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im
Akustik
work

Büro
place
Bild: Bilderbox
serie

Akustik im Büro –
Teil I

SCHREI NACH SCHALLSCHUTZ


Des Architekten Freud, ist des Angestellten Leid. Während schallharte Materialien wie Glas, Parkett oder Sichtbeton
in Bürogebäuden derzeit boomen, herrscht in puncto professioneller akustischer Raumplanung immer noch Flaute.
Die neue workplace-Serie „Akustik im Büro“ klärt über Grundlagen auf und hilft, Abhilfe zu schaffen.

A b wann ist Lärm Lärm? Diese Frage beantworten mit-


unter Verfassung, Vorlieben und Stimmung eines
Menschen. Das Unterbewusstsein trennt recht klar in ange-
Lärmbelästigung wird immer dann gesprochen, wenn ein
auftretendes Geräusch eine Aktivität unterbricht bzw.
behindert. Im Büro gelten seit Jahren klare Regeln, wie
nehme akustische Untermalung (Rauschen der Blätter, hoch die Belastung durch Schall sein darf. Die Faktoren
Vogelzwitschern, Meeresbrandung etc.) und notgedrunge- dafür, wann Geräusche als Lärm einzustufen sind – also auf
ne, störende akustische Belästigung. Lärm ist Ansichtssache. Dauer Schäden hinterlassen –, sind bekannt und identifizier-
Besser gesagt: Anhörungssache – bis zu einem gewissen bar. Weniger bekannt und klar geregelt ist jedoch, ab wann
Grad. Wissenschaftlicher ausgedrückt: Einen Geräuschpegel Schallquellen Leistung und Konzentration mindern, und
von über 70 dB A empfindet die Mehrheit als störend; Lärm welche genau es sind.
über 90 dB A gilt als belastend und macht auf Dauer krank.
Lärm ist Sprache
Lärm ist subjektiv
Ein besonders störender Faktor, den König + Neurath näher
Um das Gehör selbst geht es dabei zunächst einmal gar untersucht hat, ist die Sprachverständlichkeit. Wer an einem
nicht – es geht vielmehr um die psychischen Auswirkungen Schreibtisch sitzt und im Nebenraum Gemurmel hört,
andauernden Schalls. Diese hängen zum einen von objekti- dessen Inhalt kaum oder gar nicht zu verstehen ist, ordnet
ven Größen ab, wie Lautstärke, Tonhöhe, Spektrum oder diese Geräusche unterbewusst sehr schnell der Kategorie
Impulshaltigkeit (dynamische Eigenschaft). Zum anderen „Hintergrundrauschen“ zu, schaltet die Wahrnehmung ab
definieren subjektive Faktoren die Stärke der Belästigung. und konzentriert sich auf seine Aufgabe. Wirklich aufmerk-
Während der Schlafenszeit wirkt Lärm extrem störend. sam auf die Umgebung wird er meist erst wieder, wenn das
Gleiches gilt bei Tätigkeiten, die hohe Konzentration erfor- Gespräch zu Ende ist und tatsächlich wieder Ruhe einkehrt.
dern. Eine weitere Rolle spielt die persönliche Bewertung. Das Gleiche gilt für eine leise summende Klimaanlage,
Geräusche, die wir mögen, stören uns auch bei hohen einen plätschernden Bach, Herbstlaub usw. Ist aber das
Lautstärken nicht – Geräusche, die wir nicht mögen, jedoch Gespräch im Nebenraum so gut zu verstehen, dass jeder
schon bei kleinen. Zudem bewertet der Mensch sozial. Kollege sich z. B. alle Zutaten des Kuchenrezepts oder die
Kirchenglocken empfindet er beispielsweise im Vergleich zu Gründe für die Gehaltserhöhung mitschreiben kann, ist es
einem laufenden Motor vor dem Haus als weniger störend. mit der Konzentration schnell vorbei, leider oft bis zum
Ende des Gesprächs.
Lärm macht krank
Fachleute von REFA (Verband für Arbeitsgestaltung,
Bestimmte chronische oder akute Erkrankungen gehen mit Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung) und
einer erhöhten Lärmempfindlichkeit einher: Depressionen, VDI (Verein Deutscher Ingenieure) sagen eine Leistungs-
Meningitis oder auch das prämenstruelle Syndrom. Von minderung bis zu 30 Prozent wegen Konzentrations-

264 September 2007 www.facility-manager.de


Bild: König + Neurath

Sichtbeton, Stein, Glas. Schallharte Materialien sehen schick aus,


hören sich aber schlecht an, denn sie schaffen Hallräume mit unge-
wollten Nebenwirkungen. Intelligente Möblierung – wie akustisch
wirksame, perforierte Schranktüren und -wände – hilft gegenzu-
steuern, ist aber nur ein Aspekt von meist mehreren nötigen
Schallschutzmaßnahmen.

verlusten voraus. Tatsächlich haben die beiden Forscher


Charlotte A. Sust von der ABoVe GmbH in Gießen und Prof.
Dr. Ing. Hans Lazarus von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund diese Annahmen
in einer Untersuchung bestätigt. Im BAuA-Fachbericht FB
794 belegen die beiden Wissenschaftler die „Auswirkungen
von Geräuschen mittlerer Intensität auf simulierte Büro-
und Bildschirmtätigkeiten unterschiedlicher Komplexität“.
Das kostet nicht nur Nerven, sondern letztlich auch Geld.

Lärmschutz ist komplex


Wer daraus den Schluss zieht, dem sei mit herkömmlichen
Stellwänden, die ein Prüfzeugnis für die Schallabsorption
aufweisen, beizukommen, schlägt fehl. Nicht nur die
Geräuschkulisse ist zu beachten. Denn wird nun ein Raum
„leiser“ gemacht, sind Gespräche oft noch deutlicher zu
hören. Hier müssen konkrete Maßnahmen getroffen wer-
den, den Schall an der Quelle abzufangen und die richti- SYMBIOSE VON LED UND
gen, entscheidenden Frequenzen zu dämpfen. Ohne eine LEUCHTSTOFFRÖHRE
gründliche Fachberatung geht das in der Regel nicht. Über
AUSSERGEWÖHNLICHES
die wichtigsten Hintergründe und generell mögliche
UND EXKLUSIVES DESIGN
Maßnahmen klären wir in den nächsten Beiträgen unserer
Serie „Akustik im Büro“ auf. Weiter geht’s in der nächsten INDIVIDUELL EINSTELLBARER
Ausgabe mit dem Unterschied zwischen Schalldämpfung LICHTKOMFORT
und Schalldämmung. Peter H. Feldmann wp
ARCHITEKTUR UND OFFICE

Peter H. Feldmann ist geprüfter


Gesundheits- und Ergonomieberater.
Neben seiner Mitgliedschaft in natio-
nalen und internationalen Fach-
DIE ZUKUNFT IST
gremien (z. B. Arbeitskreis Ergonomie
des Bundesverband System- und
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Workshops, Seminare und Vorträge tung am Arbeitsplatz vor.
durch. Die Themenpalette umfasst Sie kombiniert zukunftsweisende LED-Technologie mit bewähr-
u. a. Akustik im Büro, Strategien gegen Stress am Arbeitsplatz, ter, energiesparender T5-Indirektbeleuchtung – verwirklicht
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Akustik im Büro – Teil II

PROBLEM MIT DER WELLE


Im Büro gelten seit Jahren klare Regeln, wie hoch die Schallbelastung sein darf. Weniger bekannt und klar geregelt ist,
ab wann das gesprochene Wort Konzentration und Leistung mindert. Was genau führt zu diesen Effekten, was ist Schall
überhaupt – und was lässt sich dagegen unternehmen?

D ie wichtigste Messgröße in der Akustik ist der Schalldruck.


Dieser lässt sich einfach und zuverlässig mit einem
Mikrofon messen: Eine sehr feine Membran nimmt die
Die Höhe eines Tons wird von der Frequenz bestimmt.
Sie wird in der Einheit Hertz (Hz) angegeben. Hohe Töne
weisen viele Schwingungen pro Sekunde auf (z. B. ein
Schalldruckschwankungen in der Luft auf und wandelt sie Flötenton: 4.000 Hz), tiefe Töne wenige (z. B. Kontrabass:
in elektrische Signale um. Nach dem gleichen Prinzip funk- 125 Hz). Der Mensch kann bei seiner Geburt Frequenzen im
tioniert unser Ohr. Hier wandelt ein komplizierter Mechanis- Bereich von etwa 20 Hz bis 20.000 Hz wahrnehmen.
mus die Schalldruckschwankungen in physioelektrische Frequenzen oberhalb davon werden als Ultraschall be-
Signale um, die das Gehirn als Schall wahrnimmt. Die Membran zeichnet. Die obere Frequenzgrenze der Wahrnehmung
des Ohrs kennen wir unter der Bezeichnung Trommelfell. sinkt pro Lebensjahrzehnt um etwa 1.000 Hz, daher wird als
Durchschnittswert für die obere Grenze oft 16.000 Hz ange-
Physik des Schalls geben. Regelmäßiger Aufenthalt in lauten Umgebungen
(Disco-, Rockkonzertbesuche, lärmintensiver Arbeitsplatz)
Schall breitet sich in Wellenform aus. Schallwellen haben – kann die Wahrnehmung von hohen Frequenzen zusätzlich
wie Meereswellen auch – Maxima und Minima, also Wellen- verschlechtern.
berge und Wellentäler. Der Abstand von einem Maximum
(oder Minimum) zum nächsten – ein Durchgang durch die Länge ist maßgebend
Welle – wird als Wellenlänge bezeichnet. Tiefe Töne haben
demnach lange Wellenlängen, hohe Töne kurze. Um zu beurteilen, wie die Schallabsorption in verschiedenen
Frequenzbereichen wirkt, ist die Wellenlänge eine wichtige
Größe. Die Schallabsorption ist immer dann besonders hoch,
wenn mindestens ein Viertel einer Wellenlänge in das
absorbierende Material „hineinpasst“. Beispiel: Eine absor-
bierende Stellwand von 8 cm Dicke ist besonders wirksam
für Frequenzen ab etwa 1000 Hz, denn: Die Wellenlänge
bei 1000 Hz beträgt 34 cm, ein Viertel davon ist 8,5 cm.
Dieser Wert liegt zwar noch etwas über der Stellwanddicke
von 8 cm, die absorbierende Wirkung setzt aber schon ein.
Oberhalb von 1000 Hz werden die Wellenlängen kürzer,
bald passt also schon deutlich mehr als eine Viertel-
Wellenlänge in den Absorber. Ein Schrank von 40 cm Tiefe
wirkt dagegen auch bei längeren Wellenlängen, vorausge-
setzt, er ist über die ganze Tiefe absorbierend ausgekleidet,
was bei einer normalen Nutzung nicht der Fall ist. Dennoch
wirken Schränke tiefenabsorbierend. Soll also im Büro der

4
100 Oktober 2007 www.facility-manager.de
serie

Schall gedämpft werden, ist es sinnvoll, höhenabsorbieren- Schalldämmung und Schalldämpfung


de Stellwände und tiefenabsorbierende Schränke bzw.
Regale gut zu mischen. Von Schalldämmung spricht man, wenn dem Schall ein
Hindernis, etwa in Form einer Wand, in den Weg gestellt
und so die Ausbreitung verhindert wird. Das Hindernis wirft
den Schall zurück. Schalldämmung bezieht sich also auf die
Verhältnisse zwischen benachbarten Räumen, beispielsweise
zwischen einem (lauten) Callcenter und einem daneben-
liegenden (leisen, schutzwürdigen) Besprechungsraum.

Schalldämpfung hingegen meint die Umwandlung von


Schallenergie in kinetische Energie – in diesem Fall Wärme,
die beim Auftreffen der Schallenergie auf schallabsorbie-
rende Materialien entsteht. Schalldämpfung bezieht sich
also immer auf die Verhältnisse innerhalb eines geschlosse-
nen Raums, der akustisch bedämpft wird. Weiterhin spielt
Schalldämpfung in Rohren und Kanälen (z. B. Lüftungs-
anlagen, Autoauspuff) oder bei Bürogeräten eine wichtige
Rolle.

Fink vs. (Rock)Star


Die Frage, ob wir ein Schallereignis als belästigend oder
beruhigend wahrnehmen, ist keine Frage von Lautstärke
allein – eine Rolle spielt auch die Information, die der Schall
übermittelt, und wie wir sie bewerten. Es macht einen
Unterschied, ob wir Lärm aus einer Party im Nachbarhaus
mit 45 dB wahrnehmen, oder bei gleicher Lautstärke an
einem Frühlingstag Vögel zwitschern hören. Oder ob wir
bei etwa 80 dB an einer viel befahrenen Autobahn stehen
bzw. das gleichlaute Tosen eines Wasserfalls spüren.
Gesetzliche Lärmschutzvorschriften und Messverfahren
beruhen ausschließlich auf dem gemessenen Schalldruck-
pegel. Nach dieser Definition wäre beispielsweise Musik mit
Lärm gleichzusetzen: Ein Sinfonieorchester hat laut Mess-
gerät den gleichen Mittelungspegel wie die befahrene
Hohe Töne haben kurze Wellenlängen und werden gut von Autobahn. Das subjektive Empfinden beider Situationen ist
Stellwänden absorbiert. jedoch alles andere als gleich …
Peter H. Feldmann wp

In der nächsten Ausgabe widmen wir uns den Themen Schallpegel und
Schallabsorbtion.

Peter H. Feldmann ist geprüfter


Gesundheits- und Ergonomieberater.
Neben seiner Mitgliedschaft in natio-
nalen und internationalen Fach-
gremien (z. B. Arbeitskreis Ergonomie
des Bundesverband System- und
Objektmöbel BSO, Deutsches Netz-
werk für Betriebliche Gesundheits-
förderung) führt er zahlreiche
Workshops, Seminare und Vorträge
durch. Die Themenpalette umfasst
u. a. Akustik im Büro, Strategien gegen Stress am Arbeitsplatz,
Tiefe Töne haben lange Wellenlängen und werden gut von Mobbing, Arbeitsplatzorganisation, Work-Life-Balance und
Schränken oder Regalen absorbiert. Für die Büroraumakustik gilt gesundheitsfördernde Bewegungsmotivation im Büroalltag.
also: Eine bunte Mischung aus absorbierenden Stellwänden und E-Mail: Peter.Feldmann@Koenig-Neurath.de
Schränken macht das gute Klima.

www.facility-manager.de Oktober 2007 5101


serie

Akustik im Büro – Teil III

RUHE

Bild: Dmitri MIkitenko/Fotolia.com


IM BÜRO

Es wird geredet, getippt, gedruckt, gefaxt. Die Menschen laufen umher, verräumen dies und das, Telefone klingeln.
Geräuschquellen gibt es viele im Büro – Möglichkeiten, sie zu vermeiden oder zu dämpfen, auch. Ein paar Parameter
müssen dabei beachtet werden …

Weniger Schall im Büro


D er kleinste Schalldruck, den das menschliche Gehör
gerade noch wahrnimmt, beträgt 20 µPa bei einer
Frequenz von 1 kHz. Dieser Wert bezeichnet die „Hör- Um im Büro ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen,
schwelle“ und wurde als Bezugswert (Referenz) für den muss der Lärm durch verschiedene Maßnahmen minimiert
absoluten Schalldruckpegel festgelegt. Er wird mit 0 dB werden. Die beste Lösung ist, den Schall an der Quelle zu
angegeben. Am anderen Ende der Skala, bei etwa 200 stoppen. Das kann durch den Einsatz von leisen Büro-
Pascal, liegt die Schmerzschwelle. Das Verhältnis von Hör- geräten bzw. durch Aufstellen von Druckern, Plottern etc.
zu Schmerzschwelle beträgt also etwa 1:10 Millionen. in separaten Räumen erfolgen. Ein weiterer Faktor für die
Eine beachtliche Größenordnung – das logarithmische Maß Verbesserung der Raumakustik ist die Schalldämpfung.
Dezibel (dB) dient dazu, sie im Alltag handlicher zu gestal- Darunter versteht man die Umwandlung von Schallenergie
ten. Als logarithmische Relativgröße beschreibt das Dezibel in kinetische Energie, was passiert, wenn Schallenergie auf
das Verhältnis zwischen einer Messgröße und einem schallabsorbierende Materialien trifft.
Bezugswert.
Schalldämpfung bezieht sich also immer auf die Verhält-
Bei der Addition und Subtraktion von Pegelgrößen dürfen nisse innerhalb eines geschlossenen Raums, der akustisch
die dB-Werte keinesfalls einfach zusammengezählt oder bedämpft wird.
subtrahiert werden. Für die Addition müssen die dB-Werte
zunächst durch Delogarithmierung wieder in ihre ursprüng- Schallenergie geht hauptsächlich durch zwei Faktoren
liche, lineare Werteskala überführt werden. Wer öfter Pegel „verloren“:
berechnen muss, kann sich drei leichte Regeln für einfache
Fälle merken: Eine Verdopplung des Schalls bewirkt immer • durch die Ausbreitung im Freien, also wenn Schallwellen
einen Pegelanstieg um 3 dB. Analog dazu ergibt eine nicht durch Reflexionen zurückgeworfen werden,
Halbierung des Schallpegels einen Pegelabfall von 3 dB. sondern sich frei ausbreiten können (vornehmlich außer-
Wer den Schall verzehnfacht, treibt den Pegel um 10 dB halb geschlossener Räume). Dabei nimmt die Lautstärke
in die Höhe. mit der Entfernung ab (pro Verdopplung der Entfernung
zur Schallquelle sinkt der Schallpegel um 6 dB);

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70 Dezember 2007 www.facility-manager.de
• oder durch Absorption, also wenn ein A = 0,5 · 80, also 40 m2
Material die Schallwellen aufnimmt
und nicht bzw. gering reflektiert. Das bedeutet, dass 40 m2 des Teppich-
Der Absorptionsgrad ist stark frequenz- bodens den Schall zu 100 Prozent absor-
abhängig und es spielen Material, bieren. Diese Werte sind für die Berech-
Konstruktion und Ausmaße eine nung der Nachhallzeit eines Raums von
wichtige Rolle. großer Bedeutung. Die Frage nach der
optimalen Nachhallzeit hängt neben dem
Bei porösen Absorbern, wie z. B. Schaum- Raumvolumen auch von der Nutzung ab. 'RO”ER4ISCH
stoffen, setzt ab dem Punkt, wo die Darum sind „Richtwerte“ für die optimale
Absorberdicke einem Viertel der Wellen- Nachhallzeit stark streuend und vorsichtig
länge des Schalls entspricht, eine meist zu beurteilen, wie zum Beispiel folgende
-ACHTSICH
hohe und relativ gleich bleibende
Absorption ein. Poröse Absorber eignen
Angaben (für 1.000 Hz):
KLEIN
sich daher eher als Höhenabsorber, da sie • Büroräume größer 50 m2:
für tiefe Frequenzen mit langen Wellen- ca. 0,35 s
längen sehr große Ausmaße annehmen • Klassenzimmer (125-250 m3):
müssten. 0,4 bist 0,6 s
• Kammermusiksäle größer 2.000 m3:
Schallabsorptionsfläche 1,1 bis 1,6 s
• Konzertsäle größer 19.000 m3:
und Nachhallzeit 1,7 bis 2,2 s
Das Absorptionsvermögen A (äquivalente
Die Nachhallzeit wird bestimmt, indem
Absorptionsfläche) einer Wand ist leicht
nach dem Abschalten einer Geräusch-
zu berechnen, wenn man die entsprechen-
quelle oder nach der Erzeugung eines
den Werte in die Formel einsetzt:
Impulsschalls der Schalldruck im zu unter-
suchenden Raum gemessen wird. Der
A=a·S
Schalldruckpegel nimmt hierbei nahezu
linear über der Zeit ab. Als Nachhallzeit ist
Hierbei ist S die absorbierende Fläche
nun die Zeit definiert, in der der Pegel um
in m2 und a ist der gemessene Schall-
60 dB abfällt. Für unterschiedliche
absorptionsgrad eines Materials.
Frequenzen können die Nachhallzeiten
deutlich differieren.
Ein Beispiel: Der Fußboden eines Raums
hat eine Fläche von 80 m2 und ist mit wp
Peter Feldmann
einem schweren, dicken Teppich ausge-
stattet. Das Teppichmaterial hat einen
Schallabsorptionsgrad von 0,5. Für die
äquivalente Absorptionsfläche des Fuß- In der nächsten Ausgabe beschäftigen wir uns mit den
bodens ergibt sich damit: sinnvollen Planungsparametern zur Akustik im Büro.

Peter H. Feldmann ist geprüfter Gesundheits- und $ER+LAPPTISCHuLEANh


Ergonomieberater. Neben seiner Mitgliedschaft in 'UTAUSSEHENDUNDROBUSTFàR
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Stress am Arbeitsplatz, Mobbing, Arbeitsplatz-
organisation, Work-Life-Balance und gesundheits-
fördernde Bewegungsmotivation im Büroalltag.
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E-Mail: Peter.Feldmann@Koenig-Neurath.de :AINACH   q  %GGENFELDEN
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www.facility-manager.de Dezember 2007 771


serie
Bild: Alexey Klementiev/Fotolia

Akustik im Büro – Teil IV

VON HALL
UND HALLSCHLUCKERN
Die Berechnung der Nachhallzeit eines Raums ist maßgebend für seine optimale Nutzung. Zu lange Nachhallzeiten treiben
den Lärmpegel nach oben und verschlechtern die Sprachverständlichkeit. Die Nachhallzeit ist abhängig vom Raumvolumen
und der äquivalenten Schallabsorptionsfläche.

R ein theoretisch ist die Nachhallzeit darüber definiert,


wie der Pegel nach Abschalten einer Schallquelle abfällt
– praktisch interessant wird sie vor allem in großen, offenen
sein. In einer eher offen gestalteten Büroumgebung ist es
schwer möglich, jeden Arbeitsplatz akustisch zu isolieren.
Die gesamte Umgebung lässt sich jedoch so gestalten, dass
Bürolandschaften (open space) mit einer dauerhaften der Raum insgesamt nicht über die Maßen hallt und auch
Geräuschkulisse. Sprechen in einem halligen Raum viele einzelne Arbeitsplätze bis zu einem gewissen Grad vonein-
Menschen durcheinander, wird es schnell unangenehm laut. ander abgeschirmt werden.
Lange Nachhallzeiten erhöhen den Geräuschpegel, weil
viele Schallquellen viele verschiedene Nachhallvorgänge Die Nachhall-Formel
anregen, die ineinander übergehen, sich überlagern und
sich gegenseitig aufschaukeln. Wird die Umgebung lauter, Über die Sabine’sche Formel, benannt nach ihrem
neigen Menschen dazu, auch lauter zu sprechen. Hinzu Entdecker, dem Pionier der Raumakustik W. C. Sabine, lässt
kommt der besonders wichtige Aspekt der Sprachverständ- sich die Nachhallzeit in Räumen berechnen. Sie lautet:
lichkeit. Während bei Gesprächen am eigenen Arbeitsplatz
die Sprache gut verständlich sein soll, dürfen Gespräche und T=k*V/A
Telefonate aus der Umgebung nicht oder kaum verständlich

850 Januar/Februar 2008 www.facility-manager.de


serie

Dabei ist k ein konstanter Wert von 0,163, V ist das Raum-
volumen und A die äquivalente Schallabsorptionsfläche*. Tipps für die Praxis
Daraus ergibt sich: Der Anteil der schallschluckenden
Oberflächen und die Auswahl geeigneter Absorptions- • Decke, Boden und Wände sind potenzielle große Flächen
materialien entscheiden maßgebend über das akustische und daher gute Schallschlucker – wenn sie entsprechend
Empfinden eines Raums. Eine Empfehlung für das Verhältnis ausgebildet sind. Teppichböden, Deckensegel oder perfo-
von äquivalenter Absorptionsfläche A und Raumvolumen V rierte Deckensysteme dämpfen Geräusche im Raum.
gibt die VDI 2569: Der Quotient A / V sollte im Bereich
• Geräte wie Fax, Drucker, Plotter, Kopierer in einer zentralen
zwischen 0,3 und 0,35 m liegen. Dabei sollten die
Technikzone aufstellen. Das vermeidet Geräusche und
Absorptionsflächen gleichmäßig im Raum verteilt werden. Emissionen am Arbeitsplatz. Positiver Nebeneffekt:
motiviert die Mitarbeiter zur Bewegung und spart Kosten,
Wirksamkeit von Stellwänden da insgesamt weniger Geräte gebraucht werden.

Eine bedeutende Rolle spielen hierbei Stellwände oder • Besonders in großen, offenen Räumen ist gegenseitige
Sichtblenden auf dem Arbeitstisch, die schon aus Gründen Rücksichtnahme geboten. Die Mitarbeiter dazu anleiten,
der Raumgliederung in vielen Büros vorhanden sind. Die leiser zu sprechen.
abschirmende Wirkung von Stellwänden verringert die
Schallübertragung zwischen den Arbeitsplätzen – ein Effekt, • Die Lärmbelastung nimmt ab, werden Arbeitsraumzonen
durch Trennwände oder Raum-in-Raum-Systeme abgeteilt.
der jedoch seine Grenzen hat.
Die akustische Wirkung wird noch verstärkt, sind
Trennwände/Raumteiler mit dämpfenden Materialien
Sind Stellwände zusätzlich absorbierend ausgestattet, ausgestattet bzw. perforiert.
regulieren sie auch die Nachhallzeit des ganzen Raums mit.
Eine optimale Schirmwirkung von Stellwänden (in der • Akustik- und Sichtschutzwände (z. B. direkt in die Tisch-
Büroakustik auch als „Schallschirm“ bezeichnet) wird durch platte eingelassen) schirmen Geräusche vom Gegenüber ab.
folgende Faktoren erzielt:
• Türen von Schränken lassen sich vielfach auch nachträglich
• große Schirmhöhe (mind. 1,50 m) durch akustisch wirksame Elemente austauschen.
• große zusammenhängende Schirmflächen
• dichter Anschluss der Schirme an Wände und Fenster
• kleiner Abstand zur Schallquelle Ein Patentrezept für den akustisch optimalen Raum gibt es
• hohe Absorptionsfähigkeit des Schirms jedoch nicht. Gute Raumakustik erfordert immer auch das
• hohe Absorptionsfähigkeit der Decke Zusammenspiel von Raumqualität, Organisation und
• geeignete Absorptionsmaßnahmen im übrigen Raum Arbeitsplatzausstattung, die individuellen Gegebenheiten
sind zu berücksichtigen. Hier ist nicht selten die
Zu beachten ist: Je tiefer die Frequenz des auftreffenden Zusammenarbeit mit Fachplanern nötig.
Schalls, desto weniger wirksam werden die Stellwände. Es
empfiehlt sich also, große, zusammenhängende Stellwand- Peter H. Feldmann wp
flächen einzusetzen, denn je größer die Ausdehnung, desto
stärker werden auch tiefere Frequenzen gedämmt. Weitere * Berechnung der äquivalenten Schallabsorptionsfläche A
Maßnahmen können in der Kombination mit verschiedenen siehe Serie Akustik Teil III in „Der Facility Manager“, Ausgabe 12/07.
Absorbertypen (z. B. Schränke, Regale etc.) bestehen.
Ein Büro gilt meist als akustisch gut gestaltet, wenn bei
Planung und Einrichtung die drei folgenden Prinzipien
Peter H. Feldmann ist geprüfter
berücksichtigt worden sind: Gesundheits- und Ergonomieberater.
Neben seiner Mitgliedschaft in natio-
1. Menschliche Stimmen und Arbeitsgeräusche dürfen von nalen und internationalen Fach-
einem Arbeitsplatz zum anderen nicht störend übertragen gremien (z. B. Arbeitskreis Ergonomie
werden. des Bundesverband System- und
Objektmöbel BSO, Deutsches Netz-
2. An einem Arbeitsplatz sollten vertrauliche Gespräche werk für Betriebliche Gesundheits-
oder Telefonate – in gedämpftem Tonfall – ohne Schwierig- förderung) führt er zahlreiche
Workshops, Seminare und Vorträge
keiten geführt werden können.
durch. Die Themenpalette umfasst
u. a. Akustik im Büro, Strategien gegen Stress am Arbeitsplatz,
3. Geräusche, die außerhalb des Büroraums entstehen, und
Mobbing, Arbeitsplatzorganisation, Work-Life-Balance und
Geräusche von technischen Geräten innerhalb des Büros gesundheitsfördernde Bewegungsmotivation im Büroalltag.
dürfen an den Arbeitsplätzen nicht als störend empfunden E-Mail: Peter.Feldmann@Koenig-Neurath.de
werden.

www.facility-manager.de Januar/Februar 2008 951


titel

Gegen Geräuschbelästigungen im Büro:

ARBEITEN IN
AKUSTISCHEN
SCHATTENZONEN
Die Beseitigung visueller Störungen ist weniger komplex als die

Bild: Rohde & Grahl


Beherrschung akustischer Probleme. Dabei führen gerade sie zu Sonder-
hohen Konzentrationsstörungen und mannigfachen Beschwernissen anfertigung für
und Erkrankungen nervösen Ursprungs. Abhilfe ist dringend nötig – Air Berlin: Akustik-
und zumindest im Office geradezu billig verglichen mit den negativen Wände von Rohde & Grahl.
Folgen auf das wirtschaftliche Geschehen.

L auter Knall und Stille. Die beiden


Urformen der Geräuschkulisse.
Dazwischen spielt die Musik – nach
charakterisiert treffend die Situation.
Den einen bringt das Maschinen-
gewehr-ähnliche Staccato einer Harley
kann der Mensch eine Weile „abschal-
ten“, aber früher oder später holen ihn
die Geräusche ein. Das Absurde: Wer
Wilhelm Busch bekanntlich als störend Davidson schier um den Verstand, der laute Geräusche gewohnt ist, etwa
oft empfunden, weil sie mit Geräusch andere zieht es leisen Melodien – oder, weil er seit längerer Zeit an einer stark
verbunden. Die geistreiche Bemerkung um beim Fortbewegungsmittel zu blei- befahrenen Straße wohnt oder mit
ben – dem vornehmen Acht-Zylinder- dem Presslufthammer arbeitet, wird
Surren eines Daimlers vor. Das Ärger- sich von Stille wie erschlagen fühlen.
liche dieser Wahrnehmungsart ist die
Tatsache, dass sich Hören nicht ab- Doch Lärm kann nicht nur stören oder
schalten lässt. Hören muss der Mensch, ärgern, er kann krank machen. Dabei
egal, womit er sich beschäftigt oder in steht nicht allein die Hörfähigkeit auf
welchem Zustand er sich befindet. dem Spiel (verletzte Ohrzellen regene-
rieren sich nicht) – die Wissenschaft
Der Zwang zum Hören ist als Flucht- kennt zahllose andere medizinische
beschleuniger Gen-fokussiert. Ob das Folgen der modernen Geräuschkulisse:
Geräusch aber als sozialpsychologisch Herz- und Magenbeschwerden sowie
störend empfunden wird, hängt von Stress-Symptome aller Art. Das aktuelle
vielen Faktoren ab: vom Zeitpunkt, der Rechtssystem berücksichtigt den massi-
Lautstärke, der Qualität des Störers, ven Anstieg des Geräuschniveaus kaum.
dem Grad des Erwünschten. Gibt der Laut Gesetzgeber empfinden Menschen
Chef im Großraum-Office eine allge- einen Geräuschpegel von über 70 dB
meine Beförderungswelle nebst als lästig, Lärm über 90 dB gilt als be-
Gehaltserhöhung durch, wird das als lastend und auf die Dauer krankma-
eine angenehme Störung akzeptiert. chend. Infolgedessen befassen sich die
Störend, weil den Gedankenfluss unter- einschlägigen deutschen und EU-Vor-
brechend, sind jedoch alle Geräusche, schriften vornehmlich mit den ganz
gewollte wie ungewollte. Natürlich großen Lärmquellen wie Straßenver-
kehr, Flughäfen, Diskos und dergleichen.

Mit Partito Wall hat Steelcase ein flexibles


Wandsystem geschaffen, das für strenge
Akustik-Spezialisten
Ruhe sorgt. Laut Hersteller absorbiert die bessern nach
35 mm dicke Wall im Rahmen des für
Bild: Steelcase

Büroräume maßgeblichen Frequenzbereichs Doch auch für das Büro gelten mehr
von 250 und 4.000 Hz 50-90 Prozent der oder weniger klare Regeln darüber,
Geräusche, die 50 mm dicke Variante 60-95 wie hoch die Schallberieselung sein
Prozent. darf. Anerkannt sind seit 1990 die VDI-

10
44 Dezember 2008 www.facility-manager.de
titel

Die Ganzglaswand von Assmann struktu-


riert Räume transparent. Um die Wirkung
schallharter Flächen, wo nötig, abzumil-
dern, lassen sich schallabsorbierende
Wandelemente (geschlitzt oder gelocht)
einsetzen. Sie dämpfen den Geräuschpegel
in zonierten Büroetagen und bieten
Sichtschutz.

Telefone …) ausgehende Schallpegel so


niedrig wie möglich gehalten werden.
Der Pegelbereich unter 30 dB gilt als
optimal, der von 30-40 dB als sehr gut,
von 40-45 dB als gut, von 45-50 dB als
akzeptabel (im gewerblichen Umfeld,
nicht im Büro), von 50-55 dB als gerade
Bild: Assmann

noch zulässig und über 55 als zu hoch.

Zauberbuch mit
Binsenweisheiten
Dabei hat die moderne Architektur
Richtlinie 2569 und seit 2004 die DIN wesentlicher Faktor ist die Sprachver- mit ihren eleganten, schallharten
18 041, die das akustische Niveau von ständlichkeit. So zeichnet den leisen Materialien wie Glas, Beton, Parkett,
Büroarbeitsplätzen beschreiben, aber Arbeitsplatz aus, dass Sprache aus Stahl und Stein das Akustikproblem
nur empfehlenden Charakter haben fremden Arbeitsbereichen nicht ver- verschlimmert. Schall kann nicht mehr
(im Gegensatz zum Schallschutz im ständlich ist. Nicht quantifizierbares in weiche Kuschelstoffe wie Teppiche,
Hochbau, den die DIN 4109 baurecht- Gemurmel hingegen zählt eher zum Gardinen, Kissen und dergleichen ein-
lich regelt). Und individuell ganz unter- erwünschten Hintergrundrauschen, das dringen und sich dort verlieren.
schiedlich ist die Reaktion auf heim- gelegentlich sogar künstlich – etwa als Stattdessen werfen Wände, Boden und
tückische, oft kaum hörbare Geräusche, Hintergrundmusik – installiert wird, um Decke Geräusche zurück; die Nachhall-
die sich wegen ihrer Geringfügigkeit Geräuschspitzen abzumildern. Daher zeit steigt, Worte und Geräusche
jeder Norm entziehen – und doch von heißt eine der Grundvoraussetzungen klingen echogleich. „Doch kann“,
manchem als nervender empfunden für ein Lärm-erträgliches Büro: schreiben Akustiker im Aufklärungs-
werden als laute „DIN-Lärmquellen“. Der Schallpegel darf nicht von einer dienst buero-forum des BSO (Verband
einzigen Quelle stammen, sein Ursprung Büro-, Sitz- und Objektmöbel), „jeder
Experten haben vielfach geforscht, wie sollte möglichst nicht zu orten sein. Raum akustisch optimal gestaltet wer-
man im Office konzentrationsstörende Natürlich muss von vornherein der von den. Mit Hilfe moderner Computer-
Geräusche eingrenzen kann. Ein allen Quellen (Kopierer, Drucker, programme ist es möglich, die Akustik
eines geplanten Raums vorab detail-
liert zu berechnen. Insbesondere für
Räume mit hohen akustischen Anfor-
derungen ist eine derartige Planung
anzuraten.“ Doch womöglich verfügen
manche Architekten und Innenarchitek-
ten nicht über die richtige Computer-
Hard- oder Software. Anders sind die
gelegentlich erforderlichen und manch-
mal spektakulären Nachbesserungen
gerade von Neubauten mit heran-
gezogenen Akustik-Spezialisten nicht
zu erklären …

Auch Kinnarps setzt in puncto Büroraum-


akustik auf die flexible Trennwand – ein je
nach wählbarer Ausstattung mehr oder
Bild: Kinnarps

weniger geräuschwirksamer Stopper zwi-


schen Lärmquelle und Empfänger. Das
Kinnarps-System ist unter dem Namen
Rezon auf dem Markt.

www.facility-manager.de Dezember 2008 45


11
titel

Wini leistet den raumakustischen Beitrag


direkt über die Büromöbel: Neben gelochten
Querrollladen-Fronten in Weißaluminium
sollen künftig auch mikroperforierte Flügel-
und Schiebetür-Elemente mit 300.000
Löchern/m2 für mehr Ruhe in Großraum-
und Mehrpersonenbüros sorgen.
Das Stauraumsystem heißt Winea Matrix.

an Computerarbeitsplätzen durch
einen erhöhten Geräuschpegel um bis
zu 113 Prozent zunimmt. Der Wert
Bild: Wini

wird bestätigt von der Forschungs-


arbeit der Arbeitswissenschaftler
Charlotte A. Sust und Prof. Dr.-Ing.
Hans Lazarus („Auswirkungen von
Augen lassen sich schließen, Ohren Markt zahlreiche Möglichkeiten zur Geräuschen mittlerer Intensität auf
nicht – ähnlich ist es um Abhilfemaß- Schalldämmung und -dämpfung. simulierte Büro- und Bildschirmtätig-
nahmen bestellt: Visuelle Störungen Immer öfter werden Büromöbel selbst keiten unterschiedlicher Komplexität“).
lassen sich durch Raumgliederungs- zu Trägern absorbierender Materialien.
systeme, Stellwände oder Schränke Von Akustikern gefordert wird, Roll- Allgemein stehen Lärm und Geräusche
leicht beseitigen. Wer akustische container, Tische oder Schrankwände mit 59 Prozent auf Platz eins der
Belästigungen beseitigen oder auch zur Wirkungssteigerung überdies für Störquellen im Büro, wie die Steelcase
nur mildern will, tut sich erheblich einen breiteren Frequenzbereich mit IPSOS-Arbeitsplatz-Umfrage 2007
schwerer. Technisch stehen zwei schalldurchlässigen Oberflächen zu ergab. Die vom Marktforschungs-
Methoden zur Verfügung: poröse und versehen. In Großraumbüros und ver- institut IPSOS Public Affairs durchge-
schwingungsabhängige Schallabsorp- gleichbaren Räumlichkeiten werden führte Studie basiert auf Interviews mit
tion, ausgeführt mit ganz unterschied- daneben auch Schallschirme eingesetzt, über 2.400 Angestellten aus Frankreich,
lichen Materialien. Der Schall dringt in insbesondere für dicht benachbarte Deutschland, Italien, den Niederlanden,
den porösen Absorber ein, verwandelt Arbeitsplätze, etwa Call-Center. Ihre Spanien und England. In „Psychosoziale
sich in Wärmeenergie und ergibt sich Wirkung liegt bei einer Geräusch- Gesundheit“ schreibt Prof. Dr. med.
widerstandslos. Resonanzabsorber hin- reduzierung von 5 bis 10 dB. Volker Faust: „Ganz besonders zu
gegen lassen den auftreffenden Schall leiden aber hat die Kreativität, die
gleichermaßen ausschwingen, ihn sich Lärm verursacht Fehler Schöpferkraft oder auf Deutsch: der
austoben. Dass die Materialqualitäten Ideenreichtum, der von den fest getre-
verschieden sind, ist für ihre Wirkung Im Deckenbereich können Licht- tenen Pfaden des Denkens wegführt
nicht entscheidend. So muss ein Medium Akustik-Elemente den Kampf mit dem und damit neue Bereiche erschließt –
mit höchstem Schallabsorptionsgrad Nachhall-Effekt ebenso aufnehmen wie sofern es der Lärm zulässt.“
nicht bei jedem Einsatzfall unbedingt frei im Raum hängende Deckensegel;
den Vorzug erhalten; wesentlicher beide wurden für das Lufthansa- Werden solche Analysen nicht als
für die Wirkung ist die planerische Verwaltungsgebäude am Frankfurter psychosomatische Sensitivität abgetan,
Berücksichtigung der gesamtheitlichen Flughafen (Architekten Ingenhoven sondern ernst genommen, kann das zu
Raumsituation. und Partner) herangezogen. Gute neuen Erkenntnissen bei der Beurtei-
Wirkungen sind auch mit perforierten lung eines ökonomisch arbeitenden
Das Zauberbuch der Akustiker hält oder geschlitzten Doppelböden und Büros führen. Und es mag sein, dass
aber auch ein paar Binsenweisheiten darauf verlegtem porösem Teppich dann sogar der augenblickliche und
parat. So sei es zuvörderst nötig, den erzielt worden, etwa im aus einem Loft gerade vom Facility Management
akustischen Beurteilungspegel im mit harten Materialien umgestalteten gestützte Trend zu Flächenminimie-
Raum so stark wie möglich zu reduzie- Worklab von Steelcase in Rosenheim. rungen im Büro erneut auf den
ren. Die zweitwichtigste Maßnahme Prüfstand kommt. Denn je gedrängter
geht dahin, die Direktschallüber- Da akustische Störungen die Fehler- Büromenschen zusammenhocken,
tragung zwischen Schallquelle und quote signifikant erhöhen, rechnen desto größer sind die visuellen und
Empfänger durch schallabsorbierende sich entsprechende Abwehrmaß- akustischen Beeinträchtigungen mit
Maßnahmen und Möbel zu unterbin- nahmen. REFA- und VDI-Fachleute ihren negativen Folgen. Freilich arbei-
den. „Beste Ergebnisse werden beziffern den Konzentrationsverlust tet die Büroeinrichtungsindustrie
erzielt“, so das buero-forum, „wenn auf bis zu 30 Prozent. Eine Unter- mit Hochdruck an Produkten, die ein
sitzende Personen gut abgeschirmt in suchung der Bundesanstalt für Arbeits- friedliches Geräuschniveau auch auf
so genannten ‚akustischen Schatten- schutz (zitiert bei König + Neurath) strengem Sparlayout gewährleisten.
zonen’ arbeiten.“ Freilich bietet der ergab sogar, dass die Fehlerhäufigkeit Hans Ottomann wp

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46 Dezember 2008 www.facility-manager.de
titel

Akustik in modernen Büros:

PINGPONG MIT DEM SCHALL


Gute Raumakustik ist derzeit in aller Munde – leider aber nicht in allen Büros. Die gute Nachricht für Hilfesuchende:
Es gibt viele, die Hilfe und Hilfsmittel anbieten. Die schlechte: Nicht alle Hilfsmittel helfen viel. Die Akustikschmiede
SilenceSolutions erklärt, wie Schall im Raum funktioniert und wie er eingefangen werden kann.

B üroplaner, Architekt, Facility Mana-


ger, Innenarchitekt – wer auch
immer heute ein Büroumfeld plant und
umsetzt, hat es in punkto Raumakustik
nicht leicht. Auf der einen Seite die
moderne Architektur mit den berühmt-
berüchtigten schallharten Flächen – ge-
meint sind die aktuellen In-Materialien
Sichtbeton, Glas, Steinböden – auf der
anderen Seite die immer öfter anzu-
treffende Forderung nach Open Space.
Flächeneffizienzsteigerung im moder-
nen Umfeld gepaart mit größtmög-
licher Flexibilität und Transparenz.
In der Konsequenz entstehen große,
offene Bürolandschaften; wer nach
raumhohen Trennwänden Ausschau
hält, kann lange suchen: Die sind ver-
pönt, erinnern sie doch zu sehr an den
alten Amtsschimmel mit seiner ange-
staubten Zellenbürostruktur. Grenzen-
lose Freiheit also – auch für sämtliche
Schallwellen, die sich munter im ganzen
Bild: rolphoto - Fotolia.com

Raum ausbreiten und aufschaukeln.


Es hält sie ja nichts auf – oder?

Die zuweilen heiklen Kausalitäten


zwischen modernen Büros und guter
Raumakustik hat der Markt erkannt.
Schließlich entpuppte sich schon der
ein oder andere Neubau nach seiner
Fertigstellung als „raumakustischer
Sanierungsfall“. So gibt es, das hat sind vielfältig und klingen in den gelangt, denn hier entstehen kaum
auch die Orgatec gezeigt, ein buntes Ohren des Laien allesamt logisch. Das Reflektionen. In geschlossenen Räumen
Potpourri an Produkten, das den Ärger Problem: Bisweilen widersprechen sich addieren sich zum Direktschall noch die
mit der Schallwelle dämpfen soll: die einzelnen Begründungen und als durch Wände und Decken zurückge-
Akustik-Deckensegel, Akustikbaffel, Heil bringend angepriesene Lösungen worfenen Reflektionen. Dadurch steigt
akustisch wirksame Stoffbespannungen, halten in der Praxis nicht, was verspro- die Lautstärke im Raum, es hallt, der
die Wände und Möbelrücken gleicher- chen wurde. Wer die Wahl hat, sollte Mensch versteht schlechter.
maßen zieren, Möbel mit perforierten sich am Besten einen ausgebildeten Maßgebend für die Büroraumakustik
Türen, halbhohe Trennwände – entwe- Akustikplaner suchen, der ihn durch den sind mehrere Parameter, im Wesent-
der lose im Raum verteilt oder direkt Dschungel der Schallwellen begleitet. lichen die Nachhallzeit und der Direkt-
um den einzelnen Arbeitsplatz gebaut, schalleinfluss zwischen den Arbeits-
Stühle, die den „Besitzer“ seitlich wie Schall, Raum und plätzen. „Schall breitet sich im Raum,
ein Kokon umhüllen, Sofas mit über- abhängig von seiner Frequenz, unter-
das menschliche Ohr schiedlich aus: Hohe Frequenzen sehr
großen Lehnen und und und. Auch die
fachlichen Begründungen hinsichtlich Im Freien hört der Mensch in der Regel gerichtet, auf direktem Wege, tiefe
der verschiedenen Wirkungsweisen nur den Schall, der direkt an sein Ohr Frequenzen kugelförmig um die Schall-

www.facility-manager.de Dezember 2008 13


47
titel

quelle herum“, erklärt Frank Zickmantel,


Leiter der Entwicklung bei dem Akustik-
modulhersteller SilenceSolutions.

„Für die Raumakustik“, fährt der ehe-


malige Fraunhofer-Forscher fort, „ist
es zudem wichtig zu wissen, welche
Frequenzen Sprache erzeugt und
welche das menschliche Ohr am deut-
lichsten hört, denn ein Akustikelement,
das nicht darauf abgestimmt ist, nutzt
nicht viel. Im Bereich zwischen 200 und
600 Hz wird Sprache besonders laut
empfunden – genau hier lohne es sich
daher, raumakustisch zu bedämpfen
und genau auf diese Frequenzen habe
SilenceSolutions sein „Ruhemodul
Office“ abgestimmt.

Ruhemodul und Glas


spielen Pingpong
Praxisbeispiel Arondo (vorher): Nachher: Der zum Open Space umstruktu-
Die Bürofläche des zu vermietenden rierte Büroraum wurde mit Ruhemodulen Das Innere des Ruhemoduls besteht
Neubaus in München war als typisches ausgestattet. Es dringt viel Licht in die offe- aus mehreren Lagen unterschiedlicher
Zellenbüro strukturiert. Transparenz ne Fläche, die Mitarbeiter haben Sicht- Kunststoffe, die den Laufweg des
Fehlanzeige. kontakt. Trotz fehlender Türen beträgt die
Schalls verlängern und über ein Multi-
Pegelminderung im Vergleich zur vorheri-
impedanzverfahren besonders effizient
gen Struktur über 15 Prozent.
im Bereich von 200 bis 600 Hz
schlucken. Alle vier Seiten des
Absorbers sind perforiert, der Einbau
der Wandelemente erfolgt immer
raumhoch geschlossen in Kombination
mit Glastrennwänden. „Open Space
ohne raumhoch voneinander getrennte
Bereiche, bekommen Sie akustisch
schwer bis gar nicht in den Griff. Wir
kombinieren die Vorteile des Open
Space, die Transparenz und Offenheit,
mit den Vorteilen der Zelle, der Ruhe“,
erklärt Georg Wulff von SilenceSolutions.
Je nachdem, wie viel Absorberflächen
nötig seien, erläutert der Architekt
weiter, konstruiere man im offenen
Raum grundrissmäßig betrachtet über-
schaubare Zellenstrukturen, die jedoch
von Glaswänden begrenzt werden und
Bild: Sandra Hoffmann/DFM (3)

statt Türen großzügige Öffnungen


haben – schließlich solle die Offenheit
des Raums erhalten bleiben.

„Normalerweise erhöht Glas die


Halligkeit der Räume. Die raumhoch
geschlossenen Elemente, die der Schall
nicht überwinden kann, zwingen ihn
Vorher arbeiteten die Büroangestellten direkt neben den Kollegen an den Briefscan- jedoch, im Raum gewisse Wege zu
maschinen. Der Geräuschpegel im Raum betrug 75 dB (A). Heute arbeiten die Kollegen nehmen. In Kombination mit den im
immer noch nebeneinander, ohne Türen, aber mit Ruhemodulen dazwischen. Der Geräusch- Raum verteilten Absorbern inszenieren
pegel im Raum: 50 dB (A). wir also ein Pingpong-Spiel aus schall-

14
48 Dezember 2008 www.facility-manager.de
titel

harten und -weichen Flächen. An den kein Gegenüber, fühlen sich allein und Das leistet sich bei den heutigen
Stellen, an denen der Schalldruck im sprechen lauter. Der Kollege auf der Baupreisen aber niemand.“ Auf die
Raum am größten wird, platzieren wir anderen Seite tut dasselbe und die Anmerkung hin, dass ein gewisser
unsere Absorberelemente. Das sind Akustik schaukelt sich auf.“ Geräuschpegel im Raum nach Ansicht
Raumkanten und -ecken, weil sich dort vieler Hersteller von Akustiksystemen
die Wellen sammeln. Im Vergleich zu Auch Akustikdecken funktionieren sinnvoll sei, entgegnet Wulff: „Das
einer Anordnung in der Raummitte nach Angabe von Wulff heute oft nicht sehen wir anders. Ich denke, dass viele
erreichen Sie damit im Bereich von wie erwartet. „Das Problem ist die dieses Grundrauschen mit ihren
160-400 Hz 20 Prozent mehr mangelnde Abhanghöhe. Um im tief- Systemen einfach nicht weggedämpft
Dämpfung“, beschreibt Zickmantel das frequenten Bereich wirksam zu absor- bekommen.“
Funktionsprinzip. Auch dort, wo statt bieren, müssten Abhanghöhen von bis
der Türen die Öffnungen sitzen, sind zu einem Meter angepeilt werden. Sandra Hoffmann wp
links und rechts Absorber montiert.
Will der Schall aus dem Raum, muss er
an den rundum perforierten Akustik-
schleusen vorbei, die ihn wieder ein- Ruhemodule steigern Flächeneffizienz
fangen. So werden Nachhallzeit und Ruhemodule eignen sich laut SilenceSolutions neben der Verbesserung der
Übertragung von Direktschall gleicher- Raumakustik auch für die Steigerung der Flächeneffizienz. Praxisbeispiel:
maßen gemindert. Ein System, das laut Bürofläche eines Bauherrn der öffentlichen Hand in Kiel.
SilenceSolutions auch für die akustische
Grundversorgung eines Raums funktio-
niert, sollten etwa noch keine Mieter
feststehen. Denn auch hier gilt: Im
ersten Schritt Raumecken und -kanten
bedämpfen sowie eventuell im Bereich
großflächiger Glasfassaden Decken-
absorber montieren.

Warum halbhoch Ausgangssituation: 132 m2 Bürofläche sind mit zehn Arbeitsplätzen belegt, der
nicht ausreicht Grundriss ist mit Zellen strukturiert. 128 m2 Fläche werden als Flur genutzt.

Halbhohe Trennwände erachtet


Zickmantel im Hinblick auf die Raum-

Bild: SilenceSolutions (2)


bedämpfung bedingt bis gar nicht
geeignet. „Solche Elemente irgendwo
im Raum zu platzieren, bringt wenig,
denn der Schall kann sich über Neben-
wege ausbreiten. Wir haben viele
Messungen durchgeführt und oft
betrug die Pegelminderung halbhoher
Mit Generalplaner Markus Weise (Stadt und Haus Architekten) hat SilenceSolutions das
Stellwände im Raum 0 dB.“ Der Grund
Layout neu aufgesetzt und den Flur in den neuen Großraum integriert. Die Glas-
liegt laut dem Akustiker in der Tat-
Akustikwandscheiben sind dem Gebäuderaster folgend angeordnet, Teamstrukturen
sache, dass der Großteil der Schallwellen blieben erhalten. Im neuen Open Space können auf 260 m2 bis zu 38 Arbeitsplätze
die Elemente überwindet. „Schall untergebracht werden.
breitet sich kugelförmig aus und je
nach Frequenz sind die Wellen sehr Ergebnis:
lang – eine halbhohe Wand ist da Summe Kosten (netto, ohne Nebenkosten) u. a. durch Abbruch, Anpassungen
kein Hindernis. Im Gegenteil: An den (Decke, Boden …), Teppich erneuern, Glas-Akustik-Wände, Beleuchtung und
Kanten kommt es zu Umbeugungen Vorrichtung IV/TK sowie Elektro: 164.000 Euro
und hinter dem Element sowie an der
Decke zu Reflektionen. Der Schall- Mieteinsparungen in 10 Jahren durch 28 zusätzliche Arbeitsplätze:
schirm müsste sehr groß sein und der 28 x 12 Euro x 26 m2 x 12 Mon. x 10 Jahre = ca. 1.048.320 Euro
Sprechende extrem nah am Element
sitzen, damit seine Worte tatsächlich Diese Belegungsverdichtung spart 80 Prozent Mietkosten. Die Investitionen
bedämpft werden.“ Einen weiteren haben sich nach anderthalb Jahren amortisiert. In drei unterschiedlichen Open-
Nachteil sieht Wulff in der Tatsache, Space-Szenarien gemessen, betrug die Pegelminderung im Schnitt 21,6 dB (A).
dass solche Systeme dem Mitarbeiter Die Umbaumaßnahmen dauerten zwei Wochen.
Privatsphäre suggerieren. „Sie sehen

www.facility-manager.de Dezember 2008 49


15
research

Bild: Sean Prior ­ Fotolia.com


Lärm im Büro:

BITTe STÖren?
Lärm ist die Störquelle nummer eins im Büro. Unterschiedlichste Quellen erzeugen im Büro Schall, der die Mitarbeiter
mehr oder weniger stört. Dominanteste Störquelle ist Sprache, dicht gefolgt von Telefonklingeln (lassen) und
Büromaschinen. Der Grad der Belästigung hängt ab vom Schallpegel, der art und Dauer des Geräuschs, der nachhallzeit
und der art der aufgabe, die die Mitarbeiter erledigen.

I n der Raumakustik* dreht sich alles


um bestmöglich an die Art der
Nutzung angepasste Hörbedingungen
2058, auf die wiederum in der VDI
2569 verwiesen wird. Diese Werte sind
bezogen auf den Beurteilungspegel:
kugelförmig in alle Richtungen aus.
Als Direktschall werden die Geräusche
bezeichnet, die direkt von der Schall­
im Raum – und die Frage, welche quelle beim Ohr ankommen. Je größer
Materialien bzw. Oberflächen diese • max. 55 dB(A) die Entfernung zwischen beiden ist,
Hörbedingungen beeinflussen. Zu be­ für geistige Tätigkeiten und desto niedriger ist die Schallenergie,
achten ist, dass jeder Geräusche sub­ die noch am Ohr ankommt. Im Büro
jektiv wahrnimmt, d. h., die persön­ • max. 70 dB(A) sind jedoch die Entfernungen zwischen
liche Einstellung des Einzelnen spielt für einfache oder überwiegend den einzelnen Arbeitsplätzen eher ge­
eine große Rolle. Wer etwa ein mechanisierte Bürotätigkeiten. ring, weshalb Behelfsmaßnahmen not­
Einzelbüro gewohnt ist, wird sich tun. „Direktschall lässt sich gut durch
beim Umzug in ein Open­Space­Büro Zudem werden auch Höchstwerte für direkte Hindernisse, etwa Stellwände,
schwertun, selbst wenn sich theore­ den Hintergrundgeräuschpegel emp­ abdämpfen. Am besten wirken natür­
tisch die raumakustische Situation gar fohlen (s. Kasten). Wer den lich raumhoch geschlossene Hindernisse,
nicht großartig ändern sollte. Schallpegel im Büro reduzieren möch­ aber auch eine halbhohe Stellwand
te, sollte etwa darauf achten, dass senkt den Pegel um bis zu vier, fünf
Die tatsächliche Schmerzgrenze des Bürogeräte oder Lüftungsanlagen dB“, erklärt Dr. Christian Nocke,
menschlichen Ohrs liegt bei 140 dB, einen gewissen Pegel nicht überschrei­ Inhaber des Akustikbüros Oldenburg,
wobei jedoch schon 80 dB(A) Dauer­ ten. Zudem sollte die Anzahl der anlässlich des vom buero­forum veran­
schallpegel oder 130 dB(A) Impuls­ Schallquellen auf ein Mindestmaß stalteten Akustikseminars. Die Wirkung
geräusch das Gehör irreversibel schä­ reduziert werden, denn je mehr zeige sich vor allem im Bereich hoher
digen können. Daher ist der maximal Schallquellen, desto höher der Frequenzen. „Jede Frequenz hat eine
zulässige Schalldruckpegel per Norm Schalldruckpegel im Raum. bestimmte Wellenlänge. Die für die
definiert. Hinweise für den max. Raumakustik relevanten Frequenzen
zulässigen Schalldruckpegel in Ein weiterer Schritt ist, den Direkt­ liegen im Bereich von 100 bis 5.000
Arbeitsräumen enthält u. a. die VDI schall zu dämpfen. Schall breitet sich Hertz. Eine 100­Hz­Frequenz dehnt

46
16 Juli/August 2010 www.facility-manager.de
research

Schalldruckerhöhung Schalldruckerhöhung bei


bei gleichen zwei unterschiedlichen Schallquellen
Schallquellen Zunächst ist zu prüfen, welche Differenz zwischen den beiden Pegeln besteht.
Diese legt die Spalte fest. Im zweiten Schritt ist der in der zweiten Zeile der
Eine Verdoppelung der Anzahl der
betreffenden Spalte genannte Wert der Pegelzunahme zum höheren der
Schallquellen bedeutet immer eine
beiden Pegelwerte zu addieren:
Pegelerhöhung um 3 dB, eine
Verzehnfachung um 10 dB und
eine Verhundertfachung um 20 dB. Pegeldifferenz zw. 2 Pegeln 0 bis 1 2 bis 3 4 bis 9 mehr als 10

Pegelzunahme (zum
Beispiel: In einem Büro werden
höheren Pegel addieren) + 3 dB + 2 dB + 1 dB + 0 dB
zwei identische Kopierer mit einem
Schalldruckpegel von je 62 dB auf­
gestellt. Der Schalldruckpegel, den Beispiel: Bei zwei Quellen mit 50 dB und 57 dB ergibt sich aufgrund der
sie in Summe erzeugen, beträgt 65 Differenz von 7 dB eine Zunahme um 1 dB, d. h. addiert zu 57 dB ein
dB (62 dB + 3). Gesamtpegel von 58 dB.

Quelle** Quelle**

sich über 3,40 m aus, letztere nur Nachhallzeit ist aber auch im Büro Sprachverständlichkeit eventuell durch
etwa 7 cm. Somit liegen vor allem nicht immer die beste. Mit sinkender „angemessenes Hintergrundrauschen“
hohe Frequenzen in der Größen­ Nachhallzeit steigt zwar die Sprach­ zu senken.
ordnung der Abmessung von Räumen verständlichkeit, aber auch der Grad
oder Einrichtungsgegenständen und der Belästigung von Mitarbeitern. In Sandra Hoffmann wp
lassen sich gut abschirmen.“ einem Konferenzraum sollte die
Nachhallzeit je nach Größe zwischen Mehr zum Thema Schalldämpfung er­
nachhall 0,8 bis 1,2 Sekunden liegen; im fahren Sie in der nächsten workplace­
Büroraum je nach Größe zwischen 0,5 Ausgabe.
Neben dem Direktschall spielt ein bis 0,8 Sekunden. Evolutionär bedingt
weiteres Phänomen eine große Rolle: ist das menschliche Ohr im Bereich der * Nicht zu verwechseln mit Bauakustik. Die
Reflexions­ und Streuschall. Im ge­ Sprache (250 bis 2.000 Hz) besonders Bauakustik beschäftigt sich mit der
Schallübertragung zwischen aneinander angren­
schlossenen Raum reflektieren Decke, empfindlich. Daher lenkt Sprache,
zenden Räumen, d. h. wie viel Lärm kommt aus
Boden und Wände die auftreffenden auch wenn es nicht die Muttersprache dem Nebenzimmer an. Die Raumakustik hinge­
Schallwellen gedämpft zurück in den ist, im Büro am meisten ab. Die Kunst gen fokussiert auf die Schallsituation im Raum.
Raum, was die Lautstärke weiter an­ der Büroraumakustik liegt also darin, Man spricht auch von der „Hörsamkeit“ inner­
hebt. Wie stark die Flächen den Schall die Sprachverständlichkeit in den Be­ halb eines Raums.

abdämpfen, hängt von ihrer Beschaf­ reichen zu verbessern, in denen es auf


** Quelle: „8. Raumakustik – Akustische
fenheit bzw. dem Einsatz von Schall­ Kommunikation und Verständigung Bedingungen am Arbeitsplatz effektiv gestalten“
absorbern ab, aber ein gewisses Maß geht. In Bereichen, in denen hingegen – Schriftenreihe des buero­forum im bso,
kommt immer in Form von Nachhall Konzentration gefragt ist, gilt es, die Verband Büro­, Sitz­ und Objektmöbel e.V.
zeitversetzt beim Hörenden an. Die
„Nachhallzeit“ bezeichnet die Zeit, die
der Schall braucht, um 60 dB im Raum Raumart Höchstwert Hintergrundgeräuschpegel
abzufallen. Ist die Nachhallzeit kurz, Konferenzraum 30 bis 35 dB(A)
ist die Sprachverständlichkeit hoch.
Für eine optimale Planung ist die Einzelbüros 30 bis 40 dB(A)
Raumnutzung entscheidend, denn ein
Großraumbüros 35 bis 45 dB(A)
Konzerthaus braucht andere Nachhall­
zeiten als ein Besprechungsraum. Industrielle Arbeitsstätten 65 bis 70 dB(A)

Die Nachhallzeit hängt wesentlich Die Tabelle zeigt Werte für den empfohlenen Hintergrundgeräuschpegel
vom Raumvolumen, den Oberflächen aus der DIN EN ISO 11690. Hintergrundgeräusche sind informationsarme
sowie den Einrichtungsgegenständen Geräusche (z. B. RLT­Anlagen, Drucker, Straßenverkehr), die die Hörbarkeit
ab. Je größer der Raum, desto länger im Raum beeinflussen.
ist in der Regel die Nachhallzeit.
Und: Je mehr Absorber im Raum, Quelle**
desto kürzer ist sie. Die kürzeste

www.facility-manager.de Juli/August 2010 1747


research

Bild: Kzenon - Fotolia.com


Schallabsorption:

ENDLICH IN RUHE ARBEITEN


Die schlechte Nachricht: Lärm am Arbeitsplatz stört und stresst. Die gute Nachricht: Dem kann Abhilfe geleistet werden.
Mithilfe verschiedener raumakustischer Maßnahmen lässt sich der Lautstärkepegel im Büro „dimmen“.

L apidar könnte man sagen:


Wo gehobelt wird, fallen Späne,
wo gearbeitet wird, erklingen Töne.
Wer sein Büro raumakustisch mög-
lichst optimal planen möchte, sollte
vor allem folgende Schritte gehen:
oder überhaupt nicht genutzt wer-
den? Im Bereich Boden tragen insbe-
sondere Teppichböden sowohl zum
Auch im Büro. Wie laut diese Töne Schallschutz zwischen den Räumen
sind, hängt nicht nur von der Stimm­ • Akustische Grundversorgung innerhalb eines Gebäudes bei als auch
gewalt der Arbeitenden oder der des Raums mit entsprechenden zur akustischen Optimierung und
Geräuschkulisse, die die Büromaschinen „Schallschluckern“, die die Schall- Reduzierung des Geräuschpegels in
aufbauen, ab. Es hängt vor allem ausbreitung im Raum dämpfen einem Raum selbst. Zudem bietet der
davon ab, wie gut die raumbegren- • Unterbrechung des Direktschalls Markt eine Reihe von Absorber­
zenden Flächen die entstehenden mit Schallschirmen systemen, die speziell für den Einsatz
Töne, oder besser gesagt: den Schall, im Wandbereich entwickelt worden
schlucken können. Schall breitet sich Die akustische Grundversorgung eines sind: textile Materialien wie Vorhänge
im Büro einerseits in Form von Direkt­ Raums zielt auf schalldämpfende oder Paneele mit Stoffoberflächen,
schall aus, der geradewegs am Ohr Maßnahmen im Bereich Boden, Decke aber auch robustere Systeme, die sich
des Gegenübers ankommt, und ande- und Wände ab, mit dem Ziel, dass die- vor allen Dingen für den Einsatz in
rerseits in Form von Streu- und Re­ se wesentlich weniger Schall in den Zonen eignen, die im Arbeitsalltag be-
flexionsschall, d.h., Boden, Decke und Raum zurückstreuen und reflektieren. rührt oder angestoßen werden. Große
Wände werfen den Schall mehr oder Die zentrale Frage hierbei lautet: schallschutztechnische Bedeutung
weniger stark in den Raum zurück. Welche Flächen können voll, anteilig kommt der Decke zu. Es gibt hier ver-

74
18 Oktober 2010 www.facility-manager.de
research

schiedene Systeme: von der komplet- Natur­stein oder ähnliche „architekto-


ten Akustikdecke, die einige Experten nisch ästhetische“ Materialien spielen
als wirkungsvollste Maßnahme für gerne Echo und werfen einen Großteil
raumakustischen Komfort erachten, des auftreffenden Schalls geradezu
über Deckensegel und Baffeln bis hin mit Herzenslust in den Raum zurück.
zu Akustikfriesen, die an Randzonen Diese Tatsache lässt sich auch durch in
oder im Bereich von Deckenabkoffe­ Einrichtungsgegenstände integrierte
rungen eingesetzt werden. Schallabsorber in der Regel nicht
ausreichend ausgleichen. Gleichwohl

Bild: Strähle
Schallharte Moderne können etwa Stellwände mit schall­
absorbierenden Oberflächen, schall­
Ein großes Problem, vor das sich heute absorbierende Schränke oder ganze
allerdings viele Experten gestellt sehen, Raum-in-Raum-Systeme einen gewissen Ein Ersatz für die Akustikdecke, der sich
wenn sie die „Grundversorgung“ Beitrag leisten und auch Leuchten auch mit einer Betonkerntemperierung gut
planen sollen, beschert ihnen die oder Heizkörper werden heute immer versteht: mikroperforierte, mehrschichtige
moderne Architektur: Die sieht weder wieder mit schallaktiven Materialien Metallkassettenabsorber an der Decke.
Teppich gerne noch Akustikdecken. kombiniert. Der Vorteil der in Einrich­
Und was die Decke anbelangt, bekom- tungselemente integrierten Absorber
men die Raumakustiker auch noch liegt darin, dass sie ohne bauliche
von den Klimatechnikern starken Maßnahmen sehr flexibel im Raum
Gegenwind. Betonkerntemperierung einsetzbar sind und auch dicht an den
heißt derzeit deren liebstes Kind und jeweiligen Schallquellen positioniert
dieses System lebt davon, dass die werden können.
Betondecken, in denen zum Zwecke
der Raumklimatisierung flächen­ Schutz mit Schirm
deckend Heiz- und Kühlschleifen ein-
gebaut sind, unverbaut bleiben. Nur Der zweite Schritt auf dem Weg zu
so können sie ihre Wirkung, die ener- raumakustischem Komfort besteht da-
gieeffizienter heizen und kühlen soll rin, den Direktschall zu unterbrechen,
als konventionelle Anlagen, voll ent­ indem man ihm ein Hindernis in den
falten. Beton und Bodenbeläge wie Weg stellt. Das wirkungsvollste
Bild: Interface Flor

Raumakustik für den Boden: Textile


Materialien wie Teppichböden dämpfen
den Schall im Raum herunter.

Hindernis ist die raumhoch geschlosse-


ne Trennwand, aber auch halbhohe
Stellwände, Schreibtischaufsätze oder
Bild: Hund Büromöbel

frei im Raum positionierbare Schränke


leisten Abhilfe.

Um einen entsprechenden Effekt zu


zeigen, sollten Schallschirme ein ge-
wisses Flächengewicht besitzen und
die Fläche luftundurchlässig sein.
Prinzip der Schallausbreitung im Raum. Besteht die Oberfläche selbst aus

www.facility-manager.de Oktober 2010 1975


research

Raumakustisch wirksame Elemente mal


anders: Die Sonder­formen von Agoraphil
setzen farbenfrohe Akzente und tragen
zur Verbesserung der Akustik im Raum bei.

Bild: Agoraphil (2)

Zwei in einem gewünscht? Die Akustik-


Zylinder von Agoraphil können mit integ-
rierten Leuchtmitteln versehen werden.

schallabsorbierendem Material, ver­ Was die Höhe des Schirms anbelangt, sich durch Einfügen eines Schall­
hin­dert sie zudem die Schallausbrei­ sind hohe Schirme bei kurzen schirms eine Pegelminderung von
tung und trägt so mehrfach zur Entfernungen zwischen Quelle und bis zu 10 dB erreichen.
Pegelminderung im Raum bei. Ist nur Empfänger am effektivsten (siehe
eine Seite des Schirms absorbierend Tabelle). Optimal ist es, wenn das Ein Phänomen ist jedoch beim Einsatz
ausgestattet, sollte diese Seite der Verhältnis von Schirm- zu Raumhöhe von Schallschirmen zu beachten: Trifft
Geräuschquelle zugewandt sein, einen Wert von über 0,5 erreicht. eine Schallwelle auf ein Hindernis,
damit sie frühzeitig verhindern kann, Gerade bei kurzen Entfernungen erfährt sie an dessen Rändern eine
dass der Schall auf Wanderschaft geht. zwischen Quelle und Empfänger lässt Richtungsänderung und ein Teil der
Schallenergie gelangt dadurch in den
Minderung des Schalldruckpegels durch Schallschirme Schattenbereich hinter dem Hindernis.
Dieser an der Kante „umgelenkte“
Verhältnis von Quelle-Empfänger- Teil des Schalls heißt Beugungsschall.
Abstand zu Raumhöhe (s/H): An diesem Arbeitsplatz kommt also
< 0,3 0,3 bis 1 1 bis 3 sowohl Reflexionsschall als auch
Verhältnis von < 0,3 7 dB 4 dB - Beugungsschall an. Dessen Schalldruck
Schirm- zu 0,3 bis 0,5 10 dB 7 dB 4 dB ist jedoch immer geringer als der des
Raumhöhe (h/H): > 0,5 - 9 dB 6 dB Direktschalls ohne Schallschirmung.
Wie viel Beugungsschall übertragen
Die Tabelle zeigt, wie die Schirmhöhe von Schallschirmen und ihre Schallpegel­ wird, hängt zum einen von der Höhe
minderung im Verhältnis zueinander stehen. des Schallschirms, zum anderen von
Quelle: BAUA 1995 dessen Form ab. Beugung und
Reflexion sind zudem im Allgemeinen
stark frequenzabhängige Effekte, die
Merkregeln zum Einsatz von Schallschirmen beim Einsatz von Schallschirmen be-
rücksichtigt werden müssen. Generell
• Der Schirm sollte dicht an der „Schallquelle“ positioniert sein.
gilt: je mehr Absorption im Raum,
• Schall­schirme entfalten nur dann ihre volle Wirksamkeit, wenn auch
desto kürzer die Nachhallzeit. Aber:
benachbarte Raumbegrenzungsflächen absorbierend wirken. Der Effekt
Die kürzeste Nachhallzeit ist nicht
einer Stellwand fällt also relativ geringer aus, wenn sie unterhalb einer
immer die beste. Sie ist stark von der
stark reflektierenden Decke bzw. seitlich neben einem unverkleideten
Art der Raumnutzung abhängig* ...
Fenster aufgestellt ist.
• Schallschirme sollten bündig an die angrenzenden Raumbegrenzungs­-
Sandra Hoffmann wp
flächen oder Einrichtungselemente anschließen. Ritzen und Spalten senken
die schallschirmende Wirkung deutlich herab. Für eine optimale Wirkung
sollte die Schirmhöhe mindestens die Hälfte der Raumhöhe betragen.
Mehr zu den verschiedenen Arten von Schall­
• Auch die Geometrie spielt eine große Rolle: Es sind Schirme zu bevorzugen,
absorbern und ihrer jeweiligen Wirkungsweise
die nicht nur eine einfache Wand darstellen (I-Aufsicht), sondern statt-
erfahren Sie in der nächsten workplace-Ausgabe.
dessen ihre Raumrichtung ändern und so die Schallquelle zumindest
teilweise umfließen (H- oder L-Aufsicht).
* Informationen zu raumakustischen Grundlagen
(auch zum Thema Nachhallzeit) siehe auch in
Quelle: „8. Raumakustik – Akustische Bedingungen am Arbeitsplatz effektiv gestalten“ –
„Der Facility Manager“/Sonderteil workplace,
Schriftenreihe des buero-forum im bso, Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel e.V.
Ausgabe 7-8/2010.

20
76 Oktober 2010 www.facility-manager.de
Rubriken t i t e l

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Geschäftsbedingungen des Verlags.
21
www.facility-manager.de Juli/August 2012 83
Bestellannahme: 08233/381-361 Email: service@facility-manager.de www.facility-manager.de 3017/12
Bild: Werner Huthmacher, Berlin
ßraum
bl em : S ch le ch te Akustik im Gro
Pro
Lösung: Raumakustische Planung gemäß
neuer DIN

Neues Mess- und Bewertungsverfahren:

Akustikproblem open space


Seit Anfang Mai gibt es erstmals eine Richtlinie zur Bestimmung raumakustischer Parameter für durchgehende Räume.
Die DIN EN ISO 3382-3 verändert künftig die raumakustische Planung von Büroräumen.

D ie Erkenntnis, dass zwei gegensätzliche akustische


Effekte die Arbeitsleistung im Großraum mindern, ist
noch recht neu. Bisher zielte raumakustische Konditionie­
Bislang hat keine Norm diese Problematik erfasst. Allen­
falls kamen die DIN 18041 (2004), die DIN EN ISO 3382-2
(2008) oder die relativ alte VDI 2569 (1990) zur
rung vor allem darauf ab, den schon bekannten Lombard­ Anwendung, die sich aber nur mit der Konditionierung
effekt zu vermeiden. Damit ist die Tatsache gemeint, dass von Räumen über die Nachhallzeit befassen. Seit die DIN
der Mensch sich an seiner eigenen Sprachwahrnehmung EN ISO 3382-3 erschienen ist, gibt es erstmals eine Richtlinie
orientiert: Kann er sich selbst schlecht verstehen, spricht er zur Bestimmung raumakustischer Parameter für durchge­
instinktiv lauter – ein Grund dafür, warum Menschen in hende Räume. Maßgeblich verändert hat sich dadurch,
dicht besetzten Restaurants „schreien“ oder Hörgeschädigte dass nun neben der Vorgabe der Nachhallzeit messtechni­
lauter sprechen. Die Lösung im Büroraum ist relativ ein­ sche Analysen hinsichtlich der räumlichen Ausbreitung des
fach: Wer passive akustische Bauteile (z. B. Akustikdecken, Schalls sowie Messungen der Ablenkungs- und
Teppiche, absorbierende Vorhänge oder absorbierendes Vertraulichkeitsabstände auf der Bürofläche durchgeführt
Mobiliar) installiert, reduziert die Nachhallzeit und den werden. Die neuen Anforderungen zeigen nun auch die
Grundgeräuschpegel im Raum. Das führt subjektiv zu­ Schwachstellen typischer offener Bürolandschaften auf.
nächst zu einem besseren Befinden, da der Lombardeffekt Um den bestehenden und wachsenden raumakustischen
unterbrochen wird. Anforderungen gerecht zu werden, sind neue raumakusti­
sche Technologien und Maßnahmen für Großräume nötig.
In den letzten Jahren wurde jedoch festgestellt, dass nied­
rige Nachhallzeiten und Grundgeräuschpegel zwar nötig Neues Verfahren
sind, aber im Großraumbüro zum sogenannten irrelevan­
ten Spracheffekt führen. Da das menschliche Gehirn ins­ Da das Mess- und Bewertungsverfahren für Laien etwas
tinktiv versucht, alle aus der Umgebung kommenden komplex erscheint, wird es nachfolgend anhand von vier
Sprachinformationen zu entschlüsseln, können Mitarbeiter beispielhaften Bürosituationen erläutert, die mit einer
auch für sie nicht nötige Sprachinformationen über weite Akustiksoftware erstellt und simuliert sind. Das Beispiel­
Entfernungen verstehen, was sich negativ auswirkt auf büro (16-Personen-Büro) verfügt über Abmessungen von
ihre Konzentration und Arbeitsgedächtnisleistung. ca. 17 m x 6 m x 3 m und demnach über eine Grundfläche
Ineffiziente Arbeit kostet nicht nur viel Geld, sie setzt auch von ca. 100 m² bzw. ein Volumen von ca. 300 m³. Es be­
unter Zeitdruck. Zudem braucht der Mensch, ist seine Kon­ steht aus zwei Glasfassaden und zwei stirnseitigen Beton­
zentration erst einmal gestört, bei komplexen Tätigkeiten wänden, der Boden ist mit Teppich belegt. Der Raum ent­
recht lange, bis er sich wieder vollständig eingearbeitet hält zudem eine gute Akustikdecke, akustisch optimierte
hat. Die Folge: Der Stress steigt und macht Mitarbeiter auf Schränke und vier stirnseitige Wandabsorber.
Dauer krank.

22
70 Juli/August 2012 www.facility-manager.de
research LAMIGA: Umarmt den Rücken,
stützt den Nacken. Mit ERGO-DISC,
dem i-Punkt für ergonomisches Sitzen.
• In Variante 1 sind in dem Großraumbüro keine schirmen-
den Maßnahmen zwischen den Tischen vorgesehen. In
der Simulation beträgt die Nachhallzeit in diesem Büro
ca. 0,5 Sekunden, d. h., dieses Büro erfüllt schon im
Ausgangszustand die bisherigen Anforderungen, ob­
wohl es auf raumakustische Maßnahmen zwischen den
Arbeitsplätzen verzichtet.

• In Variante 2 des Großraumbüros wurden zwischen den


Tischgruppen zusätzlich intransparente, schallabsorbie­
rende Stellwände in einer Gesamthöhe von 1,20 Metern
T­förmig aufgestellt.

• Für Variante 3 wurden die Stellwände mit einem 40 cm


hohen Glasaufsatz zu einer Gesamthöhe von 1,60 Metern
kombiniert.

• Für Variante 4 wurde das Großraumbüro mit raumhohen


Glas­Akustik­Schallschirmen bestückt.

Die vier Bürotypen werden nun nach den Kriterien der


neuen DIN EN ISO 3382­3 geprüft. Gemäß der Norm müs­
sen Schallquelle und ­empfänger in einer Höhe von 1,20 m
über dem Boden positioniert werden. Zudem muss das
verwendete Messsignal auf die Lautstärke und das
Spektrum normaler menschlicher Sprache umgerechnet
werden. Nun werden:

a) die räumliche Abklingrate D2,S* in [Dezibel], also die


ermittelte Schallpegelminderung im Abstand zur Sprach­
quelle als Durchschnittswert,
b) der A­bewertete Schallpegel im Abstand von vier
Metern zur Sprachquelle in [Dezibel], also die wahrge­
nommene „Lautstärke“ in vier Metern Abstand vom
Sprecher, sowie
c) der Ablenkungsabstand rD**, in [Metern], der die
ERGO - DISC
Entfernung von der Sprachquelle beschreibt, in der die
Sprachverständlichkeit auf unter 50 Prozent absinkt,

Jetzt auch
untersucht. Das geschieht anhand vorab definierter Mess­
für Nutzer bis
pfade, typischerweise zwischen der Sprachschallquelle und
den Arbeitsplätzen. Grafik 1 stellt einen solchen Messpfad 150 kg
beispielhaft anhand von sieben Messpositionen und der
Sprachschallquelle L dar.
14,20 m
12,00 m
10,20 m
8,00 m
Ingenieurbüro Wulff www.inbw.eu

6,20 m Hier der Film, der


4,00 m den Rücken umarmt!
2,20 m

L 1 2 3 4 5 6 7
Bild: SilenceSolutions/

Wurden Sie schon mal im Büro umarmt? Gut – aber bestimmt noch
nicht von einem Stuhl. Dann erleben Sie jetzt den neuen LAMIGA.
Der erste Stuhl, der den Rücken umarmt. Mit der ERGO-DISC,
dem i-Punkt für ergonomisches Sitzen, werden nicht nur Ihre
Wünsche nach individuellem Wohlbefinden, sondern auch die
nach der passenden Unterstützung im Rücken erfüllt. Der neue
Grafik 1: Grundriss und beispielhafter Messpfad inkl. Entfernung
LAMIGA, aus Liebe zur Ergonomie. www.koenig-neurath.de
von der Sprachschallquelle.

www.facility-manager.de 23
Freiräume für Leistung.
research
S P L [526837 ra ys , 1000 ms ]
S TI origina l, ma s k ing on, [526837 ra ys , 1000 ms ] (S TI < 0,50=0,2%) B k g [dB ]: 45 38 32 28 25 23 21 -

SPL
S TI

Tabelle: SilenceSolutions/Ingenieurbüro Wulff www.inbw.eu


dB Schalldruckpegel SPL [dB(A)] Sprachverständlichkeitsindex STI [-]
-
60 V1
1,0
SPL S TI
A0 dB A0 -
60 1,0
0,9
55
0,8
0,7
50 S TI IEC ma le, ma s k ing on, [526837 ra ys , 1000 ms ] (S TI < 0,50=0,2%) B k g [dB ]: 45 38 32 28 25 23 21 -
S P L [526837 ra ys , 1000 ms ] 0,6

45 0,5

0,9
0,4

55
40 0,3

0,2
35
0,1

30
s um(A)

0,8
50 V2 A0
60
SPL
dB A0
1,0
S TI
-

0,7
0,9
55 0,8
0,7
50
0,6

S P L [526837 ra ys , 1000 ms ] 45 S TI origina l, ma s k ing on, [526837 ra ys , 1000 ms ] (S TI < 0,50=6,8%) 0,523 21 -
B k g [dB ]: 45 38 32 28 25
FM_V4
FM_V4 0,4
40 0,3

0,6
0,2
35

45
0,1

30s um(A)
no da ta :

V3 A0

60
SPL
dB
A0

1,0
S TI
-
0,5
40
0,9
55
S P L [526837 ra ys , 1000 ms ] S TI origina l, ma s k ing on, [526837 ra ys , 1000 ms ] (S TI < 0,50=73,4%) 0,823 21 -
B k g [dB ]: 45 38 32 28 25
50 0,7

0,4
0,6
45 0,5
FM_V2 FM_V2
0,4
40
0,3

35 0,2
0,1
30s um(A)

0,3
no da ta :

35
V4 A0
SPL
dB
S TI
-

0,2
60 A0
1,0
0,9
55
0,8
0,7

30
50
FM_V3
FM_V3 0,6
45
0,5

s um(A) 0,1
0,4
40
0,3
35 0,2
0,1
30s um(A)
no da ta :

Grafik 2: Berechnete Schallpegel und Sprachverständlichkeitsindexe für vier Bürovarianten.

Die Norm zeigt Zielwerte für gut und schlecht konditio­ Für den in Grafik 1 definierten Messpfad ergeben sich
FM_V1
FM_V1

nierte Großraumbüros auf. Als optimal gelten demnach folgende akustische Werte:
a) Abklingraten von mehr als 7 dB,
Variante Räuml. Abkling- Schallpegel in 4 m Ablenkungs-
b) Schallpegel im Abstand von vier Metern zur Quelle von rate [dB] Abstand [dB(A)] abstand [m]
max. 48 dB sowie Zielwert Norm Zielwert Norm Zielwert Norm
c) Ablenkungsabstände von weniger als fünf Metern. > 7 dB < 48 dB <5m
V1 3,3 56 > 16
V2 4,4 55 > 16
Vergleicht man die vier simulierten Bürosituationen nach V3 5,2 53 10
Grafik 2 miteinander, fällt auf, dass nur Variante 4 mit den V4 16,8 42 2
raumhohen Glas-Akustik-Schallschirmen den erwünschten
Norm-Zielwerten entspricht. Die räumliche Abklingrate Die DIN EN ISO 3382-3 verweist auf insgesamt 21 beispiel­
und der Schalldruckpegel in vier Metern Abstand können haft gemessene Großraumbüros. Das Ergebnis ist logisch,
den Abbildungen der linken Tabellenhälfte entnommen aber dennoch ernüchternd. So heißt es in der Norm wört­
werden, der Ablenkungsabstand den Abbildungen aus der lich: „Die meisten Großraumbüros hatten schlechte oder
rechten. Gegenüber der Ausgangsvariante V1 (ohne unzureichende akustische Bedingungen. Typische Einzahl-
Schirmung) nimmt der Schallpegel auch bei einer Werte in Büros mit schlechten akustischen Bedingungen
Installation von halbhohen Stellwänden, entweder in einer waren D2,S < 5 dB, Lp,A,S,4 m**** > 50 dB und rD > 10 m.
Höhe von 1,20 m (Variante 2) oder mit einem Aufsatz bis Großraumbüros mit guten akustischen Bedingungen sind
1,60 m (Variante 3), nur unmerklich ab, denn Reflexions- selten ...“
und Umbeugungs­effekte reduzieren die Wirksamkeit sol­
cher Schallschirme. Auch der Blick auf den Es besteht also akuter Handlungsbedarf, um zu einer pas­
Sprachverständlichkeitsindex (STI)*** zeigt, dass der ge­ senden Büroform zurückzukehren und im Großraum ein
wünschte Ablenkungsabstand von weniger als fünf leistungsgerechtes Arbeitsumfeld zu bieten. Offene Büro­
Metern weder ohne Schallschirmung noch mit halbhohen landschaften der Zukunft orientieren sich an der Funktio­
Elementen erreichbar ist und bei den ersten beiden na­lität. Attraktives Bürodesign ist trotzdem möglich, die
Varianten sogar außerhalb des Messbereichs von 16 Installation großflächiger Raumteiler allerdings unerläss­
Metern liegt. Sobald der STI unter 0,5 (50 Prozent) fällt, lich. Übrigens hatte man im Normentwurf, der schon zwei
wird der Ablenkungsabstand erreicht. Das gilt für alle in Jahre vor Erscheinen der Endfassung diskutiert wurde,
den Abbildungen weiß umrandeten Teilflächen. In den noch vier Qualitätskategorien definiert. Da die meisten
Varianten 1 und 2 kann sich Sprachschall demnach unge­ Großräume aber nicht einmal den Mindestanforderungen
hindert ausbreiten. In Variante 3 weisen immerhin 6,8 genügen, ist man wohl wieder davon abgerückt.
Prozent der Fläche einen STI <0,5 auf. In Variante 4 sind
hingegen 73,4 Prozent der Fläche ablenkungsfrei. Frank Zickmantel, SilenceSolutions

* D2,S: Rate des räumlichen Abklingens des A-bewerteten *** Sprachübertragungsindex (Speech Transmission Index) STI:
Schalldruckpegels der Sprache je Abstandsverdopplung. physikalische Größe, die die Übertragungsqualität der Sprache im
Hinblick auf deren Verständlichkeit beschreibt.
** rD: Abstand vom Sprecher, bei dem der Sprachübertragungsindex
unter 0,50 sinkt. **** Lp,A,S,4: A-bewerteter Nenn-Schalldruckpegel der normalen
Sprache in einem Abstand von 4 m von der Schallquelle.

24
72 Juli/August 2012 www.facility-manager.de
research

Bild: WavebreakMediaMicro - Fotolia.com


Akustik im Büro:

Viel Lärm um viel


Akustik ist eins der Topthemen im Büro. Nicht nur Unternehmen aus der Raumakustik, sondern auch viele
Büromöbelhersteller hatten auf der Orgatec Lösungen für mehr Ruhe am Arbeitsplatz im Portfolio.

S challwellen sind physikalisch ge­­


sehen mechanische Längswellen.
Ausgehend von der Schallquelle,
Schwingungsform der Klangfarbe.
Die Schallgeschwindigkeit gibt die
Phasengeschwindigkeit wieder, mit der
W/m² angegeben. Der Vergleich
zweier Schallintensitäten erfolgt
durch Angabe des Schallpegels, wobei
einem schwingenden Körper, breiten sich die Welle bewegt. Sie hängt nur der Schalldruckpegel Lp den 20-fachen
sie sich in Festkörpern, Flüssigkeiten von den mechanischen Eigenschaften Logarithmus vom Verhältnis zweier
und Gasen in Form von Druckschwan­ des Übertragungsmediums (Luft, Schalldrücke bezeichnet. Grundsätzlich
kungen (Druckwellen) aus. Solche Wasser, Festkörper), nicht aber von besitzt dieser als Logarithmus keine
Schallquellen können schwingende der Frequenz der Welle ab. Bei Wind­ Einheit, jedoch hat man zur Kenn­
Körper aller Aggregatszustände sein, stille und ohne Hindernisse breitet zeichnung der Logarithmierung die
die Schallwellen abstrahlen – beispiels- sich Schall gleichmäßig nach allen Bezeichnung Dezibel (dB) eingeführt.
weise Saiten, Stäbe, Platten, Luft­ Seiten aus und nimmt mit der Distanz Statt des Lautstärkepegels bestimmt
säulen, Membranen, Stimmbänder. zur Quelle ab. Dabei beträgt die man in der Praxis aber anhand inter-
Für das menschliche Ohr sind in der Schallgeschwindigkeit in trockener national festgelegter Bewertungs­
Regel die Frequenzen 16 bis 20.000 Hz Luft von 0 °C 331,2 m/s. kurven, die das Hörvermögen des
hörbar. Höhere Frequenzen werden Menschen berücksichtigen, den soge-
als Ultraschall, niedrigere als Infra­ Als Schallintensität oder Schallstärke nannten bewerteten Schallpegel dB(A).
schall bezeichnet. Dabei entspricht die bezeichnet man das Verhältnis der auf Beispielsweise entsprechen 65 dB(A)
Frequenz der Tonhöhe, die Amplitude eine Fläche treffenden Schallleistung einem nach der IEC-Kurve A bewer­
der Welle der Lautstärke und die zur Größe dieser Fläche. Sie wird in teten Schalldruckpegel von 65 dB.

64 Dezember 2012 www.facility-manager.de 25


Geräuschsituation

research

Wellen mit niedriger Frequenz müssen man von Lärm, wenn Schallereignisse erhöhten Disposition zu Magen-Darm-
20,00
Erholungsbedarf in Minuten

einen hohen Pegel aufweisen, um ge- unerwünscht sind. Und solche uner- Erkrankungen haben Experten auch
hört zu werden, während Schallwellen wünschten Schallereignisse können, insbesondere bei Mitarbeitern, die viel
mit höherer Frequenz, vor allem im neben psychosomatischen Beschwer­
18,1 18,9
telefonieren, entdeckt, dass sich das
Bereich 4 kHz, sehr gut auch bei nied- den aufgrund von Stress, Anspannung Stimmband dank ständigem Reden
rigen Pegeln wahrgenommen werden15,00 16,3
oder Nervosität, Unterschiedliches be- über der normalen Sprechstimme
können. Dieser „verzerrten“ Wahr­ wirken – Hörschäden etwa. Sie treten pathologisch verändern kann.
nehmung trägt die „A-Bewertung“ 13,4 schleichend auf und lassen sich lange Gravierende Folgen hat Lärm für die
Rechnung, indem sie höhere Frequen­ kompensieren. Zwar ist Lärmschwer­ Leistung, weil er Konzentration und
10,00
zen stärker berücksichtigt als tiefe. hörigkeit kein Problem in Büros, weil Aufmerksamkeit stört. Zwar lässt sich
die Schallpegel meist deutlich unter bei monotonen und einfachen Auf­
Was ist Lärm? 80 dB(A) liegen, aber mit den Folgen – gaben (die mittlerweile aber meist
Schwerhörigkeit – muss gerechnet automatisiert sind) beobachten, dass
Wann Schall zum Lärm wird, darüber
5,00 werden. Dabei ist geringgradige Lärm die Leistung dank erhöhter
bestimmt nicht die „Lautheit“ allein – Schwerhörigkeit nicht nur ein Problem Aktivierung steigert (erhöhter Blut­
Lärm ist eine psychologische Kate­ älterer Personen. 15 bis 20 Prozent druck, der Anspannung und Aufmerk­
0,00
gorie, d. h., auch ein leises Geräusch
kann als Lärm empfunden werden.
von Jugendlichen (15 bis 25 Jahre)
weisen bereits leichte Hörschäden auf,
samkeit steigert), aber in der Regel
bewirkt er das Gegenteil – insbeson-
Zu einer solchen Bewertung trägt bei, die die Sprachkommunikation beein- dere bei komplexen Aufgaben. Hier
ob man etwa selbst die Quelle eines
Ruhe 55 dB (A)
trächtigen können.
55 dB (A) 70 dB (A)
stören gerade intermittierende
Schallereignisses ist oder jemand an- kont. intermitt. intermitt.
Geräusche Aufmerksamkeit und
ders. Auch am Beispiel Musik zeigt Ein weiteres Thema sind Herz-Kreis­ Konzentration. Sind die Geräusche
sich dieses Phänomen: Wer welche lauf-Erkrankungen, die entstehen zudem bedeutungshaltig, wie z. B.
Musik als Lärm empfindet, hängt von können, wenn Geräusche, die die Sprache, beeinträchtigen sie die
der Einstellung zum Musiker und vom Blutgefäße verengen, den Blutdruck Verarbeitung sprachlicher Informa­
Musikgeschmack ab. Generell spricht über die Maßen erhöhen. Neben einer tionen, weil die gleichen mentalen

dB Watt/m2
120 Schmerzschwelle
Hörfeld 1

Musik

Sprache

Hörschwelle

0 10 -12

10 100 2.000 5.000 20.000 100.000 Hz


Die Grafik veranschaulicht das Hörfeld des Menschen.

www.facility-manager.de Dezember 2012 2665


research

20,00
Bearbeitungsdauer in Minuten

17,67
15,00
14,45

10,00

5,00

0,00
40 dB (A) 70 dB (A)
Geräuschsituation
Beispiel für die Bearbeitungsdauer ein und derselben Aufgabe unter unterschiedlichen
Geräuschsituationen in Minuten (nach Sust & Lazarus 2002).
20,00
in Minuten

Ressourcen genutzt werden müssen. kommu­nikation muss der Abstand dass die Beschäftigten nur noch flüs-
Selbst 20,00
in Minuten

wenn man eine Sprache nicht 17,67


zwischen dem (Stör)Geräusch und ternd kommunizieren, um andere
15,00
versteht, ist die Verarbeitung dieser Sprache mindestens 12 bis 18,9 15 dB nicht zu stören oder eine gewisse
18,1
Informationen
15,00 für das Gehirn 14,45
nahezu (Signal-to-Noise-Ratio,
16,3 SNR) betragen. Privatheit aufrechtzuerhalten.
Bearbeitungsdauer

„unwiderstehlich“, und es kostet viel Findet die Kommunikation zwischen Der Gesetzgeber hält sich inzwischen,
Kraft, 10,00 13,4
diese Informationen auszublen- Personen statt, die Dialektsprecher, sofern es nicht darum geht, Gehör­
Erholungsbedarf

10,00
den. Personen brauchen also mehr keine Muttersprachler bzw. schwer­ schäden zu vermeiden, mit Grenz­
Zeit, um Aufgaben zu bearbeiten, und hörig sind, sollte der Abstand höher werten zurück. Lediglich die VDI-
infolgedessen
5,00 auch mehr Erholung. sein. Anders liegt der Fall, wenn – wie Richtlinie 2058-3 empfiehlt, bei geisti-
5,00 z. B. in Gruppenbüros oder im Open gen Arbeiten einen Wert von 55 dB(A)
Space – die Sprachverständlichkeit nur nicht zu überschreiten. Für manche
Störenfried
0,00 für für enge Bereiche hoch sein soll. Dort Tätigkeiten ist dieser Wert noch deut-
Sprachkommunikation
0,00 Ruhe 40 dB (A)55 dB (A)besteht 55ja in
dB der
(A)70Regel keindBInteresse, lich zu hoch. Da diese aber in der
die Kommunikation (A)70jeweils
dBvom (A)
kont. intermitt. intermitt. ande- Regel nicht den ganzen Tag ausgeübt
Geräuschsituation
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass ren Ende des Büroraums mitzubekom- werden, gibt es unterschiedliche
Geräusche die Sprachkommunikation men. Ein zu niedriger Pegel bewirkt in Möglichkeiten, damit umzugehen.
stören. Für eine optimale Sprach­ einem solchen Büro unter Umständen, Prinzipiell lässt sich der Lärm an der
Quelle mindern (z.B. leise Computer
auswählen), seine Ausbreitung
hindern (z. B. Drucker, Kopierer in
20,00
Erholungsbedarf in Minuten

gesonderten Räumen) oder in seiner


18,1 18,9 Einwirkung auf den Menschen redu-
15,00 16,3 zieren (immer öfter in Büros anzu­
treffen: Headsets von iPods und
13,4 Konsorten, was aber oft auch heißt,
10,00 den Teufel mit dem Beelzebub auszu-
treiben).
5,00
Wichtig für eine akustische Büro­
raumplanung ist, vorab zu analysie-
0,00 ren, welche Funktion der Büroraum
Ruhe 55 dB (A) 55 dB (A) 70 dB (A) aufweisen soll: Geht es um Team- und
kont. intermitt. intermitt. Projektarbeit oder um Besprechungen?
Müssen Einzelkämpfer in Ruhe kom-
Anstieg des Erholungsbedürfnisses unter Lärmeinfluss (nach Sust & Lazarus 2002). plexe Aufgaben lösen oder müssen

27
66 Dezember 2012 www.facility-manager.de
research

einzelne (bzw. alle) oft telefonieren?

9. Office-Check Und müssen sie das ständig oder nur


phasenweise? Besteht Publikums­
verkehr mit unterschiedlichen Diskre­
Beurteilung von Bildschirmarbeitsplätzen – vollständig aktualisierte Ausgabe tions- und Sicherheitsansprüchen? Erst
wenn diese Fragen beantwortet sind,
In der Fachschrift „Office-Check“ erläutert das buero-forum die wichtigsten Aspekte lassen sich sinnvolle bauliche und/oder
der Arbeitsplatzgestaltung und bietet so eine Möglichkeit, Ausstattung und organisatorische Maßnahmen realisie-
Einrichtung von Büro-Arbeitsplätzen zu überprüfen. Die Checkliste kann als Basis für ren, wie z. B. Akustikdecken einzie-
eine Arbeitsplatzbeurteilung gemäß der Bildschirmarbeitsverordnung genutzt werden. hen, Arbeitsplätze abschirmen und/
Dieser Kasten fasst die wichtigsten Informationen zur Akustik zusammen.
oder ausreichend Distanz dazwischen
lassen, Arbeitsplätze entsprechend der
Der Geräuschpegel an Büroarbeitsplätzen soll möglichst niedrig sein. Für geistige
raumakustischen Situation anordnen
Tätigkeiten sollte der durchschnittliche Hintergrundschallpegel höchstens bei 45 dB(A)
(wandorientiert versus vis-à-vis) oder
liegen. Die folgende Tabelle nennt Richtwerte zur schalltechnischen Beurteilung von
Konzentrations- und Kommunikations­
Bildschirmarbeitsplätzen:
bereiche schaffen, um nicht zuletzt
„laute“ von „leisen“ Tätigkeiten zu
Beurteilungspegel am Arbeitsplatz Lärmqualifizierung
trennen.
bis 30 dB(A) optimal
über 30 dB(A) bis 40 dB(A) sehr gut
Charlotte A. Sust
über 40 dB(A) bis 45 dB(A) gut
über 45 dB(A) bis 50 dB(A) in gewerblichem Umfeld akzeptabel Quelle Schalldefinition: Kuchling
über 50 dB(A) bis 55 dB(A) ungünstig, aber noch zulässig „Taschenbuch der Physik“
über 55 dB(A) Geräuschbelastung zu hoch

Um Schall, der von außen auf den Arbeitsplatz wirkt, zu minimieren, sollten Fenster,
Wände und Türen schalldämmend sein. Schall, der am Arbeitsplatz z. B. durch
Gespräche von Kollegen, durch Computer oder Drucker und andere Peripheriegeräte
entsteht, kann mit absorbierenden Ausstattungen von Wänden, Böden, Decken und
Möbeln reduziert werden. Zur Abschirmung von Geräuschquellen in Räumen mit meh-
reren Arbeitsplätzen empfehlen sich Raumgliederungswände, Schränke oder Regale.
Wesentlichen Einfluss auf den Wirkungsgrad der Abschirmung hat die Höhe der einge-
setzten Möbel. Da sich Schall in alle Richtungen ausbreitet, sollten schallschirmende
Möbel mindestens eine Höhe von 1,50 m haben. Zudem sollten die zur
Schallschirmung eingesetzten Möbel mit schallabsorbierenden Oberflächen ausgestat-
tet sein. Ebenfalls großen Einfluss auf die akustische Behaglichkeit hat die räumliche
Zuordnung der Arbeitsplätze, daher sollte schon hier auf akustische Konsequenzen ge-
achtet werden.

Leitfragen:
• Werden Beurteilungspegel von maximal 45 dB(A) eingehalten?

Der Beurteilungspegel für den Hintergrundschall wird durch Messungen über mehrere
Stunden ermittelt. Liegen keine Messdaten vor, können Sie Ihren Arbeitsplatz anhand Dipl.-Päd., Dipl.-Psych. Charlotte A. Sust
hat Erziehungs­wissenschaften und
folgender Fragen beurteilen:
Psychologie (Schwerpunkt Arbeits- und
Organisationspsychologie) studiert und
• Ist konzentriertes Arbeiten möglich?
ist geschäftsführende Gesellschafterin
• Klingt Sprache „natürlich“ (ohne störenden Hall, aber auch nicht zu „trocken“)
der ABoVe - Arbeitswissenschaft Büro­
und können Sie einen Kollegen, mit dem Sie sich leise unterhalten, gut verstehen?
organisation Veränderungsmanagement
• Stehen Lärmquellen wie z. B. Drucker räumlich getrennt?
GmbH. Das Unternehmen realisiert ar-
• Wird von außen eindringender Schall ausreichend abgeschirmt? beitswissenschaftliche Forschungs- und
• Sind in größeren Räumen die einzelnen Arbeitsplätze oder Gruppen von Forschungsanwendungsprojekte zu
Arbeitsplätzen ausreichend abgeschirmt? Themen wie Gestaltung gesundheits­
• Stellt sich für den einzelnen Arbeitnehmer ein ausreichendes Gefühl an Privatheit ein? förderlicher Arbeitsplätze, Effekte von
Umgebungsbedingungen wie Licht/
Der Office-Check steht kostenlos zum Download zur Verfügung unter: Beleuchtung bzw. Schall/Lärm auf
www.facility-manager.de/downloads Wohlbefinden und Leistung.

www.facility-manager.de Dezember 2012 2869


Rubriken t i t e l

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titel

Raumatmosphäre im Büro:

Eyes Wide Shut!


Beide – Licht und Klang – beeinflussen die Raumatmosphäre. Letzteres fristet bei der Büroraumplanung immer
noch ein Schattendasein. Dabei wäre manchmal gar ein wenig mehr „Augen zu – Ohren auf“ ratsam, um eine gute
Raumatmosphäre schaffen zu können.

D as Klangklima in Büros hängt


stark von der Raumform, der
Raumgröße und der Tätigkeit im
Raum ab. Dabei ist gute Raumakustik
immer das Resultat verschiedener,
aufeinander abgestimmter und auf
verschiedene Frequenzbereiche kon­
zentrierter Maßnahmen. Es sind die
Steuerungsmöglichkeiten von Unter­
schieden und Kontrasten, die eine
gute Raumakustik ausmachen. So ist
guter Klang im Büro weniger das
Fehlen von Geräuschen oder ein ge­
ringer Geräuschpegel, sondern der
selbst wählbare Übergang von einer
Qualität zur anderen. Jede Verände­
rung, Unterbrechung, Richtungs- oder
Kontinuitätsverlagerung von noch so
unscheinbaren, fast nicht mehr hörba­
ren Tönen definiert die Qualität des
Klangklimas neu. Bewusstsein und
sensitive Wahrnehmung scheinen die
verschiedenen Klangsituationen per­
manent abzutasten, zu interpretieren
und auf Veränderungen zu reagieren.

Für den Gestalter leiten sich daraus


Grundsätze ab: Er sollte Lärm vermei­
den helfen, soweit es geht. Er sollte
den Lärm bekämpfen, wo es sinnvoll
ist. Er sollte die Raumakustik durch
den qualifizierten Einsatz von Reflek­
toren und Absorbern beeinflussen und
später durch die Menschen beeinfluss­
bar lassen. Individuelles Hören muss
möglich sein, und ein Höchstmaß an
Flexibilität sollte die rasche Verände­
rung individuell zulassen.
Bild: Kirill Kedrinski - Fotolia.com

„Er-Leuchten“ UND
„Er-Klingen“
Doch es ist nicht nur der Klang, der
einen Raum inszeniert. Neben der
Akustik ist Licht ein wichtiges Gestal­
tungsmedium. Allerdings sind Planer
auch hier gut beraten, über den

3068 Oktober 2013 www.facility-manager.de


titel

Editorial:
Ohropax fürs Büro

Die Menschen sind verschieden. Be­­


kannt­lich empfindet der eine als Musik,
was dem anderen als schreckliches
Gekratze erscheint. Im Office verhält es
Bild: Zumtobel

sich ähnlich: Die eine Gruppe hört im


Wenig-Personen-Büro keine Geräusche,
nimmt sie einfach nicht wahr, die andere
flieht ins Open Space, wo ein allgemeines
Grundrauschen alles überdeckt. Oder
Das Thema Licht hat längst flächendeckend Einzug gehalten in die Büroraumplanung.
die Klimaanlage im Hotelzimmer: Der
Großer Nachholbedarf besteht hingegen noch in puncto Raumakustik. Gerade moderne
eine sitzt aufrecht im Bett und schaltet
Bürobauten glänzen durch nackte, schallharte Flächen, die zwar optisch gut anmuten,
sie ab, weil er dann doch lieber schwitzt,
aber akustisch nicht gut klingen. der andere fühlt sich eingehüllt von der
alle Spitzentöne abtötenden Geräusch­
Tellerrand zu blicken. Büroräume, die danken, dass die Räume bewusst sicht- kulisse. Fatalerweise lassen sich Ohren
nicht nur lichttechnischen Normen UND hörbar entwickelt wurden. nicht so verschließen wie Augen, und
entsprechen, sondern durch Lichtwir­ mit Ohropax hören Empfindsame das
kung auch die individuelle Motivation Klang ist subjektiv eigene Blut durch die Adern rauschen.
Geräuschempfindlichkeit hat etwas
und Identifikation steigern, stellen ei­
dominant Psychologisches, das erstaunli­
nen gewaltigen Fortschritt innerhalb Licht- und Klangkörper sind mehr als cherweise bislang nicht eben übermäßig
der Planungsverantwortung dar. Und physikalische Ereignisse. Gerade das erforscht ist. Einerseits lassen sich gerade
eine ganz neue Qualität von Planungs­ Zusammenwirken von „Er-Leuchten“ junge Leute mit Stöpseln im Ohr von
leistung wird erreicht, wenn Planer und „Er-Klingen“ definiert die neue ihren iPhones zudröhnen, andererseits
aufhören, Büros zwar „sehend“, aber Qualität der Raumwahrnehmung: fahren sie hoch, wenn im Office ein
dennoch völlig „taub“ zu entwickeln. Nach dem Duktus allen Optischen Blatt Papier zu Boden fällt. Und die
Geräusche von den Nachbarn beim
Wer verstanden hat, wie Licht („se­ wird immer mehr der wohltuende
Grillen? Ist man mit ihnen im Reinen,
hend“) und Klang („taub“) zusammen­- Einfluss des Klingenden hörbar. Klang
gibt es keine. Ist man mit ihnen im
wirken, kann Atmo­sphäre entwickeln, ist anders als die visuelle Ästhetik Streit, wird die Polizei gerufen ...
denn in der Symbio­se heben Raum­ nicht objektiv, sondern konkret und
licht und Raum­klang das Primat des vor allem individuell. Klang lässt sich Trotzdem gibt es einen gemeinsamen
Optischen auf und verschmelzen zu nicht so einfach auf einen gleichen Nenner. Im Büro heißt er: Open Spaces
einer synästhe­tischen Wahrnehmung. Nenner für alle bringen. Klang erfor­ mit kosteneffizienter Flächenverdich­
dert in seiner Subjektivität eine starke tung machen akustische Maßnahmen
Eigentlich sollte die Forderung lauten: Auseinandersetzung mit der Hörbar­ dringlich, zumal Mitarbeiter der jungen
Generation gern das Gespräch suchen.
Blinde Architekten statt taube. Ein keit des Raums und mit der unter­
Und das stört mehr, als es die IT-Geräte
blinder Planer käme gar nicht erst in schied­­lichen Hörfähigkeit der Men­ tun, die immer leiser werden. Akustische
Versuchung, sich auf die Insignien der schen. Dabei kommt gutem Hören Belästigungen mindern Konzentration,
visuellen Ästhetik zurückzuziehen. eine enorme Bedeutung hinsichtlich Befindlichkeit und Leistungsvermögen
Wer nicht nur mit Licht arbeiten der persönlichen Entwicklung eines und können zu gesundheitlichen Störun­
möchte, muss die Augen verschließen Menschen und auf zwischenmensch­ gen führen. Also schirmen Sie sich ab:
und die Ohren weit öffnen. Die akus­ liche Kontakte zu. mit „dB-Senkern“ in Bildern, Sofas,
tische Aufmerksamkeit wirkt lohnend Sesseln, Wänden, Decken, Stoffen – mit
allem, was akustisch dämpfend wirksam
auch für die Optik. Zumindest die Aber nur wenige Büroplaner haben
ist, sagt
Menschen, die später in diesen Räumen sich bislang gefragt: Wie unterschied­
Ihr Hans Ottomann
arbeiten, werden es den Entwerfern lich hören eigentlich Menschen?

www.facility-manager.de Oktober 2013 3169


titel

identisch sind. Heute gilt es, dem in


den letzten Jahren gewonnenen
Lichtbewusstsein ein ebenso essenziel­
les Klangbewusstsein dazuzugeben.
Es geht nicht um Klang versus Licht.
Die Symbiose von Licht und Klang
spiegelt den Mehrwert und der Ein­
fluss auf das Wohlbefinden ist gewal­
Bild: Carpet Concept

tig. Überall, wo Licht und Klang zu­


sammenwirken, werden Emotionen
frei und potenziert. Kino, Theater,
Musikshows, Fernsehen usw. – alles
Situationen, die ohne Ton oder ohne
Licht nicht vorstellbar wären. Die
Realität im Büroalltag ist hingegen
Das Büro offeriert dem Nutzer ein wahres Sammelsurium aus verschiedenen Klang­ charakterisiert durch überwiegend
situationen, auf die das Bewusstsein permanent reagiert. Das Klangklima im Raum hängt schlechte akustische Rahmenbedin­
dabei von vielen Faktoren ab, die der Planer allesamt berücksichtigen muss, um ein gungen: Die Nachhallzeiten meist zu
adäquates Umfeld zu schaffen. Ebenfalls zu beachten: Die verschiedenen Bürobereiche
lang, die Reflexionen dominieren die
haben entsprechend den Arbeitsaufgaben unterschiedliche Anforde­rungen an die
direkte Beschallung. Die Folgen sind
Raumakustik.
Konzentrationsprobleme, schnellere
Welche psychosozialen Zusammen­ Raum­materie an, sondern auch auf Ermüdung, gestörte Wahrnehmungs­
hänge existieren zwischen den Rollen, die Wahrnehmungs- und die Interpre­ fähigkeit, Stress, Nervosität, Aggressi­
die Menschen im Büro spielen, und tationsfähigkeit der Menschen. vi­tät, Kopfschmerzen oder gar vege­
den verschiedenen akustischen tative Störungen.
Raumformungsmöglichkeiten? Ist ein Für Planer bedeutet das: Die subjektiv
„heller“ Raum auch gleichzeitig ein wahrgenommene Helligkeit oder Wohlklang komponieren
„halliger“ Raum? Kann ein Planer den Halligkeit muss nicht mit der objektiv
zu langen Nachhall im Raum auch da­ gemessenen übereinstimmen. Je nach Im Büro gilt es, Wohlklang zu kompo­
durch reduzieren, dass er den Raum Wandfarbe und Material wirkt ein nieren und Missklang zu vermeiden.
dunkler macht? Physiker würden diese Büroraum heller und nüchterner oder Den funktionalen Grundtakt geben
Fragen kategorisch als unwissenschaft­ gedämpfter und wärmer, auch wenn die beiden Grundprinzipien der ange­
lich ablehnen. Psychologen dagegen die Leuchtdichte gleich ist. Je nach wandten Raumakustik vor: Worte
beginnen gerade, Antworten zu fin­ Struktur und Material klingt ein Büro­ oder Musik. Im Büro ist es weniger die
den. Im Wechselspiel Raum und raum halliger und unangenehmer Musik mit ihren langen Nachhallzeiten,
Mensch kommt es nicht nur auf die oder bedämpfter und sonor, auch die dem Raum seine Unverwechselbar­
physikalische Beschaffenheit der wenn die gemessenen Schallpegel keit verleiht. Was im Konzerthaus
wichtig ist – harte, reflektierende
Oberflächen, große, hohe Räume –,
wirkt im Büro akustisch eher verhee­
rend. Im Büro sind kurze Nachhall­
zeiten unter einer Sekunde nötig, was
nichts anderes heißt als jede Menge
absorbierender Flächen, kleinere
Räume und den Grundsatz, Reflexion
dort zuzulassen, wo das menschliche
Wort noch gehört werden soll. Büros
und Besprechungsräume können des­
halb nicht gleich aussehen, weil sie
sich auch anders anhören sollen. Im
Büro ist nicht nur die Geräusch­
Bild: Wini

emission der Geräte zu eliminieren,


auch die Sprachverständlichkeit ge­
Gute raumakustische Planung beinhaltet immer ein aufeinander abgestimmtes hört hier gedämpft. Vertrautheit,
Maßnahmenbündel. Wer einen Raum akustisch beplanen möchte, dem stehen neben Intimität, akustische Sicherheit durch
Maßnahmen an Decke, Wand und Boden auch akustisch wirksame Möbelsysteme zur Bedämpfung sind hier gefordert. Im
Verfügung. (Im Bild das Frankfurter Büro von Booz&Company, geplant von dem Besprechungsraum dagegen sollte der
Objekteinrichtungshaus mertens, ausgestattet mit Büromöbeln von Wini.) Referent sehr gut verständlich sein.

70
32 Oktober 2013 www.facility-manager.de
titel

Auszuschließen ist dort nur der lange wenn sie so positioniert sind, dass sie auch aus ästhetischer Sicht zulassen.
Nachhall und das „Flatterecho“, das Sprache und andere Geräusche filtern Jetzt ist die individuelle Steuerungs­
stets dort entsteht, wo parallele und können. Meist fehlt dazu die nötige fähigkeit gefragt, denn im Büroraum
orthogonal angeordnete Flächen den Flexibilität. Textiles Material in senk­ ist die Entscheidungsfreiheit jedes Ein­
Raum beherrschen. Die alte „Schuh­ rechter Formation bringt einiges; zelnen darüber, welche Klang­qualität
schachtel“ als Raumform hat bei Wandabsorber ergänzen das Klang­ gerade situativ wichtig erscheint, es­
Besprechungsräumen ausgedient. Zu klima zur positiven Hörsamkeit. sentiell. Gerade deshalb ist es unver­
schlecht sind die akustischen Werte, Decken­absorber sind höchst wirksam ständlich, warum außer der Licht­indus­
zu selten kann in diesen Räumen wirk­ und je größer die relative trie bislang kein anderer Produ­zent
liche Kommunikation erfolgen. Die Absorptions­fläche an der Decke ist, von Ausbauelementen und Tech­nolo­
Konzentration der Referenten leidet umso besser. gien auf diese Forderung nach indivi­
ebenso wie die Aufmerksamkeit der dueller Steuerung und Anwendung
Zuhörer. Sämtliche Oberflächen im Raum, bei reagiert hat. Der Bedarf daran und
Bauformen ebenso wie bei Möbeln der Markt dafür sind gewaltig.
und Einrichtungsgegenständen, sind
Akustisch relevante in die Klanggleichung mit einzubezie­ Prof. Rudolf Schricker
Flächen hen. Erst das Zusammenspiel zwischen
relevanten Schall absorbierenden Prof. Rudolf Schricker ist Innenarchitekt
Der Bodenbelag spielt entgegen der Boden-, Wand- und Deckenflächen und Vizepräsident des BDIA Bund
gängigen Meinung eine eher unterge­ sowie den Möbeloberflächen und Deutscher Innenarchitekten. In seinem
ordnete Rolle für ein gutes Büroklima. zusätzlichen Schallflächen in Form von Stuttgarter Planungsatelier fokussiert
er neben Innenarchitektur auch auf
Akustisch weit relevanter sind Segeln, Lamellen oder Membran ge­
Licht- und Klangdesign. Der Buchautor
Absorptionsflächen an der Unterseite währleistet eine akzeptable Raum­
und Publizist ist zudem Professor für
der Schreibtische, an den Oberflächen akustik. Die Industrie hat zahlreiche Entwerfen/Innenarchitektur an der
von Containern und Schränken. neue Materialien und Technologien Hochschule Coburg.
Paravents bringen nur wirklich etwas, entwickelt, die gute Kombinationen

33
research
Bild: Armstrong

Schallabsorption im Raum:

Decke, Wand & Co.


Wer das Raumklima im Büro akustisch optimieren will, muss mit Schallabsorbern arbeiten. Indem sie Schallenergie in
Bewegungs- oder Wärmeenergie umwandeln, schlucken sie einen Teil des Schalls und senken so Schalldruckpegel und
Nachhallzeiten. In der Praxis gibt es verschiedenste Absorber, die im Raum auf unterschiedliche Art und Weise zum
Einsatz kommen. Grundsätzlich möglich sind Maßnahmen an Decke, Wand, Boden und Einrichtungsgegenständen.

D ecken, Wände und Böden sind die Elemente, aus de­­-


nen ein Raum besteht – und damit auch die Elemente,
die einen großen Einfluss auf das Thema Raumakustik
ausüben, denn treffen Schallwellen auf diese Flächen auf,
werden sie – je nach Material – unterschiedlich stark
reflektiert und wieder in den Raum zurückgeworfen.
Je poröser das Material, aus dem Decke, Wand und Boden
bestehen, desto mehr Schallenergie absorbiert es und min­
dert dadurch den Druckpegel des reflektierten Schalls.

Boden
Wer Böden also beispielsweise mit Teppichen belegt, trägt
zur Verbesserung der Raumakustik bei: Zum einen absor­
bieren die Teppiche (vor allem, wenn sie zusätzlich mit
Akustikvlies versetzt sind) einen Teil der Schallenergie.
Bild: Desso

Zu beachten ist allerdings, dass Akustikspezialisten


Teppiche als Alleinmaßnahme in puncto Schallschutz
(sprich Minderung des Schalldruckpegels und Senkung der
Die Teppichfliese SoundMaster von Desso ist für den gewerblichen
Nachhallzeiten) auch in einem Zweipersonenbüro in der
Bereich konzipiert und weist laut Hersteller einen Trittschall­
Regel als nicht ausreichend bezeichnen und ergänzende
dämmwert auf, der bis zu +15 dB über dem Standardwert liegt.
Zusatzmaßnahmen fordern. Nicht zu verachten ist hinge­
Üblicherweise reduzieren Teppichböden laut Desso den Trittschall
gen der Beitrag, den textile Bodenbeläge zur Dämmung um 20 bis 30 dB. Den größten Beitrag zur Optimierung der Schall­
von Trittschall leisten. So sind Laufgeräusche auf harten absorption leistet das Trägermaterial SoundMaster, ein Vliesstoff
Bodenbelägen deutlich lauter und erhöhen so das Lärm­ aus Polyester. 80 Prozent des Materials stammen von recycelten
aufkommen im Raum. PET-Flaschen.

34
72 Oktober 2013 www.facility-manager.de
research

Decke
Zur Verbesserung der raumakustischen Situation empfehlen
Experten vor allem Maßnahmen an der Decke. Die ein­
fachste Lösung ist eine Akustikdecke. In einem Zweiperso­
nen­büro erachten Akustikplaner eine Akustikdecke ergän­
zend zum Teppichboden in der Regel als ausreichende
raumakustische Maßnahme, ab einer Dreierbelegung sind
teils wieder ergänzende Zusatzmaßnahmen empfehlens­
wert. Detaillierte Aussagen sind aber immer im Einzelfall
abzuklären. In der Praxis ist es allerdings nicht immer

Bild: Ecophon
möglich, die gesamte Decke mit Akustikplatten zu verklei­
den, und teils favorisieren Planer auch aufgrund der Optik
andere Lösungen. Alternativen zur Akustikdecke sind z. B.
Baffeldecken oder Deckensegel.
Bild: Strähle

Bild: Ecophon/Philips
Bild: Renz

Eine Lösung für Wand und Decke zeigt das Bild oben: Wer keine Akustikdecke im Büro möchte, kann Paneele einsetzen.
Das Absorbersystem 7000 von Strähle lässt sich flächenbündig in Im Bild oben „Soundlight Comfort“, ein Akustikpaneel, in das
Strähle-Trennwände integrieren oder als Vorsatzschale, Decken­ LED-Leuchten eingelassen sind. Philips und Ecophon haben das
absorber sowie als freistehender Solitär nutzen. Der Schallschutz­ Produkt für Gebäude mit betonkernaktivierten Decken konzipiert.
wert liegt bei bis zu 46 dB. Im Bild unten ein Akustik-Schall­schirm Die Verkabelung ist vormontiert und verdeckt. Wem der Sinn
von Renz. Die raumhohen Elemente schirmen den Schall besser weniger nach geradlinigem Design steht, kann z. B. bei Ecophon
ab als halbhohe Möbel-Stellwände. Generell lassen sich mit sol- auch Paneele in Wunschform fertigen lassen (siehe Bild ganz
chen Wandelementen auch geschlossene Think-Tanks realisieren. oben, Paneel Ecophon Solo).

www.facility-manager.de Oktober 2013


3573
research

Wand
Als letzte der Raumumfassungsflächen bieten sich auch
Wände für akustisch optimierende Maßnahmen an: So
lassen sich die Wände beispielsweise mit schallabsorbieren­
den Materialien verkleiden, mit Akustikputzen versehen
oder komplett als schalldämmende Trennwände ausbilden.
Als weitere Maßnahme an der Wand kann mit schallabsor­
bierenden Accessoires wie Bildern oder anderen dekorati­
ven Elementen gearbeitet werden und im Fensterbereich
bieten sich z. B. Akustikfolien oder akustisch wirksame

Bild: Kinnarps
Lamellenstores an.

Akustisch wirksames Wandaccessoire von Kinnarps: Das Akustik-


Element Oktav absorbiert Geräusche, die Wände in offenen
Büroräumen reflektieren. Erhältlich in beliebigen Farben und
Formen und nach ISO 11654 zertifiziert (Geräuschabsorption
Klasse A ...).

Einrichtung
Das Feld der akustisch wirksamen Einrichtungsgegen­
stände erstreckt sich über Leuchten, an die Akustiksegel
montiert sind, über schallabsorbierende Stellwände und
Abschirmungen bis hin zu entsprechend gestalteten
Möbelflächen. Vorteil dieser Systeme ist zum einen die
Bild: acoustic pearls

Flexibilität, mit der sie sich einsetzen lassen, zum anderen


die Möglichkeit, mit ihnen direkt im Bereich der Arbeits­
plätze zu agieren. Gerade hier sind ja die Störwirkungen
von Gesprächen in der Regel am größten.

Sandra Hoffmann
Eine Lösung für „an der Wand“ und „im Raum“ ist Color Fields
von acoustic pearls. Die textile Paneelfamilie ist in verschiedenen
Formaten, Farben und individuellen Designs erhältlich und lässt
sich modular entweder an der Wand montieren oder flexibel im
Raum zwischen einzelnen Arbeitsplätzen abhängen. Zertifiziert
und ausgezeichnet mit dem Schallabsorptionsgrad Klasse A ...

work
place
Bild: C+P

Akustik
im
Mit Sonic Wall hat Büromöbelhersteller C+P ein akustisch wirk­
Büro sames Produkt auf den Markt gebracht. Das System lässt sich als
Stellwand (Solo oder Arbeitsplatzteiler), integriert in Schränke
Detailliertere Informationen zum oder als Deckenelement einsetzen. Als Wandelement ist Sonic
Thema „Akustik im Büro“ bietet
Wall in mikroperforierter Stahl- oder lichtdurchlässiger Kunst­
unsere Artikelserie Akustik, die Sie
als PDF-Datei kostenlos in unse- stoff-Optik mit Mikrolochung verfügbar. In der Stoffvariante
Bild: WavebreakMediaMicro - Fotolia.com

rem Download-Bereich erhalten: kann das Produkt, individuell bedruckt, auch an der Decke mon-
www.facility-manager.de/download tiert werden.

36
74 Oktober 2013 www.facility-manager.de
research

Auch Büromöbel können einen Beitrag zur


Raumakustik leisten – und das nicht nur als
perforierte Schrankelemente. Aus gebrauchten
PET-Flaschen, die zu Öko-Filz verarbeitet
wurden, hat BuzziSpace u. a. die Raum-in-Raum-
Lösung BuzziBooth entwickelt. Wie eine Telefon-
zelle dämpft sie Außengeräusche ab, sodass
man im offenen Raum temporär akustisch und
räumlich etwas abgeschirmt arbeiten kann.

Bild: Vescom

Akustikstoffe lassen sich vor allem in Ergänzung zu anderen


Maßnahmen raumakustisch wirkungsvoll einsetzen. Hersteller
Bild: BuzziSpace

Vescom hat z. B. akustische Dekorationsstoffe im Sortiment, die


u. a. den Nachhall verkürzen und so die Verständlichkeit im Raum
verbessern. Im Bild das Produkt Carmen, das einen Schallabsorp­
tionsgrad αw von 0,5 bis 0,6 aufweist. Hergestellt aus Trevira-CS-
Garn ist der Stoff zudem schwer entflammbar.

37
best

Bild: Vodafone (2)


practise

Zu Gast bei Vodafone, Düsseldorf:

Ruhe trotz Flurfunk


In Deutschland ist Vodafone nun auch architektonisch angekommen. In Düsseldorf-Heerdt
bezog der Anbieter von Telekommunikationsdiensten seine „Kathedrale der Marke“.

D as ist schon ein anderes Leben,


das 5.000 (von insgesamt 11.000)
Vodafone-Mitarbeiter im neuen
jedermann ganz offen abspielen, an
frei verfügbaren Arbeitsplätzen statt
an persönlich zugewiesenen, da wa­
Einzelinterviews schlossen sich an. Und
als der sich über mehrere Monate er­
streckende Umzug vom alten Mannes­
Düsseldorfer Campus nun führen. ren Widerstand und Proteste zunächst mann in den 18-stöckigen neuen, aus
Führen dürfen, führen müssen, führen erbittert. Allgemein beruhen Ängste, Stahl und noch mehr Glas bestehenden
wollen ... Doch den meisten gefällt die die von Veränderungen ausgehen, auf Rundbau begann, da wich das letzte
unerwartete Mobilität, die neue mangelhaftem Informationsstand. Misstrauen erwartungsvoller Stille.
Flexibilität der täglichen Büroarbeit. Arbeitswissenschaftler, Psychologen,
Nur noch wenige trauern ihren ku­ Organisatoren und Unternehmens­ Ruhe im offenen Raum
scheligen Intimitäten in den an langen leitungen wissen mittlerweile nur zu
Fluren gelegenen Zwei-, Drei und genau, dass jedem schwierigen Verän­ Die aktuelle Offenheit, die Kleinbüros-
Mehrpersonenbüros nach. Den alten derungsprozess ein sorgsames Change- gewohnten Mitarbeitern durchaus ein
Adressen am Seestern und am Mannes­ Management vorausgehen muss. Der gewisses Selbstbewusstsein abver­
mannufer mit dem Schreibtisch- große, global aufgestellte Kommuni­ langt, reflektiert die ganzen in der
Dauerbesitz und den über Jahre hin­ kationskonzern holte deshalb für den Diktion des britischen Mutterkonzerns
weg vollgestellten Fensterbänken. gesamten Umzugszeitraum Berater gehaltenen Fachbezeichnungen Open
Geschichte. vom Quickborner Team zur Hilfe, die Space, Desk-Sharing und Home-Office
bereits in der frühen Planungsphase und verordnet intensive zwischen­
Und doch, der Mensch ist ein Gewohn­ die organisatorischen Absichten und menschliche Kommunikation. „Wir
heitstier und Veränderungen gegen­ Layout-Pläne so offenlegten, dass sich sind eine Communication-Company
über immer skeptisch. Als durchsicker­ von den Angestellten niemand mehr und wollen die Produkte und
te, das neue Büroleben solle sich für als desinformiert betrachten konnte. Lösungen leben, die wir verkaufen“,

38
76 Oktober 2013 www.facility-manager.de
hatte die Londoner Vodafone-Mutter befunden.
„Darunter fällt für uns mobiles und kollaboratives
Arbeiten ebenso wie eine hochwertige, moderne Arbeits­
umgebung.“ Die klare An­­sage hieß also: „Wir wollen
Mobilität, Flexibilität und Kommunikation.“ Und die
innenarchitektonische Inszenie­rung hatte in der Folge die
Aufgabe, das Spannungsfeld zwischen flexiblen, dynami­
schen Arbeitswelten und dem Bedürfnis nach Privacy,
Ruhe und Entspannung zu meistern.

Um Besprechungen künftig vom Ar­beitsplatz fernzuhal­


ten, hat das Voda­fone-Planungsteam auf jeder Etage im
direkten Umfeld der Aufzüge und Treppenhäuser
Besprechungs-, Pro­jekt- und Meetingpoints mit decken­
hohen Wänden angeordnet. Zudem gibt es Teeküchen –
90 an der Zahl –, die über alle Stockwerke verteilt sind.
Sie laden zur informellen Kommuni­kation ein, was von
Vodafone gewünscht ist, ist doch der Austausch unter den
Mitarbeitern wichtig für effektives Arbeiten und den
Unter­neh­menserfolg. Da Synergieeffekte nur „zwischen­
menschlich“ zu erzielen sind, feiert der früher verpönte
Flur­funk, freilich jetzt in einer organisatorischen Bundes­
liga, fröhliche Aufer­stehung. Den Flurfunk allerdings auf
die kommunikativen Zonen außerhalb der direkten
Arbeitsbereiche heraus zu verlagern, trägt bereits einen
Großteil zur Ruhe am Arbeitsplatz bei. Es gibt aber noch
weitere Komponenten, die für „Frieden“ im Open Space
sorgen und teils gemeinsam mit dem Büroeinrichtungs­
haus Mertens AG umgesetzt worden sind. Die „mooia
walls“ zum Beispiel sind mit unterschiedlichen Motiven
gestaltete Wandbilder, die akustisch wirksam sind. An den
Tischen direkt sind beispielsweise Stellwände befestigt, die
die Arbeitsplätze akustisch und visuell abschirmen, und
auch ein Teil der Möbel ist entsprechend ausgeführt, um
den Raum zu bedämpfen. So sind etwa Rollladenschränke,

Im Vodafone Campus können Mitarbeiter flexibel und mobil an


jedem Ort arbeiten. Auch rege Kommunikation ist erwünscht.
Das macht aber organisatorische und bauliche Maßnahmen in
puncto Raumakustik nötig.

www.facility-manager.de
39
best
practise

Bild: Strähle
Bild: Mertens AG

Informelle Gespräche können beispielsweise in den Bereichen Für vertrauliche Gespräche oder hoch­konzentrierte Arbeit gibt es
stattfinden, die mit akustisch wirksamen Sitzmöbeln ausgestattet Think-Tanks. Die Raum-in-Raum-Lösungen mit hohem Schalldämm­
sind. Das Sofa Alcove von Vitra und der Stuhl der Serie Parcs von wert und integrierter Lüftungstechnik sind Rückzugsort und
Bene sind so konzipiert, dass sie ein Stück weit visuelle und akus- Raumgliederungselement in einem. Nebenan sichtbar:
tische Abschirmung im offenen Raum erlauben. Um Geräusche vom Gegenüber zu bedämpfen, sind die Arbeits­
tische mit einem akustisch wirk­samen Sichtschutz versehen.

die als Raum­teiler dienen, zusätzlich helle Rückzugsräume in allen Büro­ Bei der Auswahl der Think-Tanks
mit Akustikwänden versehen. Und etagen zur freien Verfügung, sei es legten die Planer neben Design,
manche Möbel bilden kleine für vertrauliche Telefonate und Ge­­ Transparenz und modularer Bauweise
Rückzugs­höhlen im offenen Raum: spräche, Ad-hoc-Abstimmungen oder vor allem Wert auf die Akustik sowie
die Alcove-Sofas von Vitra oder das Tätigkeiten, die hohe Konzentration die Lüftungs- und Kühltechnik. Unter
Möbelsystem Parcs von Bene. verlangen. Für solche Situationen prä­ anderem war ein Schalldämmwert von
ferierten die Planer als Rückzugsorte 42 Dezibel (dB) im eingebauten
Raum für Ruhe Raum-in-Raum-Systeme. „Die frei ste­ Zustand verlangt. Nachdem das
henden Systeme lassen sich flexibel in Vodafone-Planungsteam gemeinsam
Wer nicht nur eine kleine die Bürolandschaft integrieren. Sie lie­ mit seinen Beratern den Markt analy­
Rückzugshöhle, sondern einen abge­ gen damit arbeitsplatznah im direkten siert hatte, kamen zwei Systeme in die
schirmten Raum braucht, kann sich Zugriff der Mitarbeiter und als Raum­ engere Wahl. Beide hat Vodafone im
entweder einen der Besprechungs- gliederungselemente erlauben sie, Rahmen einer Pilotinstallation um­
oder Konferenzräume buchen oder permanent besetzte Arbeitsplätze fangreichen Messungen unterzogen,
sich einen gläsernen, licht- und luft- akustisch etwas abzuschirmen, ohne um zu verifizieren, dass die geforder­
autonomen Think-Tank von Strähle das offene Konzept zu stören“, erklärt ten Werte für Schall­schutz, Schall­
sichern. Die Think-Tanks stehen den Moritz Hoffmann-Becking vom Quick­ absorption und Raumtemperatur
Mitarbei­tern als kleine abgetrennte, borner Team, der als Projektleiter für verlässlich eingehalten werden. Nach
die neue Vodafone-Arbeitswelt ver­ Abschluss der Tests hat sich der Kon­
antwortlich war. zern für den MTS Kubus von Strähle
Architektur: HPP Architekten
entschieden, der mit einer schallge­
Change
Heute bieten im Vodafone Campus dämmten Be- und Entlüftungseinheit
Management/ Quickborner Team,
insgesamt 214 Think-Tanks Platz für je im Decken­bereich ausgestattet ist. Sie
Büroplanung: Mertens AG
vier bis sechs Personen. Um individu­ gewährleistet den stetigen Luftaus­
Lichtplaner: Rhein Licht
ellen Erfordernissen der Abteilungen tausch mit der offenen Büroumge­
Mitarbeiter: 5.000
gerecht zu werden, gibt es vier ver­ bung. Ganz­jährig behagliche Tempe­
Arbeitsplätze: 4.600
schiedene Ausstattungsvarianten: ra­turen soll der in den Wandschrank
BGF oberirdisch: 85 809 m²
„Working“ mit rundem Tisch, integrierte Komfort-Kühlkonvektor
Fertigstellung: 2012
„Standing“ mit High Bench, „Lounge“ sicherstellen. Dieser ist über den
Hersteller
mit bequemen Sesseln und „Inno­ Doppelboden an das gebäudeseitig
Leuchten: Baulmann, Wila
vation“ mit Spezialstuhl und integrier­ installierte Kühlwassersystem ange­
Büromöbel: Sedus, Steelcase,
ter Laptop-Ablage. Wahlweise wurden schlossen.
Bene, Arper,
die Think-Tanks mit Präsentations­
Interstuhl
technik und Videokonfe­renz­systemen
Think-Tanks: Strähle
ausgestattet. Hans Ottomann, Sandra Hoffmann

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40 Oktober 2013 www.facility-manager.de

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