrajJ9preßerz"-h[gnisse S
Der auf Preßtemperatur erhitzte Rohling wird in eine Preßkammer gelegt, die an einem
6
Ende durch eine Matrize mit eingearbeiteter Profilform verschlossen ist. Von der anderen
7
Seite drückt ein Stempel den Block durch die öffnung der Matrize. Glas dient als Schmier-
mittel. Das Strangpressen von Hohlprofilen erfordert einen in die Matrize eingelegten B
Dorn. Herstellbar sind einfache und verwickelte Umrißformen. Für den Stahlbau haben die 1 2 9
Erzeugnisse eine vergleichsweise geringe Bedeutung [32,33]; im Aluminiumbau sind Strang-- Bild 28 10
preßprofile dagegen sehr verbreitet. (Die aus verzinktem und kunststoffbeschichtem Stahlblech
11
hergestellten Stahltrapezbleche zählen nicht zu den Kalt-

.* • Wichtige Konstruktionselemente im modernen Stahl- profilen; vgl. Abschnitt 17.)


12
bau sind Seile. Die Fertigung des Seildrahtes und Die Kaltprofilierung ermögl icht eine optimale Gestaltung 13
dessen Flechtung zu Spiralseilen erfordert eine der tragenden Querschnitte und Anpassung an die Funktion
Bild 29

••••
sehr spezielle Technologie, vgl. Abschnitt 16. - bei sehr geringem Gewicht (Stahlleichtbau). Zudem tritt
Es werden "laufende" Seile und "stehende" Seile entlang der Kanten eine Erhöhung der Streckgrenze ein, die nach Eignungsversuchen statisch
unterschieden. Erstgenannte laufen über Rollen, genutzt werden darf, Abschnitt 2.6.4.6. Hinsichtlich des Schweißens in den kaltgeformten
Scheiben, Trommeln (sie müssen zur Minderung des Bereichen sind gewisse Auflagen einzuhalten (Abschnitt 8.4.4.7).
Bild 24 Verschleißes laufend geschmiert werden), zweitge- 2.6 Grundl agen der Metallkunde [6,36-56)
nannte kommen in fester Verankerung zum Einsatz, z.B. als Tragseile, Anschla9seile, Ab- Die mechanischen Eigenschaften sowie die Einflüsse und Maßnahmen, die eine Änderung der-
spannseile. Der Verwendungszweck bestimmt die Machart der Seile, Bild 24 enthält Beispiele. selben bewirken (Art der Erschmelzung und Vergießung, Legierung, Kaltverformung, Wärme-
2.5.6 Kaltprofile behandlung, Schweißung, Feuerverzinkung), lassen sich nur erklären und begreifen, wenn
Neben den warmgewalzten Erzeugnissen werden von der Industrie kaltgeformte Profile ge- das Verhalten des atomaren Gitters und Korngefüges unter diesen Einflüssen als auch unter
liefert. Bild 25 den äußeren Einwirkungen (statische und dynamische Lasten, atmosphärische Einflüsse, Tem-
zeigt Sonderprofile peratur) betrachtet wird. Die hiermit zusammenhängenden Fragen sind vielfältig; sie ge-

~
v
für den Tiefbau, hören in das Gebiet der Baustoffkunde, speziell der Metallkunde; im folgenden wird ein
Waggon bau und Brük- kurzer, an den stahlbaulichen Belangen orientierter Abriß gegeben.
kenbau. Von letzte- 2.6.1 Kristalle, Mischkristalle, Phasen

~
0~
ren haben insbeson-
Metalle und deren Legierungen haben einen kristallinen Aufbau; sie gehen bei Erhitzung
dere Trapezprofile
bei einer bestimmten Temperatur aus dem Zustand fest in flüssige Schmelze über und um-
zur Fertigung von gekehrt: Beim Erstarren der Schmelze entwickeln sich von vielen Kristallisationskeimen
direkt befahrenen
cl\:, Stahl fahrbahnen
aus die Kristalle zu Körnern (Kristalliten), bis sie entlang der Korngrenzen zusammen-
wachsen. Es entsteht ein vielkristallines Haufwerk (Bild 30). Innerhalb der Körner ist
stählerner Straßen-
der Gitteraufbau (von Versetzungen abgesehen) streng. Der Abstand der Gitterpunkte, auf
L/\...J' Brückenbau
brücken größere Be- denen die Atome liegen, beträgt ca. 3,OA (1A;1mm;10- 7mm); die Korngröße liegt in der
Tiefbau Waggonbau 90 deutung; Bild 26 Größenordnung 0,01 bis lmm. - Die Anziehungs- und Abstoßungskräfte der Atome befinden
Bild 25 Bild 26 zeigt eine Trapez- sich im Gleichgewicht, wobei sich die Atome auf den Gitterplätzen nicht in Ruhe, viel-
- 34 - - 35 -
I
mehr in einem "Schwingungszustand" befinden. nennt man auch Wirtsmetall. - Es ist zudem möglich, daß Einlagerungs- und Austauschatome
Versetzung
Mit ansteigender Temperatur werden die Atom- gleichzeitig auftreten, das ist bei legierten Stählen der Regelfall •
~szillationen intensiver, bei Erreichen der Die Löslichkeit wird mit steigender Temperatur größer, weil sich das Gitter aufweitet.
Schmelztemperatur bricht das Gitter ausein- Das Wandern der Atome innerhalb der Kristalle bezeichnet man als Diffusion; das Diffusions-
ander. In der Schmelze befinden sich die Ato- vermögen wird mit steigender Temperatur infolge der Gitteraufweitung größer. Eine Diffu-
me in einem ungeordneten Zustand (bei -273°C sion zwischen den Zwischengitterplätzen bezeichnet man als Fremddiffusion, von Gitter-
in kristallisiertem Ruhezustand: absoluter platz zu Gitterplatz als Selbstdiffusion, letztere ist nur über Leerstellen möglich
Nullpunkt). Zwischen den Metallatomen befin- (Bi 1d 30).
det sich ein aus freien Elektronen bestehen Das wichtigste Legierungselement von Eisen ist Kohlenstoff; C kann in a-Eisen maximal
des Elektronengas, worauf die gute elektri- nur bis 0,02% gelöst werden, in y-Eisen dagegen bis zu 2,06%. a -Mischkristalle bezeichnet
sche Leitfähigkeit der Metalle beruht. man als Ferrit, y-Mischkristalle als Austenit.
Die regelmäßige Anordnung der Kristalle nennt Neben den Mischkristallen treten (bei überschreiten der Löslichkeitsgrenze) auch chemische
man Raumgitter, deren kleinster Raumbereich Verbindungen als Legierungskomponenten auf, z.B. in Form von Oxiden, Nitriden, Sulfiden,
Korngrenze
Elementarzelle. Die meisten reinen Metalle Karbiden usf. Eisenkarbid (Fe 3 C), auch Zementit genannt, weist ein eigenes Gitter auf und
Bild 30 (schematisch)
kristallieren im kubisch-raumzentrierten Gitter lagert sich bevorzugt an den Korngrenzen oder auch innerhalb der Ferritkörner an. Dabei
kann es sich bei höheren Temperaturen auflösen und in dem dann umgeklappten y-Gitter (we-

~Q)
gen dessen höherer Lösl ichkeit) aufgehen, beim Abkühlen scheidet es sich wieder als Zemen-
tit aus. Die Abkühlgeschwindigkeit bestimmt sehr wesentlich die Ausprägung der Kristalli-
sation (s.u.).
Mit dem Begriff Phase werden in der Metallkunde Zustände wie fest, flüssig, gasförmig
aber auch Kristalltypen, Mischkristalle und Verbindungen verstanden. Mit Gefüge bezeich-
b) cl net man Anordnungen in festen Phasen.
Bild 31 Bild 32
2.6.2 Aufbau der LegLgr~gen - Zustandsschaubilder
(z.B. Fe unterhalb 906°C, Cr, Mo, W) oder im kubisch-flächenzentrierten Gitter (z.B. Fe ~n2.!off~s~m..!. Re2:Jmet~!l.: Bei Abkühl ung aus der fl üssigen
oberhalb 906°C, Al, Ni, Cu), vgl. Bild 31. Ein weiterer wichtiger Gittertyp ist der hexa- flüssig Schmelze bleibt die Kristallisationstemperatur über eine gewisse
gonale: Zwischen den mit 7 Plätzen belegten Basisflächen liegen mittig drei weitere Plätze; (Schmelze) Zeit erhalten, weil beim übergang flüssig/fest Kristallisations-
diese Flächenmitten können ihrerseits als Basis einer entsprechend verschobenen Elementar- -- Haltepunkt wärme frei wird; man spricht vom (Temperatur-)Haltepunkt (Bild 34).
zelle angesehen werden (Bild 32). In diesem Gitter kristallieren z.B. Mg, Zn, Zr. lest Bei Erwärmung tritt der umgekehrte Fall ein; d.h., bei Erreichen
Das kubisch-raumzentriert kristall isierte Eisen bezeichnet man al s a- (bzw. (5-Eisen, siehe (Kristall) des Haltepunktes steigt trotz weiterer Wärmeeinbringung die Tem-
ö----=-.,,-----'~_
später); die Elementarzelle hat 9 Gitterpunkte, eine Kantenlänge von 2,9A und eine Lücken- Zeit peratur nicht und zwar solange nicht, bis das Metall vollständig
breite zwischen den Atomen von 0,4A. Das kubisch-flächenzentriert kristallisierte Eisen in Schmelze übergegangen ist. Bei reinem Eisen liegen die Ver-
Bild 34
bez;ichnet man als y-Eisen, die Ele~entarzelle hat 14 Gitterpunkte, eine Kantenlänge von hältnisse komplizierter; Eisen nimmt nämlich (wie einige andere
oe Metalle auch) inner-
3,6A und eine Lückenbreite von 1,IA; im Vergleich zum a-Eisen ist es dichter gepackt, die 1700
Zahl der Zwischengitterräume ist geringer, deren Lückenbreite indes größer. - Das Inein- I lüssig Estarrungs- bzw halb verschiedener
anderübergehen der unterschiedlichen Gitter bei über- oder Unterschreiten bestimmter Tem- 1500 B kd-Eisen{Ferrit) Schmelztemperatur Temperaturbereiche
peraturniveaus bezeichnet man als Umklappen der Gitter; hiermit sind i.a. Volumenänderun- unterschiedl iche
1300 Volumenverkle in er ung,
gen verbunden. Gitterformen an:
Y-Eisen (Austenit) da Austenit dichter
Neben den reinen Kristallen treten bei Legierungen Mischkristalle auf; man spricht auch 1100 gepackt Fe erstarrt zunächst
von (festen) Lösungen; dabei werden zwei Arten unter- kubisch-raumzen-
900 triert bei 1534°C
schieden (Bild 33): _ ~m!:gnetisc~ __ Volumenvergrönerung
(B-Eisen a -Eisen),
~1J..n~E~.'!!.!...?~.!:..!..S~~llM.Q:
Wenn das Atom-
volumen der Zweitkomponente sehr klein ist, ver- Abkühlung a-Eisen (Ferrit I kristall isiert bei
mögen sich deren Atome auf Zwischengitterlücken 1392°C kubisch-
-Zeit -Zeit flächenzentriert
der Erstkomponente bis zu einer bestimmten Sätti
Bild 35 und bei 906°C wie-
gungsgrenze in regelloser Anordnung einzuzwängen,
Bild 33 z.B. H, C (-1 ,5A); N im kubisch-flächenzentrier- der kubisch-raumzentriert (ß- unda-Eisen). ß-Eisen (bis herab zu 769°C) ist nicht magneti-
ten Raumgitter des Eisens" sierbar. ß - und a Eisen werden La. zusammengefaßt und als a -Eisen bezeichnet; vgl. Bild 35.
~~t2.!JJt~s~~~a.!2-e-l?MKlBei größerem Atomvolumen der Zweitkomponente ist Zwischen den Phasenübergängen liegen mehr oder minder ausgeprägte Haltepunkte. Auf die-
eine Einlagerung nicht möglich; allenfalls eine Substitution (ein Austausch) eines sen bleibt die Temperatur solange konstant, bis die jeweilige Gitterumwandlung abgeschlos-
Atoms der Erstkomponente auf einem regulären Gitterplatz, z.B. Cr, Ni (-2,5A). sen ist. - Bei Erwärmung stellen sich die Phasen in umgekehrter Richtung ein.
Da die Abmessungen der Einlagerungs- bzw. Austauschatome mit dem Gitter der Erstkomponente Zwei~ffsyste~~e.22e~ngCLiegt ein Zweistoffsystem vor, ist die Höhe der Umwandlungs-

i.a. nicht voll "passig" sind, treten innere Verspannungen auf, die sich z.B. in einer punkte vom Konzentrationsverhältnis der bei den Stoffe abhängig. Das ist z.B. bei der Eisen-
Erhöhung der Festigkeit und Härte auswirken können. Die Erstkomponente einer Legierung kohlenstofflegierung der Fall. Da der Kohlenstoffgehalt die mechanischen Eigenschaften
- 37 -
- 36 -
Der untere Haltepunkt aller Abkühlkurven liegt daher auf dem Niveau, das der Horizonta-
von Stahl in so überaus entscheidender Weise prägt, beschränkt man sich i.a. auf die Be-
len durch den Punkt 5 entspricht. Innerhalb der im Diagramm schraffierten Bereiche exi-
trachtung des Fe-C-Systems (Eisenkohlenstoff-Diagramm). Um dieses zutreffend deuten zu
stieren Kristallite A (oder B) ~ Schmelze gemeinsam; man spricht daher vom Zustands-
können, ist es zweckmäßig, ein ideales Zweistoffsystem aus den Komponenten A und B zu be-
diagramm der Legierung AB. Solange nur ein Stoff (A oder B) bei sinkender Temperatur in
trachten. Dabei lassen sich drei Fälle unterscheiden, je nachdem ob die beiden Stoffe im
der Schemlze auskristallisiert, können sich relativ große Kristallkörner ungestört aus-
festen (auskristallisierten) Zustand
prägen, es entsteht ein grobkörniges Gefüge. Scheiden sich dagegen beide Stoffe gleich-
- vollkommen ineinander unlöslich sind (sich also lediglich als Gemenge ihrer Kristallite
zeitig aus der Restschmelze aus (Punkt 5), ist die Ausprägung homogener Kristallite be-
ei nstell en),
hindert, es entsteht ein feinkörniges Gefüge mit charakteristiscrer Orientierung, man
- vollkommen ineinander löslich sind (sich also als Mischkristallphase mit einheitlichem
nennt es eutektisches Gefüge oder Eutektikum. Legierungen, deren Konzentration links vom
Gittertyp ergeben) oder
eutektischen Punkt (5) liegen, nennt man untereutektisch, im anderen Falle übereutektisch.
- begrenzt ineinander löslich sind (sich also je nach Konzentrationsverhältnis als Kristal-
Die Linie des Erstarrungsbeginns heißt Liquiduslinie, weil die Legierung oberhalb flüssig
lite eines der beiden Stoffe ~ als Mischkristalle ausscheiden).
ist, die Linie durch den eutektischen Punkt heißt Soliduslinie, weil die Legierung unter-
Fall a: A und B sind ineinander unlöslich:
-T-------,------- halb fest ist; vgl. Bild 36c. Das Gefügerechteck in diesem Teilbild gibt Auskunft über
1234567 A Menge und Art der Phasen bei Raumtemperatur.
1 Vorstehende Erläuterungen gelten auch dann, wenn die Stoffe
A und B eine Verbindung eingehen. Dann ergibt sich ein Zu-
Schm elze standsdiagramm, das sich aus zwei Einzeldiagrammen gemäß
Bild 37 zusammensetzt, eines für A und die Verbindung
V=A+B, ein anschl ießendes für die Verbindung V=B+A und B.
2 Solidus- Linie Die Verbindung setzt ein bestimmtes Verhältnis A zu B vo-
(Eulektikale) raus. überwiegt dieses gegenüber A, ist das A-V-Diagramm
maßgebend, im anderen Falle das B-V-Diagramm (Bild 37).
x
100% .. 0% b) Auch hierbei ist unterstellt, daß sich im festen Zustand
ffi ~~
-Zeit a) c)
0% .. 100% der jeweils überschüssige Stoff und die Verbindung als
Bild 36 Bild 37
Gemenge ihrer Kristallite einstellen.
Bild 36 a zeigt mehrere Abkühlungskurven für unterschiedliche Konzentrationsverhältnisse;
im Teilbild b sind die zugeordneten Halte- und Knickpunkte über dem jeweiligen Konzentra- Fa 11 b~ ~d ~ ~'!.-J ne i n~d~ l.9-s.1J_c~
tionsverhältnis aufgetragen. Offensichtlich sinkt die Erstarrungs- bzw. Schmelztemperatur
der Reinkomponenten A und B, wenn sie gemeinsam auftreten. Oiese Erstarrungs- bzw. Schmelz-
temperatur ist definitionsgemäß jene, bei der die Atome der flüssigen und festen Phase im
Gleichgewicht stehen. Wird beispielsweise beim Obergang fest-flüssig während des Halte-
I
zeitpunktes keine Wärmeenergie zugeführt, verbleiben die Mengen von Schmelze und festen I
Kristalliten in dem gerade vorhandenen Verhältnis bestehen: Ourch Aufprall der freien Schmelze. I
Atome aus der Schmelze auf die festen Oberflächen der Körner werden pro Zeiteinheit genau
Mischkristalle:
I
I
so viele Atome in die Körner eingebaut, wie sich andererseits von diesen lösen und in die I
I
Schmelze übergehen. Bei Vorhandensein einer Zweitkomponente B, die sich - weil niedriger
schmelzend - nicht an der Kristallisation beteiligt, kann sich in Höhe der Schmelztempera- 100 % " ®B' 0%
-Zeit
tur der Erstkomponente A kein Gleichgewicht einstellen, vielmehr muß die Schmelztempera-
Bild 38 a) OO/o--~CD- "'100"10
tur des Zweistoffsystems niedriger 1 iegen, denn unter der Schmelztemperatur des Stoffes A
stünden (würde man eine Kristallisation unterstellen) den in feste Kristall ite ausschei- Werden die Abkühlkurven verschiedener Konzentrationen bestimmt und aufgetragen, läßt sich
denden A-Atomen eine gleichgroße Anzahl in flüssige Schmelze übergehenden A-Atomen ~ ein Zustandschaubild gemäß Bild 3Bb ableiten, mit einer oberen Liquiduslinie und einer
die in flüssiger Phase sich befindenden B-Atome gegenüber. Das ist kein Gleichgewichts- unteren Soliduslinie; es fehlt ein eutektischer Punkt. Das Diagramm kommt wie folgt zu-
zustand. Die Auskristallisation von einem niedrigeren Temperaturniveau aus verläuft nun- stande: Unter der zu einer bestimmten Konzentration gehörenden Temperatur Ta entstehen
mehr wie folgt (Bild 36c): Da sich zunächst nur A-Atome als Kristallite ausscheiden, die ersten festen Kristalle (Teilbild c) und zwar voraussetzungsgemäß Mischkristalle mit
reichert sich die Restschmelze relativ stärker mit B-Atomen an, wodurch deren Schmelz- einer Konzentration, die dem auf der Soliduslinie liegenden Punkt a' entspricht; die so
punkt weiter absinkt und zwar herab bis zu jener Temperatur, bei der beide Stoffe gleich- entstandenen Mischkristalle haben eine höhere Konzentration an A-Atomen, als es der Aus-
zeitig auskristallisieren. Das geschieht unter einer konstanten Temperatur, d.h., es tritt gangs konzentrat ion entspricht, die Restschmelze reichert sich mit B-Atomen an, folglich
ein Haltepunkt (wie beim Reinmetall ) auf. Vorstehende Oberlegung gilt uneingeschränkt für sinkt deren Schmelzpunkt. Der Kristallisationspunkt verschiebt sich von a in Richtung b'.
ein Zweistoffsystem, bei welchem B überwiegt (rechte Seite des Schaubildes). Der Schmelz- Bei Absinken auf die Temperatur Tb ist die Erstarrung abgeschlossen. Die Konzentration
punkt einer Legierung mit einer an beiden Stoffen zugleich gesättigten Schmelze liegt im der Stoffanteile A und B ändert sich in den bereits gebildeten (festen) Mischkristallen
Schnittpunkt der Sättigungskurven A und B (Konzentration, die dem Punkt 5 in Teilbild b stetig in Richtung auf die Ausgangskonzentration durch Diffusion, weil vollständige Lös-
entspricht). In jedem anderen Fall, wenn also entweder A oder B überwiegt, erstarrt die lichkeit vorausgesetzt ist. Bei Abschluß der Erstarrung haben alle Mischkristalle die Aus-
Legierung innerhalb eines Temperaturintervalls, es existieren keine Halte- sondern nur gangskonzentration, es entsteht eine einheitliche homogene Mischkristallphase. Die Knick-
Knickpunkte in den Abkühlkurven (Teilbild a); die Restschmelze hat zum Schluß immer die punkte auf den Abkühlkurven als Grenzmarken des Erstarrungsintervalls werden damit ver-
zum Punkt 5 gehörende Konzentration, die mit bei den Kristallarten im Gleichgewicht steht. ständl ich.
- 38 - - 39 -
Kohlenstoff tritt in den Eisen-Kohlenstoff-Legierungen in erster Linie als chemische Ver-
Fa ~ c....:.. ~ ~d--!3~ ~~ ~'l.!:~z..!-..i.!:1~n~n~!_e!:...-!.9 ~ i~h...:. Da s
gegenüber Fall a und b modifizierte Zustandsdiagramm hat bindung auf und zwar in Form von Eisenkarbid (Fe 3 C) mit einem eigenen Gitter; es trägt als
das in Bild 39 gezeigte schematische Aussehen; es läßt Gefügebestandteil den Namen Zementit. In Fe 3C sind 6,67% (Gewichtsprozent) Kohlenstoff ge-
sich durch systematische Auswertung der Abkühlkurven für bunden. Insofern ist das EKS eigentlich ein Eisen-Zementit-Schaubild (vgl. die Abszisse
unterschiedliche AlB-Konzentrationen ableiten (s.o.). Wie des Diagramms).
in Abschnitt 2.6.1 erwähnt, ist die Löslichkeit in den Die Linie ABCD ist die Liquiduslinie und die Linie AHIECF die Soliduslinie. Wie im Ab-
Mischkristallen bei höheren Temperaturen größer als bei schnitt 2.6.1 erläutert, vermag das kubisch-raumzentrierte 0. -Eisen nur 0,02% (bei 723°C)
tieferen, z.8. von B in A bzw. von A in B; ersterwähnte und das kubisch-flächenzentriertey -Eisen 2,06% Kohlenstoff zu lösen; der erstgenannte
nennt man 0.-, zweiterwähnte ß-t1ischkristalle. Das hat zur Mischkristall trägt die metallographische Benennung Ferrit, der zweitgenannte die Be-
Folge, daß sich zum Beispiel in einem a-Mischkristall mit nennung Austenit.
einer B-Konzentration zwischen den Punkten I und 3, die Liegt der C-Gehalt unter 0,8% (dann handelt es sich um einen sogen. untereutektoiden Stahl),
B-Konzentration bei sinkender Temperatur nicht aufrecht- treten bei langsamer Abkühlung folgende Phasen auf: Unterhalb der Soliduslinie bildet sich
erhalten läßt, es müssen sich aus den festen a-Mischkri- Austenit (y-MK), also eine feste Phase. Bei Unterschreiten der A3 -Linie (vgl. Teilbild b/c)
stallen B-Atome ausscheiden. Analoges gilt für die ß -Misch- scheidet sich Ferrit (0. - MK) im Austenit aus und lagert sich auf dessen Korngrenzen ab.
kristalle. B- bzw. A-Konzentrationen links von 3 bzw. rechts Obwohl es sich hierbei um einen Phasenübergang fest-fest handelt, gelten dieselben Ge-
von 4 sind bei Raumtemperatur möglich; der Konzentrations setzmäßigkeiten, die in Abschnitt 2.6.2 für den Phasenübergang flüssig_fest erläutert
bereich zwischen 3/1 und 4/2 ist in Bild 39 unten angegeben. wurden, d.h., die bei der Ferrit-Ausscheidung verbleibende y-MK-Lösung reichert sich stär-
Alle vorausgegangenen Erläuterungen setzten voraus, daß sich die einzelnen Phasen in ker mit Kohlenstoff an, so daß die Umwandlungstemperatur sinkt, bis sie bei 723°C die C-
thermodynamischem Gleichgewicht befinden, was (insbesondere für die festen Phasen) eine Konzentration von 0,8% erreicht (Punkt S auf der AI-Linie). In diesem Moment scheidet sich
sehr langsame Abkühlung voraussetzt. Bei schneller Abkühlung verschieben sich die Phasen- reines Zementit (Fe C) gemeinsam mit Ferrit aus (entektoider Zerfall). Dieses in Form ne-
3
übergänge zu tieferen Temperaturen, es entstehen z.T. gänzlich andere Gefüge mit unerwünsch- beneinander liegender Lamellen sich ausscheidende Eutektoid (Fe 3 c+a-MK) heißt Perlit.
ten oder erwünschten Eigenschaften. Unterhalb 723°C scheidet sich aus den a-Mischkristallen noch etwas C aus und bildet weite-
res Zementit.
2.6.3 Eisen-Kohlenstoff-Schaubild

,C °c
1600 l\ I 1600 I
~~4
~ B1~93'C
flüssig A
1500 I 1500 H Fe3C
2\' ö-Eisen ~ ..-- I l1i' r--.. r---I-... Schmelze (Zementit)
1400 -1392 - - - - 1400
I"- I--....
1300
\ v-Eisen
N
V-Mischkristalle
1300
N
" "- r-....
Schmelze + :->.
\:-v:+ Mischkristalle "- ~hmelie
V +Fe3 C -
0
1: Ferrit (a-Mischkristalle)
0,1 mm
1200 1200 I'-...C 2: Per 1 i t (0. - Mi sc hkr ist all e + Fe 3C, Ze me nt i t )
\ (Auste~it )
y -~ischkriNa le E I 1147'C
liste it F , 3: Zementitränder
1100
\
1100
-7
[l2,OrO!0 14,3% 4: Martensit (helle Martensitnadeln in dunkel erscheinendem Restaustenit)
1000 1000 a, b, c: C<0,8%, d:C=0,8%, e: C>0,8%
G J y -Mischkristalle+Fe3 C
900
BOa
700
600
--906-1..---- _}3
\ ß-Eisen
--769 --\a.-Eisen 4\

\
5

0,02
----Al
900
I'Y /
600 M --'
700 ~ -S
600
A3
~I
106
Al

0.- Mischkristalle+Fe1C
723'C K
Bild 41 (n. HOUGAROV )
Je höher der C-Gehalt des Stahles, umso ausgeprägter ist der Perlitanteil im übrigen Ferrit,
vgl. Bild 41a bis c. - Ein Stahl mit 0,8% C heißt eutektoid (auch perlitisch), er besteht
bei Raumtemperatur nur aus Perlit (Bild 4Id); ein Stahl mit C<0,8% heißt untereutektoid
(auch unterperlitisch), ein Stahl mit C>O,8% übereutektoid (auch überperlitisch).

500
\ 500
11 I. Zusammenfassung der metallographischen Bezeichnungen (vgl. auch Bild 42):
--Zeit 0,1 0.2'10 0 1 2 3 4 5 6 6,67°/.1 Ferri t: 0. -MK Ei nl agerungsmi schk ri sta 11 e
C- Gehalt in Gew. % ...
Abkühlkurve von
a)
C-Gehalt
---1"'- I:-,......,el:-,--:,--:--,......,el,.--l,.--ll::--1.-,J,1::--1.1::--1.1::--1.::--1.1::--1.::--1.1......L......LI......L-l:
I Austenit: Y -MK Einlagerungsmischkristalle

-
reinem Eisen b) o 10 20 30 40 50 60 70 60 90 100% Zementit: Fe C Intermetallische Phase: Eisenkarbid
3
1: Schmelze + ö - Mischkristalle Perlit: a-MK+Fe C Eutektoid, Kristallgemisch
Fe3 C- Gehalt in Gew. % 3
2: ö - Mischkristalle 4: a - Mischkristalle Ledeburit: 0.- bzw. y -MK+Fe C
3 Eutektikum, Kristallgemisch
3: ö- + V-Mischkristalle 5: a- +y - Mischkristalle Kühlt Austenit schnell auf Raumtemperatur ab, verschieben sich die Umwandlungsgrenzen in
Bild 40 Richtung tieferer Temperaturen, da die Diffusion in der festen Phase bis zum Erreichen
des thermodynamischen Gleichgewichts abgeblockt wird: Bei sehr schneller Abkühlung wird
Bild 40 zeigt das Eisen-Kohlenstoff-Schaubild (EKS) für eine sogen. metastabile Ausbildung
eine Umwandlung des Austenits entweder teilweise oder ganz unterdrückt: Das Kristallgitter
des Kohlenstoffs. Aus stahlbaulicher Sicht interessiert vorrangig der kohlenstoffarme
ist hochgradig verspannt, womit eine ausgeprägte Härtesteigerung verbunden ist. Der unter-
Diagrammteil und hiervon der Temperaturbereich unterhalb ca. 900°C (vgl. Teilbild b). -
kühlte feste Austenit wandelt sich z.T. in ein nadeliges Härtungsgefüge, in Martensit,
Offensichtlich stellt das EKS eine erweiterte Modifikation des in Bild 39 erläuterten
um, der im Restaustenit eingelagert ist (Bild 41f).
Zustandsschaubildes dar.
- 41 -
- 40 - tischen Gleitfestigkeitswertes ein, der innerhalb des Gitters vom Typ der Gleitebene ab-
Neben dem Martensit gibt es ein weiteres Här- hängig ist: In den am dichtesten mit Atomen besetzten Gitterebenen ist die kritische
tungsgefüge, das sogen. WIDMANNSTÄTTEN-Gefüge. Schubspannung am geringsten, in diesen Ebenen vollziehen sich bevorzugt die Gleitungen.
Es ~tellt sich.bei Stählen und Stahl guß mit Der Gleitwiderstand wächst mit dem Gleitweg, weil es im Gitter durch Kristalldrehung zu
niedrigem Kohlenstoffgehalt ein, wenn sich in einer Richtungsänderung kommt, es tritt eine Verfestigung des Einkristalls ein.
.- .... '- --
t diesem (z.B. beim Schweißen und längerem über-
hitzen unlegierter Stähle oder bei langsamer
Ob ein Metall "weich" oder "hart" ist, hängt von der Anzahl der räuml ichen Gleitrichtun-
gen ab (Bild 44a/c): Beim kfz-Gitter ist die Zahl der Gleitrichtungen groß, folglich sind
Abkühlung im Austenitbereich großvolumiger die kfz-Metalle weich (Al, Cu, Ni, Pb), beim hex-Gitter ist die Zahl gering, folgl ich
Stahlgußteile) grobe Austenitkörner gebildet sind die hex-Metalle hart (Zn, Mg, Ti); dazwischen 1 iegt das krz:Gitter (Fe). Sind die
haben und anschließend beschleunigt abgekühlt dichtest besetzten Gleitebenen durch übersättigte, in Lösung gehaltene Einlagerungsatome
wird. Dann scheidet sich Ferrit nicht nur an blockiert (z.B. durch
den Korngrenzen des Austenits ab sondern auch C-Atome), wird das Glei-
a. im Inneren der groben Austenitkörner. Dieses ten blockiert, die Fe-
Gefüge ist grob-nadelig und hat eine stark ver- stigkeit steigt; im Ex-
ringerte Verformungsfähigkeit; durch Normal- tremfall liegt die kri-
2 3 4 5 6 glühen läßt es sich beseitigen.
C- Gehalt in Gewichts 0/0 a) tische Schubspannung
2.6.4 Techno~ische Einstellung~ Stahlei- (und damit die Festig-
a)
_genschaften keit) so hoch, daß jeg-
In der Technik kommen die unterschiedlichsten liche {Kristall )Plasti-

a~~aL
Stähle mit streng definierten Eigenschaften zität unterdrückt wird,
bl zum Einsatz. Zu deren Herstellung bedarf es dann tritt sprödes Ver-
Stah I gezielter Eingriffe (Beruhigung, Legierung, sagen durch Trennbruch

~
Einsntzstähle Kaltverformung, Wärmebehandlung). Die Abschnit- ein. - Intermetall i-
Vergü tungsstähle sche Phasen, z.B. Ze-
Bnustähle te 2.4 und 2.5 enthielten hierzu schon einige
E E E mentit (vgl. Bild 43)
Werkzeugstiihle Hinweise. kub.- raumz. kub. - flächenz. hexagonal
StnhlguO cl Für den allgemeinen Stahlbau haben vorrangig d) haben i.a. aufgrund
Bild 44 ihres Gitteraufbaues
die Q~stähle Bedeutung. Für Sonderkonstruk-
Bild 42 nur ein sehr geringes Gleitvermögen, d.h. sie sind hart und fest und reagieren spröde.
tionen, z.B. in der Anlagen- und Energietech-
nik werden Stähle mit besonderen Eigenschaften 2.6.4.2 Verhalten der Kristall ite~s kristall inen Haufwerks
bezüglich Härte, Festigkeit, Dehnfähigkeit, Rißzähigkeit, Schweißbarkeit, Kalt- und Warm- Wie oben erwähnt, setzt das Kornwachstum in der Schmelze an vielen Stellen ein, es bildet
festigkeit, Verschleißfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit usf. eingesetzt. Die Einstellung sich ein Haufwerk aus regellos orientierten Kristallkörnern. Die Korngrenzen sind bevor-
dieser Eigenschaften läßt sich z.T. aus dem Verhalten der Kristalle, der Kristallite (~ör­ zugte Plätze für die Anlagerung von Fremdatomen in Form chem. Verbindungen. Infolge der
ner) und des Vielkristalls auf die Eingriffe erklären. unendlichen Vielfalt der Kristallite nach Lagerung und ürientierung tritt eine "Ver-
~.!!...:J ~rha ~~e..!:-K0~1.':-!~bhänJLi...gkeit vom ~i~t<:JJ typ schmierung" der anisotropen Eigenschaften ein, d.h. das vielkristalline Metall verhält
In der Kristallographie werden 7 Kristallsysteme unterschieden, aus denen sich 230 Kombi- sich (quasi-)isotrop mit gemittelten Eigenschaften. Die Mittelung beruht auf zwei Umstän-
nationen ableiten lassen. Die überwiegende Anzahl der Metalle erstarrt kubisch oder hexa- den:
gonal (vgl. Abschnitt 2.6.1). Die Packungsdichte ist vom Typ des Elementargitters abhän- a) Innerhalb eines Realkristall its sind Gitterfehler enthalten, wodurch dessen Festigkeit
gig: krz: 0,68; kfz: 0,74; hex: 0,74. Wie erwähnt, scheiden sich auch die intermetalli- erheblich gegenüber dem Idealkristallit absinkt, andererseits steigt das Plastizie-
schen Verbindungen als Kristalle aus, z.B. das Zementit (Fe C) in einem orthorombischen rungsvermögen. Liegen Fremdatome an diesen Fehlstellen, so werden dadurch Festigkeit
3
Gitter (Bild 43, weiße Kreise: Fe, schwarze Kreise: Cl. und Zähigkeit des Realkristallits beeinflußt.
Die Elementargitter verhalten sich anisotrop, d.h. die Eigenschaf- b) Die Realkristallite sind ungeordnet im Haufwerk eingelagert, grob oder fein, durch
ten sind richtungsabhängig; in kfz-Metallgittern ist der Ela- Korngrenzen mehr oder minder fest miteinander verbunden.
stizitätsmodul in Richtung der Raumdiagonalen um den Faktor 2,2 üie Gitterfehler sind für das Verständnis der mechanischen Eigenschaften, sowohl der
bis 4,6 höher als in Richtung der Kanten. "statischen " wie der "dynamischen 'l ,
Die Festigkeit innerhalb der Kristalle ist vom Gleitebenentyp ab- von großer Bedeutung. - Es werden
hängig. (Gleitebenen und -richtungen werden in der Kristallographie unterschieden:
durch die sogen. MILLERschen Indizes gekennzeichnet.) Senkrecht zu - nulldimensionale oder Punktfehler
den Gleitebenen ist die Festigkeit wegen der Elementarbindung zwi- (Leerstellen)
Bild 43 schen den Atomen sehr hoch; eine plastische Verformung kann nicht - eindimensionale oder Linienfehler
auftreten, nur ein Trennbruch. In Richtung der Gleitebenen ist die Festigkeit um ein Mehr- (Versetzungen)
faches schwächer. Diese gegenüber der "Normalfestigkeit" wesentlich geringere "Schub- - zweidimensionale oder Flächenfehler
festigkeit" beruht auf der Verschiebungsmöglichkeit der Atome zueinander und zwar jeweils (Korngrenzen, Stapel- und Winkel-
um das Vielfache der Gitterabstände. Diese Verformungen sind bleibend, man nennt sie pla- fehler)
stische (Gitter-)Verformungen. Die Gleitverschiebung tritt bei überschreitung eines kri
- 42 - - 43 -
dreidimensionale oder Raumfehler (Poren, Schlackeneinschlüsse). (Grobe Fehler, wie Risse, Die Elemente S, P, N, 0 und H sind insgesamt mehr oder weniger schädlich: ~sb~~f~l t~2
Dopplungen bleiben hier außer Betracht.) geht mit Eisen die Verbindung FeS (Eisensulfid) ein. FeS ist niedrigschmelzend (985°C)
Leerstellen spielen bei der Selbstdiffusion e~ne große Rolle; sie lösen lokale Gitterver- mit ausgeprägter Seigerungstendenz, was sich in einer Minderung der Zähigkeit und einer
zerrungen aus. - Bei den Versetzungen werden Stufen- und Schraubenversetzungen unterschie- Neigung zur Heiß- und Warmrissigkeit auswirken kann. Durch Zugabe von Mangan (Mn) ent-
den. Das Gitter ist deformiert. Infolge der Versetzungsspannungen liegt die kritische steht wegen der höheren Affinität von S zu Mn (im Vergleich zu Fe) Mangansulfid (MnS)
Schubspannung innerhalb der Versetzungsebenen um Zehnerpotenzen unter der des ungestörten mit höherem Schmelzpunkt, wodurch die Gefahr der Heiß- und Warmbrüchigkeit beseitigt ist.
Gitters, d.h. in solchen Ebenen tritt viel früher unter einer angelegten Spannung eine (Zum Problem der Terrassenbruchneigung vgl. Abschnitt 8.4.4.4) !:..!l.92p..!JQJ'__{J)_ hat eine noch
Gleitung ein, wobei die Versetzung entlang der Gleitebene wandert. An Korngrenzen und Aus- ausgeprägtere Seigerungsneigung (Block- und Kristallseigerung), .wirkt dadurch stark zähig-
scheidungen kommt es zu einem Aufstau der Versetzungen und damit zu einem Blockieren wei- keitsmindernd bis versprödend sowie grobkornbildend. P läßt sich nur durch sorgfältiges
terer Gleitungen; es tritt eine Verfestigung ein. Bei Spannungszyklen großer Zahl kommt und vollständiges Frischen und Abführen mit der Schlacke reduzieren (Qualitätsstähle: S
es an diesen Stellen zu Mikrorissen, die sich entlang der Korngrenzen fortpflanzen und und P je <0,045%, Edelstähle: Sund P je <0,035%). ~!iS~~!QfLt~2 führt zur Bildung har-
schl ießlich irgendwo in einen Makrodaueranriß übergehen können: Zerrüttung des Metalls ter Nitride mit starker Versprödungsgefahr (Sprödbruch) und Alterungsneigung. Durch die
(Ermüdung). - Die Anzahl der Versetzungen (Versetzungsdichte) wird zu 10 6mm/mm 3 10 8 /cm 2 Zugabe von Aluminium erreicht man eine feinkörnige Aluminiumnitridausscheidung mit dem
abgeschätzt. Bei einer Kaltverformung wächst die Dichte auf 10 12 /cm 2 • Durch die mit der Vorteil einer Festigkeitssteigerung (Feinkornbaustähle; im selben Sinne wirken Titan (Ti)
Kaltverformung einhergehende Verzerrung und Verbiegung der Gleitpakete wird die Wanderung und Niob (Nb)). ~~~~~~!Qff_tQ2 führt zur Bildung unterschiedlicher Oxide, was sich in
der Versetzungen erschwert, es entsteht eine hochgradig verflochtene Versetzungstruktur; einer Minderung der Zähigkeit und in Gefährdungen durch Rotbrüchigkeit, Kaltsprödigkeit
die Versetzungen blockieren sich gegenseitig, so daß, trotz der höheren Versetzungsdichte und Schweißrissigkeit auswirken kann. Durch Bindung des Sauerstoffes an Mn, Si, Al, Zr
die Festigkeit steigt, die Zähigkeit sinkt. - Die verfestigehde Wirkung von Legierungszu- in der Schmelze und Abführung dieser Oxide über die Schlacke kann der Sauerstoff abge-
sätzen und Ausscheidungsvorgängen (Alterung) beruht ebenfalls auf einer erhöhten Verset- baut werden: Desoxidation. Bei unlegierten Stählen mit MnsO,80% (s.o.) läßt sich keine
zungsblockierung. Aus den vorgenannten Gründen ist bei Stählen nach Kaltverformung oder/und vollständige Desoxidation erreichen, wohl über Si, Al (Si0 2 , A1 2 0 3 )· ~~~~~~~!Qff_t~2 ist
bei Legierung der übergang zwischen elastischem und plastischem Bereich (im 0 - e: - Diagramm) sehr diffusionsfähig; örtliche Anreicherungen (Flockungen) führen zu hohen inneren über-
nicht scharf ausgeprägt; sie haben kein Fließvermögen. Die Arbeitslinie eines Metalls setzt drücken mit der Gefahr spröder Trennbrüche (Wasserstoffversprödung), insbesondere nach
sich aus den "verschmierten" (gemittelten) Einkristallkurven einschl. Versetzungsminderung schneller Abkühlung. Bei normaler Herstellung ist Wasserstoff als Eisenbegleiter auszu-
und aus der verfestigenden Wirkung, die durch die gegenseitige Dehnungsbehinderung der schließen. Eine Gefährdung kann sich auf zweierlei Weise einstellen: a) durch Eindiffu-
Kristallite an den Korngrenzen bedingt ist, zusammen. Der Anteil dieser beiden Beiträge sion beim Beizen (Feuerverzinkung) oder Glühen oder b) durch Verschweißen feuchter Elektro-
ist von den Gleitmögl ichkeiten des Einkristalles und damit vom Gitteraufbau abhängig. Die den.
Kurven A in Bild 44d geben das Verhalten des Vielkristalls (Metalls) und die Kurven B das Wie im Zusammenhang mit der Aluminiumnitridausscheidung erwähnt, führt jede Fein-
gemittelte Verhalten des Einkristalls wieder. Der große Einfluß der Korngrenzenmatrix geht kornbildung zu günstigeren Eigenschaften; die Verteilung der Verunreinigungen ist feiner
daraus hervor. Die diversen Einflüsse auf das Festigkeits- und Zähigkeitsverhalten sind und gleichmäßiger, die Isotropie vollkommener; bei höherer Streckgrenze sind Kerbschlag-
offensichtlich komplex; die qualitativen Auswirkungen werden gleichwohl deutlich. zähigkeit und Schweißbarkeit gut. Eine Kornvergröberung bewirkt das Gegenteil. Grobkorn-
2.6.4.3 ~gleit- ulliLWieruQJJselemente bildung tritt ein, wenn Stahl längere Zeit bei hohen Temperaturen im Y-Bereich gehalten
Als Eisenbegleiter bezeichnet man Verunreinigungen, die von der Herstellung her (Erz, wird, dann wachsen einzelne Körner auf Kosten der Nachbarn, z.B. bei zu hohen Endtempe-
Schrott, Koks, Zuschläge, Luft, Wasser) im Stahl verbl ieben sind, insbesondere Si, r1n, S, raturen nach dem Walzen, bei Stahlguß, aber auch beim Schweißen.
P, N, 0, H. Sie können als Mischkristallphasen oder in Form nichtmetallischer Einschlüsse ~4 Beruhi_9J!!lg_
auftreten. Si und Mn erfüllen bestimmte (Legierungs-)Aufgaben und werden fallweise bei Bei der Erstarrung der Kristalle in technischen Schmelzen werden die niedriger schmelzen-
der Erschmelzung als Ferrosilicium oder Ferromangan zugegeben; sie zählen daher eher zu den Verunreinigungen vor der Erstarrungsfront der Kristallite hergeschoben und, soweit
den Legierungselementen. Die anderen genannten Elemente sind unerwünscht, weil von ihnen sie nicht in das Gitter eingebaut werden, als Korngrenzensubstanzen abgelagert; die sehr
schädliche Einflüsse ausgehen; z.B.: Minderung der Schweißeignung. Dabei ist zu beachten, leichtflüchtigen (gasförmigen) Anteile werden immer weiter in das Innere des noch flüssi-
daß N, 0 und H erst beim Schweißen eingebracht werden können, wodurch Gefährdungen im gen Blockes (oder Stranges) abgedrängt, die Erstarrung erfolgt "unruhig", es stellen sich
Schweißnahtbereich entstehen (vgl. Abschnitt 8.4.4). ausgeprägte Entmischungen (Seigerungen), auch Poren, ein. An der Gasentwicklung ist ins-
Mit der gezielten Einstellung der Legierungselemente bei der Erschmelzung werden bestimmte besondere Sauerstoff durch Bildung von CO beteiligt. Mittels Desoxidationsmitteln kann
Stahleigenschaften angestrebt. Die Festigkeitssteigerung steht dabei an erster Stelle (bei die Erstarrung "beruhigt" werden.
gleichzeitig ausreichender Zähigkeit), aber auch z.B. die Beeinflussung der Warmfestig- ~~e~i~r2!a~(~r~~e..'!.-UL
keit, der Härte, Verschleißfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit. Beim Abkühlen des Stahles in der Kokille, erstarrt an der Kokillenwand zunächst relativ
Kohlenstoff ist das wichtigste Legierungselement, gleichwohl wird es bei der Benennung reiner Stahl, die niedriger schmelzenden Verunreinigungen bleiben noch flüssig. Da deren
nicht in diesem Sinne verwendet; technisch gilt eine Legierung als solche, wenn mindestens Löslichkeit im Stahl mit sinkender Temperatur abnimmt, kommt es zu dauernden Gasausschei-
~wei Elemente beteiligt sind. Aber auch dann, wenn einige Metallelemente nur mit begrenz- dungen. Das Bad wird durchwirbelt, der Stahl erstarrt unruhig. Die entweichenden Gase neh-
tem Gehalt auftreten, spricht man von unlegiertem Stahl: Si~0,50%, MnsO,80%, SsO,060%, men die Verunreinigungen zur Mitte des Blockes und nach oben hin mit. Das führt zu einer
PsO,090%, AlsO,10%, CusO,25%. Anreicherung der schädlichen Eisenbegleiter (s.o.), aber auch von Kohlenstoff im Inneren
Die Legierungselemente kann man nach ihrer Zweckbestimmung einteilen: und im Kopf des Blockes: Blockseigerung. Wird ein solcher Block ausgewalzt, verbleiben im
a) Es sollen die schädlichen Eisenbegleiter beseitigt bzw. ihr Einfluß gemindert werden, Mittenbereich des Fertigerzeugnisses Seigerungszonen (Bild 13). Für geseigerte Profile
b) es sollen bestimmte mechanische Eigenschaften erreicht werden. Es gibt einige Elemente, gelten etwa folgende Anhaltswerte für die S- und P-Anteile:
die bei des bewirken.
- 44 - - 45 -
Gesamtquerschnitt: S.0,05%, P.O,07% ferritischer (korrosions-
Kernzone: S,,0,12%, P,,0,20% beständiger) Stahl. Das krz-
Randzone: -S" 0,02%, p." 0,04% Gitter bewirkt Steigerung
E...L~u~..i.}~ ~h~JKurzzeichen R : der Härte, Festigkeit und
Vor dem Vergießen werden dem Stahl Elemente zugeführt, insbesondere Si (und Mn), die eine Streckgrenze, Verminderung
Desoxidation bewirken; der Sauerstoff wird chemisch abgebunden und mit der Schlacke abge- der Verformbarkeit.
a.
führt. Gasausscheidungen werden unterdrückt, die Blockseigerung bleibt aus. Die Begleit- ~~~i.lP.il<1D~: Ni, Co, Mn

elemente (S, P) werden beim beruhigten Vergießen einerseits verringert, allerdings nur lCu); die Austenitisierung
+----::~~ _ _-l-
gering, andererseits, und das ist entscheidender, gleichförmig verteilt. Im Kopf des Gew.o/o Legierung
wird bis auf Raumtempera-
Gew.% Kohlenstoff--- Gew.% Legierung
Blockes bildet sich infolge der Abkühlschrumpfung ein Hohlraum (Lunker). Dieser wird vor a) b) C) tur erweitert (austeniti-
dem Auswalzen abgetrennt, anderenfalls wird er in das Fertigprodukt als sogen. Dopplung Bild 47 scher Stahl). Das kfz-Git-
eingewalzt. ter bewirkt hohe Zähigkeit, auch bei tiefen Temperaturen; der Stahl ist unmagnetisch .
..c:.LB~.~_:~nders~r~g~ Sta~(~z~chen RR Speziell werden austenitische Manganstähle mit hoher Verschleißfestigkeit und austeni-
Außer Silicium werden weitere Elemente zugeführt, bevorzugt Aluminium (mindestens 0,02%), tische Chrom-Nickel stähle mit hoher Säurebeständigkeit unterschieden.
aber auch Niob, Titan, Vanadium, Zirkon, die eine noch höhere Affinität zu Sauerstoff Die beschriebenen Stähle lassen sich nicht umkristallisieren, in Sonderheit nicht normali-
aufweisen als Si und Mn. Wird mit Aluminium beruhigt, entsteht Aluminiumoxid (s.o.), wo- sieren oder durch Abschrecken härten. Das beruht auf dem Fehlen fester Phasengrenzen.
durch infolge ausgeprägter Kristallisationskeimwirkung ein feinkörniger Stahl ausfällt. Die Zusammenhänge sind insgesamt recht komplex. Die Mikrolegierungselemente Nb, Ti, V
Auch wird Stickstoff in unschädlicher Form gebunden (Aluminiumnitrid). Der ganze Block sind mehr oder weniger starke Karbid- und Nitridbildner mit der Folge einer Kornverfei-
erstarrt beim Vergießen praktisch ohne Gasentwicklung, also voll beruhigt. Nur ~er zu- nerung und Ausscheidung (Steigerung von Härte, Festigkeit, Streckgrenze bei gleichzeitig
letzt erstarrende Teil der Schmelze zeigt leichte Gasausscheidungen, diese wirken einer guter Zähigkeit und Schweißbarkeit).
Lunkerbildung entgegen. ~6 Kal tverformung_
Die Art der Beruhigung ist bei den unlegierten Baustählen mitbestimmend für die Stahl güte- Wie in Abschnitt 2.6.4.2 erläutert, beruht die bei der Kaltverformung (unter 400°C) auf-
gruppeneinteilung. - Für geschraubte und genietete Bauteile ist der Einsatz von unberuhig- tretende Festigkeitssteigerung und Minderung der Zähigkeit (Kaltverfestigung) auf der
tem Stahl bedenkenlos. - Beruhigt vergossener Stahl eignet sich für Schweißung und Kalt- mit der gewaltsamen plastischen Deformation der Kristallite und ihrer Gleitebenen einher-
verformung. - Besonders beruhigt vergossene Stähle besitzen ausgezeichnete Schweißeigen- gehenden Versetzungsblockierung und Grobkornbildung. - Es ist zu unterscheiden:

n
schaften und ein gutes Fließvermögen im zwei- und dreiachsigen Zugspannungsfeld. Sie sind 9..L.I<a 1 t~!:.!or~ng
daher besonders für Kaltverformung und für Profile mit größeren Materialdicken, die in
geschweißten Konstruktionen hohen inneren Eigenspannungen ausgesetzt sind, geeignet. Der
Baustahl St52-3 und die hochfesten Feinkornbaustähle sind besonders beruhigte Stähle. •
I
I
I
o

r
Winkelprofil u- Profil
Jl
Omega- Profil
i.'!!-..l!~~~~, z.B.
bei der Herstel-
lung von hochfe-
stem Draht, Beton-
~ . 5~ie U!.!l.9_ uf Uf uf
Ir"'" kaltgereckt 500 500 und Spannstählen,
Kohlenstoff ist das wichtigste Legierungselement. Mit wachsen- I, 500
I/

m~2J1bm~2
200-'f--+---+-+-:.A---+ dem C- und damit Perlitanteil kann die Festigkeit von Stahl _H_ Kaltblech u.a.
0/0 I,
stark gesteigert werden, doch sinkt im selben Maße die Zähig- Ii mm 2 Hier wird die Kalt-
keit (Bild 46) und die Schweißbarkeit, so daß sich hohe Fe- L_-ö-__ ---!_E 400 400 400 verfestigung plan-
stigkeit ~ Zähigkeit (und andere Eigenschaften) nur durch • 0 a) - -- mäßig genutzt, ggf.
I
1OO+-~:--+---'---+ zusätzliche Legierungselemente erreichen lassen. Die wichtig- I \ I im Zusammenhang
I \ /
sten Legierungselemente, geordnet nach dem Gittertyp, sind: I 300 \ /300" /300 \ I mit Vergütungsein-
knltgereckt \ , \ I
I / "_-' '___ I \...------' griffen. Bild 48a
krz-Gitter: Cr, Mo, W, V, Ni Ir-/ (Erhöhung von
Ir ßs und ßz durch K K K"''' K K K K zeigt das Spannungs-
kfz-Gitter: Ni, Al
Oc>--+---+--i--+-+- I/ Recknlterung) dehnungsdiagramm
o 0.2 0,4 0,6 0,8 1%C hex-G i tter: Ti, Co I,
vor der Kaltverformung ein und desselben
_
Bild 46 Die Legierungselemente lösen sich umso leichter im Grundwerk-
l_.-6---_~E - - - Streckgrenze
nach der Kaltprofilierung Stahles im weichen
stoff, je ähnlicher Gittertyp und Atomdurchmesser zueinander sind; Elemente mit krz-Gitter b)
Bild 48 Bild 49 und kaltverformten
lösen sich leichter ima -MK (Ferrit) und Elemente mit kfz-Gitter leichter imy -MK (Auste-
(kaltgereckten)
nit). - Von niedrig legierten Stählen spricht man dann, wenn der Gewichtsprozentanteil
Zustand.
des oder der Legierungselemente unter 5% und von hochlegierten Stählen, wenn er darüber
1iegt.
E..L.~.!..1::v..!!formu':J!..E..e~~r'-yera~.!..!-ung,
z.B. Kaltprofilieren oder Abkanten von Blech.
Hier ist die Kaltverfestigung lokal begrenzt (Bild 49). Die Festigkeitssteigerung kann
Durch die Legierungselemente werden die Phasengrenzen des Eisen-Kohlenstoffdiagramms ver-
statisch genutzt werden; beim Schweißen kaltverformter Bereiche sind bestimmte Auflagen
schoben; bei ausreichender Menge entstehen offene Q- undy-Felder, wie in Bild 47 sche-
zu beachten (vgl. Abschnitt 8.4.4.7).
matisch dargestellt: Der Austenitbereich wird völlig abgeschnürt (Teilbild b) oder er-
Bei Erwärmung über die sogen. Rekristallisationsschwelle tritt eine Kornneubildung ein.
weitert (Teilbild cl. Die Elemente, die das eine bzw. andere bewirken, nennt man Ferrit-
Die Schwelle beträgt 450°C. 8ei der Rekristallisation bildet sich ein neues entspanntes
bzw. Austenitbildner:
Gefüge: Es wachsen neue Körner und zehren die alten auf. Das neue Gefüge entspricht ein-
- .E..e...t:!:..i..!..bilj~e..!:..: Cr, Mo, N, V (Ti, Si, Al, P, B); die Austenitbildung wird destabilisiert
schließlich der Eigenschaften (annähernd) dem ursprünglichen.
bis unterdrückt, der 5 - und a -Bereich gehen ineinander über. Es entsteht ein sogen.
- 46 - - 47 -

..
eingesetzt. Dabei kann es notwendig sein, Komponenten oder Großbauteilversuche durchzu-
führen, ggf. einschließlich realistischer Simulation der zu erwartenden statischen, zyk-
Durch Wärmebehandlung können dem Stahl bestimmte
1111111111111 Sponnungsormglühen ~ Normolglühen lischen, schlagenden, thermischen, korrosiven Beanspruchung. Von den ~~r~!Qr~~Q~~ sind
Eigenschaften eingeprägt werden. Es werden unter-
Diffusionsglühen sc hi eden: G1üh-, Hä r te - und Ver gütun gs ver f a hren die ~~r~!Qr~~g~fr~i~~ Prüfverfahren zu unterscheiden, die i.a. bei der Abnahme fertiger
Bauteile eingesetzt werden, z.B. bei der Prüfung von Schweißnähten mittels Durchstrahlung,
(vgl. DIN 17014 Tl).
Aus stahlbaulicher Sicht interessieren in erster Durchschallung usf. Auch die Rauhigkeits- und Dickenmessungen zählen dazu. Hinsichtlich
Linie die Glühverfahren. der zerstörungsfreien Verfahren vgl. Abschnitt 8.6.
(Härten vollzieht sich in drei Schritten: Erwär- ~1 Härte
men auf die Abschrecktemperatur oberhalb der A3 - Härte ist als Widerstand definiert, der von einem Stoff (hier also von Stahl) der Ein-
oder Al-Linie, Abschrecken in Wasser, öl, Luft, drückung durch einen härteren Körper entgegengesetzt wird. Zur Härtemessung stehen drei

F 00 l+lF- -+

~
~
so daß oberflächlich oder durchgehend die Härte genormte Prüfverfahren zur Verfügung:
.: erheblich, in der Regel durch Martensitbildung, lJ]1
.
a) Brinell-Härte: Eindrückung mittels
einer gehärteten Stahl- oder Hart-
gesteigert wird und schließlich Anlassen auf eine
Temperatur der Al-Linie und Halten bei dieser -.-i r-
-j d I metallkugel, Bild 51a. Die Brinell-
Temperatur mit nachfolgendem zweckentsprechenden / h~ :% -:a0'J0I/0 Härte HB wi rd aus der Prüfkraft F,
Abkühlen, um dem abgeschreckten spröden Stahl Bild 51 a) ~~Vb) dem Kugeldurchmesser D und dem Meß-
wiederum eine bestimmte Zähigkeit zu verleihen. ~ Xl:>'\. wert d des bleibenden Eindruckes be-
Wird auf höhere Temperaturen angelassen, läßt sich x...l' rechnet:
hohe Zähigkeit bei bestimmter Zugfestigkeit er- HB = o,204F ; F in N, 0 und d in mm ( 1)
Bild 50 reichen; man spricht dann von Vergüten.) lto(o -yoz - d2 )
Unter ~ühe~ versteht man ein Erwärmen des Werkstoffes (Werkserzeugnis, Werkstück, Bau-
teil) auf bestimmte Temperaturen unterhalb der Soliduslinie und Halten bei dieser Tem- Kurzzeichnung: z.B.: 400HB, d.h. die Brinell-Härte beträgt 400, der Wert wurde unter
peratur mit nachfolgendem, in der Regel langsamen Abkühlen (vgl. Bild 50): normaler Einwirkungsdauer (10 bis 15s) bestimmt. Normung: DIN 50351.
b) Vickers-Härte: Eindrückung mittels einer Diamant-Pyramide, Bild 51b. Als Vickers-Härte
~~n~rmgl~e~ Glühen zwischen 450°C bis 650°C zum Abbau und Ausgleich innerer (Eigen-)
HV ist der Quotient aus der Prüfkraft F und der Fläche des bleibenden Eindruckes ge-
Spannungen ohne wesentliche Änderung der mechanischen Eigenschaften. Der Glüheffekt beruht
auf dem Absinken der Fließgrenze bei hohen Temperaturen; es verbleiben gewisse Resteigen- no rmt:
spannungen in Höhe der zur Glühtemperatur gehörenden Fließgrenze des Stahles. HV = 0, ~~9 F F in N, d = (d, + dz )12 in mm (2 )

Wei~l~~ Glühen dicht unterhalb der Al-Linie; der Stahl wird weich und läßt sich an-
schl ießend gut bearbeiten. Kurzzeichnung: z.B.: 600HV 10: Vickershärte 600 mit einer Prüfkraft von 10kp=98N und
Hoc~ü~~r~k~n~henL Mehrstündiges Glühen etwa 150K oberhalb der A3 -Linie, lang-
normaler Einwirkungsdauer (10 bis 15s). Normung: DIN 50133.
sames Abkühlen. Es entsteht ein grobkörniges Gefüge mit besserer Zerspanbarkeit. c) Rockwell-Härte: Eindrückung mittels eines Diamant-Kegels (HRC) oder einer Stahl kugel ,
Nor~gJ.i!1.e~~_~oo~ooh~r~l"!2..:i...e~n~e~n!:1..!l: Gl ühen wenig oberhal b der A -L inie, 1angsames
gemessen wird die bleibende Eindringtiefe t b :
3
Abkühlen. Das Gefüge wird neu gebildet (Umkristallisation, Umkörnung). Walz- und Gußgefüge, HRC = 100 - 500 tb; tb in mm (3 )
Grobkorn und Texturen lassen sich beseitigen, der Werkstoff wird in den "Normalzustand" Für weiche und mittel harte Werkstoffe ist das Brinell-Verfahren geeignet; das Vickers-
überführt. Die Wirkung einer Kaltverformung wird beseitigt, Ausscheidungen werden ge- Verfahren ist für alle Härten geeignet und am verbreitesten. Das Rockwell-Verfahren kommt
löst und dadurch bedingte Versprödungen aufgehoben. Die Wirkung einer Härtung und Vergü- nur noch selten zur Anwendung. DIN 50150 enthält Umwertungstabellen, aus denen auch der
tung kann rückgängig gemacht werden. Auch die bei Stahl guß oder falscher Wärmebehandlung Zusammenhang mit der Zugfestigkeit abgelesen werden kann: HB=0,85'HV; Rm=3,37·HB=3,20·HV.
(u.a. bei Walzerzeugnissen und Schmiedestücken) entstehende Grobkornbildung kann reduziert Mittels Härtemessungen lassen sich Änderungen der Werkstoffeigenschaften, z.B. nach Kalt-
werden; bei Stahl guß lassen sich höhere Festigkeit und Zähigkeit erzielen. verfestigungen oder Wärmebehandlungen (insbesondere in Schweißnahtbereichen) feststellen.
Dif~ions~h~ Glühen weit oberhalb der A -Linie mit langzeitigem Halten und beliebi-
3 Der Grundwerkstoff der unlegierten Baustähle weist eine Härte von ca. 100-120HV auf, in
gem Abkühlen. Die Diffussion löslicher Bestandteile wird wesentlich erleichtert, es tritt der Wärmeeinflußzone von Schweißnähten kann die Härte auf den zwei- bis dreifachen Wert
ein Ausgleich von Seigerungen ein, der Werkstoff wird homogener. ansteigen; vgl. Abschnitt 2.6.5.5.1
Für den Stahlbau haben vorrangig das Spannungsarmglühen (z.B. bei Schweißkonstruktionen ~ Festigleit und Zäil..i.9keit
zur Reduzierung der beim Schweißen eingeprägten Eigenspannungen) und das Normalglühen E
Metall E in N/mm 2 ~ --2~

0---=---7
(z.B. kaltgeformter Teile mit kritischem Verformungsgrad) Bedeutung. Sollen sperrige G

~ t1:-~J~---:'IJaJ
' T~~~~nrl(1
Schweißkonstruktionen (z.B. Behälter) spannungsarmgeglüht werden, gelingt dieses durch Fe 216900 0,28 2,00
Glühen der Schweißnahtzonen mit Hilfe von Brausebrennern.
I
1
1""'- , Ni 205400 Q31 2.01
I I <J r-y , Mo 320000 Q30 212
2.6.5 Werkst~prüfung (42-44,57,58J I I -b , I
Al 71900 0,34 2,00
Die Verfahren der Werkstoffprüfung dienen dazu, die Werkstoffkennwerte im Rahmen der Güte-
kontrolle und Materialabnahme festzustellen. Es handelt sich um Verfahren der zerstören-
den Werkstoffprüfung an genormten Prüfkörpern, die an vorgeschriebenen Stellen des Halb-
T bl Ti 108300 Q33 2,02
cl
oder Fertigerzeugnisses entnommen werden. Aber auch in der Forschung und bei der Ent- Bild 52
wicklung neuer Werkstoffe und Verbindungsmittel werden unterschiedlichste Prüfverfahren
48 - - 49 -
Eine Verzerrung nennt man elastisch, wenn die angelegte Spannung ihr direkt proportional A Bruchdehnung; ehemals 55 oder 5 10 in Abhängigkeit von der Meßlänge.
ist und wenn sie nach Wegnahme der Spannung vollkommen verschwindet. Man unterscheidet Z Brucheinschnürung (ehemals 41). Das ist die bezogene bleibende Querschnittsminde-
elastische Dehnung (bzw. Stauchung) E unter Normalspannun3 0 einerseits und elastische rung.
Gleitung y unter Schubspannung 1 andererseits, vgl. Bild 52a/b. HOOKEsches Gesetz: Die in Regelwerken (und statischen Berechnungen) verwendeten Kurzzeichen stimmen i.a. mit
den Kurzzeichen der Werkstoffprüfung nicht überein; z.B.: Streckgrenze ß S (auch Fließgren-
o : Ee: (E Elastizitätsmodul); "t: Gy (G: Schubmodul) (4)
Mit einer Dehnung (bzw. Stauchung) ist eine Volumenänderung nV verbunden, Bild 52a. In- ze 0F)' Bruchgrenze ßZ~ Der Begriff Proportionalitätsgrenze 0p' auch Elastizitätsgrenze oE
folge Gleitung tritt keine Volumenänderung ein (kleine Verzerrungen vorausgesetzt, Bild 52b). genannt, ist nicht genormt; 0p ist der "ersten" bleibenden Dehnung zugeordnet, ihr ent-
Das Verhältnis der Querkontraktion nd/d zur Dehnung nl/l wird als Querkontraktionszahl spricht der Wert RpO ,Ol' Metalle mit ausgeprägtem Fließbereich 4eigen anschließend eine
(zweite) Verfestigung, beginnend mit der Verfestigungsdehnung E V (nicht genormt). - Neben
(auch Querdehnungszahl , Kehrwert=POISSON'sche Konstante) bezeichnet. Die Volumenänderung
(eines Rundstabes) beträgt: der unteren und oberen Streckgrenze (R bzw. ReH) existiert noch die sogen. "statische"
eL
Streckgrenze; sie liegt unterhalb ReL • Zur sicherheitstheoretischen Bedeutung vgl. Ab-
nV: ~ dZ[- : (d-nd)2([+nll _ n: : -e;(1-2~) (5) schnitt 28.4.1.
Für einen Stoff, der keine Volumenänderung erfährt, müßte demnach gelten ~=0,5. Bei Me-
tallen beträgt ~ ca. 0,3. - Bei isotropem (d.h. bei nach allen Richtungen gleichartigem
Verhalten) besteht zwischen E, G und ~ der theoretische Zusammenhang:

E E
G:2(1+~l - G -2~ : 2 (6)
Die Tabelle in Bild 52c zeigt, wie diese Beziehung im Experiment bestätigt wird. Offen-
sichtlich ist die übereinstimmung gut. Das ist der Grund für die hervorragende Genauig-
keit, mit der auf der Grundlage der Elastizitätstheorie das elasto-statische Verhalten
von Metallkonstruktionen - auch flächenförmiger - berechnet werden kann. N Fsinza.
N: Fsina. ; o :
Die im einachsigen Zugversuch an genormten Zugproben ermittelte Spannungs-Dehnungskurve

Beginn der
liefert die wichtigsten
Informationen über die
Fe> T: Fcosa. ; "t :
A/sina.
T
A/sina.
-A-
Fsina. cosa.
A
(9 )

/ Rm
Einschnürung ... ReiO- statischen Festigkeits-
'" --;
festigkeit
und Zähigkeitseigenschaf-
t Bildet man die Ableitung von 1 nach 0. und setzt
sie gleich Null, folgto.=:':45°. Die Schubspannung
/ ReH Bruch ten. Die Prüfspannung a) b) hat unter diesem Winkel demnach ihr Maximum und
/
/ ReL o:i- (7) Bild 51. erreicht dabei den Wert:
/
Rp 0,01 So 1 F
/ wird über der Dehnung maXt : rT : T1 maxo
(10)
/
/ e: - b.L Obwohl somit max , nur halb so groß wie die maximale Normalspannung ist (0.=90°), versagt
/
e: e:
-10 (8 )
der Stab dennoch unter 45°, weil, wie in Abschnitt 2.6.4.1 ausgeführt, die Festigkeit der
aufgetragen. Sü ist der Kristallite durch die kritische Schubspannung in den Gleitebenen der Kristallgitter be-
Ursprungsquerschnitt und stimmt wird. Die Bindungskräfte senkrecht zu diesen Gleitebenen liegen um Zehnerpotenzen
al bl LO die Meßlänge (DIN höher. Wegen der regellosen Anordnung der unzähligen Kristallite gibt es stets eine Gleit-
50145). Man unterschei- fläche, die (etwa) unter 45° verläuft, in dieser erfolgt der Bruch; je mehr Gleitrich-
det Metalle mit verfesti- tungen ein Elementargitter hat, umso eher ist diese Bedingung erfüllt. (Man beachte, daß
gendem Material (ohne Fließbereich) und solche mit ausgeprägtem Fließbereich. Bild 53a die in Bild 54b schematisch dargestellten Kristallite eine räumliche Orientierung haben!)
zeigt die O-E-Linie (Arbeitslinie) eines verfestigenden Materials, hier für den Anfangs-
~5~versuch~kversuch--=--Jl...:i..egeversu~
bereich einer hochfesten Aluminiumlegierung. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei legier- Beim Zugversuch werden Zugproben mit verdickten Einspannenden in der Zerreißmaschine bis
ten Stählen, auch solchen mit vorangegangener Verfestigung (und fallweise anschließen- zum Bruch beansprucht; Durchführung und Auswertung der Versuche erfolgen nach DIN 50145,
der Vergütung), auch z.B. bei Gußeisen. Bild 53b zeigt das o-E-Diagramm eines unlegier- bei Zugproben nach DIN 5Q125, für Schweißverbindungen nach DIN 50120 und für Rohre und
ten Stahles mit ausgeprägtem Fließvermögen. - In DIN 50145 (Zugversuch) ist definiert: Rohrstreifen nach DIN 50140, Zugversuche an Drähten nach DIN 51210 und an Drahtseilen nach
R : Dehnungsgrenze. Das ist jene Spannung, der bei ansteigender Kraft erstmals eine
p DIN 51201.
nichtproportionale (plastische, bleibende) Dehnung Ep zugeordnet ist, z.B. 0,01% Bild 55 zeigt beispielhaft eine Flach- und eine Rundprobe nach DIN 50125. Um die unteren
Dehngrenze: RpO ,Ol (auch technische Elastizitätsgrenze genannt); 0,2% Dehngrenze: Dehnspannungen bestimmen zu können, bedarf es sehr sorgfältiger Feindehnmessungen. Moderne
RpO ,2 (i.a. als Streckgrenze von verfestigenden Werkstoffen vereinbart); ehemali- Prüfmaschinen können kraft- und dehnungs- (bzw. weg-)gesteuert gefahren werden.
ge Benennungen: ° 0 ,01,° 0 ,2' Um die Zeitstandfestigkeit bei bestimmten Temperaturen zu ermitteln, wird der sogenannte
Re Streckgrenze. Das ist jene Spannung, bei der bei zunehmender Verlängerung des Zug- (Zeit-)Standversuch nach DIN 50119 durchgeführt, vgl. auch DIN 50118. Hierbei wird die
stabes die Zugkraft gleichbleibt oder abfällt; i .a. ist zwischen oberer und unte- Probe bei einer konstant gehaltenen Temperatur durch eine konstante Kraft belastet und
rer Streckgrenze zu unterscheiden. Ehemalige Benennung: OS' die Dehnung kontinuierlich gemessen. Unter hohen Temperaturen kriechen Metalle und haben
R Zugfestigkeit. Das ist jene Spannung, die sich aus der auf den Anfangsquerschnitt
m nur eine begrenzte Zeitstandfestigkeit. Das Zeitstandverhalten interessiert z.B. im Be-
So bezogenen Höchstzugkraft Fm ergibt; ehemals 0Z' Die reale Zugfestigkeit, be-
zogen auf den eingeschnürten Bruchquerschnitt, liegt höher: Reißfestigkeit. *) Nach DIN 18800 Tl wird die Streckgrenze=Fließgrenze mit f y (y=yield) und die Zugfestig-
keit=Bruchgrenze mit f u (u=ultimate) abgekürzt.
- 50 - - 51 -
hälter-, Rohrleitungs und Kesselbau, wenn die ISO-V-Probe ISO-U-Probe OVM-Probe

-=- r--
f95 ,- r-
Konstruktion neben der mechanischen einer stän- 55 r--55~ 55
Ro.251 R11
f- 3C~-~- 31
digen hohen ther~ischen Belastung ausgesetzt
ist. I '(50 %1 ,= I I
I r=t 1=
b)
3
cl
L 0=t~~ J
Der Druckversuch (nach DIN 50106) und Biegever- a)
such (für Gußeisen nach DIN 50110) hat keine Be- Bild 58
a)

-r-F-
deutung im Stahlbau, wohl der Faltversuch (Tech- Bild 5B zeigt vier unterschiedl iche Probenformen nach DIN 50115. Ist der Stahl im Kerb-
nologischer Biegeversuch) nach DIN 50111. querschnitt spröde, ist die Bruchfläche feinkörnig-kristallin, die Schlagarbeit ist ge-

f- ±- 3~ Bild 56 zeigt die Biegevorrichtung mit Biege-


stempel und Auflagerrollen. Mit dem Versuch soll
ring; ist der Stahl im Kerbquerschnitt zäh, ist die Bruchfläche sehnig-faserig, matt im

L:=t; =u .1~1
Ton und mit Scherlippen versetzt, die Schlagarbeit ist groß. Bei sehr hoher Zähigkeit kann

I.
Bild 55
das Umformvermögen geprüft werden. Es wird jener
Biegewinkel a bestimmt, bei welchem der erste
Anriß auftritt oder es wird die Probe um IBO° zu-
es vorkommen, daß die Probe überhaupt nicht bricht.
Bild 59 Zei9t unterschied-
liche Kerblagen für die
sammengefaltet und auf Anrisse untersucht (z.B. AV(oder ClK) Beispiel: Prüfung von Schweißnähten.
zur Oberprüfung der Gewährleistungswerte). Nach DIN normalge_.;g.;.;lü~h.;..t __ DIN 50122 sieht darüber-
400
17100 ist zur Prüfung der Umformbarkeit für die all- a) Hochlage hinaus auch schräge Pro-
gemeinen Baustähle vorgeschrieben, daß bei einer Fal- 300 benlagen vor, um die Kerb-
tung um IBO° um bestimmte Dorndurchmesser keine Anris gealtert
schlagzähigkeit in der
se auf der Zugseite auftreten dürfen, die Stähle dür-
200
bl Wärmeeinflußzone (WEZ)
fen weder kalt- noch rotbrüchig sein. 100 mögl ichst genau erfassen
Oer Faltversuch dient, wie die Bestimmung der Bruch- zu können.
dehnung und Einschnürung, der Zähigkeitsbeurteilung. cl 0 20 40 oe Bei unlegierten und nie-
Der Faltversuch stumpfgeschweißter Verbindungen und Bild 59 drig legierten Stählen er-
von Plattierungen ist in DIN 50121 geregelt. Der Auf- weist sich die Kerbschlagzähigkeit als stark temperaturabhängig. Um diese Abhängigkeit zu
schweißbiegeversuch dient der Bestimmung der Schweiß- prüfen, werden mehrere Proben hergestellt und bei unterschiedlichen Temperaturen durch-
eignung und Rißauffangfähigkeit (vgl. DIN 17100 und schlagen. Bei tiefen Temperaturen erhält man geringe Zähigkeitswerte, ein Zeichen für Ver-
b) Abschnitt B.4.4.2); er wird ebenfalls als Faltversuch sprödung, man spricht von Tieflage (vgl. Bild 60). Mit steigender Temperatur erhält man
durchgeführt. höhere Zähigkeitswerte, oberhalb einer bestimmten Temperatur bleibt die Zähigkeit unver-
Kerbschl.2..9..\'.ITsuch ändert: Hochlage. Zwischen Hoch- und Tieflage liegt ein Steilabfall , innerhalb des zuge-
ordneten Temperaturbereiches treten Mischbrüche auf. Die Lage der Obergangstemperatur
Spitzkerb- dient zur Kennzeichnung des Temperatur-Versprödungsverhaltens (Bild 60). Hinsichtlich
probe
der Prüfvorschriften wird auf DIN 50115 verwiesen.
Die Kerbschlagzähigkeit ist ein einfaches und wirkungsvolles Merkmal, um die Rißzähig-
~ keit und Sprödbruchanfälligkeit zu beurteilen. Alle Ursachen, die die Auslösung eines
Sprödbruches fördern, werden durch das Verfahren gut simuliert: a) Mehrachsiger Spannungs-
zustand im Kerbgrund (Kerbspannungen), Fließen wird dadurch nach allen drei Richtungen
10 behindert; die Fließbehinderung ist umso größer, je schärfer die Kerbe ist. b) Hohe Be-

-~~
anspruchungsgeschwindigkeit (Hammerschlag). c) Tiefe Temperaturen (Abkühlen der Proben
Pendelschlagwerk und Bestimmung der Tieflage und Obergangstemperatur). - Nachteilig ist zu werten, daß die
(OIN 51222) al Kerbschlagzähigkeit von der Probenform (Kerbform) abhängig ist. Sie ist keine Werkstoff-

Bild 57
40
Widerlager
b) JID cl konstante sondern nur ein Werkstoffkennwert, der zwar qualitative Vergleiche und die De-
finition von Abnahmekriterien aber keine funktionale Verknüpfung mit dem Spannungszustand
Ein für den Stahlbau wichtiges Prüfverfahren ist der Kerbschlagversuch. Er dient eben- im Kerbbereich der Probe und damit auch keine quantitative Beurteilung der Bauteilgefähr-
falls der Beurteilung der Zähigkeit und dabei insbesondere der Klärung der Sprödbruch- dung bei Auftreten von Rissen ermöglicht. Hier setzen die Methoden der Bruchmechanik ein,
empfindlichkeit. In Bild 57a ist das Pendel schlagwerk skizziert. Die Teilbilder b bis c die auf GRIFFITH (1921) und IRWIN (1952) zurückgehen. Die Bruchmechanik ist eine weit ent-
zeigen Kerbschlagproben mit definierten Kerben. Der in Bild c dargestellte Izod-Versuch wickelte Spezialdisziplin der Werkstoffkunde. Die Berechnung des Rißfortschritts bei Er-
wird nur noch selten durchgeführt. Die Proben werden im Schlagwerk auf Widerlager auf- müdungsrissen, die Bestimmung der Restlebensdauer, die Beurteilung von Spannungs- und
gelegt und vom Hammer durchschlagen. Die Höhendifferenz h wird gemessen. Die zum Bruch Schwingungsrißkorrosion sowie die Klärung anderer Bruchfragen sind auf der Grundlage der
erforderliche Schlagarbeit ist gleich F·h, wenn F die bei waagerechter Stellung des Pen- Bruchmechanik möglich. Für die Bestimmung der hierfür benötigtenZähigkeitskonstanten
dels gemessene Stützkraft ist. Die Kerbschlagarbeit A wird in der Einheit J gemessen, existieren noch keine DIN-Normen; die Versuche werden daher nach ASTM- und BS-Normen
V
die jeweilige Probenform wird bei der Angabe des Ergebnisses hinzuqefügt, z.B.: A durchgeführt. Vergleiche wegen weiterer Einzelheiten Abschnitt 28.5.
V
(ISO-V)=BOJ. Die Kerbschlagzähigkeit a k ist die Kerbschlagarbeit div'idiert durch den
Prüfquerschnitt S: ~
ak::' 5 AV in J, 5 in cm 2, Clk in J/cm 2 (11 )
- 52 - - 53 - Tafel 2.1
~5 Experimente* und Ergänzungen
2.6 .5 ~rtemessungen
HV5 Schliffbilder Schweißnaht und Grundmaterial
190 An zwei Stumpfnahtproben wur-
den Härtemessungen durchgeführt,
180 -1 mit um die Aufhärtung im Schweißnaht-
--- 2
170 _.- 3 bereich zu prüfen. Probe CI)
-_... ~ wurde elektroden-, Probe ~
160 schutzgasgeschweißt. In Bild 61
sind die Härteprofile für je-
150
weils vier Meßhorizonte darge-
l~O stellt; je Horizont wurden 50
Härtewerte nach Vickers (HV5;
130
Prüfkraft 5kp=50N) bestimmt.
Oie Härte erreicht offensicht-
lich bei beiden Proben etwa
denselben Höchstwert (195HV5),
allerdings für unterschiedliche
Horizonte. Aus den Härteprofi-
len geht hervor, wie weit der
AUfhärtungseinfluß beider
SChweißverfahren reicht. Für
das Grundmaterial beträgt die
Härte ca. 120HV5, daraus läßt
sich folgende Bruchfestigkeit:
Rm=3,2.120=384N/mm 2 bestimmen.
Tatsächlich handelt es sich um
einen Stahl St37-2. Aufgrund
der Härte kann im Schweißgut
eine Festigkeit Rm=3,2'175=560N/mm2
erwartet werden. (Der Elektro-
denstahl hat eine dem St52-3
entsprechende Festigkeit.) Die
AUfhärtung im Schweißnahtbe-
reich ist in beiden Fällen als
unbedenklich zu bewerten.

Bild 62 al
Bild 62 zeigt die Schliffbilder (geätzt) der V-Nähte. Bei der elektrodengeschweißten Naht
sind Deck- und Kapplage gut zu erkennen; die CO -Naht wurde auf Keramikunterlage geschweißt.
2
Eine Kapplage ist nicht zu erkennen, die Wölbung der Deckraupe und die Einbrandkerben sind
stärker ausgeprägt. - Auf Tafel 2.1 sind Schl iffbilder beider Nähte in Form eines ober-

*D e folgenden vom Verfasser für diese Veröffentlichung - z.T. im Rahmen von Diplomar-
beiten - durchgeführten) Versuche sollen dazu dienen, einige ausgewählte mechanische Ei-
genschaften unlegierter Stähle exemplarisch aufzuzeigen.
55 - Tafel 2.2
- 54 -
flächennahen Profils dargestellt. Das härtere Gußgefüge der Schweißnaht, das Gefüge der
übergangszone und das Grundgefüge werden daraus deutlich.
Zugversuch: Probekörper nach OlM 50125

176 + LV r 210 + Lv "l


iLVn
r'-'---~---
,
schmaler Prüf körper
Er- 'f'3 L

breiter Prüfkörper
Lv
ReL ReH Rm A Z E ReL ReH R A Z E
1 1501) 286 312 m 85 64 207050 - - - - - -
2 270 2) 296 319 448 24 58 217 7nn 28n H8 418 11 ~7 7n~ 1nn
3 390 296 319 447 22 58 203400 287 305 441 27 55 7nq 7no
4 510 288 315 444 21 58 205400 287 301 446 27 56 210 830
5 630 286 313 ~ ~n Iq 56 206 400 270 278 LOO 27 51 7nq ~7~
mm i1mm2 % N/mm2 NImm 2 % N/mm2
1) kurzer, 2) langer ProportIOnal stab nach OIN 50125 (Zugprobe E)
Bild 63
Um den Einfluß der Prüfkörperabmessungen (Länge und Breite) auf das Ergebnis von Zugver-
suchen zu zeigen, wurden Zugversuche an einer schmalen und einer breiten Probenform mit
jeweils unterschiedlicher Länge LV durchgeführt, vgl. Bild 63 oben. Stahlgüte der Pro-
ben: St37-2. - üas Versuchsergebnis ist in der Tabelle des Bildes 63 ausgewiesen: R
eL
untere, ReH obere Streckgrenze, Rm Zugfestigkeit, A Bruchdehnung, Z Brucheinschnürung.
Die Versuche wurden weggesteuert mit v=0,0125mm/s gefahren.
Die Linie ~ in Bild 64 oben zeigt das
Maschinendiagramm des kurzen Proportional-
stabes. Das Fl ießen erkennt man wäh-
---- rend des Versuches äußerl ich am Abplatzen
der Walzhaut; bei polierten Oberflächen
lassen sich deutlich sichtbare Fließlinien
ausmachen. Nachdem der Stab innerhalb des
Taillenquerschnittes über die ganze Länge
voll durchplastiziert ist, tritt die Ver-
festigung ein. Die getrichelte Linie ®
in Bild 64 oben zeigt den Fließbereich bei
fünffacher Streckung des Maßstabes für die
Längenänderung im Vergleich zu Linie ~. -
Das Ergebnis der Vergleichsversuche läßt
00 I , : ! ; sich wie folgt zusammenfassen:
, I I I
, I ; ! - Die untere Streckgrenze liegt im Mittel

't/Q.~~!
um den Faktor 0,94 unter der oberen. -
Streckgrenze und Zugfestigkeit des Pro-
b) benmaterials 1 iegen deutl ich über den
(gewährleisteten) Mindestwerten des ver-
o 1 3 5 6 7 9 10 11 12
- A l in mm wendeten Stahles St37 (240N/mm 2 bzw.
Bild 64
370N/mm ) .
2

- Re und Rm sind unabhängig von der Länge, indes (schwach) abhängig von der Breite des
Prüflings: Bildet man die Mittelwerte aus den Proben 2 bis 5, folgt (vgl. Tabelle in
Bi 1d 63):
schmaler Prüfkörper: breiter Prüfkörper:
ReL 291,5N/mm 2 ReL 281,ON/mm 2 (96%)
ReH 316,5N/mm 2
ReH 295,5N/mm 2
(93% )
Rm 447,3N/mm 2 Rm 431,3N/mm 2 (96%)
- 57 -
- 56 - Um zu prüfen, ob sich
Den in der Tabelle ausgewiesenen Bruchdehnungen A liegen die Längenänderungen des Ma- die Härte des Materi-
schinendiagrammes zugrunde, insofern stellen sie keine normgemäß ermittelten Werte dar. Bruch HV al s infol ge der Strek-
Die Bruchdehnung der Probe 1 ist dagegen gemäß DIN 50145 aus der Längenänderung des nach ,
ee
. I
-.--Menp.rof,l-l_
260 EinwirkungsdQuer 10 sec kung erhöht, was zu
dem Bruch wieder zusammengesetzten Stabes bestimmt und gibt somit den richtigen Wert an. 250 erwarten ist (Kaltver-
= J'.
- Die Elastizitätsmoduli sind Mittelwerte aus einer Induktivgebermessung und vier DMS- lL... --i 240
nQch dem Versuch:
in der Nähe der / I festigung), wurden Här-
Messungen je Probe. Ober alle Werte gemittelt folgt: E~207913N/mm2. Zwei Druckproben 111111111 a) 230 Bruchstelle y/ temessungen vor und
ergeben: E~207750N/mm2. (Der Mittelwert über alle Meßwerte beträgt 99% vom Nennwert
E~21 0000N/mm 2 .)

- Die Verfestigungsdehnung ergibt sich (als Mittelwert aus 11 Versuchswerten) zu


HV30
230
.. 220
210
200
I 1"
~I ---a....."'-e"',
II! ........-...... t-\
1
1

1
I /"Ji
:J
nach dem Versuch durch-
geführt. Dabei wurde
die Härte mit unter-
EV·1 ,4%~10'EF und der Verfestigungsmodul zu E .E/45 (anfänglicher Verfestigungsanstieg).
V 190 .r"f' I I schiedlichen Prüfkräf-

/-/~II ~:~/:;:s::~~tdie
(Die im unteren Teil des Bildes 64 eingetragenen Ergebnisse werden im Abschnitt 2.6.5.5.4 220
erl äutert.) 180 I
Auf Tafel 2.2 ist das für die Probe 1 gefundene Versuchsergebnis dokumentiert. Dargestellt 210 170 if~Y
fI
OQch dem Versuch:
30 mm von der Br uchste lle
Aufsicht auf den Prüf-
sind:
- Prüfkörper mit Rasterzeichnung, 200
W"- 160
150 I
entfernt
~or dem Versuch I .... I J
körper und di e Ab-
stände der Meßpunkte
- Abfolge des Zugversuches; die Streckung des Prüflings mit beginnender und starker Ein-
schnürung ist gut erkennbar,
- Bruchfläche als typische Scherbruchfläche mit Einschnürung,
- Lichtmikroskopische Aufnahmen, vor und nach dem Versuch. 1m Längsschliff vor dem Ver-
190
o 20
" I\,~
40 60mm
140 El...... 'Gl""".... r-<l-~l.-..Er" Härte
1304---+---+---+--f--+---J---.:::--1--J-.--t--
~ HV10 HV20 HV30 ,HV50 yHV100,
Eindrückung gering, Ablesung der
von der Bruchkante.
Te i 1b i 1d b we ist das
Ergebnis aus. Offen-
sichtl ich tritt im
such ist die zeilige Walzstruktur auszumachen. Nach dem Versuch zeigt das Ferrit-Perlit- dQher Messung ungenQu MensknlQ ungenQu br uc hnah e n Ein s c hnür-
Gefüge starke plastische Verformungen und im Abstand von 10 bis 20mm eine gewisse Strek- Bild 66 bl cl bereich im Vergl eich
kung und Vergrößerung des Korns. zur Härte des Ausgangsmaterials (ca. 130HV30) ein deutlicher Härteanstieg ein, das geht
Bild 65 zeigt eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Bruchfläche in unter- auch aus Teilbild c hervor, in welchem das Ergebnis der Härtemessungen für unterschied-
schiedlichen Vergrößerungen. In Teilbild b ist ein Mangansulfid-Einschluß und im Teil- liche Prüfkräfte dargestellt ist. Dabei fällt auf, daß sich für das Grundmaterial vor dem
bild c ein kugeli~r Titan-Eins~hluß_erkennbar. Zugversuch für alle Prüfkräfte etwa derselbe Härtewert (-140HV) ergibt. Für das gestreck-
te Material nach dem Versuch ist eine Prüfkraftabhängigkeit vorhanden. Die meßtech-
nisch zuverlässig bestimmbaren Härtewerte (HV10, HV20 und HV30) liegen etwa gleichhoch.
Es ist immer empfehlenswert, bei der Angabe von Härtewerten die Höhe der Prüfkraft mlt
zu nennen.
2.6.5.5 • .Ll.!!.g.!L.e rs uch e an P roben~tump..iD.Q...Ilt
15 Aus einem mittels Stumpfnaht in V-Form zusam-
CD I Ii : ~t zu~pro~en
I\
;,======:-"'~::=~'=:;====~'--i
:L

't I\!!
mengefügten BI ech aus. St37-2. wurden
entnommen. Bild 67 zelgt zwel unterschledllche
Prüfkörper in Form ei ner ungekerbten und ei ner
I.. 250......
40
.fl gekerbten Flachprobe (nach DIN 50120 alt; ln
DIN 60120 neu (seit 1975) sind die Probenabmes-
r-------------'C~~~::; GD sungen etwas anders vereinbart). Bei der Rund-
kerb probe wird der Bruch im verfestigten Schweiß-
al b)
125 125 ==:i nahtbereich erzwungen.
Versuchsergebnis :
Ungekerbte Probe 8:
Bild 67 El ektrodenschwei ßung: Rm~438N/mm2

----
CO -Schweißung: Rm~433N/mm2
2
2L4 kN Gekerbte Probe 0:
Rundkerbprobe (2 1 ...........; Elektrodenschweißung:
.-..-.>--ungekerbte Probe I Rm~509N/mm2

I
I --- ,..." F
D......-
f
132 kN
~
CO -Schweißun g :
2
Rm~492N/mm2
Für das Grundmaterial gilt
Rm~447N/mm2. Die Kraft-Längen-
I änderungsdiagramme der (elektro-
0 dengeschweißten) Proben zeigt
I I I I I
o 3,125 6,250 9,375 12,500 15,625 18,75
Bild 68 _ l l l in mm
Bild 65 cl d)
- 58 -
Bild 68. Ein echter Fließbereich ist
nicht vorhanden, gleichwohl ist die

m
I
.n-J- rn r
~ .~
1 1 ~! I ~I ~. IljL~ ~
1
- 59 -

nlnil 1,15mm

r-- --li-ri11~11~II®n
Zähigkeit, auch der Schweißnaht selbst I

(Probe ~), als gut zu bewerten. I 1 11 Cf> Kerbtall Rm td


Bild 69 zeigt, daß sich im Falle der
Probe ~ der Bruch außerhalb der
. t-~I t~-i ~ ~ 1
2
3
m
W
45q
113
10.7
9.0
l'iAII·111jiWI
LrT\J u U uru LmJ UUll
4 459 7.7
Schweißnaht und im Falle der Probe ~ I 5 437 5.0
entlang des Schweißnahtüberganges unoekerbl W 11.3
zum Grundmaterial (WEZ: Wärmeein- ! N/mm 2 mm
. a) 1 ;- 4: Mittelwerte aus je 2 Proben b)
flußzone) eingestellt hat. Bei Pro- Bd d 71 5: Mittelwert aus 3 Proben
be ~ wird eine Querkontraktion der umso schwächer zu erkennen, je schärfer die Kerbe ist; vgl. zu der anstehenden Problema-
a) b) Naht und ein Fl ießen in dieser er- tik die Versuche von LUDWI K [ 711.
Bild 69 zwungen. Um die Spannungsverteilung innerhalb des elastischen Bereiches zu bestimmen (nur hier-
für gilt der Kerbfaktor uK)' wurden die Spannungsverteilungen in den Kerbquerschnitten
~.~R~rsuche an Proben ~enkerben
mittels Dehnmeßstreifen (DMS) ausgemessen. Bild 72 zeigt die Positionierung der DMS;
Wo in Bauteilen Kerben, Löcher, Dicken-,
unmittelbar am Kerbgrund kann die Dehnung wegen der endlichen Breite der Meßstreifen
Breiten- oder Konturänderungen vorhanden
nicht bestimmt werden; bei den vorliegenden Messungen betrug der Mittenabstand zum Rand
sind, stellt sich ein ungleichförmiger
2mm. In Bild 72 sind die Meßwerte eines bestimmten Lastniveaus eingetragen und durch eine
Spannungszustand ein; man spricht von
Kurve verbunden. Die Kerbspannung selbst kann nur mittels Extrapolation gefunden werden.
Kerbwirkungen. Tiefe und Schärfe der Ker-
Je schärfer die Kerbe ist, umso problematischer und unsicherer ist die Extrapolation, sie
F ben bestimmen die maximale Kerbspannungs-
versagt bei sehr scharfer Kerbung. Da der dem Kerbgrund benachbarte DMS innerhalb des
--i-.....
- °
spitze K im Kerbgrund. 0K wird auf die
steilen Spannungsgradienten liegt, ist die Messung umso fehlerhafter, je schärfer die
Nennspannung oN bezogen (Bild 70a):
Kerbe ist. Die Schwierigkeiten der Kerbspannungsanalyse mittels DMS werden daraus deut-
F 1ich; ggf. ist ei ne im Maßstab vergrößerte Probe auszumessen [ 72].
(maxo :) 0K:UK·ON ; 0N:A" (12)
Die in Bild 72 eingetragenen Ergebnisse sind Mittelwerte aus je vier Meßwerten. Aus for-
u K nennt man Formzahl , auch Kerbfaktor
mel G.13 folgt für die Probekörper 1 bis 5:
(schemat ischl a) oder Kerbformziffer; A ist der Rest-
(Netto-)Querschnitt. Um u K zu bestimmen, --cD-l -m--r--(i)--1--(i)--1---®-r 1 u K 1,62 (1,48)
2 U K 1,87 (1,80)
kann auf umfangreiche Untersuchungen zu- i. i I 1
i i . I . 3 U 2,49 (2,20)
rückgegriffen werden, u.a. auf NEUBER [59], K
I I ! I i I 4 U K 3,09 (2,60)
PETERSEN [60], PETERSON [61] u.a. [62-64l. I I I .
I I Grundlage der Untersuchungen sind elastizi- I i I I 5 u K 4,96 (4,20)
I a I ___J i J Klammerwerte nach
-+-----. -L.-t-
tätstheoretische Analysen, numerische Rech-
nungen nach der Methode der finiten Ele-
Kurventafeln von
Bild 70 b) NEUBER [59]. Die ge-
mente [65-67] oder Experimente (DMS-Messun-
rechneten Formelwer-
gen, Spannungsoptik, röntgenographische
te sind in Bild 72
Spannungsmessungen, Reißlackversuche [44,68-70]). Je nach der Kerbform werden unterschie-
eingetragen.
den: a) flache und tiefe Kerben, b) Außen- und Innenkerben, c) Rund- und Spitzkerben,
o Messung (Mittelwert aus 4Meßwertenl; • Rechnung, siehe Text
d) einfache und mehrfache Kerben. Die Kerbgeometrie wird durch den Kerbradius p, die Bild 72
Kerbtiefe t, den Kerbflankenwinkel w und die halbe Breite des Kerbgrundquerschnittes a 2.6.5.5.5 Zugversuche an Lochstäben ohne und mit Paßbolz~

gekennzeichnet (Bild 70b). (1 K Für den Lochstab kann der


Für die flache und tiefe Außen kerbe existieren formelmäßige Lösungen [59]; dazwischen be- 3 Kerbfaktor U K aus Bild 73
darf es einer Interpolationsformel , z.B. nach ROHL [63]:
U : , + --;==;;===='=;;==;;;=;;:
-- entnommen werden; für die
unendl ich ausgedehnte Voll-
(13)
K -YA-f +B~('+t? 2.
-'
.!!.-~-(1K,3 I-
scheibe mit Loch liefert
Flachstab mit Längskraft: A=0,25, B=0,62; Flachstab mit Biegung: A=0,25, B=1,40. / 2r I- die Theorie u K=3. Bei mehre-
Bild 71 zeigt Kerbprüfkörper. Mit diesen wurden Zugversuche zur Bestimmung des Kerbfak- ren hinter- oder/und neben-
tors durchgeführt. Der Nettoquerschnitt ist in allen Fällen gleichgroß. Stahlsorte der 6 10 einander liegenden Löchern
b
Proben: St37-2. In der Tabelle des Bildes 71 sind die im Versuch ermittelten Zugfestig- - zr fällt u K im Vergleich zum
keiten ausgewiesen. Vergleicht man die Werte mit der Zugfestigkeit der ungekerbten Zug- Bild 73 n) b) Einzelloch stets niedriger
probe, ist kein signifikanter Unterschied festzustellen. Da sich die Plastizierung nur aus. Den Zugversuchen liegt
über einen kurzen bis sehr kurzen Stabbereich innerhalb des Kerbbereiches erstreckt, ist die in Bild 74 skizzierte Probenform zu Grunde (Stahl St37-2). Es wurden zwei Versuche
die "Stabdehnung" im Vergleich zum ungekerbten Prüfkörper reduziert; global verhält sich durchgeführt: Lochstab ohne und Lochstab mit Paßbolzen. Bild 75 zeigt das Kraft-Kol-
der Stab spröde und zwar umso ausgeprägter je länger der ungekerbte Stabbereich ist; benwegdiagramm für die zweitgenannte Probe, der Fließbereich ist nur sehr schwach aus-
vgl. die Gegenüberstellung in Bild 64b (Abschnitt 2.6.5.2.2). Bei der scharf gekerbten geprägt.
Probe ~ beträgt die Stablängung etwa das 5-fache des Kerbradius. Ein Fließbereich ist
- 60 - 61 -
Versuchsergebnisse: Zugfestigkeit: Es wurden 9 Prüfstäbe mit unterschiedlicher Lochkonfiguration auf Zug geprüft (Bild 77).
F
Grundmaterial R =447N/mm 2 (unge- ,.........r-..\ Breite der Prüfstäbe und gegenseitiger Abstand der Löcher wurden so aufeinander abgestimmt,
m kN
kerbter Prüfs~ab). Lochstab ohne
Bolzen: Rm=482N/mm 2 , Lochstab mit 20 0
:I ; daß der Restquerschnitt (Nettoquerschnitt) in allen Fällen (bei versetzter Lochanordnung
bezogen auf die Zick-Zack-Linie) gleichgroß ist; der gegenseitige Abstand der Löcher be-
Paßbolzen: Rm=393N/mm 2 (zwei Ver-
suche mit identischem Ergebnis). 1/ trägt 3d. Material der Prüfkörper: St52-3, Re =349N/mm 2 , Rm=497N/mm 2 , A=32,7%, Z=64%,
E=21 0400N/mm 2 •
Somit erhält man im Vergleich zum Es wurden zwei Fragestellungen bearbeitet: a) Bestimmung der Kerbfaktoren 0K' b) Bestim-
glatten Prüfstab für den Lochstab 150 mung der Bruchkräfte und der maßgebenden Bruchlinie bei versetzt~r Lochanordnung.
ohne Bolzen eine Erhöhung und für
den Lochstab mit Paßbolzen eine Prüf körper CD Prüfkörper CD bis CD
TTrrnTrtl Verringerung der Zugfestigkeit.
1 1""7-=*ö---;;--;;j;;---.;-;;-*,"---;

Bild n Die Fotos in Bild 76 zeigen die 10 0 1


2
Abfolge der Einschnürung der beiden Probenformen. Offensichtlich
wirkt sich die Behinderung der Quereinschnürung im Lochbereich
durch den Bolzen als zusätzlicher mehrachsiger Anstregnungszu- PrüfkörperCD
50 labere Hälltel
stand aus, der eine Reduzierung der Zugfestigkeit bewirkt. Für
den Lochstab ohne Bolzen ergibt sich eine Bruchlängenänderung
[7 3
8
(vornehmlich aus den plastischen Verformungen im Lochbereich) I
11fi
zu 6l"r/2 und für den Lochstab mit Bolzen zu 6l=r; r ist der
Lochradius.
11
1
r
o2 4 6 8 10 12 1618 mm 12 12 lB
Bild 75 Bild 78 a) b) 6 cl
,
Kerbspannungen: Bild 78a/b zeigt die Anordnung der Dehnmeßstreifen (DMS) für die Prüfkör-
per G), 0
und 0
bis @. Da die Positionierung der DMS unmittelbar an den Lochrändern
nicht möglich ist, wurden die DMS in einem Abstand von 2,5mm (möglichst exakt) geklebt.
Teilbild c zeigt das Ergebnis einer Messung. Auf die Kerbspannung am Lochrand kann nur
durch Extrapolation geschlossen werden. Im Ergebnis fallen alle Messungen etwa gleich aus,
einschließlich der Messungen für versetzte Lochanordnung: Aus diesen kann der Kerbfaktor
ohne Panbolzen zu etwa 1,6 abgeschätzt werden (Mi ttelwert zwischen 1,5 und 1,7).
F=O a11 F=maxF a21 F=O Bestimmt man den theoretischen Kerbfaktor nach den Kurventafeln von PETERSON [61 J, fin-
det man für alle Lochanordnungen 2,05 (die Werte gelten für die unendlich ausgedehnte
Scheibe und liegen daher auf der sicheren Seite). Um die Untersuchung abzusichern, wur-
den Rechnungen nach der Methode der finiten Elemente durchgeführt (ASKA, Element Typ
TRIM3). Bild 7ga zeigt das generierte Netz. Im Lochbereich wird der Zugstab durch mög-
lichst feine Elemente beschrieben. Wie erkennbar, ist das Netz rechtsseitig feiner als
linksseitig ausgelegt, dadurch ergeben sich ca. 10% höhere Kerbspannungen! Bei weiterer
Verfeinerung des Netzes würde sich eine noch höhere Spannungsspitze ergeben haben. Die
mit dem Netz gerechneten Werte sind offensichtlich zu gering, denn die Spannungsflächen
mit Panbolzen
kommen gegenüber der Mittelspannung ON nicht zum Ausgleich. Die Rechnung liefert für 0K
F:O b1) F=max F b21 F" 0 b31
ca. 1,45 (wiederum als Mittelwert gültig für die verschiedenen Lochkonfigurationen). Die
Bild 76

I
~.Lill-'lersuche an Fl achRJ:oben mi t versetzten Schraubenl öchern Meßwerte werden eher bestätigt als der theoretische Wert. - Die Schwierigkeiten, die
einer exakten Bestimmung des 0K-Faktors auf der Grundlage von DMS-Messungen und FEM-Rech-
CD CD CD nun gen gegenüberstehen, werden aus diesem Beispiel deutlich; die Schwierigkeiten wachsen

i _._._.=r:f-J- I~~~ mit zunehmender Kerbschärfe außerordentlich an.


1
Prüf körper
t =6mm---=t-
Breite variabel W · .•

I . • .~ <&>P I
i -z'
"'"'
Bruchkräfte: In der Tabelle des Bildes 80 sind die Versuchswerte für die Bruchkräfte (F U)
ausgewiesen; es handelt sich um Mittelwerte aus je zwei Versuchen. Der Prüfkörper (2) ist
~
.. 1100
a)·- .
i ~~ ein ungelochter Vergleichsstab mit derselben Länge wie alle anderen Stäbe. Drei Maschi-
nendiagramme sind in Bild 81 dargestellt, und zwar für die prüfkörper(2), G) und (2).
C'"
Lochbilder ILochdurchmesser 13mm):
39 39 ~ xl ,5 Beim Stab G) stellt sich die Plastizierung nur in einer Lochebene ein, das Verhalten ist

"'~ N~
CD daher, global betrachtet, "spröde".

: .~~
~
In Spalte 3 der Tabelle des Bildes 80 bedeuten die Symbole - : Bruch geradlinig-quer durch

!Jf JiCD. den Stab und A: Bruch in Zick-Zack-Linie. In Spalte 4 und 5 sind die ausgemessenen Netto-
l. ® "i>! i=l' ®_"", jj1
I ' ® längen der geraden und der Zick-Zack-Linien eingetragen. Bei den prüfkörpern(2) bis @
I. <&> I .
<&>
~ .I < &
~
>. . <&> ~
. C'"
. C'"

I I 1 I
Bild 77 1'5 24,9 28,9 30,8 32,9
- 62 - 63 -
erfaßt die gerade linie zwei und
die Zick-Zack-linie drei löcher.
Wird mit dem jeweils geringsten
-
~
a

d i-
Sofern die geradlinige Bruchlinie (hier durch zwei löcher)
einen geringeren Wert ergibt, ist diese maßgebend. In Bild 80
ist die Auswertung, einschließlich der rechnerischen Bruch-
Wert die rechnerische Bruchfläche
~
b kräfte, wiedergegeben (Spalte 8-11). Offensichtlich trifft
bestimmt (wie dieses DIN 18800 T1 "- ~ Formel G.14/15 die Beanspruchung genauer (auch die Bruch-

~ t
und z .B. SIA161 entspricht), erge- -<::> CI'
form) als die DIN-Regel. Zur Grundlage von G.14, mit der ver-
ben sich mit oZ=R m=51 ,3kN/cm 2 die in
Spalte 6 eingetragenen rechnerischen ~ c
s-i I
I
t:
sucht wird, den mehrachsigen Anstrengungszustand in den zick-
zackförmigen oder diagonal über die ~tabbreite verlaufenden
Bruchkräfte. Diese Werte korrespon- -I I
I f- linienabschnitten zutreffender zu erfassen, vergleiche
dieren mit den Versuchswerten gut, HARRE [73]. In Zweifelsfällen sollte der maßgebende Bruch-
in Spalte 7 sind die prozentualen querschnitt mittels G.14 berechnet werden. Handelt es sich
Bild B2
Abweichungen angegeben. Bei Prüf- um einen l, [ oder I-Querschnitt mit versetzt angeordneten
körper 3 liegt das Erbebnis mit 8% löchern, sind alle Flächen zweckmäßig in eine Ebene
auf der unsicheren Seite. Da im zu klappen; hierauf wird dann die Regel (G.14) an-
Rahmen der statischen Tragsicher- gewandt. - Bild 83 zeigt die Bruchbilder der Prüf-
Schnitt A-A: a) heitsnachweise gegen die Fließgrenze körper 0und (2).
ON abgesichert wird, ist gegenüber der
r---- 1\--- ---1 ----, Bruchgrenze eine zusätzliche Sicher-
I I
I I heit von 37/24=1 ,54( St37) bzw.
52/36=1,44(St52) vorhanden; die hier
ermittelten Schwankungen werden da-
durch ausreichend abgedeckt. Insge-
Ll.l.J..l.l.IJL.U-_ _ UJ..lllJ.llJ.llJ _ _ lllJ.l.UllLlll l.llJ.J..J.1.UJ samt wird die DIN-Regelung gut be-
Bild 79 (PrüfkörperQ)l b) stätigt. Das gilt auch für die zu
erwartende Bruch-
1 2 3 4 I 5 6 7 8 I 9 10 11 1 i nie: Mit Aus-
Bild 83
. -zac k rechn.F Ig .
Nr. FU - gerade II zick Zlck -zack rechn. Fu ß nahme bei Prüf-
A

U ß gerade ~ ~uckversuc~ Bestim~g.-9..er Stauchgrenze


0 2801 - 910 280.1 - 910 280.1 - körper be i 0, ° F Für einen Stahl St37-2 wird die Stauchgrenze be-
1 280.2 - ~ 910 11 - 2801 0 ~ 91 0 ~ - 2801 0 dem ein gerader
.JL2 ~~
2 283 - IW 910 -.~ - 2801 .1 f?g 91 0 ~ - 2801 .1 Durchri ß zu er-
1605 stimmt. Bild 84 zeigt das Ergebnis eines nach
3 259 A
940 ~ 91 4 ~ 2Bn -8 940 866 2666 -3 mm DIN 50145 durchgeführten Zugversuches zur Bestim-
~ 910·-';1 warten gewesen
4 283 A
98ß 2801 +1 980 881 271 2 +4 400 mung der mechanischen Werte. Die Ausprägung der obe-
5 271 A
920 ~ 910 ~ 2601 -3 920 856 2635 .3 wäre. - In den an-
ren und unteren Streckgrenze ist deutlich zu er-
6 264 A
860 910 2647 0 860 633 2564 .3 gelsächsischen
7 251 - 600 909 2460 .2 ~ 600 ~ 825 2460 +2 kennen: Versuchsergebnis:
Regelwerken wird 300
6 236 - 740 911 2280 .4 fii. 740 0 m 2280 +4 Zugversuch nach OIN 50145 obere Streckgrenze: 321N/mm'
9 221 - 6KO 911 2093 .6 ~.. 66.U ~ 6U.6 2U9.3 +6 die maßgebende 100 untere Streckgrenze: 293N/mm' (91,3%)
kN mm kN "I. mm kN % Bruchl inie wie folgt
200 -E-+3- Während sich die Streckgrenze im ZU9versuch relativ
berechnet, vgl. t =15mm
Bild BO einfach ermitteln läßt, ist die Bestimmung der Stauch-
Bild 82: Es wird unterstellt, daß der Ein- ReH= 321 N/mm 2
50 grenze wegen der Knickgefahr des Prüflings schwierig.
F fluß eines versetzten loches dadurch erfaßt 100 Rm = m N/mm 2
Es bedarf einer sehr kurzen Druckprobe. Bild 85
kN
250 .w---J---"Q-.:.--I----h"""""=--+-+--+--l---if_____t--~ werden kann, daß von der geradlinigen Netto- A = 33,7"10
Z = 64,0 OJ. zeigt den gewählten Prüfling und den verwendeten
bruchfläche die versetzt liegende lochschwä-
Meßaufnehmer für eine Meßlänge von 50mm. Hiermit
chung mit dem Faktor o 0 10 20 30 t.l[mm] wurden mehrere Versuche durchgeführt. Bild 86 zeigt
200..J.U,~-I---1----1---1--+--+--l-f-----t--+-+-
(1- 5 2/4gd) (14 ) Bild B4 das Ergebnis zweier Versuche, einmal für Kraft- und
Prüfkörper l/91
150+J.---+--l-CDE----·-f =a in Abzug gebracht wird. Das ergibt für das in
Bild 82 dargestellte Beispiel folgende rech-
Oruckplatte der Prüfmaschine
T TF T
einmal für Wegregelung. Die Teilbilder a und c geben
die Maschinendiagramme und die Teilbilder bund d

~-4-G)F--- ± - :-1 die Schriebe des in Bild 85 gezeigten Aufnehmers

fr II
nerisch anzusetzende Bruchfläche:
100
A ~ bt- dt - dt(1- 4~~ 1 49 .1 ~ (b - 2d
2
5 52 wieder. Darüberhinaus zeigt Bild 86b das Ergebnis

-I--l-----l-CDt-· _.~.- j
bt - 2dt + + 49 11 Meftwert-
aufnehmer eines Zugversuches für eine Probe mit identischem
50 >- Prüfling auf
( 15) == Querschnitt. - Ergebnis: In allen Fällen stimmen
u:> l..O Induktiv-
Entsprechend wird bei mehreren versetzten Streckgrenze (Fließgrenze) und Stauchgrenze näherungs-

III
basis
löchern verfahren, z.B. im Falle des Prüfkör- weise überein, die Stauchgrenze 1iegt i.M. 3% höher;
ßl D4
0~-l--l--I--...L--l-+--I--I--1--1--1--H_ pers 0: dafür ist der Stauchbereich bis zur Verfestigung

Bild B1
o 10 20 30 40 50 60 70 60 90 100 110 120 mm
Ig ~ 112- 3·13 +
249 2
2. -30 ~ 112 - 39 + 10.33 ~ 83.33 mm r I 'F I kürzer als der Fließbereich. Für den in Bild 86b
4 .~.

15
.~
/

60 Bild B5
- 65 -
- 64 -
die im vorangegangenen Abschnitt behandelt wurde, Stauchversuche durchgeführt. Prüfling:
F F Kraft re elung F F Wegregelung
1 Querschnitt 15x60mm,Schrauben M20-10.9, Lochdurchmesser in allen Fällen 20mm, vgl. Bild 87.
1I 1I Das Lochspiel wurde durch Abdrehen des Schraubenschaftes hergestellt. Es wurden Schrauben
400 40 0 t. 00+++++++++++++++++++++++
ohne und mit Vorspannung geprüft. Der Prüfumfang ist in der Tabelle des Bildes 87 ausge-
IJ .... 11
wiesen. Hierin sind auch die Maschinendiagramme einer Versuchsserie dargestellt. (Zwei
I I weitere Serien 1 ieferten identische Ergebnisse; auf die Wiedergabe der Meßergebnisse mit
300 300 300 oJ 3O°trFl::l±W*fffiTt-tti-ttttt
einem induktiven Wegaufnehmer gemäß Bild 85 wird verzichtet.)
Zugprobe 8:
Probe Vollmaterial ; Proben CD
200 200 20 0 2OO+t+++++++++++-+-+-+-+--I--'f-+--I--+-H F Ci) :
bis gedrehte Bolzen; Proben
400t-------1,-------+-~:....-~-l--­ Ci) bis @ Schrauben. - Ergebnis:
kN Bei den Prüfl ingen mit Lochspiel
100 100 100 1OO++-H--H-H-H--H--H-+-+H-H-+-H M20 - 10.9
stellt sich nach Erreichen der
d = 20 mm
300 c-d = 2 mm Stauchgrenze im Lochquerschnitt
dl = 22 mm eine der Größe des Lochspiels ent-
00 5 AI mm 2 c-I 00 mm c-I (Lochdurchm. ) sprechende Verschiebung mit redu-
200t-------1r--\-----+--\----l---
Bild 86 0) b) d) ziertem Gradienten ein, nach Auf-
dargestellten Fall ergibt sich: sitzen des Materials auf dem Bol-
100t------+--t----t--+---t-- zen ist der Kraft-Verschiebungs-
Stauchbereich: Sv = 0,9/50
0,018 = 1,8% (ca. 12S )
F gradient gleich dem des Vollmate-
Fließbereich: Sv = 1,5/50
0,030 = 3,0% (ca. 20E )
F rials im Verfestigungsbereich. Es
Offensichtlich ist das Stauch-Fließ-Verhalten des geprüften Stahles ausgeprägt. 3 .,•• E ist erkennbar, daß die jeweilige
2 2,4
Eine Druckbruchfestigkeit läßt sich nicht bestimmen, weil der Prüfling, trotz seiner ge- Spannung bei den Schraubenproben
Oehnung des Schraubenschaftes
drungenen Form, bei höheren Druckkräften seitlich ausknickt. etwas höher liegt als bei den Pro-
Bild 88
~5~DJ:lJ.ckversuch~1~~be~Schraubenlöchern
ben mit einfachen Rundbolzen; offen-
Beim Spannungsnachweis gedrückter Bauteile (bzw. Querschnittsbereiche) braucht nach den sichtlich eine Folge der Stützung des Lochbereiches durch Schraubenkopf und -mutter. Die
einschlägigen Vorschriften die Lochschwächung eines Niet- oder Schraubenloches nicht be- Proben mit vorgespannten Schrauben verhalten sich geringfügig steifer als die nur hand-
rücksichtigt zu werden, weil man von der Vorstellung ausgeht, daß das Loch durch den Niet- fest angezogenen Schrauben. Wesentliches Ergebnis: Bei 75% der Stauchkraft der Vollprobe
bzw. Schraubenschaft ausgefüllt wird und dadurch die Kraft vermittelst Kontaktwirkung über tritt bei den Proben mit Lochspiel die plastische Stauchung ein (1/0,75=1,33).
das Loch hinweg durch den Niet- bzw. Schraubenschaft übertragen wird. Diese Vorstellung ist Bei einer weiteren Serie wurden die Schraubenschäfte mit Dehnmeßstreifen (DMS) beklebt
sicher berechtigt, wenn es sich um Niete oder Paßschrauben handelt, weil diese das Loch und die elektro Drähte durch eine Bohrung im Schraubenkopf geführt. Es sollte geprüft wer-
satt ausfüllen. Wie aber ist das Verhalten, wenn Schrauben mit Lochspiel eingesetzt wer- den, wie sich die Spannung in den Schrauben durch die auftretende Querdehnung der 15mm
den? Um die Frage zu prüfen, wurden mit demselben Material und derselben Prüfkörperform, dicken Proben erhöht. Schraubendurchmesser unverändert: 20mm, Lochdurchmesser einheit-
lich 22mm, Vorspannkraft der vorgespannten Schrauben 160kN. Bild 88 zeigt zwei Meßresul-
F I I tate für eine handfest angezogene und eine vorgespannte Schraube (alle anderen Versuche
I
500
CD; /cbAD/ 0/ 'CD/ ~ 0/ /® /~V®/
Maschinen - Oiagramme lieferten prinzipiell die gleichen Ergebnisse). Es wird erkennbar, daß in Höhe der Stauch-
kN (kraftgeregelt ) kraft des gelochten Querschnittes ein gewisser Spannkraftabfall eintritt, bei weiterer

400 / / / / / /
/ // I j
/
Prüfling
lliI
~
illI
S
Laststeigerung steigt die Zugkraft in den Schrauben über das Vorspanniveau hinaus an.

r--~j8 -/ ..
-1r
2.6.5.6 Ermüdun~s.ligW_LjDauerfestiJl~
/ / / / / / / / / / L __ ~.~änomenolo_g~dUrsachen der WerkstoffermüdunL
-
300 ,.-
/ / / / / / / / I / t Stahl konstruktionen, die zeitlich veränderlichen (nicht vorwiegend ruhenden) Lasten aus-
gesetzt sind, wie Krane, Kranbahnen, Brücken (aber auch z.B. Druckbehälter und rohrlei-

/ J ( I
I
IJ 1I I 11' TIT rrrn Im tungen mit häufig wechselnden Betriebsdrücken), sind gegen Versagen infolge Materialer-
müdung nachzuweisen. Dieser Nachweis setzt die Kenntnis der Ermüdungsfestigkeit voraus.
1/ Nr. Vorspannung
200
I
I ) I I) ,.L.
) j 1
Prüfling
Vollmaterial
d
-
Ad
- - Die Ermüdungsfestigkeit ist in ausgeprägter Weise von den inneren und äußeren Kerbwir-

><
f 2u u kungen und vom Betriebscharakter der Belastung (schwellend/wechselnd) abhängig. Insofern
( ( Bolzen 19 1
~ ist die Ermüdungsfestigkeit keine isolierte Werkstoffkenngröße. Man umschreibt mit diesem

rJbt!!cf
4 18 2
,..L mit
20 0 =
rJ~O~rJ
100 ,..L ohne - ""
<::>
~ Schrauben mit <0
19 1 ahne
~

f.!-
9 mit "
:>
2 18 ..... t:Zeit'
o '10 ohne Um °m
o--4+-\+--\1r--- t ~---\-f1ff----II-
o 4 10 12 14 16 18 20 22 mm t t
-c-l[mm] Lochdurchmesser einheitlich: 20 mm 0) b) d)
Bild 87 Bild 89
- 66 - - 67 -
Begriff vielmehr einen ganzen Festigkeitskomplex in Abhängigkeit von der konstruktiven der dominierende Ermüdungsriß i .a. von
Gestaltung und vom Beanspruchungstyp, gekennzeichnet durch Verlauf, Intensität und Lastwech- solchen lokalen Kerbwirkungen ausgehen.
selzahl . Bild 89 zeigt unterschiedliche Beanspruchungstypen: a) statisch (zügig einsinnig), Daraus läßt sich die Grundforderung er-
b) bis e) zykl isch (schwingend). Der zeitl iche Verlauf der Spannung ist i .a. harmonisch müdungsgerechten Konstruierens ableiten:
oder quasi-harmonisch (harmonisch 2 sinusfärmig; die Graphen werden hier durch Zick-Zack- Weitgehende Vermeidung, zumindestens aber
Linien symbolisiert). In den Fällen b) und c) liegt eine schwellende bzw. wechselnde Be- Milderung, äußerer Kerben. Das gilt ins-
anspruchung zwischen konstanten Maximal- und Minimalmarken (um den Mittelwert 0m) vor. besondere für den Kran- und Brückenbau,
Mit den Fällen d) und e) wird ein regellos schwellender bzw. wechselnder Betriebszustand aber auch für solche Konstruktionen, die
gekennzeichnet; die realen Beanspruchungen sind i.a. von diesem Typ. Um die Zusammenhänge gegenüber aeroelastischen Effekten schwin-
Bild 90 gungsempfindlich sind, z.B. Stahlschorn-
übersichtlich herausarbeiten zu können, beschränkt sich die folgende Darstellung auf die Be-
handlung der Ermüdungsfestigkeit für Beanspruchungsfolgen gemäß b) und cl. Man spricht steine. Die Kerbschärfe hat den größten
dann von der Dauerschwingfestigkeit oder kurz Dauerfestigkeit (DIN 5D1DD). Die Berück- Einfluß auf die Ermüdungsfestigkeit. Durch
sichtigung des realen (regellosen) Betriebs-Charakters führt auf die Betriebsfestigkeit eine sorgfältige Detailausbildung und
(Abschnitt 3.7.5). -ausführung mit dem Ziel einer Kerbwir-
Wie in den vorangegangenen Abschnitten erläutert, ist das Gefüge der Werkstoffe -bei kungsminimierung läßt sich die Lebens-
mikroskopischer Betrachtung- heterogen, d.h. vielkristallin, durchsetzt von Gitterfeh- dauer bedeutend steigern; das ist ein
lern, Ausscheidungen, Einlagerungen und Korngrenzen und insofern wesentlich von Art und ganz wesentlicher Sicherheitsaspekt.
Weise der Erschmelzung, Vergießung, Legierung, Verarbeitung und Wärmebehandlung abhängig. Bild 90 zeigt markante Kerbfälle: a) Ma-
Unter der Wirkung einer äußeren Kraft stellt sich im kristallinen Haufwerk ein heteroge- schinenwelle mit Paßfedernut, b) Schrau-
nes Spannungsfeld ein, dessen Spitzenwerte an vielen Stellen über der Nennspannung ON bengewinde (geschnitten; gerollt oder ge-
liegen und damit an diesen Stellen (wieder mikroskopisch betrachtet) plastische Gleitun- walzt ist günstiger), c) Kreuzstoß mit
gen bei häufig sich wiederholenden Betriebslasten hervorrufen können. Unter der Nennspan- Doppel kehl naht (Ri ß von der Wurzel aus-
nung versteht man den Rechenwert nach der technischen Festigkeitstheorie (Abschnitt 4), gehend, zunächst nicht erkennbar!)
Bild 91 (nach HAlBACH ) Mittels der Kerbformziffer G K, die das
z.B.:
Verhältnis der elasto-statischen Kerbspannungsspitze zur Nennspannung angibt und der Kerb-
"r= -MrIr t (16)
wirkungszahl ß , die das Verhältnis der Dauerfestigkeit des gekerbten zum ungekerbten Fall
K
Die Höhe der Eigenspannungen hat auf Beginn, Drt und Größe der plastischen Gleitungen kennzeichnet, wird die werkstoffabhängige Kerbempfindlichkeitszahl ~K gebildet. Auf die-
einen maßgeblichen Einfluß: a) Entlang der Korngrenzen befinden sich die Atome nicht in ser Basis wird der Dauerschwingfestigkeitsnachweis im Maschinenbau geführt: Abschn. 3.7.2.
einem ihrem Gitter gemäßen Gleichgewichtszustand . Das gilt für alle Fehlstellen; es herr- Für den Stahlbau scheidet dieses Konzept aus; hier werden kerbfalltypische Dauerfestigkei-
schen lokale, submikroskopische Eigenspannungszustände vor. b) Aus der Fertigung sind ten bestimmt und das zu untersuchende Detail einem Kerbfall zugeordnet. - Quantitative Er-
stets makroskopische Eigenspannungen vorhanden (Walzen, Schweißen, Richten), denen sich kenntnisse lassen sich nur durch Dauerversuche an geeigneten Prüfkörpern gewinnen. Das
die Nennspannungen überlagern. Bei statischer Beanspruchung (geringe Lastspielzahl ) sind gilt insbesondere für die mannigfachen Schweißnahtarten, weil in diesen Fällen (neben der
plastische Gleitungen ungefährlich. (Wie ausgeführt, ist gerade in diesem Fließvermögen geometrischen Kerbform) i.a. ein mehrachsiger Anstrengungs- und Eigenspannungszustand vor-
die hervorragende Werkstoffeigenschaft von Stahl begründet.) liegt und der Werkstoff infolge Schweißung lokale Gefüge und Zähigkeitsänderungen er-
Bei häufigen Lastwechseln entwickeln sich aus den plastischen Gleitungen Mikrorisse, ent- fährt. Der Ermüdungsriß geht meist von der Einbrand- oder Wurzel kerbe (normalerweise von
weder auf der Oberfläche infolge sogen. In- und Extrusionen (das sind an der Oberfläche der freien Oberfläche) aus und von dort unmittelbar oder nahtseitig von der Gefügegrenze
austretende Versetzungen in Form von Gleitbändern) oder im Inneren des Werkstückes, wo zwischen aufgeschmolzenem, überhitzten Grundwerkstoff und erstarrtem Schweißgut, vgl.
die Versetzungen an Korngrenzen blockiert werden oder wo lokale Fehlstellen wie Ausschei- Bil d 91.
dungen, Seigerungen, Einschlüsse, Wasserstoffversprödungen usf. vorhanden sind. Mit stei- Ergänzend sei darauf hingewiesen, daß die Obertragung der an Prüfkörpern bestimmten Dauer-
gender Lastwechselzahl vergrößern sich die Risse zu Makrorissen, die Zerrüttung schreitet festigkeiten auf Großbauteile problematisch ist. Zum einen herrscht i.a. in einem ge-
fort. In der Regel dominiert ein Riß. Infolge der Kerbwirkung an der Rißspitze schreitet schweißten Großbauteil ein globaler Eigenspannungszustand vor, der umso höher ist, je
der Riß immer schneller fort, denn die Restfläche wird ständig kleiner. Bei einer kri- steifer das Bauteil ist; zum anderen handelt es sich um ein "statistisches" Größenproblem:
tischen Rißgröße tritt der Bruch ein; der Restquerschnitt versagt "statisch". Die Dauer- Die Wahrscheinlichkeit eines Dauerrisses ist umso höher, je größer das Werkstoffvolumen
bruchfläche ist glatt, feinkörnig, glänzend und verformungsfrei ; die Gewaltbruchfläche und z.B. die Schweißnahtlänge ist. Der letztgenannte Effekt ist gegenüber dem Eigenspan-
ist rauh und zerklüftet und hebt sich deutlich durch die Scherflächen und Einschnürungen nun~seinfluß bei Stahl konstruktionen weniger gewichtig.

von der Dauerbruchfläche ab. Bei letzterer sind vielfach Rasterlinien, konzentrisch um Lhh6.2 WöHLER-Linie~ufenversu~
den Rißausgangspunkt, erkennbar; sie sind ein Indiz für Ruhepausen des Rißfortschritts. Bei der Durchführung der Dauerschwingversuche und der Darstellung der Versuchswerte werden
(Wegen einer vertieften Betrachtung der strukturmechanischen Grundlagen der Ermüdung unterschieden (Bild 92), vgl. auch DIN 50100 und VDI-Ri 2227:
wird auf das Spezial schrifttum verwiesen [74-79], siehe auch die Lit. zur Bruchmechanik, Ab- 00 Oberspannung (die dem Betrage nach höhere Spannung)
schnitt 28). Ist das Spannungsfeld von vornherein durch markante Spannungsspitzen ge- 0u Unterspannung (die dem Betrage nach niedrigere Spannung)
kennzeichnet, insbesondere infolge äußerer Kerben wie Rauhigkeit der Walzhaut, Korrosions /',,0 = 00 - 0u Span nun gs br e i te (S pan nun gs s pan ne, D0 PPeIs pan nun gsam pli tu de )
narben, Beschädigungen (Kratzer und Riefen) oder infolge konstruktiver Kerben aller Art, ~=/',,0/2 Spannungsausschlag (Spannungsamplitude)
wie Lochbohrungen und -stanzungen, Dicken- und Steifigkeitssprüngen, Schweißnähten, so wird 0m Mittelspannung
- 68 - - 69 -
Der Quotient au/Oo heißt Spannungsverhältnis und wird mit" (auch Rund S) abgekürzt. zum Unterschied z.B. zu der Pü =99%- oder Pü =1%-Lebensdauerlinie. Jene Spannung der WöHLER-
Folgende Beanspruchungen werden unterschieden: Linie, die zum Schnittpunkt mit einer vereinbarten Grenzlastwechselzahl NG gehört, be-
,,=-1: 'fechsel beanspruchung zeichnet man als Dauerfestigkeit. (Bezogen auf andere überlebenswahrscheinlichkeiten sind
o 1 Lastspiel
modifizierte Vereinbarungen möglich; sie bestimmen dann die Sicherheitsmargen.) Im Stahl-
{»,,>-1: Beanspruchung im Wechsel bereich
00 + -h.. --l-.- --,.- --r-
,,=0: Schwell auch Ursprungsbeanspruchung bau wird i.a. NG=2'10 6 angesetzt. Die hierzu gehörende Dauerfestigkeit bezeichnet man als
6
1>" > 0: Beanspruchung im Schwell bereich, Zug oder Druck "Stahlbau-Dauerfestigkeit". (Im Maschinenbau gilt bei Eisenwerkstoffen häufig 10.10
6
und bei Leichtmetallen bis zu 100'10 .) Die
0u=Oo: ,,=1: Statische Beanspruchung log ° absolute Dauerfestigkeit liegt unter den so
Die Dauerversuche werden an einer größeren Zahl möglichst
(Zeitl WÖHLER - Feld ermittelten Dauerfestigkeitswerten. Bei Stahl
identischer Versuchskörper für ein bestimmtes Spannungsver-
°u +-- --'. --"-
hältnis, z.B." =-1; -0,5, 0 oder +0,5 durchgeführt. Die Prüf-
Parameter: sind es wenige Prozent (etwa 5%). Bei Leicht-
60: 0 0 -ou , "~erkstoff, X, Kerbfall
o minlol körper werden in der Dauerprüfmaschine auf vorab vereinbar- metallen, insbesondere Aluminium, (oder all-
,,:sign (~). mUX101 Pu:10%/~
ten Spannungshorizonten solange mit fest eingestellter Ober- gemeiner: bei allen Metallen mit kfz-Gitter)
50'./ - "-
Bild 92 und Unterspannung pulsiert, bis der Prüfkörper gebrochen ist; zulo 90% scheint eine absolute Dauerfestigkeit nicht
in einem o-N-Diagramm, worin N die zu existieren. D.h., selbst bei sehr geringen
Bruchlastwechselzahl bedeutet, wer- Spannungen stellt sich ein Dauerbruch ein,
2'10 6 10
den die Versuchsergebnisse einge- o+----T--t--o---+--t--i'-+-'-+--~ die Lastwechselzahl muß nur groß genug sein.
tragen. In Bild 93 ist der Versuchs- 10 0 101 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6 10 7 laB Bild 94 zeigt die WöHLER-Felder für Metalle
0.5 t----,/~+l_H- 0,5 befund einer Dauerfestigkeitsserie --t--
Kurzzeit - Zeitfestigkeit mit krz- und kfz-Gitter, eingegrenzt durch
eingezeichnet: Auf dem sechsten Span- festigkeit Linien gleicher überlebenswahrscheinlichkeit
O-tlD-J...I-.L-l.J...J,.I<l-J...LJ,~
nungshorizont sind sämtliche 10
Bild 95 P =99% bzw. P =1%. Im WöHLER-Diagramm werden
(] 1 PA ü ü
Pü folgende Bereiche unterschieden:

~
I Prüfkörper gebrochen. Für diesen
I I o : Oauerbruch Spannungshorizont lassen sich die - Kurzzeitfestigkeit (low cycle fatigue) bis etwa N=10 3 _10 4 •
I 0-: Ourchläu fer Versuchswerte, also die erreich- - Zeitfestigkeitsbereich mit stark fallender Tendenz der WöHLER-Linie bis etwa N= 10 6,
1 ....... I - übergangsbereich,
ten Bruchlastwechselzahlen, stati-
stisch auswerten und daraus eine - Dauerfestigkeitsbereich.
Dichte- und Häufigkeitsverteilung Linksseitig von der WöHLER-Linie liegt im Zeitfestigkeitsbereich die "Linie der ersten
ableiten. Daraus ergibt sich eine sich ausprägenden Verformungsspuren" und die "Schadenslinie" (nach FRENCH), bei deren
bestimmte Ausfallwahrscheinlich- überschreiten mit einem Absinken der Dauerfestigkeit zu rechnen ist; d.h. ein Prüfkörper,
keit PA bzw. überlebenswahrschein- der die Schadenslinie überschritten hat wird infolge der Schädigung auch dann brechen,
lichkeit Pü =1-P A für eine bestimm- wenn die Prüfspannung anschI ießend auf einen Wert 0<:00 verringert wird.
N
Bild 93 te Lastwechselzahl N, vice versa. - Die Definitionen sind nicht ganz einheitlich. Das gilt für alle Benennungen, die Art und
Unterhalb eines gewissen Spannungshorizontes treten sowohl Brüche wie Durchläufer auf. Weise der Versuchs durchführung und -auswertung und insbesondere auch für die Prüfkörper-
Durchläufer sind Proben, die bis zu einer vereinbarten Lastwechselzahl infolge Ermüdung formen; DIN 50100 ist veraltet und berücksichtigt die vermehrten Kenntnisse auf dem Ge-
nicht gebrochen sind. Das ist in Bild 93 für das vereinbarte N bei den Spannungshorizon- biet der Ermüdungsfestigkeit (n.M.d.Verf.) nur unzureichend. Das WöHLER-Feld wird zweck-
ten fünf, vier, drei und zwei der Fall. Die Durchläuferzahlen definieren ebenfalls einen mäßig doppelt-logarithmisch skaliert. Innerhalb des Zeitfestigkeitsbereiches verläuft die
Verteilungstyp. Schließlich gibt es einen Spannungshorizont ohne Brüche. In dem etwas WöHLER-Linie dann näherungsweise geradlinig. (Diese Gesetzmäßigkeit läßt sich auf der
schematisch dargestellten Beispiel des Bildes 93 sind 6x10=60 Prüfkörper unterstellt. Grundlage der Bruchmechanik herleiten, s. Abschnitt 28.) Im Kurzzeitfestigkeitsbereich
Ein solcher Versuchsaufwand ist i .a. aus Kosten- und Zeitgründen nicht möglich. - Für schwenkt die WöHLER-Linie in die statische Bruchfestigkeit OB ein (N=1, streng 1/4 bzw.
die Versuchsdurchführung wurden spezielle Techniken entwickelt, um den Aufwand einzu- 1/2), vgl. Bild 95. Für vorgegebene Horizonte 0 =konst bzw. N=konst lassen sich Verteilun-
schränken (LOCATI-PROT-Verfahren, Treppenstufenverfahren u.a.), das gilt auch für die gen angeben. In Höhe der Dauerfestigkeit 00 geht die WöHLER-Linie mehr oder weniger ausge-
statistische Auswertung [77,80-82]. prägt in eine horizontale Gerade über; insofern weist die WöHLER-Linie zwei doppelsinnige
° Kubisch - raumzentrierte 0
Kubisch- flächenzentrierte
Aus den oben erläuterten Krümmungen auf.
Im Zeitfestigkeitsbereich wird die Neigung der WöHLER-Geraden (bei doppeltlogarithmischer
Gründen ist der Ermüdungs-
Metalle, z.B Baustahl Metalle, z.B. Alminium,
bruch ein Zufallsereignis; Skalierung) durch den Faktor k gekennzeichnet. Ist 00 die Dauerfestigkeitsspannung, ND
Nickel, Kupfer
die versuchs bedingten Streu- die zugehörige Grenzlastwechselzahl (N D=2.10 6 ) und 0z die Zeitfestigkeitsspannung auf der
ungen sind gering. Die Mit- WöHLER-Geraden fur die zugehbrige Lastwechselzahl NZ ' gilt (vgl. Bild 96):
Z telwertslinie aller Ver-
:;, GZ~k - log No -logHZ _ 1 (logH - log N ) _logoZ= logoo + +loglzO
logoz -logoo = -k
-l ü
suche (Verbindungslinie der
50% Fraktilen der einzelnen
~ 1
k
- logoz - logoo o Z 1\ 117
(17)
I -. Spannungshorizonte -. Re- t 00 - ---- Alte rn a t i v ka nn ge s c hr i e ben wer den:
IN 0
+ - - - - - - - - i - _ _ _ . - 1 0 - + - - - - - - - + -__
:N gressionsrechnung) nennt NZ NO k= 10gIHO/Nz) _log(1!.u.)::. k.logl~) = 10g(~Z}_ ~ = (_~z.}_ N _ No
man WöHLER-Linie oder auch -logN 10g(oZ/00) NZ 00 00 Nz 00 z- (.2.LJk
.. .. N N
Z: Zeitfestigkeitsgebiet, U: Ubergangsgebiet, 0: Dauerfestigkeitsgebiet mittlere Lebensdauerlinie, Bild 96 00 ( 18)
Bild 94
- 70 - - 71 -
Die Gleichungen 17/18 sind zwei Varianten, um die
4,0 ' f - - - - + - - - - r - - - - ; WöHLER-Gerade zu beschreiben. Wie die Versuche
zeigen, ist der Neigungskoeffizient k (wie 0D) vom
~ 2,0 +----t-"'T~~'_;_-:-'-----'---+ Kerbfall , z.B. vom Schweißnahttyp, abhängig. Wer-
<10
~ den die Versuchsergebnisse auf den (z.B. mittels
w
='
~~l 1 0 +----1--
Regressionsanalyse bestimmten) 0D,50%-Wert normiert,
tritt eine gewisse Einheitlichkeit des WÖHLER-Fel- C0 V
= /
b
des zutage: Für die Pu.. =50%-Linie (WöHLER-Linie)
2 ~5 1og N findet man für alle Schweißverbindungen etwa G) TCD
/
~
Bild 97
10~ 10 5 10 7 k=3,75. Auch lassen sich für den Streubereich
innerhalb der PO=90%- und 10%-Linien bestimmte
Streuspannen angeben; vgl. Bild 97. Ein derartiges Diagramm nennt man normiertes HAIBACH-
WöHLER-Diagramm [83]. Es gilt vorrangig für Wechsel versuche. Auf der Basis dieses nor-
t
vw
i-
mierten Diagramms wurde in jüngerer Zeit eine umfassende Auswertung aller erreichbaren -1 -0.5 0+0.5 +lx 'll=-1-Q50 0,5 0.75 1
Dauerfestigkeitsversuche vorgenommen [84]. Gegen eine solche Normierung mit festen k-Ko- bl cl
effizienten gibt es gleichwohl Einwände, vgl. Abschnitt 2.6.5.6.5.
Es fehlt nicht an Versuchen, die doppeltgekrümmte WöHLER-Kurve durch höhere Ansätze, z.B. Schwellbereich hinein) näherungsweise konstant ist. Die Mittelspannungsabhän-
drei-, vier- oder fünfparametrige, zu beschreiben: Der ehemalige Ansatz von WöHLER (1870) gigkeit von lIo ist umso geringer, je schärfer die Kerbwirkung ist.
[85] lautet: Die Versuche zeigen, daß sich die ertragbaren Spannungsbreiten im Wechselbereich für die
log 1'1 = Q - b·o (19) verschiedenen Baustähle nur wenig voneinander unterscheiden und zwar umso weniger, je
höher die Kerbwirkung ist. Bild 99 verdeutlicht diese Zusammenhänge für drei Kerbfälle:
Der Ansatz von BASQUIN (1910) [86] entspricht G.17/18 und ist ebenfalls zweiparametrig: Vollstab mit Walzhaut, Stumpfnaht, Kreuzstoß mit Doppelkehlnähten.
Die Kerbschärfe steigt mit den
log 1'1 = Q - b·logo (20) NI mm °0 °0 vo genannten Fällen. Bei Bauteilen
Mehrparametrige Ansätze sind: 600 SI 60 SI 60 SI 60
STROHMEYER (1914) [87], 3-p. log 1'1 = Q- b·log(o-oO) (21 )
500
/' SI 52 I SI5 2 SI 52
mit ausgeprägter Kerbwirkung ver-

400 I/J r/ lieren die hochfesten Stähle an


Bedeutung oder anders ausgedrückt:
PALMGREN (1924) [88], 4-p. 10g(N+cJ =Q_ b.[og(o-oO} (22)
/. V .......... SI 37 y SI 37 SI 37
Der Abfall der Ermüdungsfestig-
300
~ 0- /
~ keit gegenüber der statischen
WEIBULL (1949) [89], 4-p.

STOSSI (1955) [90],4-p.


lOg(N+Q}=logQ-b'log(o~=~)

log 1'1 = Q-blOg(~B=~O)


Q
(23)

(24)
200
100
o
-1
~

o
- -1
~

o
~

- -1
'-""

o
'/

1
Bruchfestigkeit ist für einen
bestimmten Kerbfall umso größer,
je hochfester der Stahl ist. -
MATOLCSY (1967) [911 , 2-p. ° = °0 +
cosh(logNl (25) Vollstab Siumpfnaht
Bild 100 zeigt beispielhaft den
Kreuzsloß Kerbwirkungseinfluß eines ge-
(Walzhaut) (Normalgütel
GECKS u. OCH (1977) [92,] 4-p. ° = °0 +
e
oB - 00
([non
~
Q
1'N1 )b (26) ~ --r
Dauerfestigkeit bei NO=2'10 6
+- t schnittenen Gewindes gegenüber
einem glatten Rundstab, hier
Ein physikalisch begründeter Funktionstyp existiert nicht. Die Parameter (OB: Bruchfestig Bild 99 dargestellt im SMITH-Oiagramm.
keit, 0D: Dauerfestigkeit, a,b: Formziffern) werden mittels nichtlinearer Regressionsrech
nungen bestimmt. Für die stahlbaulichen Belange genügt i.a. der klassische Ansatz von °
400
Offensichtlich ist es bei hoher Kerbwirkung ausrei-
chend, nur die Wechsel festigkeit 0w (x=-l) zu be-
BASQUIN. Vergleiche zu dem Problemkreis auch [93].
300 stimmen.
~.~uerfesti.9keitsschaubil
~ Neben den genannten gibt es weitere Dauerfestig-
200
Sind die Dauerfestigkeitsversuche für mehrere X-Werte (oder lIo-Werte bei unterschiedl icher keitsschaubilder, z.B. nach HAIGH, GOODMAN u.a.
Mittelspannung 0m) durchgeführt und ist damit für jeden x-Wert der zugehörige 0D-Wert 100 glatter Probestab(St 70) Zur Dauerfestigkeit der Schrauben vgl. Abschn. 9.7.
bekannt (Bild 98a), werden diese Werte in einem Dauerfestigkeitsschaubild eingetragen. <1m
Es gibt verschiedene Darstellungsarten, u.a.: 0
300 400 N/mm2
Bild 98b: Schaubild nach MOORE-KOMMERS-JASPER: Dieses Diagramm ist im Stahlbau sehr ver- -100
breitet, dabei werden i.a. zwei Linien aufgetragen, abhängig davon, ob die
Oberspannung eine Zug- oder eine Druckspannung ist. -200
Bild 98c: Schaubild nach SMITH: Dieses Diagramm setzt sich zunehmend durch und wird im
-300 Bild 100
Maschinenbau seit jeher verwendet, auch z.B. bei der Angabe der Dauerfestig- ~.4 BeispiB..:..-Durchführu~es Dauerfestigleitsversuches [94]
keit von Beton- und Spannstählen. Das Schaubild nach SMITH ist dem Schaubild Oie Füllstäbe eines Dreigurt-Kranauslegers in ausgefachter Bauweise (Turmdrehkran) sollen
nach MOORE-KOMMERS-JASPER vorzuziehen, weil es erkennen läßt, daß die ertrag- an die aus massiven Vierkantprofilen bestehenden Gurtstäbe angeschweißt werden. Gesucht
bare Spannungsbreite lIo im Wechselbereich ()(=-1 bis 0 und z.T. bis in den ist die Dauerfestigkeit dieses Anschlusses. Die Füllstäbe sind Rundrohre, die an den
- 72 - - 73 -
150 Damit findet man, wenn die logarithmierten Ni-Werte als normalverteilt unterstellt werden,
° I N/mm2] für die 90%- bzw. 10% Fraktile:
log NgO = 5.586 - 0,242 ·1,2816 =5.2758 - NgO = 188 735
log N,O = 5.586 + 0.242 1,2816 = 5,8960 - Nl0 = 787313
100
I- m (93,91
Um die vorstehenden Werte abzusichern, wird eine Regressionsrechnung durchgeführt. Das
=
~~ROhr
60,3' ~O
,....A Schnitt A-A
.. ,- ku(64,1)
Ergebnis (der hier nicht wiedergegebenen Rechnung) lautet:

NgO =161500
SI 35
= 25' Als nächstes wird vom Mittelwert der Bruchlastspielzahlen des Horizontes ~ auf die Dauer-
:;: / - 1) (49,31 festigkeitsspannung extrapoliert. Ausgehend von G.18 für die WöHLER-Linie
,
N
3,0 °SO =( ND 50 ) k
Bild 102 0050 N50
2,5
I
Enden flach gestaucht und unter 25° kalt geschnitten
CD mit
werden. Entlang der Schnittkanten werden die Rohre 2,26 93,6 N/mm 2 Pii=10·/. ND SO = 2-10 6 ; k =3,75
I 2,0
tiJ
mittels X-förmiger Nähte mit den Profilkanten der Vier-
folgt:
,
mir'
kantstäbe unter Schutzgas verschweißt. Bild 101 zeigt
1,55: 64.1N/mm2 0
( Noso)t = ( 210 6
Lilll den für die Dauerversuche konzipierten Prüfkörper mit
1,5
........ N50 385300
)3,75 = 1,55 -
dem maßstäblich vergrößerten Schnitt durch die Schweiß- "-
Bild 101
naht. In Bild 102 ist das Ergebnis der Wechsel versuche 1,19 49,3 N/mm
2
r"-. '" 00SO = 64,0/1,55 = 41,40 N/mm 2
(X=-l) aus 4 Vorversuchen .. und 15 Hauptversuchen • 2 .........
1,0 414N/mm
wiedergegeben. Auf dem Spannungshorizont ~ liegen 10 Versuchswerte. Für diesen Horizont ~ Bezogen auf diesen Wert werden
U9
beträgt der Mittelwert der logarithmierten Lastwechselzahlen (empirischer Mittelwert),
vgl. dritte Spalte in Bild 103:
UB I
I '"
die Versuchswerte der Spannungs-
horizonte G), ~ und in 0
U7 4
Auft roosoosilion o 10 105 10 6 2.10 6 N das normierte HAIBACH-WöHLER-
i Ni log Ni log (N50) = (2: log Ni )/10 = 5.5858 -
1 2 3 4 1=1 Bild 105 Normierte WäHLER-linie nach HAlBACH Diagramm (vgl. Bild 97) einge-
1 171700 5 2348 09 095 090909 093548 tragen: Bild 105. Aus dem Dia-
2 216 200 5,3349 0,8 085 0,81818 N50 = 385300
0838n
3 258300. - gramm erkennt man, daß der 1. und 10. Versuchswert des zweiten Spannungshorizontes außer-
- 5,4120 0,1 0,15 0.12127 0,74194
Zum Zwecke der weiteren statistischen
4 301 800 5 4797 06 065 o63636 o64516
Absicherung werden die zehn Ver-
halb der P -90%- bzw. 10% Linie liegt. - Ausgehend von N90 =161500 und k=3,5 (siehe Bild 97)
O
5 331 800 5,5209 0,5 0.55 0,54545 o54838 und der bezogenen Spannung 0/0050 des Horizontes ~ wird die Gleichung der Lebensdauer-
6 405 500 5,6080 0,4 0,45 o45454 o45161
suchswerte im GAUSZschen Wahr-
linie mit 90% Oberlebenswahrscheinlichkeit ermittelt:
7 453 900 5,6569 0,3 0,35 0,36364 o35484
scheinlichkeitsnetz eingetragen.
8 592 Im 5,7121 0,2 0,25 0,21212 0,25806
Dazu werden die Ni-werte nach NOgO = Ngo ·1,55 3,s = 750000
9 619 100 5,1918 0,1 015 018182 016129 Es folgt damit für:
steigender Reihenfolge geordnet, 350
10 1113 200 6,0466 0 0,05 0,09091 0,0&452 Pü =90% : N= 0,75 .10 6·(0/41.40r •
wie in Bild 103 geschehen. Für
Bild 103 Pü = 50% : N=2.00.10 6'(0 141.40r 3.75
99 die Oberlebenswahrscheinlichkeit Po werden die Auftrags-
I Die Auslegung kann auf P =90% oder PO=50% bezogen werden, entsprechend ist der Sicher-
O
positionen (hier beispielhaft) nach vier unterschiedli-
heitsfaktor zu wählen. Mittels der SMITH-Diagramme für Kerbfälle vergleichbarer Schärfe
chen Formeln bestimmt:
I~ kann auf die ertragbare Doppelspannungsamplitude für andere 0m-Spannungen (bzw. x-Werte)
90
IN 1: PiU-- 1- J.... i . 4'. r'l. = 1- ll.:.l (27 )
n' 2'. p..U -- 1- i-nO. 5.' 3'. p..U-- 1- n:;T' 'U 3n + 1 geschlossen werden.
80 ~
~lI. i ist die Ordnungsnummer der in aufsteigender Folge ge- ~6.5 Kurzzeitfest'!..gkeits-Versuche~rbstäben der Stah1..9üte Stll-::.L-
70 ~
60 ordneten Bruchlastspielzahlen, n ist der Probenumfang In den zurückliegenden Jahrzehnten wurde eine große Zahl unterschiedlichster Dauerfestig-
50 (hier n=10). In Bild 104 ist das Ergebnis, also die Po- keitsversuche durchgeführt. Aus stahlbaulicher Sicht interessieren hiervon vorrangig Ver-
40 1 11 I\.l. suche mit den unlegierten Massenbaustählen St37 und St52 und den hochfesten Feinkornbau-
30 sitionseintragung im Wahrscheinlichkeitsnetz ausgewie-
I I r~ sen. Für den hier betrachteten Spannungshorizont lassen stählen; dabei kommt der Dauerfestigkeit des Grundmaterials und der verschiedenen Schrau-
20
1~ t--...
.11 11 I I
1 sich folgende Lastwechselzahlen für P =90% und 10% ab- ben- und Schweißverbindungen sowie der Auswirkung des Brennschneidens, des Lochstanzens,
10 1-* ___ O

--
I I .~. schätzen: der Feuerverzinkung auf die Dauerfestigkeit besondere Bedeutung zu.
5 1-~-._.- Pü = 90% : log NgO =5.25 NgO = 178000 Die überwiegende Zahl der Versuchsprogramme verfolgte primär das Ziel, die (Stahlbau-)
l- L __ \ P-ü = 10% : log N,O =5.90 Nl0 = 794300
Dauerfestigkeit ~OD zu bestimmen; die Ermittlung der vollständigen WöHLER-Linie und da-
0+1 mit des Neigungskoeffizienten fand eher sekundäre Beachtung. Mit der zunehmenden Ver-
1- 31-1
frj:;t---- 1 Rechnerisch findet man die empirische Varianz aus den breitung des Betriebsfestigkeitskonzeptes und der Bruchmechanik ist es indes erforderlich,
0,1 10 (lo9arithmierten) Probenwerten zu: die vollständige WöHLER-Linie im Zeitfestigkeitsbereich (bis in den Kurzzeitfestigkeits-
1 l'l 1 2 '3 5 6:7 8 9 10
bereich hinein) möglichst zuverlässig für die verschiedenen Kerbfälle und Spannungsver-
4,9 5,1 5,5 6,0 hältnisse x zu kennen. Wie erwähnt, wurden von OLIVIER u. RITTER [84] (Laboratorium für
S2 = _1_ ~ (log Ni - log N50)2 = 0.05856 _ s =0.242
Bild 104 log N i - n- 1 i=l
- 7S -
- 74 -
Zugversuch durchgeführt. Bild 108 faßt das Ergebnis zusammen. Mit dem verwendeten Prüf-
Betriebsfestigkeit (LFB), Darmstadt) Anfang der
körper ergab sich für das Grundmaterial : Re =32SN/mm 2 , Rm=48SN/mm 2 ; die weiteren Ergeb-
1:::.0 Kurzzeitfestigkeit : 80er Jahre die Ergebnisse aller verfüg- und ver-
nisse sind auf Tafel 2.3 (oben) ausgewiesen. Der gelieferte Stahl liegt mit seiner Festig-
:---,t. ~eitgehend unbekannt wer~baren Dauerfestigkeitsversuche einer einheit-
":::::-, ' Zeilfestigkeit: keit offensichtlich zwischen den Stahlgüten St37 und StS2. Die Maschinendiagramme des Bil-
lichen Auswertung auf der Basis des normierten
-",.~ weniger sicher bekannt des 108 lassen erkennen, daß sich bei den Prüfstäben mit stärkerem Kerbeinfluß der Fließ-
HAIBACH-WöHLER-Diagramms unterzogen. In zwei un-
" .', Dauerfestigkeit: bereich im Vergleich zum Grundmaterial nur schwach bis überhaupt nicht ausprägt. Die Bruch-
, '-. , / relativ sicher be- abhängigen Auswertungen von QUEL [S9] und REPPER-
, , ., kannt dehnung bleibt unbeeinflußt; die Duktilität des Kreuzstoßes mit Doppelkehlnaht ist gerin-
MUND [8~ wurde untersucht, ob die Dauerfestig
ger, gleichwohl ausreichend. Um ein Ausknicken der Versuchskörp~r der Serie "Wechsel ver-
keit ~OD und der Neigungskoeffizient k miteinan-
suche" während der Druckphase zu vermeiden, wurde eine spezielle Zurüstung gebaut, die die
H der korreliert sind. Die statistische Auswertung
Bild 106 in [82] basiert im wesentlichen auf dem LFB-Daten-
Prüfkörper (außerhalb der Kerbstelle) kontinuierlich stützte. Um ein Aufheizen der Prüf-
körper zu vermeiden, wurde mit 2Hz, z.T. mit 1Hz pulsiert. (M~ximale Erwärmung ca. SO°C.)
material, vgl. Abschnitt 3.7.3.2.
Zugschwellversuche: Orien-
Zur weiteren Absicherung der WöHLER-Linien wurden v. Verf. Kurzzeitfestigkeitsversuche Kerbfall : Stumpfnaht - Hormalgüte tiert an den im statischen
für die wichtigsten im Stahlbau auftretenden Kerbfälle an Prüfkörpern der Stahl güte St37-2 F
F Lastwechsel: 1~=-lt5JJ!'!n!rr~ 2 345 20 200~-----'=-:~~~ Zugversuch ermittelten Bruch-
durchgeführt. Bil d 107 zeigt die Prüfkörperformen für 9 unterschiedl iche Kerbfäll e: kH
kH kräften wurden die Prüfhori-
1: Grundmaterial
__ t=16mm ~ 400+-I-+.A--H-f-------,1---/f 150~----H-----,1----- zonte der Oberlast festge-

I_CD
.l: 150 -l7D
~~=
L 70 .L. 150 ::'~
J
I~ I,- -®__=C~
Jl
(kerbfrei , bis
auf den Schul-
terbereich; hier
legt. Die Unterlast betrug
100+----+JL-..,1I-- Null (X=O). Auf den Tafeln

_
160 300t+-l-++-H-+-----.H H+JW 2.3 und 2.4 ist das Ergebnis
-J- 600 --J nach Rechnung 50+---+1--1+-- (linksseitig) zusammenge-

I~
und Messung
]ev 17{.;
~_=
a K ca. 1,16)
faßt: Beim 1. Zyklus wurde die

l: 258.8 ~1,2,;j..
j ..I::;U2 258.8::J~ IL...®:..::../J)_:__ 2: Lochstab 200I+l--t--+--J-.-H-+--~lI+I
Fließgrenze deutlich über-
schritten, vgl. Bild 109a.
- 600 ~.:;
o 3: Stumpfnaht in -50·~-~/--..J.I---
Hierdurch kommt es zu einer

ICD =--,,--!_=
Normalgüte

~i==:;;;;;;t;;;;;;;~~i ~
Id~ -175 I-
bzw.150 mm
4: Stumpfnaht in
Sondergüte
100-ll---1-+-+-+++-f----f{-, -100+---....Jf----IJ1----
(Kalt-) Verfestigung des Ma-
terials. Bei den weiteren
-150+---/1---1---- Lastzyklen stellen sich Hyste-
\1-0..0 - - - - 600 ---.1 (Deck- und Wur-
zelraupe blech-
resisschleifen mit degressi-
-2001+--+------ cl verLängenzunahme ein. (In

ICD
~,~~*~====:51
=-----=IL..---: ,~
eben abgeschlif-
fen)
S: Quersteife
Bild 109
al bl F Bild 109b ist der Maßstab
der Längenänderung gegenüber Teilbild a um den Faktor 10 vergrößert, um die Hysteresis-
1-,1 , - - - 600 .1 (einseitig)
schleifen deutlicher darstellen zu können.) Bei etwa 20 bis 30 Zyklen war im vorliegenden
Falle die Längenzunahme abgeschlossen, beim Grundmaterial etwa erst nach 200 Lastwechseln.
Bild 107 6: Längssteife
Wechsel versuche: Ober- und Unterlast lagen dem Betrage nach deutlich niedriger als bei
kurz (einseiti9)
den Zugschwellversuchen und insgesamt im elastischen Bereich. Die Hysteresisschleifen für
7: Längssteife
zwei Laststufen zeigt Bild 109c. Eine Längenzunahme trat nicht ein. Das Ergebnis der Ver-
lang (einseitig)
suche ist auf den Tafeln 2.3 und 2.4 (rechtsseitig) ausgewiesen.
8: Kreuzstoß mit
In die WöHLER-Diagramme der Tafeln 2.3 und 2.4 sind die in [82l ermittelten Dauerfestig-
F
500
kH ~ /
~
F -
L.-"
r"'\
F
V- 9:
K-Naht
Kreuzstoß mit
keiten und WöHLER-Linien eingezeichnet, sie sind durch große Versuchszahlen gut abgesi-
/ / chert. Für die Kerbfälle Grundmaterial und Lochstab aus St37 fehlen ausreichend belegte
400 ".., Doppelkehlnaht
300
I / ,/ Es wurde eine Ver- WöHLER-Linien. - Ergebnis:
Zugschwellversuche: Oa die oberen Lasthorizonte weit im plastischen Bereich, z.T. in der
200 suchsserie mit )\.=0
100 CD Grundmaterial CDlochstab - CD
Stumpfnaht
(Hormalgüte) -
CD
Iluersleife - (Zugschwellversu-
Nähe der statischen Bruchspannung liegen, handelt es sich um echte Kurzzeitfestigkeitsver-
(einseitig I suche. Die Versuchswerte liegen linksseitig von der für elastische Beanspruchung gelten-
o öl öl öl öl che) und eine mit

-- )\.=-1 (Wechsel ver- den WöHLER-Linien.


FA F F
5d
kH
0
40 0
,,- / ...-- - suche) gefahren.
Pro Serie standen je
Wechsel versuche: Da die max. Beanspruchungen im elastischen Bereich und somit im Zeit-
festigkeitsbereich liegen, können die Versuchsergebnisse unmittelbar zur Prüfung der WöH-

300
/' / ./ ,./ Kerbfall 6 Prüf-
LER-Linien herangezogen werden bzw. zu ihrer Ergänzung dienen. Grundmaterial : ~oD=32SN/mm2,
k=17,O; Lochstab: M =190N/mm 2 , k=6,3S; Stumpfnaht in Normalgüte: Nicht auswertbar; Stumpf-
200 körper zur Verfü- D
naht in Sondergüte: ÖO =32SN/mm 2 , k=16,S (somit dem Grundmaterial gleichwertig). Die
CD längssteife - (j) längssteife - CD
Kreuzstoß CD
Kreuzstoß gung, das sind D
100 (kurz) öl (lang) öl mit K~Naht öl- mit Doppelkehlnaht~1 2,6-9 108 Proben_ - WöHLER-Linien nach [82] für die Fälle Quer- und Längssteife werden durch die Versuche gut
o 0 bestätigt. Bei den Kreuzstößen erscheint eine Modifizierung der Neigungskoeffizienten ver-
Je Kerbfall wurde
tretbar: KreuzstoB mit K-Naht: k=2,6S; KreuzstoB mit Doppelkehlnaht: k=2,3S.
Bild 108 ein statischer
- 76 - Tafel 2 3 77- Tafel 2.4
1 360 44170 N 1 360 75936 N
Kurzzeitfestigkeitsversuche St 37 - 2; K=O und K= -1 2 Ix = 0 I
NImm 439
2
3
331
413
70880
16870
N
N N/mm
2 IX=-l I 2
3
360
360
44293
39072
N
N
Statische Zugversuche:
450 4 360 36410 N 400 4 320 507654 N
Kerbfall ~ ::::::, 1\
Re Rm Kerbfall Re Rm 400 ") 5 414 17513 N 350 5 320 155519 N
1 Grundmaterial St 37 325 458 6 liinassteife kurz einseitia 283 444 350 ~ ~o 6 320 116907 N
2 lochstab ;\ 300 "\.
308 490 7 liingssteife lang, einseitig 302 474 300
3 Stumpfnaht - Normalgüte 250 t..
285 441 C[ Kreuzstoß mit K- Naht 293 440 250
r\
k=3,56
CD -
\mr
Stumpfnaht - Sondergüte 455 ® Kreuzstoß mit Doppelkehlnaht 292 11 461 Z) k= 3,56r
(5) o.uersteife (einseitig) 290 439 1) bezogen ouf Grundquerschnitt 200 200
N/mm Z
N/mm2 2) bezogen auf Nahtquerschnitt
Ix I Nr /:'0 N B Nr 110 N B
o.uersteife
I I\. 147
Quersteife
=0
Zugschwellversuch
1
2
341
380
281180 K
129663 K
Ix = - 1
Wechselversuch
I 1
2
419
420
32193 G
150
10 3 10~ 10 5
1 328
10 6
~3370
10 7
N
150
103 10~ 10 5 10 6
1 360
'-0 7
47718 N
27113 K N/mm 2
l1rJ in N/mm 2 458 3 421 A: 1067 G l:::.G in N/mm 2 3 420 18301 G
N/mm2444 2 413 12857 N 2 360 75349 N
450 4 3n 180360 K 450 450 ;:-... 3 370 17120 N 400 3 360 50567 N
4 360 275730 K ~ ~
5 415 85744 K 350 4 415 8159 N 350 4 320 62892 N
400 c~ 5 360 383993 K fol:
5 370 20550 N 300
250 5 320 81612 N
6 360 355685 K r\:
~ 400
350 ., 350
"'- ~f • Stumpf-
naht - Sonder-
güte: Bruch im
200
150 k=2,J~
'J. I I

"-
1
93
1

I
250
200
k= 2.88
\.
r\
6 320 83095 N

300 Grundwerkstoff 100 150


Grundmater ial

250
Grundmaterial

103
St37
10~ 10 5 10 6 10 7
300
103
St37
10~ 10 5 10 6
(s. u.l

10 7
50
längssteife
kurz, einseitig
103 10~ 10 5 106
ll/ 10 7
100
längssteife
kurz, einseitig
10 3 10~ 10 5
\WQ.L
10 6 10 7
M in N/mm 2 490 1 329 44300 l 1 321 1 329 29850 N 1 360 36870 N
2 358 33540 l 110 in N/mm 2 73373 l N/mm2 474 2 414 9324 N N/mm
2
2 360 79369 N
450 2 320 73269 l 450
11lr: 3 415 18097 l 400 3 32u 77 501 l ...... l"- 3 371 17105 N 400 ~L, 3 360 28580 N
400
~ 4 362 25686 l 4 271 211 040 l
350
""<lo,~
4 371 17710 N 350 ~ 4 320 72994 N
350
'q 5 415 15825 l 350 5 270 227 205 l 250 5, m 10240 N 300
\. 5 320 89086 N
300 6 270 226 741 l 200 250 6 320 127712 N
300 \.
25n '

200 250
\
~
150
100
k=2,880
"-
1 11
93
200

150
k= 2,88 r\
150
103
lochstab
10~ 10 5 10 6 10 7
200
103
lochstab

10~ 10 5 10 6 10 7
50
liingssteife
lang, einseitig
103 10~ 10 5 10 6
lTr 10 7
100
liingssteife
lang, einseitig
10 3 10~ 10 5
\~
10 6 17
1 358 70760 S 1 359 113520 S 1 329 9738"2 I~ 1 360 74 634 S
00 in N/1~2 2 395 52464 S 110 in N/mm 2 2 359 96737 S
N/mm2uo 2 329 29887 S N/mm 2 2 360 133026 S
450 44 3 414 46413 S 400 450 3 416 10573 S 400 3 360 118611 S
3 360 72258 S ~ "\. 350 bn
400 4 315 148060 S >0 \ 4 319 68489 S 400 4 371 63849 S ~ 4 320 342926 S
350 5 413 52602 S 350 !"'-oo~ 5 415 13931 S 300
5 320 124813 S 350 0
5 320 607221 S
300 1\::-.1 0
6 320 67160 S 250 6 320 213760 S
300 300
~I\l '\ 200 k=3,60L' I I1
250 k= 3,85 250 1 11

200
k=3,85 L "\.
250 k= 3,60 1\ 150
\. 143
1\ 200

150
103
Stumpf naht
Norma(güte
10~
11

10 5
\~
Ob 07
200
103
Stumpfnaht
Normalgüte
10~ 10 5 10 6
1Jfr 107
150 3
10
Kreuzstoß
mit K-Naht
10~
1I1
10 5
\. 132
6 7 100
103
Kreuzstoß
mit K-Naht
10~ 10 5 10 6 10 7
lTI
1 331 223770 K 1 399 I 65015 K 1 322 A: 1771 S 1 240 590 483 S
/:'0 in N/mm 2455 N/mm2461 2
2 360 A: 40210 S 110 inN/mm 2 2 400 I 77 205 K 2 249 69538 S N/mm 2 240 474471 S
450 3 415 79320 K 450 45: 3 289 18910 S 300 3 240 465123 S
3 400 I 65661 G
400 4 359 144130 K 350 "- 4 299 4937 S 250 ~~ 4 280 88039 S
i4~r75
G -...ll ~
1'b.5 414 66340 S ~ 5 360 422 S 250 5 304 4262 S 5 280 369923 S
350 400 6 360 160 K 200 r\ 6 280 281098 S
l\1J1 k= 5,59 200
300
I i\. '"~~ \ 3~21 150 "'h..
k=3,46 I
" 111
k= 5,59 k= 3,46 111
248 350 100 90 150
250 Stumpfnaht KreuzstoO mit
\ 1I1
KreuzstoO mit

200 3
10
Stumpfnaht
Sondergüte
10~ 10 5 10 6
I 10 7
10 5
300 3
10
10 6
Sondergüte
10 7 10~
50
103
Doppelkehlnaht
10~ 10 5 10 6 10 7
100
Doppelkehlnaht
10 3 10~ 10 5 10 6 10 7
hTr
Kreuzstoß mit Doppelkehlnaht: Spannung bezogen auf die Fliiche der gebrochenen Naht
B: Bruchstelle (legendeI : G: Grundmaterial, auOerhalb der Schullerausrundung; K: Grundmateria( im Bereich
der Schullerausrundung (OoK =1,16); l: lochquerschnill; S: Schweißnaht, Einbrandkerbe ; N: Grundmaterial
neben der Schweißnaht (Schweinnahtrand I; A: Ausreißer (Material- oder Nahtfehler )
- 78 - - 79 -
Kerbfal\: Lochstab Stahlgewinnungsverfahren (z.B. 7: unberuhigter Sauerstoffaufblasstahl , 8: beruhigter Sau-
erstoffaufblasstahl, 9: Elektrostahl), 2. Anhängezahl: Behandlungszustand (z.B. 1: normal-
geglüht, 5: vergütet, 7: kaltverformt). 'Beispiel: 1.0112.81: Sortenklasse 01: Allgern. Bau-
stähle nach DIN 17100, 12: St37-2; 8: beruhigter Sauerstoffaufblasstahl , 1: normalgeglüht.
Die allgemeinen technischen Lieferbedingungen für Stahl und Stahlerzeugnisse sind bislang in
DIN 17010 (EURONORM 21) zusammengefaßt: Regelung der Bescheinigungen unter Bezug auf DIN
50049, Abnahmeprüfung und Kennzeichnung. Zur Kurzangabe der Wärmebehandlung von Eisen und
Stahl siehe DIN 17014 (EURONORM 52) und zu den Anforderungen an .Wärmebehandlungsöfen DIN
17052.
2.7.2 Allgemeine Baustähle
Als allgemeine Baustähle gelten unlegierte Stähle, die im wesentlichen durch ihre Zugfe-
stigkeit und Streckgrenze bei Raumtemperatur gekennzeichnet sind. In der Gütenorm OIN
17100 sind 11 Sorten von St33 bis St70-2 geregelt und zwar bezüglich Sorteneinteilung,
Bezeichnung, Anforderungen und Prüfungen. Die für den Stahlbau wichtigsten Sorten sind
St37, St44 und St52. St44 ist gegenüber der Vorgängernarm aufgenommen worden, hat aber
Bild 110 - Ausgang und Fortschritt des Risses
bislang hierzulande keine Bedeutung erlangt; im angelsächs. Ausland ist der Stahl sehr
verbreitet. - Der Hauptlieferanteil liegt bei St37. Die mechanischen und technischen Ei-
Bild 110 zeigt drei Bruchbilder, aus denen die Ausgangsstelle für den Erdmüdungsbruch und
genschaften sind u.a. in Abhängigkeit von der Erzeugnisdicke geregelt, ebenso die ehern.
dessen Ausbreitungszonen hervorgehen. Es handelt sich um Bruchbilder der Serie "Zug-
Zusammensetzung nach Schmelz- bzw. Stückanalyse. Erstere wird an einer Probe im Zustand
schwellversuche". Da das Niveau der Oberspannungen sehr hoch liegt und die Rißausbreitungs-
der Schmelze entnommen, die zweite an einem Stück des Stahl erzeugnisses. St52-3 erreicht
geschwindigkeit demgemäß ebenfalls sehr hoch ist, hat die Dauerbruchfläche nicht jenes
einen C-Gehalt von maximal 0,22%, die hohe Festigkeit dieses Stahles wird durch Si- und
glatte, feinkörnige Aussehen wie es sonst für Ermüdungsbruchflächen mit niedrigem Spannungs-
Mn-Gehalte erreicht, die über dem üblichen Maß unlegierter Stähle liegen (Schmelzanalyse:
niveau und großen Bruchlastwechselzahlen typisch ist.
0,55% Si, 1,60% Mn). - Es werden die Gütegruppen 2 und 3 unterschieden, 3 ist die bessere
2.7 Stähle für den Stahlbau Gruppe, sie hat den geringeren P- und S-Gehalt; dadurch sind Schweißeignung sowie Kaltum-
2.7.1 Allgemeines - Bezeichnung~system formbarkeit und Kaltzähigkeit besser als bei Gütegruppe 2. Beide Gruppen sind nicht alte-
Die ursprünglichen nationalen Normen (DIN, SEW) für Allgemeine Lieferbedingungen, Normen rungsgefährdet. Profile werden im Walzzustand, Bleche der Gütegruppe 3 in allen Dicken
für Nennmaße und Grenzabmaße sowie Prüfnormen wurden, beginnend in den siebziger Jahren, und Bleche der Gütegruppe 2 oberhalb 25mm normal geglüht geliefert. Aus diesen werden in-
durch die Herausgabe von EURONORMEN ergänzt und werden derzeit durch die Erarbeitung von zwischen überwiegend die Gurte für Vollwandträger durch Brennschnitt gefertigt, Breit-
Europäischen Normen (EN) ersetzt. Bis zur Umwandlung in Europäische Normen können die flachstahl (nach DIN 59200) ist dadurch weitgehend verdrängt worden.
EURONORMEN oder die entsprechenden nationalen Normen angewendet werden. Aus den allgemeinen Baustählen werden gefertigt: Stabstahl , Formstahl , Flachzeug (Blech
Für die Bezeichnung der Eisenwerkstoffe existieren zwei Systeme: 3-150mm dick, Breitflachstahl (DIN 1615), kaltgewalztes Band und Blech (DIN 1623) sowie
- Kurznamen Stahlhohlprofile mit kreisförmigem, quadratischem und rechteckigem Querschnitt (DIN 1627,
- Werkstoffnummern DIN 17120 und DIN 17121). Zur Fertigung von Kaltprofilen aus Stahl vgl. DIN 17118 und für
Künftig maßgebend ist EN 10027 (Bezeichnungssystem für Stähle), Teil 1: Kurznamen, Teil 2: kaltgefertigte geschweißte Hohlprofile für den Stahlbau DIN 17119. - DIN 17100 ist bau-
Nummernsystem. aufsichtlieh eingeführt; vgl. auch DIN 18800 Tl (11.90), Abschn. 4 und Anhang Al.
Kurznamen: Maßgebend war DIN 17006; EURONORM 25 gilt inzwischen als überholt. Bislang
Massenanteile in "10, max, Schmelzanalyse
galt St für Stahl, künftig Fe. Ein weiteres Kennzeichen ist die Festigkeit, bislang ent-
weder orientiert an der Zugfestigkeit (z.B. St52) oder an der Streckgrenze (z.B. StE355),
EN
Stahlsorte - Kurzname

EU 25 - 72
nach
I

"'-
, - '"
"0~

><
OIN 17100 Werkstoff- .,.-
'" e
-
'"
e c::
oS
C
Ei Erzeugnisdicke in mm
:;: > 16 Mn Si P S N
künftig an der Zugfestigkeit in Nimm' (z.B. Fe 510). Weitere Kennzeichen sind Gütegruppe ~ 16 > 40
10027-1 u.a. nummer =- V> qO
(ehemals z.B. St52-3, künftig z.B. Fe 51001), Desoxidationsart, besondere Verwendungs art Fe 360 B St 37 - 2 1,0037 freigest. BS 0.17 0,20 - -
-
- 0,045 0,045 0,009
(Abkanten, Walzprofilieren, Kaltziehen), ggf. normalgeglühter Lieferzustand (N); Beispiel: Fe 360 B USt37-2 1,0036 FU BS 0.17 0,20 - - 0,045 0,045 0,007
Stahl EN 10025-Fe 510 C KQ. Fe 360 B RSt37-2 1,0038 FN BS 0,17 0,17 0,20 - - 0,045 0,045 0,009
.,
"" Fe 360 C St37-3U 1,0114 FN QS 0,17 0,17 0,17 - - 0,040 0,040 0,009
Werkstoffnummern: Maßgebend war DIN 17007 bzw. ist EURONORM 27. Oie Kennzeichnung erfolgt c;;
e Fe 360 01 Sm-3N 1,0116 FF QS 0.17 0.17 0,17 - - 0,035 0,035 -
durch ein Nummernsystem (für Werkstoffe aller Art) und zwar durch eine Kombination von
.e'" Fe 360 02 - 1,0117 FF QS 0.17 0,17 0.17 - - 0,035 0,035 -
Ziffern und Zifferngruppen, die durch Punkte getrennt sind. Die Werkstoffnummern sind sie-
benstellig; sie setzen sich zusammen aus:
-
.c
w
'e:
.c
Fe 510 B
Fe 510 C
Fe 510 01
-
St52-3N
1,0045
St 52 -3 U 1,0553
1,0570
FN
FN
FF
BS
QS
QS
0,24
0,20
0,20
0,24
0,20
0,20
0,24
0,22
0,22
1,60
1,60
1,60
0,55 0,045 0,045
0,55 0,040 0,040
0,55 0,035 0,035
0,009
0,009
-
We rk stoff - Hau pt gru ppe'--_ _-"~ • XXIXX' XIX w
e Fe 510 02 - 1,0577 FF QS 0,20 0,20 0,22 1,60 0,55 0,035 0,035 -
Sortennummer ~.
c::
Fe 510 001 - 1,0595 FF D.S 0,20 0,20 0,22 1,60 0,55 0,035 0,035 -
Anhängezahlen~ ~
""
c::
:::> Fe 510 002 - 1,0596 FF QS 0,20 0,20 0,22 1,60 0,55 0,035 0,035 -
(Es kann davon ausgegangen werden, daß die Werkstoffnummern unverändert als neue europäi-
c::
.,
c:: Fe 490-2 St 50 -2 1,0050 FN BS - - - - - 0,045 0,045 0,009
.,
c::
Fe 590-2 St 60-2 1,0060 FN 5S - - - - - 0,045 0,045 0,009
sche Bezeichnung nach EH 10027-2 übernommen werden.) CD
Fe 690-2 St 70 -2 1,0070 FN BS - - - - - 0,045 0,045 0,009
Stahl gehört zur Hauptgruppe 1 (GUßeisen: 0, Leichtmetalle: 3). Die Sortennummern werden Legende: BS Grundstahl, QS Qualitätsstahl ; FU Unberuhigter Stahl, FN Beruhigter Stahl, FF Vollberuhigter Stahl
im wesentlichen nach der ehern. Zusammensetzung gebildet. Die Anhängezahlen kennzeichnen (mindestens 0,020 "10 Al); 0, B, C, 0, 00 und 2 Gütegruppenkennzeichen ;
z.B. Erschmelzungs- oder Vergießungsart, Wärmebehandlung, Kaltverformung: 1. Anhängezahl : EN Eurooäische Norm, EU EURO NORM
Bild 111 (Auszug aus OIN EN 10025 (01.91))
- 80 - - 81 -
Inzwischen wurde DIN 17100 (01.80) durch DIN EN 10025 (01.91) ersetzt. Bild 111 zeigt als 2.7.4 Wetterfeste Baustähle (100-101]
Beispiel die in der Norm geregelte chemische Zusammensetzung nach der Schmelzanalyse für Wetterfeste Stähle sind niedriglegierte Stahlsorten, die ohne Korrosionsschutz - auch im
Flach- und Langerzeugnisse der Stahlsorten Fe~60 und Fe5\0; daneben gibt es noch die Sorte Freien - eingesetzt werden können. Sie bilden bei Bewitterung eine feste und dichte oxi-
Fe430. Die Europäische Norm enthält sechs Gütegruppen (0, B, C, 0, 00 und 2 sowie Unter- dische Deckschicht, die eine sich fortsetzende Korrosion verlangsamt oder gänzlich verhin-
gruppen), die sich in der Schweißeignung und in den Anforderungen an die Kerbschlagarbeit dert. Ursache dieser Witterungsbeständigkeit sind geringe Legierungsgehalte von Cu (0,5%),
unterscheiden. Die Schweißeignung verbessert sich bei jeder Sorte von der Gütegruppe B Cr(O,8%), Ni (0,5%) und evtl. Phosphor (0,1%). Die Prozentzahlen geben Mittelwerte an. Die
bis zur Gütegruppe 00. Zur Eignung zum Abkanten, Walzprofilieren und Kaltziehen und zu Bildung der stabilen Deckschicht (Primärrost) ist im wesentlichen nach ca. 1 1/2 bis 3
anderen Anforderungen sowie zu den Prüfungen wird auf das umfangreiche Regelwerk ver- Jahren abgeschlossen. In der ersten Phase kommt es bei Beregnung zu einem Rostfluß (Eisen-
wiesen. Zum Kohlenstoffäquivalent (CEV) nach Formel (3) des Abschnittes 8 enthält die sulfat und -hydroxyd), worauf bei der konstruktiven Detailausbildung zu achten ist, ande-
Norm z.B. Grenzwerte in Abhängigkeit von der Nenndicke; die zu erwartende Anpassungsricht- renfalls tritt Verschmutzung ein!
linie zu DIN 18800 Tl wird folgende CEV-Höchstwerte fordern: St52-3: 0,43%, St37 (sofern Der erste wetterfeste Stahl wurde Anfang der zwanziger Jahre in Deutschland erschmolzen
gefordert) 0,40%. ("Patina-Stahl"). Später wurde die Entwicklung in den USA wieder aufgenommen ("Cor-ten-
2.7.3 Hochfeste Feinkornb.austähl e (96-99] Stahl"). Seit den sechziger Jahren werden in der Bundesrepublik Deutschland die wetter-
Feinkornbaustähle sind vollberuhigte, durch Zusatz bestimmter Legierungselemente feinkör- festen Stähle WTSt37-2, WTSt37-3 und WTSt52-3 erschmolzen. Sie weisen dieselben mechani-
nig erschmolzene Stähle hoher Homogenität. Die hohe Festigkeit wird (neben der Legierung) schen Eigenschaften wie die entsprechenden Baustähle nach DIN 17100 auf, sind allerdings
durch die Feinkörnigkeit und durch zusätzliche Vergütungen bewirkt. Die Benennung weist ca. 15% teurer als diese. Für den Stahlbau ist die Verwendung in der DASt-RiOG7 geregelt.
auf die Streckgrenze (Elastizitätsgrenze) hin; z.B. StE460. Bild 112 zeigt Arbeitslinien Die ehemals vorhandene allgemeine bauaufsichtliche Zulassung wurde wieder zurückgezogen;
eines als StE460 und eines als StE690 gelieferten Feinkornbaustahles. Die Linien zeigen die Verwendung bedarf daher einer Zustimmung im Einzelfall, ausgenommen bei Stahlschorn-
einen ausgeprägten Fließbereich bis EV~3%. Die O-E-Linien sind indes nicht einheitlich von steinen (nach DIN 4133). Als Begründung für die Rücknahme der allgemeinen bauaufsichtlichen
dem hier gezeigten Typ; es werden auch Feinkornbaustähle mit stetiger Verfestigung gelie- Zulassung wurde genannt:
fert. Nach der Vergütung lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: - Ein vollständiger Stillstand des Rostvorganges tritt auch nach der Deckschichtbildung
~~~geglü~Stäh-"'.!., Streckgrenze bis 500N/mm 2 • Der C-Gehalt liegt unter 0,2%. nicht ein (abhängig von der Aggressivität der Atmosphäre und baulichen Ausbildung);
Legierungselemente sind: Mangan, Chrom, Nickel, Molybdän, Kupfer. Zur Bildung der Nitri- das gilt insbesondere in chloridhaltiger Meeresluft.
den, Carbiden und Carbonnitriden (Feinkornbildung) werden Aluminium, Zirkon, Vanadium, über den zeitlichen Ablauf und das Abrostungsmaß gibt es keine zuverlässigen Angaben.
Bor zulegiert. - Die Stähle sind in DIN 17102 geregelt. Mindeststreckgrenze von 255 - Bei Schraubenverbindungen führt die Kapillarwirkung infolge Dauerfeuchtigkeit zu ver-
bis 500N/mm 2 • Die Stähle sind schweißgeeignet und weisen infolge ihrer Feinkörnigkeit eine stärkter Korrosion.
hohe Sprödbruchunempfindlichkeit auf. DIN 17102 kennt die Grundreihe (StE ), warmfeste - Die Auswirkungen des Rostvorganges auf die Dauerfestigkeit von Grundwerkstoff und
Reihe (WStE .•. ), kaltzähe Reihe (TStE ... ) und kaltzähe Sonderreihe (EStE ), vgl. auch Schweißwerkstoff sind nicht ausreichend bekannt (gilt für Brückenbauten).
DASt-RiOll, SEW089 und hinsichtlich der Schweißeignung SEND88. In DIN 18800 Tl (11.90) In dem SEW087 findet man Hinweise zur Wetterfestigkeit und Ergebnisse von Abrostungsver-
sind von den schweißgeeigneten Feinkornbaustählen nach DIN 17102 die Stahlsorten StE355, suchen. - Zur Normung vgl. auch EURONORM 155.
WStE355, TStE355 und EStE355 geregelt; sie weisen gegenüber St52-3 einen verringerten S-
und P-Gehalt auf.
~~s.!JLI:..e:!_!_~.yergü!.!:!e~äh1 e
(i n Wasser
N/mm2 (J ßZ =820 NImm oder öl abgeschreckt) mit einer Streckgrenze
750 'N/mm2 (20
800 .... -siE 690
über 500N/mm 2 • Der C-Gehalt bleibt ebenfalls
unter 0,2%. Legierungselemente sind: Mangan,

--
700
ßz = 620 N/mm 2 Nickel, Chrom, Molybdän, auch Zirkon, Titan,
600 (31 Bor, Kupfer und Vanadium. Eine DIN-Regelung
500 - -mImm 2 .-------
St E460
existiert noch nicht; hingewiesen wird auf:
DASt-RiOl1, SEW089 und SEW088. Erzeugnisformen
400
sind Bleche, Profile (geschweißt), Rohre (DIN
300 17123, DIN 17124, DIN 17125 und für besondere
Prüfkörper: Rundstnb _10,1 mm
Men!änge: 50 mm - Anforderungen DIN 17178 und DIN 17179). Die
200 f---
Verwendung der hochfesten schweißgeeigneten
100 Feinkornbaustähle StE460 und StE690 ist unter
der Zulassungs-Nr. Z30-B9.1 allgemein bauauf-
00 2 3 5 0/0 6 E
sichtlich geregelt (IfBt Berlin).
Bild 112 Zur Verfahrens prüfung für Schweißverbindungen
aus StE460 und StE690 vgl. DVS Ri1702. Der Bearbeitungszustand der europäischen Normung ß Z=490-690N/mm 2
X5 Cr Ni 18 9
ist z.Zt. unübersichtlich; verwiesen wird auch auf EURONORM 113 und EURONORM-Mitt. Nr. 2. ß Z=490-690N/mm 2
Xl0 Cr Ni Ti 18 9
Da der Elastizitätsmodul mit E=21000kN/cm 2 dem E-Modul der allgemeinen Baustähle entspricht, ß Z=490-740N/mm 2
X5 Cr Ni Mo 18 10
liegen die erreichbaren Tragfähigkeiten auf Knicken, Kippen und Beulen im elastischen Be- ß z=490-740N/mm 2
Xl0 Cr Ni Mo Ti 18 10
reich nicht höher als bei diesen! Das ist ebenfalls beim Nachweis der Gebrauchstauglichkeit
*) Die Benennungen und DIN 17440 (1985)
(vgl. Abschn. 3.8) zu beachten; in Grenzen auch beim Dauerfestigkeitsnachweis, insbesondere
im Wechselbereich, vgl. Tafel 3.2/3. Zu den Schweißproblemen vgl. Abschnitt 8.4.4.5. etwas ab.
- 82 - - 83 -
Bruchdehnung ca. 40-45%, Elastizitätsmodul E=17000kN/cm', Schubmodul G=6400kN/cm', Wärme- 2.7.8 Kaltzähe Stähle [109-111]
5 Kaltzähe Stähle sind solche, die auch bei tiefen Temperaturen eine ausreichende Zähigkeit
dehnzahl 1,6·10- /K. Neben den vorgenannten Stählen der Festigkeitsklasse E255 enthält der
Zulassungsbescheid vier Stähle der Festigkeitsklasse E355- (t~6mm). aufweisen. Sie finden Verwendung im Apparate-, Behälter- und Leitungsbau, z.B. Flüssig-
Ergänzend wird hingewiesen auf: gas-Kugel behälter. Es handelt sich um legierte Stähle, normalgeglüht, z.T. gehärtet und/
- DIN 17455 geschweißte kreisförmige Rohre aus nichtrostendem Stahl oder angelassen. Neben den nichtrostenden austenitischen Stählen nach DIN 17440 und den
- DIN 17456 nahtlose kreisförmige Rohre aus nichtrostendem Stahl Feinkornbaustählen nach DIN 17102, Tl sind vorrangi9 die Stähle nach DIN 17280, kalt-
- DIN 17457 geschweißte kreisförmige Rohre aus austenitischem nichtrostenden Stahl für be- zähe Stähle für Band, Blech, Breitflachstahl , Formstahl , Stabstahl und Schmiedestücke ge-
sondere Anforderungen meint. Beispiele: 26CrMo4, l1MnNi53, 13MnNi63, 10Ni14, 12Ni19, ~7NiMo6, X8Ni9.
- DIN 17458 nahtlose kreisförmige Rohre aus austenitischem nichtrostenden Stahl für be- Ergänzend wird hingewiesen auf SEW680 (Kaltzähe Stähle) und
sondere Anforderungen - DIN 17173 Nahtlose Rohre aus kaltzähen Stählen
und - DIN 17174 Geschweißte Rohre aus kaltzähen Stählen.
- DIN 17445 nichtrostender Stahlguß (vgl. auch SEW410). 2.7.9 Vergütungsstähle [112]
Alle Normen, die die Verwendung nichtrostender Stähle regeln, wurden 1985 neu herausgege- Vergütungsstähle sind Baustähle, die sich aufgrund ihrer chem. Zusammensetzung, besonders
ben. - Zur Frage der Spannungsrißkorrosion vgl. Abschnitte 19.2.6 u. 28.5.4. ihres Kohlenstoffgehaltes, zum Vergüten (Härten und Anlassen, vgl. Abschn. 2.6.4.7) eignen
2.7.6 Stähle für geschweißte und nahtlose Rohre (Hohlprofile) und die im vergüteten Zustand hohe Zähigkeit bei bestimmten Zugfestigkeiten aufweisen;
Geschweißte Rohre haben eine Längs- oder Schraubenliniennaht. Das Regelwerk für Lieferung Verwendung z.B. für Lager, Gelenke und Sonderbauteile. Es handelt sich um beruhigte Koh-
und Verwendung von Rohrerzeugnissen wird neu erarbeitet. Für die Verwendung im Stahlbau lenstoff- oder legierte Stähle mit bestimmten Vergütungseingriffen. Die Stähle sind in
haben Bedeutung: DIN 17200 geregelt; daselbst sind 54 Sorten ausgewiesen; Beispiele: C25, C35, C45, C60,
- DIN 1627: Warm gefertigte Stahlhohlprofile für den Stahlbau, Tl: Allgern. Angaben, 28Mn6, 32Cr2, 25CrMo4, 26CrNiMo4, 50CrV4; für den Stahlbau: C35N (vgl. DIN 18800 Tl (11.90)).
Eigenschaften (St37-2, St44-2, St52-3), T2: Quadratische und rechteckige Querschnitte, 2.7.10 Einsatzstähle [113]
T3: Kreisförmige Querschnitte. Es handelt sich um Hohlprofile aus Stählen, die den all- Einsatzstähle sind Buustähle mit verhältnismäßig niedrigen C-Gehalten (0,07 bis 0,20%),
gemeinen Baustählen nach DIN 17100 äquivalent sind; Lieferbedingungen in: die an der Oberfläche (bis etwa lmm) aufgekohlt, gegebenenfalls gleichzeitig aufgestickt
- DIN 17120: Geschweißte kreisförmige Rohre aus allgemeinen Baustählen für den Stahlbau; und anschließend gehärtet werden. Die Oberfläche weist große Härte und hohen Verschleiß-
- DIN 17121: Nahtlose kreisförmige Rohre aus allgemeinen Baustählen für den Stahlbau; widerstand auf, der Kernwerkstoff verbleibt zäh. Es handelt sich um unlegierte und legier-
- DIN 17119: Kaltgefertigte geschweißte quadratische und rechteckige Stahl rohre (Hohlpro- te Stähle; sie sind in DIN 17210 geregelt.
file) für den Stahlbau.
2.7.11 Stahl guß
Für Hohlprofile aus Feinkornbaustählen (StE255, StE285, StE355, StE460) gilt:
Neben der Warmformgebung (Walzen oder Schmieden) und Kaltformgebung (Abkanten, Kaltwal-
- DIN 17123: Geschweißte kreisförmige Rohre aus Feinkornbaustählen für den Stahlbau;
zen, Kaltprofilieren, Kaltziehen) besteht noch die Formgebung durch Gießen. Hiermit lassen
- DIN 17124: Nahtlose kreisförmige Rohre aus Feinkornbaustählen für den Stahlbau;
sich auch verwickelt gestaltete Bauteile herstellen (z.B. Lagerteile, Seilhülsen, -knoten).
- DIN 17125: Quadratische und rechteckige Rohre (Hohlprofile) aus Feinkornbaustählen für
Die Stahl- und Eisengießerei hat im Maschinenbau große Bedeutung: Gehäuse, Motorenblöcke,
den Stahlbau.
Maschinenbette, Pumpen, Ausrüstungsteile aller Art.
Darüberhinaus gibt es weitere Rohrprofil-Normen für besondere Verwendungen und Anforderun-
Für den Stahlbau ist der Stahl guß für allgemeine Verwendungszwecke in DIN 1681 geregelt.
gen, z.B. für den Apparate-, Behälter- und Leitungsbau: DIN 1615, DIN 1626, DIN 1628, DIN
Darunter fallen die beruhigt vergossenen, nicht legierten Stähle, deren Sorteneinteilung
1629, DIN 17172, DIN 17173, DIN 17174, DIN 17175, DIN 17177, DIN 17178, DIN 17179, DIN
im wesentlichen auf den mechanischen Eigenschaften bei Raumtemperatur beruht, d.h. die
17455, DIN 17456, DIN 17457, DIN 17458.
gewährleisteten Eigenschaften entsprechen den Baustählen, z.B.:
2.7.7 Warmfeste Stähle [107] GS-38 1.0420 ReH 200 N/mm' Rm 380 N/mm' A 25 %
Als warmfest gelten Stähle, für die bei höheren Temperaturen, z.T. bis zu 600°C, Eigen- GS-45 1.0446 ReH 230 N/mm' Rm 450 N/mm' A 22 %
schaften bei langzeitiger Beanspruchung ausgewiesen sind. Es handelt sich um unlegierte GS-52 1.0552 ReH 260 N/mm' Rm 520 N/mm' A 18 %
und legierte Baustähle für Blech und Band für eine Verwendung bei Dampfkesselanlagen, GS 60 1.0558 ReH 300 N/mm' Rm 600 N/mm' A 15 %
Druckbehältern, großen Druckrohrleitungen und ähnlichen Komponenten, auch für Stahlschorn- Stahlgußteile sind wegen des geringen C-Gehaltes schweißbar, allerdings ist i .a. Vorwär-
steine. Neben den in Abschnitt 2.7.5 erwähnten nichtrostenden Stählen sind insonderheit men erforderlich und bei größeren Teilen Spannungsfreiglühen. Stahlgußarten mit verbesser-
die Stähle nach DIN 17155 gemeint, sie wurden ehemals als Kesselbleche bezeichnet [108]. ter Schweißeignung und Zähigkeit für allgemeine Verwendungszwecke sind in DIN 17182 ge-
Die Stähle sind beruhigt, i.a. normalgeglüht, z.T. luftvergütet und legiert (Cr, Cu, Mo, regelt.
Nb, Ni, Ti, V). Die 0,2-Dehngrenze ist bis Betriebstemperaturen von 500°C gewährleistet, die Weiter wird verwiesen auf:
Zeitstandfestigkeit für noch höhere Temperaturen. Beispiele sind: UHI, HI, HII, 17Mn4, - DIN 17245 Warmfester ferritischer Stahl guß (mit Chrom, Molybdän, Vanadium und Nickel
19Mn6, 15Mo3, 13CrMo44, 10CrMo9 10. Beim Stahl 19Mn16 erreicht der C-Gehalt 0,22%, in allen legiert). Stahl guß nach DIN 1681 wird im Temperaturbereich zwischen -10 bis 300°C einge-
anderen Fällen liegt der C-Gehalt unter 0,20%. Ergänzend wird hingewiesen auf: SEW470 setzt, warmfester ferritischer Stahl guß im Bereich 300 bis 600°C; in DIN 18800 Tl
(Warmfeste Stähle), SEW670 (Hochwarmfeste Stähle, bis 600/700°C), SEW590 (Druckwasserbe- (11.90) ist die Sorte GS-20Mn5 nach DIN 17182 geregelt.
ständige Stähle). Für den Primärkreislauf von Kernenergieanlagen wurden spezielle Stähle - DIN 17465 Hitzebeständiger Stahl guß (vgl. auch SEW 471), oberhalb 600°C
entwickelt, vgl. SEW640. Weiter wird verwiesen auf: - DIN 17445 Nichtrostender Stahl guß (vgl. auch SEW 410)
- DIN 17175 Nahtlose Rohre aus warmfesten Stählen - SEW 685 Kaltzäher Stahl guß
- DIN 17177 Elektrisch preßgeschweißte Rohre aus warmfesten Stählen - SEW 510, SEW 515 Vergütungsstahlguß bis 100mm bzw. über 100m Wanddicke.
- DIN 17245 Warmfester ferritischer Stahl guß
- DIN 17465 Hitzebeständiger Stahl guß
- DIN 17243 Warmfeste schweißgeeignete Stähle in Form von Schmiedestücken oder gewalztem
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2.7.12 Stähle für Schweißwerkstoffe, Schrauben und Niete
Bezüglich der Werkstoffe für Schweißverbindungen vgl. Abschnitt 8 und für Schrauben und
Niete vgl. Abschnitt g, Für letztgenannte hab~n vorrangig Bedeutung:
- DIN 17111 Kohlenstoffarme, unlegierte Stähle für Schrauben, Muttern und Niete
(St36 und St38, für Warm- und Kaltverfestigung von Schrauben und ähnlichen Formteilen 3 Nachweis der Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit
bis zu einer maximalen Erzeugnisdicke von 40mm) ~pekte des Bauordnungsrecht~
- DIN 17240 Warmfeste und hochwarmfeste Werkstoffe für Schrauben und Muttern (für Betriebs Bei der Errichtung baulicher Anlagen sind zwei Rechtsbereiche zu unterschieden,
temperaturen über 300°C). _ der öffentlich-rechtliche (einschließlich dem strafrechtlichen) und
2.7.13 Gußeisen [114-117] - der privat-rechtliche.
Unter Gußeisen versteht man Eisen-Kohlenstoff-Legierungen mit einem relativ hohen Kohlen- Der zweitgenannte interessiert in diesem Zusammenhang nur randständig; er hat Bedeutung
Die Formgebung erfolgt durch Gießen; einige Sorten erlauben eine bei der Gestaltung der Bauverträge und deren Vollzug auf der Basis des Bürgerlichen Ge-
anschließende spanende Bearbeitung. Ab- setzbuches (BGB) und der Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) [1,2). Der erstge-
o
hängig von den Herstellungsbedingungen nannte, konkret der bauaufsichtliehe Bereich, basiert auf der Bauordnung.
(Wärmeführung beim Abkühlen und Erstar- Die ersten bauordnungsrechtlichen Vorschriften wurden in den Städten erlassen; sie re-
ren) und der chemischen Zusammensetzung gelten brandschutztechnische Auflagen, z.B. die Anordnung von Brandmauern und die gegen-
(Legierungsbestandteile: Si, Mn, Mg, Ce) seitigen Gebäudeabstände, später auch das Bauantragsverfahren bei der örtlichen Baupoli-
scheidet sich der Kohlenstoff lamellar zei. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mit fortschreitender Industrialisierung und zu-
oder kugelig als Graphit aus, Bild 113a. nehmendem Einsatz technisch gefertigter Baustoffe, wie Walzträger, Armierungseisen, Ze-
E Im erstgenannten Falle spricht man von ment, die ersten Bauordnungen; in Deutschland waren insbesondere Preußen, Sachsen, Bayern
Gußeisen mit Lamellengraphit oder Grau- führend. - Die Bauordnungen wurden von den Ländern über die Jahrzehnte hinweg immer wei-
Bild 113 a) b) guß (GG), weil das Bruchaussehen grau ist. ter entwickelt. Heute sind die Bauordnungen (Ba) der (nach dem Grundgesetz dafür zustän-
Dieses Gußeisen hat eine Bruchdehnung 0,3 bis 0,8% und ist demgemäß als spröde einzustufen. digen) Länder im technischen Bereich weitgehend vereinheitlicht, entsprechend der im
Gußeisen mit lamellengraphit ist in DIN 1691 geregelt und kennt die Sorten GG-I0 bis GG-35. Jahre 1960 von Bund und Ländern herausgegebenen Musterbauordnung (MBO), die sich in ma-
Die Ziffer kennzeichnet die Zugfestigkeit (bei einer Wanddicke ca. 15mm; mit steigender terielle und formelle Vorschriften gliedert. In den "Allgemeinen Anforderungen" der MBO
Wanddicke sinkt Rm); GG-10 weist beispie'sweise eine Zugfestigkeit von 100N/mm· auf; die heißt es: "Bauliche Anlagen sind so zu ordnen, zu errichten und zu unterhalten, daß die
Druckfestigkeit liegt um den Faktor 3 bis 4 höher. Die geringe Duktilität (Zähigkeit) be- öffentliche Sicherheit oder Ordnung, insbesondere Leben oder Gesundheit, nicht gefährdet
ruht auf der inneren Kerbwirkung der lamellaren Graphiteinlagerungen. Außer in seltenen werden. Sie müssen ihrem Zweck entsprechend ohne Mißstände zu benutzen sein. Die allge-
Fällen für druckbeanspruchte Bauteile kommt Grauguß für tragende Bauteile im konstruktiven mein anerkannten Regeln der Baukunst sind zu beachten".
Ingenieurbau nicht zum Einsatz - Gußeisen mit Kugelgraphit (GGG; Guß, grau, globular) wird In der Bundesrepublik Deutschland überwacht die Bauaufsicht diese allgemeinen Anforderun-
auch als duktiles Gußeisen bezeichnet; es weist einen höheren Si-Gehalt auf (2 bis 3%) und gen, insbesondere, daß ausreichende Sicherheiten gegenüber definierten Grenzzuständen der
ist einer Vergütung zugänglich; Regelung in DIN 1693 (Gußeisen mit Kugelgraphit, GGG-40 bis Gebrauchstaugl ichkeit und Tragfähigkeit eingehalten ~erden. Den Beteiligten stehen als Be-
GGG-80). Es werden hohe Zugfestigkeiten und Zugbruchdehnungen erreicht; bei ferritischen weismittel die technischen Baubestimmungen, hier vor allem die DIN-Normen und andere Re-
Werkstoffsorten bildet sich eine natürliche Streckgrenze aus; z.B.: GGG-40 Streckgrenze gelwerke, zur Verfügung; möglich ist auch ein Nachweis mittels Versuchen. In den Baube-
>250N/mm·, Bruchdehnung mindestens 15%, GGG-80 0,2-Dehngrenze>500N/mm·, Bruchdehnung min- stimmungen ist angegeben, welche Baustoffe und Bauteile verwendet werden dürfen; bei Ein-
destens 2% (auch diese Werte nehmen mit zunehmender Wanddicke ab). Bei Einsatz im konstrukti- satz neuer Erzeugnisse ist nach den Bauordnungen der bauaufsichtlieh erforderliche Brauch-
ven Ingenieurbau als zug- oder biegezugbeanspruchte Bauteile ist zu berücksichtigen, daß barkeitsnachweis zu erbringen. Dieses kann durch eine bauaufsichtliehe Zustimmung im Ein-
abhängi9 von den Abmessungen und der Gußform höhere Gußspannungen verbleiben können. Der zelfall durch Antrag bei der untersten Bauaufsichtsbehörde oder durch eine allgemeine bau-
Elastizitätsmodul liegt im Bereich 160 000 bis 185 OOON/mm·. Es ist Einsatz bis 350°C Be- aufsichtliehe Zulassung geschehen. Letztere wird einheitli~h und faktisch mit Geltungs-
triebstemperatur möglich, allerdings mit abgeminderter Dehngrenze. Gußeisen GGG läßt sich bereich für alle Länder der Bundesrepublik Deutschland vom Institut für Bautechnik (IfBt,
relativ gut bearbeiten und bei geeigneter Wärmevor- und -nachbehandlung schweißen. - Neben gegr. 1968) als sogen. Allgemeinverfügung erteilt. Das hierfür erforderliche Zulassungs-
den erwähnten Sorten gibt es noch den sogen. Temperguß (DIN 1692, GTS, schwarz, nicht ent- verfahren ist im allgemeinen langwierig, der Antragsteller hat gegenüber dem eingeschalte-
kohlend geglüht; GTW, weiß, entkohlend geglüht). Temperguß ist graphitfrei , der gesamte ten Sachverständigenausschuß den Nachweis ausreichender Sicherheit und Gebrauchstaugl ich-
Kohlenstoffgehalt liegt im Temperrohguß in gebundener Form als Eisenkarbid (Zementit) vor.- keit zu führen. Die Zulassungen werden zeitlich befristet ausgesprochen und enthalten in
Schließlich ist noch Austenitisches Gußeisen (DIN 1694) zu erwähnen. Hierbei handelt es der Regel eine Oberwachungsvorschrift (Güteüberwachung) , d.h., das Herstellwerk muß eine
sich um GG bzw. GGG mit höheren Ni-, Mn- und Cr-Gehalten, wodurch die ohnehin hohe Korro- Eigenüberwachung des Erzeugnisses nach genau festgelegten technischen Richtlinien durch-
sionsbeständigkeit von Gußeisen, sowie die Hitzebeständigkeit, weiter gesteigert werden. - führen und diese i.a. durch eine fremdüberwachende Stelle, also von einer hierzu vom IfBt
DIN 1695 regelt Verschleißbeständiges Gußeisen (G-X ••• ). anerkannten Oberwachungs-(Güteschutz-)Gemeinschaft oder von einer, von den obersten Bau-
Früher war die Verwendung gußeisener Säulen sehr verbreitet. Die inzwischen zurückgezogene aufsichtsbehörden hierfür anerkannten geeigneten Einzelprüfstelle, überprüfen lassen. -
Norm DIN 1051 gab für Säulen aus Gußeisen die Rechenwerte E=10 OOOkN/cm·, zulO=9kN/cm" Neben den allgemeinen Zulassungen gibt es werkmäßig hergestellte Baustoffe, Bauarten
(Druck und Biegedruck) und zulO=4,5kN/cm 2 (Biegezug) an.- Gußeisen GGG wird dank der hohen und Einrichtungen, die auf Antrag ein Prüfzeichen erhalten, z.B. für Zwecke der Grund-
Zähigkeit wieder häufiger verwendet, hinsichtlich der Formgebung gibt es nahezu unbegrenzte stücksentwässerung, Abscheider und Sperren, Brandschutz, Feuerungs- und Lüftungsanlagen,
Möglichkeiten. Fügemittel wie Preßdübel , Verankerungsspleiße oder Haken können ohne wesent- Gerüstbauteile. Auch diese Prüfzeichen werden vom IfBt verwaltet. Die Zahl der allge-
lichen Mehraufwand angegossen werden, ebenso Rippen und Stege, Aufspannhilfen als Trans- meinen bauaufsichtlichen Zulassungen beträgt etwa 1000 und die der Prüfzeichen 4000.
port- und Montagehilfen. Auch kann man Aussparungen, Bohrungen und Gewinde vergießen. Im
Tiefbau wird Gußeisen GGG z.B. für Tunnelringe (Tübbings) und Rammpfähle verwendet.- We-
gen der hohen Materialdämpfung ist Gußeisen auch für Maschinenfundamente geeignet.
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Die Einhaltung der von der Bauordnung vorgeschriebenen Bestimmungen wird von der unter- Fachbereiche aufgegliedert, u.a.:
sten Bauaufsichtsbehörde überwacht; zur Prüfung der statischen Tragsicherheitsnachweise Grund- und Planungsnormen, z.B. Modulordnung im Bauwesen, Maßtoleranzen, Flächen-
und zur bautechnischen Abnahme bedient sie siGh i.a. aner!annter Prüfingenieure. Prüf- und Raumberechnung, aber auch Normung von Sporthallen, Schul bauten usf.
ingenieure werden im Rahmen ihres Prüfauftrages hoheitlich tätig. Handelt es sich bei dem II Einheitliche Technische Baubestimmungen (ETB), z.B. Lastannahmen, Wärme-, Schall-,
Bauherrn um die öffentliche Hand, z.B. Bundesbahn, Bundespost, Autobahn- oder Straßenbau- Brand- und Erschütterungsschutz, Abdichtungen, aber auch Sonderbauweisen wie Lager
ämter, Finanzbauämter usf., erfolgt die Oberwachung in eigener Zuständigkeit. Wirkt in im Bauwesen (DIN 4141), Maschinenfundamente (DIN 4024), Fliegende Bauten (DIN 4112),
diesem Falle ein Prüfingenieur mit, wird er im Rahmen eines Werkvertrages tätig, mit ande- Tragluftbauten (DIN 4134), Traggerüste (DIN 4421) u.a.
rem Rechtsrang als zuvor. Gegenüber der Bauaufsicht (und privat-rechtlich gegenüber dem V Baugrund, VI Baustoffe und Bauteile
Bauherrn) ist der Unternehmer für die Ausführung der Arbeiten nach den genehmigten Bau- VII Beton- und Stahlbetonbau (Deutscher Ausschuß für Stahlbeton, gegr. 1907),
vorlagen und für, die Einhaltung der allgemeinen Regeln der Baukunst verantwortlich. Darun- VIII Stahlbau (Deutscher Ausschuß für Stahlbau, gegr. 1908)
ter fällt auch eine ordnungsgemäße Werkseinrichtung und der sichere Betrieb auf der Bau- IX Ausbau, XI Straßen- und Wegbrücken, XII Industriebau
stelle. Der Unternehmer hat auch die erforderlichen Nachweise über die Brauchbarkeit der Weitere wichtige Normenausschüsse im DIN sind:
verwendeten Baustoffe und Bauteile zu erbringen (s.o.). (Die in den Bauordnungen bislang FES Normenausschuß für Eisen und Stahl
enthaltene Forderung, einen Bauleiter (und für Arbeiten mit spezieller Sachkunde einen FNNE Normenausschuß für Nichteisenmetalle
Fachbauleiter) zu bestellen, wird derzeit im Zuge der Liberalisierung der Bauvorschrif- FNK Normenausschuß für Kunststoffe
ten aufgegeben). NAW Normenausschuß Wasserwesen
Wie oben erwähnt, kommt der Güteüberwachung der Erzeugnisse große Bedeutung zu; sie be- Im DIN werden z.Zt. ca. 20500 DIN-Normen und ca. 4500 DIN-Normenentwürfe verwaltet, davon
steht in einer umfassenden Eigenüberwachung durch den Hersteller selbst, ergänzt in einer sind ca. 650 Baunormen bzw. -entwürfe; bei ca. 250 Normen ist der NABau Mitträger. Circa
ganzen Reihe von Fällen durch eine Fremdüberwachung. - Bei Stahl genügt die Eigenüber- 300 DIN-Normen sind als Techn. Baubestimmungen eingeführt. - Insgesamt gibt es in der
wachung; hierüber wird gemäß DIN 50049 eine Eigenbescheinigung ausgestellt; Bild 1 faßt Bundesrepublik ca. 40000 Normen; sie sind im Deutschen Informationszentrum für techni-
die unterschiedlichen Prüfbescheinigungen nach DIN 50049 (EN 10204) v. Nov. 1991 zusammen. sche Regeln (DITR) [3J dokumentiert:
Für anspruchsvollere Stahl bauten wird i.a. ein Zeugnis 3.1.B verlangt. Für den Bereich des Stahlbaues haben hiervon Bedeutung:
AD Merkblätter für Druckbehälter
Norm- Bescheinigung Art der Inhalt der Liefer bedingungen Bestätigung der AGI Arbeitsblätter der Arbeitsgemeinschaft Industriebau
Bez. Prüfuna Bescheininunn Bescheinioun-n durch
Nicht- ASR Arbeitsstättenrichtlinien
2.1 Werksbescheinia. Keine Prüferoebnisse Nach den Lieferbedingungen den Hersteller
2.2 Werkszeugnis spezifisch Prüfergebnisse auf der der Bestellung oder, falls DVS Merkblätter und Richtlinien des Deutschen Verbandes für Schweißtechnik
Grundlage nichtspezifischer verlangt, nach amtlichen KTA Sicherheitstechnische Regeln des Kerntechnischen Ausschusses
Prüfuno Vorschriften RZ Richtzeichnungen Brücken- und Ingenieurbau
2.3 Werksorüfzeuanis Spezifisch Prüfergebnisse auf der Nach amt!. Vorschr iften den in den amtlichen
SEL Stahl-Eisen-Lieferbedingungen
3.1.A Abnahmerüf - Grundlage spezifischer und den zugehiiri~en Vorschriften genannten
zeuanis .1.A Prüfung Technischen Reoe n Sachverständloen SEW Stahl-Eisen-Werkstoffblätter
3.1. B Abnahmeprüf - Nach den Lieferbedingungenden vom Hersteller TRD Technische Regeln Druckbehälter
zeugnis 3.1.B der Bestellung oder, fallsbeauftragten, von der VBG Unfallverhütungsvorschriften der gewerblichen Berufsgenossenschaften
verlangt, nach amtlichen Fer tigungsabteilung
Vorschriften unabhäno. Sochverstända. VDI Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure
HC Abnahmeprüf - Nach den Lieferbedingungenden vom Besteller be- VDMA Einheitsblätter des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
zeuonis 3.1. C der Bestellung au ftraoten Sachverst. VdTOV Merkblätter der Vereinigung der Technischen Oberwachungsvereine
3.2 Abnahmepruf - den vom Hersteller u. Be-
Iprotokoll 3 2 steiler beauftr. Sachverst. Rechts- und Verwaltungsvorschriften des Bundes (mit technischem Bezug)
Nichtspezifische Prüfung: Vom Hersteller nach von ihm geeignet erscheinenden Verfahren; geprüfte Erzeugnisse nicht Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Länder (mit technischem Bezug)
notwendiger Weise aus der Lieferung. Spezifische Prüfung: Nach in der Bestellung festgelegten techno Bedingungen Zu den vorletzt genannten gehören z.B. die bautechnischen Vorschriften von Bundesbahn
an den zu liefernden Erzeugnissen bzw. Prüfeinheiten und Bundespost sowie die "Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau (ARS)", die vom Bundes-
Bild 1 IDIN 5D049 111.91) bzw. EN 10204: 1991; Auszug) verkehrsministerium erlassen werden.
Für den Stahlbau haben zudem die Richtlinien des Deutschen Ausschusses für Stahlbau (DASt)
3.2 Bautechnische Regelwerke - Normun~ große Bedeutung und z.B. auch die vom Industrieverband Stahl schornsteine (IVS) erarbeite-
Vor der Errichtung einer baulichen Anlage bedarf es der bauaufsichtlichen Genehmigung. ten Richtlinien. Seit 1947 wird die übernationale Normung in der ISO (International
Der Nachweis ausreichender Trag- und Gebrauchsfähigkeit ist hierfür Voraussetzung; der Standard Organisation), der ca. 90 Mitgliedsländer mit ca. 2000 technischen Organen ange-
Nachweis wird auf der Basis der technischen Baubestimmungen erbracht. Hierbei handelt hören, betrieben. Derzeit existieren ca. 4500 internationale Normen bzw. Normenentwürfe.
es sich vor allem um die einschlägigen DIN-Normen und die zugehörigen Einführungserlasse. Das DIN bringt als techno Regelsetzer die deutschen Normen in die ISO-Normung ein, außer-
(Zur Entwicklung der Techn. Baubestimmungen siehe [~). Mit zunehmender Industrialisie- dem in das Europäische Komitee für Normung (CEN). Dieses hat große Bedeutung für die
rung diente die Normung zunächst der Vereinheitlichung der Maß- und Passungssysteme und europäische Normensetzung (EN •.. ) erlangt. - Von der ISO-Normung sind einschlägig wichtig;
damit der Rationalisierung, zunehmend übernahm sie zusätzlich eine Ordnungs- und Schutz- ISO/TC 59 Hochbau
funktion (Sicherheit, Arbeitsschutz, Umweltschutz, Verbraucherschutz). - Das heutige DIN ISO/TC 98 Berechnungsgrundlagen für Bauten
Deutsches Institut für Normung wurde 1917 gegründet und wurde zunächst Deutscher Normen- SC2 Standsicherheit von Bauten
ausschuß (NADI), ab 1926 DNA genannt. Die Abkürzung und das spätere Verbandszeichen DIN SC3 Lasten, Kräfte und andere Einheiten
ist aus dem Begriff "Deutsche Industrie-Norm" entstanden. - Für den überwiegenden Be- ISO/TC167 Stahl- und Aluminiumkonstruktionen
reich des Bauwesens ist der NABau Normenausschuß im Bauwesen im DIN zuständig; er ist in SC1 Stahl: Material und Berechnung
SC3 Aluminium: Material und Berechnung
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- 88 - sich DIN-Normenausschüsse aus Sachverständigen der Wirtschaft, Wissenschaft und Verwal-
Um nicht-tarifäre Handelshemmnisse abzubauen und ein gutes Funktionieren des gemeinsa- tung zusammen; Art der Beratung, Einspruchmöglichkeit und Beteiligung aller Einsprechen-
men Marktes auf dem Bausektor innerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) sicherzustel- den und die Art der Veröffentlichung lassen die tatsächliche Vermutung entstehen, daß
len, begann die Kommission der EG (KEG) basierend auf dem, EWG-Vertrag von 1957 (sogen. die DIN-Normen des Bauwesens zum Zeitpunkt ihrer Herausgabe als allgemein anerkannte Re-
"römische Verträge"; hier Artikel 100) ab 1975 ein entsprechendes Aktionsprogramm durch- geln der Baukunst anzusehen sind. Diese Vermutung wird zusätzlich gestützt, wenn die
zuführen, insbesondere die Erstellung von sieben EUROCODES mit Regeln für den Gebrauchs- DIN-Norm (und ggf. auch andere nach denselben oder vergleichbaren Prinzipien entstandene
und Tragsicherheitsnachweis; hiervon haben für den Stahlbau vorrangige Bedeutung: Regelwerke oder Regelungen z.B. "Allgemein bauaufsichtliche Zusassungen" oder "Prüfzei-
EUROCODE Nr. 1 Lastannahmen chen") als "Technische Baubestimmungen" seitens der Bauaufsicht.erlassen werden. Sie
EUROCODE Nr. 2 Betonbau werden dadurch zu einem Bestandteil gesetzlicher Regelung (Bauordnung), ohne selbst den
EUROCODE Nr. 3 Stahlbau Rang einer Rechtsnorm zu haben; sie erhalten quasi den Rang einer gesetzlichen Vermutung,
EUROCODE Nr. 4 Verbundbau (Beton-Stahl) daß es sich um allgemein anerkannte Regeln der Technik handelt. Wenn bei der Erstellung
EUROCODE Nr. 5 Holzbau, Nr. 6 Mauerwerksbau, Nr. 7 Grundbau der Trag- und Gebrauchssicherheitsnachweise und der bauphysikalischen Nachweise für einen
Der Entwurf des EUROCODE Nr. 3 liegt vor. - Die Arbeiten zu den EUROCODES basieren zu ausreichenden Wärme-, Schall-, Erschütterungs-, Feuchtigkeits- und Brandschutz sowie bei
einem wesentlichen Teil auf Arbeiten internationaler technischer Vereinigungen, wie der Ausführung und Abnahme der baulichen Anlage die Technischen Baubestimmungen beachtet
IABSE International Association for Bridge and Structural Engineering und erfüllt werden, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit vermutet werden, daß damit auch die
(IVBH Internationale Vereinigung für Brücken- und Hochbau) allgemein anerkannten Regeln beachtet werden; wenn das Bauwerk dennoch objektive (auch
CECM Convention Europeenne de la Construction Metallique (ECCS) ggf. unerklärbare) Mängel aufweist oder sich solche innerhalb der Gewährleistungsfrist
(EKS, Europäische Konvention für Stahlbau), gegr. 1955 einstellen, ist der Auftragnehmer nicht vor privatrechtlicher Gewährleistung (und ggf.
CEB Comitee Euro-International du Beton strafrechtlicher Verfolgung) geschützt. (Dieser Grundsatz, daß der Auftragnehmer das
(Europäisch-internationales Komitee für Beton) Risiko der Mängelfreiheit in jedem Falle trägt, auch dann, wenn der Mangel trotz Einhal-
Weiter: FIP, CIB, RILEM und JCSS (Joint Comitee on Structural Safety). tung der allgemein anerkannten Regeln auftritt und auf Umständen beruht, die bei Aus-
Von den genannten technisch-wissenschaftlichen Vereinigungen wurden Empfehlungen, sogen. führung der baulichen Anlage nicht erkannt werden konnten, ist durch die neueste Rechts-
"Model Codes", erarbeitet, die als Vorläufer der EUROCODES anzusehen sind; vgl. u.a. [5-7] sprechung im Zusammenhang mit der Spannbetonbrücken-Entscheidung 17 U 82/80 des OLG Frank-
Zu den Bauvorschriften des Auslandes siehe [5,8]. furt und der Revisionsverweigerung des Bundesgerichtshofes (im Jahre 1982) bestätigt wor-
Für die Erzeugnisse der europäischen Stahl industrie wurden in den zurückliegenden Jahren den!) Dieser Fall ist indes die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Auf der anderen Seite
Normen der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EURONORMEN) erarbeitet. Sie wer- sind die bauaufsichtlich eingeführten technischen Baubestimmungen (genauer: die Regel-
den z.Zt. gemeinsam mit den einschlägigen DIN-Normen (Güte- und Liefervorschriften) in werke insgesamt) keine grundsätzlich bindenden und starren Auflagen, vielmehr sind Ab-
Europäische Normen (EN) umgesetzt. weichungen möglich (z.B. indem auf DIN-Normenentwürfe u.ä. Bezug genommen wird), "wenn
3.3 "Allgemein anerkannte Regeln der Baukunst" hierdurch die Sicherheitsbelange nicht wesentlich beeinträchtigt werden". Die Nachweis-
In Abschnitt 3.1 wurde bereits darauf hingewiesen, daß alle Landesbauordnungen (hierbei pflicht hierfür liegt bei dem, der von der Regel abweicht (mit einem lapidaren Hinweis
handelt es sich nicht um Ordnungen im Sinne von Verordnungen sondern um Gesetze!) den ver- auf einen DIN-Normentwurf allein ist es i .a. nicht getan; der Umfang des Beweises be-
bindlichen Grundsatz enthalten, daß bei der Errichtung baulicher Anlagen die "allgemein stimmt sich aus dem konkreten Einzelfall). Wegen Einzelheiten zu den angedeuteten juri-
anerkannten Regeln der Baukunst zu beachten sind." (Synonym ist: Regel der Bautechnik oder stischen Problemen vgl. u.a. [9-11].
Regel der Technik.) - Auch im Strafrecht (StGB) findet sich im §330 (Baugefährdung) , Abs.l Auf Unverständnis und Besorgnis stößt derzeit der Umstand, daß das Regelwerk in den zu-
ein entsprechender Hinweis: "Wer bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues oder rückliegenden Jahrzehnten sehr umfangreich geworden ist. Das beruht u.a. darauf, daß die
des Abbruchs eines Bauwerkes gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt Sicherheitsmargen im Zuge einer immer stärkeren Abstützung der Regelwerke auf ingenieur-
und dadurch Leib und Leben eines anderen gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis ZU fünf wissenschaftliche Forschung und der hiermit verbundenen höheren Ausschöpfung der Trag-
Jahren oder mit Geldstrafe bestraft". - Schließlich sei erwähnt, daß auch im privatrecht- fähigkeit der Baustoffe, Bauteile und Verbindungsmittel , geringer geworden sind. Es be-
lichen Verhältnis Bauherr und Auftragnehmer, also im Werkvertragsrecht, derselbe Grundsatz darf daher zur Einschrankung der jeweiligen Geltungsbereiche differenzierterer Regelun-
gilt. In der Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB), Teil B heißt es im §4, Nr.2, gen als früher (z.B. Zulassung plasto-statischer Berechnungsverfahren, Nachweis auf Be-
Abs.l: "Der AUftragnehmer hat die Leistung unter eigener Verantwortung nach dem Vertrag triebsfestigkeit). Diese Entwicklung beruht u.a. auf dem wirtschaftlichen Wettbewerbs-
auszuführen. Dabei hat er die anerkannten Regeln der Technik ... zu beachten" und im §13, druck der verschiedenen Bauweisen aber wohl auch auf irrationalen Zwängen; nicht immer
Nr.l: "Der Auftragnehmer übernimmt die Gewähr, daß seine Leistung zur Zeit der Abnahme .. , zum Vorteil der Bauweisen. Es wird allgemein anerkannt, daß diesbezüglich Grenzen er-
den anerkannten Regeln der Technik entspricht ... ". reicht (und hier und da wohl auch überschritten) sind. Eine weitere Aufblähung der Regel-
Dem erwähnten Rechtsgrundsatz kommt offensichtlich bei allem technischen Tun eine dominie- werke ist einer sicheren Handhabung abträglich. Eine EDV-gerechte Elementierung des Re-
rende Rolle zu, gleichwohl ist er nirgends in bestimmter Weise definiert, er läßt sich nur gelwerkes und Gliederung in die Gruppen: a) Gebot, Verbot und Grundsätze, b) zugelassene
aus der Rechtssprechung heraus deuten und umschreiben. Bekannt wurde der Begriff durch die Abweichungen und Empfehlungen und c) Erläuterungen (in OS 804 bereits realisiert [12]), ver-
Entscheidung des Reichsgerichtes in einer Strafsache im Jahre 1910 (RGSt 44,S.76). Danach mag sich als hilfreich erweisen und zur Sicherheit im baurechtlichen Bereich beitragen;
ist eine Regel der Baukunst allgemein anerkannt, wenn sie durchweg in den Kreisen der vg 1 . auc h (13) ,' die neue Grundnorm für den Stahlbau (DIN 18800) wurde so konzipiert.
Techniker bekannt ist und als richtig und notwendig anerkannt wird. Das bedeutet aus heu- Neben dem Begriff "Allgemein anerkannte Regel der Technik" existieren noch die Begriffe
tigem Verständnis, daß die Regel allgemeine Anerkennung seitens der Praxis und (Ingeni- "Stand der Technik" und "Stand von Wissenschaft und Technik". Der zweitgenannte Begriff
eur-)Wissenschaft erfährt, d.h. daß die Mehrzahl der Praktiker und Theoretiker überzeugt findet sich in der TA-Luft und TA-Lärm; unter "Stand der Technik" wird ein fortgeschritte-
sein muß, daß die anstehende Regel richtig ist. Ob es sich um eine allgemein anerkannte ner Entwicklungsstand verstanden, der auf den anerkannten Regeln der Technik aufbaut und
Regel handelt, läßt sich nur im konkreten Einzelfall entscheiden (ggf. erst durch Gerichts-
urteil nach Sachverständigenanhörung). Die geschriebenen Regeln spielen in diesem Zusammen-
hang eine bedeutende Rolle und hierbei in Sonderheit die DIN-Normen. Nach DIN 820 setzen
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dessen Erprobung auch schon eine Eignung für die Praxis ergeben hat. "Stand von Wissen- geführte DIN 1073 für stählerne Straßenbrücken anlehnte und wie diese den Stahl St52 als
schaft und Technik" meint das technisch Machbare. Oieser Begriff findet sich im Atom-Ge- Baustahl zuließ. Es wurde wie bisher zwischen der Belastung mit Hauptkräften allein (Be-
setz und in der Strahlenschutzverordnung und ~eht über den Begriff "Stand der Technik" lastungsfall 1) und mit Haupt- und Zusatzkräften (Belastungsfall 2) unterschieden. Für
hinaus: Sofern es das Gesetz verlangt, müssen die neuesten wissenschaftlichen Erkennt- den zweiten Belastungsfall waren die zulässigen Spannungen gegenüber dem Belastungsfall
nisse berücksichtigt werden [14]. um ca. 1/6 höher festgesetzt und "zwar mit Rücksicht darauf, daß das Zusammentreffen
3.4 Regelwerke des Stahlbaues aller überhaupt möglichen Belastungen in ungünstigster Zusammenstellung und Größe wenig
3.4.1 Zur geschichtlichen Entwicklung der Sicherheitsfrag~ Stahlbau wahrscheinlich, jedenfalls nicht häufig sei". Weiter hieß es: "Diesem Gedanken entspricht
(Zum Kranbau vgl. auch Abschnitt 21.5 und zum Brückenbau Abschnitte 25.2 u. 25.3) es, daß Bauteile, die nur durch eine Zusatzlast, nicht aber dur~h Hauptkräfte beansprucht
Oie Bauordnung fiel in Oeutschland stets in den Zuständigkeitsbereich der Länder; das werden, mit den für den Belastungsfall 1 festgesetzten niedrigeren Spannungen bemessen
änderte sich auch mit der Reichsgründung 1871 nicht. Gleichwohl ist von diesem Zeitpunkt werden müssen"; WEDLER [16]. Eine Spannungserhöhung bei besonders sorgfältiger Berech-
ab ein Bemühen um Vereinheitlichung erkennbar. Die seinerzeit von Preußen erlassenen nung, Bauausführung und Bauüberwachung, wie sie die Bestimmung von 1925 vorsah, kannte
(baupolizeilichen) Bestimmungen hatten eine Leitfunktion und wurden so oder ähnlich von die neue Berechnungsgrundlage nicht. "Der Wegfall dieser sogenannten Prämienbestimmung
den anderen Ländern übernommen. - Als Beginn geregelter Bestimmungen (die zudem einem macht ihrer teilweise sehr weitgehenden Auslegung ein Ende und trägt dadurch wesentlich
höheren technischen Anspruch genügten) kann der 31.01.l2lQ gelten, an dem die ministe- zur Klarheit bei". Für St37/St52 galt im Belastungsfall 1: zulo~140/210N/mm2 und im Be-
riellen preußischen "Bestimmungen über die bei Hochbauten anzunehmenden Belastungen lastungsfall 2: zulo~160/240N/mm'. Für beide Stähle wurden Abnahmezeugnisse verlangt.
und Beanspruchungen der Baustoffe und Berechnungsgrundlagen für die statische Untersu- Die zulässige Schlankheit der Knickstäbe wurde von 150 auf 250 erhöht. Für Trägerstöße
chung von Hochbauten" erlassen wurden. Hierin waren für die Baustoffe obere und untere wurde eine Flächendeckung und für Stöße von Stützen in den äußeren Viertelteilen der
Grenzwerte für die zulässigen Beanspruchungen angesetzt: Für angenäherte statische Be- Knicklänge ein Kontaktstoß für die halbe Stützenlast eingeführt. Schließlich wurde ein
rechnungen war die untere Grenze, für "einwandfreie statische Untersuchungen unter gleich- Nachweis gegen Kippen mit V~2,0(H) bzw. 1,5(HZ) verlangt. Oie zulässigen Scher- und Loch-
zeitiger Annahme der denkbar ungünstigsten Umstände" war die obere Grenze maßgebend. leibungsspannungen wurden gegenüber 1925 angehoben (z.B. bei Nieten und St37 im Bela-
Beispielsweise durfte Eisen lein damals dem Stahl St37 entsprechendes Flußeisen), "wenn stungsfall 1: 140 bzw. 280N/mm'). Die Neuausgabe DIN 1050 im Jahre 1937 brachte keine
eine den strengsten Anforderungen entsprechende Durchbildung, Berechnung und Ausführung entscheidenden Neuerungen; sie war notwendig, da für Krane und Kranbahnen im selben Jahr
volle Sicherheit gewährleistete" mit 160N/mm' beansprucht werden, im anderen Falle be- DIN 120 eingeführt worden war [17]. - Wegen eines großen wirtschaftlichen Schadens bei
trug die zulässige Spannung 140N/mm', bei Berücksichtigung jeweils nur einzelner Bela- einer Halle wurde die rechnerische Durchbiegung von Trägern und Pfetten mit l~5m auf
stungszustände 120N/mm'. Die Bestimmungen mit Datum vom 16.05.1890 kannten diese Regelung 1/300 der Stützweite beschränkt [18].
noch nicht, so daß die Bestimmung von 1910 als Ursprung für die Einteilung in die Last- Interesse verdient der Entwurf DIN 1050 vom April 1954 [19]: Hierin wurde vorgeschlagen,
fälle "Hauptlasten (H)" und "Haupt- und Zusatzlasten (HZ)" angesehen werden kann. zwischen die bisherigen Lastfälle 1 (Hauptlasten) und 2 (Haupt- und Zusatzlasten) einen
In den Bestimmungen vom 24.12.1212 wurde die Regelung im selben Sinne fortgeschrieben. weiteren Lastfall (Hauptlasten und die größte Zusatzlast) einzuschieben: 1(1), 11, 111(2),
Die "Bestimmungen des preußischen Ministers für Volkswohlfahrt für den Eisenhochbau" vom St37: zulo~160/175/185N/mm', St52: zula~240/260/280N/mm'. Diese Differenzierung wurde in
25.02. 1925 brachten bedeutende Fortschritte (und eine Anpassung an die gleichzeitig er- der Weißdruckfassung wieder fallengelassen, ebenso die Erlaubnis: "Statisch-unbestimmte
lassenen Vorschriften der Deutschen Reichsbahn)[15l: Neben dem seit Jahrzehnten bewähr- Tragwerke dürfen im allgemeinen außer nach der Elastizitätstheorie auch nach dem Trag-
ten Flußstahl St37 wurde der "hochwertige" Baustahl St48 eingeführt. - Beim Sicherheits- lastverfahren unter Beachtung der Stabilitätsfrage untersucht werden". Die Neuausgabe
nachweis wurde unterschieden: der DIN 1050 (1957/68) ließ für Zug- und Biegezug gegenüber der 1934/37-Fassung erhöhte
- Verkehrslastfall I: Gleichzeitige Wirkung der ständigen Last, Schnee- und Verkehrslast; Spannungen zu, für alle Stabilitätsnachweise wurde das Sicherheitsniveau beibehalten.
hierbei waren zu letzterer Bremswirkung und Schrägzug eines Kranes hinzuzurechnen. Diese Regelungen wurden dann in DIN 18800 Tl (~; Konzept der zulässigen Srannungen)
- Verkehrslastfall 11: Zusätzlich zu I waren Lasten aus Wind, Wärmewirkung sowie Brems- übernommen. In DIN 4114 (Stabilitätsfälle, 1952) und DASt-Ri 008 (Traglastverfahren, 1973)
wirkung und Schrägzug mehrerer Krane zu berücksichtigen. Gegenüber I durften die zu- wurde im Lastfall H 1,7 und im Lastfall HZ 1,5 als Sicherheitszahl festgelegt (wobei die
lässigen Spannungen um 1/6 erhöht werden. Grenzzustände unterschiedlich definiert waren). Zu DIN 18800 (1990) vgl. Abschn. 3.6.
Bei dieser Vorschrift handelte es sich demnach um eine echte Kombinationsregel . Für St37 Die in den fünfziger Jahren erarbeitete Stabilitätsnorm DIN 4114 wurde von den geistigen
galt z.B. für zul 0 (ohne Knicken): Fall I: 120N/mm', Fall 11: 140N/mm'. Darüberhinaus Vätern dieser Norm, CHWALLA [20J und KLöPPEL [21L ausführlich begründet und kommentiert.-
wurde an der alten Regelung von 1910 bzw. 1919 festgehalten: Eine nochmalige Erhöhung In diesem Zusammenhang interessant ist die EntWicklung der Sicherheitsfrage für geschweiß-
der zulässigen Spannungen um 1/6 (also auf 160N/mm') war gestattet, "wenn eine den streng- te Stahl bauten: Die ersten "Richtlinien für die Ausführung geschweißter Stahl bauten im
sten Anforderungen genügende Durchbildung der Konstruktion und Berechnung Hand in Hand Hochbau" wurden 1930 erlassen [22,23], anschließend für Brückenbauten ergänzt und ge-
mit sachgemäßer Abnahme des Eisens (nach DIN 1000), einwandfreier Bauausführung und über- meinsam als DIN 4100 (1931) herausgegeben [24); später galt DIN 4100 (ab 1933) nur für
wachung des Baues ging". - Weiter galt: Die kleinste Dicke durfte bei Haupttraggliedern geschweißte Hochbauten, für geschweißte stählerne Straßenbrücken wurde OIN 4101 und für
4mm nicht unterschreiten; der Knicknachweis war nach dem w-Verfahren zu führen (Sicher- geschweißte Eisenbahnbrücken die Dienstvorschrift DV848 eingeführt [25]. Die 3. Aufl.
heitszahl 1,7 bis 3,5); als max Schlankheit wurde A ~150 vereinbart; bei außermittigem der DIN 4100 wurde 1934 verabschiedet. Für die Spannungen wurde der griechische Buchsta-
Kraftangriff war zu rechnen: be p verwendet. Bei Auftreten von p-Spannungen parallel und senkrecht zur Naht wurde geo-
0= - ~
A ± lL
W-" zulo
metrisch addiert, bei Auftreten von Schub- und Längsspannungen mußte der Hauptspannungs-
nachweis geführt werden. Die zulässigen Spannungen bezogen sich auf die zulässigen Span-
Die Formeln q·l'/16 bzw. q·l'/11 wurden für die Berechnung der Biegemomente in den Mit-
nungen zulo des Grundwerkstoffes, z.B. war für Kehlnähte: zulp: 0,65'zulO und für Stumpf-
tel- bzw. Randfeldern von Durchlauf trägern zugelassen und damit die Fließgelenkmethode
nähte bei Zug: zulp: O,75,zulO [26J einzuhalten. Im Zuge der Weiterentwicklung der Schweiß-
eingeführt. - Folgebestimmung der 1925er Vorschrift war die am 01.10.1934 erlassene Norm
technik und der gewonnenen Erfahrungen wurden die zulässigen Spannungen in den Folgeaus-
DIN 1050 "Berechnungsgrundlagen für Stahl im Hochbau", die sich an di·~zwischen ein-
- 92 - - 93 -
gaben der DIN 4100 angehoben [27J und schließlich in DIN 18800 Tl (1981) übernommen. - mit gesplitteten Sicherheitsfaktoren, sowohl hinstchtlich der Trag- wie der Gebrauchssi-
Große Besorgnis lösten seinerzeit die Sprödbrüche an der Eisenbahnbrücke im Bahnhof Zoo cherheit, ab. Das Konzept der zulässigen Spannungen wird verlassen. Durch das neue Kon-
in Berlin im Jahre 1936 und an der Autobahnbr~cke am Talübergang bei Rüdersdorf im Jahre zept wird der Sicherheitsnachweis durchsichtiger und anpassungsfähiger, insbesondere im
1938 aus. Zu dieser Zeit waren bereits ca. 150 Eisenbahnbrücken und 500 Autobahnbrücken Hinblick auf das Vordringen nichtlinearer Berechnungsmethoden. Da zudem umfassendere Kennt-
geschweißt worden. Bei beiden Schadensfällen handelte es sich um Brüche in den Zuggurten nisse über die die Sicherheit bestimmenden Einflußgrößen vorhanden sind, ist eine höhere
aus St52; Bild 2 weist die Querschnitte und die chem. Zusammensetzung der Gurtbleche aus. Ausnutzung der Baustoffe beim Tragsicherheitsnachweis möglich; die Nachweise der Gebrauchs-
Bei der Deutung der Bruchursa- fähigkeit und Dauerhaftigkeit bekommen dadurch einen höheren Rang, denn bei der bisherigen
25mm Gurt Steo che bestand große Unsicherheit: konventionellen Bemessungspraxis wurde der Nachweis ausreichender Gebrauchstauglichkeit
C 025 018 "Es hat sich etwas ganz Neues,
Mn 1,20 zu einem gewissen Teil mit erbracht, das gilt in gewissem Umfang auch für den Nachweis
1 22 bisher noch nirgends in Er-
P 0029 0027 ausreichender Zeitfestigkeit. Geringere Sicherheitsmargen können indes nur akzeptiert wer-
S 0,023 - scheinung getretenes gezeigt" den, wenn bei der Herstellung der baulichen Anlagen das bisherige (durch die Qualitätssi-
N 0012 0007 [28]. Bei der Deutung wurde cherung gewährleistete) Niveau mindestens erhalten bleibt. - Bei dem Sicherheitskonzept
S 0,80 037 richtig gefolgert: Ursache der
J - - - - - - 500 Cr 002 0,10 mit zulässigen Spannungen ist die Sicherheitsfrage etwas verdrängt, i.a. bleibt unbekannt,
Mo - <0,10 Sprödbrüche waren: Zu hohe An- welche Margen gegen welche Unsicherheiten bei den Einwirkungen, Imperfektionen und Wider-
nZ =600 N/mm 2 , 6 24 0/0 teile an Legierungselementen
Cu 050 040 ständen anteilig abgedeckt werden. Bei Nachweisen nach Theorie II. Ordnung, bei plasto-
ns =440 N/mm 2 0/0 und Eisenbegleitern, zu große statischen Nachweisen, bei Nachweisen gegen Starrkörperinstabilität (Gleiten, Abheben,
a) Dicke mit Abschreck- und Auf- Kippen) und beim Nachweis gleitfester Schraubenverbindungen versagt das zulo-Konzept ohnehin.
2.13. Januar 1938 : Gurt härtungswirkung beim Schweißen
Bruch durch die Will man Sicherheit wägbar machen, muß man sich zu der Einsicht durchringen, daß die über-
C 0,20 sowie Aufbau eines mehrachsi- wiegende Zahl der die Sicherheit beeinflussenden Größen streuenden Charakter haben. Das
Gurlplatte und ca. Mn 1,00
2,8 min den Steg hinein. qen Eigenspannungszustandes. gilt für die 1) Einwirkungen (Lasten, Zwangsverformungen) , 2) äußeren und inneren Imper-
p O,OG
S 0,02 Der Begriff der Schweißbarkeit, fektionen und 3) für die Festigkeiten der Grundwerkstoffe und Verbindungsmittel gleicher-
N - orientiert an der Verformungs- maßen. Dabei gibt es Einflüsse, die zufallsbedingt und solche, die nur zufallsbeeinflußt
Si 0,59 fähigkeit des Werkstoffes, wurde sind; schließlich gibt es Einflüsse, die sich jeder rationalen Behandlung entziehen. Heute
Cr 0,03 geprägt, der Gehalt an C, P und
Wulslprofil; St 52 Ni 0,03 wird dennoch nicht mehr bestritten, daß zur Wägung der Einflußgrößen mit streuendem Charak-
nz =580 N/mm 2, 6 =24 - 30% Cu 034 S begrenzt und für dicke Bleche ter die Methoden der Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie die einzig adäquaten sind
ns =350 '" 390 N/mm 2 ~ b) (>30mm) der Aufschweißbiegever- und daß die Sicherheitstheorie hierauf aufzubauen ist. (Man spricht dann von probabili-
Bild 2 such eingeführt und Vorwärmung stischer Sicherheitsbetrachtung).
empfohlen. Das volle Ursachen- Bauwerke sind kein Serienprodukt. Großversuche am Objekt scheiden im Regelfall aus. Inso-
spektrum des Sprödbruches wurde erst später begriffen; die Folgerungen aus den Schadens- fern besteht ein Unterschied zu den meisten Konstruktionen des Flugzeug- und Kraftfahr-
fällen waren gleichwohl richtig und haben zur Sicherheit der Schweißbauweise maßgeblich zeugbaues. Von diesen werden in vielen Fällen Prototypen hergestellt, um daran Eignungs-
beigetragen; vgl. wegen weiterer Einzelheiten Abschnitt 8.4. versuche unter realistischen Betriebsbedingungen durchführen zu können, ehe die Serien-
3.4.2 Derzeitige Entwickl~ [29-31J produktion beginnt. Beim Entwurf eines Bauwerkes wird der Nachweis im Regelfall allein
Wie oben erwähnt, wird derzeit eine Vereinheitlichung und Straffung des für den Stahlbau rechnerisch erbracht. Es bedarf dabei einer Extrapolation auf künftige (wahrscheinliche)
geltenden Regelwerks durch Erarbeitung von Grundnormen und auf diesen aufbauenden Fach- Ereignisse. Sie betreffen sowohl die realisierten Festigkeiten und Ausführungsgenauig-
normen angestrebt. Diese Entscheidung ist sinnvoll und insofern unumgänglich, als sich im keiten (sowie deren zeitliche Änderungen), als auch die mit der Nutzung einhergehenden
zurückliegenden Jahrzehnt die Einsicht durchgesetzt hat, daß ein zeitgemäßes Regelwerk vom und naturbedingten Einwirkungen. In der Prognose in die Zukunft liegt etwas Spekulatives.
Nachweiskonzept gesplitteter Sicherheitsfaktoren gegen Grenzzustände ausgehen müsse. Diese Dieses spekulative Element versucht man in der Sicherheitstheorie so weit wie möglich
Einsicht hat sich inzwischen in diversen Empfehlungen internationaler Fachverbände und in durch wissenschaftliche Abklärung abzubauen.
verschiedenen ausländischen Normen niedergeschlagen. Wissenschaftliche Grundlage ist die 3.4.3 Elementare sicherheitstheoretische Aspekte
Sicherheitstheorie der Bauwerke. Für die Entwicklung des bautechnischen Regelwerkes in Die in den Belastungsnormen (z.B. DIN 1055, DIN 1072, DS804, DIN 15018, DIN 4132) angege-
der Bundesrepublik Deutschland haben (speziell für den Stahlbau) folgende Empfehlungen benen Lasten (überwiegend im Sinne von äußeren Kraftwirkungen) können als charakteristi-
richtungweisende Bedeutung:
sche Werte (also als obere Fraktilen) von Extremwertverteilungen gedeutet werden: Ihr
- "Grundlagen zur Festlegung von Sicherheitsanforderungen für bauliche Anlagen" (Kürzel: Auftreten stellt ein seltenes Ereignis dar. (Man spricht dennoch von Gebrauchslasten.)
GruSi-Bau [32J. vom NABau-Ausschuß "Sicherheit von Bauwerken", einem Unterausschuß des Die Masse der im Hoch-, Brücken- und Kranbau auftretenden Lastereignisse liegt mit ihrer
Beirates des Normenausschuß Bauwesen (NABau) im DIN, erstellt, Intensität deutlich unter den Normwerten. Die Grundgesamtheit aller Lasten eines bestimm-
- EUROCODE Nr.l "Einheitliche Regeln für verschiedene Bauarten und Baustoffe", EUROCODE ten Typs könnte z.B. statistisch durch die in Bild 3 dargestellte Dichtefunktion gekenn-
Nr.3 "Stahlbauwerke" und EUROCODE Nr.4 "Verbundkonstruktionen aus Stahl und Beton", im zeichnet sein; (L steht für loads). Werden nur die Extremwerte von L (z.B. die jährlichen)
Auftrag der Kommission der Europäischen Gemeinschaft von den Mitgliedsländern der EG statistisch analysiert, so läßt sich für diese ebenfalls eine Dichtefunktion anqeben
als europäische Regelwerke erstellt,
(vgl. Bild 3). Je größer die Bezugszeit ist, auf die sich das Auftreten der Extremwerte
- ISO 2394 "General principles for the verification of the safety of structures" und ISO- bezieht, umso weiter verschiebt sich die Extremwert-Dichtekurve f zu höheren Werten.
Normentwurf: "Steel and aluminium structures; Steel: Materials and design", von der L
f L beschreibt z.B. das wahrscheinliche Auftreten des jährlichen Maximalwertes
Kommission ISO/TC 167/WG 1 (Bemessung), WG 2 (Ausführung) erstellt (s.o.). - einer Nutzlast in einem Lagergebäude oder
Die vorstehenden Empfehlungen heben ausnahmslos auf den Nachweis auf Grenzbeanspruchung - eines Schwertransportes auf einer Eisenbahnbrücke oder
- 94 - - 95 -
- einer extremen Windböengeschwindigkeit in 10m Höhe steigt die Wahrscheinlichkeit für das häufigere Auftreten bestimmter extremer Lastwerte,
fl LHast(Einwirkung)
über Grund im Binnenland, usf. auf der anderen Seite sinkt der Bauteilwiderstand infolge Alterung (z.B. Materialabtrag
Für den Nac~weis der Trßgsicherheit gegenüber statischem durch Korrosion und Verschleiß), damit steigt auf der Widerstandsseite die Wahrschein-
Extremwerte lichkeit für das häufigere Auftreten niedrigerer Festigkeitswerte. In Bild 4b ist dieser
Bruchversagen haben nur diese Extremwerte Bedeutung. Die
Grundgesamtheit aller Lastereignisse interessiert bei Sachverhalt durch die gestrichelten Dichtekurven schematisch veranschaulicht. - Mit den vor-
Grundgesamtheit
Fragen der Lastkombination und beim Nachweis gegen Er- stehenden Hinweisen sind die elementaren Grundlagen des wahrscheinlichkeitstheoretischen
müdung (vgl. Abschnitt 3.7). - Auf ein Bauwerk wirken Sicherheitskonzeptes dargestellt: Der Sicherheitsfaktor y (G.3) läßt sich als Funktion
i.a. mehrere Lasten ein: Eigenlasten, Verkehrslasten, einer tolerierten (operativen) Versagenswahrscheinlichkeit (bzw. eines hiermit in direk-
Schnee, Wind usf. In Bild 4a sind die Extremwertdichten tem Zusammenhang stehenden Sicherheitsindex ß) berechnen. Dabei erweist es sich als zweck-
unterschiedlicher Lasten schematisch dargestellt. Das mäßig, den Sicherheitsfaktor zu splitten, d.h. anstelle
Bild 3 gemeinsame Auftreten solcher Extremwerte ist unwahrschein- (4 )
lich. Wird dieser Fall dennoch unterstellt, liegt die
Bemessung auf der sicheren Seite. Ein mit
solches Vorgehen ist unwirtschaftlich. (5 )
I.a. gibt es für jeden Bauwerkstyp eine
dominierende "Leitgefahr" und eine oder
zu rechnen. In Abschnitt 3.5 wird das Konzept erweitert. - Bevor hierauf eingegangen wer-
a) mehrere "Begleitgefahren". Das Tragwerk
den kann, ist es notwendig, die Grundlagen der Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie
reagiert auf die Einwirkungen mit Dehnun-
darzustellen. Hierfür steht eine umfangreiche Standardliteratur zur Verfügung. Leider wer-
gen und Spannungen; es treten Beanspruchun-
den in dieser gerade jene Verteilungsfunktionen nicht (oder nur am Rande) behandelt, die
gen auf (S~stress). Die Höhe dieser Bean-
für sicherheitstheoretische Analysen die größte Bedeutung haben. Das sind für die Wider-
spruchungen ist vom Systemverhalten ab-
standsseite die lognormale Verteilung und für die Belastungsseite die Extremwertvertei-
hängig, auch davon, wie sich die Lasten
Zeitraum T lungen.
durch fallweise vorhandene Imperfektionen
Zeitraum T-I:::. T (Außermittigkeiten, Schieflagen) in zu- 3.5 Einführung in die Sicherheitstheorie
b) sätzl i che Beanspruchungen umsetzen. In 3.5.1 Vorbemerkung~
Bild 4b sei fS{s) die auf die Zeitdauer T In den beiden folgenden Abschnitten wird in die Grundlagen der Statistik und Wahrschein-
s,r
bezogene Extremwert-Verteilung der (inte- lichkeitstheorie eindimensionaler Zufallsgrößen eingeführt. Unter Zufallsgrößen versteht
Sn rn man streuende Größen wie z.B. Einwirkungen, Imperfektionen, mechanische Eigenschaften
gralen) Beanspruchung. Die statische Be-
I... Nenn- __ I
messung ist so durchzuführen, daß die (Härte, Festigkeit, Zähigkeit) usf. Die Aufgabe besteht darin, deren Häufigkeitsvertei-
Bild 4 sicherheitslone
1ung zu analysieren.
Beanspruchbarkeit (R~resistance), also
die Tragfähigkeit des Bauteiles in dem betrachteten Querschnitt größer als die auftreten- Es wird zwischen Zufallsgrößen mit diskreter und solchen mit stetiger Merkmalsteilung
de Beanspruchung in diesem Querschnitt ist. In Bild 4b definiere fR{r) die Dichtefunktion unterschieden. Letztere können - i .a. innerhalb gewisser Grenzen - jeden Wert annehmen;
der Beanspruchbarkeit. Durch entsprechende Bemessung kann erreicht werden, daß die Dichte- zu ihnen gehören die zuvor erwähnten Größen, insofern kommt ihnen im hier interessierenden
kurve der Beanspruchbarkeit weit genug von der Dichtekurve der Beanspruchung entfernt Zusammenhang die größere Bedeutung zu.
liegt. Offensichtlich bestimmt der gegenseitige Abstand von fS(s) und fR{r) die Sicher- Von den Merkmalsschwankungen selbst sind stets jene Schwankungen (Streuungen) zu unter-
heit; genauer: Um eine bestimmte Sicherheit zu erreichen, muß ein bestimmter gegenseitiger scheiden, die durch die Meß- und Erhebungsungenauigkeiten bedingt sind. -
Abstand zwischen der vereinbarten oberen Fraktile der Beanspruchung (Einwirkung) Es wird i .a. unterstellt, daß das Merkmal innerhalb des Erhebungszeitraumes keinen zeitab-
hängigen steigenden oder fallenden Trend aufweist. Sofern das nicht sichergestellt ist,
~ = mS + kS Ss = mS( 1 + kSVs ) (1) bedarf es in zeitlicher Folge möglichst identischer Analysen, um solche Trends auf-
und der vereinbarten unteren Fraktile der Beanspruchbarkeit (Widerstand) spüren zu können.
(2 ) Die Grundgesamtheit einer Zufallsgröße (z.B. Fließgrenze einer bestimmten Stahlsorte)
kann nie vollständig erfaßt werden sondern immer nur ein Ausschnitt hieraus: Man unter-
eingehalten werden. Dieses Ziel muß die Bemessung sicherstellen. In G.1/2 bedeuten: m Mit- sucht (stellvertretend) eine Stichprobe und leitet hieraus empirische Kennwerte ab. Geht
telwert, s Standardabweichung und v Variationskoeffizient von S bzw. R. Der charakteristi- der Umfang der Stichprobe gegen unendlich, konvergiert die Stichprobenverteilung mit der
sche Wert der Festigkeit r n ist z.B. der "Mindestwert" der verwendeten Stahlsorte. Sicher- Wahrscheinlichkeit 1 gegen die Verteilung der Grundgesamtheit. Die Güte der statistischen
heitsfaktor ist der Quotient: Schätzwerte ist somit vom Umfang der Stichprobe abhängig; deren Bewertung ist Gegenstand
y = ~ _ mR(l - kRVR) (3 ) der analytischen Statistik (hierauf kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden).
Sn - mS (1 - kSvS) Die nachfolgenden Ausführungen befassen sich mit den elementaren Rechenanweisungen der
deskriptiven Statistik; dabei wird unterschieden zwischen den
In dieser Weise kann das klassische Sicherheitskonzept gedeutet werden: Die Normen-Last-
- Grundwerten, die die Grundgesamtheit insgesamt und den
werte sind vereinbarte obere Fraktilen, die "Mindestfestigkeiten" sind vereinbarte unte-
- Extremwerten, die ausgezeichnete Werte, eben extreme, aus der Grundgesamtheit kenn-
~ Fraktilen.
zeichnen und insofern selbst wieder eine vereinbarte Grundgesamtheit bilden.
Es leuchtet ein, daß sich mit zunehmender Dauer der Standzeit die Dichten von Sund R
Eine Zufallsgröße wird im folgenden mit X abgekürzt; die Realisation von X in Form eines
aufeinander zubewegen: Die Wahrscheinlichkeit eines Versagens steigt: Auf der einen Seite
alpha-numerischen Wertes ist x, d.h. x ist eine Realisation aus der Wertemenge von X.
- 97 -
- 96 -
Da die Zufallsgröße stetig ist, geht die abgetreppte Häufigkeitsverteilung in eine steti-
3.5.2 Eindimensionale Zufall,g~
ge über, man spricht von der Dichtefunktion. Die kumulative Häufigkeitsverteilung geht
3.5.2.1 Häufig~itsverteilJlDg_
in die Verteilungsfunktion über, siehe im einzelnen Bild 6. Die empirisch ermittelten
x X Klassenmitle Verteilungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Bild 7 enthält eine übersicht und ge-
. n =16

,
t--'I
t--t
.....---.
.""'r
"""-
beräuchliche Benennungen .
.........


~2 Paramet~rischer Verteilun..9~
111 1
(t) (tl
........ Für das Zahlenmaterial einer Stichprobe und damit für deren Häufigkeitsverteilung lassen
'I
.-
.- sich bestimmte Parameter (Kennzahlen) angeben, die die Stichprobe und damit das zu analy-
~

Stabdiogramm Liniendiogramm 1 2 3 4 h 1 2 3 4 h sierende Merkmal charakterisieren. Es werden unterschieden (vgl. Bild 8):
Histogramm c) Häufigkeitspolygon d) a) Mittelwert (arithmetisches Mittel) x:
Bild 5 0) b) e)
n
.Lxi (6 )
Bild 5a zeigt Daten (z.B. einer Zeitreihe) in Form eines Stabdiagramms und Teilbild b Häufigkeit rechts - schiefe
Verteilung X=.cl-
in Form eines Liniendiagramms; es treten offensichtlich positive und negative Werte von X n
x < x< x
auf. Um die Häufigkeitsverteilung zu bestimmen, wird die Merkmalsachse in Klassen unter- Wird der Mittelwert aus den Klassenhäufigkeiten bestimmt,
teilt. Die Anzahl der Werte pro Klasse ist die Klassenhäufigkeit. Klassenanzahl und -brei- gilt : k k
r n·m· Lnm· k
te bedingen einander: Sie dürfen nicht zu schmal sein, anderenfalls fallen nicht genügend X = j=' J J j=l J J (7)
Merkmal k --n- =I: hjmj
Werte in die Klassen, sie dürfen nicht zu breit sein, anderenfalls erhält man die Merkmals- rn· )=1
Bild 8 j=l )
struktur nur verschmiert und ungenau. Zweckmäßig sind 10 bis 15 Klassen bei großem Merk-
malsbereich, 5 bis 7 bei kleinem. Empfohlen wird auch yn, wenn n die Anzahl der Daten ist. Dieser Wert wird vom strengen (nach G.6) i.a. geringfügig abweichen. Es bedeuten: mj Mit-
Bei den Klassenintervallen werden unterschieden (Bild 5e): Untere und obere Klassenränder, telwert der Klasse j (Klassenmitte), nj Anzahl der Werte pro Klasse, k Klassenanzahl .
untere und obere Klassengrenzen und Klassenmitten. Die Klassengrenzen werden vorab ver- Durch G.7 werden alle Werte in einer Klasse quasi auf deren Mittelwert mj auf- bzw. abge-
einbart; die Zählung pro Klasse gilt einschließlich dieser Grenzen. rundet.
Aus der Zählung pro Klasse folgt die (absolute) Häufigkeitsverteilung, die als sogenanntes b) Median x: Dieser Wert unterteilt die Häufigkeit in zwei Hälften, genauer: 50% aller
Histogramm oder Häufigkeitspolygon dargestellt wird (Teilbild c und d). Indem die Anzahl Stichprobenwerte ist kleiner als X, 50% ist größer; x wird auch als Medianwert oder Zen-
pro Klasse durch die Gesamtanzahl dividiert wird, erhält man die relative Häufigkeitsver- tralwert oder 50%-Fraktile bezeichnet.
teilung. c) Modus x: Dieser Wert (auch als Modalwert bezeichnet) tritt am häufigsten auf. Eine ein-
h n =16 fix) n~ClO
In Bild 6 ist die Häufig- gipfelige Dichtefunktion hat an der Stelle x=x ihr Maximum. Es gilt die Näherung x-x=3(x-x).
keitsverteilung h über x (ab- x ist empfindlich gegenüber extremen Werten, x nur gering, x überhaupt nicht. Neben vor-
solut und relativ) nochmals stehenden, den Durchschnitt von kennzeichnenden Parametern, gibt es weitere; deren Be-
dargestellt. Durch Aufsum- deutung ist gering.
Das Ausmaß der Schwankungen von um den Durchschnittsbereich, also die Streuung oder

IA". ~: ",.~ ~- o~ .5n~v~e~rt~ei~lu~n~sfu~nktion


mierung von links nach rechts
-2 2 4 x -2 2 4 x-2 (oder umgekehrt) erhält man Variation von X, wird durch folgende Maße charakterisiert:
die kumulative Häufigkeits- d) Spannweite b: Das ist die Breite des Streubereiches insgesamt: b=max x-min x.
verteilung. üblich ist die e) Mittlere oder durchschnittlich absolute Abweichung c:
H Kumul ierung der Klassenhäu- n (8 )
Summen-
rlxj - XI
figkeiten von den kleinen c =.!.::L-
kurve
zu den hohen Werten. Den n
- 2 0 2 4 x -2 0 2 4 x -2 4 6 x Für gruppierte Daten gilt eine zur G.7 entsprechende Erweiterung.
Graphen dieser Verteilung
0) b) 1 2
;i
x d) f) Mittlere quadratische Abweichung S2:
Bild 6 nennt man Summenkurve, ku-
mulative Häufigkeitskurve ~(x· _x)2 ~ X2 (9 )
2: i=' I i=' I -2
oder kumulatives Häufigkeits- 5 n n- X
polygon, wieder entweder ab- S2 kennzeichnet das quadratische Mittel der Abweichungen vom arithmetischen Mittel und
solut oder relativ. ist damit ein Maß für die Ungleichförmigkeit von X. Man nennt S2 auch empirische Varianz.
Häufigkeit
Hiermit lassen sich Wenn der Stichprobenumfang n kleiner etwa 30 ist, wird im Nenner n-l statt n gesetzt;
Fragen wie "kleiner/ dann gilt die Schätzung als "erwartungstreu" . Für gruppierte Daten gilt:
gleich als" oder
h{m·-x)2 hm· 2 (10)
"größer als" beant- s2= j=,l J _ j=,J) -2 k h 2 -2
k - n -X =.r jmj - x
worten. Von der )=1
Merkmal x x Häufigkeitsvertei- rn·
j=' J
symmetrisch rechtsseitig - asymmetrisch Tafelberg - Vertei lung Für eine erwartungstreue Schätzung gilt anstelle von G.9:
(glockenförmig) (rechts -schief,. positiv schief) Trend (Fluktuation) lung der Stichprobe
des Mittelwertes wird auf die Ver- ~ X2 (11 )
eingipfelig' lunimodal): ;weigipfelig lbimodall: 52= ~ __n_ X2
teilung der Grund-
homogenes Kollektiv heterogenes Kollektiv n-1 n-1
gesamtheit geschlos- Entsprechend ist G.l0 umzustellen.
Bild 7
sen (n-=).
- 98 - - 99 -
g) Standardabweichung
oder Streuung s:
..
3 5 2 3 Beispiel
25,1 28.3 2~ 8 27.2 28,0 29,7 26,5 27,8 30 2 25,9
~5; t27.7
111;) 214 275 25,2 28.0 25.2 25.~ 29.8 2~,5
Es wird die Wurzel aus 26,9 28.4 2H 276 125.7 2/,,9 25,6 25.8 26,7 27,7 29,7 26.0
256 256 32.3 28.4 30.9 2U • 2t..9
G.9 bzw. G.l0 genommen. 310 27,5 290 29.~ 27,1 14,8 28.2 28,3 28,0 27,0 30,8 30,~ 2U 30,2 26,5 127,6 1ll,. 9 26.3
Im Falle einer normal- 255 258 285 27,5 23.7 27.2 29,1 26.5 29.3 25.6 30,6 25.7 30,7 25,8 25.9 25.0 27,5 29.3 30.~ 25.~
281 25.3 27.5 25.8 26,5 23,6 25.7 2~.8 27.1 25.0 27.8 22.8 26.6 28.5 28.9 27.~ 30.0 28.1 26.8 2~3
-2 -1 2 x-x vertei 1ten Grundgesamt- 25,0 27.5 26.5 27,9 27,6 2~.8 27.1 27.8 23.3 25,6 25.0 31.3 27.7 23.5 28.6 26.9 25.5 27,9 27.0
29.6
Bild 9 -s- heit (vgl. Abschnitt 250 27,3 28,0 239 28,6 n8 3l.l 28,6 246 27.3 258 28,6 29.0 260 261 127.7 26.6 13H 13-1.3 26.0
3.5.2.5) liegen im 26,9 27,6 24.9 15'! 26,~ 298 28,8 2~.0 24.2 27.5 28.5 23,9 2~.2 ~;3 28.4 26.8 2t6 126.0 26.8 25.3
Wertebereich X!S, x!2s x!3s: 68,3%, 95,4% bzw. 99,7% aller Werte von X, vgl. Bild 9. 25.0 27.3 28.6 26.5 2t7 29,6 26.9 31.7 26.5 25.1 26.0 2~.6 28.3 24.3 28,0 25.1 26.0 29.1 263 26,~

Die Variable 26.5 25.5 28.3 26,7 26,2 26,6 25,8 23,9 27,2 26.,6 27.5 25.2 30.0 25,3 26.7 26,9 27.8 26.1 25,9 26,7 al
z= X-X Bild l1a zeigt die "Ur-
s (12 )
Klasse Strichliste H liste" mit 200 Oaten
wird normierte (oder standardisierte) Variable von X genannt; auch (0,1 )-normiert. Sie j mj
abs. relativ abs. relativ
(z.B. Werte einer mecha-
mißt die Schwankungen der Variablen X um den Mittelwert in Einheiten der Standardabwei- 1 22,55 - 23.~5 23,0 11 -,,- 2 1,0 2 1.0
2 23,~5 - 21..35 239 -ltIt .mt I 11 5.5 13 6.5 nischen Werkstoffeigen-
chung und ist dimensionsfrei (Bild 14a).
h) Variationskoeffizient v
3 24.35 - 2525 2~ 8 litt lIIt litt lIIt lIIt 1111 29 1~,5 ~2 21 0 schaft). Die Spannweite
~ 25,25 26,15 257 lItt.fllt lIItl 36 18.0 78 39.0 beträgt: b=max x - min x
v= ~ ( 13) 5 26.15 - 27,05 26,6 lIIt-llltJlll-lIll-lIItlllt-lI 32 16.0 110 55.0 =32,3-22,8=9,5. Es werden
X 6 21.05 - 27.95 27.5 .mt-lllt.mtllltJIIl-lIIt111 16.5 143 71.5
v kennzeichnet die relative Streuung, man spricht auch vom Streumaß, v ist dimensionsfrei.
Vergleicht man zwei Verteilungen mit demselben Mittelwert X, besagt ein kleiner Varia-
7 27.95 - 2885 28,4 .mt.\Ht.mt .mt 1111
8 28,85 - 29.75 293 .mt.lllt 1111
9 2975 - 30,65 30,2 .llltllll
t#= 9
12.0 167
7.0 181
U 190
83.5
90.5
95,0
11 Klassen gewählt, Klas-
senbreite: 0,9. Teilbild b
enthält die "Strichliste",
10 3065 - 31.55 31,1 .\Ht 111 8 4,0 198 99.0
I (x)

Beispiel:
tionskoeffizient, daß die Schwankungen um den Mittel-
wert gering, im anderen Falle, daß sie groß sind,
vgl. Bild 10. Voraussetzung für die Angabe von v ist,
11 31,55 - 32 ~5 32,0 11
h
2
200
1.0 200
0;. 200 .
100.0
I.
bl sowie die absolute und
relative Häufigkeit h
pro Klasse und die zuge-
x=ml =mll daß xtO ist. s und damit v bestimmen auch die sogen.
H hörigen kumulativen Häu-
20 1 = Oll Fraktilen (oder Fraktilenwerte) von X. x ist jener 0.1 5 figkeiten H. In Teilbild c
p
Wert von X, der mit der Wahrscheinlichkeit p nicht sind die Graphen von re-
xp überschritten und xq ist jener Wert von X, der mit 1,00
lativ hund H dargestellt.
jllx)dx = P der Wahrscheinlichkeit q überschritten wird. Sie 0.1 0 Mittels der oben ange-
lassen sich unter bezug auf x durch den k -fachen
1

p schriebenen Formeln wer-


x Wert bzw. kq-fachen Wert von s beschreiben, vgl. den die empirischen Pa-
0,5 0 ,
Bild 10 xp Bi 1d 10. I
rameter berechnet, zweck-
x und s sind die Wichtigsten empirischen Vertei-
lungsparameter. Daneben gibt es weitere:
0,0 5
-I J mäßig mittels Computer.
I ~ Das Ergebnis ist in
i) Gewöhnliche Momente roter Ordnung m~~ Ir fI 11 ci Iorl I Bild 12 zusammengestellt,
-= _=cn
~l k
rn·m·
r
k
~~.. ~.. ::.. ~.. ~... ~~.. (:;..~..~.. getrennt für Einzelda-
m'r--n-
- i=' I . ;=, J J h r
mr = ~ =.2= j·mj (14 )
C'lC'lt"I t'"")~('r) ~~ ~4 ten und gruppierte Daten.
j) Zentrale Momente roter Ordnung mr~ n J=l Bild 11 ~.~. ;;;'f;I' cl Wie erkennbar, stimmen
hierfür die Ergebnisse etwa in den ersten drei Stellen überein. Wie in Abschnitt 3.5.2.4
~(x--X{
;=, I j='~n·(m·-xl
1 J k _ r (15) noch angegeben wird, lassen sich die zentralen Momente aus den gewöhnlichen berechnen.
mr = n ; mr= n =j~l hj( mj - X) Oabei zeigt sich, daß mit hoher Stellenzahl gerechnet werden muß, denn die Ergebnisse
Man spricht auch vom Zentralmoment oder zentrierten Moment unter bezug auf den Mittel- folgen als Differenz großer Zahlen (vgl. G.34):
wert; m1 ist Null, mZ ist identisch mit S2. Die dimensionslose Definition der Zentralmo-
mente lautet:
m2 = mi - m;2 = 730.359 - 26.957 2 = 3.6792. 3,6787
m3 = m3 - 3mimi +2m,·3 =19889.7 - 326.957 730.359 +2 26.957 3=59067.92-59 064,86 =~06 = 3.12 ( positiv. rechtsschiefl
2
(16 ) mF m4 -4·mj·m3 + 6m;2mi-3mi4 = 544476.42-4·26.957'19889.73 +6,26,957 -730.359-
4
-3.26.957 = 3728899,4 - 3728860,6 = 38.8=36,7
k) Schiefe: Unter Schiefe versteht man den Grad der Asymmetrie der Verteilung (Bild 7). m3 ist positiv, die Verteilung ist rechtsschief.
Bei schiefen Verteilungen liegt der Mittelwert i.a. auf derselben Seite wie der Median. 3.5.2.4 Dichtefunktion und Verteilun9.~funktion
Die Differenz x-x liefert ein Maß für die Schiefe; dieses wird auf s bezogen: Von der Stichprobe wird auf die Grundgesamtheit geschlossen, d.h. das wahrscheinliche
x-x
Schiefe = -s- = - s -
3(x-lO
( 17)
Auftreten von Werten aus dieser Grundgesamtheit wird mit der Häufigkeitsverteilung aus
der Stichprobe gleichgesetzt:
Ist X eine diskrete Zufallsgröße, die nur die Werte xl' .. x j , .. x k mit den relativen
Häufigkeiten h , .. h j , .. h k annehmen kann, so wird die Wahrscheinl ichkeit p. für ~as Ein-
1
treten von x· zu h. angesetzt. Wie bereits erwähnt, heißt diese Wahrschelnllchkeltsver-
J J
- 101 -
- 100 - definiert, bzw. bei Beachtung von G.22:
fix) E[k(X)] = jk(x) dF(x) (26 )
Parameter Einzeldaten Gruppierte -al
Daten .
Mittelwert x 26,957 26,942 Voraussetzung dieser Definition ist die Existenz des Inte-
Median x 26769 grals
Modus ~ 26 422 +aI

Mittlere Abweichuno c 1 5616 1 5912 jlk(x)!f(x)dx ( 27)


-al
Mittlere ouadratische Abweichuno s2 , 3 6787 3 1467
s2 3 6971 3 7655 Statt Erwartungswert von k(X) spricht man auch vom Mittelwert.
Standardabweichuno s 1,9180 1 9356 Sonderfälle des Erwartungswertes sind durch die Funktionen
s lQ 1 9228 1 9405
Vorationskoe ffizient v 0.0711 0,0718 fix) k(X)d E[Xr]=j;rf{x)dX (28)
v • o 0713 00720 -al

Gewöhnliches Moment m: = x1 26,957 26941 ~:-"'t----!-----'-x k(X) = (X- E[X]( E[(X-E[X])r]=i7x-E[X](f(x)dx (Z9)
mf = Xl 730 359 729 618
m,' = Xl 19889 73 1986237 Renlisnlionen
gegeben. Der erste Erwartungswert heißt das gewöhnliche
m.' = x~ 54447642 543578 86 der Moment r-ter Ordnung (unter bezug auf den Nullpunkt von X)
Zentrales Moment m1 0 0 Zufnlls9röpe X
3.6787 3,1467 und der zweite das zentrale Moment r-ter Ordnung (unter
mt
m3 3,1249 31070 bezug auf E[X]). G.Z8 wird im folgenden mit ~~ und G.Z9
m~ 36 6515 36 9013 Bild 13 mit ~r abgekürzt (vgl. G.14 und G.15).
Zentrales Moment in 01 0 0 Das erste gewöhnliche Moment von X ist der Mittelwert von X:
dimensionsloser form 02 1 1
0 0,4419 0,4284 (30 )
a~ 2,7083 2,6287
l<},
Bild 12 n- 1 statt n
Das zweite zentrale Moment von X ist die Varianz von X:
teilung Dichtefunktion und wird mit f(X j ) abgekürzt: ( 31)
f(Xj) = P(X =Xj) (18 )

Ist die Zufallsgröße stetig, lautet die Definition: Die Standardabweichung 0 ist die Wurzel aus der Varianz und der Variationskoeffizient ist:

f(x) = [im P(x"X<x+ fiX) (19 ) p ={Jl2 = "VariX] =..::... (3Z)


lix.Q fiX IJ.; E[X] IJ.
Offensichtlich gilt: Die (O,l)-Normierung (s.o.) gelingt durch die Substitution:

k (33)
(ZO)
r f (X j ) =1 bzw. jf(X) dx =1
j=l
Die der kumulativen Häufigkeitsverteilung (n: endlich) zugeordnete Verteilungsfunktion der Die ersten vier zentralen Momente folgen aus den gewöhnlichen zu:
Grundgesamtheit (n: unendlich) ist gemäß 1J.1 = 0
x IJ.Z=OZ=1J.2-1J.;2 (34)
F(x) = P(X.sx)= rf(X) bzw. F(x)= P(XSX) = !f(x)dx (Z1) 1J.3 = 1J.·3 - JIJ.;'1J.2 + 2 1J.;3
Xj ,x - aI
1J.4 = 1J.'4 - 41J.;1J.3 + 6·1J.;21J.2 - 3 .IJ.; 4
definiert, linksseitig, wenn X diskret, rechtsseitig, wenn X kontinuierl ich ist. F(x) ist
die Wahrscheinlichkeit dafür, daß X kleiner oder gleich x ist. Wenn F(x) (abschnittsweise) (In der Mechanik entspricht ~ dem Schwerpunktsabstand und 0 2 dem Trägheitsmoment unter
stetig und differenzierbar ist, gilt: bezug auf den Schwerpunkt.) Es korrespondieren zwischen Stichprobe und Grundgesamtheit
miteinander: x mit ~ (~P, m~ mit ~~, mr mit ~r' a r mit a r , S2 mit 0 2 , S mit 0 , v mit p.
f(x) = dF(x) (2Z)
dF(x) = f(X) dx Bezüglich der Definition der Fraktilenwerte siehe Bild 10. Der Median ist die 50% Fraktile,
dx
der Modus folgt aus df(x)/dx=O.
Bild 13 dient der Veranschaulichung. l-F(x) ist die Gegenwahrscheinlichkeit P(X>x). Offen-
sichtlich ist F(x) im Falle einer stetigen Merkmalsteilung durchgehend linksseitig stetig. ~5 Normal-Vertei.ll!.!lg_
Weiter ist: Große Bedeutung hat die sogen. Normal- oder GAUSZ-Verteilung. Deren Dichte genügt der
+aI
Funktion:
F( - 00 ) =0 ; F(+ 00 ) = ! f(x) dx =1 (23 ) f(x)=,,.).e-t( xbn)2(_= <X<+CD)
V21tb (35)
Die Wahrscheinlichkeit für eine Realisation von X zwischen den Marken x 1 und Xz ist:
Diese Verteilung ist typisch für eine gleichwahrscheinliche Ereignisfolge großer Zahl,
P(X1::X :OZ) = F(X2) - F(x,) = jf(x) dx (24) d.h. sie kommt durch eine große Zahl gleichwahrscheinlicher Vorgänge zustande (Zentraler
Xl Grenzwertsatz).
Das ist der Flächeninhalt unter der Dichtekurve zwischen x 1 und xz. Ist k(x) eine (deter- Mittelwert und Varianz bestätigt man gemäß G.30 und G.31 zu:
ministische) Funktion von X, so ist der sogen. Erwartungswert von k(X) gemäß (36)
+01

E[k(X)] = !k(x)·f(x)dx (25)


-01
- 102 - - 103 -

x
fl) Somit sind die Formparameter a und b mit dem Mittelwert ~ mit b. a und b sind hier Formparameter. Mittelwert und Varianz von X folgen zu:
O,~ bzw. der Standardabweichung 0 identisch. Sie reichen zur 2
a+ b (44 )
0,3 11 1\ vollständigen. Beschreibung der Verteilung aus:
[ 1 =~=e
EX T

0,2
1
f(x) =~o e-"[
1 e-~)2
er;
1 jX I (1:!J:J2d~
F(x) =fu-o ~oon- 0
(37) Variationskoeffizient:

0,1 IJ 1\ Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um ~ und 0 zu schätzen: p= 1f


o (45)

1/ I\.. 1) Analytisch:
J° I I
I---~---J
-3 -2 -I
I I I I I I I
1 2 3
I I I I_ a)
X und
~ =X ,
s nach G.6/7 bzw. G.9/10.
0=$; p=V (38 )
Lageparameter:
-
x=~=e
a+ b
2
T va'
x=e ; X ea- b2 (X. < vX < X (46 )
FIx)
100'/. 1 2) Graphisch:
11' Die Fraktilen der Lognormal-Verteilung lassen sich aus den transformierten Fraktilen der
75·/, ,75 Es wird ein spezielles Wahrscheinlichkeitspapier ent-
I °,5 wickelt, in welchem die Wahrscheinlichkeitsachse so Normal-Verteilung bestimmen:
50'/.
25·~, 1/ °0, 25 verzerrt ist, daß der Graph der Verteilungsfunktion
eine Gerade ist. Auf der Abszisse werden innerhalb
(47)

l.I x- j.J,
0- der Spannweite die Klassengrenzen skaliert und über k
p
stellt den Fraktilenwert der Ordnung der (O,l)-normierten Normal-Verteilung dar, z.B.:
bl
99,9'/,
FIx)
J
.. 99,66 '/,
den Klassenmitten die relativen Summenhäufigkeiten
aufgetragen. Sofern die Grundgesamtheit normalverteilt p = 0,05 ~ 5%. kp = -1.645: X a
p = e -1,6L5b
(48)

99 '/, ist, müssen die Häufigkeitswerte auf einer Geraden


f-I-I--
J'-- - 97,1 '/. Bild 16 zeigt den beispielhaften Verlauf einer Dichtefunktion;
90 ./
70'/, · 8L,1 '/, liegen. Der Mittelwert folgt aus der 50%-Fraktile und
die Standardabweichung als Abstand der 16%- bzw. 84%-
sie ist positiv-schief.
50'/
30 '/ ·· - -
50 '/,
Fraktile vom Mittelwert.
Es ist zweckmäßig, die Lognormal-Verteilung in Abhängigkeit vom
Modus x (häufigster Wert) oder vom Median x (zentraler Wert)
,· -V- -
-f- -15,9 '/.
10'/ Wegen der Symmetrie gilt:
-1--- - 2,3 '/. darzustellen.
1'/ X=X=X=~
V (39 )
0,1'/
· -3 -2-1 1 2 3
0,1L '/,
x- ~
0- cl Mit der transformierten Variablen
Bei bezug auf den ~od~ folgt:


X = ea- b2 _ ea='x·e b2 _ = b2 + In X
(49 )
Bild 14 Q
z-- -0-
X-~ (40 )
p q ,k Mittelwert und Median:
15,87 '/,
6,68 ./,
8~,13 '/.
93,32 ./,
1
erhält man die (O,I)-normierte Normal-Verteilung zu:
-X = x·e
vi.X = vx·e _b 2 (50)
1,5 L ;

2,28 'I. 97,72 "/, 2 (41 ) Bild 16 Varianz: 2 (e b2 _1} ( 51)


0 2= l(2_ eb
0,62 '/. 99,38'1. 2,5
0,13 'I. Variationskoeffizient:
p=~
99,87 "10 3 Hierfür existieren ausführl iche Tafeln. - Aus Bild 15 (52)
5'1. 95 'I. 1,61.5
~'I.
3'1.
96 'I.
97 'I.
1,751
1,882
kann die Unter- bzw. Oberschreitenswahrscheinlichkeit
in Abhängigkeit vom Fraktilwert entnommen werden. Z.B.
Dichtefunktion:
f(X) = - -
1 1
-e
- t (In x- ~ -lnx )2
b (53)
2'1. 98 'I. 2,05~ wird die Fraktile Y2rtb X
1'1. 99 '/. 2,32
D -k x-ko=x-l,6450 (42) Bei bezug auf den Median folgt:
1'1. 0,01 10-2 2,32 (54 )
0,1 'I. 0,001 10-3
mit 5% Wahrscheinlichkeit unterschritten.
3,09 X = ea _ Q = In X
10-L 3,72
Aus Gründen der Handlichkeit und guten Vertafelung wird Mittelwert und Modus: _ • 3b2 v • b2 (55 )
10-5 4,27 x=x-el x=x-e
gerne mit der Normal-Verteilung gerechnet. Sie hat indes
10-6 4,75 Varianz: (56 )
den Nachteil, daß auch negative Merkmalswerte zugelassen
10-7 5,20 0 2 =x2e3b2.(eb2 -1)
10-8 561
sind. Das ist in vielen Fällen physikalisch sinnlos, z.B. o ich te fun kt ion: 1 1 1 ( In x In X )2 ( 57)
Bild15 im Falle der Zugfließgrenze. Diesen Nachteil hat die Log- f(x) =----e-y--i-
normal-Verteilung nicht; sie ist nur für nicht-negative Werte erklärt.
·
Dle --
Sc h atzung fuboder
von a und b kann analytisch X
graphisch erfolgen:
Bei sicherheitstheoretischen Analysen hat die Normal-Verteilung zur Kennzeichnung von To- 1) Es werden berechnet (vgl. G.6 und G.9):

Q=ln _~lnxi; b2= n~l ~(lnxi-Q)2 = 1 [~(lnx)2 - l(hnx)2]


leranzen und geometrischen Imperfektionen Bedeutung. Auch im Zusammenhang mit der sogen. (58)
"angepaßten" Normal-Verteilung im Bemessungspunkt; vgl. Abschnitt 3.5.5.6. 101 101 n:T i=1 1 n i=1 1
2) Es werden berechnet (ohne Nachweis):
~6 Lognorma 1- Verte iillg--'.LweiRarame_:td.!LL
1 n 2
b = Ind - Zlnc-, c= l~x
2 (59)
Die Dichtefunktion der lognormalen Verteilung lautet: Q = Zlnc - tIn d n i=1 1 d = -n .L Xi
1=1
1 1 1 (lnx-ar (43 ) 3) Die Abszissenachse des für die Normal-Verteilung entwickelten Wahrscheinlichkeitspa-
f(x) =,p;:::-e-Y -b- (0 SX < +00)
,ZTtb X piers wird logarithmisch skaliert und hierfür die relative Summenhäufigkeit aufgetra-
Eine Grundgesamtheit ist lognormalverteilt, wenn Y=lnX normalverteilt ist und Y den Mittel- gen. Dann kann mittels der Ausgleichsgeraden abgelesen werden:
wert a und die Varianz b' besitzt. Die Verteilung ist rechtsschief, die Schiefe wächst
- 104 -
- 105 -
stimmen. Die Bestimmung von s erweist sich als empfindlich gegenüber Änderungen der Aus-
Q= [n X50 ; b = .l..ln( X50 .~) (60 )
2 x16 x50 gleichsgeraden (Gerade, die das Minimum der Summe der Abweichungsquadrate angibt),
(vgl. Abschn. 3.5.2.5) Lognormal-Verteilung: Mittels der Formeln G.58 werden a und b berechnet:
Neben der zuvor dargestellten lognormalen Verteilung mit zwei Parametern (hier a und b)
----------
Q = 3,292. b = 0.0706
gibt es noch die 3- und 4-parametrige Lognormalverteilung, siehe z.B. [33].
Die Auftragung im Wahrscheinlichkeitspapier über den logarithmierten Merkmalswerten läßt
In der Sicherheitstheorie wird die Lognormal-Verteilung i.a. zur Kennzeichnung von Fe-
eine bessere Anpassung erkennen (Bild 17b); die graphische Auswertung gemäß G.60 liefert
stigkeitsmerkmalen verwendet (Verteilung der Beanspruchbarkeit R). Der Variationskoeffi-
für a und b etwa dieselben Werte wie zuvor. - Ausgehend hiervon wird berechnet (G.46/55):
zient dieser Verteilungen ist i.a. gering, das gilt insbesondere für die metallischen
f(x I ,-.> X eO " e3,292 " 26.8'97
Grundwerkstoffe und Verbindungsmittel: v R ist kleiner als 0,3 und liegt häufig noch we- 0,2
sentl ich niedriger. Dieser Umstand ermögl icht eine Näherung: Aus G.45 wird b' frei ge- LI , '\ O b2 3 2
X e- = e ,292 -0,0706 = 26,763
stellt und der natürliche Logarithmus entwickelt: // ~
VI X " )(·e b212 " 26,897.e00706212 = 26,964
p2= i- -1 _ eb2 =1 + p2_b2= In(1+p2) P2-
P4+ p6
Z 3-'
=p 2 _ b2= p 2 _ ,j
\ ~ Wie es sein muß ist:
---
(61 ) 0,1 26,763 < 26,897 < 26.964
Aus G.55 folgt:
b2{2 b2
b'" p

p2
r1 1\
~ In Bild 18 sind die Dichten der Normal- und Log-

[nx+f~ p2 normal-Verteilung einander gegenübergestellt. Sie


v _ v
(62)
x "x·e ~lnx=lnx+T= lnx lnx-T ~ Q" lnx - '[ 1/ - Normnl- Verteilung
\ sind hier über den Merkmalswerten aufgetragen, Vom

-
---lognormnl- Verteil.
V
- ~
Für die Frakti le x p ergibt si c h (G.4?): Augenschein her sind die Unterschiede gering; im
I
p2 p
(63)
o 1 I

Bereich der Ausläufe links und rechts können die


xp = eO+kpb lnx p = Q+ kpb = lni< - Z + kpp Xp = Xe(-Y+ kppl 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 x
Bild 18 Differenzen beträchtlich sein. Gerade auf diese Be-
Wird gesetzt reiche kommt es in der Sicherheitstheorie an!
Wird der X 2 -Test
k (h - e )2
gi lt:
(64) X2"L~ (66 )
.e(-tvl+ kR vR) j=l ej
xp = mR
FUr die Iluntere ll Fraktile der Verteilung von Rist k negativ; z.B.: 5%-Fraktile: durchgeführt, ergibt sich 10,89<15,60, d.h. die Lognormal-Verteilung paßt sich den Daten
R
besser an. In G.66 bedeuten: h j beobachtete und e j erwartete Klassenhäufigkeit der Klasse j;
k ist die Anzahl der Klassen, hier k=ll.
(65 )
2. Beispiel
h f(x) Normnlverteilung
...L..U .~s P...kl.L
1. Beispiel: Für die in Abschnitt 3.5.2.3 durchgeführte Stichprobenerhebung soll geprüft 0,2 0,2
werden, ob es sich um eine normale oder lognormale Grundgesamtheit handelt. x = 277,8N/mm 2
s = 17,79 N/mm 2 0=17,19 NImm 2
~rma~e~e~u~~Mittels der Formeln G.6 und G.9 werden x und s berechnet: N
E
v = o06404 ~ E
0,1 0,1 -. E ~
i< = 26.957. s = 1.9228. V= 0.0713 = 7.13% 6,404 0/0 ::z: ::z:
=
;::!:
=
u:>
Die Auswertung im Wahrscheinlichkeitspapier ergibt das in Bild 17a gezeigte Ergebnis.
P Die Auftrags- + __---J'---_ _--'-.....L_--.---'~_--'--!O~F O+ L--...a..JL............l-...L~~_--'-_
.oF
.
99,9 positionen o 100 200 300 400 N/mm 2 100 200 ~ 300 WO N/mm 2
l:::
99 ~
Normnl - Verteilung lognormnl- Verteilung (relative Bild 19 a) C'I b)
q
/. Summenhäufig-
Bild 19a zeigt die Häufigkeitsverteilung sämtlicher 1967 und 1971 von den Abnahmeämtern
keiten gemäß
der OB ermittelten Fließgrenzenwerte des Baustahles St37, kumuliert über alle Walzproduk-
90 y Bild 11b) lie-
80 te [34]. Es handelt sich um die sogen. obere Streckgrenze. Bildet man x und s gemäß G.6/9
gen offen-
70 sowie v, folgt:
sichtlich
50 X = 277,8 N/mm2 : S = 17.79 N/mm 2 ; V = 0.06404 = 6.404 %
nicht auf
30
20 einer Geraden. Die "Mindeststreckgrenze" 240N/mm' ist demnach
'1-
10 Mittels der
277,8 - 2,12 ·17, 79 = 240 N/mm 2
ausgleichen-
v' den Geraden ist also gleich dem Mittelwert minus der 2,12-fachen Standardabweichung. Bild 19b zeigt
lassen sich die zugeordnete Normal-Verteilung; hierfür ist 240N/mm' die 1,7%-Fraktile.
0,1 x und s zu Bild 20a zeigt die Dichtefunktion der zweiparametrigen und Teilbild b die der dreipara-
"" "" "" "" "" "" "" "" "" "" "" "" "" "" c::::J; ""
r--.... ""
r-"
""
co ""
00'"
r- "" u:> "" x=26,92 und
c;:r; e:;:,'" ""
(7)
metrigen lognormalen Verteilung, im zweitgenannten Falle mit dem unteren Schrankenwert
C'I C'f C'f C""-' ('Y") ~

s=2,02 be- c=a-3b=206,6N/mm'. Der Vergleich mit der Normal-Verteilung verdeutlicht, daß bei diesen
Bild 17 a) b)
Verteilungen dem Wert 240N/mm' eine niedrigere Fraktile zugeordnet ist. Das Erkennen des
- 106 - - 107 -
fix) richtigen Verteilungstyps ist für Sicherheits-
analysen offensichtlich wichtig.
99,5
99 St 37- JJ.M~3H~
99,5
99
,. trauensgrenzen, nicht
dagegen die einzelnen
0,2 Lognormale - Die Büteüberwachung erfolgt an Zugproben, die 98 98 I I I I r Versuchswerte, einge-
2P- Verleilung
aus den Walzerzeugnissen herausgearbeitet wer- 95 I rt
95 -18~ Werte
16cl""35~
J tragen. Wertet man
E E v= 0,06~04 f- Dicke t[mm] j
E den. Um zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen,
..... ~ 90 90 _l-~ die Summenhäufigkeits-

,
0,1 :z: :z: fix) = 0 für _16ct:;~0
<::>
;:!
<::>
:e x< 0 wird von einheitlichen Prüfkörperformen sowie
einheitlichen Prüfmethoden und -auswerteverfah- ~ 70
65 Werte-
;-70
St E~60 I kurven aus, ergibt
sich (soweit es die
c::
ren ausgegangen, auch werden die Prüflinge an .5 t :;16- VJ Ablesegenauigkeit
100 <::>
200 ....
-'" 300 ~oo N/mm 2 definierter Stelle entnommen, wegen Einzelheiten
0) vgl. z.B. EN 10025. Für andere Stähle (z.B. für
...
:::: 50
-'>C.

:§30
:Cl
f--
6~ Werte
_t s 16
:ii 50
-'>C.

~30
:Cl
I
,I , zuläßt):

,•
..::
f lxI
N Lognormale -
Feinkornbaustähle, warmfeste Stähle, kaltzähe
Stähle) gilt dasselbe, hierzu siehe die Güte-
..::
c::

~ 10
f- f- f- -f-- 50~ Werle
c::

~ 10 --
0,2 E
Verleilung und Liefernormen und die Werkstoffblätter. In ~ 5 I I ~ 5
N
E
~ :z:
Eta.
E"'"
~
:z:

..... <::>
3P-
v= O,06~04
f(x) = 0 für
diesen ist auch die Maßhaltigkeit genormt: Walz-
toleranzen.
2
1 ~
,A
IIj -
16 c t s ~O
281 Werte
2
1
, fj
.1
I s 16
r-62IWe~te
0,1 :z: ....
0,5 0,5
<::> <::> 11 Im Zuge der oben erwähnten Auswertung [34] wur- 120 200 280 360 ~~O 520 300 ~OO 500 600
;:! :e t-' den auch die Abnahmeergebnisse an Erzeugnisformen - ßS in N/mm 2 a) - ßS inN/mm 2 b)
Bild 21
o +-_ _I--.L..IL-lJ,-,!---l.-1-~_-l-. °F aus St52 analysiert; Zusammenfassung:
o 100 200 i:; 300
.... ~OO N/mm 2 St 37: X = 278 N/mm 2 ; s = 17,8 N/mm 2 ; V= 0,06404
St37-3: t ~ 16 mm x 286 Nimm' 17,0 Nimm' v 0,0594

st 52: X = 397 N/mm 2 ; s = 20.4 N/mm 2 ; V= 0,05139 16 mm < t ~ 40 mm x 269 Nimm' 15,7 Nimm' v 0,0584
Bild 20 bl St52-3: t ~ 16 mm x 389 Nimm' s = 21,0 Nimm' v = 0,0540
Unterstellt man eine Normal-Verteilung, gehört zur 5%-Fraktile k=-1,645 und zur 2,28%-
Fraktile: k=-2,ODO; das ergibt:
16 mm < t s 40 mm x 369 Nimm' 20,0 Nimm' v 0,0542
StE460: t s ,16 mm x 536 Nimm' s = 30,2 Nimm' v = 0,0563
2,28% : k=-2 st 37 : 242 N/mm 2 , SI 52: 356 N/mm 2 16 mm < t ~ 35 mm x 500 Nimm' 30,2 Nimm' v = 0,0604
5% k=-1,645 St 37: 249N/mm 2 , St 52: 363 N/mm 2
3.5.2.8 Wiederkehrperiode seltener (extremer Ereignisse
Es wird vielfach vorgeschlagen, das normative Sicherheits konzept auf die 5%-Fraktile ab-
zustellen. Aufgrund vorstehender Auswertung erschiene es demnach zulä~sig, den charakteri-
stischen Wert für St37 auf 0F=250N/mm' (statt 240N/mm') anzuheben. Es sind indes drei Um-
stände zu beachten:
- Stähle, die der OB-Abnahme unterzogen werden, sind für die Grundgesamtheit nicht unbe-
dingt repräsentativ, im Gegenteil, eine Vorselektion seitens der Stahlwerke kann ver-
mutet werden.-Im allgemeinen Stahlbau werden in großem Umfang Importstähle eingesetzt.-
Schließlich führen Änderungen in der Hüttentechnologie zu Qualitätsverschiebungen.
-Zeitlt)
- Bei differenzierterer statistischer Analyse stellt man fest, daß die Häufigkeitsvertei- +----1f----------t--------c::-'F-+-++----:::---------i-X
lung der Streckgrenze eine Mischverteilung darstellt, einerseits in Abhängigkeit von b)
der Erzeugnisform (Stabstahl , Formstahl , Breitfachstahl , Bleche), andererseits von der
Materialdicke sowie von der Art der Erschmelzung, Vergießung (Blockguß, Strangguß) und
den Abkühlbedingungen nach dem Walzen.
Bild 22 T c)
- Es ist international nicht einheitlich geregelt, ob das Prüfergebnis an der oberen oder
unteren Streckgrenze zu orientieren ist oder an der sogen. "statischen" Streckgrenze.
Bild 22a zeigt eine zeitliche Folge von Ereignissen der Zufallsgröße X. Es wird unter-
Der oben angegebenen Auswertung liegen für St37 1320 Proben und für St52 2750 Proben zu-
stellt, daß die Verteilung der Grundwerte der Zufallsgröße X, gekennzeichnet durch deren
grunde. Wertet man die von KOLLMAR [35J für den Zeitraum 1949 bis 1952 zusammengestellten
Dichtefunktion f(x) bzw. Verteilungsfunktion F(x), zeitinvariant ist. In Teilbild b sind
Abnahmeergebnisse der OB aus, ergibt sich für die Streckgrenze:
f(x) und F(x) dargestellt. Man spricht bei einer solchen zeitlichen Ereignisabfolge von
St37 (4232 Proben) : x = 277 Nimm'; s = 21,5 Nimm' ; v = 0,0776
einem stochastischen Prozeß. Die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis Xsx ist
St52 (2950 Proben) : x = 388 Nimm'; s = 14,2 Nimm' ; v = 0,0366
Für die Bruchgrenze (Zugfestigkeit) gilt etwa v=0,04 und für die Bruchdehnung v=0,09 bis P(X:>x) = F(x) (67)

0,10. Bruchdehnung und Kerbschlagzähigkeit sind ausgeprägt schief-verteilt; die Legierungs-


und für das Ereignis X> x:
bestandteile sind näherungsweise normalverteilt.
P(X>x) = 1- F(x) (68 )
Bild 21 zeigt die aus [36] übernommene Auswertung der an Normprüfkörpern ermittelten
Streckgrenzen der Stähle St37-3, St52-3 und St E460. Dabei wurden die Erzeugnisse (hier
I.a. weist der stochastische Prozeß gewisse zyklische Instationaritäten auf: Handelt es
Bleche) jeweils zwei Oickenbereichen zugeordnet: Bei den Baustählen in die Bereiche t$16mm
sich z.B. um Ereignisse, die mit dem naturgegebenen jahreszeitlichen Ablauf in Verbin-
und 16mm<t$40mm, beim Feinkornbaustahl in die Bereiche t~16mm und 16mm<ts35mm. In den
dung stehen, wie Wind, Schnee, Wasserstand, Temperatur, treten jährliche Zyklen auf.
Wahrscheinlichkeitspapieren sind nur die ausgleichenden Regressionsgeraden und die Ver-
- 108 - - 109 -
Für Ereignisse, die auf menschlichen Aktivitäten beruhen, kommen ggf. auch andere Zeit- Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit für XE>x ist gleich
intervalle, z.8. Tage, infrage. Die Länge eines solchen Intervalls sei T. Pl(Xcx) =1- F(x) = 1- 0,90 = 0.10 ~ 10%
Bei der Festlegung von Lastangaben für statis-.che Auslegungen, d.h. für vorwiegend ruhen- Mit dem Auftreten von XE>x ist also im Mittel einmal innerhalb von
de Einwirkungen, interessieren i .a. nur die selten auftretenden Lastzustände nach Intensi- N=1/0,10 =10 Jahren
tät und Häufigkeit. Das gilt sowohl für die von den (geophysikalischen) Standortbedingun- zu rechnen. Wenn das Ereignis XE>x aufgetreten ist, so bedeutet das nicht, daß erst nach
gen abhängigen Ereignisse, wie 10 Jahren wieder mit dem Ereignis zu rechnen ist. XE>x kann sehr wohl früher oder später
- extreme Windgeschwindigkeiten, auftreten; über einen langen Zeitraum betrachtet, wird es sich im Mittel alle 10 Jahre
- extreme Schneehöhen,
einstellen. Im Rückschluß:
extreme Hochwasserführungen in Flüssen, Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß das Ereignis mit dem Merkmal XE kleiner/gleich x auf-
- extreme Hochwasserstände an Meeresküsten,
tritt, beträgt in jedem Zeitabschnitt:
- extreme Hitze- und Kälteperioden,
(auch für extreme Erdbeben), als auch für solche Ereignisse, die auf menschliche Aktivi- Pl(X~ X) = F(x) =1 - 4- (72 )
N
täten zurückgehen, wie extreme Lastkumulierungen bei baulichen Anlagen des Hoch-, Indu- Die Wahrscheinlichkeit, daß das Ereignis mit dem Merkmal XE größer x auftritt, beträgt
strie- und Brückenbaues. Von Ausnahmen abgesehen, ist es nicht möglich, die absolute maxi-
in jedem Zeitabschnitt:
male Intensität derartiger Extremzustände vorherzusagen. Dazu müßten deren Ursachen und
(73 )
Ablaufgesetze lückenlos bekannt und physikalisch-mathematisch beschreibbar sein. Das ist
nicht der Fall. Es ist daher nur möglich, aufgrund des vorliegenden Beobachtungsmaterials Weiter kann man folgern: Die Wahrscheinlichkeit, daß das Ereignis mit dem Merkmal XE
zurückliegender Zeiträume Vorhersagen über die wahrscheinlich maximale Intensität künfti- kleiner/gleich x in N aufeinander folgenden Zeitabschnitten auftritt, ist:
ger Ereignisse zu machen. Je länger der betrachtete Zeitraum ist, für den die Vorhersage
gilt, umso wahrscheinlicher ist das Auftreten eines bestimmten (extremen) Ereignisses. (74 )
Die Vorhersage von Extremwerten ist auf der Basis der Extremwerttheorie möglich. Sie Die Wahrscheinlichkeit, daß das Ereignis mit dem Merkmal XE größer x in N aufeinander
wurde in umfassender Weise von GUMBEL (37) ausgearbeitet. Im folgenden werden unter Extrem- folgenden Zeitabschnitten mindestens einmal auftritt, ist:
werten stets Größtwerte verstanden.
(75 )
Bild 22c zeigt ein Unterintervall des in Teilbild a dargestellten Prozesses der Länge T.
Der Prozeß zerfalle in eine Folge solcher gleichlanger Intervalle, z.B. Jahre. Innerhalb
Es sei N=5, dann folgt für obiges Beispiel:
dieser werden die Ereignisse nach der Größe des Merkmals, z.B. der Lastintensität, in stei-
PN(X E>x)=l- 11-;h15 = 1- 0.95=1- 0,59 =~ ~ 41% (76)
gender Folge geordnet: Xl' x 2 , .. x n . Von diesen wird jeweils der Größtwert ausgesondert.
Dieser stellt eine neue Zufallsgröße dar und wird mit XE abgekürzt. Es wird unterstellt,
Somit ist:
daß die Extremwerte statistisch unabhängig voneinander sind. Wegen des großen zeitlichen
Abstandes solcher seltenen Ereignisse ist diese Annahme i.a. zutreffend. Dann ist die Wenn es gelingt, für eine zu analysierende Last die Wiederkehrperiode N zu bestimmen,
Wahrscheinlichkeit, daß der Größtwert in N Zeitabschnitten (der Dauer T) kleiner oder lassen sich offensichtlich wichtige Schlußfolgerungen für die Auftretenswahrscheinlich-
höchstens gleich x ist: keit vorgelegter Lastintensitäten innerhalb bestimmter Zeiträume machen. Wird z.B. N=N
gesetzt, gilt: ( 77)
(69 )
-1 F(x) (Multiplikationssatz der Wahrscheinlichkeitstheorie für Das ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Ereignis mit ~em Merkmal XE>x in den N aufein-
das gemeinsame Auftreten von N statistisch unabhängigen anderfolgenden Zeitabschnitten der Wiederkehrperiode N·T i.M. mindestens einmal über-
Ereignissen). Diese Unterschreitenswahrscheinlichkeit schritten wird. Umgekehrt kann man daraus jenen Extremwert bestimmen, der einer vorgege-
Q5
wird demnach mit wachsendem N kleiner. (Das ist einzu-
benen Wahrscheinlichkeit PN entspricht.
sehen, handelt es sich bei der Zufallsgröße XE doch um
den Größtwert je Zeitabschnitt T.) Die Gegenwahrschein- ~ 9 Extremwertverteil~g-lJy~-ll-
In Abhängigkeit vom Typ der Grundverteilung (Ursprungsverteilung) werden drei Extremwert-
-1 lichkeit, daß der Größtwert in N Zeitabschnitten den
Wert x mindestens einmal überschreitet, beträgt: verteilungen unterschieden:
Typ I FISHER-TIPPET Typ I - oder GUMBEL-Verteilung
0,5 (70) Typ 11 : FISHER-TIPPET Typ 11 - oder FRECHET-Verteilung
Typ 111 : FISHER-TIPPET Typ 111 - oder WEIBULL-Verteilung
Diese Oberschreitenswahrscheinlichkeit wird mit wach- Für die Herleitung von Lastwerten hat im wesentlichen nur der Typ I Bedeutung; die fol-
0- - sendem N größer. - Die mittlere Anzahl mit der bei N
20 N=N(xE) genden Darlegungen beschränken sich daher auf diesen Typus. Die Grundverteilungen kon-
Zeitabschnitten das Ereignis XE>x auftritt, nennt man x
vergieren in diesem Falle mit wachsendem x mindestens wie l-e- gegen Eins. Man nennt
Wiederkehrperiode, auch Rückkehrperiode. Sie beträgt: solche Grundverteilungen "exponentiell", hierzu gehört z.B. die Normal-Verteilung.
10
N=_l_ (71) Für Zufallsgrößen vom exponentiellen Typ läßt sich zeigen [371, daß die Funktion F(x E)
1- F(x)
(für N-oo) gegen
Der Wiederkehrzeitraum ist N-mal Zeitabschnitt T, also (78 )
Bild 23 N·T. Beispiel: Bezogen auf ~ Jahr betrage die Wahr-
scheinlichkeit für XE~x:
Pl(XE!.x) = F(x) = 0,90 ~90%
- 110 - - 111 -
konvergiert. Aus Gründen der Schreiberleichterung wird im folgenden auf die Indizierung Nunmehr sind Cl. N und u N von N abhän-
mit E (Extremwert) und I (Typ I) verzichtet. Die Verteilungsfunktion der Extremwertver- F(x) N=H{x)
gig; anstelle von G.85 ist zu setzen:
teilung vom Typ I lautet also: 9 99.990 10000
99,980 5000 1 0 YN (87)
F(x) =e-e-a(x-u) :: expl-expl-a(x- ul]} (79 ) 8 0/0
Cl.N ON; UN = 11 - eiN
Die zugehörige Dichtefunktion folgt durch Ableitun9 nach x (G.22): 7 99,900 1000 ON und YN können aus Bild 25 ent-
6 nommen werden. Für ~ und 0 2 werden
f(xl = aexp!-a(x-u) - expl- a(x- u)l} (80)
... die Schätzwerte der Stichprobe ange-
F(x) ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Extremwert X innerhalb des Zeitintervalls T ...:r:
~
5
99
-c
100·1:: J
kleiner oder höchstens gleich x ist. a und u sind die die Extremwertverteilung kennzeich- E 4 98
... setzt: x·
1
(88)
11= -_1"1
x--N
Q.

~ -
...
~

97 ..t=
nenden Parameter. Sie beziehen sich auf den Zeitabstand T. l/a ist das Streuungsmaß und u .......
>< 3 95
der häufigste Wert (also der Modus x), d.h. die erste Ableitung der Dichtefunktion ist für ~
90 10
~
...... 2_. 2 i~l
N(
Xj-X
-)2
(89)
.;:... 2
80
-c
0 5 = N-1
x=x(=u) Null. Bild 24 zeigt ein Bei- 'N ~
:::> 1 - 70
s pie 1 • -0
2
;;..---------::::;.....- - - - - - - - -.....§ ~ 0 _50 Um zu prüfen, ob die Extremwerte
Nach zweimaligem Logarithmieren von
-1 10 überhaupt dem Verteilungstyp I ge-
G.78 läßt sich der Fraktilenwert für
1 nügen, werden sie zweckmäßig in ein
die Wahrscheinlichkeit p=F(x) zu -2 Ql
spezielles Wahrscheinlichkeitspapier
Xp = U - ci- [n (- [n p) = u I 1 -alu [n (- [n p )] Bild 26 Extremwert x eingetragen. Dieses läßt sich wie
(l = nOl711 folgt entwickeln: G.86 wird zweimal
( 81)
u=116,3 logarithmiert: -lnl-ln F(x)] =Cl.N(x- UN) (90)
berechnen.
Für den Mittelwert ~, die Standard-
Zur 1 inearen Achse y=- [nl-[n F(x)] (91)
abweichung 0 und den Variationsko-
wird die F(x)-Achse aufgetragen. Die andere Achse wird linear skaliert (Extremwert x).
effizienten p gilt [37]:
In dem so entwickelten Wahrscheinlichkeitsdiagramm ist
=.1'-.L...-..,,..J.:::-~-- --==,,...-.....--...,..__.........1l3
....... 11 =u + :L =u + 0,5772
~0 100 300 400 500 600 700 X d'
(l (l (82 ) x=u N +.1... (92 )
Bild 24 0= _Tt_ = 1.2826 Cl.N
(83) eine Gerade; vgl. Bild 26.
tb.Cl. Cl.
Praktisch wird so vorgegangen, daß die N beobachteten Extremwerte (für die N Zeitabschnit-
p= ~ =~. __
1_
(84 ) te von der Dauer T) ihrer Größe nach ansteigend geordnet werden (Xl' x 2 ' .. x i ' •• x N).
11 ib Cl.U + Y
(Y ist die sogen. Für F(x) werden die erwarteten Prozentpunkte
CJ'N EULER-MASCHERONISCHE i
'ff;f (93 )
t5rN=12826fürN-00
II
1,2 8 N <TN YN Konstante: 0,5772156)
IU" berechnet und über x in das Wahrscheinlichkeitsnetz (Bild 26) eingetragen. Der Schnitt-
1,2 6 .J,oo 10 091.97 0,4952 ~ und 0 werden mittels
.-' 15 10206 0,5128 punkt der Horizontalen y=O mit der Geraden liefert u N und der Schnittpunkt der Horizon-
1,2 4 Q58 statistischer Erhe-
YN=O,5Zll.für N~ f00- - 20 1.0628 0.5236 talen y=l liefert u N+1/a N, daraus folgt aN' aN ist gleich der Steigung der Geraden. In
1,2 2
1,2 0 <TN
17
./

,,/
. Q57
25
30
35
10915
1.1124
1 1285
0,5309
0.5362
0.5403
bung abgeschätzt. Die
Parameter l/a und u
das Wahrscheinlichkeitspapier kann die zur F(x)-Achse komplementäre 1-F(x)-Skala einge-
tragen und schließlich die reziproke N=N(x)-Skala aufgenommen werden: Skala der Wieder-
1,1 8 folgen dann zu:
40 1.1413 0.5m kehrperiode (vgl. Bild 26).
1,1 6 17
v ~
Y Q56 45 1.1519 0,5463 1 Vb Die Ausgleichsgerade wird nach Augenmaß oder mittels Minimierung der Summe der Abwei-
N 50 1.1607 0.5485 0:-= lt'0 (85)
1,1 4 chungsquadrate in die Auftragspositionen eingepaßt. Liegen die eingetragenen Werte nicht
60 1.1747 0.5521 u=Il-r..a
1,1 2 Q55 70 1.1854 0.5548 auf einer Geraden, ist das ein Indiz dafür, daß die Grundverteilung entweder nicht expo-
1.1 0
J 80 1.1938 0.5569 Für die empirische nentiell verteilt ist oder die Beobachtungen nicht unabhängig voneinander sind oder sich
1,0 8~V I Q54
90
100
1.2007
1.2065
0,5586
0,5600
Bestimmung gibt es
zwei Möglichkeiten,
die Beobachtungsbedingungen (z.B. die Meßgenauigkeit) während des Beobachtungszeitraumes
verändert haben.
1,0 6 - - 250 1.2429 0,5688
500 1.2588 0.5724 eine analytische und Wegen weiterer Einzelheiten, z.B. Bestimmung der Vertrauensgrenzen, wird auf das Spezial-
1,0 4 / Q53 1000 1.2685 0,5745 eine graphische. Die schrifttum verwiesen [37].
1,0 2 I co 1.2826 0.5772 als G.79 angegebene
~2~i~~
1,0 0 Q52 theoretische Vertei-
10 2 46 8 102 2 6 810 3 2 Ober die Dauer von 20 Jahren sind die in Bild 27a eingetragenen (der Größe nach geordne-
StithprObenumfang N al bl lung gilt streng nur
ten) jährlichen Extremwerte gemessen worden; N=20. Es bestehe die Aufgabe, von diesen
Bild 25 für N-=. Für einen
und deren Quadraten die empirischen Schätzwerte x und s gemäß G.88/89 zu berechnen. Als
endl ichen Stichpro-
Ergebnis findet man (nach hier nicht wiedergegebener Zahlenrechnung), für:
benumfang N (N Zeitabschnitte T) gilt:
Xi X = 39.358; 5 =4,2420
F(x) = exp{ - expl -Cl.N( X - uN)]} (86 )
x? X =1566,1; 5=347.45
- 112 - - 113 -
Für N~20 wird Bild 25 entnommen: ON = 1.0628; YN =0,5236 F(x) ist die Verteilungsfunktion der als unabhängig angenommenen Realisationen von X (z.B.
i die Verteilung der Jahresgrößtwerte der Windgeschwindigkeit). N ist die Zahl der Zeitab-
i Xi Xi 2 9 99,990 10000
W 99,980
,

5000
schnitte (z.B. Jahre), innerhalb derer ein Extremwert x im Mittel mindestens einmal über-
1 33,95 1152.60 0,0476 schritten wird. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Wert x in einem Jahr nicht überschritten
2 3430 117649 n0952 8
wird, beträgt nach G.72:
3 34,65 1200,62 0.1429
4 3500 122500 01905 7 99,900 1000 ( 97)
5 35,70 1274.49 0,2381 6
6 36.05 129960 0.2857
7 36.40 132496 03333 V· Der zugehörige (häufigste) Wert XN der asymptotischen Extremwertverteilung nach Abschnitt
8
9
10
3745
3780
38.50
140250
1428,84
148225
03810
0,4286
0,4762
-....
~

~
E
5
99
98
x2 X
.... x
./
V 100 ....
"0
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3.5.2.9 läßt sich über
( 98)
i;
11 3920 153664 0.5238 ~>< 3
97
95
Q.

12 3990 1592D1 05714 ...... ..c


....
90 10 ~ ermitteln. Die linke und rechte Seite dieser Gleichung drücken jene Wahrscheinlichkeit
13 4025 162006 06190 ~
2 ....
14 40.95 167690 06667 ~ ....
"0
aus, mit der der Wert xN innerhalb eines Zeitintervalles (Jahres) nicht überschritten
.... 80
15 4165 173472 07143 'N 1--'-70 ~ wird. Der Zentralwert folgt hieraus zu:
::>
16 4305 185330 07619 "0
~ O__ !O 2
XN = U- lln [ -ln (1 - -l-)] (99)
17 4340 188356 08095
18 4375 1914 06 08571 a N
-1 10
19 4515 203852 09048 Für 1/0. und u wird gesetzt (vgl. G.85):
20 5005 250500 09524 1
-2 0,1
I I I I YY6 (100)
Bild 27
l..=16 0 =16 s U=~--=X---S
Y -
a) I I I I • I I I I I I I I I I I I I I a Tt Tt 0. Tt
X : 30 35 I 40 45 50 55 b) Damit folgt:
I I 1 I t I 1 1+ I I I I I I I I I I I
X2 :
Mittels G.87 können I/aN und u N für beide Fälle berechnet werden:
1000 1500 2000 2500 3000 XH = X - Y"f s - y!. sln[-ln(l- ~ )] - - . Xii=X + s{-ln[-ln (1- ~ )] -Y}~ ; y= 0,5772 (101 )

Xi: l/a.N = 4,2420/10628 = 3,991; UN = 39,358 - 0,5236·3.991 = 37.27 Für große Werte von N (N)10) gilt:
x?: l/a.N = 347,45/10628 = 326,9; UN = 1566.1- 0,5236·326,9 = 1394,9 In [-In (1- -J:-)] (102)
N
Die graphische Auswertung zeigt Bild 27b; man überzeugt sich, daß die graphisch gewonne-
nen Ergebnissemit den rechnerischen übereinstimmen. Die Ausgleichgeraden für x und x 2 lie- •x =-X + S[ In -N - Y]'!t
V6 (103 )
gen parallel. Aus dem Papier ist zu entnehmen, daß die Randwerte stärker von der Geraden N
abweichen. Die Problematik der Extrapolation auf hohe Wiederkehrperioden wird daraus evi- Die Verteilungsfunktion, die die Wahrscheinlichkeit dafür angibt, daß der Extremwert in N
dent. aufeinander folgenden Zeitabschnitten kleiner/gleich x ist, lautet:
Die xp-Fraktile in Abhängigkeit vom Mittelwert ~ und Variationskoeffizienten folgt aus (104)
G.79 bzw. 87 mit G.82/84 bzw. 87 unmittelbar zu
Xp=l!(l-~p[y+'n(-'nplll (N=-ex» (94)
Mit G.l02 läßt sich auch schreiben
bzw. Xp =l!ll- o~ [v1n(-lnpll} (Nendlich) (95) [Fr(x)]N = exp{ - exp[- a.(X - (X N+ -tIn ( ~ ) ))]} = exp{ - exp[-a.(x - XH )]) (105 )
Für das Beispiel erhält man:
mit: • • 1 I (N )
Xi I!=X = 39,358; p = oll! = s/x = 0,1078 XH = XH + Ci" n N (106)
xj2: I! =x = 1566,1; P = oll! = s/X = 0,2219 Diese Verteilung ist wieder eine Extremwertverteilung vom Typ I mit dem häufigsten Wert xN
Für p~F(x)~0,99 ergibt G.95: und unverändertem Streuungsmaß 0. • xN bezieht sich auf N·T, u auf den Zeitraum des Grund-
intervalls, also auf T, denn es gilt:
Xi Xgg = 39.35811 - l~Ol~;~[ 0,5236 + In (-In 0,99)]} =~
N= 1 - - . Xl = XH - ~ In N (107)
Geht man von G.94 aus, folgt: Xgg = 52.7 • • 1 In-N
XH = x, + Cl
Für die Zufallsgröße x 1.2 findet man mit G.95:
Xgg= 2899 Uer Vergleich mit G.l02 zeigt:
X, = U ( 108)
3.5.2.11 ExtremwertverteillJ.D.g für den Wiederkehrzeitraum N·T ilip--lL
Die Extremwertverteilung vom Typ I hat somit eine reproduzierbare Eigenschaft: Die exakte
Wie in Abschnitt 3.5.2.8 ausgeführt, beträgt die mittlere Zahl N der Zeitabschnitte T,
Extremwertverteilung der asymptotischen Verteilung vom Typ J ist wiederum eine asymptoti-
mit der sich das Ereignis XE>X wiederholt (G.71):
sche Extremwertverteilung desselben Typs. Es findet lediglich eine Verschiebung um den
N=_l_ (96 ) Wertln(N/N)/a statt.
1- F(x) Der Spezialfall N~N ergibt:
XH =Xfj + -t.ln1 =Xfj --.[Fr(x)]ii =exp!-exp[-a,(x-XN)]) = exp{-exp[-a(x-XH)]) (109)
- 114 - - 115 -
An der Stelle x=x N ist: Beispiel:
! Fr (x N
- di = e-1 = 0.367879 = lim (1 - J,}
N... N (110)
mS = 30, Vs= 0.40 (gilt für T=I), p=0.95
G.121 wird ausgewertet:
Ein Fraktilenwert x p hängt nach G.l05 von der Zahl der Zeitabschnitte N ab, nicht jedoch
von der mittleren Wiederkehrperiode N:
Sp,N = 30! 1- ~ 0,40·(0,5772 + ln(-ln 0.95 1/1N ))]

p = exp!-exp!-Cl..(xp - XN)l) .... Xp = XN - cl- ln(-lnp} = In der Tabelle des Bildes 28 sind die Fraktilenwerte für ausgewählte Werte von N einge-
tragen. Teilbild b zeigt die Dichtefunktionen für N=l ,2,5,10,20,50 und 100.
1
= X-N + Cl. ln( ~ } - Cl1. ln(-lnp) = Xl + lln(N} +l.ln(1!.) - llnHnp)
0,04
N CI. CI. N CI.

xp = u + 1.. ln (-IN) = u + 1.. In N - lln (-ln p) (111 )


N=V 1 1ITN sp,N f
CI. -np CI. CI.
0,03
1 1 52,39
Aus G.l11 läßt sich also die Fraktile x berechnen, die bei einer bestimmten Zahl von 2 05 58,86
Zeitabschnitten N mit einer bestimmten ~ahrschein1ichkeit q=l-p mindestens einmal über- 5 0.2 67,45
schritten wird. 0,02
10 0,1 73,93
In Abhängigkeit von Mittelwert u und Variations koeffizient p folgt die Fraktile x zu: 20 0.05 60,42
p
Xp = ~ { 1-
50 0,02 66,99
"Y!
p [y - In N + ln (-[np) l)
(112 )
100 0,01 95,47
0,01
bzw. :
xp =~{1- ~ [YN-lnN + ln(-lnp)]} ( 11 3)
al 0 ~~~L.t.~'......L.~~;:::::::~~~jiii;;;;iiiii;iiib)
Wenn man N=TN/T einführt, steht anstelle von G.112: Bild 28 o 10 20 30 40 50 60 70 BO 90 N 100
xp =~{ 1- ~ p [y + ln(-[npTITN}]1 (114 )
Die Dichtefunktion erhält man aus G.l05 durch Differentiation zu: 3.5.3 Zweidimensionale Zuf~g~

fr(x} = Cl.exp { - CI. (X - u - } ln N) - exp! - CI. ( X - U- t ln N)Jj ( 115)


~1 Häufigkeitsverteilung - Parameter
Zweidimensionale Zufallsgrößen werden durch zweidimensionale Verteilungen gekennzeichnet,
Wie an früherer Stelle erwähnt, werden Einwirkungen und die hierdurch verursachten Bean- sie sind ein Sonderfall der mehrdimensionalen. Zweidimensionale Zufallsgrößen, bei denen
spruchungen S in der Sicherheitstheorie durch Extremwertverteilungen vom Typ I gekenn- zwei statistische Merkmale gemeinsam (gleichzeitig) variieren, sind z.B.: Bruchdehnung/
zeichnet. Setzt man Bruchspannung; Vorbeulgröße/Eigenspannung; Windgeschwindigkeit/Schneehöhe; Beanspruchbar-
X.. S. ~ .. fI1s ' 0 .. OS' p .. Vs' (116 ) keit/Beanspruchung. - Wie bei den eindimensionalen werden auch bei den zweidimensionalen
Zufallsgrößen solche mit diskreten und stetigen Merkmalen unterschieden; die zweitgenann-
folgt für die Fraktile der Auftretenswahrscheinlichkeit p (vg1. G.81) mit ten interessierten hier vorrangig, vgl. die vorerwähnten Beispiele. Wie bei der Behandlung
u=~_:i. 1..=1b0
Q'CI. Tt ( 117)
der eindimensionalen Zufallsgrößen erläutert, bedarf es bei stetigen Merkmalen einer Dis-
kretisierung, wenn eine Klassierung erfolgen soll (vgl. Abschnitt 3.5.2.1). Es seien bei-
Xp= U - }ln(-ln p) = ~ - ~ - -} ln (- In p) = ~ - -ir (y + In (-ln p }) • spielsweise n=180 Merkmalspaare xi' Yj gegeben. Sie werden paarweise in eine
Xi Yi Tabelle eingetragen: Bild 29. Für jedes Merkmal wird eine bestimmte Klassen-
=~-~(Y+ln(-lnp}) =~Il-~p(Y+ln(-lnp))l _ anzahl vereinbart, hier für die Rea1isationen von X 7 Klassen und für die
Realisationen von Y 6 Klassen. In Bild 30a sind linkerseits die Klassen-
sp = ms!l- ~VS'(Y+ln(-lnp))L Y= 0,5772 (118 )
grenzen eingetragen. Paarweise werden xi und Yj den jeweiligen Klassen zu-
geordnet; dadurch erhält man für die Klasse ij eine bestimmte Häufigkeit
mS ist der Mittelwert und Vs der Variationskoeffizient der auf den Zeitraum T bezogenen n ij . Oie Häufigkeitsverteilung kann in Form einer Korrelationstabelle zu-
Extremwertverteilung.
sammengefaßt werden: Bild 30b/c. Bild 31 zeigt die Verteilung in Form eines
Soll die Fraktile für einen größeren Zeitraum N·T bestimmt werden, gilt, von G.l11 aus- zweidimensionalen Histogramms, wodurch die Verknüpfung der Zufallsgrößen xi
gehend:
und Yj' also ihre Korrelation, deutlich wird. Man spricht auch von der Feld-
Xp = u +lln (--f!.:.) ( 119) Bild 29 häufigkeit der kombiniert auftretenden Werte paare xi'Yj'
CI. -lnp
°
CI. bzw. bleiben bei der Verschiebung des Mittelwertes ~N unverändert. N ist gleich dem
Quotienten TN/T (Wiederkehrzeit T im Verhältnis zur Grundbezugszeit T).
N
i Xi SIrichliste ni. N 1 2 3 4 5 6 7 N1 2 k
Somit gilt: 1 27,3 - 27,7 ""0 7 1 1 2 3 1
111'/1"""
PÜ=~~~
lIf /IIf /IIf
1 (-
xp= U + -ln TN. _
1 ) =u +-
1ln(1
T -lnp
1 ln(-lnpTI T'N)
- - } ::. u + -CI.
-lnp TlTN
(120 ) 4 L8- f2
lIf JIf AIr '" Aw ,., ,.,.Mr /IIf 1I1"'~ I
All... All" • • "''''''' AJY U <:>
~
2 2 7 4 3 2 16 2
.~ fti=jR~ -
CI. CI. AIir"" • • ""/ 26 3 4 11 15 12 5 1 48
~
.... >IV nij n.j
Für die Zwecke der Sicherheitstheorie: I
4 1 6 20 14 8 3 1 55
( 121)
j Yi
1 40 - 44
SIrichliste
11
Al'I'IW IIW#/
n.j
/8
5 4 11 13 9 3 40
!
l~ J~
...........
All"".'" ""' ..........
!lFH ...................
. . . Aw 1
Ar "
AI( • ......
"'"
~~
<:>
~
6 2 4 7 2
7 33 56 49 26
1
8 1
16 m
ni.
Korrelntlonstnbellen
Bild 30 al bl cl
- 116 - - 117 -
Die rel~tiven Häufigkeiten h ij ergeben sich, P ". 0: Es besteht keine lineare Abhängigkeit, die Zufallsgrößen sind nicht korreliert.
xy
56 lndem dle absoluten Häufigkeiten durch n di- PXy .-1: Wie im ersten Fall, die gegenseitige Beeinflussung ist gegenläufig (gegensinnig).
50 vidiert werden, (Normierung auf 1). Neben der Für das zuvor behandelte Beispiel folgt:
49 zweidimensionalen Häufigkeitsverteilung h .. x= 28,7278, y= 56,4167
· . . lJ
40 wer d en d le elndlmensionalen Randhäufigkeiten Sx 2 = 0,3697, si= 34,7137.... Sx= 0,6080, Sy= 5,8918
33 m k
hj.=r.h jj (i=1.2, k); h.j=r.h jj (j=1.2, m) (122) Sxy = 1.0405
30 J=1 1=1 _ 1.0405 _
Pxy - 0,6080 5,8918 - 0,2905
definiert. h i • ist die relative Randhäufigkeit
20 26
der Zufallsgröße X und h . die relative Rand- 3.5.3.2 Dichte- und Verteilungsfunktion
18 'J
häufigkeit der Zufallsgröße Y, vgl. Bild 30b/c. Wie im vorangegangenen Abschnitt erläutert, tritt eine zweidimensionale Zufallsgröße
k ist die Klassenanzahl für xi' m ist die Klas- immer paarweise auf, oder anders ausgedrückt: Jedem Elementarereignis (z.B. in einem Ex-
senanzahl für Yj' - In Bild 30a ist gezeigt, periment) sind zwei Werte zugeordnet. Im Falle einer mechanischen Eigenschaft könnten
wie die Randverteilungen ermittelt werden kön- das sein: Festigkeit und Zähigkeit, im Falle einer Kraft: Intensität und Richtung. Die
nen: xi und Yj werden als Realisationen zweier Werte eines Paares können voneinander unabhängig oder abhängig sein. Bei mechanischen
(isolierter) Zufallsgrößen betrachtet und wie Eigenschaften wird i.a. eine Abhängigkeit (Korrelation) vorhanden sein, z.B.: Hohe Fe-
eindimensionale Zufallsgrößen klassiert. In stigkeit, geringe Zähigkeit, vice versa. Das gilt auch für Lasteinflüsse gleichen Ur-
Bild 31 sind die Graphen der Randverteilungen sprungs, z.B.: max. Windgeschwindigkeit und Windrichtung, indes nicht bei Einwirkungen
(hier als absolute Häufigkeiten) für das Bei- unterschiedlichen Ursprungs, z.B.: Belegung eines Parkhauses und max. Windgeschwindig-
spiel dargestellt. Ist die Stichprobe qroß ge- kei t.
nug, kann auf die Wahrscheinlichkeitsvertei- Die zweidimensionale Verteilungsfunktion F(x,y) kennzeichnet den Zusammenhang der Kompo-
Bild 31 nenten X,Y:
lung der zweidimensionalen Zufallsgröße X, Y F(x,y) = P(Xs-X, Y~ y) (129 )
geschlossen werden.
Es gi 1 t: (130 )
Die wichtigsten Parameter einer zweidimensionalen Häufigkeitsverteilung sind (vgl. Ab- F(x,-co) = 0, F(-co ,y) =0; F(+co,+co) = 1
schnltt 3.5.2.2, im folgenden werden die Parameter für Gruppendaten pro Klasse angeschrie- Von der Verteilungsfunktion F(x,y) wird vorausgesetzt, daß sie in der x-y-Ebene nicht-
ben) :
fallend und wenigstens linksseitig stetig ist. - Im Falle einer stetigen Zufallsgröße
a) Mittelwert der Randverteilungen:
X, Y gibt es eine Funktion f(x,y), die Dichtefunktion, für die
_ k m xy
X =r. mjhj.; y =.2: mjh.j ( 131)
j=1 ( 1 23) F(x, y) =!!f(x,y) dy dx
J=1
b) Varianzen der Randverteilungen: und die Umkehrung
2 k _2 a2F(x,y) = f(x, y) (132 J
Sx =.r.1(mj-xJhi.: ( 1 24) ax ay
1=
gilt. - Die vollständige Analogie zur Wahrscheinlichkeitsverteilung einer eindimensiona-
sx und sy sind die Standardabweichungen. len Zufallsvariablen wird hieraus deutlich (Abschnitt 3.5.2.4):
c) Kovarianz der gmeinsamen Häufigkeitsverteilung h .. :
k m 1 J- f( ) l" Plx<X<x+t>X; ydsy+t>yl (133 )
Sxy = I: r. (mj - x)(mj - y)h jj x,y =t.~~O - b.Xt,y
1=1 )=1 ( 125) t.y-O
In vereinfachter Notation: f(x,yldx·dy = P(X= X, Y=y) (134 )
Man bestätigt: km m km k
Sxy =.r. r. mjmjhij - XI: mj h.j = r. r. mjmjhjj - y I mjhj.
7j~x,y) dy dx
1=1 J=1 )=1 j=1 j=1 j=1 (126 ) Für f(x,y) gilt:
=1 ( 135)
Desweiteren gilt: k m m k m k Wird mit (136 )
r. I hj ' = 1 I h· = h . ,I hlJ' = h. j·., I h r. h =1 ( 127)
j=l j=1 j j=l I) I" 1=1 j=l .j i=1 I.
die relative Häufigkeitsverteilung abgekürzt, gilt für die Dichtefunktion:
Die Kovarianz wird zweckmäßig auf s x· s Y normler,
. t d as ergibt: ( 137)
jt1j~l (mj - X)( mj - y)hjj Die Verteilungsfunktion folgt analog zu G.131:
-2 m -2 ; (-1~pxyi1) ( 128)
[~(mj- xJhj.][r.(mj -y)h~J Xj Y k m
1=1 J=1
Die~e Maßzahl heißt Korrelationskoeffizient; sie mißt die gegenseitige Abhängigkeit der
F(x,y) = P(XSXj' YSYj) ~ r. ~ f(x,y) =.I I Pi)' (138)
-= -= 1=1 )=1
Varlablen X und Y. Es werden im wesentlichen drei Fälle unterschieden: Wie im vorangegangenen Abschnitt exemplarisch erläutert, besitzt jede zweidimensionale
Pxy=+1: Es besteht zwischen den Zufallsgrößen eine strenge (linear-funktionale) positive Verteilung zwei eindimensionale Randverteilungen. Sie geben die Verteilung einer Kompo-
Abhängigkeit; man sagt: Die gegenseitige Beeinflussung erfolgt gleichläufig nente, unabhängig von der anderen an. - Definitionen:
(gl eichsinnig) • ( 139)
- 118 - - 119 -
x+<X>
y+<X> Mist H·l. g ist eine Funktion, die den Versagensfall (Einsturz) kennzeichnet. Man spricht
F1(x) = IIf(x,y)dydX; ~(y)= 1I f(x,y) dx dy (140 )
-a>-<X>
-GO_QD
daher auch von der Versagensfunktion. g ist von der realisierten Last, von der realisier-
ten Fließgrenze und von den realisierten Querschnittsabmessungen (hier bund h) abhängig.
Definition bei diskreter Verteilung:
Werden diese Einflußgrößen als Zufallsgrößen begriffen (man spricht auch von Basisgrößen) ,
m m k
f1(Xj) =,r f(Xi'Yj) = ,r Pij = Pi.; (141 ) X1 = 0F' Xz= b, X3 = h, X4 = H (147)
J=1 J=l r Pij = P'j
i=l
lautet die Versagensfunktion: 1 Z
Als Beispiel sei die Dichtefunktion der zwel'dl'mensl'onalen Norma 1 vertei 1 ung erwähnt: g(X"XZ,X3,X 4) = X''4XZX3 - X4l (148)

f(x,y)= Re
21t 1- Pxy ,ox' 0Y
_ 1 [(X-~)Z ZPxy(x-IJ.x)(Y-Jly! (Y-lJ.y ZJ
l ox -
Z(l- P l
x
OxOy + 0y )
(142 )
Wenn alle Tragwerke des nier behandelten Typs nach
ein und derselben Vorschrift bemessen und ausge-
führt werden, ist ihre Tragfähigkeit dennoch unter-
0x und 0y sind die Standardabweichungen (vg'l. G.124), P ist der Korrelationskoeffizient schiedlich, weil 0F' bund h in jedem Einzelfall,

1111
' d '
( vgl. G.126 ) • - S ln xy Dann gilt:
X und Y nlcht korreliert, ist PXy=O. wegen deren streuenden Charakter, unterschiedlich
realisiert werden und damit auch MU' Bild 33 zeigt
1 '(~)Z l(~Z
f(x'Y)=.R::" 'e-2 0x '.~ ,e- 2 0y =- f,(x),fz( y) ( 143) 11l (2) (3) (4) dl) vier Realisationen. Die Beanspruchbarkeit R (also
'" 2tt
v Ox rl1to y I (3J I (2)
MU) werde durch die Dichtefunktion fR(r) charakteri-
1(4)
Bei einer zweldlmenslonalen GAUSZ-Verteilung ist somit die Nichtkorrelation von X und Y Bild 33 siert. Die Wahrscheinlichkeit, daß R~r ist, be-
mit deren Unabhängigkeit verknüpft. Das ist ein Sonderfall.
rechnet sich aus:
Eine vertiefte Behandlung zweidimensionaler Zufallsgrößen verbietet sich in diesem Rahmen r
z.B. Definition der Erwartungswerte und Faltungsintegrale. Diesbezüglich wird auf die ' (149 )
= !fR(r) dr = FR(r)
Standardliteratur zur Wahrscheinlichkeitstheorie verwiesen, das gilt auch, wie oben er-
wähnt, für das Gebiet der analytischen Statistik und vieles andere mehr, was in der höhe- FR(r)ist die Verteilungsfunktion der Beanspruchbarkeit. - Die Verteilung von R folgt aus
ren Zuverlässigkeitstheorie als mathematisches Rüstzeug benötigt wird. der Verteilung der Zufallsgrößen 0F' bund h. Die Streuung von R ist dabei größer als je-
de Einzelstreuung. Das folgt (ohne Nachweis) aus dem Fehlerfortpflanzungsgesetz. Handelt
3.5.4 Elementare Grundlagen der Sicherheitstheorie *
es sich beispielsweise um die normal verteilten Zufallsgrößen X1 ' X2 und X3 mit den Mittel-
3.5.4.1 Bautei1festi.g~~ Bei!.!:U!pruchbarkeit R
werten ~1' ~2' ~3 und den Standardabweichungen 1 ° ,°
2 , 03 und sind die Zufallsgrößen unab-
fR(r) Bild 32 symbolisiere ein Tragwerk. Es handelt sich hängig voneinander, betragen Mittelwert und Standardabweichung der Summe X=X l +X 2 +X 3 :

11
hier um einen statisch bestimmten Freiträger der
Länge 1. Die Grenztragfähigkeit (also die Bean- (150 )
spruchbarkeit R=resistance) ist von dem an der
Einspannstelle aufnehmbaren Tragmoment M (U=ulti- Im hier behandelten Beispiel ergibt sich die Tragfähigkeit R nicht als Summe der Basis-
U
mate) abhängig. Unterstellt man eine idealelasti- variablen sondern gemäß G.148 als Produkt;

.~
sche-idealplastische Spannungsdehnungslinie, be- R _l bZl Z (151 )
-T q:'h= '4 ~X2X3
tragen das elastische und plastische Tragmoment:

L.~ (144)
In diesem Falle lassen sich Mittelwert und Streuung von R nicht mit elementaren Mitteln
berechnen. Die Rechenvorschrift ist u.a. vom Verteilungstyp der beteiligten Zufallsgrößen
CidlllrJl abhängig. In den meisten Fällen gelingt keine strenge (geschlossene) Lösung sondern nur
d o O F ist die Fließgrenze (=Streckgrenze). Für einen
-l.

$
0 Rechteckquerschnitt berechnen sich das elastische eine Näherungslösung.
F und plastische Widerstandsmoment zu: Bleiben im vorliegenden Beispiel die vergleichsweise
fR(r)
CiF E al bl W=- bh2 bhZ geringen Streuungen von bund h unberücksichtigt, d.h.
Bild 32 6 WPI = -4- (145) werden sie als (deterministische) Festwerte eingeführt,
b ist die Breite und h die Höhe des Rechteckquerschnitts. (Um die Dbersichtlichkeit zu ist die Verteilung von R der Verteilung der Fließgren-
wahren, wird auf die Momenten-Querkraft-Interaktion bei der Bestimmung der Grenztragfä- ze 0F proportional.
higkeit verzichtet; vgl. Abschnitt 6). __
r---------~~~~~~--~~-- ~ Wie in Abschnitt 3.5.2.7 erläutert, handelt es sich bei
Versagen tritt ein, wenn das äußere Lastmoment M das Tragmoment übersteigt. M werde hier dem Normwert 0F (z.B. 24kN/cm 2 bei St37) um eine untere
mit Mpl identifiziert. Die Versagensbedingung lautet dann: U Bild 34 p-Fraktile. Mit (1-p) Prozent liegen die realisierten
(146) Werte darüber, das gilt damit auch für R(=MU=M pl )' Bild 34 zeigt die Verteilung von R für
g:50 mit 9 =M pl - M
ein Profil HE300B. Wählt man statt dessen das Profil HE360B, steigt die Tragfähigkeit im
* Verhältnis der plastischen Widerstandsmomente. Die Dichtekurve der Beanspruchbarkeit R
ha~~ed~;i~~~~~~~~~~~eor;e de: Babuwerke ", isht ei~e r~lativ j~nge Forschungsdisziplin inner-
, " e n ,ngenleur aus. s le at lnzwlschen elnen hohen Entwicklun t d verschiebt sich in dem erwähnten Verhältnis zu höheren Werten und damit auch deren untere
errelcht, was slch ln elnem umfangreichen Schrifttum nieder hl gss an
l~gende Arbeiten gehen a~f FREUDENTHAL [38,39] zurück. Inzw~~~~ena~~~d~~\w;~s~~tgrun~­ Fraktile.
tlonale .. Konfer~nzen zu dlesem Thema abgehalten [40,41] und existieren zusammenfas:~~~e
Buchveroffentllchungen [42-46]. Hierzulande waren es KöNIG und Mitarbeiter [47-511 d 3.5.4.2 Lasten (Einwirkungen) - Beanspruchung~
~O~CH, KUPFER u. RACKWITZ und Mit~rbeiter [52], die Wichtiges zur Sicherheitstheori~n Bei der Bemessung eines Tragwerkes sind zwar i .a. die maßgebenden Lastarten bekannt,
elgetragen haben. Im folgenden konnen nur die Grundlagen vermittelt werden.
nicht dagegen deren Intensität und zeitliche Abfolge, mit der sie im Laufe der Nutzungs-
dauer auf das Tragwerk treffen. Es ist demnach notwendig, aufgrund gesammelter Erfahrungen,
- 121 -
- 120 -
Für die Einwirkungen der Gruppe b ist die Voraussetzung der Stationarität nur bedingt ge-
besser, aufgrund statistischer
geben, denn durch die Umstellung der Bauwerksnutzung oder durch die Zulassung höherer
fwl w) Erhebungen, auf die wahrschein-
fp{p) Verkehrslasten (z.B. auf Straßen) kann sich das Niveau verschieben. Dann handelt es sich
lich zu erwartenden Lasten zu
aber um eine ~nderung des Merkmalraumes und nicht um eine Trendverschiebung des stocha-
schließen. Sie haben sich in
stischen Prozesses. Es bedarf einer statischen Oberprüfung, ob die Konstruktion hierfür
den Lastannahmen der Berech-
ausreichend tragsicher ist. Wichtiger ist folgender Gesichtspunkt: Die allgemeine Ober-
nungsvorschriften niedergeschla-
wachung der Bauwerksnutzung (z.B. auf Brücken) sorgt dafür, daß Lasten extrem hoher In-
gen, z.B. in DIN 1055 Tl bis T6,
tensität (wie sie die nach oben offenen Dichtefunktionen zulass~n) nicht auftreten: Die
DIN 1072, DS804, DIN 4132 usf.
menschliche Ratio greift in den Zufallsprozeß regulierend ein. Es tritt ein Kappungseffekt
Die hierin enthaltenen Rechen-
w bei den Dichtekurven der Lastgruppe b auf. Ein solcher Kappungseffekt tritt auch bei den
werte haben die Bedeutung von
Bild 36 d) Dichten der Beanspruchbarkeit (Festigkeit) durch die bei der Produktion angewandte Eigen-
(oberen) Fraktilen. In der
Mehrzahl der Fälle steht bis heute eine statistische Absicherung aus. und Fremdüberwachung (Qualitätssicherung) ein.
Bild 36 zeigt verschiedene Dichtefunktionen unterschiedlicher Lasten (in etwas schemati- Die Einwirkungen (Lasten, Temperaturwirkungen, Zwangsverformungen, z.B. Setzungen) lösen
scher Darstellung): Beanspruchungen S (=stress) aus. Die Einwirkungen können lang- oder kurzdauernd auftre-
a) Ständige Lasten g (Eigenlasten): Die Eigenlasten der tragenden Konstruktion streuen ten. Je größer die Zahl der Einwirkungen ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit
i.a. nur geringfügig, da die konstruktiven Abmessungen vorgegeben sind und eingehalten für das gemeinsame Auftreten ihrer Extremwerte. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis sind
werden. Größere Variationsbreiten können durch die nichttragenden Ausbaulasten auf- die Kombinationsregeln für Einwirkungen unterschiedlichen Ursprungs festgelegt worden,
treten: Aufbau der Dacheindeckung, der Wände, der Geschoßdecken, der Installation bei bislang mehr oder weniger intuitivaufgrund von Plausibilitätsüberlegungen und zwar in
Hochbauten,der Fahrbahndecken und Beläge bei Brückenbauten, usf. Durch Um- und Ausbau zweifacher Weise:
kann im Lauf der Zeit eine Verschiebung (i.a. zu höheren Werten) eintreten. a) Durch Einführung von Haupt-, Zusatz- und Sonderlastfällen (ggf. weiteren) und
b) Nutzlasten p (Verkehrslasten): Die Streuspanne ist (zwischen den Zuständen Nullast b) durch anwendungsspezifische Sonderregelungen, z.B.:
und Voll ast) groß. _ Abminderung der Verkehrslasten in vielgeschossigen Hochhäusern (DIN 1055 T3),
c) Wasserstand h: Hydrostatische Lastzustände sind ein Beispiel für rechtsseitig limi- _ Reduzierung der Seitenkräfte auf Kranbahnen in mehrschiffigen Hallen (DIN 4132),
tierte Belastungen: Offene Behälter, Kanalbrücken, Stauwände u.a. Ein höherer Wasser- _ Reduzierung der Windlast bei Schnee, vice versa (DIN 1055 T5),
stand als maxh ist nicht möglich. - Auch die Betonierlasten auf Traggerüsten haben _ Reduzierung der Windlast bei Eisansatz bei Türmen und Masten (DIN 4131).
vom Standpunkt des Lasttyps her eher deterministischen Charakter, allerdings ist hier Um die Problemstellung deutlich herausarbeiten zu kön-
die Ausbildung eines vollen hydrostatischen Druckes ungewiß, doch das zur sicheren S=M=HI nen, beschränkt sich die folgende Darstellung auf das
Seite. Noch ausgeprägter ist die Unsicherheit bei Erd- und Siloruhedrucklasten. Hier
steuen die Merkmale des Druckgutes wie Wichte und Kohäsion sowie Druckaufbau, Aktivie-
rung der Wandreibung, Verdichtungseinflüsse u.a. in sehr starkem Maße. Es versteht
sich, daß größere Sicherheitsabstände als beim Wasserbehälter geboten sind.
d) Windlasten w: Während Eigenlasten, Verkehrslasten, Schneelasten, Wasser-, Erd- und
Silodrucklasten u.a. durch die Schwere (Gravitation) der Erde ausgelöst werden und da-
QBild 38
Auftreten einer Einwirkung und das in Bild 38 skizzier-
te Elementarproblem. Die Horizontallast H habe eine
bestimmte Verteilung; die durch H hervorgerufene Ver-
teilung des Lastmomentes M (=Beanspruchung S) werde
,r durch die in Bild 38 angegebene Dichtefunktion fS(s)
beschrieben. Da 1 eine Konstante sein soll, ist die
durch deren Richtung i.a. determiniert ist, ist das bei Windlasten nicht der Fall. Sie Dichte von M zur Dichte von H affin. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Fraktilenwert Sq er-
beruhen auf anderen physikalischen Ursachen und können aus allen Himmelsrichtungen reicht bzw. überschritten wird, ist 1-q. Ist z.B. q=0,95 vereinbart, so ist in 5% aller
wehen. Insofern ist die Windlast eine zweidimensionale Zufallsgröße. In Bild 36d ist Lastereignisse mit einem Lastmoment zu rechnen, das größer als Sq ist.
das Problem vereinfacht: Die mit 1 bezeichnete Dichtekurve gelte für die Lastvertei- 3.5.4.3 Sicherheitszone - Sicherheitsfaktor
lung für Wind aus dem Westsektor und 2 für Wind aus dem Ostsektor. - Es werde ein Tragwerk des hier behandelten Typs reali-
..... ....,Die Lasten lassen sich nach unterschiedlichen Kri- siert. Die Querschnittstragfähigkeit Mpl erfahre im
Veränderliche lasten: terien klassifizieren, vgl. Abschnitt 3.5.6.1. Laufe der Nutzungsdauer keine ~nderung. Auf das Trag-
a) Geophysikalische lasten lzufallsbedingt): Vom wahrscheinl ichkeitstheoretischen Standpunkt werk treffe ein Lastereignis (während der Nutzungs-
Schnee, Wind, Erdbeben, Seegang, Temperatur
her hat bei den veränderlichen Lasten die in dauer) : M=H·l. Wenn bei diesem Ereignis
b) Durch menschliche Aktivität enstehende lasten
Izufallsbeeinflußt): Nutz- und Verkehrslasten Bild 37 dargestellte Unterscheidung, die am Ur- Mpl - M> 0 ( 152)
~ ~ ~ sprung der Lasten (allgemeiner: am Ursprung der
ist, überlebt das Tragwerk (Bild 39a), im anderen
Bild 37 Einwirkungen) orientiert ist, Bedeutung:
Falle versagt es (Bild 39b). Die Stellung der beiden
a) Die vom Menschen nicht zu beeinflussenden Einwirkungen aus der Geophysik der Erd-
Dichtekurven für Rund S in Bild 39 verdeutlicht, daß
oberfläche wie Schnee, Wind, Erdbeben, Seegang, Temperatur;
die Wahrscheinlichkeit für Versagen sehr gering ist.
b) die vom Menschen durch seine Aktivitäten hervorgerufenen Einwirkungen, wie Nutzla-
Man spricht von der Versagenswahrscheinlichkeit PV'
sten in Hoch- und Industriebauten aller Art, bewegliche Verkehrslasten auf Brücken
Als zentraler Sicherheitsfaktor wird
und Kranbahnen einschließlich der hiermit verbundenen Massenkräfte.
f
In beiden Fällen handelt es sich um stochastische Prozesse. Hierunter versteht man einen Yo = T (153)
in der Zeit ablaufenden Zufallsprozeß. Man nennt den Prozeß stationär, wenn seine stati- definiert. Für die Versagenswahrscheinlichkeit ist
stischen Merkmale zeitinvariant sind. Das wird für die inder Gruppe a zusammengefaßten die gegenseitige Oberlappung der Dichtefunktionen maß-
Einwirkungen unterstellt, ein geophysikalischer Trend (des Klimas) wird verneint.
- 122 - - 123 -
gebend und somit neben dem Abstand der Mittelwerte r und die Streuungen von Rund S. der Einwirkung), ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß bei
Bild 40 zeigt jeweils zwei Verteilungen von Rund S mit unterschiedlicher Streuung bei im 's{s) einmaligem Auftreten S den Wert s nicht überschreitet:
übrigen gleichen Fraktilen r p und Sq' Im Gegensatz zu Bild 39 sind hierbei Normalvertei- s (158)
P(S ~S) = I,s(s) ds
lungen für Rund S unterstellt. Die Oberlappung der Dichten vermittelt einen Hinweis auf a)
die Sicherheit der beiden dargestellten Situationen. Um die Versagenswahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeit, daß bei zweimaligem Auftreten S~s
berechnen zu können, bedarf es der Berechnung des jeweiligen Faltungsintegrals. Offen- gilt, ist bei Unabhängigkeit der Beanspruchungsintensitä-
sichtlich ist es wichtig, den Verlauf der Dichtefunktionen bei R für die niedrigen und
ten gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeit für eine ein-
bei S für die hohen Werte möglichst genau zu kennen. Im anderen Falle wird die Berechnung malige Realisation (sofern sich die Einzelereignisse gegen-
einer Versagenswahrscheinlichkeit sinnlos. seitig ausschließen, was hier der Fall ist, denn es handelt
Das klassische Bemessungskonzept besteht da- b)

r j\., vt---.
sich um eine Ereignisfolge). Die Voraussetzung der Unab-
~~n~e~a:r:~~~:~~:nd:~g:~:~~~l~::~r~n:Pd~:er hängigkeit ist auch erfüllt, da ein zeitl ich genügender Ab-
stand unterstellt werden kann. Treten n Ereignisse (=Ein-
Fraktilenwert Sq (der in den Lastnormen ver- Bild 42
wirkungen) nacheinander auf, ist die Wahrscheinlichkeit da-
einbart ist) ein ausreichender Abstand ein-
für, daß für sie gemeinsam Sss gilt gleich qn, wenn q die Wahrscheinlichkeit für das Ele-
f ~S ~R gehalten wird. Der Quotient
: Sq rp : S,r mentarereignis Sss ist. Die Wahrscheinlichkeit für S>s ist bei n-facher Ereignisfolge 1_ q n.
: a) Y = .!:P.- (154) Es werde beispielsweise unterstellt, daß die Verteilung für das (einmalige, erstmalige)
Sq
pi Auftreten von S durch eine Normalverteilung gekennzeichnet sei (Bild 42). Dann ist die
ist der Nennsicherheitsfaktor, vgl. auch Wahrscheinlichkeit für SS~S bei 1-, 2-, 4-, 8-facher Wiederholung gleich 0,5000, 0,2500,
~S ~ ~R s,r

Bild 40 l Nennsicherheitslone
Zentrale Sicherheitszone
b)
J Abschnitt 3.4.3. Mit YO und y ist die zen-
trale bzw. Nennsicherheitszone definiert
0,0625, 0,0039 und für SS~S+2'0S gleich 0,9772, 0,9549, 0,9119, 0,8315. Bild 42 zeigt die
Dichte- bzw. Verteilungskurven für das n-fache gemeinsame Auftreten.
(Bild 40). Die Zahl n ist mit einem bestimmten Zeitraum T (Nutzungsdauer), z.B. 10, 50, 100 Jahre
Obwohl in Bild 40 für beide Bemessungssituationen derselbe Nennsicherheitsfaktor einge- verknüpft. Offensichtlich ist es sinnvoll, bei den Sicherheitsrechnungen nicht von der
halten wird, ist die Versagenswahrscheinlichkeit und damit die Sicherheit unterschiedlich. Grundgesamtheit aller Einwirkungen auszugehen, sondern von den auf die Referenz-
Mit einem einzigen (globalen) Sicherheitsfaktor gelingt es offensichtlich nicht, ein gleich- dauer T bezogenen Extremwertverteilungen. In diesem Sinne wird fS(s) im folgenden gedeutet:
mäßiges Sicherheitsniveau zu gewährleisten. Da die die Sicherheit beeinflussenden Größen (159 )
eine unterschiedliche Streuung haben, ist es sinnvoller, mit Teilsicherheitsfaktoren zu
rechnen. Jeder Einfluß wird mit einem zugeordneten (gewichteten, ponderierten) Teilsi- Wird die Verteilung der Beanspruchbarkeit R mit dieser Verteilung gefaltet, liefert das
cherheitsfaktor beaufschlagt. In der einfachsten Form lautet der Nachweis: die für den Zeitraum T geltende Versagenswahrscheinlichkeit.

(155 ) Für Fragen der Lastkombination, der Betriebsfestigkeit und der Frequenzanalyse des Ener-
giespektrums genügt es nicht, die Sicherheitsanalysen allein auf die Extremwertvertei-
lungen abzustellen, im Gegenteil, hierfür muß der vollständige stochastische Prozeß be-
Der Nennwert der Beanspruchung (bzw. der Einwirkung) Sq wird um ys erhöht und der Nenn-
kannt sein.
wert der Beanspruchbarkeit r p um YR abgemindert. Im allgemeinen ist:
~3~.~5~.~4~.~5~V~e~r~s~a~genswahrscheinlichkeit Pv - R-S-Problem
( 156) 's(sl Im folgenden wird für das in den vorangegangenen Abschnit-
3.5.4.4 Wiederholung Folge äußerer Einwirkung~
~nd ten behandelte Elementarproblem (R-S-Problem) die Versa-
Bei dem zu Anfang des vorangegangenen Abschnittes behan- genswahrscheinlichkeit bestimmt. Versagen tritt im Falle
'S{S) del ten Beispiel wurde unterstell t, daß ~ Tragwerk rea- (160)
9 sOmit 9 = R- S

1
lisiert wird, auf das (während der Nutzungsdauer) eine
Last einwirkt. Im Sinne der Wahrscheinlichkeitstheorie ein. Rund S seien gemäß Bild 43 verteilt; die Verteilung
fiS(s)ds handelt es sich um ili Experiment. Das Ereignis "Versa- von S versteht sich wie G.159; die Verteilung von R er-
s=r fahre innerhalb der Nutzungsdauer keine Knderung.
gen" ist aufgrund der vorgegebenen Verteilungen von Rund
S mit einer bestimmten Versagenswahrscheinlichkeit Pv Die Wahrscheinlichkeit, daß sowohl R zwischen rund r+dr
Bild 41 belegt. Die Oberlebenswahrscheinlichkeit ist PO=1-P V' Bild 43 als auch dafür, daß S zwischen sund s+ds liegt, beträgt
Wäre die Beanspruchbarkeit R exakt determiniert und wäre der Schrankenwert (für alle rea- bei Unabhängigkeit von Rund S, gemäß dem Multiplikationssatz der Wahrscheinlichkeits-
lisierten Tragwerke) gleich r (vgl. Bild 41), betrüge die Versagenswahrscheinlichkeit (bei theorie: (161 )
einer einmaligen Lasteinwirkung):
Pv = /1s(S) ds ( 157) Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, daß R kleiner/gleich sund S zwischen sund
s
s=r s+ds 1iegt: P(Rss n s<Ss.s+ds) = [jfR(fJdrh(sJds (162)
-Q)
Bild 41 verdeutl icht das Integral.
Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit P für alle möglichen Realisationen von S. Da das Ein-
Im Gegensatz zu den zuvor unterstellten Voraussetzungen sieht die Realität anders aus: v
treten des Ereignisses R~s bei wenigstens einer Realisation s von S zum Versagen führt,
Im Laufe der Nutzungsdauer wirken i.a. Lasten in unregelmäßiger Folge mit unterschiedli- ergibt sich P aus einer Summation von G.162 über s unter der gleichzeitigen Bedingung,
v
cher Intensität auf das Tragwerk ein. Ist fS(s) die Dichtefunktion der Beanspruchung (bzw.
daß R~s ist:
Pv= P(Rss) =
I''''fS(sJ {I'R(r)drjds
s
(163)
-CD -co
- 124 - 125 -
Denn es handelt sich bei den Ereignissen des gleichzeitigen Eintretens von Rss und s<Sss+ds
IJ.Z IJ.R - IJ.S (173)
(wenn s alle Werte von -00 bis +00 durchläuft) um miteinander unvereinbare Ereignisse;
hierfür gilt das Summationsgesetz.
-O:Z=-iolf+ 0s2 '
Die Auswertung der G.163 ist für allgemeine Dichtefunktionen formal schwierig, z.T. nicht Der zentrale Sicherheitsfaktor (G.153) und Nennsicherheitsfaktor (G.154) werden als näch-
möglich. Eine Verallgemeinerung auf nichtlineare Versagensfunktionen und/oder mehrere stes mit den Variationskoeffizienten von Rund S verknüpft. Für den zentralen Sicherheits-
Basisgrößen scheidet in geschlossener Form aus. faktor gilt:
3.5.4.6 Konzep~AS~~ (174 )
Die Sicherheitszone Z;R-S ist je nach Realisation der Wertepaare rund s größer oder klei-
Mit den Variationskoeffizienten für Rund S
ner: Z ist eine Zufallsvariable. Hierfür wird die Verteilung, ausgehend von den Verteilun-
gen für Rund S, abgeleitet. Bei Unabhängigkeit von Rund S folgt: ( 1 75)
FZ(z) = PIZsz) = PIR-S sZ) =!!fRlr).fSls)drds = i~ls)!fi;(;tdr}ds =iTslsHRIZ+S)dS (164)
r-ssz -co
-0) -co und den Fraktilen
rp =IJ.R - kROR = IJ.RI 1 - kRPR ) ( 176)
dF L(z)
z
J
+'"
fZ(z) = - d = fS(s)·fR(z+s)ds
-00
(165)
Sq =iJ.s+kSOS = IJ.S(l+ kS PS) (177 )
Damit sind die Wahrscheinlichkeitsdichten von Rund S gemäß der Vorschrift Z;R-S gefaltet. gilt für den Nennsicherheitsfaktor:
Rund S seien normalverteilt und unabhängig voneinander. Durch die Parameter ~R' 0R und
y= IJ. RI 1- kRPR ) = 1-k R PR y ( 178)
~S' Os sind sie dann vollständig beschrieben (vgl. Abschnitt 3.5.2.5):
lJ.s (1 +kS PS) 1 + ks Ps 0
1 r -iJ.R Z 1 ( s -IJ.S )Z (166 )
fR(r) = .~ e-2(~) fS(s) =.rz=-1 e-2 OS k und kS kennzeichnen die vereinbarten Fraktilen. Der Zusammenhang zwischen der Versa-
v2ß'~ VLßOs R
genswahrscheinlichkeit (G.171/3) und dem Nennsicherheitsfaktor (der dem globalen klassi-
Die Auswertung des Faltungsintegrals (G.165) ergibt: schen Sicherheitsfaktor entspricht) läßt sich wie folgt herstellen. Für G.171 wird ge-
1 1 ( z -IJ.Z )Z
-1<"--
fZ(z) = --·e L (167) schrieben: -ß
'f[Tt 0z
0z 7
10-
10-6
1
Pv =f[it !.e 1u
2"
2
du = ~(-ß) = 1- ~(ß) ( 179)
Dabei ist:
(168 ) lIr5
ß = ~ =+ IJ.R - IJ.S = IJ.R - IJ.S ( 180)
Py 10'4
° Vol+ 0l' y(~ IJ.R)2 + (PS IJ.S)2
Z ist demnach selbst wieder normalverteilt (Additionstheorem der Normalverteilung).
Nach Transformation auf die Abbildungsfunktion
t 1(f3
j
I1
ß ist der reziproke Variationskoeffizient der Zu
10-2
Z-IJ.Z '/ fallsgröße Z. ß wird i.a. als Zuverlässigkeitsindex
U=-- (169 ) 10'1 (auch Sicherheits index) bezeichnet. In Bild 45 ist
0,0 °z L,.o""
10 die Verknüpfung von Pv und ß dargestellt, vgl. auch
folgt für G.167: 5
Bild 15 unten.
(170 ) Bild 45 a) b) Gemäß Definition ist:
IJ.Z = ß·oZ (181 )
0,01
Die Versagenswahrscheinlichkeit ergibt sich Das ist der Mittelwert der Dichtefunktion fZ(z), also der Abstand des Mittelwertes vom
nunmehr zu: Ursprung Z;D. In Bild 44b ist dieses Ergebnis veranschaul icht.
Der zentrale Sicherheitsfaktor (G.174) folgt als Funktion von ß (ausgehend von G.1BO) zu:
IJ.R 300 ll Z r,s ( 171)
mm 1+ ßYPR2 + PSL ß2,PR2.PS2 (182)
a) Y -
0,1 1 - ß2. P 2
o -
Z~O bedeutet Versagen. In Bild 44 sind die Zu- R
sammenhänge verdeutl icht. Teilbild a zeigt die Damit ist auch der Nennsicherheitsfaktor als Funktion von ß bzw. Pv berechenbar (G.178).
Dichten für Rund S (die in ihrer Lage dem Voraussetzung ist die Kenntnis der Variationskoeffizienten von Rund S.
Lastfall HZ (~estrichelt dem Lastfall H) ent- Bei~~ Für den Baustahl St37 gelte (vgl. 2. Beispiel in Abschnitt 3.5.2.7):
sprechen). In jenen Fällen, in denen Z kleiner/
IJ. R= 278N/mnt, 0R = 17,8N/mm 2, PR = 0,06404
gleich Null ist, tritt Versagen ein. Folglich
kennzeichnet das Integral über fZ(z) von Als charakteristischer Wert (auch Normwert, Nennwert, Rechenwert genannt) wird die p;2,28%
bis 0 die Versagenswahrscheinlichkeit: Fraktile vereinbart. Hierzu gehört k R;2. Der charakteristische Wert beträgt (vgl. auch
o rp =IJ.R(l-k RPR) = 278(1-2 0,06404)= 242N/mm 2
I
Py = fZlz) dz
(172 ) Bild 19):
Auf der Seite der Beanspruchung wird ebenfalls eine Normalverteilung mit PS;0,3 unter·
-'"
Das ist (bei Beachtung der Transformation gemäß G.169) mit G.171 identisch. - Die obere stellt. Gesucht ist die zulässige Spannung, wenn PV;10- 6 toleriert wird. Der zugehörige
Grenze des (Fehler-)Integrals G.171 (vgl. mit G.41), ist mit den Parametern der Vertei- ß-Wert folgt aus Bild 45 zu 4,72. Für den zentralen Sicherheitsfaktor liefert die Rech-
lungen von Rund S verknüpft (vgl. G.168): nung (G.182):
z
1+4,7210,06403 2 + 0,3 2 - 4,72 2 0.06403 . 0.32' = 2,3032 = 2 6228
yo = 2
1 - 4.72 .0.06403 2 0.9087 - ' - -
- 126 - - 127 -
Der Nennsicherheitsfaktor folgt aus G.178. Für die Beanspruchungsseite (Lastseite) wird heitsfaktoren und Kombinationsfaktoren (Level I) theoretisch abzusichern. Da aber 'die
die (100-2,28)% Fraktile vereinbart: Kenntnisse über die statistischen Verteilungen (der Einwirkungen, Widerstände, Imperfek"
tionen) z.T. noch recht lückenhaft sind und die Modellbildung der sehr verwickelten Ver-
Y =2,6228 1 - 2-0,0B404 =2,6228-0,54496 =t4293
1+ 20,3 sagenszustände als auch der Einwirkungskombinationen außerordentlich schwierig ist (und
Als zulässige Spannung ergibt sich: daher in vielen Fällen nur in grober Annäherung gelingt), sollte man nicht von zu hohen
zulo 242/1,4293 = 169,3 N/mm 2 Erwartungen ausgehen. Vieles ist zwar schon, vieles muß aber noch von der Forschung ge-
klärt werden. Ein interessantes und wirkungsvolles Verfahren ist die "Methode der zweiten
In Bild 46 ist das Ergebnis veranschaulicht. Momente" allemal, es wird daher im folgenden dargestellt.
Seit Jahrzehnten wurde im Stahlbau im Lastfall H
3.5.5 Verallgemeinerung~"Methodeder zweiten Momente" durch HASOFER und LIND [56J
mit 160N/mm' und im Lastfall HZ mit 180N/mm'
~1 Versagensbereich...Ji..!!L~es2Jd..l:1.'li.P...!Jnkt - Lineare R-S-Probleme
0,1 als zulässige Spannungen gerechnet.
Um den Begriff "Versagensbereich"
Vorstehende Sicherheitsrechnung kommt mit der
zu erläutern, wird zunächst wieder
Kenntnis der Mittelwerte und Streuungen (bzw.
O+-~--+---4illl1oj--lj-~~-----l­
von der linearen Versagensgleichung
Variationskoeffizienten) von Rund Saus.
o Man spricht daher von der "Methode der zweiten g(r,s) = r-s::. 0
242
Bild 46 Momente". - Von BORGES/CASTANHETA [54J wurden ausgegangen, auch wird unterstellt,
Lösungen des elementaren R-S-Modells für meh- daß Rund S normalverteilt und von-
rere nicht-normale Verteilungen angegeben. Von CORNELL [55], auf den die Einführung des s s einander unabhängig sind. In der R-
ß-Index zurückgeht, wurde die Methode erweitert, indem der Wurzel ausdruck für die Be- Bild 47 al cl S-Ebene ist die GI eichung r-s=O eine
rechnung von 0z linearisiert wurde: (die Ebene halbierende) Gerade. Liegt die Realisation eines Werte paares von Rund S ober-
Z= r- 5 - ~z= 1Jr ~s = ßOZ =ß.y 0R2+o{ ::. ß-a.-(oR +Os 1 = a.-ß-(PR~R+ Ps ~Sl (183) halb der Geraden (r>s), so ist die Bemessung sicher (Bild 47a). Betrachtet man die Reali-
sationspaare vieler Bauteile des betrachteten Typs, ergibt sich in der R-S-Ebene ein Punkt-
Hierdurch gelang eine Entkopplung des R-S-Problems. Bezogen auf die Mittelwerte von R haufen (Bild 47b), der 9symptotisch mit steigender Anzahl der Realisationen in die zwei-
und S wurden gesplittete Sicherheitsfaktoren eingeführt und die Versagensbedingung wie dimensionale Dichtefunktion fR,s(r,s) übergeht. Bildlich ist es ein Wahrscheinlichkeits-
folgt postul iert: hügel. Bild 47c zeigt die Höhenlinien. Gemäß Definition gilt (G.135):
+ co.,.,
1. (1 -a.ßpR 1~R / !f(r,sldrds = 1 ~ 100% [f(r,sl :: fR,S(r,s) 1 (185 )

= .L~
-co-co
2. Yos-~s
VOR R Die Versagensgerade g=r-s=O schneidet einen Versagensbereich von dem Dichtehügel ab. Sind
Das ergibt: Yos = 1+aß Ps ; 1-OR =1- a.ßPR (184) Rund S unabhängig voneinander, liegt der Hügel achsparallel und es gilt:
Der mit der Linearisierung verbundene Fehler liegt zwischen 0,707 und 1,000. CORNELL (186 )
f(r,s) dr ds = f R(r ldr- fS(s)ds ..... Py =jjfR(rlfS(sl dr ds = jFR(Slfs(S) ds
wählte 0,75. r-s sO
Für die Entwicklung der Sicherheitstheorie hatten die Konzepte von BASLER und CORNELL
Wie im vorangegangenen Abschnitt erwähnt, ist die Versagensgleichung i.a. nichtlinear.
große Bedeutung. Der Umstand, daß sie einerseits von Normalverteilungen für Rund Sund
In der R-S-Ebene ist das Abbild einer solchen Gleichung eine Kurve. Wird die Sicherheit
andererseits vom elementaren R-S-Versagensmodell ausgingen, bedeutete eine prinzipielle
von mehreren Zufallsgrößen bestimmt, geht die R-S-Ebene in eine Hyperebene über (und ist
Schwäche und konnte nicht befriedigen. Die Sicherheitsprobleme sind nämlich real wesent-
dann einer Anschauung nicht mehr zugänglich). Die Erweiterung auf diese Probleme wird im
lich komplexer: Die Versagensgleichungen enthalten i.a. mehr als zwei Basisvariable
(Xl ,X ,· .X ) und sind zudem in der Regel nichtlinear. Die Verteilung der Basisvariab-
Abschnitt 3.5.5.3 behandelt.
2 n Es ist zweckmäßig, Rund S durch die normierten Größen g und 1)
len ist meist nicht-normal: Für die Lasten wird von Extremwertverteilungen und für die g-1) - Ebene
zu ersetzen:
Widerstände von Lognormalverteilungen ausgegangen. Imperfektionen, die um einen Mittel- g_ r- EIR] _ 1) - 5- E[S] ( 187)
wert nach beiden Seiten gleich stark streuen, können i .a. durch Normalverteilungen be- -v'Var[R] , - -yVar[S]
schrieben werden. Eine Sicherheitsanalyse solcher Probleme auf der Basis eines gemäß Ab- E[ ] ist der Erwartungswert (Mittelwert, ~), Var[ ] ist die
schnitt 3.5.4.5 erweiterten Faltungsintegrals für die Versagenswahrscheinlichkeit schei- Varianz (0'), vgl. G.30 u. 31. Es handelt sich also um das 1.
det wegen der hiermit verbundenen Schwierigkeiten aus (Level 111). Eine Näherungslösung und 2. Moment von R bzw. S. Die Normierung bedeutet eine Koordi-
gel ingt auf der Basis einer auf HASOFER und LIND [56] zurückgehenden Erweiterung der "Me- natentransformation auf die Mittelwerte ~on Rund S, die an-
thode der zweiten Momente". Sie unterstellt nach wie vor Normalverteilungen für die Ba- schließend auf deren Standardabweichungen bezogen wird. Die Dich-
sisvariablen. Liegen nicht-normale Verteilungen vor, werden sie im Bemessungspunkt durch tefunktion f(r,s) geht in die Dichtefunktion f(~,1)) über;
normale approximiert. Dadurch bleibt in solchen Fällen die in Bild 45 dargestellte Ver- deren Mittelpunkt liegt im Zentrum der g-1)-Ebene (Bild 48). Die
Bild 48
knüpfung von ß und Pv gültig. Pv ist dann allerdings nicht als reale sondern als opera- Versagensgleichung g(r,S) = r-s = 0 (188)
tive Versagenswahrscheinlichkeit zu begreifen. Auf dieser Basis läßt sich ein einheit-
liches Sicherheitskonzept für alle Bauweisen des konstruktiven Ingenieurbaues entwickeln. wi rd mit ( 189)
r = .yVar[RH + EIR]: 5 =.yVarIS]-1) + EIS]
Man spricht vom semiprobabilistischen Sicherheitskonzept Level 11. Für baupraktische Si- umgeformt:
g(~ ,1) 1 = ag - b1) C =0 (190)
cherheitsnachweise scheidet indes auch dieses Konzept (von Sonderbauwerken abgesehen) +

aus. Es dient im wesentlichen dazu, das neue Nachweiskonzept mit gesplitteten Sicher-
- 128 - - 129 -
a, bund c sind positiv definite Festwerte: mit der durch den Realisationspunkt verlaufenden Geraden, die senkrecht auf g steht, so-
(191) mit die Steigung -(alb) hat, zum Schnitt bringt. Dieser Schnittpunktg-,lj- heißt Bemes-
o ==-yVor[RL b ==-YVor[S]; C== E[R] - E[S]
sungspunkt. Der Abstand zwischen Realisationspunkt und Bemessungspunkt ist z. Ein anderes
Wird die Versagensgleichung (G.19~) als Abschnittsgleich~ng angeschrieben, Realisationspaar liefert einen anderen Sicherheitsabstand z, d.h. Z ist eine Zufallsvariable.
-g- Das erste und zweite Moment von Z folgen zu:

=.;
+ -lj- =1 (192)
c c
-0 b EIZ] ==.~; VorIZl == 1 (201 )
Vo" + b"
erkennt man, daß sie die ~-Achse im Punkt -tc/al und dielj -Achse im Punkt (c/b) schnei- Beweis: . (202)
det (Bild 48).
Um zu prüfen, ob eine Real i-
EIZ] == pm] -~E[lj] + ~ ; ml == O. E[lj] == 0 -E[Z] VorlZl == E[Z2] - E2[Z]

sation r,s (bzw.g,lj) zum Ver- Wird G.199 ausquadriert und wegen der vorausgesetzten Unabhängigkeit von g und lj
sagen führt oder nicht, wird E[glj] =E[g] Eh] == 0 (203)
die Größe Zeingeführt. Z hat sowie E[g2]==1 undE[lj2l==1 (204)
~~~~~--~ __1J die Bedeutung des im vorange-
berücksichtigt, ergibt sich: 2] 2[ 1 0 2 + b2+C 2 c2 02 + b2
gangenen Abschnitt erläuterten Vor[Z] = E[Z - E Z = 0 2+ b2 - ~ ~
== 1 (205)
Sicherheitsabstandes. Z ist
Der Zuverlässigkeits index wird nunmehr allgemein zu
in der g, 1] -Ebene der Abstand
des Real isationspunktes g ,1] (206)
von der Versagensgeraden. Im
al bl cl Realisationspunkt g, 1] wird
Bild 49 definiert. Für das vorliegende lineare R-S-Problem ergibt das
der Einsvektor itz ' der auf
ß- _C_ ( 207)
die Gerade g(g,1]) hin orientiert ist, definiert (Bild 49a). Desweiteren wird der Einsvek- - yo.r:bT
tor itg vereinbart, der in die Gerade g(L1])=O fällt, vgl. Bild 49b. Er berechnet sich zu:
.illl.- i19..- und für normalverteilte Zufallsvariable Rund S:
- d1] eg + d" e1\
e-~~~~"~
b~ + 0jiJ ( 193) (208)
g- (E..9/ + (~l 102 + b
dg d1]

Wird G.190 nach g abgeleitet, folgt a; die Ableitung nach 1] ergibt -b. Die Richtigkeit Oer aktuelle Sicherheitsabstand z (G.199) kann in diesem Falle zu
bestätigt man wie folgt: Die Vektorgleichung für Erg lautet: (209)
eg = COS6 ~ + COSe: e; (194 )
Erg und it'YJ sind die Einheitsvektoren des Koorinatensystems (Bild 49a). Die Winkel 6 unde: angeschrieben werden. Liegt der Realisationspunkt zufällig im Zen-
sind in Bild 49c definiert. cos6 und cose: sind die Richtungskosini. Sie folgen mit G.190 lJ trum des zweidimensionalen Wahrscheinlichkeitshügels (g=O,1]=O),
aus: folgt: z =ß (210)
b 0
== 102 + b2 ; Case: = V0 2 + b2 (195 ) Somit ist ß im normierten Koordinatensystem l; ,1] mit dem kürzesten
Abstand zwischen dem Nullpunkt und der Versagensgeraden g iden-
Damit ist G.193 bestätigt. - Führt man noch zwei neue Elemente ein, näml ich -aR und a tisch (Bild 50). a R und a S kennzeichnen gemäß G.198 die Richtung
S
und vereinbart sie als Komponenten des itg-vektors Bild 50 von ß:
eg = as·~ - aR·e; (196 ) -0 --{VaiiiIT
COS(g, ß ) ==- cose:
::. v02+ b2,==aR yVor[R]+Vor[S]
liefert der Vergleich mit G.194:
.• -0 ( 197) _ +b _a _ v'VaifsT +Os
(212 )
aR=--- ; - ~ - S - YVor[Rl. Vor[Sl
'-vaz;bF
Wie man einfach überprüft, lautet der Vektor Erz Hierin ist G.191 berücksichtigt. - Sind beispielsweise die Streuungen von
dg _ dg .... Rund S gleichgroß, ergeben sich a R und a S zu:
ez = - d -g eg - d1] e1] == ( 198)
a.R = -1m
=- 0.707, as == == • 0,707 .1/V2 (213 )
(-*)2 + (*,z In den Grenzfällen a.R=O bzw. 5 =0 gilt:
0.
Der Abstand z zwischen einem Real isationspaar g, 1] und der Versagensgeraden g(g,1])=O er- <'lR == 0: a. R'" 0, a. S =1 (214 )
gibt sich zu: o g - b1] + C
z== (199 ) Os == 0: a.R == -1, a.S == 0
-yr;z:bf
Dieses Ergebnis erhält man entweder vektoranalytisch oder dadurch, daß man die Gerade Die Lage der zugehörigen Versagensgeraden zeigt Bild 51. Die a.-Werte kenn-
g in kartesischer Normalform zeichnen den Streuungsbeitrag von Rund S an der Gesamtstreuung, man nennt
(200) sie daher auch Sensitivitätsfaktoren. - Für sie gilt die Nebenbedingung
a.R2+ a S2==1 (215)
- 130 - - 131 -
Die Verknüpfung des Sicherheits index ß mit den Teilsicherheitsfaktoren YR und YS (gemäß Dieser Realisationspunkt liegt im sicheren Bereich, vgl. Bild 53.
G.155) Wie sicher ist diese Realisation? Es werden die Einheitsvektoren
(216 )
eg und Tz aus g(~.1]):a~-b1]+c:10~-151]+90:0
gelingt wie folgt: Würde die durch YR und YS geforderte Sicherheit gegen Versagen gerade bestimmt (G.193 und G.198):
eingehalten sein, gilt: ~ 1
YSSq : YR - YS·IJ.s{ 1 + kSPS) ~ Yjl·IJ. R( 1 - kRPR) ( 2 1 7) dg 10 dg _ 15'
dg: . d1] - - .
(~)2
d!;
+ (~)2 :'~: 18.028
d1] Y U TU

Der Bemessungspunkt ~', 1]- kann im normierten System, ausgehend von G.211/2 und G.210 - 15 e'i; + 10 e; ~ 0.8320~ + 0.5547e1]"
eg : 18.028 ~
du rch g-: <lR·ß. 1]": <lS·ß (218 )
und im (rücktransformierten) R-S-System durch - _ -10eg + 15e'] _ - + 08320-
ez - 18.02B --0.5547e~. e1]
r" = 0R·~·+ IJ.R : a.R·ß·OR+ IJ.R IJ.R( 1 + <lRßPR) Bild 53 Sicherheitsabstand des Punktes ~= -1, 1]=+1,333 von der Versagensge-
(219)
raden (G.199/202-206):
IJ.S(1 + <lSßPs) 10·~ - 15"1 +90 -10 -15·1.333 + 90
: 3.328
dargestellt werden (vgl. G.189 bzw. 208). Dem Bemessungspunkt ist ein bestimmter ß-Index z= 18.028 18,028
(und damit eine bestimmte Versagenswahrscheinlichkeit) zugeordnet. Im Bemessungspunkt EIZ 1 ~ 18.~~B : 4.992; Var [Z] ~1 - ß~ 4.992
gi lt;
(220)
(Die Rechnung über G.207/209 führt zum selben Ergebnis.)
Die jeweils linken bzw. rechten Seiten der Gleichungen G.217 und G.220 werden einander Frage b: Die Beanspruchbarkeit sei mit IJ. R und 0R gegeben. Von der Beanspruchung (Einwir-
gleichgesetzt, das liefert die gesuchte Verknüpfung: kung) sei der Variationskoeffizient mit PS=0,250 bekannt. Welcher Mittelwert ~S darf
1- = 1 + <lRßPR (221 ) allenfalls auftreten, wenn PV=10- 5 toleriert wird?
YR 1 - kRPR 0R ~10; Os ~0.250IJ.S; IJ.R-IJ.S : 150-IJ.S
3.5.5.2 Beisp~ Es wird G.208 angeschrieben und hieraus der gesuchte Mittelwert berechnet:
Bild 52 zeigt zwei Bemessungsfälle, für die das elemen- 150 -IJ.S : 426 _ 66946
tare R-S-Versagensmodell zutrifft: V102+ 0.250 21J.s2· IJ.s ~....::.='c.=...:...:,-
TeiJJlj..l.d._a-=-.Ein Zugstab versagt, wenn die Fl ießgrenze
os: 0.250·66.946 =16.74 : a.R~-0.5129; a.s~0.8585
(OF) erreicht wird. Beanspruchbarkeit (R), Beanspru-
chung (S) und Versagensgleichung lauten: Gegenüberstellung der Ergebnisse der Fragen a und b:
(222) a) Pv :410- 7 • ß:4.99 IJ.S~ 60.0 kNm
A ist die Querschnittsfläche (deren Streuung unberück- b) PV: 10- 5 ß" 4.26 . IJ.S" 66.9 kNm
Bild 52 sichtigt bleibt).
Im Falle b liegt der Mittelwert ca. 10% höher. - Würde man die Bemessungsfraktilen (cha-
~iJ...I:l.iJ.j!': Ein eingespannter Träger versagt, wenn sich an der Einspannstelle ein Fl ieß-
rakteristischen Werte) Sq und r p jeweils mit k=2 vereinbaren, betragen die gesplitteten
gelenk ausbildet; hierfür gilt:
Sicherheitsfaktoren gemäß G.221:
(223)
Frage a: 1+0.8320.4.9920.25_ 1 - 2.0·0.0666
YS ~ 1 + 2.00.250 1359' YR
--'-
Wpl ist das plastische Widerstandsmoment, das, wie die Länge 1, als deterministisch auf- 1- 0.55474.9920.0666 : 1.063
ge faßt wird. Die Unsicherheit beruht dann allein auf der Streuung der Streckgrenze und
der Streuung der Belastung. Frage b: 1+0.8585·4.260.250 : 1276 : 1- 2.00.0666
Es wird der zweiterwähnte Fall behandelt; hierfür gelte: YS : 1+ 2.00.250 - '- ' YR 1- 0.51294.26·0.0666 =lQ1L

IJ.R:150kNm, 0R: 10kNm, PR:0.0666j IJ.S,,60kNm. OS" 15kNm. PS: 0.2500


Bildet man das Produkt, ergibt sich:
Transformation der R-S-Ebene in die ~ -1]-Ebene (G.187 und G.191):
Y = YS'YR . Frage a. y= 1.445; Frage b. Y=1.294
~: (r-150)110; 1]: (s-60)/15

a :10kNm, b:15kNm, c: 150 - 60:90kNm Die (globalen) Nennsicherheitsfaktoren bestätigt man, indem der Quotient rp/s q gebildet
wird (G.154):
Versagensgleichung (G.l92): g 1] 1
::g:rr + 6]"''' Frage a: Sq = (1 + 2.0 '2.50)'60.0 : 90.0 kNm. rp = (1 - 2.0 ·0.0666 )·150 : 130.0 kN m
Sensitivitätsfaktoren (G.197): Frage b: Sq : (1 + 2.02.50)'66.946 : 100.4 kNm. rp : (1- 2.0,0.0666)·150 : 130.0 kNm

~ ,,18.028; <lR: - 0.5547. <ls : 0.8320 Das Ergebnis ist plausibel. Die geringere Versagenswahrscheinlichkeit bei Frage a bedingt
eine niedrigere zulässige Bemessungsfraktile Sq' Da die Streuung von S größer ist als die
Frage a: Die Real isation eines Werte paares betrage: r=140kNm, s=80kNm. Das bedeutet im
Streuung von R, ist der S zugeordnete Teilsicherheitsfaktor größer.
transformierten System:
~: (140 -150l/rn :-1. 1]:{80 -60)/15: 1.333
- 133 -
- 132 -
vereinbart, ohne daß zwischen einwirkenden und widerstehenden Einflüssen unterschieden
~3 Erweiter~ nichtlineare und mehrdimensionale R-S-Probleme
wird, und ist x die charakteristische Bemessungsfraktile der Basisgröße Xi
Den vorangegangenen Ausführungen lagen zwei Voraussetzungen zugrun~ ik
1. Die Basisvariablen Rund S sind normalverteilt und unkorreliert, Xjk "llj( 1- kjPj)' (234)
2. die Versagensfunktion ist linear; deren Graph ist also eine Gerade. (235)
lautet G.233: rYIJ.·{l-
nil
kp)
I 1
=0
Die erstgenannte Voraussetzung bleibe vorerst weiter gültig.
Es seien n Basisvariable Xi gegeben. Mittelwert und Standard- Wird dieser Ausdruck der Bedingung rxi =0 gegenübergestellt,

~
1~1'
, abweichung seien bekannt: Ili' Gi' Die Variablen werden nor-
miert: Xj - llj
tlJ.j(l + <XjßPj) = 0 (236)
(224) fol gen die gespl i tteten Sicherheits faktoren zu:
g2 g2 gj = Gj
X'" 1 + <Xj ß Pj ( 237)
y. =_1 "
9 a)· 9 b)
Dadurch wird ein n-dimensionales Koordinatensystem aufge- 1 Xjk 1- kj Pj
Bild 54 spannt. - Die zweitgenannte Voraussetzung wird fallengelas-
<Xi und ß werden gemäß G.229 berechnet, dabei sind die partiellen Ableitungen im Bemes-
sen. Es wird unterstellt, daß der Versagenszustand durch
sungspunkt zu bilden. Da dieser zunächst nicht bekannt ist, bedarf es i.a. einer Itera-
eine nichtlineare Funktion g=g(X i ) charakterisiert wird. Man spricht von der Grenzzu-
tion. (Vorstehende Herleitung wurde von [57] übernommen; die Darstellungen sind im Schrift-
standsfunktion: Die Funktion beschreibt entweder einen Grenzzustand der Tragfähigkeit
tum, insbesondere was die Positivdefinition anbelangt, nicht einheitlich.)
oder einen Grenzzustand der Gebrauchsfähigkeit. Die Funktion wird gemäß G.224 in den ~.- 1
Raum transformiert. Der Raum zerfällt dadurch (orientiert am Grenzzustand der Tragfähig- ~.4 Beisp~
keit) in einen Oberlebens- und einen Versagensbereich. Für zweidimensionale Probleme zeigt ~1
Hl3 4
Bild 54 zwei Beispiele. Zwei- und dreidimensionale Probleme lassen sich bildlich veran- 3IT 3
schaulichen, mehrdimensionale (n~4) dagegen nicht.
Das Sicherheitsmaß ß wird als geringster Abstand zwischen der Grenzzustandsfunktion g=
g(~i)=O und dem Ursprung ~i=O(i=l ,2, ..• n) definiert. Um diesen Abstand bestimmen zu können,
1A
l ';5+---l.I~1---130--+--J_
2
1
o-1.--l--+<...j----<f-+--+--t-+---+-+-:!;;....,...,:~-;-+-+-t-.._
-1 ~2
wird vom Ursprung auf die mehrdimensionale Fläche der g-Funktion das Lot gefällt. Diese
Definition entspricht dem linearen zweidimensionalen Fall (Abschnitt 3.5.5.1). Im Durch-
dringungspunkt des Lotes wird g durch eine tangentiale Hyperebene, d.h. durch das erste
Glied einer TAYLOR-Reihe, ersetzt. Den Durchdringungspunkt bezeichnet man als Bemessungs- Bild 55
J I = ;4'0/' -2,5

a)
-5 JI--+-+--+-+-
b)
-5
-2
-3
-4
c)
punkt ; er habe die Koordinaten ~;. Die Lineari sierung von g=g(~i) im Bemessungspunkt beträgt die Durchbiegung einer durch eine horizontale Kraft bean-
lautet:
g(~j)= g(~i)+far
og
'(~i-~n =rW'~j
og I
-r~~ ~i+g(~i)=O
1 ~* n ; , j ~~
I n V;'j ".
I (225 )
Bezogen auf die Länge
spruchten eingespannten Stütze (Bild 55a): HL2
JE1
1 1;'1

Abkürzung:
g(~j)=taj'~j +C =0 mit aj= ~;I
V;,j ~t
; c=-r~1 ~"+g(~.)
n O~j ~i 1 1
(226)
Länge und Elastizitätsmodul seien nichtstreuende Größen, also Festwerte:
L " 5,Om; E" 21 000 kN/cm 2
Diese Gleichung wird mit G.190 verglichen: Die Stütze habe einen kreisförmigen Vollquerschnitt. Das Trägheitsmoment beträgt:
g(~,l}) = a·g - b'l} + C = al~l+ a2~2+ C = r aj'~j + C " 0 ( 227) Tt O/'
I -- 64
Im zweidimensionalen Fall beträgt der Sicherheitsabsta~d (G.199/209):
Es bestehe die Forderung, daß das bezogene Durchbiegungsmaß 1/100=0,01 eingehalten wird.
Z "-~·~-<XS·l} + ß "-<X1~1-a.2~2+ ß = -!<Xj'~j +ß (228)
Die Grenzzustandsgleichung der Gebrauchstauglichkeit folgt aus der Bemessungsforderung
Durch Analogieschluß werden <Xi und ß für das mehrdimensionale Problem abgeleitet: Ver- HL2 HL2
gleich mit G.197 bzw. G.207: 0,01 ~ JE1 - 0,01 - JE1 2 0
zu:
R- 5 0: 001 lEl - H = 0 _ 001321000Tt O/' - H = 0 -
-a·1 C , T ' 500 2 64
a. -
j - w;ar
ra·
n 1
ß" lfiT
na· 1
(229a/b)
\1,237'10-~01, - H ,,0 I [H]" kN; [0] "cm
Aufgabe a: Mittelwert und Variationskoeffizient von 0 und H betragen:
Die Koordinaten des Bemessungspunktes im normierten System lauten (Vergleich mit G.218): R: IJ.O,,20cm, pO=O,05 00"1,OOcm; 5: IJ.U"5kN, PH"O,25: °H=1.25kN
~t" <xj·ß (230) (Bei der Fertigung der Stützen wird natürlich real ein wesentlich geringerer PD-Wert er-
Wird auf eine Normierung verzichtet, gilt: reicht.) Gesucht ist die Sicherheit der vorstehend gewählten Ausführung. - Die Grenzzu-
_ Ogl ° _r~1 ·(X·_II) + 9 (xj) standsgleichung wird normiert (G.224):
a.j " oXi xi'" 1 ß" n oXi Xi· 1 '"I
(231 )
R: X1 ,,0: ~1" 0;0110 - 0=~100+IJ.O "1.00~1+20,OO
r( ~;I 'Oj)2 ,/r( ~xgl .Oj )2
n 1Xi- Vn v 1 Xi-
H - !-LH
S: X2 " H: ~2" - - - H =~20H+!-LH =1.25~2 + 5,00
Xj-" llj + 0j ~t" llj + a.j ßOj = llj (1 + <XjßPj) (232) °H
Wird das Format des Trag- oder Gebrauchsfähigkeitsnachweises, im Gegensatz zu G.216/221,
zu r Yj,Xjk ,,0 (233 )
n
- 134 - - , 35 -
Bild 55b zeigt den zugehörigen Kurvenverlauf in der ~-Ebene. In der Nähe des Ursprungs 1. Für verschiedene (frei) gewählte Ausführungen werden
des Koordinatensystems ist der Verlauf nur schwach gekrümmt (obwohl der Durchmesser 0 in 5 "., " die zugehörigen ß-Werte (wie bei der Lösung von Aufgabe a
der 4. Potenz aUftritt). Gesucht ist jenes Realisationspaar auf der g-Kurve, das dem Ur- 4,709 ,/ gezeigt) berechnet. Im vorliegenden Fall kann beispiels-
,/
sprung am nächsten liegt, das ist der Bemessungspunkt. - Die Aufgabe kann nur iterativ ß ".,'/ weise die gesuchte Lösung mittels Interpolation für ß=3
gelöst werden. Die Ableitungen von g nach ~1 und g2 lauten: ,/
recht genau geschätzt werden, vgl. Bild 57. Ein derarti-
g ag t [l] ------~--
: ges Vorgehen ist bei mehreren Basisvariablen aufwendig.
aa g, : 1,237·1O- 44(l00g, + 20,00)31.00 : 4,9481O- 4(1,00g, + 20,00)3; ag 2 =
,,/
,," I 2. Für die Sensitivitätsfaktoren u i werden Startwerte ge-
Als Startwerte werden gewählt: ß=3;u,=-0,5, U2 =+0,5. (Dieu-Werte von . Basisvariablen der
" ,/ 0,726
/" :
I
schätzt und der zugehörige Bemessvngspunkt berechnet:
Beanspruchbarkeit sind negativ und der Beanspruchung (Einwirkung) positiv belegt. Es g.= u··ß
I I
ist empfehlenswert, die Startwerte für U i so zu wählen, daß der BedingungvrU 2 =1 genügt 0+---1--+--'+--+----+- Aus der Grenzzustandsfunktion
i 15 16 17 18 19 20 cm
wird. Diese Bedingung wird mit den vorliegenden Startwerten verletzt, was für die nach-
folgende Iteration ohne Belang ist. Man kann zeigen, daß das Iterationsverfahren stets
-lJ.o g(gjl=o
Bild 57
numerisch stabil ist.) wird die gesuchte Größe (hier der Mittelwert ~D) frei ge-
Nacheinander werden fortlaufend berechnet (G.230, G.22ga/b): stellt. Damit können g und deren Ableitungen und schließlich neue ui-Werte berechnet wer-
den. Im vorl i egenden Beispiel findet man:
*
g, :u,ß; g2: u2 ß -
* a g\
eg, g*' 0= (l+Pog,)IJ.O = (1+o,05g,)1l0; H=1,25g 2 +5,0
I Ausgehend von den Schätzwerten
Es bedeuten:
u, = - 0,7071. u2 = 0,7071
N= wird gerechnet: gt= Cl,-ß = - 0,7071·3 = - 2,121, g;= Cl2'ß = +0,7071' 3 = +2,121
g(gi,g;) = 1,237'lo-~(1+o,05 ~;)41J.~ - (1.25· ~i + 5,0):
Bild 56 gibt das Ergebnis der Iterationsrechnung wie-
Iteration: 1 2 3 4 = 1,237·1o-~[1+o,05·( 2.121)]4.1J.~ - (1,25·2,121 +5,0) =
der. In Bild 55c ist die Lage des Bemessungspunktes
ß 3 4,207 4,707 4,709 5 4
eingezeichnet. Das Ergebnis wird in die Xi-Ebene rück- =7,8999.1o- IJ.0 -7,6513 =0 - l!:.o =17,64cm
u, -0,5 - 0,9288 - 0,8551 - 0,8500 transformiert (G.232): Nunmehr werden g und deren Ableitungen bestimmt und für den Bemessungspunkt (wie bei Auf-
(12 +0,5 +0,3706 +0,5183 +0,5268 gabe a) ausgewertet. Das liefert neue Cl-Werte (-0,8076, +0,5897), usf. Die zweite Itera-
xi: 0*:1J.,(1 + u,ßpl) = 20,00[1 +(-0,8500).4,709·0,05] = 16,00cm
gi -1,5000 - 3,907 -4,025 -4,002 tionsstufe ergibt: IJ.O = 17,68cm, Cl, =-0,7955, u2 = 0.5059
gi ·1,5000 .1,559 2,440 +2,481
xt: H·=1J.2(1 +U2ßP2) = 5,00[1 + 0,5268·4,709·0,25] =~
Ist die Lösung gefunden und werden Fraktilen vereinbart, lassen sich jene Teilsicherheits-
Die Bemessungsforderung wird überprüft: beiwerte berechnen, die eingehalten werden müssen, um der Bemessungsforderung mit der Zu-
glgj,g2') 7, 615 1,348 0,006 0,002
8,10 500 2 verlässigkeit ß=3 zu genügen. Im vorl iegenden Beispiel werde
Bild 56 ~ = 4,709 =.QJJ..L
3 ·21 0003217 R: k,=+2.ooo; S:k 2 =-1,645
Zu ß=4,709 gehört P =9,6"0-7= 10- 6 vereinbart. Dann ergibt sich mit der Lösung der letztgenannten Iterationsstufe:
V
Anmerkung: Obwohl der Variationskoeffizient von 0 nur ein Fünftel des Variationskoeffi- ~.= - 0,7955·3: - 2,386 - x,'": [1 + 0.05·(-2.386)]·17,68 = 15,57cm
zienten von H beträgt, ist der Absolutwert des zugehörigen Sensitivitätsfaktors größer
als der Sensitivitätsfaktor von H (0,8500>0,5268), d.h. der Einfluß der Streuung von 0
~;= + 0.6059·3: +1.818 _ X;" 1,25·1,818 + 5.0 = 7.27 kN
ist größer als der von H. Das beruht darauf, daß die Streuung von 0 mit der 4. Potenz X'k" (1-2,000·0,05)'17,68 15,91cm - Y, = 15,57/15,91 = 0,98
eingeht: Offensichtlich kann bei nichtlinearen Grenzzustandsfunktionen nicht unmittelbar
X2k" (1 + 1,645·o.25H.00 7.05 kN - Y2 = 7,27/ 7,06 =.1Ql.
und allein von der Höhe der Variationskoeffizienten der beteiligten Basisvariablen auf
deren sicherheitstheoretische Relevanz geschlossen werden. In der gewohnten Notation gilt: 1
R'. Y1 =.102 ;
Wird dieselbe Aufgabe mit einem geringeren Mittelwert für den Stützendurchmesser 0 gelöst, Das Produkt ergibt Y=l ,05.
sinkt die Sicherheit. Beispielsweise ergibt sich für ~D=15cm (statt 20cm) ß=0,726. Das
wäre eine in jedem Falle unzureichende Gebrauchsfähigkeit, denn etwa die Hälfte aller 3.5.5.5 Beispiele für Grenzzustandsfwnktionen
Realisationen würde die Bemessungsforderung nicht erfüllen. Das im vorangegangenen Abschnitt behandelte Beispiel war vergleichsweise einfach. Beleuch-
Aufgabe b: Für die Horizontalkraft H (Einwirkung) gelte wie zuvor: tet man die gängigen Sicherheits fragen genauer, weisen die Grenzzustandsfunktionen über-
wiegend einen recht komplizierten Aufbau auf. Hierzu einige Beispiele:
IJ.H = 5 kN, PH = 0,25: 0H = 1.25 kN
,. Beispiel: Zugstab (Bild 58)
Ebenso gelte nach wie vor derselbe Variationskoeffizient für den Durchmesser der Stütze:
Neben die äußere Zugkraft Funddie Fließspannung 0F tritt die Querschnittsfläche Aals
Po = 0,05. Die Aufgabe bestehe darin, den Mittelwert von 0 so zu bestimmen, daß ß=3
dritte Basisgröße hinzu. Deren Streuung ist von den Walztoleranzen abhängig, im Falle
eingehalten wird. Diese Aufgabenstellung ist in der Praxis der Regelfall. Sie ist schwie-
eines durch Löcher geschwächten Querschnittes auch noch von der Toleranz der Bohrungen.
riger als Aufgabe a (Sicherheitsüberprüfung einer gegebenen Ausführung) zu lösen. Da ~D
Der Zeiteinfluß kann über die Abrostungsrate erfaßt werden. Die g-Funktion lautet:
nicht bekannt ist, kann die g-Funktion und deren Ableitungen nicht angeschrieben werden.
g=g(g} ist vielmehr unter Einhaltung der Bedingung ß=3 gesucht. Es gibt zwei Möglichkei- (238)
ten, um die Aufgabe iterativ zu lösen: Es bedeuten: (239)
- 136 - - 137 -
A besteht selbst wieder aus streuenden Anteilen, z.B. Höhe und Breite des Querschnittes, Handelt es sich bei e und f um baupraktisch unvermeidbare Außermittigkeiten, also um
Dicke des Steges und der Flansche. Imperfektionen, die um den Mittelwert Null streuen, ist auch der zur Realisation e;O und
2. Beispiel: Eingespannter Biegestab (Bild 5~) f;O gehörende Yersagensfall (zentrisches Knicken) zu berücksichtigen. Die zugehörige

-
Der Stab versagt, wenn
t F
Ci sich im Einspannungsquer-
Grenzzustandsfunktion lautet:
(250)
I schnitt ein Fl ießgelenk
Die Wahrscheinlichkeit für das durch g2 beschriebene Ereignis ist im Vergleich zu dem
I bildet. Für eine Stütze
mit Rechteckquerschnitt durch 91 beschriebenen Ereignis sehr viel kleiner. Sind für eine gegebene Ausführung PY,1
i gilt (vgl. Abschnitt und PV,2 berechnet, folgt Pv aus:
I 3.5.4.1) : Py = (1- PY,2 )-Py" + Py,Z= Py" _ ß
(251 )

a) b) 9 =tx,X2'Xl- X4-1 = 0 (240) 4. Beispiel: Durchschlag-Problem [Bild 61)


Die elasto-statische Durchschlagkraft des in
Die Länge 1 wird als Fest-
'F
Bild 58 Bild 59 wert aufgefaßt, im übri-
Bild 61 dargestellten Sprengwerks beträgt [60J :
gen bedeuten: (241 ) FOi = HA-sin 3(a -<Pm I (252)
EA ist die Dehnsteifigkeit der Stäbe und aderen
Das plastische Tragmoment erfährt im Einspannquerschnitt durch die hier vorhandene Quer-
anfängl icher Neigungswinkel. <P Di ist der im Diver-
kraft eine Abminderung:
\11 s 1 (242) genzpunkt vorhandene Drehwinkel (Bild 61b). Die
+--.-.,..-
. _/ Bestimmungsgl eichung für <P Di lautet [60J:
\11 kennzeichnet die M-Q-Interaktion (Abschnitt 6.3.7.3) und ist von Q und damit von X ;H ....
4 I
abhängig. Anstelle von G.240 gilt: "\ I cos 3(a-<P0i)-CDsa=0 (253)
I
(243) \ / Mit sin 3(a-<P0i 1 = (1- costalt (254)
In \11 ist wegen der anzusetzenden Fließhypothese eine Modellunsicherheit enthalten. Kann \ /

diese Unsicherheit mit einem auf Versuchen basierenden Yariationskoeffizienten belegt wer- Bild 61 '-_ ...../
lassen sich G.252 und G.253 ineinander über-
b)
führen:
den, lautet die g-Funktion: (255)
(244) Versagen kann auch dadurch auftreten, daß die Streben ausknicken. Das ist dann der Fall,
wenn die Strebenkraft F 1
Handelt es sich bei der Stütze um ein I-Profil (Bild 59b), sind Tragmoment und Interak- S=2sin(a-<p) (256)
tionsbeziehung Funktionen von b, h, sund t. s ist die Stegdicke und t die Flanschdicke.
die ideelle Knickkraft erreicht. Das ergibt:
Zur Streuung dieser Größen vgl. [58,59J.
Tt ZEI-
3. Beispiel: Druckstab (Bild 60) FKi = sm (a - <PKi ) 2----rz ( 257)
Wird ein Druckstab nicht zentrisch sondern exzentrisch am Hebenarm e
Im verformten Zustand bleibt der horizontale Abstand der Kämpfer erhalten, das bedeutet:
belastet und ist zusätzlich eine sichelförmige Yorkrümmung mit dem Pfeil f
vorhanden, liegt ein Spannungsproblem Th. 11. Ordnung vor. Gesucht sei l-cosa=(l-t.lkos(a-<p) - (1-~kos(a-<pI-cosa=0 (258)
die Sicherheit gegenüber der elastischen Grenztragfähigkeit, die dann er- Im Moment des Ausknickens ist: t.l SKi
reicht ist, wenn die Spannung auf der Biegedruckseite die Stauchgrenze er- I = IT (259)
reicht (OF)' Der Yerformungseinfluß wird näherungsweise mittels des Yer- G.258 lautet somit: (1-~)-cos(a-<PK-I-cosa =0 (260)
formungsfaktors ILA I
0.= __ 1_
(245) G.257 und G.260 lassen sich miteinander verknüpfen:
1- F/FKi
erfaßt. FKi ist die EULERsche Knickkraft. Das Biegemoment nach Theorie
(261 )
11. Ordnung beträgt demnach in Stabmitte:

MIl=0.-M1=0.-F(e+f)= F(e+f) (246)


1 G.255 und G.261 werden als nächstes in die zugeordneten Grenzzustandsfunktionen g1 und g2
Die Grenzzustandsgleichung folgt aus der BedingUng - F/FKi
überführt: 9, : PV,1 = P(F > FOi I; 92: Py 2= P( F > FKil (262 )
11
0=-+--
F
A
1 F(e+f)
W 1-F/FKi
für einen Stab mit Rechteckquerschnitt zu:
- 0F - 1...(1
A
+.L~) =0
W 1- F/F Ki
( 247) Die Zusatzbedingung
führt auf: 93 = FOi - FKi = 0 -
FOi $ FKi
PY,F P(FKi~ FO i )
(263)
(264)
Die Versagenswahrscheinlichkeit berechnet sich aus den Einzelwahrscheinlichkeiten zu:
9, = X, - -.!L-[1 + J...-...:.X~4_+:..;.;X5L--_] = 0 (248) (265)
X2X3 X3 1- X6 Py = Py,,- PY,3 + (1- PV,3)PY,2 - ß
1t2E
i2ii- X2-X 33 Bei der Ausformulierung der Grenzzustandsfunktionen ist zu entscheiden, welche Größen
als streuend und welche als nichtstreuend zu bewerten sind.
Der Elastizitätsmodul E wird als nichtstreuende Größe aufgefaßt; im übrigen bedeuten:
(249)
- 138 - - 139 -
5. Beispiel: Fundament mit klaffender Fuge (Bild 62) Der zweitgenannte Vorschlag hat sich im wesentlichen durchgesetzt: Hierbei werden die
In Richtung der Biegebeanspruchung betrage die Seitenlänge des Fundamentes a, die Breite nicht-normal verteilten Basisvariablen im Bemessungspunkt (x i -) in normalverteilte um-
sei b. Beide Größen seien deterministisch. In der Sohlfuge wirken Mund N; N als Druck- gerechnet. Für die "angepaßte" Normalverteilungbetragen Mittelwert und Standardabwei-
kraft. Versagen kann bei drei (unvereinbaren) Ereignissen eintreten:
chung: <pW1(F(x.))j
Ereignis 1: Die Fundamentfuge ist voll gedrückt, die Randspannung über- 1l·=x·_~-l(F(x·))·o'; 0'= f(x~ (272)

~
schreitet die zulässige Kantenpressung: Hierbei sind
M
. /, 0 = AN + W
M
> zulo und VM s 6"
a
(266a) die Funktionswerte der Dichte- bzw. Verteilungsfunktion der nicht-normalverteilten
I Basisvariablen im Bemessungspunkt. ~-1 ist das invertierte Normalverteilungsintegral ,
1: I' Ereignis 2: Die Fundamentfuge klafft, die Randspannung überschreitet die berechnet nach G.271. Dem Mittelwert und der Standardabweichung der angepaßten Normal-
~I
I (1 zulässige Kantenpre;sun g : l a M a verteilung gemäß G.272 liegen zwei Bedingungen zugrunde, daß nämlich Ordinate und Stei-
N
2' i 0 = 3 (JL M)b> zu 0 und 6' sN ::>3" (266b)
gung der Ausgangs- und angepaßten Verteilung übereinstimmen. Detailierte Genauigkeitsbe-
trachtungen zu dieser Näherung findet man in (65J.

J~ E"i,"i' 3. Oi, F""d'~~"'f~" ",ff' Ob" ,/2 bio,",. d., "i ""'"""i,.
Handelt es sich bei der nicht-normalen Verteilung um eine Lognormal-Verteilung (Ab-
schnitt 3.5.2.6), lauten deren Dichte- und Verteilungsfunktion (G.57):

Bild 62 li.>..Q..
N- 3 ( 267) f(X) =.M::::'
1 1 1 lnx- a 2 F(x) =
·-e-2·(-b-};
IXf(~)d~ (273 )
v2Tt·b X -co
Die Ausformulierung liefert insgesamt vier Bedingungsgleichungen, jede liefert einen zu-
a und b sind Lageparameter; sie können mittels G.58/59 empirisch berechnet werden.
gehörigen Wert Py • Die Yersagenswahrscheinlichkeit folgt aus den Einzelwahrscheinlich-
keiten nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie. Ihre Bedeutung ist:
a=lnx (x Medianl; b=Yln(p2+11 (p : Variationskoeffizientl (274 )
~6 Erweiterungen und Ergänzung~

a) Die im vorangegangenen Abschnitt hergleiteten Grenzzustandsfunktionen verdeutlichen Sind von der Zufallsgröße die empirischen Parameter X, s und v~s/x bekannt (berechnet
die immensen Schwierigkeiten, die bei Sicherheitsanalysen mit vielen Basisvariablen nach G.6/7, 9/11), folgen a und b hieraus zu:
und einer oder mehreren nichtlinearen g-Funktionen zu bewältigen sind. Die für die
Rechnung benötigten partiellen Ableitungen lassen sich nicht mehr explizit anschrei-
a = In X = In X - t [ln (y2 + 1)) ; b =Yln (y 2+ 1)' (275 )
Für kleine Yariationskoeffizienten (v<0,3) gilt in guter Annäherung:
ben. Lösungen sind nurmehr auf der Basis numerischer Algorithmen mittels Computer mög-
lich. Die grundsätzliche Strategie entspricht der in Abschnitt 3.5.5.3/4 gezeigten a =ln -X - 1 2 b "y
Z·y; (276)
Yorgehensweise. (Auf die Lösung der im vorangegangenen Abschnitt aufgestellten Grenz-
zustandsgleichungen kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden.) Für die Berech-
nung der Yersagenswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von ß (und umgekehrt) eignen sich x = 277.8N/mm2. s=17,79N/mm 2, y=0,06404
die Formeln: Py=1013,40-2ßI=2512.1O-2ß bzw.
ß=-t(lOgp -3.40) (268) genau: a = 277,23 N/mm 2 . b =0.06397; genähert: a = 277.23 N/mm 2; b= 0.06404
y
Ist der Wert der Yerteilungsfunktion F(x) gleich p, folgt der zugehörige Merkmalswert
Die Formeln liefern im Bereich Py~10-3 bis 10- 7 ausreichend genaue Näherungswerte.
Eine wirkungsvolle Hilfe für die Berechnung der Yerteilungsfunktion ~(z) der (0,1)-
zu:
xp = x·e
2 - (-t
y + zp'y) ,( 1
; zp =~- P (277)
normierten Normalverteilung bieten die Formeln von HASTINGS (61). Dichte- und Vertei-
lungsfunktion lauten (vgl. G.41): Handelt es sich bei der nicht-normalen Verteilung um eine Extremwert-I-Verteilung,
z können alle notwendigen Angaben aus Abschnitt 3.5.2.9 entnommen werden: Yerteilungs-
<p(z) =_1_ e z2 -i-
~(Z) = I<p(~)d~ (269) und Dichtefunktion: G.7B/80, im übrigen gilt:
Y2it -co
Ein Näherungspolynom hoher Genauigkeit ist: a =~ . U= 11 _ O. 577 2 .- '60 . xp = u + -ln[-lnp)
a "-_-X,O-_S
; .. (278)
{6.0· .. Tt YU •
-=<zd: <p(z) = <P( zHalt +a2t2+a3t3+a4t4+ a st 5) +E(zL 8 1
0< Z<clO: <)(Z)= 1-<p(z)[a,t+ a2t2+a3t3+a4t4+ ast5) +E(Z); le:(z)l~7.51O-; t= -:-1+-=0:-':.2:7
31:-::'67:'41""'9.I-zl (270) c) Sind die Basisgrößen untereinander korreliert, ist zunächst eine Koordinatentransfor-
a, =0.319381530. a2= - 0.356563782. a3= 1.781477937. a4 = -1.821255978. a5 =1.330274429 mation durchzuführen [45J.
Ist der Wert der Verteilungsfunktion p=~(z) gegeben, folgt der zugehörige Merkmalswert zu: Die unter a) bis c) erwähnten Zuschärfungen lassen sich wegen des großen Rechenaufwandes
0< p ~0.5: Zp = - [t - 1bO+tblt +
t2
+ Cl + C2 +2C3
Nt3) + E(p);
!E(pll <4.5.10-4;
t =Vln tz nur nach geeigneter Aufbereitung und Programmierung mittels Computer analysieren [66J.
Für das el ementare R-S-Modell sind Rechnungen von Hand mögl ich [67].
05 1 [t bO+bl t + b2 t )+~(). t-_l~ln1 d) Die Methode der 2. Momente hat in diversen nationalen und internationalen Empfehlungen
. <p <: zp = + - 1+Cl t + C2t2 + C3t3 ~ p• (271 ) V'" lT=IJi2 für die Herleitung von Sicherheitselementen in Regelwerken Eingang gefunden (CEB-CECM-
bO =2.515517. b, = 0.802853. b2= 0.010328; c]=1.432788. C2= 0.189269. CF 0.001308 CIB-FIP-IABSE [68J, EGKS (69J, ISO (70J, DIN NABau (71J). In den für die Bundesrepubl ik
Hierdurch wird ~(z) invertiert, d.h.: Zp~~-l(p). Deutschland bestimmten Empfehlungen "Grundlagen zur Festlegung von Sicherheitsanforde-
b) Sind eine oder mehrere Basisvariable nicht-normalverteilt, existieren zwei Vorschläge, rungen für baul iche Anlagen (GRU-SI-BAU)" (71) finden sich für die Vorgabe der ß-Werte
um die oben erläuterte "Methode der 2. Momente" auch in solchen Fällen anwenden zu folgende Anhalte:
Sicherheitsklasse : 1 2 3
können:
Grenzzustand der Gebrauchsfähigk. 2,5 3.0 3.5
- Vorschlag von PALOHEIMO/HANNUS [62J
Grenzzustand der Tragfähigkeit 4,2 4,7 5.2
- Vorschlag von RACKWITZ/FIESSLER/HAWRANEK [63-65,45J.
- 140 - - 141 -
Die Sicherheitsklasse ist in Abhängigkeit von den möglichen Folgen bei Dberschreiten ausgelöst. Auftretensintensität und -häufigkeit sind zwar zufällig gleichwohl durch
des jeweiligen Grenzzustandes zu wählen. Die Klassifizierung richtet sich bei der Ge- rationales Verhalten der Benutzer und durch Vorschriften limitiert. Die Lasten auf
brauchsfähigkeit nach den wirtschaftlichen,Folgen und bei der Tragfähigkeit nach dem Brücken sind z.B. administrativ reglementiert.
öffentlichen Sich~rheitsbedürfnis. Vorstehende Anhalte gelten für einen Bezugszeit- Oberl ieße man den Bau der Tragwerke und deren Nutzung der freien, unkontroll ierten Ent-
raum von 1 Jahr. Zur Umrechnung der Versagenswahrscheinlichkeit und des Sicherheitsin- scheidung der Beteiligten und ließe sich die zugehörige Sicherheitslage durch die in
dex auf n Jahre gelten die Formeln: Bild 63a dargestellte Situation kennzeichnen, ist die Nutzung der betreffenden bauli-
(279) chen Anlage mit einem mehr- oder minder großen Risiko verbunden. Werden dagegen beim
Bau gründliche Kontrollen durchgeführt, erfährt die Dichtekurve der Beanspruchbarkeit
Die Versagenswahrscheinlichkeit ist bei allen Analysen nicht als reale sondern als R im Bereich der unteren Fraktilen eine Änderung, die Dichtekurve verschiebt sich ins-
operative Größe zu begreifen, das gilt damit auch für ß. P bzw. ß werden normativ als gesamt zu höheren Werten, im Grenzfall tritt eine Kappung ein, Bild 63b. Wird die Nut-
v
Kalibriermaßstab vereinbart und erlauben damit die Entwicklung einheitlicher baustoff- zung gleichfalls kontrolliert, wird die Dichtekurve der Beanspruchung im Bereich der
und bauartenübergreifender Regeln auf semiprobabilistischer Grundlage für die Trag- und oberen Fraktilen verändert, insgesamt zu kleineren Werten verschoben, auch hier ist
Gebrauchssicherheitsnachweis. Aufbauend auf Arbeiten von KöNIG, POTTHARST u. SCHOB BE als Grenzfall eine Kappung möglich. Die Faltung der gekappten Dichten ergibt eine Ver-
[47-51J enthält [71J Empfehlungen für Teilsicherheitsbeiwerte und Kombinationsbeiwerte. sagenswahrscheinlichkeit gleich Null und einen ß-Index gleich unendlich. Hieraus wird
Auf deren Wiedergabe kann unter Hinweis auf [51] und [72J verzichtet werden. deutlich, daß die in den vorangegangenen Abschnitten berechnete Versagenswahrschein-
Die neue Grundnorm des Stahlbaues (DIN 18800, 11.90) baut auf dem Nachweiskonzept der lichkeit bei Einwirkungen von zufallsbeeinflußter Art nur operativen Charakter hat.
Grenzzustände mit Teilsicherheitsfaktoren und Kombinationsfaktoren auf. (Die Entwurfs- b) Klassifizierung nach der relativen Auftretensdauer - Lastkombination
beratungen wurden Ende 1986 abgeschlossen.) Um eine praktische und sichere Handhabung Es werden unterschieden: Ständige Einwirkungen G (z.B. Eigenlast des Tragwerkes und
des Regelwerkes zu gewährleisten, enthält es vereinfachte Sicherheits- und Kombinations- aller Ausbauten), veränderliche Einwirkungen Q und außergewöhnliche Einwirkungen FA'
regeln. Das ist auch deshalb geboten, weil trotz aller methodischen Fortschritte in der Die veränderlichen Einwirkungen lassen sich nochmals in langdauernde und kurzdauernde
Sicherheitstheorie viele wichtige Fragen von der Forschung noch nicht abschließend ge- unterteilen. Die langdauernden Einwirkungen sind solche, die mehr oder weniger ohne
klärt werden konnten: AbgesiCherte statistische Daten für die Einwirkungen (Lasten), Unterbrechung auftreten (z.B. ständige Nutzlastanteile, Lagergüter, Füllgüter in Be-
Imperfektionen und Festigkeiten des Grundmaterials und der Verbindungsmittel ; Berück- hältern und Silos, Erddruck, Wasserdruck, Setzungen (Bergsenkungsgebiete! ), Kriech-
sichtigung der Anzahl der beteiligten Bauteile und der Systemredundanz auf P (Größen- und Schwindwirkungen, Schnee, Eisbehang und Eisdruck, kl imatische und betriebsbedingte
v
einfluß); Einfluß der Kontrollmaßnahmen und Wartung auf die Verteilung der beeinfluß- hohe oder tiefe Temperaturen) oder mit Unterbrechung auftreten (Verkehrslasten im Hoch-
baren Basisvariablen [57J u.v.a. Diverse Einflüsse, die sich auf die Sicherheit aus- und Brückenbau, Kranlasten). Kurzdauernde Einwirkungen sind im wesentlichen Windlasten;
wirken, dürften sich einer mathematisierten Erfassung ganz entziehen. Der Qualitätskon in Abhängigkeit von der baulichen Anlage kann aber auch die eine oder andere zuvor auf-
trolle (im weitesten Sinne) bei Bau und Betrieb der baulichen Anlagen kommt eine über- gelistete Einwirkungsart den kurzdauernden zugeordnet werden. Zu den außergewöhnlichen
ragende 'Bedeutung zu [71 ,73-76,77J; zur Frage der Qualitätssicherung und zur Oberwachung Einwirkungen zählen seltene Ereignisse wie Fahrzeugaufprall oder -entgleisung, Schiffs-
von Bauteilen und Baustoffen vgl. u.a. [78-8~ und zur Frage des Tragsicherheitsnach- stoß, Explosionsdruck, Trümmereinsturz, Lawinenabgang, Erdbeben. Hierbei ist aber wie-
weises durch Versuche [85 J. derum zu unterscheiden, ob diese Einwirkung auf ein Bauwerk oder Bauteil trifft, das
3.5.6 Einwirkungen dafür nicht oder ein solches, das dafür planmäßig ausgelegt wurde. So sind z.B. Anprall-
3.5.6.1 Einwirkungsarten böcke, Entgleisungsschutzmaßnahmen, Pralldalben, Bunker, Lawinenschutzbauten, aseis-
Unter Einwirkungen werden alle Arten von äußeren Einflüssen zusammengefaßt, die Bauwerke mische Sollbruch- oder Dissipationskonstruktionen planmäßige Bauten, um außergewöhn-
beanspruchen. Es handelt sich hierbei im wesentlichen um direkte Einwirkungen in Form lichen Einwirkungen zu widerstehen und die Schadensfolgen zu mildern. Diese Aufgabe
lotrechter oder waagrechter Kräfte oder indirekte Einwirkungen wie Temperaturänderungen, braucht im Katastrophenfalle ggf. nur einmal erfüllt zu werden, ggf. wird aber auch
Bauwerkssetzungen, Schwinden, Kriechen u.a. Ursache, Intensität und Häufigkeit der Ein- verlangt, daß die Schutzfunktion erhalten bleibt. - Der Brandfall gehört in gewisser
wirkungen sind sehr unterschiedlich. Lotrechte Lasten sind überwiegend Gravitationskräfte Weise auch zu den außergewöhnlichen Einwirkungen, er erfordert gleichwohl gesonderte
(Schwerekräfte) , sie werden aus der Masse, multipliziert mit der Erdbeschleunigung, be- Sicherheitsbetrachtungen.
rechnet. Als Rechenwert für die Erdbeschleunigung wird 10m/s 2 angesetzt: Kraft ist Masse Das gemeinsame Auftreten aller (bei einem Bauwerk möglichen) Einwirkungen mit ihren
mal Beschleunigung: Größtwerten (genauer: mit ihren oberen charakteristischen Werten) ist ein unwahrschein-
1kg , 10 -%t
= 10 k~2m = 10 N (280) liches Ereignis. Es ist daher vertretbar, Lastfallkombinationen aus verschiedenen Ein-
wirkungen zu bilden. Oie Vorgehensweise im Stahlbau besteht darin, die Einwirkungen in
Die Einwirkungen lassen sich nach verschiedenen Aspekten ordnen:
den Gruppen: Hauptlasten (H), Zusatzlasten (Z) und evtl. Sonderlasten (S) zusammenzu-
~a~)~K~l~a~s~s~i~f~i~z~i~e~r~u~n~g~n~a~c~h~~d~e~m~U~r~s~p~r~u~n~g~d~e~r~E~i~n~w~l~'r~k~u~n~g~(vgl.
auch Abschnitt 3.5.4.2)
fassen. Oie Einordnung der Einwirkungen in die einzelnen Gruppen ist vom Bauwerkstyp
Sicherheitstheoretisch bedeutsam ist der Aspekt, ob
abhängig und ist in den Fachnormen geregelt.
eine Einwirkung zufallsbedingt oder nur zufallsbeein-
Lastfall H (Hauptlasten): Hierunter fallen alle Einwirkungen, die für das Bauwerk ty-
fl ußt ist [60J. Zur erstgenannten Kategorie behören
..
r,s
alle Einwirkungen natürlichen (also geophysikalischen)
Ursprungs: Lasten aus Schnee, Eis, Wind, Seegang, Erd-
pisch und vorherrschend sind und mit einer gewissen Regelmäßigkeit (also langdauernd)
auftreten.
a) Lastfall Z (Zusatzlasten): Hierunter fallen alle Einwirkungen, die im Verhältnis zur
beben und klimatischen Einflüssen wie Temperatur,
Auftretensdauer der Hauptlasten nur kurzdauernd auftreten, wie Wind, Brems-, Seiten-
Feuchtigkeit u.a. Alle anderen Einwirkungen sind zu-
und Führungskräfte auf Brücken und Kranbahnen.
fallsbeeinfluß, wie Lasten im Hoch-, Industrie- und
r,s Lastfall S (Sonderlasten): Anprallkräfte, Lasten aus Bauzuständen und Erprobungszu-
Brückenbau. Sie werden durch menschliche Aktivitäten
Bild 63 b)
142 - - 143 -
ständen (weil permanent kontroll iert).
recht, sondern unter unterschiedlichen Winkeln, die eine Funktion der gegenseitigen Ab-
Nach dem neuen Sicherheitskonzept wird jene veränderliche Einwirkung, von der die Leit-
hängigkeit der Einwirkungen im Zeitbereich sind. Bei (für die Tragsicherheit) ungünstig
gefahr ausgeht, die also dominiert, mit ihrem charakteristischen Wert eingeführt, bei
wirkenden Lasten ist die Kurve nach außen gewölbt. Bild 64c zeigt eine Approximation,
allen anderen, von denen nur eine Begleitgefahr ausgeht~ werden die charakteristischen
die der Lösung in Teilbild a entspricht.
Werte mit einem Kombinationsbeiwert ~ abgemindert. Ausgehend von dem charakteristischen
Zur Erforschung der Einwirkungen liegen umfangreiche Forschungsberichte vor. Hierauf
Wert wird ein Bemessungswert gebildet:
kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden. Stellvertretend wird auf [50-52,89-91]
Fd=YF·~Fk (281) und das dort zitierte Schrifttum verwiesen. - Oie Neubearbeitung der DIN 1055 im Hin-
YF ist der Teilsicherheitsbeiwert, ~ der Kombinationsbeiwert und F der charakteristi- blick auf das neue Sicherheitskonzept, etwa in Anlehnung an die Schweizer Norm SIA 160
k
sche Wert für die Einwirkung. Nach der neuen Grundnorm DIN 18800 Tl ist für ständige (Entwurf 1985), ist eine Aufgabe der Zukunft.
Einwirkungen YF =1 ,35 und für veränderliche YF=1,5 zu setzen, darüberhinaus sind zwei c) Klassifizierung nach der Art der Beanspruchung und Schädigung
Lastfallkombinationen zu untersuchen: a) es werden alle veränderlichen Einwirkungen Qi Abgesehen von den ständigen Lasten treten alle anderen Lasten mehr oder weniger häufig
berücksichtigt:~i=0,9, b) es wird nur jene mit dem größten Einfluß berücksichtigt: auf. Bei häufigem Auftreten (insbesondere bei wechselndem Vorzeichen) tritt im Laufe
~1=1 ,0, ~2,3,4 .. =ü. Darüberhinaus sind weitere Lastfallkombinationen mit ~i~l möglich, der Zeit eine Schädigung durch Ermüdung ein (Abschnitt 2.6.5.6), die zum Versagen füh-
sie sind in der jeweiligen Fachnorm vereinbart. Das Konzept entspricht prinzipiell ren kann. In den Regelwerken wird nach den Kategorien 'vorwiegend ruhende' und 'nicht
den internationalen und nationalen Sicherheitsempfehlungen, z.B. auch den 'Grundlagen vorwiegend ruhende' Belastung unterschieden. In die zweitgenannte Kategorie fallen La-
zur Festlegung von Sicherheitsanforderungen für baulichen Anlagen" [71]. Hierin sind sten auf Kranbahnen, Brücken, Fliegende Bauten (Achterbahnen, Karussells) usf. In diesen
detailierte Angaben zur Wahl der charakteristischen Werte für Einwirkungen und Empfeh- Fällen ist ein Ermüdungsnachweis zu führen und die Konstruktion 'ermüdungsgerecht'
lungen für die Größe der zu wählenden Kombinationsfaktoren enthalten, was allerdings (Minimierung und Milderung der Kerbfälle) durchzubilden. Das gilt natürlich auch dann,
recht komplizierte und aufwendige Lastfallkombinationen und Berechnungen zur Folge hat. wenn durch die veränderliche Belastung Schwingungen ausgelöst werden, z.B. solche aero-
Nach M.d.V. hat die statistische Absicherung der meisten der den probabilistischen Si- elastischer Natur.
cherheitsanalysen zugrundeliegenden Basisvariablen (auf der Seite der Einwirkungen ins- d) Klassifizierung nach dem dynamischen Lastcharakter
gesamt und auf der Seite der Widerstände bei den Verbindungsmitteln und Traghypothesen Die Art der Lastaufbringung beeinflußt die Beanspruchung, insbesondere die 'Schnelle'
bei kombinierter Beanspruchung) noch nicht den Stand erreicht, der allzu differenzierte des Lastanstieges: Das Bauwerk reagiert auf eine kurzzeitige (schnelle) Einwirkung dy-
Sicherheitsregeln in den für die Praxis bestimmten Regelwerken rechtfertigen würde. Der namisch, es tritt eine 'dynamische Oberhöhung' ein. Neben den statisch wirkenden, gibt
Verfasser würde einer Regelung mit (in den Fachnormen) definierten Lastfällen und glo- es quasi-statisch wirkende Lasten. Deren Einwirkungsschnelle ist so gering, daß die dy-
di{ Regel nachwei se (nac\ der bi sheri gen Obung) den Vorzug geben. namische überhöhung vernachlässigbar ist; das gilt z.B. für die meisten Verkehrslasten
11 des Hochbaues. In allen anderen Fällen ist die dynamische überhöhung gegenüber dem zur
11 Hierzu ein Beispiel:
------l ----- Für einen zugbean- höchsten Lastintensität gehörenden statischen Gleichwert zu berücksichtigen. Im ßauwe-
I spruchten Stab werde F f
im Sinne der bisheri-
I gen Regelung für die
I Lastfälle H (Haupt-
lasten) und HZ
0,788 1 Oz C2 (Haupt- und Zusatz-
<rv: lasten) vereinbart:
0) b) c) 01) 02) b1) b2) c)
YF,H = 1.35, YF,HZ = 1,20; YM = 1.1 (YF,H 'Y M= 1,49, lHZYM= 1,32) Bild 65
Die Tragfähigkeitsnachweise lauten (Fließgrenze: 0F' Querschnittsfläche: A): sen geschieht das mittels Schwing-, Stoß-, Hub-, Böenreaktionsfaktoren u.a. Es wird
H. Y .JJL
. F,H A
<
- YM
~ _ Y ° < ~ _...<:'.!L < _ _
F,H H - YM
1-
°F - YF H'YM
_ ~
0H -
< 0673
,
ein statischer Nachweis geführt und die dynamische Zusatzbeanspruchung in pauschalier-
ter Form faktoriell erfaßt. Dieses Vorgehen ist nicht in allen Fällen möglich: So
sind z.B. beim Nachweis von Maschinengründungen aller Art, Glockentürmen, Fliegenden
FH .FZ) ~ () 0F ~ ~ ~ 0H 0z
HZ: YF Hz"(-A- S Yo - YF HZ °H 'OZ ~ -Vi - ° • ° - 0-' 0 !> 0,758 Bauten (Schiffschaukeln, Fahrgeschäften) baudynamische Berechnungen erforderlich. Das
, M' M F F YF HZ' YM -.:..F_--=-F _
gilt auch für den Nachweis von Konstruktionen, die aeroelastischen Anregungen (wirbel-
In einem 0H!OF-OHZ!OF-Interaktionsdiagramm umschreiben die' bei den Gleichungen eine
und bewegungs induzierte SchWingungen) ausgesetzt sind, sowie für Erdbebenuntersuchungen.
Fläche, innerhalb derer jede Kombination sicher ist (Bild 64a). Auf den Geraden wird
die Bemessungsforderung gerade erfüllt. Nach diesem Prinzip wurde bislang im Stahlbau Nach der Art der dynamisch wirkenden Kräfte werden periodische (im Sonderfall harmo-
nische = sinusförmige), stochastische und transiente (aperiodische) unterschieden:
gerechnet [86]. Tatsächl ich ist das Kombinationsproblem ein Interaktionsproblem, wobei
Bild 65a,b und c. Bei den harmonischen Lasten bestimmt die Lage der Anregungsfrequenz
die ~i-Faktoren von allen Lasten abhängig sind, wenn jede kombinierte Bemessungssitua-
tion dieselbe Sicherheit aufweisen soll. Insofern ist jede Lösung eines Kombinations- zur Grundfrequenz der Konstruktion (und ihrer Teile), ob es zu einer stärkeren dyna-
mischen Reaktion (im ungünstigsten Falle zu Resonanz) kommt. Dann werden Massenkräfte
problems, bei der mit festen ~-Faktoren gerechnet wird, prinzipiell unzureichend. Von
geweckt, ggf. werden Schwingungen in höheren Eigenformen angeregt. Periodische als auch
FIESSLER [87] wurde gezeigt (aufbauend auf Arbeiten von TURKSTRA u. MADSEN [28]), daß
stationär stochastische Lasten lassen sich mittels harmonischer Analyse in harmonische
das allgemeine Kombinationsproblem durch eine Kombinationsfläche beschrieben werden
Anteile bestimmter Erregerfrequenz und Intensität zerlegen. Sofern harmonische Anteile
kann. Jeder Einwirkung ist ein Obertragungsfaktor Ci zugeordnet; sie bilden die Kombi-
vorhanden sind, deren Frequenzen mit Eigenfrequenzen des Tragwerkes übereinstimmen,
nationsfläche; jeder Punkt auf dieser hat denselben Bemessungswert, Bild 64b zeigt die
kommt es in diesen zu quasiharmonischen Schwingungen: Das Bauwerk filtert die den
Situation bei zwei Einwirkungen. Die Kurven schneiden die Koordinatenachsen nicht senk-
- 144 - - 145 -
Eigenfrequenzen zugeordneten Anregungsenergien heraus und setzt sie in Schwingungen um. Tragglieder und Verbindungsmittel zugrunde: Es wird ein planmäßiger Sollzustand unter-
Die Dämpfungskapazität hat auf die Größe der Schwingungen großen Einfluß. Die Eigen- stellt. Ein solcher Soll zustand läßt sich baupraktisch nicht verwirklichen. Alle herstel-
dämpfung des Baustoffes Stahl ist gering;, Stahl bauten sind daher, im Vergleich zu Mas- lungsbedingten Abweichungen subsummiert man unter dem Begriff Imperfektionen. Es werden
sivbauten, "schwingungsanfälliger". unterschieden:
Transiente Belastung (Stoß- oder Impulsbelastung) tritt z.B. bei Katastrophenereig- _ Geometrische (äußere) Imperfektionen: Exzentrische Lasteintragung wegen mangelhafter
nissen auf: Anprall, Explosion, Flugzeugabsturz, Absturz und Aufschlag von Trümmern, Zentrierung oder Verankerung, Achs- und Lotabweichungen wegen Richtfehler, ungenügen-
Waffenwirkung. Die hiermit verbundenen Beanspruchungen werden entweder durch Ersatz- de Unterfutterung unter Fundamentplatten, fehlende Winkeltreue in Stößen und Anschlüs-
lasten (z.B. Anprallast auf Brückenpfeiler) oder nach den Methoden der Baudynamik ana- sen, mit Krümmungen und Verwindungen behaftete Ausgangsproduk~e, Querschnitts- und
lysiert. Dickenabweichungen, Vorbeulen, Unrundungen, Knicke und Achsversätze (Schweißverzug,
~.2 Stoßfaktor Lochspiel ). Die Walzwerke liefern die Produkte innerhalb der durch die Lieferbedingun-
Der Stoßfaktor (auch Stoßzahl) für das plötzl iche Aufbringen einer Last läßt sich wie gen (Maßnormen) vorgeschriebenen Tol eranzen [93J.
folgt bestimmen: Bild 66a zeigt eine "gewichtslose" Feder mit der Federkonstanten C. Stukturelle (innere) Imperfektionen: Eigenspannungen, veränderliche Fließgrenzenvertei-
lung innerhalb der Querschnitte.

I± ~'1
In vielen Fällen sind Imperfektionen für die Tragsicherheit ohne Belang, in anderen haben
sie große Bedeutung. Das gilt insbesondere für alle druckbeanspruchten Bauteile und Trag-
Yst werke, weil Abtriebskräfte geweckt werden, die zusätzlich zu den äußeren Einwirkungen vom
C.
C'Ydyl w
Tragwerk aufgenommen werden müssen.

zu~ ~
X
02bof J-.
~1,0 IIP.o

"'15~~lm~tzug1.0
r-:t::k-I~{ ~l :C
Y
Ydyn
a) b) d) e)
Bild 66
Auf diese wird eine Masse aufgebracht. Ihr entspreche die Last Q (veränderliche Einwir-

=
kung). Die Aufbringung erfolge langsam (z.B. Schnee). Die statische Durchsenkung Yst be-
trägt dann (Teilbild b): y JL Lb-J
-+ D)

st C ( 282 ) h/b>1.2 h/b~l,2 hit = 20740

Die Federkraft ist: (283 ) lauf 0 = 240 N/mm 2 bezogene Eigenspannungen)


BHd 67 a) b) c) d)
Als nächstes werde die Masse auf die Feder plötzlich abgesetzt (Teilbild cl: Das System Bild 67 zeigt die im EUROCODE 3 (1983) vereinbarten idealisierten Eigenspannungsvertei-
reagiert dynamisch, es schwingt durch. Die größte dynamische Einsenkung Ydyn erhält man lungen für gewalzte und geschweißte Querschnitte. Höhe und Verteilung der Eigenspannun-
aus einer Energiebetrachtung: Die Federkraft beträgt Fdyn ' Im Moment der größten Durch- gen sind von vielen Einflüssen abhängig (Abkühl bedingungen: Stapelabkühlung-Einzelabküh-
senkung ist in der Feder die Formänderungsarbeit lung, Dicken- und Steifigkeitsverhältnisse innerhalb des Querschnittes u.a.[g4,58-60]), vgl.
auch Abschnitt 8.3.3.) Mit den in Bild 67 angegebenen Eigenspannungen können (in dieser
1 2 (284)
W = yC'Ydyn oder modifizierter Form) Tragsicherheitsberechnungen durchgeführt werden. Das setzt spe-
gespeichert (Teilbild e). Die Masse hat gegenüber dem Ausgangsniveau im Augenblick der zielle Computerprogramme voraus. Den Knick und Kippspannungskurven der DIN 18800 T2 lie-
größten Durchsenkung die potentielle Energie gen solche Eigenspannungsverteilungen zugrunde. Auch in den experimentell bestimmten Beul-
(285) spannungskurven für Platten und Schalen sind Eigenspannungs- und Vorbeuleinflüsse enthal-
ten.
eingebüßt (Energie=Arbeitsvermögen). Aus der Gleichsetzung von G.284 und G.285 folgt: Sollen Tragsysteme, die lotrechte Lasten abtragen und

- 1~=~=2l-
dadurch unter Druck stehen, nachgewiesen werden, ist
(268) es ein Gebot der Sicherheit, Imperfektionen einzu-
Yst rechnen. Da es vom Aufwand her nicht möglich ist, sie
~ ist die Stoßzahl. Das System schwingt um die statische Nullage. in allen Einzelheiten, etwa mit ihren charakteristi-
Infolge innerer und äußerer Dämpfungseinflüsse klingt die Schwingung auf Null ab. schen Werten, beim baupraktischen Nachweis zu verfol-
Die Feder steht stellvertretend für das Tragwerk; die Federkonstante folgt als Kehrwert gen, sind Ersatz-
der Durchbiegung infolge der Einheitskraft. - Real liegt der Stoß- bzw. Schwingfaktor 2
~,.,.p-..q -- --+
I imperfektionen in
zwischen 1 und 2; je größer die Schnelle der Lastaufbringung ist, umso größer ist~. Aus V~:%l>-~ -_ -:f6 Form von Vorkrüm-
diesem Grund liegt der Schwingfaktor bei einer kurzen Brücke höher als bei einer langen; It5 mungen und Schräg-
vgl. die einschlägigen Vorschriften für Brücken- und Krankonstruktionen. Für Fahrverkehr ~ stellungen (affin
in Hochbauten siehe [92J. _ lf zur Knickfigur)
~ImJ2erfektionen
-::::; -f l,2 einzurechnen. Sie
Beim Tragsicherheitsnachweis liegen der statischen Berechnung gewisse ideelle Vorstellun- ~ wirken sich vor

gen über Struktur und Abmessungen des Tragmodells und über die innere Beschaffenheit der Bild 68 b) a) b) ,allem bei schlan-
Bild 69 ken, seitenver-
- 146 - - 147 -
schieblichen Tragstrukturen aus. Bild 68a zeigt als Beispiel eine eingespannte Stütze sam mit der Festigkeit der Bauteile und ihrer baulichen Gestaltung die Beanspruchbarkeit
in schräger Lage, auf die die lotrechte Kraft Feinwirkt. \j! ist der Stabsehnendrehwinkel, kennzeichnen. Die Bestimmung der zu den unterschiedlichen Grenzzuständen gehörenden Trag-
der die Abweichung der Istlage von der Solla~e kennzeichnet. Das hierdurch entstehende fähigkeiten gelingt realistisch nur mittels Tragversuchen. Auf diese Weise wurden die in
Biegemoment (nach Th. I. Ordnung) kann gleichwertig durch die horizontale Ersatzkraft F·\j! den Regelwerken angegebenen bzw. zugelassenen Tragfähigkeiten ermittelt und zu Nachweis-
erzeugt werden: Das Moment F·\j!l wird äquivalent durch das Moment FljJ·l ersetzt. Es muß formen aufbereitet. In der probabilistischen Sicherheitstheorie werden statistisch abge-
also innerhalb der einzelnen geraden Stabbereiche jeweils an den Stabenden ein Kräfte- sicherte charakteristische Werte für die Tragfähigkeiten benötigt. Das setzt eine große
paar angesetzt werden, vgl. Bild 68b. Wird eine Hochbaukonstruktion durch eine Scheibe, Zahl von Versuchen voraus. Wo das nicht der Fall ist, müssen die charakteristischen Werte
einen Fachwerk- oder Rahmenverband stabilisiert, können die angekoppelten Stützenstränge normativ festgelegt und bei Vorliegen weiterer Versuchsergebnis~e fortgeschrieben werden.
in einem Strang und die jeweiligen gesamten Stockwerkslasten zu einer lotrechten Kraft Die charakteristischen Werte für die mechanischen Eigenschaften von Walzstahl haben die
pro Stockwerk zusammengefaßt werden (Bild 69). Wird als Imperfektion eine Schiefstellung größte Bedeutung, weil die meisten Tragsicherheitsnachweise hierauf bezug nehmen, insbe-
des gesamten Gebäudes angenommen, erhält man die in Bild 69a skizzierte Situation: Wäre sondere auf die Streckgrenze (Fließgrenze). Ober alle Profildicken und Walzerzeugnisse hin-
die Schiefstellung über die gesamte Höhe konstant und wären alle Geschoßlasten und -höhen weg gilt für die Streckgrenze bei St37:x=280N/mm 2 , v=0,07 und bei St52:x=400N/mm 2 , v=0,05.
gleichgroß, heben sich die Umlenkkräfte in allen Ebenen, außer in der obersten und unter- Diese Angaben sind als sehr pauschaliert zu sehen, vgl. auch Abschnitt 3.5.2.7. Die Ver-
sten, gegenseitig auf. Real sind die Lasten und Höhen unterschiedlich. Die hierdurch ver- einbarung der charakteristischen Werte für die Streckgrenze erweist sich aus mehreren Grün-
ursachten Biegemomente im stabilisierenden Bauteil sind den Biegemomenten infolge Wind den als schwierig [58]:
zu überlagern. Geht man von den in Bild 69b skizzierten Schrägstellungen aus, überlagern _ Die obere und untere sowie die "dynamische" und "statische" Streckgrenze weichen z.T.
sich die Unlenkkräfte in den einzelnen Ebenen oder sie heben sich gegenseitig auf. Derar- erheblich voneinander ab, sie sind in Bild 71a schematisch dargestellt; Teilbild b
tige Ansätze sind dann zu treffen, wenn der Beitrag der möglichen Imperfektionen an den
o
lokalen Kräften zum Anschluß der Riegel an den Stabilisierungskern bestimmt werden soll.
In den Regelwerken der neuen Generation (EUROCODE 1 u. 3, DIN 18800 Tl u. T2) sind Rechen-
werte für die anzusetzenden Imperfektionen enthalten, z.B.:

( 287)
ßS s: .. statische" Streckgrenze
Die Ansätze in DIN 18800 Tl und T2 weichen hiervon etwas ab. \j!k ist der vereinbarte cha- ßs : .. dynamische"
d
Qn rakteristische Grundwert der Ersatzimperfektion. Qn und a) b)
e:
Ql sind Reduktionsfaktoren. Qn berücksichtigt, daß sich Bild 71 Bild 72
mit zunehmender Anzahl n der Stützen pro Stockwerk die zeigt die möglichen Rechenanstäze. Nach M.d.V. gibt es gute Gründe, die obere Streck-
Schiefstellungen ausmitteln und dadurch die gesamte Um- grenze als Bezugswert zu wählen, vorausgesetzt, es ist ein ausgeprägter Verfestigungs-
lenkkraft pro Stockwerk geringer ausfällt. Ql berücksich- bereich vorhanden. Das ist bei den Baustählen der Fall.
0,5
tigt, daß mit steigender Bezugslänge die Größe der Schief- _ Die Streckgrenze weist innerhalb der Walzquerschnitte Schwankungen auf. Bild 72a zeigt
stellung abnimmt. Zur Definition der Bezugslänge siehe den typischen Verlauf bei unberuhigt vergossenen Stählen; die mechanischen Eigenschaf-
Bild 69. Imperfektionen sind auch in horizontalen Ver- ten sind (einschl. Seigerungen) heterogen verteilt. Bei einem beruhigt vergossenen Stahl
o, bänden z.B. Windverbänden, einzurechnen. Bei Haus-in- befindet sich das Material in einem wesentlich homogeneren Zustand, Teilbilder b/c.
1 5 10
Bild 70 Haus-Konstruktionen, die keine planmäßigen Windlasten _ Aus den beiden zuvor erwähnten Gründen sind die aus den verschiedenen Ländern vorlie-
erhalten, ist \j!k mindestens zu 1/100 anzusetzen. Solche genden statistischen Erhebun-
Fälle können auch bei horizontal liegenden Stabilisierungsverbänden auftreten. Handelt es gen nur bedingt vergleichbar.
sich um Strukturen, bei denen die Stäbe apriori eine Schieflage aufweisen, sollte ge-
prüft werden, ob eine Qn-Abminderung gemäß G.287 (oder nach einer anderen Vorschrift)
vertretbar ist. Bild 70 zeigt die Auswirkung von Qn für zwei unterschiedliche Ansätze.
I
BR Oeutschland
I
Frankreich Schweden
I I
Großbritannien
I
USA
Auch sind die Entnahmestellen
für die Probestäbe innerhalb
der Profile in den einzelnen
In der Vergangenheit wurden diverse Forschungsvorhaben durchgeführt, um die Abwei- Bild 73 Ländern nicht einheitlich ge-
chungen von der Sollage an ausgeführten Tragwerken zu messen, vgl. u.a. [58,95-97] und regel t, vgl. Bild 73. Es ist zu hoffen, daß durch die EURONORMung eine Vereinheitl ichung
die dort angegebene Literatur. erreicht wird; mit der Europäischen Norm EN 10025: 1990 ist das inzwischen geschehen.
3.5.8 Mechanische Eigenschaften _ Die Streckgrenze ist relativ signifikant von der Dicke der Walzprodukte abhängig, auch
So wie die Einwirkungen in den Bauteilen und Verbindungsmitteln Beanspruchungen (S) her- wenn diese aus ein und derselben Charge stammen. Je dünner das Blech, umso höher die
vorrufen, so bestimmen die mechanischen Eigenschaften der eingesetzten Werkstoffe die Be- Streckgrenze (Bild 74), was auf der stärkeren Auswalzung und auf gewissen Kaltverfesti-
anspruchbarkeit (R). Die Eigenschaften der Werkstoffe streuen, demgemäß auch die Bean- gungseffekten durch die letzten Walzstiche beruht. Bild 74 verdeutlicht die Abhängigkeit.
spruchbarkeit. Bei einem Zugs tab ist die Beanspruchbarkeit von der Streckgrenze des Stah- Der Festigkeitsabfall bei den dicken Blechen ist so ausgeprägt, daß dieser Umstand bei
les direkt abhängig, das ist der einfachste Fall. Bei einem Druckstab bestimmen Quetsch- der Festlegung der charakteristischen Werte in den neuen Regelwerken berücksichtigt
grenze, E-Modul und Schlankheit des Stabes die (Knick-)Tragfähigkeit, ggf. auch die Quer- wird; vgl. DIN 18800 Tl (11.90) mit grober Abstufung: t$4Dmm und 40<ts80mm.
schnittsform, wenn Biegedrillknicken als Grenzzustand nicht auszuschließen ist; ein wei- Die charakteristischen Werte für die Festigkeit der Stähle für Schrauben und Niete und
terer Grenzzustand, der zum Versagen führen kann, ist lokales Beulen der dünnwandigen für Schweißnähte sind noch nicht umfassend abgesichert; hier wird mit den genormten "Min-
Querschnittsteile. Bei Trägern kann Stegbeulen zum Versagen führen, usw. In Anschlüssen destwerten" gerechnet; das gilt auch für die Festigkeit der Drähte bzw. Seile und deren
sind es die Tragfähigkeiten der Verbindungsmittel (Schweißnähte, Schrauben), die gemein- Verankerungen. - Charakteristische Werte mit guter statistischer Absicherung für mechani-
- 148 - - 149 -
sehe Eigenschaften bei hohen bzw. niedrigen Temperaturen

I~ ·
wird. Sie haben keine große 8edeutung, allenfalls insofern, als sie die Größenordnung
°F sind ebenfalls weitgehend unbekannt. - Der Elastizitäts- der erforderlichen Sicherheit gegenüber der Bruchtragfähigkeit der Verbindungsmittel
1,5 240 N/mm 2
s modul der Bau~tähle kann als Festwert betrachtet werden. und Seile angeben.
1.4 X- s Der Variationskoeffizient liegt unter v=0,02. - Wünschens- Die Nachweisform gemäß G.288 ist an die Voraussetzung eines linearen Tragverhaltens ge-
n = 2513 wert wäre eine Datenbank, in der alle mechanischen Eigen- bunden (Bild 76a). Ist das nicht der Fall, werden die Gebrauchslasten um den Sicherheits-
1,3 (BRO) schaften, die für Tragsicherheitsnachweise benötigt wer- faktor y erhöht und der Nachweis
den, gesammel t werden [98]. linear progressiv /

~li-
1,2 gegen die Fließgrenze erbracht:
=YFl---~'/ YF~--"':'/:../ . vorho ~ 0F (290)
1,1
~ F Fl----.V

1,0 11 Dieser Nachweis ist dann zu füh-


'"
a:>
ren, wenn zwischen Einwirkung
~_....L---.JL-_ ...
0,9 00 Beanspruchung Beanspruchung Beanspruchung und Spannung keine Proportiona-
+--+-~I-----+-~---;-
o 10 20 30 40 mm Bild 76 Q) b) C) 1 ität besteht und das Tragver-
Malerialdicke halten unter y-facher Belastung
Bild 74 noch im elastischen Bereich liegt. Der Zuwachs der Spannungen kann dabei degressiv oder
3.6 Grenzzustand der Tragfähigkeit bei vorwiegend statischer Einwirkung progressiv sein (Bild 76b/c). Im erstgenannten Falle kann man, im zweitgenannten muß man
Unter "vorwiegend statisch" wird "vorwiegend ruhend" verstanden. Hierbei handelt es sich mit y-facher Belastung rechnen. - Schließlich ist es möglich, den Tragsicherheitsnachweis
um Einwirkungen, die keine oder allenfalls nur eine sehr geringe Schädigung durch Ermü- auf der Stufe der Querschnittsfestigkeit oder der Tragwerksfestigkeit zu führen: Fließge-
dung hervorrufen (vgl. Abschnitt 3.5.6.1, Pkt. c), auch nicht im Kurzzeitfestigkeitsbe- lenktheorie, Fließzonentheorie (DASt-Ri-008 (03.73)).
reich; man spricht zur Kennzeichnung auch von "quasi-statischen" Einwirkungen (Stahl- Die neuen Regelwerke gehen beim Tragsicherheitsnachweis grundsätzlich von YF-fachen und
hochbau) . ~i-fach kombinierten charakteristischen Werten der Einwirkungen aus. Die Tragsicherheit

Die Zahl der im Einzelfall zu berücksichtigenden Grenzzustände ist groß [99]; im wesent- kann alternativ nachgewiesen werden:
lichen werden unterschieden: - Erreichen der Fließgrenze (Verfahren: Elastisch-Elastisch): Abschnitt 4/5,
1. Grenzzustand der Festigkeit: Verformung über alle Grenzen; Bruch, insbesondere der - Bildung des ersten Fließgelenkes (Verfahren: Elastisch-Plastisch): Abschnitt 6 oder
Verbindungsmittel - Verformung über alle Grenzen durch Ausbildung eines kinematischen Bruchmodus in Form
2. Grenzzustand der elastisch-plastischen Stabilität: Knicken, Kippen, Beulen einer Fließgelenk- oder Fließzonenkette (Verfahren: Plastisch-Plastisch): Abschnitt 6.
3. Grenzzustand der Starrkörper-Stabilität: Gleiten, Abheben, Umkippen Dabei wird der charakteristische Wert der Fließgrenze bei der Bestimmung der Tragfähig-
3.6.1 Grenzzustand der Festig~ keit um YM abgemindert. Das gilt entsprechend für andere Tragglieder, z.B. für die Ver-
Der klassische, bisher übliche Nachweis im Stahlbau lautet: bindungsmittel . Die Faktoren sind in EUROCODE 1 und 3 als Empfehlung und in DIN 18800 T1
(11.90) als Vorschrift geregelt; vgl. Abschnitt 4.1
[vorho ~ zulo! (288)
3.6.2 Grenzzustand des Stabilitätsverlustes durch Knicken, Kippen, Beulen
Er heißt "Allgemeiner Spannungsnachweis". Der Nachweis wird auf dem Level der sogen. Ge- Da die Tragglieder und Tragwerke des Stahlbaues als Folge der hohen Materialfestigkeit
brauchslasten geführt. (Die Gebrauchs i.a. relativ schlank und die Wanddicken gering ausfallen, haben die Nachweise gegen
Bauslahl Feinkornbaustahl lasten entsprechen den charakteristi- Knicken, Kippen und Beulen große Bedeutung. Sie werden ausführlich in Abschnitt 7 behan-
St 37 St 52 StE 460 St E690 schen Werten der Einwirkungen im Sinne delt: Stabilitätsnachweis.
ßs (oF) 24 36 46 * 69 von seltenen Extremwerten). Sie be-
ßZ (oB) 34-47 49 -63 56 ;.73 79;.94 3.6.3 Grenzzustand des Stabilitätsverlustes durch Gleiten, Abheben oder U~~~
H zulo =OF 11,5 kN/cm 2 wirken die Beanspruchung S, insonder- Es sind zwei Fugen zu unterscheiden:
HZ zulo =orl1,33
16
18
24
27
31
35
41
46
°"
heit die Spannungen "vorho ". "zu 1
- Lagerfuge, Schnittstelle zwischen Stahl/Beton oder Stahl/Mauerwerk
:E ist die um den globalen Sicherheits-
~J!- YZIYB)
2,13 2,04 1,81 1,93
faktor y reduzierte Fl ießgrenze 0F
- Gründungsfuge, Schnittstelle zwischen Fundament und Baugrund
..... HZ 1.89 1,81 1,60 1,72 Wird die Fuge durch eine Verankerung überbrückt, ist ein Festigkeitsnachweis, fehlt eine
(Streckgrenze):
solche Verankerung, ist ein Lagesicherheitsnachweis zu führen. Hierbei ist zwischen rück-
Bild 75 • I ~ 16 mm (289 ) stellenden und abtreibenden Kräften zu unterscheiden. Zu ersteren gehören die Eigenla-
In Bild 75 sind die zul. Spannungen für die Stähle St37, St52 (n. DIN 18800 Tl; 03.81), sten, ggf. reduziert um den Auftrieb bei im Grundwasser liegenden Fundamenten und z.B.
ausgehend von DIN 17100 (01.80), und StE460, StE690 (DASt-RiOl1; 02.79) für die Lastfälle H Reibungskräfte, Erdwiderstand. Einzelheiten sind in DIN 18800 T1 (alt und neu), DIN 4141
und HZ eingetragen. Im Lastfall H (Hauptlasten) gilt Y=1,5 und im Lastfall HZ (Haupt- und und anderen Vorschriften in Verbindung mit den Vorschriften des Massiv- und Grundbaues
Zusatzlasten) gilt Y=l ,33 bei Beanspruchung auf Zug und Biegezug. Für Druck und Biegedruck zu entnehmen.
gelten dieselben Sicherheiten, wenn Versagen durch Stabilitätsverlust auszuschließen ist. 3.6.4 Vor~Qannung__
Ist letzteres nicht auszuschl ießen (Knicken, Kippen), ist mit Y=1 ,71 (H) bzw. Y=1,50 (HZ) Unter Vorspannen versteht man das planmäßige Einprägen von Kräften oder Verformungen. Das
zu rechnen. Die zul. Spannungen für den Feinkornbaustahl StE690 wurden mit den letztge- geschieht i .a. bei der Herstellung des Tragwerkes. Geschieht dieses laufend während der
nannten Sicherheitszahlen festgelegt, auch im Falle reiner Zug- und Biegezugbeanspruchung. Nutzung, vermöge eines Regelsystems, spricht man von "aktiver Verformungskontrolle" (vgl.
In der Tabelle des Bildes 75 sind in den beiden unteren Zeilen die Sicherheiten gegenüber Abschnitt 5.1, Pkt.e). - Ziel der Vorspannung ist es, den Beanspruchungszustand oder die
der Zugfestigkeit eingetragen, die sich dadurch ergeben, daß minß durch zu 1o dividiert Steifigkeit im Gebrauchszustand zu beeinflussen, z.B. um die Sicherheit schwellend bean-
Z
- 151 -
- 150 -
mÜdungsfestigkeit wird in allen Fällen
spruchter Schrauben oder Anker gegen Ermüdungsversagen zu er-
entscheidend verbessert. Das gilt, wie
höhen oder um die Rißbreiten im Beton von Stahlverbundkonstruk-
gesagt, für den Gebrauchszustand, hier
tionen zu beschrän~en usf. Der Begriff "Vorspannung" wird in
greift Nachweis a. Die tatsächl iche
der Bautechnik unterschiedlich verwendet, eine allgemeingülti-
Tragsicherheit kann nur gemäß b nach-
ge Definition läßt sich nicht finden [100J. - Durch das "Vor-
spannen" wird eine Beanspruchung ausgelöst. Dennoch zählt die gewiesen werden.
fSpannschloß Besondere Vorspannprobleme treten dann
Maßnahme nicht zu den Einwirkungen, denn sie hat ja die Auf-
auf, wenn la~ge Zugglieder (z.B. Seile)
gabe, die Beanspruchbarkeit zu erhöhen, bzw. die Qualität der
integraler Bestandteil des Tragwerkes
Konstruktion zu verbessern und das in erster Linie im Gebrauchs-
bl sind und sie eine schiefe, im Grenz-
zustand. Eine Erhöhung der Vorspannkräfte oder -wege um YF wäre
fall, eine horizontale Lage haben. Da
falsch. Wohl ist es angebracht, den Vorspanngrad durch einen
F sie der Erdanziehung unterliegen, hän-
Faktor YV zu variieren, z.B. YV=+l,l und YV=-l,l, um mögliche a) b)
gen sie durch. Der Durchhang ist von

x ;...
Ober- oder Unterspannungen zu erfassen. Insofern ist die Vor-
spannung als selbständige Streugröße zu begreifen. Das Sicher-
heitsproblem läßt sich nicht generell regeln sondern nur in
+ der Höhe der Kraft im Zugglied abhän-
gig. Der bezogene Durchhang ist umso
""" t Absenken ~ Verbindung mit der speziellen Vorspannmaßnahme bzw. -aufgabe. größer, je weiter das Zuggl ied frei

r" """
i Bild 77 zeigt Beispiele. In den Fällen abis c wird das jewei-
lige System innerlich verspannt, im Falle d wird das Mittella-
gespannt ist, ein Teil der Tragfähig-
keit wird aufgezehrt, um das Eigen-
Bild 77 dl gewicht gegen die Gravitation abzu-
ger abgesenkt (bei Stahlverbundbrücken üblich). Daneben gibt
es viele weitere Vorspannvarianten [101J. Hinsichtlich des Vorspanngrades sind zwei Fälle -+ c) d) tragen. Bild 79a/b zeigt zwei Beispie-
möglich: Bild 78 le. Um die Problematik mit der "Vorspannung"
1. Das vorgespannte Tragwerk wird so ausgelegt, daß unter YF-facher Einwirkung keine Pla-
aufzuzeigen, wird Bild 79c betrachtet: Wird
stizierungen eintreten, d.h. das System verhält sich elastisch, die Vorspannung bleibt er- die Horizontalkraft F wirksam, wird das last-
halten: Nach Entlastung stellt sich der ursprüngliche Vorspannungszustand wieder ein zugewandte (luvseitige) Seil im Vergleich zum
(ggf. sind rheologisch bedingte Änderungen eingetreten). Ausgangszustand gespannt, das lastabgewandte
(leeseitige) entspannt. Teilbild c2 zeigt die
2. Das vorgespannte Tragwerk wird so ausgelegt, daß unter YF-facher Einwirkung Plasti-
Spannungsumlagerung in den Seilen 1 und 2 von
zierungen eintreten. Die mit der Plastizierung verbundenen Verzerrungen sind so groß,
der Vorspannung 00 aus. Auch in solchen Fällen
daß der Vorspanneffekt z.T. oder ganz herausplastiziert wird. Auf die Tragfähigkeit
wäre es verfehlt, die Vorspannkraft als Ein-
im Grenzzustand (das System ist kinematisch labil) hat die ursprüngliche Vorspannung al wirkung einzustufen. Bei abgespannten Masten
keinen Einfluß, allenfalls auf den Versagenspfad. Wird vor Erreichen des Grenzzustan-
und ähnlichen Konstruktionen werden i.a. beide
des entlastet, verbleiben Verformungen. Das System ist mehr oder weniger unbrauchbar
Nachweise geführt: Nachweis a zwecks Einhal-
und mit Restspannungen behaftet.
Bei vorgespannten Tragwerken sind zwei Nachweise zu führen: tung gewisser Verformungsbedingungen zur Er-
füllung funktechnischer Auflagen und Nachweis
a) Auf der Grundlage der Elastizitätstheorie wird das vorgespannte System unter Gebrauchs-
b zwecks Nachweis der Tragsicherheit, wobei
lasten, ggf. mit variierten Vorspanngraden (Y ), nachgewiesen. Hierbei sind fallweise
V
die Zustände ohne und mit Kriechen und Schwinden zu verfolgen. Es werden zulässige
° das Tragwerk i .a. so ausgelegt wird, daß der
Spannungen gebildet: G.289 mit Y=YF'Y M und nachgewiesen, daß sie eingehalten werden. Bild 79 c 1) c2) Mast keine Plastizierungen erleidet (Fall 1).
YV'YF und YM sind zu vereinbaren. Ein solcher zulo-Nachweis ist nicht zwingend. Ggf. Bei Schrägseilbrücken ist das i.a. wirtschaftlich nicht vertretbar. Hier kann der Trag-
wird nur nachgewiesen, daß bei nicht vorwiegend ruhender 8elastung bestimmte kerbfall- sicherheitsnachweis unter YF-facher Belastung schwerwiegende Probleme aufwerfen ~02J.
Als letztes soll
abhängige Spannungsspannen eingehalten oder gewisse Nutzungsbedingungen z.B. bestimmte

~l~G
auf solche Systeme
Verformungen oder Rißbreiten (u.a.), nicht überschritten werden. Dann handelt es sich
hingewiesen werden,
eher um einen Gebrauchstauglichkeitsnachweis.
die ihre Seilvor-
b) Es wird die Tragsicherheit unter _yF-facher Einwirkung nachgewiesen. Liegt Tragverhal-
spannung aus einem
ten gemäß Fall 1 vor, entspricht das dem Nachweis a auf einem höheren Level.
Die vorstehenden Oberlegungen gelten auch für vorgespannte Anschlußkonstruktionen (Bild a) bl) b21 Spanngewicht bezie-
78); z. B. :
Bild 80 hen (Bild 80a).
Unabhängig von der
- Gleitfeste vorgespannte Schraubenverbindungen, die unter Gebrauchslast ohne Schlupf
durch Reibschluß tragen (Teilbild a), Höhe der Nutzlast bleibt die Seilkraft konstant (Bild BOb). Das System verhält sich sehr
- vorgespannte, auf Zug beanspruchte Schrauben in Flansch- und Kopfplattenanschlüssen gutartig, gleichwohl sollte Y um einen Teil von YF angehoben werden. Das kann auch bei
M
(Teilbild b/c), anderen Seilsystemen angebracht sein.
- vorgespannte, auf Zug beanspruchte Anker in Fußkonstruktionen aller Art (Teilbild d). 3.7. Grenzzustand der Tragfähigkeit bei EinwirkunR-
Durch die Vorspannung erhält die Verbindung bzw. Verankerung eine hohe Steifigkeit, bei 3.7.1 Einführung (vgl. auch Abschn
den auf Zug beanspruchten Schrauben wird ein Klaffen der Kontaktfuge verhindert. Die Er- Der Tragsicherheitsnachweis stählerner Tragwerke und Bauteile, die nicht vorwiegend ru-
henden Lasten ausgesetzt sind, kann auf unterschiedliche Weise geführt werden:
- 153 -
- 152 -
a) Versuchsmäßige Bestimmung der Dauerfestigkeit an glatten (polierten) Rundstäben aus Notwendigkeit einer extremen Gewichtsoptimierung und gleichzeitig hohen Sicherheits-
der zum Einsatz kommenden Eisen- oder Leichtmetallegierung. Erfassung der festig- und Zuverlässigkeitsansprüchen.
keitsmindernden bzw. spannungserhöhenden Ei~flüsse für das speziell nachzuweisende Die vorstehenden Kategorien lassen sich nicht streng voneinander abgrenzen; vielfach wer-
Bauteil (d.h. für den vorliegenden Kerbfall) durch Korrekturbeiwerte. Diese (klassi- den im Rahmen der Auslegung mehrere Nachweisformen angewandt. Pinzipiell ist die Vorge-
sche) Nachweisform ist im Machinenbau üblich, insbesondere bei Auslegung von Maschi- hensweise in allen Fällen dieselbe, die Unterschiede liegen in der erreichbaren Wirklich-
nenelementen unterschiedlicher Gestalt: Gestaltfestigkeitsnachweis (Abschnitt 3.7.2). keitsnähe. - Auf dem Gebiet der Dauer- und Betriebsfestigkeit wird seit Jahrzehnten mit
b) Versuchsmäßige Bestimmung der Dauerfestigkeit an Prüfkörpern, die den Kerbeinfluß mög- großem Zeit- und Kostenaufwand intensiv geforscht; die Entwicklung ist noch keineswegs
lichst praxisnah erfassen, z.B. Prüfkörper mit Lochbohrungen oder Lochstanzungen (für abgeschlossen. Neben Fragen der Versuchsdurchführung und -ausw~rtung, sind es vor allem
Schrauben- oder Bolzenverbindungen) , mit Schweißnähten unterschiedlicher Form und Fer- bruchmechanische und sicherheitstheoretische Probleme sowie solche, die der weiteren Ab-
tigung, mit Beschichtungen usf. Die hierfür verwendeten Prüfkörper sind national und klärung der Zeit- und Kurzzeitfestigkeit (low cycle fatigue) und der Dauerfestigkeit bei
international nicht genormt, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert. Zuneh- mehrachsiger Beanspruchung gewidmet sind, die die heutige Forschung beschäftigen. -
mend werden auch Dauerfestigkeitsversuche an Großbauteilen durchgeführt (z.B. an ge- Für die Praxis besteht die wichtigste Aufgabe darin, die Konstruktion in den baulichen
schweißten Vollwandträgern, Fachwerkknoten); der schädigende Einfluß der (globalen) Details möglichst ermüdungsgerecht auszulegen, d.h. die Kerbwirkung zu minimieren.
Eigenspannungen wird dadurch mit erfaßt, der experimentelle Aufwand ist beträchtlich. Zum Thema Dauer- und Betriebsfestigkeit existiert ein umfangreiches Schrifttum. Diesbe-
Die auf diese Weise bestimmten Dauerfestigkeiten liegen den Nachweisen im Stahlbau zu- züglich wird auf die Literaturangaben in Abschnitt 2 05-95J und in Abschnitt 28 [27-56]
grunde, wobei nach moderner Konzeption mit Hilfe von Betriebsfestigkeitsversuchen oder sowie auf [103-112] und die hierin enthaltenen Angaben verwiesen.
Schädigungshypothesen versucht wird, die reale, konstruktionstypische Beanspruchung 3.7.2 Dauerfestigkeitsnachweis nach dem Konze~t der Gestaltfesti~keit (Maschinenbau)
einzufangen; man spricht dann vom Betriebsfestigkeitsnachweis. Dieser wurde zunächst 3.7.2.1 Nachweisform
im Flugzeugbau aus dem Bedürfnis, gewichtsoptimierte Konstruktionen unter Inkaufnahme Im Maschinenbau bestand schon sehr frühzeitig die Notwendigkeit, die Konstruktionen auf
einer begrenzten Zeitfestigkeit und damit Lebensdauer zu entwickeln, praktiziert. Der Ermüdung nachzuweisen, sind doch Maschinenteile zeitlich rasch veränderlichen, vielfach
Betriebsfestigkeitsnachweis wurde dann im Kraftfahrzeugbau, Schiffbau, Kranbau, Seil- gleichbleibenden Beanspruchungen mit hohen Lastwechselzahlen ausgesetzt. (Die häufigen
bahnbau übernommen; in allen Fällen handelt es sich um mobile Konstruktionen. Inzwi- Brüche an Eisenbahnwagenachsen waren für WöHLER der Grund, Dauerversuche durchzuführen,
schen wurde das Betriebsfestigkeitskonzept auch im Stahlbau für den Nachweis von Kran- vgl. Abschnitt 25.2.5.2.1.) Wegen des schwingenden Beanspruchungscharakters wurden die Be-
bahnen (DIN 4132) und Eisenbahnbrücken (DS804) eingeführt; bei diesen Tragwerken han- griffe Dauerschwingversuch und Dauerschwingfestigkeit eingeführt, obwohl das Festigkeits-
delt es sich um stationäre Konstruktionen. Es ist durchaus fraglich, ob es sinnvoll problem primär nichts mit Schwingungen zu tun hat. Aus diesem Grund haben sich später die
war, für letztere einen Betriebsfestigkeitsnachweis vorzuschreiben: Denn selbst wenn Begriffe Dauerversuch und Dauerfestigkeit eingebürgert, inzwischen spricht man von Ermü-
man unterstellt, daß es wie bei Flugzeugen, Kraftfahrzeugen, Kranen gelingt, das Bean- dungsfestigkeit (engI.: fatigue).
spruchungskollektiv und die voraussichtliche Lebensdauer relativ zuverlässig anzugeben Grundlage des klassischen Dauer{-schwing )festigkeitsnachweises im Maschinenbau ist der
bzw. vorherzusagen, so besteht doch insofern ein wesentlicher Unterschied, als daß es Einstufenversuch an einem glatten (polierten) Rundstab mit ca. 10mm Durchmesser. Für die
bei mobilen Konstruktionen darum geht, den Energieverbrauch im Betrieb ZU minimieren, verschiedensten Maschinenbaustähle wurden hiermit die Dauerfestigkeiten 00 bestimmt und
d.h. das Verhältnis von Nutzlast zu Eigengewicht möglichst günstig einzustellen. Die- in SMITH-Diagrammen dargestellt. Tafel 3.1 enthält eine Zusammenstellung solcher Diagramme
ses Kriterium gilt für stationäre Konstruktionen nicht (Ausnahme: Bewegliche Brücken); [102-105,113J. - Die Dauerfestigkeit eines realen Bauteiles weicht hiervon ab. Zudem stel-
ein dringendes Bedürfnis zur letzten Tragfähigkeitsausschöpfung des Materials besteht len sich i.a. in den nachzuweisenden (ermüdungsgefährdeten) Querschnitten nicht die Nenn-
nicht. Insbesondere bedeutet der Wegfall jeglicher Reserven, daß man sich der Möglich- spannungen On der elasto-statischen Festigkeitslehre sondern Spannungserhöhungen (Spannungs-
keit einer späteren Umstellung der Nutzung mit einer graduell höheren Ermüdungsbean- spitzen) infolge Kerbwirkungen ein. Sie bedeuten (orientiert an den Nennspannungen) eine
spruchung begibt. Gleichwohl hat das Betriebfestigkeitskonzept Vorteile, insbesondere Beanspruchungserhöhung; im selben Sinne wirken sich dynamische Stöße aus.
den, daß der Ermüdungsnachweis von einer rationalen Basis her erfolgt, d.h. daß die Die festigkeitsmindernden Einflüsse (bezogen auf den polierten Rundstab) sind:
Sicherheitsfragen transparenter geregelt werden können. Letztlich ermöglicht der Be- Oberflächenbeschaffenheit (Bearbeitungsrauhigkeit, Korrosionsnarben, Oberflächenhärte)
triebsfestigkeitsnachweis (im Vergleich zum bisher üblichen Dauerfestigkeitsnachweis) - Bauteilgröße
einen wirtschaftlicheren Einsatz der Baustähle. Wie zuvor angedeutet, ist dieser Ge- - Bauteilform (von der Kreisform abweichende, z.B. kantige Formen)
sichspunkt für die normalen Baustähle (orientiert an den Gesamtkosten) nicht sehr be- Die spannungserhöhenden Einflüsse sind:
deutend, wohl für die teuren hochfesten Baustähle. Zum einen ist bei stärkerer Kerb- _ Kerbwirkungen (ungleichförmige, i.a. mehrachsige Spannungszustände, insbesondere im Be-
wirkung die Ermüdungsfestigkeit weitgehend unabhängig von der statischen Bruchfestig- reich von Querschnitts- und Konturänderungen; Kerbempfindlichkeit des Materials)
keit (daher ist bei hochfesten Stählen eine Betriebsfestigkeitsdimensionierung wirt- - Stoßwirkungen
schaftlich zwingender), zum anderen ist der Anteil der nicht vorwiegend ruhenden La- (Die Zuordnung der Einflüsse in die beiden Katgorien ist z.T. austauschbar.) Zur Erfas-
sten im Vergleich zu den ständigen als Folge der leichteren Bauart größer, der Ermü- sung der Einflüsse werden folgende Faktoren eingeführt:
dungsnachweis wird dominierender.
- Oberflächenzahl kl~l
c) Versuchsmäßige Bestimmung der Dauer- oder Betriebsfestigkeit an realen Maschinenbau-
- Größenzahl k 2" 1
teilen (z.B. Kurbelwellen, Achsschenkeln, Federn, Schrauben usf.) und kompletten Kon-
- Form- und Querschnittszahl k 3,,1
struktionen (z.B. Kraftfahrzeuge auf Rütteltischen, Prototypen von Flugzeugen mit bis
Kerbwi rkungszahl ß k;< 1
zu hundert einzeln gesteuerten Prüfzylindern zur Simulation der voraussichtlichen Be-
_ Stoßzahl <P~1 (sofern die dynamische Oberhöhung nicht schon in On berücksichtigt ist,
anspruchungsgeschichte, Pionierbrücken mit mehrtausendfacher Oberfahrt von schwerem
was z.B. bei Resonanzbeanspruchung unbedingt erforderl ich wäre).
Gerät usf.). Derartige Versuche lohnen sich nur bei großen Stückzahlen oder bei der
- 154 - - 155 -
Tafel 3.1
Die mit diesen Faktoren bestimmte Festigkeit nennt man Gestaltfestigkeit:
Oauerfestigkeitsschaubilder für Baustahl (OlM 17100) und Stahlgun (OlM 1681) k, kZk3 (291 )
Polierte Rundprobenstäbe tür ~maschinenbauliche Zwecke %esl = ßk' <p .00

Biegedauerfestigkeit r---S-ta-h-l- 0D steht für die ertragbare Spannungsamplitude (oder Spannungsdoppelamplitude) ; das gilt
O'bO
500 St 7" demgemäß auch für 0Gest' Gegenüber dieser Spannung ist eine Sicherheit einzuhalten: YD·
4'1
~
N V' St~O ~
ZU I °Oest = Yo
(292)

./
V r St 2 .1 V Zu 9- Or uc k- Oauer fest igkei t
400
V h :r;
'"
St50
1#/)VI Ggf. muß YD höher angesetzt werden, wenn für die speziellen vorgenannten Einflüsse keine
Angaben vorliegen und die Faktoren geschätzt werden müssen. Der Nachweis ist damit wie
~~ // I St 42 V/V ,~ O'zdO folgt zu führen: (293)

/!,VI _N
On s zul 00est
~ V . / / ; St37 i
300 300
... ~ (On ist die Nennspannungs- oder Nennspannungsdoppelamplitude, je nachdem wie 0D verein-
t:/"I V
I/IVJVI 200~ mm2~1.-
200 ~
bart ist.)

/1// /1, VI
V Die Nachweisform ist offensichtlich recht schlüssig. Eine gewisse Problematik liegt in
/ der Trennung der Einflüsse und ihrer multiplikativen Aufreihung. Von der Erfahrung wird

/ /VlII V 100 // /
/ das Konzept bestätigt.

11/ /1, VI
100 100 +----+-.Jt'-J'Ht-IJ'-/-+-+-1
3.7.2.2 Einflußfaktoren
/ ./ / /
/ / Das Gewicht der oben zusammengestellten Einflüsse ist unterschiedlich. Die Einflußfaktoren

o
~/ /1 I rll {
0
Ij/ eJ'm wurden auf der Basis von Vergleichsversuchen und Plausibilitätsschlüssen hergeleitet.
a) Oberflächenzahl k 1 : Hiermit wird die planmäßige Bearbeitungsrauhigkeit erfaßt. (Mecha-
0 100/ ~~OO,/ 300 --.l.
mm 2
0 200 _N_
mm 2 nisches Polieren erhöht durch die Bildung von Druckeigenspannungen an der Oberfläche die

-100 !/J '~ ~/ -100 ~


Ermüdungsfestigkeit.) k 1 sinkt von Eins (für poliert) mit zunehmender Rauhtiefe ab, wobei
diese Reduktion umso ausgeprägter ist, je höher die Festigkeit des Stahles ist; Bild B1
h VI ~J/ ~~ gibt Anhaltswerte. Es handelt sich eigentlich um einen Kerbeinfluß der Oberfläche.

-200
VI & /
~V
-200 ,.~ Unplanmäßige Rauhigkeiten werden durch k 1 nicht erfaßt: Bearbeitungsfehler in Form von

1,0
poliert Rauhtiefe: Schleif-, Dreh- oder Walz-

- ::::: --
riefen, Poren, Schweißsprit-
gesbhliflen

-300
VI !=:::: r-
.......
:-.::::
r-::::::: -...: ~ r-- r-- ~htet
- hLm
- 5j.1m
zer usf.
Der Einfluß der Korrosion
r--
Biege dauer festi 9ke i1 --..... ........ - 6j.1m kann über k 1 nur bedingt
O'bO 6S-60 L %/ ...... :::::-- ~ ~ I---
~- lOj.1m erfaßt werden; der Einfluß

~ """
400 ........ ........... -....::
r--- r!- --.....
~, fJ.
_N_
mm 2
VI 6S~52 /~ Zu g- Oru ck -Oau er fes tig ke it IStahlgunl '>-..
~u.9,,,-'!Jqu1 - 40j.1m
ist nämlich einerseits von
dem korrosiven Mittel (Lei-
// I
--/ ./
~
/ 6S-4~
eJ'zdD
~ ~ ~~ "- ........
r---- 100j.1m tungswasser/Seewasser/Säu-
300 Torsionsdauer fest igkei t 0,5
/ 6S-3B // I/
~ /1 tlO
"< ~ f,8>; I/QrrQ;/~.&i
"--. "--.
ren; Land-, Industrie- oder
Meeresatmosphäre), anderer-
"//! /1 11 I 1'-<~1]0e~
200 ~
............. seits von der Dauer einer
........
~~
/
.....s..sse( solchen Korrosionsbeaufschla-
:/' 1// 111I
/ ~
/ I>., gung abhängig. Man spricht
// I VI { /
/ :a: """"" bei diesen Einflüssen von
100 100 +---+-+-~l-J--lL-+- Vorkorrosion, und meint da-
/ VJ 11/
/
/

o mit die durch Korrosion be-

o
~/ / 11 'I O'm O'm
O-l'---If---A-.f4-I--+-+---l";::
o
o 500 -
Zugfestigkeit des Stahles in N/mm 2
1000 1500 wirkte Erhöhung der Ober-
flächenrauhigkeit (Material-
0 ) ~ ~200 300 l
mm 2 i--l-F.H--F-+-1--+.!!!!mm 2
_N_ 200_N_
hY.J~-+_-+-_-+J.Wmm2
Bild 81 abtragung). Davon zu unter-
scheiden ist die Spannungsrißkorrosion, die dann einsetzt, wenn sich ein Ermüdungsriß ge-
-100
V/ V? -100+--/-y-;1-Af---1--+~1- -1 0OJH,;L+-l---+---I- bildet hat; vgl. Abschnitt 28. Ein weiteres Korrosionsphänomen ist die Reibkorrosion,
V/ tfi z.B. bei Bolzenverbindungen (Abschnitt 10.3) sowie Seilen und Sei 1verankerungen (Ab-
schnitt 16.1.5). Durch mechanische und thermische Verfestigungsverfahren der Oberfläche
-200 ~V - (Randzone) kann die Ermüdungsfestigkeit wirksam gesteigert werden: Strahlen, Hämmern,
V Oberflächendrücken, Nitrieren. Jeglicher Aufbau von Druckeigenspannungen in den für den
Ermüdungsriß maßgebenden Oberflächenschichten ist günstig.
- 156 - - 157 -
b) Größenzahl k2~ Mit zunehmender Größe tritt eine Abnahme der Für ~k gelten folgende Anhalte: Baustähle: 0,4 (St42); 0,5 (St60); 0,75 (St80 bis
Dauerfestigkeit, bezogen auf den ca. IDmm dicken (polierten) St100); hochfeste harte Federstähle: 0,9~1 ,0; Grauguß (GG): 0,25; Leichmetalle: 0,3-0,5.
Rundstab, ein. Das gjlt insbesondere bei Biege- und Torsionsbe- Wird G.294 nach ßk aufgelöst, erhält man die ßk-Formel nach THUM:
anspruchung, weniger bei Zug/Druckbeanspruchung. Dieser Umstand
(295)
läßt den Schluß zu, daß der Größeneinfluß vorrangig auf dem Span-
nungsgefälle (bei Biege- und Torsionsbeanspruchung) beruht; vgl.
In den einschlägigen Fachbüchern des Maschinenbaues findet man für die unterschied-
Bild 82. Da bei gleichgroßer Randspannung der dünnere Stab einen
lichen Kerbfälle die erforderlichen U k -, ~k- und ßk-Zahlen [104,105,120],basierend
größeren Spannungsgradienten aufweist als der dickere, ist die u. a. auf [1 2 1- 124] , vg1. au c h [1 25 , 126) .
b) Spannung im Abstand a vom Rand beim dünneren Stab geringer als Die vorstehenden Hinweise beziehen sich auf äußere, konstruktionsbedingte Kerben. Innere
Bild 82 beim dickeren, folglich kann beim dünneren Stab von den randnahen
Kerben wirken sich gleichfalls ermüdungsschädigend aus: Seigerungen, Schlackeneinschlüsse,
Fasern eine stärkere Stützwirkunq (bei beginnender Randzerrüttung)
Dopplungen, Randentkohlungen; hierbei handelt es sich um Werkstoffehler, die durch das
ausgehen als beim dickeren. Man spricht vom spannungs- vorstehende Konzept nicht erfaßt werden.
~ mechanischen Größeneinfluß, der sich auch vor der Riß-
e) Stoßzahl<p : Man spricht auch von der Stoßziffer oder vom Betriebsfaktor. Hiermit wer-
spitze eines sich gebildeten Ermüdungsrisses stützend
~
1'-. ~ auswirkt. Darüberhinaus dürfte der Größeneinfluß auch
den die von Stößen oder unplanmäßigen überlastungen (abhängig von der Rauhigkeit des Be-
~ 08 r--. r--. I- triebes) ausgehenden "Abminderungseinflüsse" auf die Dauerfestigkeit erfaßt.-
oS' mit der Größe des absoluten Volumens unmittelbar und
Der vorstehend erläuterte "klassische" Dauerfestigkeitsnachweis des Maschinenbaues, ba-
~ 07 t-
der bei größerem Volumen größeren Auftretenswahrschein- sierend auf dem Konzept der Gestaltfestigkeit, wurde und wird i .a. durch Dauer- oder Be-
~ , 0 10 50 100 lichkeit einer bruchauslösenden Fehlstelle zusammenhän-
- Ourchmesser d in mm triebsfestigkeitsversuche an realen Bauelementen oder ganzen Bauteilen ergänzt bzw. er-
gen [114-118J. - Bild 83 vermittelt einen Anhalt.
Bild 83 setzt, sowohl aus Gründen der Sicherheit wie der Wirtschaftlichkeit, insbesondere bei
c) Form- oder Querschnittszahl k3~ Der abmindernde Ein- seriellen mobilen Konstruktionen. - Mit dem Konzept lassen sich die unterschiedlichen er-
fluß von gegenüber dem Rundstab abweichenden Formen läßt sich, wie k und k , nur auf dem
l 2 müdungsrelevanten Einflüsse relativ übersichtlich ordnen. Ergänzend wird auf die Auswir-
Versuchsweg bestimmen. Für rechteckige (allgemein kantige) Querschnitte ist k =0,8.0,9
3 kung folgender Einflüsse hingewiesen [103,120J:
anzusetzen gegenüber k 3 =1 für abgerundete und runde Querschnitte.
- Die Belastungsfrequenz hat bis etwa 200Hz keinen Einfluß auf die Dauerfestigkeit. Bei
d) Kerbwirkungszahl ßk~ Jeder konstruktive Eingriff in die geometrisch gleichmäßige Form
extrem niedriger Frequenz « 1Hz) ist ein geringfügig mindernder Einfluß festzustellen.
wirkt als Kerbe: Eindrehungen, Kröpfungen, Nute, Wellenübergänge und -absätze, Längs- und
- Eine Temperaturerhöhung bewirkt bis zu ca. 200~300°C keine Reduzierung der Ermüdungs-
Querbohrungen, Gewinde usf. In gleichem Sinne wirken Stellen, an denen Kräfte lokal einge-
festigkeit (analog zur Zugfestigkeit tritt bis zu den genannten Temperaturen eher eine
tragen oder umgelenkt werden, sowie Einspannstellen mit Querpressungen. Eine Kumulierung
leichte Steigerung ein).
solcher Stellen sollte bei der konstruktiven Ausbildung möglichst vermieden werden. -
- Eine Kaltverformung (Kaltrecken oder -walzen) wirkt sich nicht oder in einer Erhöhung
ß k kennzeichnet den Abfall der Dauerfestigkeit (und zwar der ertragbaren Spannungsampli-
aus.
tude bzw. Spannungsdoppelamplitude), hervorgerufen durch die Kerbe, im Vergleich zum glat-
- Sofern eine Wärmebehandlung Druckeigenspannungen auf der Oberfläche abbaut, ist sie,
ten Stab. ß k ist nicht mit dem Kerbfaktor U k zu verwechseln (vgl. Abschnitt 2.6.5.5.4),
vom Standpunkt der Ermüdungsfestigkeit aus, unzweckmäßig; das Gegenteil gilt für einen
der die Spannungserhöhung im Kerbgrund gegenüber der mittleren Nennspannung beschreibt. -
Abbau von Zugeigenspannungen (z.B. beim Spannungsarmglühen).
ß k erfaßt vielmehr zwei Einflüsse gleichzeitig:
- Eine Feuerverzinkung wirkt sich mindernd aus; vgl. Abschnitt 19.2.4.3.
- Form und Schärfe der Kerbe (d.h. Tiefe und Radius der Kerbe) und die
Alle in diesem Abschnitt behandelten Einflüsse und Gesichtspunkte gelten grundsätzlich
- Empfindl ichkeit des Werkstoffes gegenüber einer Kerbung.
auch im Stahlbau. Das Konzept des Gestaltfestigkeitsnachweises ist gleichwohl auf den
Es gibt zwei Möglichkeiten, um ß zu bestimmen:
k Stahlbau unmittelbar nicht übertragbar. Die Dauerfestigkeit der Stahlbaukonstruktionen
1. Es werden WöHLER-Vergleichsversuche an (bis auf die Kerbe) identischen Proben (unter
wird von drei Einflüssen in dominierender Weise bestimmt:
Ausschaltung anderer Einflüsse) durchgeführt. Im Mittel beträgt ß 1,5 bis 2, abhängig
k - Der Stahl wird i .a. im Walzzustand (ohne spanabhebende Oberflächenbearbeitung) einge-
von der Kerbform, Beanspruchungsart und Stahl güte. Je milder die Kerbe (rund) und je setzt,
weicher der Stahl, umso geringer ist ß k ; je schärfer die Kerbe (spitz) und je härter
- es überwiegt der Kerbeinfluß der Lochbohrungen und Schweißnähte gegenüber allen anderen
der Stahl, umso größer ist ß .
k konkurrierenden Kerbwirkungen,
2. Mit Hilfe der Formzahl U k und der Kerbempfindlichkeitszahl ~k wird ß rechnerisch be- - durch die Eigenspannungen 1 iegen die realen Spannungslevel viel höher als es den Betriebs-
k
stimmt. Wie in Abschnitt 2.6.5.5.4 erläutert, wird U elastizitätstheoretisch oder ex spannungen entspricht; das gilt vorrangig für geschweißte Bauteile und hier besonders
k
perimentell bestimmt; U k ist beanspruchungsabhängig (Zug/Druck, Biegung, Torsion) und für steife Großbauteile.
gilt innerhalb des elastischen Bereiches. Bei veränderlicher überelastischer Belastung
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, das Gestaltfestigkeitskonzept auf Stahlbaukonstruk-
baut sich die Spannungsspitze im Kerbgrund durch Aufbau von Druckeigenspannungen ab: tionen zu übertragen [127,128]; letztlich hat sich das Konzept der kerbfallabhängigen zu-
Von den Nachbarbereichen geht eine Stützwirkung aus [119]. Nach einige~ Lastwechseln
lässigen Spannungen durchgesetzt. So dürfte es auch in Zukunft bleiben. Andere Konzepte,
beträgt die Spannungsspitze nicht mehr (U k -1 )On sondern (ß -l)On' Diese Fähigkeit des wie das Kerbgrundkonzept (vgl. RADAJ [129-132]) oder das Bruchmechanikkonzept (vgl. Ab-
k
Materials, Kerbspannungen selbsttätig abzubauen, kennzeichnet der Quotient schnitt 28 und [110,111,133-137]) dienen der wissenschaftlichen Absicherung und erweisen
ßk -1 (294) sich bei Untersuchungen von Sonderfragen (z.B. Bestimmung der Restlebensdauer geschädig-
~k=~
ter Bauteile) als sehr nützlich.
~k wird Kerbempfindlichkeitszahl genannt und ist vorrangig eine Werkstoffzahl. ~k ist
außerdem in verwickelter Weise von der Kerbform und Beanspruchungsart abhängig.
- 158 - - 159 - Tafel 3.2
3.7.3 Dauerfestig~tsnachweis nach dem Konz~pt der kerbfallabhän-.9-ig~_~..!!Jämg~~
~ (Stahlbau) Dauerfestigkeit 5t37, 5t52, 5tE460, StE690
~ 1 Zul äss ige Dauerfest igkeitS2.-Rannun-.9~ --StE 690 ---- StE '60 -'-'-'- St 52 --------St 37 [Sponnungen in N/mm 1)
(1

:..-.-----j_ _4520
Die grundsätzliche Vorgehensweise ist in Abschnitt 3.7.1
(Unterabschnitt b) zusammengefaßt: Maßgebend für den
700 I WO I 700
(1
I-=w""',--
600 600
Dauerfestigkeitsnachweis sind die an großen Prüfkörpern ZUG ZU G
,
;:;f:
500 00
360 mit realem Kerbeinfluß (Lochbohrungen, Schweißnähte) er-
00 00
mittelten ertragbaren Dauerfestigkeitsspannungen 0D
300 00
-2'0 ("Stahlbau-Dauerfestigkeit"). 0D wird den WÖHLER-Linien
für N=2·10 6 Lastwechsel entnommen, ehemals durch Auswer-
100
100
.-
-- 1: Normoie Wolz-
oberfläche
200
00
. - 1: Gelochle
Bouteile
tung von Augenschein, heute mittels statistischer Metho- 2: Kerbwirkung
den für eine vereinbarte Oberlebenswahrscheinlichkeit. o wird bei der 0
Spannungsbe-

2~
100 1 00
-1
Es war bisher üblich, die ertragbaren Oberspannungen im
Dauerfestigkeitsdiagramm nach MOORE-KOMMERS-JASPER darzu- 100 rechnung berück- 100
sichligt
im
stellen, vgl. Abschnitt 2.6.5.6.2. (Im Ausland war und
ist eher eine Auftragung nach HAIGH oder GOODMAN üblich.)
,
300
00 ,
300
00
2: SIegansalz
2'0 Die Linien der zulässigen Spannungen (zul 0D) halten eine 500 5 00 von Walzpro-
~~~-4 gewisse Sicherheit gegenüber den Linien der ertragbaren 600
ORUCK 600
ORUCK filen bei Rod-
_-+_~-J..360 Dauerfestigkeit ein. Die zul Spannungen des "Allgemeinen 700 700 losten
-1 X - 05 ~5 x 1 -1 x -05 05 x 1
Spannungsnachweises" für Zug und Druck im Lastfall H sind (1
--+---\520 im Schaubild ebenfalls eingetragen; sie beinhalten die 700 I w2 I 700
(1
I KO I
600 Geringe Kerbwir -

~
Si,cherheit 1,5 (z.T. 1,5 uJ;\d 1,7) gegenüber der "r;1indest- 0
Bild 84 ZUG ZUG kung
streckgrenze". Das ergibt ein Diagramm der zulässigen
,
500

JS1
Dauerfestigkeitsspannungen (für einen speziellen Kerbfall ) als Funktion des Spannungs- 0 0
verhältnisses x, wie in 8ild 84 an einem Beispiel dargestellt. Wie sich auf dieser Basis 300 00
der Dauerfestigkeitsnachweis im Kranbau und Brückenbau in den zurückliegenden Jahrzehnten 100 100 1:Slumpfnahl in
1: Ge lochle Bau _
entwickelt hat, wird in den Abschnitten 21.5.3 bzw. 25.2.5 behandelt. 0 leile bei zwei- 100 Sondergüle
o schnitligen 0

,~
lochstab Stumpfston Kreuzston Stumpfston Quersteife län~steife
I urz)
I län~ssteife
( ang)
n mitKreuzston
Kehlnähten 100 Schrauben- und 100
Sondergüte mit K- Nähten Normalgüte
n. Nietverbindungen 1
~
, 0
CI>
~ 'I' ! ! t I
t::::fP I • I I I 1 1 I J J .I 200 00

,%?
~
,
CI>
300
il ,00
300
., .

DJ OD CD DD
!
:t I I I I
~I

1
t I
B E 0 C
I
I
li:\I1
C, E
II
tJ : ::;: el
C
I 00 F
00
500
60
DRUCK
500
600
DRUCK 2 :Slumpfnaht in
Normalgüle
2 WU KU KE KY KilIl KIX-KI KI 700 700 3 :HV -oder K- Naht
,
J. W1 KO K3 K1 K3 K2 -KL K'
700
-1 x -05
(1
05 x 1

I K1 I
-1
700
1t -05
(1
05 1t 1
I K2 I
Bild 85 legende: 1: OV80' (alt) bzw. OV8'8(altl. 2: OS 80' (neul. 3: OIN 15018, ,: OIN '132 60 MöOige Kerbwir- 600 Mitllere Kerbwir-
ZUG kung 500 ZUG kunQ _
Die Fortschreibung des Dauerfestigkeitsnachweises in den Regelwerken war durch eine immer
,
500 Form-~der",

jS5~ Slab-
feinere Abstufung der Kerbwirkungen gekennzeichnet. In Bild 85 sind die wichtigsten Grund- 00 00 1
300 00
slahl,
fälle zusammengestellt, einschließlich ihrer Kurzbenennung:
,
1 :DV848, ehemalige "Vorschrift für geschweißte Eisenbahnbrücken" (1955), 20 1: Slumpfnahl in 100 1: Slumpfnahl in
2:DS804, inzwischen eingeführte "Vorschrift für Eisenbahnbrücken "(1983), 10 Normalgüte 00 Sondergüle

~
t
o
~
3:DIN 15018, Krane, Stahltragwerke (1. Ausg. 1974), o • •, '
4:DIN 4132, Kranbahnen, Stahltragwerke (1981) 'rr,

Für hochfeste schweißgeeignete Feinkornbaustähle enthält die DASt-Richtlinie 011 (1988)


100
200
100
100
,-
2: Kehlnahl 2: Kehlnoht (Sonderg.)
die für den Ermüdungsnachweis benötigten Angaben. Weitere Regelungen sind enthalten in:
- DIN 1073: Stählerne Straßenbrücken (1974): Nachweis bei kombiniertem Straßen- und Schie- ,
300
,
300
~
nenverkehr, Nachweis der Seile und Kabel (Abschnitt 16.1.5); nunmehr DIN 18809 (1987)
- DIN 4133:Schornsteine aus Stahl (1991)
00
500
DRUCK
, 00
500
DRUCK ,.~~,

~
600 600 3: Gurlblechende mit
- DIN4112:Fliegende Bauten (1983)
700 700 Neigung 1: 3
Auf den Tafeln 3.2/3 sind die zulässigen Dauerfestigkeitsspannungen der DIN 15018, DIN 4132 -1 x - 5 0 x -1 x - 0,5 0,5 x 1
und DASt-RiOl1 zusammengestellt. Die Kurven sind jeweils durch 0F bzw. 'F nach oben 3u.,: K-Nahl
Alle Spannungen beziehen sich auf die Bouteile (Grundmateriall. nichl auf die Schweißnähte (WO bis K') !
- 160 - - 161 -
Tafel 3.3
begrenzt; bezogen auf diesen Wert wird der "statische" Tragsicherheitsnachweis geführt.
- SIE 69D ---SIE ~6D --'-St 52 ._._-- St 37 (Spannungen in M/mm 2) Aus den Diagrammen wird der Kerbeinfluß deutlich. Versuche in jüngerer Zeit haben ge-
zeigt, daß die zu1. Schubspannungen 't w für Keh1nihte zu hoch liegen (sie sind daher
700 ° IK3 I
700 ° I K4 I auf 60% abzumindern!).
600++tt~~~+~~t+t+m

''''m
Starke Kerbwirkung 600 Besonders starke
Die Dauerfestigkeit 1ißt sich durch Minimierung der konstruktions- und schweißbedingten

j$f :::lmEEZ~U3GBnffEE§3J~ ~
Kerbeinflüsse nachhaltig steigern. Hierzu schreibt DIN 18800 T7 (ehemals DIN 1000) folgen-
des vor: Kerben, Risse, Oberflichenfehler sind durch geeignete Bearbeitungsmethoden (Ho-
:: ZUG beln, Schleifen, Frisen, Feilen) zu beseitigen. Das gilt auch fDr die benachbarten Zonen
200 200.1= von gescherten oder gestanzten Schnitten; sie sind spanabhebend abzuarbeiten. Stanzen von

100
o
100
2_~
~
,,"3~'00
';011111111_
0
Löchern ist zulissig, die Löcher müssen dann aber anschließend um mindestens 2mm aufge-
rieben werden. Schweißspritzer, Schweißtropfen, Schweißperlen sind zu entfernen. Ein-
springende Ecken und Ausk1inkungen sind mindestens mit einem Radius von 8mm auszurunden.
200 ~~ 200++++++++++t-H-H-H'CM'd-+ (Mit der neuen Stahlbaugrundnorm DIN 18800T6 soll versucht werden, für alle Stahlbaube-

~~~ ~J;'5 .+-H++-+-H-H-i:oI , .jJ:';5~H§+f+t H§+~,,~H~ ~


~~: ~:~m~, +-§
reiche ein einheitliches Nachweiskonzept zur Verfügung zu stellen; es stützt sich weit-
gehend auf den EUROCODE 3 (Stahlbau) ab).

500
600
700
DRUC K
~
~"""J[5
~r
"'Jl
500
600 H-+-r-t-H-t---r---t-I+T'DR;.;.UnCKM+t-I-t
700+-'--I-I--4--l-J--I-I-++--I-l--4--I-I-~ - _ . --lf--
~~ ~ Ertragl2-are Dauerfes.iigkeitsspannung~
In drei Untersuchungen jüngeren Datums wurde das verfügbare Datenmaterial aller in der
Vergangenheit durchgeführten Dauerfestigkeitsversuche einer statistischen Auswertung unter-
-1 x -0,5 0,5 x.l 2und 3: Kehlnaht -1 x -q5 0,5 x.l l.2.3 und 5: Dappel-
~ und 5: K-Maht mit
zogen, von OLIVIER/RITTER [138J, von QUEL [139J und von REPPERMUND [140].
kehlnaht
Doppelkehlnaht 500++;-r~~~f-'.,w~-t1~~ Der ersterwihnten Auswertung liegt das normierte HAIBACH-WöHLER-Diagramm (des LBF-Darm-
Schubspannungen 't Schubspannungen 'w stadt) zugrunde, vgl. Abschnitt 2.6.5.6.2. Das Diagramm geht für alle Kerbfille von einem
in Bauteilen in Schweinnöhten einheitlichen Neigungskoeffizienten k=3,75 für die PO=50%-Fraktile aus.
400+++++++++++++++++++.i=t 400+++-+++H-H-H-+-+-t-H-+-tft-t IKehlnähte)

Grundmaterial
J 00+++++++++++t+++++-tJft-H
0,02
Lochstab
Stumpfstoß - Sandergüte
200++++++++++++++-++-#+.1'I'++ Kreuzstoß - K- Naht
Stumpfstoß - Normalgüte
10Oi:::l::......fi,oH';~R-I-H-H-+-t+t
'"
:E
u l1uersteife
c::::2 0)01 Längssteife I (einseitig)
-;;:; Längssteife II (beidseitig)
0
-1 x - 0,5 0,5 x .1 -1 x -0,5 Q5 x .1
-'"
""
;;::
:::>
Kreuzston - Kehlnaht ®
:c

1200
= 1
Lochlei bungs-
1100 spannungen 01
1000 in gestü tzten ein- o 100 2DO 300 40D NI mm 2 äoo o 5 10 15 k
900 schnittigen oder Dauerfestigkeit Aoo 6
bei N= 2 -10 - Neigungskoeffizient k -----
800 mehrschnittigen Bild 86 0) b)
Verbindungen
't Q
700 Bild 86 zeigt die von QUEL [139] ermittelten Dichtefunktionen für die Dauerfestigkeit
JOD Scherspannungen 600 ßO D (x=-l) und für den Neigungskoeffizienten k der WöHLER-Geraden im doppelt-logarith-
'Q für Schrauben misch skal ierten WöHLER-Diagramm (Abschnitt 2.6.5.6.2). Die von REPPERMUND [140J vorge-
500
in gestü tz ten ein- nommene Auswertung geht von den in [138] dokumentierten Versuchsergebnissen aus. (Bezüg-
200 400
schnittigen oder lich der angewandten statistischen Verfahren wird auf die Original arbeit verwiesen, eben-
in mehrschni tt igen 300
200 so hinsichtlich der Charakterisierung der Behandlungszustinde "Normal güte" und "Sonder-
100 Verbindungen
güte".) Auf Tafel 3.4 sind die Auswerteergebnisse von QUEL und REPPERMUND gegenüberge-
100
stellt. Für X l , '1<.=0 und '1<.=0,2 sind die ertragbaren Dauerfestigkeitsspannungen ßO D der
0
-1 x - q5 0,5 x .1 -1 x -0,5 0,5 x .1 5- und 50%-Fraktile sowie Mittelwert und Standardabweichung angegeben. - Von QUEL wur-
den die Werte für '1<.=-1 und x=o durch jeweils getrennte Auswertungen und für x=0,2 mittels
Anmerkung~: Bei Kerbfall H ist für SIE 69D und SIE ~60 auch der Zwischenkerbfall K~/3 eingetragen. einer Interaktionsfunktion gewonnen. Die von REPPERMUND berechneten Werte basieren auf
Die Kerbfallzuordnung ist ab K1 nicht einheitlich; hier beispielhafte Zuordnungen nach DIM 1501BI DIM ~132. einer statistischen Auswertung aller Ergebnisse (unter Einschaltung einer gegenüber QUEL
Maßgebend sind die Regelwerke : 01 N15018, DIN ~132, DASt - Ri 011; Beanspruchungsgruppe B6 = Einstufige modifizierten Interaktionsfunktion) mittels nichtlinearer Regression. Die die Mittel-
WÖ HLER - Beanspruchung; Beanspruchungsgruppe B1 bis B5 vergleiche Regelwerke. spannungsabhingigkeit erfassende Funktion lautet (Bild 87):
Zulässige Dauerfestigkeitsspannungen (Sicherheitsfaktor 1,33 gegenüber 00 bei Pü =90"1. ; oben abgeschnitten
ßoO(x)=f(x,o.).ßOO('I<.=-ll; f(x,o.) =*--(1+~)
1- Cl·X
(296)
bei der jeweiligen Fliengrenze l. x =sign (Ou).5L (Spannungsverhöltnis; O'u: Unterspannung , 0'0: Dberspannung I L
00 00
- 162 - - 163 - Tafel 3 4
a. ist ein kerbfallabhängiger Formfaktor und liegt zwi-
schen 0 und 1. Auf Tafel 3.4 ist der a.-Wert für die Ver-
schiedenen Kerbfälle ausgewiesen (rechte Spalte), er gilt
Dauerfestigkeit von Stahlbauprüfkörpern ISt n St 52)
1,0 lJUEl REPPFRMlfNO
für Zugschwellbeanspruchung und hierbei für beliebige Frak-
tilen, vgl. auch (141]. Die der Auswertung zugrundeliegen- Kerbfall x ~O'o 110'0.50% ~O'o, 5'1. s,IH!'o g(x) ~O'o 1100,50'1, 110'0,5' S~O'D f{'M..a)
de Prüfkörperanzahl ist für die einzelnen Kerbfälle unter- H/mm 2 ur. N/mIll 2 a
schiedl ich. Die Gesamtanzahl beträgt ca. 6500. - Gemeinsam -1 392 391 352 25
-1 o +1 ist den Auswertungen von QUEL und REPPERMUND, daß sie von
Grundmaterial. St 52 0 327 326 293 21 1 - - - - -
02 301 301 271 19
Bild 87 n. REPPERMUNO Versuchsergebnissen an Kleinprüfkörpern in Form von Flach- -1 243 236 159 59 216 209 138 55
proben ausgehen, wie sie in Bild 85 dargestellt sind. Stumpfnaht , Normalgüte 0 182 177 119 44 3 165 159 105 42 0,52
(Dicke des Blechmaterials ca. 10-16mm, Breite der Prüfkörper 80 bis 150mm.) Das Datenma- 02 162 157 '06 39 147 142 94 37
-1 309 305 W U 352 347 266 58
terial auf Tafel 3.4, das von REPPERMUND erarbeitet wurde, weist eine hohe statistische Stumpfnaht • Sondergüte 0 m 244 193 35 2 248 245 188 41 0.41
Sicherheit auf; es wird durch das in Abschnitt 2.6.5.6.5 dokumentierte Kurzzeitfestig- 02 225 222 175 32 217 214 164 36
keit-Versuchsprogramm zusätzlich abgesichert. (Ergänzend wird auf die in Abschnitt 25 zi- -1 203 199 146 39 174 168 1ns 48
tierten Dauerfestigkeitsuntersuchungen [28-55J hingewiesen.)
Quersteife • Normalgüte 0 169 166 122 32 1 147 142 91 41 0.68
02 156 153 112 30 136 131 84 37
Die an Kleinprüfkörpern ermittelten Dauerfestigkeiten enthalten den bei Großbauteilen vor- -1 255 248 171 59
handenen Eigenspannungseinfluß nur genähert. Das gilt auch für den Größeneinfluß: Je Iluersteife, Sondergüte 0 - - - - - 215 210 144 49 0.69
größer das der Ermüdungsbeanspruchung ausgesetzte Materialvolumen und je größer z.B. die 02 199 194 134 46
-1 104 102 73 21
Schweißnahtlänge ist, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Rißaus- längssteife • Normalgüte 0 - - - - - 93 91 65 19 0,7 8
lösung. Tatsächlich zeigen Ermüdungsversuche an Großbauteilen in Form von gewalzten und 02 88 R6 62 18
geschweißten Trägern und solchen mit zusätzlichen Gurtlamellen, daß die ertragbaren Dauer- -1 166 161 107 42
festigkeitsspannungen niedriger
längssteife, Sondergüte 0 - - - - - 134 130 86 34 0.61
r Stahl St37 St 52 liegen als bei Kleinprüfkörpern
02 121 118 78 31
I x -05 I 0 I +05 -05 I 0 T 05 -1 198 194 145 36
Walznrofilträner 242 226 mit vergleichbaren Kerbwirkun- längssteife , einseiti9 0 165 162 121 30 1 - - - - -
Will 300 I 266 I 155 330 I 293 I 187 gen. Sie wurden von HERZOG 02 152 149 111 28
Geschweißte Träaer USA 170 157 -1 115 113 86 20
K1l1231 188 I 166 I 115 187 I 166 I 126
[142-144] zusammengetragen und
bewertet. Für den x-Bereich von
längssteife • beidseitig 0 96 94 71 16 1 - - - - -
Geschweillte räner RR, TL::! 02 88 87 66 15
Kl (123) 188 I 166 I 115 -0,5 bis +0,5 sind die Mittel- -1 113 110 n 28 lfR 11~ 7Q 17
Traner mit Gurtlamellen 67 ~g
werte der ertragbaren Dauer-
KreuzstoB , Ooppelkehlnaht 0 94 92 62 23 1 90 88 61 20 0,53
K4f4441 68 I 60 I 51 68 I 60 I 54 02 87 85 57 21 81 79 54 18
festigkeitsspannungen in An- -1 243 236 159 59 143 HO 105 25
Versuchsergebnisse ~O 0, 50 'I, näherung x-unabhängig [139]; Kreuzstoll, K- Naht. Normalgüte 0 182 177 119 44 3 132 130 97 23 0.85
Bild 88 "mit Stirnkehlnaht sie sind in Bild 88 wiederge- 02 162 157 106 39 127 124 93 22
-1 338 332 246 62
geben. Zum Vergleich sind die aus DIN 4132 sich ergebenden ~OD-Werte der Beanspruchungs- - -
Kreuzstoll, K- Hoht. Sondergüte 0 - - - 231 228 168 43 0.37
gruppe B6 (erhöht um den Sicherheitsfaktor 1,33) für x=-0,5, x=O und x=+0,5 in der Ta- 02 200 197 146 37
belle eingetragen. Die Versuchswerte sind 50% Fraktilwerte und die Normwerte untere 10% -1 142 141 109 22
Fraktilwerte (hierauf bezieht sich der Sicherheitsfaktor 1,33). Um einen Vergleich zu laschenstoD 0 - - - - - 119 118 91 10 0.67
02 109 109 84 17
ermöglichen, müssen die Werte von 10 auf 50% hochgerechnet werden (vgl. diesbezüglich -1 238 236 196 27
Abschnitt 3.7.5.6). Dann zeigt sich, daß die Normwerte erheblich über den Versuchswer- lochstab. St 52 0 198 197 163 23 1 - - - - -
ten liegen; das gilt insbesondere für das Grundmaterial. Auf den Ermüdungsfestigkeits- 02 183 181 151 21
nachweis hat das künftig großen Einfluß; weniger für das Grundmaterial , denn einerseits
g, = (5 - 5'M.1 1(6 - hl; g2 = (4 - 4xl I (5 - hl; g3 = (3 - hll (4 -hl i f (0., x I = 0.5·[ 1+( a - xl/( 1- a·'M.ll
ist in solchen Fällen meist der allgemeine Spannungsnachweis maßgebend, andererseits
kommen ungeschweißte Bauteile im Kran- und Brückenbau praktisch nicht vor. Kerbfall ii sk l'ii'kT = 1
k50 'I, k5 'I, ,i/kllon'l (1/k1 95 'I. lii/kiK·I.. sllk
Die an Großbauteilen gewonnenen Ergebnisse (es sind ca. 1500 verwertbare Versuche) zwin-
Grundmaterial St 52 10 57 995 5.61 3.79 - - - -
Stumofnaht Normaloüte 488 444 217 223 o 2598 04027 248 o0869
gen zu einer Neuorientierung beim Dauer- und Betriebsfestigkeitsnachweis. Das ist auch '-- ~fnaht Sonderllüte 741 672 3 23 H6 o 1789 o3031 330 00755
deshalb geboten, weil die ehemals beim Führen des Dauerfestigkeitsnachweises lastseitig ~ teife Norma'aüte 4.82 439 2 16 2 17 o 2808 o 4061 246 00762
vorhandenen Sicherheiten beim Führen eines Betriebsfestigkeitsnachweises entfallen. Eine
Quersteife Sonderaüte - - - - o 2537 03692 2 71 00702
lännssteife Normalnüte - 03470 o m4 2 07 00829
gewisse Leitfunktion bei der Konzipierung der neuen Regelwerke für den Ermüdungsnachweis lännssteife Sonderoüte - - - 02526 o4161 HO o0994
hat der von FISHER [145] ausgearbeitete "Bridge Fatigue Guide" (1977) übernommen, der lännssteife einseitio 4.15 4.16 1,98 2 34 -
auf dem AASHTO-Road-Testprogramm aufbaut. Weitere sich hierauf inzwischen abstützende länossteife. beidseitiQ 3,07 299 2.09 o 68 -
Regelwerke sind: Die Schweizer Norm SIA161 (1979) und die britische Brückenbaunorm
KreuzstoB Ooooelkehlnaht 3 92 363 1 91 1 60 02887 o 4070 146 0.n719
KreuzstoB K-Naht Hormalaüte 532 508 308 1 65 02779 o 4087 245 ILn795
BS5400: Part 10 (1980). Das im EUROCODE 3 vorgeschlagene Nachweisverfahren orientiert KreuzstoB K-Naht Sondero'üte - - - - o1504 o 2692 372 o 0722
sich ebenfalls am AASHTO-Guide, und hieran wiederum die in Bearbeitung befindliche Grund- laschenstoß - - - - 02649 o 4255 235 o 0976
norm DIN 18800 T6; sie wird eines Tages die Grundlage für den Ermüdungsnachweis im Kran-
lochstab Sf~1 774 731 422 267 - - -
- 164 - - 165 -
und Brückenbau bilden; bis dahin ist DIN 15018 (1974/1984) für Krane, DIN 4132 (1981) für Aus der Sicht des Stahlbaues hat
Kranbahnen und DS804 (1983) für Eisenbahnbrücken maßgebend. von den in Bild 90 skizzierten Bei-
Im EUROCODE 3 sind die ~OD-N-Linien stahlsorteo-unabhängig als untere 2,5%-Fraktilen
Krall fohrzeug spielen vorrangig das untere Bedeu-
Achs schenke I
(x-2s) vereinbart. Der Neigungskoeffizient beträgt einheitlich k=3. Bei den eigenspan-
nungsbehafteten Kerbfällen ist ~OD mittelspannungsunabhängig. Die~oD-N-Linien fallen bis
0. CD
tung: Beim Stripperkran sind die
einzelnen Arbeitsgänge deutlich zu
auf N=5'10 6 ab (statt wie bisher auf 2.10 6 ); ab hier fallen sie weiter mit dem Neigungs-
Cl.1.1,,~ •.. I'L"I"l~~
.~~~-'-------- " I erkennen; bei jedem Arbeitsgang
koeffizienten 2k-1=5. Es sind insgesamt 15 Linien definiert. Diesen sind unterschiedliche Geradeausfahrt Kurvenfahrt Anfahrt- Beladen - Weiterfahrt wird die Maximalbelastung nahezu
Kerbfälle zugeordnet. Die ~o-Werte liegen wesentlich niedriger als z.B. nach OIN 4132 ILandstraOel voll erreic~t. Im Gegensatz dazu
0)
(für B6, erhöht um 1,33). Oie Gegenüberstellung in Bild 89 macht das deutlich. (Oa die Flugzeug sind bei einem Verladekran maximale
o. Tragflügelholm Belastung und Dauer der Arbeitsgän-
OIN 4132 - St 37
'1@~~I~
~oo:
ge ungleich und unregelmäßig. - Bau-
EUROCODE 3 Kerbfall ')(. =- 1 ')(. = 0
Gewalzte Träger. Grundmaterial I nicht brenngeschnitten ) 160 WOl 320 266 ~~
• ~ I~ .. Windböen I, t
teile einer Eisenbahnbrücke kurzer
Spannweite werden ähnlich wie bei
mit OODDelkehlnähten als Halsnähte 125 123 200 166 ~Rollen.i-- Geradeausflug mit Manövern ----.i.cFlug mitl Landung

f2:'I'::Wa_
mit Stumofstößen in der GurtalalIe in Sonderoüte 112 1231 Oll 200/224 1661187 Start Landeklappen Rollen Stripperkranen beansprucht: Jede
Geschweißte
mit Stumofstößen in der Gurtolalle in Normolgüte 90 1231 1'1 200/200 1661166 bl Achsüberfahrt ist ein Belastungs-
Träger mi t am ZUg gurt angeschweinten Querstelfen 80 ~ 71 1) 123 1 231 2001168 1661140 Brückenkran zyklus mit hoher Lastintensität.
mit Zusotzlamellen mit und ohne Stirnnähten 50 ~ 36 1 344/444 120172 100/60 Hauptträger
Eisenbahnbrücken mittlerer und
N/mm 2 G)
Bild 89 1) abhängig von der Blechdicke großer Spannweite werden ähnlich
wie Verladekrane beansprucht, Ex-
Normwerte 10% Fraktilen sind, müßten sie beim Vergleich real etwas niedriger liegen.) Bei
Verladehalle tremlasten treten selten auf. - Be-
der Bewertung der amerikanischen Versuche ist dem Verf. u.a. unklar gebl ieben: Entsprach die Stripperhalle
lastungsschwankungen treten auch in
Qualität der Schweißausführung der in der Bundesrepublik Deutschland (durch den Großen o o
Form von Druckschwankungen in Roh-
Eignungsnachweis) üblichen? Verstärkungslamellen ohne Stirnkehlnähte verstoßen hierzulan- i ren und Behäl tern sowie in Kon-
de gegen die Regeln der Technik. Die amerikanischen Versuche haben dieselben Dauerfestig-
struktionen des Stahlwasserbaues
keitswerte für die Fälle ohne und mit Stirnkehlnaht ergeben! Worauf wurden die Spannungen
bei der Versuchsauswertung bezogen? Auf die Stelle der lokalen Rißauslösung? Wie war der
ogr--'iOr;;i;;'-- auf.
Stripperkran Verladekran Mittels speziell entwickelter Zähl-
Ermüdungsbruch definiert? Die Mittelspannungsunabhängigkeit ist zwar im Wechsel bereich
cl und Klassierverfahren wird ver-
plausibel, nicht dagegen im gesamten Schwellbereich, gerade in diesem Bereich liegt die Bild 90
sucht, den regellosen Beanspruchungs-
überwiegende Zahl der baupraktischen Nachweise. Bei hohen Spannungshorizonten kann er-
verlauf im Hinblick auf seine Ermüdungsrelevanz zu beschreiben. Einparametrige Verfahren
wartet werden, daß sich die Eigenspannungen während der ersten Zyklen herausplastizieren.
vermögen dabei die Aufgabe nur bedingt zu erfüllen, zwei (und mehr-)parametrige sind lei-
Bei Annäherung an den Kurzzeitfestigkeitsbereich müßte, wenn diese Vermutung zutrifft,
stungsfähiger. In DIN 45667 sind verschiedene Verfahren genormt und Hinweise zur Auswer-
der Eigenspannungseinfluß entfallen; die ~O-N-Linien der geschweißten Großbauteile müßten
tung und technischen Ausstattung der Geräte gegeben; zu den einparametrigen Klassierver-
in die entsprechenden Linien für Kleinprüfkörper mit vergleichbarer Kerbwirkung übergehen.-
fahren zählen:
In Abschnitt 3.7.5.6 wird die Thematik nochmals aufgegriffen; Tafel 3.5 enthält einen
a) Klassierung der Oberschreitungen,
Vergleich der Dauerfestigkeitsspannungen nach DIN 15018/DIN 4132 und EUROCODE 3. -
b) Klassierung der Spitzen,
Schwierig ist die Frage nach der Höhe des erforderlichen Sicherheitsfaktors. Wird der
c) Klassierung der Breiten (Spannen),
Nachweis auf die 2,5%-Fraktile bezogen und ist hierin der Eigenspannungs- und Größen-
d) Klassierung der zeitgleichen Abfragung.
fluß berücksichtigt, sind eigentlich auf der Werkstoffseite alle ungünstig wirkenden Um-
Zu den Verfahren c) zählen u.a. das (bislang nicht genormte) sogen. Range Pair- und das
stände erfaßt. Auch führt ein Oaueranriß nicht sofort zum Versagen. Bei den regelmäßigen
Rain Flow-Zählverfahren (=Reservoir-Zählmethode). Den Spannenzählverfahren kommt besonde-
Kran- und Brückenkontrollen können fallweise auftretende Anrisse erkannt und ausgebessert
re Bedeutung zu, denn, wie oben angedeutet, steht die Ermüdung, d.h. die schädigende Zer-
werden. Ein (globaler) Sicherheitsfaktor 1 ,1~1,2 ist n.M.d.V. ausreichend, was noch durch
rüttungswirkung mit der Spanne der durchlaufenen Hysteresisschleifen und deren Völlig-
sicherheitstheoretische Analysen zu belegen wäre.
keit in ursächlichem Zusammenhang. Wegen der Abnahme der ertragbaren Schwingbreitemit
3.7.4 Klassiermethoden wachsender Mittelspannung müßten die Spitzenwerte eigentlich zusätzlich erfaßt werden;
3.7.4.1 Allgemeines das führt auf die zweiparametrigen Methoden. - Ergebnis einer Klassierung ist das sogen.
Bild 90 vermittelt anschauliche Beispiele für reale Betriebsbeanspruchungen; dargestellt Beanspruchungskollektiv. Dieses wird dazu verwendet, um für die verschiedenen Kerbfälle
sind die gemessenen Spannungsverläufe °
über der Zeit t. Es handelt sich um "mobile" Kon- die Lebensdauerlinien zu bestimmen. Wird hierauf die Bemessung abgestellt, spricht man
struktionen. Die kontinuierlichen Spannungsmessungen werden entweder sofort "klassiert" von Bemessung auf Betriebsfestigkeit. Dieses Konzept wurde in Deutschland insbesondere
oder auf Magnetband gespeichert und anschließend im Computer analysiert. Eine solche Ana- von GASSNER [146-148] entwickelt und führte zur Gründung des "Laboratoriums für Betriebs-
lyse kann mit unterschiedlicher Zielsetzung erfolgen. Im Hinblick auf den Betriebsfestig- festigkeit (LBF)" in Darmstadt; das LBF war bei der Konzipierung der Betriebsfestigkeits-
keitsnachweis ist ein Höchstmaß an ermüdungsrelevanter Information gesucht. Da die er- nachweise der DIN15018/DIN4132 und DS804 maßgeblich beteiligt. - Das unter d) erwähnte
tragbare Dauerfestigkeit relativ unabhängig von der Mittelspannung ist (vgl. SMITH-Dia- Klassierverfahren der zeitgleichen Abfragung steht mit der Ermittlung der Spektren von
gramm) und das umso mehr, je schärfer der Kerbfall ist, kommt es bei der statistischen Zufallsfolgen in direktem Zusammenhang, wie sie in der Zufallsschwingungstheorie benötigt
Analyse der Schriebe darauf an, daß die Spannungsspannen möglichst zutreffend erfaßt wer- werden. Das Verfahren hat für Ermüdungsfestigkeitsforschungen ebenfalls Bedeutung, weil
den.
- 166 - - 167 -
o o Bezogen auf diesen Mittelwert ist die Zahl der Nulldurchgänge steigend nO=14, fallend
o o o
n =15, i.M. 14,5. Vgl. zur weiteren Bewertung den folgenden Abschnitt.
O
3.7.4.3 Klassierung der Spitzen
Es wird die Zahl der positiven und negativen Spitzen gezählt. Das Ergebnis ist in den
Spalten der Teilbilder fund g des Bildes 92 ausgewiesen; Teilbild h zeigt die zugehöri-
gen Häufigkeitsdiagramme. Die positiven Spitzen (ausgezogene Linien) liegen schwerpunkt-
mäßig im positiven, die negativen (gestrichelte Linien) im negativen Bereich.
e)
Folgt auf jeden Spitzenwert ein Nulldurchgang (Fall c in Bild 91); ist also die Anzahl
der positiven und negativen Spitzen n 1 gleich der Anzahl der positiven (und negativen)
es mittels moderner Prüfmaschinen möglich ist, die der spektralen Dichte zugrunde liegen-
Mittelwerts- (Null-) durchgänge n ' ist der Quotient n O/n 1 gleich Eins. Im vorliegenden
de Zufallsfolge (d.h. deren Energie pro Zeiteinheit) zu simulieren. Die in Bild 91 skiz- O
Beispiel beträgt dieser (die "Unregelmäßigkeit" des Prozesses charakterisierende) Quo
zierten Spannungs-Zeitschriebe kennzeichnen unterschiedliche Probleme: Die Schriebe a
tient: n O/n 1 =14 ,5/20=0,73.
und b charakterisieren z.B. Beanspruchungen in Brücken, a steht für eine Wechsel-, b für
Bildet man von den Häufigkeiten der überschreitungen die Differenzen (entweder vom posi-
eine Schwellbeanspruchung (0 erfaßt hier nur die Betriebsspannung). Die Schriebe c bis e
tiven oder negativen Außenbereich in Richtung auf den Mittelwert zu), findet man die in
stehen für Schwingungsbeanspruchungen, z.B. infolge Windböen oder Erdbeben. Man spricht
den Teilbilder bund c (rechte Spalte) eingetragenen Werte. Hierbei handelt es sich offen-
in verallgemeinerter Form von stochastischen Prozessen. Jeder Prozeß hat positive und
sichtlich um Näherungen für die Häufigkeit der Spitzenwerte, wobei die Abweichungen umso
negative Spitzenwerte, schwankende Breiten (Spannen zwischen aufeinander folgenden Spit-
größer werden, je näher man an den Mittelwert heranrückt (vgl. Spalten b/c und f/g). Im
zen, ggf. Nebenspannen), momentane und (bezogen auf eine bestimmte Zeitdauer) globale
Falle n /n =1 stimmen die Häufigkeiten überein! - Hat man es mit einer regellosen Wechsel-
Mittelwerte. Der Mittelwert ist vielfach selbst eine fluktuierende Größe. Die Klassier- D 1
beanspruchung zu tun, für die nO/n 1 =1 ist, oder mit einer Schwellbeanspruchung, bei der
probleme sind offensichtlich komplex. Nachfolgend kann nur eine Einführung gegeben werden. o 0
Da die Frequenz auf die Ermüdungsfestigkeit keinen signifikanten Einfluß hat, wird auf 5 ~-----
die Analyse der spektralen Verteilung und damit auf die Darstellung des unter Punkt d ge- I,
nannten Verfahrens verzichtet. Zur vertieften Behandlung wird auf [113,120,148] verwiesen. 3
2
3 .2.:~1 ~s i eru~überschrei tungen 1
o e--<> Cl---. • 0
o ~-H+l--h\-l-Hrl-\f+--AH~~ ,H--+-lIi-
1 1 -1 T k- f-o -1
5 J! -2
.n•
2 3 -2 I-
I,
3
111 11 10 7 10 -7 '"""' J.Z -3
1\/1 n 1'\ n. ni n I lfi 11, I, 11, -I,
Ln-
&Q .... 1-1'-0 - I,
2 11.\ '\ 1\ 1'1 1\1\ , ~ ...1- -5
1\ AI ~
1 1\- ""\I It
15 1
! 13 -2
15 -1
-- ~ ...-..-- 1~=11 o2 I, 6 0 2 I, 6 B 10 12 11, a) o2
6 0 2 I, 6 B 10 12 11, 16
I,
-1
-2
o
11
11
11 I'
\I
I 10 - 3
-3
7 _I,
13 2
10
7
3
3
3
1J&
C">

"" ~
~
-
--
. Bild 93 nl

jeder Spitzenwert von einem Nullniveau ausgeht und auf dieses zurückkehrt, führt die Zäh-
b)

.
I,
tt
Ln-
-3
- I,
3 -2
1 -1
1 2 j - lung der Spitzenwerte in Form ihrer Summenhäufigkeitsverteilung auf das gesuchte ermü-
dungsrelevante Kollektiv, allerdings im erstgenannten Falle nur näherungsweise. In Bild 93
-5 o o 1
J-
o I sind die erwähnten Fälle dargestellt: Teilbild a zeigt eine regellose Wechsel beanspruchung
1:11 0 1: 11.Q.. 0 2 4 6 8 10 12 14 ~ o2 4 6 8 10 einschließlich der Häufigkeits- und Summenhäufigkeitsverteilungen für die positiven bzw.
negativen Spitzenwerte. Wird aus letzteren nach Kumulierung auf die Summenhäufigkeit
Bild 92 al b) cl d) elf) gl h)
der Spannen geschlossen, führt dieses Vorgehen zu einer Oberschätzung (man liegt auf der
Bild 92a zeigt den zu untersuchenden Prozeß. Positive Spitzenwerte sind durch das Symbol sicheren Seite). Im Falle des Teilbildes b ist das nicht der Fall: Die Summenhäufigkeit
• , negative durch das Symbolo gekennzeichnet. Es werden innerhalb der maximalen und mini- der Spitzenwerte und Spannen sind hier identisch .
malen Schwankungen Klassen gleicher Breite vereinbart, zweckmäßig 12 bis 15, und die Spit- Damit ist gezeigt, wie die Klassierung der Spitzenwerte zur Kollektivermittlung verwendet
zen (gedanklich) in die Klassenmitten verlegt. Änderungen innerhalb der Breiten bleiben werden kann (und damit über die Klassierung der Oberschreitungen ebenfalls). Die Analyse
dadurch unberücksichtigt. - Es werden von den steigenden und fallenden Teilen des Ver- liegt stets auf der sicheren Seite und zwar umso mehr je unregelmäßiger der Prozeß ist,
laufs die Zahl der überschreitungen registriert und addiert; es werden also Häufigkeits- d.h. je mehr der Quotient nO/n 1 von 1 abweicht.
summen gebildet. In Teilbild b (linke Spalte) ist die Zahl der steigenden überschreitun-
3.7.4.4 Klassierung der Breiten (Spannen)
gen und in Teilbild c (linke Spalte) die Zahl der fallenden überschreitungen ausgewiesen.
Wie oben erläutert, üben die Spannungsspannen die eigentlich schädigende Wirkung aus. Es
Die Zahl der überschreitungen der auf- und absteigenden Folgen stimmen stets überein.
ist daher zweckmäßig, diese direkt zu klassieren. Dabei treten indes Schwierigkeiten auf.
In Teilbild d ist das Häufigkeitsdiagramm dargestellt; der (globale) Mittelwert läßt sich
Sie seien an einem Beispiel erläutert; sie hängen insbesondere mit der Frage zusammen:
hieraus, auf eine halbe Klassenbreite genau, angegeben: er kann auch rechnerisch bestimmt
Was ist eine Spanne?
werden. Bezogen auf die Niveaulinie -5 erhält man das in Teilbild e (als Spaltensumme)
Wertet man den in Bild 94a skizzierten Prozeß gemäß den vorangegangenen Abschnitten nach
angegebene "statische Moment" 438 und daraus (von unten nach oben):
den Klassenüberschreitungen aus, erhält man insgesamt je 31 überschreitungen in steigen-
438/77 = 5,69
der und fallender Richtung (Teilbild b); Teilbild c zeigt deren Häufigkeitsverteilung.
Von oben nach unten folgt: = 409/77 = ~
Die Differenzbildung, jeweils von außen, liefert, wie oben erläutert, eine genäherte Sum-
11,00
menhäufigkeitsverteilung der Spitzenwerte (Teilbild die). Der Mittelwert ergibt sich
- 168 - - 169 -

<l
3. immer von einem Abtropfpunkt zu dem unmittelbar darunter liegenden Auf treffpunkt ge-

~
3: ~ ...10+-+-i1-+-+-l
7 bildet (in Teilbild b gestrichelt). Der Hintersinn dieser Zählung wird aus dem Vergleich
6 1 1
5 der Teilbilder a und b deutlich. Teilbild c faßt das Ergebnis zusammen.
5 4 4 I
4 6 6 3,1 24 4 <l
3 9 9 13 3 7 1,H -1 - 3 -151 -(13)-17 - 6 7 b--r-t-t-t----j
2 8 8 52 2 6 1.V -2 -1' 2 6 ~_i_+--I-+---j
1 3 3 1 5 2. V . 3 - 4 - 5 3
5
0 131 3 OI+-l-J--+=-J-.--jJ.... o 4 .1J:l~6 - 8'L-..J.11,-,,-2)L-~2",-0-'--_ _~-'5'-- 4
t 0 2 4 6 8 10 hj 0 2 4 6 8 10 Hi o 4 6 8 10 Hi 3
3. V . 6 - 7 - 6' 3 3
Bild 94 al bl cl d) el -:l./r6 - 9 -_-!lcLT_---"'13'---r-' ~-"-5 _
fI 2
4.V : 9 -10 - 9'
2
1 20 S:V-l1· -12--~11',-'- - - - - - - ' - - 713- 1
(rechnerisch) zu 96/31=3,1. Die Summenhäufigkeit der Spitzenwerte wird mit der Summenhäu- op-=--~======~~==::;.. 4.H 13 -14 - (16) - 20 ..... 5 o
figkeit der Spannen gleichgesetzt und gemäß Teilbild f umgeordnet. Das ist das gesuchte 6.V 14-15-16 2
o2 4 6 8 10 Hi
Kollektiv. Geht man anders vor und bestimmt die Anzahl der unterschiedlichen Halbbreiten- 5.H 16 -13' 4
längen, einmal steigend und einmal fallend und bildet hiervon die Mittelwerte, folgt das 6.H 17-18-16'-1 5
in Bild 95, Zeile 4, ausgewiesene Ergebnis. Bild 97 a) 7. V 18 -19 - 18' 2 bl cl
Die Anzahlen in Zeile 5 sind
Auf das in Bild 97 dargestellte Beispiel werde die Zählung angewandt. In Teilbild bist
aus dem in Bild 94f dargestell-
die Zählung ausgewertet. Es treten Spannenbreiten von 1 bis 6 auf, deren Anzahlen betra-
1 Länne der HQlbbreiten : 1 2 3 4 5 6 L ten Kollektiv entnommen. Der
T stelOend gen:
.1 0 4 3 1 2 0 ~ Vergleich der Zeilen 4 und 5 Breite 1 Anzahl 1 (V)
~ Anzahl rfallend 1 2 2 5 0 0 ~ zeigt, daß sich aus dem Kollek- 2 3 (V)
4 rMittelwerte 05 3 2,5 3 1 0 10
tiv für die großen Spannen 3 3 (V)
10 (V)
151 Anzahl nach Kollektiv 2 2 9 größere Anzahlen ergeben. Diese 4 1 (H) 0,5 (V)
Bild 95 Form der Klassierung (Teil- 5 4 (H) 2 (V)
bild f) ist damit wiederum als 6 1 (H) 0,5 (V)
auf der sicheren Seite liegend bestätigt. Die Mittelwertsklassierung der Breiten liegt Oas zugehörige Kollektiv (Summenhäufigkeit der Vollspannen) ist in Teilbild c dargestellt,
eher auf der unsicheren Seite; erstere ist zu "hart", letztere zu "weich". es ist "weicher" als das in Bild 94f angegebene, dafür weist es eine Vollspanne mehr auf.
Die derzeit anerkannteste Zählmethode ist das Es versteht sich, daß die Klassierung umfangreicher Schriebe nach Programmierung der Zähl-
Spannung o
Rain Flow-Verfahren; es ist am Schädigungsver- methodik im Computer durchgeführt wird, vgl. hierzu [149 J.
lauf im Bereich der für die Ermüdung maßgeben- 3.7.5 Betriebsfestigkeitsnachweis
den Kerbspannungen und (nach Eintritt eines 3.7.5.1 Beanspruchungskoll ekti':......

.'.
Risses) an den Spannungen vor der Rißspitze Im vorangegangenen Abschnitt wurde er-
o
orientiert. Hier treten lokale (zyklische) Pla- läutert, wie die für den Betriebsfestig-
stizierungen auf. Die Spannungen und Dehnungen keitsnachweis benötigten Kollektive mit-
durchlaufen eine Hysterese. Deren Völligkeit tels Klassierung der Beanspruchung an re-
Oehnung e: o
ist ein Maß für die Zerrüttung. Zeit alen Konstruktionen unter laufendem Ver-
o
a _ a l kehr ermittelt werden können. Bild 98

lil
Das Zähl prinzip geht aus Bild 96 hervor; das
a) obere Teilbild gebe eine Kerbbeanspruchung wie- -,r -,r
. n _ 1n zeigt eine solche Klassierung für eine

~~eit IthIO.~1
r1r
der, die zugehörige Nennbeanspruchung liege im 111 11 TITTl Beanspruchung, die nach jedem Spitzenwert
"elastischen" Bereich! auf den Grundwert zurückfällt. h i ist die
Es werden Voll- und Halbspannen definiert (man Häufigkeitsverteilung der Spitzenwerte
spricht auch von Haupt- und Nebenspannen). - und Hi die Summenhäufigkeitsverteilung =
Die durchlaufenen Dehnungswege werden vertikal o h'I H·I Kollektiv. Wegen des besonderen Betriebs-
projiziert, in Richtung einer gedachten Zeit- Zeit typs dieses Beispiels ist das Kollektiv
Bild 98 10 10
achse t (Teilbild b). Vom Punkt 0 beginnend wird cl der Spitzenwerte mit dem Kollektiv der
die Zick-Zack-Linie durchlaufen und zwar auf Spannen identisch. Die Völligkeit des Kollektivs kennzeichnet die graduelle Schwere der
"Gefällepfaden", entweder in positiver Richtung Beanspruchung.
(nach rechts) oder in negativer (nach links). Messung und Klassierung an realen Konstruktionen sind aufwendig. I.a. sind langwierige
8 Gedanklich stellt man sich Regenwasser vor, das Meßkampagnen notwendig. Es liegen solche Messungen an Kranen und Eisenbahnbrücken vor,
entlang der Gefällepfade herunterrinnt und an auch z.B. an Seilbahnen, Offshore-Bauwerken u.a.
den jeweils äußersten Kanten heruntertropft Neben der Klassierung im Rahmen von insitu-Messungen gibt es zwei andere, mathematisch
O:t I (daher der Name des Verfahrens; aus dem engl. orientierte, Verfahren:
8 ,.. I rain flow). Simulationsverfahren: Hierbei wird (z.B. im Falle einer Brücke) der zu analysierende
4'? i .. 17 Die Pfade werden sukzessiv entwickelt. Halb-
I 6 '" i.. ,~, spannen zählen bis zum äußersten Abtropfpunkt
Lastenzug mit realistischer Verkehrsdurchmischung über das Tragwerk (also über die
Brücke) geführt. Die Einflußl inie der zu analysierenden Größe wird ausgewertet, was,
41" I 97
8~-------l"'''''i 9 oder bis zum Schnittpunkt mit einer bereits
Bild 96 vorhandenen Abtropflinie (in Bild 96b durch-
gezogene Pfadlinien). Vollspannen werden
- 170 - - 171 -
wegen des Rechenaufwandes, eine Computerberechnung voraussetzt. Die Schwingungswirkung Eisenbahnbrücken: Bild 101b zeigt die Beanspruchung
o Stripperkran : o Montagek ran:
kann berücksichtigt werden. Die auf diese Weise berechneten Schnitt- bzw. Spannungs- einer kurzen und einer langen Eisenbahnbrücke unter
größen werden gemäß Abschnitt 3.7.4 klassi~rt. demselben Zugverkehr. (Die Darstellung ist schema-
- Verfahren der stochastischen Prozesse: Mittels dieses Verfahrens lassen sich z.B. Zu- tisch zu begreifen, es wird eine einfeldrige Brücke
fallsschwingungen, insbesondere bei schmalbändig reagierenden Systemen oder fließenden Og+- ~+-----------~__ unterstellt.) Bei einer kurzen Brücke wird jede Wa-
Verkehrsprozessen analysieren und die Verteilung der Momentan, Spitzen- und Extrem- t t a)
kurze lange genüberfahrt, im Grenzfall jede Achsüberfahrt, als
werte bestimmen. Der Prozeß muß indes gewisse Voraussetzungen erfüllen [150,151J. o Eisenbahnbrücke oOg~=EisenbahnbrÜ_Cke~
einzelnes Schwellereignis empfunden; bei einer langen
Für die weitere Verarbeitung ist es notwendig, das Klassierergebnis zu normieren; das Brücke bedeutet das Oberfahren des gesamten Zuges ein
geschieht in zweifacher Weise: einziges Ereignis. Demnach bestimmt die Länge der
- Die im Erhebungszeitraum gezählten Spannen werden auf einen Bezugszeitraum, z.B. auf Brücke im Verhältnis zum mittleren Achsabstand der
Og
ein Jahr umgerechnet. t t b) Lokomotiven und Wagen Kollektivform und Kollektiv-
- Ist 0 die größte gemessene Spannung, werden hierauf alle anderen Werte normiert. Außer- umfang für den Hauptträger. Unmittelbar befahrene
dem wird 0 mit dem für den (statischen) Tragfähigkeitsnachweis maßgebenden Extremwert o Längsträger und Querträger erhalten bei jeder Achs-
o : Spannungen
in Beziehung gesetzt in\alge Eigenlasl überfahrt eine annähernd gleichhohe Lastspitze, das
S3 S3 Kollektiv ist völlig, d.h. die graduelle Dauerbean-

....... 52
<0
.....o
......
....... -...... -.......:
......
...
........... -
-.......
t---.:)?
r--........
Og -1- _

c)
spruchung ist viel höher als für die Hauptträger .
Weitere Abhängigkeiten sind: Die Brücke liegt in

'" ~ ""'--
~

..........
............. -..........sI
r-.... r-....
Bild 101 einer Haupt- oder Nebenstrecke oder, die Brücke liegt
in einer Strecke für vorrangig Personen- oder vorrangig Güterverkehr (ggf. Schwerstverkehr

-
I\.. 0,5
SI ...... ~ ~O
"- wie Erzstrecken).

- --
10-... .......

"' '"
1'::. I':::: Straßenbrücken: Straßenbrücken haben schwach ausgeprägte Kollektive. Der rechnerische Ver-
......Ji,V
1-0-_ GV
o
0;;;;
-- '--
-. --
Sn
""'--
0
1"' .... "'
....~
kehrslastfall (z.B. nach DIN 1072) tritt nur selten bis nie auf. Je länger die Brücke ist,
umso unwahrscheinlicher ist das Auftreten des Normlastfalles. Die Beanspruchung der Fahr-
4 5 5
o 10 10 5-10 - N 10 6 N 100 10 1 10 2 10 3 10 4 105 106 bahn, z.B. der unmittelbar befahrenen Stahlfahrbahn (orthotrope Fahrbahnplatte) ist infol-
Bild 99 a) b) -log N ge der hohen LKW-Radlasten erheblich. - Die Vermischung des Verkehrsaufkommens auf einer
Bild 99 zeigt unterschiedliche Kollektivformen über einen Lastwechselumfang von N=10 6 Bei Straßenbrücke ist ein Zufallsprozeß; Bild 10lc zeigt eine zeitliche Abfolge mit regello-
linearer Skalierung der Lastwechselachse tritt der Beanspruchungscharakter - insbesondere sen Maxima und Minima. Jedem Spitzenwert folgt nicht unbedingt ein Nullwert. Die Art des
der Abfall der hohen Wertel bei den "mageren" Kollektiven (gegenüber den "fülligen")- deutlich Klassierungsverfahrens hat in solchen Fällen hinsichtlich Kollektivform und Anzahl der
hervor. Für eine Normierung eignet sich eine logarithmische Skalierung der N-Achse besser. Lastspiele großen Einfluß auf das Klassierergebnis.
So bis S3 sind in diesem Beispiel die in DIN 15018 (Krane) vereinbarten Kollektive (GV ist
3.7.5.2 Lebensdauerlinie aus Mehrstufenversuchen
die sogen. Geradlinigen-Verteilung). Für ein Betriebsfestigkeits-Normkonzept sind schließ-
lich bestimmte Spannungsspielbereiche für die beabsichtigte Betriebsdauer (z.B. N1 bis N4 ) 0/0
i=
1,0 P =1 i P=0,5 P=0,25 p= 0
~~r-... S3 313 .... Beispiel: OIN 15018, Beanspruchungsgruppe 4
mit den Kollektiv-
0,8
1 2 P=1
1noo 100n 1 000
formen (z.B. So bis 3 r:::.. ~ ....... ~
-n Q?~
:"" S2 ~
"- SI f.- 2/3
Spannungs - S4) zu kombinieren. 0,6 4 ""i::" f'; 1:>0- 0= 0925
0,Q~3
0888
0950
0850
kollektiv - Bild 100 zeigt als 5 I"~ ~~ p= 0.5 ~
Sr r\. e-l- 1 o 863 0794 0725
1/3 form Beispiel die Defi- 0.4 6 ~ ce 0768 0.662 0,575

~
~
Spannungs- nition der Beanspru- p=0,25 ~ 0713 0566 0415

2/6 416 "


JPielbereich
2'10 4 co
chungsgruppe 4 der
DIN 15018 und zwar
0.2
o
10°
p=O
10 6 N
+ n.~38
o 563
0456
0.344
0275
0,125

al derart, daß die a) b)


Bild 100 lastspiele in der Nutzungsdau er b) verschiedenen Si-Nj-
Zuordnungen schädigungsgleich sind. Kollektive
Um die vielschichtigen Probleme, die bei einer Betriebsfestigkeitsauslegung auftreten, auf-
zuzeigen, werden im folgenden die Betriebsverhältnisse bei Kranbahnen, Eisenbahn- und N
mm 2- 1:>.0
Straßenbrücken beleuchtet. 350 +---+I-----t'---+f.'-t---f----r----r-
Kranbahnen: Bild 101a zeigt die Beanspruchung einer aus Einfeldträgern bestehenden Strip- 300 +--l---/----1----+-+--I---+_
250 -I---A--..f.-.o--A-...c+.{---l---+-
per- bzw. Montagekranbahn: Im erstgenannten Falle wird praktisch bei jedem Arbeitsgang 200 h---.H-"""-E---:::~+-:-~-;---+-:-l-
dieselbe Lastspitze erreicht, das Kollektiv ist völlig. Ein Montagekran unterliegt i .a. 150 +-~-~..,.---P~F=';;~I-

.I
einer Mischbeanspruchung; hohe Spannungsspitzen treten selten, niedrige dagegen häufig
auf. Die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, z.B. innerhalb eines Jahres, erreichte
Lastwechselzahl ist gleichfalls krantypisch. Es gibt Krane, z.B. Reparaturkrane in Kraft- langsam -
:",0 ,W""..lb..".,"oh.,,
Schnellantrieb
: I 100
.~.
n

50 St37 x=-l
werken, die vielleicht nur alle fünf Jahre einmal im Einsatz sind, andere, wie in Hütten- Betrieb 1Teilfolge=500 000 lastspiele
werken, die im 24-Stundenbetrieb gefahren werden. 10 5 10 6 10 7
c)
Bild 102
- 17 Z - - 173 -

Die Betriebsfestigkeit eines bestimmten Kerbfalles (Grundmaterial, Lochstab, Schweiß)bau- Kontinuierliches Kollektiv:
teil) wird im Betriebsfestigkeitsversuch ermittelt. Hierbei handelt es sich um aufwendige N
Versuche. Es existieren mehrere Versuchstechnjken, die sich in der Wirklichkeitsnähe der
Betriebssimulation unterscheiden. Am häufigsten wurde bislang der Betriebsfestigkeitsver-
1-*=1
n=O
(Z98)

such als Mehrstufenversuch durchgeführt. Hierbei wird ein vorgelegtes (kontinuierliches) Um eine Schädigungsrechnung durchführen zu können, muß
Kollektiv in ein Stufenkollektiv zerlegt. Die Völligkeit des Kollektivs wird durch den die WÖHLER-Linie des zur Untersuchung anstehenden Kerb-
Parameter p gekennzeichnet, entsprechend ist die Abtreppung hinsichtlich Lastwechselzahl falles N=N(O)) und die Kollektivform n=n(o) gege-
und Höhe der einzelnen Stufen einzustellen. Bild 10Za zeigt die normierten Laststufen für ben sein. Bild 104 zeigt, wia vorzugehen ist: Die WöH-
vier Völligkeitsparameter p=l; 0,5; 0,Z5; O. In Teilbild b sind die auf den maximalen Span- LER-Linie ist durch 00' ND und den Neigungskoeffizien-
nungswert 0 des Kollektivs bezogenen Laststufen zahlenmäßig ausgewiesen. Dem WöHLER-Ver- ten k eindeutig definiert (vgl. Abschnitt Z.6.5.6.Z).
such entspricht p=l; er besteht nur aus einer Stufe, man spricht daher vom Einstufenver- Die Kollektivform liegt durch den Quotienten der klein-
such. - Bild 10Zc zeigt beispielhaft den Versuchsablauf bei reiner Wechsel beanspruchung; sten zur größten Spannung und den kurvenmäßigen Ver-
es werden mehrere Blöcke abgefahren, wobei der Versuch in der Prüfmaschine mittels sogen. lauf zwischen diesen Randwerten fest.
Blockgeneratoren gesteuert wird. In den Generator wird vorab das Stufenkollektiv einpro- Es wird ein Kollektiv-Hö:hstwert 0(1) frei gewählt
grammiert. Ein gewisses Problem ist die Einstellung der Anfangsstufe und die Entscheidung, und der Kollektivumfang N(l) solange variiert, bis
ob mit steigenden oder fallenden Laststufen begonnen werden soll. Die größte Schädigung G.Z98 erfüllt ist. Das Wertepaar 0(1)' N(l) liefert
geht von den hohen Spannungen aus, wird andererseits zu Beginn zu lange auf niedrigem Ni- den Punkt (1) der Lebensdauerlinie. Entsprechend wird
veau pulsiert, stellen sich "Trainiereffekte" ein. fortgefahren: Das Wertepaar atZ)' N(Z) liefert einen
Ist ein Prüfkörper gebrochen, wird die Größtspannung 0 dieses Versuches über der Bruchlast- zweiten Punkt (Z) usf. In diesem Beispiel liegt die
wechsel zahl im Lebensdauernetz, zweckmäßig doppelt logarithmisch skaliert, eingetragen. untere Randspannung des durch atZ) und N(Z) charakteri-
Wie beim WöHLER-Versuch (s. Abschnitt Z.6.5.6.Z) werden auf mehreren Spannungsniveaus je- sierten Kollektivs unter 00' also unter der Dauerfe-
weils mehrere Prüfkörper getestet und statistisch ausgewertet. Dadurch erhält man für stigkeit der einstufigen WöHLER-Linie. Hieraus darf
einen bestimmten Kollektivtyp die zugeordnete Lebensdauerlinie. Bild 10Zd zeigt beispiel- nicht geschlossen werden, daß die Kollektivspannungen
haft die Lebensdauerlinien für den Kerbfall "einseitige kurze Längssteife" für vier Kollek- 0<0 0 keinen Schädigungsbeitrag liefern. Es ist viel-
tive. Die WöHLER-Linie (p=l,O) ist enthalten. Mit abnehmendem p-Wert werden zunehmend höhe- mehr davon auszugehen, daß, nachdem Spannungeno>oD
re Lastwechselzahlen erreicht. eine gewisse Schädigung bewirkt haben, sich diese bei
Bedingt durch den zusätzlichen Kollektivparameter p sind Betriebsfestigkeitsversuche lang- Spannungen 0<0 0 fortsetzt. Eine auf der sicheren Sei-
wierig und kostspielig. Wegen der auf dem Ordnungseffekt beruhenden unvollkommenen Nach- te liegende Abschätzung besteht darin, die WöHLER-
ahmung der realen Betriebsbeanspruchung gibt es Einwände gegen den Mehrstufenversuch. Eine Linie über sich selbst hinaus zu verlängern und die
bessere Nachahmung gelingt mittels Randomversuchen, bei denen die Prüfkörperspannungen im Schädigungs rechnung hierauf zu beziehen; vgl. Ab-
Versuch regellos ablaufen. Sie werden durch einen Zufallsgenerator gesteuert, wobei Ver- schnitt 3.7.5.5.
teilung und Energiespektrum der Betriebsbeanspruchung simuliert werden. Die heutige Prüf- In diesem und in den vorangegan-
maschinentechnik erlaubt solche Versuche, auch sogen. Nachfahrversuche, bei denen ein ana- WOHLER- Linie: genen Abschnitten wurde zur Cha-
loger Meßschrieb einer realen Betriebsbeanspruchung im Versuch nachvollzogen wird. ° rakterisierung des Klassierergeb-
0(1}I"'--""" nisses und der Schädigungs rech-
~3~are Schädigungshypothese von PALMGREN-M~
Mittels sogen. Schädigungshypothesen versucht man, von der WÖHLER-Linie eines bestimmten 0t2} k::----"""""";::-------<~ nung durchgehend das Spannungs-
Kerbfalles auf die Lebensdauerlinie einer (durch ein vorgelegtes Kollektiv charakterisier-
symbol° verwendet, ohne daß
scharf zwischen Ober- und Unter-
ten) regellosen realen Betriebsbelastung zu schließen. Die älteste und in der Anwendung
00 spannung bzw. Spannungsspannen
verbreitetste ist die lineare Schadensakkumulationshypothese von PALMGREN (19Z4) [15Z] und
unterschieden wurde. Im Fall einer
MINER (1945) 1153l. Die Hypothese geht von der überlegung aus, daß bei einstufiger WöHLER-
Beanspruchung (Bild 103a) eine vollständige Schädigung, d.h. ein Bruch, dann eintritt, wenn reinen Wechsel spannung (x=-l) sind
unter der Spannung 01 die Betriebslastwechselzahl n 1 die zugehörige Bruchlastwechselzahl N1
Bild 104 Nm N(2) die Ergebnisse ineinander über-
erreicht. 01 ist in diesem Falle die maximale Spannung (0) des einstufigen Kollektivs und führbar: ° entspricht öo/Z, die Mittelspannung ist Null. Bei Schwellbeanspruchung trifft
N1 der zugehörige maximal mögliche Umfang (N). Dieser Fall ist trivial, der Quotient n 1 /N 1 das nicht mehr zu. Mit x allein kann der Prozess nicht charakterisiert werden. Bei der
Klassierung der Spannen geht eine wichtige Information verloren, das ist die Lage der Mit-
ist gleich Eins. Liegt ein zweistufiges Kollektiv mit den Spannungen 01 und 0z vor, tritt
der Ermüdungsbruch unter der gemeinsamen Lastwechselzahl N=n 1 +n Z dann ein, wenn die Summe tel spannung bzw. die Höhe der erreichten Maximal- bzw. Minimalspannung. Solange es sich
um Schädigungsrechnungen für scharfe Kerbfälle handelt und von no-Kollektiven (z.B. nach
aus den Schädigungsguotienten n 1 /N 1 und nZ/NZ Eins wird (Bild 103b). Das ist der Inhalt der
dem Rain-Flow-Verfahren) und nO-WöHLER-Linien ausgegangen wird, wiegt der Mangel nicht
Hypothese. Entsprechend wird die Hypothese bei mehrstufiger und kontinuierlicher Kollektiv-
form erweitert (Teilbilder c und d): schwer, da die Mittelspannungsabhängigkeit nur schwach ausgeprägt ist. Ist sie dagegen
Mehrstufiges Kollektiv mit den Stufen i=1 bis i=m: vorhanden, ist zu prüfen, ob die Schädigungsrechnung auf der Grundlage des öo-Konzepts
auf der sicheren Seite liegt. Die vorstehende Problematik beruht auf dem Informationsver-
( Z97) lust jeder einparametrigen Klassierung.
- 174 - - 175 -
_ _S_c_hädigungshypothese
~~Beispiele~~ea_r_e_n 0=0·[1- (l-q).Q-j (300 )
1. Beispiel ° ° N
beschrieben. 0 ist der
N N
(obere) Größtwert, N der
mm2 0
I mm2 ° 0 Kollektivumfang und q der
200 200
I-~O
.. 1 1
WOHLER - Linie
1 I 11
1~0 ~ h, 00
Quotient aus dem unteren
und oberen Randwert des
150 150 ......
112JL _r<... ~2
I ......
1'--..... "

100
t-
I r--... 1"--,...
100
-
120
..... ..:..: I-..
I'-.. t r--- . . .
I"
"-. ~
N ND
......,
N,n
0
N N,n
Kollektivs (Koll ektiv-
kennwert):

90 q,1
I...... ""-
..... a
BO .............
....
90
60 I - - f- <'"
:;1
;;;
° a) ° b) q • ;;-
0
(301 )

70 70 I - - f- ""
Ln
"" <'"
Aus G.300 wird n frei ge-
10 5 2 3 4 5 s te llt und die so ent-

Bild 105 ° stehende Gleichung nach °


differenziert:

-
Für das zweistufige Kollektiv einer Förderanlage betragen die Kenndaten aufgrund einer
Erhebung: 2 8 = 0, = 160 N/mm n =~(1- +)
1-qo
02 =120 N/mm2 o
~n N,n dn __ ~.l-
n2/n, = 3
c) N, N2 Ni Nr d) da - 1-q 8 (302)
Ausgehend von der in Bild 105a dargestellten WöHLER-Linie soll festgestellt werden, welche
Teil- und welche Gesamtlastwechselzahlen erreicht werden können. Die Gleichung der WöHLER-
Bild 106 Die PALMGREN-MINER-Regel
Linie (G.18 in Abschnitt 2.6.5.6.2) wird nach NZ aufgelöst: lautet damit, wenn noch

:: ND
NZ -
Für die WöHLER-Linie gelte: 0D=80N/mm 2 , ND=2'10 6 , k=4. Mittels vorstehender Formel werden
(299)
beachtet wird:
il
jdNn ·1
- N
1 (303 )

n=O
die zu 0 und O2 gehörenden Bruchlastwechselzahlen N1 und N2 berechnet:
1 Das Integral läßt sich explizit lösen; die Freistellung nach 8 ergibt:
0z = 0 = 0, 160 N/mm 2 : NZ = N, = 125000
(1- g).{ k + 1)
Oz = 02 120 N/mm 2 : Nz = N2 = 395061 1 _ qk+' (304)

Die PALMGREN-MINER-Regel G.297 wird nach n 1 aufgelöst und der Quotient n2 /n 1 gleich a Die Auflösung nach N liefert:
gesetzt: N = (~D}.N (1-g)'{k+1) (305)
= 1 _ a=..'2f.= 3-~+ ~=1- Ö 0l_ qk+'
n, N, N2
Es gibt zwei Möglichkeiten, um diese Formeln zu verwerten:
N, . N2 125000·395061 - Mittels G.304 kann für einen festen Umfang N die ertragbare Kollektivhöchstspannung
64128 ertr 8 = 0Be bestimmt werden. Der Erhöhungsfaktor gegenüber der zur Lastwechselzahl N=N
n, = N2 + aN, 395061 +3 ·125 000
n2 = a·n, = 3·64128 = 192 384 gehörenden Zeitfestigkeitsspannung der WöHLER-Linie lautet:

N= n, + n2 = 255512 (= N, ) er t r<3 • aSe :: Oz 18 • o~ fNDNo . EOA i Eo = °Se =k (1 - g)( k+ 1) ( 306 )


lVT 0z, WÖHLER 1 _ qk+'
Bild 105b zeigt die Lage des ertragbaren zwei stufigen Kollektivs innerhalb des WöHLER-Dia-
Indem mehrere N-Werte vorgegeben werden, läßt sich die Lebensdauerlinie bestimmen.
gramms. Soll die Lebensdauerl inie für die vorgelegte Kollektivform bestimmt werden, ist
- Mittels G.305 kann für eine feste Höchstspannung &die ertragbare Lastwechselzahl
ein neuer o-Wert zu vereinbaren, z.B. o=01=140N/mm 2 ; O 2 beträgt dann:
ertr N=N Be bestimmt werden. Der Erhöhungsfaktor gegenüber der zur Spannung = & gehören- °
02:: 0,.( 120/160) :: 140 '1201160 :: 105 N/mm 2 den WöHLER-Lastwechselzahl lautet:
Hierfür folgt ein zweiter Punkt der Lebensdauerlinie (ohne Nachweis N(2)=437600). E~ = (l-q)'{k+ 1) ( 307)
2. Beispiel: Trapezförmiges und aus trapezförmigen Teilen zusammengesetztes Kollektiv N 1_qk+'
Für die Auswertung beliebig begrenzter Kollektive bei Ansatz der erweiterten Schädigungs-
Setzt sich das Kollektiv aus mehreren Trapezflächen zusammen, steht anstelle von G.306
hypothese mit im log-log-Oiagramm geradlinig verlängerter WöHLER-Linie hat OXFORT prakti-
(ohne Nachweis); vgl. Bild 106d:
kable Formeln aufbereitet [154]. Bild 106 zeigt vier unterschiedliche Kollektivformen.
Die Fälle a) und b) einerseits und c) und d) andererseits unterscheiden sich durch den
ertr 0 =aSe
A ffiii .E
·Ooy-r ; Eö • (308)
Ö
Kollektivtyp; in den Fällen b) und d) wird ein gegebenes Kollektiv approximativ aus Teil-
kollektiven zusammengesetzt. Im folgenden werden die Fälle c) und d) behandelt.
Die trapezförmige Kollektivform (Teilbild c) wird durch die Gleichung
- 176 - - 177 -
Die Vorgehensweise wird an einem Zahlenbeispiel verdeutlicht. Dazu wird das in Abschnitt bei s ta rk korrosivem Angriff am ehesten gerechtfertigt. -
2.6.5.6.4 behandelte Beispiel erweitert: Ausgehend von der dort bestimmten WöHLER-Linie
wird die Betriebsfestigkeit für die Beanspruchungsgruppe B3 nach DIN 15018 berechnet ° ° °
(Ns6.10 5 , Kollektiv S1)' In bezogener Form lauten die Kollektivordinaten in den 1/6-Punk-
ten:
JQ.9! k'
10gN
o 1/6 2/6 3/6 4/6 5/6 °0 °0 °0
Ci
"'..:::::-----
0.952 0.890 0.814 0.716 0.579 0.333 ND N N N
-0 b) cl
Bild 108 a)
Das Kollektiv wird bereichsweise durch eine Gerade angenähert, es wird von G.308 ausge- Eine Modifizierung besteht darin, die WöHLER-Linie oberhalb der Lastwechselzahl ND mit
gangen. Für P =90%, k=3,5 wird der Dauerfestigkeitswert (N=2'10 6 ) berechnet (vgl. das oben einer geringeren Neigung fortzusetzen, vgl. Bild 108a. Nach einem Vorschlag von HAlBACH
O
erwähnte Beispiel): [156J ist der Neigungskoeffizient dieser abgeknickten Geraden zu k'=2k-1 anzusetzen. Dane-
= 31.20 N/mm 2 ben gibt es weitere Modifikationen, vgl. Bild 108b und c. - Auch ist es möglich, bei der
schädigungsrechnung einen progressiven Dauerfestigkeitsabfall zu berücksichtigen, wobei
der Schadenszuwachs über eine empirische Funktion erfaßt wird [157,140,141]. Die hiermit
Ni ist die Lastwechselzahl innerhalb des Teilkollektivs i:
I , I im Zusammenhang stehenden Fragen sind von der Forschung
(309) 37,~ "I.
noch nicht endgültig geklärt. Das gilt auch für die Größe
NHi-lJ/6
des Schädigungskoeffizienten S. Erweitert man die Schädi-
gungshypothese (G.298) zu N
(310)

Es wird gesetzt (G.308):


30 +---+--t-IIJl+H++--\-H-+++++H- j
N -s
dN - , (312 )
0=0
so zeigt ein Vergleich mit nachgerechneten Ergebnissen
( 311)
aus Mehrstufenversuchen, daß S beträchtliche Streuungen
aufweist. Diese beruhen z.T. auf dem Mehrstufenkonzept
o
oI---l-..L-l...LLJ..L4----L-l-L:LL~_
selbst. Durch die Abfolge der Stufung wird das Ergebnis
• i-1
i N1 - J.. N1--&- Ni IN qi 3.5 + 1 {Oi /0 )3,5 0,1 0,2 10 S
& qi Ai des Betriebsfestigkeitsversuches beeinflußt [158-162].
1 65332 600 000 0000 0136 ~ 09520 oB01~ 3 oB~ lB 1056 .10- 5 Bild 109 Bild 109 zeigt die Streuung von S nach zwei älteren Re-
2 7114 65332 0.00012527 09349 o73B66 06651 7.433 . 10- 5 cherchen [163,164]. Nach einer neueren Untersuchung [165] ist S logarithmisch verteilt,
3 7746 7114 o001150~2 09146 06691B o~B66 ~B1B9'10-5
Mittelwert und Standardabweichung betragen 1,37 bzw. 0,87; dem entspricht ein Variations-
~ BW 7n6 001056532 0,B796 0,56141 0.3106 265,646 10 - 5
5 91B~ B4J~ 0,09703038 oB087 0.38 ~63 01477 102U6J.i·1O- 5 koeffizient von 0,638 (!). Vgl. zur Thematik auch [166-169].
~ 1 qlRL n.RQ 111111 n ~7~1 I 0.08 ?Q~ n.n?11 910336· 10- 3
3.7.5.6 Betriebsfestigkeitsnachweis im R~gelwerk des Stahlbaues
L - - 1 - - - 2257,125' 10- 5
Das erste in sich schlüssige und recht übersichtliche Betriebsfestigkeitskonzept wurde
Bild 107 1974 mit DIN 15018 für Krane eingeführt und später mit gewissen Erweiterungen in DIN 4132
In der Tabelle des Bildes 107 ist die Formel ausgewertet; G.308 ergibt: (1981) für Kranbahnträger übernommen (damit war DIN 120 abgelöst; wegen Einzelheiten vgl.
Abschnitt 21.5.3). - Für Eisenbahnbrücken wurde der Ermüdungsnachweis 1983 mit der Heraus-
3,5 2 ,10 6 1
°Be -- 3120
• . 0.6.106' LAi = 31,20· 4.167 = 130 N/mm 2 gabe der neuen Vorschrift DS804 ebenfalls vom Dauerfestigkeitsnachweis (der Vorschriften
DV804 und DV848) auf einen Betriebsfestigkeitsnachweis umgestellt (siehe Abschnitt 25.2.5.2).
Diese Spannung gilt für PO=90%. - Im Rahmen eines 8-stufigen Betriebsfestigkeitsversuches Nach der z.Zt. in der Beratung befindl ichen Grundnorm DIN 18800 T6 (Stahlbauten; Bemessung
wurde das SI-Kollektiv simuliert. Für PO=90% wurde dabei 0Be=140N/mm 2 gefunden, was gut und Konstruktion bei häufig wiederholter Beanspruchung) soll künftig der Ermüdungsnachweis
mit dem Rechenwert übereinstimmt. Bezogen auf 0Be kann die zulässige Betriebsfestigkeits- geführt werden: Nachweis der Dauerhaftigkeit. Das neue Regelwerk orientiert sich am EURO-
spannung (nach DIN 15018 mit einem Sicherheitsfaktor 1,33) festgelegt werden. Vgl. zur An- CODE 3 (Entwurf 1983) und wird sich von den zuloBe-Konzepten der DIN 15018/DIN 4132 und
wendung der 1 inearen Schädigungshypothese auch [155]. DS804 sowohl formal wie inhaltlich stark unterscheiden. Um das zu zeigen, werden im folgen-
den die Regeln des EUROCODE 3 (Entwurf 1983) kommentiert:
~5 Modifizierung der~ren Schädigungshypothe~ 4 6
1. Der Neigungskoeffizient der ßO-N-WöHLER-Linien beträgt im Bereich 10 bis 5'10 für die
Die lineare Schädigungshypothese von PALMGREN-MINER geht in ihrer ursprünglichen Form
mit Eigenspannungen behafteten Bauteile (dazu gehören alle geschweißten) einheitlich
davon aus, daß Spannungen, die unterhalb des Dauerfestigkeitsniveaus 0 0 bzw. ßO D liegen,
k=3. Die ertragbare Dauerfe-
keine Schädigung bewirken. Wie in Abschnitt 3.7.5.3 erwähnt, hält diese Annahme einer ßO stigkeit ßO ist als PO=97,4%
strengen Prüfung nicht Stand: Spannungen, die oberhalb des Dauerfestigkeitsniveaus, also D
Fraktile für ND=5.10 6 verein-

~
im Zeitfestigkeitsbereich liegen, verursachen eine Schädigung. Es kann nicht ausgeschlos
bart. Es werden insgesamt 15
sen werden und ist zudem bruchmechanisch zu erwarten, daß Spannungen, die unter-
------
2k-1 Linien (Kategorien) unterschie-
halb des Dauerfestigkeitsniveaus liegen, diese Schädigung vergrößern. Die Schädigungs-
I den. Die Benennung der Kate-
rechnung liegt auf der sicheren Seite, wenn die WÖHLER-Linie bis auf das Nullniveau her- ------- 6
gorien bezieht sich auf N=2·10
unter verlängert wird. (Unter dieser Annahme wurden die Beispiele im vorangegangenen Ab-
Bild 110 Lastwechsel , vgl. Bil d 11 Da.
schnitt berechnet.) Ein solcher Ansatz ist bei Vorhandensein ho her Eigenspannungen oder
- 178 - - 179 - Tafel 3.5
Beim Nachweis ist der jeweilige Kerbfall einer der 15 Kategorien anhand eines Katalo-
ges zuzuordnen. Dabei werden vier Kerbfallgruppen unterschieden: 1. Nicht-geschweißte Gegenüberstellung OIN1501B/DIN4132 - EURO CODE 3
Bauteile, 2. Geschweißte Bauteile, 3. Schraubverbindungen. und andere Details, 4. Hohl- Pü~97,5%-Frnktile .
profile für Fachwerkkonstruktionen. - Die zulässigen Dauerfestigkeitsspannungen der KO - B6/St 37 - Kategorie 112 Kl - B6/St 37 - Kategone 90
DIN 15018/DIN 4132 (Beanspruchungsgruppe 6) beinhalten eine 1,33-fache Sicherheit St umpf naht - Sondergüte ,..St:.:.u_m.:..pf_na_h_t_-_N_or_m_a..:lg_ut_e-;- -,
gegenüber der 90%-Fraktile. Um diese Werte mit den neuen Dauerfestigkeiten des EURO-
6
CODE 3 (für N=2.10 ) vergleichen zu können, müssen sie umgerechnet werden:
OlM 15018 : 200 OIN 15018 : 200
1.33· zullloO, DlN15018 + 1.2815 slioO - 2 s.IloO~ 1.3J zuilloo - O,7185·s1100 ( 313 )
1: s =44 NImm' 1: S= 59 NImm'
Dazu wird für ein bestimmtes Spannungsverhältnis X die zulässige Spanne gebildet, diese 2: s =58 NImm' 2: s= 55 N/mm 2
um den Sicherheitsfaktor auf die PO=90%-Fraktile angehoben, von hier auf den Mittelwert
hochgerechnet und dann auf die PO=97,4%-Fraktile wieder herunter gerechnet. Dabei können
die kerbfallabhängigen Standardabweichungen s von Tafel 3.4 übernommen werden. Da s je -200 -200
nach Auswertung schwankt, wird bei der Umrechnung näherungsweise von einer Normalver-
2000m 200 0m
teilung ausgegangen. Rechnet man die Werte allein für x=-1 um und bildet die SMITH-
Diagramme nach den in DIN 15018/DIN 4132 angeschriebenen Formeln, erhält man die in
Tafel 3.5 dargestellten Diagramme; sie gelten für St37. Der Vergleich zeigt:
- Nach dem EUROCODE 3 sind die ertragbaren Spannungsspannen von der Mittelspannung un-
abhängig, auch davon, ob die Oberspannung eine Zug- oder Druckspannung ist.
- 200 -200
Darüberhinaus sind sie unabhängig von der Stahlsorte.
- Die ertragbaren Spannungen liegen im Vergleich zu DIN 15018/DIN 4132 im interessie-
renden x-Bereich deutlich niedriger; das gilt insbesondere für die "milden" Kerb-
K2 - B6/St 37 - Kategorie 80 K3 - B6/St 37 - Kategorie 71
fälle KO, Kl, K2. Bei den "scharfen" Kerbfällen sind die Unterschiede geringer.
o.uersteife IMormalgüte) KreuzstoO: K- Naht (t> 12mm)
Die niedrigeren Dauerfestigkeiten des EUROCODE 3 (und deren Mittelspannungsunabhängig-

_g. g-' g-
keit) werden mit dem Eigenspannungs- und Größeneinfluß geschweißter Bauteile begründet.
~-' Die Postulierung der Mittelspannungsunabhängigkeit führt dazu,
daß nach EUROCODE 3 für hohe Mittelspannungen z.T. wesentlich
OLM 15018 :
1: s= 39N/mm 2
200 OlM 15018:
1: s= 59 N/mm 2
200

-- --- ._. --. höhere Spannungsspannen ertragen werden können als nach DIN 2: s= 48 N/mm 2 ,: s= 25 N/mm 2
0) b) c) d) 15018/DIN 4132. Das beruht auf der rigorosen Vereinfachung und

-_', ~._-, g.-,_,: g',"'-_'·,l.'


kann natürlich so nicht stimmen (vgl. Tafel 3.5). - Bei Dauer-
g festigkeitsversuchen mit Kleinproben wird der Größeneinfluß
nicht und der Eigenspannungseinfluß nur begrenzt erfaßt. Dem-
- 200 - 200

200 Dm 200 Dm
e) f) g) h) gemäß erhält man bei Kleinprüfkörpern höhere ertragbare Dauer-
Bild 111 festigkeiten al s bei Großprüfkörpern. Andererseits sind die
Streuungen bei den Kleinprüfkörpern größer als bei den Großprüfkörpern, das ist plau-
sibel. - Wie in Abschnitt 3.7.3.2 erwähnt, zwingen die in den USA (und zu einem ge-
ringeren Teil auch hierzulande) durchgeführten Dauerfestigkeitsversuche an Großbautei-
-200 - 200
len zu einer Neuorientierung. Nach Meinung des Verfassers liegen die im EUROCODE 3
vereinbarten Dauerfestigkeiten zu niedrig: Sie orientieren sich, wie erwähnt, zu einem
großen Teil an den amerikanischen Trägerversuchen; bei diesen wurden überwiegend Träger
mit zusätzlichen Gurtlamellen geprüft, die eine in 8ild 111 gezeigte Endausbildung K4 - B6/St 37 - Kategorie 56 K4 - B6/St 37 - Kategorie 36
hatten. Keine dieser Lösungen entspricht den in der Bundesrepubl ik Deutschland gelten- KreuzstoO : Ooppelkehlnaht N> B KreuzstoO: Ooppelkehlnaht N<B
den Regelwerken für Bauteile unter nicht vorwiegend ruhender 8elastung. _
Der im EUROCODE 3 mit k=3 einheitlich festgeschriebene Neigungskoeffizient im Last-
4 6 OlM 15018 : 200 OLM 15018 : 200
wechsel bereich 10 bis 5.10 hat zur Folge, daß bei den "milden" Kerbfällen (hohe Ka-
1: s= 28 N/mm 2 1: s= 28N/mm 2
tegorien) im Mittel sehr hohe Lastwechselzahlen erreicht werden. In 8ild 112 sind am
2: s= 27 N/mm 2 2: s= 27 N/mm2
Beispiel der Kategorien 180, 80 und 36 die Mittelwerte der ertragbaren Dauerfestigkeits-
100
spannen mittels der im Bild eingetragenen Standardabweichungen gebildet und von hier
aus die WöHLER-Geraden eingezeichnet. Danach müßte z.B. ein Zugstab aus Stahl St37
seine Festigkeit 370N/mm' bei kraftschlüssiger Belastung im Falle x=O beim milden -200 -200

Kerbfall ca. 500 OOOmal, beim mittleren ca. 60 OOOmal und beim scharfen Kerbfall ca. 200 Dm 100 200 Dm
7 OOOmal ertragen können. Das ist nicht der Fall. Aus alledem kann gefolgert werden,
daß die ertragbaren Spannen für geringe Lastwechselzahlen zu hoch und für hohe Last-
wechsel zahlen (im Dauerfestigkeitsbereich) zu niedrig liegen. Diese Oberlegung macht

-200 - 200
- 180 - - 181 -
es eiqentl ich erforderl ich, beantworten, wird
St 52
500 ° I den Neigungskoeffizienten zu
lIo
der Punkt P im
4.00 """- """-
St37 "- variieren, wie aus Versuchen WöHLER-Feld be-
.......... L~ =-3 J
300 " " bekannt. trachtet. Ihm zu-
Nimm 2
200 ~ ~ f",. ~40
........ Ir--
2. Der eigentl iche Sicherheits- geordnet sind lIo p
Kategorie ['-.. i'-- nachweis wird im EUROCODE 3 50"10 und Np' vgl. Bild

~ ~ ~O
180 80 36 auf die Gültigkeit der PALMGREN- 90"10 114a. Der Span-
100 MD 180 80 35 MINER-Hypothese abgestellt nungshorizont 1I0 p
....... I--
sllon 30 20 10 "~ (G.312). - Die Spannungs spannen definiert auf der
2,sOOn 60 40 20 ~ ~6 lIo i infolge der äußeren Ein-
Np NgO N50 N Np NgO N50 N
90%-Oberlebens-
50 lIo0.5I) .240 120 56 wirkung werden um den Teilsi- b) dauerfraktile die
40 .......... I - - Bild 114 a)
N/mm 2 cherheitsbeiwert Y erhöht und Lastwechselzahl N90
30 nachgewiesen, daß die erfor- und auf der 50%-WöHLER-Linie die Lastwechselzahl N50 . Gegenüber hält Np die
103 derl iche Gesamtlastwechselzahl
Sicherheit Y = NgO = (1I090 )kgO=(y )kgO (320)
Bild 112 erreicht wird. Oberhalb N~5·106 N Np lIo p lIo g0
ist der Neigungskoeffizient der WöHLER-Geraden zu k'~2k-l~5 anzunehmen, wenn es sich um
einen Betriebsfestigkeitsnachweis handelt. Als Schädigungskoeffizient S ist Eins anzu- ein. Liegen die Fraktilenlinien parallel, d.h. ist kgO~k, gilt allgemein:
setzen. Wie in Abschnitt 3.7.5.5 erläutert, liegt der Mittelwert von S eher bei 1,3; YN =~~ ( 321)
der Variationskoeffizient beträgt ca. 0,6. Die Anwendung der Hypothese ist offensicht-
lich mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, es wäre demnach angebracht, S um einen 3. Beisp~: Sicherheitsnachweis
Sicherheitsfaktor zu reduzieren. lIo lIo lIo
~7 Beispiele und Ergänzu~g~
~piel: Schädigungsäquivalentes Kollektiv
Die PALMGREN-MINER-Hypothese besagt, daß ein Ermüdungsbruch eintritt, wenn

~ J!L=S (314 )
i=l Ni Nj NO=Nj+1 N N N
(315) Bild 115 a) b) C)
erfüllt ist. Dabei ist:
die Gesamtanzahl der Oer charakteristische Wert der Beanspruchbarkeit sei die Fraktile 1I0 R(N). Nach DIN 15018/
lIo lIo
Lastwechsel. - Bild 113a DIN 4132 ist das die po~90% Oberlebensdauerlinie, nach EUROCODE 3 die PO~97,4%-Linie. -
zeigt ein mehrstufiqes Die vollständige Einstufen-Lebensdauerlinie werde im doppelt-logarithmisch skalierten
lI'o=lIo1 WöHLER-Feld durch einen mehrfach abgeknickten Geradenzug angenähert (Bild 115a). Der Nei-
Kollektiv. Für die Span-
Mi ~~77')*m" nunqsspanne 1I0 i beträgt gungskoeffizient der Geraden j sei k j , die Gerade reiche bis Nj . Für einen Punkt auf die-
die zugehörige Bruch- ser Geraden gi lt dann: N' 1 N_ .-l!L
N N 1 astwechsel zahl Ni:
lIoR=M j (-t)k bzw. R- (1I0 R)k (322)
Bild 113 ) Näqui No 1I0j
a b) Ni=(~~i/ (316) Ist lIo die Spannungsbreite eines einstufigen Kollektivs vom Umfang N, wird sie um den
Gesucht ist jenes einstufige Kollektiv, das dieselbe Schädigung bewirkt wie ~as mehrstu- Sicherheitsfaktor Y erhöht. Der Nachweis lautet (Bild 115b):
fige; man spricht vom schädigungsäquivalenten (oder schädigungsgleichen) Kollektiv. (323)
Für dieses gilt, vgl. Bild 113b: N... =-;.,-N.....O'---:- (317) Y kann als Produkt der Teilsicherheitsfaktoren YF und YM gedeutet werden. - Im Falle eines
aqui (1I0äqUi)k
Nachweises gemäß G.323 spricht man von einem Zeitfestigkeitsnachweis. Soll y·lIo unter dem
lIo0
Rechenwert der Dauerfestigkeit liegen, spricht man vom Dauerfestigkeitsnachweis; dann
Das ist gleichwertig mit: Näqui '~OäqUik = NO·M~ ( 318) können unendlich viele Lastwechsel ertragen werden. - Ist lIo die höchste Spannungsschwing-
Die Verknüpfung von G.316 und 318 mit G.314 ergibt: breite eines mehrstufigen Kollektivs, werden sämtliche Spannen lIo. um y erhöht und nach-
, 1
gewiesen, daß die höchste Lastwechselzahl N bei Einhaltunq der PALMGREN-MINER-Hypothese
(319 ) ohne Bruch erreicht werden kann:
L~ = S mit N· = --.!iL
Ni I ~Y:'i)k (324 )
Hieraus kann entweder Näqui oder 1I0 äqui freigestellt werden. J
~i~p~: Verknüpfung zwischen den Sicherheitsfaktoren YN und Yllo . Dabei ist die Summe auf die Lastwechselzahl der jeweiligen Geraden zu beziehen, vgl.
Oblicherweise wird der Ermüdungsnachweis bei einem einstufigen Kollektiv dadurch erbracht, Bild 115c. - Anstelle von G.324 ist es ggf. empfehlenswert, gemäß
daß gegenüber dem Rechenwert lIo R eine bestimmte Sicherheit eingehalten wird. Oiese Sicher- (325)
heit sei Y • Welche Lastwechselzahlsicherheit wird dann eingehalten? Um diese Frage zu
r.l=l (YS>ll
llo Ni YS
- 183 -
- 182 - Tafel 3.4. Nunmehr kann z.B.60ll =O fUr die einzelnen
zu rechnen. Ys ist ein Teilsicherheitsbeiwert, um die im Schädigungskoeffizienten S lie- Kerbfälle berechnet werden. Wird außerdem angenommen,
gende Unsicherheit abzudecken. daß die Standardabweichungen von II abhänqig sind und
Die Größe der Sicherheitsbeiwerte richtet sich u.a. nach der vereinbarten Fraktile ~oR' zwar (wie die Mittelwerte) gemäß G.327 (was plausi-
4. Beispiel: WÖHLER-Feld 300 +---t----+-~~F----+
bel erscheint, vgl. Tafel 3.4), können alle Rechen-
Wie .. er~äu~ert, werden die Lebensdauerl inien 60(N) fUr einstufige Beanspruchung kerbfa"- werte 60 berechnet werden. Bild 116b enthält das
240 R
a~hanglg ln Versuchen bestimmt. Um die mannigfaltigen Kerbfälle zu erfassen, bedarf es Ergebnis für ll;O. Im Teilbild c sind die WöHLER-
5
fur den . praktischen
, . ErmUdungsnachweis einer normativen Aufbereitung . Sl'e sollte so seln,
. 200 Linien (P ;50%) fUr ll;O au~gewiesen; unterhalb N;10
O
daß Sle kelne physlkalischen Randbedingungen verletzt. Bild 116 enthält hierzu einen Vor- gehen sie in den Kurzzeitfestigkeitsbereich über.
schlag; es werden fünf Kerbfälle mit unterschiedl ichem Neigungskoeffizienten k unterschie- Für N;1 münden sie in die statische Festigkeit ein.
den. In Teilbild_a sind für ll;-1 (Wechsel beanspruchung) Mittelwert, Standardabweichung Im Teilbild d sind die Kerbfälle definiert. - Bild
un~ Re~henwert (x-2s) eingetragen. Auf die Postulierung einer Mittelspannungsunabhängig- 117 zeigt die SMITH-Diagramme der fUnf Kerbfälle.
keIt wlrd verzichtet, sie werde durch die Funktion f(X,a) erfaßt (vgl. G.296): . Hieraus wird erkennbar, daß sie bei Einhaltung von
äox = f(x,a)·60 x =_1 (326) 0m G.331 geradlinig begrenzt sind.
200 300
f(ll,a) =l(1+~)
2 1-a.ll (327) 3.8 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit
3.8.1 Einführung_
Zwischen der Mittelspannung 0m' der Spannungsbreite 60 und der Oberspannung 00 bestehen Neben dem Nachweis der Tragsicherheit ist stets auch
60 Bild 117 der Nachweis einer befriedigenden Gebrauchstauglich-
ll=-J keit zu fUhren. Anstelle von Gebrauchstauglichkeit
500.j---t---+----+---+----I.
k 60 s60 60R 400t.=~--t----+----+----t-----t sprach man früher von Gebrauchsfähigkeit. Die Tauglichkeit wird entweder durch zu große
1 7 290 40 210 300 Verformungen oder durch störende Schwingungen eingeschränkt. Der Nachweis wird für das Ge-
2 6 240 325 175 brauchslastniveau geführt, der Sicherheitsfaktor beträgt quasi y;1 ,0. Das ist im Regelfall
3 5 190 25 140 2001---r---=N~~?'__~,e..;;;;;::---c--I---
vertretbar, weil die Gebrauchslasten selten auftretende Extremwerte sind.
150 r---t--rx7ör-+---":-~~~~~::::~~~~
4 4 140 175 105
5 3 90 10 70 Da die Beanspruchungen unter den Gebrauchslasten im elastischen Bereich 1 iegen, bereitet
a)

100~~~~1~~~~~~~g~~~~g~~~~~
die Berechnung der Verformungen unter den Last- und Temperatureinwirkungen keine grund
ll=O
sätzlichen Schwierigkeiten. Ggf. wird die Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel in die
f 60 s60 60R Verformungen eingerechnet. Auch ist es fallweise notwendig, Kriecheinflüsse zu berück-
1 0712 208 285 151 501---r---+----.J.----...:::::::::i-~--l sichtigen, z.B. bei Stahlverbundkonstruktionen. - Verformungen sind Längenänderungen ,
2 0.755 181 24.5 132 40r---t----+-------I-----l-~~ Durchbiegungen, Krümmungen, Drillungen, Verwindungen.
3 0.796 151 20 111
4 0,841 118 147 89 307---4-;----~;__---L-l--I---L---~ Stahlbeton, Spannbeton 5) Mauerwerk {Mörtelgr.Il/lIl )61
5 0.924 83 9,2 65 r'03 10 4 10 5 106 2.10 6 5'10 6 107 Eisenwerkstoffe Alu- Bauholz IEII)41
N/mm 2 b) Leg. 3) Nadel- Brett - Laub- Betongüte Mauer - Kalk- Leicht-
ferr. aust. Grau- ziegel sandst. betonst.
Stahll) Stahl 2) guO 1) holz schichth. lolz B25 B35 B45 B55
k . Kerb aktor - Ka ta 00 3900 150 bis 1000··
~
10000 7000 1000 1100 1250 3000 3400 3700
1 7 Wa[znrot.l[triio~: StöO~ in Zu~stiib~n mit Stumnfnaht in Sonderaüte GV- u. GVP- LaschenstöOe E 21000 17000
2 6 GeschwelOte Trli~er TriioerstoOe mit StulllJlJnaht in Sonderoüte Lochstab 3000 50 50 100 1250" 1420· 1540" 1620· - - -
G 8100 6400 3800
3 5 Ge.schwel.Ote Träner mlt brennneschmtlenen Kantel1.StöOe in Triiaern und Zuostäben mit Stumofnaht in Norma[nüte
-0 -0 -0 0) - - - -
0.3
4 4 i~~~:~ ~~ ~~~~~~~~e~ita:ne:e~~~~teßtnoten,~~eche'dB~[zendü~el im Biegezugberei.chen KreuzstoO mit K-Naht SL-u.SLP- I.L 0,3 0,3 0,3
6 8 10 .10- 6
5 3 el en an s- un uerstelfen Oeck[amelle mit unbearbeiteter Stirnnaht ILaschenst. 16 10 24 4.6 10
at 12
Bild TI6 dJ 1) 01 N18800 Tl, OAS t - Ri 011; ferri tischer Stahl: Baustah I, Fein kornbaustahl, Vergütun~sslahl, Stah 19uO;
folgende Zusammenhänge: °o+ou 1 1 2) UBt _ Z30.1- 44; austenitischer Stahl: nicht-rostender Cr - Ni - Stahl; 3) OIN 4113; IOIN 1052; 5)OIN1045; 6101N 1053
°m = 2 = "2'( °0 +llOO) = 2 II 00 (328) Bild 118 ")G: E/2{l+ I.L) "')abh.iingig von Steinfestigkeit
60 = 00 - 0u = Oo-llOo = {1-ll)00 _ 00 = ~ (329)
1- II Die für die Verformungsberechnung anzusetzenden Elastizitäts- und Schubmodul i und linea-
ren Temperaturausdehnungskoeffizienten a t sind aufgrund experimenteller Befunde in den
Die VerknUpfung von G.328 mit G.329, G.326 u. G.327 ergibt: Bauvorschriften angegeben. Die Tabelle in Bild 118 enthält einen Auszug. ~ ist die Quer-
0m : -2 .{ ,'+ll).f(ll a)·60 1 =.1.... (1+ll)(1+a) (330) kontraktionszahl ; sie wird für die Berechnung der Verformungen in Flächen- und Körper-
-ll ' ll=- 4 1-all ,60ll =_1 tragwerken zusätzlich benötigt. - Während die E-Moduli von Stahl und Aluminium echte Ma-
'
){.;+1 bedeutet "statische" Beanspruchung. In diesem Falle l'St 0m die statische Bruchfestig- terialkennwerte sind (der Variationskoeffizient liegt in der Größenordnung 1-3%), han-
keit. Aus dieser Bedingung folgt der Formbeiwert a: delt es sich bei den Werten für Bauholz, Beton und Mauerwerk um gemittelte Rechenwerte. -
Die in Bild 118 angegebenen Werte für E, G, ~ und a t gelten für Raumtemperatur. Sie ändern
'1<.=+1 om:oz_oz:l.(1+a),äo~_1 _a:1A.::L m,'t A-o z (331 )
2 1-a ~-- 2A+l -~ sich bei tiefen und hohen Temperaturen, z.B. bei Schornsteinen, Behältern, Rohrleitunqen
. . b~
a kann somlt
. nlcht frei gewählt werden. Indem fUr 60K;-l die in Bl'ld 116 a e 1. ngetragenen unter hohen Betriebstemperaturen. Bei den normalen Baustählen sinkt der E-Modul bei ca.
Werte elngesetzt werden, ergibt sich a für die fUnf Kerbfälle der Reihe nach zu: 0,437; 5500C auf Null ab, bei Aluminium ist das bei ca. 300°C der Fall. Bild 119a enthält An-
0,510; 0,591; 0,682; 0,848. Tatsächlich liegen diea-Werte in dieser Größenordnung, vgl. halte für den auf Raumtemperatur bezogenen E-Modul in Abhängigkeit von der Temperatur T.
- 185 -
- 184 -
Durchhang des Daches nicht abläuft und sich ein 9roßflächi-
E In Teilbild b ist der mittlere Temperaturausdehnungsko-
1 ~ ger Wassersack bildet, der seinerseits die Durchbiegung un-
r- pii:; ~ g-=
effizient angegeben (vgl. auch DIN 4133 und DIN 4119). -
Der Verformung~nachweis hat eine umso größere Bedeutung, ~ - planmäßig weiter vergrößert. Es empfiehlt sich, das Flach-
dach mit einer überhöhung auszuführen, derart, daß unter
"I
1
je höher die Festigkeit des Stahles ist. Die Bauteile fal-
len dann sehr schlank aus; unter Gebrauchlasten treten
f ü = fg + 5·f p
5 = 0,25 • 0,50
voller Schneelast eine Neigung von 1% verbleibt,
überhaupt kommt einer planmäßigen überhöhung der Konstruktion
0,5 1
- 1: Baustähle große Verzerrungen und große Verformungen auf, vgl. Bild Ourchbiegung : große Bedeutung zu, z.B. in Form einer parabelförmigen über-
- 2: Warmfeste Stähle_ - 120a. Der Elastizitätsmodul der Bau- und Feinkornbaustähle f g infolge Eigenlast
3: NIchtrostende Stähle höhung, wie in Bild 124 dargestellt. Als überhöhungsmaß f ü
ist unabhängig von der Stahlsorte. - Der E-Modul von Alu- fp infolge Verkehrlast
11 1 I I I wird die Durchbiegung infolge der itändigen Last 9 (ggf. ein-
o I I 11I 1 minium beträgt ein Drittel des E-Moduls von Stahl. Bei Bild 124 schließlich Schwind- und Kriecheinflüsse) plus einem
o 100 200 300 400 500 'e T gleicher zulässiger Spannung sind demgemäß die Formände-
Anteil der Durchbiegung infolge der veränderlichen Ver-
mitU. at für Temperaturen a) rungen dreimal so groß wie bei einer Stahlkonstruktion
kehrslast pangesetzt, vgl. Bild 124. Der Anteil 5
von 20' e bis' (Bild 120b). - Der Temperaturausdehnungskoeffizient von ist von Fall zu Fall zu vereinbaren, üblich ist 1/4 bis
100 200 300 400 500 'e Aluminium ist doppelt so hoch wie bei Stahl. - Bei hoch-
1/3, abhängig von der wahrscheinlichen Höhe und Dauer
1 11,0 12,1 1',Il - - x10- beanspruchten Leichtbaukonstruktionen werden vielfach
2 11.1 121 129 13,5 13,9 6 der Verkehrsbelastung. - Bei Brückenkranen empfiehlt es
Kohlefaserverstärkungen integriert, um die Verformungen
3 16,5 17,0 17.5 18,0 18.5 sich, den überhöhungsbeitrag aus der veränderlichen
zu beschränken, z.B. im Flugzeugbau. -
Verkehrslast zu spl itten und zwar: 5 =0,50 für den Ei-
Bild 119 b) Die Steifezahlen E und G sagen allein noch nichts über genlastanteil der Laufkatze und 5=0,25 für den Hublast-
o o Aluminium _
700 N Baustahl
die Höhe der zu erwartenden Verformungen aus, a') bj anteil [170]. - Bei Hochhäusern, insbesondere bei Wol-
Legierung sondern das Produkt aus Steife mal Quer- Bild 125 kenkratzern, sind die zu erwartenden Zusammendrückungen
600 iiiiii2 schnittswert. Man nennt das Produkt "Steifig-
der einzelnen Stützenstränge relativ zu den Stabilisierungskernen und -verbänden sorgfäl-
500 keit", z.B.:
tig zu analysieren. Die Länge der einzelnen Elemente ist so einzubauen, daß sich im Fer-
EA: Dehnsteifigkeit
400 tigzustand unter mittlerer Nutzlast der Sollzustand einstellt, was in Bild 125 am Beispiel
EI: Biegesteifigkeit
300 GAG: Schubsteifigkeit
eines Hochhauses bzw. Hängehauses schematisch angedeutet ist.
Hinsichtlich der einzuhaltenden f/l-Werte (Bild 121) können für beidseitig aufliegende Trä-
200 EC M: Wölbsteifigkeit
ger (einschließlich Durchlauf träger) folgende Anhalte empfohlen werden:
100 arc tan E 3.8.2 Ve rformung2!.r i ter i en _ Pfetten und Sparren in Dächern 1/200-1/250
o...Ol-l--'--U-.l-------i-- 00
Das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung
E _ Decken- und Dachträger 1/250-1/300
E
Bild 120 der Gebrauchsfähigkeit und hier speziell der _ Deckenträger, die gleichzeitig risseempfindliche Wände tragen 1/500
~ . W
Verformungen ist die auf die Stützweite bzw. _ Haupt- und Querträger von Straßenbrücken 1/500
Kraglänge 1 der Blegeglieder bezogene Durchbiegung f, also das Maß f/l. Hierfür geben die _ Haupt- und Querträger von Eisenbahnbrücken 1/800
Fachnormen Anhalte; eine Abstimmung mit dem B'~Aherrn über die Höhe des zulässigen Verfor-

~
rqfufmmnu m
mungsmaßes (entweder relativ oder absolut) ist im Hinbl ick auf
~
das angestrebte Nutzungsziel empfehlenswert. - Gelegentlich
_ Kranbahnen, leichter Betrieb
_ Kranbahnen, schwerer Betrieb
1/500
1/800-1/1000
Bei Kranbahnen und Brücken wird eine höhere Steifigkeit verlangt, um ausreichende Laufruhe
~If~» wird die Einhaltung eines bestimmten Krümmungsmaßes verlangt, sicherzustellen und störende Schwingungen zu vermeiden. Zu weiche Kranbahnen führen zu
~ z.B. bei Maschinenaufstellungen. Die lokale Krümmung berechnet einer ständigen Berg- und Talfahrt der Kranbrücke und damit zu höherem Energieverbrauch
a) sich zu: ~ _1 _ M und Verschleiß. _ Bei Eisenbahnbrücken stellt die Brücke über die Federung der Wagen mit
~-p - EI (332) diesen ein Schwingungssystem dar. Die lotrechte Beschleunigung des Fahrzeugkastens von
jI}ititittitjiiifIIl- P ist der Krümmungsradius, M das lokale Biegemoment und EI Reisewagen sollte a=2m/s 2 beim Oberfahren von Brücken nicht übersteigen; das führt bei
die lokale Biegesteifigkeit. HOchgeschwindigkeitsstrecken zu strengeren Durchbiegungsforderungen als zuvor angeschrie-

~_i4_~fbl
_
An der Verformung orientierte Gebrauchstauglichkeitskriterien
sind:
ben [171].
Bei Kragträgern werden im Vergleich zu beidseitig aufl iegenden Trägern La. doppelt so
- übergroße Verformungen beeinträchtigen das äußere Erschei- hohe Durchbiegungswerte f/l toleriert. Hinsichtlich der horizontalen Verschiebung infolge
Bild 121
nungsbild und verunsichern die Benutzer, Wind sollten bei Hallenbauten h/150 und bei Geschoßbauten mindestens h/200 pro Geschoß
sie vermögen die Nutzung selbst zu beein- eingehalten werden. h ist die Hallen- bzw. Geschoßhöhe. Bei Hochhäusern sollte die rela-
trächtigen und können Schäden an nicht- tive Gesamtdurchbiegung 1/400, besser 1/500 nicht überschreiten. - Bei Kranbahnstützen
tragenden Ausbauteilen verursachen, z.B. sollten ggf. strengere Forderungen gestellt werden, um zu große Änderungen in der Spur-
Risse in der Dachhaut oder in Brückenbelägen, weite beim Betrieb der Kranbahn zu vermeiden. - Weitere Beispiele für verformungs- und
Risse in Zwischenwänden (Bild 122), Klaffun- schlupfanfällige bauliche Anlagen sind:
gen in der Verkleidung (Fassade), Bruch der 1. Hochregallager und ähnliche Stapelanlagen: Moderne Anlagen werden vollautomatisch,
Verglasung (Bild 123). Hierdurch kann die computergesteuert bedient. Ein störungsfreier Betrieb erfordert eine möglichst starre
Dichtigkeit verloren gehen. Bei Flachdächern Tragstruktur des Lagers. Oas gilt auch für Fertigungsanlagen mit Handhabungs-, Schweiß-
besteht die Gefahr, daß das Wasser bei Re- und Transportrobotern, die mittels Sensortechnik gesteuert werden.
Bild 123 gengüssen oder bei Schneeschmelze infolge
Bild 122
- 186 - - 187 -
2. Sendeanlagen aller Art, z.B. Türme und Maste für Richtfunk: Sowohl Ausrichtfehler wie Die Schwingungsanfälligkeit der Tragwerksteile oder des gesamten Tragwerkes steht mit
starke Durchbiegungen, Verdrehungen oder gar Schwingungen beeinträchtigen die Empfangs- der Steifigkeit und dadurch mit der Größe der Durchbiegung in direktem Zusammenhang.
und Sendeleistung. In Abhängigkeit von der Aufgabenstellung werden die maximal z~lässi­ "Weiche" Tragwerke sind i.a. schwingungsanfälliger als "steife". Die im vorangegangenen
gen Winkeländerungen von den Betreibern, z:B. der Deutschen Bundespost oder den Rund- Abschnitt aufgelisteten Steifigkeitsanforderungen sichern somit zu einem gewissen Teil
funk- und Fernsehanstalten, in den Pflichtenheften vorgeschrieben. - Ein gewisses Pro- über die einzuhaltenden f/l-Werte auch gegen (die Nutzung einschränkende) Schwingungen ab.
blem stellen die Verformungen turmartiger Bauwerke infolge einseitiger Sonneneinstrah- Für die Beurteilung einer möglichen Schwingungsbeeinträchtigung sind sie allein indes
lung dar, weniger bei Gitter- als bei vollwandigen, rohrförmigen Tragwerken. Es stellt nicht ausreichend. Die Nutzung einschränkende Schwingungen und Erschütterungen können z.B.
sich ein Temperaturgradient ein, das Tragwerk biegt sich von der Sonne weg. Bei abge- von aero- und fluiddynamischen, von verkehrl ichen oder von masch~nendynamischen Anregun-
spannten Funkmasten in Rohrbauweise kommt es zu einer Verspannung der Struktur, weil gen ausgehen. Schließlich können durch menschliche Aktivitäten selbst (Gehen, laufen,
die Abspannbündel die Temperaturverformungen behindern. Tanzen, Sporttreiben) Schwingungsanregungen in Gebäuden oder auf Fußgängerbrücken ausge-
3. Radioteleskope für astronomische Forschungen und Satellitenfunk: Hier gelten z.T. sehr löst werden, die als störend oder gar gefährl ich empfunden werden. Der Abstand der Erreger-
strenge Forderungen sowohl was die Globalverformung als auch die lokalen Verformungen frequenz von der Grundfrequenz, das Verhältnis der dynamisch wirkenden lastanteile zur
der vielfach parabolisch ausgeführten Spiegel anbelangt. Masse des betrachteten Bauteils (oder Bauwerkes) und die Höhe der Dämpfungskapazität haben
4. Brücken unter Schnellverkehr: Wie ausgeführt, werden bei Brücken höhere Steifigkeiten großen Einfluß auf die Größe der Schwingungen und Erschütterungen. Sie vermögen einerseits
verlangt, um einen hohen Komfort und eine hOhe Betriebssicherheit zu gewährleisten, z.B. die Fertigung in Produktionsbereichen bei hohen Genauigkeitsanforderungen oder den
das gilt vorrangig für Eisenbahnbrücken. Neben den oben angeschriebenen Werten für ungestörten Betrieb von Maschinen andererseits sowie das Wohlbefinden der Menschen zu
die Beschränkung der lotrechten Durchbiegung sollte der Auflagerdrehwinkel und die beeinträchtigen. Was die erstgenannte Kategorie anbelangt, bedarf es im jeweiligen Ausle-
seitliche Auslenkung gewisse Werte nicht übersteigen (z.B. 1/200 bzw. 1/4000). Bei der gungsfalle definitiver Vorgaben in Abstimmung mit dem Bauherrn bzw. Betreiber der bauli-
Magnetschwebebahn TRANSRAPID, die im Emsland erprobt wird, ist als maximales Durch- chen Anlage. Die Angabe von Bewertungskriterien für die zweitgenannte Kategorie ist schwie-
biegungsmaß f/I=1/2000 vorgeschrieben. Der Fahrweg hat auf die Wirtschaftlichkeit des rig und komplex. Es ist nämlich von der Art und Dauer der Schwingungen, der hierbei auf-
Magnetbahnsystems großen Einfluß. Dabei kommt der Begrenzung der vertikalen und hori- tretenden Schwingungsamplituden und -beschleunigungen und auch von der Frequenz abhängig,
zontalen sowie Drillverformungen im Betrieb, der Verlegegenauigkeit (auch an den Stoß- ob die Schwingungen überhaupt wahrgenommen werden und wenn ja, ob sie als unangenehm,
stellen) und der Justierfähigkeit große Bedeutung zu. lästig oder gar unerträglich empfunden werden, was wiederum auch davon abhängig ist, ob
Strenge Forderungen werden auch an Brückenlager moderner Bauart gestellt, z.B. Topf- und es sich um vertikale, horizontale oder Mischschwingungen handelt und ob sie gehend, ste~
Kalottenlager mit Gleitplatten aus Teflon. Hier dürfen nur geringe Verformungen innerhalb hend, sitzend oder liegend, also aktiv oder passiv empfunden werden. Die Regelwerke DIN
der Gleitfuge auftreten, anderenfalls ist die Funktionsfähigkeit nicht gegeben. Diese la- 4150 T2 und VDI 2057 enthalten Hinweise und Anhalte, wie Einwirkungen mechanischer Schwin-
ger müssen zudem sehr genau eingemessen werden.
gungen auf den Menschen zu bewerten und zu beurteilen sind. Hierbei wird aus den physika-
Bogenbrücke Bei großen Bauvorhaben, z.B. im Brückenbau,
H~ngebrücke lischen Daten der Schwingungsbelastung unter Berücksichtigung unterschiedlicher frequenz-
ITIIID lIIIIIJ
werden nach Fertigstellung Probebelastungen
lllIIIJ abhängigerWirkungen die sogen. "Bewertete Schwingstärke" K als Kenngröße der vom Menschen
durchgeführt. Bogen- und Hängebrücken reagie- empfundenen Beanspruchung gebildet. In Bild 127a ist beispielsweise für Schwingungen in
ren auf einseitige lastanordnungen sehr empfind- Richtung z (vgl. Teilbild b) gezeigt, wie KZ in Abhängigkeit von der max Beschleunigung a
z
lich (Bild 126), vgl. auch [172]. Probebela- und der Frequenz f zu bilden ist. (Für andere Schwingungsrichtungen und -arten gelten

~
_ , Biegelinien stung und Vermessungsplan erfordern eine sorg- andere K-Bewertungen, vgl. VDI 2057). Beispielsweise wird eine harmonische Schwingung mit
/" """'''\l fältige Vorbereitung, um ein Optimum an In- a z =0,10m/s 2 und f=10Hz zu KZ=1,6 bewertet; sie wird als deutlich spürbar empfunden (Teil-
~ formation zu erhalten. Die Probelastfälle wer- bild cl. Ob sie toleriert werden kann, ist von Fall zu Fall hinsichtlich Beeinträchtigung
Bild 126 al b) den statisch vorberechnet. Aus der Gegenüber- des Wohlbefindens, der leistungsfähigkeit und der Gesundheit zu entscheiden. Dabei spielt
stellung von Rechnung und Messung kann auf die die physische und psychische Konstitution der betroffenen Menschen und ihr Aufenthaltsort
Zuverlässigkeit der statischen Nachweise geschlossen werden. Die Abweichungen betragen im Gebäude (Arbeitsstätte, Wohnung, Schule, Krankenhaus usw.) eine große Rolle, vgl. auch
La. nur wenige Prozente, siehe z.B. [173-175].
DIN 4150 T2 und IS02631.
3 8 3 Schwing~skriterien Was die vom Menschen ausgehenden Schwingungen anbelangt, liegt die mittlere Schrittfre-
63 quenz beim Gehen bei 2Hz, beim laufen bei 3 bis 3,5Hz und beim Tanzen bei 3,5 bis 4,5Hz .
25 ./' Man ist daher gut beraten, die Steifigkeit der Konstruktion so auszulegen, daß die Grund-
10.0 KZ ~ V /'
/ frequenz deutlich über den genannten Erregerfrequenzen liegt, vgl. auch [176-177).
N

~ 4.0
~

r-....
r-....
.... 50 r-- -
100 /' /' / , /
V /'
'"
Die Berechnung der Tragwerkseigenfrequenzen und Schwingungsamplituden bzw. -beschleuni-
gungen ist Gegenstand der Baudynamik. Hierauf kann im Rahmen dieses Buches nicht einge-
~: V /' '"
.: 1,6 I-... . / . / gangen werden; hinsichtlich des Schwingungsnachweises von Fußgängerbrücken wird auf Ab-
~
ON 063
r.... 12,5 / V schnitt 25.4.3 verwiesen.
",,'
c r.... "'- 6,3 ./V / V,. ,
.s. 0.25 I-...
.... 3,15 KZ bl
~
c
0,10
r-.... I-... ~:- . /V /' 1/1.- Bewertete Schwinost~rke Beschreibung der Wahrnehmuno
.c ~ ~~
u
~ 0,04
r-.... 0,8 V 1./V V~ <Ul
0.1 nicht soürbar ..
aera~e spurbar Fuhlschwelle
r-.... I-... 0,4 V V / V 0.4
.... 1,6 out spürbar
0,016
,..... ..... I-... J!.l~ V ~3 stark snürbur
1./
0,006
~ >100 100 sehr stark spürbar
f
1.0 1,6 2,5 4,0 6,3 10 16 25 40 63 100 Hz al Bild 127 (no VOl 2057, Entw. 04.86) cl
- 188 - - 189 -

4 Elasto-statische Festigkeitsnachweise
4.1 Vorbemerkung~
Unter äußeren Einwirkungen, wie Lasten und Temperaturänderungen, entstehen in den Bautei-
len Normal- und Schubspannungen. Bei den im Stahlbau vorherrschen?en stabförmigen Bautei-
len dominieren die Spannungen in Stablängsrichtung, die Spannungen 0z quer dazu sind ver-
gleichsweise gering und werden i .a. nicht gesondert nachgewiesen. Ausnahmen bilden Orte
mit konzentrierten Einzellasten (z.B. unter Kranlaufrädern). Die Resultierenden der Span-
nungen werden zu Normalkräften, Biegemomenten, Querkräften und Torsionsmomenten zusammen-
gefaßt. - Das Auftreten der Spannungen geht mit Verzerrungen einher; die Stäbe erleiden
Verformungen (Längungen/Stauchungen, Durchbiegungen, Drillungen).
Eine Spannungsberechnung ist dann erforderlich, wenn die Tragsicherheit bei vorwiegend
ruhender ("statischer") Beanspruchung (Hochbau)
- als zulo-Nachweis nach DIN 18800 Tl (03.81) und den zugehörigen Fachnormen oder
- als Sd/Rdsl-Nachweis nach dem Verfahren "Elastisch-Elastisch" der DIN 18800 Tl (11.90)
oder EURO CODE 3 oder
bei nicht vorwiegend ruhender ("dynamischer") Beanspruchung (BrUckenbau, Kranbau)
als Betriebsfestigkeitsnachweis (Nachweis gegen MaterialermUdung)
erbracht wird.
Das in DIN 18800 Tl (11.90) veran-
kerte Konzept ist in Bild 1 veran-
S: Beanspruchung
( ; stress) schaulicht: Die Einwirkungen wer-
R: Beanspruch- den in Abhängigkeit vom Grad ihrer
barkeit Streuungseigenschaften zu unter-
(; resistance) schiedlichen Lastfällen zusammen-
gefaßt, indem ihre Nennwerte (z.B.
nach DIN 1055 als charakteristi-
o r.s sche Werte, d.h. als p%-Fraktile
Bild 1 (schematisch) Sk Sd Rd Rk fUr einen bestimmten Bezugszei t-
raum, gedeutet) jeweils einzeln mit Teilsicherheitsbeiwerten YF und Kombinationsbeiwerten
$ beaufschlagt (gewichtet) werden. HierfUr werden (im Sinne des Nachweisverfahrens "Ela-
stisch-Elastisch") die Schnittgrößen nach den
Schnittgröflen: Normalkraft und
einachsige Bieg ung um Regeln der Elasto-Statik (Abschnitt 5) berech-
die y-Achse net. In der Uberwiegenden Zahl der Fälle sind
dieses Normalkraft N (Zug-/Druckkraft), Biege-
moment M=M y und Querkraft V=VZ (Bild 2). Da, wie
~x erwähnt, die Einwirkungen zuvor YF-~-fach beauf-

~1 ,"~, schlagt wurden, sind diese Schnittgrößen jene


Bemessungswerte Sd' die dem Tragsicherheitsnach-
weis zugrunde zu legen sind. Diesen Werten ste-
z
hen die Bemessungswerte der Beanspruchbarkeit
(R d ) gegenUber, die durch Abminderung der cha-
rakteristischen Werte fUr den Widerstand (R k )
um den Teilsicherheitsbeiwert YM gewonnen werden, vgl.
Stahl- Material- Bild 1. Ausreichende Tragsicherheit gilt als gegeben, wenn
f y, k fy,d
sorte dicke in allen Teilen der Konstruktion
no 216
St 37
t ~ ~O
~O < t ~ 80 215 195 [j ~ ISd~Rdl (1 )

St 52 u. t ~ ~O 360 327 und demgemäß beim Spannungsnachweis


SIE 355 ~O < t ~ 60 325 295 (2 )
mm NImmt
Bild 3 (Temperatur 100 Oe)
- 190 - - 191 -
gilt. (Im folgenden werden - wenn eine Verwechslung nicht mÖ9lich ist - die Spannungswer- ist positiv definit und heißt Flächenmoment 2. Grades (Trägheitsmoment, auch achsiales
te unter denYF-lj}-fachen Einwirkungen ohne Index angeschrieben!) Im Regelfall dient beim oder Flächenträgheitsmoment). Aus G.6 folgt mit G.?:
Tragsicherheitsnachweis der Bauteile die Streckgrenze als maßgebende Größe der Beanspruch- 02= TM (10)
barkeit. Ein Bezug auf die Zugfestigkeit ist nicht möglich, weil hiermit viel zu große

+
globale Verformungen verbunden sind. Gleichwohl ist die Berücksichtigung der Verfestigung Die gesuchte Spannungsformel (G.9) lautet damit:
in eng begrenzten Bereichen, die sich auf die Globalverformung der Konstruktion nicht auswir-
0= ~ + z ( 11)
ken, in gewissen Fällen unbedenklich. - Es werden vereinbart (vgl. Bild 3):
- fy,k : Charakteristischer Wert (ca. 5% Fraktile) der (oberen) Streckgrenze; ehemals Durch die einschränkende Einführung der BERNOULLI-Hypothese folg~n die bei jeder Biegung
auch mit ß S oder 0F (Fließgrenze) abgekürzt. Die Benennung nach den Material- auftretenden Schubspannungen nicht unmittelbar aus den Schubverzerrungen y;./G sondern
prüfnormen lautet ReH' vgl. Abschnitt 2.6.5.2. nur mittelbar aus den Biegespannungen über Gleichgewichtsgleichungen (Abschnitt 4.3).
- fy,d : fy,k/YM mit YM;l ,1: Bemessungswert der Streckgrenze (In diesem Abschnitt werden nur einfach- und doppelt-symmetrische Querschnitte behandelt,
wegen Verallgemeinerungen vgl. Abschnitt 26.)
Da die Beanspruchung voraussetzungsgemäß im elastischen Bereich liegt, gilt das Superpo-
sitionsgesetz und es ist möglich, den Teilsicherheitsbeiwert Y mit dem Teilsicherheits- 4.2.2 Nachweis der Zug- und Druckspannungen
M
beiwert YF auf der Einwirkungsseite zu multiplizieren: Y;YF'YM und hiermit die Schnitt- Unter zentrischer Druck/Zugbeanspruchung tritt in glatten (ungelochten, kerbfreien) Stä-
größen zu berechnen. Dann ist der Tragsicherheitsnachweis gegen die charakteristischen ben eine über den Querschnitt gleichförmig verteilte Spannung auf. Bei gelochten Stäben
Werte der Beanspruchbarkeit zu führen. Wird schließlich in diesem Fall dieser Wert umy (Schrauben- und Nietlöcher) ist das nicht der Fall: Der Spannungszustand ist in diesem
reduziert, kommt man zum zulo-Konzept. Die Schnittgrößen werden in diesem Fall mit dem Falle innerhalb des elastischen Bereiches ungleichförmig, am Rande der Löcher stellen
charakteristischen Wert der entsprechend kombinierten Einwirkungen berechnet, die man _ tu sich Spannungs erhöhungen (Kerbspannungen) ein; vgl.

~
auch als "Gebrauchslasten" bezeichnet:Oszulo. Man erhält z.B. nach DIN 18800 Tl (11.90) ---= ~=.=o (J \ Abschnitt 2.6.5.5.4. Sofern sich der Werkstoff ideal-
für die Grundkombination: Ständige Lasten (G) plus alle ungünstig wirkenden Lasten (Q): .. -, N g
..
-------- elastisch-ideal plastisch verhält, können die Spannun-
G: YFYM::: 1.351,1::: 1,49; a:
lj}YF 'YM::: 0,91.5·1,1 ::: 1,49
Dieser Wert entspricht dem Sicherheitsbeiwert 1,5 des Lastfalles H der DIN 18800 Tl (03.
81), wenn Stabilitätsnachweise nicht maßgebend sind. - Im folgenden wird von der zuvor
_.
=---
ö
.~~~o
~~ =
a) gen unter ansteigender äußerer Normalkraft zunächst

g
nicht größer als die Streckgrenze werden. Das bedeutet:
Mit zunehmender Belastung stellt sich im Lochquerschnitt
ein immer gleichförmigerer Spannungszustand, schließlich

=
erwähnten Kumulierungsmöglichkeit kein Gebrauch gemacht, um das Sicherheitskonzept trans-
parent zu halten.
b) O;f y ' ein. Die Kerbspannungen "fließen" aus, vgl. die
--- - - - t O Bildfolge 5a bis c. Das gilt auch dann, wenn apriori
4.2 Normalspannungen infolg~g/Druck und Bieg~g_ nTnTI flTITn Eigenspannungen aus der Fertigung vorhanden sind. Ha-
4.2.1 8erechnungsformel ~__E ben sämtliche Fasern des Querschnittes die Fließspan-
Wird in der Stabbiegetheorie unterstellt, daß der Stab (Träger) unter Belastung seine C) nun9 erreicht, gilt die Tragfähigkeit des Querschnit-
Querschnittsform beibehält (formtreuer Querschnitt) und daß die Schubverzerrungen (Glei- ~ ~:_-------------- tes als erschöpft. Gleichwohl gilt das nicht streng,
tungen) wegen ihrer Kleinheit unterdrückt werden dürfen, was gleichbedeutend mit der An- lillllljUlilil__
~ E denn real vermögen die Spannungen weiter anzusteigen.
nahme eben bleibender Querschnitte ist (BERNOULLI-Hypothese), so spricht man von der ------------~~d) Es tritt eine nochmalige Verfestigung ein, die aller-

E
"Technischen Biegelehre": Ober dem Querschnitt des Stabes sind die Verzerrungen (Dehnun- dings im Lochbereich mit großer lokaler Verzerrung
gen/StauchungenE) und Spannungen linear verteilt: nnrn nnrn-- . ----------- (Lochovalisierung) einhergeht. Die absolute Grenze ist
(3 ) UUla=UUlil-- ~~~E erreicht, wenn die Spannungen über die 9anze Breite

~I'
Das Linearitätsgesetz unterstellt die Gültigkeit des HOOKEschen e) des Lochquerschnittes die Zugfestigkeit f u erreichen
y Bild 5 (schematisch)
Gesetzes: 0 = Eg (Bild 5d/e). Aufgrund dieser Oberlegung werden beim
(4 )
Tragsicherheitsnachweis auch dann über den
Bild 4 zeigt einen einfachsymmetrischen Querschnitt mit dem Ach-

er
Bild 4
dA z

aufgebaut. Definition:
senkreuz y,z, mit den Schnittgrößen N (Normalkraft) und M (8iege-
moment) und mit dem geradlinigen Spannungsverlauf gemäß G.3. 0 ist
die Spannung in der Faser z. N und M werden aus den Spannungeno
1 Querschnitt gleichförmig verteilte Spannungen
unterstellt, wenn der Stab gelocht ist oder
Konturänderungen aufweist, d.h. es wird die
Verfestigung genutzt. Im Falle des lochfreien
Stabes wird nachgewiesen'
N=JodA- =jlo,+02 z )dA=0,A+02/zdA (5 )
A A A o ::: lL <0 ::: f
A - R,d y,d
:::.!1!
Y
(12 )
(6 ) 2 3 t M
M=jo.z dA = jlo, + 02 z)·z dA = o,jz dA + 02Jz 2dA
A A A A N ist die Normalkraft unter yF-lj}-facher Ein-
Bruchlioi e 1 A-lIA=(b-dH (0 icht mangebeod)
Die Schwerachse, d.h. der Ursprung des Koordinatensystems y, z (das ist der Schwerpunkt S), Bruchlioie 2 : A-lIÄ::: (b- 2d)·t wirkung. - Bauteile mit gestanzten Löchern
wird so vereinbart, daß für das über den Querschnitt erstreckte Flächenmoment 1. Grades Bruchli 0 ie 3 : A-lIA=(b,+b +b +b -3d)·t verhalten sich hinsichtlich der statischen
(Statisches Moment) gilt:
2 3 4 Tragfähigkeit wie solche mit gebohrten Löchern,
S=/zdA::: 0 (7) Bild 6 die Duktilität ist etwas reduziert. Beim Vor-
Aus G.5 folgt damit: A liegen einer nicht vorwiegend ruhenden Beanspruchung vgl. Abschnitt 9.3.2.
0, =J:LA (8 ) Bei Druckstäben mit Schrauben- oder Nietlöchern gilt G.12 ebenfalls. Bei Schraubenlöchern
mit Lochspiel kommt es nach Ovalisierung zu einer Kontaktwirkung über den Schraubenschaft
Das Integral
hinweg. Nach DIN 18800 Tl (11.90) darf die Lochschwächung nur dann unberücksichtigt blei-
(9 )
ben, wenn das Lochspiel s.lmm beträgt oder bei größerem Lochspiel die Tragwerksverformun-
- 192 - - 193 -

gen nicht begrenzt werden müssen. Das ist eine strenge Forderung, die unabhängig von der teilen, Stoßmitteln oder Anschlußblechen bestim-
Anzahl der hintereinander liegenden Schrauben und ihrem Durchmesser geregelt ist. Nach men; hierfür wird der Nachweis geführt. Bild 8
M.d V. bestehen auch bei Schrauben mit bis zu,2mm Lochspiel keine Bedenken, auf eine zeigt beispielhaft die Oberführung einer Normal-
Berücksichtigung des Lochabzuges zu verzichten, sofern die Zahl der hintereinander liegen- kraft über die Schrauben einer zweischnittigen
den Schrauben nicht größer als 3 ist, vgl. Abschn. 2.6.5.5.8. Bei Paßschrauben und Nieten Verbindung hinweg. Für die Stabteile 1 und 2 las-
ist das Loch satt ausgefüllt und eine Kontaktübertragung stets gegeben. sen sich in diesem Beispiel die maßgebenden Bruch-
Bei Zugstäben wird die Spannung zu linien sofort angeben (Teilbild d und e).
Hinweise: Zuglaschen mi~ Bolzenlöchern (Augenla-
(13 )
schen, Augenbleche) bedürfen wegen des ausgepräg-
C) ten Kerbeinflusses besonderer Nachweise (Abschn.

,
;=j-Ji
berechnet. Die Nettofläche bestimmt sich zu: 10). - Druckstäbe sind stets auf Knicken (Biege-

2-N/~H~
(14 )
ßA ist die Summe aller in die ungünstigste Bruchlinie fallenden Querschnittsschwächungen.
-+- '

t
$ . t
2
drillknicken) und lokales Beulen der Querschnitts-
d) wandungen nachzuweisen (Abschn. 7). - Bei nicht
Die maßgebende Bruchlinie läßt sich i .a. bei mehreren nebeneinander liegenden und ver- I Bruchlinie vorwiegend ruhender Belastung ist ein Betriebsfe-

f1~~-~-P
setzt angeordneten Löchern nur durch vergleichende Rechnung bestimmen; das geschieht in
stigkeitsnachweis zu führen.
a einfachster Weise durch Aufsummie-
ren der Bruchlinienabschnitte und
zwar unabhän9ig von deren Richtung
4-- A- /::, A = (b- d H Bruchlinie
4.2.3 Beispiele
e ) .!. :-f!..e2..sJ:. ~ r...: Ans chI uß ein e s Zug s tab e san ein Kn0 -
tenblech (Bild 9)
in bezug zur Stabachse, vgl. Bild 6. Bild 8 Zugstab: 20240·10.
In diesem Sinne hat die gemäß G.13 Anschluß mittels
berechnete Spannung die Bedeutung Paßschrauben M2D;
b eines Nennwertes; vgl. hierzu auch Löcher gebohrt und
Abschnitt 2.6.5.5.6.
Die Berücksichtigung des Lochabzu-
-+-
= ......
aufgerieben. Es
wird der in Bild 9a
ges darf nach DIN 18800 Tl (11.90) skizzierte, zwei-
2 3 ~ a a entfallen, wenn die Bedingung c) schnittige Anschluß
Bruchl inie 1 maßgebend für Winkel a ABrutto 1.2 für SI 37 gewählt, Knotenblech-
---< (15)
Bruchlinie 2 maßgebend für Beibleche b ANetto - 1.1 für SI 52 dicke: t~14mm; St37-2.
Bruchlinien3.~,5
: maßgebend für Beibleche c
erfüllt ist. - Darüber hinaus darf Die Zugkraft im maß-
Bild 7 nach dem genannten Regelwerk in Be- Bild 9 gebenden YF-~-fachen
reichen mit gebohrten Löchern der Tragsicherheitsnachweis anstelle G.13 nach der Formel Bemessungsl astfall
N fu k betrage 830kN.
( 16)
° =- - $. °R d=f d = --'-
ANetto . u, 1.25YM a) Nachweis des Zugs tabes (Lochdurchmesser 21mm)
2 L
geführt werden, f ist die Zugfestigkeit. - Die Bedingung G.15 läßt sich im Falle eines ABrullo= 21,024,0 =48,0 cm 2; ßA =2l0(22,1) = 8.4cm : ANetto=48,0 - 8,4 = 39,6cm
u
L
Stahles St37 auch wie folgt formulieren: 0,166ABrutto= 0,16648,0 =7,96cm2; ßA =8,4cmL> 7,96cm : Nachweis im Lochbereich erforderlich:
ABrutto < 12 --.. 1 L
A
Netto
-, ABrulto~l.2ANelto= 1,2(A Brutto -ßAl --.. M ~ (1- TI)ABrutto = O,166ABrutto ° = 396 L 36
= 20,96 kN/cm < 25 ,0 = 26,2 kN/cm (G16l
830
1. ·1,1
Zusammengefaßt: M/ABrutto $. 0,166 (16,6%) für SI 37 ( 17) b) Nachweis des ~notenbleches. Annahme: Die Zugkraft wird zu gleichen Teilen über die drei
M/ABrutto $. 0,091 (9,1 %) für SI 52 Schraubenpaare abgesetzt, vgl. Bild 9b. Bestimmung der Bruchflächen für die drei Bruchli-
Setzt sich ein Druck- oder Zugs tab aus mehreren Teilquerschnitten (z.B. Einzelprofilen) nien, siehe Bild 9c:
zusammen, berechnen sich die auf die einzelnen Teilquerschnitte entfallenden (anteiligen) 1: x =40cos200+ 45sin200= 37,6 +15.4 = 53.0mm: A-ÄA=1.4(2·5.30+16.0-22.1l =31.36cm~
1
Kräfte im Verhältnis der Teilflächen zur Gesamtfläche: 2: X =40·cos 20° +11 Osin20" = 37,6 +37, 6 = 75.2 mm : A- ßA =1.4·(2, 7,52 .16.0 - 2 2.11 =37.58 cm
z
(18 ) 3: X =40,cos 20° +175sin200= 37.6+59,9 = 97,5mm: A-M=1.4-(Z·9.75+16.0-ZZ,1) =43,B2cm Z
3
M beträgt in all en Fäll en: ßA =1.4,22,1 = 5,88cm L
Diese Anweisung folgt aus der Bedingung, daß alle Teile dieselbe Verzerrung (Stauchung Z
1 ABrutto= 1,4(25,30 .16,0) = 37.24cm ; M/ABrutto= 5,88/37,24= 0,158 }
oder Dehnung) bei zentrischer Beanspruchung erleiden: 2 .. =1.4(27,52 + 16,0) = 43,43cm Z; .. =5,88/43,43=0,135 <0,166
0i N' IoN (19) 3 .. =1.4(29.75.16,0) = 49.70 cm Z; .. =5,88/49.70=0,118
Ej= -E- = EAi = konst :: E =T = 17\ - L
Nachweis: 1 033 830/31.36 = 8.73 kN/Cm )
i hat die Bedeutung einer Laufvariablen, von i~l bis i~n, wenn n die Gesamtzahl der Teil- i 0',66830/37,58 =14,80 kN/cm L < 21.8 kN/cm 2 (Gl3l
querschnitte ist. In G.18 sind die ungeschwächten Flächen einzusetzen. Mit den anteiligen 3 1,00 830/43,82 = 18,94 kN/cm 2
Kräften werden die Einzelquerschnitte nachgewiesen, dabei ist fallweise die jeweils un- Anmerkung: Da in allen drei Bruchlinien die Bedingungsgleichung G.15 erfüllt ist, könnte
günstigste Bruchlinie zu ermitteln, vgl. Bild 7. auf einen Tragsicherheitsnachweis verzichtet werden. Wegen der in der Kraftaufteilung be-
Bei hintereinander liegenden Löchern, z.B. bei einem Stoß (Bild 8) oder Stabanschluß, stehenden Unsicherheit (je ein Drittel der Anschlußkraft auf die drei Schraubenpaare),
wird eine gleichanteilige Absetzung der Stabkraft über die Verbindungsmittel unterstellt. empfiehlt der Verf. hiervon (und in vergleichbaren Fällen) keinen Gebrauch zu machen,
Aufgrund dieser Annahme llßt sich für jeden Schnitt die wirksame Normalkraft in den Stab- ebenfalls nicht von G.16. (Ergänzend wäre noch der Nachweis auf Abscheren der Schrauben
"n~ ,,,. I nrhloih"nn IKnntpnhlprh mnRaebend: 14<2'lD~2Dmm) zu führen (Abschnitt 9)).
- 194 - - 195 -
~:.-~ej~2~~ Anschluß eines Zugstabes an ein Knotenblech (Brückenkonstruktion, Bild 10)
Das SpannungsverhäJtnis x beträgt: = ~ = _ 012
(Hinweise zur Entwicklung der Nachweisverfahren im Kran- und Brückenbau enthalten die Ab- x 13,59 -'-
schnitte 2.6.5.6,3.7.3,16.1.5,21.5.3 (KranbahnträgerL, 25.2.5 (Eisenbahnbrücken),
Ausgehend von dem in Bild 12a dargestellten Schaubild nach
25.3.2 (Straßenbrücken). Nach bisherigem Konzept werden die unter Gebrauchslasten im Last- zuloD 1/240
fall "Hauptlasten" ausgelösten Spannungen den kerbfallabhängigen zulässigen Spannungen
zuloO bzw. zulO Be oder zulßO Be gegenübergestellt, wobei in letzteren unterschiedliche Si-
"
mm 2
201n+---=-~---+-.",..--t---t200
MOORE-KOMMERS-JASPER wird die Dauerfestigkeit nachgewiesen.
Die Oberspannung ist eine Zugspannung; für x=-0,12 entnimmt
man dem Diagramm (oder der zugehörigen Tabelle: zulO Dz =
cherheitselemente enthalten sind. Mit den Regelwerken DIN 18800 T6 und EUROCODE 3 wird ein
fachübergreifendes Nachweiskonzept zur Verfügung stehen.) 162N/mm'=16,2kN/cm'. !i.a...f.h..'!!~~
Zwecks Ermittlung der betragsgrößten Ober- und Unterspannung ist die Einflußlinie für die 100 -+---+--++----1---+100 oz~zuloOz_13.59kN/cm2 < 16,2kN/cm 2
gesuchte Schnittgröße auszuwerten, im vorliegenden Beispiel für die Diagonalstabkraft D
(vgl. Bild 10a). Die Einflußlinie für D folgt aus der Einflußlinie für die Querkraft Q
(Teilbild b):
O·sina. = 0. _ 0 = IJ./sina. +
15 o 2zulßol2 I I
Das in Bild 13 dargestell-
-1 -~ 0 Q5 .1)(. N/mm I )berspunnung: Zug te Diagramm entspricht dem
Es werden zwei Laststellungen F=1 betrachtet:
F zwischen A und 2 an der Stelle x: 0.= A-l=-x/l - . o= - X/ls ina.
I I
Lochstab St 52-3
I 10
o I I .11.
Beispiel
fJr rh-t- "- in Bild 12 dargestellten.
In diesem ist die zulässi-
-100 ±---t---t---t-----t -100 50 ,
F zwischen 3 und B an der Stelle x': 0. = A =. x'/l -. ge Schwingampl itude zuMo O/2
0= .x'!lsina. 111 !ii I1I
" über dem Spannungsver-
u -1 -05 0 Q5 .1
I' / )(. hältnis )(. aufgetragen. Für
-200 r7t-~t:==;::~::::t- 200 50
F=1
0-
0\. / \ / \ / \
j-u~~- Bild 12
Oberspannung : Oruck - 210 100 I
' " Oberspannung
I
-- --
I : Druck
das Beispiel entnimmt man
fürX=-0,12:

Bild 13 150 zulßo O/2 = 91N/mm 2

WT~ina. ~
3 I

o\]a. 0 !i.a...f.h!'!.§is.:... ßO ~zulßoO _ (13,59,1.69) = 15.28 kN/cm 2 < 18,2kN/cm 2


Aus dem Diagramm Bild 13 erkennt man, daß die ertragbare Schwingweite (sowohl für Ober-
rnDllllDTIIIIIJ[JJ:IW=--1 Direkte
spannung Zug wie für Oberspannung Druck) insbesondere im Wechsel bereich (x :negativ) rela-
Belastung b)
tiv unabhängig vom Spannungsverhältnis )(. ist. Das gilt umso mehr, je schärfer der Kerb-
l/sin a.
fall ist.
Indirekte Fortsetzung des Beispieles: Bei der Fertigung des Diagonalstabes sind gewisse Schweißver-
Belastung züge unvermeidlich. Ggfs. wird von vornherein planmäßig mit Untermaß gefertigt, um den Dia-
x x·
Bild 10 gonalstab zwischen die Knotenbleche einführen zu können. Dann werden Futterbleche für die
a)
Montage vorgehalten. Ein 8eiziehen der Gurte gegen die starren Knotenbleche gelingt in
In Bild 10a ist die D-Einflußlinie eingezeichnet, im unteren Teil für indirekte Belastung
Grenzen nur, wenn das Stegblech des Diagonalstabes eine Ausnehmung erhält, vgl. Bild l1e.
auf der in der Untergurtebene liegenden Fahrbahn. - Aufgrund einer Auswertung für den ge-
Annahme: Das Stegblech trägt im Anschlußberei~~!..<:..h.!-!!1..!t..:
gebenen Lastenzug gelte (einschließlich Eigenlast): Zugkraft: Z=1450kN; Druckkraft: D=-215kN.
- - - - - - - - - - - - - s r u c h t i n i e 1 : A - ßA= 75,5cm2
'0 60 100 60 '0
I-- 292-1 Bruchlinie 2: A- M = 80,0 cm 2
I Diese Annahme ist unbegründet und liegt extrem auf der sicheren Seite. Bild lle/f zeigt,
= ,
'i
""
':;; wie sich die Stabkraft über die Schrauben zu gleichen Teilen absetzt. Gemäß Teilbild e
11
'i!
!II
=
""
~
,
,
I wird nur eine ca. 80mm breite Stegschwächung angesetzt: l2·B,0=9,6cm 2
cm
----1\-;,27] -::-9,6 ~ 117. 60 Y - 1: A- M = 106,7 - 9,6 = 97,1 cm 2
= , I
'~' ---T--
2 Zug: 0z = 1450/97,1 = 14,93 kN/cm 2
~~,
, 'I'
" Druck: 0d = - 215/117,6 =-1,81 kN/cm 2
Knoten lech,t:18 mm
a)
"
::.: ..... _ . 1 ._

b)
l-. _
n
"
• ...i/i....._.l-

c)
.--t-- f) -1,81 2 2
Bild 11 Spannungsverhältnis: x. = 14,93 = - 0.1 - zuloO z =16,2 kN/cm
Bild l1a/b zeigt den Querschnitt des Diagonalstabes mit den zweiwandigen Knotenblechen und 0z ~ zulooz _ 14,93 kN/cm 2 < 16,2 kN/cm 2
dem Entwurf des Schraubenbildes; Stahl güte St52-3, Paßschrauben M24-5.6.-Bestimmung der
4.2.4 Nachweis der Biegespannungen
maßgebenden Bruchl inie unter der ~~~~e"'!:"'y.Qll~Mit~~nJLd~2t~es (vgl. Teil-
bilder b, c und d); Lochdurchmesser 25mm: Bild 14 zeigt doppelt- bzw. einfach-symmetrische Querschnitte. In Teilbild b sind die Ach-
sen y, z in der Querschnittsebene (Hauptachsen), die Stablängsachse x sowie die Vektoren
A= 2-1.6·30. 1,2·26 =96+31.2 = 127,2cm 2
M (Biegemoment) und Q (Querkraft) ausgewiesen *). Kräfte werden durch Einfach- und Momente
Bruchlinie 1: A- M = 2-1.6 (4.7,8 • 10. 7,8 +4 - 4·2,5) + 1,2·26 = 75,5 +31,2 = 106,7 cm2 durch Doppelpfeile gekennzeichnet.
Bruchlinie 2:A-M = 2·1,6(30-2,2,5) + 1.2·26 =80,0 >31,2 = 111,2cm2 Bei einfacher Biegung berechnen sich die Biegerandspannungen zu:
M
Somit ist 8ruchlinie 1 maßgebend; hierfür berechnen sich die Spannungen zu: Siegedruckrand 0d = - (20)
Wd
Zug: 0z = 14501106,7 = 13.59 kN/cm 2 S·legezugran d: az =Vi;
M (21 )
Druck: 0d = - 215/127,2 =-1,69 kN/cm 2 *) Nach DIN 1080 ist die Querkraft mit Q abzukürzen. In dieser Form wird man auch künftig
die statischen Berechnungen erstellen. Die Abkürzu~g V wurde ~n DIN 18800 Tl (11.90) einge-
führt; sie wird hier nur bei Tragsicherheitsnachwelsen nach dlesem Regelwerk verwendet.
- 1 96 - - 197 -
Hierin sind Wd Für Stäbe mit doppeltsymmetrischem I-Querschnitt darf eine noch weitergehende Ausnutzung
und Wz die maß- der plastischen Querschnittstragfähigkeit angesetzt werden, indem der Nachweis mittels
gebenden Wider-
standsmomente der
der Formel _ \ N + ~ + _M_z_\ <
0- -A - .·W - "W - R,d
=f =~ °
._....I--_y
-_-111----
M
Y Biegedruck- bzw.
Bi egezugseite
o.pl,y· y o.Pl,l z
y,d YM (25)
geführt wird. Für gewalzte I-förmige Stäbe dürfen die plastischen Formbeiwerte (vgl, Ab-
M schn. 6.3.1) zu a.~1,y=1,14 bzw. a.;1,z=1,25 angenommen werden. In allen anderen Fällen müs-
(vgl. Bild 15a):
sen die a.pl-Werte für den angegebenen Querschnitt zunächst besti~mt werden. Sie dürfen
I 1-1'.1
Wd = Zd; Wz = -Z-z- rechnerisch in G.25 nicht größer als 1,25 angesetzt werden.
Y Biegeträger mit freiem Obergurt sind stets gegen Biegedrillknicken (Kippen) und die Flan-
z (22 ) sche und Stege gegen Beulen nachzuweisen (bzw. Einhaltung der Grenzwerte grenz(b/t ». -
Bild 14 Die Randabstände Bei zyklischer Beanspruchung ist ein Dauer- bzw. Betriebsfestigkeitsnachweis zu führen.
a) b)
z zd und Zz sind in 4.2.5 Beispiele
diesen Formeln .l..:.J!..e.!..2p2-el..: Kastenträger mit doppelter Biegung; St52-3
als Absolutwerte ",Druck
einzusetzen. I ist das Trägheits-
moment des Querschnittes und 1'.1 Mz v
die Summe der Trägheitsmomente ,.-
/'
aller in die Bruchlinie des Zug- My .~
.... Spanoungs-
gurtes fallenden Löcher im Biege- nullinie
zugbereich, bezogen auf die Schwer-
achse des ungeschwächten Querschnit-
tes (Bild 15b). Der Bezug auf die
Jtz 50
6DD b) c) d)
Zug
e)
Bild 17
Schwerachse des ungeschwächten
Trägheitsmomente um die y- und z-Achse (vgl. Bild 17):
Querschnittes ist zulässig und
3
vernünftig, weil lokale Lochschwä- Iy = 2·0,876,03/1Z + 2.60,02,0 /12 + 2602.039,0 2 = 58530 +80 + 365040 = 423 650 cm 4
3
Iz = 22,060,03/1Z + 2.76,00,8 /12 • 2-76,0.0,828,6 2 = 72000 +6 t 99464 = 171470 cm 4
chungen den globalen Beanspruchungs-
zustand praktisch nicht beeinflussen; ein Versatz der Schwerachse tritt nicht ein und damit UnterYr-\j!-fachen Bemessungslasten seien drei Lastfälle nachzuweisen (G.23):
auch keine lokale Außermittigkeit bei Einwirkung einer Normalkraft. Auf der Druckseite 320000 320000 2 2
Fall 1: My= +3200kNm, Mz= 0: 0=. 42365040 = 10591 = 30,2 kN/cm < 32.7kN/cm
kommt es durch die (die Löcher ausfüllenden) Schrauben oder Niete zu einer die Lochschwä-
. -150000 150000 2 2
chung überbrückenden Kontaktwirkung; aus diesem Grund bleiben die Löcher auf der Biege- Fa1l2 Ny=O, Nz =-1500kNm 0=- 17147030 = 571ii = 26,0 kN/cm <32.7kN/cm
druckseite ohne Ansatz (wegen Einschränkungen vgl. Abschnitt 4.2.2).
Es gilt: 2 2
0R,d = fy,d = 3Z.7kN/cm : 0,80 R,d = 26,2kN/cm : 1,10R,d= 36,OkN/cm
2
Zwischen den Randwerten sind die Spannungen geradlinig verteilt. -
Bei doppelter Biegung berechnen sich die Biegespannungen in der Fa- FallJ My = 2750kNm: 0= 275000/10591 = 26,OkN/cm 2 < 26,2kN/cm 2
ser y-z (bei Berücksichtigung des Vorzeichens) zu:
°
Mz = - 550kNm: = - - 55000/5716 = 9,6kN/cm 2 < 26,2kN/cm 2
My Mz
°M=OMy+
, °Mz= -I- z - -I-Y (23 )
, y 2 Nach G.23/24:
Im Punkt CD: 0= .26,0 ·9,6 = 35,6kN/cm2 < 36,OkN/cm 2
Zugspannungen: positiv, Druckspannungen: negativ; siehe Bild 16. Im Punkt CD: ° = + 26,0 - 9,6 = 16,4 kN/cm 2
Tritt zusätzlich eine Normalkraft auf, sind die hierdurch hervorge- Die Teilbilder b, c und d zeigen den Spannungsverlauf über dem Querschnitt und Teilbild e
rufenen Normalspannungen 0H den Biegespannungen 0M zu überlagern. die Lage der Spannungsnullinie. Sind im Querschnitt Löcher für Schraub- oder Nietanschlüs-
~c~w~i2...~c~~N--!..8~0~1 03 ~l: Es ist nachzuweisen, daß die
se vorhanden, ist die Minderung der Trägheitsmomente I y und I z um die im Zugbereich lie-
Randspannungen gemäß G.20/21 bzw. G.23 die zulässigen Spannungen genden Querschnittsschwächungen (bezogen auf die Achse des ungeschwächten Querschnittes)
für Biegedruck- bzw. Biegezug des betrachteten Lastfalles H oder zu berücksichtigen. (Bei allen biegebeanspruchten Querschnitten sind stets auch Beulnach-
HZ nicht überschreiten. - Bei doppelter Biegung treten die größten weise zu führen!)
BiW 16 Spannungen in gegenüberliegenden Eckpunkten auf. Wegen deren lokal ~~eJ..s.E.2~ I-Querschnitt mit doppelter Biegung; St37-2

..
begrenzter Ausbreitung ist eine mäßige rechnerische Spannungsüber-
schreitung (also eine teilweise Plastizierung im Grenzzustand) unbedenklich. Eine 10%ige
Oberschreitung ist zugelassen, vorausgesetzt, je für sich wird 10N+OM,y! bzw.loN+OM,z!sO,B·zulo
f _....-
~-
My
Querschnitt: HE300B Profil (Bild 18):
A= 149 cm 2: W = 1680 cm 3, Wz =571 cm 3 y

eingehalten. M 0R,d= fy, d= 21.8 kN/cm 2: O,B,o R,d=17,4 kN/cm 2, HO R,d= 24,0 kN/cm 2

~chw~~~Q..!.!l~8...Q..Q...:!:..!.-i...!-1~L.Es
gelten die Nachweisformeln G.12-17 sinngemäß. - L~~~ $chnittgrößen im yF-\j!-fachen Bemessungslastfall :
Für allgemeine Querschnitte sind in kleinen Bereichen, z.B. in Eckbereichen bei doppelter 3Dff-t N=+400kN (Zug), My = 230kNm, Mz= 43kNm
Biegung, 10%ige Oberschreitungen der Grenzspannung zulässig, wenn gleichzeitig IZug j:.:;:rrtG- Druck Nachweis nach G.23:

eingehalten wird.
!OH + 0M,y loS O,BOR,d' ION + 0M,z! s 0,80R,d (24)
~I
li j
I Zug
11 Ii i i i I I I 11 II+-
0=.!&!L:!: 23OO0:!:
149 ' , 1680 "
4300= 268.1369.753:: 239kN/cm 2 <24.0kN/cm 2
571 ' , , ='.::.:.::.::...::.:.::.-..::..c:.::...:.:.:.c..:c.c-
Die Inanspruchnahme der Tragspannung 1,1· 0R,d ist zuläs-
Bild 18 sig, da .2,68 +13.69 = 16,4 kN/cm 2<17.4 kN/cm2
gilt (G.24).
- 198 - - 199 -

Nachweis nach G.25: a!I,y.wy =11 4.1580=1915cm 3


apl,z Wz = 1.25 ·571 = 714 cm 3

400 23000 4300 I


° = I17;9'!'1§15'!'714 2
= 2.58 +12.01 +5.02 =20.7 kN/cm < 21,8 kN/cm 2
Dieser Nachweis bietet im vorliegenden Falle ein Plus von ca. 21,8/20,7=1,05 (;5%) gegen-
über dem vorangegangenen Nachweis (daselbst wurde 1 ,1'O R,d knapp erreicht). Anmerkung: G.25
ist eine Näherungsformel , die Elemente der Elastizitätstheorie und Plastizitätstheorie in
sich vereint. Ihre Anwendung kann zu Auslegungsschwierigkeiten führen, wenn gleichzeitig
hohe Schubspannungen wirksam sind oder wenn Lochschwächungen zu berücksichtigen sind.
Stringenter ist stets eine Rechnung im Sinne von G.23 in Verbindung mit G.24. Die Eigenträgheits-
Erweiterung der Aufgabenstellung: Das I~Profil
Bild 21 momente der Teilquer-
sei durch Schraubenlöcher einer SLP-Verbindung schnitte müssen in jedem Fall zunächst ermittelt werden. Sofern es sich um Walzprofile
geschwächt, vgl. Bild 19a.- Es empfiehlt sich handelt, werden sie aus Profiltafeln entnommen, im anderen Falle aus Formelsammlungen (vgl.
in solchen Fällen, den Nachweis nicht nach G.25 Abschnitt 26.6); Bild 22 enthält Rechenbehelfe. Die Gleichungen 28 bis 30 machen vom sogen.
zu führen, da sich die Formbeiwerte im Sinne die- STEINERschen Satz Gebrauch; der Beweis läßt sich in einfacher W;Öse führen (siehe Bild 20):
ser Näherungsformel nicht plausibel angeben las-
sen.- Um festzustellen, welche 8ereiche des 1- = /z2 dA =/(z + e/dA = /z2 dA + 2ezfz dA + ei/dA = Iy + 2e{sy+ e;A = Iy + A·e; (31)
YA A A A A /
Querschnittes unter Zug stehen, werden die Span-
Bild 19 b) nungen zunächst für den nicht-lochgeschwächten Nach Umstellung folgt G.29.
In vielen praktischen Fällen ist das Eigenträgheitsmoment gegenüber dem "STEINER-Anteil"
Querschnitt berechnet. (Das ist im Rahmen dieses Beispieles bereits geschehen; Teilbild b
klein und kann unterdrückt werden; vgl. das 2. Beispiel in Abschnitt 4.4.
zeigt den Verlauf.) Im resultierenden Spannungszustand liegen die Löcher im unteren Flansch
und zwei Löcher im Steg im Zugbereich; demgemäß wird gerechnet: 4.2.7 Auf teilung eines Biegemomentes auf die Teile eines Querschnittes
A=149 - 21.9'2.5 - 21.12.1 =149 - 9.5 - 4.5 = 134.9 cm 2 Für einen Querschnitt, der doppelt-symmetrisch ist und aus mehreren Teilquerschnitten be-
Iy = 25170 - 21,92,5,14,05 2(-) = 25170 - 1875 = 23295 cm 4 steht, berechnet sich das anteilige Moment eines Teilquerschnittes zu:
Iz = 8550 - 2-1.92,510.00 2 =8550 - 950 = 7510cm 4 (32)
M, = 1L
-I M
Spannungsnachweis für den höchstbeanspruchten Eckpunkt (für dieselben Schnittgrößen wie zu-
vor): 400 23000 150 4300 0 29 1 2 Diese Formel folgt, analog zu G.18, aus der Bedingung, daß die Krümmung der Teilquerschnit-
° =+134,9 + 23295. , + 76i1J 15. = , 7+14,81 +8,48 =25" kN/cm
te gleich der Krümmung des Gesamtquerschnittes ist. (Diese Bedingung ist gleichwertig mit
M' ! M
Diese Spannung liegt gegenüber 1,1'O R,d=24,OkN/cm 2 um 26,3/24,0=1 ,09 (~9%) zu hoch. Eine der BERNOULLI-Hypothese.): 'ltj= - ' = konst =
Eli
11 -

fl~y
~
solche überschreitung ist nicht zulässig; es muß ein stärkeres Profil gewählt werden.
4.2.6 Zur Berechnung der Trägheitsmomente dm
TM' 1
= -1-' (33 )

Für die Walzprofile werden die Querschnittswerte A, I und Waus Profiltafeln entnommen. - L__~ I. bezieht sich auf die
1
Bei zusammengesetzten Querschnitten werden Schwerpunktlage und anschließend I und W be- -l bUb 4. b= t/sina. dm=D-t Schwerachse des Gesamt-
rechnet: Ausgehend von einer frei gewählten Bezugsachse ; werden das Flächenmoment 1. Gra- Rechteckquerschnitt : Rohrquerschnitt : Dünnwandiger Rohrquerschnitt : querschnittes!
des (Statisches Moment) und d~r Schwerpunktabstand e z bestimmt (Bild 20): 1t 2- d2)=1t(R-r
A=r'(O 2 2) dm: mittlerer Durchmesser G.32 wird z.B. benötigt,
A=bh
+-1-+----------<- y
Sy =
A
Iz dA;
s-
ez = T- (26 )
1=-
3
bh W=-
12 '
bh
2
4 4
I = ~4·(D4- d ) =t·IR4- r )
4 4 4 4
t : Wand dicke
A= 1ttdm 2
wenn die Stoßmittel von
Biegeträgern nachgewie-
Die Bestimmungsgleichung für e folgt aus der Bedingung, 1t (0 _ d ) 1t (R - r )
z W=3i-O-=T-R- I =i·td~= A.~ sen werden müssen.
daß das Statische Moment des Gesamtquerschnittes, bezogen
Aunendurchmesser D=2R 1t 2 .t!m. Bild 23 zeigt einen ge-
auf die Schwerachse y, Null ist; vgl. G.7: W=-·tdm=A· schraubten Voll stoß eines
Bild 22 Innendurchmesser d=2r 4 4
y
Sy =f z dA = I (z - ez )dA = Sy - ezA = 0 ( 27)
Walzprofils, Flansche und
A . A
Das Trägheitsmoment eines Querschnittes (um die Schwer- Steg werden durch Laschen
achse y) läßt sich auf zweierlei Weise berechnen: I i gedeckt. Um diese und die
~di rekte~echnun'L: Zunächst wi rd das Trägheitsmo- "" Slon- I I Schrauben nachweisen zu
laschen _. ...... ~

ment I;, bezogen auf die ;-Achse, berechnet. Bei dem in i


I
(Steg) : I können, werden die an-
Bild 21 dargestellten Querschnitt fällt; z.B. mit der i
i teiligen Momente MSteg
oberen Profil kante zusammen: und MFlansch benötigt;
i tontasche I Flansch)
Bild 20 I = dA = ~ (li +Ai
y /z2 z?) (28) Bild 23 vgl. Abschnitt
A 1=1
Im Falle eines einfach-symmetrischen Querschnittes gilt G.32 nicht! Zur Herleitung der zu-
Ai ist die Fläche und I i das Eigenträgheitsmoment des TJilquerSchnittes i (bezogen auf die
gehörigen Formel wird von Bild 24 ausgegangen. Zunächst werden gemäß G.32 die Anteile M1 ,
zur ;-Achse parallele Schwerachse des Teilquerschnittes) ; die Anzahl der Teilquerschnitte
Mund M für die Gurte und für den Steg bestimmt; sie sind jeweils auf die Schwerachse
sei n; in 8ild 21 ist n=4. Nach Bestimmung des Trägheitsmomentes I; für die Achse; wird
das Trägheitsmoment für die Schwerachse y berechnet:
d~S Gesa~tqUerSchnittes orientiert (vgl. Teilbilder b, c und d). Die resultierenden Gurt-
(29) kräfte betragen: Untergurt: Z= Ml/Z,; Obergurt : 0 = M2/Z 2 (34)
I y= I y- A'el
- 200 - - 201 -
nungen zu unterscheiden. Sie treten bei Schneidbeanspruchungen, z.B. in Schrauben, Bolzen
und Nieten, auf: Druck und Gegendruck fallen in dieselbe Ebene (Bild 25).
Die Berechnungsformel für die Schubspannungen • wird mittels Gleichgewichtsgleichungen am
infinitesimalen Stabelement dx abgeleitet; ein solches Element ist in Bild 26 ausgewiesen.
An den Schnittstellen x und x+dx betragen Querkraft und Biegemoment: Q, M bzw. Q+dQ, M+dM *)
Aus dem Balken wird das Element der Länge dx herausgetrennt und die Schnittgrößen an den
Schnittufern angetragen: Bild 27a. An der Schnittstelle x beträgt die Biegespannung im Ab-
stand z von der Schwerachse (vgl. Teilbild b):
1
Bild 24 al b) cl dl el f)
o:fz (38)

An der Stelle x+dx wächst diese Spannung auf o+do an. - Die Spannungsresultierende R des
außerhal b der Schnittl inie a-a 1iegenden Querschnittsteils (in Teilbild c schraffiert)
Für diese Kräfte werden z.B. die Gurtlaschen ausgelegt . z 1 und z 2 sl·nd d1·e Schwe rpun kt a-
b beträgt im Schnitt x:
stände bis zu den Gurtmittellinien (hier als Absolutwerte eingeführt). Im Falle des Ste- b M b 5
R :fodA:o -fzdA :0 M- (39 )
ges kann M3 nicht unmittelbar zur Berechnung der Stoßdeckung herangezogen werden (Teil- a Ia 1
bild d), weil die Stegverlaschung i .a. innerhalb des Steges symmetrisch ausgebildet ist, Das Integral erstreckt sich von z=a bis z=b (Querschnittsrand). S ist das auf die Schwer-
d.h., die Schwerachse der Steglaschen liegt im Abstand e von der Schwerachse des Gesamt- achse des Querschnittes bezogene statische Moment des außerhalb des Schnittes a-a liegen-
querschnittes entfernt._ Es ist daher M3 auf die Steglaschen-Schwerachse u~zurechnen. Dazu den Flächenteiles. - Wird ein in Längsrichtung des Stabes gleichbleibender Querschnitt
werden die Normalkraft N3 und das Biegemoment M, bezogen auf die Mittellinie des Träger- unterstellt, beträgt die Änderung von R an der Stelle x+dx:
3
steges , definiert: M3 : Ne + M3 dR : dMf-
(40)
3 (35 )
Mit dem auf die Schwerachse des Gesamtquerschnittes bezogenen Trägheitsmoment des Steges
Das vom Stabelement dx abgetrennte, außerhalb der Linie a-a liegende Stück wird durch die-
1 3 beträgt die Spannung in Höhe der Mittellinie des Steges:

0: ~33 e : f-M ~3 f- -
: NJ : TM A3e (A 3 : ASteg ) (36 )
se Differenzkraft auf Schub beansprucht: Tdx steht mit dR im Gleichgewicht, Bild 27. T ist
die Schubkraft (der Schubfluß) in der Schnittebene a-a; T hat die Dimension einer Kraft pro
Längeneinheit. Die Gleichgewichtsgleichung liefert (Teil bild cl:
Für M3 folgt damit: - - I3 M
M3 : M3 - N3e : TM - T A3e2 f(I r A3e2 ) (41 )
( 37) R ( R+ dR) + T dx : 0 - T: ~~
Vgl. das 1. Beispiel in Abschnitt 4.4. Mit G.40 und
Q: .9li (42 )
4.3 Schubspannungen infolge Querkraft dx
4.3.1 Berechnungsformel
ergibt sich die Schubkraft zu:
Querkräfte treten im Regelfall gemeinsam mit Biegemomen-
T: ~ : Jlli...2- : Ql (43 )
ten auf; man spricht daher auch von Querkraftbiegung. dx dx I I
Querkräfte verursachen quer- und längsgerichtete Schub-
Die Schubkraft ist somit der Querkraft pro-
portional. Bild 28 veranschaulicht die Rich-
tung von T (beispielhaft) für die übergänge
vom Steg zum Druck- bzw. Zuggurt eines ein-
fachen Balkens. Der Druckgurt wird gestaucht,
Bild 25
p

c:;- :3
--
oruc:gurt: Verkürzung

- - - -
_~ ~t
N
tl'
'zxdxt
o~~ ;""
+~-l:l
der Zuggurt gedehnt; T hat entlang der über-
gangslinien die Bedeutung einer Verdübelungs-
";,,he, Steg ",d G""""g.
über den Querschnitt ist T (proportional zu
0~S ) veränderlich. Unterstellt man, daß die
= ===:::: = Z 'IX xt Schubspannungen gleichförmig über die Wand-
Zuggurt: Verlängerung b) +--dx-+ d) dicke t verteilt sind, ergibt sich:
~
-..:--....-.. ~
..;::-. ~~
T QS (44 )
,: 'zx : T: 1T
bl ur-...::.--._ .....

P(2 Diesen, zwischen den Längsfasern wirkenden


I T Schubspannungen 'zx sind in Querrichtung

Vorzeichendefinition : Md~_~ ~) __ (also in der Querschnittsebene) gleichgroße

:~~l:~\~
Schubspannungen 'xz zugeordnet. Dieser "Satz
von der Gleichheit einander zugeordneter
Bild 26 Bild 28 Schubspannungen" folgt unmittelbar aus der
cl Momentengleichgewichtsgleichung am infini-
Bild 27 z _ X ---l-d -l-
X
*) Der Buchstabe V als Abkürzung für die Querkraft wird in diesem Buch nur beim Tragsi-
--X+dx--1 cherheitsnachweis nach DIN 18800 Tl (11.90) verwendet.
- 202 - 203 -
tesimalen Element dx-dz, bezogen auf den Punkt 0 (Bild 28): Die Schubspannung ist demnach über die Höhe des Querschnittes parabelförmig verteilt; in
1: zx dx·t·dz - 1: xz dz·t·dx = 0 _ 1:zx= 1: xz (45 ) Höhe der Schwerachse (neutralen Faser) ist 1: am größten (Bild 30):
3 0 (51 )
Bild 29 verdeutlicht nochmals die Herleitung der Schubkraft, insbesondere deren Wirkungs- maX1: = ZA
richtung in den einzelnen Querschnittsteilen eines I-Profils. Um die jeweilige Richtung Wegen weiterer Beispiele vgl. Abschnitt 4.4.
der Schubkraft bestimmen zu können, ist es zweckmäßig, Schnitte zu leg en und (von den
4.3.2 Nachweis der Schubspannungen
freien Rändern des Querschnittes ausgehend) die zur AUfrechterhaltung des Gleichgewichts
Bild 31a zeigt den typischen Verlauf der Schubspannungen im Steg eines I-Walzprofils, wenn
in längsrichtung erforderlichen Schubkräfte entlang der Schnittlinien anzutragen; siehe
man nur den isolierten Steg betrachtet. Der richtige und vollständige Schubkraft- bzw.
in Bild 29a/b die entlang der Schnitte 1-1, 2-2 und 3-3 abgetrennten Teile. Beispiels-
Schubspannungsverlauf eines I-Querschnittes ist in Bild 31b dargestellt; wegen der ver-
weise muß Tdx entlang der Schnittlinie 1-1 entgegengesetzt zur positiven x-Richtung wir-
gleichsweise dicken Flansche sind die Schubspannungen in den Flanschen gering. Der Steg
ken, um dR das Gleichgewicht zu halten. Die Momentengleichgewichts9leichung legt die Rich-
tung von T in der Querschnittsebene fest (Teilbild cl. übernimmt die Querkraft. Einen recht zutreffenden Durchschnittswert für die Schubspan-
Die systematische Anwendung dieser Regel liefert den vollständigen Richtungsverlauf von
nungen im Steg 1iefert di e Formel: 1: m = AOa (52)
T, v91. Bild 29d.

5,67

2 5,06
3 t87
/',69

3,37
3
2 [ kN/cm 2J
1:Steg [kN/cm2J
!PE 300 al bl ll. = 100 kN c)

2 1 Linien-Querschnitt

Bitd 29
Dr:ll
- - 2 1 c)
.....
"I'
..c:

- S
I-
.....I
..c:

-- S
..c:

- ~
S

Für den schmalen Rechteckquerschnitt findet man die außerhalb der


Schnittlinie a-a liegende Fläche und deren Schwerpunktabstand zu ~s+2r~
d)
(Bild 3D): h _ l(h )_l(h ) CD CD CD CD
A=(Z-z)t; e-z+ - z -22+Z (46)
man 22
Bitd 31
Das statische Moment S=S(z) dieser Fläche ist damit:
A ist die Summe jener Flächenanteile des Querschnittes, die zur Aufnahme der Querkraft
5 = (..h- - zJt.l.(..h.. + Z) = .L(k. _z2)
2 2 2 2 4
( 47)
b~VOrZUgt geeignet sind. Beim 1- und [-Querschnitt ist dieses der Steg (AQ=ASteg)' (Im
Grenzzustand einer vollen Durchplastizierung stellt sich im Steg eine konstante Schubs pan-
S folgt einfacher mittels Integration (s: Integrationsvariable):
nung ein.) .
Bild 30 5
hl2 h/2
=/s dA = Vs dz t[t]z =
2h!2
= t(+- 2
z2) (48 ) Bild 31c/d zeigt fünf verschiedene Möglichkeiten, um für ein IPE300-Profll AQ.ZU berech-
nen. Der Vergleich mit dem exakten Schubspannungsverlauf läßt erkennen, daß dle.Berech
Mit dem Trägheitsmoment für den Rechteckquerschnitt nungsvariante ~ hier die beste übereinstimmung in den Größtwerten .ergib~. varla~te ~
th3 (49 ) entspricht der Umsetzung des realen Profils in einen linienquerschnltt; hlerbel wlrd dle
1 = lT
Materialdicke auf die Mittellinie des Profils zusammengezogen, wie dies in Bild.32 da~­
ergibt sich damit die Schubspannungsformel für den Rechteckquerschnitt zu (G.44):
gestellt ist. Der Ersatzquerschnitt hat die Höhe d=h-t; der Steg hat dieselbe Hohe. Fur
t h2 2
O.Z'( 7; -Z) diesen Ersatzquerschnitt gilt:
60 (- h2
1: = ----'=--,..:;-_ _ = -:-:->r - Z )
2 = --[1-(-)
3 0 2z 2] (50) 3 (53 )
th3 tho 4 2 A h 1 = 2AGurt(d/n2+ sd 112 = AGurt d212 + As tegct2112
12· t (54)
max 5 = AGurtd/2 + (sd/2)d/4 =AGurtd/2 + AStegd/B
(55)
QmaxS ll. AGurtd/2+AStegd/B -..12JL. 4AGurt+ ASteg
maXt =-1-.s- = 5 Anurtd2/2+ AStegd2112 - ASteg 6A Gurt + ASteg
- 204 - 205 -

r
Bildet man den Quotienten maxt/t , ergibt sich mit keinen doppeltsymmetrischen I-Querschnitt.
m 2
max 5 = 1,69.514,2 + 1.014,2 /2 =215,84 + 100.82 = 316,66 = 317 cm 3

1
~
U = AO
urt / AS 1eg : maXt = 15 4u + 1
., t m ' 6u+ 1
(56)

Bild 33 zeigt die Auswertung. Hieraus geht hervor, daß


2 3
1= 21.69,5'14.2 + 1,0-28.4 /12 = 6130 + 1909 = 8039cm 4 (Profiltafel : 8030 cm 4)
Unter YF-tJ!-facher Einwirkung betrage die Querkraft 230kN:
maxt immer über dem gemäß G.52 berechneten Mittelwert
mOXt = 230·317 = 9,07 kN/cm 2 < 12,6kN/cm 2
AS 1eg

-....,,......---
1 "C 1 i eg t. maxt / t m näh e r t s ich ums 0 me hr dem Wer t 1, j e
größer U ist, d.h. je ausgeprägter die Gurte (Flan-
sche) gegenüber dem Steg überwiegen. Im Falle u=0,6
80391,0
Ergänzung des Beispieles: Im Anschlußbereich sei das Profil durch 3 Schraubenlöcher ~21
geschWächt (Bild 35d). In solchen Fällen ist es sinnvoll, eine r~duzierte Stegblechdicke
beträgt der Quotient 1,11. Für u-Werte 2:0,6 darf nach zu berechnen:
Bild 32 a) AS1eg =1,0 28,4 = 28,4 cm 2: ASleg-t>ÄSteg = 28,4 - 31,02,1 = 28,4 - 6.3 = 22.1cm 2
b) OIN 18800 T1 (11.90) die Schubspannung als Mittelwert
max t/tm nach G.52 berechnet werden, (wobei von Alternative (2) 230317 2 2
1,50 SErsat{ 1,02Z.1/28.4 = 7,78 mm; mox t = 8039 0.778 =11, 7 kN/cm < 12.6 kN/cm
1,5 auszugehen ist).

1,0 '----- /1.13 1,07 Nach~n~D~8800 Tl O~ Für durch Quer-


kräfte beanspruchte Bauteile ist im allgemeinen der
4.4 Herleitung einiger Berechnungsformeln - Beispiele / Ergänzungen
Schubspannungsnachweis nach G.44 zu führen und hier- Wie in Abschnitt 4.2.6 erwähnt, existieren im technischen Schrifttum mannigfache Behelfe,
bei zult einzuhalten. Be.i I-Profilen und analogen um die Querschnittswerte unterschiedlichster Querschnitte formelmäßig zu bestimmen. In
o Querschnitten darf die Schubspannung nach G.52 als Abschnitt 26.6 sind sie in Form einer ausführlichen Formelsammlung zusammengefaßt. - In
o 0.5 U _ AGurl
Mi ttel spannung berechnet werden: t S zult. Das setzt Abschnitt 26.7 wird gezeigt, wie die Spannungen in Trägern mit veränderlicher Höhe und
- ASl eg m
Bild 33 in Abschnitt 26.9, wie die Spannungen in stark gekrümmten Trägern berechnet werden können.
voraus, daß die maximale Schubspannung die zulässige
Schubspannung nicht mehr als 10% überschreitet: maxt S 1, l·zult. Mit zult wird unter Ge- Für biege- und querkraftbeanspruchte Träger mit schwacher Krümmung (z.B. Bogentragwerke)
brauchslasten im Lastfall H eine 1,5-fache und im Lastfall HZ eine 1,33-fache Sicherheit und solche mit schwach veränderlicher Höhe (auch bei sprunghaft veränderlicher im Bereich
gegenüber der Schubfließspannung tF=OF/ VJ eingehalten. von Zulageplatten) gelten die oben zusammengestellten Formeln in guter Näherung. Bild 36
Nachw~n~0~18800~~90):Unter den YF-tJ!-fachen Einwirkungen ist maxt nach G.44 enthält Formeln für die Schubspannungsberechnung unterschiedlicher Querschnitte. Die Her-
zu berechnen: f leitung der Formeln für den Rechteckquerschnitt wurde im vorangegangenen Abschnitt ge-
maXt ~ tR,d mittRd=~;tRk=~;13 =1.73 ( 57) zeigt; die Formel für den I-Querschnitt (hier nicht als Linienquerschnitt) folgt auf ana-
, YM 'V3 loge Weise. - Die für den Kreisring- und Kreisquerschnitt geltenden Formeln werden zweck-
5137 tR,d= 24/1,1-1.73 = 12.6 kN/cm 2 , 5152 tR,d= 36/1.11.73 = 18,9 kN/cm 2 (t s40mm) mäßig unter Verwendung von Polarkoordinaten abgeleitet:

fi,
~~ ~i~~e..::2~2..!!-(dünnwandi ger Rohrquer-
Bei doppeltsymmetrischen I-Querschnitten mit ausgeprägten Flanschen/Gurten (d.h. u2:0,6, s.o.) 't: 1JL[1_1.h.)2] schnitt): Radius bis zur Profilmittellinie:
darf der Tragsicherheitsnachweis mit der Mittelspannung (G.52) geführt werden: 2A h
r m, Wanddicke: t, vgl. Bild 37a. Wegen der
tm~tR,d (58) In der Schwerachse : vorausgesetzten Dünnwandigkeit kann das infi-
~._B~i2~':2.:. IPE400 Profil, St37-2 (Bild 34). Als Linien-
3 II nitesimale Flächenelement dA zu rm·da ange-
querschnitt berechnet, erhält man! maxt:Tti
L bz-l 0)
schrieben werden. Damit folgen Querschnitts-

ri2:
AOurt =1.3518,0 =24,3cm2 ; fläche und Trägheitsmoment zu: AI/dA =
=
....
= AS teg = 0.86(40,0 -1.35) =0,86·38,65 =33.2 cm 2 n/2 n/2
In der Schwerachse : 4flrm da = 4frm[alO =4lrmlI =Znlrm=rdd m

L~ U = AOurl /AS leg = 24.3/33,2 = 0,73 > 0,6


o Z ----
(59 )
L-- . ~t
n/2
Querkraft im YF-tJ!-fachen Bemessungslastfall : Q=(V=)275kN: maXt=.l.!.. bh2-(b-sHh-2t)2 Iy =/z2dA =4j(rmsinaYI rmda =
2 s bhL [b-sHh-2t)3 A 0
l-160-U
Bild 34
a) b) tm= m 275
= 8,28 kN/cm
2
< 12,6 kN/cm
2
L b
zj1 bl n/2 n/2
Ergänzung des Beispieles: Der Querschnitt sei durch 4 =41~/sin~da=4Ir~[t(a-Sinacosa))O = 4trJ[ttl =
o
r(~
-
Schraubenlöcher ~17 geschwächt, vgl. Bild 34b. Die maßgebende Bruchlinie ist sofort er- t =.1!.YI_( z )2 I
A rm 3 n 3 (60 )
ASteg - c,A Sleg = 0.86 (38,65 - 4 1.7) = 27. 4cm 2 . . . . t m =10,0 kN/cm 2<12,6 kN/cm2

r
ken nba r : =ntrm = gtd m

r
y

't I
3..:-~e-2~.!-e~.:.
[300 Profil, St37-2
(Bild 35). Der reale Querschnitt wird
zunächst in einen Ersatzquerschnitt
\.:'- ~
'«!lln: ~
z
In dpr Schwerachse :
maxt:1.L 2Q

--:= . i . . sChni~:U~lb=el~;~,~r=t;5,;:~;
A -IJ..---1'!----M--.,.:--t----t;;;;=:t T
~ i . mit bereichsweise konstanten Wanddicken J-rm- cl
=
....
= --~ ~---t und anschließend in einen Linienquer-
!-- In der y- bzw. z-Achse :
Teilbilder a/c. ( '\ ~ {+-~.(tl] (in 1)
da

"' M.·, 21 I \
S
1 Y
t:
2rm=Zd m J 0)
'---
.l- 95 .-l
1 J_ AS leg = W(3O.O - 1,6) = 1.028,4 cm 2

U = AOur11 ASteg = 15.2/28.4 = 0.54 <0,6


~ I--2W
Z
-+-R ~
t=1t.[I-(p2] lin21

In S: maXt=# d)
Bild 37
Statisches Moment des außerhalb des Winkels a
b)

liegenden (schraffierten) Bereiches (Bild 37a):


Ein Mittelspannungsnachweis ist nicht
c) d) Bild 36
zulässig; es handelt sich zudem um
- 206 - - 207 -
ß~ ~ M' ~~e~~e~ Kastenförmiger Querschnitt - Anteilige Schnittgrößen
S(al =2/rmsinß·t 'indß = 2 t r,vSinß dß = 2t rJ[ - easß 10. =2 t rJ (-O +easa) = 2 t rJ easo. (61 ) _...--1500 Bild 40 zeigt
ß=a 0. . linkerseits die
(ß dient als Integrationsvariable; siehe Integraltafel in Abschnitt 5, Bild 24.) Abmessungen des
Schubkraft: T( ) _ O:S(o.) _ Q·2tr~easo. _ 2U ~Querschnittes (es
-""
0. - -1- - t 3 - --easo. (62 )
y Tt rm Ttrm
Die seS c hub'k raft wir ktin der Sc hni tt e ben e 1- 1 in Höhe des Win keIs 0. , V gI. Bild 37 a. Um
1 .::ist nur die linke
:::lE:Häl fte dargestell t).
Hierauf bezogen
die Schubspannung einer Rohrwand zu bestimmen, wird T durch 2t dividiert:
wirken die Schnitt-
't(a) = Ho.) = ~easa = -Q-easa = 1.!!.easo. = 1.!!.l/1- sin 2a'=
2t Tt'in2t Tt'int A A A
1- (Z)2
rm
?!LV (63)
al e) größen N und M.
Gesucht sind die
Die maximale Schubspannung beträgt 2Q/A; A ist die Querschnittsfläche, vgl. Bild 37b. Bild 40 auf die Quer-
Die Berechnung der Schubspannungen in ein- und mehrzelligen Querschnitten wird in Ab- schnittsteile CI)
schnitt 26 gezeigt. Für einen einzelligen Querschnitt lassen sich die Schubspannungen bis ~ entfallenden Teilschnittgrößen (vgl. Abschnitt 4.2.7).
mit elementaren Mitteln bestimmen, wenn der Querschnitt symmetrisch ~ ~werac~.~e'--..9u~s~.~ni ttsfl äc~ ~d --.!.!::ä~e2.!smom~t..!i!.r~e-.-li nke .9.!!.erschr:.2..!t~...tl.ä~~
ist und die Querkraft in oder parallel zu dieser Symmetrieachse wirkt, Als 8ezugsachse wird die obere Außen kante gewählt (y,2); vgl. Bild 40a:
wie beim vorstehenden Beispiel. In solchen Fällen läßt sich der Querschnitt
in zwei symmetrische Hälften zerlegen; in der Symmetrieachse ist ta=O. A "rAi" 2.4·75.1,290 + 1,4·150 + 1.530 = z· " z· - e
" 180 + 108 + 210 + 45 = 543 em 2 I; "dIi + bi 2)" [86.4 + 180(.53,65)21 +
CI. Kr~s..9.!Jers~~1J:. (Vollquerschnitt) : Radius: R. Querschnittfläche und Sy =LAi Zi = 180·122.6 + 108·76,4 + 21030,7 + 45·15 = + [72900 +108(+7,45)2]. [34.3 + 210{-38.25)2]
Trägheitsmoment; dA=dr·rda (Bi 1 d 38): = 22068 + 8251 + 6447 + 675 " 37441 em 3 + [3375 + 45(-53.95)2] ::
RTtI2 r2 Rltl2 R2 ez = S~/A" 37441/543 = 68.95em " 518185 + 78894 + 307277 + 134352,: 1038708em 4
(64)
A=/ dA = 4// dr· r do. = 4 [Ta 1 ' 0 = 4 -2. Tt =Tt R2
A 0 0
0• 2 b Ant~ ~ Sch~t!.!röß~ ~f~~ lJ..!:.~ ~r~h.!2.lt.!:2..häl f~ ~r~ ~ !!.2.!~kraft.!!­

Iy =/z2 dA = V/rl
RTtI2 . 4 R,Tt/2 4
= rt R
slrfo.drrdo. = 4 [tt(o. - sino. eosa )]0.0 = R
4
+7 4
(65 )
inJs!!..)~n~as

vgl. Bild 40 rechts:


Biegemomen!..J:1.J.2.:1---'0~

1: NI ,,0.332N
Auf teilung auf die Einzelteile: G.18 bzw. G.32;
1:Ml,,0.4989M _ Nj=0.4989M/0,5365=+O,9299M
Statisches Moment des außerhalb des Schnittes z=R·sino. liegenden Kreisabschnittes: 2: N2" 0.198 N 2: M2" 0.07595 M
lt12
N: M:
rtl2 3 3 Tt/2 4 3 3: N3 " O,387N 3: M3" 0.2958M - N3= 0.2958M/(-0.3825) = -0.7733M
S(o.) = 2!Rsinß2ReasßReasß dß = 4R1sinßeos2ß dß= 4R3r-teas ß 10. =jR easo. (66 )
4: N4= 0.083N 4: M4= 0,1293 M
0. 0.
r 1,000 N r 1.000 M
Wird hiermit die Schubkraft und daraus die Schubspannung t berechnet (im Sinne von Ausgehend von M2 und'M 4 werden die Formeln G.36/37 ausgewertet, um die anteiligen Schnitt-
=T/2coso.), so ist dieses Ergebnis falsch! Die Schubspannung ist nämlich über die Breite
größen infolge M zu bestimmen: T'l 2' N MA M·100 108'7.45" 0,07746M
des Querschnittes nicht konstant verteilt, sondern variabel. Wegen der Randneigung ist t el . 2 = T 2 ZF 1038709
hier Null. Die Lösung dieses Problems gelingt nur mittels höherer elastizitätstheore- ~h" M2 - N2, Z2" O,07595M - O,07746M,O.0745 ,,+O,07018M
tischer Methoden. In Bild 36 ist das richtige Ergebnis eingetragen. - ~ M M· 100
Für die in Bild 39 dargestellten dünnwandigen Teil4: N4"T A4 Z4" 1038708 45·H3,95)=-O,2337M
Querschnitte lassen sich (nach längerer Rech-
M4" M4 - NP4" 0.1293M - (- O,2337M).(-O,5395) " +O,0032M
nung) nachstehende Berechnungsformeln für A
In Bild 4ac sind die Teilschnittgrößen angeschrieben, die anteiligen Spannungsbilder sind
und I herleiten:
Querschnitt gemäß Teilbild a: in Teilbild b dargestellt. Die anteiligen Normalkräfte infolge N sind noch zu überlagern.
A=4rt (0.. eaSo. ) 2. Beispiel: Zusammengesetzter I-Querschnitt
Z Iy = 2r3t(a + 2easo.sin2a - sinacasa) ( 67) iiiid41-;;;-g-t einen vollwandigen geschweißten Trägerquerschnitt (Kranbahnträger) ; er be-
t =konst a) steht aus sechs Teilquerschnitten. Als erstes werden Schwerpunktlage und Trägheitsmoment
I z = 2r3 t{a + teas3a + sinCl.casa)
berechnet. Die 8ezugsachse y wird auf die obere Profil kante gelegt. (Numerisch günstiger
( tano. = ~ _ 0. ) ist es, von einer in Querschnittsmitte liegenden Bezugsachse y auszugehen, anderenfalls
t Querschnitt gemäß Teilbild b' ergibt sich I (vgl. G.29) als Differenz großer Zahlenwerte. Bei Computerrechnungen ist
A = t( 3a+ 2lt r ) dieser Gesichtspunkt weniger relevant.)
3 Die Tabelle in Bild 41 weist die Berechnung des auf die y-Achse bezogenen Trägheitsmomen-
I" tlrtr • tar2+ (3V3'6+2rtJra2+ ta3] (68)
tes gemäß G.28 aus; Einheit: cm. Schwerpunktabstand (G.26):
Iy = Iz
b) ez = fS- =
33071
-00- = 71,OOem =Zd
t = konsl Im folgenden werden weitere Beispiele behan-
Bild 39 e z ist hier mit dem Abstand zum Biegedruckrand identisch. Für den Abstand zum Biegezug-
deI t.
rand folgt: Zz = h-zd = 165-71,00 =94,00em

Umrechnung von I y auf I y (G.29): '2


Iy= Iy-Ae;= 4291548-465,8·71.00 =
= 1943450 cm4
- 208 - 209 -

Jr'p
1 Widerstandsmomente: 8ezugslinie _ Zur Güte dieser Näherung vgl. Bild 41c. Von Abschätzun-
2 gen dieser Art sollte abgesehen werden.
Wz = 1943450/94,0 =20675 cm 3
3 Er~~~~ Setzt sich ein Querschnitt aus achsparalle-
Wd = 1943450171,0 =27373cm 3

~ ;:~'''4JJ IJ
len Rechteckquerschnitten zusammen (wie im vorl iegen-
Die Tabelle in Bild 42 zeigt,
nur im Steg wieder-
den Beispiel), können A, S~ und I y ' bezogen auf die
t wie I y mit Hilfe von G.30 di"
gegeben, für Q= 1000kN gemäß Bild 44 vereinbarte y-Achse, mittels nachstehen-
rekt berechnet werden kann. In
der Formeln berechnet werden:
t in kN/cm 2 Bild 43 ist die Kontrollmöglich-
keit dieser Berechnungsform aus-
gewiesen. Nach Kenntnis der Wi-
-Jd-
Bild 44
derstandsmomente können die (69)
5 Randspannungen berechnet wer- Die Bedeutung von a, bund c geht aus Bild 44 hervor. Da sich die Ergebnisse als Diffe-
6
den, vgl. Bild 41b. Um die renz großer Zahlen ergeben, sind die Formeln nur für Computerberechnungen geeignet.
Schubspannungen im Trägersteg
3. Beispiel: Zusammengesetzter1'-Querschnitt
Teil- Ai zi Ail; A;l;l li zu berechnen, werden unter Be-
i querschnitt Der Querschnitt be-
cm 2 cm cm 3 cm" cm" zug auf die Schwerachse y die
1 Cl 400·20 80 1,0 80 80 26 steht aus einem [-Pro-
2 Cl 300·20 60 3,0 180 540 20 statischen Momente ermittelt.
fil und zwei Breit-
3 Cl 300·20 60 19,0 1140 21660 4500 Dazu werden zunächst für die
4 Cl1270·14 177,8 97,5 17335 1690163 238978 flachstählen, Bild
einzelnen Teilquerschnitte
5 Cl 240·20 48 162,0 7776 1259712 16 45. Zunächst werden
6 Cl 200·20 40 164,0 6560
die Produkte r--
1075840 13 :::; für den gegebenen
L A=465,8 - Si ,33071 4047995 243553

~
Iv= 4291548 Ai Zi = Ai (Zi - e) Querschnitt Schwer-
punktlage und Träg-
Bild 41 e = ez =33 071 /465,8 a) bestimmt (Bild 43). Hiermit
20 heitsmoment berech-
= 71,00 cm wird weiter gerechnet (Schnitt
=200·20 1-200 --I- net; damit lassen sich
1/2 bedeutet: Schnitt zwischen
zi-e Ai!l;-e)2 1; Gegebener o.uerschnitt 0 1 Ersatzquerschnitt b1 linienquerschnitt cl dann die Biegespannun-
i Teil 1 und 2):
cm tm" tm" Ai!lj- el gen bestimmen:
- 70,0 392000 26 Kontrolle Schnitt 1/2 S =- 5600cm3
1 tm l
Schnitt 213 S =- 5600 - 4080 =- 9680cm 3 Bild 45 A = 171,5 cm2 ; Sy = 2794,5 cm 3
2 - 68,0 277440 20 - 5600 ez = 16,29cm= zd: zz= 43.40 - 16,29 = 27.11cm
3 - 52,0 162240 4500 Schnitt 3/4 S= -9680 -3120 = -12800cm3
- 4080 -12800
Schwerachse S = -12800 -1.4.37 2/2 =-12800 - 958 ly = 51529 cm4
4 .26,5 124 860 2~~ - 3120
5 .91,0 397488 16 .4712 =-13758cm 3
Um die Schubspannungen ermitteln zu können, ist es erforderlich, den realen Querschnitt in
6 .93,0 345960 13 .4368 .12800 Schnitt 5/6 S = 3720cm 3
L 1699988 243553 .3720 Schnitt 5/4 S = 3720 + 4368 =8088cm3 einen Linienquerschnitt zu überführen. Dazu wird zunächst ein Ersatzquerschnitt mit recht-
Iv = 1943541 b) I 0 Schwerachse S=8088 + 1.4.90 2/2 =8088 + 5670 eckigen Teilquerschnitten konstanter Dicke (Teilbild b) und dann, bezogen auf die Profil-
Bild 42 Bild 43 =13 758 cm3 mittellinien, der Linienquerschnitt eingeführt (Teilbild cl. Für diesen Querschnitt wer-
Die Quotienten Sit betragen (Absolutwerte): den zunächst wieder A, Sy' e z und I y bestimmt. Bezugslinie y ist jetzt die Profilmittel-
Schnitt 213, in 3: S/t =9680/2,0 = 4840cm 2 linie des Linienquerschnittes. Es ergibt sich:
Schnitt 3/4, in 3: =12800/2.0 = 6400cm 2
Schnitt 3/4, in 4: =12800/1,4 = 9143 cm 2 A=17Z.3cm2; Sy= 2728,4cm 3: ez=15,84cm; h-e z =41.7 -15,84 = 25,86cm; ly=51823cm 4
Schwerachse : =13758/1.4 = 98Z7cm 2 Der Vergleich von A und I y mit den entsprechenden Werten des realen Querschnittes zeigt
Schnitt 4/5, in 4: = 8088/1.4= 5777cm 2
nur geringe Unterschiede.
Für die Querkraft Q=1000kN weist Bild 41c die Schubspannungen im Steg aus.- Für den Mittel- Biegespannungen (am realen Querschnitt) für M= 300kNm = 30000kNcm:
wert der Schubspannungen im Steg folgt:
Wz = 515291Z7.11 = 1900,7 cm 3_oz =+ 30000/1900.7= +15.78 kN/cm~
Wd = 51529/16,29= 3163.2cm 3-od =- 30000/3136.2= - 9,48 kN/cm
AU= ASteg = 60 + 177.8 = 237,80cm2 - "t = a. = 237,80 All
1000 = 4,1
2 kNI cm 2 -- "tmlttl-1:m
. -

Dieser Mittelwert weicht von max"t um 20% zur unsicheren Seite hin ab, er ist unbrauchbar.
Nach DIN lB800 Tl (11.90) ist ein von der Mittelspannung ausgehender Tragsicherheitsnach-
-z
we iso hnehin ni c ht zu I ä s s i g . tmittl ce
Eine Umrechnung gemäß "t = "tmittl'-t- 8 ...,-
3~S~--yr
ergibt: tmittl=Aa/hu = 237,80/157 =1.5146cm

,
t.O
ce
Hiermit folgt: 8ereich3: 1: = 4,21'1.5146 =4,21'0.757=3,19kN/cm2 .....
o.ri'
2,0
2
8ereich 4: "t = 4,21·1.5146 =4.21-1,082 = 4,55 kN/cm2
1.4 z
0)

Bild 46 im Bereich 2/3


211 -
- 21 0 -
Schubspannungen (am Linienquerschnitt) für Q=300kN. Es werden die statischen Momente (als 4.5 Mitwirkende Breite
Absolutwerte) für die außerhalb der Schnitte 0 bis 8 liegenden Teile berechnet; vgl. die
rechte Querschnittshälfte in Bild 46a:
Schnitt 0: S=0 =400·20
1: S=2·10,25.86 =517.20cm3 \ 3 2 1 0
~
2:
3:
S=2·20·25.86 =1034.40cm3
S= 1034.40 + 1.0'25.862/2 =1386 77cm3
8: S= 0
6.7: S= 1.8,10.3,10.69 =198,19cm 3
.

5: 5= 198.19 + 1.4'19.1015,84 = 621.75cm 3


4: 5= 2·621,75 =1243.50cm3
rrIl :'"
g~ --·-711'---.. ---

_l;.W
~760
S-Verlauf [cm 3]
._.---

~
3: 5= 1243.50 + 1.0'15,842/2 =1368.95cm 3
Schubspannungsformel (G. 44):
35
t
I t = -.1illLl-
= -1i 51823 t - 5789 .10 T
-. a)
z
Bild 48
Auswertung:
Schnitt 0: t =5.789.10 3. 0 = 0
1: '517.20/2,0 =1.50 kN/cm2
2: '1034,4011.0 =5,99 ..
3: ·1386,77/1.0 =8.03 .. =maXt Wie im vorangegangenen Abschnitt gezeigt, treten nicht nur im Steg sondern auch in den
4: '1243,50/1.0 = 7.20 Fl anschen/Gurten Schubspannungen auf: Hs) [l.S(S)
5: . 621.75/1.4 =4.44 ..
'ds) = 1(5) = I.t(s) (72)
6: '198.19/1.4 =0,82
7: '198.19/1.8 =0.64 s kennzeichnet die Linienkoordinate entlang der Profilmittellinie der dünnwandigen Teile.
8: ·0 = 0
Bild 48a/b zeigt ein Beispiel, in Teilbild b ist der Verlauf des auf die Schwerachse be-
In Teilbild d ist der Verlauf dargestellt; die Richtung der Schubspannungen wird wieder
zogenen statischen Momentes S(s) dargestellt, Schubspannungen haben Schubgleitungen zur
mittels Gleichgewichtsbetrachtungen gefunden (Teilbild cl.
Folge:
!0mer~n-.2..:
~~.L..L..l-L.J4~-0.95~~20p Bei sehr kur- (73)

fJ--~yV
zen Trägern verliert die
technische Biegetheorie Dadurch erleiden die Gurte Verzerrungen, die sich in Längsverschiebungen der Fasern (in

t; Xl-
ihre Gültigkeit. Im Steg Stablängsrichtung) auswirken; man nennt diese Längsverschiebungen Verwölbungen. In Teil-
u treten im Vergleich zu bild c sind die Verwölbungen in den Bereichen des Druck- und Zuggurtes (hier also des
I I 0x Ux I Ev
(x =1-)
den Längsspannungen 0x oberen bzw. unteren Gurtes) dargestellt: In den Druckgurten wirken sich die Schubver-
LI-_--I-_---J!--I!:'.!!J+ --.!(!-=B hohe Schubspannungen zerrungen in einer Verlängerung der gestauchten Fasern und in den Zuggurten in einer
1.-- I ----J. 0.95p 0.20p O.l2ph 0.58 ph a)
txz=t zx auf. Durch die
Verkürzung der gedehnten Fasern aus, wobei die Stauchung bzw. Dehnung mit der Biegekrüm-
, hierdurch ausgelösten mung einhergeht. Stauchung und Dehnung berechnen sich über die BERNOULLI-Hypothese vom

'--_1-15~'-O': " n5l,h


.. t ...... p großen Schubverzerrungen Ebenbleiben der Querschnitte aus der technischen Balkenbiegelehre. Da sich die Gurte ver-
verliert die BERNOULLI- wölben, bleibt der Querschnitt nicht mehr eben, die BERNOULLI-Hypothese verliert ihre
Hypothese ihre Gültig- Gültigkeit! Die Gurtfasern erleiden als Folge der Verwölbung einen Abfall der Spannungen
.- keit, d.h. die Längs- in Richtung der Gurtkanten, vgl. Bild 49. Bei I-Walzprofilen und Trägerquerschnitten mit
u X
V 0x Ux Oz txz Eu _ Ev spannungen sind nur noch vergleichbaren Abmessungen
(x=OI Ix:!) __ Ix~O) _ (x=l) (x=ll näherungsweise gerad- ist der Spannungsabfall ge-
Y
--_.-+ _.- ring, es kann in guter Nähe-
I -----! 2.80p 0,20p 0.54ph 0.03ph linig über die Träger-
rung eine konstante Span-
b) höhe verteilt. Die ver-
Bild 47 (nach WORCH) nungsverteilung über die
tikalen Spannungen °
erreichen die gleiche Größenordnung wie die Längsspannungen. Die Berechnung derartigerZ Flanschbreite angesetzt wer-
Spannungszustände gelingt elastizitätstheoretisch mittels der Scheibentheorie. Bild 47 den, Bild 49b. Bei breiten
zeigt zwei Beispiele: _ _~_. . . _ _~_.----_.--.--Gurten ist der Abfall ausge-
~~~d~ Beidseitig gestützte Scheibe der Dicke 1 unter Gleichlast p; Höhe gleich Länge.
prägter, er muß dann berück-
Nach der techno Biegelehre ergeben sich die Biegerandspannungen in Feldmitte zu: sichtigt werden, anderen-
falls würde man die (elasto-
M= pl2 /8; W= 1h2/6 = d/6 _ 0Rand = ± 0.75p (70 )
statische) Querschnittstrag-
Die Scheibentheorie liefert 0Rand=cO,95'P, also einen um 27% höheren Spannungswert. - Ou fähigkeit überschätzen. Als
Für 1/h>3 gilt die techno Biegetheorie in guter Annäherung, bei Trägern mit I-Querschnitt CIo=Oooen mitwirkende Breite bm ist
bereits ab l/h-Z. Du =Dunten jene Breite definiert, die
Tei~i~ b: Kragscheibe der Dicke 1 unter Gleichlast p; Höhe gleich Länge.
unter der Annahme konstan-
Nach der Biegelehre folgt für den Einspannquerschnitt: a) ter Spannungen bei Einhal-
M = pI2/2; W=1h2/6 =1[2/6 _ 0Rand =± 3,Op (71 ) tung der Größtspannung (00
Bild 49
Nach der Scheibentheorie ergibt sich 0Rand=!Z,80P, also ein etwas geringerer Wert. oder cu) in der Stegebene
- 212 - - 213 -
dieselben Gurtkräfte ergibt wie im realen Fall (d.h. unter abfallenden Spannungen): bahn und Straßenbrücken enthalten detailierte Angaben, vgl. Abschnitt 25. Von der "mit-
bm=A·b (74 ) wirkenden Breite" ist die "wirksame Breite" zu unterscheiden, die u.a. bei der Festle-
A bezeichnet man als Wirkungsgrad (A"l). - Wenn der reale Spannungsverlauf (aus Messung gung der anteiligen Gurtung von Beulstreifen benötigt wird, vgl. Abschnitt 7.8.4.3.
oder theoretischer Analyse) bekannt ist, wird b so bestimmt, daß die in Bild 49 darge- 4.6 Experimenteller Befund
m
stellten Teilflächen und Ci) (1)
gleichgroß sind (vorausgesetzt, die Blechdicke der Gur-

Mi r~lll~ t ~f~IIIIT~
tung ist konstant).
Da die Höhe der Schubspannungen von der Größe der lokalen Querkraft abhängig ist (vgl.
G.44), und die Querkraft ihrerseits La. über die Trägerlänge veränderlich ist, ist da- =
.-_._"'"
,...,
t
durch auch bm von Lastart und System abhängig, d.h. in Trägerrichtung veränderlich. In 1111111111 i -!--1800 111111111 .l.1800-l-
B 8 M M
=~==j=
I

L2~1000r--2000 ~.
Bereichen hoher Querkräfte (Auflager- und Lasteinleitungsbereiche) treten lokal hohe
Schubverzerrungen auf, was sich in einer Einschnürung der mitwirkenden Breite auswirkt.
Der Beanspruchungstyp läßt sich über die Momentenfläche charakterisieren; bei einem Ein- .J---m ---L I.. 600 .. Il~) ~ 5000 b) ~OOO c)
feldträger liegen die Verhältnisse i .a. zwischen einer parabelförmigen und dreieckförmi- Bild 51
gen Momentenfläche. In dieser Weise lassen sich auch Durchlauf träger behandeln, zu unter- An Einfeldträgern mit den in Bild 51a dargestellten I-Querschnitten wurden vom Verf.
scheiden ist zwischen dem Feldbereich (F) und dem Stützbereich (S). Die Hohlparabeln über Tragversuche durchgeführt, jeweils mit einer Lastanordnung gemäß Teilbild b: ~ und c:
Zwischenstützen werden durch Dreiecke angenähert; die Länge der Bereiche Fund S bestimmt CD. Im Falle des Trägers 0
ist der Schnitt CD
in Feldmitte querkraftfrei , im S~hnitt
sich aus den Momentennullpunkten des Durchlauf trägers. - Bild 50 enthält Anhalte zur Be- (1) wirken 0,9'maxM und Q=F/2. Der Schnitt CI)
beim Träger CD
entsprlcht dem Schnltt (3)
stimmung der mitwirkenden Breite, entnommen aus DIN 19704 (Stahlwasserbau). beim Träger 0. Für den Stahl St52 wurde der Elastizitätsmodul zu E=20600kN/cm 2 bestimmt.
Bild 50a zeigt einen Trägerrost mit Deckplatte (Stauwand als sogen. orthotrope Platte); Aus den mittels Dehnmeßstreifen (DMS) bestimmten Dehnungen wurden die in Bild 52 (a/d) elnge-
der Län9sträger läuft kontinuierlich durch, die Momentennullpunkte liegen damit fest. In tragenen Spannungen berechnet: O=E·E. Hierbei wurde in allen Fällen jene Laststufe aus-
Abhängigkeit vom Quotienten IF/b bzw. IS/b wird der Wirkungsgrad 1]F bzw. 1]S aus dem Dia- gewertet, unter der in der Mittellinie der Gurte eine rechnerische Biegespannung von
gramm abgegriffen. In Bild 50 bezieht sich b jeweils auf die halbe Plattenbreite, ent- 10,OkN/cm 2 in Feldmitte auftrat:
sprechend bm• Aus dem Diagramm ist erkennbar, daß sich die Wirkungsgrade 1]F und 1]S mit
wachsendem l/b-Verhältnis, d.h. mit zunehmender Schlankheit, dem Wert 1 annähern. Die
maxM=f'200 =F-100 [kNcmL 0= ma~M19,5 = F\0019,5 1 10 _ F
Ersatzbreite bm zwischen Feld- und Stützbereich hat etwa den in Bild 50a in der Aufsicht Die eingetragenen Werte sind die gemittelten Meßwerte der auf bei den Seiten der Bleche
auf die Platte (Gurtung) dargest~llten Verlauf. Mit dem Ersatzquerschnitt wird nach den geklebten DMS. Aus der Messung folgt:
Regeln der technischen Biegelehre weiter gerechnet, die Verletzung der BERNDULLI-Hypothe- - Insgesamt werden die theoretischen Werte gut bestätigt, das gilt besonders für den
se wird dadurch quasi richtig gestellt. Die Spannungsnachweise werden an dem Ersatzquer- geradlinigen Spannungsverlauf im Stegbereich. Innerhalb der Gurte sind die Spannungen
schnitt erbracht. Um die Berechnung der Verformungen zu vereinfachen, wird zweckmäßig von näherungsweise konstant, im Schnitt (2) des Trägers 0 ist bei bei den Querschnitten
einem konstanten Mittelwert der mitwirkenden Breite ausgegangen. - Die Bestimmung der __ll!..t___ 10.!!
mitwirkenden Breite hat im Brückenbau große Bedeutung; Stahlbrücken haben i.a. platten-
artige, breite Gurte, insbesondere bei kastenförmigen Brückenquerschnitten. Die Obergurte

----~
solcher Brücken bilden in der Regel gleichzeitig die Fahrbahn. Die Vorschriften für Eisen-
1.0 I-- ..... /1
LTr: Uingstrnger AF 0.9
QTr: Quertriiger ~
L.-- V ~/
AfS 0,8
O. 7
1/ /~I
s.?s
0,6 ~ - --
ArJ
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V
i.-" ",,<...,<:::>{
0.5
Oi~
17 17 /1°
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.0.3
............: V ~ Ms in kNtcm 2
0.2
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~

I
Ir
I
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I Aufsicht
- · _ · _ · _ · ! · -----t
. - L . _ . _ , __ ,
~B
I
j'
0,7 0,91
Schnitt B-B
_. LTr
1,5
-
~

J..
b
5 6 7 8 910 15 20

·_L QTr
Mitwirkende Breite
(noch OIN 1970~. 09.66; Stohlwosserboul
Bild 52 c) d) e)
feldbereich : bmF =A( b . 1= Ir
Stützbereich: bmS = As' b. 1= ls (auch bei dem Querschnitt mit der breiten Gurtung) kein Spannungsabfall zu den Rändern

Aist obhängig vom Verhältnis ltb


hin erkennbar (im Gegenteil!); im Schnitt ~ des Trägers CD
ist er schwach vorhanden.
Die gemessenen Spannungen liegen in allen Fällen geringfügig unter den rechnerischen.
Einfeldtriiger: I = Ir oder 1= ls ,je noch Das beruht darauf, daß die Ist-Dicke der Bleche etwas größer ausgefallen war als die
Beillstungstyp (Gleichillst bzw. Einzellllstl;
Soll-Dicke: Gurte: t=10,25mm statt 10mm, Steg s=9,00mm statt 8mm. Rechnet man die Meß-
dllsselbe gilt sinngemnß für den feld-
werte entsprechend um, stimmen Messung und Rechnung praktisch überein.
Bild 50 4B KragploHe a) bereich von Ourchillultrngern.
b)
- 214 - - 21 5 -
- In Bild 52e sind die Hauptnormalspannungen im Steg des 600mm breiten Träqers ~ für die Aus Symmetriegründen ist der Schubfluß zur y-Achse symmetrisch.
Schnitte ~ und ~ dargestellt (Laststufe F=200kN). Der Einfluß der über die Steife Als nächstes werden die Resultierenden R der Schubkräfte innerhalb der einzelnen Abschnitte
eingetragenen konzentrierten Last auf die Ri~htung der Spannungstrajektorien - die ohne durch Integration bestimmt. Im vorliegenden Beispiel werden sie mit R" R2 und Ri abge-
diesen Einfluß parallel zur Trägerberandung verlaufen würden -, wird hieraus deutlich.
Die hervorragende Obereinstimmung zwischen Theorie und Experiment (insbesondere innerhalb
des elastischen Bereiches) wurde schon frühzeitig [1,2] und immer wieder bestätigt. Ein
kürzt:
R, =l
b a
Ihjb
0
a
th S12b Ih b2
T, ds, = T2 s, ds, = TT[zlo = TTT = 4Thb = R,
a 2 al'
(79)

hl2 h/2 2 . 3 hl2


bedeutender Vorteil der Stahlbauweise !
4.7 Schubmittelpunkt
i
R2 = ~JT2dS2 = 2t '/[ bl + (h - S2) 1dS2 = 2ft[ bt s2+t
S
f-
~~3 10 . = ,~\ h2( h + 6b) = a (80)
4.7.1 Problemstellung - Biegung von [-Profilen Die Richtigkeit von G.80 bestätigt man, indem man I=I y
Ist die Lastebene gegenüber der Sy~metrieebene eines I-Pro- ( 81)
files um das Maß e versetzt, wird der Träger tordiert (Bild
1= ,'irh 6b)
+

53a). Im Falle eines in Richtung des Steges belasteten [-


Profiles (Bild 53b) läßt sich nicht ohne weiteres angeben, bestimmt und dieses Ergebnis für I einsetzt.
Bild 55 zeigt die Richtung der Kräfte R , R2 und Ri. Die Bedingungsgleichung für eine tor-
i wie das Exzentrizitätsmoment zu bestimmen ist. Wie im folgen- 1
sionsfreie Biegung lautet: R1h-R2'(YM-e)=0 (82)
s
I'L-I--y _._.si...J.l....4!:!..__
M den gezeigt wird, ist die Biegung nur dann torsionsfrei , wenn
die Kraftrichtung durch den sogen. Schubmittelpunkt M verläuft
(Richtung 3 in Teilbild b); in allen anderen Fällen tritt ein ,
R'
Diese Gleichung besagt: Bezogen auf die Lage des
gesuchten Schubmittelpunktes M ist die Summe der
Torsionsmoment auf, z.B. bei Belastung in Richtung 1 (Schwer- von den Schubkräften gebildeten Momente Null. Mit
achse) oder Richtung 2 (Stegebene). R G.79/80 folgt:
z al bl Der Schubmittelpunkt M ist (wie der Schwerpunkt S) ein Quer- 2
+-+_-+--:M-.- y at 2 2
4Th b - arYM - e) =0 -
schnittskennpunkt. Man spricht auch vom Querkraftmittelpunkt
Bild 53 oder Drillruhepunkt. Die Kenntnis dieses Punktes wird benö- o
tigt, um das einwirkende Torsionsmoment angeben zu können. e ist der Schwerpunktabstand zur Stegmittellinie.-
Stäbe mit offenem, dünnwandigen Querschnitt reagieren auf Eine andere Version besteht darin, die Momenten-
Torsionsmomente mit hohen Schub- und Nullbedingung unter Bezug auf den Schwerpunkt S
-11 '1l Wölbspannungen; vgl. Abschnitt 27. zu formulieren:
: iiunere Aktion
I I Bei planmäßiger Torsionsbeanspru- : Resultierende der (84 )
I chung ist es daher günstiger, von
T- j'-T vornherein geschlossene Querschnit-
Bild 55
inneren Reaktionen
Die Formeln für YM lassen sich ineinander über-
I =1'"
2~s~_~E1
te zu konstruieren. - Die Berechnung
führen.
t1. '::dL-l der Schubmittelpunktslage wird am
Die Richtung der Schub-
Beispiel des in Bild 54 dargestell-
TUs, b) cl d) ten [-Profils gezeigt; die Wanddicke
kräfte T bzw. deren Re-
sultierender R wird,
t sei konstant. Der dünnwandige Quer-
Bild 54 wie in Abschnitt 4.3.1
schnitt wird durch einen Linienquer-
dargelegt, mittels
schnitt ersetzt, der mit der Profil-
Gleichgewichtsgleichun-
mittellinie identisch ist. Hierauf beziehen sich Breite b und Höhe h, siehe Bild 54a. Aus
gen bestimmt. Im Falle
Symmetriegründen liegt der Schubmittelpunkt auf der y-Achse. Gesucht ist der Schubmittel-
des hier betrachteten
punktsabstand YM zwischen Sund M; vgl. Bild 54a.
Beispieles wird aus
Das auf die y-Achse bezogene statische Moment der Flansch-Teilfläche t·s beträgt (Teil-
bild b):
1 b) cl dem Flansch ein Ele-
ment durch Längsschnitt
(75)
Bild 56 abgetrennt: Dem ZuwacMs
Für die außerhalb des Schnittes 2 liegende Teilfläche gilt (Teilbild cl: da hält die Schubspan-

52 = Ibt + Is 2 (t -~2) )r
= nb~ +(h-s 2 1
(76 ) nung t das Gleichgewicht. Dieser Längsschubspannung ist aus Gründen des Momentengleich-
gewichts an diesem Element eine Schubspannung in der Querschnittsebene zugeordnet. Damit
Die bei einer Querkraftbiegung um die y-Achse von den Schubspannungen in den einzelnen liegt die Richtung von t fest (vgl. Bild 56b/c).
Schon frühzeitig wurde erkannt, daß [-Profile bei freier Biegung um die starke Achse
Querschnittsteilen aufgebauten Schubkräfte T sind den statischen Momenten proportional,
G. 43:
tordieren. Aufgrund von Versuchen von BACH [3 J und FöPPL [41 wurde seinerzeit vorgeschla-
T= ~5 (77 ) gen, [-Profile mit reduzierten Widerstandsmomenten zu dimensionieren, wie in Bild 57 für
die Lastrichtungen 1 und 2 angegeben, um die Torsionsbeanspruchung einzufangen. Diese
Gemäß G.75 ist somit der Schubfluß im Flansch geradlinig und gemäß G.76 im Steg parabel- Vorgehensweise kann aus heutiger Sicht nicht mehr befriedigen; vgl. Abschnitt 27.
förmig verteilt. s1 bzw. s2 haben die Bedeutung von Linienkoordinaten. An den Flansch- Werden [-Profile in der Weise beansprucht, daß eine Biegung parallel zur Stegebene ver-
rändern ist T (wegen t=O) Null. In Höhe der Schwerachse erreicht der Schubfluß den höch- möge konstruktiver Maßnahmen erzwungen wird, wie in Bild 57c, d und e beispielhaft ange-
sten Wert (Teilbild d). In den Schnitten 1 und 2 betragen die Schubkräfte: geben, und dadurch ein seitliches Ausbiegen der Flansche verhindert, kann der Spannungs-
~ TFt52=ft[~h +{h-S2)~1
(78 )
T,=t 5, = Is,t;
- 216 -
- 217 -
Lastrichtung : Um das Rechnen mit Polarkoordinaten zu zeigen, wird die Lage des Schubmittelpunktes für
l---W-2 Lastrichtung den in Bild 60 skizzierten dünnwandigen Kreisringquerschnitt berechnet. a kennzeichnet
Pro fil
1 2 den halben Zentriwinkel. Ist a=180°, handelt es sich um einen geschlitzten Rohrquerschnitt.-
r W rx'3
red. Wy red.Wy
rm3 rm3 Die Rechnung vollzieht sich in folgenden Schritten (vgl. Integraltafel in Abschnitt 5.4.3.2):
H 86 ~ 756 791 a) Statisches Moment für den zwischen y=ß und y=a liegenden Abschnitt (schraffiert):
18 150 122 131
Y 22 m 11l~ ?nl Cl a 2 Cl 2 Cl 2 ( )
26 371 2~0 ·'89 S(ß)=/~'SlnYdA "ßJRSlny.tRdy =tVSiny dy = tR [-cosylß = tR(-COSCl+COSß)= 88
30 536 353 396 = tR (COSß - cosa)
z b) Trägheitsmoment des gesamten Kreisringabschnittes, also des gesamten Profils:
a) b) e) a a
Bild 57
d) f)
[t ±
I y = tRo/sin 2y dy = 2tR3jsin2y dy = 2t R3. y - sinycosy 1; = t R3 (a - sinClCOSCl)
y=-a 0
(89 )

nachweis für ebene Biegung um die y-Achse geführt werden. _ Die Teilbilder fund g ver- c) Schubfluß im Schnitt ß (Bild 60b):
deutlichen, welche Anordnung von [-Profl'len 1 2 (90 )
a s Riegel zur Abtragung von Fassadenelemen- Hß) = JLSI ßI = tR (cOSß -cosa) U = COsß -COSCl U
ten richtig und welche falsch ist.
I tR3(a- sinacoso.) R(o.- sinacoso.)
4.7.2 Beispiele
d) Torsionsmomenten Nullbedingung, bezogen auf den Kreismittelpunkt:
Für die Bestimmung der Schubmittelpunktslage findet man im Schrift- a ZR2U Cl
b tum Rechenhilfen in Formel- und Diagrammform. Zur Bestimmung der U(R + e) - 2/ Tl ß)· Rdß R = 0 - Q( R+ e ) - !leos ß - COSCl)dß =0 -
ß=O R(Cl - sina cosaJO
Schubmlttelpunktslage beliebiger Querschnitte (ohne Symmetrieeigen-
schaften) , auch solcher mit geschlossener Kontur, siehe Abschnitt e=R(Z sinCl~ClrosCl -1)
5 Q M Cl - SlnClCOSCl (91 )
26 und 27; daselbst wird die im vorangegangenen Abschnitt gezeigte
Herleitungsform zugeschärft. In Teilbild c ist die Formel ausgewertet.
Berechnungsform
An dem in Bild 61a dargestell-

~F[§
a) ten Profil wird eine alterna-
tive Berechnungsform erläu-
wölb frei a) nicht - wölbfrei tert: Das statische Moment
b} - 5+---+J.._
Bild 5B y des außerhalb des Schnittes
c 1 1-1 liegenden (schraffierten)
Bild 58 zeigt qualitativ die Lage des Schubmittelpunktes für einige ~~ Flächenteiles Al beträgt we-
wichtige Profilformen.
gen dA=t(s) ·ds:
b} Für die in Bild 59 dargestellten dünnwandigen Querschnitte (Wand- (92 )
dicke konstant) berechnet sich die Schwerpunktslage zu: 5 = JzdA =jztds
Bild 59 Praf i l zt-Verlauf T-Verlauf Al Al
e= b + 2c b (85) a) b) C} d)
0+2b+2c Die Integration entlang der
a, b, c sind die Seitenlängen der Linienordinate s liefert S
Profilmittellinie. Für die Lage des Schubmittelpunktes
findet man folgende Formeln (ohne Ableitung): und damit die Schubkraft ge-
2 2
30 b + 6a c - Bc3 vergleiche mäß G.43. In Teilbild bist
Querschnitt a: Yi - e + b (86 )
M" 3
0 + 602(b +C 1+ 120c 2 +B c3 leilbild c der Verlauf des Integranden
, zt=z(s)·t(s) skizziert; Teil-
Querschnitt b: 30 2b + 60 2c - Bc 3 ( 87) bild c zeigt den Verlauf der
Schubkraft.
f Wie aus der Stabstatik be-
e} )kannt, besteht beim geraden
Balken zwischen der äußeren
Bild 61
Belastung p und der Quer-
kraft Q die Gleichgewichtsbeziehung (vgl. Teilbild d):
pds+dU=O - ~~=-p_U=-JpdS (93)

Vergleicht man diesen Ausdruck mit G.92, besteht offensichtlich zwischen Sund Q bzw. zt
und p Analogie (abgesehen vom Vorzeichen, was belanglos ist). Faßt man somit zt als fik-
00~•....t=::::::t::=--.L-L-L-I----.L----l.....J.--.l--.l-l__ a tive Belastung auf, die einen Freiträger von derselben Gestalt wie das gegebene Profil be-
90' a - 180' lastet, wobei der Träger in Höhe der Hauptachse y als starr eingespannt betrachtet wird,
a) b} ist die hierfür ermittelte (fiktive) Querkraft Q mit dem statischen Moment identisch.
Bild 60 e}
Teilbild e zeigt den fiktiven Belastungszustand. Die Analogie ist vollständig, weil an
den freien Enden Q=O ist; dem entspricht T=O (bzw. t =0), wie es sein muß. Teilbild f
- 218 - - 219 -
zeigt den "Querkraft"verlauf (~S). Die Integration über T(s)=t(s)·t(s) liefert die be-
reichsweisen Schubkraftresultierenden; der Schubmittelpunkt selbst folgt aus der Torsions-
momenten-Nullbedingung MT=O.
4.8 Schubspannungen infolge Torsion
4.8.1 Gegenüberstellung: Primärtorsion - Sekundärtorsion
Bild 62 zeigt einen kreisförmigen Vollstab unter der Einwirkung eines Torsionsmomentes:
Mx = MT
Der Stab erleidet eine Verdrehung{}. Wird der Stab im Schnitt x=O festgehalten, beträgt
der Drillwinkel am Stabende x=l :{}(l). Alle längsfasern erleiden eine schraubenförmige
Drehung um die Stabachse. Der Stab reagiert auf das Torsionsmoment mit Schubspannungent;
diese nehmen vom Mittelpunkt zum Rand linear zu. Am Rand treten die größten Schubspannun- Bild 61. Bild 65
gen auf: t (Bild hindert. Das hat längs- und Schubspannungen an dieser Stelle zur Folge. Man nennt sie
R
62b). Die Schubspan- Wölb- oder Sekundärspannungen; sie sind auf einen relativ kurzen Bereich lokal begrenzt.
nungen bauen ein re- Im Falle des in Bild 65b dargestellten Balkens stimmen die Verwölbungsfiguren beidseitig
sultierendes inne- der lasteintragungsstelle nicht überein; ihre Ausprägung wird gegenseitig behindert, was
res Torsionsmoment wiederum mit lokalen Wölbspannungen verbunden ist. Bei vollwandigen Stäben und solchen
auf. Dieses steht mit geschlossenem dünnwandigen Querschnitt sind die Wölbspannungen im Vergleich zu den
mit dem äußeren im primären Torsionsschubspannungen gering: Der Sekundäreffekt (wie der Wölbeffekt auch ge-
Gleichgewicht. Für nannt wird), kann vernachlässigt werden. Man nennt die er-
den Kreisquerschnitt wähnten Querschnitte daher auch "quasi-wölbfrei". Anders
0) b) folgt MT gemäß Bild liegen die Verhältnisse bei offenen dünnwandigen Querschnit-
e)
Bild 62 63a/b mit ten (Bild 66); bei solchen Querschnitten ist es i.a. nicht
zulässig, den Wölbeffekt zu vernachlässigen und zwar aus
r zwei Gründen:
t = tR ra
- Zum einen nehmen die Wölbspannungen (wenn auch lokal be-
zu: ra
MT = I t· 2rtr· dr· r ~ 2Tt/r~3dr = 2n tR[ J:!: {a (94) grenzt) beträchtliche Größenordnungen an,
r-O IQ r-O ra 4 0 Die Randschubspannung tR - zum anderen ist mit der Wölbver- bzw. Wölbbehinderung
beträgt demnach: Bild 66 eine erhebliche Steifigkeitssteigerung gegen Verdrillen
verbunden, die z.B. bei Biegedrillknick- und Kippnachweisen berücksichtigt werden muß, um
MT MT MT
tR =Ttf = Tf4'ä = r'ä (95) in solchen Fällen wirtschaftlich dimensionieren zu können (Abschnitt 7.5 und 7.6).
Z'ä Zra T
4.8.2 Primärtorsion (ST-VENANTsche Torsion)
Für den dickwandigen Kreis- Jene Theorie, die nur die primären Torsionsschubspannungen erfaßt und den Wölbeffekt ver-
ringquerschnitt liefert die nachlässigt, nennt man ST-VENANTsche Torsionstheorie; man spricht auch von der Theorie der
Rechnung: llreinen ll Torsion.
MT (96 )
tR = lIra 4.8.2.1 Stäbe mit offenem, dünnwandigen Querschnitt
Wird ein offener Querschnitt, z.B.
mit ein 1- oder [-Walzprofil, tordiert,
b) e) IT=lf('ä4 _fj 4) (97)
bildet sich innerhalb der dünnwan-
Bild 63 Im vorliegenden Falle ist digen Teile ein geschlossener Schub-
das Torsionsträgheitsmo- e)
-l'1l--_y fluß aus, wie in Bild 67a/b ange-
ment I T gleich dem polaren Trägheitsmoment Ip=Iy+I :
z deutet. Entlang der Profilmittel-
IT = I p = n{' (98) linien sind die Schubspannungen
und Schubverzerrungen Null, über
All gemein gil tindes: I d
T p (99 ) die Dicke der Wandung sind sie
Für andere Querschnitte lassen sich die Schubspannungsformeln nicht so elementar ablei- verschränkt geradlinig verteilt
ten. Das gelingt nur auf elastizitätstheoretischer Grundlage; vgl. Abschnitt 27.2. Dabei und erreichen entlang der Ränder
kann gezeigt werden, daß die Querschnittsebenen des tordierten Stabes eine Verwöl-
a) b)
mit t R bzw. YR ihre Größtwerte.
bung, d.h. eine räumliche Verformung, erleiden: Der Querschnitt bleibt nicht mehr eben, Bild 67 Der Ansatz einer geradlinigen
die Querschnittsebene wird räumlich gekrümmt, die Stabfasern verschieben sich in Stab- Spannungsverteilung läßt sich mit elementaren Mitteln nicht beweisen; gleichwohl ist er
längsrichtung. Ausnahmen sind die sogen. wölbfreien Querschnitte, wie der Kreisquerschnitt: plausibel. In Abschn. 27.2 wird der Beweis geführt. - Ausgehend vom Geradlinienansatz wird
Der Querschnitt bleibt auch im tordierten Zustand eben. die Formel für die Berechnung der Schubspannungen hergeleitet; dazu wird aus einem dünn-
Zu den nicht-wölbfreien Querschnitten gehört z.B. der Rechteckquerschnitt; Bild 64 veran- wandigen Querschnitt (etwa gemäß Bild 68a) ein Element der länge ds herausgetrennt. Die
schaulicht die Verwölbungsfläche. Ist, wie in Bild 65 skizziert, der torsionsbeanspruch- Dicke des Querschnittes sei veränderlich; an der Stelle s betrage sie t, an der Stelle
te Stab einseitig starr eingespannt, wird an der Einspannstelle jegliche Verwölbung ver- s+ds betrage sie t+dt. (Der Querschnitt in Bild 68a ist aus Gründen der Anschaulichmachung
- 220 - - 221 -
dicker gezeichnet, als es der Voraussetzung der "DUnnwandigkeit" entspricht.) In Stab- r ist der Normalabstand zwi-
längsrichtung hat das Element die Länge dx (Teil bild b). Die geradlinigen Schubspannunqs- schen dem (frei gewählten)
verteilungen an den Stellen sund s+ds sind in Teilbild c'dargestellt; im erstgenannten Punkt P und der Tangente an
Falle beträgt die Randspannung 'R im zweitgenannten 'R+d'R' Betrachtet man den Schnitt s die Schleife an der Stelle s.
Das auf der Strecke ds errich-
tete, infinitesimale Dreieck
Schnitt s + ds
hat den Inhalt
dA·=t dsr (107)

Somit kann (wegen dT=konst)


auch geschrieben werden:
ds
dM r =dTgSrds = dTgS2dA*= dT·2A*
(108)
A* ist die von der Schleife
eingeschlossene Fläche (in
Bild 69a schraffiert). Es
wird jetzt Uber alle Schleifen
0) b) cl integriert, d.h. von 5=0 bis
Bild 69 5=1. Dabei wi rd hi er der Son-
derfall des Rechteckquerschnittes untersucht (Bild 69b):
Länge s, Dicke t konst. (109 )
A· = A*(6) = 2(Öl)5 =öls
al bl
t 2 2 2
Bild 68 Mit G.l04 und G.l00 folgt aus G.l08: dM T : "t'Idö . 2öts =1:1 s 6dö ="tRI 5Ö dö- ( 110)
(Teilbild c unten), so beträgt die Schubspannung im Abstand 5·t/2 von der Mittellinie:
( 100)
( 111)
5 ist ein Maßstabsfaktor.
Aus der rechtsseitigen Wandhälfte des infinitesimalen Elementes wird ein scheibenförmiges
Besteht der dUnnwandige Querschnitt aus mehreren hintereinander liegenden dUnnwandigen
Unterelement herausgetrennt (vgl. Teilbild b). Die Schubspannungsresultierenden fUr die
Rechtecken (mit den Abmessungen si' t i ; vgl. Teilbild c) Ubernimmt jeder Teilquerschnitt
Randflächen dieses Unterelementes sind im Bild eingetragen. Da äußere Längskräfte nicht
den Beitrag: S 1. 2
wirksam sind und unterstellt wird, daß innerhalb des Querschnittes keine (im Selbstspan-
nungsgleichgewicht stehende) Normalspannungen bei der Torsion auftreten (das wären z.B.
Mri : "tRi T 11 2 ) (
Die Randspannungen verhalten sich (bei Annahme eines konstanten Schubspannungsgradienten
Wölbspannungen), muß in Stablängsrichtung folgende Gleichgewichtsgleichung gelten (vgl.
in allen Teilen) wie die Wanddicken; d.h., im dicksten Element tritt die höchste Rand
Teilbild cl:
"t.d(tldx - ("t + d,l· d(~ + dtldX =0 ( 101 )
spannung auf:
(113 )
Ausmultipliziert:
•.d(ßj-ldx - [d(~l + d·t-d(1-l +"t.d{df) + dd(d~}]dX =0 (102 )
Somit ist:
Der erste und zweite Term heben sich gegenseitig auf, der letzte ist gegenUber den ver- M 'M S' I' 3
ma HR ,_I_I
T= t Ti max t . t 3 (114 )
bleibenden eine Größenordnung kleiner; es verbleibt:
FUr die maximale Randschubspannung folgt hieraus:
dd( ~t 1+"t·d(d ~t 1 =d("t·d 51 ) =0 ~ max I
( 103) ( 115)
max"tR =
Hieraus folgt: 6t [~
dT =dZ = konst (=dTLl (104 ) n 3
dT L ist die Schubkraft des Unterelementes. Der Index L weist darauf hin, daß die Schub-
Es wird vereinbart: max"tR = ~; max t (116 )

kraft in Längsrichtung gemeint ist: Dieser Schubkraft steht in der Querschnittsebene


I
T
ist das Torsionsträgheitsmoment: Sili 3
IT-- ,tT ( 117)
eine gleichgroße Schubkraft gegenUber: dT Q (Bild 68b). Die Momentengleichgewichtsgleichung
am Unterelement ergibt: dTadsdx - dTLdxds =0 _ dT = dT (= dTl (105) Die Berechnung der Randschubspannung offener, dUnnwandiger Querschnitte, die abschnitts-
a L
weise die konstante Dicke t haben, ist mit G.113/117 somit in einfacher Weise möglich.
Bild 69a zeigt, wie der Schubfluß dT=konst entlang der geschlossenen Schleife mit der i
Walzprofile lassen sich aus Rechteckelementen zusammensetzen; Bild 70 zeigt die Zerle-
variablen Dicke d(li)
Z gung eines I-Profiles.
(in Bild 69b/c schraffiert) das Torsionsmoment dM aufbaut: Diese Berechnungsform wurde frUhzeitig durch Versuche bestätigt (FöPPL [5], vgl. auch [6]).
T
dMr =s6dT-ds'r (106 ) Daraus wurden die in Bild 71 eingetragenen Korrekturfaktoren ~ abgeleitet
( 118)
- ,~
I T-~1i3
- 222 - - 223 -

-IIIE Tl'-_b
fS':i#ji=-1H- /

l
€~
t
,
~~nsCh
j
steg
moX"tRSleg

1:
mox RFlansch
Profi !typ

1}
1}
{FOPPLI
1
I 131
I 12'
HE
129
116
IPE

133
112
106
I

112
112
-

I
100
103
I

103
1
z >---0 -
J
o

Bild 70 Bild 71 c)
01) 02 ) o b)
lIist bei warm gewalzten Profilen 2: 1 und erfaßt im wesen tl ichen die Erhöhung der Torsions-
steifigkeit durch die Ausrundungen zwischen Steg und Flansch und die hiermit verbundene
Bild n
Massekonzentration im Flanschzentrum. Diese Erhöhung wird z.T. durch den Rand- und Ab- t ist die Wanddicke und r der Radius am Ort der Umlaufkoordinate s; der Radius bezieht
rundungseffekt an den Enden wieder kompensiert. Bei scharfkantigen Schweißprofilen und sich auf die Tangente an die Profilmittellinie, vgl. Teilbild b. A* ist die von der Wand-
Kaltprofilen (mit t=konst) ist 11=1. - Um den Ausrundungsbereich bei Walzprofilen zutref- mittellinie eingeschlossene Fläche (Teil bild cl. Für den Schubfluß T folgt damit:
T=~ _ ,=~ (121)

l;~ MJ~ rf
ZA* 2A*t

ljil ,(Yl
~', t·
!
Das ist die sogen. 1. BREDTsche Formel, sie gilt für beliebige einzellige Querschnitts-
formen, unabhängig von der Drillachse. - Das Torsionsträgheitsmoment berechnet sich nach

b~=P- Lb-dli -t-b-J-=P ~~


'- r der 2. BREDTschen Formel (ohne Beweis, vgl. Abschnitt 27.4.1) zu:

1- _. r--f ( 122)

Bild 72 0) b) c) d)
--ls.l--
fender erfassen zu können, wird
e)
rF' t=~ml
1'1-'
r 1I = 4.8.2.3 Beispiel
0.3 nach einem Vorschlag nach TRAYER
Ein Kragstab mit der Länge l=100cm wird am freien Ende durch
1,25 und MARCH [7] in das Zentrum des

T 1,00 ein Torsionsmoment M =100kNcm belastet. Gesucht sind die pri-


Obergangsbereiches ein Kreis mit T
0,75 mären Schubspannungen und der Drehwinkel am freien Ende. Es
0,50
0,25
o
dem Durchmesser Deinbeschrieben
(Bild 72) und I T nach den Formeln
~, ,_.::::!l werden zwei Fälle untersucht: a) längsgeschlitztes (offenes),

0,1 G.119 berechnet. In diesen ist


I.. 46 .. I 0) b) geschlossenes Quadratrohrprofil (Bild 75; bezogen auf die
Profilmittellinie: 46x46mm).
auch die Abminderung durch den
~..'!-a~O.!..!:.:~~ofi~ (G.117/116):
Randeffekt erfaßt. 0. und ß sind
0
0 0.2 0.' 0,6
_s/l
0,8
0)
1 Funktionen der Flanschdicke t,
der Stegdicke s und des Ausrun-
t
IT = r Sjt j3= +4,4.6.0.4 3=0.392cm 4

r/l = dungsradius r. Sie können den Dia- (1'= J:1.L = 100 =31510- 2 IVerwindung)
0,2 1,50 GI r 0.B110 40.392 - ' - -
ß 1,25 grammen des Bildes 73 entnommen
h-I 1.00 ~(l) = 3.15.10-2.100 =3.15 - rglw~n~e,l: I)
t
Ol
• m
0;25
werden. Auf der Grundlage von
G.119 wurden die in den Profil-
_ MT _ 100 4- 0204 kN I
$(ll '" lBO·

0 tafeln ausgewiesenen IT-Werte be- 'l-j


. .t - - - - 50 1: R- IT' t - 0.392 O. - _1_.-7» zu 1:
0 rechnet [ 7 J.
0 0.2 0,' 0,6 0,8 Drehwinkel und max Randschubspannung sind sehr hoch; letztere
-s/l Bild 75 überschreiten die zul Schubspannungen bei weitem,
b)
Bild 73 ~l~~ Ges<:.b.l 0.22e~s~r~i.!- (G. 122/121) :

Ir =Ztbt30-0.630t)+t(h-Ztls3 + Zo.O'

Ir =+bt3(1-0.630t)++(h-tls3(1-0.315)h:t + 0.0'
(119 )
Ir:

(1'=
GIr
r *
~ = ~(4.6 )2

J:1.L
= 100
0.81 10' 38,9
2

ö.4(4.4.6)
= 38.9 cm'

=318,10-'
-=.'=-==--
(ca 100 - fach)

IT = 2tbt3(1- 0.315t) + t(h-ZtJS 3 +ZßO' :S(ll =3.1B,lO- 4,100 = 3.1B·1O- 2 _ ,1(l) =3.18'lO-2.1~0 =IBt

IT~ tbt3(1 - 0, 315 t l +t(h- t)s3·(1-0,315) h~t + ßo4 T=~=-.1Q!L-236k


2A* 24.6 2 - . N/cm -
_ 2.36 _
1: - D:4 - 5.90
kN
cmr
4.8.2.2 Stäbe mit geschlossenem, dünnwandigen Querschnitt Da das Torsionsträgheitsmoment des geschlossenen Profils im Vergleich zum Torsionsträg-
Die folgenden Angaben beziehen sich auf einzellige Querschnitte (Bild 74a); bezügl ich
heitsmoment des offenen Profils ca. 100-fach höher ist, ergibt sich ein Drillwinkel , der
mehrzelliger Querschnitte wird auf Abschnitt 27 verwiesen. - In einem einzelligen Quer-
100-fach kleiner ist. Die Schubspannungen (jetzt konstant über die Wanddicke verteilt)
schnitt bauen die Schubspannungen , einen konstanten, die Zelle umschl ießenden Schub-
ergeben sich zu 17,3-fach geringer. - Bestimmt man das zulässige Torsionsmoment im Sinne
fluß auf. Bezogen auf einen frei gewählten Punkt P gilt:
des alten Sicherheitskonzeptes mit zul, =9,ON/cm 2 , folgt für beide Fälle:
T=1:t=konst: Mr=sHr(s)ds = Trpr(s)ds= ZTrpdA-= 2TA- ( 120)
- 224 - - 225 -
IT 0.392 .. I z ist das Trägheitsmoment des I-Prifls um die Stegachse z.
Fa 11 a: zul MT = zult' = 9.0
t 04 = 8.822 kNcm Um den Fall eines mit x veränderlichen Torsionsmomentes zu erfassen, wird G.127 (das ist
Fall b: zulM T = zult-l·2A" = 9.0·0:n·4.6 : 152.5 kNcm (17.3 -fachl das Elastizitätsgesetz der Sekundärtorsion) mit der Gleichgewichtsgleichung Mr=-m T ver-
4.8.3 Einführung in die Sekundärtorsion knüpft:
Bild 76 zeigt (129)
ein Element mT=mT(x) ist die äußere Torsionsmomentenbelastung, vgl. Bild 77).
eines I-Trägers, G.129 ist die Grundgleichung der Sekundärtorsion (Wölbkrafttorsion).
auf den ein Um die Gleichung zu lösen, wird sie durch EC M dividiert. Mit der'Abkürzung
Torsionsmoment
MT einwirkt. A= YECGlr
M
[..L.]
m
(130 )

Infolge dieser
lautet die Gleichung (Differentialgleichung 4. Ordn.):
Torsionsbean-
spruchung tritt ~""- 1;,'1" = ~ (131 )
ECM
C) eine Querschnitts- A heißt Abklingfaktor und ist dimensionsbehaftet!
verwölbung auf, Für die äußere Torsionsbelastung m wird ein konstanter und ein
T
wie sie in Teil- linearveränderlicher Verlauf angesetzt (Bild 77b/c). Das Lö-
bild b darge- sungssystem von G.131 lautet hierfür:
stellt ist: Die
Flansche erlei-
den gegenläufige
,'1 = fi sinh"x ~ COShAX 1 (
+ C3x + C4 - 2Glr mTO+
1 X) 2
1 mn T X
b)
Längsverschie- ~'= ~1 COShAX JtsinhAX + C3 - _1_{ 2mTO + mT1"~-)x
l
bungen , die an
den Flanschen-
c) "
,'1" = Cl sinhAX + C2CoshAx
ZGIT

- G\r (mTO + mT1 f)


(132 )

d) e) g) den den größten


Bild 76 Wert annehmen. mn
~'" = Cl"coshAX + C2AsinhAX - GITI
Wird eine Verwölbung ver- oder behindert, wie in Teilbild c in Form einer starren Ein-
Die Freiwerte Cl bis C4 folgen aus den Rand- und übergangs be-
spannung skizziert, treten Längsspannungen auf; sie trachten die Verwölbungen zurückzu-
Bild 77 dingungen des Problems. Wegen weiterer Einzelheiten vgl. Ab-
drängen, wie es die Einspannbedingung erfordert. In Teilbild c sind die Spannungsresul-
schnitt 27.3.2.2, wo die Theorie verallgemeinert und zugeschärft abgehandelt wird.
tierenden der Flanschhälften eingezeichnet; sie bauen ihrerseits im oberen und unteren
Ist ,'1=,'1(x) für eine vorgegebene Aufgabenstellung bekannt (und damit auch deren Ableitun-
Flansch je ein Moment auf: HFl . Dieser Wölbeffekt beteiligt sich an der Abtragung des
gen), lassen sich die Spannungen innerhalb des I-Querschnittes berechnen:
äußeren Torsionsmomentes, man spricht daher auch von Wölbkrafttorsion oder Zwängungsdril-
Primärtorsion (siehe G.116):
GII/ t = G~t
lung. - Das Torsionsmoment baut sich demnach aus zwei Anteilen auf:
( 133)
( 123)

MT1 ist das von den primären (ST-VENANTschen) Schubspannungen aufgebaute Torsionsmoment,
~2~
Sekundärtorsion: Die maximalen Wölblängsspannungen an den
(Bild 76d). MT2 gehört zu den Wölbkräften. - Den Flanschmomenten M ist je eine Quer- Flanschenden betragen (Bild 78a):
Fl
kraft QFl zugeordnet; sie ist in den Teilbildern e/f als H-Kraft eingetragen; somit gilt: (134 )
- + Mn ( b ) __ E1Ft y"( b ) __ Ehb .."
02 --1A2 -+lfl2 T

E
V
MT = Mn + Hh ( 124 ) -+

Innerhalb des Flansches ist der Verlauf verschränkt linear ver-


h ist der Abstand der Flanschmittellinien. - Die 'hintere' Querschnittebene (x+dx) er-
änderlich. - Die maximalen Wölbschubspannungen treten in Flansch-
leidet gegenüber der 'vorderen" Ebene (x) in Höhe der Flansche eine gegensetige seit-
mitte auf, sie sind über die Flanschbreite parabelförmig ver-
liche Verschiebung; sie ist in Teilbild g gegenüber der Stegachse mit dv ausgewiesen.
teilt (vgl. Bild 78b):
Die gegenseitige Verdrehung beträgt ~'dx=d~ . dv ist somit:
~2~r12 ""l:lJrrrrFmn:2
t
t2=l!fL EIFlv"' __ l~h,'1""
=_1.. Eb2h,'1'" (135 )
dv=.h.d~ (125) ll"
Z bt 2 bf - 212bt 2 .- 16
2
Wird eine Trennung der Flansche vom Steg unterstellt, gilt für jeden Flansch das Elasti- JP'" 'Z a) tz b) Die Spannungen 02 und t 2 sind über die Dicke der Flansche kon-
zitätsgesetz der Stabbiegung: stant. Ihre überlagerung mit den primären Schubspannungen lie-
Mn = - EIn y"; an = - EIFI v'" = - EIn ~,'1'" = H Bild 78 fert entlang der Flanschränder die maxi~ale Schubspannungsbe-
( 126)
G.125 ist rechterseits berücksichtigt. (Der Strich bedeutet die Ableitung nach x.) I anspruchung. Diesen Spannungen sind die Biege- und Schubspannungen der Querkraftbiegung
Fl
ist das Trägheitsmoment eines Flansches, bezogen auf die starke Achse des Flansches. zu überlagern, wobei die Richtung der Spannungen zu beachten ist. - Wie erkennbar (s. G.134
Für G.124 fol gt nunmehr: M _M EI h2 '" und G.135), lassen sich die sekundären (Wölb-) Spannungen nur dann berechnen, wenn in Ab-
T- Tl- Wr,'1 = Glr,'1'-ECM~'" ( 127) hängigkeit von den Rand- und übergangsbedingungen und der gegebenen Belastung die Grund-
Hierin ist MT1 durch das Elastizitätsgesetz der Primärtorsion ersetzt, vgl. Abschnitt 27. funktion ,'1=,'1(x) bestimmt ist. Das ist mit elementaren Mitteln so ohne weiteres nicht mög-
CM heißt Wölbwiderstand. CM beträgt für das hier betrachtete I-Profil (definitionsge- lich; hierzu wird auf Abschnitt 27.3 verwiesen.
mäß, siehe G.127):
h2 _ tb3 h2 _ tb 3h2 _ lzh 2 (128 )
CM = 1Ft 2 - 122 - -v;- - T
- 226 - - 227 -
4.9 Nachweis kombinierter Normal- und Schubspannungszustände die Fließgrenze, wird der elastische Bereich verlassen (Bild 80). Die vorstehende Ver-
4.9.1 Vergleichspannung bei statischer Beanspruchung gleichsspannungshypothese gilt für zähe metallische Werkstoffe. - Für den allgemeinen
Im Regelfall treten bei allen Festigkeitsnachweisen kombinierte Spannungszustände auf. ebenen Spannungszustand gemäß G.136 gilt:
Da im Stahlbau praktisch ausschließlich dünnwandige Konstruktionselemente zum Einsatz -- 0y = Vro-=;+-o--=l:-_-o-x-oz-+-Jc--:::'2 ( 140 )
kommen, liegen i.a. ebene Spannungszustände vor. Es kommt aber auch vor, daß eine Bean-
spruchung quer zur Blechdicke auftritt, dann handelt es sich um einen räumlichen Span- Liegt ein räumlicher Spannungszustand vor, ist zu rechnen:
nungszustand.- (141 )
Betrachtet
Gy= oi +Oy2 +0z2 - 0xOy- Oy0z- Ox0z+ 3hxi+ tyi +txi l.

Be~ehe unlen man einen


Die Formeln basieren auf der Gestaltänderungshypothese (vgl. Abschnitt 28). Die Normal--

MM Trägersteg ,
überlagern
spannungen sind vorzeichenrichtig einzuführen! Zug: positiv, Druck: negativ.
Nachweis nach~18800 T~:i!l:.

9Q'~~
sich in einem
Beim Zusammenwirken von Einze1spannungen ist der Vergleichspannungsnachweis gemäß
Element dx-dz ( 142)
folgende Span- 0y s zulo (zulo = zuloZug)
nungen

~~~
(B i 1d 79): zu führen.- Bei Biegeträgern, die ausschließlich durch Querkräfte und einachsige Biegung
- Normalspan- beansprucht werden, darf siatt dessen der folgende Nachweis geführt werden:
0ysl,l,zulo (zulo =zuIOzug) (143)
a) schematisch bl C1x ~ cl nungen in
Trägerlängs- Dieser Nachweis ist entbehrlich, wenn die einzelnen Spannungsanteile die Bedingungen
Bild 79 'xz OsO,S.zulo bzw. l.s0,S·zult erfüllen. Für t darf bei I-Querschnitten (und verwandten) die
C1z
richtung x
aus Normalkraft (ON) und Biegemoment (OM)' mittlere Schubspannung t (gemäß G.S2) eingesetzt werden. Für zulo bzw. zult sind die zu-
m
- Schubspannungen aus Querkraft, lässigen Spannungen des Lastfalles H bzw. HZ anzusetzen. G.142 bedeutet gegenüber der
- Normalspannungen in Trägerquerrichtung z infolge direkt in den Steg eingetragener Kräf- Vorgängervorschrift eine Verschärfung. Nach DIN 10S0 war ehemals für den Stahl hochbau
te (Op), z.B. infolge einer am Unterflansch angehängten Last P (Bild 79a; Unterflansch- gefordert:
Lasttall H: 0v,,0,750 f ; . Lllstfall HZ: 0v sO.80o f ( 144)
Laufkatze) oder infolge einer über ein Trägerauflager eingetragenen Stützkraft (Teil-
Sofern die Vergleichsspannungen örtlich begrenzt sind, bestehen n.M.d.Verfs. keine Beden-
bild b; Mittelauflager eines Zweifeldträgers). Die infolge solcher punktuell eingepräg-
ken, den Nachweis anstelle G.142 gemäß
ter Kräfte hervorgerufenen Spannungen werden mittels plausibel gewählter Kraftver-
0v " 1,1· zulo (14S)
teilungsansätze, z.B. 'Kraftausstrahlung' unter 4So, abgeschätzt.
Zusammengefaßt wirken in dem betrachteten Element: zu führen.
Nachweis nach DIN 18800 Tl 11.90):
0x =ON +0M; Oz = 0p; 'Xl = t zx = 1.0 ( 136) - - - - - - - - - ----
Wirken mehrere Spannungen gleichzeitig, ist ein Vergleichspannungsnachweis iu führen:
Fallweise treten noch Spannungen info1ge Torsion auf (primäre und sekundäre Spannungen)! (146)
0v s 0R.d
Gesucht ist eine Rechenvorschrift, die eine Beurteilung des mehrachsigen Spannungszustan-
Der Nachweis ist entbehrlich, wenn bei alleiniger Wirkung von 0x und t oder 0y und t
des erlaubt, wobei eine ausreichende Sicherheit gegen Fließen einzuhalten ist. Diese Fra-
gestellung gehört in das Gebiet der Anstrengungstheorie (Abschnitt 28).
°
~ 0.50 R.d oder t ~ 0.5tR.d (147)
eingehalten wird. - In kleinen Bereichen mit örtlich begrenzter Plastizierung gilt anste1-
Für den kombinierten ebenen Spannungszustand 0/1. läßt sich das Problem wie folgt veran-
le von G.146: (148 )
schaulichen: Bei alleiniger Wirkung von L tritt Fließen ein, wenn L die Schubfließgrenze
t F erreicht, d.h., wenn der Quotient t/LF=l ist. Vgl. hierzu auch Abschnitt 4.2.4. - Das vorstehende Nachweiskonzept wird im folgenden an
Wie in Abschnitt 2.6.S.2 erläutert, liegt die Schubfließ- Beispielen erläutert.
grenze niedriger als die Zugfließgrenze, weil die Metall- 4.9.2 Beispiele
kristalle einer scherenden Beanspruchung in Richtung der .!...:~~~.2!2..: HE400B Profil, St37-2 (Bild 81)
Gleitebenen und Kristallränder einen geringeren Widerstand
entgegensetzen als einer senkrecht dazu gerichteten Normal-
FJTI f f
> 5137 - 2 a)
Der Träger ist im Einspannguerschnitt im Bemes-
sungslastfall unter YF-~-facher Einwirkung für
beanspruchung. Aufgrund von Versuchen und theoretischen 0. = (V =) 400 kN und M= - 450 kN m
o Schlußfolgerungen kann die Schubfließgrenze zu nachzuweisen. Hierfür gilt:
"'--,4:;-----+"'---11'-7+- Of of 2
'f = 1(3
( 137) 0R d= 24,0 = 21.8 kN/cm 2; tRd = };..O =12.6 kN/cm
angesetzt werden. . 1,1 • v31.1
Für einen kombinierten O/t-Zustand wird (in plausibler Wei- Berechnung der Biegenormalspannung nach G.23
se) eine Interaktion gemäß Bild 80 angenommen, die sich als HE 400 B ly = 57680 cmt.. Wy = 2880 cm 3
Kreislinie in einem (oloF)-(t/tF)-Diagramm deuten läßt: maxSy =98.9(20.0. - 3.66) =1616cm 3 (vgl. Tafel Al)
81 b) c) d) e)
Bild 80 (0~)2+(~fl =1 _ y02+ 3t 2 =Of (138)
Bild
Randfaser CD:
ASteg =1.35 (40.0 2.4) =50.76 cm 2
o =;: 45000/2880 = 15.63 kN/cm 2 < 21.8kN/cm 2
Die linke Seite von G.138, also der Wurzel ausdruck, wird Vergleichsspannung genannt: Da-
mit soll zum Ausdruck gebracht werden, daß der kombinierte Spannungszustand 0/1. auf einen
Faser G), Flanschmittellinie: 0= 15.63 20'~Q01,2 = 14.69 kN/cm 2
einachsigen Zugspannungszustand zurückgeführt wird, quasi mit diesem 'verglichen' wird. Faser CD,übergang zur Ausrundung:
o = 15.63 _20.0 ;~:~ - 2.7 = 11.64 kN/cm 2
Erreicht die Vergleichspannung 1~3 2
0y= Vo- +Jt
(139 )
- 228 - - 229 -
400 Variante 2: Berechnung einer Ersatzblechdicke zur Erfassung der Lochschwächungen im Steg:
Mittlere Schubspannung: t m = 50.76 =7.88 kN/cm 2 < 12.6kN/cm 2
-15, I - 550·1486 _ 2 '
SErsatz- 42.3 51.76-12.3mm - mUH = 48808.1.23 -13.6kN/cm
Maximale Schubspannung: 400 1616 _ 2 2
,= Z500~29~ = 11.85 kN/cm 2 , 0= 24.8168.05 = 21.45 kN/cm 2
mUXt = 576801.35 - 8.30 kN/cm < 12.6kN/cm Im Anschnitt:
88 1. 3 1.
Schubspannung in der Faser<]): 2
5 = 1616 - 1.3514.9 /2 = 1616 - 150 = 146'6cm 3 Oy=V21,452 + 3·11.852' = 29.69 kN/cm 2 < 32.7 kN/cm
2
4001466 _ 2 --
t = 576801.35 - 7.53 kN/cm ~..!.e..:!2.p.2-e~:_
Kastenquerschnitt (Bild 83). Der Querschnitt ist für folgende Schnittgrößen
im Bemessungslastfall nachzuweisen:
Yergleichsspannungsnachweis:
U=380kN. My = 3250kNm. Mr=-600kNm
Variante 1: Ausgehend von t und der Biegenormalspannung in der Faser
m Bild 81d: CD; Die Querschnittswerte betragen:
2
0y = -/14.69 + 37.882' = 20.25 kN/cm 2 < 21.8 kN/cm 2 J-. A = 707.9 cm 2 ; ez = 31.86 cm; I y = 945132 cm 4
Variante 2: Ausgehend von ° und t in der Faser 0); Bild 81e 18 1
Woben = 29665cm 3 ; Wunlen= 19633 cm 3
0y = -/11.64 2 + 3-7.532" = 17.48 kN/cm 2 < 21.8 kN/cm 2
100
~ 1000 -l~
-l 100 Die Statischen Momente werden für dle . rechte
Ein Nachweis nach Variante 2 ist realistischer un d ermog
.. l'lC h t i.a. eine etwas günstigere 1200 -+
J!. = 8246 _b=~25mmQuerschnittshalfte, bezogen auf die y-Achse, er-
Bemessung. 6 8.0 80
:=-'® ) mittelt; in der Symmetrieachse (=z-Achse) sind

tr
Berechnung der Biegenormalspannung nach G. 25:
----r-- \ Si ~ a9 a di e Schubkräfte Null. Der Querschnitt wi rd von
apt= 1.14; Wp1 =1.142880 = 3283cm 3 ;'-rz-r
_\.__.;
5
M
0 bis 10 durchnummeriert, vgl. Teilbild b. Die
Stat i schen ~1omente werden von außen, d. h. bei
0CD =:;: 45 000/3283 = 13.71 kN/cm 2 < 21.8 kN/cm 2 ; °(2)= 12.89 kN/cm 2 o 1 \JJC7 b) 0/1 bzw. 6/7 beginnend, als Absolutwerte be-
In diesem Falle empfiehlt sich nur eine Oberlagerung gemäß Variante 1, da dieses Vorgehen BiW 83 rechnet:
eher mit der Vorstellung einer vollständigen Plastizierung im Steg korrespondiert:
_/ 2 2'
50 = 0; 51 = 0; 52=1.85048.14 = 4332.6 cm 3 ; 53 = 1.8 ·10·48.14 = 866.5cm3; 54 = 4332.6 + 866.5 =5199.1 cm 3
0v = V 12.89 + 3 7.88 = 18.77 kN/cm 2< 21.8 kN/cm 2 . 2
55 = 5199.1 + 0.82548.14 /2 = 5199.1 +956.0 = 6155 cm 3
~~B~ispi~ Nachweis im Grundquerschnitt eines gestoßenen Trägers (Bild 82)
Flansche und Steg werden getrennt durch Laschen gestoßen. In der durch die außen liegen- 55 = 0; 57= 0; 5B=1.2-7031.86 = 2676.2 cm 3; 59= 1.2· 80.0· 31.86 = 3058.6 cm3; 510= 2676.2 + 3058.6 =5734.8cm 3
2
den Schraubenlöcher verlaufenden Bruchlinie betragen die Schnittgrößen im Bemessungslast- 55 = 5734.8 + 0.825.31.86 12 = 5734.8 + 418.7 = 6153 cm3
fa 11 :
U= (V=) 550kN. M= - 600 kNm Für die Berechnung der Schubkräfte infolge Torsion wird benötigt:
A- = 80.0 (100 +140)/2 = 9600cm 2
rE~ßBj25 025
Spannungsnachweise:
I 021 t
-+-$-i~~
s=15mm'
i I I 11
11 <::>
021 Biegenormalspannungen (in den Profilmittellinien der Gurtbleche):
00ben = - 325000129665 = 10.96 kN/cm 2; 0unten =+ 325000/19633 = 16.55 kN/cm 2

l (r
1=!
-++l4---$- T Schubspannungen infol ge Querkraft : U.5 380 _
I <::>
I "4-14-" M
-4
1=! T= -1- = 945132 5 = 4.0206010 45 ; ,= T/t
i 1
-+-- 300 a) b) c) d)
Schubspannungen infolge Torsionsmoment:
T =.!i- = 1-160000 = 313kNI . , = T/I
e) f) ZA- 29600 . cm.
Bild 82
Querschnittswerte des geschweißten Profils (St52-3) ohne Berücksichtigung der Lochschwä-
3 3 11 MT Ov
chung : 1= 1,532.0 /12 + 230.02.5 112 + 2302.517.25 2 = 4096 +78 + 44634 = 48808cm 4
3
W = 48808118.5 = 2638cm ; max5 = 1.5'16,0 212+2.53017.25 = 192 +1294 =1486cm 3
3
5Gurt = 1294cm; ASteg= 1.5 ( 37.0 - 2.5) = 51.75cm 2
Nr.
0
I
18
T
0
t
0
T
313 .JlL
t a
16,55
174 1682
t °v ..
1 1.8 0 - 0 - " 0 ~
Berücksichtigung der Schraubenlöcher ;Uf der Biegezugseite, hier oben (Bild 82d):
2 1.8 0.97 ~;TI. j.74 _ "
1.74 2,71 17,20
3 1.8 O,l~
035 " 019 1655
I - Li I = 48808 - 22.5 2.517,25 (- 2.11.510.0 2) = 48808 - 3720 - 315 = 44773 cm 4 4 0,8 2,61
209 3,13 391 " 652 2004 ( 21.82 I
5 0,8 2,47
3,09 3, 13 391 0 700 1212
60000 6 12 00 313 ...liL -1096 260 1185
0=+ 44773 ·18.5 = 24.8 kN/cm 2 < 32.7kN/cm 2 7 1,2 00 - - " 0 1096
ASteg -LiA Steg = 51.75 - 31.52.1 = 51.75 - 9.45 = 42.3 cm 2 8 1.2 1,08
0,90 313 260 " 350 1252
_lgL -
flO 08 ~-
f-J,l.
9 " 1 03 1110
'm = Z~~3 = 13.0 kN/cm 2 < 18.9 kN/cm 2 231 2 88 ~13 391 " 6 79 1608
cm kN/cm kN/cm2 kN/cm kN/cm 2 kN/cm2
Yergleichsspannungsnachweis (im Bruchquerschnitt durch die Schraubenlöcher); Bild 84 0) b)
Variante 1: In der Mittellinie der Gurte: In der Tabelle des Bildes 84a ist das Berechnungsergebnis zusammengefaßt. Teilbild b
17.25
0= 24.818.5 = 23.1 kN/cm 2 zeigt den Verlauf der Schubkräfte, entsprechend werden die zugehörigen Schubspannungen
überlagert. Damit lassen sich die Yergleichsspannungen berechnen.

°Y =
Y:23.1 2 + 313.0 2' = 32.26 kN/cm 2 < 32.7 kN/cm 2 5137-2. 0R.d= 24,0/1.1 = 21.82 kN/cm 2; 'R,d = 21.82/1.73 = 12.60 kN/cm 2
- 230 - - 231 -
!!..:~e2-s~~ Rahmenecke, St52-3 (Bild 85)
Im System-Rahmeneckpunkt wirken im Bemessungslastfall (Teilbild b):
,--
I
---- --1

1
Biegerandspannungen:
_ _ _ 30 000 _ _ 2
1. 0-+ 2400 - +12.50 kN/cm
UR = 280kN. NS=-280kN; NR=-10DkN.U S:-100kN; MR:MS:-300kNm =M I I
,
: + 12 24 kN/cm 2
I
Querschnittsmaße und Querschnittswerte von Riegel und Stiel: Rieggl: HE500A: h: 490mm, b: 300mm I I 2 -- 0:+- 52500
4290 =-.-.:.=c.::'c.:..=.c...:.:c:-

t:23mm, s:12mm, r:27mm; 1


(/
l' I Der Nebenträger erhält oben
A: 198 cm 2 ; I: 86970cm 4 I \ 2 / 1 eine Ausnehmunq (vgl. Teilbild d)
'- ..-
Stiel: HE300B: h: 300mm, b:300mm 1 I Schnitt 1:
L __ - __ -.J
t:19mm, s: llmm, r=27mm; ASleg-.1ASteg = 1.25(36.0 - 5.5 - 1.1Z5)
t- A: 149 cm2; I: 25170cm 4
a:: 300 - 19 : 281 mm; b= 490 - 23: 467mm
a)
: 36.7Z cm 2

i Entlang der Anschnitte betragen die tm = JQL: 2 72 kN/cm 2


36.72 -='-'':'''::'':;::':'=C'-
i Biegemomente (vgl. Abschnitt 14.3.6); c)
T - Schnitt 2:
!
• r
.f- Zugfnser R: Riegel
Anschnitte MRA : M+ UR"I : - 300 + 280 O.~81 :
ASteg: 1.45(50.0 - 2.8) : 68.44cm 2
.
I
~ 'I--HE 3008
I' S: Stiel = - 300 + 39.3 : - 260.7 kNm _ 175 _ 2
---+---. tm - 68.44 - 2.56 kN/cm
+-- n ----1 a)
MSA : M- Os~ : - 300 + 100 0.~67 :
b) c) In Bild 87e/f sind die Biege-
Bild 85 : - 300 +23.4 : - 276.6 kNm spannungen in den verschiedenen
Normalspannungen am Anschnitt (Randspannungen): Fasern eingetragen. Der Ver-
2.72 gleichsspannungsnachweis ist
Riegel: °-_ -1§8
100 _ 26070
+ 86970 -24.5: - 0.51.7.34: -7.85 1 +6.83 kN/cm
2
2.56 in den Volumenelementen bis CD
_ 280 _ 27660 2 CI> zu führen (vgl. Teilbild d):
Stiel: ° -- 149 + 25170 15.0 = - 1.88.16.48 : - 18.361 +14.60 k N/cm ' 32.7 kN/cm 2
d)
+12,2~
e) f) g) h)
Bild 87 2
2
Mittlere Schubspannungen: <D 0v:.jlZ.24 2+1Z.50 2 +1Z.2412.50': 21.43kN/cm <21.82kN/cm
Riegel: t m : 280/1.2(49.0 - 2,3) : 5.00kN/cm2 ; Stiel: t m : 10011,1(30.0 - 1.9) : 3.24 kN/cm 2 2 2I 2
Im Rahmeneck (Abschnitt 14.3.6, daselbst G.64/65): (1) 0V: -,jg.55 2 + 8.68 2 + 9.558.65 + 3( 2.56 + 2.7Z ) : 17.07 kN/cm
T: (T :) - 30000 + ~ _ -=.1QL _ _ + _ 2

r
2
So 28.1 46.7 246.7 228.1 - 22.86 3.00 +1.78 - - 18.08 kN/cm 0v: -V4,83 2 + 11.722+4.83.11.72+ 3(2.56 2 + 2.72 )': 16.10 kN/cm
Q)

t: 18.08/1.2 : 15.07 kN/cm 2 : konst < 18.9 kN/cm 2 Zur überlagerung der Schubspannungen vgl. Bild B8.
__._T Ein Yergleichsspannungsnachweis im Riegel- bzw. Stiel- Anmerkung: Im Bereich der Trägerausnehmung ist es ggf. erforder-
®I ~ HESOOA querschnitt außerhalb der Rahmenecke ist entbehrlich: li~:-di; Ver I agerung der Schwerachse zu berechnen. Da der Fl ansch

1
, t ~'~fbJl~
I~~I
,R
c
t m<0,5.t R,d
U~ den Yerg~eiChSspannungsnachweis im Rahmeneckbereich
des HE500B-Profils mit 28mm um 5,5mm dicker ist als der Flansch
des HE360B Profils mit 22,5mm, wird der Flächenverlust überkompen-

~
T CD <D l::: . b fuhren zu konnen, werden die Normalspannungen in den siert; Flächenvergleich:
~ 1
Harma Ispannungen: a Schnitten a, bund c der Eckpunkte CD
' @ und f3\\2J
zu- Flächenverlust: 1,25 . 2,70 = 3,38 cm 2
- sammengesteIlt, vgl. Bild 86. Es erscheint zulässig, den Flächengewinn: 0,55' 30 16,5 cm 2

15.0=::1
13.1==01
~~{I-
HE3008
~
""
.;;
Yergleichsspannungsnachweis am Ausrundungsbeginn zu
f"h
uren (F aser c ) . Da dle
. Schubspannungsberechnung im
R,h.,",,' '0" g,.;"," Pl,",1"1;"","""," '"'g,h'
(z.B. dle lnneren Hebelarme bei der Auf teilung der Mo-
LUJJ
Bild 88
b)
Auf weitere Nachweise kann verzichtet werden.
4.9.3 Vergleichsspannung bei dynamischer Beanspruchung
Im Falle einer nicht vorwiegend
m, ruhenden Belastung (Kranbau,
S ~
mente betreffend), wird dennoch empfohlen, die Yer-
gleichsspannungen entlang der inneren Flanschbegrenzung m2 lam
, + ßm z ::1 Brückenbau) gelten empirisch
nachzuweisen (Faser b):
5 ~
I -ti 4,5 hergeleitete Vergleichsspan
m2, --+-' 3 nungsformeln, vgl. Abschnitt
kH Icm
2
-y
J1!"
<D 0Y: _17.16 2 + 16.27 2 - 7.16 -16.27 + 3·15.D7 2 ' : 2968
. cm'
< 32 7lJ!"
'cm' 2 - m1 8.7.1.4. Sie werden durch jüng-
Bild 86 2 1 ste Untersuchungen als eher
(1) 0y: 26.81 kN/cm ; Q) oy: 28.95kN/cm 2; @ Oy: 26.10 kN/cm 2 o auf der sicheren Seite liegend
Neben dem Spannungsnachweis ist stets auch ein Beulnachweis zu führen! 100 10' 102 10 3 10 4
I- 0 Versuche \ \1--1-+-+-11- log HZ bestätigt [8]. Für die Stahl-
~~.!.2P~I..: Trägerkreuzpunkt, St37-3 (Bild 87) 6 1 m,:: 1-l-H- + 2,0 6
1-1- (HO:: 2'1~ llb-+- 11-1--1- og 0 bau-Dauerfestigkeit N=N D=2.10
Zwei Träger HE500B werden von zwei Trägern HE300B gekreuzt. Die Schnittgrößen unter o__6--/--l---l--I--l--.J..-I.-1--+-<l-.....-
9 ~z + 2,0
läßt sich aus [8] die Interak-
YF-~-facher Einwirkung betragen: 0 Q5 1 a mz:: 2.5 llC
og 0 tionsformel
Schnitt 1 (HE360B): U: 100kN. M: - 300kNm 60Z" 6tz"
a=--, ß=- a) b)
Schnitt 2 (HE500B) U: 175 kN. M:+525kNm Bild 89 MZ 6tz

a 3 + ß4,5 = 1
- bzw. ( ioO")3
00
+ (ito"')4,5: 1
to
(149)
- 232 - - 233 -
folgern. Der Stern kennzeichnet das gleichzeitig auftretende Ci It-Paar. Unterstellt
man,
daß für den statischen Zähbruch (N=l 10 0 ; st;eng N=1/4) die Interaktionsbeziehunq

- (~)2 +(~l =1
oB tB
(150 )

gilt, wäre zu vermuten, daß die Exponenten für den Bereich der Zeitfestigkeit zwischen
5 Elasto-statische Berechnung der Stabtragwerke (Grundzüge)
5.1 Ei nführunL
a) Baukonstruktionen sind - im Gegensatz zu den freien (mobilen) Konstruktionen des Land-,
2 bis 3 (n) bzw. 2 bis 4,5 (ß) liegen. Das führt auf die in Teilbild b eingetragene An-
See- und Luftverkehrs - ortsfeste (d.h. gelagerte) Konstruktionen. Im Hochbau sind die
weisung; tatsächlich wird die Vermutung im Trend von den Versuchen bestätigt. Geht man
maßgebenden Lasten vorrangig ruhender, im Kran- und Brückenbau vorrangig beweglicher Na-
von der Rlchtlgkelt der Hypothese aus, ist G.149 beim Betriebsfestigkeitsnachweis nicht
tur. Entwurf, Berechnung und Bemessung der Tragwerke sind Gegenstand des Konstruktiven
anwendbar, da hierbei Spannungen im Zeitfestigkeitsbereich zugelassen werden. Insofern
Ingenieurbaues; das geschieht im Rahmen des Trag- und Gebrauchstauglichkeitsnachweises.
verblelben Vorbehalte gegenüber der im EURDCDDE 3 vorgeschlagenen Interaktionsbeziehung
Grundlage hierfür bilden (im weitesten Sinne) die Methoden der Baumechanik. Treten in-
mlt den Exponenten 3 (n) bzw 5 (ß) N h M d V ..
. . . ac '" ware anzuraten, die Exponenten einheit- folge der äußeren Einwirkungen nur statische Reaktionen (ohne Trägheitswirkungen) auf, so
llCh zu 3 anzusetzen; vgl. Bild 89a.
werden die Stütz- und Schnittgrößen und die Formänderungen nach den Methoden der Bausta-
tik berechnet [lJ, im anderen Falle, d.h. bei Schwing- und Stoßbeanspruchungen, nach den
Methoden der Baudynami k [2}.
Von elasto-statischer Berechnung spricht man dann,
O~/O=f'E wenn die Beanspruchung vorwiegend ruhend ist und ein
0F I (linear-) elastisches Materialverhalten vorliegt oder
0p dieses als Näherung angenommen werden kann. Real ist
die Spannungsdehnungs-Linie der Konstruktionsstähle nur
nrcto.n E
bis zur Proportionsalitätsgrenze Ci p linear, in vielen
00 E
Fällen wird sie bis zur Fließgrenze 0F als linear an-
Bild 1 gesetzt (Bild 1). Wird die Tragwerksanalyse unter Ein-
rechnung von Plastizierungen durchgeführt, spricht man von plasto-statischer Berechnung
(Abschnitt 6).
b) Streng genommen sind alle Tragwerke räumlich strukturiert. In den meisten Fällen ist
es möglich, sie in ebene Strukturen, z.B. in Längs- und Querrichtung des Bauwerkes, zu
gliedern. Bild 2a zeigt, wie das dargestellte Tragwerk in Querrichtung in Zweigelenkrah-
men und in Längsrichtung
in Pendel stützen mit Ge-
lenkriegeln und Verbänden
gegl iedert werden kann

I 3
a)
n
(Teilbild b). Solche Lö-
sungen findet man häufig
im Stahlhallenbau. Bei Ge-

r1~.
schoßbauten ist es meist
umgekehrt: Die Tragebenen
in Querrichtung werden

I 11t~~
Bild 2 b)
durch Verbände, die äußeren
Tragebenen in Längsrich-
tung durch Rahmen stabili-
siert. Man nennt solche Tragebenen Scheiben, auch dann, wenn sie als Rahmen oder Verbände
ausgebildet sind. - Bei der Zerlegung der Tragwerke in Untersysteme ist auf deren fall-
weise unterschiedliche Steifigkeit Rücksicht zu nehmen; hierzu ein Beispiel: Bild 3 zeigt
ein Tragwerk mit Längsrahmen in den Ebenen I und 11. In den Querebenen 1 und 3 1 iegen Ver-
bände und in der Ebene 2 liegt ein Zweigelenkrahmen; Teilbild b zeigt die Systeme.
Wirkt auf diese die Horizontalkraft H ein, folgt deren Horizontalverschiebung zu:
Tragebene 1,3: Verband mi t (1 )
nur zugsteifen Diagonalen:
Tragebene 2: Zweigelenkrahmen:
(2 )
- 235 -
- 234 -
Seiles sei EA. Die Kraft kann nur in einem stark verformten Gleichgewichtszustand ab-
Annahme: 1 10m, h o 6m, Riegel IPE400, Stiele IPE300; Diagonale ADo 20cm 2 • Die Auswertung
getragen werden. Die Seilkraft S berechnet sich zu:
der Formeln ergibt: Verbandssystem: E~o95·H[kN/cml, Zweigelenkrahmen: E~o5603·H[kN/cmJ.
Das heißt: Das Verbandssystem ist (bei gleich~r Ausbildung der Riegel und Stiele) 60-mal S:t-Y EA . FZ (3)
steifer als das Rahmensystem. Werden die Windlasten über eine starre Deckenscheibe auf
die Tragebenen 1,2 und 3 abgesetzt, erhalten die Verbände aufgrund ihrer ungleich höheren Der beidseitig geweckte Horizontalzug H ist näherungsweise gleich S. Wie die Formel
Steifigkeit praktisch die gesamte Last; die Ausbildung der mittleren Tragebene als Rahmen zeigt, ist S in nichtlinearer Weise von F abhängig (vgl. Abschnitt 26.13.2).
ist im vorliegenden Fall offensichtlich nicht sinnvoll. - Mit diesen elementaren Hinwei- ~jJQjl~~ Die elasto-statische Knickkraft des beidseitig gelenkig gelagerten Druck-
sen ist dargetan, was bei der Zerlegung der Tragwerke in (ebene) Untersysteme zu beachten stabes beträgt:
ist. Z EI (4 )
FKi :Tt'7
EI ist die Biegesteifigkeit und 1 die Länge des Stabes. Wird die Knickkraft FKi von der
äußeren Druckkraft überschritten, trägt der Stab die Last mit großen Verformungen.
Die zu den in der Abbildung skizzierten Biegezuständen gehörenden Druckkräfte betra-
gen: 1,02; 1,4 bzw. 4F . Solche "überkritischen" Zustände werden bei Bauwerken nicht
Ki
verfolgt. Berechnungen nach Theorie 111. Ordnung sind nur in Ausnahmefällen erfor-
derlich; solche sind z.B. Seil- und Netzwerke (zur Seilstatik vgl. Abschnitt 16.3).

d) Im Regelfall liegen Systeme unveränderlicher Gliederung vor: Das statische System des
b) Tragwerkes erfährt unter ansteigender Last keine Änderung. Gelegentlich ist diese Voraus-
Bild 4 I setzung nicht erfüllt, man spricht dann von Systemen mit veränderlicher Gliederung: Sind
Handelt es sich um "echte" räumliche Tragwerke, z.B. um Raumfachwerke, Stabwerkskuppeln, z.B. in einem Tragsystem druckschlaffe Stäbe vorhanden, wie häufig in Verbänden, fallen
Netzwerke u.a., gelingt eine Zerlegung in ebene Systeme nicht. Bild 4 zeigt Beispiele diese Stäbe aus, wenn sie Druck erhalten (sie knicken aus). Das Tragwerk muß dann so aus-
(rechterseits: Teilfeld der Seilnetzkonstruktion über dem Münchner Olympia-Stadion).
c) In Abhängigkeit vom angestrebten Genauigkeitsgrad wird unterschieden:
I Berechnung nach Theorie I. Ordnung: Die Gleichgewichtsgleichungen werden am ~
1m'i~"'h i" di"2""'"'" Bild " "ig' hi"ru, ,ie
, ,) ==r=r1
formten Tragwerk erfüllt. Da die überwiegende Zahl der Baukonstruktionen und Bau-
teile eine sehr hohe Steifigkeit aufweisen, sind die Verformungen im Vergleich zu " ./
den Abmessungen der Tragglieder gering. Eine Berechnung nach Theorie I. Ordnung lie-
fert daher im Regelfall ausreichend genaue Ergebnisse. Die Stütz- und Schnittgrößen
sind den äußeren Lasten proportional, es gilt das Superpositionsgesetz: Die stati- cl

11
schen Größen unterschiedlicher Lastfälle können überlagert werden.
Berechnung nach Theorie 11. Ordnung: Die Gleichgewichtsgleichungen werden am verform- -9E3- +-f·-+
~dl
~ Tragwerk erfüllt, wobei in Rel ation zu den Dickenabmessungen der Bauteil.e (Stüt-

zen, Träger) "kleine" Verformungen unterstellt werden. Eine Berechnung nach Theori~ Bild 6
11. Ordnung ist beim Tragsicherheitsnachweis druckbeanspruchter Bauteile geboten, Beispiel, es handelt sich um einen Verband mit nur zugsteifen Diagonalen: In Abhängigkeit
d.h. beim Stabilitätsnachweis gegen Knicken, Kippen, Beulen. Nur auf diese Weise von der Wirkungsrichtung der Horizontalkraft H wird entweder die eine oder die andere Dia-
lassen sich die Zusatzmomente und Abtriebskräfte erfassen, die durch die Verformun- gonale auf Zug aktiviert. Die überkritische Tragkraft der jeweils anderen Diagonale wird
gen ausgelöst werden. Bei zugbeanspruchten Konstruktionen bietet eine Berechnung sicherheitshalber nicht in Ansatz gebracht. - Es gibt auch Fälle, in denen die Umgliede-
nach Theorie 11. Ordnung wirtschaftliche Vorteile, z.B. bei der Berechnung von Hänge- rung des statischen Systems nicht sprunghaft sondern stetig erfolgt, das ist z.B. bei Sy-
brücken. Das $uperpositionsgesetz ist für Lastfälle mit unterschiedlichen Normalkräf- stemen mit langen Tragseilen der Fall. Die Bilder 6b und 6c zeigen Beispiele. Der Durch-
ten nicht mehr gültig: Abschnitt 7. hang der Seile ist durch deren Eigengewicht bedingt. Unter ansteigender Last straffen sich
111: Berechnung nach Theorie 111. Ordnung: Die Gleichgewichtsgleichungen werden am ver- die Seile. Die Umgliederung vollzieht sich (kinematisch) nichtlinear. - Tritt bei Durch-
formten System erfüllt, laufträgern (in Abhängigkeit von der Anordnung bzw. Stellung der Lasten) ein Abheben der
F wobei "große" Verformüngen (nicht gesicherten) Auflager ein, liegt ebenfalls ein System veränderlicher Gliederung
(groß im Vergleich zu den vor. Bei Durchlauf trägern mit Zwischengelenken kann auch dann ein System veränderlicher
Abmessungen der Traggl ie- Gliederung vorliegen, wenn die Gelenke nur ein begrenztes Spiel aufweisen. Ist das Spiel

i! §,.
der) zugelassen sind. im Zuge der auftretenden Verformungen aufgezehrt, schließt sich das Gelenk und es stellt
4F Bild 5 zeigt zwei Bei- sich eine biegesteife Durchlaufwirkung ein. Dieser Fall liegt bei gewissen Pionier-Ponton-
Ki , s pie 1e: brücken vor. _ Tritt bei nicht-zugsteifem Material eine klaffende Fuge auf, wie z.B. in
I..ej !.b2 l j_ ~ Ein s t raff ge- der Bodenfuge ausmittig belasteter Fundamente, handelt es sich ebenfalls um ein System
j--- ~ spanntes Seil mit starren veränderlicher Gliederung.
-1--- --....,J-
Endlagern wird mittig durch Stellen sich in Tragwerken Plastizierungen ein, liegt stets ein System veränderlicher
eine Einzelkraft F belastet. Gliederung vor: Bei Ausbildung von Fließzonen oder Fließgelenken, tritt an diesen Stellen
Bild 5
Die Dehnsteifigkeit des eine kontinuierliche bzw. sprunghafte Steifigkeitsminderung ein: Das Tragwerk geht suk-
- 236 - - 237 -
zessive in ein System verminderter Steifigkeit über bis es schließlich als kinematische In Worten: Ein Tragsystem befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Summe der virtuellen
Kette versagt. Arbeiten aller Kräfte und Momente Null ist. Die (infinitesimale) virtuelle Verrückung
e) Als neue Technik wurde in jüngster Zeit di2 sogen. "aktive Verformungskontrolle" ent- kann - bei Einhaltung der Rand- und Obergangsbedingungen - beliebig angenommen werden.
wickelt [3J. Hierbei wird in das Tragwerk ein Regelsystem mit Sensoren und aktiven Kraft- Beide Prinzipe gelten für das Tragwerk als Ganzes, als auch für durch Schnitte entstehen-
gebern (z.B. in Form servo-hydraulischer Zylinder) eingebaut. In Abhängigkeit von einem de Teilsysteme desselben. An den Schnittufern werden die inneren Spannungen durch Schnitt-
Kraft- oder Verf~rmungssignal wird der Kraftgeber aktiviert und dadurch in gezielter größen ersetzt, vice versa. Sind die Schnittgrößen bekannt, lassen sich hieraus die Span-
Weise das innere Kräftespiel aktiv beeinflußt. Diese Technik setzt die ständige Verfüg- nungen berechnen (Abschnitt 4).
barkeit einer Energiequelle voraus. (Sie wird vorrangig zur Bauwerksdämpfung bei dynami- Bei ebener Beanspruchung übertragen die Stäb~ Normalkräfte (N), Quer-
scher Erregung eingesetzt.) N_~ta + I~.
kräfte (Q) und Biegemomente (M). Die positive Richtungsdefinition die-
(Alle Formen einer planmäßigen Vorspannung können in diesem Sinne als "passive Verfor- ~ I I~ ser Schnittgrößen ist in Bild 9 eingetragen (vgl. auch DIN 1080: Be-
mungskontrolle" gedeutet werden.) -7 griffe, Formelzeichen und Einheiten im Bauingenieurwesen).
IZugfoser
5.2 Kräfte und Momente Man unterscheidet null-, ein-, zwei- und dreiwertige Lager, je nach-
Kräfte (F) und Momente (M) sind gerichtete Größen mit bestimmtem Betrag. Kräfte werden
BiW 9 dem wie viele Stützgrößen an einem Lager abgesetzt werden können.
Bild 10 faßt (linkerseits) die konstruktiven Varianten in Abhängigkeit von der Wertig-
durch Einfach- und Momente durch Doppelpfeile (Rechtssinn positiv) und deren Betrag durch
die Länge der Pfeile in einem vereinbarten Maßstab gekennzeichnet. Alle Operationen mit keit a zusammen.
Das Tragwerk besteht entweder aus einer oder aus mehreren durch Gelenke miteinander ge-
Kräften und Momenten gehorchen den Regeln der Vektoralgebra, z.B. (Bild 7):
koppelten Tragwerksscheiben. Analog zu den Lagern unterscheidet man ein- und zweiwertige
-M" Gelenke. Nullwertige Gelenke gibt es nicht, dann existiert keine Bindung: N=O, Q=O, M=O.
Ein dreiwertiges Gelenk gibt es ebenfalls nicht, allenfalls fiktiv im Sinne einer kraft-
schlüssigen Verbindung: N~O, Q~O, MIO, vgl. Bild 10 (rechterseits, unterste Zeile). Ob-
licherweise versteht man unter einem Gelenk eine normalkraft- und querkraftschlüssige Ver-
Bild 7 a) looer Gelenk bindung (M=O). In
Bild 10 sind weitere
Zerlegung einer Kraft in zwei Komponenten (Bild 7a),
- Addition oder Subtraktion von Kräften oder Momenten, z.B. Bildung einer Resultierenden
(Bild 7b!c),
Q N 0 M Symbol

0 0 0 0 -_ ><
. ..
z Symbol
Gelenkformen symbo-
lisch dargestellt.

- Bildung eines Momentes als Vektorprodukt M :rx F = r·sina·F: Q·F. a ist der Norma- 0 0 x ~~- -1~
Man nennt ein Tragwerk
statisch bestimmt ge-
lenabstand von der Momentenachse bis zum Kraftpfeil (Bild 7d).
M: F· 0
1 x 0 0 ~~ 1 -1r- lagert (oder äußerlich
statisch bestimmt),
0 x 0 ~-- -C--<>-

~-~-
~~
BildB a)
x x 0
2 0 x x
~
F- 2 -e-
-- 3~m:3 ( '
z= 2.(m-l)-1
wenn sämtl iche Stütz-
und GelenkgrÖßen mit
Gleichgewichtsgleichun-
gen berechnet werden
Eine Kraft kann in Richtung ihrer Wirkungslinie beliebig verschoben werden. Eine Verschie-
x 0 x ~~ -1~ b) können, im anderen
bung quer zur Wirkungslinie um das Maß a ist möglich, wenn gleichzeitig das Moment M=F.a
eingeführt wird (in Bild 8 von 1 nach 2).
Die Stütz- und Schnittgrößen eines im Gleichgewicht befindlichen Systems können auf der
Basis des Gleichgewichtsprinzips oder auf der Basis des Prinzips der virtuellen Verrückung
o Null;
Bild 10
,~
3 x x x p;,r 3
verschieden von Null
-- Bild 11 Falle statisch unbe-
stimmt. Um festzustellen, ob ein Tragwerk statisch
bestimmt oder statisch unbestimmt gelagert ist, wird
es in seine Scheiben zerlegt. Sind in einem Momenten-
berechnet werden. Die Prinzipe sind axiomatischer Natur und voneinander unabhängig. Wegen gelenk zwei Scheiben miteinander verbunden, treten zwei, sind m Scheiben vorhanden, tre-
Einzelheiten wird auf die Literatur zur Baumechanik verwiesen. ten z=2(m-1) Gelenkkraftkomponenten auf. Bild 11b zeigt ein Beispiel: z=2(3-1 )=4G-Kom-
5.3 Grad der statischen Bestimmtheit ponenten. Sind mehrere Scheiben durch eine andere Gelenkform miteinander gekoppelt, ist
5.3.1 Ebene Stabtragwerke z hierfür entsprechend zu bilden, siehe z.B. Bild 11b; solche Fälle treten in realen
Die Kräfte wirken in der Ebene des Tragwerkes, die Momentenvektoren stehen senkrecht dazu. Systemen nur selten auf.
Die Gleichgewichtsgleichungen in der Ebene lauten: Für jede Tragwerksscheibe können drei Gleichgewichtsgleichun-

Xi und Vi sind die Komponenten der Kräfte in Richtung der Achsen des in der Ebene auf-
(5 )
~
"f
2'~~
gen formuliert werden. Der Grad der äußerlich statischen Unbe-
stimmtheit berechnet sich damit nach folgender Formel:
0=5, z=~, s=3: n=5~~-3'3=0 n=Q~z-3s (7)
gespannten Koordinatensystems; Mi steht in der dritten Gleichgewichtsgleichung für das
Ql a: Anzahl der Auflagerreaktionen (Summe der Lagerwertigkeiten)

2~2
Moment der Kraft F i , bezogen auf einen frei gewählten Punkt in der Tragebene. Die Kompo-
nentengleichgewichtsgleichungen können durch je eine Momentengleichgewichtsgleichung z: Anzahl der Gelenkreaktionen (Summe der Gelenkwertigkeiten):
(für einen jeweils anderen Bezugspunkt in der Ebene) äquivalent ersetzt werden. z=2 (m-l): Zwi schenl agerreaktionen
Das Prinzip der virtuellen Verrückung lautet: o =~, z = 2, S = 2 n = ~ ~ 2-3·2:0s: Anzahl der Tragwerksscheiben (~cheiben, ~täbe)
Bild 12 b) Das Abzählkriterium lautet:
ÖA:LFöu~LM·ö~:O (6)
- 238 - - 239 -

'.&@:W47'~
7L....~pF" =
~~
al n
statisch unterbestimmt (labil)
0 statisch bestimmt
statisch unbestimmt
(8)

2 4 6 ~ bl
Bild 12 zeigt zwei Beispiele, in bei den Fällen ist das System
~ statisch bestimmt gelagert: a) GERBER-Träger, b) Dreigelenkbo-
f~Tl cl gen. - Bild 13 zeigt ein weiteres Beispiel: Der Träger ist
äußerlich statisch bestimmt (Teilbild a). In Theorie I. Drd-

~
nung kann ein verschiebliches Lager durch einen Pendelstab er-
~2 ' setzt werden (Teilbild b), das Abzählkriterium liefert das-
, selbe Ergebnis. Zur Prüfung der innerlichen statischen Bestimmt- a) dl el
Bild 13 4 4 d) heit gilt das Abzählkriterium (Formel 7/8) analog. Bei der An-
Bild 16
wendung wird unterstellt, daß jeder Stab biegesteif ist, d.h. er wird wie eine Scheibe be- die Systeme seien statisch bestimmt, wäre falsch. Sie sind vielmehr labil gelagert. Das
handelt. Das in Bild 13a skizzierte System kann (innerlich) unterschiedlich strukturiert System a) vermag sich um den Pol P zu drehen; in den Fällen b) und c) liegt der Pol im Un-
sein, z.B.: endlichen. Würde man in allen Fällen ein einwertiges Lager einführen, das die Verschiebung
Teilbild c (Fachwerk): verhindert, erhält man ein stabiles System mit dem richtigen Ergebnis n=l. Schwieriger
a=3, z=24, s=9: n=3+24-3'9=0
liegen die Verhältnisse bei dem im rechten Bildteil skizzierten System eines Riesenrades.
Teilbild d (unterspannter Träger): a=3, z=16, s=6: n=3+16-3'6=1 Im Falle des in Teilbild d dargestellten Systems findet man für die Wertigkeit des Naben-
Bild 14 zeigt weitere Beispiele. Verschiebungs- oder Drehfedern gelenkes: m=2+8=10: z=2(10-1)=18.
stellen einwertige Lager
da r. Für die dargestellten Systeme findet man: Damit folgt:
a) a=5, z=O, s =1 a=6, z=52, s=19 : n=6+52-3·19=1
n=5+ 0 - 3 . 1 =2
b) a=5, Konstruktiv läßt sich das Nabengelenk in der dargestellten Form nicht ausführen. Reali-
z=O, s 1 n=5+0 -3·1 =2
c) a=6, z=D, s=1 stisch ist die Ausbildung gemäß Teilbild e, d.h. die Radialstreben binden in einen Gelenk-
n=6+0 - 3· 1 =3
d) a=3, z=34, 5=12 kranz ein, die Wertigkeit dieser Gelenke ist 6. Die Wertigkeit des Nabengelenkes ist 18.
n=3+34-3·12=1
e) a=3, z=24, s 7 Das Abzählkriterium ergibt:
n=3+24-3'7 =6
f) a=9, z=42, s=16 a=6, z=52+48=100, s=19+16=35 : n=6+100-3.35=1
n=9+42-3 ·16=3
g) a =5, z=16, s =6 n=5+16-3'6 =3 Obwohl sich für beide Systeme n=1 ergibt, sind sie dennoch nicht gleichwertig! Im zwei-
ten Falle vermag sich der innere Kreis (den man sich als starre Kreisscheibe vorstellen kann),
4 4
gegenüber dem äu ß eren Stabkranz l"nfl"nl"tesl"mal zu drehen, ohne daß ein Widerstand (im Sinne
,4J.~ A A 2 2 2 2 '2 einer Statik "kleiner" Verformungen) geweckt wird. Somit ist im Falle e ein innerlich la-
2 1 , , al
~ biles Teilsystem integriert, ohne daß das Kriterium diesen Sachverhalt aufdeckt. - In

~bl '6 f) 1 OIN 4112 (02.83), Fliegende Bauten, Richtlinien für Bemessung und Ausführung, heißt es in

~
Abschnitt 5.3.5 zu vorstehender Problematik: "Da die Speichen in der Regel nicht, wie ge-
I ~
2
Bild 14
,- t
1
,1 cl 2" 2
rechnet, im Wellenmittelpunkt angeschlossen werden können, handelt es sich bei der Rad-
scheibe um ein labiles System, d.h. die Nabe kann bei festgehaltenem Rad eine endliche
Drehung bis in eine stabile Lage ausführen. Um diesem Verschleiß vorzubeugen, sollten die
Speichen an der Nabe so angeschlossen werden (z.B. durch Einspannung), daß die Relativ-
Bei allen in Bild 14 gezeigten Fällen
drehung der Nabe verhindert wird."
3 existieren keine in sich geschlossenen
In der Baustatik stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, um die (kinematische) Stabi-

nD
Stabzüge. In solchen Fällen bedarf es
lität eines Systems zu prüfen, z.B.: Verfahren mittels Polplan, F-Figur, Stabvertauschung
bei der Bestimmung der innerlichen sta-
u.a. Die allgemeine Berechnungsmethode besteht darin, das Stabwerk
tischen Bestimmtheit einer ergänzenden
in seine einzelnen Scheiben (Stäbe) zu zerlegen, die unbekannten
Betrachtung. Für den in Bild 15a darge-
Stütz- und Kopplungskräfte (Gelenkkräfte) einzutragen und pro Schei-
stellten, beidseitig eingespannten Rah-
3 3 2' ~ ~ be die drei Gleichgewichtsgleichungen (G.5) anzuschreiben. (Die De-
Bild 15 al bl , cl men ergibt das Kriterium:
finition der positiven Richtung der Stütz- und Kopplungskräfte liegt
a =6, z =0, s =1 : n=6+0- 3 . 1=3
Das System ist 3-fach statisch unbestimmt. In den Fällen b) und c) denkt man sich pro im freien Ermessen.) Das liefert ein lineares Gleichungssystem mit
geschlossenen Stabzug ein dreiwertiges "Gelenk" (z=3, vgl. Bild 10). Dann kann das Kri- 3·s Gleichungen. Ist die (Nenner-) Determinante Null, ist das Stab-
terium auch in solchen Fällen angewendet werden: werk labil.
Die Vorgehensweise wird an dem in Bild 17 skizzierten System ge-
Teilbild b : a=3, z=3, s=1 n=3+3-3'1=3
zeigt. Das Abzähl kriterium ergibt:
Teilbild c : a=3, z=9, s=1 n=3+9-3.1=9
Bei der Anwendung des Abzählkriteriums ist eine gewisse Vorsicht geboten, weil es nicht a=4, z=8, s=4 : n=4+8-3·4=0
in jedem Falle hinreichend ist: Wendet man z.B. das Kriterium auf die in den Bildern Das System ist statisch bestimmt. Es wird indes unbrauchbar, weil
16a, bund c dargestellten Fälle an, erhält man n=D. Hieraus den Schluß zu ziehen, labil, wenn der mittlere Stab lotrecht steht. Das ist augenschein-
lich. Bild 18 zeigt das System im zerlegten Zustand mit den 4 Auf-
- 240 - - 241 -
N3/4 M/a
10 formulierten Gleichgewichtsgleichungen. (An Stelle der Gleichgewichtsgleichungen kann mit
[ Gleich gewic hts gleichung I äquivalenten virtuellen Verrückungen gearbeitet werden.) Eine solche Vorgehensweise ist
9
H AH - G1H - G2H,= 0 8 2 recht umständlich; in der Baustatik wurden daher die unterschiedlichsten methodischen
1 V Av + 6W + 62V - F = 0 11 76 I Varianten und Strategien entwickelt, um die Lösung der jeweiligen statischen Aufgabe zu
I vereinfachen und abzukürzen. Dabei werden folgende Aufgaben unterschieden:
Mo Gw'(o - c)/2 + G2V'o - F· 0 = 0 ,1 5
4 1 _ Berechnung der Zustandslinien für eine vorgegebene (ruhende) Einwirkung, z.B. für das
H GZH - G3H = 0 ~
/ 3 Biegemoment, die Querkraft usf. Bei symmetrischen Systemen mit halbseitiger Belastung
2 V G2V + G3V = 0 2
M/o erweist sich eine Belastungsumordnung (BU) in einen symmetrischen und antimetrischen
M2 63H • b = 0 ..... 1
~t Anteil als vorteilhaft ("BU-Verfahren"); anschließend wird superponiert.
- 0 ,n
H G1H - G4H = 0 +1 _ Berechnung der EinflußI inien für eine wandernde Einzellast F=1 (auf der Fahrbahn). Die
3 V Gw - G4V = 0 I Einflußlinie weist die statischen Werte (Einflußwerte) irgend einer Größe (z.B. des
/ Biegemomentes) eines bestimmten Aufpunktes unter der jeweiligen Laststellung auf der
M1 64V' c - 64H 'b = 0
Fahrbahn aus. Bei der Herleitung ist ggf. auf die über die Fahrbahnkonstruktion einge-
H BH + G4H + 63H = 0
11 leitete indirekte Lastabtragung Rücksicht zu nehmen. Die Einflußlinien der Stütz- und
4 V Bv - GI.V + G3V = 0 Schnittgrößen lassen sich statisch/analytisch oder kinematisch bestimmen; vgl. Ab-
Mb G4V' (0 + cll2 - G3V'0 =0 schnitt 5.4.4.
_ Berechnung der Grenzlinien für eine wandernde Lastengruppe (Lastenzug). Sie werden durch
cl dl Auswertung der Einflußlinien für die Gesamtheit aller Aufpunkte bestimmt. Für jeden
lagerkräften und 8 Gelenkkräften. Es handelt sich somit um 4+8=12 Unbekannte. Oie Gleich Schnitt gibt die positive und negative Ordinate der Grenzlinie die Grenzwerte der be-
gewichtsgleichungen für die 4 Scheiben lassen sich elementar formulieren, vgl. Bild 18c. rechneten Größe an: max Sund min S. Die Maxima und Minima der Grenzlinien geben die
Wird das Verhältnis c/a als Parameter eingeführt und z.B. F=l und a/b=2 gewählt, läßt sich Größen maxmax und minmin San; vgl. z.B. Abschnitt 21.5.4.2.
das Gleichungssystem für verschiedene Werte Einzelheiten enthält die Standardliteratur der Baustatik, einschließlich Berechnung der
-1?~<1 (9)
Formänderungen infolge N, Q, M, MT' Temperatureinwirkungen t bzw.llt, Kriechen, Schwin-
'" a - den usf.
lösen. Sind die Gelenkkräfte bekannt, folgt z.B. die Kraft in der Schrägstrebe zu:
5.4.2 Statisch unbestimmte Stabtr~g~
N3,4 -- ± (Z
G12V)
GlH +
(10) Die Gleichgewichtsgleichungen reichen nicht aus, um sämtliche Lager-, Gelenk- und Schnitt-
größen bei der Lösung der im vorangegangenen Kapitel genannten Aufgabenstellungen zu be-
Die Momente in den Riegeln ergeben sich aus (vgl. Bild 18a):
rechnen. Es bedarf zusätzlicher Bestimmungsgleichungen. Ist n der Grad der statischen Un-
(11 ) bestimmtheit, bedarf es n zusätzlicher Gleichungen. Die Vorgehensweise ist damit aufge-
zeigt: Es werden n Freiheitsgrade und zugeordnete Statisch-Unbestimmte Xi ("überzählige")
Bild 18d zeigt das Ergebnis einer numerischen Rechnung: Für c/a _ 0 wachsen die Stabkräfte eingeführt, d.h. das statisch unbestimmte System wird in ein statisch bestimmtes über
und Biegemomente über alle Grenzen, d.h. Det-O. Für hinreichend kleine Werte c/a werden führt. Man nennt es Grund- oder Hauptsystem. Wie es gewählt wird, ist freigestellt, es
die Schnittgrößen sehr groß, es handelt sich dann um ein unbrauchbares Ausnahmesystem. muß lediglich kinematisch stabil sein und sollte so strukturiert sein, daß es vom Aus-
5.3.2 Räumliche Stabtrag~ gangssystem nicht allzu sehr abweicht.
Es wird wieder unterstellt, daß jeder Stab als druck/zug-, biege- und torsionssteife
Scheibe angesehen werden kann, d.h. er vermag die Normalkraft N, die Querkräfte Qy' Qz'
~ 4 A A.~, Bild 19 zeigt an zwei Beispielen eine un-
günstige und günstige Wahl des Grundsystems.
die Biegemomente My' Mz und das Torsionsmoment Mx=M T abzusetzen. Diesen sechs Schnitt-
größen stehen pro Stab (Scheibe) sechs Gleichgewichtsgleichungen gegenüber: ""0fl f, #.~2Xl
Bei ungünstiger Wahl erhält man ein numerisch
schlecht konditioniertes Gleichungssystem.

LX = O. LV =o. r.z = O. [Mx = O. [My = O. rMz = 0 (12)


~~2
,f)k®~ "iir ~ ~1
® 1 X2
Dieser Gesichtspunkt hatte ehemals große
Bedeutung, als die Gleichungssysteme von
In Erweiterung zu den ebenen Stabwerken werden null- bis sechswertige Lager (a) und bei al - bl hand gelöst werden mußten. Bei Computer-
den Koppelstellen ein- bis sechswertige Gelenke (z) unterschieden. Sie bauen sich aus Bild 19 u: ungünstig, g: günstig rechnungen mit großer Mantisse ist der Ge-
den in Bild 10 dargestellten Formen auf. Das Abzählkriterium lautet demgemäß: sichtspunkt weniger relevant.
Getrennt für die äußeren Einwirkungen (Lasten, Temperatur, Lagerverformungen) und die
n =a + Z - 6s (13 )
Einheitszustände X =1 (der Reihe nach für k=1 ,2, .. n) werden die Schnittgrößen im Grund-
k
system berechnet und hieraus an den Schnittstellen i (die als Freiheitsgrade eingeführt
5.4 Berechnung der Stabtragwerke
5.4.1 Statisch bestimmte Stabt~gwerke
wurden) die gegenseitigen Verformungen ° bestimmt:
Per Definition reichen bei statisch bestimmten Systemen die Gleichgewichtsgleichungen Einwirkung (X k= 0) : 0iD ( 14)
aus, um sämtliche Lager-, Gelenk- und Schnittgrößen zu berechnen. Die allgemeinste Be- Zustand Xk =1 Öik
rechnungsform ist in Abschnitt 5.3.1 beschrieben: Es werden bei ebenen Stabwerken 3.s (Erster Zeiger: Ort, zweiter Zeiger: Ursache.) Nach MAXWELL gilt bik=b ki · An jeder Schnitt-
und bei räumlichen Stabwerken 6·s Gleichgewichtsgleichungen aufgestellt. Dieses Gleichungs- stelle i wird eine Verträgl ichkeitsgleichung formuliert, die besagt, daß die Summe aller
system wird nach den unbekannten Lager- und Gelenkgrößen aufgelöst. Von diesen ausgehend gegenseitigen Verformungen infolge der äußeren Einwirkungen und der Unbekannten Xi Null
berechnen sich die Schnittgrößen stabweise durch Legen von Rundschnitten aus den lokal
243 -
- 242 -
inneren virtuellen Kräfte sein muß, die Gleichung:
sein muß: n
L Xk5ik
k=l
+ 5iO = 0 ( i =1. 2, ... n) ( 15 )
15- + 1&= IN Ndx +
-
JmLdX - MM
+ /l1M..dx + /~GITdx +
/
NClt! dx +
I MClt l16t dx ( 21)
Man nennt diese n Gleichungen auch Kompatibiritäts- oder Elastizitätsgleichungen. Die Lö- F M EA GAG EI T
sung des n-gliedrigen Gleichungssystems liefert die n Statisch-Unbekannten Xk . Die Stütz- Die Integrale erstrecken sich über das gesamte Stabwerk. Die Schnittgrößen sind Funktio-
und Schnittgrößen folgen durch Superposition aller Teilzustände: nen von x, z.B. lineare, quadratische, kubische .,. Das gilt auch für t und 6t. Die In-
tegrale lassen sich geschlossen lösen sofern die Steifigkeiten (EA, GAG' EI, GI T , h) und
5 = 50 + LSkX k ( 16)
Cl bereichsweise konstant sind; das liefert die bekannte 5 ik -Tafel. Bei kreisförmigen
So steht für eine statische Größe infolge der äußeren Einwirkung und Sk für dieselbe s~abformen treten Integrale über Kreisfunktionen auf, auch sie lassen sich geschlossen
Größe infolge Xk =l, jeweils im statisch bestimmten Grundsystem. - Man nennt diese Vorge-
lösen (vgl. Abschnitt 5.4.3.2).
hensweise Kraftgrößenverfahren, weil Kräfte und Momente als Unbestimmte fungieren. We- Noch zwei Ergänzungen: Sind im Tragwerk Federn integriert (Bild 20),
sentliche Grundlage des Verfahrens ist die Kenntnis der gegenseitigen Verformungen. Sie
werden üblicher Weise mit Hilfe des sogen. "Arbeitssatzes" berechnet (vgl. Abschnitt
t ~
und sind die Federreaktionen infolge der virtuellen Hilfsangriffe

c~
IMT) N, M bzw. MT' sind deren virtuelle Arbeiten:
5.4.3). - Neben dem Kraftgrößenverfahren steht das Verformungsgrößenverfahren als lei-
stungsfähige baustatische Berechnungsmethode zur Verfügung (man spricht auch vom Weg-
größen, Formänderungs- oder Deformationsverfahren). In der Version als Momentenausgleichs-
,
& K
(KT)
Nu, MIj) , MT~
(22)

u,<P und ~ sind die Federverformungen infolge der wirklichen Belastung:


verfahren ist es bei hochgradig statisch unbestimmten Träger- und Rahmensystemen dem Kraft-
größenverfahren überlegen. Das Kraftgrößenverfahren ist das ältere (quasi das klassische)
t a) b) u= ~
(23)

Verfahren. Systeme mit unregelmäßiger Konfiguration sowie Sonderprobleme lassen sich hier- Bild 20
mit von Hand einfacher bearbeiten; es ist auf zentralsymmetrische Flächentragwerke er- C, Kund K sind die Fe d er kons t an t en. Somit tritt zu G.21 noch der Ausdruck
T
weiterbar, auch auf Platten [4J. Das Verformungsgrößenverfahren geht auf MANN und OSTEN- (24 )
FELD [5] zurück. Zum verallgemeinerten Kraftgrößen und Formänderungsverfahren vgl.
HEES [6J und zur einheitlichen Darstellung der klassischen Verfahren der Stabstatik vgl. rechterseits hinzu. Die Federkonstan t e C 1S . tals J'ene Kraft definiert, die eine Verschie-
KIENER [7]. Die methodischen Varianten u.a. in Differenzen-, Operatoren- und Matrizendar- bung "Eins" bewirkt und die Dre hf e d er kons t an t e K a ls J'enes Moment, das eine Verdrehung
stellung sind sehr zahlreich, vgl. u.a. [8l. "Eins" (im Bogenmaß) hervorruft; z.B.:
5.4.3 Berechnung der Verformung~n (Verschiebung~ und Verdrehungen) (25 )
[c] = [m/kNJ, [K] = [l/kNm]
5.4.3.1 Arbeitssatz
Tritt als äußere Einwirkung eine Lagerverschiebung oder verdrehung auf und ist FA die
Mit dem Arbeitssatz lassen sich die Verformungen eines Stabtragwerkes in ausgewählten
Auflagerkraft und M das Einspannmoment im Lager unter dem virtuellen Hilfsangriff, lei~ .
Punkten nach Größe und Richtung berechnen. Der Arbeitssatz beruht auf folgendem Gedanken- A
sten sie bei der Lagerverschiebung u bzw. bei den Lagerverdrehungen <PA und ~A d1e Arbe1ten.
gang: In Richtung der gesuchten Verschiebung oder Verdrehung wird eine virtuelle Hilfs- A
kraft F=l bzw. ein virtuelles Hilfsmoment M=l angesetzt. Ist eine gegenseitige Verformung (26 )
gesucht, wird ein virtuelles Kraft- bzw. Momentenpaar eingeprägt (das beim Kraftgrößen-
verfahren mit dem Zustand Xk =l identisch ist). Für diesen Hilfsangriff werden die Schnitt- Diese Anteile treten ebenfalls rechterseits in G.21 hinzu; u A' <PA und ~A sind die gege-
größen bestimmt, z.B. N, Q, M. Nunmehr wird auf das so (virtuell, d.h. "gedacht") belaste- benen Widerlager-Verformungen (hier als positiv unterstellt, wenn sie dieselbe Richtung
te System jene reale (äußere) Belastung zusätzlich aufgebracht, für welche die Verformung wie die Stützgrößen haben; real sind sie im Regelfall negativ!). In dieser Weise sind
am Ort und in Richtung des Hilfsangriffes gesucht ist; dieser Belastung sind die Schnitt- auch eingeprägte "Verformungs-Vorspannungen" zu behandeln. "Kraft-Vorspannungen" sind
größen N, Q, M zugeordnet. F=l und M=l erfahren hierbei eine Verschiebung 5 F bzw. Ver- eingeprägten äußeren Lasten gleichwertig.
drehung 5 M; deren virtuelle Arbeit ist:
5.4.3.2 Integ~t~
15 bzw.
f
15 (17) Der im vorange-
M gangenen Abschnitt
Die (inneren) Schnittgrößen des virtuellen Zustandes leisten ebenfalls eine Arbeit. Am
Stabelement dx werden folgende (infinitesimalen) virtuellen Arbeitsanteile geleistet: erläuterte "Ar-
beitssatz" dient
(18 )
zur Berechnung
einer punktuellen
E ist die Dehnung, y die Schubgleitung, x die Biegekrümmung und ~'die Verdrillung (Ver-
Verformung. Hier-
windung) im Schnitt x infolge der eingeprägten (realen) Belastung. Bei Temperaturein- v
zu wird am Ort
wirkung treten noch die Anteile und in Richtung
NClj!dx und MClt%dX (19) der gesuchten Ver-
hinzu. (Cl t : Temperaturausdehnungskoeffizient, t: Temperaturzunahme, 6t: Temperaturgra-
dient. ) Wird für E, y, x und~' das jeweil ige Elastizitätsgesetz eingeführt,
V: Eigenlust
H: Windlust -------- ---- M -----
formung der "Hilfs-
angriff" 1 ange-
setzt und hier-
~ _ N ~ _M (20)
~-rr' Y--GAG'
Q ~-IT
infolge V M ------- für der virtuelle
infolge H . f NI -------V • Schnittgrößenzu-
und über alle Stabelemente dx integriert, folgt aus der Bedingung, daß die Arbeit der In 0 ge
Bild 21
äußeren virtuellen Kräfte gleich der Arbeit der hiermit im Gleichgewicht stehenden
- 245 -
- 244 -
stand N, Q, M und MT bestimmt. Ist die gesuchte Verformungsgröße 5 eine Verschiebung,
wird die Kraft F=1 eingeprägt, ist 5 ein Dreh- oder Drillwinkel , wird das Moment M=1 bzw.
, ft dx ft·sinx dx I'·cosx dx
MT=1 angesetzt. Aus der überlagerung des real~n mit dem virtuellen Schnittgrößenzustand x - cos x sinx
1
folgt die gesuchte Verformungsgröße (vgl. G.21):
x2 sin x - x·cosx cos x + x·sin x
x t
EA EI GA 6 GIr
I
15= / NN dx +/ MM dx +/ aä dx + MTMT +1lt/(tN + Äht Mldx ( 27)
sin x - cos x 1(X- sinx'cosx) t sin2x
Bild 21 steht stellvertretend für einen realen Beanspruchungszustand: Ist z.B. die lot- tsin2x ~(x +sinx·cosx)
cos x sinx
rechte Durchbiegung gesucht, sind die Schnittgrößen N, Q, M und MT für V=1 zu berechnen _ 1 cos3x
1 sin3x
und mit den in Bild 21 skizzierten Zuständen zu überlagern. In diesem Falle handelt es sinx·cosx tSiJx 3
t
3
sich um die überlagerung einfacher Flächen. Die Integrale gemäß G.27 erstrecken sich je-
sin 2x t l x - sinx·cosx I -cosx + cos 3x 1 sin3x
3
weils über jene Stabbereiche, in denen zugeordnete reale und virtuelle Schnittgrößen auf-
treten. - Zur Berechnung von AG vgl. Abschnitt 26.8. - cos2x ~ (x +sinx-cosx I -t co$lx sin x -1 sin3x
Ist bei der Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke die gegenseitige Verformung ge- l(x+sinx.cosx -2sinx.cos3x) _1 cos 4x
sinx·cos 2x _.lcos 3x ~
sucht, ist das gegengleiche Kräftepaar F=1 bzw. Momentenpaar M=1 einzuprägen. 3 B
1 sin4 x 1(x +sin x· cosx - 2sin x-cos3x)
Bei der praktischen Berechnung ist es zweckmäßig, die Arbeitsgleichung mit EIe durchzu- cos x.sin2x lsin 3x 4 8
3 2
multiplizieren, dann erhält man den EIe-fachen Verformungswert: 1(x2+sin2x - 2x·sinx·cos x J _ 1 I x - sinx·cosx - 2x·sin x)
x·sinx sinx - x·cosx 4 4
x·cos x cos x+Hin x -t (x - sinx.cos x - 2x.sin 2x J 1 (x 2 _sin2x + 2x·sin x-cos x)
4

Bild 24
mittels der Trapez- oder SIMPSüN-Formel integriert werden:
Elementgrenzen kann entweder
(29)
Trapezregel : A=~ ( fo +21, + 21 2+ . + 2ln_l • fn )
(30)
SIMPSON-Regel: A=Ä~ (1 0 + 411 + 212 + .. +210 _2+ 41n_1 + fn )
Letztere unterstellt eine parabolische Approximation von f(x) über jeweils zwei Unterele-
mente 6x; über Unstetigkeiten hinweg darf mittels der SIMPSON-Formel nicht integriert wer-
den; solche Unstetigkeiten (z.B. im Steifigkeitsverlauf) sind als Randstellen zu ~ehandeln.
Bei parabolischer Approximation über zwei Elemente (Bild 22a) lautet dle Formel fur den
Flächeninhalt:
(31 )

~~~
. ergl'bt G.30. - Im Falle Äx~konstant (Bild 22b) gilt:
Die paarweise Aufsummlerung
(32)
A= ~~~ [(2a-blbl, + (a+b)2 12 + (2b- alaI 3]
a--l-a--l
Bild 22 a) 5.4.3.3 Einfluß von Anschlußexzentrizitäten und Anschlußnachgiebigkeiten
Ein exzentrischer Anschluß von Zug- und Druckstreben oder ein Schlupf von Verbi~dUngs­

~
~i
mitteln wirkt sich als Reduzierung der Dehnsteifigkeit und damit in einer Vergroßerung der
lIIIlIIIlII i ....:aJJ1I111 1( IJIIIIIIIllr ~T 4lJ1J1III) 1 _-a:LI1:F Formänderungen aus. Das gilt in erster Linie für fachwerkartige Struktur~n_ Dle .ge~annten
l-I-J l-l-l l-l-J 1-1-11 1-1-1 1-1-1
quadratische Parabeln 1:\~~1 Einflüsse werden zweckmäßig bei Anwendung der Arbeitsgleichung mittels elner (flktlven)
reduzierten Dehnsteifigkeit der einzelnen Stäbe erfaßt: red EA.
lIIJIlJlIIII, f-i lf-i
2
ttH( +Ir ) In
3
In
3 1"f
3 tf.f Exzentrischer Anschluß: Für den in Bild 25a darge-

...a11II1III , 1-
if.f '13,.,- 1 - -
61-1 'I +2-frl
1 -
Jf.f in
12
1 -
rf.f
1
611 -
+a.).f.'
stellten Fall beträgt die gegenseitige Verschiebung
der Kraftangriffspunkte infolge der Normalkraft N=S
,~ In
2
1,·1
6
1 --
6H2"1 +'rJ In
3
lf-f
~
.lf·i
12
5111 +ß)·f.f- und des (trapezförmigen) Exzentrizitätsmomentes:

'111IllIlIIIll fr
1 -
I('I+Hf
1
6 (fl+2·frH
- t[ fd2·11+lr)+ 1
J( f(+frH
- 1 - 1 -
i2131t+5'frH i2(fI+JfrH
1(( 1+(3J'1I +
6 (l.a.)"rH
Ä[- 2,,[ + ..2L.re,(2e, + e2) + e2(2e2 +e,)] =
- EA 6EI
fdl( +Hrll
~ IH lt-f 1 - -
JH'I+fr) !H
15
lf.f
15
1 -
5'f.f ~1+a.·ßlt.j = ESA 1+ lE\ (et+ e,e2 +el) (33 )
3 3
2 - 7- -,,(5- ß-ß2-
411IlIIlJ.TII , j'f.f ~'.i ~'-(3.il·5·TrJ j5'" ~f.f %',1 1
H·f (Der zweite Anteil folgt aus der überlagerung zweier

,lllllll1:I:tb. 2-
J'"
1-
1 -
r'"
1 -
1 - -
j2H5-'( +Hr)
7 -
-f.f
15 *,., 2f -
15 .' 12{ 5- a.-a JN-
1
1
2
2-
..------:-:-::-------..
j--- red EA
.. --I--~
l d)
Trapezflächen, vgl. Bild 23). Die gegenseitige Ver-
schiebung wird mit der Längenänderung eines gleich-
~f"
~, 1 iI+3-t-r ) 1 -
Jf.f l;.f-f j2f.( 5'" +t·1 12(1+0.+0. H' langen, zentrisch beanspruchten Ersatzstabes mit
5 Bild 25
,lrnJ:z-... '13,.,- 1 - ) -- 1-
1'·1 3ö,.,
1 -
#1+ß+ß 2).f.f
fl' i2f.(3·'1 +'rl s'" 15
~ '12,.,- 1 -
r'"
1 - -
'"(H't +'r)
5 -
li'" .lZ(1
~8
7 -
~",
1 3_~·a2 ti
12'-"
Bild 23 I Fnktnr' I blW I/FIJ
- 246 -
- 247 -
der fiktiven Dehnsteifigkeit red EA gleichgesetzt (Bild 25d):
1- S
I::. - redEA 1 (34 )
Das ergibt:

1
redA

Für die in den Teilbildern


: T1 +
1( 2
TI e, + e,e2 +e2
2)
- redA
1
A 1 2 2
+ 3T(e, + e, e2 + e2 )
und c dargestellten Sonderfälle lauten die Berechnungsfor-
(35 ) a)

meln:
Sonderfall e, : e2 : e : Sonderfall e, : -e2 : e :
(36a/b)

Schlupf von Anschlußmitteln: Der Gesamtschlupf betrage I::.l . Dann liefert eine analoge
Rechnung wie oben: s
d3)
Realer Stab: 1::.1 : 2..1 + I::.I S Ersatzstab: _S_I (37a/b)
EA
Gleichsetzung:
red EA Bild 26
red EA : 1 sammen, er g l· bt sl·ch auf diese Weise der gegenseitige Drehwinkel der
. bei den Gelenk-
EA I::.ls EA (38 ) schnittufer (Teilbild d2). Entsprechend findet man die gegenseit1ge Drehung zweier
1+ -S-·-I-
Der Schlupf 1::.1 S ist in Höhe der zur Gebrauchslast oder Bemessungslast benachbarter Fachwerkstäbe (Teilbild d3).
gehörenden Anschluß- In allen Fällen sind zunächst die Stütz- und Schnittgrößen des realen La~tzustandes zu
kraft Saufgrund von Versuchen oder Abschätzungen anzunehmen.
Beispiel: b h (ggf einschließlich Temperatureinwirkung und Widerlagerversch1ebung). Dann
erec nen • .. ) . d) rmittelt
- - 2c 300 : A: 2 x 58,8 : 117.6 em 2 ; I: 600em 1
red EA : --:-::-::-:--'::-:--2-:.0-,25=-· EA : 0,9014 EA
werden die Stütz- und Schnittgrößen des virtuellen Zustandes gemaß a b1S e
1 + 21000·117. 6 und die gesuchte Verformung mittels des Arbeitssatzes bestimmt.
zulS: 16117,6 : 1882 kN; I::.l : 20,25 mm
s 1882 . 6000 5. 4 . 3. 6 V~r tau s c hu..!l9 s s atz

_ ---~
Für Niet- und Paßschraubenverbindungen ist pro Niet- bzw. Schraubengruppe unter Gebrauchs-
lasten (zulo wird ausgenutzt) bei Konstruktionen aus St37 0,2mm und bei Konstruktionen aus
~,_Fi_:_1_~_"" ...... . ~_Fi_=_'-~-2!l
St52 0,3mm anzusetzen (DIN 18809 (09.87), vgl. auch DIN 18800 TI (11.90), Element 733).
5.4.3.4 Reduktionssatz
,ci A .j& k 'J?JJ'.'! ~ A
Mit dem Arbeitssatz können die Verformungen statisch bestimmter und statisch unbestimmter
Stabtragwerke (auch räumlicher) berechnet werden. Dabei ist es zulässig, den virtuellen
Hilfsangriff nicht am statisch unbestimmten System sondern am statisch bestimmten Grund-
system anzusetzen; die Wahl dieses Grundsystems ist freigestellt (und muß nicht mit jenem
Grundsystem übereinstimmen, das der statisch unbestimmten Rechnung des realen Lastzustan-
des zugrundelag). Diese Modifikation vermag den Rechenaufwand i .a. erheblich zu reduzie-
ren. Auf den Beweis dieses sogen. "Reduktiönssatzes" wird hier verzichtet.
5.4.3. 5 Grundaufg~
Bei der Ermittlung punktueller Verschiebungen und Verdrehungen mit Hilfe des Arbeitssatzes
lassen siCh folgende Grundaufgaben unterscheiden (Bild 26):
b1) b2)
a) Ermittlung der Verschiebung eines Systempunktes: In Richtung der gesuchten Verschie- U 5 - =1- ange b rac ht ; diesem Zustand ist
. zu bestimmen, wird in k die virtuelle Kraft F
bung wird die virtuelle Kraft F=l aufgebracht (Teilbild a). k
Mm zugeordnet.
k1 . Mi folgt 5 ki' W"1r d d·e
Aus der überlagerung m1t 1 _gleiche Aufgabe
. . wechsel-
b) Ermittlung der gegenseitigen Verschiebung (Abstandsänderung) zweier Systempunkte: k
seitig .
gelöst, ergibt sich 5 ik (B11d 27al, 2) . Da Mi= Mi u nd Mk--M k ist ' slnd d1e Form-
In Richtung der gesuchten gegenseitigen Verschiebung wird an jedem der bei den Punkte änderungs integrale gleich, somit gilt:
je eine virtuelle Kraft F=l gegengleich aufgebracht (Teilbild b1). Fallen die beiden 5ki : 5ik (39)
Punkte zusammen (im Sinne von zwei Schnittufern), ergibt sich in derselben Weise die
gegenseitige Versetzung (Teilbild b2). Vorstehende überlegung läßt sich identisch auf die Fälle Kraft-Moment (Bild 27b) und Moment-
c) Ermittlung der Verdrehung eines Systempunktes: In Richtung der gesuchten Verdrehung Moment ..ubertragen; ses
t t gl·lt G.39, Das ist der Inhalt des MAXWELL-schen
. Vertauschungs-
wird das virtuelle Moment M=l angebracht (Teilbild cI). Soll bei einem Fachwerk die satzes (als Sonderfall des BETTI-schen Satzes); er setzt die GÜltig~e1t d~S überlage-
Drehung eines Stabes bestimmt werden, wird das Moment in ein normal zum Stab gerichte- run ssatzes voraus. Diese Voraussetzung ist in der linearen Baustat1k erfullt. (In der
tes, in den Nachbarknoten angreifendes Kräftepaar zerlegt (Bild 2c). 1· 9 n Statik werden die Lösungssysteme von linearen Different1algle1chungen beherrscht.
1neare . 11 ü d ng so
d) Ermittlung der gegenseitigen Verdrehung zweier Systempunkte: In Richtung der gesuchten Insofern gilt der überlagerungs- und Vertauschungs satz auch in Theor1e . r nu , -
gegenseitigen Verdrehung wird an jedem der beiden Punkte ein virtuelles Moment M=l lange die Normalkräfte und damit die Stabkennzahlen E aller Stäbe (unabhängig von der.
gegengleich aufgebracht (Teilbild d1). Fallen die beiden Punkte in einem Gelenk zu- äußeren Belastung) konstant sind (eine i .a. nicht erfüllte Voraussetzung.)) In Theorle
- 249 -
- 248 - L!-n.f..:ll!J?..1~i~tJ!c-M....:. Es wird ein Gelenk eingefÜhrt und dem Träger die virtuelle Verdrehung
IIl. Ordnung gelten Oberlagerungs- und Vertauschungssatz nicht, z.B. in der Seilstatik.
6 =1 (entgegengesetzt zu +M) erteilt (Bild 28c):
Zusammengefaßt gibt es vier Gruppen von Hauptvertauschungsrichtungssystemen für zwei M (41 )
Punkte i und k [12]:
am Punkt am Punkt k Schlußfolgerung wie zuvor. - Bild 29 zeigt weitere Beispiele zur Ermittlung einer Einfluß-
Kraft und Verschiebung Kraft und Verschiebung linie: a) für das Biegemoment und b) für die Querkraft eines Einfeldträgers. Teilbild c
Kraft und Verschiebung Moment und Verdrehung verdeutlicht, daß die Einflußlinie für die Normalkraft in diesem Falle Null ist. Teil-
Moment und Verdrehung Kraft und Verschiebung bild d zeigt die Einflußlinien für Mund Q eines Kragträgers und Teilbild e für einen Ge-
Moment und Verdrehung Moment und Verdrehung l e nkt r ä ger (f ür ein e n aus ge wä h l t e n Auf Punk t ). Te i 1 bi 1 d f er 1 ä ut e'r t, wie die Ein fl u ß 1 i nie
Vgl. auch [13}. einer Oiagonalstabkraft bestimmt wird. Oie Längenänderung 1 bewirkt eine Verschiebung der
Einheitskraft um l/sin~. Man beachte, daß es sich um virtuelle (infinitesimale) Verrückun-
5.4.4 Einflußlinien für Stütz-, Schnitt- und Verformung~größen [14J
gen handelt, die in den Figuren überzeichnet erscheinen: Die Verschiebungspläne basieren
Wegen der großen baupraktischen Bedeutung wird kurz auf die Herleitung der Einflußlinien
auf der lnfinitesimalkinematikl Da ein statisch bestimmtes Stabwerk durch die Einführung
eingegangen:
eines Freiheitsgrades ein kinematischer Mechanismus wird, verlaufen die Einflußlinien der
Um.die Ein~lußlinie einer Stütz- oder Schnittgröße nach der kinematischen Methode zu be-
st1mmen, WHd Stütz- und Schnittgrößen statisch bestimmter Systeme ausschließlich geradlinig, aus dem-
h't d ' 1m .. zugeordneten Aufpunkt (für den die Einflußl in'1e gesuc h t · ) e1n
1st · Fre1- .
selben Grund verlaufen sie bei statisch unbestimmten Systemen krummlinig (außer für M in
Ve1 sgra . e1ngefuhrt und anschließend eine virtuelle Verrückung 1 1n . Form e1ner
. .
v1rtuellen
jenen Stabbereichen, die statisch bestimmt angelenkt sind). Denn ein statisch unbestimmtes
ersch1ebung. . oder . in. Form
. einer virtuell en Ver d re h ung e1ngepragt
. .. und zwar entgegengesetzt
zur pos1t1ven Oef1n1t10n der Stütz- oder Schnittgröß e 1m . Auf pun k t. E1ne
. v1rtuelle
. Ver- System wird durch Einführung eines Freiheitsgrades allenfalls statisch bestimmt, hier
schiebung wird eingeprägt, wenn die Einflußlinie einer stellt die virtuelle Verrückung eine Zwangsverformung dar.
Die Einflußlinie für eine
Kraft gesucht ist und eine virtuelle Verdrehung, wenn Verformungsgröße, z.B. für
al die Einflußlinie eines Momentes gesucht ist. Hierzu die Durchbiegung oder für

~.~.
einige Beispiele: Bild 28a zeigt einen Kragträger, ge- den Drehwinkel eines be-
sucht sind die Einflußlinien für die Stütz kraft A (Auf-
. k stimmten Aufpunktes, be-
lagerkraft) und für das Einspannungsmoment M; deren po-
bl ik k
rechnet man zweckmäßig auf
sitive Richtungen liegen gemäß Eintragung fest. der Basis des MAXWELL-sehen
Ö'k / Auftrngung des
1\1111\ liliE IIII f?illlll E- Linie
für A
~~~j_!U~fÜr~ Es wird ein Transversalgelenk einge-
fuhrt und dem Träger die virtuelle Verrückung 6A=1 (ent-
",
...._- ----~-
...............
6ik M.
,-
-'1"'--- _2/ Eintluftwertes Öi k
unter Fk=1
Vertauschungssatzes (Ab-
I k schnitt 5.4.3.6). Hierzu

~
Fi=lk _~

~----"'I"::'-"
gegengesetzt zu +A) erteilt. Oie den Träger belastende . .~ Biegelinie intolge Fi =1 ein Beispiel: Gesucht sei
cl Einheitskraft F=l folgt der (Starrkörper)-Verrückung. ,,' "'"" I bzw. Mi =1 " Einfluß- die Einflußlinie für die
~~ Gleichgewicht herrscht, wenn die Summe der virtuellen ki bl linie tür Öik =Öki
~H
30
Bild al Durchbiegung 6 des Auf-
E- Linie Arbeiten Null ist (Bild 28b):
für M punktes i eines einfachen Balkens (Bild 30a). Steht die Einheitskraft im Punkt k (F k=l),
l----l -A6A +FÖF ~ 0 ...... -Al + 16F~ 0 ...... A ~ ö F ~1] (40) beträgt die Durchbiegung in i: Ö . Dieser Einflußwert wird im Punkt k aufgetragen. Durch
ik
Anmerkung.: Stimmt die Somit ist die Verrückungsfigur identisch mit der ge- mehrfache Wiederholung ergibt sich die gesuchte Einflußlinie. Nach dem MAXWELL"schen
Verschiebungs richtung suchten Einflußlinie.
der Fahrbahn mit der Vertauschungssatz gilt:
Bild 2B Richtung von F=1 über- (42 )
ein, ist die Einflußordi- Oaraus folgt: Die Einflußlinie für die Verschiebung Öik des Aufpunktes i infolge der wan-
~ate PO:v,viceversott F= 1~ dernden Einheitskraft F =l ist gleich der Biegelinie B ki infolge der im Aufpunkt angrei-
k
fenden Einheitskraft F =l; Bild 30a verdeutlicht diesen Sachverhalt. Entsprechend gilt:
, ~tl '= . +11 I . i
Die Einflußlinie für den Drehwinkel 6 des Aufpunktes i infolge der wandernden Einheits-
,fJk ~l A A? 4, M
ik
t· x/I
Q kraft F =l ist gleich der Biegelinie 5 ki infolge des im Aufpunkt angreifenden Einheitsmo-
k
mentes M =l (Bild 30b).
Liegt deri Aufpunkt nicht auf der Fahrbahn, handelt es sich um eine indirekte Belastung.

el I .f.L: Fuhrbuhn

al b)
i
'M~
-- H
t4
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I A i
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~M
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4
I I I I I
C3
A -t---ll
Ob
?7?? + 11 Einfluft!inie
Bild 29 cl d) für 0 f) Bild 31
- 251 -
- 250 -
Flächentragwerke (Scheiben, Platten, Schalen) i .a. geschlos-
Bild 31 zeigt ein Beispiel. In Teilbild c ist erläutert, wie die Einflußlinie für eine gleichungen in der Statik der
hier die Matrizenmethoden auf energetischen Prinzipien und
direkte Belastung abzuändern ist, um daraus die Einflußlinie für eine indirekte Belastung sen nicht lösen lassen, bauen
. l't n Näherungslösungen und
zu erhalten. Die Richtigkeit dieser Modifikatjon folgt aus einfachen statischen oder kine- Methoden auf (RITZ, GALERKIN); sie erlauben dle Her el ung vo
matischen Oberlegungen. - Am Beispiel des in Bild 32 dargestellten (statisch unbestimmten) bilden die Grundlage für die Methode der finiten Elemente. . .
Zur Matrizenstatik der Stabtragwerke und zur programmentwicklung.stehen lnzwlschen zu-
Tragwerkes wird das Ergebnis zusammengefaßt:
Verfügung [161, das gilt auch fur dle Methode der fini-
- Die Einflußlinie für eine Stütz- oder Schnittgröße eines Aufpunktes i folgt durch Ein- sammenfassende Darstellungen zur
Zur Entwicklung der t10dellstatik vgl. [18l.
führung eines Freiheitsgrades im Aufpunkt i in Richtung der Stütz- oder Schnittgröße ten Elemen t e [17] . -
und Einprägung der Verrückung 1 entgegengesetzt zur positiven Richtungsdefinition der
Stütz- bzw. Schnittgröße. Hierfür wird die (virtuelle) Verformung des Systems berech-
net: Die Biegelinie der Fahrbahn ist die gesuchte Einflußlinie. Es versteht sich, daß
solche Rechnungen umfangreich und schwierig ausfallen können. Ein Nachteil der kinema-
tischen Methode ist darin zu sehen, daß die Einführung des Freiheitsgrades im Aufpunkt
in Abhängigkeit von der Stütz- oder Schnittgröße eine Systemveränderung bedeutet. Bei
einer Computerberechnung ist dieser Gesichtspunkt weniger bedeutend, wohl bei einer
Handrechnung. Deshalb wurden die Einflußlinien statisch unbestimmter Stabtragwerke früher
eher statisch, d.h. auf der Grundlage des Kraftgrößen-Verfahrens berechnet, was die In-
vertierung der öik-Koeffizientenmatrix erfordert, eine insgesamt sehr aufwendige Rech-
nung. Die kinematische Methode ist prädestiniert für eine Berechnung nach dem Verfor-
mungsgrößen-Verfahren.
- Die Einflußlinie für eine Verformungsgröße eines Aufpunktes i ist gleich der Biege-
linie der Fahrbahn für die im Aufpunkt in Richtung der Verformungsgröße angreifende
Einheitskraft 1; handelt es sich um die Einflußlinie für eine Verdrehung (auch Drillung
im Sinne der ST-VENANT-schen Theorie), wird das Einheitsmoment 1 angesetzt. Mit Hilfe
der in Bild 32b eingezeichneten Einwirkungen können die Einflußlinien der vertikalen (V)
und horizontalen (H) Verschiebung und des Drehwinkels (M) bestimmt werden.
5.5 Allgemeine Hinweise zu den Berechnungsverfahren der Stabstatik
Die Elasto-Statik der Stabtragwerke ist eine im wesentlichen abgeschlossene und für die
Praxis weitgehend aufbereitete Theorie. Sie ist durch Experiment und Empirie gut abge-
sichert. Für die Anwendung steht ein umfangreiches monographisches und spezielles Schrift-
tum zur Verfügung. - Zunächst als graphische Statik angelegt, wurden zunehmend die ana-
lytischen und kinematischen Methoden entwickelt, vielfach mit der Zielsetzung, den von
Hand zu leistenden Rechenaufwand zu reduzieren. Aus anschaulich-ingenieurmäßigen Vor-
stellungen heraus entstanden das Kraftgrößen- und Verformungsgrößenverfahren und aus
letzterem die Momentenausgleichsverfahren von CROSS und KANI sowie weitere Varianten
("klassische Statik") [1]. Für die praktische Berechnung im technischen Büro stehen
mannigfache Behelfe zur Verfügung [151.- Seit den sechsziger Jahren vollzieht sich in
der Baustatik im Zuge der Einführung und immer breiteren Verfügbarkeit des Computers ein
Umbruch. Es entstanden gänzlich neue, rechnerorientierte Verfahren mit mathematisch-
formaler Ausprägung ("moderne Statik"). Die Umstellung hierauf ist (in den technischen Schu-
len und in der Praxis) in vollem Gange; eine neue Disziplin ist im Entstehen, die
sogen. "Bauinformatik".
Die "klassischen" Verfahren sind zwar programmierbar, gleichwohl vom Ansatz her (weil für
Handrechnungen entwickelt) weniger rechnergeeignet. Das gilt insbesondere für das Kraft-
größenverfahren aber auch für das Verformungsgrößenverfahren in der Version als Drehwin-
kel- oder Momentenausgleichsverfahren. Für allgemeingültige, alle Modifikationen erfassen-
de Rechenprogramme sind jene Verfahren geeignet, die sich in systematischer Weise matri-
ziell (und systemunabhängig) formulieren lassen. Dazu ist es zweckmäßig, die Stabstatik
von den Differentialgleichungen bzw. deren Lösungssystemen für die unterschiedlichen
Stabtypen her zu entwickeln:
Differentialgleichungsverfahren - Verfahren der Obertragungsmatrizen-
Verfahren der Steifigkeitsmatrizen
Insofern stellt die moderne Statik der Stab tragwerke eine höhere Lösungsmethodik der
Theorie der linearen Differentialgleichungen dar. Da sich die partiellen Differential-
- 252 -
- 253 -

6 Plasto-statische Berechnung der Stabtragwerke


6.1 Querschnittstragfähigkeit eines Zug- und Druckstabes
~ .ug.§.DSjJ_ilJl-.!lUllgsfre~u.§!~hnitt
r1
Bild 1 zeigt das ideali-
sierte Spannungs-Dehnungs-
diagramm eines Baustahles
mit ausgeprägtem Fließ-
vermögen.
-------------l--t----------!----__ E Wird in einem zentrisch
beanspruchten Zug- oder
Druckstab die Fl ießgrenze
0F(;ß S ) erreicht, be-
ginnt der Stab aus zu-
fl ießen, bis bei einer
Bild 1
Dehnung von ca. 1,6% eine neuerl iche Verfestigung einsetzt:

E = 0.016: 10E (E - 0F _ 0,00114: St 37 ) (1)


V F F- T - 0,00171 : St 52
r-
, 300 ----r I
(Anmerkung: Bei Druckbeanspruchung wird unterstellt, daß beim
i' Ausfließen keine globale oder lokale Instabilität auftritt.)
I' <:>

': "" Bei zentrischer Belastung ist die Spannung konstant über dem
"
" Stabquerschnitt verteilt: Elasto- und plasto-statische Grenz
:', <:>
tragfähigkeit sind demnach identisch: (2)
" ""
" a) NEl = Npl = 0F"A
Das bedeutet: Wenn die Kraft im Stab den Wert 0F'A annimmt,
9.6 ist die Grenze des elastischen Verhaltens erreicht (N E1 ), gleich-
® b) zeitig fließt der Stab (über alle Grenzen) aus (N pl )' Eine pla-
~.
stische Querschnittsreserve ist nicht vorhanden .

• Jli1
Ist GZ die Zugfestigkeit, beträgt die reale Bruchkraft: 0Z·A.
<D
Mit dem Erreichen der Bruchkraft gehen große Dehnungen einher
(20 bis 30%); die Bruchkraft scheidet daher als Bezugsgröße für
die Bemessung aus; vgl. Abschnitt 6.1.3.
hL..2.-Ug-.er12p~nl!..!l.g~ha
f tete.LJ)-!Jerschn
i tt

W
® Beim Warm- und Kaltauswalzen der Profile sowie beim Schweißen
];~ und Richten bauen sich im Querschnitt Eigenspannungen in be

,2J f, trächtlicher Größenordnung auf. In geschweißten Profilen liegen

.11
die Eigenspannungen in den Nahtbereichen in Höhe der Fließspan-
nungen. Die Eigenspannungen stehen innerhalb des Querschnittes
CD im Gleichgewicht. Um das Verhalten eines mit Eigenspannungen
~~ behafteten Zugstabes unter der Einwirkung einer äußeren Bela-

7.5~
.TI=lJ
stung zu zeigen, wird das in Bild 2a/b skizzierte Beispiel unter-
sucht; es handelt sich um einen Zugstab mit I-Querschnitt, von
CD dem (aus Gründen der übersichtlichkeit) nur die Flansche be
trachtet werden (Zweigurtquerschnitt). Teilbild b zeigt die
Verteilung der Eigenspannungen. Deren Größtwerte werden zu
c) 9,6kN/cm 2 angenommen.
~75Yt-: -,,'Die (äußere) Zugkraft wird von Null stetig gesteigert, die Druck-
eigenspannungen werden dabei abgebaut. - Unter einer bestimmten
Spannungen in kH/cm 2 Zugkraft wird in der mittig im Gurt 1 iegenden Faser die Fl ieß-
Bild 2 grenze (hier zu 24kN/cm 2 angenommen) erreicht: Phase CD. Bei
- 254 - - 255 -
haben jeweils eine konstante Quer-
weiterer Laststeigerung setzt von der Mitte aus (in Richtung der Ränder) Fließen ein:
Phasen ®, G) und ®. Schließlich wird die Fließgrenze in allen Fasern erreicht, die schnittsfl äche:
Grenztragfähigkeit ist damit erreicht. Die zu den (hier frei gewählten) Zuständen CD bis Au = 21.6cm2. Ao = 1.3-A u (u: unten, o:oben)
Die Diagonalstäbe seien dehnstarr. -
® gehörenden Stabkräfte berechnen sich aus den Spannungsvolumina zu:
Die Belastung bestehe aus vier Einzel-
1 2(24-30 - 15.00 19.2) 2.0 =1728 kN lasten; hierfür ergeben sich aufgrund
2 2(24·30 - 11.2514.4)2.0 =2232kN
3 2(24-30 - 7.50,9.6) 2.0= 2592kN einfacher Gleichgewichtsgleichungen
4 2(2430 - 3.75' 4.8)·2.0 = 2802 kN die in den Teilbildern b bzw. c ein-
Die hierzu gehörenden mittleren Spannungen erhält man, getragenen Stabkräfte im Unter- und
indem die Kräfte durch die Querschnittsfläche Obergurt (Auflagerkraft A=2F):
25 A=2'2,O'30=120cm 2 dividiert werden:
U, = A·1.o/1.5 =1.333F
24 t===1==;===l=~~~\CIl 1 ° = 172812 2.0-30 = 14.40 kN/cm2 U2 =(A ·3.0 - HO )/1.5 = 3.333 F
2 0 = 2232/2-2,0·30 =18.60 kN/cm 2 U3= (A·5.o - F3.o - Fl.o)/1.5 = 4.oooF
3 0=2592122.0·30 =21.60 kN/cm 2 0, = -A·2.o/1.5 =-2.666F
4 ° = 2802/2-2,0·30 =23.40 kN/ cm 2
O2= -(A·4.o - F·2.o }/1.5 =- 4.oooF
Oie Dehnung des Gesamtquerschnittes wird allein von der
Der Untergurt sei so dimensioniert, daß
Dehnung des elastischen Restquerschnittes bestimmt. In
unter Gebrauchslast die spannung
15 +=====t==t:-===1f====~ diesem beträgt die Zunahme der Spannungen von Phase zu
24kN/cm 2 eingehalten wird:
Phase 4,8kN/cm 2 (vgl. hierzu die Zunahme der Randspan-
zul UF 24·21.6 = 518.4 kN
nungen in Bild 2c:4,8-9,6-14,4-19,2-24kN/cm 2 ) .
10t-----1'----}----+ Hieraus folgt:
Dieser Zunahme ist jeweils ein Dehnungszuwachs 4,8/E
zugeordnet. Die Gesamtdehnung folgt additiv: zul F=518.4/4.0 =129.6 kN
1 E= 14.4/ E =14.4/E Das ist quasi die zulässige Gebrauchslast. Die zugehörigen Stabkräfte betragen:
5+ - - + - t - - - f - - - - - f 2 E=(14.4 + 4.8)/E =19.2/E
3 E=(14.4 + 24.8)/E = 24.o/E U, = 172.8 kN; U2 =432.0 kN; U3 =518.4 kN; 0, =- 345.6 kN; 02= - 518.4 kN
4 E=(14.4 + 34.8)/E = 28.8/E Um die mittige Durchbiegung für diesen "Gebrauchslastzustand" bestimmen zu können, wird
(Zur Phase CD gehört eine elastische Spannungsänderung
E·E der Hilfsangriff 1 im mittigen Obergurtknoten angesetzt. Die virtuellen Kräfte betragen:
10 20 30 von 9,6+4,8=14,4kN/cm 2 ; von ® bis CD vollzieht sich
diese Änderung rein elastisch.) Bei voller Durchplasti- ü, = 0.333. Ü2= 1. Ü3= 1.666.0, =-0.666. 02=-1.333
zierung ist o=oF=24kN/cm 2 , die Dehnung wächst über alle
Nunmehr läßt sich die Durchsenkung f (Einzelstablänge s=200cm) berechnen:

n
Grenzen. Trägt man die mittlere Spannung o=F/A über der Dehnung des Stabes auf (das würde
dem Kraft-Verschiebungs-Diagramm einer Zugprüfmaschine entsprechen), erhält man das in = 200 (2.172.8.0.333 + 2·432.0·1 + 518.4-1.666 + 2·345.6-0.666/1.3 +
f= r s
Bild 3 gezeigte Ergebnis. Mit dem Beginn der Plastizierung wird der Stab zunehmend "w~i­ 21000 '21.6 + 2.518.4-1.33311.3) =
cher'. Ein eigenspannungsfreier Stab verhält sich im Gegensatz dazu bis zum Einsetzen = 4.4092.10- 4(115.1 + 864 + 864 + 354.5 + 1063,2) =1.44cm
der Plastizierung ideal-elastisch und dann ideal-plastisch. Das Beispiel lehrt: Die Höhe Die Fließgrenze des Materials betrage 36kN/cm 2 ; unter 1 ,5-facher Gebrauchslast wird dem-
der plastischen Grenztragfähigkeit ist bei Baustählen mit ausgeprägtem Fließvermögen von
nach im Untergurtstab U die Fließspannung erreicht. Die zugehörige Durchbiegung dieses
der Höhe und Verteilung der Eigenspannungen unabhängig. Dieses Ergebnis gilt gleicher- 3
elastischen Grenzzustandes beträgt:
maßen für die Tragfähigkeit von Biegeträgern, nicht dagegen für die Grenztragfähigkeit
fF = 1.5 ·1.44 =2.16cm
gedrückter Bauglieder (Knicken, Kippen, Beulen): Wegen der höheren Weichheit (der globa-
le E-Modul ist geringer als der E-Modul des Materials) wirken sich die Eigenspannungen Für den Stab U bedeutet das: Der elastisch-plastische Grenzzustand ist erreicht. Un-
3
hier mindernd aus (vgl. Abschnitt 7)1 mittelbar vor Erreichen dieses Zustandes beträgt die Längenzunahme des Stabes:

~ Berücksichtigl!.l1g~r Verfes....tigJill..9 EF =0FfE = 36121000 = 1.714310- 3 - liSF =EFS = 0.3429 cm


Wie in Abschnitt 6.1.1 erläutert, ist die reale Bruchkraft eines Zug- bzw. Druckstabes Aus der Figur des Bildes 4d entnimmt man:
mit dem Erreichen der plastischen Grenzkraft

noch nicht erreicht, sondern erst dann, wenn die Spannung im Querschnitt mit der Materi-
alfestigkeit übereinstimmt (OZ·A). Dann schnürt sich der Querschnitt ein, der Stab 'ver-
(3 )
f
172 -
_ t::.s/2
h -
f _ lis·l
- 4·h - f
F, U3
= 0.342910= o5714cm

Das ist der Beitrag des Stabes U an der Durchbiegung f F . - Der Untergurtstab U3 fließt
3
4·1.5 .

(ohne Laststeigerung) aus, bis die Dehnung die Verfestigungsdehnung E V=10'E F erreicht.
sagt. Auf diese reale Bruchkraft kann bei der Dimensionierung nicht Bezug genommen wer-
Das ergibt einen zusätzlichen Durchbiegungsbeitrag von:
den, weil hiermit im Stab eine viel zu große Dehnung und im Tragwerk eine viel zu große
Verformung verbunden ist. Das wird im folgenden anhand eines Zahlenbeispiels gezeigt: VU
f = (10 -1 )0.5714 =5.14cm (nicht reversibel)
•3
Gesucht ist die reale Bruchtragkraft des in Bild 4a gezeigten Systems (wobei unterstellt Die gesamte Durchsenkung des Fachwerkes (nach Erreichen von E V im Stab U3 ) beträgt nun-
wird, daß Instabilitätsversagen verhindert wird und die auftretenden Verformungen von den mehr:
Verbindungen aufgenommen werden können, d.h. daß die Verbindungen selbst nicht vorher f V = (2.16 + 5.14) = 7,30 cm
versagen). Bei dem Beispiel handelt es sich um ein Fachwerk. Die Unter- und Obergurtstäbe
- 256 -
- 257 -
Geht man von einem Stahl aus, der e1'ne Bruc hd e h nung g le1C
' h 20%=117'E und eine Bruchfestig-
2 F Kriterien zu orientieren ist: Einerseits sollten sich unter Gebrauchslast in den Verbin-
keit von 52kN/cm hat (es handelt sich demnach um einen Stahl St52) und unterstellt man
dungsmitteln noch keine bleibenden lokalen Verformungen einstellen, andererseits sollte
zudem, daß bei weiterer Laststeigerung die Zugfestigkeit .im Untergurtstab U erreicht die Verbindung nicht vor Erreichen der plastischen Grenztragfähigkeit des Grundmaterials
3
werden kann und 1n allen anderen Stäben die Oehnung E kleiner E bleibt (was natürlich
versagen, im Gegenteil, gegen diese sollte eine gewisse Marge eingehalten sein.
nicht der Fall ist), erhält man die Durchsenkung im Bruchzustan~ zu:
6.2 Fließzonentheorie
fBruch'" 2,16 + 117·0,5714 = 68,8 cm
~l.- Exemp~ari sch~ Darstell ~ Ei nfel db~mi t Rechte~q~schni tt
Die tatsächl iche Durchbiegung ist im Bruchzustand noch wesentl ich größer, weil bei Er w Bevor auf die Fließgelenkmethode (früher Traglastverfahren genannt) eingegangen wird, soll
reichen dieses Zustandes neben U3 noch weitere Stäbe die Fließgrenze erreicht haben und gezeigt werden, welche großen Schwierigkeiten es bereitet, ein blegebeanspruchtes Trag-
dadurch einen größeren Verformungsbeitrag leisten. Das sei im folgenden gezeigt. system nach der strengen Plastizitätstheorie unter Berücksichtigung ausgebreiteter Fließ-
Die.. Durchbiegung
.
f V=7,3Dcm nach Ausfließen des Untergurtstabes U3 läßt sich wie folgt be- zonen zu berechnen. Die formalen Schwierigkeiten einer analytischen Lösung sind so groß,
stat1gen: Es Wird für diesen Stab der Sekantenmodul bestimmt, vgl. Bild 5. Da alle ande- daß derartige Berechnungen für die Praxis (von Sonderfällen abgesehen) ausscheiden:
ES = -.:L = 36 -3 = 2100 kN/cm 2 ren Stäbe noch elastisch sind, läßt Fließzonentheorie. - Die für praktische Rechnungen geeignete Fließgelenktheorie ist eine
o kN/cm2 Ey 10.,,7143 ·10 Sich die gesamte Durchbiegung wie folgt Näherungstheorie, sie nähert die strengen Ergebnisse der Fließzonentheorie von oben her
U3 berechnen (s.o.): an, liegt somit stets auf der unsicheren Seite! Berechnungen nach Theorie I. Ordnung füh-
F=='::=t==-===-=+=':;;;::::'~~::::::2L f = 4,4092'10- 4.1.5(115,1 + 864 + 354,5 + 1063,2) +
y
ren indes zu weitgehend übereinstimmenden Ergebnissen; bei Rechnungen nach Th. 11. Ordnung
sind große Abweichungen möglich; vgl. Abschnitt 6.4 und Abschnitt 7.
+ 1.5518,4 ·1,666 200 = 159 + 571 = 730
2100·21,6 "~
Dieser Wert stimmt mit dem zuvor be-
rechneten überein. Damit wird erkenn-
bar, wie die Verformung des Gesamttrag-
werkes im realen (vollständigen) Bruch-
zustand berechnet werden kann: Die zum
b)
Bruchzustand gehörende Kraft im Stab
U3 beträgt:

o
EF EV=10E F 10 20 /oE U3,Bruch= 52·21.6 = 1123kN, zugehörig F = 280,8 kN
Bild 5
Die anderen Stabkräfte, Spannungen und Dehnungen ergeben sich zu (nach wie vor nach Theo- Dehnungen c)
rie I. Ordn. berechnet):

U1 =374,3kN
U2=935,9kN
U3= 1123 kN --- o = 374,3/21.6
o = 935,9121,6
0 =1123/21.6
= 17,3 kN Icm 2
= 43,3 kN Icm 2
= 52 kN/cm 2
elastisch
E = 0,078
E = 0,200
Um einen Einblick in die Fließzonentheorie zu geben, wird ein einfacher Balken unter kon-
stanter Gleichlast betrachtet; er habe einen Rechteckquerschnitt, vgl. Bild 6. Der Ur-
0, = -748,6kN _
O2= -1123 kN
- 0 = - 748,6/21,61.3
0
= 26.7 kN/cm 2 : elastisch
=-1123/21,6·1.3 = 40kN/cm2 E = 0,045
Die den Spannungen zugeordneten Dehnungen werden dem Diagramm des Bildes 5 entnommen. Die
Sekantenmoduli für die Stäbe U2 ' U3 und O folgen damit zu:
sprung der Längskoordinate x wird in die Balkenmitte gelegt. Querkraft und Biegemoment
betragen: Q=-px; M=~(l2_4x2)

Unter der Voraussetzung eines ideal-elastischen/ideal-plastischen Spannungs-Dehnungs-


(4)

2 Gesetzes durchläuft der Querschnitt in Balkenmitte die in Bild 6b/c dargestellten Span-
U2 ES = 43,310,078 = 555 kN I cm 2 nungs- bzw. Dehnungszustände. Der Randspannung 0F ist die Dehnung CF zugeordnet. Bei
U3 Es = 52/0,200 = 260 kN/cm 2 weiterer Laststeigerung nimmt die Biegekrümmung zu, damit
O2 : ES = 40/0,045 = 889 kN/cm 2 auch die Verzerrung in den einzelnen Fasern, die Spannungen
Nunmehr folgt: selbst vermögen nicht mehr anzuwachsen. Vielmehr bleibt 0F
f - 200 (2'374,JO,333
Bruch - Lf.b'
+
21000
2 ·1123 '1.333
1.3 .889
+
2,953,9'1
555
1123 ·1.666
260
2 ·748,6·0,667
13.21000
'
) =9,259(0,01187 + 3.437+ 7,196 + 0,03658 +2,591) =
~~/Ä+-~---~--~

F==1-----l-
j erhalten. Von den Rändern her tritt eine Plastizierung in
das Innere ein. Im Grenzzustand sind alle Fasern in der Bie-
gezug- und Biegedruckzone plastiziert, es stellt sich die in
Bild 6b, rechts, dargestellte Spannungsverteilung ein. Diesem
= 9,31413,27 = 123,6 cm Spannungszustand entsprechen unendlich große Dehnungen in
Mit den vorstehenden Abschätzungen dürfte überzeugend nachgewiesen sein, daß bei der Be- der Biegezug- bzw. Biegedruckhälfte und ein Dehnungssprung
messung von Stahl konstruktionen ein Bezug auf die Bruchfestigkeit der Stähle nicht in- von +ooauf -00. Das ist natürl ich real nicht mögl ich, gleich-
frage kommt, sondern allein der Bezug auf die Fließgrenze. Anders verhält es sich beim wohl soll im folgenden von diesem theoretischen Modell ausgegangen werden. (Die Begrün-
Nachweis der Verbindungsmittel ; hier ist ein Bezug auf deren Bruchtragkraft möglich, dung für die Zulässigkeit dieser Yorgehensweise wird später nachgetragen.) Es werden drei
weil es sich um einen lokalen Versagenszustand handelt, von dem i.a. nur ein sehr ge- Spannungs-Verzerrungszustände vorab behandelt.
ringer Verformungsbeitrag im Grenzzustand ausgeht. Allerdings ist es dann notwendig, a) Elastischer Zustand:
gegen diese (nicht-duktile) Bruchkraft eine höhere Sicherheit einzuhalten, die an zwei
a=~z;I=/Z2dA
(5 )
- 258 -
- 259 -
b) Teilplastizierter Zustand (Bild 7). Im plastizierten Außenbereich (I) gilt: 0= ±oF;
im elastischen Kern sind die Spannungen geradlinig verteilt (die BERNOULLI~Hypothese p und in G.17 eingesetzt. Auflösung nach -Jz:
gilt unverändert);
o=od..
g gibt die Ausdehnung des elastischen Kerns von der Achse aus an. Für ein vorgegebe-
nes g ist der Spannungszustand eindeutig bestimmt und damit auch das von den Spannun-
(6) }' ff------- i ~' (d72
~ i . 3 ..
- PEl
Grenzfälle in 8alkenmitte (x=O):
g)2- 3 _ 21...
X )2]
-p -2[1 - 4(T (19 )

; H-------- ~'" (df[" (20 )


gen aufgebaute Biegemoment: PEl
1 ~
7 M =!ozdA
dl2
+joFZdA=r- z2dA
J dl2
+q:/ZdA=OF(~1 +5 1 ) _ t: ..
~
.Q.. -
- 2 - (21)
o ~ 0 ~

c) Vollplastizierter Zustand:
M= 2oF( IJI + 51 )
Der Index I kennzeichnet die elastische und der Index 11 die plastische Zone (Bild 7).
( 7)

; ff.-------- =r'" Die Auswertung von G.19 für

EI
-pP : 1; 1.1; 1.2: 1.3; 1.4; 1,5
zeigt Bild 9. Hieraus wird deutlich, daß sich

J!~----i\'
(8 ) die plastizierten Randzonen zunächst mehr in
Die elastische Zone verschwindet: d/2 Längsrichtung des Balkens und dann zunehmend
~ = 0: III" 0: 51 =I z dA (9 ) in die Tiefe des Querschnittes ausbreiten. -
Mit Erreichen des letztgenannten Zustandes i~t die Tragfähigkeit des Querschnittes er- Die Längserstreckung der plastizierten Zone

.I =~--- -1'"
schöpft. Das zugeordnete Rlasto-statische Grenzmoment beträgt: ist dort begrenzt, wo g -+1
( 10)
m--
ist. Wird diese 8edingung in G.19 eingesetzt,
S(=SI) ist das statische Moment einer Querschnittshälfte, bezogen auf die Nullinie. _ findet man:

~~-1\5
Das elasto-statische Grenzmoment folgt aus:
(22)
MEt : 0F W ( 11 )
Im Falle der Vollplastizierung ist plPEl =1,5,
Für den hier behandelten Rechteckquerschnitt ergibt sich:
das ergibt (vgl. Bild 9, unten):
( 12) -X .. + _1_
(23)
Bild 9 T .. - 2V3
Die Querschnittsreserve MpllMEl beträgt 1,5. Ist die Belastung p nicht über die ganze Länge, sondern
nur über einen Teilbereich des Balkens verteilt, sind zwei

~.
~~i~~~:
Die Randplastizierung in 8alkenmitte setzt ei n, Fälle zu unterscheiden: Das einemal reicht die Belastung
wenn MEl erreicht bzw. überschritten wird. Die zu über die Fließzonenerstreckung hinaus, das anderemal liegt

--I
tx '~~4
.j
MEl gehörende Last wi rd mi t PEl abgekürzt; sie
folgt aus:
p 12 _
M : --.EL ( 13)
sie innerhalb der Fließzone (vgl. Bild 10). Die analytische
8ehandlung dieser Fälle ist verwickelt.
Als nächstes wird für das oben behandelte Problem die
Bild B El B Durchbiegung berechnet. Dazu wird die Differentialglei-
Wird PEl überschritten, stellt sich im Mittelbereich des Balkens eine plastizierte Zone chung für die 8iegelinie hergeleitet.
(Fließzone) ein, vgl. Bild 8; deren Ausdehnung wird als nächstes berechnet. Dazu wird Innerhalb des elastischen 8ereiches lautet die Differen-
G.7 für den Rechteckquerschnitt ausgewertet und das so berechnete innere Moment mit dem tialgleichung der Stabbiegung ("Gleichung der elastischen
äußeren, gemäß G.4, gleichgesetzt: ~2 z21~2 Linie") :
51: / ZdA : by ~ ~2] [(ti -
(14)
~ ~
EI WEi =.. M (24 )

/o z2dA:
~ z31~ : 3'b [g ]
Sofern p kleiner PEl ist, ergibt sich für das anstehende
3 ( 15)
In= b"3 Problem: 5 4 1 X2 1 X 4 pI4
0
Bild 10 EIWEl=3B4 pi -[Z(T) .. I(T)]8 (25)

b ~3 + 2[(2)
M= 20 FIT~ b d 2 - ~ 2]l = 20 b{~2 d
2
F 3' + B" T
~2l = 20 bI8d2 - 6"
~21 (16 )
Die elastische Biegelinie ist eine biquadratische Parabel.
F Wie erwähnt, gilt die Hypothese vom Ebenbleiben der Quer-
Gleichsetzung: schnitte in plastizierten Stabbereichen unverändert. Die Krüm-
mung x des Balkens ist daher in solchen Bereichen allein vom
..E) ( 17) Verlauf der Verzerrungen (und Spannungen) im elastischen Kern
3
abhängig. Aus Bild 11b liest man ab:
Aus G.13 wird 0F freigestellt
'II.~= Er : ~ - EWp·l:-y. (26 )
(18 )
z a} Z EF b} Wi rd MEl überschritten, gil t demnach:
Bild 11
EI WPl" .... - 1QE
~
( 27)
- 260 -
261 -
Für den Rechteckquerschnitt folgt hierfür mit
Grenzfälle:
3
o - 6 fu I - bd EI ..
F- bd2: - 12 - Wp-l (28 )
7" 3 _ PEl l2 (f= I: ~-2 =0
Stell t ma n au s G. 20 i~l l frei, folgt für x=O
(Balkenmitte) : M/Mrl W/Wrl 4MEl 4Mu
dlZ _ 1 1 1
V In 11 = In 1 = 0 : x = 0; - ElwEl(O) = 3~4 pn!4

/
-g- - 3 - 2_M_ (29) 11 110615
12 123908
MEl 13 143131
Und damit ergibt Slch aus G.28/24: - Elw pl (0) =00
14 17RnJ
EI W'rl EI wPI 1
5

" - ME! ElwEl

Das ist die auf die Krümmung im elastischen


1 3 -2 M
MEl
(30 )

o
[7 145 216501
148 1770766
11.9 f"l14001
15 00
Bild 13 zeigt den Verlauf der Durchbiegung,
bezogen auf die Durchbiegung im elastischen
1,0 Grenzzustand bezogene Krümmung im teilplasti- o 2 3 ElwlO) Grenzzustand. Krümmungs- und Durchbiegungs-
zierten Zustand. Die Auswertung für Bild 13 EIwEIIO)verlauf sind ähnlich, vgl. Bild 12 und 13.
Momenten-
Krümmungs funkt ion M~l = P~l = 1; 1,1: 1,2: 1.3: 1,4
In Bild 14 ist der Momenten-Krümmungsverlauf
Cl PI -Mpl/MEl = für unterschiedliche Querschnitte dargestellt.
t) MIM E! -

o
I'' ")'' '"' ',/",'
EIW"
ergibt die in Bild 12 eingezeichneten Werte.
Es ist dieses die Momenten-Krümmungsfunktion
für den Rechteckquerschnitt. Die Funktion ist
2,5
2,0
./
..... ... 2,35
+2,00
Je höher der im Bereich der Nullinie konzen-
trierte Flächenanteil ist, umso größer ist
die plastische Querschnittsreserve; sie wird
o fIwii V . .J. 1,70
Bil d 12
im plastischen Bereich nichtlinear, d.h. die
Krümmungen wachsen nicht proportional mit der 1, 5 --
IZ:.- .. 1,50
.~-1,27
mit Cl Pl abgekürzt. Bei Walzprofilen 1 iegt ClPl
im Bereich 1,1 bis 1,2, i.M. bei 1,14. Beim
Bel astung, für die Verformungen verl iert das 1, 0 r . -1,14 Zweipunktquerschnitt ist Cl pl =1, d.h. eine pla-
Superpositionsgesetz seine Gültigkeit. Da stische Querschnittsreserve existiert nicht.
bei der Berechnung statisch unbestimmter T ( I
..' . ragwerke und Flächentragwerke) stets Verfor- 1, 1 Bei HE-A-Profilen beträgt Cl pl 1,10. Das er-
r
mungsvert agl1chkelten zu erfüllen sind, ist in diesen Fällen bel' Auft t Pl'
. re en von ast1- EIw" erklärt die Wirtschaftlichkeit dieses Profiltyps.
Zlerungen das Superpositionsgesetz auch für die Schnittgrößen nicht h "lt' 00 1 2 6 8 10 12 14 EI wEI
Die Differential leichun f" . me r gu 19.
9 9 ur d1e Berechnung der Durchbiegung des gleichförmig belaste-
ten Balkens folgt aus G.28, wenn für g G.19 eingesetzt wird: Bild 14
6. 2 . 2 Ver all ge me i neJ::.!illg
(31 ) Das vorbehandelte Beispiel hat die außerordentl ichen Schwierigkeiten aufgezeigt, die
einer strengen Berechnung nach der Plastizitätstheorie entgegenstehen. Dabei war das Bei-
Elw P1 = - MEl - _MlfME[ rr.====o=:I===_ spiel von der Aufgabenstellung her relativ einfach. Zudem wäre es eigentlich notwendig
3+frx 2-(+)2] - ElrP17ME!(3_L~)+x2 (32 )
gewesen, den Schubverzerrungseinfluß auf die Ausbildung und Verteilung der Fließzonen zu
El Vp ME! 4 berücksichtigen.
Die Integration dieser Differentialgleichung ist möglich D' L" .. . Durch spezielle, auf den Computereinsatz angewiesene, Rechenverfahren ist es möglich ge-
. .. . le osung enthalt zwel Frei-
werte. ~1' C • FU~ den noch elastischen Balkenbereich gilt die Differentialgleichung G.24,
2 worden, strenge plasto-statische Untersuchungen auf der Basis der Fließzonentheorie durch-
deren Losung enthalt ebenfalls zwei Freiwerte (C C) A d R db d' zuführen. Es existieren bereits verschiedene Rechenprogramme; hiermit lassen sich numeri-
St 11 3' 4' us en an e 1ngungen an den
e en x=O, x=1/2 und den Obergangsbedingungen an der Stelle x (gemäß G.22) sche Lösungen spezieller Aufgaben berechnen; verallgemeinerungsfähige Einsichten vermitteln
nur Parameterstudien. - Vgl. u.a. [1-71 und das hierin angegebene Schrifttum.
(33 )
6.3 Fl ießgel enktheorie
lassen sich die Freiwerte berechnen. Diese Rechnung'
1st schwierig. Für die mittige Durch- ~QuerschnittstrE-gfähigkeiteines Biegestabes
biegung (x=O) findet man beispielsweise:
Um die Querschnittstragfähigkeit eines Biegestabes herzuleiten, wird (wie in Abschnitt

~;::Il~~~ = ~8 VBM~1 -[V8~El '(V3 -2 MM . -1) - lln[ A ]}+ 6.2.1) vom Rechteckquerschnitt ausgegangen (Bild 15), wobei zunächst nur die Wirkung

M
El 2 V2 1+
~
M- 2 ( 34 )
eines Biegemomentes untersucht wird. Die Querschnittstragfähigkeit bei gemeinsamem Auf-
treten von M, Q und N wird in Abschnitt 6.3.7 abgeleitet. - Solange die Randspannungen
+-M --MM .JL[3(X) -3(Xf_q.R..} + 6(.R.)4] im elastischen Bereich liegen, berechnen sich die Spannungsresultierenden auf der Biege-
EI El 5 I I I I druck- und Biegezugseite zu:
Dabei ist:
101 = III =tObt = bf
3~4 4~
0 (37)
EI wU(D) = PEl l4 = MEl l2
(35)
d ist die Höhe und b die Breite des Querschnittes. Der innere Hebelarm h beträgt:

(36 ) h= ~ d (38)
- 263 -
- 262 -
Hieraus folgt, daß die Randdehnung bei Erreichen von 99% des vollplastischen Momentes
erst 6'c beträgt und somit noch unter der Verfestigungsdehnung E V liegt. Die Berücksich-
tigung d~r Verfestigung ist daher bei Querschnitten aus Stahl mit ausgeprägtem Fließver-
mögen nicht möglich bzw. notwendig (etwa im Sinne von Bild 15d).-
Um für einen beliebigen (einfach-symmetrischen) Querschnitt
das plastische Grenzmoment zu berechnen, wird zunächst die
Spannungsnullinie bestimmt. Da bei alleiniger Biegung die Zug-
und Druckspannungsresultierenden gleic~groß sind, fällt die
Spannungsnullinie mit der Flächenhalbierenden zusammen (also
nicht mit der Schwerachse). Beträgt der gegenseitige Abstand
der Resultierenden h, folgt Mpl zu (Bil d 17):
Bild 17 Mpl = ~ hOF
(45 )

Für ~EJ~~-~y~me!!~s~h~ Querschnitte lassen sich


E:oo c) explizite Berechnungsformeln angeben. In diesen
Fällen fällt die Spannungsnullinie mit der Schwer-
Bild 15 __- - - - - - E - - - -
achse zusammen:
Das von den Biegespannungen aufgebaute Biegemoment ergibt sich zu: "'C:' d -'-'
(46 )
_ bd 2 bd 2 (39)
M = Zh = Oh - 0Tjd = 0-- = o-W
6 Hierin ist S das Statische Moment einer Querschnitts-
W ist das (elasto-statische) Widerstandsmoment. Mit zulo ,oF/ Y folgt daraus das zulässige a) b) hälfte, bezogen auf die Schwerachse (die hier Null-
Biegemoment: Bild 18 1i nie ist): df2
zulM = zulo-W (40 ) 5 = I z dA (47)
Das elastische Grenzmoment MEl ist erreicht, wenn die Randspannungen bis zur Fließgrenze o
angewachsen sind (vgl. Bild 15b): In Erweiterung gilt für ~inf~~-s~m~e~r~s~h~ Querschnitte:
( 41) (48 )

Bei wei terer Laststeigerung tri tt noch kei n Versagen ein, weil die Randfasern zu fl ießen - d d- St t- h Momente der gezogenen bzw. gedrückten Querschnittsbereiche,
(plastizieren) beginnen. Die Spannungsvolumina auf der Druck- und Zugseite werden völl i- Sz und Sd Sln le a lSC en
ger, d.h. 0 und Z wachsen weiter an, der innere Hebelarm wird allerdings kleiner. Die bezogen auf die Nullinie.
Für den 1- bzw. Kastenquerschnitt nach Bild 18 findet man für das plasto-statische bzw.
Plastizierung setzt sich solange fort, bis der Querschnitt voll durchplastiziert ist. Das
elasto-statische Grenzmoment:
zugehörige Biegemoment ist das höchste aufnehmbare Tragmoment: Plastisches Grenzmoment Mpl :
Mpl = 250F =150 2 + b( d2 - 02 )] °I (4 9a)

h =JL (42)
2 MEl=WoF =[s03+b(d3-03)]~~ (49b)

Wpl ist das plasto-statische (plastische) Widerstandsmoment. Der Quotient Mpl/M El kenn-
Für den Rechteckquerschnitt folgt (s'b, a'O):
zeichnet die plastische Querschnittsreserve. 1m Falle des hier behandelten Rechteckquer- (50)
bd2 bd2 Mpl
CLPI = -M = 1,5
schnittes gilt: WPI =.J.L (Trog reserve: 50%) Mpl = TOF MEl = -6-oF EI
CL Pl = W (43)
t Da für halbierte I-Walzprofile der Schwerpunkt-
Eine volle Durchplastizierung kann Den Quotienten CLPl nennt man Form f a k or.
abstand e vom Flanschrand tabelliert ist, läßt sich der CLpl-wert für I-Profile in einfa-
GD
nicht erreicht werden, hierzu gehört
~~----

eine unendlich große Stauchung und Deh- cher Weise bestimmen, vgl. Bild 19a:
W
pl = 2(t)(f - = Alt -e) e)
(51 )
nung auf der Biegedruck- bzw. Biegezug- -.i J d ist hierin die Höhe des Querschnitts.
seite und somit ein Verzerrungssprung Q)

T Q)

4
-- in der Spannungsnull inie von bis +00
(vgl. Bild 15c). - Für den in Bild 15
-(X)
T HE 300 B •
~L rHE300B
Beispiele: Für das HE300B-Profil (IPB300, Quer-
;-ch;1tt- ®
i n Bi 1d 19) erg i bt s ich (v g1. S. 14 D) : °
Bild 16
als Zustand ® eingezeichneten Dehnungs-
verlauf, der noch nicht voll durch- 1
d
(e= 2,47cml
4- 150,12
Wpl = 149(~ - 2,47) = 1867cm3
Das elasto-statische Widerstandsmoment beträgt
plastiziert ist, zeigt Bild 16 den Spannungszustand. An der Obergangsstelle vom elasti- AHE300B =149 cm 2 W,1680cm'; damit fol gt für Ct Pl:
schen Kern zum volldurchplastizierten Außenbereich gehört zur Spannung 0F die Dehnung E F :
(44 )
® a)
CD b)
Es läßt sich demnach zu einem vorgegebenen Spannungsbild der zugehörige Verzerrungszu- Bild 19
Für den Querschnitt ® des Bildes 19 1 iefert die Berechnung:
stand unschwer angeben. Zu dem in Bild 16 eingezeichneten Spannungszustand gehört eine
Randdehnung von 6·c F • Das zugehörige Biegemoment beträgt: Wp1 = 25 = 2[74.5 (22,5 - 2.47) + 9.0 3,75] = 3052 cm 3

W = 2749 cm 3 ; CLPl = 3052/2749 = 1.11


1.486111 ME( = O,9907M pl
- 264 - - 265 -
Liegt ein Fl ießgelenk innerhalb einer Schraubenverbindung, tritt im Zusammengefaßt: Bei bieg~steifen Stabtragwerken existieren
lochgeschwächten Querschnitt (im Vergleich zum ungeschwächten Grundquer- a) eine plastische .Querschnittsreserve, gekennzeichnet durch o.pl (i.M. beträgt o.pl bei
schnitt) vorzeitiges lokales_Fließen ein. Im Druck- bzw. Biegedruckbe- I-Walzprofilen 1,14) und
reich wird der Querschnitt gestaucht, nach Anliegen des Materials am b) eine plastische ~ystemreserve, gekennzeichnet durch ß pl ' gegenüber der elastischen
Schraubenschaft tritt eine Kontaktwirkung ein. Es genügt somit, nur die Grenztragfähigkeit. Letzteres ist nur bei statisch-unbestimmten Systemen der Fall.
Tragfähigkeitsminderung durch die im Zug- bzw. Biegezugbereich liegen- Für das vorliegende Beispiel (Bild 22) folgt für einen Träger mit I-Profil (a=1,14):
den Löcher zu berücksichtigen. Bezogen auf die Spannungsnullinie des
ungeschwächten Querschnittes gilt (vgl. Bild 20):
In der Fließgelenktheorie geht es in erster Linie darum, die plastische Systemreserve zu
liM pl " oF'liÄ,e =0FZdte (52 ) berechnen bzw. auszuschöpfen, um eine wirtschaftlichere Bemessung zu ermöglichen. - Die
e ist der Abstand zwischen Null inie und Schwerpunkt der l\A-Schwächung.
in G.57 hergeleitete Formel ist seit Jahrzehnten für den Stahl hochbau (DIN 1050) für die
Für den vollen Kreisquerschnitt gilt:
Berechnung von Durchlauf trägern, z.B. durchlaufenden Pfetten, unter gleichmäßiger Be-
(53 ) lastung zugelassen (Abschnitt 3.4.1); Berechnungsmomente:
(59)
Innenfelder: M p[2 Außenfelder:
Für den Kreisringquerschnitt (Bild 21) findet man: =16
Die Formeln sind auch bei ungleichen Stützweiten und ungleichen Feldbelastungen zugelas-
(54 ) sen, wenn die kleinere Stützweite bzw. Belastung mindestens 0,8 der größeren beträgt.-
b) Die vorangegangene Berechnung soll im folgenden ergänzt
Bild 21 ~ Fl ießgelenkhypothese
werden, indem die Durchbiegungen für die verschiedenen
Berechnungsmethoden, die die plastischen Tragreserven aus- a) Stadien bis zum Erreichen des Grenzzustandes bestimmt
schöpfen, sind Gegenstand der Plastizitätstheorie. Von werden; dazu wird der in Bild 23 skizzierte, beidseitig
diesen hat die Methode der Fließgelenke die größte eingespannte Träger betrachtet. Bei stetiger Laststei-
baupraktische Bedeutung; sie geht von der Hypothese gerung wird zuerst in den Einspannquerschnitten das
lokaler Fließgelenke aus. Die Tragfähigkeit des Sy- elastische Grenzmoment MEl erreicht. Die zu diesem ela-
tems ist erschöpft, wenn die Querschnitte an den stischen Grenzzustand gehörende Last wird mit PEl abge-
höchst beanspruchten Stellen durchplastiziert sind kürzt, vgl. G.57. Das mittige Feldmoment beträgt in
und das System in eine labile kinematische Kette diesem Fall PEl,j2/24 (Teilbild b). Die mittige Durch-
übergeht. Die höchste aufnehmbare Kraft ist die biegung beträgt: _ ~ _ ~l:1lL12 (60)
plasto-statische Grenzkraft bzw. Tragkraft (früher tEl - 384 EI - 32 EI
sprach man von der Traglast und nannte das Verfah- Bei überschreiten von PEl tritt an den Einspannstellen
ren Tragl astverfahren: DASt-Ri 008( 1973)). eine Plastizierung ein, nach weiterer Laststeigerung
Um die Hypothese lokaler Fließgelenke zu erläutern, wird das Mittelfeld eines Durchlauf- wird hier jeweils das plastische Grenzmoment Mpl er-
trägers betrachtet, vgl. Bild 22. Der Grenzzustand ist erreicht, wenn sich in den Quer- reicht. Die zum Durchplastizieren der Einspannquerschnitte
schnitten über den Auflagern und in Feldmitte je ein Fließgelenk ausgebildet hat (in denen gehörende Last folgt aus (Teilbild cl:
jeweils Mpl wirkt). Die Belastung sei eine Gleichlast p. Die zum Grenzzustand gehörende
Last wird mit Ppl abgekürzt. Aus Bild 22 1 iest man ab:
---r--
)~ d)

- (1 ) _
PPI -
12 Mpl
[2
(61 )

- 16Mpl
PPI = -[-2-

Im Falle einer elasto-statischen Berechnung gilt die Tragfähigkeit als erschöpft, wenn
(55 ) I
I
I e)
Bis auf die lokalen Fließgelenke an den Einspannstellen
ist der übrige Träger (im Sinne der Fließgelenktheorie)
voll elastisch. Die mittige Durchbiegung beträgt für
diesen Fa 11 :
111 _ p~114 = ~J:!EL[2
die Biegerandspannungen in den Querschnitten über den Auflagern die Fließgrenze erreichen. (62)
In der Elasto-Statik betragen die beidseitigen Stützmomente für das vorliegende Beispiel: t PI - 384 EI 32 EI
(56) f) Die Voraussetzung, daß bei Ausbildung der Fl ießgelenke
noch keine Plastizierung in Feldmitte eingetreten ist,
Fließgelenkkette= labiler Mechanismus
Die elastische Grenzkraft folgt aus: bedarf der Dberprüfung. Die Bedingung hierfür lautet:
Bild 23 I1) [2
PPI'
M
° =W=
pl 2
1ZW -
( 57)
---v:- : : MEt
bzw.: fu < MEt
2 -
_ !:1a <
MEt -
2 (63)
Bildet man den Quotienten Ppl/PE1' erhält man:
wenige Querschnitts-
Oiese Bedingung wird von den meisten Querschnitten erfüllt; für nur ganz
formen ist o.pl,,2.
(58)
Bei Laststeigerung über p (1) hinaus drehen sich die Schnitte an den Einspannstellen wie
Gelenke, wobei das Grenzm~~ent Mpl unverändert erhalten bleibt. Die Grenztragkraft PP1(2)" Ppl
- 266 - - 267 -
Es verbleibt demnach ein Restspannungszustand. Die Restspannungen ergeben sich in allen
ist erreicht, wenn sich auch in Trägermitte ein Fließgelenk ausgebildet hat, vgl. Teil-
Fasern als Differenz der Spannungsbilder a und b. Teilbild c zeigt das Ergebnis. Bei dem
bild d; Ppl folgt aus: l2 6M
PPI = 2M -
-S- pl -----r-
PPl = 1 PI = 43 'PPl(H (64)
Restspannungszustand handelt es sich um einen Eigenspannungszustand; d.h. das resultieren-
de Moment ist Null. FUr jede Querschnittshälfte muß demnach gelten:
Teilbild f zeigt die Fließgelenkkette. Unmittelbar vor Erreichen dieses Zustandes, d.h. dl2 jd/2 Z2 z2 z3 dl2 d d 2 2 ( 68 )
unmittelbar vor Ausbildung des Fließgelenkes in Feldmitte wird der mittige Querschnitt o/ (OF -l50 Fdf2)Z bdz = OF~ (z -1,5 d7I)dZ =OFb [2 - 1.5 3dlZ10 =°Fb [8 - 8 1 = 0
noch als "elastisch" angesehen. FUr dieses Vorstadium des sich unmittelbar anschließenden
Als nächstes werden die überlegungen auf einen
Zusammenbruchs kann demnach die Durchbiegung berechnet werden:
Träger erweitert. Hierzu ~ird der in Bild 27a dar-
p f _ 5 ~ 1 MpI l2 _lM pl l2 _ ~ (65) a) gestellte, einfach statisch-unbestimmte Träger
PI - 384"' EI - BEI - 12 EI - 192 EI mit mittiger Einzellast betrachtet. Die elasti-
Pp,·+------------:-7i'".(:':':2)--
Geht man von aPl =1,15 aus, ergeben sich fUr die sche Grenzlast ist erreicht, wenn das Einspann-
0,75p p+ ,-~;.-- : auf den plastischen Grenzzustand bezogenen Last- moment das elastische Grenzmoment MEI annimmt
niveaus: (Teilbild a):
0,65 Pp, I Iapl =1,15l 12 1
PEI = T6ctp[PPI = 0.65 Ppl (66 )
Li b) AEl=l~FEl SEl=nFEl Feld:M=i2 FEll (69 )
I 11) _ 12 _ mrA~1
1~
I PPI - 16 PPl - 0,75 PPl (70 )
I Einspannung : M=- FEll
I
f Die zugehörigen (auf f pl bezogenen) Durchbiegun-
o IS----++-----I--_--
p .1 4 gen sind in Bild 24 dargestellt. Zum Punkt (1) ge-
o Q33 Q38 _P_'_ (71)
Bild 24 192 EI hört die FI ießgel enkbil dung an den Einspannenden
und zum Punkt (2) die sich anschließende Bildung
Teilbild b zeigt den plastischen Grenzzustand:
des FI ießgelenkes in Feldmitte. - Wegen der ausgedehnten FI ießzonen stellt sich real kein
An der Einspannstelle und in Feldmitte hat sich
polygonaler Kraftverschiebungsverlauf ein, sondern ein stetig gekrUmmter, der unterhalb
je ein Fließgelenk gebildet, die zugehörige Mo-
des polygonalen Geradenzuges liegt. Letzterer hat die Bedeutung einer äußeren EinhUllen-
mentenfläche liegt damit fest. Die plastische
den. Die Fließgelenktheorie täuscht somit eine zu große Steifigkeit vor.
Grenzkraft wird entweder mit Hilfe der Gleichge-
wichtsgleichungen oder mit Hilfe des Prinzips der
Bei der Fließgelenkmethode virtuellen VerrUckungen berechnet.
wird i .a. nur der Fall einer Nach der Gleichgewichtsmethode ist wie folgt vor-
stetig steigenden (proportio- zugehen: Rechtsseitig vom Fließgelenk in Feld-
,.+----1------<5
nalen) Belastung verfolgt. mitte wird ein Schnitt gelegt, QG ist die Quer-
Proportional heißt eine Be- kraft an der Schnittstelle (Bild 28).
lastung, wenn sie in allen Linke Trägerhälfte:
- - - - - - - - - - - t - - - - H - - - - + - - - - - - - - - - - E ihren Te i 1en um de nse 1 ben Mu 1-
IM = 0: A-} - Mpl = 0
- - 2Mpl
A- I (72 )

-
tipl ikator anwächst. Diese An-
nahme ist streng betrachtet
III = 0 : A - Fpl - o.B = 0 Il = A - Fpl = ---r-
2Mpl - FPI (73)
unrealistisch, denn je nach B
Herkunft bleiben einige Last-

-
Rechte Trägerhälfte:
Bild 25 arten mehr oder weniger kon-
stant (Eigengewicht, Vorspannung), andere sind ihrer Natur nach (stark) veränderlich (Ver- IM =0: Il B t + 2M pl = 0
4Mpl
--l-
(74)

kehrslasten, Schneelasten, Windlasten). Im folgenden wird die Annahme einer proportiona-


len Belastung beibehalten. Bild 25 zeigt die Randspannungs-Randverzerrungs-Marken fUr III = 0: Il B + B = 0 = _ Il B = 4 ~P! (75 )
- B
die in Bild 15 dargestellten Zustände CD bis ®. WUrde bei der proportionalen Lastzunahme
der Zustand GD erreicht sein und anschließend wieder entlastet werden, folgen alle Fa- (76 )
sern (die noch elastisch verbliebenen wie die plastizierten) der elastischen Entlastungs-
geraden (Bild 25): Bei Entlastung verhält sich
der Querschnitt demnach elastisch! Wäre der
Querschnitt voll durchplastiziert gewesen, ist
bei der Entlastung ein rUckwirkendes Moment
Die Auflagerkräfte betragen:
Apl = t Fpl ; t
Bpl = Fpl
(77)

anzusetzen, das gleich Mpl ist und elastische Wie oben erläutert, verhalten sich alle Querschnitte bei einer Entlastung elastisch. Wird
Spannungen hervorruft, vgl. Bild 26a/b. Im auf Null entlastet, muß Fpl auf das System in entgegengesetzter Richtung aufgebracht wer-
-l O'F l- -11.5· O'F I- Falle eines Rechteckquerschnittes betragen den. Das System selbst reagiert elastisch. FUr diesen Entlastungszustand gilt demnach:
Bild 26 a) b) C) die Randspannungen am Biegezugrand: 5 5 6Mpl 15 (78 )
Feld: M=- TI Fpll =-32-1- 1 = -16MPl
(67)
3 3 6Mpl I lS (79)
Einspannung: M=+16Fpll =+16'-l-' = +16 Mpl
- 268 - - 269 -
überlagerung von Be- und Entlastung:

Feld: M = Mpl - 1~ Mpl = t MPl


(80 ) %1 .f ~f ~ al
den Fließgelenken vgl. Bild 30. Die einzelnen Teile folgen
der virtuellen Verrückung wie starre Scheiben. Das Prin-

~bJ
zip verlangt, daß die Summe der virtuellen Arbeiten Null
"* 1~ (81 )

-
Einspannung : M= - Mpl + Mpl = Mpl ist:

~CI
Somit verbleibt ein Restmoment, wie in Bild 27d/e dargestellt. Hierzu gehört eine Biege- F6 - M(2 ~ +Z ~) = 0 - 5[F - 2M(t + -t-l = 0
linie. An der Einspannstelle beträgt deren Randwinkel :
~ = ..!1..L = l M ._l_ _ JielL l (86)
(82) F = 2MQb
3EI 8 PI 3EI - 24EI
I.. I .1 Im Sonderfall einer mittigen Einzellast gilt:
Die sich nach der vollen Entlastung einstellende Biegelinie weist demnach an der Einspann- Bi ld 31
stelle einen Knick auf (Teilbild f). Auf die Darstellung weiterer Grundlagen wird in die- F -- J)Ji
l ( 87)

sem Rahmen verzichtet; vgl. z.B. [8-22J und [23,24J. Zum Problem des sogen. Shake-down- Für 2,3,4 äquidistante Einzellasten findet man (B i 1d 31):
Effekts bei zykl ischer Belastung siehe u.a. (1 ,25J. In der genannten Literatur ist weiteres F=6l1.
Einzellasten:
umfangreiches Schrifttum dokumentiert. I
6.3.4 Einfeldträger - Durchlauf träger Einzellasten: F= 4t (88)

In der Plasto-Statik stehen, wie in der Elasto-Statik, entweder die Gleichgewichtsmethode


4 Einzell asten: F = 3.33f
(GM) oder das Prinzip der virtuellen Verrückung (PdV) für die Berechnung der Grenztrag-
kräfte gleichwertig zur Verfügung. In den folgenden Beispielen werden beide Vorgehenswei- 2. Beispiel: Beidseitig eingespannter Träger unter Gleich-
IP
sen geübt. al last (Bild 32). Aus Symmetriegründen liegt das Feldfließ-
6.3.4.~ei<:l~t~g~pannterTräg~
~ ff t gelenk in Trägermitte.
~ p ~ : Beidseitig eingespannter Träger unter Einzel-
I.. Gleichgewichtsmethode (GM); vgl. Teilbild c/d:
last (Bild 29). Aufgrund der Momentenfläche läßt sich die °
"~"bl
max =A
al Lage der drei Fließgelenke sofort angeben; das gilt auch (89 )
für die Momentenfläche im Versagenszustand: Teilbild b/c.
2M = 0 _ P = 16M
[2

bl

cI
(Aus Gründen der Schreiberleichterung werden die plasti-
schen Grenzmomente und -kräfte im folgenden ohne den In-
dex Pl geschrieben.)
§lekhgJU'{i.f.bJsmetllok (GM): Der Träger wird nach dem
~I t;1g-111 !1 B
cI 2
pl 5
ZL - 4M 6 = 0 _
m
16M
5[ Pt - 8~ 1 = 0
-
Prinzip der virtuellen Verrückung (PdV); vgl. Teilbild e:

(90)

~A=~
Schnittprinzip zerlegt und für die einzelnen Elemente die if t t H~M P = l2
Teilbild f zeigt den Verlauf der Querkraft. - Die Berech-
Gleichgewichtsgleichungen IV=O und IM=O formuliert (Teil-
bild die): Element 1-2: M t t t f f f.!) dI nung ist offensichtl ich einfach. Bei bel iebiger Bel astung
dI F + 023- A = 0 - A = F + 023 5
MTaB ~
/
F = 2~ - 023; 023= 2aM - F

~
(F + 023)a - 2M = 0 - (83) 1/2 5 al
el al

~+T+~' "~"
Element 2-3:

(84 ) ~---~--A
bJ M~Mbl
Die Verknüpfung Q23=Q23 ergibt: I I~ fl [c ::J
P2~ W :n
- (~+
D..-fL K cl
2M _ F = _lti F = 2M alb (85 )
Bi ld 32
a b Bi ld 33
fA M rt:IlII[hB C I
l~ (/.6 JI al
Die Stütz- und Schnittgrößen des plastischen Grenzzustan-
des sind damit vollständig bekannt (A,B; M,Q). wird die Lösung der Aufgabe schwieriger, da zunächst die
Lage des Feldfließgelenkes bestimmt werden muß. Das ge-
Bild 3 4 " t
~~--~\t7
~i~ip~e~tr..LueJJ.eUe...!:.!:-ü~!!.9 (PdV): In dem Augen-
blick, in dem das letzte Fließgelenk einspringt, wird dem lingt dadurch, daß zwischen die Randmomente M (=M pl ) die

~111111;11111111
System eine virtuelle Verrückung erteilt, die ihrer Form Momentenfläche des beidseitig frei aufl iegenden Balkens "eingehängt" wird. Bild 33 zeigt
das prinzipielle Vorgehen bei Einzellasten. Handelt es sich um eine Belastung mit Strecken-
nach der kinematischen Kette entspricht. Als Bezugsgröße
der virtuellen Verformungsfigur wird die Durchsenkung lasten, ist es i.a. notwendig, die genaue Lage des Fließgelenkes aus der Bedingung Q=O
bl
WlillJ Q-fL unter der Kraft F geWählt und mit 6 abgekürzt. Alle ande-
zu bestimmen (vgl. Bild 34). Wenn die Lage des Fließgelenkes bekannt ist, kann der Grenz-
kraftzustand entweder mittels der GM oder mittels des PdV analysiert werden.
ren Verformungen sind über die Gelenkfigur in eindeuti-
Bild 30 ger Weise von 5 abhängig, insbesondere die Drehwinkel in .2..:.l. 4~E i nsei :Ug~i.ng~pannter Träg~
~p~: Einseitig eingespannter Träger unter Einzellast. Im Bruchzustand treten zwei
- 27 0 -
- 271 -
Fl ießgelenke auf. Gleichgewichtsmethode (GM); vgl. Bild 35:
~al
a ..I. b ---(
Elemen t 1-2 : F + a 23 - A = 0
(F + a23 ) a - M = 0
-- A = F + a23
F= ~ - a23 a23 = ~ - F
Das Ergebnis wird mittels des Prinzips der virtuellen Verrückung bestätigt:

- P =11.65
M
V
(102 )

b-r..,.....,.rl--r-~.,..,.&:.LU..l....LJM b I
Element 2- 3: a23
023 b
+ 8 =0
+ 2M = 0
-- 8 = - a23
_ 2M
Q23- - 0
Voraussetzung ist die Kenntnis der Fließgelenklage im Feldbereich.
Bei der Bemessung eines Trägers ist die Gebrauchslast zunächst
um den Sicherheitsfaktor y zu erhöhen. Das erforderl iche pla-
al stische Grenzmoment Mpl wird durch Um:tellung der Fragestellung
Verknüpfung Q23=Q23:

~I
WilJJ
111 1I1111 I111
Q-Fl.
cl li.-F=-.w.
a b - F= M~
ab
(91 )
gefunden. Die zuvor hergeleiteten Formeln können dazu verwertet
werden: Für den beidseitig eingespannten Träger unter Gleich-
last lautet die Formel für das erforderl iche Tragmoment (vgl.

1 ~~M
Für die Stütz- und Querkräfte findet man:
G. 90): Y pl2 ( 1 03)
dI (92) erf Mpl '" -1-6-
Im Falle des einseitig eingespannten Trägers steht 11,65 (oder
In Bild 35b/c sind die Zustandsflächen Mund Q dargestellt.
cl
+
angenähert 11) im Nenner. - Nach der DASt-Ri 008 war im Last-
M
Mi fa 11 H (H au pt 1 ast e n) Y= 1 ,7 und im Las tf all HZ (H a upt - und Zu-
el Sonderfall: a = b = F -- I (93 )
satzlasten) y=1,5 anzusetzen. - Die neue Grundnorm des Stahl-
Prinzip der virtuellen Verrückung (PdV); V9l. Bild 36: baues geht von gesplitteten Sicherheitsfaktoren YF' YM aus;
Bi ld 38
Fö - M( ~ + 2 ~ ) =0 - ö[F - M(~ + ~)] = 0 _ vgl. Abschnitt 4.1. - Der Trägerquerschnitt wird so gewählt,
daß der Bedingung
erfMpl ( 1 04)
F= Mcl Wpl ? erf Wpl = -O-F-
ab (94) genügt wird.
2. Beisp~: Einseitig eingespannter Träger unter Gleich-
Für ein beliebiges Lastbild ist nach y-facher Erhöhung der Lasten zunächst die Momenten-
last (Bild 37). Die Lage des Fließgelenkes im Feldbereich
fläche des einfachen Balkens zu berechnen. Durch Legen einer Schlußlinie läßt sich erf
ist zunächst unbekannt. Wo die Querkraft Null ist, liegt
Mp1 dann relativ einfach bestimmen, vgl. Bild 38: Die Schlußlinie wird so gelegt, daß die
das maximale Feldmoment und damit auch das Fl ießgelenk. Aus
plastischen Momente an den Einspannstellen und im Feldbereich gerade erreicht werden; in
dieser Bedingung wird der Abstand x des Fließgelenkes be-
o Bild 38 sind die plastischen Momente gleichgroß (=M).
stimmt. Diese Aufgabe wird nach der Gleichgewichtsmethode
gelöst. Die AUflagerkräfte betragen: 6.3.4.3 Träger mit veränderlicher Tragfähigkeit
Trägerformen mit zusätzlich angeordneten Gurtplatten oder mit
(95)
p~~ al Vouten sind das typische Ergebnis einer elasto-statischen Be-
messung mit Momentendeckung. Da bei plasto-statischer Berech-
Das Moment an der Stelle x beträgt:
x2
M(x) = Ax - P 2 = p~ M~I (96)
~ 3E 4 nung die Querschnittstragfähigkeiten an den Einspannstellen
b I und im Feldbereich voll ausgeschöpft werden, entfällt die Not-
2
M(x) wird nach x differenziert und Null gesetzt; daraus
~.+E. SE 24 wendigkeit lokaler Verstärkungen, wie in Bild 39 schematisch
cl dargestellt. Im Gegenteil, es wird ein durchgehend konstantes
Trägerprofil (auch aus Wirtschaftlichkeitsgründen) angestrebt.·
folgt x O:
Träger mit bereichsweise unterschiedlicher Tragfähigkeit tre-
Bi Id 39
l M ten dann auf, wenn es sich um die End- oder Mittelfelder von
xo '" Z - Pt ( 97)
Durchlauf trägern handelt und der stärkere Querschnitt des
Bild 37 Führt man X o in die Gleichung für M(x) ein und setzt M(x )= Nachbarträgers in das betrachtete Feld über eine gewisse Län-

~
O
max Feldmoment=M pl ' ergibt sich nach kurzer Rechnung eine ge hineinragt oder der schwächere Querschnitt des Nachbarfel-
algebraische Gleichung 2. Grades für P=Ppl: I ~----- -,
a) des die Größe des plastischen Tragmomentes über der Zwischen-
2 j'-·-#-.o_. : stützung bestimmt (vgl. den folgenden Abschnitt). Der Fall
PL .ill1.
12
p 4M
+14 =0 (98)
I ---~
liegt auch dann vor - und das ist der häUfigste - wenn die
I
I

-
Lösung: plastischen Tragmomente über den Zwischenstützen infolge

P = 11 •65 lL (99 ) b) Querkraftinteraktion eine Abminderung erfahren (Abschnitt


12 6.3.7). Bild 40 zeigt einen solchen Träger mit drei unter-
M-Fl.
Für X findet man: schiedl ichen Tragfähi9keiten:
o I M 12
0.4141 (100 ) M1= Mpl.V M2= Mpl ,2: M3'" Mpl,3' M1 tM 2 fM 3; M1. M3~M2
xo = Z -T 11.65 . M
Sofern der Träger gegeben ist und damit die Tragfähigkeiteh
Für die Auflagerkräfte ergibt sich: bekannt sind, ist es zweckmäßig, die Linien der plastischen
(101 )
A = 0.414·pl. 8 = 0.5B6·pl Tragmomente für die verschiedenen Bereiche einzuzeichnen (in
Bild 40b gestrichelt) und die Momentenfläche des einfachen
Balkens zwischen die Endmomente M1 und M3 "einzuhängen".
- 272 - - 273 -
Damit erhält man einen Hinweis zur Lage des Fließgelenkes. Die genaue Lage des Fließge-
~
dem Feldbereich reduzierten Tragmomenten an den Einspann-

~
lenkes folgt aus der Bedingung Q=O. Für den Sonderfall des +F1 stellen relativ häufig auf, da die plastischen Tragmomente
gleichförmig belasteten Trägers lassen sich explizite Berech- im Bereich hoher Querkräfte eine Abminderung erfahren:
nungsformeln angeben (Bild 41); die linksseitige Auflagerkraft M
a) al pl ,M/Q; der Grad der Abmi nderung ist von der Größe der
beträgt: A=Ji-+ Ml~M3= Pl2+2~~1-M3) (105) I Querkräfte beidseitig vom Fließgelenk abhängig. Im Fließge-
lenk an der Stelle des maximalen Feldmomentes ist Q=O, folg-
.=
..,
Aus der Bedingung Q=O folgt die Lage des Fließgelenkes (x 0) : .... '-'-....-nrr-r-ri-i-r-rl"-' lich kommt es hier zu keiner Reduktion. Bei der fortschrei-
M-f[ tenden Bildung der Fließgelenke tritt eine Momentenumlage-
b) Q = 0: A - PXo = 0 X - A _ Pl2 + 2(Ml- M3) (106 ) [kNm]
- 0- p- 2pl rung ein. Jeder Gleichgewichtszustand, der im Zuge der suk-
bl zessiven Fließgelenkbildung existiert, liefert (unter Be-
Das Moment an der Stelle x o wird gleich dem Tragmoment M2 =M pl ,2
rücksichtigung der M-Q-Interaktion) eine auf der sicheren
gesetzt:
~2 A2 1 pl2 + 2(Ml - M3) 2 Seite liegende Tragkraft, so auch jener Zustand, bei dem
M2 = A Xo - P 2 - Ml = LP -
M, = zp I 2l ] - Ml (107) sich das erste Fließgelenk bildet. Es ist stets zulässig,
Aus dieser Gleichung folgt nach Zwischen rechnung P=Ppl zu: die Bemessung auf diese Tragkräfte abzustellen.
0- Fl
c) p = t1M2[(2+a+ß) + V(2+a+ß)2 - (a-ß)2] ( 108) [kN]
Hierin bedeuten a-~. ß=~ ( 109)
cl
- M2 ' M2
Bild 43
Die Lage des Fließgelenkes berechnet sich aus:
l (a - ß) 6.2.4.4 Durchlauf träger
xO=yI1+ ] (110)
( 2 +a +ß) +~ ( 2 +a + ß )2 - (a - ß )2 Die Tragfähigkeit eines Durchlauf trägers
~e~s10~l~ Für den in Bild 42 dargestellten Träger mit drei Steifigkeitsbereichen sei die al ist dann erschöpft, wenn sich innerhalb
irgendeines Feldes unter ansteigender (pro-
Tragkraft gesucht. Die Lasten stehen in folgenden Relationen zueinander: =
portionaler) Belastung die erste (kinema-
P2 = 2,OP1' F2 = 1.2 F1 ; F1 = 3,OPl
tische) Bruchkette ausgebildet hat. Zur Be-
(Einheiten: kN und m). An den Stabenden und in Feldmitte bil- stimmung der Tragfähigkeit wird die pla-
den sich Fließgelenke (Bild 42). Die Auflagerkraft A folgt stische Grenzkraft jedes Einzelfeldes be-
zu: rechnet, die niedrigste ist die maßgebende.
bl Die übrigen Felder sind dann La. noch ela-
a) stisch oder teilplastiziert. Tritt zufällig
gleichzeitig in zwei oder in allen Feldern
(a) plastisches Versagen ein, spricht man von einer übervollständigen Bruchkette, anderenfalls
von einer teilweisen; das ist der Normalfall. Die Grenzkräfte der einzelnen Felder werden
Unter der Annahme, daß der Querkraftnullpunkt (und damit die
bl unabhängig voneinander bestimmt (Bild 44). Die Aufbringung feldweise veränderlicher Ver-
Lage des Feldfließgelenkes) rechtsseitig vonF 1 und linkssei- kehrslasten (wie bei elasto-statischer Berechnung erforderlich) entfällt. Die für beid-
tig von der Sprungstelle der Gleichlasten liegt, wird der Ab- seitig und einseitig eingespannte Träger berechneten Ergebnisse der Abschnitte 6.3.4.1
stand x o (vom linken Trägerende aus) bestimmt: bis 6.3.4.2 können übernommen werden. Es ist lediglich darauf zu achten, daß für das Stütz-
a= 0: A - Pl xo- F] = 0 (b) Tragmoment das fallweise niedrigere Tragmoment des Nachbarfeldes angesetzt wird, vgl. in
Das Moment an der Stelle x o wird mit dem Fließmoment M =M pl 2 gleichgesetzt: Bild 44 das linksseitige Tragmoment des Feldes 2.
2
~2 ' Die Vorgehensweise der Berechnung werde an einem Beispiel gezeigt, vgl. Bild 45: Da in
MZ = A Xo - p] 2 - Fl (xo 3,0) - M1 (c)
jedem Feld nur eine Einzellast wirkt, sind die Orte möglicher Fließgelenke sofort anzu-
Es wird angenommen, daß die plastischen Momente in den Fließgelenken 1,2 und 3 folgende
geben; es sind dieses die Schnitte 2, 3, 4 und 5. Demgemäß sind zwei Bruchketten zu unter-
Gr öße hab e n : Ml = 250 kNm, MF 300 kNm, M3 = 20 5 kNm
Aus den Gleichungen (a) bis (c) folgt der Reihe nach:
scheiden: CD
und @.
Von vornherein läßt sich nicht erkennen, welche von bei den maßge-
bend ist. Die Tragfähigkeit der Felder sei unterschiedlich; es gelte:
a) A = 8,OPl + 25t0205 =8,OPl + 5,0
Feld 1-3 : Mpl; Feld 3 -5: 1,5 Mpl
b) 8,0 Pl + 5,0 - Pl Xo - 3,0 Pl = 0 _ Xo = 5,OPlp~ 5,0 Das bedeutet, daß das plastische Tragmoment des rechten Feldes 50% höher als das des lin-
c) 300 =(B,Op] + 5,0)( 5,OP~;5,0) - Pi! 5.0 P +5.0r 3,OP1( 5,OP~1+5.0 - 3,0) - 250 _ ken Feldes ist.
J1 Gleichgewichtsmethode (GM) (Bild 45b/e):
P12 - 24,42P1 -0,581 = 0, Lösung: p,=24,40kNtm, xo= 5,21m
Die Rechnung bestätigt mit x O=5,21m die angenommene Lage des Fließgelenkes (3,00<x <6,00m).
O
CD
Wäre das nicht der Fall, müßte die Rechnung, beginnend mit Gleichung (b) neu aufgerollt 1 - 3 : A =.L - _M_; QBI =_ (l. + _M_ l
2 II 2 II

-
werden. Mit der Kenntnis von P1=Ppl 1 sind auch die anderen zugeordneten Lastintensitäten 4 4
bekannt; Biegemomenten- und Querkraftverlauf lassen sich vollständig berechnen. Bild 43
zeigt die M- und Q-Fläche. - Wie erläutert, tritt der hier untersuchte Fall mit gegenüber
1-2:A.ll-M=0 -(t- j~)Jl-M=O
B 3 M _ 8M
lliFl-y-M-O -F=T
- 275 -
- 274 -
Der auf diese Weise berechnete Wert liegt auf der "sicheren Seite", die plastische Grenz-

al
® kraft wird von "unten" angenähert.
Kinematischer Satz (obere Grenze): Ein Zustand, der die Bedingungen 1, 3 und 4 erfüllt,
2M 3M 4 M ~e~nematisch zulässiger Zustand. Es werden also Bereiche toleriert, in denen M>M pl
3-5: [lar = 2Fj + T - ZT = "3 F- zr
ist. Für die Tragkraft dieses Zustandes gilt:
c -- 2F "31 _ Jil Jli
Zl
+ = IF
3
+ 11..
Zl F F F Fkinem2:FPI (112)

~ llllll~ "
Mit dieser Tragkraft liegt man

bl 3 - 4: [lsrt - M - t M =0 - (t F- 2~)t - tM =0 -
demna~h "auf der unsicheren
Seite"; die reale Tragkraft
-t F1 - ~ - t M= 0 - F= .§.{i = Fpl t. t. I t. t. M-Flüche bei beidseitig wird von "oben" angenähert.
gelenkiger Lagerung Am Beispiel des in Bild 47a
c) Prinzip der virtuellen Verrückung (PdV) (Bild
l.Fl a) dargestellten Systems werden
45f /g):

-
ß
L--J- -o-t~-__
die Tragkraftsätze erläutert.
CD F5- M{_5_ + 2_5_) = 0
11 .ll
F=~
I ~ ~~
Linkerseits sind drei "statisch
zulässige" Zustände eingezeich-

d)
®
B
2F5 - M_5_ - 1M(_5_ +2_5_) = 0
11 Z
B

13 1 4l - F = .§Ji
I ~~-;=-~
.Y,j ........~,;;;m
net, es ergeben sich der Reihe
nach folgende Kräfte:
(113)

--
3 ,)
Bruchkette @ ist maßgebend. Bild 45h zeigt die ~~~~~ 2Mpl
Fslal=-t-

~~;t.':=
Momentenfläche des plastischen Grenzzustandes. 2.5 Mpl
Fslal=-l-

-
Das linke Feld ist (bis auf das Fließgelenk über
e) der Mittelstütze) noch elastisch. Wenn sich rechts- Esta t =Jl1Pl
I
seitig die Bruchkette ausbildet, beträgt die Kraft 5
Rechterseits des Bildes 47
im linken Feld F=6~1!l. Die Maximalordinate der cl
Bi! d 47 b) sind vier "kinematisch zuläs-
CD "einzuhängenden" Momentenfläche folgt zu:
sige" Ketten dargestellt. Die Arbeitsgleichungen dieser Zustände liefern:
fI il..M-l1. =2M «M) l 12 MPI
B 2 B F6 Mpl {5+Z5) =0 -Fkinem -1-
4
F~+ - t) 6.667Mpl

1ß~
Das Feldmoment im linken Feld beträgt damit: F5t Mpl(o +5 + =0 - Fkinem --1--
9) (114 )

F(t l ) _ 6Mll - il..M 51


I + F 51 + FT4" F _ 4.667 Mpl
4 - l 16 - B
F5!; 32 - M( 0)-0
PI5+0+"3 - - kinem - I
Das Moment ist geringer als das plastische Trag- 3 MPI
F5-t + ZFöt - Mpl (0+2ö) = 0 - Fkinem = -1-
1.5M moment (wie es sein muß). - Nachdem die Momenten-
hI fläche vollständig bekannt ist, können alle Stütz- Durch die Einschrankung von unten und oben läßt sich die reale Tragkraft berechnen. Von
und Querkräfte berechnet werden. Durchbiegungen hier aus versteht sich der ~~e~s~ von selbst: Ein Zustand, der die Bedingungen
werden mit Hilfe der 5ik -Tafeln, zweckmäßig unter 1 bis 4 erfüllt, ist der plastische Grenzzustand.
Verwendung des Reduktionssatzes, bestimmt; im Sinne
6.3.6 Rahmentragwerke
der Fließgelenktheorie sind die Stabbereiche außer-
6.3.6.1 Elementarketten / Probierverfahren - Kombinationsverfahren
halb der Fließgelenke elastisch. Ein durch Versuche be-
legter Anwendungsbe-
reich der Fließgelenk-

1 1fli'll':L
methode sind biegestei-

~a) fe Rahmenkonstruktionen.

+
/ / / . / . /. Deren Berechnung ge-
Bild 48 a) b) c) d) 1 i ngt entweder nach
dem Probierverfahren, wie in Abschnitt 6.3.4.4 am Beispiel eines Durchlauf trägers erläu-
tert oder nach dem Kombinationsverfahren. Im erstgenannten Falle werden sämtliche für
Bild 46 das ;ragwerk unter der gegebenen Belastung mögliche Bruchketten durchgerechnet; die
Bruchkette mit der geringsten plastischen Grenzkraft ist die maßgebende. Diese Vorgehens-
weise kann bei größeren Strukturen und/oder komplizierten Belastungsbildern zu umfang-
reichen Rechnungen führen. Das Kombinationsverfahren, das in einer gezielten Kombination
von sogenannten Elementarketten besteht, führt schneller zum Erfolg und hat daher insb~­
sondere bei hochgradig statisch-unbestimmten Rahmentragwerken Bedeutung. Es werden drel
(111 ) Elementarketten unterschieden:
- 276 - 277 -
zierten Stabdrehwinkel
1. Die Balken-
6 als virtuelle Verük-

~
oder Trägerkette,

1 I 1 1I 1
kung im Sinne einer in-
2. die Rahmenkette
finitesimalen Starkkör-
und 3. (bei drei- perverschiebung über-
und mehrstäbigen lagert, die mit der
Balken - oder Trägerkette Rahmenkette Knotenverdr ehungs ke tt e Knoten) die Kno- Verformungsfigur der
b) [bei drei- und mehrstäbigen C) tenverdrehungs- bl
Bild 49 a) CI kinematischen Kette
Knoten) kette; vgl. Bild übereinstimmt. Die Ver-
49. Die beiden
schiebungen und Drehwinkel sind untereinander kinematisch verknüpft. Im Falle der in Bild
erstgenannten Elementarketten kommen auch als eigenständige Bruchketten in Frage; die
52 dargestellten Bruchketten lassen sich die Abhängigkeiten unmittelbar erkennen: Sämtliche
letztgenannte kann nur in Kombination mit anderen Elementarketten auftreten, selbst aber
virtuellen Stabdrehwinkel sind jeweils gleichgroß. In komplizierten Fällen ist es erforder-
nie Bruchkette sein.
lich, die Verknüpfungen mit Hilfe eines Verschiebungsplanes zu bestimmen; vgl. folgenden Ab-
Ist m die Anzahl der möglichen Fließgelenke (abhängig von Struktur und Belastung) und ist
n der Grad der statischen Unbestimmtheit, so beträgt die Anzahl k der 1 inear-unabhängigen schnitt.
Die Arbeitsgleichungen lauten:
Elementarketten des Systems: k = m- n _ F-iti
Die Anzahl der möglichen Kombinationen beträgt:
(115 )
CD 3F+6 -(M+22M+M)6 =0 - 2Ft = 6M
Z - t
a)

_ F --'ili.. b)
q=Zk_ 1
Bruchmodus ist entweder eine Elementarkette vom Typ 1 oder 2 oder eine Kombination aus
(116)
® Fh5 - IM+M+M+M)6 =0 Fh = 4M - h
c)
den k Elementarketten und zwar jene, die den niedrigsten Multiplikator ergibt. Wie er- @) 3F+6 +Fh6-IM+Z·ZM+M+M+M15 =0 - 1. Ft + Fh = SM
Z
wähnt, wird die maßgebende Bruchkette dadurch bestimmt, daß entweder alle q Kombinationen
durchgerechnet werden (Probierverfahren) oder dadurch, daß die Elementarketten derart kom- Mit den in Bild 50 eingetragenen Längen und Tragfähigkeiten M=M pl folgt:
biniert werden, daß man (im Vergleich zu den Ausgangsketten) eine reduzierte Tragkraft er-
hält. Die Gleichung der virtuellen Arbeit CD F= fM=0,666M; ® F=M=1.000M:@). F=1~M=0,615M
l: Fß - l:M pl 6 = 0 ( 117) Die Bruchkette mit der geringsten Tragfähigkeit ist maßgebend; das ist hier die kinemati-
zeigt, daß dazu die Arbeit der Lasten so groß und die Arbeit der Fließmomente so gering sche Kette (iP:
wie möglich gemacht werden muß. Daraus lassen sich für das Kombinationsverfahren folgende
Regeln ableiten: (Man beachte: Die Längen wurden in m eingeführt, demgemäß ist Mpl in kNm einzusetzen, um
a) Zwei Elementarketten sind so zu kombinieren, daß jeweils ein Fließgelenk eliminiert die Tragkraft Fpl in kN zu erhalten!) 13F
wird; nur in diesem Falle kann der Lastwert der kombinierten Kette kleiner sein als t Al s nächstes
jener der Elementarketten selbst. 13F L ~I- U --<t~I)- _k. werden die zum
(M.;) • , M ~'l - 23 , Ul.3 ~
L~f~,---mmmTlJ""'+_±J qQ21T2~~_~~~--M~~- ~lNQI.~5 ::;:~:~::~nd
b) Um die innere Arbeit an einem drei- oder mehrstä~igen Knoten zu minimieren, ist hier
immer auch die Kombination mit einer Knotenverdrehungskette zu prüfen. 2r l 4
Zur Kontrolle der Lösung ist stets nachzuweisen, daß sämtliche Biegemomente außerhalb der I l, M2 I U32 U31. M: Schnittgrößen
Fließgelenke unter den plastischen Tragmomenten liegen. Bei baupraktischen Nachweisen ist
l
i-t~~-~\--II 5 M'_ IM Oie plastischen Momente M I M ~l,Qund N be-
die M/N/Q-Interaktion zu berücksichtigen (Abschnitt 6.3.7).
At Ha st- -Hb T sind mit ihrer realen
U12 Wirkungsrichtungein-
~_getragen; M=Mpl
U~
I
rechnet. Zu-
~_
nächst wird
6.3.6.2 Einfeldrahmen
Zur Erläuterung des Kombinationsverfahrens wird das in Bild 50 a) b) tA Ha tB Hb C)
jedem Stab
skizzierte Beispiel berechnet; es handelt sich um einen beid- Bild 53 eine Zugfaser
seitig eingespannten Rechteckrahmen mit einer mittigen Riegel- zugeordnet, die positiven Richtungen von M, Q und N liegen damit fest, vgl. Bild 53a. Teil-
bild b zeigt jenen Biegemomentenverlauf, der sich unmittelbar nach Antragung der plasti-
schen Momente in den Schnitten 1, 3, 4 und 5 ergibt. Die Wirkungsrichtung der plastischen
=
-..- Momente in Bezug zur Zugfaser ist dabei berücksichtigt, vgl. Teilbild c. Unbekannt ist zu-
1 nächst noch das Biegemoment @
im linken Rahmenknoten (Schnitt 2); es ist im Bild ~it
6,0 der positiven Richtungsdefinition eingetragen, ebenso die Schnittgrößen Q und N. Beglnnend
Bild 50 Bild 51 a) b) C) mit dem Stab 4-5 werden die Quer- und Normalkräfte mit Hilfe der Gleichgewichtsgleichungen
last V=3F und einer Horizontallast H=F; die Ri~gellast ist also dreimal so groß wie die in fortlaufender Weise berechnet; die Längen 1 und h werden dabei wiederum in m (1=6m,
Horizontallast. Die Tragfähigkeit des Riegels sei doppelt so hoch wie die der Stiele. Wenn h=4m) eingeführt. Die Rechnung liefert (M steht für Mpl und F für Fpl ):
sich in den Eckknoten ein Fließgelenk einstellt, liegt dieses im Stiel (was bei der zeich- ZM ZM 1
0.45=0.54;0.45 h - ZM = 0 - 0.45=-h- 7Jf 2 M
nerischen Darstellung der Bruchkette berücksichtigt werden sollte).
Bi ld 51 zeigt die drei mögl ichen Bruchketten : CD
Trägerkette (Riegel), GI) Rahmenkette , 2M 1 S 13 0. - H - 3 M
Hb = 0. 54 = -h- = 2 M: Ha = F - Hb = 13 M- TM = 26 M; 12 - a - 26
~ kombinierte Kette. Letztere geht aus den Elementarketten (2)
und QJ)
dadurch hervor,
6> M- 0.12 h = 0 -
3
@=0.12 h - M = 26 M4,0 - M -
7
@= - 13 M< IMpll
daß das Fließgelenk im linken Rahmenknoten geschlossen wird. Um die zugeordneten Tragkräfte
nach dem Prinzip der virtuellen Verrückung ermitteln zu können, werden die in Bild 52 ski- 0.34 + + ZM + M= 0 - 0.31.= - 6t = - M, 0. 43 = 0. 31.
- 278 - - 279 -

Q3T fJ. 34 - 3F = 0 - Q32 = 3F + 1J. 34 = 3 1~ M- M= i~ M I) ~_ 10


n
0. 23 = 0. 32 ; Kontrolle. lJ. 23 t+@-ZM_= 0 - ®= ZM - fJ. 23 1= - 1; M --:;b~f--
299 5
= I
= I)
N21 +Q23=0 - N21 =-Q23=-JLM; N45 -D. 43 =0 - N4S =fJ. 43 =-M '" 'I
13 '"
LU
299 0)
_ _ 3 8 1 1 = I

N23 -1J. 21 +F-0 - NW21l M-


1f M=-I M N34 =-I M ' ::~
A= n M; B=+ M; Kontrolle. A+ B - 3F = 0 t= 6,0 - _ 1 - 4,0
10,0 0)
'A----
+-
299

irM
r

Kontrolle. Al + Fh - 3F ZM= 0 : I

1
b)
299

~
Alle Kontrollen sind erfüllt;
M 1 - Bild 54 zeigt die M-, Q- und
I)

+ - - + 11 N-Fläche, Mpl ist in kNm ein- ~~Jt:~~"d-::~-~


- 2M + 3 Tr + 1 zusetzen! (Die Schnittgrößen 299 :1
+ 26"2 Q und N werden benötigt, um I) I 1

M M M a in den Fließgelenken die 299 c)


M:Mpl Mpl-lach M/Q/N-Interaktion überprüfen
Bild 54 a) b) cl zu können, Abschn. 6.3.7). Bild 57
Die Berechnung hat aufgezeigt, wie die Kette ~ aus den Elementarketten und GCD Ci) Die den kinematischen Ketten zugeordneten Kräfte
hervorgegangen ist (Bild 52). Die Anwendung von G.115 ergibt im vorliegenden Fall werden mittels des Prinzips der virtuellen Ver-
k=m-n=5-3=2. Ci) und GCD sind die Elementarketten. Die Zahl der möglichen Kombinationen rückung bestimmt; als virtuelle Ausgangsverrückun-
beträgt:
gen dienen die Stabdrehwinkel .
q = Zk -1 = Z2 - 1 = 3
L~F Deren kinematische Verknüpfungen sind im vorlie-
F 1 1 Da das Superpositionsgesetz bei plasto-
®
genden Beispiel wiederum elementar zu überbl icken.
Mp1 ~ ::1,333 statischen Berechnungen nicht gilt, muß Für die Elementarketten erhält man (vgl. Bild 56c):
für relativ zueinander geänderte Lastin-
1,0 +--...,..--:l. c)
1,333~jJ.::4
tensitäten oder für geänderte Lastanord-
nungen (und Tragfähigkeitsrelationen) Bild 56
eine neuerliche Rechnung durchgeführt a)
I. l.SF(3,05) -(Z99+Z·117Z+1m)5 =0 -4,SF=381S-F=848kN
werden. Je nach überwiegen der einen
IL F{Z,05) - (1m + Z117Z +Z99)5 0 -Z,OF = 381S-F =1908kN b)
oder anderen Last ist eine andere Bruch-
kette maßgebend. m. F(4,05) - (ZZ99 • Z863 + z.z99)5 = 0 -4,OF" Z9ZZ-F = 730,SkN c)

~:.'L überwiegt z.B. bei dem vorbehandelten


H
o~---r--t--.L,---t---,--!---.,---!I---r---+_ System die mittige Riegellast (~=V/H>4), Die Elementarketten werden kombiniert (Bild 57):
o ist der Bruchtyp maßgebend. 1st da- Ci) 1. Kombination: 1+111, das Gelenk 4 wird eliminiert (Teilbild a):
Bild 55 gegen die Horizontalkraft relativ hoch
(~<1 ,333), so ist die Verschiebunqskette I +III: 1,SF (3,05) + F(4,0 5) - (Z99 .863 + Z99· Z1m +1172 +863 +299)5 :: 0 - d)
GCD maßgebend. Für 1 ,333:s~:s4 ste;lt (4,S+4,0)F = 6139-F= 722,ZkN
sich die kombinierte Kette ~ ein. In den Fällen ~=1 ,333 und ~=4 stellen sich übervoll-
ständige Ketten mit fünf Gelenken ein. In Bild 55 ist das Ergebnis zusammengefaßt. 2. Kombination: II+III+IV, die Gelenke 5 und 10 werden eliminiert (Teilbild b):

6.3.6.3 Zweifeldrahmen II +III+ IV: F(Z,05). F(4,05) - (Z99. 863 + Z99 -Z99 + 117Z +2·n7Z + z.z99)5 = 0 - e)
Das in Bild 56a dargestellte Rahmentragwerk ist 6-fach statisch unbestimmt. Teilbild (Z,0.4,0)F= 3S16 + 149S + 863 - F= 974,S kN
zeigt die 10 möglichen Fließgelenke. Somit existieren k=m-n=10-6=4 Elementarketten, Teil-
bilder c: Ci) bis @. 3. Kombination: I+II+III+IV, die Gelenke 4,5 und 10 werden eliminiert (Teilbild cl:
Als Streckgrenze (Fließgrenze) wird angesetzt: 1+ II + III + IV: l.SF(3,05) + F(Z,05) + F(4,0 5) - (Z99 + 863 + Z99 + Z·1172 +Z·117Z +
f)
°F=36kN/cm 2 • (Nach DIN 18800 (11.90) ist von der um Y reduzierten Streckgrenze auszuge- 21172 +ZZ99)5 = 0-(4,5 +2,0 + 4,0)F = 9091 - F = 865,8 kN
M
hen, zudem sind im YF-~-fachen Einwirkungszustand Imperfektionen einzurechnen, vgl. spä-
ter) • Weitere Kombinationen sind augenscheinlich nicht maßgebend; die plastische Grenzkraft be-
Riegel HE400B : UPt" 1,13, W= 2880em 3
Stiele113 HEZZOBupf1.13, W" 736em3 trägt: IFW 72Z,Z kNI
Stiel Z HE 340B UPt= 1,11. W= Z160em 3 Die Schnittgrößen M, Q und N des Grenzzustandes werden wie im vorangegangenen Beispiel
Wpl = 3ZS4em 3 Np1 = 117Z kNm berechnet.- Ein gewisser Probiercharakter haftet auch dem Kombinationsverfahren an. -
Wpt :: 83Z cm 3 NP[" Z99 kN m Wie noch gezeigt wird, ist bei baupraktischen Nachweisen erstens die M/Q/N-Interaktion
und zweitens der Verformungseinfluß (Theorie 11. Ordnung - Stabilitätsnachweis) in die
WPI =Z398 cm 3 Mpl = 863 kN m
Berechnung einzubeziehen.
- 281 -
- 280 -
Die Polhöhe h ergibt sich aus der Ähnlichkeit der in Teilbild a schraffierten Dreiecke:
6.3.6.4 Pultdachrahmen/Giebelrahmen/Trapezrahmen - Verschiebungs pläne h- 5,0
5:0=10]=4:0
h 5,0
--.. h =~
4,0 =-
125m
'-
Das Prinzip der virtuellen Verrückung erweist sich in der Fließgelenktheorie als außer-
Poles ist dann zweckmäßig,
ordentlich wirkungsvoll. Solange es sich um Du~chlaufträger oder Rechteckrahmen handelt, Einfacher: h/10,0=5,0/4,0-h=12,5m. - Die Einführung eines
Winkel einschließen, wie in
lassen sich die Verknüpfungen zwischen den Verschiebungen und Stabdrehwinkeln des gelenki- wenn die Stäbe zueinander geneigt sind, also keinen rechten
gen Starrsystems in einfacher Weise überblicken. Liegen die Stäbe nicht senkrecht zuein- Bild 59 an fünf Beispielen gezeigt.
ander, ist es i.a. erforderlich, die Abhängigkeiten mit Hilfe eines Verschiebungsplans zu
analysieren. Das sei im folgenden an Beispielen aufgezeigt.
Die virtuelle Verschiebung der starren Stabscheiben wird in dem Augenblick eingeprägt, in
Gi.!..le-2~<!..J?-,- +
Aus den Figuren läßt sich die Polhöhe h unschwer ableiten:
b
o
--.. h=JLl
0
Fall c: Während bei den Fällen a und b der Pol in Verlängerung des rechten Stieles, also
(118 )

dem das letzte Fließgelenk einspringt. Die Starrkörper-Verschiebung entspricht der Verfor-
~tre~t über diesem liegt, ist das im Falle c nicht der Fall; hier wird der Pol durch
mung des Systems im betrachteten Grenzzustand, stellt quasi dessen infinitesimale Fort-
die Koordinaten c (bzw. c ) und h bestimmt. Es sind demnach zwei Unbekannte zu bestim-
setzung dar. Da die plastischen Momente bei dieser 1 2 . Fl" h .
men. Dazu werden zwei Ähnlichkeitsbeziehungen formuliert, vgl. schrafflerte ac en ln
virtuellen Verrückung konstant bleiben, erfahren
die Stäbe keine zusätzliche Biegung, das System ver- Teilbild c: = .!!L; Cl + C2 =l (119 )
C2 02
hält sich wie ein Gelenkwerk, daher die Bezeichnung
"kinematische Kette". Nach kurzer Umformung folgt:
( 120)
!..:Jl~~!!:!-: Gegeben sei der in Bild 58 skizzierte
Rechteckrahmen. Es werde die in Teilbild a (gestri-
chelt eingezeichnete) kinematische Kette mit Gelen- ( 121)
ken an den Stellen 1, 5, 8 und 10 betrachtet. Der
h
i /2
JL
0
--.. h = -.!Ll
2[1

linksseitige Rahmenteil 1/3/5 stellt eine starre


Scheibe dar, ebenso die Stabbereiche 5/8 und 8/10. Fall e: Dieser Fall entspricht Fall c: b1 b 0 b
C =-1-l; h=-i (122)
-1----10.0 0) Ist die horizontale Verschiebung des Eckpunktes 3 1 01 + 02 [11+ 0 2

345678

Br
b. gleich b., beträgt der Drehwinkel der linksseitigen

1-~-f:tL_dX::=1
Mit der Kenntnis des Po-
Scheibe um den Fußpunkt 1:

/)'"'
les läßt sich der weitere

ty.5:[j .6,: 1:r Verschiebungsplan in ein-

Bild 58
2.0 2,0 2.0 2.0 2.0 b)
Längen werden in m angesetzt. Bei der virtuellen
Verrückung handelt es sich um eine Infinitesimal-
Kinematik, d.h. die Ver~ückungen sind "unendlich
klein".
Das Fließgelenk im Punkt 5 senkt sich um das Maß:
, \1 facher Weise entwickeln.
Hierbei interessieren die
virtuellen gegenseitigen
Drehwinkel in den Fließ-
gelenken und die virtuel-
406 - 4,0 b. 4 len Verschiebungskompo-
, 135 - 5.0 = S·b.
nenten in Richtung der
Der Drehwinkel des rechten Riegelbereiches folgt hieraus zu: \ 1I2
äußeren Lasten. (Strecken-
658 = !b./6,0 = 1~·b. 1- lasten werden zweckmäßig
zu Einzellasten zusammen-
Der Drehwinkel des Stieles 8/10 ist mit 6 135 identisch, da die Eckpunkte des Rahmens die- _--l---f=""'.i
L-- a1 02 f-- gezogen, La. liegen sie
selbe horizontale Verschiebung b. erleiden. Die Verschiebungen der Lastangriffspunkte las-
als solche vor, z.B. unter
sen sich unmittelbar angeben, vgl. Bild 58b. L~
~ il V1 b) Pfetten oder Fassadenrie-
Der linke Rahmenteil 1/3/5 dreht sich um den Fußpunkt 1 und der rechte Stiel um den Fuß- 0)
geln.) Für die in Bild 60a

I I
punkt 10. Verlängert man die Linie 1/5 über 5 hinaus und die Linie 10/8 über 8 hinaus,
schneiden sich diese Geraden im Pol. Um diesen Pol dreht sich der rechte Riegelteil 5/8. Bild 60 angenommene ki nema tische
Kette wird zunächst h bestimmt, anschließend lassen sich die Abstände zwischen dem linken
Fußgelenk und dem Riegelfließgelenk und zwischen dem Pol und dem Riegel- und rechten Kno-
Pol
Pultdach - Giebel- tengelenk bestimmen. Die Abstände sind mit d und e abgekürzt. Um den Pol dreht slch das
rahmen rahmen Gelenksystem. Wird die Verschiebung des Riegelgelenkes senkrecht zur Verbindungslinie:
Fußgelenk-Riegelgel enk mit b. als virtuelle Bezugsunbekannte eingeführt, beträgt der Dreh~

~~ winkel um den Pol ß/d. Vertikale und horizontale Komponente von ß folgen wieder aus Ähnllch-
keitsbeziehungen (vgl. schraffierte Dreiecke):
(123a/b)
--.. 1I -
v-~
0 -'1I .
.
Mit der Verschiebung ß sind die lotrechten Verschiebungskomponenten sämtlicher Riegelein-
V
zellasten bekannt. Die Verschiebung der in den gleichhohen Knoten angreifenden Horizontal-
lasten ist gleich ß . Die gegenseitigen Drehwinkel in allen Gelenken lassen sich ebenfalls
Bild 59 H
sofort angeben.
- 282 - 283 -
8ild 60b zeigt ein weiteres Beispiel; im Gegensatz zum vorangegangenen Beispiel erfährt Mit dem Poldrehwinkel 5 als Bezugswinkel folgt:
hier der rechte Knoten eine Hebung, dadurch verschiebt sich ein Teil der lotrechten Kräfte
5.2512 =12.135 _512= 2.335
gegen deren Wirkungsrichtung; folglich ist deren virtuelle Arbeit negativ! Für das Riegel-
4.051.3 = 13.335 _543= 3.335
gelenk gelten die Gleichungen G.123a/b unverändert:
Um den Drehwinkel des rechten Riegelteiles (Stabbe-
~6Vl= Vu 2+ b 2 61 ; ~61
U1
-6 H,= reich 2/3) zu bestimmen, wird die lotrechte Verschie-
1 l U +b
l 1
Das rechte Gelenk verschiebt sich senkrecht zum schrägen Stiel um bung der Gelenke 2 und 3 berechnet:
62 = ~61 2. 3.05 12 = 3.02.335 = 7,005
3. 0 .
denn die Drehwinkel 6 /d und 6 /e sind gleichgroß. Die Verschiebungskomponenten des rech-
1 2
ten Gelenkes betragen: h Daraus folgt:

523 -- -7-0-
7,005 -- 1005
.
Damit sind alle Verschiebungen auf 6 1 zurückgeführt; die gegenseitigen Gelenkwinkel las- Die Verschiebungen sämtlicher Einzellasten sind da-
sen sich unschwer anschreiben. Die Wahl der Bezugsverformung ist frei gestellt, geeignet mit auch bekannt.
ist auch der Drehwinkel um den Pol. Das sei an zwei Beispielen gezeigt: Vgl. auch [15-21 u. 26],
~~~~~ Gegeben sei der in Bild 61a dargestellte Pultdachrahmen; Stiele und Riegel
werden durch Einzelkräfte belastet. Es wird der in Teilbild b skizzierte Bruchmodus unter-
Bild 62
sucht. (Die Fließgelenke sind mit 1 bis 4 durchnumme-
riert.) Die Höhe des Fließgelenkes im Riegel über der 6.3.7 Normalkraft und Querkraftinteraktion
Basis beträgt 4,8m. Damit folgt die Höhe des Poles zu: 6.3.7.1 Interaktionsbegriff

_h_ = ~ _
10.0 4.0
h =12.0m

der Gelenke 1 und 2 voneinander:


e::p
.
-+--1
.
=P

. I.
I
I
-167 -I. .
Bei alleiniger Biegung betragen elastisches
und plastisches Grenzmoment (Abschnitt 6.3.1):

-1,50
Der Formfaktor n pl kennzeichnet die plastische
(124 )

~-1,BOa
I
Querschnittsreserve. In Bild 63 sind für mehre-
Entfernung des Gelenkes 2 vom Pol: - - =1.14· • =1,70 re Querschnittsformen die zugehörigen a p1 Fak-
toren angegeben: je größer der Flächenanteil im
16.0 2 +7.2 2 =9.372m
Der Poldrehwinkel werde als Bezugsdrehwinkel 5 verein-
bart. Die Winkeldrehung des linken Rahmenbereiches folgt
aus:
-$'
Bild 63
127.1l0 . ' 2,35
Bereich der Nullinie ist, umso größer ist a pl '
Im Falle einer alleinigen Normalkraftbeanspru-
chung sind elastische und plastische Grenz-
tragfähigkeit gleichgroß:
NEl = Npl = AO F ( 1 25)

Winkeldrehung des Stieles 4/3: Bei gleichzeitigem Auftreten von Mund N folgt
die Kombination der elastischen Grenztragfähig-
b) 51.3 6.000 =56.000 --- 51.3 =5 t:~-- keit (M/N)E1 aus:
Verschiebungen der Gelenke 2 und 3: plastischer
Bild 61 Bereich Ji + JL = 0F _ li + JL =1 (126 )
W A MEt NEl
62 =5126.248 =1.5006.2485 9.3725
Hierbei ist ein doppeltsymmetrischer Querschnitt
63 =5436.000 = 6.0005
unterstellt. Für ±M und ±N ist der Graph dieser
Vertikale und horizontale Komponente von 6 : Gleichung eine Schar von vier Geraden durch die
2
Achsenabschnitte ±1. Diese grenzen den elasti-
6Vz = 6.~·~B· 9.3725 =6.0006; 6H z= 6 ~'~8 9.3725 =7.2006 schen Bereich ein (Bild 64). Für einfachsymme-
Die Richtigkeit bestätigt man, indem die Komponenten vom Pol her entwickelt werden. trische Querschnitte ergibt sich ein "schiefes"
~~~s~~~ Für den in Bild 62 dargestellten Giebelrahmen wird die in Teilbild b skiz- Bild 5~ Diagramm.
zierte Bruchkette untersucht. Die Höhe des Fließgelenkes im Riegel beträgt: Die Interaktionsbeziehung für die plastische

"~~Jj~-t
Grenztragfähigkeit ist schwieriger zu bestimmen;
4.0 + tZ.O = 4.0 +1.2 = 5.2 m
für den Rechteckquerschnitt ist die Berechnung
Damit findet man die Höhe des Poles zu:
vergleichsweise einfach (Bild 65): Für Mpl und
h 5.2 _ h = 52. .0 = 17.33m Np1 gilt:
10.0 T.O 30 [-l----+----t- ( 127)
Weiter ist:
h-5.2 = 12.13m: h-4.0=13.33m I--b-J Bei gleichzeitigem Auftreten von Mund N wird
Bild 55 der Spannungs körper gemäß Bild 65 aufgeteilt und
- 284 - - 285 -

hieraus N und M aufgebaut: 0300'20 spannungsverlaufes im vollplastizier-


N = Npl,M/N= ZzObOF (128 ) TTt~~=~f~~~=~~r======:~j."=
- ----.
ten Zustand unterschei den; Bi Id 69
zeigt Beispiele. Nach dem statischen
d/2' d2 z
M=MpIM/N=?!zbdz'OF=b[(-Z) -(ZO)]OF ( 12 g) ~ Tragkraftsatz (Abschnitt 6.3.5) er-
, 2
t hält man eine auf der sicheren Seite
Wird 2 0 aus der ersten Gleichung freigeS~ellt und in die zweite eingesetzt, ergibt sich --rliegende Lösung, wenn der (angenom-
die gesuchte Interaktionsbeziehung zu: ~ mene) Gleichgewichtszustand zulässig
M (N Z (130 )
'4pt + NPl) =1 1i11&.ilrt..z:,",,~--J ist und die Fließbedingung an keiner
f!j Stelle verletzt wird. Vor dem Hinter-
M/N-Interaktion bei I-Querschnitten
Bei einem I-Querschnitt sind (JF= 24kN/cm 2 e) grund dieses Theorems erscheint die
in Bild 6gc angenommene Spannungs-
die in Bild 66 eingezeichneten Bild 70 verteilung am geeignesten. Sie geht
Fälle zu unterscheiden. Im
auf HEYMAN/DUTTON/HORNE/WINDELS zurück: Innerhalb des Steges wird eine reduzierte Fließ-
Fall b liegt die Spannungsnull-
spannung angesetzt:
linie im Steg, im Fall c im
Flansch. Auf analoge Weise, wie
0F5=OF1[1 - 3(i-/ 134) (
t ist die vorhandene Schubspannung im Steg:, =Q/A ' Damit steht die in Bild 68c ange-
a für den Rechteckquerschnitt ge- Steg
d gebene Normalspannungsverteilung zur Aufnahme von Mund N zur Verfügung. Bild 70 zeigt
v zeigt, findet man für die Fäl-
Bild Interaktion (M/N)Pt NPt ein Beispiel: 0F=24kN/cm', A =1·41=41cm'. Gegeben sei Q=410kN; hierzu gehört ,=410/41=
le abis d die in Bild 67 an- steg
10kN/cm'. Die reduzierte Fließspannung im Steg beträgt:
geschriebenen Formeln.
Fall Formeln 0FS = Z4 V1 - 3( i~)2 = 15.61 kN/em 2
Eine mögliche M/N-Kom-
2
a Mp1 = (sa 2 + b'(d - a 2l]·.!!.L
4 bination ist z.B.:

:f
M=648,8kNcm und N=581kN
M (sn+b'(d-al]2 N 2
b + 1 (wie man leicht be-
Mpl [sn 2 +b.(d 2 -a 2 l].s·(N;;) =
stätigt). Das vollpla-
c -M + [sa+b·(d-al]2 (N)2 + 2 . [sa + b . (d - al] . a . (1 _ ~). [ .!!- _ sn ] =1 stische Schnittgrößen-
Mp! (sn 2 +b· (d 2 - n2 )]b' N; [sa 2 +b·(d 2 -a 2 l] b Npt 2 [sa +b·(d· all tripel (M/N/Q)Pl be-
AI
trägt demnach: (648,8;
d Np! = (sa + b· (d - al] . F° Bild 57 A=2A1 +Az
Al 581; 410). Bild 71
lp=T
I~ zeigt zwei M/N/Q-Inter-
~ Wertet man die Formeln für typische I-Walzprofile aus,
~ aktionsdiagramme für I-
N
NP! " Rechteck ergeben sich die in Bild 68 dargestellten Interaktions-
~ ~~ <... IPE, IPE n, IPEv
~ ........
kurven. Die Interaktionsgleichung für den Rechteckquer-
1
m Querschnitte, die auf

" schnitt (G .130) ist eingezeichnet. Eine auf der sicheren


der vorstehend erläu-

1 ,5
N
0 -+091·- M/ ~
Npl ' Mpl V
=1 ~
~ '\
Seite liegende Näherung stellt für I-Querschnitte die Ge
radengleichung
terten Grundlage be-
ruhen. lp gibt das Ver-

HE-A,HE-B, HE-M ~~
Ji. + -L.J:L - 1 (~ > o.n
( 131)
hältnis einer Flansch-
Np! 1.1 Mpl - PI fläche zur Gesamtflä-
~ dar. Der Quotient 1/1 ,1 ist gleich 0, 91 ; der Graph die- Flienflöchen nach WINOELS [31] che an. Bei I-Walzpro-
0 ser Gleichun g ist in Bi 1 d 68 elngetragen. Soll fur elnen filen liegt lp zwischen 0,3 bis 0,4; die dargestell-
Bild 53 ~ ~PI normalkraftbeanspruchten
berechnet werden, wird G.131 zweckmäßig umgestellt:
I-Querschnitt das Tragmoment ten Diagramme decken in etwa den Walzträgerbereich
ab.
Mpl N= 1.1(1 - -NN 1Mpl ( N>0,1 Npl ) (132 ) Um zu einer praktikablen Berechnungsanweisung zu
, Pt
( 133) kommen, wird die Raumfläche des M/N/Q-Diagramms
Mpt.N = Mp! (N <; 0,1 Npl)
durch eine oder mehrere Ebenen approximiert. Nach
der DASt-Richtlinie 008 galt:
So lauteten die M/N-Interaktionsformeln der DASt-Richtlinie 008 (03.73).
6.3.7.3 M/N/Q-Interaktion bei I-Querschnitten N - 0.3-0.0. 1Mpl'
Mpl NJU = (1.1 - 1.1- (135)
. N~ ~
Von der Lösung des M/N/Q-Interaktions- sofern N>0,1'N pl und Q>QPl/3 ist, anderenfalls

'F~ ~, ~,
problems muß verlangt werden, daß in brauchte Mpl nicht abgemindert zu werden. In
jeder Faser des Querschnittes sowohl G.135 bedeutet:
den Gleichgewichtsgleichungen als auch o.PI=AStelj;Jt (136)
der Fließbedingung genügt wird. Eine
In jedem Falle mußte nach der DASt-Ri 008 die Be-
strenge Lösung steht bis heute aus. Es
dingung Q50,9·QPl eingehalten werden. - Die prak-
cr F cr existieren diverse Näherungslösungen,
F tische Berechnung wird durch die Berücksichtigung
Bild 59 bl el die sich in der Annahme des Schub-
al
- 286 - - 287 -

der M/N/Q-Interaktion erheblich erschwert; sie führt i.a. nur als Iteration zum Ziel. In
DIN 18800 Tl (11.90) wurde für I-Profile eine gegenüber der DASt Ri 008 modifizierte Inter-
C=FZ- t = il
Mpl - ~Pl = (0,4583 - 0,1250)M pl = 0,3333M pl = 0.3333451,7=15o,6kN
aktionsregel vereinbart, sie ist in Bild 72 gtaphisch dargestellt. Der Vergleich mit Bild 1145= -C = -150,6kN; 1134= Fz+ 1145= 206,B8 -150,60 = 56,33kN
71 läßt die Güte der Approximation erkennen. - Werden die in DIN 18800 Tl angegebenen In- 1123 = FZ+ I1W 206.88 + 56.33 = 263,21 kN; Br =1123; C+ Sr = 150.6 + 263,2 = 413.8 kN
teraktionsbeziehungen nach Mpl=M pl ,M/Q/N aufgelöst, gilt:
A = II
2
- .t!EL
5.0
= 310.32 - 451,7 = 15516 - 90 34 = 64 82 kN
2 5,0 . , .
0 = A = 64 82 kN
0' -"-'-'-,""'-""'-
o<JL<Olo
a
0<-<033 Npt - , Mp!,MJU/N = Np!
1112= 110'- F, = 64,82 - 310.32 = - 245,50 kN
Up! - ,
0,10< -NN ~ 1,00 Mp! MlU/N =1,111(1- -NN )Mpl
Pt , Pt Moment im Schnitt 1 (Feldmoment):
( 137)

0.33 < g ~ 0,90 0< f-PI ~ 0.10 Npt,MlU/N = 1.136(1- 0,37- ~Pl )Mp! M, = 310,32 5 0
4 i 451,7 = 387,90 - 22 5,85 = 162.05 kN m < Mpl
PI 0.10 < -NN ~ 1,00 N - O,3J~)Np!
Npl,MlU/N = 1,250(1- 0,89- !2..LMi.!-!:1/Q- I ntera k ~
PI NPI UPI Berechnung von QP1:

Das Interaktionsproblem war Gegenstand diverser wissenschaftlicher Untersuchungen [27-33] ; HUOoB: s=1.1 cm, hSteg =30,0 -1.9 =28.1 cm; ASteg =1,1·28,1 = 30.91cm z
vgl. insbesondere die von RUBIN [34,35] hergeleiteten Interaktionsbeziehungen für zweiach-
I1 Pl = 30.91 ) } = 30,91·13,86 =428,30 kN; o.3JU Pl =141.34 kN
sige Biegung und Normalkraft.
6.3.7.4 Beispiel In beiden Fließgelenken wird 0,33'QPl überschrltten; es werden mittels G.137 die reduzier-
Gesucht sei die Tragkraft für den in Bild 78a dargestell- ten plastischen Grenzmomente bestimmt:
ten Zweifeldträger unter Einzellasten, ohne und mit Be- 263,2
rücksichtigung der M/Q-Interaktion. Trägerquerschnitt Bereich 2/3 : MPl = 1,136 ( 1- 0,37 42B,3o )·451.7 = 0,8777451.7 = 396.5 kNm
HE300B. Das Beispiel wird für eine Fließgrenze 0F=Z4kN/cm 2
berechnet. Zum Nachweisverfahren nach DIN 18800 Tl (11.90)
Bereich 4/5 : Mpl =1,136 (1- 0,37 41~~:~0 )451,7 = 0,9882451,7 = 446.4kNm
vgl. Abschnitt 6.4.3. Das plasto-statische Grenzmoment Ausgehend von diesen Fließmomenten wird die Arbeitsgleichung für Bruchkette @ erneut
(ohne Interaktion) beträgt: angeschrieben:
0F =24 kN/cm z
8 - 3965 -1 - 44 6 4 (1
-F
5 Z . 5
- + - 1) -- 0 -
'5,0 3,0
~ Fz = 79,30 + 238,07 = 317,37 -
HE300B :aW l12
b) W= 168ocm3 ; Wpl =1,121680 = 1882cm 3 Fp, = FZ,Pl = 19S,35 kN, F',Pl = 297.53kN
Mpl = 1882 24 = 45168 kN cm = 451,7 kNm
Das linke Feld wird durch eine mittige Einzelkraft (F 1 ) Die Reduktion beträgt 4,3%. Wird die Rechnung an dieser Stelle abgebrochen, liegt sie auf
und das rechte durch zwei Einzelkräfte (F Z) belastet der sicheren Seite. Der nächste Iterationsschritt ergibt: Fpl =F 2 ,Pl=200kN, F ,Pl=300kN.
1
Ö (Bild 73), für sie gelte das Verhältnis: 6.3.8 Doppelte Biegung
~r4l"T-~:-i-~:;;O 3] F, = 1,5 Fz 6.3.8.1 Doppelte Biegung bei I-Querschnitten [ 36)
c) Das Grenzkraftniveau wird mittels des Prinzips der vir-
~fPl~Dr~uc~k~~
,Druck
tuellen Verrückung berechnet.
~--~
~, ---
O~M/Q-Inter~~ Zug t
Für die in Bild 73b/c dargestellten Bruchketten folgt: Zug ~"
Pl.z
I: F, ö - Mpl (2 2~5 + 2~5 ) =0 - F1 = l5 Mpl =1,2 Mpl y

d) t
JI: FZ5 + Fz 5 -

1Fz = %M pl
Mp!(~o + 5~0
- FZ =
+ 3~0)
1~ Mpl
Als Bezugskraft wird F gewählt (F =F; F 1=1,5·F).
Z 2
=0 -

= o,458Mp1
4,----,
-+-----
Bild 74
Z,g'
b --:..:-+ a)
~
~bz--Jb)
11'
1.1

Da mit gilt: I: F = 0,800 Mpl


Das plastische Grenzmoment eines I-Querschnittes läßt sich bei doppelter Biegung relativ
e) 1I: FW 0,458 Mpl einfach bestimmen, wenn (auf der sicheren Seite liegend) der Steg vernachlässigt wird und
Somit ist Bruchkette @ maßgebend; wi rd Mpl ei ngesetzt, die Flanschflächen auf deren Mittellinie zusammengezogen werden. Für alleinige Biegung um
ergibt sich: die y- bzw. z-Achse gilt (Bild 74a/b):
26~2 Q-FL [kNl (138 )
Bild 73 Fpl = 0.458·451,7 = 206.88 kN = FZ,Pl' F',Pl = 310,32 kN

(1,2·451,7=542,04kN). Für den plastischen Grenzzustand (Fließgelenke in den Schnitten Da N=O ist, sind die Zug- und Druckflächen gleichgroß. Die Spannungsnullinie verläuft bei
und 4) wird als nächstes der Querkraftverlauf ermittelt (in Bild 73d/e ist das Ergebnis einem doppeltsymmetrischen Querschnitt durch der Schwerpunkt. Bild 74c zeigt einen frei
der folgenden Berechnung dargestellt): gewählten Spannungszustand. Da dünnwandige Flansche unterstellt werden, können die tra-
- 288 - - 289 -
pezförmigen Flächen durch rechteckige angenähert werden. Der Schnitt der Spannungsnull- RUBIN [34,35] für zweiachsige Biegung und Normalkraft wird nochmals verwiesen; vgl. auch
linie mit den Flanschmittellinien wird durch das Randmaß e bzw. den Winkel y gekenn- DIN 18800 Tl (11.90), Element 757.
zeichnet (vgl. Teilbild c):
6.4 Sicherheitsaspekte
e= ~ -(f-tltony=t[b-(d-tltony) (139) 6.4.1 Zur Entwicklung der Fließgelenktheorie (Traglastverfahren)
Wenn stählerne Tragwerke auf elasto-statischer Grundlage berechnet und bemessen werden
Der Spannungszustand des Teilbildes a wird mit den Spannungsblöcken und der Spannungs- G0 (das ist die klassische Vorgehensweise, man spricht vom Verfahren Elastisch-Elastisch),
zustand des Teilbildes b mit den Spannungsblöcken QV
des Teilbildes d überlagert. Das wird dennoch vom Plastizierungsvermögen (indirekt) Gebrauch gemacht. So werden z.B.
ergibt jeweils den vorgelegten Zustand. Aus dieser Oberlagerung werden die Komponenten - beim Nachweis der Querschnitte Spannungsspitzen aller Art, Eigenspannungen und Neben-
des plastischen Grenzmomentes aufgebaut: spannungen unter vorwiegend ruhender Belastung nicht berücksichtigt und
(140 ) - beim Nachweis der Verbindungsmittel von (konstanten) Nennspannungen ausgegangen.
Mpl = MPi -et(d-t)Zo = Mpl [1 - Zet(d-t)oF) = (1- k)M* = (d-tlton y M*
,y ,y F ,y btfd-tlo F b Pl,y b PI,y Es wird lokales Ausfließen der Spannungsspitzen unterstellt. Das Plastizierungsvermögen
(141 )
zäher und verfestigender Werkstoffe bietet hierfür die Gewähr. Sprödes Material scheidet
Mpt z= M;l - Z-Z1 (.Q.Z - e hZo = Mp*l [1- t( b - zdZoFj = [1- (b-ZI?))M· = 11 _ [(d-t ltonYj2j M*
"z f ,z 4 tb Z ~ Pl,z b Pl,z als Konstruktionswerkstoff aus.
oF
Hierbei ist berücksichtigt: Z (b -Ze) = ztony(dit) = (d- t).tony Wenn von plasto-statischer Berechnung gesprochen wird, denkt man an den Nachweis der Trag-
( 142) struktur als Ganzes. KAZINCZY (1914) werden die ersten Ansätze zur Fließgelenktheorie zu-
Mit der Abkürzung P- (d - t) tany geschrieben. Die ersten systematischen Tragversuche an Durchlauf trägern wurden von MAIER-
- b (143 )
wird nunmehr das plastische Moment gebildet: LEIBNITZ (1928) [39,40] durchgeführt; hierbei wurde die Zulässigkeit der bereits 1925 ein-
geführten Berechnungsformeln für durchlaufende Träger
Mpl = ~ M~,y + Mpf,z = p2MPl~ + (1 - p2l2Mpl~ (144 )
Endfel der M- ~ . Innenfel der ( 147)
- 11 '
Die Verwertung dieser Formel ist nur möglich, wenn für den (unter dem
Winkel <jl) vorgegebenen Momentenvektor M die zugehörige Nullinie, also bestätigt( vgl. Abschnitt 3.4.1 und [41-44]). - In DIN 1050 (Stahl im Hochbau, Ausgabe
y und damit p bekannt sind. Um dieses Problem zu lösen, wird aus den 10.57) hieß es: "Das Traglastverfahren kann in geeigneten Fällen unter besonderer Berück-
Momentenkomponenten der Tangens des Winkels <jl gebildet (Bild 75) sichtigung der Stabil ität angewendet werden". Insofern ist eine plasto-statische Berech-
nung hierzulande prinzipiell seit Jahrzehnten zugelassen. Mangels verbreiteter Kenntnis
Bild 75 ton'P= Mpl,z = 1- p2 Wpl,zOf= 1- p2 tb Z 1-pZ b (145) der plastischen Methoden wurde davon praktisch kein Gebrauch gemacht. Trotz der Heraus-
Mpl,y p WPI,YOF P Zbt(d-tl = -P-' Z(d- t)
gabe der DASt-Ri 008 im Jahre 1973 und des begleitenden wissenschaftlichen Schrifttums
(u.a. von VOGEL, OXFORT, KLÖPPEL, ROIK, LINONER, RUBIN, UHLMANN) hat sich an der Zurück-
Auflösung nach p:
Z(d-tl·ton'Pp-(l- pZ)b = °--.- p2+ Z(d-t)ton'P
b .p -1 = O -
haltung der Praxis nicht viel geändert. Wie Umfragen gezeigt haben, wurde die Traglast-
Richtlinie praktisch nicht angenommen. - Zu dem Entwurf der Grundnorm DIN 18800 T2 (10.80)
gingen umfangreiche und energische Einsprüche seitens der Praxis ein, so daß der Entwurf
p = - (d-tlton'P +'1(d-tlton'P
l
)2 +1 ( 146)
b V b zurückgezogen werden mußte; er basierte stärker als DIN 4114 auf plastischer Bemessung. -
~wei2!!.TlJl: Gegeben sind der Querschnitt sowie Mund 41 (schiefe Biegung). Es werden zunächst
Es wird abzuwarten sein, auf welche Akzeptanz das neue Grundnormenwerk des Stahlbaues
Mpl,y und Mpl,z gemäß G.138 berechnet; dann wird P mittels G.146 bestimmt und schließlich (DIN 188DD, 11.90) stößt (gesplittete Sicherheitsfaktoren, Kombinationsfaktoren, Grenz-
das plastische Tragmoment nach G.144 ermittelt. zustände, Imperfektionslastfälle). Nach Meinung des Verf. ist es (wenn auch in vielen
~!2.P~~ Gegeben sei das Walzprofil HE300A aus St37: 0F=24kN/cm 2 • Es 1 iegt unter dem Win Teilen zunächst ungewohnt) zeitgemäß, in sich logisch-stringent und wirtschaftlich.-
kel 41=30° schief und wird lotrecht belastet (Bild 76). Gemäß Es ist nicht uninteressant, daß die Ideen und Versuche von MAIER-LEIBNITZ ab 1936 von
vorstehender Anweisung wird berechnet: BAKER und Mitarbeiter in Großbritannien intensiv aufgegriffen wurden und dort als Trag-
Mply =[30·1.4(Z9-1,4))Z4 = Z78Z1 kNcm = Z78kNm last-Verfahren zügig ausgearbeitet wurde [45,46] ; das führte zu einer frühzeitigen Ver-
, 14 2 --
Mpl,z = 'lOZ4 = 151Z0 kNcm = 151 kNm breitung plasto-statischer Berechnungsmethoden im angelsächsischen Raum. Im französischen
Raum ging die Verbreitung der plasto-statischen Verfahren vorrangig auf MASSONNET [47]
(d-t)bton'P = (Z9-1~)0,5774=O,531Z
zurück. Von großem Einfluß für die langandauernde Zurückhaltung hierzulande gegenüber pla-
P = - 0,531Z + VO,531Z2 + 1 = JLQQ1L f stischer Bemessung war die offen
Druck
Mpl = YO,6011 2-278 2 + (1- 0,6011 2)2'151 2

tony =.J?JL = 0,6011· 30 = 0,6534 _ y = 33,16 0


=VZ79Z7 + 9300' 19Z,9 kNm
Dt nn bekundete Ablehnung von STOSSI
[48,49]. In [50] (1958) schreibt er:
"Die Annahme eines vollen Momenten-
I f ~ 7
30 0
d-t Z9-1.4 - - ---
Die Lage der Nullinie ist in Bild 76 eingezeichnet. Der Trä-
1/ i / I ausgleichs bei der Bemessung von
statisch unbestimmten vollwandigen
ger habe eine Spannweite von 4,5m; im Falle eines Mittelfel-
Fa
Bild 76 des folgt die Tragkraft z.B. zu:
I -e
~
Trägern aus Stahl ist somit als ge-
fährl ich, weil die Tragfähigkeit
P = 16Mpl = 16·19Z,9
PI [2 4,52
= 15Z,4Z kN/m
i -9 o : Fliengelenk-
bildung
überschätzend, abzulehnen". Hierbei
beruhte die Ablehnung auf Versuchen
Wegen weiterer Einzelheiten vgl. VOGEL [36]. In 137) wird die Aufgabenstellung auf Bie-
Verformung f Verformung f an einem für das Traglastverfahren
gung und axiale Normalkraftbeanspruchung erweitert; [38J enthält Tafeln für die Bemessung
Bild 77 0) b) ungeeigneten System. Tatsächlich
durchlaufender I-Träger mit und ohne Längskraft. - Auf die Interaktionsbeziehungen von
gibt es solche Systeme, die vom
Fl ießgelenk eine zu große Rotation
- 290 - - 291 -
verlangen (vgl. Abschn. 6.4.10). Eine weitere Verunsicherung dürften die 1968 von WAGEMANN nicht durchsetzen konnte), muß eine Bemessung statisch bestimmter Systeme nach allen drei
[2) publizierten Versuche und Einwände bewirkt haben. Sie waren insofern berechtigt, als Vorgehensweisen gleich ausfallen, d,h. das Ergebnis muß verfahrensunabhängig sein. (Hier
sie auf eine bis dato unzureichende Erfassung-des Instabilitätseinflusses auf den kinema- folgt die Beanspruchung allein aus dem Kräftegleichgewicht.) Das würde bei biegebeanspruch-
tischen Versagensmodus hinwiesen, insbesondere wenn sich keine lokalen Fließgelenke son- ten Stabwerken mit I-Querschnitt bedeuten, daß die nominelle Sicherheit in den Fällen 2
dern ausgedehnte Fließzonen ausbilden. In der Tat hat es einige Zeit gedauert, bis begrif- und 3 i.M. um den Faktor Cl. pl =l ,14 größer sein müßte als im Falle 1. Da bei reiner Normal-
fen wurde, daß das globale Tragverhalten eines unter lotrechten Lasten stehenden verschieb- kraftbeanspruchung NE1=N pl ist, wäre ein Faktor in der Größenordnung 1,1 ein Kompromiß.
lichen Rahmens dem einer lotrecht belasteten Stütze entspricht (Bild 77). In bei den Fällen Bei dieser Konzeption bietet eine plasto-statische Berechnung nur bei statisch-unbestimm-
geht die plastische Grenztragfähigkeit mit der Divergenz der inneren Tragfähigkeit gegen- ten Systemen durch Aktivierung der Systemreserve Vorteile. Bei dieser handelt es sich um
über einer Steigerung der äußeren Belastung einher. Nur eine Berechnung nach Theorie 11. eine echte Reserve, die nur mittels einer plasto-statischen Berechnung ausgeschöpft wer-
Ordnung vermag die Grenztragfähigkeit druckbeanspruchter Systeme richtig zu erfassen. Die-
den kann.
ser Sachverhalt wird heute voll beherrscht, der Rechenaufwand ist indes beträchtlich (vgl
Abschnitt 6.4.9). 6.4.3 DIN 18800 Tl u. T2 (11.90)
Die Zurückhaltung der Praxis gegenüber plasto-statischen Berechnungen dürfte auf zwei Um- 6.4.3.1 Sicherheitskonzept
ständen beruhen: Das Sicherheitskonzept der DIN 18800 (11.90) läßt sich wie folgt zusammenfassen:
- ~~-~a~c~B~c~~ und Nachweise sind einfacher zu führen (solche nach Theo- Standsicherheitsnachweis Gebrauchstauglichkeits -
rie 11. Ordnung werden als schwierig genug empfunden, sind es z.T. auch); es gilt das nachweis
Trag si cherheitsnachwe is Lages iche rheitsnachweis
Superpositionsgesetz, d.h. es muß nicht jede Lastkombination gesondert untersucht wer-
den, wie bei plasto-statischer Berechnung. Man liegt mit der Elastizitätstheorie auf Es ist nachzuweisen, daß die Beanspruchungen Sd die Beanspruchbarkeiten Rd nicht über-
der "sicheren Seite", gewisse Querschnitts- und Systemreserven sind, z.B. im Hinblick schreiten. Die Beanspruchungen folgen aus den YF-~-fachen Einwirkungen. Bei der Bestim-
auf künftige mögliche Nutzungsänderungen oder andere Unwägbarkeiten, erwünscht. Mit der mung der Beanspruchbarkeiten ist der Sicherheitsfaktor YM=1, 1 einzurechnen. Zur Bi 1dung
Einhaltung zulässiger Spannungen im elastischen Bereich werden Verformungsbeschränkun- der Einwirkungskombination wird auf das Regelwerk verwiesen, siehe auch Abschnitt 3.6 und
gen z.T. mit erfüllt. Bei plasto-statischer Dimensionierung ist stets ein separater Ge- 4.1. Der Tragsicherheitsnachweis kann nach den in Bild 78 angegebenen Verfahren geführt
brauchstauglichkeitsnachweis zu führen. Bei elasto-statischer Berechnung läßt sich der werden
Verformungs nachweis (und Betriebsfestigkeitsnachweis) durch einfaches Umrechnen führen. Berechnung der
- ~a~~.!J...:;~~~n...'!...':1.3~ sind (abgesehen von einfachen Durchlaufträgern und Rah- Nachweisverlahren Beanspruchungen I Beanspruchbarkeiten Abkürzung
Sd nach Rd
men nach Theorie I. Ordnung) schwieriger und erfordern eine sorgfältige Berücksichti-
1 Elastisch - Elastisch Elasti zitä Ist heor ie Elasti zitätstheorie EI -EI
gung diverser Restriktionen, z.B. hinsichtlich Eignung des Systems und Rotationskapazi- Elastisch - Plastisch Elas ti zi tä \st he or ie Plas ti zitä tstheor ie EI - PI
tät der Querschnitte. Die Beurteilung des Einflusses von Sekundäreffekten, der Nachweis
2
3 Plastisch - Plastisch Plas tiz itä ts Ihe or ie I Plas ti zi tä tstheor ie PI - PI
der Verbindungen in plastizierten Bereichen, der Nachweis der Lagesicherheit und Fun- Bild 7B
dierung, die Einrechnung des Verformungseinflusses Theorie 11. Ordnung, können sich im Grundsätzlich sind bei allen Nachweisverfahren zu berücksichtigen:
Einzelfall als durchaus schwierig erweisen.
Tragwerk~~m~e~, wenn sie die Beanspruchung vergrößern. Das kann z.B. bei der
Es ist zu erwarten, daß mit dem weiteren Vordringen der EDV zunehmend leistungsfähigere Bildung von Schnee- oder Wassersäcken auf Flachdächern eintreten. Gedacht ist indes
Rechenprogramme für plasto-statische Berechnungen zur Verfügung stehen und damit viele vorrangig an die bei druckbelasteten Tragwerken auftretenden Abtriebskräfte: Das Trag-
Gründe für die erwähnte Zurückhaltung entfallen werden. Das entbindet aber nicht davon, werk ist unter Berücksichtigung der Verformungen zu berechnen, d.h. die Gleichgewichts-
die Voraussetzungen einer plasto-statischen Berechnung in jedem Einzelfall zu prüfen. gleichungen sind am verformten System zu erfüllen. Man spricht dann von Theorie 11.
6.4.2 Zur Frage des nominellen Sicherheitsfaktors Ordnung, vgl. Abschnitt 7. Auf die Berücksichtigung des Verformungseinflusses darf ver-
Wie erläutert, treten bei ausgeprägtem Plastizierungsvermögen an Stellen hoher Beanspru- zichtet werden, wenn der Zuwachs der maßgebenden Schnittgrößen infolge der nach Theorie
chung überelastische Dehnungen und Krümmungen auf; es bilden sich gelenkartige Krümmungs- I. Ordnung ermittelten Verformungen nicht größer als 10% ist. Da die Steifigkeit, z.B.
zonen, ohne daß sie brechen. Bei weiterer Laststeigerung werden in statisch unbestimmten die Biegesteifigkeit EI, eine Widerstandsgröße ist, ist bei der Berechnung des Verfor-
Systemen jene Bereiche aktiviert, die bislang weniger ausgelastet waren. Man spricht von mungseinflusses der charakterisische Wert um den Sicherheitsfaktor YM abzumindern:
Kraft- oder Momentenumlagerung. Wird das Tragwerk auf jene Tragfähigkeit ausgelegt, die (EI)d=(EI)k/YM"
zur Ausbildung des ersten Fließgelenkes gehört, spricht man vom Verfahren Elastisch- - Geometrische Imperfektion':..':.... Sie wirken sich bei druckbeanspruchten Stäben bzw. Stab-
Plastisch, bei Orientierung an der realen Grenztragfähigkeit von Plastisch-Plastisch. werken in Abtriebskräften aus. Ist infolge der äußeren Einwirkungen und der geometri-
Je nachdem, wofür man sich entscheidet, führt eine Auslegung nach den Nachweisverfahren schen Imperfektionen ein Nachweis nach Theorie 11. Ordnung erforderlich (10% Regel,
1 Elastisch-Elastisch siehe zuvor), sind die in DIN 18800 T2 angegebenen Imperfektionen dem Tragsicherheits-
2 Elastisch-Plastisch nachweis zugrundezulegen.
3 Plastisch-Plastisch - Schlupf in Verbindungen. Ein solcher Schlupf bewirkt zusätzliche Verformungen und be-
bei gleicher nomineller Sicherheitsmarge zu unterschiedlichen Ergebnissen. Im Falle 1 trifftdemgemäß den N~weis nach Th. 11. Ordn., z.B. bei schlanken Verbandstragwerken.
ist das System material aufwendiger (zwar real sicherer aber "unwirtschaftlicher") als im Darüberhinaus sind Nachgiebigkeiten in Verbindungen (z.B. bei Kopfplattenverbindungen
Falle 3. Das ist eigentlich wenig sinnvoll und unbefriedigend, insbesondere bei statisch in Rahmenknoten) zu berücksichtigen. Der Schubverzerrungseinfluß in Rahmeneckblechen
bestimmten Systemen, die keine Systemreserve aufweisen. Das Argument, daß ein Vorgehen wirkt sich entsprechend aus. Je höher das Beanspruchungsniveau ist, umso größer wirken
nach 3 (wegen des höheren Aufwands) mit dem Bonus einer wirtschaftlicheren Bemessung be- sich die erwähnten Nachgiebigkeiten aus. Während sie beim Verfahren El-El i .a. unbe-
lohnt wird, ist nicht-technisch und überzeugt sicherheitstheoretisch nicht. Nach Meinung rücksichtigt bleiben können, kommt ihnen bei den Verfahren El-Pl und insbesondere Pl-Pl
des Verfassers (mit der er sich bei der Beratung der neuen Stahlbau-Grundnorm allerdings größere Bedeutung zu. Das Regelwerk stellt die für den Nachweis notwendigen Kraftgrößen-
Weggrößen-Beziehungen für die unterschiedlichen Verbindungsformen nicht zur Verfügung.
Im Schrifttum [74] findet man Rechenbehelfe.
- 292 - - 293 -
- ~mäßige Außermittigkeiten. Sie betreffen das statische System und sind im Regelfall 6.4.3.2 Beispiele
zu berücksichtigen; auch durch sie können zusätzliche Verformungen ausgelöst werden,
vgl. z.B. Abschnitt 5.4.3.3.
L'. ,, ,,, 'r
.....,-rrff
P puTTJTtP
Das Verfahren El-El wird in Abschnitt 4 (und z.T. auch in Abschnitt 7) behandelt. Beim
~ Q ~a 11111111111111111 a
Verfahren El-Pl gilt die Tragfähigkeit als erreicht, wenn an der höchstbeanspruchten Stel-
~
I~M
M
le die zugehörige Querschnitts-Grenzgröße (z.B. Mpl,M/Q/N) erreicht wird, also das erste M
Fließgelenk einspringt. Eine Fließgelenkrotation tritt nicht auf und damit auch keine l---l --I
Schnittgrößenumlagerung. Das Tragwerk wird nach der Elastizitätstheorie, also nach der
Bild 82 0) cl' dl
Elasto-Statik (Th. I. oder 11. Drdn) berechnet. (Die in Element 754 der DIN 18800 Tl zu- ~Beispie~ Statisch besti~mte Einfeldträger und Freiträger (Bild 82)
t'!182--j- gelassene Einrechnung einer Momenten- Es genügt das Einspringen eines Fließgelenkes, um Versagen auszulösen. Es muß demnach
umlagerung, z.B. bei Durchlauf trägern, vorh(b/t) ~ grenz(b/t) für das Verfahren El-Pl eingehalten werden. Da die Orte von maxQ
ist in der daselbst angegebenen Nähe- und maxM definitiv angegeben werden können, läßt sich die plastische Grenzkraft sofort
rungsversion, eigentlich dem Verfahren anschreiben; die Grenzkraft folgt alternativ aus: maxQ~Qpl oder maxM~Mpl ,M/Q; das zweite
Pl-Pl zuzuordnen.) Beim Verfahren Pl-Pl Kriterium liefert für die in Bild 82 dargestellten Fälle:
ist die Grenztragfähigkeit des Systems ( 148)
erreicht, wenn sich ein kinematischer Fall 0 PPl l2 / 8 ~ Mpl
Bruchmodus bzw. bei einer Berechnung An der Stelle des Momentenmaximums ist Q~O; es folgt:
cl nach Th. 11. Ordn., wenn sich Gleich- Mpl (149 )
gewichtsdivergenz einstellt (vgl. Bild PPI= B[T
77 und Abschnitt 6.4.9). I (150)
Nach DIN 18800 Tl sind die Grenzbiege- Fall b: Fpl l/4:: Mpl,MJO
dl Bild 79 momente im pl ast ischen Zustand auf den In Abhängigkeit von Q~Fpl/2 50 ,33·QPl ergibt sich (vgl. Interaktionsformel n G.1 37):
1,25-fachen Wert des elastischen Grenzbiegemomentes zu begrenzen. Diese Regel greift ins- F - 4 Mpl b F = 4,544 Mpl ( 151)
besondere bei einfachsymmetrischen Querschnitten; hierzu ein Beispiel: Für den in Bild 79 PI - I zw PI 1+ 0840!1eL -l-
dargestelllten Querschnitt findet man für Biegung um die y-Achse im vollplastischen Zu- , UPtl
stand (vgl. Abschn. 6.3.1): 2 I

18,2·1,75 + (za -1,75)1,06 + 2[12,0-1,0 • (zo -1.0)1,0] = tA ...... Zo = 8,07cm < 12 cm


In Abhängigkeit von Q~Ppl·150,33·QPl
Fall c: PPl l12 . Mpl,M/U
ergibt sich:
( 152)

Ausgehend von der Nullinie folgt: 2,272 Mpl


Mpl (153 )
WEl,y =1573cm 3 ; WPI,y= 2021cm 3 ...... apl,y=1.28d25 PPI = 2[2 bzw P -12'
PI - 1 + 0840!:1.fL l
Für Biegung um die z-Achse gilt: , UPll
( 154)
WEl,z = 810 cm 3 ; WPI.z = 1126 cm 3 ...... apl,z =1,39 > 1,25
Für beide Achsen ergibt sich a pl >l ,25.- Bild 80 zeigt weitere Beispiele: Im Falle des
In Abhängigkeit von Q~Fpl~0,33'QPl ergibt sich:
.t r- 300 -r 1,136 Mpl

kliI 1III1~l]
( 155)
F = l:1J'l bzw. Fpl =-1-'---"0c:..:,4'-=20-."Mp-l .-l-
PI l
UPll
Für andere Lastbilder lassen sich entsprechende Berechnungsformeln herleiten. Bei statisch
klli-..l ~ unbestimmtem System gelingt das nur, wenn der Ort der Fließgelenke a
apl,y = 1.10 1,17 1,31 1,38 1,51 1,75 1,75 1.83 2,44 1,50 priori angegeben werden kann. Für den in Bild 83 dargestellten, beid-
seitig eingespannten Träger mit p~konst folgt die gesuchte Grenz-
Bild 80 fünften Querschnitts von links fällt die Spannungs- kraft aus der Bedingung 2!
apl PPll / 8 = Mpl ' Mpl,M/U
~M
nullinie in den Flansch. Der Formbeiwert wächst (156 )
~,O
~i~ stark an; aus Bild 81 geht hervor, daß a.pl,y bis
zu:
Mpl
bzw. P = 1 " 2
17,09 Mpl
( 157)
T~-1
auf> 3,6 anwachsen kann! PPI = 16 12
Mpl PI 1• 1681.!:!EL l
Nach DIN 18800 Tl, Element 755, darf bei Einfeld- , UPll
3.0
Bild 83 Für den einseitig eingespannten
trägern und Durchlauf trägern mit über die gesamte
Länge gleichbleibendem Querschnitt auf die Redu- und einseitig gelenkig gelagerten
zierung auf den 1,25-fachen Wert verzichtet wer- Träger scheitert die Angabe einer

I~~
to entsprechenden Formel. In diesem

1
den. Diese Anmerkung ist sicher nicht so zu ver-
15 stehen, daß man z.B. die hohen a. pl ,y-Werte der Falle und in den meisten anderen
, 02030 100 200 300 mm ~OO h vor s te hend e n T- Que r sc hn it t e aus s c hö Pf end a r f; die muß die M/Q-Interaktion iterativ
Bild 81 M/Q-Interaktion ist in jedem Falle einzurechnen! eingerechnet werden, wie in Ab-
schnitt 6.3.7 erläutert.
Diesbezüglich wird auf Abschnitt 13.6.6 verwiesen, insbesondere auf Tafel 13.2.
01 cl N a M d)
Bei T-Querschnitten setzt das Erreichen von Mpl stegseitiq sehr hohe Dehnungen voraus!
Bild 84
- 294 - - 295 -
~._B~~~e..!-: Kragstütze (Bi ld 84) mäß ein Yerzerrungssprung in der Null inie von += auf -=.
Bei der Kragstütze ist neben der M/Q/N-Interaktion im Fließgelenk eine geometrische Imper- Hat das Material ausgeprägtes Fließvermögen (Bild 86a) und
fektion ~O einzurechnen (in DIN 18800 Tl steht ~O statt ~ ). Bild 84a/b zeigt die Stütze erreichen die Randdehnungen die Yerfestigungsdehnung Ey ,
mit den äußeren Lasten V und H (im Gebrauchszustand) und ~ie Schiefstellung ~ . In Teil- ßs beträgt das innere Moment ca. 97 bis 99% von Mpl ' Die Hypo-
bild c ist der plastische Grenzzustand dargestellt, wobei der Imperfektionsla~tfall er- these, daß sich ein vollplastisches Moment ausbildet, wird
satzweise durch die Abtriebskraft VPIY'~O erfaßt ist. v kennzeichnet jenen Lasterhöhungs- also gut erfüllt. Bei weiterem Anwachsen der Randdehnungen
PI
faktor, für den sich der Grenzzustand einstellt (proportionale Belastung). V folgt aus a) in den Yerfestigungsbereich hinein (und damit zunehmender
der Bedingung: pl o~-L_--------I~E
° EV
Querschnittsrotation), baut sich ein inneres Moment auf,
VPI( H + Y~OJ [ ~ Mpl.M/UI N (158 )
ßZ das über Mpl hinaus anwächst. Das geschieht aber nur schwach,
da der Yerfestigungsmodul Ey wesentlich niedriger liegt als
Wenn
Y ßu.2 - - - ßS, Ersiiü- der Elastizitätsmodul E; für den anfänglichen Wert von Ey
Jl= H (159 )
gilt etwa Ey =E/50. Somit wachsen auch die Spannungen bei
vereinbart wird, ergibt sich Vpl alternativ aus (vgl. wieder G.137):
zunehmender Rotation des Fließgelenkes nur sehr langsam
b)
Hpl = VPI H = --_.!:h
[ wenn II = vPl( H+ ~oY) s: O.3lllpl
über 0F (ß S ) an. Diesem Aspekt kommt bei der Beurteilung
1 + Jl~o und E der plastischen Beultragfähigkeit und Rotationsfähigkeit
N = vPI Y So 0.10N pl
1.111 Mpl dünnwandiger Querschnittsteile, z.B. von I-Querschnitten,
Hpl = vPlH '-t- wenn 0= vPl( H+ ~oY) 0.3lll pl Bild 86
1+ Jl (~o + 1.111fuy)
So große Bedeutung zu, vgl. Abschn. 6.4.6/7.- Handelt es sich
und N= vPl Y > 0.10N pl bzw. i 1.00N pl um ein verfestigendes Material (Bild 86b) und wird die Span-
1.136 Npl Mpl ( 160)
Hpl = vPl H :: ._[- wenn nung ß ü ,2 als Rechenwert für die Fließspannung angesetzt, bleibt das hierfür berechnete
(1 + fl;~O)( 1+ 0,420 Jirl )
0= vPl(H + %YJ > O.3JUpl bzw i 0.90QPI
und N=vPl Y s 0.10N pl plastische Moment Mpl bei einer "Rotation" nicht konstant. Die Spannungen steigen viel-
1.250 llpll
Hpl = vPI H :: ~ Wenn II = vPl (H + ljio Y) > 0,33 llpl bzw 0.900 pl
mehr unter anwachsenden Dehnungen rasch gegenüber dem Rechenwert der Fließgrenze an.
(1 + Jlljio){ 1 + 0. 413 J:!fL) + l.113Jl·~
i
Hierdurch wächst bei dünnwandigen Querschnitten die Beulgefahr. Das ist bei der Vorgabe
apl[ Npll und N =vPl Y > 0.10N pl bzw. $. 1.00 Npl
der bit-Verhältnisse zu berücksichtigen. Gleiches gilt für die Auslegung von Verbindungen,
Gemäß G.159 gilt: z.B. Stößen und biegesteifen Anschlüssen, die im Bereich von FI ießgelenken liegen. Kon-
Vpl = Jl Hpl ( 16 1) struktionen aus verfestigendem Material sind demnach nur bedingt für einen Nachweis nach

1 Ist der Grenzzustand berechnet, wird geprüft, ob eine Berech-


nung nach Theorie 11. Ordnung erforderlich ist. Bild 85a zeigt
den Grenzzustand mit dem (gerade einspringenden) Fließgelenk.
der Fließgelenkmethode geeignet (es sei, es handelt sich um kompakte Querschnitte ohne
Instabilitätsgefahr und es liegen keine Verbindungen in Fließgelenken bzw. -zonen).
Bei Material mit ausgeprägtem FI ießvermögen sollte die FI ießgrenze nicht höher liegen

Mpl,M/N/Q
J Die überlagerung mit dem Virtuellen Hilfsangriff H=l (Teil-
bild b) liefert die seitliche Verschiebung des Stützenkopfes:
t - 1 Mpl,MIU/N[2 (162)
als 75 bis 8ü% der Zugfestigkeit. Die Bruchdehnung sollte mindestens 15% betragen. Die
Materialeigenschaften sollten bei plasto-statischer Bemessung (auch im Hinblick auf das
Problem der "überfestigkeit", vgl. Abschn. 6.4.11 durch ein Zeugnis belegt sein; DIN
Bild 85 a) b) PI - T EI 188ÜO Tl (11.90, Element 404) verlangt mindestens ein Werksprüfzeugnis, vgl. Abschn. 3.1.
Durch die hiermit verbundene Schrägstellung fpl/l ist eine Abtriebskraft und ein Zusatz-
6.4.5 Einrechnung der Verfestig~g_
moment verbunden:
Im vorangegangenen Abschnitt wurde be-
) tpl
AM = (vprVT ( 163)
o reits erörtert, daß die Randverzerrun-
• 0= OF+EV.R(~EV} .!!.L
Ist AM größer als 1ü%, muß der Yerformungseinfluß eingerechnet werden, anderenfalls gilt gen bei großer Fließgelenkrotation die
I real:;a:.;'::::: I
das Berechnungsergebnis nach Th. I. Ordn., wie zuvor ermittelt. (N.M.des Yerfs. ist die Yerfestigungsdehnung EV erreichen kön-
°F+"---~~:""; ~----­
10%-Regel bei statisch bestimmten Strukturen eher problematisch; vgl. die Anmerkungen in are tan Ev R (Reehen- I nen und bei deren überschreiten das
Abschnitt 6.4.2). , wert) I innere Moment über das plastische Grenz-
In der Bedingungsgleichung G.158 wurde die Abtriebskraft für v .y angeschrieben; möglich
I
moment Mpl hinaus ansteigt. Um die Aus-
.. h d . . PI E
ware auc er allelnlge Bezug auf das Gebrauchslastniveau, dann lautet die Bedingung: wirkung aufzuzeigen, wird ein Beispiel
berechnet, wobei von dem in Bild 87
(164 )
skizzierten Spannungsdehnungsdiagramm
In diesem Falle wird der Imperfektionslastfall als konstante (nicht-proportionale) Ein- Bild 87 einschließlich Verfestigung ausgegan-
wirkung angesetzt. gen wird. Als
6.4.4 Zur Materialfrage -r-b---:j Querschnitt wird
-t ein I-Profil ge-
Wie in den vorangegangenen Abschnitten gezeigt, stehen mit der Fließzonen- bzw. Fließge-
lenktheorie Berechnungsmethoden zur Bestimmung der statischen Grenztragfähigkeit stabför- 1 wählt (Bild 88a).
mi ger Strukturen aus plastizierungsfähigem (duktilem) Material zur Verfügung. Die unle- Teilbild b zeigt
gierten Stähle St37 und St52 erfüllen die Duktilitätsvoraussetzung in hervorragender Wei- die fünf mögli-
se, bei anderen Werkstoffen, wie niedrig- und hochlegierten Stählen, Gußeisen, Aluminium chen Plastizie-
ist das nur bedingt der Fall. Bild 86a zeigt die Arbeitslinie eines unlegierten Stahles. rungszustände:
Wie in Abschnitt 6.3.1 erläutert, gehören zur Ausbildung eines vollplastischen Momentes CD Elastostati-
Mpl theoretisch unendlich große Dehnungen in der Biegezug- bzw. Biegedruckzone und demge- scher Grenzzu-
Bild 88 a) °R b) stand; CD Pla-
- 296 - - 297 -
stizierung im Flansch; lich hierüber nochmals integriert, erhält man die Biegelinie w(x), Die nahezu knickähnli-
Berechnung der Last- Verschiebungskurve im elastisch-plastischen Bereich
Einfeldlräger 1= 5,Om M 4
(2) Plastizierung im Steg, che Krümmung in Feldmitte geht aus Teilbild d hervor. Schließlich kann die Lastverschie-
HE 400A SI 37 BOOOU ohne daß die Verzerrungen bungskurve für die Trägermitte angegeben werden, vgl. Teilbild e. Das Beispiel erlaubt
60000 der Randfasern die Verfe- folgende Einsichten; a) Sowohl die Momenten-Krümmungsfunktion wie die Last-Verschiebungs-
~40000 stigungsdehnung EV errei-
chen; 0 Verfestigung im
kurve haben näherungsweise einen bilinearen Verlauf, die auf der Aktivierung der Verfe-
stigung beruhende Zunahme der Steifigkeit (M-X) und Tragfähigkeit (F-w) ist gering; sie
5,Om 20000
a) Flansch, ~ Verfestigung kann indes bei kompakten I-Querschnitten und einem großen ßZ/ßS-Verhältnis wesentlich aus-
im Steg; in diesem Fall geprägter ausfallen. b) Der in Bild 89 rechts dargestellte Fall mit zwei Einzellasten ruft
2.0 1,0 2,0 x 2.0
sind innerhalb des Steges eine ausgedehnte Fließzone hervor; innerhalb dieser stellt sich eine konstante Krümmung
x10-3 x10- 3
der elastische Kern und ein, was eine deutlich größere Gesamtdurchbiegung zur Folge hat. Die Annäherung solcher
1.0 1,0 die sich anschließenden Zonen durch ein Fließgelenk 1 iefert wegen der überschätzung der Steifigkeit zu geringe
Krümmungslinie x Krümmungslinie x Bereiche mit 0F konst und Formänderungen. - Im Gegensatz zu der zuvor erläuterten Berechnung stellen sich real wäh-
o>oF zu unterscheiden. Oie rend der Plastizierung der Flansche, insbesondere bei Aktivierung der Verfestigung, Beu-
Zonen grenzen sind durch zF len ein: Der Querschnitt verliert dadurch seine Form, das Tragmoment sinkt wieder ab, die
500 500 b)
4,0r-~ __ W( und Zv gekennzeichnet. Rotationsfähigkeit des Querschnittes im Fließgelenk ist erschöpft. Um das vollplastische
xlÖ 2 Gibt man für die Randfasern Grenzmoment Mpl zu erreichen, müssen Flansch und Steg gewisse Mindestgrenzwerte grenz bit
2.0 eine bestimmte Verzerrung bzw. grenz his aufweisen, um ein frühzeitiges Beulen auszuschließen.
vor, liegen die Verzerrun- 6.4.6 Rotationskapazität
00
-2,0 gen aller anderen Fasern
aufgrund der Geradlinien-
w
hypothese von BERNOULLI
fest:
dz) =E Rond . d~2 ( 165)
Jedem Dehnungswert E(z) ist n)
Bild 91
gemäß dem o-E-Diagramm in
Bild 87 eine Spannung zuge- Dort, wo das Biegemoment einen hohen Gradienten aufweist, wie an Einspannstellen, Zwi-
ordnet; daraus folgen die schenstützen, Rahmenecken, ist die Fließzone relativ eng begrenzt, die Hypothese eines
in Bild 88 angegebenen Span- Fließgelenkes wird gut erfüllt. Die Ausdehnung der Fließzone kann etwa zu d/2 bzw. d ab-
nungsbilder; aus diesen läßt geschätzt werden (Bild 91a). Diese Abschätzung kann auch falsch sein, im Feldbereich ist
sich das jeweils zugeordne- sie i.a. zu grob. Einen Hinweis über die Ausdehnung der Fließzone erhält man, wenn in
Last - Verschiebungskurve 100 Last - Verschiebungskurve
te innere Moment aufbauen. die Momentenfläche des plastischen Grenzzustandes das Niveau des elastischen Grenzmomen-
e)
Desweiteren läßt sich zu tes MEl eingezeichnet wird, vgl. die geschwärzten Bereiche in den Teilbildern bund c.
7 a 9 w +--::--4c--r-7"a---:'10:--:1'=""2-1"'"4----='=16-w den einzelnen Verzerrungs- Je größer der Formfaktor a pl ist, umso weiter erstrecken sich die Fließzonen, umso schlech-
CD Elastisch CD Elastisch - Plastisch, Fließen zuständen die zugehörige ter ist die Annahme einer Fließgelenkbildung erfüllt. Für Berechnungen nach Theorie I.
im Flansch und Sieg
CD Elastisch - Plastisch. Fließen Krümmung x angeben; Ordnung ist dieser Umstand weniger bedeutsam, wohl für Berechnungen nach Theorie 11. Ord-
im Flansch <0 Elas I isch - Plastisch mit Verfestigung nung, denn die Stäbe sind umso biegeweicher und damit die Verformungen umso größer, je
-~ (166 )
Bild 89 IM1=kNcm; IFl=kN:[xl=l/cm; [<jJl= rad; [wl =cm x - d/2 ausgedehntere Fließzonen sich im Vergleich zu lokalen Fließgelenken ausbilden, vgl. vor-
Indem die Randdehnungen angegangenen Abschnitt.- Wie erläutert, stellen sich die Fließgelenke sukzessive mit
sukzessive vergrößert werden, ist es möglich, die Momenten-Krümmungsfunktion punktweise steigender Last ein. Das sich als erstes bildende Fließgelenk erleidet anschließend i.a.
zu bestimmen. In Bild 89a ist das Ergebnis für ein HE400A-Profil mit den Vorgaben: h=390mm, die größte Rotation. Das sich als letztes bildende Fließgelenk erleidet bei Erreichen
b=300mm, t=19,1mm, s=11,9mm, 0F=27,8kN/cm', 0=1,54'0 wiedergegeben. Mit sind die in 0 der Grenztragfähigkeit keine Rotation (sofort anschließend setzt der Einsturz ein). Im
Bild 88 dargestellten Verfestigungszustände und ~ zusammengefaßt. Man erkennt, daß
(±) Sinne der Fließgelenktheorie springen die Fließgelenke ein, wenn das innere Biegemoment
erst oberhalb einer Krümmung etwa 0,6'10- 3 der Verfestigungsbereich aktiviert wird und das Grenzmoment Mpl erreicht; außerhalb der Fließgelenke werden die Stabbereiche als voll
daß die weitere Zunahme des Biegemomentes mit anwachsender Krümmung eher mäßig ausfällt. elastisch betrachtet. Diese Annahme erleichtert die Verformungsberechnung entscheidend;
Liegt ein statisch bestimmtes System vor, Es kann von der Arbeitsgleichung Gebrauch gemacht werden (Abschnitt 5.4.3.1), ebenso vom
folgt der Verlauf des Biegemomentes infolge Reduktionssatz (Abschnitt 5.4.3.4).
der einwirkenden äußeren Belastung unmittel- Für das in Bild 92 gezeigte Beispiel soll die Rotation im Fließgelenk an der Einspann-
bar aus den Gleichgewichtsgleichungen; Bild stelle berechnet werden und zwar in dem Augenblick, in dem sich gerade das Fließgelenk
90a zeigt Beispiele: Einfeldträger mit mitti- in Feldmitte bildet. Teilbild c zeigt die Momentenfläche im Grenzzustand und Teilbild e
J1,9
ger Belastung. In jedem Schnitt x kann dem die Momentenfläche des virtuellen Hilfsangriffs.
hier wirksamen Biegemomente M(x) an hand der Die überlagerung ergibt:
zuvor erläuterten M-x-Funktion eine Krümmung EI{)=t1.5Mpl1l-+Mpl11=O,0417Mpll- {J O,04Ji MPI1 (167)
b) x(x) zugeordnet werden. Indem nunmehr über
Bild 90 x(x) integriert wird, erhält man den Biege
drehwinkel ~(x), Teilbild c. Wird schließ-
- 298 - 299 -
Für die Durchbiegung des Fließgelenkes in Feldmitte folgt entspre- außerhalb der Fließge-
chend (Teilbild f): lenke ausgeht, unmit-
_ _l..:-f_ ...... telbar anwendbar. {]
Elf = fl5Mpl'tl - ~Mpl+l = 0,06250M pl 12 - f = 0,06iiOMplJ3 (168)

Würde man die Gelenkrotation aus der Neigung der Stabsehne berechnen,
if
fliefizonentheorie
=t a)
fängt, da aus einer
Messun9 gewonnen, die
ergibt sich:
EI{]= El f 1+
= 0,1250 Mpll (169)
~=rf
plastische Krümmung
in der Fließzone voll-
ständig ein. Bild 95
Dieser Wert ist dreifach zu groß: Bild 92d verdeutlicht das Ergebnis.
zeige den Versuchsträ-
Die Frage nach der Größe der zulässigen Rotation ist schwierig zu be- fliefigelenktheorie I b) ger mit mittiger Ein-
antworten. Da das Fließgelenk keine endliche Ausdehnung hat, kann aus
~/r
zellast F. Das mittige
der Gelenkrotation nicht auf die Größe der erreichten Randdehnungen
Moment beträgt M=FI/4.
geschlossen werden (vice versal. Im Schrifttum wird vielfach max{]=0,10 I ~-{] -~+---i' Bild 95 Ist f die gemessene
rad (ca. 6°) angegeben (vgl. z.B. [51] ), vorrangig, um Tragsysteme
auszuschließen, die für eine Berechnung nach der Fließgelenktheorie
\. -I c) Durchbiegung, folgt
Bild 94 der Rotationswinkel
ungeeignet sind (Abschn. 6.4.10). Nach [16] ist anzusetzen:
aus:
mcx {] 5: 0,10 bzw 5: 61O- 3 1/d (I. Lönge, d. Trägerhöhe ) ( 1 70)
( 171)
Bild 92 Bei richtig proportionierten Systemen bleibt die maximale Gelenkrota-
tion i .a. deutlich unter diesen Grenzwerten. Lassen sich die Enddrehwinkel messen und bezeichnet man ihre Summe mit ~, gilt:
f 1 Mt (172 )
M M M M ~ =4[ + DEr
MPl MPI - - - - - Mpl Mpl Somit besteht zwischen {] und ~ die Beziehung:
I
ME! ME! - - - - - - MEl ME! 1 MI
-~
'. {]
./
Beulung iilitile- {] = ~ - zrr ( 173)
ginnendem Abfall
der M- ~- Kurve
0 0 0 M ist, wie ausgeführt, gleich FI/4. Wird für ein bestimmtes F die Durchbiegung f oder die
{] {] {] {]
max{] Summe der Enddrehwinkel ~ gemessen, läßt sich die zugehörige Rotation {] angeben. Bild 96
Bild 93 c) b) c) d)
zeigt ein typisches Versuchsergebnis, wobei in diesem Falle die Abhängigkeit zwischen dem
In einem Querschnitt, in dem sich ein Fließgelenk bildet, tritt zunächst eine Krümmung M MU Biegemoment im Fließgelenk M und dem Rotationswinkel {] dar-
x=M/EI, aber keine Rotation, ein. Gemäß der Fließgelenkhypothese beginnt die Gelenkrota-
tion, wenn das Moment den Wert Mpl erreicht. Bild 93a zeigt das idealisierte M-{]-Diagramm.
1~"--~~~~~~::::~~ gestellt ist. M bedeutet:
(174 )
1/apt
Die hierin eingezeichnete Größe max{] sei die Rotationskapazität. Sie ist bei dünnwandigen
Querschnitten im wesentlichen von der Beultragfähigkeit der plastisch gestauchten Teile
M ist das plastische Grenzmoment des Versuchsträgerquer-
abhängig. Ein Querschnitt, der sich wie Bild 93b verhält, erreicht bzw. überschreitet pl
schnittes unter Einrechnung der realen Abmessungen und der
zwar Mpl ' beult dann aber aus und besitzt demnach keine Rotationskapazität. Sie ist bei
realen Streckgrenze. Da den Berechnungen die obere Streck-
dünnwandigen Querschnitten im wesentlichen von der Beultragfähigkeit der plastisch ge-
grenze zugrundeliegt (so ist f y in DIN 18800 Tl vereinbart),
stauchten Teile abhängig. Ein Querschnitt, der sich wie Bild 93b verhält, erreicht bzw.
wird M für den aus dem Versuchsmaterial im Zugversuch ermittelten oberen Streckgrenzen-
überschreitet zwar Mpl ' beult dann aber aus und besitzt demnach keine Rotationskapazität. pl
wert bestimmt. Die in Bild 96 eingetragenen Winkel max{]l und max{]2 gehören zu den oben er-
Ein solcher Querschnitt wäre allenfalls zulässig, wenn sichergestellt ist, daß in diesem
wähnten unterschiedlichen Auffassungen. Auffassung 2 ist die gängige und insofern plausi-
Querschnitt das letzte Fließgelenk einspringt. Dieses braucht (theoretisch) keine Rota-
bel, als max{]2 jenen Winkel kennzeichnet, bis zu dem der Querschnitt das plastische Grenz-
tionskapazität zu besitzen. In jedem anderen Falle wird ein Verhalten gemäß der Teilbil-
moment zu halten vermag. Der Verf. empfiehlt dennoch eine Orientierung an max{]1 und das
der c/d verlangt. Hierbei stehen sich zwei Auffassungen gegenüber:
aufgrund von Einsichten aus einem größeren Versuchsprogramm mit insgesamt 27 Versuchsträ-
Auffassu~..!- (Teilbild cl: Die Rotationskapazität ist dann erschöpft, wenn der unter Druck
gern (HE-A Profile 300 bis 400mm, St37 und St52) [75] .
stehende Querschnittsteil durch ausgeprägte Beulung zu versagen beginnt.
- Der Druckflansch beult auch dann, wenn das grenz(b/t)-
~ ~ ~ ~ (Teilbild d): Die Rotationskapazität ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Verhältnis für das Nachweisverfahren Plastisch-Pla-
M-{]-Kurve unter das Mpl-Niveau abfällt; ausgeprägte Beulungen dürfen bereits eingetreten
stisch eingehalten wird. Der Beulbeginn setzt mit
sein, vgl. z.B. [75]. Neben der Auffassung 2 gibt es noch eine weitere, die sogar ein Aus-
der Aktivierung der Verfestigung ein; der Rotations-
beulen vor Erreichen von Mpl toleriert, vgl. Bild 93d. Die Rotationskapazität wird zweck-
winkel beträgt dann 0,01 bis 0,05, abhängig vom
mäßig in Versuchen an Einfeldträgern bestimmt (Bild 94); die knickförmige Krümmung in der Bild 97 vorhandenen (b/t) Verhältnis. Bild 97 zeigt ein
Fließzone läßt sich verfolgen und die Durchbiegung f in Trägermitte messen. Die Fließzo-
typisches Beulmuster in einem Fließgelenk.
ne wird durch ein Fließgelenk ersetzt und die Bereiche außerhalb dieses fiktiven Gelenkes
- Wird die zum Maximum (M ) der Lastverschiebungskurve gehörende Durchbiegung überschrit-
als vollelastisch betrachtet (s.o.). Von diesem Ansatz aus wird der Rotationswinkel {] de- U
ten, wachsen die Beulamplituden sprungartig an. Außerdem stellt sich eine seitliche (s-
finiert. {] ist keine physikal isch meßbare Größe, wie etwa der Endtangentenwinkel ; {] läßt
förmige) Verformung des Druckflansches innerhalb der Fließzone ein. Liegen in realen
sich nur mittelbar aus der gemessenen Durchbiegung bestimmen. {] ist auf baupraktische
Konstruktionen an solchen Stellen Träger (z.B. Pfetten), werden deren Verbindungsmittel
Berechnungen nach der Fließgelenktheorie, die von der Annahme unbeschränkter Elastizität
durch die Beulverformungen zerstört; damit entfällt die seitliche Stützung, der Ein-
sturz stellt sich augenblicklich ein. Aus diesem Grund empfiehlt der Verf. die Orientie-
rung an max{]l'
- 300 - - 301 -

- Das oberhalb Mpl erreichbare höchste 0.2 =1/ 240


~So ' ~SJ'E..V ~ '. Ji
ßz t 240 5
(176)
Tragmoment MU ist einerseits vom vorh
ermittelt. B ist die gesamte
(b/t)-Verhältnis und von der Art der
Flanschbreite und H die Träger-
Lasteinleitung bzw. Querschnittsaus-
höhe. t ist die Flansch- und s
steifung im Fließgelenk abhängig
die Stegdicke. ßSo ist die (obere)
(vgl. Bild 98; für diese Lasteintra-
Streckgrenze und ß z die Zugfestig-
F gungen hat der Verf. seine Versuche
600 q2 keit.- Z~ M U=l gehört gemäß Bild
durchgeführt; in den ihm bekannten
kN 101 i.M. 0.1=17. Geht man bei St37
Untersuchungen wurden die Lasten
500 und St52 von ßSo /ß Z=0,67 aus, er-
über einen Druckstempel auf den Ober-
gibt sich (Pl-Pl).
400 gurt abgesetzt).
Bild 99 zeigt als Beispiel die Kraft- st 37 • grenz(bltl = 9,55 (9,00):
300
Verschiebungskurve eines HE340A-Trä-
200 gers aus St52-3 mit fünf Zwischenent-
lastungen und den zugehörigen Hyste-
-. .- "" ')~
---- -_._
-. '- '-
"__ . . ltt.& . . . - -=r~
St52 grenz(b/tl =7.80 (7,35)
Die Klammerwerte geben die Grenz-
100 - t werte (Pl-Pl) nach DIN 18800 Tl
reseschleifen; es wird ein F erreicht, O-l--.l-.~-+-L-+-.l-.>-J..--'--L-+-~>-J..-I-....L--+-~>-J..-l-~
U 200 300 400 500 600 700 600 900 1000 1100 1200 1300 (11 (11.90) wieder.
0 das ca. 10% über Fpl (bezogen auf ß '
So Bild 102 Um die Vorgehensweise aufzuzeigen,
0 150 200 mm s.o.) liegt. Bild 100 zeigt die zuge-
Bild 99 wird der in Bild 103a dargestellte
hörige Auswertung des M-~-Diagramms:
Beulbeginn bei ~",0,02, max~1~0,06 bis 0,09,
- M Beulbeginn bezogen ouf ßS u ßSn
M=
Mp1 ",-= -t-- 1-.... -,-'_+-1_.... -1-_ LLJ /I I I
max~2 0,16 (jeweils in rad). Die nominellen t=3F
1,0 I"
,
I
,

I i I i
I i I 1 ,
i I ;--;...

I
i
....
I
I '1
.l I.
,
Grenzwerte grenz(b/t) nach DIN 18800 Tl (11.90)
betragen: St52, f y ,k=360N/mm 2 : grenz(b/t)=
8,98 (EL-PL) und grenz(b/t)=7,35 (EL-PL);
H =F

'"~
HE5~0 8
'"
r-r
~
1

I i I I I 1 I I I I I :.
vorh(b/t)=7,17. Orientiert an den Werten des :; [iliIJ ~

r
I I I I I I
HE340A
St 52 .
I I

I ,
Versuchsträgers gilt: ß =440N/mm 2 : grenz(b/t)
So
=8,12 (EL-PL) und grenz(b/t)=6,65 (Pl-Pl);
= 4

L- 60m---l
0F =36 kN/cm 1 ~J 6,0----> al

~
i ,
I I I vor(b/t)=7,53. Obwohl im vorliegenden Falle
. I I HE 500 8: Wp1 = 1,12 . 4290 = 4605 cm 3
I i I
I
, vorh(b/t»grenz(b/t) (Verfahren Pl-Pl) ist, Mp1 = 1726,9 kHm ;; H63,3 kNm
, i I I I I ! I I ,'} geht aus Bild 100 ein großes Rotationsvermö- HE 340 B: WPI = 1,11 . 2160 = 2396 cm 3 M1 = T [1 m]
o I I
MP1 = 863,3 kNm a)
o 0,01 0,05 0,10 0,15 0,20 gen hervor.- Nachteile des grenz(b/t)-Kon- F
Bild 100 zeptes sind: Das Konzept läßt 600 b)
- weder die reale (über oder unter M kN t-;;;;::;;;;:;;:;;;:::::::::::Zffi;;;;:53~O,
500 1= 492,9
9::'-14-
. Pl 486,9
1 legende maximale Momententragfähig-
Biegetragfähigkeit Mu 400

J=
keit M
Mu • Mu/Mplo ~.ft
U
300
noch die reale Rotationsfähigkeit im
15
al=fl5·~~r- Fließgelenk 200
\ [.): M -
... • PETERSEN 119901 erkennen. Zudem vermittelt die Einhal-

.L ;c
1,4 I-- 100 c)
... SAWYER (1961l
... \lI - "" LUCKEY I AOAMS(1969) tung des grenz(b/t)-Wertes den Ein-

.
0.<l-_.l...4-'-+--+--+-+---t-.L..f---
1,3
r I
druck, daß "bei Auftreten "plastischer" o 1 6 cm

1,2
.....
\ ./ I I Drehwinkel kein örtliches Ausbeulen Bild 103 b)
'l..
1--;1~e
I ,'} auftritt" (Wortlaut aus der DASt-Ri008
1,1
... I V' ,Ll .!!Il
I I (03.73)). Abhängig von der im Einzel- Rahmen als Beispiel behandelt. Ohne
I, ""~ 1'-- ~ v1 ,-
... ~. "- "" "": V /]' H- o ,'}
, I
fall erreichten Rotation, von vorh(b/t)
und von der Art der Aussteifung beult
Wiedergabe von Zwischenrechnungen
zeigt Teilbild b die Kraft-Verschie- 1,0 1,0 1,0 d)
~. "" ~ i
jeder I-Querschnitt!- Ein alternatives bungskurve für die seitliche Auslen- Momente: Mpl- fach Ibezogen ouf dos HE3408 - Profil)
q9 -J I • --L
i - . -.. --I-
Konzept könnte darin bestehen, die Ro- kung des Rahmens. In Bild 104 sind
aild 101. Bild 105
q6 -r-- -. tationskapazität max~ als Grenzzustands- die Biegemomente für jene Lasten
7 6 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 26 (11 eingetragen, unter denen nacheinander die Fließgelenke 1 bis 4 einspringen. Um die Rota-
größe zu vereinbaren. Aufgrund seiner
Bild 101 eigenen und Auswertung anderer Versu-
tionswinkel in den Fließgelenken zu berechnen, werden für das in Bild 105a (frei) gewähl-
che hat der Verf. die in den Bildern 101 und 102 dargestellten Gesetzmäßigkeiten für M te statisch bestimmte Grundsystem, die Momentenflächen für die in den (Fließ-)Gelenken
und ~M als Funktion von U 1, 2 und 3 wirkenden virtuellen Hilfsmomente M=f berechnet und anschließend mit den Mo-
U
mentenflächen des Bildes 104 jeweils einzeln überlagert. Diese Rechnung liefert die ge-
(175 )
- 302 -

E_
- 303 -
suchten Rotationswin- verformte Tragwerk berechnet. Durch

0
21 kel ~ in den Fließge- !:IH=f'fll
die Druckkräfte, z.B. infolge der

H7~!:I:,'
~- ~~t.
F lenken 1, 2 und 3.
' 3
600
Bild 106 zeigt das Er- t. lotrechten Auflasten bei Rahmentrag-
500±==::::::=----r- gebnis. Bei Erreichen ==
werken, entstehen Abtriebskräfte,
die sich den äußeren Lasten überla-
der Tragkraft Fpl=H pl = Mn gern. In Bild 108a ist angedeutet,
530,9kN betragen die wie die horizontale Abtriebskraft H
300
maximalen Rotationen al bl infolge der Schrägstellung einer ge-
200 in den FI ießgelenken: Bild 108 drückten Stütze entsteht. Das Bi ld
100 1 (Stiel) : 0,04418 zeigt jenen Zustand, bei welchem gerade das Fließgelenk an der Einspannstelle einspringt;
o..!-L.4-->---;--+-L-_~ 2 (Riegel): 0,05301 das ist hier der Grenzzustand. Bild 108b verdeutlicht die Situation bei einem Rahmen. Da
o 1 3 (Stiel) : 0,01148 das System 2x3=6-fach statisch unbestimmt ist, zeigt das Bild sieben Fließgelenke, hier-
Bild 106 Für die hier verwende- für werde nach Th.I.Ordn. der Grenzzustand erreicht. Wird der Verformungseinfluß (Th.II.
ten Profile betragen Ordn.) berücksichtigt, kann der Kollaps bereits bei einer deutlich geringeren Fließgelenk-
die M U- und ~M -Werte (es wird gesetzt für St52: ß =360kN/cm 2 , ßZ=520kN/cm2):
U So anzahl eintreten (vgl. auch Bild 77). In Abschnitt 7.2.4.5 wird exemplarisch gezeigt, wie
Stiel: HE 340 B: (tl:: 11.8 -+- Mu:: 1.1Z j a2 = 410 -... {}Mu= 0,12 der Verformungseinfluß über die Abtriebskraft aus der Schrägstellung der Stabsehnen er-
faßt werden kann. Durch die Stiel verkrümmung entsteht eine geringe Verkürzung der Stab-
Riegel. HE 500 B. ct1 = 9,1 - Mu = 1.33; ct2 = 380 - ~Mu = 0,13
sehnen, dadurch wird die seitliche Verschiebung etwas vergrößert. Dieser Einfluß wird beim
(Für ijU und ~M wurden die "unteren Fraktilen" aus den Bildern abgegriffen.) Das Nachweis-
Q!:I-Verfahren von RUBIN [52,53] mit erfaßt. Inzwischen wurden weitere Verfahrensvarianten
konzept könnteUnunmehr lauten:
zur Fließgelenktheorie 11. Ordnung entwickelt, die sich eigentlich nur für Computerberech-
1 BIt 5 grenz(B/t) ( 177) nungen eignen [54-65] , insbesondere dann, wenn "große" Verformungen unterstellt werden
Z max ~ 5 kap~ = ~ mit Ym= 1.1 (178 ) (Obergang zu Theorie 111. Ordnung) [66-68]. Am geeignetsten erweisen sich jene, die auf dem
Verformungsgrößenverfahren basieren. Da bei der Fließgelenktheorie lokale Fließgelenke
Für das Beispiel wird der Doppelbedingung genügt. - Die Kenntnis von M hat den Vorteil,
U unterstellt werden, liegt die Fließgelenktheorie II. Ordnung gegenüber der Fließzonentheo-
daß die noch vorhandene Tragreserve deutlich wird und dadurch die mögliche Beanspruchung
rie 11. Ordnung auf der unsicheren Seite, denn die teilplastizierten Zonen bedingen zu-
abgeschätzt werden kann, die Verbindungen erfahren, die in einem Fließgelenk liegen.
sätzliche Verformungsbeiträge. In [69] wird der Einfluß anhand numerischer Rechenergeb-
Letztlich ergibt ein Mu-Wert, der über 1 liegt, eine Grenzbeanspruchbarkeit, die über
nisse bewertet. Ein weiteres Problem stellen bei plasto-statischen Tragfähigkeitsberech-
Fpl liegt.- Das hier vorgestellte Konzept wäre durch weitere Versuche zu untermauern.
nungen nach Th.II.Ordn. gewisse zusätzliche Nachgiebigkeitseffekte dar, die im Grenzzu-
6.4.7 Grenzwerte grenz(b/t) stand z.B. durch die Nachgiebigkeit der Verbindungen oder durch die Schubverformungen (ins-
Die in DIN 18800 Tl (11.90) angegebenen Grenzwerte grenz(b/t) sollen die Anwendung der besondere in Rahmenecken) entstehen [70]. Sie lassen sich ggf. durch zusätzliche Imperfek-
Nachweisverfahren EI-EI, EI-PI und PI-PI absichern. Zu ihrer klassischen Deutung und Her- tionszuschläge oder durch integrierte Federmodelle erfassen. Deren Bewertung ist Gegen-
leitung vgl. die Abschnitte 7.2.4.7 und 7.8.3.6, im übrigen siehe den vorangegangenen Ab- stand der Forschung.
schnitt.
6.4.10 Zur Frage der Systemeignung

fl
6.4.8 Zur Kippstabilität biegebeanspruchter Träger in Fließgelenken • Wie in Abschn. 6.4.1 erwähnt, wurden in den dreißiger Jah-
Im Bereich von Fließgelenken/Fließzonen Al... # ren d.Jhdts. Bedenken gegen die Fließgelenkmethode ange-
wird das Tragvermögen des Querschnittes ~ ~ meldet, weil sich für gewisse Systeme und Lastanordnungen
voll ausgeschöpft: Seitlich ungestützten kZI .. r;:::!. a) paradoxe Ergebnisse herleiten lassen, vgl. z.B. [1,161.
Trägern fehlt hier die Steifigkeit, um ein Das in Bild 109a gezeigte Problem ist ein Beispiel dafür.

~
Auskippen zu verhindern. Im Bereich von Läßt man nur bestimmte Rotationswinkel zu, lassen sich
cl FI ießgelenken müssen die Träger seitl ich derartige Fälle ausscheiden. Die ehemaligen Bedenken be-
durch Verbände, Wandscheiben, Decken oder , • . b) ruhten auf Lösungen, die viel zu große (unzulässige) Rota-
ähnliche bauliche Maßnahmen gegen Kippen Bild 109 tionen voraussetzten, sie waren demnach irrig. - Daneben
gesichert sein. Die freie Länge a zwischen gibt es Systeme, insbesondere Mischsysteme (Bild 109b), die in der Tat nur bedingt oder
einem seitlich zu haltenden Fließgelenk (M pl ) garnicht für die Fließgelenkmethode geeignet sind, z.B. solche mit Zugbändern ohne oder
und dem nächsten seitlich gehaltenen Punkt mit Spannschloß. In solchen Fällen ist es unbedingt erforderlich, die Größe der zum Grenz-
darf einen bestimmten Wert nicht überschrei- zustand gehörenden Rotationen zu berechnen und an hand der Lastverschiebungskurve zu prü-
dl ten. Hierzu und zur Sicherung gegen Kippen fen, ob nicht etwa ein Tragverhalten mit abruptem Versagen vorliegt. Für das in Bild 110
(Biegedrillknicken) durch Drehbettung vgl. skizzierte Problem findet man die Tra~kraft Fpl zu (vgl. G.85/86):
DIN 18800 T2 (11.90).
FPl = ZMPlalb (179)
6.4.9 Verformungseinfluß Theorie 11. Ordnung
Neben die Stabilitätsnachweise gegen lokales Beulen, Kippen und Biegedrillknicken tritt Für die Rotation des sich als erstes einstellenden Fließgelenkes 1 (ail/2) findet man:
der Nachweis gegen globale Instabilität (Kollaps). Hierbei sind nach neuerer Konzeption E]~ =.2. (1 _ Z .!L) ( 180)
Imperfektionen einzurechnen (DIN 18800 T2). Am zweckmäßigsten (weil am realistischsten) Mpl'l 6 1
ist ein Nachweis nach der Fließgelenktheorie 11. Ordnung: Der Grenzzustand wird für das
1 t Fb. t
1, 2
J::~
31;

.. aM~:· I ~a)
Q
- 304 -
Bei mittigem Lastangriff (a=1/2) ergibt sich:
I
=T
F _ 8Mpl
. PI
- I -
~
M 1
=0 ( 181 )

Da die Fl ießgelenke an den Einspannstell:ln und in Feldmitte im


- 305 -

:UI m.a,.,..k
Falle a 1/2 gleichzeitig entstehen, tritt bei Erreichen des Grenz-
Mpl b) zustandes kei ne Rotation ein. Läßt man a kl einer werden, stell en Gebrauchs- Grenz- d)
zustand zustand
ifilllIDlllllllili!!""! c) sich die Fließgelenke in der Reihenfolge 1,2,3 ein; im Grenzfall Bild 111
~ a-O folgt: das Lastfeld im Gebrauchszustand (v=l ,0), werden von hieraus alle Lastanteile (z.B. g:
~---=---~ a=0 Fpl = 00 EI~ = l6 (182)
.,~ '=
d)
_

V
Dieses Ergebnis ist natürlich unsinnig (obwohl ~ endlich ist!), weil
Eigenlast, P1: Verkehrslast, P2: Schneelast, P3: Windlast usf., vgl. Bild 111a proportio-
nal und einsinnig gesteigert. Für irgendeine Laststufe gilt:
Bild 110 hiermit unendlich große Schubspannungen verbunden sind. Nur die Ein- Fv = F( v g. v P" v P2 ' v P3 , ) = v F(g, P, ' P2' Pv ) (185 )
rechnung der M/Q-Interaktion liefert die richtige (endliche) Tragkraft; zudem wäre bei der Dieses ist der für die Berechnung einfachste Ansatz. Er ist gängig und nach DIN 18800
Verformungsberechnung der Querkrafteinfluß zu berücksichtigen. Vorstehende Aspekte sind (11.90) ausdrückl ich zugelassen. Unter einer bestimmten Laststufe wird der Grenzzustand
wichtig, wenn die Frage nach der Systemeignung beantwortet werden soll. erreicht (V pl ), Mit der Realität hat der Ansatz wenig gemein, denn die Wahrscheinlichkeit
6.4.11 Nachweis der Verbindungsmittel für das Oberschreiten des Gebrauchslastniveaus ist für die einzelnen Lastanteile unter-
Verbindungen aller Art, wie Stöße, Rahmenecken, Stützenfußverankerungen, stellen Inhomo- schiedlich. Die Einführung von Teilsicherheitsfaktoren und Kombinationsfaktorenist dem-
genitäten dar. Liegen diese im ßereich von Fließgelenken oder Fließzonen, sollte sicher- nach logisch. Die Lasten wachsen damit aber nicht mehr proportional bis zum Erreichen des
gestellt sein, daß sie eine Tragfähigkeit gleich/größer der Tragfähigkeit des Grundquer- Grenzzustandes sondern nichtproportional , vgl. die Gegenüberstellung in Bild l11b und c.
schnittes aufweisen; günstiger ist es, wenn die Tragfähigkeit um eine bestimmte Marge hö- Der Gradient der Laststeigerung ist unterschiedlich (Teilbild d). Die Berechnung wird

/\ r
her liegt, damit das Versagen nicht vorzeitig (und etwa spröde) in der Verbindung ein-

~ tzs: ~L~
~f' rvvv ~JJ\d'===:!'_
tritt. Das gilt besonders für Kopfplattenanschlüsse, deren Tragfähigkeit vorrangig auf der ,
Festigkeit der unter Zug stehenden Schrauben beruht. Deren Dehnfähigkeit ist gering und
damit auch die Rotationsfähigkeit in der Verbindung. Das gilt z.T. auch für Kehlnahtver-
I.
Zeit
v /\ '. +v

r--/\ I. t

bindungen. Laschenverbindungen, bei denen die Schrauben (Niete) auf Abscheren und Lochlei-
bung beansprucht werden, haben eine relativ hohe Duktilität, das gilt auch für Stumpfnaht-
verbindungen.
Um sicher zu gehen, empfiehlt es sich (wie gesagt), die Grenztragfähigkeit der Verbindung
für ein gegenüber Mpl höheres Moment auszulegen. Hierbei tritt das Problem der "Oberfe-
Cl"/\ t
Bi ld 112
Zeit
a)
CD
/ \ • t 0 _V2.L-A--"----L-A-->-__ t 0

b)
CD
f~-v
+V ~---/--tCD1
V
0 ~~ ... t

c)
~V
d)
stigkeit" auf: Die Rechenwerte für die Fließspannung sind bekanntlich untere Fraktilen- hierdurch außerordentlich verwickelt. Die Schwierigkeiten steigen abermals an, wenn Last-
werte. Real liegt die Fließgrenze La. höher, vgl. Abschnitt 3.5.2.7 (2. Beispiel), etwa zyklen durchlaufen werden. Wird eine Lastgruppe proportional (von Null aus) bis zu einer
bis zu einem Faktor 1,25 über der Mindeststreckgrenze. Besonders kritisch ist die Situa- Laststufe gesteigert, die plastische Gelenke bewirkt (ggf. den plastischen Grenzzustand
tion, wenn mißratene Chargen hochfester Stähle (z.B. als St37) geliefert werden; hier gerade erreicht) und anschließend wieder auf Null entlastet, erfolgt die Entlastung ela-
kann der Faktor noch deutlich höher liegen. Probleme kann es mit der Oberfestigkeit ei-
stisch, es verbleibt ein Restdehnungs- bzw. Restspannungszustand, vgl. Abschnitt 6.3.3.
gentlich nur geben, wenn der Grenzzustand mit der Bi1dung von mehreren (bis vielen) Fließ- Bei abermaliger proportionaler (gleichgerichteter) Belastung bis zur selben Laststufe wie
gelenken einhergeht und die zur Beurteilung anstehenden Verbindungen an Stellen der sich zuvor verhalten sich alle Fasern elastisch, ebenso bei erneuter Entlastung usf. Anders
zuerst bildenden Fließgelenke liegen und hier Oberfestigkeit vorhanden ist. Dann wird liegen die Verhältnisse, wenn eine Last bis zur Auslösung von Plastizierungen gesteigert
hier ein größerer Widerstand und wieder auf Null zurückgenommen wird und anschließend eine zweite Last Plastizierun-
real Mp1 > rech Mp1 (183 ) gen auslöst. Diese Last baut Spannungen vom Selbstspannungszustand der ersten Last aus auf,
geweckt, was für die Verbindung einen Unsicherheitsfaktor bedeuten kann. Zur Auslegung usf. Es läßt sich zeigen, daß dabei ein elastisches Einspielen eintreten kann. Oberhalb
der Verbindungen vgl. [13] und DIN 18800 Tl (11.90), Element 759. Tritt bei einem in bestimmter Laststufen kann es aber auch zu einem stetigen Anwachsen der Verformungen
einem Fundament eingespannten Rahmenstiel ein Fließgelenk ein, ist die Verankerung unter kommen und damit zu einem E-r.2~~2.i...":.~~EC.!~1':...n..: Der zugehörige Grenzzustand liegt nie-
Berücksichtigung einer möglichen Oberfestigkeit auszulegen; das ist nicht erforderlich, driger als der plasto-statische Grenzzustand für einmaligen Lastanstieg. Der "Einspiel-
wenn es sich hierbei um das sich zuletzt bildende Fließgelenk handelt; das gilt analog faktor" kann auf der Basis des Einspielsatzes von MELAN [71J bestimmt werden, vgl. z.B.
für Verbindungen in Fließgelenken. - Beim Verfahren Elastisch-Plastisch kann n.M. des [1,16,72,25]. In Bild 112a sind die Lastzyklen, jeweils bis zum gemeinsamen Laststeige-
Verfs. auf die Einrechnung einer Oberfestigkeit verzichtet werden, weil ein höheres Trag- rungsfaktorv, verdeutlicht. Bild 112b zeigt Lastzyklen mit unterschiedlichen Gradienten
moment als es der Auslegung entspricht gar nicht auftreten kann. und Teilbild c alternierende Lastzyklen. Sie vermögen ~~~n2-e~e~d~s_V~r~alLe~ zu bewir-
ken, auch wenn sie sich zeitlich gleichzeitig ändern. Bild 112d zeigt regellose Lastver-
6.4.12 Proportionale und nichtproportionale Belastung - Zyklische Belastung
Proportional nennt man eine Belastung, bei welcher die einzelnen Lastanteile vom Gebrauchs läufe. Deren rechnerische Verfolgung ist in hohem Maße komplex.
lastniveau aus (Normlasten) um denselben Faktor V (Laststeigerungsfaktor) bis zum Errei- Sind die Lasten oder Lastanteile von zyklischem Typ mit größerer Wiederholungswahrschein-
chen des Grenzzustandes anwachsen. Ist lichkeit, ist es angezeigt, den Einspielgrenzzustand zu bestimmen und eine (im Vergleich
zu v pl ) verringerte Sicherheit einzuhalten. Es dürfte in solchen Fällen aber ausreichen,
(184 )
nachzuweisen, daß sich unter Gebrauchslasten noch keine Plastizierungen (ggf. noch kein
- 307 -
- 306 -
Fließgelenk) ausgebildet hat. Diese Frage ist aber auch davon abhängig, welche Sicherheits_
marge für den plastischen Grenzzustand vorgeschrieben wird. Die zuvor kommentierten Grenz-
zustände des progressiven bzw. alternativen Versagens haben nichts zu tun mit Versagen in-
folge Kruzzeitermüdung (low cycle fatigue); vgl. Abschnitt 2.6.5.6.5. Dieser Sicherheits- 7 Stabilitätsnachweise (Knicken - Kippen - Beulen)
aspekt ist stets getrennt zu beachten, wobei von einer alternierenden zyklischen Plasti-
zierung ein sehr starker Ermüdungseinfluß ausgeht. Verformungslastfälle (wie Stützensen- 7.1 Einführung in die Grundlagen der Stabil itätstheorie
kungen, Auflagerdrehungen, Temperatureinwirkungen, Schwinden, Kriechen oder andere einge- Unter dem Begriff 'Instabilität' werden Versagens-
prägte Eigenspannungszustände) haben auf die Höhe des Grenzzustandes nach Th. r. Ordnung formen wie Knicken, Kippe~ und Beulen verstanden.
keinen Einfluß. Wohl (wegen der hiermit i.a. verbundenen größeren Verformungen) auf die Instabilitätsgefahr besteht, wenn Stäbe, Träger,
Höhe der nach Th.rr. Ordnung berechneten Grenzzustände [73] und ggf. auch auf die Höhe des Platten oder Schalen auf Druck beansprucht werden
Einspielniveaus). (Bild 1): Unter einer ganz bestimmten Belastungsin-
I
~!
(Vorstehende Aspekte sind von der Forschung noch nicht restlos abgeklärt.) tensität wird der Gleichgewichtszustand instabil,
[li d.h. die Struktur knickt, kippt, beult; das Gleich-
gewicht ·verzweigt'. Allgemeiner ist der Fall, daß
sich der zentrischen Druckbeanspruchung eine Biege-
111
beanspruchung überlagert. Werden in diesem Falle
'li im Rahmen einer statischen Berechnung die Schnitt-
größen des Tragwerkes unter Berücksichtigung der

er Verformungen bestimmt, d.h., werden die Gleichge-


wichtsgleichungen nicht am unverformten Tragwerk
Bi ld 1 (wie in der klassischen Statik Theorie I. Ordnung),
sondern am verformten Tragwerk erfüllt, so spricht
man von Theorie rI. Ordnung (auch von Knick-, Kipp- oder Beulbiegung). Nähert sich die
Druckbeanspruchung des kombinierten Druck-Biege-Problems der zugeordneten Verzweigungs-
intensität, wachsen die Verformungen und Schnittgrößen stark an, letztlich über alle Gren-
zen. Unter dem Begriff 'Stabilitätstheorie' werden all jene baustatischen Nachweismetho-
den zusammengefaßt, bei denen der Verformungseinfluß bei Druckbeanspruchung beim Tragsi-
cherheitsnachweis berücksichtigt wird. Diese Vereinbarung geht über den Begriff der Ver-
zweigungstheorie hinaus. Letztere ist in diesem Sinne nur ein Unterfall der Biegetheorie
II. Ordnung.
Der Stabilitätstheorie kommt im Stahlbau große Bedeutung zu, da die Bauglieder wegen der
hohen Materialfestigkeit i.a. relativ schlank und dünnwandig ausfallen. Für den Nachweis
ausreichender Tragsicherheit ist die Kenntnis der Grenztragfähigkeit der gedrückten Glie-
der unbedingt erforderlich. Zur Lösung stabilitätstheoretischer Aufgaben steht ein umfang-
reiches Schrifttum zur Verfügung, vgl. z.B. [1] und die dort zitierte Literatur.
7.1.1 Statisches und energetisches Stabilitätskriterium
Bild 2 kennzeichnet nochmals die Begriffe 'Spannungsproblem'-'Verzweigungsproblem':
Bei ersterem wirkt neben der Druckkraft eine quergerichtete (Biegung auslösende) Kraft.
Die Verformungen (hier f) und Schnittgrößen wachsen unter steigender Belastung progressiv
an. Mit Erreichen der Laststufe v Ki (unter der bei alleinigem Druck das System ausknickt,
d.h. das Gleichgewicht verzweigt) wachsen die Verformungen (theoretisch) über alle Gren-
zen, sofern die Theorie von linearisierten Ansätzen ausgeht (Bild 2a). Wird die Theorie
strenger (für große, endliche) Verformungen entwickelt, erhält man kinematisch-nichtline-
are Abhängigkeiten, dann lassen sich auch Gleichgewichtszustände oberhalb des Verzwei-
gungsniveaus berechnen (Teilbild b). Aus baupraktischer Sicht haben derartige Fragestel-
lungen nur eine untergeordnete Bedeutung. Es gibt indes Ausnahmen, z.B. in der Theorie
des Platten- und Schalenbeulens.
In Teilbild c sind die drei möglichen Gleichgewichtsarten stabil, indifferent und labil am
Kugelgleichnis erläutert; um sie zu analysieren, gibt es zwei axiomatische Prinzipe, das
statische und das energetische.
Unter dem ~t~tis~h~ Prinzip wird die Erfüllung der Gleichgewichtsgleichungen verstanden:
Ein unter äußeren Einwirkungen stehendes Tragwerk stellt sich so ein, daß in jedem Schnitt
die (inneren) Schnittgrößen mit den (äußeren) Lasten im Gleichgewicht stehen, wobei es bei
- 308 - - 309 -

Druckbeanspruchung erforderlich ist, die Gleichge- der mathematischen Schwierigkeiten keine strengen analytischen Lösungen angeben lassen.
wichtsgleichungen am verformten Tragwerk zu erfüllen Anhand der in Bild 3 dargestellten Stabilitätsaufgaben lassen sich die statischen und
H (Theori~ 11. Ordnung). Nur auf diese Art und Weise energetischen Prinzipe erläutern. Es handelt sich um Starr-Stab-Systeme (EA=oo, EI=oo)
gelingt es, die überproportionale Zunahme der Schnitt- mit dreh- bzw. senkfederelastischen Bindungen bzw. Stützungen. - Die Drehfederkonstante
größen infolge der an "elastischen" Hebelarmen wir- K ist jenes Moment, das eine gegenseitige Drehung 1 (in Bogenmaß) bewirkt. Die senk~ oder
kenden Druckkräfte zu erfassen. Das statische Prin- V rschiebungsfederkonstante C ist jene Kraft, die eine Verschiebung 1 hervorruft. Dle
zip ist mit dem Gleichgewichsprinzip identisch. E~nheiten sind ZoB.: [K] = kNm/l, [Cl = kN/m. Im folgenden wird unterschieden zwischen
Das ~~1l.e~i.2.cJ1.~ Prinzip (Energieprinzip) basiert statischer und energetischer Herleitung,
auf dem Prinzip vom Minimum der potentiellen Ener- _ Spannungsproblem (Th. 11. Ordn.) und Verzweigungsproblem sowie
gie. Bei Einengung auf das hier anstehende Problem- unter- und überkritischem Verhalten.
Spannungsproblem Verzweigungsproblem a) feld lautet das Prinzip: Bei einem unter äußeren Ein- ~ ~ m A (Zweistabsystem mit Drehfeder)
lasterhöhung ,,~ Nichtlineare wirkungen stehenden Tragwerk ist im Gleichgewichts-
v .L-LL. 1Statische Herlei.iilll.9_
Verzweigungs- ..... ~ Theorie zustand die erste Variation der potentiellen Ener- Bei der statischen Herleitung werden die gesuchten Lösungen, wie oben ausgeführt, mittels
punkt _---;/ gie (bei einer virtuellen Verrückung) Null, denn
-- - ---"11;1; linearisierte Theorie Gleichgewichtsgleichungen am verformten System bestimmt.
Verzwei un s roblem
dann ist die potentielle Energie n= n a + n i ein Mini-
mum (energetisches Extremalprinzip). Bezeichnet man
die potentielle Energie des im Gleichgewicht stehen- a/Uf,-j-----'r-
H/2
CL
6
,
den Systems mit n O' erfährt dieses eine Änderung, 5
o lL- _
b) wenn eine virtuelle Verrückung eingeprägt wird. Die J
Gleichgewichts zustände:
stabil . ..
potentielle Energie im virtuellen (Nachbar-) Zu-
stand sei n I , dann gilt hierfür:

n] = nO + lIno = no + lino + t li2n o +. ( 1)


2

/1
~~
labil
3 ---j
2
a=:-y
l--Y Fr
I

--- -t
1 ---- /'
indifferent
instabil Die Änderung lIn O wird im Sinne einer TAYLOR-Reihe
stabil
1 ..........-1...-1
labil
c) ~ entwickel t; man spricht im vorl iegenden Fall von 1.,
OL- _ 0
2., ... Variation von n O. Da der Gleichgewichtszu-
Bild 2
stand durch linO=o gekennzeichnet ist, charakteri-
1lrn---'--T
H/2 o tP,lI o 0,5
e)
siert die 2. Variation die Art des Gleichgewichts: F a) b) c)

> 0 s ta b i1 Bild 4 durch eine mittige Kraft H und die


Bild 4a zeigt die Aufgabenstellung: Das Stabwerk wird
~nO = 0 indifferent (2 ) Verschiebung des mittigen Gelenkes
(
< 0 achsial gerichtete Kraft F beansprucht. Die seitl iche
1 ab i 1
sei /':" der StabdrehwinkelljJ . Unterstell t man "kl eine" Verformungen, gilt:
Kann nämlich das im Gleichgewicht stehende Tragwerk in den Nachbarzustand (virtuell) (4 )
1I = HJ
überführt werden, ohne daß hierzu eine (in zweiter Ordnung kleine) Arbeit erforderlich
ist, heißt das Gleichgewicht indifferent. Muß dagegen eine Arbeit aufgewendet werden, Das in der Drehfeder geweckte Moment beträgt:
(5 )
ist das Gleichgewicht stabil: Das System kehrt in den Grundzustand zurück; wenn die vir- M = ZKljl
tuelle Verrückung, gedeutet als äußere Störung, wieder aufgehoben wird. Wird bei einer
G.4 kennzeichnet die kinematische und G.5 die physikalische Formänderungsaussage.
virtuellen Verrückung Arbeit frei, ist der Gleichgewichtszustand labil. - Handelt es sich
Das (äußere) Moment infolge Hund F im Gelenk folgt zu:
um ein Verzweigungsproblem, ist die Grundverformung Null und das Energieprinzip zur Be-
(6 )
stimmung des indifferenten Gleichgewichtszustandes lautet: M=t l + F. lI
(3 )
Die Verknüpfung von G.4/5 und G.6 liefert die Bestimmungsgleichung fürljl
Das energetische Prinzip ist allgemeingül H Hl (7)
tiger als das statische, da es über die Zl+Flljl = ZKljl- ljl=4(K-FIIZ}
Art des Gleichgewichts eine Aussage macht.
Auch können hiernach, ausgehend von der Mit ljl sind auch /':, und M für vorgegebene Werte Hund F bekannt; die "Spannung" in der Dreh-
Variationstheorie, die kennzeichnenden feder läßt sich berechnen: Spannungstheorie 11. Ordnung.
Grundgleichungen (und die Randbedingungen) Wirkt nur die zentrische Druckkraft F, "entartet" das Biegeproblem in ein Knickproblem,
hergeleitet werden. Schl ießl ich lassen jetzt ist ljJ (bzw./':,) die Knickverformung. G.4 u. G.5 gelten unverändert, die Gleichgewichts-
sich auf der Grundlage der Energiemetho- gleichung G.6 reduziert sich auf:
b) de wirkungsvolle Näherungsverfahren ent- (8)
M = F·lI = Hljl
wickeln (z.B. direkte Variationsverfahren
(9 )
von GALERKIN und RAYLEIGH/RITZ), was dann Verknüpfung mit G.5: F-lljl ZKI/J - (Fl - ZK}ljl = 0
A c o
Bild 3 von großer Bedeutung ist, wenn sich wegen
- 310 - - 311 -
Diese Gleichung hat zwei lösungen: Aus dieser Gleichung ist für gegebene Werte Hund F der Stabdrehwinkel l\! zu bestimmen.
(10) Damit ist dann auch das Moment in der Feder in Abhängigkeit von den äußeren Kräften Hund
1. l\! = 0: triviale (Null-) Lösung
Z, FI - ZK = 0 (11) F bekannt.

Aus letzterer folgt:


L..L-U Ener<J.ill:..i sche Herl ei tung_
Die potentielle Energie setzt
ZK F
FKi = -1- (12 ) sich aus der äußeren und inne-
ren Energie der beteiligten
F Ki ist die Knickkraft; man unterscheidet die Gleichgewichtszustände (s.o.) :
Kräft'e zusammen. Im verformten
M M=K·2<jJ
F < FKi stabil Zustand ist das Arbeitsver-
(13 )
F = FKi indifferent} mögen der äußeren Kräfte um
F > FKi labil instabil die Größe
Unterhalb F K1, bleibt das System u n ver f orm t , im Falle F=F Ki verzweigt das Gleichgew1cht, rla=-HlJ. -ZFlJ.F {21}
d.h:, da: System knickt; Bild 4c zeigt das Kraft-Verformungsdiagramm, die Verformungen t M'(2l\!}=
reduziert (daher das Minuszei-
ble1ben 1m Indifferenzfalle dem Betrage nach unbestimmt. IJ--~ = 1 K'(2l\!}2
chen). - Die innere potentielle
Bezieht man die Verzweigungslösung auf die lösung des Spannungsproblems Th. II. Ordn., Energie ist gleich der durch
00 2ljJ
die Verformung eingeprägten
aso
1 G.12 auf G.7, folgt: cl
nl b1 Formänderungsarbeit. Gemäß
l\! = 1 Hl (14 ) Bild 6
1- F/ FKi '4i( Voraussetzung wird hier nur in der Drehfeder Formänderungsenergie gespeichert, vgl.
Cl wird Vergrößerungs- oder Verformungs faktor genannt: (22)
Bi 1d 6c:
1 ( 15) des Angriffspunktes von F von der seit-
Cl= 1- F Die kinematische Abhängigkeit der Verschiebung !J. F
FKi lichen Verschiebung lJ.= Il\! folgt aus Teilbild b:
(23 )
In Bild 4d ist der funktionale Verlauf von Cl dargestellt. (1-lJ. )2 + lJ.2 = [2_12 ZI~+ dF + d = [ 2 _
Sollen Gleichgewichtszustände F>F Ki (im sogen. "über- F
_ lJ.2 _ I 2
kritischen" Bereich) untersucht werden, muß die Theorie lJ. F- zr -
Zl\!
F
in den kinematischen Verformungsbeziehungen zugeschärft Die potentielle Energie des Systems beträgt damit:
Fr
"t ----+--\----+ werden. Anstelle von G.4 ist mit
n=n{l\!) = rla + ni = - Hll\! - ZFtl\!2 + ZKl\!2-
lJ. = l,sinl\! (16)
n =ZKl\!2- H[l\! - FIl\!2 (24)
zu rechnen, vgl. Bild 4e. G.5 gilt unverändert. Die Gleich-
Die erste Variation von n wird Null gesetzt:
3 --.

2
r gewichtsgleichung G.8 gilt ebenfalls unverändert:
M = FlJ. = Fl,sinl\!
Verknüpfung und Beachtung von G.12:
Fl·sinl\! = ZKl\! _ _,_l\!_ = L
(17)

(18 )
5n=~~5l\! = (4Kl\!-HI-ZFIl\!)5l\! =O-l\!=

Damit ist G.7 unabhängig bestätigt; G.25 kennzeichnet


4(K~~l/Z)
den Gleichgewichtszustand nach Theo-
(25)

rie II. Ordnung. Die zweite Variation von n lautet:


-1,571-- sm l\! FKi
52n = ~52<jJ = (4 K - ZFl )62<jJ = 0
(26)
Aus dieser (nichtl inearen) Gleichung ist l\! in Abhängig- 8<jJL
keit von F (für F/F Ki >l) zu berechnen; Bild 5 zeigt das Das Indifferenzkriterium G.2 ergibt: ZK ( 27)
Ergebnis. Man erkennt, daß die seitliche Auslenkung FKi = T
O~__~__~ ~~~ lJ. bei einer geringen Steigerung der Druckkraft F über F . (Vgl. G. 12)
o 05
• T h'1naus, sprunghaft ansteigt. Für F/F Ki =1,571 wirdl\!= n:/2
K1 7.1.3 System B (Dreistabsystem mit Drehfedern)
Bild 5 und 6 =1. Für F/F Ki =1,047 (das entspricht einer Steigerung L.l.J....J St at i s ch e Herl ei tung_
. von F um .5% gegenüber der Knickkraft) ergibt sich 6=0,5·1. Bild 7 zeigt das System; die Einzelstablängen sind gleichgroß. Für den dargestellten (frei
A~fgrund d1e~es Ergebnisses wird verständlich, warum die baupraktische Bedeutung überkri- gewählten) Verformungszustand (mit den Verschiebungen 6 1 und 6 2 als Bezugsunbekannte) be-
t1 scher Zustande ger1ng ist; sie interessieren allenfalls bei Sicherheitsbetracht tragen die in den Drehfedern geweckten Momente:
Werden b' S ungen.
e1m pannungsproblem Th. II. Ordnung "große" Verformungen unterstellt, ist an- (28)
stelle G.6 von der Gleichgewichtsgleichung
_ In den Schnitten 1 und 2 be-
M = ~ICOSl\! + Hsinl\!

auszugehen; die Verknüpfung mit G. 5 e r g'bt


1 nac h k urzer Umformung:
( 19)
Zur überprüfung bestimme man den gegenseitigen Drehwinkel •
tragen die äußeren Momente:
M2 =
t
M1 = (-} H1 + H2 ll + FlJ.l
(t H1 + 3H211 + F'ß2 (29)

F sinl\! - l\! + JiL COS<jJ = 0 (20)


FKi 4K
- 313 -
- 312 -
Auflösung nach D und Beachtung von G.37:
Die Verknüpfung ergibt:
/::,= _H_I_ H12 (45 )
(30 )
TK - F
(31 ) Nach Theorie I. Ordnung gi It:
(46 )
Für gegebene Kräfte Hl' H2 und F lassen sich hieraus D 1 und D be-
2
rechnen (Th. 11. Ordnung). .
G.45 gilt hier wieder streng, weil Knickelgen u n d Biegeform (wegen H1=H 2 ) affin sind.
form
Knickproblem (H 1 =0, H2 =0): Es wird der Sonderfall K =K 2 =K betrach- Im Falle H fH gilt G.45 nur näherungsweise!
1 1 2
tet:
/::" /::'2 7.1.3.2 ~nische Her1eitun'L
ZK ------ . h elns
Alle Kräfte erleiden bei der SlC . t e 11 e nden Verformung eine Potential minderung:
-T +F +1.
I
=0 (32 )
(47)
K ZK
+T -T +F =0

Dieses homogene lineare Gleichungssystem folgt aus G.30/31, wenn A


DF

1S
t dl'e gegenseitige Längsverschiebung der En d pun k te; sie folgt im vorl iegenden Falle

o H und H Null gesetzt werden. Das Gleichungssystem ist von zwei- zu:
1 2 /::"Z /::,l
(/::,Z- /::,,)Z (48 )
F ter Ordnung in den Unbekannten D und D2" Bekannt1 ich lautet die
1 /::'F = 2l + 1l -Z-I- +
Lösung eines solchen Gleichungssystems: · Ableitung von G.23.) - Die gegenseitige Verdrehung
Bild 7 (Vergleiche Abschnitt 7.1.2.2 und d le
/::, = OeHl). /::, = OeHZ) (33 ) der Stäbe und damit der Federn in den Punkten 1 und 2 beträgt:
1 Oet' 2 Oe!
Det(l) und Det(2) sind die Zählerdeterminanten. Det ist die Nennerdeterminante. Bei Z/::" - /::'2 Z: Z/::'2- /::" (49 )
einem homogenen Problem (rechte Gleichungsseite Null) sind die Zählerdeterminanten Null; 1: I l
somit verbleibt:
Für die innere potentielle Energie gilt demnach:
/::'2= _0_
Oet (34 ) K, [ 2t:,1- /::'2 ]2 ~ [ Z/::'2 - /::" ]2 (50)
nj= Z -1- + Z I
Eine von Null verschiedene, nichttriviale Lösung liegt in jenem Sonderfall vor, in dem
die (Nenner-) Determinante auch Null ist. Dann sind D und D von Null verschieden, aber Äußere und innere potentielle Energie werden zusammengefaßt:
1 2
unbestimmt. Das ist der Knickfall . Gesucht ist somit jene Kraft F, die Det zu Null macht, (51 )
n - n + n· - 2 ( ~ K K 2
das ist die Knickkraft (Eigenwert). Somit lautet die Knickbedingung: : \/::,,' --H /::'2 - F[ ~t + ~f + /::'Zzt' ] + ~[2t:,1-/::'2]Z+ #[Z/::'2-/::"]
Oet = 0: (F - Zt)2 - +r =0 (35 )
Die erste Variation von n
Z
wird Null gesetzt:
(52)
Ausquadradiert ergibt sich eine quadratische Gleichung für F:
2
6n= ~~,6f::" + ~r26f::,2 =0
F - 4(t)F + 3(t)2 = 0 (36 )
Lösung:
F = Z(f) + V4(f)2 - 3(+)2 zt +
K
T
( 37)
auf den Sonderfall K1 =K 2 =K):
.
Da 6D1 und 6/::'2 zwei vonelnan er
d unabhängige Variationen sind, folgt (bei Beschränkung

1. Lösung: F, = FKi = t (38) an 6' - [-H - F (~- Z(t:,z-/::,ll) + 1L( 2t:,,-tq)·Z -


a/::" D' - , ZI ZI ZI2 ZIL
Z/::'2 - /::,,)] 6/::" = 0 A(
(53)
2. Lösung: (39) (54)
F2 = 31. an6/::, -[-H _F(Z/::,2_ Z(/::"-M))+~(2t:,2-/::',)2-~(2t:,'-/::'2)]5liz=0
I ab:2 2 - 2 Zl ZI ZlL ZI ..
Maßgebend ist die 1. Lösung (niedrigster Eigenwert). Die zur zwei- Oie Lösung 6D =0 u nd 6D =0 ist die Triviallösung. Um den Gleichungen zu genugen, muß der
1 2 G1 . h gen für D1
ten Eigenlösung gehörende Kraft ist dreimal so hoch wie die erste. - Inhalt der eckigen Klammern Null sein, das ergibt zwei inhomogene, elC un
Um die Knickfiguren (Eigenformen) zu bestimmen, werden die Eigen- und D2: /::" /::'2
lösungen in G.32 (entweder in die erste oder zweite Gleichungszei- K L

--
5Ä--ZI -4[f + - H, =0
le) eingesetzt: I 1 1 (55 )
K 1. Lösung: (_Zt + + t/::'2 = 0 f)/::" (40 ) K F
-4[r+ T
K F
5 12 - Z- - H2 =0
I I
K K 2. Lösung: (- Zt + Jf- )/: " + t/::'2 = 0 (41 ) Zunächst wird das (homogene) Knickproblem gelöst, das bedeutet, H1 und H2 sind Null. -
Bild 8 zeigt die Eigenformen; nur die erste ist die eigentliche Die Determinante wird Null gesetzt:
F2 _ 4(1.)F + 3(K} = 0 (56 )
Kn i ckform. Oet = (5~ - Zf-)Z-(-4~+ 1-)2=0 - I I
1. 2. Im Falle H, = H2 = H findet man folgende Lösung für das Biegepro-
blem Th. II. Ordn. ( /::,,= /::'2 = /::, = ljJ.1 ): Das stimmt mit G.36 überein, d.h. die Knickkraft ist durch G.38 gegeben.
Bild B
Federmoment (Elastizitätsgesetz): Die 2. Variation wird gemäß
(42 )
Äußeres Moment im Federgelenk:
M = KAI
2
6 Zn = a nz6z/::" + Z~M,M2 ( 57)
a/::" a/::" a/::'Z
M=HI+F/::' (43)
gebildet; ausgehend von G.53/54 folgt:
Verknüpfung: Hl + F/::, Kt - /::'(f - F) = Hl (44 )
- 314 - 315
Für große Verformungen gilt anstelle von G.61, vgl. Bild 9d und 10:
(58)
T = - F·tan4J (69)
Für kleine Winkel 4J geht G.69 in die (linearisierte) G.61 über. - Um das überkritische
FI K/I a, a2 a3 Verhalten F/F Ki >l zu untersuchen, wird von der Gleichgewichtsgleichung G.62 (H=O) ausge-
05 4 -7 4 gangen: T, - T2 + CLi = 0 (70 )
1 3 -6 3 I
Als Bezugsunbekannte diene im fol genden :4J, =4J (4J2 = -ljJ, Die mittige seitl iche Aus-
15 2 -5 2 (59 )
2 1 -4 1 biegung beträgt (Bild lOb): Li = lsin4J (71)
25 0 -3 0
3 -1 -2 -1 G.70 ergibt:
- F tan4J - F tan4J + C·l sin4J = 0 - 2F tan4J = Cl sin4J (72 )
35 -2 -1 -7
Der stabile, indifferente und labile Bereich geht hieraus unmittelbar hervor, vgl. G.2.
7.1.4 Sy.stem C (Zweistabsystem mit Verschie~~_
.L...L..!..1 Statische HerleitunL

~
Das System entspricht B: 2F tan4J
System A, allerdings 2

~I \ ~-{~------r
ist hier keine Dreh-
feder sondern eine 2
/?
~~~-ldX
Verschiebungsfeder
\T
~~o.::- H.Y
2
[, in Stabmitte vorhan-
0.5 1 f
~-C'Li
=-
T F "'I den. - Die Federreak-
tion ist:
B-=
..
T,I'
~
dx---J
B = CLi (60 )
1/ (positive Definition von T und 4J l
cl dl
1
C ist die Federkon-
stante. - Beidseitig
H
+
F bl cl dl der Feder wird ein Die Bestimmungsgleichung für 4J (unter Verwendung von G.66b) lautet:
Schnitt gelegt. An
Bild 9 COS4J = l... ( 73)
den Schnittufern wer- FKi
den die Transversalkräfte Tl und T angetragen. Die Transversalkräfte sind senkrecht zur
2
ursprünglichen Stabachse orientiert. Sie sind nicht mit den Querkräften zu verwechseln! Diese Gleichung hat nur Lösungen für l~F/FKi~-l! Wenn FKi erreicht ist, schlägt das Sy-
Für einen biegungsfreien (Pendel-) Stab mit dem Stabsehendrehwinkel 4J (4J im Uhrzeiger- stem durch, sofern es sich bei F um eine Schwergewichtslast handelt und die Mechanik des
sinn positiv!) gilt, vgl. Bild 9d: Systems das zuläßt. Das Stabwerk schlägt derart durch, daß es wieder durchgehend gerade
T = - F4J (61 ) ist, es steht dann unter Zug.
F ist die achsiale Druckkraft. - Für den Rundschnitt gilt folgende transversale Gleich- Die durch G.73 gekennzeichneten Gleichgewichtszustände verlangen, daß F variabel ist und
gewichtsgleichung (Bild 9c): zwar in der Weise, daß zunächst F abnimmt, bei ljJ= ~/2 das Vorzeichen wechselt (wie es
T, - T2 + CLi - H= 0 (62 ) Teilbild d zeigt) und dann wieder ansteigt.
Mit
T, =- F 4J1. T2 = - F 4J2; 4J, = t,
4J2 = - t 63 ) ( Handelt es sich bei dem Stabwerk um elastische Stäbe, besteht neben
der zuvor behandelten eine zweite Knickmöglichkeit, bei der die Ein-
ergibt sich: -FA -FA + CLi -H: 0 _
H Li = (64) zelstäbe (als EULER-II-Stäbe) ausknicken (Bild 11):
.. 1 1 C-2F/l
Fur vorgegebene Werte von Hund F folgt hierausLi; damit ist die Federkraft gemäß G.60 r _ ~2·EI (74)
rKi-~
bekannt: Spannungsproblem Theorie 11. Ordnung.
Im Falle H=O liegt ein Knickproblem (Verzweigungsproblem) vor; G.64 lautet in diesem Aus der Gleichsetzung dieser Knickkraft mit G.66 findet man jene cha-
Fall: rakteristische Mindeststeifigkeit C·, die den Typ der Knickung be-
Li: _0_ stimmt:
C- 2 FIt (65)
Lösungen:
~2EI ~ l Cl _ C·= 2 ~2EI (75)
1: Li =0 Triviallösung ~ 2 [3
2: C - 2F/l = 0, dann ist: Li: 0/0 # 0 -
F = Cl
Ki
t
(66) Gemäß G.66 wächst die Knickkraft linear mit der Federkonstanten C an,
sofern es sich um (globales) Federknicken des Stabwerkes handelt. Eine
Wird hierauf die Lösung des Spannungsproblems Theorie 11. Ordnung bezogen, ergibt sich:
Bild TI

--
Steigerung von C über C· hinaus ergibt keine Steigerung der Knicktrag-
fähigkeit, weil jetzt (lokales) Stabknicken gemäß G.74 maßgebend wird.
(67)
Bild 12 zeigt die Zusammenhänge auf; hierin ist die Knickkraft F Ki über der Federkonstan-
Es ist: ten C aufgetragen.
a. = __1_
(68 )
1 - F/FKi L.L..L..!' ~grrische Herleitung (Bild 9)
Das Potential der äußeren Kräfte ist mit na von Abschnitt 7.1.2.2 identisch:
Li2 2
na = - HLi - 2F 21 : - HLi - F Li T
(76)
- 316 -
- 317 -
Das Potential der inneren Kräfte ist gleich der Form-
Somit stellt sich eine antimetrische Knickfigur ein (also entgegengesetzt zur Knickfigur
änderungsarbeit in der zusammengedrückten Feder:
in Abschnitt 7.1.3). Bild 14a zeigt die Eigenformen für beide Fälle; nur Fall 1 hat bau-
(77 ) praktische Bedeutung.
2
Die Mindestfederkonstante fol gt für dieses System zu: 1t EI J lCI
Zusammengefaßt: lZ 3
n = na + nj - Hl:. - F tZ + +Cl:.Z (78 ) l:.
iT7i: 1 /
1. Variation: ~ -1-F/F ) /
Ki
(7g) 3
Im Falle H~O folgt:
/ t'1-+QO

2. Variation: H= 0 [- ZIF + C1l:. = 0 _ F. · =


KI
nZ = 1. Cl
Z
(80)
2
1 .-- /
./
--- .......... '

2
5 n=- Z +C ~ 0 -f FKi = tCl
Zur Deutung der Ergebnisse vgl. den vorangegangenen Abschnitt.
( 81)
0
f12---=
F
1. 2. 0 0.5 1.5 2 2.5 3 1Ki
7.1.5 System 0 (Dreistabsystem mit Verschiebungsfedern) u) b)
Bild 14
L.1..,2, 1 Statische Herleitung_
Bezieht man die lösung des Spannungsproblems Theorie 11. Ordnung
Bild 13 zeigt das System und einen (frei gewählten) Verschie- auf die zuvor berechnete Knickkraft für globales Knicken, folgt:
bungszustand; bei Beachtung der positiven Definition von
H H _ 1 H
Transversalkraft und Stabdrehwinkel gilt (Bild 9d): f1=--= 1 F --l-FT (93)
C-F/I C(1- _._) 1--·-
3 FKi 3 FKi
T1 =-F4!1; TZ =-F4!Z; T3=-F4!3 (82)
Die kinematischen Bezlenungen zwischen den 41 -Winkeln und den Teilbild b zeigt den Funktionsverlauf, l:.I~H/C ist die Einsenkung nach Th. I. Ordn. Offen-
Knotenverschiebungen 6 lauten: sichtlich ergibt sich die Zunahme von l:. durch den Druckkrafteinfluß nicht zul:.II~a·l:.I mit
_ l:.1 l:.Z -l:.1 l:.Z a~l/(l-F/FKi)' sondern nach einem anderen Gesetz. Die Zunahme ist wesentlich geringer.
4!1-T; 4!Z=-l-; 4!3=-T (83)
Wird F/FKi~1 erreicht, knickt das symmetrische Spannungsproblem antimetrisch aus! Dieses
legt man um die Gelenke je einen Rundschnitt, lauten die Phänomen nennt man Symmetrie-Antimetrie-Knicken. Es tritt immer dann auf, wenn die Biege-
transversalen Komponenten-Gleichgewichtsgleichungen: formen des Spannungsproblems und Knickproblems orthogonal zueinander sind. In jedem an-
Tl - TZ + CIl:. 1- H1 = 0 deren Falle geht die Biegeform des Spannungsproblems Th. 11. Ordn. mit anwachsender Druck-
(84 ) kraft kontinuierlich in die Knickform über. Stimmen beide von vorneherein (annähernd) überein,
TZ - T3 + CZl:.Z-H 2 = 0
Werden Tl' T2 und T3 durch G.82 unter Berücksichtigung von folgt die Zunahme gemäß dem Vergrößerungsfaktor a(G.15).
G.83 ersetzt, erhält man zwei Gleichungen für die Bezugsun- ~ Energ~ische Herleitung_
bekannten 6 1 und l:.2: Die potentielle Energie der äußeren und inneren Kräfte beträgt:
l:.1 2 t.Z Z (l:.2-t.l~1 1 2 1
l:.1 l:.Z T n = - H1t.l - HZt.Z- F + + [zr zr
Zl + 2" Clt.l + 2" Gzl:.Z
Z (94 )

Bild 13 -Zf + Cl
l
+L 1Hl
+L
(85) I Für den Sonderfall Cl~C2~C wird die 1. Variation gebildet (vgl. auch G.51/52) und Null
I -zf +Cz I Hz gesetzt:
=[- Hl - F( Zzt1 (95)
Sonderfall Hl~H2~H und C1~C2~C: Aus G.85 erkennt man, daß in dlesem Fall L"1~l:.2~6 ist:
=[-Hz - F(ZM (96)
(-z.E+c+L)l:. =H _l:.=_H_ (86) Zl
l I C-F/l Zusammengefaßt:
Sind keine äußeren H-Kräfte vorhanden, liegt ein Knickproblem vor, in diesem Falle sind t.l t.2
6 1 und 6 2 unbestimmt. Es wird die Determinante gebildet: F F = 0
C- ZT +T - Hl ( 97)
F C )Z (F)2
( - Z T+ - T =0 -
FZ F 41 Z
(T) -3 C(T)+jC =0 ( 87) +L C-Z-f- - HZ = 0
I
lösung: F _ Z C _ 1/( Z )Z 1 Z· Z 1 Die Obereinstimmung mit G.85 ist evident (hier für Cl~C2~C),
T-'3 +YjC -jC =jc+jc (88 )
2. Variation:
= [- F(t) +C152Öj + Z[ -F(- +llM1 5l:.z+ [- F(i-J + C152l1;J (98 )
1 Lösung. F1 = FKi =tCl (murJgebend; niedrigster EigenwertJ (89)
Zusammengefaßt:
FICI ul Uz u3
Z. Lösung. ~ = Cl (Z.EigenwertJ (90 ) 0 1 0 1
1/6 Z/3 1/3 Z/3
Setzt man die lösungen in die Gleichungen G.85 ein, findet man: Z/6 1/3 Z/3 1/3 (99 )
1. Lösung. l:.1 = -l:.2 1/2 0 1 0
(91 ) 4/6 -1/3 413 -1/3
Z. Lösung: l:.1 =+l:.z 516 -Z/3 513 -213
1 -1 1 -1
- 318 - 319 -
Im Sonderfall H=O liegt nurmehr ein zentrisch gedrückter Stab vor. Das Biegungsproblem
Der stabile, indifferente und labile Bereich geht hieraus hervor. Bei der Deutung des Er-
Theorie 11. Ordnung entartet in ein Verzweigungsproblem (hier in ein Knickproblem): Der
gebnisses ist zu berücksichtigen, daß im Indifferenzfall
Stab knickt unter einer ganz bestimmten Intensität der Druckkraft seitlich aus: FKi (Ela-
(100)
stische Knickkraft). - Im Falle H=O lautet G.l05:
ist!
MlI = F 0 ( 10 7)
7.2 Tragsicherheitsnachweis gedrückter Stäbe und Stabtragwerke (Stabilitätsnachweis) 5 FI 2
7.2.1 Gegenüberstellung~getheorie11. Ordnung_- Verzweig~stheorie 1-,2'8
Die im vorangegangenen Abschnitt 7.1 untersuchten Systeme dienten dazu, die grundlegen- Somit ist MII=O. Wird der Nenner gleichzeitig Null, steht:
den Begriffe und Prinzipe der Stabilitätstheorie zu erläutern. Es handelte sich um Starr-
MII=..Q.... (108 )
Stab-Systeme mit unterschiedlichen Federungen. Im folgenden werden die Untersuchungen auf o
elastische Stabwerke erweitert; dazu werden die Begriffe "Spannungsproblem (Th. 11. Ord- In diesem Falle ist MII unbestimmt und verschieden von Null. Das heißt, wenn F die Be-
nung)" und "Verzweigungsproblem" zunächst nochmals gegenübergestellt. dingung
5 FI 2
Theorie l.Ord. -tLJTheorie II.Ordnung Bild 15 zeigt die Zusammenhänge am elementaren Druck- 1 - - - = 0 ...... F =gE
12 EI
I = 2 400 EI
5 I2 . I2
( 109)
H tF I
~F (Druck) - stab. In Theorie II. Ordnung tritt zu dem Biegemo-
!!.-.' erfüllt, stellt sich bei alleiniger zentrischer Druckbelastung ein Einspannungsmoment un-

r
1 ment nach Th. I. Ordn. ein Verformungsmoment hinzu;
bestimmter Größe (von Null verschieden) ein, was nur den Schluß auf ein Ausknicken des
I.' das Einspannungsmoment beträgt Hl+Ff. Das Verfor-
mungsmoment Ff entsteht durch die am "elastischen Druckstabes zuläßt:
I I + Hebelarm" f wirkende Druckkraft; bei Druckbeanspru-
F = 2.400*
Ki
( 110)
I Diesen Schluß kann man mit demselben Ergebnis aus G.l04 ziehen. Erreicht F den Wert FKi ,

1
chung wächst das Biegemoment überproprotional. Es
ist daher bei Einwirkung von Druckkräften ein Ge- wird das Gleichgewicht des zentrisch gedrückten Stabes indifferent; oder anders ausge-
bot der Sicherheit, nach Theorie 11. Ordnung zu drückt: Im Falle F=F ist ein von Null verschiedener, infinitesimal ausgebogener Nach-
1'1 a) Ki
rechnen. Bei Zugbeanspruchung wachsen die Biegemo- barzustand (neben dem unverformten Grundzustand) möglich: Der Stab knickt aus, das Gleich-
a
mente infolge deren streckender Wirkung unterpropor- gewicht verzweigt. - Die strenge Lösung des vorliegenden Knickproblems lautet (vgl. Ab-
tional ; hier kann es aus Gründen der Wirtschaftlich- schnitt 7.3.1.2): n 2 EI (~=2467) (111)
keit angezeigt sein, nach Theorie 11. Ordnung zu FKi =1;[2 4 .
rechnen; vgl. Bild 15b. Wird (ausgehend von G.l09/110)
Für den in Bild 15a dargestellten Kragstab unter hier: D=F
0: Druc kkm f t I 5 [2 1 ( 112)
Lnsterhöhung
v
der Einwirkung einer Horizontalkraft Hund Verti-
kalkraft F betragen Biegemoment und Normalkraft im 6
I I TIU= FKi
Einspannungsquerschnitt: 11 ; in G.104 eingesetzt, folgt:
~~,JJ t t t
Bild 15
f1.__
777777 --- b)
Theorie I. Ordnung MI = H I ; NI = F
Theorie Il. Ordnung
(101 )

MII= H I + F f ; ND= F ( 102) /


J I
I
fII=_1_ fI
1- _F_
FKi
(113 )

(Oruckkräfte und Druckspannungen werden in der Stabilitätstheorie in der Regel positiv 3 / fI ist die Ausbiegung am freien Ende nach Th. I.
definiert. ) ./ I Ordn. :
f ist in G.l02 die seitliche Ausbiegung des Stabes am freien Ende. Für die Durchbiegung f 2 V
folgt: I-"'
./ I (114 )

HI3 5 Fd I Bei Einwirkung einer Druckkraft F wird f vergrößert


f = 3IT +ir-E-I- (103)
o
o 0,5 und zwar um den Faktor:
Der zweite Term ist ein Näherungswert. Er wird unter der Annahme berechnet, daß das Ver-
Bild 16

~ =\
formungsmoment parabelförmig verteilt ist. Die Auflösung nach f ergibt:
(115 )
_ 1 HI 3 (104) 1--
f - 1- i.FIZlli FKi
12 EI
akennzeichnet die Erhöhung durch den verformungseinfluß, man nennt a daher auch Ver-
Mit der Kenntnis von f läßt sich gemäß G.l02 das Einspannungsmoment berechnen:
größerungsfaktor oder Verformungsfaktor. Bild 16 zeigt das für Biegungsprobleme Theorie
F HI3 ( 105) II. Ordn. typische Ergebnis: Bei Annäherung von Fan FKi (F/F Ki -1), geht der Nenner vona
1- 2.B:' 3EI gegen Null, Ausbiegung und Biegemoment wachsen über alle Grenzen.
12 EI
Für das Einspannungsmoment findet man:
Wegen des nicht-proportionalen Zusammenhanges zwischen M einerseits und den äußeren Ein-
wirkungen Hund F andererseits, werden beim baupraktischen Stabilitätsnachweis die äuße-
MII =HI + Ff II = HI + Fa fI = HI
ren Lasten vorab um den vorgeschriebenen Sicherheitsfaktor y erhöht und (al s eine mög- F
( 116)
liche Nachweisform) nachgewiesen, daß unter diesem V-fachen Lastzustand an keiner Stelle • Hl[ 1+ FKi ] . HI[_1_ ]
1__F 1--F
(im vorliegenden Beispiel im Einspannungsquerschnitt) die Fließgrenze 0F überschritten
FKi FKi
wird. Diese Nachweisform (Spannungstheorie 11. Ordnung genannt) lautet:
II NIl MlI ( 106 )
o = A± TZ " °F
- 320 - - 321
Somit gilt auch hier (näherungsweise): ist der Trägheitsradius des Stabquerschnittes in der untersuchten Knickbiegerichtung:
( 117) , 1fT
Die Abschätzung des Verformungseinflusses Th: 11. Ordn. mittels des a-Faktors fü rt dann 1= VA ( 122)

zu zuverlässigen Ergebnissen, wenn die Verläufe der Biegel inien bzw. Biegemoment beim Ist die Knicklänge für alle Richtungen gleichgroß, knickt der Stab in Richtung der ge-
Spannungsproblem und beim Knickproblem affin sind. Das ist im vorliegenden Fall gegeben ringsten Steifigkeit (min I, min i) aus; das folgt unmittelbar aus G.121. Bei Druckstä-
und trifft für die meisten verschieblichen Systeme zu. Gerade für diese hat der Stabili- ben mit stark unterschiedlichen Biegesteifigkeiten in zwei Rich-
tätsnachweis die größte Bedeutung, vgl. hierzu auch Abschnitt 7.2.4.4.
-${b- tungen (wie bei I-Profilen) ist es zweckmäßig, die Knicklänge in
Richtung der geringeren Steifigkeit durch Einbau von Stützungen

-' ]',2''2' J'~ 7'~ T ~~: ::~s;:~~:::


7.2.2 Knickkräfte und Knicklängen der EULER-Fälle I bis VI

-4J-
(z.B. Verbänden) zu verringern. Ist das konstruktiv nicht reali-
sierbar, ist es günstiger, für zentrisch gedrückte Stäbe Quer-

.I
i : : : :
1

I
K_ni:k::aft berechnet sich
'Ki - EKi (2 ( 118)
LP a)
schnittformen zu wählen, deren Steifigkeit in allen Richtungen
(etwa) gleichgroß ist, wie beim Rund- oder Quadratrohrprofil

Y 1 I oder beim quadratischen Kastenquerschnitt (Bild 19a). Diese Quer-


E
Ki ist von den Randbedingungen des Druck-
I. I I .. schnittsformen haben darüberhinaus den Vorteil, daß der Trägheits-

~-$-
I. I I stabes abhängig. Bild 17 enthält die Vor-
EUlER-. " z a h l e n für die EULER-Fälle I bis VI. Die radius i (im Vergleich mit anderen Querschnitten gleichen Flä-
fall: I )) ))) IV V VI Knickkraft ist der Biegesteifigkeit EI di- cheninhalts) am größten ist; dadurch ergibt sich gemäß G.121 die
n n rekt proportional; sie sinkt mit dem Qua- b) relativ höchste (ertragbare) Knickspannung, d.h. sie stellen die
E Ki = -2 n 4,494 2n - n Bild 19
2 drat der Stablänge 1. Die Knickkräfte der wirtschaftlichste Profilform dar (vgl. Abschnitt 12.2). - Bei
ß = 2 =0,7 0,5 2 EULER-Fälle stehen im Verhältnis dünnwandigen offenen Querschnitten (Bild 19b) besteht die Gefahr des Biegedrillknickens.
Bild 17 0,25/1/2,05/4/0,25/1 Bei dieser Instabilitätsform versagt der Stab durch gleichzeitiges Ausbiegen und Verdril-
zueinander. - Es ist üblich, den Stabilitätsnachweis gedrückter Stäbe auf den Standard- len; in solchen Fällen bedarf es besonderer Nachweisformen; vgl. Abschnitt 7.5.
fall des beidseitig gelenkig gelagerten Stabes (EULER-Fall 11) zurückzuführen. Dazu wird Wird die sogen. Schlankheit
ein Vergleichsstab mit der fiktiven Länge sK bestimmt, der dieselbe Biegesteifigkeit wie A = SK ( 123)
1
der Originalstab besitzt und beidseitig gelenkig gelagert ist. Aus der Gleichsetzung der eingeführt (auch Schlankheitsgrad genannt), lautet die Gleichung für die elasto-statische
Knickkraft dieses Ersatzstabes Knickspannung (G.121):
n 2EI n 2 EI ( 124)
(11 g)
T=ß2I2
mit der Knickkraft FKi des gegebenen Stabes, folgt SK = ßl , sK ist die "Knicklänge" (auch
() (}K,zu!(}d w w
Ersatzstablänge genannt) und ß der Knicklängenfaktor. fur die EULER-Fälle gemäß Bild 17 °
300 H-+H++T-t-+-- 300 ° 300
() °Ki'O'K' (}Kr ,zul(}d
30 0
findet man:
n 2 EI I 2 EI 1t NImm' NImm NImm2 Nlmm' ,
f32l2
= EKi '[2 - ß - EKi ( 120) (}fmm~+:: """~ f" 'I;
- 0:
K
I- 1-"",
.......
(}K I
- -"', , I
200 200 10 20 0 10
Die Knicklängenfaktoren lauten: ß = 2/1/=0.7/0,512/1
Liegt in den Fällen V und VI keine starre, sondern eine drehelasti
(}p+:rnmt+l:+=
I~ 1\ I
f'w
"", -
(}Kr\
~
~I

11\ (}Ki (EULER) -I"-. r\ I~ (}K~J


sche Einspannung des oberen Stabendes vor (Bild 18), ist ß>2 bzw.
ß>I. - Rahmenstiele können als Druckstäbe mit drehelastischer Ein-
100 HI!-+++++++- 100
I \
100 ~
[)<
I
5 10 0 " 1'\ :.~,,' K
W
5
spannung gedeutet werden. Im Schrifttum findet man Rechenbehelfe,
um den Knicklängenfaktor für die Druckglieder in Rahmentragwerken I!
..... - 0
zuld{'\

:Jj--
l"'~ ~~ ..... ~
-;.;:.; ,;;; 1
zulO'd

o -4--1~' ~~~~ """I'r--


r-
1
zu bestimmen, vgl. auch Abschnitt 7.3. Der Knicklängenfaktor ß ist E 100 200 0 100 100 200 250 A
ein Indikator für die Stabilitätsgefährdung. Der eigentliche Stabi- 'Y
a) b)
3f-t-+---V'+-+-+--;'-:.:.,=-+-++
litätsnachweis wird am Vergleichsstab erbracht. Diese Nachweisform
hat sich für einfache Fälle (Pendel stützen, Fachwerkstäbe, Stiele 21::::;;;j~'-+--+-+-+--+-J-+--++
ß> 2 lt--t-'i-',+-+-+-+--+-J-+--++ d)
in ein- und zweigeschossigen Rahmen) bewährt. Bei mehrgeschossigen
Bild 18 Rahmentragwerken, Hochhauskonstruktionen mit Stabilisierungskern, Bild 20 100 200 100 200 250 A
abgespannten Masten, Funktürmen und Schornsteinen sowie Bogentragwerken ist es zweckmäßi-
Die funktionale Abhängigkeit dieser Formel zeigt Bild 20b: EULER-Hyperbel. Innerhalb des
ger, die Stabilität der Struktur auf der Grundlage der elasto- oder plasto-statischen
Theorie 11. Ordnung zu führen, weil diese Vorgehensweise (ohne den Umweg über einen Er- elastischen Bereiches ist 0Ki nur vom E-Modul abhängig und unabhängig von der Stahlgüte!
satzstab mit der elastischen Knicklänge sK) realistischer und i.a. auch wirtschaftlicher Der Gültigkeitsbereich von G.124 ist durch die Proportionalitätsgrenze 0p begrenzt, denn
ist. bei Oberschreiten dieser stahlsortenabhängigen Spannung verliert das HOOKEsche Gesetz seine
Gültigkeit. Die Gleichsetzung von 0Ki und Op ergibt:
7.2.3 Planmäßig mi11i~~kte Stäbe
~ Knicksp"arlJl!!Jl~ch
EULER und ENGESSER/KÄRMÄN
O'p
1t2E
=~ - Ap =1tVap
Irr ( 125)
Ist die Knicklänge sK bekannt, beträgt die elasto-statische Knickspannung

°Ki=
FKi
T =
1t2EI
5[A = sr
1t
2 Ej2
( 121 )
Die Proportional itätsgrenze 1 iegt etwa bei 80% der Fl ießgrenze 0F' Für die Baustähle St37
- 322 -
und St52 betragen demnach die Grenzschlankheiten ~p: St37:0p~0,8'aF~0,8'24~19,2kN/cm2: - 323 -
~p~104; St52: ap~0,8,oF~0,8·36~28,8kN/cm2:~p~85.
Die Sicherheitszahlen YKi und YKr wurden schlankheitsunabhängig angesetzt; vgl. Bild 20d.
Oberhalb ap ist G.125 nicht mehr gültig (plastischer Bereich). Die Knickspannung wird im
Die Definition von w~w(~) entsprach G.127 und der Knicknachweis G.128. Die Sicherheit
plastischen Bereich mit aK abgekürzt; der Index i wird unterdrückt, weil die idealisieren-
konnte gegenüber der Vorgängernorm reduziert werden, da 1. durch die Berücksichtigung
de Annahme des HOOKEschen Gesetzes entfällt. - Mit Erreichen der Quetschgrenze (~oF~ßS)
einer Imperfektion, 2. durch den Bezug auf den Doppelwinkel und 3. durch eine geringe Re-
ist die Tragfähigkeit erschöpft; diese Grenze fällt mit ~~O zusammen; somit ist der Ver-
lauf der plasto-statischen Knickspannungsl inie aK an die Eckpunkte a~aF für ~~O und
duzierung der Fl ießgrenze (z.B. bei St37 auf F~23kN/cm2) drei Sicherheitselemente vorab°
berücksichtigt worden waren.
a~ap für ~~~P gebunden; außerdem kann ein kontinuierlicher Obergang von der 0Ki-Linie auf
Später wurde die Stabilitätsvorschrift DIN 4114 durch Einführung. niedriger liegender w-Zah-
die 0K-Linie für a~Op erwartet werden.
len für Rohrquerschnitte ergänzt; dadurch war eine wirtschaftlichere Ausnutzung dieser Pro-
Aufgrund von (vor Jahrzehnten durchgeführten) Knickversuchen wurde für die plasto-stati-
filform möglich. Die w-Zahlen für Rohre durften auch für Quadrat- und Rechteckhohlprofile
sche Knickspannungslinie ein Kurvenzug aus zwei Geraden vorgeschlagen (TETMAJER-Geraden).
angesetzt werden.
Bild 20c zeigt die 0K-Linie der Vorläufervorschrift von DIN 4114 für St 37: Im Bereich
~<60 verlief die Linie horizontal und im Schlankheitsbereich zwischen ~~60 bis 100 gerad- 7.2.3. 3 T~s i c herhe i t snac hWnLR 1 a nmäJlig mi tt i g --ged rüc kter Stäbe ~ D IN 18800 -.lLill.lli
linig abfallend. Seinerzeit wurde für große Schlankheiten eine 3,5-fache Knicksicherheit In den einzelnen Ländern hatten sich im Laufe der Jahrzehnte voneinander abweichende Nach-
Y K verlangt, vgl. Bild 20c; mit sinkendem ~ fiel Y auf 1,70 (für ~~O) ab (Lastfall H). weisformen entwickelt, obwohl das Profil sortiment identisch oder zumindestens ähnlich war
K
Damit konnte die zulässige Druckspannung als Funktion von A angegeben werden: und ist. Ab Mitte der sechziger bis Ende der siebziger Jahre wurden mehr als 1000 Groß-
OK(~) versuche an Druckstützen unter zentrischer Belastung (weltweit, einschließlich USA und Ja-
zulad = YK(~) ( 126) pan) durchgeführt. Sie wurden überwiegend von der Europäischen Konvention der Stahlbauver-
bände (EKS) finanziert. Parallel dazu wurde mittels exakter Computerberechnungen die Grenz-
Als neue Bemessungsgröße wurde kraft gedrückter Stützen unter Berücksichtigung
zulo - geometrischer Imperfektionen in Form einer Vorkrümmung 1/1000 und
w = w(~ ) =- t - ~ 1 (zulo = zulad für A = 0 ) ( 127)
zu Gd - struktureller Imperfektionen in Form profil abhängiger Eigenspannungen
bestimmt. - Eigenspannungen führen zu einer Reduzierung der Tragfähigkeit. Da die Flansch-
eingeführt, vgl. Bild 20c (gestrichelter Kurvenzug). Hiermit nahm der Knickspannungsnach
weis folgende Form an: ränder bei gewalzten und geschweißten I-Profilen unter Druckeigenspannungen stehen, wird
die Tragfähigkeit solcher Profile durch die Eigenspannungen für Biegung um die schwache
(128 ) Achse relativ stärker abgemindert als für Biegung um die starke Achse. Als Ergebnis die-
ser Forschungen konnten die sogen. "Europäischen Knickspannungslinien" verabschiedet wer-
Zula war die zulässige Druckspannung des allgemeinen Spannungsnachweises; die Schlank- den. Dabei erwies es sich als möglich, diese Linien fließgrenzenunabhängig zu formulieren:
heit war auf 250 begrenzt. Der Grundgedanke ist folgender: Ausgehend von der "EULER" Formel G.124 wird ~F (bzw. A S )
Auf die analytische Lösung des plasto-statischen Knickspannungsproblems nach ENGESSER/ al s neue Bezugsgröße definiert: 0, = Tt2E ), ° _AF=Tt1fE (131)
KARMAN bzw. ENGESSER/SHANLEY wurde seinerzeit nicht Bezug genommen. Diese Lösungen lauten: KI Y F räf
Im Sinne von DIN 18800 T2 gilt mit
( 129) °F: fy,d : fy,k /YM' E: Ed : Ek/YM
( 132 a)
und Aa " AF: Vffid ~k
TK ist der von der Knickspannung 0K abhängige Knickmodul und T der Tangentenmodul T~do/dE. Aa: Tt -f-: Tt -f-;
y,d y, k
st 37: fy,k =24 kN/cm 2 : Aa: 92,9 ; SI 52 fy,k =36 kN/cm 2 : Aa: 75,9
Der Verlauf der analytischen Lösung ist in Bild 20b oberhalb 0p eingezeichnet. Wegen
weiterer Einzel heiten vergl eiche z. B. [ 1 J. (t.40mm). Die Schlankheit ~K des nachzuweisenden "Knickstabes" wird auf ~a bezogen.
7.2.3.2 T~sicherheitsnachweis p-}anmäßig mittig_g~ückter Stäbe nach DI~ Das liefert den bezogenen Schlankheitsgrad ~K:
( 132 b)
Die Vorschrift DIN 4114 schrieb in der Ausgabe von 1952/53 denselben Nachweis wie G.128
vor (w-Verfahren), allerdings basierte zulO d auf einer anderen Grundlage: Die Formel ba- in bezogener Form zu:
sierte auf einem Doppelnachweis (Bild 20d): Im Lastfall H wurde gegenüber der elasto-
( 133)
statischen Knickspannung 0Ki eine 2,5-fache ~ gegenüber der "Traglastspannung" aKr eine
1,5-fache Sicherheit festgelegt. Die Traglastspannung wurde für einen Druckstab mit ideal- 'X.
bdk BiegedriUknicken)
\0 Uuerschnitt Linie .....
.....
-/O'Ff- elastischem - ideal plastischem O-E -Gesetz bestimmt, wobei eine bau- ~~ V I I =
=
L tClll!.L.praktisch unvermeidbare Imperfektion eingerechnet wurde. Da sich !'it>,
Q
b Q ""
;!?
S, ~'_ die profilabhängige Traglastspannung für den Doppelwinkelquerschnitt 1\ 1\
c
Vl d
:z:
Ci
~==t=~==h==~~ (Bild 21) als am niedrigsten erwies, wurde die Traglastspannung 1'1 I EUlER-HYp'erbel
QJ
.<::
QJ

dieses Profils als Bezugsspannung gewählt. Die höheren Tragfähig- 'e;;


~ ~ QJ

keiten anderer Profil typen wurden nicht berücksichtigt. Dadurch :::


'e:
.<::
gelang die Vorgabe einer einzigen zulOd-Linie:
~ ~
~
Bt
QJ
Q :::>
zulod :> 0yKi :> (130) d
Ki YKr z-z b I

Y-Y
~
z-z =;c
'Qj
- Y-Y
o 0,5 1,5 2 2,5 z-z .<::
u
'"
QJ

Bild 22 Y-Y ""


al
z -z bl
- 324 - - 325 -
Die bei den (oben erwähnten) Knickversuchen gefundenen Grenzspannungen F /A (&renzkraft c) Stabilitätsvorschrift DIN 18800 T2 (11.90): A. a =92,93 (G.131/135):
durch Fläche, U;ultimate), wurden über A aUfgetragen. Aus jeweils einer ~rößer'en Anzahl
von Versuchswerten für einen bestimmten A-Wept wurden Mittelwert (m) und Standardabwei- ly = 76.92/92.9 = 0.828: Linie b: x= 0.707: >tNpl,d = 0.707·149 ·24.0/1.1 = n98kN
chung (s) bestimmt. Damit ließ sich eine m-2s-Fraktile als Funktion von A angeben. Diese Xz = 131.93/92,9 = 1.420 : Linie c: >t = 0.342: >tNpl,d= 0.342149 ·24.0/1.1 = 1112 kN
Kurve (ergänzt durch Grenzkraftanalysen) wurde als Grenzspannungskurve ° (A.) vereinbart
_ U y-y: 2298/1.5 = 1532kN (gegenÜber D1N4114: 1.10-fach)
und unter Bezug auf den Nennwert von 0F schI ießI ich B =0 /0 über A.=A./A. aufgetragen. Das
l'ftd' " UF F z-z: 1112/1.5 = 741 kN ( .. : 1.04-fach)
Je er Je erwahnten, typen- und herstellungsabhängigen Knickspannungslinien (Bild 22).
Sie lassen sich formelmäßig darstellen:
7.2.4 Planmäßig außermittig_g~drückte Stäbe - Druck und Bieg~~.
1+ Il (X - 0.2) + 'i.. 2 1 ,/ 7. 2.4.1 Ge..genüberste.l1JLn.g~lanmäßig.--!ll.i
ttig--!!ll!LPl anmäßig_außermi ttig ...gedrückte Stäbe
'lt = 2,l2 - 2VY(1+1l('X-O.2)+l2)2_4'5-2 <0) (134 )
Von planmäßig mittig ge-
drückten Stäben
Der Parameter a ist von der Nummer der Knickspannungslinie abhängig, die wiederum vom
Querschnittstyp und der Knickbiegerichtung bestimmt wird: spricht man, wenn
Knickspannungslinie: a; b; c; d sie "dem Plan ge-
Parameter a 0,21; 0,34; 0,49; 0,76 mäß" nur unter zen-
trischem Druck ste-
Der "Knicknachweis" planmäßig mittig gedrückter Stäbe ist wie folgt zu führen (im allge-
meinen getrennt für beide Hauptachsen): hen. Bild 25 zeigt

- Einstufung des vorgegebenen Querschnittes in eine der in Bild 22b eingetragenen Profil- il linkerseits Beispie-
kategorien, ggf, sinngemäße Einordnung nicht aufgeführter Profile, le. Es handelt sich
um beidseitig gelen-
- Bestimmung der ~nicklänge sK=ßI u~d des Schlankheitsgrades AK=sK/ i ,
- Be re c hnun g von A. K=A. K/ A. a und 'lt = 'lt ( A. K): Vg1. An ha ng A5 (S. 1406 ) . kig gelagerte Pen-
del stäbe, die keine
- Für die unter YF-~-fachen Bemessungslasten auftretende Druckkraft N wird nachgewiesen:
Querbelastung er-
N :s 'ltNpt - ( NN :s 11 mit Np! =ßYd,A = hLA halten und somit
'lt Pt 'YM ( 135 ) L ~='!!i!'!":,,,:=,,:- ~el!.L. -::i:;-;;·) :;;n:;;;-;;;;A;;;;;:iiii;-----k""") kein e Bieg unger-
planmö'nig mittig planmö'ßig aunermittig fa hre n. 0 i e Ann ahme
'lt 1/w gedrückt
Um die neue Nachweisregel mit der ehemal igen Bild 25 einer planmäßig
1,0
~I":l Profile D1N 4114 I nach DIN 4114 vergleichen zu können, wird mittigen Belastung ist eine Fiktion, denn selbst bei sorgfältigster Herstellung und Mon-
I Rohre St37 St52 letztere umgeformt:
tage sind unplanmäßige Biegungseinflüsse (baupraktisch bedingte Imperfektionen nicht
1 111I 0w =w AN :s zula = aF _
y
w.r1:L< 1_ immer zu vermeiden: Vorkrümmungen; Schiefstellungen; Exzentrizitäten in Gelenken, Last-
a D1N 18800 12 aF A- einleitungs- und Fußpunkten; Biegung aus Eigengewichts-, Temperatur-, Kriech- und ande-
0,5 N ren Einflüssen; Nebenspannungen in Fachwerken usw. In den Knickzahlen (w bzw. x) sind
d -1-:51 ( 136)
I), diese Imperfektionen (einschließI ich weiterer, insbesondere solcher aus Walz-, Schweiß-
t:>. Li)N pl
bo und Richteigenspannungen) angemessen eingefangen, so daß ein Nachweis unter der Annahme
~ N ist hierin die Normalkraft unter Y -fachen einer (nominell) planmäßig mittigen Belastung mögl ich ist. Dieser Nachweis wird am Er-
Lasten und Npl die plastische Quetschkraft satzstab mit der Knicklänge s =ß·I erbracht (Abschnitt 7.2.3).
o
°F· A. Somit entspricht x dem Kehrwert von w. Von planmäßig außermittig ged~ückten Stäben spricht man, wenn sie "dem Plan gemäß" neben
o Bild 23 zeigt den Vergleich der neuen mit
0,5 einer Druckkraft ein- oder zweiachsig auf Biegung beansprucht werden. Bild 25 zeigt rech-
Bild 23
2
3 ~K der ehemal igen Regel (losgelöst von der
terseits Beispiele, Teilbild f,g: Die Kraft wird exzentrisch (z.B. über eine Konsole) ein-
Größe des Sicherheitsfaktors). Die Knick- getragen; Teilbild h,i: Der Druckstab liegt horizontal 0der schräg und erhält aus seinem
spannungslinien der DIN 4114 stimmen für St37 und St52 (innerhalb der Strichstärke) über-
Eigengewicht planmäßige Biegung, bei durchlaufender Gurtung M:g'lhfl0 (lh ist die Länge
ein und liegen etwa im Mittel zwischen der a- und der d-Linie des neuen Regelwerkes.
der Horizontalprojektion) ; Teilbild j,k: Der Druckstab erhält in seiner Funktion als Rah-
~.4~sp~.
menstiel planmäßige Biegung (z.B. infolge Wind, infolge Seitenlasten aus Kranbetrieb usw.).
Iz Gegeben ist eine Druckstütze mit dem Profil HE3DD8 (IPB 300) aus St 37. Zu den äußeren Einwirkungen,
Die Knicklänge sei nach allen Richtungen gleichgroß: sK=10,Om. Gesucht die bei Vorhandensein lotrech-

':E'
ist die zulässige Last im Gebrauchszustand. Es werden drei Vorschrif- F F ter Auflasten, planmäßige Bie-
ten gegenübergestellt. F
I gung hervorrufen, zählen außer-
Querschnittswerte: A=149cm 2 , i y =13 , Dcm , i z =7' 58cm . I
dem (vg1. Bild 26):
a) Vorläufervorschrift von DIN 4114 (DIN 1050); zulo =14kN/cm 2 :
I
- Widerlagerverschiebungen
;z d I
Bild 24 Lastfall H I (Teilbild a: Widerlagerdre-
Ay=1000113.0 = 76.92 =77 _ w y =1.52: zulFy =1372kN
z
I hung~W)'
A. =1000/7.58 =131,93 =132 - Wz =4.12 : zul F = 506 kN _.L
z - Temperaturgradienten ßt
b) Stabil itätsvorschrift DIN 4114; zulO =14kN/cm2 (Lastfall H) :
d hjl·l (Teilbild b: Linksseitige
A.y= 77_wy = 1.50: zul Fy = 1391 kN 0.01)
Temperaturerhöhung um ßt),
Az = 132-wz =2.94: zul Fz = 710 kN 0.40) cl d)
.. ) Bild 26
DIN 18800 T2 gibt eine modifizierte Berechnungsformel für'lt an.
- 326 - 327 -
- Temperaturänderungen (Teil bild c: Längung des Riegels verursacht SchiefstelTung der nungen dürfen an keiner Stelle die Fließgrenze überschreiten:
an gependelten Stütze).
Die im Bild ausgewiesenen Momente entstehen ~urch die lotrechte Auflast (F): Steht ein ° = t! ~ Z $ 0F ; N:: NIl, M :: M
II
( 142)
lotrecht belasteter Stab um den Winkel ljJ schief (Bild 26d), entsteht die Abtriebskraft
St37: 0 F=24kN/cm 2 ; St52: 0F=36kN/cm 2 • Die Schnittgrößen nach Th. I I. Ordn. werd:n exakt
(Umlenkkraft) F·1jJ und das Einspannungsmoment FljJl. Der Verformungseffekt Theorie 11. Ord-
oder ggf. nur approximativ (z.B. mit Hilfe des a-Faktors) bestimmt; vgl. Abschnltt 7.2.4.4.
nung tritt in allen Fällen hinzu! Das gilt natürlich auch dann, wenn die Schiefstellung
durch eine Imperfektion (z.B. schiefen Einbau) zustande kommt. Während es sich beim w-Nachweis um fiktive Spannungen handelt, werden gemäß G.142 reale
Spannungen berechnet. Imperfektionen brauchen zusätzlich nicht eingerechnet zu werden
7.2.4.2 Tr~gsicherheitsnachw~p~mä~g~ermitti~g~drückter Stäbe nach DIN 4114 (siehe auch DIN 4114, Ri 7.9).
In der 1952 erlassenen DIN 4114 wurden zwei Nachweisformen verankert: a) Nachweis mittels Wie im Anschluß an G.139 erwähnt, kann die sogen. 0,9-Formel (G.137) als Interaktionsvor-
einer Interaktionsformel , b) Nachweis nach der Spannungstheorie 11. Ordnung. schrift gedeutet werden. Werden Zähler und Nenner der bei den Terme in G.139 mit der Sicher-
~ ~achwe i s ~i..!...t':.2.s_I !2!e...!:.a~t2.E~2.f~r~':.2. heitszahl y durchmultipliziert, lautet die Interaktionsgleichung:
+'---~~ .l. Druck-
dJkraft .iDl-N~1....!3,~~c~·J..QL
Bi~gedrUCk-E' +'~~z _~-f~
1" ( 143)
I
seite _...._ ed _'_'. Sc~we~ Es werden zwei Fälle unterschieden:
Bie,gezug-
seile i
ez '.=le z a se ez $ ed : 0w = w ~ + 0,9 ~d ::; zulo ( 137) Indem für bestimmte ~-Werte die zugehörige Schlankheit A und w-Zahl bestimmt werden, kann
G.143 graphisch dargestellt werden. Bild 28a zeigt das Ergebnis.
Bild 27 Q) b) cl e d ist der Abstand von der Schwerach-
se bis zum Biegedruckrand und e bis
l'\.
'"
zum Biegezugrand. z

(138 ) "--'"OIiII f" ..2- Jt 37 1 _ Y 1\ ~


~ I~ A= - - St 52 \ ~ x=
Wd ist das Widerstandsmoment des Biegedruckrandes und W das Widerstandsmoment des Biege-
z
zugrandes. w ist die dem Schlankheitsgrad A für Ausknicken in der Biegungsebene zugeord-
r" "'0,
0,5 . ,,,",
1\ ~O
~ Ilo."'
0,5 t\.
""lil ."
nete Knickzahl . Um A berechnen zu können, ist für den nachzuweisenden Druckstab zunächst I\..
0,5 ...... 0,5 '\
dessen "Knicklänge" sK=ß'l zu bestimmen. Der Nachweis wird somit an einem Ersatzstab ge- ~ ~:- I'. 6= '\ ~
1
r" ~ ~3 "- "\ ~
'<11
führt, man spricht daher auch vom Ersatzstabverfahren. G.137 ist in den Fällen a und b ~
~

"~ -..
-- "~"~
des Bildes 27 anzuwenden, G.138 im Falle c. Zur Begründung der Nachweisformeln vgl. z.B. f:::: ~ 1,5 """ ~ P Fol,5 tD-. ........
[1]. Für doppeltsymmetrische Querschnitte ist G.137 maßgebend; das ist der Regelfall .
Wird die Formel durch zul 0 dividiert, folgt:
I--
- 2
2,5
-..., ~
""....
~
........
~~ r-- r--
.!...

~
2
2,5
~ ~~
r--
........
~

~
-
N M

-
N_+09_M
w --+O,9___ <1
zulo·A zulo,Wd -
w_ _<
zulN' zulMd-
(139)
0.5 1 110,9=1.11 °° 0,5 1
Der Charakter einer Interaktionsvorschrift wird hieraus deutlich. a) b)
Bild 26
Ist das Biegemoment entlang der Stabachse veränderlich (was bei Rahmenstielen immer der
Fall ist), so ist Der Einfluß der Stahl güte (Über die w-Zahlen) ist bei dieser Darstellungsform offensicht-
lich gering. - Die Verknüpfung der Nachweisformen gemäß a) und b), also auf der Grundlage
- bei unverschieblichen Druckstielen für M der Mittelwert aus den Stabendmomenten (unter
von G.137 bzw. G.142 gelingt dadurch, daß G.142 ebenfalls als Interaktionsbeziehung ange-
Berücksichtigung der Vorzeichen), mindestens jedoch die Hälfte des größeren Endmomentes
und schrieben und der Verformungseinfluß über den a-Faktor erfaßt wird:
- bei verschieblichen Druckstielen das größere Endmoment einzusetzen. O -_ ..Y.!
A -
+ a,. .l!1. < 0F
W-
Bei Beanspruchung durch Druck und zweiachsige Biegung ist mit der auf die Minimumachse
bezogenen Knickzahl und an Stelle der Randspannungen M/W und M/W mit der größten Bie- Mit
d z 'Y N _
gedruck- bzw. Biegezugspannung bei gleichzeitiger Wirkung von My und Mz zu rechnen:
NKj-
aW=w
N
+O,9(~+
);
Mz
°
=wl!.+ 300+2A(1!L+11.L)
W (140)
A
z w "YA 1000 Wy Wz (vgl. G.131/132) folgt: 1 ...Y!i: 1 yN (144 )
N ist in allen Fällen die Druckkraft und M das Biegemoment nach Th. I. Ordn. unter 1- YN "}.,2 MEt "NEl+
I NE!
y=I,O-fachen Gebrauchslasten: N=N , M=MI. Der Sicherheitsabstand gegenüber der Grenztrag
Wird diese Formel für verschiedene bezogene Schlankheiten ~ ausgewertet, ergibt sich das
fähigkeit wird über die zulässigen Spannungen, mit den Sicherheitszahlen
in Bild 28b eingezeichnete Ergebnis. (Im Falle ~=1,5 sind die Grenzkurven, die sich bei
Laslfall H: y = 1.71, Lastfall HZ: y = 1,50. (141 ) Bezug auf die strengere a -Formel gemäß G.147 ergeben (für 5=+0,3 und 5 =-0,3) ~arge~tellt;
bei verschiebl ichen Systemen ist 5~0.) Der Vergleich der Teilbilder a und b zelgt elne ge-
und über das in den w-Zahlen verankerte Sicherheitskonzept eingehalten.
wisse ~hnlichkeit der Interaktionskurven; die rechtsseitig angegebenen (nach G.144) liegen
~ ~c~eis gegen den elasto-statischen Grenzzustand nach Theorie 11. Ordnung 01 N 4114,
~~~~-------------- ----------- höher. Das beruht u.a. darauf, daß hierin keine Imperfektionsmomente eingerechnet sind.
Diese wirken sich umso stärker aus, je geringer die planmäßigen Momente sind. Weitere
Die äußeren Lasten werden im Lastfall H um 1,71 und im Lastfall HZ um 1,50 erhöht. Für
Schlußfolgerungen sl'nd nl'cht m'o'glich, zumal die Sicherheitskonzepte bei beiden Nachweisen
diese Lastzustände werden die Schnittgrößen nach Theorie 11. Ordnung berechnet. Die Span-
(G.137 und G.142) unterschiedlich sind.
- 328 - - 329 -

7.2.4.3 Tragsicherheitsnachweis planmäßig außermittig gedrückter Stäbe nach mittels des a-Faktors wird in den folgenden Abschnitten eingegangen, vgl. insbesondere Ab-
DIN 18800 T2 (11.90) [2,3,4] schnitte 7.2.4.4 und 7.3.3.6.6. Hierbei ist zu beachten, daß bei der Berechnung der Knick-
Wie in DIN 4114 kann der Tragsicherheitsnachweis alternativ nach zwei Formaten geführt wer- kraft FK,=N , d gemäß G.145c vorzugehen ist, d.h. für den Elastizitätsmodul ist dessen Be-
l K1, , St
den: a) Nachweis mittels Interaktionsformel , b) Nachweis als Biegeproblem Theorie 11. Ordn. messungswert Ed=Ek/YM mit YM=l,l anzusetzen. Hiermit werden neben den gerlngen reuungen
~achweis mitte~nteraktionsformel ~ 18800 ~Abschn. 3.4.2) des E-Moduls selbst stellvertretend die Streuungen der Querschnittsabmessungen erfaßt. Das
Das Tragwerk wird nach Theorie I. Ordnung für YF-~-fache Einwirkungen berechnet. Imperfek- gilt auch für eine strenge Berechnung der Schnittgrößen nach Th. 11. Ordnung am verformten
tionen brauchen nicht eingerechnet zu werden. Der nachzuweisende Stab mit Druck und einach- System, vgl. z.B. Abschnitt 7.3. Die Stabkennzahl E wird zu
i~ (145f)
siger Biegung wird gedanklich aus dem System herausgelöst. Dem Stab ist ein Ersatzstab mit
E=IYEdT
der Knicklänge sK zugeordnet; hierdurch werden die Randbedingungen erfaßt. Es ist nachzuwei.
sen, daß der Bedingung N - + -Bm M berechnet. - Die Ersatzimperfektionen werden zweckmäßig über äquivalente Ersatzkräfte
-- - - +lln ~ 1 (145a)
x Npl,d Mpl,d eingerechnet, vgl. Abschnitt 7.3.3.6.7.
genügt wird. In dieser Interaktionsformel ent-
~B~~
spricht der erste Term dem Nachweisformat des Für den in Bild 30a dargestellten einhüftigen
45 kM m
planmäßig mittig gedrückten Stabes, vgl. Abschn. Rahmen betragen die Lasten im YF-~-fachen
7.2.3.3. Die Bestimmung von x setzt die Kenntnis Lastzustand: F= 450kN; H=15kN
der Knicklänge sK=ß·l voraus. - Im zweiten Term
ist M der größte Absolutwert des Biegemomentes. Für den Stiel des Rahmens (St37) gilt:
3
Das Biegemoment ist i.a. über die Länge des Sta- Stiel. HE200B • A = 78,1 cm 2; 1= 5700cm 4; W= 570 cm
I
ßm,u =tO ßm,n =1,0 ßm,<iJ =0.66. 0.44'<iJ <iJ 5.077: 13 m=1,0 bes veränderlich, Bild 29a zeigt Beispiele. M
jedoch: pl Wpl =642cm 3 ; i=8,54cm; S137: fy,d= 24,0/1,1 =21.8kN/cm
2
1 <iJ >0,77 : ist das plastische Tragmoment des Querschnittes
Momenten - 1 Mn • M,·ßm <iJ A' H
b)
beiwerte 13 mfür ßm,<iJ 2: - 'I]Ki 13 m = ' (Abschnitt 6); es gilt: IR =10,0 m Npl.d" 21.8 78.1 =1703 kN. MPl•d =21.8,642 = 13996 kN cm
Biegeknieken und ßm,<iJ;:: 0,44 Mn' M,
uPl'o k'W (145b)
Mpl,d = y"y, , YM =1,1 Bild 30
a) ,., Nachweis mitt~teraktionsformel ~45a/d):
U pl darf nicht größer 1,25 angesetzt werden. 0y,k Die Stütz- und Schnittgrößen nach Th.I.Ordnung berechnen sich zu (ohne Nachweis, vgl.
ist der charakteristische Wert der Streckgrenze Bild 30a/b): A= 450- 4,50 = 445.5kN. B=4.50kN. Ho =15,OkN. Ma=-75kNm, Me =+45,OkNm
Ersatzimperfe ktio nen und W das Widerstandsmoment. Die Rechenanweisung In Bild 30b ist der Verlauf des Biegemomentes dargestellt. - Das Riegelträgheitsmoment be-
unverschiebliehe Stäbe verschiebliche Stiibe für den Momentenbeiwert ßm ist in Bild 29a zusam- trage 7125cm 4 . Damit findet man die Knicklänge des Stieles gemäß Abschnitt 7.3.1.3 zu:
Linie Stich der Vorkrümmung Winkel der Vorverdrehung mengefaßt; hierin kennzeichnet ~ das Randmomen- i.!L!R. = 5700~ = 1.0 .... 13 =1.28 .... SK" 1.28800 =1024cm
1~-:-1 l/500 I

fJ
0
<1>0' • . r1· r2 tenverhältnis (~~1). ~Ki ist die ideelle Knicksi- EIR ls 7125 8.0 - -

It~
b che rhei t: _ NKi,d _ _ rt2(EI Jd _ rt2Ed I
~ rl ,'{5ili;;;j x - Fa kto r: I h/b =1. Linie b AK= 1024/8.54 = 119,9; 5- K= 119.9/92,9 =1.29 .... x b=0.4}L
c
~~ l7i5C
I
,+(1·ytJ
r2
~Ki - N ' N- Nd, NKi d-
'SK
2 -
sK
2
d ' 1/150 mit Momentenbeiwert: ~ =45/-75 =-0.600 .... ß m,l\l=0.66 -0.44'0.600 = 0,396

b) lLEd =
21000
= 19091kN/cm 2 (145c) Knickkraft: . _ rt2EdI = rt2.19091,5700 =1024kN = N· ; N=A=445.5kN
Bild 29 1,1 FK1 - sK2 1024 2 KI
YM
Der dritte Term der Interaktionsformel (G.145a) berechnet sich zu:
'I]Ki = N IN = 1024/445.5 = 2.30; ßm,~~ 1-1j1 = 1 - 2\0 =0.560 bzw ßm,~ ~ 0,44
lln = _N_ (1- _N_)x25-~ ~ 0,1 (145d) Ki Ki
x·Np!,d x·Np1,d Maßgebend ist ßm,l\l 1,00, da ein verschiebliches System vorliegt. - Nachweis (G.145a):
Vereinfachend darf stattdessen mit
M = 0.251~i oder M = 0.1 (145e)
T . N _ 445.5 =0606. 2 Term: ~=
1,000,7500 = 0,536
1. erm. x.Npl d - 0,432·1703 - , _ . , 13 996 Mpl,d
gerechnet werden. Bei doppelt-symmetrischen Querschnitten, die mindestens einen Stegflä- 2 2
lln= -'_N_( 1 - _N-J-.}y,i = 0.606(1- 0.606)'0.432 '1.29 = 0.074
chenanteil von 18% haben, darf in der Interaktionsformel Mpl d durch 1 ,1'M pl dersetzt 3.Term: x.Npl.d x,Npl,d
werden, wenn N/Npl,d > 0,2 ist.- Zum Nachweis bei Druck und z~eiachsiger Bieg~ng wird auf
das Regelwerk verwiesen. Zusammengefaßt: 0,606 + 0.536 + 0.074 =: 1.216 > 1 (Tragsicherheit nicht ausreichend!)
Im 2. Term darf im Nenner mit 1,1·M pl d gerechnet werden, denn es gilt mit Asteg =0,9.
~achwei~e~ Grenzzustand nach Theori e ~ Ordnung
(20,0-1 ,5)=16,65cm 2 : A /A=0,21>0,18 und N/N pl ,d=445,5/1703=0,.26>0,20. Das ergibt:
Bei Beschränkung auf das Nachweisverfahren Elastisch-Elastisch ist wie folgt zu verfahren: steg
1,167>1. Auch hiermit läßt sich keine ausreichende Tragslcherhelt nachwelsen.
Für die YF-~-fachen Einwirkungen werden die Schnittgrößen nach der E-Theorie 11. Ordnung
ermittelt und hierbei die in Bild 29b angegebenen (Ersatz-)Imperfektionen eingerechnet. Da Nachweis nach Theorie 11. Ordn.: Nachweisverfahren Elastisch-Elastisch: Ersatzimperfek-
der Nachweis gegen die elasto-statische Grenztragfähigkeit erbracht wird und demgemäß die tion: Vorverdreh~d~ieles ~äquivalent~rizontalkra~
plastischen Tragreserven nicht ausgenützt werden, brauchen nur 2/3 der Ersatzimperfektionen 1ji0 = ZöO 8 0- 3 davon 2/3
1 "f5,O ·1 = 3.952_1_,
1 rl rz= ZOO' VB.O
angesetzt zu werden. Sind die Schnittgrößen bekannt, wird an der höchstbeanspruchten Stelle
des Tragwerks der elasto-statische Grenztragfähigkeitsnachweis erbracht, vgl. Abschn. 4.2.2. ~. 3,9528·1O-h50 = 1.19 kN; H= 15.0 + U9 = 16.19 kN ,
Aufwand und SchWierigkeitsgrad werden entscheidend von der statischen Berechnung des Sy- Hierfür berechnen sich die Biegemomente nach Th.I. Ordnung ln den Schnltten a und c zu
stems nach Theorie 11. Ordn. bestimmt; hierfür stehen inzwischen leistungsfähige Rechenpro- (vgl. zum Verlauf Bild 30b):
gramme zur Verfügung. Rechnungen von Hand wird man allenfalls noch bei einfachen Systemen. Mal = - 80,95 kNm, Me] = 48,57 kNm
durchführen. Auf eine näherungsweise Abschätzung des Verformungseinflusses nach Th. II.Ordn.
- 330 - - 331 -
Die Stützgrößen A und B ergeben sich zu A~445,lkN, Im Falle 5~0 zeigt Bild 31 den Verlauf des Vergrößerungsfaktors als Funktion von F/F Ki .
B~4,86kN. Der Verformungsfaktor a be-
trägt (Druckkraft im Stiel: N~A~445,lkN): Geht dieser Quotient gegen Eins, wächsta-co, das System knickt aus. Real erreicht a
1 . Größenordnungen von 1,1 bis 1,2, selten liegt der Faktor höher als 1,5.
0. =--'-;--
1- N Der Koeffizient 5 erfaßt in G.147 den Momententyp und die Lagerungsbedingungen. Immer
NKi dann, wenn 5 negativ ist, kann der Vergrößerungsfaktor a zu
Das Biegemoment nach Th.II. Ordnung im Fußpunkt läßt sich damit abschätzen: a= __ 1_ ( 149)
1- FI FKi
MaII = 1,77(- 80,95) = -144,4 kNm
Spannungsnachweis: angesetzt werden, dann liegt die Rechnung auf der sicheren Seite, - In Bild 32 sind eini-
ge 5-Werte eingetragen. Ist eine Vorverformung einzurechnen, deren Verlauf der Knickbie-
14440
= - 5,70 :': 25,33 = - 31,03 kN/cm 2 gelinie entspricht, ist 5 ~O, d.h. G.149 gilt streng. Ist die Momentenfläche gegenüber
570
14440 der Momentenfläche des Knickproblems völliger, ist 6 positiv, im anderen Falle negativ.
Alternativ: =15,70+22.491 = 28,19kN/cm 2 Ist ein Rahmenwerk seitlich verschieblich und die Biegeform des Spannungsproblems Th.II.
642
Werden die Schnittgrößen exakt berechnet, folgt (vgl. Abschn. 7.3.1.3): Ordn. affin zur Biegelinie des zugeordneten Knickproblems, kann 5~O gesetzt, also von
F G.149 ausgegangen werden [1]. Um das an einem Beispiel
E=800 445,1 =162 MII =-1314kN =1570 +20,461= 26,16kN/cm 2
19091'5700 -'-~ a ,m ~ ° =_ 445,1 :': 13138
78,1 642 ' Mb I zu zeigen, wird der in Bild 33a dargestellte Druckstab
Der Bedingung _f - 218 kNI 2 -~~ mit drehfederelastischen Einspannungen am Fuß und Kopf
° "oR,d - y,d - , cm • betrachtet. Der Stab ist seitl ich verschiebl ich. Die
wird demnach nicht genügt (26,16/21,8~1,2)! DaE>1,6 ist, ist streng genommen zusätzlich I I
Drehfedern stehen stellvertretend für die Riegel eines
zur Vorverdrehung eine Vorkrümmung mit wO~1/250~800/250~3,2cm anzusetzen. I I Rahmens. Auf den Stab wirke eine Horizontalkraft Hein.
....
...... Hierdurch entsteht die seitliche Verschiebung f. Die
7.2.4.4 Zur Abschätzung_des Verform~~flusses bei elasto-statischen Berechnu~gen nach
Theorie I I. Ordnung_
Ein Tragsicherheitsnachweis nach Theorie 11. Ordnung ist grundsätzlich (auch gegenüber
jeder Form von Interaktionsformel , s.o.) vorzuziehen, weil der so geführte Nachweis über
die realen Beanspruchungen und Verformungen und die hiermit verbundenen Abtriebswirkungen
Aufschluß gibt. Die Berechnungsmethoden sind indes (im Vergleich zu Theorie I. Ordnung)
etwas komplizierter (Abschnitt 7.3 und [1 J). Da das Superpositionsgesetz nicht mehr gilt,
Bild 33
a)
-l
'b J
Druckkraft F folgt dieser Verschiebung richtungstreu.
Ma cl An den Stabenden werden die Momente Ma und Mb geweckt,
vgl. Bild 33c. Die Erhöhungsfaktoren für f, Ma und Mb
lassen sich explizit (ausgehend von der Differential-
gleichung Th.II.Ordn., vgl. Abschnitt 7.3.2) herleiten:
+ YaYb SinE - E2sind - ['!a( 1- cos E ) +EsinE ][Yb(l - COSE ) +E sinE 1
( 1 50)
ist der Berechnungsaufwand i.a. höher. In vielen Fällen genügt eine Abschätzung des Er-
E3.[ (2 +Ya)(2+Yb) _l].oeHE)
höhungseinflusses. Dabei wird von den für die YF-~-fachen Einwirkungen berechneten Schnitt- 4(Yo +YaYb + Yb ) 6
größen nach Theorie I. Ordnung ausgegangen und diese um den Vergrößerungsfaktor (Verfor-
Yb( 1 - cosEl + E sinE. _ MbII _ Ya ( 1 - COSE ) + f: sinE
mungsfaktor) a (auch mit K abgekürzt) erhöht, um die Schnittgrößen nach Th.II.Ordn. zu ( 151)
erhalten, z.B. im Falle des Biegemomentes: II I E.[ 2+ Yb ]oetfE)' aMb - Ml- E[2(Y2 +Y+Ya Yb+ }oet(E)
M = aM (146) 2(Ya +YaYb+ Yb) a a Yb)
Für diese Abschätzung gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Verwendung von Kurvendiagrammen oder Formeln, mittels derer der a-Faktor bestimmt werden Hierin bedeuten: Oet(E) = (Ya+Yb) E COSE + Ya Yb sinE - E2 SinE ( 152)
kann Ya und Yb kennzeichnen die drehelastischen Einspannungen des Druckstabes:
- Anwendung der sogen. DISCHINGER-Formel: a = 1+ 5F/FKi (147) _ Ka l. Y Kb l
1-F/FKi Ya - , b=U EI
( 153)
F steht in dieser Formel für die Druckkraft im YF-~-fachen Lastzustand. F ist die elasto-
Ki Cl 0. a
statische Knickkraft des zugeordneten Druckkraftzustandes. Kann man den Knicklängenbei-
3,0 3.0 3,o
wert ß für das gegebene Problem mittels Diagrammen oder Formeln bestimmen, folgt die
Knickkraft zu:
IYa =0,001 I I Ya = 1,0 I I Ya = 1000 I
~ _ Tt2 EI _ Tt2 EI I
"
~ F 6= L..---. 6= Ki - SK2 - lßW
~ CO 1111l1l'r:hW CO EI = (EI)d = EdI
a~
a ~


I
1 f~ -
sinusförmige
Vorverformung
cosinusförmige
Vorverformung
(148 ) 2,0
aWJ ~
2,o
a.~ 2, o
~ttJ
=_1_
MtffftUfftl/
~ ~ j,~
1- F F.. f--aMb
FKi HiK/ /-e- ~
"'QIIlLIJJY- 1+ 0,026 1 1- 0,410 I I--Clf
-a.Mb
f - - a.f
f--aMa
I-- aMb
3 j I-- aMa I) r- a.Ma I--a.f

f.",~fl_"" 1b=J..! 1-.'" I IV


1/ IV
~ ~
2
V ~
~ '/
:/ 1/
~
V F F F o 0,5 1.0 1 0 1,0

1
0
..../~

_L
0,5
~1111111111111 r 1+ 0,273 I J r
11111111111
r:Q2'731
~
Bild 34 - F / FKi b cl

Bild 31 FKi Bild 32 a) b)


- 332 - 333 -
Bild 34 zeigt die Auswertung der G.150/151 für drei unterschiedliche ya-Werte. Innerhalb splitten (in den vertikalen und horizontalen Anteil) und hierfür jeweils die Momente und
der Kurven ist Yb von Yb=O,OOl bis Yb=1000 variiert, die Unterschiede liegen innerhalb Querkräfte zu berechnen. Bild 36 weist das Ergebnis für die Momente aus: Teilbild alb:
der Strichstärke! Die gestrichelte Kurve ist,der Graph von G.149. Wird hiermit gerechnet, Vertikale Belastung, Teilbild eid: Horizontale Belastung (in beiden Fällen im V-fachen
liegt die Rechnung auf der sicheren Seite, weil G.149 den Verformungseinfluß stets (etwas) Zustand, berechnet nach Th.I. Ordnung). Die Oberlagerung ergibt die Momentenfläche gemäß
überschätzt. Die Anwendung des Vergrößerungsfaktors führt bei verschiebl ichen Systemen, Bild 35b.
z.B. bei der Berechnun9 von Rahmentragwerken, nur dann zu sinnvollen Ergebnissen, wenn a Nunmehr werden die Momente für die horizontale Belastung um a
auf jenen Teil der Belastung angewandt wird, der die Verschiebung des Systems (affin zur erhöht und zu den Momenten der lotrechten Belastung (die keine
Knickfigur) bewirkt. In die Druckkraft sind jene (i.a. lotrechten) Lasten einzubeziehen, Verschiebung bewirkt) hinzu addiert:
die an der Verschiebung richtungstreu teilnehmen. Sind z.B. M I und M I die Biegemomente
Me = -111,3 +1,195·97,5 =-111,3 +116,5 =+ 5,2 kNm
infolge der lotrechten Eigenlast und Schneelast und ist M I d~S Biege~Oment infolge Wind- Md = -111, 3 - 1,19597,5 =-111,3 -116,5 = - 227.8 kNm
w
last, jeweils nach Th.I.Ordn. berechnet, ist das Biegemoment nach Th.II.Drdn. wie folgt
375,~ In Bild 37 ist das Ergebnis einer strengen Berechnung ausge-
zu bestimmen [6]:
11 I I I wiesen. Für das maßgebende Eckmoment Md ist die Obereinstimmung
Mg+s+w =y( Mg + Ms +aM w) ( 154) Mn[kN/m]
praktisch vollstän_d_i~g_: ___
Bild 37
Mit
I
a. = ----',=--,.-
- y·Fg+sl
Fg+ s. Ki
, ( 1 55)
Für die Druckkraft am rechten Stiel erhält man:
1-224,8 kNm. - 227,8kNm

Nbd = 60,4,0 + 210 + 1,195-2-97,5/8,0 = 240 +210 + 24,4 = 474,~


I Spannungsnachweis:
Fg + s ist die lotrechte Auflast (=Druckkraft) infolge Eigengewicht und Schneelast. F
g +s, K i
ist die zugeordnete Knickkraft. y ist der anzuwendende Sicherheitsfaktor:y(~. Nil =-474kN , MII =-2278kNm: =- 474,4 2
, 0
118 +- 22780
1150 =-402
' ± 1981 =-2383kN/cm
,--='"", =~
Die Anwendung der Rechenanweisung wird an einem ~ise. .i':..l_ erläutert [7J.

39 kN
It t i t t t t ~
210 kN
60 kN/m
210 kN
F= 210 +60 . ~,O = ~50 kN

--- IPE 550 d T- rt\~~F:I:J::I:E~i:I::2 C:::C:C::I:tIE~F F'


IR
HE 260 B
lIPB 260)
Q b
LV = 900 kN LV =900kN
8,0 - - l ~l bl NI [kN]
Bild 35 cl d)
Bild 35a zeigt den für das Beispiel gewählten Rahmen. Die Lasten gehören zum y=l ,5-fachen
Gebrauchszustand. Hierfür werden die Schnittgrößen berechnet. In den Teilbildern bund c
ist das Ergebnis eingetragen: MI und NI *).
Für den Druckkraftzustand infolge der lotrechten Auflast wird die Knickkraft bestimmt;
Ö23' 3,0 = t:.. = ö34' 5,0
den Lastzustand zeigt Bild 35d. Als Knicklängenfaktor findet man: ß=2,12, z.B. nach [1]. b)
634 = 0,6 . ö23
Hiermit ergibt sich die Stielknickkraft zu:

KI - sr -
F . - n 2 EI _ n 2EI _ n 2 21000 ·14920 = 2752 kN
ßTiT - 2,12 2. 500 2
Im y=l ,5-fachen Lastzustand beträgt die Druckkraft in den Stielen (infolge g und s):
F= 450 kN (Im Falle des Riegels wird im folgenden mit Mpl =658kNm gerechnet, dem entspricht a pl =l ,12.)
Der Vergrößerungsfaktor a folgt damit zu (6=0):
Prinzip der virtuellen Verrückung (PdV):
1 = 1 a = =1,20 (1,195) ö12 = ö ; 523 =512 = 5 ; 534 = 0,6523 = 0,65 ; 545= 512 = 6
1- F/FKi 1-450/2752
Der Verformungseffekt beträgt ca. 20%. Wie ausgeführt, wäre es falsch, das Biegemoment MI y·(26·5,05 + 120,1,55 +200-0,65·2,5) - 658(5 +0,65) - 306(0,65 + 5 ) = 0 ~
gemäß Bild 35b um a zu erhöhen. Richtig ist dagegen, die Belastung in zwei Anteile zu y-(130+180dOO) =1052,8+489,6 ~ y-610=1542,4 ~ Ypt= 15~1~4 =2.53
60 kN/m 1113 111,3 Man überzeugt sich nach kurzer Rechnung, daß vorstehende Annahme über die Lage des Fließ-
TT'. . . . '
.......I~,.,....,.
---
39 k
c
975
+
gelenkes unzutreffend war: Außerhalb des Riegelfließgelenkes ergeben sich Bereiche mit
M>M pl ' Um der weiteren Rechnung den Probiercharakter hinsichtlich der Lage des Riegelge-

Bild 36 al
368,7

bl
1 cl
Q

dl
b
lenkes zu nehmen, wird die Riegelgleichlast in fünf Einzellasten zerlegt: 40·1 ,6=64kN.
Bild 39a zeigt die Einzellastgruppe. Es werden zwei Fließgelenkketten untersucht:
I und 11, vgl. Bild 39b und c. Es zeigt sich, daß die Kette 11 mit dem Fließgelenk in
Riegelmitte maßgebend ist: Y =2,423. Nunmehr läßt sich die vollständige Momentenfläche
Pl
* Das Beispiel ist im Sinne OIN 4114, Ri 10.2 abgefaßt (vgl. Abschnitt 7.2.4.2).
- 334 - - 335 -
5 X 6~ = 320 kN 1~0 berechnen. Hier- Mittels des Arbeitssatzes folgt als seitliche Verschiebung:
von ausgehend f~7,52cm. Die Summe der lotrechten Lasten im hier betrachteten
werden die Quer- Grenzzustand beträgt (vgl. Bild 42, N-Fläche):
kräfte und Normal-
LV = 548 +723 = 1371 kN bzw. LV =2,284 (2·140 + 408,0) = 1371 kN
kräfte bestimmt.
In Bild 40 oben Schiefstellung des Systems und Umlenkkraft (Abtriebskraft):
ist das Ergeb- \jJ = 7,52/500 = 0,01504 _ LiH = 1371-0,01504 = 20.52 kN
Bild 43
nis ausgewie-
Die äußere Horizontalkraft beträgt: v·H~2,284·26~59,38kN. lnfolg~ der geweckten Abtriebs-
bl sen. Die M/N/Q-
cl kraft bH entsteht eine neuerliche Verschiebung, usf. Um bereits an dieser Stelle diese
Interaktion wird
eingerechnet (l:F~13 ,86kN/cm 2 ):
Zuwächse einzufangen, wird bH hochgerechnet:

Riegel: IPE 550: A= 134cm 2 : 5 =11,1 mm, ASteg =1.11 (55.0 - 2l72) =57,23 cm 2
V\+H LiH = 59'~~.3820,52 = 1.3473 _ LiH =1.3473 ·20,52 = 27.78 kN

Stie le: HE 250 8: A=118 cm 2 : 5 =10,0 mm, AS teg =1,00 (25.0 - 2-1.75) = 22.50 cm 2 Für den nächsten Iterationsschritt wird bH~30kN angesetzt:
Riegel: Npl =24·134= 3215kN: IJ. pl =13.85·57,23 =793kN v·m·55) + 30·55+v5410.8+2,4+4,O+2,4+0.8)5 - 558(5+5) - 251(5 +5) = 0
Stiele: Npl = 24·118 = 2832kN: IJ.Pl =13.85 ·22.50 = 312 kN Hieraus folgt v~2,097, also ein Abfall von ca. 9%. Nach M/N-Interaktion ergibt sich;
Wird die M/N/Q-Interaktion der DASt-Ri008 zugrundegelegt, zeigt sich, daß nur eine M/N- Th.n.Ordn. v~2,112. Werden
hierfür aber-
Interaktion im Stielgelenk berücksichtigt werden muß. Die Druckkraft im rechten Stiel be-
m trägt: 766kN.
Iv = 2,112,[
272 Iv = 2.m I + 168
Hierfür findet
man einen Re-
61,2 duktionsfaktor
von 0,8025.
Das reduzierte
plastische Trag-
Bild 44
moment ergibt
geben sich zu: f~11,36cm, \jJ~0,02272. Abtriebskraft:
sich zu 246kNm.
LiH = 0.02272 1581 +587) = 28.81 kN
Wird hiermit
Da dieser Wert kleiner als 30kN ist, wird die Berechnung abgebrochen. Gegenüber den Ge-
der Grenzzustand
brauchslasten wird somit im plasto-statischen Grenzzustand vPl~2,112 eingehalten.
abermals berech-
1~0 kH Um die Reihen-
'"
'"
net, folgt
v~2,271 (Bild 40
I 5x64kN folge der Fließ-
26kN' gelenkbildung
unten). In die- _ _ /pooI_"'-...I._l-""""'i
-44 zu verproben ,
ser Weise wird
wird die voll-
fortgefahren.
ständige Kraft-
In Bild 41 ist
Verschiebungs-
rh. 1. Ordn.
v funktion berech-
2.5 Iv = 2,2HI Bild 45
a) b) WlkHI
net, zunächst

2,~ K'423 für Theorie I. Orndung. Bild 45 zeigt die Schnittgrößen im Gebrauchszustand ( y~1,0).
Seitliche Auslenkung: f~2,036cm. Der elastische Grenzzustand wird für vEl~1,609 erreicht:
2,3 • \~_2).,...85~ + 182

2,2
2,2r, 2,28~
8
<:> o =- ~ig t 1~1~~O = - 2,578 -12,23 = 14.91 kN/cm2 : vEI = 1Z,~1 = 1,509
""
Die zugehörige seitliche Auslenkung beträgt f~3,277, siehe Bild 46. Den Lasterhöhungsfak-
2.1
tor für die Ausbildung des ersten Fließgelenkes im rechten Stiel findet man nach mehreren
2.00~--l1-.-+-2.--I3"'.- das Ergebnis der einzelnen Iterationsschritte dargestellt. Für M/N-Interaktionen zu:
Vptl1l= 1,888
ohne rn'i! v~2,284 wird die Rechnung abgebrochen. Damit ist der Grenzzustand
Interaktion nach Th.I.Ordnung bekannt. Die eigentliche Rechnung nach Th.II. Die zugehörige Auslenkung beträgt f~3,84cm. Der Grenzzustand wird für v~2,284 erreicht
Bild 41 Ordnung kann beginnen. Wie Bild 43 zeigt, wird die virtuelle Kraft (Bild 42). Nunmehr läßt sich der v-f-Pfad (Theorie I.Ordn.) vollständig angeben, Bild 46
R~l auf jenes (jetzt statisch bestimmte) System angesetzt, das un- weist das Ergebnis aus.
mittelbar vor Bildung des letzten Fl ießgelenkes (hier im Riegel) vorhanden ist: (Der Verschiebungspfad nach Th.II.Ordn. ist im Bild angedeutet.) Durch die Rechnung wird
bestätigt, daß sich das letzte Fl ießgelenk tatsächl ich im Riegel einstellt. -
Riege I: IPE 550: IR = 57120 cm 4 : EI R = 1,410 .10 9 kN cm2
Stiele: HE 2508: 1s = 14920cm4 : EIs = 3,133.10 8 kNcm 2
- 336 -
- 337 -
Y
Fpl Als nächstes wird für den plasto- 1: Elasto-stati-
2,m
2,0 1,888
1,609 Fpl (1)
-- -":::;'~T
\
Th. 11. Ordn. .
statischen Grenzzustand (nach Th.
II.Ordnung) die Rotation im Stiel-
Theorie 1.0rdnung:
---~_...:..--~-
5 6
scher Grenzzu-
stand (elastisch-
gel enk berechnet, vgl. Bi 1d 47. Theorie II.Ordnung : elastisch): In
_~3
1,0
Dazu wird im Gelenk ein virtuelles
Moment Mol angesetzt; die Rech-
L.--_...... --'* 4
"",~, -----* 2
irgendeinem
Punkt des Trag-
nung ergibt: 111--- X
....... +1 werkes erreicht
4' = 2,307.10- 2 = 1.32° die Nennspannung
10 cm Das ist die Rotation in dem An- die Fließgrenze.
genbl ick, in dem sich das letzte (Real sind in
Fl ießgelenk, hier im Riegel, bil- diesem Zustand
Bild 49 a) b) cl wegen der immer
det. Die Rotationsfähigkeit muß
vorhandenen Eigenspannungen bereits Plastizierungen eingetreten.)
Bild 46 vorhanden sein, damit sich die
unterstellte Kräfteumlagerung im 2: Plasto-statischer Grenzzustand (elastisch plastisch): Das erste Fließgelenk hat sich
System einstellen kann. voll ausgebildet. Das Tragwerk verhält sich (im Sinne der Fließgelenktheorie) bis zu
Wie in Abschnitt 7.2.4.3 erwähnt, wird die pla- diesem Zustand elastisch.
sto-statische Grenztragfähigkeit bei Berech- 3: Plasto-statischer Grenzzustand (plastisch-plastisch): Bei der Bildung eines bestimmten
nungen nach der Fließgelenkmethode überschätzt, Fließgelenkes tritt Gleichgewichtsdivergenz ein (Fließgelenktheorie).
weil die "Weichheit" des Systems infolge der 4: Plasto-statischer Grenzzustand (plastisch-plastisch): Bei der Ausbildung bestimmter
ausgedehnten Fließzonen größer ist, als es Fließzonenbereiche tritt Gleichgewichtsdivergenz ein (Fließzonentheorie).
die Annahme lokaler Fl ießgelenke wiederzuge- Wird die Grenzkraft mit FU (U~ultimate) abgekürzt, gilt für biegesteife Stabwerke:
Bild 47 ben vermag. Im vorl iegenden Beispiel betragen FU,1 < FU,2 s. FU,4 < FU,3 ( 157)
die elasto-statischen Grenzmomente (unter Be-
Neben diesen Grenzzuständen sind weitere möglich:
rücksichtigung der M/N-Interaktion):
- Beulen dünnwandiger Querschnittsteile, die unter Druck oder Biegedruck stehen (dünn
Riegel: MEl,MlN= 576kNm, Stiele: MEl,MlN= 209kNm wandige Stege und Flansche),
Trägt man diese Werte in die Momenten- Biegedrillknicken und Kippen von Stützen oder Riegeln (Trägern), d.h. seitliches Aus-
fläche MII für yo2,112 ein, erhält man knicken gedrückter Gurte.
einen Anhalt für die Ausdehnung der Tatsächlich tritt eine gegenseitige Interaktion der verschiedenen Versagensformen (der
Fließzonen. Bild 48 zeigt da~ Ergeb- globalen und lokalen) ein. Im Rahmen der Tragsicherheitsnachweise lassen sich die gegensei-
nis: Die Plastizierung im Stiel ist tigen Beeinflussungen im Sinne einer gesamtheitlichen Betrachtung mit vertretbarem Aufwand
relativ lokal konzentriert, im Riegel nicht erfassen. Die letztgenannten Grenzzustände werden daher von den globalen gesplittet
erfaßt sie dagegen ca. 30%. der Riegel- und separat nachgewiesen. Wird hierbei von den Schnittgrößen nach Th. 11. Ordnung ausge-
spannweite; von den Fl ießzonen geht gangen, ist der globale Verformungseinfluß eingefangen.
a) b)
Bild 48 ein zusätzl icher Verformungsbeitrag Beim Grenzzustand "Beulen dünnwandiger Querschnittsteile" sind mehrere Fälle zu unterschei-
aus, der den Effekt Th.II. Ordn. ver- den (Bild 49c):
größert, so daß im tatsächlichen plasto-statischen Grenzzustand (berechnet nach der Fließ- 5: Beulen unter Spannungen, die noch im elastischen Bereich liegen,
zonentheorie 11. Ordnung) nur Y Pl o2,050 erreicht wird (die Rechnung ist hier nicht wieder- 6: Beulen im 1. (oder in einem weiteren) Fl ießgelenk, wenn die Rotationsfähigkeit im Zuge
gegeben). der weiteren Laststeigerung unzureichend ist, d.h., die volldurchplastizierten Quer-
Die in diesem Kapitel gezeigte Abschätzung des Verformungseinflusses auf die plastische schnittsteile bei weiterer Stauchung durch Beulen versagen.
Grenztragfähigkeit eines Rahmenwerkes läßt sich zuschärfen, vgl. hierzu das von RUBIN [81 Beim Grenzzustand "Biegedrillknicken und Kippen" sind zu unterscheiden:
angegebene sogen. 6Q-Verfahren. Die strengen Verfahren der Fließgelenktheorie 11. Ordnung 5,6,7: Lokale Biegedrillknick-Instabilitäten gedrückter Gurte im elastischen Bereich oder
sind u.a. in [9-11J ausgearbeitet; sie sind relativ rechenintensiv. bei Ausbildung des 1., 2 .... Fl ießgelenkes (bzw. entsprechender Fl ießzonen).
Torsionssteife Stäbe sind von dieser Gefahr weniger betroffen als solche mit offenem Quer-
~6 Grenzzustände
schnitt.
Im vorangegangenen Beispiel wurde die plasto-statische Grenzkraft erreicht, nachdem sich
Beim Tragsicherheitsnachweis sind alle Versagensmöglichkeiten zu verfolgen. Aufwand und
sämtliche Fließgelenke, die zur vollständigen kinematischen Kette gehören, gebildet hatten.
Schwierigkeitsgrad steigen, je weiter die Plastizierungen im Tragwerk fortschreiten. Se-
Die Versagensmodi nach Th.I. und 11. Ordnung stimmten überein. Das ist nicht der Regel-
kundäreffekte (z.B. Verformungen in den Verbindungen) wirken sich zunehmend stärker aus.
fall ! Bild 49 zeigt die Lastverschiebungskurve eines zweistöckigen (6-fach statisch un-
Mit jedem weiteren Fließgelenk (bzw. mit jeder weiteren Fließzone) wird das System weicher,
bestimmten) Rahmens. Der Lasterhöhungsfaktor Y ist über der seitlichen Verschiebung auf-
der Gradient v gegen f erfährt eine sprunghafte Verminderung, vgl. Bild 49b. In Querschnit-
getragen: Nach Th.I.Ordn. ist der plasto-statische Grenzzustand erreicht, wenn sich eine
ten mit voller Querschnittsplastizierung (also in den Fl ießgelenken bzw. Fließzonen) fallen
vollständige kinematische Kette (hier mit sieben Gelenken) ausgebildet hat. Wird der Ver-
die Biege- und Torsionssteifigkeiten (zumindest theoretisch) aus, was beim Führen der Bie-
formungseinfluß berücksichtigt, kann Versagen bereits bei einer unvollständigen kinema-
gedrillknick- und Kippnachweise zu berücksichtigen ist.
tischen Kette eintreten! Es lassen sich somit folgende Grenzzustände nach Th.II.Ordn.
unterscheiden (vgl. Bild 49b):
- 339 -
- 338 -
Man findet z.B. für y =1 ,50 und k=4 (beidseitig unverschiebl iche, gelenkige Lagerung und
7.2.4.7 Absicherung g~gen den Grenzzustand: Lokales Beulen dünnwandig~Querschnittsteile B
Ausgangspunkt ist die Formel für die elasto-statische Beulspannung (vgl. Abschn. 7.~ konstanter Druck):

_k
°Ki -
Tt
2·E (t)2
. 12(1-1J.2) b (158)
max(b/t) =0.63 4fK"!fF
= l.nVf ( 161 )

Der Beulwert keines Für St37 und St52 folgt: St37: max(b/t)=38; St52: max(b/t)=31
unendl ich 1angen Pl a t- I~.L~-,- Das Element vermag voll durchzuplastizieren, ohne daß es beult. Es kann sich also
tenstreifens der Breite ein Fließgelenk bilden. Eine weitergehende Stauchung führt indes zum Beulen, d.h. der
te b und Dicke t ist Querschnitt versagt bei weiterer Rotation. Das zugehörige Grenz~erhältnis läßt sich theo-
- von der beidseitigen retisch nicht mehr herleiten, sondern nur experimentell bestimmen; für dieselbe Lagerung
Lagerung und wie im Falle b gilt etwa:
( 162)
- vom Spannungsverhält- max( blt)= 1,25.YJi-
ni s 4>=02/01
St37: max(b/t) 37; St52: max(b/t)=30 (beidseitig unverschieblich und gelenkig)
abhängig. Für die an-
~aJ-l_i~ Das Element ist ausreichend gedrungen, so daß nach Durchplastizierung eine wei-
stehende Fragestellung
tere Stauchung und damit Gelenkrotation möglich ist, ohne daß Beulen eintritt. Bei Quer-
interessieren die in
schnitten dieses Typs ist die Anwendung der Fl ießgelenk- bzw. Fließzonentheorie ohne Ein-
Bild 50 dargestellten
schränkung und damit eine Schnittgrößenumlagerung im Tragwerk unter ansteigender Last und
Lagerungen:
sukzessiver Fließgelenk- bzw. Fließzonenbildung möglich. Hierbei ist zu bedenken, daß bei
a) Beide Kanten sind
großer plastischer Stauchung die Verfestigung erreicht werden kann, womit ein erneuter
unverschieblich und
Anstieg der Druckspannung einhergeht und damit die Beulgefahr erneut anwächst. Wie im
gelenkig gelagert
Falle G.162 existieren im Schrifttum und in den Regelwerken unterschiedliche Ansätze für
(Teilbild a),
das max zulässige Grenzverhältnis, z.B. für beidseitig unverschiebliche, gelenkige Lage-
b) eine Kante ist un-
verschiebl ich und rung und konstanten Druck:
( 163)
gelenkig gelagert, max(b/t) =1.10ffF
die andere Kante St37: max(b/t)=32; St52: max(b/t)=26
ist frei (Bild 50b). Vgl. zu diesem Problemkreis auch Abschnitt 6.4.6.
Real sind die betrachteten Elemente in die Nachbarelemente mehr oder weniger steif ein- 7.3 Stabbiegetheorie 11. Ordnung - Verzweig~gstheorje (Knicktheorie)
gespannt; da diese Elemente i.d.R. selbst unter Druckspannung stehen und somit ebenfalls 7.3.1 DifferentiAlgleichungl'Lerfahren 1. Art
der Beulgefahr unterliegen, ist der drehelastische Einspanngrad schwierig abzuschätzen ~, 1 Grundl9.-g.tlL
und bleibt sicherheitshalber unberücksichtigt. In Bild 50 sind Empfehlungen für den An- Die mathematische Behandlung von Spannungsproblemen Theorie 11. Ordnung stellt ein Rand-
satz der Plattenbreite b eingetragen. Die Auflösung von G.158 nach (b/t) ergibt: wert- und die von Verzweigungsproblemen ein Eigenwertproblem dar. Abhängig vom Schärfe-

(t) =V12(~_21J.2) fKVli = 0.951.Vk·~i ( 159)


grad des Elastizitätsgesetzes läßt sich eine nichtlineare und eine (vereinfachte) lineari-
sierte Theorie entwickeln:
2 M w
.. (164 )
Hierin ist für die Querdehnungszahl 1J.=0,3 gesetzt. Elastizitätsmoduli: Stahl: E=21000kN/cm ,
Nichtl ineare Theorie: EI { 1 + w· 2)3/2
Aluminium: E=7000kN/cm 2 •
Der Quotient (b/t) stellt ein Schlankheitsmaß dar. In Abhängigkeit vom Grenzzustand sind M ( 165)
Linearisierte Theorie: -w
unterschiedl iche Grenzverhältnisse max(b/t) einzuhalten: EI
.E~lJ._a-'. Das Element beult unter Spannungen, die unterhalb der Fließgrenze liegen, d.h. w=w(x) ist die Ausbiegung des Stabes; ( )' bedeutet die Ableitung nach x. M(x) ist das
das Element beult im elastischen Bereich. Um die Tragfähigkeit des Querschnittes für Biegemoment und EI(x) die Biegesteifigkeit an der Stelle x. - Für baupraktische Zwecke
diesen Fall zu bestimmen, gibt es zwei Mögl ichkeiten: genügt die 1 inearisierte Theorie, allerdings lassen sich damit keine überkritischen Gleich-
- Der Grenzzustand wird mit dem Erreichen der ideal-elastischen Beulspannung gleichge- gewichtszustände F>F untersuchen. - Ober die Elastizitätsgesetze G.164/165 hinaus läßt
Ki
setzt. Die rechn. erforderliche Beulsicherheit wird nach der DASt-Ri012 oder nach sich die Theorie durch Berücksichtigung der Normalkraft- und Querkraftverformung erwei-
DIN 18800 T3 angesetzt. tern, letzteres ist bei schubweichen Stäben bzw. Stabsystemen erforderlich, vgl. Ab-
- Es werden die überkritischen Tragreserven genutzt, d.h. ein Beulen der dünnwandigen schnitt 7.4.
Teile akzeptiert und die Tragfähigkeit des Querschnittes auf die überkritische Trag- Die Vorgehensweise des Differentialgleichungsverfahrens 1. Art wird im folgenden an zwei
fähigkeit der ausgebeulten Teile unter Einrechnung eines Sicherheitsfaktors abgestellt. Beispielen erläutert.
Dleses Vorgehen empfiehlt sich bei den sehr dünnwandigen Stäben und Riegeln des Stahl-
7.3.1.2 Erstes Beisp~ULER-Stab I (Bild 51)
leichtbaues, z.B. bei der Verwendung von Kaltprofilen (es ist nach DIN 18800 T2 zuge-
Der druckbeanspruchte Kragstab wird am freien Ende durch eine Horizontalkraft H belastet.
lassen).
Demgemäß liegt ein Spannungsproblem Theorie 11. Ordnung vor, im Falle H=O ein Knickpro-
i:~1...1_~:_ Das Element vermag die Fließgrenze zu erreichen, ohne daß es beult. In G.159
blem. Im ausgebogenen Zustand betragen die Stütz- und Schnittgrößen:
wird 0Ki gleich 0F gesetzt und eine gewisse Sicherheit vereinbart; diese sei VB: ( 166)
A=F: Ha=H: Ma=Hl+Ff
max(b/t) = 0.951.1{K.JE (160) ( 167)
YB VOf M(x) = Hx + Fw
- 340 -
- 341 -

Q.(X) = Hcoslp + Fsinlp = H + FIp = H + Fw' (168 ) Oie zugehörige Knickkraft beträgt, wenn G.172 nach F aufgelöst wird:
N(x) = -H sinlp + Fcoslp = - Hw' + F lt 2 EI (185 )
( 169) F, = FKi = 4[2
Da es sich um kleine Verformungen handelt, wird ~ angenähert:
Dem zweiten Lösungswert ist die Kraft F zugeordnet:
lj)" tanlj) '" ..eJ!.. = w' 2
dx ( 170) lt2 EI
F2 = 9 = 9F Ki (186 )
Bild 51b zeigt die positive Definition der Verformungs- und
TT
Schnittgrößen unter Bezug auf die vereinbarte "Zugfaser": _ Baupraktische Bedeutung hat nur der erste Eigenwert, weil er die nie-
G.167 wird mit dem Elastizitätsgesetz G.165 verknüpft. Dieses drigste Kraft = Verzweigungskraft liefert.
beinhaltet bekanntlich die kinematische Formänderungshypothese Eine explizite Lösung der Knickgleichungen nach dem gesuchten Eigenwert
von BERNOULLI (Ebenbleiben der Querschnitte) und die physika- ist i.a. nicht möglich; dieser läßt sich daher nur durch Einschrankung
a) 1 ische Formänderungsannahme von HOOKE (1 inear-elastisches Ver- auf dem Probierweg berechnen; z.B. mittels Regula falsi. - Mit Erreichen
A hal ten): von F Ki wird das Gleichgewicht indifferent; das System knickt aus.
" M F Hx
w = - EI = - EI W - EI Bild 52 Für E l = lt/2 ist sinE 1=1. Die zum ersten Eigenwert (Knickwert) gehören-

-ß~~
( 171)
Mit der Stabkennzahl de Biegelinie (Knickbiegelinie, Knickfigur) folgt aus G.179, wenn hierin

H
Bild 51 -
W

-,.L
lj)

-
~./
b)
E= lWi (EI.konst) ( 172)
H=O und für E der Eigenwert eingesetzt wird:

w = fsin~~ ( 187)
folgt aus G.171 die Differentialgleichung für die Biegelinie
Z I
Zum zweiten Eigenwert gehört die Biegelinie:
w(x): "E2 Hx
w +I2 W =-IT ( 173) W= - f sinlltl. ( 188)
Das Lösungssystem dieser Differentialgleichung lautet: Z I
. C Bild 52 zeigt die Biegelinien der 1. und 2. Eigenform (in auf f bezogener Form). f bleibt
X
w = C, SInE T + 2COSET -
X
FH X ( 174) dem Betrage nach unbestimmt.
'CE XE· X H Mittels analoger Berechnungen lassen sich die in Abschnitt 7.2.2 angeschriebenen Lösungen
lj) = w = 'TCOSET - C2TSinET - F (175 )
für die EULER-Fälle 11 bis VI herleiten.
EI - "c'12
M _
-W =
E2 . X
SInE T E2 X
+ C2[2COSET ( 1 76) ~.Cl.!2~nJl...sJ:l::~em2.f1.:.-~._Ord~nJl...~~Aus G.181 wird f als Funktion der äußeren Lasten H
und F freigestellt und anschließend in G.179 eingesetzt:
Aus den rform~~2randbedingungen werden die Freiwerte C1 un d C2 berechnet:

--
f=jjl.(sinE-ECOSE) = JiL.(tanE -1) (189)
F E COSE F E
x O. W=O 0=0 + C2 _

-
CF D ( 177) w(x)=jjl.(_1-sinE~ _.l.) (190)

Lösung:
X l. w = f f = C, sinE
-f C,= _f_
sinE
HI
HinE
(178 )
F HOSE
Für F kann gemäß G.172 gesetzt werden:
I I

_ (f
SInE
HI
w - - . - + -F-'-
SlnE
). X
SInE- -
I x JL (179 ) ( 191 )
F
Die dritte Verformungs-Randbedingung liefert: Damit folgt aus G.189 die Ausbiegung f=f II am freien Ende des Kragstabes und das Einspan-
nungsmoment
X=
-I • W'0
= -
E
0 = TC, COSE - TH ( 180) ( 192)
zu :
Cl (gemäß G.178) wird in G• 180 e,'ng ese t z.
t Nac h k urzer Umformung folgt:
( 193)
f H
[ECOtE +r(EcotE -1)=0 (181 )
Der Index 11 weist auf die größere Strenge der Theorie hin: Die Gleichgewichtsgleichun-
~o~d~riaJ.!-~=O: Knicken. G.181 verkürzt sich zu: gen werden am verformten System erfüllt.
f Nach Theorie I. Ordnung gilt:
rE'CotE=O (182 ) I H[3 I
f = 3EI; Mo = Hl (194 )
Diese (transzendente) Gleichung heißt Knickbedingung', . h
Sle at zwei Lösungen:
1) f=O: Der Druckstab erleidet keine Verformung; das ist der unverformte Grundzustand Für fund Ma lauten demnach die Vergrößerungsfaktoren (Verformungsfaktoren):
Il

-
(F<F Ki )· Man spricht von der Triviallösung.
Mo tanE ( 195)
2) Knickgleichung:
CO tE = 0
(lM~ = -E-Ml
E =lt/Z, 3rr/Z. (183 )
Der erste Lösungswert (Eigenwert) ist der gesuchte Trägt man diese Faktoren über E/EKi von 0 bis 1 auf und vergleicht sie mit dem Vergröße-
Knickwert:
lt rungsfaktor (vgl. G. 149 )
E, = EKi = "2
(184)
1 (196 )
(l = --F- =
1--
FKi
- 342 - - 343 -
Cl
stellt man fest, daß letzterer die strengen 4. Schritt: Für jedes Stabelement wird an der Stelle x das Biegemoment M(x) unter Berück-
------
I 1 I I I r/ Lösungen zur sicheren Seite hin hervorragend sichtigung der Stabausbiegung formul iert. Hierbei werden Gl ieder höherer Kleinheitsord-
nung unterdrückt. Elementweise werden die Biegemomente in die (linearisierten) Elastizi-
~
tKi Cl, Cl
Ma
Cl I annähert.
Für E =0 werden die a-Faktoren nach G.195 unbe- tätsgesetze der einzelnen Stababschnitte eingesetzt und die derart entstehenden Differen-
Cl-
01 0100 0083 10101 I stimmt. Der Grenzübergang E- 0 erfordert eine tialgleichungen gelöst. Das l'iefert im vorl iegenden Beispiel mit den Bil dern 55 und 56,
n~ 0976 0812 0989 (wenn folgende Abkürzungen vereinbart werden; S:Stiel R:Riegel):

1
05 3289 2732 3333 Cl, mehrmal ige Anwendung der Regel von L 'HOSPITAL.
07 W6 78~9 9608 Wird G.191 in G.190 eingesetzt, erhält man d( )/dxS = ( )' (204 )
-r.....,====
09 2028 ~661 2632
11
~[t:.'~
die Gleichung für die Biegelinie als Funktion Stiel (Bild 55):
~
I----- von x (und E) und daraus nach entsprechender -- MS = Mo + A·wS + H(jxS=
'1;onl2 Cl Ableitung nach x:~(x), M(x) und Q(x):
l)rJ Ma

~(X) =W'(X); M(x) =- EIw"(x); Q(X) =- EIw'''(x)


= B(lR+f) - Ff -H1s+(F-B)wS+ HxS=
:: (F - B)wS + Hx s - [( F- B)f + His - BIR] =
2 I-- ~ (205)
~ Mo :: 0 Ws + HXs - [0 f + Hi S- BIR]; 0 = A = ( F - B)
( 197)
~ A Verknüpfung mit dem Elastizitätsgesetz wS=-MS/EI S :
-~ Ws +El~ = __H- xs + _1_(Of + Hl S - B1 R); ES = qf1f"E
I
D (206)
7 .3.1.3 Zweites Beispiel: Einhüftlger Rah- Bild 55 ls EIS EIS sV EIs
men mit ein...9llp'anntem StkLjBild 54L . Xs Xs H (I ) B I
Die Belastung besteht aus einer Druckkraft F Lösung: Ws = C,SInEs 15
+ CzCOSEslS + f + 1f S - Xs - lf R
( 207)

und einer Horizontalkraft H. Das System ist (Auf die Wiedergabe der Zwischenrechnungen wird verzichtet; die partikuläre Lösung der
o Q5 _t/t
_::l::.........
1,0
einfach statisch-unbestimmt. Die Berechnung
Ki DGL findet man mittels polynomansatz und Koeffizientenvergleich.)
Bild 53 vollzieht sich in mehreren Schritten: Riegel (Bild 56):
Schritt: -MB'
R= XR -
JiR...
wR = - EIR :. -
B
xR
00

11R
(208)
Dem System rd 3

--re
H lF
IR
b eine mit den
geometrischen
Rand- und Ober-
Lösung:
°
wR:. - TIflTB XRZ
+ C3 ; wR= -
B XR
EIR6 + C3xR + C4
(209 )

I._J
ls Is gangsbedingun- 5. Schritt: Die Verformungsrandbedingungen werden formuliert. Im vorl iegenden Beispiel
gen verträg- sind 6 Unbekannte vorhanden: Cl bis C4 , Bund f.
a 1 iche und mit
der Belastung Stiel: Xs = 0 : Ws = 0: 0 = 0 + Cz + f + * ls - ! IR - Cz = - (f + ~ ls - t IR)
(210)
(211 )
S: Stiel
korrespondie- Xs = 0 : Ws' :. 0: 0 = Cl ES - 0 _.!L
ls 0
- c, = + .!L!L
0 ES
R: Riegel rende Verfor-
a) cl mung erteilt. Xs = Ls : ws= f: f = C,sine:s + CZCOSts + f + *(ls -ls) - } I R -
Bild 54
Die Stütz- f = .!:L 1.( sinES -ESCOSES ) _ .!Ll.( l- COSEs) (212 )
größen werden o s ES COSES 0 R COSES
angetragen (hier: A, Ha' Ma und B). Am verformten System werden die Gleichgewichtsglei-
Hiermit folgt für C2 :
chungen formuliert. f ist die seitliche Verschiebung des Rahmens. Die Gleichungen lauten C - -.!:Ll ~ + .ß..l (213 )
(Bild 54b): Z - 0 S ES COSES 0 RCOSES
EH = 0: Ho - H = 0 Riegel: xR = 0 wR = 0: C4= 0 (214 )
0 = 0 + 0 + C4 -
(198 )
3 Z
LV = 0: A+B-F=O (199) . B lR 81R (215 )

-----
xR = IR: wR = 0 . 0 = - EIR' '6 + C3 1R - C3 = 6EIR
EM = 0:
Mo + Ff - B( IR +f ) + HiS = 0 (200)
Fünf Randbedingungen sind formuliert; B ist als Unbekannte verblieben.
Die Gleichungen werden nach Ha' A und Ma freigestellt:
6. Schritt: An allen Schnittstellen werden die geometrischen Obergangsbedingungen ange-
Ho = H; A = F - B; Mo = B(IR + f) Ff - HlS (201) schrieben. Im vorl iegenden Fall sind die Stabenddrehwinkel ~ca und

~~~~ Das Stabwerk wird in Stabelemente zerlegt, die jeweils einzeln durch EI=konst,
N=konst und durch einen stetigen Schnittgrößenverlauf gekennzeichnet sind. Stabwerkskno-
ten sind Unstetigkeitsstellen, hierzu zählen auch die Angriffspunkte von Einzellasten.
Jedem Stabelement wird eine "Zugfaser" und ein Koordinatensystem x, w zugeordnet (Teil-
bi 1 d c).
i;
Xl
c

\!leb
co
X~_ b \j)cb gleichgroß: Die Stäbe sind in der Rahmenecke biegestarr mitein-
- , ander verbunden. Bei der Ausformulierung der Obergangsbedingung sind
Rdie Vorzeichen zu beachten:
'(I ) O( I )
~co = + Ws S ' ~cb = - wR R
(216)

-WS wS(lS) =-wR(lR) (217)


~~~i!.!..:. An den Schnittufern werden die örtl ichen Schnittgrößen angetragen und über
o Bild 57
die Gleichgewichtsgleichungen in Abhängigkeit von den Stützgrößen dargestellt. T ist in
Bild c die Transversalkraft und L die Längskraft:
Für Ws und w werden die Ableitungen der Teillösungen eingesetzt:
R
wS'lls) = C, ~ls COSES - C ElsS SinES _HO =.!L( l-COSES )_lL.!.R. ESsinES (218 )
Riegel: Lc=O; Te=-B; Me = BIR (202 ) z o COSES 0 ls COSEs
(219 )
Stiel: Me = Mo + Af + Ho ls = Mo + ( F - B)f + His (= B IR) (203) ° BIRZ
- wR(IR) = 3 EI
R
- 344 - - 345 -
Im folgenden wird zunächst das Knickproblem (H=O) gelöst. Anschließend wird die Unter- (Die Zwischenrechnungen sind langwierig.)-
suchung des Biegeproblems (HIO) fortgesetzt. I
I I I I Nach Theorie I. Ordnung liefert

-rb
~.':l..?erf~1~'!:!"'=.Q..:_Kt:J~en=.....z.:2c:.!:r-lt.!-:Die Ober!langsbedingung, G.217, lautet in diesem Son- 5 I I ( die einfach statisch-unbestimmte Rech-
derfall :
, a.B, a.f, ~c,a.71 nung:
_!lB. ~ SInES _ BIR Z
o IS COSES - 311R (220)
c ""'- BI = HJi._3_ . (233)
I IR 6+Zx'

" iP
Hieraus folgt die Knickbedingung bei Be- a
achtung von Ma 3
2x
fl = .J:i.!il ( 3 + 4x) . MaI = - HIS 36 ++2x (234)
O- E2 EIs (0= F) (221 ) EIs 6 6.+Zx '
- STI
~ SKi 2.'5565
E
~I Bildet man die Vergrößerungsfaktoren,
nach einfacher Umformung:

B( tonEs + -Eo> l .EIS


3
IR
._ - ) = 0
EIR ls
(222 )
EIs IR
x=-·-=l
EI I
R S ..,/.e.t
IJ ergeben sich z.B. für
x = 1 : EsKi= 2.45565 (235)

~~/ die in Bild 60a dargestellten Verläufe.


~:;.." In Teilbild b sind die Ergebnisse ta-
§..: Schr!...!~ Die Knickbedingung wird (hier
zweckmäßig graphisch) gelöst. B=O ist die bellarisch ausgewiesen. Der Näherungs-
F ~ 10= F) I Triviallösung. - Mit dem Parameter wert
0.=_1_=_1__
.~.R"""'I
0)
Y2 x = l1iJB. 1-JL 1_(~)2 (236 )

f~J
x=3 (223)

+--IR
I I
x=4 lautet die Knickbedingung:
EIR IS 1,0 0Ki EKi
fällt mit den a -Faktoren für f, Bund Mc
E/E a 0. praktisch zusammen, für Ma liegt er auf
Bild 58 0., aB aMc
tonEs = -1' ES (224)
01
Ki
lnl00 10102 10081
Ma
10100 10101
der sicheren Seite.-
Die linke Seite wird mit Y1 und die rechte 02 10m Tom 10335 10m 10m Für andere Stabsysteme verläuft die Be-
mit Y2 abgekürzt: 03 10980 10m 1079' 10980 1,0989 rechnung analog; bei mehrstäbigen Sy-
0' 11887 11916 11520 11887 11905 stemen wird die Rechnung verwickelt und
Y1 = tonES; YZ=-TEs (225) n5 13301 13355 12666 13301 1,3333 schwierig. In solchen Fällen ist es
h6 15570 15665 lm8 15570 15625
Y1 und Y2 werden über ES aufgetragen und jener Schnittpunkt bestimmt, der den kleinsten zweckmäßiger, von den aufbereiteten Ver-
l~m
Lösungswert 1 iefert. Das ist der gesuchte Eigenwert (Knickwert) . Für )(=1 findet man bei-
07
08
19512
77597 7938
1m2
2L089
1.9512
27597 .~
7778 fahren Theorie 11. Ordnung auszugehen,

-
spielsweise (vg1. Bild 58): 09 52187 53072 41635 5,2187 5,2632 die auf dem Differentialgleichungsver-
0:95 10159 ;([360 8,m3 10.1569 10,256
EKi = 2,45 _ E~i = 2.45 2 2 EIs
°Ki = 2.45 . [2 (226 ) 1 co fahren 2. Art aufbauen; vgl. folgenden
s Abschnitt.
Der Knicklängenfaktor B folgt aus: Bild 60 b)

- ß=

1..:.~~i.!-t: Grenzbetrachtungen (Bild 59): Es wird der Riegel einmal als biegestarr (x=O)
2~45 = 1 28 ( 227)
7.3.2 Differentialgleichungsverfahren 2. Art
7.3. 2. 1 Gru ndglg ich u..n.g--'!..!JJL LÖs un ~n.1.gl!L-
Aus dem Tragwerk wird ein druckbeanspruchter
Stab herausgetrennt; Länge 1, Biegesteifig-
und einmal als biegeschlaff (X=m) angenommen: keit EI. Elastische Bindungen an den Staben-
den werden durch Federn symbol isiert. Bild 61
== )(, = 0:
1 J
EI R
EI R = 0: x =co :
ES =
ES = ~ _
TI; _ ß =1
ß=2
(228) zeigt den Stab im unverformten und verformten
Zustand. Neben der Druckkraft F wirkt die

I 11
Derartige Grenzbetrachtungen dienen u.a. der Verprobung der Lösung. Querbelastung q=q(x).
~~~~~~~~m-.:r~._II. Ordnung HIO: 10. Schritt: Die Obergangsbe- Durch die Stabendverformungen werden Feder-
dingung, G.217, lautet-;;;itG.218/219-:--- --- reaktionen geweckt; für das Stabende a gilt:
li( 1- COSE ) _ ..!!...iB..EsinE _ ~ Ta = Ca Wa ( 237)
(E =ES )
x=o x= CX>
o COSE 0 IS COSE - 3 EIR (229)
u: Integrntionsvnrinble Ma = - Ka<Pa (238 )
E=Jl Hieraus läßt sich die noch verbleibende sechste Unbekannte B frei- Bild 61
S 2 stellen, womit auch Mc bekannt ist (B=B II ):
Ta ist die Stabend-Transversalkraft und Ma das Stabend-Moment. Ca ist die zugeordnete Ver-
Bild 59
811= HJi 3(1-cosd . Mlcl=BIIlR (230) schiebungs- und Ka die zugeordnete Drehfederkonstante. An der Stelle x beträgt das Biege-
IR E(XECOSE + 3SinE) . moment: u=x
Oer Index 11 soll wieder auf Theorie 11. Ordnung hinweisen. _ B wird in G.212 eingesetzt. M(x) = Mn +Tax + O[W(X) -wal-!q(ullx-uldu (239 )
Aus G.201 folgt das Einspannungsmoment: Zwecks Verknüpfung mit dem Elastizitätsgesetz u=O
fll: J!.!lxEl SinE -Ecosd + 3[2 (1- cosEl -E sind (231 ) EIw" = - M bzw. (EIw")" = - M" (240)
EIs E3{XECOSE dsind

MJI = - H1s[ 1 + )(,E(sinE -ECOSEl + 3[(1- COSE) - E sinE 11 (232)


E (XE COSE + 3sinE)
- 346 - - 347 -
wird G.239 zweimal nach x differenziert:
Tafel 7.1
u=x
M'(x) = Ta + Dw' -!q(u)du (241) Differentialgleichungsverfahren Theorie n. Ordnung
u=o
M"(x) = 0 W" - q(x) (242) Definition der Verformungs - und Schnitlgrönen am W (x) : Durchbiegung
verformten, infinitesimalen Stab element dx: <p (x) : Biegedrehwinkel
Die Randgrößen sind dabei weggefallen (mit der Folge, daß bei der Lösung der Spannungs-
und Verzweigungsprobleme neben den geometrischen Randbedingungen auch die "dynamischen" _=.J ~ill:::~ ~.: q(X~.p1lHl qIX)~
M{x) :
l (xl:
Biegungsmoment
längskrotl
(künstlichen) Randbedingungen zu berücksichtigen sind). Wird G.242 in G.240 eingesetzt,
folgt die Grundgleichung der Stabbiegung Theorie 11. Ordnung (D=konst) zu: I~i-~I [\ x dx I
kl'Y:~~~ ~TlX)
W(~,!'1i+' llx) ~ll
~M(X)x
ll(x)
,M(x)
T(x) Transversolkratl

(\~7~~_ N(x) Normalkratl


Sonderfall EI=konst:
(EIw")"+Dw"=q(x)
[EIW"" + Dw" = q(X) l
(243)
(244) ~faser
~
I
<p(xr~F
- ~
~T',+,
~~.
wi.'
~ 1+' X
dx --+
r
'--.,-
l x
----.

dx
ll(xl lluerkratl

Tafel 7.1 enthält das vollständige Lösungssystem, einschl ießl ich der partikulären Lösung
für eine gleichförmige und dreieckförmige Querbelastung. Letztere läßt sich mit Hilfe des
Beziehungen zwischen l(xl,Tlx) und N(xl.ll{x]: N(x] = l(xl +T(x)· <p (x) = l(x) + Tlx) ·w'(x)
Ansatzes ll(x) = T(x) -l(x)· <p (x) = T(x) - l(x) 'w'(x)
w = 00 + a,x + a2x2 + ' (245) Oifferentialgleichun 9 ([ 1 = k ) :
ans!. w""1 x I t. [2
E
2 .. () q(x)
W X = EI
a
= EI + p,
EI' Tx
und Koeffizientenvergleich herleiten.
Tritt im Stab eine Zugkraft Z auf, gilt: Oberes Vorzeichen: IFI= 0 (Druckkraft] , unteres Vorzeichen: IFI = Z I Zugkraft)

EZ = I YJ- = i I~ = i EO (246)
Stabkennzohl:
JE= IIW I
Hiermit gehen die trigonometrischen Funktionen sin 0: und coso: in die hyperbolischen nk- Sonderfall: Strecken lost ist eine Gleichlast Po und loder Dreieckslast p,:
tionen sinho: und COShE über:
sin iE = i sinhE; cas iE = coshE (247)
läsungssystem: IFI = 0 (Oruckkraftl: 0: = I.-vft' partikuläre lösung:
Für diesen Fall (und für den Fall E =0 (Theorie I. Ordnung)) sind die Lösungssysteme eben-
falls auf Tafel 7.1 zusammengestellt. Auf der Tafel sind auch die Schnittgrößen L(x) und
w =,C"sinET +C 2 'COSET +C 3 'ET .C +iD.. .J.:.I.!.)2.Jll .~.1!.13
T(x) aufgenommen und ihre Verknüpfungen mit N(x) und Q(x) angegeben. L ist die Längskraft 4 2E2 EI 1 6E2 EI I
und T die Transversalkraft; beide sind auf die ursprüngliche (unverformte) Stabachse orien- <p =w 0:
--·C 1 '-·coso:-
I
X E,
I - C2,-- 1 sln o:-.
xC
I
'
3-0:- + ~ • ~.1.. + h . 2.. (.1)2
2 1 E2 [\ I 2E 2 EI I
tiert. N (Normalkraft) und Q (Querkraft) beziehen sich auf die lokale (verformte) Stab- 11. +a.t = +C . ..2. sinE.!.. + C2' §..2 . tOSE..!..
achse. EI
f:::.ht =-w"
, 1 2 1 1 I -!i.J!. _h ~.L
E2 EI E2 EI [
Q M' E3 E3. x _h
Mittels der auf Tafel 7.1 zusammengestellten Lösungssysteme lassen sich prinzipiell alle IT=Ei =-w" =. C, . lf' tOSE I - y
C2 '\3 . SJnE T
E2
J....
EI
Spannungsprobleme Th. 11. Ordnung und Verzweigungsprobleme ebener Stabwerke mit prisma-
tischen Stäben lösen. Dazu wird das Tragwerk in einzelne Stabelemente zerlegt und die 1-=.!.. - JL . w - Po -Eil ,.L[ -
EI [1
P, 1.. , 1 (.li]
E2 2 [
EI EI EI
Rand- und Obergangsbedingungen formuliert: Differentialgleichungsverfahren (2. Art). Der- L =- 0
artige Rechnungen führen nur bei einfachen Systemen zum Erfolg. Bei mehrstäbigen Systemen
treten zu viele Freiwerte und Unbekannte auf. Die Analyse wird dann zu verwickelt. In
IFI =Z(Zugkraft): E = 1·1ff
solchen Fällen bedient man sich der auf G.244 aufbauenden baustatischen Verfahren:
a) Verfahren der Obertragungsmatrizen
w = • C, , sin hE t • C2 . tOS h0: t
b) Kraftgrößenverfahren <p = w' =. C1 'T 'COShEt • CiT,sinhE t
c) Verformungsgrößenverfahren (vgl. Abschnitt 7.3.3)
M ßt E2, h x E2 x
cl) Drehwinkelverfahren Ef • a.t '11 =-w" =- C,'[2s,n E T - C2. [2'cosh EI
c2) Momentenausgleichsverfahren (CROSS, KANI) M'
=- Cl' ~ ~3 'h x
c3) Verfahren der Steifigkeitsmatrizen
ErQ. = EI =-w'" [3 cosh 0: LI - C2' [3 SIO E T

d) Verfahren der Einspanngrade ,L.!.. • .L. w _P .L..L


EI EI EI oEI [
Es ist möglich, die Theorie unter Berücksichtigung von Stabplastizierungen zu erweitern. L =• Z
Diese methodische Erweiterung bzw. Aufbereitung ist Gegenstand der höheren Baustatik.
7.3.2.2 Beid.lliLzur Knicktheorie F =0 (Theorie 1.0rdnungL, oiff eren tia Ig leichung
Das in Bild 62 skizzierte Problem wird gelöst; es handelt sich um einen eingespannten w = • C, - x3 • C2 . x2 • C3' x
Druckstab mit federelastischer Stützung des freien Endes. Senkfederkonstante C [kN/m];
Federkraft: <p =w =• C, . 3x2 • C2 ' 2x • C3
F = Cw (248) M f:::.t
=-w " '-C,'6x - C3 . 2
Drehfederkonstante K [kNm/1J Federmoment: EI • a.t·lI
Q. M'
M = K<j> (249) Ef=Ei =-w'" =- C" 6
- 348 -
- 349 -
Um die Randbedingungen am oberen Stabende zu
Die Fälle a) und c) werden von Differentialgleichungen be-
formulieren, wird unmittelbar unterhalb der
herrscht, die gegenüber der Grundgleichung des prismatischen
F~derung ein Schnitt gelegt (Bild 62b). Die
Stabes (G.244) zusätzliche Glieder enthalten. Das gilt auch
Schnittrichtung verläuft senkrecht zur unver-
dann, wenn die Druckkraft im Stab veränderlich ist.

..
..;
c::
Q
formten Stabachse. Die Gleichgewichtsgleichun-
gen lauten:
Bild 65 zeigt Anwendungsbeispiele:
a) Stabilisierung durchlaufender Druckgurte offener (Trog-)
-'" M(l) - K-ljl(l) = 0 (250)
Brücken durch Halbrahmen: Beim Ausknicken der Druckgurte
=
.
..;
c::
ljl(l) =w'(l)
T([) + C-wO) = 0
Im Fußpunkt gilt:
(251 )
senkrecht zur Stegebene wird die Gurtung durch die in den
Querträgern eingespannten Pfosten elastisch gestützt;

l
Bild 62
I~
, a) b}
w( 0) = 0: ljl (0) = 0 (252)
Mit Ij)=w' lassen sich die vier Randbedingungen
durch das Lösungssystem der Tafel 7.1 ausdrücken.
Den vier Freiwerten Cl bis C4 stehen vier Be-
c: Versch ie bungs fe der-Bett ung
C: Verschiebungsfeder
k: Drehfeder-Bettung
b) Abgespannter Mast: Die Seilabspannungen wirken wie elasti-
sche Federungen. Die Federzahlen sind wegen des Seildurch-
hanges verschiebungsabhängig;
c) Zweistieliger Rahmen: Beim seitlichen Ausknicken erleiden
stimmungsgleichungen gegenüber. sie sind in Bild 63 matriziell zusammengefaßt. die Riegel antimetrische Verformungen: In den Riegelmitten
Das Gleichungs- K: Drehfeder
Randbedingung C, C, sind die Momente und die vertikalen Verschiebungen Null.
C3 C, system ist ho- Bild 64
Aufgrund dieser Dberlegung kann das Knickproblem auf einen
w(O)= 0 0 1 0 1 =0 mogen; sämt-
~ 1iche Zähl er-
w'(O)=O t 0 I 0 =0
determinanten K I
trIM(l}-Kw'{lll= 0 ..s;..~sinE-·L~··cosE ~·cosE+!.·~·sinE K E f::- ~K '
12 EI 1 12 EI 1 -11"1 0 =0 Det i sind Null;
~-------+---~
il [T(Il+C'w{lll=O
C .
TI- slnE E~ 'COSE E3 C
-TI'fT E
C
Ir =0
damit auch Ci'
Eine von Null ~~1
Bild 63
Lösung für die Ausbiegung w(x)=Knickverformung liegt dann vor, wenn die Nennerdeterminate
verschiedene
11~CJK:Z
K~M
(Det) Null ist, denn dann gilt:

~----l-
Ci = ~~~i = ~ #0 (i =1,2,3,4) (253 )
Det ist eine Funktion von E • Es ist somit jener Wert E1 "E Ki zu suchen, der die Determinante Bild 66 t
zu Null macht:
Knickbedingung:
OetlE) = 0 (254) Druckstab mit Drehfedern in Höhe
Führt man die dimensionsfreien Parameter der Rahmenriegel zurückgeführt
KI werden. Die Federkonstante K
y = EI und (255)
dieser Drehfedern folgt für die-
sen Fall aus Bild 66 zu:
ein, findet man nach längerer Zwischenrechnung die Knickbedingung des Problems zu: ,
b) Abgespannter Mast C} Zweisti'eliger Rahmen
e:'COSE + yE3sinE - BElE COSE - sind +y6[2(1 - cosEl - Esind = 0 (256 )
Bild 65 ljl = .1...K..JL 11 _ K= 6 EIIRR (259)
Diese Gleichung ist für ein vorgegebenes Parameterpaary, 5zu lösen. Von den unendlich vie- 6 EIR _
len Lösungen dieser transzendenten Gleichung interessiert nur die betragkleinste: Bei Betrachtungen vorstehender Art ist zu prüfen, ob die Federn unterelnander gekoppelt
min E=E l =E Ki . Ist sie bekannt, können berechnet werden: sind. Wenn das der Fall ist, ist es nicht möglich, Ersatzmodelle gemäß Bild 65 zu bilden.-
1 Gelegentlich treten Druckglieder auf, in denen die Nor-
Vergrößerungsfaktor 0.=
(257)
1- (~)2

0'\1
malkraft veränderlich ist, entweder stetig veränderlich
Knicklängenfaktor
Tt
ß = EKi
EKi
(258) i ~ (Bild 67a) oder sprunghaft veränderlich (Bild 67b). Um
derartige Druckstäbe auf den Standardstab beziehen zu
Wegen weiterer Lösungen wird auf das Schrifttum verwiesen, z.B. auf [1]. können, wird aus der Gegenüberstellung der Knickkraft
7.3.2.~änzende Hinwe~
des gegebenen Problems mit der Knickkraft des EULER-II-
Standardstabes (Ersatzstabes) dessen Knicklänge berech-
Zahlreiche baupraktische Stabilitätsprobleme lassen sich auf Systeme mit federelastischer
Stützung zurückführen. Dabei sind folgende Varianten (und deren Kombination) zu unterschei-
den (Bild 64):
a) stetige, senkfederelastische Lagerung (Bettung),
b) punktförmige Senkfederung, Bild 67
J a}
net. Beispielsweise lautet die Knicklängenformel für den
in Bild 67a gezeigten Knickstab:

b)
1 + 2,1800/01
3,18
(260)

c) stetige, drehfederelastische Lagerung (Bettung), Die Knicklänge bezieht sich auf die größere Druckkraft, hier auf 0 1 , Beispiel: Für
d) punktförmige Drehfederung. 0 0/0 1 =0; 0,5 und 1 1 iefert die Formel: sK=l, 12·1, 1,62·1 bzw. 2,00·1.
Statt Senkfeder spricht man auch von Verschiebungsfeder (oder einfach nur von Feder).
- 350 - - 351 -

In Bi 1d 68 ist fü r Als Stabendschnittgrößen werden vereinbart:


T r dieses Problem die Stabendtransversalkräfte: Tab' Tba
3 1t 2 EI 'll V Knickkraft D1Ki über Stabendmomente M , M
°l,li = Y"T12 ab ba
~f.- 3,16 Die Größen ~, ~, T und M sind positiv, wenn sie im Uhrzeigersinn orientiert sind. Die
dem Quotienten
°
0,1
0,2
2,63
2,25
~=DO/D1 aufgetragen. verformungsrandbedingungen werden durch das Lösungssystem der Stabbiegetheorie 11. Ord-
2,5 (Dieses Diagramm ist nung (Tafel 7.1) ausgedrückt:
0,3 1,93
" I" 0,4
0,5
1,72
1,54
das Ergebnis einer
strengen Lösung.)
x = ° : W(X = 0) =~ = + Cl + C,
0,6 1,39 X = 0: \jl(X = 0) = 'Pa = C,f C E.
+ 31 (264 )
Hiermit kann die
.... 0,7 1,28 X = l: W(X =[) = Wb = IjII C, SinE + Cl caSE + C3E + C,
.... 0,8 1,16 Knicklängenformel
0,9 1,07 G.260 überprüft wer-
X = I: .p(X = l ) = 'llb '" C,f caSE - CE'
21 Slnt:+ C31E
1,5 1 1
den. Dazu wird in Aus diesen vier Gleichungen lassen sich die Freiwerte Cl bis C4 in Abhängigkeit von 'lla'
I'" Tt 2EI
"-
""-
Y
0lKi= (261) ~b und ~ab=\jIba=~ berechnen; werden die so ermittelten Freiwerte anschließend in die Glei-
chungen des Lösungssystems für M(x) und T(x) eingesetzt, lassen sich die Stabendschnitt-
!""
größen als Funktion von <Pa' <Pb und <jJ darstellen (auf die Wiedergabe der Zwischenrechnung
0,1 0,2 0,3 O,~ 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 für sK die Formel
wird verzichtet):
G.260 eingesetzt;
Bi ld 68 a) _'ll=~ b) Mab ", M(x= 0)
01 das ergibt: (265 )
Mba =- M(x =l )
3.18 Ttl EI Tt l EI (262)
°lKi= 1+2,18'° /0, 'TV=Y' [2 Tab = T( x = 0)
0 4 (266)
Tba = T(x = l)
Für 00/0,=0,0,5 und 1 lautet die Vorzahl y=3,18, 1,52 und 1,00. Offensichtlich ist die
Obereinstimmung praktisch vollständig, vgl. die Tabelle in Bild 68b rechts. Mit der Kennt- A und B sind Funktionen der Stabkennzahl Eab :
nis von D'Ki kann der Vergrößerungsfaktor berechnet werde~:
0.---- (263)
Eab (= E ) = l VI' (267)
-1-...QL
°lKi Sie sind auf Tafel 7.2 zusammengestellt und tabell iert. Der Fall E=O entspricht Theorie
Der Stabil itätsnachweis von Druckgl iedern mit veränderl icher I. Ordnung. - Für den einseitig eingespannten/einseitig gelenkig gelagerten Stab ist ana-
Biegesteifigkeit (und fallweise zusätzlich veränderlicher log vorzugehen. Die Grundformeln für diesen Fall sind ebenfalls auf Tafel 7.2 ausgewie-
Normalkraft) wird nach Bestimmung der Knicklänge oder einer sen; der hochgestellte Index kennzeichnet das eingespannte Ende.
Vergleichsbiegesteifigkeit geführt. Zweckmäßiger ist es in-
~2 EinsRannungsmomente
des, einen Spannungsnachweis nach Theorie 11. Ordnung zu
Ist der Stab belastet, ist der (im vorangegangenen
führen, ggf. näherungsweise unter Verwendung des cr-Faktors
Abschnitt hergeleiteten) homogenen Lösung die der
gemäß G.263.
Querbelastung q(x) zugeordnete partikuläre Lösung
Die strenge Lösung von Knickproblemen der genannten Art stößt
zu überlagern. Dazu werden zunächst für die gege-
z.T. auf erhebliche mathematische Schwierigkeiten, weil die
bene Belastung die Stabenddrehwinkel Va und Yb des
zugeordneten Differentialgleichungen mit von x abhängigen
druckbeanspruchten, beidseitig gelenkig gelagerten
a) b) (veränderl ichen) Koeffizienten behaftet sind. Ein Ausweg
Bild 69 besteht in solchen Fällen z.B. in einer finiten Berechnung:
Stabes bestimmt (Bild 7'b) und anschließend die
Stabenddrehwinkel a. und ß für ein einseitiges Rand-
Hierbei wird der Stab oder das Stabwerk in viele Unterelemente mit jeweils konstanter
moment Mab =l bzw. Mba =l jeweils nach Theorie 11.
Biegesteifigkeit und Normalkraft zerlegt und dann, beispielsweise mit dem Verfahren der
Ordnung berechnet (Teilbild c/d). Va und Vb sowie
Obertragungsmatrizen (basierend auf der Grundgleichung G.244), mittels Computer berechnet.
a. und ß sind Funktionen von Eab . Die Einspannungs-
Eine weitere Möglichkeit stellt das Differenzenverfahren dar oder (auch für formelmäßige
momente werden jetzt so bestimmt, daß die Randdreh-
Lösungen) die direkten Variationsverfahren von GALERKIN und RAYLEIGH/RITZ (siehe z.B. [1]).
winkel Null werden; demnach müssen die in Teil-
7.3.3 Verformu~~rößenverfahren Theorie 11. Ordnung_ bild e definierten (durch einen Querstrich gekenn-
LU. 1 Grundforme 1n zeichneten) Stabend-Einspannungsmomente folgende
b Aus dem Stabwerk wird ein Stab herausgetrennt (Bild 70). Bedingungsgleichungen erfüllen:
111- 0 Ober die Stablänge 1 des Stabes sind Biegesteifigkeit
Mab 0. - Mba ß + Va = 0 (268)
EI und Stabkraft 0 (hier als Druckkraft positiv) kon-
Mba a. - Mab ß - Y = 0
stant; die Stabenden werden mit a und b bezeichnet. b
Im verformten Zustand betragen die Stabendverformungen: Aus diesen beiden Gleichungen lassen sich Mab und Mba freistellen. Auf Tafel 7.2 (unten)
Stabendverschiebungen: wa ' Wb ist das Ergebnis dieser (etwas längeren) Rechnung für eine Gleichlast p und eine Einzel-
Stabenddrehwinkel ~a' ~b last P zusammengestellt, einschließlich der zugeordneten Stabendtransversalkräfte.
Stabsehnendrehwinkel : ~ab=~ba=~ Die so ermittelte partikuläre Lösung ist der homogenen zu überlagern, d.h. die Formeln
Bild 70
- 353 -
- 352 - Tafel Z2 für die Stabendschnittgrößen (G.265/266) sind entsprechend zu ergänzen, vgl. Tafel 7.2.
Für den einseitig eingespannten/einseitig gelenkig gelagerten Stab ist analog vorzugehen.
Wegen weiterer Einzelheiten vgl. z.B. [11.

n
c

b··
a .i
I Jk
e l,
:

d
.&--aJ

i
h

.
.I
'-
bl
b - b
Mbo=A'Pb +8'Po -(A +81l/! +M bo Mbo:[('Pb-l/! J+M bo
b [ - b
Tob= -Dl/! - ~'('Po +'Pb - 2l/J) +Tob Tob: -Dl/!- T('Pb-l/!) +Tob
A+B -
Tbo=-Dl/!--I- ('Po+'Pb-2l/J)+ Tbo Tbbo=-Dl/!-t'('Pb-l/!) +Tbbo
Stabkennzahl (0: Druckkraft ) A' 8' ['

A : 11. A': lL . e; lsine; -e;·caSe; I


o 2 Beim Verformungsgrößenverfahren wird das Stabwerk in gerade Stabelemente mit jeweils kon-
02 399~ 2001 2992 stanter Biegesteifigkeit und Normalkraft zerlegt und knotenweise durchnumeriert, vgl.
1 1 2(l-cose;I-e;·sine; o~ 978 2005 296B
8: lL .B':11. e;{e;-sine;) 06 952 2012 2927 Bild 72a. Als Bezugsunbekannte dienen die Knotendrehwinkel 'P und die Stabsehnendrehwin-
I I 211-cose;] -e;·sine; 0,8 3,m 2022 2869 kel l/! bzw. hiermit verknüpfte (noch zu vereinbarende) 1 inear-unabhängige Verformungsgrößen .
[:11.['=11. e;2 sine; 1,0 3.86~ 03~ 2795 Der kinematische Freiheitsgrad wird aus der "Gelenkfigur" des Systems bestimmt. Die Ge-
I I sine;-e;'cose; 12 3 BO~ 2050 2699 lenkfigur ergibt sich, wenn in sämtliche Knoten ein Gelenk gelegt wird. Das so entstehen-
3732 2069
16 3H6 2093 de Gebilde ist kinematisch-labil. Der kinematische Freiheitsgrad ist gleich der Anzahl
Wenn die längskraft eine Zugkraft ist: EO k= i·e;z 1B 35~B 2120 22B jener Fesselstäbe, die erforderlich sind, um das System unverschieblich zu fixieren.
. 2 2 ru c ug
(Ie;):-e; ; cosie;=coshe;; sinie;=i·sinhe; 20 H36 2152 OBB (Die Länge der Fesselstäbe ist theoretisch unendlich. Normalkraft- und Querkraftverfor-
Mund T sind die Stabend - Einspannmomente bzw. - Transversalkräfte des beidseitig bzw. einseitig mungseinflüsse bleiben vorerst außer Betracht.)
eingespannten Stabes unter der gegebenen Belastung q. Bild 72c zeigt die Fesselung des in Teilbild a dargestellten Systems; offensichtlich be-
- a Po b trägt der kinematische Freiheitsgrad in diesem Beispiel fUnf. Wird nacheinander jeweils
M0WmftT-rrriI,M MOb=-PoI2-h[1-tIA'-8'l), TOb:+po+ eine Fesselung gelöst und in Richtung des Fesselstabes eine (Einheits-)Verschiebung ein-
bo
O~T 0 MbO :+plb[1-t(A'-8')]; Tbo=-po+ geprägt, während alle anderen Fesselungen aufrecht erhalten bleiben, erhält man ein Bild
I I von der gegenseitigen kinematischen Abhängigkeit der Stabsehnenwinkel , vgl. die Verschie-
_ ob
Mob
o
P
t
._._.--'-'
M
bo
bo
Mob= -PI1[(.ij:!l~·L~')A'-($d. -~
e; Slne; SI ne;
IB'] bungsfiguren in Teilbild d.
7.3.3.4 Bestimmungs...9leichung~der Grundla...9~Gleichg~cllip'rinzi..P2­
I , . 0 Mb :+PI1[(sine;s _~ )A'-lsine;f_fIB']
~1 +-- ==:I.
~1 bo 0 e;2 SIOE Slne; .L.J...,...3 ..!L.,LKnotelL J!lliLStoc kwer~ i f.h.ill1~
Die Anzahl m der unbekann-
_01 Tob =+P~'-IMob+Mbol/l; Tbo:-n -IMob+Mbolll
T
_~bOPo b 21
~---@-----1 ten Knotendrehwinkel
M~b
-0

~~~~~----Eb
Mob =-Po 12A, ist gleich der Anzahl der
Knoten (in die zwei oder
o ~ •". 0 Taob :+Po-21 - MoOb 1I ; -0 1 -0 1I
Tbo : - P02--Mob
h
mehr Stäbe einbinden);
M:~T:~P if1\~ I
I
I
I
I
I
I
I
I
Bild 73a: m=5. Um jeden
o ......:---. . . =.---0 MO 1 l~'-~')C'
ob =-PI E) a Knoten wird ein Rundschnitt
~ SIOe; S .-"'~~-'-l'.&7"" cl
~~I~" ~'I ~~ =+P~'-M:b/l ; Tb~:-P~ -M:b/l
gelegt; an den Schnitt-
al b)
ufern werden die gegen
T:b
I --I rwn------------------, gleichen Stabendmomente
Umrechnung auf Biegungsmoment , Querkraft und Normalkraft: :-"'----,.------'4 :
I ,........ I I I
der benachbarten Stab-
a..r===-=-..,
b a b i 'In kes SchOIltufer
..c::=:=':::..:::L . I- I ... , " enden angetragen; vgl.

, I:
a: I WI I "',! I I
L... :::r L... J ~---~-----~h Bild 73a/c. - Wirkt auf
Mob Tob NM Q
I __
: ,b ,e einen beliebigen Knoten a
I L ' h I :
L~_2dti;:e
I ~~J
--.-',-- +
rechtes Schniltufer b: ein äußeres Moment Ma ein
a.-
~.--
d
,--~
g I -
(im Rechtssinn positiv), lau-
e) tet die Knotengleichung:
Bild 73
- 354 - - 355 -
Die Grundformeln werden eingesetzt ('Pa=D):
(269)
Im Falle des in Teilbild c dargestellten KnQtens lautet die Gleichung (hier Knoten b): 1) Aba 'Pb - (A ba + Bba )ljl, + Abd'Pb T Bbd'Pd TMbd = 0

(270) 2) Cdc('Pd -ljl2) T Adb'PdT Bdb'Pb+Mdb = 0 (276 )

3) -O,ljl,- Aabl:Bab ('Pb- 2ljl,) - 02ljl2 - ~~d ('Pd-ljl2) = H


Sofern das Tragwerk ausschließlich aus lotrechten Stielen besteht, für die sich stockwerks_
weise gemäß dem vorangegangenen Abschnitt die kinematischen Abhängigkeiten der 4J -Winkel in Es wird neu vereinbart:
einfacher Weise angeben lassen, werden so viele Stockwerksgleichungen formuliert, wie li- Aab=Aba=A,; Bab=Bba=B,; Ccd= Cdc =C2; Abd= Adb= A3; Bbd =.B db =B3 (277 )
near-unabhängige Verschiebungsformationen vorhanden sind. Im vorliegenden Beispiel (Bild 73) Hiermit lauten die Gleichungen nach passender Ordnung:
beträgt der kinematische Freiheitsgrad n=l; das zweite Stockwerk ist unverschieblich, vgl.
Teilbild d. Es gilt: ~ 'Pd ljl,
ljlab = ljlba = 4Jde :.ljled =ljlgh =ljlhg = ljl A, T A3 83 -( A, + B,) = -M bd
~ 1..--..-1, , (271 )
Alle anderen Stabsehnendrehwinkel sind Null. Oer Unbekannten4J wird im vorliegenden Fall
B3 C2 T A3 - Cr l,/1 2 = - Mdb (278)
eine Gleichgewichtsgleichung gegenübergestellt. Oazu wird durch sämtliche Stäbe des ver- ;- .,
schieblichen Stockwerkes (hier also des unteren) ein Schnitt gelegt (Teilbild e). An den JJ..i+2~ l,
1
A'TB, C2 T C2
Schnittufern werden die Transversalkräfte T angetragen. Die Stockwerksqleichung lautet:
--l-,- -12 !- 0,
1-
-0
2 l2..J l, l2 12
= Ti1

LW - L Tab = 0 (272) Um das Gleichungssystem lösen zu können, sind zunächst die Druckkräfte in den einzelnen
Stäben (z.B. nach Theorie I. Ordnung) zu berechnen oder näherungsweise abzuschätzen (für
Die erste Summe erstreckt sich über sämtliche innerhalb des betrachteten Rundschnittes wir- die y-fachen Lasten). Damit können für alle Stäbe die c-Zahlen und hierfür die A'-, B'-und
kenden äußeren Horizontalkräfte und die zweite Summe auf die durch den Schnitt durch die C'-Kennwerte berechnet werden; daraus folgen die Steifigkeitswerte A, Bund C, z.B.:
Rahmenstiele erfaßten Transversalkräfte. Im Falle des vorstehenden Beispieles gilt (Teil-
bi 1d e): (279)
- - h Nach Auflösung des Gleichungssystems werden die Stabendmomente und -transversal kräfte
Wj + Wn - Tab - Tde - Tgh = 0 (273 )
bestimmt und die Schnittgrößen (auch in den Feldbereichen zwischen den Knoten) berechnet.
Indem die Stabendmomente in den Knotengleichungen und die Stabendtransversalkräfte in den Weichen die Druckkräfte stärker von den anfänglich zugrundegelegten ab, ist eine neuer-
Stockwerksgleichungen durch die Grundformeln ersetzt werden, erhält man ein lineares liche Berechnung erforderl ich, ggf. werden nur die geänderten Abtriebskräfte berücksich-
Gleichungssystem für die m unbekannten 'P-Winkel und n unbekannten (linear-unabhängigen) tigt:
Winkel 4J. Dieses Gleichungssystem wird gelöst. Ober die aus den Gelenkfiguren hergeleite- (280 )
ten Verschiebungsgleichungen folgen alle anderen 4J -Winkel. Die 'P - und 4J -Winkel werden in
die Grundformeln eingesetzt, damit sind die Stabendmomente und Stabendtransversalkräfte L..l.....l,.4 ~spkL Einstieligil-Rahmen mi t Pendel stütz~i ULill
bekannt. Aus diesen folgen alle anderen Schnittgrößen; vgl. Tafel 7.2 unten. - Sind in Der Riegel ist im Kno-
d
~~------{~)~~-----~ ~:~
dem Stabwerk "unverschiebliche" Bereiche enthalten (im Beispiel der Bereich b-c-e-f), d biegesteif mit
_._. .-._- Mittelstiel ver-
lassen sich die Normalkräfte aus Gleichgewichtsgleichungen allein i.a. nicht bestimmen
(weil in den Verschiebungsgleichungen der Normalkrafteinfluß nicht berücksichtigt wurde;
4 ~
u 1II
5 f
3 'j{ I
§ I M: b ~
I M
d 11
I bund e n; die s e r ist
vgl. hierzu Abschnitt 7.3.3.6). - Im Falle eines Knickproblems ist das Gleichungssystem 12 e S'I I dt 1 _ im Fußpunkt gelenkig
homogen; die Knicklösung folgt aus Det(c)=O. c I
I cL
.-----"~~ -------~ gel agert. Be i dsei ti g
__-':.'7-':1///.' ,.,k-h"-~'-' stützt sich der Rie-
;'. l4=7,Om l5=7,Om a) bl gel auf Pendel stüt-
f::, H d f zen ab. Die Belastung
4-....,........,,....-++-...,--.,,.--H br----------r---------l besteht aus einer
oI,; : r Gf ..Ii!... Gleichlast p und einer
I '+'3
dill e e _
"'rG 11. \d ~ ~ Horizontallast H. Das
Ib~ CIl1::'-~·
a ~.....-----~ System ist 2-fach ki-
" d) nematisch-unbestimmt:
Bild 75 cl m+n=1+1=2: Knoten-
Die Stiele sind ungleich lang; der linke Stiel ist eingespannt, der rechte gelenkig ge- drehwinkel 'Pd und Stabsehnendrehwinkel 4J =4J 2 ; es gilt:
lagert (Bild 74a). Die Zahl der (kinematisch) Unbekannten beträgt m+n=2+1=3: Knotendreh-
ljl,l,= ljl2l2 =f::,~ljl,=ljl2-ll2, ; ljl3l3 =ljl2l2 =f::,~ljl3=ljl2f-3 (281)
winkel 'Pb und 'Pd' Stabsehnendrehwinkel4J =4Jl' 4J 2 läßt sich über die Gelenkfigur (Teilbild c)
mit 4J1 verknüpfen: Bei einer Schrägstellung des Systems stellen sich auch die druckbeanspruchten Pendelstä-
be schräg; dadurch entstehen abtreibende Kräfte D4J. - Bei einem beidseitig gelenkig ge-
(274)
lagerten Stab sind die Stabendmomente Null; für einen unbelasteten Stab folgen die Stab-
Knoten- und Stockwerksgleichungen (Teilbild bund d) lauten:
endtransversalkräfte aus einer einfachen Gleichgewichtsgleichung gemäß Bild 76 zu:
1) Mba + Mbd = 0
2) Mac + Mdb = 0 (275) ra~·l + O·f::, = 0 ~ Ta~= -O·t = -Dljl (282)
3) Tab T Tgd = H
- 357 -
- 356 -
B
Damit lauten die Grundformeln für den beidseitig gelenkig C' C' 3 _ C = C = ~3 = 12,l13-10 3 = 5,191.10 6 = 51910 kNm
gelagerten Stab: 4= 5 = 4 s l4 700
6 6 G G G Die Einspannungsmomente in den Schnitten db und df beidseitig des Knotens d betragen:
__ Tab_ tV _ Mob =Mbo = 0; Tob = Tbo = - OtV (283)

o L-== _tV_-~~'--,+
Bild 76
I
Der hoch gestellte Index G dient dazu, den Gelenkstab zu
kennzeichnen (Gelenkstab=Pendelstab).
Für das Beispiel lauten die Knoten- und Stockwerksglei-
chungen (Bild 75b/d):
Mdb = - Md! = 367,5 kNm
Die Elemente des Gleichungssystems ergeben sich zu:
CZ + C4 + Cs = 39220 +2·51910 = 143040kNm: -CZ/12=-39220/4.0=-9S05kN
_ 0 .!f. _O2 - 03 .ll + lt =-123 ~.L 525 -192 4,0 +9 B05 = B926 kN
1) Mte + Mgb + M~f =0
1 l1 13 IZ 5,0 3,0

2} r:b + Tcdd Teßf = H


(284) Gleichungssystem:
143040<Pd - 39220tVz = 0
- 9B05<Pd ... B926 tV2 = 120
Für Mund T werden die Grundformeln eingesetzt (siehe Tafel 7.2 und G.283):
Lösung:
<Pd = 0,005276; (\Jz = 0,01924
1) Cde(<Pd - tV2) + Cdb<Pd ... Mtb + Cdf<Pd + Mgf = 0 (285)
2) -01tV1 - 0ztVz - cr; (\jld - tV2) - 03tV3 = R
Die seitliche Verschiebung beträgt: 0,01924·400=7,70cm. - Als nächstes werden die Stab-
endmomente berechnet:
Zusammengefaßt gilt (Benennung orientiert an der Stabnummer):
+ M~e = 39220(0,005276 - 0,01924) + 0 = - 54B kNm
<Pd tVz 51910,0,005276 ... 367,5 642 kNm
-d -d 51910,0,005276 - 367,5 = - 93.5kNm
Cz + C4 ... 45 -Cz =-Mdb-M df
(286)
CL 12
- IZ C2
R Oie Momentensumme ist im Knoten Null. - Nach Theorie I. Ordnung beträgt das Anschnittmo-
-12 -0 1 - 0z - 03- + =
11 13 12 ment im Schnitt dc:
M~e = 120-4.0 = 480 kNm
Numerisches Beispiel:
Oer Verformungseinfluß beträgt demnach 548/480=1,14. - Spannungsnachweis im Stiel:
11 = 5,Om, IZ = 4,Om, Is: 3.0m, 14= 15 = 7,Om
OlL _ 525 + 54 BOO 15 =_3 52 + 3266 = +29.14 kN/cm 2
Stiel 2: HE300B: Iy = 25170cm 4 ; EI =21000·25170 = 5,2B6·10 8 kNcm Z - 14B - 25170 '-'.:J..§.J!..
Riegel4 und 5: HE400B: Iy = 576BOcm 4; EI = 12,113.108 kNcm 2 ")
Der Verformungseinfluß wird als nächstes mittels des
Die YF-tV-fache Belastung betrage:
p = 60 kN/m, H= 120 kN A 0)K 4
a-Faktors abgeschätzt. Dazu wird die Knickkraft be-
stimmt [1]; die Drehfederkonstante folgt aus Bild 78 zu:

1==:::1
Zunächst werden die Schnittgrößen nach Theorie I.
Ordnung berechnet; das ist hier besonders einfach, da
das System statisch bestimmt ist. Die Pendel stäbe
können in Th. 1. Ordnung durch verschiebl iche Lager
1/2 Hiermit wird gerechnet (vgl. [1], Tafel 5.42):
ersetzt werden:
Bild 77 7
Bild 78 5 = 0 - Y= J5..L = 1,03B·10 ·400 = 7855 - . . l = 01273
Für p=6DkN/m folgt: A = B = 0,375' 60Z0 = 157,5 kN , EI 21000·25170' Y'
C = 1,250 -607,0 = 525.0 kN ~1 =.l- - 111 = 123,2 = 0 2347}
MS,d = -0,125607.0 2= - 367,5 kNm 5' 5Z5r' x= 4 02347+i.03650 =0675 - . . ß=28
4 . 191 B "'5" ' 3' ' --'
Für H=120kN folgt: ~2 = T - 11Z = 5Zto
= 0,3650

He = R = 120 kN F z _ 1tZ21 000 ·25170 = 4159 kN


1t EIz
1
a = --";5-="25~- =1, 14
Ki = (2,B.I )2 - (2,B.400)Z 1- 4i59
A =- C = - 120· 4,O/(ZO +7,0) =- 34,29 kN Z
B=0 Somit ergibt sich exakt derselbe Vergrößerungsfaktor wie zuvor. Für das Anschnittmoment
Oberlagerung: des Stieles im Knoten c folgt: d
Mde =-1.14·480 =- 547 kNm
01 = 157,5 - 34,29 = 123,2 kN
0z = 525,0 0 = 525,0 kN Die Riegelanschnittmomente nach Th. 11. Ordnung dürfen nicht unmittelbar um den a-Faktor
03 =157, 5 + 34,29 = 191, B kN erhöht werden, etwa zu M~b=1,14'("'367,5+34,29'7,0)=+1,14'607,5=+693kNm. Es ist vielmehr
nur jener Anteil des Momentes um a zu erhöhen, der mit der Ursache für die seitliche Ver-
Die Druckkraft im Riegel wird zu Null angesetzt. - Für die Stabzahlen ergibt sich:
schiebung im Zusammenhang steht. Hier ist es die Horizontalkraft H, die die seitliche Ver-
525 schiebung und damit die Schrägstellung und die zusätzliche Abtriebskraft bewirkt:
EZ = 400 5,2B610 8 =0,399 " 0.4 - . . IM~bl = 367.5 +1.1434.29Z0 = 641 kNm
Ci = 2,96B - . . Cz = EIl; Ci = 5,24~6010B. 2,968 = 3,922 .106 = 39220 kN m IM~fl = 367.5 -1,14 34,29Z0= 93,9 kNm
Die übereinstimmung ist vollständig; vgl. hierzu die Abschnitte 7.2.4.4 und 7.3.3.6.6.
*) DIN 18800 T2 verlangt die Einrechnung einer Ersatzimperfektion (vgl. Abschnitt 7.2.4.3b
und Abschnitt 7.3.3.6.7); EI ist zu (EI)d=(EI)k/YM anzusetzen!
- 358 -
Rahmen mit Kragstiel JBild 79)
Die Anzahl der kinematisch Unbestimm-
, - 359 -

ten beträgt m+n=1+1=2: Knotendrehwin- (Cl + C2 )( -Cl + C2 =0 (291 )


kel <Jl b , Stabsehnendrehwinkel t)J =t)Jl'
-Cl + C2 -ZO + (C, + C2 )/1 + CI =0
Die Knoten und Stockwerksgleichungen
lauten (Teilbild b/c): Oie Nennerdeterminante wird Null gesetzt (Knickbedingung) :

1) Mbo + M~d +
K
Mbc =0
(C, + C2) H- ZO + (C, + C2)!l + C11 - (- C, + C2)2 o (292 )

( 287)
c) Z) Tob = 0 Nach Umformung folgt:
( - Z0 1 + C12 HC, + C2 ) + 4C, C2= 0 ( 293)
M~C ist das Anschlußmoment des Krag-
Bild 79 stabes bc.
Die Kennzahlen Cl und C2 werden gemäß Tafel 7.2 durch E 1 und E 2 ausgedrückt; es ergibt
sich:

~-
Die Grundformel für den Kragstab erhält man aus der Grund-
(294 )
formel des einseitig eingespannten, einseitig gelenkig ge-
T:. M:,~:I.. ---J n lagerten Stabes. Dazu wird die Transversalkraft am gelenki- ß
gen Stabende Null gesetzt und aus dieser Bedingung t)J frei- 2,0

L l---\---~=~D gestellt; anschließend wird tjJ in die Grundformel für ~l:b


eingesetzt. Das ergibt (vgl. Bild 80): 1,9
K 0·1 = EI = () 1,8
Bild 80 Mob C_ 01 C<Po +Mob = -I-·e: tone:· 4lJ + Mob 288
1,7
M
ab ist das Kragmoment des starr eingespannten Stabes unter der gegebenen Belastung nach
Theorie Ir. Ordnung (<Jla=O). 1,6
Werden die Stabendmomente und -transversal kräfte der Gleichgewichtsgleichungen durch die 1,5
GrundformeIn ersetzt, folgt:
1) Abo<Pb - ( Abo + Bbo )t)Jl + 12e:2
Eh tan e:2<Pb+ =M + Cbd<Pb = 0 1,4
bc (289)
Z) 0 1,3
Z) - 0,41, - Aob +Bob
I, (
<Pb - 411 =
1,2
Die weitere Rechnung wird nach den Anweisungen der vorangegangenen Beispiele fortgesetzt.
.L.l..J.4AJkj s ~Kn i ckstab 1,1
Stützfeder (Bi.l.!LJUj
o Q 1 b 2 c 0 1,0
Die Zahl der (kinematisch) Unbekannten beträgt:
m+n=1+1=2: Knotendrehwinkel <Pb und Stabsehnendreh 0,9
wi nkel tjJ (tjJl =tjJ, tjJ2=-tjJ). - Bei Systemen mi t Ver-
0,8
schiebungsfedern ist es zweckmäßig, nicht mit den
Stabsehnendrehwinkeln sondern mit den Knotenver-
schiebungen als Bezugsunbekannten zu rechnen; im
0,7 ° ~1 0,2 Q3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 X
b) vorl iegenden Fall mit der transversalen Verschie- Bild 62
bung des Knotens b (t. =6). Die bei einer Verschie- Für e: gilt: (295)
b 2
bung geweckte Federkraft beträgt: Es werden die Parameter 5 und X vereinbart:
Cl3 l!L
~
C ist die Federkonstante.
Ct. 5= 112 X=
EI2
(296)

Die Stäbe ab (=1) bzw. bc (=2) sind einseitig ein-


gespannt (in b) und jeweils einseitig gelenkig gelagert (in a bzw. cl. Die Gleichgewichts- Ist E 1Ki aus der Knickgleichung bestimmt, folgen die Knicklängenbeiwerte der Stäbe 1 und 2
gleichungen am Knoten blauten: aus:
M~o + M~c = 0
1t
\3j = e:'Ki ; ß2 = E2Ki
1t =-lL ( 297)
1) (290) ff
Z) T~o - T~c + C'L1 = 0 Das Diagramm in Bild 82 weist die Lösung für ß 1 aus. Mit der Kenntnis von ß l und 82 sind
Werden die GrundformeIn in die Gleichungen eingesetzt (und über die Gelenkfigur auch die Knickkräfte der bei den Stabbereiche bekannt:
i n Bi 1d 81 c ," _ L1 ," _ t.
'1', - T '1'2 - - T _ 1t2 EI2 _ 1t2 EI2 (298)
02Ki- --2-2- - --"'~""·X = 01Ki
berücksichtigt, 1 1=1 ), erhält man zwei Bestimmungsgleichungen für die Bezugsunbekann- ß21 ßfl2
ten <Pb und 6 (nach Zwi schenrechnung) zu:
Dieses Ergebnis versteht sich von selbst, denn 0 ist konstant; demgemäß gilt:

(299)
- 360 - - 361 -
Bild 83 zeigt ein Anwendungsbeispiel in Form eines beitsg1eichung herleiten). - Es werden so viele Knotengleichungen formuliert, wie unbe-
viergurtigen Mastes mit vier Stützstreben, die kannte Knotendrehwinkel ~ vorhanden sind, also m Gleichungen. Die Arbeiten der äußeren
ihrerseits durch Spreizstreben gestützt sind. In Knoten-Momente Ma werden dabei berücksichtigt.
Mast der Ebene: Stützstrebe-Mast sind die Streben prak- Als linear unabhängige Verschiebungsgrößen werden neu definiert:
tisch starr (unverschieblich) gehalten, quer da-
iJ.I' IlJI"" (Anzahl n) (301)
zu dagegen federelastisch. Die Federkonstante folgt
aus der Einheitsverschiebung der Spreizstreben. Sie kennzeichnen jeweils jenen Verschiebungszustand, bei dem eine Fesselung der Gelenk-
Dazu wird die Einheitskraft T angesetzt und die figur gelöst wird. Alle anderen bleiben fixiert. Für jeden dieser Verschiebungszustände
Verschiebung bestimmt; der Kehrwert ist die Feder- wird ein Stabsehnendrehwinkel oder eine Knotenverschiebung als Bezugsunbekannte verein-
konstante. bart; z.B. für das System in Bild 84:
fj' .~.
~e2sJ:l~~
~ ~~~ Stütz - .~
& /' ~ebe . Um die gegenseitige Abhängigkeit derlj!-Winkel herzuleiten, werden der Reihe nach fl , fl
I II
usf. eingeprägt und mittels Verschiebungsplänen die Verknüpfungen der 4J-Winke1 innerhalb
~. ./ / Spreizstreben
. /,/ der Verschiebungsfiguren bestimmt. In den Teilbildern c und d sind dieses beispielsweise:
Bild 83
~.5~mmJL!l9-"-91e~gen auf der Grundla~ Prinzips~virtuelle~rückung 111 =lP'l,I = 1 : lj!1,I,4J6,I,4J9,I,lPU,4JS,I,lj!7,I (Funktionen von 111 ) (302)
l~te~d Netzgl eichung~ Iln =lP7,I = 1: \)J4,!' \)JS,I (Funktionen von IlII)
Dem Gleichgewichts-
Sind fl I , fl II , ••• (nach der im folgenden erläuterten Methode) berechnet, ergeben sich die
prinzip gleichwer-
endgültigen Stabsehnendrehwinkel durch Superposition zu:
tig ist das Prin-
Starr system \)J, = \)J1,I 111 + lP1)Illn + . (303)
zip der virtuellen
Verrückung. Hier- lP2= .
bei wird das be- Das verformte, im Gleichgewicht befindliche System wird der Reihe nach den virtuellen Ver-
lastete Tragsystem
rückungen ~I=T, flII=l unterworfen. Die virtuellen Stabsehnendrehwinke1 ~ sind von diesen
b) infinitesimalen gemäß den zuvor bestimmten Verschiebungsgleichungen abhängig. In die Arbeitsgleichungen
virtuellen Ver-
gehen die äußeren Lasten mit den zugeordneten Verschiebungsbeträgen ein sowie pro Stab
rückungen (Verschie- der transversale Arbeitsbetrag (vgl. Bild 85b):
bungen, Verdrehun-
Tbaili I oder Tabili I
gen) unterworfen. (304)
Gleichgewicht der Oem ist gleichwertig:
Kräfte ist vorhan-
den, wenn die Summe Ober die äußeren und inneren Arbeiten wird summiert. Das ergibt insgesamt n Arbeitsglei-
der virtuellen Ar- chungen; man nennt sie Netzgleichungen.
Bild 84 c) d1 beiten Null ist. l..,lJ.6 Gi e bel ra hmen mi..Ll.!i.9-ba!:!SLll.L ex~!!U?l~J:j s c he s Be id.R i e 1 [6)
a b Am Beispiel des in Bild 84 skizzierten Stab- Am Beispiel des in Bild 86 dargestellten Rahmens
werkes sei das Vorgehen gezeigt. Es treten soll die Aufstellung der Knoten- und Netzglei-
m+n=5+2=7 kinematisch Unbestimmte auf, das chungen gezeigt werden. Es handelt sich um einen
sind die Knotendrehwinkel in den Knoten b, d, symmetrischen Rahmen mit hochliegendem Zugband.
f, g und i sowie zwei linear-unabhängige Ver-
schiebungsgrößen. Teilbild b zeigt das Starr- 1:1 Die Dehnsteifigkeit des Zugbandes sei EA.
LU. 6~nema tische Versch i ebungi9l e i c hll!l9gjL

~."..S_ti_el -",I,!1~2 J
system. Bild 87a zeigt das System mit den Stäben 1 bis 5.
Das System befinde sich im verformten Gleich- Stab 5 ist das Zugband. Die Knoten (einschließ-
gewichtszustand. Den herausgelösten Knoten wird lich der Stieleinspannungen) erhalten die Benen-
jeweils eine virtuelle Verdrehung\ji=1 erteilt. --_.1' nungen abis e. Die äußeren Einwirkungen bestehen
In Bild 85a sei dieses der Knoten a; er sei Bild 86 aus Knotenlasten und Stablasten. Konsollasten wer-
um ~a verdreht. Die (zusätzliche) virtuelle den als Stablasten über die Einspannungsmomente erfaßt. Das Tragwerk ist von zweifacher
Verdrehung beträgt ~a=T, die Arbeitsgleichung Verschieb1 ichkeit (Teilbild b). Würde man das Zugband als dehnstarr ansehen, verringert
lautet: sich der kinematische Verschiebungsgrad auf eins, vgl. Teilbild c. Bei dieser Annahme
l/ll (Ma -rMab )" = 0 - Ma - rM ab = 0 (300) bleiben die Kräfte im Zugband und in den Riegelstäben (nach dem Verformungsgrößenverfah-
a)
'lJ.......l.(ji1 Das ist die in Abschnitt 7.3.3.4.1 angegebene ren) unbestimmt. Es wird das in Teilbild d dargestellte Starrsystem der weiteren Berech-
nung zu Grunde gelegt. Die Teilbilder e und f zeigen die Einheitsverschiebungszustände
Knotengleichung (G.269; die Stockwerksglei-
b) ~I=l und fl
Bild 85 chung G.272 läßt sich aus einer analogen Ar- II =l des Gelenksystems:
- 362 - - 363 -

IJ.I =1 tP',1 = 1; tP2,I = -lIZ,1/I Z ; tP3,1 =+lI3)/13 ; tP4,F 0 lIIS,!' -lI',1


(305) Ist m die Zahl der unbekannten Kno-
IJ.n=1 tP',II=O; tPz,n=+lIz.n!lZ ; tPJ.!I=-lI 3,n /1 3 ; tP4,n'1
lIls,n' +lI 4,n tendrehwinkel und n die Anzahl der
Die ll-Größen sind im jeweiligen Verschiebungsdreieck positiv definiert. - Die Stiel höhe unbekannten Verschiebungsgrößen ~,
wird mit 1, der Abstand der Stiele mit 1 R (R;;Riegel) und der Neigungswinkel der Giebel- beträgt die Zahl der Unbekannten
stäbe mit a abgekürzt; es gilt: insgesamt: m+n; vgl. Bild 88. Im
(306) Bild 88 folgenden wird das Gleichungssy-
stem für den eingespannten Rahmen aUfgestellt; die Modifikation f.ür den Drei- oder Zweige-
lenkrahmen ist dann einfach zu bewerkstelligen. Der Reihe nach werden dem verformten, mit
den äußeren Einwirkungen im Gleichgewicht stehenden Tragwerk (d.h. dem in diesem Zustand
an den Knoten starr fixierten System) die virtuellen Verrückungen ~b=l, ~c=l, ~d=l, ÜI=l
und ~II=1 eingeprägt; das liefert drei Knoten- und zwei Netzgleichungen; sie lauten:
-( Mba + Mbc I·; = 0; -( Mcb + Mcd I·; =0; -( Mdc + Mde )-1 =0 (313 )

, /
(Mab + Mba + Oab tPab lab ).(+1)+ (Mbc+ Mcb + ObctPbc·lbc).{-l/xl+
I
/ /
/
I
I
/ +(Mc:d+Mdc +Ocd tPcd· lcd).{lh)+ Lbd(+lll+
I /
(314 )
+Hb(+ll) +V
I I
I
I c (-lllZtana.) + Hc ·(+ll/Z) = 0

(Mbc +Mcb + 0bctPbc·lbc ).(+1h)+ (Mcd+Mdc+ °cd tPcd· lcd).{-l/')l)+


+(Mde+Med +OdetPde·lde)(+11+ Lbd(-1·t)+
+iic (+lllZ tana. I + H
c ( +ll! Z) + Hd (+ II I = 0 ( 315 )

--- I
Lbd
----.
--.--e_ Lbd
Alle Momente werden durch die Grundformeln des Verformungsgrößenverfahrens Th. 11. Ordnung
ersetzt (Tafel 7.2):
Mab=Aab'lla + Bab'llb -(Aab+BabltPab + Mabusf.; L b= EFab.lIl b (316a/b)
a lab a
dI
Bild 87
Lab ist die Längskraft im Zugband, positiv im Sinne einer Zugkraft (;;Verlängerung). Um
eine Verwechslung zu vermeiden, wird die Querschnittsfläche des Zugbandes mit F abgekürzt;
Die Verschiebungsfiguren liefern für die in den Teilbildern e und f definierten ll-Werte: später wird die Benennung auf A umgestellt.
I: lI',1=tPU·l = IJ.ll i lIZ,I= lI3,r=lI',r/Z,sina. = 1J.1·I/Z·sina. Für die erste Knotengleichung folgt beispielsweise (wenn sie zunächst mit -1 durchmulti-
( 307) pliziert und zudem beachtet wird, daß der Stiel fuß eingespannt ist: ~a=O):
I1:lI4,n=tP4,II'l = 1J.11't. lIZ,lI= lI 3,lI =lI4,n/Z·sina. = IJ.ll'llZsina.
Mba + Mbc =
Mit der Abkürzung = (Aab+ Abc)<Pb + Bbc'llc - (Aab+ Bab)tPab- (Abc+ BbcltPbc+ Mba + Mbc=
')l =lß.tana. (308 )
l
= (A, + AZ I 'llb + BZ 'llc - (A, +B, )tP, - (A Z + BZ Iq,Z + Mba + Mbc =
folgt z.B. für 4J 2 ,1:
=(A, +Az )'llb + 8Z'llc-(A, +8, )IJ.I -(Az +8z )~(-IJ.I+IJ.II) +Mba +/;jbc= 0 (317)
tPZl =- lIZ,1 =_ lIZXZcOSa. = lIl,I·Zcosa
(309)
,lZ IR lR -Zsina. Unter Verwendung der Abkürzungen
Zusammengefaßt: ')l =JR...tana.· 5 = !!B...
..!.-COSa.. X = ~, Xz = J!L; X3= .Ql.; y = ~ (318)
I ' EI lR ' 0, 0, 0, EI· IR
IJ.I= 1 = tP',1 : tP2,1= - tP3,1 = -1J. 11'll ; tP4,! = 0; lI[S,I=-l·1J.1
(310) läßt sich das Gleichungssystem (G.313-315) in eine dimensionslose Form überführen. Im
1J.n= 1 = tP4,1I : tPz,n= - tP3,n = + IJ.n Ix; q,',n = 0; lIlS,lI =+[·IJ.II Falle des Zweigelenkrahmens sind für die Stiele die Grundformeln des einseitig gelenkig
gelagerten/einseitig eingespannten Stabes einzusetzen. Tafel 7.3 weist das Ergebnis
Die endgültigen Stabdrehwinkel ergeben sich durch Superposition (G.303). ~I und iJ- I I sind
(einer längeren Zwischenrechnung) für den Zweigelenkrahmen und den eingespannten Rahmen
die Bezugsunbekannten: q" = q,1,l·1J.1 + tP',lrlJ.n = 1-1J.1 + O·lJ.n = IJ.I
aus. Die Gleichungssysteme sind zur Hauptdiagonalen symmetrisch, wenn die Netzgleichungen
1 1 1 (wie zuvor die Knotengleichungen) mit -1 durchmultipliziert werden.
q,Z = q,2,1' IJ.I + q,Z,II·IJ. II = -"i" IJ.I + x IJ.n = x( -1J.1 + IJ.n )
Die auf Tafel 7.3 ausgewiesenen Gleichungssysteme werden für die weitere numerische Be-
(311 )
tP3 = tP3,1·lJ.r + tP3,1I·IJ.JI = +tlJ.l - ~ IJ.II = -t( IJ.I - IJ.II ) rechnung zweckmäßig programmiert.
Nach Auflösung des Gleichungssystems werden die Stabsehnendrehwinkel gemäß G.311 und die
tP4 = tP4,1 -IJ.I + tP4,lI·lJ.n = 0 ·IJ.I + llJ.n = IJ.n Längenänderung des Zugbandes gemäß G.312 berechnet; hiermit lassen sich dann die Stabend-
momente und -kräfte bestimmen. Schließlich werden die Schnittgrößen innerhalb der Stab-
lIlS = (-1J.1 + IJ.nl-l (Verlängerung: positiv) (312)
bereiche und die Kraft im Zugband ermittelt.
- 364 - - 365 -
Tafel 73
Giebelrqhmen mit Zugband Elastizitätstheorie 11. Ordnung
_ ~Uc _ ~
iib ~b~~fi;" EiR--- v~ ~c~
~ [J ~ 'l",b,"'" _]
~h: ~~V/k J
\ - - - - - - IR - - - - . . - \
a e

Giebelrahmen mit _gelenkigen Stiel tüßen (Zweigelenkrahmen )


IJ.n Belastungsglieder

25B 2 =0
Wlinks Wlinks +wrechts
+ lt(A'2 + Bi I -1f(A'2 + B2 I 2
2 Bild 89 a)
_2~(A3+B3) + ~ (A']+Bj)

Bei der Aufstellung der Netzgleichungen wird die virtuelle Arbeit der auf die Stäbe direkt
3
einwirkenden Lasten über die Arbeit äquivalenter Knotenlasten erfaßt. In Bild 89a ist dar-
gestellt, wie die virtuelle Arbeit einer Gleichstreckenlast (bzw. deren Resultierender)
mit der Arbeit der Stützkräfte des zUgeordneten einfachen Balkens (hier am Beispiel des
4 Stabes 2 gezeigt) gleichgesetzt wird:
I, Wlinks +Wrechls pI w pI W (319)
P Z = -z-
links + -z-
rechts
%(A'2 + B + A'] +B;l+2 Die virtuelle Arbeit der Stablasten wird demnach über die virtuelle Arbeit der Knotenla-
+y -Ci +
sten erfaßt: Teilbild a zeigt die positive Definition der Gleichlasten P1 bis P4 und Teil-
X
-(X+ X2+ ] le: 2
2'Kslna 1 bild b die positive Definition der Knotenlasten (vgl. Bild 87a). Teilbild c dient der Er-
läuterung, wie die Stablasten in die äquivalenten Knotenlasten umgesetzt werden:
Giebelrahmen mit eingespannten Stielfüßen
- I IR - IR
Be lastungsgliede r Hb= P,z + Pn; tana.', Vb = Pn;
- _( ) IR - _ IR (320 )
Hc - P2 - P3 T tana.; Vc - (P2 + P])4
25 Bi =0
- I IR - IR
Hd=-P4Z-P34tana.; Vd = P]4
+~(A'2+Bi)­ - 2,:. (A'2+ B'2)+ Bei diesen Lasten
26B; =0 handelt es sich um
2 " - 2:, (A'] + B']) + 2,:. (A']+ 8'])
Ersatzlasten, mit-
tels derer die vir-
3
tuelle Arbeit der
direkten Stabbe-
lastungen in die
4 Netzgleichungen ein-
gerechnet werden.
Sie werden nur
~ (Ai + B'2 +A'] + 8'] 1+ -I{(Mbc+~bl-~(~d+MdC~ hierzu benötigt.
s +2(Ai,+Bll+Y - + (~e+ Med) + Hd"l + =0
Sollen nach Auflö-
sung des Gleichungs-
-(X+ X2+ X] le: 2 +H 1- + VC _1_]J...
hsina. 1 C 2 Hana. EI systems (Tafel 7.3)
und Rückrechnung
der Stabendschnittgrößen Mund T die Längskräfte L aus den Komponentengleichgewichtsglei-
chungen an den Knoten bestimmt werden, sind nur die realen Knotenlasten (H,V) zu berück-
sichtigen, weil die Stablasten über die Belastungsgl ieder (M,T) in die Grundformeln ein
- 366 - 367 -
gehen! Im Falle des hier behandelten Beispieles gilt (Bild 90):
1 - . F, F1
Lbe=- coso.(Z+Hb + TbcS1no. - Tba) =-02' Lba=-(Vb+ TbcCOSo. - Lbcsino.) =-01 (32') f2 F2
-dsa( Z - Hd - Tde sino. + Tde ) = - °3,
Lde = - Lde=- (Vd - Tdccoso. - Lde sino.) = - 04

Diese Gleichungen folgen aus l:H=O und l:V=O an den Knoten bund d. Die entsprechenden Glei-
c: 1
i:~l ':-1 i -:Jl
chungen im Firstknoten c dienen der Kontrolle:
- 1- -.... 1=.... ~ ...._i 16"' ~
2J
'
ü:i
1=
1
LU

l: H= 0: He - lcbCOSo. + LetJC0so. - Teb sino. - Ted sino. = 0 1 1°


(322 ) 2
l:V = 0: Ve + Lc~ino. + Lcdsino. - Teb coso. + Ted COso. = 0
" /.

I.. J
IR IR
Die Rechnungen selbst werden iterativ durchgeführt: Im ersten Berechnungsschritt werden
P, P,
die Druckkräfte zu Null angenommen, das entspricht einer Berechnung nach Theorie I. Ord-
nung. Für die nunmehr sich ergebenden Druckkräfte wird die Rechnung wiederholt und das
iterativ solange, bis sich die Druckkräfte nicht mehr ändern. Von Hand sind derartige
3,5
r-'b"
I
"," ./
V
1,7
./

Rechnungen langwierig.
1:7~~ ./ ./"
~
/ .J ~ ../
.L..;L].~icklösuQg ohne Berücksichtigu)lg-ill ~gJAruckkraft ,,~ .J " ./ 1,5
4Y
1...--""':::;
/
./
/'
Bild 91 kennzeichnet die Problemstellung. Die
3,0 ~
y
~" ,,/ tl~

Druckkräfte in den Stielen sind ungleich: ~ IV ~ /' V \)


~ ..,/
1,4
'"VV----
",
<:;;:.~'" ..#
D1 =F" D4 =F 2 ; die Druckkraft im Riegel ist Null. r:Y \)')or :--' ./
"" rffJI" /'"

~~ ~V
t::'!I~"""":::::::-~---:--_"::::::""""';::?-i~ Dieser Fall ist in den Gleichungssystemen der ~~
..... ,/
/' ./ .... ':: ;;.-- I\'). ~ " './ ....,-
/"....~"" /
-~I'=~ 1
1,3
Tafel 7.3 als Sonderfall enthalten. Die für die ,,~ V .-/ /....-:: -;:?' ~\').~ . / V V
_i
. . ,= Rahmen mit Fußgelenken bzw. eingespannten Stiel .A:: rr ." I".o\'}
""/ ~ " rr./. ?": ~ ""\.~I ..., ,.,- V

,
./
2,5 1,2
füßen sich ergebenden Gleichungssysteme sind l' ~
V
/' \",/ ;"'ffI;~", ~':: / ..".~ ... " ..". V
1 4 homogen. Aus Det=O folgt die Eigenlösung=Knick- ........--- ........---\.~
......-V /
lösung. Bild 92 gibt als Beispiel das Gleichungs
system für den eingespannten Giebelrahmen wieder;
r
~
~ 107 ...J
A~ ,-/
V
/""
~~,. V

---- V
~
~ --
-::......
1,1
"'.AI,!/,,,,,, v /
~r/
""
../ / . /
,.,-..".io-\\J~/ ...,/V
\
...,...1-' v--:
1,0 ~/ /
,-:; ' / /' \\'\~ ..". V ~
/
/'" \~;;- V ....
Bild 91 dabei ist berücksichtigt: ",,j V /' V ,.,-'\ ~ ~
--:: // .-/ / """'-:::V V
2,0
..........;::: V ~ ""..". V
~\~
.... 'I.
... l,....--': V
0,9
............... . / ""~ v....,- -::/- / V\\)
I. ",

..... .y ..,/ ~ t::/' .....---: I.\\) i-"""


. / /"'" ~ ~ --::::::.
4>b 4>c 4>d IJ.r IJ.rr ~V k:;;:: ~ ' l ..". 0 ' l % ?'" ""'"
_ 1l.§.. 0,8
1 Ai + 86 46 - - (A'1· 8') 126
, +7 =0 ~...;:: ~ ~ V ~~
X
1,5 ~ ~
V
0,7
2 166 46 - - =0
o 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 o 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
3 A'4 + 86 126
--;;:- B') 126
- (A'4+4+-;;:- =0 -x -x
4 2(A,+Bi l +JM +Y - E,2 - ~~ -Y =0 Parameter: X= tano.. .JL 6 = coso. . _R- . -
EI I
Diagramme: Pli ß2=!i
I ' E! IR'
5 2(A'4+ B,)+ 4!~+Y_X~2 = 0
Knickliingen: SK,= PlI ; SK2= ß21
Bild 92 PI ist unabhängig von Xi der Einfluss von y ist gering:- y =1000,---y =10
In Bild 93 ist das Ergebnis der Berechnung dargestellt. Angegeben ist der Knicklängenfak-
tor ß,=n/E'Ki' Der Einfluß der Zugbandsteifigkeit geht über den Parameter Bild 93
EA·~ (323)
y=~ l..J...J.., 6 ...lL.KDic kJJisJm.g_ mit Be r üc ks ich t i g ~ IliajJ.cld r~ f t---.liil d ~
ein; dieser erweist sich als untergeordnet. Im Falle F,=F 2 ist die Knickfigur antimetrisch, Es wird eine symmetri-
das Zugband erfährt keine Längenänderung, folglich ist der Einfluß von y Null. (Zur De- sche Druckkraftbean-
finition von y siehe die Legende in Bild 93.) spruchung im Giebelrah-
Auf die analogen Knicklängendiagramme für zugbandlose Giebelrahmen in [11 wird hinge- men unterstellt: Im anti-
wiesen. ß, ist in Bild 93 über metrischen Knickfall ist
das Moment im Firstknoten
x=~=~ (324) 1- LU ü:i
Null; dieser kann daher

aufgetragen.
0, F,
a
~,
,-1 durch ein Gelenk ersetzt
werden. Zudem erleidet
IR
der Punkt nur eine hori-
Bild 94 a) b)
- 368 - - 369 -
Tafel 7.4
zontale Verschiebung. Somit kann der vollständige Rahmen durch das in Bild 94b darge-
stellte System äquivalent ersetzt werden. Für dieses gilt m+n~1+1~2. Bezugunbekannte Knicklängen Syste-m: (j.iebelro.hmen
sind ~b und ~ab' Drei- und Zweigelenkrahmen sjnd gleichwertig. - Die Gleichgewichtsglei- Symmetrische Beillstung
chungen lauten: ~ OEIR
R--
~~~
ElR--
Drei- und Zweigelenkrahmen: (325) -.::--~ 2 -'-.
~2 O
2 :::---.-.::--::....::
.:..--::' (1
I....... Zugbllnd:~ ....-
i1\.-------\1 i 1 11 =I
, ZUgbllndV
I \....__\1 CD 1--1
Eingespannter Rahmen: (326)
..... 1=1 Zweigelenkrnhmen
CD ;::; j= IR
1= . .....
1=
~
.....
Nach Einsetzen der Grundformeln des Verformungsgrößenverfahrens ergeben sich nach Zwischen-
1
,
12=2cosa ,1 Eingespllnnter Rllhmen 1-
J ,
rechnung die auf Tafel 7.4 angeschriebenen Knickbedingungen mit den Parametern B und ~: IR L 1R .I
, IJ. =~ OR'EIß'
( 327)
Pllrllmeter : -0'= EIR·I cMa Er1R O' EI ' System und Oruckkrnfl symmetrisch
Die Lösungen der Knickbedingungen sind auf der Tafel in Form von Knicklängendiagrammen Knickbedingungen : (E z=e:,1J.12/lJ; G): E, sinE1 (sinEZ - EZCOSE2 J- 26 COSE1 E~ sin E2 =0
dargestellt. Aus ß 1 folgt:
CD: sinElfE,[SinE,-E1COSE1HsinEz-EzcOSEzJ+261211-cOSE1 )-E1sinE1] E~ SinEz} -E,(1-COSE1 J2.
(328)
Damit ist auch die Knickkraft bekannt. .(sinEz-E2coSE2) =0
2 n ZEI R 26
Knickliingen: St ie I: sK1=ß, I ,R iegel: sKZ=ßzI2=ßz 2c~~a ; OnI =nslOZ
_ _-+-o;;;;;;;::::-------;;;-----f ,.., Die Anwendung der Tafel wird an zwei Beispie- EI ; °n=--;
I sKZ 2 ß2" Ilß1
t.r> len erläutert; Bild 95 zeigt die Systeme. Im
""""=,--!-----,.------==.. ----+,..,' 10 , IJ 1 11 5 I I 11 rT 1 1 11 I
Falle a handelt es sich um einen Giebelrahmen
a =10'
= ß, I 1_ 1/ f-. 1- 1/. ß1 TI_ ~I/L ~ 111 11 1 J -U-
4 "",,' mit Zugband und flacher Riegelneigung, demge- 6=0,10_ 0)25 - 0,15JL 0)75 _O,ZO_ 6=0,10. ,-0,15 _ 0,20 _0,25_ 0,30 _0,35 _
~"'----------",oA....-+
t - - - - - - 1.0,0 -------r-I a)
mäß tritt eine hohe Giebeldruckkraft auf. Im
Falle b hat der Rahmen kein Zugband; die Rie-
t 9
1
I I
1 11
, t
4,5
,
T
, ,
1
11 I1 1/ T J
geldruckkraft ist relativ gering.
~ : Giebelrahmen mit Zugband. 1
I J
11 11
I
0.225- 1
1 11 !I
11
J '-
0,40,..-
"
Stiele: I =67120cm 4; 0 =117 kN; 1= 8,Om
11 1 11 11 1 1
1 1 1 11 I 11 11 11 I1 11 1 1
Riegel IR=48200 cm 4; DR=325 kN; IR=40,Om B ~
I -~,Z{- -
~I-.- - 26,0 - - - - . ; . . j - b) 48200·8,0 '-:3-=25=-·"7"48=--O2-=00=- 1
1 1 11 I 11
I
,r--; 1 I 7 7 11 11 V
0,45_ J

Bild 95 6 = 67120.40,0 0,9850 =0,1415; IJ. = 117· 67120 11 11 11 1/ 11 1 1 / 1/


_ 26 _ 2·0,1415 _ J 11 11 [J 1 11
ßz- ""j:lß1 - 1,412ß1 - O,2004ß, 7 J 1 J 1/ ~7~_ 3,5 Q50 -
1 11 1I
7 11 J 11 1 /I 1/ 1 11 1I J
Zweigelenkrahmen : 13,= 5,90; ßz= 0,2004 5,90 =1lli. 1I 11 J 11 0,30 _ 1 11 J 11 lJ 11
11 1 V 1/ I 1 1I J 11 1 1
Eingespannter Rahmen: ß,= 4,40; ßz= 0,20044,40 =0,88 1 1/ I
6
1I 11
3 1 11 11 I1 1
iJ 1/ 0,60 -
Für den Zweigelenkrahmen sind in ~2J Knicklängentabellen enthalten; danach folgt für das 11
J
11
11 1 J
)
j
)
_lL
0,35_
11
11 1I
J
J rT
I
j
j
1I
11
I
'
vorstehende Beispiel: ß1~6,OO, ß2~1 ,199.
11 1I J 11 1I 1/ I 1I 17 11 11
~ Giebelrahmen ohne Zugband. Tafel 7.4 gilt unverändert, da symmetrische Belastung 1/
11 11 J ) 1/ 11 1111 1I I
unterstellt wird; die Druckkraft im Riegel wird berücksichtigt: 11 1I I 11 I) 11 1 f7 0,70
5 I) 0.40 2,5 v 1.11
Stiele I = 48200cm 4; 0 =86 kN; 1= 5,Om 11 1I ) 1/ 11 11 J 17 11 )
11 r7 17 11 I V J 1 I
Riegel IR= 23130cm 4 ; DR=61 kN; IR= 26,Om .....
'
) II 1/ I ~ '/ V Q45_ 1/1/ 11 Q80
23130 ·5,0 11 61 . 23130 / I1 V V ./ I ! 11 1 1 1 1 I v 1./1 11
6 = 48200.26,0 0,9078 = 0,0838; IJ. = V 86. 4B200 =0,5834 4~ / 11 / 11/ 1./ O,5~_ v 1 rT 7 7 /
I./iQ90 7
I....- j / 1/ 1/ V 1./ 2 J I J I ~ I 1/
26 2'O,OB38 P 1/ V V v V ./' 1,0
ßz= j:L'ß, 0,5834 ß, =O,2B72ß, V l/.J' V O,~ oll! /
JI 1 I
1/ 11I
./ ./
./ V
l-
1-- ............ l/r.,... .... 1/ 1/ /'
o,r .. I-"
/V '/17 v ./ V
Zweigelenkrahmen : ß, = 5,60; ßz =O,28n 5,60 =..1QL
Eingespannter Rahmen: ß, = 3,30; ßz =0,2872 3,30 =0,95 3 .... I.-~
L.-
_..... ......
_i.--
J..,.oo
~ .....
~
....... 0,8 ;;
1,5
I-'" ./1/ V
I-"
r./ r./ V 1./
':.or.. . Vi....... vi....
I....
I....
c,;;;
Z5 ~

-~ -~
....... 1-....... ~9 ..... I7P I........... ',5 10-
Nach [12] findet man für den Zweigelenkrahmen: ß1~5,59; ß2~1 ,61.
1 "T 1:;::'" .... 1.-.... I
Z 10-
2 L ~'51
l-
Berechnet man die Stielknicklänge ohne Berücksichtigung der Riegeldruckkraft, liegt man -
2 -, 1. 4
auf der unsicheren Seite. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4
Sind die Stieldruckkräfte unterschiedlich, wird die Knicklänge zunächst nach Tafel 7.4 -IJ. -IJ.
- 370 - - 371 -
unter der Annahme gleichgroßer Kräfte bestimmt (ßi); dieser Wert wird anschließend umge-
rechnet:

13,= 10,5(1 +1T1)ßi "ßi (329)


IPE 220
Hierin ist m=F 2 /F 1 (=X); zum Beweis vgl. [1].
~.6~merisches ~iel: Lastfä~EigJillgewich~neeund kLtng.-
Das Tragsystem für
5,25 kN Im das folgende Rechen-
HI;EEEEEE[B3~ beispiel ist in
Bild 96a dargestellt.
3,50kN/m Lasten Theorie I.Ordn.
~' Es handelt sich um (y=l,O) y =1,0
b
a Zugband ct>20mm
tana.= 0.5: a =26.57·
1 =
9 und s beziehen sich
hier auf die Einheit
einen )Zweigelenk-
rahmen mit Zugband;
50,1 kN

:J
es sei EIStiel=EIRiegel.
cosa.= 0.B9~~ der Grundfliiche Traufhöhe 6,Om,
sina= 0.U73
0 Firsthöhe g,Om,
Stützweite 12,Om. 7, 3S 7,35
"-'>'~--------i~_
12,0 m a) b) Es werden drei Last-
fälle untersucht: 1~ 0,70kN/m

J1"~'"/:;\;::::
(2): Eigengewicht Lasten Theorie I.Ordn.
und Schnee; 0: (y= 1,0) y =1,0
Eigengewicht, voller 31,9 kN 45,4 kN
Bild 98 3&9kN bl c)
Schnee und halber

t- 6,0
'y/
cl
Wind; 0: Eigen-
gewicht, halber Mittels eines auf der Basis von Tafel 7.3 erstellten Rechenprogramms werden die Schnitt-
Bild 96 Schnee und voller größen berechnet. In Bild 98 sind verschiedene Ergebnisse dargestellt und zwar für einen
Wind. Rahmen mit IPE220-
Stäben für die
Zugkraft Zim Zugband Oruckkriifte
La st fa II Quersehn. y=10 y =1} Cl. Y=10 Th. I. O. >L
0
Lastfälle und

IPE 270
Th. I. O. Th. H. O.
~8,50 83,30 1,01
01 '
52,5 58,~
02 03
58,~
04
52,5 1055
0. In den Teil-
CD IPEm 51.17 8a03 lOl 52,5 60.3 60,3 525 1072 bildern a sind noch-
9+s IPE220 5288 91.12 lOI 52.5 61.6 61.6 52.5 1083 mals die Stab-
1,40kNJm 0,70 kN/m 0,70kN/m IPE 200 5U2 93 6~ 102 525 626 626 525 1092 und Knotenlasten
kN kN für y=1,0 einge-
Rahmeneckmoment Md Oruckkriifte
Lastfall Ouerschn. y=1,O 'Y =1,5 'Y =10 Th.1. O. tragen, (y: Sicher-
o Cl. 0, . 02 >L
Th.1. O. Th.II. O. 03 04 heitsfaktor; y =1,0
"cl IPE 270 - 35./'5 - 5ZB3 10BB 56,0 589 536 m8
50.1
P, P2 P3 P4 Rb Vb He Vc Rd Vd CD I PE 2/,0 - 32.70 - 5679 1.15B 50,1 57.9 60B 53.6 ID65
bedeutet Gebrauchs-
g+s+1- I PE 220 - 30,95 - 5921 1.275 501 59,2 62,0 536 1075 lasten.) Die Teil-
9 0 2,BO 2,80 0 -4,20 2,10 0 4,20 4,20 2,10 63,0 53,6 108~
s I PE 200 - 29.58 - 69,22 1560 50.1 60,1 bilder b zeigen den
0 t..20 420 0 - 630 315 0 630 630 315 kN m kN
w 140 [125 -070 -070 0 0 0 0 0 0 Verlauf des Biege-
Rahmeneckmoment Md Oruckkräfte

~
g+s 0 700 700 0 -1050 525 0 1050 1050 525 Y =1,0 Th.1.0. momentes füry=1,0,
Last fall Ouerschn. 'Y =lO 'Y =1,5 a.
g+ s+wl2 0,70 7,125 6,65 -0,35 -10,50 5,25 0 10,50 10,50 5,25 0, 02 03 >L
berechnet nach
Th.I. O. Th.lI.O. °4
9+sl2+ w 140 515 420 -070 - 735 3675 0 7,35 Z35 3675 IPF 270 -mo - 6989 1091 319 36.2 /,19 389 1038
k 17m kN d) Bild 97 CD IPE m - ~O B9 - 7065 l151 319 3Z5 m 3B,9 105/,
Theorie I. Ord-
nung, und die Teil-
Als erstes werden für die schrägen Riegelstäbe die quer- und längsgerichteten Belastungs g+t+ w J PE 220 - 39,7 ~ - 74 00 lW 31,9 38.3 ~~O 389 lOH
komponenten berechnet. In Bild 96c ist das Vorgehen für den Eigenlastanteil g gezeigt:
IPE 200 - 3887 -B2l.7 HH 319 390 W 38,9 1072 bilder c den Ver-
kNm kN lauf des Biegemo-
g bezogen auf die Dachfläche: 3,50·0,8944=3,13kN/m. Zerlegung senkrecht und parallel zur Bild 99
mentes füry=1,5,
Dachfläche: g1 =0,8944'3,13=2,80kN/m, gll =0,4473·3,13=1,40kN/m. 1,40·6,71/2=4,70kN ist
berechnet nach Theorie 11. Ordnung.
die längsgerichtete Kraft an bei den Stabenden; sie wird in Knotenkräfte umgerechnet: Ver-
Im Lastfall G) ergibt sich die größte Zugbandkraft, die Lasten wirken symmetrisch; in
tikal: 2,10kN, horizontal: 4,20kN. - Die auf diese Weise berechneten Lastbilder der Ein-
zellastfälle g, sund w sind in Bild 97 ausgewiesen und tabellarisch aufgelistet, ein-
den lastfällen 0 0
und ergibt sich das größte Rahmeneckmoment im leeseitigen Trauf-
knoten. Führt man für unterschiedliche Rahmen die Rechnungen durch, findet man für die
schl ießl ich der kombinierten Lastfälle (2), und CD 0.
Fall s folgt aus Fall g durch
Zugkraft Z im Zugband für g+s das in Bi 1d 99 oben eingetragene Ergebni s: y =1,0 Theorie
Umrechnung: 5,25/3,50 1,50.
I. Ordnung, y=1,7 Theorie II. Ordnung. Im mittleren und unteren Tabellenteil sind die
- 372 - - 373 -
Ergebnisse der Lastfälle g+s+w/2 und g+s/2+w für das maßgebende Rahmeneckmoment Md einge- zu brauchbaren Ergebnissen, wenn der Verformungszustand der einwirkenden äußeren Lasten
tragen: y=l,O Theorie 1. Ordnung, y 1,5 Theorie I!. Ordnung. Im erstgenannten Falle sind mit dem Verformungszustand des (dem Druckkraftverhältnis zugeordneten) Knickproblems
die Oruckkräfte und im zweitgenannten die Bi~gemomente größer. affin ist. Im vorliegenden Fall bewirkt die lotrechte Riegelbelastung hohe Eckmomente,
Ein wichtiger Indikator für den Verformungseinfluß Theorie 11. Ordnung ist der Vergröße- der zugehörige Verformungszustand korrespondiert indes in gar keiner Weise mit dem Knick-
rungsfaktora, also der Quotient Schnittgröße Theorie 11. Ordnung zu Schnittgröße Theorie zustand. Im Lastfall Wind ist diese Korrespondenz vorhanden. Daraus läßt sich folgende Re-
1. Ordnung. In Spalte 5 sind diea -Faktoren ausgewiesen. Oie Zugkraft Z erweist sich hier gel ableiten: Es wird nur der die seitliche Verschiebung bewirkende Windlastbeitrag um
als vom Verformungseinfluß praktisch unabhängig, beim Rahmeneckmoment ist der Verformungs- den a-Faktor erhöht und dieser Faktor unter Bezug auf die Druckkräfte jener lotrechten
einfluß ausgeprägt und zwar umso mehr je 'weicher' der Rahmen ist. Insgesamt ist bei die- Lasten bestimmt, die der seitlichen Verschiebung richtungstreu f~lgen, also hier der La-
sem Beispiel der Lastfall ~ mit vollem Wind (trotz geringerer Oruckkräfte im Vergleich steng+s bzw. g+s/2. In Formeln lautet diese Regel:
zum Lastfall 0) maßgebend.
( 331)
~6.6 Abschätzun'L des Verformungseinfl usses TheoriLl..L... O ~
Es soll als nächstes die Frage behandelt werden, ob sich der Verformungseinfluß (Theorie
I!. Ordnung) in den Lastfällen 0
und ~ mittels der Formel
1 1 Lastfall 9 + t +W
(332)
0.=
1 __
O~
°_ bzw·o. R=--,-:::-
l-Jl!L
O~~
(330)

abschätzen läßt. Zur Beantwortung dieser Frage wird die Knickkraft für die Oruckkraftver-
hältnisse der einzelnen Lastfälle benötigt; vgl. Abschnitt 7.3.3.6.4. Um Tafel 7.4 verwer- Durch den Index I wird deutlich gemacht, daß es sich um die Schnittgrößen des jeweiligen
ten zu können, werden benötigt: Teillastzustandes nach Th. I. Ordnung handelt. Die Superposition der Teillastzustände
6= ~ COSo. = 1~.~ 0.8944 = 0.447; ~ = if- wird aus G.331/332 erkennbar: Nur der Windlastanteil wird um Cl erhöht. Um die vorstehende
Regel zu prüfen, werden die Schnittgrößen nach Theorie I. Ordnung für y=l ,0 berechnet.
Für die (für y=l,O nach Th.!.Ordn. berechneten) Druckkräfte, bezogen auf die höher bean- In Bild 101 sind für vier unterschiedliche Riegel IPE270, 240, 220 und 200 das Eckmoment Md
spruchten Stäbe 3 und 4, sind die ~-Werte in Spalte 10 der Tabelle des Bildes 99 ausge-
wiesen. Innerhalb der Ablesegenauigkeit des Diagrammes auf Tafel 7.4 findet man (praktisch Md D1 DL Variante: I
.. Variante: Il
..
unabhängig vom Stabprofil ): IPE 270 - 869 0. Md MJI Dift. 0. Md MJI Dift.
g: IPE 240 - 754 =
~'
= 122 - 5712 - 5783 - 0.19 123 - 5793 - 5783 +D.17
LastfaU(D IPE 220 - 682 ...... ~-
...... 1,37 - 5675 - 5679 - 5679 +030
ß4 = 2.82. ß3 =2.34 -0.07 138 - 5696
LastfallQ) IPE 200 - 624 162 - 5936 - 5921 +025 163 - 5957 - 5921 +0.61
ßI. = 2.80. 3
ß =2.33
219 - 6931 - 6922 +013 225 - 7056 - 6922 +1.94
LastfallG) ßi. = 2,75, ß3= 2.32 IPE 270 -1303
s: IPE 240 - 1132 Ln Ln 113 - 6939 - 6989 - 072 115 - 7022 - 6989 +0.47
IPE 220 -1022 ,..,
~.
,...,
~'
121 - 7008 - 7065 124 - 7132 - 7065 +0.95
Wegen der ungleichen Druckkräfte in d·en Lastfällen CD und CD wird gemäß G.329 gerechnet: IPE200 - 937 133 - 7340 - 7400
- 081
- 081 137 - 7507 -7400 +145
LastfaU CD ß4 = YO.5( 1~50.1/53.6)ßI. =0.9832.80 = 2.75 IPE 270 - 652
155 - 8136 - 8247 -136 1 63 - 8471 - 8247 +2.l1
kNcm kNcm kNcm kNcm "10
Lastfall G) ß4 = -V0.5( 1 ~31.9/38.9) 'ß~ = 0.954·2,75 = 2.60 s. !PE 240 - 566 .... ....
Ln

~'
Ln
Bild 102 "10 0) b)
2' IPE 220 - 511
Ln'
~

Bezogen auf die Stieldruckkraft 0 4 (um y=l ,5 erhöht) läßt sich nunmehr a=aStiel für IPE 200 - 469 und die Stieldruckkräfte 0 1 und 0 der Teilzustände g, s,
4
s/2, wund w/2 ausgewiesen. Geht man von den Cl-Werten aus,
LastfaUCD: Y·04 =1.5 ·53.6 = 80.4 kN IPE 270 -2748 die oben berechnet wurden (vgl. Bild 100), findet man die
CD
LastfallG): y·04=1.5·3a9 =58.4 kN w lPE 240 - 2770 ...,-
CD CD

-
...... in Bild 102 als Variante I in der zweiten Spalte für die
IPE 220 - 2782
IPE 200 -2794 vorgenannten Profile angegebenen Momente; z.B. im Falle
berechnen. In Bild 100 ist das Ergebnis ausgewiesen: Spalte 5 zeigt die a-Werte nach G.330.
In Spalte 6 sind die genauen a-Werte aus dem Vergleich der Rechenergebnisse Theorie 11.
des Rahmens IPE270 und im Lastfall 0:
IPE 270 -1374 ...,
..., cn IPE 270 t<\l = -1.5(869+1303 +1.22·1374) = - 5772 kNcm
Ordnung zu Theorie I. Ordnung gegen- w IPE 240 -1385 ......' =
~'

übergestellt. Die Abschätzung gemäß 2' IPE 220 -1391 In Spalte 3 stehen die strengen Werte, Spalte 4 weist
IPE 200 -1397 den relativen Fehler in Prozent aus. Der Fehler liegt im
Lastlall Querschn Y·D 4 D4,Ki o.Stiel o. Yh . II .O. G.330 liegt demnach auf der sicheren
kNcm kM Promillebereich, er beträgt maximal 1% zur unsicheren
Seite, indes in so krasser Form, daß
IPE 270 U1 122 109 Bild 101
CD IPE 240 80,4 296 137 116 die Abschätzung als unbrauchbar zu Seite. - Legt man der Abschätzung G.331/332 zugrunde,
9~S+1!. IPE 220 211 162 128 bewerten ist. Bei der pauschalen Mul- bezieht man sich also auf die Druckkräfte
2 IPE 200 148 ?19 156 tiplikation des Gesamt-Schnittgrößen- 9 + s : yO, =y·D 4 =1.5(21.0 + 31.5) = 78.8 kN
CI> IPE 270
IPE 240
58,4
493
331
1.13
121
109
115
zustandes nach Th. I. Ordnung werden
jene Lastanteile, die keine (der
9 +t: yO,=yD 4 =1.5(21.0 +15.75)= 55.1 kN.
9+.1.+ w IPE 220 236 133 124
2 !PE 200 1~5 155 141 Knickfigur affine) seitlichen Verfor- ergeben sich die in Bild 102 als Variante II angegebenen Ergebnisse. Hier liegt die Diffe-
kM kM mungen bewirken, überbewertet. Die Ab- renz im Prozentbereich und das stets zur sicheren Seite!
Bild 100
schätzung gemäß G.330 führt nur dann Sofern die Knickkräfte (z.B. über Knickenlängendiagramme oder -formeln) in einfacher Weise
- 374 - - 375 -
bestimmbar sind, gelingt eine zuverlässige Näherung mit Hilfe des O-Faktors. Der O-Faktor Es wird angesetzt: IPE240: wo=1/500, ~0=1/150. Berechnung nach der E-Theorie: Reduktions-
wird dabei für jene lotrechte Belastung bestimmt, die an der seitlichen Verschiebung des faktor 0,75. Zwei Stiele: Reduktionsfaktor 0,75. Diese Ansätze entsprechen dem Ent
Rahmens beteiligt ist, multipliziert wird ind,es nur jene horizontale Belastung mito, die wurf zur DIN 18800 T2! Für den Lastfall Cl) ergeben sich folgende Ersatzlasten:
die seitliche Verschiebung bewirkt, vgl. auch Abschnitt 7.2.4.4. HE =0.75'0,75'52,5/150 = 0.1969kN
L1....J......6. 7 Fortsetzung~es numeri S~i ~~ Lastfall : Vorverformungen~fektionen) - 8·60,3 l - 0 5 8·60,3 0 079 kNI
qE - 0,75· [2 . 500 -.7 6,71500 = .1 m
In DIN 18800 T2 (11.90) wird verlangt, Druckkräfte in unverschieblichen Systemen bzw.
Systembereichen mit sicheIförmigen Vorverformungen Wo zu beaufschlagen, deren Größe (Für den Lastfall ~ werden dieselben Ersatzlasten zugrundegelegt.) Teilbild b zeigt die
vom Typ der Stabprofile abhängig ist. Für Druckstäbe in verschieblichen Systemen bzw. Sy- Lastverteilung und Teilbild c die für die numerische Berechnung erforderlichen Stab- und
stembereichen ist der Ansatz einer Schrägstellung ~o (Bild 29b) und in besonderen Fällen Knotenlasten. In Verbindung mit der in der Tabelle des Bildes 97d ausgewiesenen Lastwerte
einer zusätzlichen Vorkrümmung vorgeschrieben. Mit diesen Ansätzen werden die inneren des Lastfalles g+s ergeben sich die für die Berechnung maßgebenden Lasten:
und äußeren Imperfektionen abgedeckt.
Hb =-10.50 + 0.035 = -10.465 kN (-10. 465 kN )
Oruckstäbe in verschieblichen Systemen Vb = 5.25 - 0.3237 =+ 4.926 kN ( +4,926kNl
bzw. Systembereichen P1= 0+ 0=0 (0.7000 kN/mJ
P2 = 7.00 +0.1079 = 7.1079 kN/m (7,2329kN/ml He = 0 - 0.3238 =- 0,3238kN ( - 0.3238 kNJ
o HE P3 = 7,00 - 0,1079 = 6.8921 kN/m (6.5421 kNlmJ Ve = 10.50 + 0 =+ 10.50 kN (+1O.50kNJ

.1 %= 10.50 + 0.035 = +1O.535kN


P4 = 0+ 0=0 (-0.3500kN/mJ (+10.535 kN)
Vd = 5.25 + 0,3238 =+ 5.574 kN (+ 5.574 kN)

~! l ] HE= OljlO I (Die Klammerwerte gelten für den Lastfall g+s+w/2.) Mit diesen Kräften kann gerechnet
werden, als wären es äußere Lasten. In Bild 105 sind Teilergebnisse wiedergegeben. Aus-
I gewiesen sind die Rah-
meneckmomente und die
IPEm ohne mit Im erfektionen
Linie
Linie
0: Wo =l/500 geringe)
b: Wo =1/250
Eigens ponn ungen
(vgl. Bild29b)
<1>20mm Oitt.
~
/. .
Oi 11.
./ l:S .
Zugbandkraft. Bezüg-
lich der Richtung der
sichelförmigen Vorver-
Linie c: wO=l/200 Mb - 3213 - 2909 - - 2954 - formung der Riegelstäbe
Linie d: wO=l/150 hohe a) Me - 4233 - 4233 0 - 4233 0
b) Mrl - 3213 - 3518 87 - 3473 75 ...... werden zwei Ansätze
" untersucht, vgl. die
Bild 103
Z +880 +88 0 0 +880 0 >- Kopfleiste in Bild 105b.
Man erkennt sofort, daß anstelle der Vorverformungen mit äquivalenten Ersatzkräften gerech- Me Die Gegenüberstellung
net werden kann; in Bild 103 sind die Ersatzkräfte für eine parabelförmige Vorkrümmung
bzw. eine Schrägstellung ausgewiesen. Im erstgenannten Falle ist darauf zu achten, daß Mh -7 +2457 - +2128 - der nach Th. I I. Ord-
Me - 3637 - 3637 0 - 3637 0
~
nung berechneten Er-
die Stabendkräfte qEl/2 mit eingeprägt werden, anderenfalls würden die Gleichgewichts- Md - 5680 - 5932 4,3 - 5899 ~7 gebnisse macht den
gleichungen verletzt [13]. >-"
Imperfektionseinfluß
Z +757 +757 0 +757 0
deutl ich. Im Lastfall
~ beträgt der Zu-
Bild 105 a) Min kHem, Z inkN b) wachs für das (für die
Bemessung maßgebende) Eckmoment Md :+4,3%. Im Lastfall 0,
bei welchem die Druckkräfte
.....~<:::...._-------~""
0.1969kH
~-~=----------~
0,1969 kM Rb
--
"d
niedriger liegen und die Windmomentenanteile relativ größer sind, beträgt der Imperfek-
tionseinfluß: +2%. Insgesamt ist der Imperfektionseinfluß untergeordnet. (Er wurde hier
Vorverformung ;;
Kniekbiegelinie

Bi ld 104
al
·1 ".", , .
--- 0,1969 kH
j~~"N
bJ
.,..I,';,.,_S_t_a_b-_u_n_d_K_n_ot_e_nl_a_SI_en_.,:;4b,

cJ
,,_
- gemeinsam mit den äußeren Lasten - y-fach eingerechnet, was an sich nicht notwendig ge-
wesen wäre!) Wirken planmäßig äußere Horizontallasten, gilt die Aussage allgemein.
~6~ymmetriekni~

Auf eine Besonderheit bei Berechnungen nach Theorie 11. Ordnung soll abschließend hinge-
wiesen werden und zwar auf das sogen. "Symmetrieknicken". Dieses Problem hat eher theo-
retische Bedeutung. Zur Erläuterung diene das zuvor behandelte Beispiel. Unterstellt
Für das im vorange.gangenen Abschnitt behandelte Beispiel zeigt Bild .104 den Anfangsverfor-
man eine streng symmetrische Belastung des symmetrischen Systems, so lassen sich - z.B.
mungszustand in Anpassung an die Knickbiegelinie; der sChraffierte Bereich ist "unver-
auf der Basis des auf Tafel 7.3 zusammengefaßten Algorithmus - Schnittgrößen und damit
schiebl ich", der darunter 1 iegende "verschiebl ich". Al s Beispiel wird ein Rahmen mit IPE-
auch Druckkräfte berechnen, die über den Knickkräften liegen! In Bild 106 ist dargestellt,
240-Profilen untersucht. Im Gebrauchszustand (y=l,O) betragen die Druckkräfte in den Rah-
wie sich das System unter konstanter Riegelbelastung symmetrisch verformt; die Zunahme
menstäben nach Theorie I. Ordnung (vgl. Bild 99):
der Stabsehnendrehwinkel \jJ 1 und \jJ 4 mit ansteigendem Lastfaktor v (Lastfall ist ange- 0)
Lastfall(D: 9+s : 01 = 52.5 kN. Oz= 60,3 kN. 03' 60,3 kN. 04 = 52.5 kN geben. Wird dagegen eine geringfügige Unsymmetrie eingeprägt, wachsen die Verformungen
Lastfall(1): 9 +s +f: 01 = 50.1 kN, 02= 58.0 kN. 03 =60,8 kN. 04 = 53,6 kN mit Erreichen der Knickintensität über alle Grenzen, hierzu vergleiche man die Graphen in
- 376 - - 377 -

v
6,0 6.0. v rr'-'
I I
\
F VI - I """",
I I
5.5 I
-~
1
YKi= 5.~ 2 I 1 •
\ Ir ,I
I I I --f-
~
5.0 ! 5.0. I
I
I
I I 1 i

,
I I
• • •• • • •• • • J l L=I I
\ IPE2~ / dI ._. fl hI

'4J1
let>20mm
4J 4
I
I
I

\ ',!i~.- -- /
\ '" /
2.5 2.5 I oder [
1\ 2.0 2.0
J al el I gl j I
\ 1,5 1.5
/ F
Bild 107
1\ 1,0 1,0
\\ 0.5 0,5 / Zwecks Gewährlei-
stung einer Trag-
4J 111O- 3
0 0
V 4J 1t 1l0-3
wirkung als gesamt-
-5 -~ -3 - 2 -1 o o 2 heitliche Stütze
Bild 106 müssen die Binde-
Bild 106 ): Der "symmetrische" Ausgangszustand geht in einen "antimetrischen" bleche bzw. Gitter-
Knickzustand über. Es läßt sich theoretisch beweisen, daß ein symmetrischer Spannungszu- stäbe in ausreichen-
stand bei Erreichen der zugeordneten Knickintensität, antimetrisch verzweigt, vgl. wegen der Weise an die
weiterer Einzelheiten z.B. [1]: Kriterium von KLöPPEL/LIE. Bei dem anstehenden Beispiel Gurtstäbe ange-
wurde die Druckkraft des rechten Stieles um 5%0 gegenüber der Druckkraft des linken schlossen sein.
Stieles angehoben. Aus den Graphen kann Bild 108 zeigt die
a) f) g) Wirkungsweise einer
Y
Ki
,,5,42 D
Ki
= 5,42 . 52,5 = 284 kN (01 Ki)
Verrahmung. In
Bild 108
abgeschätzt werden. Mittels des Knicklängendiagramms findet man: Teilbild b sind
die Bindebleche jeweils nur mit einer Schraube an die Gurte angeschlossen. Offensichtlich
ist diese Ausführungsform wirkungslos. Aus diesem Grund sind Bindebleche mindestens mit
zwei Schrauben (Nieten) anzuschließen, in diesem Fall erleiden die Bindebleche eine Biege-
7.4 Mehrtei 1 ige Druckstäbe und Schubverformung, d.h., sie werden aktiviert, wenn der Stab ausknickt. Bild 108c ver-
7.4.1 Ausführungsformen - Rahmenstäbe / Gitterstäbe deutlicht, daß die Bindebleche an den Stützenenden besonders wirkungsvoll sind; sie wer-
Mehrteilige Druckstäbe und -stützen werden vorrangig aus Gründen der Gewichtseinsparung den dort häufig auch bei Gitterstützen angeordnet. Ein Aufsetzen der Gurte auf die Fuß-
ausgeführt; früher waren sie sehr verbreitet. Im modernen Stahlbau werden vollwandige und Kopfplatten ohne Endbindebleche ist unzureichend. - Die Felderzahl n ist gleich/größer
(einteilige) Stützen mit möglichst geringem Fertigungsaufwand bevorzugt, für mobiles Ge- 3 zu wählen, günstiger ist n;>. 4 oder 5. - Die Gitterstäbe (mit Neigungswinkeln zwischen
rät werden erstere auch heute häufig eingesetzt.- Von mehrteiligen Druckstäben spricht man 25 bis 50°) sind so anzuordnen, daß kein oder allenfalls nur ein geringer Versatz e der
dann, wenn der Querschnitt mindestens eine stofffreie Achse hat. Die Teilquerschnitte wer- Schwerachsen vorhanden ist (vgl. Bild 107i), das gilt auch für die Enden der Gitterstäbe.
den untereinander entweder mittels Günstiger ist es, die Achsen zu zentrieren. - Es ist möglich, die Gurte als Profile und
a) Bindeblechen ( - Rahmenstäbe) oder mittels die Gitterstäbe als Rohre auszubilden und umgekehrt, fallweise sind besondere Knotenbleche
b) Streben ( - Gitterstäbe) verbunden. Bei Anordnung von Bindeblechen spricht man auch erforderlich.
von Verrahmung (früher auch von Verschnallung). Ist eine Stoffachse vorhanden, verhält Um die Beanspruchung der Bindebleche zu veranschaulichen, werden sie zweckmäßig in Längs-
sich der Stab bei Knickung um diese wie ein vollwandiger Stab. Bei Biegung in Richtung richtung der Stütze geschl itzt (Bil d 108d): In dem in Stabmitte liegenden Bindebl ech ent-
der Verrahmung oder Vergitterung ist der Stab im Vergleich zu einer vollwandigen Ausfüh- steht keine gegenseitige Versetzung der Schnittufer, an den Stabenden sind die gegen-
rung schubweicher (und damit "knickweicher"). seitigen Verschiebungen am größten, folglich treten hier auch die größten Kopplungskräfte
Bild 107 zeigt in den Teilbildern b/c bis g unterschiedliche Verrahmungen einer zweitei- auf. Da die Knickbiegelinie sinusförmig ist, ist das Biegemoment ebenfalls sinusförmig
ligen Stütze aus [-Profilen. In Bild h/i ist eine vierteilige Stütze dargestellt; als und die Querkraft cosinusförmig verteilt:
Gitterstäbe werden i.a. Winkel- oder Rohrprofile verwendet. Bei vier- und mehrgurtigen 2 . 3
w(xl=fsinlrt _ M=-EIW"=-fEIlfrSlnltr U=M'=-fEI7scosltt (333)
Stützen ist die Einhaltung der Querschnittsform durch Querschotte (z.B.in Form von Dia-
gonalstäben) sicherzustellen.
- 378 - - 379 -
Eine Annäherung der cosinusförmigen Querkraftfläche durch eine konstante Fläche liegt Da die Gurte bei dieser Ober-
auf der sicheren Seite (Bild 108g). legung als dehnstarr ange-
Ist Q die auf ein Bindeblech entfallen- sehen werden, kann sich die
de Querkraft und a der gegenseitige Knickverformung nur als trans-
Abstand der Bindebleche, folgt die versale Querversetzung gemäß
Schubkraft T gemäß der in Bild 109 Bild 112b/c einstellen. Die
~ dargestellten Angriffspunkte aus ein- "Federsteife" des Einheits-
fachen Gleichgewichtsgleichungen: ele.mentes ist

i
CI I""

~+9'-"I
(334) C:: GAo. (342)
CI
f Ki
+-----+------'!IIt-- fKi,a und damit die Knickkraft:
Dreiteil iger Stab:

t I' JCll"" 3a I'


0,5 dI
, al bl cl (343)
,I t I
T = OSO% (335)
Bild 111

aoJntL
2 ~ 0)
ao~
3
L~ ao~~~
"ll~ ~ ~
b)
Vierteil iger Stab:
Letzteres folgt aus der Gleichge-
wichtsgleichung am ausgeknickten
"'l
c) (336) "Stab" (Bild 112c):
Bild 109
FKi,a ,6 - C,t,'.'," = 0 (344 )
Die Diagonalstabkraft eines Gitterstabes folgt aus: Die Knickkraft gemäß G.343 ist un-
o= --,.L ( 337) abhängig von der Länge des Gesamt-
Sinn
stabes!
Die Kraft in einer Horizontalstrebe beträgt in diesem Falle H=Q. (Wie erwähnt, ist Q die

,
Werden FKi ,M und FKi ,Q eingesetzt,
auf eine Wandebene entfallende Querkraft.) ergibt sich die Knickkraft des biege-
7.4.2 Knickkraft, Knicklänge und idee~hlankheit des schubweichen Stabes und schubweichen Stabes zu:
Bild 110 zeigt verschieden- 2

mmll~~m I
Bild 112 albI cl FKi = ~'[L
' EKi EI
(345)
artige Ausfachungsformen.
Gegenüber einem vollwandigen [2 GAa
, Stab ist der Steg mehr oder Oie Gleichsetzung mit der Knickkraft eines schubstarren EULER-II-Ersatzstabes der Länge
weniger aufgelöst. Hiermit SK = ßI (346)
i gehen größere Schubgleitungen liefert den Knicklängenbeiwert ß:
01 bl cl dl el fl 91 hI einher, d.h. der Stab wird
Bi Idl10 "we icher ll

( 347)
Wird nur die Biegeverformung berücksichtigt, beträgt die Knickkraft:
n:2EI
Ist der reale (mehrteil igel Druckstab selbst ein EULER-II-Stab (was der Regelfall ist),
(338)
FKi,M =FE = T
(E =EULER) ergibt sich:
, +
n: 2 EI
- ß= ( 348)
(Der Index M steht für Biegemomentenverformung; die Biegesteifigkeit EI baut sich allein lfGi\Q
aus den Gurtanteilen auf. Allgemeiner wäre es, n: 2 durch E Ki 2 zu ersetzen, vgl. Abschnitt Oie zugehörige ideelle Schlankheit ist wie folgt definiert:
7.2.2). Die Knickbiegelinie des schubstarren Stabes zeigt Bild l11b. Ein schubweicher 2 2
Stab (mit im Grenzfall unendlich dehnstarren Gurten) knickt, wie es in Teilbild c darge- ~i = =.L, + n: EI = ~' , + n: EI
"
",2 + n:2~ (349 )
~ [2 GAu. GAu.
stellt ist. Die zugehörige Knickkraft sei FKi ,Q (der Index Q steht für Querkraftverfor-
mung). Die gesuchte Knickkraft des biege- ~ schubweichen Stabes wird aufgrund einer A ist die Querschnittsfläche des Stabes. AQ ist von der Art der Verrahmung bzw. Ver-
Interaktionsüberlegung gemäß Bild 111d bestimmt. Das ergibt: gitterung abhängig. Um die Schubsteifigkeit
GAa :: S (350)
~
FKi,M
+ lL =, _
FKi,o.
FK'I = l '+ _'_ =, +
'F
--t'!1.M..
FK'I,M (339 ) der Ausfachung zu bestimmen, wird die Querversetzung eines Gefaches der Länge a infolge
FKi,M FKi,o. FKi,o. der einwirkenden Querkraft Q berechnet (vgl. Bild 113). Beispielsweise findet man für
Um FKi,Q zu berechnen, wird von Bild 112 ausgegangen. Das Bild zeigt ein Stabelement den zweiteiligen Rahmen- und Gitterstab:
der Länge 61=1. Wirkt auf dieses Element die Querkraft Q, beträgt die (mittlere) Schub- Rahmenstab (Bild 113a):
gleitung: t, = 4 Jl.(i!.l_o_ +zJL(iL)2_b_ +Q(i!..f._b_ _ y" ot, (351 )
1: Q 3 4 2EIO 3 2 2EIR b GAR,a
Y =G = GAQ - GAaY a" (340)
Jene Querkraft, die den Winkel y=l hervorruft, nennt man Schubsteifigkeit S: Der erste Term erfaßt die Biegung der Gurte (Index: G), der zweite die Biegeverformung
S:: GAo. ( 341) des Bindebleches und der dritte dessen Querkraftverformung (Index: R=Verrahmung). Die
Schubsteifigkeit ist jene Querkraft, die den Schubwinkel y=l hervorruft:
- 380 - - 381 - Tafel ZS
Q=1
Mehrteilige Druckstäbe mit Verrahmung und Vergitterung (D1N4114)
Einteilige Druckstäbe Mehrteilige Druckstäbe
Stabgruppe I Stabgruppe Il Stab ru e 1II
m=2 m=2 m=2 m=2;m'=2

I
~l- --~Jl ----1--- 1 D /y z
··1
- ;;-Y[1-'
1 r-
--F
Y--------
I I
TlI? ; '.\..Jl::'Y 1\~l./
/1..-- , .
~r--t--'il 1
i i 1I I~~'.y-r .-+-.
iO' yt-·-j-_·...y!Sl!!
'L ;.j 1z
;1
z L. IZ..l

~1
-1- l
ii
-~--~+~----
-I--I--I y
y/ '-'1 .t \. Iy= -115
y/ 0 \1 .

Über Eck gestellte Winkel:


IL_~ __"
md;m'=2
'1 !z
y-t-+~
iZ

-----.,------ Nur Nachweis für Ay erfar- -------~~------~


i
derlich. Ir Ir i'l ':
y -j---t- -t-'I --r y
y-y: Staffachse
z- z :stafffreie Achse SKy : Mittelwert !L.__ IL..~_,JL.J
'z

M
.
Ir=mln I ·
..
Ar
sKs
=-.- Ay =~ m 2'
i ; Azi = AZ2 ·-2-A,
y
i A y- i
-~
y-y,z-z :stafffreie Achsen
1·1: Minimumachse
" / " IS y
m: Anzahl der Stäbe in
Richtung y Ayj=+~·TA1y
1-1: Minimumachse des
S{L + ---!!L + .!!.-._1_) 1_ Einzelstabes '.= ,2.J!L,2
5 " GAU = 1 (352) "Zl "z 2 ",z
24EI G 12 EI R b GAR,U (~ + --.J!JL + _0_)
24EIG 12EIR bGARA
Rahmenstab : Hi lfsgrösse A, :
~l pr
Werden der zweite und dritte Term unterdrückt, ergeben sich "Schubweiche" l/GA Q und
ideelle Schlankheit A.j (gemäß G.349) zu:
111
H--'11
11 Rahmenstäbe : A,= ~
I,
1 1 02 ob 0 02 (353 )
A. k
~ i ~
Gitterstäbe : A -Tt
5" GA Q = 24 EIG
Hierin ist gesetzt:
+ 1fE1il + bGAR,Q ::: 24EIG

(354 )
"0"
11
i
11,
p,-'+[
'I
11
-ll
,- p·A D s,e 2
p : Anzahl der in para !leIen Ebenen
nebeneinander liegenden Querverbönde

Werden die Bindeblechverformungen berücksichtigt, folgt für die ideelle Schlankheit:


" 11
u
J--e
l
-J
IDIN ~1H:z)
AD: Querschnittsfläche einer einzelnen
Diagonoien ; d : deren Netzlänge
Ai = i! + Tt2A~ +~( obAG +2i.~~) (355) CD
12 6IR G b AR,Q 1) Felderzahl n?:. 3 (Rahmenstöbe )
Gitterstab (Bild 113b): Für eine Gitterebene findet man: 2) Stabgruppe II : A., =~:s 50
11
1I =LSS~= 0.--.l,_0_._1_ _ y =~ _ S( 1 ._1_-L) l1 (356) 3J Stabgruppe I und III :
EA Sill'Cl COSCl EAO 0 smra casCl EAo Al Hochbau: Kran- und Brückenbau
AO ist die Querschnittsfläche der Diagonalstrebe, - Schubweiche und ideelle Schlankheit 75
betragen:

7.4.3 Tragsicherheitsnachweis nach OIN 4114


~.1 Nachweisform
- A =2AG (357)
5 O-bom~.,.,.,;;50:;,.,.,.~'?7'"?'7:~~'

25
." ."
....
.... /

50
.... 1
r----
I
'A·zuIO'
I

A-
~-3--
100
Wyj·F

100
=A-
y

Ay
25

I
Die Reduzierung der Knickkraft durch die Schubweichheit der Verrahmung bzw. Vergitterung 50
wird über die Einführung der ideellen Schlankheit Ai berücksichtigt. Ai ist stets größer Sofern AY:5At}
A • muO sein {Al:5 1 ~
. y?:.Ay A1:5.T Ayg-3 A'zulo.l
als die Schlankheit einer vollwandigen Stütze mit gleichem Trägheitsradius i und gleicher F: zentrische Oruckkroft
Knicklänge sK: Nochweis der Verrahmung bzw. VergitterunQ..;
Ideelle Querkroft: Qj =W~iÖF (Hochbau), Qj = A:~IO' (Kran- und Brückenbau)
Es werden drei Stabgruppen unterschieden (vgl. Tafel 7.5):
Stabgruppe I: Einfachsymmetrische Querschnitte mit einer stofffreien Achse (z-Achse). Bei Rahmenstäben: Wenn e>20'il, ist Qj um 5leli1 -20)"10 zu er höhen,
m ist die Anzahl der Einzelstäbe. Für Knicken um die Stoffachse (y-Achse) Rahmenstäbe : Schubkraft T ist von m abhöngig, z. B. : m=2: T =~
e
wird der Knicknachweis wie für einen vollwandigen (einteiligen) Stab er- Gitterstäbe: D=~, sinu=-d e ; H=O H=D·cosCl CD: ,CD:
bracht. p·SlOU
Stabgruppe 11: Zwei über Eck stehende Winkel.
- 382 - - 383 -
Stabgruppe 111: Einfach- oder doppel-symmetrische Querschnitte mit zwei stofffreien Achsen, Der Schlankheitsbedingung für die Gurtstäbe wird genügt:
m ist die Anzahl der Einzelstäbe in Richtung y und m' in Richtung z.
Tafel 7.5 enthält die Rechenanweisungen nach- DIN 4114 für die Bestimmung der ideellen f- y= 54 < 100 '" 93_Al = 32< 50
4 _31,22·1625
Schlankheiten für die vorgenannten Stabgruppen. Die in den Formeln auftretenden Hilfs-
84.6 ·24
größen sind von der Ausfachungsart abhängig. Bei Rahmenstäben ist Al mit der Schlankheit Als nächstes werden die Bindebleche nachgewiesen. Es werden Bleche 200·200'10 mit Ober-
des einzelnen Gurtstabes identisch (Al=A ). - Die Anwendung der Formeln ist an gewisse lappschweißung gewählt (vgl. Bild 115a/c). Auf ein Bindeblech entfällt:
G
Restriktionen gebunden. Sie betreffen die Größe der gegenseitigen Spreizung: Al darf ge-
wisse Werte nicht Uberschreiten, anderenfalls werden die Voraussetzungen der den Formeln

it
zugrundeliegenden Theorie verletzt.
Für die Dimensionierung der Verrahmung bzw. Vergitterung sind folgende ideelle Querkräf-
te anzusetzen:
IT!
I
I
I
I
I
l
I
Hochbau: WjF (358) I I 1
Ilj= -B-O-

Brücken- und Kranbau: Q. = A zulo (359)


1 80

Wi ist die zu Ai gehörende w-Zahl. - Ist e>20i l ' sind die Qi-Werte bei Rahmenstäben um
5(e/i 1 20) in Prozent zu erhöhen; bei Gitterstäben ist eine solche Erhöhung nicht erfor-
derlich. Die Erhöhung kann in Form eines Faktors ausgedrückt werden:
[1 + 0,05(L - 20)]
I,1+0,05 L -1 ",0.05~
11
(360)
I, f.e-l
I . _ . .L a) d) e)
~.2~illL- Bild 115
Die Nachweise nach DIN 4114 basieren auf dem zulo-Konzept. Gegenüber der Fließgrenze sind 1 W F 1 1,22-1625 1
danach bei Druck- und Biegebeanspruchung folgende Sicherheiten einzuhalten: Ilj = ZT = 2' 80 '" '[208 =12,39 kN
St 37 : = 240/140 = 1.71;
YH YHZ = 240/160 =1,50
Es wird geprüft, ob eine Erhöhung gemäß G.360 erforderlich ist:
st 52 : YH= 360/210 = 1.71; YHZ = 3601240 =1,50
~. i -.! Um den Vergleich mit den Regelungen nach
20i, = 202,42= 48.40cm; e=24,54cm < 48,40cm
Somit braucht Qi nicht erhöht zu werden; die Anschlußschubkraft für ein Bindeblech be-
""\
11--- ~
r
1
1 DIN 18800 TZ zu ermöglichen, wird bei den trägt:
nachfolgenden Berechnungsbeispielen von T= ~= 12,39·78= 3938kN
e 24.54 '
=
....
"" I I y-fachen Lasten ausgegangen! Man beachte, daß im Vergleich zu Abschnitt 7.4.Z und Bild 113 anstelle a und b zu setzen

~
1
i 1. Beispiel: Rahmenstütze (Bild 114a/b): ist: 0 _51
Hochbaustütze 2[Z40-St37, Länge: 5,Om.
I b-e
= I I Zentrische Druckkraft im Lastfall H:
In Bild 115 sind unterschiedliche Ausführungsformen für den Bindeblechanschluß dargestellt;
....
"" I
I I F =1,71 950 '" 1625 kN es wird der Fall c gewählt; Schweißnahtdicke: 5mm. Nachweis der Schweißnahtspannungen:

t-
....
""
I
I
~~
Berechnung der ideellen Schlankheit und
w-Nachweis:
Z 4
A = 2,42,3 =B4.6cm ; Iy = 2·3600= 7Z00cm
11 = T '" 39.3B kN _
M = 110 = 393.BkNcm _
'11 = 39,38/0,5·20 =3,94 kN/cm Z
'1= 393.8/(0,5'202/6) =11.B2kN/cm 2
I
~~ lz '" 2·248 + 2·42.3·12.27 Z=13233cm 4 0v =V3.94 2 + 11,B2 Z = 12.46 kN/cm Z < 1,7113,5 =23,09 kN/cm 2
I, = 248 cm 4 Nachweis des Bindebleches (Dicke: 10mm):
=
....
"" I
I
I iy "'9.ZZcm; i z=12.51cm; i,"'2,42cm; 0=
Z z
393.8mO·20 /6) = 5,91 kN/cm ; ,= 1.5 39.38/1,020 =2.95 kN/cm2

t
=
"" I II
....
i
I
Ay =500/9.z2 =54; Az'" 500/12.51 =40;
Al = 781Z.42 '" 32
m=2: Azj =1/
~---

Vf- zZ+ TAl


m Z = ,/V40Z+ T2 32Z = 51
Im Falle eines Anschlusses gemäll Teilbild d verläuft die Berechnung entsprechend, in der
Stumpfnaht entsteht infolge Meine 01 -Spannung; in den Fällen a und b wird T zweckmäßig
über die Naht 1 und das Moment über die Nähte 2 abgesetzt:

Tl = T; TZ = Tel h (361 )
{-I
=
I
r wy=1,24; Wz'" 1,14; Wzj= 1,ZZ; WJ '" 1,09 Bei angeschraubten BindebleChen folgt entsprechend (Teilbild e):

"" I 0Wy =1.24 ·16251 B4.6 =23,82 kN/cm Z < 24 kN/cm Z Nl=T/z;NZ=Te/o (362)
T
/7 11
I
il\
i 0Wzj= 1,22 ·1625/84.6 =23.43 kN/cmZ < 24 kN/cm Z Aus N1 und NZ wird die Resultierende gebildet.
.,j,.!. 2. Beispiel: Gitterstütze (Bild 114e): Hinsichtlich Abmessungen und Belastung entspricht
=T die Stütze dem vorangegangenen Beispiel.
~ea) b) e) Es wird gerechnet (vgl. Tafel 7.5):

Bild 114
- 384 - - 385 -

+-
d =52em, AO= 3.0em Z. 51 =88em , e = 24.54em

Azi = V40Z +
"1 =rtl/~.LZ·
'V
f 19,22 Z = 44,4 _
2 AO 51 e
= rt

Wzi = 1.16 _
84,6.52;0 3 -19.22
2-3,088,024,54 2 - -

0zi = 1.161625/84,6 = 22,28 kN/em Z


~~~. ~~~~--~-§----~-.~---§--~-:-~-~-~-§-:-_-§-§-~.-~-~--~-~~.§-:
Trotz der größeren Gefachlänge (880mm statt 780mm) ist die Tragfähigkeit etwas größer
~nfnm:!!T------------+-+-+---i' i
(weil eine Vergitterung steifer als eine Verrahmung ist). Die Streben und deren Anschluß - l - - - - - - - - 565
sind für Knotenblech
0.. =.L 1.15·1525 = 1178 kN' 0 = _o._i_ = 11.78 = ± 12.09 kN
1 2 80 - '- ' 25ina. 20.4871 Bild 118
Der Stab wird durch 6 Bindebleche in 7 Abschnitte geteilt: sl=395/7=56,5cm.
nachzuweisen.
3. Beispiel: Zweiteiliger Fachwerkstab aus ungleichschenkligen Winkelprofilen Al = 51 /il = 56.5/1.17 = 48< 50
I Z I............... ~ .~ Schlankheit des Gesamtstabes um die y-Achse:
\ L100·65·9 1<'joWolJ~ ~~-----------------~~q::w:z:tiIo---+ AKy= 5Ky li y = 395/2.29 =173 - Wy= 5,05 -
~g: :I I
-y '---i- -
1
Schwerachse = Netzlinie -- --i ~il
I I
Wy r = 5,05 1~:8~ Z
= 23,75 kN/cm < 24,0 kN/em Z
Nachweis der Schweißnähte (Dicke der Binde- und Knotenbleche: 10mm):
686
o.i = 5.0~~65,0 = 4,10 kN: e=1,0 +2·1.69 = 4,38cm -
55
T= 4.1f,·3 8 ,5 = 52,93kN
Bild 116
Gesucht ist die Tragkraft, bezogen auf die Fließgrenze. Profile: Ll00x65x9-St37; Knick- Länge der Bindebleche: 60mm, Schweißnahtlänge: 50mm, Schweißnahtdicke: 7mm.
länge in beiden Richtungen 2,06m. Es werden drei Felder gewählt (n=3); Knotenblech: 14mm A =O,7.5,O=3,5cm 2 :
w
(Bi 1 d 116). 52,93
't1l=~=1.1 5 2 kN/ cm2
51 = 205/3 = 58,5 cm ; il =1.39 cm; Al = 511 il = 58,5/1.39 = 49,4 < 50
5Ky = 5Kz = 205cm; iy = 3,15cm ; Ay= 206/3,15 = 54.4; tAy = 32.7 7.4.4 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T2 (11.90)
~ 1 Nachwei sform
m = 2; Al =14,2cm Z ; A = 2·14,2 = 28,4oo Z
Für planmäßig zentrisch ge-
Z 4
lz = 2[46.7 + 14.2(0,70 +1.59) 1= 242.3cm ; iz = V242.3128,4 : 2,92cm drückte, mehrteil ige Stützen

Az = 20612.92 =70.5: AZi = y70,5 +


Z
t 49ß =86,1_wzi= 1.64 (maßgebend)
AG; IG= Iz,G
ist eine Ersatzimperfektion
wO=1/500 anzunehmen. Hierfür
F·wo werden Biegemoment und Quer-
"Elasto-statische" Grenzlast: A -+=--1t--y
kraft nach Theorie I I. Ord-
FEI -- ~ °F 28.4·24
1.64
41551 kN
=-'-""'-'",,-,--""- nung berechnet. Ist die Bie-
Die Winkelprofile werden mittels 14mm dicker Bindebleche verbunden (verschnallt). gel inie sinusförmig, ergibt
0. 1 = 1,54415.6=852kN
80 '
e = 1,4 + 21.59 = 4.58cm _ T = 8.52- 68.5/4,58 =127.6 kN
M(x) Q(x)
a)
z
hy b)
L j
sich das Biegemoment eben-
falls sinusförmig und die
Die Schubkräfte T wirken in den Schwerachsen der Profile; Querkraft cosinusförmig. Ist F die Druckkraft unter YF-~-facher Belastung, gilt nach
in der Anschlußebene zum Binde- bzw. Knotenblech kann an- Th.I.Ordnung (Bild 119a, in DIN 18800 T2 steht v o statt wO):
gesetzt werden (vgl. Bild 117): Mi(x) = FWOsinrtT - maxM~ = FwO (X = 1/2) (363)
7
TAnschlußebene = 22.9 T = 39.0 kN o.ilx) = FWOTCOSrtT - maxo.i=!FWOT (x=O,I) (364)
Hierfür sind die Schweißnähte beidseitig nachzuweisen ('tll)
Man liegt auf der sicheren Seite, wenn der Nachweis für Der Verformungseinfluß Theorie 11. Ordnung wird mit Hilfe des Vergrößerungsfaktors a. er-
T die volle Schubkraft T geführt wird, was zu empfehlen ist. faßt:
1 (365 )
0.= --F-
T in d1er
. J
I

I
4. Beispiel: Zweiteil iger Verbandsstab mit gekreuzten
Ansch unebene -'-----'----
Winkeln (Bild 118). Der Druckstab gehört zur Stabgruppe Ir.
Druckkraft 43,3kN:
1--
FKi

Hierbei ist FKi die Knickkraft des schubweichen Stabes, vgl. G.345:
2
Bild 117 Lastfall HZ. F =1.5,43,30 = 65.0kN 1 rt EI: (366)
FKi = --rt""'Z'-EC:-,.· T
Iz
Knicklänge in der Fachwerkebene 390cm und aus der Fachwerkebene 400cm: + 5;·[2
iy = ill = z.z9cm; il = il;; = 1,17cm; A = 2·5,91 = 13,82 cm Z Man beachte (auch in G.371, 372, 379):

sK =+(400d90) = 395cm EIt: m;ld" Edlz" mit Ed = EkIyM= 21000/1.1= 19091 kN/cm z
- 386 - - 387 -
Gegenüber dem aus den Gurten des mehrteiligen Stabes gebildeten realen Trägheitsmoment der Nachweis zu
führen, daß sich
( 367)
im höchstbean-
ist I: ein reduzierter Rechenwert für das "wirksame" Trägheitsmoment des Gesamtquerschnit- spruchten Gefach
tes [2]: kein kinematischer
Rahmenstäbe: I; = r{l1Iz,O + Ar,Yl) (368) Bruchmodus unter
'YF-tj!-facher Bela-
Gitterstäbe: I; = r AOY? (369) stung ausbildet.
11 ist in G.368 ein Korrekturwert, der von der Schlankheit des Druckstabes abhängig ist: Das höchstbean-
~~I{X) spruchte Gefach
11=1 tür 0s."Azä5. 11=2-;5 tür75 <"z,,15o,11=0 tür 150 <"z (370)
Bild 120 0) cl dl e) f) ist das mit der
"z berechnet sich zu , _ 2KL. .2 Iz ( ') größten Querkraft, dieses liegt im RegeTfall an den Stützenenden, vgl. Bild 120. Bei
I\z - i . Iz =
z
T
"z" I\K,z
einer Stütze mit zweiteiligem Querschnitt wird das Modell eines Zweigelenkrahmens zugrun-
(I nach G.367.) sKz ist die Knicklänge des Druckstabes für (globales) Knicken um die
z degelegt (Teilbild b). Für eine zwe21u~i~ Stütze betragen Normalkraft, Biegemoment und
stofffreie Achse z ohne Berücksichtigung der Querkraftverformung.
Querkraft in den Gurtstäben (vgl. Bild 120; x =a/2):
Die Schubsteifigkeit S· folgt beispielsweise für m=2 (Verband Ebenen zu: B
NIl MtI(x~ (377 )
Zwe.!JLurtiger !!::.uckst~~t~ ~ndeb~h~~=-- 5"= Nm
1 (371)
, = -Z ± - -..-
Wz Ao
z a2 ab a
Z4EIz,o + Z4EI B + 2 b GAB,a maxU II a maxU Il
I ist das Trägheitsmoment des einzelnen Gurtstabes und b der Abstand der Gurtstab-
Mo = TT; UO=T (378)
zG AG ist die Gurtstabfläche. Für das Schnittgrößentripel jedes Gurtstabes ist nachzuweisen,
Schwerachsen (b=2yS' vgl. Bild 119b). I B ist das Trägheitsmoment und AB,Q die Schub-
daß die plastische Grenztragfähigkeit des Querschnittes nicht überschritten wird, also
Querschnittsfläche eines Bindebleches (vgl. G.352). Der zweite und dritte Nennerterm
die (M/N/Q)Pl-Interaktionsbedingung eingehalten wird.
können i.a. vernachlässigt werden; für Eist Ed=Ek/YM zu setzen!
Gittersta~i~ Ver~~b~.!::~n G~5z.l:.. 5; = 2 .EAosin~.cosa.
A : Querschnittsfläche eines Diagonalstabes; liegen im Gefach einer Verbandsebene
(372) -.JiL -1'r:
I!ra) : bl
J,i,[ cl Für Stäbe mit den in Bild 121 dargestellten Querschnitten
gelten nach DIN 18800 T2 Vereinfachungen bzw. Sonderrege-
lungen; danach dürfen Druckstäbe mit Querschnitten gemäß
D
ausnahmsweise zwei knicksteife Diagonalstäbe (Kreuzverband), so ist AD die Summe der ..JL --li -.Ji Teilbild abis d für das Ausknicken rechtwinklig zur stoff-
Querschnitte dieser bei den Stäbe. --;m-- --1--- -~-- freien Achse im Regelfall wie einteilige Druckstäbe berech-
Die Schnittgrößen nach Theorie 11. Ordnung (unter YF-~-facher Belastung) betragen: Ilrdl I e) Ir net werden.
II I II I II (373)
Bild 121 fl Handelt es sich um unverschiebl iche oder verschiebl iche Stäbe
Mz(x) =a.Mz(z); Uz(x) =a·Uz(xl; N = F = konst oder Stabwerke (z.B. um Rahmen- oder Bogentragwerke), die nicht beidseitig gelenkig gela-
Ausgehend von diesen Schnittgrößen werden die Beanspruchungen in den Gurtstäben, Binde- gert sind (weiteres Beispiel: unten eingespannte, oben freie Kragstütze) oder/und um Stä-
blechen und Füllstäben und deren Verbindungsmitteln berechnet. Bei einem planmäßig mittig be, die planmäßig auf einachsige Biegung und Längskraft beansprucht werden, so sind zu-
gedrückten, beidseitig gelenkig gelagerten Stab ist i .d. Regel für die Gurte das Mittel- nächst die Schnittgrößen nach Theorie 11. Ordnung zu berechnen. Als Ersatzimperfektionen
feld und für die Füllglieder das Endfeld maßgebend. sind wO=1/500 und ~O nach Bild 30 anzunehmen. Es ist von der Biegetheorie des schubwei-
Die Druckkraft im höchstbeanspruchten Gurt folgt zu: ehen Stabes auszugehen; die Stabkennzahlen ~ berechnen sich in diesem Falle zu:

N =~ + ~AO (374) mit ~ = __


1_
(379)
O r wz'" s 1-F/S"
z
r ist die Anzahl der Gurtstäbe und W' das Widerstandsmoment des Gesamtquerschnittes, be-
1 ist die Länge und I; das wirksame Trägheitsmoment des einzelnen Stabelements (G.368/369).
zogen auf die Schwerachse des am weitesten außen liegenden Gurtes (vgl. Bild 11gb):
S; folgt aus G.371/372. F ist die Längskraft im v-fachen Lastzustand. Bei verschieblichen
(375) Systemen genügt i.a. eine Abschätzung des Verformungseinflusses mittels G.365 (vgl. Ab-
sehn. 7.2.4.4 und 7.3.3.6.6). Dazu muß die Knickkraft des schubweichen Systems bekannt
Für die Druckkraft NG wird die Gurtung auf Knicken nachgewiesen. Knicklänge ist dabei im
sein! Sind die Schnittgrößen nach Th. 11. Ordnung bestimmt, werden die Gurtstäbe, Binde-
Regelfall die Gefachhöhe. (Wegen Ausnahmen bei vierteiligen Gitterstäben mit Winkel pro-
bleche und Füllstäbe (gemäß den obigen Erläuterungen) nachgewiesen.
filen als Eckgurte vgl. DIN 18800 T2.) - Ausgehend von der Querkraft QzII(x) werden die
Bindebleche der Rahmenstäbe und die Streben der Gitterstäbe und deren Anschlüsse nachge- 7.4.4.2 BeisRiel: Rahmenstütze
wiesen. Es wird dieselbe Stütze wie in Abschnitt 7.4.3.2 (1. Beispiel) untersucht: Rahmenstütze
Für den Nachweis der Bindebleche ist von den Formeln G.334/336 auszugehen, z.B. im Falle 2[ 240-St-37, 1=500cm. Planmäßig mittige Belastung mit F=1400kN (YF-~-fache Einwirkung).
eines zweigurtigen Druckstabes: Bild 122 zeigt den Querschnitt.
Querschnittswerte:
(376)
A = 2,42,3 =84,6cm 2 ; Iy = 7Zoocm 4, lz= 13233cm 4; 10,z= h = 248cm 4
Für den Nachweis eines Diagonalstabes gilt G.337. Hierbei ist Q auf die vorhandenen Ver- iy =9,22cm, i z = 12,51cm; iO,z= h =2,42cm
bandsebenen (i.a. zwei) aufzuteilen. Für Rahmenstäbe ist nach DIN 18800 T2 zusätzlich
- 388 - - 389 -
Knicken um die Stoffachse y: 7,5 Tragsicherheitsnachweis gedrückter Stäbe g~g~gedrillknicken
sKy= 500 em: Ay= 500/9.22 = 54; Ao=92,9: ~ =54/92,9 =0,58 - . . x =0,779 (Linie cl 7. 5 • 1 Ei nf ührun g_
Wie in Abschnitt 7.2.3.1 erwähnt, sind gedrückte Stäbe und Stabwerke außer gegen Biege-
fy,d =24/1,1 = 21,8 kN/em 2 ; Npl = 21.8· 84,6 = 1844 kN - . . 1400 kN < 0,779 ·1844 = 1436 kN
knicken stets auch gegen den Grenzzustand Biegedrillknicken nachzuweisen. Der Biegedrill-
Knicken um die stofffreie Achse z:

·TTM.-
knicknachweis wird am isolierten, aus dem Stabwerk herausgelösten Stab geführt. Die Ein-
SKz = 5ooem, a = 78,oem, b=24,54em
y bindung des Stabes im Gesamtsystem wird über die Biege-, Tor-
Az = 500/12.51 =40 < 75 _ 11 =1: I; = 1z = 13 233 em 4; W;= 13233/12,27 =1079 em 3

Bindebleehe 0 200 10 : JB=1,0· 20 3/12 =667 em 4; AB,I)= tr 1,0 ·20 =16,7 em 2 S . - Y . Y


sions- und Wölbrandbedingungen erfaßt.
Stäbe mit ein- oder mehrzelligem Quer2chnitt sind nicht biege-


I I drillknickgefährdet, wohl alle Stäbe mit offenem Querschnitt.
21000/1,1 19090 = 13750 kN Das beruht auf deren geringer Drillsteifigkeit. Bild 123 zeigt
5; = 78,0 2 78,024,54 78,0 1,022 +0,1196 +0,2467
Z Z
Mt derartige Querschnittsformen; sie sind in den hier gezeigten
24248 + 24667 +2=-2""'"4-,:-,54,.....,JL=81"'""·16=,7
2,1
M ~. Fällen einfachsymmetrisch. Im Instabilitätsfalle tritt eine
Werden die Bindeblechverformungen nicht berücksichtigt, beträgt die Schubsteifigkeit
~ S.·Y sI- gekoppelte Biegedrillknickung auf. Diese Erscheinung kann bei
18679kN. Berechnung der Khickkraft und des Vergrößerungsfaktors:
~~ I I Y exzentrisch gedrückten Stäben mit I-Profil auch als seitliches
Z Z Ausknicken des gedrückten Gurtes gedeutet werden. Drillknicken
2
Tt 19 090132 33 =9973 kN: F· - 1 9973 = 0,5796·9973 = 5780 kN ~ Bild 123
(mit alleiniger Drillung) ist auf Sonderfälle (mit doppelt-
500 2 KI - 9973 symmetrischem) Quer-
1 + 13750 Z schnitt beschränkt.
a= 1 CD ' Das Biegedrillknick-
-~
1400 =1.320
y~y phänomen läßt sich
I am anschaul ichsten

0'
wo= 1/500 =500/500 = 1,oem; F·wO = 14001,0 = 1400 kNem Omperfektionsmoment n. ThLOrdn) Z
am U-Profil erläu-
maxMp=1.32o·14oo = 1847kNem; maxUf!=1,320'14oo5~0 =M; NIl= F = 1400kN
max NO = 1;00 + i~~~ 42,3 = 700 + 72,4 =772 kN @ L~_Y~ tern (Bild 124a):
Profil 0 knickt
um die y-Achse, Pro-
AO,z= 78,0/2,42 = 32,2; Ao=92,9; ~=32.2/92,9 = 0,347,,0,35 ~ x=0,89o (Liniec)
Flunsche CD
fil um die z-
Npl = 21,8'42,3 = 922 kN ~ 772 kN < 0,890·922 = 821 kN Achse. Im zweitge-
Auf ein Bindeblech entfällt eine maximale Querkraft von Q;11,61/2;5,81kN; die Schubkraft T Bild 124
'" a} b) c} d} nannten Falle wird
beträgt: durch die seitliche
Ausbiegung v an der Stelle x die Querkraft Q;FIjJ;Fv' geweckt, Bild 124b. ljJ ist der lokale
Bindeblech und Schweißnahtanschluß werden wie im 1. Beispiel des Abschnitts 7.4.3.2 nach- Drehwinkel der Stabachse und F die zentrische Druckkraft. Der Querkraft Q sind über den
gewiesen. Bei gleichen oder größeren Abmessungen sind damit auch die Fuß- und Kopfbleche Querschnitt verteilte Schubspannungen zugeordnet. Deren Resultierende verläuft durch den
nachgewiesen. Schubmittelpunkt M (vgl. Abschnitt 4.7). Beim Ausknicken wird demnach ein Drillmoment
In Höhe des ersten Bindebleches (x;16+78;94cm) beträgt die Querkraft: Q,zM geweckt. IzMI ist der Abstand zwischen dem Schwerpunkt S und dem Schubmittelpunkt M. -
Beim Ausknicken des Profils 0in Richtung z liegen äußere und innere Komponente r~ in
U(x= 94,oem) = 5,81eosTt ~04o =5,810,8306 = 4,83 kN einer Ebene, es besteht demnach kein Grund zu einer Verdrillung. Ist die Steifigkeit des
U-Profiles in beiden Biegerichtungen etwa gleichgroß, läßt sich von vornherein nicht
Im folgenden wird dem Nachweis, daß sich in den Gurtstäben keine Fließgelenkkette ein- erkennen, ob Biegeknickung in der einen oder Biegedrillknickung in der anderen Richtung
stellt, die max Querkraft am Stabende zugrundegelegt; damit liegt die Rechnung auf der maßgebend ist. Beide Möglichkeiten sind in Betracht zu ziehen. Die kleinere Verzweigungs-
sicheren Seite. Das Biegemoment wird im Schnitt x B ;15+78/2;52cm berechnet: kraft ist maßgebend. - Mechanisch läßt sich die Biegedrillknickinstabilität anhand Bild
124c wie folgt deuten: Zerlegt man das U-Profil in seine Einzelteile (Steg und Flansche),
Mf!(xB) =1847·sinn: 5~~ =18470,3210 = 593 kNem; NIl = 1400 kN wird deutlich, daß deren Steifigkeiten bei Biegung um die z-Achse stark unterschiedlich
NO;lf 1~00 ;: 1~97~42,3
= 700;:23,3 =+ 723 kN, - 677kN sind: Die Flansche haben das Bestreben, bei einer wesentlich geringeren Druckspannung
auszuknicken, als der Steg. Letzterer wirkt für das Gesamtprofil aussteifend. Knickt der
Mo = 11 61 . 7~,0 = 226 kN em; Uo = 1161 =5,81 kN
2 Druckstab aus, verbiegen sich die Flansche stärker als der Steg; das hat eine Verdrillung
zur Folge.
Ein elasto-statischer Spannungsnachweis ergibt:
Biegedrillknicken tritt nicht nur bei zentrischer sondern auch bei exzentrischer Druck-
o= :g + ~~~6 = 17,09 + 5,71 =22.8 kN/em 2 > 24,011.1 = 21,8 kN/em 2 kraft auf. Wegen fehlender Wölbsteifigkeit sind T-Querschnitte (T-Profile oder halbier-
te I-Profile) sowie Winkel- und Kreuzprofile besonders biegedrillknickgefährdet.
Es wird somit die Fließgrenze überschritten. Legt man für den Nachweis den Anschnitt zum
Fußbindeblech zugrunde (vgl. Bild 120f), ergibt sich: 7.5.2 Grundgleichungen des B~gedrillknickproblems außermittig gedrückter Stäbe mit
MO = 1161 ,(36,0-10,0)= 150kNem ~ ~~elt-symmetrischem Querschnitt
Für einen Biegestab unter einachsiger Biegung gilt in Theorie I. Ordnung die Grund-
0= r~~3 + j~~6 = 20,9 kN lem 2 < 21.8 kN/em 2 gleichung:
EI w"" = q(x) ( 380)
Von der Ausbildung einer Fließgelenkkette ist der Bereich noch weit entfernt. Zur M-N-
Interaktion von [-Profilen vgl. Anhang M/1/2.
390 - - 391 -

EI ist die Biegesteifigkeit, w(x) ist die unter gleichzeitiger Drillung um das Maß (l(x) aus, vgl. Bild 126d. Die Faser im Quer-
Durchbiegung und q(x) die äußere querge- schnittspunkt y, z durchläuft eine räumlich gekrümmte Kurve. Die Verschiebungen in Rich-
F

- richtete Belastung je Längeneinheit (Bild tung y und z betragen (Bild 126d):


125a). Steht der Stab zusätzl ich unter Druck +(Y-Z{l) bzw. +(W+y{l) (388)
;:;:; und beträgt die Druckkraft an der Stelle x Die Abtriebskräfte der lokalen Spannungsresultierenden o·dA in Richtung y und z folgen

~~i
-- -::. F, liegt ein Biegeproblem Theorie 11. Ord- demgemäß zu:

)r'·d.
nung vor. Durch die lokale Krümmung wird
(389)
eine Abtriebskraft (Umlenkkraft) geweckt.
(Vgl. G.382. Das Minuszeichen ist dadurch bedingt, daß bei den hier vereinbarten Biege-
q(x) Oie Krümmung x beträgt:
richtungen von v und w die Krümmungen selbst negativ sind.) Wird über alle Querschnitts-
x =- W" " - w (381 ) elemente dA integriert, betragen die resultierenden Abtriebswirkungen, einschließlich
a) F dlp b) (1 + w' 2)3/2
Bild 125 des auf die Schwerachse (hier gleich Schubmittelpunktsachse) bezogenen Drillmomentes:
Der von den Schnittflächen des Elementes dx eingeschlossene Winkel sei dlp, dann gilt ~qz,A=/-odA(w+Y{l)" (390)
dx~r·dlp. r ist der lokale Krümmungsradius, die Krümmung ~ ist gleich l/r. Die Abtriebs-
QYA = l-odA(Y- Z{l)"
, A
(391)
kraft qA(x) folgt aus Bild 125b zu:
qA(x)dx= Fdlp = F-tdx = h.dx = -Fw"dx - qA(x)=-Fw" (382) mTA = -1-odA(Y - Z{l)"Z
, A A
+1-
odA(w + Y{l)'~Y (392 )
Die Integrale verstehen sich als Flächenintegrale über den Stabquerschnitt. - Wird fürO
Wird diese Kraft (je Längeneinheit) der rechten Seite von G.380 hinzugeschlagen, folgt:
G.387 eingesetzt, findet man:
EIw""= q(x) + qA(X) = q(x) - Fw" _ IEIw'''' + Fw" = q(x)1 (383)
(393)
Das ist die Grundgleichung der Biegetheorie 11. Ordnung (vgl. G.244 in Abschnitt 7.3.2).
Nach demselben Konzept soll im folgenden für den exzentrisch gedrückten Stab mit doppelt- Beweis:
symmetrischem Querschnitt das Biegedrillknickproblem gelöst werden. Bild 126a zeigt ein F - -Mz )( w"","
q A=- j( - +v·y )dA =- j(F" F",,, M" M" )dA =--w·
-w +-v·y--W·Z--{l-yz F "A =- F"
W (394)
z, A A Iy A A A Iy Iy A
i-L, rL F- -Mz )(" "''')dA =- J(F"
Y -v·z F" M" M "2)dA =--y.
F "A --{ly=-
M "I F"M"
t---tE+---+i
~x
-$ cl
q =- J( -
y,A A A Iy A A
-Y --{l·Z--y·z+-{l·z
A Iy Iy A Iy
Y- {l (395)

~_4 '""'- Die Integral e (396 )


Ausgangs-
lage --'-E===t;=---=-=J

~
(l
seitlich
Primärer : / ausgeknickte sind hier (wegen der Beschränkung auf einen doppelt-symmetrischen Querschnitt) Null. Auf
Biegezusl..-=-e:=:;1::=:::J Lage

}.
gleichem Wege wird die Richtigkeit von mT,A bewiesen; dabei kann der Querschnittswert
t=_~--. Fy = ++-/z(y2+ z2)dA. (397)
c=::::.
yA
der sich bei der Integration ergibt, aus demselben Grund wie zuvor, Null gesetzt werden.
Werden die Abtriebswirkungen (G.393) mit der äußeren Belastung des Druckstabes identi-
z fiziert (G.384-386), folgt:
Bild 126 b)
EIyw"" + Fw"= 0 (398)
Stabelement der Länge dx mit den äußeren Einwirkungen qz' qy und mT. In Teilbild b sind
die Momente My' Mz und die Verformungen w, v und ~ eingetragen. Bei einer Drillung (Tor- EIzY"" + FY" + M{l" = 0 (399 )
Er"M{l"" - GL'" 2
1" + F''I p{l" + M"
Y =0
sion) werden primäre und sekundäre Spannungen geweckt (Abschnitt 4.8). (400)
Die Grundgleichungen nach Theorie I. Ordnung lauten:
i p ist der polare Trägheitsradius:
EIyw""= qz (384) . 2 _ Ip _ Iy + Iz
Ip - A - -A- (401 )
EIzy""=qy (385)
Die Gleichungen 399 und 400 sind über v und{l miteinander gekoppelt. Sie bilden also
ECM~'" - GIT~' = mT
(386) ein simultanes Differentialgleichungssystem. Mit der Primärverformung w (in der Symmetrie-
El y und El sind die Biegesteifigkeiten für Biegung um die y- bzw. z-Achse, EC M ist die ebene) besteht keine Kopplung.
z
Wölbsteifigkeit und GI T ist die (ST-VENANTsche) Drillsteifigkeit. Der Stab werde exzen- Mit der vorstehend gezeigten Herleitung ist dargetan, wie das Grundgleichungssystem für
trisch gedrückt. Er erfährt dadurch eine Vorausbiegung in der Symmetrieebene. Bild 126c das verallgemeinerte Biegedrillknickproblem bei Vorliegen einfach-symmetrischer bzw. be-
zeigt den Stab mit den gegengleichen Druckkräften F. In der durch den Querschnittspunkt liebiger Querschnitte gefunden werden kann. In diesen Fällen werden die Verformungen auf
y,z verlaufenden Faser beträgt die Normalspannung: die Schubmittelpunktsachse bezogen (vgl. z.B. [1J und die dort angegebene Literatur).
0= 1. + l1-(-z) (387)
7.5.3 Elasto-statische Lösungen des Biegedrillknickp-roblems
A Iy
Für den Sonderfall einer biege- und wölbfreien Lagerung (Gabel lagerungen) bei der Stab-
(0 ist hier als Druckspannung positiv definiert.) Tritt Biegedrillknicken aus dem prlma- enden läßt sich eine geschlossene Lösung der gekoppelten Differentialgleichungen
ren Biegezustand heraus ein, weicht der Stab an der Stelle x um das Maß v(x) seitlich
- 392 - . 393 -
(G.399/400) angeben. In allen anderen Fällen gelingt nur eine Näherungslösung. zentrischer Belastung stets gekoppeltes Biegedrillknicken ein. Bei einfach-symmetrischen
Der genannte Sonderfall hat die größte baupraktische Bedeutung. Die Randbedingungen an Querschnitten beträgt die elasto·statische Biegedrillknickspannung 0Ki=FKi/A:
den Rändern x=O und x=l lauten: 0r= Z (413)
v=v"=-3={f'=O (402 )
v"=O besagt, daß die Biegespannungen bei Biegung um die z-Achse Null sind, ~"=O, daß
I (J...+ _1) !l/(J.. _
oE °T V oE
J...i
°T
+ _4_.1~}
°EoT 'M
I

die Wölbspannungen Null sind. - Führt man für v(x) und ~ (x) jeweils eine Sinusfunktion Hierin bedeuten (z-Achse ist Symmetrieachse):
als Lösungsansatz ein
vlx) = a.sinTtT; ~lx) =bSinTtf, (403) . Z .Z Z . Z_ Ip _. I y+lz
'M = Ip + ZM' 'p - T - -A- (414 )
bestätigt man, daß die Randbedingungen erfüllt werden und daß das gekoppelte Differenti-
algleichungssystem ebenfalls für jeden Wert von x befriedigt wird: zM ist der Schubmittelpunktsabstand, vgl. Bild 127b.
a[EIz1t)4. F1t)Z] . bMIT)Z=O (404) Im Falle punkt- und doppelt-symmetrischer Querschnitte fallen Schwerpunkt Sund Schubmittel-
punkt M zusammen. Demgemäß gilt (vgl. G.408/409):
b[ EC M(T)4 + GIT(T)Z. Fi~ITh - aM(t)Z =0 (405)
_ n ZEh _ ECM(j-)z + GI T (415)
Werden beide Gleichungen durch ( n:/1)' dividiert, ergibt sich: °Ki =oE oder °Ki = °T mit ° E- [ZA' °T - I zA
p
a b Im Falle unregelmäßiger (unsymmetrischer) Querschnitte gelingt keine formelmäßige Aufbe-
EI (l1)z - F ·M =0 reitung. Die Biegedrillknickspannung läßt sich dann aus nachstehender Knickgleichung be-
Z l (406 )
rechnen:
-M +ECMIT)Z + GIT . Fii = 0 (416 )
Knickbedingung ist Det=O, d.h. es wlrd dle Koeffizientendeterminante gebildet und Null
Hierin bedeuten:
gesetzt: ~ ° _~.o _ ECM1t)Z+GI T Z Z ·Z·Z
( 407) °Ey= llA·· ; Ez- [ZA 'T- iM 2A ZM + YM 'M = 'p
(417) +

Wird G.416 mit 0Ki 3 durchmultipliziert, erhält man eine kubische Gleichung für 0Ki' Sie
Von dieser Knickbedingung ausgehend, lassen sich verschiedene Sonderfälle lösen: hat drei Wurzeln, die niedrigste ist die maßgebende. Dabei gilt:
Fall a: Zentrisch gedrückte Stäbe
°Ey (418 )
Das Primärbiegemoment M ist Null, die Knickbedingung verkürzt sich zu: 0Ki < 0Ez
{
nZEI ECMPF+ GI T °T
I FE - F)( Fr - F) = 0 mit
FE = T ; FT= ipZ I = Fa ) (408)
~: Exzentrisch gedrückte Stäbe
Das Primärbiegemoment beträgt (siehe Bild 126c):
Diese Bedingung hat zwei (unabhängige) Lösungen:
(419)
M: Fa
Biegeknicken um die z- Achse
(409)
Orillknicken a ist das Exzentrizitätsmaß. Die Knickbedingung lautet:
Es sind somit zwei Knickformen mögl ich. Profilform und Stablänge entscheiden darüber,
welche maßgebend ist. Drillknicken (ohne Ausbiegung) tritt ein, wenn
Fn
-'-"-
(ECM(T)Z + GIT)lZ
-~~.,,---:....- ~ 1 ( 4 10 )
- l..+.l...L[l-I.J!..iJ = 1
FE Fr FEF T Ip

FE und FT haben dieselbe Bedeutung wie in G.408. - Wird die Gleichung gemäß
(420)

FE nZEIzV F F FZ a Z
FE TI -
+ FE FT [1 - lij;) J . 1 = 0 (421 )
ist. Das ist gleichwertig mit der Bedingung:
C ~ ip (411 ) umgestellt und durch F' dividiert, erhält man eine quadratische Gleichung für 1/F und
c nennt man den "Drehradius des Querschnittes": hieraus (nach Zwischenrechnung) die Biegedrillknickkraft für außermittig gedrückte Stäbe
mit doppelt-symmetrischem Querschnitt:
(412 ) nZEI z Zc Z
c= (422)
=-r(cZ+i Z)(l!l/l- 4cZ ip] - a~2)
(Ergänzender Hinweis: Der Index E steht für EULER;Biegeknicken und der Index T für Tor· p V lc + Ip )
sion. Torsion und Drillung (Index D) sind synonym. Bei Instabil itätsproblemen spricht man c ist der Drehradius gemäß G.412. Durch die Querschnittsfläche A dividiert, folgt die Bie-
üblicher Weise von Biegedrillknicken und nicht von Torsionsknicken, während es bei Span- gedrillknickspannung.
nungsproblemen gängiger ist, von Torsion, z.B. Wölbkrafttorsion, zu sprechen.) Indem FKi mit der Knickkraft eines Ersatzstabes mit der Knicklänge sK (Ersatzstablänge)
Zusammenfassung und Ver- gleich gesetzt wird, kann sK bzw. der Knicklängenfaktor ß bestimmt werden:

~=M ~~:S
f
allgemeinerung: Bei
. . S:M -. S y Druckstäben mit einfach- (423)
Y Y -M" Y ZM symmetrischen und un-
. ZM M
symmetrischen Quer-
Z all Z a2) Z bl) Z b2) c) schnitten tritt unter
Bild 127
- 394 -
- 395 -
Gleichwertig damit ist die Angabe einer ideellen Ersatz- oder Yergleichsschlankheit: Man beachte die positive Definition von a in Bild 129)

I
A.zi = -:-.
Iz
c
2
z;:z
c
+ p2
i
{1.:';, V 2 it- 0
2
1 - 4c· 2'" 2 2)
lc+lpl
(424)
M
c=
Z
CM~ß1J7(ß010l +0.039{ßll·IT
11
2
.
Ip =1~
Y Iy-+ Iz- , (427)
-5 - y
Auf eine Erweiterung der Theorie für einfach-symmetrische und unsymmetrische Querschnitte c ist der gegenüber G.412 erweiterte Drehradius. Der Grad der Biege-
wird in diesem Rahmen verzichtet. Das gilt ebenso für nicht-gabel gelagerte Druckstäbe. und Wölbeinspannung wird mittels ß bzw. ßO erfaßt: Sind die Stabenden
Hierzu wird auf das Schrifttum verwiesen, z.B. auf 11). unverschieblich gelagert und gleich ausgebildet, gilt:
7.5.4 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 4114 Gelenkige Lagerung: ß=l; Starre Einspannung: ß=~,5
~1 Nachwei sform
Bild129 Gabellagerung : ßO=l; Starre Wölbeinspannung: ß =0,5
O
Für Zwischenlagerungen werden ß und ßO geschätzt. Bei angeschweißten Fuß- und Kopfplatten
In Abhängigkeit von der Querschnittsform, den Randbedingungen und der Exzentrizität wird
und einer Verschraubung mit dem Fundament bzw. Rahmenriegel kann ß=ßO~O,B, bei beidsei-
eine ideelle Yergleichsschlankheit berechnet, d.h. das Problem wird auf den beidseitig
tiger Yerschweißung kann ß=ßO~O,7 gesetzt werden. Die Wölbeinspannung ist i.a. höher als
gelenkig gelagerten EULER-II-Ersatzstab zurückgeführt. In Abhängigkeit von der Yergleichs-
die Biegeeinspannung (ß~ ßS1); im Zweifelsfalle sollten ß und ß Eins gesetzt werden.
schlankheit AYi wird die Knickzahl W bestimmt und damit der Nachweis gegen die zulässige O
Für (in y-Richtung) verschiebliche Druckstäbe gilt G.426 nicht; eine relativ genaue Ab-
Spannung geführt. In DIN 4114 sind Formeln für die Berechnung der Yergleichsschlankheit
schätzung ist gleichwohl mittels G.426 über den vor dem Wurzel ausdruck stehenden ß-Wert
für außermittig gedrückte Stäbe mit einfach-symmetrischem Querschnitt angegeben. Im
Schrifttum findet man weitere Behelfe. möglich. In Abhängigkeit von den Randbedingungen kann hierfür der Knicklängenbeiwert für
Biegung um die z-Achse eingeführt werden, z.B. im EULER-Fall I:ß=2.
Um den rechnerischen Nachweis führen zu können, müssen zunächst die Querschnittswerte
Oie A.yi-Formeln für die Sonderfälle doppelt-symmetrischer Querschnitt oder/und zentri-
A, I y ' I z ' I T , CM und die Lage des Schubmittelpunktes M bestimmt werden. Im Falle exzen-
scher Druck folgen aus G.426: Doppelt-symmetrischer Querschnitt: YM=O und ry=O; zentri-
trischer Druckbeanspruchung ist der Querschnittswert
scher Druck: a=O.
(425)

A 1. Beispiel: Ein Win-


kel L150·150·12 wird
A.Vi =A.zi 62,30 als Füllstab eines
--
--
Iluerschnitt Ilue rschnittsform Querschnitt Querschnittsform Fachwerkes zentrisch
50 "10,85
ZM= 0 gedrückt. Gesucht ist
11 Z die Yergleichsschlank-
CM = Th he it. Aus den Prof il-
I
Ir = (2 bt 3 + hs s3 )/3
Bild 130 0 tafeln entnimmt ma n
100 150 200 250 cm b) (bezogen auf das in
ry = 0 Bild 130a dargestellte Koordinatensystem):
A= 34.S cm 2, Iy = 303cm", I z = 1170 cm", i y =2,95cm, i z = 5,SOcm
ZM = -le- tlY2 Das Walzprofil wird durch einen scharfkantigen Winkelquerschnitt ersetzt (Bild 130a).
C", = 0 Der Abstand des Schubmittelpunktes, der im Schnittpunkt der Schenkelmittellinien liegt,

Ir = 12b-tl·t3/3 beträgt: ZM = - (4.12 -Jflff = -4,9Scm


Torsionsträgheitsmoment und Wölbwiderstand (Bild 128):
ry=-lb-t l/ Vf
Ir = +-2(15,0 - 0.6ll2 3 = 16.59cm": CM= 0
1M =0
Für eine Stablänge von 150cm ergibt die weitere Rechnung:
CM = 0

Ir = Ib r t 13 + bz·tb/3
ry = 0

Bild 128 = 2.409A.z


zM und r y sind vorzeichenbehaftet.
Für Druckstäbe mit einfach-symmetrischem Querschnitt, die in der Symmetrieebene an gegen- 150
A. y = 2.95 = 50.S5
gleichen Hebelarmen a exzentrisch gedrückt werden, lautet die Formel für A :
yi Demnach ist Biegedrillknicken um die z-Achse maßgebend. Wird die Rechnung für andere
Knicklängen wiederholt, findet man das in Bild 130b dargestellte Ergebnis: Oberhalb
ßI (426)
A.Yi = A.zi = -.-' 1=186cm wird Biegeknicken um die y-Achse maßgebend. Wie aus der Abbildung deutlich wird,
Iz
ist AYi bis zu dieser Länge nur schwach von der Knicklänge abhängig.
- 396 - - 397 -
2. Beispiel
+a A = 0.5·(38,0)= 0,524,0 =12.ocm 2;
I =200 cm; ß = ßo =1 100
mm e = trh2/A = 0,5.8.0 2/12,0 = 2,667cm

1
AVi 1=

(,no "'t-..." , 150


I

~
1/ 1250 cm
t:::; 1000 cm -f Oie weiteren Querschnittswerte
B t--. ' l ' ~ l--- l--- 750 cm <'<
werden mit Hilfe der in Bild 128
zusammengestellten Formeln be-

~F:a j__
~ r.--
50 I-I- fli stimmt:

11 = 0,5:8,04,0 2= 64.0 cm".

L,'·· I
11 Y w.u:...............
I 13 = 0,58,0 3/12 = 21.333 cm 4 ;
2 -40 + 40 a -50+--""-'-'-""'----'1.
Bild 131 a) bl cl
~802~
4
I z= 211 + 13" 264,0 + 21.333=149.33cm
Für eine Stütze mit aus IPE-Profilen zusammengesetztem Kreuzquerschnitt (Bild 131a) ist
die Vergleichsschlankheit gesucht; Knicklänge sK;10,Om. - Aus den Profiltafeln folgt: -100-~---''''''''-''''----l
Bild 133 al bl
A = 2116 = 232 cm2 : Iy = I z = 48200 +2140 = 50340 cm 4; iy = i z = 14.73cm
2M= 0; ry = 0; I T = 294.7 = 189.4cm4; CM = 21249365 = 2498730cm 6 I y =85.34cm 4 ; ZM = - (2,667 + (64.oI149,33).ß,0)=-6.o952cm
2
CM = 64,02+264,0·21.33M =39oo9cm 6 . 1=1-240.05 3 = loocm"
Für alleinige Biegeknickung beträgt die Schlankheit: 149, 33 3 ' . T 3 ' . -2''::'::'':::':':-

1000 ryI y = -{ 2.667(8,00,5.2,667 2 + 21.333)+ (22.667 - 8.0)64,0 +


A= 14.73 = 67,89 =Ay=AZ
+ 0{l2,667"-(8.o -2,6671"1} =+227.56 _ ry =2,667cm
Für zentrische Druckbeanspruchung liefert G.426/27: Bild 133b zeigt das Ergebnis; die starke Abhängigkeit der Vergleichsschlankheit von der
c2 =196.37cm2, iM2 =433,97cm 2 : AVi = 100,92 Exzentrizität wird hieraus deutlich.
Unabhängig von der Exzentrizität ist der Nachweis für die Normalkraft N;F
Biegedrillknicken ist maßgebend. Für exzentrischen Druck zeigt Bild 131c die Abhängigkeit
W
N ~ zulo (428)
der Vergleichsschlankheit von der Exzentrizität a und zwar für drei Knicklängen: A
1;750, 1000 und 1500cm.
zu führen. w ist AVi;A z zugeordnet; die Biegedrillknickung erfolgt um die z-Achse. Bezo-
3. Beispiel: Druckstab mit unsymmetrischem Querschnitt (Bild 132a). Gesucht ist die Ver-

t
+a
r 0480·24 /1=1250cm AVi
250
gleichsschlank-
heit für unter-
schiedl iche
gen auf die z-Achse ist der Stab biegemomentenfrei. Für Biegung um die y-Achse ist das
Exzentrizitätsmoment zu berücksichtigen, z.B. gemäß:

wlL o9J::L < zulo (429 )

oll
+
:::::::S
I
A 'Wd-

i'"
..."..1000 cm Außermittig-
200 In diesem Falle ist w der Schlankheit Ay zugeordnet, und das Biegemoment ist F·a.
I'?~::::::..
""- keiten und
E S-y
E
~
L750 cm ..........
......
~
~ ......: I ~ --
Knicklängen.
......-
Ausgehend von
7.5.5 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 T2 (11.90)
Im Falle einer zentrischen Beanspruchung wird die ideelle Biegedrillknickspannung 0Ki,z

---ll
11
............. I...-- den Formeln in bzw. Biegedrillknickkraft NKi,z berechnet. Das kann z.B. mittels der Formel für die
50 -.l Oruckkrafl im Bild 128 wer- ideelle Vergleichsschlankheit AVi (G.426 mit a;O) geschehen:
=200·20
i
~chubmittelp,unkt a den die für
n 2E
2 die Berech- 0Ki,z = AV? - NKi.z =OKi,z·A (430)
Bild 132 a) -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 cm bl nung erforder-
lichen Querschnittswerte berechnet: Für E ist der Bemessungswert zu setzen: Ed ;E k/YM;21000/1,l;19091kN/cm 2 • Ausgehend von
0Ki,z wird der bezogene 5chlankheitsgrad ~K;~Z und der Abminderungsfaktor x;x z für Aus-
A = 215,2 cm 2, Iy = 100501 cm", Iz = 23459 cm 4; iy = 21.61 cm; i z = 10,44 cm;
weichen rechtwinklig zur z-Achse ermittelt. Der Nachweis wird im übrigen wie bei zentri-
ZM = - 14,04 cm ; ry =12.75 cm; I T = 303 cm 4; CM = 3426553 cm 6 scher Biegeknickung erbracht (Abschnitt 7.2.3.3; Knickzahlen: Anhang A5: 5.1406).
Oie Vergleichsschlankheit folgt aus G.426. Hierbei ist das Pluszeichen vor der inneren }"K= }"Kz= }"z = VofY,d ' --. x --. Nachweis: _N_ ~ 1 mit NPl d =ßyd-Ä = yßY,k. A (431)
Wurzel zu wählen, wenn 2 ·2 (2 . KI,! x·Npl,d' , M
c + IM + a· zN - ry ) > 0 ~piel: Für das in Abschnitt 7.5.4.2 untersuchte 1. Beispiel beträgt die Biegedrill-
ist, im anderen Falle gilt das Minuszeichen. In Bild 132b ist das Ergebnis der weiteren
knickspannung: n 2 21ooo/11 P!!i-18
Zahlenrechnung dargestellt. Greift die Druckkraft im Schubmittelpunkt an, liegt AVi am G.426:AVI=62,3--.° K·,z = · 2' =48,6kN/cm 2 ·St37· ~K= -'-=067--'
. 62,3 .. 48.6'
niedrigsten. Das gilt allgemein.
Linie b: X z=0,783 --. xz·Npl,d= 0,783 ·21,8·34,8 = 594 kN
4. Beispiel: Druckstab mit [-Querschnitt. Bild 133a zeigt das [-Profil; es steht stell-
vertretend für ein Kaltprofil, t ist konstant (5mm). Oie Länge der Profilmittell inien Für Druckstäbe mit I-Querschnitt ist ein Biegedrillknicknachweis entbehrlich, weil nicht
beträgt 80mm. Bezogen auf die Profilmittellinie des Steges wird die Schwerachse berech- maßgebend.
net:
- 398
- 399 -
Wird der Stab exzentrisch gedrückt, wird (im Gegensatz zu DIN 4114) das Problem in die
Nach DIN 4114 ist der Nachweis gemäß
Anteile Biegedrillknicken unter zentrischem Druck und Biegedrillknicken (Kippen) unter
° ~ zulo K w zul °
.lli:. (436 )
Biegung (mit anschließender überlagerung) g~splittet, vgl. Abschnitt 7.6.4.
7.6. Tragsicherheitsnachweis biegebeansRruchter Stäbe (TrägJ<LLgegen Ki pp~gedri llknicken l
zu führen. Die Erhöhung der zulässigen Spannungen um den Faktor 1,14 hat folgende Gründe:
7.6.1 Einführung - Näherungsnachweis ~i
Die stabilisierende Wirkung des Zuggurtes und der Drill- und Wölbsteifigkeit wird nicht
Unter Kippen versteht man die Instabilität einwandiger Träger
erfaßt, der Nachweis wird auf die Randbiegedruckspannungen 0 und nicht auf die Gurtschwer-
infolge seitlichen Ausknickens der gedrückten Gurte aus der
punktsspannungen bezogen. 1,14 entspricht demw-Wert fürA=40 be~ St37 undA=34 bei St52,
Biegeebene heraus. Die Kippsicherheit steigt
- mit der Seitenbiegesteifigkeit des gedrückten Gurtes und d.h. für niedrigere als die genannten Schlankheiten ist ein Kippnachweis nicht maßgebend.
Die Knickzahl w ist in G.436 der Schlankheit des Gurtes gemäß G.434 zugeordnet. -
- mit der Drill- und Wölbsteifigkeit des Trägers.
üarüber hinaus hat der Angriffsort der äußeren Querbelastung DIN 18800 T2 (11.90) kennt dieselbe genäherte Nachweisform, sie lautet:
0) in Bezug zum Schubmittelpunkt des Trägers großen Einfluß auf 0,84lM y <_1., MPl,y,d =~Pl.y· WYfy,d = C1.pl,y" Wr .!ll
N
V:.
(437)
die Kipptragfähigkeit: Am übergurt angreifende Kräfte ver- x-Mpl,y,d M

mindern die Kippkraft, weil sie beim Auskippen ein die Ver- x ist der Abminderungsfaktor der Knickspannungslinie c für den bezogenen Schlankheitsgrad
drillung vergrößerndes (abtreibendes) Drillmoment bewirken, des Druckgurtes (wegen Ausnahmen vgl. das Regelwerk):
vgl. Bild 134. Bei am Untergurt angreifenden Lasten wird ein ~ = AGIZ. A _ ~ _ ß·C _. kcc
rücktreibendes Moment geweckt, dieses wirkt stabilisierend. A ' Gz-' - - . - - - . - ; St 37: Au =92.9. St52: AU= 75,9 (438a)
U ' IG.z IG,z 'G,z
Bei Trägern konstanter Höhe ist die Verteilung der Druck- und ß=k c ist der Knicklängenbeiwert; er ist abhängig vom Druckkraftverlauf innerhalb der Län-
Zugkräfte in den Gurten dem Biegemomentenverlauf affin: ge c:lIIIJII1lIl1,00;'IlllllJ]Jl'0,94;<t{([JJJl"'0,86;ttlJlI!II]J 1/(1,33-0,33·ljl). - Eine Kippuntersuchung ist
101 = IZI = f (432) nicht erforderlich, wenn die Bedingung
h ist der "innere Hebelarm" ~<05~
-. My
(438b)
im Sinne des Abstandes zwi- erfüllt ist.
ibG-r schen den Gurtschwerpunkten.
T Ausgehend von dieser überle- 7.6.2 Elasto-statische des KiEF.problems
Lö~gen

Ausgehend von den in Abschnitt 7.5.2 hergeleiteten Grund-

;;:Pi
gung läßt sich der Kippnach-

T wei~ durch einen Knicknach-

weis am isoliert abgetrenn- (f=M=1


gleichungen für das Biegedrillknickproblem läßt sich das
Kippproblem biegebeanspruchter Träger mit einfach-symme-

Bild 135 0) T z b)
ten Druckgurt ersetzen. In
dem so vereinbarten Ersatz-
stab ist die Druckkraft
i.a. variabel. Dieser Näherungsansatz liegt auf der sicheren Seite, weil die rücktreiben-
J..
Bild 136
trischem Querschnitt geschlossen lösen. Bild 136 zeigt
einen solchen Träger mit gegengleichen Randmomenten M.
Der Träger ist gabelgelagert.
Wird F Null gesetzt, lautet das gekoppelte Differentialgleichungssystem (vgl. G.399/40ü):
de Wirkung des Zuggurtes sowie Drill- und Wölbsteifigkeit nicht berücksichtigt werden. EIzY""+ M ~"= 0 (439)
Da der Einfluß des Lastangriffsortes nicht eingeht, kann ein Kippnachweis auf dieser Ba- E~~'''' - GIr~" + MY" = 0 (440)
sis nur geführt werden, wenn bei oberhalb des Schubmittelpunktes einwirkenden Lasten die-
se in seitlich gestützten Festhaltepunkten eingetragen werden, wie in Bild 135a schema- Für Gabellagerung folgt die Kippbedingung unmittelbar aus G.407:
tisch dargestellt. Wirken die Lasten unterhalb des Schubmittelpunktes, gilt diese Vor"
7:HzHCM(1)2 + GI r ] - M2 = 0 ( 441)
aussetzung nicht.
Bei dem vereinfachten Nachweis wird als Querschnitt des Gurt-Druckstabes die Gurtfläche
Die Auflösung nach M liefert das gesuchte (ideale) Kippmoment:
zuzüglich 1/5 der Stegfläche angesetzt. Hierfür werden AG und IG,z (um die Stegachse z)
berechnet (Bild 135b). Der Trägheitsradius des in Rechnung zu stellenden "Druckstabes" (442)
beträgt demnach (Index G: Gurt):
=V~
iG,z AG
(433) Im Falle wölbfreier Querschnitte (oder quasi-wölbfreier Querschnitte, wie z.B. beim
Rechteckquerschnitt) ist CM=O. In diesem Falle gilt:
Ist c der Abstand der seitlichen Festhalterungen des Druckgurtes (siehe Bild 135a), wird
mit der Knicklänge sK,G=c die Schlankheit des Gurt-Druckstabes für seitliches Ausknicken (443)
bestimmt:
"tJ,z = ~
'G,z
(434 ) Der zweite Term in der rechtsseitigen Wurzel von G.442 kennzeichnet den Beitrag der Wölb-
steifigkeit EC M an der Höhe des Kippmomentes. Für einen I-Querschnitt läßt sich der Bei-
Es erscheint vertretbar, wegen der Veränderlichkeit der Druckkraft und bei Bezug auf den trag wie folgt abschätzen; hierfür gilt (vgl. Bild 128):
Größtwert der Druckkraft innerhalb des Bereiches c, die Knicklänge auf
1 3 3 t b3·h 2 (444)
SK,G = ß·C (435) IT=T(2bt + hs l; C/ol =-v;-
abzumindern; ß ist der Knicklängenfaktor, der die Veränderlichkeit der Druckkraft im Gu rt Legt man z.B. b=h und s=t zugrunde, ergibt sich mit E/G=2,59:
erfaßt (vgl. [ 1]) . h4 h4 (445)
::1.066~::W
- 400 - - 401 -
Wählt man h=30cm und t=2,Ocm, folgt für den rechtsseitigen Wurzel ausdruck von G.442: Hierin bedeuten:

~~q
2.06 (2.89) i:; Beiwert zur Erfassung des Biegemomenten- und damit des Druckkraft-
1=250cm
verlaufes im Gurt (Bild 139).
I =500 cm 1+ ECt-i.~ 1.35 (1.69) (446) ••
I = 750 cm Gl r 12 1,17 (1.35) e Abstand zwischen dem Lastangriffsort der Querbelastung und dem
s Y
I =1000cm 1.10 (1.21) Schwerpunkt des Querschnittes (vgl. Bild 140).
Offensichtl ich wirkt sich die Wölbsteifigkeit umso stärker aus, je kürzer der Träger ist. Schubmittelpunktsabstand, r y : Querschnittsstrecke (G.425),
Geht man bei dieser Abschätzung von b=h/2 aus, ergeben sich die in G.446 angegebenen z c: Drehradius (G.427);vgl. Bild 128.
Klammerwerte. Bild 140 ß Knicklängenfaktor in Abhängigkeit vom Biegeeinspannungsgrad: ß=l
Wie in Abschnitt 7.5.2 erläutert, tritt Biegedrillknicken bzw. Kippen aus der primären Gabellagerung, ß=0,5 starre Einspannung.
Biegeverformungsebene heraus auf. W~rd die Primärbiegung berücksichtigt, gilt anstelle I z ist das Trägheitsmoment des (gesamten) Trägerquerschnittes um die z-Achse. Im Falle
von G.442 (n. CHWALLA): eines doppelt-symmetrischen Querschnittes sind zM und r y Null; G.449 vereinfacht sich
Tt EIzGlr 1+ ECMTt 2 (447) damit zu:
MKi "T (ly-Iz)/ly' GIT'12
(450 )

ti
Somit ist Kippen nur möglich, wenn Iz<I y ist. Im Falle Iz=I y ergibt G.447 MKi=oo, d.h.
Kippen tritt nicht auf. Hieraus wird abermals deutlich, daß es darauf ankommt, kippgefähr-
dete Träger so auszubilden, daß sie eine möglichst hohe Seitensteifigkeit aufweisen. 7.6.3 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 4114
In vielen Fällen werden die Träger indirekt durch Dach-, Es wird das Kippmoment MKi für das anstehende Problem (z.B. nach G.449/45D) bestimmt und,
k Decken- oder Wandträger bzw. -platten belastet. Diese bezogen auf den Schwerpunkt des Druckgurtes, die Kippspannung 0Ki berechnet. Liegt 0Ki

T
y
! . 'l: ". C bilden La. eine in der Dach-, Decken- bzw. Wandebene über der Proportional itätsspannung 0 P' ist die elastische Kippspannung 0Ki auf die pla-
liegende Scheibe. Insofern geht häufig von den bela- stische Kippspannung 0 K abzumindern. Ist 0 die vorhandene Spannung im Schwerpunkt des
_ . .- a) _. .- b) _..- stenden Bauteilen gleichzeitig eine Stützwirkung aus. Sie Druckgurtes, lautet der Kippsicherheitsnachweis:
C)besteht aus einer drehfederelastischen oder/und einer °Ki b 0K 1,71 Lastfall H
verschiebungsfederelastischen Halterung des belasteten o (451 )
zw. 0- ;;: 1,50 Last fall HZ
Bild 137 Gurtes (Bild 137). Das setzt voraus, daß Decke oder
Wand verformungsschlüssig mit dem Gurt verbunden sind. Die Drehfeder mit der Federkon- °Ki kN/cm 2 I
,, St 37 sm Die vorerwähnte Abminderung
°K OIN 4114 °Ki
stanten k~ kann als Erhöhung der Torsionssteifigkeit GI T und die Seitenfeder mit der Fe- °K geht von der Hypothese aus,
60 \
derkonstanten C als Erhöhung der Biegesteifigkeit EI z gedeutet werden. Im Falle cv=oo St37 19.2 19.2 daß sich die plastischen
v \ 20.0 19,8
ist die kontinuierliche Stützung unverschieblich,man spricht dann von gebundener Kip- 50 Kippspannungen zu den ela-
\
0F = 24 kN/cm 2 220 208 stischen verhalten wie die
pung bzw. Biegedrillknickung. Der von derartigen Aussteifungen ausgehende Stabilisierungs-
40
\-°Ki
\
0p " 19.2 kN/cm 2 24,0 21.4
effekt ist sehr hoch, was in einer Reihe von Tragversuchen mit unterschiedlichen Ein- \ (Op = 08· 0d 26,0 21.8 plastischen Knickspannungen
\
28.0 221 zu den elastischen, wobei
deckungen bestätigt werden konnte. Es ist indes zu beachten, daß im Montagefall solche
Aussteifungen vielfach noch nicht wirksam sind.
30
24-
°K
\
\ ,, 28.8 - 28.8 den plastischen Knickspan-
20 30.0 22.3 29.7
Ist das Biegemoment über die Länge des nungen in DIN 4114 die Knick-

-nr1
32.0 22.5 30.8
Trägers variabel (Bild 138), gilt in 10 36.0 22.8 32,0 theorie von ENGESSER/KARMAN
Annäherung: ~p 4UO 23.0 32.8 für den Rechteckquerschnitt
500 23.3 33.9 zugrundel iegt. Bild 141a
(448) 0 50 100 150 A 600 23.5 34.5
80.0 23.7 351 zeigt die Abminderungsvor-
a)
b) cl 1000 23.8 35.3 schrift. Aus Teilbild b kann
Ober die Vorzahl i:; wird der Verlauf des
co 24.0 36n die Zuordnung
Bild 141 kN/cm 2 b)
Biegemomentes erfaßt. In Bild 139 sind einige i:; -Zahlen eingetragen. Sie gelten für den 0Ki - °K
gabelgelagerten·Einfeldträger. - Mittels eines weiteren Faktors ist entnommen werden (Tab.7 der DIN 4114).
MIx) i:; F/FKj
es möglich, die Lage des Lastangriffsortes (am Obergurt, im Schub- Für das kombinierte Problem eines unter Druck und Bie-
1 gung (infolge Querbelastung) stehenden Trägers gibt
mittelpunkt oder am Untergurt) zu berücksichtigen. Schließlich las-
111111111111111111 1,00
sen sich etwaige Biege- und Wölbeinspannungen durch ß-Werte erfas- DIN 4114 keine Anhalte. Da die Verformungen der jeweils
1,84

~
sen. - Für Kragträger und Durchlauf träger existieren Rechenbehelfe einzelnen Verzweigungsprobleme affin verlaufen, können
2,75 in Form von Formeln und Diagrammen zur Bestimmung des Kippmomentes. die Verzweigungslösungen in guter Näherung und auf der
Eine umfassende Behandlung all dieser Fragen scheidet in diesem Rah- FKifFKi +-----31( sicheren Seite liegend nach DUNKERLEY überlagert werden:
Bild 142 zeigt das Interaktionsdiagramm. F Ki sei die
~ 1,35 men aus; man vgl. z.B. [1,141 und das dort angegebene Schrifttum. F*/F Ki
Für den Fall des gabelgelagerten Einfeldträgers mit einfach-symme- Biegedrillknickkraft (für zentrischen Druck) und MKi das
'lQlIllllllllP' 1,12 trischem Querschnitt (Bild 140) läßt sich eine alle Einflüsse er- Kippmoment. In dem Diagramm bilden die gegebene Druck-

'QIOillW 1,04 fassende Formel für das Kippmoment MKi angeben (nach DIN 4114 bzw. o -lL kraft F- und das gegebene Biegemoment M- ein Wertepaar,
CHWALLA) : rrJ. Mij dem (in bezogener Form) der Punkt A zugeordnet ist. Die

Bild 139 MKi = i:;(ß~Ml~(~t - i- + ZM t ;' 2


C - (ß2 t -1- + ZM)] (449) Bild 142 durch 0 und A verlaufende Gerade schneidet die Abschnitts-
gerade im Punkt B. Das diesem Punkt zugeordnete Werte-
- 403 -
- 40Z -
Beziehung:
paar führt zur Instabilität:
ßMy " (1,05;. 1.10)~
FKi • , MK~ (457)
Im Falle einer gegengleichen exzentrischen Druckkraft ist
(Der Stern kennzeichnet das gemeinsame Auftreten von Fund M). Man bestätigt:
Ki MKi (458)
FKi• = 1+ F
K.lKL; M·
Ki =
(45Z)
zu setzen.
F'" MKi Wegen weiterer Einzelheiten, Vereinfachungen und Verallgemeinerungen (z.B. auf zweiachsi-
Für FKt kann zwar ge Biegung) wird auf DIN 18800 TZ (11.90) verwiesen.
AVi=Tt~
it

- W- 0w =w X 7.6.5 Beis~iele und Ecgänzun~


(453)
1. Beispiel: Ein-
0Ki - °K e feldträger unter
50
cm mittiger Einzel-

~~L.
F
berechnet werden, doch gelingt es wegen der unterschiedlichen Sicherheitskonzepte, die
dem Biegedrillknicknachweis und dem Kippnachweis nach DIN 4114 zugrundeliegen, nicht,
einen Sicherheitsnachweis für das kombinierte Problem zu führen. Denn im w-Nachweis ist
.g'
3
. t
IPE 500
... 25
last. Ge~ucht ist
die Kipptragkraft.
Trägerprofi I IPE500-

~
eine Imperfektion enthalten, im Kippnachweis gemäß G.451 nicht; zudem sind die jeweiligen .- 0 -~~-MKi (kMcm]
St37; 1=6,Om; Last-
nominellen Sicherheiten unterschiedl ich. angriff am Ober-
-25
7.6.4 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 TZ (11.90) IPE 00 gurt; Gabellage-
Unabhängig davon, ob die Instabilität durch Druck oder Biegung ausgelöst wird, wird nur rung (ß=ß O=1), vgl.
Bild 144 al -50 112155 b)
noch der Begriff Biegedrillknicken verwendet. Bild 144a.
~~u~~m~i~y-Ac~~ Der Nachweis ausreichender Tragsicherheit ist erbracht, wenn der Das ideale Kippmoment wird mittels G.450 berechnet; die Kippspannung wird auf die Mittel-
Bedingung linie des Druckflansches bezogen:
(454) IPE 500 : Iy = 48200 cm 4, Iz = 2140 cm 4, IT= 89,7 cm 4, eM =1249 365cm6
genügt wird. My ist der größte Absolutwert des Biegemomentes um die y-Achse nach Th.I. 6.427: C= 1249365+~'~l560(}'89,7 = 34,24cm; e=25,Ocm; ~=1,35
Ordnung unter YF-~-facher Belastung. - Der Abminderungsfaktor XM folgt in Abhängigkeit
vom bezogenen Schlankheitsgrad ~M zu:
M· =135n2·210002140.[ (M)2 + 3424 2 - (M)] = 39835 kNcm = 39835 kNm
- )l/n .. - (
0 1 (455) KI,y' 6002 2 '2 -==,~='-
xM =1 für AM ,,0,4; xM= - - 2 fur AM) ,4
1+ AM n _ 1( )_ _ 39835 _ k 2
ed - "[ 50.0 -1,60 - 24,20 cm; 0Ki - 48200 ·24,20 - 20,00 N/cm
q 'l<.M \
\ MDmen ten verlau f ßMy Momentenverlauf ßMv DIN 4114: Abminderung der Kippspannung 0Ki auf d K (Bild 141b):
1,0
·-0,8
n =2,5 r--... '.. EULER - 1 Millllllljllllir 1,1 5 M!'JJJ:r"", "'4]M 2,5
Y 0,6 ~ "'Derbel _ MK= o~~y;: 19,8~Z,~ZOO =39436kNcm = 394,36kNm
0,4
~
~ 2
~ 1,3 6 M-{[llllllJlLD"t M 1,8 -ON
F - JJ:1L 4·394,36 - 263 kN
1,4 7Ml~M; K- I 6,0--
0,2
o
3
'WJJlDP
z o 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 -AM 4 M~' 1,8 8
MI h. M
~ 2 DIN 18800 TZ; Walzträger: n=Z,5; 1/n=O,4:
• Mpt,y,k = 528 kNm, Mpl,y,d =52811.1 = 480kNm; Mki,y,d =398,35/1,1 = 362,1 kNm
Bild 143 a) bJ
Bei der Berechnung des Kippmomentes MKi,y ist E=Ed=Ek/YM zu setzen. n ist der sogen. Trä-
5;M =V34682~1 = ~>O,4 --. 'ltM =(1+1\51 5 )0.4= 0.643 --. 'ltWMpl,y,d=O,643'480 = 308,6kNm
gerbeiwert. Für gewalzte Träger gilt n=Z,5, für geschweißte Träger n=Z,O und für Waben-
träger n=l ,5. (Wegen weiterer Einzelheiten vgl. das Regelwerk.) Bild 143a zeigt den Ver-
Die zugehörige Grenzkraft beträgt: F=Z06kN. Unter Einbeziehung der nominellen Sicherheits-
lauf von X M für n=Z,5 (vgl. auch Anhang A5). Die Abminderungsfaktoren x M wurden aus Ver-
faktoren 1,7 bzw. 1,35 (YM=l,l ist bereits berücksichtigt) ergibt sich:
suchsergebnissen und exakten Tragfähigkeitsanalysen unter Einschluß geometrischer und
struktureller Imperfektionen abgeleitet [z1.
r DIN 4114: 263/1,71 = 153 kN
~nt!:"!'~~.Q!::~k~~~g~'L:.Die Nachweisformel lautet: Lustfull H 1D1N 18800 T2 : 206/1.35 =156 kN
__
N_ + MY k <1 (456) Für eine außermittige Einzellast kann ~ aus Bild 145a und für ein Einzellastpaar aus
xzNpl,d 'KMMpl,y,d y-
Bild 145b abgegriffen werden. -
Der erste Term dieser Interaktionsformel erfaßt den zentrischen Druck, vgl. Abschnitt
Von der Lastangriffshöhe geht ein sehr starker Einfluß auf die Größe des Kippmomentes
7.5.5. Der zweite Term erfaßt die Biegung um die y-Achse des Querschnittes, wobei ein
aus. In Bild 144b ist MKi für unterschiedliche Lasthöhen eingetragen. Je höher die Last
doppelt- oder einfach-symmetrischer I-Querschnitt unterstellt ist. x M folgt aus G.455. -
oberhalb der Schwerachse angreift, umso geringer ist MKi . - In dem Zusammenhang ist auf
ky ist ein B~iwert zur Berücksichtigung des Momentenverlaufes My und des bezogenen Schlank-
den Einfluß der Richtungstreue hinzuweisen. Wird zum Beispiel die Last über einen Pen-
heitsgrades AK z: k = 1- __N
__ U < 1 (457)
, Y xz.Npl,d y- delstab auf den Trägerobergurt abgesetzt, ist das nicht gleichbedeutend mit "Lastangriff
mit Uy = 0,15 (AK,zßM y - 1) So 0,9 (458)

ßMy ist ein Momentenbeiwert, vgl. Bild l43b und das Regelwerk. Mit ky =1 liegt der Nachweis
~~-~~ ~ .. & ~-- ~~-~---- ~-~~-
- 405 -
~ ~ - 4 04 -

n\j
2.0 3. Beispiel: Dreifeldträger mit gleichlangen Stützweiten, 1·6,Om. Trägerprofil IPE360-St37
2D
~1,84 1 4 =.;i ~ F (ungestützt). Querschnittswerte:

I y =16270 cm 4, I z=1040cm4, Wy =904 cm 3, apl =1.13: WPl,y= 1022 cm 3: Ir =37,5cm 4 : CM= 313 580cm 6
135 f::=
1,35 f=f=
\ n Es wirken folgende Gleichlasten (am Obergurt angreifend):
1,0 1,0

o
-m 0,5 o
~
0,5 o
t CDlLI iI
CDF=1
I
CD..I
I
9=5,5 kM/rn, P= 25,0 kM/rn

r==1
i
I
r==1
I
1.I

-I
I
Eigenlast : g=5,5kN/m
Verkehrslast: p =25,OkN/m
Gesamtlast : q =30,5 kN/m.
Für die in Bild 149 dargestellten lastfälle werden die Schnitt-
-~ al -~ ~­b) I I
größen berechnet. In Bild 150 ist das Ergebnis für die Biege-
Bild 145 momente dargestellt, die maximalen Feld- und Stützmomente
am Obergurt" (e.+h/2), weil sich der Pendelstab beim Auskippen schräg stellt und dadurch (D..L "* i
1-- 6.0--J-jj.0 --l- 6,0--1-
..
sind eingetragen. - Maßgebend für den Kippnachweis ist das
eine quer zum Träger gerichtete Abtriebskraft geweckt wird. Durch diesen Effekt sinkt MKi
Bild 149 Endfeld. Im folgenden werden die lastfälle (2), Ci) und ~
gegenüber dem Fall eines richtungstreuen Kraftangriffs stark ab! lasteintragungen dieser auf Kippen untersucht. Das Bezugsmoment beträgt:
Art sollten möglichst vermieden werden!
2. Beispiel: Einfeld-
[2 2
-i- = ~ =137,3 kNm
träger unter mittiger Der Nachweis wird mit Hilfe der Tafel 7.6 er-
Einzellast. Im last- bracht; sie gilt für doppelt-symmetrische 1-
einleitungspunkt wird CD Querschnitte (wegen der theoretischen Grund-

I~~~~-)\1lIIITnJcr:mmm~
der Träger durch die lagen siehe [ 1]). Die Kippbeiwerte Y Ki sind
'71 asteinl eitenden Quer-
träger seitlich unver-
CD für drei lastangriffshöhen in Abhängigkeit vom
Parameter ~ und der Momentenform angegeben.
schiebl ich (gabelgela- I ~. Die größte Bedeutung haben die Kurven für den
a) gert) gestützt, siehe Fall "lastangriff am Obergurt". Die Kippbei-
Bild 147. Im übrigen CD....,;;.;::;...,,:tIIIJ..l.ijJJ~
werte gelten für Gabellagerung. Real treten
Bild 147 gelten dieselben Anga- in den Querschnitten über den Stützen gewisse
ben wie im 1. Beispiel. Wölbbehinderungen ein, insofern liegen die
Der Kippnachweis wird mittels des in DIN 4114 bzw. DIN 18800 T2 zugelassenen Näherungs-
C')!
Tafelwerte auf der sicheren Seite. (Der Stütz-
verfahrens geführt, s. Abschnitt 7.6. Als erstes wird die Schlankheit des gedrückten I effekt durch die Wölbbehinderung des weniger
Obergurtes berechnet (G.433/435): Bild 150 stark belasteten Nachbarfeldes ist indes nicht

iO,z=4.95cm: c=300cm; ß=~=O.73 bzw. kc = 1\3=0,75 - . . sK,O=0.75·300=225cm_ AO,z=225/4,95=46


sehr ausgeprägt.) - Handelt es sich nicht um
eine Gleichlast sondern um zwei oder mehr Einzellasten oder eine sonstwie geartete Misch-
Nachweis nach DIN 4114 (G.436); Wy .1930cm 3 :
belastung, wird diese in eine Ersatzgleichlast umgerechnet:
qErsatz ~ = max M B·maxM (459)
OIN 4114: A= 46 - . . w =1,18 - . . ° = ~',i~ zulo = 0,97-zulo - 8
_ q - -,,-~.:.:..c:..
Ersatz - [2
MK = 0,97',zulo ·1,71·1930 = 0,97· 24,0·1930 = 44930 kNcm = 449 kN m _ F= 299 kN
Hierin bedeutet maxM das maximale Moment unter der realen Belastung für einen Einfeld-
Nachweis nach DIN 18800 T2 (G.437/8): träger. Wird der Durchlauf träger feldweise nur durch (in etwa mittige) Einzellasten be-

~
OIN 18800 T2: ~O,z = .J;9 =0,48 _ x c=0,828 -
lastet, kann wie zuvor beschrieben gerechnet werden. Es ist dann zulässig, die sich er-
gebenden idealen Kippmomente um den Faktor 1,2 zu erhöhen.
0
My =)t.Mpt,y,d 10,843 =0,828 ·480 10,843 = 471 kNm _ F=314kN Ausgehend von den Stützmomenten der lastfälle (2), Ci) und ~ werden die Momentenquo-
2,75
2,55 tienten M /qF/8 gebildet (vgl. Bild 150 und Tafel 7.6: Endfeld):
Eine genauere Rechnung gelingt mittels G.448. Da der Biege- St
momentenverlauf dreieckförmig ist, kann ~ zu 1,84 angesetzt 109,81137.3 = 0,800 80,0%
~ ,0
1,84 ~I werden (Bild 139). (Für einen trapezförmigen Momentenverlauf 64,8/137.3 = 0,472 = 47,2%
kann S aus Bild 148 entnommen werden.) Im vorliegenden Fall 124,8/137,3 = 0.909 90,9%
1,32 J..
liefert die Rechnung:
2 Der Parameter ~ beträgt im vorliegenden Falle:
MKi = 1,84 300 .-y 21000·2140810089,7· 1+ 21000·1249 365Tt =245211 kNcm
8100 B9,7-300 2 _ ECM
_ 21000313580 (460)
= 0,06022
. 245211 2 IJ. - ~ - 60028100 37,5
DIN 4114. 0Ki = 4B20D 24,20 = 123,11 kN/cm 2 _ 0K =23,9 kN/cm
MK= 47602 kNcm _ FK= 317kN
o 25 50 75
100%: YKi = 42,0: 75%: YKi =37,7: 50%: YKi = 33,5: 25 % : YKi = 30,0
-1 -0,5 0 0,5 - 52B/1,1 Bild 151
-1jI D1N18800T2: AM'" 245211,1 =0,464_ )tM=0,991
Anmerkung: Das Beispiel dient dazu, die prinzipielle Anweisung für die Berechnung der
Bild 146 xM·Mpl,y,d = 0,991'528/1,1 = 476 kN - F", lJl!ili. Kippmomente eines Durchlauf trägers aufzuzeigen. Nach DIN 18800 T2 ist in G.461 E zu Ed
und G zu Gd anzusetzen; entsprechend~s gilt für Mpl,y'
- 406 - - 407 -
Tafel 7.6
Für die zuvor berechneten Prozentwerte der Fälle (i), Ci) und C±)enthält man die gesuchten
Rand feld Kippdiagramme für Ein - und Mehrfeldträger Mittelfeld
Kippbeiwerte zweckmäßig mittels graphischer Interpolation (Bild 151). Damit läßt sich die

f 120
110
r 200
Kippkraft berechnen:
Q.Ki = Wv
EI GI = ~V 21000·1040810037.5 =YKi ·7.155
z r
(461)
YKi 100 YKi
90 150 CD Y = 38
Ki
Q.Ki = 38·7.155 = 271,9 kN - qKi = 45.32kN/m
80 (1) YKi = 33 Q.Ki = 33-7.155 =236.1 kN - qKi = 39,35 kN/m
70 ® YKi = 40 Q.Ki" 40· 7.155 = 286.2 kN - qKi = 47,70 k~/m
60 100 100% Die zugehörigen Stütz- und Feldmomente betragen:
56,0 977
50 CD MSI,Ki= 109.845,32/30.5 =163.2 kNm; MF,Ki = 87.8·45.32/30.5 = 130.5 kNm
40 Cf) MS1,Ki= 64,839.35/30.5" 83.6 kNm; Mf,Ki =106.839.35/30.5= 137.8 kNm
30 50
0 ~1 0,2-1.L 0,3
150 0 0,1 0,2 - I . L 0,3 ® MS 1,Ki" 124.8·47.70/30.5 = 195,2 kNm; Mf,Ki" 81.9'47.70130.5= 128.1 kNm
100
f
YKi
90 f
YKi
Plastisches Tragmoment (ohne M/Q-Interaktion):

80
100
t~
70 Im Einzelnen (St bedeutet Stützmoment und F Feldmoment):
60 CD st:~M=1.23- "ltM=0.585 - MU,y=143,4kNm; F:5.:M=1.37_"ltM=0.494- Mu,y=121.1kNm
50 61,9 CD st: ~W:1.71 - "ltM =0.333 - MU,y= 81.7 kNm; F:~M =1.33 -"ltM =0.519 - MU,y =127,3kNm
46,1
40 50 (f;) SI: ~M; 1,12 - "ltM =0.666 - MU,y =163,3kNm; F:}:.M =1.38 -"ltM ; 0.488 - MU,y =119.7 kNm
Nunmehr können die Tragsicherheiten Y bestimmt werden:
30 0 01 01

f
90
80
f 100
90
CD SI: Y=143.4/109.8 =1.31 ;
Cf) SI: Y 0 81.7/64,8 =1.26;
F: y=121.1/87.8=1.38
F: Y= 127.3/106,8 = 1.19 (maßgebend)
YKi YKi ® st: y= 163,3/124,8 =1.31; F: y= 119,7/81.9 01.46
70 80
Da die Biegemomente am Durchlauf träger elasto-statisch berechnet werden, ist es (nach
60 70 Meinung des Verf.) nicht erforderlich, das Tragmoment im Stützenquerschnitt unter Be-
rücksichtigung der M/Q-Interaktion anzusetzen. - Es erscheint vertretbar, die v-Werte für
50

40 . 38,5
11 60RE
50 St und F zu mitteln, denn der Versagenszustand kann nur unter einem einheitlichen v-Wert
eintreten. Das ergibt für den Lastfall 0:
y =1,23. - Das Mittelfeld ist, im Vergleich zur
Kippgefährdung der Endfelder, nicht maßgebend. Dazu müßte die Stützweite größer sein als
30 0
01 02 - I . L 03
30
0 01 die der Endfelder. - Für den Lastfall 0
wird der Kippnachweis für das Mittelfeld nähe-
70 rungsweise unter der Annahme geführt, daß das negative Biegemoment im Mittel konstant ist.
f
YKi 60
Näherung: M =- (64,8 + 40.0)12=-52,4 kNm

Man findet:
50 50 MKi = 170.3 kNm _ MU,y= 148.8 kNm; Y= 2,84

7.6.6 Elastische Drehbettun~*)


40 40 ~.Uilllemstell...!l..!!.9_
34,7
30
0
37,8

0,1 0,2 - I . L 0,3


30
o 0,1 0,2 - I . L 0,3
I I t I L._._I_ .J
J.f"
.Jo-I· q
n 11 Hili C nll 11 I
?e'lql2_3fq\2~'
'1= g;; . At
IIX
q
t-----4---+--..}d

0"10
l ql '
11I11111111I11111I111l1I1I1I11111I1I111I111111111111111~
~
ql2 - T" -
1f 8 8 ;"
40 q12 ~~_ _a _____
'1"1 ql2
T I8-
I I I I
.... ;:>,1 0) b) c)
15~i
.~

30 Mittelfeld Randfeld Bild !

.~,3J.. . Gabellagerung
*) Der Abschnitt 7.6.6 korrespondiert nur z.T. mit DIN 18800 T2 (11.90); ihm liegt noch
o 0,1 0,2 - I . L 0,3
laslangriff : - - - a m Unlergurt - - - - - in Stegmitte _._. _. - am Obergurl ILa. maßgebend) der Entwurf zu DIN 18800 T2 zugrunde.
- 408 - - 409 -

Wie in Abschnitt 7.6.2 erwähnt, werden die biegedrillknickgefährdeten Stäbe und Träger im MKi-Moment auf 90% zu reduzieren. Im Falle einer Gabellagerung kann die Drehbettung mittels
Regelfall durch die lasteinleitenden Bauteile dreh- und verschiebungsfederelastisch ge- des ideellen Torsionsträgheitsmomentes
stützt. Die Stützwirkung ist in vielen Fäll~n so groß, daß ein Biegedrillknicken gänzlich
verhindert wird. Die hiermit im Zusammenhang stehenden Fragen sind recht komplex und durch
die Forschung noch nicht restlos geklärt. Der Stützeffekt durch Dach- oder Geschoßdecken
konnte durch Tragversuche bestätigt werden. Bei durchlaufenden Platten tritt zur feder-
-
erfaßt werden (vgl. z.B. [14J, [1]). Die hiermit verbundene Erhöhung der Torsionssteifig-
(465)

keit ist i.a. beträchtlich. f 1 kennzeichnet in G.465 den Erhöhungseinfluß, der über den
elastischen Stützung noch ein weiterer Rückstell-
zweiten Term in G.465
effekt hinzu, der auf der Verlagerung des Last-
einleitungspunktes beruht (Bild 153). Dieser
Effekt ist schwierig zu quantifizieren und sollte
Mr m
..
... !... ;, . . . 1 ., ~n ... 4.•
m
""\I bl
-w=-
0
11
1
12
1
eingeht,
155e. Um
vgl. Bild
den Ansatz
a)
nrJ ...
Mr m m 10 2013 2.065 zu prüfen, wird für
sicherheitshalber nicht in Ansatz gebracht wer-
-hi,Tf V) ~ f1"J ) J'1"f1'''l H'" )~ 20 3.026 3,170 einen einfeldrigen
t=L-pd-=j.
1
den. Wird der Träger in einer bestimmten Höhe 30 4.040 4.304 e)
c~ gabel gelagerten Stab
durchgängig seitlich unverschieblich gehalten, Bild 155 cl d) 40 5.053 5.461
50 6.066 663~ unter einem konstan-
spricht man von gebundener Kippung. Zusätzlich
al b) kann eine drehfederelastische Bettung vorhanden
ten äußeren Torsions-
Bild 153 moment m der Drehwinkel berechnet, einmal unter der Annahme einer freien Torsion und ein-
sein.
mal unter der Annahme einer Torsion mit drehfeder-elastischer Bettung.
Die seitliche Stützung ist in vielen Fällen zwar wirksam, doch nur schwer zu bewerten.
Auch ist bei durchlaufenden Trägern zu bedenken, daß der kippgefährdete Druckgurt im Feld- f..r<:..!.e ~r~.2~JBi1 d 155a/b): Differential gl eichung und Lösung:
bereich oben liegt und im Stützbereich unten liegt. Ähnliches gilt für Rahmen. Für bau- 2
-.,,_---m _ C C m x (466 )
'IJ Glr ~ = ,x + 2 - Glr T
praktische Nachweise wird daher (fürs erste) empfohlen, nur die drehelastische Bettung
anzusetzen und im übrigen von einer freien Biegedrillknickung auszugehen. Bei der Be- Rand bedingungen : X =! 1/2: {7 = 0 _ (467)
stimmung der Drehfederkonstanten c~ sollten folgende Nachgiebigkeiten erfaßt werden
(Bi 1d 152):
~=~[1-4(L)2] (468 )
8 Gl r I
1. Nachgiebigkeit der Eindeckung
2. Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel
3. Nachgiebigkeit des Trägersteges ""A.2 m m (469 )
Für die einzelnen Beiträge werden die c~,i-Werte bestimmt; anschließend wi rd c~ berech- ~ - [f~ = - GiT - X X
~=C3sJnh"A.- +Ct.cosh"A.T+ ~ mit
net: C - 1 Randbedingungen : x =! 112 : {7 = O. _ C3 =0 C' =- ..,.--:,,:,m"CL-"M (470)
~ - lIc~l, + l/c~,2 + 1/c~, 3 (462 ) '.. c{7coshV2
~ = ~.( 1_ coshM/1) (471 )
Liegt die vorhandene Drehfederkonstante über dem c{7 cosh"A.12
Wert "erf c-5-", wird Biegedrillknicken (Kippen) In Stabmitte (x=O) werden die Drehwinkel beider Fälle gleichgesetzt: Definition von (GIT)id:
Nachweis Momentenverlaul k~ M 2
- - _I ~.(1- _1_ 1
verhindert:
-ml (472)
elastisch beliebig 0.9 mnxM vorhc~" erfc~ (463) 8(Gl r )id C~ CDshV2
Hieraus folgt:
Mp,2
erfc~=k",~ (464) coshxl2 c 12
~ 4,0 (Glr)id =( COSh"A.I2-1i€ir 1G1T =fZ-Glr
(473 )
4M Der Drehbettungsbeiwert k~ ist in Bild 154 ausge-
""tUID2'M 3,5 In Bild 155e ist f 2 ausgewiesen. Der Ansatz gemäß G.465 ist damit bestätigt. - Für einen
wiesen; er wurde experimentell und theoretisch
M-flI. 4-M Kragarm findet man auf analogem Wege:
3,5 hergeleitet (vgl. [2J sowie DASt-Ri008 und Entw.
plastisch 'CLlm!f.1 Mpl DIN 18800 T2). erf c~ hat die Bedeutung einer Min- (Glr)"d - ( cosh"A. C~12 )GI (474)
~ 2,8 deststeifigkeit. Die Mindeststeifigkeit wird als
- cosh"A.-1 2Gl r r

1,6 erreicht angesehen, wenn das Tragbiegemoment MU,y Vorstehende Abschätzungen gelten sowohl für das Biegedrillknicken gedrückter Stäbe (Ab-
44OLlJIlllIJ-M
gleich 95% des plastischen Tragmomentes ist. Unter schnitt 7.5) wie für das Kippen von Trägern.
M.ftrtr,..
""'CUJ-M 1,0 dieser Maß9abe wurden die k~-Beiwerte festgelegt. ~ ...LkjsmL
Bild 154 Wird der Tragsicherheitsnachweis für Schnittgrößen Für Dachpfetten mit gleichlangen Stützweiten (1=7,20m) und Trapezprofileindeckung soll
erbracht, die elasto-statisch berechnet werden, geprüft werden, ob ein Kippnachweis erforderlich ist. Stützweite der Trapezprofilein-
kann k~ in allen Fällen zu 0,9 angesetzt werden; wird plasto-statisch gerechnet, d.h. deckung: 4,Om, Höhe der Trapezprofile: 85mm, I ef =90cm 4 /m, durchlaufend mit Stoßdeckung.
wird die Dimensionierung auf eine höhere Auslastung abgestellt, sind höhere k~-Werte er- Ständige Last und Schneel ast: 1 ,45kN/m'.
forderlich, weil dann die Eigensteifigkeit des Trägers stark reduziert ist; das gilt in Bemessung der Pfetten:
sonderheit für Fließgelenk- bzw. Fließzonenbereiche. (In die k-5--Werte wurde der Einfluß
q = 1.454.0 = 5.80 kN/m: Endfeld : max M = q12/11 = 5,80,7,20 2/11 = 27,33 kNm
von Imperfektionen eingerechnet; sie gelten für Gabellagerung [2J.)
Wird die erforderliche Drehbettung nicht erreicht (ist also G.463 nicht erfüllt), kann Gewählt: IPE 200 - st 37 : Wy = 194cm 3 _ 0 = 2733/194 = 14,09 kN/cm 2
der stützende Einfluß der vorhandenen Drehbettung (vorh c%) bei der Berechnung des idea-
len Kippmomentes MKi,y berücksichtigt werden. In [15] wird empfohlen, das so gewonnene
- 410 - - 411 -

Berechnung der Drehbettungskonstante (vgl. Bild 152, G.462 und [1]):


Im Abstand z von der Mittelebene wirken in den Schnitten x;konst und y;konst die lokalen
1. Nachgiebigkeit der Eindeckung:
Normal- und Schubspannungen (Teilbild d):
1'8900 k~em = 189 kN em lern
4EI ef 4·21000·90 (475)
e~,l = - 0 - = 400 °Xz'Oyz' 'xyI' 'yxz' 'xzz' 'yzz (478)
Der jeweils letzte (etwas abgesetzte) Index z weist auf die Faser z hin. Die Spannungen
2. Nachgiebigkeit des Trägersteges: Trägerhöhe: h, Flanschdicke: t, Stegdicke: s: werden zu Schnittgrößen (Zugkräfte: positiv) zusammengefaßt:
Es3 21000.0,56 3
e~f 4(h-tl = 4(20,0-0,85) = 48,2 kNem/em
(476 ) I
Nx = °Xz dz: Ny =10yz dz; Nxy " I'xyz dz: Nyx = I'Yxz dz

Ux"/'xzz dz; Uy =/'yzz dz (479)


3. Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel ; Ansatz: e~,3 = Je~,l = 567 kNem/em
Gesamtfederung: 1 Mx "Ioxzzdz: My=IOYzZdz: Mxy=l'xyzZdz: Myx=j'yxzzdz
vorhe~ = -1-....c-- -- = 36,0 kNem/em
1 1
189 + 48,2 + 567 Die Integrale verstehen sich von -t/2 bis +t/2; t ist die Plattendicke. Insgesamt tre-
ten zehn Schnittgrößen auf und zwar paarweise zwei Normalkräfte, Schubkräfte, Querkräfte ,
Die im Schrifttum angegebenen, aus Tragversuchen abgeleiteten Drehbettungskonstanten
Biegemomente und Drillmomente, jeweils bezogen auf die Längeneinheit der Schnittlinie.
streuen beträchtl ich.
Die Berechnungsformel q12/11 ist der Fließgelenktheorie zuzuordnen. Der Spannungsnach-
weis erfolgt "elastisch". Um die Rechnung auf die sichere Seite zu legen, wird gemäß In Bild 157 sind die Schnittgrößen
Bild 154 mit k.{] ;3,5 gerechnet. (IPE200: I z ;142cm 4 , Wpl ,y;5295kNcm): und ihre Zuwächse bei Fortschrei-
ten um dx bzw. dy eingetragen.
5295 2
erf e~ = 3.5 21000.142 = 3,5 9,402 = 32,91 kN ern/ern q;q(x,Y) ist die äußere, normal
Somit ist G.463 erfüllt, die Kippsicherheit ist gewährleistet. zur Mittelebene gerichtete Be-
Nach [16,17J wird die Verformung von IPE-Profilen dadurch erfaßt, daß der Drehbettungs- lastung. Die Gleichgewichtsglei-
beiwert k~ erhöht wird. Der Erhöhungsfaktor k~ für Lastangriff am Obergurt folgt aus: al chungen werden am Plattenelement
dx-dy unter Berücksichtigung der
k~= 1.03 + 5.10-~(-})3,5 125 $ -} '" 45) (477) Verformungen (also nach Theorie
Für das vorliegende Beispiel ergibt sich: 11. Ordnung) aufgestellt.
Die Verschiebungen in der Mittel-
-
k~ = 1,03 51
o-7( 20 )3,5 -
. 0.56 - 1,1
7 - k~= 1,173,5 = 4,08 _ erfe~=38.38kNem/em
+ My ebene in Richtung der x- ,y- und
MY+aydy z-Achse sind u,v und w; siehe
_ 1
vorhe~- 1 1 = 142 kN ern/ern Bild 156b. Der Biegewinkel in
TB9+ID My/ ~tdY x-Richtung ist<jl und in y-Rich-
Somit führt diese Abschätzung zu einer sehr viel günstigeren Bewertung des Profilverfor-
M +~dx
tung\jJ:
mungseinflusses als dieses bei Anwendung von G.476 der Fall ist. Mit G.476 liegt die x OX
bl
Bild 157 <jl =w', (480)
Rechnung auf der sicheren Seite.
Anmerkungen: a) Im Bauzustand sind die Pfetten ungestützt. b) Für den Lastfall Unterwind ( )' steht für die Ableitung nach x und ( ). für die Ableitung nach y.
wurden in den Tragversuchen deutlich niedrigere Drehbettungskonstanten bestimmt. Hieraus Wie in der Stabbiegetheorie 11. Ordnung erweist es sich auch bei der Analyse von Flächen-
ist zu schließen, daß in den aus den Versuchen für Auflast gewonnenen c~-Werten der in tragwerken als zweckmäßig, Längs- und Transversalkräfte einzuführen:
Bild 153 skizzierte Rückstelleffekt versteckt enthalten ist.
(481 )
7.8 Beulung und Beulbieg~g Theorie 11. Ordnung ebener Rechteckplatten Sie sind parallel bzw. normal zur ursprüngl ichen (unverformten) Mittelebene orientiert.
7.8.1 Lineare Beultheorie Bild 158 zeigt deren Definition, einschließlich ihrer Zuwächse. Die Verknüpfung mit den
~ 1 Statische HerleituB.g~ru..!ll!gilkhY.n.gß.D..­ Normal-, Schub- und Querkräften geht aus Teilbild c/e hervor, z.B. in der Ebene x:konst:
LJLJ ~Defin i ti onen-=...2..chn i ttgrößen
Lx Nx eOS<jl - Ux sin<jl = Nx - o.x w' = Nx
Bild 156 zeigt das in
der Mittelebene einer Tx o.x eOS<jl cos\jJ + Nx sin<jl + Nxy sin\jJ = Ux + Nxw' + Nxyw· (482)
Platte aufgespannte Lxy = Nxyeos\jJ - o.x sin\jJ = Nxy - Qx w· = Nxy
Koordinatensystem x,y
und die Koordinate z. In der Ebene y=konst gelten analoge Beziehungen.
b) u,v und w sind die Ver- In nachfolgender Reihe werden die sechs Gleichgewichtsgleichungen am infinitesimalen
schiebungen in diesen Plattenelement formuliert:
Richtungen (Teilbild b). L Mz = 0 Lxydy dx - Lyx dx dy " 0: Lxy = Lyx _ Nxy = Nyx (483)
Die positive Defini-
L Kx ,,0 Lx dy - (Lx + Lx dxldy + Lyxdx - (L yx + Lyx dyldx ,,0
tion der Schubspannun-
(484)
gen geht aus Teil- N~ + Ny•x " 0
/ " d)
'yzz 'yxz 'xyz 'xzz bild c hervor.
- 412 - - 413 -
Ebene ergeben sich damit zu:
Exz = U~ =U'-ZW"
Eyz V; = V' - Z W" (495 )
Yxyz = V; + U; = V' + U· - 2z w..

Zwischen den Verzerrungen und Spannungen in der Ebene z (Faser z) gilt innerhalb des ela-
stischen Bereiches das HOOKE-sche Gesetz (~: Querkontraktionszahl ):
dx (496)

~'I E, G und ~ sind bei elastisch-homogenem Material wie folgt untereinander verknüpft (vgl.
Abschnitt 2.6.5.2):

~~ G=_E_
Z(1 +IJ.)
Die Auflösung von G.496 nach den Spannungen liefert:
( 497)

dI el
(498 )

L+~d~
y oy y bl Werden hierin die Verzerrungen gemäß G.495 durch die Verschiebungen ersetzt, folgt:
Bild 158 0xz= 1_\Z[(U'+IJ.V·)-Z(W"+IJ.W··)] (499)

(485) Oyz= 6[(lJ.u'+v·l-z(lJ.w"+ W")] (500)


rK y = 0 : Ny + Nx'y=O 1 -IJ.
E
T7'-z- 1 IJ. ( ' • 2 .. ) E (' • 2 .. ) ( 501 )
r Kz =0 : Tx dy - ( Tx + T; dx ldy + Ty dx - ( Ty + Ti dy 1dx - q dx dy = 0: Tx' + Ty + q = 0 - 'xyz= V + U - ZW = Z(1+1J.) V + U - ZW
[l~ + [ly + N w" + 2 Nxyw ,. + NYW•• + (N'
x x =0+ N'yx )W' + 'N" + N'xy lw' + q = 0 -
\ Y =0 Die Spannungen werden in die Definitionsgleichungen der Schnittgrößen, G.479, eingesetzt,
Q,~ + [1; + Nx w" + 2 Nxyw" + Ny w·· + q = 0 (486) anschließend wird über die Plattendicke integriert:

r My = 0: Mx dy - (Mx + M~ dx ) dy + Myx dx - (Myx + My; dy) dx + Q,x dx dy = 0 -


Nx = 0( u' + IJ. V· ); Ny = 0 (IJ. U' + V'); Nxy = Nyx = 0 lt (V· + U· ) (502)

M~ + Myx - Q,x = 0 ( 487) Mx =-K(w"+lJ.w"); My=-K(lJ.w"+w··); Mxy = Myx =-K(1-\-»w" (503)

r Mx = 0: My + M;y - Q,y = 0 (488) o ist die Dehn- und K die Biegesteifig-


keit der Platte:
Aus den letzten beiden Gleichungen werden Qx und Qy freigestellt; anschließend wird nach x
Et 3
bzw. y differenziert: a~ M~' + M;~ 0= 1~t1J.2 [N/m]; K = -1Z-"(1'-'--1J.2~) [ NmZ/m]
(489)
Qy My' + M~'y (504)
Nach Einsetzen in die Gleichgewichtsgleichung LKz=O (G.486) ergibt sich: Mit G.502/3 ist das gesuchte Elastizi-
tätsgesetz der isotropen Platte abgelei-
M~' + 2M;; + M;' + Nxw" + 2N xy w" + Nyw" + q(x,y)= 0 (490) tet. In den Ausdrücken für die Normal-
Hierin ist, wegen der aus G.483 folgenden Gleichheit einander zugeordneter Schubspannun- und Schubkräfte sind nur die Verschiebun-
ge n, Mxy =Myx ( 49 1) gen u und v in Richtung der Plattenebene,
in jenen für die Biege- und Drillmomente
berücks icht igt.
ist nur die Durchbiegung quer zur Platten-
LlL-L 1. 3 Elastizitätsgesetz ebene enthalten. Wie erwähnt, ist der Schub-
Das für den Biegestab geltende Elastizitätsgesetz verzerrungseinfluß in G.503 nicht erfaßt.
EI W" = - M 7.8.1.1.4 Grundgleichung Theorie ~
wird als nächstes für die Platte hergeleitet. Zwischen Verzerrungen und Verschiebungen Ordnung und RandbegjJJ.gilllgel!.-
besteht gemäß Bild 15ga der Zusammenhang: Die Verknüpfung der Elastizitätsgleichun-
EX = U'; Ey = V' ; Yxy = V' + U· (492 ) gen G.503 mit der Gleichgewichtsgleichung
Die Verschiebungen im Abstand z von der Mittelebene sind: G.490 liefert die gesuchte Grundgleichung
Uz ' Vz ' Wz ( 4 93 ) für die seitliche Ausbiegung w:
Zwischen diesen und den Verschiebungen u, v, w der Mittelebene bestehen folgende Formän-
derungsbeziehungen (Teilbild b/c):
Bild 159
Uz=U - ZIj> = U-ZW'; Vz=V-Zq,= V- ZW'; Wz " W (494)
Diese kinematischen Beziehungen setzen ein Ebenbleiben der verformten Querschnitte voraus,
d.h. Schubverformungen werden unterdrückt. Die Verzerrungen in der im Abstand z liegenden
- 415 -
- 414 -
Für den hier interessierenden Fall Theorie 11. Ordnung sind die Randbedingungen gemäß
Grundgleichung: (505) G.514 (bezüglich der Querkraftbedingung) zu erweitern! Sie lauten:
Es bedeuten:
M( ) =( )'''', Z( ).... , ( )•••• (506)
x = konst: ~x ' NxW· , Nxy W· = 0 (516 )
y = konst: Uy , Nyw· +Nyx W' = 0
1I ( ) = ( )" ,( )•• (LAPLACEscher Operator) ( 507)
T ist die Ersatz-Transversalkraft; die Richtigkeit bestätigt man sofort mittels
Wenn q=O ist, liegt ein Beulproblem vor (Verzweigungsproblem); w ist dann die Beulver- Bild 158 und G.482b.
formung.
~ . 5 Scheibenspannungszustand
==::.==- frei drehbar gelagerter Rand Die Lösungen der partiellen DG1.505 sind den Rand-
Die Normalkräfte Nx und Ny und die Schubkräfte Nxy=N yX repräsentieren den in der Platten-
bedingungen anzupassen; in Bild 160 sind die Symbo-
starr eingespannter Rand ebene herrschenden primären Spannungs-Grundzustand:
le für die drei wichtigsten Randlagerungen darge-
- - - - - - freier Rand stellt. (Die Randlagerung in Form eines Transversal- Nx(x.y) = °x(x.y)·t Ny{x,y) =Oy(x.y)t; Nxy(x,y) =txy(x.y)·t ( 517)
Bild 160 kraftgelenkes hat keine praktische Bedeutung.) - Die Die Kräfte werden durch die entlang der Plat-
Randbedingungen werden durch die Bezugsunbekannte wausgedrückt:
1) Für den frei drehbar gelagerten, unverschieblichen Rand x=konst sind folgende Bedin-
gungen einzuhalten:
ffiIID
--_.- -_
............ .....
tenberandung in Richtung der Mittelebene wir-
kenden äußeren Randlasten hervorgerufen
(Bild 162). Wenn diese Randlasten, die unter-
w= 0 und w·=w··= =0, einander im Gleichgewicht stehen, unregelmäßig
(508)
Mx = 0 _ w", Il w·· =0 _ w.. = 0 verteilt sind, bereitet die Berechnung des zu-
gehörigen "Scheiben"-Spannungszustandes u.U.
Das ergibt die sogen. NAVIERschen Randbedingungen:
große Schwierigkeiten, denn die Spannungen
W=O, lIW=O (509) müssen in sich (d.h. unter Wahrung der Konti-
Für den Rand y=konst gilt die analoge Randvorschrift. nuität) verträgl ich sein. Ihre Kenntnis ist
2) Bei starrer Einspannung sind einzuhalten: andererseits unabdingbar erforderlich, wenn
die Grundgleichung G.505 gelöst werden soll;
x konst w = O. W'"0 ( und w· = w·· = . =0) das gilt entsprechend für die Lösung der Beulprobleme. Zur Berechnung steht die Verträg-
(510)
y konst : W = 0, W· =0 (und w' = w.. = =0) lichkeitsgleichung
3) Am freien Rand bedarf es der Einführung der sogen. KIRCHHOFFschen Ersatzquerkräfte; (518 )
diese werden aus den Querkräften selbst und den Drillmomenten aufgebaut. Wie in zur Verfügung. Ihre Gültigkeit wird durch Einsetzen von G.495 bestätigt:
Bild 161 dargestellt, werden die Drill- V· .. -zw·· .. 'u···- ZW .. ··- V"·-U···' ZZW···· ,,0 (519 )
momente an den Stellen y und y+dy bzw. x
und x+dx in infinitesimale Kräftepaare Des weiteren muß der Scheibenspannun9szustand den Gleichgewichtsgleichungen G.483/5 genü-
zerlegt. An den Stellen y bzw. x erge- gen. Das gel ingt durch Einführung der AIRYschen Spannungsfunktion q\. Sie ist wie folgt
al ben sich folgende Kräftedifferenzen definiert:
(Teilbild cl: - J!L -- .1:"
Oy - t ~ ; t xy -
_ -&1 _
t - -~
;1;"
(520)
---r--
Mxy
Mxy ' Miy dy ~
dy dy Die Verzerrungen in der Mittelebene lauten in Abhängigkeit von ~ (vgl. G.496):
(511 )
Il y a M Mxy + M;y dy Myx _
y - Tt (::1:"
Myx ' Myx dx 11;1;") Y _ 2(1+Il) t::l:·· (521 )
~ - '" ~ ;
E -
- dX - xy - - - E - ~

~H---l~~
dx
Eingesetzt in die Verträglichkeitsgleichung G.519 erhält man die Grundgleichung für
bl Die Ersatzquerkräfte sind wie folgt de-
finiert: die Bestimmung von t und damit gemäß G.520 für die Berechnung des Scheibenspannungszu-

~~~
M M;y dy
Üx = o.x' M~y; Üy = o.y + Myx (512)
,
standes:
(522)
xy + cl
Aus G.487/488 werden Qx und Qy frelge-
Bild 161 dy stellt und für die Biege- und Drillmomen- Diese sogen. Scheibengleichung ist eine (homogene) biharmonische partielle Differential-
te (bzw. deren Ableitungen) das Elastizitätsgesetz (G.503) eingesetzt; damit folgt: gleichung; ihre Lösungen nennt man biharmonische Funktionen; Beispiele:
4>=1;x;y;xy;x2;y2;x 2y; xy2;x3; y3;x 3y; xy 3; (523)
fix = - K[w·"+(Z-Il)w'··l; o.y=-K[w···,(Z-Il)w·"] (513 )
In Theorie I. Ordnung lassen sich nunmehr die Randbedingungen für den freien Rand cosax·coshay; coshax·cosay
formul i eren: Zur Lösung von Scheibenproblemen wird auf die Standardliteratur verwiesen [17J.
x = konst : Mx O. Üx = 0 - w", Ilw··=O; w''', (Z-Il)w···=O (514 ) Die Grundgleichungen G.505 und G.522 sind nicht miteinander gekoppelt; sie gelten nur für
y = konst: My 0, Uy = 0 - w··, Ilw" =0; w···, (Z -Il)w·" = 0 "kleine" Verformungen. Sollen Beanspruchungen mit "großen" (endlichen) Verformungen unter-
sucht werden, die im sogen. überkritischen Bereich, d.h. über der Beulgrenze, liegen, sind
An den Ecken der freien Ränder verbleiben Eckkräfte. Fallen zwei freie Ränder zusam-
die Grundgleichungen gekoppelt, der Scheibenspannungszustand ist dann von der Größe der
men, beträgt hier die Eckkraft (siehe Bild 161c): Plattenverformungen abhängig; vgl. Abschnitt 7.8.4.
A = M ' M = ZM = - ZK(1 - Il) w·· (515)
xy yx xy
- 416 - - 417 -
7.8.1.2 Energetische Herleitung der Grundgleichungen ~.3 Potential der äußeren Kräfte
~.~iekriteriJi.!!L Das Potential der äußeren Kräfte setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, aus dem Beitrag
Nach dem Prinzip der virtuellen Verrückung ist ein Gleichgewichtszustand vorhanden, wenn der äußeren Querbelastung q(x,y) und aus dem Beitrag der Randbelastung in Richtung der
Plattenebene, die den Verformungseinfluß Theorie 11. Ordnung bewirkt. Die potentielle
6n = 0 (524 )
Energie von q beträgt: (1) ab
ist; die Art des Gleichgewichts folgt aus dem Kriterium: na = -//q(x,y)wdxdy (533)
> stabil 00
Sie ist negativ, da sich das Arbeitsvermögen von q(x,y) nach Durchlaufen des Verformungs-
6 2n = 0 indifferent (525)
weges w(x,y) um das Produkt q'w (bezogen auf das Nullniveau) verringert hat. Der Beitrag
< labil
A
Um die Plattengleichung Theorie 11. Ordnung (und die Beulgleichung) aus dem Prinzip der A,A'
virtuellen Verrückung (=Prinzip vom konstanten Wert des elastischen Potentials) herleiten
zu können, ist zunächst das Potential der inneren und äußeren Kräfte zu bestimmen.
LJL..J......1..2 Potentia~nneren Kräfte
Die innere potentielle Energie ist gleich dem Arbeitsvermögen der
(J,t w
inneren Kräfte in der belasteten und verformten Struktur, hier also
w'dx
der ausgebogenen Platte. (Dieses Arbeitsvermögen ist gleich der nega-
tiven Formänderungsarbeit, die von den inneren Kräften im Zuge des
Belastungsvorganges geleistet wird.) a)
Es wird ein Volumenelement dV in Höhe der Faser z betrachtet; die • x
C)
Spannungen und Verzerrungen betragen:
JW..l.J...L.J...l..I'=lJ--_ E,Y
dE ,d-y (526)
Nx b)
Bild 163
Solange die Beanspruchungen elastisch sind, ist der Zusammenhang zwischen Spannungen und Idul Bild 164
Verzerrungen proportional; die Integration über alle differentiellen Formänderungsanteile der in Richtung der Mittelebene wirkenden Randbelastung (n a (2)) läßt sich unmittelbar
des Beanspruchungsvorganges und anschließend über alle Volumenelemente liefert die po- nicht angeben, dazu müßten die zugehörigen Verschiebungen bekannt sein. Da die Randbela-
tentielle Energie der inneren Kräfte zu (Bild 163): stung mit den inneren Normal- und Schubkräften (bei Erfüllung der Scheibengleichung) im
Gleichgewicht steht, wird na (2) über die inneren Normal- und Schubkräfte bestimmt. Hier-
nj = + t/(OxzExz + Oyz Eyz +"txyz YXYZ) dV (527)
bei werden (wie bei der Herleitung von n.) nur jene Verschiebungen von Nx , NY und Nxy =N yx
V 1
berücksichtigt, die durch die Plattenausbiegung w bedingt sind, es wird quasi eine "deh-
Für die Verzerrungen wird das HOOKEsche Gesetz, G.496, eingesetzt:
nungslose" Verzerrung unterstellt. Bild 164a zeigt ein Plattenelement dx-dy in verform-
(528) ter Lage. Der Punkt A verschiebt sich um w und die Punkte Bund C zusätzlich um w'dx bzw.
w·dy. Der Punkt B nimmt z.B. die neue Lage B" ein (Teilbild b). Da die Elementkantenlänge
Um die innere potentielle Energie als Funktion der Plattenausbiegung w(x,y) zu beschrei- unverändert bleibt, wird der Punkt B hierbei um das Maß Idul versetzt. Entsprechendes gilt
ben, wird das Elastizitätsgesetz G.499/501 eingeführt, wobei nur die mit w behafteten für Punkt C. Verschiebt sich B über B' nach B" in der x-z-Ebene und C über C' nach C" in
Glieder berücksichtigt werden: der y-z-Ebene, erfährt der eingeschlossene Winkel n:/2 eine linderung um y. Eine solche
Winkel verzerrung ist voraussetzungsgemäß nicht zulässig; der Winkel n:/2 soll erhalten
n. __1-!r~{w"+ w··)2+.EL{w··+ w,,)2_ bleiben. Somit können Bund C die Positionen B" bzw. C" real nicht einnehmen, sie er-
\- 2E V {1-1J,2)2 IJ, (1-1J,2)2 IJ,
leiden vielmehr (im Grundriß betrachtet, vgl. Teilbild c) Verschiebungen aus dem ur-
E2 22 -21J, E2z2 w"JdV
Z2 (w"+lJ,w")(w"+lJ,w")+2{1+IJ,J-- 2 (529) sprünglichen Feld ABC in negativer y- bzw. x-Richtung heraus. Offensichtlich erleiden
(1-1J, ) (1 +IJ,) 2 alle Kräfte eine Verlagerung entgegengesetzt zu ihrer positiven Richtungsdefinition. Für
Nach einigen Umformungen verbleibt: die Verschiebung von Nx (also in x-Richtung) ergibt sich (vgl. Teilbild b):
n· = _E_jr l {w"+w.. )2 - {1-IJ,)(w"w"-w,,2)]Z2 dV (530) (534)
I (1-1J,2)V 2
Wird jetzt dV=dA·dz gesetzt, wobei dA=dx·dy ein Element der Plattenmittelfläche ist, er-
Entsprechend folgt für die Verschiebung von Ny:
gibt sich bei Einführung der "Plattenbiegesteifigkeit" K
(535)
Et 3 ( 531)
K = 12(1_1J,2)
Um die Verschiebung VO~Nxy bzw~ Nyx zu bestimmen, wird zunächst jener Winkel berechnet,
nach Integration von G.530 zwischen den Grenzen +t/2 bis -t/2 (t: Plattendicke):
der von den Vektoren A'B" und A'C" eingeschlossen wird. In Komponentendarstellung lauten
ab (532)
nj = {//[(w"+w··)2 - 2(1-IJ,)(w"w"- w.. 2)]dxdy die Vektoren:
00 iB" = {dx- du, 0, w'dx}; j[f;' = {O, dy- dv, w'dy} (536)
- 418 - 419 -
Für den Cosinus des um y reduzierten Winkels rr/2 folgt gemäß Vektorrechnung:
COS(I- Y ldxdy. X1X2' Y1Y2' Z,Z2 • w'dx w·dy ( 537) JGlied: tl}NyZW·ÖW·dXdY .J[j~NyW·'5W·dY]dX .)[(Nyw·'5WlldX -/(Nyw·)"öwdA (547)
00 0 0 0 y=konst A
Die linke Seite wird entwickelt und hierbei berücksichtigt, daß y ein kleiner Winkel ist: ab bo ab
COs{t- y ldxdy. (COS1COSY • Sin1Sinyldxdy. Ydxdy (538)
Z.Glied://Nxy{w· 5W' • w' 5W·) dx dy • /[/{ Nxy w·'5W'dx]dy ./rfi Nyxw' l 5W· dy ldx •
00 00 00
b 0
Somit ist:
.!{NxyW·)5Wldy -/(Nxy W·)'5WdA .. /{Nyxw') 5wldx -/(Nyxw')"öwdA (548)
\Y I • W'W· (539) o x=konst A 0 y=konst A .
Dieser Winkel kann bei der verzerrungslosen Elementverschiebung (im Sinne einer Starr- Zusammenfassung:
körperverschiebung) nicht auftreten; Punkt B" (und damit die Kante dy, entlang der Nxy b 0

angreift) muß daher in negativer y Richtung die Verschiebung IYI·dx oder Punkt C" muß in
-/[( Nxw')'. {NywT. (Nxyw·)'. {N yxw'J"]5W dA.![( Nxw'). (Nxyw·)] 5W I dy .1[( Nyw·) • (Nyxw')]öw 1 dx (549)
A 0 x= konst 0 y=konst
negativer x-Richtung die Verschiebung IYI·dy erleiden, damit gemäß Voraussetzung gilt:
Oie Glieder in der eckigen Klammer des linken Terms werden ausdifferenziert:
~ SO" A' C" -'[
- Tt (540)
- !( Nxw" • ZNxyW'· • Ny w··) 5W dA - /( Nx' w'. Ny·w· • NxYw·, Ny~w' ) 5W dA (550)
A A
Da Nx ' Ny' Nxy=N yx entgegengesetzt zu ihrer positiven Richtung verschoben werden, ist Oie runde Klammer im zweiten Term ist Null, wie man bei Zuhilfenahme der beiden Kompo-
ihr Energiepotential höher als im Ausgangszustand: nenten-Gleichgewichtsgleichungen G.484 und G.485 erkennt; oder umgekehrt geschlossen:
a b ob ab 0b 2
Nx: n~}. !/NxdY Idul • tl!Nx w,2 dydx Ny n~}.j/ Nydx [dvi • t!!NyW· dxdy (541 ) Da ÖWFO ist, liefert die Variation nicht nur die Komponentengleichgewichtsgleichung in
00 00 00' 00 Richtung z (;G.486) sondern auch in Richtung x und y! Zudem fallen die Randbedingungen
ab ab ab des anstehenden Problems an. - Zusammengefaßt lautet 5n=O:
Nxy ' Nyx : n~l=iINxydYIYldXo~ed'{NyxdXIYldY • +/(ZNxyW'w"dXd Y (542)
![ KMW - q - (N x W". ZNxy W'· • Ny W··] 5w dA -
Die Summe aus n (1) und n a (2) stellt das gesuchte Potential der äußeren Kräfte dar. A b b b
a - fK[w'''. (Z - ~ )w'··]5wl dy • /K(w".. ~w··) 5w'ldy • /{ Nxw' • Nxyw· l 5W 1 dy-
~.2.4 Gesam..iPJUe~- Variation ön=D Da x=konst 00 x=konst 00 x= konst
Das Gesamtpotential aller Kräfte folgt aus der Addition von G.533, G.541 und G.542: -/K [w···. (Z - ~ )W·" ]5wldx • !K{w··. ~w"l 5W·!dx .j( Nyw·, Nyxw') 5wI dx ·0 (551 )
a b ob o y=konst 0 y=konst 0 y=konst
n. ~1/[(w".w··,2 - Z(1-~)(w"w··-w,·2'1dx dy -!Iq{x,y)wdxdy •

.t 11[
00 ab

00
Nx w'2. ZNxyw'w· • Nyw· 2 ] dx dy
00
• n {W, W', W·, w", w'·, W·· 1 (543)
6w ist die Variation (virtuelle Verrückung) des Gleichgewichtszustandes und ist voraus-
setzungsgemäß verschieden von Null. Somit liefert der erste Integrand die Grundgleichung
Man nennt diesen Ausdruck das BRYAN-TIMDSHENKOsche Potential; es bildet die Grundlage für das Beulbiegeproblem Theorie 11. Ordnung (vgl. G.505).
für das direkte Variationsverfahren von RITZ. Hiermit lassen sich Näherungslösungen für Z~L. 2~dbedingu.ng~
viele Beulprobleme herleiten, die einer strengen Lösung auf der Basis der Beulgleichung Die Randterme lassen sich bei Beachtung von G.503 und G.513 wie folgt zusammenfassen:
(G.505, q=O) nicht zugängl ich sind. Erste Lösungen stammen von TIMDSHENKO [18]. Von b b o a
KLöPPEL, SCHEER, MöLLER [19]wurden umfangreiche Beulwerttafeln hiernach erarbeitet. 5/(Qx' Nxw'. Nxyw·)wldy • 5/M xw'IdY • 5j(Qy .Nyw·, Nyxw'lwldx • ö/Myw·ldx ·0 ( 552 )
Das Potential G.543 kann auch dazu dienen, die Grundgleichung und die Randbedingungen o x=konst 0 x=konst 0 y=konst 0 y=konst
des anstehenden Plattenbiegeproblems Theorie 11. Ordnung abzuleiten. Dazu wird die erste w. 0 , Mx • 0 Bild 165 zeigt, daß den drei, in Abschnitt 7.8.1.1.4
Variation gebildet und Null gesetzt (G.524): ausführlich kommentierten Randlagerungen (1. Gelenkige
0 , w'. 0
5n -- O_ön. ~ "w • .illl. 5W' • Q.Q. ÖW· • .2..'l5W" • .illl. 5W'· • 8n 5W·· • 0 (544) W• Lagerung, 2. Einspannung, 3. freier Rand) genügt wird.
8w v 8w' 8w· 8w" 8 W'· 8W·· Der vierten Randbedingung (Transversalgelenk) wird
Die Variationen werden gliedweise ausgeführt, anschließend wird partiell integriert.
Für den ersten und zweiten Term findet man nach längerer Rechnung: -
I

~x
Tx'Ü x ' Nxw'. Nxyw·,O
Mx'O
gleichfalls genügt.

/( KM.w - q l öW dA - Bild 165


A b b
-/K[w"'.~w'··+Z('-~lw'··15wldy. IK(w".~w··'5W'ldy- 7.8.2 Lösungen der linearen Beultheorie
o x=konst 0 x=konst 7.8.2.1 LösuQgen auf der GrundlagLde~g~ich..\!..Il.g für RechteckRlatten.-...llliL-~g~lei:
o 0
chen konstanten Randdruckkräften
-/K[w···.~w·"+z{'-~)w·"15Wldx. !K(w··. ~w"l öw·ldx (545)
o y= konst 0 y= konst ~1.1 Einzelfe~ freien Längsrändern (Bild 166)
Alle Plattenstreifen dy sind untereinander gleichwertig; es stellt sich nur eine ein-
Am dritten Term von G.543, der den Beitrag Theorie 11. Ordnung charakterisiert, soll die
sinnig gekrümmte Beulfläche ein. Die Normalkraft Nx ist gleich der Randdruckspannung 0 1 ,
Vorgehensweise gezeigt werden; dieser Term setzt sich seinerseits aus drei Gliedern zu-
multipliziert mit der Plattendicke t. Ny und Nxy=N yx sind Null. Die Beulgleichung ver-
sammen: kürzt sich zu:
ab bob
3
1. Glied: -Z'//Nx Zw' 5w'dx dy' /[/( NxW')5W' dxl dy • I[(Nxw') ÖW I] dy - / (Nxw'l' 5w dA (546 ) ~W E1 "" -o,lw" (553 )
00 0 0 0 x=konst A '2(1 - ~L)
- 420 - - 421 -
Das ist die Grundgleichung für das Knickproblem eines k
0, 0,
0', ___ ~~::'°lt ____ O't "Stabes" der Breite 1. Als Lösungsfunktion wird ge- 12 f- ~e-

~D ~
x I I - I-e-

I I
wäh lt: I I
I w(X) =Am sin m~x ( m = 1. 2, 3, " (554) "'0 - \ - e- I I
1L___ dJ 0.=1 0. =2 0.= 3

=~
'y I 9 e-
I, , Dieser Ansatz erfüllt die Randbedingungen w=O und 8 f- .l-- a--l.
, ,I Mx=O an den Querrändern x=O und x=a. Wird der Ansatz 7
6
f-
I
0, Ki= k· Oe
~m=1
I ----------- in die DGL.553 eingesetzt, folgt:
"
-
5 , ,
I.. a .. I
E13 4 2 4
~ ~
3
~O 0.=00
-...=:..:.-,,-A (mn:) sin mn:x =A 0 I( mn: ) sin mn: x
12(1_~2) m Q
--~--
m' 3

BEBI~BEEB
Q Q Q I I

o =~(..L)2m2
,2
ir - I-- i6' -iIT:ffii'
--~-- , 12(1-~2) Q
(555)
o
o 2 3 0.= alb Q) =.,Jr:
0. bl k d,50 0. =$: k d ,17
--~--
Bild 166 3
Der dem Betrage nach kleinste Lösungswert und damit
die Beulspannung ergibt sich für m=l, also für eine
Bild 168
Zeichnet man den Beulwert k für die Halbwellen m=l ,2,3 .. als Funktion des Seitenverhält-
Halbwelle (EULER-Fall 11). m=2 bzw. m=3 liefern einen nisses 0. auf, erhält man die in Bild 168a dargestellte Kurvenschar. Maßgebend ist die
4- bzw. 9-fachen Spannungswert; die zugeordneten (nicht maßgebenden) Biegelinien zeigt untere Einhüllende ("Girlandenkurve"), deren Minima für ganzzahlige a-Werte den Beul-
Bild 166. Die Beul- (bzw. Knick-) Spannung lautet: wert k=4 aufweisen. Im Bereicho.> 1 ergeben sich geringfügig höhere Beulwerte für nicht-
En: 2 I 2 t 2 (556)

,
ganzzahlige o.-Werte. Beispielsweise beträgt der Beulwert für o.=,f[ und m=l bzw. m=2:k=4,50,
mino, =0, Ki = 12(1_~2{Q) =18980(0)

11
vgl. Bild 168b. Die vorstehende Lösung geht auf BRYAN (1891) zurück. - Für einen mit y
Die Vorzahl 18980 gilt für Stahl, die Spannung ergibt sich dann in kN/cm'. veränderlichen 0x-Verlauf (z.B. Biegespannungszustand in einem Stegblech) oder einen
7.8.2.1.2 Einzelfeld mit frei drehbaren~~schieblichenLängsrändern (Bild 167) 0', Nx=-o,t O't Schubspannungszustand 'txy='tyx=konst lassen sich
Die Spannungen in der Platte sind: (mangel s passender Losungsansätze) keine geschlosse-

I
0x= -0, , Oy = 0, 't xy = 0 ( 557) I nen Losungen herleiten.

Die Beulgleichung lautet: I y x ----. Jb ~1.3 ~~~~:~mit einglliP~nten LängsJjindern

12(;_1:2) (w""+ 2w" .. +w····) = -o,lw" (558) 11


Die Beulgleichung ist mit G.558 identisch:
+1..0 _ __ _ a -----t-t K(w"" + 2w"" + w....) = - o,lw" (566)
Als Lösungsfunktion wird in Anlehnung an G.554 ein Bild 169 K ist die Plattenbiegesteifigkeit, G.504.
Doppel-Sinusansatz gewählt. Hiermit werden die
Der Doppel-Sinusansatz G.559 führt nicht zum Erfolg, da die Randbedingung w'=O entlang
NAVIERschen Randbedingungen G.509 und die Beulglei- der eingespannten Längsränder hiermit nicht befriedigt werden kann. Es wird daher ein
Bild 167 chung für jeden Wert von x und y erfüllt: Produktansatz geWählt:
w(X,y) =w(y) sin m~x ( m=1,2,3.... ( 567)
w(X,y) = Amn sin m~xsin~ (m=1.2, 3.. ; n =1, 2, 3. ) (559)
w(y) ist hierin zunächst unbekannt. Die NAVIERschen Randbedingungen an den belasteten
Der Ansatz wird in G.558 eingesetzt:
Querrändern werden erfüllt, gleichfalls die Beulgleichung für jeden Wert von x:
3
EI [m4n: 4 2 m2n: 2 n2n: 2 n4n: 4 ]
12(1-~2) ----a:r + ur ij'L +~ (568 )

o = ~(-.Lhm.Q. +n2 Q ]2 (560) Vor der Lösung dieser (jetzt gewöhnlichen) Differentialgleichung für w=w(y) werden fol-
, 12(1_~2) b Q mb
Zu jeder Kombination von mund n gehört eine Lösung. Von diesen hat nur die betragklein- gende Abkürzungen eingeführt (vgl. auch G.562/565):
ste praktische Bedeutung. Wie G.560 aufzeigt, ist allein n=1 maßgebend, al so beult die k= ~ (569)
Platte in jedem Falle nur mit einer Halbwelle in Querrichtung aus: Oe

2 ( 561) Damit läßt sich die Differentialgleichung G.658 umformen:


0= En: (lh..!!l!2.+_Q_)2
lKl 12(1-~2) b mb
-2~. d2w + ~w _ kEn:21212(1-~2)
Q
d4w p2
1lj2 w =0
Wird die Bezugsspannung b4 d1]4 b2 b2d1]2 b4 12(1_~2)b2EI3
Oe = ~(1-/t (562)
12(1- ~2) b (570)
w··.. _2 p2w··+ p4(1-4)w = 0
p
das Seitenverhältnis (563)
)' kennzeichnet die Ableitung nach1]. Abhängig vom Klammerglied lassen sich fünf Lö-
sungsfälle unterscheiden; im folgenden wird nur ein Lösungsfall behandelt:
und der Beulwert
CD:
k = (..!!!JL -L )2 = (..!!l... ~)2

-
+ + (564) Fall
Q mb a m ( 571)
eingeführt, gilt:
I o'Ki = k oe I (565)
- 422 - - 423 -
(572) gelagerte Rechteckplatten mit NAVIERschen Randbedingungen lösungen des Beulproblems für
Lösung:
w(1}) = Cl COSh'P1} + C2sinh'P1} + C3COS\)l1} + C4sin\)l1} unterschiedliche Normal- und Schubspannungszustände. Der genannte Plattentyp hat im Stahl-
(573)
'P = Yp hVK + p); \)I =-V p (rtVk -p) bau große baupraktische Bedeutung. Auf derselben Grundlage lassen sich auch die Beullösun-
gen für ausgesteifte Rechteckplatten herleiten; die längs- und Quersteifen werden durch
Um die Lösung zu bestätigen, wird der d'ALEMBERTsche Ansatz dimensionslose Parameter erfaßt; deren Drill- und Wölbsteifigkeit kann dabei berücksich-
W = C eAj1} (574 ) tigt werden.
J
in die Differentialgleichung eingeführt; die charakteristische Gleichung (einschl ießl ich ~ lösungen auf der GrJJ.ndlag~Ene.r.gifill.QJ:en~ürRechteckplatten mit NAVIER-
ihrer Wurzeln) lautet:
Aj4_2~Aj2+ p4(1 _~) = 0 oder {A/-p2)2=T1 kp2 _ (575 )
schen RandbedLng~ng~YlEIGH/RITZ-Verfah~
01 t-_ - - (Jl
1. (AI - p2) =rt"{K,p-Al = Tt'/K·p + p2 = P (n"{K + p) - 71. 1,2 - 'P (576) Ir
tt I!V
X Uuersteife
r Länasteife I
I~
~~ f
(577 ) b
Z. ( p2 - A. j2) =n1fK·p _},}= -n'/Kp + p2 = - p(rtYK - p) - 71.3,4 - 4> I \A l'I l
I
Um die Symmetrie bei der Formulierung der Randbedingungen auszunutzen, wird da! Koordina-
tI
I ~.JQ I ~~
- .!l
tensystem x,y in die Plattenmitte gelegt, vgl. Bild 169. Die Randbedingungen lauten:
w=O, w·=O. Die mit sinh und sin behafteten Teillösungen scheiden aus, sie kennzeichnen
eine antimetrische Beulform in Querrichtung. Die Randbedingungen entlang der Längsränder b)
lauten: y =± blZ: 1} =1/ Z Bild 172a zeigt eine unversteifte und Teilbild b eine durch Rippen versteifte Rechteck-
platte. Durch die linear veränderlichen Randspannungen
k w = 0: Cl cosh'PlZ + C3 COS4>1Z = 0
(579)
t] ; \jJ =+1 : reiner Oruck,
~ ~
I 1
12 I 1
W· = 0 : Cl <p sinh<p12 - C3\)1sin\jJ12 = 0 0:- 01 [1 + (\jJ - 1) \jJ = -1: reine Biegung (581 )
1\ I I 1
11 I I
10 -~m=l- .l----a __ Wird die Nennerdeterminante dieses Gleichungssystems und die konstanten Randschubspannungen t werden innere Spannungen hervorgerufen, die den

-
9 Null gesetzt, folgt die Beulbedingung zu: äußeren hinsichtlich Intensität und Verlauf entsprechen; einer gesonderten lösung des
8 \" I
/[ I'... 2lit' J " "4' 5 <psinh<p/Z,coS4>/Z + cosh<p/Z·\)Isin\jJ12 = 0 Scheibenspannungsproblems bedarf es somit nicht. 01 ist die max. Randdruckspannung, \jJ
7 I I I
6,97
6 - -' - kennzeichnet den Verlauf der Randspannungen (Randspannungsverhältnis). Für die Beulver-
<p tanh<p/Z + \)I tan\jJ/Z = 0 (580)
5 formung (Beulfigur) wird der Doppelreihenansatz
4 Die Auswertung dieser Gleichung liefert für m=1, 2, 3..
3 w = r rA sin mnX ·sin~ (582)
(über p, vgl. G.569) wieder eine Kurvenschar. Die (m = 1.Z.3-. n =1,2.3·)
2 m n mn a b
Minima der Einhüllenden liegen in Höhe von k=6,97
1
o
o
Bild 170
2
(Bild 170).
-
3 a.=a/b Lösungen für andere Randbedingungen sind in [1 1 zusam-
mengestellt, daselbst ist auch das Verfahren der Ober-
gewählt. Sämtlichen Randbedingungen (w=O, ~w=O) wird genügt. Ober die Koeffizienten Amn
(das sind die "Amplituden" der einzelnen Reihenglieder) , aus denen sich die Beulfläche
aufbaut, kann noch verfügt werden:
tragungsmatrizen aufbereitet, mit welchem in y-Rich- Oie Bedingung
tung veränderliche Längsspannungszustände Nx=Nx(Y)' on = 0 (583)
einschließlich Längssteifen, analysiert werden können. für die ausgebeulte Gleichgewichtslage geht in das gewöhnliche Minimumproblem
Hr. Plalten ty p k
Alle lösungen für Platten mit o=konst und unterschied-
~=O
1 ~: :::- =m
4,00 licher Randlagerung streben für Cl =00 (lange Platten)
einem Grenzwert zu. Diese Beulwerte sind die Bezugs-
8A mn
(m=1,2.3-, n=1.Z.3 .. )

über. Das liefert ein homogenes Gleichungssystem für die m·n Unbekannten Amn . Der kleinste
(584)

2 @J 6,97 ij
größen für die Breite/Dicke-Schlankheitsbegrenzungen Eigenwert der hieraus gebildeten Determinante ist der gesuchte Beulwert. Das Potential n
3 §f I@j 5.40 dünnwandiger Teile gedrückter Bauglieder, vgl. Ab- lautet (vgl. G.543, Ny ist Null):

4
Er_nu_n_n-m 1,2 8
schnitt 7.2.4.7 u. 7.8.3.6. In Bild 171 sind die Beulwerte
k (Cl =00) für fünf Plattentypen zusammengestellt. - n=
ab
+J/H w" + w··)2 - Z(l -1i)(W"W" _w,·2)] dx dy + t-!j[oxw·2 + ZU'W'] dx dy
ab (585)

5
m:_ nnu _n---m
-- ---- 0.425
Für Randbelastungszustände mit veränderlichen Normal- 00 00
spannungen und Schubspannungen lassen sich auf der Es gil t: 0x=-o gemäß G.581 und 1: =konst. (Sind noch Steifen vorhanden, ist in n deren
Bild 171 Grundlage der Beulgleichung keine geschlossenen lösun- potentielle Energie aUfzunehmen.) Für w wird der Doppelreihenansatz (G.582) eingeführt,
gen angeben. Ein Näherungsverfahren ist das Differen- zwischen den Plattenrändern von 0 bis a bzw. 0 bis b integriert und gemäß G.584 diffe-
zenverfahren. Weitere Näherungslösungen lassen sich auf der Grundlage der direkten Va- renziert. Diese Rechnungen sind langwierig. Für den ersten Term im ersten Integranden ist
riationsverfahren herleiten, insbesondere nach den Methoden von GAlERKIN und RAYlEIGH/RITZ. beispielsweise wie folgt vorzugehen; es wird weingesetzt:
Als weiteres wirkungsvolles Näherungsverfahren steht die Methode der finiten Elemente zur {w" + W.. )2 = (W" + W")(W"+ W")=
Verfügung. Eine Behandlung dieser Verfahren als auch die lösung von Beulproblemen für
andere Plattentypen, wie z.B. Kreisplatten, scheidet im Rahmen dieser Einführung aus. =f _H(ffiTt)2 A sin ffiTtX sin.Dm. H (nn )2A sin mrtX sin ~]2
mn a mn a fj mn lJ mn a I)
Wegen der großen Bedeutung werden im folgenden die Grundlagen des Verfahrens von RAYlEIGH/
RITZ dargestellt. Das Verfahren basiert auf der Energiemethode und ermöglicht für umfangs-
a
= J\ -~~ [(mn)2 +
(nn)21 . mTtX . .D..1IY..]2
b AmnSIn-a-Sln b = {}{
.... ... I =
• <'""''''''' [{mrt)2 {nrt )2].[( prt)2 (qrt )2 1A A . mnX . nny . prex . qny (586)
- ffi'nPQ Cl + b a +b mn pqSIn-a-SlnoSIn-a-Slno
- 424 -
Hierbei ist berücksichtigt, daß mund n in jedem Glied des Klammerproduktes die ganzzah-
ligen Werte 1, 2, 3 ..• annehmen können; dadurch entsteht eine Vierfachreihe:
. 425 -

D fü r (n + q ) = gerade und n ~ q

!
b Z (594 )
m, n, p.,q = 1,2,3· ( 587) IYSinfsin~dY b f"
=t;urn=q
In den Reihengliedern treten die Funktionen o b2 nq f" ( ) =ungero d e un d
=- 4 2'-Z-22ur n+q n~q
Tt (n-q)
. mTtX sin~ (588)
bzw. sin nTty sin~
sin 0 0 b b Werden die Beiträge aus ni und na zusammengefaßt, ergibt sich folgendes Gleichungssystem:
auf, über die gemäß G.585 von 0 bis a bzw. 0 bis b integriert werden muß. Das erste In- (595)
tegral läßt sich mittels der trigonometrischen Additionstheoreme umformen:
(589) Abkürzungen:
a. mTtX . pTtX dx _ lfaleDS (m-phtx _ eDs1m+p)TtX Jdx
ol
Sln-O-S1n- O
- - 2 0 0 (596)
0
mund p sind voraussetzungsgemäß ganzzahlig und positiv. Bei der Lösung sind folgende
kO und k1 sind die gesuchten Beulwerte:
Fälle zu unterscheiden:
0lKi = kooe ( 597)
Fall I: m=p:
1
2' ja 2mTtx )
(eos D - eos-o- dx =
1
r Ja
dx - r, Ja
2mTtx d
eDs-o- X= Für einen vorgegebenen Satz positiver Zahlen mund n wird das Gleichungssystem formuliert
o 0 0
und aus Det (k o ' k1 )=0 die Beullösung gewonnen. Zur weiteren Anwendung wird auf die Beul-
= -Z' lx la -.1- o - l s in 2mTtx Ja .1 0 _l.-o-{sinZmTt - sinD)
1l Z ZmTt 0 0 2 2 ZmTt (590) werttafeln von KLöPPEL/SeHEER/MöLLER [19J und die von PROTTE [20) erarbeiteten Lösungen
1 hingewiesen.
" Ta
7.8.3 Baupraktische Nachweisformen auf der Basis der linearen Beultheorie
Fall 11: m#p, d.h. mtplO. Man über- ~1---.!Dl.g~meine Hinweise
zeugt sich, daß das Integral (G.589) Der Beulnachweis ebener dünner Bleche, die unter Druck- oder/und Schubbeanspruchung ste-
hierfür Null ergibt. Das ist auch hen, kann nach zwei Konzepten geführt werden:
Beispiele:
mt p: gerade mt p: ungerode ohne Rechnung erkennbar, wenn der - Einhaltung eines vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes gegenüber der idealen Beulspan-

, ,
Integrand, einmal für mtp=gerade
--~-~~-Jr- und einmal für mtp=ungerade inner-
nung 0Ki bzw. (bei gedrungenen Platten) gegenüber der "abgeminderten" Beulspannung 0K
oder
halb der Grenzen x=O und x=a auf-
~ Einhaltung eines vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes gegenüber der realen Grenztrag-
gezeichnet wird. Bild 173 zeigt fähigkeit bei Zulassung überkritischer Tragzustände.
zwei Beispiele: Der Inhalt der je- In DIN 4114, die ehemals vorrangig für den Beulnachweis der Stegbleche vollwandiger Trä-
weils gleich schraffierten Flächen ger konzipiert war, wurde der Nachweis nach erstgenanntem Konzept geführt, wobei das über-
- ~- hebt sich ober- und unterhalb der kritische Tragvermögen der allseits gelagerten Platte durch Vorgabe relativ niedriger Si-
i- "-

o--_J .l
Nullachse aU.f. (Orthogon.alität der cherheitszahlen berücksichtigt wurde; an diesem Konzept wird in der DASt-Beulsicherheits-
a - - - - - - trigonometrlschen Funktlonen.) richtlinie 012 als Regelfall festgehalten, ebenfalls in DIN 18800 T3. Auf die diesbezüg-
coslm.tp}ltaX =cos8ltf cos{m.tp)lt; =cos3ltt Für den zweiten Term im ersten In- lichen Nachweise wird im folgenden eingegangen.
z.B. m= 6, P =2 oder z.B.m=2,p=loder tegranden von n (G.585) ergibt Im Flugzeugbau war es seit jeher erforderl ich, nach dem zweitgenannten Konzept (also
m =9. p =1 usf. m=5,p=2 usf. b) sich ebenfalls Null: Für das Inte- überkritisch) zu dimensionieren: Die hier zum Einsatz kommenden dünnen Bleche bzw. Blech-
Bi ld 173 a) gral über das Gl ied w"w·· ergibt häute beulen unter sehr niedrigen Spannungen aus; es war und ist ein Gebot der Wirtschaft-
sich +a/2 bzw. +b/2 und für das lichkeit, die überkritischen Tragreserven zu aktivieren; für Schubbelastung wurde eigens
Gl ied -w,q: -a/2 bzw. -b/2. Damit verkürzt sich der Beitrag aus ni (1. Integrand) zu: die sogen. Zugfeldtheorie entwickelt. - Im Stahlleichtbau hat sich gleichfalls die über-
= JL.~.ab LI: A2 {m 2 + (in 2 )2 kritische Bemessung durchgesetzt; in Deutschland fehlte über Jahrzehnte ein einschlägiges
Z 4 ur
m n mn Regelwerk; DIN 4115 (Stahlleichtbau und Stahlrohrbau im Hochbau) war diesbezüglich von
(591 ) Anfang an rückständig; DIN 4114 enthielt ebenfalls keine speziellen Dimensionierungsre-
geln für Stahlleichtbaukonstruktionen. Das hat sich mit der Einführung der DASt-Beulsicher-
Hierin ist m=p und n=q berücksichtigt. Oe ist in G.562 und a in G.563 definiert. ni wird heitsrichtlinie 012, der DIN 18800 T2 und T3 und der DIN 18807 (vgl, Abschnitt 17) sowie
nach A partiell differenziert (vgl. G.584) und anschl ießend Null gesetzt: der DASt-Ri 016 (Nachweis dünnwandiger Kaltprofile) geändert.
mn
Bild 174 kennzeichnet stahlbau-typische Aufgabenstellungen: Beulnachweis der Stegbleche
enj Tt2 t {2 2 2)2
- - =Oe'-4 CiJA mn m + an {m=1,2,3," n=1,2,3,"
(592)
vollwandiger Träger und der Gurtbleche kastenförmiger Träger, Die Breite b ist bei ge-
eAmn
schweißten Trägern gleich der realen Blechbreite; die gegenseitige elastische Einspannung
Der entsprechende Beitrag aus na (2. Integrand von G.585) wird analog hergeleitet. Hier- der Bleche wird nicht berücksichtigt. Dem Beulnachweis der vorgenannten Bleche werden
bei treten folgende Integrale auf: allseitig gelenkig gelagerte Rechteckplatten (mit NAVIERschen Randbedingungen) zugrunde-
gelegt. Die Länge a der Platten ist gleich dem Abstand benachbarter Querschotte oder kräf-

oI
~in mltx. eDsJ!!l!.dx = l.!lsin {m-pmx + sin (m+phtx ld {=D für{mtp)gerade (593)
tiger Quersteifen, sofern deren Steifigkeit über der sogen. Mindeststeifigkeit liegt.
0 0 20 0 0 X = k .m_2 für(m tp)ungemda
2
Tt m - p Im allgemeinen herrscht in den Blechen ein kombinierter 0- '[ - Spannungszustand vor, der
zudem in Längsrichtung der Träger variabel ist. Bild 175 verdeutlicht die Situation.
- 426 - - 427 -
Im Bereich der Zwischenauflager durchlaufen- haben. Dieser Ansatz ist erforderlich, weil bislang nur Beulfälle mit gegengleichen Längs-
Gurtplatte
der Träger treten in den Stegblechen hohe spannungen und konstanten Schubspannungen gelöst und aufbereitet sind. Das Standardproblem
Biegenormal- und Schubspannungen auf; die- ist damit auf die unversteifte Rechteckplatte mit gegengleichen Normal- und Schubspannun-
se Bereiche sind besonders beulgefährdet. gen zurückgeführt; vgl. Bild 175c.
Querschott
Um den Beulnachweis führen zu können, bedarf Für die Einzelwirkungen linear veränderlicher Normalspannungen und konstanter Schubspan-
es gewisser Mittelwertbildungen; vgl. Teil- nungen sind die Beulspannungen bekannt; für den kombinierten Spannungszustand wird eine
~ '.- .-
.~ "5 bild b: Treten die maximalen Biege- und Beulvergleichsspannung bestimmt. - Die idealen Einzelbeulspannungen der unversteiften

~t
Schubspannungen an gegenüberliegenden Rän- Rechteckplatte können aus Bild 176 bzw. aus Bild 177 entnom-
dern auf (was die Regel ist), so dürfen die men werden. Dazu wird zunächst die Bezugsspannung
in Feldmitte der Beulfelder vorhandenen Wer- 50 f-- .... a. §r 1
(598)
te von Mund Q angesetzt werden, jedoch
I-~ k, = 5,34 + 4~020
bl nicht weniger als die Werte in jenen Schnit-
Bild 171. 0. 1 berechnet. Für E und ~ ist zu setzen:
ten, die den Abstand b/2 von den Rändern 0 i - I- -<

mit den jeweil s größten bZW.1 -Spannungen ° k,= 4.00 + ~ Stahl: E = 21000 kN/cm Z; ~ = 0,3 (599)
-I-
untersuchtes Beulfeld -i Aluminium: E = 7000 kN/cm Z; ~ = 0.3

fd-l'-'=i ~~1 IT

I- I-
b ist die Breite und t die Dicke des Bleches. Bei Biegenormal-
spannungen wird die Beulspannung auf die maßgebende größte
Randdruckspannung 01 bezogen, vgl. Bild 175c:
I I I ° ~2PQ 0
°IKi= koGe (600)
Der Beulwert ko ist eine Funktion des Seitenverhältnisses
~ ~ I '
~~l:b' 0
\ CI. = JL
b (601)

ti i'-... und Spannungsverhältnisses

,s:::: tjI=~ 0,
0.=
Bild 175 al bl cl (602)
0 tj!=1 bedeutet reine Druckspannung und tj!=-1 reine Biegespannung

~~ t-. '" =-JJU.-


-1,8_ t-
- I--..

- 50
o 1
Bild 177
2 Cl ko kann aus Bild 176 abgegriffen werden. Für alleinige Wir-
kung einer Schubspannung folgt die Beulschubspannung aus:

~~ -
i""-.... ·1,~

- -----.......
.... -. r--
1Kj= k, Oe (603)

--
k1 ist aus Bild 177 zu entnehmen •
40
° y)
~~ t8r--.... I""-...
Für andere Grundspannungsfälle (z.B. und ausgesteifte Platten gelten G.600 und G.603
~
~
-H .- unverändert.
-12 3 Den Einzelbeulspannungen liegen eine Reihe idealer Voraussetzungen zugrunde (daher der
30

~~~ ~~~
r--.....

20
~
.........
I'..... r-.
r--..... 1"--. ... -
-1.0

0.
1-0"1"- r-

1.- ... 20
Index i): Idealelastisches Materialverhalten, ideal isotroper Werkstoff, ideal ebenes
Blech ohne Eigenspannungen mit ideal mittiger Krafteinleitung. Diese Voraussetzungen
sind real nicht erfüllt; es bedarf gewisser "Abminderungen".

~'\ ~~
...........

'"
'\ t--.... i""--. 7.8.3.2 Beulnachweis una!!.~gesteifter Platten nach~114 (1952)

15
~ i'.. "- r- t- -0.6 L..- I--..
1
Treten gleichzeitig Normal- und Schubspannungen auf, wird die ideale Beulvergleichsspan-
['... nung

~ ~~ "'" r--. t--.. 1'- ...


i'..!'..!'. 10•4 L.-- I---' l- r- I - (604 )

10
~ C": ~!'. r--. 1'- ... lO,2 1.- I-.... 1o
9 "-" "- "'- I'... ....... ......... ..... 9
,= 0:
8 .' - ...... ~
...... .....
0 -;;;.;. !-... f-....
B
bestimmt; Sonderfälle:
OvKj= °IKi
(605)
7
""'"t':'"'" r-.....
..... ...... .....
0.2...... .- ...... 7
0= 0: °VKi= ff'Ki

'"
......
i'. ...... ..... ... -
...... ..... ...-
... -
0'::'-
~ i.--"
r-..
L..-- fo...

J!J!- i--'" ~
J-. ~
----- 6 Zur Berücksichtigung des realen Materialverhaltens und der inneren und äußeren Imperfek-
tionen wird dieser Rechenwert abgemindert: 0VKi'" 0VK' 0VK ist der Bezugswert für den
Beulnachweis. Der Abminderungsvorschrift der DIN 4114 lag die Knicktheorie von ENGESSER/
KÄRMÄN für den Druckstab mit Rechteckquerschnitt zugrunde, wobei von einer globalen
o-E-Linie oberhalb der Proportionalitätsgrenze mit stetiger Krümmung ausgegangen wurde,
die die Fließspannung 0F für E=ooerreicht (die Abkrümmung der o-E-Linie oberhalb 0p erfaßt
0.2 0.3 0.4 0.5 0,6 0.7 Oß 0.9 1,5 2 2,5 den abmindernden Imperfektionseinfluß; zum Eigenspannungseinfluß vgl. Abschnitt 6.1.2).
_0. Die Beulsicherheit errechnete sich aus: 0VK
Bild 176
VK=Yo,2+3,Z (606)
- 428 - - 429 -
Da Stegbleche (insbesondere bei Schubbeanspruchung) im ausgebeulten Zustand merkliche
platten mit knickstabähnlichem Verhalten sind ergänzende Nachweise zu führen. Dadurch ist
Tragreserven aufweisen, waren in DIN 4114 relativ geringe Sicherheiten vorgeschrieben:
es möglich, die nominellen Sicherheitsfaktoren des DIN 18800-Konzepts auch für den Beul-
erf vK z 1.35 im lastfall H (607) nachweis einheitlich anzusetzen.- In Bild 178 ist der Beulnachweis für Gesamtfelder mit
erf VK = 1.25 im Lastfall HZ 0x- und 't-Beanspruchung zusammengefaßt. (Wegen weiterer Einzelheiten wird auf DIN 18800
Eine Reihe von Einstürzen vollwandiger Balkenbrücken mit Kastenträgerquerschnitt in den T3 verwiesen.)
siebziger Jahren gab Veranlassung, höhere Beulsicherheiten vorzuschreiben, insbesondere Der Antennenträ- ~.:i..2~1...:.

für unter konstanten Druckspannungen stehende Gurtplatten (die über keine nennenswerten
~ ger auf einem Funkturm be-
überkritischen Tragreserven verfügen). Für Einzelbeulfelder galt (1973):
Druck oder Schub.
Druck und Schub.
~3 Beulnachweis una~gesteif~atten nach DASt-Ri 012 (1978) [211
erfvK = 171 (H); =150(HZ)
erfvK = 1.50 (H); =1,33 (HZ)
(608)
{iP
t::Bmm

{> b)
°x:
j 14,62
ct(
~,62
stene aus einem quadrati-
schen Kastenquerschnitt,
vgl. Bil d 179a/b. Außenab-
messungen 650x650mm, Blech-
dicke t=8mm. Für den Beul-

cp~
Grundlage ist, wie in DIN 4114, die lineare Beultheorie. Gegenüber G.604 steht eine stren- nachweis wird eine Feld-
gere Interaktionsformel für den kombinierten Spannungszustand, einschließlich 0y' zur Ver- breite b=650-2·4=642mm ange-
fügung. Die "Abminderung" der idealen Beulvergleichsspannung wurde an umfangreichen Bau-
teilversuchen orientiert und neu geregelt: In allen Fällen, in denen die ideale Beulver-
gleichsspannung 0VKi oberhalb des Wertes 0,60'o F liegt, ist von einer abgeminderten Beul-
vergleichsspannung 0VK (kurz Beulspannung genannt) auszugehen:
T
Bild 179 a)
WJ c) 1:: o 0,73 d) 0,52
setzt. Im Abstand von a=
1200mm liegen Querschotte.
Der Mastschaft wird von
einem GfK-Eisschutzzylin-
der umhüllt. Dadurch erhält der Tragmast aus jeder Windrichtung gleichhohe Windkräfte. Im
yF-<j!-fachen Lastzustand seien wirksam:
(609)
M:: 600 kNm, (l:: 75 kN, N:: 200 kN
Für den quadratischen Linienquerschnitt gilt (Bild 179b/c):
A = 40,8·64,2 :: 205,4 cm 2
Die erforderliche rechnerische Beulsicherheit wurde in Abhängigkeit vom Spannungsverhält-
I:: 2,0,8,64,2 3/12 + 2.0,8.64,2.32.1 2 :: 35281 + 105844 = 141125cm 4
nis <j! neu geregelt: Für Gesamt- und Teilfelder gilt:
Biegung über Kante, Teilbild d:
° • erfvK = 1,32 + 0,19 (1 + <j! ) (H) bzw. = U6 + o,m 1 + <j! ) (HZ)
(610)
1: erfvK = 1,32 (H) bzw :: 1,16 (HZ) Fe ldCD. oN:: - 200/205,4 :: - 0,97 kN/cm Z, oM:: - 60000 321 Z -13 65 kN/cm Z oN + oM :: -14 62 kN/cm 2 't d
141125 " , "
Bei gleichzeitiger Wirkung von Normal- und Schubspannungen ist erf v K mittels einer In-
terpolationsformel zu bestimmen; sie wird mit erfv; abgekürzt: FeldQ) oN:: - 0,97kN/cm 2 , oM =! 13,65 kN/cm 2 , oN + oM :: -14,62 kN/cm 2 bzw+12,68 kN/cm 2

lf[ 2 2 [Ol/olKi]2 [th Ki ]2 75/2 - 073 kN 1 2


(611 ) 0,8 64,2 - , cm
erfv;= Vtf mit Z = (o,/o lKi ) + (t It Ki ) ; N= erfvK(o) + erfvK(t)
1; ::

Biegung über Eck, Teilbild e:


7.8.3.4 Beulnachweis unausgesteifter Platten nach DIN 18800 T3 (11.90)
Das Nachweisformat entspricht prinzipiell den vorangegangenen (DIN 4114, DASt Ri 012): Felder CD und CD •oN:: - 0,97kN/cm 2 , oM Z -V213,65 :: - 19,30 kN/cm 2
Auf der Grundlage der linearen Beultheorie werden die Einzelbeulspannungen berechnet und
bei gleichzeitiger Wirkung von Randspannungen 0x' 0y und t der Tragsicherheitsnachweis oN + oM = - 20,27 kN/cm 2 bzw - 0 97 kN/cm 2 ,= ff. 75/4 Z 052 kN/cm 2
, '0,8.64,2 .::c'=-:.:.:.::.=::.....
mittels einer Interaktionsformel geführt. Für die hierin enthaltenen Abminderungsfaktoren
x gibt es gegenüber den vorgenannten Regelwerken differenziertere, an weiteren Tragversu- Beulnachweis: Qz 120cm, b::64,2cm; 0ez 18980(~48/::2,95kN/cm2
chen orientierte Ansätze, in denen neben dem plastischen Bereich auch die Imperfektionen Biegung über Kante, Feld (1): '
~ das überkritische Tragvermögen bei Vorliegen schlanker Platten erfaßt sind. Für Beul-
\jJ :: +1, a = 120/64,2 z 1,87 - ko :: 4,0 _
x
0XPI':: 4,0 -2,95 = 11,80 kN/cm 2 Ap = n:
n r:;-nnr ° '0,
21000 = 132 5
11 80 ' -
~
ox t __ __ __ ~ox Seitenverhältnis : a = ~ ; Rundspunnungsverhältnis: \jJ; Beulwerte: ka" kt - 132 5 ( 1
Apo x:: 92:9 =i l l - x Ox z 1,25 - 0,251,0)(ill - 1:43 2) = !1QQj(D,70 - 0,11) = 0,59 -
,
~il ~. 1_ n:ZE t Z_ t Z kN . _ kN . _ kN
ti O' k t
lee: I'
11 b °e-
1211-~l
2 1-b) -169601-) - Z l St37. fyk -24-Z ' St52. fyk -36-Z
b em' em 'em 0xP,R,d:: 0,5921~'0 =12,91 kN/cm 2; NQchweis 14,62/12,91 = 1,132 > 1

\jJox
tLI:-~ -==-=::i~,--l
t \jJox
An=n:1FIfE ;
Y fy,k
St37:A nz 92,9, St52:And5,9;YM::1,1; e::1,25-0,25\jJ~1,25 Demnach ist die Tragsicherheit nicht ausreichend! - Auf einen Beulnachweis für Feld (3),
0x : 0xPi:: koX·oe - ApO x :: n: --: fJ;
0XPI -
" APo x -
"Pax:: -:;-
"n
X
ox
1 - -=-y)s.1
::e(.::-
Ap
0,22
Ap
_ 0xP, Rd::
,
!r!
X o . y'
x M
\jJ=-1, kann hier verzichtet werden.
Biegung über Eck, Felder (1) und ~:
0
, : 'Pi:: k"oe -Ap,:: n:V 'PiE{f3 -~Pl:: ~
An
- xt
Ap
- 1,36
064 S. 1 f"ur ApS.
:: ~
~ _"
f k
y,
\jJ:: 20,9 7 = 0,05, a = 1.87 -
, 27
ko :: 7,6-oxPi = 7,6'2,95 = 22,42 kN/cm 2; ApO =n:
x x
21000 = 96 15 _
22,42 '
1 16
- 'P Rd - ~,':r.;;-
v3· YM - 9615 1 fi?/l on
1.iJ32)
Nue hweis:
. I( ~)1+X~
° x + (-1--
" )1+ xo,xi
x s: 11 x,::~
Ap
,,-
furAp>1,36
' , Apo x= 92,9 :: 1Q}-x ox :: (1,25 - 0,250,05)( 1,03 - = gy 0,97 - 0,21) = 0,95 -
xP,R,d P,R,d
Gesumtfeld mit 0x und t 0xP,R,d:: 0,95· ~~'O =20,73 kN/cm 2 > 20,27 kN/cm 2
Bild 178
- 431 -
- 430
rung führt auf die sogenannte "Mindeststeifigkeit" für den unverschwächten Steifen-
-534
k,Pi-' 4,00 648 648295 1913kNIcm 2;A.h=Tt 19,1l{3'
21000 = 7910 '\f\P,= 79,1,0 --0,85<1 - querschnitt. Die Mindeststeifigkeit ist nach der Formel
+ 1,87 2 =_,_ -'Pi = , ., =, , - 92 9
(612 )
~84 240
x, = 0,85 0,99 -'P,R,d =O,g9
V31,1 = 12,47kN/cm 2 > O,52kN/cm 2
zu berechnen; b: Breite des Gesamtbeulfeldes (Gesamthöhe des Steges); t: Dicke des
Nachweis: (20,27 ) 1+ 0,95\ (~t 0,950,99 = 0 9778 1,815 + 00417 1,931 = 0,9601 + 0,0022 = 0,9623< 1
2

20,73 12,47 ' , Stegbleches; y.: Beiwert in Abhängigkeit vom Spannungstyp (0/1), vom Spannungsverhält-
Für diesen Lastfall kann demnach eine ausreichende Tragsicherheit nachgewiesen werden, nis ~ und Seitenverhältnis a sowie von der Anordnung der Steifen und vom Flächenver-
obwohl die maximale Druckspannung mit 20,27kN/cm 2 deutlich höher liegt als im vorangegan- häl tnis B =A/bt; A: unverschwächter Steifenquerschnitt.
Bei einem gewählten Steifenträgheitsmoment, das größer 1* ist, brauchen die Beulsi-
genen Lastfall (Biegung über Kante) mit 14,62kN/cm 2 , dafür fällt sie auf 0,97kN/cm 2 ab,
cherheiten nur noch für die Einzelfelder nachgewiesen zu werden, weil sich der Stei-
vgl. Bild 17gd/e. Der in Bild 178 ausgewiesene Faktor c übt den entscheidenden Einfluß aus:
fenrost bei diesem Konzept an der Ausbeulung nicht beteil igt.
c =1.25 - o,25ljJ ~ 1.25 b) Ausgehend von den Beulwerttafeln von KLöPPEL/SCHEER/MöLLER (Beulwerte ausgesteifter
Ober diesen Faktor wird das überkritische Tragvermögen eingefangen. Im Falle ljJ=l (konstan- Rechteckplatten) wird die Beulsicherheit des versteiften Gesamtfeldes nachgewiesen.
te Randdruckspannung) ergibt sich c=l, d.h. das überkritische Tragverhalten ist eher ge- Hierbei liegt die Steifigkeit der Einzelsteifen niedriger als I·, d.h. es tritt ge-
ring; im Falle ~=-1 (Biegespannungszustand mit gleichhohen Druck- und Zugspannungen) er- samtheitliches Beulen von Blech und Steifen ein. (Die Mindeststeifigkeit läßt sich
gibt sich c=1 ,50; es darf indes nur c=I,25 angesetzt werden; das überkritische Tragvermö- mittels der genannten Beulwerttafeln bestimmen.)
gen ist eher hoch. Im Beispiel beträgt der Faktor c=l,OO bzw. c=1 ,24.- Mit Hilfe des in Oie DASt-Richtlinie D12 basiert im wesentlichen auf dem zweitgenannten Konzept; darüber
DIN 18800 T3 angegebenen Bildes 5 hätte man unmittelbar nachweisen können, daß die Beul- hinaus enthält sie spezielle Regelungen für Platten mit kräftiger Längsaussteifung, bei
tragsicherheit im Lastfall 0x=konst (Biegung über Kante) unzureichend ist. Dazu wird ge- denen sich die Einzelsteifen wie Knickstäbe verhalten und die Plattentragwirkung zurück-
bi 1 det: ä = _O_x_ = 14,62 = 0,67 tritt.- Bezüglich DIN 18800 T3 (11.90) vgl. das Regelwerk.
fy,k IYM 21.8- 7.8.3.6 Grenzverhältnis bit dünnwaQ.Qig~Teile von Druck- u~e.9liedern
Nach Bild 5 ist die Beulsicherheit ausreichend, wenn (b/t)~68 ist (1=0). Dieser Bedingung Die Einhaltun9 bestimmter Grenzverhältnisse bit gedrückter Flansche, Gurte und Stege
wird hier mit (bIt list = 64,2/0,8 = 80,3 (Bild 181) ist erforderlich, damit vor Erreichen der globalen Tragfähigkeit der Stützen
nicht genügt. Die erforderliche Blechdicke kann aus Bild gefolgert werden: oder Biegeträger keine lokale Ausbeulung dieser Querschnittsteile eintritt. Anderenfalls
642 kann die rechnerische Tragfähigkeit des Querschnittes nicht erreicht werden. In DIN 4114
terf = 68= 9,44mm _lOmm
wurde das Grenzverhältnis bit so festgelegt, daß die lokale Beulsicherheit gleich oder
7.8.3.5 ~gesteifte RechtectQlatten größer der globalen Knick- bzw. Kippsicherheit ist. Dadurch ist bit abhängig von der glo-

\ErJlaJ Kann die erforderliche Beulsicherheit nicht nachge-


wiesen werden, ist entweder die Blechdicke t zu ver-
größern oder es sind Beulsteifen einzuziehen. Die
balen Schlankheit A. In der DASt-Ri 012 wurde diese Verknüpfung (allerdings auf modifi-
zierter Grundlage) beibehalten; in der Stahlbaugrundnorm DIN 18800 Tl/2 wurde sie fallen-
gelassen (wie im EUROCODE 3). Bild 181 zeigt die Definition der Breite b.
Wegen Einzelheiten vgl. DIN 18800 TI (11.90).

\[ /ljij
günstigste Anordnung der Steifen ist an der Beulfi-
gur zu orientieren: Ein Stegblech unter Biegespannung
beult mit stärkerer Ausbiegung im Biegedruckbereich
ftttttt f tttttt
aus, die rückstellenden Biegezugspannungen wirken
stabilisierend. Um die Beulspannung anzuheben, ist
es daher zweckmäßig, eine (oder auch mehrere) Längs-

\Lfffjj : steifen im Biegedruckbereich, z.B. in 2/3 oder 3/4


Höhe, anzuordnen, vgl. Bild 180a/b. Quersteifen sind
in solchen Fällen weniger wirksam; sie erzwingen
zwar eine zweiwellige Beulfigur (Teilbild c), deren

1 1 t-t-j !1 zugehörige Beulspannung liegt aber i .a. nur gering-


fügig höher als die zur einwelligen gehörende. Liegt
die Quersteife zufäll ig in der Knotenl inie des un
versteiften Bleches, ist sie völlig wirkungslos. -
Bild 180 d) Bei Schubbeanspruchung stellen sich Beulen mit dia-
gonaler Ausrichtung der Beulen ein; Schrägsteifen sind am günstigsten, um die Beulspannung
anzuheben; auch Quersteifen erweisen sich als wirkungsvoll. Diese überlegungen führen zu
~ .
~bJ
einer Steifenanordnung, wie sie in Bild 180d für einen frei aufliegenden Träger (schema-
tisch) dargestellt ist. Zur Steifenausbildung wird auf Abschnitt 13.2 verwiesen. Konzep-
tionelles Vorgehen der Steifenbemessung nach DIN 4114:
a) Die Steifen sind so zu bemessen, daß die Beulsicherheit des ausgesteiften Gesamtfeldes a) b)
größer ist, als die Beulsicherheit des höchstbeanspruchten Einzelfeldes. Diese Forde-
- 432 - - 433 -
7.8.4 Nichtlineare Beultheorie bleiben die Ränder gerade, das bedeutet:
.I.JL,.h1 Grundgleichunge~große Verformung~
Die in Abschnitt 7.8.1 am verformten Platt~nelement hergeleiteten Gleichgewichtsgleichun-
Ränder: X= ± otz u' = o. Ränder: y= ± otz v' = 0 (626)

gen gelten für "große" Verformungen unverändert, ebenso das Elastizitätsge~etz der Platten_ Die äußeren Randdruckspannungen 0, =0 seien konstant (der Index steht für Längsrichtung).
biegung. Die Längskräfte (Membrankräfte) Nx ' N ' Ny sind indes bei großen Verformungen Für irgendeinen Schnitt x-konst im Inneren der Platte gilt:
XY
nicht mehr allein von den äußeren Randlasten sondern zusätzlich von den Verformungen 1 ;+012 ( 627)
abhängig. Bei den großen Verformungen handelt es sich um Ausbiegungen der Platte (nach 0L=-U' 0x dy = °
-012
überschreiten der Beulgrenze) in der Größenordnung der Plattendicke oder einem Vielfachen
(Man beachte: 0x wurde in Abschnitt 7.8.1 als Zugspannung positi ... eingeführt; hier ist
davon. Nach überschreiten der Beulgrenze stellt sich eine doppelt gekrümmte Biegefläche
0L=O als Randdruckspannung positiv.) Obwohl nur äußere Spannungen in Richtung x wirken,
mit einer Spannungsumlagerung in Richtung der steiferen Ränder ein. Dieses gutartige Ver-
werden in der Platte durch deren Ausbiegung Spannungen 0y und 'xy='yx geweckt. Innerhalb
halten zeigen indes nur "echte" Platten; Platten mit kräftigen Längssteifen und kurze
der Platte sind diese Spannungen hinsichtlich Größe und Verlauf zunächst unbekannt. -
Platten (a ist klein) verhalten sich eher "knickstab-ähnlich", d.h. die "überkritische"
In Querrichtung wirken keine äußeren Randspannungen (vgl. Bild 182a), somit gilt für ir-
Tragreserve ist gering.
gendeinen Schnitt y=konst: +0/2
Wie ausgeführt, sind die Membranspannungen im überkritischen Zustand von der Ausbiegung
w=w(x,y) abhängig; das gilt ebenfalls für die Spannungsfunktion ~ (vgl. G.52D). Demgemäß
00 = i--012J0y dx = 0 (628 )
lautet die Grundgleichung für den überkritischen Zustand:
Die Lösung des im vorangegangenen Abschnitt abgeleiteten Grundgleichungssystems voll
KMW - IW~w" - H'~w" + q;': W") - q(X,y) = 0 (622) zieht sich für das vorliegende Problem prinzipiell in folgenden Schritten:
- Für die Ausbiegung w(x,y) wird ein passender Ansatz gewählt und in G.625 eingesetzt;
Die kinematischen Verzerrungs-Verschiebungsgleichungen werden zugeschärft, indem zu G.492
die Gleichung wird gelöst, d.h. die zum w-Ansatz gehörende Spannungsfunktion q; er-
(also den Verzerrungen in der Mittelebene) die durch die Querausbiegung w hervorgerufenen
mittelt. Damit sind auch die Spannungen in der Platte bekannt.
Verzerrungen gemäß G.534/539 hinzu addiert werden:
- Mit Hilfe von G.622 wird die Durchbiegung f in Plattenmitte bestimmt; Spannungen und
Yxy= V' + U· + W· W· (623) Ausbiegung sind miteinander verknüpft.
Ansatz für die Ausbiegung w:
Die Verträglichkeitsgleichung (G.518) für die Mittelebene lautet nunmehr: w = f COS~ cos!!:l o 0
(629)
" •• ,. (624)
Ey + Ex - Yxy + w"..
w - w..2 = 0 Dieser Ansatz entspricht der Beulfigur einer Quadratplatte in der linearen Beultheorie;
Man bestätigt diese Gleichung durch Einsetzen von G.623. Werden die Definitionsgleichun- den Randbedingungen wird genügt. Eingesetzt in G.625 folgt nach Zwischenrechnung:
gen für die Spannungsfunktion q; über das HOOKEsche Gesetz (G.520/21) eingeführt, folgt 4
Mq; + fZETt (COS 2n:x + cosl1n'.) = 0 (630)
nach kurzer Zwischenrechnung: 20 4 0 0
tM<P+ W"W·· - w·· 2=0 (625)
Oie homogene Lösung gehört zum Ausgangszustand (f=O), d.h. zum Zustand 0x = - 0L =-0
Mit den Gleichungen G.622 und G.625 ist das gesuchte, nunmehr in wund q; gekoppelte, nicht-
lineare partielle Differentialgleichungssystem hergeleitet. Die Bezugsunbekannten w undq; oy2 ( )
~h= - -2- 631
sind jeweils Funktionen von x und y. Auf der Grundlage dieses Gleichungssystems lassen
sich überkritische Spannungs-Verformungszustände berechnen. Die Theorie geht auf v.KARMAN (Vgl. G.520). Die partikuläre Lösung bestätigt man zu:
zurück; die ersten Lösungen stammen von MARGUERRE und WOLMIR. q; =_J...t(cos2TtX +cosM) (632)
p 32 0 0
.I.JL,.h2 Quadratpl atte unter konstanten Randdruck~~annun~
Die gesuchte Lösung lautet damit: q; = q;h+ q;P (633)
Bild 182 zeigt ein
Blechfeld, das durch Um die noch unbekannte Durchbiegung f bestimmen zu können, wird vom GALERKINschen Verfah-
einen Rippenrost ren ausgegangen (eine strenqe Lösung über Gleichung 622 gelingt nicht). Setzt man die 1 i n-
in quadratische Ein- ke Seite von G.622 gleich L[w,q;], lautet das Prinzip der virtuellen Verrückung:
zel pl atten zerfällt. !Uw, q; J·öw dA = O. dA = dx·dy (634 )
Pla ttenfeld : Verschiebungen: Die Steifigkeit des A

T[a
a
'----II===-===!--...,--'--I-
~
Rostes sei derart,
daß er sich am Aus-
beulen nicht betei-
1 igt. Das Beulmuster
Mit dem Ansatz

f·--1L
02 4
öW = öf.cos ~x 'COS Tt~

liefert G.634 nach Zwischenrechnung (öffÜ):


Etf 3 4
K 4 - o.lf.."!...2 + _ _
320 2
Tt_ = 0 - . . Cl
::0
4KTt 2
Tä2 + BQ2::O
ETt2 f2 ETt2 f2
°Ki + ßU2
(635)

(636 )

ist dann schachbrett-


cl artig. Wegen der K ist die Biegesteifigkeit der Platte (G.504) und 0Ki die ideale Beulspannung. Das Ergeb-
~quivalenz der Nach- nis lautet in bezogener Form:
barfelder sind NXY (637)
Bild 182 bzw. N entlang der
yx
Ränder Null; zudem
- 434 - - 435 -
Die Druckspannungs-Ausbiegungsfunktion verzweigt bei ~3 Konzel1-t der wirksamen Breite
0Ki =4,0'Oe (vgl. Abschnitt 7.8.2.1.2). Bei weiter anstei- Der über die Plattenbreite b variable Verlauf der Längsspan-
gender Spannu~g ist der Verlauf parabelförmig. Man kann die nungen 0x legt es nahe, eine wirksame Breite b R einzuführen.
Abhängigkeit der mittigen Ausbiegung f von ° auch in der (Im Schrifttum spricht man auch von effektiver Breite.) Die
Form wirksame Breite ist nicht mit der mitwirkenden Breite der
+- ~==---_+.l über kritisch (638 ) Gurte von Biegebalken (Plattenbalken) zu verwechseln. Mit
1 unterknllsch letzterer wird der durch die Schubverzerrungen in der Gurtung
darstellen. Spannungs-Verformungszustände, die oberhalb der bewirkte Spannungsabfall erfaßt und qadurch die Gültigkeit
Beulgrenze liegen, nennt man, wie mehrfach erwähnt, überkri- der technischen Biegelehre hergestellt.
tisch. Bild 186a zeigt, wie die wirksame Breite definiert ist. Es
o0 0,5 1(1- ) Um die Spannungen im Inneren der Platte zu bestimmen, wer- wird eine Ersatzplatte der Breite bR unter der konstanten
Bild 163 1 den 0x und 0y über die Spannungsfunktion ~ hergeleitet. 00----+--.-----+
Füro x ergibt sich z.B.:
o 0,5 Spannung 0R vereinbart:
_oKi
a2~ a2
:~[--
° y2 If'(CDS 2rrx + cos~) : _ ° + !f.( 2n;Q )~COS 1lrr. (639)
Bild 165 Cif
(644 )
Ox: a y2 ay2 2 32 Q Q 32 Q
Das bedeutet: Im überkritischen Zustand kann die reale Platte nur mit der Breite bR aus-
Zusammengefaßt folgt: 0x = -0 + (0 -OKi)'COS 2~Y 2rrX
0y: + ( 0- 0Ki )COS-Q
- (640) genutzt werden; insofern hat der Quotient bR/b die Bedeutung eines Ausnutzungsfaktors.
0x ändert sich nur mit y und 0y nur mit x! Auf diesem Konzept beruht die Dimensionierung im Leichtbau (auch im Stahlleichtbau).
Im vorangegangenen Abschnitt wurde die max Randspannung für eine Quadratplatte zu

maxo (= - 0R ) = - 20 + oKi (645)

bestimmt; d.h.:
0: t·(OR+OKi) (646)

Wird ° in G.644 eingesetzt, folgt:

~R: +(1 + ~~)(MARGUERRE(1)1937) (647)

a) v.KARMAN (1932) ging bei der Bestimmung


Bild 164
der wirksamen Breite von folgender Plau-
Bil d 184 zeigt Spannungszustände für drei unterschiedl iche Randspannungen: 0L: 0Ki' 20 Ki , 30 Ki . sibi 1 itätsüberl egung aus: Die Beul spannung
Oie beiden letztgenannten Zustände sind überkritisch. In der mittleren Längsfaser bleibt der realen Platte ist:
die Spannung konstant: 0x=-oKi; zu den Rändern hin wachsen die Spannungen an. Durch die (648)
Stützung der Querränder werden die Fasern mit zunehmender Annäherung an diese immer stei- Bi Id 166
fer. In Querrichtung treten im Mittelbereich quergerichtete Zugspannungen auf. Auf der
Aktivierung dieser Membranzugwirkung beruht im wesentlichen das überkritische Tragvermö- Die Beziehung wird nach b aufgelöst, das ergibt:
gen.
b:_1
_. (649 )
Mit dem eingliedrigen Ansatz für w gemäß G.629 ergibt sich 1=0. Wird die Theorie durch
Einführung mehrgliedriger Ansätze zugeschärft, ergeben sich im überkritischen Zustand
10Ki
Schubspannungen; die Theorie wird dann komplizierter. Für das Verständnis der grundlegen- Zur Spannung 0R der Ersatzplatte mit der Breite bR gehöre derselbe Beulwert ko wie bei der
den Zusammenhänge ist die vorstehende Näherung ausreichend. Ausgangsplatte (vgl. Bild 186b). Das ergibt:
Wie Versuche zeigen, ist das überkritische Tragvermögen unausgesteifter dünner Platten 1 Tt 2 Et 2 (650)
~ bR =_.
dann erschöpft, wenn die max Spannung an den Querrändern föR ko 12(1 _J.L2)
y=~Q/2:mQxox :-O-{O-OKi) :-20+0 Ki (641) Wird bR/b gebildet, folgt:
die Fließgrenze des Plattenmaterials erreicht:
~ bR
° = lJR °
= VOKioR
(651 )
maxox :-oF~-20U+OKi =-oF ~OU:1(OF+OKi) (642)
0u ist die (mittlere Randdruck-)Grenzspannung (der Index U steht für ultimate). Wird die Dem v.KARMANschen Ansatz haftet eine gewisse Willkür inne. Das Ergebnis wird durch Ver-
Grenzspannung auf 0Ki bezogen, gilt: suche gleichwohl gut bestätigt.
Wie oben erläutert, versagt die im überkritischen Zustand tragende, unausgesteifte dünne
~ : .1..( 1 + _1_) (643)
°Ki 2 0Ki / 0F Platte, wenn die Randfasern zu fließen beginnen. Wird die Bezugsgröße
Wie Bild 185 zeigt, haben dicke Platten, die nahe der Fließgrenze beulen (OKi'OF) eine
relativ geringe, dünne Platten (OKi<OF) eine relativ hohe Tragreserve (gegenüber 0Ki)'
-A -- RO
°Ki (652)
- 436 - - 437 -
eingeführt, ergeben sich die zur Grenztragfähigkeit gehörenden wirksamen Breiten über
G.644 mitcJR=cJ F für die von MARGUERRE bzw. v.KARMAN angegebenen Lösungen zu:
ä
MARGUERRE 1: ~ = J::IL 1..(1 + ~) = 1..(1 + ~ ) (653)
b 0F 2 0F 2 12
v.KARMAN:
~=~
b 0F
V!!1l 0F
1..
X
(654)

Für Leichtbaudimensionierungen haben die in Bild 187 dargestell-


k=4,000 k=0,425 ten Plattenelemente die größte praktische Bedeutung. Die allsei-
tig gelenkig gelagerte Platte beult in Längsrichtung mit Halb-
wellenlängen etwa gleich der Plattenbreite b, die dreiseitig ge- 0,5 ~--.J----1--~~~~~---+--~
lenkig gelagerte, einseitig freie Platte beult stets nur mit
einer Halbwelle gleich der Plattenlänge a. Die zugehörigen Beul-
werte sind im Bild ausgewiesen, vgl. Abschnitt 7.8.2.1.3. Die
Auswertung der Gleichungen 653 u. 654 ergibt:
Allseitig gelenkig gelagerte Platte (k=4,000):
OL_ _--I -L. .L.._ _- - l -L ~

MARGUERRE (1):
~ = 1[1 + 3,616(;F )(b)t)2] (655)

~ = 1,901~. (b;t)
v.KARMAN: SI37
(656 )
SI 52
Dreiseitig gelenkig gelagerte, einseitig freie Platte (k=O,425):
SI37
b) MARGUERRE (1): ~ = +[1 + 0,3842(JF)(b/~)2] (657)
Bild 187 SI 52
v.KARMAN: ~~ = 0,620ff(b~t) (658) Bild 188
Das "Schlankheitsverhältnis" bit entscheidet darüber, ob es zu einem überkritischen Trag- - Die Elemente haben Vorbeulen.
verhalten kommt oder nicht; das ist abhängig von der Fließspannung 0F der verwendeten Die Eigenspannungen zählen zu den strukturellen und die Vorbeulen zu den geometrischen
Stahl güte. Wird in den vorstehenden Gleichungen 0U=OF gesetzt, findet man z.B. für Imperfektionen, sie bedingen einen Abfall der wirklichen Tragspannung gegenüber der theo-
°F=24kN/cm 2 : retischen. In der schweizerischen Stahlbaunorm SIA161 (1979) wird in Anlehnung an die auf
a) MARGUERRE (1 ): 1 _
T - +[1 + 3164 (blt)2] -. -+ = 56,24 (45,92 ) (659)
der sicheren Seite liegende v.KARMANsche Lösung von

v.KARMAN: 1 1
-. t = 56,24 (45,92)
bR,U = ..::lL = 09
b 0F
Ta
'Vor- = 09-1-
. A
(663 )

T= 56.24· (bit) (660)


ausgegangen. Der Graph ist in Bild 188 eingezeichnet. Außerdem ist im BiTd der Ansatz der
b) MARGUERRE (1 ): amerikanischen Norm AISI (1969) dargestellt:
.l. = .1[1
1 2
+
' (b/t}2
1 -J
336 2 _ -. t = 18,33 (14,97) (661 )

+
(664)
v.KARMAN: 1
T = 18,33 1
1i7T -. = 18,33 (14,97) (662)
Dieser Ansatz beruht auf Versuchen.
Die Klammerwerte gelten für 0F=36kN/cm 2 • Wenn das gegebene Schlankheitsverhältnis bit Sofern in dem Plattenelement
1: <.1
kleiner als das vorstehende Grenzverhältnis ist (dicke Platten), kommt es zu keinem über- 1:Ki - 3 (665)
kritischen Tragverhalten, d.h. die Platte beult nicht, die Lastspannung kann bis zur Fließ-
grenze ansteigen. Ist bit größer als das vorstehende Grenzverhältnis (dünne Platten), tritt ist (1 unter y-facher Belastung), gal t nach E DIN 18800 T2:
vor Erreichen der Fließgrenze Beulen mit anschließendem überkritischen Tragverhalten ein.
In Bild 188 sind die Gleichungen 653 und 654 über Ä aufgetragen. Die Kurven geben die be- Jili (!8.Y) = 1 2W- (1 - 0 383l-Yk o E )2] (666)
b b' 'b 0F
zogenen Grenzspannungen an und weisen die überkritische Tragreserve gegenüber ° . aus. 0·2
·
S le . d . Kl
Sln mlt den bezogenen wirksamen Grenzbreiten identisch! Im unteren Bildteil sind die • 'oF r!
= 122[ 1 - (1 - 0 403 ..:..w.) ] (667)

in G.659/662 angegebenen Grenzverhältnisse eingetragen, korrespondierend mit); =1. Die = l,nu - (1- 0.403/~)2] (=~) (668)
MARGUERRE (1)- und v.KARMAN-Lösung differieren offensichtlich beträchtlich. °F
Letztere liefert geringere Grenzspannungen. Bei der Bewertung der Ergebnisse sind zwei Hinsichtl ich der nunmehr geltenden Ansätze vgl. OIN 18800 T2 (11.90) u. DASt-Ri 016.-
Umstände zu berücksichtigen: b' ist identisch mit b R.
- Die plattenförmigen Elemente gedrückter Bauglieder stehen unter Eigenspannungen (infolge 7.8.4.4 Beisml ~n~.eL
Walzen, Schweißen, Richten). Die ° -E-Linie ist daher nicht ideal-elastisch/ideal-pla- Bild 189 zeigt den Querschnitt eines Kastenträgers. Stahl güte St52: 36kN/cm 2 • Quer-
stisch, was in der vorangegangenen Theorie unterstellt wurde, sondern (bezogen auf den schotte sind in einem größeren gegenseitigen Abstand angeordnet; das Seitenverhältnis
Gesamtquerschnitt) oberhalb der Proportionalitätsgrenze gekrümmt. sei größer 1.
- 439 -
- 438 -
Tritt im betrachteten Querschnitt ein Biegemoment auf, das zwischen den beiden Grenzmo-
44 menten liegt und ist der zugehörige überkritische Tragzustand mit der zugehörigen wirk-
Als erstes werden die Quer-
samen Breite gefragt, bedarf es einer Iterationsrechnung: In G.666 ist anstelle von °F
schnittswerte für den Gesamt-
ein Spannungswert 0Ki< 0< 0F zu wählen und hierfür b' zu bestimmen. Wird die Spannung in
querschnitt berechnet und
der Gurtplatte nicht zu 0 bestätigt, ist die Rechnung zu wiederholen, usf.
die Biegetragfähigkeit unter
Auf die ausführlichen Erläuterungen zur DASt-Ri 016 (Bemessung und konstruktive Gestal-
Bezugnahme auf die Beulspan-
tung von Tragwerken aus dünnwandigen kaltgeformten Bauteilen) einschl. Beispiele wird
nung der Gurtplatte bestimmt.
Querschnittswerte: verwi esen [23].

Bild 189 6
A = 70-1.0 + 601.0 + 2-0.641.5 = 70 +60 + 49.8 = 179.80cm2
50 = 70-42.0 + 60-1.0 + 2-0.6-41.5 2/2 = 2940 + 60 +1033 = 4033cm 3
eu = 4033/179.80 = 22.43cm; eo = 42.5 - 22.43 =20.07cm
Io = 701.0 3112 +70-4,22 + 60-l0 3/1Z +601.0 2 +2-0.6-41.5 3/3 =
= 6+123480+ 5+60+28590 =152141cm 4
I = 152141 - 179.80 -22.43 2 = 61683 cm 4
Beultragfähigkeit der GurtpTatte nach der DASt-Ri012; vgl. Abschnitt 7.8.3.3:

_ n; 221000 ( 1.0 )2 _ 2
oe - 12(1-0.3 3) 60 - 5.272kN/cm k = 4.0; 0Ki= 4.0-5.272 = 21.09 kN/cm 2

st 52: >-y= 136/21.D9 = 1.307 --. 0YK = 1/1.307 2 = 0.5853--.o yK =21.09kN/cm 2


Biegetragfähigkeit:
M =0- 260:0678_30.5 = ° 3152 = 21.09 3152 = 66474 kNcm
Als nächstes wird berechnet, welche Biegetragfähigkeit erreicht wird, wenn überkritisches
Tragverhalten zugelassen wird. Die wirksame Grenzbreite wird nach G.666 berechnet:

bU =1.22[1- (1-0,38J~~0-V4.0.2130600il600=382mm; biJ/2 =191mm (+50=241mm)


Bild 190 zeigt den Querschnitt mit der wirksamen Brel-te d es überkritischen Grenzzustandes;
hierfür folgt:
A= 48.2-1.0+60+49.8 = 158.00cm 2
So = 48.2-42.0+60+1033 = 3117 cm 3
eu = 311711{8.0=19.73 cm; eo = 42.5 - 19.73 = 22.77cm
In = 48.2-1.0 112 + 48.2-42.0 2 +5 + 60 +28590 =5 +85025 +5+60 +28590 = 113685 cm 4
I = 113685 -158.0'1973 2 = 52180cm 4
Die Schwerachse rückt näher an den Biegezugrand heran. Oadurch erhält die Biegedruckseite
im Vergleich zur Biegezugseite höhere Spannungen.
Hierbei wird unterstellt, daß die Stegbleche unterkri-
tisch tragen, das heißt, daß bei Erreichen des Grenz-
zustandes in der Gurtplatte die Stegbleche noch nicht
ausgebeult sind. Das Grenzmoment folgt zu:
I
-~--- M = 36 52180 = 36-2343 = 84350 kN cm
22. 77-0.5
Dieser Wert liegt um 27% über dem Grenzmoment 66474kNcm. -
Bezogen auf das Fließen der Randfaser auf der Biegezug-
Bild 190 seite ergibt sich:
52180
M= 36J9:7j = 362645 =95209 kNcm
Dieser Wert i~t somit nicht maßgebend. - Für den Steg ergibt sich ~;-0,84 und bei alleini-
ger Biegung mlt ko = 20: 0VK;36kN/cm 2 ;oF' Demnach beulen die Stegbleche vor Erreichen des
berechneten Grenzmomentes 84350kNcm nicht aus.
-440- -441-

8 Verbindungstechnik I: Schweißverbindungen
Unter Schweißen versteht man die innige Verbindung von Bauteilen durch örtliche Wärme-
zufuhr und Aufschmelzung. Bei den meisten Schweißverfahren wird ein Zusatzwerkstoff zuge-
schmolzen. Ein Schweißverfahren ist dann als gut zu bewerten, wenn die Trag- und Verfor-
mungsfähigkeit des Bauteiles als Ganzes, des Grundmaterials in der Wärmeeinflußzone und in
der Schweißnaht selbst, dieselben Werte wie der ungeschweißte Werkstoff aufweisen; d.h.,
wenn keine Minderung der mechanischen Eigenschaften beim Schweißen eintritt. Das ist
eine strenge Forderung; sie läßt sich aufgrund des hohen Entwicklungsstandes der Schweiß-
technik heutigentags weitgehend erfüllen ~
8.1 Großer und kleiner Eig~gsnachweis
Schweißen ist die im Stahlbau verbreiteste Verbindungstechnik (Fügetechnik) , insbesonde-
re dann, wenn in der Werkstatt gefertigt werden kann. Baustellenschweißungen erfordern
wegen der atmosphärischen Einflüsse zusätzliche Schutzmaßnahmen; aus diesem Grund wird
auf der Baustelle die Schraubung der Schweißung vielfach vorgezogen. Mit der Schweißtech-
nik sind die konstruktiven Beschränkungen der ehemals vorherrschenden Nietbauweise weit-
gehend aufgehoben; es lassen sich praktisch alle Verbindungen schweißen, auch solche un-
ter Sonderbedingungen, z.B. Schweißen legierter und hochlegierter Stähle, Oberschweißen
von Beschichtungen, Schweißen dicker bis sehr dicker Bleche (Reaktorbau) , Schweißen unter
Wasser usf.
Oie Schweißtechnik erfordert spezielle Kenntnisse für jeden Anwendungsfall und Erfahrung
seitens der ausführenden Firmen und ihrer Schweißer. Zur Gewährleistung einer hohen Güte
unterwirft sich die Industrie einer Selbstkontrolle. Hierzu erwerben die Firmen den soge-
nannten Eignungsnachweis. Oie diesbezüglichen Anforderungen sind in DIN 18800 T7 auf der
Grundlage von DIN 8563 Tl und T2 geregelt:
a) Großer Eignungsnachweis:
Der 8etrieb muß über einen Schweißfachingenieur verfügen, der die Schweißaufsicht aus-
übt und für die Güte der Schweißarbeiten in der Werkstatt und auf der Baustelle verant-
wortlich ist, dadurch, daß er z.B. die richtige Wahl der Stahlgütegruppe, die schweiß-
gerechte bauliche Ausbildung der Konstruktion bei der Anfertigung der Werkstattpläne,
die technische Durchführung der Schweißarbeiten und ihre Abnahme prüft. Die einzelnen
Anforderungen regelt DIN 8563 T2. - (In kleinen und mittleren Betrieben übt der Schweiß-
fachingenieur vielfach gleichzeitig die Funktion des Sicherheitsingenieurs aus.) Das
Diplom eines Schweißfachingenieurs kann an einer "Schweißtechnischen Lehr- und Ver-
suchsanstalt (SLV)", ehemals auch bei der OB, erworben werden; neueren Datums ist das
auch an amtlich anerkannten schweißtechnischen Ausbildungs- und Prüfstellen möglich.
Die Richtlinien des "Deutschen Verbandes für Schweißtechnik (DVS)" [10] regeln Inhalt
und Dauer der Lehrgänge. Neben dem Schweißfachingenieur kennt man noch den Schweißfach-
mann und Schweißtechniker; deren Anerkennung setzt ebenfalls die Absolvierung eines
Lehrgangs mit Abschlußprüfung nach den Richtlinien des DVS voraus; vgl. auch [lJ .
Weitere Voraussetzung für den großen Eignungsnachweis sind vorschriftsmäßige betrieb-
liche Einrichtungen und der Einsatz von Schweißern, die in der erforderlichen Prüfungs-
gruppe nach OIN 8560 und im jeweilig angewendeten Schweißverfahren über eine gültige
Prüfbescheinigung verfügen.
Firmen mit Großem Eignungsnachweis dürfen alle tragenden Konstruktionen mit vorwiegend
ruhender Beanspruchung schweißen: Stählerne Hoch- und Tiefbauten wie Hallenkonstruk-
tionen, Fachwerke, Skelettbauten, Tunneleinbauten; Stahlwasserbauten; Bohrtürme;
* Der hohe Standard der Schweißtechnik findet im technischen und ingenieurwissenschaft-
lichen Schrifttum einen breiten Niederschlag, das gilt auch für die Regelwerke mit
schweißtechnischem Bezug {1-3J; deren Zahl liegt beiläufig bei 600 (DIN, ISO, TRD, AD,
OVS usw.). In diesem Buch können nur die für den Stahlbau wichtigsten Grundlagen behan-
delt werden; auf das einschlägige monographische Schrifttum wird verwiesen8-~ ; zur
Entwickl ung der Schweißtechnik vgl. [8,9].
- 443 -
- 442 - Weitere Unterscheidungsmerkmale sind:
Fördergerüste; Stahl schornsteine; Antennentragwerke; Oberirdische Tankbauwerke; Nie- a) Handschweißen (manuelles Schweißen): Schweißgerät und Zusatzwerkstoff werden von Hand
derdruckgasbehälter. Für Tragkonstruktionen mit nicht vorwiegend ruhender Beanspru- geführt;
chung, ~ie Brücken, Krane und Kranbahnen, Turbinenfundamente, Fliegende Bauten ist der b) Halbmaschinelles Schweißen (teilmechanisches Schweißen): Schweißgerät wird von Hand,
Große Elgnungsnachweis in jedem Fall erforderlich, z.T. mit erweiterten Anforderung Zusatzwerkstoff maschinell zugeführt;
B 't d en,
z . . sel ens er OB. - Die ehemals (nach DIN 4115) für das Schweißen von Rundrohren c) Maschinelles Schweißen (vollmechanisches Schweißen): Schweißgerät und Zusatzwerkstoff
und dünnwandigen Bauteilen erforderliche Erweiterung des Großen Eignungsnachweises gilt werden maschinell zugeführt;
heute nlcht mehr, wohl müssen Firmen, die Rundrohre verschweißen, vom Schweißfachin- d) Schweißen mittels "Roboter".
genieur ausgebildete und geprüfte Rohrschweißer haben. Die erforderlichen Prüfungen statt des Begriffes maschinell/mechanisch sind auch die Begriffe mechanisiert und auto-
für das Schweißen von Hohlprofilen sind in DIN 18808 angegeben. matisch gebräuchlich.
b) Kleiner Eignungsnachweis: Je höher der Mechanisierungsgrad ist, umso größer ist die Gleichmäßigkeit der Ausführung
Ein Schweißfachingenieur braucht nicht zur Verfügung zu stehen, wohl ein Schweißtech- und (richtige Geräteeinstellung vorausgesetzt) die Güte der Nähte, umso größer ist aber
niker oder Schweißfachmann (s.o.); für die Schweißer gelten etwas geringere Anforderun- auch der investive Aufwand. Schweißroboter setzen eine serielle Fertigung voraus, sie
gen gemäß DIN 8560. - Der Anwendungsbereich ist auf geschweißte Stahl bauten mit vor- haben im Stahlbau bislang keine nennenswerte Bedeutung erlangt.
wiegend ruhender Beanspruchung untergeordneter Bedeutung beschränkt, vgl. DIN 18800 Tl 8.2.1 Schmelzschweißen
Die Bescheinigungen für den Eignungsnachweis gelten höchstens 3 Jahre, dann bedarf es . Die zu verbindenden Bauteile werden durch örtlich begrenzten Schmelzfluß verschweißt. Die
seitens der anerkennenden Stelle (z.B. SLV) einer Verlängerungsprüfung; die Prüfbeschei- Wärme wird durch lokale Gasverbrennung (Gasschweißen) oder durch einen elektrischen Licht-
nigungen der Schweißer gelten 1 Jahr *. bogen (Lichtbogenschweißen) eingebracht. Für kraftschlüssige Verbindungen überwiegt im
Nach DIN 18800 Tl gelten geschweißte Bauteile, die von Betrieben ohne Eignungsnachweis Stahlbau das zweitgenannte Verfahren.
geschweißt werden, als nicht normgerecht. Die in der Praxis gelegentlich anzutreffenden
8.2.1.1 Gasschweißen (Autogenschweißen
Fälle, in denen tragende Stahl konstruktionen von Firmen ohne Eignungsnachweis geschweißt
Als Schweißgas kommen Sauerstoff (0 ) und Azetylen (C 2 H2 ), i.a. im Mischungsverhältnis
werden, können aus Sicherheitsgründen nicht akzeptiert werden; sie verstoßen zudem gegen 2
1:1 zum Einsatz. Die Gase werden dem (Schweiß-)Brenner unter Druck zugeführt, im Brenner
den Grundsatz eines fairen Wettbewerbs, das gilt auch im Falle einer Proforma-Benennung
vereinigt und gemischt. Sie verbrennen unter Bildung einer Temperatur von ca. 3100°C vor
von Nebenunternehmern, die über einen Eignungsnachweis verfügen.
dem Mundstück des Brenners. Als Zusatzwerkstoff werden Schweißstäbe nach DIN 8554 Tl ver-
8.2 Schweißverfahren wendet (Schweißstabsorten GI bis GVII). - Gasschweißen hat überwiegend nur noch in hand-
Es werden unterschieden: werklich geführten Betrieben Bedeutung, z.B. bei Reparaturen, sowie im industriellen Be-
- Schmelzschweißverfahren reich bei Dünnblechschweißungen sowie im Rohrleitungsbau.
- Preßschweißverfahren
8.2.1.2 Lichtbog.!L[lschwei ßen (El ektroschweißen)
Bild 1 gibt eine übersicht über die Metallschweißverfahren in Anlehnung an DIN 1910 Tl
Als Schweißstrom wird Gleichstrom (Umformer, Gleichrichter) oder Wechselstrom (Schweiß-
und T2.
transformator) verwendet. Geschweißt wird mit verhältnismäßig niedrigen Spannungen und
hohen Stromstärken (i .M. 20-60V, 60-400A in Abhängigkeit von der Blechdicke). Zwischen
der abschmelzenden Elektrode und dem Werkstück brennt ein Lichtbogen. Die Temperatur im
Schweinen durch Strahl Schweinen durch Lichtbogen beträgt ca. 4500°C. Um Lichtbogen und Schmelzbad gegen die Atmosphäre zu schüt-
Licht.Laser.Elektronen· elektrischen Strom zen, bedarf es besonderer Maßnahmen, um die Aufnahme von Luftstickstoff und Luftsauerstoff
zu verhindern, anderenfalls würde die Bildung von Nitriden und Oxiden die mechanischen Ei-
genschaften des Schweißgutes gefährlich verschlechtern. Die Schutzwirkung wird durch gas-
bildende Elektrodenumhüllungen, Schweißpulver oder durch Schutzgase erreicht.
a) Offenes Lichtbogenschweißen von Hand (Bild 3): Es wird mit umhüllten Elektroden ge-
Funkenschweinen Kohllichtbogen - Unterpulverschweinen Schutzgasschweinen
schweinen schweißt. (Nackte Elektroden ergeben schlechte Nahteigenschaften.) Die umhüllten Elek-
troden bestehen aus einem Kerndraht und einer Umhüllung. Der Lichtbogen spannt sich
Lichtbogenhand - Federkraft lichtbogen - Metalllichtbogenschw. Unterschieneschwei nen zwischen Elektrode und Werkstück. Hierbei wird die Elektrodenspitze verflüssigt, der
schweinen schweinen mit Fü lldraht
Zusatzwerkstoff löst sich tropfenförmig ab und geht in das Schmelzbad über. Die Um-
hüllung wird flüssig und verdampft teilweise. Das Gas aus der Umhüllung schirmt den
Günstiger (und für eine Einführung in die Belange des Stahlbaues ausreichend) ist die tropfenförmig übergehenden Zusatzwerkstoff und das Bad gegen die Luft ab. Ein Teil der
übersicht gemäß Bild 2. Umhüllung schwimmt als flüssige Sch1acke auf dem Schmelzbad, aufschwimmende Bestand-
I Schmelzschweinen teile werden von ihr gebunden und später mit der erkalteten Schlacke abgeklopft. Neben
I Gasschweinen I Lichtboaenschwei nen

l Offenes lichtbogen-
schweinen von Ifand IOffenes mechanisches \Verdecktes Lichtbogen
Lichtbooenschweinen schweinen
-I Schutzgasschweinen
. der Schutzwirkung begrenzt die Schlacke den Lichtbogenansatzpunkt in seiner Größe,
stabilisiert den Tropfenübergang und wirkt beim Erkalten der Naht wärmedämmend; vgl.
I WIG I MIG I MAG Teilbild b.
Man unterscheidet folgende Umhüllungsmerkmale (DIN 1913 Tl, Erläuterung der Ausgabe
I Prenschweillen
1977 in [15] und der 1984-Ausgabe in [16J):
I Punktschweillen I AbbrennstumDfschweillen I Lichtb 00 enDrellschweillen
- Umhüllungsdicke (mittel dickumhüllt, dickumhüllt);
Bild 2
*) ~n d~e im Rohrleitungs-, Druckbehälter- und Reaktorbau beschäftigten Schweißer werden
z~satzllche A~forderungen gestellt; Einzelheiten regelt u.a. der TüV [12)' das ilt h
fur das Schwelßen von NE-Metallen (vgl. DIN 4113, DIN 8561). ,g aue
- 444 - - 445 -
- Art der Umhüllung: b) Offenes mechanisiertes Lichtbogenschweißen (Bild 5):
A=sauerumhüllt (ehemals erzsaurer Typ, Das Verfahren arbeitet halbmaschinell : Von einer
Schweiftstromquelle
Es) ;
Schweiftelektrode
= SchweiOumformer und- Rolle wird eine Netzmantelelektrode abgespult. Der
gleichrichter R, RR, AR, C, R(C), RR(C)=rutil- bzw. Kerndraht ist von einem Maschendraht aus dünnen
,..., Schweift - ruti 1sauer- bzw. zell ul ose- bzw. ru-
-......""'=-~ transformator Drähten umgeben, über welches der Schweißstrom im
tilzellulose-umhüllt (ehemals titan- Schweißkopf der Schweißanlage dem Kerndraht zuge-
dioxidischer Typ, Ti bzw. Zellulose- führt wird. Das Drahtnetz ist in eine schutzgasbil-
Werkstück
a) Typ, Ze); dende Umhüllung eingebettet. - Das Verfahren hat
B, B(C), RR(B)=basisch- bzw. rutil- heute keine Bedeutung mehr und ist durch die Schutz-
Kerndraht
basisch-umhüllt (ehemals kalkbasi- gasschweißverfahren verdrängt worden.
Umhüllung scher Typ Kb); c) Verdecktes Lichtbogenschweißen:
Schlacke - Ausbringung (Gehalt von Eisenpulver cl) Unter-Pulver-Schweißen (UP) (Bild 6) [19]
in der Umhüllung). Das Verfahren arbeitet maschinell: Der Lichtbogen
In der Kennziffer der Elektrode sind

- SchweiOrichlung brennt unter einer Pulverschicht (DIN 8557) und


Kurzzeichen für die Zugfestigkeit und schmilzt dabei einen in der Fuge liegenden Nackt-
Streckgrenze sowie Dehnung und Kerb- Bild 5 draht ab, der von einer Spule zugeführt wird. Das
schlagzähigkeit enthalten. Die Wahl Schweißpulver muß ab-
Drahtelektrode Pulver
b)
-
des Elektrodentyps erfolgt in Abstim- solut trocken sein
Zuführungsrohr für Pulver Schlacke
SchweiOrichtung mung auf den Grundwerkstoff; vgl. we-
Schweiftpulver (s.o.). Das Pulver
gen Einzelheiten DIN 1913 Tl und deren Schweißnaht
Bild 3 schmilzt zum Teil auf
Klasseneinteilung. und bildet eine Schlacke.
Die rutil- bzw. rutilsauren Typen liefern sehr gute bis gute mechanische Eigenschaften, Das nicht verbrauchte
tiefen Einbrand, mittel- bis feintropfigen Obergang, gute Spaltüberbrückbarkeit, gute Pulver wird abgesaugt
Werkstück
Zwangslagenschweißbarkeit, röntgendichte Nähte, gute mechanische Eigenschaften und ver- (es sollte vor der Wie-
meiden Warmrissigkeit; sie werden daher überwiegend eingesetzt. Die basischen Typen derverwendung abermals
sind in allen Lagen gut schweißbar, auch für Stähle mit höherem C-Gehalt sowie für star- getrocknet werden) vgl •
re Konstruktionen und größere Blechdicken verwendbar, da die Neigung zu Warm- und Kalt- • Bild 6. Das Pulver sta-
Bi ld 6 SchweiOrichtung
rissigkeit sehr gering ist; es ergeben sich etwas überwölbte Nähte (wegen der Mittel- bilisiert den Licht-
bis Grobtropfigkeit); die mechanischen Eigenschaften der Nähte, insbesondere die Zähig- bogen und schirmt das Schmelzbad von der Atmosphäre ab; auch wird die Wärmeabstrahlung
keit, sind gut bis sehr gut. verlangsamt. Das UP-Verfahren ist insbesondere für lange Nähte und dicke Bleche ge-
Wichtig ist in allen Fällen, daß die Elektroden in trockenen, gut belüfteten und ggf. eignet, bis s=15mm ist Einlagenschweißung möglich. In jedem Falle ist eine w-Schweiß-
beheizten Räumen gelagert werden. Vor Gebrauch ist eine Nachtrocknung bei ca. 250°C position erforderlich. Der Schweißdraht hat einen Durchmesser von 1,6 bis 12mm; vgl.
(1/2h) erforderlich; bei hochfesten Stählen bei ca. 300 bis 350°C (2 bis 5h). Werden DIN 8557. Die Fugenformen werden nach DIN 8551 T4 gewählt, die Flankenwinkel sind
feuchte Elektroden verschweißt, besteht die Gefahr einer Wasserstoffversprödung und steiler und die Stege höher als beim Stabelektrodenschweißen. Das Verfahren zeichnet
Porenbildung im Schweißgut! sich durch tiefen Einbrand, sichere Wurzel erfassung und hohe Abschmelzleistung aus.
Form und Vorbereitung der c2) Unterschienen-Schweißen: Ein umhüllter Schweißdraht wird in die vorbereitete Schweiß-
Fugenform s e/b b Bemerkungen Schweißnähte sind in DIN 8531 Tl
[mm) Irmm] nfml fuge gelegt, mit einem Papierstreifen abgedeckt und durch eine Schiene aus nichtmagne-

~~is bis3 e "'S genormt; daselbst werden 17 tischem Metall (Kupfer) festgehalten. Der Elektrodendraht wird an einem Ende gezündet.
11 Unterlagen zweckmäftig
bis 5 b ""s/2 Nahtformen unterschieden; Bild Im Vergleich zum UP-Verfahren ist die technische Bedeutung im Stahlbau gering.
~~1 3-10 e UnterlaQen zweckmäßig enthält eine Auswahl; wichtige d) Schutzgasschweißen (vgl. auch DIN 1910 T4 [20-23]):
V 0-3 Wurzel ausarbeiten,
-lk-b A 5-20 b KaoolaQe leQen Kennmaße sind Flankenwinkel , Der Lichtbogen brennt unter Schutzgasabschirmung; hierdurch wird jeglicher Luftzutritt
Spaltbreite bund Steghöhe c.

~~Js
über Auch unterschiedliche zum Schmelzbad verhindert; die Bildung einer Schlacke entfällt und damit auch die Not-
X 10 b 0~3
Flankenhöhen, z. B. Die Fugenform ist von der wendigkeit, diese abzuklopfen und die Naht zu bürsten. Auch entfällt für den Schweißer
~b 213 -X- Naht Dicke s des Werkstückes abhän- das Ansetzen neuer Stabelektroden: Dadurch läßt sich insgesamt eine höhere Schweiß-
60· über Wurzel ausarbeiten,
y ~~ls 10 b 0-3 2-4 Kapplage legen
gig. - Bei mehrlagigen Nähten leistung erreichen, allerdings sind die Schutzgasverfahren im wesentlichen an die Werk-
können unterschiedliche Elek- statt gebunden, weil Wind, wie auf der Baustelle nur schwer zu verhindern, die Schutz-
Nur in Sonderfällen für trodentypen verwendet werden; gasglocke zerstören kann. Die Schweißnahtformen sind in DIN 8551 Tl geregelt. Um eine
~~1
e ""2 ...2
y ~t
über
12 b 0-3 ..3 KaoolaQe
kleinere Dicken
Wurzel ausarbeiten,
es werden unterschieden: Wur-
zellage, Füllage und Decklage;
Korrosion des Schweißdrahtes zu vermeiden, ist er trocken zu lagern. Die Schweißzusätze
b..Jl- leoen für das Schutzgasschweißen sind in DIN 8559 Tl und die Schutzgase in DIN 32526 ver-
über sowie beim Gegenschweißen: einbart.
Auch 2/3 -K-Naht
KI. . s 10
b 0-4 möglich Kapplage, siehe Bild 4; vgl. d1) Wolfram-Inertgas-Schweißen (WIG) (Bild 7): Der Strom wird über eine Wolfram-Elektrode
auch [17,18J. geleitet (Schmelzpunkt von Wolfram: 3382°C, die Wolfram-Elektrode ist kein Zusatzwerk-
In Anlehnung an OlM 8551 Tl; e: einseitig, b: beidseitig stoff). Der Zusatzwerkstoff wird seitlich in den Lichtbogen zwischen Elektrode und
Bild 4
- 446 - - 447 -
Werkstück geführt. Wolfram-Elek_ liegt in der völligen Spritzerfreiheit bei gleicher
trode und Schmelzbad werden Von Feintropfigkeit und der vergleichsweise billigeren
dem aus dem Düsenkranz austreten_ Schutzgaszusammensetzung: B5% CO 2 +15% Argon. Zudem
den Edelgas (Inertes Gas=einato_ werden höhere Zähigkeit und Schweißgeschwindigkeit
mig) umspült: Argon, in Sonder- erreicht. Eine weitere Neuerung ist die sogen. Im-
fällen Argon mit Helium-Zusatz. pulstechnik.
Hierdurch wird die Luft abge- Neben dem MAG-Schweißen mit Massivdrähten existiert
drängt. Das Verfahren wird von das MAG-Schweißen mit Fülldrahtelektroden mit rutil-
Schutzgas Hand, halb- oder vollmaschinell saurer bzw. basischer Schlackencharakteristik (DIN
eingesetzt. Im Stahlbau hat es 8556) sowie schlackenlosen Metallpulver-Fülldrähten.-
Bedeutung für sehr dünne Bleche Des weiteren wird auf die MAG-Impulsschweißtechnik
Schweißgut
(Bördel- und I-Nähte, auch ohne hingewiesen.
Werkstück Zusatzwerkstoff) aus unlegier-
Bild Bb
tem Stahl, auch im Rohrleitungs- 8.2.2 Preßschweißen
bau (niedrig legierte Stähle) Punktschweißen und Abbrennstumpf-
schweißen gehören zur Technik des

f--'~-' --.
sowie im Behälterbau bei Ver-
Schweißrichtung Widerstandsschweißens.
wendung hochlegierter Stähle.
Bild 7 Beim Punktschweißen werden überlap-
d2) Metall-Inertgas-Schweißen (MIG),
pende Bleche in Schweißpunkten ver-
(Bild 8a): Als Schutzgas dient Ar-

Drahtelektrode
gon und Helium (30 bis 7ü%). Der -f---.=$=-+ bunden (Bild ga). Zur Punktschweiß-
elektrodenform vgl. DIN 44750 Tl und
Drahtelektrode führt Lichtbogen brennt zwischen
al bl Abbrennstumpfschweillen T2 sowie DIN 44753. Die Elektroden
Strom und zu~eich Drahtelektrode und Werkstück. An-
bedürfen einer intensiven Kühlung.
Zusatzwerkstoff wendung: Hochlegierte Stähle des Be-
Keramikrin Die Einstellung der Punktschweißma-
hälter- und Apparatebaues; Alumi-
schine muß regelmäßig kontrolliert
niumbau.
metalliesierte werden. - Beim Abbrennstumpfschweißen
Stromführu:::n.:cs:-- ~'i--1 d3) Metall-Aktivgas-Schweißen (MAG),
röhrchen Spitze (Al) Vorstrom flient Hochziehen Se lbstlätiges werden die Bauteile unter Strom ge-
(Bild Ba): Als Schutzgase kommen
Lichtbogen über Bolzen- des Bolzens: Stromabschal ten, setzt; bei Annäherung zündet der
Kohlensäure (C0 2 ) oder Mischgase spitze Lichtbogen Einpressen des Lichtbogen, bei Berührung gehen die
Werkstück (C0 , Ar, 02) zum Einsatz, vgl. brennt Bolzens
2 cl Bolzenschweinen gegenseitigen Flächen in einen tei-
Bild Ba. Aktivgase sind im Unter-
Schweißgut Bild 9 gigen Zustand über, sie werden dann
schied zu den Inertgasen mehratomig.
Schmelzbad aufeinander gepreßt und dabei lokal
Das MAG-Schweißen hat im Stahlbau
gestaucht (Bild 9b). - Für Stahl ver-
wegen seiner hohen Abschmelzleistung
Schweillri cht un g bundkonstruktionen werden Bolzendübel mit einem Setzgerät auf die Trägergurte aufgeschweißt.
große Bedeutung erlangt, insbesonde-
Zwischen Bolzen und Werkstück wird ein kurzzeitiger Lichtbogen gezündet (Hubzündung);
0 re für die unlegierten Baustähle; es
90 /0 Argon nach Aufschmelzung beider Seiten wird der Bolzen in das Schmelzbad eingetaucht und der
Argon 5%C02.5%O) CO 2 ist in allen Schweißpositionen an-
Strom abgeschaltet: Bolzenschweißen (Bild 9c). Die SchweißsteIle ist während des Schweißens
wendbar, auch bei Zwangslagen. Auch
Einbrandtiefe gering kleiner gröller von einem Keramikring umgeben, der die Atmosphäre abschirmt, den Lichtbogen konzentriert
zeichnet sich das Verfahren durch
überwölbt. und den Schmelzwulst formt; er wird nach dem Schweißen entfernt. Die Lieferbedingungen
Nahtaussehen breiter. glatt glatt tiefen Einbrand und gute Spaltüber-
Qrob sind in DIN 32500 geregelt.
brückung aus. Durch gezielte Zusam-
Spritzerbildung gering gering groll mensetzung der Schutzgase läßt sich 8.3 Konstruktive Ausbildung der Schweißnähte
ein feintropfiger übergang mit re- B.3.1 Brennschneiden (Thermisches Schneiden; DIN 2310) [24J
Bild Ba Die Nahtberandungen (Kanten) werden entweder spanabhebend oder mittels Brennschneiden her-
lativ glatter Nahtoberfläche er-
reichen (z.B. neben der in Bild Ba (Mitte) angegebenen Mischung: B2% Argon und lB% CO 2 )· gestellt, letzteres wird bevorzugt eingesetzt. Brenngase sind Acetylen, Propan, Stadt-
Verbreitet wird auch 92% Argon und B% 02 eingesetzt. Reines CO -Schweißen liefert relativ oder Erdgas; als Schneidgas dient Sauerstoff mit 2 bis 5 bar überdruck. Wenn die Werk-
2 stoffoberflächen frei von Zunder, Rost und Rückständen sind, lassen sich hohe Schnittgü-
grobschuppige, überwölbte Nähte. Der hiermit verbundene Kerbeinfluß ist größer.
Der Vorteil des MAG-Schweißens unter CO 2 liegt im günstigen Preis des Gases; es tritt ten erreichen, eine gewisse Riefenbildung ist nicht ganz zu vermeiden. Es lassen sich
indes eine erhebliche Spritzerbildung am Werkstück auf, demgemäß fällt Arbeitszeit an, Dicken über 100mm schneiden, ab 50mm ist auf etwa 100 bis 150°C, ab 100mm auf 150 bis
um diese Spritzer wegzuputzen. Wird mit Mischgas und hohem Argon-Anteil geschweißt, ent- 200°C vorzuwärmen: Durch das Vorwärmen wird einerseits eine stärkere Aufhärtung der Schnitt-
fällt die Spritzerbildung, das Mischgas ist indes teurer. Die jeweiligen Nachteile um- kanten vermieden und andererseits eine höhere Schnittgeschwindigkeit erreicht. Die Schnitt-
geht ein neues Verfahren, MAGCI-Verfahren genannt, C steht für Kohlendioyxd und I für geschwindigkeit beträgt z.8. ca. 60cm/min bei s=10mm und 30cm/min bei s=50mm. Bei Bautei-
Inertgas. Hierbei werden CO und Argon nicht gemischt sondern der Schweißpistole ge- len, die vorwiegend ruhend beansprucht werden, müssen die Schnittflächen mindestens der
2 Gütegruppe 11 nach DIN 2310 Tl oder T4 entsprechen, bei Bauteilen für nicht vorwiegend
trennt zugeführt (vgl. Bild Bb). CO bildet den äußeren Schutzschirm. Der Vorteil
2
- 448 - - 449 -
ruhende Beanspruchung wird Gütegruppe I nach T3 oder T4 verlangt [24J (DIN 18800 Tl); ggf. Kehlnähten ungleichförmiger als bei K-Nähten: Es tritt an der Wurzel eine Kerbspannungs-
wird die Schnittkante abgearbeitet (Abschleifen der Schnittriefen und -kerben). - Durch spitze auf. Bei Kehlnähten ist keine Badsicherung erforderlich, wohl i .a. bei K-Nähten.
Schrägstellung der Brennerdüse lassen sich ,die gewünschten Nahtflanken herstellen (auch Wichtig bei Kehlnähten ist ein genügender Einbrand bis zum Wurzelpunkt. Zudem ist es
in einem Schneidgang). Die autogenen Brennschneidemaschinen werden entweder photoelektrisch zweckmäßig (insbesondere bei nicht vorwiegend ruhender Beanspruchung) einen ca. lmm dicken
oder numerisch gesteuert. Durch Schachtelung der Werkstücke gleicher Werkstoffgüte und Spalt vorzusehen, dadurch stellen sich geringere Kerb- und Schrumpfeigenspannungen ein.
-dicke versucht man die Blechausnutzung so optimal wie möglich zu gestalten. Zudem wir- Liegt die Kehlnaht am Rand eines Werkstückes, ist
ken sich die Lage der Anschnittstelle und die Schnittfolge auf die Fertigungskosten aus.
Neben dem Autogenschneiden ist das Plasma-Schmelzschneiden bekannt. Es arbeitet mit einem
eingeschnürten Lichtbogen; in diesem Lichtbogen werden mehratomige Gase dissoziiert und
~ ~
al J:l b) .acl ~~ d).
ein überstand ü vorzusehen (Bild 10e).
Bild 12 zeigt Eckstöße vo.n Blechen.
Auf die Ausführungsrichtlinien in DIN 18800 T7
teilweise ionisiert, einatomige Gase teilweise ionisiert. Der so erzeugte Plasmastrahl ~ ~ ~ ~ wird hingewiesen, auch bezüglich Maßhaltigkeit der
weist eine hohe Temperatur und kinetische Energie auf, der Werkstoff verdampft teilweise. e) J.l f) 11 g) li 'h) 11 Nähte.
8.3.2 Nahtformen (Nahtarten)
II-Naht;ohne Vorbereitung: s=l +5mm I Bild 12
l=z=czzz:z:zzz:zl 5tumpfsto ß

s~
tz=:z:,z:aczzz:zzz::zl bei Tiefeinbrand bis 15mm
8.3.3 Sc hwe i ße i.~p-a nn un 9Jill (Sch rumilip-ann u ng~
I Ws! I Überlappungs - ~.iZ.ZZZZ.2l V-oder V-Naht: s=3+20mm Man unterscheidet Eigenspannungen I., 11. u. 111. Art. Hier interessieren aussschließlich
ston ~~ X-Naht: s=16+~O mm
~
die makroskopischen Eigenspannungen I. Art, die beim Schweißen in den Bauteilen aufgebaut

+
........-.....-,
.i-Ston

",,"ton
Eckston
U-loder Tulpen-)Naht: s>~Omm
b)
Keramikunterlage
cl
werden. Eigenspannungen 11. und 111. Art sind solche, die zwischen oder in den Kristallen
selbst auftreten.
Schweißen stellt wegen der örtlich konzentrierten Wärmezufuhr eine äußerst inhomogene
Wärmebehandlung dar. Die punktuell über die Rekristallisationstemperatur erwärmte, rot-
warme Schweißzone wird durch die starre Umgebung an der Ausdehnung behindert und dadurch
plastisch gestaucht. Bei der Erkaltung sind die Fasern um diese Stauchung quasi zu kurz,
sie erfahren eine Streckung und damit mehr oder weniger hohe örtliche Zugeigenspannungen,
denen aus Gleichgewichtsgründen Druckeigenspannungen außerhalb der Schweißnaht gegenüber-
d) stehen. Da die Streckgrenze des Schweißwerkstoffes i.a. über der des Grundwerkstoffes
a) e)
Bild 10 liegt, können im Nahtbereich Zugeigenspannungen verbleiben, die über der Streckgrenze des
Die Fuge zwischen zwei Bauteilen, die mittels einer Schweißnaht überbrückt (geschlossen) Grundmaterials liegen. Der Querschnittseinfluß ist gering, maßgebender ist die Steifig-
wird, nennt man Stoß; Bild 10a zeigt unterschiedliche Stoßformen. Davon zu unterscheiden keit des Bauteils. In Kastenprofilen treten z.B. höhere Schweißeigenspannungen auf als in
I und T-Profilen. Außerdem werden Höhe und Verteilung der Schweißeigenspannungen vom
sind die Fugenformen der Schweißnähte selbst. Werden Bleche gleicher oder ungleicher Dicke
bündig verbunden, spricht man von Stumpfstößen, die Nähte heißen dann Stumpfnähte. Die Schweißverfahren, von der Nahtfolge und Nahtdicke beeinflußt.
Fugenform ist von der Blechdicke und vom Schweißverfahren abhängig (Abschnitt 8.2.1). Entlang brenngeschnittener Kanten verbleiben ebenfalls Eigenspannungen.
Bild lOb gibt allgemeine Hinweise, maßgebend ist DIN 8551 Tl. Die in Teilbild b ausge- Ausführliche Angaben über Entstehung, Messung, Berechnung und Auswirkung von Schweißeigen-
wiesenen Blechdicken sind Empfehlungen, geringere Blechdicken sind möglich. Dicke Nähte spannungen findet man in [26-28]; die Bestimmung und Bewertung der Schweißeigenspannungen
war im Stahlbau seit Einführung der Schweißtechnik Gegenstand diverser Untersuchungen
werden mehrlagig aUfgebaut. Die Wurzellage wird in der Regel von der Rückseite her ausge-
arbeitet und gegengeschweißt: Kapplage. Bei Stumpfnähten sind i.a. Badsicherungen erfor- [3ü-3g] . Die Technik des Spannungsfreiglühens wurde früh entwickelt [37]. Die Auswirkungen
von Eigenspannungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
derlich, um ein Durchbrechen der Naht durch den Fugenspalt zu verhindern, auch wird das
Schmelzbad der Wurzellage gegen die Luft abgeschirmt. Die Sicherung besteht z.B. aus Ke- - Es entstehen Schrumpfungen und Verwerfungen. Durch Einhaltung bestimmter Schweißfolgen
ramikplättchen, die in einer Schiene liegen (Bild 10c). Eine Modifikation hierzu besteht (die ggf. in Schweißfolgeplänen festgehalten werden) können die Schweißverzüge klein
im Auflegen von Schweißpulver unter dem Spalt, auf das Legen einer Kapplage kann dann und dadurch vorgegebene Fertigungstoleranzen eingehalten werden. Wärmeeinbringung und
verzichtet werden. - Beim Stumpfstoß von Blechen und insbesondere Breitflachstählen (z.B. Schweißvolumen sind möglichst gering zu halten: Der Fugenöffnungswinkel sollte auf das
für die Gurte von geschweißten Trägern) sind beidseitig Auslaufbleche anzuklemmen, um die technologisch geringste Maß und die Dicke der Kehlnähte auf das rechnerisch erforder-
Naht über die Blechberandung hinwegführen zu können, anschließend werden sie abgearbeitet liche Maß beschränkt werden; kreuzende Nähte sind möglichst zu vermeiden. Zur Abschät-
zung der Größe der Verwerfungen vgl. [381.
und glatt berandet (Bild 10d); anderenfalls gelingt keine kraterfreie Ausführung; bei
nicht vorwiegend ruhend beanspruchten Bauteilen ist die Maßnahme unbedingt einzuhalten, - Den Eigenspannungen überlagern sich die Spannungen aus den äußeren Einwirkungen. Wegen
ein Anpunkten der Auslaufbleche sollte dann unterbleiben. 1- und Kreuzstöße werden als des Fließvermögens der Baustähle sind sie bei vorwiegend ruhender Beanspruchung unbe-
denklich. Für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtszustandes zwischen den inneren
Kehl- oder K-Nähte oder als Mischformen

)L,)ll,)L,
i I i i i; I i
ausgeführt. Bild 11 zeigt derartige Naht-
formen, angestrebt wird eine Flachnaht.
Kehlnähte sind billiger als K-Nähte her-
zustellen (trotz des i.a. größeren Naht-
und äußeren Kräften sind sie ohne Belang.
- Eine Ausnahme bilden druckbeanspruchte Bauteile, z.B. geschweißte Stützen. Da die Pla-
stizierung früher einsetzt, sind die Bauteile "weicher" als im eigenspannungsfreien Zu-
stand. Durch die verringerte Steifigkeit sinkt die Knick-, Kipp- und Beultragfähigkeit.
flachnaht Wölbnaht Hohlkehlnaht K-Naht volumens), weil die Fugenvorbereitung
- Bei Spannungszyklen liegen die Spitzenspannungen höher als es den Nennspannungen ent-
! Kehlnähte b entfällt. Der Spannungszustand ist bei
spricht, die Ermüdungsfestigkeit ist daher umso geringer je höher die Eigenspannungen
Bild 11 im Bauteil sind.
- Eigenspannungen steigern die Sprödbruchgefahr (vgl. den folgenden Abschnitt).
- 451 -
- 450 -
8.4 Sicherheit geschweißter 8auteile verursacht durch dynamische Ermüdung, ist der Sprödbruch der im Stahlbau gefürchteste
~1 Sicherheitsasp~
Bruchtyp. Spektakuläre Sprödbrüche in der Einführungsphase der Schweißtechnik in den
Bei der Schweißung treten im Grundmaterial Gefügeumwandlungen und Änderungen der mechani- dreißiger und vierziger Jahren waren: Berliner Zoobrücke, Rüdersdorfer Straßenbrücke,
schen Eigenschaften im Nahbereich der Schweißnaht ein; im Bauteil entstehen Eigenspannun- mehrere belgisehe Kanalbrücken (Bild 14), diverse amerikanische Liberty-Schiffe. Bild 15
gen. Die Sicherheit geschweißter Bauteile ist von folgenden Aspekten her zu beurteilen: zeigt einen Sprödbruch-Schadensfall jüngeren Da-
a) Werkstoff- und beanspruchungsabhängige Aspekte, tums an einem Kugelgasbehälter; vgl. auch [40J.
b) Konstruktionsabhängige Aspekte und Der Verformungsbruch hat ein grobsehniges Aussehen
c) Fertigungsabhängige Aspekte. mit Scherlippen und weist. La. eine starke Ein-
Besondere Bedeutung kommt der Schweißeignung des Stahles zu. Damit im Zusammenhang steht schnürung des Bruchquerschnittes auf (man spricht
auch der Ausgangszustand des Grundmaterials (kaltverformt, wärmebehandelt). daher auch vom Scher- oder Gewaltbruch).
Der Dauerbruch weist eine feinkörnige, verformungs-
8.4.2 Wärmeeinflußzone (WEZ)
arme Anrißbruchfläche und eine plastische Rest-
Beim Schweißen bilden sich mehrere Gefügezonen im Nah-
bruchfläche, zerklüftet mit Einschnürungen, auf.
f e d c b feld der Naht; die übergänge sind fließend (Bild 13).
Der Sprödbruch (au~h Trennbruch) ist meist voll
Zone a: Gußgefüge (Mikrogefüge) des eingebrachten Schweiß-
ständig verformungsfrei und von feinkörnigem,
gutes; bei Mehrlagenschweißung ist das Schweißgut von Um-
glatten Aussehen. Der Sprödbruch tritt plötzlich
körnungsgefüge durchsetzt.
und ohne Ankündigung ein.
Zone b: Einbrandzone (aufgeschmolzenes Grundmaterial
Ein Sprödbruch ist dann zu befürchten, wenn die
Gefügezonen Schmel zl inie).
plastische Verformungsfähigkeit des Stahles, die
Zone a und b befinden sich beim Schweißen in geschmolze-
Bild 13 bei Baustählen unter normalen Bedingungen wegen
nem Zustand, das Gefüge ist relativ homogen.
deren ausgeprägter Zähigkeit vorhanden ist, in-
Zone c: Dieser Bereich wird beim Schweißen bis nahe an den Schmelzpunkt erhitzt; man
folge werkstoff- oder/und beanspruchungsabhängiger
spricht von der Wärmeeinflußzone (WEZ). In dieser Zone kann es zu Gefügeumwandlungen und
Faktoren eingeschränkt oder gar ausgeschaltet ist;
Grobkornbildungen kommen. Festigkeit, Zähigkeit und Rißverhalten des Werkstoffes in die-
in solchen Fällen verhält sich Stahl spröde.
ser Zone haben für die Sicherheit der Schweißnaht die größte Bedeutung und werden maßgeb-
Werkstoffabhängige Faktoren sind:
lich von der Abkühlgeschwindigkeit bestimmt; die Breite der WEZ ist verfahrensabhängig.
Sprödigkeit des Grundwerkstoffes apriori \hoch-
Zone d: In diesem Bereich treten feinkörnige Umkristallisationen auf.
feste Sonderstähle, Gußeisen; fehlerhafte Wärme-
Zone e: Umkristallisationen finden nicht mehr statt, allenfalls geringe Umwandlungen, z.B.
behandlung),
Zusammenballungen des Perlits.
- Versprödung infolge Schweißung: AUfhärtung, Alte-
Zone f: Unverändertes Grundgefüge
rung, Grobkornbildung.
Das Ausmaß der Gefügeumwandlungen und die hiermit verbundenen Änderungen der mechanischen
Beanspruchungsabhängige Faktoren sind:
Eigenschaften in der WEZ si~d von den Schweißbedingungen abhängig; hiermit werden u.a. um-
- Mehrachsige (Zug-) Spannungszustände (aus äußerer
schrieben: Schweißverfahren, Streckenenergie, Aufheiztemperatur und Verweildauer, Abkühl-
Belastung), insbesondere bei größeren Wanddicken,
geschwindigkeit, Blechdicke, Nahtart. Die Schweißbedingungen sind so aufeinander abzu-
Kerbspannungen, Eigenspannungen (Schweißnahtanhäufungen),
stimmen, daß die Schweißverbindung der zu erwartenden Beanspruchung standhält, d.h. daß
Tiefe Temperaturen,
ihre Beanspruchbarkeit der des Grundwerkstoffes entspricht, ggf. in einem bestimmten Ver- Schlag- oder stoßartige Beanspruchungen.
hältnis zu ihr steht.
8.4.4 Werkstoffabhäng~g~inflüsseauf die Sicherheit geschweißter Bauteile
üie Schweißeignung (auch Schweißbarkeit, vgl. DIN 8528) der Stähle ist unterschiedlich;
sie bestimmt die erforderlichen Maßnahmen zwecks Einstellung optimaler Schweißbedingungen; (Einflüsse auf die Verformungsfähig~
der Wärmebehandlung kommt in dem Zusammenhang allergrößte Bedeutung zu: Durch Vorwärmen 8.4.4.1 Rißarten beim Abkühlen der Schweißnaht
oder/und Nachwärmen lassen sich die Gefügeumwandlungen, insbesondere die Bildung von Hart- Die Schweißbarkeit eines Stahles ist i.a. davon abhängig, wie sich Schweißgut und wärme-
gefüge in der WEZ, graduell mindern; durch Normalglühen (Normalisieren) bei Temperaturen beeinflußte Zone (WEZ) unter den während der Erstarrungsphase vorhandenen behinderten Ver-
oberhalb der Ac 3 -Linie läßt sich die Grobkornbildung teilweise oder ganz rückgängig ma- formungsbedingungen verhalten, ob Rißneigung besteht oder nicht. Es werden Warm- und
chen. Hartgefüge- und Grobkornbildung verursachen einen Zähigkeitsverlust; sie sind die Schrumpfrisse unterschieden:
wichtigsten Einflußgrößen bei der Beurteilung der Schweißsicherheit. - ~rmriss~ können im Schweißgut während des Erstarrens dann entstehen, wenn gewisse Korn-
grenzensubstanzen mit niedrigerer Schmelztemperatur angereichert auftreten. Diese können
8.4.3 Das Sprii..d_bl:_Y..iJwrobl'lliL
aus dem aufgeschmolzenen Grundmaterial stammen. Hierzu gehört insbesondere Schwefel.
Neben dem
Liegt eine solche niedrigschmelzende Substanz zwischen den bey'eits erstarrten Körnern,
Verformungs- besitzt dieser Bereich bei der Abkühlschrumpfung eine zu geringe Festigkeit; es entste-
bruch, verur- hen Warmrisse (Erstarrungsrisse), bevorzugt bei großvolümigen Einlagennähten in Naht-
sacht durch
mitte, wo die zuletzt erstarrende Restschmelze die größte Verunreinigung aufweist. In
statische schweißgeeigneten Stählen darf der Schwefelgehalt bestimmte Grenzwerte nicht überschrei-

'~~~~!~~~~=J__Ji-I
1 - - - - - - \ - = - - - - 94,5
überbeanspru-
chung , und
ten (0,05%). - Warmrisse können auch beim Wiederaufschmelzen im Zuge von Mehrlagenschweis-
sungen auftreten. Warmrisse entstehen immer dicht unterhalb der Schmelztemperatur, man
Lage des Risses, der vermutlich zum Einsturz dem Dauerbruch,
Bild 14 der Brücke Hasselt führt e
- 452 - - 453 -
spricht daher auch von Heißrissen. Durch Manganzugabe wird Schwefel zu Mangansulfid ge- stumpfnähte erfordern mindestens beruhigten Stahl; bei Kehlnähten, die nur die seigerungs-
bunden, das einen Schmelzpunkt bei einer Temperatur von 1610°C hat; dadurch kann die Nei- freie Randzone aufschmelzen ("Speckschicht"), ist auch Verwendung von unberuhigtem Stahl
gung zur Warmrißbildung weitgehend ausgeschaltet werden. möglich, gleichwohl letzterer praktisch kaum noch hergestellt und eingesetzt wird.
- Schrumpfrisse treten bei niedrigeren Abkühltemperaturen auf (unterhalb ca. 400°C), wenn Durch die Beruhigung werden insgesamt drei Effekte erzielt:
die plastische Verformungsfähigkeit nicht ausreicht, um den lokalen Schrumpfungen beim - Schrumpfrisse im Seigerungsbereich werden beim Schweißen vermieden,
Abkühlen zu folgen; das kann der Fall sein, wenn das Grundmaterial in der WEZ infolge - die Neigung zur Grobkornalterung und -bildung wird verringert (siehe später),
Seigerungen, Grobkornbildung (infolge Kaltverformung), Alterung (nach vorangegangener - die Bildung von Lunkern beim Blockguß wird vermieden. Werden Lunker bei unzureichendem
Wärmebehandlung) oder extremer Aufhärtung nicht ausreichend zäh ist. Ggf. entstehen Abtrennen der Blockköpfe in das Blech oder Profil eingewalzt, entstehen in der Mittel-
nur Mi kroanrisse. Aus solchen können sich bei der künftigen Nutzung (bei sich ungünstig ebene Dopplungen, d.h. nicht miteinander (metallisch-innig) verbundene (in Blechen und
überlagernden Betriebsbeanspruchungen) Sprödbrüche entwickeln; Voraussetzung sind sie Breitflachstählen ggf. großflächig auftretende) Bereiche. Im Dopplungsbereich hat ein
indes nicht. Auch können solche Anrisse die Bildung von Ermüdungsrissen bei Dauerbean- solches Produkt in Dickenrichtung keine Festigkeit.
spruchung begünstigen. 8.4.4.4 Terrassenbruch
Wird mit feuchten Elektroden oder feuchtem Schweißpulver geschweißt, besteht die Gefahr Das Formänderungsvermögen von Walzerzeugnissen ist in Dickenrichtung i .a. geringer als in
von Kaltrissen infolge Wasserstoffversprödung; Molekularer Wasserstoff bewirkt am Ent- Längs- und Querrichtung (auch dann, wenn keine Dopplungen vorliegen). Diese Richtungs-
stehungsort einen hohen dreiachsigen Zugspannungszustand im Kristallgitter, welcher einen abhängigkeit (Anisotropie) der mechanischen Eigenschaften beruht einerseits auf der zei-
spröden Trennbruch auslösen kann, entweder bereits beim Erstarren oder verzögert, insbe- ligen, geschichteten Struktur des Materials infolge Auswalzung und andererseits auf der
sondere bei höherfesten Werkstoffen und/oder mehrachsigen Betriebsspannungen. hierbei entstehenden schichtweisen Ausprägung nichtmetallischer
8.4.4.2 Zähig~schweißg~gneter Stähle Einschlüsse in Form von Sulfiden, Oxiden und Silikaten. Entsteht
Wie erläutert, wird vom Grundmaterial ausreichende Zähigkeit verlangt, anderenfalls kann im Bauteil eine Beanspruchung in Dickenrichtung (Bild 16)
das Material den lokalen Verzerrungen während der Schweißung plastisch nicht folgen. - infolge Schrumpfung bei 1-, Kreuz oder Schrägstößen und/oder
Bruchdehnung, Einschnürung und Kerbschlagzähigkeit sind die wichtigsten Zähigkeitsmaße; - infolge der äußeren Einwirkung
Hinweise geben auch Härtemessungen. Der Aufschweißbiegeversuch dient der Feststellung -- ~ : kann es zu Brüchen in der Ebene der plättchen- oder zeilenförmi-

~
des Rißauffangvermögens (Rißzähigkeit) ; darüber hinaus stehen bruchmechanische Prüfver- gen Einschlüsse kommen, die ein terrassen- bzw. lamellenförmiges
f--------

R-n 'I':':J.l..:"k""
fahren zur Verfügung. Aussehen haben. Man spricht daher von Terrassen- oder Lamellen-
Als Anhalte gelten folgende Kriterien für das Grundmaterial : Bild 16 brüchen (lamellar tearing). Die DASt-Richtlinie 014 zeigt werk-
Bruchdehnung A (5) am Proportional stab:
""df"",:,,,ech_"i;<h' Möß"h-
~
A > 20 % Schweißeignung gut
20 % > A > 10 % : Schweißeignung noch befriedigend
10 % > A : Schweißeignung unbefriedigend i
1--------, ;
I
I I
I
i . b)
I
rM, d)

.
I i , I
Kerbschlagarbeit AV an der ISO-V-Probe (bei der niedrigsten Betriebstemperatur) :

~ ~ A~&·_·
A > 65 J Schweißeignung gut
V
65 J > A > 30 J : Schweißeignung noch befriedigend
V i .
30 J > AV : Schweißeignung unbefriedigend; vgl. zur Entwicklung der I I I I I
1-----11 a) i i cl i i' . e)
Prüfverfahren zwecks Nachweis der Sprödbruchneigung [41-43J.
AUfschweißbiegeversuch: Verformungsfähigkeit und Schweißeignung ist gegeben, wenn sich Bild 17
men auf, um derartige Brüche zu vermeiden, vgl. auch ~4,45J. Die konstruktiven Maßnahmen
bei einem Biegewinkel von 90° Anrisse nicht weiter als 20mm in den Grundwerkstoff fort-
sind folgende (siehe Bild 17): Schweißnähte an der Walzoberfläche möglichst großflächig
pflanzen. Nach DIN 4100 war der Aufschweißbiegeversuch erforderlich, wenn folgende Blech-
halten (a), Nahtvolumen möglichst klein halten (b), Schweißen mit geringerer Raupenzahl
dicken verarbeitet werden sollten: St37: s>30mm, St52: s>25mm; nach DIN 18800 Tl (03.83)
(c), symmetrische Nahtformen mit symmetrischer Nahtfolge (d), Anschluß aller Teile mittels
für St37-2, St37-3 und St52-3: s>30mm. In Ausgabe 11.90 wird der Versuch nicht mehr verlangt.
einer Naht (e). Durch Vorwärmen wird die Schrumpfung auf einen größeren Bereich ausge-
8.4.4.3 Desoxidations- und Vergießung~t l2figerung~ dehnt und dadurch das Auftreten größerer Spannungsgradienten in Dickenrichtung gemildert.
Seigerungen sind hohe Anreicherungen von P-, S- und C-Gehalten (Blockseigerung). Die Ver-
8.4.4.5 Abschreckhär~g~härtung~
formungsfähigkeit sinkt insbesondere mit zunehmenden P- und C-Konzentrationen. Wird eine
Bei rascher Abkühlung entsteht in der WEZ Hartgefüge (Martensit); dieses besitzt neben
Seigerungszone angeschmolzen, können sich lokale plastische Verformungen hier nicht aus-
hoher Härte eine höhere Festigkeit, indes eine stark verminderte Verformungsfähigkeit.
bilden. Es entstehen Risse, in ungünstigen Fällen kommt es zu einem spröden Aufreißen
Die Ausbildung dieses aufgehärteten Gefüges ist vom Anteil der Legierungs- und Begleit-
des ganzen Profils entlang der Seigerungszone, ggf. erst bei der Nutzung.
elemente und insbesondere von der Abkühlgeschwindigkeit in der WEZ abhängig (Abschreck-
Wie in Abschnitt 2.6.4.3/4 erläutert, können die Ausgangskonzentrationen von P, Sund C
wirkung). Die Abkühlgeschwindigkeit ist u.a. von der Schweißvorschubgeschwindigkeit, von
in Seigerungszonen um das zwei- bis dreifache angereichert sein. Durch Zugabe von Fein-
der Art der Wärmeabfuhr (zwei- oder dreidimensional), damit von der Blechdicke, Nahtform
kornbildnern kann die Entmischung verringert bis unterdrückt werden. Nach der Desoxida-
und Umgebungstemperatur abhängig. Eine zu schnelle Abkühlung kann durch Vorwärmen, Warm-
tionsart werden unterschieden:
halten während der Schweißung, Nachwärmen (oder deren Kombination) gemildert bis unter-
U : Unberuhigter Stahl: Ausgeprägte Seigerungen,
bunden werden. Eine gewisse AUfhärtung ist indes praktisch nie ganz zu vermeiden.
R : Beruhigter Stahl (Si) : Schwach ausgeprägte Seigerungen,
RR: Doppelt- (oder stark) beruhigter Stahl (Si, Al) : Keine Seigerungen.
- 454 - - 455 -
Kriterien zur Beurteilung der Aufhärtung liefert die Härtemessung. Als Höchstwerte in Elek- - Hochbau Cäq=0,40%, d=40mm
der WEZ gelten folgende Anhalte (für unlegierte Stähle): troden- Blechdicke in mm - Brückenbau St37: Cäq=0,40%, d=25mm
Härte< 300 HV 10 gute Verformungsfähigkeit, keine Rißgefahr Ciiq durch-
messer Stumpfnähte Kehlnähte St52: Cäq=0,43%, d=25mm
300 HV 10 < Härte< 350 HV 10 : meist noch ausreichende yerformungsfähigkeit mm - Rohrleitungsbau: Cäq=0,43%
6 12 25 50 6 12 25 50
350 HV 10 < Härte : Verformungsfähigkeit nicht ausreichend O.~O 325 0 0 0 150 0 0 100 200 Bei Oberschreiten dieser Werte wurden
(Härtewerte in N/mm 2 : Multiplikation mit 10.) ~ 0 0 0 0 0 0 0 150 folgende Vorwärmtemperaturen empfoh-
5 0 0 0 0 0 0 0 100
~L~2~1~~~!2ff len (mit der Tendenz zu höheren Tempe-
Der Gehalt an Kohlenstoff bestimmt die sogen. kritische Abkühlgeschwindigkeit. Bei Ober-
6 0 0 0 0 0 0 u 100
ll,45 325 0 0 150 250 0 100 250 300 raturen bei z~nehmender Wanddicke
schreiten der unteren kritischen Abkühlgeschwindigkeit entsteht erstmals Martensit, bei ~ 0 0 100 200 0 0 200 250 zwecks Vermehrung des Wärmestaues):
Oberschreiten der oberen entsteht nahezu ausschließlich Martensit. Bild 18 zeigt die Ab- 5 0 0 0 150 0 0 100 200 Cäq bis 0,45% 100°C
hängigkeit: Mit steigendem C-Gehalt steigt bei festgehaltener Abkühlzeit der prozentuale
6 0 0 0 100 0 0 0 150 Cäq 0,45 bis 0,60% : 150+250°C
0,50 125 0 0 250 350 0 150 350 (~501
Martensitgehalt und damit die Härte. Als Abkühlzeit ist die Dauer der Abkühlung von ca. ~ 0 0 150 300 0 100 250 ~OO Cäq über 0,60% : 300;400°C
800 auf 500°C definiert, vgl. später. In DIN 17100 ist der Grenzwert für C mit 0,22 Gew.% 5 0 0 100 200 0 0 200 350 Real sind die Zusammenhänge verwickelt;
angegeben. Beträgt C=0,20% und hat sich 50% Martensit gebildet, beträgt die Härte 330HV10 6 0 0 0 150 0 0 150 300 die Vorwärmtemperatur ist u.a. in Ab-
0,55 3.25 0 150 ~OO {55rrttt 300 (550) -
(3300N/mm 2 ) , bei 100% Martensit ca. 450HV10 (4500N/mm 2 ) . ~
hängigkeit vom Elektrodendurchmesser,
0 0 300 (~50 200 (~50) -
~2_~~gl~i!:_~~~_~~gi~C~~g~~1~~~~!~_i~2~1~~~!2ff~g~iY~1~~!2 5 0 0 150 350 100 350 (600) der Blechdicke und Nahtart einzustel-
Die Festigkeit der Stähle wird durch Steigerung des Kohlenstoffgehaltes und des Gehaltes 6 0 0 150 300 0 0 300 1(600) len, weil diese Größen die Abkühlge-
an Begleitstoffen (z.B. Mangan) oder Legierungselementen angehoben. Das hat jedoch zur 1160 3.25 150 ~OO
100 250 -
- - 350 - - - schwindigkeit mitbestimmen. Das führt
~ - 250 1(600) -
Folge, daß die Neigung zur Aufhärtung beim Schweißen erhöht wird, d.h. die kritische Ab-
kühlgeschwindigkeit wird durch Mn und Ni, Cr, Mo, Va, Cu gesenkt. Mangan trägt am stärk-
5
6
0 100 (500) (600) 150 300 (bUU)
0 0 350 15001 0 150 150m -
- auf Richtwerte gemäß Bild .19 [46].
Gegen die Verwendung des Kohlenstoff-
sten zur Härtbarkeit bei, vgl. hierzu Bild 18. -: Die notwendige Vorwiirmtemperatur liegt so hoch,dan sie äquivalents gibt es Einwände. Hierbei
Abkühlzeit . Beispiel: Abkühlzeit 5s: praktisch nicht anwendbar ist. wird darauf hingewiesen, daß die
90
V~5s C=0,13%, Mn=0,56% : ca. 5% Martensit Bild 19 Schweißeignung eines Stahles vorran-
80
/ / C=0,26%, Mn=1,79% : ca. 85% Martensit gig von seiner Rißempfindlichkeit abhängig ist und weniger von seiner Neigung zur Härte-
70 Das Bild zei9t, daß bei Aluminiumberuhigung bildung. Rißempfindlichkeit beruht auf mangelnder Zähigkeit, diese geht nicht immer mit
~
.: 60 ---mit AI
ohne Al
/// (Feinkornbildung = Feinkornbaustahl ) eine hoher Härte einher; bei zwei Gefügearten gleicher Zähigkeit ist jene rißempfindlicher,
/ /'
g. 50 etwas geringere Martensitmenge gebildet wird. die die geringere Festigkeit (und Härte) aufweist [47].

~ t~O
/'
/ 1/, Diese Verringerung der Härtbarkeit mit ab- Ein erweitertes Kohlenstoffäquivalent ist der sogen. Pe-Parameter [48J:

t
c:
30
/,/ / )20s nehmender Korngröße wirkt sich in der WEZ
wegen der damit verbundenen größeren Ver-
Pc=c+J1D.+iL+k+l!L+11:..+k1Q.+l+5B+ dinmm + Hincc/100g.
20 30 20 60 20 15 10 600 60
(5)

~
es
20 /V/ /// ~, formungsfähigkeit positiv aus und ist letzt- Hierin sind die Elemente in Gewichtsprozent einzuführen. d ist die Blechdicke in mm und H

10
// / l / ' / I-o-fGOs lich der Grund für die relativ gute Schweiß- der Wasserstoffgehalt im Schweißgut (1 bis 5cc/l00g). Die Vorwärmtemperatur ist in Abhängig-

o h/ b~ ......
~ eignung der Feinkornbaustähle (trotz deren keit von Pe zu
teilweise relativ hohen Legierungsanteilen). 10= 1440 Pe - 392 (in °C) (6 )
C ~3 ~0~0~3~6U3U6
Mittels des sogen. Kohlenstoffäquivalents einzustellen. Im praktischen Anwendungsfall ist H nicht bekannt. Geht man bei sorg-
Mn 0,5 [)
-1,17 1.20 1,32 1,14 1,53 1,7 9
Gehalt an Kohlenstoff und Mangan in %
versucht man, die Aufhärtungsneigung niedrig-
legierter Stähle (Legierungsbestandteil ~ 5%)
fältiger Vorkehrung von 1 bis 2 cc/l00g aus, ermöglicht das erweiterte Äquivalent die
Blechdicke zu berücksichtigen. Vgl. in dem Zusammenhang auch SEW 088 Bl. 2 (Wasserstoff
Bild 18 in der WEZ und damit deren Schweißeignung zu im Schweißgut).
erfassen. Für dieses Äquivalent existieren unterschiedliche Ansätze, z.B.: Ein einfaches Klassifizierungsverfahren, das alle Einflüsse erfaßt, um die Schweißeignung
C C Mn Ni Cr ~ + ~ (+ 1.) in % (1 ) und die geplanten Vorwärmmaßnahmen bewerten zu können, (und das allgemein anerkannt wäre)
= +"6 + 15 + 5 + 4
äq 13 2 existiert bis dato nicht (und kann es wohl auch nicht geben). Für unlegierte und niedrig-
Mn Ni Cr Mo Cu V (2 ) legierte Stähle können obige Richtwerte gleichwohl empfohlen werden, weil sie eher auf
Cäq = C+ T + 2ö + 1"0 + 50 + 40 + 10 in %
der sicheren Seite liegen; gezieltere Anhalte lassen sich aus dem ZTU-Schaubild folgern.
(3 )
C· = C+ l1Jl. + 1!L + 11:.. + k1Q. + ~ + 'L in % ~1_~I~:~~~~~~il~_i~il~_gQ2
aq 6 15 5 5 15 5 Eine vertiefte 8ewertung der Schweißeignung eines Stahles gelingt mit dem auf ROSE ~~
Die letztgenannte Formel die gebräuchlichste (vgl. EN 10025, 01.91). Für unlegierte Stäh- zurückgehenden Zeit-Temperatur-Umwandlungsschaubild (ZTU), weil hiermit die sich einstel-
le gilt die Kurzformel : lenden Änderungen des Gefüges und die hierbei entstehende Härte, in Abhängigkeit von der
Mn·In 0''0
Cäq -- C + T AbkUhlzeit, bestimmt werden kann. Dazu muß für den zu beurteilenden Stahl das zugeordnete
(4 )
Beispiel: St52-3: C=0,22%, Mn=1,5%: Cäq=0,47; St37-2: Cäq ~0,27, Stahl HIV: Cäq =0,45. ZTU-Schaubild als auch die verfahrensabhängige Abkühlzeit in der WEZ bekannt sein (8ild 20).
(Die Gehalte sind in den Formeln in Gewichtsprozent einzuführen.) Das Schaubild ist in Richtung der eingezeichneten Abkühlkurven zu lesen, beginnend von der
Ehemals wurden bei Verwendung der ersten Formel keine besonderen Maßnahmen für erforder- Austenitisierungstemperatur. In dem Schaubild sind verschiedene Gefügebereiche eingegrenzt.
lich gehalten und galt das Verschweißen beliebiger Elektroden als zulässig, wenn folgende Auf der Abszisse ist die AbkUhlzeit in Sekunden von der A3 -Temperatur (ca. 800-850 0 e) an-
8lechdicken d nicht überschritten wurden: gegeben. Besondere Bedeutung kommt der Abkühlzeit von 800 auf 500°C zu, weil sich inner-
- 456 - Tafel B.l
- 457 -
ZT U-Schaubilder -Feinkornbaustähle-Austenitisierungstemp. : 1300 C
In den Härtedio.gro.mmen bedeuten: ---Hiirte -,-·-Ferrit -'-Perlit ----- Bo.init - --Mo.rtensit
0 1000
9w
A1
1

-
,
G
~
.
A3 y
Zeit-TemperatUf-
UmwGndlungsschaubild
für !!.o.!11iB.![~!.llcll..!

1000
(nach WEVER u. ROSE)
"C Stahl St E355
IF)
Stahl St mo (Ni - V)
( P) (B=Zw) IM) 600
r-....
'" ISI'..I/
r...... I.-- - .........
75
A, P jO.yt'- r-.. r-...
Abkühlung eines
Stahles mit rd.0.2"1o C
900

- AC3 AC3
t 700
F 70 0
Al
und Zusammenhang

~II\\2)
25 mit dem
600
-..:: .., 600 A 20 P
&.fe Eisen -Kohlenstoff-
'" "" "- ACI ......... ......... ......... ....... ACI o
1\ C
700
'\~ f\ ~i '\(3 _f-.'"' 1-
60
40
'\
0.f\ IY Ka !- P I" 50
.S mMs'\~'\1KF
1 Zw
P. ~ \
-- ~
Diagramm
A: Bereich des Austenits
600
A
~
'\ t\ !\
<->
.: A '\~ "\ j'-..
0

!\
LOO h+-\ f
I
lO
I \U- I r-....
i r-- ~s f : Bereich der ferritbildung
500 M ~
P : Bereich der Perlitbildung
I' M '% ~\ Vb~ü~l~nig
; 300
~OO
s 2 I\B45 \ 70
72 1\ E
Ms
~I \
~~ ....... 37 \ 10\ ,\ 1
\ iI .......r-.... Zw: Bereich der Zwischenstufen-
\ :-- - f... '" ~
~I\
200 I IVJ \1
Q.

1\ 1\ !\ '\ ~
Gefügebildung IBainit)
300
M 1\ 1\ E
.....
'" M I ~
I11
Härt"werte in HV1n i M: Bereich der Martensit-
1\ .\ \ \ \ \ \ \
\ \ 100
200 ~O ] ~O ~ ~O I I ~O I
i
bildung

100
\
\ 1\ 1\ \ 1\ 1\ 1\ 1\ 1\ 0
-, I
L 6610
.2
10 sec 103 0 0,2 O,L 0,6 0,6
lnach ROSE)

HVIO: ~O ~O 305 1~70 210 170 HVIO: 470 410110 2\5 255 255 Zeit _ _ _ a) "IoC--- b) Bild 20
0
o.~ 1 10 10 2 10 3 s 6.103 O.~ 1 10 10 2 10 3 s 6'10 3
500
HVIO M;T , 100 500 ~.
Min·!. HVlO MT
~ fi!-
100
Min "I.
halb dieses Temperaturbereiches die wesentlichsten Gefügeänderungen einstellen. Diese
Abkühlzeit wird mit t S / 5 abgekürzt.
~OO -, 60 ~OO
~
60
Die an den Abkühlkurven vor dem Verlassen der einzelnen Umwandlungsbereiche eingeschrie-
Härte ,'" B F Härte ~ .--: B
300
, 60 300 60 , benen Zahlen geben die Menge des jeweils gebildeten Gefügebestandteiles in % an. Die Mar-
1 ,..
11- r.......1'- \
P ) tensitmenge ergibt sich als Differenz der Summe dieser Bestandteile zu 100%. Am Ende der
200
100
r-.. j \!
~O

20
200
100 I
I
I

"
f:y'r~ P
~O

20
Abkühlkurven sind die nach Abkühlung auf Raumtemperatur erreichten Härtewerte in HV10 ein-
, getragen.
0
~~ 0 0
?b'-" \

0 l!.1~J~P...i..~_:'--.lBJJ(L..2..Ql: Kurve 0): Der Austenit wandelt sich nach 0,6s bei 650 0 e zunächst in
o.~ 1 10 10 2 103 s o.~ 1 10 102 10 3 s Ferrit um, davon entsteht 20%, anschließend tritt Umwandlung in Zwischenstufengefüge ein,
Abkühlungsdo.uer bis 500· Cin s Abkühlungsdauer bis 500·C in s davon bildet sich 30%, so daß schließlich 100-20-30=50% Martensit entsteht. Die Härte be-
1000 trägt 300HV10. Die Abkühlzeit auf sooDe beträgt ca. 0,14s und auf 500 0e ca. 1,6s; somit
°C Stahl StE690 (Ni-Cr -Mo- B) Stahl StE 690 (Cr - Mo - Zr) AC3
AC3 f--
900
:--... t-.:: t-...
I-- t-."'" l:'-- I-;;;-t--
~-
.
jJ;:!
t--
~\ AC!
ist t S/ 5,,1 ,5s.
Aus dem ZTU-Schaubild ist zu entnehmen, daß mit zunehmender Abkühlgeschwindigkeit (Links-
600 ACl
f'... l\. 1'.. !"-.. 1\ f\ 1\ l\. '\ verschiebung) sowohl die Phasengrenze der Ferritausscheidung als auch die Umwandlungsgren-
700 1\ ze zur Perlitbildung zu niedrigeren Temperaturen verschoben wird, vgl. Kurve und ~. CI)
600
!\ I\A 1\f\ r\f\ <->
AI\
~ I\f\ 1\
1\
. Ist die Abkühlgeschwindigkeit derart, daß die Abkühlkurve durch den Punkt Kp oder links-
'\ 0

500
r-. 1\ I.- .: \' 1\ 1\ I~ t.---j.. ~ I\~ seitig davon verläuft, tritt eine zusätzliche Umwandlung ein, die als Zwischenstufe be-
0)).
~

Ms 1\ ~ 25 ~ B
8-
[\ ~
:::>
Ms \ V'
15 1\60 1\ O!J....B \ zeichnet wird (Kurve Bei weiter steigender Abkühlgeschwindigkeit, die links vom
~OO Punkt KF verläuft, werden Ferrit- und Perlitbildung ganz unterdrückt, es entsteht allein
'\ 1\ ,~

f-- ~Q '"
Q.
\1\ ~ ....l

300
1\ 1\ E
.....'" 1\\ t- f\~5 ZWischenstufengefüge, Kurve (i). Bei einer Abkühlung gemäß Kurve ~ sind alle Umwand-

200
Ml\ \ \1\ \ 1\ M 1\ 1\ \ 1\ 1\ 1\ \ lungen bis auf die des Martensits unterdrückt.
Auf Tafel S.l sind die ZTU-Schaubilder für vier hochfeste Feinkornbaustähle zusammenge-
\ 1\ f\ 1\ \ \ 1\ 1\
100 stellt [50J; das jeweils darunter 1 iegende Diagramm gibt die Höhe der Gefügeanteile in %
HV 10 : ~65 1~65 4\5 465 460 ~5 ~20
\
HVIO: 475 475 475470 450 295 28Q und die Härtewerte in HV10 in Abhängigkeit von der Abkühlzeit auf 500 0 e an.
0
O.~ 1 10 10 2 10 3 s 6'10 3 O.~ 1 10 10 2 10 3 s 6'10 3
~2_~~~~~b~~~g_~~~_~2~~bl~~i!_i~_~~b~~i~~~b!2~~~i~b
500 100 500 100 Bild 21 zeigt den experimentell ermittelten Temperaturverlauf im Schmelzgut und in der
HV10 -,..... Min"l. HVIO ........, Min "I.
Hiirte i\ B Hiiri{ 1\ B~ -- -
~OO

300
M?\ ",. :>oe
>-
60
60
400
300
Ms ,,,<~
60
60
WEZ und dessen Abfall mit der Zeit [47J. Aus Teilbild b geht die Definition der Abkühl-
zeit t S/ 5 nochmals hervor. Hierbei wird unterstellt, daß die Schweißraupen an ruhender
-( Luft abkühlen und die gesamte zugeführte Energie durch den Grundwerkstoff abgeleitet wird,
200 40 200 X I
~o also keine Abstrahlung eintritt. - Bei der theoretischen Lösung der Wärmeleitung infolge
I
I -'\, I
~ ....
I
I
I JleisPiel einer wandernden punktförmigen Wärmequelle ist zwischen dreidimensionaler und zweidimen-
100 I .~- 20 100 20
0 0 0
I
TT 0
sionaler Wärmeleitung zu unterscheiden. Die Abkühlzeiten t S / 5 in s lassen sich hierfür
formel mäßig angeben:
0,4 1 10 10 2 10 3 s 0,4 1 10 10 2 103 s
dreidimensional: (7)
- 458 - 459 -
~2_8~~~~9~~92~~i~ei~1
1]2 ur 2 1 1 2 1 2 Mittels des ZTU-Schaubildes sollen die optimalen Schweißbedingungen (insbesondere die Vor-
zweidimensional: tB/S = 4TtAPC '(Y-)df[(500-TO) (BOO-T )] (8) wärmtemperaturen) für das Schweißen einer Stumpfnaht in V-Form für ein 30mm dickes Blech
o
Hierin bedeuten: U lichtbogenspannung (V), 'I Schweißstrom (A), v Schweißgeschwindigkeit aus StE690 bestimmt werden. Chemische Zusammensetzung:
(cm/s), TO Arbeitstemperatur, fallweise Vorwärmtemperatur (OC). Weiter bedeuten: P Si Mn
Dichte (g/cm 3 ) , A Wärmeleitzahl des Stahles (J/s cm °C), c spezfifische Wärme (J/g OE), [66 [90 %
1] thermischer Wirkungsgrad. Berechnung des Kohlenstoffäquivalents (nach G.3):
d ist die Blech-
Cäq = 0.17 + 0.90/6 + 0.B5/5 + 0.34/5 = 0.56
dicke in cm. Bei
Die Tabelle in Bild 19 liefert folgende Anhalte für die Vorwärmtemperatur; Cäq =0,55%,
·C dicken Blechen
wird La. drei- d=30mm: Elektrode 4 mm : TO• 330°C
dimensionale, Elektrode 5 mm : T0" 180°C
bei dünnen zwei- liegt das Kohlenstoffäquivalent über 0,55%, steigen die empfohlenen Ta-Werte sprunghaft
dimensionale an.
Wärmeleitung Berechnung von t 8/5 : Stumpfnaht, Wurzellage: F3 =1,1; F2 =1.
18/5
vorliegen. Die Es wird gewählt MAG: 1]'=0,85; E=30000J/cm. Die Auswertung
200
Frage, welche s der in Bild 22 eingetragenen Formeln ergibt:
im Einzelfall 18/5
TO dreidim zweidim,
vorl iegt, 1 äßt
sich dadurch 20 148 82
100 1B 6 11 8
b) beantworten, 200 26.7 20.8
drei-dim,~
daß t 8/5 nach 100 300 43.8 457
1 ; Schmelzlinie bei den Formeln --- - - -- I-~r-; 400 98.8 174
2' Bereich normaler Auslenilisierung berechnet wird, 1:1 ,~
°C S 5
I
3: Grenze der WEZ der größere .'1 ,~ Bild 23 zeigt den Verlauf; bis TO=270°C liegt eine zwei-
'" dimensionale, darüber eine dreidimensionale Wärmeableitung
Bild 21 Wert hat allein zwei-dim,.." t- ~
""
physikalische Bedeutung. Die Obergangsdicke d O (in cm) für den Obergang von dreidimen-
sionaler zu zweidimensionaler Wärmeleitung erhält man durch Gleichsetzung von G.7 und G.8
und Auflösung nach der Blechdicke: 00
- .......
L~'"

100 200 300


I

~OO·C
T
vor. Aus dem ZTU-Bild für den Feinkornbaustahl StE690
(Cr-Mo-Zr) kann man entnehmen (Tafel 8.1):
280 HV: t8/S= 1300 -180 = 11205
295 HV : t8/S= 120 - 12 = 1085
d -
u-
-V 2lIE ( 1
p c' 500-TO +
1)
BOO- Ta ; E= UJ in cJm
(9 ) Bild 23 450 HV: t8/S = 16 - 2,7 = 13.35
Zugelassen sei 20% Martensit ~ Härte 300HV10 - Abkühldauer auf 500°C: 90s. Aus Bild 23
E bezeichnet man als Streckenenergie. - Aufgrund umfangreicher Versuche haben UWER und folgt: T =360°C. Das ist technologisch zwar noch möglich, orientiert an der DASt-RiOl1
O
DEGENKOLBE [47,51J die werkstoff- und verfahrensabhängigen Einflußgrößen bestimmt; indes zu hoch; daselbst werden für StE690 je nach Blechdicke 80 bis 150°C empfohlen. -
die Formeln sind in Bild 22 zusammengestellt. 1]' erfaßt den thermischen Wirkungsgrad des läßt man in dem Beispiel 30% Martensit ~ Härte 430HV10 zu, folgt t=20s: TO=100°C. Durch
eine erhöhte Streckenenergie kann TO reduziert werden. Vereinfachte Analysen gelingen mit
dreidimensional: ~7,51c,5~ , (daselbst vgl. weitere Beispiele) und mittels des Stahl-Eisen-Werkstoffblattes
088-76, Beiblatt 1 (Anhang zu DASt-RiOl1, siehe auch [53,54]); bei StE460 sollte t 8/5
zweidimensional: zwischen 6 bis 25s und bei StE690 zwischen 10 bis 20s liegen. legt man ~ =150°C fest,
folgt daraus die einzustellende Streckenenergie [5~. - Zur Frage der Obertragbarkeit der
Schweißverfahren ",' Nahlart r;- F? ZTU-Abkühlcharakteristik auf den Abkühlverlauf beim Schweißen vgl. [lJ; inzwischen wurden
Uni erDulverschweiRen 1.0 AuftraarauDe 1,0 1,0 spezielle Schweiß-ZTU-Schaubilder erstellt [55].
lichlboaenhandschweißen (Ti) 09 1. und 2. Kehlnaht am T- oder KreuzstoR 0,67 O,~540,67
Lichlboaenhandschweißen IKb) O,B 3.und t Kehlnaht am Kreuzstaß 0,67 T,30Jr,67 8.4.4.6 Alterung Reckalterung__
MAG -CO,- Schweißen OB5 Kehlnaht am EckstaR 067 067+09 Unter Alterung versteht man eine Änderung der mechanischen Eigenschaften, insonderheit
MIG -ArQon-Schweißen 0,70 Kehlnaht am UberlaDDstoR 0,67 0,70 (bei der Beurteilung der Schweißsicherheit) jene Zunahme der Festigkeit bzw. Abnahme der
WI G-ArlIon -Schweißen 0,65 Wurzellaoe von V-Nähten 160· s=3mml 1,0,,1,2 ,,10 Zähigkeit (also eine Versprödung), die bei un- und niedriglegierten Stählen durch Stick-
Wurzellaae von X-Nahten 150· s =3mmJ 0.70 ~rrr
d : BlechdIcke 10 cm stoff verursacht wird (luftstickstoffaufnahme bei Erschmelzung oderlund Schweißung),
Ta: Arbeitstemperatur in oe MittellalTen von V- und X-Nähten 08+10 =10
Oecklaae von V- und X-Nähten 0.9+1,0 1,0 liegt der N-Gehalt unter 0,009%, unterbleibt die Alterung. Durch Aluminiumberuhigung läßt
Bild 22 I-Naht "Laae -Geoenlaoe-" Schweißuna .... 10 sich Stickstoff weitgehend abbinden. - Ursache der Alterungssprödigkeit, die erst nach
Schweißverfahrens; die Faktoren F sind vom Schweißnahttyp abhängig. Wochen oder Monaten eintritt, ist eine Blockierung der Versetzungen durch Oiffusion und
Obergangsblechdicke: Anlagerung der Stickstoffatome an den Fehlstellen des Kristallgitters. Durch eine Kalt-
verformung (z.B. fallweise verursacht durch die letzten Walzstiche) wird die Alterungs-
(10) versprödung ausgeprägter, weil durch die hiermit verbundene Grobkornbildung die Diffusion
des Stickstoffs erleichtert wird (Reckalterung) ~5,5~. Wird der kaltverformte Bereich
- 460 - - 461 -
auf Werte um 250 bis 350 e erwärmt, tritt die Versprödung in wenigen Minuten ein: Künst-
0
sprödungsdiagramm. Hieraus erkennt
1,01r--...,.-,.-----,,.,.---rr---r---,
liche (Reck-) Alterung (im Gegensatz zur natürlichen), die Diffusionsvorgänge werden dann man, daß sich Stahl unter drei-
zusätzlich beschleunigt; gerade das trit~ beim Schweißen alterungsgefährdeter Stähle ein. p achsiger Zugbeanspruchung, bei der
Da die höheren Stahlgütegruppen der DIN 17100 sinkende N-Gehalte aufweisen, sind sie weni- 0,8 1------1r+--t-+---I4---+----j die Spannungen in zwei Richtungen
ger alterungsgefährdet und somit schweißgeeigneter. 60% der dritten betragen, wie ein
~7~rnbildung_ vollständig sprbder Werkstoff ver-
y=E:/Eb hält [42bl. - Mehrachsige Spannungszu-
Es sind zwei Aspekte zu unterscheiden: Grobkornbildung durch Schweißung und Grobkornbil-
Eb= Dehnung mehrachsig stände können folgende Ursachen haben:
dung durch Kaltverformung:
- Mit zunehmender Verweildauer oberhalb 700 bis 900 0 e neigen alle Stähle zur Grobkorn- Eb =Dehnung einachsig a) Lastspannungen (in Stegblechen, Gur-
(bleibend) tungen, Fahrbahnblechen, Knoten-An-
bildung; das ist der Grund dafür, daß sich in jeder WEZ eine Grobkornzone ausbildet.
Sie ist umso ausgedehnter, je größer die Wärmeeinbringung und je geringer die Schweiß- schluß- und Krafteinleitungsbereichen) ,
geschwindigkeit "ist. Die Verformungsfähigkeit ist bei gröberem Korn geringer als bei b) Spannungskonzentrationen im Bereich
0,2 0;' 0,6 ll,8 (1 lj)
feinem bis mittlerem (letzteres ist der Normalzustand der Stähle). Werden mehrere La- von Kerben, Einschnürungen, Dicken-
Verspl'Ödung durch Vertormungsbehinderung (nach RÜHLI
gen geschweißt, wird die Grobkornbildung der mittleren Lagen durch die folgenden teil- oder Konturänderungen,
Bild 25 c) Eigenspannungen. Wie in Abschnitt 8.3.3
weise wieder beseitigt.
- Bei einer Kaltverformung (z.B. bei der Herstellung von Kaltprofilen) wird das Korn ge" dargelegt, sind mehrachsige Eigenspannungen besonders bei geschweißten Konstruktionen
streckt un? gröber, die Festigkeit gesteigert, die plastische Verformungsfähigkeit ver- mit großen Wanddicken und hohen Steifigkeiten zu erwarten; auch in Bereichen sich häu-
mindert (gg~ entsteht zusätzlich Alterungsversprödung, siehe oben). Die Schweißbarkeit fender Schweißnähte.
der kaltgeformten Zonen ist nicht mehr gesichert, beim Schweißen können, wegen der ver- Die Spannungen gemäß a) sind planmäßig und berechenbar; zweiachsige Spannungszustände
minderten Verformungsfähigkeit, Risse auftreten [57-59). treten regelmäßig auf; dreiachsige Spannungszustände (insbesondere mit Zugspannungen in
Soll in kaltgeformten Bereichen ausreichende Schweißbarkeit gewährleistet sein, ist der Dickenrichtung) sollten konstruktiv vermieden werden. Lokale Spannungskonzentrationen

I.
kaltgeformte Stahl vor dem Schweißen zu normalisieren (normalzuglühen). Wird nicht nor- sind i .a. auch dreiachsig (Punkt b): Durch Vermeidung von scharfen einspringenden Ecken
malisiert, darf in den kaltgeformten Bereichen einschließlich der angrenzenden Flächen und schroffen übergängen und eine bauliche Detaildurchbildung mit dem Ziel einer konti-
der Breite 5t nur ge- nuierlichen Kraftüberleitung läßt sich die Konstruktion wesentlich verbessern, sowohl
1 2 3 --t- 5t -t-- j schweißt werden, wenn hinsichtlich der Sprödbruchsicherheit als auch der Ermüdungssicherheit.
max tin mm min I rlt) max E in Ofo ~ "" t
1 50 10 476 /Y"T die in Bild 24 angege- Sind aufgrund der konstruktiven Ausbildung hohe Eigenspannungen zu erwarten und nicht zu
2 24 3 14,29 /j, r' benen Bedingungen in umgehen, lassen sich diese zur Vermeidung von Sprödbrüchen nach Fertigstellung des Bau-

~r" "~
3 12 2 2000 teils durch Spannungsarmglühen beseitigen. Das Bauteil wird dabei (zweckmäßig als Ganzes)
Abhängigkeit von der
4 8 1,5 2500 ..., I
4') Dehnung E oder bei unterhalb der untersten Umwandlungstemperatur, Ac 1 , also bei unlegierten und niedriglegier-
5 1 3333
6 -< 4·) 1 3333 i Biegeumformungen vom ten Stählen im Bereich 580 0 e bis 650 0 e geglüht. Die Temperatur wird mindestens 30min bzw.
.) Für Bauteile aus 5t37-3 darf dieser Wert aut 6mm erhöht werden Verhältnis Biegera- pro 1mm Wanddicke 2 Minuten gehalten; anschließend wird langsam abgekühlt, 2,5°e/min. Für
Bild 24 (nach OIN 18800 T1.11.90) d i us r der inneren große sperrige Bauteile stehen Großöfen zur Verfügung. Es ist auch möglich, Eigenspannun-
Rundung zur Blechdicke t eingehalten sind (DIN 18800 T1). Die Randdehnung berechnet sich gen örtlich abzubauen, z.B. im Bereich von Rundnähten an Rohren oder Behältern; das muß
bei scharfer (plastischer) Biegung zu: auf einer Breite von ca. 10 bis 15t (t: Wanddicke) geschehen. Im Kessel- und Druckbehäl-
E= ~~1__ terbau ist das Spannungsarmglühen ab Wanddicken t=30mm und bei bestimmter chemischer Zu-
2-[+1 (11 ) sammensetzung der Stähle vorgeschrieben. - Die Wirkung des Spannllngsarmglühens beruht
auf der Abnahme der Festigkeit (Streckgrenze) mit zunehmender Temperatur. In Höhe der
Muß eine bestimmte Dehnung eingehalten werden, gilt für das zulässige r/t-Verhältnis:
Glühtemperatur ist die Streckgrenze fast auf Null abgesunken, die Eigenspannungen fließen
( 12) aus. (Durch das Spannungsarmglühen wird zudem die Zähigkeit in der WEZ verbessert).
Zu den unter Punkt abis c genannten beanspruchungsabhängigen Einflüssen auf die Spröd-
rund t gemäß Bild 24.
bruchsicherheit treten noch drei weitere hinzu:
Durch das Normalisieren wird die durch die Kaltverformung entstandene grobe und zeilige
d) Mit abnehmender Temperatur verspröden alle unlegierten und niedriglegierten Stähle.
Kornstruktur wieder in eine feinkörnige umgewandelt. Das geschieht durch Glühen bei Tem-
Je feinkörniger der Stahl, bei umso tieferer Temperatur setzt die Versprödung ein.
peraturen etwa 20 bis 50 0 e oberhalb der Ac 3 -Linie; Zeitdauer: Mindestens 30min bzw. 2min
Oie Wahl des zum Einsatz kommenden Stahles muß sich daher an der tiefsten Betriebs-
je mm Wanddicke. In vielen Fällen wird das Produkt bereits im Stahlwerk normalisiert; bei
temperatur orientieren; wesentlich ist eine ausreichende Kerbschlagzähigkeit. Für den
Rechteckhohlprofilen, die aus Rundrohren durch Kaltumformung hergestellt werden, ist das
Bau von Anlagen der Kälteindustrie stehen kaltzähe Stähle zur Verfügung (Abschnitt
heute der Regelfall .
2.7.8) .
8.4.5 Beansp-ruchungsabhängige Einflüsse auf die Sicherheit geschweißter Bauteile e) Schlagartige Beanspruchungen lösen im Bauteil Stoßwellen aus. In Bereichen verminder-
Unter einachsiger Beanspruchung fließt ein zäher Stahl bei Erreichen der Streckgrenze ter Verformungsfähigkeit vermag das Material den schnellen Verzerrungsänderungen pla-
(Fließgrenze) aus. Das Erreichen der Bruchgrenze geht mit großer Bruchdehnung und Ein- stisch nicht zu folgen, was zur Auslösung eines Sprödbruchs führen kann.
schnürung einher. Das Volumen bleibt beim plastischen Ausfließen konstant.
fl Länger andauernde energiereiche Neutronenbestrahlung, wie bei kerntechnischen
Bei zwei- und dreiachsiger Beanspruchung wird das plastische Verformungsvermögen reduziert,
Anlagen, führt zu VersprÖdung.
das gilt insbesondere bei allseitiger Zugbeanspruchung. Bild 25 zeigt das RüHLsche Ver- Für die unlegierten Baustähle nach DIN 17100 enthält die DASt-Ri09 ein Klassifizierungs-
system für die Wahl der geeigneten Stahlgütegruppe; bei deren Beachtung ist eine Spröd-
bruchgefahr auszuschließen (Abschnitt 8.5.).
- 462 - - 463 -
8.4.6 Konstruktions- und herstellungsabhängige Einflüsse auf die Sicherheit geschweißter 8.5 Schweißeignung der Stähle (vgl. auch Abschnitt 2.7 I
Bauteile 8.5.1 Allgemeine Hinweise [1,66-73J
Die vorangegangenen Abschnitte enthielten b~reits diverse Hinweise und Regeln für schweiß_ Stähle gelten dann als schweißgeeignet, wenn während des Schweißens weder Warm- noch
gerechte Konstruktions- und Herstellungstechniken. Im folgenden werden die wichtigsten Ge- Schrumpfrisse auftreten und beim Schweißen keine zu hohe Aufhärtung mit Reduzierung der
sichtspunkte zusammengefaßt (vgl. auch [60/61]): Verformungsfähigkeit in der WEZ und dadurch eine Sprödbruchgefährdung entsteht; Einzel-
- Gut ausgebildete Schweißer, einwandfreies Gerät, Ausstattung des Betriebes mit Spann-, heiten enthält Abschnitt 8.4. Vorwärmung ist die wichtigste Technologie, um einer Auf-
Dreh- und Wendevorrichtungen zur Vermeidung von Zwangslagenschweißungen, richtige Wahl härtung zu begegnen. Das gilt umso mehr, je dicker das Werkstück ist. - Die einschlägigen
der Stähle und Zusatzwerkstoffe, ggf. abgestimmte und kontrollierte Vor- und Nachwär- Regelwerke enthalten Hinweise (DIN-Gütevorschriften und -Lieferb~dingungen, Stahl-Ei sen-
mung; Werkstoffblätter (SEW), DASt-Richtlinien). Darüber hinaus sind die Verarbeitungsrichtlinien
- Einsatz trockener Elektroden und trockenen Schweißpulvers sowie rostfreier Schweißdrähte; der Hersteller zu beachten.
- Vorherige Säuberung des Werkstückes von Anstrichen, Rost, Schmutz usw. Das Oberschweißen - Baustähle nach DIN 17100: Die Stähle St37-2, St37-3 und St52-3 sind gut schweißgeeignet;
von Fertigungsbeschichtungen ist möglich, vgl. DASt-Ri006, wenn bestimmte Auflagen (ori- es werden gewährleistet: C~0,20%, S~0,05%, P~0,05% und N~O,Ol%. Die DASt-Ri009 enthält
entiert an der sogen. Prozentporenfläche) eingehalten werden. Das Oberschweißen von Empfehlungen zur Wahl der Stahlgütegruppen sowie Hinweise zum Schweißen in kaltverform-

~ g-'
~
q
.
Zinkbeschichtungen ist ebenfalls möglich, wenn keine hohe Nahtgüte gefordert ist.

ill [YJ ~
s
- /~ ci::J12
i. ~
I
I.
'I eingebrochene Naht
(eingefallene Haht)
ten Bereichen (Abschnitt 8.5.2). Wenn der C-Gehalt bei St52-3 an der oberen Toleranz-
grenze liegt, können Schwierigkeiten beim Schweißen auftreten, insbesondere dann, wenn
ein mißlungener Feinkornbaustahl StE355 (mit DIN17100 genügenden Gewährleistungsmerk-
malen) als St52-3 geliefert wird. Aus diesem Grund sind ergänzend zu DIN 17100 beim
St52-3 folgende Höchstwerte bei der Schmelzanalyse einzuhalten: Nb~0,02%, TisO,02%,

~~
/ W ". ._ I
1-._- ---I

cr-J
V~0,03%. Höhere Werte sind zulässig (Nb~0,05%, TisO,05%, V~0,10%), dann darf der C-Ge-
ü I Einbrnnd-
1 Wurzellage kerben halt 0,18% und die Erzeugnisdicke 30mm nicht überschreiten. - Die (Maschinen-)Baustähle

~
w: Wnnneninge
[I]
s: steigend
2 Miltellngen
(Fü lIngen I
3 Oecklnge
~ Gegenlnge
(Knpplnge)
St50-2, St60-2 und St70-2 sind für Schmelzschweißungen nicht vorgesehen, St50-2 ist
bedingt schweißgeeignet. - Für Bleche und Breitflachstähle, die in geschweißten Bautei-
len auf Zug oder Biegezug beansprucht werden, muß ein Aufschweißbiegeversuch durchge-
führt werden, wenn die Dicke über 30mm 1 iegt.
- Feinkornbaustähle nach DIN 17102: Die Stähle sind schweißgeeignet, das gilt auch für
h: horizontol (von u. nnch 0.) Wurzel die höherfesten Stähle bis StE690. Abhängig von der Stahlsorte sind besondere Bedingun-
q: quer I: lallend nicht erloßt gen beim Schweißen einzuhalten; Einzelheiten enthält: DASt-RiOl1 und SEW088/089. Bis
ü : überkopl ( von o. nnch u.) a) bl cl dl
zu folgenden Dicken ist Vorwärmen bei den normalgeglühten Feinkornstählen entbehrlich:
Bild 26 Mindeststreckgrenze 355N/mm': 30mm, 460N/mm': 20mm, 500N/mm': 12,5mm. Bei den flüssig-
- vollständiges Entfernen der Schlacke (abklopfen und bürsten) bei Mehrlagenschweißungen, keitsvergüteten Feinkornbaustählen ist praktisch immer eine Vorwärmung erforderlich
anderenfalls entstehen Einschlüsse; (vgl. DASt-RiOl1 mit Zulassungsbescheid Nr. Z30-89. 1); siehe auch Abschnitt 8.4.4.5.
- Abschirmung der Atmosphäre, anderenfalls entstehen Gasporen (auch bei feuchten Elektro- - Wetterfeste Baustähle nach DASt-Ri007 und SEW087: Die Stähle entsprechen hinsichtlich
den), deren Bildung durch eine zu schnelle Abkühlung (zu hohe Vorschubgeschwindigkeit) Schweißeignung den zugeordneten Stählen nach DIN 17100. Für das Schweißen stehen art-
gefördert wird; gleiche Elektroden zur Verfügung. Bei Mehrlagenschweißungen genügt es, die Außenlagen
- Vermeidung von zu großen und tiefen Schweißbädern, anderenfalls besteht Warmrißneigung; (Deck- und Wurzel lagen) mit wetterfesten Schweißzusatzwerkstoffen zu verschweißen.
- auf die Dicke der Elektroden abgestimmte Wärmeeinbringung (Streckenenergie) , richtige - Nichtrostende Stähle nach DIN 17440 und SEW400: Bei der Erwärmung von Chrom-Nickelstäh-
Einstellung der Schweißdaten, richtige Stellung der Schweißelektroden und Berücksichti- len auf 500°C (z.B. in den Randzonen von Schweißnähten) hat der Kohlenstoff die Tendenz
gung der magnetischen Blasrichtung; Chrom-Karbide zu bilden. Das führt zu einer Chromverarmung. Bei einer Unterschreitung
- günstige Schweißposition, hierauf abgestimmter Nahtaufbau (vgl. Bild 26a); des Chromgehaltes unter 12% verl iert der Stahl seine Korrosionsbeständigkeit; die Chrom-
- richtige Schweißfolge nach Schweißfolgeplan (zwecks Minimierung der Verwerfungen (Ver- verarmung tritt an den Grenzen der Kristallkörner ein. Das hat hier eine interkristal-
ziehungen) und Eigenspannungen); zuerst Stumpfnähte, dann Kehlnähte schweißen. line Korrosion zur Folge. Durch Zulegieren von Titan und Niob, die zu Kohlenstoff (C)
- Genügender Einbrand, d.h. durchgängiges Aufschmelzen der Nahtflanken, anderenfalls ent- eine höhere Affinität als Chrom haben, wird die Erscheinung vermieden. Nur bei Stählen
stehen Bindefehler; Erfassung der Wurzel, i.a. Legen einer Kapplage (Teilbild b); mit einem C-Gehalt bis 0,07% und Dicken bis 6mm kann auf die Stabilisierungselemente Ti
- Vermeidung von Einbrandkerben, eingefallenen oder stark überhöhten Nähten, Kantenver- und Nb verzichtet werden, wenn nichtrostende Stähle verschweißt werden sollen. Bei den
satz (Teilbild c und d) und Endkratern; vollaustenitischen Stählen und Legierungen besteht eine gewisse Heißrißanfälligkeit;
- Einhaltung der Sollmaße; keine dickeren Nähte als rechnerisch erforderlich; hierauf ist Rücksicht zu nehmen. - Die Elektroden sind auf den Grundwerkstoff abzu-
- Vermeidung von eingebrochenen Endkratern und gehäuften Ansätzen; Vermeidung von Zünd- stimmen (DIN 17440). - Die austenitischen und ferritisch-austenitischen Stähle mit
stellen (weil hier punktförmige Aufhärtung mit reduzierter Dauerfestigkeit, auch nach C-Gehalten bis 0,12% sind i.a. gut schweißbar, Vorwärmen ist nicht erforderlich. Auf
Abschleifung!), Vermeidung von Schweißspritzern. den Zulassungsbescheid Z30.1-44 wird hingewiesen, vgl. auch [74-76]. Da der Temperatur-
In DIN 8524 sind die Fehlerarten geordnet, in Tl für Schmelzschweißverbindungen. Unter- ausdehnungskoeffizient U t größer als bei normalen Stählen ist, treten beim Schweißen
schieden werden Risse, Hohlräume (Poren), feste Einschlüsse, Bindefehler, Formfehler und größere Wärmeverziehungen auf. Um Verwerfungen zu vermeiden, kommt einer richtigen
sonstige Fehler. In DIN 8563 (Sicherung der Güte von Schweißarbeiten) sind allgemeine Schweißfolge besondere Bedeutung zu.
Grundsätze, Anforderungen an den Betrieb und Bewertungsgruppen für Schweißverbindungen Hinsichtlich der Hohlprofile nach DIN 17119, DIN 17120 und DIN 17121 gelten dieselben
zusammengestellt ~~. Große Bedeutung hat vor Ort der Arbeits- und Gesundheitsschutz Hinweise wie für die Baustähle nach DIN 17100, bezüglich der Hohlprofile nach DIN 17125,
[4,17,18,22,63-65]; in der Bundesrepublik Deutschland sind ca. 220 000 Schweißer tätig
(1985) •
- 464 - - 465 -
DIN 17123 und DIN 17124 gelten dieselben Hinweise wie für die Feinkornbaustähle. - Bei 8.6 Prüfung der Schweißnähte
der Prüfung der Schweißeignung der warmfesten Stähle, der kaltzähen Stähle, der Vergü- Es werden unterschieden:
tungsstähle, der Einsatzstähle und von Sta~lguß sind die einschlägigen Regelwerke zu be- zerstörende Prüfung zerstörungsfreie Prüfung
achten, sie sind in Abschnitt 2.7 aufgelistet. Zerstörende Prüfungen werden im Rahmen wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung, bei
Bei der Schweißung von Altstahl (z.B. bei Umbaumaßnahmen) ist Vorsicht geboten: Das bis der Klärung von Schadensfällen, bei der Prüfung von Schweißern (für den Eignungsnachweis)
Ende des letzten Jahrhunderts gefertigte Schweißeisen (Puddel-Stahl; vgl. Abschnitt 2.1) und laufenden Gütekontrollen (z.B. bei Punktschweißungen) angestellt: Zugversuche, Falt-
ist nicht schweißgeeignet. Es hat eine stark anisotrope Struktur und bis zu 3% nicht- versuche, Kerbschlagversuche, Bauteil-Großversuche in Verbindung mit DMS-Technik, Reiß-
metallische Einschlüsse. Auch das nach dem Bessemer-Verfahren erschmolzene Flußeisen ist lackaufnahmen und Verformungsmessungen, Berstversuche an Druckbe~ältern usf. - Sie werden
nur nach Eignungsprüfung schweißbar. Schweißgeeignete Stähle standen erst ab 1935 durch licht- und elektronenmikroskopische Verfahren [83] ergänzt. Diese haben große
zur Verfügung; zur Einführung des Stahles St52 vgl. [77]. Nach dem 11. Weltkrieg wurde Bedeutung bei der Schadensanalyse; vgl. hierzu auch die VDI-Richtlinienreihe Schadensana-
vielfach Schrotteisen verwertet. - Zur Schweißproblematik von Alteisen siehe [78,79]. lyse Bl. 1 bis 5. Zur Prüfung der Lamellenrißanfälligkeit von Kohlenstoff- und Kohlen-
stoff-Mangan-Stählen wurden spezielle Prüfverfahren entwickelt ~~. Für die Qualitäts-
Nach DIN 17100 stehen für die all- prüfung geschweißter Bauteile wurden zerstörungsfreie Prüfverfahren entwickelt. Sie kom-
gemeinen Baustähle zwei Gütegrup- men bei hochbeanspruchten Schweißnähten zum Einsatz, deren Güte für die Sicherheit der Ge-
Spannungszustand niedrig
pen zur Wahl (ehemals drei): Für samtkonstruktion große Bedeutung hat, insbesondere bei Dickblechschweißungen: Brückenbau,

liO
Ferner: Aussteifungen, Scholle, Verbände und spannungsarm geglühte
St37: 2 und 3 (2U, 2R und 3RR),
für St52: 3 (3RR), vgl. Abschnitt
Kranbau, Rohrleitungsbau, Behälterbau, Reaktorbau usf. - Im wesentlichen geht es ~ dem
Verschweißen um die Feststellung von Dopplungen in Flacherzeugnissen, Lunkern in Stahl-
gußteilen und nach dem Schweißen um das Erkennen von Poren, Schlackeneinschlüssen, Binde-
2.6.4.4.
Bauteile des Spannungszustandes "mittel" fehlern, Schrumpf- und Kaltrissen in den Schweißnähten und in den wärmebeeinflußten Nah-
Spannungszustand millel orthotr. Platte Zur Gewährleistung ausreichender
Sprödbruchsicherheit wurde ein bereichen der Nähte. Durch Messung und von Augenschein lassen sich die Nahtdicken be-

.lTA~V
Ferner: Knotenbleche an Zuggurten und spannungsarm geglühte Bauteile
Klassifizierungssystem entwickelt,
das auf Arbeiten von KLöPPEL ~~
stimmen und Einbrandkerben, Wurzelfehler, ungleichförmige Raupenbildungen, Schweißspritzer,
Rostnarben feststellen.
und BIERETT [81] beruht und als Lin ear beseh le uniger Die wichtigsten zerstörungsfreien Prüfverfahren
des Spannungszustandes "hoch" I
Spannungszustand hoch arthotr. Platte DASt-Ri009 "Empfehlungen zur Wahl '/ 0 sind: Durchstrahlungsprüfungen, Ultraschallprüfun-
Kobalt 60 ge n.
r~
~~V~
der Stahlgütegruppen für geschweiß- v. '//.
a) Durchstrahlungsprüfungen: Im unteren Wanddicken-
LT:J te Stahlbauten" (04.73) bauauf-
sie ht 1 ich ein ge f ühr t wur de [82J.
Jridium 1921
r/. bereich kommen Röntgengeräte bis 420kV zum Einsatz.
Ferner: Bau teile im Bereich von schroffen Querschnillsübergängen Röntaenaerät
In Bild 27 ist das Klassifizierungs- Zur Aufnahmetechnik und Fehlerkennzeichnung vgl.
Spannungsspitzen konzentrierten Krafteinleitungen und a)
'/

röumlichen Zugspannungszuständen system zusammengefaßt. Es enthält bis 4~0 kV 1 DIN 54111 u. DIN 54109. Die Auswertung der Aufnahmen
die wichtigsten Einflußgrößen zur o 50 100 200 300 mm WO t wird La. nach der llW-Kartei vorgenommen (IIW: In-
Bestimmung der Klassifizierungsstufen
Beurteilung der Sprödbruchgefähr- Bild 28 ternational Institut of Welding) [85). Den Fehler-
Beanspruchung bei Gebrauchslast
Spannungs- Bedeutung Uruck I Zua gruppen sind bestimmte Farben zugeordnet:
zustand des Bau teils
dung, vgl. Abschnitt 8.4.3 bis
Temperatur Schwarz: Fehlerlos
von-lU' von-lU' 8.4.5:
bis -10' bis - 30' bis -10' bis - 3U' - Eigenspannungszustand: niedrig, Blau: Geringfügige Fehler: Poren, Schlackeneinschlüsse, Einbrandkerben
10rdnuna IV 11I 11 I Grün: Abweichungen von der fehlerfreien Naht: Zusätzliche Wurzelfehler
hoch mittel, hoch, abhängig von Aus-
2.0rdnuna V IV 11I 11 Braun: Erhebl iche Abweichungen: Zusätzl iche Bindefehler
1.0rdnuno V IV JII Ir maß und Höhe der (mehrachsigen
mitIeI Rot: Sehr erhebliche Abweichungen: Zusätzliche Risse
2.0rdnuna V V IV 11I Zug-) Eigenspannungskonzentra-
1.Drdnunq V V IV III tion des zu bewertenden Bau- Neben dem Röntgenstrahler kommt für Wanddicken bis ca. 100mm auch der radioaktive Strah-
niedrig
2.0rdnuna V V V IV ler Ir192 zum Einsatz, bis ca. 150mm der radioaktive Strahler C060 und für sehr große
teiles (Teilbild a).
b} - Art der Beanspruchung (Druck Wanddicken der Linearbeschleuniger, vgl. Bild 28. Bei allen Durchstrahlungsverfahren
Bestimmung der Stahlgütegruppe oder Zug) infolge der Gebrauchs- sind die Strahlenschutzbestimmungen zu beachten!
Klassifiz.- Zulässige Materialdicke t in mm einschließlich last und tiefste Betriebstempe- b) Ultraschallprüfungen (nach DIN 54119): Die Bestimmung von Fehlern (s.o.) nach Lage und
stufen 1 20 30 40 Länge geschieht mittels Durchschallung. Die Beurteilung der Registrierungen und die Zu-
ratur (Teilbild b). Zudem geht
I lässigkeitstolerierung bei Aufdeckung von Fehlern ist schwierig zu objektivieren. Bei der
11 die Bedeutung des Bauteils im
11I Hinblick auf die Folgewirkun- Prüfung der Schweißnähte an Druckbehältern ist das AD-Merkblatt HP5/3 anzuwenden. In je-
IV dem Falle sind langjährige Prüferfahrungen erforderlich. Hingewiesen wird auf DIN 54126
gen eines Sprödbruchversagens
(Anforderungen an Prüfsysteme und Prüfgegenstände), DIN 54124 (Eigenschaften der Prüfge-
• Nur wenn die Gefahr besteht, dan Steigerungszonen angeschnitten ein.
werden, ist die Güte IR der Güte 2U vorzuziehen. - Materialdicke des Bauteils im räte) , DIN 54125 (Spezielle Fragen der Schweißnahtprüfungen) ; vgl. auch [86].
zu bewertenden Schweißnahtbe- - Magnetpulverprüfverfahren zur Erkennung von Oberflächenrissen
Bild 27 cl - Farbeindringverfahren zur Erkennung von Oberflächenrissen
reich.
- Rißtiefenprüfverfahren durch Potentialmessung zur Tiefenvermessung bereits erkannter
Stähle der Gütegruppe 1 sind nach DIN 17100 (01.80) nicht mehr vorgesehen, der Bereich 1U
Risse
und 1R ist daher in Teilbild c dem Bereich 2U zuzuordnen.
Wegen weiterer Einzelheiten vgl. [1] und das dort angegebene Schrifttum.
- 466 - - 467 -
8.7 Tragsicherheitsnachweis der Schweißverbindung~ Bei stumpfgestoßenen Biegeträgern (Bild 3Da/b) und bei

~~
8.7.1 Real- und NennbeanSRruchung~echnerischer Nachweis biegesteifen Anschlüssen mit DHV- oder HV-Nähten (Teil
Die Beanspruchungen in Stumpf- und Kehlnähten unterscheiden sich grundsätzlich, demgemäß bilder c/e) sind Aw und I w der Stoß- bzw. Anschlußnähte
auch ihre Berechnung; sie werden daher im folgenden getrennt behandelt. (Die Berechnung mit den Querschnittswerten A und I des Trägerprofils iden-
a h)
der realen Spannungen, insbesondere in Kehlnähten, ist ein schwieriges Problem; vgl. hier- tisch; Voraussetzung ist eine volle Ausfüllung der Profil-

~~
zu äl tere [87J und jüngere Arbeiten [88-91J.) fläche. Im Steg- und Ausrundungsbereich von Walzträgern
lLL..L.l Stump..fnähte sind derartige Schweißungen schwierig auszuführen, bei
Unter Stumpfnähten werden im vorliegenden Zu- a Stumpfstößen aber unumgänglich.

~~iJ
sammenhang alle vollständig durchgeschweißten 8.7.1.2 Kehlnähte
(oder gegengeschweißten) Nähte verstanden, also Die Beanspruchung in Kehlnähten ist im Vergleich zu Stumpf-
die eigentlichen Stumpfnähte in I , V-, X-, U- nähten verwickelter; die Kräfte müssen über einen Versatz
Form (siehe Bild 10b und Bild 29a/d) als auch a k) abgetragen werden. Es liegt i.a. ein mehrachsiger Span-

~
die D(oppel)-HV-Nähte (K-Nähte, Teilbild e) und nungszustand vor; an der Wurzel treten hohe Kerbspannun-
die HV-Nähte (Teilbild f/g); HV steht für halbe gen auf. Trotz der in Dicken- und Längsrichtung der Nähte

~l)
V-Naht. In einer in diesem Sinne definierten ungleichförmig verteilten Spannungen wird beim Tragsicher-
Stumpfnaht tritt dieselbe Normal- und Schubspan- heitsnachweis mit gleichförmig verteilten (konstanten)
nung wie im unmittelbar angrenzenden Grundmate- Spannungen gerechnet. Es wird von der Vorstellung ausge-
rial auf. Insofern bedarf es hinsichtlich der Be-
Bild 29
gangen, daß sich im Bruchzu-
rechnung keiner ergänzenden Angaben. Die maß-
Detail I Detail IIT stand gleichförmig ausplasti-

Ug
gebende rechnerische Dicke der Naht ist an der
zierte Nähte einstellen. Auf

--
geringeren Dicke des angrenzenden Materials zu Schnitt TI der Basis dieser Vorstellung
d) orientieren:
d) wurden die ertragbaren Span-
(Fo rtsetzung nächste Seite) 0= min t (13 )
.-' yl -,L.::--'. IIT nungen bei den Versuchen be-
Oie rechnerische Nahtlänge 1 ist gleich der Gesamtlänge der Naht; die Hinweise zu Bild 10d ~:t=:+=t( stimmt. Bei nicht vorwiegend
sind in diesem Zusammenhang zu beachten. Bei einer zentrisch beanspruchten Stumpfnaht be- ruhender Beanspruchung sind
trägt die maßgebende Schweißnahtfläche: I i für Kehlnähte wegen der ausge-
(14 ) t- II ..-l
I
.... ll{ prägten Kerbwirkung vergleichs-
weise geringe Dauer- bzw. Be-
(w~welding). Wird eine Naht ohne Auslaufbleche geschweißt (Bild 10d), ist 1 ggf. um 2a I I triebsfestigkeitsspannungen zu-
zu reduzieren (das ist allenfalls bei vorwiegend ruhend beanspruchten Konstruktionen zu- gelassen. Hier sollte man stets
lässig). Das Symbol 1 in G.14 besagt, daß die Normalspannung senkrecht zur Naht orientiert al bl cl e) um eine ermüdungsgerechte Deo.
Bild 30
ist. - Werden Halsnähte von Vollwandträgern mit DHV- oder HV-Nähten ausgeführt (Teilbild e tailausbildung bemüht sein.
bis g), treten in diesen längsorientierte (also parallel zur Naht gerichtete) Normalspan- Die Kehlnähte müssen mindestens den theoretischen Wurzel punkt
nungen 0ll und Schubspannungen"tll auf: erfassen; die rechnerische Nahtdicke a ist dann gleich der Höhe
_ _ N M
°w- °11- A ~ TZ
T _T _

·w - '11 -
as
Tf1 (15 ) des eingeschriebenen gleichseitigen Dreiecks; Bild 31a: Doppel-
kehlnaht, b: Kehlnaht. Ein tieferer Einbrand darf nach Verfah-
A, I beziehen sich auf den Trägerquerschnitt, S ist das statische Moment des außerhalb rensprüfung (DIN 18800 T7) berücksichtigt werden. Möglich sind
der Halsnaht liegenden Querschnittsteils. - Sofern es sich um Nähte von Eckstößen handelt, auch sogen. versenkte Kehlnähte (z.B. bei Halsnähten) ; hierbei
die eine Beanspruchung gemäß G.15 erhalten, ist als rechnerische Dicke a die Länge der handelt es sich um nicht voll durchgeschweißte K-Nähte mit einem
Winkelhalbierenden (bis zur Verbindungslinie der äußeren Kanten) zu wählen (Teilbild 29c/d). verbleibenden Steg der Breite c. Man nennt sie D(oppelt)-HY-
Die der Bemessung zugrundezulegenden Tragspannungen sind den einschlägigen Regelwerken zu oder HY-Nähte. Schließlich gibt es noch die sogen. versenkten
entnehmen (für vorwiegend ruhende Beanspruchung ist DIN 18800 Tl maßgebend), sie stimmen Kehlnähte, bei denen die Naht etwas weiter nach außen gezogen
mit den entsprechenden Werten für das Grundmaterial überein. - 8eim Nachweis vorwiegend ist (Bild 31c). Wegen des Ansatzes der rechnerischen Nahtdicke
nicht ruhend beanspruchter Nähte ist zu beachten, daß bei unbearbeiteten Nähten (sogen. vg1. DIN 18800 TL
Stumpfnähte in Normalgüte) entlang der Einbrandkerben der Deck und Kapplagen gewisse Aus schweißtechnischen Gründen sind bei Kehlnähten folgende Grenz-
Spannungserhöhungen infolge Kerbwirkung auftreten (Bild 29h/l), die die Ermüdungsfestig- werte einzuhalten:
keit des Grundmaterials herabsetzen. Beim Tragsicherheitsnachweis wird auch in diesem min 0 '" Zmm (16 )
bzw
Falle von einer gleichförmig verteilten (konstanten) Nennspannung ausgegangen, z.B. im min 0 ~ -{niQXT - 0.5 ( 17)

Sinne von G.14. Die Minderung der Ermüdungsfestigkeit wird durch reduzierte zulässige max a:s 0.7·mint (18 )
Dauer- bzw. Betriebsfestigkeitsspannungen berücksichtigt (Abschnitt 3). Durch Abschlei- (a und t in mm). Die rechnerische Länge ist gleich der Wurzel-
fen der überwölbten Deck- bzw. Kapplagen erhält man eine Stumpfnaht in Sondergüte (Teil- länge. (Zum Ansatz gemäß G.17 vgl. [ 92]). Bei den Nachwei sen geht
bild k). Bei wechselnder Blechdicke ist es bei größerem Blechüberstand (ßt ca.~3mm) er- man von der Annahme aus, daß die Kehlnähte in ihren Wurzelli-
forderlich, die überstehende Kante abzuarbeiten, etwa 1:3 bis 1:5, vg1. Teilbild 1. Auf nien konzentriert sind.
Abschnitt 13.4.2 wird in dem Zusammenhang hingewiesen.
Bild 31
- 468 - - 469 -
Vorrangig geeignet sind Kehlnähte für die Abtragung von Schubkräften längs und quer zur verbundenen Korrosionsgefährdung nicht zu empfehlen.
Nahtrichtung. Bild 32a zeigt diesen Fall; hinsichtlich der Lage werden Flanken- und Stirn- Wird ein Kreuzstoß mit Kehlnähten ausgeführt (Bild 35), sind zwei Bruchformen möglich
kehlnähte unterschieden. In Teilbild b ist. die Schnittebene zwischen Lasche und Grundblech (Bi 1d 36):
dargestellt. Hier treten Schubspannungen, parallel bzw. senkrecht zur Naht auf: a) In der Ebene zwischen den Schweißnähten und dem Querblech, es treten SpannungenOl
auf oder
1:11 und 1:1
b) in den Ebenen zwischen den Schweißnähten und dem Längsblech, es treten Schubspannungen
Teilbild c zeigt eine Bruchform entlang der Kanten der Lasche; hier treten Spannungen
'1 auf.
1:11 und 01 Real tritt der Bruch in Richtung der Winkelhalbierenden ein (Bild 36c); die Spannung wird
auf. Der reale Bruch liegt dazwischen. Nachgewiesen wird die Verbindung gemäß: rechnerisch zu
F F (19 )
1: w"1:n"1:1= IA "
w
DiT (22 )

Unabhängig von den realen Spannungen wird mit bestimmt (s.u. Abschnitt 8.7.1.4).
einer über alle Nähte gemittelten Nennspannung Vom Standpunkt der Ermüdungsfestigkeit ist der Kreuzstoß mit Doppelkehlnähten
gerechnet. Diese Annahme setzt die Einhaltung ders starker Kerbfall : In den vier Wurzel punkten treten extrem hohe
gewisser minimaler und maximaler bezogener
Nahtlängen voraus (DIN 18800 Tl).

Bild 36 a)
'"" pmh,"' "i ~~" g 'g'"
1i :h lä,~L
,p
gen Dauer- bzw. Betriebsfestigkeitsspan-
A B B nungen. - Bild 37 zeigt ein Anwendungsbei-
spiel . Es handelt sich um einen biegestei-
fen Trägeranschluß mit Kehlnähten. Da
AwSteg eine Fugenvorbereitung entfällt, wird die-
se Anschlußform einer Ausführung mit DHV-
Flankenkehlnahl (2) Werden Halsnähte als Kehlnähte ausge-
oder HV-Nähten vorgezogen. Innerhalb der
führt, erhalten diese dieselbe Nor-
On (2l Ausrundungen wird die Kehlnaht i .a. aus-
0ll (1) mal spannung an wie die benachbarten
gespart. Bild 37c zeigt die umlaufende
Fasern des Grundprofils. Gleichzeitig
Kehlnaht in der Ansicht und Teilbild d
treten Schubspannungen 'n auf (Bild 33): a) b) cl d)
N M Bild 37 deren Lage entlang der Wurzellinie. Hier-
°w= °n= A:!: -l-Z (20) für werden Aw und I w bestimmt und die Spannungen gemäß der technischen Biegelehre be-
rechnet:
1: 1: - as
w" 11- I Ia
(21 *)
0w" 01" _N_ :!: li-. z
Aw lw (23 )
Bild 34 La ist La. 2a; a ist die Kehlnaht-
Die Querkraft wird jenen Anschlußnähten zugewiesen, die aufgrund ihrer Lage bevorzugt zu
dicke. Bild 34a zeigt, in welcher Faser an auftritt.
ihrer Obertragung in der Lage sind. Das ist hier die Doppelkehlnaht des Trägersteges:
Die Gleichungen 20/21 gelten unverändert für den
Nachweis von Flankenkehlnähten zum Anschluß zusätz- AwSteg'
licher Gurtplatten (Teilbild b). S ist das statische 8.7.1.3 Kombination von Stumpf- und Kehlnähten
Moment des jeweils anzuschließenden Querschnitts- In Bild 38 sind zwei Beispiele dargestellt: Trägersteg und Druckgurt sind mittels Kehl-
teiles. Wird die Halsnaht (und/oder die Flanken- nähten angeschlossen; der Zuggurt ist im Falle a mittels einer Stumpfnaht mit der Stütze
kehlnaht) nicht durchgeführt (unterbrochene Längs- verbunden; im Falle b ist der Zuggurt nach Schlitzung des Stützenflansches an den Steg
naht) erhöht sich die Schubspannung gemäß G.21 im der Stütze direkt angeschlossen. In der Schnittebene zwischen Riegel und Stütze ergibt
Verhältnis (e+l )/1; e ist die nahtfreie Länge. sich das in Teilbild c bzw. d dargestellte Schweißnahtbild. Es ist einfach-symmetrisch.
Solche Nähte sind bei nicht vorwiegend ruhender Die Schwerachse der Schweißnaht-Anschlußfläche wird i.a. nicht mit der Schwerachse des
Beanspruchung wegen der hohen Kerbwirkung nicht zu- Trägerprofils übereinstimmen; das sollte indes grundsätzlich angestrebt werden. Die Stei-
Bild 35 gelassen. Sie sind auch bei Konstruktionen, die der figkeit der Stumpfnähte ist i .a. höher als die Steifigkeit der Kehlnähte (für die erstge-
freien Witterung ausgesetzt sind, wegen der damit nannten ist der E-Modul, für die zweitgenannten derG-Modul maßgebend), dennoch ist es
*) Im Gegensatz zu DIN 18800 Tl (11.90) wird die Querkraft hier nicht mit V sondern mit
Q abgekürzt.
- 471 -
- 470 -
-I IZI = 101 = J!1L
h- t
zu führen; zul 0D war (je nach Verbindungstyp) unterschiedlichen Kerbfällen zugeordnet.
Für räumliche Spannungszustände galt:

1-Z moxoh= t(Ox+Oy) ± y(ox-Oy)2 + 41: 2 '):s zulOo (29)

C;j~~~L~'~l ~I,
Nach DIN 15018 (Krane; 1984) ist nachzuweisen:

(--L)2 + (~)2 _ ( 0x 0y ) + (_1:_)2 <1.1 (30)


zulo x zulo y zulox .zulo y ZUI1:-
Nach DS804 (Eisenbahnbrücken; 1983) gilt eine ähnliche Interaktfonsformel:
ß (~)2 + (-.!!L)2 _ 0.8·ox 0y + (_1:_)2:s 1 (31)
1 ...... zulo x zuloy zu lox' zu loy ZUI1:
a) b) c) d) r-; I:::::t--.. I / J
Bild 38 ..... R: DlN1S016 Zulo und zul1: sind die dem Kerbfall zugeordne-
üblich, Aw und waus den Nahtanteilen der Stumpf- und Kehlnähte gemeinsam aufzubauen. (DiN 413 2)
r.... ~
(Ehemals existierten Sonderregelungen: Als zul. Spannungen waren die Werte für Kehlnähte
anzusetzen). In Teilbild d ist angedeutet, wie der Nachweis näherungsweise geführt werden
" "\
\\
OS 604
ten zulässigen Betriebsfestigkeitsspannungen,
z. B. :
zulo = zuloBe
O,S 0V604
kann: Das Biegemoment wird den Flanschen (Gurten) und die Querkraft dem Steg zugewiesen; :\
Treten nur die Spannungen 0x und 1: auf, läßt sich
hierfür werden die anteiligen Schweißnahtspannungen berechnet. Bei einem nicht vorwiegend
\\:
'\ G.29 in folgende Interaktionsbeziehung umformen:
ruhend beanspruchten Anschluß sollte von dieser Möglichkeit kein Gebrauch gemacht werden,
1 ( 0x ± (-9.L)2+ 4(_1:_)2 ) 5.1 (33)
denn sonst wird der kombinierte Spannungszustand am Ende der Stegnähte unterschätzt; die- T zulo zulo zulo
ser Hinweis gilt auch für den Anschluß gemäß Bild 37d. o qs 1a
zulo = zuloO (34 )
a=~.
8.7.1.4 Zusammen~tzte (mehrachsig~nsJlruchung_ 1

Treten in Nahtbereichen Spannungen 01,011 ' '1 "~li gleichzeitig auf, stellt sich die
Bild 39 zulo x ß = zul1: G.30 und G.31 lauten in diesem Falle:
Frage nach deren Oberlagerung. Beim Nachweis der Bauteile selbst ist die Vergleichs- G.30: (~)2 + (_1:_)2< 11 (35 )
spannung 0v zu bilden (vgl. Abschnitt 4.10). Oie Berechnung eines solchen Vergleichswer- zulox zul1: - .
tes ist nach DIN 18800 Tl auch bei Schweißverbindungen erforderlich; die Formel lautet: G. 31 : (1: )2 ( ~)2 (36 )
zulo x + zul1: ::s 1
Bild 39 zeigt die Graphen dieser Interaktionsformeln, dle wegen der unterschiedlich zu-
(24)
lässigen Spannungen nur einen bedingten Vergleich erlauben. Eine fundierte wissenschaft-
liche Abklärung des hier angesprochenen Problemkreises steht, insbesondere bei Ermüdungs-
Sie basiert auf Versuchen, vgl. ~,88,9~; on braucht nicht berücksichtigt zu werden.
Wird ein Trägeranschluß im Sinne von Bild 38d nachgewiesen, braucht der Vergleichswert beanspruchung, bis heute aus; vgl. auch die Abschnitte 21.5.3, 21.2.5, 28.2.4/5
nicht ermittelt zu werden. Diese Regelung gilt für vorwiegend ruhende Beanspruchung. 8.7.1.5 Kennzeichnung und Sinnbilder der Schweißnähte
Mittels G.24 kann die Berechnungsform von 0w bzw. 1: w in Kehlnähten, quer zur Nahtrich- Nach DIN 1912 werden zwei Arten der Kennzeich-
tung (wie in Kreuzstößen) geprüft werden. Bild 36c zeigt die Schnittebenen durch die Kehl 1 Pfeillinie nung von Schweißnähten unterschieden: Die illu-
nähte und die normalen und tangentialen Kraftkomponenten Sund T; daraus folgen die Span- 2a Bezugslinie strierende und die symbolhafte, vgl. Bild 40/41.
nungen 01 und '1 der realen Bruchfläche je Längeneinheit: Stoft 2b Bezugslinie Letztere wird bei der Anfertigung der techni-
3 Symbol schen Zeichnungen verwandt; neben dem Schweiß-

-
al

~
----
- T- LY2 - fI' F (25 ) nahtsymbol wird bei allen Kehlnähten die Schweiß-
5- -22-4
Naht ausgeführt nahtdicke (und ggf. die Länge) vermerkt. In Bild
Hierfür wird der Vergleichswert bestimmt: von der Pfeilseite 41 sind die Symbole für die wichtigsten Naht-
F (26) arten nach DIN 1915 T5 (12.87) zusammengestellt.

~
20 -- --
8.7.1.6 Berechnungsbeispiele
Naht ausgeführt
Somit sind die in G.22 und 23 angeschriebenen Spannungen 0w = 01 eigentl ich Spannungen im von der Gege nseite Im folgenden wird der Tragsicherheitsnachweis
Sinne eines Vergleichswertes. Es wäre demnach verfehlt, wie folgt zu rechnen: für verschiedene Schweißverbindungen geführt.
cl Es wird vorwiegend ruhende Beanspruchung unter-
( 27) ringsumlaufende
Naht stellt; maßgebend ist demgemäß:
DIN 18800 Tl (03.81): Zulo - Konzept, Fortschrei-
In den ersten Ausgaben der DIN 4100 (Geschweißte Stahl bauten) wurde der Vergleichswert
Baustellennaht d1 bung von DIN 4100 (12.68); Zulässige Spannungen:
nach der Hauptspannungshypothese berechnet, weil man ein eher sprödes Bruchverhalten unter- Bild 40
stellte. Dieser Ansatz wurde in der DV848 (Geschweißte Eisenbahnbrücken) bis zu deren Ab-
lösung durch die DS804 beibehalten; hierbei handelt es sich um nicht vorwiegend ruhend 5t 37 5t52
belastete Tragwerke. Bei Halsnähten zur Verbindung der Stegbleche und Gurte, für die durch- H I HZ H I HZ
~Rfnähte 160 I 180 240 I ZZO kN/cm2
laufenden Flankenkehlnähte zur Verbindung der Gurtplatten untereinander, für die Stegblech- Kehlnähte, einschließlich Ov 13,5 I 15.0 17.0 I 19,0
quer- und Längsstöße sowie für die Trägeranschlüsse war der Nachweis Wegen Einzelheiten siehe OIN 18800 Tl (0381)
moxoh= t(ox±YO/+41: 2 ) ~ zulo O (28)
- 472 - - 473 -
Die für Stumpfnähte angegebenen Werte Kehlnahtanschlüsse; vgl. G.16/17/18:
1 2 3 1 2 3
für Zug und Biegezug gelten nur dann, a = 5mm, mina =2mm bzw. ~imaxt' - 0.5 = 3,37mm
Benennung Darstellung Symbol Benennung Darstellung Symbol
wenn die Nahtgüte nachgewiesen wird a = 5mm < maxa = O.7,mint = 0.7·10 = 7mm

~ r
D(oppel) -
~
(Freiheit von Rissen, Biege- und Wur- Kehlnähte dürfen rechnerisch nur angesetzt werden, wenn 1~6·a bzw. 1~30mm gilt. In unmit-
I-Naht ~
11 HY -Nahl
K-Sleannh~ zelfehlern). telbaren Laschen- und Stabanschlüssen ist als rechnerische Schweißnahtlänge 1 der einzel-

~ X
DIN 18800 Tl (11.90): Unter YF-~-fachen
~ V
.::::' D(oppel)- -">
nen Flankenkehlnähte 150'a zulässig. Beide Regelungen bedeuten gegenüber DIN 18800 Tl,
V-Naht Einwirkungen ist nachzuweisen, daß die Ausg. 03.81, eine erhebliche Erweiterung; nach der Norm war einzuhalten: minl 15'a und
U- Naht
rechnerische (Nenn-)Spannung in der

~ K
maxl=100·a. (Der Verf. empfiehlt, den letztgenannten Richtwert ·anzuwenden.) Für das Bei-
~ V
HV-Naht -::' D(oppel)- Schweißnaht der Bedingung
HU -Naht spiel gilt:
1= 170mm, minI = 5 a = 5·5 = 30mm bzw. dOmm
0y =0w,Y = voi +t12 +tu 2' 0w,R,d ( 37)
~ y ~ X
.::;,
$ 1= 170mm <maxI = 150a = 150·5 = 750 mm
Y- Naht V-U-Naht
genügt. Die Grenzschweißnahtspannung Die Auslegung ist in Ordnung. Für die tJl-Spannungen folgt:

~ I'"
ist von der Nahtart, Nahtgüte, der Art
HY-Naht :F' V-Naht mit Lh g
Gegennaht ""k~\W der Beanspruchung und von der Stahlsorte
Aw= 20,517 = 17.0cm 2

-z; ~
")
_ 320 2
des Bauteils abhängig: tu - l7.ö = 18,8 kN/cm <0,95,21.8 = 20,7 kN/cm 2

~ y
= Doppel -
U- Naht °w,R,d = uwfy,d = uw·fy,k/YM ; 'iM = 1.1 (38) Oer Anschluß läßt sich verkürzen, wenn neben den Flankenkehlnähten eine Stirnkehlnaht an-
Kehlnaht
geordnet wird (La.ll-t) und noch weiter, wenn eine umlaufende Kehlnaht gelegt wird (La.ll_~).
(Jot-Naht) ~ IJ
HU - Naht Zusatzsymbole U
w
Bean- Den vorstehenden Bedingungen wird genügt. Die Schweißnahtflächen betragen in beiden Fällen
Oberflöchenform Zusatzsymbol Nahtart Nahtgüte 5137-2
spruch. S137-3

: ,
S152-3

~
unverändert 17cm 2 •
hohl (konkav 1 '-../
Kehlnaht
" ~ flach (eben 1 -- Beispiele: alle
Nahtqülen Druck
gewölbt (ko nvex) ~
! 1,0 1,0

~
Dlo~pel)- Nahlgüle
V- aht
IIX - Naht)
~

X BeisDiele: t-----1 r--; nachgewies.


Kehlnaht mit Zug
Dloppel)-
L Jr Ir Nahlgüle
~ K ~
.-~
hohler
I~V- Naht
K- Naht)
Oberfläche
IHohlnahtl
nichl nachq.
Beispiele: 1-11-1
Dloppel)-
Y- Naht ~ X
.ß'
V-Naht mit
Ge~enlQge
un ebenen ~ g r----J r----, 2: I = 211 rl= 21 1+ b LI = 2I, 2b
1r ~
+
Oberflächen alle Druck 0,95 0,80
Nahlgüten Zug Bild 44 al b) cl dl
Bild 41 ~
i Il J
~ Handelt es sich nicht um Flachstähle oder symmetrische
a w nach Bild 42. Für Schweißnähte in Bauteilen alle Nahlarlen I Schub Profile (z.B. um einen Je-Anschluß), sondern um Winkel-
mit Erzeugnisdicken über 40mm darf für fy,k der profile, dürfen die Momente aus der Außermittigkeit des
charakteristische Wert der Streckgrenze für Er- Bild 42 (nach DIN 18800 T1,11.901 .,N Schweißnahtanschlusses unberücksichtigt bleiben, wenn
zeugnisdicken $ 40mm angesetzt werden. Somit die rechnerische Schweißnahtlänge gemäß Bild 44 bestimmt
gilt für die Grenzschweißnahtspannung der Stahlsorten St37 bzw. St52 in allen Fällen: wird. Wie Bild 45 zeigt, erhält die dem abstehenden Win-
5137-2,5137-3: oWRd=a w 24 =a 218 (39)
kelschenkel benachbarte Kehlnaht einen höheren Kraftan-
,, 1.1 w'
kN/cm 2 Bild 45 teil als die gegenüberliegende, wenn man das "Hebel ge-
5152-3 :OwRd=U w 1§.=u w327 setz" anwendet. Geht man von der Vorstellung aus, daß
" 1.1 ' sich der anliegende Winkel schenkel (im Bild schraffiert) parallel in Richtung der Stab-
In DIN 18800 Tl (03.81) ist der Umrechnungsfaktor (u ) für Schub für St37 zu 13,5/16,0 achse verschiebt, erleiden die Kehlnähte eine gleich große Gleitung Y und damit eine gleich
w
=0,84 und für St52 zu 17,0/24,0=0,71 angesetzt. Mit den Faktoren 0,95 bzw. 0,80 in der große Schubspannung t=G·y. Dieser Modellvorstellung liegen letztlich die Ansätze in Bild
Ausgabe Nov. 90 wurde diese Regelung modifiziert, d.h. die Beanspruchbarkeit angehoben; 44a bis c zugrunde (insbesondere im Zustand des Ausfließens); für den in Bild 44d gezeig-
dies war aufgrund von Yersuchen möglich, das setzt indes eine hohe Qualitätssicherung ten Fall läßt sie sich nicht voll aufrecht erhalten. Im Zweifelsfall sollte man das in
der Schweißausführung voraus. Den folgenden Beispielen liegt DIN 18800 Tl (11.90) im Bild 45 aUfgezeigte Prinzip anwenden (Erfüllung der Gleichgewichts- und Verträglichkeits-
Sinne des Nachweises Elastisch-Elastisch zugrunde. Die Rechenanweisungen gelten analog gleichungen, vgl. hierzu auch das 9. Beispiel).
für nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile (Kranbau, Brückenbau) , allerdings nach 2. Beispiel (Bild 46): Anschluß eines Augenbleches (St52-3)

!;-r ~ !;==,-
t~ 15mm d,. '" "B' - K" mpL mittels Kehlnähten; unter YF-~-fachen Lasten wirkt:
1. Bei s pie 1 ( Bild 43): Ans c h1uß ein es Fl ach eis e ns (S t 37- 2 )
H= 200 kN, y= 135 kN
~T~i-~_F mittels Kehlnähten. Im YF-~-fachen Lastzustand beträgt die Es wird eine Doppelkehlnaht mit a=5mm und 1=250mm gewählt;
L.-17~ al '",hl,",," F' FollOk. überprüfung der konstruktiven Auslegung:
~~!-r-7 I
~b~-i-----F Nachweis des Stabes: A=1,5·1O,0 = 15.0cm2 1. = 250 = 50 <150 . JL = .i. = 0 31 <0 7
,~tf~
a 5 ,5 't 15 ' ,
" 1--I-c120~
-5 --- i bl 0 ol 10115.0 011.3 kNlem' < 21.BkNl"" Die Ausbilaung ist in Ordnung. In der Anschlußebene wirken:
::E L La.ll.-.!.: Es wird eine Kehlnahtdicke a=5mm gewählt; die Zug-
~ ~ '-.- - r--- F kraft F wird über zwei Flankenkehlnähte 1=170mm abgesetzt.
Bild 46 M= 200·10 = 2000kNcm
~ lJ.70.. -_.' cl überprüfung der konstruktiven Auslegung für überlappende fl = 200 kN, N=135 kN

Bild 43
- 474 - - 475 -
Fläche und Widerstandsmoment der Schweißnaht betragen: Da die Steganschlußnähte fehlen, ist ein Anschluß in der vorl iegenden Form verfehlt und
unzulässig. Die Flanschnähte sind wegen der Nachgiebigkeit der Flansche zur Aufnahme der
Aw = 2-0.5-25 = 25 cm 2
Ww = 2-0.5-25 2/6 =104 cm3 Querkraft (=Schubspannungsresultierende im Steg) nicht geeignet, der Beanspruchungszustand
wäre völlig unübersichtlich.
Nach Berechnung von 01 (infolge N und M mittels G.20) und tll (infolge Q mittels G.21)
wird der Yergleichswert 0y am Ende der Naht bestimmt: E..<?.Ct!'.-L(Teilbild b): Es wird entlang des Steges eine Doppelkehlnaht gelegt, a=4,5mm,
1=239mm; die Rundungen bleiben ausgespart. Prüfung der Nahtdicke:
01-
-
~ +
25 -
2000 = 5 40 ±19.23 = +fi'85kN/cm2
104' - .
--~-~
0= 4.5mm, 1= 239 mm; ~ = ;'15 =0.63 < 0.7

itMI
2
't ll = ;~O 2 2 2
= 8.00 kN/cm2; 0v = y24.63 + 8.00 = 25.9 kN/cm < 0.8- 32.7 = 26.2kN/cm
Der Anschluß der Die Begrenzung der Nahtlänge braucht nicht nachgewiesen zu werden, da eine gleichförmige,
Augenlasche wird etwa konstante Schubspannung über die Anschlußlänge sichergestellt ist. Es wird gerechnet:

~ mit tll =Q/A w Aw = 21 2'0.45-23.9 = 42.5cm 2 ; I w= 4725 + 2-0.45-23.93/12=4725.1024=5749cm4

+
+
N hier gemittelte
als
Ww= 5749/15.0 = 383cm 3
li- Schubspannung nach-

~,. -! UM ~~:~:~;n a~n:e~o~~~- Randspannung ; 01 =± 7f~~ = lB.2B kN/cm 2< 0.9521.B = 20.7 kN/cm 2
tll Q 0f
Bild 47 a) b)
OLM
den der Naht der Am Ende der Steg-Doppelkehlnaht (Punkt 0)
betragen 01 und die Schubspannung tll
(Bild 50):
Yergleichswert berechnet, vgl. G.19 und
1/2 = 119.5mm: 01=±lB.281i5~~ = 14.56kN/cm 2
den zugehörigen Kommentar. Genau be-
~ trachtet ist die Schubspannung am Naht- Aw.S teg =2-0.45 -23.9 = 21.5 cm 2 _ 'tll = 200/21.5 =9.30 kN/cm2
U·~ ende Null, unmittelbar benachbart er-
reicht sie indes ihren Höchstwert; inso-
Yergleichswert im Punkt 0:
fern ist die 0y-Berechnung gerechtfer-
tigt. Der Ansatz einer parabelförmigen Auf die Bildung von 0y darf verzichtet werden, wenn M allein von den Flanschnähten und Q
Schubspannungsverteilung (im Sinne der allein von der Stegnaht aufgenommen werden kann (Bild 50). Diese Möglichkeit wird ge-
Biegetheorie eines Rechteckbalkens) ist p rü ft :
eher verfehlt, da das Bauteil , an wel- M: 01 =± 7301~0 = 22. 22 kN/cm 2> 20.7 kN Icm 2
ches die Lasche angeschweißt wird, keine Somit führt diese Nachweisform nicht zum Erfolg.
korrespondierende Verzerrung aufweist; .E2I.J11..1 (Teil bild c): Entlang der Innenseite der Flansche wer-
a) b) c) d) e) f) im Gegenteil, in Höhe der Nahtenden tritt den zusätzliche Kehlnähte gelegt (a=7mm, 1=50mm):
Bild 46 ein Yerzerrungssprung ein, der die hohen
Aw =42.5 • 4-0.55.0 = 52.5 cm 2
Schubspannungen verursacht, vgl. Bild 47a. Analoges gilt z.B. für die Anschlußnaht eines
Knotenbleches an ein anderes Bauteil (Bild 47b). Bild 48 zeigt ein weiteres Beispiel: I w = 5749 + 4-0.5-5.0-( 15 -1.07)2 = 5749 +1940 = 76B9cm 4
Auflagerung eines Trägers auf eine Knagge. Sowohl für das Stirnblech, das auf der Knagge Ww = 7689/15 = 512.63 cm 3
aufliegt, wie für die Knagge selbst, wird man die parallel zur Endquerkraft liegenden Näh- Bild 50
Das aufnehmbare Anschlußmoment für yF-$-fache Lasten folgt
te zur Abtragung heranziehen und hierfür gemittelte 'tll-Spannungen berechnen. Im Falle der
zu: M= 512.63-20,7 = 10611kNcm
Knagge tritt eine geringe Exzentrizität auf, vgl. Bild 48a und c. Hierdurch werden 01 -Span-
Im Punkt @ beträgt 01 :
nungen ausgelöst; entsprechend muß ein 0y-Wert berechnet werden. Zweckmäßig und zulässig
I
ist es in solchen Fällen, das Exzentrizitätsmoment den waagerechten Kehlnähten über den ~ I. r- 01 :: ± 20.7 1;.;5 = 16.49 kN/cm2
Hebelarm h zuzuordnen und hierfür in diesen Nähten die Spannung 01= q zu berechnen. Dann g --t-~.

]t"~-I~L......,<.--'
kann die Bestimmung eines Yergleichswertes in den lotrechten Nähten (da nur tll-beansprucht) Für eine unveränderte Querkraft Q=200kN (s.o.) folgt:
2
entfallen. 0v = 116.492 + 9.30 ' = 18.93 kN/cm 2 < 20.7kN/cm 2
IPE 300 St 37-2 3. Beispiel (Bild 49): Biegesteifer Trägeran- Vorstehende Nachweise sind normgerecht. Eine Näherungsab-
7 schluß mittels Kehlnähten (im Sinne von Bild schätzung besteht darin, die Flanschgurtkräfte über den inne-
Bild 51
37a): M= 70kNm, 11 = 200kN (YF -$- lacher Lastlall) ren Hebelarm (h-t) zu bestimmen (Bild 51):

l, I Es werden drei Ausführungsvarianten unter~ucht: M 7000 7000


Z= 0 = (h-t) = 30-1,07 = 2B.93 = 242 kN
]Mi I2I.!!l.J.. (Teilbild a): Es werden nur außenllegen-
U I de Flanschkehlnähte (a=7mm, t=10,7mm) gelegt;
die gewählte Nahtdicke a=7mm ist zulässig:
Für die Form 2 folgt damit: Aw,Flansch=0.7-15=1O.50cm2 _ 01:: ~~~ = 23.05kN/cm 2 > 20,7kN/cm 2
17
---0) cl
Bild 49
bl dl
t = 16.7 = 0.65 < 0,7 ese Berechnungsform liegt auf der sicheren Seite, sie ist indes unwirtschaftlich. Die
raft wird der Stegnaht zugewiesen; die Berechnung von Oy kann entfallen (s.o.).
Bei der Rechnung wird angenommen, daß die Kehlnähte in der Wurzellinie konzentriert sind. der Abtragung der Querkraft über die Stegnähte handelt es sich um eine kontinuierli-
Krafteinleitung. Eine obere Begrenzung der Schweißnahtlänge braucht hier nicht einge-
Es folgt: Aw = 2-0.7-15=21cm2; Iw= 2.0.7-15-15.0 2 =47Z5cm 4
lten zu werden. Wie Bild 52a zeigt, ist die Schubspannung t über die gesamte Steghöhe
~= 4725/15.0 = 315cm3
lativ gleichverteilt vorhanden. Eine Längenbegrenzung der Schweißnaht wäre verfehlt.
- 476 - - 477 -
(Die Schwerachse des Grundprofils liegt im Abstand 14,Ocm von der oberen Kante entfernt;
e s =16,14cm stimmt damit näherungsweise überein. Querschnittsfläche und Trägheitsmoment
4
des Grundprofils: A=79,2cm 2 , I 17640cm ). Die Randspannungen und die Schubspannung in der
Stegnaht (A w,Steg=49,2cm ) ergeben sich zu:
2

8400 2 8400 8 I 2 280 kN/ 2


°10=+ 18211 16 ,14=7.44kN/cm, 0lu=- 18211 29 , 5kN cm, 'tll= 49,2 =5,59 cm

Am unteren Ende der Steg-Doppelkehlnaht (Punkt (I») wird 0y berechnet:

0y = .y 13.77 2 +5,592' = 14,90 kN/cm 2< 0,95' 21,8 = 20.7kN/cm 2


5. Beispiel (Bild 55): Anschluß eines
Rohr 193,7 x 5,4
UIN 2448 - St 35 t torsionsbeanspruchten Rohres mittels

F-==~--'--~=-~
Kehlnähten.
Das Torsionsmoment MT verursacht einen
-
Bild 52 geschlossenen Schubfluß. Ist r der Ra-
Bild 52b zeigt ein weiteres Beispiel für eine stetige Krafteinleitung. In den schraf- dius bis zur Kreislinie, entlang wel-
fierten Blechen treten hohe Schubspannungen auf. Werden die Kehlnähte gleich dick ausge- cher der Schubfluß T je Längeneinheit
führt, ergeben sich gleich hohe Schubspannungen: wirkt, gilt:

-
Bild 52c zeigt ein weiteres Beispiel; hier verteilt sich die lotrechte Kraft auf vier
Ty
ty = Ql1
- Bild 55
Wird diese Gleichung nach T aufgelöst, folgt die 1. BREDTsche Formel (vgl. Abschnitt
4. 8 . 2 • 2 ) : T MT
Schubbleche. Die als z gekennzeichneten Bleche müssen als letzte eingeschwelßt werde~. = 2A*
Der Anschluß eines Walzträgers mit I-Querschnitt (DIN 1025 und ahn- Das Anschluß-Torsionsmoment betrage (im YF-~-fachen Lastzustand):
liche, auch geschweißte) darf ohne weiteren Tragsicherheitsnachweis
ausgeführt werden, wenn folgende Dicken der Doppelkehlnähte gewählt MT= 35,0 kNm
Es wird eine Kehlnaht a=4mm gewählt. Die Empfehlung max a=0,7'5,4=3,8mm wird geringfügig
werden (vgl. Bild 53):
überschritten. Nachweis der Schweißnaht:
5137: UF 2:0,5·1f; oS2:0,51 s 2
A- =Tt 19,37 = 2947cm 2 _ 'tll = 3600 = 15,27kN/cm2< 0,9S21.8 = 20.7kN/cm 2
5152: OF2:0,7-tF; US2:0.7-1s w 4' 2294.7,0,4
Wirken weitere Schnittgrößen (M,Q,N), sind hierfür die Spannungen wie bei einem dünnwan-
Diese Regelung basiert auf Tragversuchen.
digen Rohrquerschnitt zu berechnen (siehe Abschnitt 4.4) und mit den zuvor berechneten
Das zuvor behandelte Beispiel (Bild 49, Form 3) genügt vorstehenden
Schubspannungen zu überlagern und für verschiedene Fasern der 0V-Wert zu bilden.
Bild 53 Bedingungen. Elasto- und plastostatisches Tragmoment betragen (St37):
°400·20 6. Beispiel (Bild 56): Nachweis der Halsnähte bei einem ge-
MEI = 24,0· 557 = 13 368 kN cm = 133.7 kN m schweißten Vollwandträger; St37-2. Schnittgrößen im YF-~-fachen

512,63'
Mpl = 1.13 ·133.7 = 151,1 kN m
Geht man von MEl aus, ergibt sich folgende Randspannung (s.o.):
13 368 = 2508 kN/cm 2 > 095 ·21 8 = 20.7 kN/cm 2
"

Awl
4. Beispiel (Bild 54): Anschluß eines
r
o
o
Lastzustand: M=1400kNm, Q=1650kN
Für den Trägerquerschnitt findet man:
ly = 585000cm 4 ; W = 10670cm 3
y
Die Längsspannungen 0ll in den Halsnähten brauchen nach DIN 18800
Tl nicht nachgewiesen zu werden.
T-förmigen Profils an eine Stirnplat-
te mittels Kehlnähten. Teilbild b Nach Berechnung des statischen Momentes der Gurtplatte 400'20
werden die Schubspannungen bestimmt:
ei zeigt die Lage der Kehlnähte; deren
theoretische Wurzellinie fällt mit 5 = 2·4054 = 4320cm 3
'tll = 51~50~ci.~2g,5 = 12,16 kN/cm < 20;7 kN/cm 2
der Profilumrandung zusammen, Teil 2
Aw4 Bild 56
bild c, Die Ausrundung bleibt ausge- Ein 0V-Nachweis ist nicht erforderlich.
spart. Die Schnittgrößen in der An- 7. Beispiel (Bild 57): Nachweis der Hals- und Flankenkehlnähte eines geschweißten Trägers;
CD schlußebene betragen im YF-~-fachen St37-2. Schnittgrößen im YF-~-fachen Lastzustand:
--1WO,2 0) Lastzustand: M= - 400 kNm, a= 350 kN
b) c)
Für den zusammengesetzten Trägerquerschnitt wird die Schwerachse bestimmt, vgl. die Ta-
M= 84 kNm, Q=280 kN belle in Bild 57. Bezogen auf die untere Kante beträgt das Trägheitsmoment:
Nr Awi ei Awi' ei ei - eS IAwilej -es)l
i cm 2 cm cm J cm cm 4 Die Tabelle in Teilbild d enthält 1= 278064 + 7245 = 285310 cm4
1 08· 20=16 00 0 0 -1614 4168 die Berechnung der Schwerlinie der
2 2·08·16=256 08 205 -1534 602 Umrechnung auf die Schwerachse: ly=285310 - 224,5,30,89 2 = 71094cm 4
2239 Schweißnaht-Anschlußfläche. Für de-
3 2'0.8' 7=11 20 1,6 1792 -14.14
4 17· nfi'41 =49.20 255 12546 • 936 4310 ren Trägheitsmoment folgt: Bezogen auf die Schwerachse werden die statischen Momente für die mittels der Nähte (2) ,
[ 78 66 - 12746 - 11319 I w = II wi + IA wj( ei - eS )2 = (1) und 0
angeschlossenen Querschnittsteile berechnet:
es = 1274,6/ 78,66 = 16,14 cm
Bild 54 d)
== 2,0,6 ;i3
+ 11319 = 18211 cm 4
- 479 -
- 478 -
8. Beispiel (Bild 59): Yerstärkung eines Trägersteges im Stützbereich eines Durchlauf-

~;;c::§;t:§r.=L=rr
~
O1Loo

U~· -T'
=:b lli
*·P=t·P·4F
U S
I'
2,~ 51 = 91.5 (15.51 - 2.65) = 1177cm 3
52 = 1177 + 40·13.11 = 1177 + 524 = 1701cm
3

53 = 45.0·(30.89 -1.5) = 1323cm


3
trägers durch eingeschweißte Zusatzstege. Bild 59 zeigt verschiedene Yarianten. Die Lö-
sungen c und d sind vorzuziehen: Die Zusatzbleche werden entlang der Ränder in die Run-
dungen eingepaßt. Das ist aufwendig. Ober dem Auflager lassen sich Steifen (Rippen) ein-
S ._._y -,' .- - . 40000 2 350·1177 -724k 2 ziehen. Das ist zur Aussteifung des Steges im Falle a nur einseitig möglich, im Falle b
Ln 1. 0ll = + 71094 14 ,11 = + 7.94 kN/cm ; '11 = 71094-2-0.4 -. N/cm
0400'12 ....... läßt sich der mittige Steg nicht aussteifen (Beulgefahr!). Hier wird aus Obungsgründen
~
h. ii ~ I\
.
I 40000 2 350·1701 - 8 37 kNI 2
2: °11= + 71094 12 .11= + 6,81 kN/cm; '11 = 71094-2-0.5 - . cm
Fall a nachgewiesen; der Nachweis für die Fälle b/d erfolgt analog. - Die Schnittgrößen
im YF-~-fachen Lastzustand betragen:
~ 3: 011= - ~~~~~27.89=-15.69kN/crrf.'CII= 11~~~i51 = 8.l4kN/cm2 M= -400 kNm, U= 800kN
Die zulässige Schubspannung 0,9·21 ,8=20,7kN/cm' Für das Grundprofil HE360B wird die zugelassene Grenzschubspannung überschritten:
=150·30
0
A- e' Ai·ei Aj.e;Z Ij wird eingehalten; ein 0y-Nachweis ist entbehr- ° = 4 0 0°0 = 16.67kN/cm2; 'C= 8001340 =19.86kN/cm 2 >.-lL =12.6 kN/cm 2
Bauleil cm Z cm cm J cm 4 cm 4 lich. Beim Nachweis des Trägers ist dagegen der HE3608 - SI37
2 40 43190 ·1.25 v':f 11' Verstärkung durch
.... 400 n L37~ L003 175m 846 Yergleichsspannungsnachweis in Höhe der Hals- ba_T"'.•-_-•.:::-+-.L--..... a L
"" 200·20 40,0 44,0 1760 nL40 - nähte zu führen; es ergibt sich: 0y=21,6kN/cm' b~=27
ein Zulageblech,
o 400·12 480 21.0 110L 25392 6400 I Di cke 15mm (Lösung
c:J 150.30 450 1,5 67,5 101 - <21 ,8kN/cm'. Für andere Träger-Querschnittsfor- a). Es werden die
r 22L5 Iiq345 27RII64 72L6 men verläuft die Rechnung entsprechend. Bei Spannungen in zwei
es =693t512 24,5 =30.89 cm strenger Betrachtung gibt es bei der Berechnung Schnitten berech-
von 'CII gewisse Probleme, wenn es sich um ge- net; Schnitt a
Bild 57
schlossene Querschnitte handelt. - Bild 58a dl durch den Rundungs-
, a) bl cl
Bild 59 bereich und die
! 2 1
-. - f--.-- 1- _-.j~_.1.
Kehlnaht, Schnitt b durch Steg und Blech. Für den Querschnitt gilt:
1= 43190 + 1.5.31.5 3/12 = 47097cm 4 ; W = 47097118 =2617cm 3
5L 3 Sehni tt a-a: 5a = 30 ·2.25 '16,88 =1139 cm 3
I
~fUu ~>-I---
n"=~"""
40000
° = Z617 = 15,28 kN/cm 2 <21.8 kN/cm 2

I. 4 °a= i~~~~(18.0-2.25)=13.38kN/cm2, 'a= 478~~7W~5+1.5) =7.17kN/cm 2


In der Schweißnaht a=10mm ist 0a mit 0ll und 'Ca mit 'CII identisch. '11 ist kleiner als die
bl 5 cl zulässige Tragspannung (20,7kN/cm 2 ) ; ein Gy-Nachweis ist entbehrlich.
Bild 5B al
Schnitt b-b: 18-225-27 2
zeigt einen Hohlkastenquerschnitt. Bei Biegung um die y-Achse kann der Querschnitt ent- ------ 5b =1340-1,25( 2 .) + 1.5·2}(18-2,25-2,7/2) =1340-213 +58 = 1185cm
3
lang der Symmetrie-Achse aufgetrennt werden, da hier 'C Null ist. Damit lassen sich die
40000 2 8001185 2
statischen Momente aller Querschnittsteile und die Schubspannungen tll eindeutig berech- ob = L;7ö97(18,0 - 2,25 - 2,7) = 10.23 kN/cm . 'Cb = 47097(1.25 +1.5) =7,32 kN/cm
nen (einschließlich der Naht ~). - Anders liegen die Yerhältnisse im Falle des in Teil-
+ l7.322 = 16.29 kN/cm < ~4iO = 21.8 kN/cm
2 2
bild b dargestellten Querschnitts. Hier lassen sich dietll-Spannungen in den Nähten G)
. 0Y = -V1O.n2
und ~ mit elementaren Mitteln nicht exakt bestimmen. Die beidseitigen Zulaqeplatten Bel Nachweisen dieser Art ist zu beachten, daß; .a. über dem Auflager hohe quergerichte-
bilden über die Schweißnähte mit dem zugeordneten Untergurtblech zwei geschlossene Zellen. te Druckspannungen in den Steg und über die Nähte in das oder in die Zulaqebleche einge-
tragen werden (vgl. Abschnitt 4.10). Somit treten in den Nähten auch al-Spannungen auf.
Die resultierende Schubkraft
T -- !li
I Werden die Bleche eingepaßt, wird die Auflagerkraft über Kontakt abgesetzt.
9. Beispiel (Bild 60): Oberlappungs-Anschluß eines [-Profils mittels Kehlnähten.
in den beiden Anschlußnähten einer Zulageplatte, also in den Nähten (j) und ist zwar 0, An den Enden der Nähte treten hohe Spannungsspitzen auf; für Konstruktionen mit nicht
bekannt (S ist das statische Moment einer Zulageplatte), es kann aber nicht angegeben vorwiegend ruhender Beanspruchung ist eine Anschlußform, wie in Bild 60 dargestellt,
werden, wie sich T auf die Nähte (2) und ~ verteilt. Hierzu bedarf es strengerer Be- nicht empfehlenswert. - Anschnittgrößen unter YF-~-fachen Lasten (vgl. Teilbild a):
rechnungen (Abschnitt 26). Auf diesen Aufwand verzichtet man im Regelfall in der Praxis;
M= 30 kNm, U= 120kN
'11 wird als Mittelwert bestimmt:
Im Zentrum der rechteckigen Oberlappungsfläche beträgt das Moment (Bild 60a):
Real stellt sich um die "Hohlzelle" ein zusätzlicher geschlossener Schubfluß ein: Die M= 30 +120,0,075 = 39.0 kNm
Spannungen in den Nähten sind daher ungleich. In Fällen, wie im vorliegenden, sind die 6
hiermit verbundenen Differenzen indes sehr gering. - Anders liegen die Yerhältnisse bei ( 200
Trägerformen mit vergleichsweise großen Querschnittszellen. So stellt die Berechnung
der Schubspannungen in den Nähten (1)
und (3) des in Teilbild c dargestellten Profils im
Sinne der vorstehenden Abschätzung eine zu grobe (und damit unzulässige) Näherung dar. -
Für die Fälle: Biegung um die z-Achse und Torsion ist in allen drei Fällen eine strenge
Berechnung des Schubflusses in den Nähten erforderlich (Abschnitte 26 und 27)[ 150
'-t!i-' ~
H

...175 ....
t t ht
Bild 60 al
• • bl
• cl
- 480 - - 481 -

'"i~
Es werden zwei Fälle untersucht, I: Es werden nur vertikale Kehlnähte gelegt, 11: Es Wie Bild 62 zeigt, werden die Flansche des I-Profils
wird eine umlaufende Kehlnaht geschweißt. in der Ebene des Steges geschlitzt und der Steg des
~ : Vertikale Kehlnähte, a 06mm (Teilbrld b). Oberprüfung der Nahtdicke:
: 7, -tt--....z
Profils herausgetrennt; Schlitzbreite: 10mm, Schlitz-
f= 8~5 = 0.71" 0.7
8ei der 8erechnung der Schweißnahtflächen wird beidseitig je ein Endkrater der Länge a
I
--- i
1 •
tiefe: 100mm. Die Flansche übergreifen das Knoten-
blech und werden mittels Kehlnähten angeschlossen,
abgezogen: Aw = 0.6,(20 - 2,0.6) = 11.28 cm 2 I ~ der Steg wird mittels einer Stumpfnaht mit dem Kno-
tenblech verschweißt.
Innenseitig wird die größere Yertikalkomponente abgesetzt; hierfür wird tu berechnet:
A Schnitt A-A Die Zugkraft Z wird auf die Flansche und auf den
v= 3900/15: 120/2 = 260 ± 60 = 320 kN (max) .--±---'+.--1 Z Steg des IPE200-Profils aufgeteilt:
H -to:=o""*",~",,,"==-=!"~ -.
tu= 1n08= 28.37 kN/cm 2> 0,95·21,8 = 20.7kN/cm 2 AFlansch = 0.85'10 = 8,5cm 2
Awv Die zugelassene Grenzspannung wird überschritten. Die Umsetzung
des Momentes in die Yertikalnähte ist bei dieser AusfUhrungsform
4i ZFlansch = 2
8
S,; 51,.0 = 161.1 kN, ZSteg= 51,.0 2161,1 = 217,8 kN
Bild 62
unklar; zudem entstehen im Steg des [-Profils sehr hohe Schubs pan- Summe: 2·161,1+217,8 0 540kN. Durch die Schlitzung wer-
nun gen ([ 200: I 01 g10cm4 , Sa 0114 cm3 , so 8 ,5 mm ) : den die Flansche und damit das Profil geschwächt; be-
zogen auf einen Flansch folgt:
man = 320·111,. = 20,47kN/cm 2> ~ = 12,6 kN/cm 2 0= 161,117,65 = 2o,26kN/cm 2 < 21.8 kN/cm 2
1910,0.85 13'1.1 Kehlnähte a 0 5mm; überprüfung der Dicke:
Fall 11: Es werden vertikale und horizontale Nähte angeordnet.
BiW 61 Da die Naht umlaufend geschweißt werden kann, ist ein Abzuq von f = 8~5 = 0,59 < 0,7; -aI =-0-
10
,5 = 20 > 3
Endkratern nicht erforderlich. Schweißnahtflächen (vgl. 8ild 60c und 61):
Stumpfnahtdicke a 05,6mm o Dicke des Profilsteges. Aus den Kehlnähten und der Stumpfnaht
AwY = 0.6'20 = 12,0 cm 2 ; AwH = 0.8 ·15 = 12.0 cm 2 wird die Schweißnahtfläche additiv zusammengesetzt:
Das Moment setzt sich in vertikale und horizontale Kräfte um. Diesen zwei Unbekannten wer-
Aw = AW.fl + Aw. St = 2·2·0.5 ·10 + 0.56( 20 - 20.85) = 20.00 + 10.25 = 30.25 cm2 _
den zwei Gleichungen gegenübergestellt (b o 15cm, h 020cm):
51,.0
Gleichgewichtsgleichung: M = V,15 + H·20 °w = t w= 30.25 =17,85 kN/cm 2 < 0,9521.8 = 20.7 kN/cm 2
Wird die anteil ige Zugkraft im Steg über die Stumpfnaht abgetragen, ergibt sich
Yerzerrungsgl ei chung: lfIy = IfIH _ Yy/15 = YHlZo
217,8 2 2
Die Yerzerrungsgleichung unterstellt, daß sich die rechteckige Stegfläche starr verhält °w = 10,25 = 21,25 kN/cm < 21,8 kN/cm
und s ich um den Wi nke 1 'P 0'P 0 'PH d reh t. Y ist die Sc hub g 1 e i tun gin den Näh t e n. 0 ur c h die 11. Beispiel (Bild 63): Rahmenecke
V
Gleitung werden Schubspannungen geweckt; das ergibt: ohne Eckaussteifung. In Bild 63 sind
t . ty _ tH 15 zwei Varianten dargestellt. Anschluß-
Y=G . 15 - 10 - ty =tWZo
schnittgrößen im YF-~-fachen Lastzu-
Yertikal- und Horizontalkraft betragen: = M= 48okNm. 11= 300kN
v = ty·AwY; H = tH"AwH =. stand:
~t-. Zunächst werden die Spannungen im
Ausgehend von der Gleichgewichtsgleichung folgt damit: Riegel berechnet. Profil: HE360B
""I
M =t y Awy ·15 + tHAWH·20 = (t H ~~)'12.0'15 +t H·12.0·20 =t H(135 + 21,.0) =375t H - i
tH = (tW) 3~5 = 33 75 = 10.1,.0 kN/cm < 20,7 kN/cm
900 2 2 7
2
i
_.-+-- a) +-- b)
ty = 10,401Z0 ± 6ol1Z = 7.80 + 5,00 =12.80 kN/cm 2 < 20.7kN/cm
Die zulässigen Schweißnahtspannungen werden eingehalten. Im Steg des [-Profils treten hohe
Bild 63 W= 240ocm :
3
° = ~~~~O 2 4
= 20,00 kN/cm < ;1 = 21.8 kN/cm 2
Schubspannungen auf. Die Kraft H wird über eine Länge von 15cm im Steg abgesetzt; die Dicke
des Steges beträgt 0,85cm. Damit ergibt sich eine Schubspannung von:
2
ASt =1.25(36.0 -2,25) =42.19cm : "t m= Z~~9 =7,11 kN/cm 2< ~ =12.6 kN/cm 2
H= 10,1,.0·12,0 = 12l,.,80kN _ t = 121,.,80/150,85 = 9.79kN/cm 2 In Höhe des Ausrundungsbeginns wird die Yergleichsspannung nachgewiesen:
Die Kraft Y wird über eine Länge von 20cm im Steg abgesetzt:
0= 20,00(18,0 - 2,25 - 2,7)/18,0 = 14.50 kN/cm 2
V= 12,80 '12,0 = 153,60 kN - "t = 153,60/200.85 = 9,04kN/cm
2
Für den Yergleichsspannungsnachweis wird die Schubspannung im Steg zu ca. 9,8kN/cm' abge- Oy=Y14.50 2 + 3.7,11 2' = 19,02kN/cm 2 <Z1.8kN/cm 2
schätzt (Mittelwert). Ausgehend von der Biegespannung am Rand wird die Biegespannung ent- ~~~~: Es wird ein Stumpfstoß ausgebildet (Teilbild a). Der Profilquerschnitt wird
lang der inneren Flanschberandung berechnet (Schnitt a-a in Bild 60a); Widerstandsmoment: voll durch eine Stumpfnaht ersetzt. Es darf 21 ,8kN/cm' (Cl. 01) angesetzt werden, wenn die
Wo 191cm für diese Faser:
3
°
= 3000 = 15 71kN/cm2. °
=157lJ1L = 1186kNI m2 Nahtgüte auf Risse, 8inde- und Wurzel fehler nachgewiesen ~ird. Ein solcher Nachweis ist
Rand 191 ' , a , 200 ' c
bei der vorliegenden Y- bzw. K-Naht mittels Durchstrahlung oder Durchschallung technisch
2 2 2
Oy = '/11,86 + 3-9,8 ' = 20,71 kN/cm < 21,8 kN/cm 2 praktisch nicht durchführbar; daher ist nur 0,95'21 ,8 020,7kN/cm' zulässig. Das bedeutet,
10. 8eispiel (Bild 55): Anschluß eines IPE200-Zugstabes an ein Knotenblech (10mm). Zug- daß der Anschluß gerade in der Lage wäre, die Anschlußschnittgrößen zu übertragen. Die
kraft Z im YF-~-fachen Lastfall : Z0540kN. hohe Zugbeanspruchung im Stützenflansch quer zur Walzrichtung ist gleichwohl ungünstig.
~~a~~b~ Der Zugflansch des Riegels wird in der Stegebene geschlitzt und der Steg und
untere Druckflansch auf eine Tiefe von ca. 280mm abgetrennt. Außerdem wird der Innen-
flansch beidseitig jeweils bis zum Stützensteg eingeschnitten. Die Verbindung ist sehr
- 482 - führen. Da die Dehnung im beidseitigen Augenblechbereich am
Rundstabende ebenfalls abrupt behindert wird, stellen sich
aufwendig. - Der zugbeanspruchte Riegelflansch wird durch die Schlitzung geschwächt:
auch an diesen Stellen Kerbspannungen ein, vgl. Bild 65a/b.
(A-t>A)Fl = (30- 1.25)-2,25 = 54.5900 2 Will man auch diese unterdrücken, ist das Ende des Rundsta-
a)
Es wird die Zugkraft im Flansch bestimmt und die Zugspannung berechnet; hierbei werden bes stumpf an das Blech mit einer versenkten Naht anzuschweis-
die Querschnittswerte des ungeschwächten Riegelprofils zugrundegelegt: sen. (Das Legen von Kehlnähten zur überbrückung des Spalts
In =30· 2.25 .15.875 2 = 19222 cm 4 : I = 43190 cm 4 verhindert nur scheinbar die im Inneren auftretenden Kerb-
M - 480 19222 = 213 5kNm
Sl-
Diese Spannung ist ein
43190 .
Z = ~ =1255 kN 0 = 1255 =19.57 kN/cm
SI 0.15875
Mittelwert. Die Randspannung beträgt:

0=
• SI 54,59

19.5718.0/15.875 = 20.87kN/cm 2 < 21.8 kN/cm 2


2

Bild 66
t-B : spannungen.) Siehe im einzelnen Bild 66.
Der stumpfe Anschluß eines Rundstab€s an ein Bauteil mit
einer umlaufenden Kehlnaht ist möglich, sorgfältige Ausfüh-
rung vorausgesetzt (Bild 67a). Für Rundstab und Schweißnaht
gi 1 t : 0 = .L F < f . 0i = --.L = _F_ < Clw·f d
Tatsächlich wird ein Teil der Zugkraft über die Doppelkehlnähte abgetragen; doch sollte A 11: d2/4 - y,d' Aw adrt - Y.
man diese Tragwirkung wegen der ungleich höheren Steifigkeit des durchgehenden Flansches
nicht ansetzen. Insofern haben die Doppelkehlnähte eher die Funktion von Heftnähten und Wird F aus bei den Glei-
werden daher zu a=4mm gewählt. Auf der Biegedruckseite kann die Tragspannung in der chungen freigestellt und
Schweißnaht zu 21,8kN/cm 2 angesetzt werden. Die Abtragung der Querkraft erfolgt über die gleichgesetzt, ergibt sich
Doppelkehlnähte a=5mm. Die Zugkraft im Zugflansch wird über zwei Doppelkehlnähte a=7mm in für die Schweißnahtdicke:
den Stützensteg abgesetzt (die Ausrundungen werden ausgeschweißt).
0= _d_
'11 = 4.62~~52 = 17.25kN/cm < 20.7kN/cm Bild 67 4o.w
2 2
Nachteil ig ist an der in Bild 67a gezeigten Lösung, daß der Anschlußbereich auf Zug quer
Im Stützen steg treten innerhalb des 'Ans~hlußbereiches hohe Schubspannungen auf, vgl. Ab-
zur Werkstoffdicke beansprucht wird; auch die Naht wird auf Zug beansprucht. Durch die
schnitt 14.3.6. Der Anschluß ist insgesamt hochbeansprucht. Es ist daher günstiger, Eck-
Wahl einer Kehlnaht wird ein relativ großer Bereich erfaßt, was bezüglich der Querzugspan-
aussteifungen vorzusehen; der Anschluß wird dadurch sowohl tragfähiger wie auch stei-
nungen im Blech günstig ist, vgl. Abschnitt 8.4.4.4. Die Lösungen in den Teilbildern b
fer (vgl. Abschnitt 14.3.1). Wird die in Bild 53 eingetragene Anweisung umgesetzt (Ia~i:
und c sind vorzuziehen; in den Nähten tritt ein Druck-Schubspannungszustand auf; es werden
~n.!EO.~), ergibt sich die am wenigsten aufwendige Lösung. Sie ist mit DIN 18800 Tl (11.90)
höhere Tragfähigkeiten erreicht. Die Nahtformen sind in üIN 4ü99 für den Anschluß von Be-
mögl ich geworden und nunmehr vorzuziehen.
wehrungsstählen geregelt, ebenso deren überlapp- und Laschenstoß.
Hinweise zur schweiß~erechten Detailausbildung geben SAHMEL u. VEIT [94]; vgl. auch die
Abschnitte 12 bis 15. 8.8 Zur Theorie der Kehlnähte
12. Beispiel: Anschluß eines Rund- 8.8.1 Verteilung der Schubkraft in Kehlnähten
stabes an ein Augenblech. Bild 64 Frühzeitig wurde versucht, die Beanspruchung in Kehlnähten analytisch zu ermitteln [87a,cl.
30· zeigt drei Varianten; der Schweiß- Die hierzu entwickelte Theorie gilt innerhalb des elastischen Bereiches. Sie vermag die
nahtanschluß wird zweckmäßig mit- statische Tragfähigkeit nicht anzugeben, wohl lassen sich auf der Basis ihrer Ergebnisse
tels einer durchgeschweißten Naht Einsichten hinsichtlich der wirksamen Länge einerseits und der Spannungsspitzen am Ende
gefertigt (Teilbild b/c), über der Nähte andererseits gewinnen. Die Theorie hat auch in der Klebetechnik Bedeutung.
diese wird die Kraft übertragen Bild 68 zeigt die Problemstellung: Zwei Laschen unterschiedlichen Querschnitts werden
+-l-l a) b) c) (a=t). Wird eine gleichförmige durch Flankenkehlnähte konstanter Dicke a miteinander verschweißt. Auf die Verbindung
Schubspannung unterstellt, gilt: wirkt die Zugkraft F, vgl. Teilbild a. In den Schweißnähten wird die Schubkraft T ge-

(-$~E$~
F weckt. Innerhalb der übertragungslänge 1 wird in den Laschen 1 und 2 die Zugkraft F ab-
tll = - I • a=t
20 gesetzt; an der Stelle x beträgt die Zugkraft in der Lasche 1 Sl und in der Lasche 2 S2'
Dieser Ansatz ist bei vorwiegend
T, Sl und S2 sind innerhalb der Länge 1 variabel, d.h. Funktionen von x. Gesucht sind
d) e) ruhender Beanspruchung zulässig
Größe und Verlauf dieser Kräfte. Es wird elastisches Verhalten unterstellt:
Bild 64 und übl ich. Der reale Schubspan-
nungsverlauf ist gleichwohl alles andere als konstant, sondern in Flankenkehlnaht. Oicke: a
Abhängigkeit von der Augenblechform mehr oder weniger veränderlich. Aus den Laschen wird jeweils ein Element
Im Falle der Ausführung (6) stellen sich wegen des extremen Steifig- der Länge dx herausgetrennt und die Kräfte
keitssprunges hohe Kerbspitzen im übergang zwischen Rundstab und angetragen; die Schubkräfte an der Stelle
Blech ein; bei Ausführung ~fallen sie geringer aus, Ausführung G) a) x sind gleichgroß: T1 =T 2 =T.
mit Schäftung von Rundstab und Blech ist am günstigsten. Die zu- Im Schnitt x gilt die Gleichgewichtsglei-
letzt genannte Ausführung scheidet wegen des hohen Fertigungsauf- chung: 51 + 52 = F ( 41)
wandes La. aus, Ausführung ~ wird empfohlen. Die Summe der Zugkräfte in den beiden
Bild 65 zeigt (schematisch) die Ursache für die Kerbspannungen auf: Laschen ist gleich der äußeren Zugkraft F.
Im übergang vom Rundstab zum Blech wird die Dehnung im Rundstab An den Elementen gelten nachstehende Gleich-
E=o/E=F/EA abrupt durch das Blech behindert. Läuft das Blech an gewichtsgleichungen (vgl. die Teilbilder
dieser Stelle aus, ist es nachgiebiger, die Kerbspannungen fallen bund cl:
deutlich niedriger aus. - Auch am Ende des Rundstabes stellen sich
Kerbspannungen ein. Es empfiehlt sich daher, eine halbkreisförmige
Bild 65 b) Ausnehmung vorzusehen und die Schweißnaht um die Ecken herum zu Bild 68
- 484 - 485 -
Die gegenseitige (mittlere) Verschiebung ist:
Lasche 1: 2T dx + 5i dx :: D ~ 2T + 5i :: D ~
T- _ 5i
- 2
5'
(42 ) Uw :: Yw 0:: ~ (51 )
Lasche 2: 2T dx - 5i dx :: D >~
2T- 5i :: D ~ T-+.l.
- 2 Infolge der Änderung von T innerhalb dx beträgt die gegenseitige Änderung von uw:
Der Strich bedeutet die Ableitung nach x. Die Schubkraft T=T 2 wird bei der breiteren La-
U~ dx:: ~' dx (52 )
sche 2 an die Ränder verlegt. Sl wird im folgenden als Bezugskraft gewählt.
T
I
I
I
---1
Die an den Ele-
menten 1 und 2
angreifenden
Normal- und
Auf die Schweißnaht wirken Tl und T2 gemäß ihrer positiven Definition (vgl. Bild 68b) ent-
gegengesetzt zu dem Verformungsansatz nach Bild 70b/c. Für die gegenseitige Verformung
der Anschlußufer gilt demgemäß:
(.Jl.. dx + JiEldx) - (2L dx - Ji~dx) T'
I - -dx (53 )
dx
c------"
-+- ] ~
Schubkräfte ver-
ursachen eine Mit
EAl G11 6 EAZ Gt z 6 G

_~J
1
Verzerrung der- Tl :: Tz = T
I (54)
selben. Die 5Z =F - 5, (55 )
A' 1 s' Verteilung der
und der Gleichgewichtsgleichung G.42
l-- dx ---l/l-- b) T Normal- bzw.
a) Uo
cl Schu bs pannun "- T =- ~ T'= - 2i2 (56 )
2
die Laschenbreite innerhalb des Obertragungsbereiches ist unbekannt und mit ele-
folgt aus dieser Verträglichkeitsgleichung
mentaren Mitteln nicht bestimmbar. Von der Normalspannung 0 kann angenommen werden, daß
sie etwa konstant über die Laschenbreite verteilt ist, die Verteilung der Schubspannung
(.21- _ .2L)+I.(1+~+~)::D ( 57)
EA, EA Z 61 z G 61,
ist dann geradlinig verschränkt, vgl. Bild 69 a und c. Auf der Grundlage dieser Annahme mit der Abkürzung 1 1 ( b, bZ)
lassen sich Längenänderung und Schubverwölbung der Elemente 1 und 2 der Länge dx in ein- Y=2f1+6f1+6f2
(58 )
facher Weise angeben (vgl. Teilbild bund d): die gesuchte Grundgleichung des Problems [95]:
!Ji~nänderu~ ue:: _ 5 d 1 (5'dx d ) - 5 d (43) A, + AZ 5, = - JL F
5i' - JL (59)
Ue: - TA X+T EA X - EA X E A, Az EA Z
Bild 71 möge die Aufstellung der Verformungsgleichung nochmals verdeutlichen.
Oie Sch~!_~_y~ölb~2L Ut: Die Randschubspannung beträgt t =T/t, im Abstand y von der Achse G.59 ist eine lineare Differentialgleichung 2. Ord-
gil t:
t(y):: +itz (44)
I
7
I
/
I
"7 ..
nung; mit dem Parameter
,"
K A, +AZ ,,= (60 )
Die Schubgleitung ist demgemäß: ()_~_Tl (45) 1 T A,AZ
y Y - G - GT" b/2
\ \, nimmt sie die Form
Wird von y=O bis y=b/2 integriert, ergibt sich die gegenseitige Gesamtverwölbung zu:
'. \'~ b) 5"1 - x."z5, = EA
K F ( 61)
bl2 _ T 2 jb/2 _ T 2 yZ bl2 _ T b (46)
Z

0- "0
Uy :: /ydY - Gtb ydy - Gtb[T]o - GT""4 +T,
o an. Die vollständige Lösung lautet:
0
Die Länge der Randlinie A-B bleibt unverändert (Bild 69). Da t in Längsrichtung x (wieo) -
TZ
+
- 51 :: C, sinh~x + CZcosh~x + A,A+'A/ (62 )
veränderlich ist, tritt eine gegenseitige Verwölbungsänderung bei Fortschreiten um dx ein: '~ \
,
uydx ::
l' b dx
GTT (47)
2
1.---." 2 Um die Freiwerte Cl und C2 zu bestimmen, werden die
Randbedingungen : x:: D: 51:: F
Im Rahmen der Näherungstheorie wird hiervon (im Sinne einer Mittelung) nur 2/3 angesetzt: •
I
11 I (63 )

Schweißnaht
(48)
Bild 71
_J
c) L!- + Tz
" d)
x:: I: 51:: D
eingeführt. Nach kurzer Zwischenrechnung folgt:
*COSh~1
tlL~-la
1+ " Al
Bild 70a zeigt eine Seitenansicht des unbelasteten Elementes 5, = [ 1 + ~cosh~x - "hI SmhAX ] A-A "F ; 5Z:: F- 5,
A, 1+ z (64 )
t~r=1-r
der Länge dx mit den bei den Laschen und der Schweißnaht; in sm '"
Az
Teilbild b sind die Einzelteile getrennt und in Teilbild c mit 1+ AJcosh~1 A,
r.l--dX~ a) verzerrter Schweißnaht dargestellt; die Elemente 1 und 2 erlei-
T :: - -~ [AZ
-sm
2 A,
" h~x - "h I
sln ~
cosh",x l - A A F
,+ z
den eine unterschiedliche Längenänderung. Die Verzerrungen sind
\ 2 I- so dargestellt, wie sie real auftreten; mit der positiven Defi- 8.8.2 Experimenteller Befund

--I
.11 I1
--
\\lTIiiiii I!I\nD
b)
nition von Tl bzw. T und Sl' S2 korrespondieren sie nicht in
2
allen Fällen. Wird die Längenänderung in Richtung x positiv
Bild 72 zeigt den Anschlußbereich eines Prüfkörpers, bestehend aus einer Mittellasche
mit dem Querschnitt 130·30 und zwei Außenlaschen mit den Querschnitten 110·12. Um die
Theorie anwenden zu können, ist von der Mittellasche nur die halbe Querschnittsfläche
eingeführt, gilt:
I 5 " 51 dX ; (49)
anzusetzen. Somit gilt:

AI
I I
Is' +l"TIi1
In der Schweißnaht tritt die Schubspannung tw=T/a auf. a ist
b, = 1O,Dcm, 11=1.2 cm; A, =12,0 cm z , Az =19,5cmz
bz:: 13 cm, tz = 1. 5 cm
die Schweißnahtdicke. Die Verzerrung beträgt:
(50 )
y ::.l
Bild 70 w Ga
- 486 - - 487 -

.-t;::::c~~J!I!': I!: ,WlliiWi!


::;:::' I !I~I: ~
F kN
Mechanische Werte der Außen 1aschen nach Zugversuch
1 1000 (DIN 50145):
':"
T+~ ~.
f IJ\ \I
:':ii.iJW.Iii1! :1:' .
11 1Im::::::J
Rp~305N/mm2; Rm~472N/mm2, A~35%, Z~52%.
f-5\\\\iil\i!\l.;UiliiliiJlii.i.i1i1i1LU 900
I.. I : 200 mm a) bl Geht man bei der Beurteilung der Tragspannung in
800
den Kehlnähten des Prüfkörpers (2) von der Kraft
D100·10
Die Nah t 1ä nge be t r ä gt I: 20,0 cm 375kN aus, ab der die F-ill-Kurve eine progressive
700
Nichtlinearität aufweist, folgt 375/11=34,1kN/cm2,
Hiermit folgt: ~ 4,9 66; K= 4,9~6 was über der Fließgrenze des Grundmaterials liegt.
E 600
cl A=016464
, J.....' Al = 3,293
cm 500
In Bild 72c ist der Verlauf von S1 und S?
(Ergänzung zu F~100kN) gemäß G.64 einge- 400
375 kN
d) zeichnet. Teilbild d zeigt den Verlauf der
Schubkraft T. Gegenüber dem Mittelwert 300
Bild 72 100/2'20,0~2,5kN/cm2 stellt sich an den En-

den der Schweißnaht eine deutliche Erhöhung ein (obgleich der Verlauf der Zugkräfte in 200

®ff'±:::~'i
den Laschen (dem Augenschein nach) näherungsweise geradlinig ist. Je größer die Schlank-
heit der Schweißnaht l/a ist, umso ungleichförmiger ist die Spannungsverteilung. 100
Eine direkte Messung der Schubkraft ist nicht möglich. Bild 73a zeigt die Lage der auf
dem Prüfkörper aufgeklebten Oehnmeßstreifen (DMS) und Teilbild b die gemessene Spannungs-
o t--;;--;--_1~2~OO_I~l2~OOl-.--__
verteilung quer zur
o 2 4 10 LI! mm
1 21 Lasche in sechs Schnit- Bild 7l.
ten. Daraus wird er-
kennbar, daß zu den
Rändern hin eine Span-
nungserhöhung gegen-
über dem Mittelwert
eintritt. Am Beginn
0_
a) b) der Schwei ßnähte
o (Schnitt B) ist die

t Spannungs konzentration am höchsten; vgl. Teil-


bild c. Bildet man die mittlere Zugkraft in
den Schnitten Abis F, erhält man das in Teil-
cl bild d skizzierte Ergebnis: S1; wird hier-

11~15
aus die Schubkraft abgeschätzt, findet man
den sich nach der Theorie ergebenden Verlauf
näherungsweise bestätigt, wobei die Schub-
spannungskonzentration am Ende der Schweiß-
d) nähte eher noch etwas höher liegt als es die
ABC 0 E F Theorie voraussagt (hier nicht wiedergegeben).-
In Bild 74 ist das Ergebnis von vier Trag-
Bild 73 versuchen dargestellt: Die Prüfkörper unter-
schieden sich in der Länge der Kehlnähte; die Kehlnahtdicke betrug in allen Fällen aist~
5,5mm. Nur im Falle des Prüfkörpers (2) trat der Bruch in der Schweißverbindung ein:
Aw~4'0,55'5,0~11cm2 (1/asoll~50/5~10). Ein Fließbereich ist an der F-ill-Kurve nicht er-
kennbar.
Bruchspannung: tu~560/11~51kN/cm2. In den Fällen bis CD CD
versagten die Außenlaschen;
A~2'1 ,2,1 0~24cm2: 2 0F~32kN/cm2, 0U~38kN/cm2

3 0F~32kN/cm2, 0U~40kN/cm2

4 ~F~31kN/cm2, 0U~41kN/cm2
- 488 - - 489 -

Verbindungstechnik 11: Schrauben- und Nietverbindungen

bis in. die zwanziger Jahre des


20. Jhdts. vorherrschende Niettech-
nik wurde seither praktisch voll-
ständig durch die Techniken des
Schweißens und Schraubens verdrängt.
Da ein beträchtlicher Anteil der
heutigen Hoch- und Brückenbauten
aus Nietkonstruktionen besteht,
SL-Yerbindung b) GY-Yerbindung ist es notwendig, die Niettechnik
in die folgende Darstellung aufzu-
nehmen. - Niete und Schrauben wer-
aus speziellen Stählen gefertigt. Die Entwicklung hochfester Schrauben hat die Tech-
ik der Schraubenverbindungen im Maschinen- und Stahlbau stark beeinflußt und zu ganz
uen Verbindungsformen geführt. - Schrauben zählen zu den lösbaren Verbindungen.
ch der Wirkungsweise (als Scherverbindung) werden unterschieden:
SL-jSLP-Verbindungen unter Verwendung von
Nieten oder
normal- und hochfesten Schrauben bzw. Paßschrauben (ohne Vorspannung):
Die zu verbindenden Teile stehen unter Anpreßdruck, der entweder auf der Schrumpfung
der glühend geschlagenen Niete oder auf der handfesten Vorspannung der Schraubenmut-
tern beruht. Nach überwindung des relativ geringen Reibungswiderstandes in den Kontakt-
flächen werden die Niet- bzw. Schraubenschäfte in den Ebenen der Kontaktflächen lokal
auf Abscheren und die Leibungen der Löcher in den zu verbindenden Teilen auf Lochlei-
bungspressung (Lochwanddruck) beansprucht. - Nietlöcher werden durch die gestauchten
Niete weitgehend satt ausgefüllt; der unter Last eintretende Schlupf ist gering. Das
gilt auch bei Verwendung von Paßschrauben. Beim Einsatz von Nieten oder Paßschrauben
spricht man daher von SLf-Verbindungen. Werden Schrauben mit Lochspiel eingebaut (was
mit einem bedeutend geringeren Fertigungsaufwand verbunden ist), spricht man von SL-
Verbindungen (2cher- ~ochleibungsverbindungen). Infolge der unter steigender Belastung
eintretenden scherenden und pressenden Beanspruchung und des sich hierbei einstellen-
den Lochschlupfes weisen S~-Verbindungen eine relativ große Nachgiebigkeit auf; SLP-
Verbindungen verhalten sich deutlich starrer. Werden bei Verwendung hochfester Schrau-
ben diese planmäßig vorgespannt, spricht man von einer SL~ oder SL~P-Verbindung.
GV-jGVP-Verbindungen unter Verwendung von
vorgespannten hoch festen Schrauben bzw. Paßschrauben oder
Schließringbolzen (vgl. Abschnitt 11).
Durch planmäßige Vorspannung der Schrauben werden die zu verbindenden Teile aufeinan-
der gepreßt; zur Erhöhung des Reibbeiwertes werden die Berührungsflächen zuvor ge-
strahlt und i .a. mit einem gleitfesten Anstrich versehen. Dadurch entsteht in den Kon-
taktflächen ein Reibungsverbund, der im Gebrauchszustand eine kraftschlüssige starre
Verbindung ergibt. Sie ist hinsichtlich Steifigkeit mit der Schweißung vergleichbar,
das gilt in Sonderheit bei Einsatz vorgespannter hochfester Paßschrauben.
Früher wurde die Strahlung überwiegend auf der Baustelle, kurz vor dem Zusammenbau, durch-
geführt; heute wird i .a. in der Werkstatt gestrahlt. Der Herstellungsaufwand der GV- und
GVP-Verbindungen ist beträchtlich; sie werden daher eher selten eingesetzt. Bedeutung
haben sie vor allem im Brückenbau, was auf der hohen Ermüdungsfestigkeit dieser Verbin-
dungsform beruht.
g: Umfassende Darstellungen zur Technik der Schraubenverbindungen geben
T1NAT [1] u. KULAKjFISHERjSTRUIK [2); solche mit maschinenbaulicher Orientierung
ndet man in [3-6].
- 490 ..
Mit ca. 80-90% stellen heute die hochfesten Schrauben ohne oder mit planmäßiger Vorspan- - 491 -
benverbindungen auf den Preis der Schrauben selbst 80% auf d B h ff
nung die verbreiteste (weil wirtschaftlichste) Schraubenverbindungsvorm dar. Neben der . " en esc a ungs-, lager-
und Montageaufwand. Dle Festigkeitsklassen sind in DIN-ISO 898 Tl t d
Wirkungsweise als Scherverbindung sind vorgespannte hochfeste Schrauben auch zur Obertra- . , genarm , eren Geltungs-
gung achsia1er Zugkräfte hervorragend geeignet. - Oie vorstehend charakterisierten Ver- berelch umfaßt dle n,orma1en Anwendungsbedingungen für unlegierte und legierte Stähle mit
bindungstechniken sind hinsichtlich Fertigung und Wirkungsweise grundverschieden; sie GeWlndedurc~messer blS 39mm, an welche keine speziellen Anforderungen hinsichtlich Warm-
werden daher im folgenden getrennt behandelt, vg1. Abschnitt 9.3 und 9.4. fest~gkelt uber 300°C und Kaltzähigkeit unter -50°C gestellt werden. Bild 3 weist die me-
chanlschen ElgenSchafte~ der Schraubenstähle aus und zwar eingeteilt in die Festigkeits-
9.2 Werkstoffe - Normung
klassen 3.6 ~lS 12.9. Dle erste Zahl kennzeichnet die Mindestbruchfestigkeit in Nimm' (mu1-
Güte und Abmessungen der Verbindungsmittel sind umfassend genormt [7,8]. tlp11z1ert mlt 100), die zweite das Verhältnis der Streckgrenze zur Festigkeit, z.B.:
9 2 1 Niete
Festigkeitsklasse 10.9. ßz =10·100 = 1000 N/mm 2

~.
ßs =0,9.1000 = 900N/mm 2 (ß0 2)

~,~
I
Wegen des mehrachsigen Spannungszustandes, insbesondere im Oberga~gsquerschnitt vom Schaft
Mane in mm
~-l- dU" . ."
Mane in mm zum Schraubenkopf und im Gewindebereich, werden ausreichende Zähigkeit verlangt. Neben
Stahl sChrauben in den Güten gemäß DIN-
ISO 898 gibt es solche aus wetterfestem
Rohnietdurchm. d 10 12 H 16 18 20 22 2~ 27 30 33 Rohnietdurchm. d 10 12 H 16 18 20 22 2~ 26 30 33 1 Stahl und legierten Stählen: säure- und
Kopfdurchm. 0 16 19 22 25 28 32 36 ~O ~3 ~8 53 Senkwinkel a. 60· ~5·
! 1 rostbeständig (DIN 267 Tl1), warmfest
75 •
Koplhiihe k 6,5 7,5 9 10 11,5 13 H 16 17 19 21 Kopldurchm. o1~,5 18 21,5 26 30 31,5 34,5 38 ~2 42,5 46,5 und kaltzäh. Stahlbauschrauben werden
Koplrundung r 8 9.5 11 13 H,5 16.5 18,5 20,5 22 24,5 27 Senktiele t 23 33 43 59 72 91 100 113 122 139 151 überwiegend mittels Kaltumformung herge-
Nietlochd. d1 11 13 15 17 19 21 23 25 28 31 34 Rundungshiihe w 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 stellt; Bild 4 zeigt den Werdegang einer
Halbrundniete nach OIN 124 Kopfrundung r 27 ~ 1 58 85 113 m 75,5 91 111 114 136 F
Schraube. Schrauben der Festigkeitsklas-
Nietlochd. d1 11 13 15 17 19 21 23 25 28 31 34
se 8.8 und höher werden vergütet; das
Bild 2 a) Senkniete nach DIN 302 b)
gilt auch für die entsprechenden Muttern.
Vorwiegend kommen (bzw. kamen) Halbrundniete nach OIN 124 zum Einsatz, Senkniete (Lin-
Die Vergütung besteht aus Härten und An-
sensenkkopfniete) nach DIN 302 T2 seltener (v g1 . Bi 1d 2). Oer warm geschlagene Niet kühlt
sich rasch ab. Hiermit ist eine gewisse AUfhärtung verbunden. Oie Streckgrenze des Niet- == lassen. Vor der Kaltverformung wird der
Stahl auf ausreichende Verformbarkeit ge-
werkstoffes liegt daher etwas niedriger als die Streckgrenze des Grundwerkstoffes (DIN Werdegang einer Sechskantschraube
.
Bild 4 glüht (Weichglühen, ca. 16 bis 25 Stunden
17111 ) : zu~ Erzle1ung einer niedrigen Festigkeit und eines homogenen Gefüges). _ Wie erwähnt, exi-'
Grundwerkstofl Nietwerkstolf
st 37 ust 36 • ßs= 205N/mm 2 ; ßz= 330 ~ ~40 NI mm 2 stleren neben den Festigkeitsnormen diverse Maßnormen (Form, Gewinde, Gewindeauslauf To-
St 52 RSt 38 • ßS= 225 N/mm 2 ; ßZ= 370 ;. 470 N/mm 2 leranzen, Kennzeichnung, lieferart, Beschichtung usf.).- Tafel 9.1 vermittelt einen ~ber­
blick über die im Stahlbau zum Einsatz kommenden Sechskantschrauben. (Nach Werksnormen
Die Werkstoffgüte wird nach DIN 1605 geprüft.- Vom Nietwerkstoff wird hohe Zähigkeit werden auch Schrauben M33 geliefert; Vorspannung mit F =430kN.) - Die Schraubenkopfhöhe
V
verlangt, damit der Niet ohne Rißbildung in nietwarmem Zustand bis auf ein Drittel seiner der normalen SChrauben beträgt etwa 0,7d, die Höhe der Schraubenmuttern ist mit ca. 0 8d
Länge zusammengestaucht werden kann. - Für große Klemmlängen wurden Niete mit verstärk- etwas größer, um eine ausreichende Abstreiffestigkeit sicherzustellen. Paßschrauben h~ben
tem Schaft ausgeführt, für Sonderzwecke auch solche mit gedrehtem Schaft. lm.verg1~lch.zu normalen Schrauben einen lmm dickeren Schaft, was beim Tragfähigkeitsnach-
welS beruckSlchtigt wird. Hochfeste Schrauben haben einen vergrößerten Kopf- und Mutter-
9.2.2 Schrauben
durchmesser (d.h. eine vergrößerte Schlüsselweite), um die Vorspannung einprägen zu können
Das in der Technik zum Einsatz kommende Schraubensortiment ist hinsichtlich Qualitätsei-
genschaften und Abmessungen außerordentlich groß. Zur Sicherstellung der Gewindepassig- und ~m dle Pressung unter Kopf und Mutter bei der Vorspannung zu reduzieren; außerdem ist
der ubergang vom Schaft zum Kopf zur Minderung der Kerbspannungen ausgerundet. _ Die den
keit war von Anfang an eine umfassende Normung geboten (DIN 267 Tl bis T15); derzeit wer-
Schrauben entsprechenden Festigkeitsklassen für die Muttern (4,5,8 und 10) sind in DIN-
den die DIN-Normen in DIN-ISO-Normen überführt (I SO: International Standard Organisation).
ISO 898 T2 genormt.
Wichtige Kennzeichen sind Gewinde, Durchmesser, Schraubenform , Klemmlänge. Für den Stahl-
bau kommen zum Einsatz: Sechskantschrauben nach DIN 7990 (normal feste Schrauben) und DIN
6914 (hochfeste Schrauben), Sechskant-Paßschrauben nach DIN 7968 (normal feste Paßschrau-

Schrauben
300 400
Festigkei tsklassen
3.6 4.6 4.8 5.6 5.8 6.8
500
8.8 10.9 12.9
600 800 800 1000 1200
Bruchlestigkeit ßz NImm2 ~~~ 330 400 m 500 520 600 800 830 1040 1220
ben) und DIN 7999 (hochfe-
ste Paßschrauben) sowie
Senkschrauben nach DIN 7969.
Muttern und Scheiben sind
r
Streckgrenze ßs Nimm 2 nom 180 m 320 300 400 ~80 - - - - (auf die Schrauben abge- Kurzzeichen der lochdurchmesser
o2-Dehnorenze' ßn? N/mm 2 min - - - - - - m 660 900 1100 stimmt) ebenfa 11 s genormt, Sinnbild für aul Werkstücken und Schablonen
Bruchdehnung OS min 25 22 H 20 10 8 12 12 9 8 Versenk
min 95 120 130 155 160 190 230 255 310 372 v91. Ta fe 1 9.1. - Im sel-
Vickershärte HV max 220 250 300 336 382 m
ben Bauwerk sollten nicht Bild 5
min 9011H 1241147 1152 181 219 242 295 353 zu viele unterschiedliche '----d3 J..c--- d3
Brinellhärte HB max 209 Il38 ltl~ 319 363 m Auf den Werkstücken werden die löcher mittels 1---:-----d2 f--------d 2
Schrauben hinsichtlich
Kerbschlagarbeit in Joule min - 25 - 30 30 20 15 Durchmesser und Güte zum
Körner markiert (sofern nicht NC-gesteuerte
Ehemalige Benennung 4A 40 4S 50 5S 6S 8 G 10 K 12 K Bohr- oder Stanzmaschinen verwendet werden).
Einsatz kommen (Verwechs-
osM16 >M16 Für die Lochdurchmesser existieren Sinnbil-
1 ungsgefahr!). Ca. 20% der
Bild 3 der, vgl. Bi Id 5. - Die löcher werden gebohrt
Kosten entfallen bei Schrau- oder gestanzt; löcher für Paßschrauben werden
- 492 - Tafel 9.1 - 493 -

Schraubentafe I Scheibe nach OIN 7989, i.a. nach dem Bohren bzw. Stanzen aufgerieben (vgl. die folgenden Abschnitte),
OIN m o.OIN 1.35 Schrauben sind (im Gegensatz zu Nieten) auch zur Abtragung achsialer Zugkräfte geeignet.
1.Sechskantschrauben Mutter nach Der Spannungsnachweis wird unter bezug auf den sogen. Spannungsquerschnitt ASp geführt.
~~~~~~~ OIN 555 bzw.
nach OlM 7990 ISO-OIN 4034
Hierbei handelt es sich um einen (fiktiven) Rechenwert. Bild 6 zeigt das ehemals gültige
(normalfeste Schraube) metrische und das heute gültige metrische ISO-Gewinde (DIN-ISO 898 Tl und DIN 13). Für
Festigkeitsklasse 4.6,5.6 jeden Gewindedurchmesser existieren das sogen. (grobe) Regelgewinde und mehrere Feinge-
nie'ht aenormt winde, z.B. M36: Regelgewinde Po 4mm, Feingewinde p o 3,2 und 1,5mm. P ist die Gewindestei-
Bezeichnung M12 M16 M20 Mn M24 M27 M3D M36 gung, vgl. Bild 6. Die Vorzahl M besagt: Metrisch. Der Spannungsquerschnitt berechnet
Gewindedurchmesser d = ds
Gewindeliinae b
12
1775
16
21
20
235
22
255
24
26
27
29
30
3D 5
36 sich (per Definition) zu:
AS = ~ ( dz; d3 f (1)
Gewindesteiauna P 1 75 2 25 25 3 3 35 4 d 2 : Nennflankendurchmesser, d 3 : Nennkerndurchmesser. Der Kernquerschnitt beträgt:
EckmoB min e 198512088 2617 3295 312913503 3955 4520 5085 TI: Z
AK= 7;d (2 )
Koofhöhe k 8 10 13 14 15 17 19 3
Mutterhöhe m 10 13 16 18 19 22 24 29 (Ehemals wurden die Zugspannungen im Gewindebereich von Schrauben und Schraubenankern
Schlüsselweite s 18119 24 30 34132 36 41 46 55

E.==--. ".", "'"


Scheibe nach DIK 7989, unter bezug auf AK berechnet.)

"N""~
~~~E!..lC.1...: M36x4 (B i 1 d 6 b) : _ 1 1 3
2. Sechskantschrauben dz - d + Z8 - Zz = d- 7;1
(3 )
- OIN 555 bzw.
nach OlM 7968 ISO-OIN 4034 _ t t
d3- d +Z-8 -Zt +Z- = d--t
17
(4 )
(normalfeste Paßschrnube) 6 lZ
Festigkeitsklasse 5.6 k
+-Klemmliinge --l8im ni cht aenormt
d o d 1 ist der Durchmesser gemäß Benennung. Der Flankenneigungswinkel beträgt einheitlich
30 0
;d.h.:
Bezeichnung M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36 t = P/( Z·lan 30·) P/1,155= 4/1.155 = 3.46 mm (5 )
Gewindedurchmesser d 12 16 20 22 24 27 30 36 Damit folgt:
Schaftdurchmesser
Gewindeliinae
ds
b
13
17,12
17
20,5
21
23,75
23
25,75
25
26.5
28
29,5
31
31.25
dz= 36-f3,46 = 33.40mm
d3= 36 - g3.46 = 31.09 mm As=f( 3.340;3.109 i =8,17cm z
(6 )
Gewindesteiaung P 1,75 2 2.5 2.5 3 3 35 4 z
Eckmaß min e 198512088 2617 32.95 312913503 3955 4520 5085 dz = d- 0,6495P. dF d-1.Z265 P AK=Z·3,109 =7.59cm z (93"10 von As )
Kopfhöhe k 8 10 13 14 15 17 19
Mutterhöhe m 10 13 16 18 19 22 24 29 (Neben dem metrischen ISO-Gewinde haben das metrische ISO-Trapezgewinde (DIN 103) und das
Schlüsselweite s 18119 24 30 34 132 36 41 46 55
Whitworth-Rohrgewinde (DIN 259) Bedeutung; darüber hinaus gibt es weitere Gewindeformen,
Scheiben nach OIN 6916. OIN 6917 D.
z.B. das Sägegewinde (DIN 513), das Rundgewinde (DIN 405) u.a.

~';;,~~:
3. Sechskantschrauben
9.3 SL- und SLP-Verbindungen
nach OIN 6914
. OIN 6915 9.3.1 Fertigung der Nietverbindungen [9]
(hochfeste Schraube)
.J--Klemmliinge-l~ mL
Mittels der Niettechnik wurden in früherer Zeit schwierigste Konstruktionen gefertigt
HV - Schraube 6.6,10.9
(Wolkenkratzer, Türme, Großbrücken, Behälter, Rohrleitungen (auch für Druckbetrieb)).
Bezeichnung M12 M16 M20 Mn M24 M27 M30 M36 Der Vorteil der Nietverbindung (gegenüber der Schweißverbindung) besteht darin, daß an
Gewindedurchmesser d =d. 12 16 20 22 24 27 30 36 das Grundmaterial keine besonderen Anforderungen gestellt werden müssen. Diesem Vorteil
Gewindelänae b 211 23 26128 31133 32134 341 37 37139 401 42 48150 stehen aber mehrere entscheidende Nachteile gegenüber, die die Nietverbindung im Stahl-
Gewindesteiguno P 1.75 2 2,5 2.5 3 3 35 4 bau letztlich vollständig verdrängt haben:
dw 20 25 30 34 39 435 475 57
c 0,4 706 0.47 Q6 0,4708 0,470.8 04" 0.8 04" 0.8 0.4 " 08 04708 a) Für Stöße und Verbindungen bedarf es stets zusätzlicher Laschen und Anschlußwinkel ,
Eckmaß mine 2391 2956 3503 3955 4520 5085 5537 6644 was konstruktive Beschränkungen und nicht unbedingt ein gutes Aussehen zur Folge hat.
Koofhöhe k 8 10 13 14 15 17 19 23 Zudem sind Nietkonstruktionen korrosionsgefähr-
Mutterhöhe m 10 13 16 18 19 22 24 29 ~lagen
27 41 46 50 60 deter und schwieriger zu beschichten und zu un-
Schlüsselweite s 22 32 36 ~Oöpper
terhalten als Schweißkonstruktionen.
Benennung, z. B.: Sechskantschraube OIN 6914 - M20 x 100 (I =100 mm Nennlänge ; siehe OIN) ~I lochdurchmesser
Scheiben nach OIN 7989
i M dl d2 M dl d2 h
Keilscheiben (Vierkant) l
t:?'7"7'7';'/7";1 I Rohni et-
lönge
b) Durch die Nietlöcher wird der Querschnitt ge-
schwächt, das Konstruktionsgewicht ist insge-
samt höher als bei geschweißten Konstruktionen
12 14 24 12 13 24 3 c) Das Schlagen der Niete erfordert einen hohen
16 18 30 16 17 30 4 Arbeitsaufwand und qualifizierte Fachkräfte;
20 22 37 20 21 37 4 a) die Lärmbelästigung ist beträchtlich. (Diese
22 24 39 22 23 39 4 OIN 6917 für I -Profile
24 26 44 24 25 44 4 Nachteile gelten z.T. auch für Schraubenver-
Neigung "":::::J 14"10
27 30 50 27 28 50 5 OIN 6918 für [- Profile bindungen. Da im Vergleich zum Schweißen keine
30 33 56 3D 31 56 5 Neigung ""':::::J 8% bzw. 5'10 so hohen Anforderungen an die Qualifikation
36 39 66 Herstellerzeichen 36 37 66 6
der Fachkräfte gestellt werden müssen, ist in
h (auf Unterseite)
Zukunft eher mit einem steigenden Einsatz von
Anmerkung: Alle Maße sind Nennmaße. Klemmliingen siehe OIN 7990, OIN 7968. OIN 6914
Schraubenverbindungen zu rechnen.)
b) Die Arbeitsgänge beim Schlagen eines Nietes sind
Bild 7
(Bi 1d 7):
- 494 - 495 -

a) Der Rohniet, bestehend aus Schaft und Setzkopf, wird im Nietofen weißrot geglüht. infolge Stanzen der Löcher aufgerauhten und z.T. geringfügig angerissenen Lochränder eine
b) Der glühende Niet wird in das Nietloch eingetrieben (bei großen Nieten evtl. mit dem reduzierte Ermüdungsfestigkeit aufweisen. Ein Aufreiben empfiehlt sich auch deshalb (ins-
Vorschlaghammer). Der Durchmesser des ~ietloches ist Imm größer als der des Rohnietes. besondere bei größeren Blechdicken und bei künftig zu erwartenden tieferen Betriebstempe-
Vor dem Eintreiben wird der Niet mit der Drahtbürste entzundert. raturen), um einer gewissen Sprödbruchanfälligkeit im Bereich der Schubanrisse der gestanz-
c) Der Setzkopf wird mit einem Setzkopfdöpper festgehalten (Gegen- oder Vorhalter). Der ten Lochwandungen vorzubeugen [12,13].
zweite Nietkopf, Schl ießkopf) wird durch den Döpper (Schl ießkopfdöpper) geformt. Hier- Wie erwähnt, kommen für SL- und SLP-Verbindungen normal- und hochfeste Sechskant- bzw.
zu dient ein mit Preßluft betriebener Niethammer. Sechskantpaßschrauben zum Einsatz; in Ergänzung zu Tafel 9.1 weist Bild 8 die Abmessun-
Eine gut eingearbeitete Nietmannschaft benötigt ca. 10 bis 20sec für das Schlagen eines
Nietes (Zeitbedarf für das Einführen des Nietes und Fertigung des Schließkopfes). Die
Schaftlänge des Rohnietes wird so gewählt, daß für die Stauchung des Schaftes innerhalb
gen hochfester Paßschrauben nach DIN 7999 aus.

Sechskantschrauben ""n: 15bj'1'.:t


. :. ~-"ON~*--rl+
@., ~~

- . __ ._-.-
Scheiben nach
DlN6 916

tJ-
nach D1H 7999
+ .
-,
des Nietloches und für die Bildung des Schließkopfes genügend Material zur Verfügung ._ I

~ cMutt er
steht. Aus den Tabellen der DIN 124 und DIN 302 wird die Rohnietlänge in Abhängigkeit von -!o". b-' V////~~,
der Klemmlänge und vom Durchmesser entnommen. (hochfeste PaOschraube) _ k'-t s
.L..- Klemmlänge -
iCh
m N6 915
Anha 1tswerte: Maschinennietung l = s + -td Handnietung: l =s + Id (7/8) Bezeichnung M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36
Gewindedurchmesser dl 12 16 20 22 24 27 30 36
1: Schaftlänge, s: Klemmlänge, d: Nietdurchmesser. - Oberhalb 1=5d wird die Nietung Schaftdurchmesser d, 13 17 21 23 25 28 31 37
schwieriger, weil die Niete dann dazu neigen, innerhalb des Loches auszubrechen (auszu- Gewindelänoe b/y 18.5/6.5 2217. 5 26/8.5 28/8.5 29.5110 32.5110 35/11.5
knicken). Dann besteht die Gefahr, daß eine satte Ausfüllung des Nietloches nicht mehr dw 19 25 32 % 39 43.5 47.5 57
einwandfrei gelingt. Das hat ein Absinken der Klemmwirkung zur Folge. - Bei großen Klemm-
c 0.4 + 0.6 0.4 + 0.6 0.4 + 0.8 0.4 + 0.8 0.4 + 0.8 0.4 + 0.8 0.4 ;. 0.8 0.4 .. 0.8
Eckman min e 22.78 29.59 J7.29 39.55 45.20 50.85 55.37 66.44
längen ergeben verstärkte Niete eine bessere Nietlochausfüllung Mit gedrehten Nieten Kopfhiihe k 10 13 14 15 17 19 23
8
und konischem Anlauf lassen sich Klemmlängen bis 9,5d fertigen [10,11].
Bild 8
Die Löcher werden gebohrt oder gestanzt; in zugbeanspruchten Bauteilen über 12mm Dicke Bei Schrauben ohne Paßsitz darf das Lochspiel 2mm betragen, es ist dann mit größerem
sind die gestanzten Löcher (mit Reibahlen) um mindestens 2mm aufzureiben. Die Kanten der Schlupf zu rechnen; im Regelfall wird ein Lochspiel von Imm vorgegeben. (Normal feste
Lochränder sind zu entgraten ("Bartentgraten") und leicht zu brechen. - Die Nietköpfe (rohe) Schrauben dienen häufig auch als Heftschrauben bei der Montage.) - Schrauben
müssen mittig zur Schaftachse sitzen und gut anliegen; fester Sitz wird durch Abklopfen mit Paßsitz haben einen exakt zylindrischen Schaft mit maximaler negativer Abweichung
mit dem Niethammer kontrolliert. Die Nietköpfe dürfen selbstverständlich keine Risse ISO hl1 nach DIN 7182. Für die maximale positive Abweichung des Loches vom Nennmaß ist
aufweisen (DIN 18800 T7, Abschn. 3.3,2.2). ISO Hl 1 einzuhalten. Das Lochspiel darf nicht größer als 0,3mm sein. Die Löcher für Paß-
Die Nietung soll innerhalb der Rotglut abgeschlossen sein, damit der Niet im fertig ge- schrauben werden gemeinsam (auf-) gebohrt und aufgerieben.
schlagenen Zustand abkühlt. Hierbei verkürzt sich der Niet und klemmt die zu verbinden- Im Stahl hochbau kommen Schrauben ohne Paßsitz dann zum Einsatz, wenn gewisse Nachgiebig-
den Teile zusammen. Eine feste Klemmung ist insbesondere aus Korrosionsschutzgründen keiten unbedenklich sind; im Brückenbau nur für untergeordnete, nichttragende Bauteile
wichtig. Beim Abkühlen durchläuft der Nietstahl die y-o.-Phase; hiermit ist eine Volumen- (OS 804).- Bei Anschlüssen und Stößen in seitenverschieblichen Rahmen darf das Lochspiel
vergrößerung verbunden, wodurch die Längsschrumpfung etwas reduziert wird. - Bei einer maximal nur Imm betragen (Gebot der Stabilität). - Für formschlüssige Verbindungen wer-
Abkühlung um lOOK (nach Fertigstellung des Schließkopfes) beträgt die Zugspannung (wenn den Paßschrauben verwendet, z.B. auch bei hohen Funktürmen und -masten, um die Formände-
eine vollständige Verhinderung der Schrumpfung unterstellt wird): rungen im Gebrauchszustand gering zu halten (DIN 4131, Abschn. 7.1.4).
o =d =0.000012·100·210000 =250 N/mm 2 Die in SL- bzw. SLP-Verbindungen eingesetzten
Tatsächlich verhält sich das eingeklemmte Blechpaket nicht starr; gleichwohl wird beim keilförmige Unterlegscheiben hochfesten Schrauben haben die Güte 8.8 oder 10.9.
Nieten im Regelfall die Streckgrenze des Nietwerkstoffes erreicht. (Die hochfeste Schraube der Güte 8.8 wurde mit
Tragende Verbindungen müssen mit mindestens zwei Nieten ausgeführt werden (U ein Niet ist DIN 18800 Tl (11.90) eingeführt.)
kein Niet"). Das hat Fertigungs- und Festigkeitsgründe: Bevor ein Niet geschlagen werden Unter den Muttern müssen grundsätzlich Unterleg-
kann, müssen die Teile zunächst mit mindestens einer Schraube zusammengefügt werden. Ver- scheiben angeordnet werden; ihre Dicke beträgt
bindungen mit einem Niet neigen zum Klaffen, insbesondere bei größerer Exzentrizität; der bei den normalfesten Schrauben einheitlich 8mm
Niet stellt sich schief, er erhält Zug, die Verbindung lockert sich. ·8 "10 (DIN 7989). Bei hochfesten Schrauben ist die
9.3.2 Fertigung der SL- und SLP-Schraubenverbindungen für [ Dicke variabel, in diesem Falle wird auch unter
dem Kopf eine Scheibe angeordnet (DIN 6916); die
Schraubenverbindungen werden gewählt,
a) wenn die Verbindung lösbar bleiben soll (z.B. mobiles Gerät), Bild 9 Scheiben haben innenseitig eine Anfasung, um die
b) wenn Montagestöße nicht geschweißt werden können, Ausrundung zwischen Schaft und Kopf aufzunehmen, vgl. Tafel 9.1.
c) wenn bei beengten oder ungünstigen Fertigungsverhältnissen Schweißen (oder Nieten) Es ist grundsätzlich günstig und anzustreben, daß das Gewinde innerhalb der mutterseiti-
nicht möglich ist (ehemals auch dann, wenn große Klemmlängen durch Niete nicht über- gen Scheibe endet, anderenfalls ragt das Gewinde in das Loch hinein. Das ist nach DIN
brückt werden konnten oder der Nietlärm zu groß war, auch bei der Reparatur von Niet- 18800 T7 bei vorwiegend ruhender Beanspruchung zulässig, allerdings darf das Gewinde nur
so weit in das zu verbindende Bauteil hineinragen, daß die Ist-Länge des darin verblei-
verbindungen),
d) wenn Werkstoffe vorliegen, die ein Schweißen nicht erlauben (und ehemals, wenn der benden Schraubenschaftes mindestens 40% des Schraubenschaftdurchmessers beträgt. Schaft-
Werkstoff die schlagende Beanspruchung beim Nieten nicht vertrug). und Gewindelänge werden vom Konstrukteur in Abhängigkeit von der Klemmlänge festgelegt:
Die Löcher werden gebohrt oder gestanzt. In zugbeanspruchten Bereichen ist das gestanzte DIN 7990, DIN 7968, DIN 6914, DIN 7999. Anschlüsse an die schrägen Flansche von [-Walz-
Loch um 2mm aufzureiben, wenn die Blechdicke größer als 12mm ist; bei nicht vorwiegend profilen erfordern zum Ausgleich der Neigung keilförmige Unterlegscheiben nach DIN 435,
ruhender Beanspruchung gilt das grundsätzlich für alle Blechdicken, weil anderenfalls die bei hochfesten Schrauben nach DIN 6918, Bild 9. - Bei nicht vorwiegend ruhender (dynami-
- 496 - - 497 -
scher Beanspruchung Schrauben (50770~m). Hierbei dürfen nur komplette Garnituren (Schraube und Mutter) von
I (Erschütterungen, ein und demselben Hersteller verwendet werden, um die Gängigkeit sicherzustellen; das Ge-
-~ Schwingungen, Stöße) winde ist mit Molybdändisulfid (MoS ) zu behandeln. Beim Anziehen der Schrauben ist eine
2
neigen Schraubenmut- gewisse Beschädigung der Feuerverzinkung an Mutter und Kopf nicht ganz zu vermeiden; ggf .
ist ein anschließender Antrich (z.B. mittels Zinkstaubfarbe) anzuraten. - Gelegentlich


tern zum selbsttäti-
gen Lösen. Bi ld 10 werden bei hohen Anforderungen Kunststoffkappen auf Mutter und Kopf aufgesetzt (vgl.
zeigt verschiedene Bild 13.
.:;:
Sicherungstechniken: Gewinde :;: Henndurchmesser in mm M12 M16 M20 Mn t>l2J. M27 M3D M36

• "*
Ooppelmulter Palmutler Splint Kronenmutter federnde Unter-
-$- 28* 31* 37*
Doppelmutter (Konter-
Bild 10 mit Splint lagscheibe I
mutter), die durch
Schrauben mit normalem loch
* -$-
Federring 6
gegenseitige Verspan- Schrauben mit anderen löchern Kreis mit Angaben für lochdurchmesser und Schraube z. B.2 1$-
nung wirkt; die ähnlich wirkende Palmutter; Splintsicherungen ohne und mit Kronenmutter;
sowie federnde Unterlegscheiben oder Federringe.- Im Stahl hochbau wird die Mutter gele- .....,
~
Gewindelöcher Doppelkreis mit MaOangabe, z.B. M24$
Z.B. M 20 M 20

*W ** * **
gentlich durch punktförmiges Anschweißen gesichert (angepunktet) , dann ist die Mutter :ö Schrauben mit versenktem Kopf unten versenkt
c::
c::
oben versenkt
ohne Schädigung des Gewindes nicht mehr lösbar. Von dieser Sicherung sollte i.a. kein v;
28* 31* 37*
.-*'
Gebrauch gemacht werden, insbesondere nicht bei 8.8- und 10.9-Schrauben. Verbreitet ist auf Baustelle einzuziehende Schrauben
auch die Sicherung der Mutter durch Klebun9: Hierbei wird das Schraubengewinde mit einer
W ~ 28-$5' 3'-m: 37*
*
auf Baustelle zu bohrende löcher
geringen Menge des Klebers benetzt; dieser härtet unter Luftabschluß und bei Metallkon-
takt in den Gewindegängen aus. Bei dem Kleber handelt es sich um einen modifizierten Bild 14
Methacrylatester. Es gibt Spezial varianten, die auch auf leicht geölter Oberfläche ein-
Die auf Zeichnungen zu verwendenden Sinnbilder nach DIN 407 sind in Bild 14 dargestellt.
setzbar sind. Schließlich ist es möglich die Muttern zu verstemmen.
. . . . - - - -..........,,.-.....,,,--..,.-,.--=-.,..,.-.,....--......,Nach DIN-ISO 5261 (02.85) sind für ei n g eb aute
Vorgespannte Schrauben bedürfen keiner zusätzlichen Sicherung.
Schrauben neue Symbole maßgebend, vgl. Bild 15.
Im Maschinenbau hat die Muttersicherung im Hinblick auf die Gefahr einer Vibrationslocke- Schraube ~~~"=':::"-='::':':::'::"'-I==';::"'::'=:....J
Sie sind weniger zeichnungsaufwendig als die
rung große Bedeutung [14,15]. Hier kommen, neben den vorgenannten Sicherungsformen, zu-
~ ~~~~~~~~l-~~~4-~~bislanggebräuchlichen. Der Durchmesser der Lö-
nehmend mechanisch sichernde Schrauben zum Einsatz.
cher wird in der Nähe des Symbols eingetragen.
Die Auflageflächen von Schraubenkopf und Mutter wei-
1--.:...
+ *'
-1-_ _-1-_ _-1-_ __l_~~-I--=~Die Bezeichnung der Schrauben soll mit ihren
sen eine bestimmte Profilierung auf. Die bisher üb-
liche Sägezahnprofilierung (die Zähne stehen in Los-
auf der Bau - .lI:Lc 0 I N- Bez eichnungen übere i ns t immen. Di e Bez e i ch-

drehrichtung) ist im Hinblick auf die scharfe Kerb-


stelle eingebaut -+" ~"* 1Il nung von Löchern oder Schrauben, die sich auf

Vff
wirkung der beschädigten Oberfläche ungünstig. Es
wurde daher eine neue Profilierung mit runden Rippen
stelte gebohrt *
~a-u~f-d~e-r~B-a-u---+---+---+----l-~~-I-IDr~~eine

&;u;: :n: :d. .:e:.:.i:.:Jn:ce;::b.:::,a::;ut:.-.L.


~
J...
~
J...
Gruppe gleicher Verbindungselemente bezieht,
braucht nur an einem äußeren Element (mit Hin-
.L..::.I.!.....L..::.!.i!....J weis pf eil) ange bra c ht z u wer den; i n die sem Fall

Ll!Dbl
Bild 11
1)
entwickelt: Das Gegenmaterial wird geglättet und ge-
härtet, eine KerbWirkung ist praktisch ausgeschaltet.
Nachteil dieses Schraubentyps ohne Unterlegscheiben
Bild 15
die Gruppe bilden, vor der Bezeichnung eingetragen werden (z.B. 10M16 DIN 7990).
9.3.3 Durchmesser und Anordnung der Niete und Schrauben
soll die Anzahl der Löcher oder Schrauben, die

ist der Umstand, daß insbesondere die im Mutterbe-


außen liegendes Bauteil reich liegende Beschichtung beim Anziehen beschädigt Durchmesser und Klemmlänge der Niete und Schrauben müssen auf die Dicke der zu verbinden-
oder gar zerstört wird. Von solchen Schadstellen geht den Teile sinnvoll abgestimmt sein.
2~ r-----,c-T----,.~~~~-,-~~~~....,
eine erhöhte Korrosionsgefahr aus. Zudem neigt die Die Wahl der Niet-
Schraube zu einem gewissen Setzen, weil sich die Pro-
filierung infolge Kriechens in die Oberfläche ein- .S
E
E 20

16
11
bzw. Schrauben-
durchmesser ist an
konstruktiv gut der kleinsten Blech-
gräbt. Bei Rundrippenprofilierung ist dieser Effekt
sehr gering. Für den Stahlbau hat dieser Schrauben-
....u., dicke t der zu ver-
Senkschraube ;; 12
ßd ..c: bindenden Teile zu
T nach OIH 7969 typ keine Bedeutung (Bild 11). Soll ein überstehen- .,u
Bild 12 der Schraubenkopf vermieden werden, können Senk- ä:l 8 ~ orientieren; als
~ .. L' hKonstruktionsregel
schrauben nach DIN 7969 eingesetzt werden, Bild 12.
'"c::: 4
'0; konstruktiv mog IC hat sich bewährt:
Das Lochspiel ßd darf maximal nur lmm betragen, da Senkschrau- :;;;
0 d 2 [mm] (9) ",V5ö\ -
ben zu größerer Nachgiebigkeit infolge Kopfdrehung neigen. Auf
10 12 16 20 22 24 27 33 mm
einen gründlichen Korrosionsschutz der Schraubenköpfe und -mut- (t und d in mm).
tern ist besondere Sorgfalt zu verwenden. Die Berührungsflächen Bild 16 Schraubenschaft- bzw. Hietlochdurchmesser
erhalten eine ZWischenbeschichtung (z.B. Zinkstaub-, Eisenoxid- Bild 16 enthält die Empfehlungen nach DIN 18800 Tl (03.83).
oder Bleimennige-Anstrich). (Der gleitfeste Anstrich bei GV- und Wie in Abschnitt 9.3.1 erläutert, ist die maximale Klemmlänge der Niete begrenzt, anderen-
GVP-Verbindungen erfüllt gleichzeitig die AUfgabe einer Korro- falls ist eine satte Ausfüllung des Nietloches auf die ganze Länge nicht gewährleistet.
sionsbeschichtung") Schraubenkopf und -mutter erhalten dieselbe Die zulässigen Klemmlängen betragen:
Beschichtung wie die Konstruktion selbst, ggf. einen zusätz- Normale Niete (Halbrundniete nach D1N 124) O.20d 2 (4.5dl
Bild 13 lichen Anstrich. Verbreitet ist der Einsatz feuerverzinkter Verstärkte Niete O.25d 2 (5.5d) (10)
Besonders verstärkte und abgedrehte N. O.30d 2 (6.5d)
- 499 -
- 498 -
9.3.4 Tragverhalten bei Scher-, Lochleibungs- und Zugbeanspruchung
Der jeweils erste Wert gilt für den Brückenbau nach DS804; d ist der Lochdurchmesser des
Bei der Belastung einer SL- oder SLP-Verbindung tritt nach überwindung des Haftreibungs-
geschlagenen Nietes in mm (vgl. auch DIN 18809).
widerstandes ein ruckartiger Schlupf ein. Bis zu diesem Lastniveau verhält sich die Ver-
Die Schrauben werden in abgestuften Längen geliefert; die zugeordneten Klemmlängen sind
bindung elastisch. Die Reibungskraft kommt bei Nieten durch die Schrumpfwirkung und bei
in DIN 7990, DIN 7968, DIN 6914 und DIN 7999 für die Sechskantschrauben und in DIN 7969
Schrauben durch den handfesten Anzug der Muttern zustande. Nach Eintreten des Schlupfes
für die Senkschrauben genormt.
liegt der Schaft an der Lochwandung an, die eigentliche Scher- Lochleibungsbeanspruchung
In den Profil normen sind Lochdurchmesser und Lochrißlinien (Wur-
setzt ein. Der Schlupf ist meist etwas größer, als es dem Lochspiel entspricht. Bei wei-
zelmaße w) vereinbart: Anreißmaße von Form- und Stabstählen in
terer Laststeigerung ist das Verhalten zunächst elastisch und wird zunehmend plastisch.
DIN 997, DIN 998 und DIN 999. Bei Einhaltung dieser Maße ist eine
Die Verbindung bricht entweder durch Abscheren der Niete bzw. Schrauben oder durch Auf-
einwandfreie Ausführung gesichert. Lassen sich, z.B. beim Verbin-
reißen des Grundmaterials, vgl. Bild 19. - Bei Paßschrauben ist der Schlupf kaum wahr-
den unterschiedlicher Profile, die Wurzelmaße w nicht einhalten,
nehmbar, die Ver-
werden folgende Mindestwerte ampfohlen; vgl. Bild 17
min w = t. r + 3 + 0,8 d[mmJ ( 11 ) -S-§:::s:~~~~~~~~.- einschnittig bin dun g ver hä I t
sich relativ starr
Bei einem Nietabstand e=1,5d von der Lochachse zum freien Rand
besteht zwischen min w und minimaler Schenkelbreite b folgende i'<-<:""",,"~~~m~~~~:;;z~- Bei Einsatz hoch-
_. zweischnittig fester Schrauben
Restriktion: minb = minw +e = t + r + 3 +2,3·d[mmJ (12) ~~~~~~~~Zl- (Güte 8.8 oder
Bei Schrauben ist die vorstehende Oberlegun9 am Scheibenaußen-

~
10.9) werden hö-
durchmesser zu orientieren; die Scheibe darf nicht in den Aus- -~i i~=mehrschnittighere Tragkräfte
Bild 17 rundungsbereich des Profils zu liegen kommen. Wird kopfseitig _:..---' I als bei Schrau-
keine Scheibe gelegt, ist das Maß e bzw. s des Schraubenkopfes zu beachten (vgl. Tafel . ben der Güte 4.6
9.1). Im übrigen werden die kleinsten Lochabstände durch die Größe des Niethammerkopfes o und 5.6 erreicht,
(Döppers) und bei den Schrauben durch die Schlüsselmaße bestimmt. Darüber hinaus sind die Bild 19 Bild 20 wenn Bolzenabsche-
in den Vorschriften aufgrund von Festigkeitsversuchen so festgelegt, daß die in den Be- ren maßgebend ist.
messungsregeln angesetzten Grenzkräfte erreicht werden können, ohne daß das Material Zusammenfassung: Die Tragkraft einer SL- bzw. SLP-Verbindung wird durch folgende Versa-
vorzeitig ausreißt. gensformen bestimmt:
OIN 18800 T1 (03.81) OIN 18800 T1 (11.901 a) Abscheren des Niet- bzw. Schraubenschaftes; maßgebend ist der Schaftdurchmesser ASch;

Randabstände
min
11
1
2· dL
1.5·dL
lochabstände
min 11 und 1 3 . dL mm
..
Randabstände
) 11
1
1,2 . dL
1,2' dL
lochabstände
min
11
1
2,2' dL
2,~ . dL
ragt das Gewinde in die Scherfuge hinein, ist der Spannungsquerschnitt ASp maßgebend.
b) Stauchung und Ausquetschen des Grundmaterials an den Lochleibungen; maßgebend sind
Schaftdurchmesser und Blechdicke.
3 .dL im Druckbereich 6 . dL 3' dL zur Sicherung 6 . dL c) Versagen des lochgeschwächten Grundquerschnittes (Nettoquerschnitt) bei Zugbeanspru-
max 11 und 1 oder oder oder max 11 und 1 oder ~egen lokoIes oder chung.
6· t tür Beulsteifen 12 . t 6. t eulen 12' t
max max Jede dieser Möglichkeiten muß im Rahmen des Tragsicherheitsnachweises berücksichtigt wer-
im Zugbereich 10· dL .) bei gestanzten löchern wenn lokale 10· dL
o. für Heftung ader min Randabstand : 1,5' dl Beulgefahr oder den. Die konstruktive Ausbildung (Schnittigkeit) bestimmt im wesentlichen die Versagens-
im Oruckber. 20· dL min lochabstand : 3,0' dl nicht besteht 20' t form; der Begriff der Schnittigkeit ist in Bild 20 erläutert. - Beim Nachweis des zugbe-
legende: 11 : parallel zur Kraftrichtung , 1 : senkrecht zur Kraftrichtung I dl: lochdurchmesser • t: Oicke des dünnsten der
anspruchten Grundquerschnittes ist die ungünstigste Bruchlinie zu bestimmen (vgl. auch
aunenlieQenden Teile der Verbinduna; für versteifte Ränder 8 t statt 6 t
Abschnitt 4.2.2 und 2.6.5.5.6 und [16]).
Bild 18 Als die Schweißtechnik als Fügeverfahren noch
Für die Regelabstände gilt nach _QJ.!!...!.~~_T~ 03 81 L

+
nicht zur Verfügung stand, spielte die Klemm-
Kleinster gegenseitiger Lochabstand 3d


wirkung der Niete im Behälter- und Rohrleitungs-
Kleinster Randabstand in Kraftrichtung 2d bau eine große Rolle, weil bei derartigen bau-
Kleinster Randabstand senkrecht zur Kraftrichtung 1,5d lichen Anlagen nicht nur eine ausreichende Trag-
kleine
Diese Regelwerte galten auch in den Vorgängervorschriften. Die Neuausgabe der Q..!~~~2. a) sicherheit sondern auch eine vollständige Dich-
Klemmlänge
IJ-ilJ~~ läßt geringere Kleinstabstände zu. In Bild 18 sind die Anweisungen der beiden tigkeit durch die Nietverbindung zu gewährlei-
N
Normen gegenübergestellt. - Die Einhaltung "größter Rand- und Lochabstände" dient folgen- sten war. Wie in Abschnitt 9.3.1 erläutert,
mm 2
den Zwecken: 300 entsteht durch die Nietschrumpfung eine Vor-
- Verhinderung der Korrosion in der Kontaktfuge im Rand- und Zwischenlochbereich; dieser C'> spannung im Niet, die i.a. die Streckgrenze
c:
Bereich neigt zum Aufklaffen, Bei mehr als zwei parallelen Lochreihen sind im Inneren ::>
c: des Nietwerkstoffes erreicht. Bei großer Klemm-
c: 200
größere Abstände zulässig. '"'"
Cl. länge verhält sich das eingeklemmte Material
- Im Druckbereich von Bauteilen soll ein Ausbeulen der Blechlamellen verhindert werden. E steifer als bei geringer Klemmlänge, weil sich
E
Im übrigen gelten folgende Grundsätze: Ql 100 ein größerer Bereich des Materials der Zusam-
~
a) Für Anschlüsse und Stöße sind möglichst geringe Abstände zu wählen, um die Knoten- rnendrückung widersetzt (Bild 21a). Daher steigt
0
bleche und Laschen klein halten zu können, Die Teile liegen dann dicht aufeinander, die Klemmspannung mit der Klemmlänge. Für den
ld 2d 3d ~d 5d
ein Eindringen von Feuchtigkeit wird verhindert. Einzelniet gilt etwa die in Teilbild b angege-
b) Die Löcher sollten möglichst regelmäßig angeordnet sein; dadurch stellt sich ein gün-
bezage ne Klemmlänge b)
bene Gesetzmäßigkeit. Der Gleitwiderstand in
stiger "Kraftfluß" ein; die Fertigung wird zudem erleichtert. Es sind symmetrische Bild 21 den Kontaktflächen ist der Klemmkraft propor-
Stoßausbildungen vorzuziehen und Exzentrizitäten in Anschlüssen zu vermeiden; das tional. Für eine trockene, anstrichfreie, un-
läßt sich konstruktiv nicht immer erreichen.
- 500 - 501 -
behandelte Oberfläche normaler Walz- planmäßiger Vorspannung. Die Ermüdungsfestigkeit im Gewinde ist gering, der Abfall gegen-
rauhigkeit kann ein Reibkoeffizient über der (statischen) Zugfestigkeit ist bei hochfesten Schrauben relativ hoch (vgl. Ab-
ca. 0,2,0,3 angesetzt werden. Daraus schnitt 9.n.
kann jene Kraft abgeschätzt werden, 9.3.5 Tragsicherheitsnachweise der SL- und SLP-Verbindungen
al unter der die Nietverbindung gleitet 9.3.5.1 Nachweis bei vorwiegend ruhender Belastung
(schlupft). - Bei handfest angezo- Nach DIN 18800 Tl (03.81) wird der Nachweis nach dem Konzept der zulässiqen Spannungen
genen Schrauben ist die Klemmwirkung erbracht. Die zulässigen Spannungen basieren auf Versuchen, deren Durchführung z.T. Jahr-
Niete starr geringer als bei Nieten, d.h. die zehnte zurückliegt. Nach DIN 18800 Tl (11.90) wird der Tragsich~rheitsnachweis unter
Blech elastisch
bl Gleitkraft liegt niedriger. - Die YF-~-fachen Einwirkungen erbracht. Die Beanspruchung wird nach bei den Regelwerken prin-
Beanspruchung mehrerer hintereinan- zipiell gleich ermittelt.
Blech starr
Niete elastisch cl der I iegender Niete oder Schrauben Nachweis nach DIN 18800 Tl (03.81): Ist Q die Anschlußkraft (unter 1 ,O-facher Gebrauchs-
1st (innerhalb des elastischen Be

~
last im Lastfall H bzw. HZ), ist die Sicherheit gegen Versagen durch Abscheren qemäß

~
real reiches) ein statisch unbestimmtes
m rn m d)
Problem, vgl. Abschnitt 9.5.7. Die ta,=,_F_<zUlta
m.n.Aa -
mitA-lt.d2
a - -4-
(13)

Bild 22 reale Beanspruchung liegt zwischen nachzuweisen. t ist die Scherspannung und zul t a die zulässige Scherspannung. Aa ist
a
den Grenzfällen: die Scherfläche; weiter bedeuten: m: Schnittigkeit (Anzahl der Scherfugen), n: Anzahl
_ Die Niet- bzw. Schraubenschäfte sind starr, die Bleche elastisch: Nur die an den Enden der Schrauben bzw. Niete in der Verbindung.
liegenden Schäfte übertragen die Anschlußkraft, Die Sicherheit gegen Lochleibungsversagen ist gemäß
_ die Bleche sind starr, die Niet- bzw. Schraubenschäfte sind elastisch: Alle Schäfte F :s zula
a '"
l
fi7i[ l mit Al'" d·minL:t (14)
werden gleich hoch beansprucht (vgl. Bild 22). Real stellt sich bei ansteigender Last
zunächst in den Endnieten bzw. Endschrauben ein Schlupf ein, unter weiter ansteigender nachzuweisen. Al ist die Lochleibungsfläche. Bei Paßschrauben wird der um lmm dickere
Last gleichen sich die Kräfte zunehmend einander an. Dem Erreichen des Bruches gehen Schraubenschaft bei der Berechnung von A und Äl berücksichtigt. Die Abscher- und Loch-
a
große (plastische) Verformungen voraus, im Versagenszustand sind die Einzelkräfte nahe- leibungsspannungen werden als (konstante) Nennspannungen bestimmt, entsprechend wurden
zu gleich groß. die Tragversuche ausgewertet. In Bild 24 sind die zulässigen Spannungen zusammengefaßt
Analoges gilt für den Spannungszustand im ge- (einschI . DASt-Ri 011 für hochfeste Feinkornbaustähle). Die zul. Abscherspannungen sind
elastischer Bereich plastischer Bereich
lochten Grundmaterial : Innerhalb des elasti- von der Festigkeit des Niet- bzw. Schraubenwerkstoffes und die zul. Lochleibungsspannun-

--+~T r=~=TI
schen Bereiches tritt (unter Gebrauchslasten) gen von der Festigkeit des Grundmaterials abhängig. Die zulässigen Spannungen für Ab-
ein inhomogener Kerbspannungszustand im Um- scheren und Lochleibung standen ehemals im Verhältnis 1:2 zueinander; sie wurden durch

~~
gelochter Zugstab I-0F-l al
feld der Löcher auf; vgl. Abschnitt 2.6.5.5.6.
Mit ansteigender Lastintensität fließen die
Rückrechnung aus den Tragversuchen bei Einhaltung der "kleinsten Rand- und Lochabstän-
de" unter Einschluß einer Sicherheit festgelegt, einschließlich einer Sicherheit gegen-
Spannungsspitzen an den Lochrändern aus.
Bild 23 zeigt die Beanspruchung im elastischen
zul1:a zu[al in N/mm 2
und plastischen (voll durchplastizierten) Be-
in N/mm 2 St 37 St 52 St E 460 St E 690
reich (in schematisierter Darstellung).
b) Beim Nachweis der Verbindungsmittel und des Verbindungstyp H HZ H HZ H HZ H I HZ H I HZ
Grundmaterials unter vorwiegend ruhender Be- OIN 7990. 4.6 112 126
anspruchung wird von der Vorstellung einer OIN 7969, 4.6 112 126
vollen Durchplastizierung ausgegangen, d.h. OIN 7990, 5.6 166 192 260 320 420 460
es werden gemittelte Nennspannungen berech- SL
OIN 7969, 5.6 166 192
net und den zugelassenen Tragspannungen ge-
cl genübergestellt. Letztere wurden aufgrund OIN 6914 ~ 240 270
540 I
610 710 I600
von Tragversuchen unter derselben Annahme 10.9 2) 360 430 570 645 710 1 600 940 11050
bestimmt und in den Regelwerken festgeschrie- OIN 7966, 4.6 140 160
Bild 23
ben. OIN 124, St 36 140 160
Im Falle einer nicht vorwiegend ruhenden Beanspruchung (Kranbau, Brückenbau) wirkt sich OIN 7966, 5.6 210 240 320 360 460 540
der Loch- bzw. Kerbeinfluß auf die Ermüdungsfestigkeit des Grund- bzw. Niet- und Schrau- SLP
OIN 124, St 44 210 240
bennaterials mindernd aus. Dennoch werden auch in diesem Falle gemittelte Nennspannungen
OIN 7999 ~ 260 620 I 700 620 I 920
berechnet. Der Ermüdungseinfluß wird über die zulässigen Dauer- bzw. Betriebsfestigkeits- 320
10.9 2) 420 470 630 710 6101910 1070 11200
spannungen erfaßt: Für den Lochstab bzw. die Scher-Lochleibungsbeanspruchung sind gegen-
über statischer Einwirkung abgeminderte Tragspannungen anzusetzen (Abschnitt 3.7.3). - 1) Ohne Vorspannung , 2) Vorspannung ?; 0,5 F lohne Überprüfung), bei St E460 und St E 690:
Eine planmäßige Zugbeanspruchung der Niete sollte durch eine entsprechende konstruktive Volle Vorspannung
v
Ausbildung mögli~;t~rmi;cte-;;-~erden. Wie in Abschnitt 9.3.1 ausgeführt, stehen fachge- OIN 7990: Normalfeste Schraube, OIN 7968: Normalfeste Paßschraube, OIN 7969: Senkschraube
OIN 6914: Hochfeste Schraube, OIN 7999: Hochfeste Paßschraube
recht geschlagene Niete unter einer Spannung, die in der Nähe der Fließgrenze liegt oder
OIN 124: Rundkopfniete I für Senk niete nach OIN 302 gellen dieselben Werte)
sie erreicht. Bei einer zusätzlichen Zugbeanspruchung besteht die Gefahr einer überela-
stischen Anstrengung und einer damit einhergehenden Lockerung. - Schrauben sind zur Auf- Bild 24
nahme achsialer Zugkräfte geeignet, insbesondere bei Verwendung hochfester Schrauben und
- 502 - - 503 -
Tafel 92 über unzulässiger Nachgiebigkeit. Bedingt durch die hinzugekonmenen unterschiedlichen
Grenzkrafttabette: OIN 18800 Tl 111.1990) Paarungen: Stahl güte des Schrauben- und Grundmaterials ist der Quotient zul'a/zulOl in
den heutigen Vorschriften von 1:2 verschieden, vgl. Bild 24.
Grenzabscherkraft in,kN je einschnittige Scherfuge
Die Klemmlänge sollte bei zweischnittiger Verbindung auf 5d begrenzt sein, anderenfalls
Schraube M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36 tritt zur Scher- zunehmend eine Biegebeanspruchung hinzu, die durch die zulässigen 'a-
SchaltQuerschnitt : Schraube A~.h 1.131 2,01 3,14 3.80 4.52 5,73 7,07 10.18 Werte allein nicht ausreichend abgedeckt ist. - Die Gesamttragkraft sinkt mit steigender
Querschnitt Schaltauerschnitt: Panschraube ASch 1 327 227 346 4 15 4 91 616 755 1075 Anzahl der hintereinander liegenden Schrauben/Niete (gegenüber der Summe der Einzeltrag-
in cm 2 Soannunosouerschni tt A~" 0843 1 57 245 303 3,53 4.59 5 61 8.17
Kernouerschnitt kräfte); deren Anzahl ist daher auf 6 beschränkt.
AK 0763 144 225 282 324 427 517 759
Wenn sich eine Zugbeanspruchung in Nieten konstruktiv nicht umgehen läßt, darf als zu-
FK Iu.b,k <la Cla ·Iu.b.k
YIJ, Typ Scherluge Grenzabscherkraft: Va,R,d = Cla.~u~b k.A CD
lieDt im lässige Zugspannung angesetzt werden: Niete aus U St 36:
4.6 40 Schaft 247 43.9 68 5 829 986 125 0 1543 2221 zulO z=48N/mm', Niete aus R St 38: zulO Z=72N/mm'. - Die Zugspannung im Gewindebereich von
0.60 21.82 S
...c:: Gewinde 184 343 535 661 770 1002 1224 1783
Schalt Schrauben (einschließlich Zuganker) wird unter bezug auf den Spannungsquerschnitt ASp
.CI
::>
S 309 548 856 1036 1233 1563 1928 2776
~ Gewinde 230 428 668 826 963 12~ 2 1530 2128 (G.l) berechnet. Nach DIN 18800 Tl (03.81) sind folgende Zugspannungen zugelassen (wobei
.<:: 5.6 50 0,60 27,27
u Schaft 362 619 944 1132 133 9 1680 205.9 2932 eine überlagerung mit den Scherspannungen nicht erforderlich ist):
2c:: P
...'"'" S
Gewinde
SChDft
230
494
428
877
668
1370
82.6
1658
963
1972
1252 1530
2500 3085
2228
4442
Schraubengüte 4.6
Schraubengüte 5.6
zu10 z
zu10 Z
110 N/mm' (H) bzw 125 N/mm' (HZ)
150 N/mm' (H) bzw. 170 N/mm' (HZ)
.......
.<::
.,., ß] 80 0,60 43.64 Gewinde
Schaft
368
579
68.5
991
1069
1510
132.2
1811
154.0
2143
200.3 144.8
2688 3 95
355.5
4691 Schraubengüte lü.9 zulo Z 360 N/mm' (H) bzw. 410 N/mm' (HZ)
P Gewinde 36.8 68.5 106.9 132,2 154,0 200.3 1448 3555 zulZ = zUloZÄ Sp (15)
Schalt 566 1005 1570 190 0 2260 2865 3535 5090 Bezogen auf die Streckgrenze werden durch die zul. Spannungen folgende Sicherheiten im
S Gewinde 229,5 280.5
10.9 100 42.2 78.5 122,5 1515 176.5 408,5
0,55 50,00 Lastfall Heingehalten: Schraubengüte 4.6:2,2; 5.6:2,0; 10.9:2,5. Das sind im Vergleich
Schaft 664 1135 173 0 207,5 244,5 3080 3775 537,5
P Gewinde 42.2 176,5 229,5 280,5 zu der Sicherheit 1 ,5(H), die von der zul. Zugspannung des Grundmaterials gegen die
78.5 122,5 1515 408.5
...!!.N kN S: Schraube kN Streckgrenze eingehalten wird, relativ hohe Faktoren. üer Grund liegt in dem Kerbspannungs-
Cni2 Criif P: Panschraube
einfluß des Gewindes und der hiermit verbundenen eingeschränkten Duktilität im Gewindebe-
Niet 12 16 20 22 24 27 30 36 reich. Durch das Anziehen der Schraube wird zudem eine Torsionsanstrengung eingeprägt.
Schaftdurchmesser des Rohniets in mm 12 16 20 22 24 27 30 36
Durchmesser des Nietlochs in mm (= FertiDniet) 13 Nachweis nach üIN 18800 Tl (11 90)'
17 21 23 25 28 31 37
traQende Schaftauerschnittsfläche in criiI 1,327 2,27 3.46 4.15 4,91 6.16 755 10,75 Iu,b, k Die charakt eristischen Werte für Niete aus den Werkstoffen USt36
~ Werkstoff I Y. b, k
Cla·lu bk Grenzabscherkraft: Va,~d = Cla·~~b,k .A bzw. RSt38 sind in Bild 25 und jene für die Schraubenfestigkeits-
a.o Scherfuge
z W. SI. lu,b,k <la ~ lieDt im CD USt 36
RSt 38
205
22 5
330
37,0 klassen 4.6 , 5.6, 8.8 und 10.9 in Bild 26 ausgewiesen. Die Be-
USt36 33 0.60 18.00 Schaft 23.9 I 40 9 I 623 I 74,7 I 884 11109 1135 9 11935
RSt38 37 0.60 2018 Schaft 268 I 45 8 I 698 I 83 8 I 99 1 11243 11524 I 217 0 kN/cm 2 messungswer te folgen hieraus durch Anwendung des Sicherheitsfak-
kN kM kM Bild 25 tors YM=I, 1.
Ciii2 CiiiZ Beim Nachweis werden zunächst unter Wahrung des Gleichgewichts
Grenzlochleibungkraft in kN für 10mm tragende Materialdicke (bei spielhaft für (Xl = 1, 2 und 3) F-Klasse I y, b, k lu, b, k und der Verformungsverträglichkeit die Kräfte in den einzelnen
4.6 240 400 Querschnittsteilen und anschließend in jeder einzelnen Schraube
Schraube M12 M16 M20 Mn M24 M27 M30 M36 5.6 30,0 500
640 800 bestimmt; dann wird für jeden Niet bzw. jede Schraube der Trag-
8.8
Schraube d~.h 12 16 20 22 24 27 30 36 10.9 900 1000 sicherheitsnachweis erbracht. Bei unmittelbaren Laschen- und
Schaftdurchmesser in mm Panschraube 21 23 25 28 31 37
dSch 13 17 kN/cm 2 Stabanschlüssen dürfen in Kraftrichtung hintereinander liegend
a.o
W.St. fy,k Cll ~ t Schraubentyp Grenzlochleibungskraft: VI.R,d = ~. t· dSch @ Blld26 höchstens 8 Niete bzw. Schrauben für den Nachweis berücksichtigt
... Sl37 24 21.82
S 26.2 34,9 43,6 48,0 52.4 58.9 65.5 78 6 werden (es empfiehlt sich eine Beschränkung auf 6, s.o.),
:z:
1.0 1,0 P 284 371 458 502 54 6 611 676 807 Die Nachweisformel zur Absicherung gegen Bolzenabscheren lautet:
-0 S 393 524 655 720 786 884 982 117 8
St 52 36 32,73
~ Va,R,d mit Va Rd = Ä·ta Rd=Aaa'~
c::
::> P 42.6 556 68,7 75.3 81.8 91.6 101.5 121.1 Va ( 16 )
...c:: sm
.CI 24 43.64 S 524 698 873 960 1047 1178 130 9 1571 " " YM
::> P 567 74.2 91.6 100.4 109.1 122,2 135.3 161 5 A ist die Scherfläche. Liegt der glatte Teil des Schraubenschaftes in der Scherfuge, ist
~ 7,0 1,0 S
.<::
St 52 36 65.45 786 1047 1309 1440 1571 176 7 1964 2356 für Ader Schaftquerschnitt, liegt das Gewinde in der Scherfuge (was u.a. wegen der da-
u
2 P 851 1113 137 5 1505 1636 1833 2029 2422
c:: S 786 1047 130 9 144 0 1571 1767 1964 2356 mit verbundenen Nachgiebigkeit vermieden werden sollte), ist für Ader Spannungsquer-
..il sm 24 65,45
P 851 1113 1375 1505 1616 1833 2029 242 2 schnitt anzusetzen. Für Cl a gilt:
'"
.<::
.... ~o 1,0
...
.,., St 52 36 98.18
S 117,8 157.1 196.4 216.0 2356 2651 2945 3535 Festigkeitsklassen 4.6, 5.6 u. 8.8: Cl a =0,60; Festigkeitsklasse 10.9 Cl a =0,55
P 1276 1669 2062 2258 245.5 2749 304.4 363.3
kN kM S: Schraube Oer Faktor liefert, multipliziert mit der Zugfestigkeit des Bolzenmaterials, die Ab-
cm kN
Criif tiiif P: PaßschraubelNiet scherfestigkeit und liegt in der Größenordnung 1/V3=0,58. - Auf Tafel 9.2 sind die Grenz-
abscherkräfte je einschnittige Scherfuge ausgewiesen.- Wie ausgeführt, sind in DIN 18800
....... ... A- minel =1,2 . dL e2 ~ 1,5dL und lX. I =1.10 eIl dl - 0,30 ~ 3.0
......
Tl (11.90) geringere 'kleinste' Rand- und Lochabstände im Vergleich zur Vorgängernorm
e3 ~ 3.0 dL lX. I =1,08 e I dL - 0.77 ~ 3.0
10" :A': -$- mine2 =1.2' dL
e2 = 1.2 dLund CLI ,; 0.73 eIl dL- 0.20 ~ 2.0 zugelassen. Aufgrund umfangreicher Versuche konnte die Berechnung der Grenzlochleibungs-
....... .......
. 1\'1. 't'
mine3
min e
=2.4' dL
=2.2 . dL e3 = 2.4 dL Cll =0.72 e I dL - 0.51 s2.0 kraft vom jeweiligen Rand- bzw. Lochabstand der betrachteten Schraube geregelt werden
'.... eIl-- e-f-- e - ... eIl-- Rechnerisch: maxel = 3.0dL ; maxe = 3,5 dL (allerdings mit dem Nachteil eines größeren Aufwandes beim Tragsicherheitsnachweis). Die
Nachweisformel gegen Lochleibungsversagen lautet:
Vl ~ VIRd mit VlRd =ldScho l Rd=ldscnCl[...2L (17)
" ,. " YM
- 504 - - 505 -
t ist die Blechdicke und d sch der Schaftdurchmesser. fy,k ist der charakteristische Wert
~~~IJ....: Die Tragfähigkeit der Verbindung ist die SumMe der Maßgebenden Grenzkräfte
für die Streckgrenze des Grundwerkstoffes (St37, St52, vgl. Abschnitt 4.1). Der ttl-Faktor
aller Einzelschrauben.
ist abstandsabhängig und auf Tafel 9.2 ausgewiesen. Wegen Einzelheiten vgl. DIN 18800 Tl
~Bei~~ Stoß eines Zugs tabes D 160'20, St37, mittels beidseitiger Laschen und Paß-
(11. 90) .
schrauben. Im YF-~-fachen Bemessungsfall betrage die Zugkraft N=600kN. Die Löcher wer-
Liegt eine Zugbeanspruchung einer Schraube vor, lautet die Nachweisformel gegen Bruch
den gebohrt und gemeinsam aufgerieben. Gewählte Paßschrauben M20 nach DIN 7968. Es han-
der Schraube:
N ~ NR,d mit NR,d = ASCh'Ol,R,d (18 )
delt sich um eine zweischnittige SLP-Verbindung (Bild 27).
I
Der kleinere Wert ist maßgebend. Es bedeuten: [ =
- -3

= fy,b,k , fu,b,k
125 (19 )
_I_- I -N=500kN
°l,R,d .-
1.1YM '
°2,R,d =
, YM
Für Gewindestangen, Schrauben mit Gewinde bis annähernd zum Kopf und aufgeschweißte Ge-
windebolzen ist in G.18 anstelle des Schaftquerschnittes ASch der Spannun9squerschnitt
I l-\-
--3

ASp einzusetzen.
Bei Zug und Abscheren ist einzuhalten: --I I~ i -
(-f-)2 (f-)2 s 1
+ (20) -J ~O -J< 50 -J- ~O 1- a) laschen c)
R,d a,R,d Bild 27 (50)
Bei der Bestimmung von NR,d ist derjenige Querschnitt zugrundezulegen, der in der Scher- Nac~i~es Z~s~e~ __.-LJ~d~~~~nj2·10=20~ (vgl. Abschnitt 4.2.2):
fuge liegt. Nach [3] ist die Interaktionsbeziehung G.20 durch Versuche gut belegt. ASrutta = A = 16,02,0 = 32,ocm2 : ANetta = A - ßA = 32,0 - 2-2,1-2,0 32.0 - 8,4 = Z3.6cm2
9.3.5.2 Nachweis bei nicht vorwiegend ruhender Belastung ASrutto 1ANetto = 32.0/23.6 =1.36 > 1.2 : Nachweis erforderlich
Die Nennspannungen werden gemäß G.13 und 14 berechnet und den zulässigen Dauer- bzw. Be-
NRd= ANetto-fu,k = 23,6-36.0 = 618kN> 600kN
triebsfestigkeitsspannungen der DIN 15018 und DIN 4132 (für den Kranbau) und der OS 804
'1.25-YM 1.25-1,1
(für den Eisenbahnbrückenbau) gegenübergestellt.
Na chwei ~~chrau~verbi~n.ii ~echnu~_2..~_v~ante.....!...: Kra ft pro Schra ube (j ewei I s be i d-
Wie ausgeführt, ist die Ermüdungsfestigkeit im Gewinde von zugbeanspruchten Schrauben
seitig der Stoßfuge): 600/4=150kN.
gering. Bei schwellender Beanspruchung empfiehlt sich der Einsatz hochfester Schrauben
~herbeanspruc~g~ den ~_.<=_bf~e.!1....: Paßschrauben M20-5.6, Scherfugen im Schaft, zwei-
mit planmäßer Vorspannung. Zum Nachweis vgl. Abschnitte 9.6 und 9.7. 2
schnittig (m=2). ASch =n:-2,1 /4= 3.46cm 2 ; 0.0 =0,6: fu,b,k=50kN/cm 2
0,6'50
9.3.5.3 Beispiele zum Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 Tl (11.90)
Va,R,d = -1,1-- 3,46 = 94,4 kN, m= 2 : Ha,R,d = 2,94,4 = 189 kN > 150kN
Vorb~e~u~g~ Neben der abstandsabhängigen Regelung des Lochleibungsnachweises enthält
Loch 1ei b ~s ~n ~u~_il.':!. n..L..i.- m~g2.!a~ St37, f y, k=24 kN / cm 2 • Als ers tes wi rd geprü ft, ob
DIN 18800 Tl (11.90) gegenüber allen vorangegangenen Stahlbaunormen insofern eine weitere
die Kleinstabstände eingehalten werden (vgl. Tafel 9.2 unten, links):
Neuerung, als daß die Beanspruchbarkeiten der einzelnen Schrauben innerhalb einer Verbin-
= 40mm > mine] = 1.2d L = 1,2-21 = 25,2mm
el
dung überlagert werden dürfen; das gilt sowohl jeweils für die Grenzabscherkräfte der
= 40mm > mine2 = 1,2dL = 1.2-21 = 25,2 mm
e2
Schrauben innerhalb einer Verbindung als auch für die Grenzlochleibungskräfte der Schrau- = 80mm > min e3 = 2,4d L = 2,421 = 50,4 mm
e3
ben innerhalb eines Anschlusses (wenn die einzelnen Schraubenkräfte beim Nachweis auf Ab- = 60mm > mine = 2,2-d L = VZl = 46,2 mm
e
scheren berücksichtigt werden). Schließlich darf die Beanspruchbarkeit der Verbindung als Die gewählte Ausführung ist konstruktiv in Ordnung. - Bestimmung der o.l-Faktoren:
Summe der Beanspruchbarkeiten der einzelnen Schrauben angesetzt werden. Wird davon abwei- e2 = 40 mm > 1.5d L = 1.5-21 = 31.5 mm
chend eine gleichmäßige Auf teilung der Kräfte auf die einzelnen Schrauben unterstellt, e3 = 80 mm > 3,odL =3,0-21 = 63,0 mm
liegt der Nachweis auf der sicheren Seite, weil sich der Nachweis dann an jener Schraube Damit folgt für die Schrauben a und b (vgl. Tafel 9.2 unten, rechts):
orientiert, die die geringste Grenzkraft aufweist, wobei hierbei entweder Abscheren oder
Schraube a: o.t = 1.10 ~~ - 0,30 = 1.80 <3,0 _ Vl,R,d= 1.801:~4,o ,2.1-2.0 = 165kN (=I:VI,R,d) > 150kN
Lochbruch in den beteiligten Blechen in der jeweiligen Kraftrichtung maßgebend ist. Eine
60
Oberlagerung der Schraubengrenzkräfte einer Verbindung unterstellt, daß alle Schrauben Schraube b: o.l = 1.08, 21 - 0,77 = 2,32 <3,0 _ V = 2.32.24,° 2,1_2,0 = 213kN
t,R,d 1.1 --
ein großes plastisches Verformungsvermögen aufweisen und eine oder mehrere Schrauben, die
bereits ihre Grenztragfähigkeit erreicht haben, diese im Zuge der weiteren plastischen Lochleibungsbeanspruchung in den Laschen: St37 ' f y k =24kN/cm 2 • Es wird die Laschendicke
------------------
Verformungen solange halten, bis alle weiteren (zunächst weniger hoch beanspruchten) zu 10mm gewählt; die Summe der Dicken (2'10=20mm) ist gleich der Dicke des Zugstabes. Mit
Schrauben in ihrer Tragfähigkeit erschöpft sind. Nun ist die Verformungsfähigkeit auf Ab- dem Nachweis der Lochleibungstragfähigkeit im Zugstab ist damit auch der Nachweis in den
scheren eines Bolzens eher gering, sie liegt bei ca. 1/5 des Schaftdurchmessers (oder Laschen erbracht (wobei Schraube a in der Lasche der Schraube b im Zugstab entspricht,
vice versal.
weniger), bei Lochbruch (Ovalisierung und Lochaufreißen) ist sie eher groß. Im Zweifels-
Nachwe~~ Schraubenverbindung ; Berechnungsvariante I I:
falle empfiehlt sich, sich beim Nachweis auf die sichere Seite zu legen, s.o. Dann ist
auch gewährleistet, daß nicht bereits unter Gebrauchslasten erste plastische Verformun- Beanspruchbarkei t ~ Schraubenpaares aj-;;~gstab(;n;Pricht b in den Laschen): Maß-
gebend ist die Grenzlochleibungskraft 165kN pro Schraube.
gen innerhalb der Schraubenverbindung auftreten. Bei der Behandlung der Beispiele werden
im folgenden jeweils zwei Vorgehensweisen aufgezeigt: Beanspruchbarkeit des Schraubenpaares b im Zugstab (entspricht a in den Laschen): Maß-
~rJ2~e~~ Die Tragfähigkeit der Verbindung gilt als erschöpft, wenn unter der Annahme
gebend ist die Grenzabscherkraft 189kN pro zweischnittig beanspruchte Schraube. Die Summe
der Beanspruchbarkeiten der einzelnen Schrauben beträgt:
einer gleichmäßigen Kraftaufteilung die Grenzkraft in der am höchsten beanspruchten Schrau-
be erreicht ist. 2-165 + 2189 = 330 + 378 = 708kN > 600kN
Im Sinne der Berechnungsvariante I beträgt die Beanspruchbarkeit der Verbindung:
4·165=660kN>600kN.
- 506 - - 507 -
Interpolation:
~~r~n~ Weisen die Laschen im Vergleich zum Zugstab eine unterschiedliche Gesamtdicke 1.47 - 1.20 0.27 = 090 b 2.94 - 2.40 = 0,54 = 0.90
oder/und unterschiedliche Randabstände auf, sind die maßgebenden Lochleibungsbeanspruch- 1.50 -1.20 0,30 -'- ZW. 3.00 - 2,40 0,50-
barkeiten der Schrauben in den jeweils entg~gengesetzten Richtungen im Zugstab und in, den
(Der kleinere Wert ist maßgebend; hier sind beide gleich.)
Laschen zu bestimmen.
Die Grenzlochleibungskraft der Schraube b liegt mit 213kN ca. 30% über jener der maßge- (ll =0,87+ (1.32- 0.87)·0.90 = 0.87+ 0.41 =..l1ß. <3,0
benden Schraube a. Um eine gleichhohe Auslastung zu erzielen, kann der Lochabstand e ver- V = 1.28·24.D1o ,17 ='74kN>45kN
l,R,d 1.1 . . --'-, ;.:. . --'---'-'----'---'---'-
ringert werden; gewählt: e=50mm>46,2mm; damit gilt für Schraube b:
Schraube b hat dieselbe Tragfähigkeit.
50
(ll = 1.08 21 - 0.77 = 1J.Q ~hleibungsbeanspruchung im Flansch~ HE140A-Profils: t=8,5mm, St52, f ,k=36kN/cm 2 ,
y
(Bild 28d): (Konstruktive Auslegung i .0., s.o.). Für die bezogenen Abstände senkrecht
Dieser (ll-Wert ist gleich dem (ll-Wert der Schraube a. zur Kraftrichtung gi 1 t:
Setzt man die (ll-Formeln für Rand- und Lochabstand einander gleich, folgt: eZ/dl =o:>/d l = 0:>; e3/dl = 50/17 = 2,94 : ~'.~ - (ll =lli (SO)

e = 1.o2el + 0.44d l ( 21) Vl,R,d = 1.28,:f5,o.o.85 -1.7 = 50.5 kN > 45 kN


Das ist hier die Grenzabscherkraft der Schraube b. Die
Wird e 1 vereinbart und e nach dieser Formel gewählt, erhält man eine gleichhohe Lochlei_
bungsbeanspruchbarkeit der Außen- und Innenschraube. e 1 /d sollte in diesem Falle nicht Tragkraft der Schraube a ist wegen der einseitig höhe-
L ren Stützung größer; eine Berechnung dieser Erhöhung
kleiner 1,75 gewählt werden, um der Bedingung mine/d L=2,2 zu genügen. - Wird umgekehrt
verfahren, d.h. e vereinbart und e 1 gemäß ist nach dem Regelwerk DIN 18800 Tl (11.90) nicht mög-
lich, deren Berücksichtigung wäre auch nicht sinnvoll.
el = 0.98·e - 0.42·d l (22)
Nach~_:...!s de~c~~n....':'..::..:b~u~ Berechnunqsvariante_
gewählt, ergibt sich wiederum eine gleichhohe Lochleibungstragfähigkeit der Schrauben. 11: Da die Schrauben nebeneinander und nicht hinterein-
Die Einhaltung der Bedingung mine/d L=2,2 sichert dabei, daß der Bedingung minel/dL~ 1,2 ander liegen, ergibt sich gegenüber Berechnungsvarian-
genügt wird. Merkregel : te I kein eigentlicher Unterschied. Maßgebend ist in beiden Richtungen Lochbruchversagen:
e = e, + 0.45A; e, = e - 0.4od l ( 23)
Knotenbl ech (St37): 3'47,4=142 ,2kN>135kN; Stützenfl ansch (St52): 3·60,5=181 ,5kN>135kN.
Indem die Bolzen- und Lochleibungstragfähigkeiten gleichgesetzt werden, erhält man weite- Anmerku~ Bei einschnittig ~g~tüt~e~ Verbindungen ist DIN 18800 Tl, Element 807, zu
re Hinweise zur optimalen Auslegung der Verbindung. beachten!
.1.: -.!? ~ el.e.!.-.:

tJ
Anschluß einer Zugstange ~30 mittels Knotenblech an den Flansch eines HE140A- Bild 29 zeigt die einschnittige Schraube; die Klemmlänge beträgt:
Stützenprofils. Der Anschluß erfolgt im Ik = 10 + 85 = 185mm >15mm 1= 45 mm gewählt
I + Stützenfuß; das Profil kann hier als dreh-
. • <20mm

l=10mm
:~ starr angesehen werden. Im YF-~-fachen Oie Länge der Schraube wird aus der in DIN 7068 enthaltenen Tabelle in Abhängigkeit von
N=135kN I I lk entnommen. Das Gewinde endet innerhalb der 8mm dicken Unterlegscheibe.
- ~T- :-4)
Lastfall betrage die Zugkraft in der Stan-
ge N=135kN, vgl. Bild 28. Gewählt: SlP-
3. Beispiel: Anschluß einer..JL Strebe (2..JL55x6) an ein 12mm dickes Knotenblech, St37;

~jjjF-~
a) $0- l~
I
Verbindung. vgl. Bild 30.
Die Zugkraft unter
~chwe~~~s~g~U!]U
+ A=n:3.o 2/4 = 7.o7cm 2 ; fy,d =24.0/11 =21.82 kN/cm 2;
YF-~-fachen Bemes-
c) d) sungslasten betrage
8.5 b) Bild 28 NR,d= 7.07· 21.82 = 154 kN > 135 kN M a) t=12mm b) N=175kN. Es wird
eine SL-Verbindung
F~+--~
~h~s~s~o~~c~s~m~~ Rundstan~ (Bruchl iniel): mit 3 Schrauben M16
A=24.0-1.0 =8.0 cm Z; NR,d=8,o 21.82 = 175 kN > 135 kN gewählt, d L 17mm.
Nachweis entlang der Schraubenreihe (Bruchlinie 2): J-100---1 "Gelenk" c) Bi ld 30 ' d)
A-!J.A = 1.0 (15.0 - 3-1,7) = 9,9cm 2> 8.0 cm Z Nachwe~~~stab~ Die Schwerachse liege auf der System-Netzlinie, der Stab bleibt
Nac~i ~e~ch raubenverb i n~ ~rechn~s~_~...r:i~t.!:_J.:
Kra ft pro Sch raube: 135/3=45kN. momentenfrei (vgl. Abschnitt 15.3.2). Wenn die Zugkraft bei einem Winkel querschnitt durch
~erbeanspruchung~d~chrauben:Paßschrauben M16-5.6, Scherfugen im Schaft; ein- unmittelbaren Anschluß eines Winkelschenkels eingeleitet wird und mindestens 2 Schrauben
schnittig (m=1). 0.550 in Kraftrichtung hintereinander liegen, darf nach DIN 18801 die Außermittigkeit unberück-
2
ASch =n:1.7 /4 = 2,27cm2 ; (la = 0.5; fu,b.k = 50 kN/cm 2 ...... Va,R.d = -1-.1- 2.27 = 51.9 kN > 45 kN sichtigt bleiben, sofern die aus der mittig gedachten längs kraft stammende Zugspannung
~hl eibungsb~spruchung......:!..f!l..Knotenbl
ech: t=10mm, St37, f y,k=24kN/cm 2 (Bi ld 28c): den Wert 0,8'zulO (im Sinne DIN 18800 Tl, 03.81) nicht übersteigt. Dieser Ansatz wird
Oberprüfung der konstruktiven Auslegung: analog berücksichtigt:
A-!J.A = 2{5.31 - 0,51.7) =2(5J1-1.o2) = 2·5,29 = lo.58cm 2
el =25 mm > minel =1.2·d L = 1.2 ·17 = 20,4 mm
ez =25 mm > mlnez =1.2·dl = 1.2 ·17 = 20,4 mm
e3 = 50mm > mine3 =2,4-d l =2.4 ·17 =40.8 mm
Von fy,k = W = 21.82 kN/cm 2

Die gewählten Lochabstände sind zulässig. - Lochleibungstragfähigkeit in der Schraube a: wi rd 80% angesetzt: NR,d= 0,8,21.82,10.58 = 184kN > 175 kN
ezldl = 25/17 = 1.47 <1.5 ; 83/dl =50/17 =2,94 <3.0 ~hwei ~r~h~benverb i ndung ~rechnungs va ri an.!.!:.........! Kraft pro Sch raube: 175/3=58 ,3kN.
Oie (ll-Faktoren ergeben sich zu: >1.2 > 2 .4 Infolge der Exzentrizität Wurzel maß w minus Schwerpunktabstand e entsteht ein Anschlußmo-
ment, das auf das Knotenblech abgesetzt wird, sofern dieses starr fixiert ist. Bild 30c
tür ez= 12d l U. e3=2.4d l ...... (ll= 0.73fi - 0,20 = 1.07-0,20 = 0,87 zeigt das Berechnungsmodell . Das Moment folgt aus:
für ez =1.5dL u. e3 =3,0 dL...... (ll = 1.10.11- - 0,30 =152 - 0,30 = 1R W- e = 3,00 1.55 = l,44cm ...... M= 175·1.44 = 252 kNcm
- 508 - - 509 -
reich 1 ,2~e2/dL~ 1 ,5, vgl. Bild 33. Die Interpolationsformel für a l lautet für diese Spanne:
al = (0,73t - 0,20) + (1.23~~ - 0,33J)( ~~ -1,2) (1.2 ~ ~~ d5)
Das Moment wird über den Hebelarm 2'5,0=lO,Ocm abgese~t_z_t~:~__~
Es ist ratsam, e 2 eher kleiner abzuschätzen, als es den geometrischen Abständen entspricht.
F" :!: M/9,0 " 252/100 " 25.2 kW _ N" 158.32 + 25.2 2 ' ,,63.5 kN
Man liegt in jedem Falle auf der sicheren Seite, wenn für e 2 der Normalen-Abstand zwischen
N ist die resultierende Kraft in den beiden außen liegenden Schrauben; hierfür wird aus-
Loch und benachbartem Rand gewählt wird. ~l~3~ Das Moment M=F'a ruft die gegengleichen
reichende Tragfähigkeit nachgewiesen.
Kräfte Fa/b hervor, die mit F/2 zur resultierenden Schraubenkraft zusammenzusetzen sind.
~erbe~p~~~ d~S~a~n-= Schrauben M16-4.6, Scherfugen im Schaft, zwei schnit-
Im Konsolblechbereich tritt vor der Schraube a die höchste Lochbruchbeanspruchung auf
ti g (m =2) . _ _ 2 _ 2 _. _ 2 0,6,40
Aa - AS ch-n:1.6 /4 - 2,01cm ; aa - 0.6, fu,b,k -40.0 kN/cm -Va,R,d" 2 '-1-.1-,2.01 "87.7kN > 63~ (Teilbild cl. Formal wäre es zulässig, von e, und e 2 gemäß Teilb1ld e auszugehen; auf der

Lochl~_2_~,y~b~p~~~den W~lschenkelr:...:.. Die resultierende Schraubenkraft ver-


sicheren Seite liegt die Rechnung, wenn für e, und e 2 die im Bild mit e; und e bezeichne- 2
ten Normalenabstände angesetzt werden.
läuft in der vorderen Schraube nicht in Stablängsrichtung sondern unter einem Winkel.
Bild 33 verdeutl icht, daß es stets günstig ist, das Abstandsverhältnis e 2 /d L>1,5 (und
Bild 30d verdeutl icht, daß es im vorl iegenden Falle dennoch gerechtfertigt ist, von den
e 3 /d L>3,0) zu wählen; sobald man darunter liegt, kommt es zu einem starken Abfall der
auf die Längsrichtung bezogenen Abständen auszugehen:
Lochleibungstragfähigkeit.
el ,,40 mm > min e, "1.2d L "1.217,, 20.4mm
ez " 25 mm > min ez " 1.2dL " 1.217" 20,4 mm

IimJ
e ,,50mm > mine ,,2.2·dL "2.2-17"37,4mm ee4
Für Schraube a (hier maßgebend) berechnet sich der al-Wert zu: b b ' "'1 +--+--+----+---i -++---IIHll'lf---+-----i
eZ/dL" 1.2: al" 0,73 40 - 0.20 " 1.52 147 120 a e e -::::-tII\lI~_--!I---+--\
17
..!2 "_,,
dL
25 1 47
17 .
_
ez/dL" 1.5: al" 1.10 i~ -
0,30
Interpolation: ' - ,
1.50 -1.20
" 0,90
Bild 34 a)'-L.. . e-+l- - - - - I

al" 1,52 +0,90 (2,29 -1,52) " 1,52 + 0,69 "m - Vl,R,d" 2,2~t,O( 20,6)1,6 "92,6 kN> 63,5 kN Handelt es sich um eine Gruppe mit versetzten Schrauben, sind drei mögliche Lochbruchver-
sagensformen zu unterscheiden; sie sind in Bild 34 mit a, bund c bezeichnet. Während der
Lochleibungsbeanspruch~im Knotenblec~t=12mm: Da t=12mm gleich der zweifachen Schen- Ansatz der Randabstände relativ sicher ist, treten Probleme beim Ansatz von e der hinter
keldicke (2·6=12mm) und e /d =~ ist, erübrigt sich ein weiterer Nachweis. der ersten Schraubenreihe liegenden Schrauben auf. In solchen Fällen empfiehlt sich das
2 L
Nachwei~~~auben~b
~u~ ~e~n~riante~ in den Teilbildern c und d eingetragene Maß als e zu wählen, also nicht den Abstand bis
Die Grenzlochleibungskraft der Schraube b ist höher als die der Schraube a (e=50mm): zu der in Kraftrichtung jeweils vorgelagerten Schraube. Mit der Wahl von e liegt man auf
50
al,,0.72 der sicheren Seite .
W -0,51"1.61 Interpolalion:
..5!L
. 147-120,.,
-'--'-" 0,9u
al" 1.08 17 - 0,77" 2.41 1.50 -1.20 ~._~~~e2: Anschluß eines I-Trägers an eine I-Stütze (St37), (Bild 35): Im YF-~-fachen

al,,1,61+0,90(2.41-1.61),,2.33 _ VI,R,d" 2.3i;24.0(20,6)1,6 ,,97,6kN -t 35 130 35 Las tz us t a nd be t rag e die Ans c h 1 uß-
querkraft Q=400kN. Es wird eine
Maßgebend bleibt die Grenzscherkraft in der zweischnittig beanspruchten Schraube (87,8kN);
gegenüber Berechnungsvariante I besteht kein Unterschied. Außerdem vermag die Schraube b
I I
a I
j
b .
1
SL-Verbindung 4 M20-8.8 gewählt.-
Um die Schraubenlagerhaltung zu
aufgrund ihrer Lage an der Aufnahme des Exzentrizitätsmomentes nicht zu beteiligen. i,! I
vereinfachen, werden für einfa-

Anm~kung~ ~'~I-'-'-I
r-.;o:::-
chere Hochbaukonstruktionen viel-

~:
fach Schrauben mit (bis zum Kopf)
\ 1,,12mm durchgehenden Gewinde eingesetzt.
~ I
~-~
!PE .. -sm I cl
Davon wird im folgenden ausgegan-
gen, d.h. die Scherfuge liegt

a) c) =-1- 1--1--
19 a) Bild 35
im Gewindebereich, Lochdurchmes-
ser d L=22mm.
l..t4J

Bild 31 a) b) c)
~
2

Bild 32
"a
F'll

b)
/'f
Im Gegensatz zu den ehemal s gültigen Normen verlangt der in DIN 18800 Tl (11.90) geregel-
d) e)
~h~s der Schra~n~bindunL....Jlerechnungsvaria~
fäll t: 400/4=100kN.
~ Auf jede der vier Schrauben ent-

~erbeanspruchung~Schrauben: Spannungsquerschnitt im Gewinde und Nachweis:

M20: ASp "2,45cm2 ; FK 8.8 :aa" 0,60: Va,R,d" 0,61~802,45 "106.9 kN > 100kN

te ~2!and~b~~g~g~Lochleibungsnachweis hinsichtlich der möglichen Versagensformen eine Loc~~l!_':'jp~ar~_~~h~~ Maßgebend ist das Stirnblech mit t=12mm (Stützenflanschdicke
al jeweils getrennte Betrachtun9 der an der Kraftabtragung be- 19mm und e 2 größer als im Stirnblech). Man überzeugt sich, daß die konstruktiven Aufla-
teiligten Teile. Hierbei ist es zweckmäßig, sich über die zu gen hinsichtlich der zulässigen Kleinstabstände von den in Teilbild c eingetragenen Maßen
o•73·!L
dL -020
• 110·!L
, dL -030
. erwartenden Lochbruchformen eine (plausible) Vorstellung zu eingehalten werden. Nachweis:
machen, wie dieses in den Bildern 31 und 32 angedeutet ist: ez/dL" 35/22 " 1.59 >1.5; eidL" 130/22 "5,91> 3
Bild 31: Die Stirntiefen e, in Kraftrichtung lassen sich im
Stab und im Knotenblech jeweils relativ einfach angeben; Schraube a: al" 1.10· ~~ - 0,30 ,,2,95< 3,0; Schraube b: al "1.08,1~~ - 0,77 "4,14> 1!
vgl. die schraffierten Lochbruchbilder. Schwieriger ist die
Schraube a ist maßgebend: 2,95,24
o 1,2 1,5 Angabe des seitl ichen Randabstandes e 2 . Von diesem geht ein Vl,R,d " -1.1-1.22,0 " 154 kN >100kN
Imin)
wesentl icher Stützeffekt aus; das gilt insbesondere im Be-
Bild 33
- 510 - - 511 -
Nachweis des Stirnbleches: Das Stirnblech wird mit Doppelkehlnähten an den Trägersteg an- ~w~d~chraubenverbindung: Die Laschenkraft Zo 1667kN wird
Berechnungsvarian~:
----- -- ----
geschweißt. Die Kraft wird über die Höhe der Stirnplatte (350mm) gleichmäßig abgesetzt, auf die sechs Schrauben gleichmäßig verteilt: 1667/6=278kN.
Stegblechdicke s010,2mm. (Vgl. Abschnitt 4.,3.2, G.57): ~rbeanspruchu~e~hrauben Scherfuge liege nicht im Gewindebereich):

1: = ~ = 11.4 kN/cm 2 < t Rd = .;;"4 = 12.6 kN/cm Z v. = 0,55,100. 6,16 = 308 kN > 278 kN
1.035 ' V 31.1 a.R.d 1.1
Schubspannungsnachweis in der Stirnplatte entlang einer vertikalen Lochreihe: A=1,2· ~eibungsbeanspruch~im Trägerflansch: t=22,5mm, d =28mm.
L
(23-2·2,2)022,3cm' _t 0200/22,3 0 9,OkN/cm'. Prüfung der Abstandsverhältnisse (Bild 37b):
Nachw~~ Kehl~h~ Nahtdicke 4mm. (Vgl. Abschnitt 8.7.1.6): e,/d L = 60/28 = 2.14> min e,/d L =1,2 >1.5 <3.0
a= 4mm; Aw= 2o,434=27.2cm 2 - . . eZ/dL = 50/28 = 1.79> mineZ/d[ =1.2
HE 300 B
e3/dL =200/28 = 7.14 > min e3/dL =2.4 >3.0
e Id[ = 90/28 = 3.21> min e/d[ = 2.2 < 3.5
400 2 0,9524 2
j t ll = 27,2 =14.7 kN/cm < °W,R,d = -1-.1- = 20,7 kN/cm Die Auslegung ist in Ordnung.
Schraube a: Cl[ = 1.10 2.14 - 0.30 = 2.05 (maOgebend)
-(
In Bild 36 ist die Lage der Unterlegscheiben im Anschlußbe-
reich von Stützenflansch und Stirnblech dargestellt. Man
Schraube b: Cl[ = 1.08·3,21 - 0,77 = 2,70

erkennt, daß die Unterlegscheiben außerhalb der Steg-Flansch- 2,05·24


V[,R,d = -1.-1-·2,25·2,8 = 282 kN > 278 kN
Bild 35 Ausrundung des Stützenprofils liegen.
~Lochl ~ngsbeanspruchung~ d~Lasche (t=30mm) ist wegen des doppel t-symmetrischen
Nachweis der Schraubenverbindung: Berechnungsvariante 11:
Schraubenbildes nicht maßgebend.
"i)"i;;" ~n~chleibungskraft~ Schraube b beträgt: - - - V = 3.0024,01220 = 157kN
l,R,d 1.1" -- ~ckkontakt (vgl. DIN 18800 Tl (11.90, Abschnitt 8.6)): Die Flansche werden plan bearbei-
tet und die Kontakt-Stirnbleche, t=12mm, mittels Kehlnähten angeschweißt. Druckkraft im
Einschließlich Schraube a gilt: 2·154+2·157=308+314 0622kN. Maßgebend ist die Summe der Flansch D=1667kN.
Grenzabscherkräfte mit 4·106,9 0427,6kN. Somit ergibt sich keine Änderung gegenüber Be-
rechnungsvariante I. AFlansch = 2.25·3.0 =67,5 kN/cmZ - . . ° = 1~~,~ Z
= 24,7 kN/cm < 26.2 kN/cm
Z

f-- 252--J ~._~..!..s2.!!~~ Biegesteifer Stoß Anschluß der Kontakt-Stirnbleche an die Stege der HE360B-Profile mittels Kehlnähten, a=5mm,
eines I-Trägers über einer Stütze, 1 =275mm:
t = ~ =15,5 kN/cm Z < 0,95·24 = 20,7 kN/cm Z
w
St37: Unter YF-~-facher Bemessungs-

m
b b ll 2·0,527.5 1.1
last gelte: Stützmoment: Mo-600kNm,
1=12mm_~~ Auflagerkraft: B02·425 0850kN,
Schubspannungen im Steg der HE360B-Profile:
Gleichlast auf dem Träger: q o 100kN/m. t = ----:4=25'___=_ = 12,4 kN/cm Z < t Rd = . j;4 =12,6 kN/cm Z
, y31.1
HE360B-~37 Es wird die in Bild 37 gezeigte Aus- 1.25·27,5
führung gewählt. Der Zugflansch wird Da die Druckkontaktkraft allein vom Druckflansch aufgenommen wird, ist ein Vergleichs-
o '
Bruchlinie 1 durch eine Lasche gestoßen: SLP- spannungsnachweis im Steg entbehrlich.
al -JL
cl Verbindung mit jeweils 6 Schrauben Zwischen den Stirnblechen und zwischen Unterflansch und Stützenkopfplatte werden Schrau-
M27-10.9 zu beiden Seiten des Stos- ben M16 konstruktiv angeordnet. Sofern mit Horizontalkräften zu rechnen ist (auch Stabili-
ses. Auf der Druckseite wird ein sierungskräfte! ), sind Stütz knaggen anzuordnen, vgl. Bild 37c.
Kontaktstoß gewählt, der durch zwei Nachw~d~.::_.~.chraubenverbindung :~chnungsvarian~
Schrauben konstruktiv gesichert Die Grenzlochleibungskraft in der Schraube b beträgt:
wird. 2,70·24
V[,R,d = -11- 2.25·2,8 = 371 kN
Nachweis ~ Träg~ in d~~h-=
~ i ~ Abstand zwischen Stoßfuge Maßgebend ist Bolzenabscheren. Die Summe der Grenzkräfte beträgt: 2·282+4·3080564+1232=
Bild 37 und Bruchlinie: 252mm. Biegemoment 1796kN>1667kN. Das setzt einen Mischbruch voraus. Variante I ergibt als Beanspruchbarkeit
in der Ebene der Bruchlinie und F=450kN der Schraubengruppe: 6·282=1692kN>1667kN.
Nachweis (vgl. Abschnitt 4.2.2): Um den Einfluß des Schraubenschlupfes auf die
M= - 600 + 425,0,252 - 1000,2522/2 = - 600 +107.10 - 3.18 =- 496,08 kN m. Größe des Biegemomentes zu prüfen, wird das in
B al Bild 38 skizzierte Problem gelöst. Für das Ein-
I -t:.! = 43190 - 2-2.8.2.25.16.875 2 =43190 - 3588 = 39602cm4

_--_ m~ -----o~o+,
spannmoment folgt:
° = ~~~~~18 = 22,6kN/cmZ<oR,d = -,251.1
36
1 = 26,2kN/cm
2
3
,,:' ;;; bl MS = -16 4507.0 = 590.6 kNm
Nachw~ der Zuglasche, t030mm: Der innere Hebelarm zwischen Mitte Druckflansch und Mitte
Zuglasche beträgt: 360 _ 2~.5 + 30 = 363.75mmzO,36m Das Problem steht stellvertretend für einen
Xl =1 )8.7 50 36632
! P I I I I I I]::
2 i i 'n·em] cl Zweifeldträger mit einem Trägerstoß gemäß Bild
600 ~0.868 37. Die Zugkraft in der Lasche wird als sta-
Nachweis: 2=0= 0.36 =1667kN tisch Unbestimmte Xl vereinbart, Teilbild b.
F=450~ '3645
Bild 38 78750 lkNcm] d1 Die Lasche hat den Querschnitt 3·3D=90cm'. Sie
A-t:.A = (30 - 2·2,8),3.0 = 73.20cm
Z
-.. °= ~~~;o = 22,8 kN/cm Z< 26.2kN/cm Z greife im Schwerpunkt des Schraubenbildes an;
- 512 - - 513 -
damit beträgt ihre rechnerische Länge bis zur Stoßfuge: 12+60+90=162mm; die Teilbilder c Anme~1..:.. Soll eine Zugstrebe
und d zeigen die Momentenflächen im Grundsystem. Im einzelnen ergibt die Rechnung (auf
deren detaillierte Wiedergabe wird verzichtet):
1
610 = - 5.6857·10- cm, 611 = 3,45805·10 cm/kN
-4 1 in Form ei nes I - oder [ -Profi 1s
über eine Kopfplatte angeschlos-
sen werden, wie in Bild 40 darge-
stellt, läßt sich wegen des spit-
Für den Schraubenschlupf der SLP-Verbindun9 wird nach DIN 18809 (09.87, Abschn. 5.4.2)
0,2mm für die Schrauben9ruppe angesetzt; das ergibt:
I zen Zwickels kein symmetrischer
Schraubenanschluß ausbilden. Um
l
510 = - 5,4857.1O- cm die Biegebeanspruchung in der
Laschenkraft und Stützmoment:
I Kopfpl atte zu minimieren, wird
ohne Sc h 1 u Pf: Xl =1644 kN, MS= - 616.5 kN m man die Schrauben so nahe wie
Bild 40 möglich an die Flansche legen.
mit Schlupf: XI=1586kN, MS=-594.8kNm
In Fällen wie diesen stellt sich
Wegen des im Vergleich zur Trägerhöhe (bzw. Flanschabstand) größeren Hebelarms bis zur die Frage, ob die Exzentrizität zwischen dem Schwerpunkt des Schraubenbildes und der Stab-
Lasche ergibt sich im Falle des schlupffreien Anschlusses ein etwas höheres Stützmoment achse berücksichtig~ werden muß. Deutet man die Anschlußteile als starre Scheiben, die
als 590,6kNm. Durch den Schlupf fällt es etwas ab. Die Einflüsse kompensieren sich. In sich (im Versagensfall ) translatorisch zueinander verschieben (Teilbild b), erkennt man,
DIN 18800 Tl (11.90) heißt es im Element 733 (Anmerkung 1): "Bei Durchlaufträgern, die daß die Scher- u~d Zugbeanspruchung in allen Schrauben gleichgroß ist: Bild 41 möge den
über der Innenstütze mittels Flanschlaschen gestoßen sind, kann die Durchlaufträgerwir- Sachverhalt verdeutlichen: Die höhere
kung durch zur Trägerhöhe relativ großes Lochspiel stark beeinträchtigt werden". Bei Außen- Zugbeanspruchung erhält die Schraube mit
laschen mit Paßschrauben ist das offensichtlich nicht der Fall. Das Problem wird relevan- der geringeren Exzentrizität, der Unter-
ter, wenn der Stoß mittels Innenlaschen überbrückt wird. I .~. schied im Vergleich zur anderen Schraube
ist indes gering. (Vgl. 2. Beispiel in
§..:....ll.~s..E.!~.:. Schraubenverbindung einer Anschlußkonstruktion, St37 (Bild 39): Der Bolzen-
anschluß ist keine Schraubenverbindung, vgl. Abschnitt 10. r~ ~. Abschnitt 9.4.4.3.)
Im Bemessungsfall werde V=H=300kN abge- I .~. ~
setzt. Es wird eine SL-Verbindung "
J'L
/

!! 2 __ 4 M24-8.8, d =25mm, gewählt. Schraube Bild 41 a) b)


I~ L

·
1-(
2 H a ist maßgebend (Berechnungs variante 9.4 GV- und GVP-Verbindungen

~r
I). Scherkraft infolge V: 300/4=75kN, Gleitfeste Verbindungen werden mittels planmäßig vorgespannter Schrauben ausgeführt. Die
Zugkraft infolge H: 300/4=75kN; Vorspannung der Schrauben wird sehr hoch eingestellt; die Streckgrenze des Schraubenmate-
I~
2' 2'_ ZU9kraft infolge M=V'0,18=300'0,18=54kNm: rials wird'nahezu erreicht. Es werden hochfeste Schrauben der Güte 10.9 verwendet*).
Als Druckpunkt wird die Mittellinie Die Schraubenköpfe und Muttern sind größer als bei den normal festen Schrauben (Abschnitt
l- 160n_ t.-
des horizontalen Stützbleches gewählt. 9.2.2). Für die Anordnung der Schrauben, die Wahl der Durchmesser und Klemmlängen und die
Bild 39 40 b)
Der innere Hebelarm beträgt (vgl. Teil- Fertigung der Löcher gelten die Ausführungen des Abschnittes 9.3.2 unverändert.
bild d): 275mm. Damit folgt: 54/2·0,275=98,2kN. Summe der Zugkräfte: 75+98,2=173,2kN. Die
9.4.1 Fertigung der GV- und GVP-Verbindungen [22-34]
Scherfuge liege außerhalb des Gewindes.
Nach Einprägung der Vorspannung stehen die zu verbindenden Teile unter Druck, die Schrau-
Scherbea.':_~.E.r~~
Z ben unter Zug. In der Kontaktfläche entsteht ein Reibschluß, d.h. eine Haftreibung durch
(la = 0.6; fu,b,k= 80 kN/cm Z; ASch= 4.52cm
Mikroverzahnung. Diese ist vom Lochspiel unabhängig, ein gewisses Lochspiel (z.B. 2mm)
0.6·80 ist daher unbedenklich. - Der Reibbeiwert ist von der Beschaffenheit der Kontaktflächen
Va,R,d = -1.-1- 4.52 = 197.2 kN > 75 kN
abhängig. Bei GV- und GVP-Verbindungen werden diese gezielt behandelt.
ZU9be~~h~ Berechnung der Grenztragkräfte im Schaft und im Gewinde (G.18):
Der Bestimmung des Reibbeiwertes ~ wurden diverse experimentelle Untersuchungen gewidmet;
1 (Schaft): fy,b,k = 64kN/cm 2 ~ al,R,d = 1~\1 = 52.9 kN/cm
z~ NR,d=4.52·52,9 =239.1 kN wegen der ausgeprägten Abhängigkeit des ~-Wertes von der Oberflächenrauhigkeit der Reib-
partner streuen die mitgeteilten Werte nicht unbeträchtlich. Bei St52 liegen die Werte
2 (Gewinde): fu,b,k =80 kN/cmZ ~ aZ,R,d = 1,~~ll = 58.2 kN/cm Z ~ NR,d= 3,5358.2 = 205.5kN
etwas höher als bei St37 (was auf der größeren Härte des St52 beruht), doch ist die Er-
Nachweis: 205,5kN > 173.2kN höhung nur schwach signifikant. - Bei unbehandelter Walzhaut liegt ~ zwischen 0,25 bis
0,35, bei Reinigung mit Drahtbürste gilt der obere Wert. Bei Strahlung mittels Flamme
überlagerung der Scher- und Zugbeanspruchung im Schaft (=Scherfuge): oder Strahlmitteln (Stahlgußkies, ehemals auch Quarzsand) wird ~=0,50 bis 0,65 erreicht.
(..15...-)Z
+ (173.2)Z =01446 + 0.5247 = 0.6693 < 1 Dieser Wertebereich gilt ebenfalls bei anschließender Auftragung einer gleitfesten Be-
197.2 239.1 . schichtung. Bei verzinkter Oberfläche wird nur 0,10 bis 0,15 erreicht; diese geringen Wer-
Lochl ei bungsbeanspruchung im Anschl ußbl ech, t=16~ te gelten auch für Beschichtungen auf Leinöl- oder Kunstharzbasis! Bei den vorstehenden

el/d = 901Z5 =3.6 > 3,0; eZ/dL =


L
i~ = 1.6> 1.5; (ll =1.10· 3.0 - 0.30 = 3,00
Werten handelt es sich um Mittelwerte; der Variationskoeffizient beträgt etwa 0,06 bis
0,08; genauere Angaben findet man in 13,22,23,31,32,33,35].
Vl,R,d = 3·~.i24. 2,4-1,6 =157.11.6 = 251.4 kN » 75 kN
*) In DIN 18800 Tl (11.90) ist nicht explizit ausgewiesen, ob auch Schrauben der Güte
Auf weitere Nachweise wird in diesem Rahmen verzichtet. 8.8 für GV- und GVP-Verbindungen eingesetzt werden können. In DIN 18800 T7 fehlen dazu
Angaben für die einzuprägenden Vorspannkräfte. Zweckmäßig ist die Beschränkung auf 10.9
Sc h ra ub en.
- 514 - - 515 -
Die Strahlung mittels Flamme oder Strahlmitteln bewirkt eine Reinigung und Aufrauhung
der Oberfläche. Flammstrahlen ist aus der Sicht der Fertigung einfacher: Der Brenner wird 0) Schraube, Mo S2 - geschmiert My = 0,250 kN m = 25 kN cm
mit ca. 30% Sauerstoffüberschuß eingestellt"und die Vorschubgeschwindigkeit zu 1 bis 2m/ bJ Schraube, leicht geölt: My = 0,350 kNm = 35 kN cm
min gewählt. - Ein zu langes Strahlen, insbesondere mit zu feinen Strahlmitteln, ist ungün- Hieraus kann auf folgende k-Faktoren geschlossen werden:
stig, weil dann die Gefahr besteht, daß die Oberfläche geglättet wird. 0) k= 25/1001,6 = 0.156; b) k = 35/1001,6 = 0.219
Die Entwicklung der gleitfesten Schraubenverbindungen basiert in der Bundesrepublik
Zur Vorspannkraft Fy =100kN gehört eine Nennspannung im Spannungsquerschnitt des Gewindes
Deutschland in erster Linie auf Versuchen von STEINHAROT, MöHLER und VALTINAT [22,231
von 0=100/1 ,57=64N/cm 2 =640N/mm 2 =0,75·ß S ' - Beim Anziehen der Schrauben werden zusätzlich
sowie von KLöPPEL und SEEGER [36,371. Dem Entwicklungsstand folgend wurden die Berech-
zu den Zugspannungen Torsionsschubspannungen eingeprägt. Letzter~ fallen bei kürzeren
nungsanweisungen in den sogen. "HV-Richtlinien" des DASt fortgeschrieben: 1. Ausg. (1956),
Schrauben höher als bei längeren aus. Bedingt durch die Torsion ist die Anstrengung der
2. Ausg. (1963),3. Ausg. (1974), 4. Ausg. (1976): DASt-Ri 010 (Anwendung hochfester
Schraube höher, als es die Zugspannung aus der Vorspannkraft allein erkennen läßt. Wenn
Schrauben im Stahlbau). Nunmehr maßgebend ist DIN 18800 Tl und T7. Als Rechenwert für ~
Fv den Wert 0,7.ß sASp annimmt, erreicht die aus Zug und Torsion zusammengesetzte Vergleichs-
war für flamm- und sandgestrahlte Flächen ehemals festgelegt:
spannung etwa den Wert 0,9'ß s 'A sp ' Unter 100kN beträgt die Spannung einer Ml6-Schraube
1956,1963: st 37: j.L = 0,45 : st 52: j.L ~ 0,60 im Spannungsquerschnitt: 64kN/cm 2 , das ist 71% von 90kN/cm 2 (s.o.). Daraus wird erkennbar,
1974 St 37 j.L = 0,50; 5t52 j.L ~ 0,55 wie die Normenwerte FV vereinbart wurden. - Würde man eine MoS 2 -geschmierte Schraube
Heute gilt einheitlich ~ 0,5. - Dieser Rechenwert setzt voraus, daß die Reibflächen im fälschlicher Weise wie eine leicht geölte Schraube mit 0,350kNm vorspannen, wäre die Be-
Augenblick der Verschraubung trocken und frei von Rost, Staub, öl und Farbe sind. Ggf. anspruchung real (im vorbehandelten Beispiel):
vorhandener Flugrost, der sich nach dem Strahlen (oder gleitfestem Anstrich) niederge- Fy -- 35 = 140 kN - 0 =89.2 kN/cm 2 = 892 N/mm 2 = ßS
schlagen hat, ist mittels Drahtbürste zu beseitigen. Nach der Oberflächenbehandlung dür- 0,156,1,6
fen Bohrwasser oder öl zum Aufreiben der Löcher nicht verwendet werden. - Scheiben und
Die Schraube wäre also überelastisch angezogen.
Gewinde sind vor dem Einbau leicht zu fetten oder zu besprühen. Verunreinigungen der Kon-
In [39) wird über eine Schraubenmomenten-Meßvorrichtung berichtet, mit der die Auf teilung
taktflächen sind dabei unbedingt zu vermeiden! Grundsätzlich empfiehlt sich eine Strah-
des Anzugsmomentes MV der Schraube in das Reibungsmoment MK unter dem Schraubenkopf und in
lung und ein gleitfester Anstrich im Werk, ggf. mit einer anschließenden Folienabdeckung.
das Reibungsmoment MG im Gewinde gemessen werden kann. Die Messungen zeigen, daß erheb-
Die gleitfesten Beschichtungsstoffe sind relativ teuer und erlauben nur eine zeitlich be-
liche Abweichungen vom Sollwert der Vorspannkraft auftreten können, und daß diese stark
schränkte Bevorratung. Sie müssen den Technischen Lieferbedingungen (TL) Nr. 918300,
von den jeweiligen Reibungsverhältnissen an der Kopfauflage und im Gewinde abhängen; vgl.
Blatt 85, der DB entsprechen. Die darin unter Abschnitt 21 geforderten Reibbeiwerte müs-
hierzu auch [61.

'1
sen durch ein Zeugnis einer anerkannten Materialprüfanstalt belegt sein; diese Prüfung
Stoß Bei großen Schraubenbildern
ist mindestens im Abstand von 3 Jahren zu wiederholen. Bei den gleitfesten Anstrichen
werden zunächst die inneren
handelt es sich um Alkal i-Silikat-Zinkstaubfarben. Wenn durch Versuche belegbar, dürfen
nach DIN 18800 Tl (11.90) auch Reibbeiwerte >0,5 angewendet werden.
Es wurden auch schon VK-Verbindungen (~orgespannte und ge~lebte Schraubenverbindungen)
€ SI'b""hl," ,.
Knotenblech i
Schrauben angezogen, damit
die Bauteile der Querquet-
b a a a b a a a b a b schung zwangfrei folgen kön-
getestet. Hierbei wurden die Verbindungsflächen mit einem Zweikomponentenkleber, der mit 0) b)
Bild 42 nen. In Bild 42 sind dieses
Stahl kies oder Korund gemagert war, versehen; die Einlagerungen wirken wie kleine Dübel,
die Schrauben a. Bei größeren Schraubenbildern sind die Schrauben in überspringender Rei-
wodurch sich die übertragbaren Reibkräfte gegenüber einer normalen GV-Verbindung ver-
henfolge (bezogen auf die beidseitigen Anschlußbereiche) zunächst bis zu 60% des Sollwer-
doppeln ließen. Wegen des hohen Fertigungsaufwandes haben sich solche Entwicklungen nicht
tes vorzuspannen; die endgültige Vorspannung wird in einem zweiten Arbeitsgang aufge-
durchgesetzt. bracht.
Für die Vorspannung der Schrauben (im Regelfall von der Mutter her) kommen folgende Tech-
Nach dem Anziehen aller Schrauben werden 5% einer Kontrolle unterzogen. Früher wurde bei
niken zum Einsatz:
der Drehmomentenmethode das Lösemoment geprüft. Da beim Anziehen der Schrauben die Rauhig-
a) Orehmomentenschlüssel per Hand (Drehmomentenverfahren)
keit im Gewinde und zwischen Mutter und Scheibe geglättet wird, ist das Lösemoment gerin-
b) Elektrisch oder pneumatisch betriebene Verschraubungsgeräte (Drehimpulsverfahren)
ger als das Anzugsmoment. Das Lösemoment täuscht eine zu geringe Vorspannung vor. Wird
c) Nach dem Aufbringen eines bestimmten Voranziehmomentes wird die Mutter (oder der Kopf)
die Kontrolle hieran orientiert, besteht die Gefahr, daß die Schrauben überzogen werden.
um einen vorgegebenen Drehwinkel weiter angezogen (Drehwinkelverfahren).
Diese Gefahr besteht grundsätzlich bei leichtgängigen Schrauben, die mittels des Drehmo-
Die erforderlichen Vorspannkräfte, Drehmomente und Drehwinkel sind in DIN 18800 T7 fest-
mentenverfahrens vorgespannt werden.- Heutigentags wird das Anziehmoment durch ein Wei-
gelegt. Bei allen Verfahren wird die Vorspannung indirekt gemessen. Die Drehwinkelmetho-
teranziehen mit einem dem Verfahren entsprechenden Prüfgerät geprüft. Art und Umfang der
de ist genauer; beim Drehmomenten- und Drehimpulsverfahren ist mit Streuungen, von :10
Kontrolle sind in DIN 18800 T7 geregelt.
bis :15% zu rechnen. Die Geräte müssen regelmäßig geeicht (kalibriert) werden. Die Abhän-
Neben den oben erwähnten und heute üblichen Yorspanntechniken wurden weitere entwickelt:
gigkeit der Vorspannkraft F vom Anziehmoment MV läßt sich experimentell bestimmen:
V Bild 43 zeigt eine in den USA verwendete Unterlegscheibe [40). Sie besitzt eine Reihe von
Fy = ~~ (24) gestanzten Erhebungen, die durch die Klemmkraft beim Anziehen der Schraube um ein bestimm-
d ist der Schraubendurchmesser und k ein summarischer Reibfaktor, der die Reibung im Ge- tes Maß zurückgedrängt werden. Der verbleibende Spalt kann mit einer Lehre geprüft werden.
winde und zwischen Mutter und Unterlegscheibe erfaßt. Unterschiedliche Schraubenformen Sobald der Spalt zwar noch vorhanden ist, die Lehre aber nicht mehr hineinpaßt, hat die
(Gewindesteigungen) bedingen unterschiedliche k-Faktoren. (Da sich die Schraubenformen Schraube die richtige Vorspannung.- Des weiteren steht ein Vorspannmeßgerät zur Verfügung,
im Laufe der Zeit geändert hatten, waren in den verschiedenen "HV-Richtlinien" unter- mit welchem die Dehnung der Schraube nach dem Vorspannen mittels Ultraschall in Achsrich-
schiedliche k-Werte verankert.) tung des Schraubenschaftes gemessen werden kann.
Betrachtet man z.B. die hochfeste Schraube M16, sind zur Erzielung der nach der DASt-RiOl0
bzw. DIN 18800 T7 geforderten Vorspannkraft FV 100kN folgende Anziehmomente aufzubringen:
- 516 - - 517 -
Erwähnt sel ln diesem Zusammenhang die in den USA und in Japan einge- (25)
setzte sogen. "Twist-off-Schraube", vgl. Bild 44. Mit Hilfe eines spe- liegt, verhält sich die Verbindung praktisch starr. In G.25 bedeuten: m Schnittigkeit, n
ziellen Anziehgerätes wird die Mutter und das überstehende, profilier- Schraubenanzahl , ~ Reibbeiwert. - Die flächige Pressung im Umfeld der Schrauben hat zur
te Schaftende zur Aufbringung des Anziehmomentes gleichzeitig gefaßt. Folge, daß bereits ein Teil der Kraft jeweils vor den Schrauben und damit auch vor der
Unter einer bestimmten Zugkraft (=Vorspannkraft) reißt das Schaftende vordersten (kraftseitigen) Schraube durch Reibschluß übertragen wird. Die bei SL- und SLP-
an der Sollbruchstelle (Bild 44). Die Vorteile liegen auf der Hand: Verbindungen an den Lochrändern auftretenden hohen Kerbspannungen (Bild 46a) entstehen bei
Ein Gegenhalten erübrigt sich, ebenso ein überprüfen der Vorspannkraft, gleitfesten vorgespannten Verbindungen nicht. Da bei nicht vorw\egend ruhend belasteten
die Kraftanstrengung ist, verglichen mit den gängigen Vorspanntechni- Konstruktionen die Beanspruchung im Gebrauchslastzustand unter der Gleitkraft liegt, wirkt
ken, geringer. Nachteilig ist die frisch erzeugte Sollbruchfläche; sie sich die Unterdrückung der Lochkerbspannungen sehr günstig auf die Ermüdungsfestigkeit aus;
Bild 43 ist schwierig gegen Korrosion zu schützen. Diesen Nachteil haben auch ein Dauer- bzw. Betriebsfestigkeitsnachweis ist daher bei GV- und GVP-Verbindungen nicht
die Schließringbolzen, vgl. Abschnitt 11. erforderlich. üas gilt ebenfalls für die Schrauben selbst. Bild 46b zeigt den Spannungszu-
Ein gewisses Problem vorgespannter Schraubenverbindungen bildet der Ein- stand im Nettoquerschnitt vor dem Gleiten: ~ kennzeichnet den Kraftanteil im Stab und
fluß der Paßgenauigkeit auf die Größe der Pressungskräfte. Wenn nämlich ~ den durch Reibschluß auf die Laschen übertragenen. - Bei Anschlüssen mit mehreren hin-
durch Walztoleranzen, Schweißverformungen, Fertigungsmängel bedingte Klaf- tereinander liegenden Schrauben stellt sich zunächst ein ausgeprägt ungleichförmiger Bean-
fungen durch Beiziehen der Schrauben überbrückt werden müssen, besteht die spruchungszustand ein (vgl. Bild 22 und die schematische Verdeutlichung in Bild 47). Diese
Gefahr, daß die Vorspannkräfte abwandern. Im Falle des in Bild 45 gezeig- ungleichförmige Beanspruchung bewirkt, daß bereits unter einer Last, die geringer als die
ten Beispieles müssen bei Spalten ~t~2mm Zwischenfutter (nach örtlicher Summe der Einzelgleitkräfte gemäß G.25 ist, die äußeren Schrauben zu gleiten beginnen. Mit
Aufmessung) eingelegt werden. Sie sind auf beiden Seiten vorzubehandeln. steigender Last werden die mittleren Schrauben zunehmend aktiviert. Nach dem Gleiten lie-
Beim Anschluß von Fachwerkstäben zwischen zweiwandigen Knotenblechen ent- gen die Schraubenschäfte an den Lochleibungen an; von jetzt ab wird der Scher-Lochleibungs-
steht durch Materialentnahme im Steg eine größere Nachgiebigkeit, so daß widerstand zusätzlich geweckt. Die Reibungskraft bleibt erhalten. Der gleichförmige Span-
Bild 44 ein Beiziehen eher möglich ist (Bild 45b). Wichtig ist auch, daß die zu nungszustand ändert sich zunächst nicht (Bild 46c). Die ertragbaren Lochleibungsspannun-
verbindenden Teile planparallel zueinander liegen (~2%), anderenfalls er- gen liegen wegen der Vorspannungspressung quer zur Blechdicke in diesem Zustand höher als
bei nicht vorgespannten Schrauben. Unter weiterer Laststeigerung tritt schließlich Fließen
im Nettoquerschnitt ein. Hiermit geht eine Quereinschnürung einher: Die Vorspannung sinkt
rapide ab. Das Tragverhalten geht zunehmend in das Verhalten einer SL- bzw. SLP-Verbindung
über. Das gilt auch für die Beanspruchung im Grundmaterial. Die Schraubenkräfte gleichen
sich immer mehr einander an. Im Bruchzustand erhalten die mittleren Schrauben gleichwohl
t, > t2 nur ca. 60 bis 70% der Scherkraft der Randschrauben; die zulässige Anzahl der hintereinan-
IWnlztolemnz} der liegenden Schrauben in Stößen ist daher beschränkt (s.o.).
Q) Abschmirgetn, CD Anordnung von gestrnhlten fit ~t fit Bei Druckbeanspruchung wird die Vorspannung durch Querstauchung erhöht (um ca. 20%), die
falls die Laschen um das Paßfuttern bei .t.t~2 mm T T Gleitkraft steigt durch diesen Effekt, vgl. Abschnitt 2.6.5.5.8.
Man .t.t zusammen gezogen -i-. +- Zusammenfassung: 1. Durch die reibschlüs-
werden Bild 45 a) b) sig-flächenförmige Kraftabtragung wird das
hält die Schraube eine empfindliche Biegung. Das gilt besonders bei Flanschverbindungen. Auftreten höherer Kerbspannungen unter Ge-
Stärkere Winkelklaffungen dürfen nicht überspannt werden. Ein Ausgleich über Kugel-Kalot- brauchlasten verhindert; die Ermüdungsfe-
ten-Unterlegscheiben ist in solchen Fällen zwar möglich, doch sollte von einer solchen Lö- stigkeit der Verbindung erreicht nahezu
sung abgesehen werden. das Niveau des ungelochten Grundmaterials.
Werden die Berührungsflächen nicht beschichtet, also in metallisch blankem, aufgerauhtem 2. Die Gleitkraft liegt höher als bei SL-
und SLP- bzw. VSL- und VSLP-Verbindungen.
Zustand verschraubt, besteht im Nahbereich der Schraube keine Korrosionsgefahr, wohl in
größerem Abstand, da sich hier (im ungünstigsten Falle) eine klaffende Fuge bilden kann. h GV- und GVP-Verbindungen haben dort Bedeu-

. .-
Der Korrosionsschutz ist daher sorgfältig aufzubringen: Alle Fugen und übergänge an den Bild 46 a) bl cl tung, wo beim Nachweis der Gebrauchstaug-
Schraubenköpfen, Muttern, Unterlegscheiben sind satt mit Grundanstrich zu versehen, ggf . lichkeit schlupffreie Verbindungen und sol-

(~
zuvor mit Blei zu verstemmen. che hoher Dichtigkeit gefordert sind; eine
Aufgrund eingehender Versuche kann die feuerverzinkte hochfeste Schraube wie die schwarze ... I SLP-Verbindung wird die Steifigkeitsforde-
Schraube eingesetzt werden. Hinsichtlich der Gewindepassungen sind gewisse Maßnahmen er- rungen gleichwohl i.a. auch erfüllen.
Bild 47 ..... 3. Durch die Vorspannung ist ein selbsttä-
forderlich, um die Gängigkeit und die planmäßige Vorspannung sicherzustellen:
a) Schraubengewinde wird belassen, Muttergewinde wird mit einem übermaß gefertigt tiges Lösen der Muttern auszuschließen.
b) Muttergewinde wird belassen, Schraubengewinde wird mit einem Untermaß gefertigt. Im Bruchzustand erreichen GV- und GVP- (wie auch VSL- bzw. VSLP-)Verbindungen praktisch
Es dürfen nur aufeinander abgestimmte Garnituren eingesetzt werden. Zudem sind stets das keine höhere Tragfähigkeit als die zugeordneten SL- bzw. SLP-Verbindungen. Diesen Ein-
Gewinde der Schraube und die Unterlegscheibe (auf der Seite, auf der angezogen wird) mit druck vermittelten die ehemaligen HV-Richtlinien (auch DIN 18800 Tl (03.81) und DS804)).
Molybdändisulfid zu schmieren (MoS 2 : Molykote); vgl. im einzelnen [41-49]. 9.4.3 Tragverhalten und Versagensform bei Zugbeanspruchung
9.4.2 Tragverhalten und Versagensformen bei Scher- und Lochleibungsbean,pruchung Hochfeste Schrauben sind in der Lage und geeignet, hohe (äußere) Zugkräfte in Richtung
Wird die Belastung einer GV- oder GVP-Verbindung von Null bis zum Bruch gesteigert, durch- der Schraubenachse aufzunehmen, wenn sie voll vorgespannt sind. Diese Voraussetzung ist
läuft sie verschiedene Phasen. - Solange die Kraft unter der Gleitkraft Vg wesentlich! Die Vorspannkraft FV in der Schraube wird dabei nicht etwa um die Intensität
Z der äußeren Zugkraft gesteigert, sondern i.a. nur geringfügig, was sich insbesondere
hp; nirht I/("\V"",iönon..-l \f'O"hr>,.,r1r."... D"' ....... r- .... """"..,I-., .... ~ ~.,~ -l':~ r. __ ::..I .. r __ .L~ ,
- 518 - - 519 -
günstig auswirkt. Dieses gutartige Verhalten vorgespannter Schraubenverbindungen wird im In den vorstehenden Vereinbarungen sind FyS bzw. FyS als Zugkräfte und F bzw. F als
YD YD
Maschinenbau (Motorenbau) planmäßig ausgenützt; es ermöglicht auch im Stahlbau einen neuen Druckkräfte positiv definiert.
Typ von Stößen und Anschlüssen: Stirn- und Kopfplattenstöße bzw. -anschlüsse (Abschnitt Ausgehend vom Zustand Z=O erfahren Schraubenschaft und Klemmquerschnitt folgende Längung,
14.3.7). wenn Z wirksam wird, d.h. wenn FyS auf FVS anwächst und FYD auf FYD absinkt:
A 1-- -
ILlS FVS - Fy Al
-'LI S
Fy-
; I1'.0 1= - - FvO
- 1'.0l ( 32 )
Fy Fy
Aus der Gleichsetzung dieser Terme folgt mit G.31:
(FyS - Fy)l'.lS = (Fy - FVO ) I'.lO
'
= (Fy - FVS + Z)·I'.IO -I'.lo (33 )
FYS= Fy + Z·_--
I'.lS+l'.lO
~.!__~.p~l-=. M24:A
Sch =4,52cm (Schaftquerschnitt) , Yorspannkraft: Fy =220kN; Dicke des ge-
2

klemmten Querschnittes: 60mm, Klemmlänge einschließlich zwei Scheiben: 60+2'4=68mm, s=4mm,


d=25mm, D=44mm. G.26 und G 29 liefern:
Bild 48 I'.IS 220~6,8 = 1,57610-2cm
2,1·10 ·4,52
Beim Vorspannen einer Schraube wird der Schraubenschaft gelängt und der vorgespannte Druck-
I'.lO = 220 [ 2·0,4 + 6 ] =1.334.10- 2[6.102'10-- 2+1.23710-1] =0,2464.10- 2 cm
querschnitt gestaucht (vgl. die schematische Darstellung in Bild 48a/b). Die Längung der
Schraube beträgt:
t 2.110
4 4.4 2 -- 2,5 2 (4,4+~)2 - 2,5 2
Fy·l Fy _ Auf die Verbindung wirke die Zugkraft Z=0,7·F y =0,7·220=154kN. Die Schraubenkraft erhöht
I'.IS= - - = (26 )
EA Sch EASch - sich gegenüber der ursprünglichen Yorspannkraft gemäß G.33 auf:
-l-
2
F : Yorspannkraft, 1: Klemmlänge, E: Elastizitätsmodul, ASch: Schaftquerschnitt der Schrau-
y
F' =220+154 0,2464.10- 2 =220+20.8=240,8kN
be, C kann als Federkonstante der Schraube gedeutet werden. Ist der Schaftquerschnitt YS 1.57610- 2+ 0.2464 10-
s
nicht einheitlich (wie bei Dehnschrauben, vgl. Bild 85a), berechnet sich Cs zu: Die Erhöhung beträgt demnach nur etwa 10%. Im Klemmquerschnitt verbleibt die Druckkraft
( 27) (G. 31) :
F~O= 240.8 -154 =86.8 kN
Die Klemmkraft bleibt somit erhalten, wenn auch reduziert, was sich natürlich auf die
Diese Zuschärfung ist ggf. auch einzurechnen, wenn zwischen dem vollen Schaft- und dem Reibschluß-Tragfähigkeit auswirkt.
schwächeren Gewindequerschnitt unterschieden werden soll. Ist der geklemmte Querschnitt doppelt so dick (120mm), ergibt sich:
Die Stauchung der gedrückten Zwischenlage ist vom "mitwirkenden Druckquerschnitt" ab-
FyS = 239,7 kN
hängig; bezüglich dieses Querschnittes bedarf es einer Rechenannahme. Mit dem in Bild 48d
dargestellten Ersatzzylinder folgt für die Zusammendrückung: Der Zuwachs der Schraubenkraft ist also umso geringer, je größer die Klemmlänge und damit
MO = Fy Fy ( 28) der Druckkörper ist.
EAo = CO
-l- Zusammenfas~n~ In einer vorgespannten Schraube wird bei Einwirkung einer äußeren Zug-
Im einzelnen (Bild 48d): Fyl kraft Z nur ein Teil hiervon über die Schraube abgesetzt. Entsprechend gering ist die
(29 ) Zugschwellbeanspruchung im Gebrauchslastbereich bei nicht vorwiegend ruhender Belastung.
Die Ermüdungsfestigkeit liegt dadurch deutlich höher als bei nicht vorgespannten Schrau-
Der erste Term erfaßt die Zusammendrückung der Unterlegscheiben (s ist deren Dicke, vgl. ben (auf diese setzt sich die äußere Zugkraft in voller Höhe ab). Unter ansteigender Zug-
Tafel 9.1), der zweite Term gibt die Verkürzung der eingeklemmten Bleche an. kraft Z wird die Yorspannkraft im Druckkörper irgendwann auf Null abgebaut, die Schraube
Wirkt auf die vorgespannte Verbindung in Richtung der Schraubenachse eine äußere Zugkraft versagt schließlich durch Bruch (i.a. im Gewindebereich oder durch Mutterabstreifen).
Z (Betriebskraft, Bild 49a), setzt sich Z z.T. auf die Schraube und z.T. auf den gestauch- Unter YF-~-fachen Bemessungslasten wird die Schraube daher wie im nicht vorgespannten Fal-
ten Druckquerschnitt ab. Es tritt eine innere le nachgewiesen (Abschn. 9.3.5.1). Bei nicht vorwiegend ruhender Belastung wird die Zug-
Kräfteumlagerung ein, die sich als einfach- schwellbeanspruchung in der Schraube bestimmt und hierfür der Ermüdungsnachweis geführt
statisch unbestimmtes Problem berechnen läßt: (Abschnitt 9.7). Vorstehende Hinweise gelten identisch für YSL- bzw. YSLP-Yerbindungen.-
Im folgenden bedeuten: Infolge der äußeren Zugkraft Z wird die Reibungs-Gleitkraft in einer GY- bzw. GYP--Ver-
FyS : Zugkraft in der Schraube bindung abgebaut, was im Rahmen eines Gebrauchstauglichkeitsnachweises zu berücksichtigen
F : Druckkraft im Klemmquerschnitt bei Ein- ist.
VD
wirkung von Z. Im Falle Z=O gilt (Bild 48c): 9.4.4 Tragsicherheitsnachweis der GY- und GYP-Yerbindungen
(30) 9.4.4.1 Nachweis bei vorwiegend ruhender Belastung
Wie ausgeführt, unterscheiden sich die Nachweiskonzepte der Regelwerke DIN 18800 Tl, Aus-
Aus Bild 49b folgt die Gleichgewichtsglei-
gabe 03.81 und 11.90, bei den GY- und GYP-Yerbindungen in signifikanter Weise.
chung:
Nachweis nach DIN 18800 Tl (03.81 ):
F~S-(F~D+Z)=O - FyD=FVS-Z (31)
Die zulässige Tragkraft einer als GY-Yerbindung wirkenden Schraube mit einem Lochspiel
bis 2mm beträgt unter Gebrauchslasten: zulU = J.l.Fy (34)
b) ey ve
- 520 - - 521 -
Der Reibbeiwert wird einheitlich zu D,5 angesetzt (s.o.). F ist die Vorspannkraft und V formungen in den Anschlußteilen (weitgehend) abgebaut. Bei dicken Blechen erfolgt dieser
V G
der Sicherheitsbeiwert gegen Gleiten: v ;1,25 (H) bzw. 1,10 (HZ). Bei einem Lochspiel max Abbau erst kurz vor dem (Scher-)Bruch der Bolzen. Aus diesem Grunde darf bei GV- und GVP-
G
3mm ist die zul. Tragkraft auf 80% zu reduzieren. - Für GVP-Schrauben (~dsO,3mm) gilt: Verbindungen eine erhöhte Grenzlochleibungskraft V angesetzt werden, wenn die Grenz-
1, R ,d
normalspannung
zul UGVP = 0,5,zuIU SLP+ zul U (35)
GV
~
°R,d ::: fy, d = YM (Y1M : 1.1 ) (40 )
Zul QSLP ist die zulässige Schraubentragkraft als SLP-Verbindung. In allen Fällen ist
Lochleibungsdruck (ohne 8erücksichtigung der Reibung) nachzuweisen. Hiermit soll u.a. er- im Nettoquerschnitt des Bauteiles beim Tragsicherheitsnachweis nicht erreicht wi rd, vg 1 •
reicht werden, daß die Bauteildicken und Schraubendurchmesser sinnvoll aufeinander abge- Abschnitt 4.2.2. Als erhöhte Grenzlochleibungskraft darf angesetz~ werden:
stimmt sind. Ein Nachweis auf Abscheren ist nicht erforderlich.- Um ein ausgewogenes Ver- ( 41)
hältnis Blechdicke/Schraubendurchmesser sicherzustellen, ist ein Lochleibungsnachweis zu
führen. Hierbei sind folgende zulässige Spannungen zulO einzuhalten: St37: 480N/mm'(H), Der kleinere Wert ist maßgebend; d.h. (U l +0,5) darf rechnerisch nicht höher als 3,0 sein.
l
540N/mm'(HZ); St52: 720N/mm 2 (H), 81DN/mm 2 (HZ). Soll im Rahmen des Gebrauchstaugl ichkeitsnachweises (Y ;1; \j!;1) die Einhaltung der Grenz-
M
gleitkraft nachgewiesen werden, ist zu rechnen:
Beim Nachweis der Schrauben darf angenommen werden, daß 40% von zul QGV bzw. zul QGVP
jenigen Schrauben, die im betrachteten Nettoquerschnitt der Verbindung (Querschnitt mit vg ~ Vg,R,d mit Vg,R.d : J.l LLV 1- Z/FV.
1.15. - 0 5· - 10
YM ' J.l - , • YM - ,
(42 )
Lochabzug) liegen, durch Reibschluß bereits angeschlossen sind. Dabei durfte ehemals (
RiOl0, 1974) bei Z ist die anteilige Zugkraft in der betrachteten Schraube (ohne Berücksichtigung der in
GV-Verbindungen nicht mehr als 20% und bei Abschnitt 9.4.3 erläuterten Kraftumlagerung).
GVP-Verbindungen nicht mehr als 10% 9.4.4.2 Nachweis bei nicht vorwiegend ruhender Belastung
der anzuschließenden Gesamtkraft als Kraftvorabzug angesetzt werden. Diese Regel ist nach
Bei nicht vorwiegend ruhender Beanspruchung sind nach DS804 (für Eisenbahnbrücken) beim
wie vor nach DS804 für den 8rückenbau maßgebend (und auch sinnvoll).
Nachweis von zulQGV (G.34/35) erhöhte Gleitsicherheiten einzuhalten: v ;1,40(H) bzw. 1,25
Wirkt auf die GV- bzw. GVP-Verbindung zusätzlich eine äußere Zugkraft, wird die Glei G
(HZ). Das führt auf geringere zulässige Tragkräfte (1,25/1,40;0,89,1,10/1,25;0,88). Außer-
infolge Reduzierung der Klemmkraft in der Reibfuge abgebaut. Das im vorangegangenen Ab- dem gilt anstelle von G.36:
schnitt dargelegte Tragverhalten ist solange gültig, wie eine Restpressung zwischen den
(43 )
Berührungsflächen als Klemmwirkung verbleibt. Diese Voraussetzung ist durch Begrenzung
der rechnerisch zulässigen Zugkraft Z auf Ein Betriebsfestigkeitsnachweis der Schrauben ist nicht erforderlich; für den Nachweis
im Nettoquerschnitt ist Kerbgruppe WII maßgebend; vgl. im einzelnen DS804.- Vorstehende
zul ZH =O,Hv , zul ZHZ = 0.8·F (36)
v Anmerkungen gelten für Krane und Kranbahnen sinngemäß (DIN 15018, DIN 4132).
sichergestellt. Hierbei werden gängig proportionierte Klemmdicken im Verhältnis zum Sch
Für den Betriebsfestigkeitsnachweis zugbeanspruchter Schrauben enthält DIN 18800 Tl
bendurchmesser unterstellt. Werden vorstehende Werte unter Gebrauchslasten eingehalten,
(11.90) im Element 811 ;ine spezielle Regelung; vgl. hierzu Abschnitt 9.7.
darf es keines weiteren Nachweises der Schrauben, auch nicht der Ver~rößerung der
9.4.4.3 Beispiele zum Tragsicherheitsnachweis
in den Auflagerflächen von Schraubenkopf und Mutter.
Da die Klemmkraft bei einer zusätzlichen Zugbeanspruchung in der vorgespannten Schrauben- Wie bereits in Abschnitt 9.3.5 ausgeführt, sind die Schrauben für die anteiligen Kräfte
verbindung absinkt, muß die zulässige Reibschlußkraft reduziert werden: Nach DIN 18800 Tl der einzelnen angeschlossenen Querschnittsteile nachzuweisen. Die anteiligen Kräfte
(03.81) sind bei voller Ausnutzung der zulässigen Zugkräfte gemäß G.36 nachstehende For- ergeben sich aus den auf die Querschnittsteile entfallenden Kraft- und Momentenkomponen-
meln für die übertragbaren Kräfte senkrecht zur Richtung der Schraubenachse anzuwenden: ten der Schnittgrößen.
zuIUGV,Z =O,Z.zulU GV
zulUGv?z=0,5·zUlUSLP +O,2zulU Gv
(37a)
(37b)
Bei geringeren Zugkräften darf geradlinig zwischen den Werten 0,2 und 1 interpoliert wer-
l-t-
Knotenblech
-1-:'-" -A
=~00.20
.....j
-'1
.!...:.~~i~ Anschluß einer Verbandsstrebe mit I-Querschnitt
an zwei Knotenbleche, t;20mm, St37 (8ild 50). Es werden aus
Vergleichsgründen die Nachweise nach DIN 18800 Tl Ausgabe
lU ( zulZ-Z t= 20mm 03.81 und 11.90 geführt.
den: zu GV.Z = O,Z + 0.8 zul Z ) zul U 1-=/,50·20
GV (38a) Nachweis~h~N~O~J...Q2:~Im Lastfall HZ betrage
_._.- 1-- - . _ die Zugkraft im Verbandsstab: N;420DkN. Gewählt wird eine GVP-
zul UGVP• Z = 0.5· zulU SLP + zul UGV•Z (38b)
Umformung: Z Verbindung gewählt:lz4MZ4-1091 FV=ZZOkN
zuIUGVz=O.Z.zuIUGv+ 0.8·zuIU . zulZ- Z : zulU GV - 0 . 8 · - zul UGV
, ~ mlZ mI Z (39a)
zulZ-Z In 08 Z In Auf die Einzelschraube entfällt: 4200/24;175kN.
zul UGVP•Z: 0.5· zul USLP + O.Z· zul UGV + 0.8 zul UGV'ZUi"Z = zu IJ.GVP - . 'ZülZ' zU IJ.GV (39b) !-
l- -+ ~F -+-I--.=f
.-._.-
Tragkraft pro Schraube (G.34/35), vgl. auch Bild 24 u. G.13:
~~~~g~ Ein unbeabsichtigtes überelastisches Anziehen vorgespannter Schrauben ist bei 0.5Z20
'I
11
zul UGV : ---,;;0: 100 kN; zul USLp : 4.91· 3Z,0 : 157.1 kN
Verbindungen, die nur auf Abscheren beansprucht werden, relativ unbedenklich, wohl, wenn b I,
eine planmäßige Zugkraft auftritt, weil die Schraube die Vorspannkraft dann durch Ln zu I Gm: 100 +0,5157.1 : Jl8.5 kN > 175 kN
bJ : r--
bleibende Dehnung abbaut. Oie Sollvorspannkraft sollte daher bei solchen Verbindungen
sorgfältig eingehalten werden, um im Gebrauchszustand ein elastisches Verhalten sicher- ~b)::, ~ 0l = 175/Z.5 2.0 = 35kN/cm2< zulol = 54 kN/cm 2

l ~~ / Ln
Beim Nachweis des Stabquerschnittes darf bei vorgespannten
zustellen. Dem dient auch die Begrenzung von zul Z gemäß G.36. a" r-

Nachweis nach DIN 18800 Tl (11.90): "


/ ~ gleitfesten Schrauben davon ausgegangen werden, daß vor der
Der Tragsicherheitsnachweis der GV- bzw. GVP-Verbindungen wird unter YF-~-facher Bemes- ersten Schraubenreihe ein Teil der Kraft mittels Reibschluß
50 85 130 85 50
sungslasten wie bei SL- bzw. SLP-Verbindungen geführt, Abschnitt 9.3.5.1/3. Das 9ilt auch vorgebunden ist und zwar pro Schraube:
bei Hinzutreten einer äußeren Zugkraft. Der Nachweis ist am Bruchversagen orientiert. Im Bild 50 ~U : 40% von zul QGV : ~Q = 8·0.4100 = 3ZokN
Bruchzustand ist die Vorspannung infolge der dem Bruch vorausgehenden plastischen Ver-
- 523 -
- 522 -

Das ergibt: A ~2·40·2 + 452 = 250cm2;llÄ ~ 8·2.5-2.0 ~ 40cm2 Nachweis nach DIN 18800 Tl (03.81): Im Lastfall H
betragen Vertikal- und Horizontalkraft 600kN.
A-llÄ ~ 250- 40 = 210cm 2 ....
gewählt: 16 M24 - 1091 Fv = ZZO kN
o ~ 42~~Ö 320 ~ 18.48 kN/cm 2 • zulo ~ 18.0 kN/cm z übertragung von H (G.36):
Z = 600/6 =100kN < zulZ ~0.7ZZ0 ~ 154 kN
Die zul. Spannung wird geringfügig überschritten.- Man beachte: Beim vorstehenden Nach- übertragung von V: Die zulässige Gleitkraft erfährt
weis wird unterstellt, daß der Steg des I-Querschnittes voll wirksam ist und daß die an- durch die Zugkraft eine Abm4nderung (G.38b u. 3gb).
teilige Kraft im Steg innerhalb der Anschlußlänge (3'75=225mm) über die Doppelkehlnähte /
Für zul QGV und zul QGVP fi ndet man:
in die Gurte und von hier über die Schrauben abgeführt wird. Das setzt eine gewisse An-
ZU 1Q.GV =88 kN. zul Um = 156.5 kN
schlußlänge voraus. Aus diesem Grund sind vier Schraubenreihen hintereinander angeordnet,
anstelle von drei möglichen (2'3·4=24). Die Doppelkehlnähte sind im Anschlußbereich für zuill m z= zulll GVp - 0,8 _Z_ zulll
, zulZ GV
die im Steg wirkende Kraft 90 = 156.5 - 0.8- i~~ -88,0 ~ 156.5 - 45.7 = 110.8 kN
NSteg ~ 250 ,4200 =1512 kN
auszulegen!
Nachweis nach DIN 18800 Tl (11.90): Zugkraft im YF-lj!-fachen Bemessungsfall : N=1,35·4200 Nachweis: V ~ 100kN < zulIlGVP,Z =1l0.8kN 0t ~ 100/2.5 ·2.0 = 20,0 kN/cm 2 < zulOt = 48,0 kN/cm Z
5670kN.
Nachweis~ Stabe~ der maßgeben~Bruchl~, s.o.: Bruttoquerschnitt A=250cm 2 , Netto- Zur Dimensionierung der Kopfplatte vgl. Abschnitt 14.3.7. Der Stützenflansch bedarf i.a.
querschnitt 210cm 2 • ABrutto/ANetto=250/210=1,19<1,2. Der Lochabzug braucht nicht berück- einer Verrippung.
sichtigt zu werden (vgl. Abschnitt 4.2.2): Nachweis nach DIN 18800 Tl (11.90): Es wird angesetzt: V=H=1,5·600=900kN. Man überzeugt

o ~ 40
5;5 0 ~ 22.7 kN/cm 2 > 2~iO = 21.8 kN/cm
Z sich, daß die im Regelwerk angegebenen kleinstzulässigen Abstandsverhältnisse eingehalten
werden und auch die Grenzleibungskraft der Einzelschraube größer als die Kraft pro Schrau-

Alternativ: °~ 5640 = 26 9kN/cm 2= ~ = 26.2 kN/cm Z


210' 1.251.1
be ist: 900/6=150kN. (In Fällen wie dem vorliegenden empfiehlt es sich, von G.41 keinen
Gebrauch zu machen, da die Kopfplatte nicht nur auf Zug sondern auch auf Biegung bean-
sprucht wird, zudem ist der Anschluß einschnittig.)
Im Nettoquerschnitt wird mit 26,9kN/cm 2 die Grenznormalspannung
Scher-Zug-Beanspruchung: Die Scherfuge 1 iegt im Schaft:
0R,d~ fy,d = 21~'0 = 21.8 kN/cm Z 2 _ 0.55100
ASch =4.9km ; (la = 0.55. Va,R,d = -1-.1-·4.91 = 245.5 kN > 150 kN
deutlich überschritten. Die erhöhte Grenzlochleibungskraft nach G.41 darf daher nicht an-
gesetzt werden! 90 100
NR,d=4,911T1.1 = 365.2kN >150kN; NR,d= 3.531.251.1 =257,OkN > 150kN
Nachw~der Schraubenverbindung Berechnungsvaria~: Auf die Einzel schraube entfällt':
überlagerung:
5670/24=236kN. Die Abstände liegen über den zulässigen Kleinstabständen. 150)2 (150 .)2
( 245.5 + 365,7 = 0,373 + 0.169 ~ 0.542 < 1
Scherbeanspruchung in den Schrauben: Paßschrauben mit Scherfuge im Schaft, einschnittig:
---------Z-- 0.55100 Die Gebrauchslast betrage: V=H=600kN. Gleitkraft der einzelnen Schraube:
ASch ~ 4.91 cm ; (la~ 0.55; Va,R,d ~ -1-.1- 4.91 = 245 kN > 236 kN 1 -1001220
Vg,R, = 0.5ZZ0· 1.151.0 =52.2kN < 100kN
Lochleibungsbeanspruchung im Gurt (Schraube a):
- - - - - - - e,/d = 50/25 = 2.0 ~2 < 3.0 Oemnach wird die Gleitkraft im Gebrauchslastzustand überschritten. Die Verwendung einer
l
ez/dL = 50125 = 2,0 > 1.2 > 1.5 GVP-Verbindung macht hier keinen Sinn; diese Aussage kann, einschließlich der GV-Verbin-
e.J/d l " 130/25 =5.2 > 2.4 > 3.0 dungsform, auf den gesamten Stahlhochbau übertragen werden. Wenn eine hohe Steifigkeit in
e/d L ~ 7.5/25 ~3.0 > 2.2 < 3.5 der Verbindung verlangt wird, ist eine SLP-Verbindung einer GV-/GVP-Verbindung praktisch
gleichwertig. Sofern Zug in den Schrauben auftritt, wählt man eine VSL- bzw. VSLP-Verbin-
Schraube Q (lt ~ 1,10-2.0 - 0.3 = 1.90; Schraube b _ (lt ~ 1.08-3.0 - 0.77 ~ 2.47 dung unter Verwendung von 10.9 HV-Schrauben. - Volle Berechtigung haben GV-Verbindungen
wegen deren hoher Ermüdungsfestigkeit bei nicht vorwiegend ruhender Belastung, z.B. im
Schraube a ist maßgebend (t=20mm): Brückenbau. GVP-Verbindungen geben hier dann Sinn, wenn neben einer hohen Ermüdungsfestig-
1.9024 keit gleichzeitig eine statische Grenztragfähigkeit wie bei einer SLP-Verbindung angestrebt
Vt,R,d = -1.1- 2.02.5 ~ 207 kN < 236kN
wi rd.
Das bedeutet: Die Lochleibungtragfähigkeit ist nicht ausreichend; ein Nachweis nach Be-
rechnungsvariante I führt nicht zum Erfolg. 9.5 Versuche zum Tragverhalten von Schraubenverbindungen
Nachweis der Schraubenverbindung~chnungsvarian.!..E:_J.J-.:.-. 9.5.1 Vorbemerkungen
Die Grenzlochleibungskraft der Schraube b beträgt: Abhängig von Dicke und Festigkeit der Bauteile und von Anzahl, Anordnung, Durchmesser,
Festigkeit, Schnittigkeit der Schrauben stellen sich unterschiedliche Verformungs- und
2.4724
Vt,R,d ~ -1.1- 2.02.5 = 269kN Brucharten der Verbindung ein: das Tragverhalten ist insgesamt komplex und läßt sich nur
experimentell klären. Im Zuge der Beratungen der neuen Regelwerke EUROCODE 3 und DIN
Bolzenabscheren (245kN) ist maßgebend. Die Beanspruchbarkeit der Verbindung beträgt
18800 Tl (11.90) wurden Versuchs recherchen [78,79] und ergänzende Versuche und Sicherheits-
(4 Schrauben a + 20 Schrauben b): 4·207+20·245=828+4900=5728kN>5670kN. Mit Berechnungs-
analysen [80,81) durchgeführt. Da das neue Sicherheitskonzept an der Grenztragfähigkeit
variante 11 kann demnach ausreichende Tragfähigkeit nachgewiesen werden.
orientiert ist, hat die GV- und GVP-Verbindung eine Neubewertung erfahren. Die zulässigen
~~e~~e~ Anschluß einer Zugstrebe mittels Kopfplatte an einen Stützenflansch mit hoch-
Tragkräfte der GV- und GVP-Verbindungen waren in den ehemaligen HV-Richtlinien (auch in
festen Schrauben als GVP-Verbindung; Schrauben M24, Stahl St37. Die Strebe bildet mit der
DIN 18800 Tl (03.81)) an der Gleitkraft (offensichtlich ohne Bezug auf die Bruchkraft)
Stütze einen Winkel von 45°, Bild 51.
524 525 -
orientiert. Eine Studie der verschiedenen ehemals durchgeführten Versuchsprogramme läßt
4.6 8.B Bild 55a zeigt die (relativ verformungs-
zudem erkennen, daß die Schlußfolgerungen immer nur aus speziellen Programmen mit speziel
arme) Bruchfläche im Gewinde und Teil-
len Prüfkbrperformen gezogen wurden, z.B.: r17,18,22,23,36,37 und 32,57,58]). Ein alle
bild b die Zugbruchfläche im abgedreh-
Faktoren erfassendes Versuchs programm war und ist aus Zeit- und Kostengründen nicht durch
ten Schaftbereich mit eingeschnürtem
führbar. In der 1. u. 2. Aufl. dieses Buches hat der Verf. aufgezeigt, daß das an der
Querschnitt. - Die Abscherversuche (Se-
Grenztragfähigkeit orientierte Sicherheitsniveau der in DIN 18800 Tl (03.81) geregelten
rie G) ) wurden mit zwei unterschied-
Nachweise recht uneinheitlich ist, mit einer deutlichen Oberschätzung der Tragfähigkeit
CD Bruch im Gewinde al lichen Schervorrichtungen durchgeführt,
der GVP-Verbindung (nach wie vor in DS804); im Lastfall H liegt die Bruchsicherheit die- 10.9 10.9 (HVI
in Bild 53 d~rch "weicher" und "schar-
ser Verbindung im Mittel bei Werten um 1,7.
fer" Schnitt gekennzeichnet. Im erst-
Zum Tragverhalten einschnittiger ungestützter Schraubenverbindungen vgl. [50] und zur
genannten Falle war das Grundmaterial
planmäßigen Biegebeanspruchung der Schraubenbolzen [82].
der Schervorrichtung nicht gehärtet:
Im folgenden wird an hand von fünf Versuchsprojekten das Tragverhalten unterschiedlicher
Es traten Plastizierungen ein; die Bol-
Schraubenverbindungen erläutert und unter Bezug auf DIN 18800 Tl (11.90) kommentiert, vgl
zen bogen sich etwas durch, hierdurch
auch Abschnitt 9.6.4.5. (?) Bruch im eingedrehten Schaftquer- Q) Scherbruch ("scharfer" wurden Längsspannungen geweckt. Im
schnitt b) Schni tt)
9.5.2 Projekt 1: Zug- und Scherversuche an Schraubenbolzen, Teil I cl zweitgenannten Falle war die Schervor-
Serie: M16x110
$-
Um die Grenzabschertragfähigkeit zu prüfen, wurden
Bild 55
scharf geschnitten. Bezogen auf die Bolzenzugfestigkeit der Serie
richtung gehärtet, die Bolzen wurden
CD
ergeben sich die in

~
~ ~ Zug- und Abscherversuche an Schrauben durchgefuhrt.
__ --
1 8 L25
"I
20+25-+-- 40
t_~ -t Die Schrauben wurden vom Fachhandel bezogen.
Ci)
CD
Zugversuche an Schrauben
Zugversuche an Schrauben mi t abgedrehtem Schaft
Bild 53 ausgewiesenen Ua-Werte; u a liegt bei "scharfem" Schnitt niedriger als bei "wei-
chem", vgl. Mittelwerte 0,69 bzw. 0,57. Ein "scharfer" Schnitt liegt in realen Konstruk-
tionen bei dicken Außenlaschen (mit hoher Festigkeit), ein "weicher" bei dünnen Außenla-
~ 110 Bi 1d 52 schen (mit geringer Festigkeit), vor.
Bild 52 G) Scherversuche (zweischnittig)
In Bild 53 ist das Versuchserge9nis zusammengefaßt:
-c

'" M ~
0=:
Herstell. CD CD CD U =mittlTy
~
~ fub
• gemittelt """ =T
1-
~
'" Marke a mittlau Si
~ ''''
'"'" '" Zu G/M °u=Zu/Asp 0u = Zul A mittl °u "tu =Vu/A millI "tu 1094
'" 1094
4.6 gv BOESNER 353 G
350 G 415
419
531
521 526,0 336
345 340,5 0,65 11 06
1173
1106 I
6.8 QV M 55,8 G 662 573 573,0 388 388 0 0,68 a>
1180 1177
~ M12 8.8 gv LOBO
807 M 957 969 957,0 686 696,0 0,73
«>

= 1118 1143
I
83 2 G 987 945 706
10.9 s GRAEKA 92,7 G
94.7 G 1123
1100 1142
1156
1149,0 794
768
781,0 0,68
1168
N/mm 2 I
4.6 gv BO 102
103
G
G
650
656
564
576
570,0 339
339
339,0 0,59
Z
40
a) I -J-4-l I b)
8.8 gv Peiner 132 M 841 945 506
131 M 834 909 927,0 513,5 0,55 r-
kN
M16 518 U>
C'o>
187 M 1191 1159 636 =-
10.9 s Verbus 1157,5 634,5 0,55
185 M 1178 1156 633 30
.) 156 M 994 1066 630
10.9 Iv Peine r 134 M 854 1047 1056,5 599 614,5 0,58
Maschinendiagramm
ggende: gv: galvanisch verZinkt, fv: feuerverzInkt, s: schwarz; 't) HV- Schraube
Bild 53
20
Schrauben M12 und M16, Festigkeitsklasse 4.6,6.8,8.8,10.9. Es bedeutet: Zu"Zugbruch-
140 F kraft in kN. Versagen trat entweder durch Bruch
kM
If\... CD 8.8 im Gewinde (G) oder durch Abstreifen der Mutter
10
120 M16 (M) vom Gewinde ein; letzteres überwog bei den

100 / Versagen durch hbherfesten Schrauben. Bild 54 zeigt das Maschi-

BO "" Abstreifen des


Gewindes
nendiagramm eines weggesteuerten Versuches; die
dem Versagen vorangehende Duktilität ist gering.
0
0 mm 3!l cl
60
1 ...... \
°
Die Grenzzugspannung u ist in Bild 53 Ci) unter Bild 56 d)
Bezug auf den Spannungsquerschnitt ausgewiesen.
40 I'""
'-...,
Es fällt auf, daß bei der feuerverzinkten HV-
Schraube die Nennbruchgrenze (1000N/mm 2 ) nicht
Um zu prüfen, wie die Zugfestigkeit innerhalb eines Schraubenbolzens verteilt ist, wurden
Schrauben M16-10.9 unterschiedlich abgedreht. Bild 56a/b zeigt das Versuchsergebnis. Teil-
~ bild c zeigt beispielhaft ein Maschinendiagramm und Teilbild d die abgedrehten Schrauben.
20 -..... er~eicht wurde. Aus der Versuchsserie
I'- ent- CD Offensichtlich schwankt die Festigkeit innerhalb des Schaftquerschnittes nur gering; die
t:, nimmt man, daß die Nennzugfestigkeit des Bolzen-
ermittelten Werte 1 iegen oberhalb von 1000N/mm 2 . Mit dem Bolzenmaterial wurden Tragver-
10 12 14 16mm werkstoffes in allen Fällen erreicht wurde (Aus-
suche an SL- und VSL-Verbindungen durchgeführt; hierbei trat auch Versagen durch Abscheren
nahme Schraube 6.8:573N/mm 2<600N/mm 2 , deutlich
Bild SI. geringer als beim Bruch im Gewinde).
ein (vgl. folgenden Abschhitt). Bezogen auf den Festigkeitswert 1140N/mm2 wurden folgende
- 526 -
- 527 -

-~.
aa-Werte ermittelt: 0,57; 0,62; 0,63; 0,56; 0,62; 0,62; 0,55; 0,63; 0,54; 0,57; 0,55;
0,57; 0,58; 0,58. Mittelwert 0,59. Nach DIN 18800 Tl (11.90) ist für Schrauben 10.9 ein
a.a-Wert 0,55 anzusetzen. Das Versuchsergebnis bestätigt diesen Wert (auch weitere Versu-
che des Verfassers; das gilt ebenso für aa=0,60 bei Schrauben mit niedrigerer Festigkeits-
U-
~ I~I
NrTi:
't'-
- - .
-
--
'-- )
Nr.21

'JD -Gi 150


F
N

)!
I
I

IV
.... - .......
K
Fu=185kN

'-
klasse) .
~.~ Nr.21
/ ~t\

-:t-+-p--.
7,5
9.5.4 Projekt 3: Tragversuche an SL- und VSL-Verbindungen
Wie ausgeführt, wurde der Lochleibungsnachweis in DIN 18800 Tl (11.90) neu geregelt: Im 10 0 A "-
-
Vergleich zu den Vorgängervorschriften ist die Grenzlochleibungskraft in Abhängigkeit vom
'1 Nr, ';2,3:'_/"",,,,//_/1
If
!/
Fr
F
f--

- I--

~-
Rand- bzw. Lochabstand zu bestimmen. Um diese Regelung zu prüfen, hat der Verf. Tragver-
suche an zweischnittigen SL- und VSL-Verbindungen, Stahlsorte St37 und St52, durchgeführt i ~. 0
r-- 1/
R~'
[831. Es wurden Ein- und Zweischraubenverbindungen geprüft, Schrauben MI6-10.9, d L=17mm,
Versuch 1-120-J
Lochspiel ~d=lmm. Für das Material der Außenlaschen wurde nach DIN 50145 bestimmt; vgl. I i 1r,51m
,Nr. 5,: SI,37, =
I--
Abschnitt 2.6.5.2:
St37: Rp= 250NJmm 2 : Rm= 411 NJmm 2 ; A= 38%; 2=57%
o
o
St 52: Rp= 410 NJmm 2 ; R = 562 NJmm 2 ; A= 33 %; 2= 66 %
m
.~~. Bild 59
1
10 mm 12 ~l

H-~dI
In Bild 57 ist das Versuchsergebnis ausgewiesen, es handelt sich um vier Serien mit ins-

Ef+-+-+F---+ F~ +--+if~~v;sp.- 3
Hr. v l/S Fu
1 155 l
ohne Vorsp.
Al la"u)
65 272 o561
alu olm Hr. v l/S Fu A[12 la"u) olm
20 6 5 l 276 272 1 234
alu
gesamt 56 Versuchen. v ist
der Abstand vom laschen-
rand bis zum Lochrand; dem-
gemäß ist e l =v+8,5mm. Fu
ist die im Versuch ermittel-
te Grenzkraft in kN. L be-
.J
Bild 5B
el
Fließversagen, ähnliCh dem Versagen infolge Bolzenab-
scheren. Im Gegensatz zu letzterem gehen mit dem Loch-
bruch größere Lochovalisierungen und Laschenverformun-
gen einher.
Wird die Auswertung gemäß Alternative 1, also unter
Bezug auf die Zugfestigkeit, durchgefÜhrt, ergibt sich
2 366 l 97 272 o666 21 102 l m 272 1270 das in Bild 61 dargestellte Ergebnis.
3 66 l Ps 275 1141 22 135 l 346 272 I , 6 0 deutet Versagen durch Loch-
F
4 12,4 l 160 2,72 1.'31 23 17,6 l 415 2,72 1,656 aufreißen, S Versagen durch
I
mil Vorspannung ohne Vorspannung
~

5 175 l IB5 72 1 655 24 200 l m 272 1919 20 0


T 1/ t:P
~

a"u
!,"~
0
V;
6 216 S 251 10571 25 245 S 466 10,55) Bolzenabscheren. Bild 58 kN
:.".mm 2.5r--r---+-----+-_
7 261
6 29,0
l
S 272
262 270 2 361
0,62 zeigt typische Lochbruch- 15 a
o. V-7 f/ m.V.
T-:--@
--------------- V
~

] 109 3'.1 S 279


090 l H6 2 66 om
063
26 5 4 l 275 266 0920
formen; die Grenzkraft ist 2.0

f~-+i--b-+
.-'
11 H5 l 107 267 0713 27 6 3 l m 2.66 ~ in signifikanter Weise vom 100
12 59 l 133 261 0907 26 107 l 395 266 1321 stirnseitigen Randabstand 1, 5+----=~'-I- 1>&-'===--+------+-
,.
13 B,1
9,4
l
l
152 2,66 1,017
176 2,64 1,166
29 13,4
30 14,7
l
l
462 2.66 1,612
494 2,66 1,646
0

abhängig. Bild 59 zeigt


l.-<
mil Vorspannung I . I .

+-~~
~ 0 50 U r
V;
15 IH l 222 264 1 496 31 17,6 S 556 10,631 die Kraftverschiebungskur- -,- '1 1,0''t--7fd,,-*-':>';:::':'':::; _ _..:..-+-_
16 15 4 S 249 1056)

~
17 16 1 l 252 2,61 1,716 ve des Versuches Nr. 5, IOhle tipaTU,g
S m 0,5,i7''----J------i-l
16 196
19 257 S zn
0621
106 wobei die Längenänderung 00 1 2 3 4
5 6 7 8 9 mm al
" Nr.35 Nr. 36 b)

.,F++-t+5~3
mit zwei induktiven Weg-
O:t;:----t-.----I-_ _-I-._
F+-r--+-+E- -+
mit und ohne Vorspannung
aufnehmern mit einer Meß- Bild 60 0,5 1.5
32 56 l lOB 2,72 0~6 , m • 2.70 .099
basis von 120mm aufgenommen
33 123 l 164 266 1500 m 46 9B l 161 272 1440 wurde. Der Schlupf, der
34 120 l 166 267 1 531 0 47 156 l 204 266 1 666 etwas größer als ~d ist,
::;; 35 179 l 205 269 1 654 m 46 196 l 22B 267 2 076 m
V;
36 16,0 l 206 269 1 B61 0 49 251 S 259 10571 geht aus dem Diagramm her-
~
37 237
iö 36 240
S m 10541 m 50 299 S 266 10561 vor.- Wie der Tabelle des
a,.u
~
S 263 057 0
2,5
N 39 3,7 l 127 2,62 oB63 m 51 2,95 l 115 2,66 0,769 Bildes 57 zu entnehmen ist,
40 7,6 l 170 2.66 1.137 m 52 57 l 155 264 1 045 2.0
~
41 76 l 166 264 1119 0 53 64 l 179 264 1 206 wirkt sich eine Vorspannung 2,0
~
m
l 205 2,64 1.362 m 54 11.9 l 220 2,64 1m

"I
V;JL in keiner Erhöhung der Grenz-
J.L 121
l 204 2 64 1375 0 55 143
56 17,6
l 240 264 1 630
kraft aus, vergleichbare
1.5
1,5
S 2"4 055 m S 266 In,-s-61
~ kH cm2 ~ kH cm2 Prüfkörper vorausgesetzt,
legende: l: lochleibungsbruch; S: Scherbruch ; m: mit Vorspannung ; 0: ohne Vorspannung al,u =-0.120 .1320,1t- - 0,160 G~Y
z.B. Nr. 33/34, 35/36, 1,0
Bild 57 40/41,42/43. Die Bruchbil-
0.5r---f----J-.J.:.:..:::JL!_
der sind auch jeweils gleich; in Bild 60 ist das Ergebnis der Versuche Nr. 35/36 gegenüber: 0,5 0

gestellt. Die Gleitkraft wird durch die Vorspannung angehoben; der Schraubenschlupf ist O~- __~ _ - + __-!-_ • St37 o St52 Bezug auf Zugfestigkeit
ohne und mit Vorspannung gleichgroß; Vorspannung nach DIN 18800 T7. 0.5 1,5 0
0,5 1,5 el /d l
Es bestehen zwei Mögl ichkeiten, um die Grenzlochleibungskräfte auszuwerten:
1. Bezug auf die Zugfestigkeit oder Bild 61 cl
2. Bezug auf die Streckgrenze des Laschenmaterials. Wie die Bruchbilder und Kraft-Ver-
schiebungsdiagramme zeigen, ist Lochaufreißen vom Typ her ein Bruchversagen und kein
- 528 - - 529 -
Aufgetr agen ist (ll,u über dem Randab standsv erhältni s 9.5.5 Projekt 4: Verglei chende Tragver suche an SL-,
e 1/d L· SLP-, GV- und GVP-Ve rbindung en
Aus dem Bild entnimm t man; I. "-,- ---26 6 · - - - +
_ Schmale Prüfkör per mit einer Schraub e, ei/dL=1 ,5: ;;;.t-r-----~I;-----j+~=t-,-...:...::.:::-===:r
.. 134t34t-I..o ------26 6 "'1 Um das Tragver halten der SL-
Die Versuch werte liegen am niedrig sten und SLP-Ve rbindung en auf der
1 ~
_ Breite Prüfkör per mit zwei Schraub en, e /d =1,5, e
was höher.
2 L
Der untersc hied ist insgesa mt margina l; wie Teilbil d
3 /d L=3,0: Die Versuch swerte 1iegen et- ...;;;..
F_ ;;;
~ ++--.~~f--~---.==-. I
=
-+ -I
i _j-f"'_±_'" ......~_e 0ac~~
': (1)
:

i
M h
Wegaufnehmers
__~ _ _F
einen und der GV- und GVP-
Verbind ungen auf der anderen
c zu entnehm en ist, können die Ver- ~r-l..-----.L---J'JI__.:7':;j:';-.L.-.J'----------l Seite zu prüfen und deren
suchswe rte für St37 und St52 und für beide Prüfkör perform OMS
en einer Grundg esamthe it zuge- Gr~nztr agfähig keit zu bestim-
ordnet werden. Oberhal b eines bezogen en Randabs tandes -I········· ·····.. ···"j- Mutterseite
e 1 /d L=1,5 bis 1,9 ist Versage n durch men, wurden Versuch e an Pro-
Bolzena bschere n maßgebe nd. Die (ll- und (la-Wert e (letzte
re in Klammern) sind in der Tabelle Ij! : I
b1ToJ~
bekörpe rn durchg eführt, die
des Bildes 57 ausgew iesen. Kapfseite bezüg1 ich Materia l, Schrau-
_ Breite Prüfkör per mit einer Schraub e, e /d =3,0: die Versuch swerte 1 iegen etwas höher; a)
2 L bendurc hmesser und Form je-
das beruht auf der größere n seitlich en Stützwi rkung. Die Erhöhun g ist bei den St37-Pr üf- } MeOstrecke weils identis ch waren, so daß

-Ei~~~
körpern etwas größer als bei jenen aus St52.
Das Versuch sergebn is legt es nahe, die Grenzlo chleibu ein unmitte lbarer Verglei ch
ngskraf t unter Bezug auf die Zugfe- Kap/seite magl ich war [51]: Zweisch nit-
stigkei t zu vereinb aren, wie im Entwurf des EUROCODE
3 gescheh en. Statt dessen wurde in tige Verbind ungen mit neben-
DIN 18800 Tl (11.90) der Bezug auf die Streckg renze
gewählt (Altern ative 2). Werden die
"
--I....~ ...._.:._.... --l- Mutterseite
Versuch sergebn isse Nr. 1 bis 30 auf die Streckg renze und hintere inander liegend en
bezogen , erhält man das in Bild 62 OMS Schraub en M16 in untersc hied-
darges tellte Ergebni s. Die Versuch swerte St37 und St52
bilden keine Grundg esamthe it! Für : H 4 licher Güte. Bei den SL- und
e /d =1,5 und e /d =3,0 lautet die (ll-Form el nach DIN . _ _ ------L I !
.......!!;f. .,-h . ..: _ MeOachse _ _ :o... _F
d.es
~
~_.

18800 Tl (11.90) :
2 L 3 L .
Cll = 1,10t -
e
Die zugehör ige Gerade ist in Bild 62 eingeze ichnet.
0.30 s 3,0 :
I
: i :::
I! ..:..
50
i
I

Wegau/nehmers -
GV-Verb indungen waren die Lö-
cher mit 17mm gebohrt , d.h.
Eine Deutung als untere Fraktil e der t-:------- 241 -------"'--1134 34 1-----2 41 - - lId=lmm, bei den SLP- und
Versuch swerte ist nicht möglich . Es stellt sich damit
die Frage, ob nicht eine Regelun g I
J - - - - - - - - - 600 - - - - - - - - 1 GVP7Ve rbindung en betrug das
in DIN 18800 Tl (11.90) unter Bezug auf die Bild 63 b) Lochspi el ,,0,3mm . Stahl güte
Zugfes tigkeit des Grundm aterials bei Kalibri e- des Laschen materia ls St52.
Blechdick e R m I ReH I ReL A
3.5 +- ---1-- ---+- --+-- -1--
rung am Sicherh eitsnive au der SLP-Ver bindung
der DIN 18800 T1 (03.81) geeigne ter gewesen
Serie
Soll
70
Ist
7.5 527
N/mm 2
371. 368
·t Z
Die Soll- und Istdick en der Ble-
CD 18,0 18,0 548 395
31 67 che und deren mechan ische Werte
3,0 +- -+ -9--1- ----+- - wäre; Vorschl ag (e2/dL~1 ,5; e3/dL~3,0): 389 31 65 (nach DIN 50145) sind in Bild 64
7,0 65 553
CD 363 347 29 65
2,5+-- ------ 1~-I', t=;,.L '-+--- -+--
(ll = - 0,120 + 0.132 (tl-0,160 (*)2 5. 2,40 (44 )
SIld 64
180 180 575 LU L 09 10 'T-) angegeb en. Bild 63 zeigt die bei-
den Prüfkör perform en sowie die

VI,R,d = ~t
Lage der Dehnme ßstreife n (DMS)
1 2 3 4 I 5 6 7 8 I 9 I 10 11 I 12
2,0 +--_ _---lP'-- --J"'--'- +----+- ,.,....- 1,25Y ·dSch (45) in der Bruchli nie und die Anord-
m ~

~
'" '"
Co
~ = Tragkrä/te [kN I Bruchbild nung der indukti ven Wegaufn ehmer
Die zur (l1-Form e1 gehören de Kurve ist in Bild '"CJ~ §
Co
:g auf bei den Seiten der Prüfkar per
'" :& ~~
61c eingeze ichnet. Wie sich zeigen läßt, erfaßt >. .)!?
Schrauben liegen

1
~
für die Schlupf messung en (Meß-
sie das Tragve rhalten hintere inander liegend er '" =>
1.01-+-.1---< .'---.1--- 4=-----+ '" 'e0 ~ '" --g'" nebeneinander hintereinander '" länge 120mm). Das Versuch sergeb-
~

e'"
on
Schraub en ebenfal ls recht zutreff end, dann ist "" ""
in G.45 e durch e zu ersetze n; Vorauss etzung:
:.ö
'"
j ""
e
Cl
e
·iV
g ~
e
g e
Cl nis an den insgesa mt 40 Prüfkör -
0.5+- -----t -+--- t Ist37 + St 52} 1 >-
:i; .~ zügig zeilver- zügig zeitver- '" e '" pern ist in Bild 65 tabella risch
min e=2,4·d L · .Q '" zögert .Q zögert '" C'"
Bezug auf Streckgrenze
Für e =1,2d und e =2,4d wäre (ll auf 70% zu ~ :.c "" kN e'" :.<: ausgew iesen. Verbind ungstyp ,
o+- -+..-- -'---+ -----+ --- 2 L 3 L SL 4.6 2 2 - Schraub engüte und Anzahl der
0,5 reduzie ren und für Zwische nwerte zu interpo lie- 217 215 219 223 a a
1,5 2 el /d L SlP 5.6 2 2 - 335 334 333 349 a a Prüfkör per beider Probenf ormen
Sl 10.9 2 2
Bild 62 ren.
Der Vorschl ag wäre durch weitere Versuch e zu
CD SLP 10.9 2 2 -- 576 528 500
589
465
540
502
543
b b
b c
mit neben- und hintere inander
GV 10.9 2 2 b 477 519 444 472 b b liegend en Schraub en sind in den
unterma uern. Die Begrenz ung e/dLa2, 4 sollte n.M.d.V . GVP 10.9 2 2
nicht untersc hritten werden. Bei zu b 552 570 529 521 b c Spalten 2 bis 6 eingetr agen.
dichter Lochano rdnung wächst der Kerbfak tor (lK an, was
mit einem stärker en Abfall der Er- 1 1 a 446 - 407 - ri e Die SL- und SLP-Ve rbindung en
müdung sfestigk eit einherg eht. Bei den bislang gültige 1 1 b 404 - 395 -
und e/d =3,0 beträgt (lK ca. 1,5 bis 1,7, vgl. Abschn
n K1einst werten e 1/d L=2,0; e 2/d L=1,5 GV 10.9
1 1 c 414 - 433 - dd ee wurden handfes t verschr aubt,
L itt 2.6.5.5 .6. CD 1 1 d 429 - 407 - d e die GV- und GV-Verb indungen
Der Vorschl ag gemäß G.45 beinha ltet einen globale n Bruchs icherhe
itsfakto r 1,25'1, 1'1,50
1 1 a 450 - 423 - d e
2,06. Nach DIN 18800 Tl (03.81) gilt für SLP-Ve rbindung GVP 10.9 1 1 b 427 - 422 - d e mittels eines geeicht en Momen-
en im Lastfal l H: 1 1 c 437 - 435 - d e tenschl üssels vorgeso annt:
St 37: 1,88'37 0/320 = 2,17 1 1 d 453 - 448 - d e CD: Seri e Je ei ne Verbi ndung
St 52: 1,88'52 0/480 = 2,04 legende zu Spalte 6 :
Geht man von l!J'Y =0,9'1,5 =1,35 und dem zugeord neten a) unbehandelt Gewinde leicht geölt (M=350Nm)
Lastfal l HZ aus, gilt 1,25,1, 1·1,35= bJ gestrahlt mit Quarzsand (labarseitig J bzw. mit MoS2 geschm iert (M=250
F
1,86 und 1,93 (St37) bzw. 1,81 (St52). c) g~strahlt mit Stahlkies } durch Stahlbau/irma
d) wie cJ mit gleitfestem Anstrich (Tl 918300 BI. 85) CD:
Nm); Seri e Gewi nde geö1 t
CD
(M=300Nm). Bei Serie ergab
eine überprü fung der Vorspan -
Sild 55
nung nach einem Jahr in allen
- 530 - - 531 -

SerieCD Die jeweilige Verbindung als GV- bzw. GVP-Verbindung weist geringere Tragkräfte aus; die-
Stahl St52-3; ( krllftgesteuertl F Zeitverzägert (-- ses Ergebnls wurde bel den Versuchen (mit einer Ausnahme) in allen Fällen festgestellt,
2Schrauben, hintereinander, zweischnittig 300 10-Minutenpausen) vgl. B,ld 65, Spalten 7 bis 10.
MeOstrecke: 1= 120 mm In Bild 69 ist das Aussehen eines Mischbruches dokumentiert', ll'nkersel'ts SlP
1.f---~ 223kN kN (Indukt Wegaufn.)
-Verbindung,

200 ~ 200
zul. Kräfte nllch
F
500
529 kN

kN OIN 16600 Tl (03.61) kN kN


1.5-" -----;;jf"""l,5,H
13-"
100
~z I SL 4.6 I
100
I SLP 5.6 I 400 400
--f--f--1,3H

0 300 300
2,5 5,0 mm 7,5 llt a) 2,5 mm 5,0 M b) Bild 66
200 -soU
Fällen keinen Vorspannverlust. Serie CD
diente der Untersuchung des Einflusses der Gleit- 200
flächenbehandlung (Spalte 6). Die Bilder 66 bis 68 zeigen Kraft-Verschiebungsdiagramme
ausgewählter Versuche der Serie CD
mit jeweils zwei hintereinander liegenden Schrauben.
In diese sind die zulässigen Tragkräfte nach DIN 18800 Tl (03.81) für die Lastfälle H
und HZ sowie die 1,3- und 1,5-fachen zul. Tragkräfte des Lastfalles H ~ingezeichnet. Die
100
I GY 10.9 I 100
I GYP 10.9 I
Versuche wurden kraftgeregelt gesteuert, ein Versuch zügig und ein Versuch zeitverzögert
mit 10minütigen Pausen; wie die Werte der erreichten Grenzkräfte in Bild 65 (Spalte 7/8 i i
2,5
I I i' I''''
bzw. 9/10) zeigen, ist ein signifikanter Unterschied nicht vorhanden. ~O mm 7,5 llt a) ~o 7,5 mm 10,0
Bild 66 llt b)
Der Schlupf der SL-Verbindungen stellte sich bei den Versuchen mit hörbarem Ruck ein und
ist größer als das planmäßige Lochspiel 6d=lmm;der Grund hierfür liegt in einer gewissen
Verbiegung der Bolzen und deren geringer Einpressung in das Laschenmaterial . Bild 66 ver-
deutlicht den großen Steifigkeitsunterschied einer SL- bzw. SLP-Verbindung (Versagen durch
Bolzenabscheren). 543kN
F 502 kN
500
F
kN
kN
400 400

--I----l,S-H

300 300 ""-;'I---l,3H


262 - - - - - 1 - - 1,5H
2 4 4 - - - - 1 ; 1 - - \3H
HZ
H
200 211 HZ 200
186 - - - f H - - - H

100
I SL 10.9 I
100
I SLP 10.9 I rechterseits GVP-Verbindung (die gleitfeste Behandlung ist
im Foto zu erkennen). Bild 70 vermittelt einen Eindruck
von der Anordnung der induktiven Wegaufnehmer.
Wie den Diagrammen des Bildes 68 zu entnehmen ist, glit-
2,5 5,0 mm 7,5 llt a) 2.5 5,0 7.5 10mmllt b) ten die GV- und GVP-Verbindung unter einer Kraft, die nur
Bild 67 0
unbedeutend über den Gleitkräften der Sl und SlP-Verbin-
Bild 67 bestätigt den Befund bei Einsatz von 10.9 HV-Schrauben (Versagen durch Lochbruch dungen mit Schrauben der Güte 10.9 lagen; dieser Befund
bzw. Mischbruch, eine Schraube Abscheren, eine Schraube Lochausreißen). Aus den Bildern galt für die ganze Serie CD.
Die Formel für die rechne-
erkennt man, daß die zulässigen Tragkräfte über der Gleitkraft der Verbindung liegen. - risch zulässige Gleitkraft, die der Berechnung der zu-
Einen direkten Vergleich einer Sl- bzw. SlP-Verbindung mit einer (bis auf die gleitfeste lässigen Tragkräfte nach DIN 18800 Tl (03.81) zugrunde-
Vorbehandlung und Vorspannung) identischen GV- bzw. GVP-Verbindung erlaubt Bild 68. Bis liegt, lautet: zulU =J:i:..F, (46)
auf das Schlupfverhalten sind die F-6l-Kurven weitgehend gleich, die Grenzkräfte zeigen GV vG V
keinen signifikanten Unterschied: FV~ Vorspannkraft, ~=0,5: Reibbeiwert, V : Gleitsicher-
G
Bild 67: Sl 10.9: FU 502 kN SlP 10.9 543 kN helt (VG,H=1,25, VG,Hz 1,10). Die Versuche der Serie CD
Bild 68: GV 10.9: FU 472 kN GVP 10.9 529 kN ergaben eine mittlere Gleitkraft von 105kN (mit Schwan-
kungen zwischen 95 und 115kN). Bei Ansatz von F =100kN
läßt sich daraus folgender (mittlerer) Reibbeiw~rt be-
- 532 -
- 533 -
stimmen:
FG ~~22100 ~ 105 _ ~=O,2625
- Die Bruchbilder der GV- und GVP-Verbindungen der Serien und CD
sind wegen der unter- CD
schiedlichen Ist-Dicken und Festigkeiten der Laschen nicht gleichartig; die in der Ta-
Dieser Reibbeiwert ist nur halb so groß wie der Normwert! - Für die mit Quarzsand gestrahl- belle des Bildes 65 angegebenen Kürzel (Spalten 11 und 12) bedeuten:
ten Gleitflächen wurden nach DIN 4768 Tl folgende "gemittelte" Rauhtiefen (vor dem Zu- a) Beide Schrauben ~weischnittig abgeschert,
sammenbau) mit Hilfe eines Rauhigkeitsmeßgerätes bestimmt: b) beide Schrauben ~schnittig abgeschert, Lasche auf der anderen Seite ausgebogen,
Seitenbl eche (7mm), Mittelwert: 43,99 starke Lochaufweitung,
I-~ Standardabweichung: 3,79 c) stirnseitiger Lochausriß der vorderen Schraube, hintere Schraube einseitig abgeschert,
f~ittelbleche (18mm), Mittelwert: 66,61 d) Lochausriß der nebeneinander liegenden Schrauben,
Standardabweichung: 10,52 e) Lochausriß der hintereinander liegenden Schrauben.
Bild 71 zeigt ein Rauhigkeitsprofil. Die Grenztragfähigkeit der GV- bzw. GVP-Verbindungen ist praktisch unabhängig von der
_-
..
Um den Grund für den geringen ~-Versuchswert zu finden, Gleitflächenbehandlung (Serie ®;
bei Serie CD
liegt deren Grenztragfähigkeit unter
---I-~- wurde für die GV- und GVP-Verbindungen eine identische derjenigen der SL- bzw. SLP-Verbindungen (Schraubengüte 10.9))!
_~L_._ .- Versuchsserie geprüft: Serie Die Tragkräfte sind in ®. - Berechnet man aus den Grenzkräften der Serie ®
für die Prüfkörper mit nebeneinander
Bild 65 ausgewiesen; aus den Gleitkräften der GV-Verbin- liegenden Schrauben (Versagen durch Lochbruch) den al-Wert unter Bezug auf die Zugfestig-
Bild 71
dungen lassen sich folgende Reibbeiwerte ableiten (vgl. keit der Außenlaschen (Bild 64), folgt:
die Legende von Bild 65):
a) unbehandelt: 0,55(n), 0,50(h) (n): Schrauben nebenein- GV: a = Vl,u = ~, GVP. a = V-"l,u~__ ~
b) gestrahlt mit Quarzsand: 0,30(n),0,26(h) ander l 2 55,}( 20,65)1,6 230,1 l 2 55,3( 20,65)1,6 244,4
c) gestrahlt mit Stahlkies: 0,43(n), 0,51(h) (h): Schrauben hinterein- GV: (J,l= 1,94;1,76;1,80;1,86 (Mittelwert: 1,84)
d) wie c) und gleitfestem Anstrich: 0,51(n), (0,41)(h) ander GVP: al ~ 1,84; 1,75; 1,79; 1,85 (Mittelwert: 1,81)
Somit ergab sich auch bei dieser Versuchsserie für die mit Quarzsand gestrahlten Prüf-
körper nur ca. der halbe Normwert; das ungünstige Ergebnis der Serie fand damit eine CD Bei Bezug auf die Streckgrenze (f y =R e ,H=363N/mm 2 ergeben sich um den Faktor 553/363=
Erklärung bzw. Bestätigung. 1,52-fach höhere Werte (1,52'1,83=2,78). Nach DIN 18800 Tl (11.90) gilt für e 2 /d L 1,76,
F ..... e 3 /d L=3,53 und e l /d L=2,0 der al-Wert: e
~OO
1/
""'--""1"
40
I

/ V .Y1
at = 1,lO.:.L - 0,30 = 2,20 - 0,30 = 1,90
dL -
kH kH
J 1/ i/ 1 1 Dieses Ergebnis verdeutlicht, daß sich die al-Werte des Grenzlochleibungsnachweises der
HZ I--- DIN 18800 Tl (11.90) eigentlich auf die Zugfestigkeit des Laschenmaterials beziehen und
300
I f
- V f-
300 durch den normativen Bezug auf die Streckgrenze eine zusätzliche Sicherheit (über YM
I >- - H 11 11
f-
I ,J hinaus) eingearbeitet worden ist. Letzteres ist richtig, weil dem Bruchversagen große

+
I--

200 i - i--'
I,..
200
J
-,J IJ I--
f-
plastische Lochaufweitungen vorausgehen. Aus Gründen der Transparenz wäre ein Vorgehen
im Sinne von G.45 (wie dieses beim Nachweis auf Abscheren geschehen ist) n.M.d.V. empfeh-
HZ- r
1
f-
H )LJ JA L.I lenswerter gewese n; vgl. Bewertungen zu Projekt 3 (Abschnitt 9.5.4).
I-

100 100
? h I-
f-
9.5.6 Projekt 5: Abschertragfähigkeit mehrerer hintereinander 1 iegender Schrauben
Um das gemeinsame Tragverhalten
IJ
I GV 10.9 rGVP 10.9 ~ " GV 109 I hintereinander liegender Schrau-
I I I \ll I Prüfkörper mit F- ben zu prüfen, wurde das in Bild
I Vorbieouno
73 dargestellte Versuchsprogramm
0
I I I ..... I I I I I I I I I I I I J'" aufgelegt: Grundmaterial St37-2
2,5 mm 5,0 Al 2,5 mm Al 2,5 5,0 mm Al (mechanische Werte: Bild 74),
Bild 72 al b) cl Schrauben M16 in unterschiedli-
cher Güte:
Bild 72a/b zeigt zwei weitere beispielhafte Kraft-Verschiebungsdiagramme für eine GV- und
SL: 4.6
eine GVP-Verbindung; im letzterwähnten Falle ist die Gleitkraft nur schwach zu identifi-
SLP: 5.6
zieren (~ etwa 0,6). - Die "zulässige" Tragkraft nach DIN 18800 T1 (03.81) liegt bei den
GV und GVP: 10.9
GVP-Verbindungen in allen Fällen über der Gleitkraft! I Vorspannkraft 100kN, Anziehmo-
Bild 72c zeigt, wie sich ein Prüfkörper verhält, der eine Vorbiegung aufweist; diese wird
ruckweise mit steigender Last in den Gleitflächen zum Ausgleich gebracht. Die zum Reib-
12 12 I
ment 0,25kNm. GV- und GVP-Ver-

schlupf gehörende Kraft sinkt dadurch etwas ab. 30 I


bin dun gen: St a h1 ki es s t ra h1ung
und gleitfester Anstrich, An-
Zusammenfassende Bewertung des Versuchsergebnisses: I
-i- zahl der Prüfkörper 4x4=16. In
- Haltepausen wirken sich auf die statische Grenzkraft nicht aus (auch bei mehrfacher Ent-
al bl cl dI Bild 75 sind in Spalte 3 die im
lastung auf Null; hier nicht wiedergegeben).
Bild 73 Versuch ermittelten Tragkräfte
Verbindungen mit zwei nebeneinander liegenden Schrauben weisen etwas höhere Grenzkräfte
ausgewiesen und in Spalte 4 die
als solche mit zwei hintereinander liegenden Schrauben auf (e /d =2,0; e/d =3,0); ge-
1 L L jeweilige Bruchart. Bei den hochfesten Schrauben trat bei 3 bzw. 4 hintereinander liegen-
mittelt über alle Versuchsergebnisse etwa 7%.
den Schrauben Versagen durch Bruch der Au ße n1a s c he n ein: A-lIA =2 . 1 , 2 . ( 10 , 0- 1 , 7) =19 , gc m2 :
- 534 - - 535 -
1 2 3 I ~ Grenzspannung in der Bruchlinie
Teil Re N/m~2 Rm A
~. Z he der nach DIN 18800 Tl (03.81) zugelassenen Tragkräfte des Lastfalles H wieder.
Versuch durch die Schrauben: 918/19,9= In Bild 78 sind die Tragkräfte über der Anzahl der hintereinander liegenden Schrauben ein-
Innenstab 305 I ~71 35 I 53
Laschen 266 I m 17 I fiO 46,lkN/cm 2 . Diese Spannung liegt getragen; man erkennt eine nahezu geradlinige Zunahme der Grenzabscherkräfte mit der An-
'"
-e>:i; C
0>

'"
Bild n etwas höher als der Festigkeits-
wert des Zugversuchs Rm=42,6kN/cm2.
zahl der Schrauben.
_.0
.c'"
~
",-e>
.= ~ cl 9.5.7 Schraubenverbindungen als diskontinuierl iche Scherverbindung
-'" :z: 1 2 3 ~

.= .= ~
"'Cl
cl:=
N.c .0 0>-'" Bild 77 zeigt für die Prüfkörper
Cu
Q.
>- ;>
'"
~ cl
Gleitkraft Reibbeiwert 9.5.7.1 Elasto-statische Theorie
<tu> .....
= Typ Zahl mit drei hintereinander liegen-
in kN 1.1 Wie in Abschnitt 9.3.4 erläutert, stellen sich innerhalb des ela~tischen Bereiches (unter
SL 112 S den Schrauben die Kraft-Verschie-
SLP 172 S 1 110 ~ 130 0,55 ~
0,65 Gebrauchslasten) bei mehr als zwei hintereinander liegenden Schrauben ungleichförmige
1 2 270 ~ 300 068 ~
075 bungsdiagramme (Wegsteuerung).
GV 263 S GV Schraubenkräfte ein; die relative Verteilung der Kräfte zueinander ist von der Dehnstei-
GVP 311 S 3 300 ~ 380 o50 ~
0.63 Bei der GV-Verbindung stellte
SL 211 S ~ ~~5 o56 sich ein gemeinsamer Schlupf figkeit der Laschen und der
SLP 351 S GVP 1 90 H5 Steifigkeit der Schrauben
2 GV 522 S 3 325 o 5~ sämtlicher Schrauben ein, wäh- F EAI i
GVP 632 S rend des Gleitens fiel die Kraft ----,-. ---,. --+-.-+--. -+-. -+-. -+- +---1-.... (SLP) abhängig. Im Schrift-
SL 355 S Bild 76 (Spalte 2: Zahl der Schrauben] I
a) tum wurden dieser Frage di-
etwas ab; demnach ist eine unte-
SLP 520 S f verse Untersuchungen gewid-
3 GV 756 S re und obere Gleitkraft auszuma-
100 - Laschenbruch : fu =918 kN met, u.a. in [53-561. Das
GVP ~ 917 ~ L chen; vgl. Bild 77c. Bei der GVP- b)
,
~
SL
SLP
m
687
S
S
kN
I-[Bill t--
GV-l0. ~ " ' L .-
.-
SLP,Sj= ~ /,----
Verbindung ist die Gleitkraft nur
unscharf zu identifizieren. In
~J----------===::::::::J
Problem einer einschnittigen
Laschenverbindung (Bild 7ga/b)
GV ~91H L
GVP ~924~ L GVP-l0.9, ./ .... ....- Bild 76 sind die Reibbeiwerte, L.------------ifl.- c) kann schematisch gemäß Teil
50
Legende zu Spalte ~ ./ '" ....-
/",
---- ....-
...-
->~
-- die im Versuch ermittelt wurden,
....4:::..---.:=-:t:=~::;~==~==+===l
bild c/d gedeutet werden. Da
sich innerhalb des Schrauben-

---- --
S: Abscheren der ichrauben /: ....-- SL-4,6 eingetragen; sie gelten jeweils
L: Bruch der laschen /."' ..... ...-
für die untere Gleitkraft und anschlusses die Kräfte in den
~--::::- Laschen sukzessive absetzen,
Bild 75 o liegen in allen Fällen über dem
o 1 2 3 Wert 0,5. - Die in Bild 77 einge- ist die Längenänderung der
Anzahl der Schrauben Laschen zwischen den Schrau-
tragenen Werte zulF geben die Hö-
Bild 78 e) ben ungleich. Das ist der
F 520 kN Grund für die unterschiedlich
500
kN V hohe Beanspruchung der Schrau-
WO
F
~OO
V f) ben selbst. Um das statisch
~kN
kN
300
./ V 300
1/ unbestimmte Problem zu lösen,
// i"-zul F= 286 kN
/1 I
g) wird das in Teilbild f darge-
200 200 stellte statisch-bestimmte

~bJ
Grundsystem eingeführt. Die
.I =135kN
zul F SL 4.6 SLP 5.6
100
V IV)F~ :111·111: r- F/ a)
100
F-: :HNJt f-r b)
Zustände Xi=O und Xi =l lassen
sich dafür in einfacher Weise
o ~ 6 810 12J1I[mm] F 10 12 III angeben. EA l bzw. EA sind
2
M16 zul F: OIN 18800 11 (Ol81) für Lastfall H 900 917 kN die Dehnsteifigkeiten der
1--"".... bei den Laschen, K sei der
kN

700
V
-~
~
800

700
V
V
--- X3 =1
Verschiebungsmodul einer
Schraube; er sei für jede
Schraube gleichgroß. Die
kN
600 /' 600
1/ hI
0ik-Werte und die Elastizi-
tätsgleichungen lauten:
500 I 500 I Bild 79

~OO
V ~ 00
I-zUI F=m kN
~ E~z e; 6Z0= 630 = 0~0= -
\.L~,.
I Grundzustand: Xi = 0 : °10= - (47)
1 I - tAze
I-F6=325kN{\l =0,54)
300 JOO'" "1"""' 300
"-2 1 +_e_+_e_' 6Z1 -- l (48 )
200
-zul F=2~0 kN
200
I Zustand X =1 : Vll- K EAl EAz' - K
cl GV 109 d) GVP 10.9
100 F--: :111"111: r-rl- 100 F--1 :11 In 111: f-
F

10 12 14 16 III 10 12 1~
mm c) mm
Bild 77
- 536 - - 537 -
X, X2 X3 X4 F
.-
34-r 50 -j- 50 --r 50 134-r- SL- VerbindunL
1 1 I Paßsitz; je nach (ZUfälli-
2 e e 1 - - =0
1 l( + EA1+ EA2 -l( -l( - EA2 e I "::,OI-1S I y. / / ger) Passigkeit werden die
2

3
-1<
-
1
t + bittA2
1
-K
2
K
-}
e +e
+ EA1 EA2
_1-
K
-J2e
__1_
EA2 e
=0

=0
(49)
F I
--t '" '+'
,....
'+' '+'
'/
-$-- f-+-L
~ '" '" ,,~~ \ r----
-:::::=
Schrauben unterschiedlich
aktiviert. Die Theorie ge-
mäß Abschnitt 9.5.7.1 un-
I I /&---
/ --- /
4 - - -t Tee
l( +u:;+m
1
-TÄ2e =0 f\ \
ABC
\
0
terstellt,
ben
daß alle Schrau-
gleichförmig verfor-
A _ _ ~_ _ ~ ---,0
Es werden sämtliche Zeilen durch EA 2 dividiert, damit lautet das Gleichungssystem: mungs- und kraftschlüssig
a) Spannungsverteilung b)
X, X2 X3 X4 F ----j I beansprucht werden; inso
I Resultierende Kraft in den Schnitten A,B,C u.O fern vermag sie die Ver-
1 2n + b + e -n 0 0 - {n + bl =0 I hältnisse allenfalls bei
2 -n 2n + b + e -n 0 -e =0 (50) SLP-Verbindungen zu be-
c) Bild 81
-a schreiben.
3 0 2n + b + e -n -e =0
Bild 82 zeigt die Span-
4 0 0 -n 2n + b + e -e =0 nungsverteilung in den Schnitten A und B
Hierin bedeuten. o
~~e;
EA2 (51 ) o für die vier Verbindungsarten SL, SLP, GV
a= -K-; b= e: Abstand kHClTf und GVP. Die Spannungen liegen im elasti-
a und b haben (wie e) die Dimension einer Länge. 14
schen Bereich. Die Spannungsverteilungen
12 ,! ,,
~~pJ..eJ....: Zwei schnit- der GV- und GVP-Verbindung sind weniger
r-b \
\
/k;-.
I/.
F tige Laschenverbindung, 10 gleichförmig als erwartet, gleichwohl
.~~ ;j t'/ .....
--+- vgl. Bild 80. Die Mit-
~> '---= k:-: liegen die Spannungen etwas niedriger

-+
""-.",

tellasche wird nur zur ~ VII \\~\ (-7


Hälfte berückskchtigt. \ ',;, I als bei der SL- und SLP-Verbindung, was
auf der Vorbindung durch die gleitfeste
Damit ergeben sich die ~\ ~/I Vorspannung beruht.
im Bild eingetragenen Für die Beurteilung der Grenztragfähig-
Dehnsteifigkeiten. Der
1,,/
keit sind die Ergebnisse nicht relevant.
EA1 = 21000 1,2·10 = 2100012 im Bild angegebene Ver- Im Grenzzustand kommt es im Zuge der pla-
EA2 = 21000·1.513 = 21000·19.5
K = 2000 kN/em
formungsmodul der ®
Schnitt a) Sehnitt® b)
stischen Verformungen zu einer Vergleich-
Schrauben ist ein SL - - - - SLP GV --------. GVP mäßigung der Schraubenbeanspruchung. Das
Bild 80 Schätzwert. Bild 82 setzt ein hohes Verformungsvermögen des
Grundmaterials und der Schrauben voraus.
Das Gleichungssystem wird ausgewertet und gelöst:
9.6 Vorgespannte Schraubenverbindungen bei zentrischer und exzentrischer Zugbeanspruchung
a = 21000 '19.5 = 204,75 em: b = 11925.5 = 8.13em e = 5.0 em 9.6.1 Vorbemerkung
2000
Xl X2 X3 F In Abschnitt 9.4.3 wurde bereits darauf hingewiesen und gezeigt, daß es bei planmäßiger
1 422.63 - 204.75 0 -212.88 =0 Zugbeanspruchung von Schraubenverbindungen empfehlenswert ist, die Schrauben vorzuspannen.
2 -204.75 422 63 - 204,75 - 5.0 =0 Diese Empfehlung ist nicht an die Voraussetzung einer gleitfesten Vorbehandlung gebunden,
3 0 - 204,75 422.63 - 5.0 =0
sie gilt allgemein: Es ist zudem in solchen Fällen zweckmäßig, hochfeste Schrauben (10.9)
Lösung: X, = 0,743; Xz= 0.493; XJ= 0.251 einzusetzen, um eine hohe Zugtragfähigkeit der Verbindung zu erreichen. Liegt eine vor-
wiegend nicht ruhende Zugbeanspruchung vor, sollte grundsätzlich eine planmäßige Vors pan-
Offensichtlich ist bei vorstehenden Annahmen die Abtragung relativ gleichförmig. Der An- nung vorgesehen werden. In diesem Falle wird nämlich, wie in Abschnitt 9.4.3 gezeigt, nur
satz des Verschiebungsmoduls K ist unsicher und entzieht sich eigentl ich einer theoreti- ein Bruchteil der äußeren Zugkraft Z auf die Schrauben abgesetzt. Entsprechend gering sind
schen Herleitung. dle Spannungsamplituden in der Schraube; die Ermüdungsfestigkeit der Schraubenverbindung
9.5.7.2 Experimenteller Befund wird dadurch wesentlich gesteigert; zur Ermüdungsfestigkeit der Schrauben vgl. Abschnitt
9.7
Bild 52 zeigt die Lage der Dehnmeßstreifen auf einem Prüfkörper, der dem Versuchprojekt
Nr. 5 entspricht; vgl. auch Abschnitt 9.5.6. In Teilbild b ist die in vier Querschnitten 9.6.2 Verspannungsdreieck
(A, B, C und 0) der AuBenlasche gemessene Spannungsverteilung aufgetragen. Die Spannungen Die Berechnung der in Abschnitt 9.4.3. gezeigten Kräfteumlagerung in Schraube und Klemm-
sind offensichtlich ungleichförmig verteilt, auch bereits im Schnitt A vor dem ersten Loch. körper bei Einwirkung einer äußeren Zugkraft Z wird im folgenden zugeschärft und verall-
Im Schnitt 0 treten sogar unmittelbar frontseitig vor der letzten Schraube Druckspannungen gemeinert. Dabei wird die Federwirkung der Schraube und des Druckkörpers betrachtet; die-
auf. Bestimmt man den Mittelwert für die vier Schnitte, ergibt sich der in Teilbild c ein- se Betrachtungsweise wurde bereits mit G.26 bis 28 angedeutet. Die Federkonstanten werden
getragene Zugkraftverlauf in der Lasche. Hieraus folgt, daß die dritte Schraube den höch- durch Ansatz der Einheitskraft F=1 berechnet:
sten Anteil der Anschlußkraft übernimmt. Das kann im vorl iegenden Fall darauf beruhen, daß 2s!!I~~: Federkonstante: C EAs (A
S = -IS- S: ASchraubenschaft ) (52 )
es sich um eine SL-Verbindung handelt: Wegen des Lochspiels haben die Schrauben keinen

(53)
- 538 - - 539 -
Die vorange9angenen Herleitungen gehen davon aus, daß die äußere Kraft an Schraubenkopf
E..:~.I0~~r:...: Es wird der in 8ild 48e dargestellte Klemmkörper in Form zweier Kegelstümpfe
und -mutter angreift. Dieser Ansatz ist für die Schraube am ungünstigsten. Die andere An-
zugrundegelegt; für dessen Querschnittsfläche im Abstand x von der Außen kante gilt:
nahme ist die, daß die äußere Zugkraft Z in Höhe der mittigen Trennfuge abgesetzt wird,
(54)
dann gilt: FVS:o; FVO:Fy-Z (59)

Die Verkürzung des Druckkörpers unter der Kraft 1 berechnet sich zu: Für das obige Beispiel folgt in diesem Falle: FyD =220-154=66kN; d.h. eine Klaffung tritt
[12 ll2 1/2_ l/2 auch bei dieser Annahme nicht auf. Die realen Verhältnisse liegen zwischen G.58 und G.59,
fi1 : 2fE dx : 2/ oE dx : 2f-1_ dx : _2_/ dx : _2_.ln(~· O+d): _1_ 1 (55) näher bei G.58.
02 EAO En;O [(lLd- (Jill ETtd O+l+d O-d C02
o 0 0 2 2 Erreicht die Zugkraft eine Größe, unter der sich
F : 0 d.h. Zo : Fy (60)
vO
Hieraus folgt die Federkonstante des Druckkörpers durch Umkehrung: z = _C_S_ Z
s Cs+ Co ergibt, fällt der Oruckkörper aus (vgl.
En; .d (56 )
21n( 0 + 1- d l!.::lL) Zo =-C
COC Z Bild 84). In diesem Augenblick tritt
O+l +d O-d S+ 0 eine sprunghafte Änderung des Systems
Zkritbewirkt Ausfall ei n (System veränderl i cher Gl i ederung).
Für den Klemmquerschnitt ergibt sich damit CD zu (Hintereinanderschalturg von drei Fe- des Oruekkiirpers Die zugehörige kritische Zugkraft Z
dern) : folgt aus G.58b zu:
Co : ( 57)
1 1 1 CS+ CD .F
C
Ol
+ fo1 c;
+
~----------..L--- __ fil
Zkrit = CD y (61 )

~..0p~.!. (vgl. Abschnitt 9.4.3):


4 2 2 Hierzu gehört:
13959 kN/em C : 2.1.10 (4.4 - 2,5 )n; : 540570 kN/em Bild 84
4 01 4· 0.4 Cs Zkrit : ~
ZS,krl' t : -C--C- C Fy - F'vs krit: ( 1 + -C
CS) FV = Zkrit (62)
2.1 ·10 .n; S+O 0 ' 0
CO2 : 44 + 6 _2.5 4,4 +2.5 '2.5: 103148 kN/em
21n( 4:4 + 6+2,5 . 4,4 - 2,5 ) Bei weiterer Steigerung von Z, setzt sich Z voll auf die S-Feder (=Schraube) ab, das Sy-
Für den Kreiszyl inderansatz gilt: Coi 133348 kN/em stem reagiert
Abmessung M10
G.57 ergibt zusammengefaßt:
Co : 74657 kN/em (89293 kN/ em )
-E}--=E-- 1120 N
=
<=>
Festigkeitsklasse 10.9
Klemml"ringe 100 mm
jetzt wesent-
lich weicher.-
<=>
<=> Wie erwähnt,
F Oehnsehraube
Die Betriebskraft Z=154kN greift am Schraubenkopf an, sie setzt sich im Verhältnis der ~. ~
wirkt sich das
Federzahlen auf Schraube und Klemmkörper ab (vgl. Abschnitt 9.4.3): ~ vorstehend kom-
F.' : F. + _C_S_. Z 220 + 13959 ·154 : 220 +24,3 =244.3 kN, Zs = 24,3 kN (58a) Dehnsehrauben a)
mentierte, gut-
VS y Cs +Co 13959 +74 657 =
<=> artige Verhal-
<=>
F.Y'O:F.y-_C_o_.Z 220- 74657 '154:22o-129,7:9o,3kN,Zo:129.7kN (58b) <=>
ten vorgespann-
Cs+ Co 13959+74657 ~
<=>
co
=
ter Schrauben
FV= 36900 N FV: 22100 N ;;;
Die Unterschiede gegenüber Abschnitt 9.4.3 beruhen auf dem unterschiedlichen Ansatz des bei achsialer
Klemmkörpers; daselbst: FYS =240,8kN; FYO =86,8kN. Bild 85 °
.k- 224
,
--J l-
0,037mm b)
1 - o.m ---I I- äußerer Zug-
O,022mm e) beanspruchung
Die Änderung der Kräfte in Schraube und Klemmkörper wird zweckmäßig im sogenannten Ver-
spannungsdreieck sehr positiv auf die Ermüdungsfestigkeit der Schrauben aus. Die Ermüdungsfestigkeit ist
Zs dargestellt (Bild im Gewindebereich wegen des hier vorhandenen Kerbeinflusses gering (vgl. Abschnitt 9.7).
83): Im F-lIl-0ia- Für maschinenbauliche Zwecke werden Spezial schrauben eingesetzt (sogen. Dehnschrauben,
gramm sind die Fe- vgl. Bild 85a), die bewußt einen schlanken Schaft aufweisen (ggf. mit zwischengeschal-
derl inien der S- teten Führungszylinderbereichen), um deren Federkonstante klein zu halten; dadurch fällt
und D-Feder darge- die anteilige Kraft Zs geringer aus. Bild 85b/c zeigt eine vergleichende Gegenüberstellung.
stellt, wenn die Im Maschinen-, Behälter- und Rohrleitungsbau hat die vorgespannte hochfeste Schraube für
Vorspannkraft FV die Sicherheit der Anlagen große Bedeutung [4-6,59].
are tan Cs aufgebracht ist. Ausführlich wird das anstehende Problem aus maschinenbaulicher Sicht in der VOI-Richt-
OlL-:..l.---=-----=---.l-r--+..L-----!----Ifi":""l Im Bild ist bei- 1 inie 2230 behandel t (vgl. auch di e dort angegebene Literatur). Al s Druckkörper wird

t 1Iis
spiel haft unter-
stellt, daß sich
ein Hohlzylinder angesetzt: Der zugehörige Außendurchmesser wurde aufgrund von Versuchen
empirisch festgelegt. Für die Dehnsteifigkeit des Ersatzzylinders gilt:
Verspannungsdreieek FVR : Restvorspannkraft
Bild 83
die Zugkraft Z
dreimal in voller
EA O= E 7[( 0 + t)2 - d2] (63)

Höhe auf- und ab- Zur Bedeutung von 0, d und 1 wird auf Bild 48 verwiesen. Die Formel entspricht dem Nenner
baut; sie setzt sich jeweils in Zs und Zo um, wobei die Schwankungen Zs (also in der des zweiten Terms in G.29: Anstelle 1/2 ist 1/10 zu setzen. Die Gültigkeit ist an die Be-
Schraube) relativ gering sind. dingung 1~8d gebunden. Außerdem muß im Umfeld der Schraube mindestens eine Plattenfläche
mit einem Durchmesser 3D zur Verfügung stehen (0: Scheibendurchmesser).
- 540 - - 541 -
Anhand des in Abschnitt 9.4.3 berechneten Beispieles werden die verschiedenen Ansätze für
Mit dieser Feder Cneu~Cl+C2 wird der Lastfall Z am einfachen Federmodell (Bild 88b) weiter
EA miteinander verglichen (D~44mm, d~25mm, 1~60mm): berechnet; d.h derartige Federn werden z.B. in das kombinierte Gesamtfedermodell einer
D
Gleichung G.29: EA = 2.1.10 4~ [(/•. 4 • 5 0)2 - 2.5 2} = 800093 kN ; Co =
O 2 Ifo
= 133 348 kN/cm Stoßverbindung oder einer Fußkonstruktion im Sinne von Bild 86 für jede Schraube jeweils
einzeln eingebunden und hiermit die Schraubenkräfte und Druckpressungen infolge einer
Gleichung G.63: EA o = 2.110 4 ~ [(4.4. fao)2 - 2.5 2] = 309250 kN; Co = Eto = 51 542 kN/cm "nicht vorgespannten" Verbindung (ohne Fugenklaffung) un-
tersucht. Die Gültigkeit ist dabei an die Bedingung ge-
Gleichung G.56: Co= 103148 kN/cm bunden, daß die Federkraft FVO>O ist, daß also noch eine
Bezogen auf die VDI-Ri-2230-Formel (G.63) wird die Steifigkeit gemäß G.29 und G.56 über- Restvorspannkraft in der (Druck-) ~eder 2 verbleibt. Ist
schätzt. Will man sich bei der Berechnung auf die sichere Seite legen, empfiehlt sich die Z in der Ersatzfeder bekannt, folgen die realen Kräfte in
Anwendung von G.63 auch für stahlbauliche Zwecke. Es sei abschließ,end erwähnt, daß die Schraube und Druckstück zu:
vorstehenden Bemerkungen auch im Hinblick auf die Sicherung der Schraubenmuttern gegen
FV - q·Z (67)
selbsttätiges Lösen wichtig sind, insbesondere bei dynamischer Beanspruchung. Bei vorge-
spannten Schrauben sind im Stahlbau keine zusätzlichen Sicherungen erforderlich. Siehe zu Z, = p'Z p und q fol gen aus G.65 [60].
diesem Problemkreis [15].
9.6.3 Federmodell bei vorgespannten Stoß- und Verankerungskonstruktionen Bild BB
Eine gezielte konstruktive
....L.
i Verwertung des gutartigen 9.6.4 Stirnplatten- und Flanschverbindungen
Tragverhaltens vorgespannter 9.6.4.1 Allgemeines
Schrauben ist für stahlbau-
liche Zwecke durchaus mög-
lich. Bild 86 zeigt zwei Bei-
I
/ spiele. Der gutartige Effekt I
,--f-_.
Bild 85
'-r'
a) ,_
kann gezielt verbessert wer-
den, wenn ein möglichst gros-
_ b) ser Druckkörper zwischen Mut-
r'i 11!:f=:I::;:::i--
ter und Verankerung eingeschaltet wird. Bezüglich der Abmessungen des rechnerisch anzuset- -L cl
zenden Druckkörpers bedarf es dabei plausibler Ansätze. Auf der sicheren Seite liegend
wird man
den Angriffspunkt der äußeren Kraft Z möglichst in die Nähe der Schraubenenden legen und
- den Druckkörper rechnerisch eher etwas geringer veranschlagen.
Eine hilfreiche Modellvorstellung ist folgende:
2Z -
Z
Der spannungslose Zustand sei durch Bild 87a Bild 89 f1
gekennzeichnet, d.h. die Mutter ist handfest
Mit der Verfügbarkeit der hochfesten Schraube und der Beherrschung der zugehörigen Vor-
(kraftschlüssig) angezogen. Dem Vorspannungszu-
spanntechnik entstanden im Laufe der Jahrzehnte neue Verbindungsformen. Bild 89a/b zeigt
stand entspricht Teilbild b: Der Querbalken
Beispiele aus dem Stahl hochbau in Form biegesteifer Trägeranschlüsse: Das über den sta-
sei lagefest, beide Federenden werden um den-
tischen Hebelarm h s abgesetzte Moment verursacht Zug- und Druckkräfte in den Trägergur-
selben Betrag verschoben. Der Querbalken wird
ten. Die Kraft im Zuggurt wird über die benachbarten Schrauben auf den Stützenflansch
mit dem Angriffspunkt der äußeren Kraft Z iden-
übertragen. Am verbreitetesten ist die Ausführung mit einer Stirnplatte gemäß Teilbild a
tifiziert; dadurch werden Cl und C2 vom Angriffs-
(vgl. Abschnitt 14.3.7). - Im Rohrleitungs- und Behälterbau ist die geschraubte Ring-
punkt von Z abhängig. (Indizierung mit 1 und 2
flanschverbindung verbreitet (Bild 89d). Ringflansche kommen auch für Montagestöße von
statt mit Sund D.) Bestehen Cl und C2 jeweils Stahlschornsteinen und ähnlichen Konstruktionen zum Einsatz.
Bild 87 aus mehreren Federn, sind sie nach den Geset- Nach der Tragwirkung werden 1- und L-Modelle unterschieden. Die Schrauben werden nach
zen der Federschaltung zusammenzusetzen. Unter
Durchmesser und Anzahl so dimensioniert, daß die Verbindung unter Gebrauchslast nicht
der Wirkung von Z gilt (vgl. Bild 87c): klafft, d.h. daß eine Restvorspannung verbleibt. - Im Bruchzustand klafft dagegen die
I, pI (64) Verbindung, es kommt zu einer Verbiegung der Anschlußbereiche, was mit einer Hebelwir-
t., = C1 = Cl kung auf die Schrauben einhergeht, vgl. Bild 8ge/f. Entweder versagen die Schrauben durch
p+q~l
Abreißen oder es versagen die Anschlußbleche bzw. -flansche durch übergroße Verformungen
p und q kennzeichnen J'ene Ante,'le von Z, die auf die Federn entfallen. Wegen folgt
und Scherbruch. - Im folgenden wird das L-Modell analysiert; die Ergebnisse können auf
aus t.l~t.2: 1
P= -C-; q = (65) das i-Modell übertragen werden [61].
1._ 2
C, ~6.4.2 Elasto-statische Theorie des L-Modells
Bild 90a zeigt das L-Modell. Auf die Schraube entfällt die Zugkraft Z. Gesucht ist die
Offensichtlich ist es zulässig, eine neue Feder zu vereinbaren und zwar gemäß: Zugkraft in der Schraube. Im Ausgangszustand sei sie mit F vorgespannt. Teilbild b/c
V
(66 ) zeigt die modellmäßige Idealisierung. Die Anbindung des Stirnbleches (mit der Dicke t)
an das Zugblech (mit der Dicke s) wird durch eine Drehfeder mit der Federkonstanten K
- 542 - 543 -
und die Klemmwirkung der Schraube durch eine Verschiebungsfeder mit der Federkonstanten C
ersetzt. Letztere setzt sich in Form einer Parallelschaltung aus der Feder der Schraube
C1:61bZ(U-ß); CZ"C 4 "O; C3,,(1+f)f-(U-ß)(1+-t+ ~)y
Zugblech_ (C S ) und der Feder des unter
I S Druck stehenden Klemmkörpers (CD) CS,,_lß . C :-L(U-ß)y . C7: (1+1..)I-(U-ß)(l +.L)y
6b Z ' 6 2b ' e: 2 e: (79 )
bl zusammen, vgl. den vorangegange-
nen Abschnitt 9.6.3: Ca: [(1+ ~)~ -(U-ß)(l+++ j)y]a
C: C + Co (68 )
s
Es wird unterstellt, daß sich Für F findet man:
(80)
die in Bild 90d skizzierte Bie-
gelinie einstellt, die Bleche Parameter:
stützen sich am Rand gegenseitig
(81 )
ab; hierbei tritt die Randkraft
R auf. Die Kraft F in der Feder
bewirkt eine Erhöhung der Schrau- (82)
benkraft (gegenüber der Vorspann-
kraft) F steigt proportional mit der äußeren Zugkraft Z an. Der Bruchterm vor ß in G.8l kennzeich-
net die Steigung. - EI ist die Biegesteifigkeit der Stirnplatte mit der Dicke t innerhalb
dl der auf die Schraube entfallenden effektiven Breite. - Die Verschiebung des Kraftangriffs-
und eine Reduzierung der Klemm- punktes folgt aus w (x =b) in bezogener Form zu:
2 2
kraft in der Kontaktfuge:
wz(x2"b) _ (83)
FVO : FV-qF (70 ) -b--
p und q bedeuten (Abschnitt 9.6.3): Die gesamte Klaffung beträgt:
(84)
1 Cs Cs l_:_C_O_=~
q,, __ (71 )
Das Biegemoment an der Stelle x =a ist:
p: 1+ CO/CS " ~: T; 1+ Cs/CO Cs + CD C 1
M1(Xl" a) = MZ( X2: 0) : - Ra " - ( F - Z )a (85)
Wenn FVD Null w1rd,
. trl' t te1ne
' Gl'1e de ru ng des Tragsystems ein. Dann wirkt nur noch die
Schraube mit der Federkonstanten CS' Wenn sich die Bleche in diesem Zustand noch am Rand Das Biegemoment an der Stelle x =b beträgt:
2
abstützen, gi lt:
FSchraube " F> Z (72)
(86)

Der Fall des I-Modells ist mit K=oo, also mit l/E=O, in der vorstehenden Lösung enthalten.
Real vollzieht sich der Systemübergang nicht sprunghaft sondern stetig, die Schrauben-
Anstelle G.8l gilt:
klemmung wird sukzessive von der Zugseite her geöffnet.
Ausgehend von den in Bild 90d dargestellten Koordinatensystemen
wird das Biegeproblem gelöst. w ist die Durchbiegung; allgemein
w =w (Xl) und w =w 2 (x )
1 1
gilt:
2 2
U= r++ (1+-j)YJ5 ß
1+(1+l-JY5
(inßist z=t' zusetzen) (87)

W1= Cl x13 + czxl + C3X1 + C4 ; WZ: Csxl + c6xl + C7XZ + Ca ( 73) Oie Rechnung vollzieht sich in folgenden Schritten: System: EI, C=Cs+C ' K, y, 5, e:; Be-
o
<jl " W' ; M: - EI w"; 0." - EI w'" lastung: Z, ß, u, F, FyS ' FyO ; Prüfung ob FvoiO. Ist FyO kleiner Null, ist die Rechnung
(74 )
mit C=C S zu wiederholen, dann klafft die Verbindung am Ort der Schraube. Im neuen System
Oen 8 F re1wer
. t en C1 b's
1 C8 und der Unbekannten F stehen 8+1=9 Bedingungsgleichungen ge-
ist R~O zu prüfen. Ist R kleiner Null, ist der Kontakt am Rand aufgehoben, es gilt F=Z.

-
genüber. Ist F bestimmt, ist auch die Randkraft R bekannt:
Stets ist außerdem zu prüfen, ob die Beanspruchung noch im elastischen Bereich liegt. Das
(75 )
R-F+Z:O R"F-Z ist die Voraussetzung für die Gültigkeit der Theorie. Zweckmäßig werden, beginnend mit
Die Rand- und übergangsbedingungen lauten: Z=O steigende Werte für Z durchgerechnet, um die vollständige Funktion F=F(Z) einschließ-
1. X," 0: w,: 0 5. X," a, XZ: 0 lich der elastischen Grenzkraft bestimmen zu können. - Durch die Neigung der Flansche wird
W, "Wz
2. X, " 0: M,,, 0 6. Xl: a, XZ" 0 <jl, "<Pz der Schraubenschaft über die anliegende Mutter und den anliegenden Schraubenkopf auf Bie-
(76 )
3. Xz = b: MZ - K<jlZ : 0 Z Xl" a, Xz" 0 M1 - Mz " 0 gung beansprucht. Die hiermit verbundene drehfeder-elastische Rückstellwirkung ist in der
4. X2: b: o.z - Z : 0 B. x,= a, Xl" 0 01- o.z+ F " 0 vorstehenden Theorie nicht berücksichtigt.

Zudem gilt wegen Ql=-R gemäß G.75: 9.6.4.3 Plasto-statische Theorie des L-Modells
Xl " 0 - 0, - F + Z" 0 (77) Die Grenztragfähigkeit des L-Modells wird a) von der Tragfähigkeit der Schraube oder b)
von der Tragfähigkeit der Anschlußflansche bestimmt. Welcher Versagensmechanismus maßge-
Die 9. Bestimmungsgleichung lautet:
bend ist, läßt sich von vornherein nicht erkennen. Bild 9la verdeutlicht die Grundaufgabe.
F: 2 wl (x1 : a)e : 2Wz( Xz: 0 Je (78 ) Oie Tragfähigkeit der Schraube beträgt:
C ist die Federkonstante; die Federlängung ist gleich dem doppelten Verschiebungsbetrag Fpl=ßzASp; ßZ=fb,u (88)
(vgl. Bild 90d). BZ ist die Zugfestigkeit des Schraubenwerkstoffes, ASp ist der Spannungsquerschnitt. Ggf.
Die Freiwerte ergeben sich nach längerer Rechnung zu: ist es angezeigt, mit der Fließtraglast ßS·A Sp zu rechnen. Im Grenzzustand tritt eine mehr
oder weniger große Verbiegung der Flansche ein, über Schraubenkopf und -mutter wird da-
- 545 -
- 544 -
durch auch Als erstes werden die Federwerte be-
Zu B fu C Zu
die Schraube
verbogen. Die-
rechnet:
8:.b.!~b.§. (Zugfeder, G.52):
se Biegungs- Cs = E·ASchraubenschaft 21000·2.01
beanspruchung = 8794 kN/cm
IS 4,8
überlagert
~~n2.c.!.J. (G.63):
b a b Zu a' b' u sich der Zug-
Elt
C = -t 4 [10+-L)2_ d2J = 2100D~.J(30+1Q..)2_ d)
1 ~R·a I ~
bea n s p r u c h un 9 .
Sie läßt sich
01 10 .
= 35749 kN/cm
4,0 4 L' 10 '

~FU'b ~Mpl,3 ~Mp1,3 nur schwer


Q.!1.!.§!:..l ~g~~i~ (G. 53) :
quantifizie-
n cl d) el ren und wird CO2 = E .!::..(02_ d2)=1l.Q.QL'.!::..{30 2 _17 2 )
Bild 91 b) SScheibe 4 0.4 4' ,
im folgenden
Bild 92
nicht erfaßt. Die Tragfähigkeit der Flansche wird durch die plastischen Tragmomente im = 251 936 kN/cm
Schnitt 2 (Lochquerschnitt) und im Schnitt 3 (Obergangsquerschnitt zwischen Flansch und .Q..c~ ..~.f~~ (G. 57):
Zugblech) bestimmt. Da Schraubenkopf und Mutter das Schraubenloch übergreifen, läßt sich Co = 1 _ 1
_1_+ _1_- _1_+ 1 = 27846 kN/cm
die Lage des Fließgelenkes an dieser Stelle nicht genau lokalisi.eren. Das Fließgelenk bil- 2
COl C02 35 749 2 251936
det sich, wie Versuche zeigen, eher etwas versetzt zur Schraubenachse aus. - Bezüglich der
Lage des Fließgelenkes an der Obergangsstelle zum Zugblech sind drei Schnitte zu verfol- C=Cs +Co = 8794 + 27846 = 36640 kN/cm
EJ..ilnsc~ (Biegesteifigkeit) :
gen, vgl. Bild 91b: Schnitt durch das Zugblech (I), Schnitt durch das Flanschblech (11),
Schnitt durch die Schweißnthte (111). Im Schnitt I ist eine M/N-Interaktion, im Schnitt 11 EI = E JJ2... = 21000 16,0 2.0
3
~~ß.!!2..e~
2
eine M/Q-Interaktion und im Schnitt 111 eine M/N/Q-Interaktion zu berücksichtigen. Maßge- (Drehfeder) : 12 12 = 224000 kNcm
bend im Schnitt 3 ist das kleinste der Tragmomente: K = J:..i.!L _ 421000.16.01.0 3/12
(89) ls - 16.0 = 7000 kNcm
Mpl,3 : I: MPI,MlN,I II : Mpl,MlU,1I IIl: Mpl,WN/U,llI Parameter (G.82b,c,d):
Wird unterstellt, daß sämtliche Grenztragfähigkeiten bekannt sind, lassen sich für die y = t = ~:~ =J...; y 13 =0.3333
Verbindung drei Versagensmodi (kinematische Ketten) angeben.(ZU ist die gesuchte Grenz- B = 2Cn·b 2 _ 2 366403.0.3.0 2
kraft der Verbindung.): EI - 224000 =8.83
~: Bei einer im Vergleich zur Tragfähigkeit der Flansche schwachen Schraube (Bild 9rc) <: = ~ = 7000· 3. 0
EI 224000 =0.09375; 1/<: = 10.667
ist Schraubenbruch maßgebend:
Zu = FU = Fpl ( 90) Gegeben sei die äußere Zugkraft
Die Verbindung klafft; im Anschnitt tritt das Moment FU'b auf. Dieser Versagensmodus = 50 kN Iz I
tritt nur dann ein, wenn FU·b<M pl ,3 ist. Nunmehr werden Q und ß berechnet (G.82a und G.81):
Ist das nicht der Fall, bildet sich im Schnitt 3 ein Fließgelenk aus. Die Flansche
ß - Zb 2 _ 503.0 2 -3
liegen auf den Außen rändern auf, hier wird die Randkraft R geweckt (Bild 9rd). Im - EI - 22 4000 = 2.00910 = 0,002009
Versagenszustand gelten zwei Gleichgewichtsgleichungen: Q = [0.5 +10,667 + (1 + 10,667 +0.3333 HO 18.83 -3'
( 91) 1+ {1+ 10,667 +0.3333)1.8,83 2,009·10 = 0.003844
Zu - FU + R = 0 ~ R = FU - Zu = Fpl - Zu
Rn - Zb + M =0 ~Z = Frln + Mp1,3 (92 ) Die über die Schraube a b gesetzte Zugkraft folgt damit zu:
u Pl,3 U n+b
Dieser Zustand ist an die Voraussetzung R'a<M pl ,2 gebunden. F = Q . ....IL = 0.003844 224000 =9567 k
b2 3,0 2 ' N
CD: Ist das nicht der Fall, bildet sich vor Erreichen der Grenztragkraft der Schraube im
Flansch ein Fließgelenk aus (Schnitt 2). Im Versagenszustand bricht die Schraube
Oie resultierenden Kräfte in Schraube und Druckkörper betragen (G.67):
selbst nicht (Bild 91e): Mpl,2 + Mpl,3
Zu = b (93 ) F.' F. eS 8794
VS = V+ yF = 101 + 36640 ·95,67 = 123,96kN
Ggf. ist anstelle von b der Abstand b' einzuführen. - Das Moment Mpl ,2 löst eine ·
Fvo F Co 27 846
= V - yF = 101- 3664095,67 = 28,29 kN > 0
Randkraft aus; wo sie genau zu lokalisieren ist, bleibt unbestimmt. Beträgt der Ab-
stand zum Schni tt 2 a', so ist R=M Pl ,2/ a '. Spannung in der Schraube: a 123,96/1 ,57=78,96kN/cm 2 • Dieser Wert l' t
Soll die Grenzkraft der Verbindung bestimmt werden, sind alle drei Versagensmöglichkeiten grenze der 10.9-Schraube: 90 OkN/cm 2 _ F d' . leg unter der Streck-
findet man (vgl. Bild 90):' • ur le BIegespannungen in Flansch und Zugblech
zu prüfen. _ Das I-Modell ist als Sonderfall enthalten, vgl. auch Abschnitt 14.3.7.

9.6.4.4 Beispiel (Bild 92) X2 = 0 : M2(X2: 0) =- JJ-(Q


u - ß)y =- 1 0 (D.003844 - 0002009)
224000 . 1 : -137.01 kNcm
~J:I.!:.~b~ M16-10.9, ASchraubenschaft=2,01cm2, lS=2.20+2·4=48mm, FV=101kN; ~hraube~ch: 2
W = (16.0 - 1.7)2.0 /6 =9.53 cm 3 ..... a =:;: 137,01/9.53 = 14.23 kN/cm 2
d=17mm; Sc~i.2.-e...: D=30mm, s=4mm; ~~s~ t=20mm, a=30mm, b=25+5=30mm; ~g~e~: s=10mm,
ls=160mm, Einflußbreite c=160mm. X2 = b: M(X2 = b) = - *[( Q - ß)y - ß]= - 22i~OO [(0.003844 - 0.002009)1-0.002009]= +12.99 kNcm
A= 16.0·1,0:16.0cm 2 ; W=16.0·1.02/6 =2. 67cm 3 ..... a=+~± 1~.~~ =3.13±4.B7=8.0kNlcm2
- 546 - 547 - Tafel 93
Die Beanspruchungen liegen im elastischen Bereich. - Für Z=69,5kN wird FyO Null. Unter
Tragversuche an einseitigen F Fvs , Fvo 1
dieser Last beträgt die Kraft in der Schraube FYS =132,90kN; die zugeordnete Spannung kNt-t-+--t-+-+-+-+++-+-~
liegt immer noch im elastischen Bereich. Das gilt auch für die Beanspruchungen in Flansch Flanschverbindungen St 52- 3 /'" - 380 kN
und Zugblech. Bei weiterer Steigerung wirkt nur noch eS als Feder. Die Kraft in der Schrau-
be steigt mit einem steileren Gradienten an, vgl. Tafel 9.3 (Diagramm links oben). Mit
- Theorie;
F FYs •FyO
~
Versuch lunverrippt)
---+--_. Versuch lverrippt)
"0 /" 11

Erreichen von Z=80kN wird die Fließgrenze im Flansch erreicht. Oberhalb dieses Lastnive- kN / A I1
aus s tel lt si c h ein ve rw i c ke 1 te r p1ast i sc her Trag z us ta nd ein, der sc h1 i e ß1 ich i n den p1a-
\
150-l-+---+--+-+---\.11l
I
-~f-157kN
~/, I/I
unverril!p.t
300+-----l---+--.4-- -',"'-'-"'-'-', I ';f
~I!.P.!rl I
stischen Grenzzustand übergeht.
Berechnung der plasto-statischen Grenzkraft (St52, 0F=36kN/cm 2 ):
unverrip"p~ /1// " ~~I!.P.!
1--1--+---+---I- 132 90-b /-f
.
272,01 kN.7~'
II'J "

Schraube (G.90): Npl ~ ßZASp = 1001.57 ~ 157 kN = Fpl ~/. z __ FyS .............. v../~/ 1 Z 11

Irr - . . . . . ~ /'
- .....-bloIl''-Jrz-.~~;t'--:"
Fys---t- --
Flansch, Schnitt 2: Mpl.z= 0F WPI,2= 36(16,0 -1.7lZ,OZ/4 = 515 kNem f,~ ~,~
Zugblech, Schnitt 3: Mplf aF WPl,3= 36161.0 Z/4=144kNem: Nplf aFA =3616,01,0=576 kN FL ./
.--"'-
"","'-
I.
--..
~~
.....
- F
2 OV
O 1'\ - --+
"T' :

I II
11

i
100 \ 11 - f- l---+Il----+
11
Versagensmodus Ci) (G. 90) : Zu =157 kN 10 --
\ 1 "

@ Z = 1573.0+144=lDZkN ~vo-+----+--+_ 1\ lE: -


1

'\ .. "7
,\
Versagensmodus (G. 92) : c-

~~ft1-~ :bt '{~=e--L


1
u 3,0+3.0 =
Versagensmodus CD (G. 93) : Zu = (515 +144)13,0 = ZZOkN
Versagensmodus CD ist maßgebend. Wird die MjN-lnteraktion im Schnitt 3 gemäß f-----+--+---*I---+--+-"'f M16 1 - - -- yO r- i-+Il--
\ 109 I \ IM 24 I" I
Mpl,3,Mi~= [1- ( NNpl )ZJM PU (94 ) 50 100 10.9

\
'\ ,I---- I
(N = ZU) 1 I\. I ' I I I

'L~= 1
-;:=1
eingerechnet, folgt nach kurzer Iteration: 1
Zu = 101 kN
t-+-~+___jc--1'\.~,\+-~ ~ ~- ~= ~ ~
'1
Die Randkraft beträgt im Versagenszustand: Z' - \
R = 157 - 101 =~
I- ___j~+___j-+_+-A-Lt'? \~.. z ~~ ci
Bei einem Tragversuch mit dem in Bild 92b dargestellten Prüfkörper versagte die Verbin- J,...~~~~-:I:--±~~~4~_L-1-_~4--·
,I" --1-_
0;;0' 10 20 30 40 50 60 70 80 90 luO
'" ~
01·---:!~~""--:l:-+-+-!lW--J_WL-l-.-1"'~ -
dung nach Art des Bruchmodus CD unter der Zugkraft: kN Z 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 kN Z
ZU=.lQQllL F FyS .F vo F FYs.FYO
Ein identischer Prüfkörper mit beidseitiger Verrippung versagte unter: 1
kN +-t---.r--r-t-+-+I-H+H-H--+-.J.+H...LJ kM h,,--rrl-+t-+14-H--H+-++++-!::::-l
Zu = 132 kN 700-H-H-+-H-H++-+-H--+-.J.+-l-4I'>C=!I'-707 kN 700-H-t--H-++-J--jrl-W---l-I---l---J...-.I---I--J...:Ih-~ 707 kN
Zur Berechnung von Kopf- und Flanschverbindungen wurden im Schrifttum diverse theoreti- ~++-H-{7'\t-t-+-t-+-+-+---f+I-+.1f--ij-+-1
sche und experimentelle Untersuchungen veröffentlicht, vgl. u.a. [62-74,3-6,57] und das
.,.. 1I

dort angegebene Schrifttum sowie die VOl-Richtlinie 2230. Zur Bruchlinientheorie der An-
schlußplatten und Flansche siehe insbesondere [67-69 u. 74].
verripjll 13
9.6.4.5 Experimenteller Befund IA' Z
Für die in Bild 93 aufgelisteten Prüfkörper wurden Tragversuche durchgeführt. Die Kraft 1 I
~f
in der Schraube wurde mittels Oehnmeßstreifen (OMS) bestimmt; der Meßdraht wurde durch
zwei Bohrungen im Kopf hindurch geführt. Prüfkörper CD
stimmt mit dem im vorangegangen- '\ 1

en Abschnitt behandelten Beispiel überein. Auf Tafel 9.3 ist das Ergebnis der Versuche ]!;-
zusammengefaßt. Hieraus geht hervor, daß die Theorie zunächst einen stärkeren Anstieg t F L
I
f-4.++-1-+-+-+-1~~
Z Abmessungen der Versuchskörper MrQ)® und Grenzkraft Zu ++'i--l++-++-+--! +-1--4--1 --
Ergebnis nach Theorie und Versuch .ls = Länge ver-
Zuablech des Zugbleches bis zur Einspannung unverrippt rippt
-...::::::::-
x2~L
,:r<-
b
~f
I
Flansche
t I a b
-l 20 40 30 30
M
16
Schraube
A Fy d
2,01 101 17
0
30
sSch
4
Zugblech
s c ls
10 160 160
nach

101 B 100
im
Theorie Versuch
132

~
45 40 24 3,80 m 25 44 4 10 160 160 216 B 222 307 +-H-++-I---+-+~>--I---I-~I - Z-
H+-I--If-++-I--I-4.c+---t- s; z: :z:
~ 50 100 50 45
13060 30 7,07 353 31 56 5 10 160 160 382 B 363 376 H-++-I-+++-II-+*-+- a;; H-+--I--I ~ ~
~ ...,...,
- H-+--I--If-++-I--I-+-P.J-""
'" .., ClO
l' 50 100 50 50 30 7,07 309 31 56 5 20 160 160 403 B 386
I: o.
I--~b
3,80 209 25 44 4 10 160 160 - - 153 - o'
Flansche Z .A" S 5 10 20 45 40 24 o 100 200 300 400 kN Z o 100 200 300 400 kN Z
- mm - cm kM mm mm kM - kM kM
Bild 93 a) b)
- 548 - 549 -
der Schraubenkraft vorhersagt, bar abgelesen werden. In den Schrauben traten keine Ermüdungsrisse auf. - Der Vorspann-
I
als im Versuch gemessen wurde, verlust erwies sich als frequenzunabhängig, auch wurde kein von der Art der Schraubenschmie-
.' / sie liegt demnach auf der siche- rung abhängiger Trend festgestellt.
300 5 }--+---;*'=--+----,'l-
-1' ren Seit~: Wird die Verbindung
einer nicht vorwiegend ruhenden
Belastung unterworfen, wird die
F
kN
100+--+--+--+--h~C)---j--
1
181-
F
kN
250
- - leicht geölt
--0-- MoSz
NllCh OIN 18800 T7:
200Wl='=+--+--+---'-:+ Ermüdungsbeanspruchung in der 200 M' 0 leicht geölt
Schraube etwas überschätzt (vgl. . 181 MoSZ
I Bild 94). Die Verbindung sollte
5O+---+---,i~"---f----\
150
I F
1001+---f---""d---+-r-t-
so bemessen werden, daß gegen-
~2t=2'20mm 100
über jener Kraft, unter der F
YD
Null wird, im Gebrauchszustand 50
Z noch eine Sicherheit eingehalten
o&o----5~0----10~0----15~0~~2~0~0~kN wird. Oberhalb der zu FyD=O ge- 50 100 150 200 300 350 ~OO 600
hörenden Zugkraft Z stimmen die F -Min a) - M in Nm b)
181 Nr.: 1 2 3
Bild 94 Bild 95 gemessenen Gradienten in den Ver- 350
suchen mit den gerechneten gut überein (vgl. Tafel 9.3). In den Diagrammen der Tafel ist
300
CD 2t =
M16
2·20
M2~
2· 30
M30
2·50 mm
als maximale Schraubenzugkraft der Rechenwert für die Bruchkraft eingetragen. Oie tatsäch-
lich realisierten Schraubenbruchkräfte bleiben unbekannt. Von Bedeutung ist die Oberein- 250 F (soll ) 100 220 350 kN
.)
stimmung der gerechneten mit der im Versuch erreichten Grenzkraft der Verbindung. Fy I ist) 1051108 223/217 357/361 kN
200
Bild 93b enthält (rechterseits) die Gegenüberstellung: min ZI Fy soll 0,10
Nr. CD: gerechnet ZU=101 kN gemessen ZU=100 kN ( 0%) 150 mllX ZI Fy soll 0,35
Nr. CD:gerechnet ZU=216 kN gemessen ZU=222 kN (+3%)
100 .) N=10 6 2,3/3,3 3,813,0 0/03 'I.
Nr. G): gerechnet ZU=382 kN gemessen ZU=363 kN (-5%) llFy, ist 6
Nr.G): gerechnet ZU=403 kN gemessen ZU=386 kN (-4%) N=2-10 3,5/3,8 3,9 I 3,3 0,111,2 'I.
50
Die Obereinstimmung ist zufriedenstellend. Gegenüber der rechnerischen Grenzkraft Zu soll- Je zwei Prülkörper mit je zwei Schrauben
.) Mittelwert llUS je zwei Schrlluben
te eine Gesamtsicherheit von ca. 1,7 eingehalten werden. - Wird die Flanschverbindung 500
0 1000 1500 2000 2500
durch Rippen ausgesteift, hat das im elastischen Bereich nur einen geringen Einfluß auf - M in Nm
Bild 95 cl dl
die Schraubenkraft wie entsprechende Versuche gezeigt haben (vgl. die gestrichelten Li-
nien in den Diagrammen der Versuche Nr. CDbisG)auf Tafel 9.3. Auf die Grenzkraft ist 9.6.4.6 Ergänzende Anmerkungen
der Einfluß ausgeprägter, vgl. Bild 93b, allerdings umso geringer, je dicker und damit
Im Anschluß an das im vorangegangenen Ab-
steifer die Flansche sind.
schnitt erläuterte Programm wurde v.Verf.
Bei der Bemessung nach dem vorstehend aufgezeigten Konzept ist sicherzustellen, daß nicht eine weitere Versuchsserie geprüft, wobei
schon vor Erreichen der zu FyD=O gehörenden Zugkraft Z der elastische Bereich verlassen ein Teil der Prüfkörper extreme Imperfektio-
wird. Dazu ist es notwendig, daß die Flansche eine ausreichende Dicke aufweisen. Der als
nen in Form eines Winkelspaltes zwischen den
Versuch Nr.@ausgebildete Prüfkörper erfüllte die Bedingung nicht (vgl. Bild 93). Die
Flanschen und eines Luftspaltes zwischen Flansch
Flanschdicken waren mit t=10mm zu gering; Bild 95 zeigt die gemessenen und gerechneten und Anschl ußblech aufwiesen [84). Sowohl die
Schraubenkräfte in Abhängigkeit von Z. Bereits unter Z=50kN traten die ersten Plastizie- Berechnungsanweisungen für das elasto-statische
rungen im Flansch ein. Bild 97 wie für das plasto-statische Tragverhalten
Die Prüfkörper der zuvor kommentierten versucheCDbisG) (unverrippt und verrippt) wurden (Abschnitte 9.6.4.2/3) konnten voll bestätigt
vor den statischen Tragversuchen Oauerschwingversuchen unterworfen. Oazu wurden zunächst werden. Die Imperfektionen wirkten sich nur mäßig auf die er-
die Kräfte in den Schrauben unter dem eingeprägten Anziehmoment M gemessen ,pro Prüfkör- reichten Grenzkräfte aus. Die Biegemomente in den Schrauben wur-
per je eine "leicht geölte" und mit "MoS 2 geschmierte" Schraube). Bild 96a/c zeigt das den gemessen. Innerhalb des elastischen Bereiches erfahren sie,
Ergebnis. Hätte man die Momente in den Fällen "leicht geölt" nach DIN 18800 T7 eingeprägt, wie die Schraubenzugkräfte, nur eine geringe Zunahme. Auf den
wären die Schrauben überzogen worden. Die Tabelle in Bild 96d zei9t die eingestellten plastischen Grenzzustand wirkten sie sich nicht aus. Bei den ge-
Vorspannkräfte FV(ist) der jeweilig bei den Prüfkörper (unverrippt und verrippt). - Die prüften (relativ dicken) Flanschen (t=1,25'dSchraube) war stets
Schwellbelastung wurde zu Versagensmodus ~maßgebend. Die stützende Wirkung durch das
Bild 98 sich im Anschlußblech ausbildende plastische Moment M ,3 war
min Z/ FV,soll = 0,10 und maxZ/Fvsou = 0,35 pl
sehr gering. Das in Bild 97 dargestellte Rechenmodell erwies
eingestellt und die Abnahme der Vorspannkraft nach 1 und 2 Mill. Lastwechseln gemessen. sich für die Berechnung der Grenzkraft als zutreffend (das galt auch für die Bestimmung
Die Tabelle in Bild 96d zeigt den prozentualen Vorspannverlust; dieser ist nach 1 Mill. des elasto-statischen Tragverhaltens).
Lastwechseln im wesentlichen abgeschlossen. In den Diagrammen der VersucheCDbisG)auf
Tafel 9.3 ist die jeweilige Breite der Schwellbeanspruchung eingezeichnet (Schwärzung
der Z-Achse); die hiermit verbundene geringe Änderung der Schraubenkraft kann unmittel-
- 550 - - 551 -
Ein Befund war typisch: In allen fällen versagten die Schrauben ~icht durch Bruch im Ge- Wie das SMITH-Diagramm in Bild 101 zeigt, ist die ertragbare Spannungsamplitude 0a=1:1 012
winde, sondern durch Gewindeabstreifen, vgl. Bild 98. Offensichtl ich kommt es bei dieser von der Güte des Schraubengrundmaterials nahezu unabhängig und sinkt nur schwach mit der
Art der Beanspruchung infolge der hohen Zugkraft zu einer Querkontraktion der Schraube im Mittelspannung Gm;
Gewindebereich, dadurch wird dieser schlanker, die Verzahnung wird schwächer. Die im Ge- °o,ou
1100 12.9 : bei kaltverfestigtem
windeanlauf vorhandene Biegung infolge Schrägstellung der Flansche mag einen vorzeitigen
Beginn des Mutterabstreifens begünstigen. - Insgesamt vermutet d.Verf., daß durch eine
N/mm 2
1000
0m . jI M
Gewinde ist die Ab-
hängigkeit von 0m et-
~O~A
---t1
geringe Vergrößerung der Mutternhöhe um ca. einen Gewindegang, die Zugtragfähigkeit der
HV-Schrauben 10.9 in Verbindungen mit Kopfplatten- und Flanschverschraubungen verbessert
900
u _
Cb •t
was ausgeprägter. Ver-
gütet=schlußvergütet
°
werden könnte. 1/'7"""-- vergütet
800 bedeutet, daß das
Nr.l: FU =25~l, F Um den Einfluß der wirksamen Gewindegänge auf kallverformt
U Bruchkralt v/ 700
Schraubengewinde zu-
die erreichbare Zugkraft aufzuzeigen, wurden nächst gerollt (kalt-
,I
11 .
1111
11
kN 1227
1 Schrauben in einem Zuggeschirr geprüft (Bild
300 600 geformt) und anschlies-
11 I' f-----....::,. 6rundmaterial /10 9)
1/ 99). Selbst bei einem überstand von 4mm ver-
sagte die Schraube durch Gewindeabstreifen, 500
(poliert) \. send vergütet worden
ist. Wird das so (vor-)
1 Versuch Nr. 1, FU=259kN. Bei bündigem Sitz gefertigte Gewinde ge-
15l, 400
200 T wurde FU=227kN erreicht (Nr. 2). Bild 99b zeigt
das weitere Versuchsergebnis. Es handelte sich 300 schlußgerollt
rollt=schl ußgerollt,
läßt sich die Ermü-
/
um feuerverzinkte HV-Schrauben M20-130mm, Güte Gv = O,7'ß02 dungsfestigkeit durch
200
10.9 jeweils als Komplettgarnitur. - Abwürg- M: 4-6 8-1618-30 den Aufbau von Druck-
/ 110 100 90
versuche zeigten ein entsprechendes Ergebnis. 100 eigenspannungen im Ge-
10 0
-!-
72
über weitere aufschlußreiche Versuche zur Fra- 100 90 80
/ ge der Tragfähigkeit zugbeanspruchter hochfe-
o~d:-L,~-::::~~~~~::'--';:~~~=;:-,--.--.. Gm windegrund bedeutend
o 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 N/mm 2 steigern. Die Angaben
Nr.l,:Fu=72kN /
ster Schrauben wird in [70,85] berichtet. in Bild 101 haben die
Bild 101
/ Bedeutung von Mittel-
/ 6
werten (P ü =50%) für ND=2'ID ; sie beruhen auf einer Literaturstudie des Verfs., u.a. auf
-j 1 2 3 l, 5 6 VDI-Ri 2230 und gelten für nicht feuerverzinkte Schrauben mit vorrangig maschinenbaulicher
n) Zahl der wirksamen b)
Bild 99 Gewindegänge Orientierung. Systematische Versuchsrecherchen und ergänzende Versuche [85] lassen erken-
9.7 Ermüdungsfestigkeit achsial beanspruchter Schrauben nen, daß die Dauerfestigkeitswerte zugschwellbeanspruchter Stahlbauschrauben eher niedri-
Die Dauerfestigkeit von Stahlbauschrauben unter achsialer Beanspruchung wird praktisch ger liegen; Bild 102 zeigt das Ergebnis von WöHLER-Versuchen an schwarzen und feuerverzink-
ausschließlich durch die Höhe der Kerbwirkungszahl ß K des Gewindes bestimmt (vgl. Abschn. ten Schrauben M20, 10.9 nach DIN 6914 (HV-Schrauben, schlußvergütet) mit 0m=653N/mm 2 ; be-
3.7.2.2, s.[4-6,59,70,75-77,85,8t]l ~ auch kommt der Kerbwirkungszahl des überganges von
°a N/mm 2 schwarze Schrauben: 0a N/mm 2 feuerverzinkte Schrauben:
Schaft zum Schraubenkopf Bedeutung zu. Der Ausgangspunkt der Dauerbrüche liegt in den 21 Prüflinge 37 Prüflinge
meisten Fällen im ersten (in das Muttergewinde eingeschnittenen) Bolzengewindegang; hier Pu =10'/,. k = l,.0 100 Pu =10'/•• k=3.2
ist die Kerbwirkungszahl am höchsten, sie kann bis zu ß K=5 bis 8 betragen. Das bedeutet, 100
Pu =50'/.,k =3.6 Pu= 50'10. k =3.0
daß die Dauerfestigkeit des Gewindes nur ca. 15-20% der Dauerfestigkeit des glatten Schaf- Pu =90'1.. k =2.8
Pu =90'/"k=3,2
tes beträgt. Eine günstige Mutternform, die einen gleichförmigen Kraftübergang in den Bol-
zen bewirkt, vermag die Dauerfestigkeit im Gewinde merkl ich zu steigern (20 bis 100%). 50 II ..J-.j.-+------=~~
50 II
150 Die Versuche zeigen, daß die Dauerfestigkeit vom Ge-
N2 / windenenndurchmesser und von der Behandlungsart ab- III ttt---iir~~#l,J!.!0.04
I mm

100
hängig ist, vgl. Bild 100. Die ertragbare Schwi
amplitude sinkt mit ansteigendem Durchmesser. Somit 30
~

= ....,
~
..... N
30
~

=
~o
+-'-...J.-'-..u......fL--J~'--J..-'--'-L...u.+---Li...-l'-'--\-L.J...l..l-

.-
sind mehrere kleine Schrauben (Bolzen) wenigen gros- 10 5 10 6 5-10 6 10 7
~ sen vorzuziehen. - Eine Kaltverfestigung des Gewin- Bild 102 I nach LACHER I n)
~ 50 deganges (nachgerollt, gerollt) steigert die Schwing- zogen auf den Spannungsquerschnitt bedeutet das G =OV=0,7·ßO 2 [85]. Hieraus folgt für
~ 6 m
w
:>
festigkeit, das gilt indes nur, wenn sie nach dem ND=2,8'10 ;Oa=38,2N/mm 2 für schwarze und für ND=I,8'10 6 :O =33,9N/mm 2 für feuerverzinkte
g Vergüten erfolgt. Der umgekehrte Arbeitsgang läßt a
Schrauben. Zusammenfassung:
6 8 10
6ewindenenndurchmesser

Bild 100
-20 40 mm
die Dauerfestigkeit um bis zu 50% wieder absinken.
Wegen des großen Kerbeinflusses ist die ertragbare
Dauerfestigkeitsamplitude von der Mittelspannung
weitgehend unabhängig und damit auch von einer et-
- Durch eine Feuerverzinkung sinkt die Dauerfestigkeit; der Abfall kann bis zu 15% betra-
gen [42,43]; das beruht auf der Sprödigkeit der Eisenzinklegierung im Gewinde-Kerbgrund,
vgl. Abschnitt 19.2.4.3.
- Schrauben mit (scharf) geschnittenem Gewinde sind für achsiale Zugschwingbeanspruchung
waig aufgebrachten Vorspannung. Dieser Sachverhalt ist sehr wesentlich! In Abschnitt 9.4.3 wegen deren geringer Ermüdungsfestigkeit ungeeignet, bei Feuerverzinkung besteht die Ge-
wurde gezeigt, daß eine vorgespannte Schraubenverbindung bei Einwirkung einer zusätzli- fahr eines weiteren Dauerfestigkeitsabfalls infolge Lötbrüchigkeit. Aus diesem Grund
chen äußeren Zugkraft insofern sehr gutartig reagiert, als nur ein kleiner Anteil auf die sollten die in [86] mitgeteilten Versuchsergebnisse, die mit einer Ausnahme für Schrau-
Schraube abgesetzt wird. Dieser Anteil ist umso geringer, je weicher der verspannende ben mit geschnittenem Gewinde bei gleichzeitig relativ großem Durchmesser (33 bis 50mm)
Teil (Schraube, Bolzen) und je steifer die vorgespannten Teile sind. gelten, nicht verwertet werden. (Offensichtlich ist das in einigen Regelwerken geschehen
- 552 - - 553 -
bzw. beabsichtigt, z.B. in EUROCODE 3, Normvorlage DIN 18800 T6; die Orientierung an den Schrauben ist darauf zu achten, daß die Nuß des Momentenschlüssels auf die Mutter aufge-
diesbezüglichen amerikanischen Versuchen ist verfehlt, weil deren stahlbauliehe Ausfüh- setzt werden kann. Für das in Teilbild c angegebene Berechnungsmodell beträgt der innere
rungen nicht den hierzulande anzuwendenden Regeln der Technik entsprechen; vgl. dazu Hebelarm: h = 290 - 0.5·22.5 = 279 mm =0,279 m
auch die Ausführungen in Abschnitt 3.7.3.2 und 3.7.5.6.) Die große Kopfplattendicke rechtfertigt die
_ Relativ geringe Oberflächenbeschädigungen im Gewindegrund (Kerbe mit Aufwerfung) bewir- Annahme, daß sich die Zugkraft zu gleichen
a)
ken einen deutlichen Dauerfestigkeitsabfall [87]. Bei planmäßig auf Zugschwellen bean- Teilen auf die vier Schrauben absetzt:
spruchten Schrauben und Ankern empfiehlt sich ein sorgsamer Umgang bei Lagerung, Trans-
port und Montage.
z = 4 .15.~79 = 170,3 kN; 170,3/290 =0,59
In DIN 18800 Tl (11.90) ist in Element 741 (Betriebsfestigkeit) ein Abgrenzungskriterium G.52/53/63 wird gerechnet (vgl.
für ÖO enthalten. Unterhalb dessen ist ein Betriebsfestigkeitsnachweis entbehrlich: d) :

mit ÖD in N/mm 2 Schraube:


+ + EAS = 21000 ~ 2,72 = 120236 kN
Dieses Kriterium ist am ungünstigsten Kerbfall orientiert, der auftreten kann: Schrauben
unter zentrischer Zugbeanspruchung, Kerbfallklasse 36 nach EUROCODE 3. Das entsprechende 300 120236
c) Cs= -11-0-= 10930 kN/cm = Cl
Kriterium findet man auch in DIN 4133 (11.91, Anhang B) für Stahlschornsteine. Ursprung Scheibe:
ist eine ECCS-Empfehlung aus dem Jahre 1985 [88], vgl. Bild 103; sie gilt für PO~97 ,3%,
EA 01 = 21000 ~ (5,0 2 - 2,8 2 ) = 283026 kN
llo N/mm
2 Schrauben schwarz
100 nach ECCS IEKS) und feuerverzinkt. C0 = 283026 = 566052 kN/cm
Techn.Com.l0: 1985 Für N~5'106 bedeutet 1 0,5
das eine ertragbare Druckkörper:
50
Schwingamplitude von EA02=21000t[(5,0+ 1~OO)I 2
_2,8 ] = 464453kN
=
-
r --
14,6 0a~13N/mm2 und für
C = 464453 = 46 445 kNI
N~2'106: 0a~18N/mm2.

il
02 10,0 m
10
6 6 6 7 5'10 7 10
9,8
8
Wegen der oben erwähn-
N ten Orientierung lie-
t Co = 1 1 1 =39 900 kN/cm CI
Bild 103 5'10 4 10 5 5'10 5 10 2'10 5'10 10 ~r 2---+--
gen die genannten Werte, einschI • des Kriteriums, zu niedrig. Statt dessen empfiehlt der -l;:! 1
566052 46445
Verf. : P= 39900 = 0.22 - p,Z = 0,22-170,3 = 37,5 kN
t NO lIk N - No 5 50 50
k ßoz =öOO\1iZ) bzw z- (MI)k 1+ 10930
MO Nimm für No =5·10 Bild 105
7 MO Maximale Schraubenkraft:
70 I
"- I (Wegen der Benennungen vgl. Abschnitt
Fy'S = Fy + pZ = 290 + 37,5 = 327,5 kN
60 6 2.6.5.6.2.) Für ND~5'106 können ÖO D und
50
"-
"
.......
Mo: schwllrze Schrnuben -
""'-::: ....... ~Mo: feuerverz. -
...... ____ r- Schflluben -
5
~
k aus Bild 104 in Abhängigkeit vom Bolzen-
durchmesser entnommen werden. Die Anga-
Für die max Spannung im Spannungsquerschnitt
der Schraube ergibt sich:
maxo = 327,5/4,59 = 71.4 kN/cm 2 = 714N/mm 2 ; ßOI =900N/mm I ; 9001714 =1.26
~O

30
20
......
- k
~
"-
-- -....I

~.
r--
3
2
ben liegen eher auf der sicheren Seite
und beinhalten eine gewisse Reduktion der
Ermüdungsfestigkeit infolge der bei der
Vorspannung der Mutter eingeprägten Tor-
Der Kran .falle in die Beanspruchungsgruppe B4 nach OIN 15018 mit dem Spannungskollektiv
~2 und elnem max Spannungsspielbereich N2~6'105. Die Gruppe wird für den Kranbahnträger
ubern~mmen (vgl. DIN 4132). Mit jedem Arbeitsspiel des Kranes geht eine Kranfahrt einher.

- Pü = 95 0/0; Schflluben 10.9 - Selm überfahren des Zweifeldträgers tritt das Stützmoment zweimal auf; es baut sich aller-
sionsbeanspruchung des Bolzenschaftes.
o- schlußvergütet ; 0m = 0v = 0,7 . ß0,2 - 1
Mi/ÖO dings nicht jeweils von Null aus auf. Wird die-
Durch weitere Versuche wäre der Vorschlag
I I I I I I d
I zu überprüfen; eine umfassende Abklärung 0.99 0 97 0,93 ses den n0 c h unt e r s tel lt, I i e gt die Re chnun g mit
50 60 mm
ÖO = r5~ = 8,17kN/cm 2 = 81,7 N/mm
o 10 20 30 durch die Forschung steht noch aus; das 2
Bild lOt. zeigen auch die z.T. stärker divergieren-
den Regeln in den nationalen und internationalen Vorschriften. 0,5 N= 2· 6.10 5 =1,2.10 6
Auf Zug beanspruchte nicht vorgespannte Schrauben sollten in dynamisch belasteten Konstruk- auf der sicheren Seite. - ~Bild 104 folgt
Ln

tionen grundsätzlich vermieden werden; das gilt auch in vorrangig windbelasteten turmarti- ""
~ c:n c:n für eine schwarze Schraube M27:
= ci ci
gen Bauwerken. Um den Betriebsfestigkeitsnachweis bei vorgespannten Schrauben (etwa unter 6
ÖOo = 49 N/mm 2 für No = 510 ; k=3,4
Verwendung der Angaben in Bild 104) führen zu können, müssen zunächst die Schraubenkräfte
Bild 106a zeigt die Kollektivform S über
6 2'
nach Abschnitt 9.6 berechnet werden. N~l ,2'10 aufgetragen, siehe Abschnitt 3.7.5.1
i nj
Beispiel: KOP.f.P..l2.1J:..~toß---.in~ineE!.....Kranba.b..!!.trägEOI(Bild 105a) (Bild 99). Der kontinuierliche Kollektivver-
1 12
Bei durchlaufenden Kranbahnträgern ist das max Stützmoment i .a. deutlich geringer als das 2 108 lauf wird durch einen abgestuften angenähert.
für die Bemessung maßgebende Feldmoment; vgl. Abschn. 21.5.4.3. Aus diesem Grunde macht 3 1 080 Die Lastwechselzahl pro Stufe i ist in der Ta-
es Sinn, einen fallweise erforderlichen Trägerstoß über einem Zwischenauflager anzuordnen.- ~ 10800 belle des Teilblldes b eingetragen: Spalte 2.
Im vorliegenden Beispiel betrage das max Stützmoment M~-190kNm (im Feld: M~+320kNm).
5 108000 Spalte 3 enthält die abgestuften Spannungs-
9 6 1080 000
Es wird die in Bild 105b/c skizzierte Ausführung mit 50mm dicken Kopfplatten und 4 M27-10. L 1.2 ·10 schwingbreiten; sie werden um den Sicherheits-
Schrauben auf der Biegezugseite gewählt, Asp~4,59cm2, FV~290kN. Bei der Anordnung der t 0,88 < 1 b) faktor y~1,2 angehoben: Spalte 4.
Bild 105
- 554 - - 555 -
Für diese Spannungen werden die zugehörigen Lastwechselzahlen der PO=95%-Fraktile berech-
net: NO 5.10 6
Ni = -----"----,-
( YMi)k (Yl:.Oi )3,4
MO 49 10 Verbindungstechnik 111: Bolzenverbindungen mit Augenlaschen
Diese Lastwechselzahlen sind in Spalte 5 ausgewiesen. In Spalte 6 sind die Schädigungsbei-
10.1 Einsatzbereiche - Allgemeine Hinweise
träge eingetragen; deren Summe ergibt den Schädigungskoeffizienten
6 n
5= r -L = 0.88 < 1 (1/0.88 = 1.14)
i=l NI
Da S kleiner 1 ist, ist die Auslegung sicher. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß neben
dem Sicherheitsfaktor 1,2, mit dem die Spannungsspannen multipliziert werden, weitere Si-
cherheitselemente enthalten sind:
- Bezug auf die PO=95%-Fraktile
- Volle Spannungsschwingbreite pro Lastspiel bei Verdoppelung der Lastspielzahl
Entscheidend für die Sicherheit ist, daß die Kopfplatten vor dem Verschrauben exakt plan- Bild 1 a) b)
parallel zueinander und vollflächig aufeinander liegen. In der Frühzeit des Eisenbaues wurden Augenstäbe mit Bolzen relativ häufig eingesetzt,
z. B.
- bei Fachwerken des Hoch- und Brückenbaues, um die rechnerische Annahme gelenkiger Kno-
I tenpunkte zu erfüllen (Bild 1a) oder
I
~I'-' '~I - bei Hänge- und Zügelgurtbrücken mit Flachstabketten als Traggurte (Bild 1b: Elbbrücke
I
i
I in Tetschen, 1854, 1=11gm). Dieser Brückentyp gehört mit zu den ältesten (vgl. Ab-
schnitt 1.3); er war auch im amerikanischen Brückenbau sehr verbreitet, weshalb die dort
.".
gemachten Erfahrungen die späteren Dimensionierungsan-
Bild 107 0) "" b) cl weisungen auch in Europa stark beeinflußten [1+3]. Im
20. Jhd. gebaute Kettenbrücken waren: Elisabeth-Brücke
Wie ausgeführt, bereitet die Anordnung der vier Schrauben wegen der beengten Platzverhält- über die Donau in Budapest (1903, 1=290m), Rheinbrücke
nisse Schwierigkeiten; 99f. wird man die Stirnplatten breiter ausführen und die Ränder Köln-Deutz (1920, 1=185m).
durch angeschäftete Bleche aussteifen (Bild 107a). Die Stirnbleche müssen auf jeden Fall Der Vorteil der Bolzenverbindung liegt in der einfachen
frei von Dopplungen und lamellaren Einschlüssen sein (vgl. Abschn. 8.4.4.4). Dünnere Stirn- Fertigung. Bei dieser Verbindung handelt es sich indes um
platten sind diesbezüglich günstiger, allerdings mit dem Nachteil, daß der vorgespannte das typische Beispiel einer nicht ausfallsicheren Kon-
Druckkörper kleiner ausfällt; eine Versteifung ist bei dünneren Kopfplatten anzuraten struktion: Ein Versagen der Verbindung, sei es des Augen-
(Teilbild b). Günstiger ist die Anordnung von dicken Unterlagblechen, sie steifen die II
stabes oder des Bolzens, löst i.a. den Einsturz des ganzen
Kopfplatte aus und vergrößern zudem den Druckkörper, Teilbild c.

Bild
a) i- _Bauwerkes aus. Auch treten Probleme im Zusammenhang mit
b) dem Korrosionsschutz auf, Inspektion und Unterhaltung sind
schwierig. - Bild 2a zeigt eine zwei- bzw. sechsschnitti-
ge Bolzenverbindung. In Teilbild b ist der Spannungsver-
lauf in den Wangenquerschnitten dargestellt: Am Lochrand
treten hohe Spannungsspitzen auf (Kerbspannungen), die
vor allem die Ermüdungsfestigkeit bestimmen.
Im modernen Stahlbau werden Gelenkbolzen-Verbindungen
dann eingesetzt,
wenn ein häufiges und einfaches Lösen der Verbindung
verlangt wird, beispielsweise bei Schal- und Gerüst-
konstruktionen, fliegenden Bauten, mobilem Gerät, wie
b-b Brücken- und Obersetzmittel im Pionier- und Behelfs-
brückenbau oder
- wenn eine gewisse Drehfähigkeit der Verbindung gefordert
wird, ggf. nur während der Montage, z.B. beim Anschluß
von Seilen und Stangen wie bei Seilnetzkonstruktionen,
abgespannten Masten und Schornsteinen oder bei Zugstangen
für Hänge- und Stabbogenbrücken mit angehängter Fahr-
bahn (Bild 3). Hierbei ist zu bedenken, daß die Dre-
Bild 3 hung des Bolzens im Auge ein Drehmoment am Bolzen vor-
- 556 - - 557 -
aussetzt, um die Reibung zu überwinden. Es ist ein Trugschluß anzunehmen, das ansch1ies- 3. E1asto-statische Berechnungen, entweder auf der Grundlage der Stabstatik als Rinqträ-
sende Zugglied sei momentenfrei. Je biegeweicher das Zugglied ist, z.B. im Falle von ger mit starker Krümmung [12-19], nach der Scheibentheorie [20,21] oder mittels der Me-
Seilen, umso geringer stellt sich das Reibmoment zwischen Bolzen und Auge ein. thode der finiten Elemente (FEM).
Liegt die Bolzenachse nicht winkel recht zur Längsachse (schiefe Bohrung), kann es bei Bild 5 zeigt die Hauptspannungslinien für zwei unterschiedliche Augenstabformen, die span-
schwellender Beanspruchung zu einem seitlichen Verrutschen des Bolzens kommen; eine allei- nungsoptisch ermittelt wurden [9,lD]. Man erkennt, wie die Hauptzugspannungslinien das
nige Splintsicherung ist nicht ausreichend; zweckmäßiger sind Schraubenbolzen, bei denen Auge (quasi als Seilstränge) umschließen. Der starke Anstieg der Kerbspannunqen bei rela-
das Gewinde innerhalb einer dickeren Unterlegscheibe endet und Mutter und Bolzen gemein- tiv geringer Zunahme des Lochspiels konnte mit Hilfe dieser Meßmethode aUf;ezeigt wer-
sam durchbohrt und durch einen Spl int gesichert werden. Bei nichtlösbaren Bolzen werden den [11].
die Köpfe auch aufgestaucht, vg1. Bild 2.
10.2 Grenztragfähigkeit von Augenstab und Bolzen
Stahlgelenkketten für Kettengetriebe zählen zu den Maschinenelementen, vg1. [4] und DIN 10.2.1 Vorbemerkungen
19804/5 (Stahlwasserbau). Die Laschen werden in diesem Fall aus Ver9ütungsstäh1en nach
DIN 17200 und die Bolzen aus legierten Einsatzstählen nach DIN 17210 gefertigt. Wird ein Augenstab mit Bolzen einem Zugversuch unterworfen,
stellen sich Kraft-Verschiebungskurven, wie in Bild 6 darge-
Bolzenverbindungen dürfen nicht mit Schrauben- oder Nietverbindungen verwechselt und nicht stellt, ein. Ein F1 ießp1ateau ist nicht zu erkennen. Tritt Ver-
als solche nachgewiesen werden! Im Gegensatz zu diesen fehlt bei Bolzenverbindungen die mit sagen bei relativ starkem Bolzen im Augenstab ein, kommt es zu
dem Anziehen der Mutter bzw. mit der Schrumpfung der Niete einhergehende Preßk1emmung der größeren Verformungen. Ist der Bolzen der schwächere Teil, ist
Bleche; ein gewisses Spiel zwischen den Laschen ist i.a. erwünscht, um ein einfaches Lö- die Bruchverformung eher geringer, vor allem dann, wenn Sche-
sen der Verbindung oder die angestrebte Drehfähigkeit zu gewährleisten. Bedingt durch das rung gegenüber Biegung überwiegt; letzteres ist bei vergleichs-
Laschenspiel erhält der Bolzen eine Biegebeanspruchung, die zur scherenden Beanspruchung I Maschinendiagramm ) weise dicken Laschen gegeben, in die sich der Bolzen im Zuge
hinzutritt. - Da der Bolzen das Loch nicht satt ausfüllt, wird der Augenstab im Ringbe- der Biegeverformung einspannt. - Beim Zugversuch lassen sich
reich auf Biegung beansprucht. Diese 0+-------_
o A zwei Kraftniveaus ausmachen (vg1. auch Bild 13):
Beanspruchung tritt zusätzlich zur Bild 6 - Fließkraft: Es treten in der Kontaktfläche des Laschenauges
Lochleibungspressung auf. Je größer sowie in den Wangenbereichen der Lasche (vom Auge ausgehend)
das Spiel zwischen Bolzen und Boh-
rung ist, umso ausgeprägter ist die
Biegebeanspruchung, denn je größer
das Spiel ist, umso punktueller wird
die Kraft stirnseitig abgesetzt. Bei
satter Ausfüllung des Loches geht
vom Bolzen eine stützende Wirkung
aus, die Biegespannungen sind dann
geringer, vgl. Bild 4. Da sich das

t- 1 L_ r -
Loch schon bei geringster Bean- plaslizierte Zonen

Hinweis:AusgezogeneLinien: Kein Spiel


spruchung ova1isiert, wird der Bol-
zen bei passigem Sitz unter Last i-
b-J Wangenbruch Scheilelbruch
eingeklemmt, die gegenseitige Drehung von Auge und Bolzen wird be- oder ganz verhindert.- Bolzenbiegung
Bild 7 a) b) c) d)
Der große Einfluß des Lochspiels auf die Dehnungen und Spannungen konnte frühzeitig von e) f)
MATHAR [5] experimentell aufgezeigt werden; Bild 4 zeigt die von ihm gefundenen Ergeb- erste bleibende Verformungen auf;
nisse an drei Augenstabformen im Wangen- bzw. Scheitelquerschnitt, jeweils ohne und mit - Bruchkraft: Es tritt entweder ein Wangenbruch (bei relativ größerer Scheitel tiefe) oder
Lochspiel (1,6%). Aus der Gegenüberstellung geht der günstige Einfluß einer vergrößerten ein Scheitel bruch ein. In beiden Fällen gehen mit dem Bruch i .a. große Lochaufweitungen
Scheitel tiefe auf die Spannungen im Wangenquerschnitt hervor.- Bei der Bemessung der Au- und Bolzenverbiegungen einher, außerdem Einschnürungen der Wangenbereiche und ausgedehn-
genbleche sind zwei Aufgaben zu unterschei- te plastizierte Zonen. Bei im Vergleich zur Laschendicke geringem Bolzendurchmesser ver-
den: biegen sich die Laschen nach außen; in Verbindung mit der Bolzenbiegung tritt Versagen
ein, vgl. Bild 7.
a) Bestimmung der statischen Tragfähigkeit,
die an der Bruchgrenze oder an der Größe Offensichtlich ist es wichtig, daß Augenlasche und Bolzendurchmesser ausgewogen zu einan-
der auftretenden Verformung (Lochaufwei- der dimensioniert sind, das gilt auch für die Größe des relativen Lochspiels. Bei der
tung) zu orientieren ist. F1ieß- und Bruchkraft handelt es sich um keine genau definierten Margen. Sie sind im Falle
b) Bestimmung der Beanspruchung innerhalb einer versuchsmäßigen Bestimmung in Abhängigkeit vom Einsatzzweck zu vereinbaren.
des elastischen Bereiches; dieser Aspekt 1D.2.2 Ehemalige Bemessungsansätze für Augenbleche
interessiert im Hinblick auf die Ermü- Schon frühzeitig wurden Tragversuche durchgeführt; Bild 8 zeigt hieraus gewonnene Empfeh-
dungsfestiqkeit und die Gebrauchstauglich- lungen, wie sie einst im europäischen und amerikanischen Brückenbau verwertet wurden. Sie
a) b) keit (Drehfähigkeit) der Verbindung. entstanden aus der Forderung, daß das Auge dieselbe Tragfähigkeit wie der Stabquerschnitt
Was die Aufgabe b) betrifft, gibt es folgen- (A=b·t) haben ~ollte: COOPER [1,2]: d/b=1;c/b=0,5; a/b=0,75. (Wegen der Benennungen
Bild 5 de Möglichkeiten der Analyse: (a,b,c,d) vgl. Bild 7a/b.)
1. Dehnungsmessungen [5-8],
2. Spannungsopti sche Messungen [9 11],
- 558 - - 559 -
Que lle dlb clb alb Von WINKLER stammt die
Von BLEICH [23,24] wurde eine elastizitäts-
Bu dapeste r SZE CHENYI· Kettenbrück e (1B~9 ) O,~~ Q53 0,68 Empfehl ung (1)
theoretische Analyse als Scheibenproblem
GERBER ' 0,55 0,55 0,75 b 2 b I
a=Y+jd; C=Y+j an einem gedrungenen Rechteckbalken durch-
Budapester Elisabethbrücke (1903) 0,67 0,58 0,75
und von HÄSELER: (2) geführt (Bild 11). Nach seinem Vorschlag
Berkeley
PENCOYO - Warks, Phoenixvil\e Camp,
Boltimore· Bridge - Comp,
0,75

.
-
0,63
0,67
0,75
+ td,
I
0,67
0,75
Die Empfehlung von
C=~ + o= + werden die so ermittelten maximalen Span-
nungen auf einen runden Bolzen umgerech-
net (d: Bolzendurchmesser; a und b ge-
Ameri kan ische Brück en bou vorschri lien 11930 ) tO,88) 0,69 0,69
WINKLER wurde später mäß Bild 11); das ergibt:
Bild 8 von SCHAPER [22 J auf-
gegriffen und gelangte auf diesem Wege als Konstruktionsanweisung in die Regelwerke OIN
4 131 un.d 0 I N 4 133: 0 i e FI i e ßkra f tim Stab der Br e i te b und 0 i c ke t be t r ägt (v 9 1. Bi I d M 2 5 d
maxo W + T 1,27lJdorctonW.4ZlJ) (10)
7a / b ) : 5
F
5F =oF bt - (3 )
b=-t-
°F maxl: = [1,10 + O,OZ( g)2 + t-0rcton( ~ )J Z5A (11)
Legende: A Auge der Budapester Kettenbrücke In [25] wird über Vergleichsuntersuchungen nach der Methode der finiten Elemente berich-
B Auge noch WINKLER tet; danach liefert eine Spannungsberechnung nach der technischen Biegetheorie ausreichend
A C HÄSELER zutreffende Ergebnisse (d.h. ein Nachweis nach G.l0/11 ist entbehrlich, vgl. auch Ab-
o GERBER schnitt 10.2.6).
E PEN COYO - Works
F Boltimare- Bridge - Comp, 10.2.4 Statische Tragversuche Löst man die Formeln G.5 nach zulS bei
32 Einhaltung der zulässigen Zugspannung
Wird b in G.1 eingesetzt, ergibt sich: ~I---
20~
120 - - - - I
_ _ .-i- auf, folgt alternativ:
a=~ +l.d· c=l+ld (4 ) 70
zul5 = (0 - td) Zt·zulo bzw.
20F t 3' 20F t 3
d (12 )
Bezogen auf die Gebrauchslast gilt: zul5 = (c- 1 d)2tzulo
I 3
0"= 5 +1.d. c> _ _
5_ + ld (5 )
I 2t.zulo 3' - 2t·zulo 3
Aus der Gleichsetzung erhält man die
zugehörige "Optimal bedingung":
I Nach diesen Formeln ausgebildete Augenstäbe ergeben ei 0= C ld (13 )
I +
3
b-~ ausgewogene Oimensionierung und haben sich bewährt. In
Bild 9 sind verschiedene Augenstabformen zusammenge- Um die Dimensionierungsvorgaben gemäß
9 lSis%iwtiiSsSsillSl
Bild stellt, wie sie sich aufgrund der ehemaligen Anweisun- I G.5 zu prüfen, wurden vom Verf. Trag-
gen (Bild 8 u. G.1/2) ergeben. I versuche durchgeführt [26], dabei wur-
Bild 12 a) b) den zwei Augenstabformen , einmal mit
10.2.3 Bemessungsansatz für Bolzen
starkem und einmal mit schwachem Bolzen geprüft; beide Stabformen genügen der Bedingung G.5.
Wie oben erwähnt, sind die Bolzen auf Biegung und Abscheren nachzu- Bild 12 zeigt die Prüfkörper: c=O,5(70-31)=19,5mm bzw. O,5(60-21)=19,5mm, t=6mm. Wird als
weisen. Die Höhe der Biegungsbeanspruchung wird stark vom Laschen-
spiel beeinflußt. Bei Annahme eines zu beiden Seiten des Mittelble-
zulässige Spannung für das verwendete Laschenmaterial St37:zul =18,OkN/cm 2 (Lastfall HZ °
im Sinne des ehemaligen Sicherheitskonzepts) angesetzt, findet man, ausgehend von G.12/13:
ches gleichgroßen Laschenspiels und mit den Bezeichnungen des Bildes
10 folgt für max M:
@: Bolzen 30mm; d= 31mm; 0 =19,5 + 31.0/3 = 29,8mm (gew.: 30.0mm): zul 5 =(Z,98 - +-3.1)ZO.6'18,0=19,73 kN

5 5 b2
maxM=TT-lJ"S =5--
Za-b ° (6 )
@: Bolzen 20 mm; d =21 mm; 0 =19,5 +21.0/3 = Z6,5mm (gew.: 27,Omm): zul 5 =(2,65 - +-2.1) 2 0,6 18,0 =27,OOkN
8
Bezogen auf zwei Bleche (je 6mm) folgt: @: zuI5=2·19,73=39,5kN, @: zuIS=2.27,00=54,OkN
Ist das Laschenspiel beidseitig gleichgroß und z.B. gleich 1mm, ist Bild 13 zeigt die Kraft-Weg-Diagramme der Prüfmaschine für je zwei Prüfkörper. Die Bruch-
a=b+c+2 und damit:
mox M - 5 b +Zc +4 kräfte betrugen i.M. ca. 220kN bzw. 175kN. Die zuvor berechneten zulässigen Tragkräfte
- 8 (7)
39,5 bzw. 54,OkN sind in den Diagrammen eingetragen. Unter diesen Kräften traten in den
Im Falle b=2c ist:
moxM=5~ Laschen erste sichtbare Fließzonen und in den Augen bleibende Verformungen auf, auch erste
Eindrückungen in den Bolzen, das galt insbesondere für den Prüfkörper ®. Rechnet man die
2 (8)
(a,b und c sind in mm einzuführen; der Ansatz des Laschenspiels ist zulässigen Tragkräfte auf die Ist-Streckgrenze (290N/mm 3 anstelle 240N/mm 2 ) der Laschen um,
in jedem Einzelfall zu prÜfen!). Das Widerstandsmoment eines Bolzens
folgt: @: zuIS'=47,7kN, @: zuIS'=65,3kN
beträgt: 3 d
W=lt3f (9)
Bezogen auf die Bruchkräfte ergeben sich folgende Sicherheiten (HZ):
d: Bolzendurchmesser. Im Bolzen ist neben der Biegerandspannung die @ Bolzen 30mm y = 220/47,7 = 4.61
Scher-(Schub-)Spannung nachzuweisen. Die Scherspannung wird als Mit- @
Bolzen 20 mm: Y = 175/65.3 = 2,68
Bild 10
telwert berechnet, vgl. den folgenden Abschnitt. Die vorstehend er- Bei der Augenlasche mit dem 20mm Bolzen versagte der Bolzen (mit einer Versagensform et-
läuterte Spannungsberechnung nach der technischen Biegelehre stellt für den kurzen Bol- wa wie in Bild 7f dargestellt). - Offensichtlich führt eine Dimensionierung, die sich
zen eine Näherung dar. allein an den Formeln G.5 orientiert, zu recht ungleichen Sicherheiten, zudem auf das
paradoxe Ergebnis, daß die zulässige Tragkraft der Augenlasche mit dem stärkeren Bolzen
- 560 - - 561 -
niedriger liegt als bei der Lasche mit dem schwächeren Bolzen (s.o.). Insofern konnten
zen (G.5, G.6-9) und zul. Spannungen dimensionierten Augenstäbe und Bolzen eine ausrei-
die ehemaligen Anweisungen in den Regelwerken DIN 4131 und DIN 4133 nicht voll befriedi~
chende Sicherheit (auch gegen bleibende Verformungen von Auge und Bolzen) aufweisen.
gen; das galt auch für die hierin enthaltene Auflage, daß bei einer Auslegung aufgrund
von Versuchen mindestens eine 2,3-fache Sicherheit gegen Bruch einzuhalten war, ohne das 10.2.5 Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18800 Tl (11.90)
Bruchkriterium zu definieren. Wichtig ist, daß eine bestimmte Sicherheit gegenüber einer In den Stahlbau-Grundnormen DIN 1050,
bleibenden Vorformung des Auges eingehalten wird. - Die zuvor diskutierte Beurteilung der
2,46 ---;;-:;r .
DIN 18800 Tl (03.81) fehlten bislang
Sicherheit fällt anders aus, wenn die Bolzenbeanspruchung auf Biegung, Abscheren und Loch-
1 TOJT
Bemessungshinweise für Augenstäbe mit
St3? leibung einbezogen wird: ..J....-t.--b--I I
Bolzen. Wie.erwähnt, enthielten die
kN S kN S ßs=290N/mm 2 Widerstandsmomente, Scher- und Lochleibungsflä- Normen DIN 4131 (03.68) und DIN 4133

210 210
ßZ=4BON/mm 2 chen der Bolzen betragen: (08.73) Anweisungen mit gleichlauten-
Bolzen: dem Wortlaut: "Bei Augenstäben, deren
ßs =400 NI mm 2
lP30mm: W=2.651cm 3; Ao = Z07cm 2 ; Al= 3.60cm 2 Lochränder planmäßig nicht unter der
ßz= 490 N/mm 2
1BO 180 <t>20mm: W=0.7B5cm 3; Ao = 3.14cm2; Al= Z.40cm 2 \ . ;' \ //. Klemmwirkung eines Verbindungsmittels
\.. -I _ ,"
\ ...... .....
\
~--J_/(
. I
stehen, sind die maßgeblichen Schnitte
150 150 Für Bolzenbiegung und -abscheren enthält DIN
18800 Tl (03.81) keine Angaben; bezogen auf die
I
I
I' I
: I
I
II I wie folgt zu bemessen, sofern nicht
die 2,3-fache Sicherheit gegen Bruch
S I~I I~I
I I Ist-Streckgrenzen des Bolzen- und Laschenmaterials I~I :~I durch Versuche nachgewiesen wird": G.5
120 120 I I I I
II wird für die folgende Bewertung vereinbart (vgl.
.. F '_~F_L -L-h-l in Verbindung mit Bild 7a/b. (Für den
90 II 90 90 kN
die Angaben in Bild 13):
--+t+- alternativ ol alle Maße dl- fach Nachweis der Bolzen fehlten Angaben.)
1 : 1 1
ßS,Bolzen = 400N/mm 2: zulOb = 0.75·40,011,33 = 22,5 kN/cm 2 bl Die neue Grundnorm DIN 18800 Tl ent-
@q,:30mm $q,:20mm Bild 14 hält für Augenstäbe die bisherige
60 60 zul1: a = VJ5 = 13.0 kN/cm 2
i1 r-j-- - 54,4kN DIN 4131/DIN 4133-Empfehlung:

30
TT 39 ,5kN
30
1
1
2
ßS,Losche = 290 N/mm : zulol = 0.75' 3Z ~~:~ = Z9.0 kN/cm 2 o ~ grenz 0 = F
+ -
2
dL · c? grenz c =
F 1
+ - dL (14 )
I I
I I
+s iI /:; 32,0 kN/cm 2 ist die zul. Lochl eibungsspannung für
/:; 0+-L+-.,..--.,..--~--r--<~
2 tfy,k 1YM 3 ' Zt fy,kl YM
Hierin ist F die auf den Augenstab entfallende (anteilige) Kraft im Bemessungslastfall
3

0
0 8 12 16 20 mm 0 a 12 16 20mmSt37 im Lastfall HZ. In allen Fällen werden so- und fy,k der charakteristische Wert für die Streckgrenze des Materials. Vorstehende An-
mit nur 75% der zul. Spannungen gemäß Norm ange- weisung folgt aus G.5, wenn der dem zulo-Konzept zugrundeliegende globale Sicherheitsfak-
Bild 13 setzt. tor gespl i ttet wi rd:
~~u.'2...g~ Es werden drei Laschenspiele untersucht:
0= ~ + .l.d = zul5 + l.d = Yf'ZuIS l.d = 5
0,1 und 2mm. Ausgehend von G.8 wird gerechnet (a nach Bild 10):
Zt·zulo 3 ZtßS/YF'YM 3 2t ßs IYM 3 Ztßs/YM
Mit SoF, ßSofy,k und dodL folgt G.14a.
<7> 30 Cl> 20

-
Bild 14 zeigt die in DIN 18800 Tl (11.90) angegebenen Augenstabformen für zweischnittige
0= 26mm : maxM = 0.575 5j 103,8 30.B (/J 30: 950104 kN > 47,7 kN
0= 27mm: maxM=0.6005 o =.l:L zul5 Verbindungen. Der rechtsseitig dargestellten Form B liegt eine an der Ermüdungsfestig-
99.4 Z9.5
0= ZBmm: maxM =0.6Z55
w 95.4 ZB.3
(/J ZO: 2B 0 31 kN < 65,3 kN
keit orientierte Optimierung zugrunde, vgl. Abschnitt 10.3.1. Sie beinhaltet für die Dicke
kN des Mittelblechs und den hierauf abgestimmten Lochdurchmesser die wei-
teren Empfehlungen:
Abscheren: (/J 30mm: zul 5 = 1B4.2kN; lPZOmm: zul5 = B1,7kN
grenz t = 0.7 VF fy,k/YM
; grenz dL = Z.5·grenz t (16/17)

~c~ ei bunJL: (/J 30mm: zul 5 = 104,4 kN; (/JZOmm: zul5 = 69,6kN
Der Nachweis auf Lochleibung ist wie bei einer Schraubenverbindung zu
(Bei der vorliegenden Versuchsauswertung beziehen sich die zulässigen Tragkräfte auf die
führen, vg1. Abschnitt 9.3.5.1. Dabei ist für Bolzen mit einem Loch-
Ist-Streckgrenzen.) Wie vorstehende Werte zeigen, ist Abscheren und Lochleibung nicht maß-
spiel /:;d~O,l'dL' höchstens jedoch 3mm, die Grenzlochleibungskraft zu
gebend. Wird die Biegebeanspruchung der Bolzen in die Sicherheitsbewertung einbezogen,
folgt: Vl,R,d = 1.5·fy,k td (18)
®: Bolzen 30 mm zul 5 = 47,7 kN _ Y = 220/47,7 = 4,61 Y
M
.. Sch
@: Bolzen ZOmm zuI5=ZBd1kN_ y=175129,5=5.93 zu ermitteln. Der Nachweis auf Abscheren ist ebenfalls wie bei einer
Im Falle ®ist der Augenlaschennachweis und im Falle ®
der Bolzennachweis (auf Biegung) Schraubenverbindung zu führen.
maßgebend; das korrespondiert mit den Versagensformen im Versuch. Vorstehende Sicherheiten Für Bolzen mit einem Lochspiel /:;dsO,l'd , höchstens jedoch 3mm, ist
L
besagen nicht viel, denn bei den Versuchen traten im Bruchzustand extrem große Verformun- das Grenzbiegemoment nach der Formel
gen (in der Größenordnung des halben Lochdurchmessers) auf. Orientiert man die Sicherheit
M -W .~ (19)

~p,r,
an einem Lastniveau, unter welchem die Gesamtverformung 10% des Lochdurchmessers betrug, R,d - Sch 1,Z5 YM
also bei den Zugversuchen an einer Lochaufweitung von 3 bzw. 2mm, ergibt sich:
zu berechnen und der Tragsicherheitsnachweis gemäß
®: Bolzen30mm: y=165/47,7=3,46;@: BolzenZOmm: Y=110129.5=3,73
Werden nur 5%, also 1,5 bzw. lmm angesetzt, folgt: (20 )
YMa
®: Bolzen ZO mm: Y = 140147, 7 = 2,94; @: Bolzen 20 mm: Y = 90/29.5 = 3,05 maxM
(Die den Verformungen zugeordneten Kräfte können aus Bild 13a/b abgelesen werden; daselbst Bild 15
gilt /:; für zwei Bolzen!) - Insgesamt kann festgestellt werden, daß die nach obigen Ansät-
- 562 - - 563 -
zu führen. Für M ist das max Biegemoment in Bolzenmitte anzusetzen, vgl. G.7: In der Fuge betragen Querkraft und Moment:
maxM=L(2t 1 +t 2 +4s} (21) Va = ~ = 87,5 kN: Ma = 1~5 (0,8 + 20,1) = 43.8 kNcm
8 >
Da V /V
2
R d<0,25 und M /M R d<ü,25, ist der Nachweis gemäß G.22 entbehrlich.
Die Dicke des Mittelbleches ist t 2 und die der Außenbleche t ; s ist das Laschenspiel a a, , a a, ,
1 Die Gebrauchslast betrage 175/1 ,35=130kN; hierfür liefert die BLEICH-
(Bild 15). In der Laschenfuge ist die Scher- und Biegebeanspruchung zu überlagern;
sche Formel G.l0, die im elastischen Bereich gilt:
Nachweis:
(~i
+ (~i~l: F
Va = "2 : (22 ) 58,5 2 130 4,4 2
a,R,d a,R,d °
M = 58,5 kNcm: max = 8,36 +3"1.271.64,4 .are tan(O.42 '1.6) =7,00 +13.44 =20,4 kNlcm
Von der Empfehlung G.16/17 kann abgewichen werden. Wird sie befolgt, erhält man ein aus-
Für max~ ergibt sich: 5,96kN/cm 2 • - maxO ist e~ne am Rand auftretende
gewogenes d/t-Verhältnis. Die Tragfähigkeitsanforderungen bezüglich Bolzenbiegung und -ab-
lokale Spannungsspitze, vgl. Bild llb; sie sollte unter Gebrauchsla-
scheren sowie Lochleibung lassen sich dann i.a. ohne Probleme erfüllen; das hat zudem den
sten die Fließspannung nicht überschreiten, was hier der Fall ist. Ist
Vorteil, daß Bolzen und Auge unter Gebrauchslasten keine plastischen Verformungen erleiden.
das dennoch der Fall, ist mit gewissen lokalen Plastizierungen zu rech-
10.2.6 Beispiel zum TragSiCherhei~~Ä~a~c~h~w~e~i~s~n~a~c~h~D~I~N~~~_T~1~(L1~1~.~9~0~)~ nen, die vom Standpunkt der Gebrauchstauglichkeit (z.B. Drehfähigkeit
und Lösbarkeit) gleichwohl La. unbedenklich sind. -
10.2.7 Ergänzende Hinweise zur konstruktiven und rechnerischen Auslegung
__=_=1_:..-:.::::::::=-.fiD
_E::_=_= I Neben der Ausbildung des Augenbereiches und Bolzens kommt auch der Ge-

______J
.--J-+I
I .
stal tung des Anschl usses an das eigentl iche Zuggl ied (Stab oder Seil)
Bedeutung zu. Zum Schweißnahtanschluß an Stäbe vgl. Abschnitt 8.7.1.6
------- _ _ _ _ _ ...J (12. Beispiel) und zum Anschluß an Seile mittels Ankerköpfen vgl. Ab-
schnitt 16.1.2. - Bild 18 zeigt unterschiedliche Lösungen für Augenstab-
formen und Anschlüsse an das Zuggl ied (die gegenseitig ausgetauscht wer-
b) cl den können).
Bi ld 16
Ein Rohr 60x5, St37, ist am Ende mit einem Augenblech St52 auszustatten. Die Zugkraft be-
trägt im yF-lj!-fachen Lastzustand: 175kN.
Nac..b.!!~-!e2-R.2.!lres: Tt 2 2 2 _ 175 _ 2 _ 24 - 8k / 2
A= T( 6,00 - 5,00 ) =8,64 em - - 0 - 8,64 - 20,3 kN/em < 0R,d - 11 - Z1. N em
Bild 16 zeigt drei Anschlußvarianten. Nachweis des Augenbleches: Ausführung Cl); Dicke
t = 16 mm : 175 36
A = (11,5 - 6,0)-1.6 =8,80em 2 - - 0 = 8,80 = 19,9 kN/em 2 < 0R,d = 11 = 32,7 kN/em 2
Für die Ausbildung des Auges wird Form B gemäß Bild 14b gewählt (G.16/17): t
.J --j-
grenz t = 0,7· 3~~~11.1 = 1,62 em, gewählt: 16 mm -l b t-- a) b) e) -l-- 8 ---t d) e)

=
grenz dL = 2,5 '1,62 = 4,05 em, gewählt: 45 mm
a = 1.06,45 = 47.7 mm, gewählt: 50mm
e = 0,73-45 = 32,9 mm, gewählt: 35 mm
überprüfung der Dimensionsierungsanweisungen G.14:
175 2
a =5,000 > grenz 0 = 21.6.36,0/1.1 + 34,5 = 1.67 + 3,00 = 4,67cm f) Bild 18
c =3.5cm > grenz c = 175 + ..L. 4,5 =1.67 + 1,50 = 3.17 em
2-1.6· 36,011.1 3 {,\
Beide Bedingungen sind erfüllt. - Bei Ausführung der Variante \2J wird das Rohr vom Au- Beim Anschluß an Seile handelt es sich
genblech gabel artig übergriffen. Bei Variante @ wird das Rohr geschl itzt und das Au- La. um Hülsen aus Stahlguß mit inte-
genblech eingeschoben. (Zum Schweißnahtanschluß wird auf Abschnitt 8 verwiesen.) Vom griertem Auge. Bild 18e zeigt eine Aus-
Verf. durchgeführte Dauerfestigkeitsversuche haben gezeigt, daß die Ausführungsvarian- führung als Schweißkonstruktion, wobei
te CCD wegen. der mit der Rohrschwächung einhergehenden Kerbwirkung ~ünstiger als Varian- der zylindrische Verankerungskopf ge-
teCl)ist. Vom Standpunkt der Ermüdungsfestigkeit dürfte Variante 111 (Bild 16c), die gossen oder aus zylindrischem Vollma-

W
eine Kombination vonCl)und QJ)
darstellt, am günstigsten sein. ~ terial ausgearbeitet wird; vor und wäh-
Lochleibungsbeanspruchung im Augenblech (G.18); Bolzendurchmesser d=44mm:
------------ 1.536 -h /~
rend der Verschweißung wird eine Vor-
Vl = 175 kN < Vl,R,d = -11-·1.64.4 = 346 kN I I wärmtemperatur von ca. 150 0 e eingestellt.
~c~b~~~L~~oEens, St52, f u b 'k=51kN/cm 2 ;Cl.a=0,55; Asch =15,21cm 2 : o In die Augen von Umlenkkonstruktionen
Va -;;-J7 5 =87,5 kN < \'R d= 0,5551 15,21 =388 kN °R
für Seil netzwerke müssen ggf. Kardan-
2 -- .. 11 --
~~n~~~~~..TlJL' Laschenspiel s=1mm; t 1 =8mm, t 2 =t=16mm (G.19/22): ° =°R,eosCl. gelenke integriert werden (vgl. Bild 18f);
175 Tt44 3 3 die Maße a und c (stirnseitig und seit-
maxM =-8-(20,8 +1.6 +40,1) = 78,8kNcm; WSch =3'2=8,36em
cl lich vom Auge) sollten auch in solchen
36 Bild 19 Fällen eingehalten werden (G.14).
MR,d =8.361.251.1 = 219 kN cm
- 564 - - 565 -
Es gibt Fälle, in denen das Mittelblech aus konstruktiven Gründen viel breiter ausgeführt abschätzen. Bild 21a zeigt die übereinstimmung der nach dieser Formel berechneten Kerb-
werden muß als es statisch erforderlich ist. In solchen Fällen erhält der Bolzen eine große faktoren mit den von KUNTZSCH [8] aus Dehnungsmessungen bestimmten Werten. Die überein-
Länge. Eine Auslegung im Sinne von Bild 10 (G.7 bzw. 21) ist dann nicht mehr sinnvoll. In- stimmung ist offensichtlich gut.
folge der Bolzenbiegung kommt es beidseitig der Laschenfuge zu einer Auflagerung auf die In der Luftfahrtindustrie existieren Nachweisregeln, nach denen der Kerbfaktor a K für den
Kanten. Hierbei wird angenommen, daß das Lochspiel so groß ist, daß sich keine Einspannung Augenstab mit Paßsitz bestimmt und das Lochspiel über einen Erhöhungsfaktor erfaßt wird.
in den Außenlaschen einstellt. Wird die Randspannung mit 0R und die Tiefe der Druckpres- aK
sung mit x abgekürzt, findet man bei Annahme einer geradlinigen Spannungsverteilung für Messungen loehrand
_..L _

die in der Außenlasche wirksame Zugkraft F/2: FOI~61el Bo lzenspiel

Abtrogu~~~'
e/a eid 0'1, 2'1, Bevorzugte Rißlage :
1 1 F (23 ) 1 0,625 2,69 2,U 2.68 1: Bolzenspiel = 0
TF:o yOR· dx ..... X= 0Rd A
2: Bolzenspiel i 0
B 0,633 0,625 2,59 2,36 2,89
Der Ansatz geht davon aus, daß die Kantenspannunq 0R über die ganze Breite des Bolzen- C 0,833 0.625 2.59 2,36 2,68 Riß
durchmessers konstant ist. Geht man stattdessen von einer cosinus-förmigen Verteilung aus ~ ~'~F
o 7 ~,m 5't~ H~ H~ al b)
Anlagerung
cl
(Bild 19c), ergibt sich:
Bild 21
(24 )
Für die so ermittelte Lochkerbspannung wird der Ermüdungsnachweis unter Bezug auf die vom
Mit der Tiefe x ist der Schwerpunkt der Spannungsdreiecke bekannt. In diesen wirkt F/2 glatten, ungekerbten Stab ertragene Spannung geführt.
und das Biegemoment kann im Bolzen berechnet werden. Die Rechnung gilt solange, wie 0RsoF Für die in Bild 12a/b dargestellten Prüfkörperformen wurde vom Verf. einheitlich als Dauer-
oder/und x1tAußenlasche ist. Wie die Rechnung bei Oberschreiten dieser Grenzen zu erwei- festigkeit eine Nennspannung von ca. 105N/mm 2 gefunden ([30] :St37; x=O,l; ohne und mit Loch-
-texn isL läßt sich unschwer überbl icken. spiel; statische Bruchversuche an Durchläuferprüfkörpern ließen einen schwachen Trainier-
effekt erkennen). Die Kerbfaktoren der Prüfkörperlaschen folgen aus G.25 zu:

Bolzen <P 30 : e/a =19,5/30 =0,650; eId =19.5/31 =0.629 : a K =2.47


Bolzen <1J 20 : e/a =19.51Z7 = 0,722; eId = 19,51Z1 = 0.929: a K = 3.07
Bei den Dauerversuchen war eine aK-Abhängigkeit nur schwach zu erkennen. Setzt man für
den im Versuch verwendeten Stahl St37 LlO =275N/mm 2 (x=O, ungekerbt) und für a K al s Mittel-
wert 2,75 an, folgt für den Lochstab Llo=275/2,75=100N/mm 2 , was gut mit dem zuvor genann-
ten Versuchsergebnis übereinstimmt (lD5N/mm 2 ) .
Von KUNTZSCH [8] wurde gezeigt, daß die Ermüdung (insbesondere bei Paßsitz) durch Reib-
korrosion ausgelöst wird: Durch die gegenseitige Verschiebung (Reibung) von Bolzen und
Lochwandung wird ständig Material abgetragen und in Form von Oxiden abgelagert, vgl.
a) nbgescherte Bruchfläche b) Bild 21b/c. Durch Schmierung (MoS 2 ) ließ sich die Ermüdungsfestigkeit deutlich steigern.
ursprünglich: d =69mm
Bild 20 Werden Augenstäbe in Stahl konstruktionen mit dynamischen Lastanteilen eingesetzt (z.B.
in Straßenbrücken oder in windbeanspruchten Konstruktionen, wenngleich als vorwiegend
Bild 20 zeigt das Versuchsergebnis mit einem Bolzen d=69mm und d =70mm. Infolge der Bol-
L ruhend belastet eingestuft), ist eine Verbesserung der Dimensionierungsformeln G.5 mög-
zenbiegung kam es unter hohen Lasten zu einer Einspannung in den Außenaugen und hier zu
lich, wenn für alle Augen ein einheitlicher aK-Wert vorgegeben wird. Wird G.25 nach c/a
einer plastischeQ Biegeverformung. Der Bolzen erlitt innerhalb des Loches des Außen- und
aufgelöst und mit G.13 verknüpft, folgt bei Vorgabe von a K=2,7:
Innenteils eine Querverformung und nahm einen elliptischen Querschnitt an; in der Scher-
fläche betrugen die Halbachsen 67,5/60mm und in Bolzenmitte 68/67,5mm. Durch diese Ver- (~) = (~)5 .(JL)2.5 =03158(1.)2,5 _
a =3.166d de )2.5_
a 3,4 e . e
jüngung vergrößerte sich das Lochspiel . Hierdurch konnte sich eine wesentlich größere Ver-
biegung einstellen, als es dem ursprünglichen Lochspiel von Imm entsprach. Legt man dem
C + td ~3.166c(t)2.5_(t) - 3,166(+)3.5+ =0 - 1-
Versagen allein Bolzenabscheren (ohne Ansatz einer überlagerten Biegung) zugrunde, läßt
sich daraus ein aa-Wert 0,61 (bezogen auf die Zugfestigkeit des Bolzenwerkstoffes) rück-
I Empfehlung: -a- =0,73 ; t =1.06 t = 0. 67 1
(26 )

rechnen. Bild 20b zeigt die Scherbruchfläche. Man erkennt einen blanken Einscherbereich Ausgehend von G.12 folgt:
von ca. 6 bis 7mm (ca. 10% von d) und die eigentliche Bruchfläche mit stumpfem rauhen
zulS = (a - td)zt.ZU[O =2(1,06 - tldt.zulo 0.79 ·dt·zulo _
Aussehen.
( 27)
10.3 Ermüdungsfestigkeitsnachweis Loehdurchmesser: d = --"---
10.3.1 Experimentelle Ermittlung der Kerbfaktoren
0.79·t·zulo
Zur Frage der Ermüdungsfestigkeit von Augenlaschen liegen mehrere Untersuchungen mit ma- Hierin ist 5 die auf die Augenlasche mit der Dicke t entfal-
schinenbaulicher Orientierung vor [27,28,8]. Die Versuche zeigen, daß die Ermüdungsfestig- lende anteilige Kraft. Bild 22 zeigt die Augenform gemäß Empfeh-
keit in konkurrierender Weise lung G.26. Sie entspricht der Form B nach DIN 18800 Tl (11.90).
- vom Kerbspannungszustand im Wangenbereich und Aus G.2? leitet sich G.16/17 mit der Empfehlung d=2,5·t ab.
- vom Schädigungsgrad durch Reibkorrosion in den Flankenbereichen des Loches abhängig ist. (Im Entwurf des EUROCODE 3 wurde sie im wesentlichen übernom-
Aufgrund einer Literaturrecherche (insbesondere [10,29]) läßt sich der Kerbfaktor zu men.)
(25 )
Bild 22
- 566 - - 567 -
a(Winkel)
-1 [-a- - eosa + (n- a)sina J- ~2[ s~a +3eosa - Z(n -a )sina +T
10.3.2 Analytische Ermittlung der Kerbfaktoren 16 J (30 )
Alle bisherigen Bemühungen, den Spannungszustand analytisch zu berechnen, konnten zu kei- ß = A slna
2 (31)
nem voll befriedigenden Ergebnis führen. Das ,hat zwei Gründe: Bezügl ich der Druckvertei- 2 8rd 1 + yr )
y = l (.1 _ sin a ) A (32 )
lung zwischen Bolzen und Auge (und der Zugverteilung zwischen Auge und Stab) bedarf es Zn Z 3
gewisser Annahmen; sie sind in Abhängigkeit von
der Größe des Spiels zu wählen. Bei Paßsitz ist
die Mitwirkung des Bolzens zu erfassen. Wenn ein
Spiel vorhanden ist, verbreitert sich die Kontakt-
Der Winkel a folgt aus: sina = blZr = b/( e + d), denn r = (e +d ) t (33 )
Weiter bedeuten: 2 r + e/Z .
fläche mit steigender Last, es liegt ein System A = e·t; Z =r .( r In --I-Z - e lt; t: 81eehdieke (34 )
r-e
veränderlicher Gliederung vor: Die Spannungen neh-
Die Spannungen im "Ringträger" berechnen sich aus (vgl. Abschnitt 26.9):
men nichtlinear unter steigender Last zu (auch
wenn die Beanspruchung selbst noch im elastischen
o = L( sina _ ß ) _ l1.Y.-_r_ (35)
A 4 Z r+v
Bereich liegt).
v wird von der Ringachse nach außen positiv gezählt (Bild 24a); d.h.: Außenrand: v=+c/2;
Bild 23a zeigt das Berechnungsmodell nach BEKE [16]
nach POOCZA Innenrand: v=-c/2. - Für den Flanken- und Stirnquerschnitt beträgt das Moment:
mit cosinus-förmiger Pressungsverteilung im Auge,
die auf einen geschlossenen Ring einwirkt; von Fl ankenquerschni tt (1-2):
M = Fr·(.l+ ß _ sina) (36)
Z 4
b)BERNHARD [17] wurde ein eingespannter Halbkreis- sina 1)
a) Stirnquerschnitt (3-4): (
M =-Fr ~+Y-ß-Tt (37)
bogen mit stirnseitigen Einzellasten untersucht.
POOCZA [18] berechnete den Einfluß einer vergrößerten Stirn- Es zeigt sich, daß in der Faser stets die höchste Spannung (Zugspannung) auftritt. Sie
1+~ - tiefe. In Bild 24 sind die von ihm auf diese Weise bestimm- hat die Bedeutung einer Kerb-
, R-r -
1,0 '-- -
ten Kerbfaktoren für die Wangenspannungen in Abhängigkeit
von den Parametern
11
°K=aK·on; on = 2~t
spannung. Um die Spannungsbe-
rechnung zu erleichtern, wird
\\ R-r und 1+ _e_
\;
~ / /
/ V- '.0 f--
V 1

\\ ~ ~ '/ ,,1,6 1,9


,l

%
1,3
-
-- wiedergegeben:
R:r R-r
(28)

(29)
"f 10 der Formelsatz diagrammäßig
aufbereitet. Als Parameter wer-

\\, \." k: // / ,r2,2 ~S -


- 9 den vereinbart:

.\ \. Ol ~ /
2, - - IParameter: a und 0 = dlO I (38)

\\ !\.. ~ >S<
-- -- --
\. N S< f"'--.. t-. f-
'< ::::- r-::::: t::- ~
a=
30'

SO'
60'
Nachdem die Nennspannung im
Flankenquerschnitt berechnet
ist F _ F
On = TÄ - 2CT (39 )
70'
90' wird a dem Diagramm des Bil-
0,2 K
0,3 R_r 0,4 0,5 des 26 entnommen und die Kerb-
jf;[ spannung an der Stelle be-
rechnet:
°K=aK,on (40)
3+--+---I---I..--+--+---+--+--+--~-+ Wie das Diagramm zeigt, liegt
o 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
der Kerbspannungsfaktor a K für
-0
a = n/ 2 Bild 26 die gängigen Rundaugen im
Bereich zwischen 3,5 und 4 und dürfte in dieser Größenordnung die Verhältnisse etwa rich-
tig treffen. Vergleicht man das Ergebnis mit dem Diagramm von POOCZA (Bild 24; e=o), folgt:
0=0,3 - - aK=3.5~3,9; (R-r)/(R+r}=(1-0)/('+0)=0,54 --aK=il.
G.25 ergibt: eIn =1: c/d=(l-o)lZo 0=0.3 --e/d=1.17 - - aK=3,68
Durch eine größere Stirntiefe (etwa gemäß der Empfehlung nach G.26 bzw. Bild 22) kann die
Randspannung im Punkt 1 bedeutend gesenkt werden (vgl. auch Bild 24, e,O); so sollte grund-
sätzl ich konstruiert werden.

n) 10.3.3 Nachweisformat
Nach aller Erfahrung ist der Bolzen bei richtiger statischer Auslegung nicht ermüdungs-
Bild 25
bruchgefährdet. Bezüglich des Augenstabes ist eine gewisse Orientierung an der Dauer-
bzw. Betriebsfestigkeit von Blechen mit Schraubenlochung möglich. Auf der anderen Seite
ist ein Augenstab eine Einbolzenverbindung ohne Redundanz, es fehlt die Klemmwirkung der
Schrauben, die relative Bewegung des Bolzens im Auge verursacht Reibkorrosion. Zudem
ist der Kerbfaktor stets größer als bei einer Schraubenverbindung mit gängigen Rand- und
Lochabständen.
- 568 - - 569 -
Als Nachweisformat bietet sich folgendes Vorgehen an :
a) Berechnung bzw. Abschätzung des Kerbfaktors a , z.B. nach G.25 oder für Rundaugen nach
K
Bild 25.
b) Ausgehend von der Dauerfestigkeit des ungelochten Grundmaterials (mit gestrahlter Ober- 11 Verbindungstechnik IV: Sondertechniken
fläche und üblicher Beschichtung) Bestimmung der Ermüdungsfestigkeit im Sinne des "Kon-
zepts der Gestaltfestigkeit", vgl. Abschnitt 3.7.2: 11.1 Vorbemerkungen
AO
zulAo - k1 ,k2,k3 lIoO (4 1.) Die in den vorangegangenen Abschnitten behandelten Verbindungstechniken Schweißen und
nf u6est- '-- Schrauben kommen im konstruktiven Stahlbau vorwiegend zum Einsatz. Darüberhinaus gibt es
ßK''P YO
Setzt man ~=1 (Stoßzahl), k 1 =1 (Oberflächenzahl , da Bezug auf die Dauerfestigkeit stahl- eine große Zahl von Sondertechniken, die für spezielle Anwendungen entwickelt wurden; da-
bau-üblicher Ober~lächen~, k 2 =1 (G~ößenzahl, da Augenstab als Kleinbauteil) , k =1 (Form- bei ist zwischen solchen zu unterscheiden, die nur zur Heftung bzw. Festhalterung dienen
3
za h1 ), YO =1 , 5 (S 1 Cher hel t s za h 1 bel Be zug auf die 50% Fra kt il e für AO , PD =50%; ni c ht- und solchen, die planmäßig eine tragende Funktion übernehmen. Sofern sich letztgenannte
D
ausfallsichere Verbindung): nach den bauaufsichtlich eingeführten Regelwerken nicht ausbilden und bemessen lassen, be-
ÄOn ~ zulLlO6est= ~, YO =1.5 darf es eines vom Institut für Bautechnik in Berlin (IfBt) erteilten Zulassungsbescheides,
ßKYO (42)
der nach Beratungen im zuständigen Sachverständigenausschuß und Eignungsversuchen dem An-
Für die Kerbwirkungszahl ß K wird bei Verwendung von St37 und St52 gesetzt:
tragsteller ausgehändigt wird. Existiert keine derartige allgem. bauaufsichtliche Zulass~ng
ßK=1J K(aK-l)+l =0,5(a -l) +1 (43 ) (oder kein Prüfzeichen), ist um eine Zulassung im Einzelfall bei jener untersten Baubehör-
K
~e~sE...i.,~.L:.
Augenstabform B nach OIN 18800 Tl (11.90) : G.25 de einzugeben, in deren Zuständigkeit die Baumaßnahme fällt.
a K=2,68. In G.25 ist ein ge-
wisses Bolzenspiel berücksichtigt: In den folgenden Abschnitten können nur einige wenige Sondertechniken vorgestellt werden,
ßK = 0,5(2,68 -1) + 1 = l!!! vgl. auch [1,2]. Alle mit dem Gerüst- und Hochregallagerbau in Verbindung stehenden Fü-
Grundmaterial : geverfahren bleiben ausgeklammert, hierzu wird auf [3-8J und die dort zitierte Literatur
x = 0 : St 37: AOO,50'// 250 N/mm 2, st 52: AO O,50'/,=325 N/mm2 verwiesen. (Hingewiesen wird in dem Zusammenhang auch auf den Vorschlag eines sogen. "Last-
dosierers" [9], ein Bauglied, das bei einer bestimmten Last anspricht, sich plastisch ver-
x =0.2: St 37: AOO,50'1. = 225 N/mm 2, St 52: AOO 50"10 =300 N/mm 2
formt und dadurch, z.B. bei mehrstieligen Gerüst jochen, für eine gleichmäßigere Lastab-
Gegeben sei St37, x=0,2: zulA0 6est =~=81N/mm2 tragung sorgt.) - Weiters bleiben im folgenden die diversen Lösungen für die Knotenaus-
1.841.5 bildung von Raumtragwerken unberücksichtigt; z.B. der MERO-Knoten u.a. Ein noch nicht
voll ausgeschöpfter Anwendungsbereich dürfte in der Verwendung von Stahlgußteilen für unter-
Nimmt man auf die TGL 19340 [31] Bezug, berechnet sich die Kerbwirkungszahl nach der For-
schiedl iche Verbindungsformen 1 iegen, vgl. z.B. [10-12J, insbesondere dann, wenn ein Se-
mel: [ 2~+1
+1) + 0.003~21~
C rieneinsatz möglich ist. - Bei Neuentwicklungen sind Patent- und Schutzrechte zu beachten.
ßK= 0,40(2- (44)
d NImm 2 ~ +JL
, d d 11.2 Punktschweißen
Hierin ist ein Lochsplel von 1,5% erfaßt; bei 3% ist ß um 10% zu erhöhen. Für die Augen-
K Prinzip einer Punktschweißung : Das Verschweißen
stabform B ergibt sich mit 0U=360N/mm 2 für St37 und 0U=510N/mm2:
Wasserkühlung sehr dünner Bleche
St37: ßK=~ St52: ßK=lJ.§. I--r-....... (t<2mm) läßt sich
Wird auf die Berücksichtigung der in [31J angegebenen Oberflächen- und Größenzahl verzich- Elektrode
I mittels der Elek-
tet, kann ß K unmittel bar angesetzt werden, G.42; in [31] wi rd als Sicherheitszahl YD=1,5
gewähl t.

AoO,x N/mm 2 UPü==2-J06


50'1.
~~~9~.l!..':..-d~B~iebsfestigkeitsnachwei~
OII.. . Bl_eche......:
Schweiß li nse

,

I'
I
I
I
I •

• I
I
I
• I '
I I
troden- oder Schutz-
gasschweißverfahren
nur schwer beherr-

300
t;;J;;;;.325=!= ND
Berechnung von ß K nach G.26/43 oder G.44
Bestimmung von AoD,x für St37 und St52 aus Bild 27
L ·-li ,-D schen. Eine typi-
Reihen naht Zick- zacknaht sche Schweißver-
250 St 52 Berechnung der Zeitfestigkeit für den Bereich 105~
200 bindungsform dün-
NZf2',06 mittels der Formel: Bild 1 a) b)
l=1::: St37 ner Bleche ist das
100
AO = AO
N 1
(-"!U. ) k Punktschweißen sich überlappender Bleche (Oberlappschweißung, Bild 1). Ehemals nach DIN 4115
Z,x O,x NZ (45)
o (Stahlleichtbau und Stahlrohrbau im Hochbau), ist es nunmehr nach DIN 18801 (Stahl hochbau,
mit
o 0,5 k= 6,5 (St 37). k=1O,5 (St 52) 09.83) für Kraft- und Heftverbindungen zugelassen und geregelt. In Kraftrichtung sind min-
Bild 27 ~2.~!-e~
Augenstabform B, St52, x=0,2: Aus Bild 27 destens 2 Schweißpunkte anzuordnen, es dürfen nicht mehr als drei Teile durch Punktschweis-
1 iest man ab: AOD,x=O 2=300N/mm2 sung verbunden werden (in DIN 4115 war die Summe der Blechdicken auf 15mm begrenzt, möglich
, 300 sind 60mm bei 20mm Einzeldicke). Bei Punktschweißungen werden in der Festigkeitsberechnung
ZUlA0 6est =- - 5 :: 109 N/mm 2
1,841. die Scher~ und Lochleibungsspannungen vereinfacht wie bei SL-Verbindungen nachgewiesen.
Gesucht sei die zulässige Zeitfestigkeit für N =10 5 :
Hierbei wird der Durchmesser d der Schweißpunkte vom Hersteller durch Vorversuche festge-
2,10 6 1 Z 399
AO Z,x=0,2" 300(-,nr0 )10,5= 399 N/mm 2 ; zuIAo6est " - - ,-5 = 144 N/mm L
0
legt. In der Berechnung darf d zu
Gg f . so 11 te d er S'lC h er h eltsfaktor
' wegen der insgesamt im Nachweiskonzept 1.841. liegenden Unsi- d $ 5Yt [mml
cherheit größer als 1,5 gewählt werden. Eine alle Umstände abklärende wissenschaftliche
angesetzt werden. Hierin ist t die kleinste Blechdicke der zu verbindenden Teile in mm.
Untersuchung steht nach wie vor aus. Im Zweifelsfalle empfehlen sich Dauerversuche an der
Als zulässige Spannungen sind einzuhalten:
zum Einsatz kommenden Augenform.
Abscheren: 0,65 zulo
Lochleibung einschnittige Verbindung: 1,8 zulo
zweischnittige Verbindung: 2,5 zulo
- 570 - - 571 -
ZulO ist die zulässige Zugspannung der zu verbindenden Teile (nach DIN 18800 Tl (03.81)). 11.4 von Kranschienenstößen
In Kraftrichtung dürfen nur 5 Schweißpunkte hintereinander rechnerisch berücksichtigt wer- Am verbreitetsten ist das sogen. Ther-
den. - Wegen der einzuhaltenden Abstände der Schweißpunkte wird auf DIN 18801 verwiesen, mit-Schmelzschweißverfahren (Aluminother-
für Kraftverbindungen gilt: misches Schweißverfahren). Es nutzt die
Abstand e 1 der Schweißpunkte untereinander: 3d ~ e :5 6d hohe Affinität des Aluminiums zum Sauer-
1
Randabstand e 2 in Kraftrichtung: 2,5d:5 e :5 5d stoff aus, um Eisenoxid zu reduzieren.
Z
Randabstand e 3 rechtwinkl ig zur Kraftrichtung: Zd:s e S 4d Die exotherm verlaufende Eisen-Thermit-
3
Für jede in der Fertigung eingesetzte Punktschweißmaschine hat die Schweißaufsicht die gün- Reaktion folgt der Gleichung
stigsten Schweißbedingungen (Stromstärke, Preßdruck, Schweißzeit, Elektrode) zum einwand- FeZ03 + 2Al - ' 2Fe + Alz03 + 76110 3 J
freien Erreichen der konstruktionsmäßig vorgeschriebenen Punktdurchmesser festzulegen. Die Arbeitsschritte zum Verschweißen
Beim Punktschweißen werden Ströme kurzer Dauer und hoher Intensität über (wassergekühlte) von Kranschienen sind:
Kupferelektroden (vgl. DIN 44759 u. DIN 44750) mit balliger Spitze in die flächig aufein- bl a) Gerades Ausrichten der Schienenenden
ander liegenden Bleche eingetragen. Bei zu eng 1 iegenden Schweißpunkten kann es zu einem Bild 3 mit einer Schweißlücke von ZOmm,
Nebenschluß über bereits geschweißte Punkte kommen. Moderne Maschinen verfügen über eine b) Anordnung einer Spezial-Keramikleiste unter der Lücke und Unterstampfen der Schweiß-
elektronische Steuerung der Schaltung, die die Vorpreßzeit, Stromzeit und Nachpreßzeit stelle mit Formsand. Ansetzen von zwei, dem Schienenprofil angepaßte Formhälften,
regelt. c) Vorwärmen der Schienenenden mit Spezial brenner, z.B. mit Propan/Sauerstoff auf etwa
Von Buckelschweißen spricht man, wenn am Werkstück (z.B. an Anschweißmuttern) vorgeformte 1000°C; Dauer: 8min (75A-Profil), 15min (120A-Profil),
Buckel vorhanden sind, über die der Lichtbogen gezündet wird und die dann eingepreßt werden. d) Einguß des heißflüssigen Stahles aus einem Tiegel in die Lücke; die Schienenenden wer-
Das Punktschweißen ist im schweißtechnischen Schrifttum ausführlich dokumentiert, vgl. den bis zum Schmelzfluß erhitzt und miteinander verschweißt.
u.a. [13-16J. Als Grundbestandteile werden vorab im Schmelztiegel Eisenoxid und Aluminium geringer Korn-
11.3 Bolzenschweißen größe sowie zur Dämpfung der Reaktion gekörnte Stahl partikel und Legierungselemente wie
C, Mn, Cr, V, Mo u.a. eingebracht und mit einem Spezial-Zündstab punktförmig entzündet.
Die Reaktion läuft in wenigen Sekunden ab; die etwa Z500°C heißen Reaktionsprodukte trennen
sich, wobei die spezifisch leichtere Schlacke (A1 Z03 ) auf dem Eisen schwimmt. Nach Erstar-
ren des Stahles (6 bis 8min) werden die Formstücke zerstört und Fahrfläche und -kante eben
geschl iffen.
Das Verfahren wird auch zum Verschweißen lückenloser Bahnschienen eingesetzt [19]. Es eig-
net sich auch für Großreparaturen, wenn große Mengen Schweißgut eingebracht werden müssen.
Außer dem Thermit-Schweißen -ist auch ein Lichtbogenschweißen von Kranschienen möglich,
insbesondere bei Reparaturen. Hierzu wird eine Schweißlücke von 12mm beim 45A- bzw. 20mm
a) cl beim 120A-Profil vorgesehen und ein ca. 1,5mm dickes Unterlegblech mit Kupferauflage an-
Bild 2 geordnet. Zunächst wird der Schienenfuß, dann werden Schienensteg und -kopf durch Viel lagen-
schweißung verschweißt. Schienensteg und -kopf werden durch Kupferformen eingekleidet.
Um Stahlbauteile an Betonkonstruktionen zu verankern, werden häufig Platten mit Kopfbolzen-
Wegen des hohen C-Gehaltes des Schienenstahles (min ßZ=600N/mm 2 ) werden die Schienenenden
dübel (nach DIN 3Z500 T3) eingesetzt; sie dienen auch als Schubdübel im Stahlverbundbau.
vorab auf Z50°C vorgewärmt und langsam abgekühlt; vgl. auch [ZOJ.
Die Bolzen bestehen aus St 37-3, sie werden aus Rundstäben kaltgeformt und haben einen auf-
Weitere Möglichkeiten zum Schienenschweißen sind das Gasschweißen ~D und das Abbrenn-
gestauchten Kopf. Die Mindeststreckgrenze beträgt 350N/mm 2 • Die Bolzen werden mittels
stumpfschweißen [2Z].
Lichtbogenschweißung mit Spitz- bzw. Hubzündung auf die Stahlteile aufgeschweißt, vgl.
Bild Za/c. Die Technik ist in den DVS-Merkblättern 0902 und 0905 bzw. DIN 8563 TI0 geregelt. 11.5 Schließringbolzen
Für Einbau und Tragsicherheitsnachweis existieren Zulassungsbescheide des IfBt. Darin sind Schließringbolzen gehören aufgrund
die zulässigen Kräfte für zentrischen Zug, Querzug und Schrägzug für den Einzelbolzen bzw. ihrer Wirkungsweise zu den GV-Verbin-
die Bolzengruppe in Abhängigkeit von den Achs- und Randabständen, der Betonfestigkeit und vom dungen. Sie bestehen aus einem Bolzen
Verankerungsort festgelegt. Liegt die Ankerplatte im Bereich einer Betonzugzone (Biegezug), mit einem Schließring (Bild 4a und b).
ist der Bolzen in die Betondruckzone hineinzuführen (Bild 2d). Weiters sind die Ankerkräfte Der Schließring wird über den Bolzen
vom Typ der Belastung (statisch/dynamisch) abhängig. Die zul. Spannungen für die Bolzen gezogen. Mittels eines hydraulisch
selbst sind in DIN 18800 Tl (03.81) geregelt *. Die Angaben basieren auf umfangreichen Eig- gesteuerten Anziehgerätes, das sich
nungsversuchen. Es ist auch möglich, Gewindebolzen (nach DIN 32500 Tl, siehe Bild 2c) nach auf dem Schließring abstützt, wird
dem selben Verfahren zu setzen, mit dem Vorteil, daß eine Lochschwächung im Bauteil ent- der Bolzen vorgespannt, wobei ein Grei-
fällt. Hiermit können dann z.B. Fassadenelemente, Verglasungssprossen, Abdeckungen usw. be- fer in die Rillen des Schaftes einge-
festigt werden. Vgl. zur Technik [171. - Es ist auch möglich, die Bolzen von Hand mittels preßt wird. Unter definierter Kraft
Kehlnaht anzuschweißen; dann gilt DIN 18800 Tl. - Für Gründungszwecke im Freileitungsbau reißt der Bolzen an der Sollbruch-
wurden Hülsenanker entwickelt [181; siehe diesbezüglich auch DIN 57210/VDE 0210 (Abschn. stelle ab. Der Schließring wird beim
9.3.1.4). Vorspannen in die Schließrillen ein-
gepreßt und kaltgestaucht (Bild 4c).
* In DIN 18800 Tl (11.90) ist der Tragsicherheitsnachweis in den Elementen 411 und Die zu verbindenden Teile sind nun-
835 geregelt.
- 572 - - 573 -
mehr aufeinandergepreßt, die Verbindung wirkt über Reibungsschluß. Die Tragfähigkeit ent- Spezial schrauben entwickelt (Bild 7). Die Schrauben
spricht einer GV-Schraubenverbindung. werden maschinell mit vorgegebenem Anzugsmoment ge-
Anwendung und Berechnung sind in der DASt-R}chtlinie 001 für Verbindungen mit Schließring- setzt. Die Gewindeoberflächen müssen mindestens 40%
bolzen im Anwendungsbereich des Stahl hochbaues mit vorwiegend ruhender Belastung geregelt. härter sein als das Material, in welches das Gewinde
Der Bolzendurchmesser beträgt 12, 16, 18, 20, 22, 24 oder 27mm, Güte 8.8. eingeschnitten werden soll. Das wird durch eine Einsatz-
Die Oberflächen der zu verbindenden Teile müssen wie die GV-Verbindungen vorbehandelt wer- härtung der Schraubenoberflächen erreicht. Hiermit ist
den. Wird hierauf verzichtet, können Schließringbolzen auch im Sinne einer SL-Verbindung eine Versprödung verbunden, die Schrauben haben keine
eingesetzt werden ~'J77~4~~:::"Blech-
schmuben F1i e ße i gen s c ha f t en. - 0i e Tr a ~ f ä hi g ke i t ist von der
zulo. Fv zul Z Bild 5 enthält ei nige Angaben aus Blechdicke abhängig; sie liegt z.B. bei einer M6-Schrau-
Bolzen- Zulässige übertro.gbo.re Kro.ft je Vorspo.nn- Zulässige der DASt-Richtlinie für den Einsatz Bild B be im Bereich zwischen 2 und 5kN.
durchmesser Bolzen und Reibfläche (GV - Verb.) kraft o.chsio.le als GV-Verbindung. - Wirkt in Rich-
Zugkmft Das Korrosionsproblem ist bei Blechschrauben schwierig zu lösen. Beschichtungen kommen
H St 37 HZ H St 52 HZ tung der Bolzenachse eine zusätz- nicht in Frage, weil d~ese beim Einschrauben zerstört würden. Die Industrie bietet zwei
12 (1/2)" 150 170 200 230 47 28.5 liche Zugkraft Z, so ist - analog Lösungen an:
16 {2I31" 285 325 380 430 89 535 wie bei GV-Verbindungen - die je
18 (3M' 36,5 41,0 485 550 115 700 a) Schrauben aus rostfreiem Edelstahl nach DIN 17440, z.B. aus X5CrNi189 oder X5CrNiMo1810,
20 - 45,0 510 595 615 140 850 Reibfläche und Bolzen zulässige Güte nach DIN 267, Bl .11, mit aufgerolltem Gewinde.
22 (118)" 550 610 715 835 173 105.0 übertragbare Kraft auf b) Schrauben aus einsatzgehärtetem Stahl mit einfacher oder doppelter Kadmierung.
24 11,01" 63,5 72.5 85,0 965 199 120.0
27 - 810 955 1120 1270 263 1550 zulD. z = zulD.('- 0,6 zu~Z) (2)
Setzbolzen bestehen aus einem Spitzbolzen mit Kopf und Rodellen. Sie werden mit einem
mm kM kM kM speziellen Werkzeug in Stahlbleche geringer Dicke eingetrieben (ehemals geschossen).
Bild 5 abzumindern. Hiermit lassen sich ebenfalls Stahlbleche befestigen. - Vgl. auch Abschnitt 17.3.
Der Vorteil der Schließringbolzenverbindung liegt in der hohen Bolzensetzgeschwindigkeit, 11.8 Dübel
Im Gegensatz zur vorgespannten Schraube bleibt der Schaft torsionsfrei. Nachteil ig ist zu Dübel kommen in erster Linie zum Einsatz, um Stahlbauteile in Beton- und Mauerwerk zu ver-
bewerten, daß die Verbindung nicht lösbar ist und daß sich die rauhe Sollbruchstelle nur ankern. Industrieseitig werden die verschiedenartigsten Dübelformen angeboten. Dübel wer-
schwer beschichten läßt, ggf. ist sie zuvor glatt abzuschleifen. den in folgende Gruppen unterteilt:
11.6 Bl indniete Gruppe A: Metalldübel (Spreizdübel): Spreizkraft durch Anziehen einer Schraube (Bild ga
<
F:m a) Das Nieten von Blindnieten ähnelt und b), z.T. ist spezielles Bohr- und Setzgerät erforderlich;
Gruppe B: Metalldübel (Spreizdübel): Spreizkraft durch Einschlagen eines Konus;
im Prinzip dem Setzen von Schließ-
ringbol zen; auch hierbei ist ein Gruppe C: Metalldübel (Selbstbohrdübel );
Nieten ohne Gegenhalten möglich. Gruppe 0: Dübel aus Kunststoff (Bild 9c);
Es existieren verschiedene Niet- Gruppe E: Klebeanker auf Kunstharzbasis und Injektionsanker (Bild 9d).
formen und Techniken. Sie sind be- Metallspreizdübel bestehen aus galvanisch verzinktem oder rostfreiem Stahl mit kraft- oder
sonders geeignet für Vernietungen wegkontrollierter zwangsweiser Spreizung. Die Verbindung erfolgt durch Sechskantschrauben
an geschlossenen Hohlkörpern, wie oder Gewindebolzen (M6 bis M22). - Werkstoff der Kunststoffdübel ist z.B. Polyamid.
Bild 6 b) cl Profile, Rohre und Behälter aber Die Dübel werden nach den
auch zum einseitigen Anschließen von (Profil-) Blechen an Träger. Vor dem Nieten sind die einschlägigen Zulassungsbe-
Löcher zu bohren (vgl. Bild 6). Die zulässige Scherkraft ist von der Blechdicke abhängig scheiden des IfBt eingebaut
und beträgt 1 bis 3kN. und bemessen. Die zulässigen
Blindniete dienen auch zum Schließen von Oberlappstößen von Stahlprofilblechtafeln. Anschlußkräfte für Zug, Ab-
)1.7 Selbstschneidende Blechschrauben I scheren (Querzug) und Schräg-
zug sind aufgrund von Ver-
suchen für jeden Winkel
gleichgroß. Die Dübel wer-

b) cl dl
l1J den nach der Höhe der abzu-
tragenden Kräfte ausgewählt,
für große Kräfte kommen so-
gen. Schwerlastanker mit
zul. Tragkräften über 10kN
OIN 7971 OIN7972 OIN 7973 OIN 7976 OIN 7981 OIN 7982 OIN 7983
Sonderschrauben für zum Einsatz. Es gibt Dübel,
Genormte Blechschrauben Tropezbleche die auch in Zug- bzw. Biegezugzonen der Betonkonstruktion verankert werden dürfen, z.B.
Bild 7 mit reduzierten zul. Tragkräften.
Bei der Montage von Stahlprofilblechen für Dach-, Decken- und Wandelemente kommen (neben Klebeanker (Verbundanker) bestehen aus einem Rundstahl mit aufgerolltem Gewinde, Mutter
Setzbolzen) Stahlblechschrauben zum Einsatz (Bild 7 und 8). Die Schrauben sind in der Lage, und Unterlegscheibe; der Durchmesser des Ankers liegt zwischen 8 und 30mm. - In das Bohr-
sich in einem vorgebohrten Loch das Gewinde selbst zu schneiden, wobei Werkstoffdicke loch wird der Gewindestab mittels eines Schlagbohrgerätes eingetrieben. Zuvor wird das
(bis 8mm) und -festigkeit den Bohrdurchmesser bestimmen. Neben den Normschrauben wurden Bohrloch mit einem Reaktionsharzmörtel gefüllt, der aus einer Glasampulle entnommen und
- 574 -
- 575 -
in das gebohrte Loch eingeführt wird. Der Reaktionsharzmörtel (Kleber) besteht aus Quarz-
nungen verteilt. In Bild 12c ist angedeutet, auf
zuschlagstoff, Reaktionsharz und Härtestäbchen. Die zulässigen Tragkräfte sind wieder vom
welchem Umstand diese ungleichförmige Verteilung
Durchmesser, von der Betongüte und von den gegenseitigen Abständen der Dübel abhängig.
beruht: Die Dehnungen nehmen in den Blechen vom
Zwecks weiterführenden Schrifttums vergleiche [24].
Beginn der Klebung auf Null ab, beidseitig aber
11.9 Trägerklemmen jeweils entgegengesetzt; diese Verzerrungsunter-
Trägerklemmen kommen für kraftschlüssige Verbindungen von Stahlbau- ===tlJ:IIlIU 1111111 ~ a) schiede müssen von der Klebefuge ausgegl ichen

~.
teilen bei den unterschiedlichsten Montagen, z.T. auf der Baustelle werden. Günstig ist daher eine Anschäftung der
aber auch in der Werkstatt (zum Verklammern von Werkstücken vor dem Bleche (Bild 12d). - Dye Klebstoffe vermögen
Schweißen) zum Einsatz. Die beiden Teile einer Klemme bestehen aus b) Spannungsspitzen z.T. durch Plastizierung und
dem Klemmschenkel und Klemmschnabel , sie werden durch eine (hochfe-
ste) Schraube angezogen, vgl. Bild 10. Beim Heftklemmen genügt ein
~ Kriechen (schon bei Raumtemperatur) abzubauen.
Die Zugscherfestigkeit beträgt (i .M.) 20N/mm',
handfestes Anziehen der Schraube, bei kraftabtragenden Klemmen wird -11 bei Kaltklebern liegt sie niedriger, bei Warm-
die Schraube mittels Drehmomentenschlüssel oder Schlagschrauber vor_
gespannt. Die Tragkraft in der Ebene der Klemmbacken ist von der Höhe
~It­ klebern höher. Die Ermüdungsfestigkeit liegt
(wiederum unterschiedlich in Abhängigkeit vom
der Reibkraft und damit von der Oberflächenbeschaffenheit der zusam- LD ====uwnlll J,III Klebertyp) bei 20 bis 60% der statischen Werte,

Bild 10
mengeklemmten Teile abhängig. Einzelheiten zum Einsatz und zur Bemes-
sung der Trägerklemmen (auch Flanschklemmen genannt) regeln die Zu-
-11---iiiiii2J?a EZ
vgl. u.a. [31-37]. Der Wärmeausdehnungskoeffi-
cl zient der Klebstoffe beträgt i.M. 50.10- 6 (statt
lassungsbescheide des IfBt; zum Tragverhalten vergleiche [25J.
-~-.....,j~ 12'10- 6 bei Stahl und 25.10- 6 bei Aluminium).
11.10 Metall kleben [26-30] Die Klebetechnik ist im wesentlichen auf das
Neben Schweißen und Schrauben zählt das Kleben zu den wichtigsten Fügeverfahren in der
IIIIJJIIIII)]} 1: d) Fügen von (Dünn-) Blechen beschränkt. Sie hat
Technik. Als Vorteile sind zu nennen: Fügbarkeit unterschiedlicher Materialien, flächige Bild 12 im konstruktiven Stahlbau bislang keine große
Kraftübertragung ohne Gefügeänderung oder Schwächung des Grundmaterials, dichte Fugen, praktische Bedeutung erlangt: Die Verarbeitung ist relativ aufwendig, der Zeitstandein-
höhere Dämpfungskapazität (Dämmung von Geräuschen und Schwingungen). Nachteile sind: fluß ist nur unsicher zu bewerten (Umgebungseinfluß, Brandeinwirkung, Alterung). Wo eine
serielle Fertigung von Leichtbauteilen durchgeführt wird (Schicht- und Sandwichbauweise)
Im Vergleich zum metallischen Grundmaterial geringe bis mäßige Festigkeit (die bei Wär-
meeinwirkung, etwa ab 100°C, stark absinkt), Alterung mit Festigkeitsabfall (um 10 bis hat die Klebetechnik praktische Bedeutung. (In der zivilen Luftfahrt werden ca. 70% der
30%), Klebefuge ist anfällig gegen Chemikalien und Feuchtigkeit. Die Auswirkungen sind Nähte geklebt, der Rest genietet und geschweißt.) Im Stahlbau gibt es Anwendungen beim
Kleben von Schraubenmuttern (gegen selbsttätiges Lösen) und bei Klebedübeln, auch wurden
stark vom jeweils verwendeten Kleber abhängig, so gibt es z.B. auch warmfeste Kleber.
mittels hochfester Schrauben vorgespannte Klebverbindungen getestet [38]; in [39] wird
Einfach und sicher zu handhabende zerstörungsfreie Prüfmethoden stehen nicht zur Verfü-
über eine geklebte Fachwerkbrücke berichtet.
gung bzw. befinden sich in der Entwicklung.
Die Klebewirkung beruht auf Adhäsion (Haftung des Klebstoffes auf der Fügefläche) und Ko-
häsion (Haftung der Klebstoffmole

~
küle untereinander). Die Füge-
flächen werden nach Reinigung ge-
bürstet, geschmirgelt oder ge-
c) strahlt (zwecks Aufrauhung), ggf.
Bild 11 anschließend gebeizt, mit Kleb-
stoff benetzt, zueinander fixiert und mit oder ohne Druck und/oder ohne oder unter mäßiger
Erwärmung gebunden. I.a. ist eine längere Aushärtezeit (12-36h) erforderlich. Es werden
physikalisch und chemisch abbindende Klebstoffe sowie Kalt- und Warmkleber unterschieden,
sie basieren heute überwiegend auf Kunststoffbasis. Vgl. zur Einteilung DIN 16920 und zur
Verarbeitung DIN 16921 sowie die VDI-Richtl inie 2229 (Metallkleben). Die verschiedenen
Prüfverfahren sind in DIN 53281 bis DIN 53293 geregelt.
Hinsichtlich der Beanspruchung werden unterschieden (Bild 11):
- Zug (Teilbild a)
- Scheren (Zugscheren; Teilbild b)
- Schälen (Teilbild cl.
Die zuletztgenannte Beanspruchung ist die ungünstigste und sollte konstruktiv unbedingt
vermieden werden. Bei einer einschnittigen (ungestützten) Scherverbindung tritt infolge
der Exzentrizität ein Versatzmoment auf, das die Ränder auf Zug (~ Schälen) beansprucht
(daher Zugscheren).
Die verbreiteste Verbindungsform ist der Oberlappstoß. In der Klebefuge tritt ein un
gleichförmiger Scherspannungszustand auf (Bild 12a/b), mit Spannungsspitzen an den Enden.
Je größer die Oberlappungslänge zur Blechdicke ist, umso ungleichförmiger sind die 1:-Span
-576- -577-

12 Stützen
12 . 1 Ein f ührun g_
Unter Stützen versteht man Bauglieder, die vorrangig zur Abtragung lotrechter Lasten die-
nen. Neben der Druckbeanspruchung tritt in vielen Fällen eine me~r oder minder große
Biegebeanspruchunq hinzu, z.B. bei auskragenden eingespannten Stützen oder bei Rahmen; im
letztgenannten Falle spricht man von Stielen bzw. Rahmenstielen. Das Beanspruchungsver-
hältnis Druck zu Biegung bestimmt die zweckmäßigste Querschnittsform, die Ausbildung der
Kopf- und Fußkonstruktion und die Wahl fallweise erforderlicher Stöße. Es werden somit
unterschieden:
- Stützen mit planmäßig mittiger Druckbeanspruchung (Pendel stützen; Geschoßstützen in Hoch-
baukonstruktionen, wenn sie durch stabilisierende Verbände oder massive Kerne als un-
verschieblich angesehen werden können),
- Stützen mit planmäßiger Druck- und Biegebeanspruchung.
Im erstgenannten Falle ist stets zu prüfen, ob die Voraussetzung der planmäßig mittigen
Druckbeanspruchung konstruktiv erfüllt ist, ggf. sind Zentrierelemente an den Enden vor-
zusehen. Vielfach lassen sich die Träger nicht zentrisch anschließen, dann entstehen Exzen-
trizitätsmomente, insbesondere in den Randstützen; diese müssen rechnerisch verfolgt
werden.
~Querschnittsformen

I
Es werden offene und geschlosse-
-;E ne Querschnittsformen unterschie-
den (Bild 1 und 2). Neben Form-

$ stahl, Rund- und Rechteckrohren


kommen bei hoher Druck- (und
Biegungs-)beanspruchung zusam-
n) bl cl dI mengesetzte Querschnitte zum
Bild 1
Einsatz, im modernen Stahlbau
in geschweißter
Ausführung.
Geschlossene
Querschnitte
(Hohl- und Ka-
stenquerschnitte)
weisen bei glei-
cher Querschnitts-
fläche den grös-
seren Trägheits-
radius
Bild 2 . ,[I
1= VA
im Vergleich zu offenen Querschnitten auf. Das ist grundsätzlich anzustreben, weil damit
die Schlankheit ~=sK/i geringer ausfällt. Offene Querschnitte haben auf der anderen Seite
den Vorteil, daß sich Trägeranschlüsse einfacher ausführen und näher an die Stützenachse
heranführen lassen, dadurch entstehen geringere Exzentrizitäten.
Zur Einhaltung der Querschnittstreue und zur Stabilisierung der dünnwandigen Teile gegen
lOkales Beulen werden bei großen Stützenquerschnitten Querschotte eingebaut, vgl. Bild 1d,
das gilt auch für Kastenstützen.
~nmerk~g~~U~ll~Lö Von den I-Profilen sind Breitflanschträger (HE-A, HE-B, HE-M) gün-
stiger als IPE-Profile, weil I y und I z ausgeglichener sind. Bei zentrischer Druckbean-
spruchung und gleichgroßer Knicklänge in beiden Richtungen ergeben I-Profile keine opti-
- 578 - - 579 -
male Ausnutzung, in solchen Fällen ist ein Querschnitt mit Iy=I anzustreben. Fall c: Nachweis der Stoßdeckung für die volle Stützenkraft.
z
~n'!1..e!::.!s!!-!1_9~E-.i.iJ.j-.-1,-Bei vorwiegender Druckbeanspruchung sind geschlossene Querschnitte In den Fällen bund c ist wichtig, daß die "Knicktragfähigkeit" durch
günstiger, gleichwohl werden auch in solchen Fällen häufig I-Profile vorgezogen, weil den Stoß nicht reduziert wird. Die Stoßdeckung ist somit auf ausrei-
Rohrmaterial teurer als Formstahl ist und bei zusammengesetzten Hohlquerschnitten erheb- chende Steifigkeit auszulegen. Um dieser Bedingung zu genügen, em-
liche Kosten fÜr die Schweißung anfallen. Im jeweiligen Einzelfalle ist zu prüfen, ob pfiehlt es sich, ein Biegemoment einzurechnen. Empfehlung für Fall b
diese Mehrkosten durch das geringere Konstruktionsgewicht aufgewogen werden. Vielfach und c: Die Stoßdeckung wird für zwei Lastfälle nachgewiesen:
sind auch andere GrÜnde fÜr die Querschnittswahl maßgebend, z.B. gestalterische, brand- 1. Lastfall: Nachweis als Kontaktstoß für 0,5'N (Fall b) bzw. N
schutztechnische, installationstechnische, Minimierung des Platzbedarfs, usf. - Zur Vermei_ (Fall c) und M=O,
dung der Innenkorrosion sind Hohlstützen luftdicht zu verschweißen. 2. Lastfall : Nachweis als Biegestoß für das (zul) Tragmoment (und N=O).
Zum Vergleich mit den geschweißten Pro- Ober die Länge der Stütze wird z.B. ein parabelförmiger Verlauf

J+( I
filen sind in Bild 3 genietete Stützen-
profile dargestellt, wie sie ehemals
zur Ausführung kamen. - Neben vollwandi-
gen Stützen kommen solche mit Ausfachun-
angenommen (vgl. Bild 5):

M = 4(1- g)g·zuIM mit g= xiI (1)

a) bl cl gen in Form von Verrahmungen und Ver- Liegt der Stoß beispielsweise im Viertelspunkt (g=0,25) folgt:
Bi ld 3
gitterungen zum Einsatz (Abschnitt 7.4);
M = 4(1- 0.25 )0,25zul M = 0,75 -zul M (2 )
derartige StÜtzen wurden frÜher verbreitet im Geschoßbau eingesetzt, was heute wegen der
hohen Fertigungskosten nur selten geschieht. Auch waren gußeiserne Druckstützen verbreitet Der Stoß wäre demnach (im 2. Lastfall) für 75% von zul Mund N=O auszulegen. In Grenzen
(ehemals DIN 1051). Im modernen Stahlbau werden zunehmend Verbundstützen wegen der hohen ist es möglich, von einem gegenüber zul M reduzierten Ersatzmoment auszugehen. Mit vor-
Tragfähigkeit und des hiermit verbundenen geringen Platzbedarfs gewählt und das in zwei stehender Empfehlung liegt man auf der sicheren Seite. Es ist auch möglich, eine sichel-
Ausführungsformen (Bild 4): förmige Vorkrümmung e (im Sinne einer Imperfektion) anzunehmen und hierfür das Exzentri-
- Hohlprofilstützen mit Rund- und Betonfüllung, zitätsmoment max M=N·e in Stützenmitte zu bestimmen. FÜr die Umrechnung auf andere Stoß-
- Betonstützen mit einbetoniertem querschnitte gilt G.1. - Zum rechnerischen Nachweis von Kontaktstößen siehe [1].
Im zweitgenann- HE 240 B HE 300 B = Bei Werkstattstößen werden Voll-
I
ten Falle wird I "'"',
~

stöße durch Stumpfnähte geschlos-


-T-- =
den Brandschutz- I ~I = sen, sofern die Profile (etwa)

....
:::lE.
forderungen durch =
.... 1
"'"'0 deckungsgleich sind. Bei Hohl-
die Betonumman- ..
profil- und Kastenstützen wer-
"'=
b) I c) e) telung gleich- .1 .. -=
=>,
-~ den in solchen Fällen vorab
Bi ld 4 a) --1-- ~~

Bezüglich der Tragfähigkeitsnachweise von Verbundstützen wird auf Abschnitt 18.5 verwie-
sen.
zeitig genügt.
•••
l±H:
=
=
......
D
schmale Flacheisen wurzelseitig
angeheftet, wenn ein Gegen-
schweißen nicht möglich ist.
~
12.3 Stützenstöße ~I
:::lE,
Auch empfiehlt es sich, Winkel
Da die Länge der Walzprofile (mit ca. 12 bis 15m) begrenzt ist, sind bei großen Stützen- ~ oder Bleche hilfsweise zum
--- Zwecke einer vorübergehenden
längen Stöße erforderlich. Im Geschoßbau nehmen die Druckkräfte von oben nach unten zu, HE 240 B b)
die Stützenquerschnitte werden den veränderlichen Druckkräften angepaßt. Die Stöße liegen Bild 6 Fixierung und gegenseitigen Zen-
z.B. in jedem 2. oder 3. Geschoß. Bei Einhaltung (etwa) gleicher Außenabmessungen kann trierung anzuordnen. Das ist in
die Abstufung durch veränderliche Wanddicken, z.B. bei Rohr- und Kastenstützen, oder durch jedem Falle zu empfehlen, wenn Vollstöße mittels Stumpfnähten als Montagestöße ausgeführt
Wahl von HE-M, HE-B und HE-A Profilen erfolgen. Schließlich können zusätzliche Lamellen werden sollen, ggf. ist eine Durchstrahlung erforderlich. - Als Montagestöße werden gele-
aufgeschweißt und dadurch das Grundprofil geschoßweise verstärkt werden. gentlich auch geschraubte Stöße mit Flansch- und Steglaschen (in Anlehnung an die ehema-
FÜr StÜtzen in unverschiebl ichen Geschoßbauten mit ausschl ießl ich .E...l~nmäi-~~e!1.!rJ_s~~_ lige Nietbauweise) ausgeführt, siehe Bild 6. Sind in solchen Fällen Profil- oder Dicken-
Q:uc~ean2?....r:...u~~'Lkommen Kontaktstöße zur Ausführung, dabei sind drei Fälle zu unter- sprünge vorhanden, bedarf es zum Ausgleich besonderer Futterbleche, vgl. Teilbild b.
scheiden: Bezüglich des Nachweises geschraubter Stöße wird auf Abschnitt 13 verwiesen. - Verbreitet
a) Der Stoß liegt am Fuß oder am Kopf der Stütze, d.h. in Höhe der unverschieblichen Ge- sind auch Stöße mittels Kopfplatten, siehe folgend.
schoßdecken und damit im Wendepunkt der Knickbiegelinie; Sind die zu stoßenden Profile im Falle geschweißter Stöße nicht deckungsgleich, gibt es
b) der Stoß 1 iegt im äußeren Viertel der (Geschoß-)Höhe; zwei Möglichkeiten, um den Sprung auszugleichen:
c) der Stoß liegt im Mittelbereich der Stütze. a) Es werden kontinuierliche übergänge konstruiert, wie in Bild 7 skizziert, z.B. durch
Fall~ Unter der Voraussetzung, daß die Endquerschnitte winkelrecht bearbeitet (plan- Einschweißen eines (oder zweier) dreieckförmiger Bleche in den Steg oder durch Einfü-
gefräst) werden und zudem eine ausreichend dicke Fuß- und ggf. Kopfplatte angeordnet wird, gen eines trapezförmigen Zwischenteils; derartige Maßnahmen sind aufwendig. Bei schär-
brauchen die Verbindungsmittel nur für 10% der Stützenkraft bemessen zu werden. Das ist feren Knicken, wie in Teilbild c gezeigt, werden Querbleche zur Aufnahme der Umlenk-
der anzustrebende Regelfall , wobei zur Verbindung der Stütze mit der Fuß- bzw. Kopfplatte kräfte angeordnet; die Kräfte folgen aus einfachen Gleichgewichtsbetrachtungen (Teil-
Kehlnähte gewählt werden. bi 1d d).
Fall b: Stoßdeckungsteile und Verbindungsmittel brauchen nur fÜr 50% der Stützenkraft b) Es werden (dicke) Zwischenbleche angeordnet; sie lassen eine gewisse Profilabstufung
nachgewiesen zu werden.
- 580 - - 581 -

·t· -+. a) Stützen mit planmäßig zentrischer Druckbeanspruchung in _!!_!2_y~c~b2J....c~~agwerke.'2...


---~+-:---------f---- (GeschoßbautenLObwohl der Fußpunkt sta-
I n tisch als Gelenk angesehen wird, wird kein

I I I
Gelenk konstruktiv realisiert, weil eine
i n
Winkeldrehung planmäßig nicht eintritt.
1
Es wird eine lastverteilende FUßplatte aus-
'l'-~~~~~~~~~~/gebildet und eine Montageverankerung (vgl.
I a) b) Abschnitt 12.4.2.5)' vorgesehen. Die Fuß-
i platte wird mit Mörtel nach endgültiger
Ausrichtung des Stützenfußes unterfüllt.

~~.
-11t- Diese Unterfüllung muß vollständig und
Versatz
'--r-'
a)
.J-. b)
_L-.+._,-
c) d) e)
f-
vollflächig erfolgen, anderenfalls wird die
Stützenkraft exzentrisch abgesetzt, was
ein hohes (unplanmäßiges) Exzentrizitäts-
Bild 7 moment in der Stütze zur Folge hat! -
zu (vgl. Bild 8b). Bei größeren Abstufungen sind in Verlängerung der Flansche (Gurte)
Bei geringen Stützenkräften genügt i.a.
Rippen anzuordnen. Bei geschraubten Stößen sind zwei Stoßplatten vorzusehen: Man spricht Bild 10 c) die Anordnung einer unausgesteiften Fuß-
dann von einem Kopfplattenstoß (Bild 8e).
platte, vgl. Bild 10; das wird vielfach

l IP I
I
i "\'-ln-i
11 /" I

...j'
LV~atz 11
.. ,:... :." .~."."" .:. , .:::.: ~.:. ...... : '.~

Bi Id B
a) b) cl
'-r- .
d1) '--*-' d2)
Die unter b) genannten Stoßformen kommen vorrangig für Stöße an den Enden von Stützen
zur Ausführung; wie oben erwähnt, brauchen die Schweißnähte (Kehlnähte) in solchen Fällen
--+--.
nur für 10% der Stützenkraft nachgewiesen zu werden, sofern die Stützenenden winkelrecht
geschnitten und eben sind; bei Profilsprüngen sind die Zwischenbleche konstruktiv dicker
--$-- --4
zu wählen. In Bild 9 ist angedeutet, wie solche Bleche dimensioniert werden können: Ist F
die anteilige Kraft im Flansch der aufgehenden Stütze a) b) c)
und e die Exzentrizität (Abstand der Flanschmittel-
Bild 11
linien) , beträgt das Moment in der Platte (auf der
sicheren Seite liegend): M=Fe. Die mitwirkende Breite auch bei höheren Stützenkräften mit ent-
wird zu bm=(b u+b o )/2 abgeschätzt; das Widerstandsmo- sprechend dickeren Platten und hochfe-
ment ist b t'/6. stem Beton angestrebt, um die Fertigungs-
m
Bei Stützen mit .e."!..2~~iger ~~-_u.r:i Bi~u..t:JJ:!sbea..!1.::.... Ringsteife --Ic:;:;::;!;:::;::tl;i=\. kosten niedrig zu halten. - Bei großen
~.!::..U~hl!_t1.!L(also insbesondere bei allen Stützen in ver- Stützenkräften oder/und weniger tragfähi-
schieblichen Systemen, z.B. bei Rahmenstielen) sind gem Unterbeton sind zur Aussteifung der
grundsätzlich Kraftstöße anzuordnen: Deckungsteile und Fußplatten Aussteifungsrippen (Bild 11a/b)
Bild 9 Verbindungsmittel sind für die Schnittgrößen an der oder Schaftbleche (Teilbild c) erforder-
Stoßstelle nachzuweisen. Liegt der Stoß im Bereich lich. Die Fußplatten können quadratisch
von Momenten- oder Querkraftnullpunkten, empfiehlt sich ein Nachweis für die halbe Trag- oder rechteckig sein. - Bild 12 zeigt
fähigkeit des Profils; im Mittelbereich von Knicklängen sollte ggf. ein Flächenstoß ange- ausgesteifte Fußplatten von Rohrstützen.
ordnet werden, um eine durchgängige Steifigkeit sicherzustellen; vgl. hierzu obige Aus- Auch in diesen Fällen werden unausgesteif-
führungen. te kreisförmige Fußplatten bevorzugt. -
12.4 Stützenfußkonstruktionen Bild 13 zeigt mögliche Fußplattenaus-
12.4.1 Konstruktive Ausbildung_ bildungen für Stützen aus Quadrat- oder
Stützenfüße übertragen die Stützenkräfte aus dem Stützenschaft auf die Fundamente. Die Rechteckrohrprofilen. Im Falle a sind
FUßplatten sind so zu dimensionieren, daß die zulässigen Betonpressungen eingehalten wer- Bild 12 a) ~-~F-----=.Ib) Winkelprofile und im Falle b Rippen an-
den. - Die Ausbildung der Fußkonstruktion ist von der Beanspruchungsart abhängig: geschweißt.
- 583 -
- 582 -
8ei sehr hohen Druckkräf- skizziert, kommen nur für relativ geringe Einspannungsmomente
in Frage. Bedingt durch die Verbiegung der Platte kommt nur
ten und wenig tragfähigem
eine drehfederelastische Einspannung zustande. Die Dicke der-
Unterbau (z.8. alte Bau
substanz, Mauerwerk) sind artiger FUßplatten ist auf t=80mm beschränkt. - Bei hohen Ein-
spannungsmomenten bedarf es kräftiger Fußträger (Fußtraversen),
große lastverteilende Fuß-
/ nicht nur, um das Moment von der Stütze auf das Fundament ab-
platten oder ggf. Träger- I
rostkonstruktionen erfor- setzen zu können, sondern auch, um eine möglichst verformungs-

Bild 13
derlich, vgl. Bild 14.
Letzteres kann auch
im Zuge von Bauhilfsmaß- f!-A+#-
Bild 17
I
freie, starre Einspannung zu realisieren, damit die Vorausset-
zungen der statischen Berechnung erfüllt werden. Wird nur eine
drehelastische Einspannung konstruktiv verwirklicht, wirkt
sich das in einer (ungewollten) Vergrößerung der Schnittgrößen
an anderen Stellen des Tragwerkes und in einer Vergrößerung der
Knicklängen aus; insgesamt ergeben sich dann größere Verformungen der aufgehenden Konstruk-
tion, der Einfluß Theorie II.Ordnung ist ausgeprägter.

1-
;::: ~ ~ ~J
I
I
I

nahmen notwendig sein, wenn die zentrisch belastete Stütze direkt auf tragfähigem Boden
aufgestellt werden soll. In solchen Fällen werden indes im Regelfall Hilfsfundamente an-
geordnet.
!:l~tüt~~0ti~.-fIl..i..!..J~~~~Dieser Fall liegt z.B. bei zentrisch beanspruchten
Pendel stützen in verschieblichen Tragwerken oder bei Rah-

.,---
4r
i
I
4r
::.:~

4r
menstielen mit Fußgelenk vor: Im Fußpunkt tritt eine plan-
mäßige Winkeldrehung auf. In solchen Fällen muß das Ge-
I
lenk konstruktiv realisiert werden, anderenfalls entsteht Bild 18 Q) bl C)
eine Exzentrizitätsbeanspruchung. Ein echtes Bolzengelenk,
Bild 18 zeigt konstruktive Lö-
wie in Bild 15 skizziert, wird nur selten ausgeführt, ggf.
bei leichten Hallenrahmen, wenn im Stützenfuß eine größere
~-t-- sungen für geringe bis hohe Mo-
~ mentenbeanspruchung. Fußausbil-
Zugkraft auftritt. Dblicher sind Gelenke mit balligem Zen-
Bild 15 dungen gemäß Teilbild a und b
trierstück und Knaggen, wie in Bild 16 dargestellt. Treten
I Zugkräfte auf, ist der Stiel ~I 'I~ kommen in dieser Form auch für

~
fUß durch Anker gegen Abheben ~~~~~~~~~~~~~~ Stiele mit hohen Zugkräften (bei
zu sichern. In den Teilbil- , /~~~·,~.,·~-;,8,.·~,;·;·.;<··;g~~·,;·~~··~·~..~~~
turmartigen Hochbauten) zum Ein-
dern bund c sind Trägerroste -Anker sa tz .
zur Verteilung der Punktlasten Bild 19 al bl Ausführungen, wie in Bild 19a
angeordnet. Im Falle des dargestellt, bei welchen die
Stützen stumpf mit dem Fußträger verschweißt werden, sind weniger gut, weil die Flansch-
Teilbildes c ist eine Schub-
rippe zum Fundament hin ange- zugkräfte über die Gurtung des Fußträgers abgesetzt werden und in diesen daher hohe Quer-
ordnet, um die vom Stützenfuß zugspannungen in Dickenrichtung auftreten; günstiger sind Ausführungen gemäß Teilbild b.
abgesetzte Horizontalkraft Treten in Stützenfüßen planmäßige Querkräfte auf, ist deren sichere Abtragung auf das
zu übertragen. - Das ballige Fundament nachzuweisen. In Grenzen ist es zulässig, die Kraft allein über Reibung abzu-
Zentrierstück stellt ein Wälz- setzen. Als Reibbeiwert zwischen Fußplatte und Mörtelbett ist f=O,3 anzusetzen, dabei ist
I ager da r. Es wi rd auf HERTZsche max IQI und min INI zu kombinieren und die vorgeschriebene Sicherheit gegen Gleiten einzu-
""fA-""-"" If.:t:f,i~",.;. Pressung nachgewiesen; vgl. halten. - Bei größeren Querkräften sind Schubstücke, z.B. in Form kurzer Profilstücke, an-
Bild 16 Q) D/
hierzu Abschnitt 25.6.3. zuordnen. Es ist nicht zulässig, diese Aufgabe den Ankern zu übertragen.
~Stü~~~t~tarrer~~~_~nung: Stützen mit Fußeinspannung (Kragstützen, Rahmenstiele Bild 20a zeigt den Fußpunkt einer leichten Hallenstütze. In solchen Fällen ist es vertret-
mit Fußeinspannung) erhalten eine möglichst große Basis in der Momentenebene, um unter bar, die Verbandsstreben am Stützenflansch anzuschließen, auch wenn damit eine geringe
Verwendung von Zugankern das Einspannungsmoment über den sich so ergebenden inneren Hebel- Exzentrizität verbunden ist. Eine Zentrierung des Verbandes ist grundsätzlich günstiger
arm abtragen zu können. Stützeneinspannungen mittels dicker Fußplatten, wie in Bild 17
- 584 -
585 -
und bei hoher Beanspruchung auch notwen-
dern hin abfällt und daher die Beanspru-
dig. In Bild 20b ist hierfür als Beispiel
chung in der Fußkonstruktion geringer aus-
ein Stützen fuß mit einem I-Verbandsanschluß
dargestellt. Oie Horizontalkraft wird in
diesem Fall über ein Schubkreuz abgesetzt.
o tilllHll;!lIIlIh a)
fällt. - Unter der FUßplatte wird in jedem
Falle eine 3 bis 5cm dicke Mörtelfuge ange-
ordnet. Hierdurch werden die Unebenheiten

®~d'
Diese Ausführung gewährleistet eine ein-
der Fundamentoberkante ausgeglichen.
wandfreie Verfüllung der Ausnehmung im
Die Pressungsverteilung erfährt dadurch
Betonfundament. Um den Schacht ist eine
Ringbewehrung anzuordnen. Annahme:
b) auch eine Vergleichmäßigung.
F Bezüglich der Beanspruchungsart sind drei
Die Pressung des Schubstückes gegen den
Fälle zu unterscheiden (vgl. Bild 23):
Beton und die Beanspruchung in den An-
schlußnähten zwischen Schubstück und Fuß- ® ~ Zentrische Belastung:
platte werden mit elementaren Ansätzen (3 )

~d-t
nachgewiesen.
Bild 21 zeigt ein weiteres Beispiel: Es I Z 8 Exzentrische Belastung, geringe Ex-
handelt sich um den eingespannten Stützen-
fuß einer schweren Kastenstüt-
Bild 23
l--l. I cl
zentrizität; die Resultierende liegt
innerhalb des Kernquerschnittes der
ze. Die Ankerbasis beträgt Fußplatte:
5000mm. Der Fußträger ist un- .L + W
°b= A -
M
(4)
terhalb der Stützengurte punk-
A und W sind Fläche bzw. Widerstandsmoment der Fußplatte.
tuell aufgelagert. Hier sind
Exzentrische Belastung, große Exzentrizität; die Resultierende liegt außerhalb des
dicke Lagerbleche erforder-
Kernquerschnittes der Fußplatte. Das ist bei eingespannten Stützen mit planmäßigem
lich. Zur Abtragung der Seiten-
Einspannungsmoment der Regelfall. In solchen Fällen wird immer eine Verankerung vor-
kräfte dienen Schubkreuze.
gesehen. Auf der Zugseite stellt sich eine klaffende Fuge ein, deren Ausdehnung ist
Die Seitenbleche der Kasten-
u.a. von der Nachgiebigkeit der Verankerung abhängig. Durch Vorspannen der Anker kann
stütze sind mittels Stumpf-
die Klaffung überdrückt werden. Die realen Beanspruchungen sind recht komplex; einen
nähten mit den dickeren Sei c
groben Anhalt über die Größe der Druckpressungen und Ankerkräfte erhält man aus ein-
tenblechen der kastenförmigen
fachen Gleichgewichtsbetrachtungen: Auf der Druckseite wird über eine Länge von 1/4
Fußtraverse verschweißt.
ein Kontakt zwischen Fußplatte und Fundament mit näherungsweise konstanter Pressung
a) b) angesetzt, vgl. Bild 23c, rechts. Damit liegt der innere Hebelarm h=z+d fest; Druck-
kraft D und Zugkraft Z können berechnet werden:
M - Fd
o= ; Z
h
O-F; h=z+d (5 )

Bild 21 Die Pressungen im Druckbereich und die Zugspannungen in der Verankerung können nun-
mehr bestimmt werden. Für Z liegt die Rechnung auf der sicheren Seite, da sich real
12.4.2 Berechnung.....c!.§.r-,--"-,,==,-,, ~'-"-''-'-'''-'-'''-'­
ein etwas größerer innerer Hebelarm einstellt. Hinsichtlich der Höhe der Betonpres-
~1 ~s2.!Lng~u.fl.::.....J!.n~kerkräf~
sung liegt der Ansatz einer konstanten Spannung auf der unsicheren Seite. Wie in Ab-
Die Pressungsverteilung

l
unter Fußplatten ist
vorrangig von der Stei
i
figkeit der Fußkonstruk-
schnitt 12.4.3.3 gezeigt wird, sollte die maximale Randdruckpressung aus diesem Grund
um den Faktor 1,5 erhöht werden: 0
ab = l5~ (6 )

""'''':f";;;~;f;;~~'r7?' t ion a bh ä ngig: Unte r In Abschnitt 13.4.3 werden die Ansätze, einschließlich Berücksichtigung einer Ankervor-
der Voraussetzung ela- spannung, zugeschärft.
6
m stischen Verhaltens Gelten Fund M und die hieraus folgenden Kräfte D und Z im YF-~-fachen stzustand,
stellen sich bei zen- empfiehlt es sich, diese um den Faktor YF'~ (z.B. 1,5·0,9=1,35) auf das Niveau der
a) b) 0m : Mittelwert c) tri scher Belastung die Gebrauchslasten (im Sinne von DIN 18800 Tl, 03.81) umzurechnen. Hierfür gelten die
Bild 22 in Bild 22 skizzierten im folgenden angegebenen zul. Betonpressungen und zul. Bodenpressungen. Beim Nach-
Pressungen in Abhängigkeit von der Biegesteifigkeit der Fußkonstruktion ein. Um eine mög- weis der Stahlbauteile wird entsprechend mit zul. Stahlspannungen gerechnet, z.B.
lichst gleichförmige Pressungsverteilung, wie sie beim Tragsicherheitsnachweis unterstellt im Falle St37:
wird, zu erreichen, muß die Fußkonstruktion ausreichend steif ausgebildet sein, dann ist 24 = 16kN/cm 2
1.1'1.50,9
eine Pressungsverteilung gemäß Bild 22c zu erwarten. Gewisse gegenüber dem Mittelwert höher
Die in diesem Abschnitt folgenden Beispiele werden unter dieser Voraussetzung erbracht.
ausfallende Pressungen sind unbedenklich. Bezüglich der Fußkonstruktion liegt die An- ..
Eine Angleichung an DIN 18800 Tl (11.90) wird dann möglich sein, wenn das neue Sicher-
nahme einer konstanten Pressung auf der sicheren Seite, weil die reale Pressung zu den Ran-
heitskonzept auch im Massivbau und Grundbau eingeführt ist.
- 587 -
- 586 -
In Bild 25 sind zwei Fälle unterschieden: Geringe und große Exzentrizität (Teilbild bund cl,
Die zulässige Betonpressung unter Gebrauchslasten beträgt: im erstgenannten Falle treten nur Druckkräfte auf, im zweitgenannten Falle Druck- und An-
zulOb= ~R (7) kerkräfte; das ist der Regelfall .

ß R ist der Rechenwert für die Festigkeit des Fundamentbetons; y ist die Sicherheitszahl ,
Geringe Exzentrizität: 01 = FI2 + M/h: 0F F/2 - MI h (9 )

letztere ist u.a. davon abhängig, ob das Fundament bewehrt ist oder nicht (vgl. Bild 24).
Bei bewehrten Fundamenten ist es möglich, die höhere zulässige Teilflächenpressung nach
Große Exzentrizität: ° = (M + F·z )/h: Z = (M - Fd )/h (10)

Mit der Kenntnis von 0 und Z können die


DIN 1045, Abschn. 17.3.3 anzusetzen:

~
IfiI
Schnittgrößen im Fußschild berechnet wer-
ßR
zuloh= Tl f{,
A "" 1. 4 ßR (8) I
den, vgl. Bild 26a, auch können die An-
1 ,
Wird hiervon Gebrauch gemacht, ist die vorgeschriebene Spaltzugbewehrung einzubringen und r-+
I
M-l-_-,
0 I
schlußkräfte zwischen Fußtraverse und
Stütze in einfacher Weise berechnet werden,
mindestens B15 zu verwenden. Bei Fundamenten wird die erhöhte zulässige Teilflächenpres-
- -~ vgl. Teilbild b. In den Fußschilden tritt
sung i.a. nicht angesetzt, wohl aber bei Auflagerbänken von Brückenwiderlagern und -pfei-
Z a) eine hohe Querkraftbeanspruchung auf;
lern zur Abtragung der Lagerkräfte (Abschnitt 25.6). Bei dünnen Zementmörtelfugen dürfen
~M
neben den Spannungsnachweisen sind hier
dieselben zulässigen Druckspannungen wie für den Unterbeton angesetzt werden; das setzt Sehniltgrößen : fußschild i.a. auch Beulnachweise zu führen.
indes voraus, daß das Verhältnis der kleinsten tragenden Fugenbreite zur Fugendicke Die in Bild 25 gezeigten Ausführungsva-
gleich/größer 7 ist, was bei Fußplatten La. eingehalten wird. rianten haben Vor- und Nachteile: Bei
B5 B10 I B15 B25 B35 B45 I B55 der Ausbildung ~ ergeben sich höhere
Q
Ankerkräfte, die Beanspruchung im Schild
ReehenfestiQkeit: ßR kN/em 2 0,350 10,700 1,050 \750 2,300 2,700 ·'3,000 Bi Id 26
unbewehrter Beton 3,0 2,5 -- ist geringer, die Druckkräfte werden di-
y
bewehrter Betan -- 2,1 rekt abgeführt. Im Falle @ ergeben
zul Cfb
unbewehrter Beton 0,1167 10,2333 0,4200 0,7000 0,9200 -- sich geringere Ankerkräfte; Biege-
bewehrter Beton -- 0,5000 0,8333 1,095 1,285 11,418 ...--J<atze I
1,4 ßR kNIe m2 0,490 10,980 Wind
~470 2,450 3,220 3,780 I 4,200
1 fun dament zul Cfb bewehrter Beton -- 10700 1167 1533 1800 TIJjjjjf Kran brücke Y
2Au s 9le ichsschi eht
3Mörtelsehieht
b) Reehenfestig keit un d I I a) c)
~ fußplaHe
zul Spannungen 177=
Katzstellung :l-.
I
5 Stütze
6 Anker
7 Barren
8Ankerkanal
J Badenfuge
J-. I/ '
,LA I
~Al
Ti\LI
\ I"
"J:A
I
rr, I Al

\'.1
J:h
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JQ ß' h
.
CD
CD

i Katze I
TIfundamentfuge I I I I
1
a )Begri He
n. ., I
\_ - --,,-.....,\.
TI: A
I
..
ß:A
I
'" n ,eKatze

I
7 '" 71 c
ro
=
c
1

I I
:>

d ) eng benachbarte Stützen ro m~ ~ :m


~

Bild 24 CD
l- Bei hohen Einspann- ,~
I J.. gs CD

I
Stü tze
I
® momenten sind Fußträger
(Fußtraversen) erfor- .L d)
J..
derlich, vgl. Bild 25.
Es ist bei sehr hoher 1-
-L l..
t
-L
~
Ankertraverse

"
Beanspruchung zweckmäs-
sig, unter diesen Trä- l..
l..
J..
-L
~ b)
Bi ld 27
1
To
fundament
I I
I i to a) gern separate Fußplat-
und Schubbeanspruchung (auch die der Anschlußmittel zur Stütze) sind erheblich höher als
bei Ausführung ~.
Anker~.
I I I iI I I ten mit Mörtelunter-

~
f fl füllung anzuordnen;
Beim Nachweis der Stützenfußkonstruktionen gehören maximale Druckkraft und maximales Ein-
I I MI II M I b) man erhält dann klare
spannungsmoment i.a. nicht zum selben Lastfall : Die Nachweise sind jeweils für einander
zugeordnete Anschlußgrößen zu führen. Die größten Pressungen ergeben sich i.a. für max F
I O2 I 01 01 I 01
Beanspruchungsverhält-
nisse. Wird unter der
und min M und die größten Ankerkräfte für min Fund max M. Bei Hallen sind die Anschluß-

I ~~-i I I---h---l Fußplatte eine kon-


größen für die verschiedenen Lastfälle zunächst zusammenzustellen; das gilt in Sonderheit

~.
~
'fl
für Kranhallen, wenn sie mehrschiffig sind und/oder mehrere Laufkrane betrieben werden
stante Druckpressung
(Bild 27).
I MI I I c)
unterstellt, liegt
die Lage der Druck- 1L..!..:..~ l!..!2.llit t en
Z 0 1
Z to resultierenden 0 fest. Die Abmessungen der Fußplatten und der fallweise erforderlichen Aussteifungen werden durch
die Größe von Fund M einerseits und die Höhe der zulässigen Betonpressungen andererseits
~-T~
Die Kräfte 0 und Z
l:=-:-ti folgen aus einfachen
Gleichgewichtsglei-
bestimmt. - Um den Fertigungsaufwand möglichst gering zu halten, werden unausgesteifte
Fußplatten bevorzugt. Derartige Fußausbildungen haben zudem den Vorteil, daß ihre Kon-
Bild 25
chungen.
- 588 -
- 589 -
struktionshöhe gering ist. Aussteifungen in Tritt, wie in Bild 29b dargestellt, eine Biegung in zwei Richtungen auf, werden für zwei
Form von Rippen und Schaftblechen oder Schil- gedachte Schnittlinien die Kragmomente bestimmt und diese im Schnittpunkt geometrisch
den behindern die Nutzung in der Nähe der addiert; vgl. die Beispiele im folgenden Abschnitt.
Stützenfüße; sie werden daher i.a. so angeord- b) ~l~nförmi~ Elemente
A
net, daß sie unterhalb des Nutzungsniveaus liegen vielfach bei Fuß-
liegen (z.B. unter dem Hallenboden). Liegen konstruktionen mit Schaft-
die Stützen im Freien, wird die Oberkante des i blechen längerer Erstrek-

,
--11--._-. '1-----i---9__
Betonsockels ca. 15 bis 25cm oberhalb des Ter- :" ! A kung vor. Wie aus Bild 30
rains angeordnet. - Ergibt die Bemessung der un- zu erkennen, handelt es
ausgesteiften Platte eine zu große Dicke (die
falsch richt i 9 mit den Stützenabmessungen in keinem ausge- 4> A --i,l-- 0.) b) sich um Einfeldbalken mit
beidseitigen Kragarmen.
Bild 28 wogenen Verhältnis steht), sind Versteifungen Bild 30 Für das in Bild 31 darge-
in Form von Rippen oder Schaftblechen erforderlich. - Rippen werden grunsätzlich mit ge- stellte System betragen Stütz- und Feldmoment
brochenen Ecken ausgeführt, um die Schweißnähte um diese einwandfrei herumführen zu können. (wieder für einen Streifen der Breite "1"):
Ein spitzer Auslauf läßt sich nicht verschweißen, weil die Spitze beim SChweißen weg-
schmilzt (vgl. Bild 28). P02
M= -
s 2
( 16)
Als Fußplatten kommen Breitflachstähle nach DIN 59200 zum Einsatz. Es ist daher zweck-
Aus der Bedingung
mäßig, Dicke und Breite entsprechend abgestuft zu wählen: Dicke: 20, 25, 30, 35, 40, 45,
50, 55, 60, 65, 70, 75, 80mm, Breite: 300, 320, 340, 350, 360, 380, 400, 450, 500, 550 ( 17)
usf. mit 50mm Abstufung. Es ist günstig, die Fußplatten eines bestimmten Projektes ein-
heitlich breit zu wählen. Neben Breitflachstählen werden brenngeschnittene Bleche verwendet. folgt das günstigste Längenverhältnis;
In Abhängigkeit von der Fußausbildung geht man beim rechnerischen Nachweis je nach Bean-
spruchungsfall von der Modellvorstellung kragstreifenförmiger, balkenförmiger oder platten-
o = 0.354 b (18 )
förmiger Elemente aus. Die nachfolgenden Erläuterungen unterstellen eine konstante Pres- Bild 31
c) Bei f.l~!!nförm~en Elementen ist zu prüfen, ob
sung, wie sie bei mittiger Druckkraft (in Annäherung) auftritt (vgl. Abschnitt 12.4.2.1). I sie entlang der Berandung als gelenkig gelagert

lEB
Bei ungleichförmiger Pressung (im Falle außermittigen Orucks) sind die Anweisungen sinnge- oder als eingespannt einzustufen sind. Im Falle
mäß zu erweitern. i
a) Bei ~~s.!..':.ei förl1J2~~ El ementen wird das .- I---i---- f- der in Bild 32a dargestellten kastenförmigen
maximale Biegemoment zu I Stütze ist eine allseits gelenkige Lagerung an-

M=~ 02
I zunehmen, wenn kein Plattenüberstand vorhanden
(11 )
2 =PT ist, und eine allseitig eingespannte, wenn ein
berechnet (Bild 2ga). Es gilt für die Breite
"1"; a ist die Länge der auskragenden Platte
und p=o die gegen die FUßplatte von unten
einwirkende Pressung. Für den Streifen der
Breite "1" wird das Widerstandsmoment be-
stimmt:
,··.ES~ ffiL
b ,_"J] 0.)
solcher vorhanden ist (Teilbild b). Es ist
zweckmäßig, sich die Verformungsfigur zu verge-
genwärtigen. Entlang einer Symmetrielinie liegt
starre Einspannung vor. Der überstand einer Krag-
platte kann so ausgelegt werden, daß das Kragmo-
ment gleich dem anschließenden Platteneinspann-
Bi ld 32 moment ist. Dieser Auslegungsansatz unterstellt
(12) daß, dann entlang der Auflagerkontaktlinie kein Drehwinkel auftritt. Es können auch
Damit folgt: drei- oder zweiseitig gelagerte Platten auftreten. Wenn sich die Platten entlang einer
Stütz kante auf der anderen Seite fortsetzen, kann entlang dieser Stütz kante i.a. eine
(13 ) starre Einspannung unterstellt werden. Auf den Tafeln 12.1 und 12.2 sind in Abhängigkeit
vom Seitenverhältnis o=a/b Momentenbeiwerte k angegeben und zwar für jene Momente, die
Umgekehrt kann die erforderliche Blechdicke taus in den Bildern eingezeichnet sind. Die Beiwerte gelten für die Querkontraktionszahl ~=D,3,
also für Stahl. (Die im Schrifttum angegebenen Werte gelten vielfach für ~=O oder ~=0,167
erf t = oY3 P (14 )
und stellen insofern Näherungen dar (z.B. die Tafeln von CZERNY [2))). - Sind im Vergleich
zulo
berechnet werden. Hierin ist zulo die zulässige Stahl spannung der Fußplatte. Gelten die zu den Plattenabmessungen kleine Ankerlöcher vorhanden, kann die Lochschwächung auf
Schnittgrößen für y-fache Lasten, ist anstelle von zulO die Fließgrenze einzusetzen, s.o.- die Höhe der Plattenmomente unberücksichtigt bleiben. (Das gilt nicht für die im Zu-
Es ist zweckmäßig, die Einhaltung einer bestimmten bezogenen Durchbiegung des Plattenran- sammenhang mit Bild 47 erläuterten Löcher!). - Mit der Kenntnis der Plattenmomente (je
des nachzuweisen, z.B. f=a/n mit n=50D. Diese Bedingung liefert, wenn eine starre Ein- Längeneinheit) können die Spannungen berechnet und die Tragsicherheit nachgewiesen werden.
spannung des Kragstreifens unterstellt wird, folgende erforderliche Plattendicke t: Verformungsbedingungen brauchen bei balken- und plattenförmigen Elementen i .a. nicht ein-
p,l·0 4 0 _ 1-\3 _ {op gerechnet zu werden, weil diese bei spannungsmäßiger Auslegung aufgrund ihrer Struktur ge-
f = 8 EI n; 1- Y - erf t -o'V TE
n ( 15) nügend steif ausfallen.
Die vorstehenden Anweisungen liefern ausreichend tragfähige und steife Fußplatten, so daß
sich eine etwa gleichförmige Betonpressung einstellt. Real wird die Pressung zu den Rändern
- 590 - - 591 -
hin abfallen, weshalb die Anweisungen insgesamt auf der sicheren Seite liegen (zudem tritt
Es wird eine Fußplatte 420·420·45 gewählt (Bild 36).
durch Kriechen im Laufe der Zeit ein Abbau von Spannungs konzentrationen im Beton ein). - ;:!
= Die Betonpressung beträgt:
Da die maximalen Momente bei plattenförmigen Elementen nur lokal auftreten und gewisse
""
""
Plastizierungen unbedenklich sind, ist es ve~tretbar, den Nachweisen (gemäß c) das pla- = _ _ 1450 _0 2 2
"" ob -P - 4f7:2 - .822 kN/em < 0,833 kN/em
stische Widerstandsmoment zugrundezulegen: ""
Ln +--__+0...tll.l""'"'~
.........L.f--,
~
Für die entlang einer Wandmittel-
~~~"':':';'~'i''''''''~i''
...'.:~:.:',::.c.~

Bei den unter a) und b) behandelten Elementen sollte man davon wegen der fehlenden Mög-
(19 )
al a
-r-' linie des Quadratrohres verlau-
fende Stützkante a wird die Fuß-
lichkeit einer Momentenumlagerung absehen, oder es ist das reduzierte plastische Wider- platte' nachgewiesen, vgl.
standsmoment Bild 29. Dazu wird das Moment
für den trapezförmigen ~ihfluß­
(20 ) bereich berechnet und anschl ies-
send auf die gesamte Länge der
zugrunde zu legen. Bild 37
Linie a-a umgerechnet (Bild 37):

11~1IJOb) M= 0,822· 20,6 ~ + 2·0.822 ·10,7 J.Q/ =969 + 671 =1640 kNem

L !I.
Die Aussteifungen werden so ange-
ordnet, daß die Beanspruchungen in 210
den einzelnen Elementen der Fuß-
420 ~= 11~0 =39.05kNem/em

~
-4~~~-+ ~HE~~platte möglichst gleichhoch aus- Der Nachbarbereich liefert dieselbe Beanspruchung. Für das
I I I -i
fallen. Mit der Wahl der Ausstei- . -. ._ . t resultierende Moment wird der Spannungsnachweis geführt:
fungen liegen deren Einzugsflächen P . T M' =ff 39,05 =55.06 kN em/em
fest. Bild 33 zeigt, wie die Ein-
flußflächen bestimmt werden und
welche Lastbilder sich hieraus für
Bild 36 cl W= 1· 4t =3,38em 3 /em; ° = ~,53~6 :: 16,31 kN/em 2 = zulo =16kN/em 2
Abschätzung der Durchbiegung:
die einzelnen Verrippungen erge-
1.45 3 4 _ 0.822 ·10,74
ben. Sind Schaftbleche vorhanden, 1= 12 =7,594em /em; f - 8,21000,7,594 = 8.45·1O- 3em =8.45 ·10- 2mm ~ O,lmm
ist sinngemäß vorzugehen. Für die
. i
Linienlasten für die Rippen--------1'TT1'TTJ sich auf diese Weise ergebenden Wird der mittige (innerhalb des Quadratrohres liegende) Bereich der Fußplatte als all-
al Kräfte werden die Aussteifungen, seitig eingespannte Quadratplatte begriffen, folgt mit Tafel 12.1:
Bild 33 (ggf. unter Einbeziehung der Fuß-
a = 1 - . . kS =0,051 ~ MS = 0,051' 0, 822 . 20,6 2 =17,8 kN ern/ern
Wie zu erwarten, ist dieses Moment für die Bemessung nicht maßgebend. Das Stützenprofil
wird winkel recht geschnitten und plan bearbeitet. Damit braucht die Schweißnaht nur für
, - - 10% der Stützenkraft nachgewiesen zu werden. Es wird eine umlaufende Kehlnaht mit a=3mm
I I , gewählt:
l-
- , --i-
i \ t = 0,1·1450 =5 49 kN/em 2 < 13,5 kN/em 2
1 422.0,0,3 ":;:,,~=,:,:,,,
--
falsch
~.__ ~isE~~ Fußplatte für eine Rohrstütze 177,S'S aus Stahl St37
a} bl
Bild 35 Bewehrter Fundamentbeton B25. Zentrische Stützenkraft
platte in den tragenden Querschnitt) mit ele- F=500kN im Lastfall H.
a) mentaren statischen Ansätzen nachgewiesen. - Es wird eine kreisförmige Fußplatte 0 300·25 gewählt
Bild 34 Für die Berechnung des Rippenanschl usses gibt (Bild 38). Die Betonpressung beträgt:

A = ~ 30 2=707em 2 - . . ~~~ =0,71 kN/em 2


es zwei Betrachungsweisen (Bild 34): Die Rippe 2
0:: <: 0,833 kN/em
wird als Konsole aufgefaßt (die auf dem Kopf steht) oder sie wird als schräg~ Strebe be-
griffen. al Für die Fußplatte wird die Biegungsbeanspruchung nach der

~
Bei der konstruktiven Ausbildung ist darauf zu achten, daß sich die Rippen abstützen und b ~I t==o Kreisplattentheorie bestimmt. Es gelten folgende Berechnungs-
die ihnen zugewiesenen Kräfte auch abgesetzt werden können. Eine Ausführung gemäß Bild 35a _______________ formeln, wenn mit ß das Verhältnis b/a abgekürzt wird (vgl.
ist offensichtlich falsch. p b)Bild 3Sa):

lL..!.. L..LJl ~Q.j tlLu.!!i..Sr 9 ä nz u.!!.~ Bild 3B ß= ~ >1 (21)


~:...J!~~sE~e~...:. Fußplatte für eine Quadratrohrstütze 0 220·220·14 aus St37
Im Zentrum:
Bewehrter Fundamentbeton B25. Zentrische Stützenkraft F=1450kN im Lastfall H.
(22)
- 594 - - 595 -
Entlang der ringförmigen Auflagerung: Die Klammerwerte ergeben sich nach [31.
Es wird geprüft, wie sich eine mittige Verrippung auf
pa 2 2
Mr =-16[(l+3jJ.)(ß -1) - 4(1+jJ. )ß 2 lnß] (23) die Dicke der Fußplatte auswirkt. Dazu wird die Platte
mit der höchsten Beanspruchung untersucht. Die Fuß-
pa 2 2
M<jl=-T[(l+3jJ.)(ß-ll +2(1-jJ.)-4(1+jJ.)ß 2lnß] (24) platte zerfällt jetzt in vier gleiche Plattenelemente;
es ergibt sich (Bild 40):
Mr ist das Radialmoment und M<jl das orthogonal dazu orientierte Tangentialmoment in Umfangs-
richtung. jJ. ist die Querkontraktionszahl. Für Stahl gilt ~=0,30; damit folgt: [ ~ a =23,6/15 =1,573 ~ kS =0,166

B35 : p =1,095 kN/cm 2 : Ms -:: 0.166·1,095 '23.6 '15,0 = 64,35 kNcm/cm :


Für das Beispiel ergibt sich im Zentrum der Platte:
t =4,912cm, gewähl t t = 50mm
a = (177.8 - 8)/2 =84,90 mm ~ (l = 8.49cm 15,0 Somit läßt sich eine Reduzierung von 65mm auf 50mm
b = 300/2 = 150 mm ~ b = 15.0 cm ~ ß = 8.49 =2I!.- erreichen.
Die Pressung beträgt 1 ,095kN/cm'; die Lastintensität
5.20·1.77~ln1,77 J =
2
Mr = M<jl=- 0.7;:.49 [1.90.1,77 2 + 1.40 - am Rand der Rippe folgt aus dem Einflußbereich gemäß
Bild 40d zu:
= - 3.20[5,95 + 1,40 - 9,30] = + 3,20-1,95 = 6,25 kNcm/cm

14
Entlang der Auflagerung findet man: q -:: 1,095·23,6 =25,84 kN/cm
Bild 41a zeigt die (als Konsole aufgefaßte) Rippe mit
Mr = + 16.79 kNcm/cm; M<jl= + 12,32 kNcm/cm der dreieckförmigen Lastverteilung. Die Resultierende
-l--
Demnach ist Mr maßgebend; Spannungsnachweis (t=25mm): Bild 40
236-+
R= + 25,84 ·15,0 = 193,8 kN

2t iJ I
.eh",
wird gemäß Teilbild b zerlegt:
W= 1 =1,04 cm 3 ~ 0,= ltJ2 = 16.12 kN/cm 2
25,8~ kN/sm H • R V = H = 193,8 kN; 5 ='11 193,8 = 274,1 kN

HE 500 B I Bündige Fußplatte für HE500B-Stütze aus St37


~_B..!:is.E..i..!:~: ;;}<,"'H.,J,*=~,l,I Ripp, .i,d .1,
"SC"b," OO'9,f"". '91. m"
(Bild 39). Oie Fußplatte hat die Abmessungen 300·500mm. Die I ~-l Bild 34. Ober die zugeordnete Schweißnahtfläche (beid-
~ Aufstandsfläche beträgt A=30·50=1500cm 2 • Der Fundamentbeton seitig Kehlnähte mit a=10mm) wird die Kraft abgetragen.
I wird bewehrt, die zulässigen Tragkräfte betragen für drei unter-

-!t-""""f----i~---j.u~ })
Hierbei treten Schubspannungen senkrecht und in Rich-
schiedliche Betongüten: tung der Schweißnaht auf. Es ergibt sich:
815: zulob -:: 0,500 kN/cm 2 : zulF -:: 750kN al bl
~-r Aw : 2·10-1,0 = 20,0 cm 2 ~ "t1:"t1l = 193,8/20,0 = 9,69 kN/cm 2
825: zulob = O,833kN/cm 2 zulF =1250kN
Bild 41
I 835: zulob = 1,095 kN/cm 2 : zul F =1643 kN 0v =V"tl+ "tl?: 13,70 kN/cm 2 " 13,5 kN/cm 2

I J
-
---.
Die Fußplatte zerfällt in zwei dreiseitig gelagerte Teilplat-
b)ten, entlang des Steges ist eine starre Einspannung vorhanden
Für die "Strebe" wird ein Knicknachweis geführt (hier nach DIN 4114 (1952)). Dicke der
Rippe: t=20mm. Ein solcher Nachweis liegt beträchtlich auf der sicheren Seite:
.
I
[ ------4------
---. (Bild 39c):
~
---+ ~
L J a=a/b=47,2/15 =3,147 ~ kK=O,137
A: 2,07,0: 14,0 cm 2; 1= 7,02,0 3/12 : 4,67 cm 4 ; i: Vif.b : 0,58cm; SK =14 cm ~
A = 0:~8 : 24 ~ wSt37= 1,05 ~ 0w= 1.05'274,1114,0 =20,56 kN/cm 2 ; y: 24,0/20,56 =1.17
I~ ..-
t-------- ~50702 "1
_~
1 c) W,'rd d,'e -F-U-ß-p-'latte für die zulässigen Betonpressungen ausge-
legt, folgt: 4. Beispiel: überstehende Fußplatte für eine HE16üB-Stütze aus Stahl St37.
Bild 39 --(1---- I Als Fußplatte auf bewehrtem Beton B35 wird
300·300·40 gewählt, vgl. Bild 42a. Die zu-
815 : p =0,500 kN/cm 2 : MK =0,1375 ·0.500·47,2 ·15,0 = 48,5 kNcm/cm b ~ lässige Druckkraft beträgt:
B25 : p =0,833 kN/cm 2 : MK=0.1375 '0.83347.215,0 = 80.8 kNcm/cm
b :::;:- A = 30·30 : 900cm 2 _
835 : p =1,095 kN/cm 2 : MK=0,13751,095 47.215.0 =106.2 kNcm/cm ~_.....+- 835: zulob =1.095 kN/cm 2 : zul F = 986 kN
-+70~160 Hierfür wird die Fußplatte nachgewiesen.
2 1·t 2 M 1!"'3:: ~300 Für das Moment entlang der Linien a-a und
zulo =16 kN/cm; W= -6- = zulo ~ t = VSM
Bild 42 a) b) b-bfolgt:
815: t= 4,265cm, gewählt t = 45mm (45mm)
M=1,095-14,7 + H095 -7,65 7~52 = 471 + 327 = 798 kNcm -
7'l5 2 M/30,0 = 798/30,0 =26,60 kNcm/cm
825: t= 5,505cm, gewählt t = 60mm (60mm)
835: t = 6,161 cm, gewählt: t = 65 mm (70mm) überlagerung mit dem Moment in der orthogonalen Schnittlinie und Spannungsnachweis:
M' =12 26,60 = 37,51 kNcm/cm - W = 1.~.o2 = 2,67cm 3 ~ = °
= 14,05 kN/cm2 <; 16kN/cm2 r65i
- 596 - - 597 -
Winkel können als Konstruktionsanhalt dienen. - Die Stützenfüße werden zunächst auf Plat-
ten oder Keilen aufgesetzt. Nach dem Ausrichten werden die Ankerschächte mit Vergußbeton
(evtl. Mörtel) aufgefüllt und die Fußplatten satt unterstopft (ausgegossen). Die Anker-
schächte werden am oberen Rand i .a. mit einer Schräge versehen, um das Einbringen des
Vergußbetons zu erleichtern. Bei größeren
1- .-----,:-- Fußplatten werden in diese ggf. Einfüll-
löcher gebohrt. - Bei Fundamenten im
i! Freien müssen die Schächte vor dem Beto-
.... :-...';":;; .. " i': :' ':.
.::~ /..'.':':::
"
'' :;:', :~
",
ieren (durch unver~chiebbare Kappen) gegen
/
Form A Form B Form C Form 0
Bi ld ~3
(ab M16) (bis M24)
Form E
(bis M46)
Form F
(bis M46) I I I I das Eindringen von Regenwasser (und Schmutz)
geschützt werden (im Winter besteht anderen-

d max a max c min e


Zur Sicherung der Stahl konstruktion während
I I I falls die Gefahr einer Sprengwirkung, wenn
das Wasser gefriert; derartige Schadens-

ffi - 1 25
32
M6
55
Ml0
55
35
45
der Montage bedarf es sogen. Montageveran- I I fälle sind schon bekannt geworden). Vor dem

I?:' r_
r kerungen. Die Kräfte ergeben sich aus den
I Verfüllen sind die Schächte (ggf. mit Druck-
40
55
65
M12
70
M16
90
M20
110
55
70
65
Lasten der verschiedenen Bauzustände. Die
Verankerungen verbleiben im Fundament. Er-
~
r I In
a) luft) zu säubern. Der Verfüllbeton ist gut
zu verdichten.
60 M24
130 100 I
II I' II
geben sich bei der Berechnung der Bauzu- Bild 46 zeigt eine alternative Montagever-
U
100 M30

~
160 120
I J 120 M36
190 140 stände keine Zugkräfte in den Ankern, wer- Bild ~6 ankerung mit einem Rundeisen als Barren.
L_ J M42 den die Anker in Abstimmung auf die Ab-
140 230 160 Hiermit lassen sich nur geringe Ankerkräfte
160 M46
260 160 messungen der Stützen- bzw. Fußkonstruktion aufnehmen.

~b)
165 M56
290 210 gewählt. - Werden planmäßige Zuganker für
----t 210 M64
340 250
In Bild 47 ist eine weitere Verankerungs-
Bild ~~ 250 M72
370 290 die Nutzungsphase eingebaut, dienen diese form dargestellt [3]. Sie besteht aus zwei
Maße 10 mm im Regelfall gleichzeitig als Montageanker. Bild 47 Rundstählen mit unten angeschweißtem Winkel-
Bild 43 zeigt Steinschrauben nach DIN 529; dargestellt sind übliche Schaftformen. In Ab- profil . Der Anker wird bei der Herstellung
hängigkeit vom Durchmesser liegen die Regellängen zwischen 1=80 bis 3200mm und die Gewin- des Fundamentes einbetoniert. Eine solche Ausführung ist möglich, wenn geringe Ausfüh-
de zwischen M8 bis M72x6. Wird nichts angegeben, werden die Schrauben in der Güte 3.6 ge- rungstoleranzen (fundamentseitig etwa bis t15mm) gewährleistet werden können. Die Fuß-
liefert; höhere Güten (4.6, 5.6) sind gesondert auszuweisen. Ausreißkräfte sind in der platte erhält größere Bohrungen (60 bis 70mm), um unvermeidbare Ungenauigkeiten auszu'
Norm nicht angegeben, sie sind von der Einbettung abhängig. Die in Bild 44 angegebenen gleichen. Die Löcher werden mit dicken Scheiben überbrückt. Regelausführungen sind in [3]
Maße a, c und e sind von der Schaftform der gewählten Steinschraube abhängig. Werden die typisiert. - Wegen der übergrößen Lochschwächungen kann von einer Plattenwirkung bei der
in der Tabelle angegeben Maße eingehalten, ist eine passende Unterbringung aller Stein Bemessung der Fußplattendicke nurmehr bedingt ausgegangen werden.
schraubenformen in der Ausnehmung sichergestellt.
Steinschrauben der dargestellten Form als einfache Hakenanker oder Pratzen kommen i .a.
nur für untergeordnete Zwecke zum Einsatz und dann mit geringem Durchmesser für kleine
Stützenfüße; ähnliches gilt für Dübel (vgl. Abschnitt 11). Insgesamt sollte man die Mon-
tageverankerung (auch bei fehlender rechnerischer Zugkraft) konstruktiv nicht unterdimen-
sionieren; man darf nicht übersehen, daß bei der Montage (und während der Nutzung) un-
planmäßige Beanspruchungen auftreten können (z.B. Anprall eines Fahrzeuges gegen die
Stütze, Aufprall eines am Kranhaken hängenden Montageteils, Schieflage von Stützen vor
r I
I
I

d
dem Ausrichten o.ä.). r-
_d
d 1 Anker 2 Anker
Die Standard-Montage-
I
1
///// :;=
M16 UD, 6 UD, 6 I

. ."
.=...,
I
M20 U5, 7 UD, 9
M24 U0'9 L11 0, 10
M27 L110'10 L130'12
verankerung besteht
aus Rundstahlankern,
die unter einbetonier~
te Winkeleisen grei-
fen, vgl. Bild 45a/b.
c= 2,5d+ 60

a) ~b)
5,5 d.k. :s 7,5d.k. ~5d
~AnSChlagknagge
verlorene Schalung

c)
f3\ftt-r
I '-L
Hammerkopf (DIN 7992) d)
.."
" M30 L120' 11 L15D-14
~. Es werden ein oder zwei
Anker pro Ankerschacht M24 M30 M36 M42 M46 M56 M64 M72x6 M60x 6 M90x6 Ml00x 6
6d :s10dr /

6d angeordnet. In [4] wur- 1Anker ) [65 )[65 ) [60 J [100 J[120 ][120 J [140 J[140 J[160 J[160 J[160
4,5d 2,5d a) 2,5d 2,5d b) c) den Regelausführungen
2Anker ][BO J[lOO J[120 J[140 ] [160 J [160 J [200 J [220 J [240 J [260 J [300
Bild ~5 entwickelt. Die in
P 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6 6 6 6
Teilbild c ausgewiesenen
ASn 3,52 5,61 6,17 11,20 14,70 20,30 26,60 34,60 43,44 55,91 69.95
Bild 48 e)
- 598 - - 599 -
Für geringere Zug kräfte werden Hakenanker m~t Wj~kelproftlen als Ankerbarren gewählt 11....i.. f..LJl.tl§.Q. itl
(wie im vorangegangenen Abschnitt behandelt); für höhere Ankerkräfte kommen Anker mit Ham- Eingespannter Stützenfuß: Stahl St37; Schnittgrößen im Lastfall HZ:
merkopf nach DIN 7992 (oder DIN 188) und parallel liegende JE-Barren zum Einsatz (Bild 48). vgl. die Anmerkungen in Abschnitt
Die Hammerkopfschrauben werden nach dem Einführen zwischen die Barren um 90° bis zum An- v= 70 kN, H= 15 kN, M::. 60 kNm
schlag an angeheftete Knaggen gedreht. Am oberen (stirnseitigen) Ende markiert eine Kerbe Anker HE 200 B Anschluß der Stütze an die Traversen-
die richtige Lage des Ankers. - Auch bei dieser Verankerungsart werden ein oder zwei An- I winkel lr200·100·10 (vgl. Bild 50a
ker pro Schacht ausgeführt; im zweitgenannten Falle sind kräftige Barren erforderlich, und b): Es werden außenliegende Kehl-
vgl. die Anhalte in Bild 48e. Die dicken Stege der (-Profile kommen der hohen Schubbean- nähte angeordnet. Deren gegenseitiger
spruchung in den relativ kurzen Barren entgegen. - Bezüglich der Abdeckung der Schächte, Abstand beträgt 200mm;20cm:
Säuberung und Verdich-
tung des Verfüllbetons
bl
l~t I i F=
O
~ 6~~0 = 35d00=335kN
gelten dieselben Hin- Spannungsnachweis:
weise wie im vorange- a=6mm Aw ::.O,6<20::.12,Ocm 2
gangenen Abschnitt.
Die Schalung der Schäch- t ll = /132~0 =13.96 kN/cm 2 < 15,0 kN/cm 2
te ist aufwendig. Zu-
mindest in einer Rich- Nachweis der Fußtraverse: Die Winkel
tung erhalten sie eine werden mit der 20mm dicken Fußplatte
cl leichte Neigung, um verschweißt, damit erhält man den in
Bild 49 die Schalung anschlies- Bild 51 dargestellten Querschnitt:
send einfacher aus-

~
I
bauen zu können. Hinsichtlich der festen Lage des Verfüllpfropfens ist eine solche Konizi-
tät nicht günstig; günstiger wäre eine Erweiterung des Schachtes nach unten hin. - Um den
Schalungsaufwand zu umgehen, werden auch aus Stahlblech gefertigte Kästen mit den inte-
grierten Barren an die Baustelle geliefert und nach Ausrichten komplett einbetoniert; vgl.
Bild 49. Die Dicke der Bleche wird zu 4 bis 5mm gewählt. Wird nichts anderes vereinbart,
zb=.~
Bild 50
--------.;-1 dl
_.
Q-

Bild 51
.
'S
. -!69,4mm
--4Q

werden die Hammerkopfschrauben in der Güte 3.6 geliefert. Die Auslegung bezieht sich auf
Ausgehend von der unteren Kante werden die Querschnittswerte berechnet:
den Spannungsquerschnitt ASp (vgl. Bild 48e). Die Länge der Anker richtet sich nach der
Größe des Fundamentes. Bei unbewehrten oder schwachbewehrten Fundamenten sollten die Bar- <
A::. 2,0·40 + 2,29,2= 80,0 + 58,4 = 138,4cm 2
ren möglichst tief sitzen, um einen großen Bereich des Fundamentes als passive Gegenlast
80,0'1,0
58,4(2,0 + 13,07)
+ _ 960,09 ::. 6,94cm
zu erfassen. Im anderen Falle ist das Fundament geeignet zu bewehren. e::. 138,4 - 138,4
Eine Verankerung über Haftung allein ist nicht üblich, denn während der Montage ist ein 3
solcher Anker nicht wirksam. Wird dennoch eine Haftverankerung vorgesehen und der Anker Ia = 40,0 ,2,0 + 58,4.15,07 2 + 2·1220 ::. 1067 + 13263 + 2440 = 16770cm4
3
1= 16770 -138,4.6,94 2 = 10104cm 4 ; Wu = 1~,~t = 1456cm3,Wo ::' 1~~,~~ = 671cm
bei der Herstellung des Fundamentes nicht mit einbetoniert, sollte sich der Ankerschacht 3
nach unten konisch erweitern, um eine ausreichende Verkeilung sicherzustellen (etwa 15:1);
das Fundament ist mit einer Ringbewehrung zu versehen. Die erforderliche Ankerlänge be-
Zug- und Druckkraft betragen (vgl. die Anweisungen in Abschnitt 12.4.2.1 und Bild 23):
rechnet sich zu:
[= z 60,0/4 ::. 15,0 cm - - . d=22.5cm, z=25cm, h=47,5cm
n Tt d< zu [t (26)
_M+Vz_ 6000+7025 =1632kN Z-~= 6000-70·22,5 =932kN
Für zul, ist bei glatter Oberfläche nach DIN 1045 0,04 bis 0,05kN/cm' anzusetzen. Die
O- h - 47,5 = h - 47,5 - '-
sich hiernach ergebenden Längen sind beträchtlich, so daß auch aus diesem Grund eine reine Eine Berechnung nach den Anweisungen in Abschnitt 12.4.3.1/3 ergibt: Länge der Druckzone
Haftverankerung i .a. ausscheidet. - Wie an früherer Stelle erwähnt, ist das Einbetonieren 15,9cm; Ankerkraft Z=86kN, Randpressung: 0b=0,75.0,49=0,37kN/cm'.
von hoch belasteten, schweren Zugankern vor der Montage nicht üblich, weil die i .a. erzielbare Im Anschnitt zur Stütze ergeben sich folgende Schnittgrößen in der Traverse (Bild 50c/d):
Paßgenauigkeit nicht genügt, um eine maßhaltige Montage der aufgehenden Konstruktion si- Vom Anker her: M=93,2·15 = 1398 kNcm, U::.93,2kN
cherzustellen. Das ist allenfalls bei Einzelstützen möglich und dann auch üblich. (Diese
Vom Druckpunkt her: M= 163,2'12,5 =2040kNcm, U=163,2kN
Anmerkung gilt auch für Freileitungsmaste, Flutlichtmaste, Stahl schornsteine oder ähnliche
Konstruktionen.) Die Anker werden in solchen Fällen mit Hilfe von Schablonen (ggf. beid- Biegespannungen : 0u= 2040/1456 = 1,40 kN/cm 2 ; 00 = 2040/671 ::. 3,04 kN/cm 2
seitig am Kopf und Fuß der Anker) eingebaut, arretiert und einbetoniert. Die Ankerlöcher Diese Spannungen sind noch mit den lokalen Biegespannungen in der Fußplatte zu überlagern,
in der Schablone und Fußplatte werden deckungsgleich gebohrt. - Horizontalkräfte dürfen vgl. folgend. - Schubspannungen:
den Ankern planmäßig nicht zugewiesen werden. Sie werden entweder über Reibung abgesetzt 2
maxS ::. 80,0 (6,94 - 1,0) + 2 ·1,0 (6,9i- 2,m ::. 475,2 + 24,4 = 499,6 cm 3
(bei überwiegendem Zug nicht möglich) oder über eigens angeschweißte Schubstücke, vgl.
z.B. Bild 20/21. maxt::. li= 163,2·499,6 = 4,03 kN/cm2
I·I 10104,2,1,0
- 600 - - 601 -
Nachweis der Halsnaht zwischen den Winkeln und der Fußplatte (a=5mm):

5 -4752
-
3 - 153.2-475.2
. cm ; 1;11 - 1010420.5 = 7.58 kN/cm
2 Nachweis der Ankerbarren (Bild 53). Gewählt:
Nachweis der Betonpressung: ][100 W=241.2=82.4cm 3 ; Z=93.2kN
Unter der Annahme einer dreieckförmigen Pres-
Ob = 4~5~52 =0.27 kN/cm 2 < 0.50 kN/cm 2 (B 15) sungsverteilung ergibt sich:

Randdruckpressung (vgl. G.6): t o


°b·15. ·13.? = +....
Ob = 1.5 ·0.27 = 0.41 kN/cm 2 < 0.50 kN/cm 2 (B 15) Z - 93.2 - 045 kNI 2
Ob = 15.0.13.5 - 15.0.13.5 -. cm
Nachweis des Ankers: (Die zul. Druckspannung beträgt: 0,5kN/cm 2 ;
der Ansatz einer erhöhten zulässigen Pressung
5tohlgüte: 4.5 : zuloz =12.5 kN/cm 2
durch Ausschöpfung der Teilflächenbelastung
erf AS = ~N =7.45 cm 2 .... M35 x 4: AS = 8.17cm 2 °z -- 93.2
8.17 ---",-=.
11 41~kN/cm2
=~ ist unsicher, weil die maximale Pressung di-
rekt an der Kante auftritt. Nach Verguß des
Nachweis der Fußplatte: Es werden zwei Modellvarianten geprüft: Schachtes tritt eine allseitige Stützung,
a) Balkenförmiges Element (Bild 50e und f): auch des Barrens, ein; eine in Grenzen
2 erhöhte zulässige Spannung Ob ist ver-
MS= 0.27 9 5 = + 12.18 kNcm/cm
2 2
tretbar. )
M = + 12.18 - 0.27 .21.0 =12.18 -14.88 = - 2.70 kNcm/cm Biege- und Schubspannungen im Barren:
F 8
2 b)
t = 2omm: W= 1lo =0.57cm 3 _0= 15:~~
=18.27kN/cm 2 : 18.okN/cm 2 Bild 53
l =0 +2t M= .lf- = Z (0 +21-) = ~(17,0 + 2 15 0 ) = 529.1 kNcm
3
b) Dreiseitig gelagertes Plattenelement (vgl. die Aufsicht auf die Fußplatte in Bild 50c):
W=82.4 cm 3 : ° = 5~n =7.53 kN/cm 2 < 18.0 kN/cm 2

D------1 0= 210mm
b=207,5 mm
I CI.
0 210
=b = 207.5 =1,01 .... kS = 0.082
ASt =2·o.5·1o =12.0 cm 2': 't = 9~'f~2 =3.88kN/cm 2< 10.4 kN/cm 2
(Auf den Nachweis der Vergleichsspannung kann verzichtet werden.)
MS =0.082'0.27-21,0 '20.75 = 9.55 kNcm/cm Unter der Fußplatte
.+. wird eine 40mm dicke
Es wird mit dem gemäß a) ermittelten, auf der sicheren Seite liegenden Spannungsw~rt
weiter gerechnet: ... I
if-
Mörtelschicht ange-
ordnet. Bild 54 zeigt
Unterseite:
0v = y1.40
2 2 +
2
18.27 - 1.40 '18.27 + 2 H.91 = 17, 58 kN/cm
i
das Fundament, Maße
in m. Das Fundament
Oberseite:
0v = V1,002 + 18.27 2 + 1.00·18.27 + 3.0.91 2 = 18.85 kN/cm 2 liegt nicht im Grund-
(Schubspannung im Anschnitt der überstehenden Fußplatte: 0,91 kN/cm 2 .) wasser, d.h. ein Auf-
trieb ist nicht wirk-
Um die Ankerkraft auf die
sam.
Traverse absetzen zu kön-
Da Fundamente im we-
nen, ist eine Zwischenver-
sentlichen nur kon-
rippung erforderlich;
struktiv bewehrt wer-

~ --
LJLIJLJ fmJ
fHi1 .
I
-" ~

I
. I. _i_ I .
.

.-
I

__ . I .

L_.
I
I
Bild 52 zeigt drei unter-
schiedliche konstruktive
Lösungen. Im Falle a wird
ein Rohrstutzen in die
Rippe integriert, oberhalb
Bild 54
1.80 -'--.-2::;,u.jd-HII+i+~O

Le cl
j_..- - 1,h ----
bl
den, wird die Beton-
dichte nur zu
2300kg/m 3 angesetzt;
das ergibt:

Bild 52 0) bl cl wird ein Flachblech mit G=23 ·1.80-1.35 ·1.10 = 51.48 kN


Lochbohrung aufgeschweißt. In der Fundamentfuge wirken:
Ähnlich ist die Lösung im v=70 + 51,48 =131,48 kN, H= 15 kN. M= 50 + 15 (1.10 + 0.04) = 50 + 17,10 =77.10kNm
Falle b, hier werden zwei stehende Bleche als Rippen zwischen die Traversenwinkel gelegt. Nachweis gegen Umkippen:
Im Falle c wird ein ungleichschenkliger Winkel eingeschweißt.
Es wird Variante a gewählt: Blech D 150·16, Anschluß mittels Kehlnähten, a=5mm: e = 1~~.~8 = 0.59m; vK= 13\~~Oo.9o = 11~7.~ =1.53> 1,5
Kantenpressung:
Z=93.2kN: A=1.515=24cm 2 1;= 93.~i2=1,94kN/cm2; c=0.9o-o,59=o,31m; 3o.31=0.93m>o,90m
0- 1... 131,48 -1.. 131.48 - 002094 kN/cm2
0=5mm't ll = il~~~5 =3.11 kN/cm 2 - 3 c·b - 3 31,0·135 -.:::!.'=:..:...:.:o~_
- 602 - - 603 -
12.4.3 Stützenverankerung~n ohne un<LJ:n.i..LVorspannung ~Anker
Eb - ~ (28)
11..:.i.. h..L.!! ich t Y.QLg~ Ra nn te Ve ra nke ru ng ~ X - h-x
Bezüglich der Fußausbildung eingeführt. Eb ist die Betonrandstauchung und Ez die Zugdehnung an der Ankerstelle. Die-

JdIb'T &~'
eingespannter Stützen gibt ser Ansatz bedeutet, daß die Ankerlänge zu Null angenommen wird. Die Fundamentfuge wird

Jilh
Bild 55
I I I

a)
.
i' . I I

.
bl
I I I
/
es prinzipiell drei Lösungen;
sie sind in Bild 55 darge-
stellt. Die Fälle a und b wurden
cl in Abschnitt 12.4.2.1 bereits
behandelt, vgl. Bild 25 und
quasi als Stahlbetonquerschnitt begriffen. Diese Annahme liegt aus zwei Gründen für die
!I.~k~rJl~,m~~s.t!.~g_ auf der si c he ren Se i te und kan n da her a kze pt i e rt we rden:
a) Durch die (real vorhandene) endliche Länge des Ankers ist dessen Längung größer als
berechnet, damit auch die Tiefe der klaffenden Fuge und der i~nere Hebelarm zwischen
D und Z.
G.9/1D. Bei diesen Lösungen ergeben sich definierte Auflagerbereiche in der Fundament- b) Real ist die Druckpressung (im Bruchzustand) völliger verteilt als hier (mit einem
fuge; im übrigen Bereich wird, z.B. mittels Hartschaumplatten, ein Zutritt des Verguß- dreieckigen Verlauf) unterstellt, dadurch liegt die Druckresultierende in Wirklichkeit
mörtels verhindert. Die Beanspruchungsverhältnisse sind damit relativ eindeutig: Wegen der weiter außen, d.h. der innere Hebelarm ist abermals größer.
begrenzten Auflagerbereiche ist die Annahme einer gleichmäßigen (gemittelten) Pressung Hinsichtlich einer zutreffenden Bestimmung der ~~d~~k2P~n~~~Ob dürften sich a) und b)
gerechtfertigt. Für unsymmetrische Fußausbildung lassen sich die Berechnungsformeln in ',' gegenseitig kompensieren, so daß sich Ob real
einfacher Weise modifizieren. nicht viel größer einstellen wird, als auf
,-+-, '--I der Basis des geradlinigen Dehnungsansatzes
. I _. " .- I I" G.28 berechnet. Der Ansatz ist daher für die
Herleitung eines Berechnungsalgorithmus für
vollflächig aufliegende Stützenfüße geeignet.
al Dabei wird von dem in Bild 58 skizzierten (un-
'l symmetrischen) Fuß ausgegangen. Bezogen auf Z
:":.-',,,:':' ..... " ... :;;.... ,",'.... ..::.. ~:.'.'i.. .... ",::.':.;.', ':' ', •. ~~,:: ;".- . .' .:'. ;'3. :'~'.' -':.", '.; .••. , ... und D lauten die Gleichgewichtsgleichungen:

Fz + M - otz +d1 = 0 (29)


Fd - M +Z{z+dl = 0 (30)
Beide Gleichungen werden durch F dividiert
,--,- - , - - , -i7'n</'/nt>7'"k und die Lastexzentrizität

Bild 56 al b1 cl e= ~ ( 31)
h-x

--
Wenn der Stützenfuß ganzflächig aufli~ (vgl. Bild 56), sind die Beanspruchungsverhält" eingeführt:
nisse weniger eindeutig. Die zu Fall ~ in Bild 23c empfohlene Berechnungsweise (G.5)
Bild 5B z+e = ~ {Z + d1 F= o(z+ dl
ist als eine Abschätzung zu begreifen. Die Schwierigkeiten, die einer z+e
(32a/b)
"genaueren" Berechnung entgegenstehen, sol- d - e =- f(z +d 1 F=_Z{z+dl
len im folgenden verdeutlicht werden:
d-e
Mit
Bild 57 zeigt einen vollflächig aufliegen- Eb= .Qb.... (33 )
den Stützenfuß im Zustand einer gedachten
Eb '
Drehung mit Klaffung. Die druckseitige Aus- lautet die Verzerrungsbeziehung G.28:

AZ~
senkante drückt sich um das Maß ÄO ein, .E.b..= -l,_x_
Oz n h- X
_ °z = n{ h-x
x lab (34 )
der Anker längt sich um das Maß ÄZ ' Wenn
I,

1,-l)~:
Anker unterstellt wird, daß der Stützenfuß starr Für Z, D und d folgen (vgl. Bild 58):
ist, gilt die Verformungsbeziehung;
al
Z =Ao z = An{ h;X lab' 0= tOb'bX; d= h-z-t (35 )
( 27)
-+" x ist die Länge der gedrückten Zone, h ist
Die Gleichsetzung der Gln. 32a/b und deren Verknüpfung mit den vorstehenden Beziehungen
(d.h. die Verknüpfung der Gleichgewichtsgleichungen mit der Verzerrungsgleichung) liefert
der Abstand von der gedrückten Kante bis
I nach kurzer Umformung;
--j--X zum Anker.Ä ist die Ankerdehnung, multipli-
Z z~e =-d=e - O{d-e)=-Z{z+el_

h-,-twJ
ziert mit der "wirksamen" Ankerlänge. Für 110
läßt sich kein plausibler Wert herleiten; XL 3( h- z - e)x2 - 6 ~ Atz +e)( h- x) = 0 (36 )
in diesen Wert müßte die Verformung des ge-
samten Fundamentkörpers (und der Fußkonstruk- Mittels dieser Gleichung ist die Tiefe x des gedrückten Bereiches zu bestimmen; dazu sind
tion selbst) einbezogen werden. Anstelle h, z, b, A und n vorzugeben, e zu berechnen und die kubische Gleichung (z.B. auf dem Pro-
.1..1- ~ :l bJ der Vorformungsbeziehung G.27 wird daher
die Verzerrungsbeziehung
bierweg) zu lösen. Ist x bekannt, folgen Ob und Z aus:
° _ ZF(e +z ) Z = F e+ Z - h +x/3 (37)
Bild 57 b - bx{h -x/3) (h- x/3)
- 604 - - 605 -

Dieses Berechnungskonzept wurde bereits von BLEICH [5] angegeben; daselbst sind auch Ent- (nach einem der oben angegebenen Verfahren berechnet), setzt sich diese z.T. auf die Druck-
wurfsformeln für h und den Ankerquerschnitt A zu finden. Anstelle dieser Entwurfsbehelfe feder und z.T. auf die Zugfeder ab, vgl. Abschnitt 9.4.3. Die Vorspannkraft in der CS·
kommt man mittels Abschätzungen nach Bild 43c zu einer schnelleren und recht zutreffenden Feder (also im Anker) erhöht sich auf den Wert:
Vorbemessung, vgl. das Beispiel in Abschnitt 12.4.3.3.
F' = F .z~ (39)
Den Genauigkeitsgrad des vorstehenden Berechnungskonzeptes sollte man wegen der oben ge- VS V CO. Cs
schilderten unsicheren Ansätze nicht überbewerten. Da die Rechnung für die Ankerkraft auf Die Vorspannkraft in der Druckfeder vermindert sich auf den Wert:
der sicheren Seite liegt und den Gleichgewichtsgleichungen genügt wird, kann es gleich-
Co (40 )
wohl empfohlen werden. - In [1] wird eine Bemessung als Betonverbundquerschnitt nach FVD = FV- Z C • C
DIN 1045 empfohlen; d.h. es wird von einem Bruchzustand mit dem völligen Parabel-Recht-
o s
Oie gemeinsame Tragwirkung in dem durch die Vorspannung geschaffenen Federsystem besteht
eckdiagramm ausgegangen. Der innere Hebelarm wird hierbei im Gebrauchszustand über-
nur sol ange, wie FVD>O ist, anderenfall s tritt eine kl affende Fuge auf, die Wirkung der
schätzt.
Druckfeder setzt aus, d.h. es tritt eine Systemänderung ein. Demnach muß gelten:
~.l..1-V..QL~sp-annte Verankerung~
In der zuvor zitierten Quelle schreibt BLEICH [5] :"Es wurde vielfach versucht, bei der Z <~FV (41)
Bemessung der Anker auch die Vorspannung derselben, die durch das Anziehen der Schrauben- - Co
muttern entsteht, in Rechnung zu stellen. Abgesehen davon, daß sich die Größe dieser Vor- (Einschließlich eines Sicherheitszuschlages von ca. 10 bis 20%)
spannung nicht einmal annähernd angeben läßt, ist das Vorhandensein einer Vorspannung Bei der praktischen Umsetzung des vorstehenden Konzeptes sind folgende Hinweise zu be-
ohne jeden Einfluß auf die Sicherheit des Bauwerkes, da diese einmalig auftretende Span- achten: Bezüglich der Druckfeder bedarf es plausibler Ansätze; hier sollte man sich auf
nung, die keinem Wechsel unterliegt, in der gleichen Weise gewertet werden kann, wie die sichere Seite legen und den Druckkörper eher kleiner wählen und den Kriecheinfluß be-
Zwängungsspannungen im Bauwerk, die von der Montage herrühren. Die Mitberücksichtigung rücksichtigen (vgl. das Beispiel im folgenden Abschnitt). Damit sich der Druckkörper aus-
einer Vorspannung im Anker würde insbesondere bei kleinen Ankerkräften unnütz große Anker- bilden kann, darf der Anker vor dem Vorspannen (im Ankerschacht) nicht einbetoniert wer-
querschnitte verlangen". Diese Aussagen sind aus heutigem Verständnis nicht haltbar, denn, den. Andererseits verbietet sich eine Vorspannung bei nicht satt verfülltem und gut ver-
wie von der vorgespannten, achsial beanspruchten Schraubenverbindung her bekannt, wird dichtetem Ankerschacht. Diese gegensätzlichen Forderungen lassen sich nur erfüllen, wenn
die Ermüdungsfestigkeit der Anker durch deren Vorspannung verbessert, d.h. die Sicherheit, der Anker mit einem übergestülpten, ca. 3 bis 5mm dicken Schlauch ausgestattet und in
insbesondere bei nicht vorwiegend ruhender Belastung, deutlich gesteigert. Das für vorge- dieser Form einbetoniert wird. Nach Einbau, Ausrichtung, Ausfüllung des Ankerschachtes
spannte Schrauben entwickelte Berechnungskonzept kann auf Stützenfußverankerungen unmit- mit Beton und dessen ausreichender Erhärtung kann vorgespannt werden. Der Schlauch ver-
telbar übertragen werden (vgl. Abschnitt 9.4.3). hindert eine Absetzung der Ankerkraft über Haftung; diese wird am Ankerende abgetragen;
das gilt auch bei Wirksamwerden der Betriebskraft Z. Ohne Schlauch wäre das nicht sicher-
gestellt, die Kraft würde in unbekannter Weise über Haftung abgesetzt, d.h. der Anker
wäre real kürzer (und damit steifer) und Cs größer als rechnerisch zugrundegelegt. Das
ist sogar gefährlich, denn es würde sich ein bedeutend größerer Anteil von Z über den
Anker abtragen als es G.39 entspricht. Würde im Grenzfall die Ankerlänge auf Null zurück-
gehen, träfe die gesamte Betriebskraft auf den Anker:
(42)

was zu einer überbeanspruchung des Ankers (mit sofortigem Verlust der Vorspannung und
Lockerung der Fußeinspannung) führen könnte. Werden vorstehende Hinweise beachtet, wird
die Fußverankerung durch eine Vorspannung verbessert. Ist mit einer höheren Zugschwellbe-
anspruchung zu rechnen, sollte so verfahren werden. (Der Schlauch übernimmt für den Anker-
bereich innerhalb der Fußkonstruktion (oberhalb des Fundamentes) zusätzlich eine Korro-
Bild 59 b) cl sionsschutzfunktion.)
Die prinzipielle Vorgehensweise zeigt Bild 59. In Teilbild a ist der Stützenfuß beidseitig 1L..!L. L..LBe is iD tlLJ.ln.iL.1..r:..g ä nz un gß.lL
mit fiktiven Druckkörpern, die sich aus Teilen der Fußkonstruktion und des Fundamentkör- 1. Bei2~~I~ Verankerung einer eingespannten Stütze HE280B mittels dicker FUßplatte
pers zusammensetzen (0) und den im Zentrum derselben liegenden Ankerschrauben (S) darge- (Bild 60). Schnittgrößen und Exzentrizität in der Fundamentfuge:
stellt. Die Druckkörper bilden sich bei der Vorspannung der Anker aus. Für den Vorspan- M= 110 kNm, F= N= 231 kN (Druck): e =110001231 = 47,6cm
nungszustand gilt:
Es wird eine Fußplatte mit den Abmessungen 600x300x6D gewählt, vgl. Bild 6Da. Bezugneh-
(38) mend auf die in Bild 58 eingetragenen Definitionen gilt:
h = 54cm, z=24cm, b= 30cm:
Die Kraft im Druckkörper FVD und in der Ankerschraube F ist nach dem Vorspannen gleich
VZ 2
der Vorspannkraft FV' In Teilbild b ist das Problem weiter idealisiert: Der Druckkörper Anker: 2<1>30·3,5-4.6, A=23,02rr-/4= 14,14crn
wird durch eine Druckfeder mit der Federkonstanten CD und die Verankerung durch eine Zug-
Gleichung für die Bestimmung der gedrückten Fuge (G.36):
feder mit der Federkonstanten Cs ersetzt. Durch die Vorspannung wird die CD-Feder einge-
drückt und die CS-Feder gelängt. Wirkt auf dieses Federsystem eine äußere Zugkraft Z
x3 _ 3(54-24 -47.6)x 2 - 6'j~4,14(24+47,6)(54-X) = 0 -
x3 + 52,80x 2 - 1417,39'( 54 - x) = 0; Lösung: x = 23,7cm
- 606 - .. 607 -
Mit
~!1-d~~nn~g_~~ ~.I<..e_~k-.!:.a-.!.~ ergeben sich zu
(G. 37): h=140em, Z= 35cmo bzw. z=95cmo; b=50em;
2·231 (47,6..z4) 009 2 An kerflüehe A = 36,2 em 2
Ob = 3023,7'(54-23,7/3) = 1, kN/em;
/
liefert die Bestimmungsgleichung für die gedrück-

5iE_-_ Z= 231 47,6 +24 - 54+23.7/3 =128 kN


54-23,713 --
te Fuge
() X = 62,1 em, Z=142 kN, Ob =0,75 '0,445 = 0,334 kN/em 2

• al Gemäß Voraussetzung ist die Druckpressung gerad-


linig verteilt. Dieser Ansatz liegt bezüglich
°
max b extrem auf der sicheren Seite. Bedingt
durch das nichtlineare Arbeitsgesetz des Betons 0,445
D X= 47,8em, Z= 381 kN, 0b~ 0,75,0,779 = 0,584 kN/em 2
Die Randspannungen sind gemäß G.43 auf 75% redu-
ziert.
~._~eJ~~~l-=- Symmetrischer Stützenfuß (Bild 63)
-J-.. X bl und die Nachgiebigkeit der Fußkonstruktion ist kN Auf das Fundament sind die Schnittgrößen

~
ntr~t----";;;.\;".-+-I cm 2
D: Dreieck eine parabelförmige Pressungsverteilung realisti-
M=1100kNm, N=550kN (Lastfall HZ)
scher. Eine Umrechnung der dreieckförmigen Pres-
sung in eine parabelförmige erscheint vertretbar abzusetzen. - Es werden zwei Berechnungsvarian-
t'41tUlITIIl P: Parabel
(vgl. Bild 60c): ten auf Obereinstimmung geprüft.
Bild 62 a) Näherung nach Abschnitt 12.4.2.1.
11111111111114 R: Rechteck 0= tOb,O'X b = jOb,pXb _ 0b,P= 0,750 b,O (43) Nach Bild 23 gilt:
Bild 60 cl
d=67,5em, z=80em, h=147.5em
Bei dieser Abschätzung wird x belassen. - Die in Abschnitt 12.4.2.1 unterstellte konstan-
Auswertung von G.5:
te Spannungsverteilung liegt auf der unsicheren Seite. Wird dieser Ansatz ebenfalls auf
eine parabelförmige Pressungsverteilung umgerechnet, ergibt sich: o= 110000 +55080 = 1044 kN
147,5
(44) Z = 110000 - 550·67,5 =494 kN
147,5 --
G.43 wird auf die oben berechnete max Randdruckpressung angewendet:
6°45 -"'-",
°b= ~ = 038 kN/em 2
"'--'-'-="'----
Ob =0,75·1,009 =0,757 kN/em 2 , Z= 128 kN
- 494 _ 6 80 2
(Für dasselbe Beispiel wird in [1] eine Ankerkraft Z=126kN berechnet, wobei in dem Falle 800 ---0001-- [ OZ-2'147-1, kN/em
100 -1--____ _ ...100
zul 0b=0,833kN/cm 2 zugrundegelegt wird (Analogie zur Stahlbetonbemessung)).
-;-------1800 600
~me~u~~e~~E..!atte: Maßgebend sind die Anschnitte zur Beton und Anker:
Stütze. Ausgehend von der dreieckförmigen Pressungsvertei-
1 ung fol gt (vgl. Bild 61):

Anschnitt I: M= 12810 = 1280 kNcm


-rt- ,.80,. ---L d'67.,~----t
Z -j-- 45
bl 825 (bewehrt)
2 M48 x 5 .. 5.6
zulob= 0,8333 kN/em 2;

Anschnitt II: M=(0,328,16 2/2 + 0,681.16 2/3 )·30 = 3003 kNcm


t:=::::j 0,387 kN/cm 2 Zur Erfassung der realen Pressungs-

Bild 61
c:n
~_ Spannungsnachweis (t=60mm):

t =60 mm : W= 30.6,0 2/6 =180 em 3 _


Nachweis des Ankers:
0= 30031180 = 16.7 kN/em 2
Bild 63
lItt§52,8 cm
!.lll kNl,.'
cl
verteilung am Rand wird der zuvor
berechnete Wert gemäß G.44 um den
Faktor 1,5 erhöht:

Ob = 1,50,387 = 0,581 kN/em 2


b) Um den Einfluß des Steifequotien-
M30 : AS= 5,61 em 2 : 0z = 2~~~61 = 11,41 kN/cm 2 ten n=Est/E b zu prüfen, werden An-
kerkraft und Betonpressung für fünf
Die zulässigen Spannungen nach DIN 18800 Tl (03.81) für Lastfall HZ werden eingehalten.
n-Werte berechnet. Ausgangswerte für G.36:

~._B~~~~l-=- Unsymmetrischer Stützenfuß (Bild 62). Konstruktionen in Form einer unsymme- h=170em, b=60em, z=80em; A=Z'4,8 2 rtl4=36,2em 2
trischen Fußausbildung sind gelegentlich nicht zu vermeiden, wenn die Platzverhältnisse °
e = 11 0000 1550 = 20 em
wegen vorhandener benachbarter Bausubstanz beengt sind. Sie können auch bei stark unter- Auswertung (einschließlich Berücksichtigung von G.43):
schiedlichen Wechsel momenten angezeigt sein.
Schnittgrößen und Exzentrizität: n = 5: X =41,8em, Z = 437 kN, Ob = 0,787kN/em 2 (0,75·0,787= 0,590 kN/em Z)
n = 6: X =45,Oem, Z= 444 kN, Ob =0,736 kN/em Z (0,75·0,736 =0,552 kN/em 2 )
M=t 460 kN m, F= N =400 kN ; e =t 46000/400 =115 em n = 7: X =47,gem, Z = 450 kN, Ob =0,696 kN/em 2 (0,75·0,696 =0,522 kN/em 2 )
n = 8: X = 50,5em, Z = 455 kN, Ob =0,664 kN/em Z (0,75 ·0,664 =0,498 kN/em Z)
n = 9: X = 52,8em, Z = 461 kN, Ob =0,638 kN/em 2 (0,750,638=0,479 kN/em Z)
- 608 - - 609 -
Der Vergleich mit a) ergibt: 1. Die mittels des Näherungsansatzes G.5 berechnete Zugkraft Die vorstehende Berechnung bedarf noch folgender Erweiterungen bzw. Zuschärfungen:
(494kN) liegt höher, somit auf der sicheren Seite. 2. Der um den Faktor 1,5 erhöhte Span- - Die Konstruktion des Fußträgers ist mit plausiblen Ansätzen in CD einzubeziehen;
nungswert fUr die Betonrandpressung korres~ondiert mit dem um den Faktor 0,75 verringerten - Der Betondruckkörper innerhalb des Fundamentes ist in Abhängigkeit von den Abmessungen
Wert der "genaueren" Berechnung. Insgesamt kann die Abschätzung nach Abschnitt 12.4.2.1 des Fundamentes und der Barrenkonstruktion genauer zu erfassen. Hier sollte man indes
bei Beachtung von G.44 empfohlen werden; das zeigen auch weitere (hier nicht wiedergege- eher einen zu kleinen ("mitwirkenden") Druckkörper ansetzen, um auf der sicheren Seite
bene) Vergleichsberechnungen. zu liegen;
Erweiterung der Aufgabenstellung: Die Anker sollen vorgespannt werden. Als maximale Vor- - Ein Spannkraftverlust infolge Kriechens ist ggf. zu berücksichtigen. Man vergleiche
spannung fUr die Stahl gUten 4.6 und 5.6 wird v. Verf. empfohlen: zu dem Problemkreis Abschnitt 23.2.10.4. Wichtig ist in jedem.Falle, daß der Anker Uber
die ganze Länge derart mit einem Schlauch (oder ähnlich) umhUllt ist, daß die Vorspann-
Güte 4.6 max 0v = 15 kNI cm 2
kraft in voller Höhe Uber den Ankerbarren abgesetzt wird. Das sollte Uber die Längen-
Güte 5.6 max 0v = 20 kN Icm 2 änderung bei der Vorspannung UberprUft werden.
Im vorl iegenden Beispiel wird pro Ankerseite gewählt (2<P48 x 5 - 5.6): ~Köcherfundamente

Fv = 450kN: 0= 450/214.7= 15,3 kN/cm 2 < 2okN/cm 2 11..:.1.:. 'l.....U llg~ ein e s
Als "Druckfeder" wird ein Betonzylinder von 50cm Durchmesser angesetzt, Länge 120cm. Der Bei Köcherfundamenten (auch
Zuganker ist ca. 30cm länger. HUlsen- oder Becherfundamente
genannt) wird das StUtzenpro-
EO= Eb = 3000 kN/cm 2 (n =7); d= 50cm AO = 50 21t14 = 1964 cm 2 ; lO= 120cm fil in einen (La. rechtecki-
ES = 21000 kN/cm 2; 2 H8 x 5 : As = 2 ·18,10 = 36,2 cm 2 ; lS = 150 cm gen) Schacht, den Köcher" oder
Die Federkonstanten betragen hierfUr: die "HUlse", eingefUhrt. Nach
Ausrichten der StUtze wird
Co = 49100 = 50000 kN/cm C - 21000·36,2 = 5068" 5000 kN/cm der Schacht mit Beton ausge-
S- 150
fUllt. Es sollte ein schwind-
Co + Cs = 55000 kN/cm; CsI (Co + Cs ) = 0,0909 armer Beton sein, der mittels
Es wird eine harmonische (sinusförmige) zeit- RUttelung gut verdichtet wird,
x z liche Änderung des Einspannmomentes angesetzt. damit der Raum allseits, auch
M n =7: o FUr n~7 weist Bild 64a den Verlauf von Mund unter der Fußplatte und fall-
kNm <.Oe:>
1 85,8 59
,
~~

~~; 2 55.~ 25~ die zugehörige Ankerzugkraft aus. Teilbild b weise vorhandener Verbundmit-
1000 ~ ....." r ~9,3
3 398 zeigt die zeitliche Änderung von Z; die Änderung tel , satt ausgefUllt wird. -
500 ~ l\ ~ ~7 9 ~50 ist nicht-harmonisch. Die Ankerkraft berechnet Im eingebauten Zustand wird
A I\. cm kN sich gemäß G.39 zu: ein hoher Einspanngrad erreicht. Die Verankerungsform ist gleichwohl nicht frei von Pro-
11 I I\.
\.1 11 Zeit blemen:
o1 2 3 ~
'I. y F~S = FV + Z~ = FV + 0,0909Z - Die StUtze ist nur durch Abtrennen demontierbar.
Cs+ Co
\..
, V Im einzelnen: - Der Beton schließt Oberkante Fundament bUndig mit dem StUtzenprofil ab; die übergangs-
-- 1..1 a)
0: FVS = 450 o = 450 kN
stelle ist korrosionsanfällig und schwierig zu unterhalten, vgl. Bild 65a, das gilt in

~)1~~50kN
+
Sonderheit für StUtzen im Freien.
1: FVS = 450 + 5 = 455 kN
- Die EinfUhrung der StUtze in den Schacht ist zwar einfach, die vorläufige StUtzung und
2: Fvs = 450 + 23 = 473 kN
200 b) Sicherung während der Montage dagegen schwierig. Das gilt auch fUr deren Ausrichtung
3: FVS = 450 36 = 486 kN
100
o . -----~-
L 4: FVS = 450
+
+ 41 = 491 kN in horizontaler und vertikaler Richtung. Gewisse ZurUstungen sind deshalb erforderlich
kN FyS ~91kN Fd50kN und ggf. anschließend nach Fertigstellung wieder abzutrennen; vgl. Bild 65b.
Die geringen Schwankungen der Ankerkraft wer-
~OO - Während der Montage ist die Einspannwirkung gering. Besondere Montageverbände sind an-
300 den aus Bild 64c deutlich und damit auch die
zuraten, diese behindern evtl. die notwendige Ausrichtung. Die Sicherung der StUtze
200 gUnstige Auswirkung einer planmäßigen Vors pan-
durch Verkeilen im Schacht ist unzureichend; es sind schon hierauf beruhende Montage-
100 nung auf die Ermüdungsfestigkeit der Anker (im
o unfälle bekannt geworden.
cl Gewindebereich). Als Höhe fUr die Vorspannkraft - Im Regelfall kommen nur I-Profile als StUtzen fUr eine Köcherfundierung in Frage; Hohl-
Bild 64 wird v.V. max Z empfohlen. Im vorliegenden Bei-
profilstUtzen wären zunächst bis Uber OK Fundament auszubetonieren. (Die Anordnung von
spiel wird dieser Empfehlung gefolgt. Spannungsnachweis fUr den Anker: Betonierlöchern im unteren Bereich in der Erwartung, daß durch diese der Beton im
Oz = 49112-14,7 =- 16.7kN/cm 2 Inneren der StUtze von unten nach oben aufsteigt, ist wegen der fehlenden Kontrollmög-
lichkeit problematisch.) KastenstUtzen mit Aussteifungen im Inneren sind mögl ich.
überprUfung, ob die Fundamentfuge bei Einwirkung von max Z überdrUckt bleibt (G.41): - Die Beanspruchungsverhältnisse im Fundament und im StUtzenprofil sind relativ unklar.
Co .CS 55000
maxZ s CD Fv : 450< 5OöOO. 450 (erfüllt) Im Steg des I-Profils treten innerhalb des Einspannbereiches hohe Schubspannungen auf.
11_._L3~echnun_gshinwei se
Aus der Formel ist erkennbar, daß die Bedingung bei Einhaltung von FV",max Z stets er-
Die vertikale Druckkraft wird Uber die Fußplatte und Uber Haftung abgesetzt. Ggf. sind
fUllt ist.
zusätzlich DUbel erforderlich, z.B. in Form aufgeschweißter Winkel, Vierkant- oder Kopf-
- 610 - - 611 -
bolzendübel oder angeschweißter Bewehrungseisen. Innerhalb des Köchers wird das Stützen- x ist die Länge des oberen und f-x ist die Länge des unteren Druckbereiches, vgl. die
profil nur gestrahlt, also walzrauh einbetoniert. Die Horizontalkraft H und das Einspan- Abbildungen.
nungsmoment M werden innerhalb der Einspanntiefe abgetragen. Wird das Stützenprofil voll ~ : Dreieckige Druckpressung (Bild 6Sa):
einbetoniert, lassen sich zunächst nur Plausibilitätsvermutungen über die auftretenden Be- Bezogen auf die Druckresultierenden 0 0 und Du werden die Momentengleichgewichtsgleichun-
anspruchungen anstellen. Liegt ein unausgesteiftes I-Profil, wie in gen formuliert:
Bild 66a skizziert, gegen Beton an, stellt sich eine Pressungsvertei- M+Ht-Outf=O
lung mit starker Konzentration in der Stegebene ein, da sich der an-
liegende Flansch durch Verbiegung z.T. der Mitwirkung entzieht. Sind
+
M + H[f - (f - X ) 1 - DA ~ f = 0 ( 4 S)

die Kammern zwischen den Flanschen ausbetoniert (Teilbild b), wird _ 1 () _1


""",,__
"~oM"'"'"""""
Mit 0u- "2 Pu f - X b; DA - "2poxb (49)
~1 der druckseitige Flansch gestützt, die frontseitige Pressung wird
und der Beziehung G.47 folgt nach Zwischenrechnung die erforderliche Einspanntiefe f zu:
~'~,»i".~~~ vergleichmäßigt; der rechnerische Ansatz einer konstanten Pressung
'-1 ~,"·I'...iI."oJt=~ b) erscheint daher gerechtfertigt. Die nach DIN 1045 zugelassene höhere f = .1!L[1 +1/ 1 L~l
+ (50 )
''"f'''' Teilflächenpressung sollte nicht angesetzt werden; sie ist quasi Pob ~ 2 H
/Fuge (Riß) durch den Ansatz einer konstanten Anlagepressung vorweggenommen.
Po ist mit der zulässigen Betonpressung gleichzusetzen. Für die Lage der Spannungsnull-
Bild 66 (Eine Stützwirkung in Richtung der freien Fundamentoberkante ist zu-
linie erhält man: 2
dem nicht vorhanden.) Hinsichtlich der Pressungsverteilung in Rich- {M+jHtlf
tung der Einspanntiefe sind unterschiedliche Ansätze mög- X (M+~Hf)L (51 )
lich. Oblich ist die Annahme einer dreieckigen Pressungs-
Fall b: Parabelförmige Druckpressung (Bild 6Sb):
verteilung am Rand [6]; von BÄR [7J wurde in Anlehnung
Die Gleichgewichtsgleichungen lauten (wieder bezogen auf 0 0 bzw. Du):
an die Stahlbetonbemessung nach DIN 1045 eine parabelför-
mige Pressung vorgeschlagen, was eine kontroverse Diskus- M+ Htx - Du t f =D
(52 )
sion hervorgerufen hat [S]. Ist 0 die Druckresultierende, M + H[f- t{f-xll Oo~f = 0
zeigt Bild 67 deren Lage bei dreieck- bzw. parabelförmi-
Mit
gern Pressungsverlauf. Ist a die Länge der Pressungser-
Bild 67

--
strecKung und b die Breite gilt: 2
Du = j Pu(f - X) b; (53)
Dreieck o=t·o. ab ° = 2 JL ab
(45)
und G.47 folgt nach längerer Zwischenrechnung die Bestimmungsgleichung für die erforder-
2
Parabel: 0=3 oab ° =15·, JL (46 ) liche Einbindelänge f:

° ist
ab
2(511 +2f)(Pobf -1)[ (5*
+3 f)f
die Randspannung (siehe Bild 67).

-t-
H H + (5* +2d (54 )

'-r'
& ~ Die Spannungsnullinie errechnet sich aus:

n-
Po Po
H [H X (55 )
I

-f- 1
§
~l Vorstehende Ansätze sind mehr oder weniger willkürlich. Real ist das Stützenprofil (ein-
I lill schließlich der Verbundwirkung des eingekammerten Betons) nicht starr sondern biegsam,
"'I"" 151
::cl
I
wobei aus der Querkraftschubgleitung ein gewisser Verformungsbeitrag resultiert. Es ist
I daher anzunehmen, daß sich die Pressungsverteilung zu den Enden hin konzentriert, wie in
Bild 6Sc angedeutet, insbesondere dann, wenn das Stützenprofil eine zusätzliche Verrip-
pung erhält; eine völl ige Pressungsverteilung im Mittelbereich, wie bei Fall b unter-
Pu a) b) c) dI e) stellt, ist real nicht zu erwarten und liegt auf der unsicheren Seite; sie ist daher
Bild 68 abzulehnen (und damit auch der Vorschlag nach BÄR [7J). - Man erhält relativ klare Be-
Um einen Anhalt über die Auswirkung unterschiedlicher Pressungsansätze zu erhalten, wird anspruchungsverhältnisse, wenn im oberen und unteren Druckbereich Anlageflächen defi-
die Einbindelänge f für die in Bild 6Sa und b skizzierten Pressungsverteilungen berechnet, nierter Länge vorgesehen werden und ein Kontakt des Betons im übrigen Bereich durch auf-
wobei (unter Gebrauchslast) die zulässige Betonspannung am oberen Rand eingehalten wird. geklebte Hartschaumplatten verhindert wird. Bild 68d zeigt das Prinzip einer solchen Lö-
Es wird eine geradlinige Verteilung der Stauchung des anliegenden Betons unterstellt, sung. Die Momenten- und Querkraftfläche im Stützenprofil läßt sich eindeutig berechnen,
das bedeutet, das Stützenprofil wird als starr angesehen. Untere und obere Randpressung nachdem 0 0 und Du mittels elementarer Gleichgewichtsgleichungen bestimmt sind. Diese Lö-
sind dadurch miteinander verknüpft: sung hat indessen zwei wesentliche Nachteile: 1. Eine Abtragung der Vertikalkraft über
EU _ ~ Eu = i.L:..&E _ P - (f-x) p (47) Haftung entfällt; die gesamte Kraft muß über die FUßplatte abgesetzt werden. Bei Auftre-
(f -X) - X -- X O u- -X- 0
ten von Zugkräften ist eine besondere Sicherung vorzusehen; 2. Eine gewisse Lockerung
ist nicht ganz auszuschließen, das Eindringen von Feuchtigkeit (oder gar Wasser) in die
Fuge zwischen Stützenprofil und Beton wäre schädlich und ist unbedingt zu verhindern.
- 612 - - 613 -
Wird die Einbindetiefe f~56,92cm des Falles a gewählt, folgt:
Um die Anweisungen des vorangegangenen
_ 29 _ 1: = (2! t 4300 +292.9/2)_1_ =
0,95· 0,50 = Abschnittes zu prüfen, wird ein Bei- a - 0,500,20- 2,9 cm 270 =0,24 kN/cm2
=0,475 2 19,0 -1,0 20· 56.92 2056.92
spiel berechnet. Stützenprofil HE200A.
Die Anschlußgrößen Oberkante Fundament Als zul. Haftspannung (rauhe Walzoberfläche gegen Beton) erscheint zult ~0,040kN/cm2 ver-
betragen im Lastfall H: tretbar. Dieser Wert wird deutlich überschritten. Daraus kann gefolgert werden, daß (zu-
mindest im oberen Einspannbereich) die Kontaktfläche infolge überschreitung der Haftung
M= 43 kNm, H=29 kN, (V = 5,8 kN ) aufreißt. Real wird sich eine kombinierte Tragwirkung aus Pressu~g und Haftung einstellen.
Fundament (vgl. Bild 24):
11..d.:.4.....Uerechllilllg.§modell: Elastisch gebetteter Balken
8eto n 815 (bewehrt) : ßR=1,05 kN /cm 2 : Zur Berechnung der Einsenkung (Durchbiegung), des Biegungsmomentes und der Querkraft des
zulo =1,05/2,1 =0,500 kN/cm 2 im Betonfundament "elastisch gebetteten" Stützenprofils kann von folgenden Formeln ausge-
gangen werden:
0,458 Es werden die erforderl ichen Einspann-
0,450 tiefen f für den behandelten Fall einer
a) b) c) w(x) = Aa.(x) + 8ß(x) (58)
dreieckförmigen und parabelförmigen
Bild 69 Pressungsverteilung berechnet M(x) = ~~ [Ay(x) + 85(X)]; Il(x) = Csb [Aß(x) + 8y(x)] (59)
(Bild 69a/b):
Abkürzungen:
Fall a: Oreieckförmiger Pressungsverlauf (G.50):
a.(x) = coshsx· COSSX; ß(X) =+(cOShsx,sinsx + sinhsxcossX)
(60)
y(X) = +sinhsx,sinsx ö(X) =+(cOShsx,sinsx - sinhsx·cosSX)

Fall b: Parabelförmiger Pressungsverlauf (G.54): Die Auswertung der Bestimmungsgleichung A =- CSb[y(f)MS + 5(f)·H]/N; 8 =+ C~[ß(t)MS +Y(f)·H]/N ( 61)
ergibt: N = y2(f) - ß(t) 5(t) (62 )
f =51,34 cm; X=26,80cm; Pu =0,458 kN/cm 2
(Die Konvergenzeigenschaft der Bestimmungsgleichung für f ist ungünstig, d.h. sie rea- Es bedeuten:
giert auf Änderungen von f empfindlich.)
Als weitere Berechnungsvariante wird der BÄR'sche Vorschlag geprüft [7l; die Berechnungs- -VHI
s- Cb (63)
formel für fist dimensionsgebunden! Es ist mit kN und cm zu rechnen.
C: Bettungsziffer des Betons [kN/cm2/cm~kN/cm3], b: Breite des Trägers, EI: Biegesteifig-
Fall c: Berechnungsvorschlag nach BÄR:
keit des Trägers; Mund H sind Biegemoment und Horizontalkraft am Anschnitt, f ist die
f = 1,0965H + 4.3860 M + ( 1,5351 H )2 Einbindetiefe; x wird vom unteren (freien) Ende aus gemessen.
zulob·b ZUlobb zulobb Zum Berechnungsmodell "Elastische Bettung" vgl. [9J. - Für das im vorangegangenen Abschnitt
1,096529.0 4.38604300 + (1,5351'29,0)2 behandelte Beispiel (HE200A) werden die Formeln ausgewertet:
46,84cm
0,50020 0.500 20 0.500 ·20 M= 4300kNcm, H= 29 kN; b =20cm, EI = 210003690 = 7,75.10 7 kNcm 2; f =56.92cm
x=05f+ H 29
, 1,52zulobb =0,546,84 + 1.520.50020 = 25.33cm ~---M=4300kNem -----, IC=1000kN/em !,
3
H=29kN-------,
Pu = Po = 0.500 kN /cm 2 (=zulob ) 3,45.10- 3 4300 29
Nachdem die Einspanntiefe bestimmt ist und die Pressungsverteilung festliegt, lassen sich
Mund Q innerhalb f berechnen und die Spannungen (0 ,t,oV) bestimmen. Wie erläutert, bleibt
, bei den vorbehandelten Berechnungsansätzen eine

i
1 Mitwirkung der Betonhaftung unberücksichtigt.
Bild 70 zeigt ein Berechnungsmodell , bei welchem
E
u

""
c:n
-1 ='
...,
T a im oberen Bereich der Einspannung zur Abtragung

I
0-1 der Horizontalkraft H eine Abstützung über die -11

w[em] Mlem] D.[em] w[em] M[em] D.[em]

«
=
=
""
I
t
t
Höhe a angenommen wird, im übrigen Bereich wird
der Steg der Stütze (gedanklich) als nicht vor-
handen unterstellt. Das Moment wird über Haftung
1 a) b) c)
Lo.J
= I t Flansehbreite:b (außenseitig) abgetragen: Für a folgt: Bild 71
tt H - In Bild 71 ist das Ergebnis für die Bettungsziffer C~1000kN/cm3 dargestellt, getrennt
I t
00 = H = a·b·zulob ~ a =--
zulob·b
(56)
für M~4300kNcm (Teilbild b) und für H~29kN (Teilbild cl. Aus der Durchbiegung w folgt
T - die Pressungsverteilung. Offensichtlich tritt am Rand eine vergleichsweise hohe Pres-
Haftspannungen, wenn eine konstante Verteilung
sung auf, hier: 1000(0,00345+0,00026)~3,71kN/cm2.Oieser Wert ist deutlich größer als
angesetzt wird:
Bild 70 t = ( V M + HalZ )._1_ zul Ob' - Biegemoment und Querkraft klingen relativ rasch ab. Die maximale Querkraft
( 57)
'2 t h-t b.f tritt in einem gewissen Abstand unterhalb des Anschnittes auf und beträgt (aus der
kombinierten Belastung von Mund H) ein Vielfaches der Anschnittquerkraft H.
- 614 - - 615 -
Sie erreicht umso höhere Werte, je größer die Bettungsziffer ist, weil sich das Moment klingbereich relativ unabhängig von der Einbindetiefe ist. Eine Einbindetiefe über etwa
dann über einen kürzeren inneren Hebelarm absetzt. 3·h hinaus (h: Profilhöhe) ist unwirksam, was auch mechanisch plausibel ist. - Aus Bild 73
Die Größe der Bettungsziffer läßt sich nur grob abschätzen, zumal das Profil nach Ver- ist erkennbar, daß das Biegemoment auf 50 bis 60% abgeklungen ist, wo die Querkraft ihren
guß allseits gestützt ist. Um die Auswirkung unterschiedlicher Ansätze zu prüfen, wird höchsten Wert erreicht. max Q tritt etwa im Abstand 0,5 bis 0,75'h unterhalb des Anschnit-
die Randpressung und maximale Querkraft für fünf verschiedene Bettungsziffern berechnet: tes auf. - Bei den in [3J angegebenen Ausführungen mit den großen Einbindelängen werden die
zulässigen Spannungen (für Beton und Stahl) z. T. erhebl ich überschritten.
Randpressung max. Uuerkraft 4300 kN cm 29 kN

-
C a) b) c) a) b) c) ~4~ ~gv~che und Folg~g~

200 1,72 1,72 173 165 165 167 F Um die Beanspruch'ungsverhältnisse in Kö-
400 2,39 2,39 2,39 197 197 197 cherfundamenten zu klären, wurden Versuche
600 2,91 2,91 2,91 219 219 220 mit einbetonierten I-Profilen in Stahl be-
600 3,34 3,34 3,34 234 235 238 tonfundamenten durchgeführt [10J: HE120B,
1000 371 3,72 3,72 - - C= 200 kN/cm 3

_I
249 249 250
kN/cm3 kN/em 2 kN
--- &=1000 kN/cm 3
I f St37:R p =295N/mm 2 , Rm=430N/mm 2 , A=33%,
Z=62%; Betonkörper in B35, ßW,28=41N/mm 2 ,

II~
Füllbeton in B25, ßW,28=33N/mm 2 • Bild 74a
zeigt einen der bei den Betonkörper. Es
Bild 72 a) b)
M w I wurden vier Einbindetiefen geprüft:
C=200, 400, 600, 800 und 1000kN/cm'. Bild 72 weist das Ergebnis aus, wobei für die Länge lage der f 28 cm 2,33 h
..J
die drei im vorangegangenen Abschnitt ermittelten Werte angesetzt sind:
=
~ i!
~~
OMS IRosetten)
f= 28 40 52 64cm
f
f
40 cm
52 cm
3,33
4,33
h
h
a) f = 56,92 cm .=
..... t f- b) f 64 cm 5,33 h
b) f = 51.34cm i h ist die Höhe des Profils, hier h 12cm.
c) f = 46,B4cm r Prüffe ld decke Jeder Stahl träger wurde innerhalb des Kö-
Aus der Gegenüberstellung geht hervor, daß die Randdruckpressung (und die maximale Quer- Uuerbiegung der Flansche cherbereiches mit Dehnmeßstreifen (DMS) be-

M
kraft) praktisch unabhängig von der Einbindetiefe f sind. Die zul. Betonpressung (0,500kN/cm') klebt (je 64 Meßstellen); Bild 74b zeigt
wird in allen Fällen überschritten. Das gilt auch für die zulässige Schubspannung im Steg. deren Lage. Zum Schutz der auf den Flansch-
Beispielsweise erhält man für Q=240kN als mittlere Schubspannung: außenflächen liegenden DMS wurden kleine U-
Schienen zwecks Abdeckung angeordnet. Die
I

J-H
L = 240 = 20,5kN/cm2 I I
bei den oberen Bewehrungslagen wurden beid-
0,65 (19,0 -1,0)
OMS \ . 10MS seitig der Köcheröffnungen ebenfalls mit
Hierbei ist natürlich zu bedenken, daß durch die Ausfüllung der Profilkammern mit Beton DMS beklebt (je 16 Meßstellen). Nach Ver-
I I I
eine Art Stahlverbundquerschnitt zustandekommt und sich der Beton innerhalb des Profils a) c) drahtung wurde betoniert, die Stahlprofile
an der Abtragung der Querkraft beteil igt. wurden eine Woche nach Abbinden der Beton-
Bild 74
Die Fragwürdigkeit der in Abschnitt 12.4.4.2 behandelten Ansätze und aller in der Lite- körper einbetoniert. - Versuchsbefund:
ratur vorgeschlagenen Nachweismethoden wird aus vorstehenden Ergebnissen deutlich, Das
gil t auch für die typisierten Lösungen in [3 J. Um das zu verdeutl ichen, werden die in
den Tragfähigkeitstafeln [3] für das Profil HE360B angegebenen Fälle f=180cm, l50cm,
l20cm und 90cm nachgerechnet. Dabei werden für Mund H die hierfür zugelassenen Werte an-
gesetzt. Sie sind in Bild 73 in der Kopfleiste eingetragen. Das Bild zeigt den Verlauf
von Mund Q für die Bettungszahlen C=200 und 1000kN/cm'. Es wird deutlich, daß der Ab-

*,,,*",,,*: ,...::;38::.::4:.::.:00:.::k,N~ ~_~


..... I
E
\
Ji
::g
..,
LU 'I~' _
11
- a= 305cm
---. a = 165 cm
Uuerbiegung der flansche f= 52cm
=90cm LU
E
u f= 64cm Bild 75
= Die Träger versagten in allen vier Fällen durch Ausbildung eines Fließgelenkes in Höhe
I ""
11
der Einspannung. Der Beton blieb unzerstört. Der Steg der Profile wurde im plastischen
120cm E
u
= Versagenszustand in Höhe des Anschnittes ca. 2mm gestaucht, dadurch bildete sich ein Riß
~

150cm
i E
=
u
<D
- 11
C=200 kN/cm 3
C=1000 kN/cm 3
auf der Biegezugseite zwischen Profil und Beton (das Profil war nicht verrippt). Der Zug-
flansch wurde unter weiter ansteigender Belastung aufgrund seiner plastischen Streckung
aus dem Beton herausgezogen. Ein Bruch (z.B. in Form eines druckseitigen Heraussprengens
I
160em des Betons) war selbst bei starker Abknickung des Profils nicht zu erreichen. Um es zu
Bild 73 a) b) c) d)
- 616 - - 617 -
wiederholen: Bis zum Erreichen der plastischen Grenztragfähigkeit des Profils zeigte der
Da eine Einbindetiefe, die über 2,5 bis 3·h hinausgeht, wirkungslos ist, sollte sie auch
Füllbeton keinerlei Risse oder Abplatzungen.
nicht größer ausgeführt werden. Als Einbindetiefe wird 3·h empfohlen. Hierfür werden Be-
Da die Flansche in der Stegebene mit Rosetten beklebt waren, konnte die Querbiegung der
tonpressung und Beanspruchung im Träger nachgewiesen und zwar nach dem in Bild 68a ange-
Flansche gemessen werden. Hieraus kann näherungsweise auf die Pressungsverteilung über
gebenen Modell. Mittels G.51 wird x bestimmt, damit ist die Pressungsverteilung bekannt.
die Einbindetiefe geschlossen werden (vgl. Bild 74c). In Bild 75 ist das Ergebnis darge-
Biegemoment und Querkraft lassen sich berechnen. Hinsichtlich des Nachweises der Beton-
stellt. Die Querbiegungsbeanspruchung ist auf den maximalen Wert in Höhe des Anschnittes
pressung erscheint die in Bild 78 skizzierte Annahme gerechtfertigt. Sie geht davon aus,
(biegedruckseitig) bezogen (auf eins normiert). Es ist erkennbar, daß sich der rückwär-
daß sich der rückwärtige Flansch durch die starre Einkammerung an der Aufnahme der Kon-
tige Flansch an der Abtragung beteil igt, wobei die Pressungsverteilung hier etwas völl i-
taktkraft beteiligt (im Vergleich zum vorderen Flansch mit 50%, pezogen auf die Resul-
ger ist, was auf der frontseitigen Kraftausstrahlung beruhen dürfte. Aus demselben Grund
tierende mit 33%). Die Betonpressung wird (am oberen Rand) zu Po/l,5 bestimmt. Auf aus-
reicht die Pressungsverteilung etwas tiefer als beim biegedruckseitigen Flansch. Bei dem
reichende und richtige Bewehrungsführung beidseitig des Köcherschachtes ist zu achten,
Profil mit 28cm Einbindetiefe entspricht die Pressungsverteilung in Annäherung der eines
die Bewehrung sollte dicht unter der Oberkante konzentriert sein.
starren Balkens (vgl. 8ild 68a), bei den gröBeren Einbindetiefen dominiert das Berech-
Beispißl: Es wird der Versuch mit f=28cm und der Lastangriffshöhe 165-70=g5cm über Ober-
nungsmodell eines elastisch gebetteten Balkens.
kante Fundamentkörper nachgerechnet. Das Fließgelenk tritt etwas unterhalb der Einspan-
Das wird auch deutlich, wenn aus den nung auf; Annahme: h/2=12/2=6cm. Wirksamer Hebelarm: 95+6=101cm.
Längsdehnungen der Flansche auf den
Verlauf des Biegemomentes geschlossen HE 120 B W= 144 cm 3, WPI = 165 cm~ AS1eg =7,09cm 2
wird. Bild 76 zeigt das Ergebnis (wie- °F = Rp = 29,5 kN/cm 2 •Mpl =4868 kN cm: QPl =121 kN
derum in normierter Darstellung). Bis
M/Q-Interaktion Mpl.M/U +0,] OPl.M/O =11
I zu einer Tiefe von 3·h sind die Span- (nach OASt-RI 008) Mpl apl '
I nungen praktisch auf Null abgeklungen; M - H 101 Q -H HpI'101 Hpl
f= 28cm I
unterhalb dieses Niveaus sind demnach PI,WO - PI' , PI,MlO- Pl - ~+0.3T2'1=1,1 _ Hpl =47,35kN
I
e --Cl=305cm auch keine Tragwirkungen aus Haftung
o ----Cl= 165cm f= 40cm vorhanden. - Bild 77 zeigt die Vertei- F In Bild 79 ist eine der zahlreich
lung der max. Schubverzerrungen in der 60 gemessenen Kraft-Dehnungsverläufe
Bi egemom entenverlCluf
f= 52cm
Stegachse (hier sind die Meßwerte auf
den jeweils höchsten Wert normiert und
kN
50
I---

I
-+-- I--I-- dargestellt. Der zuvor ermittelte
Rechenwert für die plastische Grenz-
kraft stimmt mit dem Meßergebnis

rr
Bild 76 f= 64 cm geradlinig miteinander verbunden). 40
Hieraus kann ab einem gewissen Abstand überein. (Für die anderen Einspann-

4+1t
f= 28 cm
30 f----
tiefen ergaben sich identische Er-
unterhalb des Anschnittes auf den Quer- 1= 95cm
gebnisse für Hpl ')
kraftverlauf geschlossen werden. In 20
Es wird ein Sicherheitsfaktor 1,5
Höhe und etwas unterhalb des Anschnit-
10 11J I angenommen. Damit ergibt sich eine
tes treten erhebl iche Druckspannungen
zulässige Horizontalkraft von:
senkrecht zur Trägerachse im Steg auf. o
Das erkennt man an der Lage der Haupt- o 10000 ~m/m 20000
zul H = 31,57 kN
spannungen (Bild 75). Ab einem Abstand Bild 79 Hierfür wird die Köchereinspannung
f =28cm von ca. O,5·h bis I,O'h unterhalb der berechnet:
e--Cl=305cm Oberkante haben die Hauptspannungen H= 31,57 kN, M= 31,57,95 = 2999 kNcm; G.51. X =14,60cm
o----Cl=165cm f= 40cm eine Neigung von ca. 45°, ein Zeichen,
daß ab hier Querkraftbiegung dominiert.-
Do =[M+i(2f+x)lif = 200,5kN; Po = 20 0 = 2 29 kN /cm 2
xb' , P~ 5 =1,53 kN/cm 2
= 1,P
mClxy in der StegClchse Die Profile wurden auf der Basis der
f =52 cm Die zulässige Betonpressung wird am Rand Überschritten; H=31,57kN kann als zulässige Ho-
Theorie des elastisch gebetteten BaI
rizontalkraft nicht aufgenommen werden: f=28cm=2,33.h ist als Einspanntiefe für prak-
Bild 77 f=64cm kens nachgerechnet. Für die Träger mit
tische Ausführungen auch etwas zu gering. Wird von obiger Empfehlung (f=3.h) ausgegangen,
größerer Einbindetiefe (f>3h) konnte folgt:
das Berechnungsmodell des elastisch gebetteten Balkens prin f = Jh = 312 = 36cm; X =18,95cm; 00 = 164,8 kN; Po = 1,45 kN/cm 2; P~ = 0,97 kN/cm2
zipiell bestätigt werden, es gelang allerdings nicht, eine In Bil d 80a
ist die Pressungsverteilung eingetragen. Im Abstand y unterhalb der Einspann-

r
b
1 für alle Berechnungsergebnisse gültige Bettungskonstante ab-
zuleiten. Sie kann es auch nicht geben, denn, wie in [11] zu
recht ausgeführt, ist der Bettungsmodul C nicht konstant
ebene gilt:
p(y)=x-yp
X 0
Q(y)= Ho - [po+ p(y)lbr ~~~
~+
M

(64 )

J
sondern variabel, wobei C zum freien Rand hin nach einer nicht y2 Y 0
M(y) =Mo + HoY - [Po + 0,5p(Y)]b
L bekannten Funktion wegen der zunehmend geringeren Stützwirkung
abnimmt. Jede diesbezügliche Annahme ist spekulativ und damit
auch jede hierauf basierende Rechnung.
3
In Bild 80b ist der Querkraftverlauf und in Teilbild c der Biegemomentenverlauf einge-
tragen. Wo p(y) Null ist, erreicht die Querkraft ihren höchsten Wert. Beim Spannungsnach-
Aufgrund der durchgeführten Untersuchungen empfiehlt der Ver- weis des Stahl profiles kann beim Schubnachweis die in Bild 78 zum Ausdruck kommende Trag-
fasser folgendes Vorgehen: weise berücksichtigt werden. Nach M.d.V. ist es zulässig, Q auf 66% abzumindern und hier-
- 618 -
- 619 -

Po =1,45 kN/cm 2 Ho=31,57 kN für den Schubnachweis im Steg zu


führen:

E 0,66133.3 = 89 kN "t m = 8917,09 = 12,55 kN/~


u
\----~M(yl
13 Vollwandträger
'"
c:n
a::; Innerhalb der Länge x ist der
Als Träger kommen im Regelfall Walzprofile (ggf. mit Gurtplattenverstärkung) zum Einsatz.
Vergleichspannungsnachweis zu füh-
E Zur Abtragung hoher Lasten werden geschweißte Vollwandträger eingesetzt, auch dann, wenn
u
..,
u:> ren. - Vorstehende Empfehlungen dürf-
bestimmte funktionale Aufgaben erfüllt werden sollen. - Bei Trägern überwiegt die Bean-
ten etwas auf der sicheren Seite
spruchung auf Querkraftbiegung.
1 iegen, da real ein Verbundprofil
vorhanden ist. Ober f;3·h hinaus, ist 13.1 Walzträggr
das Balkenmodell nicht vertretbar! IPE IB HE - B HE-A HE - M

1
l:t
(IPB) (IP81) IIPBv)
M

F1a~n1Chz
2
Pu

1 '~±I:
a) b) cl
Bild 80 Steg y_. ._y
2 z y_._. ._._y
y--, ,----, ,----y
2 z 2 2 2

'--f'21=
2
,- - , 2
bl
Bild 1

Im Stahl hochbau wird der Einsatz von Walzprofilen gegenüber geschweißten Trägern bevor-
zugt, weil damit geringere Werkstattkosten verbunden sind. Wegen der sprunghaften Stufung
der Widerstandsmomente von Profil zu Profil ist eine optimale Bemessung dadurch nicht
immer möglich. Oie Stege sind vergleichsweise dick, weshalb das Gewicht bei gleicher Trag-
fähigkeit i.a. höher als bei geschweißten Trägern ist. Bild 1 zeigt unterschiedliche Walz-
profile. Neben den warmgewalzten werden kaltgewalzte (oder kalt abgekantete) Profile für
die verschiedensten Sonderzwecke gefertigt (Stahlleichtbau).
Das früher in großem Umfang verwendete I-Normalprofil wird nicht mehr gewalzt; es wurde
- beginnend in den 50er Jahren - zunehmend durch das IPE-Profil (EUROPA-Profil) verdrängt.
Das IPE-Profil hat gegenüber dem I-Profil folgen-
5000 ~----r---r----r-­ de Vorteile:
cm 3 a) Parallele Flansche: Schräge Unterlegscheiben
entfallen; Verbände und Stoßlaschen lassen sich
einfacher anbringen.
b) Die Tragfähigkeitsquotienten Wy/A und Wz/A sind
größer (vgl. Bild 2). Damit sind Gewichtsein-
== 3000 sparungen verbunden; auch sind die Profile bej
0:::: gleicher Tragfähigkeit steifer.
'"
E
c) Die Flansche sind bei gleicher Trägerhöhe brei-
E 2000+---l---lAl+---+---i
..,.
'"0:::: ter: Die Tragfähigkeit um die z-Achse ist höher,
<:I damit auch die Kipp- und Seitensteifigkeit.
~
'" 1000 +---J..-/hI.~--l---f----j
..,. Die Stege der IPE-Profile sind relativ dünn. Wegen
3: der schnellen Abkühlung der dünnen Stege beim Wal-
zen, konnten die IPE-Profile erst gewalzt werden,
als sich im Zuge der Weiterentwicklung der Walz-
00 50 100 150 200 technik die Walzgeschwindigkeit merklich steigern
Bi ld 2 Gewicht in kg/m - - -
ließ. - In Ergänzung zur genormten IPE-Reihe wer-
den die nicht-genormte IPEo- und IPEv-Reihe ge-
- 620 - - 621 -
walzt. IPEo (o;optimal): Die wy-Werte decken Zwischenwerte der IPE-Reihe ab. IPEv (v;ver- Biegetheorie bemessen werden; ihr Tragverhalten ähnelt dem eines VIERENDEEL-Trägerrahmens,
stärkt): Die Profile weisen, wie die IPEo-Profile, dickere Stege auf. vgl. Abschnitt 13.6.4. Für vorgenannte Träger ist beruhigter Stahl zu verwenden. Der Her-
Neben den IPE-Profilen finden breitflansehige Profile breiteste Anwendung. Die IB-Reihe stellungsaufwand ist beträchtlich, u.a. wegen der meist erforderlichen Richtarbeiten.
mit schrägen Flanschen wird nicht mehr gewalzt. - Für Biegeglieder werden die HE-A-(IPB1-)- 13.2 Geschweißte Vollwandträg~Querschnittsformen- Steifen)
und HE-B-(IPB-) Reihe bevorzugt. Die HE-M-(IPBv)-Reihe kommt vorrangig für schwere Stützen Wenn Walzträger für bestimmte Aufgaben nicht aus-
zum Einsatz (l;leicht, v;verstärkt). Bei der HE-B-Reihe sind Breite und Höhe bis zum Flankenkehlnaht reichen oder zu unwirtschaftlich sind, werden
HE300B-Profil gleichgroß, oberhalb bleibt die Breite b=300mm konstant. Bei der HE-A- und geschweißte (früher genietete) Träger hergestellt.
HE-M-Reihe entspricht die Benennung nicht den Abmessungen: Beispiele: Sie lassen sich an den .Verwendungszweck und an
HE300A (IPBl300) h=31Omm, b=300mm; A=113cm 2 die Beanspruchung optimal anpassen, wobei die
HE300B (IPB 300) h= 300mm, b= 300mm; A= 149cm 2 Optimierung nicht nur am Gewicht sondern auch
HE 300M (IPBv300) h= 340mm, b= 310mm; A =303cm 2 an den Herstellungskosten, insb. am Schneid- und
Durch aufgeschweißte Gurtplatten (Lamellen) läßt sich Schweißaufwand, zu orientieren ist. Im Brücken-
die Tragfähigkeit der Walzprofile erhöhen. Bild 3 0) b) c) bau kommen ausschließlich geschweißte Träger zum
c)
zeigt Ausführungsvarianten. Die Varianten c und d Bild 7 Einsatz; Ausnahme: Einbetonierte Walzträger bei
sind schweißtechnisch ungünstig; sie kommen allen- kurzen Eisenbahnbrücken; vgl. Abschnitt 25.2.1.
falls bei (nachträglichen) Verstärkungen infrage, Als Gurtbleche werden im Regelfall Breitflachstähle und für die Stege zugeschnittene Bleche
wenn die Profilträgerhöhe beibehalten werden muß. verwendet. Die Träger werden ggf. mit (spannungsfreier) Oberhöhung gefertigt. Ausführun-
Um die Flankenkehlnähte einwandfrei schweißen zu gen gemäß Bild 8 sind grundsätzlich falsch und zu verwer-
b) d)
können, ist ein Mindestüberstand fen ("geschweißte Nietkonstruktionen") . - Es lassen sich
Bi Id 3 praktisch alle Formen schweißgerecht realisieren: Offene
ü =2,40 + 5 oder ü = 30 (in mm) (1 )
und geschlossene Querschnitte, mehrlagige "Gurtpakete",
vorzusehen (B il d 3a) ; a ist die Kehlnahtdicke. Gurte und Stege mit über die Trägerlänge veränderlicher
Wird bei kurzen Dicke, veränderliche Trägerhöhe, gekrümmte Träger.
I L I Trägern mit hoher Die Gurtplatten werden mittels Doppelkehlnaht, K-Naht
-----I I
Querkraftbeanspru-
chung die Schubtrag-
oder K-Stegnaht an das Stegblech angeschlossen; bezüglich
b) ihrer Lage nennt man sie Halsnähte. Mehrlagige Gurtplatten
0)
I
-_._.
I fähigkeit im Steg
Bild B
werden in der Regel mittels Kehlnähten miteinander ver-
überschritten, ist
I t eine Stegverstär-
bunden, man nennt diese Nähte Flankennähte, vgl. Bild 7.
Die in Bild 7c gezeigte unsymmetrische Anordnung der Gurtplatten wird man nur ausnahms-
I I kung durch einge- weise wählen (wenn z.B. ein Verschwenken der Träger beim Schweißen n~cht möglich ist). -
-----I L I
paßte Bleche erfor-
derlich (B i 1d 4) .
Träger kurzer Spannweite werden i .a. mit konstantem Querschnitt ausgeführt, bei Trägern
größerer und großer Spannweite ist es wirtschaftlicher, die Tragfähigkeit an die Bean-
b) I I Oie Steglaschen spruchung anzupassen (im Brückenbau geschieht das praktisch immer). Das kann erreicht
Bi Id 4 Bild 5 sind in die Rundun- werden
I gen einzupassen; wegen der AUfschmelzgefahr von Seige- _ bei konstanter Trägerhöhe durch Zulage von Gurtplatten oder/und durch wechselnde Gurt-
rungszonen ist mindestens beruhigter Stahl zu verwen- plattendicken oder
t 2 c= Schnitt I den. - Durch Trennen von I-Profilen und anschließendes
Verschweißen lassen sich weitere Trägerformen gewin-
_ durch eine veränderliche Trägerhöhe, zudem können Anzahl und Dicke der Gurtplatten
-9 variieren.
nen. Halbierte (coupierte) I-Profile können von den Diese Konzeption entspricht einer elasto-statischen Bemessung mit Momenten- und Quer-
Stahlwerken auf Bestellung bezogen werden; anderen- kraftdeckung; vgl. Abschnitt 13.3.1.
Schnitt falls werden die Stege der Profile brenngeschnitten,
seltener gesägt. Bei dem in Bild 5 dargestellten Trä-
ger liegt zwischen den coupierten I-Profilen ein ein-
geschweißtes Blech; dessen Dicke kann geringer als
die I-Profilstegdicke gewählt werden. Derartige Trä-
gerformen werden z.B. für Kranbahnträger gewählt
(vgl. Abschnitt 21). Bild 6 zeigt Träger, die durch
schräge oder sägezahnartige Schnitte und anschließen-
des Verschwenken bzw. Versetzen und Verschweißen
entstehen. Den Trägertyp nach Bild 6c bezeichnet
man als Wabenträger (früher auch LITZKA-Träger).
Wegen der großen Stegausnehmungen können derartige
Bi ld 6 c) Träger (und ähnliche) nicht nach der elasto-statischen Bit d 9
- 622 -
- 623 -
Die in Bild 9 skizzierten Gurtausbildungen sind wie folgt zu beurteilen:
geschlossene Querschnitte in Form
Teilbild a: Schweißtechnisch günstiger; die Flankenkehlnähte können um die Gurtplattenen-
den in einem Zuge als Stirnkehlnähte herumgeführt werden. von Kastenguerschnitten erreichen

1
hohe Torsionssteifigkeiten. Bild 12

1
Teilbild b: Statisch günstiger; der übergang von der Flanken- zur Stirnkehlnaht ist
schwierig, weil sich die Nahtlage ändert. zeigt Beispiele. Dem Korrosions-
schutz der Innenräume solcher Ka-
Teilbild c: Fertigun9saufwendig wegen der Fugenvorbereitung. (Ggf. kann auf eine Schweiß-
stenträger ist besonderes Augenmerk
fugenvorbereitung verzichtet werden, dann ist mit Tiefeinbrandelektroden zu schweißen;
Eignungsversuche erforderl ich!). zu schenken. Nicht begehbare Hohl-
räume sind luftdicht auszubilden;

~~
Teilbild d: Ungünstig: Schlechte Schweißbarkeit, erschwerter Anstrich, schmutz- und
korrosionsanfällig. nach Aufzehren des Sauerstoffs ist
dann jede weitere Korrosion unter-
Es dürfen nur Gurtplatten mit begrenzter Dicke verschweißt werden: In dicken Gurtplatten
wird die Schweißwärme schneller abgeleitet, die Abkühlgeschwindigkeit ist höher, es kommt
zu Aufhärtungen. Außerdem entsteht ein mehrachsiger Eigenspannungszustand. Die Sprödbruch-
~2300
al I--- 5800 -----J bl bunden.
Bei mehrwandigen offenen oder ge-
schlossenen Querschnitten werden
gefahr ist umso größer, je dicker die Bleche sind und je höher die Festigkeit ist (vgl.
Querschotte zur Aussteifung einge-
Abschnitt 8.4). Aus diesen Gründen ist die Dicke begrenzt: St37: maxt=50mm, St52: maxt=
zogen. Nur so kommt eine gesamt-
30mm(50mm). Bei dickeren Blechen ist vorzuwärmen. Vom Standpunkt der Sprödbruchsicherheit
a) Hauptträger einer heitliche Tragwirkung des Quer-
sind mehrlagige Gurtpakete günstiger (Bild ge/f); aus Kostengründen werden dicke Platten
Halle schnittes zustande, anderenfalls
angestrebt. Zwischen diesen beiden divergierenden Forderungen ist ein Kompromiß zu fin-
b) 3000 kN-Werft- würde der Querschnitt durch Quer-
den. Die einschlägigen Vorschriften sind zu beachten; vgl. DIN 18800 Tl, 11.90 (516). Porlalkran
verformungen seine Querschnitts-
Wie in Abschnitt 3.8 behandelt, sind "Kraftfluß" und Kerbeinfluß bei der K-Naht günstiger
als bei der Kehlnaht. Andererseits ist die lokale Wärmeeinbringung bei der K-Naht größer.
11--0,,>----
3200 .1 cl c) Eisenbahnbrücke form verlieren, überbeanspruchun-
Bei der K-Naht ist das Wärmefeld günstiger, weil ein gewisser Wärmestau beim Schweißen
Bild 12 gen, insbesondere in den Schweiß-
nähten zwischen den Stegen und Gur-
eintritt. Bei Abwägung der verschiedenen Einflüsse sind Kehl- und K-Nähte hinsichtlich
ten, wären die Folge. Das gilt in Sonderheit bei einseitiger Belastung der Träger. Die
der Sprödsicherheit gleichwertig zu beurteilen. Die Verwendung halbierter I-Profile
Querschotte können fachwerkartig in Form eines Querverbandes (Bild 12a), rahmenartig
hat den Vorteil, daß die Halsnaht im Bereich des im Vergleich zum Flansch dünneren Ste-
(Bild 12b) oder vollwandig (Bild 12c) ausgeführt werden. Damit der Träger im Inneren be-
ges liegt und dadurch der Wärmestau an dieser Stelle sich sehr günstig auswirkt (Bild 10a).
gehbar ist, erhalten die Querschotte Mannlöcher. Schließlich dienen die Querschotte auch

~
zur Beulaussteifung sowie zur Krafteinleitung über Auflagern und bei Anschlüssen von Quer-
trägern und Konsolen.
Bei einwandigen Trägern übernehmen Quersteifen diese Aufgabe, z.B. Auflagersteifen. Bei

Jf-. al
hohen Stützkräften werden diese Steifen zwischen Auflagergurt und Stegblech eingepaßt. -
Bild 13 zeigt unterschiedliche Quersteifen zur Beulaussteifung. Die in Teilbild a darge-
Bild 10 stellte Steife ist die Regel-
form im Stahlhochbau: Die Stei-
fe wird am Ober- und Untergurt
Um einerseits dickere Gurtplatten einsetzen zu können und andererseits einen Wärmestau
angeschweißt, insbesondere am
und damit geringere Abkühlgeschwindigkeiten zu erreichen, wurden ehemals Sonderprofile
Druckgurt (zur Sicherung der
entwickelt (Bild 10): b) Nasenprofil (DHH): Einfacher Zusammenbau, schweißtechnisch gut;
Gurtplatten gegen Beulung).
c) St-Profil (KRUPP): Schwierigerer Zusammenbau, schweißtechnisch günstig; d) Wulstflach- I--
Durch Eckausnehmungen wird er-
profil (DöRNEN): Schwierigerer Zusammenbau, Sprödbruchsicherheit praktisch nicht ver-
reicht, daß sich die querlau-
bessert; e) BUCK-Profil: Konstruktiv ungünstig, schweißtechnisch günstig. Sämtliche Pro-
file werden inzwischen nicht mehr gewalzt!
In
~~T~~
.J..2mm
fenden Kehlnähte nicht mit den
längslaufenden Halsnähten kreu-
Bild 11 zeigt geschweißte Sonder-
zen. Bei runder Ausnehmung
formen. Die Ausführungsformen bund al bl cl d I kann die Anschlußnaht am Stei-
c sind wegen der höheren Torsions- fenende innerhalb der Ausneh-
steifigkeit des Obergurtes für Kran-
Bild 13
mung um diese herumgeführt
bahnträger geeignet. Die Innenräume werden. Das gelingt bei schräg geschnittenen Ausnehmungen nur bedingt; außerdem ist in
bl cl sind nicht zugänglich und daher aus diesem Falle mit größeren Kerbspannungen und Korrosionsansatz zu rechnen. Bei vorwiegend
Korrosionsschutzgründen luftdicht
Bild 11 nicht ruhender Beanspruchung werden auf der Biegezugseite größere Eckausnehmungen vorge-
abzuschl ießen. Nachteile: Schwieri-
sehen, weil im Zugbereich quer zur Kraftrichtung angeschweißte Steifen hohe Kerbspannun-
ge Stoßdeckung; nur einseitige Näh- gen und damit ein merkliches Absinken der Ermüdungsfestigkeit bewirken: Kranbahnträger und
te möglich, Ausnahme: Halsnähte, für diese besteht
aber keine spätere Kontrollmögl ich-
keit; insgesamt hoher Schweißaufwand. Brückenträger: Bild 13b/d.
Bild 14 zeigt unterschiedliche Formen einseitiger Quer- und Längsbeulsteifen: Flachpro-
Einwandige Vollwandträger haben nur eine geringe Seiten- und Torsionssteifigkeit;
file, Flach-Wulstprofile, T-Profile, Trapezprofile; letztere sind wegen der hohen Torsions-
- 624 - - 625 -
steifigkeit besonders Widerstandsmoment zu
wirksam. w= I-Lil (4)
Beidseitige Steifenanord- mz ez
nungen werden seltener zu berechnen; LiI ist dabei auf die Schwerachse des ungeschwäch-
ausgeführt; bei sehr dün- ten Grundquerschnittes zu beziehen.
nem Stegblech sind sie Bei elasto-statischem Nachweis folgen Mund Q aus der stati-
dann ggf. geringfügig ver- schen Berechnung. Bei Durchlauf trägern kann das Stützmoment

~~
13.3 Auslegung und Berechnung von Vollwandträgern setzt anzuordnen. über Zwischenlagern um
~Nachweis der Tragsicherheit - Beme~ Bb
LiM = -B- (5 )
Die elasto- und plasto-statischen Berechnungs- und Nachweisverfahren für Vollwandträger
Bild 18
werden in verschiedenen Kapiteln dieses Buches behandelt; dem Nachweis einer ausreichen- abgemindert werden, vgl. Bild 17. Begründung:
den Kipp- und Beulsicherheit kommt dabei besondere Bedeutung zu (Abschnitt 7.6. u. 7.8).
B b b b2 b
Die Spannweite der Träger 1 iegt La. aufgrund P=0 - LiM =PTT =Ps =88 (6 )

der beidseitigen lager bzw. Anschlüsse fest.


_!I:_L~Cke
Diese Abminderung ist nur zulässig, wenn das lager über die Breite b ausreichend steif
Bei lagerung unmittelbar auf Mauerwerk oder


ist und sich damit über die Breite beine Flächenlagerung einstellt. Inwieweit eine da-
Beton darf als Stützweite die um 1/20, minde-
/f;. 60· stens aber um 12cm vergrößerte lichte Weite 1
w
rüber hinausgehende lastausbreitung unter 45° angesetzt werden kann, ist im Einzelfall
zu prüfen. Bei Schneidenlagerung ist dieser Ansatz möglich; b ergibt sich dann zu h, wenn
angenommen werden (vgl. Bild 15a):
h die Trägerhöhe ist. Bei Walzprofilen ist dieser Ansatz durch Versuche abgesichert; bei
I.. l-
l= 1,05 lw bzw. l= lw + 0,12 [m] (2 )
hochstegigen geschweißten Trägern ist die Zulässigkeit zu prüfen. (Zur Frage steifenloser
a) Auflagerung vgl. Abschnitt 14.) - Bei elasto-statischer Auslegung ist es (insbesondere
Derartige Träger kommen als Sturz- oder Ab- bei geschweißten Vollwandträgern) zweckmäßig, durch Variation der Trägerhöhe oder/und der
fangeträger zum Einsatz. Sofern sich das ab- Gurt- und Stegbleche die Tragfähigkeit an die wirksamen Schnittgrößen anzupassen. Das gilt
Bild 15 zufangende Mauerwerk beidseitig über die lich- vorrangig für weitgespannte Träger. Im Brückenbau ist diese Vorgehensweise der Regelfall ,
te öffnung hinaus fortsetzt und somit eine Gewölbewirkung zu- S.u. - Sofern die Gurtung eines Trägers Knicke aufweist (Bild 18) und am Ort der Knick-
stande kommt, braucht beim Nachweis des Sturzträgers nur ein punkte keine Quersteifen liegen, ist es i.a. notwendig, an diesen Stellen Rippen einzu-

•Ir\
dreieckiger Mauerwerksbereich der Breite 1 mit beidseitiger Be- schweißen, um die Gurtumlenkkräfte an die Stege abzusetzen und dadurch eine Querbiegung
grenzung unter einem Winkel von 60° berücksichtigt zu werden. So der Gurte zu unterbinden. Am günstigsten liegen die Rippen in Richtung der Winkelhalbie-
fern in diesen Bereich die Oecke eines darüberliegenden Ge- renden. Die Umlenkkräfte folgen aus einfachen Kraftecken. - Im Bereich abgeschrägter (ge-
schosses oder Daches fällt, wird die anteilige last F auf die vouteter) Gurte erfahren die nach der technischen Biegelehre berechneten Biege- und Schub-
Spannweite 1 umgelegt. In diesem Falle ergibt sich das in Bild spannungen eine Änderung, vgl. Abschnitt 26.7. Bei den üblichen Abschrägungen ist die
15b dargestellte lastbild aus der Eigenlast des Sturzträgers, hiermit verbundene Erhöhung der Biegerandspannungen untergeordnet. -
aus der umgelegten Deckenl ast (F /1) und aus der Mauerl ast; vgl. Die Anpassung der Tragfähigkeit an die wirksamen
auch DIN 1053. Schnittgrößen Mund Q bezeichnet man als Momenten-
b)
Bild 16 Wird der Tragsicherheitsnachweis auf elasto-statischer Grund- bzw. Querkraftdeckung. Sie kann rechnerisch oder
lage geführt, sind z.B. bei einfachsymmetrischen Trägern mit zeichnerisch geführt werden, die Momentendeckung ggf.
einachsiger Biegung die Biege- und Schubspannungen getrennt für beide Gurte. Beträgt z.B. bei einem Ein-
feldträger der länge 1 unter Gleichlast das max. Bie-
M
° = T' z
t=!.l
It = ÄS
a (3) gemoment M und ist MO das aufnehmbare Moment des Grund-
teg querschnittes (MO<M), so ist über die länge 1 0
und hieraus die Vergleichsspannungen 0v zu berechnen. Das ist
die klassische Nachweisform (wegen weiterer Einzelheiten vgl.
Abschnitt 4). Nach dem zulO -Konzept (DIN 18 800 Tl, 03.81)
lO = lV 1 - ~ (7)

sind im Hinblick auf den Stabilitätsnachweis für jene Teile, im Mittelbereich des Trägers eine Verstärkung erforderlich (siehe Bild 19). Die Schnitt-
die in der Biegedruckzone liegen, geringere Spannungen als in punkte der Momentenfläche mit der Horizontalen MO bezeichnet man als die theoretischen
der Biegezugzone zugelassen. Sofern der Druckgurt über die ganze oder rechnerischen (Gurtplatten-)Enden. Ober diese Schnittpunkte hinaus ist die Gurtplatte
länge seitlich gehalten ist, wie z.B. bei einbetonierten Trägern beidseitig vorzubinden. Im Falle einer Schraubung kann die zweite Schraubenreihe mit dem
(Bild 16a), sind dieselben zulässigen Spannungen wie auf der theoretischen Gurtplattenende zusammenfallen, eine Schraubenreihe ist vorzubinden. Das
Zugseite anzusetzen. Wegen der ungleich hohen zulässigen Span- Lochspiel geschraubter Endanschlüsse darf höchstens 1mm betragen; vgl. DIN 18800 Tl (11.90).
nungen auf der Biegezug- und Biegedruckseite ist bei ungestütz- Bild 20 zeigt die prinzipielle Vorgehensweise bei einem Durchlauf träger. Die Teilbilder b
tem Druckgurt (auch zur Erhöhung der Kipptragfähigkeit) eine un- und c geben die Momenten- bzw. Querkraftgrenzlinie wieder. - Der Vergleichsspannungsnach-
symmetrische Querschnittsform mit größerem Druckgurt günstiger weis ist für Spannungen zu führen, die zu denselben lastfällen gehören. Werden die Span-
(Bild 16b). Das läßt sich nur bei geschweißten Trägern reali- nungen der jeweiligen Grenzlinien für Mund Q überlagert, liegt die Rechnung auf der si-
sieren. - Bei lochschwächungen im Zuggurt ist das maßgebende cheren Seite. - Den Nachweis der Querkraftdeckung wird man i .a. gemeinsam mit dem
- 626 -
- 627 -
Vergleichsspannungs- und Beulnach- Erläuterung:
weis führen.
Wie erwähnt, lohnt sich die Aus- (12 )
legung der Träger in enger An-
Der vorstehende Ansatz für das Trägheitsmoment der Gurtung ist zu hoch, das Zuviel wird

I
r------.,
I I
= 2,9 t
al
passung an die Schnittgrößen
(insbesondere an die Momenten-
durch die Vernachlässigung des Steges kompensiert. Nach AG2 aufgelöst, folgt G. 11.
Neben vorstehenden Formeln lassen sich ander~ herleiten, z.B. anstelle von G.l0:
_..J
I
I
I
---., grenzlinie) nur bei weitgespann-
I ten Trägern, z.B. bei hoch bela- erf AO::: M/[h - 0.15 ASteg (13)
I
zu 0
L _ steten Hochbauträgern oder Brük-
kenträgern, wenn ohnehin eine ge- Die im Schrifttum angegebenen Formeln und Rechenanweisungen für die Bemessung zusammenge-
schweißte Ausführung notwendig setzter Querschnitte haben sich als wenig praktikabel erwiesen [1-3J; nach Programmierung
ist. Bei der Masse der Hochbau- können sie gleichwohl gute Dienste leisten. - Anschließend an die Bemessung ist in jedem
träger kurzer bis mittlerer Falle der Tragsicherheitsnachweis, z.B. als Spannungsnachweis, zu führen; nur dieser wird
in die statische Berechnung aufgenommen.

I
-, -----,
Spannweite, für die IPE- und HE-
Walzträger ausreichen, wird i.a. Ein für die Trägerauslegung wichtiger Parameter ist das h/l-Verhältnis (Trägerhöhe zu
I
I L..
darauf zwecks Minimierung des Spannweite). Es umfaßt etwa den Bereich von 1/10 bis 1/40. Soll der Träger im Hinblick
I
L __
Fertigungsaufwandes verzichtet. auf seine Gebrauchsfähigkeit hohe Steifigkeit aufweisen, ist er gedrungener auszubilden,
cl Wird der Tragsicherheitsnachweis im anderen Falle kann er schlanker ausgeführt werden, wobei die zu erwartende Durchbie-
auf plasto-statischer Grundlage gung durch eine Oberhöhung vorab kompensiert werden kann. Anhalte für Einfeldträger: Stahl-
geführt, stellt sich das Problem hochbau: h=1/20 bis 1/35; Straßenbrücken: h=1/15 bis 1/25; Eisenbahnbrücken: h=1/10 bis
Bild 20
einer Momenten- bzw. Querkraft- 1/15. Bei Durchlauf trägern sind um den Faktor ca. 1,2 größere Schlankheiten möglich (und
deckung nicht, im Gegenteil, bei dieser Berechnungsform wird aufgrund der Fließeigenschaf- ggf. noch höhere, insbesondere bei hochfesten Stahlsorten) , Stegdicke ca. h/100. Sehr
ten des Baustoffes Stahl die erhöhte Tragfähigkeit nach Plastizierung und Momentenumlage- schlanke Träger sind verformungsweich und schwingungsanfällig! (Vgl. den folgenden Ab-
rung ausgeschöpft. Sie ist nur bei statisch unbestimmt gelagerten Durchlauf trägern vor- schnitt.) - Werden Träger in unterschiedlichen Stahlgüten ausgeführt, z.B. Gurte in St52
handen (Systemreserve): Ober den Zwischenlagern und in den Feldern stellen sich stark pla- und Steg in St37, spricht man von Hybrid-Trägern.
stizierte Zonen (Fließgelenke) ein. Der Nachweis wird entweder mittels der Momentenformeln
13.3.2 Formänderu~gsnachweis
ql2 q12 ""
M=11 (EndfelderJ: M=1D( Innenstutzen. Innenfelder) (8 )
.!.hl:..? .~ hr ä nku f)..g~ Du rc hb i.§JJJ!JUt
In Abschnitt 3 ist begründet, warum zur Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit die Form-
und Ansatz des elastischen Widerstandsmomentes für Deckenträger, Pfetten, Unterzüge änderungen beschränkt werden müssen. In solchen Fällen ist nicht die Tragfähigkeit der
(DIN 18 801, 09.83) oder (strenger) nach der Methode der Fließgelenke oder Fließzonen ge- Querschnitte sondern die Biegesteifigkeit EI für die Auslegung maßgebend. Da E stahlsor-
führt (Abschnitt 6).
tenunabhängig ist, kann die Steifigkeitsforderung nur über die Höhe des Trägheitsmomentes
Im Gegensatz zum Stahlbetonbau, wo vorrangig erfüllt werden. (Aluminium hat einen E-Modul, der nur ein Drittel des E-Moduls von Stahl
AS2
Rechteck- und Plattenbalkenquerschnitte zum ausmacht (7000kN/cm 2 statt 21000kN/cm 2 ) ; daher kommt dem Formänderungsnachweis bei Alu-

-j:--' 1 Einsatz kommen, für die dann Bemessungsbe- miniumkonstruktionen eine noch größere Bedeutung als bei Stahl konstruktionen zu.)
ASteg AGl
helfe ausgearbeitet und bereitgestellt wer- Neben dem Durchbiegungsnachweis, für den in den folgenden Abschnitten Rechenbehelfe zu-
"- h den können, treten im Stahlbau die unterschied- sammengestellt sind, ist gelegentlich auch der Nachweis zu führen, daß eine bestimmte

Ä6
J A6l

AG2
lichsten Querschnittsformen auf. Die Bemes-
sung von Walzprofilen ist einfach: Ist M das
Bemessungsmoment, folgt das erforderliche Wi-
lokale Krümmung M
'lI. = 11

nicht überschritten werden darf (z.B. bei der Aufstellung von Maschinen, Motoren o.ä.).
(14 )

a) b) c) derstandsmoment zu:
Zum Querkraftverformungseinfluß auf die Durchbiegung vgl. Abschn. 26.8 u. [4J.
Bild 21 M
erfW =-
zu[0- (9) 1hl.:.1.~ahren der W-Gewichte
Dem Verfahren der W-Gewichte (MOHRsches Analogie-Verfahren) kommt in Verbindung mit den
Gehört M zum y-fachen Lastniveau, ist mit 0 anstelle zulo zu rechnen. Das passende w-Zahlen nach MOLLER-BRESLAU für Berechnungen von Hand besondere Bedeutung zu. Das Ver-
Profil kann den Profiltafeln entnommen werd~n.
fahren kommt insbesondere bei derDurchbiegungsberechnung von Trägern mit variabler Biege-
Bei geschweißten Vollwandträgern (Bild 21b) wird die Fläche einer Gurtplatte zu

-
steifigkeit zur Anwendung. Es beruht auf der Analogie der Differentialgleichungen:
erf Ao '" 0.9 zulo
M/h (10) M"= p (15 )

abgeschätzt, h ist die Trägerhöhe. Soll ein Walzquerschnitt durch zusätzliche Gurtlamellen Die 1 inksseitige Differentialgleichung charakerisiert das reale Verformungsproblem
verstärkt werden (Teilbild c), läßt sich deren Fläche mittels der Formel infolge M und ~t, die rechtsseitige das adjungierte Problem (Gleichgewicht am Bieqe-

erf A02 ,,~:to - 0.85 AOl (11 )


stab). Faßt man

abschätzen. (16 )
629 -
- 628 -
als fiktive Belastung p(x) auf, ist das
Parabolische Approximation über jeweils m Unter-
Ran dbedingungen elemente Ax (Parabel -Formeln) :
hierfür berechnete Biegungsmoment M(x) mit
., der gesuchten Biegeverformung w(x) iden- Wo =&.(3 5· JL ·M + 3. k .M, - O,5. .k.. Mz )
.!!:l
c::l
---
w*O ;~ Aw=o I W=O tisch. Diese Analogie führt indes nur dann 12 ' 10 0 11 'z
e!e
~~ ., Ijl '" 0 Ijl =0 1jl:t:0 1jl=0 zum richtigen Ergebnis, wenn auch die Rand-
12
t
Wm=M...{ l .M m-1 +10· JL.M m + ~I' ·M m.1 )
m-1 'm m.1
~~ und Obergangsbedingungen hinsichtlich w(x)
... - Md Wn=A!..(-O,5'~" ·M n-2 +l.2L,' ·Mn-1 +3,5...!.L
I
'e;,
c:
.=..
IMtO 17;0 ~
'""' M=O
und M(x) übereinstimmen. Dazu ist dem rea-
len System das adjungierte System zuzuord-
12 n-2 n-1
, .M n )
n
.."
c::l
0::1: 0 0: = 0 Qt 0 ii'=0
nen (vgl. Bild 22), derart, daß deren Rand- Bild 24
Übergangsbedingun gen und Obergangsbedingungen so beschaffen sind, lineare Approximation über ein Unterelement Ax

-
Sind Sprungstellen im p-Verlauf vorhanden,
daß den korrespondierenden Bedingungen des
..dL (Trapez-Formeln) :
-,s-
-r -1~ realen Systems genügt wird. Beispielsweise
sind diese Stellen bei jeweiligem Bezug auf
...'"
0
r-~O w*o
r-
Ijl =0
r-w*O
AIjl:l:O
~W*O
'P:t:0
können sich an einem freien Stabende Durch- Wo =~. ( 2.}.Mo+ t·M,) die beidseitigen Nachbarelemente als Randstel-
len zu behandeln; das gilt auch für Knicke im
~ '1'*0- biegung wund Biegedrehwinkel 'P frei ein- I0 I I
M*O AM*O M=0 M*0 Wm=~6x .( -2L ·Mm-1 +~'~1 ·Mm+ .$.-·M m.1) p-Verlauf, wenn von den Formeln mit paraboli-
stellen, demgemäß muß die Randbedingung Im-1 m I m+1
~.!!:l
E AhO hO Q:l:0 a=0 des adjungierten Systems hier so beschaf- t
I ·M -1 +2· l ·M )
Wn = AX • (-!L
scher Approximation ausgegangen wird. Die an
In-1 n n
'" A fen sein, daß sich Mund Ö frei einstellen 6 n den Unstetigkeitsstellen berechneten uRand-W-
.7;- --0--
-1~ ~ -y Gewichte' der beidseitigen Nachbarelemente
t:'" w*0 AihO W=O W,*O
können, also verschieden von Null sind.
Die weiteren Zuordnungen gehen aus Bild 22 werden anschließend addiert. Für eine kubische Approximation über jeweils drei Elemente
'"
'c,
c: Lltp '* 0 .:p*0 tp:tO tp=O
hervor, w ist Mund Ijl ist Ö zugeordnet. ergibt sich für das uWm-Gewicht" dieselbe Formel wie bei parabolischer Approximation; die
'=..
.." '-M= 0 M* 0 '-M:I: 0 löM* 0
c::l Randformel für Wo lautet:
0* ~ 0= (l. LlQ:j: (l. ho
Wo = ~ffi(97tMo + 114~M1 - 39i~ M2+ 8~M3 I (18 )
Bild 22
Die Randformel für W ist davon abhängig, welcher Rest verbleibt, wenn die Zahl n der In-
n
tervalle durch 3 geteilt wird; im Falle:
le lc
Rest 0 : Wn = g(8..,!.f.,M
.:JUU In-3 n
-3- 39AMn_2 + 114-
In-2 I n-1 Mn-l +97-
l n Mn)
(19 )
Llx I
Rest 1: Wn = -7Z(-Z-1
I
c Mn-4+9-1
n-4
I.
c Mn-3-18r-Mn-2+ Z9
n-3 n-2
I n
n-1 r
Ie
M-1 +18[M n l
n
le Mn-5 -36-lc Mn_4+7Z-llc Mn-3- 9S_Ic
W = M.18-
Res t2 : n 350' I n-5 In-2 Mn_2+138-IIc Mn-1+ 93 f-M n I
I n-4 n-3 n-1 n
1 inearen Appro-
M(x) Sind die Intervallängen ungleich, werden Wo und Wn unter der Annahme einer
ximation und Wm mittels modifizierter Formeln berechnet (Llxm=a, Llx mt1 =b):
o;;:------+--------'!---y
1 IC Mm_1+2(U+bl-Ic
I Mm+b-
Ic M .1) (20)
,-__+- +-_b ~ Wm=-6(U-
Im-1 m 1m.1 m
Ulill.mDlI~~__
pI
~, ~I..!:'
,I
~ ~...3;"
X)
~ Parabolische Approximation:
le =11 W --.L( u2.ab-b2 --.!LM • (a+b)(a2.)ab+ b2l l M (21 )
Bild 23 a) b) m- 12 a I m-1 m-1 ab Im m

L.h.l,J.3 Träger mit konstanter~gesteifig~


8ild 23 veranschaulicht die Vorgehensweise am Beispiel eines Einfeldträgers mit sprung-
Im folgenden werden verschiedene Behelfe zusammengestellt, um die Größtdurchbiegung ~u
haft veränderlicher und am Beispiel eines Kragträgers mit stetig veränderlicher Biegestei-
bestimmen. Hierbei wird nur der Biegemomentenbeitrag erfaßt; zur Bestimmung des Verfor-
figkeit. Im zweitgenannten Falle ist die MOHRsche Belastung p(x) am Ersatzträger (adjun-
mungsanteiles aus der Querkraftbeanspruchung (Schubgleitung) vgl. Abschnitt 26.8.
gierter Träger) mit seitenvertauschten Randbedingungen angesetzt; im erstgenannten Falle
sind realer und adjungierter Träger identisch. ~~~trä~~~G~~a2..!.
Bei veränderlicher Biegesteifigkeit EI (x) ergibt sich ein unregelmäßiges Lastbild. Es
ist daher zweckmäßig, als MOHRsche Belastung die Ic/I(x)-fach verzerrte Momentenfläche
U
Jj;;;
f tff t ft qq Die maximale Durchbiegung beträgt (Bild 25a):
q[2 (22)
777777- mit maxM =8
(bzw. "Temperaturbelastung U ) zu wählen, also von der Analogie
~a)
Elew" = - rfu Mbcl - EIe~~t(X) - M" = P ( 17) mox M
Diese Formel kann näherungsweise auch dann angewendet werden,
wenn die Streckenlast nicht gleichförmig sondern gemischt ver-
auszugehen. Dann ist die so ermittelte M-Fläche mit der EIe-fachen Biegelinie identisch.
Die p-Belastung wird zweckmäßig in äquivalente Einzellasten zerlegt (das sind die sogen.
JJ1' i t iLh
,
b
k
r,om:o
teilt ist und wenn sich in Annäherung eine parabelförmige Mo-
mentenfläche ergibt (Teilbild b). Dann ist in G.22 für M die

~b)
maximale Momentenordinate einzusetzen, die dann i .a. nicht in
W-Gewichte). Bild 24 enthält die Formeln für eine 1 ineare und parabolische Approximation. -

Bild 25 max M
- 631 -
- 630 -
bereichsweise verteilter Gleichstreckenlasten. Hierbei wird nicht die max. Durchbiegung
Feldmitte auftritt. Eine noch exakt, sondern die Durchbiegung in Feldmitte bestimmt. Für Einzel- und Gleichlasten be-

(J ,-F-l=~-3-'
M' _ 272
F1=30 I F =35
3
Lasteinheiten : kN bzw. kN/m
weitergehende Näherung besteht
darin, für M das Moment in Feld-
mitte einzusetzen. Auch diese
trägt der Fehler gegenüber dem maximalen Biegepfeil höchstens 2,57%; der Ort d~r Gr~ßt­
durchbiegung liegt höchstens 0,0771 von der Trägermitte entfernt. Diese Anmerkung gllt
nicht bei Vorhandensein negativer Randmomente oder solcher mit unterschiedlichen Vor-
1- - Mamenteneinheit: kNm Näherung ist in der Regel aus- zeichen. Dominiert dieser Fall, sollte deren Durchbiegung separat exakt berechnet werden,
o-O,1BI-1 I reichend genau.
~ Q~OI ~l
s.u. Die Einflußzahlen wurden von [5] übernommen; auf analoger Basis beruhen die Rechen-
0.671 - - - - . i - !?.L ~f~träge~ ~i~~ anweisungen in [6J; in [7] auch für bereichsweise vorhandene Dr.eieckslasten.
O.BB I ~ ...§.2!ichs~c..'5.!n~t~ ~n.:!- Die Handhabung der Tafel wird an dem in Bild 26 dargestellten Beispiel erläutert (man be-
~O,lBI--l I Randmomenten
- ---- achte die vorgeschriebenen Einheiten!).
f---- 0,~61 ---J Eine gegenüber a) genauere Be- Zunächst werden für die Einzellasten und die Ränder der Gleichstreckenlasten die bezogenen
. - - - - - O,Bll rechnung gelingt mittels der in
~60m =1,00 I Abstände vom 1 inken Rand bestimmt: ~ =x/l; sie sind in Bild 26 ausgewiesen. Als nächstes
Bild 27 zusammengestellten Ein- werden die auf der Tafel des Bildes 27 angeschriebenen R-Größen berechnet. Dazu werden
Bild 26 flußzahlen für Einzellasten und die a und ag-Zahlen in Abhängigkeit von ~ den Tabellen entnommen:
F
Träge rdurchbiegung Gleiehstreekenlast ql : =19,5 ·7,6 =148.2 kN
Streekenlast q2: ~R =0.18: Cl. R=0.0761
Berechnung von vorh t und ert I tür stählerne Ein- und Mehrteldträger ~L=O.OO:Cl.L= 0
Definition der Belastung I beispielhaft) für ein Einzel- ader Teilfeld : (a.R- Cl.L )q2 =0.0761· 21 = 1.6·7.6 = 12.2
Streekenlast q3: ~ R=0.81: Cl.R ~ 0,9154
~L =046: Cl. L=0.4362
/q2 l~ F2 /q3 ,J R=ql ; Gleichförmige Vallast q = ....
(uR- dL )q3 =0.4792-24 = 11.57,6 = 87.4 "
AI t Lt t t t tJ~
t t t t I R=(a~ -a.~)ql ; Streckenlast q - .... Einzellasten Fl : ~= 0.18: Cl.Fl =0.827043 = 35.5
Ml~ f f f f y" t t f rf f f t " M2 11: ~= 0.40: Cl. 11= 1.510 ·30 = 45.3 "
~
>- x=~.l
J q/
1
'?J
R= a.F F
R= ~,B M
: Einzellast F = ... .
F3: ~= 0.67: Cl. FF 1.35435
F4: ~= 0.88: Cl. F4 =0.565' 39
= 47.4 .
= 22.0 .
I I
: Randmament M = .. , . Stützmomente 4.8(Ml + M2 )/1 = 4.8(- 2n + 52)17.5 =-139.0 .,
ER R ~ 259 kN
Einheiten; F [kNJ R ist ein resultierender Bezugswert für die Für die Durchbiegung folgt, wenn das
q [kN/m) Belastung in der Einheit kN
rR13 vorhandene Trägheitsmoment
M [kNmJ varh f= 062. 4
I [m) , varh I VO rh I = 56480 em
R [kN) zul f =1/200 : erf I=I.2~I:RI1 beträgt: 3 3
1 [cm 4J RI
062 vorh - 0 62 259·7.6
f [ern)
zul f =[/300 : erfl=l,86I:RI1 vorh f =. I -. 56480
zulf =1/500 : erfl =3,lOLR 12 Umkehrung der Aufgabenstellung: Es sei
R: rechter , L; linker Rand
1/500 einzuhalten, d.h.:
Einze lIasten F[k N) Gleichlasten q [kN/m)
zul f = 760/500 =1.52 em :
M[kNml
g=f a =aF ~=f ~=!
I a=aF ~=T ~=t a.=a.q ~=f a. =Cl.q ~=.!.
I a =aq ~=!
I a. =aq
er! I =3.1O·RI2 = 3.10.2597.60 2 = 46 375em
4
0.01 O.O~B 099 026 1.136 on 001 00002 026 015~9 051 05160 076 08671
0,02 0096 098 0,27 0.0010 0,27 0.1665 0,8775 Um das Ergebnis zu prüfen, wird die
1.170 0.73 0.02 0.52 0.5320 077
0,03 On2 0,97 0,28 1.20~ 0,72 0,03 0,0022 0.28 0.1783 0.53 0,5~79 0,78 0,8B76 Bild 28 v[cml exakte Biegel inie berechnet; Bild 28
OO~ 0192 0,96 0,29 1.236 0,71 o O~ 00038 0.29 0,1905 0.5~ 0,5638 079 08973 zeigt das Ergebnis: Die übereinstimmung ist vollständig.
005 0239 0,95 030 1.267 070 0.05 0.0060 030 02030 055 0.5796 OBO 09066
0,915~
Wie unter a) erwähnt, bietet Formel 22 eine noch einfachere Berechnungsmöglichkeit: Es
0,06 0,287 0.9~ 0.31 1.297 0,69 0.06 0.0086 0.31 0.2159 0,56 0.5953 0.81
007 om 0,93 0.32 1.326 0.611 0,07 0.0117 0,32 0,2290 0.57 0.6109 0,82 0,9239 wird zunächst das max Feldmoment ohne Einwirkung der Randmomente bestimmt; dieses be-
0,08 0,381 0.92 0,33 1,35~ 0,67 0,08 0.0152 0.33 0.2414 0.58 0,626~ 0,83 0.9320 trägt im vorliegenden Beispiel (unter der Einzellast F 3 ): 375kNm. Hierfür ergibt G.22:
0.09 0,427 0,91 0,3~ 1,380 0.66 0.09 0.0193 0,3~ 0,2561 0.59 0,6416 O.B~ 0.9396
010 om 0,90 035 1406 065 010 00238 035 02700 060 06570 085 omB 5 37500.7601
0,6~ 0,36 0,86 0,9556 ! = 48 . Z1 000.56480 =1.902em
011 0519 0.89 036 l,m 0.11 0,0288 O,28~2 0,61 0,6720
012 0,565 0,88 0.37 l,m 0,63 012 o.om 0.37 0,2986 0,62 0,6868 0,87 0.9599 Die Durchbiegung in Feldmitte für die Randmomente wird nach der Formel
013 0610 0,87 0,38 W3 0.62 013 o 0~01 038 03132 0.63 0,7014 0.88 0.9658
aH o.m 0.86 039 H92 061 OH OOLSt 0.39 03280 o6~ 07158 089 09712 f =.l. (MI + M2ll 2 (23)
015 0,698 0.85 O.~O 1.510 0.60 0.15 0.0532 O.~O 0.300 0.65 0,7300 0.90 0.9762 16 EI
016 0.742 0.8~ O.~ 1 1,527 0.59 016 0,060~ 0.~1 o358~ 066 0,7~39 0.91 09807
0,17 0,785 0.83 0.~2 1.5~2 0,58 0,17 0,0680 0.~2 0.3736 0.67 0,7576 0,92 O,98U bestimmt:
018
019
0827
0868
082
0.81
0~3
O~~
1555
1567
057
0.56
018
0,19
0.0761
o08~6
0.~3
O,U
0.3891
O,~0~7
0.68
0.69
0,7710
O,7BU
093
0.9~
09883
099H
f - -l (- 27 200 + 5200)· 760 2 =- 0.670em
- 16 21000·56480
020 0.909 080 o ~5 1.577 0,55 0.20 oom 0,1,5 om~ 070 0.7970 0.95 0.99LO
021 0.9~9 079 0.~6 1,585 o5~ 021 01027 0.~6 0.062 0,71 0.8095 0.96 0.9962
022 0.988 0,78 0.0 1.592 0.53 012 0,112~ op O,ml 0,72 0,8217 0,97 0,9978 Summe:
023 1026 0,77 O.~B 1.596 0,52 0,23 0.1225 O,~8 0.~680 0,73 0,8335 0.98 0.9990 Lf 1.902 - 0.670 = 1.Z32ern
on 1064 076 0,~9 1.599 0.51 O,2~ 0,1329 0.~9 0.~8~ 0 o.n o.ml 0,99 0,9998
0,25 1100 0.75 050 1600 o5U 0.25 0.108 U.50 0.5000 0,75 0.8563 1.00 10000
Bild 27
- 632 -
- 633 -
Tafeln 1
Die Abweichung vom exakten Wert beträgt 1%. - Mit den vorstehenden Anweisungen ist ge-
zeigt, wie auch die Felddurchbiegung von Durchlauf trägern in einfacher Weise ermittelt Träg erdurchbi egung
werden kann.
Berechnung von vorh fund erf I stählerner Ein- und Mehrfeldt_ra....::·g:-er_ _
~~n.!!..l~-'S!~:.....u~Dur~a~träger~~n~rschi.!:!l~h~~t~
Mit Hilfe der auf Tafel 13.1 zusammengestellten Formeln kann die max. Durchbiegung bzw. Ivorhf=a.~1 [cm] (1l lerfI=ßMII[cm4] (2)
(zwecks Einhaltung eines bestimmten Durchbiegungsverhältnisses) das erforderliche Träg-
In Abhängigkeit von System und Belastungsbild werden die Beiwerte a und ß der Tatel entnommen. ß ist abhängig vom
heitsmoment berechnet werden. Man beachte, daß die Zahlenrechnungen dimensionsgebunden geforderten Durchbiegungsverhältnis: f ~ 1/200, 1/300 bzw.1/500. .. .
durchzuführen sind!
Einheiten: M Bezugsmoment (max Feldmoment ) [kNm I (bei Durchlauftragern Im Endfeld )
.Q _!!.::T~h~n~':.!:..~r~b~~~~e~Rand~n~n~!:- I Stülzweite [m I .
Sind im Rahmen des Spannungsnachweises die Biegerandspannungen (unter Gebrauchslast) be- I Trägheitsmoment [cm 4) (Abkürzungen: vorh: vorhanden; erf: erforderlich)
kannt, lassen sich die Durchbiegungen nach der Formel Oie Durchbiegung kann auch mittels rvorh t =y.2..!2.1 berechnet werden. (1: Bie.gerandspannung in Feldmitte [kN/cm 2 )
h '1 h: Tragerhohe [cm]
f= y2..t
h (24) ß ~
bestimmen. Diese Formel ist dimensionsgebunden und gilt nur für Stahlträger. Es ist ein- Fall Belaslungsbild M a
I-ffiöo
11300
y Fall Belastungsbild 11200
M a
1/300
zusetzen: 1/500 1/500

~
0: Biegerandspannung in kN/cm 2 , 1: Stützweite in m , h: Trägerhöhe in cm. 9,92 7,32
Ittfftt lQl 4,96 14,88 0,0992 16 0,0703Ql 3,66 10,98 0,0732
f ergibt sich dann in cmJ Der Beiwert y ist last- und systemabhängig und kann ebenfalls Q=ql 8 24,80 I Il=ql - 18,30
aus Tafel 13.1 entnommen werden. - Die Formel kommt wie folgt zustande: Für den Einfeld- 9,52
träger unter Gleichlast gilt beispielsweise: 2 4,76 14,28 0,0952
2380
f=_5_~=_5_. 8maxM·[2 5·8·2 maxa [2 80 0 121002 012 01 2 (25) 10,70 tF ~03
384 EI 384 E·W·h/2= W4'-E-'-h- = 384'2iOöO-h- =O.0992-- ~ O.l-- 1 11 1 5,35 16,05 0,1070 18 .a.-...L.--'Ä"---~A. O,203Fl 3,52 10,54 0,0703
h h 12 26,75 1I2 1I2 17,57
Für Träger mit näherungsweise parabelförmigem Biegemomentenverlauf gilt für die Vorzahl
9,68 ,F ,F 5,69
in G.25: Einfeldträger: 0,10 4~q 2
9Vj'1l1 4,84 14,50 0,0968 19 .a.--L_':"-:o:-...I---
ä 0,156Fl 2,85 8,54 0,0569
Kragträger: 0,25 1 24 20 1/2 1/2- 14 22
Endfeld von Durchlauf trägern: 0,09 ~ (26)
5~ 5,00
10,00
15,00 0,1000 20 A,F,F:o: ,F 'FA 0,222 FI 3,17 ~:~~ 0,0634
Mittelfeld von Durchlauf trägern: 0,06 j ~ 2500 V3 1I3 llJ 1585
lJ.."J",J.4 Träger mit variabler Biegesteifigkeit (Bild 29)
Die Berechnung der Durchbiegung geht entweder von der Glei-
6 ~
1/5 1/5 1/5 1/5
4,72
9,43
14.13
23.55
0,0943 21 q-LIJ. f t f
tl~ll=nf
r: 0,079 Ql 4,03 1~:~~
2015
0,0806

~
chung der elastischen Linie _ ,FjF 10,14 9,44
7 5,07 15,21 0,1014 22 = q _. 0,098111 4,72 14,16 0,0944
" M{x) ~ 2535 2360
w = - El(x) (27)
tF
~ ~%
9,38
1Ft 4,69 14,07 0,0938 23 K .ä A Ä- 0,199 Fl 3,48 10,48 0,0696
oder von der Grundgleichung der Stabbiegetheorie aus: 1/8114 1/4 1/4 lIÖ 2 2345 1/2 1/2 1740

~ ~:1~ 0,0611
9,34 F
4,67 14,01 0,0934 24 tF t ,F __ 0168Fl 3,06
[El(x)w"]" = q(x) (28) 1/6 1/3 1/3 I/Ti" 2335 "'t%lIr" A ' 1527
Eine analytisch strenge Lösung ist auf Sonderfälle beschränkt
tF jF 10,92 FHFftiFFttFFt 7,21
10 A .I.......z.. 5,46 16,38 0,1092 25 .LC. A A. A - 0,239Fl 3,61 10,81 0,0721
[8-10]. - Die Aufbereitung von Rechenbehelfen ist wegen der 1/4 1/2 1I4 2730 1/31/317'l 1802
Parametervielfalt hinsichtlich Steifigkeitsverlauf und -verhältnisse schwierig. I.a. wird
man ein Computerprogramm einsetzen. Für Träger auf zwei Stützen liefert die Formel 11 .A 1I2
tF
1/2 h
3,97
7,94
11,91
1985
0,0794 26 :~;:=!ft tJ= 0,0417QI 2,98 JE 0,0595

max f = 1.1
5 M[2
488 (I~ maxI) (29) 3/4-l
l.F
16
3,65
7,30
11,00
18,20
0,0730 27 -..e1l q rrt
~Ä· 0,077111 4,33
8,65
~U~ 0,0865

anstelle von G.22 eine sehr zutreffende Abschätzung. Auch ist es möglich, einen Mittel-
2,98
5,96
8,94
,F
28 --X..l..-A---AO--:O:- O,171FI 3,05
6,10
9,15 0,0610
wert für 1 zu wählen und hiermit gemäß Abschnitt 13.3.2.3 weiter zu rechnen. 14,90 1/2 1/2 15,25
Von BLEICH [11] wurden Formeln für Träger mit variabler Biegesteifigkeit hergeleitet, 23,80 tF tF tF 3,96
14qrt""~ 10.1
21
11,90 35,70 0,2380 29 -~. 0,125 FI 1,98 5,94 0,0396
insbesondere für sogen. "Träger gleichen Widerstandes"; das sind Träger, bei denen der
Q=ql ~ 2 59,50 9,90
Querschnitt dem Verlauf des Biegemomentes vermöge Momentendeckung (weitgehend) genau
angepaßt ist. Eine solche Dimensionierung ist bei großen Stützweiten und hohen Belastun-
gen, insbesondere im Brückenbau , aus wi rtschaftl ichen Gründen übl ich (vgl. Abschnitt
15 t--: ===I I
FI 2) 15,87
31.70
47,60
79,30
0,3170
*FFHFFHFFttFFl
30 J.~ A' a. a. 0,111 Fl
1/31/3 m
2,65
5,30
7,95 0,
13,25
0530

13.3.1: Momentendeckung).
1) Randmomenl } in Formel (1) bzw. (2) einsetzen
Bild 30a zeigt einen Träger mit (näherungsweise) gleichbleibender Höhe; die Anpassung 2) Einspannmomenl
an den Momentenverlauf geschieht durch zusätzliche Gurtplatten oder Dickenabstufung der
- 634
- 635 -

h!" '-f- ,.".",


Gurte. Die Träger der Teilbilder bund c haben eine
0) Veränderliche Höhe mit konstanten Gurtflächen; viel-
Hierin bedeutet:
1m - 10 (38)
fach wird die Fläche der Gurte auch noch variiert. V=-I--
O
~ ~ =.
bl
Im folgenden werden für die Trägerformen a) und b/c)
Berechnungsformeln zusammengestellt.
Im: Trägheitsmoment in Trägermitte, 1 0 : Trägheitsmoment an den Trägerenden.
Wie in G.36 kann diese Formel auch dann angewendet werden, wenn der Momentenverlauf nicht
~E~eldträger gleic~~d~a~s~ konstan-
h
,
Om
~"""""' cl ter Höhe~~30a)
streng sondern nur näherungsweise parabelförmig ist, dann ist für M das max Feldmoment
einzusetzen. (Die Formel unterstellt, daß der Reziprokwert von I(x) einer quadratischen
Bi Id 30 Die Randspannung 0 =M/W ist gemäß Voraussetzung kon-
Pa rabel fol gt.)
stant; somit gilt:

-
13.4 Trägerstöße
w= J2 Ji = -h-
20 Fe rli gbelan platten 13.4.1 Al!..gemeines
r (30)
Trägerstöße sind aus zwei Gründen erforderlich:
Eingesetzt in G.27 folgt:
a) Die Profillängen und Blechabmessungen sind begrenzt;
b) Transport und Montage erlauben nur beschränkte Maße
W" = - ~~ l = konsl; 0 La. zu 10 ) (31 ) und Gewichte.
Am Beispiel des Dachträgers der Bahnhofshalle des Hbf
Die Integration für den Einfeldträger mit den Randbedingungen w=O für x=O und x=l ergibt: =
=
....,
Ln München läßt sich die Notwendigkeit von Trägerstößen
w= EOh X( I - X) (32) verdeutlichen (Bild 31): Die Länge der Dachbinder
(Zweifeldträger) beträgt 2x70=140m. Ober- und Unter-
Für x=1/2 findet man die max Durchbiegung zu: gurte wurden zu je 20m Länge in der Werkstatt gefer-
2 tigt und antransportiert. Vor München wurden sie auf
max I = ..2...L (33) 1----3BOO
4Eh 52rO einem Bauplatz zu 20m langen Trägersektionen zusammen-
Mit E=21 000kN/cm 2
und für St37 bzw. St52 folgt beispielsweise (zulo-Konzept): geschweißt und in den Bahnhof eingefahren (Gewicht:
Oachlräger des Hbl München
(Fe ld quer schn itt) 17 bis 25t). Die Sektionen untereinander wurden mittels
SI 37: zulo = 14 kN/cm 2 : 1= 167f.
. h hochfester Schrauben gleitfest verbunden (Montagestöße) .
(Iinem, linm. hinem) Bi Id 31
SI 52: zulo = 21 kN/em 2 : I = 2. 50 -t-2 (34) Die Stegbleche bestehen aus St37, Dicke t=6, 8 umd 10mm;
die Gurte bestehen aus St52. Als Verbindungsart der Längsstöße wurden Oberlappstöße mittels
Diese Formeln entsprechen G.24/26; letztere ergibt für die angegebenen Spannungen die Kehlnähten gewählt. Im Feldbereich wurden Fertigbetonplatten, Breite 1,658m, nach Montaqe
Vorzahlen 1,40 (statt 1,67) bzw. 2,10 (statt 2,50): Es ist plausibel, daß eine Träger- der Stahl träger, aufgelegt und die Nischen für die Verbunddübel vergossen; es handelt sich
optimierung mittels Momentendeckung eine größere elastische Durchbiegung zur Folge hat, somit um einen Stahlverbundquerschnitt.
als eine Dimensionierung mit EI=konst über die gesamte Trägerlänge. Man unterscheidet Werkstattstöße und Montagestöße.
~infe~äger.J12..e~e~d~tande~t~ände~~Höhe Werkstattstöße sind durch die beschränkten Längen der Walzerzeugnisse bedingt; Regellän-
Die Trägerhöhe beträgt an den Enden h O und nehme gegen die Mitte parabelförmig auf h zu; gen: 1- und [-Stahl 6-15m; L- und T-Stahl 6-12m; Breitflachstahl 4-12m, Breite 150mm bis
Bild 30c. Mit dem Parameter m
1250mm. Oberlängen sind gegen Aufpreis lieferbar, auch mit Vorkrümmungen. Die Stöße der
einzelnen Trägerteile (Flansche, Gurte, Steg) liegen bei geschweißten Vollwandträgern im
V hm- hO
~h
a- m
- (35 ) Falle von Werkstattstößen i .a. an unterschiedlichen Stellen.
Montagestöße (auch Baustellen-, Voll-, Gesamt- oder Universal stöße genannt) sind durch
findet man nach längerer Rechnung für die Mittendurchbiegung:
Verlade-, Transport-, Montage- und Gewichtsbeschränkungen bedingt. Beim Transport sind
2
max f =a2l10g a - .llog a+1 )~ = ß'~ (36) Lichtraumprofil und Kurvenkrümmungen auf Eisenbahnen und Straßen sowie die Tragkräfte der
(;J:T a a -1 4Ehm 4Ehm Hebezeuge und Transportmittel zu berücksichtigen.
Ober den Beiwert ß geht das Verhältnis der Trägerhöhen (gegenüber G.33) ein. Beispielswei-
se ergibt sich für hm/h O=2: ß=l, 107. Mit ß;l ,05+1,10 wird in baupraktischen Fällen der Ein-

tiE"h t-s{i t-f-f ~. 'f!


fluß einer veränderlichen Trägerhöhe gegenüber einem Träger mit konstanter Höhe in etwa
zutreffend erfaßt, vgl. G.29.
Aus den vorangegangenen Unterabschnitten a) und b) kann der Schluß gezogen werden, daß
Träger mit variabler Biegesteifigkeit wie solche mit konstanter Biegesteifigkeit (nach
Abschnitt 13.3.2.3) berechnet werden können, wenn die gemittelte Ersatzbiegesteifigkeit a) c) e) g)

t f1 e:3j rf-1 t fl
zu (1/1,lzO,9)·maxEI angesetzt wird.
c) Einfeldträger mit veränderlicher Biegesteifigkeit ohne Anpassung an den Momentenver-
lauf unter einer Gleichlast q---------------------------------
Die mittige Durchbiegung beträgt:
( 37) b) d) f) h)
Bild 32
- 636 - - 637 -
In der Werkstatt gefertigte Stöße werden i .a. geschweißt, auf der Baustelle gefertigte Zweckmäßig ist es in solchen Fällen (also z.B.
Stöße werden auch geschweißt, häufiger geschraubt. Beim schweißgerechten Werkstattstoß immer bei Montagevollstößen) , die Halsnähte beid-
werden die Einzelteile senkrecht zur Achse stumpf gestoßen. Durch einen Stumpfstoß er-
K'hl"'hll '-K'ht :T"hl"h! seitig der Stoßstelle jeweils über eine Länge

J~
zielt man einen weitgehend ungestörten "Kraftfluß"; das sollte stets angestrebt werden, von etwa 150 bis 250mm als K-Nähte auszuführen
insbesondere bei Konstruktionen für nicht vorwiegend ruhende Beanspruchung. Stumpfstöße
erfordern mindestens Stahlgütegruppe 2 (siehe Abschnitt 8.5.2).
Eine Stoßdeckung mit aufgeschweißten Stoßlaschen ist eine von der Nietbauweise übernomme-
i Spalt 2bis 4mm
i
LStumpfnaht in der
(Bild 33). Dazu wird die Berandung des Stegble-
ches mit flachen übergängen und einer K-Nahtfuge
Gurtplatte angefast. Erst nach Legen der Stumpfnaht im Gurt
ne falsche Bauweise: Der Spannungszustand ist insgesamt unklar, es treten hohe Schweiß- Bild 33 (einschließlich Abschleifen, Gegenschweißen und
eigenspannungen auf (Bild 32a). - Die Anordnung einer zwischenliegenden Stoßplatte mit Durchstrahlen) wird die Fuge zum Stegblech ge-
beidseitig profil umfahrender Kehlnaht (oder K- bzw. K-Stegnaht) ist ebenfalls nicht un- schlossen. Die mit dem Legen der Stumpfnaht in der Gurtplatte einhergehende Schrumpfung
problematisch: Bei Dopplungen oder Lamellartrennungen in der Platte besteht Aufreißge- verteilt sich bei diesem Vorgehen über eine größere Länge der Gurtplatte; die sich ein-
fahr senkrecht zur Walzrichtung (Teilbild b). - Die Ausführung von Schräg- oder Zick-Zack- stellenden Eigenspannungen fallen dadurch geringer aus.
Stumpfnähten im Steg gilt als veraltet (Teilbilder c und d). Derartige Nähte wurden ehe-

~
Die Anpassung der Gurte an die Momentenbeanspruchung kann entweder
mals gelegentlich ausgeführt; dabei ging man davon aus, daß durch eine schräge oder ver- durch eine variable Dicke oder eine veränder1 iche Anzahl der Gurt-
setzte Lage des Stoßes eine höhere Sicherheit zu erreichen sei. Diese Vorstellung ist platten geschehen. Im Regelfall werden die Gurtplatten mittels V-

~
irrig, denn wenn sich auf der Biegezugseite im Stumpfstoß ein Anriß (aus welchen Gründen Nähten gestoßen (Bild 34a). Ändert sich die Dicke zweier Gurtplat-
auch immer) ausbildet, ist die Sicherheit an dieser Stelle allein davon abhängig, ob der ten (oder Stegbleche), so dürfen Dickenunterschiede unter 10mm in
Grundwerkstoff (in der WEZ) fähig ist, den Riß aufzufangen oder nicht. Bei verminderter der Naht ausgeglichen werden, bei größeren Dickenunterschieden sind
E
Verformungszähigkeit kommt es zu einer Rißfortpflanzung (im ungünstigsten Falle zu einem E die vorstehenden Kanten mit einer Neigung 1:1 oder flacher zu bre-
Sprödbruch), ganz gleich, ob sich die anschließende Naht im Steg senkrecht oder schräg ~--'----,"",,~
chen, vgl. Bild 34b. Soll bei wechselnder Gurtplattendicke die
fortsetzt. - Die Ausführung eines durchgehenden Trägerstoßes gilt beim heutigen Stand der Außenkontur durchgehend erhalten bleiben, ist die Berandung des
Schweißtechnik als fertigungs- und beanspruchungsgerecht. Hinsichtlich der Ausführung sol- Stegbleches entsprechend zuzuschneiden. - Die Nähte von Stößen auf-
cher Stöße sind gleichwohl gewisse Auflagen zu beachten:
einander liegender Gurtplatten sind - wie oben erwähnt - nach Mög-
a) Stumpfstoß in Formstählen (Bild 32e): Vom Grundsatz her sollten auf Zug- und Biegezug lichkeit vor dem Zusammenbau je für sich zu verschweißen und in der
beanspruchte Stumpfstöße in Formstählen, wie 1- und C-Profilen, vermieden werden. Das gemeinsamen Ebene blecheben zu bearbeiten. Die Stoßstellen können
gilt auch für Stabstähle, wie T- und L-Profile. Wenn sie dennoch ausgeführt werden versetzt oder übereinander liegen. - Bei Montagestößen liegen die
müssen, sind die Nähte sorgfältig vorzubereiten. Die Schweißung im Herzbereich der Stumpfstöße bei mehreren übereinanderliegenden Gurtplatten zwangs-
Flansche ist schwierig; hier ergibt sich eine Anhäufung von Schweißwerkstoff, insbe- weise an derselben Stelle. Vor dem Verschweißen werden sie durch
sondere bei dicken Flanschen und C -Profilen. Es wurden auch schon Bohrungen in der Stirnfugennähte untereinander verbunden; zudem bedarf es besonderer
Hohlkehle zwischen Steg und Flansch vorgeschlagen, um ein Gegenschweißen des Flansches
Bild 34 Fugenvorbereitungen. Bild 35 zeigt Beispiele. Die Stirnfugennähte
zu ermögl ichen. Die hierdurch entstehende lokale Störung des Spannungszustandes ist

!:-'J!:~ CI~g""ht
ungünstig (insbesondere bei nicht vorwiegend ruhender Beanspruchung); außerdem ist die
Stelle schmutz- und korrosionsanfällig (Teilbild f). - Auf die DASt-Richtlinie D09
"Empfehlungen zur Wahl der Stahlgütegruppen für geschweißte Stahlbauten" wird hinge-
wiesen. Es sollte mindestens beruhigter, bei dicken Flanschen doppeltberuhigter Stahl
verwendet werden. Ggf. empfiehlt es sich, im Zugbereich die Stumpfnaht zu durchstrah- bl• • dl
len; das setzt eine Bohrung gemäß Teilbild f voraus. - Im Vergleich zum Grundmaterial müssen ausreichend dick ausgeführt sein (etwa a=5 bis 8mm), damit sie beim Legen der ei-
gelten für die Schweißnaht in jedem Falle geringere Tragspannungen; eine volle Aus- gentlichen Stumpfnähte nicht (bis zur Wurzel) wieder aufgeschmolzen werden; in diesem Fal-
nutzung des Profils an der Stoßstelle ist damit nicht möglich; die Stoßstelle sollte le würden die Gurtplatten aufklaffen. Gurtplattenstöße dieser Art erfordern große Sorgfalt
daher innerhalb niedrig beanspruchter Bereiche liegen (vgl. DIN 18800 T1, 11.90, (830)). und werden i.a. mit einer Maßnahme gemäß Bild 33 kombiniert.
b) Stumpfstoß in geschweißten Vollwandträgern (Bild 32g): Beim durchgehenden Stumpfstoß Am Ende zusätzlicher Gurt-

~ ~ ~ : " I-l j-i\-I -I i-i\-\I!" !lf- '-:~


ist zu beachten, daß sich durch die Kreuzung der Stumpfnaht mit den Halsnähten eine platten sind die Flanken-
Schweißnahthäufung ergibt. Ein gegenseitiger Versatz der Nähte, wie in Bild 32g darge- kehlnähte um die Stirn-
stellt, ist deshalb beim Werkstattstoß anzustreben, vielfach ergibt er sich ganz von seiten herumzuführen. Die
selbst. Die Gurtplatten sollten in der Werkstatt zuerst verschweißt und die Halsnähte stirnseitige Naht nennt man
zum Steg anschließend gelegt werden. Sofern entgegengesetzt gefertigt werden muß und Stirnflankennaht. Jede zu-
der Stumpfstoß des Zuggurtes in der Ebene des Stegstoßes liegt (Bild 32h) - oder auch
außerhalb davon -, ist es ggf. zweckmäßig, an dieser Stelle im Steg eine halbkreis-
--- - ----!-.o sätzliche Gurtplatte ist
mit einer gewissen Länge
förmige Ausnehmung vorzusehen, um die Stumpfnaht in der Gurtplatte über die ganze Brei- über den rechnerisch er-
te auskreuzen, gegenschweißen und fallweise durchstrahlen zu können. Diese Lösung ist forderlichen Endpunkt hin-
auch dann günstig, wenn die Stumpfnaht nur vom Steg her geschweißt werden kann und ein rechnerischer Endpunkt der aus zu verlängern. Diese
Schweißen "überkopf" vermieden werden soll. Es treten dabei dann aber dieselben Nach- a) zusätzlichen Gurtplatte zusätzliche Verlängerung
b)
teile hinsichtlich der Kerbwirkung auf, wie oben im Zusammenhang mit Bild 32f besprochen. wird gleich der halben
Bild 36
Gurtplattenbreite gewählt.
- 638 - 639 -
Bild 36 zeigt schweißgerechte Ausführungen in Abhängigkeit von der Gurtplattendicke. Die b) Unsymmetrischer Stufenstoß,
Flankenkehlnaht wird über die Länge b/2 auf 0,5·t aufgedickt, Neigung 1:1 oder flacher. ,JL. ,JL. ,JL. ,JL. ,..Jl....,,JL. linksseitig mittelbare, rechts-
Die Ecken der Gurtplatte werden gebrochen. Durch diese Vorbindung ist sichergestellt, daß _ ;eHig "",Ht,l"m ,"o"""'""g.

~--; :---~
die zusätzliche Gurtplatte im Abstand b/2 voll wirksam ist. ....: ~ -- -- - - - - -- Wie aus dem unteren Bildteil
Ergänzend sei erwähnt, daß bei Trägern unter nicht vorwiegend ruhender Beanspruchung, wie ___ _ _ __ _ hervorgeht, werden die Schrau-
im Kranbahn- und Brückenbau, wegen des von den querlaufenden Stirnkehlnähten ausgehenden - - --- -- - ",""häf" b,i "itt,lb""
scharfen Kerbeinflusses, strengere Auflagen gelten, vgl. DS804. - Steg-Längs stöße werden Stoßdeckung in sämtlichen Schnit-
i.a. als Stumpfstöße ausgebildet. Ob ein Oberlappstoß wirtschaftlicher ist, muß im Einzel- symmetrischer a) ten b~ansprucht, bei unmittel-
fall geprüft werden: Bei dieser Stoßform bedarf es bei Montagestößeni.a. einer Vorhef- Stufenstoß n' (m=2) n n n barer Stoßdeckung jewei 1s nur
tung mittels einer Heftschraubenreihe. Es sind zwei Kehlnähte erforderlich; jede ist für _ i" ,ioe" S,h,itt. W,,,, d"
die volle Schubkraft nachzuweisen. Die Oberlappbreite beträgt etwa 50 bis 100mm. Solche ~~ - -- - - - größeren Nachgiebigkeit im

w-------;--- --- - :--~


Nähte wurden und werden sowohl für den Längsstoß von Trägerstegen als für die Längsstöße
-2-------
-1.------ _ -
- -_
--
_ _
- '_
----
__ erstgenannten Falle wird die
von Kastenträgergurten ausgeführt. Für Konstruktionen mit nicht vorwiegend ruhender Bean- ",h""i"h "'oed,,l ich' Sob,,""
spruchung sind sie wegen der erhöhten Kerbwirkung weniger geeignet. Bei der Ausbildung . benzahl n auf n' erhöht:
der Steifen ist der Achs- bzw. Blechversatz zu berücksichtigen. Insgesamt ist der Ober- unsymmetrischer
Stufenstoß
b) n'=(1+0.3m)n (40)
lappstoß etwas korrosionsgefährdeter und schwieriger zu unterhalten, insbesondere dann,
wenn Heftschrauben erforderlich sind und in der Konstruktion verbleiben.
m ist die Anzahl der Zwischen-
13.4.3 Geschraubte~erstöße
Bild 38
lagen. In Bild 38b ist m=2. Ha-
Geschraubte Stöße kommen praktisch ausschließlich als Montagestöße zum Einsatz. (Die ehe- ben im betrachteten Stoß die
mals in der Nietbauweise entwickelten Ausführungs und Berechnungsgrundsätze können über- Gurtplatten unterschiedliche Oicke, sind Futterstücke erforderlich; sie gelten bei mehr
nommen werden; früher mußten auch Werkstattstöße genietet werden.) Oie einzelnen Teile als 6mm Dicke als ZWischenlage. In GVP-Verbindungen mit vorgespannten hochfesten Paß-
(Gurtplatten, Stegblech) sind nach Möglichkeit unmittelbar, je für sich und für die an- schrauben, bedarf es keiner Erhöhung der Schraubenzahl von n auf n'. Gurtplatten sind
teilige Kraft zu stoßen. Im Falle an den Enden mit mindestens zwei Schraubenreihen vorzubinden, davon kann die zweite mit
dem rechnerischen Ende der Gurtplatte zusammenfallen; vgl. DIN 18800 Tl, 11.90 (511).
AStoßlasche "Aprofil und IStoOlasche" Iprofil (39)

spricht man von einem Flächenstoß, wenn gleichzeitig die volle Querschnittstragfähigkeit Ein Stegblechstoß unterliegt i.a. mindestens
durch Verbindungsmittel abgedeckt wird. Ein solcher Flächenstoß war früher vorgeschrieben. I \ einer zweifachen Beanspruchung (Bild 39). Er-
Heute werden die Querschnittsteile und Verbindungsmittel der Stoßlaschen für die lokal f----- --+ stens ist das anteilige, auf das Stegblech ent-
wirksamen Schnittgrößen ausgelegt: Kraftstoß. Es ist dabei darauf zu achten, insbesondere
J
\ fallende Biegemoment abzusetzen:
bei Stößen im Bereich von Momenten- oder Querkraftnullpunkten, daß die Stoßdeckung für
eine ausreichende Steifigkeit und Tragfähigkeit ausgebildet wird. - Neben den nachstehend M~ (41 a)
I
behandelten Laschenstößen kommen, insbesondere für Walzträger, Kopfplattenstöße mit hoch- a) Biegungsmoment Zweitens ist die gesamte Querkraft zu übertragen.
festen Schrauben zum Einsatz; vgl. hierzu Abschnitt 14.
Ist Q die Querkraft an der Stoßstelle, entsteht
durch den Versatz der Anschlußmittel gegenüber
Zur Stoßdeckung dienen Stoßlaschen. Man der Fuge das Moment
unterscheidet unmittelbare (direkte) und
mittelbare (indirekte) Stoßdeckung, vgl. t ll.e (41 b)
Bild 37. Bei unmittelbarer Stoßdeckung e ist der Abstand zwischen der Stoßfuge und dem
liegt die Stoßlasche direkt über der Fuge, Schwerpunkt des Schraubenbildes; das anzuschlies-
diese Stoßdeckung ist grundsätzlich anzu- sende Moment beträgt damit:
streben. Bei mittelbarer Stoßdeckung befin- I I
• Irf t t M~+ll.
I -- • • +
den sich zwischen Stoßlasche und zu stoßen-
11
I MSteg -- I - e (42)
dem Gurtblech eine oder mehrere durchgehen-
de Zwischenlagen (Teilbild b). Wählt man rI .+U ~ + li t ;0 t 11
--i
I Sofern eine Normalkraft wirkt, ist deren Stegan-
teil als dritter Beitrag zu decken:
AStoßlasche=AGurtplatte' wird der Bedingung ++ j t t t 11
I
G.39 genügt, weil die Stoßlasche weiter außen liegt als die zu stoßende Gurtplatte. Die r N - NASteg
Steg - A (43 )
Anzahl der Schrauben wi rd bei b)O uer kraft I
- Flächendeckung auf die maximale Tragkraft der gestoßenen Gurtplatte und bei Bild 39 Zur Herleitung der G.41a und 43 und ihrer Erwei-
- Kraftdeckung auf die vorhandene maximale Kraft bezogen: S=o·A, 0 ist die Mittelspannung terung auf unsymmetrische Querschnitte vgl. Abschnitt 4.2.7 u. 4.4 (1. Beispiel).
in der Gurtplatte, A ist deren Fläche; vgl. das Beispiel in Abschnitt 13.4.3.3. Sind N, Q und M die auf den Schwerpunkt des Schraubenbildes bezogenen Anschlußgrößen (auf
Bild 38 zeigt sogenannte Stufenstöße, die bei Montagestößen mehrlagiger Gurtpakete auf- die Indizierung mit "Steg" wird im folgenden verzichtet), berechnen sich die Schrauben-
treten: a) Symmetrischer Stufenstoß, unmittelbare Stoßdeckung sämtlicher Fugen, kräfte zu:
Infolge Normalkraft: = NI n (44 )
Infolge Querkraft: = Il./n (45 )
- 640 - - 641 -
N

. er :-c- -c::::-
Ni wirkt in Längsrichtung und NiQ in Querrichtung des Stegbleches (vgl. Bild 39b). n ist ist hier die Schraubenanzahl einer

-~-"""'"1'""'''
Anzahl
die Anzahl der Schrauben je Stoßseite (in Bild 39 ist n=9). Mit vorstehenden Formeln wird der ~!!!!f Reihe! Für m=l läßt sich f als Summen-

'Tf,' IfT'fi .~ mTfifltiTI


Sctlrou ~ 1P
unterstellt, daß sich die Anschlußkräfte gleichförmig auf alle Schrauben verteilen. 'oder
on wert einer geometrischen Reihe darstel-
Um die Schraubenkräfte infolge M zu berechnen, wird die am weitesten vom Schwerpunkt des Hiele
l en ( h, = (n -1 )e ):
jJvtfJ"+'j4v--f4~
inder
längeren
Schraubenbildes entfernte Schraube eines der beiden Schraubenbilder links oder rechts von Reihe fi v l f 2;' ...
der Stoßfuge betrachtet. Sie wird am höchsten beansprucht, weil sie bei einer Drehung des 2 h,2
(als starr betrachteten) Stoßbleches die größte Ver-
2
3
4
1.00000
1,00000
0,90000
1,00000
0.80000
0.64286
0.50000
0.50000
0,45000
0.50000
0,44444
0,31500
O.JJJll
O.JJJll
0.10000
0,50000
0,40000
0,32143
0,25000
0.25000
0.22500
f1p = ThT=
5 0.80000 0.53333 0.40000 0.12000 0,26667 0,26667 0,20000
6 0.11429 0,45455 0,35714 0.21776 0.23810 0.22717 0,17857
j=l I
formung erleidet. Sie erhält die Nummer "1". Unter 7 0.64286 0.19560 0.32143 0.24490 0.21429 0.19180 0.16071
8 0.58JlJ 0.15000 0.29161 0,21875 0,19444 0,17500 0.14583
der Annahme, daß die Schraubenkräfte vom Schwerpunkt 9 0.53333 0,31373 0.26667 0.19753 0.17178 0.15686 0.13333
10 0.49091 0,28421 0.24545 0,18000 0.16364 0,14210 0,12273
des Schraubenbildes aus geradlinig verteilt sind, gilt 11 0,45455 0.25974 0.22727 0.16529 0,15152 0,12987 0.11364
für irgendeine Schraube i in bezug zur Schraube 1: 12
1l
0.42)08
0.39560
0,23915
0.22154
0,21154
0,19780
0,15218
0,14201
0,14103
0.13187
0.11957
0.11077
0,10577
0.09890

= JL ~
14 0,37143 0.20615 0.18572 0,13265 0.12181 0.10318 0.09286
1!t
N,M r, NjM = N,MIi.
r, (46)
15
16
17
0.35000
0,33088
0.3137 3
0.19110
0.18145
0,17112
0,17500
0.16544
0,15686
0.12444
0.11717
0.11073
0.11667
0.11029
0.10458
0,09655
0.0901)
0.08556
0.08750
0.08272
0.07843
6(n-1J
n (n + 1)
f mp--~
m (54)
18 0.29826 0.16190 0.14912 0,10494 0.09942 0,08095 0.07456
19 0,28421 0.15363 0.14210 0.09972 0.09474 0.07682 0.07105
Wird über alle Schraubenkräfte summiert, folgt für 20 0,27143 0,14615 0,13571 0.09500 0.09048 0,07308 0.06786 Für versetzt nebeneinander liegende
das Moment (vgl. Bild 40): 21
22
0,25974
0.24901
0,13937
0,13319
0,12987
0.12451
0.09070
0,08678
0,08658
0.08300
0.06969
0.06660
0,06494
0.06225 Schraubenreihen läßt sich ein entspre-
n M r· 2
2l 0.23913 0.12754 0,11957 0,08318 0,07971 0,06377 0.05978
n M N,M n 2 chender f-Wert ableiten: f mv ' (v~ver­
L n ~ N,M= M~2 (47)
24 0,23000 0,12234 0,11500 0,07986 0,07667 0,06111 0.05150
M = L Ni'f'j = L N, ._1
i=' j=,
-
r,
j=, r, _, r·1
.L
25
26
27
0,22154
0,21368
0,20635
0,11755
0,11312
0.10901
0.11071
0,10684
0,10318
0,07680
0,07396
0,07133
0,07385
0,07123
0.06878
0,05879
0,05656
0.05451
0.055l8
0.05142
0.05159
setzt). In der Tabelle des Bildes 42
Alle Schraubenkräfte stehen senkrecht auf de~ zugehö-
28 0,19951 0,10519 0.09975 0.06888 0.06650 0,06260 0.04988
Bild 40 29 0.19310 0.10161 0,09655 0.06659 0.06437 0.05082 0.04828 sind die f mp - und fmv-Werte tabelliert.
30 0,18110 0.09810 0.09155 0.06444 0.062l1 0.04915 0.04677
rigen Radiusvektoren. i ist die Laufvariable und n Damit kann die maximale Randschrauben-
11 0,18145 0.09519 0,09073 0,06243 0.06048 0.04760 0.04516
die Anzahl der Schrauben. Die Kraft N M wird in ihre 12
II
0,17614
0.17112
0.09226
0.08951
0,08807
0,08556
0,06055
0,05877
0.05871
0,0570l,
0,04613 0.04401 kraft infolge Biegemomentenbeanspruchung
1 14 0,16639 0.08692 0.08119 0.05709 0,05546
0,04475
0,04l46
0.04278
horizontale und vertikale Komponente zerlegt: 0.04160
15 0,16190 0,08441 0.08075 0,05551 0.05397 0,04224 0.04048 berechnet werden:
16 0,15166 0,08216 0,07883 0,05401 0.05255 0.04106 0.01941
17 0.15363 0,07997 0,07682
.-JJ-
M N M N,M.~ = M Xl
'p (48)
18 0,14980 0.07789 0,07490
0,05259
0.05125
0,05121
0.04991
0.01998
0.01895
0.01841
0,03745 N,M = Mf (55)
f r2 1V = r, 19
40
0,14615
0.14268
0,07592
0.07405
0.m08
0,07134
0,04997
0,04875
0,04872
0.04756
0,03796
0.03701
0,03654
0.03567 li1
i=' 1 i=l 1 41 0,13937 0.07227 0,06969 0,04759 0.04646 0,03614 0.01484 Gemäß Definition hat N1M die Richtung
(Der Nenner in diesen Formeln wird gelegentl ich auch mit I p= ~ q2 abgekürzt.) Die maß ge- 42
41
0.13621
0,13319
0,07057
0.06895
0.06811
0,06660
0.04649
0,04543
0,04540
0,04440
0,01528
0,03447
0.01405
0.013l0 der Trägerachse. Anstelle G.49 gilt dem-
44 0.13030 0,06740 0.06515 0,04442 0,04341 0.03370 0.03258
bende größte Schraubenkraft erhält man unter Berücksichtigung der Komponentenrichtungen 45 0.12754 0.06592 0.06177 0.04146 0.04251 0.01296 0.01108
nach:
46 0.12488 0.06450 0,06244 0.04251 0,04163 0,03225 0,01122
mittels vektorieller Addition: 47 0,12234 0.06314 0,06117 0,04105 0,04078 0,03157 0.03059
48 0,11990 0,06184 0,05995 0.04080 0,03997 0,03092 0,02997
49 0,11755 0.06069 0,05878 0.01998 0.01918 0.03010 0.02939
50 0.11510 006939 0.05765 001920 0.D3841 0.02970 0.02882
(49 )
Bild 42 Die Stoßlaschen werden für die anteili-
Die Beanspruchung der Schrauben ist im Regelfall zweischnittig. gen Schnittgrößen -unter Berücksichti-
gung der Lochschwächungen- nachgewiesen; sie sollten grundsätzlich die gesamte Stegblech-
Für hohe schmale Schraubenbilder läßt
höhe erfassen.
y sich unter Vernachlässigung der vertika-
... len Komponenten NiVM und bei gleichen ~.3 Beisp~eschraubter Vol12.1QLeines Hochbauträg~
2 Lochabständen e und gleichen Schrauben- Ein Walzprofil HE450B (IPB450) aus St37 ist für folgende Schnittgrößen unte r YF -ljI- fa c her
durchmessern d eine vereinfachte Rechen- Einwirkung zu stoßen:
M=400kNm, 1J.=-200kN, N=1350kN (Zug)
... anweisung herleiten. Ausgehend von
X '7 , G.47 ergibt sich für eine Schraubenreihe:
-..f:'"
r:::: r::::

HE 450 B. A= 218cml ; I =79890 cm 4


M=
3
n- 1 ASteg= 1.4 ( 45.0 - 22.6) =1,4 ·39.8 =55,72 cm 2, ISteg =1,4039.8 /12 7355cm 4
... AFlansch = 218 - 55.72 =J§b28 cm 2
n
12m 0350·15-610lg
Bild 41 (vgl. Bild 41), worin h i der gegenseitige
Abstand zugeordneter Schraubenreihen i
ist, folgt:
r lt- d
I
0110·20 -650 19
2c350'12-3601
I I
M = N,M L hj 2 (52 ) lBI12 )
2h, I ._-_.
1
Ist m die Zahl der parallel nebeneinander liegenden Schraubenreihen, gilt:
I
I I
(p=parallel) (53)

a) Ansicht b) Schnitt Bild 43


- 642 - - 643 -
Bild 43 zeigt den Entwurf der Stoßaus- ~Sto~ Trägerf1~sche. Im oberen bzw. unteren Trägerflansch treten folgende Kräfte
bildung; in Bild 44 ist der Stegblech- auf: Infolge N:
stoß vermaßt. Gegenüber der Stoßfuge NN = 1004,9/2 = 502,5kN
beträgt der Abstand des Schwerpunktes Infolge M: NM=±363,2/(0,450 - 0,026) =±856,6 kN
des Schraubenbildes: Summe: N= 502,5 +856,6 = 1359,1 kN
e=50 + 8012 =90mm (D,09m) Als alternative Berechnungsform für NM kann von der Biegespannung des Gesamtquerschnit-
-~- Vgl. hierzu auch Bild 39. Ausgehend tes ausgegangen werden. In der Schwerachse des Flansches beträgt diese Spannung;
von den Formeln G.41 bis 45 werden die
50 75 75 75 100 75 75
von der Stegverlaschung aufzunehmenden 0Flanschmitte =± ~~~~~ (22,5-1.3)= ±1O,62kN/cm
2
~
50 6·1o"0~--- 650 ---~ Schnittgrößen berechnet. Die auf die NM=± 10,62(162,28/2) = ±861,7kN(statt 856,6kN); N=1364,2~
; - - - - - - - 610 ----->4
Flansche entfallenden anteiligen Größen NN wird im Verhältnis der Querschnittsflächen auf die äußere und innere Verlaschung auf-
ergeben sich als Differenz zu den Ge-
cl Aufsicht geteilt, NM wird im Verhältnis der statischen Momente verteilt (siehe Bild 43b und Bild 45).
Bild 43 samtschnittgrößen:
Außenlasche CJ350·15: A=1,5.35=52,5cm 2 ; 5=52,5·23,25 = 1221cm 3
Innenlasche 2 CJ110'20: A=2.2,0·11 = 44,Ocm 2 : S=44,0'18,90=832cm 3
L __
= I -r

~li ~++-1L-i+
I Ir)
t----!---4----4- I Auf teilung von NN und NM: LA =52,5+44,0 = 96,5cm 2 ; LS =1221 + 832 =2053cm 3
131.2

~.
Außenlasche : N= 502,5 ·52,5/96,5 + 861,7 ·122112053 = 273,4 + 512,5 = 785,9 kN
-- - ... - ..JL_
d
- =
~ "'"'.
64,0 Innenlasche: N=502,5·44,0/96,5 +861,7,832/2053= Z29,1 + 349,2= 578,3 kN

= ~ ~I
I ~ I
Gewählt: Paßschruaben M24-5.6:
,I Nachweis der Außenlasche: 10 Schrauben M24
Ir)
-+
50
~
5050
60
50
b) 90
lL 50 dl
Va = 785,9/10 = 78,6 kN < 133,9 kN; A-/::,A ,,1,535 - 2-1.5 2,5 = 45,0 cm 2: 0=

Nachweis der Innenlaschen: 8 Schrauben M24


7~5~09 " 17,5 kN/cm 2< 21.8 kN/cm 2

Bild 44 360 -----


Va" 578,3/8 = 72,3kN < 133,9 kN; A-/::,Ä= 2(2,0·11,0 -2,02,5)" 34,Ocm 2 : 0" 5;~:~" 17,OkN/cm 2
In der Außenfaser beträgt die Spannung:
MSteg =400'7355/79890 + 200,0,09 = 36,8+18,0 = 54,8kNm: MFlansch=400 - 36,8 = 363,2 kNm
°
= 17,5·24,0123,25 = 18,1 kN/cm 2
USteg =200 kN; NSteg =135055,721218 = 345.1 kN: NFlansch = 1350 - 345,1 = 1004,9 kN Lochleibungskraft im Flansch (Flanschdicke: 26mrn):
VI = 78,6 + 72,3 " 150,9 kN
~S~bl echstoß;~ Nach~~ der Verschraubu~.2_(~44c):

N1N= 345,1/8 =43,lkN: N,o=200/8 = 25,OkN el = 50mm: a[= 1,10i~ -0,30" 1,90 ~ Vl,R,d" 1,90,2,6·54,6" 269.7kN; e ~ 75 mm a" 1,081.5.
25' - 0 77 = 2,'t'7
M 13,1 M 125 0 M 40 Lochleibungsnachweis in den Laschen nicht maßgebend:
N1 = 5480· 2 2 =84,4kN; N1H =84,4 = 8 ,4 kN: NlV =84,4 131.2 =25,7 kN
4(13,1 + 6,4) - - 1312
, -- e2/dL = 40125 = 1.6 > 1,2 > 1,5
Nl = V( 43,1 +80,4)2 + (25,0 + 25,7)2 '
= 133,5 kN ~Alternativer Nachweis der StegverlaschunL Vom ge-
123,5 50,7 samten Laschenquerschnitt werden Querschnittsfläche und
Gewählt: Paßschrauben M24-5.6. Nachweis auf Abscheren und Lochleibungsbruch im Stegblech Trägheitsmoment berechnet (siehe Bild 45):
(Stegdicke 14mrn), d L=25mm, vgl. Abschnitt 9.3.5.2 und Tafel

Ugt
Ohne Zwischenrechnung:
': ~\ 1235 9.2 :

L;;~ ~~o,
Vn=133,512 = 66,7kN < Va,R,d = 133,9kN A-/::'A = 218 cm 2 ; 1- t::,l = 79341cm 4
I Die Abstände e 1 , e 2 , e 3 und e sind größer als die Mindestwerte.
N" 1350 kN, M=400 + 200,0,05 = 400 + 10" 410 kNm
Für die Bestimmung von a l wird e 1 zu 50mm und e zu 80mm ange-
setzt, real sind sie etwas größer. Maßgebend ist: Spannungsnachweis (Außenfaser) :
al =1,10i~ - 0,30 = 2,20 -0,30=1,90 ~ VI = 133,5kN < Vl,R,d = 1,90·1,4-54,6 = 145,2 kN
+ 1350 ± 41000 (225+15)=
0"
~achwei~Stoßlaschen; ~12~1~d~ Bild 45 218 79341 ' ,
A-/::'A = 2(1,2 ·35 - 4·1,2·2,5) = 2( 42,0-12,0)=60cm 2 = + 6,19 ± 12,40 = + 18,6 kN/cm 2 < 21.8 kN/cm2
I-/::'1 = 2(1,235 3/12 -H2·2,5·5,02 -2'1,2,2,5.12,5 2)= 2(4288-150-938) = 2·3200 = 6400cm 4 Weist man den Grundquerschnitt nach, findet man maxO =21 ,1kN/cm 2 <21 ,8kN/cm 2 •
13.5 Geschraubte (genietete) Vollwandträg~
W= 6400/17,5 = 365,7cm 3
Vollwandträger mit durchgehend angeschraubten Gurten kommen praktisch nicht vor. In der
Moment in der Lochbruchl inie:
ehemaligen Nietbauweise war diese Trägerform die Standardausführung: Bild 46 gibt Hinwei-
M=36,8 + 200'0,05 = 36,8 + 10,0 = 46,8 kNm
se zur Benennung der Einzelteile und zur konstruktiven Ausführung derartiger Nietträger.
Spannungsnachweis (Tragsicherheitsnachweis):
Die Klemmlänge s begrenzt die Anzahl der Gurtplatten; max s ca. 4,5d (vgl. Abschnitt
345,1 ± 3'65.7
0-- ~ 4680 -_ +5,75 -+ 1,
2 80 -- +,
18 55 kN/ cm2, 't -- 60
200 -,
- 3 30 kNcm
/ 2
9.3.1). s ist einschließlich der Gurtwinkelschenkeldicken und eventuell erforderlicher

0v = Y18,55 2 + 3-3.30 2' = 19,4 kN/cm2 < ~,i = 21,8 kN/cm 2


Stoßlaschen zu messen. Als Richtwert für die maximale Anzahl der Gurtplatten gilt: Im Be-
reich positiver Feldrnomente: 3, im Bereich negativer Stützmomente: 4. Die Schenkeldicke
- 644 - - 645 -
der Gurtwinkel Hierin ist Q die Querkraft im betrachteten Trägerschnitt, S ist das Statische Moment des
Kopfniet 2. Gurtpla tte

i$~e
/ 1. sollte nicht un- anzuschließenden Gurtteiles (schraffierte Flächen in Bild 48) und I das Trägheitsmoment
Obergurt ter 8mm 1iegen, des Gesamtquerschnittes ohne Lochabzug. Pro Niet (Schraube) beträgt die Schubkraft (in
Holsniet
Gurtwinkel .11... normal sind 10 einreihigen Halsnieten, Bild 48a):
oder 12mm. Faust-
.5mm_
formel für die Na = Te Q·S
-j-e ~ ZU I N (58)
Stegblech
e: siehe links Gurtwinkelbreite:
hSteg /40+60 mm. Der erforderliche gegenseitige Abstand folgt hieraus zu:

{
~ 1.5 d ~ 3d
e ~3d Das Gurtwinkel-
f ~ 6d erf e = zulN·j (59)
~ 6t { profil sollte Q·S
s12t
nicht kleiner Da Q variabel ist, wird e abschnittsweise abgestuft gewählt. - Die Kopfniete werden ana-
e§~~~~Untergurl al bl cl als L 80'80'8 bzw. log berechnet. Da deren anzuschließendes Statisches Moment kleiner als für die Halsniete
Bild 46 L 80'120'8 sein, ist, ergibt sich erf e größer als bei den Halsnieten, sofern derselbe Nietdurchmesser ge-
um die Nietung wählt wird, was üblich ist. Fallen in den Einflußbereich einer konzentrierten Kraft m
bewerkstell igen Niete, tritt pro Halsniet die quergerichtete Kraft
zu können. Gleichschenklige Gurtwinkel sind ungleichschenkligen vorzuziehen. Bei Verwen-
dung von ungleichschenkl igen Winkeln hat dieir-Anordnung den Vorteil eines größeren (60)
Trägheitsmomentes. Die lr-Anordnung ist dennoch üblicher, weil dadurch eine engere Niet-
auf, die mit N zu überlagern ist:
teilung zum Anschluß dicker Gurtplattenpakete möglich ist (Bild 46c). - Gurtplattendicke Q
und Schenkelbreite stimmen i.a. näherungsweise überein. Die Gurtplatten (auch Lamellen ge- (61 )
nannt) werden aus Breitflachstählen hergestellt, die Stege aus Blechen. Da das Blech wegen
der Schnittungenauigkeit meist nicht geradlinig berandet ist, wird Die Länge der Gurtplatten wird mittels Momentendeckung bestimmt, vgl. Abschnitt 13.3.1.
zweckmäßig ein Untermaß von 2-3mm vorgesehen, damit die erste Gurt- Die Gurtwinkel werden mittels eingepaßter Winkel gestoßen, zweckmäßig mittels eines gleich-
platte unbehindert auf die Gurtwinkel aufgelegt werden kann (Bild flächigen Winkelprofils mit geringerer Schenkel brei te und größerer Schenkel dicke als das
47a). Bei Eintragung von konzentrierten Lasten (z.B. bei Kranbahn- Grundprofil . Bezüglich Stoß der Gurt- und Stegbleche vgl. Abschnitt 13.4.3. Ein Stegblech-
trägern) wird das Stegblech zunächst mit einem geringen überstand stoß gemäß Bild 4ga ist unzureichend und führt zu einer überbeanspruchung der Gurtwinkel ,
gegenüber den Gurtwinkeln gefertigt und anschließend planeben abge- die Teilbilder b unc c richtige Lösungen.
arbeitet, damit die Kräfte direkt über Kontakt auf das Stegblech ---, ,
übergehen und die Niete nicht zusätzlich beansprucht werden (Bild I _:..I ,L
47b). Um die Schubkräfte in das Stegblech absetzen zu können, kann I , I
es wegen der hohen Lochleibungsbeanspruchung erforderlich sein,
I f
! I I I
Beibleche anzuordnen (Bild 47c). i
I I I
~~~~~~~~~~ Genietete Vollwandträger haben gegenüber geschweißten folgende Nach- I i I'
i i
j; teile: a) Es sind Gurtwinkel erforderlich, der Schwerpunkt der Gur- I I
te liegt weiter innen, b) die Anpassungsfähigkeit ist geringer (z.B.
-J I
bei Krümmungen oder Schiefwinkeligkeit), c) die Nietlochabzüge sind
Bild 49 cl
Beiblech beträchtlich, d) es sind mehr Einzelteile erforderlich, die Korro-
sionsanfälligkeit ist größer, e) der Fertigungsaufwand ist höher, ~nderfra~

die Unterhaltung ist schwieriger. Geschweißte Träger sind i.M. etwa 13.6.1 Steifenlose Walzträ9lU:,
Bild 47 cl Walzträger haben vergleichsweise dicke Stege. (Das galt in
15 bis 30% leichter und kostenmäßig etwa 5 bis 25% billiger. Es sind
allerdings höherwertigere Stahlgüten einzusetzen. Die Fugenbereiche besonderem Maße für die ehemalige Normalprofil-I-Reihe.)
der aufeinander liegenden Bleche und Winkel sind Ansatzpunkte für Korrosion. Die in Bild Wie umfangreiche Versuchsreihen gezeigt haben, vermögen
46b/c angegebenen Maße e dienen insbesondere dazu, das Auftreten klaffender Fugen beim Walzträger konzentrierte Lasten, auch über End- und Zwischen-

f"'
Nieten zu vermeiden; derartige Fugen lassen sich auf Dauer nur schwer abdichten. lagern, ohne besondere Steifen (oder Rippen) sicher aufzu-
über die Kopf- und nehmen. Bild 50a zeigt die herkömmliche Konstruktionsform
maßgebend für Halsniete Halsniete werden die und Teilbild b die steifenlose Ausführung. Mit dem Wegfall
'.p,.i.t. a) b) der Steifen sind erhebliche Minderungen der Herstellungs-

~
Längsschubkräfte zwi-
schen den Gurtplatten Bi ld 50 kosten verbunden. Wegen weiterer Einzelheiten vgl. Ab-
und Gurtwinkeln über- schnitt 14.4 u. DIN 18800 Tl, 11.90 (744).
13.6.2 Tr~ger mit dünnen St~g&fl-
r 11 1 . I i tragen. Bezogen auf die
Längeneinheit beträgt Aus dem Bestreben heraus, die Material- und Fertigungskosten zu senken, wurden für die

~a} die Schubkraft T: Zwecke des Stahl hochbaues geschweißte Vollwandträger mit (sehr) dünnen Stegen entwickelt.
Bild 48 b) T_ as Die Gurte sind vergleichsweise kräftig ausgebildet. Dadurch erhält diese Trägerform den
- -j- [kN/cmJ ( 5 7) Charakter eines Zweipunktquerschnittes, vgl. Bild 51a. Bei der Abtragung der Lasten geht
'm ,, t
Beulung
t/~/'
'--::.:::i".:-=, ,
l
- 646 -

t t t t
man von zwei unterschiedl ichen Model1-
vorstellun~en aus (über den Lagern
werden ln Jedem Falle Steifen ange-
b) ordnet):
- 647 -
Stegfläche anzusetzen. Im eingeengten Querschnitt kommt es zudem zu lokalen Normalspan-
nungserhöhungen infolge der Kerbwirkung. Bei vorwiegend ruhender Beanspruchung haben die
Spannungserhöhungen aus der Kerb- und Umlenkwirkung keine nennenswerte Bedeutung, g1eich-
wohl ist ein Einfluß auf die Beultragfähigkeit des geschwächten Stegbleches nicht auszu-
- Trager ohne Quersteifen im Fel dbe- schließen. - Sofern bei Trägern unter nicht vorwiegend ruhender Belastung derartige Steg-
reich (Bild 51b). Die Tragwirkung öffnungen unvermeidlich sind, sollten nur gerundete Ecken ausgeführt und beim Ermüdungs·
des Stegbleches entspricht im aus- nachweis auf elasto-statischer Grundlage die Spannungserhöhung durch einen Kerbfaktor er-
gebeulten Zustand einer Unterspan- faßt werden. - Beim Formänderungsnachweis ist ggf. der erhöhte S~hubgleitungseinfluß
--- cl nung, wobei diese Unterspannung durch einen Zuschlag zum Querkraftverformungsbeitrag zu erfassen. -

'll
aus dem Unterzug und dem im Biege-

,'-,f$-iv
Bild 51 zugbereich liegenden Stegblech be-

~;;~~
steht. Im Biegedruckbereich bildet M . a M I '

~t~
Q

"',,- ·.i
sich eine langgestreckte Beule aus. Bild
5Za zeigt die zugehörige Trägerform: Zur I I
Y~
"Verankerung" der Unterspannung sind zwei
AUflagersteifen angeordnet. Im Feldbereich o ' 0 ,I I I
wird die Beulung im Biegedruckbereich Bild 54 a) F bl cl
durch Ansatz einer "wirksamen" Breite er-
Bild 54a zeigt, wie beim elasto-statischen Nachweis die Spannungen im Nettoquerschnitt
faßt (vgl. Abschnitt 7.8.4.3) [17-19]. zu berechnen sind. Die plasto-statische Tragfähigkeit folgt aus den in Teilbild b darge-
Auflager - Feldbereich al - Träger mit Quersteifen im Feldbereich
bereich stellten Spannungsblöcken. Wegen weiterer Einzelheiten vgl. Abschnitt 13.6.6. - Es ist
(Bild 51c). Gegenüber der zuvor erläuter- zu prüfen, ob die Biegedruckzone ausreichend beulsteif ist; im Zweifelsfalle ist eine
ten Trägerform ist die Tragfähigkeit be-
Längssteife einzuziehen (Bild 54c). - Bei Vorhandensein sehr großer Löcher kann der Nach-
deutend höher. Anstelle eines Beulnach-
weis nicht mehr nach der technischen Biegelehre geführt werden, allenfalls in schubkraft-
weises nach der elasto-statischen Beul-
freien (oder nahezu schubkraftfreien) Bereichen (Bild 54d). In allen anderen Fällen ist
theorie wird beim Tragfähigkeitsnachweis zu bedenken, daß sich der erhöhten lokalen Beanspruchung im geschwächten Querschnitt eine
von der Vorstellung diagonal orientier-
globale Zusatzbeanspruchung überlagert, insbesondere bei rechteckigen Ausschnitten
ter Zugfelder ausgegangen; die Tragsicher- (Bild 53, rechterseits und Bild 55b). Die Querkraft kann über den Ausschnitt hinweg nur
I b) heit wird auf diesen ausgebeulten über-
durch Aktivierung einer Rahmenwirkung (VIERENDEEL-Tragwirkung) abgesetzt werden; Bild 55c
Bild 52 kritischen Tragzustand bezogen. Die Trag- zeigt, wie sich im Grenzzustand beidseitig des Loches in den Gur-
wirkung entspricht einem Fachwerk mit fallenden Streben; die Quersteifen bilden die I I I
ten Fließgelenke ausbilden. Ggf. ist es zweckmäßig und zur Gewähr-

~3:lE+
Druckpfosten (Bild 51c). In Bild 5Zb ist die Lage der Zugfelder in schematischer Form
leistung der lokalen Beulsicherheit notwendig, vertikale Steifen
dargestellt, diese sind z.T. an den Gurten, z.T. an den Pfosten "verankert", womit,
beidseitig der Ausnehmung anzuordnen. Mit dem so gebildeten Modell
insbesondere im Gurt, eine Zusatzbeanspruchung verbunden ist. Dieses Tragmodell ist
ist ein zuverlässiger Nachweis möglich, vgl. Abschnitt 13.6.6.
durch Versuche gut bestätigt [ZO-zzJ,vgl. DASt-Ri015 (08.90): Träger mit schlanken Stegen.
Gewisse Probleme bereitet bei der Dimensionierung die Definition und formelmäßige, alle I I all
13.6.4 Wabenträg~
I Durch einen Zick-Zack-Schnitt der Walzträgerstege, ein seitliches
Umstände berücksichtigende Beschreibung des Grenzzustandes und der Ansatz der Sicherheits-
zahl . Im Gebrauchszustand sollte der Träger frei von Stegbeulen sein. Bei der gängigen Versetzen um die halbe Schnitteinheit und erneutes Verschweißen
Auslegung der Träger mit einem Beulnachweis auf der Grundlage der elasto-statischen Beul
theorie, wird das überkritische Tragvermögen über die beanspruchungsabhängige Sicherheits-
+-.- --t
I
lassen sich sogen. Wabenträger herstellen (Bild 6). Die Träger-
höhe verhält sich zur Höhe des Grundpro-

e-.B- EBI
zahl eingefangen. I ! I I fils wie 1,3 bis 1,5, die Restgurthöhe
i../LJ\..j
fiP========================::;. 13.6.3 Trä.ger mit St~gdurchbrüchen I
bl ~
zur Trägerhöhe wie 0,15 bis 0,30. So ge-
I I
G~SChOß- l-
fertigte Träger haben eine wesentlich er-
++...,r'\I--+-__ Im und. Industriebau bedarf a) höhte Steifigkeit und Tragfähigkeit im
, '-.I ' . es vlelfach klelnerer oder größerer I-
. Stegdurchbrüche, um Installationen . I I I I Vergleich zum Grundprofil • Die Erhöhungen
+-- +-
M
betragen ca. lZ0 bis 150% und sind u.a.
"=!=r=======================~1
~Is:'"
d er verschiedensten Art, wie Klima- + vom Typ des Grundprofils abhängig (IPE,HE).
Bild 53 kanäle, Rohrleitungen u.a. quer zur
Trägerlage durch die Träger hin-
I
I
- I
b)
Durch Einschweißen von Flachblechen ist
eine weitere Erhöhung der Steifigkeit und
durchführen zu können (Bild 53). Hierbei stellt sich die Frage, bis zu welcher Größe derarti. Bild 55 Bild 56
ge Durchbrüche unverstärkt vorgenommen werden können und falls Verstärkungen eingezogen Tragfähigkeit mögl ich (Bild 56). - Der
werden, wie sie nachzuweisen sind. Die hiermit zusammenhängenden Fragen lassen sich all- Wabenträger ist indes nur bei großer Schlankheit mit dominierender Biegebeanspruchung,
gemein nicht beantworten, sondern nur in Verbindung mit der Lage der Durchbrücne inner- großer Stückzahl und weitgehender mechanischer Fertigung wirtschaftlich. Für gedrungene
halb des Trägers und der hier wirksamen Querkraftbeanspruchung. Da die Querkraft über Träger mit hoher Querkraftbeanspruchung ist der Wabenträger ungeeignet, weil infolge der
den Steg abgesetzt wird, ist beim Schubspannungsnachweis in jedem Falle die reduzierte Stegschwächungen hohe Zusatzbeanspruchungen in den Gurten auftreten. Das Einschweißen
von Stegverstärkungen oder das Ausfüllen der öffnungen durch Paßbleche in Bereichen
- 648 - - 649 -
hoher Querkräfte ist zwar möglich, doch geht die Wirt- und Biegespannungsanteil :
schaftlichkeit dieser Trägerform dadurch wieder verloren. ( 63)
Ein Nachweis der Wabenträger nach der technischen Biege- Die plasto-statische Grenztragfähigkeit wird im wesentlichen von zwei Versagensformen
theorie im Sinne von O=M/W für den Gesamtquerschnitt ist bestimmt:
nicht möglich, die Tragfähigkeit wird mittels plasta- a) Im Anschnitt der Gurte an die Knoten bilden sich Fließgelenke; es entsteht ein loka-
statischer Modelle nachgewiesen, vgl. Abschnitt 13.6.6. ler Mechanismus in Form eines Gelenkvierecks,
b) in einem Pfosten tritt ein Schubbruch ein; diese Versagensform ist nur bei realen Rah-
13.6.5 Rahmenträger (Bild 57)
men- und bei Wabenträgern (nicht bei Vollwandträgern mit Steg?usnehmung) möglich.
In Sonderfällen werden (neben Vollwand- und Fachwerk
a) Bild 59 zeigt die Gelenkkette zu a). Bei der Berechnung der Trag-
I
trägern) auch Rahmenträger (VIERENDEEL-Träger) ausge- 6
kraft nach der Fließgelenktheorie muß die M-N-Q-Interaktion in
führt; vor Jahrzehnten auch für Brücken, im modernen
" den Fließgelenken berücksichtigt werden.
Stahlbau nur dann, wenn bestimmte funktionale oder archi- Mp1 6 Der Querschnitt im Fließgelenk hat in vielen Fällen eine T-Form
tektonische Forderungen ZU erfüllen sind, z.B. bei über-
(Teilbild 60a). Bei der Bestimmung der plastischen Tragfähigkeit
dachten Fußgängerbrücken oder ähnlichen Bauvorhaben [231. 6
sind zwei Fälle zu unterscheiden:
Der Material- und Fertigungsaufwand ist hoch, die Trag-
Mp1 Fa 11 a: Di e Nullinie liegt im Steg des T-Querschnittes (Teilbild c) ,
Bild 57 b) wirkung ist nicht optimal. Die Berechnung solcher Rah- 6 Fall b: 0 i e Nullinie liegt im Flansch des T-Querschnittes (Teil-
menträger ist Gegenstand der Baustatik. Aufgrund genä- Bild 59 bi 1 d d). In der Schwerachse des T-Querschnittes (=Schwerachse der
herter Modellvorstellungen gelingt eine recht zutreffende Abschätzung der elasto- und
plasto-statischen Tragfähigkeit; vgl. den folgenden Abschnitt.
13.6.6 Näherung~ise Abschätzung~VIERENDEEL-Rahment~gwirkun~
Aus den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich, daß es bei (im Vergleich zur Träger-
höhe) großen und langen Stegausschnitten notwendig ist, die sich einstellende Rahmenwir-
kung im Bereich der Durchbrüche zu erfassen und die hiermit verbundene Beanspruchung nach-
zuweisen, das gleiche gilt für Wabenträger. Dabei ist es näherungsweise zulässig, die Mo-
mentennullpunkte in die Mitte der einzelnen Gurtabschnitte und Pfosten zu verlegen.

Bild 60 a) b)
Gurtung des Rahmenträgers) wirken M, N und Q; der Abstand vom oberen Trägerrand sei gleich
e (Bild 60b). Die Lage der Spannungsnullinie werde ebenfalls vom oberen Rand aus gemes-
sen; dieser Abstand sei gleich Zo (Bild 60c/d). - Die Querkraft wird vom Steg aufgenommen,
die F1 i e ßgren ze wir d h i e r red uz i e r t : redo =VO{ _Jt2 ( 64)
F
1 ist die mittlere Schubspannung: 1: =__
U_ (65)
(h - t)S

Die Resultierenden der einzelnen Spannungsblöcke und deren Abstand vom oberen Rand be-
tragen:
~ (zo~t) (Bild 60c): Z = redoF(h-zO)s; Zz = (h + zO)/2
0, = redoF(zO- OS; ZO, = (t + Zo )/2 (66)
02 = 0F bt; 202= t/2
Sie sind mit Gelenken gleiChwertig (Bild 58a). Zunächst wird für den Gesamtträger der Quer-
kraft- und Biegemomentenverlauf bestimmt (Teilbild b). Aus dem Rahmenträger wird ein Seg- Z, = redoF( h - Os; ZZl = ( h + t )/2
ment der Länge a herausgetrennt, die in den Gelenken wirkenden Kräfte lassen sich aus ein Fall b: (zO<t) (Bild 60d):
Z2= 0F(t -zO)b; zZ2=(t+zO)/2 ( 67)
fachen Gleichgewichtsgleichungen berechnen (Teilbild cl, z.B.: o =0Fb Zo ; Zo = za/ 2
Mi-' + Mi Mi + Mi.' T (Uj + Ui.')lL (62)
Ni = 2b ; Ni+'= 2b j= 2 2 b Die plastische Grenztragfähigkeit wird in folgenden Schritten bestimmt:

b ist der Abstand der Gurtachsen. T ist die (max) Schubkraft in der Schwerachse des Rah- 1. Es wird 0pl = ~(h- Os (68)
menträgers. Bild 58d zeigt, wie z.B. für einen Wabenträger die Anschnittmomente zu be-
tr
berechnet und ein Q-Wert zwischen Q=O und QPl vorgegeben; hierfür folgt 1 und redo F
stimmen sind. Die Normal-, Schub- und Vergleichsspannungen lassen sich damit berechnen
gemäß G.65 bzw. 64.
(die Schubspannungen als konstante Mittelwerte). - Soll die Durchbiegung eines Rahmen-
2. Es wird ein N-Wert vorgegeben und die Lage der Spannungsnullinie ermittelt. Von vorn-
trägers berechnet werden (oder liegt ein statisch unbestimmtes System vor), ist von der
herein ist dabei nicht erkennbar, ob Fall a oder Fall b maßgebend ist. Die Bestimmungs-
Arbeitsgleichung auszugehen. Für die Querschnittswerte der Gurte und Pfosten sind ggf.
gleichungen für Zo lauten (IN=N); vgl. Bild 60c/d:
Mittelwerte anzusetzen. Wegen weiterer Einzelheiten vgl. z.B. KANNING [24/25] und [26-29).
Fall a: Z - 01 - 02 N ( 69 a )
Von PITTNER [30] wurden für Wabenträger Kerbfaktoren ermittelt, getrennt für den Normal-
Fallb: Zl+Z2-0 N (69b)
- 650 - - 651 -
Tafel 13.2
3. Es wird (nach Kenntnis des maßgebenden Falles) aus der zugeordneten Gleichgewichts-

l+EfI'
I ,- f.L 1:_ --:J ;,i J1
r+. Berechnung der (M/M/D.l pl - Fließflüche für T- und I - D.uerschnitte

B~ ~4 Zo
redoF=Vo~-3T.2'
~
gleichung FolIo:
Fall b:
das Moment M freigestellt; damit ist das Tripel
(M

(M
+

+
Ne) = Z,ZZ -

Ne) = Zl'ZZl
l1, zOl
+Z2'ZZZ -
- D2'zOZ

Dzo
(lOa)

(lOb)

IilJ u
A- L -1-- 0 mit "
I M/N/Q)PI
(l1 )

o.PI=*·lh-t)s bekannt.
~sk ~ ~ 4. Durch mehrmalige Wiederholung findet man die vollständige Fli.eßfläche. Die Schnitt-
größen M, N und Q stehen im Fließgelenk in einem ganz bestimmten Verhältnis zueinan-
Fall' b
, redc;:lh+t)s -Ofbt - N 2 2 2 s t der. Es genügt, für dieses Verhältnis das zugeordnete Tripel zu bestimmen und hiermit
a: zO= 2 d ; M=redoF[lh +t -2z0 )-2Ih+t-2z0)e]-2 +OJ:.btle-..,,)
re 0Fs L nachzuweisen, daß der V-fache Lastzustand nicht größer als der plastische Grenzzustand
ist, wobei in jedem Fließgelenk der Viergelenkkette (Bild 59a) ein anderes (M/N/Q)PI-
. redq{h-t)s+Ofbt - N 2 2 s 2 2 b
b, zO= 20 b ; M=redoFllh -t) -2rh-t)e]T+Of({t -2z 0 )-2(t-2z0)e]T Tripel maßgebend ist.
F Die Rechnungen können recht langwierig ausfallen; es empfiehlt sich daher eine Computer-

1EfBe~~~ll,]:--X~
berechnung. Auf Tafel 13.2 sind die hierfür erforderlichen Formeln zusammengestellt. Für
re dO F=Vol-h2 T-Querschnitte sind zwei Berechnungsvarianten angegeben: Im Falle ~ wird nur die eigent-
liche Stegfläche zur Aufnahme der Querkraft angesetzt, im Falle ~ reicht sie über die
mit ,; =.!..
hs gesamte Höhe. Wie Tragversuche gezeigt haben, kann stets von Fall ~ ausgegangen wer-
den. - Sind entlang rechteckiger Stegausnehmungen Längssteifen eingeschweißt (Bild 55),
Upl =ff'hs
handelt es sich in den Fließgelenken um I-Querschnitte, ggf. mit unterschiedlichen Gurt-
--I s f--- ~ l.illJ!... flächen. Für diese Querschnittsform enthält Tafel 13.2 ebenfalls die erforderlichen For-

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