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Qualität auf einen Blick

Leitfaden zur ISO 9001:2015


Aktualisierte Version 2021

TÜV SÜD Management Service GmbH


Vorwort
Qualitätsmanagement (QM) ist ein Top-Thema in jedem
Unternehmen: Nur wer seine Qualität im Griff hat, kann
am Markt bestehen. Wie sich eine hohe Qualität und
Kundenzufriedenheit gewährleisten lässt? Mit einem
Managementsystem auf Basis der ISO 9001 – der
weltweit am weitesten verbreiteten QM-Norm.

Dieser aktualisierte Leitfaden richtet sich


an Unternehmer, Berater sowie alle, die ein
Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 aufbauen,
zertifizieren und fortlaufend verbessern möchten. Er
erläutert klar die Anforderungen der ISO 9001:2015,
bietet Orientierung und unterstützt die Anwender bei
der Umsetzung in die Praxis.

Der Leitfaden ist in zwei Teile gegliedert:


Der erste Teil befasst sich mit dem Aufbau der QM-
Norm und gibt einen Überblick über die zentralen
Merkmale. Im zweiten Teil werden die einzelnen
Anforderungen praxisorientiert interpretiert und
angereichert mit beispielhaften Auditfragen sowie
Informationen über geforderte Prozessnachweise
präsentiert.

Unseren ISO 9001-Leitfaden bieten wir ab sofort in


aktualisierter Version an, weil die Übergangsfrist
von der ISO 9001:2008 auf die ISO 9001:2015 schon
im Jahr 2018 abgelaufen ist und ein Vergleich folglich
keinen Mehrwert mehr bringt. Jetzt gilt die volle
Konzentration der aktuellen Normversion.

Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit mit der ISO 9001:2015!

Ihr Tobias Lurk


Product Performance Manager ISO 9001
TÜV SÜD Management Service GmbH

Ein ISO 9001:2015-Audit wird gemäß den Anforderungen in der ISO 9001:2015 durchgeführt und nicht auf Grundlage dieses Leitfadens.

Alle Angaben in diesem Leitfaden erfolgen ohne Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit. Dieser Leitfaden ist urheberrechtlich geschützt.
Jegliche Veröffentlichung – auch auszugsweise – bedarf der vorherigen Genehmigung der Verfasser und ist bei der TÜV SÜD Management Service GmbH zu erfragen.

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Inhalt
TEIL 1 – EINFÜHRUNG IN DIE ISO 9001:2015 6

1 EINLEITUNG 6

2 MEILENSTEINE DER ENTWICKLUNG 6

4 HIGH LEVEL STRUCTURE 7

5 NICHT ANWENDBARE NORMELEMENTE 8

6 QM-PRINZIPIEN  10

7 AUFGABEN DER OBERSTEN LEITUNG 11

8 PROZESSORIENTIERUNG 11

9 PROZESSREIFEGRAD 12

10 KONTEXT DER ORGANISATION 13

11 RISIKOBASIERTES DENKEN 14

12 DOKUMENTIERTE INFORMATION 15

13 UMGANG MIT WISSEN 15

TEIL 2 – NORMANFORDERUNGEN DER ISO 9001:2015 17


4 KONTEXT DER ORGANISATION 17
4.1 VERSTEHEN DER ORGANISATION UND IHRES K­ ONTEXTES (2008: KAP. 1.1) 17
4.2 VERSTEHEN DER ERFORDERNISSE UND ERWARTUNGEN INTERESSIERTER PARTEIEN (2008: KAP. 1.1) 19
4.3 FESTLEGEN DES ANWENDUNGSBEREICHS
DES QUALITÄTSMANAGEMENTSYSTEMS (2008: KAP. 1.2, 4.2.2) 20
4.4 QUALITÄTSMANAGEMENTSYSTEM UND SEINE PROZESSE (2008: KAP. 4, 4.1) 21

5 FÜHRUNG UND VERPFLICHTUNG 22


5.1 FÜHRUNG UND VERPFLICHTUNG 22
5.1.1 ALLGEMEINES (2008: KAP. 5.1) 22
5.1.2 KUNDENORIENTIERUNG (2008: KAP. 5.2) 23
5.2 POLITIK 24
5.2.1 FESTLEGUNG DER QUALITÄTSPOLITIK (2008: KAP. 5.3) 24
5.2.2 BEKANNTMACHUNG DER QUALITÄTSPOLITIK (2008: KAP. 5.3) 24
5.3 ROLLEN, VERANTWORTLICHKEITEN UND BEFUGNISSE IN DER ORGANISATION (2008: KAP. 5.5.1, 5.5.2) 24

3
6 PLANUNG 25
6.1 MASSNAHMEN ZUM UMGANG MIT RISIKEN UND CHANCEN (2008: KAP. 5.4.2, 8.5.3) 25
6.2 QUALITÄTSZIELE UND PLANUNG ZU DEREN ­ERREICHUNG (2008: KAP. 5.4.1) 25
6.3 PLANUNG VON ÄNDERUNGEN (2008: KAP. 5.4.2) 25

7 UNTERSTÜTZUNG 28
7.1 RESSOURCEN28
7.1.1 ALLGEMEINES (2008: KAP. 6.1)28
7.1.2 PERSONEN (2008: KAP. 6.1)28
7.1.3 INFRASTRUKTUR (2008: KAP. 6.3)28
7.1.4 PROZESSUMGEBUNG (2008: KAP. 6.4)28
7.1.5 RESSOURCEN ZUR ÜBERWACHUNG UND M ­ ESSUNG (2008: KAP. 7.6)29
7.1.5.1 ALLGEMEINES29
7.1.5.2 MESSTECHNISCHE RÜCKFÜHRBARKEIT29
7.1.6 WISSEN DER ORGANISATION (NEU)30
7.2 KOMPETENZ (2008: KAP. 6.2.1, 6.2.2)31
7.3 BEWUSSTSEIN (2008: KAP. 6.2.2)31
7.4 KOMMUNIKATION (2008: KAP. 5.5.3)32
7.5 DOKUMENTIERTE INFORMATION33
7.5.1 ALLGEMEINES (2008: KAP. 4.2.1)33
7.5.2 ERSTELLEN UND AKTUALISIEREN (2008: KAP. 4.2.3, 4.2.4)34
7.5.3 LENKUNG DOKUMENTIERTER INFORMATION (2008: KAP. 4.2.3, 4.2.4)34

8 BETRIEB35
8.1 BETRIEBLICHE PLANUNG UND STEUERUNG (2008: KAP. 7.1)35
8.2 ANFORDERUNGEN AN PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN36
8.2.1 KOMMUNIKATION MIT DEN KUNDEN (2008: KAP. 7.2.3)36
8.2.2 BESTIMMEN VON ANFORDERUNGEN FÜR PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN (2008: KAP. 7.2.1)36
8.2.3 ÜBERPRÜFUNG DER ANFORDERUNGEN FÜR PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN (2008: KAP. 7.2.2)37
8.2.4 ÄNDERUNGEN VON ANFORDERUNGEN AN PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN (2008: KAP. 7.2.2)37
8.3 ENTWICKLUNG VON PRODUKTEN UND DIENSTLEISTUNGEN38
8.3.1 ALLGEMEINES (NEU)38
8.3.2 ENTWICKLUNGSPLANUNG (2008: KAP. 7.3.1)38
8.3.3 ENTWICKLUNGSEINGABEN (2008: KAP. 7.3.2)39
8.3.4 STEUERUNGSMASSNAHMEN FÜR DIE ENTWICKLUNG (2008: KAP. 7.3.4, 7.3.5, 7.3.6)39
8.3.5 ENTWICKLUNGSERGEBNISSE (2008: KAP. 7.3.3)39
8.3.6 ENTWICKLUNGSÄNDERUNGEN (2008: KAP. 7.3.7)40
8.4 STEUERUNG VON EXTERN BEREITGESTELLTEN PROZESSEN, PRODUKTEN UND DIENSTLEISTUNGEN41
8.4.1 ALLGEMEINES (2008: KAP. 7.4.1)41
8.4.2 ART UND UMFANG DER STEUERUNG (2008: KAP. 7.4.1, 7.4.3)42
8.4.3 INFORMATION FÜR EXTERNE ANBIETER (2008: KAP. 7.4.2)42
8.5 PRODUKTION UND DIENSTLEISTUNGS­ERBRINGUNG43
8.5.1 STEUERUNG DER PRODUKTION UND DER DIENSTLEISTUNGSERBRINGUNG (2008: KAP. 7.5.1)43
8.5.2 KENNZEICHNUNG UND RÜCKVERFOLGBARKEIT (2008: KAP. 7.5.3)44
8.5.3 EIGENTUM DER KUNDEN ODER DER EXTERNEN ANBIETER (2008: KAP. 7.5.4)44
8.5.4 ERHALTUNG (2008: KAP. 7.5.5)45
8.5.5 TÄTIGKEITEN NACH DER LIEFERUNG (2008: KAP. 7.5.1)45
8.5.6 ÜBERWACHUNG VON ÄNDERUNGEN (2008: KAP. 7.3.7)46
8.6 FREIGABE VON PRODUKTEN UND DIENSTLEISTUNGEN (2008: KAP. 8.2.4, 7.4.3)47
8.7 STEUERUNG NICHTKONFORMER ERGEBNISSE (2008: KAP. 8.3)47

4
9 BEWERTUNG DER LEISTUNG48
9.1 ÜBERWACHUNG, MESSUNG, ANALYSE UND BEWERTUNG48
9.1.1 ALLGEMEINES (2008: KAP. 8.1)48
9.1.2 KUNDENZUFRIEDENHEIT (2008: KAP. 8.2.1)49
9.1.3 ANALYSE UND BEWERTUNG (2008: KAP. 8.4)49
9.2 INTERNES AUDIT (2008: KAP. 8.2.2)50
9.3 MANAGEMENTBEWERTUNG (2008: KAP. 5.6)51
9.3.1 ALLGEMEINES51
9.3.2 EINGABEN FÜR DIE MANAGEMENTBEWERTUNG52
9.3.3 ERGEBNISSE DER MANAGEMENTBEWERTUNG52

10 VERBESSERUNG53
10.1 ALLGEMEINES (2008: KAP. 8.5.1)53
10.2 NICHTKONFORMITÄT UND KORREKTUR­MASSNAHMEN (2008: KAP. 8.3, 8.5.2)54
10.3 FORTLAUFENDE VERBESSERUNG (2008: KAP. 8.5.1)55
ANHANG 1 – ÜBERBLICK ÜBER DIE DOKUMENTATIONSANFORDERUNGEN DER DIN EN ISO 9001:201559
ANHANG 2 – P FLICHTELEMENTE, ZU AUDITIEREN IN JEDEM AUDIT (ZERTIFIZIERUNGS-,
WIEDERHOLUNGS- UND ÜBERWACHUNGSAUDIT)60
ANHANG 3 – BEWERTUNG VON AUDITBEFUNDEN61

5
TEIL 1 – Einführung in die ISO 9001:2015
1 Einleitung 2 Meilensteine der Entwicklung
Transparenz in betrieblichen Abläufen erhöhen, Der Ursprung der ISO 9001 lag im Bedarf der globalen
Prozesse optimieren, Kundenzufriedenheit nachhaltig Rüstungsindustrie an Richtlinien für die Qualitäts-
verbessern, Fehler- und Ausschussquote verringern – sicherung.
es gibt viele gute Gründe für den Betrieb eines zerti-
fizierten Qualitätsmanagementsystems. Das hat auch Mit der zweiten Revision veränderte sich auch die
die Wirtschaft über die Jahre verstanden, und QM hat Perspektive. Anstatt nur die Qualität des Endprodukts
sich zum klaren Must-have entwickelt. Während vor 50 zu überprüfen, hob die ISO 9001:1994 die Bedeutung
Jahren kaum ein Unternehmer einen Externen in seine vorbeugender Maßnahmen zur Verbesserung der Pro-
Produktionsprozesse hätte blicken lassen, so ist heute duktqualität hervor.
ein ISO 9001-Zertifikat für viele Auftraggeber die zwin-
gende Voraussetzung für eine Zusammenarbeit. Und Die ISO 9001:2000 legte den Fokus auf Qualitätsma-
das nicht nur in der produzierenden Industrie. Auch der nagement anstatt auf Qualitätskontrolle und analysier-
Standard selbst wurde von der International Standards te hierfür zunächst die Anforderungen der Organisation,
Organization (ISO) immer wieder an neue Bedingungen bevor die Prozesse dafür gestaltet wurden. Im Mittel-
und gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Entwick- punkt standen die kontinuierliche Verbesserung der
lungen angepasst. Prozesse und die Bedeutung der Kundenzufriedenheit.

Seit dem 15. September 2015 liegt die ISO 9001 in Die aktuell gültige Version 2015 ist die konsequente
der derzeit gültigen fünften Revision vor. Durch den Weiterentwicklung hin zu einem umfassenden integra-
inzwischen bei allen „großen“ Managementsystem- len Bestandteil der Unternehmensführung. Sie gibt der
normen verwendeten Aufbau, die sogenannte High obersten Leitung (Geschäftsführung) Werkzeuge an
Level Structure, lässt sich die ISO 9001:2015 besonders die Hand, um die gewünschten Ziele zu erreichen.
einfach als Basis für ein integriertes Management-
system nutzen. Und inhaltlich rückt die Norm den
Kontext der Organisation, interessierte Parteien, den
Entwicklung der ISO 9001:
risikobasierten Ansatz sowie den Umgang mit Wissen
in den Vordergrund. Der Geschäftsführung bzw. der
„obersten Leitung“ wird eine große Verantwortung für 1979 BS 5750 wurde in Großbritannien veröffentlicht
das Qualitätsmanagementsystem zugewiesen, und die 1987 ISO 9001:1987 veröffentlicht (1. Revision)
Norm hebt zudem das Thema Dienstleistungen hervor. 1994 ISO 9001:1994 veröffentlicht (2. Revision)
Diese Aspekte und vieles mehr werden in den folgen-
12/2000 ISO 9001:2000 veröffentlicht (3. Revision)
den Kapiteln genauestens beleuchtet.
11/2008 ISO 9001:2008 veröffentlicht (4. Revision)
09/2015 ISO 9001:2015 veröffentlicht (5. Revision)

6
4 High Level Structure
Die ISO 9001:2015 folgt der High Level Structure und hat Die Norm gliedert sich in 10 Kapitel. Kapitel 1 bis 3
die gleiche Abschnittsreihenfolge, einheitliche Texte beschäftigen sich mit dem Anwendungsbereich, den
und eine einheitliche Terminologie wie andere Manage- normativen Verweisen sowie den Begriffen hierzu. Die
mentsystemnormen, z. B. die ISO 14001:2015 (Umwelt- Kapitel 4 bis 10 bilden den P-D-C-A Zyklus (Planen –
managementsystem). Ziel dieser Grundstruktur ist ein Durchführen – Prüfen – Handeln) ab.
einheitlicher Aufbau aller Normen, um eine verbesserte
gegenseitige Kompatibilität mit anderen Managementsys-
temen zu erreichen.

PLAN DO
4. Kontext der
5. Führung 6. Planung 7. Unterstützung 8. Betrieb
Organisation

4.1 Verstehen der 6.1 Maßnahmen zum 8.1 Betriebliche


5.1 F ührung und
Organisation und Umgang mit Risi- 7.1 Ressourcen Planung und
Verpflichtung
ihres Kontextes ken und Chancen Steuerung

4.2 Verstehen der


6.2 Qualitätsziele und
Erfordernisse und 8.2 Anforderungen an
5.2 Politik Planung zu deren 7.2 Kompetenz
Erwartungen inter- Produkte und DL
Erreichung
essierter Parteien

5.3 R
 ollen, Verant-
4.3 Festlegen des
wortlichkeiten und 6.3 Planung von 8.3 Entwicklung von
Anwendungsbe- 7.3 Bewusstsein
Befugnisse in der Änderungen Produkten und DL
reichs des QMS
Organisation

8.4 Steuerung von


4.4 QMS und seine extern bereitge-
7.4 Kommunikation
Prozesse stellten Prozessen,
Produkten und DL

7.5 Dokumentierte 8.5 Produktion und


Information DL-Erbringung

CHECK ACT
9. Bewertung der 8.6 Freigabe von
10. Verbesserung Produkten und DL
Leistung

9.1 Überwachung, 8.7 Steuerung


Messung, Analyse 10.1 Allgemeines nichtkonformer
und Bewertung Ergebnisse

10.2 Nichtkonformität
9.2 Internes Audit und Korrektur-
maßnahmen
www.tuvsud.com/akademie

9.3 Management‑ 10.3 Fortlaufende Legende:


bewertung Verbesserung DL = Dienstleistung
QMS = Qualitätsmanagementsystem

7
5 Nicht anwendbare Normelemente Projektmanagement oder Prozessentwicklung sind
Die ISO 9001:2015 lässt keine Ausschlüsse zu. keine Entwicklung im Sinne der ISO 9001, sofern sie kei-
Alle Normkapitel, die im Unternehmen Anwendung nen Einfluss auf das Produkt/die Dienstleistung eines
finden, müssen auch umgesetzt werden. Treffen jedoch Unternehmens haben. Somit kann hier das Normkapitel
ein oder mehrere Kapitel nicht auf das Unternehmen 8.3 optional angewendet werden, erforderlich ist dies
zu, dürfen sie auf Begründung nicht angewandt wer- aber ausdrücklich nicht.
den. Die Begründung muss schriftlich erfolgen. Teil der
Begründung muss dann im Umkehrschluss sein, wie es Anhand zweier Beispiele, eines aus dem Bereich
der Organisation trotzdem gelingen wird, Produkte und Dienstleistung (Gesundheitswesen/Arztpraxis) und
Dienstleistungen den Anforderungen entsprechend zu das andere aus der Produktion, werden Entwicklungen
produzieren und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. dargestellt und im Sinne von Kapitel 8.3 beurteilt.
Der Unternehmenszweck sowie zutreffende gesetzliche,
behördliche oder sonstige Anforderungen dürfen davon
nicht negativ beeinflusst werden.

Sollte die Entwicklung vornehmlich bei einem externen


Anbieter stattfinden, muss die Organisation nachweisen,
dass sie den Entwicklungsprozess maßgeblich steuert.

Dienstleistung Produktion
Keine Entwicklung:
Installation einer neuen Patientenrufanlage. Die 5S-Methodik wird in der Fertigung implementiert.
Erfolgt im Rahmen eines Projektes. Die Dienstleistung der Im Rahmen eines Projektes erfolgt eine Arbeitsplatzumorga-
Praxis wird nicht verändert, lediglich die Kommunikation mit nisation innerhalb der Fertigung, um Verschwendungen (Zeit,
den Patienten vereinfacht/verbessert. Material etc.) zu reduzieren und effizienter zu produzieren.
Nicht jedes Projekt oder jede Prozessänderung ist automatisch als Entwicklung zu verstehen.
Entwicklung:
Entwicklung eines neuen Behandlungsverfahrens im Rahmen Design und Entwicklung eines neuen Kfz-Motors, z. B. unter
eines universitären Forschungsprojektes. Berücksichtigung von geänderten Abgasnormen.
Solche Projekte stellen eindeutig eine Entwicklung dar.
Entwicklung nicht verpflichtend:
Einführung einer neuen Behandlungsmethode. Neuer Gussprozess für die neue Zylinderlaufbuchse der
Die Einführung einer neuen Behandlungsmethode kann unter Motorkolben.
den oben skizzierten Voraussetzungen als Entwicklung im Der Prozess wird auf die neuen technischen Anforderungen
Sinne der Norm angesehen werden. So können auch weitere (Ergebnis vom Entwicklungsprozess) angepasst und kann somit
Prozessentwicklungen, die im Sinne eines Projektes durchge- auch Teil eines übergeordneten Entwicklungsprojektes sein,
führt werden, diesem Kapitel zugeordnet werden. muss aber nicht.

Eine verpflichtende Anwendung des Kapitels 8.3 besteht für diese Fälle nicht.

8
Entwicklung im Sinne ISO 9001:2015 Kap. 8.3

MUSS
Entwicklung eines neuen Produktes/einer neuen Dienstleistung
(z. B. eines neuen Behandlungsverfahrens i. R. universitärer Forschung)

Keine Entwicklung im Sinne ISO 9001:2015 Kap. 8.3


Einführung einer bereits entwickelten neuen Dienstleistung
(z. B. eines neuen – nicht selbst – entwickelten Behandlungsverfahrens)

KANN
Prozessentwicklung
(z. B. durch Projektmanagement)

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Normkapitel „Eigen- 7.1.5 Ressourcen zur Überwachung und Messung
tum des Kunden“ (Kapitel 8.5.3) nicht verwendet wird, 8.3 Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen
ist eher gering. Im Gesundheitswesen kann es z. B. 8.4.1 Steuerung von extern bereitgestellten Prozes-
nicht ausgeschlossen werden. Die Norm führt in der sen, Produkten und Dienstleistungen (z. B. wird
Anmerkung zu 8.5.3 aus, dass auch personenbezogene der Einkauf zentral für die gesamte Organisation
Daten eingeschlossen sein können. an einem Standort durchgeführt, an Standorten
ohne eigenen Einkauf wird die Anforderung aber
Beispiele für mögliche nicht anwendbare Normelemen- nicht angewendet)
te, z. B. für Organisationen mit mehreren Standorten, 8.5.2 Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit (z. B. bei
bei denen einzelne Standorte unterschiedliche Gel- manchen Dienstleistungen)
tungsbereiche haben, sind: 8.5.3 Eigentum der Kunden oder der externen Anbieter
8.5.4 Erhaltung (z. B. bei manchen Dienstleistungen)

9
6 QM-Prinzipien
Um den betrieblichen strategischen Ansatz erfüllen
zu können, ist ein gemeinsames Verständnis nötig.
Die sieben QM-Prinzipien stellen die Basis für die
Anforderungen der ISO 9001:2015 dar.

Kundenorientierung Führung

Im Mittelpunkt jeder unternehmerischen Aktivi­ Führungskräfte auf allen Ebenen sollen das Un-
tät stehen die Kunden. Sie entscheiden über ternehmen an den Anforderungen des Marktes
Er­f olg und Misserfolg. Deshalb ist es wichtig, die ausrichten. Dazu müssen sie ein internes Umfeld
Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und dafür schaffen und erhalten, in dem sich die Mitarbei-
zu sorgen, dass ihre Erwartungen nicht nur er­füllt, ter voll dafür einsetzen, die Unternehmensziele
sondern möglichst übertroffen werden. zu erreichen.

Einbeziehung von Personen Prozessorientierter Ansatz

Auf allen Ebenen bestimmen die Mitarbeiter das Um das gewünschte Ergebnis e­ ffizienter
Wesen eines Unternehmens. Nur wenn diese zu er­zielen, sollten alle Tätigkeiten und
anerkannt, befähigt und gefördert werden, sind die dazu­gehörigen Ressourcen in klaren
sie auch motiviert, ihre Fähigkeiten im Dienste ­Wechselbeziehungen zueinander stehen.
des Unternehmens einzusetzen.

Beziehungsmanagement Faktengestützte Entscheidungsfindung

Ein Unternehmen und seine interessierten Die genaue Analyse von Daten und Informationen
­Parteien (z. B. Lieferanten) sind voneinander bildet die Grundlage, um die Zusammenhänge von
abhängig. Eine vertrauensvolle und offene Ursache und Wirkung und möglichen Folgen zu
­Beziehung ist daher wichtig und bildet die Basis verstehen und wirksame Maßnahmen umzusetzen.
für einen nachhaltigen Erfolg.

Verbesserung

Nur wer sich hinterfragt und die Gesamtleistung


des Unternehmens fortlaufend verbessert, wird
langfristig Erfolge realisieren.

10
7 Aufgaben der obersten Leitung 8 Prozessorientierung
Mit der ISO 9001:2015 wurden die Anforderungen an Durch den prozessorientierten Ansatz ist die Norm
Führung, Führungsrolle und Verantwortung deutlich leicht anwendbar und unabhängig von der Betriebsgrö-
ausgebaut. Das Topmanagement trägt nun die Verant- ße und dem Unternehmenszweck. Die Wirksamkeit und
wortung für die Wirksamkeit, Aufrechterhaltung und Effizienz der Organisation beim Erreichen der festge-
Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsystems. legten Ziele wird verbessert und auch die Kundenzu-
Ein Qualitätsmanagement-Beauftragter (QMB) ist daher friedenheit wird durch das Erfüllen der Erwartungen
nicht mehr zwingend notwendig. Die Verantwortung gesteigert.
selbst ist nicht delegierbar, einzelne Aufgaben können Ein Prozess ist ein Satz von in Wechselbeziehung oder
jedoch weiter übertragen werden, z. B. an einen Beauf- Wechselwirkung stehenden Tätigkeiten, der Eingaben
tragten der obersten Leitung (BoL). (Input) in Ergebnisse (Output) verwandelt.

Die gelebte Qualitätskultur soll von oben, vom Manage- Der Prozessansatz ermöglicht einer Organisation:
ment, ins Unternehmen getragen werden. Damit fallen Anforderungen besser zu verstehen und konsequen-
auch die Förderung von Verbesserungen sowie das ter zu erfüllen (­ verbesserte, konsistente und vorher-
Sicherstellen der Erreichung beabsichtigter Ergebnisse sagbare Ergebnisse)
in die Verantwortung der Führung. Die Bereitstellung Mehrwert zu schaffen (z. B. aufgrund von gerin-
der dafür benötigten Ressourcen (einschließlich des geren Kosten und kürzeren Zykluszeiten durch die
notwendigen Wissens) muss die Führung ebenfalls im effektive Nutzung von Ressourcen)
Blick haben. effektive Prozess-Leistungskennzahlen zu erreichen
Prozesse zu verbessern anhand der Auswertung von
Sie ist dabei nicht nur für die Qualitätskultur im Inneren Daten und Informationen
der Organisation verantwortlich, sondern auch gegen- die Beteiligung der Mitarbeiter und klare
über dem Kunden. Es zählt zu den Führungsaufgaben, Verantwortlichkeiten zu fördern
das Verständnis für den Kunden bzw. den Blickwinkel
des Kunden sowie die relevanten gesetzlichen und
behördlichen Anforderungen ins Unternehmen zu
integrieren. Input (Eingaben)
Anforderungen definiert
Politik und Ziele für das Qualitätsmanagementsystem (inkl. Ressourcen)
müssen nicht nur festgelegt und kommuniziert, sondern
müssen mit dem Kontext und der strategischen Ausrich-
Interagierende
tung der Organisation kompatibel werden; die Ziele gilt
es zu planen und zu kaskadieren.
Tätigkeiten und
Steuerungsmaßnahmen
Es sollte deshalb mehr Zeit für die Auditierung der obers-
ten Leitung im Audit eingeplant werden. Output (Ergebnisse)
Anforderungen erfüllt
(Ergebnis vom Prozess)

Überwachung
und Messung

11
9 Prozessreifegrad

Um eine hohe Prozessqualität zu sichern, sollte in einem Unternehmen die nachfolgenden


Qualitätsmerkmale vorhanden und wirksam sein.

PDCA-Zyklus Anforderungen/Kriterien Mögliche Festlegung i. d. Praxis

ACT Verbesserung des Prozesses + QMS KVP-Workshop, Prozessanalyse, int. Audit

CHECK Überwachung und Messung ERP-System, SPC, KPIs

DO Wirksames Durchführen und Lenken Workflow-System, ERP-System, Anweisungen

Risiken + Chancen Prozessblatt, Risikomatrix, Turtle

Verfügbarkeit + Ressourcen Personal(einsatz)planung, Investplanun


PLAN
Verantwortung + Befugnisse Workflow-System, ERP-System, Verantwortungsmatrix

Eingabe + Ergebnisse Workflow, ERP-System, VAs

Abfolge + Wechselwirkungen Prozesslandkarte, Workflow, ERP-System

Abfolge und Wechselwirkung, Eingabe und Ergebnisse tätsmanagement nach der ISO 9001 ist es, diese Risiken
Im ersten und zweiten Schritt müssen Unternehmen die in einem direkten Zusammenhang mit den festgelegten
Eingaben und gewünschten Ergebnisse ihrer Abläufe Prozessen zu identifizieren. Um diese zu erkennen,
definieren sowie deren Abfolge und Wechselwirkungen sollte sich der Blick mithilfe der Kontextanalyse von der
z. B. in einer Prozesslandkarte oder einzelnen Prozess- eher detaillierten Prozesssicht auch auf das große Gan-
blättern festlegen. ze und insbesondere auf die Erwartungen des Kunden
und auf das Umfeld des Unternehmens richten.
Verantwortung und Befugnisse
Im dritten Schritt sind zudem die Verantwortlichkeiten Wirksames Durchführen und Lenken
und Befugnisse zum Beispiel mithilfe von Verantwor- Im sechsten Schritt kommt es darauf an, eine wirksame
tungsmatrizes zu überprüfen. Durchführung und Lenkung der Prozesse sicherzustel-
len. Dafür bedarf es klarer Anweisungen, z. B. durch
Verfügbarkeit und Ressourcen die Einführung eines ERP-Systems bei Fertigungsver-
Anschließend wird erwartet, dass Unternehmen im fahren. Je nach Komplexität sind dazu schnelle Feed-
vierten Schritt den Bedarf an Ressourcen – ob techno- back-Schleifen oder Regelkreise und eine ausreichende
logische oder personelle – ermitteln. Wichtige Punkte Kommunikation notwendig.
sind hier die Personal- und Investmentplanung, um bei-
spielsweise bei erkennbarer Fluktuation oder geplanter Überwachung und Messung
Markterweiterung entsprechend reagieren zu können. Die Beurteilung der Prozesse erfolgt in Schritt sieben
anhand entsprechender Bewertungs- und Messver-
Risiken und Chancen fahren. Diese sind notwendig, wenn entsprechende
Das risikobasierte Denken steht im Fokus des fünften technische oder personelle Risiken oder Instabilitäten
Schrittes des Prozessreifegrades. Hierfür ist zu prüfen, identifiziert wurden und besonders, wenn es um Risiken
ob tatsächlich alle relevanten Risiken der wesentlichen hinsichtlich Kundenanforderungen geht. Es empfiehlt
Prozesse erfasst worden sind. Auch wenn viele Firmen sich, zu prüfen, ob schon frühzeitig Anzeichen für Ab-
finanzielle Wagnisse analysieren, gibt es noch weitere, weichungen vom Sollzustand erkennbar sind. Denn eine
wie etwa die Verfügbarkeit von Wissen bei Know-how- hohe Genauigkeit in den Messergebnissen hilft wenig,
Trägern und Spezialisten oder Marktrisiken durch inno- wenn die Ergebnisse zu spät vorliegen.
vativere Wettbewerber. Kennzeichnend für ein Quali-

12
Verbesserung der Prozesse sprechenden Einflussfaktoren bekannt sind, mit denen
Die aus der Prozessbewertung gewonnenen Daten die Organisation in Wechselwirkung steht. Dieses Ver-
lassen in der achten Stufe eine belastbare Entschei- ständnis kann durch verschiedene Analysen, wie z. B.
dung durch die Unternehmensleitung für erforderliche Wettbewerbsanalysen, Trendanalysen etc. generiert
Verbesserungen zu. So unterstützt das Prozessdenken werden. Diese Maßnahmen des strategischen Manage-
nach der ISO 9001 Organisationen durch ein hohes Maß ments sind Führungsaufgaben.
an Transparenz, um den Verbesserungsprozess gezielt
anzustoßen und voranzutreiben. Der Grundgedanke der ISO 9001:2015 ist, dass Unter-
nehmen für einen langfristigen Erfolg die Anforderun-
10 Kontext der Organisation gen ihrer Stakeholder berücksichtigen müssen. Dies
Der Kontext der Organisation soll eine Brücke vom umfasst neben den Kunden z. B. auch die Lieferanten,
Qualitätsmanagement zum strategischen Management Eigentümer, Mitarbeiter, Behörden, Geschäftspartner
schlagen: Was ist der wesentliche Unternehmens- oder sogar Wettbewerber.
zweck? Was sind die wesentlichen externen wie
internen Einflussfaktoren und welche interessierten Ein wichtiger Hinweis: Die Produkte/Dienstleistungen
Parteien haben welche Ansprüche und Erwartungen an müssen nicht den Anforderungen und Erwartungen
die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens? aller externen Parteien entsprechen, sondern nur den
als relevant eingestuften interessierten Parteien.
Von einem Qualitätsmanagementsystem nach
ISO 9001:2015 wird gefordert, dass sowohl die eigene
Organisation als auch das externe Umfeld und die ent-

13
11 Risikobasiertes Denken nicht alle unternehmerischen Risiken identifizieren, keine
Die zentralen Anforderungen des risikobasierten Den- durchgängige Bewertung und Berichterstattung dazu
kens in der ISO 9001:2015 weisen starke Bezüge zum aufzubauen und z. B. keine finanzielle Vorsorge treff en.
strategischen Management auf, indem das gesamte
Qualitätsmanagementsystem nun vom vorbeugenden Die ISO 9001:2015 verbindet die Analyse und Bewer-
Grundgedanken durchzogen ist. tung von Risiken – und Chancen – schon in der Phase
der Festlegung oder Überarbeitung der Prozessabläufe.
Chancen werden in der Norm definiert als Gegebenhei- Bei den Planungen für das Qualitätsmanagement-
ten, die sich infolge einer Situation ergeben und die sich system müssen die Chancen und Risiken betrachtet
positiv auf das Erreichen von beabsichtigten Ergebnis- werden, sodass sichergestellt ist, dass beabsichtigte
sen auswirken. So kann eine Situation z. B. die Gewin- Ergebnisse erzielt und unerwünschte Auswirkungen
nung von Kunden verbessern. vermieden werden. Aber nicht alle Prozesse einer
Organisation bergen den gleichen Risikograd. Daher ist
Dagegen ist ein Risiko definiert als die Auswirkung von die Organisation für die Anwendung des risikobasierten
Ungewissheit auf ein erwartetes Ergebnis, was negativ Denkens sowie damit verbundener Maßnahmen selbst
bewertet wird. verantwortlich. Es liegt auch im Ermessen der Organi-
sation, welche unternehmerischen Risiken identifi ziert
Risiken und Chancen werden in einem ganz direkten werden. Dies schließt auch mit ein, ob dokumentierte
Zusammenhang mit den festgelegten Unternehmens- Information als Nachweis für die Bestimmung von
prozessen betrachtet. Aus diesem Grund ist im Risiken und Chancen vorzuhalten ist oder ob darauf
Norm text auch eine klare Abgrenzung gegenüber verzichtet werden kann.
einem übergreifenden Risikomanagement, z. B. nach
ISO 31000 enthalten. Die Risiken und Chancen müssen mit Maßnahmen im
Verhältnis zu ihren möglichen Auswirkungen behandelt
Im Gegensatz zu einem durchgängigen Risikomanage- werden.
mentsystem kann und muss das Qualitätsmanagement

Risiken und Chancen identifizieren (abhängig vom Kontext der Organisation)

Risiken und Chancen analysieren und priorisieren

Maßnahmen planen, um die Risiken zu minimieren P

Maßnahmen umsetzen D

Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen C

Lessons Learned (fortlaufende Verbesserung) A

14
12 Dokumentierte Information Wesentlich ist außerdem, dass die Organisation er-
Die ISO 9001:2015 betont die Eigenverantwortlichkeit kennt, wie mit dokumentierter Information im Hinblick
der Organisation: Sie ist selbst dafür verantwortlich, auf Zugriff, Schutz, Speicherbarkeit, Wiederauffind-
was (wie und wie lange) aufzubewahren ist. An den barkeit, eindeutige Benennung, Revisionsstände etc.
Stellen der Norm, an denen auf „Informationen“ ohne umgegangen wird. Die Stellen, an denen in der DIN EN
das Wort „dokumentiert“ verwiesen wird, kann die ISO 9001:2015 dokumentierte Information gefordert
Organisation selbst entscheiden, ob sie diesen Sach- wird, haben wir in einer Tabelle, die Sie im Anhang 3
verhalt dokumentieren will oder nicht. finden, zusammengestellt.

Es werden weder ein Qualitätsmanagementhandbuch 13 Umgang mit Wissen


noch dokumentierte Verfahren gefordert. Auch wenn Welches Wissen wird für welchen Prozess benötigt? Ist
die ISO 9001:2015 an manchen Stellen dokumentierte das geforderte Wissen im Unternehmen vorhanden oder
Information verlangt, ist die Menge an Dokumentation muss es noch erworben werden? Darauf aufbauend
von der Größe, Komplexität und Kompetenz des Perso- kann die Organisation ihren Wissensbedarf ermitteln
nals sowie den Risiken etc. abhängig. und mögliche Handlungsfelder ableiten. Wissen wird
von der ISO 9001:2015 als eigene Ressource verstanden,
Mit der ISO 9001:2015 haben Organisationen viele die es zu steuern gilt, um die Konformität von Produkten
Freiheiten bei der Dokumentation von Prozessen als und Dienstleistungen sicherzustellen. Daher ist es es-
Bestandteil des Managementsystems. Dies gilt für senziell, ein Bewusstsein für die Ressource Wissen auf
Führungs-, Strategie- und Kernprozesse sowie für allen Ebenen der Organisation zu entwickeln. Wissen
unterstützende Prozesse – also für alle Prozesse im ist ein Instrument zur erfolgreichen Unternehmenssteu-
Unternehmen. In der Regel ist eine nachvollziehba- erung. Es muss berechtigt angewendet werden, um die
re Festlegung z. B. durch eine Checkliste oder einen gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
elektronischen Workflow als Orientierung für definierte
Arbeitsschritte notwendig. Dies kann jedoch von der Ein formalisiertes Wissensmanagement wird nicht
Organisation selbst festgelegt werden. gefordert.

15
16
TEIL 2 – Normanforderungen der ISO 9001:2015

4 Kontext der Organisation unternehmerische Ausrichtung und den Orga-


In diesem Kapitel wird das Unternehmen aufgefordert, nisationszweck kennen und die grundsätzliche,
sich mit Themen längerfristige Strategie erläutern.
von interner und Die oberste Leitung muss sich mit dem Kontext
externer Relevanz ­beschäftigt haben (z. B. im Rahmen des Manage-
auseinanderzusetzen, die mentreviews).
sich auf den Geltungsbereich, die strategische  Auditoren benötigen unternehmensspezifisches
Ausrichtung und die Fähigkeit auswirken, Wissen und Verständnis der wirtschaftlichen Situa-
die gewünschten Ergebnisse des Qualitätsmanage- tion, um den Kontext der Organisation zu auditieren.
mentsystems (QMS) zu erreichen. (4.1). Ein dokumentierter Nachweis über den Kontext
ist in der Regel sinnvoll, jedoch ist ein mündlicher
Dazu gehören Nachweis auch möglich (z. B. im Fall von kleineren
das Verstehen der Erfordernisse und Erwartungen Unternehmen).
interessierter Parteien (4.2);
die Festlegung des Anwendungsbereichs des Die Organisation muss
QMS (4.3) und externe und interne Themen bestimmen, die für
die dazugehörigen Prozesse (4.4). ihren Zweck und ihre strategische Ausrichtung
relevant sind, z. B.:
− gesetzliche
4.1 Verstehen der Organisation und − kulturelle
ihres ­Kontextes − wettbewerbliche
Zusammenfassung/Interpretation − soziale
Identifizierung der (internen als auch externen) Themen, − wirtschaftliche
die für das Unternehmen deswegen wichtig sind, da sie − technische
sich auf die Ergebnisse des QMS auswirken. Infor- ermitteln und überwachen, welche Auswirkungen/
mationen darüber müssen überwacht und bewertet Anforderungen (Risiken und Chancen) diese
werden. Faktoren haben, z. B. auf:
− Organisation
Zusätzliche Hinweise − Produkte und Dienstleistungen

Grundvoraussetzung sind nachvollziehbare Kenntnisse − Investitionen
des Unternehmens über die Normforderungen. − Interessierte Parteien

Die oberste Leitung des Unternehmens soll die

Welche
Welche Risiken
Bei welchen Wie bewertet Maßnahmen
Wer hat und Chancen
Was soll unser Prozessen treten die Organisation wurden für die
Interesse an gibt es mit diesen
QMS leisten? Risiken und diese Risiken und Risiken und
unserem QMS? interessierten
Chancen auf? Chancen? Chancen
Parteien?
definiert?

17
Beispiele für Auditfragen: Beispiele für Prozessnachweise:
Inwieweit hat das QMS z. B. zu Wettbewerbsvor- Kontext der Organisation
teilen (Qualität, Liefertreue, Preis), Verbesserung  Prozessbeschreibung
des Images oder zu einem höheren Kundennutzen  Gespräch mit der Geschäftsleitung
verholfen?  Managementreview
 Welche weiteren positiven Effekte, wie eine A nalyse der gesetzlichen Anforderungen
Verbesserung der Qualität, sind im Unternehmen  STEP-Analyse (sozio-kulturelle, technologische,
sichtbar oder erreichbar? ökonomische, politische Analyse)
 Welche Qualitätsfaktoren haben einen unmittelbaren  Strategie
Einfluss auf die Tätigkeiten des Unternehmens?  Anwendungsbereich des QMS
 Welche gesetzlichen Anforderungen, mit Auswir- Businesspläne
kungen auf finanzielle und personelle Ressourcen,  Wettbewerbsanalysen
sind für das Unternehmen relevant?  Mind-Mapping
 Welche Risiken und Chancen wurden für den Kon-
text der Organisation ermittelt?

18
4.2 Verstehen der Erfordernisse und 
Die Anforderungen und Erwartungen (Risiken und
Erwartungen interessierter Parteien Chancen) der interessierten Parteien sind regel-
Zusammenfassung/Interpretation: mäßig (Turnus festlegen) zu ermitteln, überwachen
Identifizierung der interessierten Parteien, die für das und zu berücksichtigen. Sie sind, sofern als relevant
QMS relevant sind, sowie die Informationen darüber identifiziert, als bindend für das Unternehmen zu
müssen überwacht und bewertet werden. betrachten.

Zusätzliche Hinweise: Beispiele für Auditfragen:


Interessierte Parteien sind nur solche, die auch ei- Welche relevanten interessierten Parteien wurden
nen Einfluss auf das QMS des Unternehmens haben. wie identifiziert?
Interessierte Parteien (Stakeholder) können sein: Wurden die Anforderungen der interessierten Partei-
Intern: en ermittelt?
− Mitarbeiter Wie werden die Anforderungen bewertet und wie
− Betriebsrat finden sie Berücksichtigung in relevanten Prozessen?
− Holding Welche spezifischen Anforderungen werden von
− Diverse Beauftragte den interessierten Parteien gestellt?
Welchen Kontakt/welche Kommunikation gibt es zu
Extern: Nachbarn oder der Gemeinde und welche Änderun-
− Wettbewerb gen/Maßnahmen ergaben sich daraus?
− Anwohner Wie werden die Mitarbeiter aktiv in das QMS einbe-
− Gesetzgeber/Behörden zogen (z. B. über Q-Zirkel)?
− Gewerkschaften Wie werden behördliche Vorgaben systematisch
− Verbände bearbeitet?
− Investoren/Aktionäre Gibt es ein Rechtskataster und wie wird es auf aktu-
− Kunden ellem Stand gehalten?

 Das Unternehmen entscheidet, inwieweit interes- Beispiele für Prozessnachweise:


sierte Parteien relevant für das QMS sind. Liste relevanter interessierte Parteien und Anforde-
Die oberste Leitung der Organisation soll zu diesem rungen
Punkt aussagefähig sein. Methode zur Identifizierung
 Ein dokumentierter Nachweis über die relevanten 360°-Analyse:
interessierten Parteien ist i. d. R. sinnvoll, jedoch ist Stakeholder-Mapping
ein mündlicher Nachweis auch möglich (z. B. im Fall Anwendungsbereich des QMS
von kleineren Unternehmen). Rechtskataster

Welche
Welche Risiken
Bei welchen Wie bewertet Maßnahmen
Wer hat und Chancen
Was soll unser Prozessen treten die Organisation wurden für die
Interesse an gibt es mit diesen
QMS leisten? Risiken und diese Risiken und Risiken und
unserem QMS? interessierten
Chancen auf? Chancen? Chancen
Parteien?
definiert?

19
4.3 Festlegen des Anwendungsbereichs 
Die Beschaffung ist über eine gesamte Organisation
des Qualitätsmanagementsystems nicht auszuschließen, evtl. aber an einigen Standor-
Zusammenfassung/Interpretation: ten innerhalb eines Multi-Site-Verfahrens (Organi-
Festlegung des Anwendungsbereichs (die Arten der sation mit mehr als einem Standort).
behandelten Produkte und Dienstleistungen) des QMS. 
Die ausgelagerten Prozesse und deren Schnittstellen
Alle zutreffenden Anforderungen der Norm müssen mit der Organisation, einschließlich der Kontrolle
angewandt werden. über diese Prozesse, sind zu definieren.
Der Ausschluss von Normforderungen muss begründet 
Bei Unternehmen mit mehreren Standorten muss der
werden und darf die Fähigkeit oder Verantwortung der Hauptstandort des QMS Durchgriffsrechte auf die
Organisation nicht beeinträchtigen, die Konformität der anderen Standorte haben (Steuerung und Kontrolle).
Produkte und Dienstleistungen sowie die Erhöhung der 
Im Fall von mehreren Managementsystemen müssen
Kundenzufriedenheit sicherzustellen. die evtl. eigenständigen Ziele der einzelnen MS
berücksichtigt werden.

Zusätzliche Hinweise: Beispiele für Auditfragen:



Der Anwendungsbereich (Standorte/Leistungsspek- Was ist der Anwendungsbereich des Management-
trum) muss als dokumentierte Information vorliegen. systems?
Der Anwendungsbereich des QMS ist i. d. R. aus- Wie wurden die Grenzen des Anwendungsbereichs
führlicher zu beschreiben als der Geltungsbereich festgelegt?
auf dem Zertifikat. Welche Normanforderungen wurden als nicht an-
Alle Tätigkeiten, Produkte/Dienstleistungen und wendbar definiert?
Einrichtungen, die wesentlichen Einfluss auf die Wie wird der Anwendungsbereich an interessierte
Qualität haben oder haben können, müssen im An- dritte Parteien (z. B. Kunden) kommuniziert?
wendungsbereich enthalten sein.
Der Anwendungsbereich muss auf Basis der exter- Beispiele für Prozessnachweise:
nen und internen Themen (4.1), den Anforderungen Grenzen und Anwendbarkeit des QMS
der relevanten interessierten Parteien (4.2) sowie Kommentar zur Eignung des Geltungsbereichs
der Produkte und Dienstleistungen definiert werden. Einschränkungen des Anwendungsbereichs
 Ausschlüsse (nicht anwendbare Normelemente) aus Begründung von Nichtanwendbarkeit von Anforde-
dem Anwendungsbereich können nur unter bestimm- rungen
ten Bedingungen erfolgen und eine dokumentierte  Nachweis des Anwendungsbereichs
Begründung muss vorliegen (z. B.: das Nichtanwen-  Prozesslandschaft
den von Prüfmitteln bei einem Abfüller für Getränke  Organigramm
ist nicht zulässig).  Handelsregister
Teil der Begründung muss dann im Umkehrschluss
sein, wie es der Organisation trotzdem gelingen
wird, Produkte und Dienstleistungen den Anfor-
derungen entsprechend zu produzieren und die
Kundenzufriedenheit zu erhöhen.
Sollte die Entwicklung vornehmlich bei einem ex-
ternen Anbieter stattfinden, muss die Organisation
nachweisen, dass sie den Entwicklungsprozess
maßgeblich steuert.

Erläuterung::

Dokumentierte Information
muss vorliegen

20
4.4 Qualitätsmanagementsystem Kundenservice etc.) eines QMS gehören, liegt es im
und seine Prozesse Ermessen der Organisation zu entscheiden, ob es
Zusammenfassung/Interpretation: Risiken mit Einfluss auf die Konformität der Produkte,
Aufbau, Aufrechterhaltung und fortlaufende Verbesse- Dienstleistung und Kundenzufriedenheit gibt oder nicht.
rung des QMS, Identifikation der benötigten Prozesse Hierfür muss aber eine vernünftige Begründung der
und ihrer Wechselwirkungen. Organisation vorliegen.
Die Maßnahmen (siehe 6.1) für die Risiken und Chan-
cen müssen in den Prozessen des QMS integriert
Zusätzliche Hinweise: und umgesetzt werden.
Die Organisation muss ihre Prozesse festlegen und Fol- Die Organisation muss Leistungsindikatoren (KPI)
gendes ist verpflichtend für alle Prozesse zu definieren: für alle Prozesse des QMS bestimmen, anwenden
und analysieren (Kapitel 10 – Verbesserung).

In- und Output eines jeden Prozesses  Die Anforderungen an das Qualitätsmanagementsys-

Abfolge und die Wechselwirkung (Schnittstellen) tem müssen in die Geschäftsprozesse integriert sein.
dieser Prozesse  Prozesse innerhalb des Anwendungsbereichs (siehe

Messung der Leistungskennzahlen 4.3) können ausgelagert werden. Die Organisation

Benötigte Ressourcen und die Sicherstellung ihrer muss erläutern können, welche Prozesse ausgela-
Verfügbarkeit gert wurden.

Z ugewiesene Verantwortlichkeiten
Überwachung und Messung sowie KVP Beispiele für Auditfragen:
 Dokumentierte Information als Unterstützung für W ie sind die Prozesse des Managementsystems
die Durchführung von Prozessen muss in erforderli- und deren Wechselwirkungen definiert worden
chem Umfang vorliegen. (Vorgehen)?
 Nachweise, dass Prozesse wie geplant durchge-  W ie beeinflussen sich die Prozesse gegenseitig?
führt werden, müssen vorhanden sein.  Wie werden die Prozesse dargestellt?
 Die Art der Darstellung der Prozesse obliegt dem  Wie werden die Prozesse intern kommuniziert?
Unternehmen, z. B. Turtle Model, Flow Chat etc.  W ie werden die Prozesse überwacht (KPI)?
Für jeden Prozess des QMS einer Organisation sollen  Gibt es ausgegliederte Prozesse?
Risiken und Chancen betrachtet werden. Die Organi-
sation bestimmt, in welcher Art und Weise doku- Beispiele für Prozessnachweise:
mentierte Information über die Risiken und Chancen Prozesslandschaft
und deren Bezug zu den Prozessen definiert wird. Prozessdarstellung (Turtle, ERP)
Qualitätsmanagementhandbuch
Bei Prozessen, welche nicht zu den Kernprozessen Prozessablaufplan
(z. B. Vertrieb, Entwicklung, Fertigung, Verpackung, Softwareunterstützte Prozessdarstellung

Welche
Welche Risiken
Bei welchen Wie bewertet Maßnahmen
Wer hat und Chancen
Was soll unser Prozessen treten die Organisation wurden für die
Interesse an gibt es mit diesen
QMS leisten? Risiken und diese Risiken und Risiken und
unserem QMS? interessierten
Chancen auf? Chancen? Chancen
Parteien?
definiert?

21
5 Führung und Verpflichtung D
 ie oberste Leitung muss den Kontext, die Quali-
Dieses Kapitel widmet sich den tätspolitik und wesentliche Aspekte der Qualitäts-
 Aufgaben und Pflichten der Unternehmensführung ziele erläutern können.
(5.1), Die Führung ist dafür verantwortlich, dass Kunden-
 seiner Kundenorientierung (5.2), anforderungen, geltende gesetzliche Bestimmungen
 der Gestaltung und Umsetzung der Qualitätspolitik und Verordnungen in der gesamten Organisation
(5.2) und der Frage, kommuniziert sind.
 welche Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnis-
se im Unternehmen vorhanden sind (5.3). Beispiele für Auditfragen:
W ie kommt die oberste Leitung ihrer Verpflichtung
5.1 Führung und Verpflichtung nach?
5.1.1 Allgemeines  W ie werden die Qualitätspolitik und Qualitätsziele
Zusammenfassung/Interpretation: erarbeitet (inkl. Eingaben)?
Die oberste Leitung ist für die Führung des QMS ver-  A us welchem Grund ist ein QMS für die Organisati-
antwortlich. Daraus ergeben sich: on von strategischer Bedeutung (z. B. Markt- oder
 Rechenschaftspflicht über die Wirksamkeit Kundenanforderungen, Zielvorgaben)?
 F estlegung der Qualitätspolitik und -ziele und deren  Wie stellt die oberste Leitung sicher, dass Führungs-
Vereinbarung mit dem Kontext der strategischen themen durchgängig intern kommuniziert werden?
Ausrichtung  Wie werden Qualiätsziele über unterschiedliche
 Integration der Anforderungen des QMS in die Hierachieebenen hinweg kommuniziert (z. B. Mitar-
Geschäftsprozesse des Unternehmens beitergespräche, KPIs, Anreize für KVP)?
 Prozessorientierung/Risikobetrachtung
 Sicherstellung der Ressourcen/Verfügbarkeit Beispiele für Prozessnachweise:
 Vermittlung der Bedeutung des QMS  Managementreview
 Sicherstellung der Erreichung beabsichtigter  Betriebsvereinbarung
Ergebnisse  Mitarbeiterinformation (Aushänge, Tagesordnungen
Verbesserungen von Informationsveranstaltungen)
 Unterstützung der Mitarbeiter und Führungskräfte  Qualitätspolitik
 Qualitätsziele
Zusätzliche Hinweise:  Kontext der Organisation
 Die oberste Leitung ist verantwortlich für das QMS,  Prozessablaufplan
dessen Wirksamkeit und soll dies u. a. mittels des  Investitionsplan
Managementreviews darlegen.  Qualifikationsmatrix
 Das Management trägt die Verantwortung für die Projektplan
Förderung des Bewusstseins für das prozess- und  Verpflichtungserklärung
risikobasierte Denken.  Beauftragtenmatrix
 Die Führung muss sicherstellen, dass die Risiken  Strategie
und Chancen mit Einfluss auf die Konformität von Maßnahmenkatalog
Produkten und Dienstleistungen sowie die Kunden-
zufriedenheit ermittelt werden.
F ür das Audit muss die oberste Leitung (oder ein
Vertreter) zur Verfügung stehen. Ein Vertreter soll
nur im Ausnahmefall (bei dringenden betrieblichen
Gründen) während des Audits aushelfen. Dies sollte
aber intern gelöst sein, also kein externer Berater,
welcher die Fragen des Auditors beantwortet.

22
5.1.2 Kundenorientierung Beispiele für Prozessnachweise:
Zusammenfassung/Interpretation:  Auswertung von Kundenbefragungen

Erfüllung von Kundenanforderungen und zutreffen-  Marktanalyse
der gesetzlicher/behördlicher Anforderungen  Kundenzufriedenheitsanalyse

Identifikation von Risiken und Chancen sowie die  Reklamationsdokument/-analyse

Verbesserung der Kundenzufriedenheit  L iste behördlicher oder gesetzlicher Anforderungen
bzw. Auflagen
Zusätzliche Hinweise: P flichten-, Lastenheft
Die Führung ist dafür verantwortlich, dass Kunden-
anforderungen, geltende gesetzliche Bestimmungen
und Verordnungen mit Relevanz für die Qualität von
Produkten und Dienstleistungen in der gesamten Orga-
nisation festgelegt und erfüllt sind.

Beispiele für Auditfragen:


Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden an Ihre
Produkte/Dienstleistungen?
Was unternimmt Ihr Unternehmen, um die Kunden-
zufriedenheit zu steigern?
Wie kommt die oberste Leitung ihrer Verpflichtung
nach Kundenorientierung nach?
Wie werden die Kundenanforderungen in Ihren
Produkten/Dienstleistungen berücksichtigt?

23
5.2 Politik 5.3 Rollen, Verantwortlichkeiten und
5.2.1 Festlegung der Qualitätspolitik Befugnisse in der Organisation
5.2.2 Bekanntmachung der Qualitätspolitik Zusammenfassung/Interpretation:
Zusammenfassung/Interpretation: Die Zuweisung von Rollen, Verantwortlichkeiten und
Die Qualitätspolitik muss festgelegt und umgesetzt Befugnissen muss nachvollziehbar sein. Damit müssen
werden. Sie ist dokumentiert, innerhalb des Unter- sich die beabsichtigten Ergebnisse des QMS erreichen
nehmens bekannt, steht interessierten Parteien zur lassen.
Verfügung und enthält Verpflichtungen zur Erfüllung
zutreffender Forderungen sowie zur ständigen Verbes-
serung des QMS. Zusätzliche Hinweise:

Für eine nachvollziehbare Zuteilung von Rollen, Ver-
Zusätzliche Hinweise: antwortlichkeiten und Befugnissen müssen diese

Die Qualitätspolitik muss als dokumentierte In- im Regelfall als dokumentierte Information verfüg-
formation vorliegen, innerhalb der Organisation bar sein.
bekanntgemacht worden sein und relevanten inter- 
Ein QMB wird von der ISO 9001:2015 nicht explizit
essierten Parteien zur Verfügung stehen. gefordert, die Funktion kann aber weiterhin von der

E in reines Aushängen oder auch Uploaden der Poli- Organisation definiert und delegiert werden.
tik im Intranet ist nicht ausreichend. 
Die Verantwortung der obersten Leitung wird ge-
Die Verknüpfung von Qualitätspolitik, Kontext, An- stärkt und ausgedehnt (z. B. Definieren der strate-
wendungsbereich des QMS, (wesentliche) Prozess- gischen Ausrichtung). Sie muss sich klar zum QMS
kennzahlen und Qualitätszielen muss erkennbar und bekennen.
nachvollziehbar sein.
Die Übereinstimmung von strategischer Ausrichtung Beispiele für Auditfragen:
und Kontext (also mit Abschnitt 4) soll erkennbar Welche Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse
sein. sind als relevant für das QMS festgelegt worden?
 W ie werden Verantwortlichkeiten innerhalb der
Beispiele für Auditfragen: Organisation bekanntgemacht?
Wann wurde die Qualitätspolitik zum letzten Mal  Auf welcher Basis/welchen Anforderungen werden
auf ihre Angemessenheit überprüft und mit welchen die Funktionen definiert?
Ergebnissen?
Welche Kriterien werden für die Beurteilung der Beispiele für Prozessnachweise:
Angemessenheit der Qualitätspolitik herangezogen?  Z uweisung der Verantwortlichkeiten und Befugnisse
Wie wurde die Qualitätspolitik intern kommuniziert?  Stellen-/Funktionsbeschreibung
Organigramm
Beispiele für Prozessnachweise:  Benennungsschreiben des QMB
Qualitätspolitik  Prozesslandschaft oder Prozessblatt
Kontext der Organisation  Unterschriftenregelung
Interner Auditbericht  Vertreterregelung
Managementreview A rbeitsverträge
Unternehmensleitlinie und -grundsätze  Personalentwicklungsplan
Relevante interessierte Parteien  Delegierung von Verantwortlichkeiten
Qualitätsziele
Mitarbeiterinformation (Aushänge, Intranet o. ä.)

24
6 Planung 
R isiken und Chancen müssen identifiziert werden
Dieses Kapitel definiert die Anforderungen an das und Maßnahmen daraus resultieren. Die Maßnah-
Planungssystem des Unternehmens und regelt men müssen aber im Verhältnis zum potenziellen
Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen Schaden stehen.
(6.1), Beispiele für Chancen:
Qualitätsziele und die Planung zu deren Erreichung − Ö ffnung einer neuen Marktnische oder Zugang
(6.2) sowie die zu neuen Absatzmärkten (z. B. durch bilaterale
Planung von Änderungen (6.3). Abkommen)
− Reduzierung von Ausschuss oder Nacharbeit
6.1 Maßnahmen zum Umgang mit Risiken Beispiele für Risiken:
und Chancen − A nlaufschwierigkeiten bei neuen Produkten (Ramp-
Zusammenfassung/Interpretation: up-Phase)
Bei der Planung des QMS müssen Chancen und Risiken − Demografische Herausforderungen
identifiziert sowie der Umgang mit ihnen festgelegt − Datensicherheit (z. B. im Einkauf, Personal, Lager,
werden. Supply-Chain etc.)
− Kürzere Produktzyklen (Innovationsdruck)
Zusätzliche Hinweise:  Referenzen zum Thema Chancen und Risiken finden
R isiken sind positive sowie auch negative Auswir- sich neben dem Kapitel 6.1 in vielen weiteren Kapitel
kungen von Unsicherheit auf ein erwartetes Ergeb- der ISO 9001:2015, wie z. B. 4.2 (Interessierte Par-
nis (siehe ISO 9000:2015). teien), 5.1.2 (Kundenorientierung) oder 9.3.1 (Analy-
Ein formelles Risikomanagement (z. B. ISO 31000) sen und Bewertung).
wird nicht von der ISO 9001:2015 gefordert.  Risikoorientiertes Denken stellt sicher, dass das
 E ine der Kernaufgaben des QMS ist es, als vorbeu- Risiko von Anfang an und während des gesamten
gendes Instrument zu wirken. Der risikobasierte Prozessansatzes berücksichtigt wird.
Ansatz muss schon bei der Formulierung der An-  R isiken werden oft nur im negativen Sinne betrach-
forderungen des QMS systematisch berücksichtigt tet. Risikoorientiertes Denken kann auch helfen,
werden. Chancen zu identifizieren. Dies kann als die positive
Seite eines Risikos betrachtet werden.

Welche
Welche Risiken
Bei welchen Wie bewertet Maßnahmen
Wer hat und Chancen
Was soll unser Prozessen treten die Organisation wurden für die
Interesse an gibt es mit diesen
QMS leisten? Risiken und diese Risiken und Risiken und
unserem QMS? interessierten
Chancen auf? Chancen? Chancen
Parteien?
definiert?

25
Beispiele für Auditfragen: Beispiele für Prozessnachweise:
Mit welcher Systematik wurden die Risiken und Definition der Risiken und Chancen
Chancen ermittelt und analysiert? Risikomatrix
Mit welcher Systematik wurden Maßnahmen für die Maßnahmenkatalog
Risiken und Chancen definiert? Risikoanalyse (FMEA, SWOT)
Wie wurde die Wirksamkeit der definierten Maß- Kontext der Organisation
nahmen bewertet? Relevante interessierte Parteien
Wie hat die Organisation den Kontext und die inter- Prozessbeschreibung zu Risiken und Chancen
essierten Parteien in der Planung von Maßnahmen Aufwand/Nutzen-Abschätzungen bei Projekten
für die Risiken und Chancen berücksichtigt? Risikomanagement (Risikokataster, Risikoprodukt-
Was ist die Erläuterung der Organisation im Fall, mappe)
wenn für manche Risiken und Chancen keine Maß- Penetrationtest (Datensicherheit)
nahmen definiert/umgesetzt wurden?
 Welche Art von Cyber Security Threats (Datensi-
cherheit) hat das Unternehmen identifiziert und wie
wird damit umgegangen?

26
6.2 Qualitätsziele und Planung zu deren 6.3 Planung von Änderungen
­Erreichung Zusammenfassung/Interpretation:
Zusammenfassung/Interpretation: Sollten Änderungen am QMS notwendig werden, müs-
Festlegung der Qualitätsziele für relevante Funktionen, sen diese auf geplante Weise durchgeführt werden.
Ebenen und Prozesse, die für das QMS benötigt werden.
Zusätzliche Hinweise:

Ä nderungen am QMS sind nur auf Basis systemati-
Zusätzliche Hinweise: scher Planung und Umsetzung zulässig.

Dokumentierte Information über die Qualitätsziele
muss vorhanden sein und Nachweise für das Errei- Beispiele für Auditfragen:
chen der Ziele müssen vorliegen. Wie werden Änderungen im Unternehmen geplant

Die Qualitätsziele müssen einen Bezug zur Quali- und gelenkt?
tätspolitik haben, für die Konformität von Produkten W ie wurde der Sinn und Zweck der Änderungen und
und Dienstleistungen sowie für die Erhöhung der deren Nutzen für das Unternehmen bewertet?
Kundenzufriedenheit relevant sein und die identifi-  Welche Auswirkungen haben die Änderungen am
zierten Risiken und Chancen einbeziehen (der rote QMS?
Faden muss nachvollziehbar sein).  Wie hat die Organisation bei Änderungen am QMS

Die Qualitätsziele müssen messbar sein (SMART die dafür notwendigen Ressourcen ermittelt?
– spezifisch, messbar, ausführbar, realistisch, ter-  Welche Aspekte, die einen Einfluss auf Änderungen
miniert). im MS haben, werden vom Unternehmen berück-
sichtigt, z. B. Kontext?
Beispiele für Auditfragen:
Inwiefern sind die Qualitätsziele im Einklang mit der Beispiele für Prozessnachweise:
Qualitätspolitik? Verfahrensanweisung
Wie werden die Qualitätsziele kommuniziert? Prozesslandschaft
Wie wird das Erreichen der Qualitätsziele bewertet? Meilensteinplan
Wie stellt das Unternehmen sicher, dass die gesetz- Projektentwicklungsplan
ten Ziele erreicht werden? Ä nderungsprojekt

Beispiele für Prozessnachweise:


Qualitätsziele
Qualitätsplan
Interne/externe Zielvereinbarungen (Geschäftsplan,
Projektplan, Qualitätssicherungsvereinbarungen)
 Trendanalyse

27
7 Unterstützung 7.1.2 Personen
In diesem Kapitel werden die Anforderungen an die Zusammenfassung/Interpretation:
notwendigen Ressourcen zur Einführung und Pflege Das Unternehmen muss die für die wirksame Umset-
des QMS geregelt. zung des QMS notwendigen Personen bestimmen.
Dazu zählen
Ressourcen, Personen, Infrastruktur, Prozessum- Zusätzliche Hinweise:
gebung, Überwachung und Messung sowie das 
Der risikobasierte Ansatz sollte bei der Festlegung der
Wissen der Organisation (7.1) notwendigen Personen mit berücksichtigt werden.
Kompetenz der Mitarbeiter (7.2) und deren 
Den definierten Prozessen (siehe 4.4) sollen Verant-
Bewusstsein bzgl. des QMS (7.3) wortliche und Mitarbeiter klar zugeordnet sein.
Die Kommunikation des Unternehmens (7.4) 
Sollte ein Unternehmen Leiharbeitskräfte einsetzen,
Anforderungen an dokumentierte Information (7.5) dann müssen diese Mitarbeiter auch eingearbeitet
und weitergebildet werden.
7.1 Ressourcen 
Die Altersstruktur im Unternehmen soll berücksich-
7.1.1 Allgemeines tigt und analysiert werden
Zusammenfassung/Interpretation:
Das Unternehmen muss die erforderlichen Ressourcen Beispiele für Auditfragen:
für den Aufbau, die Verwirklichung, die Aufrechterhal- Wie hat sich das Unternehmen mit dem demografi-
tung und die fortlaufende Verbesserung ermitteln und schen Wandel auseinandergesetzt?
bereitstellen. W ie wurde systematisch bestimmt, welches Perso-
nal für das QMS benötigt wird?
Zusätzliche Hinweise:  Wie hat das Unternehmen den Arbeitsaufwand des

Die für das QMS erforderlichen Ressourcen sind in Personals ermittelt?
Relation zur wirtschaftlichen Situation der Organi-  Wie stellt das Unternehmen sicher, dass Leiharbei-
sation zu betrachten. ter den Anforderungen des Unternehmens (fortlau-

Die erforderlichen Ressourcen sollten im Verhält- fend) entsprechen?
nis stehen zum Anwendungsbereich des QMS, der
Qualitätspolitik, den Prozessen, den Qualitätszielen Beispiele für Prozessnachweise:
und der Größe des Unternehmens.  Stellen-/Personalplanung
 Investitionsplan für Mitarbeiter
Beispiele für Auditfragen: E insatzplan
Mit welcher Systematik wurde intern festgelegt, S tellenbeschreibung
welche Ressourcen das QMS benötigt?  Qualifizierungsmatrix
Wie wird fortlaufend verifiziert welche Ressourcen  Schulungsnachweise
das QMS benötigt?
Wie priorisiert das Unternehmen die notwendigen
Investitionen in neue Ressourcen (z. B. Stand der
Technik)?
Wie wurde eine Notfallplanung in der Ressourcen-
planung berücksichtigt?

Beispiele für Prozessnachweise:


Ressourcenplanung (z. B. Investitionsplan, Budget-
plan)
Aufzeichnung der Prozessfähigkeitsanalyse
Protokoll über Lieferantenbewertungen (einschließ-
lich Dienstleister)

28
7.1.3 Infrastruktur 
Welche behördlichen und gesetzlichen Anforderun-
Zusammenfassung/Interpretation: gen gibt es bei der Planung der Prozessumgebung
Das Unternehmen muss die notwendige Infrastruktur zu berücksichtigen?
bestimmen und bereitstellen, um die Konformität von
Produkten und Dienstleistungen zu erhalten. Beispiele für Prozessnachweise:
Prozessumgebung (Ordnung, Lärm, Temperatur,
Zusätzliche Hinweise: Feuchtigkeit, Sauberkeit, Beleuchtung u. a.)

Infrastruktur kann einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsplatzstudien
Qualität der Produkte und Dienstleistungen haben. Nachweis zur Erfüllung behördlicher oder gesetzli-

Die notwendige Infrastruktur muss nicht nur cher Anforderungen bzw. Auflagen
definiert werden (Ermittlung, was benötigt wird) Wartungs-, Instandhaltungsplan (Protokolle)
werden, sondern es müssen auch die Schnittstellen Benchmarking zur Arbeitsumgebung
mit Einkauf (Bereitstellung) und Wartung (Instand-
haltung) betrachtet und gesteuert werden. Diese 7.1.5 Ressourcen zur Überwachung und
Anforderungen sind somit meistens über mehrere ­Messung
Prozesse verteilt. 7.1.5.1 Allgemeines
7.1.5.2 Messtechnische Rückführbarkeit
Beispiele für Auditfragen: Zusammenfassung/Interpretation:
Was ist der Stand der Technik Ihrer technischen Aus- Benötigte Ressourcen zur geeigneten Überwachung/
rüstung (einschließlich Hardware und Software)? Messung festlegen und bereitstellen, um die Konfor-
Welche größeren Investitionen in die Infrastruktur mität der Produkte/Dienstleistung mit festgelegten
wurden im letzten Jahr getätigt oder befinden sich Anforderungen nachzuweisen.
in der Planung/Umsetzung? Dazu notwendige Messmittel müssen dafür geeignet
Wie definiert das Unternehmen, welche Investitionen und kalibriert/verifiziert sein.
in Infrastruktur notwendig sind?

Beispiele für Prozessnachweise: Zusätzliche Hinweise:


Gebäude und zugehörige Gebäudetechnik 
Nachweise für die Eignung der Ressourcen zur
Technische Ausrüstung, einschließlich Hardware Überwachung und Messung müssen aufbewahrt
und Software werden.
Transporteinrichtungen 
Die Grundlage für die Kalibrierung oder Verifizie-
Informations- und Kommunikationstechnik: rung, wenn keine Normale vorhanden sind, muss
Investitionsplan für Anlagen und Immobilien vorhanden sein.
Instandhaltungsplan Die Kennzeichnung der Messmittel sollte während
Internet, Intranet, Extranet des Betriebsrundgangs oder während des Audits im
Übersicht Instandhaltungskosten Betrieb überprüft werden.
Der Abschnitt 7.1.5 (Ressourcen zur Überwachung
7.1.4 Prozessumgebung und Messung) hat eine deutliche Erweiterung erfah-
Zusammenfassung/Interpretation: ren: Zählten in der Vergangenheit primär technische
Festlegung, welche Umgebung zur Erreichung der Messmittel zu dieser Rubrik, kann nun alles darunter
Konformität benötigt wird. fallen, was irgendwie zu einer Messung oder zum
Überwachen beitragen kann, also z. B. auch Check-
Zusätzliche Hinweise: listen oder Fragebögen.

Die Normanforderung sollte während des Betriebs-  Ob Produktion oder Dienstleistung – es besteht kein
rundgangs und während des Audits im Betrieb Unterschied bei den Anforderungen an die Messqua-
überprüft werden. lität oder die Gültigkeit und Eignung von Messmitteln.
 Kann in bestimmten Fällen auf den Bezug zu einer
Beispiele für Auditfragen: Normalen verzichtet werden, auch wenn qualitäts-
Welches sind die Wertschöpfungsprozesse? relevante Messungen durchgeführt werden?
Welche Kriterien wurden bei der Gestaltung der
Prozessumgebung berücksichtigt?

29
Beispiele für Auditfragen: Zusätzliche Hinweise:
Mit welchen Prüf-/Messmitteln wird die Konformi- 
Wissen besteht aus internem und externem Wissen.
tät von Produkten/Dienstleistungen überwacht? Das notwendige Wissen muss bestimmt, aufrecht-
Welche Kalibriernachweise gibt es für die Prüf- und erhalten und vermittelt werden.
Messmittel? 
Die Organisation muss vorhandenes Wissen im Ver-
 Wie stellt das Unternehmen sicher, dass die Prüf- gleich mit erkennbaren Veränderungen betrachten
mittel für die Messung geeignet sind? und sich damit auseinandersetzen, wie notwendiges
Zusatzwissen erlangt wird.
Beispiele für Prozessnachweise: 
Beispiele für Wissen der Organisation:
 Nachweis der Konformität von Produkten und Intern:
Dienstleistungen mit festgelegten Anforderungen − Geistiges Eigentum
 Prüfnachweis mit Annahmekriterien − Erfahrungswissen
Prüfmittelfähigkeitsnachweis − Erkenntnisse aus Projekten
 L iste der Prüfmittel/Prüfmittelkartei/EDV-Pro- − Erfassung und Austausch von nicht dokumentier-
grammverwaltung tem Wissen und Erfahrungen
 Kalibrieranweisung − Nachfolgeregel
 Kalibrierprotokoll, -zertifikat, -schein Extern:
 A ufzeichnung zu Softwareeignungstests − Normen
Prüfprotokoll − Hochschulen
 Erstmusterprüfbericht − Konferenzen
 Protokolle über Sicht-/Geschmacks-/Geruchsprüfung − Messen
− Wissenserwerb durch Kunden
7.1.6 Wissen der Organisation
Zusammenfassung/Interpretation: Beispiele für Auditfragen:
Das Unternehmen muss bestimmen, welches Wis- Wie lernt das Unternehmen?
sen benötigt wird, um die Konformität der Produkte/ Wie wird vorhandenes Wissen geschützt (z. B.
Dienstleistungen mit festgelegten Anforderungen zu Nachfolgeplanung)?
erreichen. Wie wird mit vertraulichem Wissen umgegangen
(z. B. Zugangsrechte, Autorisierungen)?

30
Beispiele für Prozessnachweise: 
Nachweis über die Bewertung der Kompetenz
 Quellen, worauf Wissen der Organisation basiert 
Protokoll von Mitarbeitergespräch/-zeugnis
 E inarbeitungsplan 
Arbeitsvertrag
 Qualifikationsmatrix 
Einarbeitungsplan
Prozesslandschaft
P flichtenheft 7.3 Bewusstsein
 Befähigungsnachweise Zusammenfassung/Interpretation:
 S tellvertreterregel Zur Erreichung der Anforderungen des QMS müssen
 Nachfolgeregel die Mitarbeiter über Qualitätspolitik und relevante
 Geheimhaltungsvereinbarung Qualitätsziele informiert sein und sich den möglichen
Folgen bei Nichterfüllung bewusst sein.
7.2 Kompetenz
Zusammenfassung/Interpretation: Zusätzliche Hinweise:
Die Mitarbeiter müssen kompetent sein. 
Das Bewusstsein von nicht direkt zur Organisation
gehörenden Personen (z. B. Dienstleister) in Bezug
auf die Anforderungen des QMS sollte durch Maß-
Zusätzliche Hinweise: nahmen gefördert werden.

Angemessene dokumentierte Information als Nach- 
Es muss sichergestellt sein, dass sich das Personal
weis der Kompetenz von Personen muss von der der Bedeutung seiner Tätigkeit bewusst ist und
Organisation aufbewahrt werden. weiß, in welcher Form es zur Erreichung der Quali-

Die Kompetenz der Mitarbeiter wird u. a. während tätsziele beiträgt bzw. welche Folgen eine Nichter-
des Auditierens von anderen Normelementen über- füllung von Anforderungen hätte.
prüft.

Mitarbeiter sollen die Wirksamkeit der Prozesse Beispiele für Auditfragen:
einschätzen und darstellen können. Befragung der Mitarbeiter, z. B.:

Kompetenz ist die Kombination aus Fähigkeiten, W ie wurde der Mitarbeiter über das QMS informiert?
Wissen und Fertigkeiten. Gibt es Defizite, müssen W ie beeinflusst das QMS den Mitarbeiter in seinen
diese durch Schulung, Jobrotation, Mentoring oder Tätigkeiten und was hat sich mit dem QMS geändert?
weitere Maßnahmen beseitigt werden. Inwieweit kennt der Mitarbeiter die Qualitätspolitik
und -ziele?
Beispiele für Auditfragen: Was passiert bei der Nichtbeachtung von Vorgaben
W ie identifiziert die Organisation die Kompetenzan- und dem Nichterfüllen von Anforderungen?
forderungen ihrer Mitarbeiter? Welche Informationen benötigt der Mitarbeiter
W ie wird die Erfüllung der identifizierten Kompe- für seine Tätigkeiten und wie ist der Zugriff darauf
tenzanforderungen sichergestellt? (z. B. Trainings, geregelt?
Mentoring, Austauschprogramme)? Welche Ansprechpartner stehen ggf. zur Verfügung?
W ie wird der notwendige Schulungsbedarf festge-
stellt und umgesetzt? Beispiele für Prozessnachweise:
W ie bewertet die Organisation die die Wirksamkeit Schulungsnachweis Qualitätspolitik
von Schulungsmaßnahmen und wie geht sie bei Schulungsnachweis relevante Qualitätsziele
Nicht-erreichen vor?  Schulungsnachweis Wirksamkeit des QMS
W ie wird sichergestellt, dass externe Mitarbeiter  Protokoll Qualitätszirkel
(z. B. Leiharbeiter) über die erforderliche Kompetenz  Qualitätsworkshops
verfügen?  Zielerreichungsgespräche im Rahmen der Personal-
gespräche
Beispiele für Prozessnachweise:
Qualifizierungsmatrix
Aufzeichnung über Qualifikationsanforderung
Stellen-/Funktionsbeschreibung
Personalentwicklungs-/Schulungsplan
Nachweis über die Bewertung der Wirksamkeit von
Schulungen

31
7.4 Kommunikation Beispiele für Prozessnachweise:
Zusammenfassung/Interpretation:  Anliegen Dritter/externe Kommunikation
Das Unternehmen muss die Art und Weise der inter-  Besprechungsprotokoll und -bericht
nen/externen Kommunikation festlegen.  Internetauftritt
 Produktbeschreibung
Zusätzliche Hinweise:  Gruppenschulung und andere Zusammenkünfte
Unternehmen sollten sich über eine „Kommunikati-  Anschlagtafeln, interne Zeitschriften und Rund-
onsstrategie“ Gedanken gemacht haben (horizontal schreiben
und vertikal) sowie deren Umsetzung in der Organi-  Audiovisuelle und elektronische Medien (Intranet,
sation. Aushang, Infotafel))
 Die Qualität der kommunizierten Information wird im  Tagesordnung von betrieblicher Veranstaltung
Audit überprüft.  Kommunikationsmatrix/-diagramm
 Externer Kommunikationsbedarf kann auch die  Protokolle
relevanten interessierten Parteien betreffen. Prozessbeschreibung

Beispiele für Auditfragen:


Wie geht die Organisation mit Anfragen und Be-
schwerden von Kunden um?
Wie wird im Unternehmen mit Verbesserungsvor-
schlägen umgegangen?
Wie funktioniert in der Organisation die Kommunika-
tionsstrategie?
Wie ist die Kommunikation nach außen geregelt?

32
7.5 Dokumentierte Information 
Es gibt keine explizite Forderung von dokumentier-
7.5.1 Allgemeines ten Verfahrensanweisungen oder eine Forderung
Zusammenfassung/Interpretation: nach einem QM-Handbuch. Dies ist abhängig von
Festlegung des Dokumentationsumfanges des QMS, der Komplexität der jeweiligen Dokumentenstruktur
abhängig von den normativ geforderten Dokumenten des Unternehmens.
und den für das Unternehmen für die Wirksamkeit des 
Durchführung eines Dokumentenreviews (in Stufe 1
QMS notwendigen Informationen. bzw. bei wesentlichen Änderungen).

Der Zugriff und die Navigation von elektronischen
Systemen wird während des Audits stichprobenartig
Zusätzliche Hinweise: überprüft.

Von der Norm geforderte dokumentierte Information 
Der Zugriff auf relevante dokumentierte Information
muss vorliegen. wird während des Audits stichprobenartig überprüft.

Dokumentierte Information, die von der Organisation
als notwendig für die Wirksamkeit des Qualitätsma- Beispiele für Auditfragen:
nagementsystems erachtet wird, muss verfügbar sein. Wie wird der Umgang mit Dokumenten im Unterneh-

Die Vorgaben für dokumentierte Information sind men geregelt?
abhängig von der Größe, Komplexität und den Risi- W ie wird die Datensicherheit und Archivierung im
ken des Kunden. Unternehmen geregelt?

Die flexible Dokumentation ist für die Organisation  Wie wird das Update (Patch)-Management sicher-
besonders vorteilhaft bei der Einführung eines neuen gestellt?
oder einer Umstrukturierung eines existierenden
QMS sowie bei einer Erweiterung des Systems auf Beispiel für Prozessnachweise:
andere Bereiche (z. B. Umwelt, Arbeitssicherheit). Liste/Übersicht über die dokumentierte Information

33
7.5.2 Erstellen und Aktualisieren
Zusammenfassung/Interpretation: Zusätzliche Hinweise:
Festlegung der Kennzeichnung und des Formates der 
Vorgaben zur Lenkung dokumentierter Information als
Dokumente sowie der Prüfung und Freigabe derselben. Nachweis der Konformität müssen vorhanden sein.

Nachweise für die Konformität müssen aufbewahrt
Zusätzliche Hinweise: werden.
Die Kennzeichnung, Formatierung und Freigabe von 
Hinterfragen der Prinzipien für Verteilung, Zugriff
dokumentierter Information wird während des Au- und Verwendung.
dits stichprobenartig am Ort, wo sie benötigt wird, 
Hinterfragen von Versionskontrolle und Archivierung.
überprüft. 
Hinterfragen der Maßnahmen zum Datenschutz (z. B.
Die Organisation sollte sich hinterfragen, ob doku- eingeschränkte Zugriffsrechte).
mentierte Information intern/extern auch mehrspra-
chig notwendig ist (z. B. Arbeitsanweisungen für Beispiele für Auditfragen:
Mitarbeiter mit geringen/keinen Deutschkenntnis- Wie wird externe dokumentierte Information
sen; technische Spezifikationen von Produkten für gelenkt?
internationale Kunden). Wie schützt sich das Unternehmen gegen unberech-
tigte Änderungen in der Dokumentation?
Beispiele für Auditfragen: Wie wird die Verfügbarkeit der Dokumente sicher-
Wie wird die Eignung der dokumentierten Information gestellt?
überprüft? Wie wird die Aktualität der Dokumente sicherge-
Wie wird dokumentierte Information inhaltlich über- stellt?
prüft?
Beispiele für Prozessnachweise:
Beispiele für Prozessnachweise:  Prozess/VA-Lenkung von dokumentierter Information
Datenmanagement/Datensicherung  Vertriebs- und Auftragsaufzeichnung
A rchivierungsfristen von revidierten Dokumenten  Dokumentation der internen Audits
 Änderungs- und Freigabeverfahren  Beschaffungsaufzeichnung
 Prüfnachweis
7.5.3 Lenkung dokumentierter Information F ertigungsnachweis
Zusammenfassung/Interpretation:  Verteilerschlüssel und -liste
Die Dokumente müssen so gelenkt werden, dass sie  Prozess/VA-Umgang mit elektronisch dokumentierter
immer in aktueller Form am Arbeitsplatz verfügbar Information
sind. Anforderungen an die Vertraulichkeit müssen  Prozess/VA-Umgang mit externer dokumentierter
beachtet werden. Information
 Revisionsliste

34
8 Betrieb Beispiele für Auditfragen:
Anforderungen an die im Unternehmen notwendige Was ist die strategische Ausrichtung für die
Planung/Steuerung der zur Bereitstellung der Produk- Produkte/Dienstleistungen?
te/Dienstleistungen bestimmten Prozesse. Wie wird sichergestellt, dass die betriebliche
Darunter fallen Planung mit der strategischen Ausrichtung überein-
die Planung der Prozesse (8.1) stimmt?
die Anforderungen an die Produkte und Dienstleis- Welches sind die notwendigen Prozesse zur
tungen (8.2) betrieblichen Planung und Steuerung?
die Entwicklung derselben (8.3) Wie werden die relevanten Prozesse des QMS
die Steuerung von extern bereitgestellten Prozes- gelenkt?
sen, Produkten und Dienstleistungen (8.4) Gibt es ausgegliederte Prozesse und welche sind
die Produktion und Dienstleistungserbringung diese?
selbst (8.5) sowie Welche Produktionsmittel/Ressourcen (inkl. Personal)
die Freigabe von Produkten und Dienstleistungen (8.6) gibt es?
und, im Falle fehlerhafter Produkte/Dienstleistung,
der Umgang/die Steuerung mit diesen nichtkonfor- Beispiele für Prozessnachweise:
men Ergebnissen (8.7) Herstellungs- und Produktionsplan
F estlegung der erforderlichen Ressourcen (Layout-
8.1 Betriebliche Planung und Steuerung plan u. a.)
Zusammenfassung/Interpretation: Projektentwicklungsplan
Die zur Erfüllung der Anforderungen an Produkte/ Prozesslandschaft
Dienstleistungen notwendigen Prozesse müssen ge- A usgelagerte Prozesse
plant, verwirklicht und gesteuert werden. Meilensteinplan
Mess- und Prüfkonzept
Pflichtenheft
Zusätzliche Hinweise: Ergebnisse der Prozess- und Produktqualität
Dokumentierte Information muss im erforderlichen Produkt-/Dienstleistungsportfolio
Umfang bestimmt, aufrechterhalten und aufbewahrt Umsatz-/Absatz-/Budgetplanung
werden, sodass man darauf vertrauen kann, dass Spezifikation, Zeichnung
die Prozesse wie geplant durchgeführt wurden und
die Konformität von Produkten und Dienstleistungen
nachweisbar gewährleistet ist.
E s bedarf einer übergeordneten Planung innerhalb
der Firma und die strategische Ausrichtung der
Organisation muss vorliegen.
Die Planung muss einen Soll-Ist-Vergleich berück-
sichtigen und analysieren.
Eine konkrete Qualitätsplanung muss von der Orga-
nisation in Verbindung mit 4.4 (Prozessen) und 6.1
(Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen)
bestimmt werden.

35
8.2 Anforderungen an Produkte Zusätzlicher Hinweis:
und Dienstleistungen Es liegt ein starker Fokus auf der Definition der
8.2.1 Kommunikation mit den Kunden Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen,
Zusammenfassung/Interpretation: damit die Überprüfbarkeit dieser Phase im Nachhin-
Im Zusammenhang mit der Herstellung von Produkten/ ein leichter möglich ist.
der Zurverfügungstellung von Dienstleistungen muss
die Kommunikation mit den Kunden geregelt werden. Beispiele für Auditfragen:
Welches sind die gesetzlichen und behördlichen
Zusätzliche Hinweise: Anforderungen an das Produkt/die Dienstleistung?
Das Unternehmen muss die Kommunikation mit dem Gibt es Anforderungen (gesetzliche oder vom Kun-
Kunden regeln. den), welche nicht erfüllt werden können, und falls
Die Kommunikation mit dem Kunden soll um „Not- ja, welche und wieso?
fallmaßnahmen“ ergänzt werden, sollten diese
notwendig sein. Beispiele für Prozessnachweise:
Jedes Unternehmen muss Anforderungen an Not- A ngebotslegung/-bearbeitung
fallmaßnahmen definieren und kommunizieren. Lastenheft
Recherchen bezüglich Normen und gesetzlicher
Beispiele für Auditfragen: Anforderungen
Welches Kundeneigentum gibt es im Unternehmen?
Wie geht das Unternehmen mit Kundeneigentum um? 8.2.3 Überprüfung der Anforderungen für
W ie (Medien, Methodik) wird Information über die Produkte und Dienstleistungen
Produkte/Dienstleistungen extern kommuniziert? Zusammenfassung/Interpretation:
W ie geht das Unternehmen mit Anfragen/Aufträgen Das Unternehmen muss sicherstellen, dass es die Fä-
um? higkeit besitzt, die Anforderungen an die Produkte und
Welche Reklamationen hat das Unternehmen im Dienstleistungen zu erfüllen.
letzten Jahr bekommen?
W ie wird mit Änderungswünschen umgegangen und
wie ist dies geregelt? Zusätzliche Hinweise:
Dokumentierte Information über die Ergebnisse der
Beispiele für Prozessnachweise: Überprüfung und über jegliche neue Anforderungen
Werbematerial an die Produkte und Dienstleistungen muss aufbe-
A nfragedokument/-bearbeitung wahrt werden (sofern zutreffend).
Regelung zum Umgang mit Kundeneigentum und ggf. Die Zusagen in Bezug auf die Produkte und Dienst-
Notfallmaßnahmen leistungen müssen auf jeden Fall erfüllbar sein und
Spezifische Kundenanforderung das Wissen über den vom Kunden beabsichtigten
Produktspezifikation Gebrauch – wenn auch nicht explizit vom Kunden
Umgang mit Beschwerden gefordert – muss Berücksichtigung in der Frage der
Beschwerde Machbarkeit finden.
Produktbeschreibungen des Kunden
Auftragsbestätigung Beispiele für Auditfragen:
Änderungswunsch des Kunden Wie wurden die Anforderungen an Produkte/Dienst-
Reklamationsanalyse leistungen überprüft (Machbarkeitsanalyse)?
Auftragsänderungen Wie wurden die nicht vom Kunden angegebenen
Anforderungen an das Produkt/die Dienstleistung
8.2.2 Bestimmen von Anforderungen für ermittelt?
Produkte und Dienstleistungen Wie häufig werden die Anforderungen an die Pro-
Zusammenfassung/Interpretation: dukte/Dienstleistungen überprüft?
Festlegung der Anforderung an Produkte/Dienstleis-
tungen.

36
Beispiele für Prozessnachweise:
Vertragsüberprüfung bezüglich der Kundenanforde- Zusätzlicher Hinweis:
rungen Anpassung dokumentierter Information bei Ände-
Beachtung vom Kunden nicht angegebener Anforde- rungen von Anforderungen an Produkte und Dienst-
rungen leistungen muss sichergestellt sein.
Machbarkeitsanalyse
Lastenheft Beispiele für Auditfragen:
Nachweis der Ergebnisse der Überprüfung der An- Wie wird Änderungsbedarf ermittelt, geplant und
forderungen gesteuert?
Auftragsbestätigung Was sind die Folgen/Konsequenzen und Risiken
Angebot, Vertrag ungeplanter/unbeabsichtigter Änderungen (Abwei-
Gesetzliche Anforderungen chung von DL, Produkten)?
Werden bei unbeabsichtigten Änderungen Maßnah-
8.2.4 Änderungen von Anforderungen an men definiert und wie werden diese überwacht?
Produkte und Dienstleistungen
Zusammenfassung/Interpretation: Beispiel für Prozessnachweis
Zur Erfüllung ggfs. geänderter Anforderungen an Änderungsmanagement
Produkte/Dienstleistungen müssen die relevanten
Dokumente angepasst und die zuständigen Mitarbeiter
informiert werden.

37
8.3 Entwicklung von Produkten 8.3.2 Entwicklungsplanung
und Dienstleistungen Zusammenfassung/Interpretation:
8.3.1 Allgemeines Eine Entwicklung muss geplant sein, Rahmenbedingun-
Zusammenfassung/Interpretation: gen dafür müssen definiert werden.
Die zur Produktion/Erbringung der Dienstleistungen
ggf. notwendigen Entwicklungen müssen zuvor in
einem entsprechenden Entwicklungsprozess erarbei- Zusätzliche Hinweise:
tet werden. Dieser Prozess ist zu implementieren und Benötigte dokumentierte Information für die Be-
aufrechtzuerhalten. stätigung der Entwicklungsanforderungen muss
vorhanden sein.
Zusätzliche Hinweise:
Die Entwicklung von Produkten und Dienstleistun- Beispiele für Auditfragen:
gen gilt als anwendbar, sofern die Spezifikation der Was sind die Phasen in einem ihrer Entwicklungs-
Produkte/Dienstleistungen von der Organisation projekte, in welcher Phase befindet sich ein aktuel-
selbst definiert bzw. modifiziert wird. les Entwicklungsprojekt?
Sofern die Merkmale und Angaben der Produkte/ Welches sind die Anforderungen, die an den Ent-
Dienstleistungen z. B. vom Kunden oder Gesetzge- wicklungsprozess gestellt werden?
ber kommen, dann kann Kapitel 8.3 (ggfs. auch nur W ie werden die notwendigen Ressourcen für ein
teilweise) entfallen. Entwicklungsprojekt ermittelt?
Sofern Projektmanagement oder Prozessentwick-
lung keinen Einfluss auf das Produkt/die Dienstleis- Beispiele für Prozessnachweise:
tung eines Unternehmens haben, kann das Normka- Nachweis der Erfüllung der Anforderungen an die
pitel 8.3 optional angewendet werden, erforderlich Entwicklung
ist dies aber ausdrücklich nicht. Projekt- und Ressourcenplan
A blaufdiagramm
Beispiel für eine Auditfrage: Machbarkeitsanalyse
Welches ist ein aktuelles/gerade abgeschlossenes Meilensteinplan
Entwicklungsprojekt? Mess- und Prüfplan
Verifizierungs- und Validierungsvorgaben
Beispiele für Prozessnachweise: Risikoabschätzung
Entwicklungsprojekt
Entwicklungsvorstudie 8.3.3 Entwicklungseingaben
Lasten- und Pflichtenheft Zusammenfassung/Interpretation:
Entwicklungsprozess Die Anforderungen und Informationen, die in den Ent-
wicklungsprozess einfließen, müssen bestimmt werden.

38
Wie wird die Einhaltung der Anforderungen verifi-
Zusätzliche Hinweise: ziert und validiert?
Dokumentierte Information über Entwicklungsein- Welche Abweichungen wurden während der Ve-
gaben muss aufbewahrt werden. rifizierung/Validierung identifiziert und wie ist das
Eingaben für die Entwicklung müssen eindeutig und Unternehmen damit umgegangen?
vollständig mit den Produkt-/Dienstleistungsmerk-
malen übereinstimmen. Beispiele für Prozessnachweise:
Bei der Bestimmung der Eingaben müssen u. a. die Nachweis der laufenden Überprüfung des Entwick-
gewünschten Funktionen und Leistungen des Pro- lungsprojektes
dukts/der Dienstleistung wie auch mögliche Risiken Prüfplan (Validierungsvorgaben)
und eventuell spätere Schäden durch fehlerhafte Laborprüfung
Produkte/Dienstleistungen berücksichtigt werden. Null-Serien-/Feldtestergebnisse
Prüfprotokoll/-bericht (evtl. auch von Kunden)
Beispiele für Auditfragen: Validierungsfreigabe
Inwiefern werden Lessons Learned aus anderen Prototyp/Prüfmuster
Entwicklungsprojekten in der Planung und Durch- Meilenstein- und Phasenreview
führung eines neuen Projektes berücksichtigt? Entwicklungs-/ Zwischen-/Abschlussberichte
Welche Eingaben benötigt ein Entwicklungsprojekt, FMEA
um effektiv umgesetzt zu werden?
Welche möglichen Risiken sind in dem Entwick- 8.3.5 Entwicklungsergebnisse
lungsprojekt betrachtet worden? Zusammenfassung/Interpretation:
Entwicklungsergebnisse müssen zeigen, dass die
Beispiele für Prozessnachweise: Anforderungen an das Produkt/die Dienstleistung erfüllt
Nachweis von Entwicklungseingaben werden und die Produktionsprozesse das Produkt/die
Gesetzliche Anforderungen, Normen, Stand der Dienstleistung in der geforderten Qualität bereitstellen
Technik können.
Lessons Learned/Ergebnisberichte aus vorherigen
Projekten:
− Lastenheft/Pflichtenheft Zusätzliche Hinweise:
− Patentrecherche Dokumentierte Information über die Entwicklungs-
− Freigabedokument ergebnisse muss vorliegen.
Entwicklungsergebnisse sollten zu den Entwick-
8.3.4 Steuerungsmaßnahmen für die lungseingaben passen.
Entwicklung Die Ergebnisse aus der Entwicklung sind die Einga-
Zusammenfassung/Interpretation: ben für die Fertigung/Dienstleistungserbringung,
Eine Entwicklung muss geplant und gesteuert werden. ohne Unterschied zwischen internen oder ausgela-
gerten Prozessen.
Die Entwicklungsergebnisse sollen genaue Anga-
Zusätzliche Hinweise: ben für die spätere Überwachung und Messung der
Dokumentierte Information über Steuerungstätig- Prozesse/Produkte oder Dienstleistungen liefern, u.
keiten für den Entwicklungsprozess muss aufbe- a. für die spätere Freigabe.
wahrt werden.
Auf den Unterschied zwischen Verifizierung und Beispiele für Auditfragen:
Validierung achten. Verifizierung beinhaltet die Welche Entwicklungsergebnisse werden an welche
technische Überprüfung der Anforderungen. Bei der Prozesse weitergeleitet?
Validierung werden die Ergebnisse in der Anwen- Wie stellt das Unternehmen sicher, dass die Ent-
dung überprüft (für den Kunden). wicklungsergebnisse für die weiteren Prozesse ver-
ständlich und angemessen kommuniziert wurden?
Beispiele für Auditfragen: Wie werden die Entwicklungsergebnisse in den
Wie überprüft das Unternehmen, ob die Entwick- Prüfplänen berücksichtigt?
lungsergebnisse für die Projekte erfüllt werden?

39
Beispiele für Prozessnachweise:
Verifizierungs- und Validierungsbesprechungen Beispiele für Prozessnachweise:
Entwicklungsbericht Nachweis der Entwicklungsänderungen
Freigabedokumente und Prüfaufzeichnungen Neuer Revisionsstand von Lastenheft, Zeichnungen,
Nachweis der Entwicklungsergebnisse Prozessbeschreibungen, Prüfverfahren, Prüfmitteln
Zeichnung etc.
Bestellvorgabedokument Prüfbericht zu Änderungen
Prüfaufzeichnung (für Produktion, Verifizierung und F reigabedokument zu durchgeführten Änderungen
Validierung) Risiken und Chancen
Abnahmebescheinigung Maßnahmenkatalog

8.3.6 Entwicklungsänderungen 8.4 Steuerung von extern bereitgestellten


Zusammenfassung/Interpretation: Prozessen, Produkten und Dienstleis-
Notwendige Änderungen während einer Entwicklung tungen
oder auch danach müssen unter kontrollierten Bedin- 8.4.1 Allgemeines
gungen umgesetzt werden. Zusammenfassung/Interpretation:
Das Unternehmen muss sicherstellen, dass extern
bereitgestellte Prozesse, Produkte und Dienstleistun-
Zusätzliche Hinweise: gen den Anforderungen entsprechen und muss dafür
Dokumentierte Information zu den Entwicklungsän- Steuerungsmaßnahmen festlegen.
derungen, den Ergebnissen von Überprüfungen, der
Autorisierung von Änderungen und den eingeleiteten
Maßnahmen zur Vorbeugung nachteiliger Auswirkun- Zusätzliche Hinweise:
gen muss von der Organisation aufbewahrt werden. Dokumentierte Information zu den Tätigkeiten:
Die dokumentierte Information sollte zeigen wer die Ergebnisse von Beurteilungen, Auswahl, Leistungs-
Änderung freigegeben hat, welche Prozesse durch überwachung sowie Neubeurteilung von externen
Änderungen beeinflusst und wie die Änderungen Anbietern und über jegliche notwendige Maßnah-
kommuniziert wurden. men muss aufbewahrt werden.
Im Entwicklungsprozess soll die Wechselwirkung Für die ausgelagerten Prozesse sollten in Abhän-
mit anderen Prozessen/Bereichen/interessierten gigkeit ihrer Einflussnahme auf die Qualität (Risiko-
Parteien berücksichtigt werden. Dies kann zu mögli- betrachtung!) Schnittstellenbeschreibungen, z. B.
chen Änderungen in der Entwicklung führen. in Verträgen/Vereinbarungen mit den relevanten
Auftragnehmern und Lieferanten, vorhanden sein,
Beispiele für Auditfragen: ggf. mit Hinweisen auf Prozessbeschreibungen,
Welche Änderungen wurden an Entwicklungspro- Arbeitsanweisungen etc.
jekten vorgenommen? Es wird nicht mehr nur die Qualifizierung und
Wir wurden die Auswirkungen von Änderungen Bewertung von Lieferanten betrachtet, sondern es
an Entwicklungsprojekten auf weitere Prozesse findet eine Ausweitung auf alle externen Anbieter
betrachtet? statt, die Einfluss auf die Produkt- und Dienstleis-
Welche Risiken und Chancen haben sich aus den tungsqualität nehmen.
Änderungen ergeben? Die Betrachtung liegt jetzt auf der gesamten exter-

40
nen Wertschöpfungskette. Welche gesetzlichen Anforderungen gibt es (Pro-
Die Norm differenziert zwischen Zulieferern, deren dukt, Dienstleistung)?
Bauteile in ein Produkt einfließen (solchen, die Welche Kriterien gibt es zur Auswahl, Beurteilung
direkt liefern (Dritte im Auftrag), und Prozesslie- und Bewertung/Entwicklung neuer und bestehender
feranten ausgelagerter Prozesse (Outsourcing). Lieferanten?
Überschneidungen sind hierbei möglich. Gibt es eine Klassifizierung/Einteilung von Liefe-
W ichtig zu betrachten sind die potenziellen Auswir- ranten (z. B. Umsatz, Risikobewertung, Strategie,
kungen, die die extern bereitgestellten Prozesse, Wettbewerbssituation)?
Produkte und Dienstleistungen auf die Produkte/
Dienstleistungen der Organisation haben können. Beispiele für Prozessnachweise:
Das der Norm zugrunde liegende risikobasierte Nachweis der Kontrolle über die Qualität der ausge-
Denken bestimmt das Ausmaß der Steuerungstätig- lagerten Prozesse, Produkte und Dienstleistungen
keiten. Liste freigegebener Lieferanten
Q ualitätsvereinbarung/Vertrag
Beispiele für Auditfragen: Lieferantenbewertung
Gibt es ausgegliederte Prozesse und wenn ja, wie Lieferantenklassifizierung
werden diese Prozesse sichergestellt? L ieferantenaudit
W ie werden ausgegliederte Prozesse gesteuert? Bewertungskriterien
W ie werden Anforderungen an externe kommuniziert?
Welche externen Produkte/Dienstleistungen wer-
den beschafft?

41
8.4.2 Art und Umfang der Steuerung 8.4.3 Information für externe Anbieter
Zusammenfassung/Interpretation: Zusammenfassung/Interpretation:
Die Art und der Umfang der Steuerung muss festge- Die Kommunikation mit externen Anbietern muss gere-
legt werden. Ziel muss es sein, dass Kunden konforme gelt werden.
Produkte und Dienstleistungen geliefert werden.
Zusätzliche Hinweise:
Zusätzliche Hinweise: Die Anforderungen an Produkte/Dienstleistungen
A usgelagerte Prozesse können über definierte von externen Anbietern und deren Kontrolle müssen
Kennzahlen überwacht werden, z. B. Terminüberwa- geregelt und unmissverständlich kommuniziert sein.
chung, Qualität u. a. Lieferbedingungen. Die Information vom Unternehmen an externe An-
Zur Kontrolle der Umsetzung könnten Lieferanten- bieter sollte überprüft werden. In einfacher Form ist
audits sinnvoll sein. dies z. B. durch eine Checkliste, das 4-Augen-Prinzip
oder eine Telefonbestätigung möglich.
Beispiele für Auditfragen: Die Information an externe Anbieter soll alle rele-
W ie werden Anforderungen an externe Prozesse vanten Kriterien für das Produkt/die Dienstleistung
bewertet und überwacht? beinhalten, wie z. B. die technischen Merkmale, Art
Was ist die Art und das Ausmaß der Steuerungs- und Typ der Werkzeuge, Verpackung, Kennzeich-
und Einflussmöglichkeiten auf die ausgelagerten nung, Laboranalysen, Testprotokolle etc.
Prozesse und wie wurde dies ermittelt? Externe Anbieter müssen überwacht werden. Wie
W ie werden die Ergebnisse der externen Prozesse dies vom Unternehmen geregelt wird, soll dem
verifiziert? externen Anbieter kommuniziert werden (z. B. Liefe-
rantenaudits).
Beispiele für Prozessnachweise:
Vertragliche Regelung unter Beachtung gesetzlicher Beispiele für Auditfragen:
und behördlicher Vorgaben Welche Anforderungen in Bezug auf das Produkt/
Erstmusterprüfung die Dienstleistung und deren Messung wurden an
Wareneingangsprüfung/Warenannahme externe Anbieter kommuniziert und wie?
Produktspezifikation mit Verifizierungs- und Validie- Wie stellt der externe Anbieter sicher, dass er
rungsvorgaben die Anforderungen an Produkte/Dienstleistungen
Regelung zu ausgelagerten Prozessen erfüllt?
Prüfprotokolle der Lieferanten W ie überwacht das Unternehmen die Leistung des
L ieferantenaudit externen Anbieters?
F ehlteilliste
Beispiele für Prozessnachweise:
L ieferantenaudit
Produktspezifikation (inkl. Freigabe von Methoden,
Prozessen oder Ausrüstungen)
Q ualifikationsnachweis des Personals
Bestellvorgabedokument
Bestellliste, Stückliste
Leistungs-/Liefervertrag
Qualitätssicherungsvereinbarun

42
8.5 Produktion und Dienstleistungs­ Wie wurden Annahmekriterien für Produkte/Dienst-
erbringung leistungen ermittelt und überwacht?
8.5.1 Steuerung der Produktion und der Welche Maßnahmen zur Verhinderung menschlicher
Dienstleistungserbringung Fehler wurden umgesetzt und wie wird deren Wirk-
Zusammenfassung/Interpretation: samkeit verifiziert?
Produktion und Dienstleistungserbringung müssen un-
ter beherrschten Bedingungen durchgeführt werden. Beispiele für Prozessnachweise:
Maschinen- und Prozessfähigkeitsnachweis
Prozessüberwachungsdaten
Zusätzliche Hinweise: Arbeitsplan mit Fertigungsschritten
Dokumentierte Information zu den Merkmalen Maschineneinstelldaten
der zu produzierenden Produkte/zu erbringenden Validierung von speziellen Prozessen
Dienstleistungen/durchzuführenden Tätigkeiten Produktspezifikation mit Verifizierungs- und Validie-
sowie zu den zu erzielenden Ergebnissen muss rungsvorgaben
vorhanden sein. Verifizierung und Validierung von Fertigungsprozessen
Maßnahmen zur Verhinderung menschlicher Fehler Geeignete Infrastruktur und Prozessumgebung
sind abhängig von der Komplexität und dem damit Prozessbeschreibung
verbundenden Risiko und können reichen z. B. von Installationsplan
Unterweisungen oder Einschulungen über das 4-Au- Prüfplan (Control Plan)
gen-Prinzip bis hin zu Kontrollplänen und Poka-Yoke-­ Qualifizierungsmatrix
Maßnahmen. Maßnahmenkatalog
Herstellungs- und Produktionsplan
Beispiele für Auditfragen: Auftragsliste
Wie wurden die Vorgaben aus der betrieblichen Pla- Poka Yoke
nung in der Produktion/Dienstleistungserbringung 4 -Augen-Prinzip
umgesetzt?

43
8.5.2 Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit 8.5.3 Eigentum der Kunden oder der externen
Zusammenfassung/Interpretation: Anbieter
Die Prozesse eines Unternehmens müssen unter Zusammenfassung/Interpretation:
beherrschten Bedingungen durchgeführt werden, das Der Umgang mit externem Eigentum muss geregelt
heißt, es müssen geeignete Mittel angewandt werden, werden.
um Prozessergebnisse zu ermitteln und die Produkte/
Dienstleistungserbringung damit zu kennzeichnen.
Zusätzliche Hinweise:
Dokumentierte Information über das Vorgehen im
Zusätzliche Hinweise: Fall von Verlust, Beschädigung etc. muss vorliegen.
Dokumentierte Information, die Rückverfolgbarkeit Die Kennzeichnung von Kundeneigentum soll vom
ermöglicht, muss vorliegen. Auditor im Audit überprüft werden, anhand der
Unternehmen definieren, wie die Kennzeichnung internen Vorgaben der Organisation.
und Rückverfolgbarkeit anzuwenden ist. Sie müssen
identifizieren, warum etwas gekennzeichnet werden Beispiele für Auditfragen:
soll oder muss (z. B. gesetzliche Vorgaben) und in Welches Kundeneigentum befindet sich aktuell im
welchem Prozess dies geschehen soll. Unternehmen?
Im Fall von Rückrufaktionen, Reklamationen oder Wie stellt die Organisation sicher, dass Kundenei-
z. B. Haftungsfällen sind dokumentierte Nachwei- gentum nicht beschädigt wird?
se über die Kennzeichnung notwendig, um das Welches Kundeneigentum wurde im letzten Jahr in
Unternehmen vor größeren Regresszahlungen zu der Organisation beschädigt?
schützen. Ein Beispiel ist die Rückverfolgbarkeit von Was definiert die Organisation als Kundeneigentum?
Messgeräten und deren regelmäßige Kalibrierung.
Die Art und Weise der Kennzeichnung ist abhängig Beispiele für Prozessnachweise:
vom Output. Beispiele für Kennzeichnung und Rück- Bestandsliste über Kundeneigentum
verfolgbarkeit können sein: Kennzeichnung (Etiketten, Gravur, Inventarisierung
Auftragsnummer etc.)
Teilenummer Vertragliche Regelung zu Eigentum des Kunden oder
E tikett, Aufschrift oder Markierung externer Anbieter
Barcode (elektronisch) Anweisung, wie beschädigtes Eigentum von Kunden
Checkliste mit Servicenummer oder externen Anbietern kontrolliert wird
Wareneingangsprüfung
Beispiele für Auditfragen:
Inwiefern ist Rückverfolgbarkeit bei den Produkten/
Dienstleistungen der Organisation gefordert/not-
wendig?
Anhand eines Beispiels, wie kann das Unternehmen
Rückverfolgbarkeit vorweisen?
Für welche Fälle wurde Rückverfolgbarkeit im letz-
ten Jahr angewendet/war sie hilfreich?

Beispiele für Prozessnachweise:


Begleitpapier, Laufzettel
EDV-Aufzeichnungen
Prüfnachweis
Arbeitsanweisung
Produktkennzeichnung
Sperrzettel

44
8.5.4 Erhaltung 8.5.5 Tätigkeiten nach der Lieferung
Zusammenfassung/Interpretation: Zusammenfassung/Interpretation:
Produktions- und Dienstleistungserbringungsergebnis- Ermittlung der erforderlichen Tätigkeiten nach Auslie-
se muss das Unternehmen in dem Umfang erhalten, der ferung der Produkte/Erbringung der Dienstleistung.
notwendig ist, um die Konformität mit den Anforderun-
gen zu gewährleisten. Zusätzliche Hinweise:
Beispiele für Tätigkeiten nach der Lieferung:
Zusätzliche Hinweise: Gewähr- und Garantieleistungen
Das Unternehmen muss identifizieren, bei wel- Entsorgung von alten Produkten/Verpackungen (bei
chen Prozessergebnissen die Qualität mit der Zeit Montage beim Kunden vor Ort)
gemindert werden könnte, in welchem Umfang und Technischer Support
mit welchen Auswirkungen. Dafür müssen entspre-
chende Gegenmaßnahmen getroffen werden. Beispiele für Auditfragen:
Die Erhaltung von Ergebnissen bezieht sich nicht nur Welche gesetzlichen und rechtlichen Anforderun-
auf das Endprodukt oder die finale Dienstleistung, gen treffen auf die Produkte/Dienstleistungen nach
sondern genauso auf die Ergebnisse der einzelnen der Lieferung zu?
Prozesse untereinander. Dies schließt somit auch Welche weiteren Leistungen bietet die Organisation
Einbauteile, Komponenten und sogar Informationen nach der Lieferung an?
mit ein. Was sind die Kundenwünsche/-anforderungen an
Bei der Handhabung (Handling) oder der Lagerung das Produkt/die Dienstleistung nach der Lieferung?
von Produkten, u. a. von einer Fertigungslinie zur
nächsten, kann die Qualität eines Produktes/einer Beispiele für Prozessnachweise:
Dienstleistung beeinträchtigt werden. Unternehmen Vertragliche Regelung zur Gewährleistung, Instand-
müssen dies identifizieren und mit Maßnahmen haltung/Wartung
gegensteuern. Ergänzende Dienstleistungen (z. B.: Wiederverwer-
tung oder Entsorgung)
Beispiele für Auditfragen: Auftragsunterlagen/Arbeitsplan/Laufkarten
Welche Prozessergebnisse können mit der Zeit Betriebsanweisung/Bedienungsanleitung
schlechter werden und wie? Gesetzliche und behördliche Anforderungen
Wie stellt das Unternehmen sicher, dass die Qualität
der Ergebnisse erhalten bleibt und nicht nachlässt?
A b wann und unter welchen Bedingungen reduziert
sich die Qualität der Produkte/Dienstleistungen?

Beispiele für Prozessnachweise:


Verpackungs-, Konservierungs- und Versandvor-
schriften
Lagerdateien/-listen
Vorschrift über Lagerfristen und ggf. Getrennthaltung
Versandetikettierung
Verpackungsspezifikation
Pflichtenheft

45
8.5.6 Überwachung von Änderungen Beispiele für Auditfragen:
Zusammenfassung/Interpretation: Wie wird Änderungsbedarf ermittelt, geplant und
Erforderliche Änderungen in der Produktion oder der gesteuert?
Dienstleistungserbringung müssen überprüft, gesteu- Was sind die Folgen/Konsequenzen und Risiken
ert und dokumentiert werden. ungeplanter/unbeabsichtigter Änderungen (Ab-
weichung von Vorgaben; Dienstleistung, Produkt,
Prozess)?
Zusätzliche Hinweise: Werden bei unbeabsichtigten Änderungen Maßnah-
Dokumentierte Information über die Ergebnisse der men definiert und wie werden diese überwacht?
Überprüfung von Änderungen inkl. der Personen,
die Änderungen autorisiert haben, und über jegliche Beispiele für Prozessnachweise:
notwendige Tätigkeiten als Resultat der Überprü- Änderungen im Produktionsablauf und in der
fung muss aufbewahrt werden. Dienstleistung
Änderungen während der Produktion/Dienstleis- Ergebnisse der Überprüfung von Änderungen
tungserbringung können Eingaben für den Entwick- Besprechungsprotokolle
lungsprozess (8.3.3) werden. Schulungsnachweise
Änderungen können auf internen oder externen Geänderte Arbeitsanweisungen
Gründen basieren.
Erforderliche Änderungen müssen in allen be-
troffenen Prozessen vor der Umsetzung überprüft
werden.

46
8.6 Freigabe von Produkten und Dienstleis- 8.7 Steuerung nichtkonformer Ergebnisse
tungen Zusammenfassung/Interpretation:
Zusammenfassung/Interpretation: Umgang mit nichtkonformen Produkten oder Dienst-
Das Unternehmen muss an geeigneten Prozesspunkten leistungen.
prüfen, um zu verifizieren, dass die Anforderungen an
Produkte und Dienstleistungen erfüllt worden sind.
Zusätzliche Hinweise:

Dokumentierte Information zu den Nichtkonformi-
Zusätzliche Hinweise: täten, zu eingeleiteten Maßnahmen, ggf. zu Sonder-
Dokumentierte Information über die Freigabe von freigaben sowie die Angabe der zuständigen Stelle
Produkten und Dienstleistungen mit Nachweis der für die Maßnahmenentscheidung muss vorliegen.
Konformität der Annahmekriterien und Rückverfolg- 
Die Anforderungen an die Dokumentation wurden
barkeit zu freigebenden Personen muss aufbewahrt deutlich erweitert. So muss u. a. nun auch die
werden. zuständige Stelle angegeben werden, die über die
Eine Freigabe an den Kunden ist erst nach vollstän- eingeleiteten Maßnahmen (Korrektur, Sperrung,
diger Erfüllung aller Einzelkriterien zulässig. Sonderfreigabe etc.) bezüglich der nichtkonformen
Die Rückverfolgbarkeit zu den die Freigabe autori- Ergebnisse entscheidet.
sierenden Personen muss gegeben sein.
Beispiele für Auditfragen:
Beispiele für Auditfragen: Wie geht die Organisation mit nichtkonformen Pro-
Wurden bei manchen Produkten/Dienstleistungen dukten/Dienstleistungen um?
die geplanten Anforderungen nicht erfüllt und was Wie wurde die Information über nichtkonforme Pro-
war die Abweichung? dukte/Dienstleistungen intern analysiert und welche
Wann wurden die Anforderungen an Produkte/ Verbesserungen sind daraus hervorgegangen?
Dienstleistungen verifiziert? Welche Kategorisierung/Einstufung wurde definiert
Bei welcher Art von Abweichung von den Anforde- für unterschiedliche Arten der Abweichung von den
rungen müssen Sonderfreigaben (durch Kunden/ Anforderungen und wie geht die Organisation mit
Behörden) eingeholt werden? den jeweiligen Arten um?
Wie werden Nacharbeiten in den Prüfplänen be-
Beispiele für Prozessnachweise: rücksichtigt?
Verifizierungs- und Validierungsnachweis
Prüfplan/-anweisung Beispiele für Prozessnachweise:
Prüf-/Testprotokoll: Nachweis Steuerung von Nichtkonformitäten
Checkliste Sperrlager, Sperrkennzeichnung
Sonderfreigabe durch den Kunden oder Behörde Fehlermeldung, Abweichungen
(falls zutreffend) Sonderfreigabe Kunde
Produktspezifikation Abstimmung mit dem Kunden
Übersicht von abnahmeberechtigten Personen VA/Prozessbeschreibung Steuerung nichtkonformer
Ergebnisse/Lenkung fehlerhafter Produkte
Nacharbeitsplan
Kennzeichnungsvorgabe

47
9 Bewertung der Leistung Im
 Fall von externen Dienstleistern/Labors müssen
Dieses Kapitel behandelt die Anforderungen diese ggf. über eine Akkreditierung verfügen.
an die Bewertung der Leistungen einschließlich der Es gilt für die Organisation, die Konformität der
dazu notwendigen Messungen (9.1) erbrachten Leistungen darzulegen und die Wirksam-
an die Durchführung der internen Audits (9.2) und keit des Qualitätsmanagementsystems zu bewerten.
an das Managementreview (9.3)
Beispiele für Auditfragen:
9.1 Überwachung, Messung, Analyse und Wie wird die Leistung und Wirksamkeit des QMS
Bewertung überwacht, gemessen, analysiert und bewertet,
9.1.1 Allgemeines inkl. Turnus und Bewertungskriterien?
Zusammenfassung/Interpretation: Wie stellt die Organisation sicher, dass nur über-
Festlegung, wann wer was wozu überwacht/misst prüfte und kalibrierte Messmittel Anwendung
und wie die Ergebnisse behandelt und dokumentiert finden?
werden.
Beispiele für Prozessnachweise:
Kriterien der Leistungsüberwachung und Wirksam-
Zusätzliche Hinweise: keit des QMS
Geeignete dokumentierte Information als Nachweis Ergebnisse der durchgeführten Überwachung und
der Ergebnisse zu Überwachung, Messung, Analyse Messung
und Bewertung muss vorhanden sein. Prüffolgeplan/Arbeitsplan
Für die Kontrolle der Zielvorgaben müssen wenigs- Prüfplan
tens die Prozesse, Entwicklungsergebnisse (sofern Prüfnachweise
zutreffend), Produktion/Dienstleistungserbringung Qualitätsregelkarte
und Kundenzufriedenheit überwacht (häufig ohne Qualitätsaufzeichnungen
Messgeräte) und gemessen (mit Geräten) werden. Stichprobenplan (attributive und variable Stichproben)
Hierfür werden angemessene und aussagekräftige Vergleichsstichproben
Kennzahlen/Leistungsindikatoren (KPIs) benötigt. Prozesskennzahlen
Die Ergebnisse der Bewertung können als Input in
die Managementbewertung einfließen.

48
9.1.2 Kundenzufriedenheit 9.1.3 Analyse und Bewertung
Zusammenfassung/Interpretation: Zusammenfassung/Interpretation:
Das Unternehmen muss die Kundenzufriedenheit er- Die Informationen aus der Ermittlung der Kundenzu-
mitteln. Die Methoden dazu müssen festgelegt sein. friedenheit müssen analysiert und bewertet werden.

Zusätzlicher Hinweis: Zusätzliche Hinweise:


Eine wesentliche Änderung ist, dass nun die Wahr- Jedes Unternehmen definiert, welche Daten analy-
nehmungen des Kunden über den Erfüllungsgrad siert und bewertet werden müssen, wie häufig dies
seiner Erwartungen überwacht werden müssen. geschieht und welche Maßnahmen zur Verbesse-
Das bedeutet, dass Informationen zur (subjektiven) rung sich daraus ergeben.
Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit des Kunden Die Ergebnisse der Analyse und Bewertung von
systematisch zu ermitteln und zu analysieren sind. Daten sollen nützlichen Input für strategische
Entscheidungen und die Managementbewertung
Beispiele für Auditfragen: liefern.
Von welchen Kunden werden Informationen über Die Analyse und Bewertung von Daten kann häufi-
deren Kundenzufriedenheit überwacht und weshalb ger als z. B. die Managementbewertung stattfinden.
von diesen Kunden? Dies kann z. B. in monatlichen Statusmeetings oder
Welche Meinung haben Ihre Kunden über das Un- auch in täglichen Shopfloor-Meetings geschehen.
ternehmen? Beispiele für mögliche Daten zur Analyse der Wirk-
Welche Methoden verwendet das Unternehmen, um samkeit des QMS können sein:
die Wahrnehmungen der Kunden über den Erfül- - Prozessfähigkeit (cpk)
lungsgrad der Anforderungen und Erwartungen zu - Anzahl von Nichtkonformitäten
ermitteln? - Ausschussraten und Nacharbeitsquote
- Einhalten von Lieferterminen (on-time delivery)
Beispiele für Prozessnachweise: - Kundenzufriedenheitsauswertungen
Kundenzufriedenheits- oder Kundenmeinungser- - Soll-Ist-Vergleich (Projektmanagement)
mittlungen
Auswertung von Reklamationen und Garantiefällen Beispiele für Auditfragen:
Analyse von Marktanteilen Welche Maßnahmen sind aus den Auswertungen
Benchmarking der Überwachung, Messung und Kundenzufrieden-
Auswertung von Händler-/Endanwenderinformationen heit hervorgegangen?
Auswertung von Kundenbefragungen Wie häufig werden die Daten und Informationen
analysiert und bewertet?
Warum analysiert und bewertet die Organisation
Daten (für welche Prozesse, Bereiche, Tätigkeiten
sind die Ergebnisse der Analyse eine Eingabequelle)?

Beispiele für Prozessnachweise:


F ehlerursachenanalyse
Reklamationsanalyse
Auswertung Kundenbeanstandung
A uswertung von Garantiefällen
Auswertung der Ergebnisse von Produkt-, Prozess-
und Systemaudits
Auswertung der Leistungen externer Anbieter
Maßnahmenkatalog
Bericht über Soll-Ist-Vergleich

49
9.2 Internes Audit Beispiele für Auditfragen:
Zusammenfassung/Interpretation: Welche Kriterien hat die Organisation berücksichtigt,
Die internen Prozesse müssen regelmäßig überprüft um das Auditprogramm zu definieren (z. B. wie stabil,
werden, damit geeignete Korrekturen und Korrektur- kritisch oder komplex sind einzelne Prozesse; welche
maßnahmen festgelegt und umgesetzt werden können. Änderungen gab es im QMS; Ergebnisse von anderen
Audits, Nichtkonformitäten, Reklamationen etc.)
Welche wirksam umgesetzten Maßnahmen haben
Zusätzliche Hinweise: sich aus den internen Audits ergeben?
Dokumentierte Information als Nachweis der Ver- Welche Anforderungen wurden für interne Audito-
wirklichung des Auditprogramms und der Auditer- ren definiert?
gebnisse muss vorliegen. Sind die internen Auditoren zu den Inhalten der
Ein interner Bericht der Auditergebnisse an die Norm geschult?
oberste Leitung wird explizit verlangt.
Das Management von Änderungen muss im Audit- Beispiele für Prozessnachweise:
programm berücksichtigt werden. Nachweis von internen Auditberichten und Maß-
Das Auditprogramm für die internen Audits muss auf nahmenlisten
Basis der Anforderungen der ISO 9001:2015 auf- Internes Auditprogramm (Häufigkeit)
gebaut, verwirklicht und aufrechterhalten worden Bericht der Nichtkonformitäten
sein. Es muss vermehrt Änderungen mit Einfluss auf Auditorenqualifizierung
die Organisation berücksichtigen. Auditorenberufung
Überprüfung des internen Auditprogramms bezüglich Auditplannung
Risikobasierung (z. B. Häufigkeit, Standorte, Prozes- VA/Prozessbeschreibung interne Audits
se, bindende Verpflichtungen), regelmäßiger Aktuali-
sierung und Kompetenz der internen Auditoren.
Im Rahmen eines 3-Jahres-Zyklus ist das gesamte
QMS intern zu auditieren, jedoch müssen nicht alle
Prozesse jährlich auditiert werden.
 Bei Organisationen mit mehreren Standorten sind
Ausnahmen von den jährlichen internen Audits der
einzelnen Standorte zu begründen. Innerhalb eines
3-Jahres-Zyklus sind aber alle Standorte zu auditieren.
 Ein interner Auditor darf nicht seine eigenen Tätig-
keiten auditieren.

50
9.3 Managementbewertung Beispiele für Auditfragen:
9.3.1 Allgemeines Was sind die Grundlagen für die Managementbe-
Zusammenfassung/Interpretation: wertung (z. B. interne Kriterien, zentral/dezentral)?
Die oberste Leitung muss das Qualitätsmanagement- W ie häufig wird die Managementbewertung durch-
system regelmäßig bewerten, um dessen fortdauernde geführt?
Eignung, Angemessenheit und Wirksamkeit sowie
dessen Angleichung an die strategische Ausrichtung Beispiele für Prozessnachweise:
der Organisation sicherzustellen. Protokoll der letzten Managementbewertung
Maßnahmenkatalog
Zusätzliche Hinweise:
Das Managementreview muss vollständig und jähr-
lich realisiert werden.
Ziel der Managementbewertung ist das Überprüfen
der Eignung, Angemessenheit, Wirksamkeit und
strategischen Ausrichtung der Organisation.

51
9.3.2 Eingaben für die Managementbewertung 9.3.3 Ergebnisse der Managementbewertung
Zusammenfassung/Interpretation: Zusammenfassung/Interpretation:
Das Unternehmen muss die Informationen, welche für die Die Ergebnisse einer Managementbewertung müssen do-
Managementbewertung benötigt werden, bestimmen. kumentiert werden und Aussagen zu den Verbesserungs-
möglichkeiten/notwendigen Ressourcen beinhalten.
Zusätzliche Hinweise:
Die Organisation muss ausreichend Eingaben für die
Managementbewertung definieren und diese müs- Zusätzliche Hinweise:
sen auch vorliegen (z. B. Ergebnisse interner Audits, Dokumentierte Information über die Ergebnisse der
KPIs, Lieferantenbewertungen, Verbesserungspo- Managementbewertung muss aufbewahrt werden.
tenziale etc.). Die Ergebnisse der Managementbewertung müssen
anhand eigener Erkenntnisse auf Plausibilität/An-
Beispiele für Auditfragen: gemessenheit überprüft werden (z. B. durch Befra-
Welche Eingaben für die Managementbewertung gen von Teilnehmern, insbesondere der obersten
hat das Unternehmen definiert? Leitung, Überprüfung von Inputs).
Aus welchen Bereichen fließen Informationen in das Das Managementreview sollte eine Aussage zur
Managementreview ein? Verbesserung der Leistung und Wirksamkeit des
Welche notwendigen Daten wurden erhoben und QMS, anhand definierter Kriterien, beinhalten.
bewertet?
Beispiele für Auditfragen:
Beispiele für Prozessnachweise: Inwieweit liegt dokumentierte Information als Nach-
Vorherige Managementbewertung weis der Ergebnisse des Managementreviews vor
Interne/externe Zielsetzung (unternehmens-/pro- (z. B. separater kompletter Bericht, Tagesordnungs-
dukt-/kundenbezogen) vom Vorjahr punkte von mehreren Sitzungen, Teilnehmerlisten,
Trendanalyse Präsentationen, Protokolle)?
Prozesskennzahlen Welche Maßnahmen haben sich aus der Managem-
Kundenzufriedenheitsanalyse entbewertung ergeben, um das QMS zu verbessern?
Qualitätsziele Welche Schwachstellen des QMS wurden in der
Prozessanalyse Managementbewertung identifiziert?
Maßnahmenkatalog
Überwachungen und Messungen Beispiele für Prozessnachweise:
Bericht interner Audits/Prozessaudits/Produktaudits Managementreview
Analyse externer Anbieter Ergebnisse der Managementbewertung
Benchmarking Geschäftsplan
Rückmeldung interessierter Parteien Strategieplan
Projektplan
Maßnahmenkatalog

52
10 Verbesserung Das Ziel jeglicher Verbesserungen ist die Erfüllung
Das Unternehmen muss die Chancen zur Verbesserung der heutigen und zukünftigen Kundenanforderun-
wahrnehmen, um die Anforderungen der Kunden zu gen, -erfordernisse und -erwartungen.
erfüllen und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Das Beispiele von Verbesserungen schließen Korrektur-
Unternehmen sollte hierbei die Ergebnisse aus der maßnahmen, fortlaufende Verbesserung, Verände-
Analyse und Bewertung der Leistung des QMS, von rungen, Innovation und Neuorganisation ein.
internen Audits und der Managementbewertung bei
der Ergreifung von Verbesserungsmaßnahmen berück- Beispiele für Auditfragen:
sichtigen. Welche Verbesserungspotenziale hat das Unterneh-
men identifiziert?
10.1 Allgemeines W ie hat die Organisation die daraus resultierenden
Zusammenfassung/Interpretation: erforderlichen Maßnahmen festgelegt und verwirk-
Das Management des Unternehmens muss sich zu licht?
einer stetigen Verbesserung des QMS sowie zu einer W ie hat sich die Leistung und die Wirksamkeit des
Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen QMS anhand definierter Kriterien erkennbar verbes-
verpflichten, um Anforderungen zu erfüllen und um sert?
zukünftige Erfordernisse und Erwartungen zu berück-
sichtigen. Beispiele für Prozessnachweise:
Verbesserung von Prozessen
Zusätzliche Hinweise: Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen
Die Ergebnisse aus der Analyse und Bewertung Verbesserung des Qualitätsmanagementsystems
der Leistung des QMS, von internen Audits und der Maßnahmenkatalog
Managementbewertung sollten bei der Ergreifung Entwicklungsprojekte
von Korrekturmaßnahmen berücksichtigt werden.
Die fortlaufende Verbesserung ist mittels geeigne-
ter Kennzahlen nachzuweisen.

53
10.2 Nichtkonformität und Korrektur­ Beispiele für Auditfragen:
maßnahmen Wie wird die Wirksamkeit der Korrekturmaßnahmen
Zusammenfassung/Interpretation: überprüft?
Das Unternehmen muss den Umgang mit Nichtkonfor- Welche Quellen für Nichtkonformitäten berücksich-
mitäten, der Ursachenanalyse von Nichtkonformitä- tigt das Unternehmen?
ten und daraus resultierende Korrekturmaßnahmen Wie wurden die Ursachen der Nichtkonformitäten
bestimmen. ermittelt (Beispiele ansehen)?
Wie stellt das Unternehmen sicher, dass die Nicht-
konformitäten nicht erneut oder an anderer Stelle
Zusätzliche Hinweise: auftreten werden?
Dokumentierte Information als Nachweis der Art der
Nichtkonformität sowie der getroffenen Maßnahmen Beispiele für Prozessnachweise:
und der Ergebnisse der Korrekturmaßnahmen. Änderungsprojekt
E s werden keine Verfahren mehr zum Umgang mit Nachweis für die Erfassung von Nichtkonformitäten
tatsächlicher und potenzieller Nichtkonformität und und Ergebnissen der Korrekturmaßnahmen
zum Ergreifen von Korrektur- und Vorbeugungsmaß- Qualitätsmanagementplan
nahmen gefordert, auch kein Prozess. Korrekturmaßnahmenkatalog
Das Kapitel zeigt, dass ein QMS in erster Linie ein Vorschlagswesen
Werkzeug zur Prävention ist. Beschwerdeanalyse
Das Konzept von Vorbeugungsmaßnahmen ist in der 8D-Report
gesamten Norm und u. a. in 6.1 „Maßnahmen zum VA/Prozessbeschreibung Nichtkonformitäten und
Umgang mit Risiken und Chancen“ erfasst. Korrekturmaßnahmen
Z iel ist, dass Nichtkonformitäten nicht erneut oder Reklamation
an anderer Stelle auftreten. Kann das Auftreten Fehleranalyse
nicht komplett ausgeschlossen werden, gilt es, das Entwicklungsprojekte
Auftreten wenigstens zu reduzieren.
Wichtig ist, dass die ergriffenen Maßnahmen
überwacht und ihre Folgen beobachtet werden. Es
könnten weitere Maßnahmen notwendig sein.
Für die Nichtkonformitäten und daraus resultieren-
den Maßnahmen sind u. a. einzubeziehen: bindende
Verpflichtungen, Prozesskennzahlen, Qualitätsziele,
Vorgaben zur Prozesssteuerung, Ergebnisse inter-
ner Audits, Risiken und Chancen und andere.
Es ist darauf zu achten, dass Korrekturmaßnahmen
auf die eigentliche Ursache (Qualität der Ursachen-
analyse!) der Nichtkonformität abgestellt sind.
E s könnte sogar notwendig sein, Risiken und Chan-
cen, die während der Planung ermittelt wurden, zu
aktualisieren.

54
10.3 Fortlaufende Verbesserung Beispiele für Auditfragen:
Zusammenfassung/Interpretation: Wie bewertet die Organisation, ob Maßnahmen zur
Das QMS eines Unternehmens muss fortlaufend ver- fortlaufenden Verbesserung berücksichtigt werden
bessert werden und neue Erfordernisse (Risiken) oder müssen?
Chancen erkennen können, die künftig zu berücksichti- Welche Methoden verwendet die Organisation, um
gen sind. sich fortlaufend zu verbessern?
Die Ergebnisse von Analysen und Bewertungen sowie
die Ergebnisse der Managementbewertung liefern Beispiele für Prozessnachweise:
Ansatzpunkte für die fortlaufende Verbesserung. KVP
Verbesserungsvorschlagswesen
Zusätzliche Hinweise: Managementreview
A ls Minimum ist innerhalb des Überwachungszeit- Qualitätsmanagementplan
raums von 3 Jahren eine fortlaufende Verbesserung Verbesserung des Qualitätsmanagementsystems
nachzuweisen. Leistungskennzahlen des QMS
Sofern kein Nachweis für eine fortlaufende Verbes-
serung des QMS vorhanden ist (z. B. bei Organisa-
tionen, die sich bereits auf dem Niveau der besten
verfügbaren Technik befinden), sind alternative
Methoden/Projekte (z. B. Six Sigma, Lean, 5S, Kaizen,
Scrum, Kanban, Benchmarking) zu betrachten.

55
Anhang 1 – Überblick über die Dokumentationsanforderungen
der DIN EN ISO 9001:2015

Normelement Dokumentationsanforderungen
4.3 Anwendungsbereich Anwendungsbereich
Arten der Produkte und Dienstleistungen
Begründung unzutreffende Anforderungen (nicht anwendbar)
4.4.2 Prozesse Dokumentierte Information als Unterstützung für die Durchführung von
Prozessen
Nachweise, dass Prozesse wie geplant durchgeführt werden
5.2.2 Qualitätspolitik Dokumentierte Information zur Qualitätspolitik
6.2.1 Qualitätsziele Dokumentierte Information zu den Qualitätszielen
7.1.5.1 Ressourcen zur Überwachung und Messung Nachweis für die Eignung der Ressourcen zur Überwachung und
Messung
7.1.5.2 Messtechnische Rückführbarkeit Grundlage für die Kalibrierung oder Verifizierung, wenn keine Normale
vorhanden sind
7.2 Kompetenz Angemessene dokumentierte Information als Nachweis der Kompetenz
von Personen
7.5.1 Dokumentierte Information – Allgemeines Von der Norm geforderte dokumentierte Information
Dokumentierte Information, die von der Organisation als notwendig für
die Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems erachtet wird
7.5.3 Lenkung dokumentierter Information Hinweise zur Lenkung dokumentierter Information
8.1 Betriebliche Planung und Steuerung Dokumentierte Information im erforderlichen Umfang bestimmen,
aufrechterhalten und aufbewahren, sodass man darauf vertrauen kann,
dass die Prozesse wie geplant durchgeführt wurden und die Konformi-
tät von Produkten und Dienstleistungen nachweisbar gewährleistet ist
8.2.3.2 Überprüfung der Anforderungen an Produk- Dokumentierte Information über die Ergebnisse der Überprüfung und
te und Dienstleistungen über jegliche neue Anforderungen an die Produkte und Dienstleistungen
8.2.4 Änderungen von Anforderungen an Produk- Anpassung dokumentierter Information bei Änderungen von Anforde-
te und Dienstleistungen rungen an Produkte und Dienstleistungen
8.3.2 Entwicklungsplanung Benötigte dokumentierte Information für die Bestätigung der Entwick-
lungsanforderungen
8.3.3 Entwicklungseingaben Dokumentierte Information über Entwicklungseingaben
8.3.4 Steuerungsmaßnahmen für die Entwicklung Dokumentierte Information über Steuerungstätigkeiten für den Entwick-
lungsprozess
8.3.5 Entwicklungsergebnisse Dokumentierte Information über die Entwicklungsergebnisse
8.3.6 Entwicklungsänderungen Dokumentierte Information zu den Entwicklungsänderungen, den Ergeb-
nissen von Überprüfungen, der Autorisierung von Änderungen und den
eingeleiteten Maßnahmen zur Vorbeugung nachteiliger Auswirkungen
8.4.1 Steuerung von extern bereitgestellten Pro- Dokumentierte Information zu den Tätigkeiten: Ergebnisse von Beurtei-
zessen, Produkten und Dienstleistungen lungen, Auswahl, Leistungsüberwachung sowie Neubeurteilung von
externen Anbietern und über jegliche notwendige Maßnahmen

56
Anhang 1 – Überblick über die Dokumentationsanforderungen der DIN EN ISO 9001:2015

Normelement Dokumentationsanforderungen
8.5.1 Steuerung der Produktion und der Dienst- Dokumentierte Information zu den Merkmalen der zu produzierenden
leistungserbringung Produkte/zu erbringenden Dienstleistungen/durchzuführenden Tätigkei-
ten sowie die zu erzielenden Ergebnisse
8.5.2 Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit Dokumentierte Information, die Rückverfolgbarkeit ermöglicht
8.5.3 Eigentum der Kunden oder der externen Dokumentierte Information über die Ereignisse im Fall von Verlust,
Anbieter Beschädigung etc.
8.5.6 Überwachung von Änderungen Dokumentierte Information über die Ergebnisse der Überprüfung von
Änderungen inkl. der Personen, die Änderungen autorisiert haben, und
über jegliche notwendige Tätigkeiten als Resultat der Überprüfung
8.6 Freigabe von Produkten und Dienstleistungen Dokumentierte Information über die Freigabe von Produkten und Dienst-
leistungen mit Nachweis der Konformität der Annahmekriterien und
Rückverfolgbarkeit zu freigebenden Personen
8.7 Steuerung nichtkonformer Ergebnisse Dokumentierte Information zu den Nichtkonformitäten, zu eingeleiteten
Maßnahmen, ggf. zu Sonderfreigaben sowie Angabe der zuständigen
Stelle für die Maßnahmenentscheidung
9.1.1 Überwachung, Messung, Analyse und Geeignete dokumentierte Information als Nachweis der Ergebnisse zu
Bewertung Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung
9.2.2 Internes Audit Dokumentierte Information als Nachweis der Verwirklichung des Audit-
programms und der Auditergebnisse
9.3.3 Ergebnisse der Managementbewertung Dokumentierte Information als Nachweis der Ergebnisse der Manage-
mentbewertung
10.2.2 Nichtkonformitäten und Korrekturmaßnahmen Dokumentierte Information als Nachweis der Art der Nichtkonformität
sowie der getroffenen Maßnahmen und der Ergebnisse der Korrektur-
maßnahmen

Anhang 2 – P flichtelemente, zu auditieren in jedem Audit (Zertifizierungs-, Wiederholungs- und


Überwachungsaudit)

5.1.1 Führung und Verpflichtung


6.1 Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen
6.2 Qualitätsziele und Planung zu deren Erreichung
7.5 Dokumentierte Information
8.1 Betriebliche Planung und Steuerung
9.1.1 Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung
9.2 Internes Audit
9.3 Managementbewertung
10.2 Nichtkonformität und Korrekturmaßnahmen
10.3 Fortlaufende Verbesserung

57
Anhang 3 – Bewertung von Auditbefunden

Abweichung Nebenabweichung Verbesserungspotenzial

Systemmängel Systemkonformität

Systemversagen Systematische Normanforderungen


Nichterfüllung von erfüllt, jedoch Potenzial
Normanforderungen zur Verbesserung der
Systemleistung
Punktuelle (Eff ektivität, Effi zienz)
Nichterfüllung von
Normanforderungen
Gefährdung Beeinträchtigung

Erhebliche Zweifel an/Risiken Nur geringfügige


bei der Erfüllung von Zweifel/Risiken,
Kundenanforderungen keine substanzielle
rechtlichen Anforderungen Beeinträchtigung
beabsichtigten Ergebnissen
des Managementsystems

58
59
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