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tJit Jlfgd)ologit 6tr Jlftu6onymitOt

im tjin61itf auf ait J!ittl!otur


-'es Ul!tfJriJltnt~

Uon Jlrof. Srtaeril ~orm

"Der ~ufer" ~t>ange[ifd)er '13erIag


~ermann Werner TIad)f., @ütersIo'f)
$tuaim an !ut~~.Q(foatmit

!jtroutfgtgt6tn im Q(uftrog attf .!lJorJionattf·


bon lorI .6tongt, C86ttingtn

~. tieft
!)at Ja1gdjoJogit ßtr Ja1tuöongmitot im ~in6Jht
auf öit l!.ittratur öt~ Urdjriptntum~
Uon Jlro'. Bußeri' ~orm

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. j)ermann IDerner. ~adjf·, ®ü:teralo9 I 19 J t
tJit JLlTg1f}o(ogit "tr JLlrtu6ongmitof
im "in61ift auf ait littratur
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Uon J1rof. Breaeri' 1!orm

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~ u fe r 11 ~ ban 9 e Ii cl) er ~ e a 9
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j)ermann 2Derner ~acf>f., @üfers[ol)
Printed in Germany
~ortuort.

canbem id) bie IDodelungen, bie id) auf bet etften %agung ber
J l!ut~et::: mfabemie au 6onbets~aufen ge1)alten 1)abe, vet,;
öffentlid)e, möd)te td) ben Wunfd) auslpred)en, bab lie anbere
G)eIe~de au einet neuen (frforfd)ung ber bis~et au wenig er:::
ödeden unb aud) ~iet in au grober .RÜt3e be~anbelten ~rage
nad) ber ~lt)d)ologie ber pfeubont)men 6d)riftfteller anregen mögen .
.R 0 p e n 1) a gen, Dftober 1932.
~reberif %orm
~ir müHen bamit anfangen, genau feft3uftellen, in meldJem
.w6inne wir l)ier bas Woti ~feubont)mität uerftel)en wollen.
'!>enn bas Woti ift meI)rbeutig. ~n jebem 3eitalter unb überall
in ber Welt fommt es uor, ban ein 6dJriftfteller fein Wetf untet
einem erbid)teten 9l:amen l)erausgibt. ~ud) bann fprid)t man uon
'~feubont)mität. !>ie ~emeggrünbe, auf biefe Weife llfeubont)m
auf3utreten, finb gewöl)nlid) leid)t etfennbar; man münfd)t 3U
erfal)ren, wie bie 9te3enfenten bas Wetf beutieilen werben, wenn fie
uon bem mitflid)en metfaHer überl)aullt nid)ts miHenj man fann '
einen jold)en Wunfd) l)egen, fomol)l als junger ~nfänger, bet fid)
jd)eut, feinen bürgetlid)en 9l:amen einet möglid)en merutieilung
burd) bie .Rritif aus3ufet1en, abet aud) als fd)on betül)mter metfaHer,
bet über bie in fold)em ~alle mal)rfd)einlid) jel)r jd)wanfenben
Utieile ber 9te3enjenten jid) amüjieren mil!. man fann jid) fetner
ber ~feubont)mität bebienen gan3 ol)ne bie ~bfid)t, gel)eimnisuoll
auftteten ober irreleiten 3U wollen, uielmel)t um ben Eefern bas
tual)te merftänbnis 3U etleid)tern. Wir fönnen 3.~. an 6ören
.Rietfegaarb benfen, ber butd) bie uerfd)iebenen, oon il)m gebraud)ten
erbid)teten 9l:amen beutlid) mad)en mill, ban bie unter bem be",
ireffenben 9l:amen bargelegten ffiebanfen nid)t als ~usbrud feiner
eigenen innerften meinung auf3ufaHen finb.
Wäl)renb bieje ~orm ber ~jeubont)ntität 3u jeber 3eit uor==
iommen fann unb bem merftel)en feine bejonberen 6d)wietigfeiten
bereitet, uerl)ält es fid) gan3 anbers mit ber l)ier 3U erötiernben ~orm
ber ~jeubont)mität. Wenn ein 6d)tiftfteller jein eigenes Wetf
nid)t mit jeinem 9l:amen, aud) nid)t mit einem erbid)teten 9l:qmen,
jonbern mit bem 9l:amen einer jd)on berül)mten ~erfönlid)feit ber
ffiegenwati ober ber mergangenl)eit betitelt, ftel)en wir einer un==
gewöl)nlid)en ~anblungsweije gegenüber, bie in unferen ~agen
nur ausnal)msweife, in ber antifen 3eit bagegen red)t l)äufig
1)otfommt. Unb wenn es um bas merftänbnis ber merfaHerllerfönlid)==
- 8 -

feit gel)t, werben wir in biefem ~aIIe in fel)r uerwicfeIte pf1)ef)ologifdje


~robleme l)ineingefül)rt. <fs ift auffaIIenb, baä es auel) uiele re ligiö fe
6el)tiftfteUer bes mlterfums lieben, unter ber :Decfe ber ~feubon1)mi~
tät il)re ß5ebanfen aus3ufpreef)en. 9Jlan l)at bei ber <frforfef)ung ber
religiöfen ßiteratur ber antifen WeIt fel)r oft fiel) butel) ben l)äufigen
ß5ebrauel) ber ~feubon1)mität auf biefem ß5ebiete ba3U uerleiten
IaHen, Me ~feubon1)mität beinal)e als etwas 6elbftu erftiinblief) es,
l)in3unel)men. 9Jlan l)at uergeHen, baä auel) im mItetfum auf bem
ß5ebiete ber religiöfen Eiteratur bas normale 5Berfal)ren felbft"..
uerftänblief) basjenige war, unter feine111 eigenen 9lamen 3U fef)reiben,
unb baä bie ~feubon1)mität etwas Ungewöl)nfief)es war, uni:> bal)er
immer einer <frflärung bebarf, unb 3war einet <ftflätung, bie jeben
<fin3elfaU genau anal1)fiett. 9Jlan l)at fief) gar 3U oft bamit begnügt,
non einer "fraus pia" 3U reben, obgleief) in uielen ~äIIen ein ~rage"..
3eid)en l)inter ben musbrucf "fraus" unb in noef) mel)r ~äIIen l)inter
bas Wort "pia" gefeBt werben muä, - wenn man bem leBten
Worf nief)t einen gan3 leeren 6inn geben wilr. Weil bie Eeief)t::-
gläubigfeit unb ber 9Jlangel an ftitifef)em 6inn im mltetfum 3ur
~oIge l)atten, baä eine 9Jlenge :pfeubon1)mer Eiteratur als eef)t
anetfannt wurbe, l)at man gebaef)t, baä man es in ber antifen
Welt auef) fel)r leief)t nal)m mit bem 1noranfef)en Urfeil über bas
pfeubonl)me 5Berfal)ren, obgleief) bie Eeief)tgläubigfeit ber pfeub'"
O1t1)men Eiteratur gegenüber, wie wir fpäter fel)en werben, ein milbes·
1noralifef)es Utfeil über bie ~feubon1)mität in fief) gar nief)t ein::-
fef)lieät. :Die Eeief)tgläubigfeit bebeutet feineswegs, baä man es.
als 3iemlief) gIeief)güItig anfiel)t, ob ~f eubon1)mität uorliegt ober nief)t.
Wir uermiHen eine grünblief)e Unterfuef)ung über bie ~feub:::
on1)mität im mItettum, fowol)l über bie 9Jletl)oben ber :pfeubont)men
6ef)tiftfteller als über bie ~f1)ef)ologie berfelben. ~l)re motiue
müHen in jebem <fin3elfaII aufgebedt werben, il)re 3wecfe müHen
feftgefteIIt unb es muä unterfuef)t werben, wie Me 9Jlotiue unb
3wecfe 3U bem ß5ebanfeninl)aIt ber betreffenben 6el)tift fief) uer:::
l)alten; man barf fief) nief)t 3uftieben geben, el)e in jebem <fin3elfaII
ein pf1)ef)oIogifef) uorjteIlbares 5Bilb ber 5BerfafferperfönIief)feit aus
ber Unterjuef)ung l)erausfommt. <fs l)anbelt fief) niel)t barum, bie
~fl)ef)ologie ber betreffenben 6ef)tiftfteller uon aUen 6eiten 3U unter:::
- 9 -

Jud)en, - nid)t barum, bie <fntfte~ung i~rer Werfe aus mögIid)er


meeinfluHung anberer ~erfönIid)feiten 3U erflären, - fonbern nur
batum, es uns nerftänbIid) 3U mad)en, wie fie ba3u famen, ftatt
unter eigenem 91amen 3U fd)reiben, nie ~feubont)mität 3U benor:::
3ugen, unb wie bie Wa~l ber :pfeubont)men ~orm mit i~rer gan3en
moralifd)en unb reIigiöfen <finftellung fid) nereinigen läBt.
Dbgleid) wir ~ier ~au:ptfäd)Iid) nie urd)tiftlid)e :pfeubont)me
f!iteratur im muge ~aben, ift es felbftuerftänblid) notwenbig, im
noraus in .ftür3e bie :pfeubont)me 6d)riftitellerei ber gried)iid):::
römiid)en Welt unb bes 3ubentums 3U betrad)ten.
l)ie ~i eubont)mität fommt in ber antifen Welt in mannig:::
fad)er Weiie nor. :.Die niebrigfte ~orm fann als literarifd)er l)iebfta~l
d)araftetifiett werben; wie es ausgebrüdt worben ift: "ein arm:::
ieIiger .ftum:pan eignet fid) gerabe3u bas mud) eines anberen an ll .1)
mefonbers ffialenus im 3weiten nad)d)tiftlid)en 3a~r~unbett gibt
uns einen intereHanten, aber trüben <finblid in nie bamaligen
Iiterarijd)en mer~ältniHe, bie jid) aber, wie er ausbrüdlid) fagt,
eben in ienem 3a~r~unbett bebeutenb nerid)limmett ~atten. 2) l)ie
6d)üler eines berü~mten f!e~rers gaben bie muf3eid)nungen, bie
He wä~renb bes Untertid)ts gemad)t ~atten, mit gewinniüd)tiger
mbjid)t o~ne weiteres als i~re eigenen Werfe ~eraus. 6elbft bie
l)iener bes ffialenus jta~len jeine ~efte. IDlan gab jold)e modejungen
~eraus, mit einer morrebe nerje~en, als ~ätte man iie jelbjt gejd)rieben.
IDlattial nennt fold)e IDlenjd)en "plagiarii", b.~. IDlenfd)enräuber.
~n allen fold)en ~älIen liegt bas IDlotin: ffiewinnfud)t, flar am %age.
Unb ~feubont)mität im engeren 6inne liegt über~au:pt ~ier nur nor,
wenn ber betreffenbe plagiarius bas ~erausgegebene Werf mit
<finfd)altungen unb meränberungen ausftattete. l)enn non ~jeub:::
ont)mität im engeren 6inne fann man nid)t reben, wenn ein 6d)rift:::
fieHer etwas, was er nid)t felbft gefd)rieben ~at, unter feinem
eigenen 91amen ~erausgibt - bas ift literarijd)er l)iebfta~l -,
jonbern nur bann, wenn er etwas, was er felbft gefd)tieben l)at,
unter bem 91amen eines anberen in bie Weit ~inausfd)idt.
1) Xl). ~irt: .Rnti! unh ~etmeneuti!, 1913, 6. 223.
2) (fj. ~einrlci: ~eittäge 3Ut (fjejcgicgte unh (frllätung hes 9teuen Xeita"
ments I, 1894, 6. 71ff.
- 10 --

!)er ~feubont)mität im engeren Sinne etwas näf)er ftef)en bie


Stilübungen in ben ~f)etorenfd)ulen.l) !)en Sd)ülern wurbe l)ier, Uln
if)r merftänbnis einer berül)mten ~erfönIid)feit 3U :prüfen, bie muf::
gabe gefteUt, mufräbe 3U fd)reiben, in weId)en bie (f)ebanfen ber
betreffenben ~erfönIid)feit unter genauer 9l:ad)al)mung ber Sprad)e
unb bes Stils bargelegt werben follten. ~ür ben angef)enben
~ebner war es uon ~ebeutung, 3U lernen, aus einer befUmmten
~erfon unb Situation l)eraus 3U f:pred)en unb 3U fd)reiben. !)er
3wed mubte l)ier bie fUauifd)e 9l:ad)al)mung fein; man erftrebte
eine fo täufd)enbe <finwitfung ber mufräbe auf bie .ßefer wie mögIid).
!)er <fl)rgei3 fonnte mand)mal bie jungen Sd)üler f:päter ba3u
vedeiten, il)re Stilübungen unter bem 9l:amen ber nad)geal)mten
~erfönIid)feit in Umlauf 3U feben. !)ann liegt eine erftrebte ~feub::
ont)mität uor. m:ber fel)r oft finb bie Stilübungen fid)er ol)ne bie
Sd)ulb ber ~l)etorenfd)üler fpäter unter bem falfd)en 9l:amen uer::
breitet worben.
WUt ben Stilübungen uerwanbt - unb bod) etwas anberes -
ift es, wenn innerl)alb einer :pl)ilofopl)ifd)en Sd)ule bie Sd)üler fid)
bie (f)ebanfen bes Url)ebers ber Sd)ule ober ber in ber Sd)ule
fid) fott:pflan3enben ~rabition gan3 aneigneten unb ben il)nen in
bem Unterrid)t mitgeteilten stoff im (f)eifte biefer ~rabition weiter
ausfül)tten, um f:päter, wal)rfd)einlid) in ber ~egeI ol)ne, aber bis::
. weilen aud) mit ber ausbrüdIid)en <ftIaubnis if)rer .ßel)rer, il)re
<ft3eugniHe in Ulnlauf 3U feben. ~efonbers von ber :pl)tl)agoreifd)en
Sd)ule wirb biefes uns betid)tet. ~ier liegt weber !)iebftaf)I nod)
~feubonl)mität uor. man will weber etwas, was inbiuibuelles
nteratifd)es <figentum war, rauben, nod) eigene (f)ebanfen einem
anberen unterfd)ieben; man will nur ben gemeinfamen geifUgen
~efib einer Sd)ule weitergeben. ~reue 9l:ad)al)mung unb ~ott::
:pfIan3ung werben als ~fIid)t unb 3ieI etfannt. man fann uoraus::
reben, bab bies uon ben .ßefern uerftanben wirb, unb bie
~bfid)t, 3U täufd)en, liegt alfo nid)t uor. 2 ) - ~n biefem 3ufammen::

1) Xl). ~irt: .Rtitif unb ~etmeneutif, 1913, 6. 223.


2) Ubet bie 6djultrabition fiel)e W. ~ouHet: ,3übifdj==G:l)riftIidjet 6djulbetrieb
in ~Iuanbria unb mom, 1915; .R. ffitonau: ~ofeibonios unb Me jübifdj==djriftIidje
ffienefisuegefe, 1914; ~. Wenblanb unb IDlax ~ol)Ien3 in ffietde unb 9l:otbens
- 11 -

l)ang mub auel) llorübergel)enb baran erinnert werben, bab lliele


6d)riften aus bem mItertum, bie wir burel) bie moranfebung bes
Wortes ,,~feubo" nor einen merfaffernamen be3eid)nen, Werfe
rinb, bie non begeifterten ,Jüngern unter ~eeinfluffung einer be:::
rül)mten ~errönnd)feit gefd)rieben wurben unb bann fpäter gan3
ol)ne bie 6d)ulb bes merfaHers unter bie Werfe ber betreffenben
berül)mten ~erfönliel)feit gerieten unb überliefert wurben. ~n aUen
fold)en 3"äUen liegt ~feubonl)mität nid)t nor, unb wir fönnen
bal)er aus aUebem nid)t fd)Iieben, bab bie ~feubonl)mität im
engeren 6inne eine gewöl)nlid)e, Uterarifd)e 3"orm war, beren ~e:::
nubung als ein bered)tigtes morgel)en angefel)en wurbe.
:Dagegen begegnen wir einer wirflid)en, b.l). beabfid)tigten
'-l3feubonl)mität auf bem <I>ebiet ber ~riefliteratur. muel) l)ier fonnten
3war manel)maI bie fel)on aufgebedten ID10tine l)ineinfpielen; man
wollte bie .Runft ber täufel)enben 91ael)al)mung ausüben. mber auel)
anbere ID10tine fonnten fiel) geItenb mael)en. Wir wirren aUe, wie
neugierig bie meiften ID1enfel)en finb, wenn es um 91ael)riel)ten aus
bent ~rinatIeben einer berül)mten ~erfönliel)feit gef)t. (tine folel)e
91eugier 3U befriebigen, ift ol)ne 3weifeI bie mbfid)t nieler ~rief:::
fälfel)er ber antifen 3eit. Wenn man in ben erbiel)teten ~riefen non
ben groben ID1ännern eben bas mitteilen wollte, was man niel)t
mUBte unb niel)t wirren fonnte, l)atte man gewöl)nliel) aUBerbem
ben 3wed, biefe ID1änner 3u nerl)ettlid)en. 60 nerbreitet war bie
3"älfel)ung auf bem 3"elbe ber ~riefIiteratur, baB ~irt fie gerabe3u
als "eine f!ieblingsbefel)äftigung ber 60pl)iften unb 9il)etoren" be:::
3eiel)nete. (tin engUfd)er 3"orfd)er el)arafterifiert ben ~nl)aIt ber
gefälfd)ten ~riefe treffenb in folgenben Worten: ,,:Die ~riefe ent:::
lIG;inlettung in bie SllItettumswiffenfel)aftI/ 3 , 1927, 6. 117f. - :Dab ber nef)rer bis::
weilen ben 6el)üIern erlaubte, feine 4)efte f:päter ijU veröffentIiel)en, wirb uns burel)
9J1arini "Vita Procli", ed. 3. lJ. Q3oiHonabe, 1814, .Ra:p. 12 (6. 10), beijeugt. -
Wenn ,3ambliel)os in feiner IIIDtta bes ~l)tf)agorasl/ bie 6el)üIer ausbtüdIiel) lobt,
weil fie unter bem 91amen bes 9Jleifters fel)rieben unb niel)t G;f)re für fiel) felbft er::
ftrebten (fief)e Q3ouHet: Op. cit. 6. 5), gut biefes Urteil felbftverftänbliel) nur in folel)en
lJälIen, in welel)en von einer 6el)uItrabition bie 91ebe war, unb eine ~feubonl)mttät
im eigentIiel)en 6inn baf)er niel)t vorlag. :Die fe Sllusfage fagt uns alfo niel)t, wie man
bie ~feubonl)mität beurteilen würbe in benjenigen ~äUen, in welel)en ein :preub::
onl)mer IDerfaHer wiHen mubte, bab Oie :pfeubonl)me lJotm feinenefer täufel)en würbe.
- 12 -

~alten, was grobe männer nad) bem Urteil ber mIItagsmenfd)en


~ätten fagen follen, nid)t was fie gefagt l)atten}1 :Die ~älfd)ung
ift in ber megel leid)t erfennbar j unter ben musna~men fönnen
befonbers bie :platonifd)en ~riefe ~ernorge~oben werben. :Dod)
finb bie bebeutenbften biefer ~tiefe wo~l jent non ben meiften
~orfd)ern als ed)t anedannt. 6ie unterfd)eiben fid) ftarf non bem
gröbten ~eil ber gefälfd)ten ~riefe. - muffaIIenb ift bie ~äufigfeit
ber ~älfd)ung auf bem ffiebiet ber gtied)ifd)en ~riefliteratur, wenn
man bie auberorbentlid) getinge 3a~1 erbid)teter ~tiefe inner~alb
ber Eiteratur bes Urd)riftentums beben!t. Wä~renb bie lenten
eben wegen il)rer getingen 3a~1 uns fd)wietigen :pft)d)ologifd)en
~roblemen gegenüberftellen, finb fold)e ~robleme faum nor~anben,
wenn wir es mit ben erwäl)nten gried)ifd)en unb römifd)en ~riefe1t
3U tun ~aben. ~ier liegen bie moHne flar am ~age j ein fom:pIi3ietfes
6eelenleben f:pürt man nid)t ~inter bieien ~tiefen. :Die merfajjer
finb fleine menid)en, beren 6eelenleben feine ~iefen entl)äIt.1)
Wenn man bagegen an bas ffiebiet ber :pfeubont)men religiöfen
Eiteratur ~erantritt, edennt man fofotf, bab es niel fd)wietiger
wirb, ein :pit)d)ologifd)es merftänbnis ber ~feubont)mität 3U erreid)en.
ffiewö~nlid) ~aben religiöie menid)en eine tiefe 6d)eu nor jeber
~orm ber Unwal)rl)aftigfeit, woburd) ein :pieubont)mes ~ernor::o
treten il)nen erid)wetf werben mub. ~nbererfeits iinb fie oft n01n
religiöien 3ntereHe io ftad ergriffen, bab iie, um i~re 3wede 3U
eneid)en, ber meriud)ung unterliegen fönnen, fid) aud) ber Unwal)r::o
~eit als mittel 3U bebienen. :Der gan3 unmoraIiid)e 6an: ,,:Der
3wed ~eiligt bie mittel," ~at ja leiber eben in ber ffiefdJid)te ber
d)riftIid)en 5tird)e eine grobe molle gei:pielt. (fs ~at wo~l barin
feinen ffirunb, bab nor allen anberen eben bie religiöfe ~erfönIirofeit
3wede fennt, bie ein bebenfIid)es mittel mit bem 6d)ein ber ~eiIig::o

1) !ler englifd)e ~orfd)er,


ber im ;rext 3itiert wurbe, ift ,3. ~. IDlal)affl) (The
Silver Age of the Greek World, 1906, 6.441). - "mud) ~riefe wurben in ben
9l1)etorenfd)ulen 3ur l1bung ausgearbeitet" (f>. ~eter: !ler ~rief in ber römifd)en
.mteratur, 1901, 6.175); bann gilt llon ben ~riefen, was llon ben 6tilübungen
gefagt wurbe. - l1ber Me l'feubonl)men ~riefe llgI. ferner D. ml'eIt: ~latom~
~riefe überfe~t, 1918 (Me (finleitung, 6. 1-16); über ben ~rief in ber fafralen
unb ml)ftifd)en i!iteratur fieI)e m. !lieterid): mbraxas, 1891, 6. 161ff.
- 13 -

feit umgeben fönnen. Db es :pftJel)ologijel) benfbar ijt, ban eine tief


ergriffene, religiöfe ~erfönliel)feit mit flarem ~ewuntfein fiel) ber
Unwal)rl)aftigfeit fel)ulbig mael)en fann, mun non ~all 3U ~all
genau unterfuel)t unb überlegt werben. !)ie (fntfel)eibung wirb non
nielen Umftänben abl)ängig fein, 3. ~. non ber ~rt bes 3wedes,
ber erreiel)t werben foll, non ber ~rt bes IDlittels, b. l). ber gewäl)lten
tyorm ber ~feubontJmität, non ber gan3en 6truftur bes 6eelen~
lebens ber betreffenben ~erfönliel)feit, non ber .ftlarl)eit bes ~e~
wuntjeins, bie in ber Unwal)rl)aftigfeit befel)loHen ijt, ober beHer,
esl)ängt non bem gegenfeitigen 3ufammenwitfen biefer unb anberer
äl)nliel)er ~aftoren ab. !)ie Wal)l ber ~feubontJmität fe~t auf
religiöfem OJebiet oft einen fom:pli3ierten feelifel)en morgang noraus,
ben man 3U enträtfeIn nerfuel)en mun, wenn man ein merftänbnis
ber ~erfönliel)feit erftrebt. Unb ol)ne folel)e :pftJel)oIogifel)en (fr~
wägungen barf bie l)iftorifel)::fritifel)e ~rage, ob ein Iiterarifel)es
Wetf :pfeubontJm ijt ober niel)t, niemals entfel)ieben werben.
Wir müHen jent nerfel)iebene, ttJ:Pifel)e (fin3elfälle ins ~uge
faHen. 9tur fo niel länt fiel) im allgemeinen fagen: je mel)r
eine religiöfe ~erfönliel)feit über innere religiöfe .ftraft unb DriginaIi::
tät nerfügt unb je mel)r fie non einem 6enbungsbewuntfein burel)~
brungen ift, um fo fel)wieriger wirb es fein, fiel) notijuftellen, ban fie
es über fiel) bringen rann, in bem 9J1antel ber ~feubontJmität
auf3utreten.
~inen befonberen l:tJ:pus ber ~feubontJmität innerl)alb ber
grieel)ifd)en religiöfen Eiteratur bieten bie fogenannten or:pl)ifel)en,
l)ermetifel)en unb fibtJllinifel)en 6el)riften bar. l:l)eogonijel)e 6:pefu~
rationen, religiöfe ~tJmnen, :pro:pl)etifel)e OJebanfen werben ben
9tamen groner, mtJtl)ifel)er OJeitalten unteriel)oben. !)a innerl)alb
ber jübifd)en unb urel)riitliel)en Eiteratur äl)nliel)e 6el)riftwerle l)öufig
notfommen, wollen wir iel)on l)ier ben :pftJel)ologiiel)en morgang 3u
analtJfieren nerfuel)en. merfel)iebene Unlftänbe werben l)ier bas
merftänbnis ber ~feubontJmität erleiel)tern. (frftens l)anbelt es fiel)
um mtJtl)ifel)e OJejtaIten ober jebenfalls um 9J1enfel)en einer fernen
mergangenl)eit, benen gegenüber man niel)t meint, biefelbe mer~
antwortIiel)feit 3U l)aben wie gegenüber ben 3eitgenoHen ober ben
9J1enfel)en einet fel)r nal)en mergangenl)eit. 9J1an brauel)t fiel) unter
- 14 -

biefen Umftänben aud) nid)t vor ber <fntbedung ber ~feubont)mitö.t


3U fürd)ten. ,3weitens müffen biejenigen, bie, von ber fd)on vor:=
f)anbenen Eiteratur biefer ~rt tief ergriffen, ba3U angeregt wurben,
He 3U erweitern, in ber ~egel 9Renfd)en gewefen fein, beren 6eelen:=
leben gan3 eigenartigen ffiepräges war. 6ie müHen eine gewiHe
9leigung 3ur 6pefulation, IDifion ober vieIIeid)t fogar 3ur <ffftafe
gef)abt f)aben. 9lun wirb es wol)l allgemein 3ugeftanben werben
müHen, bab es ben vifionären ~erfönIid)feiten fef)r fd)wer, ja oft
gerabe3u unmögIid) ift, 3wifd)en bem IIwitfHd)" ffiefd)auten unb ber
bie IDifion aufnel)menben unb bearbeitenben ~eflelion 3U unter:=
fd)eiben. X>ie aus bem Unterbewubtfein auffteigenben IDorftellungen
verbunfein bas fIare 6elbftbewubtfein. ~n ber 6eele fofd)er 9Ren:=
fd)en f)errfd)t bas ~albbunfel bes Unterbewubtfeins. ~ber bann
wirb aud) bas IDermögen bes Unterfd)eibens 3wifd)en bem, was fie
von ben fd)on vorf)anbenen 6d)riften eines Drpf)eus, 'eines ~ermes
ober ber 6ibl)lle in fid) aufgenommen f)aben, unb bem, was He felbft,
von eigener ~efleIion ober von eigenen IDifionen angeleitet, f)in3u:=
fügen, nid)t in voller 6täde vorf)anben fein fönnen. Unb wenn
es if)nen nid)t mögIid) ift, 3wifd)en bem eigenen geiftigen ~eHn
unb ben von if)nen burd) bie ~eeinfluHung eines anbeten angeeig::::
neten ffiebanfen 3U unterfd)eiben, fann bie in ber ~feubonl)mität
befd)loHene Unwaf)rf)aftigfeit il)nen nid)t mit voller SUarl)eit be::::
wubt werben. Wo ~eeinfluHung ftattfinbet, mub jeIbftverftänbIid)
ein gewiHes 9Rab von 9lad)af)mung vorf)anben fein; aber von
b ewubt er 9lad)af)mung fann in bem l)ier erörterten ~alI faum
bie ~ebe fein. X>ie <frgriffenI)'eit von ben apofaIl)ptifd)en ffiebanfen
brängt bas ~ntereHe an ber 9lad)af)mung in ben ~intergrunb ..
X>af)er wirb aud) bie 9lad)al)mung bes 6tils ,nicl)t erftrebt.
X>ie erwäl)nten 3wei Umftänbe werben es uns ermögIid)en,
ein ~ilb biefer IDerfaHerperfönIid)feiten 3U erf)aIten, in weId)em
fein 3U greller Wiberftreit vorl)anben ift 3wifd)en bem ~ewubtfein
bes reIigiöfen 9Renfd)en von ber ~fIid)t ber Waf)rl)aftigfeit einerfeits
unb ber vfeubonl)men Unwal)rl)aftigfeit anbererfeits. ~n einen
WiberftreU würbe man überf)aupt nid)t 3U benfen braud)en, wenn
man annel)men fönnte, bab bie IDerfaHer, wenn He if)te eigenen
geiftigen <fqeugniHe bem 9lamen eines Drpf)eus ober ber 6ibl)Ik
- 15 -

unterfdJoben, norausfenen fonnten, jeber nerftänbige f!efer würbe


non feIbft in ber ~feubont)mität nie ~enunung "einer literatifd)en
~orm etfennen unb ba~er bem IDerfaHer bie mbfid)t 3U täufd)en
nid)t 3ufd)reiben. ,3eber menfd), ber ars moralifd)e unb nerantwort:::
lid)e ~erfönlid)feit 3U ~anbeln wünfd)t, mun felbftnerftänblid) aud)
banad) fragen, wie bie mUmenfd)en feine ~anblungsweife auffaHen
werben. Wenn alfo bie :pfeubont)men IDerfaHer gewunt ~ätten,
ban i~re mUmenfd)en i~r IDorge~en nid)t falfd) auffaHen würben,
~ätten fie o~ne ~ebenfen fid) ben mantel ber ~feubont)mität
um~ängen fönnen.
!)ie ~rage, ob nie ~feubont)mität in ben erörterten ~ällen als
eine ben 3eitgenoHen burd)fid)tige, literatifd)e O:orm be3eid)net
werben barf, unb ob man ba~er bie IDerfaHer ber mnflage bewunter
Xäufd)ung ent~eben barf, ift eigentlid) niemals grünblid) unter:::
fud)t worben. Wenn 3. ~. in ber ~enod):::f!iteratur bisweilen über
~enod) in ber britten ~erfon gerebet wirb, obgleid) ~enod) gewö~n:::
fid) ars in erfter ~erfon rebenb auftritt, fönnte man geneigt fein,
an3une~men, ban ber IDerfaHer feineswegs mit ber ~feubont)mUät
bie mbfid)t ~atte, nie f!efer 3U täufd)en, unb ban jeber bebad)tfame
f!efer bies beutlid) etfennen munte. mber wenn man anbererfeits
bead)tet, wie ein mann wie XertuUian in noUem G;rnft f,enod) als
ben witflid)en IDerfaHer ber 6d)rift anfie~t unb ben nal)eliegenben
G;inwanb, eine ford)e 6d)tift ~ätte aller Wa~rfd)einnd)feit nad)
3ur 3eit ber 6intflut nerlorenge~en müHen, mit ber ~emetfung
wiberlegt, ban bie 6d)rift burd) moa~, ben Urenfel ~enod)s, leid)t
gätte gerettet werben fönnen, unb b'an moa~, aud) wenn fie unter:::
gegangen wäre, ;ie jebenfalls im GJei;te l)ätte re:probu3ieren
fönnen,I) - wenn man bi es bebenft, erfennt man, ban bie ~reub:::
1) XertuIIian: De cultu fern. I. 3. - (fbenfo meint .stIem. ~UeI., Protrept. c. 6,
hab fd)on Xenopl)on Die fibl)IIinifd)en ~üd)er benu~t I)at. - !lab anhererfeits 3. ~.
Dtigenes (Contra Celsum, V. 54) an her (fd)tl)eit hes ~ud)es Denod) 3weifeIte,
beweift nur, was im Xext gefagt wirh, hab fritifd) eingerteIlte IDlenjd)en gemiHen
:pjeubonl)men 6d)tiften gegenüber 3weifeI gegen fonnten, aber feineswegs, bab fie
bie pjeubonl)me ~orm als eine bered)tigte Iiteratifd)e ~orm anfal)en. .3m ffiegenteil,
jd)on ber 3weifeI 3eigt, hab eine hen l!ejem hurd)jid)tige, Iiteratijd)e fform eben
nid)t notlag. - Wenn Dtigenes einige non il)m ange3weifelte neutertamentIid)e
~tiefe ol)ne ~ehenfen benutJen fonnte, beweijt aud) hies nid)t, hab il)m nid)t niet
- 16 -

ont)mität foId)er 6d)tiften aud) einent nerftänbigen l!efer nid)t burd)==


fid)tig war. ~n einem f:päteren 3ufammenf)ang werben wir er==
faf)ren, bab berfeIbe l:ertuUian bas :pfeubont)me IDerfaf)ren als
moraUfd) nerwerfHd) beurteilte. <fr Uefert uns alfo einen beutUd)en
~eweis bafür, bab grobe l!eid)tgläubigfeit :pfeubont)men 6d)tiften
gegenüber in feiner Weife mit einer mUben ~eurleUung ber ~feub:::
ont)mität nerbunben 3U fein braud)t. l:edullian f)at aud) nid)t ge==
meint, aus ber menge ber :pfeubont)men 6d)riften fd)Iieben 3u
bürfen, bab bie ~feubont)mität ein entfd)ulbbares IDerfaf)ren fei.
Was wir aber in biefem 3ufammenf)ang befonbers non if)m lernen,
Ht, bob bie :pfeubont)men IDerfaHer ber or:pf)ifd)en unb fibt)Uinifd)en
~iterahtr feineswegs, wie fef)r oft bef)au:ptet wirb, bamit red)nen
fonnten, bie oerftänbigen l!e;er wären imftanbe, if)r IDorgef)en als
eine unanfed)tbare ~enunung einer literari;d)en ~orm auf3ufaHen.
l)enn bie reUgiöfen W1enfd)en ber bamaIigen Welt Hnb fid)er beinaf)e
aUe - aud) wenn fie Jiteratifd) gefd)ult waren - ber :p;eubont)men
i?iteratur gegenüber ungefäf)r ebenfo Ieid)tgIäubig als l:ertuUian
gewe;en. 3weifeI an ber <fd)tf)eit biefer i?iteratur fonnten feIb;t==
nerftänbJid) bei ftitifd) eingeHeIlten Iiterarifd)en ~er;önIid)feiten
notfommen. mber an ber <fd)tl)eit 3weifeIn unb bas IDorf)anbenfein
ber ~feubont)mität nermuten ift etwas gan3 anberes als annef)men,
bab non reiten bes IDerfaHers feine beabfid)tigte ~feubont)mität,
;onbern nur ~enunung einer ben i?efern burd)fid)tigen Iiterati;d)en
~orm notlag. l)ie :pfeubont)men reUgiöfen 6d)riftfteIIer müHen
aIio in ben nüd)ternen mugenbliden if)res 2ebens gewu{Jt f)aben,
bab if)re 3eitgenoHen if)r :pfeubont)mes IDorgef)en nid)t als eine
mnwenbung einer Iiterari;d)en ~orm auffaHen unb es baf)er als
moraUfd) nerwerfUd) anlef)en würben.!) Wenn fie fid) tronbem nid)t

baran lag, ob bieje ~riefe wirfIicg pjeubonlJme ~riefe waren ober nicgt, jonbern
nielmel)r, bab ber nerbreitete gottesbienftIicge OJebraucg biefer ~riefe il)m bie ge"
jcgicgtIicgen 3weifel lenten (fnbes als bebeutungslos erjcgeinen lieb.
1) ~n mannigfacger Weife erfal)ren wir, bab man bie ~jeubonlJmität, wenn fie
entr cgl ei er! wurb e, nerurt'eilte. f!inius eroäl)It, wie bie bem 91uma 3ugejcgriebenen
~ücger rofort nerbrannt wurben, als bie O:älfcgung aufgebecU war (mn. 40, 29). -
X>iog. f!aertes V.6 er3äl)It non ~eraflibes ~ontifos, einem 6cgüler bes mriftoteIes,
baf} er ~ragöbien unter bem 91amen bes 60pl)ofIes uerfaf}te. Um ben ~eraflibes
- 17 -

gaben abfd)reden IaHen, mub man fid) biefes merl)äItnis burd) bie
anberen fd)on l)erange30genen (fjefid)tspunfte pft)d)oIogifd) ner",
ftänblid) mad)en. 1)urd) bas UberwäItigtfein non ben religiöfen
<f>ebanfen unb im f>aIbbunfeI bes Unterbewubtfeins wirb bas (fje",
wiffen 3um 6d)weigen gebrad)t.
Wenn wir uns je~t an bie Eiteratur bes 6pätjubentums
menben, befinben wir uns auf einem (fjebiet, auf weId)em bie
'-ßflid)t ber Wal)rl)aftigfeit mit minbeftens ebenfo grobem (fifer als
in ber gtied)ifd)en WeIt eingefd)ärft wurbe. ~n ben jiibifd)en
'9{abbinenfd)uIen war peinlid)e (fjenauigfeit in ber Uberlieferung
bas immer nor ~ugen fd)webenbe ~beaI. Unb 3war follte man aud),
lUO möglid), genau überliefern, wer non ben groben Eel)rern biefes
uber jenes Wort gefagt l)atte. ~rgenbeinem 6d)tiftgeIel)rten ein
)IDort, bas er nid)t gefagt l)atte, 3U unterfd)ieben, märe fd)Ied)ter'"
bings ein merbred)en gewefen. Was aber wunbernel)men mub, ift,
bab wir gIeid)3eitig innerl)aIb ber bamungen jübifd)en Eiteratur
einen fiil)nen unb ausgebel)nten (fjebraud) ber ~feubont)mität vor",
finben. 1)ie ~eeinfIuHung burd) bie l)eIleniftifd)e Umgebung fann
3ur <ftfIärung biefes merl)äItniHes l)erange30gen werben; wir
bürfen uns aber mit biefer <fdIärung nid)t 3ufrieben geben. 1)as
märe eine 5Berfd)Ieierung bes ~robIems. Wir müHen bie pft)d)o",
Iogifd)en 6d)wietigfeiten genauer ins ~uge faffen.

au täufdjen, gab ein anberer 6djriftfteIIer fofort .eine 6djrift unter bem 91amen bes
6o:pgofIes geraus; unb ba er feinen 3wecf erreidjte unb .seraflibes Me beireffenbe
6djrift als edjt benunt gatte, eroägIte er ben wagten 6adjvergalt unb madjte fidj
über bie IDerfaHerfdjaft unb bie ßeidjtgläubigfeit bes .seraflibes luftig. - IDgI. audj
bie von m. moecfI): G;nalJfIo:päbie unb ID1etgobologie ber :pgiIolog. WiHenfdjaften,
1877, 6. 232ff. genannten ~äIIe. - G;. 6tem:pIinger: :nas ~Iagiat in ber griedjifdjen
ßiteratur, 1912, aeigt, bab man awar in ber antifen Welt ein grobes ID1abvon f"{fA''Y/UtS
geftattete, aber baB bie antUe mftgetif bas ~Iagiat, bie xÄon~ im eigentlidjen 6inn,
b. g. wo bie mbfidjt, 3U täufdjen, vorganben war, entfdjieben verurteilte. ßieraus
ergibt fidj, baB man audj bie ~feubonl)mität, wenn biefelbe mbfidjt vorlag, als
moraIifdj verwerfIidj anfegen mubte. :nab es fidj fo vergieIt, wäre man wogl übrigens
fdjon aus ber gogen 6djänung ber WaI)rgaftigfeit unter ben ffiriedjen 3U ent"
negmen beredjtigt (fiege 3. m. ß. 6djmibt: :nie G;tgU ber alten ffiriedjen, 1882, H,
6.403-414). IDgI. audj .s. ßagen: tiber Iiterarifdje ~älrdjungen, 1889.
6tubien ber 2utger-lllfabemie. -fleft 2. 2
- 18 -

IDlan fönnte bie ~rage


aufwerfen, ob nid)t bie ~ntftel)ungs::­
weife eines %eils ber altteftamentlid)en 6d)riften ber ~etrad)tung"
bah bie ~nwenbung ber ~feubonl)mität eine blohe literarifd)e
~orm war, l)ätte ben Weg bereiten müHen. Wir l)aben 5war fd)on-
gefel)en, bah biefe ~etrad)tung in ber bamaligen WeIt auf bem
ffiebiei ber reIigiöfen 2iteratur ;onft nid)t nad)gewie;en werben-
fann. !)ie IDlöglid)feit, bah auf jübi;d)em ~oben befonbere Um",
ftänbe fiel) geltenb mad)en fönnten, muh aber ge:prüft werben. !)ie
~üd)er IDlolis finb in ber Weife entftanben, bah alles, was aUmäl)lid)
als autoritatives ffie;en anerfannt wurbe, unter ben 91amen bes-
IDlofes gefteHt wurbe. merfd)iebene Uberlieferungen, ;owol)l
Gie;en als ge;d)id)tIid)e ~r3äl)lungen entl)altenb, wurben in bas.
grohe 6ammelbeden ber %l)ora l)ineingeleitet. ~inen äl)nlid)en.
morgang müHen wir für Me 6:prüd)e 6alomos annel)men. ~ber
fd)neU vergah man ben ~ntftel)ungs:pr05eä fold)er 6d)riften. IDlan.
I)egte ben feften unb ernftl)aften ffi laub en, bah jebes Wort in ben-
~üd)ern IDlolis von il)m felbft l)errül)rte. IDlan barf al;o aus biefem
%atbe;tanb feineswegs fd)liehen, bah im 3eitaIter .jefu innerl)alb
bes .jubentums bie ~;eubonl)mität als ein natürIid)es literari;d)es.
merfal)ren angefel)en wurbe. ~l)er fönnte man fagen, bah man,.
eben weil bas ~n;el)en bes altteftamentlid)en 6d)rifttums immer-
gröher geworben war, ein merfal)ren, burd) weId)es man ben grohen-
autoritativen ~erfönlid)feiten ol)ne weiteres eigene ffiebanfen
unterfd)ob, um fo fd)ärfer verurteilen muhte.
~d) muh bal)er geftel)en, bah es mir unverjtänbIid) ift, wie ein.
~orfd)er be5üglid) ber Weisl)eit 6alomos fagen fann, bah bie
~feubonl)mität nur eine literarijd)e Eift war, burd) weld)e fein
IDlen;d) fid) täufd)en IaHen fonnte. 1) ~uf biefe Weife wären natürIid}
aUe :pfl)d)ologifd)en 6d)wierigfeiten bei bem merftel)en bes :pfeub><·
onl)men merfaHers mit einem 6d)lag aus ber Welt gefdJafft. ~bet:·
biefe immer - leiber ol)ne ~eweife - wieberl)olte ~el)au:ptung~
Ht ntd)t rid)tig. ffierabe bas ~ntgegengefente war ber ~aH. ~Ue­
WeIt glaubte bamals, bah bie 6d)rift von 6alomo verfaht roar ..

1) 6 . .5oImes in <tl)ndes: Apocrypha and Pseudepigrapha, I, 6. 525 i ugI_


.R. 6iegftieb in .ftnu~rcl): l)ie mpofrlJPl)en unb ~reubepigtnpl)en I, 6.476.
- 19 -

mur einige ffielel)tte l)aben il)ren 3weifel ausge;prod)en. mber


felb;t wenn man in ben erften ,3al)rl)unberten über bie <fd)tl)eit
biefer unb jener 6d)rift bisfutiette unb ernfte 3weifel nottrug,
l)at man, wenn man bie Unl'd)tl)eit annal)ln, niemals baran gebad)t,
bie ~anblungsweife bes betreffenben merfaHer.s als bered)tigt
unb unfd)ulbig l)in3uftellenj bagegen l)at man He fel)r oft fd)arf
gerügt. <fs uerl)ielt ;id) innerl)alb bes ,3ubentums unb bes (tl)riften:::
tums wie in ber gried)ifd):::römifd)en Welt. <fntweber glaubte
man an Me <fd)tl)eit einer pfeubon1)men 6d)rift unb fonnte fie bann
;el)r l)od)fd)änen, ober man nal)m bie Uned)tl)eit an, unb bann war
bie betreffenbe 6d)rift ;d)on wegen il)rer ~feubon1)mität jebenfalls
etwas anrüd)ig. !)aB man in jener 3eit jemals auf reIigiö;em
ffiebiet bie ~feubon1)mität als eine Iiterarifd)e ~orm aufgefaBt
unb if)re ~ered)tigung gerabe3u anetfannt l)at, ift eine moberne
<frfinbung, bie man aus ber grOBen menge ber p;eubon1)men
6d)riften unb ber Eeid)tgläubigfeit ber bamaIigen 3eit l)at wal)r:::
jd)einIid) mad)en wollen, bie man aber mit witfIid)en gefd)id)tIid)en
ffirünben nid)t unterbauen fann. I )
!)al)er fönnen wir bie pf1)d)ologifd)en 6d)wierigfeiten nid)t
auf biefem Wege überwinben. Wir müHen es bal)er immer al.s eine
grOBe <ftIeid)terung bettad)ten, wenn in nerein3eIten ~ällen bie mög:::
Iid)feit norl)anben ift, baB non ;eiten bes merfaHers nur mnon1)mität
beabfid)tigt unb ~jeubont)mität er;t burd) eine jpätere ~anb an
bie 6d)tift l)erangebrad)t wurbe. !)ies gilt wal)rfd)einIid) ß. ~. non
;old)en 6d)riften wie ben ~jalmen 6alomos unb ben .oben 6alomos. 2)
mber in ber Weisl)eit 6alomos ift bie ~;eubon1)mität nid)t nur hurd)
bie Uberfd)rift ange3eigt, jonbern in bie 6d)tift feIb;t l)ineingearbeitet.
Unb l)ier läBt ;id) bas pf1)d)ologi;d)e merl)ältnis nid)t auf biefelbe
1) m:nftatt aus ber 9'Renge ber pjeubonl)men 6d)tiften unb ber ~eid)tgläubig"
feit if)nen gegenüber 3U fd)Iie[Jen, bab bas pjeubonl)me 5Dorgel)en als etwas ~e"
red)tigtes angefef)en wurbe, mu[J man uielmef)r bie 9'Renge biefer 6d)rlften l)aupt"
jäd)Iid) aus ber ~eid)tgIäubigfeit ber 3eitgenoHen erUären. Wenn bas (f)eIingen bes
Untemef)mens waf)rjd)einIid), ja beinaf)e fid)er war, ijt es Ieid)t uerjiänbIid), ba[J bie
m:nwenbung ber ~jeubonl)mität uielen 9'Renjd)en als uerlodenb errd)einen mu[Jte.
ll) 6ief)e ~amad: <tin ~jaImbud) bes eriten ,3af)rf)unberts, 1910, 6. 10, 106;
~. 91l)Ie unb 9'R. 91. ,3ames: The Psalms of Salomon, 1891, 6. LXf.; ferner ,3.
miteau: Les psaumes de Salomon, 1911, 6. 96ff.
2*
- 20 -

Weife erllären, als wenn es um eine apofaltJptifef)e 6ef)rift ge~t.


1)er IDerfaHer muf} fief) ber ~feubontJmität mit noller 5Uar~eit
bewuf}t gewefen fein; non einer mbfd)wäd)ung bes ~ewuf}tfeins
fann nid)t Me 9lebe fein. 9Ran ~at bie 6d)tift, weil bie Xor~eit bes
ffiönenbienftes fd)arf befämpft wirb, fo nerftanben, als ob ber IDer",
faHer überwiegenb ~eibnifd)e f!efer nor mugen ~abe.l) 3war ift es
bann auffallenb, baf} ber 91ame 6alomos in ber 6d)rift nid)t ge::
nannt wirb; ben ~eibnifd)en f!efern wirb es ja baburd) erfd)wett,
6alomo als ben IDerfaHer 3U edennen. mber ttonbem müHen wir
bie ~feubontJmität aus bem 3wed bes IDerfaHers, auf ~eibnifd)e
f!efer ein3uwiden unb i~nen (f~rfurd)t nor bem jübifd)en IDoIfe
unb feiner ffiefd)id)te ein3uflöf}en, 3U nerfte~en fud)en. Wir befinen
eine 9lei~e non 6d)tiften, bie in einer ä~nlid)en mbfid)t gefd)tieben
finb. 1)er Wunfd), ~ropaganba unter ben ~eiben 3U treiben, ~at
niele jÜbifd)e ffiefd)id)tsfälfd)ungen ~ernorgerufen. Wir werben
fpäter auf biefe literatifd)en 9RiHionsbeftrebungen fuq 3urüd",
fommen müHen. ~n ben 6d)riften biefer mtt liegt aber nur feIten
~feubontJmität im eigentlid)en 6inne nor; ba~er 3ie~en wir nor,
uns erft mit fold)en jübifd)en 6d)tiften 3U befd)äftigen, in weld)en
bies un3wetfeI~aft ber ~all ift.
~efanntlid) befinen wir eine gan3e 9lei~e jÜbifd)er 6d)tiften
apofa1tJPtifd)er mtt, aI;o 6d)tiften, bie eine gewiHe m~nlid)feit mit
ber orp~ifd)en, ~ermetifd)en unb fibtJllini;d)en f!iteratur ~aben. 1)ie
ffieftaIt ber 6ibtJIle wirb gerabe3u non jÜbifd)en 6d)riftftellern in
i~ren 1)ienft genommen. 9Rit ber ~ftJd)oIogie biefer jübi;d)en
fibtJllinifd)en 6d)riftfteller ~at es aber eine anbere ~ewanbtnis
als mit ber ~ftJd)ologie ber entfpred)enben gtied)ifd)en 1)id)ter,
weil gier ber fd)on angebeutete 3wed einer ~ropaganba für bas
~ubentum mit ~ineinfpieIt. 1)a~er wenben wir uns lieber an
fold)e jübifd)en apofaltJPtifd)en 6d)riften, bie o~ne eine ftade
birefte ~eeinfluHung burd) ben ~ellenismus auf jÜbifd)em ~oben
entftanben finb. mls XtJPus ber jübifd)en mpofaltJPtif wollen wir
bas ~ud) 1)aniel ~eran3ie~en. Um bas IDerftänbnis ber IDerfaHer::

1) (f. 9Uggenbadj: :Die jiibifdje ~ropaganba in ber griedjifdJen WeIt, 1918,


6.15.
- 21 -

:pet;önlid)feit bes ~ud)es !>anieI 3U gewinnen, fönnen wit nid)t


gan3 ben;eIben Weg ein;d)Iagen, ben wit gingen, als es ;id) um bie
5BetfaHet bet otpl)i;d)en 52iteratut l)anbelte. !>ie ~;t)d)oIogie bie;er
gtied)i;d)en 6d)rift;teller wurbe uns einigetmaäen butd);id)tig, als
wit bebad)ten, baä ;ie, uon ben ;d)on im uotaus unter bem 91amen
uon Drpl)eus uotl)anbenen 6d)riften tief ergriffen, 3U eineln
Weitet;pinnen ber batin entl)altenen G5ebanfen getrieben wutben,
unb 3war in einer fold)en Weife, baä eine fIate Untet;d)eibung
3wifd)en il)ren eigenen G5ebanfen unb ben G5ebanfen il)tet 5BOt:::
gänger il)nen nid)t möglid) war. !>er 5BerfaHet bes ~ud)es !>anieI
lonnte nid)t in berfelben Weife ba3u fommen, unter bem 91amen
!>anieIs auftreten 3U wollen. 21pofaIt)ptifd)e 6d)riften uon !>aniel
lagen laum uor; jebenfalls befinen wir feine 91ad)rid)ten, baä foId)e
6d)tiften exiftiett l)aben. 21ber ber 5BerfaHer bes ~ud)es !>aniel
muä uerfd)iebene ~etid)te unb Uberlieferungen uon bem ~to:pl)eten
!>aniel gefannt unb i1)n als einen ill1enfd)en bewunbett l)aben, ber
in feinet l)eibnifd)en Umgebung als ein ~eIb für fein 5BoIf unb
;einen G5Iauben fäm:pfte. 6eIbft nlUa er eine ausgeprägt uifionäre
~etfönIid)feit gewefen fein. Wenn feine G5ebanfen in bet G5efd)id)te
bet 5Betgangenl)eit obet bei bel' futd)tbaren 52age reines 5.ßoUes in
bet G5egenwatt uetweilten, wutben bie G5ebanfen in 5Bifionen uet:::
wanbelt. 21n bet ~anb 9tOä3ügiget 5Bifionen fud)te et ben tiefen
6inn bet G5efd)id)te fid) felbft unb anberen fIaqU1nad)en. 1)ie
G5e;talt !>anieIs, bet als einet bet er;ten G5ottesfäm:pfet in übet:::
mäd)tiget l)eibnifd)et Umgebung in feinem G5Iauben fe;t;tanb,
wutbe il)m in bem gIeid)attigen .Ram:pfe feines 5Bolfes in bet G5egen:::
watt mit einem überlegenen l)eibnifd)en (jeinb immet liebet; in
ben uifionäten 21ugenbliden fül)lte et lid) mit bie;em G50ttesfämpfet
bet 5Betgangenl)eit im G5eift ueteint. GSt wutbe immet lnel)t in ber
Ubeqeugung befe;tigt, baä bie G5efid)te unb G5ebanfen, bie butd)
ben G5eift in feiner eigenen 6eeIe wad)getufen wutben, fd)on in
bet 6eele !>anieIs i)atten uotl)anben fein müHen. ~n biefet 9Ud)tung
müHen unfete G5ebanfen fid) bewegen, wenn wit bie ~;t)d)oIogie
bes 5BerfaHets enträtfein wollen. lftwas 9lätfeIl)aftes bleibt bocl)
babei; in ben nüd)tetnen 21ugenbliden feines 52ebens muä bet
5BetfaHet gewuät l)aben, baä bie GSinwirfungsmögIicl)feit feinet
- 22 -

6cf)dft eben barauf beruf)te, bab reine 3eitgenoHen an ::Daniel als


ben wirfltd)en 5!3erfaHer glaubten, unb gleid)3eiti9 mub er fid) felbrt
barüber im fIaren gewefen fein, bab bas nid)t ber ~aU war. 91ur
burd) bie (frfenntnis, bab uifionäre 91eigungen ntit einem 5!3ermögen
3U Harem ::Denfen unb Unterrd)eiben unb mit einem rtarfen mewubt..,
rein ber Waf)rf)eitsvfltd)t gewöf)nlid) nid)t uerbunben finb, uermögen
wir 3U einem annäf)ernben 5!3~rrtdnbnis ber 5!3erfaHerperrönlid)feit
uoqubdngen.
::Das mud) ::Daniel wurbe bas 5!3orbilb einer gan3en 9leif)e uon
apofalt)ptird)en 6d)dften. ::Durd) (frwdgungen ber eben angebeu'"
teten mrl müHen wir Me 5!3erfaHerperrönlid)feiten 3U uerrtef)en
rud)en. muberbem fann f)eruorgef)oben werben, bab fie immer
unter bem 91amen einer ffiertaU ber fernen 5!3ergangenf)eit rcl)deben;
bas 5!3erf)äUnis wäre rcl)werer uerrtänbUd), wenn rie bie .ftüf)nf)eit
gef)abt IJätten, unter bem 91amen einer bebeutenben ~errönUd)feit,
bie fur3 uor if)rer eigenen 3eit gelebt f)atte, auf3utreten. (fs waren
IDlänner wie ~enocl), bie 3wölf ~atdard)en, IDlores, (flias, matucl)
unb (fsra, benen rie Me uon if)nen felb;t uerfabten 6d)dften unter'"
fd)oben. mnbererfeits würbe ein ~inblid barauf, bab bie v;eub..,
ont)men 5!3erfaffer möglid)ettueife gebad)t 1)aben, burd) bie Waf)l
folcl)er 91amen aus ber fernen 5!3ergangenf)eit wäre bie (fntjd)leierung
bes pfeubont)men 5!3orgef)ens nicl)t 3U befürcl)ten, uns bas 5!3er..,
ftef)en ber mnwenbung ber ~feubont)mität nid)t etleid)tern. ::Denn
eine fold)e mered)nung würbe, ftatt Me .ftIarf)eU bes WiHens uon
ber ~feubont)mUät ab3ufcl)wäcl)en, jie uielmef)r erf)öf)en. (fs wirb
uns aud) nicl)t f)elfen, barauf f)in3uweifen, bab bie 5!3erfaffer uieUeid)t
fid) beHen bewubt gewefen finb, bie 5!3erbreitung unb mnerfennung
if)rer ffiebanfen fönnten nur an ber ~anb ber ~jeubont)mUät
gefid)erl ober überf)auvt ermöglid)t werben. ::Denn bann liegt aud)
ein bebenflicl)es IDlab uon fcl)Iauer mered)nung uor. 91od) mef)r
wäre bies ber ~an, wenn aud) ein ~inblid auf bie l!eicl)tgläubigfeit
Ü)rer IDlUmenfd)en unb Me baraus 3U folgernbe Waf)rfcl)einlid)feit
bes ffielingens if)res Unternef)mens in if)rem mewubtjein uorf)anben
gewefen wäre. (ff)er wirb uns bas 5!3erftef)en etleicl)tert, wenn wir
annef)men bürfen, bab ein ftarfes ffiefüf)l eigener IDlinbettuertigfeit
in ben 6eelen biefer 5!3erfaHer f)errfd)te unb jie 3U bem vfeub..,
23 -

'ont)men IDorge~en ~inbrängte. <fine fold)e mnna~me wirb uns aud)


na~egelegt, wenn wir bebenfen, baa feiner biefer 6d)tiftfteller non
einem ftaden perfönIid)en 6enbungsbewuatfein burd)btungen ift;
He fd)einen refleftierenbe, fontemplative W1enfd)en gewefen 3U fein;
·ein groaer %eiI i~rer IDifionen ift e~er 9tefletion als IDifion im
eigentIid)en 6inne. !)ie 6d)riften finb unter ftader ~eeinfluHung
l10n feiten ber IDorgänger entftanben; bie IDerfaHer wollten i~re
·<I>egenwad tröften, erma~nen unb ermuntern, aber He ~atten nid)t
bas ~ewuatfein, eine unter ber <finwidung Glottes aus i~rer eigenen
·6eele geborene ~otjd)aft ber W1enfd)~eit übermitteln 3U jollen.
91od) eine W1ögIid)feit, bas IDerftänbnis uns 3U etIeid)tern, mua
-erwogen werben. Wir ~aben fd)on gefe~en, baa weber in ber gtie:::
Ü)ijd)en nod) in ber jÜbifd)en WeIt bie ~jeubont)mität auf bem
-<I>ebiet ber reIigiöfen Eiteratur non ben Eefern als eine bloa
'literatifd)e tJorm aufgefaat wurbe. mber wäre es tronbem nid)t
mögIid), baa jebenfalls bie fpäteren apofalt)ptifd)en 6d)tiftfteller
bie ~feubont)mität i~rer morgänger burd)jd)aut ~ätten? !)ann
1)ätten fie nielleid)t i~re eigene ~feubont)mität burd) einen f,in:::
blUt barauf, baa anbere nor i~nen basjeIbe getan ~atten, nor i~rem
<I>ewiHen red)tfertigen fönnen. mber wir ~aben ja gar feinen <I>tunb,
3U nermuten, baa bie apofall)ptijd)en IDerfaHer beHer als i~re
3eitgenoHen imftanbe gewefen wären, bie ~feubont)mität 3U burd):::
fd)auen. Unb jebenfalls fonnte es il)nen nid)t entge~en, baa beinal)e
alle 3eitgenoHen leid)tgläubig bie pfeubont)men 6d)tiften ent:::
,gegenna~men. Unb baraus folgt, baa es biefen IDerfaHern nid)t
tlerborgen fein fonnte, baa He burd) bas pfeubont)me IDorgel)en
fid) einer ~tteleitung il)rer W1itmenfd)en unnermeibIid) jd)ulbig
mad)en muaten.
<fs bleibt alfo babei, baa wir, wenn uns bie ~ft)d)ologie ber
~feubont)mität bei ben jübifd)en apofalt)ptifd)en 6d)tiftftellem
~inigermaaen verftänbIid) werben foll, ~auptfäd)Iid) uns vor mugen
~aIten müHen, baa efftatijd)e 91eigungen bas IDernlögen 3um
Unterfd)eiben 3wifd)en eigenen unb angeeigneten <I>ebanfen in ber
me gel abfd)wäd)en unb bal)er nad) unb nad) ein mt)ftijd)es <finl)eits:::
gefü~l ~ernortufen 3wifd)en ber eigenen unb einer anberen ~er:::
jönIid)feit, non weld)er bas eigene 6eelenleben beeinfluat, ja
- 24 -

überwältigt wirb. ~uBerbem müHen wir, wie fd)on erwäl)nt, in


ni elen tJällen einem ftaden 9Jlinberwertigfeitsgefül)1 91ed)nung
tragen, bas bem betreffenben 6d)riftfteIIer tro~ bes ::Dranges 3um
geHtigen 6d)affen nid)t geftattete, unter eigenem 91amen l)ernor::
3utreten. ~isweiIen wirb wol)l aud) ber Wunfd), il)ren ffiebanfen
merbreitung unb ~nerfennung 3U fid)ern, in merbinbung mit bem
~ewuBtfein, bies ,ei nur burd) bie ~feubont)mität 3U erreid)en,
neranlaBt l)aben, baB ein 9Jloment non ~ered)nung, jebenfalls im
UnterbewuBtfein, fid) geltenb mad)te. ::Die IDleinung, baB ber
3wecf bas 9Jlittel l)eiIigt, Ht bal)er wal)rfd)einlid) in mand)en tJällen
int Untergrunb il)rer 6eele norl)anben gewefen.
::Diefer le~ten ~ettad)tung müHen wir einen niel gröBeren (tin::-
fluB 3ufd)reiben, wenn wir uns an bie bamalige jÜbifd)e ~ropaganba:::­
literatur wenben. ~efanntIid) l)aben bie .juben 3Ut 3eit .jefu eine
fel)r eifrige unb erfolgreid)e 9JliHion getrieben. 6owol)1 bie grie:::
d)ifd)en unb römifd)en 6d)riftfteller als bie ~nfd)riften unb bie
~apt)rusfunbe bieten uns niele 3eugniHe bar non ber immer
wad)fenben 3al)1 ber fid) ber jÜbifd)en 6t)nagoge anfd)IieBenben
~rofelt)ten. 3weifellos wurbe 3war nur eine fel)r geringe 3al)1 ber
~rofelt)ten burd) bie ~ropaganbaIiteratur gewonnen, weil biefe
fid) l)auptfäd)lid) an bie Dberfd)id)t ber ~enölferung wanbte. ::Der'
grOBe (trfolg ber jÜbifd)en 9JliHion ift l)auptfäd)Iid) bas merbienft
über3eugungstreuer 9Jlänner unb ~raue1t, bie überall, wo fie gin:::
famen, burd) Wort unb Xat von il)rem ffilauben 3eugnis ablegten.
mer nid)tsbeftoweniger ift bie ~ropaganbaIiteratur fel)r um:::
faffenb unb aud) feineswegs erfolglos gewefen. ::Die merfaHer
mad)ten fid) ol)ne ~ebenfen fül)ner ffiefd)id)tsfäIfd)ungen fd)ulbig.
~rtapanus will bartun, baB alle .ftuItur ben ~gt)ptern burd) bie
6tammnäter ~fraels 3uteil geworben war. 9Jlan war feft übeqeugt,.
baB bie gried)ifd)e Weisl)eit fd)on innerl)alb bes ffiefid)tsfreifes ber
altteftamentlid)en ffiottesmänner lag. 9Jlofes unh bie ~ropl)eten
wurben in gried)ifd)e ~l)ilofopl)en verwanbelt, wie umgefel)rt bie
grOBen gried)ifd)en ::Did)ter unb ~l)ilofopl)en 3U gläubigen ,3uben
umgefdjaffen wurben. 9Jland)mal l)at man fid) l)ierbei aud) ber
~reubont)mität bebient, unb man l)at wol)l info fern bona fide
gel)anbeIt, als man in vollem (frnrt glaubte, 9Jlore wäre ber mater
- 25 -

aller Weisf)eit, unb (fjott f)ätte iid) auel) ben gronen ~ropf)eten
unter ben ~eiben offenbart. %ronbem wirb man, wenn f)ier ~ieub:::
ont)mität vorliegt, feititeUen müHen, ban bieie 6d)riftiteIler3weifeIlos
fiel) if)rer ~anblungsweiie noll bewunt waren unb nor if)rem 6)e:::
wiHen nur baburel) f)aben red)tfertigen fönnen, ban bas IDUttel
burd) ben 3wed gef)eiIigt wurbe. Wenn iie bieiem bebenflid)en
(fjrunbfan in weitem man ~olge Ieiiteten, bürfen wir aber nid)t
vergeHen, ban niele non biefen merfaHern nid)t religiöfe, ionbern
vielmef)r nationale ~ropaganba trieben. mationalismus unb reli:::
giöfer (fjlaube finb befanntIiel) im ,Jubentum innig miteinanber ver:::
bunben. !)af)er f)aben bieie merfaHer oft, was if)nen vieIIeid)t
nur teilweiie bewunt war, mef)r für bie (ff)re ber mation als für ben
(fjlauben gefämpft. ~m ~inblid f)ierauf wirb es Ieiel)ter veritänblid),
baä if)nen ber feite (fjIaube an bie ber Waf)rf)eit innewof)nenbe wer:::
benbe straft fef)Ite, unb baä iie baf)er iid) nid)t id)euten, bie ~ieub:::
ont)mität frei unb offen an3uwenben. ~lIIe (fjewiHensbebenfen
wurben überwunben, wenn es if)nen nur gelingen fonnte, bas
~nfef)en if)rer mation 3U förbern. 6ie, f)aben 3weifeUos auel) feIbit
if)re pfeubonl)lnen (fr3eugniHe unb anbere (fjefd)id)tsfäIfd)ungen in
Umlauf geient unb für if)re 5Berbreitung gearbeitet.
~ud) bas ~n:::UmIauf:::6enen wirb uns alfo in foId)en ~äIIen
etflärlid). (fs muä aber, ef)e wir auf bie Eiteratur bes Urd)riftentums
eingef)en, nod) fuq auf bie pil)d)ologifd)e 6d)wietigfeit aufmetffam
gemad)t werben, bie in bem periönlid)en ~erausgeben ober ~n:::
Umlauf::: ienen ber pieubonl)men 6d)riften eingeid)IoHen iit, wenn
es um bie apofaIl)ptifd)e Eiteratur gef)t. UnwiIIfürlid) fragt man fid),
ob biefe 6d)riftfteller überf)aupt if)re Werfe perjönIid) f)eraus:::
gegeben f)aben. 6ef)r oft wirb bieie ~rage von ben ~orfd)ern
unferer 3eit gar nid)t geitellt, weil iie fid) nid)t bie müf)e geben,
fiel) in alle (fin3elf)eiten bes praftiid)en metIaufs ber pjeubonl)men
6el)riftjtellerei f)inein3ubenfen. Unb bod) Iäät es fiel) faum be:::
jtreiten, baä ber merfaHer burel) bas eigene ~erausgeben ber 6el)tift
uns jd)werer veritänbIid) wirb, wenn wir if)n uns gIeid)3eitig als
einen waf)rf)eitsIiebenben IDlenid)en noritellen iollen. !)enn es
fonnte bem merfaHer bei ber ~erausgabe unmögliel) verborgen
bleiben, baä jeine ~ieubonl)mität bie Eeier notwenbigerweije
- 26 -

täufd)en muf}te; man l)atte ja an bie riolle <fd)tl)eit ber bisl)erigen


6d)riften äl)nUd)er mrt ol)ne weiteres geglaubt. !)er merfaHer
fonnte ber 6elbftanflage nid)t entgel)en, abfid)tUd) täufd)en 3U wollen.
,3e mel)r wir burd) eine 6d)rift ben <finbrud eines tief reUgiöfen,
non Wal)rl)eitsUebe erfüllten merfaHers erl)alten, um fo fd)werer
wirb es uns, an3unel)men, baf} er felbft für bie merbreitung feiner
:pfeubont)men 6d)rift tätig gewefen Ht. Wir wollen uns bas mer:::
l)ältnis lieber fo benfen, baf} bie 6d)rift erft in anbere ~änbe geraten
ift, el)e fie als ein allgemein 3ugängUd) es, Uterarifd)es <fr3eugnis
nerbreitet worben ift. mber es läf}t fid) wol)I niemals mit 6id)er:::
l)eit feftftellen, baf} wir einen :pfeubont)men merfaHer uon ber mn:::
flage, bei ber ~erausgabe feines :pfeubont)men <fr3eugniHes felbft
mitgewirft 3U l)aben, freifpred)en bürfen.
Wenn wir nad) biefem UberbUd über bie pfeubont)me iHteratur
bes ffiried)entums unb bes ,3ubentums uns an bie Eiteratur bes
Urd)riftentums wenben, erfennen wir fofort, erftens, baf} bie ~feub:::
ont)mität l)ier minbeftens ebenfo l)äufig norfommt, unb 3weitens,
baf} bie urd)riftUd)e :pfeubont)me Eiteratur nod) mel)r uerfd)iebene
Eiteraturgattungen umfaf}t, als es auf ben anberen ffiebieten ber ~all
war. !)rittens tritt es l)ier befonbers beutUd) l)eruor, baf} bie ~feub:::
ont)mität auf bem ffiebiet ber reltgiöfen Eiteratur nid)t als ein
bered)tigtes literarifd)es morgel)en anerfannt wurbe. Wir l)aben
eine fel)r intereHante 91ad)rid)t uon einem <fin3elfall, ber ein l)elles
Eid)t auf bie ~eurteilung ber ~feubont)mität innerl)alb ber d)rift:::
lid)en ffiemeinbe wirft. Xertullian er3äl)lt uns, baf} ein flein:::
afiatifd)er ~resbt)ter, ber in merbad)t fam, bie fogenannten Acta
Pauli felber uerfaf}t 3U l)aben, unb bies geftel)en muf}te, ol)ne weiteres
feines mmts entfebt wurbe. Wir erfal)ren l)ier, erftens, baf} man
bamaIs trob aller Eeid)tgläubigfeit ber pfeubont)men Eiteratur
gegenüber gleid)wol)I bisweilen ber ~rage ber mbfaHung genau
nad)ging, unb 3weitens, baf} man bie mnwenbung ber ~feubont)mttät,
wenn fie bewiefen wurbe, entfd)ieben uerurteilte. miele ~orfd)er
unferer 3eit finb 3U leid)t über biefe 91ad)rid)t l)inweggeeilt. IDlan
l)at bel)auptet, ber eigentUd)e ffirunb bes <finfd)reitens gegen ben
~resbt)ter wäre nid)t bie ~feubont)mität, fonbern bie in ber be:::
treffenben 6d)rift uorUegenbe ~ärefie. mber bauon ;tel)t fein
- 27 -

m10rl bei Xerlullian, unb es läat fid) aud) feine ~ärefie in ben Acta
Pauli nad)weifen. 1 ) !)ie 6d)tift ift von ber vulgären G:~tiftentums~
auffaHung bes 3weiten nad)d)riftIid)en 3a~r~unberls burd)tränft.
:Der merfaHer ~at 3war eine befonbere morIiebe für bie msfefe;
bas Wort ffiottes ift i~m "bas Wort von ber G;nt~aItfamfett unb ber
m:uferjte~ung". mber eine 91eigung 3ur msfefe fann nid)t als ~ärefie
gejtem:peIt werben; unb eines bogmatifd)en ~rrtums fann ber
merfaHer nid)t ge3iel)en werben. Xertullian berid)tet, baa ber
~resblJter, als i~m bas ffieftänbnis abgerungen wurbe, bel)au:ptete,
aus Eiebe 3U ~aulus (amore Pauli) gel)anbeIt 3U l)aben; unb
Xerlullian beutet mit feinem Wort an, baa man il)m bas nid)t
geglaubt l)ätte. Unb aud) wir müHen, wenn wir bie Acta Pauli
lefen, bem ~resblJter red)t geben. ~ier ift von ~feubonlJmität
in einer l)erausforbernben ~orm gar nid)t bie iRebe; eine ben ~aulus
ver~errlid)enbe, red)t unfd)ulbige legenbatifd)e !)id)tung liegt vor.
mber trotlbem wurbe ber ~resblJter feines mmtes entfetlt; bie
d)rijilid)e ffiemeinbe bes 3weiten 3al)rl)unberts l)ätte unmöglid)
i~re merurteilung jeber literatijd)en ~äljd)ung beutlid)er an ben
Xag legen fönnen. WUt iRed)t l)at jd)on ~arnad folgenbe, nid)t
immer genügenb bead)tete Worte ausgef:prod)en: ,,:Der .3uftanb
ber äIteften G:~rijtenl)eit bis 3um mnfang bes 3weiten 3al)rl)unberts
war fein fold)er, baa fid) tenben3iöje Unterfd)iebungen unb literatijd)e
~älfd)ungen leid)t einjtellen fonnten." 2 ) 91ur mua im~inblid auf
ben vorgefül)rten ~alI l)in3ugefügt werben, baa man aud) in ber
WUtte bes 3weiten 3al)rl)unberts nod) auf feiner ~ut war. Unb
fd)on ber Umftanb, baa man auf ber ~ut war, be3eugt beutlid), wie
man eine literatifd)e ~älfd)ung moralifd) beurteilte.
:Diefe meurteilung ber ~feubonlJmität von feiten ber ffiemeinbe
bürfen wir niemals aus ben mugen verlieren, wenn wir jetlt ein
:PllJd)ologifd)es merftänbnis ber d)rijtIid)en :pfeubonlJmen 6d)tift~
fteUer er3ieIen wollen. mJir müHen uns immer barüber im flaren fein,
bab ein merfaHer, ber ein :pfeubonlJmes mud) in bie WeIt l)inaus~
1) XertuIIian: De baptismo 17, vgl. <t. 6d)mibt: Acta Pauli,2 1915, 6. 174:
,,91ad) feiner 6eite gin fann bem merfaHer eine ~ärefie nad)gewiefen werben; beren
ift er fid)erIid) aud) von feiten bes geiftIid)en (fjerid)ts nid)t geaiel)en worben."
2) ~amad: !>ogmengefd)id)te', I, 6.373 A.
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fel)idte, eine$ merfa~ren$ fiel) fel)ulbig mael)te, ba$ uon feiner Unl'"
gebung al$ moralij el) 3weifemaft - um einen milben ~u$brud
3U benu~en - beurteilt wurbe, unb ferner, baß er jiel) beffen bewuBt
gewefen jein mUß. (t$ mUß un$ aljo uiel baran liegen, mrünbe
auf3ubeden, Me e$ un$ erflären fönnen, baß ber merfaHer trot}
allem bie ~jeubont)mität beuor3ugte, - um fo me~t, al$ auf bem
mebiet ber el)tfftliel)en Eiteratur uiele Eiteraturgattungen uor'"
fommen, Me bem merfaffer bie Wa~l ber ~jeubont)mität niel)t in
bemjeIben IDlaß na~eIegen fonnten, wie Me ~pofalt)ptif e$ tat.
(fin ~inwei$ barauf, baß ein menjel) unter Umftänben bewubt
gegen bie moral jeiner .3eit ~anbelt, ~at in biejem .3ujammen~ang
felbftuerjtänbIiel) feine ~ebeutung. !'lenn bie$ gefel)ie~t nut, wenn
eine neue moraIijel)e ~uffaffung jiel) 3um Stampf gegen eine alte
er~ebt. :Dauon fann ja in biejer ~rage niel)t bie 9lebe fein. Wer
~at fiel) jemal$ ~eruorgewagt, um für bie moralifel)e ~ered)tigung
be$ pjeubont)men morge~en$ offen ein3utreten? mir ift feine
6timme aU$ ber alten Stirel)e befannt, bie e$ 3U entid)ulbigen übet:::
~aupt blOß ueriuel)t ~at. (t$ wäre nid)t ber gejel)id)tliel)en Witflid):::
feit entjpreel)enb, wenn wir jemal$ uergeHen wollten, bab eine
~eriönIiel)feit uon religiöfem unb moralifel)em Wert einer 9led)t:::
fertigung be$ pjeubont)men morge~en$ uor bem eigenen mewiffen
ilnmer btfngenb beburfte.
Wir wollen ie~t erften$ bie uerfel)iebenen Eiteraturgattungen
in$ ~uge faffen, unb wir werben etfennen, baß e$ bei einigen
bieier ffiattungen leid)ter, bei anberen fd)wieriger fein fann, bie
~ft)d)ologie ber ~feubont)mität 3u enträtjeln. Unb 3weiten$ woUen
wir ein3elne Iiterarifd)e Werfe ~eran3ie~en, beren ~ieubont)mität
nid)t flar am l:age liegt, jonbern umittftten iit. (f$ iit 3U erwarten,
baß bie 6el)wietfgfeiten beim merite~en ber merfaHerperfönlid)feit
gerabe in ben le~tgenannten ~äUen jid) ~äufen werben.
Wä~renb uniere ffiebanfen auf ben ffiebieten be$ ffitfed)entum$
unb be$ ~ubentum$ bei ber a:pofalt):ptifd)en ßiteraturgattung fel)r
lange uerweilen mUßten, braud)en wit, wenn e$ um bie Eiteratur
be$ Urel)tfitentum$ ge~t, nid)t uiele Worte auf bieie ffiattung 3U
uerlieren . .3war blüf)t auel) ~ier ein apofalt):ptifd)e$ 6el)tfftiteUertum.
~ber mit einer ein3igen ~u$na~me finb bie d)riftlid)en ~:pofalt):Pfen
- 29 -

3iemlid) wertlos. ::Diere 2Iusnal)me irt bie neuteftamentIid)e ,jol)annes.:


2I:pofalt)vfe. Unb fie ift nid)t vfeubont)m. Db ber merfaHer ber
2Ivoftel fei ober ein anberer ,jol)annes, fönnen wir l)ier bal)ingeftellt
fein IaHen. ,jebenfalls will er nid)t vfeubont)m fein. ~r nennt
feinen 9l:amen unb 3ei9t burd) bie ffiemeinbebriefe, bab er Eefer
vor 2Iugen l)at, bie er genau fennt, unb bie il)n fennen. mon biefer
m::pofalt)vfe abgefel)en, gibt es feine ein3ige d)riftlid)e a:pofalt)vtifd)e
6d)rift, bie fid) irgenbwie mit fold)en 6d)tiften wie bem vieden
[;ud) ~sra ober bem [;ud) ~enod) vergleid)en IaHen. ::Dab ber",
artige ID1enfd)en, bie [;üd)er wie bie Dffenbarung bes ~etrus ober
bie Dffenbarung bes ~aulus gefd)tieben l)aben, fiel) ber ~feub'"
nnt)mität bebienen, ftellt uns fein ~roblem. ~ier finben wir feine
~iefen 3U ergrünben, weber in ben Weden noel) in ben 6eelen ber
merfaHer.
mon einer ~ro:paganbaliteratur wie ber jÜbifel)en finben wir
nur fel)r wenig 6vuren. ~inige von ben jübifel)en Werfen werben
benutt unb übernommen; bie 6ibt)llinen werben d)tiftlid) über",
arbeitet. ::Die <l:l)riften l)atten aber fein 9l:ationalgefül)l, bas 3um
~ervorbtingen neuer 6d)riften biefer 2Id anregen fonnte. mielleid)t
läbt fiel) fagen, bab bie ~HatusIiteratur eine - bod) jebenfalls
red)t ferne - 2Inalogie barbietet. ~l)er fann man ben [;riefwed)fer
3wifel)en ~aulus unb 6eneca l)eran3iel)en. Wenn ber merfaHer
biefes fväten ID1ad)weds 6eneca bie [;tiefe bes ~aulus bewunbern
unb ~aulus ben 6eneca als feinen l)oel)verel)rten Eel)rer anreben
läbt, ift feine 2Ibfid)t niel)t 3U vedennen. ~r will bie ffiebHbeten
feiner 3eit anregen, bie ~auIinifel)en [;riefe 3U lefen, unb er will fie
über3eugen, bab ~aulus fein ungebHbeter [;arbar, fonbern ein mit
ber :pl)iIofoVl)ifd)en Weisl)eit nedrauter ID1enfd) war. .Rur3 gefagt,
er will unter ben ffiebHbeten für bus <l:l)riftentum in gan3 äuberIid)er
Weife ~rovaganba mad)en.1) ::Die ~feubont)mität ift unter fold)en
Umftänben notwenbig, unb wenn es um einen merfaHer gel)t,
ber fiel) nor einer ID1iHion biefer 2Id nid)t fd)eut, Vft)d)ologifd) Ieid)t
1.1 erftänbIid).

1) mnbers beurteilt bas 5Berl)äItnis f>. ~eter: ::Der ~rief in ber römifcf)en
~iteratur, 1901, 6.176: "mIs rl)etorifcf)e (fraeugniffe ber 6cf)ule gefenn3eicf)net
fd)on burcf) ben gIeicf)en Umfang ber ~tiefe eines ~aares, ein .ftunftrtüd ber 6cf)ule."
- 30 -

~uffaIIenb ift, bab wir innerI)aIb ber d)riftIid)en pfeubon1)men


Eiteratur einige <fr3eugniHe finben, bie uns an bie 6tilübungen
in ben 9lI)etorenfd)ulen erinnern. ~efonbers gilt bi es non bem
fogenannten Eaobicenerbrief (im ~nfd)Iub an bie <ftwäI)nung
eines ~riefes non ~aulus an Eaobicea, .Ro!. 4, 16, erbid)tet). <fs
finbet fid) beinaI)e fein mort in biefem ~rief, bas nid)t non ~auIus
I)errüI)rt. ~nfofern ift alles in bem ~rief ~auIus - unb bod)
eben gar nid)t ~aulus, fonbern nur 3ufammengeftoppelte 6äne
non ~auIus. ~ud) ber uned)te britte .RorintI)erbrief wirb non
cr:. 6d)mibt als "ein IDleifterftüd non IDlofaifarbeit mit ~ilfe ber
~aulinifd)en ~riefell be3eid)net. 1 ) !)od) Ht I)ier nid)t bie ~bfid)t nor,;
I)anben, eine 6tilübung 3U fd)reiben, wie es möglid)erweife bei
bem Eaobicenerbrief ber ~all fein fann. !)enn ber britte .RorintI)er~
brief fteI)t nid)t für Hd) allein, fonbern ift ber fd)on erwäI)nten
6d)rift Acta Pauli eingegliebert. <fr ift aIfo ein Xeil einer ben ~auIus
nerI)erdid)enben mefd)id)tser3äI)lung. !)ies mub bead)te± werben,
weil wir fpäter edennen werben, bab pfeubon1)me ~riefe in ber
alten .Rird)e feI)r feiten norfommen. <finen ~rief in eine mefd)id)ts~
barftellung I)inein3ufled)ten ift etwas anberes, als einen feIbftänbigen
~rief 3U fd)reiben.
<fine bisI)er nid)t erörterte Eiteraturgattung liegt nor, wenn
wir uns an bie nielen fogenannten .Rird)enorbnungen wenben.
~ei allen biefen 6d)riften, non ber ~poftelleI)re unb ber apoftolifd)en
.Rird)enorbnung an bis 3U ben apoftolifd)en .Ronftitutionen, fteI)en
wir einer feI)r gemilberten ~orm non ~feubon1)mität gegenüber.
~ier wurbe gröbtenteils nur gefd)rieben, was norI)er eine münbIid)e
Uberlieferung war, anberen apoftoIifd)er~etfunft niemanb 3weifelte.
menn wir bie grobe ~ebeutung unb bas I)oI)e ~nfeI)en ber münb~
lid)en Xrabition in ber alten .Rird)e bebenfen, nerfteI)en wir, ba}}
wir bie <fntfteI)ung biefer .Rird)enorbnung als eine .Robififation ber
apoftolifd)en UberTieferungen auffaHen müHen. IDlan bad)te in
ber 9legeI gar nid)t baran, ben ~pofteln eigene mebanfen 3u unter,;
fd)ieben. IDlan I)atte feine bered)nenbe 91ad)aI)mung weber ber
mebanfen nod) bes 6tils einer IDerfaHerperfönlid)feit nötig. menn

1) <t. 6d)mibt: Acta Pauli 2, 6.214.


- 31 -

eine f:pätere 3eit an bie mbfaHung burdJ bie m:poftel im budJftäblidJen


6inne glaubte, fönnen bie erften merfaHer nidJt bafür nerantwortlidJ
gemadJt werben. mudJ baB ~ier non einer folleftiuen merfaHerfdJaft
bie 9tebe Ht - unb 3war in 3wiefadJer ~ebeutung, fowo~l im ~in",
blief auf bie m:poftel als auf bie merfaHer, bie bei ber <fntfte~ung
ber 6dJriften mitgewitft ~aben -, trägt ba3u bei, bie pft)dJologifdJen
6dJwierigfeiten 3U milbern.
mudJ bie ni elen apofrt)p~en mpoftelgefdJidJten bieten feine
~feubont)mität im ftrengften 6inne bar. 6ie ent~alten erbidJtete
<fqäI)lungen nom ~eben ber mpoftel; fie finb aber nidJt im 91amen
ber m:pofte! gefdJrieben. <finige non biefen 6dJriften finb non
~äretijdJen ~enben3en ge:prägt; bejonbers gilt bies non ben jo~an:::
neifdJen meta, bie in gnoftijdJen .Rreijen iI)ren Urj:prung ~atten.
msfetijdJe 91eigungen unb nerfdJiebene ~iebIingsibeen fönnen in
anberen biejer 6dJtiften notfommen. mber bie meiften finb tt)pijdJe
3eugniHe ber nulgären G:~rijtentumsauffaHung ber erjten 3a~r:::
~unberte unb ~aben als foldJe i~ren gejdJidJtlidJen Wert. mus
i~nen fönnen wir erfaI)ren, wie bie ffiejtalten 3eju unb ber m:poftel
uns überliefert worben wären, wenn menjdJen bie mögIidJfeit
ge~abt ~ätten, jie i~ren eigenen ~bealen entjpredJenb, oI)ne uon
wa~rer gefdJidJtIidJer UberIieferung gebunben 3U jein, frei 3U
erbidJten. !:lie ~jt)dJologie ber merfaHer liegt flar am ~age. !:let
jdJon erwä~nte ~resbt)ter, ber wegen jeiner mbfaHung ber Acta
Pauli feines mmtes entjeut wurbe, ~at bas motin in ben 3wei
Worten dJarafterijiert: amore Pauli. mus ~iebe 3u ben mpojteln
~at man bie m:pofte!ner~erdidJen wollen. 3war fann es uns uie!==-
leidJt wunbemeI)men, baB bie 6dJilberung bes musjeI)ens ~auIi -
"ein fIeiner mann mit faI).lem .Ropf unb gefrümmten ~einen,
3ufammengewadJjenen mugenbrauen" ujw. - als eine mer==-
~erdidJung gemeint fein joll; aber ber merfaHer fügt ja gIeidJ:::
3eitig ~in3u: "mon ebler ~aItung unb noll (YreunblidJfeit." Unb
3weifellos meinte er, bie geiftige ffiröBe ~auIi werbe auf bem ~inter:=
grunb ber Unanje~nIidJfeit feines .Rörpers um jo ~erdidJer ~ernor:::
leudJten.
60wo~1 bei ben .RirdJenorbnungen wie bei ben a:pofrt):p~en
mportelgejdJidJten I)aben wir gejeI)en, baB ~jeubont)mität im engen-
- 32 -

6inne bieres Wortes aunerorbentlid) feIten vodam. :Dasfelbe


werben wir beobad)ten fönnen, wenn wir bie a:pofrt):pge (fu}angelien",
literatur ins 2luge faHen. Weber bas ~ebräerevangelium nod)
bas 2tgt)pterevangelium waren pfeubonl)me, fonbern wie bie
fl)no:ptifd)en (fvangelien anonl)me (fr3eugniHe. :Dagegen ijt bas
~etrusenangelium im mamen bes ~etrus gefd)rieben; bies ijt aus
bem le~ten IDerje bes fleinen, uns ergaItenen ~rud)ftüds beutIid)
etfennbar: ,,~d) aber, 6imon ~etrus, unb mein ~ruber 2ln",
breas" ufw. :Das (fvangelium fd)öpft aus unjeren fanonifd)en
(fnangelien, erweitert aber unb änbert gier unb bort nad) mut",
bünfen, - unb 3war finb bie 2tnberungen von befUmmten Xenben3en
geprägt. :Der IDerfaHer will für eine bofetifd)e (f;grijtusanfd)auung
eintreten unb wünjd)t aunerbem, ben ,3uben alle 6d)ulb an ber
IDerurteiIung ,3eju auf3ubürben unb bagegen ~ilatus jo viel als
möglid) non 6d)ulb 3U entIajten. :Dan eine Xenben3 beutIid) nor",
ganben ift, erleid)tert uns bas IDerftänbnis ber ~fl)d)ologie bes
IDerfaHers. mad) allem, was wir bisger bargelegt gaben, wirb ein
:pjeubonl)mer 6d)riftfteller uns nur nerjtänblid), wenn jtarfe mrünbe
für bas :pjeubonl)me IDorgegen aufgebedt werben fönnen. Wir
müHen in bem gier erörterten ~all bas IDergäItnis uns fo vorjtellen,
ban ber IDerfaHer non einem innigen Wunjd), für bie IDerbreitung
feiner 60nbermeinungen 3U arbeiten, erfüllt war; er gat ben 9J1ut
nid)t gegabt, unter eigenem mamen für jeine 2lnjd)auung 3U fäm:pfen,
ober gat iebenfalls gemeint, er jelbjt fönnte baburd) nid)t niel aus'"
rid)ten; es wäre wirfungsnoller, wenn er bem gronen 2l:poftel feine
mebanfen unterjd)ieben würbe. l)as fleine ~rud)ftüd, bas wir
von feinem Werf befi~en, gibt uns nid)t ben (finbrud einer ger",
vorragenben, moranfd) unb religiös tief ge:prägten ~erfönnd)fett;
bager em:pfinben wir in biefem ~all feine 6d)wierigfeit, wenn wir
annegmen müHen, ban er fid) berren bewunt war, ein nid)t gan3
würbiges 9J1ittel 3ur (frreid)ung feines 3weds 3U benu~en.
man3 anbers nergäIt es fid), wenn wir ie~t 3um erftenmal
eine 6d)rift geran3iegen, beren ~feubonl)mität nid)t fid)er ift.
Wir gaben 3weifellos bie red)te 9J1etgobe befolgt, wenn wir erft
unterfud)t gaben, wie bie bamalige literarifd)e WeIt bas :pfeub",
nnl)me IDerfagren beurteilte, unb ferner an ber ~anb fold) er 6d)riften,
- 33 -

beren :pfeubont)me mbfaffung unbeftritten ift, bie 'l3robleme bes


merftänbniffes ber 5Derfaffer:perfönlid)feiten angefabt ~aben. !)ann
erft fönnen wir ~offen, bei ben 6d)riften, beren :pfeubont)me mb::
faffung nur möglid) ober wa~rfd)einlid), aber nid)t fid)er ift, ber
(fjefa~r 3U entge~en, bab wir ber ~t):pot~efe ber :pfeubont)men
m:bfaHung norfd)nell unb o~ne grünblid)e :pft)d)ologifd)e (frwägungen
beiftimmen.
(fs wirb befonbers le~rreid) fein, nad) bem 'l3etrusenangelium
bas ,3o~annesenangelium ins muge 3U faffen; - im erften ~all
ein 5Derfaffer non fleinem ~ormat, im 3weiten eine 'l3erfönlid)feit
non ~öd)ftem Werte. Wir werben an biefen 3wei ~iillen neran::
fd)aulid)en fönnen, wie im lenten ~all bie :pft)d)ologifd)en 6d)ttietig::
feiten bes 5Derfte~ens ber 'l3feubont)mität fid) ~äufen.
(fs ift fe~r auffallenb, bab ber 5Derfaffer bes ,3o~annes::
enangeliums feinen 91:amen nid)t nennt. ~n fold)en ~ällen fptid)t
man fonft non mnont)mität, nid)t non 'l3feubont)mität. (fine an:::
.ont)me 'l3feubont)mität ift etwas gan3 Ungewö~nlid)es. (fs liegt
gerabe3u int 5Begriff ber 'l3feubont)mität, bab ber 5Derfaffer wünfd)t,
ben :pfeubont)men 91:amen ~ernor3u~eben; er will eben nid)t ben
mamen unter bem 6d)leier ber mnont)mität nerbergen. mber tron
bes ~e~lens bes 91:amens liegt es in biefem ~alle flar am ~age,
unter weld)em 91:amen ber 5Derfaffer fd)reibt. Wenn ber 5Derfaffer
nid)t berjenige ift, als weld)er er fid) fenn3eid)net, mub man alfo
fron ber fd)einbaren mnont)mität non einer realen 'l3feubont)mität
reben.
(fs läbt fid) nämlid) faum be3weifeln, bab ber 5Derfaffer fid) als
-mugen3eugen funbgibt. 6d)on bie befannte 6telle ,301). 1, 14 ift
entfd)eibenb. !)ie Worte: "Wir fa~en feine ~errlid)feit,u fönnen im
-ßinblid auf bie unmittelbar norausge~enben Worte: ,,!)as Wort
warb ~Ieifd),u unmöglid) non einem blob geiftigen 6d)auen ner:::
ftanben werben. (fs war eben bas ~leifd) (bie aaQ;), bas gefd)aut
wurbe. mud) ein ~inblid auf 1. ,30~. 1, 1 mad)t biefes 5Derftänbnis
notwenbig. !)ie Worte lImit ~änben betaften/l laffen fid) nid)t geiftig
ausbeuten; man fann non ben mugen, nid)t non ben ~änben bes
Q3eiftes reben. mud) bie feierlid)en Worte ,30~. 19, 35 fönnen in
natürlid)er Weife nur etflärt werben, wenn ber 5DerfaHer felber ber
6tubten ber .2utr)er=~fabemie. $jeft 2. 3
- 34 -

erwägnte m:ugen3euge' ift i benn er be3eugt nid)t nur bas 3eugni,


bes betreffenben m:ugen3eugen, fonbern bas jubjdtiue Wagrgeitsio
bewuntjein bes m:ugen3eugen, unb bas fann bod) fein anberer als.,
er jeIbjt tun. ~nbIid) gaben jd)on bie männer, bie ginter ben in
21, 24 auftretenben ~erjonen ("wir") fid) uerbergen, erfannt, bak
ber IDerfajjer bes ~uangeIiums ibentijd) mit bem megrmals in bem
~uangeIium erwägnten EiebIingsjünger jein mun. ~ntweber be::
weijen bie 6d)lunworte un3weibeutig, ban anbere fd)on uom erjtelt
m:tifang ber IDerbreitung bes ~uangeIiums ben EiebIingsjünger als·
ben IDerfajjer angefegen gaben, - ober bas "wir" ift uon bem IDer~
fajjer jelber erbid)tet, um feine ~jeubonl)mität ben Eefern glaubgaft
3ll mad)en, weld)es ein beinage unglaubIid) raffiniertes IDorgegen'
uorausjenen würbe.
Wer ber EiebIingsjünger aud) jei, - ber m::pofteI ober ein-
anberer ~ünger - es jd)eint al;o ;id)er 3U jein, ban ber IDerfajjer'
fid) als biejen EiebIingsjünger unb al;o als einen mugen3eugen:
funbgibt i unb injofern Iiegt, wenn er ber EiebIingsjünger nid)t ift,.
ein flarer ~aU einer gewoUten ~;eubonl)mität uor.
:nann mun gefragt werben, ob bie IDerfajjer:perjönIid)feit, bie'
burd) bas ~uangeIium uns entgegentritt, als :pjeubonl)mer 6d)rift::o-
jteUer uns :pfl)d)ologijd) uorfteUbar werben fann. :nie ~rage nad)
bem IDerfafjer bes ~uangeIiums ift fortwägrenb gein umjtritten ..
~ei ber Unterjud)ung biejes ~roblems müHen aud) :Pfl)d)o(ogijd)e
ffiejid)ts:punfte I)erange30gen werben, was leiber nid)t immer
gefd)ieI)t. Wenn es übergau:pt mögIid) jein jolI, fid) uor3ufteIIen,,,
ban eine gewaltige ~erfönIid)feit wie ber IDerfaHer bes uierten,
~uangeIiums - jtatt in ;einem eigenen ffi:amen bas, was iI)m am
~er3en lag, 3U jagen, was bod) immer bas natürIid)fte ift - bie-
~feubonl)mität beuor3ugen fonnte, müHen jtarfe motiue nad)::,
gewiefen werben. ~s mun bargetan werben, ban er fold)e 3ieIe
geI)abt I)at, bie er oI)ne Die :pfeubonl)me ~orm nid)t erreid)en.
fonnte, unb bie für iI)n jo 3wingenb waren, ban aUe ffiewiHens:: c

bebenfen bei ber mnwenbung ber ~jeubonl)mität üb erwunben.


werben fonnten.
~s wirb aber nid)t leid)t fein, fold)e 3wede auf3ubeden. man,
I)at 3war gemeint, uer;d)iebene, nid)t ftarf I)eruottretenbe l:enben3en~
- 35 -

im 301)annesenangelium nael)weifen au fönnen. ~us biefen wirb es


aber faum gelingen, niel)t nur bie (fntfte1)ung bes (fnangeliums,
fonbern auel) bie ~feubont)mität 3U erllären. 1)er ein3ige moberne
~orjel)er, ber fiel) ernftIiel) barum bemü1)t 1)at, einen weit reidJenben
unb bebeutungsnoUen 3wed, aus bem bie ~reubont)mität ner::
ftänblidJ werben fönnte, auf3ubeden, ift ~ans ~inbifdJ, ber bem
merfaffer bes (fnangeliums bie ~bfiel)t 3ujel)reibt, bie ft)no:ptifdJen
(fnangelien gan3 3u nerbrängen. I ) 1)ie bamals fdJon anerlannten
(fnangeIien 3U nerbrängen, war ein fü1)nes Unternel)men, berren
ffieIingen niemanb er1)offen fonnte, ber in eigenem 9lamen auftrat.
1)ie jel)r auffaUenbe ~bfiel)t, bie brei erften (fnangeIien nerbrängen
3U woHen, erllärt ~inbifel) baraus, ball ber merfaffer für eine neue
G:1)riftusanfdJauung fäm:pfen woHte. (fr will, l)eillt es, "bem farlifdJen
G:l)riftus ben ~bfel)ieb geben". 1)er merfaffer foll non "einenl
:pro:pl)etifdJen ~m:puls" getrieben fein; er lebt "in einer :pneumatifd)::
fuItifel)en ~tmof:p1)äre". ,,6eine ftänbige ~nfdJauung {tl)rifti unb
feine ffiemeinfdJaft mit i1)m geben il)m ben mut, ber neuen Wal)rl)eit
eine gefdJidJtIidJe ~orm 3U geben." ,,(fr l)at bie .ftül)nl)eit befeHen,
bie .offenbarungen bes "burdJ ben ffieift 3U il)m f:predJenben G:l)rirtus
in feine ~efdJreibung ber gefdJidJtlidJen (fr[dJeinung 3efu mit
auf3unel)men."
(fs ift ein fe1)r intereHanter merfuel), eine :pft)el)ologifdJe (fr::
fIärung bar3ubieten. ~ber bas merftänbnis ber merfaHer:perfönUd)::
feit wirb auf biefem ~eg faum erreiel)t werben fönnen. 9lur bei::
läufig foll baran erinnert werben, ball feine 3eitgenoHen bie mer::
brängungsabfidJt aus bem (fnangelium l)erausgelefen l)aben, was
uns nidJt wunbernel)men fann, weH biefe ~bjidJt jebenfalls nid)t
beutIidJ ausgej:prodJen ift. 1)as (fnangelium wurbe friebIid) neben
ben jt)no:ptifdJen (fnangeIien gebrauel)t. 6d)on bahurd) wirb ber
merbad)t erwedt, ball eine merbrängungsabfidJt mit UnredJt non
~inbifd) in bas (fnangeIium 1)ineininter:pretiert wirb. ~ber bie
~au:ptrad)e ift, ball gegen bas non ~inbifdJ entworfene ~Ub ber
merfaHer:perfönIidJfeit ftarle pft)d)ologifd)e ~ebenfen fiel) erl)eben.
1)er merfaHer foU eine propl)etifdJe ~erfönIid)feit fein, bie non bem

1) ~. WinbifdJ: ,Jof)nnnes unb bie 6l)noptifer, 1926.


3*
- 36 -

ffieijt ba3u getrieben wutbe, aus anbetswol)et il)m nal)egebtad)ten


teIigiöjen ~been ein gan3 neues G:l)rijtusbiIb 3U jd)affen. mber ein
~ropl)et ober ein ~neumatifet, bet aus jeinen 9teflexionen obet
IDifionen ffiejd)id)te mad)t, unb bet eine jelbjtgejd)affene ~beal::
gejtaIt als gejd)id)tIid)e WitfIid)feit mit jtadet 5Betonung eben bet
(1aQ~, bet WidIid)feit im (YleifdJ, anbetet, ijt pjt)d)ologijd) faum
norjtellbat. Unb gan3 bejonbets jtel)t bas jel)t auffallenbe, aber
beutIid) l)etnottretenbe ~nteteHe bes (fnangeIijten an nielen red)t
unbebeutenben ge;dJid)tIid)en (fin3ell)eiten in ent;d)iebenem Wiber::
;tteit mit bem uns non Winbijd) ge3eid)neten 5BiIb bes IDetfaHers.
Witb ein ~neumatifet an ;old)en (ytagen ~nteteHe l)aben fönnen,
ob G:l)tijtus am nier3el)nten obet fünf3el)nten 9Ujan ge;totben jei,
ob 5Betl)jaiba obet .ftapetnaum bie 6tabt bes mnbteas unb ~etrus
jei, obet ob bejUmmte Worte ,3eju getabe beim ffiottesfa;ten im
XempeI gejptod)en wutben? ~iequ fommt fetnet, baä bet (fnan::
geIijt befanntIid) wiebetl)oIt einen jel)t ;taden 91ad)btud auf ben
5Begriff bes 3eugniHes legt (ftaQ'[;vQla). Unb ein ibealet 3euge ijt
il)m ein ;old)et, bet mit stteue 3eugt, was et jelb;t gejel)en unb erlebt
l)at. ~n unmiänet;tänbIid)en Worten i;t bies uns gejagt. ,3ejus
jagt ben mpojteln: ,,~l)t wetbet aud) 3eugen; benn il)t jeib non
mnfang bei mit gewejen" (,30l). 15, 27). ~iet wetben als IDotaus::
re~ungen bes 3eugniHes nid)t tiefe teIigiöje (frlebniHe unb 9te::
flexionen übet bas (frlebte genannt, jonbetn nut, baä bie 6d)ület
non mnfang an mit bem j atfij d) en G:l)ti;tus gewanbeti finb unb
babutd) befül)igt wutben, erlebte ffie;d)id)te ;d)Ud)t unb einfad) 3U
eqäl)len. (fs witb faum p;t)d)ologijd) not;tellbat rein, baä ein
metfaHet, bet jold)e nüd)tetnen IDotjteIIungen non einem 3eugen
unb non bet Wal)tl)aftigfeit l)at, 3U gleid)et 3eit nid)t nut in einet
jonbetbaten Weife aus eigenen ~been unb IDotjteIIungen ffie::
jd)id)te mad)t, jonbetn nod) ba3u mit Hatem 5Bewuätjein ;id) ba3u
entrd)Iieät, untet bet ~üIIe bet ~jeubont)mität auf3utteten. Unb
es wäte il)m ja gat nid)t unmögIid) gewejen, füt reine neue G:l)riftus::
an;d)auung ol)ne mnwenbung bet ~jeubont)mität 3U fümpfen.
mud) ~aulus l)at ja im IDetgleid) mit ben btei etften (fnangeIien
gewiHetmaäen eine neue G:l)tijtusanjd)auung. mbet es wäte bod)
unbenfbat, baa ~aulus, um reinen d)tijtologifd)en ffiebanfen mn::
37

etfennung 3U uerjd)affen, jid) ber ~jeubont)mität I)ätte bebienen


fönnen.
::Dab aud) :pjt)d)oIogijd)e 6d)wierigfeiten uorl)anben finb, wenn
wir uns ben (fl1angeIijten als einen ~ugen3eugen l1orjteUen, mub
3ugegeben werben. ::Der 91aum uerbietet uns, I)ier näl)er auf bieje
6d)wierigfeiten ein3ugel) en. 1 ) ::Dab bas merjtänbnis nid)t leid)t
3ujtanbe fommt, fann uns nid)t wunbernel)men. Um bas mer::
jtänbnis einer groben ~erjönIiel)feit mub immer gerungen werben.
mur fd)eint es mir, bab wir in biefem ~aU burd) bie ~nnal)me ber
~feubont)mität uns ben Weg 3um merrtänbnis gan3 uerj:perren.
Wenn wir uns jent an bie Iente, I)ier 3U erötiernbe i!iteratut::
gattung, bie ~riefIiteratur, wenben, unb wenn auel) auf biefenl
OJebiet bie ~rage nad) ber mögIid)feit einer l10rIiegenben ~jeub::
ont)mität in mand)en ~äUen erl)oben werben mub, werben wir mit
minbejtens ebenjo groben :pft)eI)oIogifd)en 6d)wierigfeiten 3U
fäm:pfen I)aben. Was bie ~riefIiteratur im aUgemeinen betrifft,
mub jd)on ber grobe Umfang ber ~riefIiteratur innerl)alb ber
d)rijtIid)en Rird)e uns in bie ~ugen j:pringen. ~erner fäUt es auf,
babbie neuen merl)äItniffe eine neue (fntwidlung ber ~orm ber
~riefe I)eroorgerufen I)aben. ~ejonbers jinb bie OJemeinbebriefe
etwas meues. Wie fie einfad) aus ben :praftifd)en~ebürfniffen
entjtanben jinb, etfennen wir teils an ben ~auIinifd)en ~riefen,
teils an bem ~rief ber OJemeinbe in ,3erujalem an bie OJemeinben
in ~ntiod)ia, 6t)rien unb Rilifien (~da 15, 23f.). ~m ~inbIicf
auf bie Unterjd)eibung 3wijd)en bem witfIid)en ~rief unb ber (f:pifteI,
bie ::Deibmann in jo feiner Weije geItenb gemad)t l)at,2) mub I)ier
fejtgejteUt werben, bab aud) jold)e ~riefe, bie an mel)rere OJe::
meinben gerid)tet jinb unb bal)er einen 3iemIid) groben i!efetfreis
uorausjenen, tronbem nid)t als (f:pijteI ober i!iteraturbtiefe auf3u::
faffen jinb; He jinb ber mot bes ~ugenbIides entj:prungen unb rinb
bal)er witfIid)e ~riefe. (fine notwenbige ~oIge ber uon ~auIlts
1) ~cl) mUß l)ier auf meine mbl)anblung: "l)ie ~fl)cl)oIogie bes vierten (fvan"
geUften" in .3eitfcl)rift für neuteftamentIicl)e Wiffenfcl)aft, 1931, 6. 124-144, l)in"
weifen.
2) 6cl)on in ,,~ibeIftubien", 1895; f:pätet in feiner befannten 6cl)rift "i!icl)t
vom .often", vgI. fcl)on 6cl)Ieiermacl)er: ~ermeneutn, 6. 234, 236ff., vgI. 178 ff·
- 38 -

angewanbten miHionsmetl)obe war, baa bie erften <l:l)riftengemein::


ben weit voneinanber wol)nten. (fHeid)3eitig waren fie von einem
ftatfen l)rang nad) <Einl)eit unb ffiemeinfel)aft erfüUt, ber fowol)I
in eine·m inneren 5.8ebürfnis ber ein3elnen <l:l)tiften als in ber gemein::
fanten äuaeren 910t tief verwur3eIt war. Um bies ~ebürfnis nael)
ffiemeinfel)aft 3U befriebigen, muate bas ~rieffd)reiben ein nal)e::
Itegenbes unb unfel)ätibares mittel fein. Wir beobad)ten ferner,
ban man in ben erften ,3al)rl)unbetten oft fogar ~tieffammlungen
3U fel)affen fuel)te. 1 )
Wenn wir biefe rege <Entwidlung ber ~riefIiteratur unb gldel)::
3eitig .bie frül)er erwäl)nte grone ~äufigfeit bes :pfeubon1)men
~tiefes im ~Itettum bebenfen, ift es fel)r auffaUenb, baa innerl)alb
ber el)riftIid)en 5lird)e :pfeubon1)me ~riefe fel)r feIten vorlommen.
Wir l)aben fd)on ben ßaobicener::~tief erwäl)nt, weil er als eine
bloae Stilübung an3ufel)en war. Wir l)aben auel) im morüber::
gel)en ben fogenannten britten ~rief an bie .ftotintl)er bej:proel)en,
weil er nid)t bireft als :pfeubon1)mer ~tief gefenn3eid)net werben
fann; ber ~tief ift ein Xeil einer legenbatifel)en ffiefel)iel)te ~auIi.
:Den ~tiefwed)feI 3wifel)en ~aulus unb Seneca l)aben wir als
d)tiftlid)e ~ro:paganbaIiteratur l)erange30gen. :Den ~riefwed)feI
3wifel)en ,3efus unb ~bgar von <EbeHa, wie aud) ben ~tief bes
~.lilatus an Xiberius, fönnen wir vieUeid)t berfelben .ftategorie ein::.
reil)en. Wenn wir jetit l)in3ufügen, baa wir aus muratotis .ftanon
erfal)ren, baa ein ~aulinifel)er mlelanbtinerbtief eliftiett l)at, unb
ferner an bie :pfeubodementinifd)en ~tiefe erinnern, wirb wol)l
faum lnel)r 3U nennen fein. :Denn wenn ein ~rief niel)t von bem
merfaHer felber mit einem falfd)en 91amen verjel)en worben ift,
fonbern erft in ber UberUeferung unter einen falfd)en 91amen ge::
raten ijt (3.~. ~arnabas, 3weiter <l:lemensbtief), liegt ~feub::
on1)mität im eigentliel)en Sinne überl)au:pt nid)t vor. mUe folel)en
~äUe müHen ausgefd)ieben werben.
mon biefen wenigen ~äUen abgefel)en, liegt es fo, ban wir
uns, wenn wir nad) :pfeubon1)men d)tiftliel)en ~tiefen ber erften

1) ~atnacf: :Die ~tieffammlung bes ~rpofteIs ~au(us unb bie anbeten nOt"
fonftantintfdjen d)riftIid)en ~tieHammlungen, 1926.
39 -

~aI)rI)unbette fud)en, an bie neuteftamentUd)en mtiefe wenben


müHen, beren ~feubontJmität umftritten ift. ~ebenfaHs wirb es a1fo
nid)t erlaubt fein, bie ~feubontJmität eines neuteftamentlid)en
',mtiefes burd) einen ~inweis auf bie I)äufige mnwenbung ber
''PfeubontJmen ~orm innerI)alb ber d)tiftIid)en mriefUteratur 3U
begrünben. ::Daä uiele :pfeubontJme mriefe uedorengegangen finb,
ift natürIid) eine mögHd)feit; aber bann werben fie woI)I aud) red)t
-wertlos gewefen fein.
Wenn wir ie~t bie :pftJcl)oIogifd)en 6d)wietigfeiten erwägen
-müHen, bie bei ber mnnaI)me ber ~feubontJmität einiger 5Berbad)t
,enegenben, neuteftamentUd)en mtiefe fid) einfteHen, werben wir
-im uoraus feftfteHen fönnen, ,baä es felbftuerftänbIid) leid)ter {ft,
lid) uor3ufteUen, baä ein mtief, ber feI)r allgemeinen ~nI)aIts unb an
einen groäen, weit uerbreiteten i!efetfreis gerid)tet ifi, uon einem
:pfeubontJmen merfaHer I)enüI)re, als wenn es fid) um einen mtief
1)anbeIt, ber an eine beftimntte ffiemeinbe ober gar an eine ein3elne
'-Perfon fid) wenbet. ::Dod) muä aud) in bem erftgenannien ~all
bebad)t werben, was befonbers 9lamfatJ l)eruorgeI)oben I)at, bab ein
feI)r reger 5BetfeI)r 3wifd)en ben d)r{ftIicl)en ffiemeinben wegen ber
erftaunIid)en <ftIeid)terung bes 9leifeuetfeI)rs in ben erfien ~aI)r:::
l)unbeden nid)t nur ermöglicl)t wurbe, fonbern tatfäd)Ud) ftattfanb.1)
6d)on aus ben ~auIinifd)en mriefen befommt man ben <finbrud,
baä mitgIieber ber d)tiftUd)en ffiemeinben fid) feI)r oft auf 9leifen
begaben unb bann aud) mtiefe mit fid) füI)den. Wenn ::Deiämann
jagt,2) baä wenn ber erfte ~etrusbtief als witfIid)er mtief gemeint
wäre, fo I)ätte fein 5BerfaHer ober beffen meauftragier mand)es ~aI)r
feines i!ebens barauf uerwenben müHen, um in bem ungeI)euren
_i!änbetfom:plexe ben mrief überI)au:pt befteHen 3U fönnen, bann ift
bies im i!id)te ber bamaIigen 5BetfeI)rsuerI)äItniHe nid)t unbebingt
übet3eugenb. man ban baI)er nid)t aus bem Umftanb, baä ein
mrief an uiele weit uoneinanber woI)nenbe ffiemeinben getid)tet
-ifi, tlorfd)nell ben 6d)Iuä 3ieI)en, baä ber mtie'f im 5Berbad)t ber
~feubontJmitäi fieI)en müHe.
1) 6iel)e iRumful) in ~aftings Dictionary of theBible, Vol. V. (<flttu"molume)
\6. 400ff. (~rt. Roads and Travel).
2) !>eiämann: ~ibelftubien, 6. 244.
- 40 -

6eIbjtuerjtänblid) ijt es auffaUenb, wenn ber ~ubasbrief gan3


unbejUmmt "an Me merufenen, bie ba ge~eiIigt jinb in (f)ott, bem
mater, unb bewa~ret in ~ejus <r~rijtusll getid)tet ijt. man fommt
nid)t um bie O:rage ~erum, ob man ~ier nid)t einem Eiteraturbtief,
einer <Epijtel, gegenüberjte~t, unb riod) ba3U einem pjeubonl)men
mtief. .Rann es ein witflid)er unb ein ed)ter mtief jein, wenn ber
merfarrer jd)einbar bie gan3e <r~riften~eit uor mugen ~at? mnberer::o
jeits wirb man, wenn man einen pjeubonl)men merfaHer bes
~ubasbtiefs jid) uor3ujteUen jud)t, jofott etfennen, baä bies aud)
nid)t leid)t ijt. mejonbers erjd)eint es gan3 unetflädid), warum ber
merfarrer ben 91amen bes ~ubas unb nid)t einen betannten mpojteI:::
namen gewä~lt ~at. mud) ber 3wecf ber <Erbid)tung liegt nid)t flar
am Xage. Wenn ber mtief in einer jpäten 3eit gejd)tieben wäre,
~ätte ber merfaHer aus ber jd)on uor~anbenen neutejtamentlid)en
~iteratur braud)bare Waffen gegen bie uon i9m befämpften ~tt::o
le~rer jid) uerjd)affen fönnen. !>a~er 3ie~en es aud) bie meijten
O:orjd)er uor, ben fleinen mtief als ed)t 3U betrad)ten. !>ie O:rage
ijt ja nid)t uon groäer mebeutung, weil ber mrief feinen reid)en
~n~alt ~at. mber lebten <Enbes mag es fd)wieriger jein, jid) ben
merfaHer als einen ~jeubonl)men pjl)d)ologijd) uorjteUbar 3U
mad)en, als ben mtief unb ben merfaHer unter morausjebung ber
<Ed)t~eit bes mriefes 3U uerjte~en. man müäte fid) bann uorjtelIen,.
baä bie mbreHe bes mtiefes unuoUjtänbig ijt, unb baä ber Eejetfeis,
ben ber merfaHer uor mugen ~at, einfad) uom merfaHer bemjenigen,.
ber mit ber mejteUung bes mtiefes beauftragt wurbe, beutIid) ge::o
mad)t wurbe. ~n biejem O:aU werben wir burd) ben ~ubasbtief
gewarnt, einen mtief jofott als uerbäd)tig an3ttje~en, weil ein
je~r unbejUmmt gefenn3eid)neter Eejerfreis in ber mbreHe an""
gegeben ijt.
mefanntlid) ~at ber 5BerfaHer bes 3weiten ~etrusbtiefes bei""
na~e ben gan3en ~ubasbtief jeinem mtiefe einuedeibt unb wirb
jd)on baburd) ber ~jeubon1)mität uerbäd)tig. !>ie Eejer jinb gan3
allgemein als jold)e be3eid)net, "Me benjeIben teuren (f)lauben
~abenll. (fs wäre je~r leid)t, uiele anbere (f)rünbe für bie Uned)t~eit
an3ufü~ren. ~ier ge~t es aber um bie ~jl)d)ologie bes merfaHets.
Unb jebenfalls muä es 3ugegeben wetben, baä bie ~jl)d)ologie bes
- 41 -

merfaHers uns aud) nid)t burd)fid)tig wirb, wenn wir bie ~reub:::
ont)mität bes ~tiefes anne~men. l)ie (frbid)tung eines pfeubont)men
merfaHers wirb gewö~nlid), wenn es möglid) ift, an vor~anbene
ed)te ~iteratur eng angefnüpft. (fs bleibt ba~er rätfemaft, baä ber
merfaHer 3, 1 ff. auf einen frü~eren ~tief ~inweift, o~ne baä biefer
~inweis mit unfrem erften ~etrusbtief ftimmt. (fs muä uns aud)
wunbeme~men, baä ber merfaHer 3, 15 auf eine ~uäerung bes
~aulus ~inbeutet, bie aus ben uns et~altenen ~auIinifd)en ~tiefen
nid)t nU belegen ift. Wenn et ~iet einen vetlorengegangenen mtief
von ~aulus VOt mugen ~at, wäre es entid)ieben leid)tet, fid) nU ben:::
fen, baä bet ~tief aus einet ftü~en 3eit ~ettü~tte, weil bie nid)t
er~altenen ~aulinird)en ~tiefe bod) wo~l niemlid) fd)nell vetloten:::
gegangen fein müHen. ~ietnU fommt, baä eine ftad ~etvotttetenbe
%enbenn, bie ben metfaHet nUt mnwenbung bet ~ieubont)mität
treiben fönnte, nid)t nad)weisbar ift. l)od) fd)eint bem metfaHet
viel baran nU liegen, ben ~efetn bie metnögetung bet Wiebetfunft
bes ~ettn vetftänblid) nU mad)en. ,3ebenfalls ift wo~l bie mnna~me
bet ~ieubont)mität am wa~rid)einlid)ften, beionbets im ~inblid auf
bie wiebet~oIte ~etvot~ebung bet ~etfönlid)feit bes mpojtels,
nid)t nur im (fingang, fonbetn aud) jpäter im ~tiefe. mbet wit
müHen gejte~en, baä wir webet untet motausienung ber (fd)t~eit,
nod) unter mOtausjenung bet Uned)t~eit bes ~tiefes nU einem
beftiebigenben metftänbnis bet metfaHetpetfönlid)feit votQubtingen
vermögen.
l)agegen witb bie ~it)d)ologie bes metfaHets, wenn es um ben
erften ~ettusbtief ge~t, bei bet mnna~me ber (fd)t~eit bes ~tiefes
viel leid)tet vetftänblid). l)aä viele ernfte 6d)wietigfeiten mit bieiet
mnna~me vednüpft finb, joll nid)t geleugnet wetben. Wir fönnen
aber nie ganne ~tage nad) bet (fd)t~eit ~iet nid)t aufrollen. Wir
müHen uns auf bie pjlJd)ologifd)en ffieiid)tspunfte bejd)tänfen, unb
bie ~ilJd)ologie bes metfaHets witb beina~e unvetitänblid), wenn er
als ein pfeubonlJmet 6d)tiftftellet vorgejtellt wetben foll. (fs ift
gann unmöglid), einen 3wed nad)nuweijen, bet ben metfaHet itgenb:::
wie banu vetanlaHen fonnte, fid) bet ~feubont)mität nU bebienen.
~n bem nweiten ~ettusbtief fann bod), wie jd)on erw~nt, ein
3ti?ed gea~nt wetben; abet in bem erften ~tief ift es unmöglid),
- 42 -

eine Xenben3 aud) nur 3U af)nen. 1)er ~tief entf)ält ja eine 9teif)e
uon fd)'önen unb tiefen ~rmaf)nungen, bie fid) alle um ben f!ett,;
gebanfen fammeln, Me f!efer folIen fid) in if)ren f!eiben an G:f)tifti
f!eiben unb an ber ben G:f)riften gefd)enften f)enlid)en ~offnung
jtätfen. Unb 3mar ift es feine ~rebigt über bas f!eibensproblem
im allgemeinen. 1)as eigentlid)e 9J1artt)tium mirb gar nid)t betüd"
fid)tigt. Xro~ ber Unbeftimmtf)eit ber mbreHe merben beutlid) be,;
jtimmte IDerf)ältniHe uorausgeje~t. 1)er IDerfaHer mun 9an3
fonfrete f!eibensuerf)äItniHe uor mugen f)aben unb 3ielt barauf f)in,
bie mit biejen bejtimmten f!eiben fäntPfenben f!ejer 3U tröften.
IDJarum in aU er Welt f)ätte er fold)e Xroftreben unter ben 91amen
bes ~etrus ftellen foUen? muf apoftolijd)e mutotität fam es ja f)ier
gar nid)t an. 1)ie Witfungsmöglid)feit einer jold)en 9J1af)nungs,;
unb Xrofttebe munte ja uielmef)r f)auptjäd)lid) auf ben perjönlid)en
~e3ief)ungen 3mijd)en bem IDerfaHer unb ben Eejern beruf)en.
Unb menn tro~bem ein IDerfaffer jid) ba3u entfd)loHen f)ätte, jold)e
gan3 tenben310jen praftijd)en ~rmaf)nungen bent ~ettus 3U unter,;
fd)ieben, matllm jollte er bann ben ~ettus an fleinajiatijd)e f!ejer
fd)reiben IaHen? 91ad) allem, mas man jonft uon ~etrus munte,
märe bi es bod) gan3 jonberbar. Unb marum f)ätte er eine ~e3ief)ung
3mijd)en ~etrus unb 6i1as unb 9J1atfus erbid)ten jollen? ~eut3u,;
tage mirb bod) mof)1 niemanb bef)aupten, ban f)inter ben fur3en
beiläufigen ~unerungen über 9J1atfus unb 6i1as eine jd)laue ~e,;
red)nung uorliege, nämlid) bie mbjid)t, einen (fjegenja~ 3mifd)en
~aulus unb ~ettus aus3ugleid)en. 1)as uon ber Xübinger 6d)ule
fonjtruierte (fjejd)id)tsbilb mar biejem IDerfaHer mof)I nid)t befannt!
6d)on ~arnad f)at bie Unmöglid)feit ber mnnaf)me ber ~feub,;
ont)mität in bem uorliegenben ~alle etfannt. Unglaublid) fommt
es if)m uor, ban ein IDerfaHer uon jold)er geiftigen .Rraft, ~ülle unb
Xiefe feine fd)lid)ten ~rmaf)nungen unter einem falfd)en 91amen
f)ätte l)erausgeben mollen. 910d) unglaublid)er ijt es if)m, bab
ber IDerfaHer fold)e Unmaf)rf)aftigfeiten mie "id) fd)reibe butd)
6i1uanus" unb ,,9J1atfus, mein 60f)n" f)ätte f)ineinfled)ten mollen.
~arnad betont bas Wort: " Unm af)rf) aftigfeit en" , benn, fagt er,
"in bem ~nfemble, in meld)em biefe Worte jtef)en, in einem fimplen
Q3tief, faum ein 9J1enfd)enalter nad) bem Xobe bes uermeintUcljen
-. 43 -

5BetfaHers gefd)tieben, finb He Unwal)rl)aftigfeiten im 19. 3al)r::


l)unbert, unb nad) meiner Stenntnis bes mltertums aud) im erften
3al)rl)unbert". 1) !)iefes gefunbe gefd)id)tlid)e Urteil uon ~arnad ijt
leiber nid)t immer genügenb bead)tet worben. Xronbem 3weifelt
.$arnad an ber mbfaHung bes erften ~etrusbriefs burd) ~etrus.
(fr uerfud)t bann ben musweg, bie mnfangs:: unb 6d)lubfäne bes
5Briefes feien ein fväterer 3ujan. mber aud) bann fommen wir in
unüberwinblid)e 6d)wietigfeiten l)inein. (frjtensl)at bie IDermutung
einer jväteren ~in3ufügung ber betreffenben Worte gar feinen
mnl)alt in ber Xexiüberlieferung. !)ie ~in3ufügung mub aljo jeben::
faIls jofort, el)e bas 6d)riftjtüd uerbreitet wurbe, jtattgefunben
l)aben. Unb 3weitens fommen wir ja über bie entfd)eibenben
6d)wietigfeiten burd) biefe IDermutung nid)t l)inweg. (fs bleibt
unuerjtänblid), bab jemanb barauf fommen fonnte, eine 6d)rift,
bie al$ :paulinijd) angel)aud)t erfd)einen mubte, eben unter ben
mamen bes ~etrus 3U fteIlen unb ferner ben ~ettus an fIeinajiatijd)e
2ejer jd)reiben 3U IaHen unb il)n in 5Be3iel)ung 3U 6iluanus unb
9J1arlus 3U jenen. ~iet3u fommt, bab in bem erften ~etrusbrief
bie W.nfangs:: unb 6d)Iubfäne fein blober ~riefeingang unb ~rief::
fd)lub finb. 6ie jtel)en in innerer IDerbinbung mit bem gan3en
~nl)alt bes ~tiefe$. muf ben in ber Uberfd)rift betonten ffiebanfen,
bab bie .Bejer ~remblinge in biejer Welt jinb, wirb ja befanntUd)
wieberl)oIt fväter im ~tiefe angefvielt. Unb im 6d)Iub 5, 12 flingt
ber ffirunbgebanfe bes gan3en ~tiefes nod)maIs an. (fs war bal)er
i3U erwarten, was aud) eingetroffen ijt, bab nur wenige ~orjd)er
biefer IDermutung 3ugejtimmt l)aben. ~arnad l)at bies uieIleid)t
im uoraus geal)nt. 3ebenfaIls jagt er 3ulent: ,,60llte bie l)ier uor::
getragene ~t)votl)eje unrid)tig jein, jo würbe id) mid) Ieid)ter ent::
jd)lief3en fönnen, bas Unwal)rjd)einlid)e für möglid) 3U l)aIten unb
ben ~rief bem ~etrus jelbjt 3U uinbi3ieren, als baran 3U glauben,
ein ~feubopettus l)abe unjer 6d)tiftjtüd, fo wie es uorliegt, uom
erften bis 3um lentenIDerje balb nad) 90 ober gar ein bis brei!)ecennien
frül)er niebergejd)tieben./I .3d) 3itiere bieje Worte uollftänbig, weil
l)ier enbUd) einmal ben Vft)d)oIogijd)en ffiefid)tsvunften, über bie man

1) .5arnacf: ffiefcI)icI)te bet aItcI)tiftIid)en .mteratut, lI,l, 6.456ff.


- 44 -

in bet !)isfuHion übet bie ~jeubont)mität gat 3U oft leid)t ~inweg~


gleitet, i~t 9led)t gegeben witb. IDJie jd)on gejagt, jinb aud) mit bet
~nna~me bet ~d)t~eit bes ~tiefes gtoäe 6d)wietigfeiten vetbunben.
~ejonbets bie metWanbtjd)aft mit bem ,3afobusbtief, bem 9lömet::
btief unb bem ~p~ejetbtief ijt auffaUenb. ~bet wenn mit mit
6id)et~eit wifjen, baä ~ettus öftets unb längete 3eit mit ,3afobus
unb ~aulus 3ujammengewejen ift unb alfo aud) ffielegen~eit ge::
~abt ~at, ~tebigten bes ,3afobus unb bes ~aulus an3U~öten, unb
wenn es wo~l wa~tfd)einlid) ift, baä in ber ältejten d)tiftlid)en ~tebigt
fteteott)pe 3üge votfommen fonnten, bejonbets was bie benu~ten
alttejtamentlid)en 3itate bettifft, jo wirb es fd)lieälid) leid)ter, bie
5Betwanbtjd)aft mit ben genannten ~tiefen aus pet jönIid) er ~e::
einflufjung bes ~aulus unb ,3afobus unb aus ~inwitfung bet in bet
ältejten d)tiftlid)en ~rebigt immet votgettagenen altteftamentlid)en
3itate 3U etfläten, als bie pjt)d)ologifd)en Unge~euetlid)feiten, bie
mit bet ~nna~me bet ~feubont)mität vetfnüpft finb, ~in3une~men.
mOt einigen ,3a~ren etfd)ien ein ~ud) mit bem ~itel: ,,!)as
9lätfel bes ,3afobusbtiefes." 1) !)er ~itel be3eugt, baä ber ,3afobus::
btief nod) immet als ein 9lätfel empfunben witb. ~ud) ~ier muä
geftagt wetben, ob pjt)d)ologiid)e ~twägungen 3Ut ~ufflätung bes
~toblems beittagen fönnen. !)ie mbtefje bes ~tiefes ijt je~t
unbeftimmt; ber 5Berfaffet fd)teibt an bie 3wölf 6tämme in ber
3erftteuung. .Rein ~tieffd)luä ift vot~anben. !)er ~n~alt beite~t
gtöätenteUs aus allgemeinen et~ifd)en ~tma~nungen. mnbeter::
jeits jd)eint bet 5BerfaHet bod) fonftete unb eigenartige met~ältnifie
VOt mugen 3U ~aben. 6e~t auffaUenb ijt es, wenn bie 9J1itgliebet
bet d)riftlid)en ffiemeinbe mit 9J1enfd)en, bie ben mamen, bet übet
fie gejptod)en mutbe, getabe3u läftern, in betjeIben 6t)nagoge jid)
vetjammeln. !)eutet bies auf eine fe~t frü~e 3eit ~in, ba einige
,3ubend)tijten fid) nod) nid)t gan3 von ber 6t)nagoge getrennt
~atten? IDJit finben ja in bem ~tief aud) anbete altettümlid)e
3üge, bie eine frü~e ~ntjte~ung wa~tfd)einlid) mad)en fönnten,
3.~. bie 6albung bet .Rranfen mit .öl unb bie ~twattung ber
na~en IDJiebetfunft bes ~ettn. - muffallenb ijt es fernet, baä ber

1) ~. IDlelJer: ::Das 9tätfeI bes .jafobusbriefes, 1930.


- 45 -

merfaHer jebenfaUs fd)einbar gegen eine befUmmte ~uberung tlon


~aulus polemified. mus allebem ein flares ~ilb ber mer~ältniHe
ber i!efer unb ein greifbares pft)d)ologifd)es ~ilb bes merfaHers 3U
er~alten, ift auberorbentlid) fd)wietig, fei es, bab wir bie ~d)t~eit
ober bie Uned)t~eit bes ~tiefes anne~men. Wenn ber ~tief als
pfeubont)m angefe~en werben foll, müffen wit nad) einer %enben3
fragen, bie uns bie ~feubont)mität erllärlid) mad)en fann. !)er
~rief fd)eint aber tenben3los 3U fein; jebenfalls ift es nur möglid),
auf eine ein3ige %enben3 ~in3uweifen, nämlid) auf bie mbfid)t, bie
9led)tfertigungsle~re bes ~aulus ober tlielme~r ein IDlibtlerftänbnis
biefer i!e~re 3U befäTIlpfen. ~s' ift aber nid)t leid)t, uns einen mer::
faffer tloquftellen, ber im 3weiten ,3a~rl)unbed ben ~aulus offen
befämpfen wollte. ~rftens war bie paulinifd)e 9led)tferligungsle~re
beina~e überall in ber SUrd)e fd)on bamals abgefd)wäd)t worben; unb
bab ein übedreibenbes IDlibtlerftänbnis tlotfomlnen follte, bas eine
~efämpfung erforberte, ift ba~er wenig wa~rfd)einlid). 3weitens
ift es fd)wer tlerftänblid), bab ein merfaffer, um biefen 3wed 3U
erreid)en, ber ~feubont)mität fid) bebienen wollte, ba er bod) fe~r
leid)t aus ben ~aulinifd)en ~tiefen eine fold)e falfd)e muffaffung
ber 9led)tfedigung ~ätte wibetlegen fönnen. Unb wenn er bie
~feubont)mität anwenben wollte, tlerfte~t man aud) bie Wa~l bes
mamens nid)t. ~n ber ffirobfird)e bes 3weiten ,3a~r~unbeds wurbe
Dem ,3afobus in ber 9{egel feine befonbere merel)rung entgegen::
gebrad)t. !)urd) einen apoftolifd)en mamen l)ätte ber merfaffer el)er
l)offen fönnen, bie mnetfennung feiner ffiebanfen 3U erreid)en.
mus ber ffiefd)id)te bes .Stanons erfa~ren wir, bab ber mame bes
,3afobu5 bie mnerlennung Des ~tiefes erfd)wede. - mur in ben
viel fpäteren .Streifen ber pfeuboflementinifd)en i!iteratur ttitt uns
eine birdte ~efämpfung bes ~aulus entgegen; in biefen .Streifen
fann unfer ~tief aber unmöglid) feinen Urfprung l)aben. !)ie
pft)d)ologifd)en ~rwägungen finb arfo ber mnnal)me ber ~reub::
ont)mität fel)r ungünfUg. mon Dem pft)d)ologifd)en ffiefid)tspunft
aus wirb bas merftänbnis bes merfaffers uns bebeutenb etleid)tert,
wenn wir bie ~d)t~eit anne~men bürfen. Was fonft für ober gegen
hie ~d)t~eit tlorgetragen werben fann, IaHen wir in biefem 3u::
rammen~ang auf fid) beru~en. Wir befd)ränfen uns ja l)ier ftänbig
- 46 -

auf bie :pft)d)ologifd)en (frwägungen. Unb, wie gejagt, bann wirb


man bie ~nna~me ber (fd)t~eit be'Oor3ugen müHen. Wir fönnen
uns bann entweber bie 6ad)e jo benfen, ba{3 bie :paulinijd)e mer",
fünbigung fd)on frü~ ~ier unb bort mi{3'Oerjtanben worben ift, unh
ba{3 3afobus bie jubend)rijtlid)en ffiemeinben in ~aläjtina unb
6t)rien 'Oor bem ID1i{3'Oerjtänbnis ~at warnen wollen, 0 be r baf>
3afobus bie :paulinijd)e merfünbigung über~au:pt nid)t 'Oor ~ugen
~at j' wie Me alten ~ro:p~eten bas faljd)e 5Bertrauen auf ben Wert
bes äu{3eren .Rultus an fid) immer fd)arf rügten, warnt er 'Oielme~r
je~t einbringIid) bie 3ubend)riften 'Oor einem leid)tjinnigen 6id)",
'OetlaHen auf einen ffilauben o~ne Werte. !)enn bas alte ~robrem
'Oom 5Ber~ältnis 3wifd)en bem D:pferfultus unb bem fittIid)en
.2eben mu{3te ja inner~aIb ber 6t)nagoge unb bes (l;~rijtenturns
jid) als ein ~roblem 'Oom IDer~ältnis 3wifd)en bem ffilauben unb ben
Werfen neu geftalten. ~m :praftifd)en .2eben mu{3te ba~er bas me::
bürfnis nad) einem .Rampf gegen einen toten ffilauben fid) oft
geltenb mad)en - gan3 unab~ängig 'Oon ber :paulinifd)en ~roblem'"
;tellung. ~ud) unter, ben Worten 3efu in unfren (f'OangeIien finben
wir ja 'Oiele ernjte Warnungen gegen bie gefä~rlid)e 6elbfttäufd)ung,
ba{3 man burd) einen äu{3eren ~nfd)Iu{3 an ben ~errn bas ewige
~eiI fid) fid)ern fönnte. !)ie ~nrebe ,,~etr, ~err/l er~äIt 'Oon bem
~errn bie m:ntwort: ,,~d) ~abe eudj niemals gefannt./1 !)ie Worte
bes 3afobus finb eigentIid) nur eine breitere ~usfü~rung biefes
Wortes bes ~errn, - wie fein ~rief fe~r oft an anbere Worte ber
~erg:prebigt anfnüpft. 1 ) - 6ei es nun, ba{3 bie 3weite ~älfte bes

1) fiber bie enge me3iel)ung bes ,3afobusbtiefes 3U ben Worten ,3efu in unfren
(fuangelien fagt 6cl)Iatter: ,,(f)robe ~artien bes ,3afobusbriefes fönnten ol)ne Wanb==
Iung im 6tH bei IDlattl)äus ob er Eufas ftel)en unb 6prüci) e ,3e fu fein." - ~öm. 2, 17ff·
beweift, bab auci) ~aulus ,3uben fannte, bie auf einen (f)Iauben ol)ne Wede fici) ver.,
lieben. - fiber bas ~roblem ,,(f)Iaube - Werfe" innerl)alb bes 6pätjubentums
fiel)e 6trQ(f.,miIIerbed: stommentar 3um 91euen Xeft. IIT, 6. 187-201; ~. mol3:
,3übifci)e (fsci)atologie, 1903, 6. 317f.; ,3. stöbetle: 6ünbe unb (f)nabe im teligiöfen
Eeben bes molfes ~fraeI, 1905, 6.659f. - mrnolb IDlet)er l)at bas merbienft, mit
einet ausfül)dici)en megrünbung für bie IDlöglici)feit eingetreten 3U fein, bab ber
merfafier bes ,3afobusbtiefes in stap.2 ben ~aulus gar ntci)t vor mugen l)abe,
jonbern aus einer jübifci)en ~roblemfteIIung l)eraus 3U verftel)en fei (!las ~dtieI
bes ,3afobusbtiefes, 6.86-108 unb 123ff.).
- 47 -

3weiten .Ra:pitels bes ~riefes :polemifd) gegen ein frül) aufgefom<=


mettes mUbllerftänbnis ber :pauIinifd)en 5Detfünbigung gerid)tet
Ht, - fei es, bab bie bortigen ~usfül)rungen eine blobe Warnung
finb gegen bie fid) überall leid)t einftellenbe 5Derfud)ung, fid) mit
einem toten ffilauben 3U begnügen, - in beiben ~äIIen werben
wir ben ,3afobus als 5DerfaHer annel)men fönnen, ol)ne bab :pft)d)o<=
logifd)e Sd)wierigfeiten uns ben Weg 3um 5Derftänbnis bes ~tiefes
llerf:petten, wäl)renb wir bei ber ~nnal)me ber ~feubont)mität faum
ein· :pft)d)ologifd) greifbares ~iIb ber 5DerfaHer:perfönIid)feit ge==
winnen fönnen.
, (fin (fingel)en auf bie ,3ol)anneifd)en ~riefe ift wegen il)rer engen
5Derwanbtfd)aft mit bem (fllangeIium in biefem 3ufammenl)ang
nid)t erforberIid). Unb ber ~ebräerbrief ift ein anont)mer, fein
vfeubont)mer ~rief. ~ber unter ben ~auIinifd)en ~tiefen Hnb ja
llieIe l.lorl)anben, beren ~feubont)mität oft bel)au:ptet wirb. ~ier
müHen wir im tJoraus barauf bie ~ufmetffamfeit lenfen, bab es
etwas gan3 anberes war, unter bem 91amen eines ~aulus 3U fcf)rei<=
ben, als unter bem 91amen eines ,3afobus, eines ,3ubas unb eines
~etrus. !)a ber 5DerfaHer bes 3weiten ~etrusbriefes faum ben
erften ~etrusbrief gefannt l)at, waren in allen ben bislJer erörterten
~äIIen feine Iiterarifd)en (fqeugniHe ber betreffenben ~erfönIid),.
feiten tJorl)anben, bie nad)geal)mt werben mubten. Unb il)re i!ebens:=
gefd)id)te lag bal)er nid)t flar am ~age. (fs ift wol)l unbeftreitbar,
bab ein vfeubont)mer Sd)riftfteIIer, ber einen 91amen wäl)Ite, über
weld)en ein gefd)id)tIid)es ~albbunfel ausgebreitet war, el)er l)offen
fonnte, ber ffiefal)r einer (fntfd)leierung feines Unternel)mens 3U
entgel)en, als wenn er unter einem 91amen fd)rieb, beHen ~nl)aber
eine ~erfönIid)feit war, beren gan3e ~ft)d)e fowol)! burd) tJorl)anbene
Werfe als burd) gefd)id)tIid)e ~erid)te allgemein befannt roar.
91id)t lange 3eit nad) bem ~obe einer fold)en ~erfönIid)feit unter
il)rem 91amen auf3utreten, fent eine grobe .Rül)nl)eit tJoraus. ~ud)
ein 3ieIbewubtes Streben nad) genauer 91ad)al)mung wäre in einem
fold)en ~an erforberIid); unb baraus folgt, bab ein grobes 9J1al>
llon ~ered)nung notwenbigerweife in bas :pfeubont)me 5Dorgel)en
l)ineinfommt, woburd) bas :pft)d)ologifd)e 5Derftänbnis bes :pfeub:=
ont)men 5DerfaHers unbebingt erfd)wert wirb. (fs müHen fel)r ftade
- 48 -

~enben3en ober motiue nad)gewiefen werben fönnen, wenn es


aud) nur einigermaben uerftänblid) werben foU, bab ein merfaHer
fid) an ein fold)es Unternel)nten l)eranwagt. man barf biefes
nid)t burd) bas ffierebe uon ber l)äufigen mnwenbung ber ~feub::
on1)mität im mUerlum uerfd)leiern. :Denn bie f e mrl ber ~feub::
on1)mität war jebenfaUs etwas fel)r Ungewöl)nlid) es.
(ts ift l)ier nid)t erforberlid), auf aUe biejenigen ~aulinifd)en
5Briefe ein3ugel)en, beren (td)tl)eit ange3weifeU worben ift. (ts wirb
genügen, an einem 5Beifl'liel bie l'lf1)d)ologifd)en (trwägungen 3U
ueranfd)aulid)en, bie bei ber mnnal)me ber ~feubon1)mität wad):::
gerufen werben müHen. mm beften geeignet, l)ier als 5Beifl'liel
l)erange30gen 3U werben, finb ol)ne 3weifel bie ~aftoralbtiefe.
(ts ift fel)r uerftänblid), bab in ben mnfängen ber l)iftotifd)en
.ftritif eben biefe 5Btiefe am meiften ange3weifeIt werben mubten.
60lange man feft über3eugt war, bab bie in ben 5Briefen befäml'lfte
~rtlel)re erft in bem 3weiten ,3al)rl)unbert aufgefommen war, unb
bab bie in ben 5Btiefen uorausgefenten ffiemeinbe3uftänbe einer uiel
fl'läteren 3eit als ber al'loftolifd)en angel)örten, - foIange man ferner
meinte, bab bie 61'1rad)e unb ber 6til bie l'laulinifd)e mbfaHung
unmöglid) mad)ten, war es gan3 natüdid), bab bie (td)tl)eit biefer
5Briefe beftritten wurbe. mber befanntlid) liegt bie 6ad)e jent fo,
bab aud) bie 5Beftreiter ber (td)tl)eit unumwunben edlären: ,,":Die
antifenetifd)en 6äne ber ~aftoralbriefe fd)eiben als 5Beweismittel
für bie (td)tl)eitsfrage aus/'I) weil bie befäml'lfte ~rtlel)re fel)r wol)!
fd)on in ber fl'lätal'loftolifd)en 3eit uorl)anben gewefen fein fann.
Weiter gibt man 3U, nid)t nur bab bie organifatorifd)en merl)ältniHe
in ben ffiemeinben einer uiel frül)eren 3eit als berjenigen ber
~gnatiusbtiefe angel)ören müHen, fonbern aud), bab fie innerl)alb
ber Eebens3eit bes ~aulus benfbar finb. Unb auel) was bie 61'1rad)e
unb ben 6tH bettifft, rebet man uiel uorfid)tiger als frül) er. 2)
1) m. !libeIius: !lie ~aftoralbriefe2, 1931, 6.2.
2) Uber bie 6prad)e unb ben 6tH in ben ~aftoralbriefen fiel)e meine mbl)anb::
lung in 3eitfd)rift für bie neuteftamentIid)e Wiffenfd)aft, XVIII, 1917-1918,
6. 225-243; ferner gan3 befonbers ffi. Xf)örnelI: Pastoralbrevens Äkthet, 1931,
unb ßietimanns tUr3e ~efpred)ung biefes grünbIid)en ~ud)es in 3eitfd)rift für Me
neuteft.Wiff., 1932, 6.90; ßietimann betont 3war gIeid)3eitig, ban bie il)m entfd)eiben::
ben mrgumente gegen bie ~d)tl)eit nid)t aus ber 6prad)e unb bem 6tH ftammen.
- 49 -

~ier3U tommt, baß bie jeyt allgemein anerlannte (l;~ronologie bes.


~eoens ~auIi nid)t 3U ber mnnal)me brängt, baß bie erfte <ßefangen,;
fd)aft bis 3U ber neronifd)en IDerfolgung bauerte unb bal)er mit
bem IDlätit)rertob bes ~aulus enben mUßte. IDon einem d)rono,;
logifd)en (})efid)tsvunft aus läßt bie mnnal)me einer ~reiIaHung
bes ~auIus aus ber <ßefangenfd)aft unb einiger neuen 9leifen fid)
nid)t mel)r beftreiten. Unter biefen Umftänben fann man fragen,
ob nid)t l)auvtfäd)lid) eine gewiHe wiffenfd)aftlid)e "l:rabition"
ober eine eingewur3eIte ablel)nenbe <finftellung ben ~aftoralbriefen
gegenüber ba3u beiträgt, baß man auf bie nod) übtigbleibenben
~ebenfen gegen bie <fd)tl)eit ein 3U großes <ßewid)t legt, unb anberer:::
feUs bie fel)r fd)weren vft)d)oIogifd)en ~ebenfen gegen bie mnnal)me
ber ~feubont)mität überfiel)t ober jebenfalls nid)t in genügenbem
maße berüdfid)tigt.
muf biefe :pft)d)ologifd)en ~ebenfen müHen' wir jeyt eingel)en.
Wie fcf)on gefagt, um in einem ~aII wie bem l)ier erörterten bie
~feubont)mität nerftänbIid) 3U mad)en, müHen fel)r ftade l:enben3en
ober große, bebeutungstlolle 3wede nad)gewiefen werben fönnen,
~nb 3war fold)e 3wede, Me ber IDerfaHer nid)t 3U erreid)e.n erwarten
fonnte, wenn er unter feinem eigenen mamen fd)tieb. mad) ben
bisl)etigen musfül)rungen ift es eigentlid) fd)on ausgemad)t, baß bie
antil)äretifd)e mbfid)t für ben IDerfaHer nid)t ein fold)er 3wed ge:::
wefen fein tann. IDon ein3eInen 3ügen abgefel)en ift bie ~rtlel)re
in ben ~aftoralbtiefen eine fold)e, 3U beren Wibetlegung ber IDer,;
faHer aus ben fd)on norl)anbenen ~aulinifd)en ~tiefen fel)r leid)t
ein l)inreid)enbes material l)ätte fd)ö:pfen fönnen. mud) was bie
Drganifation ber SUrd)e betrifft, ift es unmögIid), 3U tl erftel) en,
baß ber IDerfaHer für fold)e <frmal)nungen wie bie non il)m in biefen
~tiefen gegebenen bas ~ebürfnis nad) einer avoftolifd)en mutotität
fü~len fonnte; fie mÜßten ben ~efern non allgemeinen d)riftIid)en
unb moralifd)en <ßefid)tsvunften aus einIeud)tenb erfd) einen. 1)ie
l:enben3, ben mvoftel 3U tlerl)errlid)en, bie uns aus ben avoftt)vl)en
mvoftelaften befannt ift, liegt l)ier gar nid)t tlor. stuq gefagt, es
läßt fid) laum eine ein3ige l:enben3 aufweifen, bie uns bie <frbid)tung
aud) nur eines ber brei ~tiefe erfIärlid) mad)en tann, - unb bann
l)ätte ber IDetfaHer nod) ba3u 3wei weitere ~tiefe erbid)ten unb unter
6tubien ber ilutL)er,~fabemie. .fleft 2. 4
- 50 ~

ber :Dede ber ~[euhont)mität in Umlauf [eben [ollen! (fs wunhert


einen, wenn man in her neuen muflage non ,3üIid)ers (finleitung
lie[t, han her ijweite ~rief an l:imot~eus am e~e[ten als "her lebte
l:rumpf", hen ber merfaHer aus[pielt, nerftanhen merhen fönnte. 1 )
:Die in hiefem ~riefe ent~altenen einhringIid)en (frmal)nungen an
l:imot~eus, als ein tapferer 6treiter ,3efu (t~rifti in bie Eeihens==
gemeinfd)aft einijutreten, folIen alfo non hem <ßefid)tspunft aus
gelefen unh nerftanhen werhen, han ~ier "ein lebter l:rumpf"
tlorIiegt, hen her pfeuhont)me 6d)riftfteIIer ausfpielt. ~d) gefte~e,
ban bas 6eelenleben eines fold)en merfaHers mir unnerftänhIid) ift.
~ieriju fommt nod), han bie ~riefe gewiHe 3üge aufweifen,
bie als non einem pfeuhont)men merfaHer ~errül)renb nid)t leid)t
ijU edlären finh. (fs münte einem fold)en merfaHer näl)erIiegen,
~aulus an eine <ß~meinbe fd)reiben ijU IaHen. 6d)on bie gewäl)lte,
ganij neue ~orm, hie mhreHe an einen einijelnen 9Jlann (mit hem
~~iIemonbrief ~at es eine ganij anbere ~emanhtnis) munte ben
,3eitgenoHen fel)r auffaIIenh fein unh fonnte hem merfaHer bie
mnedennung ber ~riefe nur erfd)meren. 2 ) mud) l)atte ber mer==
faHer für hen l:imot~eus als ffiemeinhenorfte~er in <fpl)efus unh ben
l:itus als <ßemeinhenorftel)er auf .Rreta gar feinen mnl)aIt in her
UberIiefetung. :Die pfeuhont)men 6d)tiftfteUet fnüpfen hod) in
ber 9legel in irgenbeinet Weife an hie <ßefd)id)te an. Wenn ein
metfaHet eine <ßefd)id)te ~auIi nad) bet tömifd)en <ßefangenfd)aft
e.thid)ten moIIte, wäre es e~et mit ben 9Jletl)ohen aUet p[ euhont)men
6d)tiftfteUet übereinftimmenh gewefen, wenn er im mnfd)Iun an
möm. 15, 24 eine 9{eife nad) 6panien unh im mnfd)Iun an ~l)ilem. 22
unh ~~il. 2, 24 einen mufent~aIt in .Roloffae unh ~~iIippi etbid)tet
~ätte. Unb wie wiII man aUe bie fIeinen, fd)önen, ganij :perfönIid)en
(finijelijüge in ben ~riefen edläten? :Det feine 6inn für ffiefd)id)ts==
wal)t~eit, het hem berü~mten ffiefd)id)tsfot[d)et 2eopolb non manIe
eigentümIid) wat, offenbart fid) aud) in [einer <frmäl)nung ber
~aftotalbriefe. ,,:Diefe 3üge [inh unbeheutenh. Wet follte fie

1) 3ülid)er: <finleitung in bas 91eue XeftamenF, 1931, 6.184.


2) man braud)t nur an Me Weife, wie bie ~aftoralbtiefe in muratods 5lanon
erwäl)nt werben, 3U benfen.
- 51 -

erbid)tet !)aben?" 1 ) Unb viele von biejen (fin3el3ügen mübten


überbies für einen lljeubont)men merfaffer je!)r gefii!)rUd) jein; jie
!)ätten i!)n je!)r leid)t verraten fönnen. Wir müHen uns leiber vers::
jagen, !)ier nod) auf melJrere 3üge aufmetfjam 3U mad)en, bie aus
ber 6eele eines lljeubont)men 6d)riftjtellers nid)t leid)t 3u verjte1)en
finb.
l)ie fleinen (fin3el3üge llerjönIid)en <t!)arafters öffnen uns aber
bie musjid)t auf eine gan3 anbere Weije, bie aud) gellrüft wetben
mub, um ben vetmuteten pjeubont)men merfaHet 3U uetjte1)en.
6ie ijt bisweilen angebeutet wotben, o1)ne bab jie bis!)er bewubt
als eine mögUd)e ßöjung bes ~toblems batgejtellt wotben ijt. ~n
bem 3ujammen1)ang, in weld)em von bem 3weiten ~tief an
~imot1)eus als "einem lenten ~tumpf" gerebet wutbe, befam ber
vetmutete metfaHet 3Ut jelben 3eit bas ßob, bab et in biejem
~tief "in musbtüden, ffiebanfen unb ~altung ben ed)ten ~aulus::
briefen am näd)jten fommt". Unb jllätet 2) !)eibt es: "l)et mbjd)nitt
2. ~im. 4, 9-18 verfolgt unb erreid)t ben 3wed, bas IDUtgefü1)I bes
ßejets mit bem enttiiujd)ten, vereinjamten, notleibenben, jelbjt
feiner ~üd)et entbe1)renben mpojtel unb 3ugleid) bie ~ewunbetung
feinet .straft 3U etll.leden unb baburd) bie Witfung jeiner votan::
gegangenen IDla1)nungen 3U fteigetn; fe1)t wo1)1 überlegt ijt, weil
He bie 6e!)nfud)t bes IDlannes malt, bie Wiebetaufna!)me bet von
ffirüben umta!)mten ~itte an ~imot1)eus, bab et tajd) fomme. 1I
mljo, wenn ~aulus ben ~imot1)eus bittet, bie von i1)m in ~toas
vergeHenen ~üd)er mit3ubringen, joll es fo vetjtanben wetben, bab
ber llfeubont)me merfaHet ben bell.lubten 3wed vetfolgt, bas
IDlitgefü1)1 mit bem armen, jeine ~üd)er entbe!)tenben ~aulus 3U
weden; berartige 3üge werben gerabe3u als je!)r ,,0001)1 überlegt"
be3eid)net. Unb wenn l)ibeUus an bie befannten jd)önen ~orle
bes ~aulus von jeinem bevorfte1)enben ~obe 4, 6-8 bie ~emetfung
fnüpft: "IDlobernes (fmllfinben fträubt fid), jold)e Worte bem ~aulus
ab3ujpred)en,"3) liegt ein (1)nUd)er ffiebanfe 3ugrunbe. l)et lljeub::
ont)me merfaHer ijt mit anberen Worten als ein 1)ervorragenber
1) ~. 11. 9tanfe: WeItgefd)id)te, III 1, 1883, 6. 192.
2) ,3ülid) er, <Einleitung', 6.185.
3) :Dibelius 6. 76.
4*
- 52 -

5l:ün[tler 3u beurteilen. Unb nid)t nur legt er unbemunt eine grone


fün[tIeti[d)e 5Begabung an ben %ag, [onbern er uerfolgt mit uollem
5B~mubtfein einen fünftIetifd)en 3med. 3mar fagt l)ibeIius an
einer anberen 6telle, bas treibenbe IDlotiu bes IDerfaffers für bie
mbfaffung ber 5Btiefe fei "mit fefter, auf fittUd)er ffirunblage be::
rul)enber .Ronftituierung ber ffiemeinben fraft a:poftoIifd)er mutorität
bem %reiben ber .Rener GSinl)aIt 3U tun". mber gleid)3eitig foll man
fid) il)n uorftellen als einen IDlenfd)en mit aunergemöl)nUd)en
fünftIetifd)en ffiaben ausgerüftet unb uon tyreube am fünftIetifd)en
6d)affen erfüllt. ~d) mub geftel)en, baa id) ben IDerfaffer ber brei
5Btiefe mir nid)t als einen IDlenfd)en uot3uftellen uermag, ber 3u
gleid)er 3eit ein etl)ifd)er 9leformator ber ffiemeinbe, ein .Ren er::
befäm:pfer unb ein IDerfaHer eines fd)önen l)ramas in brei mUen
fein mill, - unb 3mar unter einem fremben 9lamen fd)reibenb unb
mit uollem 5Bemuatfein feine fünftIerifd)en ffiaben ba3u benunenb,
ben ~aulus in raffinierter Weife nad)3ual)men, um feine d)tiftUd)en
~rüber 3U täufd)en. GSs fd)eint mir, baa biefe muffaffung ber 5Btiefe,
fie feien ein mit etl)ifd)en 3weden unb mit raffinierter 5Bered)nung
erbid)tetes l)rama in brei mften, uns eine IDerfaffer:perfönUd)feit
uorfül)rt, bie :pft)d)ologifd) nid)t faabar ift. GSin fo fonberbarer IDlenfd)
l)at niemals gelebt.
l)iejenigen 5Bebenfen, auf meId)e bie l)eutigen 5Beftreiter ber
GSd)tl)eit ber 5Btiefe bas ~au:ptgemid)t legen, fönnen faum als ;0
unübettoinbUd) angefel)en werben als bie jent aufgebedten :pft)d)o::
logifd)en 5Bebenfen, weId)e bie mnnal)me ber Uned)tl)eit in fid)
fd)Uebt. GSin ~au:ptbebenfen wirb uon l)ibeUus fo ausgebrüdt,
bab ber IDerfaifer ber ~aftoralbtiefe "eine d)tiftUd)e 5BürgerIid)feit"
uertritt, bie uon "ber bt)namijd)en ffief:panntl)eit bes esd)atologijd)en
GSuangeUums bes ~aulus" weit llerfd)ieben ift. mber wenn ber
IDerfaifer ber ~aftoralbriefe betont, bab aUe cr:l)tiften in biefer WeIt
uerfolgt werben ntüffen (2. %im. 3, 12), b.l). bod), bab fie in einem
unüberbrüdbaren ffiegenfan 3U biefer Welt ftel)en, - unb menn er
ferner bie nage Wieberlunft bes ~ettn ermattet, fann man il)n
bann mit 9led)t als IDerlreter einer "d)riftIid)en 5BürgerIid)feit"
fenn3eid)nen? Unb auf ber anberen 6eite lebt bet ~aulus ber
älteten 5Btiefe nid)t immer in bet "ffief:panntl)eit". l)as fiebente
- 53 -'--

.Rapitd bes erjten .ftorintl)erbriefes, in bem bieje <ßejpanntl)eit


ftiider als irgenbwo jonjt uns entgegentritt, entl)iilt gleid)3ettig eine
gan3e 91eil)e praftijd)er 91atjd)Iiige für biejes f!eben, bie beutlid)
beweijen, bab ber ed)te ~aulus 3U jeber 3eit ein IDlenjd) war, ber
mit beiben ~üben auf biejer (frbe jtanb unb bas G:l)rijtIid)==bürgerIid)e
niemals aus ben mugen verlor. I) (fs wiire jel)r Ieid)t an ber ~anb
llider meijpide barnutun, bab bie beiben jd)einbar jid) wiberjpred)en==
ben 6eiten ber d)rijtlid)en ~römmigfeit jowol)l in ben unbejtrittenen
~auIinijd)en mriefen als in ben ~ajtoralbriefen beutIid) l)eruor==
treten. Unb für bie (fntjd)eibung, ob wir bemjelben merfaHer gegen==
überjtel)en, ijt es nid)t uon grober mebeutung, .pb bie eine 6eite 3U==
fiilligerweije in einigen mriefen l)iiufiger als in ben anberen 3um mus==
brud fommt, wenn nur beibe 6eiten beutlicI) edennbar jinb. - Wir
müHen uns l)ier uerjagen, auf bie anberen gegen bie (fd)tl)dt uor==
-getragenen mebenfen ein3ugel)en. (fs jcI)eint uns aber, wenn
man bie jelbjtuerjtiinblicI) uorl)anbenen 91uancen unb mariationen
nur nicI)t überbetont, jebenfalls IeicI)ter 3U jein, ben ~aulus als mer==
faHer ber ~ajtoralbriefe jicI) uornujtellen, als einen IDlenjcI)en, ber
,gIeicI)3eitig ein IDleijter ber G:l)arafterjcI)ilberung, ein IDleijter raffi==
nierter mered)nung unb ein ernjter, tief etl)ijcI)er G:l)rijt gewejen
<lein joll.
Wir wollen 3um 6cI)Iub einige (fdenntniHe l)eroorl)eben, bie
,aus ben bisl)erigen musfül)rungen jicI) ergeben:
1. IDlan mub innerl)alb ber pjeubont)men f!iteratur bie uer==
fd)iebenen mrten ber pjeubont)men f!iteratur auseinanberl)alten.
mide 6d)riften, bie gewöl)nlicI) ber pjeubont)men f!iteratur ein==
gerei!)t werben, jinb überl)aupt nid)t pjeubont)me 6cI)riften. Unb
bie 6tilübungen ber 91l)etorenjd)ulen, bie mufjiine in ben ~l)ilojopl)en==
Td)ulen, bie apofalt)ptijcI)en (frneugniHe unb bie 6cI)riften, beren
merfaHern bie mbjicI)t, 3U tiiujcI)en, uoll bewubt war, jenen gan3
llerjd)iebene <ßebanfen unb IDlotiue ber merfaHer uoraus. ~as
1) 6el)r fcgarf, aber fel)r ticgtig l)at .R. it 6cgmibt bie erUJäl)nte !>ovveItl)eit
bei ~aulus fo ausgebrüctt: ,,6ein (fntl)ufiasmus (1. XE)eH. 5, 19: -ro 'RlIEvfA'a fA'1z
O'{UvlIV7:f) gel)t 3ufammen, ticgtiger: ift ibentifd.> mit ber 91ücgteml)eit (1. XE)efr. 5, 8:
l'1;PWfA'E"",)," fiel)e feine mbl)anblung ".Rircgenleitung unb .Rircgenlel)re im 91euen Xeft."
in ,,(tl)liftentum unb WiHenfcgaft", 1932, 6. 249.
- 54 -

(5eelenleben biefer IDerfaHer mub ba~er uon ~all 3U ~all genau


analt)fiert werben.
2. <ts wirb immer wieber be~auptet, bab in ber d)tiftUd)en .5Urd)e
ber erften 3a~r~unberte bie ~feubont)mität eine Uteratifd)e ~orm
war unb als eine fold)e uon ben 3eitgenöHifd)en Eefern uerftanben
wurbe. X>ies mag inner~alb ber gtied)ifd)::römifd)en Welt bei
einigen Eiteraturgattungen (ben 6tilübungen unb ben p~ilo:::
fop~ifd)en 6d)ulauffäben) ber ~all gewefen fein; aber biefe Eiteratur::
gattungen famen inner~alb ber d)tiftUd)en .5Urd)e ber erften 3a~r:::
~unberte nur ausna~msweife uor. Wir ~aben ba~er bie 9Ud)tigfeit
ber me~auptung ange3weifelt. X>as Urteil Xertullians über bas
mud) f)enod) fptid)t entfd)ieben gegen bie Wa~r~eit ber me~aup",
tung. melege, bie fie beweifen ober aud) nur tl)a~rfd)einUd) mad)en
fönnten, finb m. W. niemals angefü~rt worben. X>ie gan3e ~rage
bebarf einer neuen grünbUd)en Unterfud)ung.
3. X>ie meantwortung ber ~rage, ob bie 3eitgenoHen bie ~feub",
ont)mität als eine blob Uteratifd)e ~orm etfannten, ~at entfd)eibenbe
mebeutung nid)t nur für bie ~rage nad) ber moraUfd)en meurteUung
ber ~feubont)mität uon feiten bes ~ubUfums, fonbern aud) für bie
(Jrage nad) ber moraUfd)en 6e1bftbeurteilung bes pjeubont)men
IDerfaners. X>iefe ~rage wirb gewö~nUd) nid)t in genügenbem
9Jlab bead)tet, mitunter überl)aupt nid)t geftellt.
4. mud) in ben ~ällen, bie eine beabfid)tigte ~feubont)mität
gemeinjam l)aben, mub man 3wijd)en ben uerfd)iebenen Eiteratur::>
gattungen jd)arf unterfd)eiben. X>ie pft)d)ologifd)en IDorausjebungen
rinb bei einem apofalt)ptijd)en IDerfaHer, einem <tr3äl)ler uon
legenbatijd)en 63ejd)id)ten unb einem mtieffd)reiber je~r uerjd)ieben.
(Jür bie moraUfd)e meurteilung unb bie moraUjd)e 6e1bjtbeurleilung
bes IDerfaHers ijt ber 63rab bes mewubtjeins bei ber mbfaHung unb
bei ber f)erausgabe ber 6d)tift uon mebeutung, wie aud) ber Um:::
[tanb, ob ber 91ame, unter weld)em ber IDerfaner jd)reibt, aus einer
fernen ober einer jel)r na~en IDergangenl)eit jtammt.
5. 63an3 bejonbers mub bie ~rage nad) ber moraUrd)en me",
urleilung ber ~reubont)mität unb nad) ber moraUrd)en 6elbft:::
beurteilung bes pfeubont)men IDerfaffers grünbIid) unt~rjud)t
- 55 -

werben, tuenn bie ~nna~me, ban eine Sd)rift eine pfeubonl)me fei,
nid)t fid)er ift, ba man fonft leid)t ber merfud)ung erliegt, nor::
fd)nell bet ~nna~me bet ~feubonl)mität bei3uftimmen. menn
es fid) um eine metfaHerpetfönlid)feit mit einem tiefen unb reid)en
Seelenleben ~anbelt, tuitb es immet 3U empfe~len fein, ben gtonen
<fntwidlungsmöglid)feiten einet fold)en ~erfönlid)feit unb i~rer
~ä~igfeit 3ut matiation unb 91uandetung einen gtOnen Spielraum
ein3uräumen, anftatt pfeubonl)me metfaHetpetfönlid)feiten 3U fd)af::
fen, bie gtönete m:~nnd)feit mit %tugbilbetn als mit lebenbigen
IDlenfd)en ~aben.
tytül)et erjef)ien non hemjeIben metfaifet:

i>etmeneutif bes 9leuen Xeftaments. 1930. 264 6eiten O)t.8°.


Q3el). 919Jl. 7.65; in f!einen geb. 919Jl. 9.90.
:Das ~uef) leitet in ausge3eief)net metl)ohijef)et Weife an, übet
has metjtel)en hes neutejtamentIief)en XeItes, hie mufgaben,
hie O)tunhjäbe unh hie mannigfaef)en tyotmen hiejes met::
jtel)ens naef)3uhenfen. ,,:Det Weg 3um bibIijef)en XeIt gel)t
butef) feinen ~uef)jtaben, nief)t übet il)n l)intueg." (0). SUite!)
:Die f,etmeneutif non Xotm fann als eine tuol)Ige1ungene,
nie1ieitige, jief)et abtuägenhe, flat aufgebaute mtbeit jel)t
em:pfol)Ien tuerhen. (tyrieht. f,aucf, (tt!angen)
60 mubte eine Uberjebung her f,etmeneutif Xorms - 3umaI
bei hen mornügen hes Wertes, hie von her .Rritif jogleief)
anedannt tuurhen - als tuilIfommen erfef)einen, unb es ift
hem merf. nunmel)r 3U hanfen, hab er fief) 3U einet Uberfebung
entfef)IoHen unh habei ben Wer.! hes ~uef)es hutd) umfang::
reicge (tttueiterungen gefteigert l)at. (W. 9JlicgaeIis, ~etn)

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