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Pandemie in Deutschland

Spahn irritiert: Erste Corona-


Impfung verletzte Absprache
27.12.2020, 06:33 Uhr | dpa, pdi

Impfkampagne geht los: Die ersten knapp 10.000


Impfstoff-Dosen sind im Zentrallager eingetroffen. (Quelle:
Reuters)

In Deutschland starten die Impfungen


gegen das Coronavirus. Am Anfang
werden nur wenige immunisiert
werden können. Ein Seniorenheim will
nicht bis Sonntag warten und
überrascht den Gesundheitsminister.

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Genau elf Monate nach Bekanntwerden


einer ersten Corona-Infektion in
Deutschland beginnen am Sonntag in
allen Bundesländern die Impfungen
gegen das Virus. Zuerst sollen Menschen
über 80 Jahre sowie Pflegekräfte und
besonders gefährdetes
Krankenhauspersonal immunisiert
werden. Dazu werden vor allem mobile
Impfteams unterwegs sein. Die mehr als
400 Impfzentren werden größtenteils erst
in den nächsten Tagen in Betrieb
genommen.

In einem Seniorenzentrum in Halberstadt


in Sachsen-Anhalt wurden bereits am
Samstag die ersten Bewohner und
Mitarbeiter geimpft. Grund: Der Landkreis
Harz wollte nicht bis Sonntag warten. Die
101-jährige Edith Kwoizalla wurde
geimpft, ebenso rund 40 der 59
Bewohnerinnen und Bewohner. Von den
rund 40 Mitarbeitern wollten sich zehn
impfen lassen.

Ein kleiner Pieks, das war's schon: Edith Kwoizalla bekam


als erste Bewohnerin des Seniorenzentrums Krüger die
Corona-Impfung von Arzt Dr. Bernhard Ellendt. (Quelle:
Matthias Bein/dpa)

"Für uns zählt jeder Tag", sagte der


Technische Leiter des Impfzentrums im
Landkreis, Immo Kramer, dem MDR.
Karsten Fischer vom Pandemiestab des
Landkreises sagte dem Sender: "Wir
wollen diesen einen Tag, den der
Impfstoff an Haltbarkeit dann verliert,
nicht verschwenden. Wir wollen ihn gleich
ausbringen."
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Spahn von Impfung am Samstag


überrascht
Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) wurde von dem
vorgezogenen Impfstart im Landkreis
Harz überrascht. Spahns Sprecher sagte
der "Bild am Sonntag", der Minister freue
sich mit Edith Kwoizalla und wünsche ihr
alles Gute. Der Sprecher betonte
gleichwohl: "Allerdings hatten wir mit
allen Partnerländern der EU und mit den
16 Bundesländern vereinbart, am
Samstag an alle auszuliefern und ab
Sonntag gemeinsam mit den Impfungen
zu beginnen."

Bundesweit geht es am Sonntag los, in


mehreren Bundesländern wollen auch die
Ministerpräsidenten beim Impfstart dabei
sein. Die Bundesregierung wirbt dafür,
dass sich möglichst viele Menschen
impfen lassen - auch um andere zu
schützen. Nach Einschätzung von
Experten ist eine Impfquote von 60 bis 70
Prozent nötig, um die Pandemie in den
Griff zu bekommen. Nach einer YouGov-
Umfrage im Auftrag der Deutschen
Presse-Agentur haben 65 Prozent der
Deutschen vor, sich impfen zu lassen.

Jens Spahn gibt eine Pressekonferenz: Die erste Impfung


in Deutschland am Samstag hat den Gesundheitsminister
überrascht. (Quelle: dpa)

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Spahn hat zu einem "nationalen Kraftakt"


aufgerufen. "Dieser Impfstoff ist der
entscheidende Schlüssel, diese
Pandemie zu besiegen. Er ist der
Schlüssel dafür, dass wir unser Leben
zurückbekommen können", sagte der
CDU-Politiker am Samstag. Jede
Impfung mehr bedeute weniger
Infektionen und weniger Todesfälle. "Wer
mitmacht, rettet Leben", betonte Spahn.

"Gut wäre jetzt eine breit angelegte


Aufklärungskampagne"
Am 27. Januar 2020 war die erste
Corona-Infektion in Deutschland
bekanntgeworden. Seitdem wurden mehr
als 1,6 Millionen Infektionen registriert.
Bis Samstag starben laut Robert Koch-
Institut in Deutschland 29 422 Infizierte.

Bundesforschungsministerin Anja
Karliczek sieht im Beginn der
bundesweiten Corona-Impfungen in
Deutschland die Chance für eine
schrittweise Rückkehr zur Normalität.
"Das normale Leben wird Schritt für
Schritt zurückkommen. Ein langer Atem
ist aber noch nötig", sagte die CDU-
Politikerin der Deutschen Presse-
Agentur. So müsse die Massenproduktion
der Impfstoffe gelingen und die
Impfinfrastruktur wie geplant
funktionieren. Sie habe vollstes Vertrauen
in die Impfstoffe, die von der
Europäischen Arzneimittelagentur
zugelassen worden seien. "Wenn ich an
der Reihe bin, werde ich mich sehr gern
impfen lassen", sagte Karliczek.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans warb


ebenfalls um Vertrauen in die Impfungen.
"Es gibt mittlerweile umfassend geprüfte
Impfstoffe, der Impfplan ist schlüssig und
wissenschaftlich fundiert", sagte er der
"Rheinischen Post" (Sonntag). "Gut wäre
jetzt eine breit angelegte
Aufklärungskampagne", fügte er SPD-
Chef hinzu.

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Söder fordert mehr Tempo


Zunächst steht bundesweit aber nur eine
sehr begrenzte Zahl von Impfdosen
bereit. Pro Bundesland waren es bei der
Verteilung am Samstag knapp 10.000, in
Bremen knapp 5.000 – insgesamt gut
150.000 Dosen. Bis Jahresende sollen
1,3 Millionen Impfdosen ausgeliefert
werden. Ende März sollen es schon über
zehn Millionen sein. Und Mitte des Jahres
will Spahn allen, die sich impfen lassen
wollen, ein Angebot machen können.

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder


warnte vor negativen Folgen durch
Lieferengpässe. "Endloses Warten
reduziert auch die Bereitschaft der
Bevölkerung, sich impfen zu lassen",
sagte der CSU-Chef der dpa in München.
Leider sei noch nicht genügend Impfstoff
vorhanden. "Die Bestellungen des
Bundes reichen wohl, aber die Produktion
dauert. Daher ist es wichtig, alle
Kapazitäten zur Herstellung des
Impfstoffes zu erhöhen." "Je mehr
geimpft wird und je mehr sich impfen
lassen, desto schneller können wir den
großen Schrecken von Corona
reduzieren", sagte Söder. Er bezeichnete
das Impfen als einen "wichtigen Schritt in
die alltägliche Freiheit."

Nicht mehr Rechte durch Impfung


Wer gegen Corona geimpft ist, sollte aus
Sicht von Bundesinnenminister Horst
Seehofer keine Sonderrechte bekommen.
"Eine Unterscheidung zwischen
Geimpften und Nicht-Geimpften kommt
einer Impfpflicht gleich. Ich bin aber
gegen einen Impfzwang", sagte der CSU-
Politiker der "Bild am Sonntag". "Wir alle
stecken in dieser Krise. Und wir sollten
uns gemeinsam und solidarisch heraus
kämpfen."

» Impfkampagne geht los: Edith


Kwoizalla hat Deutschlands erste
Corona-Impfung erhalten

» Kampf gegen Corona: Söder: ''Es


gibt einfach zu wenig Impfstoff''

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aktuellen Informationen

Außenminister Heiko Maas rief dazu auf,


bei den Corona-Impfungen über den
nationalen Tellerrand hinauszuschauen.
Zwar gehe es jetzt zunächst um eine
gerechte Verteilung im eigenen Land,
sagte der SPD-Politiker der Deutschen
Presse-Agentur. Aber man müsse
gleichzeitig darauf achten, dass nicht
ganze Weltregionen von der
Impfstoffversorgung abgeschnitten
werden. "Es wird erst jeder einzelne auch
von uns sicher sein, wenn wir alle sicher
sind auf der Welt vor diesem Virus",
betonte der Minister. Er warnte, ohne
eine flächendeckende Verteilung der
Impfstoffe weltweit könne es passieren,
dass das Virus zurückkomme.

Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa

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