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Drei
Wege
Bei manchen Lautsprechern glaubt
man schon vorher zu wissen, was einen
erwartet. Und es kann durchaus schön
sein, nicht überrascht zu werden.
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stand, den gerade HiFi-Redak- Räumlichkeit und Ortbarkeit
teure begrüßen, müssen sie die profitieren.
Box doch ins Fotostudio, ins
Labor und in den Hörraum Treibertechnik
schaffen. Nun kommt ein guter Klang
Wer mag oder muss, etwa nicht nur durch das Gehäuse
um die Treiber vor neugierigen zustande, sondern ist naturge-
Kinderfingern zu bewahren, mäß in nicht unerheblichem
kann die mitgelieferten geloch- Ausmaß Folge der Lautspre-
ten Frontgitter anstecken. Wer cher-Chassis, die zum Einsatz
auf die Gitter verzichtet, was kommen.
Nubert auch empfiehlt, muss Verglichen mit der nuVero
sich nicht mal über die Löcher 11, wurden hier ein paar ent-
zur Aufnahme der Abdeckung scheidende Veränderungen vor- Je höher eine Box ist, desto wichtiger sind Halt gebende Füße. Bei der
ärgern, da es als Zubehör farb- genommen, zumindest was Nubert ist durch Traversenfüße, die die Breite des Korpus überragen,
lich passende Abdeckungen Mittel- und Hochtonwiedergabe auf so elegante wie effektive Art für Standsicherheit gesorgt.
gibt: die nuVero AK-10. Acht betrifft.
Stück kosten 16 Euro. Da hat Die Treiber sind weitgehend
mal einer mitgedacht. identisch mit den Treibern im
Flaggschiff nuVero 140 (siehe
Klang ahoi Test in stereoplay 6/15). Nur
Das vorgesetzte „Klangsegel“ weitgehend, weil die Tieftöner
statt einer simplen Schallwand beim Topmodell 18 und damit
macht die nuVero-Reihe unver- drei Zentimeter mehr Durch-
wechselbar. Die Formgebung messer haben.
folgt aber keinem ausgefallenen Um die Höhen kümmert sich
Designwunsch, sondern mildert hier wie dort eine neu entwi-
Kantenreflexionen. Eine simp- ckelte Seidengewebekalotte, die
le Verrundung tut dies theore- im Vergleich zum Vormodell
tisch auch, aber nur, wenn die laut Hersteller ein höheres Auf-
Wellenlänge nicht zu groß ist, lösungsvermögen hat und für
was für den vom kleinen Mit- mehr Transparenz und Durch-
teltöner abgestrahlten Schall hörbarkeit sorgt. Es ist wohl
mit Sicherheit gilt. kaum zu erwarten, dass das Ziel
Schall findet an Kanten, die der Entwicklung ist, Chassis zu
enger verrundet sind, plötzlich bauen, die ihren Vorgängern in
einen abrupt veränderten Strah- allen Bereichen unterlegen sind.
lungswiderstand vor, statt einer
sanften Beugung erzeugt diese Neue Mitten
Abrisskante eine Reflexion, die Ebenfalls neu entwickelt wur-
bei geraden Boxen dummerwei- den die Flachmembran-Mittel-
se genau auf den Hörer zielt. töner. Sie haben einen Durch-
Die verrundete Form der nuVero messer von 5,2 Zentimetern und
lenkt die Reflexion weiter zur sind eigentlich Balanced-Mode-
Seite, und die leicht überstehen- Radiatoren (BMR). Die Schall-
de Verrundung ermöglicht dem fläche ist in Segmente unterteilt,
Schall auch ein gewisses „Aus- die normalerweise unerwünsch-
weichen“ nach hinten, was den ten Partialschwingungen (wenn
Effekt zusätzlich mildert und sich verschiedene Bereiche ei-
Reflexionen noch weiter ge- ner Membran in unterschied
streut. Der theoretische Vorteil: liche Richtung bewegen) sind
Der Brillanzbereich klingt aus- hier Teil des Konzepts, helfen Vielseitig wird die Box nicht zuletzt durch ihre Klangschalter, mit
gewogener ohne den typischen sie dem Mitteltöner doch im denen Bässe und Mitten zweistufig und Höhen sogar dreistufig
Einbruch im Frequenzgang, oberen Einsatzbereich zu einer an Raum und Geschmack angepasst werden können.
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Test & Technik Standlautsprecher
90 dB
80 dB
70 dB 16 Ohm
8 Ohm
60 dB 4 Ohm
2 Ohm
Impedanzverlauf
50 dB 1 Ohm
10 Hz 100 Hz 1 kHz 10 kHz 40 kHz
100 dB
90 dB
80 dB
70 dB
schnelleren Bewegung ohne die Schwäbisch Gmünd nicht. Hier Keine Spur von Anstrengung 60 dB
gefürchtete Einschnürung des steht die Qualität der Bauteile oder Begrenzung, dafür tief und 50 dB
20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz
Ansteuerung betreffen. In jeder was die nuVero 110 so vielsei- die CD-Schublade. Auf dem Impedanz-∆ 3,3 - 12 Ω
Box stecken drei Stück. Der tig einsetzbar macht: die Klang- zweiten Track, „Edith and the Strombedarf 5,3 A
Vorteil gegenüber einem großen schalter auf der Rückseite. Hier Kingpin“, zeigt Tina Turner, Benötigt etwas stärkere Amps mit
Bass ist, dass Raummoden lassen sich die Höhen drei- und dass sie auch im Jazz zu Hause guter Stabilität, die auch mal ordent-
lich Strom liefern können sollten.
durch die vertikale Verteilung die Mitten und Bässe zweistufig ist: eine fantastische Nummer. Raumakustik und Aufstellung
weniger stark angeregt werden. an Geschmack und Hörraum Die warme Stimmung, die fei- Hörabstand 1 m ■ ■ ■ ■ ■ 5 m
Wandabstand 0 m ■ ■ ■ ■ ■ 1,5 m
Außerdem wird so erst das anpassen. Wenn Sie dicke Pols- nen Stimmnuancen, die Gitar- Nachhallzeit 0,2 s ■ ■ ■ ■ ■ 0,8 s
schlanke Gehäuse möglich. Die termöbel, einen Teppich und reneinwürfe von Lionel Loueke: Flexibel an die Raumakustik anpass-
15-cm-Bässe besitzen eine vielleicht noch Vorhänge im Die 110 breitete alles äußerst bar und unkritisch in der Aufstellung,
auf Hochtönerhöhe am besten.
Glasfaser-Sandwich-Membran Wohnzimmer haben, werden stimmig, atmosphärisch und
Bewertung
und einen „Long Stroke“-An- Sie froh sein, die Höhen anhe- klar detailliert vor den Tester- Natürlichkeit14
trieb, sie sind also zu hohen ben zu können. In kleinen Räu- Ohren aus. Da überraschte ■■■■■■■■■■
Feinauflösung14
Auslenkungen fähig, was man men wiederum ist die Bassre- nicht, dass die nuVero 110 auch ■■■■■■■■■■
Grenzdynamik10
nicht zuletzt an den Sicken gut duzierung eine tolle Sache: So mit Klassik überzeugte: Verdis ■■■■■■■■■■
erkennen kann. Dafür braucht kann man die Box guten Ge- „La Traviata“, gespielt vom Bassqualität12
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es einen starken Magneten und wissens auch wandnah aufstel- Bayerischen Staatsorchester Abbildung10
Stabilität; wer einen Blick auf len. Uns gefiel die nuVero 110 unter Zubin Mehta (Farao), war ■■■■■■■■■■
che zeigt ein gewohntes Bild ist. Helmut Hattlers Duett mit aller Akkuratesse der Bass den stereoplay Testurteil
im Umgang mit Nubert-Laut- Fola Dada (auf der CD „Perfek- Hauptunterschied macht: kraft- Klang absolute Spitzenklasse 60
sprechern. Der Devise, wonach tes Timing Vol. 1“, stereoplay voll, federnd, punchy. So kommt
guter, reiner Klang nur mit 6/15) stellte die 110 selbst mit auch der Spaß nicht zu kurz. Für 0 10 20 30 40 50 60 70
möglichst wenigen Bauteilen unangenehm hohen Pegeln äu- den Preis ist die nuVero 110 eine Gesamturteil 84 Punkte
zu erreichen ist, folgt man in ßerst souverän in den Hörraum. Wucht! Alexander Rose ■ Preis/Leistungüberragend
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