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Übersicht 2
Wachstum und Produktbildung ( Auslegung von Prozessen)
I. Wachstum
o Wachstumskurve & spezifische Wachstumsrate µ
o Substratverbrauch
o Monod-Modell und dessen Anwendung
o Ausbeutekoeffizient
o Erhaltungsstoffwechsel
o Weitere Einflüsse auf das Wachstum
II. Produktbildung
o Einteilung nach Gaden
o Einteilung nach Luedeking & Piret
III. Prozessfahrweisen
o Batch
o Fed-Batch
o Conti
Fermentation
4
Produktbildung 7
Produkte aus biotechnologischen Prozessen
Produkttyp Beschreibung Beispiel
I Endprodukt des Energiestoffwechsels Ethanol
Milchsäure
Aceton/Butanol
II Energiereservestoff Polyhydroxybuttersäure (PHB)
Glycogen
Dextran
III Enzyme Amylasen
Proteasen
IV Intermediärprodukte Citronensäure
Primäre Stoffwechselprodukte Glutaminsäure
V Sekundärstoffwechselprodukte Penicillin
Giberellin
VI Rekombinante Proteine Insulin
Antikörper
Mod. nach Tab. 3-6 aus Einsele & Co-Autoren. Mikrobiologische und biochemische Verfahrenstechnik, VCH
Produktbildung 8
Zusammenhang Wachstum und Produktbildung
Die Produktbildung in biotechnologischen Prozessen kann auf unterschiedliche
Weise mit dem Wachstum der Zellen (= „Produktbildner“) assoziiert sein:
● Streng mit allen primären Stoffwechselaktivitäten gekoppelt
z.B. Endprodukte des primären Energiestoffwechsels wie CO2, Wasser, Ethanol,
Methan, Milchsäure, Essigsäure, Aceton, Butanol, …
● Komponenten des primären Anabolismus
z.B. organische Säuren, Aminosäuren
● Sekundärmetabolite, die von den Zellen üblicherweise nicht gebildet werden, wenn die
Umgebungsbedingungen Wachstum erlauben, sondern wenn es um das Überleben geht
z.B. Toxine, Antibiotika
● Enzyme, deren Bildung normalerweise in der Zelle streng reguliert und je
physiologischen Bedarf der Zelle an- oder abgestellt werden
● Transformationsprodukte, die wegen ihrer Selektivitäten (Entantio-, Chemo-, oder
Regioselektivität) technisch bedeutsam sind
z.B. Produkte aus Hydrolyse-, Synthese-, Redox-, Additions- und
Isomerisationsreaktionen in Ganz-Zell-Systemen oder als Enzymssysteme
Produktbildung 9
Zusammenhang Wachstum und Produktbildung
● Für die Bildung von Produkten (P in g/l) sind beide Bereiche wichtig, da
die Produktbildung
o wachstumsabhängig und
o wachstumsunabhängig
Ist die Produktbildung wachstumsunabhängig, so ist nur die vorhandene
Zellmasse ausschlaggebend für die Geschwindigkeit der Produktbildung.
erfolgen kann.
Produktbildung 11
Substratverbrauch für Produktbildung und Wachstum
● Unterscheidung hinsichtlich Wachstum und Produktbildung
o Trophophase: das Substrat wird für das Wachstum genutzt
o Idiophase: Umsetzung des Substrats in das Produkt (z.B. Bildung von
Sekundärmetaboliten in der stationären Phase)
Abstract
Information on fermentation process kinetics is potentially valuable for the
improvement of batch process performance; it is essential for continuous process
design. An empirical examination of rate patterns in various fermentations
discloses three basic types:
(1) ‘growth associated’ products arising directly from the energy metabolism of
carbohydrates supplied,
(2) indirect products of carbohydrate metabolism and
(3) products apparently unrelated to carbohydrate oxidation.
Effects of operating variables on the primary kinetic processes, growth, sugar
utilization and antibiotic formation, in the penicillin process, illustrate the special
nature of this type.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/jbmte.390010407
Produktbildung 13
Klassifizierung von Fermentationsprozessen nach Gaden
Gaden 1958
Klassifizierung von Fermentationsprozessen nach Gaden 19
Typ I nach Gaden
● TYP I: Produkt leitet sich aus Primärmetabolismus zur Energiegewinnung ab
o Beispiel: Ethanol-Produktion mittels alkoholische Gärung
µ Wachstumsrate
π Produktbildungsrate
σ Substratverbrauchsrate
Glucose Pyruvat
µ Wachstumsrate
π Produktbildungsrate
σ Substratverbrauchsrate
Gaden III
● Beispiel: Penicillin-Produktion
o Primärstoffwechsel und Produktbildung sind zeitlich voneinander getrennt.
o Zunächst läuft der Primärstoffwechsel mit entsprechendem Substratverbrauch und
Wachstum. Anschließend wird aus dem Intermediärstoffwechsel das Produkt
gebildet.
Fermentationsverlauf Volumetrische Raten Spezifische Raten
µ Wachstumsrate
π Produktbildungsrate
σ Substratverbrauchsrate
Abstract
Kinetic data are needed to develop basic understanding of fermentation
processes and to permit rational design of continuous fermentation processes.
The kinetics of the fermentation of glucose to lactic acid have been studied at six
constant pH levels between 4·5 and 6·0 by measuring the instantaneous rates of
bacterial growth and of lactic acid formation throughout each fermentation.
It was found that the instantaneous rate of acid formation dP/dt, could be related
to the instantaneous rate of bacterial growth dN/dt, and to the bacterial density N,
throughout a fermentation at a given pH, by the expression
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/jbmte.390010406
Zusammenhang Wachstum und Produktbildung 30
Luedeking-Piret-Modell
Das Luedeking-Piret-Modell ist ein Ansatz um die wachstumsabhängige als auch
wachstumsunabhängige Produktbildung mathematisch zu beschreiben.
● Luedeking und Piret haben im Experiment beobachtet, dass die Milchsäure-Bildung
offenbar wachstumsabhängig als auch wachstumsunabhängig ist.
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑑𝑑𝑑𝑑
= 𝛼𝛼 � + 𝛽𝛽 � 𝑋𝑋
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑑𝑑𝑑𝑑
wachstums- Nicht
assoziiert wachstumsassoziiert
Spez. Produktbildungsrate qp
Spez. Produktbildungsrate qp
Spez. Produktbildungsrate qp
𝑞𝑞𝑝𝑝 = 𝛼𝛼 � 𝜇𝜇
Und: 𝛼𝛼 = 𝑌𝑌𝑃𝑃⁄𝑋𝑋
𝑞𝑞𝑝𝑝 = 𝛽𝛽
α α
𝑞𝑞𝑝𝑝 = 𝛼𝛼 � 𝜇𝜇 + 𝛽𝛽
β β
Spez. Wachstumsrate µ Spez. Wachstumsrate µ Spez. Wachstumsrate µ
𝑑𝑑𝑑𝑑 1
● Kompetitive Hemmung = µ𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 � 𝑋𝑋 �
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑃𝑃
𝑘𝑘𝑠𝑠 � + 𝑆𝑆
𝑘𝑘𝑃𝑃
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑆𝑆 𝑘𝑘𝑃𝑃
● Nicht-kompetitive Hemmung = µ𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 � 𝑋𝑋 � �
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑘𝑘𝑠𝑠 + 𝑆𝑆 𝑘𝑘𝑃𝑃 + 𝑃𝑃
● Weiterhin haben sich einige empirische Annäherungen in der Praxis bewährt, wie z.B.
die lineare Gleichung nach Hinshelwood:
𝑑𝑑𝑑𝑑
= µ � 𝑋𝑋 � 1 − 𝑎𝑎 � 𝑃𝑃
𝑑𝑑𝑑𝑑
a: empirische Proportionalitätskonstante
BU
42
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑑𝑑𝑑𝑑
= 𝛼𝛼 � + 𝛽𝛽 � 𝑋𝑋 − 𝛿𝛿 � 𝑃𝑃
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑑𝑑𝑑𝑑
o Beispiel: Penicillin-Produktion
Degradation des gebildeten Produkts durch Hydrolyse
Zusammenfassung 46
SAHM
Produktivität 48
Ansatzpunkte zur Prozessoptimierung
Die Produktivität eines Prozesses ist in der Industrie die wichtigste
Stellgröße.
● Die Produktivität oder auch Raumzeitausbeute (RZA; engl. space time yield
STY) ist definiert als:
● Produktbildungsraten
o Volumetrische Produktbildungsrate rp 𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑔𝑔
Produktbildung pro Volumen Fermentationsbrühe 𝑟𝑟𝑝𝑝 = = 𝑞𝑞𝑝𝑝 � 𝑋𝑋 �𝐿𝐿 � 𝑑𝑑 −1
𝑑𝑑𝑑𝑑
pro Zeiteinheit
Analog zu YX/S
𝑟𝑟𝑃𝑃
● YP/X 𝑌𝑌𝑃𝑃⁄𝑋𝑋 =
𝑟𝑟𝑋𝑋
● YP/S 𝑟𝑟𝑃𝑃
𝑌𝑌𝑃𝑃⁄𝑆𝑆 =
𝑟𝑟𝑆𝑆
Produktivität in industriellen Batch-Prozessen 50
Beurteilung der Wirtschaftlichkeit
Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit muss die gesamte Nutzungsdauer des
Reaktors inkl. Vorbereitung (Reinigung, Befüllen, Sterilisation, …) und Lag-Phase
berücksichtigt werden.
Produkt [g/L]
Produktivität
(auch Raum-Zeit-Ausbeute RZA oder
engl. space time yield STY)
𝑔𝑔
𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔𝑔 𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃𝑃 [ ]
𝑃𝑃 = 𝐿𝐿
𝑑𝑑𝑑𝑑𝑑𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 𝑍𝑍𝑍𝑍𝑍𝑍𝑍𝑍 [ℎ]
● Exponentielle Phase
o Konstante, minimale Generationszeit (abhängig vom Organismus und den
Wachstumsbedingungen
Ziel: durch optimale Milieubedingungen das Minimum an Generationszeit
einzustellen.
● Stationäre Phase
o Allmählicher Übergang von exponentieller Phase zu stationärer Phase durch
limitierende Substratkonzentration und/oder inhibierende Stoffwechselprodukte
o Einsetzen des Sekundärmetabolismus, z.B. Antibiotikaproduktion
Ziel: die Wachstumslimitierung zu kontrollieren: z.B. durch die C-Quelle