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Fachhochschule Bielefeld, Campus Minden

Prof. Dr.-Ing. Thomas Ackermann


Vorlesungen im Modul Grundlagen Baukonstruktion WS 2020/2021

Drainage erdberührter Bauteile


nach DIN 4095

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Was ist eine Drainage?


• Ein im Boden eingebautes Rohrsystem, welches Wasser aus einem Boden
ableiten soll
• Wird in der Landwirtschaft zur gezielten Entwässerung von Flächen
eingesetzt
• Im Bauwesen für die Entwässerung vor oder unter erdberührten Bauteilen
verwendet (geregelt in DIN 4095)

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Wann wird eine Drainage eingesetzt?


Ob eine Drainage sinnvoll ist oder nicht hängt von den geologischen
Verhältnissen des Grundstücks ab:

• Wie wasserdurchlässig ist der vorhandene Boden?


• Gibt es Schichten in denen sich das Wasser staut?
• Wie ist die Lage von Grundwasser oder Hochwasser in Bezug auf
erdberührte Wände oder die Bodenplattensohle?

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Abdichtung ohne Dränage

Bodenfeuchtigkeit versickert
auf Grund von stark durch-
lässigem Boden

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Abdichtung mit Dränage

Stau- und Sickerwasser wird


über eine Drainage abgeführt

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Abdichtung ohne Dränage

Auf Grund des hohen


Grundwasserspiegels ist
eine Drainage nicht hilfreich

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Fallunterscheidung nach DIN 4095

Drainage

Regelfall Sonderfall

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Regelfall

• Gemäß DIN 4095 Abschnitt 4.2 liegt ein Regelfall vor, wenn die in den
Tabellen 1-3 der Norm aufgeführten Anforderungen für das Gebäude
eingehalten werden.

• Diese Überprüfung der Anforderungen nennt man „Regelfallprüfung“

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Tabelle 1 – Richtwerte vor Wänden

OK Gelände bis UK Rohrsohle


am Tiefpunkt der Drainage

Für eine erste Abschätzung gilt:


Einbautiefe am Hochpunkt +
(Drainagelänge * 0,5% Gefälle)

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Tabelle 2 – Richtwerte auf Decken

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Tabelle 2 – Tabelle 3 – Richtwerte unter


Bodenplatten

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Regelfallprüfung und Dimensionierung

Hat die Regelfallprüfung ergeben hat, dass es sich um einen Regelfall handelt,
erfolgt die Dimensionierung der Drainage nach den Tabellen 5-7 auf Seite 6
der DIN 4095

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Tabelle 5 – Abflussspende zur Bemessung


nichtmineralischer, verformbarer
Dränelemente

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Tabelle 6 – Dicke der mineralischen


Baustoffe für die Dränschicht im Regelfall

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Tabelle 7 – Rohr-Dimensionierung im
Regelfall

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Beispiel für einen Regelfall

Beispiel: 20 m
HP
OK Gelände: 0,00
UK Bodenplatte: - 2,90 m
Fassadenhöhe: 10 m

Boden: Schwach durchlässiger


Boden 10 m
Abstand zwischen Dränrohr und Fundament mit
0,5 m gewählt

TP

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Regelfallprüfung
Beispielhafte Gegenüberstellung von Soll und Ist

Einflussgrößen Richtwerte nach DIN 4095 Vorgaben (Beispiel) Prüfung


Gelände eben bis leicht geneigt eben 

Durchlässigkeit des
schwach durchlässig schwach durchlässig 
Bodens
2,7m + 32m x 0,5% / 100 = 
Einbautiefe (Tiefpunkt) bis 3m
2,86m
Gebäudehöhe bis 15m 10m 
Länge der Dränleitung
(0,5m + 10m +0,5m) +
zwischen Hochpunkt und bis 60m 
(0,5m + 20m + 0,5m) = 32 m
Tiefpunkt
Durchlässigkeit des
schwach durchlässig schwach durchlässig 
Bodens

Bebaute Fläche bis 200m² 20m x 10m = 200m² 

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Dimensionierung nach Regelfall

Einzubauende Rohre im Regelfall

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Sonderfall
• Ist auch nur eine Anforderung aus den Tabellen 1-3 nicht eingehalten, ist
die Drainage nach DIN 4095 – 6.3 als Sonderfall zu planen.

• Das bedeutet, dass eine genaue Berechnung der zu erwartenden


Abflussmenge unter Berücksichtigung der Bodenbeschaffenheit
durchgeführt werden muss

• Mit der Abflussmenge kann man dann einen ausreichenden


Rohrdurchmesser in Abhängigkeit vom Rohrleitungs-Gefälle wählen

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Vorgehensweise Sonderfall
1. Grunddaten ermitteln/errechnen

Bebaute Fläche: A = a x b [m²]

Länge je Drainagestrang: L = [a + (2 x Abstand zum Gebäude)] x


[b + (2 x Abstand zum Gebäude)]

Einbautiefe am HP: h = UK
HP Bodenplatte – Dicke
Bodenplatte + 0,20 m

Einbautiefe am TP: h = hHP + (L x Gefälle : 100)


TP

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Tabelle 8 – Abflußspende vor Wänden

auf sicherer
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Tabelle 10 – Abflußspende unter


Bodenplatte

auf sicherer
Seite

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Bild 5 – Bemessungsdiagramm für


Dränleitungen

Gesamtabfluss Q = QWände + Qboden

Mit dem ermittelten Gesamtabfluss Q


bestimmt man nun in Abhängigkeit vom
Gefälle den benötigten Rohrdurchmesser

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Beispiel Sonderfall
Die Dimensionierung der Drainage erfolgt nach Punkt 6.3 Sonderfall auf Seite 6-7
der DIN 4095.
25 m
HP
Beispiel:
OK Gelände: 0,00 100m²
UK Bodenplatte: - 2,90 m
Fassadenhöhe: 10 m 25m² 25m² 10 m

Boden: Schwach durchlässiger 100m²


Boden

TP
Einteilung in
Entwässerungsflächen
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Berechnung der Eingangswerte

Bebaute Fläche: A = 10m x 25m = 250 m²

Länge je Drainagestrang: L = [25m + (2 x 0,5m)] * [10m + (2 x 0,5m)] = 37 m

Einbautiefe am HP: hHP = UKBodenplatte – DickeBodenplatte + 20 cm


hHP = 2,80 m – 0,30 m + 0,20 m = 2,70 m

Einbautiefe am TP: hTP = 2,70 + (37m x 0,5 : 100) = 2,885 m < 3,00 m

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Regelfallprüfung

Richtwerte nach DIN Vorgaben aus der


Einflussgrößen Prüfung
4095 Aufgabe
Gelände eben bis leicht geneigt eben 
Durchlässigkeit des
schwach durchlässig schwach durchlässig 
Bodens
2,7m + 37m x 0,5% / 100 
Einbautiefe (Tiefpunkt)
bis 3m = 2,885m

Gebäudehöhe bis 15m 10m 


Länge der Dränleitung (0,5m + 10m +0,5m) +
zwischen Hochpunkt und bis 60m (0,5m + 25m + 0,5m) = 
Tiefpunkt 37 m
Durchlässigkeit des
schwach durchlässig schwach durchlässig 
Bodens

Bebaute Fläche bis 200m² 25m x 10m = 250 m² X

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Bemessung Abflussspende vor Wänden

Abfluss: Q l/s
Abflussspende: q‘ l/(s*m)
Gebäudelänge
einer Seite: L m

auf sicherer
Seite
QWände = q‘ * L

QWände = 0,10 * (25+10) = 3,5 l/s

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Bemessung Abflussspende unter


Bodenplatte

Abfluss: Q l/s
Abflussspende: q‘ l/(s*m)

Zu entwässernde
Fläche für einen
Strang: A m²
auf sicherer
Seite
QBoden = q‘ * A

QBoden = 0,005 * 125 = 0,625 l/s

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Bemessung der Drainagerohre

Sonderfall

Auf sicherer Seite gewählt:


Gesamtabfluss Q = QWände + Qboden DIN 125 – gewellt
0,5 % Gefälle
Q = 3,50 + 0,625 = 4,125 l/s

Mit dem ermittelten Gesamtabfluss Q bestimmt


man nun in Abhängigkeit vom Gefälle den
benötigten Rohrdurchmesser

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Worauf ist bei der Drainage-Planung zu achten?

• Das Drainagerohr darf nicht innerhalb des


Druckverteilungskegels der Bodenplatte bzw. des
Streifenfundaments liegen

• Spülrohre (min. DN 300) bei Richtungswechsel der


Leitungen maximal 50m von einander entfernt

• Kontrollübergabeschacht sollte mindestens DN 1000 sein.

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Einbau der Drainage


Regelfall Beispielskizzen

Einbautiefe Rohr
am HP

Dicke ≥ 20 cm

Rohrsohle am
Hochpunkt
min. 20 cm
unter OK
Bodenplatte
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