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Leitlinien zur Schadenverhütung

der deutschen Versicherer

Planung und Einbau von


Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

VdS 2557 : 2013-03 (01)


Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Die vorliegende Publikation ist unverbindlich. Die Versicherer können im Einzelfall auch andere Sicherheitsvor-
kehrungen oder Installations- oder Wartungsunternehmen zu nach eigenem Ermessen festgelegten Konditi-
onen akzeptieren, die diesen technischen Spezifikationen oder Richtlinien nicht entsprechen.

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VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Leitlinien zur Schadenverhütung


der deutschen Versicherer

Planung und Einbau von


Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Inhalt
0 Vorwort .....................................................................................................................................5
1 Anwendungsbereich .................................................................................................................5
1.1 Umfang des Anwendungsbereichs ..................................................................................................5
1.2 Begrenzung des Anwendungsbereichs ...........................................................................................6
1.3 Aufbau dieser Leitlinien ..................................................................................................................6
2 Risikowahrnehmung – Schadenfälle und -beispiele .................................................................7
3 Gefahren- und Risikoanalyse ....................................................................................................9
3.1 Erfassung des stofflichen Gefahrenpotentials ................................................................................9
3.2 Erfassung der Brandeigenschaften ...............................................................................................10
3.3 Erfassung weiterer relevanter Kriterien .......................................................................................10
3.4 Gefahren- und Risikoanalyse/Bewertung ......................................................................................10
4 Abschätzung des anfallenden kontaminierten Löschwassers ...............................................11
5 Maßnahmen und Einrichtungen zur Vermeidung und Beherrschung von Schäden
durch kontaminiertes Löschwasser ............................................................................................14
5.1 Grundlagen ....................................................................................................................................14
5.2 Organisatorische Maßnahmen und Notfallplanung ......................................................................14
5.3 Bauliche Maßnahmen zur Rückhaltung von kontaminiertem Löschwasser ................................15
5.4 Technische Einrichtungen zur Rückhaltung von kontaminiertem Löschwasser .........................16
5.5 Übergreifende Aspekte zur Installation von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen ..........................17
6 Anforderungen an Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen .....................................................18
6.1 Grundsätzliche Anforderungen ......................................................................................................18
6.2 Errichtung und Installation von Löschwasser-Rückhalteanlagen................................................19
6.3 Prüfung und Instandhaltung ..........................................................................................................22
7 Maßnahmen im Schadenfall ...................................................................................................23
8 Analytik und Entsorgung von verunreinigtem Löschwasser ...................................................23
9 Glossar ...................................................................................................................................24
9.1 Begriffsbestimmungen ..................................................................................................................24
9.2 Verwendete Abkürzungen ..............................................................................................................28
10 Gesetze, Verordnungen, technische Regeln und weiterführende Literatur ............................29
10.1 Gesetze und Verordnungen ...........................................................................................................29
10.2 Technische Regeln .........................................................................................................................29
10.3 GDV-/VdS-Publikationen ................................................................................................................30
10.4 Normen, Vorschriften und Empfehlungen ....................................................................................31

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Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Anhang 1 Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse ...........................................................................32


A 1.1 Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Muster...................................................................32
A 1.2 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 1 ...................................34
A 1.3 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 2 ...................................36
A 1.4 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 3 ...................................38
A 1.5 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 4 ...................................40
Anhang 2 Stoffliche Gefahren ............................................................................................................42
A 2.1 Wassergefährdungsklassen (WGKs) ........................................................................................42
A 2.2 Ermittlung der Brandgefahrenklassen (F1 bis F3) ..................................................................42
A 2.3 Beispielsammlung ausgewählter
(sonstiger) Schadstoffe und mögliche Konsequenzen.............................................................43
A 2.4 Brandfolgeprodukte ..................................................................................................................44
Anhang 3 Abschätzung des anfallenden kontaminierten Löschwassers ...........................................45
Anhang 4 Beispiele zur Ausführung von Löschwasser-Rückhalteanlagen ........................................48
A 4.1 Löschwasser-Rückhaltung außerhalb des Gebäudes an zentraler Stelle
mit natürlichem Gefälle ............................................................................................................48
A 4.2 Löschwasser-Rückhalteanlage außerhalb des Gebäudes an zentraler Stelle mit
Pumpenanlage ..........................................................................................................................49
A 4.3 Löschwasser-Rückhalteanlage außerhalb des Gebäudes (Nutzung der werksinternen
Kanalisation) .............................................................................................................................49
A 4.4 Löschwasser-Rückhalteanlage außerhalb des Gebäudes (Nutzung der werksinternen
Kanalisation zur Ableitung in die werkseigene Abwasser-Reinigungsanlage) .......................50
A 4.5 Löschwasser-Rückhalteanlage im Keller unterhalb des Gebäudes .......................................50
A 4.6 Löschwasser-Rückhalteanlage im erweiterten Auffangraum innerhalb des Gebäudes
(durch Aufkantungen) ...............................................................................................................51
A 4.7 Löschwasser-Rückhalteanlage im erweiterten Auffangraum innerhalb des Gebäudes
(durch Barrieren) ......................................................................................................................51

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0 Vorwort Schadenfall hohe Dekontaminationskosten für ver-


unreinigtes Erdreich und ggf. Grundwasser bedeu-
Im Brandfall fällt in aller Regel nicht verdampftes ten, da derzeit über die Grundsatzanforderungen
Löschwasser an, das durch erhebliche Schadstoff- diverser Verordnungen (u. a. AwSV) sowie unter-
mengen verunreinigt sein kann. Verunreinigtes gesetzlicher Regelwerke hinaus keine weiterge-
Löschwasser kann große Folgeschäden verur- henden Maßnahmen bzw. Bemessungsgrundlagen
sachen, wenn es ins Oberflächenwasser gelangt für die Löschwasserrückhaltung gefordert werden.
oder im Erdreich versickert, zu einer Kontamina-
tion des Grundwassers führt oder die Kläranlage Maßnahmen zur Vermeidung von Löschwasser-
beeinträchtigt. Verunreinigtes Löschwasser darf schäden werden grundsätzlich immer dann not-
daher grundsätzlich nicht in Gewässer eingeleitet wendig, wenn im Brandfall in Verbindung mit
werden oder unkontrolliert austreten, wenn eine Löschwasser schädliche Stoffe freigesetzt werden
nachteilige Veränderung der Eigenschaften von können. Dabei ist es gleichgültig, ob diese Stoffe
Gewässern nicht auszuschließen ist. bereits als Betriebsstoffe vorhanden sind oder
erst durch den bzw. im Zusammenhang mit dem
Viele Betreiber industrieller oder gewerblicher Brandfall entstehen können.
Anlagen sind sich ihres grundsätzlichen Verursa-
cherrisikos (Betreiberhaftpflicht) häufig nicht be- Diese Leitlinien zeigen auf, wie Gefahrenpotentiale
wusst. Aufgrund der allgemeinen Sorgfaltspflicht hinsichtlich möglicher Löschwasserschäden iden-
gemäß Kapitel 1 § 5 Abs. 1 Wasserhaushaltsgesetz tifiziert und durch vorbeugende technische sowie
(WHG) ist jedermann verpflichtet, „... bei Maßnah- organisatorische Maßnahmen minimiert werden
men, mit denen Einwirkungen auf ein Gewässer können.
verbunden sein können, die nach den Umständen
erforderliche Sorgfalt anzuwenden, um eine nach- Für die Errichtung und den Betrieb von Löschwas-
teilige Veränderung der Gewässereigenschaften ser-Rückhalteanlagen sind in erster Linie die ge-
zu vermeiden ...“. setzlichen und behördlichen Bestimmungen zu be-
rücksichtigen. Die vorliegenden Leitlinien stellen
Kommt es durch verunreinigtes Löschwasser zu eine Erkenntnisquelle dar, die zur Bemessung des
einer erheblichen Gewässerverunreinigung, zu er- Löschwasser-Rückhaltevolumens unabhängig von
heblichen Schäden an geschützten Arten oder zu der Betriebsart herangezogen werden kann. So-
erheblichen Schäden an geschützten Lebensräu- fern andere Mengenschwellen und weitergehende
men, haftet der Verantwortliche nach dem Umwelt- Maßnahmen in den gesetzlichen und behördlichen
schadengesetz (USchadG) vom 10. Mai 2007. Nach Bestimmungen gefordert werden, sind diese vor-
§ 6 USchadG muss der Verantwortliche die Kosten rangig zu beachten.
von behördlich angeordneten Sanierungspflichten
tragen. Verunreinigt das Löschwasser den Boden, Ausgewählte Fachausdrücke werden im Glossar
ist eine Sanierungspflicht nach dem Bundes-Bo- (s. Abschnitt 9) erläutert.
denschutzgesetz (BBodSchG) gegeben.

Der Betreiber haftet nicht nur nach dem Verur- 1 Anwendungsbereich


sacherprinzip für seine Betriebsrisiken, sondern
kann auch in besonderen Fällen als Eigentümer 1.1 Umfang des Anwendungsbereichs
für die im Rahmen eines Feuerwehreinsatzes
entstandenen Folgeschäden, z.B. infolge des Ein- Die Richtlinie zur Bemessung von Löschwasser-
satzes wassergefährdender Löschmittel, zur Ver- Rückhalteanlagen beim Lagern wassergefähr-
antwortung gezogen werden. dender Stoffe (LöRüRL) gilt ausschließlich für die
Lagerung wassergefährdender Stoffe ab einer be-
Die bauaufsichtlich eingeführte „Richtlinie zur Be- stimmten Mengenschwelle.
messung von Löschwasser-Rückhalteanlagen beim
Lagern wassergefährdender Stoffe (LöRüRL)“ fin- Der Anwendungsbereich dieser Leitlinien erstreckt
det ausschließlich Anwendung bei Lageranlagen sich auf alle Gefahren/Risiken im Zusammenhang
und bei Stoffen, die in Wassergefährdungsklassen mit der Entstehung kontaminierten Löschwas-
(WGKs) eingestuft sind. Stoffliche Gefährdungs- sers in industriellen und gewerblichen Betrieben
potentiale, die erst im Brandfall zum Tragen kom- und Anlagen unabhängig von der Art und Menge
men (z. B. HCl und Dioxine nach PVC-Bränden), wer- der vorhandenen Stoffe. Dies betrifft somit sowohl
den somit nicht berücksichtigt. Für Produktions- Produktions- als auch Lageranlagen (einschl. Um-
anlagen werden nach LöRüRL überhaupt keine vor- schlaganlagen), die nicht von der LöRüRL abge-
beugenden Maßnahmen gefordert. Dies kann im deckt sind.

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Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden durch 1.2 Begrenzung des Anwendungsbereichs
kontaminiertes Löschwasser werden immer dann
notwendig, wenn im Brandfall in Verbindung mit Grundsätzlich ist festzustellen, dass mit einem
Löschwasser schädliche Stoffe in gefahrdrohender Löschwasserschaden nur nach einem vorange-
Menge freigesetzt werden können. Die Notwen- gangenen Brandereignis in Verbindung mit der
digkeit sowie Art und Umfang der erforderlichen Freisetzung einer größeren gefahrdrohenden Men-
Maßnahmen ergeben sich aus der Gefahren- und ge kontaminierten Löschwassers zu rechnen ist.
Risikoanalyse.
Eine Löschwasser-Rückhaltung ist nicht erforder-
Hinsichtlich des stofflichen Gefahrenpotentials lich, wenn
umfasst der Anwendungsbereich u. a.:
J
ein Brand mit Sicherheit ausgeschlossen wer-
J
Wassergefährdende Stoffe, die in Wasserge- den kann. Ein Brand entsteht, wenn brennbare
fährdungsklassen (WGKs) eingestuft sind; Stoffe, wirksame Zündquellen und ausreichende
J
Wassergefährdende Stoffe, die noch nicht Sauerstoffkonzentrationen zusammen kommen.
eingestuft sind, aber aufgrund ihrer Gefähr- J
im Brandfall nicht mit Wasser, sondern aus-
lichkeitsmerkmale (bisher: R-Sätze; nach GHS schließlich mit Sonderlöschmitteln ohne Was-
künftig: P-Sätze) eingestuft werden können; serzusatz gelöscht wird.
J
Lebensmittel und ähnliche Stoffe, die laut Defi- J
das Ergebnis der Gefahren- und Risikoanalyse
nition nicht in WGKs eingestuft werden können; (s. Abschnitt 3) eine überwiegend „geringe” und
J
Betriebsstoffe (Roh- und Betriebshilfsstoffe, teilweise „mittlere” Bewertung des stofflichen
Zwischenprodukte, Halbfertig- und Fertigpro- Gefahrenpotenzials ergibt.
dukte, Packmittel, Lager- und Transporthilfen,
Abfälle), die oder deren Verbrennungsprodukte Diese Leitlinien gelten nicht für die Lagerung von
schädliche Eigenschaften aufweisen; und/oder den Umgang mit
J
Baustoffe (Dämmstoffe, Abdichtungen, Impräg-
nierungen, z. B. bei Holz) die oder deren Ver- J
radioaktiven Stoffen sowie mit
brennungsprodukte schädliche Eigenschaften J
explosionsfähigen Stoffen.
aufweisen;
J
Löschmittel. 1.3 Aufbau dieser Leitlinien

Um eine mögliche Gefährdung durch anfallendes Zunächst werden im Rahmen einer Gefahren- und
kontaminiertes Löschwasser zu prüfen und ggf. Risikoanalyse Risikomerkmale (u. a. stoffliche
erforderliche Vorsorgemaßnahmen treffen zu Gefahren und Brandeigenschaften von Betriebs-
können, ist eine Gefahren- und Risikoanalyse (im stoffen, Baustoffen etc.) ermittelt und bewertet
Sinne dieser Leitlinien) über den möglichen Anfall (s. Abschnitt 3).
kontaminierten Löschwassers in und nach einem
Brandfall durchzuführen. Es ist zu erwarten, dass Fällt bei einem Brand kontaminiertes Löschwasser
auch bei Nichtvorliegen unmittelbar erkennbarer in gefahrdrohender Menge an, kann gemäß Ab-
Gefahren im Brandfall durch die im Betrieb vor- schnitt 4 das erforderliche Löschwasser-Rückhal-
handenen Bau- und Betriebsstoffe, Packmittel tevolumen berechnet werden.
usw. kontaminiertes Löschwasser entstehen kann.
Bei der Betrachtung des stofflichen Gefahren- Zur Vermeidung und Beherrschung von Schäden
potenzials findet in diesen Leitlinien daher auch durch kontaminiertes Löschwasser sollten (im
Beachtung, dass viele Stoffe, die an sich nicht als Sinne dieser Leitlinien) zunächst organisatorische
gefährlich eingestuft sind bzw. eingestuft werden Maßnahmen geprüft werden, die in Abschnitt 5.2
können, im Brandfall schädliche Eigenschaften beschrieben sind.
entwickeln.
Sind die organisatorischen Maßnahmen nicht aus-
Zu bedenken ist auch, dass im Rahmen eines Feuer- reichend, sind technische bzw. bauliche Maßnah-
wehreinsatzes größere Mengen verunreinigten bzw. men zur Löschwasser-Rückhaltung vorzusehen
kontaminierten Löschwassers u. a. durch den Ein- (s. Abschnitte 5.3 und 5.4).
satz wassergefährdender Schaummittel anfallen
können. Die Anforderungen an die Errichtung und Instal-
lation bzw. Prüfung, Wartung und Instandhaltung
Eine mögliche Betrachtungsweise des Löschwas- von Löschwasser-Rückhalteanlagen beschreibt
serrisikos zeigt die Gefahren- und Risikoanalyse Abschnitt 6.
gemäß Abschnitt 3 auf.

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VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Die Maßnahmen im Schadenfall beschreibt Ab- dungsbereich der Löschwasser-Rückhalterichtli-


schnitt 7. nie (LöRüRL) fiel, kam es zu einem Großbrand.

Zur Festlegung der Nachsorge und Entsorgung Durch den Einsatz großer Mengen Löschwassers
(einschließlich Analytik) von verunreinigtem Lösch- zur Bekämpfung des Brandes wurden giftige und
wasser wird auf Abschnitt 8 verwiesen. ätzende Stoffe in erhöhter Konzentration freige-
setzt. Es fand eine Kontamination der benachbarten
Landwirtschaftsflächen, die als Mäh-/Futterwie-
2 Risikowahrnehmung – sen eines landwirtschaftlichen Betriebes genutzt
Schadenfälle und -beispiele wurden, und des vorbeifließenden Baches statt. Die
konzentrierte Schadstofffracht im Löschwasser
Für WHG-Anlagen besteht die Erfordernis der führte dazu, dass der Wiesenschnitt über Jahre
Rückhaltung verunreinigten Löschwassers gemäß nicht mehr als Futtermittel nutzbar war. Die durch
Besorgnisgrundsatz des Wasserrechts (Kapitel das kontaminierte Löschwasser ausgelöste Sauer-
3 § 62 Abs. 1 Wasserhaushaltsgesetz – WHG) in stoffzehrung im Bach und in einer angrenzenden
Verbindung mit den geltenden untergesetzlichen Forellenzucht führten akut zu einem weit rei-
Regelungen sowie den Anforderungen aus dem chenden Fischsterben. Die in den Bach- und Teich-
BBodSchG und dem BImSchG (u.a. § 22 Abs. 1 sedimenten abgelagerten Schadstoffe machten
Nm. 1 und 2). Danach muss anfallendes Löschwas- den Fischbestand über Jahre für den menschli-
ser, das mit ausgetretenen wassergefährdenden chen Verzehr unbrauchbar.
Stoffen verunreinigt sein kann, zurückgehalten und
ordnungsgemäß entsorgt werden. Als Verursacher musste der chemische Betrieb für
die Kontamination und die Folgen mit finanziellen
Wenn nach den eingeführten Regelwerken die Mitteln geradestehen. Der gesamte Umweltscha-
Rückhaltung von Löschwasser nicht zwingend vor- den betrug 1,5 Mio. € und war fast so hoch wie der
geschrieben ist, sollte dennoch geprüft werden, ob ursächliche Feuer- und Feuerbetriebsunterbre-
eine Schädigung durch im Brandfall anfallendes, chungsschaden mit etwas mehr als 2,2 Mio. €.
verunreinigtes Löschwasser wirksam verhindert
bzw. minimiert werden kann. Die grundsätzliche Schadenbeispiel 2
Forderung, entsprechende Vorsorge zu treffen,
ergibt sich nämlich bereits aus der allgemeinen Durch Brandstiftung wurde das Reifenlager eines
Sorgfaltspflicht gemäß § 5 Abs. 1 Wasserhaus- Recyclingbetriebes in Brand gesetzt.
haltsgesetz (WHG) (s. Vorwort). Die diesbezüglich
zu fordernde Sicherheit muss dem vorliegenden Die Lagerung von Altreifen und die daraus ab-
Risiko angemessen sein (Verhältnismäßigkeits- zuleitenden Vorsorgemaßnahmen zur Beherr-
grundsatz). schung kontaminierten Löschwassers werden
derzeit nicht durch die Löschwasser-Rückhalte-
Ziel dieser Leitlinien ist der Schutz der Gewässer richtlinie (LöRüRL) geregelt.
und des Bodens vor verunreinigtem Löschwasser,
das durch Stoffe oder Brandgut verunreinigt sein Trotz des Einsatzes von über 100 Feuerwehrleuten
kann und das grundsätzlich bei jedem Brand an- konnte nicht verhindert werden, dass bei diesem
fallen kann. Es gilt aber auch, Folgeschäden (z. B. Großbrand nicht nur schädliche Brandfolge- und
Betriebsunterbrechungsschäden, Sachschäden) -zersetzungsprodukte emittiert wurden, sondern
durch Löschwasser vorzubeugen. Zu diesem Zweck u. a. durch Pyrolyseöle, die bei der thermischen
enthalten diese Leitlinien abgestufte Anforderun- Zersetzung noch nicht brennender Reifen entste-
gen zur Begrenzung der Risiken. hen und Schaummittel, das zur Brandbekämpfung
eingesetzt wurde, kontaminiertes Löschwasser in
Eine Vielzahl von Schadenfällen verdeutlicht die großen Mengen entstand. Über die Oberflächenka-
Problematik der Freisetzung von Löschwasser im nalisation gelangte der Großteil des Löschwassers
Brandfall. Nachstehend sind einige ausgewählte (mehrere 100 m3) in die regionale Kläranlage. Die
Beispiele dargestellt. plötzliche Belastung der Kläranlage mit kontami-
niertem Löschwasser (u. a. Schaummitteleinsatz)
Schadenbeispiel 1 führte zu einem Kollaps der Biologie.

In einem mittelständischen chemischen Betrieb, Der Schaden in der Kläranlage belief sich auf an-
der aufgrund der geringen Mengen der gelagerten nähernd 0,5 Mio. €.
und verwendeten Gefahrstoffe nicht in den Anwen-

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Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Schadenbeispiel 3 Weiterhin wurden angrenzende Gewässer in Mit-


leidenschaft gezogen. Das Butterfett setzte die
In der mechanischen Fertigung eines metallver- Kiemen von Fischen zu, verklebte das Gefieder von
arbeitenden Betriebes kam es durch einen tech- Vögeln, musste von der Wasseroberfläche abge-
nischen Defekt eines Kühlschrankes zu einem saugt und von den Uferflächen abgetragen werden.
Entstehungsbrand. Das Feuer griff auf das Dach
über und breitete sich aufgrund der brennbaren Insgesamt entstand ein Sachschaden von ca. 40
Wärmedämmung und der Bitumendacheindeckung Mio. € sowie ein Umweltschaden in Höhe von ca.
schnell über die gesamte Dachfläche aus. In Folge 1,5 Mio. €.
des Brandes, bei dem das Dach der Halle ein-
stürzte, wurde der zentrale Schneidöltank (20 m3, Schadenbeispiel 5
WKG 2) der Hochleistungsbearbeitungszentren
beschädigt. Das Schneidöl wurde mit dem Lösch- Im Altpapierlager eines auf Altpapierrecycling spe-
wasser ausgetragen und gelangte über defekte zialisierten Unternehmens kommt es nachts aus
Dehnungsfugen in den Untergrund. Da es sich um ungeklärter Ursache zu einem Entstehungsbrand.
eine HBV-Anlage handelte, fand die LöRüRL trotz
Vorhandensein einer größeren Menge wasserge- Aufgrund der fehlenden Wassergefährdung der
fährdender Stoffe keine Anwendung. gelagerten Stoffe fiel die Lagerhalle nicht in den
Anwendungsbereich der Löschwasserrückhalte-
Aufgrund der Lage des Betriebs in der Trinkwasser- richtlinie (LöRüRL). Technische Einrichtungen oder
schutzzone III der örtlichen Wassergewinnung wur- organisatorische Vorkehrungen für eine Lösch-
den vorsorgliche Rettungsmaßnahmen zur Verhin- wasserrückhaltung waren dementsprechend nicht
derung einer Trinkwasserkontamination erforder- vorhanden.
lich. Es wurde eine in situ Bodenreinigung durch
ein autorisiertes Fachunternehmen durchgeführt. Bei den Löscharbeiten wurden von der Feuerwehr
5.000 Liter Schaummittelkonzentrat sowie ca.
Die Gesamtkosten der Bodendekontamination be- 1.000 m3 Wasser eingesetzt. Ungefähr die Hälfte
liefen sich auf 250.000 €. des Löschwasserschaumgemisches gelangte über
Bodeneinläufe in die betriebliche Kanalisation. Auf
Schadenbeispiel 4 Veranlassung der Umweltbehörde unterband die
Feuerwehr mit Hilfe von Absperrblasen das wei-
In einem Dienstleistungskühlhaus kam es nachts tere Ablaufen von Löschwasser in das öffentliche
infolge Brandstiftung zur Brandentstehung. Auf- Kanalsystem.
grund der dort gelagerten Produkte – Butter, Eis-
creme, Fleisch und Lebensmittel – fiel das Lager Nach Ende der Löscharbeiten wurde festgestellt,
nicht in den Anwendungsbereich der Löschwasser- dass sich in der Lagerhalle ein alter Sickerschacht
Rückhalterichtlinie (LöRüRL). befand, über dessen undichte Abdeckung eine un-
bekannte Menge Löschwasser bzw. Löschwasser-
Der Brand wurde „zufällig“ durch einen Wach- schaumgemisch in den Untergrund versickert
mann entdeckt, als die Flammen bereits aus dem waren. Gleichzeitig wurden an der betrieblichen
Dach schlugen und das Kühlhaus in vollem Aus- Kanalisation beim Absaugen der zurückgehaltenen
maß brannte. Im Wand- und Deckenbereich waren Löschmittelreste erhebliche Schäden festgestellt,
brennbare Dämmstoffe aus Polyurethan und teils die befürchten ließen, dass auch im Bereich der
Polystyrol installiert, so dass die daraus resultie- Grundstücksentwässerung Löschmittel versickert
rende große Wärmeentwicklung zum Schmelzen waren.
der Butter führte.
Nachdem feststand, dass das eingesetzte Schaum-
Verflüssigte Butter und Eiscreme emulgierten im mittel perfluorierte Tenside enthalten hatte, wur-
Löschwasser und flossen mit diesem in die Um- den umfangreiche Boden- und Grundwasserunter-
gebung (benachbarte Keller von Wohngebäuden, suchungen durchgeführt. Eine Bodensanierung im
Oberflächengewässer und die Kanalisation) ab. Bereich des Sickerschachtes war erforderlich.

Die Emulsion erstarrte nach Abkühlung an den Es entstand ein Sachschaden von ca. 350.000 €
Eintragsstellen und verstopfte u. a. die Kanalisati- sowie 250.000 € an Folgekosten (Abbruch, Aufräu-
on. Sie führte zu erheblichen Sachschäden an den mung, Feuerlöschkosten, Brandschuttentsorgung
Kanalrohren, da die Buttersäure Calciumhydroxid und Dekontaminationskosten). Allein 70.000 €
aus den Betonbauteilen löste. davon entfielen auf Analytik und Bodensanierung
aufgrund des Schaummitteleinsatzes.

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Schadenbeispiel 6 3 Gefahren- und Risikoanalyse


In einem mittelständischen Kunststoff verarbei- Die nachfolgende Gefahren- und Risikoanalyse ist
tenden Betrieb kam es nach Folienschrumpfar- dann erforderlich, wenn gemäß Abschnitt 1.2 nicht
beiten im Lager zu einem Brand. Dieser breitete ausgeschlossen werden kann, dass kontaminiertes
sich über die Brandlasten – primär Kunststoffe Löschwasser entstehen kann bzw. wenn Zweifel da-
(PE/PP), Kartonage, Folie, Paletten – im gesamten ran bestehen.
Brandabschnitt aus. Nach vergeblichen Löschver-
suchen mit Wasser durch die Feuerwehr, wurden
3.1 Erfassung des stofflichen
insgesamt 20 m3 Schaummittel zweier Werkfeuer-
Gefahrenpotentials
wehren nahegelegener Industrieparks eingesetzt.
Nach 7 Stunden war der Brand gelöscht.
Im Rahmen der Gefahren- und Risikoanalyse
Durch den Einsatz des Schaumlöschmittels (AFFF) müssen zunächst alle Stoffe im Hinblick auf eine
sind auch perfluorierte Tenside (PFT) in das Lösch- mögliche Löschwasserkontamination nach einem
wasser gelangt. Brand ermittelt werden. Hinsichtlich denkbarer
Verbrennungsprodukte ist eine qualitative Abschät-
Der Betreiber der Kläranlage und sein Abwasser- zung ausreichend. Es ist nämlich zu beachten, dass
meister wurden erst durch die Rundfunkwarnungen im Brandfall Stoffe entstehen können, die für eine
an die Bevölkerung über den Brand informiert. So weitergehende Löschwasserkontamination verant-
gelangte zunächst das verdünnte Löschschaum- wortlich sein können, z. B.
konzentrat über die Kanalisation auf die weitge-
hend unvorbereitete Kläranlage. J
Verbrennung von PVC (Entstehung von Chlor-
wasserstoffgas, HCl-Niederschlag) bzw.
Das Volumen des Pufferbeckens auf der Anlage J
Brandbekämpfung von Kunststoffen, Reifen oder
reichte nicht aus, die ankommenden Löschwasser- brennbaren Flüssigkeiten durch Einsatz wasser-
mengen zu fassen und so kam es am Nachmittag gefährdender Schaummittel (z. B. Fluortenside).
des Brandes zu starker Schaumbildung auf allen
Becken. Ein kurzzeitiges leichtes Abtreiben des Es sollte ein Bestandsplan erstellt werden, aus dem
Schaums in den nahegelegenen Fluss und eine hervorgeht,
Überschreitung der erlaubten Einleitewerte aus
der Kläranlage konnte trotz sofortigem Einsatz von J
welche Schadstoffe beispielsweise als
zusätzlichem Flockungsmittel und starker Sau- Betriebsstoffe vorhanden sind,
erstoffzugabe nicht verhindert werden. Vier Tage J
als Löschmittel vorgesehen sind bzw.
später wurde wieder ein ordnungsgemäßer Betrieb J
welche Schadstoffe möglicherweise als
der Anlage gemeldet. Die Entleerung des Pufferbe- Brandfolgeprodukte entstehen können,
ckens wurde aufgrund anhaltender Regenfälle erst
nach weiteren vier Tagen abgeschlossen. Das Flo- und somit eine mögliche Löschwasserkontamina-
ckungsmittel kam somit elf Tage zum Einsatz. tion nach sich ziehen könnten.

Die Sachschadensumme betrug 2,2 Mio. €, davon Welche Stoffe (Art und Menge) müssen betrachtet
fielen ca. 200.000 € an Dekontaminationskosten an. werden?

J
Betriebsstoffe (Roh- und Betriebshilfsstoffe,
Zwischenprodukte, Halbfertig- und Fertigpro-
Fazit: Diese Beispiele zeigen, dass Löschwasser- dukte, gelagerte, bereitgestellte und in der Pro-
Rückhaltung auch dann notwendig werden kann, duktion befindliche Stoffe, Reststoffe, Abfälle);
wenn beispielsweise das Lagergut selbst als nicht J
Packmittel, Lager- und Transporthilfen;
wassergefährdend eingestuft ist (z. B. Kunststoffe) J
Baustoffe (Dämmstoffe, Abdichtungen, Imprä-
bzw. nicht in Wassergefährdungsklassen eingestuft gnierungen, z. B. bei Holz).
werden kann (z. B. Lebensmittel), dessen Verbren- Die Einstufung von Baustoffen als „schwer
nungsprodukte aber gefährliche Eigenschaften im entflammbar” nach DIN 4102 Teil 1 ist nicht als
Sinne dieser Leitlinien aufweisen können. Des Wei- Ausschlusskriterium für eine Brandgefahr im
teren zeigen o. g. Schadenfälle, dass es hinsichtlich Sinne dieser Leitlinien zu werten.
möglicher Löschwasserschäden wenig Sinn macht, J
Löschmittel (hier sind alle Löschmittel zu be-
zwischen Lager- und Produktionsanlagen zu unter- rücksichtigen, die bezogen auf das Betriebs-
scheiden. risiko zum Einsatz kommen können);
J
Lebensmittel und ähnliche Stoffe;

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Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

J
Stoffe, bei deren thermischer Zersetzung lösch- J
Entwässerungssystem (Größe, Art der Klär-
wasserkontaminierende Pyrolyseprodukte ent- anlage/Vorfluter);
stehen können. J
Brandschutztechnische Infrastruktur
(WF, FF, Brandschutzhelfer, Löschanlagen,
Welche Gefahreneigenschaften müssen ermittelt Branderkennung);
werden? J
Bauliche Voraussetzungen für die Rückhaltung
anfallenden Löschwassers (z. B. Keller, Auf-
J
WGK-Klassifizierung (Sicherheitsdatenblatt, fangräume, Abwasseranlagen/-leitungen).
VwVwS). Sofern der Stoff nicht in eine WGK-
Klasse eingestuft ist, kann die WGK-Klasse 3.4 Gefahren- und Risikoanalyse/Bewertung
über die R-Sätze (nach GHS künftig: H-Sätze)
bzw. die Einstufungskriterien nach VwVwS Die im Anhang A1 aufgeführte Matrix zur Gefahren-
abgeleitet werden. und Risikoanalyse soll der groben Bewertung die-
J
Schädliche Eigenschaften sonstiger Stoffe nen, ob Maßnahmen zur Löschwasser-Rückhaltung
(s. Beispielsammlung im Anhang 2, Sicher- ergriffen werden müssen.
heitsdatenblatt oder Stoffdatenbanken, z. B.
GESTIS der Berufsgenossenschaften). Zuerst soll in Anhang A1, Teil A der Matrix zur Ge-
fahren- und Risikoanalyse, das stoffliche Gefahren-
3.2 Erfassung der Brandeigenschaften potenzial bewertet werden. Bei einer weitgehend
niedrigen Bewertung des Gefahrenpotentials sind
Die Erfassung der Brandeigenschaften (s. hierzu i. d. R. keine weiteren Maßnahmen zur Lösch-
Anhang A1, Teil B der Matrix zur Gefahren- und wasser-Rückhaltung vorzusehen. Bei einer über-
Risikoanalyse) ist erforderlich, wenn ein stoffliches wiegend „mittleren” und „hohen” Bewertung des
Gefahrenpotential gemäß Abschnitt 3.1 bzw. An- stofflichen Gefahrenpotentials bedarf es der weiter-
hang A1, Teil A der Matrix zur Gefahren- und Risi- gehenden Bewertung der Brandeigenschaften (An-
koanalyse, ermittelt wurde. Zur Einschätzung der hang A1, Teil B), sowie weiterer Kriterien (Anhang
Brandeigenschaften können folgende Kriterien he- A1, Teil C).
rangezogen werden:
Löschwasser-Rückhaltemaßnahmen sollten somit
J
Flammpunkt bei brennbaren Flüssigkeiten; vorgesehen werden, wenn sich bei der Gesamtbe-
J
Heizwert, Abbrandgeschwindigkeit bei Fest- wertung ein Gefahrenpotential manifestiert hat,
stoffen; das nicht durch vorhandene betriebliche und/oder
J
Menge/Brandlast (gemäß DIN 18230). organisatorische Maßnahmen kompensiert wird.

Die gemäß Abschnitt 3.1 und 3.2 erfassten Eigen- So können beispielsweise durchaus kritische Stoffe
schaften sollten dokumentiert und verfügbar gehal- in gefahrdrohender Menge vorhanden sein. Die Ab-
ten werden. Eine Aktualisierung sollte jeweils bei stimmung mit dem Kläranlagenbetreiber belegt
größeren risikorelevanten Veränderungen erfolgen. jedoch beispielsweise, dass die ARA die erwartete
Zur Erstellung entsprechender Dokumentationen Menge an kontaminiertem Löschwasser verkraften
können vorhandene Aufstellungen (z. B. Gefahr- würde.
stoffkataster, Lagerlisten) genutzt werden.
Weitere Beispiele zur Gefahren- und Risikoanalyse
sowie zur Anwendung der entsprechenden Matrix
3.3 Erfassung weiterer relevanter Kriterien
finden sich in den Anhängen A1.2 bis A1.5.

Die Erfassung weiterer brandrelevanter Kriterien Es wird empfohlen, die Gefahren- und Risikoanalyse
(s. hierzu Anhang A1, Teil C der Matrix zur Gefahren- im Zuge der betrieblichen Veränderungsprozesse
und Risikoanalyse) ist erforderlich, wenn ein stoff- regelmäßig zu aktualisieren.
liches Gefahrenpotential gemäß Abschnitt 3.1 bzw.
Anhang A1, Teil A der Matrix zur Gefahren- und
Risikoanalyse, ermittelt wurde. Zusätzlich zu den
Stoffeigenschaften müssen dann folgende weitere
Kriterien erfasst werden:

J
Betriebsumgebung (Wasserschutzgebiet,
Ökosystem);
J
Löschmittel (schaumbildende Mittel);

10
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

4 Abschätzung des anfallenden M [m3]: Menge aller flüssigen Produktions-,


kontaminierten Löschwassers Betriebs- und Lagerstoffe mit oder
ohne WGK-Klasse im jeweils be-
trachteten Brandabschnitt
Die anfallende kontaminierte Löschwassermenge
ist unter anderem abhängig von Art und Menge der BSF: Brandschutzfaktor (dimensionslos)
brennbaren Stoffe, der Branderkennung, der Art
der Feuerwehr und der brandschutztechnischen Die Berechnungsformel und die zu deren Anwen-
Infrastruktur. Die Wassergefährdung der Stoffe dung aufgestellten Faktoren basieren auf Schaden-
und das potenzielle Entstehen gefährlicher Stoffe erfahrungen der Feuerwehren, Feuerversicherer,
im Brandfall haben somit im Sinne dieser Leitlinien Behörden und Sachverständigen.
keinen unmittelbaren Einfluss auf die anfallende
kontaminierte Löschwassermenge, sondern bie- Weitere Hinweise zur Berechnung und Ermittlung
ten einen Maßstab für Sicherheitsbetrachtungen einzelner Faktoren finden sich im Anhang A3.
hinsichtlich der Größe von Brandabschnitten und
sind Voraussetzung für die Beurteilung der Not- Bei einem ermittelten Löschwasservolumen von
wendigkeit, Löschwasser-Rückhaltemaßnahmen mehr als 1000 m3 ist dringend anzuraten, über die
vorzusehen. Begrenzung von Brandabschnittsflächen und die
Installation stationärer Löschanlagen nachzuden-
In der Literatur werden bei einem Industriebrand ken. Besondere Gründe für ein sehr hohes Lösch-
mittleren Ausmaßes Löschwassermengen zwi- wasserrückhaltevolumen sind häufig ein dem Ri-
schen 3.200 und 14.000 l/min genannt. Im Rahmen siko nicht angepasster Brandschutzstandard (BS)
derartiger Brandereignisse können somit 192 bis und/oder zu große Brandabschnitte.
840 m3 Löschwasser je Stunde anfallen und dies in
der Regel über 2 bis 4 Stunden. In etwa die Hälfte
des zum Einsatz kommenden Löschwassers ver-
dampft.

Die Abschätzung der anfallenden kontaminierten


Löschwassermenge V erfolgt in diesen Leitlinien
gemäß folgender Formel. Die dabei berücksichtig-
ten Parameter sind nachstehend erläutert.

Um die Anwendung zu erleichtern, wurde basierend


auf dieser Formel ein Berechnungsblatt erstellt,
das Bestandteil dieser Leitlinien ist.1

V = {( Atat * SWL * BAF * BBF ) + M } / BSF

V [m3]: Berechnetes kontaminiertes Lösch-


wasser-Rückhaltevolumen

Atat [m2]: Tatsächliche Brandabschnittsfläche

SWL [m3/m2]: Spezifische Wasserleistung

BAF: Brandabschnittsflächenfaktor
(dimensionslos)

BBF: Brandbelastungsfaktor
(dimensionslos)

1
Das Berechnungsblatt kann online über VdS Schadenver-
hütung unter der Verlagsnummer VdS 2557a herunterge-
laden werden: www.vds.de

11
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Parameter Bezeichnung Erläuterung


3
V [m ] Löschwasser- Berechnetes kontaminiertes Löschwasser-Rückhaltevolumen.
Rückhaltevolumen
Atat [m2] Brandfläche bzw. Grundlage der Abschätzung des zurückzuhaltenden Löschwasser-
(tatsächliche) volumens V ist ein Brandereignis auf der maximalen tatsächlich
Brandabschnitts- vorhandenen Brand(abschnitts)fläche zur Lagerung bzw. Pro-
fläche duktion von Stoffen.
Azul [m2] Brandfläche Die zulässige Brandabschnittsfläche Azul ergibt sich in Anlehnung
bzw. zulässige an die Industrie-Bau-RL in Abhängigkeit der Bauart, der Brand-
(risikogerechte) belastung und dem Brandschutzstandard.
Brandabschnitts- (Hinweis: Entsprechend der Branderkennungs- und Brandbe-
fläche kämpfungsmöglichkeiten wird dem Brandabschnitt der jeweils
existente Brandschutzstandard BS1 - BS4 zugeordnet.)
Zur Vermeidung überdurchschnittlicher Löschwasser-Rückhalte-
volumina soll die tatsächliche Brandabschnittsfläche weitgehend
identisch zur zulässigen Brandabschnittsfläche sein.
SWL [m3 /m2] spezifische Es wird angenommen, dass bei der angesetzten Löschzeit von
Wasserleistung 240 min eine spezifische Wasserleistung SWL von 0,24 m³/m²
innerhalb des Brandabschnittes eingesetzt wird.
BAF dimensionsloser Als Ergebnis von Schadenauswertungen ergibt sich, dass bei sehr
Brandabschnitts- großen Brandabschnittsflächen die tatsächlich erforderliche Lösch-
flächenfaktor wassermenge [l/m² * min] mit zunehmender Brandabschnittsflä-
che nicht linear weiter steigt. Dem wird über den dimensionslosen
Brandabschnittsflächenfaktor BAF Rechnung getragen.
Brandabschnittsfläche Brandabschnittsflächenfaktor
[m2] BAF
bis 4.000 1,0
5.000 0,9
6.000 0,83
7.000 0,79
8.000 0,75
9.000 0,72
10.000 0,70
12.000 0,66
14.000 0,64
16.000 0,63
18.000 0,61
20.000 0,6

12
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Parameter Bezeichnung Erläuterung


BBF dimensionsloser Der Brandbelastungsfaktor errechnet sich aus der tatsächlich
Brandbelastungs- vorhandenen Brandlast qR [kWh/m²]. Zur Abschätzung dient
faktor folgende Tabelle:
Brandbelastungs- Brandlast Bemerkung
faktor BBF qR (kWh/m2)
3,64 360 sehr hoch
1,67 250 hoch
1,03 160 erhöht
0,71 90 mittel
0,53 40 niedrig
0,42 10 sehr niedrig

qR (kWh/m2) Brandlast Die Brandlast in kWh pro m2 ergibt sich in Addition aller auf ei-
ner Brandabschnittsfläche vorhandenen brennbaren Stoffe und
Materialien.
M [m3] Stoffmengen Stoffmenge aller flüssigen Produktions-, Betriebs- und Lager-
stoffe mit oder ohne WGK-Klasse (1 t = 1 m³).
BSF dimensionsloser Entsprechend der Branderkennungs- und Brandbekämpfungs-
Brandschutzfaktor möglichkeiten wird dem jeweiligen Brandabschnitt ein Brand-
schutzstandard BS 1 - BS 4 zugeordnet, aus dem sich ein
Brandschutzfaktor ermitteln lässt:
Konzept Brandschutz- Brandschutz-
standard BS faktor BSF

Bauliches Konzept BS 1 = 1,0 0,93


Keine besonderen Anforde-
rungen an die Brandmeldung
Überwachungskonzept BS 2 = 2,0 1,22
automatische Brandmelde-
anlage mit automatischer
Alarmübermittlung an eine
ständig besetzte Stelle der
öffentlichen Feuerwehr;
Eingreifzeit der Feuerwehr
kleiner 10 min!
Überwachungskonzept mit BS 3 = 3,0 1,93
Werkfeuerwehr
automatische Brandmelde-
anlage mit automatischer
Alarmübermittlung an stän-
dig einsatzbereite Werkfeuer-
wehr; Eingreifzeit der Werk-
feuerwehr kleiner 3-5 min!
Löschanlagenkonzept BS 4 = 4,0 3,64
automatische Löschanlage
mit automatischer Alarm-
übermittlung an eine ständig
besetzte Stelle der Feuerwehr

Tabelle 1: Erläuterungen und Faktoren zur formelmäßigen Abschätzung des kontaminierten Löschwassers
und zur Abschätzung einer risikogerechten Brandabschnittsfläche (weitere Hinweise s. Anhang 3).

13
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

5 Maßnahmen und Einrichtungen weitgehend ausgeschlossen werden, wenn


zur Vermeidung und Beherr- keine Rückzündungsgefahr besteht.
schung von Schäden durch J
Der Einsatz von Sonderlöschmitteln (z. B.
kontaminiertes Löschwasser Schaummittel mit perfluorierten Tensiden)
kann unabhängig von der Gefährlichkeit der
5.1 Grundlagen eingesetzten Betriebsstoffe zu kontaminiertem
Löschwasser führen.
Ein ganzheitliches Brandschutz- und Sicherheits-
konzept resultiert aus seinen Komponenten des J
Im Zuge organisatorischer Maßnahmen kann
baulichen, des anlagentechnischen, des organi- geprüft werden, ob der Ersatz wassergefähr-
satorischen und des abwehrenden Brandschutzes dender und/oder brennbarer Stoffe durch un-
sowie je nach Nutzung/Betriebsart denen der An- kritische Stoffe zu einer Reduzierung oder
lagen- und Verfahrenssicherheit. einem Verzicht von Löschwasser-Rückhalte-
maßnahmen führt.
Löschwasser-Rückhaltung stellt einen Teil eines
ganzheitlichen Brandschutz- und Sicherheitskon- Wenn das Brandschutz- und Sicherheitskonzept
zepts dar. entsprechend o. g. Kriterien überarbeitet oder
verändert wurde, empfiehlt es sich, eine erneute
Die Notwendigkeit zur und die erforderliche Menge Gefahren- und Risikoanalyse zur Abschätzung des
der Löschwasser-Rückhaltung wird entscheidend Anfalls von Löschwasser gem. Abschnitt 3 durch-
von den einzelnen Komponenten des Brandschutz- zuführen.
und Sicherheitskonzepts beeinflusst:
Schäden durch kontaminiertes Löschwasser kön-
J
Bei gleicher Lagerdichte reduziert die Bildung nen durch organisatorische und bauliche Maßnah-
kleiner Brandabschnitte bzw. die weitere men (s. Abschnitte 5.2 bzw. 5.3) sowie durch tech-
Kapselung/Abtrennung der Potentiale (Stoffe) nische Einrichtungen (s. Abschnitt 5.4) vermieden
mittels feuerbeständiger Umfassungen das werden. In erster Linie sollte geprüft werden, ob
Löschwasser-Volumen. organisatorische Maßnahmen ausreichen.

J
Die Verwendung nichtbrennbarer Baustoffe
5.2 Organisatorische Maßnahmen und
reduziert die Brandlast und die Brandausbrei-
Notfallplanung
tung über das Gebäude und daher den entspre-
chenden Anteil des Löschwasservolumens.
Eine qualifizierte Sicherheitsorganisation erstreckt
J
Bei Vorhandensein einer entsprechenden sich auf die Bereiche Prävention, Begleitung im
abwehrenden brandschutztechnischen Infra- Schadenfall und Nachsorge. Bei einem Schaden-
struktur (Interventionszeit, FW-Klasse, Orts- fall oder Unfall liegt es in der Verantwortung des
kenntnis) kann die Installation einer Brand- Betreibers, die Gefahrenlage zu ermitteln und er-
meldeanlage durch die frühzeitige Brandent- forderliche Sofort- und Gegenmaßnahmen einzu-
deckung dessen Umfang und Ausbreitung und leiten. So ist beispielsweise bei Großschadenereig-
damit den erforderlichen Löschwasser-Bedarf nissen die Einrichtung eines Krisenmanagements
positiv (reduzierend) beeinflussen. unter Einbindung der Behörden und Hilfsorganisa-
tionen vorzusehen.
J
Durch den Einsatz von automatischen (Was-
ser-) Löschanlagen kann der Brand bereits in Nachstehende Hinweise, die nur eine Auswahl mög-
der Entstehungsphase und vor Eintreffen der licher Kriterien darstellen, sollten geprüft werden.
Feuerwehr gelöscht bzw. dessen Ausbreitung Sie sind auf die besonderen Belange des Betriebes
gestoppt werden. Für die Brandbekämpfung abzustimmen, regelmäßig anzupassen und zu aktu-
durch die Feuerwehr wird dann gegenüber alisieren.
einem fortgeschrittenen Brandszenario ohne
Löschanlage ein geringerer Löschwasser- J
Rücksprache mit der zuständigen Wasserver-
Bedarf unterstellt. sorgung oder der zuständigen Wasserbehörde
nehmen, inwieweit der Betrieb in bzw. in der
J
Bei Einsatz einer Löschanlage mit dem Lösch- Nähe eines Trinkwassereinzugsgebietes
mittel Gas oder Pulver bzw. Permanent-Inerti- (Quellen, Pumpwerke) liegt.
sierung kann die Entstehung von Löschwasser

14
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

J
Kanalisationsplan erstellen. Fast in jedem muss i. d. R. durch betriebseigenes geschultes
Schadenfall (auch bei einem Brand!) wird ein Personal erfolgen.
aktueller Plan mit dem Verlauf der Kanalisati-
onsleitungen gebraucht. J
Dokumentation von Notfallmaßnahmen.

J
Prüfen, ob ein Misch- oder Getrenntwasser- J
Alarmierungsprozedere und Meldewege festle-
Kanalsystem existiert. gen (zuständige Behörden, Hilfsorganisationen
und verantwortliche Betriebsfunktionen).
J
Kanalisation auf Eignung für die Löschwasser-
Rückhaltung und auf Dichtheit prüfen. J
Festlegung einer Notfallorganisation (Krisen-
management, Zuständigkeiten, Verantwortlich-
J
Eignung der betriebseigenen Abwasserreini- keiten etc.).
gungsanlage zur Reinigung kontaminierten
Löschwassers prüfen; auf schadenbedingte J
Sicherstellung des Zugriffs auf Hilfs- und
Ausfallrisiken muss geachtet werden. Schutzeinrichtungen (Liste der im Notfall er-
forderlichen Ansprechadressen, sachkundige
J
Art der Einleitung klären: Untersuchungsinstitute etc.).
J
Direkteinleitung in Oberflächengewässer
J
Ableitung in Kläranlage J
Erstellung eines Alarm- und Gefahrenabwehr-
J
Regenüberlaufbecken im Haupt- oder plans (sofern gefordert).
Nebenschluss
J
Vorhalten von Kommunikationshilfsmitteln.
J
Regelmäßige Prüfung des Zustandes und der
Funktionsfähigkeit von Absperreinrichtungen; J
Vorhalten von Hilfsmitteln zur Verhinderung
unverzügliche Beseitigung von erkannten von Gewässerverschmutzungen durch auslau-
Mängeln. fende Flüssigkeiten sowie zum Schutz der Ka-
nalisation vor schädigenden Stoffen.
J
Mitarbeiter und Unternehmensfremde (insbe-
sondere auch Speditionsunternehmen, Sub- J
Bereitstellung und Verfügbarkeit von
unternehmer, feste Dienstleister etc.) durch technischem Gerät klären wie
Information, Schulung und Übungen mit der J
Pumpen mit Auffangbehältern,
Gefahrensituation und den Sicherheitsmaß- J
Saugwagen,
nahmen vertraut machen. J
mobilen Auffangbehältnissen bzw.
J
Absperrmaterialien (Gully-Kissen, Kanal-
J
Prüfung, ob durch die Installation oder den Ein- abdichtungen, Löschwasserbarrieren).
bau temporärer Absperrvorrichtungen Lösch-
wasser-Rückhaltevolumen geschaffen werden J
Externe Rückhaltemöglichkeit und/oder konti-
können (Gefällebereiche, tiefer gelegene Be- nuierlichen Abtransport kontaminierten Lösch-
triebsbereiche, Schwellen, etc.). wassers klären.

J
Bei der Festlegung und Einrichtung von Lösch- J
Abstimmung mit Entsorgungsunternehmen zur
wasser-Rückhalte-Maßnahmen müssen mög- Beseitigung kontaminierten Löschwassers.
liche negative Auswirkungen auf die betrieb-
lichen Abläufe sowie auf die Brandbekämpfung Die von der ursprünglichen Planung abweichende
berücksichtigt werden (s. Abschnitt 7). Nutzung der betrieblichen Einrichtungen müssen
zur Wahrung der Rechtssicherheit mit den betei-
J
Erstellung eines Einsatzplans mit den zustän- ligten Behörden abgestimmt und vorab genehmigt
digen öffentlichen Feuerwehren. werden.

J
Erstellen eines Planes der Löschwasser-Rück-
5.3 Bauliche Maßnahmen zur Rückhaltung
haltung mit Angabe der Lage, Art und dem
von kontaminiertem Löschwasser
Volumen.

J
Die betriebseigene Vorhaltung und Bereit- Für die Löschwasser-Rückhaltung sind selbsttätig
stellung von Hilfsgeräten sollten mit der zu- wirksame stationäre bauliche Systeme, bei denen
ständigen Feuerwehr abgestimmt werden. Der ohne zusätzliche Maßnahmen das notwendige
Einbau von mobilen Barrieren und Hilfsgeräten Rückhaltevolumen flüssigkeitsdicht zur Verfügung

15
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

steht, zu bevorzugen. Dabei sollte eine zentrale J


Leerstehende Tanks mit entsprechendem Zu-
Löschwasserrückhaltung gegenüber einer dezen- leitungssystem. Füllpumpen müssen in ihrer
tralen Löschwasser-Rückhaltung (unmittelbar im Auslegung und Leistung die erforderlichen
Gebäude bzw. am Entstehungsort) z. B. auch zur Kapazitäten gewährleisten; Funktion und Wirk-
Vermeidung einer Behinderung der Feuerwehr- samkeit müssen regelmäßig geprüft werden.
einsatzkräfte bevorzugt werden (s. hierzu auch Ab-
schnitte 5.4, 5.5 und 6.1.1). J
Auffangtassen und -wannen zum Zurückhalten
von Teilmengen.
Bauliche Löschwasser-Rückhaltemaßnahmen sind
z. B.: J
Rinnen oder Rohrleitungen, die das Löschwas-
ser in Rückhalteräume ableiten sollen, müssen
J
Eigens errichtete und mit dem Gebäude ohne feuerwiderstandsfähig ausgeführt und so ange-
Pumpen verbundene Löschwasser-Rückhal- legt und ausgebildet sein, dass sie im Brandfall
tebecken. Besondere Gefahrenbereiche (z. B. nicht durch Brandschutt unterbrochen bzw.
Galvanikanlagen, Chemikalienläger) sollten verstopft werden.
direkt in ausreichend dimensionierten Auffang-
tassen aufgestellt werden. J
Sicherheitscontainer mit integrierter Lösch-
wasser-Rückhaltung.
J
Endkontrollschächte, die in Räumen stehen, die
der Löschwasserrückhaltung dienen, sollten 5.4 Technische Einrichtungen zur Rückhal-
feuerwiderstandsfähig ausgebildet werden tung von kontaminiertem Löschwasser
(keinesfalls aus Kunststoff).
Die Löschwasser-Rückhaltung kann durch eine
J
Innenliegende Fallrohre von Regenabläufen in oder die Kombination mehrerer der nachstehend
Räumen, die der Löschwasserrückhaltung die- aufgeführten technischen bzw. baulichen Möglich-
nen, sollten vermieden werden. Wo sie erforder- keiten erreicht werden. Grundsätzlich sind selbst-
lich sind, sollten sie mindestens bis zur erwar- tätig wirksame (z. B. bauliche Lösungen) bzw. au-
teten Einstauhöhe des Löschwassers feuerfest tomatische (z. B. stationäre Schotts) Rückhaltesy-
ausgebildet werden (z. B. einbetonieren). steme zu bevorzugen.

J
Ausbildung der Grundflächen von Gebäuden Grundsätzlich werden technische Löschwasser-
als Auffangraum (mittels Aufkantungen, Tür- Rückhalteeinrichtungen unterschieden,
schwellen, Rampen und Auffangrinnen); dieser
muss zusätzlich zu dem gesetzlich vorge- J
die selbsttätig auslösen,
schriebenen Rückhaltevolumen zur Rückhal- J
die von Hand auszulösen sind oder
tung eventuell freigesetzter Lagerflüssigkeiten J
die manuell einzusetzen sind.
die anfallende Löschwassermenge im Brand-
fall aufnehmen können. Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen können stati-
onär installiert sein oder mobil vorgehalten werden.
J
Ausbildung ggf. vorhandener Kellergeschosse
oder sonstiger unterirdischer Auffangräume als
5.4.1 Selbsttätig auslösende stationäre
Stauvolumina für kontaminiertes Löschwasser.
Einrichtungen
J
Ausreichend dimensionierte Rückhaltebecken Selbsttätig auslösende stationäre Einrichtungen
der Abwasserreinigungsanlage bzw. Regen- sind
wasser-Rückhaltebecken.
J
stationäre Löschwasserschotts, die in ihren
J
Flüssigkeitsdichte Freilagerflächen und La- Halterungen fest installiert sind und im Brand-
dezonen mit Gefälle, die gegen den unkon- fall durch die Detektion von Brandkenngrößen,
trollierten Ablauf zum Rand hin durch eine z. B. von Rauch oder Wärme, automatisch
umlaufende Aufkantung gesichert sind. Die angesteuert werden und selbsttätig in die Ab-
Entwässerung sollte über eine Sammelgrube sperrposition fahren;
mit Notschieber erfolgen.
J
stationäre Einrichtungen mit Pumpen, die das
J
Nutzung des vorhandenen Schmutzwasserka- Löschwasser im Brandfall zu der Rückhalte-
nals zur Ableitung von Löschwasser (Sperrbau- einrichtung fördern.
werke im Kanalsystem) mit entsprechenden
Absperrvorrichtungen.

16
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

5.4.2 Von Hand auszulösende stationäre Geräts (z. B. Kompressor oder Druckbehälter)
Einrichtungen bzw. Platzverhältnisse (mobile Auffangbehälter)
vor Ort voraus.
Von Hand auszulösende stationäre Einrichtungen J
Mehrkammerschläuche vor dem Einsatz mit
sind stationäre Löschwasserschotts, die in ihren Wasser gefüllt wurden. Dieses setzt die stän-
Halterungen fest installiert sind und durch Hand- dige Verfügbarkeit einer geeigneten Wasserver-
auslösung, d. h. durch Muskelkraft, gespeicherte sorgung (dauerhafter und hinreichend großer
Energie (Gewichtskraft, Federkraft) oder Hilfsener- Druck) voraus.
gie (z. B. elektrisch, hydraulisch, pneumatisch) in
die Absperrposition gefahren werden. 5.5 Übergreifende Aspekte zur Installation von
Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen
5.4.3 Mobile, manuell einzusetzende
Bei der Einrichtung von Löschwasser-Rückhalte-
Einrichtungen
einrichtungen in Produktions- und Lagerbereichen
Mobile, manuell einzusetzende Einrichtungen sind: sollte geprüft werden, ob im Brandfall durch aufge-
stautes Löschwasser mit erhöhten Folgeschäden
J
Löschwasserschotts, die in der Nähe des Ein- für Gebäude/Einrichtungen und/oder Betriebsun-
satzortes gelagert und von Hand in hierfür am terbrechungsschäden zu rechnen ist. Eine Lösch-
Einsatzort fest installierte Halterungen einge- wasser-Rückhalteanlage außerhalb ist daher ggf.
setzt werden; zu bevorzugen.
J
Abdeckklappen für Kanaleinläufe;
J
Abdeckhauben und Abdichtkissen (mit Wasser Für mehrere Brandabschnitte im gleichen Gebäu-
oder Sand gefüllt); de oder in benachbarten Bauten kann ein zentrales
J
Magnetfolien; Löschwasser-Auffangbecken gebaut werden. Sein
J
Aufblasbare Dichtkissen (z. B. für Kanaleinläufe) Volumen soll auf den Brandabschnitt bemessen
J
Mobile Auffangbehälter (Faltbehälter, Container werden, für den das größte erforderliche Lösch-
etc.); wasser-Rückhaltevolumen berechnet wurde.
J
Mehrkammerschläuche als Flüssigkeitssperre.
Aus dem erforderlichen Löschwasser-Rückhalte-
Die Verwendung von manuell einzusetzenden volumen, den dazu zur Verfügung stehenden Stau-
Löschwasserschotts kann aus sicherheitstech- flächen und ggf. erforderlichen Zuschlägen durch
nischer Sicht allenfalls dann empfohlen werden, Einbauten etc. kann die erforderliche Stauhöhe
wenn nachweislich sichergestellt ist, dass die und theoretisch die Höhe der Barrieren ermittelt
Schotts im Brandfall auch tatsächlich eingesetzt werden.
werden können. Hierfür müssen im Vorfeld u. a. die
Aspekte Wartung, Funktionsfähigkeit, Zuständig- An Durchgängen und Durchfahrten sind nach Mög-
keit und Zugänglichkeit (brandlastfrei) geklärt sein. lichkeit Rampen so auszulegen, dass das dadurch
geschaffene Rückhaltevolumen für eine Lösch-
Auf jeden Fall müssen sie gemäß dem Stand der wasser-Rückhaltung ausreichend ist. Die „Ram-
Technik eingebaut und gewartet werden, z. B. ge- penlösung“ kann insbesondere bei Einsatz von
mäß den Richtlinien für Löschwasser-Rückhal- automatischen Löscheinrichtungen bereits ausrei-
teanlagen (VdS 2564-1), Bauteile und Systeme, An- chend sein.
forderungen und Prüfmethoden, Teil 1: Stationäre
Löschwasserbarrieren. Sofern die Rampenlösung zur Rückhaltung der the-
oretisch ermittelten Löschwassermenge nicht aus-
Darüber hinaus kann die Verwendung von mobilen reichend ist oder aus anderen Gründen nicht ver-
Löschwasserbarrieren (z. B. Mehrkammerschläu- wirklicht werden kann, sollten „Niedrigbarrieren“
che, Kanalabdeckungen) aus sicherheitstech- vorgesehen werden, die für die Feuerwehr keine
nischer Sicht nur eingeschränkt empfohlen werden. größere Behinderung darstellen. Die Höhe dieser
Barrieren sollte daher in Absprache mit den Feuer-
Für die Gewährleistung einer hinreichenden Zu- wehren festgelegt werden. So soll ein problemloses
verlässigkeit im Brandfall ist es erforderlich, dass Übersteigen im Gefahrenfall ermöglicht werden.

J
mobile, manuell einzusetzende Einrichtungen Beim Einsatz von Löschwasserschotts sind mög-
rechtzeitig in Absperrposition gebracht werden. lichst stationäre Lösungen vorzusehen.
J
diese funktionsfähig eingebaut werden können.
Dieses setzt die ständige Verfügbarkeit hierzu
geschulten Personals und ggf. technischen

17
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

6 Anforderungen an Löschwasser- J
Beschreibung der für den Löschwasseranfall
Rückhalteeinrichtungen zu bewegenden Sicherheitseinrichtungen (Art
der Steuerung, Bedienbarkeit, Stromversor-
gung, Maßnahmen bei Ausfall, automatische
6.1 Grundsätzliche Anforderungen
Kontrolle der Funktionsfähigkeit).

6.1.1 Allgemeines J
Erforderliche, innerbetriebliche Organisation
für eine sichere Rückhaltung. Personen dürfen
Im folgenden sind die grundsätzlichen Anforder- durch die Inbetriebnahme von Löschwasser-
ungen an Löschwasser-Rückhalteanlagen (s. auch Rückhalteeinrichtungen nicht gefährdet
AwSV) beschrieben. Die speziellen Anforderungen werden. Eine unbeabsichtigte, automatische
an die Einzelkomponenten werden in den „Richt- Inbetriebnahme ohne Vorwarnung ist auszu-
linien für Löschwasser-Rückhalteanlagen – An- schließen.
forderungen und Prüfmethoden für Bauteile und
Systeme (VdS 2564)” formuliert. J
Umfang und Art der Eigenüberwachung.

Das Löschwasser-Rückhaltekonzept muss in je- 6.1.2 Standfestigkeit, Beständigkeit und


dem Fall in die Einsatzpläne der betrieblichen Dichtheit
Gefahrenabwehr eingebunden sein, damit im Ein-
satzfall ein reibungsloser Ablauf erforderlicher Löschwasser-Rückhalteanlagen müssen gegen-
Maßnahmen (z. B. kurzfristiger Einsatz von Lösch- über kontaminiertem Löschwasser beständig und
wasserschotts) gewährleistet ist. Für gegebe- dicht ausgeführt sein. Komponenten von Lösch-
nenfalls im Gefahrenfall notwendige Maßnahmen wasser-Rückhalteanlagen, die einer möglichen
müssen entsprechend geschultes Personal in aus- Brandeinwirkung ausgesetzt sind, müssen gegen-
reichender Zahl zur Verfügung stehen und die Ver- über den zu erwartenden Temperatureinwirkungen
antwortlichkeiten festgelegt sein. beständig sein. Zudem müssen sie gegenüber wei-
teren im Brandfall auftretenden physikalischen
Ein Löschwasserrückhaltekonzept sollte darüber und chemischen Belastungen ausreichend bestän-
hinaus folgende wesentliche Punkte enthalten: dig und widerstandsfähig sein.

J
Beschreibung der Rückhalteeinrichtungen Die Anlagen müssen materialtechnisch so bemes-
(Dimensionierung, bautechnische Ausführung) sen werden, dass sie die auf sie wirkenden Kräfte
einschließlich aller Anlagenteile (Schieber, aufnehmen können. Je 10 cm Wasserstandshöhe
Pumpen, Klappen usw.). wird ein zusätzlicher Druck von ca. 1 kN/m² auf
den Boden ausgeübt. Abhängig von der geplanten
J
Ermittlung des maximalen während des Stauhöhe des zurückgehaltenen Löschwassers
Brandes zurückzuhaltenden Volumens (Lösch- sind auch die hieraus resultierenden Seitenkräfte
wasser, Abwasser, Niederschlagswasser aus auf die Wände zu berücksichtigen.
anderen Bereichen, freigesetzte Chemikalien).
Löschwasser-Rückhalteanlagen nebst Abdich-
J
In Gebäuden und Bereichen, die auch im Falle tungsmitteln müssen auch bei der gegebenen-
einer Löschwasser-Rückhaltung für die Feuer- falls im Brandfall vorliegenden thermischen Bela-
wehr zugänglich bleiben müssen, darf eine ma- stung flüssigkeitsdicht sein und dem aufgestauten
ximale Stauhöhe von 30 cm nicht überschritten Löschwasser bis zum Zeitpunkt der Entsorgung
werden. Ausnahmen von dieser Regelung sind standhalten.
im Einzelfall in Abstimmung mit der örtlich zu-
ständigen Gefahrenabwehrbehörde und Feuer- Durchführungen von Rohrleitungen und Kabeln
wehr möglich. durch Böden oder Wände von Löschwasser-Rück-
halteanlagen, die aus technischen Gründen unver-
J
Ein hydraulischer Nachweis für Zuleitungs- meidbar sind, müssen flüssigkeitsdicht eingebun-
kanäle ist erforderlich, wenn dadurch der den sein. Es sind geeignete Abdichtungsmittel zu
Nachweis zur Abführung des kontaminierten verwenden, die auch unter Brandbelastung dicht
Löschwasser-Volumens, z. B. in ein zentrales bleiben.
Rückhaltebecken, erbracht werden muss.
Durch entsprechende Prüfung ist die Alterungs-
J
Entwässerungsplan; es ist zu vermeiden, dass beständigkeit der dauerelastischen Dichtwerk-
kontaminiertes Löschwasser zur Brandaus- stoffe für die Einsatzzeit nachzuweisen. D. h. ihre
breitung beiträgt. Zeitstandsdauer ist bei den gegebenen Lagerbe-

18
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

dingungen unter Gewährleistung hinreichender Personal in ausreichender Anzahl verfügbar sein,


Dichtheit, die im Einsatzfall für die vorgesehene um das mobile Löschwasser-Rückhaltesystem in
Einsatzzeit erforderlich ist, sicherzustellen. Betrieb zu nehmen.

Bei manuell zu aktivierenden Systemen ist ein


6.1.3 Funktionssicherheit
schnelles Auslösen zu gewährleisten. Mobile
Zentral angesteuerte Systeme müssen zu jeder Schotts müssen schnell, mit wenig Aufwand und
Zeit, auch bei Energieausfall, in Schließstellung ge- ohne Verwechslungsgefahren einsetzbar sein. Ab-
bracht werden können. Die Auslösevorrichtungen messungen und Gewichte müssen so bemessen
sind daher mit einem Ruhestrom zu überwachen. sein, dass Schotts durch maximal zwei Personen
ohne weitere Hilfsmittel eingesetzt werden können
Für die Energieversorgung automatisch ange- (Kriterien s. VdS 2564).
steuerter Systeme sind zwei voneinander unab-
hängige Energiequellen erforderlich. Bei Einsatz Alle Komponenten der Löschwasser-Rückhaltean-
von selbsttätig wirkenden Systemen, welche z. B. lage sind gegenüber negativen äußeren Einwir-
pneumatisch, hydraulisch oder durch Schwerkraft kungen zu schützen und ständig betriebsbereit zu
betrieben werden, kann auf eine zweite unabhän- halten.
gige Energieversorgung verzichtet werden.
6.1.5 Explosionsschutz
Halbautomatisch angesteuerte Systeme müssen
von zentraler ständig besetzter Stelle ausgelöst In explosionsgefährdeten Bereichen sind die Be-
werden können. stimmungen des Explosionsschutzes zu beachten
(s. Abschnitt 10).
Das Einsetzen oder Auslösen manuell zu aktivie-
render Systeme muss durch einfache Bedienung Kann das Löschwasser mit entzündlichen Flüs-
innerhalb von 60 Sekunden möglich sein. sigkeiten vermischt werden oder können sich ent-
zündliche Gase bilden, müssen die Anforderungen
Die Wirksamkeit von Rückhalteeinrichtungen muss an den Explosionsschutz (z. B. technische Be- und
unmittelbar nach Branderkennung vor Einleiten der Entlüftung) berücksichtigt werden. Bei Vorliegen
Löschmaßnahmen sichergestellt sein. entsprechenden Gefährdungspotentials dürfen zur
Rückhaltung und Ableitung kontaminierten Lösch-
Alle Komponenten müssen so konstruiert sein, wassers keinesfalls unterirdische Gebäudebe-
dass eine Fehlbedienung auszuschließen ist. reiche, Grundstücksentwässerungsanlagen (z. B.
werkseigene Kanalisation) sowie sonstige unge-
Sofern eine Aufschaltung an bereits vorhandene schützte Kanäle und Schächte verwendet werden.
Anlagen des Brandschutzes vorgenommen wird Die Nutzung diesbezüglicher Anlagen erfordert
(z. B. Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Brand- einen entsprechenden Eignungsnachweis, der die
meldeanlagen, Löschanlagen), sind diese nach sichere Beherrschung des Gefährdungspotentials
dem Stand der Technik auszulegen, z. B. nach den dokumentiert. Ansonsten ist eine außen liegende
entsprechenden Richtlinien und Empfehlungen Löschwasser-Rückhalteanlage zu bevorzugen.
des VdS (vgl. Abschnitt 10).
Die Anlagen müssen u. a. gegen elektrostatische
Aufladungen, die zu gefährlichen Entladungsvor-
6.1.4 Betriebssicherheit, Handhabbarkeit
gängen führen können, gesichert sein. Weiterhin
Systeme zur Löschwasser-Rückhaltung müssen, sind die Anlagen durch geeignete Erdungsmaß-
unabhängig vom Betriebszustand, den Personen- nahmen gegen die Bildung elektrischer Aus-
schutz gewährleisten. gleichsströme zu schützen, die zur Entstehung
zündfähiger Funken führen können.
Automatisch angesteuerte Systeme müssen fehl-
alarmsicher ausgeführt sein. Es muss deutlich er-
6.2 Errichtung und Installation von
kennbar sein, ob sie einsatzbereit oder kurzzeitig
Löschwasser-Rückhalteanlagen
außer Betrieb gesetzt sind (z. B. im Falle von War-
tungsarbeiten). Sie müssen gegen unbeabsichtigtes
oder leichtfertiges Abschalten gesichert sein. Im folgenden werden Anforderungen an ausge-
wählte Bauteile, welche für die Planung und den
Bei manuell einzusetzenden Barrieren (s. Abschnitt Einbau von Löschwasser-Rückhalteanlagen rele-
5.4.3) muss während der Betriebszeiten und im Fal- vant sind, formuliert (vgl. Abschnitt. 5.1).
le betriebsbedingter Anlagenstilllegungen, ständig

19
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Alle Teile einer Löschwasser-Rückhalteanlage nalisation oder des Rohrleitungsnetzes abgesperrt


und deren Auslöseeinrichtungen sind derart ein- werden kann, ohne an den Einleitestellen einen ge-
zubauen, dass sie durch die betriebliche Tätigkeit fährlichen Rückstau in die angeschlossenen Anla-
nicht beschädigt werden. Die Installation ist der- gen zu verursachen.
art durchzuführen, dass die Zugänglichkeit und
Zugriffsmöglichkeit zum Zwecke der Wartung und Dient die zur Ableitung von Löschwasser in eine
im Gefahrenfall/Brandfall jederzeit gewährleistet Rückhalteeinrichtung genutzte Kanalstrecke
sind. gleichzeitig zur Ableitung von betrieblichen Abwäs-
sern, so ist dies bei der Auslegung und Bemess-
ung der angeschlossenen Rückhaltevolumina zu
6.2.1 Löschwasserschotts
berücksichtigen.
Löschwasserbarrieren sind in den Durchgängen
und Durchfahrten innen liegend so einzubauen, Der Einlauf in die Rohrleitung oder Kanalisati-
dass alle Tore und Türen im Brandfall durch die onsleitung muss so gestaltet sein, dass Brandgut
Feuerwehr noch zu öffnen sind. und sonstige Grobteile den Einlaufstutzen nicht
verschließen und in die Leitung gelangen können.
Böden und Umfassungswände von Gebäudebe- Dazu können Tauchrohre oder Einlaufbauwerke
reichen, die zur Löschwasserrückhaltung vor- mit Grobrechen verwendet werden.
gesehen sind, sind zu kontrollieren, ob Risse,
Dehnfugen, Öffnungen, Durchdringungen etc. im Die Ableitung von Löschwasser, das mit brennbaren
Staubereich vorhanden sind. Diese müssen me- Flüssigkeiten vermischt sein kann, über Teile der
dienbeständig, wasserdicht und ggf. feuerwider- Grundstücksentwässerungsanlage in entspre-
standsfähig ausgeführt sein bzw. ertüchtigt oder in chende Rückhalteeinrichtungen ist nur zulässig,
Stand gesetzt werden. wenn durch geeignete Maßnahmen sichergestellt
ist, dass innerhalb des genutzten Kanalabschnittes
Von Hand in stationäre Vorrichtungen einzuset- keine explosionsfähige Atmosphäre auftreten kann.
zende Löschwasserschotts sind gut zugänglich in
der Nähe des jeweiligen Durchganges oder der
6.2.3 Absperreinrichtungen
Durchfahrt vorzuhalten.
Absperreinrichtungen, die in Rohrleitungen zur
In Zeiten, in denen kein Betriebspersonal anwe- Ableitung von kontaminiertem Löschwasser ein-
send ist, sind manuell zu aktivierende Löschwas- gebaut sind, müssen grundsätzlich geschlossen
serschotts vorsorglich einzusetzen. und so gesichert sein, dass sie nur bei Anfall von
Löschwasser geöffnet werden. Abhängig vom be-
Der Aufbewahrungsort von Löschwasserbarrieren trieblichen Brandschutzkonzept muss die Absperr-
muss geschützt und deutlich gekennzeichnet sein. einrichtung bei Anfall des Löschwassers automa-
Es ist zu gewährleisten, dass die Entnahme und tisch öffnen oder von ungefährdeter Stelle aus von
Handhabung der mobilen Löschwasserbarrieren Hand geöffnet werden können. Absperreinrich-
gefahrlos erfolgen kann. tungen sind nach DIN 4066 zu kennzeichnen und in
die Feuerwehrpläne gemäß DIN 14095 Teil 1 auf-
Die Aufbewahrung der Schotts muss so erfolgen, zunehmen.
dass sie gegen Beschädigungen gesichert werden
(z. B. Anfahrschutz) und Dichtungen nicht aufsit- Bei erdverlegten Rohrleitungen müssen Absperr-
zen oder aufliegen. armaturen durch gut zugängliche, sichtbare Anzei-
gevorrichtungen gekennzeichnet werden. Lösbare
Verbindungen und Armaturen sind in überwach-
6.2.2 Rohrleitungen und Kanalisationsnetze
ten, dichten Kontrollschächten anzuordnen.
Müssen in Einzelfällen, insbesondere bei beste-
henden Anlagen, Teile der Grundstücksentwässer- Wird das Kanalisationsnetz als Löschwasser-Rück-
ungsanlage oder weiterer Rohrleitungen zur Ab- halteanlage benutzt, sind an den Sperrbauwerken
leitung von Löschwasser in Auffangeinrichtungen im Bereich der Absperrschieber Möglichkeiten für
benutzt werden, so ist die Dichtheit der betroffenen die Probenahme vorzusehen.
Kanal-/Rohrleitungsabschnitte nachzuweisen. Für
den Teil des Kanal-/Rohrleitungsnetzes, der für die
6.2.4 Fördereinrichtungen
Löschwasserableitung benutzt wird oder Bestand-
teil der Rückhalteanlage ist, muss der Betreiber si- Wird zur Förderung des Löschwassers zur Lösch-
cherstellen, dass dieser im Einsatzfall unmittelbar wasser-Rückhalteanlage eine Fördereinrichtung,
und dicht gegenüber dem restlichen Teil der Ka- z. B. eine Pumpe, benutzt, ist ein Einlaufbauwerk

20
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

mit einem Grobrechen, einer Absetzkammer und gesetzt werden, wenn zusätzlich die gesetzlichen
einer Saugkammer vorzusehen. Die Fördereinrich- Anforderungen an Auffangräume (z. B. hinsichtlich
tung ist ortsfest zu installieren oder es ist durch Materialbeschaffenheit, Dichtheit) erfüllt sind.
den Betreiber sicherzustellen, dass durch ge-
schultes und regelmäßig unterwiesenes Personal Bei der Rückhaltung von Löschwasser mit Be-
eine mobile Einrichtung zeitnah aufgebaut werden standteilen von nicht mit Wasser mischbaren
kann. Ihre Funktionsfähigkeit, Ansteuerung und brennbaren Flüssigkeiten ist zur Vermeidung einer
Energieversorgung ist auch im Brandfall sicher- Brandausbreitung eine stationäre Beschäumungs-
zustellen. Die Fördereinrichtungen sind so auszu- anlage im Auffangraum vorzusehen.
legen, dass auch unter ungünstigen Bedingungen
die notwendige Fördermenge sichergestellt ist. Auffangräume und Löschwasser-Rückhaltebecken
sind so anzuordnen oder einzurichten, dass eine
Für den Betrieb von Fördereinrichtungen muss Überfüllung rechtzeitig erkannt wird und weiter-
eine gesicherte Energieversorgung auch im Brand- gehende Maßnahmen eingeleitet werden können.
fall gewährleistet sein.
6.2.6 Behälter
Die Fördereinrichtungen können je nach Konzept
manuell oder automatisch angesteuert werden. Bei der Verwendung von stationären und mobilen
Die Möglichkeit des manuellen Ein- und Ausschal- Behältern zur Löschwasser-Rückhaltung sind be-
tens von ungefährdeter Stelle muss gegeben sein. züglich der Aufstellung die Anforderungen gemäß
Es darf beim Einsatz von Fördereinrichtungen den bau-, wasser- und gefahrgutrechtlichen Vor-
nicht zu einem Überfüllen der Löschwasser-Rück- schriften zu berücksichtigen.
halteanlage kommen. Durch eine geeignete Füll-
standsüberwachung muss automatisch eine War- Die Behälter sind mit Be- und Entlüftungseinrich-
nung erfolgen, die ein Einleiten weitergehender tungen auszurüsten, die für den maximalen Zu-
Maßnahmen ermöglicht. und Abführungsvolumenstrom ausgelegt sind.

Zur Rückhaltung brennbarer Flüssigkeiten, die bei


6.2.5 Auffangräume und Rückhaltebecken
Normaltemperaturen explosionsfähige Gas-Luft-
Grundsätzlich wird die Abführung des Löschwas- Gemische bilden können, oder von Stoffen, die
sers in außerhalb von Produktions- und Lagerbe- brennbare Gase entwickeln können, sind die Ent-
reichen liegende Becken oder Behälter empfohlen, lüftungseinrichtungen explosionsgeschützt auszu-
wobei Löschwasserbarrieren durchaus unterstüt- legen und mit einer Flammenrückschlagsicherung
zend eingesetzt werden können. Angeraten ist dies zu versehen. Mögliche stationäre Entgasungsein-
auf jeden Fall bei brennbaren Flüssigkeiten, damit richtungen dürfen nicht mit entsprechenden be-
diese rasch aus dem Brandherd entfernt werden trieblichen Installationen zusammengeführt wer-
(s. auch Abschnitte 5.3 und 5.4). Dabei ist darauf den. Die komplette stationäre Entgasungseinrich-
zu achten, dass Ableitungsrohre auch im Brandfall tung muss explosionsgeschützt ausgelegt werden.
funktionsfähig bleiben und nicht verstopfen. Grundsätzlich sind die Explosionsschutz-Richtli-
nien zu beachten.
Brandgut und Löschwasser sollten nicht in angren-
zende Brandabschnitte eindringen, es sei denn, die-
6.2.7 Ansteuerung im Brandfall
se sind ausdrücklich als Löschwasser-Rückhalte-
einrichtungen vorgesehen und eingerichtet. Erfolgt die Ansteuerung der automatischen Lösch-
wasser-Rückhalteeinrichtung im Brandfall über
Vorgeschriebene Auffangräume (z. B. für was- eine Brandmeldezentrale, muss das Branderken-
sergefährdende Stoffe) können als Löschwasser- nungsteil den Anforderungen für automatische
Rückhalteeinrichtungen mitbenutzt werden. In Brandmeldeanlagen, z. B. gemäß VdS 2095, ent-
diesen Fällen muss neben dem vorgeschriebenen sprechen.
Fassungsvermögen der Auffangräume für Stoff-
austritt ein ausreichender zusätzlicher Freiraum Als Detektion zur Ansteuerung der Schließmecha-
zur Aufnahme des Löschwassers bzw. des Lösch- nismen eignen sich die Brandkenngrößen Rauch,
schaums vorhanden sein. I. d. R. ist ein zusätz- Wärme oder Flammen.
liches 30 cm höheres Auffangvolumen erforderlich.
Die automatische Ansteuerung sollte über zwei Li-
Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen dürfen nur nien/zwei Melder-Abhängigkeit erfolgen, um Fehl-
dann als Auffangraum für die Rückhaltung even- auslösungen weitgehend auszuschließen.
tuell auslaufender gelagerter Flüssigkeiten ein-

21
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

6.2.8 Bodenausführung 6.3.3 Betriebs- und Wartungsanleitung

Der Boden von Löschwasser-Rückhalteräumen Für alle technischen Einrichtungen zur Löschwas-
und Löschwasser beaufschlagten Bereichen ist ser-Rückhaltung ist eine verständliche Betriebs-
stabil und flüssigkeitsdicht auszuführen. und Wartungsanleitung vorzulegen. Die Wartungs-
und Prüfintervalle müssen hierin festgelegt sein.
Der Boden ist mit umfassenden Ablaufrinnen oder
Aufkantungen zu sichern, so dass Flüssigkeiten
6.3.4 Schulung
aus Leckagen oder Löschwasser nicht unkontrol-
liert wegfließen können. Sofern das Löschwasser Das Personal muss über die Funktionsweise und
nicht in den Lager- bzw. Produktionsbereichen den Einsatz manuell zu aktivierender Systeme un-
selbst zurückgehalten werden soll, sollte ein ge- terwiesen und geschult sein. Die Unterweisungen
richtetes Gefälle mit ggf. vorhandenen Drainagen und Schulungen sind regelmäßig mindestens jähr-
vorgesehen werden. Die Drainagen sind auf den lich zu wiederholen. Die Teilnahme ist durch die
zu erwartenden Löschwasseranfall zu bemes- Beschäftigten schriftlich zu bestätigen.
sen, und das kontaminierte Löschwasser ist ohne
Rückstau in Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen
6.3.5 Prüfung und Wartung
abzuleiten.
Automatisch angesteuerte Systeme sind in Ver-
bindung mit den zugelassenen Brandmeldeanla-
6.3 Prüfung und Instandhaltung
gen gemäß den hierfür vorgegebenen Intervallen
regelmäßig zu prüfen sowie in die Wartungs- und
6.3.1 Abnahme und Unterlagen Instandhaltungspläne einzubeziehen. Eine Über-
prüfung der Löschwasserrückhaltung hat alle 5
Der Errichter hat bei der Übergabe an den Betrei- Jahre durch einen VAwS-Sachverständigen (ge-
ber die Funktionsfähigkeit der Löschwasser-Rück- mäß TRwS 779) zu erfolgen.
halteanlage nachzuweisen. Bei der Abnahme müs-
sen dem Betreiber folgende Unterlagen vorliegen: Manuell in Betrieb zu setzende Löschwasser-
Rückhalteeinrichtungen sind regelmäßig minde-
J
Dokumentation der baulichen und technischen stens monatlich auf Funktionsfähigkeit zu prü-
Ausführung; fen, damit sie im Gefahrfall einsatzbereit sind.
J
Installationsattest; Prüfungen sind gemäß der vom Hersteller bzw.
J
Betriebsanleitung; Errichter erstellten Wartungsanleitung durchzu-
J
Prüf- und Wartungsanleitung. führen. Die Verantwortung für die Einhaltung der
Prüf- und Wartungsintervalle liegt beim Betreiber.
Die Aufstellungsorte und Auslöseeinrichtungen für
die Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen sind in Ebenso muss der ordnungsgemäße bauliche Zu-
den Feuerwehrplänen zu kennzeichnen. stand der Löschwasser-Rückhalteanlage regel-
mäßig überprüft werden. Hierfür genügt eine
Sichtprüfung der Oberfläche sämtlicher Teile und
6.3.2 Installationsattest
Flächen, die im Einsatzfall mit Löschwasser beauf-
Das vom Errichter zu erstellende Installationsattest schlagt werden. Werden Mängel festgestellt, z. B.
muss mindestens die folgenden Angaben enthalten: aufgrund von Ablösungen im Fugenbereich oder
aufgrund von Setzungen, sind weitere Untersu-
J
Name und Anschrift des Betreibers; chungen erforderlich. Verbindungen, Dichtungen
J
Name und Anschrift des Errichters; und andere Verschleißteile sind nach den Empfeh-
J
Datum der Installation; lungen des Herstellers regelmäßig auszutauschen
J
Lage der Löschwasser-Rückhalteanlage bzw. zu erneuern.
(Lager-, Gebäude- oder Bereichsbezeichnung);
J
Bauart/Typ; Die Kontroll- und Wartungsarbeiten sind in einem
J
Abmessungen und Volumen; Betriebstagebuch zu protokollieren. Mängel sind
J
Funktionsbestätigung (Datum, Unterschrift/ umgehend zu beheben.
Stempel des Betreibers sowie des Errichters).

22
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

7 Maßnahmen im Schadenfall 8 Analytik und Entsorgung von


verunreinigtem Löschwasser
Um weitergehende Schäden während und nach
Freisetzung kontaminierten Löschwassers zu ver-
hindern, sollten folgende Maßnahmen getroffen Brände in Industriebetrieben können große Mengen
werden. unterschiedlich stark verunreinigter Löschwässer
verursachen. Beispielhaft kann unterschieden wer-
Sofortmaßnahmen: den zwischen

J
Außerbetriebnahme und ggf. Entleeren von J
nicht oder gering verunreinigten Löschwässern
betroffenen Produktionsanlagen, Tanks, Lager- (Grenzwerte der Indirekteinleiter-Verordnung
behältern etc.; werden unterschritten), die eine gefahrlose Ab-
J
Sicherung und Stilllegung der Schadenquellen; leitung in die öffentliche Kanalisation ermög-
J
Verhinderung der Schadensausweitung, z. B. lichen, da die kommunale Kläranlage sowohl
durch Barrieren, mobile Behälter, Aufnehmen qualitativ als auch quantitativ ohne Ankündi-
bzw. Abstreuen mit Bindemitteln; gung und gesonderte Maßnahmen zur Behand-
J
Meldung an die zuständigen Behörden und an lung geeignet ist.
den Versicherer.
J
gering bis mäßig verunreinigten Löschwässern
Weitere Maßnahmen: (Grenzwerte der Indirekteinleiter-Verordnung
werden nicht wesentlich überschritten), die
J
Einschaltung eines sachkundigen Untersu- eine Ableitung in die öffentliche Kanalisation
chungsinstitutes; und Entsorgung über die kommunale Kläran-
J
Veranlassung von Probenahmen und Unter- lage ermöglichen, allerdings eine vorherige
suchungen; Abstimmung mit der zuständigen Wasserbe-
J
Sichern und Absperren des Schadenbereiches hörde und dem Betreiber von Kanalisation und
gegen das Betreten von Unbefugten; Kläranlage zu empfehlen ist.
J
Abschätzung des Gefährdungsausmaßes (z. B.
Ausdehnung der Verunreinigung, Gefährdung J
erheblich verunreinigten Löschwässern, die
von Boden und Grundwasser, oberirdischen aufgrund ihrer Zusammensetzung die bio-
Gewässern, der Wasserversorgung, der Kana- logische Reinigungsstufe der kommunalen
lisation bzw. der kommunalen Kläranlage und Kläranlage schädigen können und ohne Ab-
Brand- oder Explosionsgefahr); stimmung mit der zuständigen Wasserbehörde
J
Entfernen örtlich begrenzter und leicht zugäng- und dem Kläranlagenbetreiber und ggf. einer
licher Verunreinigungen; Vorreinigung/ Vorbehandlung vor Ort nicht in die
J
Fernhalten des Niederschlagswassers vom öffentliche Kläranlage abgeleitet werden dürfen.
verunreinigten Boden, z. B. durch Abdecken
mit Folie. J
stark verunreinigten Löschwässern, die auf-
grund ihrer Zusammensetzung zwingend einer
Maßnahmen nach Entsorgung des Löschwassers: Vorreinigung/Behandlung bedürfen, die vor Ort
oder in geeigneten Behandlungsanlagen – be-
J
Reinigung der ggf. zur Rückhaltung benutzten triebseigene Abwasserbehandlungsanlage, ge-
Kanalisation; eignete Abwasserbehandlungsanlagen benach-
J
Prüfung der Funktion der eingesetzten tech- barter Unternehmen, Behandlungsanlagen bei
nischen Hilfsmittel; Entsorgern oder Kommunen etc. – durchge-
J
Auswertung des Schadenereignisses; Überprü- führt werden kann.
fung und ggf. Anpassung des Sicherheits- und
Notfallkonzeptes. Zur Beurteilung der Gefährlichkeit des kontami-
nierten Löschwassers und zur Festlegung einer
risikogerechten Entsorgung muss eine Schad-
stoffanalyse durchgeführt werden. Auch bei gering
verunreinigtem Löschwasser ist eine Abstimmung
mit den zuständigen Behörden, dem Kanalbetrei-
ber, dem Kläranlagenbetreiber und dem Versiche-
rer dringend anzuraten. Ggf. muss die zuständige
Wasserbehörde eine Genehmigung zur Einleitung
erteilen.

23
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Einfache Analyseverfahren wie Bestimmung von Brandabschnitte


Summenparametern können i. d. R. bereits aus- Ein Brandabschnitt wird von einem oder mehreren
reichende Erkenntnisse zur geordneten Entsor- Gebäuden, Gebäudeabschnitten oder Lägern im Frei-
gung des kontaminierten Löschwassers liefern. en gebildet, die untereinander keine, jedoch zu an-
deren Gebäuden, Gebäudeabschnitten oder Lägern
Für die rasche „vor-Ort”-Analytik hat sich beispiels- eine räumliche oder bauliche Trennung aufweisen.
weise die Bestimmung des pH-Wertes, der elekt-
rischen Leitfähigkeit, des spektralen Absorptions- Räumliche Brandabschnittstrennung
koeffizienten SAK 254 nm, des chemischen Sau- liegt vor, wenn der (brandlastfreie) Abstand zwi-
erstoffbedarfs CSB und des Leuchtbakterientests schen Gebäuden oder Lägern nichtbrennbarer
Toxizität GL-Wertes als geeignet herausgestellt. Stoffe im Freien mindestens 5 m beträgt. Für Läger
brennbarer Stoffe im Freien ist ein Mindestabstand
Für eine hinreichende Charakterisierung der von 20 m erforderlich.
Löschwässer können darüber hinaus ggf. noch die
Bestimmung von AOX (adsorbierbare organische Bauliche Brandabschnittstrennung
Halogenverbindungen), TOC (gesamter organisch liegt vor, wenn Gebäude, Gebäudeabschnitte oder
gebundener Kohlenstoff) und BSB5 (biologischer Läger durch eine Brandwand nach diesem Merk-
Sauerstoffbedarf) sinnvoll sein. blatt getrennt sind. Hierbei sind die Anforderungen
an Brandwände zu berücksichtigen, die z. B. in der
DIN 4102 sowie der GDV-Publikation "Brand-und
9 Glossar Komplextrennwände (VdS 2234)" beschrieben sind.

9.1 Begriffsbestimmungen Brandabschnittsfläche


Die Fläche, die durch räumliche oder bauliche Un-
Abbrandgeschwindigkeit terteilungen gemäß den Anforderungen an eine
Die Abbrandgeschwindigkeit beschreibt die maxi- Brandabschnittstrennung (s. Brandabschnitte) ge-
male Ausbreitungsgeschwindigkeit der Verbren- bildet wird.
nungszone in Feststoffen. Ähnlich der Brennzahl
ist die Abbrandgeschwindigkeit ein Kriterium für Brandfolgeprodukte
das Brandverhalten. Stoffe, die sich erst durch Brandeinwirkung (z. B.
Schwelbrand, unvollständige Verbrennung, Reak-
Die Abbrandgeschwindigkeit beschreibt auch den tion in der Gasphase) bilden.
stationären Abbrand eines Explosivstoffs. Sie wird
in [mm/s] oder [m/s] angegeben. Brandgefahr/-gefährdung
Eine Brandgefahr ist die Möglichkeit, dass auf-
Baustoffklasse (BSK) grund der Entstehung oder Ausbreitung eines
Die Baustoffklasse ist die bauaufsichtliche Be- Brandes und damit einhergehender Folgen wie
nennung von Baustoffen und Bauteilen entspre- Wärme oder Brandrauch die Sicherheit von Per-
chend ihrem Brandverhalten in nichtbrennbare sonen, Sachwerten oder die Umwelt beeinträchtigt
und brennbare Stoffe. Danach unterscheidet man wird.
nach DIN 4102 zwischen der Baustoffklasse A und
der Baustoffklasse B. In Baustoffklasse A sind nicht Brandgefahrenklassen
brennbare Baustoffe, in Baustoffklasse B brennbare Brandgefahrenklassen im Sinne dieser Leitlinien
Baustoffe eingeteilt. dienen der Einstufung der Stoffe hinsichtlich ihrer
Brennbarkeit. Für die brandbezogene Gefährlich-
Die nationale Klassifizierung nach DIN 4102-1 wird keit eines Stoffes werden 3 Klassen (F1 bis F3) un-
zunehmend durch die europäische Klassifizierung terschieden (s. Anhang A2.2).
nach DIN EN 13501-1 abgelöst. Diese beinhaltet
eine größere Vielfalt von Klassen und Kombinati- Brandzersetzungsprodukte
onen. So werden zum Brandverhalten auch Brand- Thermische Zersetzungsprodukte vorhandener
nebenerscheinungen (Rauchentwicklung sowie Stoffe bei vollständiger bzw. unvollständiger Ver-
brennendes Abtropfen/Abfallen) klassifiziert. Eine brennung.
Gegenüberstellung der Klassifizierungen findet
sich u.a. im Anhang D der GDV-Publikation Brand- Dioxine
schutz im Betrieb (VdS 2000). Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane
(PCDD/PCDF) sind zwei Gruppen von chemisch ähn-
lich aufgebauten chlorierten organischen Verbin-
dungen. Sie werden im allgemeinen Sprachgebrauch

24
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

und teilweise auch in der Literatur als Dioxine zu- und explosionsfähigen Stoffe, die oder deren Ver-
sammengefasst. brennungsprodukte

Dioxine entstehen als Nebenprodukte bei der Her- J


für Mensch, Fauna oder Flora giftig sind
stellung chlororganischer Chemikalien oder bei (toxische Stoffe) oder
Verbrennungsreaktionen. J
Wasser, Luft oder Boden gefährden können
(ökotoxische Stoffe).
Die giftigste Einzelverbindung unter den Dioxinen,
das sogenannte „Seveso Dioxin“ (2,3,7,8-Tetra- Gefährliche/Schädliche Eigenschaften
chlordibenzodioxin, kurz 2,3,7,8-TCDD) wird oft als Gefährliche/schädliche Eigenschaften im Sinne
der giftigste je vom Menschen hergestellte Stoff dieser Leitlinien sind
bezeichnet. Die akute Giftigkeit der übrigen poly-
chlorierten Dibenzodioxine und Dibenzofurane J
Wassergefährdung,
wird relativ zu 2,3,7,8-TCDD angegeben. Polychlo- J
Brennbarkeit,
rierte Dioxine und Furane können bereits in gerin- J
Explosionsgefahr,
gen Mengen die Entstehung von Krebs aus vorge- J
Toxizität sowie
schädigten Zellen fördern. J
Ökotoxizität,

Als langlebige organische Schadstoffe werden sie da hierdurch im Brandfall eine Gefahr für Mensch,
in der Umwelt kaum abgebaut, Spuren von poly- Flora, Fauna und Umwelt hervorrufen kann.
chlorierten Dioxinen und Furanen kommen überall
auf der Welt vor. Über die Nahrungskette reichern Gefahrstoffe/Schadstoffe
sie sich in lebenden Organismen an. Der Mensch Gefahrstoffe sind gemäß § 3 Abs. 1 GefStoffV die in
nimmt Dioxine vor allem über tierische Nahrungs- § 19 Abs. 2 ChemG bezeichneten Stoffe, Zuberei-
mittel (Fisch, Fleisch, Eier, Milchprodukte) auf. tungen und Erzeugnisse, nämlich

Flammpunkt J
gefährliche Stoffe und Zubereitungen nach § 3a
Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur, bei sowie Stoffe und Zubereitungen, die sonstige
der eine Flüssigkeit unter vorgeschriebenen Ver- chronisch schädigende Eigenschaften besitzen,
suchsbedingungen bei Normaldruck brennbares J
Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse, die
Gas oder brennbaren Dampf in solcher Menge ab- explosionsfähig sind,
gibt, dass bei Kontakt der Gasphase mit einer wirk- J
Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse, aus
samen Zündquelle sofort eine Flamme auftritt. denen bei der Herstellung oder Verwendung
Stoffe oder Zubereitungen nach a) oder b) ent-
Gefahrdrohende Menge stehen oder freigesetzt werden können, sowie
Die Menge an kontaminiertem Löschwasser, bei de- J
Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse, die er-
ren Freisetzung eine nachteilige Veränderung der fahrungsgemäß Krankheitserreger übertragen
Eigenschaften von Gewässern mit entsprechenden können.
Schadenfolgen zu besorgen ist (s. auch § 62 WHG).
Schadstoffe im Sinne dieser Leitlinien können da-
Gefahren- und Risikoanalyse rüber hinaus Stoffe oder Stoffgemische (Reinstoff,
Die Gefahren- und Risikoanalyse im Sinne dieser Produkt, Erzeugnis, Rückstand, Reststoff, Abfall)
Leitlinie geht über die herkömmliche Gefährdungs- sein, die bei Eintrag in Ökosysteme oder Aufnahme
beurteilung und somit den Mitarbeiterschutz hi- durch lebende Organismen oder an Sachgütern
naus. Sie betrachtet im vorliegenden Fall insbeson- nachteilige Veränderungen hervorrufen können.
dere die Sach- und Umweltgefährdungen, die durch
kontaminiertes Löschwasser entstehen können. GL-Wert
Im Leuchtbakterientest bestimmte Toxizität einer
Gefährliche Stoffe/Schädliche Stoffe Probe.
Gefährliche Stoffe sind Stoffe, Stoffgemische und
Waren, die infolge eines Brandfalles eine beson- Die Bestimmung des GL-Wertes ist die DIN-kon-
dere Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen. forme Bestimmung der Toxizität einer Probe. Der
Hierzu gehören zunächst alle Stoffe, die als was- GL-Wert bezeichnet die Verdünnungsstufe G einer
sergefährdend eingestuft sind. Probe, in der die Lichtemission der Leuchtbakterien
um weniger als 20% gehemmt wird. Die Verdün-
Darüber hinaus gelten als gefährliche Stoffe im nungsstufe G bezeichnet die Verdünnung der Probe
Sinne dieser Richtlinie aber auch alle brennbaren im Test. So ergibt ein Teil unverdünnter Probe plus

25
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

ein Teil Bakteriensuspension eine Verdünnung im Oberflächengewässern, Löschwasserbecken etc.,


Test von 1:2. Dies entspricht dem G-Wert G2. Eine das im Brandfall als Löschmittel oder zu Kühlzwe-
1:2 Verdünnung der Probe hat im Test den G-Wert cken eingesetzt wird.
G4 etc. Die Höhe des GL-Wertes ist das Maß für die
Toxizität der Probe im Leuchtbakterientest. Löschwasserbarrieren
Sperren, die zur Vermeidung des unkontrollierten
HBV-Anlage Auslaufens von kontaminiertem Löschwasser aus
Anlage zum Herstellen, Behandeln oder Verwen- Öffnungen von baulichen Anlagen (z. B. Türen,
den von wassergefährdenden Stoffen. Tore) dienen. Man unterscheidet:

Heizwert J
Stationäre Löschwasserbarrieren
Der Heizwert ist die bei der Verbrennung einer de- Löschwasserbarrieren, die am Einsatzort fest
finierten Menge Brennstoff maximal nutzbare Wär- installiert sind.
memenge, bei der es nicht zu einer Kondensation
des im Abgas vorhandenen Wasserdampfs kommt. J
Selbsttätig auslösende stationäre Barrieren
Stationäre Löschwasserbarrieren, die im Brand-
Lagerarten fall durch die Detektion von Brandkenngrößen,
Nach der Art der Lagerung und des Bautyps eines z. B. von Rauch oder Wärme, automatisch
Lagers werden unterschieden: angesteuert werden und selbsttätig in die Ab-
sperrposition fahren.
J
Blocklager: Stückgüter, blockartig mit oder ohne
Paletten, in der Regel mehrlagig gestapelt; J
Von Hand auszulösende stationäre Barrieren
J
Regallager: Stückgutlager mit Regalen; Stationäre Löschwasserbarrieren, die in ihren
J
Hochregallager: Regallager höher als 7,5 m Halterungen fest installiert sind und durch Hand-
Oberkante Lagergut; auslösung, d. h. durch Muskelkraft, gespeicherte
J
Schüttgutlager: Lagerung in loser Schüttung; Energie (Gewichtskraft, Federkraft) oder Hilfs-
J
Tanklager: Lagerung in ortsfesten Behältern; energie (z. B. elektrisch, hydraulisch, pneuma-
J
Fass-/Gebindelager: Lagerung in ortsbeweg- tisch) in die Absperrposition gefahren werden.
lichen Behältern.
J
Manuell einzusetzende stationäre Barrieren
Lagertypen Stationäre Löschwasserbarrieren, die in Nähe
J
Lager in Gebäuden: des Einsatzortes gelagert und von Hand in hier-
Durch Fassaden und Dach/Decke begrenzt für am Einsatzort fest installierte Halterungen
J
Lager im Freien: eingesetzt werden.
Überdachtes Lager:
J

Nur durch Dach begrenzt; Löschwasser-Rückhaltung


Membranhüllenlager:
J
Alle Maßnahmen, die dazu geeignet sind, das bei
Zelte oder Traglufthallen; einer Brandbekämpfung anfallende Löschwasser
Freiluftlager:
J
am unkontrollierten Abfließen zu hindern, zu sam-
Lager ohne Witterungsschutz. meln und zeitlich befristet zurückzuhalten.

Lagerabschnitte Unter dezentraler Löschwasser-Rückhaltung wird


Ein Lagerabschnitt ist der Teil des Lagers, der eine Rückhaltung unmittelbar am Entstehungsort
oder im betroffenen Gebäude verstanden. Unter
J
in Gebäuden von anderen Räumen durch Wände einer zentralen Löschwasser-Rückhaltung ver-
und Decken, steht man die Rückhaltung in einem außerhalb der
J
im Freien durch entsprechende Abstände oder Betriebsanlagen befindlichen Auffangraum bzw.
durch Wände Rückhaltebecken.

getrennt ist. Löschwasser-Rückhalteanlagen


Offene oder geschlossene Becken, Gruben oder
LAU-Anlage sonstige anders genutzte Flächen und Räume ein-
Anlage zum Lagern, Abfüllen und Umschlagen von schließlich der sicherheitsrelevanten Ausrüstung,
wassergefährdenden Stoffen. wie z. B. Löschwasserbarrieren sowie Behälter und
sonstige Einrichtungen, z. B. Teile eines Kanalisati-
Löschwasser onssystems, die dazu bestimmt und geeignet sind,
Im Sinne dieser Leitlinien handelt es um Was- verunreinigtes Löschwasser bis zum Zeitpunkt der
ser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung, ordnungsgemäßen Entsorgung aufzunehmen.

26
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Die Löschwasser-Rückhalteanlagen können ihrer führen, die einfache, örtlich begrenzte De-
Funktionsweise entsprechend unterteilt werden in: kontaminierungsmaßnahmen erforderlich
machen.
J
Selbsttätig wirksame Anlagen
Bauliche Maßnahmen, die eine Löschwasser- Pyrolyse
Rückhaltung sicherstellen, ohne dass weitere Pyrolyse (von griechisch: pyr = Feuer, lysis = Auf-
Maßnahmen erforderlich sind. lösung) ist die Bezeichnung für die thermische
Spaltung organischer Verbindungen unter Sauer-
J
Automatisch angesteuerte Anlagen stoffmangel.
Nach der Detektion einer Kenngröße, wie z. B.
Rauch oder Wärme, werden die Systeme auto- Pyrolyseöl
matisch angesteuert und halten das Lösch- Pyrolyseöl ist eine dunkelbraune Flüssigkeit, die
wasser zurück und/oder gewährleisten einen durch Pyrolyse von Biomasse bei Temperaturen
Transport zu einem entsprechenden Rückhal- von zirka 500°C entsteht. Pyrolyseöl besteht aus
tebecken. einer Vielzahl von Oxo-Komponenten wie Carbon-
säuren, Phenolen, Aldehyden und Ketonen. Dabei
J
Manuell zu aktivierende Anlagen lassen sich mehrere hundert Verbindungen nach-
Im Gefahrenfall müssen diese Systeme manuell weisen, die teils monomer als auch als polymere
ausgelöst oder von Hand in eine entsprechende Ligninkomponenten vorliegen.
Position gebracht werden, um das Auslaufen von
Löschwasser zu vermeiden oder den Transport R- und S-Sätze
in ein Rückhaltebecken sicherzustellen. (nach GHS-System künftig H- und P-Sätze)
R- und S-Sätze („Risiko- und Sicherheitssätze“, engl.
Löschwasserkontamination „risk and safety”) sind kodifizierte Warnhinweise
Boden-, Grundwasser- bzw. Gewässerverunreini- zur Charakterisierung der Gefahrenmerkmale von
gungen, die durch Löschwasser verursacht werden. Gefahrstoffen, also Elementen und Verbindungen
sowie daraus hergestellten gefährlichen Zube-
Löschwasserschaden reitungen. Sie sind zusammen mit den Gefahren-
Schäden, die an der Umwelt, an Gebäuden oder bezeichnungen und den jeweils dazu gehörenden
anderen Sachwerten durch Löschwasser entste- Gefahrensymbolen die wichtigsten Hilfsmittel für
hen können. die innerhalb der EU vorgeschriebene Gefahrstoff-
kennzeichnung.
Ökotoxische Stoffe
Ökotoxische Stoffe im Sinne dieser Leitlinien sind Die R-Sätze sind der Ausgangspunkt bei der Einstu-
Stoffe, Stoffgemische und Waren, die selbst oder fung eines gefährlichen Stoffes. Liegen diese fest,
deren Verbrennungsprodukte eine Gefahr für die so ergeben sich daraus sowohl die hierzu erforder-
Umwelt darstellen und Wasser, Luft oder Boden lichen Gefahrenbezeichnungen mit Gefahrensym-
schädigen können. bolen als auch die nötigen S-Sätze.

Neben den Stoffen mit Wassergefährdungspoten- Das global harmonisierte System zur Einstufung
tial, sind als ökotoxische Stoffe im Sinne dieser und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) ersetzt
Definition, Stoffe mit Luftgefährdungspotential zu zunehmend diese Gefahrstoffkennzeichnung und ist
berücksichtigen, wie für Stoffe bereits rechtskräftig. Für Gemische (zuvor
„Zubereitungen“ genannt) gilt eine Übergangsfrist
J
komprimierte giftige Gase, welche eine un- bis zum 1. Juni 2015, bis zu der noch die Kennzeich-
mittelbare Bedrohung darstellen und einen nung mit den Gefahrensymbolen und R-/S-Sätzen
Löscheinsatz beeinträchtigen. gilt. Nach GHS eingestufte Stoffe und Gemische
werden mit GHS-Gefahrenpiktogrammen und H-
J
Stoffe, die im Falle eines Feuers signifikante und P-Sätzen gekennzeichnet.
Mengen von giftigen, schwer abbaubaren
Produkten freisetzen können, wodurch eine Die H-Sätze (Hazard Statements) beschreiben Ge-
Kontaminierung der Umgebung entsteht, die fährdungen (engl. „hazard”), die von den chemi-
sehr umfangreiche Dekontaminierungsmaß- schen Stoffen oder Zubereitungen ausgehen. Die
nahmen erforderlich machen. P-Sätze (Precautionary Statements) geben Sicher-
heitshinweise (engl. „precaution”) im Umgang damit.
J
Stoffe, die im Falle eines Feuers signifikante
Mengen von giftigen Substanzen freisetzen,
die zu einer Kontaminierung der Umgebung

27
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Stauhöhe CSB – Chemischer Sauerstoffbedarf


Stauhöhe ist die Höhe, welche durch die errech-
nete kontaminierte Löschwassermenge bei einer DIN – Deutsches Institut für Normung
Rückhaltung auf der Grundfläche eines Gebäudes
entstehen kann. Nicht berücksichtigt sind dabei EWG – Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
Einbauten und volumenverdrängende Lagermate-
rialien, Produktionshilfsmittel etc. F1, F2, F3 – Brandgefahrenklassen

Teillagerflächen und Freistreifen FF – Freiwillige Feuerwehr


Teillagerflächen sind mit Lagergut zusammenhän-
gend belegte Bodenflächen, die durch Freistreifen, FLA – Feuerlöschanlage
Verkehrswege oder Abtrennungen von anderen
Teilflächen getrennt sind. FW - Feuerwehr

Wassergefährdungsklassen (WGKs) GDV – Gesamtverband der Deutschen


Die Einstufung in WGKs können dem Sicherheitsda- Versicherungswirtschaft e. V.
tenblatt oder der VwVwS (s. Abschnitt 10) entnom-
men werden. Sofern ein Stoff nicht in eine WGK ein- GefStoffV – Gefahrstoff-Verordnung
gestuft ist, kann die WGK über die H-Sätze (früher
R-Sätze) abgeleitet werden (s. auch Anhang A2.1). GHS – Globally Harmonized System of Classifica-
tion and Labelling of Chemicals
Werkfeuerwehren
Werkfeuerwehren im Sinne dieser Leitlinien sind HBV – Herstellen, Behandeln oder Verwenden
landesrechtlich anerkannte Feuerwehren. Sie von wassergefährdenden Stoffen
müssen in Aufbau, Ausstattung und Ausbildung
den an öffentliche Feuerwehren gestellten An- HCl - Salzsäure
forderungen entsprechen. Weitere Einzelheiten
enthalten die VdS-Richtlinien „Brandschutz im HRL – Hochregallager
Betrieb” (VdS 2000) und das VdS-Merkblatt „Werk-
und Betriebsfeuerwehren” (VdS 2034). S1, S2, S3, S4 – Sicherheitskategorien

LöRü – Löschwasser-Rückhaltung
9.2 Verwendete Abkürzungen
LöRüRL – Löschwasser-Rückhalterichtlinie
ABS – Acryl-Butadien-Styrol
OK – Oberkante (Lagergut)
AOX – Adsorbierbare organische Halogen-
verbindungen PA – Polyamid

ARA – Abwasser Reinigungsanlage (Kläranlage) PAK – Polyaromatische Kohlenwasserstoffe

BBodschG – Bundes Bodenschutzgesetz PE – Polyethylen

BetrSichV – Betriebssicherheitsverordnung PETP – Polyethylenterephthalat (Kunststoff)

BF – Berufsfeuerwehr PF – Phenol-Formaldehyd Harz (Bakelit)

BK – Bauartklassenfaktor PMMA – Polymethylmethacrylat (Kunststoff)

BMA – Brandmeldeanlage POM – Polyoxymethylen (Kunststoff)

BSB5 – Biologischer Sauerstoffbedarf PP – Polypropylen

CEA – Comité Européen des Assurances - PS – Polystyrol


Dachverband der nationalen Verbände der
Versicherungsunternehmen Europas PTFE – Polytetrafluorethylen (Teflon)
(heute: Insurance Europe)
PU – Polyurethan

28
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

PVC – Polyvinylchlorid Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) – Verordnung


über das Europäische Abfallverzeichnis
RI – Risikoindex
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) – Verord-
RL – Richtlinie nung über Arbeitsstätten

SAK – Spektraler Absorptionskoeffizient Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) –


Verordnung über Sicherheit und Gesundheits-
SI – Silicon schutz bei der Bereitstellung von Arbeitsmitteln
und deren Benutzung bei der Arbeit, über Sicher-
TOC – Total Organic Carbon (gesamter organisch heit beim Betrieb überwachungsbedürftiger Anla-
gebundener Kohlenstoff) gen und über die Organisation des betrieblichen
Arbeitsschutzes
TRwS – Technische Regel wassergefährdende
Stoffe Biostoffverordnung (BioStoffV) – Verordnung über
Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten
UP – Ungesättigte Polyesterharze mit biologischen Arbeitsstoffen

USchadG – Umwelt-Schadengesetz Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung


(BBodSchV)
VwVwS – Verwaltungsvorschrift wasser-
gefährdende Stoffe Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) – Verordnung
zum Schutz vor gefährlichen Stoffen
WF – Werkfeuerwehr
Nachweisverordnung (NachwV) – Verordnung
WHG – Wasserhaushaltsgesetz über Verwertungs- und Beseitigungsnachweise

WGK – Wassergefährdungsklasse Verordnung über Anlagen zum Umgang mit was-


sergefährdenden Stoffen (AwSV)

10 Gesetze, Verordnungen, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft m.b.H.,


technische Regeln und Postfach 13 20,
weiterführende Literatur 53003 Bonn
Internet: www.bundesanzeiger.de
10.1 Gesetze und Verordnungen
10.2 Technische Regeln
Hinweis: Bei nachfolgender Auflistung ist zu be-
rücksichtigen, dass Gesetze und Verordnungen Technische Regeln für Betriebssicherheit (TRBS)
lediglich den Rahmen vorgeben, die konkrete Aus-
gestaltung jedoch vielfach über länderspezifische TRBS 1111 – Gefährdungsbeurteilung und sicher-
Regelungen erfolgt. heitstechnische Bewertung

Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) – Gesetz TRBS 1151 – Gefährdungen an der Schnittstel-


zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen le Mensch – Arbeitsmittel, Ergonomische und
und zur Sanierung von Altlasten menschliche Faktoren

Chemikaliengesetz (ChemG) – Gesetz zum Schutz TRBS 1201 – Prüfungen von Arbeitsmitteln und
vor gefährlichen Stoffen überwachungsbedürftigen Anlagen

KrWG – Kreislaufwirtschaftsgesetz – Gesetz zur TRBS 1203 – Befähigte Personen


Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung
der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Ab- TRBS 2111 – Mechanische Gefährdungen – Allge-
fällen meine Anforderungen

Wasserhaushaltsgesetz (WHG) – Gesetz zur Ord-


nung des Wasserhaushalts

29
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

TRBS 2152 – Gefährliche explosionsfähige Atmo- TRBA 400 – Handlungsanleitung zur Gefährdungs-
sphäre – Allgemeines beurteilung bei Tätigkeiten mit biologischen Ar-
beitsstoffen
TRBS 2152
J
Teil 1 – Gefährliche explosionsfähige Atmo- TRBA 500 – Allgemeine Hygienemaßnahmen: Min-
sphäre – Beurteilung der Explosionsgefähr- destanforderungen
dung
J
Teil 2 – Vermeidung oder Einschränkung ge- Internet: www.baua.de
fährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
J
Teil 3 – Gefährliche explosionsfähige Atmo- Technische Regeln wassergefährdender Stoffe
sphäre – Vermeidung der Entzündung gefähr- (TRwS)
licher explosionsfähiger Atmosphäre
TRwS 779 (Arbeitsblatt DWA-A 779) – Allgemeine
TRBS 2210 – Gefährdungen durch Wechselwir- Technische Regelungen
kungen
DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Internet: www.baua.de Abwasser und Abfall e. V.,
Theodor-Heuss-Allee 17,
Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) und 53773 Hennef, Deutschland
für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) Internet: www.dwa.de

TRGS 001 – Allgemeines, Aufbau, Anwendung und


10.3 GDV-/VdS-Publikationen
Wirksamwerden der TRGS

TRGS 002 – Übersicht über den Stand der TRGS VdS 2000 – Brandschutz im Betrieb

TRGS 003 – Allgemein anerkannte sicherheits- VdS 2034 – Werk- und Betriebsfeuerwehren
technische und hygienische Regeln
VdS 2095 – Automatische Brandmeldeanlagen,
TRGS 401 – Gefährdung durch Hautkontakt für Er- Richtlinien für Planung und Einbau
mittlung - Beurteilung - Maßnahmen
VdS 2217 – Umgang mit kalten Brandstellen – Mu-
TRGS 500 – Schutzmaßnahmen ster eines Informationsblattes für Wohnungsinha-
ber, Mieter, Hausverwalter sowie für Gewerbe- und
TRGS 510 – Lagerung von Gefahrstoffen in ortsbe- Industriebetriebe
weglichen Behältern
VdS 2234 – Brand- und Komplextrennwände,
TRGS 524 – Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in Merkblatt für die Anordnung und Ausführung
kontaminierten Bereichen
VdS 2357 – Richtlinien zur Brandschadensanierung
TRGS 555 – Betriebsanweisung und Information
der Beschäftigten VdS 2516 – Kunststoffe: Informationen zu Eigen-
schaften, Brandverhalten, Brandgefahren; Bro-
TRGS 900 – Arbeitsplatzgrenzwerte schüre

TRGS 903 – Biologische Grenzwerte VdS 2564 – Löschwasser-Rückhalteanlagen, Teil


1: Stationäre Löschwasserbarrieren; Richtlinien
TRGS 905 – Verzeichnis krebserzeugender, erbgutver- für Anforderungen und Prüfmethoden für Bauteile
ändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe und Systeme

TRGS 906 – Verzeichnis krebserzeugender Tätig- VdS Schadenverhütung, Verlag,


keiten oder Verfahren nach § 3 Abs. 2 Nr. 3 GefStoffV Amsterdamer Straße 174, 50735 Köln
Internet: www.vds-industrial.de
Ergänzung zur TRGS 905 und 906 – Verzeichnis
krebserzeugender, erbgutverändernder oder fort-
pflanzungsgefährdender Stoffe, Tätigkeiten und
Verfahren nach Anhang I der Richtlinie 67/548/
EWG, TRGS 905 und TRGS 906

30
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

10.4 Normen, Vorschriften und Empfehlungen

Allgemeine Verwaltungsvorschrift über die nähere


Bestimmung wassergefährdender Stoffe und ihre
Einstufung entsprechend ihrer Gefährlichkeit –
VwV wassergefährdender Stoffe (VwVwS)

Katalog wassergefährdender Stoffe (Länderarbeits-


gemeinschaft „Wasser“), Wassergefährdungsklas-
sen (WGK), Bundesministerium des Inneren, Bonn

LöRüRL – Richtlinie zur Bemessung von Lösch-


wasser-Rückhalteanlagen beim Lagern wasser-
gefährdender Stoffe

Konzept zur Zusammenlagerung von Chemikalien,


Verband der chemischen Industrie, Frankfurt 1993

DIN ATV 18299 – VOB Verdingungsordnung für


Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); All-
gemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art

DIN 4066 – Hinweisschilder für die Feuerwehr

DIN 14095 – Feuerwehrpläne für Bauliche Anlagen

LAGA PN 98 – Richtlinie für das Vorgehen bei phy-


sikalischen, chemischen und biologischen Unter-
suchungen im Zusammenhang mit der Verwer-
tung und Beseitigung von Abfällen

Internet: www.beuth.de
Internet: www.baua.de

31
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Anhang 1 Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse

A 1.1 Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Muster


Muster Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
A
Stoffliches
Gefahrenpotential
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Betriebsstoffe gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Verbrennungsprodukte gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
(Betriebsstoffe/Baustoffe) Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Löschmittel gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Sonstige gefährliche Ei- weniger gefährlich gefährlich sehr gefährlich
genschaften entsprechend
Anhang A 2.3 von Verbren-
nungsprodukten, Betriebs-
und Lagergütern/Vorräten
(Mengenschwellen s.
Tabelle 3 zu Anhang A2.3)

B
Brandeigenschaften
Brennbarkeit/Menge Be- schwer brennbar (F3) entzündlich (F2) hoch entzündlich (F1)
triebsstoffe und Betriebs- > 0,1 t/m² > 1 t/m² > 10 t/m²
hilfsstoffe (s. Anhang A2.2) „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brennbarkeit/Menge schwer entflammbar normal entflammbar leicht entflammbar
Baustoffe (s. Anhang A2.2) (B1) (B2) (B3)
>1t > 10 t > 100 t
„F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brandlast von Betriebs- gering / niedrig mittel hoch
stoffen, Betriebshilfs- < 30 kWh/m2 30 kWh/m² - 200 kWh/m2 > 200 kWh/m2
stoffen und Baustoffen

32
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Muster Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
C
weitere Kriterien
Brandabschnitte < 1.600 m² 1.600 bis 6.400 m² > 6.400 m²
Umgebungsbedingungen Gewerbe- und Wohngebiete; Vogel- Wasserschutzge-
Industriegebiete schutzgebiete nach biet Zonen 1 bis 3;
Natura-2000-RL Flora-Fauna-Habitat-
Schutzgebiete nach
Natura-2000-RL
Größe, Art der Kläranlage ARA verkraftet ARA verkraftet ARA ist i.d.R.
kontaminiertes kontaminiertes überfordert
Löschwasser Löschwasser nach
Absprache mit zu-
sätzl. Maßnahmen
Brandschutztechnische BS 4 BS 3 BS 2
Infrastruktur (z.B. Brand-
schutzstandard, s. Ab-
schnitt 4, Tabelle 1)
Bauliche Voraussetzungen externe, dichte Auf- flüssigkeitsdichte nicht flüssigkeitsdich-
(Keller, Außenbereich ...) fangmöglichkeiten Bodenflächen te Bodenfläche
vorhanden
Vorschäden, Beinahe- keine geringfügige gravierende
Unfälle und Bagatellereig- Auswirkungen Auswirkungen
nisse i. Z. mit der Freiset-
zung von kontaminiertem
Löschwasser

33
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

A 1.2 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 1

Beispiel 1 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
A
Stoffliches
Gefahrenpotential
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Betriebsstoffe gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Verbrennungsprodukte gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
(Betriebsstoffe/Baustoffe) Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Löschmittel gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Sonstige gefährliche Ei- weniger gefährlich gefährlich sehr gefährlich
genschaften entsprechend
Anhang A 2.3 von Verbren-
nungsprodukten, Betriebs-
und Lagergütern/Vorräten
(Mengenschwellen s.
Tabelle 3 zu Anhang A2.3)

B
Brandeigenschaften
Brennbarkeit/Menge Be- schwer brennbar (F3) entzündlich (F2) hoch entzündlich (F1)
triebsstoffe und Betriebs- > 0,1 t/m² > 1 t/m² > 10 t/m²
hilfsstoffe (s. Anhang A2.2) „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brennbarkeit/Menge schwer entflammbar normal entflammbar leicht entflammbar
Baustoffe (s. Anhang A2.2) (B1) (B2) (B3)
>1t > 10 t > 100 t
„F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brandlast von Betriebs- gering / niedrig mittel hoch
stoffen, Betriebshilfs- < 30 kWh/m2 30 kWh/m² - 200 kWh/m2 > 200 kWh/m2
stoffen und Baustoffen

34
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Beispiel 1 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
C
weitere Kriterien
Brandabschnitte < 1.600 m² 1.600 bis 6.400 m² > 6.400 m²
Umgebungsbedingungen Gewerbe- und Wohngebiete; Vogel- Wasserschutzge-
Industriegebiete schutzgebiete nach biet Zonen 1 bis 3;
Natura-2000-RL Flora-Fauna-Habitat-
Schutzgebiete nach
Natura-2000-RL
Größe, Art der Kläranlage ARA verkraftet ARA verkraftet ARA ist i.d.R.
kontaminiertes kontaminiertes überfordert
Löschwasser Löschwasser nach
Absprache mit zu-
sätzl. Maßnahmen
Brandschutztechnische BS 4 BS 3 BS 2
Infrastruktur (z.B. Brand-
schutzstandard, s. Ab-
schnitt 4, Tabelle 1)
Bauliche Voraussetzungen externe, dichte Auf- flüssigkeitsdichte nicht flüssigkeitsdich-
(Keller, Außenbereich ...) fangmöglichkeiten Bodenflächen te Bodenfläche
vorhanden
Vorschäden, Beinahe- keine geringfügige gravierende
Unfälle und Bagatellereig- Auswirkungen Auswirkungen
nisse i. Z. mit der Freiset-
zung von kontaminiertem
Löschwasser

Beispiel 1:

In diesem Beispiel sind zwar durchaus kritische


Stoffe in gefahrdrohender Menge vorhanden. Die
Abstimmung mit dem Kläranlagenbetreiber zeigt
jedoch, dass die ARA die erwartete Menge an kon-
taminiertem Löschwasser verkraften würde. Somit
müssten auf dem Betriebsgelände keine eigenen
Rückhaltevolumina vorgehalten werden. Selbst-
verständlich muss auch auf dem Betriebsgelände
durch bauliche, technische und vor allem organi-
satorische Maßnahmen die gefahrlose Ableitung
kontaminierten Löschwassers sichergestellt sein.

35
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

A 1.3 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 2

Beispiel 2 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
A
Stoffliches
Gefahrenpotential
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Betriebsstoffe gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Verbrennungsprodukte gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
(Betriebsstoffe/Baustoffe) Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Löschmittel gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Sonstige gefährliche Ei- weniger gefährlich gefährlich sehr gefährlich
genschaften entsprechend
Anhang A 2.3 von Verbren-
nungsprodukten, Betriebs-
und Lagergütern/Vorräten
(Mengenschwellen s. Ta-
belle 3 zu Anhang A2.3)

B
Brandeigenschaften
Brennbarkeit/Menge Be- schwer brennbar (F3) entzündlich (F2) hoch entzündlich (F1)
triebsstoffe und Betriebs- > 0,1 t/m² > 1 t/m² > 10 t/m²
hilfsstoffe (s. Anhang A2.2) „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brennbarkeit/Menge schwer entflammbar normal entflammbar leicht entflammbar
Baustoffe (s. Anhang A2.2) (B1) (B2) (B3)
>1t > 10 t > 100 t
„F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brandlast von Betriebs- gering / niedrig mittel hoch
stoffen, Betriebshilfs- < 30 kWh/m2 30 kWh/m² - 200 kWh/m2 > 200 kWh/m2
stoffen und Baustoffen

36
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Beispiel 2 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
C
weitere Kriterien
Brandabschnitte < 1.600 m² 1.600 bis 6.400 m² > 6.400 m²
Umgebungsbedingungen Gewerbe- und Wohngebiete; Vogel- Wasserschutzge-
Industriegebiete schutzgebiete nach biet Zonen 1 bis 3;
Natura-2000-RL Flora-Fauna-Habitat-
Schutzgebiete nach
Natura-2000-RL
Größe, Art der Kläranlage ARA verkraftet ARA verkraftet ARA ist i.d.R.
kontaminiertes kontaminiertes überfordert
Löschwasser Löschwasser nach
Absprache mit zu-
sätzl. Maßnahmen
Brandschutztechnische BS 4 BS 3 BS 2
Infrastruktur (z.B. Brand-
schutzstandard, s. Ab-
schnitt 4, Tabelle 1)
Bauliche Voraussetzungen externe, dichte Auf- flüssigkeitsdichte nicht flüssigkeitsdich-
(Keller, Außenbereich ...) fangmöglichkeiten Bodenflächen te Bodenfläche
vorhanden
Vorschäden, Beinahe- keine geringfügige gravierende
Unfälle und Bagatellereig- Auswirkungen Auswirkungen
nisse i. Z. mit der Freiset-
zung von kontaminiertem
Löschwasser

Beispiel 2:

Analog Beispiel 1 sind auch hier kritische Stoffe in


gefahrdrohender Menge vorhanden. Auch die Ab-
stimmung mit dem Kläranlagenbetreiber zeigt in
diesem Beispiel, dass die ARA die erwartete Menge
an kontaminiertem Löschwasser verkraften wür-
de. Allerdings sind die baulichen Voraussetzungen
für eine Löschwasser-Rückhaltung bei diesem Be-
trieb nicht gegeben, da keine flüssigkeitsdichten
Bodenflächen vorhanden sind. Somit muss dieser
Betreiber hier nachbessern oder alternative Mög-
lichkeiten zur Löschwasser-Rückhaltung wählen.

37
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

A 1.4 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 3

Beispiel 3 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
A
Stoffliches
Gefahrenpotential
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Betriebsstoffe gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Verbrennungsprodukte gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
(Betriebsstoffe/Baustoffe) Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Löschmittel gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Sonstige gefährliche Ei- weniger gefährlich gefährlich sehr gefährlich
genschaften entsprechend
Anhang A 2.3 von Verbren-
nungsprodukten, Betriebs-
und Lagergütern/Vorräten
(Mengenschwellen s. Ta-
belle 3 zu Anhang A2.3)

B
Brandeigenschaften
Brennbarkeit/Menge Be- schwer brennbar (F3) entzündlich (F2) hoch entzündlich (F1)
triebsstoffe und Betriebs- > 0,1 t/m² > 1 t/m² > 10 t/m²
hilfsstoffe (s. Anhang A2.2) „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brennbarkeit/Menge schwer entflammbar normal entflammbar leicht entflammbar
Baustoffe (s. Anhang A2.2) (B1) (B2) (B3)
>1t > 10 t > 100 t
„F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brandlast von Betriebs- gering / niedrig mittel hoch
stoffen, Betriebshilfs- < 30 kWh/m2 30 kWh/m² - 200 kWh/m2 > 200 kWh/m2
stoffen und Baustoffen

38
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Beispiel 3 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
C
weitere Kriterien
Brandabschnitte < 1.600 m² 1.600 bis 6.400 m² > 6.400 m²
Umgebungsbedingungen Gewerbe- und Wohngebiete; Vogel- Wasserschutzge-
Industriegebiete schutzgebiete nach biet Zonen 1 bis 3;
Natura-2000-RL Flora-Fauna-Habitat-
Schutzgebiete nach
Natura-2000-RL
Größe, Art der Kläranlage ARA verkraftet ARA verkraftet ARA ist i.d.R.
kontaminiertes kontaminiertes überfordert
Löschwasser Löschwasser nach
Absprache mit zu-
sätzl. Maßnahmen
Brandschutztechnische BS 4 BS 3 BS 2
Infrastruktur (z.B. Brand-
schutzstandard, s. Ab-
schnitt 4, Tabelle 1)
Bauliche Voraussetzungen externe, dichte Auf- flüssigkeitsdichte nicht flüssigkeitsdich-
(Keller, Außenbereich ...) fangmöglichkeiten Bodenflächen te Bodenfläche
vorhanden
Vorschäden, Beinahe- keine geringfügige gravierende
Unfälle und Bagatellereig- Auswirkungen Auswirkungen
nisse i. Z. mit der Freiset-
zung von kontaminiertem
Löschwasser

Beispiel 3:

Analog den Beispielen 1 und 2 sind auch hier kri-


tische Stoffe in gefahrdrohender Menge vorhan-
den. Die Rücksprache mit dem Kläranlagenbetrei-
ber hat in diesem Beispiel jedoch gezeigt, dass die
ARA mit der erwarteten Menge an kontaminiertem
Löschwasser überfordert wäre. Bei diesem Betrieb
sind jedoch die baulichen Voraussetzungen für eine
Löschwasser-Rückhaltung in Form von flüssig-
keitsdichten Bodenflächen gegeben. Somit könnte
der Betreiber beispielsweise den Einsatz von Barri-
eren oder Aufkantungen bei den Gebäudeeingängen
prüfen (Zu den Vor- und Nachteilen s. Beispiele im
Anhang 5).

39
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

A 1.5 Anwendung der Matrix zur Gefahren- und Risikoanalyse – Beispiel 4

Beispiel 4 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
A
Stoffliches
Gefahrenpotential
Wassergefährdung Be- WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
triebsstoffe gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Verbrennungsprodukte gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
(Betriebsstoffe/Baustoffe) Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Wassergefährdung WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw. WGK 1 Äquivalent bzw.
Löschmittel gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich: gesundheitsschädlich:
Menge > 1 t Menge > 10 t Menge > 100 t
oder oder
giftig > 1 t sehr giftig > 1 t
oder
giftig > 10 t
Sonstige gefährliche Ei- weniger gefährlich gefährlich sehr gefährlich
genschaften entsprechend
Anhang A 2.3 von Verbren-
nungsprodukten, Betriebs-
und Lagergütern/Vorräten
(Mengenschwellen s. Ta-
belle 3 zu Anhang A2.3)

B
Brandeigenschaften
Brennbarkeit/Menge Be- schwer brennbar (F3) entzündlich (F2) hoch entzündlich (F1)
triebsstoffe und Betriebs- > 0,1 t/m² > 1 t/m² > 10 t/m²
hilfsstoffe (s. Anhang A2.2) „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brennbarkeit/Menge schwer entflammbar normal entflammbar leicht entflammbar
Baustoffe (s. Anhang A2.2) (B1) (B2) (B3)
>1t > 10 t > 100 t
„F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent” „F1-Äquivalent”
Brandlast von Betriebs- gering / niedrig mittel hoch
stoffen, Betriebshilfs- < 30 kWh/m2 30 kWh/m² - 200 kWh/m2 > 200 kWh/m2
stoffen und Baustoffen

40
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Beispiel 4 Risikoindices RI
Kriterium RI 1 - niedrig RI 2 - mittel RI 3 - hoch
C
weitere Kriterien
Brandabschnitte < 1.600 m² 1.600 bis 6.400 m² > 6.400 m²
Umgebungsbedingungen Gewerbe- und Wohngebiete; Vogel- Wasserschutzge-
Industriegebiete schutzgebiete nach biet Zonen 1 bis 3;
Natura-2000-RL Flora-Fauna-Habitat-
Schutzgebiete nach
Natura-2000-RL
Größe, Art der Kläranlage ARA verkraftet ARA verkraftet ARA ist i.d.R.
kontaminiertes kontaminiertes überfordert
Löschwasser Löschwasser nach
Absprache mit zu-
sätzl. Maßnahmen
Brandschutztechnische BS 4 BS 3 BS 2
Infrastruktur (z.B. Brand-
schutzstandard, s. Ab-
schnitt 4, Tabelle 1)
Bauliche Voraussetzungen externe, dichte Auf- flüssigkeitsdichte nicht flüssigkeitsdich-
(Keller, Außenbereich ...) fangmöglichkeiten Bodenflächen te Bodenfläche
vorhanden
Vorschäden, Beinahe- keine geringfügige gravierende
Unfälle und Bagatellereig- Auswirkungen Auswirkungen
nisse i. Z. mit der Freiset-
zung von kontaminiertem
Löschwasser

Beispiel 4:

Analog Beispiel 3 sind auch hier kritische Stoffe in


gefahrdrohender Menge vorhanden. Auch in diesem
Fall hat die Rücksprache mit dem Kläranlagenbe-
treiber gezeigt, dass die ARA mit der erwarteten
Menge an kontaminiertem Löschwasser überfor-
dert wäre. Im Gegensatz zu Beispiel 3 sind jedoch
bei diesem Betrieb die baulichen Voraussetzungen
für eine Löschwasser-Rückhaltung in Form von
flüssigkeitsdichten Bodenflächen nicht gegeben.
Somit scheidet eine Löschwasser-Rückhaltung in-
nerhalb der Gebäude aus.

41
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Anhang 2 Stoffliche Gefahren A 2.2 Ermittlung der Brandgefahrenklassen


(F1 bis F3)
A 2.1 Wassergefährdungsklassen (WGKs)
Für das Ereignis „Brand“ ist die Stoffeigenschaft
„Brennbarkeit” eine wesentliche Größe. Die Brenn-
Die Einstufung in Wassergefährdungsklassen barkeit ist eine komplexe Größe, die im Wesent-
(WGKs) können dem Sicherheitsdatenblatt oder lichen die Entzündbarkeit und die Brandausbreitung
der VwVwS entnommen werden. Sofern ein Stoff in der Anfangsphase eines Brandes beschreibt. Die
nicht in eine WGK eingestuft ist, kann die WGK über Brennbarkeit der gelagerten Stoffe und ihrer Verpa-
die H-Sätze (früher R-Sätze) abgeleitet werden. ckungen, der Lager- und Transporthilfsmittel (z. B.
Paletten) sowie der Bauteile eines Lagers beeinflus-
Bei Vorliegen unterschiedlicher WGKs gilt folgende sen das Brandgeschehen und damit den Löschwas-
Umrechnung: serverbrauch, somit also auch die zu erwartende
bzw. anfallende Löschwassermenge.
1 t WGK 3-Stoff entspricht 10 t WGK 2-Stoff
Brandgefahrenklassen im Sinne dieser Leitlinien
1 t WGK 2-Stoff entspricht 10 t WGK 1-Stoff dienen der Einstufung der Stoffe hinsichtlich ihrer
Brennbarkeit. Für die brandbezogene Gefährlich-
1 t WGK 3-Stoff entspricht 100 t WGK 1-Stoff keit eines Stoffes werden die Brandgefahrenklas-
sen nach Tabelle 2 unterschieden.

Bei Vorhandensein von Stoffen mit unterschied-


licher Brennbarkeit sind folgende Umrechnungs-
faktoren zugrunde zu legen:

1 t F1-Stoff entspricht 3 t F2-Stoff

Die umgerechneten Stoffmengen sind zu addieren.


F3-Stoffe (nicht brennbar) bleiben dabei unberück-
sichtigt.

Brandgefahrenklassen
F1 F2 F3
hochentzündlich (R12), entzündlich (R10) schwerbrennbar (nur
leicht entzündlich (R11) leicht bis mittel mit Stützfeuer) bzw.
und rasch abbrennend brennbar, normal nicht brennbar
entflammbar
Beispiele (Packmittel) Schaumstoffe Karton, Holz, Kunst- Glas, Metall, Stein
stoffe (PE, PP, PVC u.a.)
Beispiele (Waren, Aceton, Benzin, Schwefel, Kohle, Beton, Zement,
Lagergüter) Alkohol, Kerosin, Heizöl, Reifen, Salzsäure
roter Phosphor Schmieröl
Flüssigkeiten Flammpunkt Flammpunkt schwer brennbar
< 55°C > 55°C (nur mit Stützfeuer)
bzw. nicht brennbar
Baustoffe klassifiziert über leicht entflammbar, normal und schwer nicht brennbar,
Baustoffklasse (BSK) BSK B3 entflammbar, BSK A1 und A2
gemäß DIN 4102 bzw. DIN BSK B1 und B2
EN 13501-1 (s. hierzu Er-
läuterung in Abschnitt 9.1).

Tabelle 2: Definition der Brandgefahrenklassen F1 bis F3

42
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

A 2.3 Beispielsammlung ausgewählter J


Stoffe, aus denen erst im Brandfall aufgrund
(sonstiger) Schadstoffe und mögliche des Verbrennungsprozesses Schadstoffe ent-
Konsequenzen stehen können (z. B. Kunststoffe).
J
Stoffe, die im Brandfall Sonderlöschmittel
Hier werden diejenigen Stoffe beispielhaft aufge- erfordern, die wassergefährdend sein können
führt, denen kein Gefährlichkeitsmerkmal nach (z. B. bei Kunststoffbränden, Reifenbränden).
GefStoffV zugeordnet werden kann bzw. die laut J
Stoffe, denen kein Gefahrenmerkmal zugeord-
Definition nicht in WGKs eingestuft werden können net werden kann (z. B. Lebensmittel).
(„sonstige” Schadstoffe). J
„Kritische” Baustoffe, die bereits Schadstoffe
enthalten bzw. aus denen im Brandfall Schad-
Auflistung „sonstiger” schädlicher Eigenschaften: stoffe entstehen können.

Mengenschwelle [ t ]
Betriebsstoffe Mögliche Konsequenzen pro Brandabschnitt
niedrig mittel hoch
Lebensmittel, Verstopfung der Kanalisation, 10 t 500 t 1000 t
z. B. Butter, Honig, Schädigung der Baustoffe, Überforde-
Milch, Tiefkühlkost rung biologischer Kläranlagenstufen,
wie Speiseeis. Verstärkung der Sauerstoffzehrung
in Gewässern.
Gummiprodukte, Freisetzung von Pyrolyseöl; 5t 25 t 50 t
z. B. Reifen. Erfordernis des Einsatzes
w. g. Sonderlöschmittel.
Aliphatische Kunststoffe, Erfordernis des Einsatzes 25 t 100 t 500 t
die nur Kohlenstoff, w. g. Sonderlöschmittel.
Wasserstoff und Sauer-
stoff enthalten, z. B. Po-
lyethylen, Polypropylen.
Kunststoffe mit Ha- Freisetzung von Salzsäure, Blausäure, 10 t 50 t 200 t
logenen, Stickstoff, Schwefelwasserstoff, u.U. Dioxine/
Schwefel bzw. aroma- Furane; Erfordernis des Einsatzes
tischen Komponenten, w. g. Sonderlöschmittel.
z. B. Polyvinylchlorid,
Polyamid, Polystyrol.

Baustoffe Mögliche Konsequenzen niedrig mittel hoch


"Kritische" Baustoffe Freisetzung von Schadstoffen, die be-
wie Dämmstoffe, reits in den Baustoffen enthalten sind
HolzImprägnierungen, bzw. im Brandfall entstehen können.
Beschichtungen.
Beispiele:
PUR Bildung von Blausäure 10 t 50 t 200 t
PS Bildung von PAK 10 t 50 t 200 t
PVC Freisetzung von Salzsäure; 10 t 50 t 200 t
u. U. Dioxine/Furane
Beschichtete, imprä- Freisetzung von schwermetallhaltigen
gnierte Holzbaustoffe. Imprägnierungsstoffen; Belastung
offener Gewässer

Tabelle 3: Mengenschwellen von von Betriebsstoffen und Baustoffen, die im Brandfall zur Freisetzung
gefährlicher Stoffe bzw. zu gefährlichen Eigenschaften führen können.
Hinweis: Bei den in dieser Tabelle angegebenen Mengenschwellen handelt es sich um Empfehlungs-
werte zur Wertung des Risikopotentials im Sinne dieser Leitlinien.

43
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

A 2.4 Brandfolgeprodukte

Kunststoff CO, CO2 HCl, HF HCN PAK PHDD/ Stark


(Kurzzeichen) (toxisch/ (korrosiv/ (toxisch/ (toxisch/ PHDF rußend
brennbar) toxisch) brennbar) brennbar) (toxisch)

PE #
PP #
PS # (#) #
PVC (hart u. weich) # ## (#) (#)
PU # ## (#)
PA # ##
PC #
PTFE # ##
POM #
ABS # ## #
PETP # (#)
PMMA #
PF #
UP #
SI #
Buna # (#) #
Chlorkautschuk # ## (#)

CO = Kohlenmonoxid (#) Bildung des Schadstoffes in kleinen Mengen


möglich
CO2 = Kohlendioxid
# Bildung des Schadstoffes sehr wahrscheinlich
HCl = Salzsäure,Chlorwasserstoff
## Bildung des Schadstoffes in größeren Mengen
HF = Fluorwasserstoff zu erwarten

HCN = Blausäure, Cyanwasserstoff Tabelle 4: Mögliche Bildung von toxischen oder


umweltgefährdenden Brandfolgeprodukten aus
PAK = polycyclische aromatische Kunststoffen (ohne Zuschlagstoffe).
Kohlenwasserstoffe

PCDD = polychlorierte Dibenzodioxine

PCDF = polychlorierte Dibenzofurane

44
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Anhang 3 Abschätzung des an- nungen können nur in Ausnahmefällen zwischen un-
fallenden kontami- ter Erdgleiche und über Erdgleiche befindlichen Ge-
schossen berücksichtigt werden, wenn eine Brandü-
nierten Löschwassers bertragung sicher ausgeschlossen werden kann.

Die Abschätzung der anfallenden kontaminierten SWL – spezifische Wasserleistung


Löschwassermenge V erfolgt in diesen Leitlinien Es wird angenommen, dass bei der angesetzten
gemäß der in Abschnitt 4 genannten Formel. Die da- Löschzeit eine spezifische Wasserleistung SWL in-
bei berücksichtigten Parameter sind in Ergänzung nerhalb des Brandabschnittes eingesetzt wird.
zu den Ausführungen in Abschnitt 4 nachstehend
näher erläutert. Die spezifische Wasserleistung SWL beträgt bei ei-
ner angenommenen Löschzeit von 240 min:

V = { (Atat * SWL * BAF * BBF) + M } / BSF SWL [m³/m²] = 1,0 (l/m2 * min) * t * (1,0 m3/ 1000 l)
= 0,24 m³/m² (t = 240 min)

V [m³]: Berechnetes kontaminiertes t – Löschzeit


Löschwasser-Rückhaltevolumen Zur Bemessung der zurückzuhaltenden kontami-
nierten Löschwassermenge wird eine Löschzeit
Atat [m2]: Tatsächliche Brandabschnittsfläche von 240 Minuten angesetzt. Hierbei wird davon
ausgegangen, dass im Rahmen dieser Löschzeit
SWL [m3/m2]: Spezifische Wasserleistung ggf. erforderlich werdende weitere Mengen konta-
miniertem Löschwassers durch mobile oder nicht
BAF: Brandabschnittsflächenfaktor dem Betrieb zugehörige Löschwasser-Rückhalte-
(dimensionslos) einrichtungen zurückgehalten werden können.

BBF: Brandbelastungsfaktor BAF – Brandabschnittsflächenfaktor


(dimensionslos) Als Ergebnis von Schadenauswertungen ergab
sich, dass die tatsächlich erforderliche Löschwas-
M [m³]: Menge aller flüssigen Produktions-, sermenge [l/m² * min] mit zunehmender Brandab-
Betriebs- und Lagerstoffe mit oder schnittsfläche sinkt. Dem wird über den dimensi-
ohne WGK-Klasse im jeweils be- onslosen Brandabschnittsflächenfaktor BAF Rech-
trachteten Brandabschnitt nung getragen, der mit nachstehender Formel er-
mittelt werden kann:
BSF: Brandschutzfaktor (dimensionslos)
BAF = 0,25 +(2500 / Atat) * (0,8 + Atat / 10000)
V – Berechnetes kontaminiertes Löschwasser-
Rückhaltevolumen Bei der Festlegung des Brandabschnittsflächen-
Sofern aufgrund der Gefahren- und Risikoanalyse faktors ist die tatsächlich vorhandene Brandab-
Löschwasser-Rückhaltung erforderlich ist, ist das schnittsfläche Atat zugrunde zu legen.
Volumen nach obenstehender Formel zu ermit-
teln, mindestens sind jedoch 100 m3 Löschwasser- Brandabschnittsfläche Brandabschnitts-
Rückhaltevolumen anzusetzen. [m2] flächenfaktor BAF
bis 4.000 1,0
Atat – Tatsächliche Brandabschnittsfläche 5.000 0,90
Die tatsächliche Brandabschnittsfläche entspricht
6.000 0,83
dem jeweiligen Brandabschnitt/Brandbekämp-
fungsabschnitt für den eine Abschätzung der kon- 7.000 0,79
taminierten Löschwassermenge erfolgen soll. 8.000 0,75
9.000 0,72
Das für ein Werk erforderliche Löschwasser-Rück-
haltevolumen ergibt sich aus der Abschätzung der 10.000 0,70
maximalen kontaminierten Löschwassermenge für 12.000 0,66
die ungünstigste tatsächliche Brandabschnittsfläche. 14.000 0,64
Die Brandabschnittsfläche ist die Summe aller ober- 16.000 0,63
und unterirdischen Nutzungsfläche in m² in einem 18.000 0,61
Brandabschnitt. Horizontale Brandabschnittstren- 20.000 0,60

45
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

BBF – Brandbelastungsfaktor aus standardisierten Betriebsarten. Es ist daher zu


Für das Ereignis „Brand“ ist die Brandbelastung eine beachten, dass nutzungsbedingt erhebliche Abwei-
wesentliche Größe, die in die Bemessungsgrundlage chungen von den Durchschnittswerten auftreten
einbezogen werden muss. In diesen Leitlinien fließt können.
die Brandlast in den dimensionslosen Brandbela-
Betriebsart Brandlast (kWh/m2)
stungsfaktor BBF ein, der sich aus der Brandbela-
stungsklasse BBK der Brandlast qR ergibt. Buchbinderei 280
Chemische Industrie > 360
Die nachstehende Tabelle weist beispielhafte Druckerei 120
Brandbelastungsfaktoren für sehr hohe bis sehr
niedrige Brandbelastungen aus. Elektrogeräteproduktion 130

Brandbe- Brandbe- Brandlast Bemer- Farben- und Lackindustrie 480


lastungs- lastungs- qR kung Futtermittelproduktion 450
faktor klasse (kWh/m2) Galvanikanlagen 360
BBF BBK
Gießereien 25
3,64 1 360 sehr hoch
Glasproduktion 60
1,67 2 250 hoch
Gummiwarenproduktion 160
1,03 3 160 erhöht
Herstellung von Batterien 120
0,71 4 90 mittel
Holzbe-/verarbeitung 180
0,53 5 40 niedrig
Holzfensterproduktion 260
0,42 6 10 sehr
Kaffeeproduktion 120
niedrig
Kerzenproduktion 380
Tabelle 5: Brandbelastungsfaktoren für sehr hohe
bis sehr niedrige Brandbelastungen. Kfz-Karosseriebau 50
Kühlhäuser 450
Liegen konkrete Brandlastwerte qR für einzelne Kunststoffproduktion 400
Brandabschnitte vor, dann kann die Brandbela-
Kunststoffrecycling 450
stungsklasse BBK gemäß nachstehender Formel
berechnet werden: Lackiererei 110
Leiterplattenherstellung 360
BBK = 7 - ( 0,1 m2/kWh * qR ) Metallbe-/verarbeitung 30
qR = Brandlast in kWh/m²
Müllbunker 300
Der Brandbelastungsfaktor ergibt sich dann wie folgt: Nahrungsmittelproduktion 200
Öl-/Fettproduktion 300
BBF = 4 / (BBK + 0,1 * BBK²)
Papier-/Kartonproduktion 240
Sofern keine Brandlastberechnung vorliegt, kann Schaumkunststoffproduktion 660
die Brandbelastungsklasse BBK näherungsweise Spanplattenproduktion 210
unter Berücksichtigung des Raumausnutzungsfak-
Spirituosenproduktion 200
tors RAF und des Anteils brennbarer Stoffe (AbS)
gemäß nachstehender Formel ermittelt werden: Süßwarenverpackung 240
Textilproduktion 150
qR (kWh/m²) = 600 kWh/m² * RAF * AbS
Ziegelei 50
Die Mindestbrandbelastung beträgt 15 kWh/m² Tabelle 6: Brandlasten ausgewählter Betriebsarten
in kWh/m2.
qR – Brandlast
Die Brandlast in kWh pro m² ergibt sich in Addition RAF – Raumausnutzungsfaktor
aller auf einer Brandabschnittsfläche vorhandenen Der Raumausnutzungsfaktor RAF berücksichti-
brennbaren Stoffe und Materialien. gt näherungsweise die unterschiedlichen Bele-
gungsdichten mit Brandlasten bei ausgewählten
In Tabelle 6 sind als grobe Orientierungshilfe die Betriebsarten.
durchschnittlichen Brandlasten ausgewählter Be-
triebsarten aufgelistet. Diese sind Erfahrungswerte

46
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Raumausnutzungsfaktor in Bemerkung BSF – Brandschutzfaktor


Abhängigkeit der Betriebsart Der dimensionslose Brandschutzfaktor BSF wird
durch den brandabschnittsbezogenen Brandschutz-
Hochregallager 1,0 > 7,5 m OK standard bestimmt. Es wird vorausgesetzt, dass die
Lagerhöhe Schutzmaßnahmen wie
Regallager 0,85 bis 7,5 m OK
Lagerhöhe J
öffentliche Feuerwehr
Bereitstellungs-/ 0,7
J
Kleinlöschgeräte (z. B. Handfeuerlöscher,
Kommissionierlager Wandhydranten)
J
Alarmeinrichtung (Telefon, Handtaster)
Produktion mit 0,5 J
instruiertes Personal
dichter Belegung J
ausreichende Löschwasserversorgung
Produktion mit 0,2
geringer Belegung in allen Fällen vorhanden sind.

Tabelle 7: Raumausnutzungsfaktor in Abhängig- Entsprechend der Branderkennungs- und Brand-


keit der Betriebsart. bekämpfungsmöglichkeiten wird dem jeweiligen
Brandabschnitt ein Brandschutzstandard BS 1 -
AbS – Anteil brennbarer Stoffe BS 4 zugeordnet, aus dem sich der Brandschutz-
Der Anteil brennbarer Stoffe an der Gesamtstoff- faktor wie folgt ermitteln lässt:
menge wird über den Faktor AbS berücksichtigt.
BSF = 0,85 * 1,4 0,27 * BS * BS
Anteil brennbarer Faktor Bemerkung
Stoffe Gemäß den vier Brandschutzstandards BS 1 bis BS 4
Anteil brennbarer Stoffe 1,0 vollständig ergeben sich folgende Brandschutzfaktoren (BSF):
> 75 % Konzept Brand- Brand-
Anteil brennbarer Stoffe 0,7 hoch schutz- schutz-
> 50 % standard faktor
Anteil brennbarer Stoffe 0,5 erhöht BS BSF
> 30 % Bauliches Konzept BS 1 = 0,93
Anteil brennbarer Stoffe 0,3 mittel Keine besonderen Anforde- 1,0
> 10 % rungen an die Brandmeldung
Anteil brennbarer Stoffe 0,1 gering Überwachungskonzept BS 2 = 1,22
< 10 % automatische Brandmelde- 2,0
anlage mit automatischer
Tabelle 8: Anteil brennbarer Stoffe. Alarmübermittlung an eine
ständig besetzte Stelle der
M – Menge aller flüssiger Produktions-, Betriebs- öffentlichen Feuerwehr;
und Lagerstoffe Eingreifzeit der Feuerwehr
In diesen Leitlinien wird die Stoffmenge aller flüs- kleiner 10 min!
sigen Produktions-, Betriebs- und Lagerstoffe im Überwachungskonzept BS 3 = 1,93
jeweils betrachteten Brandabschnitt additiv in die mit Werkfeuerwehr 3,0
Menge des kontaminierten Löschwasservolumens automatische Brandmelde-
mit eingerechnet. Dabei gilt die Näherung: 1 t = 1 m³. anlage mit automatischer
Dies erfolgt unabhängig von einer evtl. vorhan- Alarmübermittlung an
denen WGK-Klasse, da bei Freisetzung lediglich ständig einsatzbereite
der Volumenzuwachs an Rückhaltevolumen maß- Werkfeuerwehr; Eingreif-
geblich ist. zeit der Werkfeuerwehr
kleiner 3-5 min!
Bei Vorhandensein von Lagertanks in Brandab-
Löschanlagenkonzept BS 4 = 3,64
schnitten sind diese bei der Abschätzung des
automatische Löschan- 4,0
notwendigen Löschwasservolumens ebenfalls zu
lage mit automatischer
berücksichtigen. Bei Lagertanks über 100 m3 wird
Alarmübermittlung an
das größte Tankvolumen voll und der Rest zu 10 %
eine ständig besetzte
in die Menge des kontaminierten Löschwasservo-
Stelle der Feuerwehr
lumens mit eingerechnet.
Tabelle 9: Definition des Brandschutzstandards.

47
Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen VdS 2557 : 2013-03 (01)

Anhang 4 Beispiele zur Ausfüh- Beispiel A 4.1:


rung von Löschwasser- Löschwasser-Rückhaltung außerhalb des Gebäu-
des an zentraler Stelle mit natürlichem Gefälle
Rückhalteanlagen

Die vorliegende Sammlung enthält Beispiele für


Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhal-
teanlagen. Löschwasser
+ Schaum

Jedes Beispiel wird anhand einer grafischen Dar-


stellung unter Berücksichtigung der wesentlichen
Vor- und Nachteile kommentiert.
kontaminiertes
Löschwasser
In den Grafiken wurde aus Gründen der Übersicht-
lichkeit weitgehend auf eine detaillierte Darstellung
brandschutztechnischer Einrichtungen verzichtet.
Vorteile:
Die Beispielsammlung erhebt keinen Anspruch auf Die Behinderung der Einsatzkräfte durch aufge-
Vollständigkeit, sie soll vielmehr als Anregung für stautes Löschwasser kann weitgehend ausge-
Betreiber und Planer dienen und dem Anwender schlossen werden.
die gängigsten Rückhaltesysteme vorstellen.
Mit den Reinigungs- und Aufräumarbeiten kann
unmittelbar nach Erkalten der Brandstelle be-
gonnen werden. Die ordnungsgemäße Verwertung
oder Entsorgung verunreinigten Löschwassers hat
keinen Einfluss auf die Betriebsausfallzeit der Be-
triebsstätte.

Folgeschäden durch zurückgehaltenes Löschwas-


ser in der Betriebsstätte werden weitgehend ver-
mieden.

Eine zentrale Löschwasser-Rückhalteanlage kann


brandabschnittsunabhängig von allen Betriebsbe-
reichen/-anlagen genutzt werden. Die Bemessung
des Löschwasser-Rückhaltevolumens muß auf
Basis des größten erforderlichen Volumens eines
Brandabschnittes erfolgen.

Durch die Ableitung des kontaminierten Lösch-


wassers über ein natürliches Gefälle entfällt eine
technisch aufwändige und störungsanfällige Pum-
penanlage.

Nachteile:
Für die Ableitung des Löschwassers ist ein sepa-
rates, fest installiertes und geeignetes Leitungs-
system zu einem ausreichend dimensionierten
Auffangbecken/Tank vorzusehen. Dabei ist darauf
zu achten, dass Ableitungsrohre auch im Brandfall
funktionsfähig bleiben und nicht verstopfen.

48
VdS 2557 : 2013-03 (01) Planung und Einbau von Löschwasser-Rückhalteeinrichtungen

Beispiel A 4.2: Beispiel A 4.3:


Löschwasser-Rückhalteanlage außerhalb des Löschwasser-Rückhalteanlage außerhalb des Ge-
Gebäudes an zentraler Stelle mit Pumpenanlage bäudes (Nutzung der werksinternen Kanalisation)

Überfüllsicherung
schaltet Pumpe und
gibt akustischen Alarm
Löschwasser
+ Schaum
Löschwasser
+ Schaum

kontaminiertes kontaminiertes
Löschwasser Löschwasser Kanalisation

Vorteile: Vorteile:
Die Behinderung der Einsatzkräfte durch aufge- Die Behinderung der Einsatzkräfte durch aufge-
stautes Löschwasser kann weitgehend ausge- stautes Löschwasser kann weitgehend ausge-
schlossen werden. schlossen werden.

Mit den Reinigungs- und Aufräumarbeiten kann Folgeschäden durch zurückgehaltenes Löschwas-
unmittelbar nach Erkalten der Brandstelle be- ser in der Betriebsstätte werden weitgehend ver-
gonnen werden. Die ordnungsgemäße Verwertung mieden.
oder Entsorgung verunreinigten Löschwassers hat
keinen Einfluss auf die Betriebsausfallzeit der Be- Nachteile:
triebsstätte. Aufwendige Reinigungs- und Aufräumarbeiten der
Kanalisation sind erforderlich. Es werden hohe An-
Folgeschäden durch zurückgehaltenes Löschwas- forderung an Beständigkeit und Dichtheit des Ka-
ser in der Betriebsstätte werden weitgehend ver- nalisationsnetzes gestellt. Bei älteren, nicht über-
mieden. wachten Kanalsystemen kann die Dichtigkeit nicht
immer sichergestellt werden.
Eine zentrale Löschwasser-Rückhalteanlage kann
brandabschnittsunabhängig von allen Betriebsbe- Durch die zweckentfremdete Nutzung des Kanal-
reichen/-anlagen genutzt werden. Die Bemessung systems muss mit längerfristigen Betriebsstö-
des Löschwasser-Rückhaltevolumens muss auf rungen auch der vom Brand nicht betroffenen Be-
Basis des größten erforderlichen Volumens eines reiche gerechnet werden.
Brandabschnittes erfolgen.
Bei der Ableitung brennbarer Flüssigkeiten der
Nachteile: Brennbarkeitsklassen F1 und F2 besteht eine er-
Für die Ableitung des Löschwassers ist ein sepa- höhte Explosionsgefahr (Ex-Schutz-Maßnahmen
rates, fest installiertes und geeignetes Leitungssy- beachten).
stem zu einem ausreichend dimensionierten Auf-
fangbecken/Tank vorzusehen.

Erforderliche Pumpenanlagen bedürfen einer ge-


sicherten Energieversorgung.

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Beispiel A 4.4: Beispiel A 4.5:


Löschwasser-Rückhalteanlage außerhalb des Löschwasser-Rückhalteanlage im Keller unter-
Gebäudes (Nutzung der werksinternen Kanalisa- halb des Gebäudes
tion zur Ableitung in die werkseigene Abwasser-
Reinigungsanlage)

Löschwasser
Löschwasser + Schaum
+ Schaum

kontaminiertes
Löschwasser Kanalisation mit Ableitung
in die werkseigene Ab- kontaminiertes
wasserreinigungsanlage Löschwasser
Vorteile: Vorteile:
Die Behinderung der Einsatzkräfte durch aufge- Die Behinderung der Einsatzkräfte durch aufge-
stautes Löschwasser kann weitgehend ausge- stautes Löschwasser kann weitgehend ausge-
schlossen werden. schlossen werden.

Mit den Reinigungs- und Aufräumarbeiten kann Mit den Reinigungs- und Aufräumarbeiten kann
unmittelbar nach Erkalten der Brandstelle be- unmittelbar nach Erkalten der Brandstelle be-
gonnen werden. Die ordnungsgemäße Verwertung gonnen werden, wenn keine Gefährdung durch
oder Entsorgung verunreinigten Löschwassers hat das zurückgehaltene Löschwasser und die ausge-
keinen Einfluss auf die Betriebsausfallzeit der Be- tretenen Flüssigkeiten besteht. Die ordnungsge-
triebsstätte. mäße Verwertung oder Entsorgung verunreinigten
Löschwassers hat keinen direkten Einfluss auf die
Folgeschäden durch zurückgehaltenes Löschwas- Betriebsausfallzeit der Betriebsstätte.
ser in der Betriebsstätte werden weitgehend ver-
mieden. Folgeschäden durch zurückgehaltenes Löschwasser
in der Betriebsstätte werden weitgehend vermieden.
Nachteile:
Reinigungs- und Aufräumarbeiten der Kanalisati- Nachteile:
on sind erforderlich. Es werden hohe Anforderung Unterirdische Räume zur Löschwasser-Rückhal-
an Beständigkeit und Dichtheit des Kanalisations- tung dürfen nicht für betriebswichtige Einrich-
netzes gestellt. Bei älteren, nicht überwachten tungen genutzt werden.
Kanalsystemen kann die Dichtigkeit nicht immer
sichergestellt werden. Es sind die Anforderungen Es werden hohe Anforderungen an die statische
an Abwasserreinigungsanlagen gemäß der Tech- Ausführung und Dichtheit des Kellers gestellt,
nischen Regeln für wassergefährdende Stoffe um ein Freisetzen des Löschwassers und Gebäu-
(TRwS) zu beachten. deschäden zu vermeiden. Die Freisetzung von ge-
fährlichen Stoffen (z. B. durch aufschwimmende
Bei der Ableitung brennbarer Flüssigkeiten der Tanks) muss vermieden werden.
Brennbarkeitsklassen F1 und F2 besteht eine er-
höhte Explosionsgefahr (Ex-Schutz-Maßnahmen Bei der Ableitung brennbarer Flüssigkeiten und von
beachten). Stoffen, die bei Berührung mit Wasser brennbare
Gase entwickeln können, ist auf eine ausreichende
Belüftung zu achten und eine automatische Be-
schäumungsanlage im Keller vorzusehen. Es darf
nicht zu einer zusätzlichen Brandausbreitung in die
Kellerräume kommen. Bei toxischen Stoffen sind ge-
eignete Maßnahmen zum Personenschutz zu treffen.

Bei der Ableitung brennbarer Flüssigkeiten der


Brennbarkeitsklassen F1 und F2 besteht eine er-
höhte Explosionsgefahr (Ex-Schutz-Maßnahmen
beachten).

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Beispiel A 4.6: Beispiel A 4.7:


Löschwasser-Rückhalteanlage im erweiterten Löschwasser-Rückhalteanlage im erweiterten
Auffangraum innerhalb des Gebäudes (durch Auffangraum innerhalb des Gebäudes (durch
Aufkantungen) Barrieren)

Löschwasser mobile LWR- Löschwasser


+ Schaum Barrieren + Schaum

kontaminiertes kontaminiertes
Löschwasser Löschwasser

Vorteile: Vorteile:
Einfache bauliche Realisierung. Das Rückhaltevolumen kann kurzfristig und ein-
fach realisiert werden, z. B. durch Setzen von Sper-
Das Rückhaltevolumen kann kurzfristig vergrößert ren oder Barrieren in Durchfahrten und Durchgän-
werden, z. B. durch Setzen von Sperren oder Bar- gen, vorausgesetzt, Boden und Wände sind ausrei-
rieren in Durchfahrten und Durchgängen, voraus- chend dicht und medienbeständig.
gesetzt, Boden und Wände sind ausreichend dicht
und medienbeständig. Nachteile:
Im Brandfall ist nicht sichergestellt, dass die
Nachteile: Schotts auch tatsächlich eingesetzt/bedient wer-
Die notwendigen Aufkantungen/Schwellen können den (können).
betriebliche Abläufe beeinträchtigen.
Bei Entstehungs- und Teilbränden werden die
Bei Entstehungs- und Teilbränden werden die Einsatzkräfte beim Innenangriff durch das auf-
Einsatzkräfte beim Innenangriff durch das auf- gefangene Löschwasser behindert. Die Behinde-
gefangene Löschwasser behindert. Die Behinde- rung kann abhängig von der Stauhöhe des Lösch-
rung kann abhängig von der Stauhöhe des Lösch- wassers oder Schaums so groß werden, dass ein
wassers oder Schaums so groß werden, dass ein Vordringen ins Gebäudeinnere zu gefährlich wird.
Vordringen ins Gebäudeinnere zu gefährlich wird. Eine Unterteilung der Löschwasser-Rückhaltung
Eine Unterteilung der Löschwasser-Rückhaltung entsprechend den Lagerabschnitten oder das Auf-
entsprechend den Lagerabschnitten oder das Auf- fangen des Löschwassers in einer Drainage kann
fangen des Löschwassers in einer Drainage kann diese Gefahr mindern.
diese Gefahr mindern.
Mit dem Wiederaufbau bzw. der Instandsetzung
Mit dem Wiederaufbau bzw. der Instandsetzung der Betriebsstätte und der Einrichtungen kann
der Betriebsstätte und der Einrichtungen kann erst nach Abpumpen des Löschwassers begonnen
erst nach Abpumpen des Löschwassers begonnen werden. Abhängig von den betrieblichen Möglich-
werden. Abhängig von den betrieblichen Möglich- keiten der Zwischenlagerung des Löschwassers
keiten der Zwischenlagerung des Löschwassers an anderer Stelle oder einer direkten ordnungs-
an anderer Stelle oder einer direkten ordnungs- gemäßen Verwertung oder Entsorgung kann die
gemäßen Verwertung oder Entsorgung kann die Dauer der Betriebsunterbrechung erheblich ver-
Dauer der Betriebsunterbrechung erheblich ver- längert werden.
längert werden.

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Bilder mit freundlicher Genehmigung von:

Titelbild (links oben):


Georg Spangardt, Köln
Titelbild (rechts oben):
Infracor GmbH
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Wolfram Willand, Regierungspräsidium Freiburg
Titelbild (rechts unten):
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Herausgeber: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)

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