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Die fraktionierte Destillation von Rohöl

Das geförderte Rohöl ist ein Gemisch aus sehr vielen ver-
schiedenen Stoffen (s. letzte Unterrichtsstunde).

Gemische verschiedener Flüssigkeiten lassen sich durch


DESTILLATION voneinander trennen. Dabei diesem
Trennverfahren nutzt man die unterschiedlichen Siedetempe-
raturen der Flüssigkeiten (flüssig zu gasförmig) aus. In der
Erdölraffinerie geschieht das in den DESTILLATIONS-
TÜRMEN (bis zu 50 Meter hoch).

Das Erdöl wird zunächst in einen Röhrenofen auf ca. 400 0C


erhitzt. Dabei verdampft es zum größten Teil, so dass ein
Gemisch aus Flüssigkeit und Dampf entsteht. Die noch flüs-
sigen Kohlenwasserstoffe fließen nach unten in den Turm (Rückstand). Die verdampften Be-
standteile steigen nach oben. Dabei durchströmen sie die so genannten GLOCKENBÖ-
DEN.

Die Temperatur in den


Glockenböden nimmt
von unten nach oben
ab. Die Kohlenwas-
serstoffe steigen somit
unterschiedlich weit
nach oben. Dort wo
die Siedetemperatur
unterschritten wird,
kondensieren sie! Die
entstehenden Flüssig-
keiten sammeln sich
auf den Glockenböden
und werden abgeleitet.

Da die Siedetempera-
turen der Kohlenwasserstoffe sehr nahe beieinander liegen, erhält man auf jedem Boden ein
Gemisch aus Kohlenwasserstoffen mit ähnlichen Molekülgrößen, die weiter getrennt wer-
den. Diese unterschiedlichen Gemische nennt man FRAKTIONEN. Die Trennung des Erd-
öls in einzelne Fraktionen nennt man deshalb FRAKTIONIERTE DESTILLATION.
Quelle obere Bild: Chemie für Realschulen – Baden-Württemberg 9/10 / 1. Auflage 1995 – S. 108
Quelle untere Bild: Umwelt: Chemie Ausgabe A – 2. Auflage 2003 – S. 225
Chemischen Vorgänge beim Veredeln
der Erdölprodukte

Die Vakuum-Destillation:
Bei der fraktionierten Destillation sammelt sich ein Teil des Erdöls als Bodenpro-
dukt/Rückstand im unteren Teil des Destillationsturms an. Dieser Rückstand wird in einen
anderen Turm geleitet, in dem ein verminderter Druck (1013,25 hPa = Normaldruck)
herrscht. Hier macht man sich die physikalische Tatsache zunutze, dass Flüssigkeiten unter
vermindertem Druck schon bei niedrigen Temperaturen sieden. Bei normalem Druck und
Temperaturen von über 350 0C würden viele Kohlenwasserstoffe zerfallen. Im Vakuumturm
verdampfen sie bei deutlich niedrigeren Temperaturen. Das Bodenprodukt verarbeitet man
zu Bitumen (Teer).

Das Cracken:
Die bei der Destillation anfallenden Mengen an Benzin reichen nicht aus, um den großen
Bedarf zu decken. Um dieses Problem zu lösen, wurden in der chemischen Industrie so ge-
nannte CRACKVERFAHREN (engl. To crack: zerbrechen, spalten) entwickelt. Das We-
sentliche dabei ist, dass die langkettigen Kohlenwasserstoffe in kurzkettige gespalten wer-
den. Man unterschiedet zwei Crackverfahren:
B) Das thermische Cracken:
Hier werden unter hohem Druck und etwa
600 0C langkettige Kohlenwasserstoffmo-
leküle in so starke Schwingungen versetzt,
dass die Ketten brechen und kurzkettige
Moleküle entstehen.

B) Das katalytische Cracken:


Hier erfolgt die Aufspaltung bereits bei
niedrigeren Temperaturen. Es ist weniger
Energie erforderlich und ein Katalysator
(= einen Stoff, der die Reaktionsge-
schwindigkeit einer chemischen Reaktion
beeinflusst) steuert den Prozess. Bei die-
sem Verfahren erhält man eine höhere
Menge und bessere Qualität des Crack-
benzins.
Quelle obere Bild: Chemie für Realschulen – Baden-Württemberg 9/10 / 1. Auflage 1995 – S. 111
Das Reformieren:
Die Qualität des durch Destillation oder Cracken erzeugten Benzins reicht in der Regel für
moderne Hochleistungsmotoren noch nicht aus. Sie muss deshalb verbessert werden. Das
erreicht man durch das so genannte REFORMIERUNGSVERFAHREN (lat. reform: Um-
gestaltung, Neuordnung).
Dabei werden die im Rohbenzin enthaltenen langen Kettenmoleküle sowie wasserstoffrei-
chen, ringförmige Verbindungen in verzweigte Moleküle bzw. ringförmige Moleküle mit
Doppelbindungen überführt.
Produkte mit solchen Molekülbau verhalten sich dann wesentlich „motorfreundlicher“.

Quelle obere Bild: Chemie für Realschulen – Baden-Württemberg 9/10 / 1. Auflage 1995 – S. 111

Das Raffinieren:
Häufig enthalten die gewonnenen Produkte noch Schwefelverbindungen. Diese müssen ent-
fernt werden, bevor die Produkte zum Verbraucher gelangen. Dies gilt besonders für Benzi-
ne, Heizöl und Dieselöl. Bei ihrer Verbrennung würden sonst große Mengen an Schwefel-
oxid entstehen und unsere Umwelt noch weiter belasten. Bei dem RAFFINERIEVER-
FAHREN (frz. raffiner: verfeinern, läutern) befreit man Kohlenwasserstoffe von den uner-
wünschten Bestandteilen.

Die schwefelhaltigen Erdölprodukte werden zunächst mit Wasserstoff vermischt und dann
erhitzt. Bei Temperaturen von 300 0C – 350 0C reagieren dort die Schwefelatome aus den
Kohlenwasserstoffmolekülen mit dem Wasserstoff zu Schwefelwasserstoff.
H2 + S → H2S

Der übelriechende und sehr giftige Schwefelwasserstoff wird in weiteren Anlagen in un-
schädliche Stoffe (Schwefel und Wasser) umgewandelt.

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