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Société d'Études Latines de Bruxelles

Die einheimliche Tracht Noricums, Pannoniens und Illyricums und ihre Vorbilder
Author(s): Irma Čremošnik
Source: Latomus, T. 23, Fasc. 4 (OCTOBRE-DECEMBRE 1964), pp. 760-773
Published by: Société d'Études Latines de Bruxelles
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/41523033
Accessed: 04-05-2020 14:40 UTC

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Die einheimliche Tracht Noricums, Pannoniens und
Dlyricums und ihre Vorbilder

Die Studien über die einheimischen Trachten im römischen Reich


sind noch immer selten und unvollkommen. Für manche Gebiete
besitzen wir noch keine systematische Bearbeitung der Trachten,
in anderen wieder wurden sie nur im Rahmen der heutigen Staats-
grenzen und daher auch einseitig behandelt. So gab M. Lang der
autochtonen römischen Tracht in Ungarn den Namen « Die Panno-
nische Tracht» und Geramb der später beschriebenen einheimi-
schen Tracht in Oesterreich, die die gleichen Grundformen zeigte,
den Namen «Die Norisch-pannonische Tracht». Eine eingehende
Analyse der einheimischen Tracht in den im Süden und Osten
angrenzenden Gebieten zeigt aber, dass die im Grund gleiche
Tracht auch im Illyricum und den westlichen Teil Mösiens vor-
kommt. Die neuste sistematische Bearbeitung der Norisch-panno-
nischen (x) Tracht zeigt dass sie auch weiter nach Nordosten von
Norikum verbreitet war. Sie dehnt sich daher über weit grössere
Gebiete, so dass der nahmen norisch-pannonisch nur einen kleinen
Teil ihres Territoriums umfasst, daher nicht zweckmässig ist.
Auf Grund der bearbeiteten Tracht in Bosnien (2), kann mann
jetzt (anschliessend mit anderen karakteristischen Beispielen aus Il-
lyricum und Moesien) einen Vergleich mit der einheimischen
Tracht, besonders der Frauen, in Noricum und Pannonien ziehen.
Weniger einheimische Elemente zeigt die Männerkleidung, doch
sind auch diese Elemente notwendig, um durch einen Vergleich,
einen allgemeinen Überblick über diese einheimische Tracht zu
gewinnen. Die Analyse der Tracht in Bosnien zeigte dass auch
der Gewandschmuck eine sehr wichtige Rolle in der einheimischen

(1) Im diesen Artikel konnte ich nur die Resultate dieser ausführlichen Bearbeitung
der Norisch-pannonischen Tracht durch Dr Garbsch berücksichtigen, dank eines aus-
führlichen Berichtes, an dem ich Dr Garbsch hier bestens danke.
(2) Irma Cremošnik, Trachtendarstellungen auf römischen Denkmälern in Bosnien und der
Herzegovina in Glasnik Zemaljskog muzeja, N.S. XVIII, 1963, S. 103.

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT NORICUMS^ P ANNONIENS U. ILLYRICUMS 761

Tracht spielt, darum auch herangezogen werden muss. Dazu


dienen uns meistenteils nur die Steindenkmäler, da Dr Garbsch
systematisch die Funde der charakteristischen pannonischen Fibel
und Gürtelschmuckes auch in Illyricum, soviel es die noch spärlichen
Funde ermöglichen, bearbeitet hat. Diese bekannten charakteris-
tischen Elemente einzelner Gegenden ermöglichen nachher auch
die gemeinsamen Grundformen dieser Tracht zu besprechen und
nach ihrem gemeinsammen Ursprung zu forschen.

1. - Vergleich der Trachten

Die Männertracht . Die Tracht der Männer im Illyricum und


Westmoesien entspricht im allgemeinen jener der norisch-panno-
nischen Denkmälern. Meistens tragen sie das Hemd mit langen
Aermeln einheimischen Ursprungs und den Mantel (sagum) (1).
Mann kann beides als eine einheimische Tracht ansehen, da wir
beinahe auf allen Denkmälern nur diese Tracht finden. Am Man-
tel findet mann auch im Illyricum die schon bekannten Fransen (2)
als Putz auf dem unterem Saum des Mantels, oder die Metalkugeln
die die Ecken des Mantels beschweren.
Gleichfalls findet mann als eine Besonderheit auch in Illyricum
die langen Hosen. Nur anstatt der Filzsocken wie in Noricum,
erscheinen im Illyricum Wohlsocken die über die Hosen bis zum
Knie langen und dazu die Opanken (3), und diese Nationaltracht
lebt auch heute noch in Dalmatien und der Herzegovina. Lange
Hosen bis zu den Knöcheln trägt auch ein Krieger auf dem Dank-
mal aus Pritoka (4) wie auch Figuren die als Illyrier bezeichnet
werden auf Denkmälern in Dalmatien (5). Daher kann mann die
Hosen, die öfters auch in Noricum vorkommen, auch in Illyricum
als eine Nationaltracht ansehen.
Keine Analogien findet mann bisher in Illyricum für den im
Noricum erscheinenden Leibrock und Kurzrock (e). Die Paenula

(1) I. Čremošnik in Glasnik Zemaljskog muzeja , XVIII, S. 104.


(2) Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bos. und der Herzegovina, IV, 1896, S. 252, Abb.
12 : GZM, 1932, Taf. XII, 12, 13 : GZM, XLVII, 1936, Taf. V, 1.
(3) GZM , XVIII, 1963, Abb. 2
(4) D. Sergejevski in GZM , 1939, S. 9, Taf. V, 5.
(5) M. Abramič, Časopis za zgodovino in narodopisje , XXXII, 1937, 14-17.
(6) F. Jantsch in Carinthia /, 124, 1934, 71.

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762 I. ČREMOŠNIK

erscheint nur sehr selten (in Dal


so populäre cucullus, wengleich d
cucullus bei den illyrischen Libu
Der cucullus ist noch heute in der Nationaltracht in Dalmatien
und Herzegovina verbreitet, und wurde hier vermutlich schon zur
Römerzeit getragen. Einen kurzen cucullus finden wir auf der
Hirtin der Stele aus Priluka (2) (Livno, WestBosnien)! die aus-
nahmsweise eine zweimalgegürtete Tunica trägt, aus schwerem Ma-
terial, eng anliegend und nur bis zu den Knien reichend und wenig
Aenlichkeit mit der klassischen Tunica zeigt. Es wird wohl die
Tracht der Hirtinen sein, und der kurze cucullus, die alicula der
Hirten (3), im Gegensatz zur feineren gleichartigen Caracalla die
die Frauen auch in Gallien zum Havelock tragen (4).
Das Hemd wird von Geramb als eine uralte autochtone Tracht
bezeichnet, dass sicher auch für Illyricum und Moesien gilt. Mei-
stens sind auch hier die Ärmel lang und eng. Doch auf einigen Denk-
mälern sind sie unten breit wie bei der Dalmatika (5) Taf. XXXIV,
Abb. 2). Die Dalmatika sollte der Herkunft nach aus Dalmatien stam-
men (e), daher konnte sie hier auch mehr verbreitet sein. Der Edikt
Diokletians (7) erwähnt auch Dalmatikas ohne den Purpurstreifen,
die sicher auch als Unterkleid getragen wurden, da sie, den Quellen
nach im in. Jahrhundert die Tunica ganz verdrängt haben soll.
An die Dalmatika errinern auch zwei Beispiele der Trachten mit
Purpurstreifen. Auf dem Relief aus Zaječar (Serbien) (8) tragen
die Figuren das gleiche Gewand mit zwei vertikalen und den Hals
umsäumenden Streifen wie die mittlere Figur mit Dalmatika auf
einer Freske in den Katakomben von Rom (9). Auf dem panno-

(1) Mart., I, 53, 3 und XIV, 139 ; H. Blümner, Die römischen Privataltertümer in Hand-
buch der klassischen Altertumswissenschaft , IV, 2, München, 1911, 208.
(2) GZM , XVIII, 1963, Abb. 2.
(3) Victor Geramb, Steierisches Trachtenbuch , Die norisch-paruionische Tracht , Graz,
1932, 155.
(4) Б. Espérandieu, Recueil général des Bas-Reliefs de la Gaule romaine , III, Paris, N0B
3176 et 3944.
(5) GZM , XVIII, 1963, Abb. 1.
(6) Isro., IX, 33, 1.
(7) Theodor Mommsen, Das Edict Diokletians . De pretiis rerum Venalitan an 301 in K.S.
Gesellschaft der Wissenschaft ., phil.-hist. Cl., 1851, c. vii.
(8) N. Vulič in Spomenik srp, kr. Akademije , LXXI, 1931, Nr. 178.
(9) Wilpert, Die Gewandung der Christen in den ersten Jahrhunderten, Köln, 1898, Abb. 19.

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT NORICUMS, P ANNONIENS U. ILLYRICUMS 763

nischen Totenmahl aus Tubi či (Drinagebiet) (x) errinert das lange


Kleid der Figur neben dem Tische mit zwei Streifen an die lange
Frauendalmatika. Bei dem reich mit Streifen verzierten autoch-
tonen Kleid der Frau auf dem Denkmal von Vašarovina (Livno-
Westbosnien) (2) sieht mann nur die zwei Streifen auf dem Rocke
(der dritte Streifen gehört scheinbar der Schürze). Diese Streifen
erscheinen auf der Tracht auch im Noricum. Geramb (3) deutet
sie zuerst als Dalmatiken, in der zweiten Ausgabe seines Buches
betonnt er aber, dass die zwei Streifen oft vorkommen auch auf
der Tracht der keltischen Stämme in Gallia und Belgia, also auch
ein Schmuck der keltischen Tracht ist. Diese einzelnen Beispiele
in Illyricum und Moesien geben nicht die Möglichkeit über den
Ursprung der Verzierung ein entgültiges Urteil zu machen.

Die Frauentracht . Die typischen Kleidungsstücke der einheimischen


Frauentracht kommen auch in Illyricum und Moesien sehr häufig
vor, nur im Küstenteil Dalmatiens und um die grösseren römischen
Ansiedlungen wird sie verdrängt durch die römische Tracht. Die
drei Hauptteilen der Tracht das Unter- und Oberkleid (Taf. XXXVI,
Abb. 6) und der Mantel in Form eines Umhanges sind in allen Ge-
genden in Grund die gleichen. Nur kommt in Illyricum und Moesien,
soviel mann auf Grund der manchmals sehr schlecht erhaltenen Stel-
len urteilen kann, vorwiegend der Doppelrock mit Fibeln auf der
Schulter gehalten vor, dagegen in Noricum und Pannonien der
Kimonodoppelrock ohne der Fibeln gerade so beliebt ist. Bisher er-
scheint der Kimonodoppelrock nur auf einem Cippus in Ustikoline
(Drinagebiet (4) und auf einer Stelle in Bitolj (Dardanien) (6). Daher
kann mann als die eigentliche autochtone Tracht in Illyricum und
Moesien den Doppelrock mit Fibeln auf der Schulter gehalten an-
sehen.
Weniger sind wir informiert über die Art der Gestaltung des
eigentlichen Rockes des Doppelkleides. Nach den paar Reliefen
die die ganze Figur zeigen (e), scheint er ähnlich gewesen zu sein

(1) VuLič, Spomenik LXXI, Nr. 19.


(2) GZM, XVIII, 1963, S. 112, Abb. 6.
(3) Geramb, Die norisch-parmonische Tracht , Graz, 1932, 168 und Ausgabe aus 1933,
S. 171.
(4) D. Sergejevski in GZM , 1936, 7, Taf. I, 10.
(5) N. Vulič in Spomenik, LXXV, 1933, Nr. 8.
(6) N. Vulič in Spomenik, XCVIII, Nr. 131 : Wissenschaftliche Mittelungen , IX, 164,
Abb. 87; GZM , 1958, 147, Taf. II, 1.

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764 I. ČREMOŠNIK

wie auch in Noricum und Pan


bis unter die Knie, der längere l
zu sehen. Bei einigen Figuren (*
weit und steif und sieht ähnlic
aus, doch die Fibeln auf den Sch
rock ist. Diese breiten röcke ko
Der Doppelrock wurde manchma
der Arbeit. Die übliche Schürze
sehr beliebt war, ist bisher sch
geschmückten, Kleid der Stele a
In Illyricum und Moesien ers
Kleid ohne dem Doppelrock. Das
der (Zenica, Begrad) (4), und Die
war. Es muss auch sonst beliebt
in Westmösien, und auf den T
Drinafluss (5) als langes Kleid. E
Kleid mit weitem Rock, gegür
Diana aus Opačiéi (e), der Frau a
auch der Nymphen auf dem Re
kann es wohl als autochton anse
Kultreliefen erscheint.
Der Mantel, der mann wie ein Pläd nur um die Schulter hängte
zeigt keine Besonderheiten in Illyricum und Moesien. Er wird auch
hier durch die eng an den Körper gepressten Armen gehalten, oder
auf der Brust gekreuzt (9), oder wird er auf der Schulter zusammen-
gerrafft und fällt in senkrechten Falten herunter (Taf. XXXVII,
Abb. 9) und die Enden werden mit den Händen zusammenge-
halten (10). Während in Pannonien alle diese Arten vertreten sind,

(1) N. VuLié in Spomenik , XCVIII, Nr. 325 und 479.


(2) Archeologiai Ertösitö , 1903, XXIII, 227, Abb. 2.
(3) C. Patsch in Wissenschaftliche Mitteilungen , XI, 178, Abb. 126.
(4) D. Sergejevski in GZM , 1932, Taf. XX, 9 und N. Vulió in Spomenik , LXXI,
1931, Nr. 615.
(5) GZM , 1934, 18, Abb. 24, Taf. V und 1936, Taf. I, 11. ; N. Vulič, in Spomenik ,
XLVII, S. 112, 47, 133.
(6) D. Sergejevski in GZM , 1929, Taf. IX und X.
(7) D. Sergejevski in GZM, 1932, Taf. XX, 7.
(8) Ibidem , S. 96, Abb. 1.
(9) D. Sergelevski in GZM, 1928, S. 88, Abb. 8 und N. Vulič in Spomenik , XCVIII,
1941-48, Nr. 192-247.
(10) N Vulič in Spomenik , XLVII, S. 112.

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT NORICUMS, P ANNONIENS U. ILLYRICUMS 765

ist die erste Art vorwiegend in Illyricum und Moesien, die ande-
ren erscheinen nur vereinzelnd.

Die Kopfbedeckung . Die autochtonen Elemente der Tracht sind


besonders in der Kopfbedeckung erhalten geblieben. Wie in Nori-
cum und Pannonien die pannonische Haube so ist in Illyricum und
Moesien das Kopftuch in Form eines Schleiers am meisten ver-
breitet. Das Kopftuch konnte mann bisher auf den Reliefen um
Glamoč (Westbosnien) (x), Konjic (Herzegovina) (2), Pljevlje (3),
Prijepolje (4) und Peč (Südwestserbien) (5) und Nis (Ostserbien (6)
feststellen. Es wäre falsch sie schon heute nur auf diese Gebiete
zu beschränken, da wir aus manchen Gebieten noch keine Stein-
denkmäler besitzen. Das grosse Territorium auf dem dieses Kopf-
tuch erscheint und so auch die Mehrzahl der Kopfbedecking bil-
det, lässt das Kopftuch als die eigentliche autochtone Kopfbedeck-
ung in Illyricum und Moesien erscheinen.
Kleiner ist die Zahl der Pannonischen Hauben. Sie erscheinen
besonders in nördlicheren Teilen Bosniens und im Gebiet um den
Drinafluss, in dem schon früher rege Beziehungen zu Pannonien
bezeugt sind, und daher wird mann sie dem Einfluss Pannoniens
zuschreiben müssen. Es erscheint sowohl die grosse Pannonische
Haube (7) wie auch die kleine in Form einer Kappe mit umge-
schlagenen Rand (8). Nur zwei Beispiele zeigen eine besondere
Form denn das Kopftuch wird über der Stirn gekreuzt und sieht
einem Turban ähnlich (9).

Gewandschmuck . Der einheimischen Frauentracht gibt auch der


reiche und etwas derbe Schmuck ein originelles Aussehen. Nach

(1). D. Sergejevski in GZM, 1928, S. 88, Abb. 8 ; GZM , 1929, S. 97 ; GZM, 1935,
S. 19, Taf. V, 4.
(2) Wissenschaftliche Mitteüungen aus В. u. IX, S. 255, 258, 263, 247 ; WMBuH ,
IV, S. 255 ; GZM , 1935, S. 9, Taf. V, 3.
(3) С. Patsch in WMBuH, XII, 121 und D. Sergejevski in GZM , 1935, S. 20;
GZM , 1933, 9, Taf. V, 4.
(4) N. Vulič in Spomenik, LXXI, Nr. 328, 329.
(5) N. Vulič in Spomenik , LXXI, Nr. 272 und 280.
(6) N. Vulič in Spomenik, LXVII, 1909, S. 149.
(7) D. Sergejevski in GZM , 1934, Taf. I, 17 und II, 19; GZM , 1935, S. 19, Taf.
IV, 2 ; GZM , 1948, S. 174, Taf. III.
(8) D. Sergejevski in GZM , 1935, str. 19, Taf. V, 3 ; GZM , 1943, S. 12, Abb. 12 ;
С. Patsch in WMBuH , XI, S. 160, Abb. 72 und S. 164, Abb. 87.
(9) D. Sergejevski in GZM , 1936, S. 7, Abb. 4 und Taf. III, 15 ; GZM, 1948, S. 171,
Abb. 3.

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766 I. ČREMOŠNIK

den bisherigen Abbildungen auf d


Schmuck in Noricum und Pannon
In Moesien erschien bisher nur
Noricum und Pannonien ist charakteristisch der Brustschmuck der
meistens aus drei Agraffen verbunden mit Ketten besteht (Taf. XXXV,
Abb. 3), und mehrere Varianten zeigt. In Zentral- und Ostbosnien
und Nordherzegovina erscheinen auf den Fibeln herzförmige Anhän-
ger in Form des Efeublattes (x) und ein Brustschmuck der aus Ketten
und denselben Anhängern besteht und verschiedene Kombinationen
zeigt (2). Jedes Beispiel dieser Varianten des Schmuckes ist anders
gestaltet. Dieser Brustschmuck ist meistens, wie auch in Noricum
mit Ketten mit den Fibeln auf den Achseln verbunden (Taf. XXXIV,
Abb. 2).
Wengleich wir diesen Schmuck als charakteristisch für die ge-
nannten Gegenden Bosniens und der Herzegovina bezeichnen kön-
nen, da er hier besonders oft erscheint, scheint er doch nicht streng
auf diese Gegenden begrenzt gewesen sein. Fibeln mit Anhänger
ercheinen auch in Pannonien (Bucurest) (3) und auf einer Stele
in Emona (4). Die Fibel, an der eine Kette hängt auf derem an-
derem Ende eine runde Schliesse ist zur Befestigung auf dem Gür-
tel, findet mann unter den archäologischen Funden in Pannonien
(Bucurest) (6) wie auch auf den Denkmälern von Zenica (e) (Taf.
XXXIV, Abb. 1). Die Anhänger befinden sich auch auf den Agraf-
fen des Brustschmuckes in Noricum (Taf. XXXV, Abb. 4). Leider
ist gerade dieser spezielle Brustschmuck der Frauen - die Agraffen
mit Ketten verbunden in Noricum und die Ketten mit Anhänger
geschmückt die die Fibeln verbinden in Bosnien, - unter den römi-
schen archäologischen Funden noch nicht bezeugt, ausser der Kette
die die Fibeln verbindet oder die Fibel mit dem Gürtel verbindet
(Bucurest). Ähnliche prähistorische Funde geben uns mehr Ver-
gleichsmaterial, darüber weiter gesprochen wird.

(1) WMBuH , XI, S. 159, Abb. 70 und S. 177, Abb. 124 ; und GZM, 1935, Taf. V, 3.
(2) WMBuH , XI, 159, Abb. 71 und GZM , 1935, S. 19, Taf. IV, 3 ; GZM , 1932,
Taf. XXI, 10.
(3) E. V. Patek, Verbreitung und Herkunft der römischen Fibeltypen in Pannonien in Diss.
Pam ., Ser. II, 19, Budapest, 1942, Taf. IX, 7.
(4) Hoff ILLER-S aria, Antike Inschriften aus Jugoslawien , Zagreb, 1938, Nr. 57 und 215.
(5) E. V. Patek, op. cit., Taf. IX, 10.
(6) GZM , XVIII, 1963, S. 116, Abb. 9.

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT NORICUMS, P ANNONIENS U. ILLYRICUMS 767

2. - Die Vorbilder der einheimischen Tracht

Aus dem Vergleich besonders der charakteristischen autochtonen


Frauentracht in Noricum, Pannonien, Illyricum und Westmoesien
kommt mann zum Schluss, dass dieses grosse Gebiet im Grund die
gleiche Tracht zeigt, und in manchen Gegenden nur einzelne cha-
rakteristische Elemente aufweiset. Diese Elemente, wie beim
Schmuck und der Kopfbedeckung, sind auf einzelne Gegenden be-
schränkt, was auf regionelle Elemente schliessen lässt, das Geramb
schon für Noricum angenommen hat (1). Die charakteristischen
Elemente besonders beim Schmuck lassen sich verfolgen bis tief in
die Vorzeit (2) und lassen auch die Herkunft der Tracht in anderen
Lichte erscheinen.
Ein wichtiger charakteristischer Bestandteil dieser Tracht sind
die zwei Fibeln mit denen das Gewand zusammengehalten wird
auf der Schulter und die auch manchmal mit einer Kette verbun-
den sind. Das älteste Beispiel solcher Art Gewandschmuckes sind
die Gewandnadeln aus der Hallstatzeit die auch manchmal mit
der Kette verbunden sind. In Europa kommen sie sporadisch
vor (3) mehr Beispiele finden wir in Illyricum (4) und Griechen-
land (6). Nadeln die das Kleid auf der Schulter zusammenhalten
und mit Ketten verbunden sind, sind ein Bestandteil auch der grie
chischen archaischen Tracht wie die François-Vase zeigt (6). So
können wir die Art des Gewandes das auf der Schulter befästigt
wird auch als eine Urtracht betrachten, ähnlich wie auch Geramb
für das Hemd mit langen Ärmeln angenommen hat. Es bestan-
den sicher mehrere Möglichkeiten, wie mann diese Art der Klei-
dung trug, da wir sie auch bei Männern auf der François- Vase
finden (7). Doch schon die ältesten Abbildungen solcher Trach
bei Frauen, wie zum Beispiel auf den Vasen des v.-iv. Jahrhunderts
(Taf. XXXVI, Abb. 8) (8) zeigen grosse Ähnlichkeit mit dem Dop-

(1) V. Geramb, op. cit., S. 205.


(2) An dem Hinweis auf die Bearbeitung prähistorischen Schmuckes Jacobsthal
danke ich dem Prähistoriker, Kolegen Boro Čovič.
(3) Paul Jacobsthal, Greek Pins , Oxford, 1956, S. 116.
(4) Ibidem , Glasinac, Fig. 342 und Trebenište, Fig. 123.
(5) Ibidem . Fig. 58 und 340, 341.
(6) Ibidem , Fig. 331.
(7) Ibidem , Fig 332.
(8) Ibidem , Fig. 338.

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768 I. ČREMOŠNIK

pelrock der norisch-pannonische


dieses einfache Kleid mit Nadeln o
ten damals auch schon in andere
barländern Griechenlands, verbrei
Griechenlands zu diesen Ländern
solchen Gewandschmuckes das b
Neben der Nadel erscheint spät
auch bei den Fibeln. Einzelne Be
stattzeit in Europe (*) und Grie
erscheinen sie in der Lateinzeit
Römerzeit. Wir finden sie zur
sinac (3) in den Ostalpenländer
Beispiele kommen auch weiter in
Laten I und II (450 bis 300 vor
sie auch zur Römerzeit (7) und
zwei merowingischen Kreuzfib
spiele dieses Kettenschmuckes f
cum auf den Steindenkmälern (9
den archäologischen Funden in
Auf diese Fibeln mit Ketten ve
Römerzeit ein ganzer schwerer B
mann die Fibel und die Ketten mit
faltige Art, oder, wie in Noricu
schen die Scheibenfibeln (oder A
Abb. 3, 4). Aber auch für diese A
bilder schon in den prähistorisch

(1) Ibidem, S. 117.


(2) Ibidem, Fig. 647.
(3) F. Fiala in GZM , 1894, Tumulus in
(4) Carinthia , I, 143, 1953, H. 3, S. 678,
(5) W. Krämer in Germania, 39, 1961, H
(6) Museum Chalón, Gräberfeld Poix, Grab 3 und Collection Schmit, Nr. 365,
Museum Nancy, Nr. 610, 77071, 27800, 67883, 39177. - Die Fundorte dieser Fibel
gab mir R. Toffroy dafür ich bestens hier danke.
(7) J. Cl. Courtois in Gallia, XIX, 2, 1961, S. 246, Abb. 3.
(8) Aisne, collection Moreau, tomb. 719.
(9) GZM, XVIII, 1963, S. 105, Abb. 1.
(10) WMBuH, XII, 1912, S. 152, Abb. 94-95.
(11) Velkov, Jahreshefte des österr. Instituts, III, S. 148, Beiblatt; E. V. Patek, Diss.
Parm., II, 19, 1942, Taf. IX, 9.

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TAFEL XXXIV

Abb. 1. - Brustschmuck mit Anhänger und Ketten,


die Gürtel mit Fibeln verbindet (Zenica)
(Aus GZM, 1932, Taf. XXI, 10)

Abb. 2. - Kettenbrustschmuck und Kleid mit breiten Ärmeln (Bila-Bosnien)


(Aus GZM, 1963, S. 105)

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TAFEL XXXV

Abb. 3. - Brustschmuck mit Ketten und Abb. 4. - Brustschmuck mit Medaillonen


Médaillons (Kethely) und Anhängern aus Noricum
(Aus Archaeologiai Erlös., 50, 1937, S. 80) (Aus Carinthia, 151, 1961, H.2-4, S.463)

Abb. 5. - Brustschmuck aus Orehovo (Bulgarien)


(Aus Jacobsthal, Greek Pins , Taf. 642)

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TAFEL XXXVI

Abb. 6. - Das einheimische DoppelkleidAbb. 7. - Das klassische Doppel-


mit Fibeln kleid zur Römerzeit (Albanien)
(Aus Jantsch, Carinthia, 124, (Aus P. Sestieri, Per la storia
1934, Bild 1) del antico costume femminile , Abb. 2)

Abb. 8. - Das griechische Kleid mit Fibeln. Vase des iv. Jahrdts v. Ch.
(Aus Jacobsthal, Greek Pins , Abb. 338)

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TAFEL XXXVII

Abb. 9. - Der einheimische Mantel auf der Schulter

zusammengeraft (Zenica, Bosnien)


(Aus GZM, 1932, Taf. XXII)

Abb. 10. - Kunstvoll drapierter Abb. 11. - Einheimischer Mantel in Form


Umhängemantel aus römischer eines Umhanges (Rekonstruktion der
Zeit (Albanien) Tracht der Stele aus Zenica. Abb. 1)
(Aus Sestieri, Per la storia dell antico
costume , Abb. 1)

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT MORICŮM^, PANNOŇIENS и. ILLYRIČUMS 769

Anhänger sehr verschiedener Art auf den Fibeln finden sich


schon im Haistatt in Norditalien, Pannonien und Illyricum (1). In
Thrakien wurde eine griechische Fibel aus dem v. Jahrhundert
mit drei Anhänger gefunden (2). Auch die Armringe als Anhän-
ger auf den Fibeln, die in Bosnien auf Denkmälern wie auch in
archäologischen Funden in Römerzeit erscheinen, haben ihre Vor-
gänger schon zur Haistattzeit in Bosnien. Das gleiche ist auch für
das Brustmedaillon bezeugt (3) (Taf. XXXIV, Abb. 1). Aber es
scheint dass auch schon der schwere Brustschmuck der aus Ketten,
Anhänger und Fibeln besteht seine Vorbilder schon in der Prähis-
torie hatte, wie mann auf Grund des Fundes aus Orehovo (4) (Taf.
XXXV, Abb. 5) schliessen kann.
Der Schmuck aus Orehovo aus dem v. Jahrhundert besteht aus
sechs Fibeln eines Typs der beliebt war in Nordgriechenland und
Illyricum, an denen fünf Bögen einer Kette hängen. Am mittleren
längsten Bogen hängt ein Medaillon, und unter jedem Hacken,
mit dem die Ketten an die Fibeln befästigt sind ist ein kleines Me-
daillon mit Anhängern. Ähnlich sind mit Ketten verbunden die
Scheibenfibeln des norischen Brustschmuckes, die auch manchmal mit
Anhängern geschmückt sind (Taf. XXXV, Abb.4) . Wenn der Schmuck
aus Orehovo auch nicht identisch mit dem römerzeitlichen Schmucke
der einheimischen Tracht ist, er hat doch schon alle Elemente, wie
die Fibeln, die Ketten, die Anhänger und das Medaillon, und
zeigt das gleiche System der hängende Ketten, befästigt auf Fie-
beln und geschmückt mit Anhängern. So können wir den schwe-
ren einheimischen römischen Brustschmuck als Varianten eines
schon im v. Jahrhundert v. Chr. bestehenden Brustschmuckes an-
sehen, der sich der Tradition einzelner Gegenden angepasst hatt,
wie auch der späteren römischen Mode. Dieser einheimische
Schmuck ist originell durch seine Konception und Gestaltung (die
ganz der Tracht angepasst ist), durch seine derben und schweren
Formen, die wir nicht im klassischen römischen Schmuck finden,
sondern vielmehr zum Teil im prähistorischen Schmuck dieser Ge-
genden. Seine einzelne Elemente wurden auch dem Geschmack
der Zeit angepasst, und daher weisst er manchmals auch Elemente

(1) P. Jacobsthal, op. cit., S. 117.


(2) Ibidem , S. 117.
(3) GZM, XVIII, 1963, S. 118 und 120.
(4) P. Jacobsthal, S. 117, Fig. 642.
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770 I. ČREMOŠNIK

des römischen Schmuckes auf. E


und einheimischer Elemente finden wir auch auf der Kette aus
Donji Vakuf i1). Die Art der Kette mit einem ringförmigen gra-
nulierten Anhänger auf einem besonderem kleinem Kettchen und
Efeublattanhänger sind beliebt im römischen Schmuck, die grossen
Anhänger rund um die Kette und die schweren Formen des
Schmuckes entsprechen dem einheimischen Geschmack. In den
manigf altigen Varianten des autochtonen Schmuckes manifestiert
sich die reiche Invention der einheimischen Silberschmiede, die
sicher noch uralten Traditionen folgen aber sie auch den neuen
Ansprüchen anzupassen trachten, und, die eingeborene Freude der
autochtonen Einwohner am reichen Schmuck. Der Entwicklungs-
gang einiger Elemente dieses Schmuckes, besonders des Ketten-
systems, ist durch die bisherigen Funde noch nicht ersichtlich, da-
her kann mann nur urteilen, dass er unter dem Einfluss der Vor-
bilder mit starken griechischen Einschlag entstanden ist, Vorbilder
die im v. Jahrhundert schon ausgebildet waren. Den griechischen
Einfluss konnten wir schon in den mit Ketten verbundenen Fibeln,
der Verzierung mit Anhängern finden, da der griechische Einfluss
in der Prähistorie als ein wichtiger Faktor in der Ausbildung des
einheimischen Schmuckes der Nachbarländer bekannt ist. Diesen
Einfluss werden wir aber auch in der Tracht finden.
Die einheimische Tracht von Noricum, Pannonien, Illyricum
und Moesien umfasst einen Raum der nicht ethnischen Grenzen
entspricht. Im Osten reicht sie bis Westdacien (2) und Bulgarien (3)
wo auch noch einzelne Trachten erscheinen. Im Süden reicht sie
bis Macédonien und Dardanien, die unter dem Einfluss Griechen-
lands die griechische Tracht aufweisen. Aber auch in Dardanien
finden wir in einzelnden Gegenden die einheimische Tracht (4) die
auf illyro-keltische Ansiedlungen deutet. Die neuesten Studien (5)
dieser Tracht zeigen dass sie auch weiter im Norden bis nach Ger-

ii) GZM, XVIII, 1963, S. 118, Abb. 10.


(2) Gr. Flore scu, I monumenti ßmerarii della Dacia superior in Ephemeris Dacoromana ,
IV, 1920, S. 103, Abb. 39, 55 und 59.
(3) Dimiter P. Dimitrov, Die Grabstellen römischer Zeit in Nordbulgarien in Sonderschriften
des bulgarischen archäologischen Instituts , Nr. 1, Sofia 1942, Nr. 100 und 88-55.
(4) N. Vulič in Spomenik, LXXI, Nr. 83 und 136 ; Spomenik, LXXV, Nr. 8 ; Spomenik ,
XCVIII, Nr. 131, 362, 466.
(5) Zitiert nach den Angaben Dr Garbsch.

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT NORICUMS, P ANNONIENS U. ILLYRICUMS 771

manieri verbreitet war, und die archäologischen Funde bezeugen


sie auch noch in der Champagne in Gallien, wie schon gesagt war.
Also ist zur römischen Zeit das Kleid mit Fibeln auf den Schul-
tern zusammengehalten auf dem gleichen grossen Territorium ver-
breitet, wie auch die Funde der Nadeln und Fibeln mit Ketten
verbunden in prähistorischen Zeiten, nur scheiden zur Römer-
zeit die Gegenden aus, die unter dem direkten Einfuss Roms oder
Griechenlands die klassische Tracht aufweisen. Auch wird dieses
Kleid zur Römerzeit schon von einer breiten Schicht der Bevöl-
kerung getragen, die mehr vereinzelnde Funde in den ältesten
prähistorischen Zeiten gehören sicher zuerst nur den herrschenden
Schichten an.
Das Kleid mit Nadeln oder Fibeln auf der Achseln zusammen-
gehalten erscheint, wie schon gesagt, schon an der griechischen ar-
chäischen Tracht, und die einfachste Form dieses Kleides mit Na-
deln und Gürtel, wie es auch in der autochtonen Tracht erscheint
sahen wir auf den griechischen Vasen des v. bis iv. Jahrhundert (Taf.
XXXVI, Abb.8). Schon in der klassischen griechischen Tracht bei den
Dorern und Joniern verwendet man es auch als Oberkleid über dem
Hiton mit Aermeln(1). Dieses Doppelkleid bleibt beliebt auch in hel-
lenistischer Zeit (2), und später übernahmen es auch die römischen
Frauen. Das klassische Vorbild zeigt meist die gleiche Länge der
Röcke des Doppelkleides, oder war der untere Rock nur ein wenig
länger. Zur römischen Zeit hatte das Oberkleid - die Stola -
verschiedene Länge, die ' kürzere Stola trugen meistens die Mäd-
chen (3). Über deis klassische Doppelkleid trug mann auch einen
Mantel, den Hiton und die Pala zur Römerzeit, aber schon in der
griechischen archaischen Tracht finden wir schon den eifnachen
grossen Umhang um den Rücken, den schon M. Lang (4) und C.
Praschniker (6) mit dem einheimischen Mantel vergliechen haben.
Ziehen wir also einen Vergleich zwischen der einheimischen so-
gennanten norisch-pannonischen Tracht und der griechischen und
römischen Tracht dieser Zeit so müssen wir feststellen, dass auch

(1) Hermann Weis, Kostümkunde , Band I, Stuttgart, 1881, S. 315.


(2) Friedrich Hotteroth, Trachten, Band I, Stuttgart, 1884, S. 63 und M. Bieber,
Griech, Kleidung , Berlin, 1928, Taf. XVI, 2.
(3) Hermann Weis, op. cit,, S. 443, 444.
(4) Margarete Lano, Die Pannontsche Frauentracht m Jahreshefte des österr. archäologischen
Instituts , XIX-XX, 1919, Beiblatt, S. 229.
(5) C. Praschniker, Noreia Isis in Carinthia /, 131, 1941, Heft II, S. 272.

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772 I. ČREMOŠNIK

die einheimische Tracht die gle


Tracht - das Unterkleid mit Ärm
und den Mantel - zeigt. Das Un
mischen Urpsrungs, ist aber der
schen und römischen, lang und
gleichen Gebrauch. Nur lang es b
ganz bis zum Boden, sondern läss
den, die Füsse frei. Das ärmellose
Achseln und gegürtet entspricht
gegürteten dorischen und jonisch
später auch auf der Stola finden
Griechen und Römern sehr versch
reich, ohne und mit Armein, lang o
heimischen Tracht zeigt nur zwei V
XXXVI, Abb. 6) oder kimonoartig m
kürzer als das Unterkleid und reich
kann wie das klassische Vorbild eng
Aber wenngleich die Grundformen
sind, ist doch der Gesamteindruc
die gleichen Grundformen schwer e
die feine Materie der klassischen
per schmiegt im kunstvollen Falt
Gestalt zum Ausdruck bringt, hühl
der einheimischen Tracht die Ges
reiche und öfters steif abstehende obere Kleid der einheimischen
Tracht lässt die Figur breit und derb erscheinen. Die Eleganz der
Figur wird auch dadurch vermindert dass das Unterkleid nicht
bis zu dem Boden reicht. Der schwere Schmuck vollendet noch
diesen Eindruck eines mehr primitiven Geschmackes.
Diesen Unterschied illustrieren deutlich ein paar Beispiele der
Trachten mit Doppelkleid und Umhang aus römischer Zeit in Al-
banien, die der autochtonen Tracht sehr ähnlich sind, nur tragen sie
ab Unterkleid den auf der Schulter geknöpftelten Jonischen Hiton mit
kurzen Ärmeln, und zeigen die Formen und Eleganz der klassischen
Tracht (Taf. XXXVI, Abb. 7). Wenngleich das Oberkleid (x) die glei-
che Form hat wie bei der Autochtonen Tracht, der kunstvolle Falten-
wurf des dünnen Doppelkleides, das ganz bis zu dem Boden reicht,

(1) P. C. Sestieri, Per la storia dell' antico costume femminile illiroco in Studi e testi. Ser.
II, Archeologica, No. 1, Roma, 1943, S. 121-140, Abb. 2.

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DIE EINHEIMLICHE TRACHT NORICUMS, P ANNONIENS U. ILLYRICUMS 773

verhült nicht die Figur, sondern lässt die schlanken und eleganten
Formen zum Ausdruck kommen. Gleichfalls wird der Umhang (*)
nicht lose um die Schulter gelegt wie bei der autochtonen Tracht wo
er die Figur breit und derb erscheinen lässt (Taf. XXXVII, Abb.il 1),
sondern wird eng um den Körper gelegt, und vorne zusammenge-
rafft (Taf. XXXVII, Abb. 10), so dass er die Eleganz der Erschei-
nung noch unterstreicht mit kunstvollem Faltenwurf.
Dieser Vergleich der Trachten zeigt also dass die Grundformen
der Tracht auf einem grossen Gebiet zur Römerzeit die gleichen
waren, eine Erscheinung die wir auch heute verfolgen können in
Ländern die rege Handelsbeziehungen verbunden haben. Die Ver-
breitung dieser Grundformen der Tracht in prähistorischen Zeiten
wird mann wohl den Griechen zuschreiben müssen, da die Funde
des Gewandschmuckes vermuten lassen, dass sich in der Grundform
ähnliche Kleider wie in Griechenland, auch in Europa schon zur
Haistattszeit getragen haben. In prähistorischen Zeiten waren de
Griechen bekannt durch ihren regen Handel auch in weit entfern-
ten Gegenden, und so verbreiteten sie auch die Luxusgegenstände
ihrer Tracht weit umher. Zur Blütezeit Griechenlands waren sicher
die Griechen das Vorbild, auch in der Tracht, den weniger kulti-
vierten Stämmen in Europa. Denn der Einfluss Griechenlands ist
gut ersichtlich auf dem autochtonen Schmuck der Nachbarvölker
und die Fibeln verbunden mit Ketten zur Latenzeit, deuten auf
ein ähnliches Kleid hin, wie der ärmellose Hiton in Griechenland
war. Nach der autochtonen Tracht zur Römerzeit urteilend, ha-
ben die Nachbarvölker, nach ihren Möglichkeit, die einfachen und
praktischen Formen der griechischen Tracht acceptiert, und sie
in verschiedenen Gegenden nach einheimischen Gebrauch gestaltet.
So finden wir in römischer Zeit eine autochtone Tracht die die
Grundformen der klassischen Tracht zeigt, in verschiedenen Ge-
genden aber Schürzen, Tücher, Kappen und andere Zutaten an-
nimmt, die auf einzelne Gegenden beschränkt bleiben, also diesen
Gegenden entspringen. Wir finden diese sogenannte norisch-pan-
nonische Tracht zur Römerzeit schon voll ausgebildet, ihr Ent-
wicklungsweg kann aber nur durch weitere prähistorische Funde
erschlossen werden.

Sarajevo . Dr. Irma Čremošnik.

(1) Ibidem, Abb. 1.

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