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DOI: IO.IOo2jcite.200900177 Verkrustung 11081
Untersuchung zu arteigenen
kristallinen Verkrustungen in einem
Kristallisationsprozess
Essa Abohamra und Joachim Ulrich*
Kristalline Verkrustungen stellen ein großes Problem in der Industrie und insbesondere
bei der industriellen Kristallisation dar. Sie verursachen Stillstandszeiten und Kosten. In
dieser Arbeit wird die Bildung von kristallinen Verkrustungen untersucht, wobei die Ver-
laustungen aus dem Material des gewünschten Produktes bestehen. Dabei wird die Wech·
selwirkung zwischen der Bildung kristalliner Verkrustungen einerseits und dem Wachstum
der anwesenden Produktkristalle andererseits untersucht
Chemie Ingenieur Technik 2010,82, No. 7 © 2010 Wiley·VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.dt-journal.de
10821 Forschungsarbeiten E. Abohamra, J, Ulrich
-
sem Fall bedient man sich der DSA-Methode
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lr (Drop-Shape-Analysis), welche die Kontur
eines Tropfens optisch analysiert und auswer-
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§J tet. Die Durchmesser der einzelnen Kühlfin-
ger, die Rauheiten sowie die Kontaktwinkel
sind der Tab. 1 zu entnehmen. Die RaubeHen
.....
Stahl 1 e =97 0
Der Versuchsaufbau ist in Abb. 1 schematisch
dargestellt. Er besteht aus einem doppelwandi-
gen 100mL Glasbecher, dessen Inhalt über
einen Thermostat temperiert wird, und dem
ebenfalls temperaturkontrollierten Kühlfinger,
auf dem die heterogene Keimbildung und das
Wachstum der Verkrustung stattfinden soll.
Zu Beginn des Versuches wird die gesättigte
Lösung, bestehend aus 52 g destilliertem Was-
ser und 6,36 g Kaliumsulfat, in das Glasgefaß
gegeben. Dieses Verhältnis entspricht einer
bei 28 ce gesättigten Lösung. Die gesättigte Lö-
Abbildung 2. Kallumsulfat-Lösungstropfen auf unter-
schiedlichen Kühlfingern zur Bestimmung der Benetzbar- sung wird auf 40 ce erwärmt und der Kühl·
kelt. finger auf die gewünschte Temperatur gekühlt.
WWw.cit-journal.de © 20ro Wiley·VCH Verlag GmbH & Co. KGaA. Weinheim Chemie Ingenieur Technik 2010.82. No. 7
Chemie I
IIngenieur
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Anschließend werden die Lösungen auf die Tabelle 1. Eigenschaften der Kühlfinger und Kontaktwinkel zur gesättigten Lösung.
Lösungstemperaturen in den metastabilen Be-
Stahl ange- Stahl Stahl
reichen gekühlt. Sind die Temperaturen er- schliffen poliert geätzt Emaille Glas Teflon
reicht, wird der Rührer entfernt, jeweils 2,0 g
Kaliumsulfat werden als Impfkristalle zugege- Bezeichnung Stahl 1 Stahl 2 Stahl 3 Emaille Glas Teflon
ben und der Kühlfinger wird 5,4 cm tief in die Durchrnesser
[mmJ 20,0 20,0 20,0 22,0 18,0 24,0
Lösung getaucht. Nach 2 h wird der Kühlfinger
aus der Lösung genommen und die darauf ge- Rauheit
bildeten Verkrustungen werden gewogen. Par- 4,99 0,67 3,79 0,04 0,01 0,37
IfllIlJ
allel wird die Lösung filtriert und die gewach- Kontaktwinkel 0
senen Irnpfkristalle werden getrocknet. I"J 85,15 94,2 94,6 32,5 39,9 105,7
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ten Verkrustungen gegen die Lösungstempera-
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tur aufgetragen. Es ist der Abbildung zu ent·
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nehmen, dass es eine klare Tendenz der
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. _... --_.~- - . - Stahl1
Verkrustungsmasse in Abhängigkeit von der $ -<o-StahI2
~ 0,20
Lösungstemperatur, d. h. mit einem Tempera-
ij ..,/
~ ...-----1) --I, ... Stahl3
tunmterschied zu den Gleichgewichtsbedin-
gungen, gibt. Hierbei handelt es sich um die
§'" D,1S f_'--"'- ~~ - v - Teflon
m ~ Glas
-~- Emaille
-c2 0,10
Verlaustung, die sich am Kühlfinger gebildet Q
hat und bis zum Ende des Versuches haften
~
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geblieben ist, während im Kristallisator die
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Saatkristalle wachsen. Bei allen Kühlfingerar-
ten nehmen die Verkrustungen mit steigender ----.,~
Lösungstemperatur, d. h. kleinere übersätti- C,Cl
Temper~tur der Löf8ng ["CI
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Chemie Ingenieur Technik zoro, 8z, No. 7 © 2010 Wiley·VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.cit-journal.de
10841 Forschungsarbeiten E. Abohamra, ), Ulrich
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Temperatur der Lösung [lle}
die eine höhere Benetzbarkeit (ldeiner Kon-
taktwinkel) besitzen, weniger Verkrustungen
auf als die anderen Kühlfinger.
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Unterkühlung ["Cl
4 Schlussfolgerung
I Literatur
Mit Hilfe der Kühlfingertechnik ist es möglich,
die heterogene Keimbildung sowie das Ver- [1] L. M.Förster, Dissertation, Technische Universi·
tät Braunschweig, 2001-
krustungswachstum in Kristallisationsanlagen
[2J S. Weiß, K. E. Militzer, K. Gramlich, Thermische
nachzustellen. Der Einfluss des Oberflächen-
Verfahrenstechnik, Deutscher Verlag ftir Grund·
materials, der ~beschaffenheit sowie der Über- stoffindustrie, Leipzig 1993.
sättigung auf den Start und das Wachstum der [3] S. Schuldei, Schmelzkristallisation in Apparaten
Krusten kann beobachtet und qualifiziert wer- der Lösungskristallisation, Shaker Verlag, Aachen
den. 2000.
Zum Verhindern bzw. Reduzieren von Ver- [4] T. Haasner, Beeitiflussung der Keimbildung in der
krustungen und gleichzeitigem Erhöhen der Schichtkristallisation durch gezielte Obeiflächen-
Quantität des Produktes ist es vorteilhaft, den modifikation, VDI Verlag, Düsseldorf2002.
Kristallisator mit Emaille oder Glas auszuklei- [5] M. Neumann, Vergleich statischer und dynami-
den. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, scher Schichtkristallisation und das Rein.igungs-
potential der Dijfitsionswäsche, Papierflieger,
nicht die gesamte innere Oberfläche zu be-
Clausthal-Zellerfeld 1996.
schichten, sondern nur den Bereich im Kristal-
[6] J. Bierwirth, Zur Trennwirkungvon Schichtkris·
lisator, der für eine heterogene Keimbildung tallisatioltsprozessen, Shaker Verlag, Aachen
anfallig ist. 1998.
www.cit-joumal.cle © 20TO Wiley·VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Chemie Ingenieur Technik 20IO, 82, No. 7