Sie sind auf Seite 1von 4

ENT WICKLUNG  Aufladung

© BorgWarner

Die zweite Generation des eBooster


von BorgWarner

Aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung von Fahrzeugen, Fortschritten in der Leistungselektronik


und höheren Bordspannungen hat die elektrisch unterstützte Aufladung eine neue Perspektive.
Angesichts dieser neuen Rahmenbedingungen und Anforderungen hat BorgWarner seinen elektrisch
angetriebenen Verdichter eBooster überarbeitet. Die Verbesserungen betreffen neben Funktion
und Robustheit auch die elektrische Leistung und das Geräuschverhalten. Um die Ansprüche
aktueller und zukünftiger Motorenkonzepte zu erfüllen, wurde auch das Packaging optimiert.

KOMBINATION AUS Spezifikationen Einheit Gen. 1 Gen. 2


KRAFTSTOFFEINSPARUNG Drehzahl 1/min 70.000 72.000
UND MOTORLEISTUNG
Hochlaufen auf 90 % der Zielgeschwindigkeit ms 270 190

Die Gesetzgebung hinsichtlich klima­ Max. Leistung kW 5 7


relevanter Emissionen und die Kunden­ Max. Stromstärke A 130 160
nachfrage nach Fahrzeugen mit redu­
Max. Kompressions­verhältnis - 1,45 1,6
ziertem Kraftstoffverbrauch haben die
Entwicklung saubererer Motoren mit Max. Luftdurchflussmenge kg/h 500 > 600
höherem Wirkungsgrad vorangetrieben. Max. Betriebszyklus % 35 100
Gleichzeitig soll auch ein besseres Fahr­
Max. Dauer der Aufladung s 21 Permanenter Boost
erlebnis geboten werden. Aus diesem
Grund gehört es zu den wesentlichen TABELLE 1 Technische Daten eBooster Generation 1 und 2 (© BorgWarner)

46
AUTOREN

Dr.-Ing. Hermann Breitbach Dr.-Ing. Ralf Christmann Dipl.-Ing. Holger Gabriel Dipl.-Ing. Dietmar Metz
ist Vice President Global ist Director Product Development ist Director Engineering ist Technical Specialist
Engineering and Innovation bei PC Turbochargers bei BorgWarner Europe CV bei BorgWarner eProducts bei BorgWarner
BorgWarner in Kirchheimbolanden. in Kirchheimbolanden. in Kirchheimbolanden. in Kirchheimbolanden.

Zielen der Automobilindustrie, den EINFÜHRUNG DER Rotor und Verdichter reduziert, um
Kraftstoffverbrauch durch Downsi­ ZWEITEN GENERATION zusätzlich einen geringeren Leistungs­
zing und Downspeeding zu reduzie­ verbrauch und ein schnelleres Hoch­
ren und zugleich das Drehmoment im Die erste Generation des 48-V-eBooster – laufen zu ermöglichen. TABELLE 1
unteren Drehzahlbereich sowie das in Serienproduktion seit 2017 – wurde zeigt den Vergleich der ersten und
Ansprechverhalten zu verbessern. Anfang 2020 von der zweiten Generation zweiten Generation.
Um diesen hohen Anforderungen abgelöst. Die Steigerung der Effizienz Zahlreiche weitere Verbesserungen
an Verbrauch und Leistung gerecht insgesamt und die Möglichkeit des kon­ wurden implementiert, zum Beispiel
zu werden, nutzen Fahrzeughersteller tinuierlichen Einsatzes mit 2,5 kW elek­ ein robusterer Rotor für höhere Dreh­
verschiedene Arten der Elektrifizie­ trischer Leistung waren wichtige Ziele zahlen, ein Verdichter mit reduzierter
rung von Antriebssträngen. Die gegen­ bei der Entwicklung. Zum Vergleich: Massenträgheit für geringeren Energie­
über dem konventionellen 12-V-Bord­ Die erste Generation erlaubte nur den verbrauch und eine Statorverbindung
netz höhere Spannung von 48-V-Syste­ dyna­m ischen Betrieb mit maximal zur Leistungselektronik für weniger
men ermöglicht große Fortschritte bei 5 kW elek­trischer Leistung für circa Widerstand und bessere Effizienz.
der Effizienz. Elektrische Aufladung 20 s pro Minute. Des Weiteren zeichnet sich die zweite
sorgt beispielsweise für ein höheres Bereits hier kam ein Permanent­ Gene­ration aus durch einen neuent­
Drehmoment im unteren Drehzahl­ magnet-Synchronmotor (PMSM) zum wickelten EMV-Filter (Elektromagneti­
bereich und ein besseres Ansprech­ Einsatz, der während der Beschleuni­ sche Verträglichkeit, EMV) mit gerin­
verhalten ohne Turboloch. gung deutlich weniger Energie benö­ geren Leistungsverlusten und verbes­
Im Zuge fortschreitender System­elek­ tigt als ein Reluktanzmotor. Darüber sertem Filtereffekt, einen Prozessor
trifizierung mit höheren Spannungen hinaus kennzeichnen den PMSM ein mit mehr Rechenleistung für feldori­
sowie durch Weiterentwicklungen bei sehr geringes Geräuschniveau, hervor­ entierte Regelung (Field Oriented Con­
Elektromotortechnik, Elektronik und ragende Ansprechzeiten sowie eine trol, FOC) und einen modellbasierten
Mikroprozessorkapazität hat auch der hohe Effizienz und Drehmomentdichte. Softwarekom­ponentenschutz für kon­
Einsatz elektrisch unterstützter Aufla­ Um diese Vorteile zu erhalten, blieb tinuierlichen Betrieb. BILD 1 zeigt einen
desysteme weiter zugenommen. Heute das Konzept des Permanentmagnet- Querschnitt der ersten im Vergleich zur
sind Leistungsstufen von 10 kW bei 48 V Elektromotors erhalten. Im Vergleich zweiten Generation. Die Ähnlichkeit
mit einem sehr kompakten Motor leicht zur ersten Generation wurde in der des Konzepts wird ebenso deutlich
zu realisieren. BorgWarners elektrisch zweiten das Trägheitsmoment von wie die vielen Detailveränderungen.
angetriebener Verdichter eBooster ist so
ausgelegt, dass er auch bei niedriger
Motorlast sehr effizient arbeitet, da er
mit dem Turbolader als zweistufiges
System arbeitet und der Turbolader
den Volllastbetrieb abdeckt. Dies er­­
möglicht eine schnellere Ladedruck­
reaktion und eine effiziente Ladedruck­
erzeugung. Durch das Entkoppeln der
elektrischen Aufladung vom Turbolader
lässt sich dieser besser für den hochlas­
tigen Betrieb auslegen. Dies ermöglicht
einen geringeren Abgasgegendruck im
Krümmer und einen besseren Ladungs­
wechsel, was wiederum zu einer höhe­
ren Motorleistung und einem niedrige­
ren Kraftstoffverbrauch führt. BILD 1 Querschnitt des eBooster Generation 1 (links) und 2 (rechts) (© BorgWarner)

MTZ 09|2020   81. Jahrgang 47
ENT WICKLUNG  Aufladung

SINUS- UND Blockkommutierung Sinuskommutierung


BLOCKKOMMUTIERUNG
Steile Kommutierung in 60°-Schritten „Weiche” Kommutierung

Der neue eBooster verwendet anstelle Nur zwei zugeschaltete Phasen Alle drei Phasen zugeschaltet
der Blockkommutierung des Vorgängers Geringere Rechenleistung Höhere Rechenleistung
nun eine Sinuskommutierung. Die drei­ Höhere Drehmomentwelligkeit Kleinere Drehmomentwelligkeit
phasige Kommutierung mit variabler
Akzeptables NVH-Verhalten Verbessertes NVH-Verhalten
Frequenz und Amplitude wird für den
Antrieb des PMS-Motors aus der Gleich­ TABELLE 2 Technische Daten eBooster Generation 1 und 2 (© BorgWarner)
spannung generiert. Die Signale für die
Schalter der drei Halbbrücken der Leis­
tungsstufe werden durch einen sensor­
losen FOC-Algorithmus erzeugt. niedriger Spannung oder bei hoher Ge­­ mit an­­gemessenem La­­dezustand der
Bei Blockkommutierung variiert der schwindigkeit mit reduziertem Dreh­­ Batterie typisch ist. Der neue EMV-
Strom in jeder Phase schnell, wohin­ momentbedarf von Vorteil. Filter unterstützt eine leistungsfähi­
gegen der weichere Übergang bei der Die Hauptmerkmale beim neuen gere Gleichstromversorgung und da­­
sinusförmigen Kommutierung weniger Auf­­bau sind die schnellere Strom- und mit eine hö­­here Leistung. Da­­r über
Stromschwankungen verursacht. Das Drehzahlregelung mit 40 μs Zyk­luszeit hinaus können die Betriebsgrenzen
führt zu geringeren Wirbelstromverlus­ des PI-Reglers (proportional-integral bei hoher Drehzahl und niedriger
ten im Elektromotor und ermöglicht con­t roller) bei 28 kHz Puls­­weiten­­mo­­­ Spannung sogar kurzzeitig um 55 %
eine höhere Spitzenleistung sowie den dulation (PWM), die Strommessung erhöht werden – mit dem positiven
Dauerbetrieb des eBooster. TABELLE 2 aller drei Phasen, der Überstromschutz Effekt einer Feldschwächung.
fasst die wichtigsten Merkmale beider für Hard- und Software sowie eine per­
Ansteuerungen zusammen. ma­nente Aufladung dank des modell­­
SOFTWAREKOMPONENTENSCHUTZ
Die Phasenströme werden in zwei basierten Komponentenschutzes.
Vektoren eines felderzeugenden Stroms BILD 2 stellt die Vorteile der FOC zu­­ Zum Schutz der Komponenten wur­
(id) und eines drehmomenterzeugenden sammen. Zu sehen sind die Leistung  den drei Heißleiter-Temperatursenso­
Stroms (iq) mit FOC aufgeteilt, was es und das Drehmoment des Elek­tro­mo­­ ren auf der Leiterplatte aufgebracht.
ermöglicht, den PMSM in einem Feld­ tors in Abhängigkeit der Motordreh­ Diese Sensoren messen sowohl die
schwächungsbereich zu betreiben. zahl. Die Spannung liegt bei 42 V, Temperatur des Kühlmittels als auch
Dies ist an Betriebspunkten mit sehr was für 48-V-Systeme unter Last und die Temperatur der Steuer- und Leis­

Motorcharakteristik eBooster bei 42 V Gleichspannung


0,90

0,85

~20 % mehr Drehmoment


0,80
bei 42 V (kurzzeitig)

0,75 ~5
5
bei % m
42 ehr
V( L
Drehmoment [Nm]

0,70 kur eistu


zze ng
itig
)
0,65

0,60

0,55 Hohes Drehmoment bei 42 V


Hohe Leistung bei 42 V
0,50 Drehzahlbegrenzung eBooster
Standarddrehmoment bei 42 V
0,45 Standardleistung bei 42 V

0,40
30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000
Drehzahl [1/min]
BILD 2 Erweiterung der Drehmoment- und Leistungsfähigkeit des neuen eBooster (© BorgWarner)

48
Anforderungen, von stationärer Voll­
last bis hin zu sehr transienten Betriebs­
phasen. In all diesen Fällen hilft der
eBooster, die Wirtschaftlichkeit im un­­
teren Drehzahlbereich zu verbessern –
ent­weder, um durch kurzzeitiges Zu­­
schalten diesen Bereich auf dem Weg
hin zum optimalen Motorbetriebspunkt
deutlich schneller zu durchfahren oder
um durch längeres Zuschalten auch die­
sen Bereich besser nutzbar zu machen.

ZUSAMMENFASSUNG

BorgWarners eBooster ergänzt die


konventionelle Turboaufladung.
Er ermöglicht Downspeeding und
Downsizing, was zu einem reduzier­
ten Kraftstoffverbrauch des Motors
BILD 3 Vergleich der Volllastkurve mit und ohne eBooster (teilweise schematisch) (© BorgWarner) führt. In einem 48-V-Bordnetz kön­
nen bis zu 7 kW elektrische Leistung
erzeugt und in Pumpleistung umge­
setzt werden. Durch die verbesserte
tungselektronik auf der Leiterplatte. neuen Konzept im Gleichtakt- und Diffe­ Ansteuerung ist nun ein Dauerbetrieb
Kri­tische Temperaturen werden durch renzialmodus als Filter zu fungieren. bei 2,5 kW möglich. Dies führt zu
ein ausgeklügeltes, auf den Mes­sungen Die weiterentwickelte zweite Genera­ einem besseren Drehmoment im unte­
der Sensoren basierendes Modell ermit­ tion kombiniert die Differenzial- und ren Drehzahlbereich, auch im statio­
telt. Daraus wird eine Komponen­ten­ die Gleichtaktdrossel in einem Bauteil. nären Motorbetrieb. Wichtigste Ziele
schutzstrategie abgeleitet, die eine in­­ Bei der speziellen Konstruktion des bei der Entwicklung waren die Verbes­
telligente Leistungsreduzierung des Ferrit-Kerns wird der äußere Ring des serung des Wirkungsgrads von Leis­
eBooster in Abhängigkeit von den Ferrits als gemeinsame Gleichtaktimpe­ tungselektronik, Elektromotor und
maximal zulässigen Temperaturen danz verwendet, die Zunge zusammen Verdichter. Ergebnis ist eine sehr
in kritischen Bereichen vornimmt. mit einem vordefinierten Luftspalt und gute Gesamteffizienz, die dazu bei­
Selbst unter harten Einsatzbedin­ der äußere Ring als Gegentaktimpedanz. trägt, die Belastung des elektrischen
gungen vermeidet dieses Temperatur­ Der Hauptvorteil des Designs sind die Systems im Fahrzeug zu reduzieren.
modell übermäßige thermische Be­­las­ geringen Gleichstromverluste aufgrund Verbesserungen bei der elektromag­
tungen von eBooster-Komponenten. der niedrigen Stromdichte in den Sam­ netischen Verträglichkeit und dem
Die berechneten Temperaturen werden melschienen. Zusätzlich kann der Diffe­ Geräuschverhalten gehören ebenso
in einen prozentualen Bereich skaliert renzialmodus durch die Konstruktion zu den erreichten Entwicklungszielen.
und in einem Auslastungsindex zusam­ des Kerns beeinflusst werden und der Der eBooster stellt auch bei niedrigen
mengefasst. Die höchste Temperatur magnetische Fluss wird hauptsächlich Motordrehzahlen Ladedruck zur Ver­
bestimmt den Prozentsatz dieses Index im Ferritkern gehalten. fügung, bei einer Hochlaufzeit von
und wird der elektronischen Steuer­ weniger als 190 ms, was zu einem
einheit des Fahrzeugs über die CAN- hervorragenden Ansprechverhalten
INTEGRATION IN NUTZ­­
Schnittstelle mitgeteilt. Es können führt. Diese Vorteile gelten sowohl
FAHRZEUGANWENDUNGEN
ein Übertemperaturalarm und Tem­ für die Anwendung bei Pkw als auch
peraturwarnungen kommuniziert Der eBooster eignet sich neben Pkw- auch bei Nutzfahrzeugen.
werden, die dann ein Temperatur­ für Nutzfahrzeugmotoren mit bis zu 5 l
management ermöglichen. Hubraum. Er ermöglicht, dass Motoren
mit reduziertem Hubraum ohne Leis­
tungs- oder Drehmomentverlust 50 bis
OPTIMIERTER EMV-FILTER
60 % hubraumgrößere Motoren ersetzen
Beide eBooster-Generationen ver­wen­ können – während das Ansprechverhal­
den einen EMV-Filter zwischen der ten beibehalten oder sogar noch verbes­
Hauptleiterplatte und der Gleichstrom- sert wird. BILD 3 zeigt den Vergleich von
Versorgung. Eine Umgestaltung war Testergebnissen eines stationär betriebe­
notwendig, um gleichzeitig die Zielset­ nen Motors auf dem Motorprüfstand.
zung höherer Leistung und nied­r igerer Mittelgroße Motoren in Off-Highway-
READ THE ENGLISH E-MAGAZINE
Kosten zu erfüllen. Die Drossel wurde Anwendungen bedienen in der Regel Test now for 30 days free of charge:
optimiert, um nach einem komplett ein breites Spektrum unterschiedlicher www.mtz-worldwide.com

MTZ 09|2020   81. Jahrgang 49

Das könnte Ihnen auch gefallen