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MASCHINENELEMENTE

Dichtungen

Prof. Dr.-Ing. H. Gruss


Dichtungen

9. Dichtungen

9.1 Aufgaben und Einteilung

• Die Aufgabe von Dichtungen besteht darin, den Stofftransport von flüssigen oder
gasförmigen Medien durch Trennung verschiedener Räume zu verhindern bzw. in
zulässigen Grenzen zu halten. Folgende Unterscheidungen gibt es:

1. Dichtungen, bei denen die Trennung der Funktionsräume nur für Montage oder
Reparatur oder durch Stelleinrichtungen (Ventil) aufgehoben wird. Die Dichtungen
unterliegen keiner Relativbewegungen der Dichtflächen und werden daher
bezeichnet als …

ruhende oder statische Dichtungen

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Statische Dichtungen

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2. Dichtungen, die Funktionsräume trennen, welche durch ein sich translatorisch oder
rotatorisch bewegendes Maschinenelement voneinander separiert sind. Infolge der
Relativbewegung werden sie bezeichnet als …

Bewegte oder dynamische Dichtungen

… und werden unterschieden in:

berührende Dichtungen

berührungsfreie Dichtungen

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Dynamische Dichtungen

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• Die für die Wahl der Dichtung und deren Auslegung relevante Parameter sind:

- aus der Konstruktion

Bauraum, abzudichtende Teile, Bewegungsverhältnisse

- aus den chemischen und physikalischen Beanspruchungen

Druckdifferenz, Richtung der Dichtwirkung, Relativgeschwindigkeit, Reibung

chemische Zusammensetzung und Temperatur, des abzudichtenden Mediums

- aus Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Montage

Lösbarkeit, Demontage, Auswechseln, Verschleiß (Ausfallzeiten), zulässige


Leckmengen
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9.2 Berührungsdichtungen für Dichtflächen ohne Relativbewegung

• Aus Form- und Lagetoleranzen sowie durch Oberflächenrauheit resultieren in der


Regel zu Spaltbreiten, wodurch zusätzliche Maßnahmen zum Dichten von gasen und
Flüssigkeiten notwendig wird. Durch ein verformbares Dichtungselement können die
Spalte geschlossen werden.

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9.2.1 Unlösbare Dichtungen

• Die dichtesten Dichtungen werde durch stoffschlüssige Verbindungen erzielt. Jedoch


sind diese ohne Zerstörung nicht lösbar.

• Am häufigsten verbreitet sind Klebverbindungen, Walzlötverbindungen und


Schweißdichtungen. Wichtig dabei ist die Berücksichtigung der Aufgabentrennung:

Dichtung  Dichtungsaufgaben
abzudichtende Bauelemente  Kraftleitung über Formschluss

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Schweißringdichtung Schweißringdichtung
mit hoher Lippe

Entlastung der Lötverbindung durch Formschluss


strukturelle Entlastung einer geklebten Behälterwand

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Behälterdichtung mit Funktionstrennung:


a) Aufnahme der Deckelkraft, b) Dichtfunktion

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Schweißringdichtung mit Klammerverschluss


(Fa. Zikesch)

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9.2.2 Lösbare Dichtungen

• Die lösbaren statischen Verbindungen stellen den weitaus größeren


Anwendungsbereich dar. Die Dichtwirkung beruht auf einer Flächenpressung an den
Dichtflächen mit einer Verformung des eingelegten Dichtelements.

• Die Erzeugung des Drucks kann dabei auf zwei Arten erfolgen:

- durch elastische Kräfte (z.B. Schrauben)

- durch Betriebsdruck

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• Die Dichtung kann dabei auf zwei Arten erfolgen:

- Weichstoffdichtungen:

- E-Modul der Dichtung ist kleiner  Verformung  Schließen der Dichtfläche

- Hauptauswahlkriterium: abzudichtende Medium (Temperatur, chem.


Zusammensetzung, Durchlässigkeit bei Gasen)

- Hartstoffdichtungen:

- E-Modul der Dichtung größer  Dichtung gräbt sich in Bauteildichtflächen ein

- beständiger gegenüber Temperatur und chem. Zersetzung

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• Die Wahl der Dichtungswerkstoffe richtetet sich nach den Beanspruchungen. Dabei
kann auch Werkstoffkombinationen zum Einsatz kommen.

- Weichstoffe: Pappe, Gummi, Leder, Filz, Kork, Kunststoffe (PTFE)

- Weichstoffe mit Metalleinlage oder -hülle: gelochte oder gesickte Trägerbleche

- Metallische Dichtungen: Al, Cu, Weicheisen  höhere Drücke, Temperaturen

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Ausführungsformen von Flanschen

Flach- und Formdichtungen

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• Die Funktion und die Berechnungsgrundlagen sind angelehnt an die der


Schraubenverbindungen. Die Dichtung stellt dabei ein zusätzliches elastisches
Element im Kraftfluss dar.

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9.2.3 Vorverformungszustand

• Die Dichtung wird stark vorgepresst, bis die Oberflächenunebenheiten und –rauheiten
durch plastisches Fließen gegeneinander angepasst sind. Bereits bei kleinen
Belastungen auf die Dichtung sind verhältnismäßig hohe Vorspannkräfte notwendig.
Von einer bestimmten Pressung an, liegt zwischen Belastung auf die Dichtung und
Vorspannkraft lineares Verhalten vor. Bei darauf folgender Entlastung ist ebenso
lineares Verhalten zwischen beiden Größen zu beobachten. Aufgrund der plastischen
Verformung der Dichtung ist bei wiederholter Vorspannung die erforderliche Presskraft
deutlich geringer.

• Vereinfachend gilt, dass der Dichtzustand bei etwa 10% plastischer Verformung
erreicht ist. Hieraus leitet sich die Auslegungsgleichung für den
Vorverformungszustand ab.

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… ist ein im Versuch


ermittelter Dichtungs-
k0 kennwert und stellt die
„wirksame Breite“ der
Dichtung dar.

… ist der Form-


änderungswiderstand
KD bei 10%iger Verfor-
mung des Dichtungs-
werkstoffs. Bei Weich-
stoffdichtungen ist der
Kennwert das Produkt

k0 * K D

Dichtungskennwerte für vorgeformte Festszoffdichtungen,


Dichtungskennwerte nach AD 2000- Merkblatt B7

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Dichtungskennwerte für vorgeformte Feststoffdichtungen,


Formänderungswiderstand metallischer Dichtungswerkstoffe bei Raumtemperatur

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• Weichstoffdichtungen zeigen gegenüber Hartstoffdichtungen ein anderes


Verformungsverhalten, bei der ein Plastizieren beim Vorspannen nicht angebracht ist.
Durch geeignete Werkstoffmischungen wird ein Ausgleichen der Oberflächenrauheiten
bereits bei quasi elastischer Verformung erreicht. Hierfür ist zuvor eingeführte
Berechnungsformel nicht anwendbar.

Gegenüberstellung der Verformungskennlinien


für Weich- und Hartstoffdichtungen

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9.2.4 Betriebszustand

• Nach Aufbringung der erforderlichen Vorspannkraft liegt ein lineares Verhalten der
Kräfte aus Beanspruchung und der Dichtwirkung vor. Wird die Beanspruchung durch
Innendruck hervorgerufen, dass muss darauf geachtete werden, dass der Innendruck
die Dichtung nicht nach außen drängt. Hieraus leitet sich folgende Beziehung ab:

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• Sicherheitsbeiwerte

- für Weichstoffdichtungen und Metallweichstoffdichtungen

gegen Gase und Dämpfe S D  1,2


gegen Flüssigkeiten S D  1,1

- für Metalldichtungen

gegen Gase und Dämpfe S D  1,3


gegen Flüssigkeiten S D  1,2

• Die Dichtkraft im Betriebszustand beträgt somit

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• Viele Dichtungswerkstoffe neigen zum Kriechen, insbesondere bei höheren


Temperaturen. Infolgedessen entspannen sie und die Verbindung wird undicht. Aus
diesem Grund muss die Dichtung über eine längere Zeit eine „Standkraft“ besitzen,
unabhängig vom Betriebsdruck. Für metallische Dichtungen gilt somit:

BM 0 1,0 1,1 1,2 1,5


Profilabhängiger Beiwert BM0

Dichtungskennwerte für vorgeformte Feststoffdichtungen,


temperaturabhängiger Formänderungswiderstand
metallischer Dichtungswerkstoffe

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• Bei der Verwendung von Weich- und Metallweichstoffdichtungen müssen


Firmenunterlagen hinzugezogen werden. Gründe sind Kriechen und Versprödung.
Der Kriechvorgang setzt bereits beim Aufbringen der Vorspannkraft ein. Dabei ist die
Verfestigung so groß, dass selbst bei Überschreitung der Vorspannung kein weiteres
kriechen mehr einsetzt. Die Versprödung ist zeit- und strahlungsabhängig, weshalb sie
bei einer späteren Inspektion durch neue Dichtungen ausgetauscht werden sollten.

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9.2.5 Konstruktive Hinweise

• Bei der Abdichtung bei Verwendung von Flachdichtungen sind die Wege zu
berücksichtigen, wodurch das zu dichtende Medium außerhalb des Funktionsraums
gelangen kann:

1.) Kontaktflächen mit den Flanschen

2.) Poren der Dichtung

Hieraus ergeben sich bestimmte Anforderungen an die Dicke in Abhängigkeit des


Drucks und der Oberflächenrauheit. Zum Erreichen einer gleichmäßigen Anpressung
gelten folgende Konstruktionsempfehlungen:

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• Hohe Flanschsteifigkeit (Plattenstärke


größer als Schraubendurchmesser

• Optimale Dicke der Dichtung

• Ausreichende Anzahl, gleichmäßige


Abstände und sinnvolle Anordnung der
Schrauben zur Erhöhung der Steifigkeit

• Schmale Dichtungen haben höhere


Flächenpressung bei gleicher
Schraubenkraft.

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Erhöhung der Flächenpressung durch Verkleinerung der Dichtflächen

links) geringe Breite


mitte) eine breite Ausnehmung
rechts) zwei schmale Ausnehmungen

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Ungünstige Schraubenanordnung Günstige Schraubenanordnung

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• Dichtungen können im Haupt- oder im


Nebenkraftfluss eingesetzt werden.

• Der Nebenschluss ist zwar konstruktiv


aufwendiger, verhindert aber weitgehend
die Belastung im Betrieb durch Druck und
Temperatur.

• Dichtung im Kraftnebenschluss verhindert


eine Biegebeanspruchung auf die
Flansche, wodurch ein definiertes
Anziehen der Schrauben ermöglicht wird.

Abdichten im Haupt- und Nebenschluss

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9.2.6 Metallische Dichtungen (Formdichtungen)

• Gegenüber Flachdichtungen gasen sie nicht aus und werden aus diesem Grund in der
Hochvakuumtechnik eingesetzt. Kennzeichnend ist die Anwendung bei hohen Drücken
und Temperaturen. Profilierte Dichtleisten, Kegeldichtungen oder mehrflankige
Berühungsdichtungen kommen zur Anwendung.

• Durch die konstruktive Ausbildung der Dichtung kann man eine Kraftverstärkung
infolge der Betriebsdrücke selbst erreichen, um damit die Vorspannelemente wie
Schrauben zu entlasten. Hierzu gehören die selbsttätig schließende Kegeldichtung,
die Deltaringdichtung sowie der Uhde-Brettschneider-Verschluss.

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Deltaring als selbsttätige Dichtung

links) Einbaustand
rechts oben) unbelastet
rechts unten) bei Betriebsdruck

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Uhde-Brettschneider-Verschluss

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Kegeldichtung als selbsttätige Dichtung

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Mehrflankige Berühungsdichtringe

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Dichtring als zweiflankig wirkende Profilleiste

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9.2.7 O-Ring
• Der O-Ring ist ein einfaches und
billiges Normteil und ebenfalls ein
vorgespanntes selbstverstärkendes
Dichtungselement (Überlagerung der
Vorspannung und Systemdruck).

O-Ring-Dichtung Radiale Anordnung

links) Geometrie links) Innenzentrierung durch Außendruck


rechts oben) Einbauzustand rechts) Außenzentrierung durch Innendruck
rechts unten) druckbelastet

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O-Ringe nach DIN 3771 (Auswahl)

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• Nutbreite ca. 25% größer als der Durchmesser des O-Rings  große Wirkfläche,
und Nuttiefe kleiner als Durchmesser

Richtwerte der Nutabmessung

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• Bei einem Spalt zwischen den Fügepartnern muss darauf geachtet werden, dass der
O-Richtung im Betrieb nicht in den Spalt drückt. Durch die Anordnung von Stützringen
auf der Druckabgewandten Seite können die Belastungen auf die Dichtung erhöht
werden.

Nutabmessungen

Zulässige Spaltbreiten für O-Ringe

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9.3 Berührungsdichtungen an bewegten Maschinenteilen

• Gegenüber den statischen Dichtungen ist bei Dichtungen zwischen Dichtflächen mit
Relativbewegung der mechanische Verschluss der Dichtkanäle durch plastische
Umformung nicht möglich. Es lässt sich nur ein enger, aber vorhandener Dichtspalt
herstellen, in dem die Dichtung durch Drosselung erfolgt. Somit ist eine vollkommene
Dichtheit nicht möglich

• Infolge der Bewegung treten im Kontaktbereich


Reibung und Verschleiß auf. Hieraus resultieren
folgende Anforderungen an die Dichtung:

- reibungs- und verschleißarme Werkstoffe

- Schmierschicht im Kontaktbereich

• Der Dichtspalt kann dabei fest vorgegeben


sein oder sich durch die Bewegung erst aus-
bilden und muss größer sein als die Oberflächenrauheit  Radierung
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• Die konstruktive Gestaltung hängt von der Bewegungsart, der Bewegungsrichtung und
der Ausbildung der Funktionsflächen ab. Bei der konstruktiven Ausbildung der
Funktionsflächen wird zwischen zylindrischen Dichtungsflächen und Planflächen
unterschieden. Auf ihnen findet die Dichtwirkung und Relativbewegung statt.

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Bauarten

Stopfbüchsendichtungen

• Der erforderliche Duck zur Anpressung


der Dichtflächen aufeinander wird durch
die Umsetzung einer auf die Packung in
einem Packungsraum aufgebrachten
axialen Kraft bewirkt. Die Verdichtung der
Packung behindert dann auch gleichzeitig
einen Leckstrom durch die Dichtung
hindurch.

1 Brille
2 Schraube
3 Packung
4 Schmierlaterne aus PTFE
Stopfbuchsen

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• Stopfbuchsen bestehen aus Einzelringen, die zu Packungen zusammengesetzt


werden.

• Zur Aufrechterhaltung der Brillenkraft zur Erhaltung der Verformung des


Dichtungsmaterials werden Federvorspannungen verwendet.

• Als Ringe werden Weichstoffpackungen aus Natur- und Kunststofffasern wie


Gesteins- und Baumwolle oder PTFE (1) sowie aus Metallweichstoffpackungen (2
und 3, Hohlringe aus Cu, Al, Pb, Füllung aus Fett oder Graphit) eingesetzt.

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Vorteile:

- einfacher Aufbau
- Nachziehen der Schraube
- Anpassung der Werkstoffe

Nachteile:

- nur bei kleinen Werkstoffen Neben der Stopfbuchsenlänge


- hoher Verschleiß kommen etwa 20% der Brillenlänge
- häufiger Austausch zum nachspannen. Eine kürze
- große Baulänge Baulänge erfordert jedoch mehr
- Wärmeisolator Vorspannkraft und bewirkt damit
- Verletzungsgefahr der Oberfläche auch höhere Reibung. Die
Oberflächengüte sollte Ra < 0,8 sein.

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Konstruktionsempfehlung

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Wärmeabfuhr infolge optimierter


Anordnung der Stopfbuchsendichtungen

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• Die Berechnung der Dichtwirkung von Weichstoffpackungsstoffbüchsen ist sehr


unsicher. Die Auslegung basiert auf Erfahrungswerten bzw. Herstellerangaben. Der
Druck auf die Ringe nimmt mit zunehmendem Abstand zur Brille ab. Somit ist der
erste Ring ausschlaggebend für die Dichtungsgüte und verschleißt auch als erster.

• Für Wellendichtungen ist die Stopfbüchse gegenüber Gleitringdichtungen infolge


hoher Reibung und Wärmeentwicklung weniger gut geeignet. Es besteht die Gefahr,
dass beide Verbindungselemente sich berühren.

 Mischreibung

• Bei Stopfbüchsenpackungen für Hochdruck-Kolbenpumpen werden die Dichtungen


stark vorgespannt. Um die Extrusion der Ringe zu vermeiden, werden zur
Verstärkung Stützringe eingesetzt.

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• Bei hohen Drücken, Gleitgeschwindigkeiten, Temperaturen und Dampf versagen die


Weichstopfpackungen. Für diese Anwendungen müssen Formbeständige
Packungen verwendet werden, z.B. Kegelpackungen, bestehend aus Zinnbasis-
Legierungen unter Beimischung von Kupfer.

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• Alternativ zu den formbeständigen Packungen können auch Packungsringe


eingesetzt werden. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen. Nach dem
Einfahren der Dichtung vergleichmäßigt sich die ursprünglich ovale Bohrung.
Es können mehrere Ringe nebeneinander angeordnet werden

Radialkräfte an vier- und sechsteiligen


Packungsringen

Packungsringen in drei-, vier-


und sechsteiliger Ausführung

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• Diese Dichtungen sind als Geteilte Stopfbuchsen ausgeführt. Die Dichtelemente


selbst können als Normteile im Baukastensystem zusammengestellt werden. Dabei
ist auf eine radiale Beweglichkeit zu achten. Durch einzelne federn wird eine
konstante Anpressung erzielt.

Aus Kassetten bestückte Metallfederpackung mit kegeligen Kammerringen

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Kolbenring

• Diese Dichtungen sind für


Axialbewegungen gedacht
bestehen aus einem elastischen,
aber formbeständigen Ring mit
rechteckigem Querschnitt und
werden in einer Nut gelagert.

• Nachdem der Kolbenring


eingelaufen ist, stellt sich ein
Dichtspalt ein. Weil damit eine
Leckage verbunden ist, wird in der
Praxis ein Ölabstreifring
nachgeschaltet. Die Gegenfläche
des Rings sollte mit H7 toleriert
sein und eine Rauhigkeit bis
12 μm aufweisen.

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Kolbenring mit gefangenem Stoß Kolbenring mit gasdichtem Stoß

Anordnung mehrerer Kolbenringe


Richtwerte für die Anwendung

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Stepseal-Dichtung

• Hierbei handelt es sich um Ringdichtungen,


bestehend aus PTFE, kombiniert mit einem
Elastomer O-Ring. Der O-Ring fungiert als
Feder und drückt die eigentliche
Ringdichtung an.

• Die Lippe ermöglicht einen hydrodyna-


mischen Schmierfilm.

Stepseal-Ring

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Formdichtungen

• Formdichtungen sind selbsttätige


Berührungsdichtungen, bei denen der
Betriebsdruck die Dichtwirkung unterstützt.
Sie werden vorwiegend in der Pneumatik
und Hydraulik verwendet.

• Grundsätzlich bestehen sie aus:

- Formkörper mit Lippe

• Unabhängig vom Betriebsdruck


schmiegen sie sich entweder durch ihre
Eigenelastizität oder durch eine Ringfeder
an der abzudichtenden Fläche an.

 Vorspannung

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• Durch die Vorspannung kann die Dichtung selbst bei niedrigen Drücken sowie im
drucklosen Zustand bei großen Geschwindigkeiten eine hohe Dichtwirkung
gewährleisten.

• Bei niedrigen Geschwindigkeiten besteht die Gefahr des Stick-Slip-Effekts, da sich


der Schmierfilm nur unzureichend ausbilden kann. In diesem Fall ist die Reibung
und damit auch der Verschleiß recht groß.

• Folgende Werkstoffe werden eingesetzt:

- Leder  gute Temperatur- und Alterungsbeständigkeit

- Kautschuk  geeignet für Öle, Basen, Säuren, Heißwasser

- PTFE  chemische Beständigkeit, -200 °C – 250 °C


niedriger Reibungswert, jedoch weich  Stützringe

• Wichtig ist die Dichtungsoberfläche. Sie muss gut benetzbar sein.


Rauhigkeit Ra < 0,4μm.
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• Es gibt verschiedene Ausführungs-


formen von Formdichtungen.
Nutringdichtungen
mit Abstreiflippe

Nutringe

• Sie dienen zur Abdichtung


axialbewegter Maschinenteile mit Nutringdichtungen
Abdichtungsdrücken von 400 bar als Rückschlagventil

und Gleitgeschwindigkeiten bis


0,5 m/s. Der Einbau erfolgt mit Spiel
(H8/f8).

Nutringdichtungen
mit metallischer Spannfeder

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• Bei hohen Drücken besteht Gefahr der Extrusion, hier werden oft Stützringe
(Backringe) eingesetzt oder mehrere Nutringe zu Kompaktdichtungen mit
geschlossenem Profil geschaltet.

Aus Nutringen bestehende Kompaktdichtung


(Dachmanschettenseatz)

Nutring mit Backring bzw. mit vulkanisierten Verstärkungselement

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• Zur Reduzierung der Reibung und damit auch des Verschleißes ist eine
Gleitschmierung erforderlich. Diese wird durch die Schleppströmung erreicht.

• Die Schleppströmung resultiert aus der Relativbewegung, bei der die Molekühle an den
Dichtflächen unterschiedliche Geschwindigkeiten annehmen. Hierbei stellt sich im Spalt
eine lineare Druckverteilung ein.

Schleppströmung zwischen zwei Wirkflächen

• Vorwärtshub: Lippe wird von der Dichtfläche gedrückt.


Rückwärtshub: Ein Teil des Schierfilms wird abgestreift. Der Rest ist Verlust (Leckage).

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• Da Pneumatikdichtungen nur einmalig bei der Montage geschmiert werden, muss das
Abstreifen verhindert werden, während bei Hydraulikdichtungen der Schmierfilm
möglichst gut abgestreift werden soll.

Form der Dichtlippe und Pressungsverteilung


links) Hydraulik / rechts) Pneumatik

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• Um die Leckage zu reduzieren und das Eindringen von Schmutz zu verringern, wird ein
Dichtsystem in die Konstruktion integriert.

Dichtsystem

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Manschetten

• Diese Dichtungen gibt es in vielfältiger Bauweise.

links) Hutmanschette mit und ohne Feder Hutmanschette mit freiaufliegender Feder

rechts) Topfmanschette mit und ohne Feder

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O-Ring

• Sie können auch bei Relativbewegungen eingesetzt werden. Die Dichtwirkung


beruht ebenfalls auf der Verformung und damit Vorspannung des Rings.

• Für translatorische Bewegung gilt: bei 10 bar – 0,3m/s und bei 5 bar – 0,5m/s.
Bei rotatorischen Bewegungen kann die Umfangsgeschwindigkeit bis 4 m/s
betragen.

Zulässige Spaltbreiten für O-Ringe

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Gleitringdichtungen

• Sie sind universell einsetzbar und gelten als die höchstbelastbaren Dichtungen für
rotierende Maschinenteile zur Abdichtung von Flüssigkeiten, Gasen und Dämpfen.

• Der Einsatzbereich erstreckt sich

für Drücke von 10-2 bar bis 300 bar

für Temperaturen von -200°C bis 450°C

für Geschwindigkeiten bis 150 m/s

• Diese Dichtung ist einsetzbar von 5 bis 500 mm und bis 1000 mm in
Segmentbauweise auszuführen.

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• Die Abdichtung erfolgt auf


axialen Flächen zwischen
einem rotierenden Gleit-
und einem feststehenden
Gegenring. Der stationäre
Teil sitzt in der Regel im
Gehäuse, der rotierende
Teil ist auf der Welle
befestigt. Federkraft und
Druck des Mediums können
als Anpressdruck genutzt
werden.

Gleitringdichtung

1 rotierender Dichtungsteil
2 feststehender Dichtungsteil
3 Sekundärdichtungen

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Gleitringdichtung

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• Die Dichteigenschaften hängen maßgeblich von der sich einstellenden Spaltbreite


ab, die sich durch den Einlaufvorgang einstellt Ra ,min  0,15...0,3m  .

• Der Leckstrom errechnet sich unter Vernachlässigung der Schleppströmung und


Fliegkraftwirkung wie folgt:

 * D * h³
Q * p
12 * * b

wobei: D … mittlere Gleitflächendurchmesser


h … mittlere Spalthöhe
b … mittlere Spaltbreite
η … dynamische Viskosität des Mediums
∆p … Druckdifferenz

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• Die Wahl der Werkstoffe ist ausschlaggebend für die Funktion der
Gleitringdichtung. Die Werkstoffe müssen folgende Eigenschaften aufweisen:

- kleine Reibung

- verschleißfest

- chemische und thermische Beständigkeit

Daher nimmt man für den drehenden Gleitring: synthetischer Harz, Kohle, Keramik
und für den feststehenden Gegenring: GG, Bronze, synthetische Kohle, Keramik

• Gleitringdichtungen unterliegen infolge der Reibung der Gleitflächen hohen


Wärmebelastungen, weshalb diese häufig durch Wärmespannungsrisse versagen.
Um die zu vermeiden, müssen konstruktive Maßnahmen zur Wärmeabfuhr
getroffen und bei Verschleiß die Dichtung ausgetauscht werden.

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9.4 Berührungsfreie dynamische Dichte

• Abgesehen von Strömung im (Dicht)Spalt, worauf die Dichtfunktion basiert, arbeiten


diese reibungsfrei. Jedoch tritt auch bei ihnen ein Leckstrom. Die Aufgabe des
Ingenieurs besteht darin, Spaltformen und –abmessungen so festzulegen, dass die
Leckage bei vernünftigem technischen Aufwand möglichst gering wird.

Vorteile: keine Reibung  keine Wärmeabfuhr notwendig


 kein Verschleiß

Nachteil: nicht dicht

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9.4.1 Spaltdichtungen

• Das Medium gelangt durch einen Spalt in dem Raum mit geringerem Druck. Der
Leckstrom ist abhängig von der Viskosität des Mediums, dem Druckabfall sowie der
Länge und Breite des Spaltes

• Grundsätzlich sollte der Spalt so dimensioniert werden, damit einerseits laminare


Strömung gewährleistet wird und andererseits bei Biegung der Welle keine Klemmung
auftritt. Ohne Berücksichtigung der Exzentrizität beträgt der Volumenstrom:

 * p
 
3
 * D * h e
V * 1  1,5 *  2

12 * 2 * L h

Sobald die Reynoldszahl größer


2000 ist, kippt die laminare in eine
turbulente Strömung.

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• Spaltdichtungen als Dichtungselement werden konstruktiv als Schwimmring-


Spaltdichtungen ausgeführt, die mit der Welle einen axialen Spalt bilden. Die
Spalthöhen liegen im Bereich von 10 bis 20 μm und die Spaltlängen betragen ca. 5
bis 10 mm. Der Schwimmring kann der radialen Bewegung der Wellenachse infolge
Biegung folgen. Die Zentrierung erfolgt über O-Ringe. Aufgrund ihres modularen
Aufbaus können mehrere Schwimmringe in Reihe hintereinander geschaltet werden.

hintereinandergeschaltete
Schwimmring-Spaltdichtung
Schwimmring-Spaltdichtungen

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9.4.2 Labyrinthdichtungen

• Bei Labyrinthdichtungen strömt das Medium aus einem Raum höheren Drucks durch
eine Anzahl von Wirbelkammern bzw. Drosselstellen in den Raum niedrigeren Drucks.
Durch die Drosselung wird die Geschwindigkeitsenergie der Spaltströmung fast
vollständig in Verlust umgewandelt, so dass hinter jeder Drosselstelle die Energie auf
ein kleineres potentielles Niveau abgebaut wird.

• Diese Dichtungen werden häufig bei Gas- oder Dampfströmen eingesetzt, da infolge
thermischer Ausdehnungen ein enger Drosselspalt nicht realisierbar ist.
a) b) c)

Labyrinthdichtungen
a) axiales Labyrinth
b) radiales Labyrinth bei geteiltem Gehäuse
c) axiales Labyrinth bei pendelnder Achse

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Weitere Ausführungen

Labyrinthdichtungen bei Dampfturbinen

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9.5 Dichtungen an rotierenden Wellen ohne Druckdifferenz

• Diese Dichtungen werden als Schutzdichtungen bezeichnet und verhindern das


Eindringen von Verunreinigungen und den Austritt von Schmiermittel in einem
Funktionsraum. Daher sind sie für untergeordnete Aufgaben geeignet. Konstruktiv
können sie berührend oder berührungslos gestaltet werden.

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9.5.1 Berührende Schutzdichtungen

• Gemäß DIN 5419 können Filzringe für Gleitgeschwindigkeiten bis zu 4 m/s eingesetzt
werden. Diese Dichtungen werden vor der Montage in Öl gedrängt. Die trapezförmigen
Nuten bewirken die Anpressung.

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• Sogenannte Nilosringe werden als federndes Dichtelement bei lebensdauer-


geschmierten Wälzlagern eingesetzt. Dabei schleift die scharfe Ringkante eine Nut in
den Wälzlagerring ein.

Nilosringe zur Abdichtung von Wälzlagern

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• Weit verbreitet sind Radial-Wellendicht-


ringe (DIN 3760) in den Formen A und AS.
Das Grundprinzip basiert auf dem Gleiten
einer scharfkantigen Dichtlippe aus elasto-
meren Werkstoff auf einer glatten Wellen-
oberfläche. Die Anpressung der Dichtlippe
erfolgt sowohl durch die elastische Verfor-
mung beim Einbau als auch durch eine
Feder. Dadurch wird diese Dichtlippe im
Ruhezustand zu einer statischen Dichtung.

• Ein metallischer Versteifungsring gibt dem


Elastomer Halt.

Radial-Wellendichtringe in
den Formen A und AS (DIN 3760)
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• Infolge der Rotation der Welle schwimmt die Dichtlippe durch den hydrodynamischen
Effekt auf. Aufgrund der ungleichen Winkel auf der Ölseite von 35° – 60° und auf der
luftseitigen Seite von 12° – 30° entsteht eine asymmetrische Pressungverteilung , die
einen Mikrodrall in der Kontaktfläche bewirkt  Mikropumpwirkung.

Druckverteilung in der
Kontaktzone der Duchtlippe

Mikropumpwirkung
in der Dichtlippe

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Weitere Formen von


Radial-Wellendichtringen

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• Die Anforderungen an Radial-Wellendichtringe sind von dem abzudichtenden


Medium, der Umfangsgeschwindigkeit und der verwendeten Werkstoffe abhängig.
Der Temperaturbereich liegt zwischen – 40 °C und +100 °C. Die maximalen
Umfangsgeschwindigkeiten betragen 35 m/s. Die Rundheitstoleranz muss nach IT8
ausgeführt werden. Die Oberfläche darf eine zulässige Mittenrauhigkeit von 0,8 μm
nicht überschreiten.

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• Aufgrund der Komplexität werden Radial-


Wellendichtringe durch falsche
Rauhigkeiten der Welle, Kratzer, Poren und
andere Beschädigung von Welle und Lippe
sowie durch Verunreinigungen,
Zersetzungsprodukte des Öls, Alterung
und Trockenlauf undicht.

• Schon bei der Montage müssen die


Dichtungen durch spezielle Montagehülsen
gegen eventuell vorhandene scharkantige
Wellenabsätze geschützt werden.

Verwendung von Montagehülsen


zum Schutz der Lippe beim Einbau

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Trennung zwei flüssiger Medien durch zwei Abdichtung gegen Wasser mit Hilfe zweier
entgegen gerichtete Radial-Wellendichtringe Radialwellendichtringe und einer durch die
beiden Ringe gebildeten Fettkammer

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oben) Abdichtung einer besonders Radial-Welledichtringe an Wälzlagern:


schmutzbeaufschlagten Stelle
oben) zwischen Innen- und Außenring
unten) Entlüftungsbohrungen zur Ver-
hinderung von Luftpolstern unten) an der Stirnseite

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• Der V-Ring als aktive Schutzdichtung


schleudert von außen kommende
Schmutzpartikel sowie Flüssigkeiten.

• Der V-Ring stellt eine Manschette dar,


die im Stillstand axial abdichtet. Mit
V-Ring
steigender Drehzahl hebt die Dichtlippe ab,
wodurch die Reibung herabgesetzt wird.

• Durch einen Blechring (Gamma-Ring)


können die Dichtungsringe verstärkt
werden.

Kombination V-Rings mit einem Gamma-Ring

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9.5.2 Berührungsfreie Schutzdichtungen

• Nach dem Prinzip der Spalte und Labyrinthe werde auch Schutzdichtungen konstruiert,
die als Besonderheit Räume beinhalten, in denen sich Fett ablagern kann (Fangrillen)
oder Entlastungsbohrungen, aus denen die Flüssigkeit ablaufen kann.

Fettrillendichtung mit Stauscheibe hinter Lager


anschließendem Labyrinth
umlaufende Fangrillen

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Spritzrillen und –ringe zur Dichtung gegen Ölaustritt

Winkelförmige Stahl-Lamellen Lager mit Deckscheiben


(integrierte Stauscheiben)

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Radial federnde Elemente als Schutzdichtungen

a b

c d

Labyrinthdichtungen
a) einbaufertig
b) einbaufertig aus Kunststoff-Spritzteilen
c) einbaufertig aus Stahlpressteilen
d) individulell

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Fanglabyrinth als steckbare Lagerdichtung

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Notizen

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