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Elektrische Antriebe
in der Bühnentechnik
Stand: 04.03.1997
Erschienen in der
Bühnentechnischen Rundschau 06/1997
INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG ...................................................................................... 2
2 GRUNDPRINZIP................................................................................ 2
3 MOTOREN.......................................................................................... 3
3.1 Gleichstrommotor .............................................................................. 3
3.2 Elektronisch kommutierter Motor .................................................... 3
3.3 Drehstrom-Asynchronmotor ............................................................. 3
3.4 Drehstrom-Synchronmotor ............................................................... 4
4 STELL- UND REGELUNGSGLIEDER ........................................... 4
4.1 Allgemeines ........................................................................................ 4
4.2 Stell- und Regelungsglieder für Gleichstrommotoren .................. 4
4.2.1 Netzgeführter Stromrichter ............................................................... 4
4.2.2 Gleichstrom-Servoverstärker ........................................................... 4
4.3 Umrichter für elektronisch kommutierte Motoren.......................... 5
4.4 Stellglieder für Drehstrommotoren .................................................. 5
4.4.1 Netzbetrieb.......................................................................................... 5
4.4.2 Sanftanlaufgerät................................................................................. 5
4.4.3 Frequenzumrichter............................................................................. 5
4.4.4 Digitaler Pulsumrichter...................................................................... 5
5 RESÜMEE .......................................................................................... 6
Rudolf Timmes
Teta Automation GmbH
Marie-Curie-Straße 5
47475 Kamp-Lintfort
Tel. 02842 96642-12
Fax 02842 96642-27
Email Timmes@Teta-Automation.de
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RUDOLF TIMMES
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gen die Verhältnisse komplizierter, da Mo- nen. Bei Nebenschlußmotoren werden stung eine geringere Stromstärke benötigt
torstrom und Moment nichtlinear miteinan- der Stator und der Anker parallel geschal- wird.
der verknüpft sind. Hier sind noch weitere tet und von einer gemeinsamen Span-
Meßwerte erforderlich. Die Drehzahl wird nungsversorgung betrieben, bei Reihen-
mit analogen oder digitalen Tachogenera- schlußmotoren werden Stator und Anker 3.3 Drehstrom-Asynchronmotor
toren, die meist integraler Bestandteil der in Reihe geschaltet, so daß sie von einem
Motoren sind, gemessen. Diese Meßgrö- gemeinsamen Strom durchflossen wer- Ebenso wie der elektronisch kommutierte
ßen werden dem Stell- und Regelungs- den. Motor arbeitet auch der Asynchronmotor
glied als Istsignal zugeführt. ohne Kollektor und Bürsten. Der Stator
Wegen ihrer sehr guten, relativ lastunab- des Motors ist mit einer dreiphasigen
Die Positionsregelung erfolgt durch über- hängigen regelungstechnischen Eigen- Wicklung ausgestattet, die beim Anschluß
geordnete Rechnersysteme, auf die hier schaften haben sich in der Bühnentechnik an ein Drehstromnetz ein umlaufendes
nicht näher eingegangen werden soll. permanenterregte und elektrisch fremder- Magnetfeld erzeugt, ohne daß eine
regte Gleichstrommaschinen durchge- zusätzliche mechanische oder
setzt. Der Vorteil der magnetischen Per- elektronische Kommutierung notwendig
3 MOTOREN manenterregung liegt in einem geringeren wäre. Je nach Art der Wicklung können
Steuerungs- und Verkabelungsaufwand. die Felder zweipolig, vierpolig, sechspolig
3.1 Gleichstrommotor usw. ausgeführt werden. Ein zweipoliges
Sonderausführungen der Gleichstromma- Feld führt am 50-Hz-Netz zu einer
Bis vor etwa 10 - 15 Jahren wurden dreh- schinen wie Scheibenläufermotoren und Umlauffrequenz von 3.000 min-1, ein
zahlregelbare Antriebe fast ausschließlich Schrittmotoren haben wegen ihrer gerin- vierpoliges zu 1.500 min-1, ein
durch Gleichstrommotoren realisiert. gen Motormomente in der Bühnentechnik sechspoliges zu 1.000 min-1. Für die
keine Bedeutung. Bühnentechnik kommen wegen der
Die Statorerregung erfolgt je nach Bauart drehzahlabhängigen Geräuscherhöhung
des Motors durch Permanent- oder Elek- nur vier oder besser sechspolige Motoren
tromagneten. Der Rotor ist in jedem Falle zum Einsatz.
mit einer Wicklung versehen. Der Strom 3.2 Elektronisch kommutierter Motor
Bei der Erzeugung des Magnetfelds des
wird über Bürsten und einen Kollektor (= Beim elektronisch kommutierten Motor Rotors macht man sich zunutze, daß sich
Kommutator) so zugeführt, daß er im Be- (EC-Motor) werden die prinzipbedingten ändernde Magnetfelder in elektrischen Lei-
reich der neutralen Zone seine Flußrich- Nachteile des durch Permanentmagneten tern Spannungen induzieren. Um diesen
tung ändert und damit eine Umkehr der erregten Gleichstrommotors, wie die Wär- Effekt auszunutzen, wird der zylindrische
Rotorkraftwirkung bewirkt, so daß eine meentwicklung im Rotor und Problematik Rotor an seiner Oberfläche mit Stäben
umlaufende Bewegung erzielt wird. der mechanischen Kommutierung, um- belegt, die an den Stirnseiten
gangen. Dazu wird der Aufbau des Motors kurzgeschlossen werden, so daß die Form
Diese Art der mechanischen Kommutie- im Vergleich zum Gleichstrommotor genau eines Käfigs entsteht. In den Stäben
rung ist mit einigen Nachteilen behaftet. umgekehrt: Die Wicklung wird in den Sta- fließen Ausgleichsströme, durch die
So wird bei höheren Drehzahlen der tor verlegt und die Magnete in den Rotor. Magnetfelder erzeugt werden. Wegen
Stromübergang zunehmend erschwert. Dabei ist anzumerken, daß die Stator- dieser speziellen Rotorart wird der Motor
Dadurch müssen der Stromfluß und damit wicklung dreiphasig ausgeführt wird. Da auch als Kurzschlußläufer oder
das Motormoment eingeschränkt werden. nunmehr der Rotor mit einem stationären, Käfigläufer bezeichnet.
Das bedeutet in der Praxis, daß aufgrund nicht umpolbaren Feld belegt ist, entfällt
dieser „Kommutierungsgrenze“ die Moto- die mechanische Kommutierung des Ro- Rotorspannungen werden nur induziert,
ren erheblich überdimensioniert werden tors. Statt dessen erfolgt eine elektroni- wenn sich das Statormagnetfeld relativ zur
müssen, wenn die Nennlast auch bei Ma- sche Kommutierung des Ständerstromes. Rotorbewegung ändert. Stimmen Rotor-
ximalgeschwindigkeit zur Verfügung ste- Dazu wird die aktuelle Rotorstellung meist drehzahl und Statordrehfrequenz überein,
hen soll. Im Bereich von niedrigen Dreh- mit Hilfe eines Hallgenerators gemessen wird keine Spannung erzeugt, es fließt
zahlen ist die Kühlung eingeschränkt und und einer Steuerungseinheit zugeführt, die demnach auch kein Strom, es wird kein
es besteht die Gefahr des Festbrennens im Ständer ein umlaufendes Magnetfeld Magnetfeld aufgebaut und es entsteht kein
von Kommutatorlamellen. Die Ankerspan- erzeugt. Moment. Die Rotordrehzahl muß daher
nung muß wegen einer begrenzten Span- immer geringer als die Statordrehzahl
nungsfestigkeit der Lamellen beschränkt Elektronisch kommutierte Motoren können sein. Diese Differenz wird Schlupf ge-
werden. Daher sind häufig kostenerhö- ohne ihre dazugehörenden Umrichter nicht nannt. So liefert ein vierpoliger Standard-
hende Transformatoren notwendig. Die betrieben werden, sie bilden mit ihnen ei- motor mit einer elektrischen Umlauffre-
Wärme, die durch die Ankerwicklung im ne funktionsmäßige Einheit. quenz von 1.500 min-1 im Nennbetrieb nur
Innern des Motors entsteht, ist nur eine Wellendrehzahl von ca. 1.380 min-1.
schlecht ableitbar. Der prinzipbedingte Ebenso wie Gleichstromantriebe sind auch
Verschleiß der Bürsten erfordert eine re- elektronisch kommutierte Antriebe sehr Als Sonderbauform werden Asynchronmo-
gelmäßige Wartung. Wegen der geringen gut regelbar. Der Momentenabfall bei ho- toren mit zwei und mehr unabhängigen
Fahrleistungen in den Theatern stellt die- hen Drehzahlen ist weit geringer als beim Wicklungen mit verschiedenen Polzahlen
ser Aspekt anders als im industriellen Fer- Gleichstrommotor. Der Betrieb bei niedri- angeboten. Durch Umschaltung der Wick-
tigungsbereich keine wesentliche Ein- gen Drehzahlen ist unproblematisch, da lung (Polumschaltung) können so mit
schränkung dar. Wärme im Stator entsteht und unmittelbar einem Motor verschiedene Festdrehzahlen
an die Umgebung abgegeben werden eingestellt werden. Die Umschaltung ist
Unabhängig von der Ausführung des An- kann. Da keine Bürsten benötigt werden, auch im laufenden Betrieb möglich.
kerstromkreises haben sich für die tritt kein typischer Verschleiß auf, und die
Statorerregung neben den Wartung kann auf ein Minimum reduziert Der Kurzschlußläufer hat sich wegen sei-
Permanentmagneten Elektromagneten erden. Der Motor kann anders als der nes einfachen mechanischen Aufbaus zu
durchgesetzt. Wird die Erregung durch Gleichstrommotor mit hohen Spannungen einem kostengünstigen Industrie-
einen vom Anker völlig entkoppelten betrieben werden, so daß bei gleicher Lei- Standardmotor entwickelt, der sich durch
Stromkreis durchgeführt, spricht man von einen geringen Verschleiß und damit ein-
fremderregten Maschinen. Bei Ne-
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hergehend einen geringen Wartungsauf- deutlich niedriger als 1,2 m/s ist. Höhere
wand auszeichnet. Er ist prinzipiell weni- Der besondere Vorteil des Synchronmo- Getriebeübersetzungen führen zu niedri-
ger gut regelbar, das gilt insbesondere bei tors liegt darin, daß er der vorgegebenen geren ruckfrei fahrbaren Geschwindigkei-
niedrigen Drehzahlen. Erst durch einen Netzfrequenz - wenn er sie einmal erreicht ten.
erhöhten regelungstechnischen Aufwand hat - mit äußerster Präzision folgt. Das
können ihm Servoeigenschaften „anerzo- bedeutet auch, das mehrere Motoren, die Stromrichter sind bewährte, relativ kosten-
gen“ werden. Doch dann sind hohe Anfor- an demselben Netz betrieben werden, ab- günstige Komponenten, die auch für höhe-
derungen an die Wicklungen zu stellen, solut synchron laufen. Wenn die Statorfre- re Leistungsanforderungen erhältlich sind.
die von Standard-Normmotoren kaum quenz einstellbar ist, kann der Läufer aus Mit ihnen können auch Schwerlastzüge
noch erreicht werden. dem Stillstand „abgeholt“ werden und un- und Bühnenpodien betrieben werden.
ter Berücksichtigung seiner Trägheit auf
Eine Variante des Asynchronmotors ist der jede beliebige Drehzahl bis hin zu einer Häufig bieten Stromrichter die einzige
Schleifringläufer. Er ist mit der gleichen maximal zulässigen Drehzahl eingestellt wirtschaftlich vertretbare Möglichkeit, älte-
Statorwicklung ausgerüstet wie der Kurz- werden. re Maschinerien, deren Mechanik noch
schlußläufer. Die drei Wicklungen des brauchbar ist, mit einer neuen Steuerung
Läufers sind jedoch nicht kurzgeschlos- Der Synchronmotor ist ähnlich aufgebaut auszurüsten. Die früher vielfach eingesetz-
sen, sie werden über Schleifringe aus dem wie der elektronisch kommutierte Motor. ten Gleichstrommotoren, die ja keinem
Motor herausgeführt. Über variable Wider- Der wesentliche Unterschied liegt allein hohen Verschleiß unterworfen waren,
stände kann das Anlaufverhalten des Mo- darin, daß der EC-Motor zusätzlich einen können meist weiterhin genutzt werden.
tors eingestellt werden. Werden die drei Lagegeber zur Messung der aktuellen Ro-
Wicklungen kurzgeschlossen, so unter- torstellung enthält. Nachteilig bei Stromrichtern ist die Ge-
scheidet sich der Schleifringläufer in sei- räuschentwicklung. Ein Netzbrummen von
nen Eigenschaften nicht mehr vom Kurz- 300 Hz ist unüberhörbar.
schlußläufer. 4 STELL- UND REGELUNGSGLIEDER
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4.3 Umrichter für elektronisch kom- 4.4.2 Sanftanlaufgerät Einzelne Hersteller geben für
mutierte Motoren Asynchronmotoren Stellbereiche von
Durch Sanftanlaufgeräte wird der erhöhte 1:100 an. Grenzen sind jedoch dadurch
Umrichter für elektronisch kommutierte Strombedarf in der Hochlaufphase auf ein gesetzt, daß mit abnehmender Frequenz
Antriebe sind ähnlich aufgebaut wie die erträgliches Maß reduziert. Dadurch steht in den Läuferwicklungen kaum noch
Gleichstrom-Servoverstärker. Sie arbeiten ein geringeres Moment für die Beschleu- Spannungen induziert werden, so daß die
ebenfalls mit einem Gleichstrom- nigung zur Verfügung, so daß sich auch Läufermomente entsprechend abnehmen.
Zwischenkreis, der allerdings meist statt mechanisch ein sanfteres Anfahren ergibt. Dieser Effekt läßt sich nur teilweise durch
von einer Gleichstrombrücke von einem eine Erhöhung der Ständerspannung bei
Wechselrichter gespeist wird, mit dem Das Abbremsen erfolgt nach wie vor sehr niedrigen Drehzahlen kompensieren. Eine
überschüssige Energie ins Netz zurückge- abrupt. Erst wenn ein Sanftanlaufgerät weitere Möglichkeit der Erweiterung des
speist werden kann. Auf Netztransformato- auch eine Sanftauslauffunktion umfaßt, ist Drehzahlstellbereichs liegt in der Verdopp-
ren wird verzichtet, da elektronisch kom- mit einer Verbesserung zu rechnen. In je- lung der Motordrehzahl durch Erhöhung
mutierte Motoren mit höheren Spannun- dem Fall erhalten bleibt die Problematik der Drehfeldfrequenz von 50 auf 100 Hz.
gen arbeiten als Gleichstrommotoren. Ein der Lastabhängigkeit. So kann z.B. beim Diese Art der Verbesserung von techni-
6-pulsiger, von einer Pulsbreitenmodulati- Betrieb einer Winde unter Vollast in der schen Daten dürfte schon allein aus Ge-
on gesteuerter Wechselrichter versorgt Startphase das Moment zu gering sein, räuschgründen für die Bühnentechnik
entsprechend der aktuellen Rotorposition um die Last zuverlässig zu halten. Ande- kaum tragbar sein. Hinzu kommt, daß
die drei Statorwicklungen mit Strom. Bei rerseits kann bei einem lastfreien Betrieb Standard-Normmotoren nicht für den Be-
älteren Geräten erfolgt der Stromübergang der mechanische Sanftanlauf zu wenig trieb mit erhöhten Frequenzen ausgelegt
von einer Phase auf die nächste meist tra- ausgeprägt sein. sind.
pezförmig. Kleine Momentensprünge im
Bereich der Übergänge waren die Folge. Eine wesentlich bessere, wenngleich teu- Mit Frequenzumrichtern lassen sich bei
Bei einem sinusförmigen Übergang, wie er rere Lösung, kann mit Frequenzumrichtern überlagerter Positionsregelung durchaus
heute meist realisiert ist, wird dieser Nach- erreicht werden. schon synchrone Gruppenfahrten ausfüh-
teil vermieden. ren. Es muß jedoch sichergestellt werden,
daß alle beteiligten Antriebe ihre minimal
Während bis vor einigen Jahren als elek- 4.4.3 Frequenzumrichter zulässige Drehzahl nicht unterschreiten.
tronische Schalter ausschließlich Transi- Richtungswechsel während der Bewegung
storen eingesetzt wurden, ist man inzwi- Mit Hilfe von Frequenzumrichtern wird aus sind nicht zulässig.
schen zu IGBTs (insulated gate bipolar dem Netz mit seiner starren Frequenz von
transistor) übergegangen, die sich durch 50Hz ein auf Drehstrommotoren zuge-
eine Kurzschlußfestigkeit von ca. 10 Se- schnittenes Spannungssystem mit variab- 4.4.4 Digitaler Pulsumrichter
kunden sowie eine erhöhte Taktfrequenz ler Frequenz geschaffen. Damit ist es
bei gleichzeitiger Reduzierung der An- möglich, die Drehzahl von Synchron- und Gleichstromantriebe und elektronisch
steuerleistung auszeichnen. Asynchronmotoren zu steuern. kommutierte Antriebe sind sehr gut regel-
bar, da das Stator- und das Läuferfelder
Elektronisch kommutierte Antriebe ver- Die Netzspannung wird über eine Dreh- getrennt einstellbar sind. Eines der beiden
meiden die typischen Nachteile der strombrücke in einen Gleichstrom- Felder wird konstant gehalten, z.B. durch
Gleichstromtechnik. Bei ähnlich gutem Zwischenkreis mit einem Pufferkondensa- den Einsatz von Permanentmagneten,
Regelungsverhalten sind sie auch für tor eingespeist. Ein Wechselrichter formt während das andere kontinuierlich verän-
deutlich höhere Motormomente erhältlich. durch entsprechende Ansteuerung seiner dert wird. Beim Asynchronmotor liegen die
Hervorzuheben ist die geringe Geräusch- Brücke aus dem Gleichstrom einen fre- Verhältnisse grundlegend anders. Hier
entwicklung. Das gilt besonders bei An- quenzvariablen Drehstrom, der dem Motor sind das Stator- und das Läuferfeld nicht
wendung der Sinuskommutierung. zugeführt wird. Im Generatorbetrieb wird entkoppelt. Ein Läuferfeld, welches ja
über den Wechselrichter Strom in den durch Induktion entsteht, kann sich nur
Zwischenkreis zurückgespeist. Steigt die ausbilden, wenn sich das Statorfeld be-
4.4 Stellglieder für Drehstrommotoren Spannung des Zwischenkreises über ei- wegt. Das Läuferfeld hängt also von der
nen Schwellwert an, wird über einen elek- Veränderung des Statorfeldes ab. Um
4.4.1 Netzbetrieb tronischen Schalter die überschüssige dennoch eine gute Regelbarkeit zu errei-
Energie einem Bremswiderstand zugeführt chen, werden die Felder durch mathemati-
Der direkte Betrieb von Asynchronmotoren und dort in Wärme umgewandelt. sche Transformationen entkoppelt. Eine
am Drehstromnetz führt zu einem ruckhaf- weitere Problematik ergibt sich dadurch,
ten Hochlauf, wobei die Hochlaufzeiten Synchronmotoren folgen exakt der vorge- daß das Läuferfeld für die Regelung be-
stark lastabhängig sind. Zudem tritt wäh- gebenen Frequenz, während bei Asyn- kannt sein muß. Meßtechnisch kann es
rend der Hochlaufphase ein gegenüber chronmotoren mit einer deutlichen Lastab- jedoch kaum erfaßt werden, da es im rotie-
dem Nennbetrieb um etwa den Faktor 8 hängigkeit der Drehzahl zu rechnen ist. renden Teil anliegt und die Meßwerte nach
stark erhöhter Motorstrom auf, der zu un- außen geführt werden müßten. Abhilfe
erwünschten Netzrückwirkungen führt. Aus Frequenzumrichter erzeugen üblicherwei- schafft ein mathematisches Modell, wel-
diesem Grunde dürfen nur Antriebe bis se Drehfelder im Frequenzbereich zwi- ches auf der Basis der meßbaren Größen
max. 4 KW direkt ans Netz angeschlossen schen 2 und 50 Hz. Damit lassen sich Strangspannungen, Strangströme, Stän-
werden. Die nach dem Hochlauf erreichte Synchronmotoren in einem Drehzahlstell- derfrequenz und Drehzahl das Läuferfeld
Drehzahl ist lastabhängig. Für synchrone bereich von 1:25 betreiben. Ungeregelte nachbildet.
Gruppenfahrten ist der direkte Netzbetrieb Asynchronmotoren erreichen nur einen
daher völlig ungeeignet. Stellbereich von 1:10. Mit Tachorückfüh- Erst durch einen erheblichen mathemati-
rung und Drehzahlregelung läßt sich je- schen Aufwand gelingt es, eine definierte
doch auch für Asynchronmotoren der Be- Abhängigkeit zwischen Stator- und Rotor-
reich auf 1:25 ausdehnen. feld zu erzeugen. Damit ist die Grundlage
für eine dynamische und präzise Regelung
auf der Basis der „feldorientierten Rege-
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lung“ gegeben. Die erreichbare Regelgüte 5 RESÜMEE kommutierte und Asynchron-Kurzschluß-
ist mit der von Gleichstromantrieben und läufermotoren bewährt.
EC-Servoantrieben durchaus vergleichbar. Bild 5-1 gibt einen Überblick über die
Einordnung der beschriebenen Motorarten Die grundlegenden Eigenschaften der drei
Die Wicklungen von Standard- in die Klassen Gleichstrommotor, elektro- Servo-Motorarten Gleichstrommotor, elek-
Asynchronmotoren sind in der Regel nicht nisch kommutierter Motor und Dreh- tronisch kommutierter Motor und Asyn-
für den hochdynamischen Betrieb mit Pul- strommotor. In der bühnentechnischen chronmotor sind in Tabelle 5-1 zusam-
sumrichtern ausgelegt. Rückfragen beim Praxis haben sich permanent- und fremd- mengefaßt.
Motorhersteller sind unumgänglich. erregte Gleichstrommotoren, elektronisch
Permanent- Elektrisch
Scheiben- Schritt- Synchron- Reluktanz- Asynchron-
magnet- erregter
läufer motor motor motor motor
Motor Motor
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Asynchronmotor mit Polumschaltung keine direkter Netzbetrieb 25 1) 4 1) max. 4 Festdrehz. ja undefiniert unmöglich
2)
Asynchronmotor Tacho Frequenzumrichter 1.200 200 1 zu 25 nein undefiniert eingeschränkt
Asynchronmotor (kein Normmotor) Tacho, Lagegeber Digitaler Pulsumrichter 600 100 1 zu 2000 nein ja sehr gut
Fremderregter Gleichstrommotor Tacho Netzgeführter Stromrichter 2.000 300 1 zu 100 nein ja befriedigend
Elektronisch kommutierter Servomotor Tacho, Lagegeber Umrichter 140 22 1 zu 2000 nein ja sehr gut
1)
Beschränkung durch Netzrückwirkungen
2)
Einzelne Hersteller geben auch schon 1:100 an.
Tab. 5-2: Spezifische Daten elektrischer Antriebe inkl. ihrer Stell- und Regelungsglieder
Je größer der Drehzahl-Stellbereich, desto bremsung ist last-, richtungs- und rei- Drehzahl-Sollwerte, die digitalen Stellsi-
feinfühliger läßt sich ein Antrieb fahren. bungsabhängig, so daß ein vorgegebenes gnale und die Rückmeldungen auf separa-
Ein exaktes Positionieren ist nur möglich, Ziel nur ungenau erreicht wird. Eine ten Leitungen übertragen wurden, genügt
wenn auch bei niedrigsten Drehzahlen bis durchgehende Bewegung mit Fahrtrich- heute eine standardisierte Leitung, über
hin zum Stillstand noch ein hinreichendes tungsumkehr ist im allgemeinen Fall un- die sehr viel mehr Informationen übertra-
Motormoment zur Verfügung steht. Nur möglich, da im Bereich niedriger Drehzah- gen werden können, als es früher möglich.
dann sind auch anspruchsvolle Gruppen- len kein oder nur ein zu geringes Moment Dadurch wird die Fehleranalyse erleich-
fahrten möglich, die neben der Drehzahl- zur Verfügung steht. tert. Einschwingvorgänge können aufge-
regelung zusätzlich eine rechnergestützte zeichnet werden und zur Auswertung an
Positionsregelung erfordern. Als Beispiel Während in der Vergangenheit Steuerun- PCs übertragen werden.
sind zeitsynchrone Gruppenfahrten zu gen und Regelungen in diskreter Schal-
nennen, bei denen einzelne Antriebe im tungstechnik ausgeführt wurden, sind die Stell- und Regelglieder, die mit Transistor-
Extremfall sogar im Stillstand im geregel- Hersteller inzwischen dazu übergegangen, oder IGBT-Brücken ausgerüstet sind, wei-
ten Zustand gehalten werden müssen. leistungsfähige Prozeßrechner einzuset- sen, obwohl sie für verschiedene Motorar-
zen. Daraus ergeben sich zahlreiche Vor- ten ausgelegt sind, in ihrer Hardware doch
Sind beste Fahrqualitäten gewünscht, so teile. So lassen sich wesentlich intelligen- große Ähnlichkeiten auf. Die motorspezifi-
kommen bei Neuanlagen nur Asynchron- tere Regelungen realisieren. Die Asyn- schen Funktionen werden durch die Soft-
motoren mit digitalen Pulsumrichtern oder chron-Servoantriebe sind nur durch den ware und die jeweiligen Istwertsignale be-
elektronisch kommutierte Servomotoren Rechnereinsatz möglich geworden. Für stimmt. Dennoch konzentrieren sich die
mit ihren speziellen Umrichtern in Frage. die Inbetriebnahme ergeben sich Verein- meisten Hersteller auf jeweils nur eine Mo-
Gleichstrommotoren sollten nicht mehr fachungen, da alle Parameter direkt als torart. Es ist jedoch durchaus denkbar,
eingesetzt werden, da viele Hersteller Ser- Zahlenwerte einstellbar sind. Dazu wird daß allein durch Softwareanpassung ein
voverstärker nicht mehr pflegen und wei- entweder ein Display und ein Tastenfeld Stell- und Regelglied für verschiedenartige
terentwickeln. Für vorhandene Anlagen direkt am Stellglied oder ein PC benutzt. Motoren eingesetzt werden kann. So
sind die Verstärker häufig noch als Ersatz- Das umständliche Einjustieren an Poten- könnten die bisherigen eingleisigen Ent-
teile erhältlich. Bei geringeren Ansprüchen tiometern oder Trimmkondensatoren ent- wicklungen durchaus in eine gemeinsame
an die Fahrqualität können als Alternative fällt. Bei gleichartigen Antrieben kann die Entwicklung münden. Ansätze dazu sind
durchaus auch kostengünstige Stromrich- für einen Verstärker gefundene Parame- bei einigen Herstellern zu erkennen.
ter eingesetzt werden. trierung auf alle weiteren Antriebe pro-
blemlos übertragen werden. Die Langzeit-
Alle weiteren Antriebe sind für Positionie- stabilität wird erhöht, da sich Alterungs-
rungen nur bedingt geeignet, da mit ihnen probleme und Temperaturänderungen
Zielpositionen nicht geregelt angefahren kaum noch auswirken. Schnelle Rechner-
werden können. Ab einer bestimmten schnittstellen vereinfachen die Einbindung
Drehzahl wird der Antrieb abgeschaltet der Stellglieder in ein übergeordnetes
und mechanisch abgebremst. Diese Ab- Rechnersystem. Während bisher die
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