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steeldoc
Hallenbau
Planungsleitfaden
tec 03
Inhalt
1 Hallenkonstruktionen in Stahlskelettbauweise 4
Der Werkstoff Stahl
Bauen mit Stahl
Hallen aus Stahl als architektonische Aufgabe
Wirtschaftlichkeit
Flexibilität
Integrierte Planung
Gestaltung
2 Tragstrukturen 6
Übersicht
Binder und Stützen
Rahmen
Bogen
Räumliche Tragwerke
3 Gebäudehülle 23
Wärmeschutz
Feuchteschutz
Schallschutz
Bausysteme für Dach und Wand
Belichtung
Belüftung
4 Brandschutz 27
Rauch- und Wärmeabzug
Flucht- und Rettungswege Kompetenz im Stahlbau
Zugänglichkeit
Brandabschnitte
Feuerlöscheinrichtungen Das Stahlbau Zentrum Schweiz ist das Schweizer
Baulicher Brandschutz Kompetenz-Forum für den Stahlbau. Als Fachorganisation
vereint das SZS die wichtigsten stahlverarbeitenden
5 Korrosionsschutz 28 Betriebe, Zulieferfirmen und Planungsbüros der Schweiz
Korrosionsschutz nach Mass und erreicht mit seinen Aktionen mehr als 8000 Architek
Beschichtungen tinnen, Bauplaner, Entscheidungsträger und Institutionen.
Metallische Überzüge Das SZS informiert das Fachpublikum, fördert die For-
Beschichtungen auf feuerverzinkten Bauteilen schung, Entwicklung und Zusammenarbeit im Stahlbau,
(Duplex-Systeme) pflegt internationale Verbindungen und unterstützt die
Aus- und Weiterbildung von Fachleuten. Seine Mitglieder
6 Integration der Systeme 29 profitieren von einem breiten Leistungsangebot zu
Tragwerk g ünst igen Konditionen.
Hüllkonstruktion
Technisher Ausbau Steeldoc ist die Bautendokumentation des Stahlbau
Integrationskonzepte Zentrums Schweiz und erscheint periodisch mindestens
viermal pro Jahr. Sonderhefte mit einem technischen
7 Nachhaltigkeit 30 Schwerpunkt können auch einzeln oder als separate Reihe
Wirtschaftlichkeit bezogen werden.
Ökologische Qualität
Soziale Aspekte www.szs.ch
Tipps zur Planung nachhaltiger Hallen
Evelyn C. Frisch
3
Einleitung
1 Hallenkonstruktionen in Stahlskelettbauweise
Kein anderer Werkstoff wird in so vielen unterschiedlichen Eine Halle aus Stahl erfüllt in exemplarischer Weise die
Anwendungsbereichen zur Erzielung hervorragender End- Anforderungen, die heute an ein hochwertiges Industrie-
produkteigenschaften eingesetzt. Die Vielfalt der Eigen- produkt gestellt werden. Die Herstellung der Tragelemente
schaften, kombiniert mit den zahlreichen Lieferformen als erfolgt in Stahlbauwerkstätten mit Hilfe rechnergestützter
Bleche, Rohre, Profile, Träger, Stäbe, Drähte oder Seile, Planungs- und Fertigungsverfahren. Die hohe Tragfähigkeit
machen Stahl zu einem unentbehrlichen Werkstoff in na- von Stahl in Verbindung mit einer an den Werkstoff ange-
hezu allen Bereichen der Technik. passten Tragstruktur ermöglicht ein günstiges Gewicht des
Tragwerks, was zur Ausbildung vergleichsweise kleiner
Der Stahl erhält seine breite Palette von Verwendungs Fundamente führt. Geschraubte Montageverbindungen und
eigenschaften durch eine grosse Anzahl unterschiedlicher das relativ geringe Gewicht der Bauteile sind vorteilhaft
herstellungstechnischer Verfahren. Bestimmte Gefüge bei Transport und Montage.
zustände lassen sich durch metallurgische Massnahmen oder
gezielte Wärmebehandlungen erreichen. Verschiedene Für die Konstruktion der Gebäudehülle stehen Bauteile
Arten der Oberflächenbehandlung eröffnen weitere Anwen- aus oberflächenveredeltem Feinblech zur Verfügung: Aus
dungsfelder. Die an den Stahl gestellten Anforderungen Trapezblechen wird die Dachkonstruktion gebildet, mit
können seine physikalischen oder seine chemischen Eigen- Stahlkassettenprofilen werden Wandkonstruktionen her
schaften betreffen. gestellt, Sonderprofile dienen als Vorsatzschale bei der
Konstruktion einer regen- und winddichten Aussenhaut.
Überall dort, wo hohe Tragfähigkeit gefragt ist, wo es beim PUR-Sandwichelemente schliesslich sind integrierte
Bauen gilt, grosse Höhen zu erreichen, extreme Spann Bauelemente zur Konstruktion von Dach und Wand, bei
weiten zu überwinden, aber auch dort, wo hohe Belastbarkeit denen Wärmedämmfunktion sowie aussen- und innen
und geringes Gewicht gefordert werden, wie zum Beispiel seitiger Raumabschluss in einem Bauteil vereinigt sind.
im Fahrzeugbau, ist Stahl ein optimaler Werkstoff.
Stahlprodukte können wiederholt eingesetzt werden. Ist Hallen aus Stahl als architektonische Aufgabe
eine Verwendung in der ursprünglichen Form nicht möglich,
so werden sie eingeschmolzen und gehen ohne Qualitäts- Innerhalb unserer Industriekultur sind Hallen weit verbreitet
verlust wieder in neue Produkte ein. Fast 50 % der Weltroh- und praktisch in jedem Gewerbegebiet zahlreich vertreten.
stahlerzeugung wird aus Schrott erschmolzen. Kein anderer Die städtebauliche und architektonische Qualität vieler Ge-
Baustoff hat eine vergleichbar hohe Recyclingrate. werbegebiete ist von zahlreichen Faktoren beeinflusst, z. B.
dem Bebauungsplan, der Heterogenität der Nutzungen,
Baukörper und Bauweisen, bis hin zur Qualität des einzel-
Bauen mit Stahl nen Bauwerks. Stahl als Baumaterial bietet zahlreiche
Möglichkeiten, auch dem Anspruch einer guten Gestaltung
Stahlbauelemente gelangen in festen Abmessungen zum Genüge zu tun.
Bauplatz und werden dort durch Schraub- und Schweiss-
verbindungen gefügt. In den millimetergenau vorgefertigten Eine Halle ist zumeist kein solitärer Baukörper. Wenn Büro-
Bauteilen zeigt sich die mit Stahl mögliche Präzision, die und Verwaltungsbereiche, Werkstätten und Technikräume
es erlaubt, Abmessungen, Zuschnitt und Montage der Werk- sowie Nebenräume und Vordächer nicht als Einheit mit der
stücke exakt zu planen. Die Zahl der auf der Baustelle Halle geplant sind, können sie als massstabsfremde Ele-
auszuführenden Verbindungen wird durch Transportmasse, mente die einfache und klare Gestalt des Baukörpers
Krangewichte und die Bewegungsfreiheit auf der Baustelle beeinträchtigen. Gute Beispiele zeigen jedoch, dass diese
bestimmt. Dies ist ein entscheidender Vorteil, der den Stahl Elemente so entwickelt werden können, dass sie zum
bau von anderen Bauweisen unterscheidet. In Zukunft Baukörper der Halle passen oder eine Einheit mit ihm bilden.
wird diese Bauweise daher stark an Bedeutung gewinnen.
4 steeldoc 01/12
Tragwerk einer typengeprüften
Stahlhalle, ProKilo-Markt,
Würselen (D), Spannweite
das Tragwerk als fertiges Produkt nicht verfügbar ist, muss Integrierte Planung
20 m
es immer wieder neu an die jeweilige Aufgabe angepasst
werden. Dabei ist entscheidend, dass die einzelnen Tragglie- Die Konstruktion einer Halle ist häufig nicht auf die Ent-
der und Tragelemente möglichst exakt an den Kraftfluss wicklung des Tragwerks und einer passenden Hülle
innerhalb des Tragwerks angepasst werden. Hallen haben beschränkt. Die Gebäudetechnik und produktionsbedingte
zumeist grossflächige Hüllen. Das erfordert den Einsatz technische Einrichtungen sind bei der Planung eines
geeigneter Bauprodukte. Dach- und Wandelemente aus ober- Industriebaus von Anfang an zu berücksichtigen. Eine
flächenveredelten Feinblechen sind in ihren Abmessungen möglichst frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Architekt,
für den Raumabschluss grossformatiger Felder geeignet. Tragwerksplaner und Fachingenieuren ist deshalb Voraus
Kleinformatige Bauteile verursachen arbeitsintensive Mon- setzung für die ganzheitliche Entwicklung eines Hallen-
tagevorgänge. bauwerks. Nur eine integrierte Planung kann zu einem
Bauwerksentwurf führen, in dem alle Einzelaspekte an
gemessen berücksichtigt sind.
Flexibilität
5
Tragwerk
2 Tragstrukturen
Übersicht
Die architektonische Gestalt einer Halle ist die äussere Er- lasten beteiligt sind. Dies bedeutet für ein zweiläufiges
scheinung einer bestimmten inneren Struktur. Grundsätz- System die Ausbildung eines quadratischen Konstruktions-
lich kann man gerichtete und ungerichtete sowie zentrierte rasters. Zu den ungerichteten Tragwerken gehören zwei-
Strukturformen unterscheiden. und dreiläufige Roste und Raumfachwerke. Ein Vorzug
ungerichteter Tragstrukturen ist ihre Erweiterbarkeit in zwei
Tragstrukturen, deren Haupttragelemente aus Stützen Richtungen. Die mehrfache Symmetrie ungerichteter Struk-
und Bindern, aus Rahmen oder aus Bögen und deren Neben turen prädestiniert sie für nicht alltägliche Bauaufgaben.
tragelemente aus Pfetten, Trapezblechen oder Platten
bestehen, sind gerichtete Tragstrukturen. Die Tragelemente
sind in Längs- und Querrichtung unterschiedlich bean- Aussteifung
sprucht. Die Haupttragglieder stehen in der Regel senk-
recht zur Gebäudelängsachse. Räumliche Tragwerke – Grundsätzlich muss jedes Hallenbauwerk in Längs- und
wie Trägerroste oder Raumfachwerke – als Tragsysteme Querrichtung ausgesteift werden. Die dafür erforderlichen
sind ungerichtete Tragstrukturen. Die Lastabtragung erfolgt Massnahmen im Dach- und Wandbereich sind abhängig
in mindestens zwei Richtungen. Tragstrukturen, deren von der jeweiligen Strukturform des Tragwerks. Rahmen-
Tragelemente wie Speichen auf ein Zentrum hin ausgerich- und Bogentragwerke sind in Querrichtung stabil und er
tet sind (Rundhallen), werden als zentrierte Strukturen fordern deshalb zusätzliche Aussteifungsmassnahmen nur
bezeichnet. in Längsrichtung. Tragwerke aus Stützen und Bindern und
räumliche Tragwerke müssen in Längs- und Querrichtung
Bauteilanordnungen, die keiner erkennbaren geometrischen ausgesteift werden.
Ordnung folgen, können als chaotische Strukturen bezeich-
net werden. Sie sind nach dem «Mikadoprinzip» angeordnet, Zur Aussteifung dienen schubsteife Scheiben, steife Kerne
also rein zufällig. Ihrem Wesen nach widersprechen sie den und die Einspannung von Stützen, Rahmenstielen oder
Prinzipien des industriellen Bauens und sind deshalb für die Bögen. Schubsteife Scheiben im Dach- und Wandbereich
Konstruktion einer Halle denkbar ungeeignet. Für alle ge- können durch Massivbauteile oder stahlbaugerecht durch
nannten Strukturformen gilt, dass sie als ebene, einachsig aussteifende Verbände hergestellt werden. Auch mittels
gekrümmte oder zweiachsig gekrümmte Tragwerke reali- der Trapezblechdeckung kann eine Scheibenwirkung erzielt
siert werden können. werden.
6 steeldoc 01/12
Rahmentragwerke
Bogenkonstruktion Aufgeständerte
als Fachwerk Bögen als Fachwerk
Raumtragwerke
Trägerrost auf
eingespannten Stützen Abgespannter Rost
Raumtragwerk auf
eingespannten Stützen Gekrümmtes Raumtragwerk
Abb. 1: Mögliche Tragsysteme für Hallen aus Stahl * Zum Beispiel mit aussteifender Dacheindeckung
7
Tragwerk
Gründung
Längsaussteifung einer
Rahmenhalle mit Keuzver
bänden und tragender
Neuere Untersuchungen zum Tragverhalten einbetonierter
Giebelwand im Endfeld
Stahlstützenfüsse zeigen, dass Hülsenfundamente auch
im Stahlbau eine kostengünstige Alternative sein können.
Demnach führen erforderliche Einspanntiefen von häufig
weniger als dem Dreifachen der Stahlprofilhöhe zu verhält-
nismässig kleinen Fundamentabmessungen.
Auflagerung für
durchlaufende Pfette
Gelenkiger Stützenfuss,
leichte Ausführung mit
Ankerschiene
8 steeldoc 01/12
Längsaussteifung einer Längsaussteifung einer Längsaussteifung einer
Rahmenhalle mit Keuz- ahmenhalle mit Sonder
R R ahmenhalle mit Portalrahmen
verb änden und Endrahmen verband zur Integration zur Integration eines Tores
für Erweiterung eines Tores im Wandbereich im Wandbereich
9
Tragwerk
Stützenformen
Der Stützenquerschnitt wird durch die Art der Beanspru-
chung geprägt. Reine Pendelstützen ohne Zwischenhalte-
rungen (normalkraftbeansprucht) sollten wegen der allseitig
gleichen Knickbeanspruchung aus statischen Gründen
in beiden Achsen annähernd gleiche Steifigkeit aufweisen.
Bei eingespannten Stützen und Stützen mit Zwischen
10 steeldoc 01/12
Lochstegträger als Binder
über zwei Felder mit
Kragarmen, Spannweite 12,5 m
Durchlaufende Binder
aus Vollwandprofilen,
Spannweite 12 m
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Tragwerk
1 Wabenträger
2 Dreigurtträger
3 Vierendeelträger
4 R-Träger
5 Unterspannter Träger
6 Explosionsdarstellung unter-
spannter Träger
7 Knotenpunktausbildungen
6 für Fachwerkträger
12 steeldoc 01/12
Binder aus Vollwandprofilen
mit Unterspannung,
Spannweite 30,5 m
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Tragwerk
Amada Solution Center, Haan; Bei einem Rahmentragwerk sind aussteifende Massnah-
Architekten Takenaka Europe men nur in Hallen-Längsrichtung erforderlich. In mindes-
GmbH, Düsseldorf Haan (D)
tens einem Feld der Halle sind Horizontal- und Vertikal-
Rahmen verbände vorzusehen. Die Ausbildung von K- oder Kreuz-
verbänden ist hierzu besser geeignet als vollwandige
Trageigenschaften Scheiben, eingespannte Rahmenstiele oder die Ausbildung
Das am weitesten verbreitete Tragwerk im Stahlhallenbau eines zusätzlichen Portalrahmens in Hallenlängsrichtung.
ist das Rahmentragwerk. Im Unterschied zu Tragstrukturen
aus Stützen und Bindern, die untereinander gelenkig ver- Rahmenformen
bunden sind, sind Rahmentragwerke durch die biegesteife Die biegesteife Verbindung von Stiel und Riegel bestimmt
Verbindung zwischen Rahmenstiel und Rahmenriegel ge- ein Rahmentragwerk. Auch in ästhetischer Hinsicht cha-
kennzeichnet. Anders als in Tragsystemen aus Stützen und rakterisiert dieses Detail das Tragwerk und bedarf deshalb
Bindern, bei denen nur der Binder biegebeansprucht ist, besonderer Beachtung.
ist die Biegebeanspruchung in Rahmentragwerken auf Stiel
und Riegel verteilt. Dieses günstige Tragverhalten führt Unabhängig von der Unterteilbarkeit der Rahmentragwerke
zu einem vergleichsweise geringeren Materialeinsatz. in Zweigelenkrahmen, Dreigelenkrahmen und eingespannte
Rahmen können einschiffige, zweischiffige und mehr
Der Rahmenstiel hat zusätzlich zur Normalkraft Biege schiffige Rahmentragwerke unterschieden werden. Einen
momente aufzunehmen. Das bedingt einen Querschnitt mit Sonderfall stellt der einhüftige Rahmen dar, bei dem
erhöhter Steifigkeit in der Rahmenebene. Da die Biegebe- der Riegel nur an einem Stiel biegesteif angeschlossen ist.
anspruchung des Rahmenstiels mit gelenkigem Fuss von Weitere vielseitige Variationsmöglichkeiten der Rahmen-
der Rahmenecke zum Rahmenfusspunkt hin abnimmt, kann bauweise ergeben sich aus der Möglichkeit, den Riegel
man den Rahmenstiel, dem Kraftfluss angepasst, zum Fuss- oder auch Stiel und Riegel in eine Fachwerkstruktur aufzu-
punkt hin verjüngen. Aus der Beanspruchung der Trag lösen. Dabei sind zweigurtige Fachwerke ebenso her
elemente Stiel und Riegel leiten sich bestimmte, mit der stellbar wie drei- und mehrgurtige Fachwerksysteme. Will
Bauweise in Zusammenhang stehende Eigenschaften her: man die Rahmenformen nach dem Kraftfluss optimieren,
Räume, die von einer Rahmenkonstruktion umschlossen entstehen nichtparallelflanschige Stiele und Riegel.
werden, sind deutlich gerichtete Räume. Die Ausbildung polygonzugförmig geknickter Rahmen ver-
ringert die Biegespannungen und nähert das Rahmen
Rahmenkonstruktionen benötigen in ihrer Ebene keine tragwerk dem Bogentragwerk an.
zusätzliche Stabilisierung. Deshalb können beispielsweise
grosse Tore in die Giebelwand integriert werden. Mit Im Allgemeinen werden für Hallenrahmen biegesteife Pro-
einer grosszügigen Verglasung in Rahmenebene kann file verwendet. Hallenrahmen können aus handelsüblichen
die Halle zum Aussenraum hin geöffnet werden. Walzprofilen hergestellt werden. Bei grösseren Spann
weiten eignen sich Schweisskonstruktionen wegen ihrer
Unter Last biegt sich ein Einfeldträger durch, wobei seine besseren Anpassbarkeit an den Kräfteverlauf. Bei extre-
Enden sich an beiden Auflagern verdrehen. Anders da men Spannweiten sind zumeist Fachwerkkonstruktionen
gegen beim Rahmen; hier behindert die biegesteife Verbin- die wirtschaftlichere Lösung.
dung zwischen Rahmenstiel und Rahmenriegel die freie
Verdrehbarkeit der Riegelenden und leitet Biegemomente
in die Rahmenstiele ein. Das durch die Rahmenecke auf-
gebaute Stützmoment führt zu einer Verringerung des
Feldmoments im Riegel. Dies führt im Vergleich zu gelen-
kig gelagerten Bindern zu deutlich geringeren Riegelquer-
14 steeldoc 01/12
Links:
Zweigelenkrahmen mit nach-
giebigen Ecken aus Vollwand-
profilen, Spannweite 12 m
Rechts:
Zweigelenkrahmen
aus Vollwandprofilen,
Spannweite 18 m
Links:
Lochstegträger als
Rahmenriegel
Rechts:
Zweigelenkrahmen mit
z weigurtigem Fachwerkriegel,
Spannweite 21 m
Einhüftiger Rahmen
aus Vollwandprofilen,
Spannweite 9 m
Zweigelenkrahmen mit
g eschweissten Vollwandriegeln
und -stielen, Spannweite 48 m
15
Tragwerk
Eingespannte Rahmen
aus Rechteckhohlprofilen,
Spannweite 7,5 m
Links: Geschraubter,
b iegesteifer Rahmenfirstpunkt
mit Hüllkonstruktion
Rechts: Geschraubte
R ahmenecke, Übergang
Dach-Wand mit Regenrinne
16 steeldoc 01/12
Bogen
Trageigenschaften
Bogentragwerke stellen in der Relation von Spannweite
zu Materialverbrauch ein besonders leistungsfähiges Trag-
system dar. Das günstige Tragverhalten ermöglicht die
wirtschaftliche Bewältigung selbst extremer Spannweiten.
Die spezifische Art der Kraftableitung führt zu einer span-
nungsvollen Gestalt des Tragwerks. Der dem Bogen eigene
Gleichgewichtszustand von Zug- und Druckkräften signa
lisiert Ausgewogenheit.
Bogenformen
Bogentragwerke können unterschiedliche Formen an
nehmen. Sie sind nicht nur auf die bereits von den Römern
angewendete Kreissegmentform beschränkt, die bei der
Bauausführung steinerner Bögen praktische Vorteile hatte.
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Tragwerk
Zweigelenkbogen aus
g eschweissten Kastenprofilen
mit Zugband, Spannweite 73 m
Dreigelenkbogen aus
zweigurtigem Fachwerkträger,
Spannweite 69 m
Links:
Eingespannter Segmentbogen
aus zweigurtigen Fach
werkträgern als Bausystem,
Spannweite bis zu 90 m
Rechts:
Eingespannter, ellipsenför
miger Bogen aus Vollwandpro-
filen, Spannweite 14 m
18 steeldoc 01/12
Asymmetrischer Dreigelenk
bogen aus unter- und über-
spannten Trägern aus Rund-
hohlprofilen, Spannweite
35 – 50 m, Waterloo Station,
London
Verspannter Zweigelenkbogen
aus Rundhohlprofilen,
Spannweite 52 m
Aufgeständerte Bogenkonst-
ruktion als zweischaliges
F lächentragwerk (Bogendach)
mit Rinnenträger
und Unterspannung
19
Tragwerk
Von einem Rost spricht man, wenn sich die Träger durch-
dringen. Die Anschlüsse sind dabei immer biegesteif
auszuführen. In Fachwerkrosten durchdringen sich ebene
Fachwerkträger.
20 steeldoc 01/12
Tragwerksausschnitt eines
b ogenförmigen
Stabfachwerkrostes
Einfeldriges vierpunkt
gestütztes Raumfachwerk,
Spannweite 21,6 m
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Tragwerk
22 steeldoc 01/12
3 Gebäudehülle
Die Gebäudehülle grenzt einen geschützten Innenraum sion der Aussenwandbauteile und des Tragwerks bewirken.
als eigenständigen Klimabereich gegenüber dem Aus- Dampfdiffusionsoffene, monolithische Aussenwandkonst-
senraum ab. Für Wind, Regen und Schnee bildet sie eine ruktionen, z. B. aus Porenbeton, sind vergleichsweise unpro-
Barriere, während sie den Einfall von Tageslicht, den Aus- blematisch, da die Feuchtigkeit ausdiffundieren kann. Bei
tausch der Raumluft sowie die Zugänglichkeit ermöglicht. mehrschaligen Aussenwandkonstruktionen wird durch den
Von den vielen Funktionen der Hüllkonstruktion – wie Einbau einer Dampfsperre auf der Innenseite Tauwasser
der Integration von Türen und Toren, Fenstern und Sonnen- bildung in der Wand verhindert. Bei hinterlüfteten Fassaden
schutz, dem Schutz vor dem Aussenklima und der wichti- genügt lediglich eine Dampfbremse auf der Innenseite der
gen Eigenschaft, dem Gebäude ein charakteristisches Wand.
Gesicht zu geben – können im Folgenden nur wenige
Aspekte behandelt werden. Beidseitig dampfdichte Aussenwandkonstruktionen, z. B.
aus PUR-Sandwichelementen, unterbinden die Dampf
diffusion. Generell muss in dampfdiffusionsdichten Räumen
Wärmeschutz die Luftfeuchtigkeit durch raumlufttechnische Massnahmen
kontrolliert und reguliert werden.
Bei Hallen ist die Fläche der Hülle im Verhältnis zum
Volumen relativ gering. Daraus ergeben sich vergleichs-
weise geringe Anforderungen an die Wärmedämmfähig- Schallschutz
keit der Hüllkonstruktion.
In allen europäischen Ländern bestehen Mindestanforde-
Während der Heizperiode besteht eine der wichtigsten rungen an den Schallschutz von Gebäuden. Im Industriebau
Funktionen der Gebäudehülle darin, den Wärmeverlust sind ausserdem Grenzwerte für die Schallemission zu
von innen nach aussen durch eine wirksame Dämmung beachten.
und Dichtigkeit möglichst gering zu halten. Im Sommer
dagegen ist es die Aufgabe der Hüllkonstruktion, einstrah- Allen Massnahmen des baulichen Schallschutzes liegen
lende solare Energie aus dem Inneren der Halle fern grundsätzlich drei physikalische Prinzipien zugrunde:
zuhalten. Der sommerliche Wärmeschutz ist abhängig von • Je höher die Masse eines Bauteils, desto geringer ist
der Gesamtfläche und Orientierung der Tageslichtöff die Schallübertragung.
nungen sowie von der Wirksamkeit temporärer Sonnen- • In mehrschaligen Konstruktionen bewirkt das Prinzip
schutzmassnahmen. der Trennung eine Unterbrechung der Schallübertragungs-
wege.
Da wirtschaftliche Aussenwandkonstruktionen im Stahl- • Durch Schallabsorption wird die Schallenergie in Wärme
hallenbau zumeist Leichtbaukonstruktionen sind, hat die oder mechanische Energie umgewandelt.
Wärmespeicherfähigkeit der Aussenwand keinen nen-
nenswerten Einfluss auf den sommerlichen Wärmeschutz. So kann z. B. die Körperschallübertragung einer Maschine
durch ein Schwergewichtsfundament (Masse) oder durch
die vollständige Ablösung des Maschinenfundaments vom
Feuchteschutz Bauwerk (Trennung) oder am wirksamsten durch eine
weichfedernde Lagerung (Schallabsorption) eingedämmt
Für die uneingeschränkte Funktionstüchtigkeit aller Au- werden. Für einzelne Lärmquellen, die einen hohen Luft-
ssenwandbauteile ist ein entsprechender Feuchteschutz schalldruck erzeugen, empfiehlt sich die örtliche Abkapse-
notwendig. An der Grenzschicht zwischen Aussen- lung der Lärmquelle, z. B. mit Bauteilen aus Stahlverbund-
und Innenraum, die von der Gebäudehülle gebildet wird, blechen.
besteht ein Temperaturgefälle. Da warme Luft mehr
Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte, entsteht ausser- Zur Dämmung eines insgesamt sehr hohen Geräuschpe-
dem ein Gefälle im Feuchtegehalt der Luft. Bei einer gels sind schallschluckende Bekleidungen von Wand und
Dampfdiffusion durch die Aussenwand kann Kondensat Decke wirkungsvoll. Eine sehr wirtschaftliche Massnahme
entstehen. Der Taupunkt beschreibt einen Temperatur- zur Schalldämmung ist der Einbau gelochter Trapezbleche
Grenzwert, bei dem der Feuchtegehalt der Luft den tem- oder Kassettenprofile, da hier hinterlegtes mineralisches
peraturabhängigen Sättigungswert übersteigt. Dämmmaterial sowohl die Schallabsorption als auch die Wär-
medämmung übernehmen kann.
Innerhalb mehrschaliger Wandkonstruktionen könnte es
daher zu einer Durchfeuchtung der Wärmedämmung und Um ein verbessertes Schalldämmmass der Aussenwand-
damit zu einer Minderung der Dämmeigenschaft kommen. konstruktion zu erzielen, sind mehrschalige Wandaufbauten
Darüber hinaus kann unkontrollierte Feuchtigkeit Korro- vorteilhaft. Innenschale, Dämmung und Aussenschale
23
Gebäudehülle
24 steeldoc 01/12
Belichtung Die Zeichnungen 1–4 zeigen prinzipielle Möglichkeiten
der Tagesbelichtung einer Halle. Die relative Helligkeit ist
Hallen werden entweder durch Lichtbänder in den Wand- für unterschiedliche Tageslichtöffnungen in Form von Ta-
flächen oder durch Oberlichter in den Dachflächen natürlich geslichtquotientenlinien dargestellt. Der Tageslichtquotient
belichtet. ist als Mass für die Lichtausbeute abhängig von der je
weiligen Anordnung der Tageslichtöffnungen. Er gibt an,
Der Begriff der Beleuchtungsstärke ermöglicht es, die wieviele Prozent der im Aussenraum vorhandenen Beleuch-
Helligkeit messbar zu machen. Er ist damit für die Lichtpla- tungsstärke im Innenraum der Halle gemessen werden.
nung der entscheidende Parameter. Die Beleuchtungs-
stärke ist definiert als derjenige Lichtstrom, der auf 1 m2 Die schematischen Darstellungen zeigen, wie die Beleuch-
Hallenfläche trifft. Die Beleuchtungsstärke wird in Lux tungsstärke bei seitlich einfallendem Tageslicht mit zuneh
angegeben. Übliche Beleuchtungsstärken sind 50 000 bis mendem Abstand von der Aussenwand abnimmt und wie
100 000 Lux bei Sonnenschein und 5000 Lux bei bedeck- mit entsprechenden Tageslichtöffnungen auf dem Dach
tem Himmel. Die Beleuchtungsstärke in Räumen variiert eine gleichmässige Ausleuchtung der Halle sichergestellt
von 30 bis 2000 Lux, je nach den Ansprüchen an die werden kann. Für einschiffige Hallen mit Spannweiten
entsprechende Tätigkeit. In der Regel reicht eine mittlere bis 20 m sind in der Regel beidseitig seitlich angeordnete
Beleuchtungsstärke von 500 Lux an Arbeitsplätzen aus. Tageslichtöffnungen ausreichend. Hallen mit grösserer
Im Wohnbereich genügen 50 Lux, eine Strassenbeleuchtung Spannweite benötigen Oberlichter.
liefert 5 Lux. Bei Vollmond werden 0,5 Lux gemessen.
1 2
1 Punktförmige Oberlichter
mit Schema
Tageslichtverteilung
2 Linienförmige Oberlichter
mit Schema
Tageslichtverteilung
25
Gebäudehülle
Die raumlufttechnische Konditionierung einer Halle hat Die Installation einer RLT-Anlage ist heute im Industriebau
folgende Vorteile: der Regelfall. Lufttechnische Anlagen benötigen grosse
• Lärm-, Schadstoff- und Geruchsbelästigungen von Leitungsquerschnitte. Die angeschlossenen Aggregate, wie
aussen können aus dem Halleninneren ferngehalten Ventilatoren, Filteranlagen, Heizungs- und Kühleinheiten,
werden. sind ebenfalls grossvolumig. Die Integration dieser Ele-
• Die Hallentemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die mente in Tragwerk und Hülle ist eine Aufgabe, die bereits
Reinheit der Raumluft können an fertigungstechnische im Entwurfsstadium ansteht und wesentlichen Einfluss
Erfordernisse angepasst werden. auf die strukturelle Ordnung des Gebäudes hat. In hochin-
• Mögliche Wärme-, Geruchs- und Schadstoffentwick stallierten Gebäuden ist der Planungsaufwand für die
lungen im Zusammenhang mit Produktionsprozessen Haustechnik grösser als für das Tragwerk und die Konst-
können ggf. über Filteranlagen gezielt abgeführt werden, ruktion der Gebäudehülle. Es ist deshalb unbedingt not-
so dass die zulässigen Schadstoffkonzentrationen wendig, den Zusammenhang der Systeme von Anfang an
nicht überschritten werden. Luftführung und Luftver zu berücksichtigen. Dies setzt eine möglichst frühzeitige
Zusammenarbeit zwischen Architekt, Tragwerksplaner und
den Fachingenieuren für den technischen Ausbau voraus.
Technikräume separat
Die externe Ver- und Entsor-
gung hat grosse Leitungslän- Natürliche Belüftung
gen zur Folge. Diese Bauweise In vielen Fällen reicht die natürliche Belüftung für die raum-
erlaubt jedoch die Nachrüs-
lufttechnische Konditionierung einer Halle aus. Mit zu
tung der raumlufttechnischen
Anlage. nehmender Hallengrösse stossen die Möglichkeiten der
Lufterneuerung und der Wärmeabführung aus der Halle
aber an Grenzen. Unabhängig von der Raumhöhe gilt
allgemein eine Hallenbreite von rund 15 m als Obergrenze
für die Wirksamkeit der Fensterlüftung.
Technikräume auf dem Dach Der notwendige Luftaustausch kann durch Dachentlüf-
Hier ist der Vorteil des gerin- tungsöffnungen unterstützt werden. Eine sorgfältige
gen Grundflächenbedarfs
mit dem Vorteil einer ökonomi-
Anordnung der Be- und Entlüftungsöffnungen ermöglicht
schen Leitungsführung es, auch in grossen Hallen den nötigen Luftwechsel her
komb iniert. Nachteilig ist die zustellen. Das mikroklimatische Umfeld des Hallenbauwerks,
Belastung des Hallentrag- also die vorherrschende Windrichtung, die Art der umge-
werks durch die Aggregate
des technischen Ausbaus,
benden Bebauung und die Höhe des Gebäudes sowie die
sowie die Notwendigkeit, Massnahmen zur Herstellung einer Luftzirkulation haben
alle Elemente sorgfältig zu wesentlichen Einfluss auf die Wirksamkeit der natürlichen
dämmen. Be- und Entlüftung.
26 steeldoc 01/12
4 Brandschutz
Unter Brandschutz versteht man alle Massnahmen, die Fluchtwege und Rettungswege
der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Fluchtwege dienen im Brandfall dem raschen und sicheren
Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorbeugen und bei Austritt von jedem Punkt in der Halle bis ins Freie oder
einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie in einen gesicherten Bereich. Anzahl, Anordnung, Form und
wirksame Löscharbeiten ermöglichen. An erster Stelle Bemessung der Fluchtwege richten sich nach behördlichen
steht dabei der Personenschutz. Er umfasst im einzelnen Vorschriften.
folgende Massnahmen:
Zugänglichkeit
Rauch- und Wärmeabzug Zum Personenschutz zählen auch diejenigen Massnahmen
Neben dem Feuer darf insbesondere die Gefährdung durch und Vorrichtungen, die das Eindringen von Rettungspersonal
Rauch nicht unterschätzt werden. Im Brandfall fordert in das Gebäude betreffen. Dazu gehören die Zufahrtswege
dieser die meisten Todesopfer und verursacht zudem oft für Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr ebenso wie die
erhebliche Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden. Fluchtwege als Einstiege sowie weitere Öffnungen, die das
Für den Personenschutz können deshalb Massnahmen, die Eindringen in das Gebäude ermöglichen.
einer raschen Abführung der Rauchgase dienen, entschei-
dend sein. Dafür sind im Dach- oder Wandbereich der Halle Brandabschnitte
Rauchabzugsvorrichtungen vorzusehen, die sich im Brand- Um den durch einen Brand entstehenden Schaden zu
fall selbsttätig öffnen. Sie sollen gleichmässig über die begrenzen, werden Brandabschnitte ausgebildet. Die Grösse
Hallengrundfläche verteilt sein. Des Weiteren begrenzen der Brandabschnitte ist behördlich geregelt. Sondermass
Rauch- und Wärmeschürzen im Decken- und Dachraum nahmen, wie der Einbau einer Sprinkleranlage, ermöglichen
die Ausbreitung von heissen Brandgasen und gewährleisten die Ausbildung grösserer Brandabschnitte.
für eine definierte Zeitdauer eine ausreichend rauchfreie
Schicht über dem Boden. Feuerlöscheinrichtungen
Brandmeldeanlagen dienen einem möglichst raschen,
effizienten Feuerwehreinsatz. Für die Feuerwehr zugängli-
che Hydranten und Wasserreservoirs bilden die Voraus
setzung einer effektiven Brandbekämpfung. Zu den auto-
Stützen als matisch wirksamen Feuerlöscheinrichtungen zählen u. a.
Verbundtragwerk Sprinkleranlagen.
1a Ausbetoniertes Hohlprofil:
unter Brandeinwirkung Baulicher Brandschutz
übernimmt der Betonkern
die tragende Funktion 1a 1b 1c Wände, Fachwerke, Binder und Stützen bilden die tragende
1b Stahlkern mit Beton- und und aussteifende Konstruktion eines Gebäudes. Diese
Stahlmantel: der Beton muss auch während eines Brandes für die Zeitdauer der
schützt den Kern vor den Lösch- und Rettungsmassnahmen ihre Standsicherheit
hohen Temperaturen
1c Einbetoniertes Stahlprofil
behalten, um das Risiko von Verletzungen für die Rettungs-
ohne Stahlmantel kräfte so gering wie möglich zu halten.
2d 2e
27
Korrosionsschutz und Integration der Systeme
5 Korrosionsschutz
Bei Stahlbauten müssen die Konstruktionsbauteile nicht dient. Neben dem im Stahlbau traditionell angewendeten
nur den zu erwartenden mechanischen Belastungen, Nassbeschichten besteht auch die Möglichkeit des Pulver-
sondern auch den Korrosionsbeanspruchungen widerstehen. beschichtens.
Beschichtungen
Beschichtung ist der Oberbegriff für eine oder mehrere Beschichtungen auf feuerverzinkten Bauteilen
in sich zusammenhängende Schichten aus Pigmenten und (Duplex-Systeme)
(meist organischen) Bindemitteln auf der Stahloberfläche. Verzinkte Bauteile können zusätzlich beschichtet werden.
Man unterscheidet Fertigungs-, Grund- und Deckbeschich- Neben der dekorativen Wirkung verlängern derartige
tungen. Um die geforderte Haftfestigkeit und Haltbarkeit Beschichtungen die Lebensdauer der Verzinkung ganz
der Beschichtung zu erreichen, muss die Stahloberfläche beträchtlich (synergetischer Effekt). Unterhalt und
entsprechend gereinigt und aufgerauht werden. Hierzu Erneuerung des Oberflächenschutzes werden stark ver
gehört die Entfernung artfremder Schichten (z. B. Schmutz, einfacht, weil die Zinkschicht in der Regel voll erhalten
Staub, Öl oder Reste vorhandener Beschichtungen) und bleibt. Dies ist insbesondere bei freibewitterten Bauteilen
arteigener Schichten (Zunder, Rost) z. B. durch strahlen, von Bedeutung
bürsten oder schleifen. Eine sorgfältige Oberflächenvorbe-
reitung hat entscheidenden Einfluss auf die Schutzdauer
des Beschichtungssystems. Die Grundbeschichtung wird
nach der Oberflächenvorbereitung so schnell wie möglich
aufgebracht, um eine erneute Verunreinigung zu verhin-
dern. Sie schützt vor Korrosion und stellt den Haftgrund
für nachfolgende Deckbeschichtungen dar. Zunehmend
erhalten Stahlbauteile bereits vor ihrer Bearbeitung im
Stahlbaubetrieb die Oberflächenvorbereitung und eine Fer-
tigungsbeschichtung, die als temporärer Korrosionsschutz
28 steeldoc 01/12
6 Integration der Systeme
«Integration der Systeme» bezeichnet zunächst die räumli- dringungspunkte beider Systeme massgeblich beeinflusst.
chen Beziehungen, die die Systeme Tragwerk, Hülle und Tragwerk und Hülle reagieren unterschiedlich auf die
Technischer Ausbau zueinander einnehmen. Es ist damit jeweiligen Belastungen. Deshalb sind an den Verbindungs-
aber auch das Zusammenführen der unterschiedlichen punkten beider Systeme häufig Bewegungen aufzu
Teilsysteme zu einem Gesamtsystem beschrieben, was auf nehmen. Es ist anzustreben, Trag- und Hüllkonstruktion
den Entwurfsprozess hindeutet, der jedem Bauelement de- möglichst zu entflechten und damit die Durchdringungs-
finierte Abmessungen und eine bestimmte räumliche Lage punkte beider Systeme auf ein Minimum zu reduzieren.
innerhalb des Bauwerks zuweist.
29
Nachhaltigkeit
7 Nachhaltigkeit
Wirtschaftlichkeit
Die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes gliedert sich in zwei
Dimensionen. Zum einen müssen die Bau- und Nutzungs-
kosten so gering wie möglich sein. Zum anderen sollten
Gebäude – insbesondere Industriehallen – eine hohe An-
passungsfähigkeit an sich ändernde Nutzungsbedürfnisse
aufweisen. Nachhaltigkeitszertifiziert: Cité
du Design, Saint-Etienne (F)
Der Baustoff Stahl eignet sich besonders gut, um diese
Anforderungen zu erfüllen. Er erlaubt aufgrund seiner
Festigkeit grosse Spannweiten und auch nachträgliche
Verstärkungen, beispielsweise für das Einbauen von Kran-
bahnen oder Dachöffnungen, sowie das Erweitern der
Hallen zu beiden Seiten. Die Wahl von Schraubverbindun- und Akzeptanz der Bauwerke. Hierzu gehören unter ande-
gen ermöglicht zudem einen zerstörungsfreien Abbau, rem der Wärme- und Schallschutz, der akustische Komfort
wodurch Hallen bei Bedarf sogar vollständig demontiert und die Beleuchtung, die bereits in den vorherigen Kapi-
und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden können. teln behandelt wurde. Sie werden bei der Nachhaltigkeits-
bewertung ebenso berücksichtigt wie die ökonomische
Ökologische Qualität und ökologische Qualität.
Die Bewertung der ökologischen Qualität von Gebäuden
erfolgt im Wesentlichen auf Basis einer Ökobilanzierung. Bei näherer Betrachtung der Nachhaltigkeitsaspekte zeigt
Hierbei werden verschiedene Umwelteinflüsse, beispiels- sich, dass sich die grundlegenden Indikatoren der Nach
weise das über den Lebensweg des Gebäudes entste- haltigkeit in scheinbar «nicht nachhaltigkeitsrelevanten»
hende Treibhauspotenzial, ermittelt. Studien belegen, dass Themen widerspiegeln, die schon seit Jahren in der Bau-
die Wahl des Tragwerksbaustoffes insgesamt nur einen praxis beachtet werden. Die Stahlbauweise, die sich seit
untergeordneten Einfluss (ca. 20–30 %) auf die Gesamt Jahrzehnten im Hallenbau bewährt hat, wird auch den
bilanz eines Gebäudes hat. «neuen» Anforderungen der Nachhaltigkeit gerecht. Die
vollständige Recyclingfähigkeit des Baustoffs Stahl ermög-
Durch den Einsatz höherfester Stahlsorten kann gegen- licht zudem, dass auch zukünftige Generationen von den
über einem Stahl, S235, eine erhebliche Einsparung an Vorteilen des Stahlbaus profitieren können.
Tragwerksmasse erzielt werden und damit eine deutliche
Reduktion des Treibhauspotentials bewirkt werden. Tipps zur Planung nachhaltiger Hallen
Die folgenden Tipps unterstützen das Planen und Bauen
Soziale Aspekte nachhaltiger Gebäude:
Industriehallen dienen als Arbeitsplatz und ihre gestalte 1. Die Beteiligung aller Interessengruppen (Architekt,
rische Qualität prägt die Umgebung – sowohl in Gewerbe- Fachplaner, Bauherr, Nutzer) an der Planung – eine in-
gebieten als auch in der freien Landschaft. Daher tegrale Planung – ist der erste Schritt zu nachhaltigem
beeinflussen auch «weiche» Faktoren die Funktionalität Bauen. Durch die frühzeitige Einbindung möglichst
vieler Beteiligter lässt sich das Gebäudekonzept opti-
25
25 mieren.
Treibhauspotenzial [t CO 2 -Äq.]
Treibhauspotenzial [t CO 2-Äq.]
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Impressum
Herausgeber:
SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, Zürich
Evelyn C. Frisch, Direktorin
Quelle:
Hallen aus Stahl, Planungsleitfaden, Nr. B 401 (2011)
Herausgeber: bauforumstahl e. V., Düsseldorf D
Autoren: Friedrich Grimm, Freier Architekt,
Ronald Kocker, bauforumstahl e. V.
Zeichnungen: Friedrich Grimm, Ronald Kocker, Michael Schaubert
Fotos:
Titel: Cité du Design: Jan-Oliver Kunze
Editorial: Holger Knauf, Amada Solution Center, Haan
Bild S. 5: ProKilo-Markt, Kerschgens Stahl&Mehr GmbH
Bild S. 10: Alexander Gempeler, Bern
Bild S. 14: Holger Knauf
Bild S. 17: Hans Werlemann, Rotterdam, aus Steeldoc 01/2011
Bild S. 20, 30: Jan-Oliver Kunze
ISSN 0255-3104
SZS
SWISS INSTITUTE OF STEEL CONSTRUCTION
Seefeldstrasse 25
CH-8008 Zürich
Tel. 044 261 89 80
Fax 044 262 09 62
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